Training für die schnelle Hilfe

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Training für die schnelle Hilfe
D 8512
50. JahrgangNr. 42Montag, 27. Oktober 2014
Politik
Einsatzresümee
Lehren und Pers­pektiven des
Engagements am Hindukusch
standen im Mittelpunkt einer
­Diskussionsveranstaltung der
Militärseelsorge.
Seite 4
Bundeswehr
„Aus einer Hand“
Brigadegeneral Georg Klein
im Interview über neue Wege
im Personalmanagement der
Bundes­wehr.
Seite 6/7
Sport
Erfolg im Ring
Sportsoldaten holen bei den
Deutschen Meisterschaften im
Boxkampf in Straubing fünf
Titel.
Seite 10
Vermischtes
Ironman
Soldaten der Bundeswehr bei
einem der härtesten Sportwettkämpfe der Welt.
Seite 11
Die Bundeswehr im Internet
www.bundeswehr.de
www.bmvg.de
Training für die schnelle Hilfe
Die Bundeswehr bildet die ersten Freiwilligen für den Einsatz gegen Ebola aus.
von Bianca Jordan
Berlin/Appen. Die Bundeswehr
hat seit Montag vergangener
Woche mit der Ausbildung der
ersten freiwilligen Helfer für die
Ebola-Krisengebiete begonnen.
An der Unteroffizierschule im
schleswig-holsteinischen Appen
werden die ersten Teilnehmer in
einem fünftägigen Kurs auf den
Einsatz in Westafrika vorbereitet. Die Freiwilligen lernen in
der Ausbildung, wie Erkrankte
betreut werden und wie sie sich
selbst vor einer Infektion schützen können. Dabei stehen der
sichere Umgang mit der Schutzausrüstung und die Beachtung
von Desinfektionsmaßnahmen
ebenso im Vordergrund wie der
Umgang mit den psychischen
Belastungen dieses besonderen
Einsatzes.
Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hatte
Ende September zur Unterstützung der Ebola-Bekämpfung
in Westafrika einen Aufruf
nach freiwilligen Kräften aus
der Bundeswehr gestartet. Jetzt
wird bei dem Folgeschritt,
der Ausbildung in Appen, darauf geachtet, dass das Training
schnell, effektiv und zielführend
umgesetzt wird. Zwei Teilnehmerkreise werden von Tropenmedizinern und Spezialisten des
Sanitätsdienstes parallel ausgebildet. Unterteilt in Lehrgang
EBOLA eins für Sanitätspersonal und Lehrgang EBOLA
zwei für Unterstützungspersonal mit unmittelbarem Kontakt
Foto: Jordan/RedBw
Nachrichten
Kampf gegen Ebola: Angehörige der Bundeswehr, die sich freiwillig für den Einsatz in Westafrika
gemeldet haben, trainieren in Schutzanzügen an einer Puppe die Beatmung eines Erkrankten.
zu Infizierten werden die Kräfte
in sieben Modulen vorbereitet.
Aktive und Reservisten trainieren in dieser sehr spezifisch angelegten Ausbildung für den bevorstehenden Einsatz gegen Ebola
in Liberia. Themen wie Länderkunde, die aktuelle Bedrohungslage sowie rechtliche und psychologische Grundlagen bilden für
alle in dieser für die Bekämpfung
von Ebola konzipierten Lehrgangsform den theoretischen
Ausbildungsteil. Medizinische
Grundlagen zur Infektionsbekämpfung und Gefährdung durch
Gewalt sind weitere wesentliche Aspekte, auf die alle Lehrgangsteilnehmer sorgfältig und
gewissenhaft vorbereitet werden.
Die besonderen Belastungsfaktoren eines solchen humanitären Hilfseinsatzes werden darüber hinaus im Ausbildungsmodul
„Stressbewältigung“ vermittelt.
Mit einer persönlichen Bewältigungsstrategie lernen die Helfer,
ihre Belastung zu reduzieren.
Klar ist allen: Ein Restrisiko
besteht immer. Ärzte, Pflegekräfte und Laborpersonal werden im Ebola-Infektionsgebiet in
einer Krankenstation in Therapie
und Diagnostik eingesetzt. Unter
ihnen Oberstabsarzt Claudia
Frey. Sie erklärt das Verhalten
am Patienten. „Das Ziel und der
Auftrag in diesem Einsatz ist die
Unterbrechung der Infektionskette, das Leiden der Menschen
zu lindern und das eigene Personal zu schützen.“
Auch das Unterstützungspersonal, welches Kontakt zu
Infizierten hat, vertieft seine
Kenntnisse zum Eigenschutz
sowie den Umgang mit Leichen
und deren Bestattung unter
seuchenhygienischen
­
Aspekten.
So etwa Hauptbootsmann Claudia
Jach, Fachkrankenschwester für
Anästhesie und Intensivmedizin
beim Bundeswehrkrankenhaus
Berlin. Sie sagt: „Wir genießen
hier eine gute, verantwortungsbewusst ausgelegte und zielführende Ausbildung.“
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Attraktivitätspaket
Gesetz wird in dieser Woche im Kabinett beraten.
Berlin. Das Gesetz zur
Steigerung der Attraktivität des
Dienstes in der Bundeswehr wird
nach der mittlerweile beendeten
Abstimmung mit allen beteiligten Ministerien in dieser Woche
im Bundeskabinett beraten.
Das Gesetz, das in gemeinsamer Federführung von Verteidigungs- und Bundesinnenministerium erarbeitet worden
war, umfasst zahlreiche Einzelmaßnahmen, die den Dienst
in der Bundeswehr attraktiver
gestalten sollen. Damit schafft
es den gesetzlichen Rahmen für
die bereits im Juni dieses Jahres
gestartete Agenda „Bundeswehr
in Führung: Aktiv. Attraktiv.
Anders“. Ziel ist die nachhaltige Gewinnung und Bindung
von Fachkräften an die Bundeswehr. Das Paket aus einer Reihe
von gesetzlichen Maßnahmen
umfasst eine deutliche Erhöhung
von Zulagen für besonders
fordernde Aufgaben bei der
Bundeswehr, bessere Beförderungsmöglichkeiten für Mannschaftsdienstgrade und Beamte
sowie die Umsetzung der EUArbeitszeitrichtlinie für Soldaten.
Damit wird erstmalig eine flexible Regelung der Wochenarbeitszeit von 41 Wochenstunden
im Grundbetrieb eingeführt.
Darüber hinaus ist eine Verbesserung der Altersvorsorge für
Zeitsoldaten
­
geplant.
(eb)
Weiterer Schritt: Neues Gesetz
findet Eingang ins Kabinett.
2
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Intern
ZItAt
„Wir haben gegen Bayern einen schlimmen
Abend erlebt.“
James Pallotta, Boss des italienischen Fußball-Erstligisten AS
Rom, nach der blamablen 1:7-Pleite seines Vereins im ChampionsLeague-Heimspiel gegen den FC Bayern München.
KAlenDerBlAtt
Vor 20 Jahren: Am 29. Oktober 1994 beginnen mit der Grundsteinlegung für das DaimlerChrysler Center am Potsdamer Platz in Berlin
die Bauarbeiten für einen neuen Stadtteil im Herzen der Hauptstadt.
Vor 35 Jahren: Am 2. November 1979 wird das später von Miloš
Forman verfilmte Theaterstück „Amadeus“ von Peter Shaffer in
­London uraufgeführt.
Vor 50 Jahren: Am 2. November 1964 öffnet sich zum ersten Mal
seit dem Mauerbau am 13. August 1961 die innerdeutsche Grenze
für Bürger der DDR.
Vor 55 Jahren: Am 29. Oktober 1959 startet in der Wochenzeitschrift „Pilote“ die Comicserie „Asterix und Obelix“ – Sie sind wohl
die bekanntesten und beliebtesten Schnäuzer-Träger der Welt.
Vor 65 Jahren: Am 1. November 1949 erscheint die erste Ausgabe
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Vor 145 Jahren: Am 28. Oktober 1869 veröffentlicht Dmitri Iwanowitsch Mendelejew die erste Version des Periodensystems der Elemente.
Vor 165 Jahren: Am 1. November 1849 wird die Briefmarke eingeführt. Zunächst gedacht als schmucklose Quittung für die Zahlung des Sendeauftrages, werden später auch Verzierungen vorgenommen, die vorrangig vor Fälschungen schützen sollen.
(eb)
27. Oktober 2014
Edi
Attraktivitätssteigerung der
Bundeswehr
im Kabinett
beraten (S.1).
Es stellt den
gesetzlichen
Rahmen für
die Agenda
„Bundeswehr in Führung: Aktiv.
Attraktiv. Anders.“ dar.
Turbulente Zeiten erlebt dieser Tage auch die Europäische
Union. Vergangenen Mittwoch
hat das Europäische Parlament
für die neue Kommission unter
dem Präsidenten Jean-Claude
Juncker gestimmt. Doch wie
steht es um den europäischen
Einigungsprozess? In dieser
Ausgabe finden sich ein paar
Gedanken zu diesem Thema
(S.9).
Neben der Politik liegt in dieser
Woche ein weiteres Augenmerk
auf dem Sport. Bei den Deutschen Meisterschaften im Boxen
konnten Soldaten der Bundeswehr ihre Schlagkraft unter
Beweis stellen (S.10). Und auf
Hawaii stellten sich rund 2200
Sportler einer der größten körperlichen Herausforderungen: dem
Ironman (S.11).
Stefan Rentzsch
Redakteur Sport/Vermischtes
Foto: Bundeswehr
Bild der Woche
25 Jahre im Dienst: Der Airbus 310 „Kurt Schumacher“ ist Garant der Bundeswehr für Transport und Verlegung deutscher und NATO-Soldaten in alle Welt.
27. Oktober 2014 Ministerium / Hintergrund „Nehmen Sie den Wandel an“
Foto: Döpke/Bundeswehr
von Rainer Herzberg
Großes Interesse: Aufmerksam verfolgen bei der Spießtagung in Hannover die K
­ ompaniefeldwebel die
Reden von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und vom Generalinspekteur der ­Bundeswehr,
General Volker Wieker.
forderung, die durchaus zu schultern sei. „Ich bin mit Ihnen stolz
auf die vollbrachte Leistung.
Die Wahrnehmung nach außen
kommt nicht von Ministerien und
Stäben, sondern von Ihnen und
Ihren Soldaten“, so Wieker an
seine Kompaniefeldwebel.
Wieker gab klare und umfassende Antworten auf alle Fragen, die gestellt wurden, aber
es gab auch die Bitte um Verständnis, dass eine so umfassende Neuorientierung, wie sie
im Moment laufe, ihre Zeit brauche und zunächst nicht alle Wünsche erfüllbar seien. „Im Hinblick
auf europäische Verbündete stehen wir gut da“, schloss Wieker
seine Rede. „Dennoch haben wir
einen außerordentlich schwierigen Prozess durchzustehen.“
Mit Spannung erwartet wurde
die Verteidigungsministerin.
Ursula von der Leyen betonte
die Wichtigkeit der Attraktivitätsagenda. „Wir brauchen ein
attraktives Berufsbild und das
entsprechende Umfeld und wenn
wir hier nicht mit der Zeit gehen,
kriegen wir keine Fachkräfte.“
Familiengerechte Arbeitsbedingungen seien ein Muss in der
heutigen Zeit und gerade deshalb wolle sie Bewegung in dieses Thema bringen. Mit einer
sehr direkten Bitte wandte sie
sich persönlich an die Kompaniefeldwebel: „Sie hier im Saal sind
die Mutter der Kompanie. Eine
Herausforderung, die Sie angenommen haben. Sie sind hautnah
dran, nehmen Sie den Wandel
an“. Es sei auch an der Zeit, auf
Augenhöhe mit der Industrie zu
verhandeln und ein hochqualifiziertes Vertragsmanagement einzuführen. Es könne nicht angehen, dass die Kosten für Fehler
oder Verzögerungen der Rüstungsindustrie vom Auftraggeber
getragen werden.
Zur Frage nach dem Materialzustand hatte die Ministerin eine
sehr klare Meinung: „Die Ausrüstung muss stimmen, und wir
brauchen ein gemeinsames Verständnis für den Materialerhalt,
sonst können wir unseren Auftrag nicht erfüllen. Wir brauchen
Frühwarnsysteme, wenn es nicht
richtig läuft und wenn von uns
Einsatzbereitschaft verlangt wird,
muss man uns auch entsprechend
finanziell ausstatten“, schloss die
Ministerin.
Zuversichtlicher Blick nach vorn
Susanne Wiederhold, Leiterin
des Controlling-Grundsatzreferates, verdeutlichte das gemeinsame Steuerungsverständnis und
die Vorgaben aus dem Ministerium als „Soll“ des Controllings.
Grundlage bilden der Masterplan
Controlling und die Rahmenweisung Strategische Steuerung und
Controlling. Denen zufolge leisten die dem Ministerium nachgeordneten Ebenen Beiträge zum
strategischen Zielsystem der Leitung des Hauses und entwickeln
eigene strategische Ziele.
„Lassen Sie nicht nach, Ihre
Führungskräfte vom Mehrwert
des Controllings zu überzeugen“,
empfahl Ohm.
Ministerialdirektor Paul
Jansen, Abteilungsleiter Haushalt und Controlling, erläuterte
in seinem Vortrag die Bedeutung
Foto: Bundeswehr
Experten sind vom Mehrwehrt des Controllings bei der Unterstützung der Steuerung überzeugt.
Bonn. „Ich blicke zuversichtlich nach vorne. Wir werden
den eingeschlagenen Weg, der
den Vorgaben der Leitung folgt,
konsequent weitergehen“, so das
Resümee von Brigadegeneral
Walter Ohm, Unterabteilungsleiter Controlling im Verteidigungsministerium (BMVg), am
Ende der zweiten Controllerkonferenz der Bundeswehr.
Zu dieser hatten sich die leitenden Controller des Verteidigungsministeriums sowie der
höheren Kommandobehörden
und Bundesämter zusammengefunden. Schwerpunktthema
war der Stand der Implementierungen des Controllings zur
Unterstützung der strategischen
Steuerung auf der Ebene der
Inspekteure und Präsidenten der
Bundesämter. Ministerialrätin
Setzt den ­
e ingeschlagenen
Kurs fort: Brigadegeneral
Walter Ohm.
der Nachhaltung des Ziels: „Die
darin enthaltenen Informationen
stehen im direkten Bezug zu den
strategischen Zielen. Aus ihnen
3
Kooperation bei
Satellitentechnik
Spießtagung: Ministerin und Generalinspekteur suchen das Gespräch mit Kompaniefeldwebeln.
Hannover. „Kompaniefeldwebel
­
sein heute – Veränderungen
gemeinsam angehen, Herausforderungen annehmen, den Menschen verpflichtet sein“, das war
das Motto der 9. Spießtagung in
der Schule für Feldjäger und
Stabsdienst in der EmmichCambrai- Kaserne am vergangenen Dienstag und Mittwoch
in Hannover.
Im Auditorium saßen 171
Kompaniefeldwebel aus allen
Teilstreitkräften, angereist mit
vielen Fragen und Wünschen
im Gepäck, um bei dieser hochkarätig besetzten Veranstaltung
Antworten und Klarheit über
Veränderungen und zukünftige
Strukturen in der Bundeswehr
zu erhalten.
Drei Kernthemen standen im
Vordergrund: Der derzeitige Status der Bundeswehr, die Integration von Frauen im militärischen
Dienst und die Personalstrukturen der Zukunft. Es ist schon einiges auf den Weg gebracht. Der
Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker,
diskutierte mit der Beratergruppe der Spieße und eröffnete
die Tagung mit einem Appell an
die Delegierten, mit Stolz und
Mut nach außen aufzutreten und
auch über Erfolge in der Bundeswehr zu reden.
Mit Blick auf die innere Lage
sei einiges auf den Weg gebracht.
Bis 2017 erreiche man einen
Aggregatzustand, in dem alle
geforderten Aufgaben erfüllt
werden könnten, eine Heraus-
aktuell werden dann möglichst realistische Prognosen sowie Handlungsempfehlungen entwickelt.“
Zukünftige Berichte an die Leitung sollen demnach noch mehr
Informationen aus dem nachgeordneten Bereich und vor allem
deren Bewertung durch die Inspekteure und Präsidenten enthalten.
Regierungsdirektor Gimmler
­
aus der Unterabteilung Controlling im Verteidigungsministerium referierte zum Thema
„Prozessmanagement im
Geschäftsbereich des BMVg“.
Er stellte dabei Entwicklung, Ziel
und Nutzen sowie den aktuellen
Sachstand dar. Gimmler: „Eine
enge Verzahnung des strategischen Zielsystems mit dem
Prozessmanagement unterstützt
die strategische Steuerung.“ (eb)
Berlin. Die Staatssekretärin im
Bundesministerium der Verteidigung, Katrin Suder, und der
Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie, Matthias Machnig,
haben am vergangenen Dienstag in Berlin eine Vereinbarung ihrer Ressorts über die
weitere Zusammenarbeit bei der
Heinrich-Hertz-Satellitenmission
­
unterzeichnet. Suder betonte:
„Die Satellitenkommunikationstechnik ist eine Schlüsseltechnologie innerhalb des Kommunikationssystems der Bundeswehr.“
Mit der Unterzeichnung der
Ressortvereinbarung sei der Weg
frei, für den zügigen Bau eines
nationalen Satelliten.
Ziel der Heinrich HertzMission ist der Bau eines gemeinsam genutzten Satelliten. So geht
es zum einen im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums um
die Erforschung, Verifikation und
Weltraumqualifizierung neuer,
innovativer Raumfahrttechnologien. Zum anderen wird im Auftrag des Verteidigungsministeriums eine operative Nutzlast
zur Sicherstellung satellitengestützter Übertragungskapazitäten
­
für die Aufgaben der Bundeswehr verwirklicht. Mit dem
für 2019 geplanten Start von
Heinrich-Hertz wird erstmals nach
17 Jahren wieder ein ausschließlich in Deutschland entwickelter
und gebauter Kommunikationssatellit ins All starten.
(eb)
Glückwünsche an
Radio Andernach
Mayen. Unter der Schirmherrschaft von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
hat Radio Andernach am vergangenen Dienstag seinen 40.
Geburtstag gefeiert. Die Ministerin betonte in ihrer Grußbotschaft
die große Bedeutung von Radio
Andernach für die Soldaten im
Einsatz. Der Parlamentarische
Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, Ralf
Brauksiepe, gratulierte dem Sender herzlich zum „40.“. Bei einem
feierlichen Appell würdigte der
Staatssekretär die erfolgreiche
Arbeit des Senders. Den Besuchern der Geburtstagsfeier wurde
ein umfangreiches Begleitprogramm geboten; so etwa Prominenten-Fußballspiele, die Übergabe eines Radiostudios an das
Militärhistorische Museum, Führungen durch das Funkhaus und
einen Empfang der Kochnationalmannschaft der Bundeswehr. Radio Andernach-Chefredakteur Oberstleutnant Heiko
Rönsch sagte: „Radio Andernach
möchte auch weiterhin die Menschen da abholen, wo sie sich
aufhalten.“
(eb)
Politik/Hintergrund
Enorme Fortschritte
Soldaten sterben bei
Anschlag in Kabul
kabul. Bei einem Anschlag
in Kabul sind am vergangenen
Dienstag vier afghanische Soldaten getötet worden. Rund ein
Dutzend Menschen, darunter
Zivilisten, seien verletzt worden,
als eine Bombe am Straßenrand
detonierte, teilte das afghanische
­Verteidigungsministerium mit.
Die Bombe sei mit einer Fernsteuerung gezündet worden,
als ein Militärbus die Stelle im
Westen der Hauptstadt passierte.
Die Taliban und andere radikalislamische Rebellengruppen verüben nach wie vor Anschläge auf
die afghanischen Sicherheitskräfte
und ihre ausländischen Verbündeten. Zuletzt hatten die Taliban
Mitte September einen Anschlag
auf die ISAF verübt. Dabei waren
drei Nato-Soldaten getötet und 15
weitere verletzt worden.
(ts)
Irak: Neue Minister
in Schlüsselressorts
Bagdad. Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi hat sein
Regierungsteam vervollständigt.
Das Parlament in Bagdad billigte
Ende vergangener Woche Abadis
Kandidaten für das Innen- und
Verteidigungsministerium. Neuer
sunitischer Verteidigungsminister
ist Chaled al-Obaidi, neuer schiitischer Innenminister Mohammed al-Ghabban. Mitte September hatten die Abgeordneten die
ursprünglichen Kandidaten des
Regierungschefs für diese Ministerämter abgelehnt. Die Innen- und
Verteidigungsressorts sind in dem
Konflikt mit der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) von
besonderer Bedeutung. Sowohl
die US-Regierung als auch Bundesaußenminister Frank-Walter
Steinmeier begrüßten die nunmehr
erfolgten Entscheidungen. (bfi)
Regierung stockt
Winterhilfe auf
Berlin. Die Bundesregierung
stockt die Hilfe für den Irak
im humanitären Bereich von
45 Millionen auf 65 Millionen
Euro auf. Außenminister FrankWalter Steinmeier erklärte am
vergangenen Dienstag, durch die
zusätzliche Unterstützung sollten
weitere Flüchtlingslager eingerichtet werden und mit Zelten,
Öfen, Matratzen, Thermodecken
und Winterkleidung ausgerüstet
werden. Die 20 Millionen Euro
gehen an das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen
sowie an die Welthungerhilfe.
Steinmeier: „Die humanitäre Lage
der vielen Flüchtlinge im Irak
ist dramatisch.“ Es müsse jetzt
schnell alles getan werden, damit
sie dem Winter nicht schutzlos
ausgeliefert seien.
(eb)
27. Oktober 2014
Experten diskutieren über Lehren aus dem Afghanistan-Einsatz und seine Perspektiven.
von Ulrike Jenssen
Berlin. Was können wir lernen
aus einem Einsatz, der die Bundeswehr prägte wie wohl kein
anderer zuvor? Diese Frage
wurde bei der 59. Gesamtkonferenz der katholischen Militärgeistlichen und Pastoralreferenten vergangene Woche in Berlin
gestellt.
Bei der Podiumsdiskussion
waren Hein-Gerhard Justenhoven, Direktor des Instituts für
Theologie und Frieden, Winfried
Nachtwei, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Experte
für Sicherheits- und Friedenspolitik, sowie General a.D. Egon
Ramms, ehemaliger Kommandeur des Allied Joined Force
Command der NATO, während
seiner Dienstzeit Vorgesetzter
von insgesamt fünf ISAFBefehlshabern.
In Impulsvorträgen legten sie
ihre „Lessons Learned“ der vergangenen 13 Jahre ISAF-Einsatz
aus friedensethischer, entwicklungs- und sicherheitspolitischer
Sicht dar und diskutierten Wirksamkeit und Lehren des Bundeswehr-Engagements. Einigkeit
bestand über die bereits erreichten Erfolge. Ramms resümierte:
„Es ist nicht alles schlecht in
Afghanistan. Afghanistan hat
eine phänomenale Entwicklung
gemacht.“ Nachtwei sagte, es
gebe „enorme Fortschritte bei
der Selbstständigkeit der afghani-
Foto: Pflug
aktuell Lieferten Denkanstöße: (vlnr.:) Winfried Nachtwei, Heinz-Gerhard Justenhoven, Rolf Clement,
Militärbischof Franz-Josef Overbeck und General a.D. Egon Ramms.
schen Sicherheitskräfte“. Justenhoven verwies in seinem Vortrag
auf eine „wesentliche Verbesserung der staatlichen Infrastruktur“. Die Experten erklärten die
nicht selten kritische öffentliche
Wahrnehmung des AfghanistanEinsatzes aus einer überwiegend übersteigerten öffentlichen
Erwartungshaltung an die Mission am Hindukusch.
Als Konsequenz daraus gelte
es in Zukunft, Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen noch
stärker zu bündeln, auf alle
beteiligten Ressorts zu verteilen
und schlüssig zu vernetzen. Es
sei wichtig, eine übersteigerte
Erwartungshaltung, die sich
allein an die Streitkräfte richte, zu
vermeiden, lauteten die Schlussfolgerungen der Experten.
Schließlich warben sie für ein
weiterführendes Engagement
in Afghanistan, um die bereits
erreichten Erfolge auch langfristig zu sichern. Ramms mahnte
gegen Ende seines Statements
an, die Soldaten dürften „die
Unterstützung der Politik nicht
verlieren“. Justenhoven sagte,
„Afghanistan braucht deutlich
mehr Zeit für ein nachhaltiges
State Building.“ Er ergänzte,
als Lehre für künftige Einsätze
sei es wichtig, „Ziele bescheidener zu definieren“. Nachtwei
forderte eine verlässliche Partnerschaft zwischen Deutschland
und Afghanistan, „die sich auch
an dem tatsächlichen Bedarf
orientiert“. Es gelte, „realistische Mandatsziele“ zu definieren und deren Wirksamkeit
auch nachzuhalten.
Vorbild Marshallplan
Debatte in der Führungsakademie der Bundeswehr lotet den Stand vernetzter Sicherheit aus.
Hamburg. „Zu viele Köche?“
So fragten Experten an der Führungsakademie der Bundeswehr
in Hamburg am vergangenen
Dienstag bei einer facettenreichen Podiumsdiskussion. Dabei
ging es um das Thema „Vernetzte
Sicherheit“. Gemeinsam mit dem
Netzwerk Women in International Security (WIIS) Deutschland
waren etwa 150 Gäste der Einladung nach Hamburg gefolgt.
Erstmalig ermöglichte die
höchste militärische Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr interessierten Zuschauern,
die Veranstaltung im ManfredWörner-Zentrum live im Internet
über eine Videoschaltung zu verfolgen. Darüber hinaus konnten
sie – Dank der Unterstützung aus
der Redaktion der Bundeswehr in
Berlin – auch aktiv über Twitter
an der Diskussion teilnehmen.
Neben Oberstleutnant i.G.
Peter Muermans, Dozent für
Vernetzte Sicherheit an der
Foto: Bundeswehr
4
Engagierte Diskussion: Die Fragen zum Thema vernetzte Sicherheit
belebten die Debatte, die auch per Livestream übertragen wurde.
­
Der Stellvertretende Kommandeur der Führungsakademie, Flottillenadmiral Karsten
Schneider, betonte die Bedeutung des Konzepts „Vernetze
Sicherheit“. Dieses fordere ressortübergreifende Aktivitäten,
um so einen nachhaltigen Frieden zu gewährleisten. Neu sei
das Konzept aber nicht. Bereits
der Marshallplan sei ein früherer
Versuch gewesen, unter Einbe-
zug zahlreicher Interessen unterschiedlicher Akteure gemeinsame Ziele zu erreichen.
Peter Muermanns plädierte
für eine umfassendere Ausbildung, damit die unterschiedlichen
Akteure die spezifischen Merkmale
der jeweils anderen Ressorts besser
verstehen. Doch zusätzliche nationale oder internationale Strukturen
sollte man hierfür nach Meinung
von Ina Lepel nicht schaffen. Sie
zeichnete ein durchaus positives
Bild von der Vernetzung der Ressorts. Verbesserungsbedarf sieht
jedoch auch sie. Florian Westphal
stellte den Ansatz von Ärzte ohne
Grenzen heraus. Seine Organisation werde sich weiterhin auf die
humanitäre Hilfe konzentrieren.
Die diversen Diskussionsbeiträge lieferten einen spannenden
Einstieg in die Fragerunde. Die
Fragen der Twitternutzer belebten
die Debatte. Insgesamt verfolgten
mehr als 300 Nutzer den Livestream im Internet.
(eb)
27. Oktober 2014 Einsatz / Bundeswehr aktuell 5
Hohe Bereitschaft zum Lernen
Foto (2): Lehmann/RedBw
In Erbil kommen die Einweisung kurdischer Peschmerga an der Panzerfaust 3 und die Unimog-Fahrausbildung voran.
Unimog: Oberfeldwebel Kai S. erklärt die Technik des Unimog-Motors (Foto links). Unter deutscher Anleitung: Peschmerga schießen mit der Panzerfaust 3 (Foto rechts).
von Robert Lehmann
Erbil. Die Einweisung der kurdischen Peschmerga ist ein weiteres Stück vorangekommen. Seit
diesem Monat wird vornehmlich
Ausbildungspersonal an der deutschen Panzerfaust 3 eingewiesen.
Parallel dazu beginnt erstmals
die Einweisung an den gelieferten Fahrzeugen.
Im Ausbildungszentrum der
Peschmerga im nordirakischen
Erbil herrscht reges Treiben.
Heute sollen die kurdischen
Kämpfer erstmals mit der Panzerfaust 3 schießen. Mit großem
Interesse verfolgen die mehr als
20 Soldaten den Erklärungen
von Hauptmann Thomas B. Der
32-jährige Offizier und seine
Kameraden aus dem Fallschirmjägerbataillon 261 demonstrieren
ihnen die sichere Handhabung
und den richtigen Einsatz der
Panzerfaust.
„Wir beginnen, wie in Deutschland auch, zuerst mit der theoretischen Vorausbildung“, sagt der
Brandenburger. „Danach kommen die praktischen Übungen mit
Exerziermunition, Patrone und
Griffstück.“ Zwei Tage hat er insgesamt nach Absprache mit dem
Verbindungsoffizier der Kurden
für die Einweisung an der Panzerfaust vorgesehen. Besondere
Herausforderungen sieht der
erfahrene Offizier dabei nicht.
„Die Visiereinrichtung ist sicherlich etwas, was die Peschmerga
so noch nicht kennen“, betont
Hauptmann B. „Deshalb haben
wir viel Zeit für die Ermittlung
der Entfernung und das Anhalten mit der richtigen Visiermarke
geplant.“
Doch nicht nur die Handhabung der Panzerabwehrwaffe
steht heute für die Peschmerga
auf dem Programm. Zwei Sol-
daten von Hauptmann B. stehen
im Gelände mit vier Kraftfahrern der Kurden vor der geöffneten Motorhaube eines LKWs
zwei Tonnen Unimog. Einer der
beiden Bundeswehrsoldaten ist
Oberfeldwebel Kai S. „Auch hier
fangen wir zuerst bei den technischen Daten und der grundsätzlichen Fahrzeugausstattung an“,
sagt der Kraftfahrer. „Tipps und
Kniffe aus dem Betrieb der Fahrzeuge in Deutschland geben wir
natürlich auch weiter.“
Danach geht es los auf die
Straße. Auf Feldwegen und im
Gelände müssen die kurdischen
Kraftfahrer sich jetzt beweisen.
Schließlich müssen sie jederzeit
und überall in der Lage sein, das
Fahrzeug sicher zu beherrschen.
„Da mussten die Jungs schon
ordentlich arbeiten“, erzählt der
Niedersachse. „Aber man hat
genau gesehen, dass sie ihr Handwerk beherrschen.“
Ähnlich sieht es auf der Schießbahn des Ausbildungszentrums
aus. „Alle Schützen haben das
Ziel erfüllt“, resümiert Hauptmann B. zufrieden und ergänzt:
„Die deutschen Sicherheitsbestimmungen haben sie perfekt
eingehalten.“
Zwischen Flecktarn und Fachjargon
Koulikoro. An einem Kompaniecheflehrgang in Koulikoro nehmen seit September 18 malische
Soldaten teil. Für die Pionierausbildung ist dabei ein 14-köpfiges deutsches Ausbilderteam um
Major Michael T. verantwortlich.
Immer an seiner Seite – mindestens ein Dolmetscher.
Die Verständigung mit den
malischen Soldaten ist und
bleibt eine Herausforderung für
die deutschen Ausbilder in Mali.
Französisch und Bambara treffen auf Deutsch und Englisch
– eine Hürde, die überwunden
werden muss, wenn die Ausbildung erfolgreich sein soll. Hier
helfen Übersetzer aus dem westafrikanischen Land.
Im Unterrichtsraum erklärt
Major Michael T. in Englisch
die Grundlagen der Pionierarbeit. „Ein Pionier kann nur so
gut wirken, wie sein Material es
zulässt“, ist dabei seine Prämisse.
Er spricht dabei in kurzen Sätzen, macht nach jedem Satz eine
Pause. Dann überlässt er Souleymane Y., seinem Dolmetscher,
das Wort. Souleymane übersetzt
schnell und flüssig ins Französische – sein Englisch-Studium in
Bamako zahlt sich dabei aus. Die
Übersetzung braucht ihre Zeit,
doch die malischen Soldaten sind
konzentriert bei der Sache und
arbeiten motiviert mit.
Souleymane ist 28 Jahre alt. Er
stammt aus Gao im Norden Malis
und ist seit Beginn der Mission
Dolmetscher für die europäischen
Ausbilder. Mit britischen, spanischen, ungarischen, portugiesischen und deutschen Soldaten
hat er bereits zusammengearbeitet: „Das ist hier eine große internationale Gemeinschaft verschiedener Nationen, Kulturen und
Menschen. Das ist für mich das
Interessanteste. Ich habe dabei
gelernt, stark zu sein.“
Direkt nach dem Unterricht
wird den malischen Soldaten
das Pioniergerät in der Praxis
unter freiem Himmel vorgestellt. Neben Major Michael T.
steht nun eine junge Frau mit kurzen Haar. Fatoumata Kaba K. ist
ebenfalls 28 Jahre und dolmetscht
Foto: Bannert/Bundeswehr
Unverzichtbar: Dolmetscher bei der EU Training Mission Mali.
Ausbildung: Ein Dolmetscher übersetzt bei der Pionierausbildung.
seit April 2013 bei der Ausbildung der deutschen Pioniere: „Es
war eine große Herausforderung
für mich, so allein unter den ganzen Soldaten“, erinnert sie sich an
ihre ersten Wochen. „Aber es war
eine wichtige Erfahrung, denn
ich habe viel von den deutschen
Soldaten gelernt – sie arbeiten
sehr genau und sind sehr diszipliniert.“ Fatoumata hat auch in
der Hauptstadt Bamako Englisch
studiert und wurde nach einem
Auswahlverfahren bei der EU
Ausbildungsmission als Dolmetscher eingestellt.
Sowohl Fatoumata als auch
Souleymane werden bei der
Ausbildung des 6. malischen
Gefechtsverbands im November dolmetschen. Und so wie
bereits jetzt wird ihre Arbeit auch
dann einen wichtigen Anteil am
Erfolg der Ausbildung in Koulikoro haben. Das unterstreicht die
Bedeutung von Sprache als verbindendes Element.
(ga)
6
aktuell Bundeswehr
aktuell 7
Das Ziel lautet: Personalmanagement aus einer Hand
Brigadegeneral Georg Klein erläutert die zukunftsweisenden Aufgaben seines Ressorts im neu aufgestellten Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr.
Köln. Mit der Aufstellung des
Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr
(BAPersBw) wurde erstmals
das Ziel eines „Personalmanagements der Bundeswehr aus
einer Hand“ gesetzt. Nachdem
die Mannschaften der Marine und
des Zentralen Sanitätsdienstes
bereits erfolgreich ihre „Personalheimat“ in Köln haben, beginnt
die Abteilung IV des Amtes nun
mit der Übernahme der Personalführung von rund 40 000 Soldaten der Mannschaftslaufbahn aus
Heer, Luftwaffe und Streitkräftebasis. Hierüber sprach das PIZ
Personal mit dem Abteilungsleiter IV, Brigadegeneral Georg
Klein.
Foto: Ink/PIZ Personal
Auf ein Wort: Der Leiter der Abteilung IV im Bundesamt für Personalmanagement, Brigadegeneral Georg Klein, während des Interviews.
neuen Qualität der Mannschaften der Bundeswehr nach Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht.
Längerdienende Mannschaften mit Verpflichtungszeiten bis
zu 25 Jahren werden der Bundeswehr als unverzichtbare Spezialisten ein neues Gesicht geben.
Sie verdienen daher mit ihren
Familien die gleiche Fürsorge der
Personalführung wie alle anderen
Angehörigen der Bundeswehr.
Damit werden auch Mannschaftssoldaten „ihren“ Personalführer
als Ansprechpartner für ihre persönliche Personalentwicklung
nutzen können.
Die Personalführer werden
die individuellen Potenziale der
geführten Frauen und Männer
noch besser nutzen, da wir als
BAPersBw den vollständigen
Überblick über alle Verwendungsund Einplanungsmöglichkeiten
über die Grenzen der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche hinweg haben. Die Erfahrung in der Personalführung der
Mannschaftssoldaten der Marine
und des Sanitätsdienstes lehrt
uns zudem, dass es uns als zentrale personalbearbeitende Stelle
immer besser gelingt, die vorhandenen beruflichen oder schulischen Qualifikation unser SaZ
und FWD zu erkennen und für
den Aufstieg in die Laufbahnen
der Unteroffiziere oder Offiziere
bei Bedarf zu entwickeln.
Um mögliche Sorgen auszuräumen: Mir ist bewusst, wie
stark viele Mannschaftssoldaten
mit ihrer militärischen und persönlichen Heimat verwurzelt
sind. Dem wird eine spezifische
Personalentwicklung Rechnung
tragen.
Diesem Vorteil für Soldaten steht
eine geringere Kompetenz der
bisher verantwortlichen Truppenteile gegenüber. Können
sich daraus nicht auch Nachteile ergeben?
Wir haben mit der vor einigen Jahren vollzogenen Verlagerung der zentralen Personalführung für die Unteroffiziere
ohne Portepee wichtige Erfah-
rungen gewonnen. Ich bin mir
daher sicher, dass den Dienststellen und Truppenteilen der
Wechsel der Verantwortlichkeiten zu Gute kommen wird.
Viele unserer Soldaten in der
Laufbahngruppe der Mannschaften weisen Bildungsvoraussetzungen auf, die es ihnen ermöglichen würden, in der Laufbahn
der Unteroffiziere Dienst zu
leisten. Zukünftig werden die
Erfordernisse an Dienstposten
noch stärker mit den individuellen Potenzialen und den Interessen der Soldaten in Einklang
gebracht werden können. Die bislang verantwortlichen Truppenteile können nicht alle Einplanungsmöglichkeiten vor Augen
Foto (2): Bundeswehr
Herr General, das Bundesamt
für das Personalmanagement
der Bundeswehr hat kürzlich
im Intranet darüber informiert,
dass die Personalführung aller
Mannschaften der Bundeswehr
in Ihrer Abteilung zusammengeführt werden wird. Was versprechen Sie sich davon und wo
liegen die Vorteile für die betroffenen Soldaten?
Mit der Aufstellung des
BAPersBw erging der Auftrag,
die Personalführung aller Angehörigen der Bundeswehr in einer
Hand zusammenzuführen. Für
die militärische Personalführung
bedeutet dies, dass die noch in
den Truppenteilen des Heeres,
der Luftwaffe und der Streitkräftebasis wahrgenommene Personalführung der Mannschaften
zukünftig durch die Personalführer der Abteilung IV übernommen wird. Dies entspricht der
haben. Dieses Lagebild wächst
nur bei uns im BAPersBw auf.
Zudem – dies gilt es auch
zu berücksichtigen – sind mit
für Soldaten förderlichen Entscheidungen ggf. Versetzungen
verbunden. Dadurch entsteht
kurzfristig der Eindruck, dass
bisherige Truppenteile leistungsstarke Soldaten verlieren.
Ganzheitlich betrachtet profitieren sowohl die Soldaten als
auch die Dienststellen und Truppenteile von der Zentralisierung
der Kompetenzen. Dies zeigen
die bisherigen Erfahrungen sehr
deutlich.
Mannschaften: Insgesamt 40 000 Soldaten der Mannschaftslaufbahn aus Heer, Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis liegen künftig bei der Personalführung in einer Hand.
Nimmt durch diese Verlagerung in das BAPersBw nicht die
Distanz zwischen den Soldaten
und der verantwortlichen Stelle
zu? Dies führt doch sicherlich
zu längeren Bearbeitungszeiten
und Verzögerungen von Entscheidungen?
Diese Sorge kann ich Ihnen
und den betroffenen Soldaten
nehmen. Es wird das bisher bei
Unteroffizieren und Feldwebeln
bewährte System greifen, bei
dem die Kompaniechefs, Kompaniefeldwebel und Personalfeldwebel vor Ort die ersten
Ansprechpartner für Personalangelegenheiten sind. Unsere
Erfahrungswerte zeigen jedoch,
dass die Bearbeitungs- und Entscheidungszeiten im Vergleich
zu den bislang verantwortlichen
Truppenteilen grundsätzlich nicht
länger sein werden. Im Gegenteil,
bei Versetzungsentscheidungen
werden kürzere Bearbeitungszeiten zu erwarten sein, da die
zukünftigen Entscheidungsträger
Tür an Tür ihren Dienst verrichten. Bislang notwendige Abstimmungen z.B. zwischen Truppenteilen in Büchel und Nienburg
werden durch einen unmittelbaren Kontakt zwischen den Soldatinnen und Soldaten, der Truppe
und den verantwortlichen Personalführern hier im Hause ersetzt.
Dadurch werden die Einheiten
und Dienststellen von administrativen Aufgaben entlastet und
die Kompetenz der Abteilung IV
wird noch stärker zur Wirkung
gebracht.
Ich möchte an dieser Stelle
deutlich machen, dass die Verbesserung der Personalführung ohne die Unterstützung
durch die Fachkompetenz und
Erfahrung der Truppenteile vor
Ort nicht möglich sein wird.
Die enge Zusammenarbeit der
Betroffenen, der Verantwortlichen vor Ort und der zentralen
Personalführer meiner Abteilung wird das Fundament für
eine Qualitätssteigerung in der
Personalführung unserer Mann-
schaftssoldaten sein. Die Verantwortung der Kompanieund Staffelfeldwebel sowie der
Disziplinarvorgesetzen ist dabei
unverändert hoch. Meine Personalführer brauchen klare und
belastbare Aussagen, ob die
Truppe die vorgelegten Anträge
ihrer Soldaten unterstützt. Wir
müssen z.B. auch wissen, ob die
Truppe den Soldaten für die vorgesehene Verwendung will.
Herr General, können Sie uns
bitte darlegen, für wie viele Soldaten Sie zukünftig die Verantwortung als personalbearbeitende Stelle tragen werden?
Wir stehen derzeit noch mitten
im Umbau der Personalstrukturen, der durch die Aussetzung der
Wehrpflicht und die Reduzierung
der Umfänge der Unteroffiziere
gekennzeichnet ist. Gegenwärtig
verantworten die Personalführer meiner Abteilung – alles
Feldwebel und Bootsmänner
– die unmittelbare Personalführung von rund 103 000 Soldaten.
Durch den fortzusetzenden
Umbau des Personalkörpers
und die Übernahme der Personalführung aller Mannschaften
wird die Abteilung IV zukünftig für die Personalführung von
rund 140 000 Frauen und Männern zuständig sein.
Nach enger Abstimmung mit
den betroffenen Kommandos
des Heeres, der Luftwaffe und
der Streitkräftebasis erfolgte
die Festlegung der Übernahmetermine. Die Soldaten des Uniformträgerbereichs Luftwaffe
werden mit Stichtag 1. Oktober
2015 und die Heereskameraden
mit Stichtag 1. Juli 2016 in die
Verantwortung der Abteilung IV
übergehen. Bis zu diesen Übernahmeterminen wird die überwiegende Zahl der Truppenteile
und Dienststellen bereits die neue
Struktur eingenommen haben.
Durch diese geordnete Übernahme werden Überlappungen
zwischen Maßnahmen zur Einnahme der Zielstruktur und der
Übernahme der Mannschaften
vermieden. Gleichzeitig werden
zeitnah die Voraussetzungen
geschaffen, von den positiven
Auswirkungen aus Sicht der
Truppe, aber auch aus der Perspektive des BAPersBw zu profitieren.
Können Sie näher erläutern, was
mit den von Ihnen angeführten
beiden Stichtagen gemeint ist?
Zu diesen beiden Stichtagen
wird die Verantwortung als personalbearbeitende Stelle auf
der Grundlage einer durch das
Ministerium zu veranlassenden
Vorschriftenänderung auf das
BAPersBw übergehen. Um dieser
Verantwortung gerecht werden
zu können, sind Vorbereitungen
sowohl durch meine Abteilung als auch durch die betroffenen Truppenteile notwendig.
Dazu gehören im Wesentlichen
die Abstimmungen mit den bisherigen verantwortlichen Stellen über die zu übernehmenden
Soldaten, aber auch abteilungsinterne Anpassungen auf Basis
der bewährten Strukturen. Hinzu
kommen auszuführende Maßnahmen durch die bisherigen Trup-
penteile im Personalwirtschaftssystem der Bundeswehr. Ebenso
gilt es für die bisherigen Dienststellen, die Personalgrundakten
zu prüfen, ggf. zu vervollständigen und zeitgerecht zu übergeben.
Hier liegt noch viel gemeinsame Arbeit vor uns. Mit
Blick auf die uns anvertrauten
Menschen sollte dies es uns wert
sein!
Die Fragen für PIZ Personal
stellte Lars Koch.
Vita Brigadegeneral Georg Klein
1980
Eintritt in die Bundeswehr bei der 4. Kompanie des Panzerbataillon 144 in Koblenz
1988 - 1991
Kompaniechef der 4. Kompanie des Panzerbataillon 143 in Stadtallendorf
1991 - 1993
Adjutant DSACEUR (GE), SHAPE in Belgien
1993 - 1995
36.Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg
1995 - 1998
Referent im Bundesministerium der Verteidigung bei FüS IV in Bonn
1998 - 2000
G3 Stab Panzerbrigade 34 in Koblenz
2000 - 2002
Kommandeur Panzerbataillon 154 in Westerburg
2002 - 2004
Referent Deutscher Militärischer Vertreter der NATO in Brüssel, Belgien
2004 - 2006
Personalstabsoffizier im Personalamt der Bundeswehr in Köln
2006 - 2008
G3 Einsatz im Heeresführungskommando in Koblenz
2008 - 2010
Chef des Stabes 13. Panzergrenadierdivision in Leipzig
2010 - 2012
Stellvertretender Leiter und Chef des Stabes der Stammdienststelle der
Bundeswehr in Köln
seit 12/2012
Abteilungsleiter Abteilung IV im Bundesamt für das Personalmanagement der
Bundeswehr
Neue Qualität: Nach Aussetzung der Wehrpflicht kommt den Mannschaften ein neuer Stellenwert zu.
Neue Ausgabe der Y
erscheint
berlin. In der
NovemberAusgabe
behandelt die
Y den Kampf
der Kurden
gegen die Terrormiliz IS und
erklärt, welche Konsequenzen
die NATO aus der Ukraine-Krise
zieht. Eine Redakteurin hat das
Minenjagdboot „Homburg“
besucht, das seit einem Jahr
von Kapitänleutnant Inka von
Puttkamer kommandiert wird.
In einem Centerfold wird der
„Wald der Erinnerung“ als
Gedenkstätte für im Einsatz
ums Leben gekommene Kameraden vorgestellt. Eine Reportage im Ressort 360° berichtet von der Teilnahme zweier
deutscher Soldaten am IronmanTriathlon auf Hawaii.
(ble)
Hoher Besuch bei
Gebirgsjägern
bad reichenhall. Der Kommandeur der Division Süd in
Veitshöchheim, Generalmajor
Bernd Schütt, hat der Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall kürzlich einen Besuch abgestattet.
Der Divisionskommandeur
machte sich ein Bild von dem
besonderen Fähigkeitsprofil der
Brigade. Bei seiner Ankunft
wurde Schütt vom Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade
23, Brigadegeneral Michael
Matz, und dem stellvertretenden Kommandeur, Oberst
Stefan Leonhard, begrüßt.
Neben einem Rundgang durch
die Hochstaufen-Kaserne hielt
der Divisionskommandeur einen
Vortrag über die Gebirgstruppe.
Ihre Fähigkeiten stellten die
Verbände der Gebirgsjägerbrigade 23 dann auch praktisch bei den Vorführungen am
Wachterl und auf der Reiteralpe
unter Beweis. Schütt war sehr
angetan: „Mensch, Material
und Tiere müssen in Einklang
gebracht werden. Dies erfordert hohe individuelle Fähigkeiten. Was ich hier gesehen habe,
hat mich beeindruckt. Das habt
ihr gut gemacht. Vielen Dank.“
Im Anschluss an die praktischen
Vorführungen nahm sich der
General Zeit, um mit den Soldaten ins Gespräch zu kommen.
Dabei drückte er den Kameraden,
die ihren anspruchsvollen Dienst
in der Gebirgsjägerbrigade leisten, seine Anerkennung aus.
Auch der Oberbürgermeister
von Bad Reichenhall, Herbert
Lackner, begrüßte den Divisionskommandeur und unterstrich die
besondere Verbundenheit der
Region mit der Gebirgsjägerbrigade 23.
(eb)
bundeswehr
27. Oktober 2014
„Papa ist ein starker Soldat“
In dem Kinderbuch „Schattige Plätzchen“ wird das Thema PTBS aus Kindersicht betrachtet.
von Victoria Eicker
berlin. PTBS – Posttraumatische Belastungsstörung: Bis vor
wenigen Jahren wussten selbst
Erwachsene nicht, was das ist.
Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben das geändert.
Doch was ist mit Kindern? Wie
erklärt man einem Kind, was
PTBS ist – besonders, wenn ein
Elternteil betroffen ist? Ein kleines Büchlein hilft dabei.
„Es gibt Papas, die sind superschnelle Lastwagenfahrer, superschlaue Mathelehrer oder supergesunde Gemüsehändler. Mein
Papa ist superstarker Soldat“,
liest Christa Balzer aus dem Buch
„Schattige Plätzchen – Mein Papa
hat PTBS“ laut vor. Sie ist Erzieherin an einer Kindertagesstätte
in Charlottenburg.
„Was ist ein Soldat?“, fragt
die fünfjährige Galathea sofort.
Es gibt keine Soldatenkinder in
dieser Kita. Darum müssen erst
wichtige Fragen geklärt werden: Was macht eigentlich ein
Soldat? Was ist Krieg? Was ist
Schießen? Hier hat man davon
noch gar nichts gehört. Trotzdem hören die Kinder gespannt
zu: Lauschen, wie der Papa verändert aus einem Auslandseinsatz zurückkommt. Hören, dass
der Papa krank ist, PTBS hat. Leiden mit dem kleinen Jungen mit,
der die Geschichte erzählt und so
erschüttert ist, als sein Papa plötzlich unsäglich wütend wird, weil
eine Tasse zu Boden fällt… „Mir
ist auch schon einmal ein Teller
auf den Boden gefallen“, unterbricht die kleine Meri das Vorlesen. „Das ist doch nicht schlimm,
Foto: Eicker
aktuell Aus anderer Perspektive: Kinder sehen das Thema PTBS aus ihrer Sicht.
wenn mal eine Tasse runterfällt“,
sagt Galathea erstaunt. Doch. Ist
es: Wenn jemand krank ist; so
krank wie der Papa des kleinen
Jungen. Die Erzieherin Christa
versucht zu erklären, warum das
schlimm ist, warum auf den Bildern im Buch plötzlich bedrohliche Schatten wie der eines Hubschraubers zu sehen sind. „Da
war doch eben noch der Schatten einer Tanne. Da ist doch gar
kein Hubschrauber“, wundert
sich Tim.
Das kleine Buch „Schattige
Plätzchen – Mein Papa hat
PTBS“ entspringt einer Idee,
die am Psychotraumazentrum
des Bundeswehrkrankenhauses in
Berlin entstand. Dort wollte man
Angehörigen von traumatisierten
Soldaten eine Hilfe zur Verarbeitung der Krankheit innerhalb der
Familie mitgeben. Gerade für die
kleinsten Betroffenen im Umfeld
dieser Krankheit ist es ein schwer
zugängliches Thema.
Aus der Idee wurde bald
ein Projekt, dem sich auch die
evangelische Militärseelsorge
anschloss. So entstand in enger
Kooperation mit Experten des
Psychotraumazentrums, Kinderpsychologen, Sozialpädagogen,
Seelsorgern und einer Kinderbuchautorin sowie einer Kinderbuchillustratorin dieses einfühlsame Kinderbuch. „Was hat der
Papa?“, fragt die aufgeweckte
Mayra. „Eine Posttraumatische
Belastungsstörung“, erklärt
Erzieherin Christa.
„Das Wort ist aber lang“, sagt
Mayra verblüfft. Damit kann
kein Kind etwas anfangen. Dafür
schafft es das Buch durch kleine
Momentaufnahmen des Alltags
und eine äußerst klare Bildsprache, das Krankheitsbild in vielen
seiner Facetten für Kinderaugen
zu erfassen. Alle Kinder haben
während des Vorlesens verstanden, dass der Papa des kleinen Erzählers krank ist. Und sie
haben auch am Ende des Buches
verstanden, dass es dem Papa
wieder besser geht.
Erfahrung aus der Praxis weitergeben
Erstmalig unterstützt ein Soldat der Bundeswehr die Militärbeobachterausbildung in Peru.
Ancón/Peru. Hauptmann
Volker Lossner hat als erster
Soldat der Bundeswehr den internationalen Lehrgang für Militärbeobachter im Ausbildungszentrum Ancón in Peru unterstützt.
Hier, nordwestlich der Hauptstadt Lima, bereitet die peruanische Armee ihre Einsatzkontingente für Missionen der
Vereinten Nationen vor. Sie
sind unbewaffnete militärische
Einsatzkräfte. Im Auftrag der
Vereinten Nationen (VN) überwachen sie die Einhaltung des
humanitären Völkerrechts und
der Bestimmungen von Waffenstillstandsabkommen oder Friedensverträgen durch Konfliktoder Vertragsparteien.
Erstmalig wurde bei den Lehrgängen in Peru mit Lossner ein
Foto: Lossner/Bundeswehr
8
Im Gespräch: Hauptmann Lossner mit den Lehrgangsteilnehmern.
„internationaler“ Ausbilder eingesetzt. Der Soldat von der Technischen Schule Landsysteme
und Fachschule des Heeres für
Technik wurde Ende August nach
Peru geschickt. Bereits dreimal
als Militärbeobachter im Einsatz, konnte er den Lehrgangsteilnehmern fundiertes Wissen vermitteln. Bei der praktischen
Ausbildung profitierte er von
seiner Einsatzerfahrung.
Die internationalen Teilnehmer des Lehrgangs kamen aus
Peru, Kolumbien, Ecuador und
den USA. Die Ausbildungsgruppe bestand aus insgesamt 17
Offizieren. Die Unterrichtssprache war Englisch. Der Aachener
Logistikoffizier bildete die Lehrgangsteilnehmer in der Thematik
„Führen von Verhandlungen“
aus. Sein Wissen als Militärbeobachter kam ihnen dabei sehr
zugute. Lossner: „Mir kam es
besonders darauf an, meine Einsatzerfahrung in die Ausbildung
einfließen zu lassen.“
Nach Abschluss des Lehrgangs
erhielten alle Teilnehmer das
begehrte Zeugnis und der Beste
wurde ausgezeichnet. (vl/ak)
27. Oktober 2014 innere Führung / Militärgeschichte „Kunst des Möglichen“
von Markus Pöhlmann, Zentrum
für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Foto: dpa/pa
von Andreas Popp, Offizierschule
der Luftwaffe
Europa-Parlament in Straßburg: Die Politik, die dort gemacht wird, ist nicht selten umstritten
– aber sie ist auch die „Kunst des Möglichen“.
mehrerer Geschwindigkeiten
zuzuschreiben. Kritiker dieser
Konzeption halten dagegen, dass
auf diese Weise der Kontinent
erneut geteilt würde. Also genau
das einträte, was im Namen der
europäischen Integration gerade
realisiert werden soll: die Überwindung der Barrieren, die eine
friedliche Entwicklung des Kontinents über Jahrhunderte hinweg
vereitelten.
Kann dies besser durch Kooperation von Nationalstaaten in
freiheitlich-demokratischem
Gewand oder durch die Aufgabe
von Nationalstaatlichkeit geschehen? Einer der Fundamentalsätze freiheitlichen europäischen Verfassungslebens bildet
die Maxime: „Was alle angeht,
das soll von allen auch gebilligt
werden.“ Dabei ist doch das Projekt Europa von Anfang an ein
Elitenprojekt gewesen. Eliten
haben aber das Problem, dass sie
nicht selten Kommunikationsprobleme haben. Das heißt: Europa
ist anfällig für Populismus.
Das zeigt bereits das Zustandekommen des „Vertrages über eine
Verfassung für Europa“, der
auf dem Entwurf des Konvents
zur Zukunft der Europäischen
Union unter Vorsitz des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Giscard d’Estaing vom
18. Juli 2003 beruhte und nach
spanischer- wie polnischerseits
erwirkten Modifikationen am
29. Oktober 2004 feierlich von
den europäischen Regierungschefs auf dem Kapitolshügel zu
Rom unterzeichnet worden war.
Verfassungen bilden zweifellos die Geschäftsgrundlage für
das politische Zusammenleben.
Sie geben aber auch den Rahmen
für politische Kultur. Damit ist
die emotionale Seite der Politik
betroffen. Der „Vertrag über eine
Verfassung für Europa“ scheiterte
Ende Mai / Anfang Juni 2005 an
Referenden in Frankreich und
den Niederlanden. Die Beratungen gingen daraufhin in eine neue
Runde, an deren vorläufigem Ende
der Vertrag von Lissabon vom
13. Dezember 2007 stand.
Der „Vertrag über eine Verfassung für Europa“ gerann mit
dem Vertrag von Lissabon zu
einem Grundlagenvertrag gemäß
der Maxime Max Webers von der
„Politik“ als der „Kunst des Möglichen“. Dieser entspringt dem Willen, politisch Notwendiges in die
Realität umzusetzen. In den Worten des großen deutschen Europäers Carlo Schmid: „Eine Verfassung ist nichts anderes als die
in Rechtsform gebrachte Selbstverwirklichung der Freiheit eines
Volkes. Darin liegt ihr Pathos und
dafür sind die Völker auf die Barrikaden gegangen.“ – Warum sollte
dies nicht auch für die freiheitsliebenden Menschen Europas gelten?
Neuer Blickwinkel auf den Ersten Weltkrieg
Berlin. Anfang Oktober ist die umfangreiche,
frei zugängliche Online-Enzyklopädie zum
Ersten Weltkrieg, 1914-1918-online“, freigeschaltet worden. Der renommierte Historiker Oliver Janz von der Freien Universität
Berlin leitet das internationale Großprojekt.
Im aktuell Interview erklärt er die Intention
hinter dem Werk.
Herr Janz, was versprechen Sie sich von
der Online-Enzyklopädie?
Das Bild vom Ersten Weltkrieg ist bis
heute, zumal in Europa, durch die Westfront
geprägt, durch Bilder vom Stellungskrieg und
den industriellen Materialschlachten an der
Somme und um Verdun. Die ost- und südosteuropäische wie auch die globale Dimension
des Kriegs ist hingegen weniger präsent. Ein
wesentliches inhaltliches Anliegen des Projektes ist daher die Erarbeitung einer wirklich internationalen, multiperspektivischen
Enzyklopädie des Ersten Weltkriegs unter
ausdrücklicher Berücksichtigung Ost- und
Südosteuropas und der außereuropäischen
Welt. Hauptziel in technischer Hinsicht ist
die Entwicklung einer innovativen Navigation basierend auf der Semantic Wiki Technologie.
Wer sind die Adressaten?
Im Kern vor allem Studenten und Wissenschaftler: insbesondere die längeren Handbuchartikel richten sich als problemorientierte, wissenschaftliche Beiträge in erster
Linie an das Fachpublikum. Die kurzen
enzyklopädischen Einträge, etwa zu einzelnen Personen oder Ereignissen, wenden
sich hingegen auch an ein allgemeineres Publikum. Darüber hinaus bieten ein
Zeitstrahl, interaktive Karten oder Bildergalerien zu Themen und Regionen einen
optisch ansprechenden, assoziativen Zugang.
„1914-1918-online“ ist keine Wikipedia zum
Ersten Weltkrieg, sondern ein von internationalen Experten verfasstes Nachschlagewerk mit Handbuchteil.
Wie aktuell sind die Ereignisse, die zum
Ersten Weltkrieg geführt haben, heute?
Unsere Welt ist im Vergleich zur Zeit vor
1989 multipolarer und unübersichtlicher
geworden und ähnelt in vieler Hinsicht wieder stärker der Zeit vor 1914. Die Vorkriegszeit war von Misstrauen und Spannungen
zwischen den großen Mächten geprägt. Solche Spannungen gibt es auch heute wieder,
vor allem zwischen Russland und dem Westen und zwischen China und Japan. Doch
da enden die Parallelen auch schon. Die
Gesprächsbereitschaft und Gesprächsfähigkeit zwischen den wesentlichen Akteuren scheint mir heute deutlich ausgeprägter,
von anderen Unterschieden, wie dem weiter
bestehenden atomaren Abschreckungspotenzial, einmal ganz abgesehen.
Die Fragen stellte Stefan Rentzsch.
Die Enzyklopädie „1914-1918- online“ unter
http://www.1914-1918-online.net/
9
Transatlantischer
Austausch
Vor zehn Jahren wurde die EU-Verfassung in Rom unterzeichnet – eine Reflexion zum Thema.
Berlin. Ist Europa die Summe seiner Teile oder ist es ein vielfaches
Ganzes? Wer gehört überhaupt zu
Europa und wie weit reicht es?
Wie steht es um die Politikfelder,
die in nationaler Regie verbleiben sollten oder verbleiben könnten? Wie prägen Nationen und
wie prägen Regionen das künftige
Gesicht des Kontinents? Die friedliche Beantwortung dieser Fragen
entscheidet darüber, ob die Menschen dieses Kontinents namens
Europa sich mit der europäischen
Idee tatsächlich anfreunden und
ob aus der Idee „Europa“ tatsächlich Konkretes entsteht.
Betrachtet man die Entwicklung der europäischen Integration seit den 1950er Jahren, so
sticht ins Auge, dass der Europagedanke niemals etwas darstellte,
das die Massen in Begeisterung
versetzte. Traurig aber wahr: Die
europäische Integration bedurfte
zweier Weltkriege und zweier
schrecklicher totalitärer Experimente (Sowjetmarxismus
und Nationalsozialismus), um
eine „Initialzündung“ mit der
„Gründung der Gemeinschaft
von Kohle und Stahl“ (EKGS,
1951/52) und dann der „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“
(EWG, 1957) zu erfahren.
Wir sehen heute, dass das
Gebiet „EWG-Europa“ den
höchsten europäischen Verdichtungsgrad aufweist. Dies führt
manche Verfechter der europäischen Integration zu der Überlegung, diesem Kerneuropa eine
besondere Rolle in einem Europa
aktuell Kansas city. Eine sechsköpfige Delegation des Zentrums
für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
(ZMSBw) hat kürzlich an der
Jahrestagung der German Studies
Association (GSA) in Kansas
City/USA teilgenommen. Die
German Studies Association ist
die größte Vereinigung der mit
Deutschlandbezug arbeitenden
Geisteswissenschaftler in Nordamerika.
Der Leiter der Potsdamer Delegation, Oberst Hans-Hubertus
Mack, bewertete die wissenschaftliche Bedeutung der Veranstaltung: „Die Jahrestagung der
German Studies Association bildet für uns ein wichtiges Forum
des transatlantische Austausches.
Unsere Anwesenheit stärkt die
Wahrnehmung der deutschen
Militärgeschichtsschreibung
und des ZMSBw in den USA und
Kanada in besonderer Weise.“
Anlässlich des 100. Jahrestages des Kriegsausbruchs zum
Ersten Weltkrieg im Jahre 1914
präsentierten die Forscher im
Rahmen einer Kooperation mit
der German Studies Association
neue militärgeschichtliche Untersuchungen zum Ersten Weltkrieg.
Die Bandbreite der vorgestellten
Themen war groß: sie reichte von
den Kriegsplänen von 1914 über
die Diskussion des Potenzials
einer modernen Operationsgeschichte, die Aufgaben von militärgeschichtlichen Museen und
Archiven bis hin zur Geschichte
des Nachrichtendienstes und dem
Einfluss des Weltkrieges auf die
Kunst.
Kansas City war als Veranstaltungsort mit Bedacht gewählt
worden, befindet sich hier
doch das National World War
One Museum und die zentrale
US-amerikanische Gedenkstätte
zum Ersten Weltkrieg, das 1921
eingeweihte Liberty Memorial.
Beim Besuch des Museums und
der Gedenkstätte konnten sich
die Wissenschaftler des Zentrums
für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
einen unmittelbaren Eindruck
vom Standort des Ersten Weltkrieges im kollektiven Bewusstsein in den Vereinigten Staaten
verschaffen.
Dies ist auch deshalb von
Bedeutung, weil im Jahr 2017
der 100. Jahrestag des Kriegsbeitritts der USA ansteht. Dieser wird vermutlich mit derselben
wissenschaftlichen und öffentlichen Aufmerksamkeit begangen
werden, wie dies in diesem Jahr
in Deutschland und bei vielen
europäischen Nachbarn der Fall
gewesen ist.
Bronze auf der
Planche
san Francisco. Die Florettfechter der Bundeswehr Oberfeldwebel Sebastian Bachmann
und Hauptgefreiter Marius
Braun haben vergangenen Montag beim Weltcup im kalifornischen San Francisco Platz drei
im Teamwettbewerb belegt. Beide
Athleten sind in der Sportfördergruppe Köln aktiv. Zusammen
mit ihren Mannschaftsmitgliedern
Moritz Kröplin und dem viermaligen Einzelweltmeister Peter
Joppich gewannen die Sportler
nach der Halbfinal-Niederlage
gegen Olympiasieger Italien das
„kleine“ Finale gegen Japan mit
44:42. Bundestrainer Uli Schreck
zeigte sich hochzufrieden mit
dem Ergebnis und sprach von
einer „kompakten Mannschaftsleistung um einen herausragenden Peter Joppich“.
(sid/eb)
Ehrung für Wintersportler
Künzelsau. Vier Spitzensportler der Bundeswehr sind kürzlich vom Deutschen Skiverband
(DSV) mit dem Goldenen Ski
ausgezeichnet worden. Feldwebel Eric Frenzel erhielt den
Preis in der Disziplin Nordische
Kombination. Frenzel hatte bei
den diesjährigen Olympischen
Winterspielen in Sotschi Gold im
Einzel und Silber in der Teamwertung gewonnen. Im Bereich
Biathlon konnten sich Hauptfeldwebel Andrea Henkel und Oberfeldwebel Erik Lesser über die
Ehrung freuen. Während Andrea
Henkel ihre aktive Karriere im
vergangenen Winter beendete,
konnte Lesser in Sotschi Silbermedaillen im Einzel- und Mannschaftswettbewerb erkämpfen.
Im Langlauf wurde Feldwebel
Denise Herrmann ausgezeichnet.
Mit dem Goldenen Ski ehrt der
DSV jährlich seine erfolgreichsten Wintersportler in jeder Skisportart.
(eb)
Weltcuptriumph im
Kaukasus
Gabala. Sportschützin Oberfeldwebel Monika Karsch hat vergangenen Donnerstag das Weltcupfinale in der Disziplin Sportpistole
auf der Distanz von 25 Metern
gewonnen. Die 31-jährige
Weltmeisterschafts-Sechste aus
Regensburg setzte sich im aserbaidschanischen Gabala im Finale
um Gold gegen Gundegmaa
Otryad aus der Mongolei mit 7:3
durch. Damit feierte die Athletin der Sportfördergruppe Neubiberg den zweiten Weltcuperfolg
ihrer Karriere. Ihren Premierensieg hatte sie im Juni beim Weltcup im slowenischen Maribor
gelandet.
(sid/eb)
sport
27. Oktober 2014
Schritt Richtung Olympia
Boxer der Sportförderung der Bundeswehr erkämpfen bei der Deutschen Meisterschaft vier Titel.
von Martin Gärtner
straubing. „Edgar! Edgar!“,
feuern die Zuschauer frenetisch
ihren Lokalmatadoren an. Der
Lärm ist ohrenbetäubend. Und
auch die Trainer können nicht
an sich halten und rufen ihren
Schützlingen zu. Hauptgefreiter
Edgar Walth vom Boxclub Straubing hämmert seine Fäuste auf
seinen Gegner Omar El Hag.
Doch der wehrt sich und gibt
sich nicht geschlagen. Es geht
um alles in diesem Finalkampf
im Bantamgewicht bis 56 Kilogramm. Dann ertönt der Gong.
Die Boxer gehen erschöpft in ihre
Ecken, um sich von den Trainern die Handschuhe von den
Händen streifen zu lassen. Kurz
darauf müssen sie wieder in die
Ringmitte, wo sie vom Kampfrichter empfangen werden. Der
Ansager verkündet das Ergebnis: „Sieg durch Punkte für die
blaue Ecke“. Walth gewinnt mit
drei zu null nach Punkten und ist
Deutscher Meister.
Mitte Oktober haben sich die
besten Boxer Deutschlands bei
den 92. Deutschen Meisterschaften der Elite im niederbayerischen Straubing gemessen.
Unter ihnen waren auch zahlreiche Athleten der Sportfördergruppen Bruchsal und Frankfurt/
Oder. Sie erkämpften sich vier
erste, vier zweite und zwei dritte
Plätze. Besonders beindrucken
konnte Walth. Der Militärweltmeister 2012 und Deutsche Meister 2013 konnte seinen Titel im
Bantamgewicht verteidigen und
wurde gleichzeitig bester Kämpfer im Turnier. „Es war ein harter Kampf, aber ab Runde zwei
Foto: Neumann/RedBw
aktuell Geschafft: Edgar Walth ist sichtlich stolz auf seinen Meistertitel.
war ich klar besser“, sagte Walth
nach dem Finale. Es sei besonders wichtig für ihn, den Titel
zu Hause gewonnen zu haben.
Schließlich hätten ihn Freunde,
Familien und Bekannte lautstark
unterstützt. Der Titelgewinn gilt
als erster Schritt zu den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien.
Im Schwergewicht bis 91
Kilogramm
­
zeigte ­Gefreiter
Albon Pervizaj, dass er der
beste Boxer seiner Gewichtsklasse in Deutschland ist. Nach
einem starken Halbfinalsieg
gegen Alexander Peil schlug er
im Finale der tosenden Sporthalle des Turmair-Gymnasiums
in Straubing seinen Kontrahenten
Arthur Mann mit 3:0 nach Punkten. Hauptgefreiter Serge Michel
lieferte im Halbschwergewicht
bis 81 Kilogramm ein starkes
Finale. Der neue Deutsche Meister besiegte Leon Bunn durch
technischen Knockout in der
­ersten Runde.
Im Halbweltergewicht bis 64
Kilogramm errangen gleich
zwei Bundeswehr-Boxer Medaillen. Hauptgefreiter Kastriot Sopa
konnte nach seinem Halbfinalsieg gegen Shahan Aybey im
Finale Eugen Dahinten aus Bayern bezwingen. Auch Hauptgefreiter Theo Krechlok zeigte super
Leistungen. Nach einem Arbeitssieg im Viertelfinale musste sich
der 21-Jährige im Halbfinale Sopas
späterem Finalgegner Eugen
Dahinten nach Punkten geschlagen
geben. Für den Sportsoldaten der
Sportfördergruppe Frankfurt/Oder
war das Turnier trotz des verpassten
Finaleinzugs ein Erfolg, schließlich
kämpfte er zuvor bei den Junioren
und eine Gewichtsklasse tiefer.
„Ich habe in der ersten Runde zu
wenig gemacht, danach aber alles
gegeben“, sagte Krechlok kurz
nach seinem Kampf. Sowohl sein
Trainer, als auch er selbst waren mit
den Leistungen aber voll zufrieden.
Zweite Plätze gingen an Feldwebel Ronny Beblik im Fliegengewicht bis 52 Kilogramm, die
Gefreiten Robert Harutyunyan
im Leichtgewicht bis 60 Kilogramm und Vjaceslav Kerber
im Weltergewicht bis 69 Kilogramm und Unteroffizier (FA)
Denis Radovan im Mittelgewicht
bis 75 Kilogramm. Ebenfalls im
Mittelgewicht konnte sich Oberfeldwebel Konstantin Buga über
Platz drei freuen.
Beim Amateurboxen stehen
sich die Kämpfer drei Runden à
drei Minuten gegenüber. Die Pausen betragen jeweils eine Minute.
Gibt es keinen vorzeitigen Sieger
durch Knockout, Aufgabe oder
Entscheidung des Kampfrichters,
werten fünf Kampfrichter den
Kampf nach Punkten.
In den Tritt gekommen
Topathleten der Bundeswehr feiern Erfolge bei den Bahnrad-Europameisterschaften
Baie-Mahault. Bahnradfahrer
der Bundeswehr haben bei den
Europameisterschaften im französischen Überseedepartement
Guadeloupe Mitte Oktober mit
hervorragenden Ergebnissen zur
Medaillenausbeute beigetragen.
Insgesamt erradelten die Spitzenathleten in der Karibik eine
Silber- und drei Bronzemedaillen.
Das Aushängeschild der Bundeswehr bei den Wettkämpfen
war das Vierer-Team der Sportfördergruppe Frankfurt/Oder
mit Oberfeldwebel Henning
Bommel, Unteroffizier (FA)
Theo Reinhard, Unteroffizier
(FA) Tobias Wächter und Obergefreiten Nils Schomber. Die
Mannschaft belegte in der Verfolgung den zweiten Rang hin-
Foto: dpa/pa
10 Starkes Team: Die Vierer-Mannschaft in der Verfolgung.
ter den favorisierten Briten. „Ich
freue mich riesig über das herausragende Ergebnis, das die Jungs
hier eingefahren haben. Das ist
für uns natürlich ein optimaler
Start in die Olympia-Qualifikation“, sagte Bundestrainer Sven
Meyer. „Wir haben unmittelbar
vor unserem Lauf gegen die Briten nochmal einen Gang hochgeschaltet und sind volles Risiko
gegangen, leider hat es dann auf
den letzten Metern doch nicht
ganz für den Sieg gereicht.“ Bom-
mel und Thiele schlugen danach
noch ein zweites Mal zu und
gewannen Bronze im Punkterennen und in der Einerverfolgung.
Für ein weiteres Highlight
sorgte zudem Obergefreiter Anna
Knauer. Das 19-jährige Ausnahmetalent von der Sportfördergruppe Todtnau belegte den
dritten Platz im Omnium. Knauer
ist damit die erste deutsche Radsportlerin, der es gelang, bei einer
internationalen Großveranstaltung eine Medaille in der Mehrkampfwertung zu gewinnen. Mit
insgesamt drei Gold-, vier Silberund sechs Bronzemedaillen landete die deutsche Mannschaft im
Medaillenspiegel auf einem starken dritten Platz hinter Großbritannien und Russland. (sid/eb).
27. Oktober 2014 SPORT / Vermischtes Die Stunde der eisernen Männer
Foto: Mike Darden Photography/www.dardenphotos.com
Extremsport statt Strandurlaub: 2200 Athleten starteten beim Ironman auf Hawaii.
Ausruhen Fehlanzeige: Nach vier Kilometern im Wasser und weiteren 180 auf dem Rad wartet noch ein Marathonlauf auf die Teilnehmer.
von Jan Marberg
Kailua-Kona. Schwimmer, Radfahrer oder Läufer – wer hat die
beste Kondition? Diese Frage legte
den Grundstein für einen der härtesten Sportwettkämpfe überhaupt:
den Ironman auf Hawaii. 1978
schlug US-Navy-Fregattenkapitän John Collins vor, den Streit
mit einem Triathlon ein für alle
Mal beizulegen. Die Herausforderung hat es in sich: fast vier Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und zu guter letzt
noch einen klassischen Marathon
von rund 42 Kilometern.
Heute hat sich der Ironman
von seinen militärischen Wurzeln
gelöst, aus der Bierwette ist längst
ein Unternehmen geworden. Über
80 000 Athleten weltweit bewarben
sich 2014 für einen der rund 2200
Startplätze der Ironman-Weltmeisterschaften in Kailua-Kona
auf Hawaii. Voraussetzung ist, bei
einem der 35 Ironman-Wettbewerbe rund um den Erdball einen
Slot zu erreichen.
Zu den Startern gehörten auch
Sven Kunath und Oliver Spurzem.
Der 35-jährige Oberstabsarzt und
der 37-jährige Hauptfeldwebel
bildeten die Auswahlmannschaft
Triathlon der Bundeswehr. Beide
Sportler hatten sich zuvor bei den
Ironman-Europameisterschaften
in Frankfurt qualifiziert und traten in der Altersklasse 35 bis 39
an. Besonders erfolgreich hatte
dabei Kunath abgeschlossen: Der
Truppenarzt aus dem Sanitätszentrum Schönewalde wurde in seiner
Altersgruppe Vizeeuropameister.
Kunath kennt sich in Kona aus:
Bereits sechs Mal war der Mediziner auf Hawaii am Start. Für
Oliver Spurzem war es dagegen
eine Premiere. Für den Kompanietruppführer aus dem Fallschirmjägerbataillon 261 in Lebach ging
damit ein Traum in Erfüllung.
Der Startschuss fiel am frühen Morgen. Um das Feld beim
Massenstart zu entzerren, waren
zunächst die Profis und danach
die Amateure auf die Schwimmstrecke gegangen. Beim anschlie-
ßenden Radrennen mussten sich
die Athleten Temperaturen von
29 Grad Celsius und dem berüchtigten Gegenwind an der KonaKüste von Big Island stellen, bevor
es nach 180 Kilometern mit der
dritten Etappe, dem Marathon,
weiterging. Nach dem Überqueren der Ziellinie durfte sich Sven
Kunath über Platz 62 in seiner
Altersklasse freuen, im Gesamtklassement belegte er Platz 301.
Oliver Spurzem kam bei seinem
Hawaii-Debüt auf Rang 97 in seiner Altersgruppe und auf Platz 465
der Gesamtwertung. „Der Wind
war zermürbend“, berichtete
Kunath nach dem Rennen. Dem
stimmte auch Oliver Spurzem zu.
Hitze und Wind seien noch einmal
eine Steigerung im Vergleich zu
den Europameisterschaften gewesen, so der Fallschirmjäger.
Die Auswahlmannschaft Triathlon besteht insgesamt aus 17 Athleten. Teamchef ist Hauptmann
Thomas Tolksdorf vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bun-
deswehr in Koblenz. Das Team
ist nicht Teil der Sportförderung
der Bundeswehr. Der Grund: Der
Langdistanz-Triathlon ist keine
olympische Disziplin. „Unsere
Triathleten sind ganz normale
Soldaten“, betont Tolksdorf. Die
Sportler trainieren im Rahmen des
Dienstsports und in ihrer Freizeit.
Auch in der Militärauswertung
schnitt das deutsche Team gut ab.
Danach belegte es den Bronzeplatz hinter der U.S. Air Force und
der kanadischen Armee. In der
Einzelwertung erreichte Kunath
den 7. Platz, Spurzem kam auf
Rang 9. „Das ist hervorragend“,
freute sich Tolksdorf. Gesamtsieger wurde Sebastian Kienle aus
Deutschland, Ben Hoffman aus
den USA wurde Zweiter. Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno
aus Saarbrücken kam bei seinem
Debüt in Kona auf Anhieb auf
Rang drei. Bei den Frauen hieß
die Siegerin Mirinda Carfrae. Die
Australierin gewann vor Daniela
Ryf aus der Schweiz und Rachel
Joyce aus Großbritannien.
aktuell 11
Die Leidenschaft des
Backens
Buch. „Backe mit Liebe!“ – das
ist die Devise von Fernsehköchin
Eveline Wild, die durch ihre Auftritte in „Frisch gebacken“ (ORF)
und als Jurymitglied in „Deutschlands bester Bäcker“ einem großen Publikum bekannt geworden
ist. Ob nun warme Mehlspeisen,
Kuchen und Tartes, Eis oder Torten und Kekse – sie überrascht
alle Backbegeisterten mit tollen
neuen Ideen und verrät zahlreiche
Tipps und Tricks zu den praktischen Arbeitsabläufen, die das
Hantieren mit Butter, Eiern und
Mehl einfacher machen. Über
QR-Codes, die mit kurzen Videos
hinterlegt sind, können die wichtigsten Arbeitsabläufe abgerufen
werden – am besten gleich nachmachen.
(eb)
Eveline Wild, „Wild backen“,
Pichler, Wien 2014, 208 Seiten,
gebundene Ausgabe, 19,99 Euro,
ISBN 978-3-85431-679-4
aktuell verlost ein Exemplar des
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Adresse und Betreff „Backen“
bis zum 2. November senden an:
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aktuell 40/2014.
Je eine Blu-Ray „Arabella“
gewinnen Michael Knück und
Detlef Räder. Die DVD geht
an Dietmar Funke.
Je ein Kinogutschein für
„Hercules“ geht an Reinhard
Stöckmann und Markus Neumann.
Herzlichen Glückwunsch!
Teufelsgeiger rockt Hannover
David Garrett spielt mit Band und Philharmonikern vor über 10 000 Menschen in der TUI Arena.
Konzert. Dass man mit Brahms,
Beethoven und Mozart ganze
Arenen füllen kann, hätten noch
vor wenigen Jahren die Klassikbegeisterten in Deutschland nicht
zu hoffen gewagt. David Garrett
beweist mit seiner „Classic Revolution Tour“, dass genau das aber
möglich ist. In der Hannoveraner
TUI Arena spielte und begeisterte
er vor ausverkauftem Haus mit
seinem neuen Programm.
Dabei gehörten die genannten Klassiker ebenso selbstverständlich zum Programm
wie Coversongs von Nirvana,
Robbie Williams und Coldplay.
„Eine geniale Komposition
bleibt eine geniale Komposition.
­
Foto: dpa/pa
von Karen Haak
bricht Garrett aus und geht nach
New York. An der renommierten Juilliard School will er sein
theoretisches Verständnis und
seine technischen Fertigkeiten
vervollkommnen. Sein Talent
zum Komponieren beweist er
dort mit einer ausgezeichneten
Fuge im Stil Johann Sebastian
Bachs.
Doch so richtig erwachsen
geworden ist der 32-jährige
Virtuose wohl immer noch
nicht. Und das ist auch gut so,
wie seine Bühnenshow in Hannover bewies – weder an Pyrotechnik noch an goldenem Konfetti
wurde gespart. Zur Eröffnung des
Konzerts schwebte der schnellste
Geiger der Welt sogar quer durch
die Halle bis zur Bühne. Die lauten, rockigen Stücke, aber auch
die leisen, romantischen Werke
waren von einer Lasershow und
dem klug durchdachten Bühnen-
konzept ins rechte Licht gesetzt
worden. Nur die sechs Tänzerinnen und Tänzer des Deutschen
Fernsehballetts wirkten oft etwas
fehl am Platz.
Wolfgang Amadeus Mozart
wird gemeinhin als Rockstar seiner Zeit gesehen. Auch David
Garrett hat sich diesen Ruf erarbeitet. Seine Freude am virtuosen Spiel und seine Unbekümmertheit in den Arrangements
ziehen ein Publikum von acht bis
88 Jahren an. So gelingt es ihm,
ein junge Fangemeinde für klassische Musik zu begeistern und
gleichzeitig versierte Klassikkenner in eine Eishockey-Arena
mit Plastiksitzen und Bier aus
Bechern zu locken. Das hätte
wohl auch Mozart gefallen.
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
31. Oktober, 22:00 Uhr, ArD:
„tatort: heimatfront“
Bei einer Kunstperformance wird
die junge Viktoria Schneider
erschossen. Schnell ist für die
ermittelnden Kommissare klar,
dass nur ein geübter Schütze diesen Mord begangen haben kann,
denn der Schuss wurde aus weiter
Entfernung abgegeben. Da sich
die Aufführung zudem kritisch
mit dem Engagement der Bundeswehr in Afghanistan auseinandersetzte, fällt der Verdacht bald auf
eine Gruppe von vier traumatisierten Soldaten. Die Ermittlungen
gestalten sich schwierig, weil die
Soldaten eine starke Kameradschaft bilden und sich gegenseitig
Alibis geben. Nicht zuletzt lösen
die Ermittlungen im Soldatenmilieu auch Kontroversen zwischen den Kommissaren aus.
Youtube-video der Woche:
Zwölf Stunden und 120 Kilometer
– so lange dauert der Landmarsch
von Kaufbeuren nach Ingolstadt für einen Eurofighter. Vier
Jahre lang wurden Luftfahrzeugtechniker an diesem Kampfjet
geschult. Bevor er erneut für den
Flugbetrieb bereit ist, muss der
Eurofighter eine Inspektion im
Werk durchlaufen.
(eb)
Der Beitrag „Eurofighter auf dem
Straßenmarsch“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
vermischtes
27. Oktober 2014
Das Beste aus zwei Welten
Hauptgefreiter Josra Cheniti ist das Kind tunesischer Einwanderer und dient auf der „Homburg“.
Kiel. Direkt nach dem Fachabitur kam Josra Cheniti zur
Bundeswehr und verpflichtete
sich zunächst für zwölf, dann für
24 Monate. Mittlerweile denkt sie
auch über einen Laufbahnwechsel nach: „Schon in den ersten
Monaten fand ich es echt toll!
Dann war für mich auch klar,
dass ich die viermonatige Tour
im Mittelmeer mitfahren will.
Die Unterstützung hier an Bord
ist super“, sagt Cheniti über ihre
Motivation, mit dem Minenjäger
„Homburg“ am ständigen Minenabwehrverband der NATO teilzunehmen.
Als Waffentechnikerin ist sie
unter anderem für die Sicherheit,
Wartung und Pflege des Marineleichtgeschützes und der anderen
Waffen an Bord verantwortlich.
Wenn es ernst wird, steht sie
selbst am G 36 und schützt das
Boot. „Technik macht mir sehr
viel Spaß. Und bei der Marine
sehe ich außerdem die Welt“,
schwärmt sie über ihre ersten
Erfahrungen.
Gar nicht begeistert von
den Plänen ihrer jüngsten
Tochter war zunächst die Mutter der schüchternen Soldatin.
„Mittlerweile hat sie sich aber
daran gewöhnt. Auch wenn sie
mich sehr vermisst“, sagt die
19-Jährige. Cheniti hat drei
Was ist ihr Hauptcharakterzug?
Gelassenheit.
Was ist Ihr höchstes Gut?
Meine Familie.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Meine Eigenständigkeit.
Foto: Jane Hannemann/RedBw
12 ­
Was mögen Sie an sich selbst nicht?
Dass ich so schüchtern bin.
Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Ehrlichkeit.
Wie können Sie am besten entspannen?
Indem ich mich zurückziehe, einen Film schaue oder Musik höre;
derzeit am liebsten „Breaking Bad“.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Meinen Vater. Weil er aus dem Nichts heraus unser Leben in Deutschland aufgebaut hat.
Was treibt Sie an?
Jeden Tag etwas Neues zu erleben.
Was können Sie besonders gut kochen?
Schnitzel, Pommes und Rucola-Salat.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu Süßigkeiten.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
Über den Wolken.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Streit und eine schlechte Behandlung von Menschen.