Österreichischer Verband für Strahlenschutz

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Österreichischer Verband für Strahlenschutz
46. Jahrgang Heft 2/2012
STRAHLENSCHUTZ
aktuell
ISSN 1993–6273
www.strahlenschutzverband.at
Mitteilungen des Österreichischen Verbandes für Strahlenschutz
T H E M A (S. 7):
50 Jahre Strahlenschutz-Leistungsabzeichen
B E R I C H T (S. 14):
Strahlenschutzübungen in Israel und Österreich – Ein Vergleich
T H E M A (S. 20):
Entdeckungen vor 100 Jahren: Viktor Franz Hess und Alfred Wegener
S E R I E (S. 26):
Guido Holzknecht: Pionier der Röntgenologie
R E Z E N S I O N (S. 35):
Fukushima in der Literatur – Einige Rezensionen
STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Inhalt
Editorial .................................................................................................................................... 4 Grußwort des ÖVS-Präsidenten ........................................................................................... 5 50 Jahre Strahlenschutz-Leistungsabzeichen ...................................................................... 7 Strahlenschutzübungen in Israel und Österreich – Ein Vergleich .................................. 14 Entdeckungen vor 100 Jahren: Viktor Franz Hess und Alfred Wegener ......................... 20 Guido Holzknecht: Pionier der Röntgenologie ................................................................. 26 Fukushima in der Literatur – Einige Rezensionen............................................................ 35 Pro & Kontra.......................................................................................................................... 39 Kurz & Bündig ....................................................................................................................... 44 Informationen des ÖVS-Sekretärs ...................................................................................... 45 Einladung zur ÖVS-Herbsttagung ...................................................................................... 46 Einladung zur 23. Vollversammlung .................................................................................. 47 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Herbert Sorantin zum 90. Geburtstag .................................... 48 Impressum .............................................................................................................................. 51 Abbildung Titelseite:
Vor hundert Jahren unternahm der nahe dem steirischen Peggau geborene Physiker
Viktor F. Hess eine Serie von Freiballonfahrten bis in eine Höhe von 5350 m.
Dadurch gelang ihm der Nachweis, dass die Intensität der ionisierenden Strahlung
mit zunehmendem Abstand von der Erdoberfläche zunächst leicht abnimmt, ab
einigen 100 Metern Höhe jedoch wieder an Intensität gewinnt. Hess deutete diese
Erkenntnisse durch die Annahme einer bis dahin unbekannten Strahlung aus dem
Weltraum, die in der Folge als Höhenstrahlung bezeichnet wurde. Eine Fahrt am
17. April 1912 während einer partiellen Sonnenfinsternis interpretierte er dahingehend, dass die Sonne als Quelle dieser neu entdeckten Strahlung nicht in Frage käme,
da die Strahlungsintensität durch die Abschattung durch den Mond nicht beeinflusst
würde. Im Jahr 1936 wurde Hess gemeinsam mit dem Amerikaner Carl D. Anderson
mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.
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Editorial
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!
Liebe Mitglieder und Freunde des ÖVS!
Mit der Vollversammlung des Österreichischen Verbandes für Strahlenschutz (ÖVS) am
11. Dezember 2012 endet die Funktionsperiode des derzeitigen Vorstandes. Die vergangenen vier Jahre haben für unseren Verband große, über die Landesgrenzen
hinausreichende Erfolge gebracht. Stellvertretend möchte ich an die Ausrichtung der
6. Gemeinsamen Tagung mit dem Deutsch-Schweizerischen Fachverband für Strahlenschutz e. V. im September 2009 in Alpbach unter dem Motto »Leben mit Strahlung«
erinnern, ebenso wie an die (Wieder-)Wahl von Alfred Hefner in den Exekutivrat der
International Radiation Protection Association (IRPA). Für diese Verdienste gebührt den
Mitgliedern des Vorstandes mein großer Respekt und Dank! Durch das unerwartete
Ableben von Thomas Geringer im Juli 2011 hat unser Verband jedoch auch einen
unermesslichen Verlust erlitten. Als Vorsitzender des Organisationskomitees trug
Thomas Geringer, dem wir stets ein würdiges Andenken bewahren wollen, in wesentlichem Maße zum Erfolg der Alpbacher Tagung bei. Vor allem jedoch haben wir
in ihm einen großartigen Menschen verloren.
Die kommenden vier Jahre bringen vielfältige Herausforderungen für den neuen
Vorstand mit sich. Aus meiner persönlichen Sicht zählen dazu insbesondere der
weitere Ausbau der internationalen Vernetzung des ÖVS – denn Strahlenschutz
kennt keine Grenzen –, die Förderung des fachlichen Nachwuchses sowie die Pflege
des Informationsaustausches mit den Mitgliedern und der Strahlenschutzgemeinschaft, etwa auf dem Wege der Webseite. Das Team, das im Vorstand zukünftig für
die Geschicke des Verbandes verantwortlich zeichnen soll, wird am 11. Dezember
von der Vollversammlung gewählt. Auf diesem Wege darf ich Sie herzlich einladen,
von Ihrem Mitgestaltungsrecht Gebrauch zu machen und dadurch einen aktiven
Beitrag zur Verbandstätigkeit zu leisten.
Im Hinblick auf die internationale Anerkennung, die unser kleiner, in seinem Streben
jedoch unabhängiger Verband, vielfach erfährt, freut es mich besonders, dass die
vorliegende Ausgabe von STRAHLENSCHUTZ aktuell mit Guido Holzknecht einen Pionier der Radiologie und des Strahlenschutzes vorstellt, wodurch einmal mehr die
große Tradition dieser Disziplinen in Österreich ersichtlich wird.
Zuletzt verbleibt mir, Ihnen im Namen des Redaktionsteams einen guten Jahresausklang, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Neues Jahr zu wünschen.
Ihr
Michael Hajek
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Grußwort des ÖVS-Präsidenten
Sehr geehrte ÖVS-Mitglieder!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Am 11. Dezember findet wieder unsere alljährliche ÖVS-Herbsttagung statt. Mit dem
Titel der Veranstaltung »MedAustron: Technologie – Anwendungen – Strahlenschutz« steht heuer ein topaktuelles Thema im Mittelpunkt dieser Tagung. Details
zum Stand der Errichtung des neuen Ionentherapiezentrums in Wiener Neustadt
werden bei unserer Tagung vom Projektleiter des Beschleunigers präsentiert. Besonders die extrem hohen Teilchenenergien (bis zu 800 MeV) der im Synchrotron beschleunigten Protonen und Kohlenstoffionen stellen für den Strahlenschutz eine
Herausforderung dar. Ein eigener Vortrag wird sich speziell diesem für uns natürlich
besonders wichtigen Thema widmen.
Im Rahmen unserer Herbsttagung wird im zweiten Teil die Vollversammlung unseres Verbandes abgehalten. Heuer steht wieder die Wahl eines neuen Vorstandes am
Programm, der für die nächsten vier Jahre unseren Verband leiten wird. Ich möchte
speziell diese Gelegenheit nutzen, mich beim derzeitigen Vorstand ganz herzlich für
die ausgezeichnete kooperative Zusammenarbeit in den vergangenen vier Jahren zu
bedanken!
Im Mittelpunkt der vergangenen Vorstandsperiode sind natürlich die Kommunikation und die Informationsweitergabe an Sie, liebe Mitglieder, gestanden. Unterschiedliche Formen und Medien wie Tagungen, Verbandszeitschrift, Newsletter und Internet wurden dazu genutzt. Vor allem die Vorbereitung und Abhaltung unserer jährlichen Herbst- und Frühjahrstagungen zu den unterschiedlichsten Themen waren
essentieller Bestandteil dieser Aktivität. Von »ionisierender« bis »nicht ionisierender
Strahlung«, von Messtechnik über Ausbildung bis zum Bewilligungsverfahren haben
wir versucht, alle relevanten Themen des Strahlenschutzes abzudecken. Eine gemeinsame Tagung mit der Österreichischen Gesellschaft für Medizinische Physik (ÖGMP)
sowie mit dem Deutsch-Schweizerischen Fachverband für Strahlenschutz e. V. (FS) in
Alpbach war Ausdruck unserer intensiven Vernetzung und Zusammenarbeit mit
anderen Verbänden sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Die
neuerliche Wahl unseres Ehrenmitglieds Alfred Hefner in den Exekutivrat der International Radiation Protection Association (IRPA) war der Höhepunkt unserer internationalen Aktivitäten, für die im Vorfeld wichtige Vorbereitungsarbeiten – vor allem
auf europäischer Ebene – erforderlich waren. Die große internationale Zustimmung,
die Alfred Hefner bei der Wahl erfahren durfte, ist auf sein jahrzehntelanges unermüdliches Engagement für die Förderung junger Strahlenschützer/-innen zurückzuführen. In der IRPA ist er nun genau für diesen Bereich zuständig.
Unser Zakovsky-Preis, der bereits seit 1981 für wissenschaftliche und technische
Leistungen auf dem Gebiet des Strahlenschutzes an junge Mitglieder vergeben wird,
war Vorbild für ähnliche internationale »Awards«, die nunmehr seit 2010 auf europäischer und seit 2012 auf internationaler Ebene vergeben werden. Innerhalb der
letzten vier Jahre hat der ÖVS insgesamt vier junge Mitglieder mit dem ZakovskyPreis ausgezeichnet. Es freut mich besonders, dass wir im Rahmen unserer heurigen
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Vollversammlung zusätzlich zwei Konrad Mück-Stipendien an die Mitglieder Philipp Mitterbauer und Christoph Stettner vergeben können. Die ausgezeichneten
Arbeiten behandeln die aktuellen Themen der Augenlinsendosimetrie sowie der
Aktivierungsanalyse.
Um neben den genannten Förderungen die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zu und zwischen jungen Verbandsmitgliedern noch weiter zu verstärken,
hat der ÖVS-Vorstand beschlossen, einen eigenen Arbeitskreis »Young Scientists and
Professionals« ins Leben zu rufen. Wir hoffen, dass diese neue Initiative in verstärktem Maße dazu beiträgt, junge Strahlenschützer/-innen in unser Verbandsleben zu
integrieren und durch verstärkte Kooperationen bei ihrer beruflichen Tätigkeit im
Strahlenschutz zu unterstützen. Nähere Details zu diesem neuen Arbeitskreis werden bei der Vollversammlung präsentiert werden. Ich verweise aber auch zusätzlich
auf die Information unseres Sekretärs im hinteren Teil dieser Ausgabe.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Redaktionsteam von STRAHLENSCHUTZ aktuell,
dass es möglich war, unsere Verbandszeitschrift regelmäßig, zweimal jährlich in der
von Ihnen erwarteten, aber nicht selbstverständlichen hohen Qualität vorzubereiten.
Vielen Dank an alle Autor/-innen für die Bereitstellung ihrer ausführlichen Beiträge.
Meine vierjährige Amtszeit als ÖVS-Präsident geht mit der kommenden Vollversammlung zu Ende. Diese vier Jahre waren für mich eine Herausforderung, der ich
mich gerne gestellt habe. Die vielen persönlichen Kontakte, die ich in dieser Zeit
sowohl national als auch international knüpfen durfte, waren für mich sehr wichtig
und wertvoll. Ich bedanke mich beim Vorstand und bei Ihnen, sehr geehrte Mitglieder, für Ihre Unterstützung.
Ihr
Hannes Stadtmann
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Thema
50 Jahre Strahlenschutz-Leistungsabzeichen – Eine österreichische Erfolgsgeschichte
A. Stolar1,*
1
Seibersdorf Academy
Seibersdorf Labor GmbH
2444 Seibersdorf
K U R Z F A S S U N G — Strahlenschutz ist ein interdisziplinäres Thema, das in Österreich von mehreren
Einsatzorganisationen gleichermaßen behandelt wird. Um effektiv und koordiniert Hilfe leisten und
zusammenarbeiten zu können, existiert seit 1962 ein gemeinsames, modulartig aufgebautes, den
Anforderungen der einzelnen Organisationen entsprechend wachsendes Ausbildungskonzept.
1 Geschichtliches
Professionelles Handeln in der Rolle eines »First Responders« setzt eine gewisse
Grundkenntnis an praktischem und theoretischem Wissen im Strahlenschutz als
auch der Möglichkeit der Kommunikation zwischen den beteiligten Einsatzorganisationen voraus. Eine gemeinsame einsatztaktische Sprache ist notwendig.
Während es in den Einsatzorganisationen in Österreich als auch international eine
unzählbare Vielfalt an verschiedenen Ausbildungen gibt, welche lebendig und triebhaft nebeneinander bestehen, hat sich in Österreich schon vor 50 Jahren (1962/1963)
der überwiegende Trend zu einer »gemeinsamen« Interventions-Strahlenschutzausbildung aller Einsatzorganisationen entwickelt, welcher damals schon von den
heutigen Seibersdorf Laboratories (damals gegründet als Österreichische Studiengesellschaft für Atomenergie) stark gefördert und auch moderiert wurde. Der Anlass
des Entstehens der Bewerbe waren erste Strahlenschutzausbildungen für Einsatzkräfte in Seibersdorf mit dem Gedanken, dass in Österreich in Zukunft Forschung im
Bereich der Strahlenanwendung betrieben wird. Die Idee und der Bau von Zwentendorf waren nicht zuletzt auch ausschlaggebend für die Entscheidung, dass die Notwendigkeit einer Ausbildung für Interventionspersonal besteht. So fanden in den
ersten Jahren erst im Bereich der Feuerwehr, gefolgt von den anderen Einsatzorganisationen immer mehr und mehr Kurse statt. Zu den Bestzeiten zwei Kurse jede Woche. Es wurde und wird immer noch so gehandhabt, dass die Basisausbildung vorwiegend in den Einsatzorganisationen abgehalten wird und die Organisationen nur
zum Bewerb nach Seibersdorf kommen. Es besteht seit einigen Jahren auch die Möglichkeit, die Bewerbe unter der Schirmherrschaft von Seibersdorf Laboratories an
externen Standorten abzuhalten. Zu erwähnen ist, dass es in der Anfangszeit praktisch noch keine Rechtsdokumente im Strahlenschutz gab. Das Strahlenschutz-Gesetz
in Österreich entstand erst 1969.
*
Korrespondierender Autor: [email protected]
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Zeitleiste Strahlenschutz-Leistungsbewerbe (© Seibersdorf Academy).
Teilnehmende Organisationen (© Seibersdorf Academy).
Während nach der Volksabstimmung gegen Zwentendorf auch die Bewerbe einen
kleinen Einbruch erlitten, folgte nach dem Unfall von Tschernobyl ein Wiederaufkommen des Bewerbes im stärkeren Ausmaß. Erstmals im Jahre 2003 wurde mit der
ÖNORM S 5207 (Strahlenschutzausbildung für Interventionspersonal) diese schon
lange praktizierte Bestrebung auf eine Basis eines auf Stufen basierenden, zertifizierbaren Strahlenschutzausbildungssystems gestellt. Im Jahre 2007 wurde diese
ÖNORM zur Gänze von der (Strahlenschutz-)Interventions-Verordnung übernommen und auf eine rechtlich relevante Ausgangslage gestellt.
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Kernreaktoren in Österreich.
Ort
Kommissionierung
Dekommissionierung
Leistung therm. (Zweck)
ARC Seibersdorf
1960
2000
10 MW (Forschung)
TU Wien
1962
In Betrieb
250 kW (Forschung)
TU Graz
1963
2005
1 kW (Forschung)
Zwentendorf
1970
1978 (kein Betrieb)
730 MW (Stromproduktion)
2 Ausbildungen
Die »Basis-Ausbildung« für Interventionspersonal ist der Grundkurs, welcher in den
verschiedenen Einsatzorganisationen erfolgt. Er vermittelt die grundlegenden
Kenntnisse für die erfolgreiche Mitarbeit an einem Strahlenschutz-Einsatz. Er beinhaltet auch die organisationsinternen Bedürfnisse. Die »Aufbauausbildung I«, der
sozusagen vollendete Abschluss der Strahlenspürer-Ausbildung, vermittelt die
Kenntnisse zur Führung eines Spürtrupps bzw. zum eigenständigen Arbeiten im
Strahlenbereich. Er endet mit der Prüfung zum Strahlenschutz-Leistungsabzeichen in
Bronze. Bis heute haben mehr als 30.000 Teilnehmer das Leistungsabzeichen in Bronze absolviert. Besitzer der »Aufbauausbildung II« verfügen über spezielle Kenntnisse
der mittleren Führungsebene. Sie sind im Stande, bei Schadens- und Katastrophenfällen in Verbindung mit radioaktiven Stoffen die Lage zu beurteilen und ihre Mannschaft effizient einsetzen zu können. Diese Ausbildung – sofern der abschließende
Bewerb erfolgreich absolviert wurde – berechtigt zum Tragen des Leistungsabzeichens in Silber.
Spezialausbildung
Leistungsabzeichen3
GOLD
Spezialausbildungen:
Aufbauausbildung3II
Leistungsabzeichen3SILBER
Spezialausbildung
DEKO-BRONZE
Aufbauausbildung3I
Leistungsabzeichen3BRONZE
Nuklearkriminalität3und3
Überwachungsmaßnahmen,3
Bewerterseminare,3
Spektrometrie,3
Dekontaminierung,3
Lebensmittelmessung,3
Strahlenspüren3aus3der3Luft,3
Entsorgung,3
Information3der3Bevölkerung,3
Auslandseinsätze,3...
Strahlenschutz-Basisausbildung3
gemäß3ÖNORM3S352073bzw.3IntVO
Stufensystem – Strahlenschutzausbildung für Einsatzorganisationen
(© Seibersdorf Academy).
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Kontaminationsnachweis an einer Person im Rahmen eines Bronze-Bewerbes
(auf Wunsch der Organisation im Schutzanzug, © Seibersdorf Academy).
Die markenrechtlich geschützten Leistungsabzeichen in Bronze, Silber und Gold
(© Seibersdorf Academy).
Spezialausbildungen erfordern die Absolvierung der Aufbauausbildungen, woraufhin die Spezialisierungen erfolgen. Sie überdecken sowohl den Bereich der Einsatzorganisationen sowie die Verknüpfung zu technischen Anwendungen wie Katastrophenhilfe, Schrottmonitoring, Nuklearkriminalität, Entsorgung radioaktiver Abfälle
und vielen anderen Themen.
Strahlenschutz-Leistungsabzeichen in Gold: Inhaber des Strahlenschutz-Leistungsabzeichens in Gold verfügen über breite Kenntnisse auf dem Gebiet des Strahlenschutzes. Sie sind in der Lage, den Strahlenschutz im eigenen Wirkungsbereich der
Organisation zu gestalten und weiterzuentwickeln.
3 Leistungsabzeichen Dekontamination
Neu ab 2009 ist die Möglichkeit der Ausbildung im Bereich der Dekontamination mit
offenen radioaktiven Stoffen. Lange bestand neben der Bestrebung einer einheitlichen Strahlenschutzausbildung auch der Wunsch der Organisationen, »scharf« üben
zu können. Die Seibersdorf Laboratories kamen diesem Wunsch nach, und es wurde
im Forschungszentrum Seibersdorf eine Deko-Halle errichtet, in welcher der Um-
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gang und die Dekontaminierung mit echten Radionukliden (vorwiegend Tc-99m in
verschiedenen Verbindungen/Verschmutzungen) möglich wurde. Die Deko-Halle
wurde in der Größe so konzeptioniert, dass auch ein Panzer oder LKW darin Platz
findet. Damit erreicht die Ausbildung ein ähnliches hohes Niveau bzw. einen hohen
Praxisbezug wie zum Beispiel die europaweit einzigartige Möglichkeit einer CKampfstoffausbildung des Bundesheeres mit echten Kampfstoffen im tschechischen
Vyskov.
Zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung gibt es das Leistungsabzeichen »Dekontamination Bronze«. Der Leistungsbewerb Dekontamination ist aufgrund der
strahlenschutzrechtlichen Bewilligung betreffend den Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen nur am Standort Seibersdorf in der eigens dafür gebauten »Deko-Halle«
der Seibersdorf Academy, welche als Typ C-Labor deklariert und zugelassen ist,
möglich. Alle Teilnehmer müssen als Zugangsvoraussetzung das StrahlenschutzLeistungsabzeichen in Bronze und eine fachspezifische Dekontaminationsausbildung
in der eigenen Organisation nachweisen.
Deko-Halle mit einsatzbereitem Team (© Seibersdorf Academy).
Impressionen vom Dekontaminations-Bewerb (© Seibersdorf Academy).
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Leistungsabzeichen Dekontamination (© Seibersdorf Academy).
4 Ausblick
Während bis vor einigen Jahren nur sehr vereinzelt ausländische Einsatzorganisationen an den Leistungsabzeichen teilnahmen, so entwickelt sich im Moment der Trend,
dass auch gruppenweise ausländische Einsatzkräfte auf die österreichische Ausbildung vertrauen und sie hier besuchen. So konnten neben FeuerwehrGefahrgutspezialisten aus den Niederlanden zuletzt im Juni und im Oktober des
Jahres 2012 zwei Gruppen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten das Strahlenschutz-Leistungsabzeichen in Bronze und Silber erlangen. Die Teilnehmer waren von
der Polizei und dem Militär aus Abu Dhabi. Weitere Kurse sind bereits in Vorbereitung.
Spezialtraining für die niederländische Feuerwehr (© Seibersdorf Academy).
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5 Schlussfolgerungen
Der Rückblick zeigt, dass dieses Ausbildungssystem ein Erfolg ist, da seit 1962 bereits ungefähr 30.000 Angehörige von Einsatzorganisationen ihre Ausbildung bis zur
Aufbauausbildung I (Leistungsabzeichen Bronze) absolviert haben. Ungefähr ein
Zehntel davon hat auch Silber und eine Handvoll hat Gold. Ein weiterer Schritt in
die Zukunft ist die Verknüpfung dieses Ausbildungssystems mit internationalen
Standards, um eine verbesserte grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu gewährleisten, sowie eine stärkere Einbindung zukunftsträchtiger Informationstechnologien,
wie Geoinformationssysteme und datenverarbeitende Messsysteme.
6 Quellenangaben
IntV 2007 BGBl. II Nr. 145/2007 (idF v. 27.6.2007). Verordnung des Bundesministers
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft über Interventionen bei
radiologischen Notstandssituationen und bei dauerhaften Strahlenexpositionen (Interventionsverordnung – IntV)
ÖNORM S 5207 ÖNORM S 5209:2003 11 01. Strahlenschutzausbildung für Interventionspersonal bei radiologischen Notstandssituationen
ONR 195207 ONR 195207:2003 11 01. Zertifizierung der Ausbildungsstellen für Interventionspersonal bei radiologischen Notstandssituationen nach ÖNORM S 5207
Seibersdorf Academy Seibersdorf Academy: URL http://seibersdorf-academy.
com. Nov. 2012. – Seibersdorf Labor GmbH
Stolar 2008 STOLAR, Alexander ; GERINGER, Thomas ; WASSERTHEURER, Peter: Strahlenschutzausbildung für Einsatzorganisationen in Österreich. In: MICHEL, Rolf ;
TÄSCHNER, Michael ; VOGT, Hans-Gerrit (Hrsg.): Kompetenz im Strahlenschutz:
Ausbildung, Weiterbildung und Lehre. Köln : TÜV, 2008 (40. Jahrestagung des
Fachverbandes für Strahlenschutz e. V.). − ISBN 3−824−91193−0, S. 90−92
Stolar 2010 STOLAR, Alexander: Radiation protection training for emergency services in Austria. In: 6th Workshop on European Collaboration for Higher Education
and Research in Nuclear Engineering and Radiological Protection. Coimbra : Univ.
Coimbra, 2010, S. 44
Der Autor
Alexander Stolar, Studium der Technischen Chemie an der TU Wien, allge-
mein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für den Strahlenschutz, Consultant der Seibersdorf Academy/Seibersdorf Labor GmbH
und Eigentümer von Störfallmanagement Stolar e.U. – Ingenieurbüro für
technischen Umweltschutz, Leiter der ABC-Einheit des Samariterbundes
Wien, Konrad-Mück-Stipendiat 2003, Mitglied einiger nationaler und internationaler Strahlenschutz-Projekte und Arbeitsgruppen.
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Be richt
Strahlenschutzübungen in Israel und Österreich – Ein Vergleich
S. Schönhacker1,*
1
WIRK.ZONE CBRN Preparedness & Response
1090 Wien, Sobieskigasse 3
1 Einleitung
Strahlenschutzübungen sind wesentliche Instrumente zur Überprüfung von Notfallplänen auf Schwachstellen. Sie helfen dabei, die Zusammenarbeit über die Grenzen
von Organisationen hinweg zu erproben. Die verwendeten Übungsszenarien können
sich aber regional stark unterscheiden, wie in diesem Beitrag anhand von zwei Beispielen aus Israel und Österreich gezeigt werden soll.
2 Ausbildungen
Jänner 2012, Israel. Auf Einladung der israelischen Ministerien für Gesundheit und
für Verteidigung haben internationale Expert/-innen die Möglichkeit, einer der bis
dahin größten Strahlenschutzübungen des Landes beizuwohnen. Die Übung trägt
den Namen »Black Cloud 1«, wodurch ausgedrückt wird, dass es sich um den Beginn einer Übungsserie handelt. Das Szenario orientiert sich an der bekannt prekären
Situation des Landes: In der Hafenstadt Haifa kommt es zur Explosion einer »dirty
bomb«, eines sogenannten radiological dispersion device (RDD). Geübt wird die gesamte
Reaktion von Einsatzkräften und Gesundheitswesen auf dieses Ereignis in den ersten
acht bis zwölf Stunden. Darunter fällt die Aufarbeitung der eigentlichen Schadensstelle ebenso wie die Versorgung kontaminierter Patient/-innen in mehreren Krankenhäusern. An der Übung beteiligt sind Polizei und Feuerwehr, der lokale Rettungsdienst (in ganz Israel betrieben von Magen David Adom, der nationalen Rotkreuz-Gesellschaft), Krankenhäuser, Militär sowie mehrere lokale und nationale
Behörden. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Risikokommunikation, der Triage an
der Schadensstelle sowie der Kontaminationskontrolle [Poles 2012].
Für unsere Verhältnisse auffällig und dem Strahlenschützer spontan sympathisch ist
der entspannte Umgang der Einsatzkräfte mit der Möglichkeit einer vorhandenen
radioaktiven Kontamination an Patient/-innen, die durch die Umstände (Explosion
einer nennenswerten Menge Sprengstoff in einer Autobombe) teils schwer verletzt
sind. Ohne Zögern wird der Versorgung der konventionellen Verletzungen Vorrang
eingeräumt – um die Kontamination kann man sich später immer noch kümmern
und tut das auch. Der Schutz der Einsatzkräfte vor Kontamination erfolgt mittels
Staubschutzanzügen, wie sie auch hierzulande bei den Einsatzorganisationen zu
finden sind. Beim Schutz gegen Inkorporation werden FFP3-Masken und Schutzbrillen als ausreichend empfunden – in Österreich kommen im Allgemeinen Vollmasken
mit entsprechenden Atemfiltern zum Einsatz. An dieser Stelle sei angemerkt, dass
*
Korrespondierender Autor: [email protected]
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Anlieferung kontaminierter Patienten in ein Krankenhaus.
sowohl die inländische Erfahrung als auch die Beobachtungen bei dieser Übung
zeigen, dass die Gefahr einer Fehlbedienung bei Vollmasken deutlich geringer ist.
Auch im Krankenhaus gilt es als unvermeidbare Realität, dass mit dem Eintreffen
des ersten radioaktiv kontaminierten Schwerverletzten eben auch ein Operationssaal
kontaminiert wird. Das weitere Bemühen beschränkt sich darauf, nach Möglichkeit
zumindest weitere Operationsbereiche rein zu halten und die Verletzten des dirty
bomb-Ereignisses vorrangig dort zu behandeln, wo ohnehin bereits damit begonnen
wurde – ein pragmatischer, aber definitiv realitätsnaher Zugang. Ergänzend werden
vor den Krankenhäusern Dekontaminationsstellen eingerichtet, an denen die eintreffenden Patient/-innen nun bereits vor dem Einlass ins Krankenhaus entkleidet, dekontaminiert, abgetrocknet und mit Ersatzkleidung versorgt werden.
Natürlich wurde in Israel erkannt, was auch in Österreich bekannt und im entsprechenden Interventionsplan [BMLFUW 2012] niedergeschrieben ist: Die radiologischen Auswirkungen eines RDD-Ereignisses sind vernachlässigbar, während die
nicht-radiologischen Auswirkungen deutlich größer sein können. Dieser Überlegung
wird im Rahmen der Übung durch die Einrichtung von zentralen Kontaminationsnachweisstellen Folge getragen. An diesen Stellen erfolgt der Kontaminationsnachweis an Personen, die sich dort aufgrund eines Aufrufs oder aus eigenem Antrieb
einfinden. Nach der Kontaminationsmessung wird entschieden, ob eine unmittelbare
Dekontamination erforderlich ist oder nicht. In jedem Fall erfolgt nach einer ausführlichen Anamnese ein Gespräch über die möglichen kurz- und langfristigen Auswirkungen des Ereignisses auf die Betroffenen.
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Kontaminationskontrolle an mehreren parallelen Messplätzen.
Die politische Brisanz dieser Übung wird den Beobachter/-innen spätestens durch
den Hinweis bewusst, dass die Übungsannahme in keinerlei Hinsicht eine Vorhersage zukünftiger feindlicher Handlungen darstellt und Übungskünstlichkeiten enthält,
die für das Erreichen bestimmter Übungsziele erforderlich sind. Unwillkürlich ist
man dankbar, dass derlei Hinweise in Österreich nicht nötig sind.
3 INTREX 2012
Oktober 2012, Österreich. Auf Initiative des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) sowie der Bundesministerin
für Inneres (BMI) findet die erste Bundes-Strahlenschutzübung Österreichs statt. Das
Szenario: Ein schwerer Zwischenfall mit drohender Freisetzung radioaktiver Stoffe in
einem grenznahen Kernkraftwerk, wobei Auswirkungen auf das Bundesgebiet zu
befürchten sind. Zur leichteren Durchführbarkeit ist die Übung in drei Übungsteile
gegliedert, die an drei verschiedenen Tagen stattfinden.
In Teil 1 werden die Meldewege und das Informationsmanagement auf Bundes- und
Landesebene geübt – dieser Teil wurde nicht-öffentlich durchgeführt. Entsprechend
dem gesamtstaatlichen Interventionsplan (BMLFUW 2012) sind dabei vor allem die
Abteilung Strahlenschutz des BMLFUW, das Bundesministerium für Gesundheit
(BMG) sowie das Einsatz- und Krisenkoordinations-Center (EKC) des BMI gefragt.
Manche Länder nutzen diesen Übungsteil, um die Abläufe in ihrem eigenen Bereich
zu üben.
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Präsentation der Luftspürdaten der Polizei.
Teil 2 der Übung findet einen Tag später statt. Geübt wird weiterhin das bundesweite Krisenmanagement, nun durch eine Sitzung des Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements (SKKM). Hier kommt die koordinierende Rolle des SKKM
zum Tragen, indem ressortübergreifende Fragen eingebracht und einer gemeinsamen Beantwortung zugeführt werden.
Schließlich folgt der öffentliche dritte Teil der Übung, bei dem es um die Bewältigung der radiologischen Notstandssituation durch Einsatzkräfte nach dem Abschluss der Kontaminierungsphase geht. Am Gelände des Zentrums für Brand-,
Zivil- und Katastrophenschutz in Tulln entnehmen Einsatzkräfte der Feuerwehr
Bewuchs- und Bodenproben. Die zuständige Fachabteilung des Landes demonstriert
die Probenahme bei stehenden Gewässern. Der Zivilschutzverband informiert die
Öffentlichkeit über richtige Schutzmaßnahmen. Strahlenspürer der Polizei zeigen ihr
vorbereitetes System zur Verdichtung des Strahlenfrühwarnsystems ebenso wie das
Strahlenspüren aus der Luft. Das Bundesheer ist mit einem AC-Dingo vor Ort.
Mit der Durchführung dieser »Integrated Radiation Exercise (INTREX)« kommt der
Bund seiner selbst auferlegten Verpflichtung zur Durchführung von Notfallübungen
gemäß § 10 der Interventionsverordnung [IntV 2007] nach. Darin ist festgelegt, dass
die zuständigen Behörden in angemessenen Zeitabständen Notfallübungen durchzuführen haben, um die Interventionspläne auf Schwachstellen zu überprüfen und die
Zusammenarbeit der beteiligten Personen und Organisationen zu üben. Diese Ziele
wurden mit der ersten Bundes-Strahlenschutzübung zweifellos erreicht.
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Präsentation von In-Situ-Messmöglichkeiten der AGES.
4 Vergleich
Bei einem Vergleich der beiden oben dargestellten Übungen sticht vorrangig die
Wahl der Szenarien ins Auge. Der Anschlag mit einer RDD erscheint für ein Land
wie Israel, das bereits unzählige dramatische Erfahrungen mit Anschlägen verschiedenster Art machen musste, nahe liegend. Ebenso ist für Österreich, ein Land mit
einer extrem ausgeprägten Skepsis gegenüber der friedlichen Nutzung der Kernenergie, der Unfall in einem grenznahen Kernkraftwerk eine nachvollziehbare
Übungsannahme. Dabei kann aber auch eine Gemeinsamkeit festgestellt werden: da
wie dort ist man bemüht, mit der Durchführung einer Übung keine politische Botschaft ans Gegenüber zu senden. Während in Israel betont wird, dass die Übungsannahme keine Vorhersage feindlicher Handlungen darstellt, wird für die österreichische Übung schnell die Landkarte geändert und der Standort des Kernkraftwerks in
das fiktive Nachbarland »Acciland« verlegt. Gemeinsamkeiten sind auch bei der
verwendeten Schutzausrüstung der Einsatzkräfte festzustellen: Staubschutzanzüge
werden da wie dort als ausreichend empfunden, beim Schutz vor Inhalation kommen da wie dort Feinstaubfilter zum Einsatz.
Einen Schritt weiter scheint Israel beim Umgang mit kontaminierten Verletzten zu
sein: Die Notwendigkeit der Versorgung konventioneller Verletzungen bereits vor
der Dekontamination ist umfassend bei den Einsatzkräften verankert und wird in
Übungen entsprechend umgesetzt. Hierzulande herrscht diesbezüglich noch Unsicherheit, obwohl die Literatur bereits die in Israel praktizierte Vorgehensweise empfiehlt, z. B. [BMLFUW 2012].
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5 Ausblick
Es ist letztlich dem hohen Standard des Strahlenschutzes zu verdanken, dass radiologische Notstandssituationen sehr seltene Ereignisse sind. Entsprechend wenig
Routine haben Behörden und Einsatzkräfte aber bei der Bewältigung dieser Ereignisse, wenn sie eines Tages doch auftreten. Dieser Mangel kann nur durch regelmäßige
Übungen wettgemacht werden – das wurde auch seitens des Gesetzgebers erkannt
und in der Interventionsverordnung verankert.
Mit der Bundes-Strahlenschutzübung INTREX 2012 wurde ein wichtiger Meilenstein
gesetzt. Ebenso wichtig wird aber sein, dass diesem Meilenstein weitere folgen. Der
Blick über die Grenzen auf Strahlenschutzübungen in anderen Ländern kann dabei
in mancherlei Hinsicht hilfreich sein.
6 Quellenangaben
BMLFUW 2012 BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND
WASSERWIRTSCHAFT (Hrsg.): Gesamtstaatlicher Interventionsplan für radiologische
Notstandssituationen. Wien : 2012
IntV 2007 BGBl. II Nr. 145/2007 (idF v. 27.6.2007). Verordnung des Bundesministers
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft über Interventionen bei
radiologischen Notstandssituationen und bei dauerhaften Strahlenexpositionen (Interventionsverordnung – IntV)
Poles 2012 POLES, Lion: Black Cloud 1 – Training and exercising initial response to
RDD scenario. Tel Aviv : 2012
Der Autor
Stefan Schönhacker, Studien Chemie-Lehramt und Mathematik-Lehramt
sowie Integriertes Sicherheitsmanagement in Wien. Seit 2010 Mitarbeiter der
Zivilschutzschule des Bundesministeriums für Inneres. Durchführung von
Projekten über die WIRK.ZONE. Mitglied des Sachgebiets Strahlenschutz im
Österreichischen Bundesfeuerwehrverband. Ausbildungsleiter der Bereitschaft CBRN-Schutz des Österreichischen Roten Kreuzes – Landesverband
Wien.
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STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Thema
Entdeckungen vor 100 Jahren: Kosmische Strahlung durch Viktor Franz Hess,
Kontinentalverschiebung durch Alfred Wegener
S. J. Bauer1,*
1
Institut für Physik, Karl-Franzens-Universität Graz
Fachbereich Geophysik, Astrophysik und Meteorologie
8010 Graz, Universitätsplatz 5/II
K U R Z F A S S U N G — Eine historische Betrachtung der Zeitgenossen Wegener und Hess, die zu den
bedeutendsten Naturwissenschaftlern gehören, die je an österreichischen akademischen Institutionen wirkten. Aus dem Konzept der Kontinentalverschiebung leitet sich die heutige Theorie der
Plattentektonik ab. Die Entdeckung der kosmischen Strahlung initiierte die Auffindung neuer Ele-
mentarteilchen und die Erforschung der in den Sternen ablaufenden Kernreaktionen, die zur Entstehung der Elemente führen und unser heutiges Bild vom Ursprung des Universums prägen.
1 Einleitung
Alfred Wegener und Viktor Franz Hess gehören gewiss zu den bedeutendsten Naturwissenschaftlern, die je an der Grazer Universität wirkten. In den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts waren sie sogar für einige Jahre zeitgleich »Nachbarn«
am Physikalischen Institut. Beide erlangten Weltberühmtheit durch einfache aber
revolutionäre Ideen, bis zu deren Akzeptanz einige Jahrzehnte vergingen. Im Falle
Alfred Wegeners war es seine Theorie der Kontinentalverschiebung, die – im Gegensatz zum damaligen Bild einer statischen Erde – horizontale Bewegungen der Erdoberfläche implizierte. Bei Viktor Hess war es das Konzept einer von außen kommenden energiereichen Strahlung, die unter anderem für die Leitfähigkeit der Luft
verantwortlich ist, aber nicht von der Sonne kommen konnte, da sie auch nachts und
bei Sonnenfinsternis beobachtbar war.
Für Hess kam die allgemeine Anerkennung nach 25 Jahren durch die Verleihung des
Physik-Nobelpreises im Jahr 1936 für seine Entdeckung der »kosmischen Strahlung«.
Wegener hat die Bestätigung seiner Hypothese von der Wanderung der Kontinente
nicht erlebt; sie erfolgte erst 30 Jahre nach seinem Tod in Form des heute erbrachten
Beweises der Plattentektonik. Beide, Wegener und Hess, präsentierten ihre revolutionären Ideen als kaum Dreißigjährige.
Ihrer Herkunft nach unterscheiden sich die beiden in hohem Maße, doch ihre wissenschaftliche Karriere weist manche Ähnlichkeit auf. Wegener wurde am 1.11.1880
in Berlin als Sohn eines evangelischen Pastors und Lehrers geboren; Hess, geboren
am 24.6.1883 auf Schloss Waldstein bei Graz, war der Sohn eines Forstbeamten im
Dienste des Fürsten Liechtenstein.
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Korrespondierender Autor: [email protected]
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2 Forscher zwischen Erde und Kosmos
Wegener studierte Astronomie und Meteorologie in Berlin, mit ein paar Semestern in
Heidelberg und Innsbruck, und promovierte in Astronomie summa cum laude im
Jahre 1905 in Berlin. Hess studierte Physik an der Universität Graz und promovierte
hier im Jahre 1906 sub auspiciis imperatoris.
Für Wegener begann nach seiner Habilitation in Meteorologie und Astronomie an
der Universität Marburg an der Lahn ebendort eine Tätigkeit als Privatdozent, wobei
er sich mit der Meteorologie befasste und im Jahre 1911 sein vielbeachtetes Buch
»Thermodynamik der Atmosphäre« veröffentlichte. Im Jahre 1912 präsentierte er erstmals seine Kontinentalverschiebungstheorie vor der Geologischen Vereinigung in
Frankfurt am Main. Nach seiner im Jahr 1913 erfolgten Eheschließung mit Else Köppen, der Tochter des berühmten deutschen Klimatologen Wladimir Köppen, leistete
er seinen Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, wobei er zweimal verwundet wurde.
Während eines Erholungsurlaubes veröffentlichte er 1915 die erste Auflage seines
nachmals weltberühmtem Buches »Der Ursprung der Meere und der Kontinente«.
Viktor F. Hess wiederum wollte seine als Dissertation in Graz begonnenen Arbeiten
eigentlich in Berlin fortsetzen, wurde aber durch den plötzlichen Tod von Prof. Paul
Drude daran gehindert. Darauf verschaffte ihm sein Lehrer Leopold von Pfaundler,
einer der ersten Hausherren des neu erbauten Grazer Physikalischen Instituts, einen
Arbeitsplatz am 2. Physikalischen Institut der Universität Wien. Dies wurde für die
weitere wissenschaftliche Entwicklung von Hess entscheidend und war letzten Endes auch der Grund für eine große Entdeckung. Dort hatte Franz S. Exner einen Kreis
von hochbegabten Schülern um sich geschart und beschäftigte sich mit zwei neuen
gebieten der damaligen Physik: der Radioaktivität und der Luftelektrizität. Hess
habilitierte sich im Jahr 1910 auch mit einer Arbeit über die Radioaktivität in der Luft
und erhielt im gleichen Jahr die Stelle eines ersten Assistenten am neu gegründeten
Radiuminstitut der Akademie der Wissenschaften, dessen Direktor Stefan Meyer
war, in welchem er auch einen Freund und großzügigen Förderer seiner Arbeiten
fand. Bei mehreren Ballonaufstiegen im Jahr 1912 konnte Hess nachweisen, dass die
elektrische Leitfähigkeit der Luft, die auf Grund der Ionisation durch die harte
Gammastrahlung von radioaktiven Substanzen am Boden hervorgerufen wird, zuerst mit der Höhe abnimmt, dann aber oberhalb einer Höhe von 1800 m wieder zunimmt, um bei 5000 Metern einen vielfach höheren Wert als am Boden zu erreichen.
Für Hess lag die einzig mögliche Erklärung in einer von außen kommenden »extraterrestrischen« Strahlung. Die Beobachtungen von Hess wurden im folgenden Jahr
von W. Kohlhörster bestätigt, aber es bestanden noch viele Jahre Zweifel an der Existenz der von Hess entdeckten Strahlung, und zwar sowohl in Europa als auch in den
USA. Die Zeit war offensichtlich noch nicht reif für eine solch revolutionäre Entdeckung. Erst durch die Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1936, den Hess gemeinsam mit dem Amerikaner C. G. Anderson erhielt, fand seine Entdeckung allgemeine
Anerkennung. Für den bedeutenden englischen Physiker und ehemaligen Astronomer
Royal Sir Arnold Wolfendale waren die Ballonmessungen von Hess im Jahr 1912
gewissermaßen die Geburtsstunde der kosmischen Strahlung (englisch: cosmic rays).
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Die Entdeckung von Hess war nur dadurch möglich, dass er ein begeisterter und
erfahrener Ballonfahrer war, eine Eigenschaft, die er mit Wegener teilte. Dieser hatte
mit einem gemeinsam mit seinem Bruder, dem Meteorologen Kurt Wegener, unternommenen, 52-Stunden-Ballonflug im Jahr 1906 einen Weltrekord aufgestellt. Wie
Wegener leistete auch Hess Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, und zwar als Leiter
der Röntgenabteilung eines Reservelazaretts. Daneben führte er mit einem Engländer
namens Lawson, der in Wien vom Kriegsausbruch überrascht worden war, eine
Präzisionsbestimmung der vom Radium ausgesandten Alphateilchen (Heliumkerne)
durch und wandte als erster den heute wohlbekannten Geiger-Zähler für die Messung von Gammastrahlen an.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1919–1924) wurde Alfred Wegener als Nachfolger seines Schwiegervaters W. Köppen als Chefmeteorologe an die Universität Hamburg
berufen. Mitte der Zwanzigerjahre gab es dann auch den ersten Kontakt zwischen
Wegener und Hess in Graz. Im Herbst 1920 wurde Hess zum Extraordinarius für
Physik an der Universität Graz ernannt, aber fast gleichzeitig erhielt er, als einer der
ersten Ausländer nach dem Ersten Weltkrieg einen Ruf in die USA, um dort als
Chefphysiker der US Radium Corporation ein Forschungslabor aufzubauen. Er tat
dies während einer zweijährigen Beurlaubung von seiner Grazer Position und hielt
auch Vorträge an amerikanischen Universitäten; zudem war er auch als beratender
Physiker des US Department of Interior tätig. Trotz günstiger Angebote zog es Hess
jedoch vor, wieder an seine Grazer Lehrkanzel zurückzukehren, wo er 1925 zum
Ordinarius ernannt wurde.
3 Die »glücklichen Jahre« Alfred Wegeners in Graz (1924–1930)
Im April 1924 wurde Alfred Wegener, nachdem sich die Verhandlungen mit dem
Unterrichtsministerium wegen Fragen der Besoldung und der Bemessung des Pensionsdienstalters in die Länge gezogen hatten, als ordentlicher Professor für Meteorologie und Geophysik an die Universität Graz berufen. Damit begann Wegeners
Grazer Periode, die in der von seiner Frau Else verfassten Biographie als die »glücklichen Jahre« bezeichnet wird. Wie wohl sich Wegener hier fühlte, kam in seiner
Haltung zum Ausdruck, keinesfalls von Graz weggehen zu wollen und die ihm
angebotenen Möglichkeiten von Berufungen nach Berlin und Innsbruck auszuschlagen. Zusammen mit den Wegeners übersiedelte nach Graz auch Alfred Wegeners
Schwiegervater Wladimir Köppen, der, zehn Jahre nach Wegeners Tod in Grönland,
im Alter von 93 Jahren in Graz verstarb. Mit ihm verfasste Wegener im Jahr seiner
Berufung nach Graz das Werk »Klimate der geologischen Vorzeit«, mit welchem die
beiden Autoren auch den Arbeiten von Milutin Milankovitch über die astronomischen Ursachen der Eiszeiten zu einer weiten Verbreitung verhalfen. Auch dessen
Theorie hatte einen gewissen revolutionären Charakter, denn die Periodizitäten in
den Schwankungen von Erdachse, Präzession der Äquinoktien und Exzentrizität der
Erdbahn wurden von Milankovitch als Ursache der Eis- und Zwischeneiszeiten im
Quartär angesehen. Heute weiß man, dass diese Theorie zwar nicht die wirklichen
Temperaturschwankungen erklären kann, wohl aber, dass die Milankovitch-Zyklen
als Zeitgeber in einem nichtlinearen Klimasystem wirken können. Das Buch von
Köppen und Wegener war auch dazu angetan, aus Vergleichen des amerikanischen
und afrikanischen Kontinents in der Vorzeit Argumente für die einstige Zusammengehörigkeit der beiden, und damit für die Existenz der Kontinentalverschiebung zu
liefern.
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Die Grazer Zeit war für Wegener insgesamt eine wissenschaftlich fruchtbare Periode.
Es entstanden in diesen sechs Jahren vor seinem Tod 60 wissenschaftliche Publikationen, die von der ungeheuren Breite der Interessen Wegeners zeugen. Sie umfassen
nicht nur neue Auflagen seines bekannten Buches »Thermodynamik der Atmosphäre«,
sondern auch Neubearbeitungen seines magnum opus »Entstehung der Kontinente und
der Ozeane« sowie Arbeiten über Impaktkrater durch Meteoriteneinstürze (Wegener
war auch einer der ersten, der diese als Ursache der Mondkrater – statt Vulkanismus
– vorschlug). Darüber hinaus befasste er sich auch mit dem Polarlicht, leuchtenden
Nachtwolken, Anfangs- und Endhöhen großer Meteore und beschäftigte sich mit der
Atmosphäre in großen Höhen – in einem Bereich oberhalb des Wettergeschehens,
der damals oft »Aerologie« bezeichnet wurde, heute aber »Aeronomie« genannt
wird; diese bildet als Physik und Chemie der hohen Atmosphäre den Kontrast zur
Meteorologie Es ist bemerkenswert, dass sich auch die Grazer Nachfolger Wegeners
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Otto Burkard und Siegfried Bauer) gerade auf dieses Gebiet besonders konzentrierten.
4 Wegeners letzte Expedition
Nachdem sich Wegener vor dem Ersten Weltkrieg bereits als ausländisches Mitglied
der dänischen Grönland-Expedition angeschlossen hatte, nahm er auch an der Inlandeis-Expedition teil, die von seinem dänischen Freund Johann Peter Koch organisiert wurde und in deren Rahmen eine Überquerung der Grönland-Eiskappe von Ost
nach West erfolgte. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Wegener im Jahr 1928
eingeladen wurde, als Leiter einer kleinen Grönland-Expedition zu fungieren, die
von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft (Vorläufer der heutigen DFG)
finanziert wurde, um Messungen der Eisdecke mittels Explosions-Seismik durchzuführen. Diese einzigartige Chance, nach Grönland zurückkehren zu können, benutzte
Wegener auch, um meteorologische und glaziologische Untersuchungen vorzuschlagen. Eine Versuchsexpedition wurde 1929 mit den Meteorologen Johannes Gorgi und
Fritz Loewe sowie dem Glaziologen Ernst Sorge durchgeführt. Während der im Jahr
1930 durchgeführten und bis 1931 geplant gewesenen Hauptexpedition wurde eine
meteorologische Station »Eismitte« auf 3000 m Höhe installiert. Auf seinem Weg von
dort zurück mit dem Hundeschlitten ist Alfred Wegener kurz nach seinem 50. Geburtstag im November 1930 gestorben. Sein in einem Schlafsack eingenähter Leichnam wurde im Frühjahr 1931 entdeckt; von seinem Begleiter fehlt bis jetzt jede Spur.
30 Jahre nach seinem Tod im Grönlandeis wurde zum Gedenken an Alfred Wegener
von österreichischen Bergsteigern eine Relief-Gedenktafel der Karl-FranzensUniversität Graz an einer Felswand im Kamarujukfjord in Grönland angebracht.
5 Viktor F. Hess in Graz und Innsbruck (1920–1938)
Während der »glücklichen Grazer Jahre« Wegeners war auch Viktor Franz Hess sein
Nachbar im Physikalischen Institut geworden. Eine enge persönliche Freundschaft
verband Wegener jedoch mit dem damaligen Direktor des Physikalischen Instituts,
Hans Benndorf, der ein besonderes Naheverhältnis zur Geophysik hatte. Da es in
Graz keine Radiumpräparate gab, begann sich Hess wieder mit dem Problem der
elektrischen Leitfähigkeit der Luft und ihren Ursachen zu beschäftigen, was in einem
ausführlichen Werk seinen Niederschlag fand. Zur weiteren Erforschung der kosmischen Strahlung unternahm er auch Messungen auf dem Hochobir in Kärnten und
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organisierte mit Unterstützung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Expeditionen auf den über 3000 m hohen Sonnblick, zum Zwecke der Registrierung
der zeitlichen Schwankung dieser Strahlung. Im Jahr 1931 erhielt Hess einen Ruf an
die Universität Innsbruck, die ihm die Gelegenheit bot, auf dem mit der Seilbahn
leicht erreichbaren Hafelekar ein Laboratorium zur Dauerregistrierung der kosmischen Strahlung einzurichten. Dort führte er weitere Untersuchungen durch, einschließlich solcher, die sich auf die biologische Wirkung dieser Strahlung beziehen,
welche ja auch für Mutationen der Erbmasse verantwortlich ist. Im Jahr 1937 folgte
Hess, nachdem ihm der Nobelpreis verliehen worden war, einem Ruf nach Graz als
Nachfolger Hans Benndorfs. Aber schon im darauffolgenden Jahr, nach der Annexion Österreichs, wurde er in den Ruhestand versetzt und ohne Pension entlassen.
Sogar sein finanzieller Anteil am Nobelpreis ging verloren, da er gezwungen war,
das Kapital gegen deutsche Reichsschatzscheine auszutauschen. Hess war zwar ein
überzeugter Katholik und zeigte auch aufgrund seiner Auslandsaufenthalte eine
kosmopolitische Einstellung, hatte sich aber politisch nie betätigt. Er empfand daher
seine Behandlung durch die neuen Machthaber umso schmerzlicher und verließ im
Herbst 1938 seine Heimat, um an der Fordham University in New York seine Arbeiten fortzusetzen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1956 wirkte.
6 Viktor F. Hess in den USA (1938–1964)
In den USA widmete sich Hess nicht mehr seinen experimentellen Arbeiten über
kosmische Strahlung, sondern der Radioaktivität von Gesteinen, Fragen des Strahlenschutzes und der Radiobiologie – alles Themen, die heute wieder von großer
Wichtigkeit geworden sind. Es blieb daher anderen vorbehalten, das große Potential
der kosmischen Strahlung auszunutzen. So wurden in der Folge verschiedene Bausteine der Materie, so etwa das Positron, die Mesonen und Hyperonen in der kosmischen Strahlung entdeckt und diese Strahlung wurde damals überhaupt zum Laboratorium der Hochenergie-Physiker, da die Energien, wie sie die Teilchen der kosmischen Strahlung besitzen, in irdischen Laboratorien nicht erreicht werden konnten.
Obwohl Hess sich in den USA rasch eingelebt hatte, blieb er in seinem Inneren stets
Österreicher. Er war zu wiederholten Malen nach Kriegsende in seiner Heimat und
im Jahr 1948 wirkte er sogar als Gastprofessor an der Universität Innsbruck. Auch zu
seinem 75. Geburtstag weilte Hess wieder in der Heimat, doch konnte er sich trotz
wiederholter Einladungen nicht mehr dazu entschließen, nach Österreich zurückzukehren. Er starb im Dezember 1964 in Mount Vernon, NY, im Alter von 81 Jahren.
Hess war allerdings noch vergönnt mitzuerleben, wie seine Entdeckung der kosmischen Strahlung im Zeitalter der Weltraumforschung immer größere Bedeutung
erlangte. So war auch die erste neue Entdeckung, die mit künstlichen Erdsatelliten
im Jahr 1959 gemacht wurde, eigentlich das Resultat einer weiteren Erforschung der
kosmischen Strahlung. Prof. James van Allen hatte auf den ersten Explorer-Satelliten
der USA Geiger-Zähler eingebaut, um die kosmische Strahlung in großer Entfernung
von der Erde zu messen. Dabei entdeckte er die sogenannten Strahlungsgürtel, die
unsere Erde umgeben und heute seinen Namen tragen. Interessanterweise stellte sich
heraus, dass diese Strahlungsgürtel durch die Einwirkung der kosmischen Strahlung
auf unsere »Erdatmosphäre« gespeist werden; auch das in der archäologischen Altersbestimmung verwendete radioaktive Kohlenstoffisotop C-14 entsteht auf diese
Weise.
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Wie alle großen Entdeckungen haben auch die Hess’sche Entdeckung der kosmischen Strahlung und Wegeners revolutionäre Theorie der Kontinentalverschiebung
keine endgültigen Antworten gebracht, sondern neue Fragen für neue Generationen
von Forschern aufgeworfen. Die Namen Alfred Wegener und Viktor Franz Hess sind
mittlerweile längst in den Annalen der Wissenschaft verewigt.
Der Aufsatz erschien 2007 in dem von Prof. Karl Acham herausgegebenen Sammelband
»Naturwissenschaft, Medizin und Technik aus Graz«, der im Böhlau Verlag erschienen ist
[Anm. d. Red.].
Der Autor
Siegfried J. Bauer, Studium der Physik, Geophysik und Meteorologie an der
Universität Graz. Bis 1960 Wissenschaftler am US Army Signal R&D Labora-
tory, Fort Monmouth, NJ. Danach unter anderem als Vizedirektor für Weltraumwissenschaften am NASA Goddard Space Flight Center, Greenbelt, MD.
Von 1981 bis 1998 Ordinarius für Meteorologie und Geophysik an der Karl-
Franzens-Universität Graz und stellv. Direktor des Instituts für Weltraum-
forschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit Forschungsschwerpunkt Planetenatmosphären und globale Umweltprobleme.
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Se rie
Pioniere des Strahlenschutzes, der Kernphysik und Radiochemie
14. Folge
Guido Holzknecht: Pionier der Röntgenologie
D. C. Angetter1,*
1
Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation
Österreichische Akademie der Wissenschaften
1030 Wien, Kegelgasse 27/2
K U R Z F A S S U N G — Um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts waren sie wie ein Wunder,
heute sind sie aus der Medizin nicht mehr wegzudenken – die Röntgenstrahlen. Als einer der Pio-
niere der österreichischen Röntgenologie gilt zweifelsohne Guido Holzknecht.
1 Einleitung
Guido Holzknecht wurde am 3. Dezember 1872
als Sohn des Besitzers einer Bernsteinwarenfabrik und Direktors der landesfürstlichen Sparkasse Guido Evarist in Wien geboren [Pfarre
Schottenfeld]. Der junge Guido besuchte die
Stiftsschule in Klosterneuburg, erhielt zwischenzeitlich Privatunterricht, versuchte sich
dann im Gymnasium in der Wasagasse und im
Stiftsgymnasium in Seitenstetten. Er galt als
absoluter Problemschüler, war leistungsschwach, desinteressiert und undiszipliniert.
Dennoch bestand er 1893 die Matura am Theresianum in Wien und inskribierte an der dortigen Universität Medizin [Stift Seitenstetten].
Teile seines Studiums absolvierte er auch in
Straßburg und Königsberg. 1899 wurde er zum
Dr. med. promoviert [Archiv Univ. Wien]. In
Königsberg dürfte sein Interesse für die Röntgenologie geweckt worden sein. Jedenfalls befasste er sich seit dieser Zeit intensiv mit dem
jungen Forschungsgebiet. Eineinhalb Jahre nach
Guido Holzknecht in
seiner Promotion erhielt er eine Anstellung als
mittleren Jahren.
Sachverständiger für das medizinische Röntgenverfahren im k.k. Landesgericht für Strafsachen in Wien. 1902 reichte er sein
Gesuch um Zulassung zur Privatdozentur ein. Doch bis er die Venia Legendi erhielt,
lag ein steiniger Weg vor ihm. Als Habilitationsschrift legte er »Die röntgenologische
Diagnostik der Erkrankung der Brusteingeweide« vor. Zunächst wurde das Ansu-
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Korrespondierende Autorin: [email protected]
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Holzknecht bei Bestrahlungen in seinem Institut.
chen vom Professorenkomitee der Universität nicht weiter beachtet und noch 1902
wurde es mit der Begründung, die Radiologie sei ein zu junges Gebiet, man habe zu
wenig Erfahrung, Röntgentherapien können die Dermatologen durchführen und
außerdem seien die Strahlen zu gefährlich, abgelehnt. 1903 wurde ein neuerlicher
Antrag auf Habilitation abgelehnt, jedoch ein Lektorat zugebilligt. Nun machte sich
der spätere Nobelpreisträger Julius Wagner-Jauregg dafür stark, dass die Habilitati-
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on für Radiologie zugelassen wird. Am 6. Mai 1904 – also über ein Jahr später – wurde die Habilitation anerkannt. Somit gilt das Jahr 1904 als entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der österreichischen Röntgenologie, die zum eigenen Fach
geworden ist [Angetter 1998].
1905 übernahm Holzknecht den Leiterposten im Röntgenlaboratorium im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) in Wien. Bald darauf bezeichnete er seine Arbeitsstätte als
Institut für radiologische Diagnostik und Therapie am k.k. AKH, offiziell hieß es
kurz Röntgenlaboratorium des AKH. 1913 erfolgte dann die Ausgestaltung zum
Zentralröntgeninstitut [Wichtl 1987]. 1918 wurde er zum a.o. Professor ernannt, 1931
erhielt er den Hofratstitel [Angetter 1998].
2 Die Anfänge der Röntgenologie in Wien
In Wien war es Ende des 19. Jahrhunderts zunächst nur möglich, Röntgenaufnahmen
in physikalischen Instituten, vor allem in jenem von Professor Franz Exner, sowie in
der k.k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren
herzustellen. Das erste Röntgenlaboratorium in Wien wurde 1896 an der II. Internen
Universitätsklinik unter Eduard Neusser in Betrieb genommen und mit einem transportablen Röntgenapparat ausgestattet. Zunächst fertigte man fast ausschließlich
Untersuchungen für die Klinik Neusser an, ab 1898 übernahm das nun als RöngtenCentrale bezeichnete Laboratorium die Versorgung aller Abteilungen des AKH. 1896
waren auch die ersten Röntgenpraxen entstanden [Wichtl 1987].
Im März 1897 fand eine Konferenz der Direktoren und Leiter aller Wiener Krankenanstalten zur Feststellung des Bedarfs an Röntgenapparaten statt. Dort wurde beschlossen, dass alle Spitäler Wiens mit Ausnahme des Wilhelminenspitals im darauffolgenden Jahr mit Röntgenapparaten ausgestattet werde sollten [Wichtl 1987]. Im
September 1898 erhielt auch das Garnisonspital Nr. 1 in Wien, Österreichs führendes
Militärspital, ein Röntgenkabinett, wo zunächst neben den Untersuchungen die
röntgenologische Ausbildung der Militärärzte erfolgte, die dann ab dem Jahre 1900
von der neu gegründeten Militärärztlichen Applikationsschule übernommen wurde.
Ende des Jahres 1899 wurde die Röntgen-Centrale in das Direktionsgebäude des
AKH verlegt. Bis 1899 hatte Gustav Kaiser die Leitung inne, ihm folgten Alfred Carl
Stöckl und anschließend Guido Holzknecht [Wichtl 1987].
Bis zum Jahre 1910 waren kaum ein Dutzend Ärzte ganztätig und ausschließlich als
Radiologen tätig. Notgedrungen besorgten Chirurgen, Internisten und Dermatologen
praktisch nebenberuflich den größten Teil der röntgenologischen Untersuchungen.
In der Regel erhielten diese Mediziner eine nur wenige Monate dauernde Ausbildung in Röntgenologie und Radiologie. Sie blieben daher in ihren Fähigkeiten beschränkt und kehrten mehrheitlich früher oder später in ihr angestammtes Fach
zurück. Dagegen versuchte Holzknecht massiv anzukämpfen. Er strebte danach die
Ausbildung zu intensivieren, vor allem aber wehrte er sich strikt gegen die Aussage
»Radiologie benötige keine eigene Fachinstitution, sondern wäre sinnvoll in die
Hauptfächer zu integrieren und durch diese auszuüben«.
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3 Durchleuchtung versus Radiographie
Unter den röntgenologisch tätigen Ärzten hatte sich zudem rasch eine Kontroverse
um die jeweiligen Vorteile der Durchleuchtung (d. h. der Beobachtung von Herz,
Lunge, Zwerchfell, wobei eine oftmalige Untersuchung möglich war und daher Veränderungen des Krankheitsbildes besser beobachtet werden konnten) bzw. der konventionellen Radiographie entwickelt. Wilhelm Conrad Röntgen hatte 1895 beides
entdeckt, nämlich
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den leuchtenden Effekt der Röntgenstrahlen auf einer Leinwand und
die photographischen Effekte in einer lichtempfindlichen Emulsion.
Die ersten Röntgenapparate produzierten nur eine geringe Menge an Röntgenstrahlen, so dass eine Beleuchtungszeit von 30 Minuten und mehr nötig war, vor allem bei
dickeren Körperstellen, wie dem Bauch. Ein bewegliches Organ konnte überhaupt
nicht effizient auf einer Röntgenplatte dargestellt werden. Holzknecht galt als massiver Befürworter der Durchleuchtung: »Und es ist uns allen klar, dass die Durchleuchtung
in äußerst kurzer Zeit – und sehr einfach – eine fast endlose Anzahl von Bildern gewährt, alle
von gleich guter Qualität, welche bestimmt besser sind als die unscharfen verzerrten Röntgenbilder.« Mit der wachsenden Qualität und Verfügbarkeit von Durchleuchtungsschirmen setzte sich die Durchleuchtung allmählich immer mehr durch. Sie dominierte für die inneren Organe bis Anfang der 1960er-Jahre [Angetter 1998].
4 Faszination Röntgenologie – durchaus nicht ungefährlich
Unmittelbar nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen trachtete man danach, alles
Mögliche mittels Röntgenstrahlen zu untersuchen, betrieb damit aber auch allerhand
Unfug. So wollte beispielsweise der ehemalige Leiter für Physik und Chemie an der
Artilleriekadettenschule und Direktor der Hof- und Staatsdruckereien als Vorsitzender der Photographischen Gesellschaft in Wien, Hofrat Ottmar Volker, Kanonenrohre mittels Röntgenstrahlen auf Gussfehler untersuchen. Bis in die späten 1950er-Jahre
überprüfte man die Passform neuer Schuhe mittels der Strahlen. Außerdem galten
Röntgenstrahlen bald als Allheilmittel: man behandelte Akne-Patienten, zu stark
behaarte Körperstellen und versuchte bei Blinden durch Bestrahlung Netzhautbilder
zu erzeugen. Der erste in Wien in einer Privatordination praktizierende Röntgenologe, Professor Moriz Benedikt, Internist, Neurologe, Elektrotherapeut und Primar an
der Wiener Poliklinik, vertrat in den Anfängen die irrige Ansicht, Weichteilverletzungen und Weichteilveränderungen innerhalb des Hirnschädels auf Röntgenbildern erkennen zu können. Er versuchte, einerseits pathologische Veränderungen an
den Hirnhäuten und andererseits Diagnosen von Tuberkulosen des Gehirns bis hin
zu Neurosen festzustellen. Diese Äußerungen Benedikts führten zu jahrelangen
Kontroversen zwischen ihm und anderen Röntgenologen, allen voran Guido Holzknecht, die bereits erkannt hatten, dass sich solche Erkrankungen der radiographischen Diagnostik entzogen. Andere Fehldiagnosen wie zum Beispiel, dass Zahnplomben für Projektile und Zungenbeine für verschluckte Knochen gehalten wurden
oder Frakturen, die keine waren, als solche angesehen wurden, führten oft zu falschen therapeutischen Maßnahmen und landeten mitunter sogar vor Gericht [Angetter 1998].
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Holzknechts Chromoradiometer.
Darüber hinaus erkannte Holzknecht schon früh die Gefährlichkeit der Strahlung.
Daher beschäftigte er sich zeit seines Lebens mit dem Strahlenschutz. Bereits 1902
hatte er seinen bis heute bekannten Holzknecht-Löffel erfunden, mit dem der Röntgenologe Druck auf die zu untersuchenden Körperstellen ausüben konnte, ohne dass
seine eigenen Hände bestrahlt wurden [Angetter 1998]. 1902 schuf er auch das erste
brauchbare Messinstrument, das Chromoradiometer. Dieses bildete mit seinen Holzknecht-Einheiten (H) die Grundlage der Dosierung der Röntgenstrahlen. Obwohl es
noch ein ziemlich primitives Instrument war, sank die Zahl der therapeutischen
Röntgenverbrennungen an Holzknechts Institut um fast 90 Prozent [Lesky 1981].
Erste Warnungen vor den gefährlichen Strahlen erfolgten schon 1898 durch den
schottischen Arzt John Macintyre, der von Schäden an seiner Hand berichtete, die
durch Röntgenstrahlen hervorgerufen wurden. Doch diese Warnungen verhallten
ungehört, und obwohl im selben Jahr die ersten Schutzempfehlungen veröffentlicht
wurden, dauerte es noch Jahre bis die Gefährlichkeit der ionisierenden Strahlen realisiert war. 1927 veröffentlichte Holzknecht eine deutsche Übersetzung und Bearbeitung des von Isaak Seth Hirsch publizierten Werkes über die physikalischtechnischen Grundlagen der Röntgentherapie. Diese Arbeit enthielt genaue Richtlinien zum Strahlenschutz:
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Patienten, Bedienungspersonal und Räumlichkeiten sollten einer möglichst
geringen Strahlenbelastung ausgesetzt sein.
Patienten mussten gegen die Streustrahlung geschützt werden. Zur Abschirmung sollte Bleigummi von mindestens 5 mm Dicke verwendet werden.
Hautkontakt mit metallischem Blei sollte vermieden werden.
Ein Arbeitstag des Röntgenpersonals sollte maximal sieben Stunden lang
sein, wobei zwei Halbtage pro Woche arbeitsfrei in frischer Luft zu verbringen waren. Der jährliche Urlaub sollte entweder einen Monat oder zwei
Monatshälften betragen.
Röntgenassistenten, Schwestern und Pflegerinnen durften keinen anderen
Spitalsdienst versehen.
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Das Bestrahlungszimmer musste gut ventilierbar sein, die Regelung der
Apparate sollte von außen erfolgen können, und die Zimmerwände waren
mit abschirmendem Material auszustatten, bei den Fenstern war Bleiglas zu
verwenden.
Bei der Anwendung der Radiumtherapie sollte der Hantierende nicht mit
Radium in Berührung kommen. Zum Schutz dienten Bleigummi, aber auch
Mischungen aus Bienenwachs, Vaseline, Harz, Lanolin und Bleioxid. Eine
Lage von 1 cm dieses Präparates ließ keine Strahlen durch.
5 Guido Holzknecht und die Lehre
Holzknecht befasste sich intensiv und theoretisch-analytisch mit Fragen der Lehre. In
zahlreichen Vorträgen und Publikationen legte er ab 1919 abgestufte Lehrpläne für
Ärzte, Studenten und Röntgenschwestern vor. Für Medizinstudenten empfahl er
Radiologie als 20-stündiges Repetitorium im 10. Semester. Entsprechend länger und
in zwölf Gebiete gegliedert waren seine Vorstellungen zur Facharztausbildung, wobei er besonderen Wert auf die praktische Ausbildung legte. In Abstimmung mit
Psychologen sollte ein Eignungstest für Röntgenschwestern und Ärzte vorgenommen werden. Die Realisierung seiner Ideen blieb jedoch auf den eigenen Wirkungsbereich beschränkt, dort allerdings mit großem Erfolg und internationaler Breitenwirkung. In seinem Schülerverzeichnis waren bis 1931 insgesamt 524 Ärzte verzeichnet, davon 157 aus Österreich, 114 aus den USA, 22 aus Japan und 3 aus Australien –
bemerkenswert angesichts der damaligen Reisebedingungen. An den Röntgenstationen der Universitätskliniken in Wien waren vor allem Holzknecht-Schüler in den
leitenden Positionen tätig, ebenso an den öffentlichen Krankenhäusern. Mehrfache
Gesuche von Klinikvorständen, diesen »Konsilarii« systematisierte Oberarztstellen
zu geben, wurden bis 1919 vom zuständigen Ministerium stets abgelehnt. Erst 1919
gelang dies an den beiden chirurgischen Universitätskliniken, die Kliniken für innere
Medizin mussten bis 1931 warten. Ab 1920 waren dann auch Vollradiologen als
niedergelassene Fachärzte tätig. Doch die dienstrechtliche Unterordnung der Radiologen in den Kliniken gegenüber den klinischen Ordinarii bestand bis 1991, selbst
wenn die Radiologen habilitiert oder sogar zu a.o. Professoren ernannt waren. Trotz
aller Ausgrenzungen der Radiologen stand die eigenständige Position der Radiologie
als medizinisches Fach ab 1931 außer Diskussion [Angetter 1998].
Die rasche von Holzknecht selbst als »stürmisch« bezeichnete Ausbreitung der Anwendung von Röntgenstrahlen veranlasste ihn zu ausführlichen Überlegungen über
Struktur und Entwicklung der Disziplin. Seine Vorstellungen umfasste er mit den
Worten »Fundamentierung«, »Spezialisierung« und »Kommunikation«. Unter Fundamentierung verstand er die dringliche Notwendigkeit, die Grundwissenschaften
des Faches zu pflegen (Röntgenphysik, -anatomie, -physiologie, -biologie,
-diagnostik und Strahlentherapie). Unter Spezialisierung verstand er die Arbeitsteilung, z. B. spezielle Ausrichtung auf Brustorgane, Magen/Darm usw. Unter Kommunikation forderte Holzknecht: »Jedem sagen, was du zu wissen glaubst, jedem zeigen,
was du gefunden hast und deine Meinung dem Urteil der anderen aussetzen« [Angetter
1998].
31
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6 Die Röntgenologie nach Holzknecht
Erst 1947 erhob die Wiener Fakultät das Zentralröntgen zum Universitätsinstitut und
Extraordinariat, 1955 zum Ordinariat. Graz wartete sogar bis 1958 auf die Errichtung
eines Lehrstuhls. Bis in die 1960er-Jahre blieb das Zentralröntgen unter dem Holzknecht-Schüler Ernst Georg Mayer Kompetenzzentrum für die Röntgendiagnostik.
Initiativen für eine Systematisierung der Facharztausbildung gingen jedoch ebenso
wie Erforschung und Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren von den kooperierenden klinischen Röntgeninstituten des AKH aus. Der langjährige entwickelte
Plan einer systematischen Ausbildung mit abschließender Prüfung wurde erst 1985,
beschränkt auf das Zentralröntgen des AKH, realisiert. Ab diesem Zeitpunkt wurden
für alle Ausbildungsärzte des AKH auf freiwilliger Basis Multiple-Choice-Prüfungen
über physikalische und technische Grundlagen von Radiologie und Strahlenschutz
organisiert. Eine Facharztausbildung – nach den Vorstellungen von Holzknecht –
wurde in Österreich 2001 obligat. Die 1982 in Kraft getretene Studienreform enthielt
Radiologie und Strahlenschutz als obligate Prüfungen im 2. Studienabschnitt (besonders Strahlenschutz und Risiken).
Anfang der 1950er-Jahre entstand die Nuklearmedizin als neue Subdisziplin. In den
1960er-Jahren wurden neue Untersuchungsverfahren wie die Mammographie, Katheterangiographie und Ultraschalldiagnostik entwickelt, die zunächst Großteils von
Neurologen, Kardiologen und Chirurgen ausgeübt wurden. Ab 1976 wurde auch die
Computertomographie eingeführt. Die Universitätsklinik für Strahlentherapie in
Wien wurde 1969 gegründet. Ab den 1970er-Jahren erfolgten entscheidende Änderungen an der Position der Radiologie bedingt durch (i) gestiegene Anforderungen
an das Fach, (ii) ein neues Universitätsorganisationsgesetz und (iii) die Neubauplanung des AKH. Heute sind die radiologische Diagnose und die Strahlenkunde in
Österreich eigene Fächer mit eigenen Ausbildungsordnungen. 22 Jahre nach der
Gründung der Universitätsklinik für Strahlentherapie erfolgte die Gründung jener
für Radiodiagnostik in Wien. Die enorme Zunahme an Anwendungen hat die Teilung in Strahlentherapie (v. a. Tumortherapie, mit Bettenstation) und in Radiodiagnostik (Blutversorgung von Schwerkranken/Schwerverletzten v. a. im Bereich Unfälle/Notfälle) erforderlich gemacht. An der neuen Wiener Universitätsklinik für Radiodiagnostik (seit 1991) existieren ärztlich autonom geführte Abteilungen für Neuroradiologie, Angiographie, interventionelle Radiologie sowie Osteologie. Neben diesen Spezialabteilungen gibt es zwei große allgemeine Abteilungen.
Auch wenn dieser Erfolg sich erst lange nach Holzknecht einstellte, die entscheidenden Anstöße kamen von ihm. Bis heute ist das Ansehen Holzknechts in der internationalen Radiologengemeinschaft lebendig, ausgewiesen durch die regelmäßigen
Festveranstaltung einer »Holzknecht Lecture« am Europäischen Röntgenologenkongress, der zwischen 1987 und 1999 alle zwei Jahre in Wien abgehalten wurde und seit
dem Jahr 2000 jährlich stattfindet [Angetter 1998].
Holzknecht gehörte zu jenen Menschen, die ihr Leben und ihre Gesundheit in den
Dienst des medizinischen Fortschritts stellten. Die Erforschung der Radiologie, die
zum Inbegriff seines Lebens wurde, brachte ihm aber auch seinen Untergang. 1911
musste er sich erstmals auf Grund der Strahlenbelastung einer Fingeramputation
unterziehen, weitere Operationen, Amputationen, Bestrahlungen und Hauttransplantationen folgten. Doch er ließ sich von den Strahlenschäden nicht beeinflussen.
Holzknecht war ein Arbeitstier. Er arbeitete Tag und Nacht, stark, standhaft, konse-
32
STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Holzknecht nach einer seiner zahlreichen Operationen.
quent. Sein oftmals zitierter Leitsatz lautete: »Komme mir keiner und sage, das geht
nicht!« Im letzten Jahrzehnt seines Lebens wurden seine Strahlenschäden manifest.
Er musste zahlreiche verstümmelnde Operationen – in den letzten zwölf Jahren immerhin 60 – über sich ergehen lassen. Trotzdem arbeitete er weiter und lernte mit
Fingerstummeln zu essen, zu schreiben und mittels Armprothesen sogar Patienten
zu untersuchen. Über sich selbst sagte er: »Solange man mir den Kopf nicht abschneidet,
werde ich weiter arbeiten!« [Geschichte Med.].
Charakterlich galt er als schwierig, schroff und querulierend. Er war ein Pedant,
wandte sich extrem gegen etablierte Institutionen und Fakultäten und legte wenig
kollegiales Verhalten an den Tag. Dies gipfelte in einem Disziplinarverfahren wegen
Schädigung des Ansehens der medizinischen Fakultät, das letztlich mit der Disziplinarstrafe der Rüge geahndet wurde [Rektorat Univ. Wien]. Intolerant Fehlern anderer gegenüber, scheute er sich nicht, diese in der Öffentlichkeit breitzutreten. Nur in
den letzten Jahren seiner Krankheit wurde er unsicher und empfindlich. Das lag vor
allem in seiner Angst, nicht mehr leisten zu können, was er sich vorgenommen hatte.
Am 30. Oktober 1931 starb Holzknecht in Wien.
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Holzknecht scheitere zwar an seiner Indolenz und Intoleranz, er hatte die gesellschaftlichen Strömungen und politischen Tendenzen seiner Zeit gegen sich, aber
seine wissenschaftliche Begabung, seine humanistische Bildung und sein unermüdlicher Einsatz für die Radiologe trugen ihm zahlreiche Ehrungen, Auszeichnungen
und Ehrenmitgliedschaften ein und halten bis heute sein Ansehen hoch.
7 Bibliographie
Angetter 1998 ANGETTER, Daniela C.: Guido Holzknecht: Leben und Werk des Pioniers
der österreichischen Röntgenologie. 1. Aufl. Wien : Eichbauer, 1998. – ISBN 3−901−
69908−2
Archiv Univ. Wien ARCHIV DER MEDIZINISCHEN FAKULTÄT
Rigorosenprotokoll, 1894−1919
DER
UNIVERSITÄT WIEN:
Geschichte Med. INSTITUT FÜR GESCHICHTE
Handschriftensammlung, 2909
DER
UNIVERSITÄT WIEN:
DER
MEDIZIN
Lesky 1981 LESKY, Erna: Meilensteine der Wiener Medizin: Große Ärzte Österreichs in
drei Jahrhunderten. 1. Aufl. Wien : Maudrich, 1981. – ISBN 3−851−75320−8
Pfarre Schottenfeld KATHOLISCHE PFARRE ST. LAURENZ AM SCHOTTENFELD: Taufregister, S. 219, Sp. 4
Rektorat Univ. Wien ARCHIV
S. 17−19, 29−30, 38−39
DES
REKTORATS
DER
UNIVERSITÄT WIEN: 975/1929/30,
Stift Seitenstetten BENEDIKTINERSTIFT SEITENSTETTEN: Stiftsarchiv, Karton 32 E
Wichtl 1987 WICHTL, Otto: Anfänge und Entwicklung der Radiologie an den Kliniken, Kranken- und Heilanstalten Wiens. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften 19−21 (1987), S. 901−929
Die Autorin
Daniela Angetter, geboren 1971 in Wien, 1993 Sponsion zur Magistra der
Philosophie, 1995 Promotion zur Doktorin der Philosophie. 1995/96 Unter-
richtspraktikum für Lehramtskandidaten, 1996 bis 2001 am Institut für
Geschichte der Medizin der Universität Wien tätig, seit 2001 im Institut
Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Forschungsschwerpunkte Militär- und Medizingeschichte.
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Rezension
Fukushima in der Literatur – Einige Rezensionen
S. Schönhacker1,*
1
WIRK.ZONE CBRN Preparedness & Response
1090 Wien, Sobieskigasse 3
1 Einleitung
Fukushima – der Name dieser japanischen Präfektur ist seit März 2011 weltweit
bekannt. Das gilt insbesondere für den im weltweiten Vergleich besonders kernenergie-skeptischen deutschsprachigen Raum. Es verwundert daher nicht, dass nach den
Ereignissen des März 2011 eine Flut von thematisch mehr oder weniger passenden
Büchern veröffentlicht wurde. In der Folge werden einige Bücher rezensiert, die sich
unmittelbar mit den Auswirkungen des Kernkraftwerksunfalls beschäftigen.
2 Bücher über die Auswirkungen von Fukushima
Johannes Hano: Das japanische Desaster – Fukushima und die Folgen.
Der ZDF-Mitarbeiter Johannes Hano ist im März 2011 aus beruflichen Gründen in
Japan. In diesem Buch beschreibt er die Ereignisse aus seiner ganz persönlichen
Sicht. Im Mittelpunkt steht dabei die Wahrnehmung der Ereignisse im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi durch ihn und sein Team. Das schwere Erdbeben, der
Tsunami und seine Folgen sind hingegen im Verlauf des Buches nur Nebenschauplätze. Während das ZDF-Team zuerst nach Osaka reist, um ausreichend Abstand zu
gewinnen, folgt später eine Recherche vor Ort. Ob sie denn gar keine Angst vor der
Radioaktivität haben, werden da Bewohner gefragt, die wenige Tage zuvor nur
knapp dem Tsunami entkommen sind und dabei all ihren Besitz verloren haben.
Unwillkürlich will man dem Autor Glauben schenken, wenn er im Epilog schreibt,
dass das Schreiben dieses Buches ihm den Therapeuten erspart habe. Wer einen Einblick in die Angst bekommen will, die manche angesichts der bloßen Nennung des
Wortes »Radioaktivität« verspüren, wird mit diesem Buch gut bedient.
*
Korrespondierender Autor: [email protected]
35
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Yuko Ichimura, Tim Rittmann: 3/11 – Tagebuch nach Fukushima.
Unprätentiös, sensibel, ehrlich – so bewirbt der Carlsen Verlag dieses Buch und verspricht damit nicht zu viel. Aus dem Tagebuch einer Werberegisseurin aus Tokio
wird zuerst ein Blog für die Online-Ausgabe des SZ-Magazins und später dieses
Buch. Hier beschreibt eine gebildete Frau ihre persönlichen Eindrücke, ohne zu dramatisieren. Positives und Negatives stehen einander gegenüber, die Hintergründe
von Entscheidungen und die damit verbundenen Zweifel werden dargelegt. Ein sehr
persönliches Buch, das aus meiner Sicht einen gelungenen Einblick in die Realität
Japans im März 2011 bietet.
William T. Vollmann: Sperrzone Fukushima.
Der amerikanische Roman-Autor William T. Vollmann fühlt sich dazu berufen, auf
eigene Faust in Japans Sperrzone zu recherchieren – nicht ohne sich vorher aus zwei
Büchern grundlegendes Wissen über Radioaktivität anzueignen und ein Dosimeter
anzukaufen. Das Hinaufzählen des Dosimeters in Schritten von 0,1 rem, das dem
Autor sichtlich Unbehagen bereitet, stellt in weiterer Folge den Taktgeber des Buchs
dar. Während das Buch durch detailreiche Schilderungen der Eindrücke in Japan
überzeugen kann, verwundern einige andere Aspekte, etwa das Eindringen des
Autors in die Sperrzone mit einem Regenumhang, daran angeklebten Küchenhandschuhen sowie einer Baseball-Kappe, um sich vor Kontamination zu schützen. Beruhigend ist hingegen die Tatsache, dass der Autor offen eingesteht, all seine Interview-Partner bezahlt zu haben – es bleibt zu hoffen, dass sie damit gleichzeitig ein
wenig für den offenbar häufig in Interviews gebrachten Vergleich der Ereignisse von
Hiroshima, Nagasaki und Fukushima entschädigt wurden.
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Florian Coulmas, Judith Stalpers: Fukushima – Vom Erdbeben zur atomaren Katastrophe.
Die Autoren dieses Buchs sind erklärte Japan-Experten, und ihnen gelingt in einer
Klarheit, die man in anderen Büchern leider vergeblich sucht, eine sachliche Darstellung sowohl der japanischen Mentalität und Gesellschaft als auch der Ereignisse in
Fukushima und der entsprechenden Hintergründe. Glaubwürdig schildern die Autoren ihr Bemühen um eine möglichst faktengetreue Darstellung, und dieses Bemühen scheint durchweg von Erfolg gekrönt zu sein. Wer sich nicht die gesamte Bandbreite an erschienenen Büchern zulegen will, dem sei dieses Werk dringend empfohlen.
Susan Boos: Fukushima lässt grüßen – Die Folgen eines Super-GAUs.
Fairerweise wird man bereits am äußeren Umschlag des Buchs darauf hingewiesen,
dass es mit finanzieller Unterstützung von Greenpeace und anderen NGOs zustande
gekommen ist. Angenehm überrascht stellt man fest, dass im Inneren zahlreiche
Fakten enthalten sind, die Strahlenschützern wohl bekannt vorkommen: Beginnend
bei den Radium Girls über Hiroshima bis hin zu aktuellen Grenzwerten im Strahlenschutz wird das Fachgebiet durchquert. Auch Grundzüge des Notfallschutzes in der
Schweiz und in Deutschland werden dargestellt – um dann das Szenario von
Fukushima an die deutsch-schweizerische Grenze zu übertragen. »Wohin mit drei
Millionen Evakuierten?«, lautet dann die wohl eher rhetorische Frage, wobei unklar
bleibt, welche Berechnungen und Annahmen ihr zugrunde liegen. Während die
Grundtendenz des Buches klar »anti-Atom« ist, überrascht es doch immer wieder
durch eine Vielzahl von anerkannten Fakten und ist daher durchaus lesenswert.
37
STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
3 Ausblick
Neben Büchern über die unmittelbaren Auswirkungen von Fukushima kamen in den
Monaten nach dem Ereignis zahlreiche weitere Bücher auf den Markt, die in losem
thematischen Zusammenhang dazu stehen. Einige Rezensionen sind für die nächste
Ausgabe von STRAHLENSCHUTZ aktuell geplant.
Der Autor
Stefan Schönhacker, Studien Chemie-Lehramt und Mathematik-Lehramt
sowie Integriertes Sicherheitsmanagement in Wien. Seit 2010 Mitarbeiter der
Zivilschutzschule des Bundesministeriums für Inneres. Durchführung von
Projekten über die WIRK.ZONE. Mitglied des Sachgebiets Strahlenschutz im
Österreichischen Bundesfeuerwehrverband. Ausbildungsleiter der Bereitschaft CBRN-Schutz des Österreichischen Roten Kreuzes – Landesverband
Wien.
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Pro & Kontra
Als Ergänzung zur Sammelrezension der wichtigsten Neuerscheinungen zum Unfall im
japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi entschloss sich das Redaktionsteam von
STRAHLENSCHUTZ aktuell, unter der Rubrik »Pro & Kontra« zwei inhaltlich konträre Gastkommentare zur selben Thematik abzudrucken, die vor geraumer Zeit in der britischen Tageszeitung
erschienen sind, an Aktualität aber nicht verloren haben. Die geäußerten Ansichten müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
Why Fukushima Made Me Stop Worrying and Love Nuclear Power
G. Monbiot
Japan’s disaster would weigh more heavily if there were less harmful alternatives. Atomic power is
part of the mix.
—T
THE GUARDIAN, 21 MARCH 2011
You will not be surprised to hear that the events in Japan have changed my view of
nuclear power. You will be surprised to hear how they have changed it. As a result of
the disaster at Fukushima, I am no longer nuclear-neutral. I now support the technology.
A crappy old plant with inadequate safety features was hit by a monster earthquake
and a vast tsunami. The electricity supply failed, knocking out the cooling system.
The reactors began to explode and melt down. The disaster exposed a familiar legacy
of poor design and corner cutting. Yet, as far as we know, no one has yet received a
lethal dose of radiation. Some greens have wildly exaggerated the dangers of radioactive pollution. For a clearer view, look at the graphic published by xkcd.com. It
shows that the average total dose from the Three Mile Island disaster for someone
living within 10 miles of the plant was one 625th of the maximum yearly amount
permitted for US radiation workers. This, in turn, is half of the lowest one-year dose
clearly linked to an increased cancer risk, which, in its turn, is one 80th of an invariably fatal exposure. I’m not proposing complacency here. I am proposing perspective.
If other forms of energy production caused no damage, these impacts would weigh
more heavily. But energy is like medicine: if there are no side effects, the chances are
that it doesn’t work. Like most greens, I favour a major expansion of renewables. I
can also sympathise with the complaints of their opponents. It’s not just the onshore
wind farms that bother people, but also the new grid connections (pylons and power
lines). As the proportion of renewable electricity on the grid rises, more pumped
storage will be needed to keep the lights on. That means reservoirs on mountains:
they aren’t popular, either. The impacts and costs of renewables rise with the proportion of power they supply, as the need for storage and redundancy increases. It may
well be the case (I have yet to see a comparative study) that up to a certain grid penetration – 50% or 70%, perhaps? – renewables have smaller carbon impacts than nuclear, while beyond that point, nuclear has smaller impacts than renewables.
39
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Illustration: Daniel Pudles.
Like others, I have called for renewable power to be used both to replace the electricity produced by fossil fuel and to expand the total supply, displacing the oil used for
transport and the gas used for heating fuel. Are we also to demand that it replaces
current nuclear capacity? The more work we expect renewables to do, the greater the
impact on the landscape will be, and the tougher the task of public persuasion. But
expanding the grid to connect people and industry to rich, distant sources of ambient
energy is also rejected by most of the greens who complained about the blog post I
wrote last week in which I argued that nuclear remains safer than coal. What they
want, they tell me, is something quite different: we should power down and produce
our energy locally. Some have even called for the abandonment of the grid. Their
bucolic vision sounds lovely, until you read the small print.
At high latitudes like ours, most small-scale ambient power production is a dead
loss. Generating solar power in the UK involves a spectacular waste of scarce resources. It’s hopelessly inefficient and poorly matched to the pattern of demand.
Wind power in populated areas is largely worthless. This is partly because we have
built our settlements in sheltered places; partly because turbulence caused by the
buildings interferes with the airflow and chews up the mechanism. Microhydropower might work for a farmhouse in Wales, but it’s not much use in Birmingham. And how do we drive our textile mills, brick kilns, blast furnaces and electric
railways – not to mention advanced industrial processes? Rooftop solar panels? The
moment you consider the demands of the whole economy is the moment at which
you fall out of love with local energy production. A national (or, better still, international) grid is the essential prerequisite for a largely renewable energy supply.
Some greens go even further: why waste renewable resources by turning them into
electricity? Why not use them to provide energy directly? To answer this question,
look at what happened in Britain before the industrial revolution. The damming and
weiring of British rivers for watermills was small-scale, renewable, picturesque and
devastating. By blocking the rivers and silting up the spawning beds, they helped
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STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
bring to an end the gigantic runs of migratory fish that were once among our great
natural spectacles and which fed much of Britain – wiping out sturgeon, lampreys
and shad, as well as most sea trout and salmon. Traction was intimately linked with
starvation. The more land that was set aside for feeding draft animals for industry
and transport, the less was available for feeding humans. It was the 17th-century
equivalent of today’s biofuels crisis. The same applied to heating fuel. As E. A.
Wrigley points out in his book Energy and the English Industrial Revolution, the 11m
tonnes of coal mined in England in 1800 produced as much energy as 11m acres of
woodland (one third of the land surface) would have generated.
Before coal became widely available, wood was used not just for heating homes but
also for industrial processes: if half the land surface of Britain had been covered with
woodland, Wrigley shows, we could have made 1.25m tonnes of bar iron a year (a
fraction of current consumption) and nothing else. Even with a much lower population than today’s, manufactured goods in the land-based economy were the preserve
of the elite. Deep green energy production – decentralised, based on the products of
the land – is far more damaging to humanity than nuclear meltdown. But the energy
source to which most economies will revert if they shut down their nuclear plants is
not wood, water, wind or sun, but fossil fuel. On every measure (climate change,
mining impact, local pollution, industrial injury and death, even radioactive discharges) coal is 100 times worse than nuclear power. Thanks to the expansion of
shale gas production, the impacts of natural gas are catching up fast.
Yes, I still loathe the liars who run the nuclear industry. Yes, I would prefer to see the
entire sector shut down, if there were harmless alternatives. But there are no ideal
solutions. Every energy technology carries a cost; so does the absence of energy technologies. Atomic energy has just been subjected to one of the harshest of possible
tests, and the impact on people and the planet has been small. The crisis at Fukushima has converted me to the cause of nuclear power.
The Author
George Monbiot is the author of the bestselling books The Age of Consent:
A Manifesto for a New World Order and Captive State: The Corporate Takeo-
ver of Britain, as well as the investigative travel books Poisoned Arrows,
Amazon Watershed and No Man’s Land. His latest books are Heat: How to
Stop the Planet Burning and Bring on the Apocalypse?
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Fukushima Shows Us the Real Cost of Nuclear Power
C. Bennett
The economics of nuclear power don’t add up – which is even more reason to invest in renewable
energy.
THE GUARDIAN, 23 MARCH 2011
—T
The full fallout of Fukushima is still unknown. There has been a great deal of focus
on the potential health dangers – understandable given the fears of local people, but
easy to downplay in the wake of a wave that killed more than 10,000 people. However, the effect on the nuclear industry will go much further than headline-grabbing
concerns around the health impacts. Following the incredibly expensive evacuation,
there has been a suspension of sales of food from the area, and now even fears about
drinking water in Tokyo. These measures will hopefully ensure the health impact
remains minimal.
As well as being incredibly distressing for the people living nearby, this is all costing
a fortune. Add to it the clean-up costs, more stringent safety regulations and an inevitable increase in insurance arrangements, and the economics of nuclear will be forever changed. And they weren’t particularly healthy to start with. Our energy secretary, Chris Huhne, has said all such costs would be borne by the industry in the
event of anything similar happening in the UK. (While we’re not at risk of major
earthquakes and tsunamis, our nuclear stations are vulnerable to sea surges, rising
sea levels and terrorist attacks.) This would make for an eye-watering insurance
quote, especially now the industry has lost its no-claims bonus.
A Japanese farmer drains milk into a pit in the village of Iitate, some 30 km northwest of the
Fukushima nuclear plant. Photograph: Ho/Reuters.
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No nuclear power station has been built without state cash – as our government
recognises. No subsidies means no nuclear. Supporting nuclear means getting behind
taxpayer-funded subsidies for, in George Monbiot’s words, the ‘liars’ who run the
industry. In contrast to the billions spent on nuclear, there remains real reluctance to
invest in renewable energy. Only last week ministers cut support for small-scale
renewable power. Their plans for electricity market reform will not support the development of offshore wind and other marine renewables.
For decades governments have fawned over fossil fuels and nuclear power at the
expense of renewable power and energy saving. Nuclear has had billions of pounds
of taxpayers’ money – and still cannot produce electricity at a competitive price. By
contrast, after just a few years’ support in Germany, solar panels are expected to be
producing power without the need for public subsidies. Energy saving is much the
same – our dilapidated buildings leak much of the energy we spend billions producing. A nationwide refit of homes – kick-started by the government via its current
energy bill – would create jobs as well as saving energy, but progress remains slow
and halting. Fears that the public won’t accept large-scale renewable power because
of the impact on our landscapes are understandable. But there is currently more
public support for investment in renewable energy than in nuclear. Friends of the
Earth has launched a new petition for those who want an energy future based on
saving energy and renewable power.
The tide is turning. It’s time to highlight the growing body of evidence showing we
can keep the lights on with renewable power if we cut the amount of energy we
waste. Experts from the Department of Energy and Climate Change’s chief scientific
adviser, David MacKay, to the respected European consultancy Ecofys, agree that it
is possible to provide the energy we need and reduce carbon emissions without nuclear. Nuclear power offers no safe solution for waste, economics that don’t add up,
and dangers of nuclear proliferation. An energy future is possible without these
negatives.
The Author
Craig Bennett is head of policy and campaigns for Friends of the Earth, a
global network representing more than two million activists in 76 different
countries. As an outspoken leader in the environmental and progressive
communities, Friends of the Earth seeks to change the perception of the
public, media and policy makers with hard-hitting, well-reasoned policy
analysis and advocacy campaigns.
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STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Kurz & Bündig
Aufklärungskampagne zur Heimbevorratung von Kaliumjodid-Tabletten
Quelle: Kammer-Info 29/12 der Österreichischen Apothekerkammer vom 22.10.2012
Neben der Bevorratung einer Tagesdosis Kaliumjodid-Tabletten in Schulen und
Kinderbetreuungseinrichtungen empfiehlt das Bundesministerium für Gesundheit
auch die Heimbevorratung. Damit Kinder und Jugendliche auch außerhalb der
Schulzeit geschützt sind, und für alle anderen Personen bis 40 Jahre, sollen Kaliumjodid-Tabletten zu Hause eingelagert werden. Für Kinder und Jugendliche bis zum
vollendeten 18. Lebensjahr sowie für Schwangere und Stillende werden die Tabletten
kostenlos in Apotheken abgegeben, ansonsten ist eine Handelspackung zum regulären Apothekenverkaufspreis von derzeit € 2,75 erhältlich. Personen über 40 Jahren
wird von der Einnahme abgeraten, da das im Vergleich zu jüngeren Personen geringere Strahlenrisiko durch das Risiko der zu erwartenden erheblichen Nebenwirkungen nicht kompensiert wird.
Da die Möglichkeit zur persönlichen Bevorratung der Bevölkerung größtenteils unbekannt ist, startet das Gesundheitsministerium gemeinsam mit der Österreichischen
Apothekerkammer sowie der Gesellschaft der Österreichischen Schulärztinnen und
Schulärzte im November 2012 eine Informationsoffensive. Die an Schulen verteilten
Informationsblätter enthalten einen Gutschein zum kostenlosen Bezug einer Packung
Kaliumjodid-Tabletten. Darüberhinaus wird in einem neu gestalteten Hausapotheken-Folder auf die Kaliumjodid-Prophylaxe hingewiesen. Ziel ist es, vor allem die
Eltern von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren zu motivieren, eine Kaliumjodid-Packung für zu Hause aus der Apotheke zu holen.
Die Apothekerkammer weist explizit auf die Notwendigkeit eines aufklärenden
Kundengesprächs hin, um den Kunden verständlich zu machen, dass sie die Tablette
zwar zur Prophylaxe bekommen sollen, aber in keinem Fall ohne ausdrückliche
Aufforderung durch die Gesundheitsbehörden einnehmen dürfen.
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STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Informationen des ÖVS-Sekretärs
Verband
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Und wieder sind es vier Jahre, in welchen ich Ihnen als Sekretär des Österreichischen
Verbandes für Strahlenschutz als Anlaufstelle für Ihre Fragen, Anliegen und Bedürfnisse in Verbandsangelegenheiten zur Verfügung stehen durfte. Ich bedanke mich bei
Ihnen allen sehr herzlich für diese Gelegenheit, und ich hoffe, diese Aufgabe in ausreichendem und für Sie befriedigendem Maße ausgeübt zu haben. Gleichzeitig ist es
mir und uns aber auch wichtig, von Ihnen entsprechendes Feedback zu erhalten, ob
unsere Arbeit auch Ihren Erwartungen an eine professionelle Vereinigung, wie sie
der ÖVS darstellt, entspricht.
Mit dem Ende dieser 22. Vorstandsperiode werden Sie in Kürze auch einen neuen
Vorstand wählen. Eine entsprechende Einladung zur Vollversammlung am 11. Dezember 2012 sollten Sie zwischenzeitlich bereits elektronisch erhalten haben; zudem
finden Sie die Einladung und Tagesordnung der Veranstaltung, die im Anschluss an
unsere Herbsttagung zum Thema MedAustron stattfindet, auch auf unserer Internetseite. Wir freuen uns auf Ihr Kommen und Ihre rege Teilnahme am Wahlgeschehen,
ist es doch der Vorstand des ÖVS, der Sie in vielen professionellen Belangen für die
nächsten vier Jahre repräsentieren darf.
Ihnen ist sicherlich bewusst, dass der ÖVS sehr viele Initiativen setzt, um professionelle Möglichkeiten für unsere »jungen« Mitglieder zu schaffen. Diese sind natürlich
oftmals unabhängig vom Alter der Person und beziehen sich vielfach auf die Integration neuer Kolleg/-innen in unserem Tätigkeitsbereich. Hier brauchen wir auch den
internationalen Vergleich keineswegs zu scheuen. Als vergleichsweise kleiner Verein
(mit einer über die Jahre durchwegs stabilen Anzahl an Mitgliedern von etwa 250)
verwenden wir doch einen guten Anteil unseres laufenden Budgets für die Förderung des »Strahlenschutznachwuchses«. In eben diesem Sinne hat der Vorstand
zuletzt beschlossen, eine neue Arbeitsgruppe einzusetzen, welche sowohl die Rekrutierung, darüber hinaus aber auch die Aufrechterhaltung der Verbindung – oder in
moderner Bezeichnung: eines Netzwerkes – für den Strahlenschutznachwuchs verfolgen soll. Wir laden alle Mitglieder, insbesondere aber natürlich auch unsere jungen Kolleg/-innen, ein, aktiv in dieser Arbeitsgruppe mitzuwirken. Ich bin gerne
bereit, allfällige Nominierungen (oder Freiwilligenmeldungen) zu sammeln und bei
der Konstituierung dieser Arbeitsgruppe mitzuhelfen.
Ich hoffe, Sie haben die Möglichkeit, an unserer Herbsttagung und – noch wichtiger –
der anschließenden Vollversammlung teilzunehmen. In der Zwischenzeit wünsche
ich Ihnen aber natürlich alles erdenklich Gute, eine besinnliche Adventzeit und frohe
Festtage.
Mit den besten Grüßen
Ihr
Alex Brandl
45
STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Einladung zur ÖVS-Herbsttagung
46
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Einladung zur 23. Vollversammlung
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Jub iläe n
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Herbert Sorantin zum 90. Geburtstag
F. Steger1,*, A. Hefner1
1
Österreichischer Verband für Strahlenschutz
2444 Seibersdorf
Herbert Sorantin wurde am 6. April 1922 in Graz geboren, wuchs aber in Sinabelkirchen, Oststeiermark, auf,
wo sein Vater als praktischer Arzt tätig war. Dort besuchte er auch die Volksschule. Im Jahr 1932 setzte er
seine Ausbildung im Realgymnasium in Graz als interner Schüler fort, legte Anfang 1940 die Kriegsmatura ab
und rückte anschließend zur Deutschen Wehrmacht ein.
Er nahm am Feldzug gegen Frankreich und gegen Russland sowie am Afrikafeldzug teil. Anfang 1942 geriet er
in englische Gefangenschaft und konnte daher erst nach
einem Aufenthalt in England im Jänner 1947 in seine
Heimat zurückkehren. Dort inskribierte er im Sommersemester 1947 an der damaligen Technischen Hochschule Graz das Fach Chemie und graduierte 1952 zum Diplom-Ingenieur. Im Rahmen
seiner anschließenden Dissertation »Über neue Röntgenkontrastmittel« beschäftigte sich
Sorantin bereits mit Strahlen und promovierte Ende 1953 an der TU Graz mit Auszeichnung. Er erhielt seine weitere Ausbildung am Max-Planck-Institut in Mainz und
in der Kernforschungsanlage Karlsruhe. Im September 1957 wurde er von Univ.Prof.
Dr. Seelmann-Eggbert zum Kursleiter und Strahlenschutzbeauftragten für radiochemische Kurse am Max-Plank-Institut ernannt.
1961 kehrte er nach Österreich zurück, um am Aufbau des Forschungszentrums
Seibersdorf mitzuarbeiten. In den folgenden Jahren stellte er als Leiter der Abteilung
»Radioaktive Isotope« im Chemieinstitut mit seinem Team laufend radioaktive Substanzen zur Anwendung in der Medizin und in der Industrie her. Von 1972 bis 1986
war er als Leiter des Institutes für Strahlenschutz und als Strahlenschutzbeauftragter
für die Strahlensicherheit des Forschungszentrums Seibersdorf verantwortlich. Er
organisierte die Strahlenüberwachung der Personen und der Umwelt neu, konzipierte eine Verbrennungsanlage für radioaktive Abfälle und erstellte den ersten Sicherheitsbericht zur Erlangung der Baugenehmigung. Während seiner Amtszeit wurden
in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen ein Dosimetrie-Eichlabor und mit der Technischen Universität Wien ein MikrowellenMesslabor errichtet. Er war ferner sehr um die Strahlenanlagen der Industrie bemüht,
erstellte über 200 Gutachten für in- und ausländische Betriebe und war zusätzlich als
Vortragender bei zahlreichen Strahlenschutz- und Zivilschutzkursen tätig.
Der Österreichische Verband für Strahlenschutz gratuliert herzlich!
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Korrespondierender Autor: [email protected]
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STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Tagungskalender
Kalender
3.–7. Dezember 2012, Bonn, Deutschland
International Conference on Radiation Protection in Medicine
International Atomic Energy Agency
http://www-pub.iaea.org/iaeameetings/
11. Dezember 2012, Wien, Österreich
MedAustron: Technologie – Anwendungen – Strahlenschutz
Österreichischer Verband für Strahlenschutz
http://www.strahlenschutzverband.at/
3. Mai 2013, Seibersdorf, Österreich
50 Jahre Strahlenschutz-Leistungsbewerbe in Österreich
Seibersdorf Labor GmbH, Österreichischer Verband für Strahlenschutz
http://www.strahlenschutz-leistungsbewerbe.at/
3.–7. Juni 2013, Aix-en-Provence, Frankreich
Neutron and Ion Dosimetry Symposium
Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire
http://www.neudos12.com/
1.–5. Juli 2013, Wien, Österreich
International Conference on Nuclear Security: Enhancing Global Efforts
International Atomic Energy Agency
http://www-pub.iaea.org/iaeameetings/
1.–5. September 2013, Dublin, Irland
40th Annual Meeting of the European Radiation Research Society
Irish Radiation Research Society
http://www.err2013.ie/
24.–26. September 2013, Essen, Deutschland
Europäischer Strahlenschutz im Essener Praxistest
Deutsch-Schweizerischer Fachverband für Strahlenschutz e. V.
http://www.fs-2013.de/
23.–27. Juni 2014, Genf, Schweiz
4th European IRPA Congress: Radiation Protection Culture – A Global Challenge
Deutsch-Schweizerischer Fachverband für Strahlenschutz e. V.
http://www.irpa2014europe.com/
Bitte beachten Sie auch die Tagungs- und Kurshinweise im Internet:
http://www.strahlenschutzverband.at
http://www.strahlenschutzschule.at
http://www.fs-ev.de/
http://www.euradnews.org
http://www.iaea.org/cgi-bin/maeps.page.pl/search.htm
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STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Die nächste Ausgabe von STRAHLENSCHUTZ aktuell 47(1)/2013 erscheint im Mai 2013.
Redaktionsschluss für diese Ausgabe ist der 19. April 2013.
Die Redaktion von STRAHLENSCHUTZ aktuell wünscht allen Leserinnen und Lesern sowie den
Mitgliedern des Österreichischen Verbandes für Strahlenschutz ein gesegnetes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start ins Neue Jahr!
Ausschnitt aus der »Anbetung der Könige«, dem Mittelbild der Deckengemälde im Mittelschiff der Kollegiatsstifts- und Pfarrkirche zum hl. Michael im Flachgauer Dreiseengebiet.
Das Gemälde wurde um 1700 von einem heute unbekannten Salzburger Maler geschaffen.
Anlässlich einer 1851/52 erfolgten Renovierung der meisten stuckgerahmten Deckenbilder
hat vermutlich der Salzburger Maler Josef Rattensperger (1807–1866) auch dieses Fresko in
volkstümlich-nazarenischem Sinne stark übermalt.
Impressum 50
STRAHLENSCHUTZ aktuell 46(2)/2012
Bitt technology-A Ges. m. b. H. ist der Lieferant des österreichischen
Strahlenfrühwarnsystems mit 336 Überwachungsstationen, welche die
Ortsdosisleistung der radioaktiven Strahlung flächendeckend messen.
Dieses in Europa mustergültige Mess-System der Republik Österreich
wird von Bitt technology-A GesmbH gewartet und laufend in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Umweltbundesamt auf den letzten Stand
der Technik gebracht.
Neben der Republik Österreich sind wir auch die Lieferanten des holländischen und des ungarischen Strahlenfrühwarnsystems sowie der Umgebungsüberwachung von einigen europäischen Kernkraftwerken.
Die Gammasonde RS03/X, entwickelt und hergestellt von Bitt Technology, dient zum Messen der Radioaktivität von Gammastrahlen. Ihr Messbereich umfasst 9 Dekaden (von 10 n/Sv/h bis 10Sv/h). Dieser große
Messbereich ermöglicht genauso die Anzeigen von sehr kleinen Veränderungen der natürlichen radioaktiven Umgebungsstrahlung wie das
Messen von extrem hoher Dosisleistung. Mit Hilfe eines speziellen USB
Konverters kann die Sonde RS03/X an jeden PC angeschlossen werden.
Das AMS 02 ist eine automatisch arbeitende Messstation zum Messen
der radioaktiven Aerosole mit einer zusätzlichen Messung von Jod. Das
AMS 02 misst ständig und automatisch die Radioaktivität der Aerosole in
der Umgebungsluft. α-, β- und γ- Aktivitäten werden qualitativ und quantitativ gemessen.
Das ERAC (Electrostatic Radioactive Aerosol Collector) ist eine Neuentwicklung und ist als Patent angemeldet. Das ERAC ist ein kontinuierlich
und automatisch arbeitendes Aerosolmessgerät zur Messung von Alpha, und Betaaktivität das sowohl zur Radon Messung (EEC), als auch zur
Erfassung von künstlichen Nukliden in Strahlenfrühwarnsystemen eingesetzt werden kann.
Impressum
www.bitt.at
[email protected]
BITT technology-A Gesellschaft m. b. H.
A-2104 Spillern, Wienerstraße 70
Tel.: 02266/80216 Fax.: 02266/80216 12
IMP R ESSU M
O f f e n le g un g g em . § 2 5 Me d i en g es e t z :
STRAHLENSCHUTZ aktuell ist das Medium des Österreichischen Verbandes für Strahlenschutz
(ÖVS) zur Information seiner Mitglieder, wird unentgeltlich abgegeben und erscheint halbjährlich
M ed i e ni nh a be r, H er au sg eb e r un d V e rl e ge r:
Österreichischer Verband für Strahlenschutz, Mitgliedsgesellschaft der International Radiation
Protection Association (IRPA), ÖVS-Sekretariat c/o Dr. Alexander Brandl, MSc, Colorado State
University, Environmental and Radiological Health Sciences, Fort Collins, CO 80523, USA,
http://www.strahlenschutzverband.at, DVR: 0907642, Bankverbindung: UniCredit Bank Austria
AG, Kto.Nr. 00263893000 (BLZ: 12000, BIC: BKAUATWW, IBAN: AT32 1100 0002 6389 3000)
A u f l a g e : 300
F ü r de n I n h al t ve r an tw or tl i ch :
DI Dr. Hannes Stadtmann, Dr. Alexander Brandl, MSc; bei namentlich gekennzeichneten Artikeln
der jeweilige Autor
R e da kt i on:
DI Dr. Michael Hajek, DI Dr. Andreas Musilek, Mag. Stefan Schönhacker, Dr. Ferdinand Steger,
Alexander Stolar
R e da k ti on sb ür o un d K on tak ta d re sse :
DI Dr. Andreas Musilek, Technische Universität Wien, Atominstitut, 1020 Wien, Stadionallee 2
T +43–(0)1–588 01–141 325, F +43–(0)1–588 01–141 99, E-Mail: [email protected]
Dr uc k:
Grafisches Zentrum HTU GmbH, Wiedner Hauptstraße 8-10, 1040 Wien