Militärische Flughafenfeuerwehr

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Militärische Flughafenfeuerwehr
FAchzeitschrift für
Blaulicht
BRANDSCHUTZ UND FEUERWEHRTECHNIK
09-2011
Militärischehafenfeuerwehr
Flug
Seite 20
VORARLBERG
Karnten
TIROL
Großbrand
in St. Andrä i.L.
Nach Heißarbeiten: Schule in
Flammen
Hall: Gasaustritt aus Kesselwaggon
Überdruck kontrolliert abgelassen
Riezlern: Grenzübergreifender
Einsatz
Großbrand im
Allgäu
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Blaulicht 09-2011
FAchzeitschrift für
Blaulicht
BRANDSCHUTZ UND FEUERWEHRTECHNIK
09-2011
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Die Online-Ausgabe von „Blaulicht“ wird von den Firmen Iveco-Magirus u. PfeiferBekleidung gesponsert. Diesen Firmen gilt der besondere Dank der Redaktion.
Selbstentzündung
New York
10 Jahre nach 9/11
Zwei Großbrände
in der
Steiermark
HLM Herbert Krenn
wurde wieder Weltmeister
Die Anschläge
veränderten
unsere Welt
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Titelfoto
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Zeitges
Kaleidoskop
20 Militärische Flughafenfeuer wehr
4 Selbstentzündung: Brand im Heizwerk
8 Kär nten: Großbrand in St. Andrä im Lavanttal
10 T irol: Gasaustritt aus Kesselwaggon in Hall
11 Rosenbauer: Neuer Verkaufsleiter
12 Helfer halfen Helfern
14 Waldbrände – Forest fires – ein globaler Überblick (2)
18 Vorar lberg: FF Riezlern – Grenzübergreifender Einsatz
19 Heldentage bei Empl
20 Militärische Flughafenfeuerwehr
25 Rosenbauer: Wechsel bei Vorstandsvorsitz
25Kleinanzeigen
25 Einladung zur Dräger-Experten-Talk-Reihe
5 Jahr
12
e
Titelstory
Fire-Games 2011 in New York: Herbert Krenn wieder Weltmeister
Hochwasser – Herausforderung für Bewohner und
Feuerwehren (4)
International: 10 Jahre nach 9/11 –
Die Anschläge veränderten die Welt
Ziegler insolvent
Löschübung am Truppenübungsplatz Allentsteig. Foto: Militärische Flughafenfeuerwehr
Herausgeber: Landesfeuerwehrverband Steiermark, Landes­feuerwehrkom­mandant LBD Albert Kern, 8403 Lebring-St. Margarethen, Florianistraße 22, Tel. (0 31 82) 7000-0. – Medieninhaber, Verleger: Verlag
Artis Media – Rudolf Lobnig, 8046 Graz-St. Veit, Lindenweg 1 – Redaktion: Rudolf Lobnig und C
­ hristof Oswald; Naturwissenschaftlich-technischer Beirat: LFR Univ.-Lektor Dr. Otto Widetschek, (Leitung), BD Dr.
Otto Meisenberger und BD-Stv. Dr. Alfred Pölzl, MSc – Alle 8046 Graz-St.Veit, Lindenweg 1, Tel. (0 31 6) 69 63 90, Fax (0 31 6) 69 63 80, E-Mail: [email protected], [email protected]; BLAULICHT-online:
www.blaulicht.at – Verantwortlich für Mutation Kärnten: LBD Josef Meschik, Landesfeuerwehrverband Kärnten, 9024 Klagenfurt, Rosenegger Straße, Nr. 20, Tel. (0 46 3) 36 4 77, Fax (0 46 3) 38 22 15, E-Mail
der LAWZ: [email protected] – Verantwortlich für Mutation Tirol: Christof Oswald, Tel.: 0664 / 25 29 069; E-Mail: [email protected] – Verantwortlich für Mutation Vorarlberg: LFI Ing. Hubert
Vetter, Landesfeuerwehrverband Vorarlberg, 6800 Feldkirch, Florianistraße 1, Tel.: (05522) 3510-0, Fax: (05522) 3510-266, E-Mail: [email protected]
Verlagsort: Graz – Erscheinungsweise: monatlich – Der Nachdruck von Artikeln ist mit Quellenangabe nach Absprache mit der Redaktion gestattet. Gesamtherstellung: Druck Styria GmbH., 8042 Graz, Messendorf.
Erscheinungsort, Ort der Lieferung und Zahlung sowie Gerichtsstand ist Graz. – Anzeigen : Media-Service BLAULICHT, Postfach 20, 1014 Wien, Mobil: 0043-650-202 43 00, E-Mail: [email protected]
– Agentur media.w@tsch Richard Tuscher. A-8075 Hart b. Graz, Rastbühelstraße 122. Tel.: +43(0)664 340 9967, Fax: +43(0)810 9554 099029, E-Mail: [email protected]
Ziel der Zeitschrift ist die fachliche Information der Feuerwehrmitglieder. Namentlich gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Medieninhabers wieder. – Preis des Einzelheftes: € 2,50
Einsatz
ABI Elmar Seidl
Selbstentzündung
Löscheinsatz im Biomasseheizwerk.
Foto: FF St. Lambrecht
Innerhalb weniger Monate
mussten in der Steiermark
zwei Großbrände bekämpft
werden. Beide Male hatten
sich Holzhackschnitzel entzündet, wobei beim Brand im
Biomasseheizwerk St.
Lambrecht Selbstentzündung
als Ursache festgestellt werden konnte.
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Blaulicht 09-2011
Brand im Heizwerk
Am Samstag, dem 14. Mai
2011, geriet der Trocknungsschacht des Trockengutlagers vom
Biomasseheizwerk St. Lambrecht,
Bez. Murau, in Brand. Das Feuer
breitete sich binnen kürzester Zeit
zu einem Großbrand aus.
Brandobjekt
Die Biofernwärme St. Lambrecht
befindet sich ca. einen Kilometer
vom Ortskern St. Lambrecht entfernt. Das Betriebsgelände umfasst
eine Fläche von 9000 m2.
Auf dem Betriebsgelände befinden
sich mehrere Lagerhallen für
Hackgut sowie gelagertes Blochholz. Im Heizhaus befinden sich
zwei Heizkessel mit einer Heizleistung von 3 MW. In östlicher
Richtung ist ein Hackgutlager für
die Beschickung der Heizungsanlage mit einer gelagerten Menge
von 8000 m3, in westlicher Richtung eine Trocknungsanlage für
das Hackgut mit einer gelagerten
Menge von 6000 m3 angebaut.
Die Biowärme St. Lambrecht versorgt unter anderem das Benediktinerstift St. Lambrecht, das Werk
der Sprengstoff-Firma Austin
Powder sowie zahlreiche Mehrparteien- und Einfamilienhaushalte.
Starke Rauchentwicklung
Die FF St. Lambrecht wurde am
Samstag, dem 14. Mai 2011, von
„Florian Polizei Murau“ mittels
Sirenenalarm alarmiert. Die FF
St. Lambrecht rückte umgehend
mit dem KDO, MTF, KLF und
RLF 2000 zum Einsatzort ab.
Schon bei der Anfahrt zum Einsatzort war sehr starke Rauchentwicklung sichtbar. Daher wurde
umgehend die Alarmierung der
Nachbarfeuerwehren Btf Austin
Powder, FF Laßnitz, FF Mariahof und FF Teufenbach veranlasst.
Bei der Ersterkundung am Einsatzort stellte der Einsatzleiter
beim Trocknungsschacht der
Trocknungslagerhalle die größte
Brandlast fest. Daher wurde in
unmittelbarer Nähe das RLF
2000 positioniert und umgehend
mit zwei C-Rohren die Brandbekämpfung aufgenommen. Das
KLF wurde zu einer in der Nähe
befindlichen Teichanlage befohlen, um von dort mittels der TS
12 die Wasserversorgung für das
RLF 2000 sicherzustellen. In
weiterer Folge erfolgte die Löschwasserversorgung des RLF mittels einer UTP 1000 vom
Lambrechterbach.
Einsatz
Starke Rauchentwicklung bei der Anfahrt der Einsatzkräfte. Fotos: FF St. Lambrecht
Massiver Löschangriff
Die eintreffenden Feuerwehren
wurden vom Einsatzleiter um das
gesamte betroffene Hackguttrocknungslager aufgestellt. Ein umfassender Löschangriff unter Einsatz
von sieben B- und zwei C-Rohren
zeigte rasch Wirkung und der
Brand konnte unter Kontrolle gebracht werden. Da genügend
Löschwasser zur Verfügung stand,
kamen auch zwei Wasserwerfer
zum Einsatz. Durch die massive
Brandbelastung trug die Welleternit-Eindeckung am First starke Beschädigungen davon.
Ein Übergreifen des Brandes auf
das angebaute Heizhaus und die
restlichen Lagerhallen konnte
durch den umfassenden Löschangriff verhindert werden.
Einsatzleitung
Nach der ersten Erkundung und
den Einsatzbefehlen an die örtliche Feuerwehr wurde von ABI
Elmar Seidl die Einsatzleitung
beim KDO der FF St. Lambrecht
errichtet. Mit Unterstützung des
örtlichen Feuerwehrkommandanten der Funker von den eingesetzten Feuerwehren konnte sich die
Einsatzleitung rasch entwickeln.
Betriebsmittelanforderungen wurden durchgeführt und ein Zeitpunkt für die Verpflegung der
Einsatzkräfte wurde festgelegt.
Um die Medien rasch über den
Einsatzstand informieren zu können, wurde um 07.30 Uhr ein
Pressetermin festgesetzt. Die Medien konnten ab diesem Zeitpunkt den aktuellen Einsatzstand
abfragen. Auch die Journalisten
vor Ort wurden nur von der Einsatzleitung mit Informationen bedient, um Fehlinformationen
auszuschalten.
Brandursachenermittlung
Die örtliche Polizei informierte
während des Brandes das Landeskriminalamt vom Brand in St.
Lambrecht und benachrichtigte
die Einsatzleitung, dass die
Brandermittlungskommission um
ca. 12.00 Uhr am Einsatzort eintreffen wird. Die Einsatzkräfte
wurden angewiesen, am Einsatzort keine Veränderungen durchzuführen, die nicht mit
Nachlöscharbeiten im Zusammenhang stehen. Nach dem Eintreffen der Brandermittler wurden
die ersten Spuren gesichert und
die anwesenden Miteigentümer
der Fernwärmegesellschaft sowie
Zeugen befragt.
Ausräumarbeiten
Um die Ursache des Brandes feststellen zu können, musste das in
der Trocknungshalle vom Brand
Die aufgebauten Löschleitungen
blieben auch während der Nachtstunden einsatzbereit und eine
Brandsicherheitswache wurde eingeteilt, um auftauchende Brandherde rasch löschen zu können.
betroffene Hackgut ausgebracht werden. Dafür wurden fünf Radlader angefordert. Seitens der Feuerwehr
mussten für diese Arbeit die Zubringerleitungen umgelegt werden, um die Arbeiten der Radlader nicht zu
behindern. Dies machte auch eine Umgruppierung
der Löschmannschaften notwendig. Durch die gute
Koordinierung konnten die Arbeiten aber unverzüglich beginnen. Mit Unterbrechung durch ständige Ermittlungsarbeit der Kriminaltechniker sowie den
ständigen Nachlöscharbeiten dauerte die Arbeit bis
23.30 Uhr.
Die aufgebauten Löschleitungen blieben auch während der Nachtstunden einsatzbereit und eine Brandsicherheitswache wurde eingeteilt, um auftauchende
Brandherde rasch löschen zu können. Nachlöscharbeiten am ausgebrachten Hackgut beschäftigten die
Löschmannschaften während der Nachtstunden. In
den Morgenstunden setzte Regen ein, der für die notwendige Entlastung sorgte.
Fazit
Die Kriminaltechniker stellten Selbstentzündung des
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Einsatz
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Wenige Minuten später steht die
Trocknungslagerhalle im Vollbrand
Schwelbrand in einem Außenlager.
Foto: OBI Lambauer, FF Preding
Hackgutes als Brandursache fest. Ein Großteil der
Feuerwehrmitglieder der FF St. Lambrecht stand bei
diesem Brand 18 Stunden im Einsatz.
Eingesetzte Kräfte:
FF St. Lambrecht: 24 Mann (RLF, KLF, KDO,
MTF)
Btf Austin Powder: 14 Mann (TLF, MTF)
FF Laßnitz:
16 Mann (TLF, KLF)
FF Mariahof:
8 Mann (MTF, KLF)
FF Teufenbach:
10 Mann (TLF, LFB)
FF Neumarkt: 1 Mann (KDO)
Polizei:
2 Mann
Brandermittlung: 4 Mann
Richtiges Lagern von Holzhackschnitzeln
Beim Zusammentreffen besonders ungünstiger Umstände kann es bei unsachgemäßer Lagerung größerer Mengen von Holzhackschnitzeln zu Bränden
durch Selbstentzündung des Lagerguts kommen.
Aufgrund von entsprechenden Vorfällen in jüngster
Vergangenheit ist vor ungeeigneten Lagerungsbedingungen zu warnen. Zwar sind die Ursachen für eine
Selbstentzündung bislang noch nicht hinreichend
aufgeklärt worden, jedoch sind die Umstände einigermaßen bekannt.
Selbstentzündung von Biomasse
Die Ursachen für die Selbstentzündung liegen in
exothermen Prozessen, die selbst bei niedrigen Temperaturen ablaufen. Die Temperatur bestimmt aber
die Geschwindigkeit der Reaktionen in der Weise,
dass die Reaktionsrate mit steigender Temperatur zunimmt.
Feststoffschüttungen sind schlechte Wärmeleiter,
wodurch die Wärmeabgabe nach außen begrenzt
wird. In Abhängigkeit von Umgebungstemperatur,
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Blaulicht 09-2011
Größe der Schüttung und Stoffeigenschaften kann daher die
zeitliche Rate der Wärmeproduktion im Inneren der Schüttung
größer als der über die Schüttungsoberfläche abgeführte Wärmestrom sein. Der auf diese
Weise entstehende Überschuss an
Wärmeenergie führt zum so genannten Wärmestau und in dessen Folge zur Beschleunigung der
Oxidationsreaktion, da die Reaktionsrate mit wachsender Systemtemperatur näherungsweise
exponentiell ansteigt.
Schließlich tritt „Selbstentzündung“ der Schüttung ein, das
heißt, die Temperatur im Inneren
der Schüttung steigt so stark an,
dass das Schüttgut zur Entzündung gelangt und in der Folge abbrennt. Dabei hängt es von der
Verfügbarkeit des Sauerstoffs ab,
ob der Brand als Schwel- oder
Glimmbrand oder mit offener
Flamme verläuft.
Neben den chemischen Oxidationsreaktionen, die den größten
exothermen Anteil zum Gesamtprozess beisteuern, spielen auch
physikalische und mikrobiologische Prozesse eine Rolle für den
Wärmehaushalt einer Biomasseschüttung. So führt z. B. die Adsorption von Wasser an
verhältnismäßig trockenen Feststoffoberflächen ebenfalls zur
Temperaturerhöhung, da Adsorptionswärme freigesetzt wird. Mikrobiologische Prozesse können
besonders im Temperaturbereich
bis ca. 80 °C prozessbeschleunigend wirken und je
nach Umweltbedingungen sehr
vielfältig ablaufen.
Demnach besteht ein erhöhtes
Risiko immer dann, wenn mehrere der folgenden Bedingungen
gleichzeitig erfüllt sind:
• besonders lange Lagerdauer (z.
B. mehr als 3 Monate in Vorratslagern)
• Einlagerung bei wärmerer Witterung (Sommermonate)
• der Brennstoff ist bei der Einlagerung feucht und evtl. noch
grün
• der Brennstoff enthält größere
Anteile Nadeln oder Blätter
• der Brennstoff ist zum Teil sehr
fein gehackt
• der Brennstoff enthält hohe
Anteile an frischer Rinde oder
•
•
•
•
•
•
feinen Ästen (z. B. nährstoffreiches Kronenmaterial)
die Zerkleinerung erfolgt mit
Schreddern oder es werden
Hacker mit stumpfen Messern
eingesetzt
unterschiedliche Qualitäten (z.
B. grob/fein, feucht/trocken,
Wipfelholz/Stammholz) werden im gleichen Lager nacheinander eingelagert
Der Brennstoff ist inhomogen
und wird bei der Einlagerung
(z. B. Haufenbildung) in verschiedenen Schichten abgelagert; es bilden sich
Grenzschichten zwischen den
einzelnen Brennstoffen mit unterschiedlicher Qualität oder
Herkunft
der Brennstoff wird relativ hoch
aufgeschüttet
(z. B. über 4 Meter)
das Lagergut wird bei der Einlagerung durch Befahren mit
Ladefahrzeugen verdichtet
bei längeren Einlagerungsphasen wird das zuerst eingelagerte
Material nicht auch zuerst wieder entnommen (d. h. uneinheitliche Lagerdauer im
Gutstock)
Neben dem Selbstentzündungsrisiko führen solche Lagerbedingungen auch zu erheblichen
– zum Teil aber äußerlich nicht
wahrnehmbaren – Energieverlusten durch biologischen Abbau.
Bei feucht eingelagertem feinem
Hackgut liegen diese Verluste bei
ca. 2 bis 3 Prozent pro Monat.
Daher ist auch aus wirtschaftlichen Gründen von einer Langzeitlagerung von problematischen
Hackschnitzeln abzuraten.
Warnung: Wenn das Lager zur
Brandbekämpfung geöffnet oder
abgetragen wird, kann der Sauerstoffzutritt zu einem offenen
Brand führen! Die Brandbekämpfung ist von der zuständigen Feuerwehr zu koordinieren!
Maßnahmen zur Vermeidung von
Selbstentzündungsbränden (möglichst kombiniert):
• Getrennte Lagerung unterschiedlicher Hackgutqualitäten
(eigene Haufen)
• Vermeidung hoher Wassergehalte im Lagergut, indem man
z. B. das Holz vor dem Hacken
antrocknen lässt
• Vermeidung von stumpfen
Einsatz
Schneidwerkzeugen oder Schreddern
beim Zerkleinern
• durchgehend möglichst grobe Hackschnitzelstruktur
• Vermeidung von größeren Anteilen
von Nadeln oder Blättern als leicht
mikrobiell angreifbare Substanzen
• kurze Lagerdauer (vor allem bei warmen Außentemperaturen bei der Einlagerung)
• guter Luftzutritt (Wärme- und
Feuchteabfuhr)
• Schütthöhe unter 4 m (möglichst als
Spitzkegel oder -haufen ausgeformt)
• geringer Lagerquerschnitt bei Außenlagern (z. B. Mietenbreite bis 6 m)
• Langzeitlagerung vermeiden (auch
wegen Brennstoffverlusten)
• ggf. aktive Trocknung oder Belüftungskühlung
• Verwendung von Temperatursonden
zur Überwachung (geeignet sind z. B.
Sonden, die zur Überwachung von
Heustöcken eingesetzt werden)
Darüber hinaus wird bei der Lagerung
von Hackschnitzeln im Freien auf die
Bestimmungen der TRVB141/81, Lagerung fester brennbarer Stoffe im Freien“, verwiesen.
Hackschnitzel brannten
„Brennender Hackschnitzelhaufen bei der Holzindustrie Hasslacher in Preding“, so
lautete der Einsatzbefehl an die Feuerwehren Preding, Wohlsdorf und Wettmannstätten am 28. August um 00.59 Uhr. Sofort nach der Alarmierung rückten die
alarmierten Feuerwehren zum Einsatzort ab.
Ein ca. 7000 m2 großer Hackschnitzelhaufen stand in Brand. Der Einsatzleiter
HBI Erich Halbwith (FF Wohlsdorf), unterstützt von OLM Christian Walter (FF Preding), ordnete nach der ersten Erkundung an, dass mittels C- und B-Strahlrohren die
Flammen eingedämmt werden.
In weiterer Folge mussten zwei Zubringleitungen aufgebaut werden. Eine wurde vom
betriebsinternen Hydrantennetz gelegt und die zweite vom ca. 1000 Meter entfernten
Löschteich.
Um dem Brand Herr zu werden, mussten in weiterer Folge noch die Feuerwehren Wieselsdorf, Kraubath und Gussendorf alarmiert werden.
Durch den raschen Einsatz der Feuerwehren konnte das Übergreifen der Flammen auf
benachbarte Werkshallen verhindert werden.
In der Zwischenzeit waren Mitarbeiter der Firma sowie der Betriebsleiter eingetroffen.
Auch ABI Anton Primus und Bgm. Adolf Meixner sowie das Rote Kreuz und die Polizei
waren vor Ort. Mittels Radladern wurde dann der gesamte Haufen überschaufelt, um
an die Brandherde heranzukommen.
Um 08.30 Uhr konnte die Einsatzleitung „Brand aus“ geben. Eingesetzt waren 83
Mann der Feuerwehren Preding, Wohlsdorf, Wettmannstätten, Wieselsdorf, Kraubath
und Gussendorf.
OLM Georg Teppernegg
Literatur:
Merkblatt 01/07 C.A.R.M.E.N,, Technologie- und Förderzentrum, Straubing
Leitfaden zur Brandvermeidung bei der Lagerung von Biomasse, Forschungsbericht 284,
BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin 2009
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Einsatz
xxxxxxxxxxxxxx
Die schwarze Rauchsäule
war schon von weitem
sichtbar
Großbrand
in St. Andrä i. Lavanttal
Nach Heißarbeiten auf dem
Flachdach der Hauptschule
St. Andrä in Langen mussten
die umliegenden Feuerwehren
zu einem Großbrand
ausrücken.
Am 16. August 2011, gegen
16.35 Uhr, gerieten am
Dach der Hauptschule St. Andrä
in Langen, Gemeinde St. Andrä,
Bezirk Wolfsberg, auf Grund von
Heißarbeiten am Flachdach mehrere gelagerte Dämmstoffplatten
eines isolierten Schachtes vermutlich durch Funkenflug in Brand.
Das Brandgeschehen wurde vom
Vorarbeiter entdeckt, worauf die
anwesenden Arbeiter noch mit
den vorhandenen Feuerlöschern
versuchten, das Feuer einzudämmen, was jedoch nicht gelang.
ALARMSTUFE II
Der Vorarbeiter verständigte
schließlich über Notruf die
LAWZ, welche für die zuständige
Stützpunktfeuerwehr St. Andrä
um 16.44 Uhr schließlich Alarmstufe II auslöste und somit auch
die Ortsfeuerwehren Jakling und
Fischering alarmierte. Auf Grund
der Einsatzmeldung wurde vom
Disponenten der LAWZ zusätzlich auch die FF Wolfsberg mit
TM 37 alarmiert.
BRANDOBJEKT
Das Objekt befindet sich lediglich ca. 600 m vom Rüsthaus der
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Blaulicht 09-2011
FF St. Andrä entfernt. Schon bei
der Anfahrt zum Brandobjekt war
eine weithin sichtbare dunkle
Rauchwolke über der Hauptschule erkennbar, welche auf ein
Brandgeschehen größeren Ausmaßes schließen ließ.
Auf Grund der Größe und Begebenheit des Objektes wurde das
Brandobjekt in zwei Einsatzabschnitte (Abschnitt Ost – Abschnittseinsatzleiter OBM Peter
Morianz und Abschnitt West –
Abschnittseinsatzleiter BI Christian Schütz) geteilt. Die
Gesamteinsatzleitung oblag HBI
Anton Meyer.
INNENANGRIFF
Vom TLFA 3000 St. Andrä wurde sofort von der Westseite her
ein Innenangriff über das Stiegenhaus auf das Flachdach unter
Verwendung von schwerem
Atemschutz vorgenommen und
zudem eine weitere Brandausbreitung auf den nördlichen Zubau
verhindert.
AUSSENANGRIFF
Das TLFA 4000 St. Andrä wurde
an der Nordseite in Stellung gebracht und ein Außenangriff über
Einsatz
Im Einsatz: die Teleskopmastbühne TM 37 der
Feuerwehr Wolfsberg
Mit der Teleskopmastbühne TM 37
Wolfsberg
konnte auf
der Westseite
ein effizienter Löscheinsatz erzielt
werden
Aufräumarbeiten: von hier aus
hatte der Brand nach Heißarbeiten am Flachdach seinen
Ausgang genommen
das Flachdach vorgenommen. Zum Niederschlagen
der größten Hitze wurde kurzzeitig der Wasserwerfer eingesetzt, worauf sich in diesem Bereich bereits
ein Löscherfolg zeigte.
WASSERVERSORGUNG
Die Wasserversorgung für das TLFA 4000 St. Andrä wurde von der Besatzung des LFA-U St. Andrä
sowie durch die Kräfte der FF Jakling vom Hydranten, welcher sich am Sportplatz der gegenüberliegenden landwirtschaftlichen Fachschule befindet
(Entfernung zum Brandobjekt ca. 200 m), sichergestellt.
Von den Kräften der FF Fischering wurde die Wasserversorgung für das TLFA 3000 St. Andrä vom
Hydranten der Burgstallsiedlung (Entfernung ca.
150 m) aufgebaut.
Die beiden Hydranten liegen nicht auf derselben
Wasserleitung, sodass ausreichend Löschwasser für
die beiden TLFA vorhanden war.
NACHALARMIERUNG
Da die Größe des Brandgeschehens und der noch
benötigte Bedarf an Löschwasser vorerst nicht genau
erkennbar waren und weitere Atemschutztrupps benötigt wurden, veranlasste die Einsatzleitung um
17.01 Uhr die Nachalarmierung der Feuerwehren
Kollnitz und Schönweg.
Vom etwa einen Kilometer entfernten Löschwasserbehälter (Inhalt 50 Kubikmeter), welcher sich direkt
an der Packer Bundesstraße (B 70) befindet, wurde
durch die nachalarmierten Feuerwehren eine Versorgungsleitung zum Brandgeschehen errichtet. Die
Blaulicht
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Auf Grund der
Größe und
Gegebenheit
des Objektes
wurde das
Brandobjekt in
zwei Einsatzabschnitte
geteilt.
Koordination der Wasserversorgung wurde von BFK OBR
Bernhard Schütz übernommen.
Nach Eintreffen der Teleskopmastbühne TM 37 Wolfsberg
wurde diese ebenfalls auf der
Westseite in Stellung gebracht
und ein effizienter Löscheinsatz
vorgenommen. Die Wasserversorgung für die TM 37 wurde von
TLFA 4000-2 Wolfsberg sowie
vom TLFA 3000 St. Andrä sichergestellt.
BRAND AUS
Um 17.45 Uhr konnte von den
Abschnittseinsatzleitern schließ-
lich „Brand aus“ gemeldet und
mit den Aufräumungsarbeiten
begonnen werden.
Alle eingesetzten Kräften rückten
um 18:30 Uhr wieder in die Rüsthäuser ein.
Von der FF St. Andrä wurden um
20:00 Uhr nochmals Kontrollen
der Brandstelle durchgeführt,
welche aber negativ verliefen.
Die Schadenshöhe ist derzeit
nicht bekannt, konnte aber auf
Grund des raschen und zielführenden Einsatzes relativ niedrig
gehalten werden.
EINGESETZTE KRÄFTE
FF St. Andrä:
KDO-F, KRF-A, KRF-W, LFAU, TLFA 3000, TLFA 4000,
23 Mann
FF Jakling:
KLF, 11 Mann
FF Fischering: KLF, 10 Mann
FF Schönweg: KLFA, 12 Mann
FF Kollnitz:
KLF, 8 Mann
FF Wolfsberg: KDO-F, TLFA
4000-2, TM 37, 10 Mann
BFK OBR Bernhard Schütz
Polizei:
2 Streifen, 4 Beamte
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Blaulicht 09-2011 9
Einsatz
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Kohlendioxyd
war aus einem
Kesselwaggon
ausgetreten
Hall in Tirol:
Gasaustritt aus Kesselwaggon
Am 31. Juli 2011, um 19.29
Uhr, meldete die ÖBBNotfallleitung bei der Leitstelle
Tirol, dass es am
Frachtenbahnhof in Hall in Tirol
zu einem Gasaustritt aus
einem Kesselwaggon gekommen sei. Es würde sich dabei
um Kohlendioxyd (CO2)
handeln.
Klaus Plattner
In der Folge wurde von der
Leitstelle die Stadtfeuerwehr Hall in Tirol und Heiligkreuz alarmiert und zum
Einsatzort beordert. Weiters wurde die BLS Hall und der Rettungsdienst alarmiert.
LAGE UND MASSNAHMEN
Die Einsatzkräfte führten nach
Rücksprache mit dem ÖBB-Notfallleiter die Erkundung durch.
Zur Behebung der Schadenslage
wurde von den Feuerwehrkräften
der Überdruck im Kesselwaggon
kontrolliert abgelassen, bis sich
das Sicherheitsventil wieder
schließen konnte.
Durch den Einsatz wurden keine
Personen verletzt und es kam aufgrund der Lage zur keiner Umweltgefährdung.
URSACHENERMITTLUNG
Die bisherigen Ermittlungen,
welche gemeinsam mit dem zuständigen Gefahrgutbeauftragten
der ÖBB und den Polizeibehörden geführt wurden, ergaben als
wahrscheinlichste Ursache für
den Gasaustritt einen Befüllungsfehler des Kesselwaggons im Verladeland Ungarn.
Der Kesselwaggon war mit 46,7
Tonnen tiefgekühltem, flüssigen
Kohlendioxyd beladen.
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Blaulicht 09-2011
EINSATZKRÄFTE
Stadtfeuerwehr Hall in Tirol:
6 Fahrzeuge, 35 Mann
Feuerwehr Heiligkreuz:
1 Fahrzeug, 10 Mann
Rettung Hall: 2 Fahrzeuge,
3 Mann
Polizei: 3 Fahrzeuge,
6 Mann
Zwei Feuerwehren standen mit
sieben Fahrzeugen und 45 Mann
im Einsatz
Personelles
Rosenbauer:
Neuer Verkaufsleiter
Markus Wiesenhofer ist seit April
2011 als Verkaufsleiter der Firma
Rosenbauer für die Bundesländer
Burgenland, Kärnten, Niederösterreich und Steiermark in Aktion.
Der geborene Linzer (4. 7. 1975)
wuchs in Alkoven, OÖ, auf, wo er
nach dem Schulbesuch als kaufmännischer Lehrling in die Firma
Rosenbauer International AG in
Leonding eintrat.
Seinen Grundwehrdienst leistete er
beim Fliegerhorst Vogler in Hörsching (militärische Flughafenfeuerwehr).
Von 1991 bis 1998 arbeitete Wiesenhofer im Shop Leonding als
Kundenbetreuer im Ausrüstungsverkauf, um sich dann als Vertriebsreferent zur Abwicklung von
Sonderprojekten und Unterstützung des Außendienstes fachlich
zu profilieren. Hier kam und kommt
ihm natürlich seine Mitgliedschaft
zur Feuerwehr zugute.
Wiesenhofer trat 1991 der FF
Alkoven bei, der er heute als
Kommandant (ABI) vorsteht. Eine
weitere Funktion hat er als Hauptamtswalter für den Wasserdienst
im Bezirksfeuerwehrkommando
Eferding inne. Eine besondere Herausforderung für den aktiven Feuerwehrtaucher, Atemschutzträger,
Schiffsführer und Maschinisten.
Ab November 2003 war Wiesenhofer als Fachberater im Außendienst
für sieben Bezirke in Oberösterreich (Nord und
West) mit insgesamt 447 Feuerwehren zuständig,
um schließlich
nunmehr als Verkaufsleiter für vier
Bundesländer die
Verantwortung zu
tragen.
Markus Wiesenhofer ist glücklich
verheiratet und
Vater zweier Söhne
(Jonas: 8 Jahre,
Samuel: 18 Monate).
Markus Wiesenhofer
betreut nun vier
Bundesländer
Blaulicht 09-2011 11
Auslandshilfe
„Helfer halfen Helfern“
ABI Thomas Meier
Eine siebenköpfige
Delegation von
Feuerwehr und Rotem
Kreuz aus dem Bezirk
Feldbach überstellte je
ein Lösch- und
Rettungsfahrzeug
nach Rumänien und
schulte die örtlichen
Helfer ein. Die
Fahrzeuge sind ein
Geschenk des
Bezirksfeuerwehrverbandes
Feldbach sowie der
ÖRK-Bezirksstelle
Feldbach.
ABI Thomas Meier
12
Das Projekt
Feldbachs ÖRK-Bezirksstellenleiter, Landesrettungsrat OSR Dir. Ernst Radaschitz, wurde vom
mit ihm befreundeten Direktor der Angster Jószef
Szakképzö Iskola (Berufsschule und Höhere Technische Lehranstalt in Pécs – Ungarn), Herrn Mihály
Varnágyi, um dringende Hilfe gebeten.
Direktor Varnágyi hat enge Beziehungen zur Gemeinde LUNCA DE SUS (ungarisch: Gyimesfelsölok, in der Nähe von Seklerburg) im Komitat
(= „Bezirk“) Harghita (Rumänien), welche zur Zeit
der österreichisch-ungarischen Monarchie als OstGrenzstation zählte und heutzutage zum Großteil
von ungarischstämmiger Bevölkerung bewohnt ist.
In diesem Siedlungsgebiet, welches auf 8.200 Hektar 15 Ortschaften umfasst, leben – im gesamten Tal
– rund 15.000 Einwohner.
Für die Gegend um Gyimesfelsölok (Lunca de Sus)
steht aus Kostengründen weder ein Krankenwagen
noch ein Feuerwehrfahrzeug zur Verfügung. Rettungs- und Feuerwehrkräfte sind Dutzende Kilometer entfernt stationiert und kommen – je nach
Anlassfall, entweder mit großer Zeitverzögerung
oder wegen Überlastung im schlechtesten Fall gar
nicht.
Die Hilfe
Sowohl der Bezirksfeuerwehrverband Feldbach als
auch die Bezirksstelle Feldbach des ÖRK fühlten
sich zur kameradschaftlichen Hilfe verpflichtet und
stellten je ein aus dem Aktivdienst ausgeschiedenes
Gebrauchtfahrzeug für den Krankentransport als
auch ein Kleinlöschfahrzeug mit Tragkraftspritze
und wasserführenden Armaturen (Schläuche, Strahlrohre, Verteiler) kostenlos zur Verfügung.
Das ehemalige Löschfahrzeug der FF Frutten-Gie-
Blaulicht 09-2011
ßelsdorf, das sich noch in technisch
gutem Zustand befindet, ist für
diesen Zweck eigens vom Bezirksfeuerwehrverband Feldbach angekauft worden, eine außer Dienst
stehende Tragkraftspritze wurde
von der FF Bärnbach erworben.
Dank der Initiative von Bezirksfeuerwehrkommandant Johann Kienreich und
Abschnittsfeuerwehrkommandant
Andreas Hirschmugl sowie der
freundlichen Unterstützung von
Sponsoren (Feuerwehrausstatter)
wurde das Löschfahrzeug den Anfordernissen entsprechend ausgestattet. Ebenso konnte die
ÖRK-Bezirksstelle Feldbach ein
außer Dienst stehendes Krankentransportfahrzeug zur Verfügung
stellen, dieses entsprechend ausrüsten und – mit der notwendigen Ausstattung für Erste Hilfe
und Krankentransporte versehen –
der örtlichen Ärztin von Gyimesfelsölok (Lunca de Sus) übergeben.
Die Aufbereitung und das Fahrzeugzubehör wurde von Feuerwehrausstattern gespendet:
„Schläuche, Armaturen, Löschgeräte und Bekleidung haben wir
kostenlos von Interspiro, PfeiferFeuerwehrbekleidung, Iveco Magirus Feuerwehrtechnik, Hostra
und Rosenbauer erhalten“, berichtet Feldbachs Bezirksfeuerwehr-
auslandshilfe
Beginn der Einschulung: Kuppeln der
Saugleitung
Zufriedene Gesichter bei „Wasser
marsch“
kommandant Landesfeuerwehrrat
Hans Kienreich.
Maßgebliche Unterstützung gab
es für das ÖRK auch von (Feuerwehr-)Ärzten aus dem Bezirk
Feldbach, die entsprechendes
Material für die örtliche ErsteHilfe-Station sowie das Rettungsfahrzeug spendeten.
Der Transport
Tag 1
Zu siebent war die steirische Delegation – Mitglieder von Feuerwehr und Rotem Kreuz – am
Freitag, dem 29. Juli 2011, um
01.00 Uhr morgens – unter der
Leitung von Feldbachs ÖRK-Bezirksstellenleiter, Landesrettungsrat OSR Dir. Ernst Radaschitz –
mit dem Feuerwehrfahr- und
Rettungsfahrzeug – sowie einem
Begleitfahrzeug für die Rückfahrt
– nach Rumänien gestartet.
Es sollte eine anstrengende, über
20 Stunden dauernde Fahrt werden, die von Feldbach über Jennersdorf, Heiligenkreuz,
Körmend, Budapest, Debrecen in
Ungarn und Oradea, Turda und
Targu Mures bis nach Gyimesfelsölok führte.
Empfangen wurde die Delegation
um kurz nach 21.00 Uhr von
Bürgermeister Zsombor Timar,
Vizebürgermeister Imre Pap und
Erster Kontakt mit der Tragkraftspritze.
Fotos: Meier
Direktor Mihály Varnágyi, welche freundlicherweise
den Lotsendienst für die letzten 35 km Anfahrt ins
Gyimes-Tal übernahmen. Um 22.30 Uhr Ortszeit
traf man nach rund 1.100 Kilometer Wegstrecke in
Gyimesfelsölok ein.
Tag 2
Am Samstagvormittag (30.7.2011) erfolgte im Gemeindehaus von Gyimesfelsölok (Lunca de Sus) die
offizielle Übergabe der beiden Fahrzeuge, bei denen
die künftigen Feuerwehr- und Rettungskräfte sowie
Mitglieder des Verwaltungsrates zugegen waren.
Namens der Gemeinde dankte Bürgermeister
Zsombor Timar für das „groß- und einzigartige Beispiel der Menschlichkeit, die seiner Gemeinde und
den dort lebenden Menschen entgegengebracht
wird“, und betonte im Besonderen, dass „die erste
ausländische Unterstützung in seiner Gemeinde sehr
wertgeschätzt wird.
Die beiden Fahrzeuge, auf die wir besonders aufpassen werden, tragen nun wesentlich zur Sicherheit in
unserer Heimat bei.“
Der Bezirksstellenleiter des ÖRK Feldbach, OSR
Dir. Ernst Radaschitz, ABI Andreas Hirschmugl sowie der Bürgermeister von Frutten-Gießelsdorf, Josef Urbanitsch, und Feuerwehrkommandant
Manfred Seidl von der FF Frutten dankten in ihren
Grußadressen für die herzliche Aufnahme und
wünschten mit den neuen Fahrzeugen viel Glück
und Freude – im Dienste der Menschlichkeit und
der nunmehr möglichen Hilfeleistung.
Im Anschluss an den kurzen Festakt erfolgte die
Einschulung auf Fahrzeuge und Beladung, welche
von den angereisten Feuerwehr- und Rettungskräften durchgeführt wurde und von den örtlichen
Hilfskräften – durch die Unterstützung des Dolmet-
schers Zsolt Simon – mit großem
Interesse und großer Begeisterung unter der Aufsicht des neuen
„Feuerwehrkommandanten von
Gyimesfelsölok – Ferenc Simon –
verfolgt wurde.
Am späten Nachmittag – nach
erfolgreicher Beendigung der Erklärungs- und Instruktionstätigkeiten, wurde den Feldbachern
die Region präsentiert. Neben der
Besichtigung des östlichsten
Grenzpunktes der einstigen österreichisch-ungarischen Monarchie
– der Rákóczi-Burg – stand eine
kurze musikalische Folklorevorführung mit „Csangoklängen“ auf
dem Programm. Als „Csangos“
wird eine römisch-katholische
Volksgruppe ungarischen Ursprungs bezeichnet, deren Wurzeln – so die Auskunft – bis ins
13. Jahrhundert zurückreichen.
Tag 3
Kurz nach fünf Uhr Früh Ortszeit
wurde die Heimreise in Angriff
genommen. Sowohl Bürgermeister Zsombor Timar als auch Vizebgm. Imre Pap ließen es sich
nicht nehmen, die steirische Delegation persönlich zu verabschieden. Kurz vor 21.30 Uhr traf die
Delegation wieder in Feldbach
ein und freute sich über die „erfüllte Mission und unfallfreie
Rückkehr“.
Die Delegation
Die Feldbacher Delegation (von
der Feuerwehr Andreas
Hirschmugl, Manfred Seidl,
Bgm. Josef Urbanitsch sowie
Thomas Meier und vom ÖRK
Dir. Ernst Radaschitz, Johann
Thurner und Dominik Tieber) ist
nach diesem durchaus anstrengenden „Rumänien-Trip“ überzeugt, dass „Projekte gerade im
humanitären bzw. sozialen Bereich vor allem deswegen so erfolgreich sind, weil sich
Einsatzorganisationen und Wirtschaftstreibende freiwillig und
voller Enthusiasmus daran beteiligen.
Die Strapazen dieses Wochenendes haben sich allemal gelohnt,
besonders weil man die Freude
und Gastlichkeit dieser Menschen hautnah erlebt und erfahren hat“.
Blaulicht 09-2011 13
Waldbrände
xxxxxxxxxxxxxx
Die mediterranen Wälder
sind durch
Waldbrände
extrem gefährdet
Waldbrände – Fores
Im ersten Teil dieses Artikels
bot der Autor einen historischen Rückblick und unternahm eine globale Betrachtung
des Phänomens
„Waldbrände“. In Teil zwei sollen nun die gesetzlichen
Grundlagen in Europa und
Österreich unter die Lupe
genommen werden. Außerdem
wird die aktuelle Situation in
Österreich dieses Themas
einer Betrachtung unterzogen.
BR Ing. Dieter Pilat*
*BR Ing. Dieter Pilat ist Einsatzoffizier der Berufsfeuerwehr Graz und Landesbeauftragter für den Flugdienst des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark
14
Blaulicht 09-2011
ein globaler Überblick (2)
WALDBRÄNDE IN EUROPÄISCHEN
REGIONEN
MITTELMEERRAUM
Durch Waldbrände, zu intensivem Holzeinschlag und Beweidung
sind im Laufe der Jahrtausende nach
Schätzungen des WWF nur noch etwa 17 Prozent der ursprünglichen
Waldfläche im Mittelmeerraum erhalten geblieben. Der Mittelmeerraum ist hinsichtlich seiner
Artenvielfalt eine der wichtigsten
Regionen der Welt, da er als Übergangszone zwischen drei Kontinenten Arten aus Europa, Afrika und
Asien beherbergt. Hier finden sich
beispielsweise 10 Prozent aller blühenden Pflanzen, obwohl der Mittelmeerraum gerade einmal 1,6 Prozent
der Erdoberfläche einnimmt.
Die mediterranen Wälder sind durch
Waldbrände extrem gefährdet. Jedes
Jahr gibt es dort mindestens 50.000
Brände, denen durchschnittlich
700.000 bis 1 Million Hektar Wald
zum Opfer fallen. Dies entspricht der
Fläche Kretas oder Korsikas beziehungsweise 1,3 bis 1,7 Prozent der
gesamten Waldfläche des Mittelmeerraums. Kleinflächige Brände
sind dort oftmals Teil der natürlichen
Dynamik oder werden als Instru-
ment zur Bewirtschaftung der
Naturressourcen eingesetzt.
Großflächige Brände haben aber
innerhalb der letzten Jahrzehnte
besorgniserregend zugenommen
als Folge von tief greifenden Veränderungen in der Landnutzung,
sozioökonomischen Konflikten
und Interessenkonflikten. Die
durchschnittliche jährliche Waldbrandfläche hat sich seit den
1960er Jahren vervierfacht. Besonders betroffen sind die „alten“
EU-Mitgliedsstaaten im Mittelmeerraum: Spanien, Portugal, Italien und Griechenland. Die
Ursachen für die Brände liegen
nahezu ausschließlich in Fahrlässigkeit und bewusster Brandstiftung; maximal 1 Prozent der
Brände ist auf Blitzschlag zurückzuführen. Die Zahl der jährlichen
Brände ist, soweit man sie anhand
der nationalen Waldbrandstatistiken zurückverfolgen kann, in den
letzten Jahrzehnten extrem angestiegen: In Spanien hat sich die
Zahl der Waldbrände seit den
1960er Jahren verzehnfacht, von
durchschnittlich 1.920 Bränden
pro Jahr auf jährlich rund 21.516
Feuer zwischen 2000 und 2005.
In Portugal ist eine ähnliche Entwicklung festzustellen. Dort hat
Waldbrände
Ein Bodenfeuer
im steilen Gelände - kein Problem für Spezialisten
Foto:
FF Scheifling
st fires –
sich die Zahl der Waldbrände innerhalb der letzten 25 Jahre mehr
als verzehnfacht, von 2.349
Waldbränden im Jahr 1980 auf
den bisherigen Rekordwert von
35.697 Bränden im Jahr 2005.
Berechnet man die Waldbrandwahrscheinlichkeit pro 10.000
Hektar, dann nimmt Portugal mit
seiner vergleichsweise kleinen
Waldfläche mit durchschnittlich
83 Bränden (pro 10.000 Hektar
und Jahr zwischen 1991 und
2004) einen traurigen Spitzenplatz unter den Mittelmeerländern ein. Im Jahr 2005 stieg die
Waldbrandwahrscheinlichkeit sogar noch auf 120 Brände pro
10.000 Hektar. Allein 2005 verbrannten 11,4 Prozent der portugiesischen Wälder. Im
Durchschnitt der 15 Jahre zuvor
verbrannten jedes Jahr 4,4 Prozent der Waldfläche Portugals.
Hochgerechnet könnte man sagen, dass damit in knapp 23 Jahren der gesamte Wald Portugals
einmal abgebrannt wäre.
ITALIEN
Mit dem Gesetz 353 vom 21.
November 2000 „Legge quadro in
materia di incendi boschivi“ wurde das Verursachen von Waldbränden als Straftatbestand in das
italienische Strafgesetzbuch (Artikel 423 bis) aufgenommen. Bei
Im Süden Europas gehen jährlich Waldflächen in der Größe
der Insel Kreta in Flammen auf
Die Ursachen
für die Brände
liegen nahezu
ausschließlich in
Fahrlässigkeit
und bewusster
Brandstiftung;
maximal
1 Prozent der
Brände ist auf
Blitzschlag
zurückzuführen.
absichtlicher Brandstiftung drohen vier bis zehn Jahre Gefängnis,
bei Fahrlässigkeit ein bis fünf
Jahre. Wurde der Brand in einem
Schutzgebiet verursacht, verschärft sich die Strafe. Darüber
hinaus soll das Gesetz 353 die
Motive für eine vorsätzliche
Brandstiftung beseitigen, indem
es die Jagd, die Beweidung und
darüber hinaus jegliche weitere
Nutzung von Waldbrandflächen
nach einem Feuer für die folgenden zehn Jahre verbietet. Grundstücksverkäufe in diesem
Zeitraum sind nichtig, wenn sie
nicht den strengen Vorgaben des
Unterstützung der Feuerwehr
aus der Luft – BMI und BMLVS im Einsatz
Foto: FF Scheifling
Gesetzes entsprechen. Darüber hinaus ist für 15 Jahre jegliche Nutzungsänderung auf Flächen verboten,
die von Bränden betroffen waren. Wiederaufforstung und andere Arbeiten zur Wiederherstellung der
verbrannten Flächen sind für einen Zeitraum von
fünf Jahren nach einem Feuer nur mit Ausnahmegenehmigung gestattet, um mögliche Motive für
Brandstiftung, z. B. durch Waldarbeiter, auszuschließen. Die Einhaltung des Gesetzes lässt sich aber
kaum kontrollieren, denn sieben Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes erfasst nur jede fünfte Gemeinde
Italiens die Waldbrandflächen in einem Kataster, obwohl der Staatsforst die dafür notwendigen Daten
zur Verfügung stellt. Ohne ein solches Kataster kann
aber bei einem Bauantrag nicht erkannt werden, ob
es sich um eine Waldbrandfläche handelt.
SPANIEN
In Spanien fällt die Waldbrandbekämpfung in die
Kompetenz der Autonomen Regionen. Das Umweltministerium koordiniert jedoch die Aktivitäten
über die Generaldirektion für Naturschutz. Nachdem einige Regionen bereits zuvor entsprechende
Gesetze erlassen hatten, welche die Umwandlung
von Brandflächen in Bauland untersagten, wurde
2006 auch die nationale Gesetzgebung entsprechend
angepasst. Das Gesetz 10/2006, eine Ergänzung des
„Ley de Montes“ (43/2003) 36, orientiert sich bei
der Verhütung von Waldbränden an der Gesetzgebung in Italien und Portugal. Es verbietet eine Nutzungsänderung auf Waldbrandflächen für
mindestens 30 Jahre und untersagt jegliche Aktivitäten, die eine Wiederbewaldung verhindern. Das spanische Strafgesetz wurde 2003 abgeändert. Für das
vorsätzliche Verursachen von Waldbränden drohen
wie bei anderen schweren Umweltdelikten bis zu vier
Jahre Gefängnis.
Blaulicht 09-2011 15
Waldbrände
xxxxxxxxxxxxxx
Beeindruckende Infrastruktur in
Österreich: Hierzulande hat ein
Feuerwehrmann 25 Einwohner zu
betreuen, in Italien beispielsweise
1300 Einwohner
PORTUGAL
In Portugal wurde 2006 der nationale Plan zur Waldbrandbekämpfung vorgestellt. Er sieht
unter anderem eine Überarbeitung des Strafrechts in Bezug auf
die Verursachung von Waldbränden vor. Das dazugehörige Gesetz
Nr. 124 vom 28. Juni 2006 regelt
die Kompetenzen bei der Waldbrandbekämpfung neu. Daneben
untersagt es die Errichtung von
Gebäuden in Zonen mit hohem
und sehr hohem Waldbrandrisiko.
Bei Neubauten auf dem Land
oder in Waldnähe muss ein Sicherheitsabstand von 50 Metern
zu den umliegenden
Grundstücken bestehen und
müssen weitere Vorkehrungen
zum Brandschutz getroffen werden. Das Gesetz untersagt auch
den Zutritt in kritische Gebiete
bei hohem Waldbrandrisiko. Verstöße werden als Ordnungswid-
rigkeit mit 140 bis 5.000 Euro bei
Einzelpersonen und bis zu 60.000
Euro bei Gesellschaften bestraft.
Die Bebauung von Waldbrandflächen ist in Portugal für 20 Jahre
untersagt.
GRIECHENLAND
Laut griechischem Gesetz ist die
Bebauung in bewaldeten Gebieten verboten. In Natura2000-Gebieten greift zudem die
EU-Gesetzgebung, die bei einer
Bebauung aufwendige Umweltverträglichkeitsprüfungen erfordert. Allerdings fehlen
grundlegende administrative Instrumente, um diese Vorschriften
umzusetzen. Die Einführung eines Grundbuchs, wie vom EURecht gefordert, verläuft nur
schleppend, ganz zu schweigen
von einem darauf aufbauenden
Verzeichnis der Waldflächen und
der Waldbrandflächen.
EUROPÄISCHE UNION
Forest Fire Meetings: Zumindest
einmal jährlich findet in Brüssel
ein Meeting aller Mitgliedsstaaten statt, bei dem die Forest Fire
Experts (Österreich wird dabei
vom Autor vertreten) über die
Vorbereitungen ihrer Staaten betreffend die Waldbrandbekämpfung, das zu erwartende
16
Blaulicht 09-2011
Waldbrandrisiko, Waldbrandereignisse im letzten
Jahr und die internationale Zusammenarbeit bei Katastrophenwaldbränden diskutieren.
EFFIS: Das europäische Waldbrandinformationssystem (Forest Fire Information System) wurde von
der Gemeinsamen Forschungsstelle ( JRC, Joint Research Centre) und der Generaldirektion für Umwelt
(GD ENV, Directorate General for Environment)
der Europäischen Kommission (EC) gegründet, um
die zuständigen Organisationen zur Verhinderung
von Waldbränden und bei der Waldbrandbekämpfung in der EU, aber auch in Nachbarstaaten zu unterstützen. Ebenso werden von EFFIS das
Europäische Parlament und betroffene Abteilungen
der EU über die Thematik „Waldbrände“ kontinuierlich informiert. Grundlage für die Berichte ist eine umfassende Waldbranddatenbank und eine
täglich aktualisierte Waldbrandgefahrenkarte für
Europa während der Waldbrandhauptsaison in den
Sommermonaten.
ÖSTERREICH
In Österreich leben wir hinsichtlich der Waldbrandgefahr und auch großflächiger Waldbrände derzeit
noch auf einer Insel der Seligen. Zählen bei uns
Waldbrände mit einer Fläche von 30 Hektar zu einem „Riesenwaldbrand“, so sind diese Flächen für
südeuropäische Staaten lediglich Peanuts. Dort beginnen mittlere Waldbrände bei Ausmaßen von 500
Hektar, „Riesenwaldbrände“ verbrennen Areale von
mehreren Tausend Hektar Wald!
Warum kennen wir in Österreich derartige Katastrophenfeuer noch nicht?
INFRASTRUKTUR DER FEUERWEHREN
In Österreich gibt es ca. 330.000 Feuerwehrmänner/
Waldbrände
-frauen, die binnen weniger Minuten mit gesamt
15.000 Einsatzfahrzeugen ausrücken. Diese beeindruckenden Zahlen bedeuten, dass ein österreichisches Feuerwehrmitglied 25 Einwohner zu betreuen
hat. Zum Vergleich: in Griechenland muss ein Feuerwehrmitglied 900 Einwohner betreuen und in Italien kommen auf ein Feuerwehrmitglied 1.300
Einwohner. Diese Fakten garantieren mit der hohen
Dichte an Feuerwehren (und direkt damit verbunden die kurzen Anfahrtswege) bei einem Waldbrand
eine Interventionszeit (Alarmierung + Anfahrt +
Aufbau Löschangriff ) von durchschnittlich nur 20
Minuten! Betrachtet man die Ausbreitungsgeschwindigkeiten der verschiedenen Waldbrandarten,
so vergrößern sich die Längen der Flammenfronten
bei einer Einsatzverzögerung von lediglich 20 Minuten bei einem Bodenfeuer um 160 m und bei einem
Kronenfeuer um beachtliche 2.300 m!
AUFHOLBEDARF IN ÖSTERREICH
Natürlich gibt es auch in Österreich bei einigen
Punkten einen Aufholbedarf betreffend die Ausbildung und Ausrüstung für die Waldbrandbekämpfung:
„Alle betroffenen Stellen an einen Tisch“ – in
Österreich beschäftigen sich sehr viele Stellen mit
der Waldbrandbekämpfung: Bundesministerium für
Inneres (Katastrophenschutz, Zivilschutz, Flugpolizei), Bundesministerium für Verteidigung und Sport
(Luftunterstützung, Pioniereinheiten), Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, Forstbehörden,
ZAMG (Wetterprognosen, Waldbrandgefahren),
Universität für Bodenkultur (Waldbrandrisiken). Es
ist an der Zeit, dass sich diese Stellen an einen Tisch
setzen und die Zukunft der Waldbrandbekämpfung
diskutieren und festlegen.
Aus- und Weiterbildung: Bundesweit sind die Ausund Weiterbildungen insbesondere in der Taktik und
der Gefahrenlehre in der Waldbrandbekämpfung
sehr spärlich vorhanden. Auch hier müssten bundesweite Vorgaben erarbeitet und veröffentlicht werden.
Fahrzeuge: Spezialfahrzeuge zur Waldbrandbekämpfung müssen technisch entwickelt und für
Stützpunkte angekauft werden.
Bekleidung: Gerade die waldbranderfahrenen südeuropäischen Staaten waren maßgeblich an der Entwicklung einer speziellen, leichten Schutzbekleidung
(inklusive Schuhwerk und Schutzhelm) für die
Waldbrandbekämpfung im freien Gelände verantwortlich. Auch in diese Richtung sind Überlegungen
der österreichischen Feuerwehren erforderlich, damit
den Einsatzmannschaften Erleichterungen beim
Tragen der Schutzkleidung, aber doch ein bedingter
Schutz ermöglicht wird.
Spezialeinheiten: Ein hoher Anteil der Waldbrände
in Österreich tritt im alpinen Gelände auf. Gerade
dort sind Spezialisten gefragt – Feuerwehrmitglieder, die sich in absturzgefährdeten Bereichen sicher
bewegen und Löschaktionen durchführen können.
Auch hier sind bundesweite Bestrebungen zum Ausbau dieser Spezialeinheiten gefordert.
Luftfahrzeuge: Europaweit beispielgebend ist die
Zusammenarbeit der österreichischen Feuerwehren
mit den öffentlichen Fluggerätebetreibern Bundes-
ministerium für Inneres und Bundesministerium für Verteidigung und
Sport. Aber auch hier gibt es den derzeit modernen Spargedanken –
Ausbildungsflugminuten kosten angeblich horrende Summen an öffentlichen Geldern. Hier muss die Sicherheit des
Feuerwehrflugdienstes, damit direkt verbunden die Sicherheit der
Fluggerätebesatzungen und der mit eingesetzten Bodenmannschaften
im Vordergrund stehen. Eine Reduzierung der bisher zur Verfügung
stehenden Flugeinheiten stellt einen groben, wenn nicht sogar fahrlässigen Rückschritt der derzeitigen Ausbildungsqualität dar!
LITERATURNACHWEIS:
Diverse Waldbrandberichte des WWF
Auch in österreichischer Ausführung: 2297 AM gestimmt: g g - c c
Auch in österreichischer Ausführung: 2097 AM gestimmt: g - c
43
FEUERwehrOBJEKTIV 8/2009
Blaulicht 09-2011 17
Einsatz
xxxxxxxxxxxxxx
FF Riezlern:
Grenzübergreifender Einsatz
Durch den Großeinsatz, bei dem
12 Feuerwehren mit 360 Feuerwehrmitgliedern im Einsatz
standen, konnte das Wohnhaus
gerettet werden
Zu einem grenzübergreifenden
Einsatz wurde die
Feuerwehr Riezlern
kürzlich alarmiert.
Am Sonntagabend, den 31. Juli 2011, gegen
ca. 22.15 Uhr brach aus bisher unbekannter
Ursache ein Feuer in der Zimmerei Buhl in Obermaiselstein (D) aus. Das Feuer wurde erst bemerkt,
als die komplette Zimmereiwerkstätte bereits in
Vollbrand stand.
GROSSALARM
Sämtliche Feuerwehren aus der gesamten Umgebung wurden zur Brandbekämpfung herangezogen.
Die Feuerwehr Riezlern wurde ebenfalls zur Unterstützung mittels Drehleiter alarmiert. Durch die
enorme Hitze am Brandobjekt waren Nachbargebäude in Gefahr. Fensterscheiben zerbrachen und
Dächer von Nachbarn in 30 Meter Entfernung verkohlten.
Sascha Duffner,
GEFAHR IN VERZUG
Feuerwehr Riezlern
Es bestand erhebliche Gefahr, dass das Feuer auf
Nachbarhäuser übergriff. Die Flammen verschlangen die 40 mal 20 Meter große Fertigungshalle, die
Werkstatt, das Holzlager, einen Carport und das
Bürogebäude. Das angrenzende Wohnhaus der Eigentümerfamilie war nur sehr schwer zu verteidigen. Mit enormem Einsatz konnten die
Florianijünger das Objekt jedoch retten. Ohne eine
Brandschutzwand, welche die beiden Objekte voneinander trennte, wäre ein Übergreifen der Flammen nicht verhinderbar gewesen.
Die Feuerwehr Riezlern führte einen Innenangriff,
diverse Außenangriffe mit Drehleiter und die Entfernung des Dachs mittels Rüstwagen durch. Die
Bewohner konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.
18
Blaulicht 09-2011
Feuerinferno: in Obermaiselstein war eine
Zimmereiwerkstätte in
Brand geraten
Fotos: Marcus Fritz, FF Riezlern
SECHS PERSONEN BEHANDELT
Laut der Integrierten Leitstelle
Allgäu (ILS) wurden insgesamt
sechs Personen vom Rettungsdienst des BRK Oberallgäu behandelt, vier davon mussten in
die Klinik transportiert werden.
Die Rot-Kreuz-Einsatzkräfte aus
Oberstdorf, Sonthofen und Immenstadt verpflegten in Zusammenarbeit mit der Gemeinde
Obermaiselstein die Einsatzkräfte und Betroffenen vor Ort.
EINSATZENDE
Beim Abrücken der Riezler
Wehr gegen 4.00 Uhr dauerten
die Löscharbeiten weiter an. An
der Werkstätte, dem Lager und
dem Bürogebäude entstand Totalschaden. Das Wohnhaus
konnte gerettet werden. Es standen die Feuerwehren Obermaiselstein, Bolsterlang, Fischen,
Au-Thalhofen, Tiefenbach, Ofterschwang, Langenwang, Sonthofen, Oberstdorf, Blaichach,
Riezlern und die Werksfeuerwehr Bosch mit 360 Mann und
40 Fahrzeugen im Einsatz. Die
Polizei schätzt den Schaden auf
rund drei Millionen Euro.
Die Brandursache ist vermutlich
Brandstiftung. Die Kriminalpolizei ermittelt.
PR
Heldentage bei EMPL
15. Oktober Tag der offenen Tür!
Im Oktober lädt die Fa. Empl zu
einem einzigartigen Show- und
Informationsevent unter dem Motto „The
Job is hard enough – Make it easier“ nach
Kaltenbach.
Zahlreiche innovative und interessante
Neuerungen aus dem Feuerwehrbereich
werden den weltweit führenden Persönlichkeiten aus dem Feuerwehr- und Zivilschutz, der Öffentlichkeit und der Presse
zum ersten Mal präsentiert.
BESONDERES HIGHLIGHT
Der Einsatzleiter der Terroranschläge vom
11. September 2001 in New York - Richard
Picciotto – wird in einem Fachvortrag über
die tragischen Ereignisse und Schicksale
vor 10 Jahren berichten. Richard Picciotto
war Einsatzleiter der New Yorker Feuerwehr
und der ranghöchste Feuerwehrmann, der
den World-Trade-Center-Einsturz überlebte. Imposante Bilder, Filmsequenzen sowie
emotionale Einsatzberichte garantiert!
OFFENE TORE
Am 15. Oktober ab 11.00 Uhr öffnet die Fa.
Empl für alle Feuerwehrinteressierten die
Tore zum Firmengelände. Heldentag mit
Erlebnischarakter. Jeder ist herzlich eingeladen, sich im Rahmen einer Werksführung
und einer umfangreichen Fahrzeugausstellung samt professioneller Beratung vom
Leistungsspektrum persönlich zu überzeugen. In einer Art Stationenbetrieb werden
)
t (105x148,5 mm
chenbuchforma
Handliches Tas
en & Fotos
60 Abbildung
4 Seiten | über
13
Neuheiten aus dem FeuerwehrZubehör-Bereich (inkl. Vorführungen)
sowie neue Technologien präsentiert.
FEUERWEHRACTIONFOTO
Ein spezielles Feuerwehractionfoto
lässt dir diesen Tag ewig in Erinnerung bleiben!
Für Verpflegung während der Veranstaltung ist bestens gesorgt.
Das gesamte Empl-Team freut sich
auf Dein Kommen!
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rede darüber“
Das IDEALE Nachschlagewerk für Führungskräfte im Feuerwehr-
Erhältlich:
wesen und Kamerad-
- im LFV Steiermark oder
- über das Online-Bestellsystem des LFV
im
Sachgebiet
„Öffentlichkeitsarbeit“.
Steiermark (Login LFV Homepage) oder
- per Mail unter [email protected]
Stückpreis EUR 10,- exkl. Portogebühren
Foto: Furgler
Innen
ISBN 978-3-200-02284-3
Autor: Thomas Meier mit Gastkommentaren von Martin Roschker und Rainer Brinskelle. Herausgeber: Landesfeuerwehrverband Steiermark. Erscheinung: 1. Auflage, Juni 2011.
Blaulicht 09-2011 19
Titelstory
titelstory
Flughafenlöschfahrzeug
5000/1000
Militärische
Flughafenfeue
Für zivile Feuerwehrmitglieder
bestehen in den militärischen
Flughafenfeuerwehren des
Kommandos Luftunterstützung
interessante Einsatzmöglichkeiten.
Während des sechsmonatigen
Grundwehrdienstes oder auch ab
dem 3. Ausbildungsmonat als
„Person im Ausbildungsdienst“
(bis zu 12 Monate) beim
Österreichischen Bundesheer.
Neben Parallelen zum zivilen
Feuerwehrwesen sind bei der
Militärluftfahrt natürlich zahlreiche
Besonderheiten zu beachten.
OBSTLT. Georg Klecatsky, MSD*)
*) Autor: Oberstleutnant Georg Klecatsky, MSD, ist
stellvertretender Kommandant im Kommando Luftunterstützung im Fliegerhorst Vogler in Hörsching.
Fotos: ÖBH
20
Blaulicht 09-2011
Das Kommando Luftunterstützung betreibt als großer
Verband des österreichischen
Bundesheeres insgesamt 75 Luftfahrzeuge (S70 Black Hawk, Agusta Bell 212, Alouette 3, OH58
Kiowa, Pilatus Porter PC6, C-130
Hercules) sowie die dazu erforderlichen Militärflugplätze in
• Hörsching (OÖ),
• Langenlebarn (NÖ),
• Wr. Neustadt (NÖ) und
• Aigen i. Ennstal (ST) sowie
• Hubschrauberstützpunkte in
Schwaz (T) und Klagenfurt (K).
Einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Flugsicherheit leisten auf
diesen Militärflugplätzen sogenannte Luftfahrzeugrettungs- und
ABC-Abwehrzüge bzw. -gruppen
(= militärische Flughafenfeuerwehren).
Die Aufgaben dieser militärischen
Flughafenfeuerwehren sind sehr
vielfältig und umfassen die Auftragserfüllung in den drei Bereichen
• Rettung von Militärluftfahrzeuginsassen bei Flugunfällen
bzw. -notfällen in der An- und
Abflugphase unter Einsatz einer
Rettungskolonne (Crash Crew)
während der Flugbetriebszeit als
Hauptaufgabe („Luftfahrzeugrettungsdienst“),
• (abwehrender) Objektbrand-
schutzdienst am jeweiligen Fliegerhorst (24 Stunden täglich – 7
Tage die Woche) mit einem TLF
bzw. FLF (analog einer Betriebsfeuerwehr) und
• ABC-Abwehrdienst (Spür- und
Dekontaminationsmaßnahmen an
Lfz u. Besatzungen nach erfolgter
Kontamination mit atomaren, biologischen oder chemischen Stoffen).
Auf die Aufgaben des o.a. Objektbrandschutz- und des ABC-Abwehrdienstes wird in diesem Bericht
nicht näher eingegangen.
Die große Herausforderung in der
Hauptaufgabe des „Luftfahrzeugrettungsdienstes“ besteht in der Fähigkeit, unverzüglich bei Flugnotfällen
bzw. Flugunfällen mit der Rettungskolonne (CrashCrew) durch
• Brandbekämpfung an Lfz,
• Rettung der Lfz-Besatzungen und
Passagiere sowie
• Bergung von Luftfahrzeugen einzugreifen.
Alarmarten
Bei Luftfahrzeugunfällen besteht
die Gefährdung der Besatzung sowohl durch thermische Einwirkungen (Hitzestrahlung,
Flammenberührung, Wärmestau)
als auch durch mechanische Einwirkungen infolge eines Aufschlages.
Überlebt die Besatzung die mecha-
xxxx
Titelstory
xxxxxxx
Kühlung des Cockpits führt die Wärme ab
erwehr
Für zivile Feuerwehrmitglieder bestehen in den
militärischen Flughafenfeuerwehren des Kommandos Luftunterstützung
interessante Einsatzmöglichkeiten.
nischen Einwirkungen eines Absturzes, so folgt unter
Umständen die Gefahr von thermischen Einwirkungen. Es beginnt der Wettlauf gegen die Zeit, um die
Besatzung noch rechtzeitig aus dem entstandenen
Treibstoff- bzw. Luftfahrzeugbrand retten zu können.
Zwei Alarmarten,
•der „Bereitschaftsalarm“ und
•der „Einsatzalarm“,
sollen ein rasches Eingreifen der ständig in den Bereitschaftsräumen verfügbaren Besatzung der Rettungskolonne sicherstellen.
Bereitschaftsalarm
Ist ein Flugnotfall vorauszusehen, indem z. B. der Pilot bereits im Landeanflug über Funk technische Probleme an den Tower meldet, so wird der
„Bereitschaftsalarm“ ausgelöst.
In diesem Fall gilt eine unverzügliche Sitzbereitschaft
für das Löschpersonal in den auf dem Bereitschaftsplatz aufgestellten Löschfahrzeugen. Dabei sind die
Schutzausrüstung anzulegen, die Empfangsbereitschaft der Funkgeräte herzustellen und die Fahrzeuge
zu starten, um die Motoren warmlaufen zu lassen.
Die Crash-Crew mit ihren Einsatzfahrzeugen
Auch der Notarzt- bzw. Sanitätskraftwagen bezieht Aufstellung
bei der Rettungskolonne. Abhängig von der Art des Flugnotfalls
kann die Rettungskolonne auch
zur Piste vorgezogen werden, wobei der erforderliche Sicherheitsabstand zur Piste einzuhalten ist.
ordnung den „Probealarm“ zur
täglichen Funktionsüberprüfung
der Alarmierungsmittel sowie den
„Übungsalarm“ zum Zweck der
Ausbildung und zur Überprüfung
der durch den Einsatzplan des
Such- und Rettungsdienstes festgelegten Verfahren vor.
Einsatzalarm
Einsatzmittel der
Rettungskolonne
Der „Einsatzalarm“ erfolgt ohne
Vorwarnung – z. B. bei einem
Aufschlag eines Luftfahrzeugs auf
den Boden, bei Vogelschlag, Triebwerksschaden bzw. bei einem Zusammenstoß zweier Luftfahrzeuge
in der Luft oder auf dem Boden und bedeutet den unverzüglichen
Einsatz am Unfallort.
Bei allen Flugnotfällen ist es von
besonderer Bedeutung, dass der
Kommandant der Rettungskolonne vom Tower bzw. von der Militärflugleitung so rasch wie
möglich über Funk Informationen
bezüglich
•der Art und des Ortes des Notfalls,
•des Luftfahrzeugtyps,
•der Anzahl der Insassen,
•der Treibstoffmenge sowie
•des Bewaffnungssystems
erhält, um mit der Lagebeurteilung und den ersten Einsatzmaßnahmen beginnen zu können.
Darüber hinaus sieht die Alarm-
Die auf den o.a. Militärflugplätzen
während der Flugbetriebszeiten
bereitgestellten Rettungskolonnen
(Crash-Crew) umfassen als Sollerfordernis jeweils
• 1 Kommandofahrzeug
• 2 Flughafenlöschfahrzeuge FLF
5000/1000 (in Wr. Neustadt nur
1 FLF)
• 1 LAST mit Berge- und Rettungsmittel
• 1 KranKW PK30 (in Hörsching
und Langenlebarn)
• 1 Notarztwagen bzw. SanKW.
mit den entsprechenden Feuerlösch-, Berge- und Rettungsbesatzungen sowie eine Vielzahl von
Zusatzausrüstungen.
Zeitvorgaben und
Anforderungen
In Untersuchungen wurde festgestellt, welche Zeitvorgaben und
Anforderungen für den Lösch-,
Rettungs- und Bergeeinsatz maß-
Blaulicht 09-2011 21
Titelstory
Löschangriff mit der Clock-Methode
geblich sind. Insbesondere bei Flugzeugbränden ist
jede gewonnene Sekunde von entscheidender Bedeutung.
Die richtige Löschtaktik ist Voraussetzung für eine rasche
Rettung der Besatzung
Temperaturentwicklung im Cockpit
Eine brandtechnische Testreihe an der Universität
Lund (Schweden) im Jahr 1995 hat ergeben, dass bereits 90 Sekunden nach Ausbruch eines Brandes die
Lufttemperatur im Cockpit eines J 35 „Draken“ auf
etwa 100° C ansteigt und der Pilot bis zu diesem
Zeitpunkt bereits 10 bis 20 Prozent Verbrennungen
2. Grades erlitten hat. Das Kabinendach hält dem
Brand in diesen 90 Sekunden ungeschmolzen stand.
Die Temperaturkurve steigt nach weiteren 60 Sekunden auf über 200° C.
Aus diesen Messergebnissen ergibt sich auch noch
heutzutage für die Rettungskolonne die zwingende
Notwendigkeit, dass im Brandfall die ersten Löschmaßnahmen, die sich vorerst auf das Kühlen des
Cockpits beschränken, innerhalb von 90 Sekunden
eingeleitet werden müssen. Mit jeder Sekunde Verzögerung sinkt die Wahrscheinlichkeit, das Leben des
Piloten zu retten.
Um innerhalb von 90 Sekunden an jeder Stelle im
Flugplatzbereich eingreifen zu können, wurden Ende
der 1990er Jahre im Bereich der österreichischen
Luftstreitkräfte Schnellangriffslöschfahrzeuge (Flughafenlöschfahrzeuge mit 5 000 l Wasser und 1 000 l
wasserfilmbildendem Schaummittel AFFF-ARC) in
Zusammenarbeit mit einem österreichischen und zugleich international führenden Technologie- und
Dienstleistungsunternehmen für Feuerwehrtechnik
unter Abstimmung auf die speziellen Bedürfnisse in
der Militärluftfahrt entwickelt und schließlich 11 solche FLF 5000/1000 in den Jahren 2000-2001 beschafft.
Diese Löschfahrzeuge sind unter anderem mit einem
Dach- und Frontmonitor (bis zu 70 m Wurfweite)
ausgestattet und vom Führerhaus aus mittels Joystick
bedienbar, um bereits während der Anfahrt aus der
Bewegung den Löscheinsatz eröffnen und damit
wertvolle Sekunden sparen zu können („Pump-andRoll“-Betrieb). Der Dachmonitor ist zusätzlich mit
einer Fernsteuerung auch außerhalb des Fahrzeuges
bedienbar.
22
Blaulicht 09-2011
Außerdem verfügen diese hochmodernen dreiachsigen Löschfahrzeuge über eine entsprechende
Fahrleistung: Beschleunigung von
0 auf 80 km/h in 23 Sekunden mit
einer Höchstgeschwindigkeit von
135 km/h und mit einer Motorleistung von 600 PS bei einem
Gesamtgewicht von 26 Tonnen.
Löschtaktik
Grundsätzlich wird der Löschangriff in der Windrichtung durchgeführt. Der Kommandant der
Rettungskolonne gibt bereits während der Anfahrt zur Einsatzstelle
über Funk den Befehl, welche
Aufstellung die Fahrzeuge einzunehmen haben. Er bedient sich
dabei der sogenannten „ClockMethode“ („Uhrzeit-Methode“):
Die Richtung, in die der Bug des
verunglückten Luftfahrzeuges
weist, dient als Bezugspunkt –
12.00 Uhr. Darauf bezogen wird
der Aufstellungsort der einzelnen
Einsatzfahrzeuge in Form einer
Uhrzeit angegeben.
Aufgrund der hohen Strahlungshitze und der Brandausbreitungsgefahr ist dabei überdies ein
entsprechender Abstand zum
Die Brandbekämpfung hat die
Ganzlöschung vor der Rettung der
Besatzung zum Ziel
Löschobjekt einzuhalten.
Bei nicht bewaffneten Luftfahrzeugen ist stets ein Löschangriff von
vorne – in Richtung der Flugzeuglängsachse – anzustreben, wobei
die einzelnen Löschfahrzeuge mit
ihren Werfern keilförmig zusammenwirken.
Dann sind im Zusammenwirken mit
absitzenden und folglich die Schnellangriffsvorrichtungen einsetzenden
Angriffstrupps die Flammen – von
vorne nach hinten vorgehend – vom
Rumpf abzudrängen. Es ist dabei
sehr wichtig, die unmittelbar den
Rumpf umgebenden Flammen in
kürzester Zeit „niederzuschlagen“.
Auch der Bekämpfung der Flammen
unterhalb des Rumpfes kommt größte Bedeutung zu, um Rückzündungen zu vermeiden.
Im Gegensatz zur herkömmlichen
zivilen Flugzeugbrandbekämpfung
ist es bei Kampfflugzeugen aufgrund
der geringeren Rumpfabmessungen
xxxx
Titelstory
xxxxxxx
Rettung der Besatzung aus dem Cockpit einer
C-130 Hercules
Eine rasche Rettung setzt Kenntnisse
über die Lfz-Typen voraus
Flugzeugattrappe aus Stahl als Herzstück
des Brandübungsplatzes
erforderlich, das Feuer noch vor
oder spätestens während der Pilotenrettung möglichst vollständig
zu löschen, um die besondere Gefährdung durch den im Rumpf
mitgeführten Kraftstoff, die pyrotechnischen Einrichtungen
(Schleudersitz) und durch die Bewaffnung auszuschalten. Auf sogenannte Nebenfeuer in der
Umgebung wird vorerst nicht reagiert. Mit den Löschmitteln ist
nach Möglichkeit so hauszuhalten,
dass nach dem Löschen noch etwa
50 Prozent der anfänglich mitgeführten Löschmittelmenge als Reserve zur Verfügung stehen, um
auf einen durch Rückzündung
neuerlich entstehenden Brand reagieren zu können.
Auswirkungen eines
Waffensystems auf die
Löschtaktik
Die Waffensysteme eines brennenden Luftfahrzeuges stellen für
das Personal der Rettungskolonne
ein gewisses Sicherheitsrisiko dar.
So gelten beispielsweise bei Bordkanonenmunition und Luft-LuftLenkwaffen, die im Zuge eines
Unfalles direkter Beflammung
ausgesetzt sind, entsprechende
Zeitvorgaben, in denen die Kühlung durch Löschwasser einzusetzen hat, um die Gefahr einer
Explosion zu bannen.
Brandversuche der schwedischen
Luftwaffe haben ergeben, dass
beispielsweise bei einer Explosion
der Luft-Luft-Lenkwaffe AIM9P3 (P5) „Sidewinder“ im Bereich
hinter der Rakete, in einem Winkel von 10 bis 30 Grad beiderseits
der Längsachse der Rakete, die
wenigsten Splitter zu erwarten
sind. Daher wird der Angriffsweg
der Löschfahrzeuge und Angriffstrupps unter Einhaltung von Zeitlimits darauf abgestimmt.
Pilotenrettung
Die vordringlichste und wichtigste
Maßnahme ist und bleibt in jedem
Fall die Menschenrettung. Dieses
Ziel ist mit allen Mitteln anzustreben, wobei allein der Erfolg aus-
Die Kühlung von beflammten
Lenkwaffen hat rasch einzusetzen.
schlaggebend ist. Dabei dient die Brandbekämpfung
in erster Linie nur dazu, den Rettungstrupps den Weg
zum Luftfahrzeug bzw. zum Cockpit freizumachen.
Die erforderlichen Tätigkeiten zur Piloten- bzw. Insassenrettung sind mit Ausnahme der C-130 Hercules bei allen Luftfahrzeugen ähnlich und laufen im
Wesentlichen auch nach dem gleichen Schema ab. Es
ist jedoch notwendig, die einzelnen Flugzeugtypen im
Detail zu kennen und darauf zu üben. Das gilt im
gleichen Maß auch für Luftfahrzeuge ausländischer
Luftstreitkräfte, die immer öfter im Rahmen von gemeinsamen Übungen oder Einsätzen auf unseren
Fliegerhorsten landen.
Übungsplatz
Zu diesem Zweck betreibt das ÖBH auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig einen Übungsplatz mit
bereits ausgeschiedenen Luftfahrzeugen, die noch
über ein intaktes Cockpit verfügen, um so die Pilotenrettung und auch die Luftfahrzeugbergung realistisch üben zu können.
Das Herzstück dieses Brandübungsplatzes bildet eine
Flugzeugattrappe aus Stahl, die durch geflutetes Kerosin in Brand gesetzt werden kann und damit in der
Ausbildung des Personals der Luftfahrzeugrettungsund ABC-Abwehrzüge ein realistisches und anspruchsvolles Szenario eines Flugunfalles bietet.
Ausbildung als Grundwehrdiener bzw.
Person im Ausbildungsdienst
Die Ausbildung der Grundwehrdiener und der Personen im Ausbildungsdienst (PiAD) erfolgt im Anschluss an die 4-wöchige militärische Basisausbildung
in einem 7-wöchigen fachspezifischen theoretischen
und praktischen Ausbildungsblock in den Bereichen
• Brandschutz-Grundkenntnisse
• Brandbekämpfung von Lfz und Objekten
Blaulicht 09-2011 23
Infobox
naturkatastrophen
Voraussetzungen
zum Einrücken in einen
Luftfahrzeugrettungszug
Wenn Sie die Möglichkeit nutzen wollen, Ihren
Grundwehrdienst in einem Luftfahrzeugrettungs- und ABC-Abwehrzug in Ihrem Bundesland
abzuleisten und/oder eventuell ein Jahr lang als
Person im Ausbildungsdienst (PiAD) Ihr „Knowhow“ dem ÖBH gegen ein angemessenes Entgelt zur
Verfügung zu stellen, so wenden Sie sich bitte direkt
an das Kommando Luftunterstützung in Hörsching,
um nähere Details zu erfahren.
Schnelligkeit ist Voraussetzung
für einen erfolgreichen
Löschangriff
Kontakt:
Mjr Markus Seebacher Telefon: 050201/40 50101 oder
Mjr Karl Windhager Telefon: 050201/40 50301 oder
E-Mail an: [email protected]
Im nachfolgenden Block finden Sie in aller Kürze
Details über mögliche Einrückungstermine, Ansprüche
bzw. Sozialleistungen:
Wann und Wo:
Einrückungstermine: jährlich Februar, Juni und
Oktober
Orte: Hörsching (OÖ), Langenlebarn (NÖ) und Aigen/
Ennstal (ST)
Voraussetzungen:
Zusätzlich zu den „normalen“ Voraussetzungen
(körperliche und geistige Eignung) für den Grundwehrdienst
• Bereits absolvierte Stellung
• Mitglied einer zivilen Feuerwehr
• Positiv abgeschlossener Feuerwehr-Grundlehrgang
• Feuerwehrleistungsabzeichen in Silber oder Bronze
(erwünscht)
• Die Atemschutztauglichkeitsuntersuchung wird im
ersten Ausbildungsmonat durchgeführt
Ansprüche:
• 941,91 E netto als Person im Ausbildungsdienst
(„PiAD in anspruchsvoller Funktion“ möglich ab
dem 3. Ausbildungsmonat Ihres Grundwehrdienstes anstelle v. 292,46 E)
• 993,72 E netto ab Dienstgrad Gefreiter
• 1.006,67 E netto ab Dienstgrad Korporal
zusätzlich: • Freifahrt zwischen Wohnort und Kaserne
• kostenlose Unterkunft und Verpflegung
• unentgeltliche Krankenbehandlung durch einen
Militärarzt
Sozialleistungen:
Während Ihres Ausbildungsdienstes haben Sie –
bei Zutreffen der Voraussetzungen – Anspruch auf
Familien/Partner-Unterhalt
Wohnkostenbeihilfe
Krankenversicherung für Angehörige
Anfragen zu den Voraussetzungen für Sozialleistungen bitte an das Heerespersonalamt, Telefonnummer:
0810/242 811
Sonstiges:
Kündigungs- und Entlassungsschutz gem. Arbeitsplatz-Sicherungsgesetz 1991
24
Blaulicht 09-2011
Ein Löschangriff wird grundsätzlich in Windrichtung unternommen
• Atemschutz
• Luftfahrzeuge des ÖBH (Gefahren, Piloten- und Passagierrettung)
• C-Führerschein und Maschi nistenausbildung (für PiAD)
• ABC-Abwehrdienst (Spür- und
Dekontaminationsausbildung an
Lfz und Besatzungen)
Nach Abschluss dieser Ausbildung
besteht darüber hinaus grundsätzlich auch die Möglichkeit zur Teilnahme an Lehrgängen der
jeweiligen Landes-Feuerwehrschulen.
Zusammenfassung
Die Vielzahl und auch die besondere Vielfältigkeit der Aufgaben
vor allem im Bereich des Luftfahrzeugrettungsdienstes stellen höchste Anforderungen an das Personal
der Luftfahrzeugrettungs- und
ABC-Abwehrzüge.
Die Besonderheiten militärischer
Luftfahrzeuge, sowohl in
–konstruktiver (die Besatzung
und die Hauptmenge des Kraftstoffs befinden sich meist zusammen in einer Zelle) als auch
–in betrieblicher (der Flugbetrieb
erfolgt mit Waffen und Munition an Bord)
Hinsicht, erfordern einen diesen
Umständen angepassten Rettungs- und Bergedienst sowie
Brandschutz.
Nur ein gut ausgebildetes und eingespieltes Team mit entsprechender
Ausrüstung ist in der Lage, in solchen Situationen richtig und rasch
zu handeln und Leben zu retten.
Dass die Angehörigen der Luftfahrzeugrettungs- und ABC-Abwehrzüge dazu das notwendige
Know-how besitzen, haben internationale Vergleiche bereits bestätigt.
Auch sie haben die Möglichkeit,
zeitlich befristet als Grundwehrdiener oder auch ab dem 3. Ausbildungsmonat des Grundwehrdienstes
als Person im Ausbildungsdienst mit
einem überdurchschnittlichen Einstiegbezug diesen Spezialistenteams
anzugehören und dabei wertvolle
Erfahrungen zu sammeln. Ebenso
ist eine weiterführende Ausbildung
zum Unteroffizier möglich.
Sollte der Bedarf an Vorträgen über
die Aufgaben und Einsatztaktik der
Luftfahrzeugrettungs- und ABCAbwehrzüge sowie über die Möglichkeit einer entsprechenden
Verwendung von Feuerwehrmitgliedern im Rahmen ihres Grundwehrdienstes oder in Form eines
Ausbildungsdienstes, z.B. im Rahmen von Schulungsterminen auf
Abschnitts- und Bezirks-Feuerwehrebene gegeben sein, so steht
entsprechendes Fachpersonal nach
Terminabsprache gerne dafür zur
Verfügung (Tel.-Nr. und E-MailAdresse siehe Infobox).
NEWS
Rosenbauer: Wechsel bei Vorstandsvorsitz
Julian Wagner legt sein Vorstandsmandat aus
gesundheitlichen Gründen nieder – Dieter
Siegel übernimmt den Vorstandsvorsitz.
KommR Julian Wagner legt nach 43 Dienstjahren
und 30 Jahren an der Spitze des Unternehmens
aus gesundheitlichen Gründen mit Ende September
2011 sein Vorstandsmandat nieder. Der Aufsichtsrat
hat entschieden, dass Dr. Dieter Siegel den Vorstandsvorsitz übernehmen wird.
WELTWEIT AGIEREND
Julian Wagner hat durch seinen persönlichen
Einsatz und mit unternehmerischer Initiative maßgeblich die Entwicklung des Feuerwehrausstatters
Rosenbauer von einem exportorientierten Gewerbebetrieb mit einem Umsatz von 72 mE (1981) zu
einem börsenoritientierten und weltweit agierenden
Konzern mit einem Umsatz von 596 mE vorangetrieben. Heute ist Rosenbauer weltweit führender
Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen.
MEILENSTEINE
Wesentliche Schritte für die positive Unternehmensentwicklung in seiner Laufbahn waren
• die klare strategische Positionierung als Feuerwehrgerätehersteller,
• der systematische Aufbau des weltumspannenden
Vertriebssystems,
• die Entwicklung aus der Kommanditgesellschaft
in eine börsenotierte Aktiengesellschaft,
• die Internationalisierung des Konzerns mit Einstieg
in den US-Markt und andere Märkte,
• der Ausbau zum Vollsortimenter mit Übernahme
des Hubrettungsgeräteherstellers Metz Aerials
und
Dr. Dieter Siegel übernimmt
von KommR Julian Wagner
den RosenbauerVorstandsvorsitz
• die Entwicklung des Konzerns
zum Technologie- und Innovationsführer der Branche mit
zahlreichen Neuentwicklungen
in allen Geschäftsfeldern des
Unternehmens.
VERÄNDERTER VORSTAND
Ebenfalls mit Ende September
2011 wird, wie bereits angekündigt, Vorstandsmitglied Mag.
Manfred Schwetz in den Ruhestand treten. Damit setzt sich
der Vorstand der Rosenbauer
International AG zukünftig neben
Dr. Dieter Siegel (CEO) aus Mag.
Robert Kastil (CFO) und Dipl.Ing. Gottfried Brunbauer (CTO)
zusammen.
Dieter Siegel ist damit neben
dem Vorstandsvorsitz für die
Geschäftsbereiche Sonderfahrzeuge und Ausrüstung sowie für
Kleinanzeigen
ZU VERKAUFEN
Vorstandsmitglied
Mag. Manfred
Schwetz tritt in den
Ruhestand
Schiebeleiter, Hersteller: Just, Antriebsart: von Hand, aufrichten. Ausschieben, Bedienung: vom Flur mit Handkurbeln. Sonstige
Beschreibung: Anhängerleiter mit Fahrgestell
aus Stahlprofilen, mit vier Stützspindeln, Aufrichtwindwerk mit Lastdruckbremse und Zusatzsperre, Leitern-Satz aus Aluminium mit
zwei Ausschubteilen (je zwei selbsttätig einfallende Sperren). Ausschubwindwerk mit Lastdruckbremse, Neigungsanzeige. Bauart 64-181,
Baujahr 1982, Länge: 18 Meter, Preis auf Anfrage: FF Gerlos, OBI Franz Gredler, Tel. 0664
4004374, E-Mail: [email protected] .
Die Abteilung Katastrophenschutz und Feuerwehr der Stadt Graz bietet nachstehendes Fahrzeug zum Verkauf an:
CHRYSLER VOYAGER, GS- GRAND VOYAGER/YB4R/C
BJ 1995
Kontaktperson: BR Ing. Dieter PILAT, BF Graz, 0316/872-5805
KommR Julian Wagner
legt gesundheitsbedingt nach 30 Jahren
an der Spitze des
Unternehmens sein
Vorstandsmandat nieder
Strategie, Marketing, Personal
und Unternehmenskommunikation verantwortlich. CFO Robert
Kastil verantwortet weiterhin die
Finanzen, das Risikomanagement,
die Informationssysteme sowie
Investor Relations. Zusätzlich
übernimmt er den Geschäftsbereich Business Development sowie
die Revision. Die Verantwortung
für die Technik einschließlich
Logistik, Innovations-, Qualitätsund Umweltmanagement liegen
nach wie vor bei CTO Gottfried
Brunbauer. Weiters leitet er auch
die Geschäftsbereiche Kommunalfahrzeuge, Hubrettungsgeräte und
Feuerlöschsysteme.
Julian Wagner bleibt Rosenbauer
weiterhin verbunden und wird das
Unternehmen als Konsulent in
verschiedenen Sachthemen noch
weiter unterstützen.
Einladung zur
Dräger-Experten-Talk-Reihe
Zum Thema „Krisenkommunikation und
Internet“ diskutierten der ehemalige
Branddirektor von Wien, Friedrich Perner,
Richard Feischl vom ÖBFV und Mathias Seyfert (Zeitschrift „Die Österreichische Feuerwehr“) bei der Abschlussgala des Feuerwehr-Website-Wettbewerbs 2011 im Technischen Museum Wien.
Im Rahmen der etablierten Veranstaltungsreihe Dräger-Experten-Talk wird
der Diskurs am Dienstag, 20. September
2011 in der NÖ Landes-Feuerwehrschule in Tulln fortgesetzt. Wenn Sie
beim nächsten Dräger-Experten-Talk dabei sein möchten bzw. nähere Informationen dazu wünschen, kontaktieren Sie uns
bitte unter [email protected]
Blaulicht 09-2011 25
Foto: Oswald
kaleiDosk0p
der Polizei und Feuerwehr unterbrochen werden. „Umso glücklicher waren wir, als die neuen Termine
feststanden und die ganzen Anstrengungen nicht umsonst waren!“,
so Herbert Krenn.
DER BEWERB
Christof Oswald
Fire-Games 2011
in New-York
ABI Thomas Meier
Herbert Krenn wieder Weltmeister
„Big Apple“, wie
New York auch genannt wird, war
Austragungsort der
14. World Police &
Fire Games 2011
Hauptlöschmeister Herbert Krenn von
der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenkreuz am Waasen hat es geschafft: er
wurde bei den „14. World Police &
Fire Games 2011“ wieder Weltmeister
und ist somit härtester Feuerwehrmann des Globus.
Rund 10.000 Athleten aus
über 60 Nationen aller Kontinente wurden zu den Spielen erwartet. Seit 2007 werden bei den
„World-Games“ bereits 79 Sportarten ausgetragen. Extrem-Achtkampf, Stiegenlauf und
Fallschirmspringen sind nur drei
dieser zahlreichen sportlichen Disziplinen, in denen sich Polizisten
und Feuerwehrleute alle zwei Jahre
messen können.
TORNADO-WARNUNG
Diesmal war New York Austragungsstätte, und zwar vom 26. August bis 5. September 2011. Die
Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Erinnerungen an die Helden von 9/11, den hunderten
Einsatzkräften, insbesondere den
Feuerwehrleuten, die vor zehn Jahren beim Anschlag auf die Zwillingstürme des
Word-Trade-Centers ihr Leben lassen mussten.
Allerdings machte der Tornado
„Irene“ den Organisatoren schwer
zu schaffen. Wegen der bereits erfolgten Tornado-Warnung waren
nur wenige Zuschauer zur Eröff-
26
Blaulicht 09-2011
Steirisches Erfolgsduo: Thomas
und Herbert Krenn (von links) errangen bei der WM Silber und
Gold
nungsfeier gekommen und zahlreiche Bewerbe mussten wegen des
Tornados verschoben oder ganz abgesagt werden.
ABWARTEN
Auch der Bewerb „Toughest Firefighter“, zu dem sich Herbert
Krenn als amtierender Vize-Weltmeister und sein Neffe Thomas angemeldet hatten, musste
verschoben werden. Die Teilnehmer, so auch Herbert und Thomas
Krenn, wurden aufgefordert, den
Tornado in ihren Hotels auszusitzen und abzuwarten. Glücklicherweise hatte „Irene“ New York nur
in abgeschwächter Form erreicht,
sodass ein neuer Termin für die
Austragung festgesetzt wurde.
Herbert Krenn zweifelte schon, ob
der Bewerb überhaupt zur Austragung gelangen würde. Immerhin
mussten die Weltmeisterschaften
Beim „Ultimate Firefighter-Bewerb“,
bei dem etwa 300 Wettkämpfer (fast
ausschließlich Berufsfeuerwehrmänner) teilnahmen, waren auf vier Stationen feuerwehrtechnische Aufgaben
zu bewältigen, wie z.B. Schläuche
ausziehen, wieder zusammenrollen,
ein Schlauchpaket in das 6. Obergeschoss tragen, Schlauch aufziehen und
wieder runterlaufen, Schiebeleiter
aufstellen, ausziehen, bei der Hammerbox muss ein 60-kg-Gewicht 1,5
Meter mit einem 4-kg-Schlägel bewältigt werden, Slalom-Lauf und ein
80-kg-Dummy muss rücklings über
40 Meter ins Ziel gezogen werden.
Am Mittwoch, den 31. August, war es
dann für Herbert Krenn so weit, diese
Aufgaben so schnell wie möglich zu
bewältigen. Dies gelang ihm auch
recht gut. Am Abend bei der Siegerehrung war die Freude sehr groß, als
der härteste Feuerwehrmann mit Tagesbestzeit Weltmeister wurde. „Es ist
schon ein schönes Gefühl, wenn man
ganz oben am Siegertreppchen steht
und die österreichische Hymne gespielt wird“, zeigt sich der Hauptlöschmeister der FF Heiligenkreuz
am Waasen sichtlich gerührt.
THOMAS KRENN
Am Tag drauf kämpfte auch sein
Neffe Thomas Krenn um Medaillen.
Auch er hatte sehr gute Zeiten bei
den einzelnen Stationen. „Dadurch,
dass bei diesem Bewerb immer parallel gestartet wird und ich kein einziges
Duell für mich entscheiden konnte,
war ich mir nicht mehr so sicher, ob
ich vorne mitmischen konnte. Um so
überraschter und überglücklich war
ich bei der Siegerehrung. Tja, mein
Onkel hat ja immer schon gesagt, abgerechnet wird am Schluss! Und bei
dieser war ich auch am Siegerstockerl,
und zwar als Silbermedaillen-Gewinner“, so der neue Vize-Weltmeister.
ERFOLGREICHE WM
Für die Familie Krenn und daher
auch für Österreich war es wieder eine
sehr erfolgreiche und perfekte Weltmeisterschaft. Das harte Training und
die Mühen hatten sich gelohnt. Zum
Ausklang konnten die beiden erfolgreichen Wettkämpfer noch ein wenig
New York genießen, bevor es wieder
heim in die Steiermark ging.
werbung
Blaulicht 09-2011 27
kaleiDosk0p
Mit dem „Phänomen Hochwasser“ wird die Bevölkerung in Österreich immer öfter konfrontiert
Hochwasser
Herausforderung für Bewohn
Im ersten Teil dieser Serie ging es
darum, die grundlegenden
Ursachen, die zur Entstehung von
Hochwasser führen können, zu
beschreiben. In Teil 2 wurde ein
neues System für die Bekämpfung
von Katastrophen oder
Großschadensereignissen in Form
eines Ampelsystems aufgezeigt.
Teil 3 befasste sich mit den
Strukturen des Hochwasseralarms
und der Einsatzpläne. Im abschließenden letzten Teil sollen nun
schrittweise die Leitfragen zur
Erstellung eines
Hochwasseralarmplanes unter die
Lupe genommen werden!
OBR Ing. Heimo Krajnz*, BF Graz
* Oberbrandrat Heimo Krajnz ist Einsatzoffizier der Berufsfeuerwehr Graz und vertritt
den LFV Steiermark beim Sachgebiet 1.2 –
„Katastrophenkoordinierung nationaler und
internationaler Einsätze“ des
Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes
28
Blaulicht 09-2011
„Schrittweise zum
Hochwasseralarmplan“
Schritt 1: Vom Hochwasser
betroffene Flächen
Grundlage für die Erstellung von Alarm- und Einsatzplänen ist eine möglichst genaue quantitative
und qualitative Dokumentation der vorhandenen
Planungsinstrumente. Jede Karte, jeder Bericht, jede Chronik, die über Hochwasserstände berichtet,
kann wichtige Hinweise geben und kann als Kopie
oder Hinweis den Unterlagen beigefügt werden.
Als Beispiele seien Kartengrundlagen aus Flussgebietsuntersuchungen oder historische Hochwassermarken genannt.
Das Ziel dieser Bestandsaufnahme besteht darin,
eine potentielle Gefährdung grundsätzlich zu erkennen bzw. bereits bekannte Gefährdungen zu ergänzen oder zu verifizieren. Je nach
Informationsgehalt der Planungsgrundlagen können in diesem Schritt Rückschlüsse über das (räumliche) Gefährdungspotential gezogen und für
spätere Bearbeitungsschritte vermerkt werden.
Durch die Dokumentation der überschwemmten
Gebiete wird meist nur ein Teil der Hochwassergefährdung festgehalten. Bei starken Niederschlägen
tritt oftmals in erheblichem Maße das Problem von
rückgestautem Wasser durch die Kanalisation oder
durch Qualmwasser auf.
In Zusammenarbeit mit den Tiefbauämtern oder
entsprechenden für die Kanalisation zuständigen
Stellen sollen vergangene Überschwemmungen
durch Rückstau ausgewertet und entsprechende
Gefährdungen in Kartenform dokumentiert werden.
Leitfragen zu Schritt 1
• Gibt es offizielle Hochwassergefahrenkarten für die Gemeinde
oder für Teilgebiete der Gemeinde?
• Welche alternativen Planungsunterlagen stehen zur Verfügung
(Flussgebietsuntersuchungen,
Geschwemmsellinien usw.)?
• Gibt es eine statistische Auswertung des alternativen Materials
(Ist das 100-jährliche Hochwasser (HQ100) eingetragen?)?
• Gibt es historische Hochwassermarken (Foto, Standort, Pegelhöhe, Datum)?
• Gibt es weitere Stellen, die erfahrungsgemäß regelmäßig
überschwemmt bzw. durchnässt
werden, jedoch nicht entsprechend kartiert sind (Kartierung
wird in den Maßstäben
1:50 000 (ÖK 50), in Vergrößerung als 1:25 000 angeboten
oder genauer nachholen)?
• Gibt es Bauwerke am Gewässer,
die im besonderen Maße beobachtet werden müssen (Hochwasserrückhaltebecken, Wehre,
Brücken, Verdolungen und
sonstige Bauwerke; genaue
Markierung in ÖK 1:25:000)?
• An welchen Stellen besteht Gefahr durch in der Kanalisation
aufsteigendes Wasser?
Schritt 2: Beteiligte im
Hochwasserfall
In Schritt 1 wurde die allgemeine
Hochwassergefahr umfassend dokumentiert und in Karten dargestellt. Im günstigsten Fall ist
bereits eine genaue Aussage über
die räumlichen Ausdehnungen
verschiedener Hochwasserereignisse ( Jährlichkeiten) möglich,
wie diese z. B. in den Hochwassergefahrenkarten laut EU-Richtlinie dargestellt sein werden
(2015). Ergänzend oder alternativ
Leitfragen zu Schritt 2
• Wer ist in der Gemeinde für die
Koordination des Hochwasserschutzes verantwortlich und von
wem wird diese Person unterstützt (Institutionen, Organisationen, Fachleute, Namen,
Kontaktdaten)?
• Gibt es weitere lokale Verbände
oder Interessengemeinschaften,
die eingebunden werden müssen
(auch Einzelpersonen, die an einer Mitarbeit interessiert sind)?
• Sind die wesentlichen rechtlichen Grundlagen bekannt bzw.
vorhanden (Auszüge aus Gesetzestexten, lokale Verordnungen
usw.)?
• Welche Messstellen sind für die
Gemeinde maßgeblich?
• Hat die Gemeinde zusätzliche
Messstellen, die sie überwacht
(Aufzählung, eindeutiger Name
der Messstelle, Ortsangabe, Erfahrungswerte, kritische
Messwerte)?
• Wenn Messstellen als maßgeb-
kaleiDosk0p
ner und Feuerwehren (4)
zu den (Hochwasser-)Gefahrenkarten können beispielsweise Karten mit historischen
Wasserständen (Hochwassermarken) und den entsprechenden
Überschwemmungsgebieten verwendet werden.
In Schritt 2 müssen die Organisationsstrukturen, welche zur Hochwasserabwehr zur Verfügung
stehen, ermittelt und festgehalten
werden. Hier geht es in erster
Linie um die beteiligten Personen
und Organisationen sowie deren
Verknüpfungen im Rahmen des
Hochwassergeschehens. Erfasst
wird in diesem Schritt das System
zur Hochwasservorhersage (LWZ,
Messstellen, Pegel usw.). Falls die
Strukturen und Organisationen
bereits bekannt und in ausreichender Weise, z. B. in Adresslisten
und Organigrammen, dokumentiert sind, kann bei Schritt 3 fortgefahren werden.
Blaulicht 09-2011 29
kaleiDosk0p
Leitfrage zu
Schritt 1: Gibt
es offizielle
Hochwassergefahrenkarten für die Gemeinde oder
für Teilgebiete
der Gemeinde?
Hochwassermarken werden in
Karten mit historischen Wasserständen erfasst –
diese können für
die Leitfragen zur
Erstellung eines
Hochwasseralarmplanes ein
wertvolles Puzzle
darstellen
lich betrachtet werden, muss eine permanente Überwachung
garantiert sein! Ist dies der Fall?
Wenn ja, wer überwacht die
Messtellen?
• Welche Vorwarnzeiten ergeben
sich für die Gemeinde auf Basis
der relevanten Messwerte (z. B.:
Wenn am Pegel A der Wasserstand B erreicht ist, treten in innerhalb der Zeit T
Überschwemmungen im Bereich C auf )?
Schritt 3:
Gefährdungsszenarien
In Schritt 3 besteht das Ziel, Problemsituationen, welche sich im
Hochwasserfall einstellen können,
zu ermitteln. Grundlage für eine
Bewertung der hochwassergefährdeten Gebiete ist die Ausdehnung der Hochwasserereignisse
und deren statistische Auswertung (100-jährliches, 50-jährliches, 10-jährliches und ggf. auch
öfter wiederkehrende Hochwasser).
Während die Ausdehnung des
100-jährlichen Hochwassers die
Grundlage für die Einteilung von
Gebieten ist, aus denen sich vor
allem rechtliche Konsequenzen
für die Bebauung ableiten, ist es
für die Aufstellung von Alarm-
30
Blaulicht 09-2011
und Einsatzplänen ebenso wichtig, die Ausdehnungen häufiger
wiederkehrender Ereignisse, wie
z. B. des 5-jährlichen Hochwassers, zu dokumentieren. Solche
Ereignisse stellen in der Regel
zwar eine geringere Gefahr dar,
machen jedoch Maßnahmen wie
Absperrungen oder das Anbringen von Hinweisschildern erforderlich.
Leitfragen zu Schritt 3
•Welche Gebiete liegen in den
Gefahrenzonen (Auflistung von
betroffenen siedlungsgeografischen Einheiten und Problemstellen, z. B. Gebiet A = untere
Altstadt oder Damm bei B)?
•Welche hauptsächlichen Nutzungen bestehen in den betroffenen Gebieten (Wohnhäuser,
Krankenhäuser, wichtige Verkehrsanbindung etc.)?
•Welche Gebiete müssen vor
Hochwasser geschützt werden?
•Welche Szenarien können sich
für die verschiedenen ermittelten Gebiete einstellen (Gebietsszenarien)?
•Bei welchem Pegelstand würden
diese Szenarien eintreten (Auslöseschwelle)?
Schritt 4: MaSSnahmen
zur Hochwassergefahrenabwehr
Für jedes Gebietsszenario soll eine
(Abwehr-)Strategie entwickelt
werden.
Dazu ist es notwendig, ein übergeordnetes Ziel zu definieren (z. B.
Rettung von Leib und Leben,
Schutz von Sachwerten, …). Nur
wenn diese Zielsetzung klar definiert ist, kann eine passende Strategie ausgewählt werden.
Meist liegt die Festlegung dieser
übergeordneten Zielsetzungen im
Kompetenzbereich politischer Organe oder von Verbänden (Bürgermeister, Bezirksverwaltung,
Feuerwehr), das heißt, sie sind von
vorneherein fest definiert und unterliegen keiner weiteren Abwägung.
Es ist dennoch sinnvoll, sich an jedem Punkt eines Einsatzes über
die Zielsetzungen im Klaren zu
sein und diese entsprechend zu dokumentieren. Das Vorgehen in diesem Schritt besteht im
Wesentlichen darin, das Erfüllen
definierter Schutzziele in einzelne
Hierarchiestufen (Strategie –
Maßnahme – Handlungsanweisung) zu unterteilen, diese logisch
zu prüfen und anschließend zu
ordnen.
Leitfragen zu Schritt 4
•Welche allgemeinen Schutzziele lassen sich definieren?
•Welche Strategien sind für die Erfüllung dieser
Schutzziele notwendig?
•Kann eine Strategie durch temporäre oder dauerhafte Maßnahmen umgesetzt werden? Durch welche?
•Kann eine Strategie nicht durch Maßnahmen erreicht werden, muss eine alternative Strategie in
Erwägung gezogen werden?
•Welche Handlungsanweisungen (Untermaßnahmen) ergeben sich aus den Maßnahmen (Beispiel:
Damm mit Sandsäcken sichern)?
•Welche Hilfsmittel sind zur Durchführung der
einzelnen Handlungsanweisungen nötig?
Schritt 5: Der Alarm- und Einsatzplan
Blaulicht
FAchzeitschrift für BRANDSCHUTZ UND FEUERWEHRTECHNIK
Leitfrage zu Schritt 4: Welche Handlungsanweisungen
(Untermaßnahmen) ergeben sich aus den Maßnahmen (Beispiel: Damm mit Sandsäcken sichern)?
LITERATURHINWEIS:
– Safety-Ratgeber Hochwasser (Zivilschutzverband
Österreich)
– Hochwasseralarm und Einsatzplan
Baden-Württemberg
– Hydrographie Steiermark
– A20 Katastrophenschutzabteilung des Landes
Steiermark
– Ampelsystem der Berufsfeuerwehr Graz
– Einsatz- und Alarmplan der Berufsfeuerwehr
OBR Ing. Heimo Krajnz
– „Die Kraft des Wassers“, Richtiger Gebäudeschutz
vor Hoch- und Grundwasser ( Lebensministerium
Österreich)
– Leitlinie für die Durchführung der örtlichen
Raumordnung und von Bauverfahren bei Gefährdungen durch wasserbedingte Naturgefahren
(FA 19A Wasserwirtschaftliche Planung und Siedlungswasserwirtschaft)
– Hochwasserschutz – Ziele – Strategien – Maßnahmen (Lebenministerium Österreich.at)
– Richtlinie des Europäischen Parlaments und des
Rates über die Bewertung und das Management
von Hochwasserrisiken m(ENV 246 Codec 490)
kaleiDosk0p
Leitfragen zu Schritt 5
Für den Arbeitsschritt 5 gibt es keine Leitfragen, da
in den Arbeitsschritten 1-4 alle wesentlichen Informationen erhoben und ausgewertet wurden.
In Schritt 1 wurde die Hochwassergefahr erkannt
und dokumentiert.
Im 2. Schritt sind die Strukturen, die zur Bekämpfung dieser Gefahr zur Verfügung stehen, zusammengetragen worden. Im 3. Schritt ist die
Hochwassergefahr ausgewertet worden und die
Szenarien wurden herausgearbeitet. Der 4. Schritt
hat zum Ziel, für jedes mögliche Szenario entsprechende Strategien zu entwickeln und aus diesen
wiederum Maßnahmen abzuleiten. Diese zusammengetragenen Informationen werden in Schritt 5
in eine strukturierte Form gebracht. Auch wenn die
vorhergehenden Schritte nicht bearbeitet wurden,
aber auf eine ausführliche Dokumentation der in
den Schritten ermittelten Grundlagen zurückgegriffen werden kann, ist es möglich, direkt mit Schritt 5
zu beginnen.
Während der gesamten Zeit eines Hochwasserereignisses muss eindeutig sein, wer über die anzuwendenden Strategien entscheidet. Da es immer
äußere Umstände geben kann, welche die im Zuge
einer Strategie vorgesehenen Maßnahmen plötzlich
nicht mehr notwendig oder nicht mehr umsetzbar
machen können, ist die Entscheidung über anzuwendende Strategien letztendlich einer der wichtigsten Prozesse. Es gibt Maßnahmen, die
automatisch bei bestimmten Pegelständen in Kraft
treten.
Diese „Automatismen“ müssen in einem Alarmund Einsatzplan dokumentiert werden. In den allgemeinen Zielsetzungen fließen über die Person des
politisch Verantwortlichen und letztendlich über die
öffentliche Meinung politisch-administrative Entscheidungskriterien mit ein.
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Blaulicht 09-2011 31
kaleiDosk0p
Zehn Jahre sind seit
den Anschlägen auf
das World Trade
Center und dessen
Einsturz vergangen.
Der Terroranschlag
hatte weltweit gravierende Folgen.
Es waren surreale Bilder, wie
man sie sonst nur von computeranimierten Actionfilmen
kennt. Vollbesetzte Verkehrsflugzeuge werden entführt und in
Wolkenkratzer gesteuert, wo sie
als Feuerball explodieren.
ERINNERUNG
Ein riesiges Relief erinnert bei
Ground Zero an
die Helden von
9/11, Feuerwehrleuten
Foto: Oswald
Blaulicht 09-2011
international
Der Autor dieses Artikels kann
sich – wie viele andere übrigens
auch – noch genau an diese Situation am 11. September 2001 erinnern. Ich kam gerade vom Büro
des LFV Steiermark nach Hause,
schaltete den Fernseher an und
wollte mich an meinen Schreibtisch setzen. Ich wunderte mich
noch, dass man nun bereits am
Nachmittag Actionfilme zeigt,
denn der erste Turm des WTC
brannte. Erst in der Folge merkte
ich, dass es sich um eine Live-Reportage des ORF handelte, da
krachte bereits ein Verkehrsflugzeug in den zweiten WTC-Tower.
Diese tragisch-grausamen Mo-
32
Der Einschlag einer Verkehrsmaschine – gesteuert von Terroristen
– veränderte die Welt
Foto: AFP
10 Jahre nach 9/11
Christof Oswald
Die Anschläge verän
mente hatte ich also live miterlebt.
In der Folge schrieb ich mehrmals
über dieses Ereignis. Und über die
Jahre verfolgte ich viele Berichte
zu diesen Anschlägen mit großem
Interesse.
TRAUMA
Als ich etwa drei Wochen vor diesem bizarren 10-Jahr-Jubiläum
nun selbst vor Ground-Zero stand,
beschlich mich, trotz des strahlenden Sonnentags, ein beklemmendes Gefühl. Dabei hatte ich, als
ich diese Reise gemeinsam mit
meiner Familie im Frühjahr bereits
gebucht und organisiert hatte, gar
nicht an Ground-Zero und das
bevorstehende Jubiläum gedacht.
Erst kurz vor dem Abflug nach
New York, als wir bei einer Redaktionssitzung darüber geredet und
beschlossen hatten, in Blaulicht
darüber zu berichten, wurde mir
bewusst, dass ich nun die Chance
hatte, den Unglücksort selbst zu
besichtigen. Als wir unseren
Rundgang von der Südseite starteten, meinte einer unserer amerikanische Freunde, die uns tags zuvor
vom Flughafen abgeholt hatten
und uns begleiteten, er hoffe, dass
er und seine Landsleute dieses
Trauma 9/11 irgendwann endlich
aus dem Bewusstsein löschen könnten.
Ground Zero darf klarerweise nicht
betreten werden, da die Bauarbeiten
für die Neugestaltung voll im Gang
sind, jedoch kann man die Baustelle
aus nächster Nähe problemlos umrunden. Für interessierte Einheimische und Touristen ist das „World
Financial Center“ begehbar. Aus
diesem Gebäude hat man mehrere
erhöhte Aussichtspunkte auf
Ground-Zero. Die beiden Grundplatten der Zwillingstürme sind
wieder hergestellt und sollen als Erinnerungsdenkmal gestaltet werden.
Der neue WTC-Turm wächst bereits dem Himmel entgegen. Das
Gebäude soll 541,3 Meter hoch
werden, was 1776 Fuß entspricht.
Dies soll an die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von
1776 erinnern. Bis 2012 soll es fertig gestellt sein und das höchste
Gebäude in New York werden. Daneben sollen drei weitere Gebäude
entstehen (Two World Trade Center, Three World Trade Center und
Four World Trade Center). An der
Südseite von Ground Zero ist auf
Nach dem Anschlag – ein verletzter Feuerwehrmann wird
abtransportiert
Foto: AFP
nderten die Welt
einer gegenüberliegenden Hausmauer ein riesiges Bronze-Relief
angebracht, das an die Leistungen
der Rettungskräfte, insbesondere
der Feuerwehrmänner, erinnert.
GROUND ZERO
Wo kommt der Name eigentlich
her? Ground Zero bezeichnet im
englischsprachigen Raum ursprünglich einen Punkt auf der
Erdoberfläche, auf dem eine Nuklearexplosion stattgefunden hat
oder stattfinden soll. Der Ground
Zero ist somit der Punkt mit den
höchsten Schäden durch die Explosion. Der Begriff stammt aus
Fach- und Militärkreisen und wurde fast ausschließlich im Zusammenhang mit nuklearen
Explosionen verwendet. Die Terroranschläge am 11. September
2001 in den USA in New York haben den Begriff erweitert: Seitdem
wird er als Synonym für das Areal
des zerstörten World Trade Centers weltweit verwendet.
Die Skyline von Südmanhattan: Der
neue WTC-Tower Nr.1 (Bildmitte)
überragt schon die Nachbargebäude
Foto: Oswald
145.000 TOTE
Der Anschlag vom 11. September
hatte schwerwiegende Konsequenzen: Knapp 3000 Menschen kamen
unmittelbar ums Leben. In Folge
des giftigen Staubes und Bauschutts, der mit Asbest kontaminiert war, starben inzwischen
ebenfalls viele Menschen, darunter
zahlreiche Ersthelfer. Die beiden
Kriege (Afghanistan und Irak), die
auf Grund 9/11 von den USA geführt wurden, forderten ein Vielfaches an Toten. Allein die
US-Armee und ihre Verbündeten
haben mittlerweile über 7000 Soldaten zu beklagen. Auf Seiten der
irakischen Armee gibt es keine genauen Zahlen. Offizielle Schätzungen gehen von knapp 10.000 Toten
aus, es aber wird vermutet, dass die
Zahl weit höher liegt, da die USA
technisch total überlegen waren.
Noch höher ist der Blutzoll bei der
Zivilbevölkerung: Vermutungen
gehen von rund 100.000 Toten aus.
Auch in Afghanistan gab es hohe
Verluste: WikiLeaks ging im Juli
2010 von etwa 24.000 Toten aus,
die mit dem jahrelangen Kriegsgeschehen in Zusammenhang stehen
sollen. Somit starben in der Folge
von 9/11 145.000 Menschen, die
Zahl könnte aber noch weit höher
liegen. Tausende wurden gefangen
genommen. Dabei bedienten sich
alle Beteiligten unlauterer Mittel.
Auch die USA wendeten Folter bei
den Kriegsgefangenen an, viele Gefangene verschwanden ohne Gerichtsurteil in Guantanamo oder in
Lagern und Gefängnissen von USverbündeten Ländern.
Mensch à la Orson Welles ist nicht
nur Fiktion, sondern bereits Realität.
VERSCHIEDENE THEORIEN
Viel wurde in den letzten zehn
Jahren über 9/11 publiziert. Neben
der offiziellen Sichtweise, die in
Kurzform lautet: „Die Geheimdienste haben versagt und die alQuaida habe ihren größten Coup
gelandet“, werden auch verschiedene Verschwörungstheorien immer
wieder ins Spiel gebracht. Diese
gehen grundsätzlich davon aus,
dass die Terroranschläge dieses Tages von Regierungs- und Geheimdienst-Vertretern der USA
absichtlich zugelassen oder geplant
und durchgeführt wurden. In den
letzten Jahren sind solche Theorien
immer häufiger aufgetaucht. Allein
über diese Theorien ließe sich ein
Buch schreiben. Wer will aber allen
Ernstes annehmen, dass die eigene
Regierung hinter den Anschlägen
steckt oder diese zu ihren Gunsten
zumindest ausgenützt hat. Solche
ungeheuren Vermutungen können
in der Realität wohl nicht vorkommen. Oder doch? Steckt hinter
9/11 womöglich einer der spektakulärsten Kriminalfälle der
Menschheitsgeschichte?
Es ist daher auch nicht klar nachzuvollziehen, wer wem in die Falle
gegangen ist: waren es die USA,
die in die Falle von Osama bin Laden getappt sind, oder war Osama
bin Laden nur ein Spielball der
westlichen Geheimdienste, ohne es
343 Feuerwehrangehörige starben
bei den Anschlägen
VERÄNDERUNGEN
Aber auch sonst hat sich viel verändert, die Reisefreiheit wurde wegen
der enormen Anti-Terror-Sicherheitsauflagen eingeschränkt und
die internationale Außenpolitik hat
sich durch die drastischen Maßnahmen des letzten Jahrzehnts verschlechtert. Letztlich hat das
Ansehen der USA international
sehr gelitten, denn diese haben teilweise die Methoden der Terroristen
übernommen, wonach der Erfolg
bei der Terrorbekämpfung jegliches
Mittel erlaubt. Auch die rechtlichen demokratischen Grundsätze
wurden ausgehöhlt. Der gläserne
Der neue WTCTower Nr.1 soll bis
zum nächsten Jahr
fertig gestellt sein
und mit 541,3 Metern das höchste
Gebäude New Yorks
werden.
Foto: Oswald
selbst zu merken? Bei so vielen
Rätseln und offenen Fragen ist es
kein Wunder, dass Ground Zero
und 9/11 immer mehr zum Mythos
wird. Man braucht daher kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass
sich auch in Zukunft zahlreiche
neue Gerüchte und Sichtweisen um
9/11 ranken werden.
Blaulicht 09-2011 33
kaleiDosk0p
Feuerwehr ziegler insoLvent
In Giengen ist Feuer unterm Dach:
Der geschäftsführende Gesellschafter Achim Ziegler hat am 16.
August 2011 beim Amtsgericht
Aalen für die Albert Ziegler GmbH
& Co. KG den Antrag auf Eröffnung
des Insolvenzverfahrens gestellt.
Das renommierte Unternehmen
beschäftigt allein in Giengen 700
und weltweit mehr als 1000 Mitarbeiter.
Der Aufbauhersteller von
Feuerwehrfahrzeugen
machte zuletzt durch Preisabsprachen mit Mitbewerbern auf
sich aufmerksam. Aus diesem
Grund verhing das Bundeskartellamt im Februar gegen das
Unternehmen und zwei weitere
Hersteller Bußgelder in Millionenhöhe.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Bruno M. Kübler kündigte an, den Geschäftsbetrieb der
34
Blaulicht 09-2011
weltweit tätigen Ziegler-Gruppe
ohne Einschränkungen aufrechterhalten zu wollen. Löhne und
Gehälter der Beschäftigten seien
über das Insolvenzgeld für drei
Monate gesichert. Der Insolvenzverwalter will das Unternehmen
über einen Insolvenzplan unter
Einbeziehung eines Investors sanieren. Ziel sei der Erhalt des
Unternehmens und möglichst
vieler Arbeitsplätze.
Die Ziegler-Gruppe fertigt und
vertreibt weltweit Feuerwehrfahrzeuge und feuerwehrtechnisches
Zubehör. Die Produktpalette umfasst das gesamte Spektrum der
Feuerwehrtechnik, von Einsatzkleidung über hoch spezialisierte
Pump- und Löschsysteme bis hin
zu Löschfahrzeugen aller Art.
Lediglich Hubrettungsangebote
fertigt Ziegler nicht. Außer am
Stammsitz Giengen unterhält
Ziegler Fertigungsstandorte in
Ziegler Giengen: Liquiditätsprobleme wegen Kartellamts-Strafe
Rendsburg und Mühlau sowie in
Winschoten (Niederlande), Bozen (Italien), Sevilla (Spanien),
Zagreb (Kroatien) und Jakarta
(Indonesien). Ziegler ist zudem
am Sonderfahrzeughersteller
Hensel in Waldbrunn beteiligt.
Ziegler wurde im vergangenen
Jahr vom Kartellamt zusammen
mit zwei Mitbewerbern zu einer
Geldbuße von insgesamt 20,5
Millionen Euro verurteilt, wegen
Preisabsprachen. Ziegler musste
über acht Millionen Euro bezahlen und bekam deshalb offensichtlich Liquiditätsprobleme,
trotz voller Auslastung in der
Produktion. Erst 2010 hatte
Ziegler 8,5 Millionen Euro in ein
neues Lackierzentrum in Giengen investiert.
kaleiDosk0p
Blaulicht 09-2011 35
P.b.b. GZ 03Z035050 (Stmk.),
GZ 03Z035081 (Kärnten),
GZ 03Z034831M (Tirol/Vorarlberg)
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Blaulicht 09-2011