aktuell Nr. 21 vom 02.06.2014. 02.06.2014

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aktuell Nr. 21 vom 02.06.2014. 02.06.2014
D 8512
50. Jahrgang
Nr. 21
Montag, 2. Juni 2014
NACHRICHTEN
POLITIK
Prozessmanagement
Staatssekretär Gerd Hoofe erläutert im Interview mit aktuell
die Grundlagen und Ziele des
­Prozessmanagements. Seite 4
EINSATZ
Fliegende Wahlhelfer
VERMISCHTES
Im WM-Fieber
In 10 Tagen startet in Brasilien
die 20. Fußball-Weltmeisterschaft. Der Spielplan zum Eintragen und Mitfiebern. Seite 6/7
BUNDESWEHR
Zelte für Pilger
Damit die Soldaten der LourdesWallfahrt eine Bleibe haben,
stellt das Unterstützungskommando Zelte auf.
Seite 8
DIE BUNDESWEHR IM INTERNET
„Bundeswehr in Führung“
Aktiv. Attraktiv. Anders. – Verteidigungsministerin startet Attraktivitätsoffensive.
Foto: Lang/Bundeswehr
Die Bundeswehr unterstützt
bei der Präsidentschaftswahl in
Afghanistan: Sie fliegt Stimmzettel aus.
Seite 5
Berlin. Mit konkreten Plänen zur im Januar angekündigten Initiative, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands zu machen, hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am vergangenen Freitag die Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv.
Attraktiv. Anders “ gestartet. Das umfangreiche Konzept, das in Teilen bereits im Koalitionsvertrag angelegt war, soll für die Beschäftigten
der Bundeswehr zügig spürbare Verbesserungen erreichen. Das Paket enthält 29 Maßnahmen, die nicht per Gesetz geregelt werden müssen
und von denen die meisten bereits Ende 2015 umgesetzt sein sollen. Im kommenden Herbst soll zusätzlich ein Gesetz zur Steigerung der
Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr (Artikelgesetz) folgen. „Die Bundeswehr hat viel zu bieten und wir wollen die Besten, die
auch anderswo auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen haben“, so von der Leyen.
Lesen Sie weiter auf Seite 3
Im Einklang mit vielen Nationen
Bei der Großübung JAWTEX trainieren 4500 Soldaten – etwa 1000 Flüge durchgeführt.
von Björn Jüttner
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Jagel. 4500 Soldaten haben
beim Manöver JAWTEX („Joint
Air Warfare Tactical Exercise“)
in Norddeutschland den Ernstfall
trainiert. Über 18 Tage hinweg
übten die Truppen das Zusammenwirken von Luftstreitkräften,
mit Heeres- und Marineverbänden („Air Surface Integration“)
sowie die „streitkräftegemeinsame Feuerunterstützung“ wie es
im Fachjargon heißt. Insgesamt
absolvierten die Luftwaffe und
ihre elf internationalen Partnernationen etwa 1000 Flüge, um
Luftangriff und -verteidigung,
Lufttransport sowie Luftlandeund Evakuierungsoperationen
zu üben. Drei Jahre dauerten die
detaillierten und langwierigen
Vorbereitungen der Übung, in
die unter anderem alle betroffenen Landkreise eingebunden
waren.
JAWTEX, als Nachfolger der
ELITE-Übungsserie, ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Nicht nur,
dass Soldaten aus den Nieder-
Foto: Vennemann/ZRedBW
www.bundeswehr.de
Kooperation: Das Zusammenwirken von Luft- und Landstreit­
kräften war Teil des Manövers JAWTEX.
landen, Italien, Frankreich, Finnland, Slowenien, Griechenland,
Österreich, Schweiz, Türkei,
Ungarn und den USA ihre Einzelaufträge erfüllten. Für viele
Soldaten war es tatsächlich eine
der größten Übungen, an der sie
bisher teilgenommen haben.
Wie auch Oberleutnant
Hendrik Bauer. Der Presse-
offizier der Luftlandebrigade
31 in Oldenburg hat jahrelang
als Fallschirmjäger in Seedorf
gedient und war bei mehreren
Übungen dabei. Diese Brigade
war schwerpunktmäßig bei der
Luftlandeübung auf dem Truppenübungsplatz in Klietz eingesetzt.
Hier ging es um das Abstimmen
von taktischen Abläufen zwischen
Luftwaffe und Heer.
Der Übungsdirektor, Brigadegeneral Burkhard Pototzky,
zieht ein sehr positives Fazit:
„Die Gespräche mit den Teilnehmern und Kommandeuren
haben ergeben, dass die meisten
Übungsziele erreicht wurden, und
dass wir sowohl die Besatzungen als auch die Einheiten sehr
gut „beüben“ konnten“, unterstreicht Pototzky. Das Manöver
JAWTEX 2014 könnte damit
auch ein vielversprechender Start
in eine ganz neue Übungsreihe
sein. Nun gilt es, wie Pototzky
sagt, möglichst schnell das Großmanöver auszuwerten und dann
mit der Planung von JAWTEX
2016 zu beginnen.
2
aktuell INTERN
2. Juni 2014
IMPRESSUM
ZITAT
EDITORIAL
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
„Bereit wie nie. Dem ist nichts hinzuzufügen.“
Noch zehn Tage, dann beginnt in
Brasilien die 20. Fußballweltmeisterschaft. Zum zweiten Mal nach
1950 ist das Land am Zuckerhut
Ausrichter und nicht nur durch
den Heimvorteil der Favorit auf
den Titel. Nach dem Abschneiden
der deutschen Mannschaft bei den
vergangenen drei Turnieren, wo
einmal das Finale und zweimal
das Halbfinale Endstation waren,
dürstet Fußball-Deutschland nach
dem Titel. Spätestens mit dem
ersten Spiel gegen Ronaldos Portugiesen werden Millionen Deutsche wieder zu Bundestrainern.
Unsere Jungs treten in Sachen
Ziel selbstbewusst auf. So sagte
Mittelfeld-As Mesut Özil unlängst
in einem Interview, dass für ihn
alles andere als der Titel eine Enttäuschung wäre. Spätestens am
Abend des 13. Juli werden wir
um die Gemütslage Özils wissen. Wenn es gut läuft, sehen
wir nach 1990 vielleicht wieder
einen Trainer abseits des Trubels
auf dem grünen Rasen seine
Kreise ziehen. Für unsere Fußballbegeisterten findet sich der
Spielplan des Turniers auf S. 6/7.
Mit der Agenda „Bundeswehr
in Führung – Aktiv. Attraktiv.
Anders.“ will die Bundeswehr
beim Thema Attraktivität einen
großen Sprung nach vorne schaffen. Die Bundeswehr soll sich
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Roman Weidenfeller über seinen möglichen Einsatz bei der Fußball
Weltmeisterschaft, sollte Manuel Neuer aufgrund der Schulterverletzung ausfallen.
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ISSN: 1618-9086
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KALENDERBLATT
Vor 30 Jahren: Am 6. Juni 1984 wird die erste spielbare Version
von „Tetris“ fertiggestellt.
Vor 45 Jahren: Am 8. Juni 1969 schließen sich verschiedene deutsche Autoren – darunter Heinrich Böll und Günther Grass – in Köln
zum „Verband Deutscher Schriftsteller“ (VS) zusammen.
Vor 65 Jahren: Am 8. Juni 1949 erscheint George Orwells zukunftskritischer Roman „1984“ in London.
Vor 85 Jahren: Nach der Unterzeichnung der Lateranverträge wird
der Vatikan am 7. Juni 1929 wieder ein souveräner Staat.
Vor 90 Jahren: Am 5. Juni 1924 schickt Ernst Alexanderson das
erste Fax über den Atlantik.
Vor 100 Jahren: Am 8. Juni 1914 durchfährt der US-Dampfer
„Alliance“ als erstes Schiff den 82 Kilometer langen Panamakanal. Er
verbindet Atlantik und Pazifik – die Bauzeit hatte 33 Jahre betragen.
Vor 120 Jahren: Am 4 Juni 1894 tritt in Deutschland das Abzahlungsgesetz in Kraft. Es ermöglicht Käufern den Erwerb von höherwertigen Gütern, deren Kaufsumme sie in Raten begleichen können.
Vor 245 Jahren: Am 3. Juni 1769 beobachtet James Cook auf seiner
ersten Südseereise auf Tahiti den Durchgang des Planeten Venus vor
der Sonne.
(eb)
zu einem der
gefragtesten
Arbeitgeber
Deutschlands
entwickeln.
Denn es gilt
im Wettbewerb mit
anderen
Unternehmen, gute Bewerber für
den Dienst zu begeistern. Diesen Prozess sollen die Attraktivitätsmaßnahmen unterstützen.
Unverändert mitbringen müssen
die künftigen Soldaten jedoch die
Bereitschaft, an Auslandseinsätzen teilzunehmen. Das wird niemals attraktiv sein, doch es ist
eben ein wesentlicher Teil des
Soldatenberufs (S.1 und S.3).
Die internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes ist nicht
nur für die Militärseelsorge ein
fester Programmpunkt. Jedes Jahr
nehmen viele Soldaten daran teil.
Damit diese am Fuße der französischen Pyrenäen auch unterkommen können, sind andere Soldaten gefordert, die dafür eigene
Zelte aufbauen. Unser Reporter
Roman Pyrdok hat dieses Unterstützungskommando begleitet
und berichtet auf Seite 8 von
deren schweißtreibender Arbeit.
Torsten Sandfuchs-Hartwig
Leitender Redakteur
Foto: Atienza/Bundeswehr
BILD DER WOCHE
Tag der offenen Tür: Unter dem Titel „Legacy of Freedom“ hatten US Air Force und deutsche Luftwaffe auf die Holloman Air Force Base in New Mexico/USA geladen.
MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell 3
Foto: Richter/Bundeswehr
2. Juni 2014 Aktiv. Attraktiv. Anders.
Die Bundeswehr geht mit 29 Maßnahmen in die Attraktivitätsoffensive – Fortsetzung von Seite 1.
Berlin. Unter dem Dach der Bun­
deswehr leisten mehr als eine
Viertelmillion Menschen Tag
für Tag ausgezeichnete Arbeit,
um im Auftrag des deutschen
Volkes zu Sicherheit und Frie­
den in der Welt beizutragen. Die
Bundeswehr ist heute nicht nur
eine Armee im weltweiten Ein­
satz, sondern ein hochmoder­
ner, global agierender Konzern.
Um diese anspruchsvolle Auf­
gabe als Freiwilligenarmee gut
zu erfüllen, braucht die Bundes­
wehr auf allen Ebenen sehr viel­
seitige Menschen: belastbare,
engagierte Mitarbeiter mit fes­
tem Charakter, Intelligenz und
viel sozialer Kompetenz.
Das Angebot in Deutschland in
dieser Zielgruppe sowie an quali­
fizierten Fachkräften wird jedoch
knapp. Junge und leistungsfähige
Talente haben die freie Wahl,
für welchen Beruf sie sich ent­
scheiden und wo sie ihre Chance
suchen möchten. Deswegen muss
die Bundeswehr schnell in die
Spitzengruppe der attraktivsten
Arbeitgeber vorstoßen. Ziel ist es,
die vielen Guten, die sie hat, zu
halten und möglichst viele neue
motivierte Männer und Frauen
für sich zu gewinnen. Um das zu
schaffen, muss die Bundeswehr
sich ihrer Stärken als Arbeitge­
ber bewusst werden, aber auch
hart an Schwachpunkten und
Wettbewerbsnachteilen im Ver­
gleich zu jeder anderen Konkur­
renz arbeiten.
Die moderne Bundeswehr
bietet zum Beispiel eine enorme
Bandbreite an Karrierepfaden.
Durch die neutrale Brille betrach­
tet, ist sie ein Sicherheitsunter­
nehmen, eine Reederei, eine
Fluglinie, ein Logistikkonzern,
ein medizinischer Dienstleister –
alles auf Top­Niveau und welt­
weit vernetzt: mehr als 240 000
Menschen, mehr als 1000 Berufe
an mehr als 300 Standorten. Es
gibt kaum etwas, was man bei der
Bundeswehr nicht werden kann.
Wer sein Handwerk bei der Bun­
deswehr gelernt hat, dem stehen
hinterher viele Türen in der zivi­
len Arbeitswelt offen.
Trotzdem scheuen heute
noch viele junge Menschen ein
Engagement bei der Bundeswehr
oder orientieren sich nach ein
paar Jahren bei der Truppe neu,
• etwa weil der soldatische
Dienst schwer mit dem Privat­
leben vereinbar ist,
• weil die mangelnde Planbarkeit
von Versetzungen das soziale
Leben belastet,
• weil das etablierte Karriere­
korsett für soldatische Auf­
stiege als zu starr empfunden
wird, insbesondere für Frauen
und Männer, die sich in der
Familienphase mehr Zeit für
Kinder wünschen,
• weil wenig Transparenz über
Aufstiegs – und Entwicklungs­
chancen zum Teil auf die Moti­
vation drückt,
• weil Arbeitsbedingungen und
Infrastruktur als nicht mehr
zeitgemäß empfunden werden,
• weil häufig vorhandener guter
Wille – auch von Seiten der
Vorgesetzten – im Alltag oft
unter bürokratischen Vorgaben
verkümmert,
• weil man sich mit seinen Poten­
zialen zu wenig einbringen
kann.
Deswegen wird die Bundes­
wehr in den nächsten drei Jah­
ren auf die Überholspur gehen,
um sich einen vorderen Platz im
Wettbewerb um die besten Köpfe
zu sichern – und letztlich auch
morgen zusammen mit der best­
möglichen Ausrüstung die opti­
male Einsatzfähigkeit zu garan­
tieren.
Wir setzen mit der Agenda
„Bundeswehr in Führung –
Aktiv. Attraktiv. Anders.“ alles
daran, beim Thema Attraktivität
einen großen Sprung nach vorne
zu schaffen. Wir setzen uns zum
Ziel,
• dass die Bundeswehr moderne
Arbeitszeitmodelle einführt,
die ausreichend Flexibilität und
Raum für das Privatleben las­
sen, wenn gerade kein Einsatz
ist (etwa mit Langzeitarbeits­
konten oder der neuen Option
„Teilzeit während Elternzeit“),
• dass die Bundeswehr zum Vor­
reiter für Karrieren in Teil­
zeit wird (wie Infrastruktur
für Mobiles Arbeiten, oder
dem Abschaffen bestehender
Beschränkungen für Soldaten),
• dass alle Mitarbeiter mehr Ein­
blick und Einfluss bekommen,
welche Berufswege sie bei der
Bundeswehr einschlagen (wie
eine Dienstposteninformations­
börse, eine intensivere Betreu­
ung und Beratung oder ein
Talentpool, um Bewerber mit
Potential zu binden),
• dass wir die Zahl der belas­
tenden Versetzungen redu­
zieren und mehr Planbarkeit
gewährleisten (zum Beispiel
mehr Möglichkeit für Karrieren
am selben Ort, nur noch zwei
feste Versetzungstermine im
Jahr, eine neue Sechsmonats­
regel für Versetzungsankündi­
gungen oder weniger Forderun­
gen an den Karriereaufbau),
• dass die Bundeswehr noch in
dieser Legislatur eine vorbild­
liche Infrastruktur für Kinder­
betreuung auch in den Rand­
•
•
•
•
zeiten erhält – und zwar
flächendeckend (so beispiels­
weise bis zu 22 neue Projekte
Großtagespflege jedes Jahr)
dass sich alle Angehörigen
der Bundeswehr darauf ver­
lassen können, dass sie in jeder
Lebensphase die volle Unter­
stützung erhalten (etwa kosten­
freies surfen und nach Hause
telefonieren aus den Einsätzen
oder Coachings für Führungs­
kräfte zu Methoden und Stra­
tegien, wie sie Bedürfnisse der
Mitarbeiter einplanen können,
ohne dass der Auftrag leidet)
dass die Entwicklung sozialer
Kompetenzen in der Bundes­
wehr wertgeschätzt wird (gute
Führung gleich Schulung
tausender Führungskräfte)
dass Arbeitsplatz und Unter­
bringung modernen Standards
entsprechen (unter anderem
WLAN, renovierte Stuben mit
TV, Kühlschränke)
dass die Bundeswehr mit dem
Aufbau eines hochmodernen
betrieblichen Gesundheits­
managements Maßstäbe setzt
(Pilotprojekte an zehn Stand­
orten, ab 2016 für alle Beschäf­
tigten in der Fläche)
Dies sind ehrgeizige Ziele, für
deren Umsetzung es aber eine
klare Zeitlinie gibt und für die
auch Haushaltsmittel bereitge­
stellt werden. So sind für die
nächsten fünf Jahre allein für die
29 untergesetzlichen Maßnahmen
rund 100 Millionen Euro einge­
plant, die aus dem Verteidigungs­
etat kommen.
Das Prädikat „Attraktiver
Arbeitgeber“ kann die Bundes­
wehr allerdings nicht mit einem
Federstrich erwerben oder für
immer erhalten. Diese 29 Maß­
nahmen werden Schritt für Schritt
in einem Zeitraum von zwei bis
drei Jahren umgesetzt.
Es wird aber Zeit brauchen, bis
alle die Verbesserungen über­
all spüren. Das gilt auch für das
Artikelgesetz zur Steigerung
der Attraktivität des Dienstes in
der Bundeswehr, das im Herbst
in den Bundestag eingebracht
werden soll und im Sommer im
Ressortkreis abzustimmen ist.
Die Agenda „Bundeswehr
in Führung – Aktiv. Attraktiv.
Anders.“ ist ein wichtiger Zwi­
schenspurt. Auch danach wird die
Bundeswehr – wie jeder andere
Konzern, jeder Verband oder jede
Behörde in Deutschland auch –
permanent an sich arbeiten müs­
sen, um eine gute Position am
Arbeitsmarkt zu halten.
Wichtig ist, dass die Bundes­
wehr diese Herausforderung
aktiv und positiv annimmt, dass
alle den Zusatznutzen sehen:
• Mehr personelle Ressourcen,
Kenntnisse und Erfahrungsho­
rizonte für den Arbeitgeber
Bundeswehr zu erschließen,
• mehr Frauen für den heraus­
fordernden Job zu gewinnen,
• die gute Führungsleistung in
der Bundeswehr noch stärker
an den kontinuierlichen Wan­
del in der Gesellschaft und die
Lebenswirklichkeit auszurich­
ten, ohne den kein moderner
Arbeitgeber mehr Zukunft hat,
• die Wurzeln nach dem Ende
der Wehrpflicht wieder tiefer
in die Gesellschaft zu treiben,
• und am allerwichtigsten:
Dass wir mit all diesen
Anstrengungen sicherstellen,
dass unsere Freiwilligenarmee
auf Dauer ihre Einsatzfähigkeit
behält.
(eb)
Mehr auf www.bundeswehr.de.
4
aktuell MINISTERIUM / HINTERGRUND
2. Juni 2014
Es geht um gut strukturierte Abläufe
Was verbirgt sich hinter dem
Begriff Prozessmanagement?
Ganz einfach gesagt geht es
um die Klärung der Frage, wer
ist zu welchem Zeitpunkt für
welche Aufgabe in welcher Art
und Weise verantwortlich und
welche Mittel stehen ihm dafür
zur Verfügung. Gleichzeitig
geht es darum, über gut strukturierte transparente Abläufe dazu
beizutragen, ergebnisorientiert
Beiträge zu den gesetzten Zielen zu erreichen.
Was heißt das konkret?
So wie jedes Lebewesen, das
eine bestimmte Größe erreicht,
ein Skelett benötigt, braucht auch
jede Organisation einer bestimmten Größe klare Regeln für die
Zusammenarbeit. Das heißt, wir
brauchen ein klares Bild davon,
wie die Zusammenarbeit orga-
Im Dialog: Staatssekretär Gerd Hoofe erläutert Prozessmanage­
ment – es geht um Transparenz.
nisiert ist und wer an welchem
Prozess beteiligt ist. Wir haben
uns im Großunternehmen Bundeswehr auf eine Reihe strategischer Ziele verständigt. Aber die
bloße Zielsetzung als solche ist
noch nicht viel wert. Das Prozessmanagement wird uns künftig
unser Skelett stärken und dabei
helfen, die Muskeln, also die
Abläufe so zu organisieren, dass
alle Beteiligten auf ihrer Ebene
möglichst effizient an der Umsetzung dieser Ziele mitarbeiten.
Was bedeutet das für den Einzelnen?
Jeder im System muss wissen, was sein Beitrag für die
Erreichung des gesteckten Ziels
ist. Das kann aber nur gelingen,
wenn die Soldaten und Beschäftigten ein klares Bild von den
Abläufen haben. Gerade auf den
unteren Ebenen funktioniert
ja vieles intuitiv, da kommt
uns die erlernte Auftragstaktik zugute. Wir merken aber,
dass wir in den höheren Hierarchien – gerade im Zusammenhang mit der Neuausrichtung
– dieses Prozessverständnis
noch nicht in dem Maße leben,
wie es erforderlich wäre.
Wo sehen Sie das Problem?
Es gibt da nach meiner Überzeugung eine ganz wesentliche
kommunikative Komponente
bei der Einführung des Prozessmanagements. Wenn wir die
Mitarbeiter nicht dafür gewinnen, wird das Prozessmanagement nicht erfolgreich umgesetzt
werden können. Wir müssen also
klar machen, dass es sinnvoll
und nicht bloß Selbstzweck ist,
sondern uns wirklich bei der
Arbeit hilft. Zum Beispiel, wenn
es dazu beitragen kann, dass es
künftig keine Munitionsengpässe mehr gibt oder dass neue
Ausrüstung rechtzeitig zuläuft.
So etwas interessiert die Truppe.
Die Antwort auf die Frage, wie
wir solche Defizite, diese zum
Teil schmerzlichen Lücken,
zukünftig vermeiden können.
Dazu können bessere Prozesse
und ein professionelles umfassendes Prozessmanagement beitragen.
Foto: Schwedisches Verteidigungsministerium
Berlin. Staatssekretär Gerd
Hoofe hat am 20. Mai den
Zentralerlass für die Implementierung des Prozessmanagements
in Kraft gesetzt. Als Basis für die
inhaltliche und organisatorische
Ausgestaltung der Prozesse werden darin das neue Prozessmodell
sowie die Aufgaben und Zuständigkeiten im Prozessmanagement
definiert. Neben dem Vorgehen
bei der Einführung des Prozessmanagements im Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums (BMVg) beschreibt der
Zentralerlass verbindlich alle
wesentlichen Rollen. So enthält
er unter anderem Rollensteckbriefe sowie eine Übersicht aller
Prozesseigner und -verantwortlichen. Weitere Inhalte sind unter
anderem Vorgaben für die Prozesslandkarten der Organisationsbereiche und für die Leistungs- und Hauptprozesse. Im
Interview erläutert der Staatssekretär die Ziele des Vorhabens.
Foto: Grauwinkel/BMVg
Prozessmanagement – was ist das eigentlich? Staatssekretär Gerd Hoofe erläutert die Ziele des Vorhabens.
Wie schnell werden die erwarteten positiven Effekte denn
­eintreten?
Nach der Implementierung
durch den Zentralerlass sind
wir auf einem guten Weg, alle
Abteilungen sind eingebunden.
Der formale Teil der Einführung
ist damit erledigt. Bis das Prozessmanagement aber als etwas
Selbstverständliches betrachtet wird und die geschilderten
Ziele erreicht sind, werden wir
einen längeren Atem benötigen.
Das werden wir nicht heute
oder morgen erreichen, das wird
Jahre dauern. Auch andere Großunternehmen haben dazu Jahre
gebraucht.
Im Zuge der Implementierung
gab es Kontakt zu Unternehmen
in der freien Wirtschaft. Was hat
man im Verteidigungsministerium anhand von deren Erfahrungen gelernt?
Die Bundeswehr ist schon etwas
Besonderes als Unternehmen
– einerseits. Aber sie ist nicht einzigartig, wenn es darum geht, wie
ich erfolgreich ein Unternehmen
mit mehr als 240 000 Mitarbeitern führe und organisiere. Sicherlich ist nicht alles direkt übertragbar, aber wir können dennoch viel
voneinander lernen. Übrigens ausdrücklich auch private Unternehmen und andere Verwaltungen von
uns. Deswegen führen wir in dieser Woche auch einen „Thementag Prozessmanagement“ durch,
zu dem wir auch Vertreter der
privaten Wirtschaft und der
öffentlichen Verwaltung eingeladen haben. Diese Veranstaltung bietet uns eine hervorragende
Gelegenheit, auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Lässt sich aus alledem neben
dem Führungsanspruch des
Ministeriums auch ein verstärk-
ter Dienstleistungsgedanke des
BMVg gegenüber der Bundeswehr herauslesen?
Das ist sicher so. Aber man
kann nichts so einfach überstülpen, auch keine Dienstleistung.
Wir wollen überzeugen und kommunizieren. Mit dem Zentralerlass haben wir Rahmenbedingungen gesetzt. Die Wirkung
erziele ich aber erst, wenn ich
überzeuge und nachvollziehbar
darlege, welchen Mehrwert das
Prozessmanagement am jeweiligen Arbeitsplatz entfaltet.
Wird erfolgreiches Prozessmanagement auf den unteren
Ebenen eines Tages die Rolle
des Staatssekretärs überflüssig
machen?
Das wohl nicht. Aber bestenfalls wäre ich in der Lage, meine
Entscheidungsprozesse schneller und besser zu gestalten. Bislang werden mir mitunter aus
unterschiedlichen Bereichen
der Bundeswehr zu identischen
Sachverhalten unterschiedliche
Zahlen und Fakten zugearbeitet.
Dann komme ich zeitweise vor
Unklarheiten nicht schnell und
gezielt genug voran. Bei einer
eindeutigen Sachlage würden
meine Entscheidungen jedenfalls noch schneller fallen können. Gutes Prozessmanagement
schafft einen einheitlichen Qualitätsstandard und klare Verhältnisse bei den Leistungsprozessen,
an dem sich von der Leitung des
Hauses bis zur untersten Hierarchieebene alle orientieren, auf
den aber auch alle zählen können. Genau das ist der Vorteil,
den wir uns versprechen.
Die Fragen stellte Markus
Tiedke.
Das gesamte Interview finden Sie
auf www.bmvg.de
Zu Besuch in Stockholm: Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen (M.) hat am vergangenen Montag ihre schwedische Amts­
kollegin Karin Enström (l.) besucht. Schwerpunkt des Treffens in
Stockholm waren sicherheitspolitische Gespräche zur NATO und
zur Situation in der Ukraine. An der Militärhochschule Schloss
Karlberg wurde Ministerin von der Leyen mit militärischen Ehren
empfangen. Die Reise von der Leyens nach Stockholm ist zwar
der offizielle Antrittsbesuch der Ministerin in Schweden, doch
der aktuellen Zusammenkunft gingen schon mehrere Treffen
voraus. Persönlich kennengelernt haben sich von der Leyen und
Enström bereits im Februar auf der Münchner Sicherheitskonfe­
renz. Die beiden Ministerinnen erörterten im Zusammenhang mit
der Situation in der Ukraine vor allem die lange und vertrauens­
volle Kooperation zwischen Deutschland und Schweden im Be­
reich der Rüstungskontrolle. Die Zusammenarbeit bei der Imple­
mentierung des Wiener Dokuments und des Vertrags über den
Offenen Himmel (Open Skies Treaty) ist zuverlässig und bewährt.
Die Streitkräfte Deutschlands und Schwedens arbeiten auch im
Rahmen der ISAF­Mission in Nordafghanistan seit Jahren eng zu­
sammen. Für diese lange Kooperation dankte von der Leyen ihrer
Amtskollegin ganz ausdrücklich.
(flo)
2. Juni 2014 EINSATZ Fliegende Wahlhelfer
Foto (2): Lechelt/Bundeswehr
von Robert Lechelt
Nach dem Entladen: Wahlunterlagen werden vom Flugzeug aus auf LKW verladen.
unterlagen auf afghanische
Transporter verladen. Insgesamt galt es, innerhalb von
zwei Tagen über 1000 versiegelte Kisten mit einem Gesamtgewicht von rund 20 Tonnen zu
verladen.
Hauptmann Tilman E., Leiter
der Wahlbeobachtungsgruppe
im Regionalkommando Nord,
begleitete diese Aufgabe. Der
erfahrene ­Verbindungsoffizier
zeigte sich am Ende zufrieden.
„Die heutige Aktion hat erneut
gezeigt, wie verlässlich die
Afghanen mittlerweile im Bereich
der Organisation und Durchführung von solchen Maßnahmen
arbeiten.“ In einem nächsten
Schritt wird die IEC nun sämtliche Wahlunterlagen unter dem
Schutz der afghanischen Sicher-
heitskräfte in die Lagerorte der
nördlichen Provinzen transportieren.
ISAF unterstützt Afghanen: Transport von Wahlunterlagen.
Foto: Jonack/Bundeswehr
Rechnungsführer an Bord der „Brandenburg“ gebieten über das Geld der seefahrenden Truppe.
Zahltag: Soldaten erhalten Sold auf der Fregatte „Brandenburg“.
Gehaltsvorschuss erhalten. Das
wird immer gern angenommen“,
erklärt P., während er einem
Soldaten das Geld vorzählt.
Ist ein Marinesoldat unterwegs,
hat er normalerweise nur selten Zugang zu einem Geldautomaten oder einer Bank. „Bei kurzen Seereisen gibt es so gut wie
keinen Bedarf, aber wenn wir
wie jetzt insgesamt fünf Monate
unterwegs sind, ist das Gehalts-
Mazar-e Sharif. Generalmajor
­
Bernd Schütt, Kommandeur
des Regionalkommandos Nord,
übergab kürzlich einen neuen,
geschützten Aufenthaltsbereich,
den sogenannten „Safe Haven“
an das Beraterteam im „Camp
Shaheen“ unter der Führung von
Oberst Axel Hermeling.
Im Camp, etwa 25 Kilometer
östlich von Mazar-e Sharif, beraten die ISAF-Soldaten ihre afghanischen Partner. Bislang diente
es den internationalen Beraterteams als Lager, wurde dann aber
vor kurzem an die afghanische
Armee übergeben. Seitdem ist
es die Heimat des 209. Korps der
Afghan National Army (ANA)
geworden. Der „Safe Haven“ hat
drei Aufgaben. Er soll die Berater im Gefahrenfall schützen. Des
weiteren steht er als Anlaufpunkt
für den organisatorischen Teil der
Beratertätigkeit zur Verfügung.
Und darüber hinaus erhöht er die
Durchhaltefähigkeit der Berater,
sodass sie, beispielsweise bei den
Wahlen, auch 24 Stunden vor Ort
sein können.
(eb)
Stelldichein mit
Mardern und Katzen
Wie eine schwimmende Bank
Dschibuti. Die Fregatte
„Brandenburg“, das Flaggschiff
der Mission „Atalanta“, ist eine
fahrende „Kleinstadt“ und jeder
an Bord hat einen bestimmten
Aufgabenbereich. Laufen die
Marineschiffe einen Auslandshafen an, wird der Rechnungsführer zu einer der gefragtesten
Personen am Bord.
Hauptbootsmann Christian P.
und Obermaat Dennis S. sind
die Rechnungsführer (Refü) der
„Brandenburg“. Sie gehören
zum Hauptabschnitt „Zentrale
Dienste“ und betreiben unter
anderem die „Bank“ auf der Fregatte. Hier kann sich die Crew
Bargeld für Einkäufe in der Bordkantine oder den Landgang im
Hafen auszahlen lassen.
Unter Deck reihen sich die Soldaten wie vor einem Bankschalter
in einer langen Warteschlange vor
dem Rechnungsführerbüro auf.
„Sobald wir einen Hafen ansteuern, können die Kameraden einen
5
Zu Gast bei den
Partnern
Deutsche Soldaten unterstützen mit Transportleistungen Präsidentschaftswahl in Afghanistan.
Mazar-e Sharif. Die Vorbereitungen für die Stichwahl des
­afghanischen Präsidentenamtes
am 14. Juni sind in vollem Gange.
In der dritten Maiwoche ist nun
die erste von insgesamt fünf
Bundeswehrmaschinen auf dem
Flughafen von Mazar-e Sharif
gelandet. An Bord etwa drei
Millionen Wahlzettel und die
dazugehörigen Wahlunterlagen.
Der Transport der aus Kabul
kommenden Unterlagen wird von
der unabhängigen Wahlkommission Afghanistans (Independent
Election Commission – IEC)
geleitet. Sie wird von deutschen
Soldaten bei der Luftverladung
unterstützt. Alle müssen jedoch
Abstand zu den blauen Transportkisten halten, da diese ausschließlich durch Mitarbeiter der
IEC bewegt werden dürfen.
Überschwemmungen ­hatten
Anfang Mai Teile des „Highways
Nr. 1“, der Hauptverbindungsstraße von Kabul nach Mazar-e
Sharif, unpassierbar gemacht.
Ein Lufttransport war daher notwendig, um die Wahl nicht zu
verzögern. Die IEC bat deshalb
die ISAF-Truppen um Unterstützung, um den engen Zeitplan einhalten zu können.
Nachdem die Fracht mit Hilfe
der Bundeswehr entladen wurde,
übernahmen die Mitarbeiter der
IEC alle weiteren Maßnahmen.
Reibungslos wurden die Wahl-
aktuell vorschussverfahren ein tolles
Angebot“, erläutert der Refü
weiter. „Vor jeder Auszahlung
muss jedoch eine unterschriebene
Einzugsermächtigung zum Lastschriftverfahren vorliegen. Nachdem der Soldat seinen angeforderten Betrag erhalten hat, wird
die Summe einige Tage später
von seinem Konto abgebucht.“
Dabei wird eine ganze Menge
Geld bewegt. Am Ende des
Monats weisen wir für die
gesamte Crew einen Betrag in
sechsstelliger Höhe an – das ist
schon eine Hausnummer“, fasst
P. zusammen. Deshalb muss der
Rechnungsführer genug Bargeld
dabei haben. Es wird, wie in einer
Bank, in einem Safe verschlossen. „Vor einer längeren Seefahrt wird jeder Soldat befragt,
wie viel Geld er im Laufe der
Tour benötigt. Steht die Summe
fest, fordern wir die Gesamtsumme an. Damit könnte man
locker ein ganzes Haus bezahlen.“ Damit kein Euro verloren
geht, wird alles am PC berechnet.
„Diese Datenbank wird von uns
akribisch gepflegt und am Ende
des Monats dient sie als Grundlage für die Berechnung aller
Auszahlungen“, erklärt Obermaat S. Wenn alles stimmt,
können die Soldaten unbeschwert
ihr wohlverdientes Gehalt für
Souvenirs oder Zusatzverpflegung ausgeben.
(sj)
Limassol. Nach einem Jahr
vor der Küste des Libanon hat
das Schnellboot „Frettchen“
Kurs Richtung Heimathafen
gesetzt. Am 21. Mai lief „S 79“
zum letzten Mal im Hafen von
Limassol ein. An Bord tritt die
Besatzung des Schnellbootes
„Puma“, die das Boot vor fünf
Monaten im Einsatz übernommen hatte, die Heimreise an.
Die Ankunft im Heimathafen
Rostock-Warnemünde ist für
den 13. Juni geplant. Auch für
die „Gepard“-Besatzung auf
dem zweiten deutschen Schnellboot geht es in die Heimat.
Das „Wiesel“ verbleibt jedoch
bei UNIFIL und wird von der
Besatzung der „Ozelot“ übernommen.
(eb)
Verletzte Deutsche
ausgeflogen
Dschibuti. Vergangene Woche
sind bei einem Selbstmordanschlag in Dschibuti drei Menschen ums Leben gekommen.
15 weitere wurden verletzt,
darunter auch drei Deutsche.
Die Bundeswehr hat einen Airbus A310 „MedEvac“ geschickt,
um die Verletzten auszufliegen.
Der Airbus wurde dafür extra
früher von der Internationalen
Luft- und Raumfahrzeugausstellung (ILA) abgezogen. Nach
ersten Aussagen des Auswärtigen Amts befinden sich alle drei
Bundesbürger außer Lebensgefahr.
(tss)
Finale
Sieger HF1 Sieger HF2
So. - 13.07.2014 - Rio de Janeiro - 21:00 Uhr
Halbfinale 1
Halbfinale 2
Spiel um Platz 3
Sieger VF1
Sieger VF3
Verlierer
HF1
Sieger VF4
Mi. - 09.07.2014 - Sao Paulo - 22:00 Uhr
Di. - 08.07.2014 - Belo Horizonte - 22:00 Uhr
Verlierer
HF2
Sa. - 12.07.2014 - Brasilia - 22:00 Uhr
Viertelfinale 1
Viertelfinale 2
Viertelfinale 3
Achtelfinale 4
Sieger AF5 Sieger AF6
Sieger AF1 Sieger AF2
Sieger AF7 Sieger AF8
Sieger AF3 Sieger AF4
Fr. - 04.07.2014 - Rio de Janeiro - 18:00 Uhr
Fr. - 04.07.2014 - Fortaleza - 22:00 Uhr
Sa. - 05.07.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr
Sa. - 05.07.2014 - Salvador - 22:00 Uhr
Achtelfinale 1
Achtelfinale 2
Achtelfinale 3
Achtelfinale 4
Achtelfinale 5
Achtelfinale 6
Achtelfinale 7
Achtelfinale 8
Sieger A
Sieger C
Sieger B
Sieger D
Sieger E
Sieger G
Sieger F
Sieger H
Zweiter B
Zweiter D
Zweiter A
Zweiter C
Zweiter F
Zweiter H
Zweiter E
Zweiter G
Sa. - 28.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr
Sa. - 28.06.2014 - Rio de Janeiro - 22:00 Uhr
So. - 29.06.2014 - Fortaleza - 18:00 Uhr
So. - 29.06.2014 - Recife - 22:00 Uhr
Mo. - 30.06.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr
Mo. - 30.06.2014 - Porto Alegre - 22:00 Uhr
Di. - 01.07.2014 - Sao Paulo - 18:00 Uhr
Di. - 01.07.2014 - Salvador - 22:00 Uhr
Mo. - 23.06.2014 - Recife - 22:00 Uhr
Mo. - 23.06.2014 - Sao Paulo - 18:00 Uhr
Di. - 24.06.2014 - Fortaleza - 22:00 Uhr
Di. - 24.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr
Mi. - 25.06.2014 - Rio de Janeiro - 22:00 Uhr
Mi. - 25.06.2014 - Salvador - 18:00 Uhr
Do. - 26.06.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr
Do. - 26.06.2014 - Curitiba - 22:00 Uhr
Mo. - 23.06.2014 - Brasilia - 22:00 Uhr
Mo. - 23.06.2014 - Curitiba - 18:00 Uhr
Di. - 24.06.2014 - Cuiaba - 22:00 Uhr
Di. - 24.06.2014 - Natal - 18:00 Uhr
Mi. - 25.06.2014 - Manaus - 22:00 Uhr
Mi. - 25.06.2014 - Porto Alegre - 18:00 Uhr
Do. - 26.06.2014 - Recife - 18:00 Uhr
Do. - 26.06.2014 - Sao Paulo - 22:00 Uhr
Mi. - 18.06.2014 - Manaus - 21:00 Uhr
Mi. - 18.06.2014 - Rio di Janeiro - 21:00 Uhr
Do. - 19.06.2014 - Natal - 00:00 Uhr
Fr. - 20.06.2014 - Recife - 18:00 Uhr
Fr. - 20.06.2014 - Curitiba - 00:00 Uhr
Sa. - 21.06.2014 - Cuiaba - 00:00 Uhr
So. - 22.06.2014 - Manaus - 00:00 Uhr
So. - 22.06.2014 - Porto Alegre - 21:00 Uhr
Di. - 17.06.2014 - Fortaleza - 21:00 Uhr
Mi. - 18.06.2014 - Porto Alegre - 18:00 Uhr
Do. - 19.06.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr
Do. - 19.06.2014 - Sao Paulo - 21:00 Uhr
Fr. - 20.06.2014 - Salvador - 21:00 Uhr
Sa. - 21.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr
Sa. - 21.06.2014 - Fortaleza - 21:00 Uhr
So. - 22.06.2014 - Rio de Janeiro - 18:00 Uhr
Fr. - 13.06.2014 - Natal - 18:00 Uhr
Fr. - 13.06.2014 - Cuiaba - 00:00 Uhr
Sa. - 14.06.2014 - Recife - 03:00 Uhr
Sa. - 14.06.2014 - Manaus - 00:00 Uhr
So. - 15.06.2014 - Porto Alegre - 21:00 Uhr
Mo. - 16.06.2014 - Curitiba - 21:00 Uhr
Mo. - 16.06.2014 - Natal - 00:00 Uhr
Di. - 17.06.2014 - Cuiaba - 00:00 Uhr
Do. - 12.06.2014 - Sao Paulo - 22:00 Uhr
Fr. - 13.06.2014 - Salvador - 21:00 Uhr
Sa. - 14.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr
Sa. - 14.06.2014 - Fortaleza - 21:00 Uhr
So. - 15.06.2014 - Brasilia - 18:00 Uhr
So. - 15.06.2014 - Rio de Janeiro - 00:00 Uhr
Mo. - 16.06.2014 - Salvador - 18:00 Uhr
Di. - 17.06.2014 - Belo Horizonte - 18:00 Uhr
Gruppe A
Gruppe B
Gruppe C
Gruppe D
Gruppe E
Gruppe F
Gruppe G
Gruppe H
OR
OR
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DEM E PROGR
DEM E PROGR
DEM E PROGR
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DEM E PROGR
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Foto: dpa/pa
Sieger VF2
8
aktuell BUNDESWEHR
2. Juni 2014
Zelte bauen für die Pilger
Foto (4): Kazda/Bundeswehr
Soldaten vom Logistikbataillon 172 bereiten Unterkünfte vor.
Bedeutender Wallfahrtsort: Seit Jahren kommen Soldaten zur Pilgerfahrt ins französische Lourdes.
von Roman Pyrdok
Lourdes. Christliche Wallfahr­
ten dienen meist als Bußwerk, um
geheilt zu werden oder in beson­
deren Anliegen zu beten. Bei einer
Pilgerreise steht also nicht der
Weg, sondern das Ziel im Vor­
dergrund. Das Ziel der Beelitzer
Logistiker hieß kürzlich Lourdes
– der südfranzösische Wallfahrts­
ort, in dem Pilger zu Tausenden
Linderung ihrer Gebrechen oder
das Gebet suchen. Schon seit
Jahren nehmen auch viele Sol­
daten der Bundeswehr an der
Wallfahrt teil. Und für diese muss
entsprechende Infrastruktur vor­
bereitet werden. Ein Auftrag, den
die 3. Kompanie des Logistik­
bataillons 172 aus Beelitz in die­
sem Jahr bereits zum vierten
Mal in Folge durchführte. Im
Soldatenjargon heißt das: Unter­
stützungskommando zum Vor­
bereiten, Betreiben und Nach­
bereiten des Zeltlagers.
Hier sollte ein Teil der deut­
schen Pilger sowie Teilnehmer
aus Litauen rund um die Uhr
betreut werden. Um diese Auf­
gabe zu erfüllen, war eine zeitge­
rechte und umfassende Planung
nötig. „Zelte, Feldbetten, Tische,
Bänke, Verpflegung und sogar
Toilettenpapier, alles musste
aus Deutschland mitgenommen
werden“, erzählt Stabsfeldwebel
Andreas Schenk. Rund 100 Ton­
nen Material kamen da zusam­
men. Schenk sah dem Auftrag
mit einem lachenden und einem
weinenden Auge entgegen. Für
ihn war es die vierte Teilnahme
an der Vorbereitung zur Wall­
fahrt und gleichzeitig seine letzte
Aufgabe als Kompaniefeldwe­
bel. Denn am 31. Mai endete
seine Dienstzeit. Nach mehre­
ren Wochen war das benötigte
Material besorgt und verladen.
Die Mannschaft war ausgesucht
und komplett. Viele der Soldaten
waren nicht das erste Mal dabei.
Anfang Mai war es dann so­
weit: Unter der Führung von
Hauptmann Matthias Carl mach­
ten sich 48 Soldaten auf den
Weg. Für den Transport des Per­
sonals und Materials wurden
insgesamt zwei Sattelzüge, zwei
Lkw MULTI, ein Fünftonner
mit Anhänger, ein Reisebus
sowie mehrere Kleinfahrzeuge
zum Einsatz benötigt. Bei einer
Fahrstrecke von mehr als 2000
Kilometern wurde die Reise auf
mehrere Etappen verteilt.
Ziel der ersten Zwischenstation
war Karlsruhe. Hier erhielt die
Truppe nochmals Personal aus
anderen Einheiten, unter anderem
vom Logistikregiment 47 in Dorn­
stadt sowie dem Panzerbatillon
104 aus Pfreimd. „Für mich war
es eine Herzensangelegenheit, bei
diesem Unterstützungskommando
dabei zu sein“, sagt Oberstabsfeld­
webel Walter Hadler vom Logis­
tikregiment. „Ich war schon zum
neunten Mal dabei, aber jedes
Jahr ist es anders“, verrät er. Seine
Hauptaufgabe im Kommando war
der Aufbau der Unterkunftszelte
und das Errichten einer Interna­
tionalen Begegnungsstätte (IBS)
für die Pilger. Während der Wall­
fahrt übernahm er zudem die Auf­
gabe des Betriebsleiters der IBS.
„Dort treffen sich abends tausende
Pilger zum Erfahrungsaustausch,
deshalb war dort der Schwerpunkt
meiner Arbeit.“
Lourdes liegt am Fuße des 948
Meter hohen Berges „Pic du Jer“
in den Pyrenäen. Im Camp der
französischen Streitkräfte „Village
des Jeunes“ wurde das internati­
onale Zeltlager für die Pilger auf­
gebaut. Als Erstes bezogen die
Soldaten ihre Unterkünfte. Der
Großteil von ihnen in Schlafsälen
mit 19 Betten. Wie es sich für ein
Zeltlager gehört, gab es Toiletten
und Duschen in einem separaten
Gebäude. Nach dem Beziehen der
Unterkünfte begannen die Solda­
ten damit, die Fahrzeuge zu ent­
laden. Trotz der Reisestrapazen
musste der Kompaniegefechts­
stand und das Betreuungszelt bis
zum Ende des Tages als Basis
­aufgebaut werden.
Nach der ersten Nacht und
einem französischen Frühstück
begann der Tag mit einer
Flaggenparade, an der Soldaten
aus Frankreich, Deutschland,
Kroatien und Österreich teilnah­
men. Sie waren gemeinsam für
den Aufbau des Zeltlagers ver­
antwortlich. Jeden Tag sollten
sich die Soldaten hier zu diesem
­Zeremoniell treffen.
Pfarrer Andreas Vogelmeier,
der Seelsorger des Unterstüt­
zungskommandos und gleichzei­
tig Stellvertreter des Leiters der
Gesamtpilgerleitung, bat danach
alle Soldaten in die Kapelle. Hier
erklärte er den Anwesenden die
historische Bedeutung des Ortes
und die Hintergründe, die Lourdes
zur Marienpilgerstätte gemacht
haben. Dabei betonte Vogel­
meier auch, welche wichtige und
schwierige Aufgabe in den nächs­
ten Tagen vor ihnen läge. Für den
Pfarrer war es mittlerweile der
sechste Einsatz bei dieser inter­
nationalen Wallfahrt.
Dann ging es mit der eigent­
lichen Arbeit los. Im heimat­
lichen Beelitz waren die ein­
zelnen Arbeitsgruppen bereits
festgelegt worden. Da die Grup­
pen „Bahnhof­ und Flughafen­
abholung der Pilger“ noch nicht
gebraucht wurden, unterstütz­
ten sie die Soldaten vom „Zelt­
lager“ bei ihrer Arbeit. Als erstes
musste der Kompaniegefechts­
stand eingeräumt werden. Die­
ser sollte in den nächsten zwei­
einhalb Wochen das Zentrum
des Unterstützungskommandos
sein. Alle Fragen zu Planungen,
Änderungen und Koordinie­
rungen liefen hier zusammen.
Auch alle Befehle, Weisungen
und Neuigkeiten wurden hier in
einer täglichen Besprechung an
die eingeteilten Gruppenführer
weitergegeben.
Der größte Anteil der Arbeit
war der Aufbau der mehr als 60
Unterkunftszelte für die deut­
schen und litauischen Pilger.
Vor der Ankunft: Bevor die Pilger aus Deutschland kommen, müssen Zelte aufgebaut und Soldaten eingewiesen werden.
Für jeden von ihnen musste ein
Klappbett sowie ein Stuhl im
Zelt bereitgestellt werden. Nach­
dem die Stromleitungen verlegt
waren, konnte in den Zelten die
entsprechende Beleuchtung ange­
bracht werden. Bei den Arbeiten
waren die Dienste von Joel Bert­
hold besonders wertvoll. Denn
es mussten Absprachen, Termine
und Orte zur Übernahme abge­
stimmt werden. „Ich freue mich
sehr, die deutschen Kameraden
auch in diesem Jahr wieder zu
unterstützen und bin stolz, ein
Mitglied dieser Truppe zu sein“,
sagte der Sprachmittler, und eilte
davon, da er an allen Ecken und
Enden gebraucht wurde. Auch
Ralf Kulp ist „Wiederholungs­
täter“. Der Stabsfeldwebel der
Reserve ist normalerweise Kom­
mandeurfahrer im Kommando
Territoriale Aufgaben der Bun­
deswehr in Berlin und nun zum
dritten Mal in Lourdes dabei.
Hier chauffierte er den Militär­
bischoff. „Ich bin beruflich oft
im Ausland unterwegs, aber die
Soldatenwallfahrt mit den ver­
schiedenen Nationen ist immer
ein ganz besonderes Erlebnis“,
so Kulp.
Eine weitere Herausforderung
bestand im Aufbau der inter­
nationalen Begegnungsstätte.
Dafür mussten sowohl Zelte
mit Tischen und Sitzgelegen­
heiten für die Besucher als auch
ein Zelt für die Getränkeausgabe
aufgebaut werden.
Die medizinische Versorgung
stellte Hauptfeldwebel Hagen
Kluckow vom Lazarettregiment
31 in Berlin­Kladow sicher. Und
auch darüber hinaus gab es viel
zu tun. So mussten die Solda­
ten zusätzliche Aufgaben wie
Wachverstärkung, Küchen­ und
Wäschereidienst übernehmen.
Dank der kraftvollen Anstren­
gung aller Beteiligten stand
dem Gelingen der diesjährigen
56. Internationalen Soldaten­
wallfahrt nichts im Wege – die
Pilger konnten kommen.
Der Beitrag „Soldatenwall­
fahrt Lourdes 2014“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
2. Juni 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE Codename D-Day
Foto: ullstein bild
von Magnus Pahl, Militärhistorisches Museum
Blick auf einen Teil der Invasionsflotte in einem US-amerikanischen Landungsabschnitt im Juni 1944.
feuervorbereitung beseitigte die
aus Pionieren und Schwimmpanzern bestehende erste Landungswelle die Strandhindernisse
und bekämpfte deutsche Widerstandsnester. In weiteren Wellen
landeten die Alliierten Infanterie
und weitere Panzer, zuletzt auch
­Artillerie an.
Die Deutschen erwiesen sich
an keiner Stelle dazu imstande,
die Invasionstruppen abzuschlagen, auch wenn sie ihnen zum
Teil hohe Verluste – besonders am „Omaha Beach“ – beibrachten. Die Alliierten landeten
bereits am D-Day rund 156 000
Soldaten an und kämpften sich
langsam in das Landesinnere vor.
Es folgten wochenlange erbitterte
Kämpfe um die Landungsbrückenköpfe. Die Wehrmacht verzögerte zwar das Vorrücken der
Alliierten und hielt bis Ende Juli
eine geschlossene Front. Ihr Ziel,
Briten und Amerikaner zurück
ins Meer zu werfen, erwies sich
jedoch angesichts der Kräfteverhältnisse als zunehmend unerreichbar: Die Zeit arbeitete für
die Alliierten. Sie glichen ihre
Verluste aus und verstärkten laufend ihre Truppen. Der Beginn
der sowjetischen Sommeroffensive am 22. Juni 1944 vereitelte
demgegenüber, dass das deutsche Westheer von der Ostfront
Foto: Bundeswehr
„Utah Beach“ und am „Omaha
Beach“. Im Osten griffen die Briten am „Gold Beach“ und „Sword
Beach“, die Kanadier am „Juno
Beach“ an. Die deutschen Stellungen waren an diesen Positionen vergleichsweise schwach
ausgebaut. Die deutsche Führung
erwartete die Hauptlandung an
der schmalsten Stelle des Ärmelkanals und hatte demzufolge ihre
Hauptressourcen für den Ausbau des so genannten Atlantikwalls an dieser Stelle verwendet sowie einen bedeutenden
Teil der gepanzerten Reserven
dort konzentriert. Die Alliierten schürten in einem großangelegten Täuschungsunternehmen
(Codename „Fortitude“) erfolgreich diese Fehlannahme.
Die deutsche Seite bot am
Vorabend der Invasion 58
Divisionen in Frankreich auf.
Auf dem Papier eine stattliche
Anzahl, waren in der Realität
die meisten deutschen den alliierten Divisionen personell und
materiell deutlich unterlegen,
insbesondere die vielen unmittelbar in der Küstenverteidigung eingebauten „bodenständigen“ (das heißt unbeweglichen)
Infanteriedivisionen. Die wenigen Panzerdivisionen standen
zudem fernab im Hinterland.
Nach heftiger Schiffsartillerie-
9
Flugbereitschaft hat
neuen Kommandeur
Vor 70 Jahren: Am 6. Juni 1944 landen die Alliierten in der Normandie und befreien Westeuropa.
Geschichte. Im Morgengrauen
des 6. Juni 1944 trat das größte
amphibische Landungsunternehmen der Geschichte in seine
heiße Phase: Mehr als 4000 alliierte Landungs- und Hilfsboote
sowie rund 1000 Kriegsschiffe
liefen die von den Deutschen
besetzte Küste der Normandie
zwischen St. Mère-Eglise im
Westen und Ouistreham im Osten
an. Unterstützung erfuhren die
Landungstruppen aus der Luft:
Kurz nach Mitternacht waren die
ersten Fallschirmjäger abgesetzt
worden. Im Laufe des entscheidenden ersten Landungstages mit
dem Codenamen „D-Day“ (zu
Deutsch etwa „Tag X“, Deckname der Gesamtoperation war
„Overlord“) setzten die Alliierten drei komplette Luftlandedivisionen ab. Zudem führten
die alliierten Luftstreitkräfte in
knapp 14 000 Einsätzen massive
Schläge gegen Küstenstellungen,
Infrastruktur, rückwärtige Einrichtungen und Reserven der
Wehrmacht. Die deutsche Luftwaffe war zahlenmäßig drastisch
unterlegen und erlitt schwerste
Verluste. Die Hauptkontingente
der Invasionsstreitkräfte stellten die USA, die mit General
Dwight D. Eisenhower auch den
Oberfehlshaber über die alliierte
Streitmacht stellte, sowie Großbritannien und Kanada. Zudem
waren polnische, französische
und weitere Exil- sowie Commonwealthtruppen beteiligt. Insgesamt waren 39 voll ausgerüstete Divisionen in Großbritannien
bereitgestellt worden. Die in der
21. Armeegruppe zusammengefassten Landstreitkräfte führte
aus bündnispolitischen Gründen ein Brite, General Bernard
L. Montgomery.
Die Landung erfolgte jeweils
in Divisionsstärke an fünf separaten und mit Codenamen versehenen Abschnitten. Im Westen
landeten die US-Amerikaner am
aktuell oder aus den ohnehin knappen
Reserven nennenswerte Zuführungen bekam.
Ende Juli durchstießen
US-Truppen bei St. Lô die ausgeblutete deutsche Front, kurz
darauf folgte ein Durchbruch bei
Avranches. Die US-Verbände
strömten durch die Breschen in die
Tiefe des Raumes. Hitler befahl
einen Gegenangriff am westlichen Flügel bei Mortain und zog
dafür Panzer von der Front im
Osten gegen die Briten bei Caen
ab. Der Gegenangriff scheiterte.
Kurz darauf durchbrachen auch
die Briten die geschwächte deutsche Front. Mitte August schlossen Briten und Amerikaner große
Verbände der Wehrmacht im
Raum Falaise ein.
Am 15. August glückte
eine zweite alliierte Landung
in Südfrankreich (Operation
„Dragoon“), die Deutschen mussten sich auch von dort zurückziehen. Kurz darauf befreiten die
Westalliierten Paris. Der Kampf
um Frankreich war damit entschieden. Der „D-Day“ hatte den
Auftakt zur Befreiung Westeuropas von der deutschen Besatzung
gebildet. Gemeinsam mit der
Sommer offensive der Roten
Armee im Osten besiegelte er
schließlich das Ende des „Dritten
Reiches“.
Fachleute aus den USA und Deutschland
haben sich vor kurzem zum ManfredWörner-Seminar getroffen. Die 30-köpfige Delegation aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Stiftungen und
Nichtregierungsorganisationen debattierte über die aktuellen Herausforderungen in der Sicherheitspolitik. Neben
der Lage in der Ukraine standen auch
Afghanistan oder Cybersicherheit auf
der Tagesordnung. Teile des neuntägigen Programms fanden in Brunssum,
Brüssel, Bonn und Berlin statt. In der
Hauptstadt besuchten die Teilnehmer
die US-Botschaft und das Verteidigungsministerium.
(eb)
Köln. Oberst Stefan Neumann ist
neuer Kommandeur der Flugbereitschaft des Bundesministeriums
der Verteidigung. Vergangene
Woche übernahm er die Dienstgeschäfte von seinem Vorgänger
Oberst Helmut Frietzsche. Die
Flugbereitschaft stellt mit sechs
Airbus A310-300 in verschiedenen Versionen, jeweils zwei
Airbus A340-300 und A319CJ,
vier Bombardier „Global 5000“
sowie drei Hubschrauber „Cougar“ AS-532 einen großen Teil
der Lufttransportkapazität der
Bundeswehr, die auch durch
den politisch-parlamentarischen
­
Bereich genutzt wird.
(eb)
Workshop für
regenerative Medizin
Berlin. Zum ersten Mal hat
vorvergangene Woche ein
NATO-Workshop zum Thema
„Regenerative Medizin“ stattgefunden. Unter Leitung von
Oberst arzt Christian Willy,
Leitender Arzt der Abteilung
Unfallchirurgie und Orthopädie
des Bundeswehrkrankenhauses in
Berlin, tauschten sich international renommierte Wissenschaftler
und Ärzte aus 14 Nationen über
ihre neusten Erkenntnisse und
Behandlungsmethoden auf diesem noch jungen medizinischen
Gebiet aus. Ziel des Workshops
war es, einen Überblick über den
Forschungsstand der teilnehmenden Nationen zu gewinnen, um
zukünftig effizienter zusammenarbeiten zu können. Auch
Forscher und Klinik-Mitarbeiter
müssten besser vernetzt werden,
so Willy. Regenerative Medizin
umfasst die Heilung von Verletzungen durch Zell-, Gewebeund sogar Organherstellung. Die
Möglichkeiten, die sich hier für
verletzte Soldaten aus dem Einsatz ergäben seien nach Aussagen des Workshop-Leiters sehr
vielversprechend.
(am)
Neues Y-Magazin in
Doppelausgabe
Berlin. „Alte
Kunst, neuer
Kampf“ heißt
das Titelthema
des neuen
Magazins Y,
das Anfang
Juni in der
typischen Doppelausgabe für den
Sommer erscheinen wird. Zusammen mit Gladiatores Karlsruhe
werden historische, europäische
Kampfkünste beleuchtet. Auch
Drohnen werden ein Thema des
neuen Magazins sein sowie das
„Leben für die Landung“ bei
JAWTEX, der Großübung der
Bundeswehr in diesem Jahr. (eb)
10 aktuell SPORT
Volle Kraft voraus
Goldmedaille hart
erkämpft
Tischtennis. Für Hauptgefreiter Ricardo Walther sind die
Croatian Open mit dem bislang
größten internationalen Erfolg
seiner Laufbahn zu Ende gegangen. Der Düsseldorfer gewann
bei dem Turnier in Zagreb am
­vorvergangenen Wochenende
die Goldmedaille im Einzel
durch einen Finalerfolg über
den Japaner Masaki Yoshida.
Nach einem 2:3-Satzrückstand
benötigte der 22-Jährige auch
ein wenig Glück, um nach vier
vergebenen Satzbällen den Ausgleich herzustellen. Der entscheidende siebte Durchgang endete
klar für Walther.
(dtb/eb)
2. Juni 2014
Bei strahlendem Sonnenschein rudern die deutschen Sportsoldaten im Kanu allen davon.
Ruhigen Finger am
Abzug bewiesen
Mit starkem Schlag: Liebscher und Rauhe ziehen der Konkurrenz auch im dritten Rennen in dieser Besetzung davon.
von Hans-Peter Wagner
Szeged. Am zweiten Finaltag
des Weltcups von Szeged am
­vorvergangenen Wochenende
sind zwei Boote des Deutschen
Kanu Verbandes (DKV) mit
Sportsoldaten auf dem Podest
gelandet. Dazu kam auch noch
ein vierter Platz.
Mit dem dritten Sieg in Folge
blickt das neu formierte SprintDuo Stabsunteroffizier (FA)
Ronald Rauhe und Obergefreiter Tom Liebscher auf einen
Traumstart in die internationale
Saison zurück. Nach Siegen in
Mailand und Racice über die
Olympiasieger und amtierenden
Weltmeister aus Russland, die in
Szeged allerdings nicht am Start
waren, setzte sich das DKV-Boot
diesmal vor den Vizeweltmeistern aus Großbritannien und dem
Boot aus Litauen durch.
Wiederum Weltcup-Silber
holte wie schon in Racice der
K4 der Damen mit Feldwebel
Tina Dietze, Stabsunteroffizier
(FA)Verena Hantl, Unteroffizier (FA) Conny Waßmuth und
Franziska Weber – diesmal hinter
Beachvolleyball. Hauptgefreiter Kira Walkenhorst und
Laura Ludwig siegten im kleinen Finale des Beachvolleyball
World-Tour-Turniers am vorvergangenen Wochenende. In Prag
setzten sie sich gegen das aus
Österreich stammende Duo mit
2:1 durch und sicherten sich so
den dritten Platz. Schon Anfang
Mai hatten Walkenhorst und
Ludwig in Shanghai als erstes
deutsches Paar einen Grand Slam
gewonnen.
(sid/eb)
Sabrina Hering und Anne Knorr
kam im B-Finale auf Rang vier.
„Mit den Ergebnissen in
Szeged haben unsere Athleten
die bisherigen Erfolge von Mailand und Racice im Wesentlichen
bestätigt. Wir wissen nun auch,
was die starken Ungarn können.
Generell muss uns für die Vorbereitung auf die Heim-EM in
Brandenburg sowie auf die WM
in Moskau nicht bange sein,“ zog
DKV-Sportdirektor Dr. Jens Kahl
zum Abschneiden der deutschen
Boote insgesamt als positives
Fazit.
Plätze gutgemacht Per Pedal zum Soli
Kunstturner verpassen eine Medaille knapp.
Ulmer Feldjäger radeln für den guten Zweck.
Foto: dpa/pa
Schießen. Routinier Hauptfeldwebel Christine Wenzel hat bei
den Weltcups im kasachischen
Alma Ata einen Podestplatz
errungen. Die Gewehrschützin
der Sportfördergruppe Warendorf
traf die Wurfscheiben im Skeetwettbewerb in der vorvergangenen Woche souverän und sicherte
sich so die Bronzemedaille. (eb)
Bronzerang im Sand
errungen
dem ungarischen Quartett. Hantl,
Jüngste im DKV-Flaggschiff der
Damen, sagte nach dem Rennen:
„Wir sind am Start gut rausgekommen und müssen nun noch
ein bisschen daran arbeiten, dass
uns die Ungarinnen nach dem
Start nicht so weit weg fahren.
Sie sind die gleiche Schlagfrequenz gefahren wie wir, von
daher liegt es wohl an der Kraft.
Da können wir uns bis zur EM
und WM noch verbessern.“ Der
Nachwuchs-K4 der Damen mit
Obergefreiter Melanie Gebhardt,
Obergefreiter Steffi Kriegerstein,
Foto: Bundeswehr
Schwimmen. Im polnischen
Gliwice haben die deutschen
Flossenschwimmer reichlich
Medaillen aus dem Becken
geholt. Hauptgefreiter Max
Lauschus holte über 800 Meter
Tauchen mit Druckluft Gold,
über 400 und 200 Meter an der
Oberfläche ebenfalls Gold und
Silber. Hauptgefreiter Malte
Striegler schwamm über 100
Meter mit Druckluft zu Silber,
über 50 Meter ohne zu Bronze.
Gold holte er zudem über 50
Meter an der Oberfläche. Bei den
Damen kam Gefreiter Josepha
Mühlig über 400 Meter an der
Oberfläche auf den Bronzerang.
Bei dem Weltcup am vorvergangenen Wochenende waren insgesamt 18 Deutsche am Start. (eb)
Foto: imago
Wie ein Fisch im
Wasser zu Medaillen
Konzentration: Nguyen und sein Team ließen sich nicht hängen.
Ausdauernd: 100 Kilometer saßen beide am Stück im Sattel.
Sofia. Die deutschen Kunstturner haben bei der Europameisterschaft in Sofia noch
Rang vier geholt. Nach einem
enttäuschenden siebten Platz in
der Qualifikation standen die
Chancen auf Medaillen schlecht.
Die Hoffnungen auf Edelmetall zerstoben schon am Reck.
Unteroffizier (FA) Sebastian
Krimmer stürzte ab und war
anschließend sichtlich benommen.
Vorturner Fabian Hambüchen
turnte hingegen sauber durch.
Weniger gut lief es wieder für
Stabsunteroffizier (FA) Andreas
München. Zwei Ulmer Feldjäger sind per Fahrrad aus Füssen
nach München gefahren, um dort
an dem von der Universität der
Bundeswehr München organisierten Solidaritätslauf teilzunehmen. Nach der ersten Etappe von
100 Kilometern bei fröstelnden
Temperaturen durch das Alpenvorland wurde am Starnberger
See ein Übernachtungsstopp
eingelegt. Für die am folgenden
Tage anstehenden restlichen 50
Kilometer und den anschließenden zehn Kilometer-Lauf
brauchte es neue Energie.
Bretschneider. Beim Bodenturnen kam er bei der dreifachen
Schraube zu Fall.
Wie schon in der Qualifikation am Donnerstag ging in der
Folge Stabilität vor Höchstschwierigkeit. Das Team, zu dem
noch Oberstabsgefreiter Marcel
Nguyen gehörte, blieb ohne
Absteiger am Pferd und an den
Ringen setzten sich die soliden
Übungen fort. Drei nahezu saubere Sprünge am Tisch sowie flüssige und fast fehlerfreie Übungen
am Barren sorgten für ein letztlich
versöhnliches Ergenis. (af/eb)
Als Motivation zur Bewältigung der Strapazen hatten sie
einen zuvor in der Kompanie
gesammelten Geldbetrag im
Gepäck. So konnten Hauptfeldwebel Gatterer und Oberleutnant Rührmund zusätzlich zu den
Startgebühren den stolzen Betrag
von 138,44 Euro an das Organisationsteam des Solidaritätslaufes übergeben. Die Erlöse gehen
zum einen an die Oberst Schöttler
Versehrten-Stiftung, zum anderen an die Aktion Christkind nach
Neubiberg. Beide Stiftungen
unterstützen Familien.
(srü)
2. Juni 2014 VERMISCHTES aktuell 11
Die Perspektive ändern
Oberst Michael A. Tegtmeier hat gemeinsam mit seiner Frau ein Buch zum Thema „Stress im Beruf“ geschrieben.
Worin drückt sich eine Über­
lastung am Arbeitsplatz aus?
Wenn es Abweichungen zum
normalen Leben gibt. Wenn Sie
beispielsweise Probleme haben,
sich zu konzentrieren, Schlafstörungen auftreten, wenn Sie sich
dauerhaft angespannt fühlen und
Kopfschmerzen haben. Es gilt
dabei immer, sich selbst zu beobachten und bei Veränderungen zu
hinterfragen, warum diese auftreten. Das kann eine einfache
Erkältung sein, aber auch eine
Erkrankung oder es hat vielleicht
etwas mit den Lebensumständen
zu tun.
Was können Führungskräfte
tun, um betroffene Mitarbeiter
zu entlasten?
zunehmen, die ich nicht ändern
kann, den Mut Dinge zu ändern,
die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu
unterscheiden.“ Das könnte in
letzter Konsequenz eine beruflich Veränderung bedeuten.
Foto: Bundeswehr
Berlin. Zeitdruck, ständig wachsende Anforderungen und Leistungsdruck erzeugen Stress – egal,
ob im Beruf oder Privatleben.
Stress ist allgegenwärtig, und es
gehört schon fast zum guten Ton
Stress „zu haben“. Denn wer Stress
hat, ist wichtig und leistet auch viel,
so die weitverbreitete Annahme.
Dabei kann Stress schwere gesundheitlich Folgen haben.
Oberst Michael A. Tegtmeier
ist promovierter Pädagoge und
Referatsleiter im Verteidigungsministerium. Gemeinsam mit seiner Frau Catri, Chefärztin einer
psychosomatischen ­Klinik,
beschäftigt er sich seit vielen
Jahren mit dem Thema Stress
und Burnout. Mit aktuell hat
der 53-Jährige über Symptome
von Stress, der Verantwortung
von Vorgesetzten, aber auch
über Wege aus dem Burnout
gesprochen.
­
Im Gespräch: Oberst Tegtmeier erklärt die Auswirkungen von Stress.
Zum einen sollten Vorgesetzte
die Zusammenhänge zwischen
Stress und stressigen Situationen und dem normalen Berufsleben kennen – gemeinhin als
Fürsorge bezeichnet. Als Vorgesetzter muss ich schauen, sind
meine Mitarbeiter richtig eingesetzt und liegt eine gerechte Verteilung von Lasten vor.
Achten Sie auf Warnzeichen
und schauen Sie, ob jemand
unkonzentriert oder müde ist
und nicht mehr an der Gemeinschaft teilnimmt. Ich muss mich
immer wieder fragen: Kenne ich
die Sorgen und Nöte meiner Mitarbeiter? Das heißt nicht, dass
wir Aufträge nicht erfüllen. Es
ist zudem wichtig, dass man,
wann immer möglich, seinem
­Personal Entscheidungsfreiräume
einräumt. Bei der Bundeswehr
nennen wir dieses Prinzip Auftragstaktik.
Was können Mitarbeiter selbst
tun, um Stress zu reduzieren?
Das sind drei Dinge. Zum einen
führe ich eine Analyse durch
und frage: Wie gehe ich mit der
ganzen Situation um? Habe ich
mich verändert? Danach muss ich
Lösungsstrategien entwickeln.
Beispielsweise kann ich mit Entspannungstechniken lernen, mit
Stress besser umzugehen.
Ein ganz wichtiger Punkt ist
auch mein Blick auf die Situation,
denn diese wird nicht von allen
identisch beurteilt. Die Situation
ist erst dann stressig, wenn ich sie
persönlich als stressig bewerte.
Deswegen muss ich mitunter
auch schauen, ob mein persönliches Messinstrument richtig
ist und mir die Fragen stellen:
Ist das, was ich tue, eigentlich
richtig? Kann ich es vielleicht
ein Stück entspannter sehen? Und
wo habe ich eigentlich Einflussmöglichkeiten?
So wie es der US-amerikanische Theologe Reinhold
Niebuhr beschreibt: „Gott gebe
mir die Gelassenheit, Dinge hin-
Woran erkenne ich, dass ich
unter Burnout leide?
Wie der Begriff bereits sagt,
fühlt man sich ausgebrannt.
Indikatoren sind zum Beispiel
Müdigkeit, Erschöpfung und
sozialer Rückzug. Betroffene
werden auch häufig zynisch.
Unter Umständen merken sie
die Veränderung gar nicht selbst,
sondern erst wenn jemand sie
darauf aufmerksam macht. Aus
diesem Grund kommt dem Faktor „Kameradschaft“ in der Bundeswehr eine hohe Bedeutung zu.
Oft haben Betroffene Hem­
mungen, über ihre Probleme
zu sprechen.
­
Das sehe ich als gesamtgesellschaftliches Problem. Wir können mitunter nur schwerlich mit
Dingen umgehen, die wir nicht
sehen können. Wenn Sie morgens zur Arbeit kommen und Sie
hinken, kann man sehen, dass Sie
beispielsweise umgeknickt sind.
Die psychische Beeinträchtigung können Sie nicht sehen und
gesamtgesellschaftlich ­können
wir damit weniger gut umgehen,
weil man es nicht greifen, nicht
sehen und nicht anfassen kann.
Unter Umständen fehlt uns auch
das Verständnis dafür.
Was können Betroffene tun,
wenn sie befürchten, unter
Burnout zu leiden?
Die Fragen stellte Patricia
Franke.
Stress vorbeugen
Buch. Dieses
­
Handbuch
hilft, Entstehen, Auftreten und Auswirkungen
von Stress
zu ­verstehen.
Unscheinbare Stressoren
werden ebenso anschaulich
beschrieben wie Burnout,
Depression, Angst- und
Suchterkrankungen.
­
Das
E-Book gibt es kostenlos zum
­Download dazu.
Catri Tegtmeier/ Michael A.
Tegtmeier: „Wie Stress im
Beruf krank macht und wie
Sie sich schützen“; Walhalla
Fachverlag; Regensburg
2013; 200 Seiten; 29 Euro;
ISBN 978­3­8029­3881­8.
aktuell verlost drei Exemplare.
Einfach eine Mail mit dem
Betreff „Stress im Beruf“
bis zum 9. Juni senden an
[email protected]
Govermedia 2014:
„Monitoring“
Prinz Poldi privat
CD. Fußballstar Lukas
Podolski ist nicht nur
berühmt für seinen starken linken Fuß, auch
dank seiner bodenständigen und unterhaltsamen
Art hat der Kicker mit den
polnischen Wurzeln heute
bei Fans, Fußballkollegen
und Reportern in aller Welt
Kultstatus erreicht. Schon
kurz nach seinem Wechsel
zu Arsenal London 2012
gehörte der deutsche Stürmer zu den zehn
beliebtesten Spielern der englischen Premier League. In mehreren Episoden erzählt
der Nationalspieler nun, wie ihn der Fußball vom Gummiplatz im nordrhein-westfälischen Bergheim über den Herzensverein
1. FC Köln und Rekordmeister Bayern
München in die ganz großen Stadien der
Welt geführt hat.
Die Möglichkeiten sind vielseitig. Zum einen sollte eine Lagefeststellung erfolgen oder das
Gespräch mit Kameraden oder
Freunden gesucht werden, um die
Situation erst einmal korrekt zu
analysieren. Danach sollte man
den Weg zum Arzt wählen, um
professionelle Unterstützung zu
erhalten.
Schnell wird dabei klar,
dass für Podolski neben
Talent vor allem Selbstdisziplin, Eigenverantwortung und die Unterstützung seiner Familie,
Freunde und Weggefährten die Basis des Erfolgs
sind. „Dranbleiben!“ ist
deshalb nicht nur Sport-,
sondern auch Lebenseinstellung. Durch sein soziales Engagement in der
eigenen Stiftung und seine Arbeit für das
Kinder- und Jugendhilfswerk „Die Arche“
will er auch andere dazu motivieren, ihre
Chancen wahrzunehmen.
Podolski legt einen großen Fokus auf die
Arbeit der „Arche“ und das Schicksal der
Kinder, die er dort getroffen hat. Er verknüpft
seinen eigenen Werdegang mit ihnen und leitet so nach jeder Episode wieder zur Arche
über. Teilweise wirken diese Überleitungen
etwas erzwungen, aber da der dahinter stehende Gedanke nachvollziehbar und sympathisch ist, verzeiht der geneigte Zuhörer
diese kleine Schwäche gerne. Ansonsten
beleuchtet das Buch den Profifußball und die
Persönlichkeit Podolskis aus einer Perspektive, die für Fans lohnenswerter Einblicke
gewährt. Gelesen wird „Dranbleiben!“ von
Oliver Rohrbeck, der unter anderem USSchauspieler Ben Stiller seine Stimme leiht.
Lukas Podolski: „Dranbleiben! Warum
Talent nur der Anfang ist; Gelesen von
Oliver Rohrbeck“; Gabriel Verlag; Berlin
2014; gekürzte Hörbuchfassung; 3 CDs;
ca. 205 Minuten; 19,99 Euro.
aktuell verlost zwei Mal das Hörbuch. Einfach eine Mail mit dem Betreff „Prinz Poldi“
bis zum 9. Juni senden an [email protected]
Strausberg. Auch in diesem
Jahr findet vom 23. bis 25. Juni
das Symposium „Govermedia“
an der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in Strausberg statt.
Das Schwerpunktthema lautet:
„Monitoring – was geht?“. Die
Veranstaltung richtet sich vornehmlich an Experten aus der
Bundeswehr, Bundes- und
Landesressorts, Kommunen und
Behörden, die in der Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit aktiv sind.
Auch andere, am Thema Interessierte sind herzlich willkommen,
an Workshops und Diskussionen
teilzunehmen sowie Erfahrungsaustausch zu betreiben.
(eb)
Nähere Informationen zu Anmeldungen und Programm unter
www.govermedia.de.
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
8. Juni, 10:00 Uhr, HR:
Horizonte: Frieden um jeden
Preis?
Mit dem 53-jährigen Sigurd Rink
gibt es zum ersten Mal einen
hauptamtlichen Militärbischof
­
der Evangelischen Kirche in
Deutschland. Begründet wird
dies mit den gestiegenen Herausforderungen an die Bundeswehr,
denen auch die Kirche Rechnung tragen müsse. Darf es einen
Frieden um jeden Preis geben?
Wie steht der von der Friedensbewegung und der Nachrüstungsdebatte geprägte zukünftige Militärbischof zu diesen Fragen? Muss
die Kirche ihre starke pazifistische Position angesichts der
neuen globalen Konflikte und
der veränderten Rolle Deutschlands überdenken?
Youtube-Video der Woche:
Die guten Deutsch-Französischen
Beziehungen werden weiter ausgebaut und gestärkt. Dafür gibt es
eine Kooperation zwischen den
beiden Ländern. Marineoffiziere
der Bundeswehr sind an Bord
eines der modernsten französischen Kriegsschiffe und erhalten spannende und faszinierende
Einblick in die Arbeit des Nachbarlandes.
(eb)
Der Beitrag „Deutsch-französische Kooperation“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
VERMISCHTES
2. Juni 2014
Immer wieder Lourdes
Andreas Schenk war viermal der „Oberlogistiker“ der Soldatenwallfahrt – nun ist er im Ruhestand.
Was ist Ihr höchstes Gut?
Meine Familie.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Meine Frau gefunden und geheiratet zu haben.
Foto: Bundeswehr
12 Beelitz. Nicht katholisch, nicht
evangelisch und nicht einmal
getauft. Und doch hat Stabsfeldwebel Andreas Schenk (l.) ein
ganz besonderes Verhältnis zur
Kirche. Denn der Kompaniefeldwebel aus Beelitz hat bereits zum
vierten Mal hintereinander das
Unterstützungskommando für die
Soldatenwallfahrt nach Lourdes
betreut. „Einer der Höhepunkte
meiner gesamten Dienstzeit“,
sagt Schenk. Der 54-Jährige hat
in seinem Leben oft neue Wege
beschritten und war Pionier
der ersten Stunde. 1999 ging
er im ersten Kontingent KFOR
nach Tetovo in Mazedonien
– „eine Zeit, in der die Region
alles andere als stabil war, das
hat mich sehr geprägt“, sagt der
gebürtige Staßfurter.
Knapp ein Drittel seiner Zeit
verbrachte Schenk an der Seite
vieler junger Kompaniechefs als
Führer des Unteroffizierkorps
– stets mit einem guten Ratschlag
ausgestattet und immer mit einem
Ohr für die Frauen und Männer
seiner Kompanie – ein Kümmerer
eben.
In der vergangenen Woche ist
der Spieß nun pensioniert worden. In Lourdes hat das kein
Geringerer als Militärdekan
Monsignore Johann Meyer
gewürdigt, der Schenk zusammen mit Vizeadmiral Manfred
Nielson, dem Inspekteur der
Streitkräftebasis, aus dem Kreis
der aktiven Lourdes-Unterstützer
verabschiedet hat. Doch es ist
vielleicht nur ein Abschied auf
Zeit – denn künftig wird Schenk
dem Bataillon als Reservist zur
Verfügung stehen. Eine Dienstreise nach Lourdes sollte da allemal möglich sein.
(tsh)
Wie können Sie am besten entspannen?
Beim Lesen eines guten Buches – im Moment ist das der historische
Roman „Die Wächter der Teufelsbibel“ von Richard Dübell.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
In Australien.
Was können Sie besonders gut kochen?
Nudeln nach asiatischer Art.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Bibliothekar.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
„Haus am See“ von Peter Fox.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zum Naschen – vor allem wenn die „wahrscheinlich längste Praline
der Welt“ in Reichweite liegt.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Loyalität.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Wenn ich ganz allein sein müsste.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Meine Frau.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Bleibe glücklich und gesund.