aktuell Nr. 6 vom 17.02.2014 ( PDF , 1,8 MB)

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aktuell Nr. 6 vom 17.02.2014 ( PDF , 1,8 MB)
D 8512
50. Jahrgang
NaChriChtEN
poLitik
Offene Fragen
Der Schweizer Volksentscheid
gegen ungebremste Zuwanderung
steht im Widerspruch zu EU-Vertragsvereinbarungen.
Seite 4
Nr. 6
Montag, 17. Februar 2014
Goldene Woche für Athleten
Die deutsche Olympiamannschaft setzt sich in Sotschi an die Spitze der Medaillenwertung.
EiNSatz
Vollmers Bilanz
Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan zeigt positive Ergebnisse.
Bald sind die Afghanen in der
Verantwortung.
Seiten 6/7
MiLitÄrGESChiChtE
Schwere Geburt
Vor 55 Jahren wurde mit Helmut
von Grolmann der erste Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages vereidigt.
Seite 9
Sport
Trendsport olympisch
Fotos: dpa (5)
Neue Sportarbeit bei Olympia:
Slopestyle heißt die Skivariante,
bei der Hindernisse und Schanzen genutzt werden.
Seite 10
DiE BuNDESwEhr iM iNtErNEt
Glanzvoll: Drei goldene (oben und Mitte) und zwei silberne Medaillen (unten) konnten die Sportsoldaten der Bundeswehr bisher holen.
von Alexander Linden
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der Verteidigung
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Sotschi. Hervorragender Auftakt bei den Olympischen Spielen in Russland. Die deutschen
Olympioniken haben sich und den
Fans zu Hause die erste Woche
der Winterspiele vergoldet. Bis
zum vergangenen Freitag standen die Athleten schon sieben
Mal ganz oben auf dem Treppchen. Außerdem räumten sie noch
zwei silberne und eine bronzene
Medaille ab.
Den Anfang machte am vorvergangenen Sonntag Felix Loch. Der
Rodler, der von Rodel-Legende
Stabsfeldwebel a. D. Georg Hackl
gecoacht wird, holte Gold im Einzelrennen. Damit setzte er das
erste Ausrufezeichen auf der
Rodelbahn. Das zweite folgte
durch den Doppelsieg von Natalie
Geisenberger und Hauptfeldwebel
Tatjana Hüfner im Einzelwettbewerb der Damen. Hüfner gewann
damit die erste Medaille für den
Kader der Sportsoldaten.
Die dritte Medaille für die
deutschen Schlitten fuhren Oberfeldwebel Tobias Wendl und
Tobias Arlt im Doppelsitzer ein
und ließen der Konkurrenz dabei
mit über einer halben Sekunde
Vorsprung keine Chance. Den
Schlusspunkt setzten Geisenberger, Loch und Wendl/Arlt.
Im neu geschaffenen Wettbewerb der Teamstaffel rasten sie
mehr als eine Sekunde schneller
durch die Eisbahn als ihre Verfolger. Somit gehen von den zehn
bis Redaktionsschluss geholten
Medaillen allein fünf auf das
Konto der Rodler.
Die zweite Meda ille f ü r
Deutschland war am vergangenen
Montag auch gleich wieder vergoldet. Maria Höfl-Riesch aus
der Spor tfördergr uppe des
Zolls gewann die Super Kombination aus Abfahrt und Slalom. So konnte sie ihre insgesamt dritte Goldmedaille bei
Olympischen Spielen erringen.
Tags darauf gab es eine weitere
Olympiapremiere und schon
wieder einen deutschen Sieg.
Carina Vogt, Angehörige der
Bundespolizei, trat bei dem neu
eingeführten Skispringen der
Damen an und flog mit hauchdünnem Vorsprung auf das oberste Treppchen.
Der große Medaillenregen
setzte sich am Mittwoch vergangener Woche fort. Den Auftakt machte der Weltmeister und
somit Favorit Stabsunteroffizier
(FA) Eric Frenzel bei den nordischen Kombinierern. Er hielt
dem enormen Erfolgsdruck stand
und mit einem Sprung von 103
Metern die Konkurrenz von
Anfang an auf Abstand. Beim auf
das Springen folgenden Rennen
ließ er den Japaner Akito Watabe
nur zwischenzeitlich herankommen. Durch taktisch geschickte
Renneinteilung gelang es, die
übrigen Verfolger auf Distanz
zu halten. Im entscheidenden
Moment zog Frenzel dann an
und ließ dem Japaner mit seinem
gefürchteten, furiosen Schlussspurt keine Chance.
Nachdem a m selben Tag
das Duo Wendl/Arlt ja bereits
Gold i m Rodel n gesicher t
hatte, erreichte das Duo Aliona
Savchenko und Robin Szolkowy
am Abend beim Kurzprogramm
im Eiskunstlauf trotz zweier
Stürze noch den dritten Rang und
die erste Bronzemedaille für die
deutsche Medaillensammlung.
Die deutschen Biathleten waren
zunächst mit eher durchwachsenen Leistungen in die Spiele
gestartet. Am Donnerstag gab es
dann nach vielen Enttäuschungen
endlich das ersehnte Edelmetall
für die Jäger auf Skiern. Oberfeldwebel Erik Lesser konnte sich
durch eine gute Laufleistung und
eine fehlerfreie Schießbilanz nach
vorne kämpfen und „erjagte“
die Silbermedaille. Einzig der
Topfavorit Martin Fourcade aus
Frankreich war schneller.
Durch diese außergewöhnlich erfolgreiche erste Woche
mit allein sieben Goldmedaillen setzte sich das deutsche Olympiateam nach gut einem Drittel
der Entscheidungen zumindest
vorübergehend an die Spitze der
Nationenwertung.
Doch noch stehen viele Entscheidungen aus. Das vom Deutschen Olympischen Sportbund
ausgegebene Ziel von 30 Medaillen scheint immerhin wieder
in Reichweite gerückt zu sein.
Bemerkenswert genug: Von bislang zehn deutschen Medaillen
holten die Sportler der Bundeswehr allein die Hälfte.
2
aktuell
intern
17.Februar2014
iMPreSSUM
ZitAt
eDitOriAL
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
„Er wird meine Rekorde nur so zerbröseln, dass
Keine Frage, die zurückliegende
Woche stand im Zeichen der
Olympischen Spiele von Sotschi.
Das gilt für ein wintersportaffines
Land wie das unsere im Allgemeinen und für die vielen Sportsoldaten des deutschen Olympiaaufgebots im Besonderen.
Jede der bislang errungenen
Medaillen ist der Lohn für jahrelanges hartes Training, für
Durchhaltevermögen und die
Bereitschaft – im Wettstreit mit
den Besten der Welt – das Maximum aus sich herauszuholen.
Doch Talent und Leistungswillen allein reichen in der Regel
nicht aus, um olympisches Edelmetall zu gewinnen.
Neben einer gewissen Stressresistenz bedürfen die Athleten
vor allem einer kontinuierlichen
Förderung. Viele der olympischen
Disziplinen zählen abseits der
ganz großen Wettbewerbe nicht
gerade zum Breitensport. Doch
ohne die regelmäßige öffentliche Wahrnehmung für einen
Sport und die daraus resultierende Medienpräsenz hält sich
das Interesse potenzieller Sponsoren meist in Grenzen.
Auch, wenn es „draußen“ nicht
immer allen so bewusst ist: Mit
ihrer Sportförderung leisten
Bundeswehr und Innenministerium einen wichtigen Beitrag
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es weh tut.“
Die norwegische Langlauf-Legende Björn Daehlie über Landsmann Ole Einar Björndalen nach dessen siebtem Olympiasieg.
KALenDerBLAtt
Vor 15 Jahren: Am 22. Februar 1999 demonstrieren in Brüssel
über 10 000 Bauern gegen die geplante Agrarreform der EU.
Vor20Jahren: Am 20. Februar 1994 beschließen die Schweizer in
einer Volksabstimmung, den Alpentransitverkehr nach Italien bis 2004
vollständig auf die Schiene zu verlagern. 1997 rollten mehr als sieben
Millionen Lastwagen über die Alpen.
Vor 35 Jahren: Am 22. Februar 1979 wird die Karibikinsel
St. Lucia im Rahmen des Commonwealth of Nations von Großbritannien unabhängig.
Vor95Jahren:Am 18. Februar 1919 beschließt der Staatenausschuss der Weimarer Nationalversammlung die Farben der neuen
deutschen Nationalflagge: Schwarz-Rot-Gold.
Vor100Jahren:Am 17. Februar 1914 erscheint in Konstantinopel
(dem heutigen Istanbul) die erste Ausgabe des Korans in türkischer
Sprache. So soll die Verbreitung im Volk gefördert werden.
Vor230Jahren: Am 23. Februar 1784 entdeckt Wilhelm Herschel
im Sternbild Jungfrau eine Balkenspiralgalaxie, die im Sternenkatalog als NGC 4412 geführt wird.
Vor465Jahren:Am 23. Februar 1549 wird in Konstanz ein Wasserwunder am Seerhein beobachtet. Das Ereignis ist inzwischen
wissenschaftlich als Seiche, eine stehende Welle, identifiziert. (eb)
zum guten
Abschneiden
im Medaillenspiegel.
Un t e r d i e sem Gesichtspunkt hat die
Truppe also
doppelten
Grund zum Jubeln, wenn mal
wieder Sportsoldaten das Treppchen erklimmen.
Abseits des Sports rückt die
Kommandoübergabe bei den
ISAF-Truppen im Norden Afghanistans den deutschen Beitrag
für die Mission wieder in den
Fokus (Seite 5). Trotz des nach
wie vor fehlenden Truppenstatuts
für die Post-ISAF-Mission „Resolute Support“ zieht der scheidende
Kommandeur, Generalmajor Jörg
Vollmer, im Interview eine überwiegend positive Bilanz des Einsatzes (Seiten 6/7).
Einen interessanten Blick in die
Gründungsjahre und Geburtswehen der Bundeswehr bietet aktuell
auf Seite 9. Was uns heute selbstverständlich erscheint, war in der
noch jungen deutschen Demokratie von 1959 Neuland – die
Institution eines Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages.
Markus Tiedke
Redakteur Politik
Foto: Koehler/Bundeswehr/photothek
BiLDDerWOCHe
traininginschwierigemalpinenGelände:SoldatendesHochgebirgszugsderBundeswehrkämpfensichbeieinerÜbungaufderreiteralpbeiBerchtesgadenbergan.
eineFotoreportagezudenGebirgsspezialistenerscheintinderMärz-Ausgabeder„Y“ am27.Februar.
17. Februar 2014
ministerium / HinterGrunD
„Die Fäden in der Hand“
Foto: Kazda/Bundeswehr
von Juliane Weuffen
Zu Gast bei den „it-Logistikern“: Die Verteidigungsministerin im Gespräch mit soldaten in storkow.
Von der Leyen zeigte sich dann
auch „schwer beeindruckt“ von
der Vielfältigkeit und Effizienz
der Streitkräftebasis im Allgemeinen und des Führungsunterstützungsbataillons 381 im Besonderen. „Ich bin stolz auf die Arbeit,
die Sie hier für Deutschland
leisten“, bedankte sie sich bei den
IT-Spezialisten.
Besonderes Augenmerk legt
die Ministerin auf eine bessere
Vereinbarkeit von Familie und
Beruf in der Bundeswehr. Wie
weit die Streitkräfte hier schon
sind, wurde im Familienbetreu-
ungszentrum deutlich. Als eines
von bundesweit 31 Familienbetreuungszentren bietet die Storkower Einrichtung den Angehörigen
der Bundeswehr eine adäquate
Kinderbetreung an.
Darüber hinaus gibt es regelmäßig Veranstaltungen für Familien,
bei denen sich bis zu 14 hauptamtliche Mitarbeiter der Probleme der
Soldaten sowie ihrer Partner und
Kinder annehmen. Während des
Besuchs der Ministerin wurde von
Storkow aus eine Videokonferenz
ins Kosovo zum deutschen Einsatzkontingent KFOR durchge-
führt. Gemeinsam mit einer Angehörigen grüßte von der Leyen die
Kameraden auf dem Balkan.
Der Besuch im Familienbetreuungszentrum sei ihr „drittes Highlight des Tages“ gewesen, konstatierte die Ministerin nach ihren
Gesprächen mit den Mitarbeitern.
„Das ist die Brücke nach Hause“,
hier stecke „viel Herz“ drin. Beim
abschließenden Pressestatement
betonte die Ministerin, die Angehörigen der Streitkräftebasis seien
diejenigen, „die ganz vielfältig im
Hintergrund alle Fäden zusammenhalten“.
Wieker: Sicherheitspolitik geht alle an
Generalinspekteur der Bundeswehr leitet bei der DGAP neue Vortragsreihe der Inspekteure ein.
tung, Präsenz und Überwachung
sowie Verteidigungsdiplomatie
hervor.
Wieker betonte ferner die vom
Bündnis erarbeitete, sehr effiziente Abstimmung der eigenen
Leistungsprofile, die seit Jahren
erfolgreich praktiziert würden.
Die Bundesweh r wolle die
Weiterentwicklung des erfolgreich etablierten „Pooling und
Sharing“-Konzeptes auch durch
die eigene Strukturreform weiter vorantreiben.
Ziel sei es, vor allem im europäischen Raum eine komplementäre Fähigkeitsentwicklung
der Streitkräfte voranzutreiben,
um Lücken zu schließen und
Redundanzen abzubauen. Die
Bundeswehr sei bereit, als Teil
der „Europäischen Streitkräfte“
Foto: DGAP
Berlin. Der Generalinspekteur
der Bundeswehr, General Volker
Wieker, hat am vergangenen Mittwoch bei einer Veranstaltung der
Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) die Vortragsreihe „Die Inspekteure der
Bundeswehr tragen vor“ eröffnet.
In seinem Redebeitrag ging Wieker auf aktuelle Herausforderungen an die deutsche und internationale Sicherheitspolitik ein.
Der Generalinspekteur nahm
auch auf seine Eindrücke von
der Münchner Sicherheitskonferenz Bezug und konstatierte,
dass die internationalen Krisen
und Konflikte in ihren Auswirkungen immer näher an Deutschland und Europa heranrückten.
Folglich seien ein politisch
und militärisch handlungsfähiges nordatlantisches Bündnis
und ein starkes Europa erforderlich. Das schließe „das gesamte
Operationsbesteck wirkungsvoller Außen- und Sicherheitspolitik“ ein. Beispielhaft hob Wieker
in diesem Zusammenhang die
Bereiche Ausbildung und Bera-
rede zur sicherheitspolitik: General Volker Wieker.
3
Ministerin wirbt für
Mandatserweiterung
Ursula von der Leyen besucht das Führungsunterstützungsbataillon 381 in Storkow.
storkow. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am
Mittwoch die Streitkräftebasis in
der Storkower Kurmark-Kaserne
besucht. Dort ist das Führungsunterstützungsbataillon 381 beheimatet, das IT-Services im gesamten Spektrum der IT-basierten
Informationsversorgung und
-übertragung bereitstellt.
Diese Fachleute für Informationstechnik sind immer dann
gefragt, wenn es darum geht,
schnell, zuverlässig und robust
Informationen aller Art über ITNetze, sowohl im Inland als auch
in den Einsatzgebieten, zur Verfügung zu stellen und in einem so
genannten „Network Operation
Center“ zu überwachen.
Nach der Begrüßung durch
den Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred
Nielson, erfuhr die Ministerin,
welche Aufgaben dieser militärische Organisationsbereich
erfüllt. Am Beispiel des Weges
einer Nachricht aus einem Einsatzgebiet konnte sich von der
Leyen ein Bild von den technischen Geräten zur Übertragung
von Daten und Nachrichten
machen: vom altbewähr ten
Funk bis hin zur modernen,
abhörsicheren Datenübertragung via Satellit.
aktuell
eine verantwortungsvolle Rolle zu
übernehmen und mit dem Grundsatz „Breite vor Tiefe“ den Rahmen für eine erfolgreiche Integration der Fähigkeiten verbündeter
Streitkräfte zu ermöglichen. Dies
setze mehr Bündnisvertrauen,
eine engere politische Zusammenarbeit und eine Stärkung der
Mechanismen der Europäischen
Regierungsorgane voraus.
Wieker betonte, die Nachwuchsgewinnung werde auch
künftig eine Herausforderung
darstellen. Das gesteckte Ziel
einer Erhöhung des Frauenanteils
in der Bundeswehr auf durchschnittlich 15 Prozent solle vor
allem durch die Steigerung der
Attraktivität der Bundeswehr als
Arbeitgeber erreicht werden.
Etwa 400 Gäste waren der Einladung der DGAP zur Auftaktveranstaltung gefolgt. Nach Wieker werden in den kommenden
Wochen die Inspekteure des Heeres, der Luftwaffe, der Marine
und der Streitkräftebasis (SKB)
über den aktuellen Stand der Neuausrichtung referieren.
(uje)
Berlin. Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hat in der
Bundestagsdebatte zum neuen
Mali-Mandat am vergangenen
Donnerstag für eine Ausweitung
des deutschen Beitrags zur Ausbildungsmission European Union
Training Mission (EUTM) Mali
geworben. „Mali bedeutet für uns
einen Schwerpunkt in Afrika“,
so die Ministerin. Anders als
in Afghanistan könne man in
Afrika auf bestehende supranationale Strukturen wie die Afrikanische Union aufbauen. „Noch
braucht Mali unsere Hilfe.“ Die
Bundesregierung schlage deshalb
vor, die Obergrenze des Bundestags-Mandates auf 250 Soldaten
anzuheben. Eine Beteiligung von
Bundeswehrsoldaten an Kampfeinsätzen sei nicht geplant, so die
Ministerin. „Eine direkte Unterstützung militärischer Operationen im Land ist im Mandat ganz
klar ausgeschlossen.“ Zuvor hatte
Außenminister Frank-Walter
Steinmeier auch für eine letztmalige Verlängerung des ISAFMandates für Afghanistan geworben. Der Bundestag muss den
Anträgen des Kabinetts noch
zustimmen.
(eb)
Neues Luftfahrtamt
entsteht in Köln
Köln. Das neue Luftfahrtamt der
Bundeswehr wird in Köln beheimatet sein. Die Entscheidung,
eine nationale militärische Luftfahrtbehörde aufzustellen, in der
alle Aufgaben zur Durchführung
eines sicheren militärischen Flugbetriebs gebündelt werden, wurde
bereits in der letzten Legislaturperiode gefällt und im Koalitionsvertrag niedergelegt. Eine Arbeitsgruppe hatte in den vergangenen
Monaten das Aufgabenportfolio,
die notwendige Struktur sowie
Stationierungsmöglichkeiten für
eine solche Behörde geprüft und
die Ergebnisse dem Verteidigungsministerium vorgelegt. Zu
den Aufgaben des Luftfahrtamtes
wird unter anderem das Prüf- und
Zulassungswesen für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr gehören. Außerdem soll
das Amt den militärischen Flugbetrieb in Deutschland regeln und
sich um Anerkennung von nationalen und internationalen Luftfahrtbetrieben und –organisationen sowie die Lizenzierung von
Personal kümmern. Die Entscheidung für Köln fiel aufgrund der
guten personellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen.
Derzeit sind etwa 400 Dienstposten vorgesehen. Ein Aufstellungsstab soll ab April den
Aufbau der Dienststelle vorbereiten. Bis Ende 2017 sollen
alle Aufgabenbereiche in Köln
zusammengeführt sein.
(eb)
aktuell
Bewaffnete überfallen
Miliz in Peschawar
peschawar. Im Nordwesten
Pakistans sind am vergangenen Mittwoch neun Mitglieder
einer Miliz getötet worden, die
gegen die pakistanischen Taliban
kämpft. Polizeiberichten zufolge
stürmten am Mittwochmorgen
etwa 25 Bewaffnete ein Haus
in einem Vorort von Peschawar
und töteten dort den Milizchef
Israrullah Khan und acht seiner
Mitstreiter. Die Angreifer hatten zunächst Handgranaten in
das Haus geworfen und dann das
Feuer aus automatischen Gewehren eröffnet. Khans Miliz arbeitete mit der Regierung zusammen und sollte das Einsickern von
Talibankämpfern aus den umliegenden Stammesgebieten verhindern. Ein Bekenntnis zu der
Bluttat gab es vorerst nicht. (eb)
Gewalt vertreibt
Menschen aus Anbar
Bagdad. Die Gewalt in der
irakischen Provinz Anbar westlich von Bagdad hat in den vergangenen sechs Wochen bis zu
300 000 Menschen in die Flucht
getrieben. Die Menschen hätten wegen der unsicheren Lage
rund um die Städte Falludscha
und Ramadi ihre Heimat verlassen, erklärte das UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) am vergangenen Dienstag. Sunnitische
Aufständische der Dschihadistengruppe Islamischer Staat im
Irak und der Levante (ISIL) sowie
anderer Gruppen hatten Ende
vergangenen Jahres eine Offensive in Anbar gestartet und halten seitdem Falludscha vollständig und Ramadi zum Teil unter
ihrer Kontrolle. Es ist das erste
Mal seit 2008, dass Aufständische die Kontrolle über ganze
Städte übernehmen.
(ts/uvs)
Soldaten sterben
bei Flugzeugabsturz
Algier.Beim Absturz eines Militärflugzeugs im Osten Algeriens sind am vorigen Dienstag
77 Menschen ums Leben gekommen. Nur einer der 74 Passagiere
und vier Besatzungsmitglieder
an Bord der Maschine habe das
Unglück bei Constantine in der
Region Oum El Bouaghi überlebt, teilte das algerische Verteidigungsministerium mit. Die
Maschine vom Typ Hercules
C-130 war in der Wüstenstadt
Tamanrasset, rund 2000 Kilometer südlich der Hauptstadt Algier,
gestartet. Sie sollte Soldaten und
deren Angehörige nach Constantine bringen. Beim Landeanflug
kollidierte die Maschine jedoch
mit einem Berg. Offenbar waren
widrige Witterungsbedingungen
die Unglücksursache. (mid/ans)
politik/Hintergrund
17.Februar2014
Eingeschränkte Freizügigkeit
Schweizer Volksentscheid stellt Weichen für beschränkte Zuwanderung – Proteste aus Brüssel.
von Markus Tiedke
Bern.Das Volk hat gesprochen.
Die Schweiz wird die Zuwanderung aus dem Raum der Europäischen Union (EU) begrenzen.
Das ist das Ergebnis des Volksentscheides vom vorvergangenen
Sonntag. Eine knappe Mehrheit
der beteiligten Eidgenossen hatte
gegen eine ungezügelte „Massenzuwanderung“ votiert. Diese
jüngste „Urabstimmung“ zwingt
zunächst die Regierung in Bern
dazu, binnen drei Jahren Kontingente für Zuwanderer in Gesetzesform zu gießen.
Doch damit beginnen die Probleme erst. Denn eine gesetzlich limitierte Quote für Zuwanderer aus EU-Staaten wäre ein
Verstoß gegen das Prinzip der
Freizügigkeit, das im Vertrag über die Arbeitsweise der
Europäischen Union (AEU-Vertrag) niedergelegt ist und unterschiedliche Ausprägungen als
Personen-, Arbeitnehmer- und
Niederlassungsfreizügigkeit
beinhaltet.
Die Freizügigkeit gibt EUBürgern das Recht, in allen Mitgliedsstaaten zu wohnen und zu
arbeiten. Jegliche Diskriminierung der Zuzügler im Gaststaat
ist unzulässig. Gerade vor dem
Hintergrund der Wirtschaftskrise
nutzen hunderttausende EU-Bürger aus den Krisenländern diese
Chance, um anderswo Arbeit zu
finden – auch in der Schweiz.
Die ist zwar kein EU-Mitglied,
aber durch eine Vielzahl bilateraler Verträge mit der Union assoziiert. Mit den Bilateralen Verträgen
von 1999 hatten die Schweizer sich
dem EU-Wirtschaftsraum (EWR)
maximal angenähert, ohne jedoch
Mitglied zu werden. Das hatten
die Eidgenossen 1992 abgelehnt
– ebenfalls im Wege eines Volksentscheids.
Die Nähe zur EU bringt handfeste wirtschaftliche Vorteile.
So umfassen die 1999 getroffenen Vereinbarungen neben der
Freizügigkeit auch Abkommen
über den Verkehr, gemeinsame
Normen und Zulassungen, über
Agrarprodukte und die wissen-
schaftliche Zusammenarbeit
mit der EU. Die exportstarke
Wirtschaft der Schweiz kann
so den großen EU-Markt ohne
Beschränkungen bedienen und
zugleich aus einem gewaltigen
Fachkräfte-Reservoir schöpfen.
Doch diese Freizügigkeit ist
es, die viele Schweizer jetzt dazu
brachte, den Volksentscheid zu
befürworten. Jährlich 80 000
Zuwanderer könne die acht Millionen Köpfe zählende Schweiz
nicht länger verkraften. Bei einem
Migrantenanteil von gut 23 Prozent sieht mancher Eidgenosse
Identität und Lebensart, aber auch
den Lebensstandard in Gefahr.
In dieser Art argumentiert
jedenfalls die Schweizerische
Volkspartei (SVP), die den Entscheid angestoßen hatte und
dafür nun von euro-skeptischen
Bewegungen in ganz Europa
gefeiert wird. Den Rechtspopulisten war es gelungen, ein hinreichend bedrohliches Schauerszenario von einer überfüllten und
bis zur Unkenntlichkeit entstellten Alpenrepublik zu entwerfen.
Grafik: imago
4
Quovadis,Helvetia:dasreferendumderSchweizerkönntedieBeziehungenzureubelasten.
Dabei hatten nicht nur die
Regierung, sondern auch Wirtschaftskreise vor einer Kontingentierung der Zuwanderung
gewarnt. Und das hat beileibe
nicht nur mit der Furcht vor einem
schwindenden Angebot an gut
ausgebildeten Arbeitskräften zu
tun. Die Verträge wurden dergestalt miteinander verbunden, dass
die Aufkündigung eines Abkommens sämtliche anderen Abmachungen infrage stellt.
Das heißt im Klartext: Sollte die
Schweiz die Zuwanderung von EUBürgern entgegen der zu gewährenden Freizügigkeit einschränken,
könnte Brüssel im Gegenzug den
Warenverkehr oder das Finanzwesen einhegen. Schweizer Produkte müssten wieder umständliche und teure Zulassungsverfahren
in der EU durchlaufen. Banken
und Versicherungen würden ausgebremst. Zölle und Steuern könnten die Gewinne der eidgenössischen Unternehmen schmälern –
keine schöne Vorstellung.
Auch nicht für die EU, deren
Wirtschaft umgekehrt ebenso
Beschränkungen unterworfen
würde. Genau darauf spekulieren wohl viele Schweizer Politiker. Doch zumindest in diesen
Tagen spricht wenig dafür, dass
die EU bereit ist, eine ihrer maßgeblichen Kenngrößen einfach
so preiszugeben. Außenminister
Frank-Walter Steinmeier warnte
schon mal, „dass Rosinenpickerei im Verhältnis zur EU keine
dauerhafte Strategie sein kann.“
Problematisch ist allerdings, dass
genau diese „Rosinenpickerei“
auch in EU-Kreisen zunehmend
Befürworter findet. Euro-Skeptiker
in etlichen Mitgliedsstaaten liebäugelten zuletzt immer wieder mit
nationalen Sonderwegen. Gerade
der Zuzug aus ärmeren Ländern
liefert dafür Munition – etwa
dem niederländischen Populisten
Geert Wilders.
Massive Gewalt in Zentralafrika
Luftbrücke zur Versorgung von Notleidenden eingerichtet – Ethnische Säuberungen halten an.
Bangui.Das Welternährungsprogramm (WFP) hat am vergangenen Mittwoch eine Luftbrücke zur Versorgung von mehr
als einer Million notleidender
Menschen in der Zentralafrikanischen Republik gestartet. Eine
erste Frachtmaschine mit 80 Tonnen Reis sei am Nachmittag in
der Hauptstadt Bangui gelandet,
sagte ein WFP-Sprecher. Geplant
sei, dass von nun an täglich 24
Flugzeuge aus Douala in Kamerun nach Bangui fliegen und
Lebensmittel anlanden.
In dem Land im Herzen Afrikas brauchen rund 1,3 Millionen
Menschen Hilfe, das ist mehr als
ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Die Luftbrücke zu ihrer
Versorgung ist eine der größten, die das Welternährungsprogramm je eingerichtet hat.
In dem multikonfessionellen
Land herrscht Chaos, seitdem das
Rebellenbündnis Séléka im März
2013 Präsident Bozizé stürzte und
als Nachfolger Michel Djotodia
an die Macht brachte. Der Putsch
stürzte das Land in eine Spirale
der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen.
Djotodia, der die Gewalt nicht
eindämmen konnte, trat im Januar
auf Druck der Nachbarstaaten
ab, woraufhin Catherine Samba
Panza neue Übergangspräsidentin wurde.
Die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“
beklagte unterdessen massive
Menschenrechtsverstöße gegen
Muslime in der Zentralafrikanischen Republik. Diese seien
fortgesetzt Ziel von „ethnischen
Säuberungen“. Die Gewalt von
Christen gegen Muslime könne
auch von den internationalen Einsatzkräften im Land nicht verhindert werden, konstatierte die
Menschenrechtsorganisation.
Seit Anfang Januar komme es
vor allem im Westen von Zentralafrika zu „ethnischen Säuberungen“. Amnesty dokumentierte
nach eigenen Angaben die Tötung
von mindestens 200 Muslimen
durch Christenmilizen. Zehntausende seien ins Nachbarland
Kamerun geflohen.
(jes/ts)
17. Februar 2014
einsatz
Außenminister in Afghanistan
aktuell
5
Kommandowechsel in
Prizren
Foto: dpa
Frank-Walter steinmeier mit Generalmajor Jörg Vollmer: Besuch beim ehrenmal.
Mazar-e sharif. Der vor zwölf
Jahren begonnene internationale
Einsatz in Afghanistan hat nach
Einschätzung von Außenminister Frank-Walter Steinmeier die
hohen Erwartungen nicht voll
erfüllt. Bei einem Besuch in
Afghanistan sagte Steinmeier am
vorvergangenen Sonntag: „Wir
haben nicht alles erreicht, was
wir uns vorgestellt haben.“ Der
Minister forderte Afghanistans
Präsidenten Hamid Karzai auf,
das Sicherheitsabkommen mit
den USA zu unterzeichnen.
Steinmeier war nach Angaben seines Ministeriums in der
vergangenen Woche zunächst
im nordafghanischen Mazar-e
Sharif gelandet. Danach reiste
er nach Kabul weiter, wo er sich
mit Karsai und mehreren Mini-
stern traf. Dem Land stehe ein
„Schlüsseljahr“ bevor, sagte
Steinmeier mit Blick auf die
Präsidentschaftswahlen und
das Ende des internationalen
Kampfeinsatzes. Zu den Erfolgen des Engagements am Hindukusch zählte er, dass Afghanistan
„kein Ausbildungslager für islamistische Terroristen“ mehr sei.
Für die Zivilbevölkerung habe es
spürbare Verbesserungen etwa
im Bildungsangebot und in der
Gesundheitsversorgung gegeben.
„Ich hoffe, dass vieles von dem,
was hier unter dem Einsatz von
Gefahr und Leben in vielen Fällen auf den Weg gebracht worden ist, in Afghanistan erhalten
bleibt“, sagte Steinmeier, dessen
Äußerungen in Berlin vom Auswärtigen Amt veröffentlicht wur-
den. Er machte klar, dass er dem
Sicherheitsabkommen dabei eine
entscheidende Rolle einräumt.
Das Abkommen soll den rechtlichen Status der US-Soldaten
nach dem Ende des Kampfeinsatzes regeln und dabei auch als
Vorbild für andere Truppensteller
dienen. Vorgesehen sind internationale Ausbildungs- und Unterstützungsmissionen, an denen
sich auch Deutschland beteiligen will. Die Unterzeichnung
des Truppenstatuts sei „wichtig“,
damit die Bundeswehr auch über
2014 hinaus in Afghanistan helfen
könne, sagte Steinmeier. Deutschland wolle Afghanistan „auf seinem Weg in eine selbstbestimmte
Zukunft unterstützen“.
Karzai verweigert die Unterzeichnung bislang und will dies
seinem im April zu wählenden
Nachfolger überlassen. Ohne
ein solches Abkommen könnten
die ausländischen Truppen zum
Jahresende vollständig abgezogen werden. Delegationskreise
charakterisierten das Gespräch
zwischen Steinmeier und Karzai
als „offenen Austausch“ - im
diplomatischen Sprachgebrauch
kann dies als Hinweis auf ungelöste Meinungsverschiedenheiten
verstanden werden.
Vor seinem Rückflug nach
Berlin besuchte Steinmeier die
Bundeswehrsoldaten in Mazare Sharif. Am Mittwoch hatte
das Bundeskabinett die Verlängerung des BundeswehrMandats in Afghanistan bis Ende
2014 beschlossen. Der Bundestag
muss der Verlängerung des Mandats noch zustimmen. Kurz vor
Steinmeiers Besuch hatten die
Vereinten Nationen neue Zahlen
zu Gewaltopfern in Afghanistan
vorgelegt. 2013 seien deutlich
mehr Zivilisten getötet oder verletzt worden als im Jahr zuvor,
teilte die UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) am Samstag
mit. Die Zahl der zivilen Opfer
habe sich um 14 Prozent auf
8615 erhöht.
Der Anstieg der Opferzahlen ist nach Einschätzung der
UNAMA vor allem auf die Übertragung der Sicherheitsverantwortung auf die einheimischen
Streitkräfte zurückzuführen. In
einigen Regionen sei ein „Sicherheitsvakuum“ entstanden, das die
afghanische Armee nicht habe
füllen können.
(eha/mk)
„Hessen“ rettet Fischer in Not
Foto: PAO KFOR/Bundeswehr
Bei seinem ersten Besuch rät Frank-Walter Steinmeier Präsident Karzai zu Truppenstatut.
Prizren. Konteradmiral Rainer
Brinkmann, Stellvertretender
Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, hat in der vergangenen
Woche das Kommando über
das Deutsche Einsatzkontingent
KFOR von Oberst Michael Stuber
an Oberst Josef Jünemann übergeben. Im Beisein zahlreicher
nationaler und internationaler
Gäste, darunter der stellvertretende deutsche Botschafter im
Kosovo, Matthias Kiesler, sowie
der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, Ralf Wieland,
wies Brinkmann in seiner Rede
auf den bedeutenden Beitrag des
Deutschen Einsatzkontingentes
zur insgesamt positiven Entwicklung im Kosovo hin. „Mit Ihrer
Professionalität und Einsatzbereitschaft haben Sie dazu beigetragen, Deutschland zu einem
verlässlichen Bündnispartner zu
machen“, sagte der Konteradmiral in seiner Rede. Der erfahrene
Truppenführer aus Potsdam lobte
die vorbildliche Auftragserfüllung des 36. Deutschen Einsatzkontingentes. „Dafür gebühren
Ihnen meine Anerkennung und
besonderer Dank!“, so Brinkmann. Mit Jünemann übernimmt
ein einsatzerfahrener Panzeraufklärer die Verantwortung für die
rund 800 im Kosovo eingesetzten Soldaten.
(eb)
Für den Einsatz...
Foto: Bundeswehr
in sicherheit: speedboote der „Hessen“ schleppen das Fischerboot ab.
Boosaaso. Vor der Küste
Somalias hat die Fregatte „Hessen“ Mitte vergangener Woche
ein gekentertes Fischerboot ent-
deckt. Auf dem mit dem Kiel
oben treibenden kleinen Holzboot befand sich ein nach Hilfe
winkender Schiffbrüchiger.
Sofort löste die deutsche Fregatte, die sich im Rahmen der
EU geführten Anti-PiraterieOperation „Atalanta“ im See-
raum vor Somalia befindet, ein
Seenotrettungsmanöver aus. Die
„Hessen“ positionierte sich in
nächster Nähe zum gekenterten
Skiff. Innerhalb weniger Minuten waren beide Rettungsboote
mit Sanitätern und einem Dolmetscher im Wasser. Der junge
Fischer wurde an Bord eines
der Rettungsboote genommen
und erzählte dem Sprachmittler, dass das Skiff bereits zwei
Stunden zuvor gekentert sei. Ein
weiterer Fischer werde vermisst.
Er hätte den Versuch unternommen, zu einem anderen Skiff in
Landnähe zu schwimmen. Der
Bordhubschrauber „Sea Lynx
MK-88A“ machte sich sofort
auf die Suche. Diese mussten
die Crews der „Hessen“ und
des Hubschraubers jedoch nach
mehreren Stunden erfolglos einstellen.
(eb)
Foto: Bundeswehr
Während seines Einsatzes kann die deutsche Fregatte ein gekentertes Schiff bergen.
…wurden für die Spezialkräfte der Bundeswehr neue
und leichtere ballistische
Schutzeinschübe für die Unterziehschutzwesten beschafft.
Durch die neue Weste erhöht
sich die Mobilität und Durchhaltefähigkeit der Kommandosoldaten ohne, dass auf einen
effektiven ballistischen Schutz
aufgrund von Gewichtseinsparungen verzichtet werden
(eb)
muss.
6
aktuell
Einsatz
aktuell
7
„Die afghanischen Kräfte haben mich überzeugt“
Wie bewerten Sie derzeit die
Sicherheitslage im Norden?
Der Norden bildet aus verschiedenen Gründen eine Region, die
deutlich weniger bedroht ist, als
andere Regionen Afghanistans.
Letztlich hat es viel damit zu tun,
dass die Feinde Afghanistans hier
im Norden nicht auf den Rückhalt
in der Bevölkerung stoßen wie in
anderen Regionen. Damit fällt
es ihnen auch deutlich schwerer,
Raumgewinne zu erzielen.
Die afghanischen Sicherheitskräfte konnten bisher jedem
Angriff entgegentreten und haben
diese mit Erfolg zurückschlagen
können. Einerseits eine ausgezeichnete Leistung, andererseits erklärt das aber auch, dass
die Sicherheit nicht ohne Wachsamkeit und Aktivität der afghanischen Kräfte erhalten werden
kann. Es ist dem Gegner nicht
gelungen, das Leben in den
großen Städten zu stören, eine der
wichtigen Verbindungsstraßen zu
unterbrechen oder gar einen der
123 Distrikte unter Kontrolle zu
bekommen.
Das hat die afghanischen
Sicherheitskräfte gefordert, und
sie haben dies nur unter Verlusten erkämpft. Aber sie waren
erfolgreich, und die Menschen
sind ihnen dafür dankbar.
In Ihrer Zeit sind alle nördlichen Regionen in afghanische
Verantwortung übergeben worden. Kann man in Nordafghanistan von einer Erfolgsgeschichte sprechen?
Selbstverständlich! Denn ISAF
hat über Jahre die afghanischen
Sicherheitskräfte ausgebildet,
ausgerüstet und für ihre Aufgabe
trainiert. Dass diese mittlerweile
in der Lage sind, selbst für die
Sicherheit in vollem Umfang zu
sorgen, das ist ein Erfolg.
Die Wählerregistrierung ist
dafür ein gutes Beispiel. Die
Organisation und Durchführung war eine ausschließlich
afghanische Angelegenheit. Das
hat reibungslos geklappt, vom
An- und Abtransport der Registrierungsunterlagen bis in die
entlegensten Distrikte, über die
Phase der Registrierung selbst,
bis hin zur Absicherung. Alles
mit nur einer Hand voll Zwischenfällen. Und mit mehr als
einer Million neu registrierter
Wähler, davon 37 Prozent Frauen,
ist es auch eine Erfolgsgeschichte.
Die Anzahl der Soldaten des
deutschen Kontingents wird
weiter reduziert. Welche Auswirkungen hat das auf die Auftragserfüllung?
Die Auftragsdurchführung
ist von der Reduzierung nicht
betroffen. Denn unser Auftrag
hat sich verändert – und das
wirkt sich natürlich unmittelbar auf unsere Strukturen aus.
Deswegen konnten wir die Anzahl
unserer Soldaten verringern und
werden dies auch weiterhin tun.
Unser Auftrag heißt jetzt Ausbildung, Beratung und Unterstützung – Train, Advise and Assist
– unserer afghanischen Partner.
Das ist ein anderer Auftrag als
eigenständig für Sicherheit zu sorgen und Gefechte zu führen. Für
Training und Beratung benötigen wir deutlich weniger Kampftruppen, und damit auch kleinere
Unterstützungsleistungen am
„Standort“. Deswegen reduzieren wir.
„Afghan Lead“ ist nun Realität. Wie bewerten Sie den Ausbildungs- und Einsatzstand der
afghanischen Sicherheitskräfte?
Die afghanischen Sicherheitskräfte haben mich im vergangenen Jahr überzeugt. Nach
Übernahme der Verantwortung
für die Sicherheit haben sie
gezeigt, was sie können.
Kämpfen können sie, dafür
brauchen sie uns nicht mehr. Wir
werden uns in Zukunft deutlich
mehr auf Organisation, Strukturen und Prozesse konzentrie-
ren. Hier gibt es noch Unterstützungsbedarf und dafür brauchen
wir die entsprechenden Fachleute.
Wir brauchen jetzt Offiziere und
Unteroffiziere, die Erfahrungen
auf der Kommando- sowie ministeriellen Ebene erworben haben
und die Probleme in den Prozessen identifizieren. Diese können
dann in beratender Funktion mit
unseren afghanischen Partnern
Lösungsansätze erarbeiten. Wir
müssen funktions- und prozessorientiert herangehen, wir müssen
in Strukturen denken – weniger
horizontal, mehr vertikal.
unsere Soldaten wurde hier Großartiges geleistet, alle packen mit
an und ziehen an einem Strang,
denn vieles muss noch „raus“.
Die Folgeoperation „Resolute Support Mission“ bereiten
wir materiell und personell, parallel vor. Den Auftrag „Train,
Advise and Assist“ führen wir
mit unseren derzeitigen Beratern,
soweit wir die Fachleute vor Ort
haben, schon durch.
Aber über allem schwebt
natürlich die Frage: Wird es im
kommenden Jahr zu „Resolute
Support“ kommen? Wird es eine
Folgemission geben oder werden
wir unser Engagement hier in
Afghanistan beenden müssen?
Derzeit warten alle darauf, die
Menschen in Afghanistan wie
auch die internationale Staatengemeinschaft, dass der afghanische Präsident das bilaterale
Sicherheitsabkommen zwischen
Afghanistan und den USA
unterzeichnet. Denn dieses ist die
Voraussetzung, dass ein Stationierungsabkommen Afghanistans mit
der NATO geschlossen werden
kann. Die afghanische Bevölkerung hat einer längeren Anwesenheit der NATO-Streitkräfte über
ihre Vertreter in der Loya Jirga
mit großer Mehrheit zugestimmt.
Wir bereiten uns weiterhin auf
beides vor: Resolute Support Mis-
PositiveBilanz:FürJörgVollmerwarderEinsatzeinErfolg.
sion als Folgeauftrag verzugslos
zu übernehmen oder vollständig
bis Ende des Jahres nach Hause
zu verlegen.
Welche Herausforderungen
wird Ihr Nachfolger in Nordafghanistan im Schwerpunkt zu
leisten haben?
Generalmajor Schütt wird
auch weiterhin die Balance
halten zwischen operativen Forderungen und Absicherung der
eigenen Truppen, Ausbildung
und Beratung unserer afghanischen Partner und dem unverändert fortschreitenden Rücktransport unseres Materials. Für
diese schwierige Aufgabe wünsche ich ihm alles Gute und viel
Soldatenglück.
Welche zentrale Botschaft
haben Sie für die Soldaten im
Einsatz?
Ich bedanke mich bei unseren
Soldaten für die motivierte und
zupackende Grundeinstellung und
für das disziplinierte und sichere
Handeln. Es stand immer der Auftrag im Vordergrund.
Jeder, der seine NATO-ISAFEinsatzmedaille erhalten hat, hat
diese Worte gehört: „Well done!
Mission accomplished!“ Ich kann
es nur erneut wiederholen und hinzufügen: Sie haben Ausgezeichnetes geleistet und viel geschaffen.
Sie waren ein großartiges Team.
Sie können alle stolz darauf sein,
was Sie erreicht haben.
Was kommt nach dem Einsatz
für Sie, und was machen Sie als
Erstes, wenn Sie nach Hause
zurückgekehrt sind?
Ich freue mich auf meine Frau.
Ein Jahr ist lang, und ich bin meiner Frau sehr dankbar dafür, dass
sie dies alles so großartig mitgetragen hat. Nach einer Phase
des Atemholens werde ich nach
Stadtallendorf zurückkehren und
meine Aufgaben als Kommandeur der Division Schnelle Kräfte
erneut übernehmen.
Kartenstudium:isaF-soldatenbesprechendieLage.
Die Fragen stellte
Torsten Sandfuchs-Hartwig.
Wo stehen wir in Sachen
Rückverlegung? Was ist zu einer
Folgeoperation zu sagen?
Die Rückverlegung läuft planmäßig. Das Material wird, wie
vorgesehen, Stück für Stück nach
Deutschland zurückgeliefert. Das
Großgerät ist größtenteils schon
in Trabzon oder in Deutschland –
die letzten Schützenpanzer „Marder“ sind dort vor wenigen Tagen
auf die Reise gegangen. Durch
Foto: EinsFüKdo/Bundeswehr
Wie hat sich Afghanistan seit
Ihrem vergangenen Einsatz entwickelt?
In den vier Jahren hat sich
vieles zum Positiven verändert. Die Städte haben sich
rasant weiterentwickelt, und
in allen Bereichen des öffentlichen Lebens kann man Fortschritte sehen und erfahren. Dazu
gehören das sich verbessernde
Gesundheitssystem, die Schulbildung, die immer mehr Jugendliche qualifiziert, die gut besuchten
Universitäten sowie die Nutzung
von modernen Medien an beinahe jedem Ort in Afghanistan.
indervergangenenWoche:KommandoübergabeinMazar-esharif.
EinschwerpunktimRCnorth:FahrzeugewerdennachDeutschlandzurückgeliefert.
technikauchmultinational:DerHubschrauber„Blackhawk“.
Vita Generalmajor Jörg Vollmer
Generalmajor Jörg Vollmer kommt 1978 zur Bundeswehr und wird von 1979 bis
1983 zum Offizier in Ahlen und Hammelburg ausgebildet. Gleichzeitig absolviert
er ein Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in Hamburg. Die kommenden drei Jahre ist Vollmer Zugführer in der 3. Kompanie des Panzergrenadierbataillon 173 in Hamburg. Später
wird er zunächst Kompaniechef der 2. Kompanie des Panzergrenadierbataillon 172
in Lübeck und dann Chef der 5. Kompanie des Panzergrenadierlehrbataillons 92
in Munster. Von 1991 bis 1993 nimmt Vollmer am 34. Generalstabslehrgang an
der Führungsakademie in Hamburg teil. Danach ist er für zwei Jahre Referent im
Führungsstab der Streitkräfte, Stabsabteilung III „Militärpolitik und Rüstungskontrolle“, Referat „Militärpolitische Grundlagen“ im Verteidigungsministerium
(BMVg) in Bonn. Von 1995 bis 97 ist Vollmer als G3-Stabsoffizier in der Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ in Neustadt (Hessen) eingesetzt. Danach folgt ein Ein-
Foto (4): Bienert/ZRedBw
Sie beenden in diesen Tagen
ihren zweiten Einsatz als Kommandeur der multinationalen
Truppen in Nord-Afghanistan.
Was bewegt Sie derzeit besonders?
Wir konnten im vergangenen
Jahr die Erfolge unserer afghanischen Kameraden erleben und
sehen, dass sich unser langer Einsatz ausgezahlt hat. Die afghanischen Sicherheitskräfte haben
ihre erste Fighting Season, in der
sie ganz auf sich gestellt waren,
mit Erfolg bestanden. Wo Sicherheit herrscht, dort kann auch der
wirtschaftliche Aufbau vorangehen. Die Übergabe des internationalen Flughafens in Mazar-e
Sharif steht dafür als das beeindruckendste Beispiel.
Foto: Heinrichs/Bundeswehr
Mazar-esharif.Generalmajor Jörg Vollmer hat in der vergangenen Woche das Kommando
über die ISAF-Truppen in Nordafghanistan an seinen Nachfolger,
Generalmajor Bernd Schütt, übergeben. Vollmer war bereits zum
zweiten Mal Kontingentführer am
Hindukusch. Im Interview mit
aktuell zieht er eine Bilanz seiner einjährigen Dienstzeit.
Foto: PIZ MES
Generalmajor Jörg Vollmer verlässt den Hindukusch. Trotz des Missionserfolges wartet er gespannt auf die Unterzeichnung des Truppenstatuts – Nachfolger ist Generalmajor Bernd Schütt.
training:afghanischesicherheitskräfteerstürmeneinHaus.
zweiWelten:nebenUniversitätengibtesimmernochEselskarren.
satz in Zagreb. Danach übernimmt er das Kommando über das Fallschirmjägerbataillons 373 in Doberlug-Kirchhain. Dort bleibt er zwei Jahre und wechselt dann
zum Fachzentrum Planübungen der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Von 2001 bis 2002 nimmt er an der Advanced Operational Art Studies Fellowship an der School of Advanced Military Studies in Leavenworth in den USA
teil. Von 2002 bis 2004 ist Vollmer G3/G2 beim Streitkräfteamt in Bonn und wird
dann Referatsleiter im Führungsstab des Heeres, Stabsabteilung III, Referat „Konzeption des Heeres“ im BMVg. Von 2006 bis 2010 ist Vollmer Kommandeur der
Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ in Frankenberg. Während seiner
Zeit ist er auch für neun Monate Regionalkommandeur Nord Afghanistan. 2011
bis 2012 ist er Chef des Stabes des I. Deutsch-Niederländischen Korps in Münster
und übernimmt anschließend das Kommando über die Division Spezielle Operationen. Dieser Großverband gliedert derzeit zur Division Schnelle Kräfte um. (tss)
8
aktuell
bundeswehr
17.Februar2014
Heimkehr nach Emden
Letzte Töne des
Musikkorps
Foto: Schulte/Luftwaffe
Neue Chefin beim
Geschwader
K r opp. Hauptmann Katrin
Schmidt ist die erste Chefin im
Taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“. Zum Jahreswechsel hat sie die Leitung der
Nachschub- und Transportstaffel
des Geschwaders übernommen.
Keine leichte Aufgabe, wie sie
betont. Denn die Staffel versteht sich als Dienstleister für
das gesamte Geschwader. Von
der Ersatzteilversorgung und
der Bestellung sowie Verteilung
von Betriebsstoffen und Munition über die Bereiche Feldküche,
Lager, Personal oder Reparaturen
bis hin zum Schneeräumen der
Start- und Landebahnen auf dem
Jageler Flugplatz ist alles dabei.
„Da ich hier super aufgenommen
wurde, fällt mir das Einleben nicht
schwer,“ sagt Schmidt, der mehr
als 160 Soldaten und 30 zivile Mitarbeiter unterstehen. Anfang 2011
hatte zuletzt eine Frau als Mitglied
des Jageler Luftwaffengeschwaders für Aufsehen gesorgt. Damals
hatte Oberleutnant Kirsten Blank
als erste Tornado-Pilotin Schleswig-Holsteins ihren Dienst angetreten.
(eb)
Trabzon. Ein riesiges leeres
Roll-on/Roll-off Schiff, strahlenden Sonnenschein bei ca. acht
Grad Celcius, rund 40 hochmotivierte Soldaten sowie knapp 260
einsatzerprobte Fahrzeuge aller
Art. „Mehr“ braucht es nicht für
die dritte Beladung eines RoRoSchiffs im türkischen Trabzon.
Seit acht Uhr morgens sind die
Männer und Frauen der Hafenumschlagkompanie aus Delmenhorst damit beschäftigt, die ihnen
durch ihre Kameraden bereitgestellten Fahrzeuge, Container und
Stückgutfracht auf die „Britannia
Seaways“ zu verladen.
„Alles läuft reibungslos, wir
sind voll im Plan“, sagt Korvettenkapitän Claus-York Harder,
der Leiter der Umschlagleitgruppe See. Er leistet ansonsten
Dienst im Logistikzentrum in
Wilhelmshaven und ist für diese
Verladungsaktion genauso wie
40 weitere Soldaten mit einer
Transall aus Deutschland in die
Türkei geflogen. „Das Wetter
spielt mit, das Miteinander mit
den türkischen Behörden, dem
dänischen Schiffsbetreiber, aber
natürlich auch mit dem Logistischen Umschlagpunkt (LogUgPkt) hier in Trabzon ist hervorragend!“
Auch der Kommandeur des
Logistikkommandos aus Erfurt,
Generalmajor Hans-Erich Antoni
ist begeistert: „Meine Logistiksoldaten leisten herausragende
Arbeit. Alles läuft wie am Schnürchen. Auch die Zusammenar-
Foto: Fonrobert/Voß/Bundeswehr
berlin.Mit den „Musikalischen
Höhepunkten aus 23 Jahren
Orchestergeschichte“ hat sich
das Luftwaffenmusikkorps 4 von
seinem langjährigen Publikum
verabschiedet. Orchesterleiter
Oberstleutnant Christian Blüggel
hatte zusammen mit dem Berliner
Landesvorsitzenden des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Detlef Dzembritzki, in
die Berliner Philharmonie eingeladen. Begeistert von dem überwältigenden Echo begrüßte der
Landesvorsitzende die mehr als
2000 Gäste in dem nahezu ausverkauften „Großen Saal“. Unter
den zahlreichen Ehrengästen
befanden sich der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags,
Hellmut Königshaus, der Abteilungsleiter Personal im BMVg,
Generalleutnant Wolfgang Born,
sowie der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl
Müllner.
(eb)
von Ulrich Fonrobert
Aufdemweg:„dingos“fahreninTrabzonaufdasroro-schiff.
beit mit dem Hafenpersonal ist
klasse. Wir haben hochqualifiziertes Personal, das seine komplexen Aufgaben absolut beherrscht!“
Unter den wachsamen Augen
des Generalmajors rollt Fahrzeug an Fahrzeug in den großen
Bauch des Schiffes. Dort stehen
schon weitere Soldaten bereit, um
diese Kfz festzumachen, also zu
„laschen“. Die meisten konnten
noch selbstständig fahren, einige
mussten allerdings geschleppt
werden. Die vielen Jahre im Einsatz in Afghanistan haben sichtbare und tiefe Spuren hinterlassen.
Schnell leert sich die Vorstaufläche zum ersten Mal. Weitere
„Dingos“, „Eagle“ und LKW werden von der „Blauen Platte“ nachgezogen. Man kommt sich vor wie
im Zoo, denn am Ende des Tages
stehen neben 74 „Dingos“, 42
„Eagle“, 25 „Füchse“, 19 „Wölfe“,
neun „Fenneks“, sechs„Yaks“,
sechs „Boxer“, fünf „Enoks“,
zwei „Büffel“, ein „Bison“ sowie
die letzten zehn der in Afghanistan eingesetzten „Marder“ auf
dem Schiff. Dazu kommen Kipper, Tankwagen, Kräne, Multi,
Schaufellader, ein Bodendienstgerät, ein Bergepanzer sowie jede
Menge Anhänger.
Zusammengerechnet sind dies
fast 2100 Längenmeter oder 3500
Tonnen Gewicht. Wenn die Container und das Stückgut dazugerechnet werden, müssen die „Hafenumschläger“ im Zielhafen Emden
mehr als 4000 Tonnen Material
entladen. Mit diesem dritten RoRoSchiff sind rund 540 Fahrzeuge
aller Art aus Afghanistan über
Trabzon zurück in Deutschland
oder auf dem Weg dahin.
Von Emden aus überführen die Logistiker die Fahrzeuge und das Material in über
15 verschiedene Standorte. So
geht der überwiegende Teil des
Stückguts in die Materialdepots
der Bundeswehr. Jetzt zahlt sich
aus, dass bereits der LogUgPkt Trabzon die Container so
beladen hat, dass sie „sortenrein“ in die Depots transportiert
werden können.
Abends um 20 Uhr ist der
„Spuk“ wieder vorbei. Nur
eine leere „Blaue Platte“ zeugt
davon, was im Laufe des heutigen
Tages passiert ist. Die „Britannia Seaways“ dampft langsam
aus dem Hafen von Trabzon
heraus und nimmt Kurs auf den
Bosporus, durch das Mittelmeer
und den Atlantik, bevor es in zwei
Wochen in Emden eintrifft.
Hohe Auszeichnung für Amerikaner
Pentagon-Mitarbeiter erhält Ehrenkreuz der Bundeswehr.
washington.Eine Auszeichnung der besonderen Art ist vor
kurzem dem US Bürger John C.
Wirick zuteil geworden. Erstmalig wurde im Verteidigungsministerium der USA ein Mitarbeiter mit einem Ehrenzeichen der
Bundeswehr ausgezeichnet. Der
Heeresattaché bei der Deutschen
Botschaft Washington, Oberst
Klaus-Werner Finck überreichte
Wirick das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Silber.
Dieser wurde für seine Verdienste
um das deutsch-amerikanische
Austauschprogramm für militärisches Personal des Heeres ausgezeichnet. „John C. Wirick ist
ein wahrer Freund Deutschlands,
der besondere Anerkennung für
sein Bekenntnis zu und seinen
Einsatz für die deutsch-amerikanische Freundschaft insgesamt
aber insbesondere für seine Ver-
dienste für das Deutsche Heer
verdient“, hieß es in der Laudatio.
Im Beisein von über 50 militärischen sowie zivilen Gästen zeigte
sich Wirick emotional sichtlich
berührt.
Diese Auszeichnung sei für ihn
„absolut unglaublich“ und gelte
sicherlich nicht ihm allein, sondern auch seine Vorgesetzten und
Mitarbeitern. Ohne deren Unterstützung seien die Aufgaben nicht
zum erfolgreichen Abschluss zu
bringen. Im U.S. Verteidigungsministerium ist Wirick als Referatsleiter neben der Betreuung
des militärischen Austauschprogrammes zwischen den USA und
Deutschland mit weiteren Austauschprogrammen betraut. Das
Programm mit Deutschland ist
eines der größten und wird seit
mehr als 25 Jahren erfolgreich
durchgeführt.
(eb)
Foto: Deutsche Botschaft/Washington
Foto: Weber/Luftwaffe
Logistiker machen in Trabzon 258 ISAF-Fahrzeuge für den Transport nach Deutschland fertig.
Ausgezeichnet:JohnC.wirick(l.)gerührtüberdasehrenkreuz.
17. Februar 2014
Innere Führung / MIlItärgeschIchte
Eine schwierige Geburt
aktuell
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Ausstellung
verlängert
Foto: dpa/pa
Vor 55 Jahren wird im Deutschen Bundestag der erste Wehrbeauftragte vereidigt.
erster Wehrbeauftragter: helmut von grolman in seinem Büro in der Bonner Pressebaracke.
von Sebastian Bangert
g eschichte. Es ist der
19. Februar 1959. Der erste Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Generalleutnant a.D.
Helmuth Otto von Grolman, wird
durch den Deutschen Bundestag
gewählt, am 3. April 1959 tritt er
sein Amt an, das er erst noch von
Grund auf aufbauen muss. Ein
Amt, das der aus schlesischem
Rittergutsadel stammende Wehrmachtsgeneral auch nicht lange
innehaben sollte. Die Bundeswehr, deren inneres Gefüge seiner kritischen Begleitung oblag,
bestand da seit über drei Jahren.
Die schwere, holprige Geburt
der Institution Wehrbeauftragter
beginnt 1952 – in einem Jahr, in
dem das Amt Blank, die Vorläufer-Behörde des Verteidigungsministeriums, in einer Studie
„demokratische Streitkräfte“
noch als Utopie betrachtete.
Der Abgeordnete Ernst Paul
schlug erstmals eine entsprechende Einrichtung nach schwedischem Vorbild vor. Zur Kontrolle der Streitkräfte setzte der
Deutsche Bundestag dann nicht
nur den Verteidigungsausschuss
ein, sondern schuf auch nach
besagtem Vorbild des „Militiaeombudsman“ die Institution
des Wehrbeauftragten. Dieser
solle künftig die Einhaltung der
Grundrechte und die der neuen
Grundsätze der Inneren Führung
in den Streitkräften überwachen.
In den Aufbaujahren der Bundeswehr wurde er hauptsächlich
als zusätzliche Beschwerdeinstanz und als Kontrolleur der
militärischen Führung wahrgenommen. Im Laufe der Jahre
entwickelte sich der Wehrbeauftragte immer mehr auch zum
Anwalt der Soldaten gegenüber
Politik und Öffentlichkeit. Davon
aber war von Grolman noch weit
entfernt, wie auch sein Nachfolger bis Mitte der sechziger Jahre,
Hellmuth Heye.
Wiederbewaffnung und Bundeswehr waren kritische Themen
dieser Zeit, denen nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich mit einer gewissen Skepsis
begegnet wurden. Zweierlei aber
war klar: Ohne eine westdeutsche
Armee wäre keine Partnerschaft
mit den Westalliierten möglich.
Genau so wenig gelänge das aber
ohne ehemalige Wehrmachtsoldaten, insbesondere in der Führung. Die neuen Streitkräfte dürften keinesfalls eine zweite Wehrmacht werden, sondern müssten
sich in demokratischen Werten
und Normen völlig von dieser
unterscheiden. Man wollte daher
einen wirksamen Kontrolleur dieser „Armee in der Demokratie“
installieren.
Buch. Der ehemalige Fregattenkapitän und Marinefliegerpilot Wulf Beeck
lässt mit seiner Selbstbeschreibung einer
30-jährigen Karriere in „seiner Marine“
zwischen 1965 und 1995 nicht nur sein
eigenes bewegtes Marineleben Revue
passieren. Er führt damit auch gleichzeitig eine ganze und durchaus prägende Epoche der Bundeswehr- und Marinegeschichte
dem Leser plastisch und detailreich vor Augen. Das Buch
Aber Stellung und Befugnisse
des Wehrbeauftragten als Hilfsorgan des Deutschen Bundestages
nach Artikel 45b des Grundgesetzes waren lange unklar – und
sind mitunter heute noch strittig:
„Es ist das offenbar unvermeidliche Risiko eines jeden Wehrbeauftragten, sich dem Verdacht
auszusetzen, dass er seine Kompetenzen überschreitet. Nicht
jeder politisch Verantwortliche
und schon gar nicht jeder militärische Vorgesetzte freut sich,
wenn der Wehrbeauftragte sich
nicht nur für das Führungsverhalten Einzelner, sondern sich obendrein für strukturelle und organisatorische Fehlentwicklungen
interessiert,“ erklärt der amtierende Wehrbeauftragte Hellmut
Königshaus, der als einziger der
elf bisherigen Wehrbeauftragten selbst in der Bundeswehr
gedient hat.
Die politische Kandidatenauswahl für das Amt des ersten
Wehrbeauftragten sowie der
Streit über die Kriterien begannen schon früh in der Planungsphase 1955 und doch sollte es
noch mehrere Jahre dauern, bis
der General a.D. und damalige
Staatssekretär aus Niedersachsen von Grolman gewählt werden würde: Die Bundeswehr
wurde offiziell am 12. November 1955 in Dienst gestellt, das
Gesetz über den Wehrbeauftragten war im Sommer 1957 im Bundestag verabschiedet worden,
aber erst am 19. Februar 1959
trat der ehemalige Offizier der
königlich-preußischen Armee,
Generalstabsoffizier von Reichswehr und Wehrmacht, der Chef
des Generalstabes der Heeresgruppe Süd gewesen war, seinen
Dienst als Wehrbeauftragter an.
Mit seinem Parteifreund und
gleichzeitigen Widersacher, dem
damaligen Verteidigungsminister
Franz-Josef Strauß, verband ihn
wenig. In seinem ersten Jahresbericht schreibt von Grolman zu den
Rahmenbedingungen: „Zunächst
konnte daher nur das dringendste
getan werden. Namentlich mußten die unerwartet zahlreichen
Eingaben vordringlich bearbeitet
werden. […] Die mehr als 3300
Eingaben im Berichtszeitraum
mußten von einem einzigen Referenten bearbeitet werden. […] Am
Ende der Berichtszeit betrug die
Personalstärke einschließlich der
Schreibkräfte, der Hilfskräfte für
Registratur, Statistik und Fernsprechdienst, der Kraftfahrer,
Pförtner und Boten insgesamt
19 Bedienstete.“
Der sehr schnelle Aufbau der
Bundeswehr mit wehrmachtgedienten und im Fronteinsatz
sozialisierten Unteroffizieren und
Offizieren und den Prinzipien der
neuen, noch ungewohnten „Inneren Führung“ führten zu vielen
Konflikten im Bereich der Menschenführung. Zwar hatten viele
Soldaten durch die Niederlage im
Zweiten Weltkrieg und durch alliierte Umerziehung gelernt, aber
doch blieb eine derart neue Philosophie wie die „Innere Führung“
in den Anfangsjahren der Bundeswehr erst einmal häufig unverstanden. Von Grolmans Amtszeit endete 1961 frühzeitig: Der
62-Jährige gestand, ein homosexuelles Verhältnis mit einem Kellnerlehrling zu haben, was nach
Strafgesetzbuch verboten war,
sein tragischer Selbstmordversuch
mittels Giftkapsel scheiterte. Von
Grolman starb im Januar 1977 in
Hannover. Sein Nachfolger im
Amt wurde 1961 Vizeadmiral a.D.
Hellmuth Guido Heye.
beschreibt – dokumentiert mit vielen Fotos aus dem Privatarchiv des Autors – die Realisierung seines Lebenstraumes, Pilot auf dem damals schnellsten Düsenflugzeug der Welt, der F-104 „Starfighter“ zu werden. Beeck
nimmt den Leser mit durch die Welt der Marine zu
Wasser, zu Lande und nicht zuletzt in der Luft, von der
Grund- und Flugausbildung bis zu Flügen mit doppelter
Schallgeschwindigkeit und dem Dienst in der Aufklärungsstaffel des MFG 2 in Tarp. Überschattet im Jahre
1970 vom Absturz seines Staffelkameraden Joachim von
Dresden. Die seit September
vergangenen Jahres laufende Sonderausstellung „Blutige Romantik – 200 Jahre Befreiungskriege
gegen Napoleon“ im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr
in Dresden ist bis zum 3. März
2014 verlängert worden.
Die Ausstellung lässt anhand
von mehr als 500 Exponaten die
dramatische und gewaltgeprägte
Epoche um das Jahr 1813 noch
einmal lebendig werden. Zahlreiche Leihgaben kommen aus
renommierten und international
bekannten Museen, darunter das
Musée de l‘Armée in Paris und
das Brüsseler Musée Royal de
l‘Armée Belge et d‘Histoire Militaire sowie aus vielen regionalen,
lokalen und privaten Sammlungen in Deutschland, Österreich, Frankreich und Polen.
Durch den Wechsel der Perspektiven gewinnt der Besucher
ein differenziertes Bild von der
Epoche und den Deutungen der
Ereignisse. Er erfährt etwas über
den Verlauf der Napoleonischen
Kriege, das Heerwesen und den
Kriegsalltag. Darüber hinaus
lernt der Besucher die wichtigsten Personen kennen, welche 1813 kämpften und litten.
Die Ausstellung beleuchtet die
Rolle der Befreiungskriege bis
in die Gegenwart.
(eb)
Der Eintrittspreis für die Sonderausstellung beträgt 5 Euro,
ermäßigt 3 Euro, für Dauer- und
Sonderausstellung 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Adresse: Militärhistorisches
Museum Dresden, Olbrichtplatz 2, 01099 Dresden.
Mehr auf www.mhmbw.de.
Hassel, Sohn des ehemaligen Verteidigungsministers und
damaligen Bundestagspräsidenten Kai-Uwe von Hassel.
Mit nach-fliegerischen Stationen an Land klingt Beecks
Buch aus, immer nah am Truppenalltag, um ein offenes
Wort nicht verlegen, getragen von Identifikation mit dem
fliegerischen Beruf und „seiner Marine“.
(gan)
Wulf Beeck: „Mit Überschall durch den Kalten Krieg.
Ein Leben für die Marine“; 352 S.; Miles-Verlag; Berlin 2013; 24,80 Euro. ISBN 978-3-937885-50-4.
aktuell
Mit dem Team
in der Halle siegreich
Hockey.Am vorvergangenen
Wochenende ist die deutsche
Meisterschaft im Hallenhockey
entschieden worden. Dabei
gewannen bei den Herren Stabsgefreiter Felix Oliver Reuß und
Hauptgefreiter Jan Christopher
Rühr mit ihrem Verein Uhlenhorst Mülheim gegen Rot-WeißKöln das Finale mit 7:4 (1:1). Bei
den Frauen konnte sich Gefreiter
Julia Dudorov mit ihrem Verein
UHC Hamburg über den 7:4 (5:2)
Sieg über den Club an der Alster freuen. Mülheim hatte den
Titel zuletzt 1982 gewonnen. Für
den UHC ist es sogar die erste
Hallenmeisterschaft in seiner
Geschichte.
(afl)
sport
17.Februar2014
Ski statt Mountainbikes
Bei Olympia sind wieder neue Wettbewerbe dabei, darunter Freestyle Skiing im Slopestyle.
Foto: imago/GEPA pictures
10
Junioren zeigen sich
treffsicher
In den Top-Ten
platziert
Judo.Die Stabsunteroffiziere
(FA) Dimitri Peters und Sven
Maresch sind in Paris beim
Grand Slam im Judo am vorvergangenen Wochenende jeweils
unter die ersten Zehn gekommen.
Maresch errang in der Klasse bis
81 Kilogramm den siebten Platz,
Peters erkämpfte in der Klasse bis
100 Kilogramm sogar den fünften Rang. Die deutsche Mannschaft, die mit neun Frauen und
acht Männern antrat, fuhr mit
insgesamt zwei Bronzemedaillen zurück.
(afl)
Gute Leistung im
Wasser
Wasserball. Die deutschen Wasserballer haben das Vierländerturnier im ungarischen Szolnok auf
dem dritten Platz beendet. Zum
Abschluss kassierte die Mannschaft von Bundestrainer Nebojsa
Novoselac ein 5:17 (3:6, 1:5, 0:3,
1:3) gegen Serbien. Der Europameister gewann die Veranstaltung
vor den Gastgebern, Deutschland
und den USA. Bester deutscher
Torschütze war Gefreiter Moritz
Oeler, der sieben Treffer im Turnierverlauf erzielte. Von den 18
Sportlern im aktuellen Team stellt
die Bundeswehr elf.
(afl)
Ungewöhnlich:solcheHindernissekommeninderNaturseltenvor,gehörenbeimslopestyleaberzumregulärenparcour.
Freestyleskiing.Ski Slopestyle ist eine relativ neue Sportart,
die eine Subdisziplin des Freestyle Skiing bildet. Ähnlich wie
beim Mountainbike oder Snowboard Slopestyle müssen die Fahrer auf der Strecke sowohl Schanzen überspringen, als auch andere
Hindernisse befahren. Durch die
Jury werden sowohl Komplexität
als auch Stil der dabei gezeigten
Figuren bewertet.
Dabei kommt es nicht nur auf
ein gewisses Maß an Wagemut,
sondern vor allem auf ausgeprägte körperliche Fitness an.
Die Sportler trainieren im Sommer Elemente aus dem Kunstturnen und Trampolinspringen, um
diese dann auf die Ski bringen
zu können. Grundelemente bilden Drehungen und Salti.
Sind die Bewegungen auf diese
Art eingeübt, geht es auf die Piste,
den „Slopestyle Park“. Der muss
mit Spezialgerät oder von Hand
präpariert werden (Fachterminus: „geshaped“). Kernelemente
bilden natürlich Sprünge (auch
Kicker oder Jumps genannt)
sowie Rails und andere Hindernisse, auf die dann aufgesprungen
und seitlich entlang geschlittert
(so genanntes „Grinden“) werden muss.
Das Ziel ist es, möglichst
viele Elemente in seinem „Run“
unterzubringen. Kombinationen,
besonders schwierige Tricks oder
hohe und weite Sprünge bringen
ebenso Punkte wie besonders lässige und spielerische Umsetzung.
Wer in seinem Programm dann
noch ohne Wiederholungen auskommt, hat die Jury mit Sicherheit auf seiner Seite.
Grundsätzlich gibt es bei den
Tricks vier Kategorien: Drehungen um die vertikale Körperachse
(sogenannte „Spins“) Griffe an
den Ski (oder „Grabs“) Tricks
auf dem Rail („Grinds“ genannt)
und Drehungen um die horizontale Achse, zum Beispiel Salti.
Die Ausrüstung besteht aus
luftiger Skikleidung, die Bewegungsfreiheit garantiert, sowie
„Twintip“ Ski. Diese besonderen
Ski sind vorne und hinten aufgebogen, um Sprünge vor- und
rückwärts fahren und landen zu
können.
Um einfache Slopestyle-Tricks
zu lernen, brauchen erfahrene
Skifahrer nicht viel Zeit. Die trügerische Leichtigkeit der Profis
erfordert jedoch intensives Training.
(afl)
Wer das versteht, kann mitreden
Rückwärtssalto
es wird ein Trickelement doppelt ausgeführt
rückwärts gelandeter Sprung
Vorwärtssalto
während des Sprunges Griff an die Ski
seitliches oder gedrehtes Rutschen über Hindernisse
das vordere Ende des Skis
auf der Strecke installierte Metallschienen
rückwärts angefahrener Sprung
das hintere Ende des Skis
Griff am hinteren Teil des Skis, also hinter der
Bindung
Truckdriver beide Ski vor der Bindung greifen,
Beine durchgestreckt.
Back Flip
Double
Faky
Front Flip
Grab
Grind
Nose
Rail
Switch
Tail
Tail Grab
Besuch im deutschen Quartier
Parlamentarischer Staatssekretär Brauksiepe besucht die Bundeswehrsoldaten in Sotschi.
sotschi. Zur Unterstützung der
Sportsoldaten der Bundeswehr,
die an den Olympischen Winterspielen in Sotschi teilnehmen, ist der Parlamentarische
Staatssekretär Ralf Brauksiepe
nach Sotschi gereist. Er folgte
damit in Vertretung der Verteidigungsministerin zu Beginn der
Wettkämpfe einer Einladung des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Neben Wettkämpfen wie Skilanglauf und
Biathlon besuchte Brauksiepe
auch das Olympische Dorf. Dort
traf er mit vielen deutschen Athleten zusammen, die auch dank
der Hilfe der Sportförderung der
Bundeswehr den Sprung zu den
Foto: Bundeswehr
B i a t h l o n . Hauptgef reit er
Alexander Ketzer hat am vorvergangenen Wochenende bei
den deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaften im Biathlon
den ersten Platz erreicht. Bei dem
Rennen in Altenberg im Osterzgebirge waren auch Stabsgefreiter Sebastian Eisenhut und
Gefreiter David Pfeil an den Start
gegangen. Sie erreichten bei dem
Rennen über 15 Kilometer die
Ränge 13 und 14.
(afl)
Medaillenhoffnung:Brauksiepe(r.)trifftEricFrenzel(l.).
Olympischen Spielen geschafft
haben, so et wa Biat h let i n
Andrea Henkel und Langläufer
Tobias Angerer.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann dankte dem Staatssekretär dafür, dass die Bundeswehr
vielen Olympiateilnehmern her-
vorragende Bedingungen zur
Durchführung ihres Hochleistungssports schaffe. Brauksiepe
sicherte zu, die Förderung in
der bestehenden Form auch in
Zukunft fortführen zu wollen:
„Es spricht für unsere Sportförderung, dass etwa 50 Prozent des
deutschen Olympiakaders in Sotschi Angehörige der Bundeswehr
sind. Die Förderung des Spitzensports ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der die Bundeswehr auch in Zukunft gern
ihren Beitrag leistet. Ich wünsche
allen Olympiateilnehmerinnen
und -teilnehmern der Bundeswehr bei den Wettkämpfen in
Sotschi viel Erfolg.“
(bu)
17. Februar 2014
Vermischtes
Neues Gesicht für Vorfahren
Foto: Constanze Niess/Universität Frankfurt
schau mir in die Augen, Kleines: Für die Gesichtsrekonstruktion werden Glasaugen genutzt.
45 Jahren alt gewesen sein“, sagt
die stellvertretende Leiterin des
Forschungsprojekts Oberkassel,
Liane Giemsch. Im Zuge ihrer
aktuellen Untersuchungen haben
die Forscher unter anderem Neues
über die Ernährungsgewohnheiten der beiden Hominiden herausgefunden. Neben Fleisch haben
sie demnach offenbar auch Fisch
gegessen.
Durch genetische Untersuchungen fanden die Wissenschaftler
zudem erste Antworten auf die
Frage, ob die beiden Toten möglicherweise Verwandte waren.
„Wir wissen, dass beide nicht so
eng miteinander verwandt waren,
wie Geschwister es sind“, sagt
Giemsch. „Aber wir können derzeit nicht ausschließen, dass es
sich um Vater und Tochter gehandelt haben könnte.“
Auch die Skelettreste des
gemeinsam mit den beiden Men-
schen bestatteten Hundes verhalfen den Forschern bereits zu
neuen Erkenntnissen. Immerhin zählen sie zu den fünf ältesten Überresten prähistorischer
Hunde, die jemals entdeckt
wurden. Durch eine Serie von
Erbgutanalysen – darunter die
DNA-Sequenz des Hundes von
Oberkassel – fand ein internationales Wissenschaftlerteam im
vergangene Jahr heraus, dass
die Hunde offenbar in Europa
zu Begleitern des Menschen wurden. Damit wurde die Hypothese
widerlegt, dass der Hund einst
in Ostasien domestiziert wurde.
Zum hundertjährigen Jubiläum
der Entdeckung von Oberkassel
will das Landesmuseum in Bonn
seinen Besuchern nun eine besondere Attraktion bieten. In einer
Jubiläumsausstellung mit dem
Schwerpunkt Eiszeitkunst zeigt
das Museum des Landschafts-
verbandes Rheinland ab dem
19. September Gesichtsrekonstruktionen der beiden Menschen aus dem Doppelgrab.
Die Modelle entstanden durch
moderne Hilfsmittel der Gerichtsmedizin. Unter anderem wurden
die Knochen mit Computertomographen gescannt, um auf diese
Weise einen dreidimensionalen
Datensatz zu erhalten.
„Die Gesichtsrekonstruktionen
sind nahezu fertig“, sagt die Forscherin Giemsch. Damit haben
die Wissenschaftler – unabhängig von weiteren, noch laufenden
Forschungsarbeiten zu dem Grabfund – im Jubiläumsjahr eines
ihrer Ziele schon erreicht: Nach
fast 15 000 Jahren Totenschlaf
und hundert Jahre nach der Entdeckung ihrer Skelette werden
die Toten aus dem Oberkasseler Doppelgrab wieder Gesichter bekommen.
(wei)
Kriegshelden ohne Krieg
Film. Der hochkarätig besetzte Film „Monuments Men“ erzählt die wahre Geschichte
des Kunsthistorikers George Stout (im Film
Frank Stokes genannt), der mit einem von
den Alliierten beauftragten Expertenteam
aus Museumsdirektoren, Kuratoren und Historikern im Zweiten Weltkrieg an der Westfront und teilweise in noch von Deutschen
gehaltenen Gebieten agiert. Sie suchen die
mehr als fünf Millionen Kunstwerke, die
von den Nationalsozialisten in ganz Europa
aus Museen, Kirchen und jüdischen Privatsammlungen entwendet wurden. Nach der
Landung der Alliierten in der Normandie
erließ Hitler zudem den Befehl, dass dem
Feind keine Kunstschätze in die Hand fallen dürften. Stouts Truppe aus sogenannten
„Kunstschutzoffizieren“ ist es zu verdanken,
dass nach 1945 viele Kunstwerke zurückgegeben werden konnten. Clooney will diesen
Menschen mit seinem außer Konkurrenz laufenden Film ein Denkmal setzen.
Der Sockel des Denkmals ist jedoch hoch.
Die Männer agieren im Auftrag der gesam-
ten Menschheit allein gegen alle. Ihre Gegner
sind die Deutschen, die Kunstwerke geraubt
haben, die Russen, die Kunstwerke als Repa-
ration rauben, und die alliierten Kommandeure, denen Kunst im Krieg egal ist. Die
Berührungspunkte mit dem „echten“ Krieg
sind rar gesät. In nur wenigen Szenen wirkt
sich der Krieg auf das Team aus. Die dann
wieder betonte Gefahr, in der sich die Männer befanden, bleibt zufällig, statt allgegenwärtig. Die Suche nach den Kunstwerken
folgt insbesondere der Spur zweier besonderer Stücke, die von zwei der Protagonisten verehrt werden. Das überschattet jeden
sensationellen Fund von Lagerstätten, wird
aber nicht konsequent genug genutzt, um dem
Film einen echten Spannungsbogen zu verleihen. Welche anderen große Schätze gerettet werden konnten, bleibt dem Zuschauer
verborgen. Der Film wankt zwischen komischen, tragischen und pathetischen Momenten, sodass er wirklich jedem Zuschauer
gefallen kann, oder auch nicht. Das Denkmal steht also, aber Michelangelos David ist
es leider nicht geworden.
(afl)
Filmstart: 20. Februar
11
Das eigene Brot
in Gedichtform
Das Aussehen der Toten aus dem „Doppelgrab von Oberkassel“ wird zum 100. Jahrestag rekonstruiert.
Köln. Die Arbeiter in dem Steinbruch bei Bonn wollten gerade
Schutt wegschaffen, als sie unvermittelt der Steinzeit begegneten.
Bei ihren Arbeiten im heutigen
Bonner Stadtteil Oberkassel entdeckten die aufmerksamen Männer am 12. Februar 1914 plötzlich Reste zweier menschlicher
Skelette. Der Fund ging später
als wissenschaftliche Sensation
in die Geschichte ein.
Die Steinbrucharbeiter hatten
die ältesten Belege des modernen Menschen in Deutschland
gefunden. Hundert Jahre nach der
Entdeckung des „Doppelgrabes
von Oberkassel“ wollen Wissenschaftler nun neue Forschungsergebnisse zu dem spektakulären
Fund präsentieren.
Es waren die Knochen einer
Frau und eines Mannes, die vor
einem Jahrhundert im Steinbruch „Am Stingenberg“ unweit
des Siebengebirges zutage traten. Außerdem fanden die Arbeiter die Skelettreste eines Hundes und drei Grabbeigaben: eine
kleine Figur, die offenbar einen
Elch darstellt, einen 20 Zentimeter langen Knochenstab mit einem
Tierköpfchen und den Penisknochen eines Braunbären. Das Alter
der menschlichen Knochen wird
derzeit auf 14 700 Jahre geschätzt.
Sie sind damit der älteste Fund des
Homo sapiens in Deutschland.
Seit etwa fünf Jahren werden
die Überreste aus der Späteiszeit von einem Wissenschaftlerteam mit modernsten Methoden
erforscht. „Das Alter der Frau
wird auf Anfang 20 geschätzt,
der Mann dürfte zwischen 40 und
aktuell
B u c h .
Liebe, Hoffnung, Sehnsucht – das
sind die
Themen
des Berliner
Poeten Jost
Renner. In seinen meist kurzen
Gedichten schreibt er vom Broterwerb, dem Schreiben, dem Sehnen, dem Vermissen, dem (Ansich-selbst-)Zweifeln und vor
allem von der Liebe. Trotz der
oft schwermütigen Sujets blitzt
immer wieder ein feiner Sinn für
Humor durch die Texte.
Jost Renner ist Jahrgang 1960,
gelernter Buchhändler und lebt
in Berlin. Mehr Gedichte von
ihm gibt es in seinem Blog unter
www.liebesenden.twoday.net.(jwe)
Jost Renner: „Das eigene Brot“;
48 Seiten; Mirabilis Verlag; Miltitz 2013; 10,00 Euro; ISBN 9783-9814925-3-8.
Youngster gewinnt
Comedy Pokal 2014
Bühne. Chris Tall, 19 Jahre
alt, fröhlich, schlagfertig – ein
“Mann“, der es wissen will! Der
Hamburger mit den roten Chucks
überzeugte beim 12. Hamburger
Comedy Pokal 2014 Publikum
und Jury. Tall ist ein Stand-UpComedian, der seine Geschichten alle selbst erlebt hat. Mit seinem Soloprogramm „Versetzung
gefährdet!“ tourt er zurzeit durch
Deutschland und erzählt dabei
von den Tücken des Schulalltags.
Seine pubertäre Leidenszeit, vor
allem aber die Auseinandersetzung mit sich selbst machen ihn
zu einem unverwechselbar komischen Erzähler mit einem ausgeprägten Gespür für gutes Timing.
Seine Tour läuft bis Ende
Apr il. A lle Ter m ine unter
www.chris-tall.de.
(eb)
Konzerte jetzt
zeitversetzt hören
musik. Das Kulturradio WDR3
sendet pro Jahr mehr als 300 Originalkonzerte der unterschiedlichsten Genres. Die Auswahl
reicht von Kammermusik bis
Jazz, von alten bis aktuellen Stücken. Jetzt hat der Sender online
den „WDR 3 Konzertplayer“ freigeschaltet, mit dem sämtliche
Konzerte 30 Tage lang individuell und in exzellenter Qualität nachgehört werden können.
Es ist dazu keine weitere Installation erforderlich.
Das Program m kann unter
www.konzertplayer.wdr3.de
abgerufen werden.
(eb)
aktuell
Ausgewählte
Medienbeiträge
17.Februar,20:15Uhr,3sat:
Die Versenkung des britischen
Passagierdampfers Lusitania am
7. Mai 1915 durch ein deutsches
Uboot erschütterte die Welt. Es
beeinflusste den weiteren Verlauf
des Ersten Weltkriegs, bis hin zum
Kriegseintritt der USA. Aktuelle
Theorien besagen, dass eine von
zwei Explosionen an Bord des
Dampfers von der Detonation
der Munition ausging, die er an
Bord hatte. Oder hatte der Erste
Lord der britischen Admiralität,
Winston Churchill, das Passagierschiff geopfert, um Amerika in
den Krieg zu zwingen? Die Dokumentation „Der Untergang der
Lusitania“ zeigt die letzte Fahrt
des Luxusliners als Dokudrama
in Spielfilmqualität aus drei Perspektiven: der Menschen auf der
Lusitania, der Besatzung des deutschen Ubootes und der britischen
Admiralität, die alles andere als
unbeteiligt war.
Youtube-VideoderWoche:
Gebirgsjäger sind Spezialisten
für den Kampf im alpinen
Gelände. Die Soldaten des
Gebirgsjägerbataillons 232 zeigen, wie ein Gegner auch in
unwegsamen Terrain überrascht
werden kann.
(eb)
Der Beitrag „Gebirgsjäger
im Angriff“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
Vermischtes
17.Februar2014
Erst geloben, dann verloben
Gefreiter Patrick Hündgen hielt um die Hand seiner Freundin an – beim Gelöbnis.
Germersheim. Ein Heiratsantrag ist mit Sicherheit einer
der persönlichsten Momente im
Leben. Manchmal muss man
diese Intimität aber über den
Haufen werfen. So oder so ähnlich dachte sich das zumindest
Patrick Hündgen, als er sich
entschloss, seiner langjährigen
Freundin einen Heiratsantrag
im Anschluss an das feierliche
Gelöbnis zu machen.
„Eingeweiht waren natürlich
meine Eltern und Schwiegereltern, aber auch die Kameraden
aus meiner Gruppe, mein Kompaniechef und der Bataillonskommandeur. Nur meine Freundin
wusste von nichts“, sagt Hündgen,
der mittlerweile als Sicherungssoldat im Ausbildungszug der
2. Luftsicherungsstaffel des Jagdbombergeschwaders 33 dient.
Der Entschluss zu der Aktion
kam spontan, die Planungen
dafür hatten dann nur noch drei
Wochen Vorlauf. Im Anschluss
an das Gelöbnis, die Ehrenformation und das Musikkorps hatten
den Platz schon verlassen, rief
Oberstleutnant Andreas Petry den
Rekruten aus. „Ich hatte ein paar
Worte vorbereitet und habe meine
Freundin danach aus dem Publikum geholt.“ Angst vor der Antwort habe er aber nicht gehabt.
„Ich war mir ziemlich sicher, dass
Was ist Ihr wertvollster Besitz?
Meine Verlobte.
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu
häufig?
Ist halt so!
Wie können Sie am besten entspannen?
Am Strand von Mallorca.
Was wäre für Sie eine berufliche Alternative?
Schreinergeselle im Familienbetrieb.
Was können Sie besonders gut kochen?
Spaghetti Carbonara.
Foto: Privat
12
sie ‚Ja‘ sagen würde. Sonst hätte
ich sie nicht gefragt. Dennoch war
ich so aufgeregt, dass ich nach
ihrem ‚Ja‘ gar nicht mitbekommen habe, dass die Kameraden
ein ‚Hip Hip Hurra!‘ ausgerufen
haben“, erzählt der 26-jährige
Soldat. Zum Glück war seine
Freundin lediglich freudig überrascht und nicht gänzlich sprachlos, sodass die Antwort ohne
Zögern über ihre Lippen kam.
Die Hochzeit soll vielleicht
noch diesen Sommer stattfinden,
vielleicht aber auch erst Anfang
nächsten Jahres. Da lassen sich
die beiden nicht hetzen.
(afl)
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Eigenständigkeit.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Ein sorgenfreies Leben.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
Da, wo ich herkomme.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
Sam Smith – „Latch“.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Lügen und Intrigen.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
LAN-Partys.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Et kütt, wie et kütt. Es kommt, wie es kommen soll.