Briesener - Freundeskreis der Ortschronik Briesen (Mark)
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Briesener - Freundeskreis der Ortschronik Briesen (Mark)
Briesen Ein Dorf mit Vergangenheit und Zukunft ab 600 unserer Zeitrechnung von Slawen besiedelt Bryzinie - Brezn - Birkendorf 1403 erstmals urkundlich genannt: … in deme dorffe Brisen Inhalt Vorwort 1 Die Entstehung unserer Landschaft 7 Die Entwicklung der Gemeinde Briesen 8 Siedlungsdaten vom Dorf Briesen 16 Aus der Geschichte des Dorfes Kersdorf 18 Kurfürsten, Schulzen und Bürgermeister 24 Landkarten und Luftbilder von Briesen 29 Zeitungsartikel zur Ortsgeschichte 33 Briesen und die Braunkohle 38 Die Kirche 40 Einwohner von Briesen und Kersdorf im Jahre 1838 44 Die Entstehung der Müllroser Straße 62 Briesener Ansichten auf alten Postkarten und Fotos 65 Ansichtskarten aus DDR-Zeiten 78 Bilder von Gaststätten in Briesen 83 Bilder und Informationen zu Briesener Straßen 89 Bahnhofstraße 89 Hüttenstraße 104 Petershagener Straße 110 Müllroser Straße 111 Vom Bahnhof zur Schrotmühle 115 Bewirtschaftung der Ländereien bis 1945 116 Bilder von der Arbeit der Bauern 118 Die Landwirtschaft nach 1945 121 Urkunden und Dokumente zur Entwicklung der Landwirtschaft 124 3 Statistische Angaben aus DDR- Zeiten 135 Alte Formulare 138 Geflügelanlage und Landwirtschaft 140 Gärtnereien in Briesen 142 Kleingartenanlagen 146 Die Dorfschmiede 148 Altersversorgung auf dem Lande 150 Bewirtschaftung der Wälder um Briesen 152 Dokumente zur Forstentwicklung 154 Bilder von der Arbeit im Wald 162 Oberförsterei Briesen 165 Naturlehrpfade 169 Über den Waldverein Briesen 178 Die Jagd um Briesen 185 Waldbrandschutz 192 Gewässer und Brücken um Briesen 194 Das Storchennest 210 Petersdorfer Berg 212 Markante Punkte in- und um Briesen 214 Geschäfte- Betriebe und Einrichtungen 1880- 1990 271 Alte Handwerksbetriebe in Briesen 277 Unternehmer und Betriebe bis 1945 282 Konsumgenossenschaft Briesen 309 Private Geschäfte in der DDR- Zeit 317 Versorgungsgemeinschaft Briesen 318 Gesellschaftliches Leben in der DDR 320 Gewerbeentwicklung in der Marktwirtschaft 330 4 Gasstätten und Fremdenzimmer 343 Tourismus 347 Das Amt Odervorland 355 Dorfentwicklung seit 1990 362 Ärztliche Betreuung in Briesen 381 Tierärzte in Briesen 394 Freiwillige Feuerwehr 396 Wasserwerk Briesen 409 Die Schule 413 Die Sporthalle 447 Der Jugendclub 454 Der Kindergarten 459 Die Kinderkrippe 480 Der Hort 487 Die Bibliothek 495 Die Eisenbahn 499 Die Post 511 Die Sparkasse 513 Raiffeisenbank-BHG-ACZ 522 Die Polizei 528 Der Bau der Autobahn 531 Das Vereinsleben in Briesen 543 Der Weihnachtsmarkt 604 Politische Vereine, Organisationen und Parteien vor 1933 606 Briesen im 3. Reich und im 2. Weltkrieg 607 Die Organisation Todt von 1942-1944 610 5 Das Ende des 2. Weltkriegs und die Folgen 612 Kriegerdenkmale und Kriegstote 618 Der Neuanfang 1945 622 Berichte von Zeitzeugen über das Kriegende und die Zeit nach 1945 626 Das Bismarckdenkmal 661 Stasi-Objekte und Sperrgebiete um Briesen 663 Daten und Fakten zu Briesen und Kersdorf 667 Alte Dokumente aus Briesen 675 Quellenverzeichnis 686 6 Der Fußballverein Der Briesener Fußball hat eine lange Tradition. Wer könnte besser über seine Geschichte berichten als der Fußball Verein Blau- Weiß 90 Briesen selbst? Wie alles begann: 565 Diese Serie wurde 1999 von der MOZ über den Briesener Fußball veröffentlicht. 566 567 568 569 570 Die Geschichte des Vereins ab 1995 Das Amt des Präsidenten übernahm Siegmund Balzer. Zu beginn der Serie 1995/96 wechselte Reno Ballhorn zum EFC Stahl. Nach dem 7.Spieltag folgte Bruder Reiko. Zum Ender der ersten Halbserie stand man auf einem Abstiegsplatz. Zur 2.Halbserie wurden Volker Moritz und Frank Morgen geholt. Neuer Trainer wurde der ehemalige Auswahlspieler Eckhard Kreutzer. Trotz einer tollen Rückrunde konnte der Abstieg nicht verhindert werden- am Ende fehlte ein Punkt. Die Saison 1996/97 in der Landesklasse begann wenig erfolgreich. Zur Winterpause stand schon fest, dass es nichts mit dem Wiederaufstieg wird. In der Rückrunde fungierte dann Frank Morgen als Spielertrainer. Der Aufstieg in die Landesliga war das feste Ziel aller für die Saison 1997/98. Das Traineramt übernahm Detlef Horn. Die Elf gewann in der Hinrunde bis auf ein Remis in Guben alles. Im Landespokal wurde sogar das Viertelfinale erreicht. Dort war dann beim EFC Stahl Endstation. Der Regionalligist hatte sich geweigert beim 4-Klassen tiefer spielenden Verein anzutreten. Am 6.4.98 gab es dann die erste Punktspielniederlage. Am Ende stieg die Elf als überlegender Meister der Landesklasse Ost in die Landesliga Süd auf. Dort reichte es in der folgenden Saison immerhin zu Platz 7. In der Saison 1999/00 konnte sich unsere Mannschaft auf Platz 5 steigern. In der Saison 2000/01 wurde am letzten Spieltag ein möglicher dritter Platz beim Meister MSV Hanse Frankfurt/O. “verspielt”. Am Ende stand erneut Rang 5. Für die Saison 2001/02 wurde man in die Staffel Nord eingeteilt, was zur Folge hat, das man sehr weite Fahrten hat. Die erste Halbserie verlief nicht zur Zufriedenheit. Vom spielerischen Potential hätte man ganz oben mitspielen müssen. Die Eingewöhnungsphase dauerte zu lange. Im Landespokal hat man Oberligist Motor Eberswalde und zuletzt auswärts den TV Forst ausgeschaltet. Somit hat die Elf wieder das Viertelfinale erreicht. Im Viertelfinal unterlag man dem FFC Viktoria mit 1:2 n.V. Unsere II. Mannschaft gewann den Kreispokal durch ein 4:2 n.V. gegen Union Fürstenwalde. Am Ender der Saison wurde noch der 7.Platz belegt. Trainer Detlef Horn schied auf eigenem Wunsch aus. Sein Nachfolger wird Frank Morgen. Unsere II. Mannschaft wurde Kreispokalsieger!! 571 Briesener Fußballverein auf dem Dorfanger um 1929/1930 unten rechts: Herbert Richter geb. 1915, oben rechts: Erich Kalisch geb. 1911 Fußballmannschaft um 1920 572 Bilder aus den 1930er Jahren Die 2. Männermannschaft nach einem 5:3 Sieg über Komet Fürstenwalde am 06.04.1931 in Briesen. Die Spieler von hinten: Schneider, Schulz, Prüfert, Kempin, Franzek Vormelcher, Behnke, Zacharias Weiland, Richter, Sählbrandt Männer 1952 573 Der erste Sportplatz der Briesener Fußballer war auf einer Waldlichtung, etwa dort wo sich heute der Trainingsplatz befindet. Von 1946 bis in die 50er Jahre befand sich der Fußballplatz auf dem Gelände der Glashütte, wo sich jetzt die neue Kita befindet. Der jetzige Sportplatz wurde von 1950- 1953 gebaut. Zur Finanzierung gab es staatliche Zuschüsse und Lottogelder. Ursprünglich hatte er eine Aschenbahn, die aber über 400m lang war. Die heutige Laufbahn entstand nach 1990 Der Sportplatz 1965 und 1999 574 Am 16.7.2000 feierte der Verein sein 10. jähriges Jubiläum und am 23.7.2000 war Dorffest 575 Der Nachwuchs C-Junioren 2003 2003 Kreispokalsieger 2002 Vizemeister Trainer: Heiko Schulz Co-Trainer: Michael Binsker 1. Mai 2003 Übergabe des Pokals an den Spielführer D-Junioren 2003 Trainer: Reiko Ballhorn Co-Trainer: Michael Knöbke E- Junioren 2001/2002 2003 Trainer: Reiko Ballhorn Trainer: Dirk Schulze F-Junioren 2003 Trainer: Hilmar Kussatz Co-Trainer: Thomas Zalenga h.v.l.: Thomas Zalenga, Julius Bendel, Paul Friedemann, Martin Koch, Tillmann Moch, Dennis Schunke, Hilmar Kussatz v.v.l.: Rocco Zalenga, Tim Schinkel, Gerard Binder, Roberto Schotten, Guido Blumenstein 576 Die Männer 1. Männer 2003 Trainer: Frank Morgen Co-Trainer: Patrick Sauer 2. Männer 2003 Trainer: Andreas Pfeiffer Co-Trainer: Lothar Müller AK35 2001 Trainer: Jörg Böhme 577 Briesener Volleyball Verein 66 e.V. - gegründet: 1966 - später Sektion der BSG Traktor / BSG Agrochemie Briesen 1995 Neugründung als eingetragener Verein (e.V.) - Vorstand: - relativ eigenständige Sportgruppen: Volleyball (45 Mitglieder) allgemeine Gymnastikgruppe (17) Popgymnastik (14) - allgemeine Gymnastikgruppe (Leitung: G. Weitze) und Popgymnastik (Leitung: S. Hergesell) haben sich 1996 angeschlossen. z. Z. insgesamt 76 Mitglieder, davon 18 Jugendliche damit drittgrößter Verein im Amt Odervorland Mitglied im Landessportbund und im Kreissportbund im Volleyball 2 Mannschaften im Punkspielbetrieb auf Kreisebene: - J. Patke J. Neumann A. Günther Vorsitzender Stellvertreter Kassenwart Männermannschaft belegte Platz 4 Damenmannschaft belegte Platz 5 beide Mannschaften nehmen an diversen Turnieren teil wir veranstalten jährlich im Herbst ebenfalls jeweils ein Turnier für Männer und Damen gez. Patke „Alte Herren“ , Foto vom März 2002 Nachwuchs 2001 578 Beim Spiel in der Briesener Sporthalle, 2001 Mädchenmannschaft 2001 Bestandsliste vom Volleyballverein 579 Briesener- Angler- Verein e. V. Gegründet als Reichsportfischerbund 1928 - 1949 Landsmann, Ernst dann Babuljak Angelverein Briesen ab 1949 - 1952 Schwitzke, Kurt 1952 - 1956 Babuliack Ortgruppe Briesen 1956 - 1958 Schubert, Hans 1958 - 1960 Schwitzke, Kurt 1959 - 1962 Scheel, Walter 1962 - 1980 Schwitke, Kurt 1980 - 1983 Dr. Borowszak, Hartmut 1983 - 1991 Reichert, Manfred Briesener- AnglerVerein e. V. 1991 - 2001 Reichert, Manfred 2002 Ralf Schneider Auszeichnungen bei DDR- Meisterschaften Bärbel Stehr 1 * Silber 1 * Bronze 1 * Bronze Dreikampf Jugend Friedfischangeln Flugangeln 1976 1973 1973 Frank Greßkowiak 1 * Gold 1 * Bronze Spinnangeln Spinnangeln 1976 1975 Kerstin Reichert jüngster Kreismeister der DDR im Flugangeln Karsten Volkmann 1 * Bronze Flugangeln 1975 Dr. Borowszak, Hartmut 1 * Gold 1 * Gold 1 * Bronze 1 * Silber 1 * Bronze Dreikampf Friedfischangeln Spinnangeln Dreikampf Friedfischangeln 1971 1971 1973 1970 1968 Kerstin Reichert 1 * Bronze Spinnangeln 1985 Anja Wolff 1 * Gold Flugangeln 1990 Auszeichnungen in der Bundesrepublik Deutschland Christian Feister 1 * Bronze Gewicht- Ziel 1996 Nicole Hardt 1 * Gold 1 * Bronze 1 * Bronze Fliege- Weit Fliege- Ziel Fünfkampf 1997 1997 1997 Steven Odoy 1 * Gold 1 * Silber 1 * Bronze Fliege- Weit Fliege- Ziel Genauigkeit- Ziel 1997 1997 1997 580 1976 Dr. Borowszak im Wettbewerb, 1970er Jahre Im Januar 1998 hat der Verein 154 Mitglieder darunter 28 Kinder 581 Im Juli 1995 582 583 584 585 Der Schachverein Briesen e.V. Schon seit 1973 wird in Briesen Schach gespielt. Langjähriger Vorsitzender war Herr Grimm. 586 Schachturnier 1999 587 588 „Die Naturfreunde“ Ortsgruppe Briesen e.V. Der Reitverein Briesen e.V. Spreejournal vom 13.6.1995 589 Reitsport in Briesen, 1976 A. Purps beim Voltigieren, 1976 Die Voltigier- Gruppe beim Training in der Reithalle. Schon die zweijährige Jenny ist bei dem Standbild dabei. Im August 1997 hat der Verein etwa 50 Mitglieder und diverse Gäste, die ab September auch auf dem Reiterhof Übernachtungsmöglichkeiten haben. Dazu wurden im ehemaligen Wohnhaus Zimmer eingerichtet. 590 591 Über 30 Pferde stehen im August 1997 in den neuen Boxen. Sie werden von den Freunden und Helfern des Reiterhofes, Herrn Ralf Jürgeleit und von den jeweiligen Besitzern betreut und geritten. Seit Frühjahr 1997 gibt es eine attraktiv Reiterhalle. Sie befindet sich gleich hinter den Boxen. Beim abendlichen Ausritt in der Bahnhofstr. Vor allem an den Wochenenden geht es durch Wald und Feld. In den Wäldern wurden für die Reiter Reitwege eingerichtet. 592 Schnupperkurs für Hortkinder Bei den Kindern sind die Kremserfahrten besonders beliebt 593 Seit 1994 wird auf dem Reiterhof auch für neue Hufe oder Hufpflege gesorgt. Dazu kommen Hufschmiede nach Briesen. Kinder und Jugendliche sind immer auf dem Reiterhof anzutreffen. Sie finden dort eine wunderbare Freizeitbeschäftigung. Foto von 1999 594 Schützengilde Briesen 1991 e. V. Schon im 19. Jahrhundert gab es in Briesen einen Schützenverein. Vermutlich der Schützen- oder Kriegerverein von Briesen, Foto etwa von 1890 Vorsitzender: Frank Lippold, Seeweg 30 595 Die Sparte der Bienenzüchter Bienenzucht hat in Briesen eine lange Tradition. Schon um 1900 gab es auf dem Hof der „Gaststätte zur Eisenbahn“ (später Strauch, Fürstenberg, heute Papiershop Hinze) die Bienenzuchtanstalt von P. Schulze. Etwa ab 1930 hatte der Lehrer Robert Wagner den Vorsitz im Imker- Verein. Der Imker-Verein mit R. Wagner etwa 1938 In der DDR leitete R.Wagner die Sparte der Imker bis 1962. Es gab 12 Mitglieder. Ab 1962 übernahm Reinhard Melde die Leitung. Die Anzahl der Mitglieder stieg bis 1988 auf etwa 30 an. Nach der Wende 1990 gab es noch 8 Mitglieder. 1997 gibt es noch 4 Imker die privat Bienenzucht betreiben. Ein altes Bienenhaus 596 Erwin Schindler berichtet am 2/3 September 1995 im Spreejournal der MOZ über sein Hobby 597 November 2000 Bernd Janthur baut viele Imkerhilfen selbst. In der Waschküche auf dem Hof seines Grundstücks hat er alles parat, was er für die Bienen und den Honig braucht. Der Imker zeigt eine seiner selbst gefertigten Waben. Sohn Martin (10) probiert indes die Imkerpfeife. MOZ November 2000 598 ADMV MC Briesen Der ADMV Motorclub Briesen wurde 25.5.1963 gegründet. Etwa 20 Motorsportfreunde gehörten ihm an. Der ADMV (Allgemeiner Deutscher Motorsport Verband) war in der DDR das Gegenstück zu den westdeutschen Verbänden AvD und ADAC. Regelmäßig wurden touristische Fahrten durchgeführt. (Ostsee, Thüringer Wald, Erzgebirge, Riesengebirge, Polen) Bei einer Fahrt in den 1960er Jahren Manche Fahrten dauerten mehrere Tage. Am Zielort wurde dann zünftig gefeiert. In Polen 1977 Sammlung vor einer Fahrt 197x Bei Geschicklichkeitsturnieren wurden z.B. Fahrten über Wippen, Hindernisse und Einparkübungen durchgeführt. Beliebt waren auch die Fuchsjagden. Zum 25 jährigen Jubiläum 1988 gab es Biergläser mit Widmung Gruppenbild von 1988 599 Oderland Kurier vom 16.6.1999 600 Oderland Kurier März 2000 601 Die Senioren Gymnastikgruppe Sie besteht seit 1991. Zuerst wurde in dem kleinen Gemeinderaum in der Bahnhofstr. (ab 1998 Jugendclub) geturnt, dann im ehemaligen Anbau der Schulküche (1998 ist es eine Schulklasse) danach wird in der alten Turnhalle geturnt. Seit 1993 leitet die Physiotherapeutin Frau Bellach die Übungen in der Gruppe. Inzwischen nehmen wöchentlich über 20 Senioren teil. Je Person brauchen nur 2,- DM bezahlt werden; die Krankenkassen zahlen etwas dazu. Im Sommer 1999 wird eine Radtour zur Schleuse unternommen Foto von 1999 Im Jahr 2000 nehmen schon wöchentlich 18- 22 Frauen teil. 30 Frauen sind angemeldet. 602 MOZ 10.09.1998 603 Die Senioren Gymnastikgruppe bei ihrem Training in der alten Turnhalle 604 Zu einer neuen Tradition in Briesen wird der Weihnachtsmarkt, erstmalig fand er im Jahr 2000 statt. 605 Weihnachtsmarkt in Briesen, 2001 Bei den Kindern beliebt ist Clown Kally, Weihnachtsmarkt 2002 Die Petersdorfer Tanzgruppe: „Free Time Line Dancer“ Weihnachtsmarkt 2002 606 Politische Vereine, Organisationen, Parteien vor 1933 1910 entstand eine Ortsgruppe der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) geleitet wurde sie vom Genossen Pälicke, später von G. Schildbach. Die Arbeiterbewegung entwickelte sich. 220 Arbeiter der Glashütte waren Mitglieder der Gewerkschaft. 1919 kam der Glasmacher August Wahlich nach Briesen und übernahm den Vorsitz der KPDOrtsgruppe des Glasmacherverbandes (Kommunistische Partei Deutschlands). Von 1926-1932 gab es noch folgende Organisationen: - „Der Stahlhelm“, sie wurde von den Deutschnationalen unter Hindenburg gegründet, Mitglieder waren in Briesen meist Bauern. - „Arbeiter Turn und Sportbund“, nannte sich später „Rote Sporteinheit“, es gab ein bis zwei Fußballmannschaften, einen Arbeiterradfahrverein und Boxer. - Arbeitergesangverein - „Arbeiter Samariter Bund“ - „Rotfrontkämpfer Bund“ der KPD - „Das Reichsbanner“ der SPD 1923 besaß die KPD etwa die Hälfte aller Stimmen im Ort. Man sprach allgemein vom „roten Briesen“. 1924 gingen die „Schnellwerkzeuge“ ein. Zwei Jahre später auch die Glashütte. Die Ortsgruppe der KPD wurde von Walter Smolka geleitet. 1929 zog er nach Neuzittau. 1933 kam er für kurze Zeit ins KZ. Illegal arbeitete er dann als Verbindungsmann zwischen Briesen und Berlin weiter. 1936 brachten ihn die Nazis ins Zuchthaus, dort kam er um. Zu DDRZeiten wurde in Erkner eine Straße nach ihm benannt. In den 20er Jahren gab es in Briesen einen „Deutschen Turnverein“ die „Blauen Turner“. Kurt Thomas und Willi Kermas wandelten ihn zu einem Arbeiterturnverein um. Langenhahn gründete einen Arbeiterradfahrverein, der schnell anwuchs. Damals hatte die SPD „Das Reichsbanner“ und die KPD den „Rotfrontkämpferbund“. Der „Rotfrontkämpferbund wuchs schnell von 6 auf 40 Mitglieder an. Als der Küstriner Major – Buchdrucker- einen Putsch organisierte, stellt die KPD 200 Mann zur Bewachung des Dorfes. Briesen war neben Finkenherd der Hauptstützpunkt der kommunistischen Landagitation im Kreis Lebus. Während der großen Wirtschaftskrise 1929 gab es auch in Briesen viele Arbeitslose. Sie erhielten zuerst eine kleine Arbeitslosenunterstützung, (Stempelgeld) dann eine geringere Krisen- und zuletzt Wohlfahrtsunterstützung, die in vielen Fällen nur 6,70 Mark pro Woche betrug. 1933 gab es in Briesen 108 Wohlfahrtsempfänger. Die Mitglieder des Rotfrontkämpferbundes und des Reichbanners verhinderten bis zum Machtantritt ein Fußfassen der Nationalsozialisten. Jahrelang wehte an einem Schornstein der Glashütte eine rote Fahne. Nach einem Fußballspiel am 1. Pfingstfeiertag 1932 holte eine auswärtige Gruppe der SA die Fahne herunter, von den „Roten Sportlern“ aus Briesen erhielt diese eine gehörige Abfuhr. Die Fahne wehte am nächsten Tag wieder am Schornstein. Die KPD gab in Briesen wöchentlich eine Zeitung heraus, sie wurde hektografisch angefertigt. Die Artikel schrieben die Genossen selber. Karikaturen fertigte der Bäcker A. Wolf aus Kersdorf an. Große Unterstützung hatte die KPD-Ortsgruppe durch die Schallmaienkapellen aus Fürstenwalde und Frankfurt (Oder). Erst im März 1933, nach der Machtübernahme, marschierten dann die Nazis auch durch Briesen und die Hüttenstr. weil dort die meisten Arbeiter wohnten. Aus der „Chronik Jacobsdorf“: „Am 28.11.1928 tagte in der Gemeinde Briesen die Gruppe 4 des SPD Unterbezirkes Frankfurt (Oder) wozu die SPD Ortsvereine Briesen und Jacobsdorf gehörten. Alle der SPD nahe stehenden Organisationen, wie der Deutsche Landarbeiterverband, die Arbeitersportvereine, die Vertrauensleute aus Briesen, Jacobsdorf, Biegen, Pillgram, Petersdorf und Alt- und Neu- Madlitz, Sieversdorf, Treplin, Petershagen und Kersdorf waren dazu eingeladen. Als Referent trat Willi Jentsch aus Frankfurt (Oder) auf.“ 607 Briesen im Dritten Reich und im 2. Weltkrieg Mit der Machtübernahme der Nazis im Januar 1933 wurden alle Organisationen, Parteien und Gewerkschaften verboten und die Vermögen eingezogen. Als Partei gab es nur die NSDAP. Alle Beamten mussten Mitglieder werden. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gab es neue Organisationen, die alle der Verbreitung des Gedankengutes der NSDAP dienten. Nationalsozialistische Berufsorganisationen entstanden für Bauern, Ärzte, Lehrer u.s.w. Die Jugendorganisationen unterschieden streng zwischen Mädchen und Jungen. - Das Jungvolk der Hitlerjugend, die Pimpfe 10- 14 Jahre Jungmädelbund, JM 10- 14 Jahre Die Hitlerjugend, HJ 14- 18 Jahre Bund Deutscher Mädel, BDM 14- 18 Jahre Jungfrauen (man trägt Zöpfe, keine Dauerwellen) 18- 21 Jahre Der Deutsche Frauenbund Der Bauernbund Die Deutsche Arbeitsfront, DAF wird Ersatz für die Gewerkschaften, dazu gehörte „Kraft durch Freude“ (KdF), eine Art Feriendienst Der Reichsarbeitsdienst (RAD) wird ab 1935 eingeführt. Die Dienstpflicht für Frauen und Männer ist ein halbes Jahr. Die NSDAP Während die Jungen auf den Militärdienst vorbereitet und auf die Treue zum „Führer“ eingeschworen wurden, erhielten die Mädchen Unterricht über Brauchtum und Hauswirtschaft und wurden auf ihre Mutterrolle vorbereitet. Frauen sollten möglichst viele Kinder für den „Führer“ gebären. Geschickt nutzten die Jugendführer das Interesse der Jugendlichen nach Bewegung und Kameradschaft aus. Die Mitgliedschaft in den Jugendorganisationen war Pflicht, wer nicht eintrat wurde als Feind des Nationalsozialismus betrachtet. Schon ab 1.4.1933 gab es einen Aufruf Boykott der jüdischen Geschäfte. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Judenverfolgung in der so genannten „Reichskristallnacht“ am 9.11.1938. Auch in Fürstenwalde und Frankfurt wurden die jüdischen Geschäfte zerstört, die Synagogen abgebrannt und die Friedhöfe zerstört. In Briesen wurden vor dem Haus des jüdischen Arztes Dr. med. A. Franck ein Schild mit der Aufforderung, nicht zum Judendoktor zu gehen, aufgestellt. Dr. Franck verschwand kurz danach aus Briesen. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Seine Kinder sollen in den USA leben. Mitglieder des „BDM“ in Trachtenkleidern, 1937 Ein Plakat des „BDM“ 608 Der „Deutsche Frauenbund“ aus Briesen bei einer Fahrt nach Potsdam Am 1. September 1939 begann der 2. Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen. Mit Beginn des Krieges zeichnet sich die Vorbereitung der Judenvernichtung ab. Auch in unserer Gegend werden Juden festgehalten. Von 1939 bis Herbst 1944 gab es im damaligen Kreis Lebus in 25 Dörfern Zwangsarbeitslager für jüdische Bürger. Die Menschen kamen aus dem ganzen Reichsgebiet. Alle Menschen jüdischen Glaubens bekamen neue Ausweise mit zusätzlichen Vornamen. Die Männer hatten Israel und die Frauen Sarah als zusätzlichen Namen. Alle mussten einen gelben Stern Der so genannte „Judenwald“ Flur 1, Flurstück 90 Wie viele blutige Finger, wie viele schmerzende Rücken und wie viele Tränen wurden damals den Pflänzchen von den jüdischen Menschen mit in die Erde gelegt? auf ihrer Kleidung tragen. 609 Eines der Lager befand sich in Kersdorf, es gehörte zum KZ Sachsenhausen. Die Unterkünfte waren in den jetzigen Stallgebäuden der Kersdorfer Mühle und in den Gasthäusern Gruschke und Schulz. Die jüdischen Bürger wurden zuerst zur Erntehilfe, später zu schweren Forstarbeiten eingesetzt. Gearbeitet wurde im Akkord ohne Bezahlung. In dieser Zeit entstand der so genannte „Judenwald“. Er befindet sich kurz vor der Autobahn rechts von der Beeskower Str. Im Jahre 1944 wurden die Juden aus den kleineren Lagern, wie z.B. Jacobsdorf und Alt- Madlitz nach Kersdorf gebracht. Von dort wurden sie nach Auschwitz verschleppt und waren der Vernichtung preisgegeben. Nur 3 jüdische Bürger überlebten den Holocaust. Schon 1940 kamen französische Kriegsgefangene nach Briesen. Sie waren in einem Querhaus auf dem Grundstück Henseler in der Bahnhofstraße untergebracht. Das Haus stand neben dem Wohnhaus von „MühlenMeyer“. Es brannte auch 1945 bei der Zerstörung der Mühle ab. Die französischen Gefangenen arbeiteten bei den Bauern als Knechte. Frau Pape schreibt: „Auf dem Foto erkenne ich noch 2001 den -Gaston- der bei Verwandten von mir Französiche Kriegsgefangene vor ihrem Quartier in der arbeitete. Er fuhr sogar mit Bahnhofstraße dem Ochsengespann und Auf der Rückseite des Fotos verrichtete alle sonstigen befindet sich folgender Text: Stalag III b Männerarbeiten, weil der (Stalag=Stammlager für Bauer ja eingezogen und im Mannschaften) 1. Dez. 1942 Krieg war. Er aß auch mit Während meines uns am Tisch und wir Aufenthaltes Kinder mochten ihn gern.“ in Deutschland 1943-44 waren auch etwa 20 Mädchen jüdischer Herkunft, 18 bis 25 jährige, bei Gruschke in Kersdorf untergebracht. Sie mussten in der Fabrik Zeiler große Kastenbatterien für die Wehrmacht herstellen. Später wohnten sie dann sehr beengt in einem länglichen Gebäude in der Hüttenstraße. Ab Weihnachten 1944 waren die Mädchen nicht mehr da. Ein Mann berichtete, dass sie in Theresienstatt vergast wurden. Frau Pape erinnert sich: “Ich bin als Schulmädchen oft Männern mit einem Judenstern begegnet.“ Nach Kriegsende wurden Möbel der Juden, die sich noch im Lager bei Gruschke befanden, durch russische Soldaten an Deutsche verkauft. In den letzten Kriegsjahren waren in einem Gebäude auf dem Gelände der Zeiler- Fabrik etwa 20 ukrainische und ein armenisches Mädchen als Zwangsarbeiter untergebracht. Sie arbeiteten auch in der Batterieproduktion. Viele Mädchen konnten „deutsch“ da sie es in der Schule gelernt hatten. Der Direktor, Herr Wartenberg und seine Familie wurden Weihnachten 1944 von ihnen zu einer kleinen Feier eingeladen, mit Salz und Brot begrüßt und mit Gesang und Gitarrenmusik erfreut. In den Baracken auf dem ehemaligen Sägewerksgelände, später VEAB, in der Mühlenstr. wohnten Italiener. 610 Die Organisation „Todt“ von etwa 1942- 1944 in Briesen Die Organisation war aus dem Wartegau (Polen) nach Briesen verlegt worden. In der „OT“, wie sie kurz genannt wurde, waren während des 2. Weltkrieges Männer verpflichtet, die nicht für die Front einsatzfähig waren. Auch ausländische Ostarbeiter, die aus ihrer Heimat vertrieben waren, gehörten dazu. Sie alle wurden als Bautruppe für Straßenbau, Aufräumungsarbeiten oder Vorarbeiten für die Front eingesetzt. Sie trugen gelb-braune Uniformen und wurden deshalb im Volksmund „Kakadumänner“ genannt. Für ihre Unterkünfte, Warenlager u.a. bauten sie Baracken, die aus vorgefertigten Spanplattenwänden im Format 2,5m * 2,5m schnell aufgestellt waren. Als Isolation hatten die Wände Hobelspäne oder Glaswolle. Hinter dem Waldhaus in der Petershager standen die ersten Baracken, dann vereinzelt am jetzigen Seeweg der vom Schwarzen Weg zum Petersdorfer See führt. Mit Blick zum See stand eine größere Baracke mit Terrasse, das so genannte Offizierskasino. Dort führten die „Jungmädels“ zu Weihnachten ein Programm auf, erinnert sich eine 73 jährige Frau. Männer der „OT“ heirateten Frauen aus Briesen und blieben im Ort. Nach dem Krieg wurden die Baracken von den Bürgern abgebaut und für eigene Baumaßnahmen verwendet. Es entstanden Schuppen und Werkstätten. Auch die transportablen Öfen waren gut zu gebrauchen. In einer ehemaligen Baracke, hinter dem Waldhaus, lebte viele Jahre die Familie Sattelberg. Unter der Leitung des damaligen Bürgermeisters Wiechert baute die „OT“ 1944 eine Mannschaftsbaracke in der Müllroser Str. Nach dem Krieg wurde es der Kindergarten dann Krippe und danach der Jugendclub. Nach der verlorenen Schlacht um Stalingrad war Anfang 1943 die Zeit der Siege endgültig vorbei. Im März rief J. Goebbels in seiner berüchtigten Sportpalastrede den totalen Krieg aus. Immer häufiger bekamen Eltern und Angehörige ihre Post an die Soldaten mit folgendem Stempel zurück So brutal war der Krieg. Eine zurück geschickte Postkarte bringt die Todesnachricht Es gab Lebensmittelkarten und Bezugscheine für Bekleidung und Schuhe. Aus Zuckerrüben wurde Sirup gekocht. Er war Brotaufstrich und Zuckerersatz. Die Bauern begannen „schwarz zu schlachten“ um Vorräte anzulegen. Alle privaten Autos waren für den Kriegseinsatz eingezogen worden. Am Abend herrschte Verdunklungspflicht. Immer häufiger verkrochen sich die Menschen wegen Fliegeralarm in die Keller. Es wurde ein Reichsluftschutzbund gegründet. Wer in der „Goebbelsschnautze“, dem Einheitsradio ausländischen Sender hörte und darüber berichtete, riskierte sein Leben. Für Frauen bis 50 Jahre wurde die Arbeitspflicht eingeführt. Sie konnten in der Rüstungsproduktion oder bei Schanzarbeiten eingesetzt werden. Im November 1944 wurde der Volkssturm aufgestellt. Alle nicht im Krieg eingesetzten Männer zwischen 16 und 60 Jahren wurden dafür eingezogen. Aus den Männern der umliegenden Orte wurde das Volkssturmbataillon XI/8 aufgestellt. Die Briesener Männer kamen zur 2. Kompanie. Die 4. Kompanie kam von den „OT“ Leuten. In Schnellkursen lernten die Männer den Umgang mit 611 dem Karabiner und der Panzerfaust. Ab Februar 1945 stand die „Rote Armee“ an der Oder. Tag und Nacht hörte man den Geschützdonner von der Oderfront. Truppen die an der Oder kämpfen suchen im Ort Nachtquartier. Die Schule wird zum Lazarett für die Verletzten der Oderfront. Die Menschen wurden immer niedergeschlagener. An den „Endsieg“ glaubte kaum noch jemand, aber alle hatten Angst vor dem Ende. Die Propaganda über die Gräuel der „Bolschewiken“ verstärkte die Angst noch. Rund um den Ort, in den Wäldern und auf den Feldern wurden Schützengräben ausgehoben. Auch über 50 Jahre später findet man am See und anderen Stellen noch die Reste davon. An den Einfallstraßen wurden aus dicken Kiefernstämmen und Steinen Panzersperren vorbereitet. Vom Volkssturm sollten sie geschlossen und verteidigt Der „Volksempfänger“ werden. DKE38, dieses einfache Radio Immer mehr Flüchtlinge aus den Ostgebieten zogen durch gab es in vielen Haushalten, es den Ort und suchten Unterschlupf oder eine Mahlzeit auf kostete 35,- RM ihrem Weg nach Westen. Bei der Arbeit auf den Feldern musste man täglich mit Angriffen von Tieffliegern rechnen. Ein deutsches Jagdflugzeug wurde über Briesen von sowjetischen Jägern abgeschossen. Es stürzte westlich der Privatstraße in den Wald, die Feuerwehr konnte wegen der explodierenden Munition nichts ausrichten. Der Pilot kam ums Leben. Am 10. März 1945 kommt es in Briesen zu einem schrecklichen Ereignis. In dem kleinen Waldstück am Ende der Hüttenstr. (Pelzes-Heide) waren Soldaten mit Fahrzeugen stationiert. Für die Briesener Kinder war es natürlich sehr interessant das Soldatenleben zu beobachten. An diesem Tag wurden scharfe Tellerminen auf Fahrzeuge verladen. Ein Soldat stolperte mit der gefährlichen Last und die Mine explodierte. 10 Jungen und 2 Mädchen im Alter von 8 bis 12 Jahren und einige Soldaten werden grauenhaft zerfetzt. Die 12 Kinder waren: Hannelore Klar, Margarete Seelig, Siegfried und Werner Bill, Lothar und Kurt Ackermann, Hans Kaiser, Karl-Heinz Frieske, 1998 erinnert noch ein Grabstein an den Manfred Boldt, Günter Poland, Hans Gerhard Tod der Kinder, die Inschrift lautet: Skibbe, Horst Kind. Siegfried Werner Verletzt mit vielen Brandwunden wurde Werner Brill Kaiser. Durch Fundmunition kamen nach geb. 14.6.1935 geb 3.7.1937 Kriegsende, im Sommer 1945, ums Leben: der Bruder von Regina Döring, die Schwester von tödlich verunglückt am 10.3.1945 Frau Klaue. Im Herbst 1945 verunglückten durch Munition in den Koksbergen: Horst Kind etwa 7 Jahre alt und Wolfgang Troyke der Bruder von Frau Volkmann. Auf der Flucht zum Kriegsende sind umgekommen: Willi Frieske, Frau Schindler, Frau Lehmann, Ulrich Franzek (1Jahr). Beim Volksturm oder der Wehrertüchtigung sterben: Günter Frieske, Klaus Rochow, Arno Schwärzel. 612 Am 15. April beginnt mit der Schlacht um Seelow der Sturm auf Berlin. Bei nächtlichen Bombenangriffen werden die ersten Häuser zerstört. Am 17.4. werden OT Baracken am See in Brand geschossen. Am 18. April trifft eine Bombe das Haus Bierenheid in der Falkenberger Str. Am 21. April brennt Meyers Mühle, das Wohnhaus und weitere Häuser. Frauen und Kinder werden aufgefordert den Ort zu verlassen. Mit den notwendigsten Dingen gehen die Menschen zu Fuß, mit Handwagen, Fahrrädern oder Fuhrwerken auf die Flucht. Von deutschen Sprengkommandos werden die Autobahnbrücken und die Kanalbrücken zerstört. An der Autobahn bei Jacobsdorf, sollen Volkssturm Männer, zusammen mit vielen Jugendlichen der HJ die Russen aufhalten. Bei dem sinnlosen Kampf sterben 105 Jugendliche. Am 23./24. April überrollt die Front dann Briesen. Zu starken Kämpfen kommt es nicht. In den umliegenden Wäldern liegen trotzdem viele Tote. Die Schule gerät in Brand und brennt aus. Nur ein paar Schulbänke können gerettet werden. Das Ende des 2. Weltkrieges und die Folgen Als die Kriegswalze Ende April 1945 über Briesen rollte kam es auch im Ort zu zahlreichen Schäden. • • • • • • • • • • • • Durch deutsche Soldaten wurden die Briesener- und zwei KersdorferAutobahnbrücken gesprengt. Den Sprengkommandos fielen auch die Flutbrücke und die Sandfurtbrücke zum Opfer. Die Schule (jetzt Ärztehaus) gerät am 24.4. in Brand, nur die Grundmauern bleiben erhalten. Ein Bombenangriff in der Nacht vom 21.4. zerstört die Getreidemühle in der Mühlenstr., das danebenliegende Wohnhaus Meyer und zwei weitere Häuser. Noch Wochen nach Kriegsende schwelt der Brand in den Getreidevorräten der Mühle. Die angebrannten Getreidereste werden geschrotet und von der Bevölkerung gegessen. Die Häuser: Schütz (Freiheit), Gost und Laske und ein Stall. (Müllroser Str.) brennen aus. In der Beeskower Str.: die Häuser Fritz Müller, Henschel, Noak und Puhlmann. Bahnhofstr.: Scheunen von Alter, Müller, Henseler, abgebrannt Kirchofstr.: Wohnhaus Leischner, abgebrannt Petershagener Str: Haus Dasler wird durch eine Bombe teilweise zerstört. Frankfurter Str.: Bauerwirtschaft Lange wird komplett, Wohnhaus Melchert teilweise zerstört. Falkenberger Str.: Haus Bierenheid wird durch Tieffliegerbeschuss zur Hälfte zerstört, Frau Bierenheid wird lebend geborgen, Frau Löpers, Sohn Andre und Herr Jarchow sterben unter den Trümmern. Das Waldschlösschen wird zur Hälfte zerstört. Herr Kappel und sein Pferdegespann kamen beim Pflügen auf eine Mine und werden getötet. Es wäre noch von vielen schlimmen Begebenheiten zu berichten; auch von solchen, die von den Betroffenen nicht genannt werden möchten, weil ihnen das Leid von damals noch immer zu schaffen macht. 613 Die Ruine der Bauernwirtschaft Lange in der Frankfurter Str. Hier nun einige Erlebnisberichte von Briesener Bürgern: Wie ich als Fünfzehnjährige das Ende des 2. Weltkrieges 1945 erlebte. Schon im April 1945 musste ich meine Ausbildung als Kindergärtnerin in Fürstenwalde abbrechen, weil die Züge sehr unpünktlich oder gar nicht fuhren. Ich wurde zur Flüchtlingsbetreuung in meinem Heimatort Briesen eingesetzt. Die Flüchtlinge waren Deutsche von hinter und vor der Oder. In der Frankfurter Str. Nr.? musste ich Mittagbrot kochen helfen, welches im Keller in einem großen Waschkessel zubereitet wurde. Doch nach einer kurzen Zeit, als die Front immer näher rückte, blieb ich nur noch zu Hause. Auch meine Schwester und all die anderen, die in Fürstenwalde, Berlin oder anderswo arbeiteten, blieben nun im Heimatort. Die Luftangriffe wurden immer häufiger. Täglich kamen Deserteure von der nahe liegenden Front. Sie erzählten vom Schrecken des Krieges, aßen und tranken bei uns und versteckten sich in der Scheune, im Heu. Am nächsten Morgen waren sie dann wieder verschwunden. Mein Vater, meine Mutter, meine Schwester und ich hofften immer, dass sie irgendwie weiterkämen. Es gab auch eine Bekanntmachung, dass Deserteure von jedem zu melden sind. Inzwischen hatten die meisten Briesener und die Flüchtlinge unser Dorf verlassen. Mein Onkel Albert mit seiner Familie aus Arensdorf war ein paar Stunden bei uns, dann zog er mit seinem Pferdegespann weiter. Mein Vater wollte immer noch, dass wir bleiben. Doch in der Nacht vom 19. zum 20. April 1945 war ein großer Angriff auf Briesen. Meine Mutter flüchtete mit uns Mädchen in den Wald, ins Lange Luch. Dort liefen wir von einem Schützengraben in den anderen, Leuchtraketen schossen nur so um uns und Bomben fielen. Der Angriff war wohl für die Fahrzeuge auf der Autobahn bestimmt. Als wir nach der grauenvollen Nacht wieder durchgefroren zu Hause waren, beschlossen meine Eltern doch, auch auf die Flucht zu gehen. Das war am 20.4.1945. So wurden zwei Kühe angespannt, eine noch angebunden und der Wagen mit Betten, Hausrat, Kleidung und Nahrungsmitteln bepackt, und es ging los. Hinter der Autobahn, am Garz- und Kersdorfer See machten wir das erste Mal Halt. Dort waren Lehmanns, unsere Nachbarn, die auch dort blieben. Wir zogen weiter, über die Sandfurtbrücke, über Neubrück bis Raßmannsdorf, wo wir auf einem Heuboden übernachteten. Von dort fuhr mein Vater mit dem Fahrrad nach Hause, um zu sehen, wie es um unser Dorf steht. Er kam aufgeregt zurück und berichtete, dass die Häuser von Fritz Müller, O. Gost und Laske (auch kleine Scheune) brannten. Mein Vater und Herr Lehmann, der auch schauen war, holten aus dem Haus fast die Küchenmöbel heraus, dann ließen die Flammen niemanden mehr hinein. Als mein Vater wieder in Raßmannsdorf zurück war, fuhren wir mit unserem Kuhgespann weiter nach Herzberg. Dort fanden wir bei einem Bauern im Kartoffelkeller Unterschlupf. Mein Vater war noch einmal zu Hause; im Haus und Hof war das größte Durcheinander. Die Tiere, die wir zurückgelassen hatten z.B. eine Kuh und mehrere Schweine, waren von unseren Soldaten abgeschlachtet worden, und im Haus geplündert hatten wohl die Polen. Auch Vaters Geige und Ziehharmonika waren weg. Darüber waren wir sehr traurig. Als mein Vater dann noch mal nach Briesen wollte, kam er nicht mehr über die Spree, weil unsere deutschen Soldaten die Sandfurtbrücke bei Neubrück gesprengt hatten. Die Flutbrücke hatten sie schon drei Wochen zuvor gesprengt. Nun rollten die letzten deutschen Truppen durch Herzberg und danach kamen die Russen. Im Kartoffelkeller Versteck, merkten wir kaum etwas davon. Nach etwa fünf Tagen, die wir auf der Fucht waren, machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause. Das Kuhgespann mit einigen Habseligkeiten auf dem Wagen und wir, mein Vater, meine Mutter, meine Schwester und ich zu Fuß, d.h. mit einem Fahrrad nebenher. Noch in Herzberg holte mich ein russischer Soldat in ein Zimmer, in dem noch zwei Soldaten waren. Meine Mutter kam fuchswild hinterher und schimpfte laut, sie werde den 614 Kommandanten holen, lief auf die Straße und schrie und kam wieder. Dann ließen sie mich wieder frei. Wie waren wir froh! Mit unserem Kuhgespann mussten wir nun über eine provisorische, aus Holzstämmen gebaute Brücke, die nur schmal, uneben und sehr wackelig war. Wir hatten unsere Mühe, die Kühe mit dem Wagen dort hinüber zu bekommen. (In der Nähe der gesprengten Flutbrücke.) Drüben erwarteten uns gleich russische Soldaten, einer hatte einen Stock mit Eheringen darauf, dazu kamen dann auch die meiner Eltern. Außerdem zeigte uns dort der Krieg ein schreckliches Bild. Tote Soldaten lagen umher und Pferde, die schon ganz dick aufgedunsen waren. Weiter am Wegrand stand ein verlassener Einspännerwagen. Doch wir zogen weiter und waren bald zu Hause und hatten den Krieg überlebt. Nun ging es ans Aufräumen in Haus und Hof. Wir konnten froh sein, denn wir hatten von unseren zwei Kühen Milch und Kartoffeln waren auch noch im Keller. Eine Kuh bekam ein Kälbchen, dafür tauschten wir zwei Ferkel ein; so ging es dann weiter mit der Landwirtschaft. Im Dorf wurden nun alle verfügbaren Leute, meistens junge Frauen und Mädchen, zusammengeholt. Sie mussten Schützengräben zuschippen, tote Soldaten und Tiere begraben oder bei der Bahn Schienen verlegen. Die Männer waren gefallen oder noch in der russischen, englischen, amerikanischen oder französischen Gefangenschaft. Leider wurde von den russischen Soldaten so manche Frau vergewaltigt. Die russischen Soldaten gingen auch in die Häuser nach Mädchen suchen. Wenn zu uns welche kamen, versteckten wir uns schnell in einem Keller im Haus und mein Vater rückte einen Schrank davor. So konnten wir diesem schändlichen Missbrauch entgehen. Berichten möchte ich noch, dass das Wohnhaus Leischner (Kirchhofstraße) und Wohnhaus Lange (ACZ) abbrannten. Die Mahlmühle Meyer in der Mühlenstraße brannte auch ab. Das dort lagernde und angebrannte Korn wurde zu Mehl vermahlen, zu Brot gebacken und an die Bevölkerung verteilt. Es schmeckte scheußlich. So manches neue Kochrezept entstand: Brennessel- oder Löwenzahneintopf, „Zumpelsuppe“ aus geriebenen Kartoffeln, Rührei wurde mit Mehl verlängert u.a. Durch die karge Verpflegung und die schlechten hygienischen und gesundheitlichen Lebensbedingungen waren viele Leute unterernährt und bekamen Typhus und Ruhr. Weil es hier keine Medikamente gab, ging eine Mutter aus unserer Straße bis Frankfurt (Oder) 21 km zu Fuß und zurück, dort zur Apotheke, weil ihr Sohn und Enkel Typhus hatten. Leider sind sie dann doch gestorben. Auch mein Vater bekam diese schreckliche Krankheit und starb im November 1945. Inzwischen war in Kersdorf (im Altersheim) ein kleines provisorisches Krankenhaus eingerichtet worden. Nun mussten meine Mutter und ich die Arbeiten in unserer kleinen Landwirtschaft bestreiten. Es war mir recht schwer und mein Wunsch Kindergärtnerin zu werden, war erst einmal vorbei. Als wir dann unsere Landwirtschaft verkaufen wollten, bekamen wir vom Rat der Gemeinde keine Genehmigung dazu. Ich oder mein Mann, (ich hatte inzwischen geheiratet) sollten unbedingt in die LPG eintreten, was wir aber nicht wollten. Erst 1953 habe ich dann wieder im Kindergarten angefangen und ein Studium aufgenommen. Die landwirtschaftlichen Arbeiten haben mein Mann und ich nach Feierabend und an den Wochenenden bewältigt. Meine Mutter musste ja auch das auferlegte Soll liefern. 1961 übernahm die LPG dann unseren Acker und Wiese in Pacht und die drei Kühe umsonst dazu. Meine Mutter bekam 182,- DM im Jahr für 2,44 ha Wiese und 2,25 ha Acker. von Ursula Pape geb. Wolf 615 Erlebnisse eines 16 jährigen Jungen am Ende des 2. Weltkrieges Ich lebte mit meiner Mutter in der Müllroser Str. in Briesen. Im Frühjahr 1945 wurde ich von der HJ (Hitlerjugend) in Fürstenwalde an allen Hand-Schusswaffen ausgebildet. Weil ich noch recht klein war, wurde ich nicht, wie andere Jungen meines Alters zum Volkssturm eingezogen. Als die Front immer näher rückte, packten meine Mutter und ich die notwendigsten Sachen auf einen Handwagen und zogen am 22.4.1945 zu Fuß über die Sandfurtbrücke bis Neubrück zu Verwandten. Dort konnten wir unseren Handwagen an deren Pferdewagen hängen, und so ging die Flucht vor den Russen weiter. Im Wald wurde mit Decken in Schützengräben übernachtet. Fluchtweg nach Halbe und zurück (grün), Fluchtwege Am nächsten Tag ging es über vieler Briesener (blau), sowjetische Truppen (rot) Lindenberg und Münchehofe weiter. Keiner wusste ein richtiges Ziel. Es ging nur weiter und weiter. Wir hörten die Artillerie hinter uns schießen. Bis Hermsdorf wurde die Fahrt fortgesetzt, wo in einem Wald der Treck zum Stillstand kam. Dort erlebten wir einen schlimmen Bombenangriff. Ich schippte mir ein Einmannloch, wie ich es in der Ausbildung bei der HJ gelernt hatte. Meine Mutter suchte unter dem Pferdewagen der Verwandten Schutz. Doch dort bekam sie einen Bombensplitter ins Herz, wovon sie sofort tot war. Das war am 27.4.1945. Mir als Sohn, blieb nichts anderes übrig, als meine Mutter dort im Wald zu begraben. Es war schrecklich für mich. (Später habe ich meine Mutter auf den Briesener Friedhof überführt.) Nach diesem schweren Beschuss wusste keiner mehr wo es lang gehen sollte, und so fuhren wir doch tatsächlich im Kreis herum. Inzwischen hatte ich auch meine Verwandten verloren. Die Russen waren dabei den Ort „Halbe“, der ganz in der Nähe lag, ein zu kesseln. Durch diesen Ort wollten viele Flüchtlinge und Soldaten gen Westen, doch viele mussten dort ihr Leben lassen. Hier kam es zur letzten Kesselschlacht des 2. Weltkrieges. Von einem deutschen Soldaten hatte ich vorher noch ein Pferd bekommen, um damit den Kessel zu durchreiten. Aber dazu kam es nicht mehr. Ich habe mein Pferd laufen lassen und bin zu Fuß um mein Leben gerannt. Am anderen Ufer der Dahme (Fluss) konnte ich die Russen sehen. Ich sah wie viele deutsche Soldaten mit Schlauchbooten zu den Russen wollten, um sich zu ergeben. Doch die deutschen „SS“ Soldaten schossen auf ihre eigenen Kameraden, und so mussten einige am Schluss noch ihr Leben lassen. Ich wusste wieder nicht wo ich hin sollte und schloss mich einem Pferdegespann mit verwundeten deutschen Soldaten an. Irgendwo fand ich dann ein Fahrrad und versuchte nun irgendwie nach Hause zu kommen. Als ich ein Ortsschild „Neubrück“ fand freute ich mich, aber es war leider ein anderes Dorf und so musste ich wieder umkehren. Mein Fahrrad nahmen mir die Russen nicht ab, weil ich noch recht klein und allein war. Nur bei einem Soldaten musste ich es gegen ein älteres Rad eintauschen. So kam ich wieder an der Grabstelle meiner Mutter vorbei, das war schrecklich für mich. Dann begegneten mir viele Russen mit Pferdegespannen und motorisierten Fahrzeugen, die alle Richtung Berlin zogen. 616 Bald war ich in Neubrück und an der Sandfurtbrücke angekommen, die aber leider deutsche Soldaten gesprengt hatten, was nun? Am Ufer waren fünf russische Soldaten beim Fische braten. Ansonsten holten sie Teile der zerstörten Brücke aus dem Wasser, um den Oder-Spree-Kanal wieder schiffbar zu machen. Als ich mich ihnen näherte, fragten sie mich nach meinem Alter. Ich sagte 15 Jahre. Sie gaben mir von ihren gebratenen Fischen zu Essen. Ich erzählte den Soldaten, dass ich meine Mutter begraben musste und es noch 50km Weg bis nach Hause sind. Irgendwie verstanden sie mich und setzten mich samt Fahrrad in einem Boot über den Kanal. Auf der anderen Seite des Kanals sah es schlimm aus, viele tote Soldaten, Zivilisten und Pferde lagen dort und allerlei zurückgelassener Hausrat. Als ich endlich über das Lange Luch meinem Heimatort Briesen erreichte, stand dort Frau Leopold und wunderte sich, dass ich noch mit einem Fahrrad ankam. Das werden dir die Russen gleich wegnehmen, sagte sie. Ich versteckte es daraufhin auf dem Heuboden. Doch eines Tages holten die russischen Soldaten von überall Heu, und so war ich mein Fahrrad, was mich so gut nach Hause gebracht hatte, schnell wieder los. Mein zu Hause fand ich auch wie die anderen Briesener verwüstet und ausgeplündert vor. Nun musste ich Haus und Hof fest in die Hände nehmen und mit allem allein fertig werden. So böse hatte es der Krieg auch mit mir getrieben. E.S., Briesen Ein Gedicht von V. Heinz über die Kesselschlacht von Halbe Es war im April 45, der Krieg war fast schon vorbei Da tobten ringsum in den Wäldern die Kämpfe noch bis in den Mai Das waren die Tage von Halbe, als das große Sterben begann Da lagen die Toten in Reihen, der Soldat und der Volkssturmmann Und in diesem Inferno von Bomben und Minen und Brand Da lag dieses Dörfchen Halbe, das kaum einer vorher gekannt Zerschossene Pferdegespanne, Zeugen vergeblicher Flucht Dazwischen ein weinendes Mädchen, das hat seine Mutter gesucht Und hinter der Laderampe, da lagen die Toten zu Hauf’ Viel hunderte Rotarmisten und hunderte Deutsche auch. Und tausend Hitlerjungen, verwundet, erschossen, verbrannt, Und weinende Flüchtlingskinder, sie alle in Gottes Hand Da lernten so manche das Beten, die niemals an Gott geglaubt Verblutete Deutschlands Jugend, der man die Zukunft geraubt Und als die Geschütze schwiegen, der letzte Schuss verhallt Da sah man sie alle liegen, erschossen im Märkischen Wald Hinter dem Forsthaus, ist ein Landser am Galgen verreckt Daneben ein alter Bauer, der hatte den Jungen versteckt Dann hat man die Toten beerdigt, zu Tausenden grub man sie ein Ein Wäldchen am Rande von Halbe, das wurde ihr Totenhain Es war im April 45, das Frühjahr war trocken und heiß Und unten im Dorf lebt so mancher, der das noch kennt und weiß 617 Kesselschlacht um Halbe Um Halbe fand gegen Ende des 2. Weltkrieges vom 24. April bis zum 1. Mai 1945 die letzte große Kesselschlacht statt, bei der sowjetische Rotarmisten die Reste der deutschen 9.Armee einschlossen. Nachdem der befehlende General der Wehrmacht Busse das Kapitulationsangebot der roten Armee ablehnte, kam es zu einer erbitterten Schlacht die viele Tote auf beiden Seiten forderte. In dem Kessel kamen von 200.000 deutschen Wehrmachts-, Volkssturm- und SS-Soldaten, 40.000 um. Seitdem befindet in Halbe, mit ca. 22.000 begrabenen deutschen Soldaten, sowjetischen Rotarmisten und Deserteuren der größte Soldatenfriedhof Deutschlands. Die Kesselschlacht in Halbe steht exemplarisch für die militärischen Doktrin der Nazis, jeden Millimeter Boden um jeden Preis zu halten, was aufgrund des entschlossenen antifaschistischen Kampfes der roten Armee und der West-Alliierten zum Scheitern verurteilt und unmöglich war Aus einem Artikel der antifa.de Berlin, vom November 2002 Wie Deutsche, die bis 1946 östlich der Oder wohnten das Ende des Krieges erlebten und in Briesen eine neue Heimat fanden Ich möchte von einer jungen Frau berichten, die 25 km hinter der Oder mit ihren Eltern in Schmachtenhagen eine Bauernwirtschaft hatte. Dort gingen sie ihrer Arbeit nach, bis die russische Armee schon im Februar 1945 das damals deutsche Gebiet eroberte. Sie erzählte mir, dass bei einem starken Luftangriff ihr Vater so schwer verletzt wurde und sie und ihre Mutter mit ansehen mussten, wie er ohne Hilfe starb. Am gleichen Tag mussten die Bewohner das Dorf verlassen, der Vater wurde von Bürgern die noch bleiben durften im Garten beerdigt. Inzwischen waren sie im Dorf Döbberitz. Drei Tage später wurde dort ihre Mutter und ihr neunjähriger Cousin von einem betrunkenen Russen beim Mittagessen in der Scheune erschossen. Ihre Toten durfte sie dann dort auf dem Friedhof beererdigen. Nun hatte sie keine Eltern mehr, der Krieg hatte sie ihr genommen. –Die russischen Soldaten plünderten und nahmen sich was sie gebrauchen konnten. Doch das schlimmste war, das sie die Frauen vergewaltigten und als Freiwild nahmen. Da waren die Frauen besser dran, die nur einem Offizier gehörig sein mussten. Von diesem Ort führte sie ihr aufgezwungener Weg nach Leichholz, Neumühl und Seeläßchen. Am 15.6.1945 durften die Schmachtenhagener wieder nach Hause. Doch schon kurze Zeit später werden sie von den polnischen Bürgern vertrieben. Sie mussten dann bis November 1945 bei den Polen für ihre Verpflegung arbeiten. Dann wurden alle Deutschen ausgewiesen und kamen ins Lager nach Königswartha. Dort wurde den Vertriebenen alles weggenommen. Von dort konnten sie an Verwandte nach Deutschland schreiben, ob diese sie aufnehmen würden. Sie bekamen Bescheid und konnten so nach Briesen (Mark). So ging es dann mit dem Zug über die Oder in Frankfurt/Oder, von ihrem Deutschland das danach Polen wurde zum Deutschland westlich der Oder. An Sachen hatte die Frau dann nur noch was sie am Leibe trug, zwei Kleider übereinander, einen Mantel und im Sack ein Bett und ein Kopfkissen. Bei den Verwandten bekam sie in einem Zimmer, das auch Wirtschaftsraum war, ein Bett. Sie und ihre Verwandten bekamen Arbeit in der Gärtnerei Hesse zugewiesen. Dort arbeiteten viele Flüchtlinge. Die Männer der Frauen kamen dann 1947/1948 aus der Gefangenschaft auch nach Briesen. Durch den Suchdienst des Roten Kreuzes hatten sie sich gefunden. Nun bekamen sie Wohnungen zugewiesen: 1 Stube, 1 Küche. So begann der Neuanfang in Briesen (Mark). Durch ihren Fleiß schafften sie sich ein neues zu Hause und hatten dann auch wieder Haus und Hof oder eine kleine Landwirtschaft und eine Familie. Doch oft packt sie das Heimweh, dann fahren sie in ihren ersten Heimatort und sehen sich die Stelle an, wo einmal ihr Haus stand und sie mit den Eltern die letzten gemeinsamen Stunden 618 verbracht haben. In einem Crossener Heimatverein treffen sie sich manchmal mit Verwandten und Bekannten, die gleiche Schicksale hatten. Es gibt sogar eine Zeitung „Crossener Heimatblatt“ das vierteljährlich erscheint. Aber bald wird das alles vergessen sein, da die meisten Vertriebenen schon über 70 und 80 Jahre alt sind. Folgendes aus dem „Crossener Heimatblatt“ von Herrn Kurt Reinhardt: „Es fällt manchem schwer, das zu vergessen, was man unseren Menschen angetan hat. So deckt man den Mantel des Schweigens über kaum zu glaubende Geschehnisse, die man wohl als Verbrechen bezeichnen kann. Doch wir wollen ein gutes Verhältnis zu unseren polnischen Nachbarn und den Völkern herstellen, die unter dem faschistischen Größenwahn leiden mussten.“ Kriegerdenkmale und Kriegstote Nach dem 1. Weltkrieg wurde in Briesen zur Ehrung der Toten ein Kriegerdenkmal angelegt. Die Namen von etwa 25 Briesener Kriegstoten waren auf der Vorder- und Rückseite eingemeißelt. Es befand sich auf dem Dorfanger zwischen Kirche und dem Grundstück Heidenreich. Die Umgebung war als kleiner Park angelegt. In den ersten Jahren des 2. Weltkrieges wurden für die neuen Toten dort Holzkreuze errichtet. Den Nationalsozialisten war der sitzende Soldat auf dem Gedenkstein zu pazifistisch. Stattdessen krönten sie das Denkmal mit Reichsadler und Hakenkreuz. Als nach dem Ende des 2. Weltkrieges Nazisymbole verschwinden mussten entfernte, man zuerst den Adler, später dann auch Gedenkstein. Die Holzkreuze wurden nach dem Krieg durch gebrannte Tontafeln ersetzt. Ende der 1960er Jahre wird auf dem Friedhof ein Gedenkstein für die Toten beider Weltkriege aufgestellt. Die Tonplatten mit den Namen einiger Gefallener wurden rechts und links vor der Halle angeordnet. Auch Kersdorf hatte ein Kriegerdenkmal für die Toten des 1. Weltkrieges. Es stand links vor der Kersdorfer Mühle. Als 1965 der Mühlengraben verbreitert und die kleine Brücke erneuert wurde, verschwand das Denkmal. Für die vielen bekannten und unbekannten Kriegstoten wurde 1991 das Holzkreuz aus DDRZeiten durch ein steinernes Gedenkkreuz ersetzt. Kriegerdenkmal auf dem Dorfanger Postkarte aus den 1930er Jahre 619 Von den eingezogenen Männern aus Briesen sind 96 Soldaten gefallen. Kersdorf hatte 17 Opfer zu beklagen dazu kommen noch 11 Vermißte. Wo werden sie wohl begraben sein? Gedenkstein für die Toten von 1914-1918 und 1939-1945 Foto von 1997 2002 wurden die Tontafeln für 26 Soldaten durch eine Tafel ersetzt Die Toten des 2. Weltkrieges: Dienstgrad: Soldat Unteroffizier Obergefreiter Gefreiter Obergefreiter Obergefreiter Unteroffizier Unteroffizier Gefreiter Unteroffizier Gefreiter Soldat Obergefreiter Soldat Soldat Oberleutnant Gefreiter Feldwebel Grenadier Gefreiter Leutnant Grenadier Obergefreiter Gefreiter Grenadier Unteroffizier San. Obergefreiter Füsilier Name: Karl Schulz Herbert Eichler Erich Kalisch Otto Paulke Richard Paulke Richard Peiltz Paul Gedicke Friedrich Teschke Willi Pelz Alfred Gräber Reinhard Kottke Helmut Kalisch August Lange Paul Schulz Kurt Griewenka Willi Freudenberg Willi Bach Gerhard Wagner Hans Georg Ludwig Karl Mauche Heinz Sommer Joachim Zippli Gerhard Burjack Alfred Vormelcher Helmut Klein Erwin Kreide Gerhard Melde Reinhold Seelig Alfred Müller geboren/ Alter: 23.01.1913 07.04.1916 29.08.1912 30.06.1911 0608.1914 27 Jahre 20.06.1915 1913 24 Jahre 34 Jahre 15.09.1921 29.07.1913 02.03.1901 22.01.1929 29.09.1909 03.10.1905 1914 25.09.1923 18.09.1922 03.04.1920 23.08.1915 23.06.1921 31 Jahre 09.05.1903 27.05.1923 11.06.1922 10.01.1911 30.11.1906 620 gefallen: 15.05.1940 16.07.1941 30.08.1941 14.10.1941 14.10.1941 (Lazarett) 03.10.1941 24.10.1941 (Unfall) 28.12.1941 06.02.1942 09.04.1942 07.03.1942 (Lazarett) 15.03.1942 08.04.1942 12.07.1942 20.09.1942 22.10.1942 06.12.1942 04.12.1942 27.09.1942 08.12.1942 30.10.1942 24.02.1942 24.07.1943 26.09.1943 05.12.1943 24.02.1944 18.12.1943 26.02.1944 Dienstgrad: Obergefreiter OT. Gefreiter Unteroffizier Stabsgefreiter Unteroffizier Obergefreiter Unteroffizier Obergefreiter Forstarbeiter Gefreiter Obergefreiter Oberfeldwebel Unteroffizier Gefreiter Obergefreiter Gefreiter Polizist Unteroffizier Oberfeldwebel Name: Gustav Feierabend Otto Priefert Wilfried Joch Wolfgang Hinze Paul Frieske Karl Priefert Erich Ritter Arnold Braatz Karl Noack Otto Schäfer geboren/ Alter: 03.11.1916 21.01.1904 11.05.1922 17.06.1922 20.10.1898 02.07.1910 23.09.1910 17.10.1925 1898 24.03.1920 Alexander Schröder 13.07.1914 Alfred Schneider 04.08.1913 Arno Kaufmann Gustav Schulz 28.04.1913 Harry Steinkraus 30.11.1916 Walter Priefert 24.12.1924 Albert Gutt 26.08.1921 Paul Henkel 15.05.1924 Paul Starke 05.04.1895 Fritz Neuhausen 12.12.1904 Karl Priefert Erwin Pilecke Erich Liesegang 26.05.1904 Erich Richter Herbert Kalisch Bernhard Klügert Herrmann Sander Herbert Richter 16.08.1914 Alfred Bischof 10.02.1915 Otto Schlodder 24.03.1920 Karl Heinz Wandel 18.09.1920 Artur Fröhlich Wolfgang Hinze 17.06.1922 Paul Schulz 24.02.1900 Alfred Vormelcher 24.02.1900 Heinz Gerhard Müller 07.09.1923 Walter Höhne 01.01.1923 Herbert Teschke 12.04.1910 Walter Krüger Erwin Kirbs 23.11.1924 W. Förster Werner Jüttner 28.04.1913 Albin Joch 17.03.1913 D. Heinicke A. Schröder Kurt Mittermann 24.08.1922 Gustav Rein 07.10.1913 Helmut Strauch 10.03.1923 Willi Sattelberg 05.12.1912 621 gefallen: 21.01.1944 30.04.1944 18.03.1944 23.04.1944 10.07.1944 30.07.1944 01.08.1944 16.07.1944 28.07.1944 22.08.1944 22.08.1944 31.08.1944 23.08.1944 27.10.1944 17.02.1944 01.12.1944 29.12.1944 30.01.1944 nördl. Eismeer 1943 bei Charkow 1944 1941 1944 28.01.1945 10.04.1945 22.08.1944 27.09.1942 25.04.1945 26.12.1942 22.10.1944 17.10.1943 14.07.1943 03.07.1944 16.06.1944 15.05.1940 Als im Krieg vermisst gelten: Walter Krug, Werner Roland, Rudi Pape, Herbert Kalisch, Gerhard Pachael, Arno Schwärzel, Klaus Rochow, Werner Schmidt, Heinz Paul, Helmut Struck, Günter Westphal Im Krieg 1939/45 verblieben von Kersdorf 16 Männer: Dienstgrad: Name: Soldat Karl Otto Weichert Soldat Alfred Voigt Soldat Helmut Jänsch SS-Sturmmann Günter Gedicke Obergefreiter Kurt Ackermann Gefreiter Gustav Selig Marine Gefreiter Bruno Zabel Uffz. Fallschirmjäger Bernhard Schnell Unteroffizier Alfred Bischoff Jäger Bruno Freudenberg Soldat Otto Stegmann Unteroffizier Erich Raasch Zugführer Gerhard Techen Unteroffizier Karl Zabel San. Obergefreiter Fritz Friede Gefreiter Adolf Sommer Schütze Arthur Schalldach geboren/ Alter: 25.01.1920 10.02.1906 04.02.1921 24.08.1922 02.02.1923 29.12.1918 10.12.1915 27.05.1924 30.04.1903 12.12.1917 1903 29.01.1916 25.10.1921 1923 gefallen: 08.06.1940 23.06.1941 in Litauen 30.07.1941 Pripjetsümpfe 11.11.1941 14.07.1943 --. 02.1943 18.03.1943 08.05.1943 in Afrika 23.07.1943 22.07.1943 03.12.1943 06.12.1943 10.04.1945 22.03.1944 03.04.1944 03.08.1942 20.09.1942 Ein großes Gedenkkreuz und 98 Gedenksteinchen erinnern an die deutschen Gefallenen, die in und um Briesen im 2. Weltkrieg ihr Leben lassen mussten. Im Lazarett, das in der damaligen Schule eingerichtet war, starben auch viele. Von den 98 Gefallenen stehen 54 mit Namen und 35 als „unbekannt“ auf den Gedenktafeln. Der Bereich des Friedhofs mit den Toten des 2. Weltkrieges 622 Der Neuanfang 1945 Nach dem Einmarsch der Roten Armee, am 24. April 1945 wird eine sowjetische Kommandatur in der Villa „Zippli“ in der damaligen Mühlenstraße (Karl-Marx-Str.3) eingerichtet. Kapitän Lekin ist für den Ort zuständig. Mit einem der ersten Befehle werden alle Rundfunkgeräte und Schreibmaschinen eingezogen. Der Wehrwolf soll sich nicht organisieren können heißt die Begründung. Fahrräder und Uhren besorgen sich die russischen Soldaten bei den Bürgern in Selbstbedienung, zur Berechtigung drohen sie dabei mit ihrer Waffe. Ab 1. Mai 1945, der Krieg war noch nicht zu Ende, müssen sich die Bürger im Gemeindebüro anmelden. In diesen Tagen waren 303 Einwohner in Briesen. Die Sowjets lassen sich alle Karteikarten des Meldeamtes übersetzen. Der ehemalige Bauernführer und Bürgermeister Paul Gerlach und Robert Wagner sind verantwortlich für die Erfassung der Karteikarten. Als Übersetzer arbeitet Ludwig Franzek. Herr Richter und A. Kermas sind ebenfalls in der Verwaltung. Es werden erste Brotrationen verteilt. Ab 7. Mai werden die Parteigenossen der Arbeiterparteien August Wahlich, Erich Kalisch und Eduard Pelz zur Unterstützung in das alte Gemeindeamt (Haus Bäcker Meyer in der Bahnhofstr.) geholt. Am 6. Juni übernimmt A. Wahlich den Vorsitz in der Gemeinde, P. Gerlach wird entlassen, er kommt später im Lager Ketschendorf ums Leben. Eine alte Lokomobile und eine Schrotmaschine werden auf dem Platz des ehemaligen Sägewerkes Jeske in der Mühlenstr. aufgestellt. Man schrotet die Personalausweis ohne Lichtbild von angebrannten Getreidereste aus der Mühle Meyer. 1945, Verantwortlich dafür sind Ernst Landsmann, Franz Zickrow, Gustav Pohland. Für die Ausgabe der Die Angaben erfolgten in Deutsch und Verpflegung werden Alfred Balzer und Erich Russisch Stolzenberg eingeteilt. Verteilt werden Kartoffeln, Zwiebeln und Schrotbrot. Zur Reparatur und zum Umbau der Eisenbahnstrecke werden viele arbeitsfähige Bürger eingesetzt. Es gibt Beschwerden der Bürger über Raub, Vergewaltigungen und Plünderungen, es ändert sich aber kaum etwas. Ab Juni kommen immer mehr Flüchtlinge aus den Ostgebieten, weil sie von den Polen vertrieben wurden. Im Sommer 1945 bricht eine Typhusepidemie aus. Man richtet im Altersheim Kersdorf ein Typhuskrankenhaus ein. Die Leitung hat Professor Unverricht. Betreut werden die Kranken von den Krankenschwestern Bredow und Kurreik und den Hilfskräften Frl. Lau und Hildebrandt. Um die Kranken im Dorf kümmert sich Dr. Scholz. Neben Typhus tritt Ruhr verstärkt auf. 1945 wurden in der Gemeinde 194 Sterbefälle registriert. Wilhelm Grimm, Werner Kiepert und Artur Weiher reparieren unter schwierigen Bedingungen die Fernsprechanlagen und die Stromversorgung des Ortes. Der Viehbestand war 1945: 1 Kuh bei Kalisch 1 Kuh bei Lehmann 2 Kühe bei B. Wolf 2 Schweine bei Bäckermeister Kohl Großvieh irrt herrenlos in den Wäldern umher und wird eingefangen und in Ställen untergebracht. Später wird das Vieh den Betrieben, die es untergestellt haben als Eigentum übergeben. Die Betriebe werden zur Abgabe von Milch und Fleisch verpflichtet, um der Allgemeinheit zu helfen. 623 Für die Bergung der toten Soldaten und Pferde, die an den Straßen und in den Wäldern um Briesen liegen, wird ein im Volksmund so genanntes „Leichenkommando“ gebildet. Die toten Pferde werden in Gruben vergraben. Die Soldaten werden, nachdem man ihnen Dokumente und persönliche Sachen zur Identifizierung abgenommen hat an der Fundstelle begraben. Die Grabstelle erhält ein Holzkreuz. Später bettet man die deutschen Soldaten auf einen besonderen Bereich des Briesener Sowjetisches Ehrenmal, im Hintergrund „Konsum Lebensmittel“ - Schulz Foto von 1970 Friedhofs um. Es bleibt bei den einfachen Kreuzen, eine gemeinsame Ehrung erfolgt nicht. Für die sowjetischen Gefallenen wird auf dem Dorfanger vor der Feuerwehr ein Ehrenfriedhof angelegt. Etwa 180 Soldaten die in der Umgebung von Briesen und der Nachbarorte gefallen sind erhalten eine Ruhestätte. Die Gräber und das Ehrenmal sind zu Anfang nur aus Holz. Anfang der 1950er Jahre wird die Anlage aus Granitsteinen gemauert. Die Bauleitung übernimmt Alfred Firl, Maurer ist Paul Kaiser. Die Ketten für die Einfassung werden bei Tuchnitz geschmiedet. Mehrmals im Jahr wurden zu DDR-Zeiten Umbettung der sowjetischen Kriegstoten im am Denkmal Blumen niedergelegt oder Herbst 1991 Feierstunden abgehalten. Die Schule und Betriebe des Ortes nahmen zusammen mit einer Delegation der sowjetischen Garnison aus Fürstenwalde daran teil. Im Herbst 1991 wurden die sowjetischen Gefallenen und das Ehrenmal auf den Briesener Friedhof verlegt. Von der Gemeinde wird die Gedenkstätte dort weiter gepflegt. Im Juni 1945 werden von den Sowjets Parteien und Organisationen zugelassen. In Briesen entstehen die SPD und KPD neu. Bürgerliche Parteien sind nicht erlaubt. Eine Gemeindebodenkommission unter Leitung von Kaminski und Die sowjetische Gedenkstätte auf dem Briesener später Max Schubert vergibt Friedhof Gartenparzellen von ¼ bis 1½ 624 Morgen an Bürger. Man benutzt dazu ein Feld in der Frankfurter Str. wo später die Schule gebaut wird. Am 20.April 1946 vereinigen sich SPD und KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Erich Kalisch KPD und Richard Schildbach SPD reichten sich unter dem Beifall der Genossen die Hände. In der späteren DDR wird es die Staatstragende Partei. Nach dem sowjetischem Vorbild der Komsomolzen entsteht die Jugendorganisation: Freie Deutsche Jugend (FDJ). Ihr Symbol ist eine aufgehende Sonne. Jugendliche von 14- 25 Jahren konnten Mitglied werden. In den ersten Jahren war die Organisation beliebt, es gab gemeinsame Tanzund Sportveranstaltungen. Die Funktion als Kaderschmiede für die Partei bekam die FDJ erst in späteren Jahren. Die Sowjets wollten die Naziaktivisten bestrafen. Da sie wenige konkrete Informationen hatten, genügten ihnen Denunziationen von Briesener Bürgern. Ohne weitere Überprüfung werden ab 13. August 1946 viele Jugendliche und Männer vom sowjetischen Geheimdienst in ein Lager nach Ketschendorf oder in andere Internierungslager gebracht. Viele junge Menschen, deren einziges Verbrechen darin bestand, in der HJ gewesen zu sein, landen dort. Die Bedingungen in den Lagern sind katastrophal, viele Menschen sterben infolge schlechter Ernährung oder an Krankheiten. In einem Raum mit 20m² waren bis zu 50 Menschen untergebracht. In der kurzen Zeit des Bestehens des Lagers Ketschendorf von 1946 bis 1947 gab es schätzungsweise 6000 Tote. Aus Briesen und Kersdorf kommen folgende Menschen in den Lagern um: Kurt Gerlach Hans Priefert Paul Gerlach Darge Eschenbach Bauer Jänsch Melde Piel Rosenberg Gastwirt Schulz Herrmann Schubert Albert Schubert H. Thunak Fritz Zwirner Albert Schippke Fender Karl Gedicke Henschel Jaskulla Förster Johns Bruno Lehmann Franz Leiminger Henry Päpke Riesenberg Schern Karl Wille Georg Wetzel Otto Wolf (Bäcker) Dillmer Folgende Männer haben das Lager überlebt und kehren bis 1950 wieder zurück: Rudi Steinkraus Max Wiechert Siegfried Gerlach Richard Richter Fritz Wilke Wilhelm Grunow Walter Schubert Max Heinicke Karl Wandel 625 Bollmann Karl Balzer Harald Schubert Erich Wagner Die Heimgekehrten wurden dazu verpflichtet über ihre Erlebnisse im Lager zu schweigen. Erst 40 Jahre später wurden Einzelheiten aus dem Lagerleben bekannt. 1952 als die Reifenwerksiedlung in Fürstenwalde gebaut wurde, entdeckt man die Massengräber. Das Lager war 1947 aufgelöst worden. Über die Herkunft der vielen Toten, die damals entdeckt wurden, erfuhren die Fürstenwalder wenig. Man suggerierte den Bürgern dass es Kriegstote seien. Die meisten Toten Hinter der Reifenwerksiedlung, nahe der Autobahn A12, gibt es wurden dann auf den jetzt einen kleinen Gedenkhain und diesen Gedenkstein. Soldatenfriedhof nach Halbe umgebettet. In Sammelgräbern wurden sie auf den Grabfeldern IX bis XI zur letzten Ruhe gebettet. Nach Gründung der DDR übergaben die Sowjets die Internierungslager an die DDR. Ab 1950 wurden sie aufgelöst. Erst nach dem Ende der DDR entsteht, dort wo sich das Massengrab befand, ein kleiner Gedenkhain und Tafeln erinnern an die vielen Toten. 626 Berichte von Zeitzeugen über das Kriegende und die Zeit nach 1945 Bericht von Hauptlehrer Robert Wagner über das Schicksal der Schule in Briesen 627 628 629 Anfang 1966 rief Max Scholz, der damalige Bürgermeister von Briesen auf, für eine Dorfchronik persönliche Erlebnisse vom Neuanfang nach 1945 aufzuschreiben. Die folgenden Texte sind aus dieser Zeit noch erhalten: 630 Bericht von Ernst Landsmann aus der Petershagener Str. 631 632 633 634 Werner Kiepert aus der Bahnhofstraße schreibt über die Elektroinstallation 635 Max Schubert über die Bodenreform 636 637 Der Bericht des Dachdeckers Karl Zabel über die Nachkriegszeit 638 639 Bericht des ersten nach 1945 eingesetzten Bürgermeisters August Wahlich 640 641 642 Franz Fleck über die Nachkriegszeit 643 644 645 Wilhelm Grund über die Reparatur des Telefonnetzes 646 647 Erinnerungen an die Schulzeit und Kindheit in Briesen (1946-1954) Erika Schulz, geb. Gonschorek, Jahrgang 1939 Es war ein recht trüber Tag. Anfang September 1946. Meine Mutter hatte sich über mittag von ihrer Arbeit auf dem Sägewerk eine Stunde freigenommen, um mich zum Tag meiner Einschulung zu begleiten. 648 Wenn ich mich richtig erinnere, lieferte sie mich dort aber nur ab. Die Schule befand sich in einer ehemaligen Villa, dem heutigen Vereinshaus. Dort stand ich nun, verloren unter vielen fremden Menschen. Einen Ranzen und die heute so begehrte Schultüte besaß ich nicht. Eigentlich wusste ich auch gar nicht, dass es solche Dinge gab. Ich trug eine Art Aktentasche, aber aus derbem Stoff gefertigt. Meine Mutter hatte sie aus einem alten Soldatenrucksack genäht. Darin war eine recht kleine Schiefertafel, wer mir die zukommen ließ, ist mir nicht bekannt. Wir, die Schulanfänger und einige Mütter, hatten uns in dem größten Raum dieses Schulhauses, dem früheren Salon der Villa, versammelt. Es waren über 50 Schüler und ich wundere mich heute beim Betrachten dieses Raumes, wie es möglich war, für diese große Anzahl von Schülern das Mobiliar zu stellen und die Kinder dort unterzubringen. Aber wir saßen auch alle sehr dicht aufeinander, bis ganz nach vorn vor die Tafel. An diesem ersten Tag wurden wir u. a. auch nach unserem Geburtsort gefragt. Als ich an der Reihe war und den Ort mit "Polen" angab, erfolgte allgemeines Gelächter, das mich irritierte und auch irgendwie verletzte. Bedingt durch die Flucht aus den ehemaligen Ostgebieten, mein Geburtsort ist Posen, und die schlimme Nachkriegszeit, hatte meine Mutter überhaupt keine Zeit, uns in solche Dinge einzuweisen. Im Vordergrund stand die Versorgung von uns vier Kindern (zwei bis sechs Jahre alt). Daher besaß ich auch keinerlei altersgemäßes Vorwissen, kannte weder Zahlen noch Lieder oder irgendwelche persönliche Daten. Geprägt hatten mich wie viele meiner Generation bis zu dieser Zeit die fürchterlichen Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Eintreffen der ersten russischen Soldaten in unser Dorf im Januar 1945, die nachfolgende Vertreibung von Haus und Hof, die Traurigkeit und die Ungewissheit zum Schicksal unseres Vaters, der im Februar 1945 in die Sowjetunion verschleppt wurde und die grauenvolle sogenannte "Umsiedlung" im Dezember 1945. Am Abend des 23. 12. 1945 war meine Mutter mit uns vier Kindern nach einer wochenlangen Odyssee in Briesen (Mark) gelandet. Die Monate danach bis zu meiner Einschulung waren im Prinzip nur damit ausgefüllt, das Überleben der Familie zu sichern. Das hat sicher auch uns Kinder beeinflusst. Deshalb hatte ich auch keinerlei Vorstellungen von Schule. In Erinnerung ist mir noch, dass ich zur Einschulung eine kleine graue Papierspitztüte mit einigen sauren Bonbons bekam. Da ich diese ganz allein für mich behalten wollte, versteckte ich sie oben auf dem Kleiderschrank. Man musste erst auf einen Stuhl steigen, um an sie heranzukommen. Und da meine Geschwister kleiner als ich waren, wähnte ich die Tüte dort sicher. Unser Klassenlehrer in den ersten und zweiten Klasse war Herr Robert Wagner, ein recht strenger Lehrer, der aber auch spaßig sein konnte. Es war allerdings zumeist der gleiche Spaß. Wenn er schmunzelnd anfing: "Als ich noch ein kleines Mädchen war....", und wir dann alle lachten und riefen, dass er ja ein Junge gewesen sei, dann freute er sich über seinen eigenen Witz. Oft musste er auch den Mädchen die Hosen hochziehen, in Ermangelung von Gummiband waren diese nur mit Schnur oder Bändern zu schließen, und wer konnte schon eine Schleife binden. Es ist mir heute unerklärlich, wie es Herr Wagner schaffte, in einer 1.Klasse mit 50 Schülern diese das Schreiben, Rechnen und Lesen zu lehren. Auf jeden Fall muss es ihm doch bei den meisten von uns gelungen sein. Aber mir ist auch nicht erinnerlich, dass es in den Unterrichtsstunden laut oder ungezogen zuging. Geschrieben und gerechnet wurde auf der Schiefertafel. Da meine nach kurzer Zeit in der Folge eines Streits mit meinem Bruder zerbrach, blieben mir nur noch die Scherben - aber irgendwie ging es so auch. Lesebücher waren in der ersten Klasse nicht für alle Schüler vorhanden, wir sollten sie für das häusliche Üben untereinander austauschen, was natürlich in den seltensten Fällen erfolgte. Ich hatte jedenfalls kein Buch und war demzufolge gezwungen in der Lesestunde aufzupassen, um den Text schließlich auswendig zu "lesen". Nur wenn Herr Wagner uns aufforderte, den Text von hinten zu lesen, wurde es natürlich schwierig. Wenn ich wirklich mal das Lesebuch mit nach Haus bekam, wurde am Abend mit der Mutter geübt. Aber sehr häufig war dann Stromsperre und bei Kerze, soweit vorhanden, oder Kienspan war da auch nicht mehr viel zu machen. 649 In der ersten Zeit hatten wir teilweisen Schichtunterricht, wir gingen dann meistens am Nachmittag zur Schule. Außerhalb des Unterrichts wurden wir im Kindergarten betreut. Dieser befand sich in der Beeskower Straße. Hier erhielten wir auch ein Mittagessen, spielten viel im Freien, lernten Lieder und kleine Spiele. Es gab auch Liegen für die Mittagsruhe. Gern erinnere ich mich an eine damalige Kindergärtnerin, Tante Vera, später Frau Forstmeyer. In der Schule gab es zur Stärkung ein rundes dunkles trockenes Brötchen, sodass wir wenigstens etwas im Magen hatten. Wir nannten dieses Gebäck "Ochsenaugen". Manchmal verteilte Herr Wagner in der Schule auch Bezugsscheine. Er fragte dann: "Wer hat Schuhgröße 32?" Und wenn man diese hatte, erheischte man mit etwas Glück solchen Schein, für den man dann ein Paar neue Schuhe erhielt. Diese waren eine große Kostbarkeit. Denn es kam vor, dass man in Ermangelung fester Schuhe bei nassem oder sehr kaltem Wetter nicht zur Schule gehen konnte. Manchmal wechselten wir uns auch mit dem Tragen der Schuhe ab, einer ging mit diesen zur Schule und der andere musste zu Hause bleiben. Dass die Schuhe oft auch zu groß waren, machte uns nichts aus, dann wurden die Spitzen einfach mit Papier ausgestopft. Aber wir litten eigentlich nicht darunter, denn es ging ja sehr vielen Kindern nicht anders. Das war unser Alltag. Gern erinnere ich mich auch an unseren großen Pausenhof, aus damaliger Sicht eine herrliche Wiese, auf der man sich frei bewegen konnte, z. T. fand dort auch der Sportunterricht statt. Weniger schön war das "Plumps-Klosett", auf dem es immer fürchterlich stank. Im ersten Jahr hatten wir u. a. auch Sport bei Fräulein Loose. Dieser wurde im Saal vom sogenannten "Erbsensack" abgehalten. Wir mussten uns dazu eine Zeitung oder eine andere Unterlage mitbringen. Darauf setzten wir uns, und Frl. Loose im langen Rock demonstrierte die einzelnen gymnastischen Übungen. Ich sehe sie noch heute vor mir, wie sie laut zischend ein-und ausatmete. Im Saal war es dunkel und kalt. Im dritten und vierten Schuljahr war Herr Conrad unser Klassenlehrer. Er wohnte gleich neben unserem Klassenraum im oberen Stockwerk. Manchmal kam er zu Stundenbeginn noch kauend herein, die Finger hinter den Hosenträgern und fragte uns, wer ihm morgen Kaninchenfutter mitbringen könne. Und es gab immer mal jemanden, der das konnte. Ich war nicht dabei, denn wir hatten genug zu tun, für unsere Kaninchen das Futter herbeizuschaffen. Was mir aber heute noch große Hochachtung abverlangt, ist der Musikunterricht bei Herrn Conrad. Bereits in der dritten Klasse unterwies er uns in der Notenlehre, wir sangen nach den von ihm demonstrierten Handzeichen: do, re, mi, fa, so, la, ti, do und sangen auch von der Tafel einfache Melodien nach Noten ab und das z.T. auch zweistimmig. Er brachte auch einigen von uns das Spielen auf der Blockflöte bei. Wir konnten damals bereits einfache Lieder vom Blatt spielen. Leider wurde das dann nicht mehr fortgeführt. Herr Conrad unternahm mit uns auch Wanderungen in unsere Briesener nähere Umgebung. An eine ulkige Sache erinnere ich mich noch wie heute. Wir waren mit ihm am Petersdorfer See und gingen gemeinsam baden, er natürlich auch. Beim Anblick seines Badeanzugs mussten wir uns doch das Lachen verkneifen. Ein ausgeblichener lila-weiß gesteifter Trägerbadeanzug mit langen Hosenbeinen und schon etlichen Mottenlöchern schmückte unseren Lehrer, aber er ging mit uns baden, und das war einfach toll, übrigens machte das Baden zu unserer Schulzeit am Petersdorfer See großen Spaß. Es gab einen langen Steg mit einem schön federnden Sprungbrett, der Nichtschwimmerbereich war mit Holzbalken abgeteilt und der Strand bot Gras- und Sandflächen zum Liegen. Auch Toiletten und Umziehmöglichkeiten waren vorhanden. Es war möglich, bis zum anderen Ufer des Sees zu schwimmen, ohne von Schlingpflanzen behindert zu werden. Als Trophäe, dass man es geschafft hatte, brachte man von der anderen Seite eine weiße Seerose mit die man sich beim Schwimmen um den Hals hängte. Am Ziel angekommen, wurde daraus eine Kette gefertigt, der Stiel ließ sich wie Kettenglieder brechen. So verschafften wir uns unsere eigenen Medaillen. Jedenfalls haben wir an diesem See alle ohne jegliche fremde Hilfe das Schwimmen gelernt. 650 In diesem Zusammenhang möchte ich einiges zu unseren Spielen in der Nachkriegszeit einfügen. Da wir über keinerlei Spielzeug verfügten, waren unserer Fantasie keine Grenzen gesetzt. In der ersten Zeit wurden noch als Erinnerung an den Krieg Bunker gebaut, in denen wir sogar stehen konnten. Die großen Jungen aus der Nachbarschaft hatten dort natürlich das Sagen, wir Kleineren waren die Gefolgsleute. Es wurde sogar Krieg gegen die Hüttenstraße gespielt. Wir, das waren die Kinder von der Frankfurter Straße. (Paepke, Jarchow,Gonschorek,Weinert, Fust, Patke, Zamzow, Mann), standen auf der einen Seite der sogenannten Pelzer Heide und die Kinder der Hüttenstraße auf der anderen.Wir Mädchen sammelten Steine und die Jungen warfen dann diese gegen die anderen oder schleuderten diese in ihren "Katschis" gegen die Hüttenkinder. Glücklicherweise wurde nie einer verletzt, aber man muss doch staunen, wie sich die ganze Kriegsideologie auch in den Köpfen der Kinder eingenistet hatte. Aber diesen Spielen folgten dann doch bald Friedliche. So bauten die Jungen zwischen dem kleinen Wäldchen und den Birken einen Fußballplatz mit richtigen Toren. Uns Mädels stellten sie ins Tor und sie bolzten dann nach Herzenslust. Gern spielten wir auch an den Birken. Hier konnten wir klettern, und wenn das Nachbarmädchen ihre schönen Puppen mit den anderen herrlichen Puppensachen aus der Vorkriegszeit mitbrachte, dann war es natürlich fast traumhaft. Solche Zelluloid-Puppen mit echtem Haar und Schlafaugen hatten wir noch nie gesehen- und jetzt konnten wir diese auch mal anfassen und gemeinsam Mutter-Kind spielen. Von irgendjemandem hatten wir einen Tennisball bekommen. Mit diesem erweiterten sich unsere Spielmöglichkeiten. Da gab es eine richtige Spielfolge. Zehnmal den Ball mit beiden Händen gegen die Wand werfen und wieder fangen, dann neunmal mit der rechten, achtmal mit der linken usw. Mit jedem Mal wurde der Schwierigkeitsgrad höher. Wenn der Ball herunterfiel, war der Nächste an der Reihe. Sieger war derjenige, der zuerst alle Folgen absolviert hatte. Häufig wurde auch Hopse gespielt. Da gab es die verschiedensten Formen, die aufgezeichnet wurden, und die dann durchgehüpft wurden, wiederum erhöhte sich bei jedem Durchgang die Schwierigkeit. Aber auch solche Laufspiele wie: Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann, Meister, Meister gib uns Arbeit oder, Alle meine Geißlein kommt nach Haus usw. förderten die Gemeinsamkeit von uns Kindern.Wir brauchten keinen Erwachsenen, der mit uns spielte oder uns beaufsichtigte. Im Allgemeinen verlief das alles auch recht harmonisch und lustig. Etwas ganz Besonderes war es, als ein Mädchen das Fahrrad ihrer Familie mitbrachte. Es war ein altes Herrenfahrrad. Darauf lernten wir alle das Radfahren. Da wir nicht über die Stange reichten, mussten wir das eine Bein unterhalb der Stange auf die Pedale setzen. Dabei das Gleichgewicht zu halten, war zwar etwas schwieriger, aber es gelang. Unsere Teststrecke war immer der Weg von Schildbachs bis zur Straße und zurück. Gern hätte ich damals auch eigenes Spielzeug gehabt. Als mir meine Mutter Geld für den Einkauf von Lebensmitteln gab, kaufte ich davon eigenmächtig Bücher und Spielzeug. Schräg gegenüber von Patkes gab es solch einen kleinen Laden. Doch die Freude über meinen Besitz währte nicht lange. Als meine Mutter von der Arbeit kam und statt der Lebensmittel meine Neuerwerbung sah, musste ich diese schweren Herzens wieder zurückbringen, das Geld reichte eben nur für die notwendigen Lebensmittel. Aber später gab es an der Schule oder auch in der Gemeinde eine Bücherei, von dieser konnte ich mir dann Bücher ausleihen. Ärmlich war nicht nur das Spielzeug. Auch unsere Wohnverhältnisse waren mehr als bescheiden. Über Jahre verfügte unsere fünfköpfige Familie nur über einen kleinen Wohnraum und eine noch kleinere Küche. Aus Platzmangel hatte auch nicht jeder ein Bett. Meine Schwestern teilen sich bis zum 12.Lebensjahr ein Bett! Ein Tisch, vier einfache Holzstühle, zwei Betten, ein Kleiderschrank und ein altes verschlissenes Sofa war unser ganzes Mobiliar. Als wir 1953 in die Hüttenstraße zogen, verbesserte sich unsere Wohnsituation. Nun hatten wir drei Zimmer und eine schöne Küche. Das Wasser mussten wir zwar weit von der Pumpe holen und die Eimer immer die steile Treppe hinauftragen, aber das ging damals allen so. 651 Fast noch wichtiger als das Wohnen war aber für uns das Essen. Die Rationen auf den Lebensmittelkarten waren nicht groß und deshalb war das Organisieren von Nahrung eine ständige Aufgabe für unsere Mutter und auch für uns Kinder. Unser erstes Huhn, es war ein Schwarzes, wurde aus Angst vor dem Habicht oder Dieben eingesperrt. Jedes gelegte Ei war eine Kostbarkeit. Mir ist es heute noch unerklärlich, wie unsere Mutter aus nur einem Ei für fünf Personen ein schmackhaftes Rührei herstellte. Sicher wurde mit viel Mehl und Milch das Ei "gestreckt". Bald hatten wir auch Küken, später Enten, Gänse und Kaninchen. Ein Stück Brachland wurde von unserer Mutter urbar gemacht, sodass wir auch bald eigenes Gemüse und Kartoffeln halten. Die Obstbäume an den Alleen und manchmal auch die Äcker der Bauern bereicherten unser Angebot. Unsere Mutter ging so manche Nacht auf "Raubzug", um uns satt zu bekommen. Die Hausfrauen waren damals sehr erfinderisch. Statt Mehl für einen Kuchen wurden Malzkaffee oder gekochte Kartoffeln genommen, und es hat uns jedenfalls sehr gut geschmeckt. Auf abgeernteten Feldern wurde gestoppelt bzw. Ähren gelesen. Die Ähren wurden dann mit einem Knüppel "ausgedroschen", die Hacheln weggepustet und die Körner auf der Kaffeemühle zu grobem Mehl gemahlen. Nun war Mehl für eine Suppe da und manchmal auch für ein Brot, welches wir zum Bäcker zum Backen trugen. So war es auch mit dem Kuchen. Den ungebackenen Kuchen trugen wir auf großen Blechen zu Bäcker Seibt oder Meier zum Ausbacken. Auf jedem Kuchen war ein Namenszettel, sodass auch jeder wieder seinen eigenen Kuchen, zurück bekam. Diesen Kuchen oder das Brot unversehrt nach Haus zu bringen war gar nicht so einfach. Ständig den frischen Kuchen- bzw. Brotduft vor der Nase, konnte man nicht widerstehen.und so landete so mancher Streusel oder Kanten auf dem Weg bis nach Hause in unserem Magen. Schimpfe bekamen wir dafür nicht. Denn der Hunger war immer gegenwärtig. Wie groß die Portionen waren, belegt ein Erlebnis. In Ermangelung von Kühlschrank oder Keller wurde der Sonntagsbraten schon am Vortag zubereitet, so konnte das Fleisch nicht verderben. Meine Schwester Helga hatte diesen Braten schon gerochen und aß mit viel Appetit das ganze Stück Fleisch, das eigentlich für uns fünf reichen sollte, heimlich ganz allein auf. Unsere Mutter konnte sie dafür nicht ausschimpfen. Nun wurde es halt ein fleischloser Sonntag und wenigstens hatte sich einer von uns hoffentlich an Fleisch satt gegessen. Milch wurde in einer Blechkanne aus dem Milchladen neben der Post geholt. Auch diese gab es auf Marken bzw. Zuteilung. Manchmal konnten wir uns eine Kanne voll auch vom Bauern holen. Bis nach Petersdorf sind wir dafür gelaufen. Als Mutti später bei Dr. Scholz täglich die Kuh molk, war die notwendige Tagesration an Milch für unsere Familie gesichert. Zu damaliger Zeit aßen wir täglich unsere Milchsuppe, und das war eine sehr wertvolle Mahlzeit. Später gab es in der Schule ein warmes Mittagessen. Die Küche befand sich im Keller der Schule. Frau Warnke war die Köchin, die uns in unsere mitgebrachten Kochgeschirre oder Schüsseln das Essen füllte. Mein Kochgeschirr hatte eingeritzte russische Buchstaben. Wir hatten es im Wald gefunden. Was wir nicht aufaßen, nahmen wir mit nach Haus. Mancher wärmte es sich noch einmal auf oder es war ein willkommenes Futter für unsere Haustiere. Alles wurde verwertet. Problematisch war es auch mit der Bekleidung. Auf den sogenannten Punktkarten konnte man dafür etwas erwerben, aber im Allgemeinen war hier Geschicklichkeit und Können gefragt. Unsere Mutter spann z. B. für Leute Schafwolle, manchmal bekam sie als Lohn dafür auch etwas Wolle, sodass Socken oder Handschuh gestrickt werden konnten. Alle oder zu kleine Stricksachen wurden aufgeriffelt und daraus etwa Neues gestrickt. Alle Kleidungsstücke, die wir trugen, waren selbst genäht. Es gab keine fertige Konfektion. Da wurden alte Sachen umgeändert, aufgetrennt.gewendet und neu genäht und das alles ohne Nähmaschine, oft bei Kerzenschein, weil schon wieder Stromsperre war. Ständig riss der Faden, weil das Garn eine sehr schlechte Qualität hatte. Aus den Kaninchenfellen, die mit Alaun gegerbt wurden, nähte uns Mutti Mützen und Muffs oder schnitt aus dem Fell Einlegesohlen für die Schuhe. Sie trug solch ein Fell gegen ihre Rückenschmerzen. Auf jeden Fall waren unsere Mütter damals sehr einfallsreich und verarbeiteten den kleinsten Fetzen. Ein Loch im Kleidungsstück wurde 652 geflickt oder gestopft, und es wurde so lange getragen, bis es wirklich auseinanderfiel. Der letzte Rest wurde dann als Abwasch- oder Aufwischlappen genutzt. Doch wieder zurück zur Schule. Ab der 5. Klasse kamen zu uns nun auch die Schüler aus Jacobsdorf, später dann auch aus Pillgram und Biegen. Unsere Klassen liefen dann für zwei Jahre als Parallelklassen, ab der siebenten waren wir dann allerdings wieder eine Klasse mit fünfzig Schülern. Wir waren wieder in dem oberen großen Klassenzimmer mit den vielen Balken untergebracht. Herr Fred Lassan war unser Klassenlehrer. Und hier möchte ich doch etwas ausführlicher werden. Vor der Leistung dieses Lehrers möchte ich mich noch heute verbeugen. Aus meiner Sicht leistete er in dieser Zeit so viel, wie mancher nicht einmal in seinem ganzen Leben schafft. Er war mit Leib und Seele Lehrer, insbesondere Musiklehrer. In den zwei Jahren, in denen ich ihn an unserer Schule als Lehrer hatte, erreichte er mit uns Beispielhaftes. Herr Lassan baute zu Beginn unserer siebenten Klasse ein Mandolinenorchester auf, und brachte uns allen das Spielen bei. Das waren ca. 15 Spieler, die Mandoline, Mandola oder Gitarre spielten. In Ermangelung von Notenmaterial schrieb er alle Partituren vor, und diese wurden dann von Spieler zu Spieler weitergereicht, da sich jeder von uns seine Stimme in sein eigenes Notenheft übertragen musste. Schlimm war es, wenn wir beim Abschreiben Fehler gemacht hatten und dann in der Übungsstunde falsch spielten, das hörte Herr Lassan ganz genau heraus. Neben der Mandolinengruppe leitete er auch unseren Schulchor. Er schaffte es, dass wir dreistimmig sangen. Bei der Probe waren alle drei Tafeln in dem unteren großen Raum voller Noten. Wenn Herr Lassan mit der einen Stimme übte, hatten wir anderen uns mit unserer Stimme anhand der Noten zu beschäftigen. Ich meine, dass das doch ein recht hohes Niveau der Chorarbeit darstellte und uns Schüler auch sehr forderte. Dieser Fleiß vom Lehrer und von den Schülern wurde auch belohnt. Wir wurden bei unseren Auftritten gefeiert, kamen viel herum und wurden Sieger bei Kulturausscheiden im Kreis und Bezirk. An eine lustige Begebenheit dabei kann ich mich noch gut erinnern. Herr Lassan hatte die Angewohnheit, die Stimmgabel an seinem Schuh anzuschlagen. Und so tat er es auch in Fürstenwalde im Kulturhaus oben auf der Bühne während eines Auftritts. Er hob das eine Bein und schlug hinten am Hacken die Stimmgabel wie immer an, um uns den Ton anzugeben. Da erklang lautes Gelächter, das uns erst einmal irritierte. Den Zuschauern erschien diese Geste doch zu komisch. Aber auch als Klassenlehrer war Herr Lassan ein großartiger Lehrer. Mit ihm unternahmen wir einen, schönen Wandertag in die Rauener Berge und waren auf Ferienfahrt im Spreewald und auf der Insel Rügen. Alles war damals noch recht primitiv. So übernachteten wir im Spreewald bei einem Bauern oben in der Scheune im Stroh, aber das war für uns doch recht romantisch. So kamen wir wenigstens aus unserem Dorf heraus, denn an private Fahrten mit unserer Mutter war doch gar nicht zu denken. Aus meiner heutigen Sicht hat Herr Lassan ein Übermaß an Arbeit geieistet, obwohl er auch eine Familie mit noch drei kleinen Kindern hatte. Als wir auf unserem Klassentreffen im Jahre 2004 per Video in unserem alten Klassenbuch von 1952/53 blättern konnten, wurden wir natürlich auch mit unseren damaligen Zensuren konfrontiert. Mit großem Respekt nahm ich die Vielzahl der bewerteten mündlichen und schriftlichen Leistungen zur Kenntnis, und das bei fünfzig Schülern. Dazu gehörte schon ungeheurer Fleiß, um die vielen schriftlichen Arbeiten zu korrigieren. Da ich selbst viele Jahre Deutsch in den Klassen 5-8 unterrichtete, kann ich mir dazu schon ein Urteil erlauben. Hochachtung vor der Leistung unserer damaligen Lehrer. In unserer Schule gab es neben dem Chor und der Mandolinengruppe noch andere Arbeitsgemeinschaften. Zu einer möchte ich noch einige Erinnerungen aufschreiben. Unter Leitung von Herrn Kramarczyk erlangte die Laienspielgruppe große Anerkennung. In drei großen Stücken durfte ich mitspielen. Wir brachten diese, meist zu einer großen SchulWeihnachtsfeier für das ganze Dorf zur Aufführung. Wir spielten: Die zwölf Monate, Aschenputtel und Hänsel und Gretel. Für jedes Stück gab es richtige dicke Rollenbücher. Das 653 Lernen der Rollen bereitete dennoch keine besonderen Schwierigkeiten, wenn mal eine Textunsicherheit auftrat retteten wir uns mit einigen selbst improvisierten Übergängen weiter. Die Aufführung der Stücke war eine große Gemeinschaftsarbeit unserer Lehrer und der Schüler. Herr Kramarczyk zeichnete als "künstlerischer Leiter" verantwortlich. Herr Siebert baute die tolle Dekoration, und Frau Lassan staffierte uns mit der entsprechenden Garderobe aus. Für das Aschenputtel halle sie mir z.B. ein wunderschönes langes Kleid aus hellblauer Atlasseide zurecht gemacht. Es war wohl einst ihr Tanzstunden-Ballkleid, das sie für mich natürlich an allen Enden und Seiten enger machen musste. Aber so ein feines Kleid hatte ich vorher noch nie an. Die Kulissen waren auch immer große Klasse, z.B. ein richtiges Hexenhaus mit Knusperkeksen, ein Backofen, in den die Hexe hineinpasste oder ein scheinbar richtig brennendes Lagerfeuer der zwölf Monate. Die großartigste Veranstaltung war die Aufführung von "Hänsel und Gretel", nach Motiven der gleichnamigen Oper. Dazu hatte die Mandolinengruppe extra Musikstücke aus dieser Oper eingeübt und die Hauptakteure sangen auch einige Partien der bekanntesten Melodien. Uns hat das jedenfalls immer sehr großen Spaß gemacht. Gern erinnere ich mich dabei an das Zusammenspiel mit Manfred Jarchow als Hänsel und meiner Schwester Brigitte als Hexe. Meine Freundin Gisela spielte die böse Stiefmutter. Auf jeden Fall war diese kulturelle Betätigung an unserer Schule auch die Grundlage für mein Interesse für Kunst und Kultur in meinem weiteren Leben . In unsere Schulzeit fiel auch die Gründung der Pionierorganisation. So tauchten auch bald die ersten blauen Halstücher auf. Aufgrund der zeitlichen Nähe zu den damaligen Pimpfen gab es bei den Eltern doch viele Vorbehalte bezüglich einer Mitgliedschaft ihrer Kinder in dieser neuen Organisation. Ich wollte nun auch Pionier werden, wusste aber, dass meine Mutter aufgrund ihrer politischen Haltung dem nicht zustimmen würde. Ich wusste aber auch.daß meine Mutter alles unterstützte, wo ihre Kinder etwas Nützliches lernen konnten und was sie möglichst auch, nichts kostete. Deshalb erzählte ich meiner Mutter, dass ich bei den Pionieren eine Menge lernen könne und wir auch viele gute Sachen unternehmen werden. Und ich durfte. Zum Schaden war es keinesfalls. Die kulturelle und sportliche Beschäftigung waren Hauptinhalt. Eine Sache berührt mich heute allerdings peinlich, In unserer Fotosammlung gibt es ein Bild, auf dem ich mit einem anderen Mädel in Pionierkleidung vor einem Stalinbild anlässlich seines Todes im März 1953 Ehrenwache stehe, und das an einem schulfreien SonnabendNachmittag. Für mich war das damals eine selbstverständliche Pflicht, entsprechend der Einteilung durch die Schule dort zu steheu. In unseren Schulbüchern war Stalin als der große Führer dargestellt, und beim Appell an seinem Todestag wurde uns das auch so vermittelt. Und daran äußerten wir auch keine Zweifel. Auch wenn uns unsere Mutter die Dinge aus ihrer Sicht ganz anders darlegte. Sie verurteilte, dass auf Befehl Stalins viele deutsche Zivilisten, so auch mein Vater, zum Ende des Krieges in die SU verschleppt wurden und von dort nicht mehr zurückkamen. Wir Kinder hatten zu allem nicht so die emotionale Nähe, so dass wir immer dagegen hielten.daß Deutschland doch den Krieg angefangen hat und das Folgende dann die Konsequenz war. Wir beurteilten das rein rational. Heute schäme ich mich und überlege oft. dass es unserer Mutter doch sehr weh getan haben muss, wenn wir anscheinend so "klug" diskutierten. Als wir unlängst in der Familie darüber sprachen, äußerte meine 16-jährige Enkeltochter völliges Unverständnis für meine damalige Haltung. Sie kann es sich nicht vorstellen, dass ein fast 14-jähriges Mädchen so blind war und sich eigentlich dem Einfluss der Mutter in dieser Frage so entzog und ohne zu murren, Mahnwache stand. eigentlich für den Mörder ihres Vaters. So hart war ihr Vorwurf mir gegenüber. Aber sicher ist es ein Merkmal der Jugend, nach vorn zu schauen und das Gegenwärtige nach besten Möglichkeiten zu nutzen, und deshalb wollten wir nicht immer die Reden über die schwere Vergangenheit hören. Es war ja doch nicht mehr zu ändern. Ich habe aber nicht in Erinnerung, dass uns unsere Lehrer mit politischen Theorien voll stopften, weder im 654 Unterricht noch in der außerunterrichtlichen Arbeit. Unsere Freizeit war angefüllt mit unseren Übungsstunden für Chor, Mandolinen- und Laienspielgruppe, mit den vielfältigsten Auftritten und natürlich auch mit der Erledigung unserer Hausaufgaben und den umfangreichen Pflichten für zu Haus. Hier hatten wir die Wohnung in Ordnung zu halten, die Öfen zu heizen, z.T. auch Holz zu hacken, das Futter für Kaninchen, Enten und Gänse herbeizuschaffen und die Tiere zu versorgen. Sehr schön war das Gänsehüten. Wir hatten dafür unsere Stellen hinter dem Birkenwäldchen.in der Nähe der Wiesen. Da die Gänse zumeist sehr friedlich waren, hatte man Zeit und Muße zu lesen, und das war immer sehr schön. Aber auch das Herumstrolchen am Mühlgraben war interessant. Da wurden dann auch mal Krebse gefangen und draußen auf einem Feuer abgekocht, aber satt wurde man davon auch nicht und so richtig appetitlich war es auch nicht. Wir Kinder verbrachten überhaupt einen großen Teil unserer Freizeit im Freien. Gern und viel war ich mit Gisela und Marianne Behnke zusammen. Da auf der Hütte viele Kinder lebten, gesellten sich uns immer noch einige dazu. So gingen wir Mädchen oft spazieren, vor Ostern suchten wir z.B. im Busch nach Leberblümchen und Buschwindröschen, im Sommer wurden Brombeeren und Himbeeren gesammelt -wir hatten ein enges Verhältnis zur Natur. Gern erinnere ich mich an das Ferienlager in den Sommerferien am See. Es war ein so tolles freies Leben. Auf einer Lichtung bauten wir uns mit großem Enthusiasmus Laubhütten, in denen wir auch übernachteten. Mir ist es so in Erinnerung, dass wir unsere Freizeit völlig selbst gestalteten, da gab es keine Appelle oder sonstige Vorgaben. Wir übten kleine Programme ein und traten mit diesen zum Abschluss auf einer selbst gebauten Bühne auf.Einige der damals aufgeführten Sketche sind mir heute noch in Erinnerung. Sie waren vom Inhalt nicht gerade sehr niveauvollvoll, aber wir konnten alle mächtig darüber lachen. übrigens wurde ich damals das erste Mal mit dem Namen des Dichters Martin Andersen Nexö konfrontiert. Dieser Name stand über dem Eingang unseres Sommerlagers. Später erhielt die neu errichtete Schule in der Frankfurter Straße diesen Namen. Doch nochmals zurück zur Schule. Ab der 5.Klasse hatten wir Fachunterricht. Es gab bis auf einige Landkarten fast gar kein Anschauungsmaterial. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass wir im naturwissenschaftlichen Unterricht Experimente durchführten. Mit Herrn Paul hallen wir mal eine Biologiestunde im Freien, in der er uns verschiedene Pflanzen erklärte. Das von ihm gezeigte durchlöcherte Johanniskraut erkenne ich auch noch heute. Schade, dass es bei dieser einmaligen Unterrichtung im Freien blieb. In der 7. und 8. Klasse hatten wir jeweils zum Abschluss des Schuljahres schriftliche und mündliche Prüfungen auf der Grundlage von zentral vorgegebenen Themen, Unsere Schulzeit an der Briesener Schule endete mit dem Abschluss der 8.Klasse. Im Saal der Gaststätte Schubert fand die feierliche Abschlussveranstaltung mit der Ausgabe der Abschlusszeugnisse statt. Einige unserer Klasse besuchten die weiterführenden Oberschulen in Fürstenwalde oder Frankfurt und beendeten diese mit der mittleren Reife oder dem Abitur. Die meisten nahmen eine Berufsausbildung auf. Ich hatte mich für ein Studium am Institut für Lehrerbildung in Waldsieversdorf. beworben, denn seit der dritten Klasse hatte ich den Wunsch, Lehrerin zu werden. Mit der Zulassung klappte es auch. So begann für mich am 1. September 1954 ein vierjähriges Studium, das ich im Sommer 1958 mit dem Staatsexamen als Unterstufenlehrerin abschloss. Ich wurde im Kreis Seelow an der Schule Gusow eingesetzt und war hier 25 Jahre tätig, als Hortleiterin, Lehrerin für Deutsch und für so manches andere Fach, Disponibilität war schon damals gefragt, als Klassenlehrerin und acht Jahre leitete ich die Schule als Direktor. Es war insgesamt eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit. Danach war ich bis zum Eintritt ins Rentenalter im Schul- und Jugendamt in Seelow und Strausberg tätig. 655 Eigentlich wollte ich hier in Gusow nur meine zweijährige Absolventenzeit "abdienen". Aber meist kommt es ja anders als gedacht. Ich fühlte mich an der Schule wohl. Da ich hier im Ort auch meinen zukünftigen Mann kennenlernte und wir bald eine Familie gründeten und ein Haus bauten, waren die Weichen für ein Bleiben in Gusow gestellt. Hier wohnen wir auch noch heute. Wir haben zwei Kinder und vier Enkeltöchter. Durch sie werde ich auch immer wieder mit dem Thema Schule konfrontiert und kann davon nicht loslassen. Das bewog mich auch.einiges aus meiner Schulzeit und Kindheit aufzuschreiben, denn es war doch fast alles so ganz anders als heute. Ich bin sehr dafür, dass das Gelebte der älteren Generation bewahrt wird, um den Umfang der Geschichte anhand von vielen Puzzles den nachfolgenden Generalionen begreifbar zu machen. (aufgeschrieben im März 2007) Erika Schulz Vom Leben des Dorfschulmeisters an der Kersdorfer Schleuse, Otto Kumke aufgeschrieben aus den Erinnerungen seiner Tochter Lieselotte Throl, geb. Kumke Im Jahre 1893 geboren, besuchte ich die Präparandenanstalt (Lehrerbildungsanstalt) in Neustadt/ Westpreußen, mit dem Ziel, einmal Mittelschullehrer zu werden. Nach abgeschlossener Lehrerprüfung begann der erste Weltkrieg. In Russland wurde ich verwundet und kam ins Lazarett. Dort stellte man fest, dass ich auf Grund einer verschleppten Mittelohrvereiterung schwerhörig geworden war. Damit war mein Wunsch, einmal Mittelschullehrer zu werden, hinfällig. Nach der Entlassung vom Militär musste ich zufrieden sein, eine Anstellung als Lehrer in der ehemaligen Kaschubei mit meist polnisch sprechender Bevölkerung zu finden. 192o wurde ich dann an die Schule an der Kersdorfer Schleuse versetzt. Dazumal wurden die wenigen Kinder noch im so genannten Flutkrug unterrichtet, einer ehemaligen Schifferkneipe aus der Zeit vor der Dampfschifffahrt, als die Kähne noch getreidelt (d.h. von Hand von Schifferknechten) gezogen wurden. Dieses Gebäude lag unmittelbar am Ufer der Spree und war altersschwach. Die Gebäudereste konnte man in den 3o-ger Jahren noch sehen, auch standen dort noch alte Obstbäume vom ehemaligen Garten. In der Flutförsterei wohnte der Förster und Lehrer Topp, mit dem ich gute Freundschaft hielt und der auch die Schüler unterrichtete. (Anmerkung: Meine Mutter sprach immer von Frau Förster Topp, daher nehme ich an, das es so war.) Seine Frau war eine versierte Köchin und hat, als ich geheiratet hatte, meiner Frau manch guten Rat und manch gutes Rezept gegeben, das später meine Tochter übernommen hat. • (Anmerkung: Einige existieren noch heute und sind weitervererbt worden) Nach der Pensionierung von Herrn Topp ging auch im Flutkrug die Schule ein und wurde in die Nähe der Kersdorfer Schleuse verlegt. Vor dem l. Weltkrieg plante man, ein so großes Schleusenbecken zu bauen, dass ein ganzer Schleppzug (Dampfer mit 4-5 Kähnen) auf einmal geschleust werden konnte. Das Schleusenbecken war bereits ausgehoben, wurde später mit Wasser gefüllt und war für die Kinder ein idealer Ort, Schwimmen zu lernen. In dem roten Backsteingebäude, das ehemals für die Bauarbeiter gedacht war, wohnten 3 Familien. Dort wurde zugunsten des Klassenraumes und der Lehrerwohnung ein Raum der Nachbarwohnung abgetrennt. Das war dann, als ich 1921 heiratete, Schlafzimmer für mich und meine Frau. Daneben befand sich das so genannte Wohnzimmer, das gleichzeitig mein Arbeitsraum war. Das 656 Familienleben spielte sich in der Hauptsache in der großen Wohnküche ab. Gekocht wurde auf einem Kohleherd, es gab keine Wasserleitung, kein Badezimmer, keine Innentoilette. Draußen über dem Hof war ein „Plumpsklo", das von den Schülern und der Lehrerfamilie gemeinsam benutzt wurde. In einiger Entfernung stand die Waschküche, davor die Pumpe. Von dort musste auch sämtliches Wasser geholt werden, das im Haushalt gebraucht wurde. Zum Baden wurde in der Wohnküche eine große Zinkwanne aufgestellt, das Badewasser auf dem Herd warm gemacht, und dann ging es nacheinander hinein ins Vergnügen. Der letzte musste das Badewasser raustragen, und das war immer meine Frau. Da es in den anderen Wohnungen nur dieselbe Variante gab, fanden ich und meine zwei Kinder nichts dabei. Nur meiner Frau, die aus der Großstadt Danzig stammte, und als Bankkauffrau gearbeitet hatte, muss es manchmal recht komisch vorgekommen sein, aber geklagt hat sie nie. Immerhin hatten wir schon elektrischen Strom. Mit 0,40 Mark pro Kwh war er für damalige Verhältnisse recht teuer. Man ließ keine Lampe unnötig brennen, aber wir waren nicht auf Kerze oder Petroleum angewiesen. Der Strom wurde durch Turbinen der Schleuse erzeugt, die das Wasser aus den Schleusenbecken in das so genannte Speisebecken pumpen mussten. (Anmerkung: Man kann es heute noch erkennen, allerdings ist es mit Pflanzen und Blumen geschmückt.) Für den Maschinenraum war Herr Gustav Lamm verantwortlich. In all den Jahren, bis zum Kriegsende, als die Schleuse bombardiert wurde, hatten wir Strom. Dann fiel die Lichtanlage aus, und obgleich sich russische Ingenieure bemühten, sie bekamen sie nicht wieder in Gang. Die Post kam täglich, nur Pakete mussten aus Briesen geholt bzw. nach Briesen gebracht werden. Herr Riesenberg, Herr Henkel und Herr Jasculla waren unsere Postboten. In den ersten Jahren wurden alle Einkäufe in Briesen getätigt. Das Fahrrad war für alle ein Muss. Später dann hatte Herr Beschedsnik östlich der Schleuse einen Einkaufsprahm für die Schiffer eingerichtet. Später baute Herr Ewert ein kleines massives Gebäude unterhalb der Schleuse zum Einkaufen für die Schiffer und die Anwohner. Fische gab es beim Fischer Tietz in Dorismühle, Brot und Brötchen brachte die Frau von Bäcker Wolf aus Kersdorf in der Kiepe auf dem Rücken mit dem Fahrrad. Milch lieferten die Schulkinder vom Schweinebraten oder aus Drahendorf. Nur Fleisch und Wurst wurden vom Fleischer Gerlach oder vom Fleischer Fröhlich aus Briesen geholt. In den Ferien war das Milchholen Aufgabe der Lehrerkinder. In der Inflationszeit reichte mein Lehrergehalt nicht einmal mehr beim Bäcker Symalla für ein Brot. Das war eine sehr schwierige Zeit, infolge der mangelhaften Ernährung wurde auch noch meine Frau krank. Die einklassige Volksschule, die ich leitete, war ja nur eine Schule mit 2o-25 Kindern, aber sie hatte ihren Stoffverteilungsplan nach dem vorgegebenen Lehrplan wie alle anderen einklassigen Schulen auch und musste mit Bedacht und Umsichtigkeit geleitet werden. Mindestens einmal im Jahr kontrollierte der Kreisschulrat den Leistungsstand der Schüler und das Arbeiten des Lehrers. Es wurden Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe zugleich unterrichtet, und zwar meistens die eine Abteilung mit Stillbeschäftigung. Die andere Abteilung unter Führung eines guten Schülers übte Lesen oder Rechnen. Der dritten Gruppe wurde der Stoff durch den Lehrer vermittelt. Schularbeiten gab es jeden Tag auf. Dass sich die Eltern darum gekümmert hätten, ist mir nicht bekannt. Es wurde nur darauf geachtet, dass die Hausaufgaben auch gemacht wurden. Für die Schüler war der Weg zur Schule und zurück teilweise recht weit und beschwerlich, besonders in der schlechten Jahreszeit. Sie kamen nicht nur von den Bewohnern der Schleuse, sondern auch aus Drahendorf, von den Förstereien "Bunter Schütz" und „An der Flut". Die drei Kinder vom Schweinebraten mussten erst mit dem Kahn über die Spree gebracht werden, dann ging es über die Koppelzäune auf den Spreewiesen, auf denen immer vom Frühjahr bis zum Herbst Vieh weidete. Es gehörte dem Gut Hardenberg, auch ein Viehhirte, der kampierte da in einem Schuppen. Der war nicht oft zu sehen, kaum aber sahen die Jungrinder die Kinder, blockierten sie das Überklettern oder Durchklettern des Koppelzaunes, indem sie sich davor postierten. Was Kinder und Eltern bei Eisgang und Schnee damals geleistet haben, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Der „Schweinebraten" war ein Einzelstehendes Gehöft an der Spree, dass einmal von Friedrich d. Großen als Siedlung vergeben wurde. Einmal, als der Schnee zu hoch war, brachte der Förster Stark vom „Bunten Schütz" das Jüngste seiner drei Kinder auf den Armen 657 durch die Schneewehen. Die beiden anderen hatten den Schlitten und mussten sich selber weiter helfen. Der weiteste Schulweg betrug etwa 5 Km. Schuleschwänzen kam überhaupt nicht in Frage und krank wurde kaum mal eines, denn sie waren sehr abgehärtet. Die Kinder vom Wehr hatten es nicht viel besser als die Drahendorfer Kinder. Allerdings mussten sie nicht mit dem Kahn übergesetzt werden. Der Wehrwärter, Herr Ackermann, hatte den Wasserstand der Spree zu regulieren und musste die schweren Wehrnadeln (dicke Holzstämme) hochziehen oder herunterlassen. Das war auch keine leichte Arbeit. Das Wehrwärterhäuschen stand ganz allein auf einer großen Wiesenfläche und war auf einer Anhöhe gebaut, damit es bei Hochwasser nicht überschwemmt werden konnte. Der Winter 1927/28 brachte sehr starken Frost und dicken Schnee. Der Oder-Spree-Kanal war zugefroren und die Fahrrinne wurde nur notdürftig durch Eisbrecher aufgehalten, denn die Versorgung mit Kohle vom oberschlesischen Steinkohlebergbau und sonstigen Stückgütern ging am effektivsten zu Wasser. Ein Kahn hat ein großes Fassungsvermögen. Beide Schleusenkammern hatten damals noch Flügeltore. Niemand konnte voraussehen, dass die Eisschollen das rechte Flügeltor eindrücken würden, als gerade ein Dampfer und ein Kahn im Schleusenbecken lagen. Das vorhandene Wasser stürzte heraus und der Kahn brach auseinander. Den Schiffsleuten ist nichts passiert, aber das Schleusenbecken konnte nicht mehr benutzt werden. Im zeitigen Frühjahr wurden die Eisenteile für das heutige Hubtor antransportiert. (Anmerkung: Nach meiner Erinnerung war das Fahrzeug ein Trecker mit Anhänger) In der Kurve wurde unser Gartenzaun beschädigt. Zur Trauer der Kinder wurde auch der große Süßkirschbaum, der an der Ecke stand, demontiert. Durch das neue Hubtor wurde die rechte Schleusenkammer modernisiert. Früher wurden die Kähne von dem Dampfer oder per Hand mit den so genannten "Staken" in die Schleusenbecken hineingeschoben. Im Zuge der Modernisierung baute man zur Arbeiterleichterung so genannte „Schleppkatzen", die auf Schienen liefen und die diese aufwendige Arbeit übernahmen. Auf dem Schulhof vor dem Eingang zur Schule wurde Sport getrieben. Es gab einen Barren, ein Reck und viel Platz zum Völkerball und Schlagball spielen. Auch gehörten Freiübungen ( Gymnastik ) dazu. In den Pausen hatten alle ihre Freiheit. Während die Jungen meistens herumtobten, spielten die größeren Mädchen mit den kleinen, mal Ringelreihen, mal Ziehedurch, mal Hopserkasten. Sie hatten eine Unzahl von Spielen und waren immer in Bewegung. In den Heuschuppen, die Kiesgrube, die „Sträucher" (heute sind es Bäume), die zwischen Schulhof und Kersdorfer See lagen, durfte in den Pausen nicht gegangen werden. Einen Schulgarten gab es damals noch nicht. Meine Frau unterrichtete die Mädchen in der Handarbeitsstunde. Sie lernten Sticken, Häkeln und Stricken. Wenn Wandertag war, packten die Mütter Stullen, Eier und sonstige Verpflegung ein, und los ging es, meistens mit einem Wanderlied auf den Lippen. Beim Abmarsch erklang meistens, „Wohlauf in Gottes schöne Welt", bei der Heimkehr „So scheiden wir mit Sang und Klang, leb wohl, du schöner Wald". So erwachten Liebe zur Natur und die Freude daran schon in den Schülern. Die Kleinen durften zuhause bleiben. Die hatten ja ihren Heimatkundeunterricht, wo sie draußen in der freien Natur Tiere und Pflanzen kennen. Die erdkundlichen Grundbegriffe wie Hügel, Berg, Fluss und Bach usw. lernten sie bei den kleinen Unterrichtsgängen spielend. Auch die Namen von Bäumen und Blumen, die wir trafen, wurden betrachtet und mit Namen benannt. Manchmal, bei einer Fahrt in den Spreewald z.B. wurde mit dem Kersdorfer Kollegen Schippke und seinen Schülern gemeinsame Sache gemacht. Wir Kollegen vertraten uns auch gegenseitig, so dass wir die Schüler kannten. Alle paar Wochen kam auch der Jacobsdorfer Pastor mit dem Kutschwagen in die Schule, die den Namen „An der Flut“, behalten hatte. Er war ja auch Schulverbandsvorsteher und hielt in dem Klassenraum Gottesdienst ab. Er ging nie ohne gutes Mittagessen davon. Meine Frau hatte auch die Reinigung des Klassenraumes übernommen. Dazu gehörte im Winter das Heizen des Klassenofens. Der Schulverband sorgte zwar für die Bezahlung und Lieferung von Holz und Kohle, aber das Sägen und Holzhacken blieb meistens für mich als „Freizeitbeschäftigung". Damit die Schulkinder ihre Schuhe und Sachen trocknen und sich 658 aufwärmen konnten, stand meine Frau schon vor Tau und Tag auf. Die Bezahlung war so gering, dass sie später einmal nicht für eine Rente reichte. So vergingen die Jahre in Arbeit, geringem Gehalt und Zufriedenheit. Sparen war immer angesagt, aber es gab auch ab und an eine fröhliche Skatrunde mit den Kollegen. In Neubrück war ich mit dem Förster und seiner Familie befreundet. Es gab drei Möglichkeiten, dorthin zu kommen. Entweder zu Fuß den alten Treidelweg der Schiffer am Kanal entlang oder den Wiesenweg der Bauern auf der anderen Seite des Dammes, der Kanal und die so genannte alte Spree trennt. Der Damm hieß allgemein "Trennungsdamm". Dort hatten auch Briesener Bauern ihre Heuwiesen. Manchmal verloren sie auch unterwegs eine Ringelnatter, Blindschleiche oder seltener eine Kreuzotter vom Heuwagen. Also kam nur der Waldweg auf der ändern Seite des Kanals als 3. Variante in Betracht. Er fuhr sich zwar auch nicht schön, besonders nicht abends im Dunkeln mit der Karbidleuchte am Fahrrad. Diese Fahrradlampe hatte den Vorteil, nicht auszugehen, wenn man an schlechten Wegstellen abspringen musste. Dann gab es ja auch eine Gaststätte, die „Kanone". Auf dem Hof, nicht weit vom Kersdorfer See entfernt, stand als "Monument" eine Kanone aus Holz. Sie war blau angestrichen und machte sich dort ganz imposant. Die große Schaukel für Jung und Alt bereitete auch den Berliner Urlaubern Spaß, die mit Motorschiffen öfters ankamen, Pilze und Beeren suchten und abends das Tanzbein schwangen. Tanzmusik spielten Kurt Birkholz, Willy Bähle und sein Vater, der Wirt, mit Klavier, Geige und Schrumm-Schrumm als Bass. Beliebt waren auch die Mondscheinfahrten. Dann ging das Vergnügen erst abends los. Das waren dann geschlossene Gesellschaften. Die Anlegestelle der Berliner Dampfer war ein großer Bootssteg an der Stelle, wo Kanal und See zusammenstoßen. Aber auch den Bürgern aus Briesen und den umliegenden Dörfern war die „Kanone" ein beliebtes Ausflugsziel. Manch Angler ließ sich da sein Bierchen schmecken. Inzwischen kamen die Nazis ans Ruder. Die Eltern der Schüler gingen z.T. dem Rentenalter zu. Man dachte an die Zukunft und junge Leute, die die Arbeit weiterführen und die auch wieder Kinder haben würden. Die Kinder sollten auch eine Schule besuchen können. So kamen die Pläne für einen Schulneubau auf. Interessiert daran zeigte sich das Wasserbauamt, die Forstverwaltung mit Herrn Forstmeister von Pogge aus Neubrück an der Spitze. Die Gemeinde, sowie der Herr Pastor Wappler, als Schulverbandsvorsteher, wurden mit einbezogen. Nun begann das Kommen und Gehen der verantwortlichen Leute. Bauland musste beschafft werden. Dazu erklärten sich Forstverwaltung und Wasserbauamt bereit. Aus Frankfurt kam Herr Oberbaurat Gerstenhauer mehrmals usw. usw., bis 1935 der Schulneubau begann und der Bau gerichtet wurde. Im Frühjahr gingen die Bauarbeiten dann weiter. An Krieg dachte damals noch niemand. Von da an war es mit Ruhe und Gelassenheit für mich und meine Familie vorbei. 1937 wurde die Schule eingeweiht. Für die Einrichtung des Klassenraumes und des Lehrmittelzimmers war ja ich als Lehrer verantwortlich. Es wurde an nichts gespart. Im Klassenraum verlegte man arbeitsaufwendiges Parkett. Der Pausenraum bekam Terrazzo und Wasserleitung für ein Waschbecken zum Händewaschen. Eine Hauswasseranlage versorgte auch die Lehrerwohnung. Die Schule nutzte man gern als Vorzeigeobjekt und dementsprechend oft wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Meine Frau hatte manchen Tag mehrere Besuche zu überstehen. Die Akazienpfahle für den langen Zaun und das übrige Material stiftete der Falkenberger Gutsherr, Herr von Alvensleben. Der Madlitzer Gutsherr, Herr Graf Fink von Finkenstein, beteiligte sich ebenfalls an den Baukosten. Dann kam der 2. Weltkrieg mit all seinen Begleiterscheinungen. Da ich als Lehrer in der NSDAP sein musste, bekam ich die Aufgabe, die Kriegsopferversorgung zu übernehmen. Zu den notwendigen Formalitäten gehörte die Betreuung der Angehörigen. Das war eine traurige Tätigkeit und es wurden immer mehr Gefallene je länger der unselige Krieg dauerte. Wegen der Fliegerangriffe während des Krieges durfte kein Licht angemacht werden. Alle Fenster waren verdunkelt und selbst ein angezündetes Streichholz war gefährlich. Meine Frau ging dann 659 im Winter zum Heizen im Dunkeln in den Klassenraum und musste im Dunkeln warten, bis die Ofentüren geschlossen werden konnten. Zum Holzhacken schickte mir die Gemeinde ab und an Hilfe, Juden aus dem Lager in Kersdorf und später französische Kriegsgefangene. Es durfte niemand wissen, dass meine Frau ihnen heimlich etwas zum Essen zusteckte. Zum Kriegsende wurde die Schleuse bombardiert und das Schuldach schwer beschädigt. Die Schleusenbewohner auf der Ostseite des Kanals flüchteten, wie auch meine Frau und ich, in einen winzigen Erdbunker. Eine Nachbarin erhielt eine zu Glück unerhebliche Splitterverletzung am Kopf. Als das Trommelfeuer an der Oder einsetzte, war die ganze Luft schwefelgelb, die Erde bebte Tag und Nacht. Die Kersdorfer Schleuse wurde wie Briesen zur Hauptkampflinie erklärt, alle Bewohner mussten den Ort verlassen und zogen in die umliegenden Wälder von Drahendorf. Als dann die Leute zurückkamen und wieder in ihre Häuser wollten, war die Schleusenbrücke zerstört. Die russischen Streitkräfte ordneten an, dass alle Bewohner westlich vom Kanal in dem Schulgebäude zu bleiben hatten. Später durften sie dann über die schmalen Schleusentore wieder nach Hause. Im Schulgebäude hatte sich später ein russischer Oberleutnant mit seinem Burschen einquartiert. Der Offizier war ein Oberlehrer aus Kiew. Der Mann hatte schwere Malariaanfälle. Meine Frau hat die Wäsche für ihn gewaschen. Ich musste, wenn er nicht gerade krank war, jede Nacht zum Verhör. Ich konnte ihm ja immer nur dieselben Antworten geben. Immerhin hat er für mich gutgesagt, als man mich wie die anderen Männer aus Briesen und Kersdorf nach Ketschendorf ins Lager abholen wollte. Ich habe es erst vom damaligen Schleusenmeister erfahren, als die russischen Truppen schon abgezogen waren. Die sowjetischen Soldaten hatten zwischen der Kersdorfer Schleuse und Briesen ein riesiges Barackenlager aufgebaut. Der Weg nach Briesen war gesperrt. Wer unbedingt dorthin musste, ließ sich mit dem Fischerkahn von Herrn Ewert über den See ans andere Ufer bringen und kam dann über die Kersdorfer Mühle nach Kersdorf oder Briesen. Die Besetzung dauerte etwa von Mai 1945 bis September 1945. Als der Schulbetrieb wieder aufgenommen wurde, kam an meine Stelle ein Schulhelfer (KarlHeinz Wenzek). Damit war meine 27-jährige Lehrertätigkeit an der Kersdorfer Schleuse zu Ende. Die Schule wurde 1951 geschlossen. Die Kinder gingen dann in Briesen zur Schule. Das Bismarckdenkmal 1898 starb der ehemalige Reichskanzler Otto von Bismarck. 1890 hatte er wegen andauernder Differenzen mit dem Kaiser zurücktreten müssen, 1894 erfolgte jedoch eine "historische Aussöhnung" der beiden. Nun begann ein patriotischer Bismarckkult, der Niederschlag in zahlreichen Denkmälern und auch in unzähligen Postkarten fand. In Briesen wurde um die Jahrhundertwende ein Bismarckdenkmal am Anfang des Dorfangers errichtet. Die Gaststätte „Tichter“ in der Lindenstraße erhielt den Namen „Zum Fürsten Bismarck“ 660 Das Bismarckdenkmal auf einer Postkarte aus den 1920er Jahren Gasthof „Zum Fürsten Bismarck“, später „Lindengarten“ Foto um 1915 Beim Maiumzug 1954 kann man das Bismarckdenkmal noch erkennen. Im Jahre 1960 wurde es dann auf Anordnung übereifriger Funktionäre entfernt. In einem Bericht von 1984 steht: „1960, 1. Maßnahme: Das Bismarckdenkmal wurde abgerissen.“ 661 Im Mai 2003 wird, an der Stelle wo früher das Bismarckdenkmal stand, ein Findling aufgestellt. Er ähnelt in Form und Größe dem alten Denkmahl. Eine Inschrift auf dem Stein soll einmal an das 600jährige Bestehen der Gemeinde im Jahre 2003 erinnern. Aufstellung des Findlings am 24.5.2003 Bericht in der MOZ am 26.5.2003 Der Dorfanger mit dem Findling im Mai 2003 662 Bei der 600 Jahrfeier am 28.06.2003 wurde diese Tafel enthüllt. Stasi-Objekte und Sperrgebiete um Briesen Nachdem 1990 die verschiedenen Einrichtungen des MfS der Allgemeinheit bekannt wurden kamen viele Reporter in unsere Gegend. Es gab die Objekte: „Madlitzer Mühle“, „Am Petersdorfer See“, „Angelenhof“, „An der Flut“, „Bunter Schütz“, „Bunker an der Schleuse“, „Sperrgebiet Breites Gestell“, „Sperrgebiet Bunter Schütz-Dehmsee“. Der Name Briesen tauchte fast täglich in Rundfunk und Fernsehberichten auf. Eine genaue Recharge war dabei manchmal nicht so wichtig. Zeitungsberichte in der MOZ und Berliner Morgenpost von 1991 663 Der Bunker der VP an der Schleuse Das Gelände wurde später an den Alteigentümer zurückgegeben. 2001 fand dort mal ein Bunkerkonzert statt. Es existiert auch ein Projekt für ein Hotel am Kersdorfer See, der Bunker soll dort integriert werden. Bis 2003 ist aber noch kein Investor bekannt geworden. 664 Bericht der MOZ über den Bunker 665 Das Objekt am Petersdorfer See Anfang der 1960er Jahre wurde ein großes Waldstück am Ende des Petersdorfer Sees eingezäunt. Hier am Ostufer begannen umfangreiche Bauarbeiten. Ab der Mittelspannungsleitung am Sportplatz wurde ein Erdkabel zum Stromanschluss verlegt. Der Abtransport großer Mengen von Erdaushub gab den Bürgern Rätsel auf. Am Gelände tauchten die DDR-üblichen Sperrgebietsschilder auf. Sichtbarer Teil des Objektes am Petersdorfer See, 1998 wohnt Erst nach der Wende kam hier Familie Lippolt etwas Licht in das Dunkel. In einem unterirdischen Bunker fand man eine Verstärkeranlage für die Telekommunikation und viele Fernschreiber. Der Bunker hatte eine Wasser- und Luftversorgung. Für die Elektroversorgung gab es zwei mit Dieselmotoren angetriebene Generatoren. Vermutlich wurden auch die Signale des „Roten Telefon“ zwischen Washington und Moskau hier durchgeleitet. Ein ehemaliger Arbeitsraum 2004 Das Heizhaus und die Sauna wurden bis 1990 nicht mehr fertig gestellt. Die Bauruine wächst allmählich zu. Über solche Fernschreiber liefen die Nachrichten 666 Daten und Fakten zu Briesen und Kersdorf Die Einwohnerentwicklung von Briesen Jahr: Einwohner: Jahr: 1450 1648 1734 1772 1791 1798 1801 1818 1840 1864 1871 1895 1905 ~150 7 202 269 288 309 312 289 466 743 795 1053 1320 1925 1939 1945 1946 1960 1961 1962 1963 1982 1986 1997 1998 2000 Einwohner: 1053 1596 1600 1762 2328 2329 2320 2288 2083 2054 1873 1871 1937 Der starke Anstieg der Einwohnerzahl zwischen 1946 und 1960 entstand durch die Eingemeindung von Kersdorf. Mit der Eingemeindung von Biegen steigt die Einwohnerzahl 2003 auf über 2300 an. Die Anzahl der Feuerstellen, Häuser Jahr: Häuser/ Höfe: Jahr: Häuser/Höfe: 1460 1550 1550 1654 1666 1687 1702 1734 1772 24 22 22 30 25 22 35 29 35 1801 1818 1840 1864 1900 1931 47 52 59 74 112 188 2003 hat Briesen eine Fläche von 5309 ha 667 Einwohner Entwicklung der Einwohnerzahl von Briesen 2400 2300 2200 2100 2000 1900 1800 1700 1600 1500 1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 1610 1635 1660 1685 1710 1735 1760 1785 1810 1835 1860 1885 1910 1935 1960 1985 2010 Jahr Die Einwohnerentwicklung von Kersdorf/Niederlage/Schleuse/Fluth Jahr: Einwohner: Jahr: Einwohner: 1734 1772 1791 1798 1801 1818 1840 1871 159 155 155 157 158 101 224 249 1885 1895 1905 1925 1939 1946 247 276 255 243 517 532 Ab 1950 sind keine Zahlen mehr verfügbar, weil das Dorf zu Briesen gehört. Die Anzahl der Feuerstellen/Häuser: Jahr: Häuser/Höfe: Jahr: Häuser/Höfe: 1550 1666 1801 1818 1840 15 11 25 24 31 1900 1931 47 68 668 Daten zur Siedlungsgeschichte von Briesen (Historisches Ortslexikon für Brandenburg) Bedeutung der Gliederungspunkte: 1. Art und Verfassung der Siedlung 2. Gemarkungsgröße 3. Siedlungsformen 4. Erste schriftliche Erwähnung 5. Gerichtzugehörigkeit 6. Herrschaftszugehörigkeit 7. Wirtschafts- u. Sozialstruktur 8. Kirchliche Verfassung 9. Baudenkmale 10. Bevölkerungszahlen 669 670 671 Aus der Siedlungsgeschichte von Kersdorf: 672 Neu Kersdorf nannte man die Beeskower Str Kersdorfer Schleuse: 673 Siglenverzeichnis Worterklärungen aus dem Brockhaus von 1939: Hof: Huf: Kossäten; Bauer: Krüger: Lehnschulze: 1. zu einem Gebäude gehörender eingefriedeter Platz 2. ein Bauerngut samt Felder 3. die Wohnung und das Gefolge eines Fürsten war im Mittelalter der Anteil der einzelnen Bauernfamilien an der Gemeindeflur, meist 7,5-15ha. Der Besitzer hieß Hufner oder Hüfner auch Katner oder Büdner (Besitzer einer Kate): Kleinbauern oder Landarbeiter, auf Nebenerwerb angewiesen der hauptberuflich ein kleineres oder größeres Landgrundstück betreut Schankwirt erhielt ein Grundstück zu nutzbarem Recht und das Amt des Dorfschulzen vom Lehnsherren, er war dafür zu Hofdienst und Treue verpflichtet; früher auch als Richter in der Gemeinde 674 Dokumente aus dem Amtlichen Kreisblatt vom Kreis Lebus 1910 – 1922 Daten der Volkszählung 1905 und 1910 Wohnstellen, Gemeindevorsteher(a) und Stellvertreter (b) 1920 Gerichtsmänner (Schöffen) von Briesen 1920 Gemeindevorsteher in Briesen 1920 Die Briesener Schulen gehören zum Schulaufsichtbezirk Frankfurt (Oder) 675 Statistische Angaben über Briesen aus den 1980er Jahren (Stand vom 27.9.1982) Einwohner: Ahnzahl der Bürger die in Briesen arbeiten: Anzahl der Bürger die außerhalb arbeiten: Anzahl der Betriebe im Ort: VEB Genossenschaften Privatbetriebe Einrichtungen Anzahl der Gasstätten Anzahl der Kulturhäuser (LPG-T) Klubs Verkaufsstellen Dienstleistungseinrichtungen Bibliothek 2083 562 578 4 6 9 10 4 1 1 12 1 1 Ortsteil Kersdorfer Schleuse: Einwohner: berufstätig: Anzahl der Bürger die im Schleusenbetrieb arbeiten: Anzahl der außerhalb arbeitenden: Betriebe: Schleuse, Fischerei 33 15 10 3 2 Angaben zur politischen Struktur von Briesen: Anzahl der wohnhaften SED Mitglieder davon in der ÖPO Grundorganisationen der SED im Ort Anzahl der Mitglieder 31 10 6 139 SED-Mitglieder in den Betrieben: ACZ: Schule: LPG-T: LPG-P: BHG: Oberförsterei: 12 15 20 76 3 13 Beschäftigte in den Briesener Betrieben Betrieb: VEB Wasserwerk LPG-P LPG-T Stand: 24.9.1982 Beschäftigte: 80 70 676 23 (1985) VEB Holzindustrie VEB Betonwerk Staatlicher Forstwirtschaftsbetrieb VEB Getreidewirtschaft BHG ACZ Kindergarten Kinderkrippe Ambulatorium Schule Alterheim Schulküche Versorgungsgemeinschaft KG-Handelsbetrieb Bahnhof Post Apotheke Bibliothek Sparkasse Leischner Hudalla Jakobaschky Höppner Heyer Rat der Gemeinde und Gem. Verwaltung Anlagen PGH Frisör 25 10 65 10 40 100 15 10 25 20 8 8 8 20 15 5 3 3 3 1 1 1 2 1 9 3 3 ---562 Summe: 15.7.1986 Einwohner: männlich: weiblich: Alter (Jahre) 0-3 4-6 7-14 15-16 17-18 19-30 31-60 über 61 Summe: 2036 996 1040 2054 Einwohner am 31.12.1986 Anzahl 93 91 213 61 64 362 768 384 2036 berufstätig: 1140 Auspendler: 578 im Ort beschäftigt: 562 weiblich 39 46 99 31 29 183 366 247 1040 männlich 54 45 114 30 35 179 402 137 996 487 653 Aus diesen Zahlen ergibt sich, das damals jährlich ca. 30-35 Kinder geboren wurden! Nach der Wende 1990 nimmt die Einwohnerzahl ab. 677 Die Menschen ziehen dorthin wo es Arbeit gibt. Die Geburtenzahl geht stark zurück. Ab Mitte der 90er Jahre steigt die Zahl der Neugeborenen wieder etwas an, bleibt aber weit hinter den Zahlen der 80er Jahre zurück. Ende 1998 hat Briesen 1871 Einwohner davon 1060 Frauen 998 Männer 340 Schulkinder 123 Kinder von 0-3 Jahren Im Dezember 2000 hat Briesen 1937 Einwohner Alte Dokumente aus Briesen Arbeitsbuch aus den 1920er Jahren Betriebsausweis 1943 678 Lehrbrief von 1897 Wehrpass aus dem 1. Weltkrieg 679 Trainerausweis vom Turnverein 1928 Fußballurkunde von 1950 Urkunde für 25 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaft 680 Bericht der Zentralschule Briesen für das Jahr 1949 681 682 Gedanken zum Lauf der Zeit von Max Scholz 683 Stellvertretend für alle die mir in den Jahren der Datensammlung für die Chronik durch ihr umfangreiches Wissen aus der Vergangenheit stets mit großem Interesse halfen, möchte ich mich bei: Frau Hildegard Schulz Frau Ruth Schultze Herrn Erich Ambrosius Herrn Alfred Lehmann Herrn Reinhard Melde ganz herzlich bedanken. Durch ihre Erzählungen, ihre alten Fotos, Ansichtskarten und Dokumente, haben sie sehr zum Gelingen der Chronik beigetragen. Danke! gez. Ursula Pape Beim Besuch der Foto-Ausstellung zur 600 Jahrfeier des Ortes: Frau R. Schultze, Herr R. Melde mit Gattin, Frau H. Schulz, Herr A. Lehmann rechts: Herr E. Ambrosius 684 Fotos, Texte und Dokumente dieser Chronik unterliegen dem Urheberrecht und dürfen nur mit Erlaubnis der Eigentümer kopiert werden. Quellenverzeichnis: Gemeindearchiv Odervl. Kurier R. Kramarczyk A. Schulze A. Jeske Stadtmuseum Fwd. W. Schubert S. Wehlisch E. Fritsche F. Diedrich R. Baumgart K. Balzer C. Sperath A. Patke A. Lange Chr. Pape W. Nickel FV Blau-Weiß 90 (1) (4) (7) (10) (13) (16) (19) (22) (25) (28) (31) (34) (37) (40) (43) (46) (49) (52) Märk. Oderzeitung U. Pape J. Wolff S. Ballhorn CTM Chronik Jacobsdorf G. Klaue R. Müller L. Koschitzki B. Volkmann R. Hesse R. Hinze Land Brandenb. Dr. W. Scholz W. Böttcher L Muckelberg J. Tederahn U. Becker (2) (5) (8) (11) (14) (17) (20) (23) (26) (29) (32) (35) (38) (41) (44) (47) (50) (53) Märk. Sonntag W. Franzek I. Marklein R. Jentsch I. Gerlach Neuer Tag Kalisch H. Schulz R. Hinze L. Burjack Oberförsterei Br. E. Ambrosius Lehmann C. Müller L. Throl Chr. Hauffe Sparkasse Br. Erika Schulz Seite(n): Quelle(n): Seite(n): Quelle(n): 7 9 14-15 25 27-28 30 32 37 40-48 50-51 53 59-61 65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 93 95 97 99 16 16 1 1 1 1 6, 7 5 19 5 5 17 5,6 6,5 28, 12 12 5, 12 12 28 5 7 28 28, 1 6, 28 28, 5 22, 6 22, 6 5, 23 5, 29 8 10 19-23 26 29 31 33-37 38-39 49 52 57 62-64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90-92 94 96 98 100 16,17 17 1 2 5 2 2 18 6, 8 6 20, 6 5 5, 6, 28 5, 12 28, 12 12, 6 28,12 6 6 6, 1 6 28, 6 6 28, 6 5 6 5,6 24 15, 5 (3) (6) (9) (12) (15) (18) (20) (24) (27) (30) (33) (36) (39) (42) (45) (48) (51) (54) Seite(n): Quelle(n): Seite(n): Quelle(n): 101 103 105 107 109 111 114 117-118 120 112-123 128-129 132-134 137-138 140 143 145 147 151 153-163 165 170 172 174 176 184 186-189 193 195 197 200 203 205-206 208 210 212 214-215 217 219 226 228 230 235 237 239 243 246 248 250 252-254 256 258 260 262 5, 28 6 5, 30 5 2 5 5, 7 5 1 5 5 5 5, 6 6, 5 31, 5 6 18, 5 2 26 2, 4 33 33, 6, 2 33 33 6, 35, 34 1, 25 5, 7 5, 6 5 36, 1 5, 6 6 5 6, 5 5 5 37, 5, 6 12, 6 6 7, 5 6, 5 6, 38 28, 10 4 6, 5 6, 5 12, 28 5, 6 5 5, 2 6 15 2 102 104 106 108 110 112-113 115 119 121 124-127 130-131 135-136 139 141-142 144 146 148 152 164 166-169 171 173 175 177-183 185 190-192 194 196 198 201-202 204 207 209 211 213 216 218 220-225 227 229 231-234 236 238 240-242 244-245 247 249 251 255 257 259 261 263 25 5 7, 6, 5 1 5, 6 5 6 7, 5 1, 5 1 29 1 18 5 32 24, 6 18 6 5 4 2 2 2 5 35, 1 2 7, 5, 6 5, 6 5, 6 6 5 6, 5 6 5, 6, 1 6 5 6, 5 14 5 5 5 38, 28 38, 1 1 5 5 28, 1, 6 7, 5 7, 6 5, 6 5, 7 6, 5 3, 6 Seite(n): Quelle(n): Seite(n): Quelle(n): 264 267 272 274 276 278 280-284 297 299 301 304-305 307-308 310 315 318-325 327 333-339 341-344 348-350 353 355 360-362 365-369 374 379 382 385-386 388 390 392 394-396 398-401 403 406 412-413 417 419 421-422 424 426 428 430 432 434-436 438-439 442 444 452 454-456 458-459 461 463-464 467-469 6 5, 6 5 24 39, 5 9,6 22 5 40 19 5 24 1, 7 1, 27 1 1 5, 6 5, 6 2 6, 5 6, 2 5 5 5, 1 41 6, 42 5 28, 5 6 5 1 5 6, 2 40, 2 5 5, 6 1, 5 29 1, 6, 22 5 6, 29 6, 1 1 2 4, 5, 2 10, 12 2, 4 2, 1 4 5, 46 5, 6 6 5, 6 265 268 273 275 277 279 285-288 298 300 302 306 309 312-313 316-317 326 328-330 340 345-347 352 354 356 363-364 370-372 375-378 380-381 383-384 387 389 391 393 397 402 404-405 407-410 414-416 418 420 423 425 427 429 431 433 437 440-441 443 445-450 453 457 460 462 465-466 470-473 6, 5 5 5 5,4 6, 40 5 13 5, 12 5 5, 6 40, 5 25 1, 7 1, 18 6, 1 2 6 1 2 5 2 2, 5 2, 5, 6 6 1 6 43 1, 7, 18, 44 44 5 5 5,6 2, 5 2, 5 5 6 5 1 1 5, 6 7, 29 5, 2 6 4 5 5, 45 2, 5 1, 5 5 46 5 5, 6 6 Seite(n): Quelle(n): Seite(n): Quelle(n): 474-475 478 480 482 491 493 496 499-500 501-502 505 509 511 516 518 520-521 526-528 530 532 536-538 540 542 545-546 553 557 559 563-568 571 573 575 577 580 582 584-586 588 590 592 594 596 599 601 605 607 609 616 619 621 624-645 647 651 654-659 5, 6 1, 5 47 5 48 5, 1, 2 10, 6 5, 6 5, 6 5, 6, 28 28, 5 5, 2, 7 5, 51 2 1 1, 12 10 10 2 6 7, 5 5 5 1 8, 18 2 6, 7 2 7 5, 2, 7 4 4 4 1, 4 5 5, 4 5 2 5 5 5 5 6, 5 28 5 1, 5 1 6, 2 5 5 476-477 479 481 483-490 492 494-495 497 500 503-504 506-508 510 512-515 517 519 522-525 529 531 533-535 539 541 544 547-552 554-556 558 560-562 569-570 572 574 576 579 581 583 587 589 591 593 595 597-598 596 602-603 606 608 610 617 620 623 646 647-650 653 660-676 6 6 5, 1 6 4 10 6, 49 49, 5 2, 5 5, 20 1, 5 50 51, 2, 5 6 5 34 7 5 2, 6 2 5, 12 1 5 8, 6 8 52 1, 5, 2 52 7 1, 4 4 2 4, 2 2 6 28, 4 2 4 2 6 53 53 1 5, 6 34 5, 6 5, 6 2 6 34, 12, 1, 52, 54