Training für die schnelle Hilfe
Transcription
Training für die schnelle Hilfe
D 8512 50. JahrgangNr. 42Montag, 27. Oktober 2014 Politik Einsatzresümee Lehren und Perspektiven des Engagements am Hindukusch standen im Mittelpunkt einer Diskussionsveranstaltung der Militärseelsorge. Seite 4 Bundeswehr „Aus einer Hand“ Brigadegeneral Georg Klein im Interview über neue Wege im Personalmanagement der Bundeswehr. Seite 6/7 Sport Erfolg im Ring Sportsoldaten holen bei den Deutschen Meisterschaften im Boxkampf in Straubing fünf Titel. Seite 10 Vermischtes Ironman Soldaten der Bundeswehr bei einem der härtesten Sportwettkämpfe der Welt. Seite 11 Die Bundeswehr im Internet www.bundeswehr.de www.bmvg.de Training für die schnelle Hilfe Die Bundeswehr bildet die ersten Freiwilligen für den Einsatz gegen Ebola aus. von Bianca Jordan Berlin/Appen. Die Bundeswehr hat seit Montag vergangener Woche mit der Ausbildung der ersten freiwilligen Helfer für die Ebola-Krisengebiete begonnen. An der Unteroffizierschule im schleswig-holsteinischen Appen werden die ersten Teilnehmer in einem fünftägigen Kurs auf den Einsatz in Westafrika vorbereitet. Die Freiwilligen lernen in der Ausbildung, wie Erkrankte betreut werden und wie sie sich selbst vor einer Infektion schützen können. Dabei stehen der sichere Umgang mit der Schutzausrüstung und die Beachtung von Desinfektionsmaßnahmen ebenso im Vordergrund wie der Umgang mit den psychischen Belastungen dieses besonderen Einsatzes. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte Ende September zur Unterstützung der Ebola-Bekämpfung in Westafrika einen Aufruf nach freiwilligen Kräften aus der Bundeswehr gestartet. Jetzt wird bei dem Folgeschritt, der Ausbildung in Appen, darauf geachtet, dass das Training schnell, effektiv und zielführend umgesetzt wird. Zwei Teilnehmerkreise werden von Tropenmedizinern und Spezialisten des Sanitätsdienstes parallel ausgebildet. Unterteilt in Lehrgang EBOLA eins für Sanitätspersonal und Lehrgang EBOLA zwei für Unterstützungspersonal mit unmittelbarem Kontakt Foto: Jordan/RedBw Nachrichten Kampf gegen Ebola: Angehörige der Bundeswehr, die sich freiwillig für den Einsatz in Westafrika gemeldet haben, trainieren in Schutzanzügen an einer Puppe die Beatmung eines Erkrankten. zu Infizierten werden die Kräfte in sieben Modulen vorbereitet. Aktive und Reservisten trainieren in dieser sehr spezifisch angelegten Ausbildung für den bevorstehenden Einsatz gegen Ebola in Liberia. Themen wie Länderkunde, die aktuelle Bedrohungslage sowie rechtliche und psychologische Grundlagen bilden für alle in dieser für die Bekämpfung von Ebola konzipierten Lehrgangsform den theoretischen Ausbildungsteil. Medizinische Grundlagen zur Infektionsbekämpfung und Gefährdung durch Gewalt sind weitere wesentliche Aspekte, auf die alle Lehrgangsteilnehmer sorgfältig und gewissenhaft vorbereitet werden. Die besonderen Belastungsfaktoren eines solchen humanitären Hilfseinsatzes werden darüber hinaus im Ausbildungsmodul „Stressbewältigung“ vermittelt. Mit einer persönlichen Bewältigungsstrategie lernen die Helfer, ihre Belastung zu reduzieren. Klar ist allen: Ein Restrisiko besteht immer. Ärzte, Pflegekräfte und Laborpersonal werden im Ebola-Infektionsgebiet in einer Krankenstation in Therapie und Diagnostik eingesetzt. Unter ihnen Oberstabsarzt Claudia Frey. Sie erklärt das Verhalten am Patienten. „Das Ziel und der Auftrag in diesem Einsatz ist die Unterbrechung der Infektionskette, das Leiden der Menschen zu lindern und das eigene Personal zu schützen.“ Auch das Unterstützungspersonal, welches Kontakt zu Infizierten hat, vertieft seine Kenntnisse zum Eigenschutz sowie den Umgang mit Leichen und deren Bestattung unter seuchenhygienischen Aspekten. So etwa Hauptbootsmann Claudia Jach, Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin beim Bundeswehrkrankenhaus Berlin. Sie sagt: „Wir genießen hier eine gute, verantwortungsbewusst ausgelegte und zielführende Ausbildung.“ www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.wirdienendeutschland.de Attraktivitätspaket Gesetz wird in dieser Woche im Kabinett beraten. Berlin. Das Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr wird nach der mittlerweile beendeten Abstimmung mit allen beteiligten Ministerien in dieser Woche im Bundeskabinett beraten. Das Gesetz, das in gemeinsamer Federführung von Verteidigungs- und Bundesinnenministerium erarbeitet worden war, umfasst zahlreiche Einzelmaßnahmen, die den Dienst in der Bundeswehr attraktiver gestalten sollen. Damit schafft es den gesetzlichen Rahmen für die bereits im Juni dieses Jahres gestartete Agenda „Bundeswehr in Führung: Aktiv. Attraktiv. Anders“. Ziel ist die nachhaltige Gewinnung und Bindung von Fachkräften an die Bundeswehr. Das Paket aus einer Reihe von gesetzlichen Maßnahmen umfasst eine deutliche Erhöhung von Zulagen für besonders fordernde Aufgaben bei der Bundeswehr, bessere Beförderungsmöglichkeiten für Mannschaftsdienstgrade und Beamte sowie die Umsetzung der EUArbeitszeitrichtlinie für Soldaten. Damit wird erstmalig eine flexible Regelung der Wochenarbeitszeit von 41 Wochenstunden im Grundbetrieb eingeführt. Darüber hinaus ist eine Verbesserung der Altersvorsorge für Zeitsoldaten geplant. (eb) Weiterer Schritt: Neues Gesetz findet Eingang ins Kabinett. 2 aktuell Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 24 20) Vertreter und Politik: Jörg Fleischer (jf, App: 24 21) Streitkräfte: Hauptmann Patricia Franke (pfr, App: 24 22) Sport/Vermischtes: Stefan Rentzsch (sr, App: 24 22 / 28 42) Redaktionelle Mitarbeit: Fregattenkapitän Peter Vossieg (pv, App: 28 20) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, App: 24 23) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation - Abt. S4 Proetzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228-2670 E-Mail: akbwinfokomzredbwmedienvertrieb@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Intern ZItAt „Wir haben gegen Bayern einen schlimmen Abend erlebt.“ James Pallotta, Boss des italienischen Fußball-Erstligisten AS Rom, nach der blamablen 1:7-Pleite seines Vereins im ChampionsLeague-Heimspiel gegen den FC Bayern München. KAlenDerBlAtt Vor 20 Jahren: Am 29. Oktober 1994 beginnen mit der Grundsteinlegung für das DaimlerChrysler Center am Potsdamer Platz in Berlin die Bauarbeiten für einen neuen Stadtteil im Herzen der Hauptstadt. Vor 35 Jahren: Am 2. November 1979 wird das später von Miloš Forman verfilmte Theaterstück „Amadeus“ von Peter Shaffer in London uraufgeführt. Vor 50 Jahren: Am 2. November 1964 öffnet sich zum ersten Mal seit dem Mauerbau am 13. August 1961 die innerdeutsche Grenze für Bürger der DDR. Vor 55 Jahren: Am 29. Oktober 1959 startet in der Wochenzeitschrift „Pilote“ die Comicserie „Asterix und Obelix“ – Sie sind wohl die bekanntesten und beliebtesten Schnäuzer-Träger der Welt. Vor 65 Jahren: Am 1. November 1949 erscheint die erste Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Vor 145 Jahren: Am 28. Oktober 1869 veröffentlicht Dmitri Iwanowitsch Mendelejew die erste Version des Periodensystems der Elemente. Vor 165 Jahren: Am 1. November 1849 wird die Briefmarke eingeführt. Zunächst gedacht als schmucklose Quittung für die Zahlung des Sendeauftrages, werden später auch Verzierungen vorgenommen, die vorrangig vor Fälschungen schützen sollen. (eb) 27. Oktober 2014 Edi Attraktivitätssteigerung der Bundeswehr im Kabinett beraten (S.1). Es stellt den gesetzlichen Rahmen für die Agenda „Bundeswehr in Führung: Aktiv. Attraktiv. Anders.“ dar. Turbulente Zeiten erlebt dieser Tage auch die Europäische Union. Vergangenen Mittwoch hat das Europäische Parlament für die neue Kommission unter dem Präsidenten Jean-Claude Juncker gestimmt. Doch wie steht es um den europäischen Einigungsprozess? In dieser Ausgabe finden sich ein paar Gedanken zu diesem Thema (S.9). Neben der Politik liegt in dieser Woche ein weiteres Augenmerk auf dem Sport. Bei den Deutschen Meisterschaften im Boxen konnten Soldaten der Bundeswehr ihre Schlagkraft unter Beweis stellen (S.10). Und auf Hawaii stellten sich rund 2200 Sportler einer der größten körperlichen Herausforderungen: dem Ironman (S.11). Stefan Rentzsch Redakteur Sport/Vermischtes Foto: Bundeswehr Bild der Woche 25 Jahre im Dienst: Der Airbus 310 „Kurt Schumacher“ ist Garant der Bundeswehr für Transport und Verlegung deutscher und NATO-Soldaten in alle Welt. 27. Oktober 2014 Ministerium / Hintergrund „Nehmen Sie den Wandel an“ Foto: Döpke/Bundeswehr von Rainer Herzberg Großes Interesse: Aufmerksam verfolgen bei der Spießtagung in Hannover die K ompaniefeldwebel die Reden von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und vom Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker. forderung, die durchaus zu schultern sei. „Ich bin mit Ihnen stolz auf die vollbrachte Leistung. Die Wahrnehmung nach außen kommt nicht von Ministerien und Stäben, sondern von Ihnen und Ihren Soldaten“, so Wieker an seine Kompaniefeldwebel. Wieker gab klare und umfassende Antworten auf alle Fragen, die gestellt wurden, aber es gab auch die Bitte um Verständnis, dass eine so umfassende Neuorientierung, wie sie im Moment laufe, ihre Zeit brauche und zunächst nicht alle Wünsche erfüllbar seien. „Im Hinblick auf europäische Verbündete stehen wir gut da“, schloss Wieker seine Rede. „Dennoch haben wir einen außerordentlich schwierigen Prozess durchzustehen.“ Mit Spannung erwartet wurde die Verteidigungsministerin. Ursula von der Leyen betonte die Wichtigkeit der Attraktivitätsagenda. „Wir brauchen ein attraktives Berufsbild und das entsprechende Umfeld und wenn wir hier nicht mit der Zeit gehen, kriegen wir keine Fachkräfte.“ Familiengerechte Arbeitsbedingungen seien ein Muss in der heutigen Zeit und gerade deshalb wolle sie Bewegung in dieses Thema bringen. Mit einer sehr direkten Bitte wandte sie sich persönlich an die Kompaniefeldwebel: „Sie hier im Saal sind die Mutter der Kompanie. Eine Herausforderung, die Sie angenommen haben. Sie sind hautnah dran, nehmen Sie den Wandel an“. Es sei auch an der Zeit, auf Augenhöhe mit der Industrie zu verhandeln und ein hochqualifiziertes Vertragsmanagement einzuführen. Es könne nicht angehen, dass die Kosten für Fehler oder Verzögerungen der Rüstungsindustrie vom Auftraggeber getragen werden. Zur Frage nach dem Materialzustand hatte die Ministerin eine sehr klare Meinung: „Die Ausrüstung muss stimmen, und wir brauchen ein gemeinsames Verständnis für den Materialerhalt, sonst können wir unseren Auftrag nicht erfüllen. Wir brauchen Frühwarnsysteme, wenn es nicht richtig läuft und wenn von uns Einsatzbereitschaft verlangt wird, muss man uns auch entsprechend finanziell ausstatten“, schloss die Ministerin. Zuversichtlicher Blick nach vorn Susanne Wiederhold, Leiterin des Controlling-Grundsatzreferates, verdeutlichte das gemeinsame Steuerungsverständnis und die Vorgaben aus dem Ministerium als „Soll“ des Controllings. Grundlage bilden der Masterplan Controlling und die Rahmenweisung Strategische Steuerung und Controlling. Denen zufolge leisten die dem Ministerium nachgeordneten Ebenen Beiträge zum strategischen Zielsystem der Leitung des Hauses und entwickeln eigene strategische Ziele. „Lassen Sie nicht nach, Ihre Führungskräfte vom Mehrwert des Controllings zu überzeugen“, empfahl Ohm. Ministerialdirektor Paul Jansen, Abteilungsleiter Haushalt und Controlling, erläuterte in seinem Vortrag die Bedeutung Foto: Bundeswehr Experten sind vom Mehrwehrt des Controllings bei der Unterstützung der Steuerung überzeugt. Bonn. „Ich blicke zuversichtlich nach vorne. Wir werden den eingeschlagenen Weg, der den Vorgaben der Leitung folgt, konsequent weitergehen“, so das Resümee von Brigadegeneral Walter Ohm, Unterabteilungsleiter Controlling im Verteidigungsministerium (BMVg), am Ende der zweiten Controllerkonferenz der Bundeswehr. Zu dieser hatten sich die leitenden Controller des Verteidigungsministeriums sowie der höheren Kommandobehörden und Bundesämter zusammengefunden. Schwerpunktthema war der Stand der Implementierungen des Controllings zur Unterstützung der strategischen Steuerung auf der Ebene der Inspekteure und Präsidenten der Bundesämter. Ministerialrätin Setzt den e ingeschlagenen Kurs fort: Brigadegeneral Walter Ohm. der Nachhaltung des Ziels: „Die darin enthaltenen Informationen stehen im direkten Bezug zu den strategischen Zielen. Aus ihnen 3 Kooperation bei Satellitentechnik Spießtagung: Ministerin und Generalinspekteur suchen das Gespräch mit Kompaniefeldwebeln. Hannover. „Kompaniefeldwebel sein heute – Veränderungen gemeinsam angehen, Herausforderungen annehmen, den Menschen verpflichtet sein“, das war das Motto der 9. Spießtagung in der Schule für Feldjäger und Stabsdienst in der EmmichCambrai- Kaserne am vergangenen Dienstag und Mittwoch in Hannover. Im Auditorium saßen 171 Kompaniefeldwebel aus allen Teilstreitkräften, angereist mit vielen Fragen und Wünschen im Gepäck, um bei dieser hochkarätig besetzten Veranstaltung Antworten und Klarheit über Veränderungen und zukünftige Strukturen in der Bundeswehr zu erhalten. Drei Kernthemen standen im Vordergrund: Der derzeitige Status der Bundeswehr, die Integration von Frauen im militärischen Dienst und die Personalstrukturen der Zukunft. Es ist schon einiges auf den Weg gebracht. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, diskutierte mit der Beratergruppe der Spieße und eröffnete die Tagung mit einem Appell an die Delegierten, mit Stolz und Mut nach außen aufzutreten und auch über Erfolge in der Bundeswehr zu reden. Mit Blick auf die innere Lage sei einiges auf den Weg gebracht. Bis 2017 erreiche man einen Aggregatzustand, in dem alle geforderten Aufgaben erfüllt werden könnten, eine Heraus- aktuell werden dann möglichst realistische Prognosen sowie Handlungsempfehlungen entwickelt.“ Zukünftige Berichte an die Leitung sollen demnach noch mehr Informationen aus dem nachgeordneten Bereich und vor allem deren Bewertung durch die Inspekteure und Präsidenten enthalten. Regierungsdirektor Gimmler aus der Unterabteilung Controlling im Verteidigungsministerium referierte zum Thema „Prozessmanagement im Geschäftsbereich des BMVg“. Er stellte dabei Entwicklung, Ziel und Nutzen sowie den aktuellen Sachstand dar. Gimmler: „Eine enge Verzahnung des strategischen Zielsystems mit dem Prozessmanagement unterstützt die strategische Steuerung.“ (eb) Berlin. Die Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung, Katrin Suder, und der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Matthias Machnig, haben am vergangenen Dienstag in Berlin eine Vereinbarung ihrer Ressorts über die weitere Zusammenarbeit bei der Heinrich-Hertz-Satellitenmission unterzeichnet. Suder betonte: „Die Satellitenkommunikationstechnik ist eine Schlüsseltechnologie innerhalb des Kommunikationssystems der Bundeswehr.“ Mit der Unterzeichnung der Ressortvereinbarung sei der Weg frei, für den zügigen Bau eines nationalen Satelliten. Ziel der Heinrich HertzMission ist der Bau eines gemeinsam genutzten Satelliten. So geht es zum einen im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums um die Erforschung, Verifikation und Weltraumqualifizierung neuer, innovativer Raumfahrttechnologien. Zum anderen wird im Auftrag des Verteidigungsministeriums eine operative Nutzlast zur Sicherstellung satellitengestützter Übertragungskapazitäten für die Aufgaben der Bundeswehr verwirklicht. Mit dem für 2019 geplanten Start von Heinrich-Hertz wird erstmals nach 17 Jahren wieder ein ausschließlich in Deutschland entwickelter und gebauter Kommunikationssatellit ins All starten. (eb) Glückwünsche an Radio Andernach Mayen. Unter der Schirmherrschaft von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat Radio Andernach am vergangenen Dienstag seinen 40. Geburtstag gefeiert. Die Ministerin betonte in ihrer Grußbotschaft die große Bedeutung von Radio Andernach für die Soldaten im Einsatz. Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, Ralf Brauksiepe, gratulierte dem Sender herzlich zum „40.“. Bei einem feierlichen Appell würdigte der Staatssekretär die erfolgreiche Arbeit des Senders. Den Besuchern der Geburtstagsfeier wurde ein umfangreiches Begleitprogramm geboten; so etwa Prominenten-Fußballspiele, die Übergabe eines Radiostudios an das Militärhistorische Museum, Führungen durch das Funkhaus und einen Empfang der Kochnationalmannschaft der Bundeswehr. Radio Andernach-Chefredakteur Oberstleutnant Heiko Rönsch sagte: „Radio Andernach möchte auch weiterhin die Menschen da abholen, wo sie sich aufhalten.“ (eb) Politik/Hintergrund Enorme Fortschritte Soldaten sterben bei Anschlag in Kabul kabul. Bei einem Anschlag in Kabul sind am vergangenen Dienstag vier afghanische Soldaten getötet worden. Rund ein Dutzend Menschen, darunter Zivilisten, seien verletzt worden, als eine Bombe am Straßenrand detonierte, teilte das afghanische Verteidigungsministerium mit. Die Bombe sei mit einer Fernsteuerung gezündet worden, als ein Militärbus die Stelle im Westen der Hauptstadt passierte. Die Taliban und andere radikalislamische Rebellengruppen verüben nach wie vor Anschläge auf die afghanischen Sicherheitskräfte und ihre ausländischen Verbündeten. Zuletzt hatten die Taliban Mitte September einen Anschlag auf die ISAF verübt. Dabei waren drei Nato-Soldaten getötet und 15 weitere verletzt worden. (ts) Irak: Neue Minister in Schlüsselressorts Bagdad. Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi hat sein Regierungsteam vervollständigt. Das Parlament in Bagdad billigte Ende vergangener Woche Abadis Kandidaten für das Innen- und Verteidigungsministerium. Neuer sunitischer Verteidigungsminister ist Chaled al-Obaidi, neuer schiitischer Innenminister Mohammed al-Ghabban. Mitte September hatten die Abgeordneten die ursprünglichen Kandidaten des Regierungschefs für diese Ministerämter abgelehnt. Die Innen- und Verteidigungsressorts sind in dem Konflikt mit der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) von besonderer Bedeutung. Sowohl die US-Regierung als auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier begrüßten die nunmehr erfolgten Entscheidungen. (bfi) Regierung stockt Winterhilfe auf Berlin. Die Bundesregierung stockt die Hilfe für den Irak im humanitären Bereich von 45 Millionen auf 65 Millionen Euro auf. Außenminister FrankWalter Steinmeier erklärte am vergangenen Dienstag, durch die zusätzliche Unterstützung sollten weitere Flüchtlingslager eingerichtet werden und mit Zelten, Öfen, Matratzen, Thermodecken und Winterkleidung ausgerüstet werden. Die 20 Millionen Euro gehen an das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen sowie an die Welthungerhilfe. Steinmeier: „Die humanitäre Lage der vielen Flüchtlinge im Irak ist dramatisch.“ Es müsse jetzt schnell alles getan werden, damit sie dem Winter nicht schutzlos ausgeliefert seien. (eb) 27. Oktober 2014 Experten diskutieren über Lehren aus dem Afghanistan-Einsatz und seine Perspektiven. von Ulrike Jenssen Berlin. Was können wir lernen aus einem Einsatz, der die Bundeswehr prägte wie wohl kein anderer zuvor? Diese Frage wurde bei der 59. Gesamtkonferenz der katholischen Militärgeistlichen und Pastoralreferenten vergangene Woche in Berlin gestellt. Bei der Podiumsdiskussion waren Hein-Gerhard Justenhoven, Direktor des Instituts für Theologie und Frieden, Winfried Nachtwei, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Experte für Sicherheits- und Friedenspolitik, sowie General a.D. Egon Ramms, ehemaliger Kommandeur des Allied Joined Force Command der NATO, während seiner Dienstzeit Vorgesetzter von insgesamt fünf ISAFBefehlshabern. In Impulsvorträgen legten sie ihre „Lessons Learned“ der vergangenen 13 Jahre ISAF-Einsatz aus friedensethischer, entwicklungs- und sicherheitspolitischer Sicht dar und diskutierten Wirksamkeit und Lehren des Bundeswehr-Engagements. Einigkeit bestand über die bereits erreichten Erfolge. Ramms resümierte: „Es ist nicht alles schlecht in Afghanistan. Afghanistan hat eine phänomenale Entwicklung gemacht.“ Nachtwei sagte, es gebe „enorme Fortschritte bei der Selbstständigkeit der afghani- Foto: Pflug aktuell Lieferten Denkanstöße: (vlnr.:) Winfried Nachtwei, Heinz-Gerhard Justenhoven, Rolf Clement, Militärbischof Franz-Josef Overbeck und General a.D. Egon Ramms. schen Sicherheitskräfte“. Justenhoven verwies in seinem Vortrag auf eine „wesentliche Verbesserung der staatlichen Infrastruktur“. Die Experten erklärten die nicht selten kritische öffentliche Wahrnehmung des AfghanistanEinsatzes aus einer überwiegend übersteigerten öffentlichen Erwartungshaltung an die Mission am Hindukusch. Als Konsequenz daraus gelte es in Zukunft, Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen noch stärker zu bündeln, auf alle beteiligten Ressorts zu verteilen und schlüssig zu vernetzen. Es sei wichtig, eine übersteigerte Erwartungshaltung, die sich allein an die Streitkräfte richte, zu vermeiden, lauteten die Schlussfolgerungen der Experten. Schließlich warben sie für ein weiterführendes Engagement in Afghanistan, um die bereits erreichten Erfolge auch langfristig zu sichern. Ramms mahnte gegen Ende seines Statements an, die Soldaten dürften „die Unterstützung der Politik nicht verlieren“. Justenhoven sagte, „Afghanistan braucht deutlich mehr Zeit für ein nachhaltiges State Building.“ Er ergänzte, als Lehre für künftige Einsätze sei es wichtig, „Ziele bescheidener zu definieren“. Nachtwei forderte eine verlässliche Partnerschaft zwischen Deutschland und Afghanistan, „die sich auch an dem tatsächlichen Bedarf orientiert“. Es gelte, „realistische Mandatsziele“ zu definieren und deren Wirksamkeit auch nachzuhalten. Vorbild Marshallplan Debatte in der Führungsakademie der Bundeswehr lotet den Stand vernetzter Sicherheit aus. Hamburg. „Zu viele Köche?“ So fragten Experten an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg am vergangenen Dienstag bei einer facettenreichen Podiumsdiskussion. Dabei ging es um das Thema „Vernetzte Sicherheit“. Gemeinsam mit dem Netzwerk Women in International Security (WIIS) Deutschland waren etwa 150 Gäste der Einladung nach Hamburg gefolgt. Erstmalig ermöglichte die höchste militärische Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr interessierten Zuschauern, die Veranstaltung im ManfredWörner-Zentrum live im Internet über eine Videoschaltung zu verfolgen. Darüber hinaus konnten sie – Dank der Unterstützung aus der Redaktion der Bundeswehr in Berlin – auch aktiv über Twitter an der Diskussion teilnehmen. Neben Oberstleutnant i.G. Peter Muermans, Dozent für Vernetzte Sicherheit an der Foto: Bundeswehr 4 Engagierte Diskussion: Die Fragen zum Thema vernetzte Sicherheit belebten die Debatte, die auch per Livestream übertragen wurde. Der Stellvertretende Kommandeur der Führungsakademie, Flottillenadmiral Karsten Schneider, betonte die Bedeutung des Konzepts „Vernetze Sicherheit“. Dieses fordere ressortübergreifende Aktivitäten, um so einen nachhaltigen Frieden zu gewährleisten. Neu sei das Konzept aber nicht. Bereits der Marshallplan sei ein früherer Versuch gewesen, unter Einbe- zug zahlreicher Interessen unterschiedlicher Akteure gemeinsame Ziele zu erreichen. Peter Muermanns plädierte für eine umfassendere Ausbildung, damit die unterschiedlichen Akteure die spezifischen Merkmale der jeweils anderen Ressorts besser verstehen. Doch zusätzliche nationale oder internationale Strukturen sollte man hierfür nach Meinung von Ina Lepel nicht schaffen. Sie zeichnete ein durchaus positives Bild von der Vernetzung der Ressorts. Verbesserungsbedarf sieht jedoch auch sie. Florian Westphal stellte den Ansatz von Ärzte ohne Grenzen heraus. Seine Organisation werde sich weiterhin auf die humanitäre Hilfe konzentrieren. Die diversen Diskussionsbeiträge lieferten einen spannenden Einstieg in die Fragerunde. Die Fragen der Twitternutzer belebten die Debatte. Insgesamt verfolgten mehr als 300 Nutzer den Livestream im Internet. (eb) 27. Oktober 2014 Einsatz / Bundeswehr aktuell 5 Hohe Bereitschaft zum Lernen Foto (2): Lehmann/RedBw In Erbil kommen die Einweisung kurdischer Peschmerga an der Panzerfaust 3 und die Unimog-Fahrausbildung voran. Unimog: Oberfeldwebel Kai S. erklärt die Technik des Unimog-Motors (Foto links). Unter deutscher Anleitung: Peschmerga schießen mit der Panzerfaust 3 (Foto rechts). von Robert Lehmann Erbil. Die Einweisung der kurdischen Peschmerga ist ein weiteres Stück vorangekommen. Seit diesem Monat wird vornehmlich Ausbildungspersonal an der deutschen Panzerfaust 3 eingewiesen. Parallel dazu beginnt erstmals die Einweisung an den gelieferten Fahrzeugen. Im Ausbildungszentrum der Peschmerga im nordirakischen Erbil herrscht reges Treiben. Heute sollen die kurdischen Kämpfer erstmals mit der Panzerfaust 3 schießen. Mit großem Interesse verfolgen die mehr als 20 Soldaten den Erklärungen von Hauptmann Thomas B. Der 32-jährige Offizier und seine Kameraden aus dem Fallschirmjägerbataillon 261 demonstrieren ihnen die sichere Handhabung und den richtigen Einsatz der Panzerfaust. „Wir beginnen, wie in Deutschland auch, zuerst mit der theoretischen Vorausbildung“, sagt der Brandenburger. „Danach kommen die praktischen Übungen mit Exerziermunition, Patrone und Griffstück.“ Zwei Tage hat er insgesamt nach Absprache mit dem Verbindungsoffizier der Kurden für die Einweisung an der Panzerfaust vorgesehen. Besondere Herausforderungen sieht der erfahrene Offizier dabei nicht. „Die Visiereinrichtung ist sicherlich etwas, was die Peschmerga so noch nicht kennen“, betont Hauptmann B. „Deshalb haben wir viel Zeit für die Ermittlung der Entfernung und das Anhalten mit der richtigen Visiermarke geplant.“ Doch nicht nur die Handhabung der Panzerabwehrwaffe steht heute für die Peschmerga auf dem Programm. Zwei Sol- daten von Hauptmann B. stehen im Gelände mit vier Kraftfahrern der Kurden vor der geöffneten Motorhaube eines LKWs zwei Tonnen Unimog. Einer der beiden Bundeswehrsoldaten ist Oberfeldwebel Kai S. „Auch hier fangen wir zuerst bei den technischen Daten und der grundsätzlichen Fahrzeugausstattung an“, sagt der Kraftfahrer. „Tipps und Kniffe aus dem Betrieb der Fahrzeuge in Deutschland geben wir natürlich auch weiter.“ Danach geht es los auf die Straße. Auf Feldwegen und im Gelände müssen die kurdischen Kraftfahrer sich jetzt beweisen. Schließlich müssen sie jederzeit und überall in der Lage sein, das Fahrzeug sicher zu beherrschen. „Da mussten die Jungs schon ordentlich arbeiten“, erzählt der Niedersachse. „Aber man hat genau gesehen, dass sie ihr Handwerk beherrschen.“ Ähnlich sieht es auf der Schießbahn des Ausbildungszentrums aus. „Alle Schützen haben das Ziel erfüllt“, resümiert Hauptmann B. zufrieden und ergänzt: „Die deutschen Sicherheitsbestimmungen haben sie perfekt eingehalten.“ Zwischen Flecktarn und Fachjargon Koulikoro. An einem Kompaniecheflehrgang in Koulikoro nehmen seit September 18 malische Soldaten teil. Für die Pionierausbildung ist dabei ein 14-köpfiges deutsches Ausbilderteam um Major Michael T. verantwortlich. Immer an seiner Seite – mindestens ein Dolmetscher. Die Verständigung mit den malischen Soldaten ist und bleibt eine Herausforderung für die deutschen Ausbilder in Mali. Französisch und Bambara treffen auf Deutsch und Englisch – eine Hürde, die überwunden werden muss, wenn die Ausbildung erfolgreich sein soll. Hier helfen Übersetzer aus dem westafrikanischen Land. Im Unterrichtsraum erklärt Major Michael T. in Englisch die Grundlagen der Pionierarbeit. „Ein Pionier kann nur so gut wirken, wie sein Material es zulässt“, ist dabei seine Prämisse. Er spricht dabei in kurzen Sätzen, macht nach jedem Satz eine Pause. Dann überlässt er Souleymane Y., seinem Dolmetscher, das Wort. Souleymane übersetzt schnell und flüssig ins Französische – sein Englisch-Studium in Bamako zahlt sich dabei aus. Die Übersetzung braucht ihre Zeit, doch die malischen Soldaten sind konzentriert bei der Sache und arbeiten motiviert mit. Souleymane ist 28 Jahre alt. Er stammt aus Gao im Norden Malis und ist seit Beginn der Mission Dolmetscher für die europäischen Ausbilder. Mit britischen, spanischen, ungarischen, portugiesischen und deutschen Soldaten hat er bereits zusammengearbeitet: „Das ist hier eine große internationale Gemeinschaft verschiedener Nationen, Kulturen und Menschen. Das ist für mich das Interessanteste. Ich habe dabei gelernt, stark zu sein.“ Direkt nach dem Unterricht wird den malischen Soldaten das Pioniergerät in der Praxis unter freiem Himmel vorgestellt. Neben Major Michael T. steht nun eine junge Frau mit kurzen Haar. Fatoumata Kaba K. ist ebenfalls 28 Jahre und dolmetscht Foto: Bannert/Bundeswehr Unverzichtbar: Dolmetscher bei der EU Training Mission Mali. Ausbildung: Ein Dolmetscher übersetzt bei der Pionierausbildung. seit April 2013 bei der Ausbildung der deutschen Pioniere: „Es war eine große Herausforderung für mich, so allein unter den ganzen Soldaten“, erinnert sie sich an ihre ersten Wochen. „Aber es war eine wichtige Erfahrung, denn ich habe viel von den deutschen Soldaten gelernt – sie arbeiten sehr genau und sind sehr diszipliniert.“ Fatoumata hat auch in der Hauptstadt Bamako Englisch studiert und wurde nach einem Auswahlverfahren bei der EU Ausbildungsmission als Dolmetscher eingestellt. Sowohl Fatoumata als auch Souleymane werden bei der Ausbildung des 6. malischen Gefechtsverbands im November dolmetschen. Und so wie bereits jetzt wird ihre Arbeit auch dann einen wichtigen Anteil am Erfolg der Ausbildung in Koulikoro haben. Das unterstreicht die Bedeutung von Sprache als verbindendes Element. (ga) 6 aktuell Bundeswehr aktuell 7 Das Ziel lautet: Personalmanagement aus einer Hand Brigadegeneral Georg Klein erläutert die zukunftsweisenden Aufgaben seines Ressorts im neu aufgestellten Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr. Köln. Mit der Aufstellung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) wurde erstmals das Ziel eines „Personalmanagements der Bundeswehr aus einer Hand“ gesetzt. Nachdem die Mannschaften der Marine und des Zentralen Sanitätsdienstes bereits erfolgreich ihre „Personalheimat“ in Köln haben, beginnt die Abteilung IV des Amtes nun mit der Übernahme der Personalführung von rund 40 000 Soldaten der Mannschaftslaufbahn aus Heer, Luftwaffe und Streitkräftebasis. Hierüber sprach das PIZ Personal mit dem Abteilungsleiter IV, Brigadegeneral Georg Klein. Foto: Ink/PIZ Personal Auf ein Wort: Der Leiter der Abteilung IV im Bundesamt für Personalmanagement, Brigadegeneral Georg Klein, während des Interviews. neuen Qualität der Mannschaften der Bundeswehr nach Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht. Längerdienende Mannschaften mit Verpflichtungszeiten bis zu 25 Jahren werden der Bundeswehr als unverzichtbare Spezialisten ein neues Gesicht geben. Sie verdienen daher mit ihren Familien die gleiche Fürsorge der Personalführung wie alle anderen Angehörigen der Bundeswehr. Damit werden auch Mannschaftssoldaten „ihren“ Personalführer als Ansprechpartner für ihre persönliche Personalentwicklung nutzen können. Die Personalführer werden die individuellen Potenziale der geführten Frauen und Männer noch besser nutzen, da wir als BAPersBw den vollständigen Überblick über alle Verwendungsund Einplanungsmöglichkeiten über die Grenzen der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche hinweg haben. Die Erfahrung in der Personalführung der Mannschaftssoldaten der Marine und des Sanitätsdienstes lehrt uns zudem, dass es uns als zentrale personalbearbeitende Stelle immer besser gelingt, die vorhandenen beruflichen oder schulischen Qualifikation unser SaZ und FWD zu erkennen und für den Aufstieg in die Laufbahnen der Unteroffiziere oder Offiziere bei Bedarf zu entwickeln. Um mögliche Sorgen auszuräumen: Mir ist bewusst, wie stark viele Mannschaftssoldaten mit ihrer militärischen und persönlichen Heimat verwurzelt sind. Dem wird eine spezifische Personalentwicklung Rechnung tragen. Diesem Vorteil für Soldaten steht eine geringere Kompetenz der bisher verantwortlichen Truppenteile gegenüber. Können sich daraus nicht auch Nachteile ergeben? Wir haben mit der vor einigen Jahren vollzogenen Verlagerung der zentralen Personalführung für die Unteroffiziere ohne Portepee wichtige Erfah- rungen gewonnen. Ich bin mir daher sicher, dass den Dienststellen und Truppenteilen der Wechsel der Verantwortlichkeiten zu Gute kommen wird. Viele unserer Soldaten in der Laufbahngruppe der Mannschaften weisen Bildungsvoraussetzungen auf, die es ihnen ermöglichen würden, in der Laufbahn der Unteroffiziere Dienst zu leisten. Zukünftig werden die Erfordernisse an Dienstposten noch stärker mit den individuellen Potenzialen und den Interessen der Soldaten in Einklang gebracht werden können. Die bislang verantwortlichen Truppenteile können nicht alle Einplanungsmöglichkeiten vor Augen Foto (2): Bundeswehr Herr General, das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr hat kürzlich im Intranet darüber informiert, dass die Personalführung aller Mannschaften der Bundeswehr in Ihrer Abteilung zusammengeführt werden wird. Was versprechen Sie sich davon und wo liegen die Vorteile für die betroffenen Soldaten? Mit der Aufstellung des BAPersBw erging der Auftrag, die Personalführung aller Angehörigen der Bundeswehr in einer Hand zusammenzuführen. Für die militärische Personalführung bedeutet dies, dass die noch in den Truppenteilen des Heeres, der Luftwaffe und der Streitkräftebasis wahrgenommene Personalführung der Mannschaften zukünftig durch die Personalführer der Abteilung IV übernommen wird. Dies entspricht der haben. Dieses Lagebild wächst nur bei uns im BAPersBw auf. Zudem – dies gilt es auch zu berücksichtigen – sind mit für Soldaten förderlichen Entscheidungen ggf. Versetzungen verbunden. Dadurch entsteht kurzfristig der Eindruck, dass bisherige Truppenteile leistungsstarke Soldaten verlieren. Ganzheitlich betrachtet profitieren sowohl die Soldaten als auch die Dienststellen und Truppenteile von der Zentralisierung der Kompetenzen. Dies zeigen die bisherigen Erfahrungen sehr deutlich. Mannschaften: Insgesamt 40 000 Soldaten der Mannschaftslaufbahn aus Heer, Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis liegen künftig bei der Personalführung in einer Hand. Nimmt durch diese Verlagerung in das BAPersBw nicht die Distanz zwischen den Soldaten und der verantwortlichen Stelle zu? Dies führt doch sicherlich zu längeren Bearbeitungszeiten und Verzögerungen von Entscheidungen? Diese Sorge kann ich Ihnen und den betroffenen Soldaten nehmen. Es wird das bisher bei Unteroffizieren und Feldwebeln bewährte System greifen, bei dem die Kompaniechefs, Kompaniefeldwebel und Personalfeldwebel vor Ort die ersten Ansprechpartner für Personalangelegenheiten sind. Unsere Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass die Bearbeitungs- und Entscheidungszeiten im Vergleich zu den bislang verantwortlichen Truppenteilen grundsätzlich nicht länger sein werden. Im Gegenteil, bei Versetzungsentscheidungen werden kürzere Bearbeitungszeiten zu erwarten sein, da die zukünftigen Entscheidungsträger Tür an Tür ihren Dienst verrichten. Bislang notwendige Abstimmungen z.B. zwischen Truppenteilen in Büchel und Nienburg werden durch einen unmittelbaren Kontakt zwischen den Soldatinnen und Soldaten, der Truppe und den verantwortlichen Personalführern hier im Hause ersetzt. Dadurch werden die Einheiten und Dienststellen von administrativen Aufgaben entlastet und die Kompetenz der Abteilung IV wird noch stärker zur Wirkung gebracht. Ich möchte an dieser Stelle deutlich machen, dass die Verbesserung der Personalführung ohne die Unterstützung durch die Fachkompetenz und Erfahrung der Truppenteile vor Ort nicht möglich sein wird. Die enge Zusammenarbeit der Betroffenen, der Verantwortlichen vor Ort und der zentralen Personalführer meiner Abteilung wird das Fundament für eine Qualitätssteigerung in der Personalführung unserer Mann- schaftssoldaten sein. Die Verantwortung der Kompanieund Staffelfeldwebel sowie der Disziplinarvorgesetzen ist dabei unverändert hoch. Meine Personalführer brauchen klare und belastbare Aussagen, ob die Truppe die vorgelegten Anträge ihrer Soldaten unterstützt. Wir müssen z.B. auch wissen, ob die Truppe den Soldaten für die vorgesehene Verwendung will. Herr General, können Sie uns bitte darlegen, für wie viele Soldaten Sie zukünftig die Verantwortung als personalbearbeitende Stelle tragen werden? Wir stehen derzeit noch mitten im Umbau der Personalstrukturen, der durch die Aussetzung der Wehrpflicht und die Reduzierung der Umfänge der Unteroffiziere gekennzeichnet ist. Gegenwärtig verantworten die Personalführer meiner Abteilung – alles Feldwebel und Bootsmänner – die unmittelbare Personalführung von rund 103 000 Soldaten. Durch den fortzusetzenden Umbau des Personalkörpers und die Übernahme der Personalführung aller Mannschaften wird die Abteilung IV zukünftig für die Personalführung von rund 140 000 Frauen und Männern zuständig sein. Nach enger Abstimmung mit den betroffenen Kommandos des Heeres, der Luftwaffe und der Streitkräftebasis erfolgte die Festlegung der Übernahmetermine. Die Soldaten des Uniformträgerbereichs Luftwaffe werden mit Stichtag 1. Oktober 2015 und die Heereskameraden mit Stichtag 1. Juli 2016 in die Verantwortung der Abteilung IV übergehen. Bis zu diesen Übernahmeterminen wird die überwiegende Zahl der Truppenteile und Dienststellen bereits die neue Struktur eingenommen haben. Durch diese geordnete Übernahme werden Überlappungen zwischen Maßnahmen zur Einnahme der Zielstruktur und der Übernahme der Mannschaften vermieden. Gleichzeitig werden zeitnah die Voraussetzungen geschaffen, von den positiven Auswirkungen aus Sicht der Truppe, aber auch aus der Perspektive des BAPersBw zu profitieren. Können Sie näher erläutern, was mit den von Ihnen angeführten beiden Stichtagen gemeint ist? Zu diesen beiden Stichtagen wird die Verantwortung als personalbearbeitende Stelle auf der Grundlage einer durch das Ministerium zu veranlassenden Vorschriftenänderung auf das BAPersBw übergehen. Um dieser Verantwortung gerecht werden zu können, sind Vorbereitungen sowohl durch meine Abteilung als auch durch die betroffenen Truppenteile notwendig. Dazu gehören im Wesentlichen die Abstimmungen mit den bisherigen verantwortlichen Stellen über die zu übernehmenden Soldaten, aber auch abteilungsinterne Anpassungen auf Basis der bewährten Strukturen. Hinzu kommen auszuführende Maßnahmen durch die bisherigen Trup- penteile im Personalwirtschaftssystem der Bundeswehr. Ebenso gilt es für die bisherigen Dienststellen, die Personalgrundakten zu prüfen, ggf. zu vervollständigen und zeitgerecht zu übergeben. Hier liegt noch viel gemeinsame Arbeit vor uns. Mit Blick auf die uns anvertrauten Menschen sollte dies es uns wert sein! Die Fragen für PIZ Personal stellte Lars Koch. Vita Brigadegeneral Georg Klein 1980 Eintritt in die Bundeswehr bei der 4. Kompanie des Panzerbataillon 144 in Koblenz 1988 - 1991 Kompaniechef der 4. Kompanie des Panzerbataillon 143 in Stadtallendorf 1991 - 1993 Adjutant DSACEUR (GE), SHAPE in Belgien 1993 - 1995 36.Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg 1995 - 1998 Referent im Bundesministerium der Verteidigung bei FüS IV in Bonn 1998 - 2000 G3 Stab Panzerbrigade 34 in Koblenz 2000 - 2002 Kommandeur Panzerbataillon 154 in Westerburg 2002 - 2004 Referent Deutscher Militärischer Vertreter der NATO in Brüssel, Belgien 2004 - 2006 Personalstabsoffizier im Personalamt der Bundeswehr in Köln 2006 - 2008 G3 Einsatz im Heeresführungskommando in Koblenz 2008 - 2010 Chef des Stabes 13. Panzergrenadierdivision in Leipzig 2010 - 2012 Stellvertretender Leiter und Chef des Stabes der Stammdienststelle der Bundeswehr in Köln seit 12/2012 Abteilungsleiter Abteilung IV im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr Neue Qualität: Nach Aussetzung der Wehrpflicht kommt den Mannschaften ein neuer Stellenwert zu. Neue Ausgabe der Y erscheint berlin. In der NovemberAusgabe behandelt die Y den Kampf der Kurden gegen die Terrormiliz IS und erklärt, welche Konsequenzen die NATO aus der Ukraine-Krise zieht. Eine Redakteurin hat das Minenjagdboot „Homburg“ besucht, das seit einem Jahr von Kapitänleutnant Inka von Puttkamer kommandiert wird. In einem Centerfold wird der „Wald der Erinnerung“ als Gedenkstätte für im Einsatz ums Leben gekommene Kameraden vorgestellt. Eine Reportage im Ressort 360° berichtet von der Teilnahme zweier deutscher Soldaten am IronmanTriathlon auf Hawaii. (ble) Hoher Besuch bei Gebirgsjägern bad reichenhall. Der Kommandeur der Division Süd in Veitshöchheim, Generalmajor Bernd Schütt, hat der Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall kürzlich einen Besuch abgestattet. Der Divisionskommandeur machte sich ein Bild von dem besonderen Fähigkeitsprofil der Brigade. Bei seiner Ankunft wurde Schütt vom Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, Brigadegeneral Michael Matz, und dem stellvertretenden Kommandeur, Oberst Stefan Leonhard, begrüßt. Neben einem Rundgang durch die Hochstaufen-Kaserne hielt der Divisionskommandeur einen Vortrag über die Gebirgstruppe. Ihre Fähigkeiten stellten die Verbände der Gebirgsjägerbrigade 23 dann auch praktisch bei den Vorführungen am Wachterl und auf der Reiteralpe unter Beweis. Schütt war sehr angetan: „Mensch, Material und Tiere müssen in Einklang gebracht werden. Dies erfordert hohe individuelle Fähigkeiten. Was ich hier gesehen habe, hat mich beeindruckt. Das habt ihr gut gemacht. Vielen Dank.“ Im Anschluss an die praktischen Vorführungen nahm sich der General Zeit, um mit den Soldaten ins Gespräch zu kommen. Dabei drückte er den Kameraden, die ihren anspruchsvollen Dienst in der Gebirgsjägerbrigade leisten, seine Anerkennung aus. Auch der Oberbürgermeister von Bad Reichenhall, Herbert Lackner, begrüßte den Divisionskommandeur und unterstrich die besondere Verbundenheit der Region mit der Gebirgsjägerbrigade 23. (eb) bundeswehr 27. Oktober 2014 „Papa ist ein starker Soldat“ In dem Kinderbuch „Schattige Plätzchen“ wird das Thema PTBS aus Kindersicht betrachtet. von Victoria Eicker berlin. PTBS – Posttraumatische Belastungsstörung: Bis vor wenigen Jahren wussten selbst Erwachsene nicht, was das ist. Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben das geändert. Doch was ist mit Kindern? Wie erklärt man einem Kind, was PTBS ist – besonders, wenn ein Elternteil betroffen ist? Ein kleines Büchlein hilft dabei. „Es gibt Papas, die sind superschnelle Lastwagenfahrer, superschlaue Mathelehrer oder supergesunde Gemüsehändler. Mein Papa ist superstarker Soldat“, liest Christa Balzer aus dem Buch „Schattige Plätzchen – Mein Papa hat PTBS“ laut vor. Sie ist Erzieherin an einer Kindertagesstätte in Charlottenburg. „Was ist ein Soldat?“, fragt die fünfjährige Galathea sofort. Es gibt keine Soldatenkinder in dieser Kita. Darum müssen erst wichtige Fragen geklärt werden: Was macht eigentlich ein Soldat? Was ist Krieg? Was ist Schießen? Hier hat man davon noch gar nichts gehört. Trotzdem hören die Kinder gespannt zu: Lauschen, wie der Papa verändert aus einem Auslandseinsatz zurückkommt. Hören, dass der Papa krank ist, PTBS hat. Leiden mit dem kleinen Jungen mit, der die Geschichte erzählt und so erschüttert ist, als sein Papa plötzlich unsäglich wütend wird, weil eine Tasse zu Boden fällt… „Mir ist auch schon einmal ein Teller auf den Boden gefallen“, unterbricht die kleine Meri das Vorlesen. „Das ist doch nicht schlimm, Foto: Eicker aktuell Aus anderer Perspektive: Kinder sehen das Thema PTBS aus ihrer Sicht. wenn mal eine Tasse runterfällt“, sagt Galathea erstaunt. Doch. Ist es: Wenn jemand krank ist; so krank wie der Papa des kleinen Jungen. Die Erzieherin Christa versucht zu erklären, warum das schlimm ist, warum auf den Bildern im Buch plötzlich bedrohliche Schatten wie der eines Hubschraubers zu sehen sind. „Da war doch eben noch der Schatten einer Tanne. Da ist doch gar kein Hubschrauber“, wundert sich Tim. Das kleine Buch „Schattige Plätzchen – Mein Papa hat PTBS“ entspringt einer Idee, die am Psychotraumazentrum des Bundeswehrkrankenhauses in Berlin entstand. Dort wollte man Angehörigen von traumatisierten Soldaten eine Hilfe zur Verarbeitung der Krankheit innerhalb der Familie mitgeben. Gerade für die kleinsten Betroffenen im Umfeld dieser Krankheit ist es ein schwer zugängliches Thema. Aus der Idee wurde bald ein Projekt, dem sich auch die evangelische Militärseelsorge anschloss. So entstand in enger Kooperation mit Experten des Psychotraumazentrums, Kinderpsychologen, Sozialpädagogen, Seelsorgern und einer Kinderbuchautorin sowie einer Kinderbuchillustratorin dieses einfühlsame Kinderbuch. „Was hat der Papa?“, fragt die aufgeweckte Mayra. „Eine Posttraumatische Belastungsstörung“, erklärt Erzieherin Christa. „Das Wort ist aber lang“, sagt Mayra verblüfft. Damit kann kein Kind etwas anfangen. Dafür schafft es das Buch durch kleine Momentaufnahmen des Alltags und eine äußerst klare Bildsprache, das Krankheitsbild in vielen seiner Facetten für Kinderaugen zu erfassen. Alle Kinder haben während des Vorlesens verstanden, dass der Papa des kleinen Erzählers krank ist. Und sie haben auch am Ende des Buches verstanden, dass es dem Papa wieder besser geht. Erfahrung aus der Praxis weitergeben Erstmalig unterstützt ein Soldat der Bundeswehr die Militärbeobachterausbildung in Peru. Ancón/Peru. Hauptmann Volker Lossner hat als erster Soldat der Bundeswehr den internationalen Lehrgang für Militärbeobachter im Ausbildungszentrum Ancón in Peru unterstützt. Hier, nordwestlich der Hauptstadt Lima, bereitet die peruanische Armee ihre Einsatzkontingente für Missionen der Vereinten Nationen vor. Sie sind unbewaffnete militärische Einsatzkräfte. Im Auftrag der Vereinten Nationen (VN) überwachen sie die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und der Bestimmungen von Waffenstillstandsabkommen oder Friedensverträgen durch Konfliktoder Vertragsparteien. Erstmalig wurde bei den Lehrgängen in Peru mit Lossner ein Foto: Lossner/Bundeswehr 8 Im Gespräch: Hauptmann Lossner mit den Lehrgangsteilnehmern. „internationaler“ Ausbilder eingesetzt. Der Soldat von der Technischen Schule Landsysteme und Fachschule des Heeres für Technik wurde Ende August nach Peru geschickt. Bereits dreimal als Militärbeobachter im Einsatz, konnte er den Lehrgangsteilnehmern fundiertes Wissen vermitteln. Bei der praktischen Ausbildung profitierte er von seiner Einsatzerfahrung. Die internationalen Teilnehmer des Lehrgangs kamen aus Peru, Kolumbien, Ecuador und den USA. Die Ausbildungsgruppe bestand aus insgesamt 17 Offizieren. Die Unterrichtssprache war Englisch. Der Aachener Logistikoffizier bildete die Lehrgangsteilnehmer in der Thematik „Führen von Verhandlungen“ aus. Sein Wissen als Militärbeobachter kam ihnen dabei sehr zugute. Lossner: „Mir kam es besonders darauf an, meine Einsatzerfahrung in die Ausbildung einfließen zu lassen.“ Nach Abschluss des Lehrgangs erhielten alle Teilnehmer das begehrte Zeugnis und der Beste wurde ausgezeichnet. (vl/ak) 27. Oktober 2014 innere Führung / Militärgeschichte „Kunst des Möglichen“ von Markus Pöhlmann, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Foto: dpa/pa von Andreas Popp, Offizierschule der Luftwaffe Europa-Parlament in Straßburg: Die Politik, die dort gemacht wird, ist nicht selten umstritten – aber sie ist auch die „Kunst des Möglichen“. mehrerer Geschwindigkeiten zuzuschreiben. Kritiker dieser Konzeption halten dagegen, dass auf diese Weise der Kontinent erneut geteilt würde. Also genau das einträte, was im Namen der europäischen Integration gerade realisiert werden soll: die Überwindung der Barrieren, die eine friedliche Entwicklung des Kontinents über Jahrhunderte hinweg vereitelten. Kann dies besser durch Kooperation von Nationalstaaten in freiheitlich-demokratischem Gewand oder durch die Aufgabe von Nationalstaatlichkeit geschehen? Einer der Fundamentalsätze freiheitlichen europäischen Verfassungslebens bildet die Maxime: „Was alle angeht, das soll von allen auch gebilligt werden.“ Dabei ist doch das Projekt Europa von Anfang an ein Elitenprojekt gewesen. Eliten haben aber das Problem, dass sie nicht selten Kommunikationsprobleme haben. Das heißt: Europa ist anfällig für Populismus. Das zeigt bereits das Zustandekommen des „Vertrages über eine Verfassung für Europa“, der auf dem Entwurf des Konvents zur Zukunft der Europäischen Union unter Vorsitz des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Giscard d’Estaing vom 18. Juli 2003 beruhte und nach spanischer- wie polnischerseits erwirkten Modifikationen am 29. Oktober 2004 feierlich von den europäischen Regierungschefs auf dem Kapitolshügel zu Rom unterzeichnet worden war. Verfassungen bilden zweifellos die Geschäftsgrundlage für das politische Zusammenleben. Sie geben aber auch den Rahmen für politische Kultur. Damit ist die emotionale Seite der Politik betroffen. Der „Vertrag über eine Verfassung für Europa“ scheiterte Ende Mai / Anfang Juni 2005 an Referenden in Frankreich und den Niederlanden. Die Beratungen gingen daraufhin in eine neue Runde, an deren vorläufigem Ende der Vertrag von Lissabon vom 13. Dezember 2007 stand. Der „Vertrag über eine Verfassung für Europa“ gerann mit dem Vertrag von Lissabon zu einem Grundlagenvertrag gemäß der Maxime Max Webers von der „Politik“ als der „Kunst des Möglichen“. Dieser entspringt dem Willen, politisch Notwendiges in die Realität umzusetzen. In den Worten des großen deutschen Europäers Carlo Schmid: „Eine Verfassung ist nichts anderes als die in Rechtsform gebrachte Selbstverwirklichung der Freiheit eines Volkes. Darin liegt ihr Pathos und dafür sind die Völker auf die Barrikaden gegangen.“ – Warum sollte dies nicht auch für die freiheitsliebenden Menschen Europas gelten? Neuer Blickwinkel auf den Ersten Weltkrieg Berlin. Anfang Oktober ist die umfangreiche, frei zugängliche Online-Enzyklopädie zum Ersten Weltkrieg, 1914-1918-online“, freigeschaltet worden. Der renommierte Historiker Oliver Janz von der Freien Universität Berlin leitet das internationale Großprojekt. Im aktuell Interview erklärt er die Intention hinter dem Werk. Herr Janz, was versprechen Sie sich von der Online-Enzyklopädie? Das Bild vom Ersten Weltkrieg ist bis heute, zumal in Europa, durch die Westfront geprägt, durch Bilder vom Stellungskrieg und den industriellen Materialschlachten an der Somme und um Verdun. Die ost- und südosteuropäische wie auch die globale Dimension des Kriegs ist hingegen weniger präsent. Ein wesentliches inhaltliches Anliegen des Projektes ist daher die Erarbeitung einer wirklich internationalen, multiperspektivischen Enzyklopädie des Ersten Weltkriegs unter ausdrücklicher Berücksichtigung Ost- und Südosteuropas und der außereuropäischen Welt. Hauptziel in technischer Hinsicht ist die Entwicklung einer innovativen Navigation basierend auf der Semantic Wiki Technologie. Wer sind die Adressaten? Im Kern vor allem Studenten und Wissenschaftler: insbesondere die längeren Handbuchartikel richten sich als problemorientierte, wissenschaftliche Beiträge in erster Linie an das Fachpublikum. Die kurzen enzyklopädischen Einträge, etwa zu einzelnen Personen oder Ereignissen, wenden sich hingegen auch an ein allgemeineres Publikum. Darüber hinaus bieten ein Zeitstrahl, interaktive Karten oder Bildergalerien zu Themen und Regionen einen optisch ansprechenden, assoziativen Zugang. „1914-1918-online“ ist keine Wikipedia zum Ersten Weltkrieg, sondern ein von internationalen Experten verfasstes Nachschlagewerk mit Handbuchteil. Wie aktuell sind die Ereignisse, die zum Ersten Weltkrieg geführt haben, heute? Unsere Welt ist im Vergleich zur Zeit vor 1989 multipolarer und unübersichtlicher geworden und ähnelt in vieler Hinsicht wieder stärker der Zeit vor 1914. Die Vorkriegszeit war von Misstrauen und Spannungen zwischen den großen Mächten geprägt. Solche Spannungen gibt es auch heute wieder, vor allem zwischen Russland und dem Westen und zwischen China und Japan. Doch da enden die Parallelen auch schon. Die Gesprächsbereitschaft und Gesprächsfähigkeit zwischen den wesentlichen Akteuren scheint mir heute deutlich ausgeprägter, von anderen Unterschieden, wie dem weiter bestehenden atomaren Abschreckungspotenzial, einmal ganz abgesehen. Die Fragen stellte Stefan Rentzsch. Die Enzyklopädie „1914-1918- online“ unter http://www.1914-1918-online.net/ 9 Transatlantischer Austausch Vor zehn Jahren wurde die EU-Verfassung in Rom unterzeichnet – eine Reflexion zum Thema. Berlin. Ist Europa die Summe seiner Teile oder ist es ein vielfaches Ganzes? Wer gehört überhaupt zu Europa und wie weit reicht es? Wie steht es um die Politikfelder, die in nationaler Regie verbleiben sollten oder verbleiben könnten? Wie prägen Nationen und wie prägen Regionen das künftige Gesicht des Kontinents? Die friedliche Beantwortung dieser Fragen entscheidet darüber, ob die Menschen dieses Kontinents namens Europa sich mit der europäischen Idee tatsächlich anfreunden und ob aus der Idee „Europa“ tatsächlich Konkretes entsteht. Betrachtet man die Entwicklung der europäischen Integration seit den 1950er Jahren, so sticht ins Auge, dass der Europagedanke niemals etwas darstellte, das die Massen in Begeisterung versetzte. Traurig aber wahr: Die europäische Integration bedurfte zweier Weltkriege und zweier schrecklicher totalitärer Experimente (Sowjetmarxismus und Nationalsozialismus), um eine „Initialzündung“ mit der „Gründung der Gemeinschaft von Kohle und Stahl“ (EKGS, 1951/52) und dann der „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ (EWG, 1957) zu erfahren. Wir sehen heute, dass das Gebiet „EWG-Europa“ den höchsten europäischen Verdichtungsgrad aufweist. Dies führt manche Verfechter der europäischen Integration zu der Überlegung, diesem Kerneuropa eine besondere Rolle in einem Europa aktuell Kansas city. Eine sechsköpfige Delegation des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) hat kürzlich an der Jahrestagung der German Studies Association (GSA) in Kansas City/USA teilgenommen. Die German Studies Association ist die größte Vereinigung der mit Deutschlandbezug arbeitenden Geisteswissenschaftler in Nordamerika. Der Leiter der Potsdamer Delegation, Oberst Hans-Hubertus Mack, bewertete die wissenschaftliche Bedeutung der Veranstaltung: „Die Jahrestagung der German Studies Association bildet für uns ein wichtiges Forum des transatlantische Austausches. Unsere Anwesenheit stärkt die Wahrnehmung der deutschen Militärgeschichtsschreibung und des ZMSBw in den USA und Kanada in besonderer Weise.“ Anlässlich des 100. Jahrestages des Kriegsausbruchs zum Ersten Weltkrieg im Jahre 1914 präsentierten die Forscher im Rahmen einer Kooperation mit der German Studies Association neue militärgeschichtliche Untersuchungen zum Ersten Weltkrieg. Die Bandbreite der vorgestellten Themen war groß: sie reichte von den Kriegsplänen von 1914 über die Diskussion des Potenzials einer modernen Operationsgeschichte, die Aufgaben von militärgeschichtlichen Museen und Archiven bis hin zur Geschichte des Nachrichtendienstes und dem Einfluss des Weltkrieges auf die Kunst. Kansas City war als Veranstaltungsort mit Bedacht gewählt worden, befindet sich hier doch das National World War One Museum und die zentrale US-amerikanische Gedenkstätte zum Ersten Weltkrieg, das 1921 eingeweihte Liberty Memorial. Beim Besuch des Museums und der Gedenkstätte konnten sich die Wissenschaftler des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr einen unmittelbaren Eindruck vom Standort des Ersten Weltkrieges im kollektiven Bewusstsein in den Vereinigten Staaten verschaffen. Dies ist auch deshalb von Bedeutung, weil im Jahr 2017 der 100. Jahrestag des Kriegsbeitritts der USA ansteht. Dieser wird vermutlich mit derselben wissenschaftlichen und öffentlichen Aufmerksamkeit begangen werden, wie dies in diesem Jahr in Deutschland und bei vielen europäischen Nachbarn der Fall gewesen ist. Bronze auf der Planche san Francisco. Die Florettfechter der Bundeswehr Oberfeldwebel Sebastian Bachmann und Hauptgefreiter Marius Braun haben vergangenen Montag beim Weltcup im kalifornischen San Francisco Platz drei im Teamwettbewerb belegt. Beide Athleten sind in der Sportfördergruppe Köln aktiv. Zusammen mit ihren Mannschaftsmitgliedern Moritz Kröplin und dem viermaligen Einzelweltmeister Peter Joppich gewannen die Sportler nach der Halbfinal-Niederlage gegen Olympiasieger Italien das „kleine“ Finale gegen Japan mit 44:42. Bundestrainer Uli Schreck zeigte sich hochzufrieden mit dem Ergebnis und sprach von einer „kompakten Mannschaftsleistung um einen herausragenden Peter Joppich“. (sid/eb) Ehrung für Wintersportler Künzelsau. Vier Spitzensportler der Bundeswehr sind kürzlich vom Deutschen Skiverband (DSV) mit dem Goldenen Ski ausgezeichnet worden. Feldwebel Eric Frenzel erhielt den Preis in der Disziplin Nordische Kombination. Frenzel hatte bei den diesjährigen Olympischen Winterspielen in Sotschi Gold im Einzel und Silber in der Teamwertung gewonnen. Im Bereich Biathlon konnten sich Hauptfeldwebel Andrea Henkel und Oberfeldwebel Erik Lesser über die Ehrung freuen. Während Andrea Henkel ihre aktive Karriere im vergangenen Winter beendete, konnte Lesser in Sotschi Silbermedaillen im Einzel- und Mannschaftswettbewerb erkämpfen. Im Langlauf wurde Feldwebel Denise Herrmann ausgezeichnet. Mit dem Goldenen Ski ehrt der DSV jährlich seine erfolgreichsten Wintersportler in jeder Skisportart. (eb) Weltcuptriumph im Kaukasus Gabala. Sportschützin Oberfeldwebel Monika Karsch hat vergangenen Donnerstag das Weltcupfinale in der Disziplin Sportpistole auf der Distanz von 25 Metern gewonnen. Die 31-jährige Weltmeisterschafts-Sechste aus Regensburg setzte sich im aserbaidschanischen Gabala im Finale um Gold gegen Gundegmaa Otryad aus der Mongolei mit 7:3 durch. Damit feierte die Athletin der Sportfördergruppe Neubiberg den zweiten Weltcuperfolg ihrer Karriere. Ihren Premierensieg hatte sie im Juni beim Weltcup im slowenischen Maribor gelandet. (sid/eb) sport 27. Oktober 2014 Schritt Richtung Olympia Boxer der Sportförderung der Bundeswehr erkämpfen bei der Deutschen Meisterschaft vier Titel. von Martin Gärtner straubing. „Edgar! Edgar!“, feuern die Zuschauer frenetisch ihren Lokalmatadoren an. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Und auch die Trainer können nicht an sich halten und rufen ihren Schützlingen zu. Hauptgefreiter Edgar Walth vom Boxclub Straubing hämmert seine Fäuste auf seinen Gegner Omar El Hag. Doch der wehrt sich und gibt sich nicht geschlagen. Es geht um alles in diesem Finalkampf im Bantamgewicht bis 56 Kilogramm. Dann ertönt der Gong. Die Boxer gehen erschöpft in ihre Ecken, um sich von den Trainern die Handschuhe von den Händen streifen zu lassen. Kurz darauf müssen sie wieder in die Ringmitte, wo sie vom Kampfrichter empfangen werden. Der Ansager verkündet das Ergebnis: „Sieg durch Punkte für die blaue Ecke“. Walth gewinnt mit drei zu null nach Punkten und ist Deutscher Meister. Mitte Oktober haben sich die besten Boxer Deutschlands bei den 92. Deutschen Meisterschaften der Elite im niederbayerischen Straubing gemessen. Unter ihnen waren auch zahlreiche Athleten der Sportfördergruppen Bruchsal und Frankfurt/ Oder. Sie erkämpften sich vier erste, vier zweite und zwei dritte Plätze. Besonders beindrucken konnte Walth. Der Militärweltmeister 2012 und Deutsche Meister 2013 konnte seinen Titel im Bantamgewicht verteidigen und wurde gleichzeitig bester Kämpfer im Turnier. „Es war ein harter Kampf, aber ab Runde zwei Foto: Neumann/RedBw aktuell Geschafft: Edgar Walth ist sichtlich stolz auf seinen Meistertitel. war ich klar besser“, sagte Walth nach dem Finale. Es sei besonders wichtig für ihn, den Titel zu Hause gewonnen zu haben. Schließlich hätten ihn Freunde, Familien und Bekannte lautstark unterstützt. Der Titelgewinn gilt als erster Schritt zu den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien. Im Schwergewicht bis 91 Kilogramm zeigte Gefreiter Albon Pervizaj, dass er der beste Boxer seiner Gewichtsklasse in Deutschland ist. Nach einem starken Halbfinalsieg gegen Alexander Peil schlug er im Finale der tosenden Sporthalle des Turmair-Gymnasiums in Straubing seinen Kontrahenten Arthur Mann mit 3:0 nach Punkten. Hauptgefreiter Serge Michel lieferte im Halbschwergewicht bis 81 Kilogramm ein starkes Finale. Der neue Deutsche Meister besiegte Leon Bunn durch technischen Knockout in der ersten Runde. Im Halbweltergewicht bis 64 Kilogramm errangen gleich zwei Bundeswehr-Boxer Medaillen. Hauptgefreiter Kastriot Sopa konnte nach seinem Halbfinalsieg gegen Shahan Aybey im Finale Eugen Dahinten aus Bayern bezwingen. Auch Hauptgefreiter Theo Krechlok zeigte super Leistungen. Nach einem Arbeitssieg im Viertelfinale musste sich der 21-Jährige im Halbfinale Sopas späterem Finalgegner Eugen Dahinten nach Punkten geschlagen geben. Für den Sportsoldaten der Sportfördergruppe Frankfurt/Oder war das Turnier trotz des verpassten Finaleinzugs ein Erfolg, schließlich kämpfte er zuvor bei den Junioren und eine Gewichtsklasse tiefer. „Ich habe in der ersten Runde zu wenig gemacht, danach aber alles gegeben“, sagte Krechlok kurz nach seinem Kampf. Sowohl sein Trainer, als auch er selbst waren mit den Leistungen aber voll zufrieden. Zweite Plätze gingen an Feldwebel Ronny Beblik im Fliegengewicht bis 52 Kilogramm, die Gefreiten Robert Harutyunyan im Leichtgewicht bis 60 Kilogramm und Vjaceslav Kerber im Weltergewicht bis 69 Kilogramm und Unteroffizier (FA) Denis Radovan im Mittelgewicht bis 75 Kilogramm. Ebenfalls im Mittelgewicht konnte sich Oberfeldwebel Konstantin Buga über Platz drei freuen. Beim Amateurboxen stehen sich die Kämpfer drei Runden à drei Minuten gegenüber. Die Pausen betragen jeweils eine Minute. Gibt es keinen vorzeitigen Sieger durch Knockout, Aufgabe oder Entscheidung des Kampfrichters, werten fünf Kampfrichter den Kampf nach Punkten. In den Tritt gekommen Topathleten der Bundeswehr feiern Erfolge bei den Bahnrad-Europameisterschaften Baie-Mahault. Bahnradfahrer der Bundeswehr haben bei den Europameisterschaften im französischen Überseedepartement Guadeloupe Mitte Oktober mit hervorragenden Ergebnissen zur Medaillenausbeute beigetragen. Insgesamt erradelten die Spitzenathleten in der Karibik eine Silber- und drei Bronzemedaillen. Das Aushängeschild der Bundeswehr bei den Wettkämpfen war das Vierer-Team der Sportfördergruppe Frankfurt/Oder mit Oberfeldwebel Henning Bommel, Unteroffizier (FA) Theo Reinhard, Unteroffizier (FA) Tobias Wächter und Obergefreiten Nils Schomber. Die Mannschaft belegte in der Verfolgung den zweiten Rang hin- Foto: dpa/pa 10 Starkes Team: Die Vierer-Mannschaft in der Verfolgung. ter den favorisierten Briten. „Ich freue mich riesig über das herausragende Ergebnis, das die Jungs hier eingefahren haben. Das ist für uns natürlich ein optimaler Start in die Olympia-Qualifikation“, sagte Bundestrainer Sven Meyer. „Wir haben unmittelbar vor unserem Lauf gegen die Briten nochmal einen Gang hochgeschaltet und sind volles Risiko gegangen, leider hat es dann auf den letzten Metern doch nicht ganz für den Sieg gereicht.“ Bom- mel und Thiele schlugen danach noch ein zweites Mal zu und gewannen Bronze im Punkterennen und in der Einerverfolgung. Für ein weiteres Highlight sorgte zudem Obergefreiter Anna Knauer. Das 19-jährige Ausnahmetalent von der Sportfördergruppe Todtnau belegte den dritten Platz im Omnium. Knauer ist damit die erste deutsche Radsportlerin, der es gelang, bei einer internationalen Großveranstaltung eine Medaille in der Mehrkampfwertung zu gewinnen. Mit insgesamt drei Gold-, vier Silberund sechs Bronzemedaillen landete die deutsche Mannschaft im Medaillenspiegel auf einem starken dritten Platz hinter Großbritannien und Russland. (sid/eb). 27. Oktober 2014 SPORT / Vermischtes Die Stunde der eisernen Männer Foto: Mike Darden Photography/www.dardenphotos.com Extremsport statt Strandurlaub: 2200 Athleten starteten beim Ironman auf Hawaii. Ausruhen Fehlanzeige: Nach vier Kilometern im Wasser und weiteren 180 auf dem Rad wartet noch ein Marathonlauf auf die Teilnehmer. von Jan Marberg Kailua-Kona. Schwimmer, Radfahrer oder Läufer – wer hat die beste Kondition? Diese Frage legte den Grundstein für einen der härtesten Sportwettkämpfe überhaupt: den Ironman auf Hawaii. 1978 schlug US-Navy-Fregattenkapitän John Collins vor, den Streit mit einem Triathlon ein für alle Mal beizulegen. Die Herausforderung hat es in sich: fast vier Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und zu guter letzt noch einen klassischen Marathon von rund 42 Kilometern. Heute hat sich der Ironman von seinen militärischen Wurzeln gelöst, aus der Bierwette ist längst ein Unternehmen geworden. Über 80 000 Athleten weltweit bewarben sich 2014 für einen der rund 2200 Startplätze der Ironman-Weltmeisterschaften in Kailua-Kona auf Hawaii. Voraussetzung ist, bei einem der 35 Ironman-Wettbewerbe rund um den Erdball einen Slot zu erreichen. Zu den Startern gehörten auch Sven Kunath und Oliver Spurzem. Der 35-jährige Oberstabsarzt und der 37-jährige Hauptfeldwebel bildeten die Auswahlmannschaft Triathlon der Bundeswehr. Beide Sportler hatten sich zuvor bei den Ironman-Europameisterschaften in Frankfurt qualifiziert und traten in der Altersklasse 35 bis 39 an. Besonders erfolgreich hatte dabei Kunath abgeschlossen: Der Truppenarzt aus dem Sanitätszentrum Schönewalde wurde in seiner Altersgruppe Vizeeuropameister. Kunath kennt sich in Kona aus: Bereits sechs Mal war der Mediziner auf Hawaii am Start. Für Oliver Spurzem war es dagegen eine Premiere. Für den Kompanietruppführer aus dem Fallschirmjägerbataillon 261 in Lebach ging damit ein Traum in Erfüllung. Der Startschuss fiel am frühen Morgen. Um das Feld beim Massenstart zu entzerren, waren zunächst die Profis und danach die Amateure auf die Schwimmstrecke gegangen. Beim anschlie- ßenden Radrennen mussten sich die Athleten Temperaturen von 29 Grad Celsius und dem berüchtigten Gegenwind an der KonaKüste von Big Island stellen, bevor es nach 180 Kilometern mit der dritten Etappe, dem Marathon, weiterging. Nach dem Überqueren der Ziellinie durfte sich Sven Kunath über Platz 62 in seiner Altersklasse freuen, im Gesamtklassement belegte er Platz 301. Oliver Spurzem kam bei seinem Hawaii-Debüt auf Rang 97 in seiner Altersgruppe und auf Platz 465 der Gesamtwertung. „Der Wind war zermürbend“, berichtete Kunath nach dem Rennen. Dem stimmte auch Oliver Spurzem zu. Hitze und Wind seien noch einmal eine Steigerung im Vergleich zu den Europameisterschaften gewesen, so der Fallschirmjäger. Die Auswahlmannschaft Triathlon besteht insgesamt aus 17 Athleten. Teamchef ist Hauptmann Thomas Tolksdorf vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bun- deswehr in Koblenz. Das Team ist nicht Teil der Sportförderung der Bundeswehr. Der Grund: Der Langdistanz-Triathlon ist keine olympische Disziplin. „Unsere Triathleten sind ganz normale Soldaten“, betont Tolksdorf. Die Sportler trainieren im Rahmen des Dienstsports und in ihrer Freizeit. Auch in der Militärauswertung schnitt das deutsche Team gut ab. Danach belegte es den Bronzeplatz hinter der U.S. Air Force und der kanadischen Armee. In der Einzelwertung erreichte Kunath den 7. Platz, Spurzem kam auf Rang 9. „Das ist hervorragend“, freute sich Tolksdorf. Gesamtsieger wurde Sebastian Kienle aus Deutschland, Ben Hoffman aus den USA wurde Zweiter. Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno aus Saarbrücken kam bei seinem Debüt in Kona auf Anhieb auf Rang drei. Bei den Frauen hieß die Siegerin Mirinda Carfrae. Die Australierin gewann vor Daniela Ryf aus der Schweiz und Rachel Joyce aus Großbritannien. aktuell 11 Die Leidenschaft des Backens Buch. „Backe mit Liebe!“ – das ist die Devise von Fernsehköchin Eveline Wild, die durch ihre Auftritte in „Frisch gebacken“ (ORF) und als Jurymitglied in „Deutschlands bester Bäcker“ einem großen Publikum bekannt geworden ist. Ob nun warme Mehlspeisen, Kuchen und Tartes, Eis oder Torten und Kekse – sie überrascht alle Backbegeisterten mit tollen neuen Ideen und verrät zahlreiche Tipps und Tricks zu den praktischen Arbeitsabläufen, die das Hantieren mit Butter, Eiern und Mehl einfacher machen. Über QR-Codes, die mit kurzen Videos hinterlegt sind, können die wichtigsten Arbeitsabläufe abgerufen werden – am besten gleich nachmachen. (eb) Eveline Wild, „Wild backen“, Pichler, Wien 2014, 208 Seiten, gebundene Ausgabe, 19,99 Euro, ISBN 978-3-85431-679-4 aktuell verlost ein Exemplar des Buchs. Einfach eine Mail mit Adresse und Betreff „Backen“ bis zum 2. November senden an: [email protected]. Gewinnauslosung aktuell 40/2014. Je eine Blu-Ray „Arabella“ gewinnen Michael Knück und Detlef Räder. Die DVD geht an Dietmar Funke. Je ein Kinogutschein für „Hercules“ geht an Reinhard Stöckmann und Markus Neumann. Herzlichen Glückwunsch! Teufelsgeiger rockt Hannover David Garrett spielt mit Band und Philharmonikern vor über 10 000 Menschen in der TUI Arena. Konzert. Dass man mit Brahms, Beethoven und Mozart ganze Arenen füllen kann, hätten noch vor wenigen Jahren die Klassikbegeisterten in Deutschland nicht zu hoffen gewagt. David Garrett beweist mit seiner „Classic Revolution Tour“, dass genau das aber möglich ist. In der Hannoveraner TUI Arena spielte und begeisterte er vor ausverkauftem Haus mit seinem neuen Programm. Dabei gehörten die genannten Klassiker ebenso selbstverständlich zum Programm wie Coversongs von Nirvana, Robbie Williams und Coldplay. „Eine geniale Komposition bleibt eine geniale Komposition. Foto: dpa/pa von Karen Haak bricht Garrett aus und geht nach New York. An der renommierten Juilliard School will er sein theoretisches Verständnis und seine technischen Fertigkeiten vervollkommnen. Sein Talent zum Komponieren beweist er dort mit einer ausgezeichneten Fuge im Stil Johann Sebastian Bachs. Doch so richtig erwachsen geworden ist der 32-jährige Virtuose wohl immer noch nicht. Und das ist auch gut so, wie seine Bühnenshow in Hannover bewies – weder an Pyrotechnik noch an goldenem Konfetti wurde gespart. Zur Eröffnung des Konzerts schwebte der schnellste Geiger der Welt sogar quer durch die Halle bis zur Bühne. Die lauten, rockigen Stücke, aber auch die leisen, romantischen Werke waren von einer Lasershow und dem klug durchdachten Bühnen- konzept ins rechte Licht gesetzt worden. Nur die sechs Tänzerinnen und Tänzer des Deutschen Fernsehballetts wirkten oft etwas fehl am Platz. Wolfgang Amadeus Mozart wird gemeinhin als Rockstar seiner Zeit gesehen. Auch David Garrett hat sich diesen Ruf erarbeitet. Seine Freude am virtuosen Spiel und seine Unbekümmertheit in den Arrangements ziehen ein Publikum von acht bis 88 Jahren an. So gelingt es ihm, ein junge Fangemeinde für klassische Musik zu begeistern und gleichzeitig versierte Klassikkenner in eine Eishockey-Arena mit Plastiksitzen und Bier aus Bechern zu locken. Das hätte wohl auch Mozart gefallen. aktuell Ausgewählte Medienbeiträge 31. Oktober, 22:00 Uhr, ArD: „tatort: heimatfront“ Bei einer Kunstperformance wird die junge Viktoria Schneider erschossen. Schnell ist für die ermittelnden Kommissare klar, dass nur ein geübter Schütze diesen Mord begangen haben kann, denn der Schuss wurde aus weiter Entfernung abgegeben. Da sich die Aufführung zudem kritisch mit dem Engagement der Bundeswehr in Afghanistan auseinandersetzte, fällt der Verdacht bald auf eine Gruppe von vier traumatisierten Soldaten. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, weil die Soldaten eine starke Kameradschaft bilden und sich gegenseitig Alibis geben. Nicht zuletzt lösen die Ermittlungen im Soldatenmilieu auch Kontroversen zwischen den Kommissaren aus. Youtube-video der Woche: Zwölf Stunden und 120 Kilometer – so lange dauert der Landmarsch von Kaufbeuren nach Ingolstadt für einen Eurofighter. Vier Jahre lang wurden Luftfahrzeugtechniker an diesem Kampfjet geschult. Bevor er erneut für den Flugbetrieb bereit ist, muss der Eurofighter eine Inspektion im Werk durchlaufen. (eb) Der Beitrag „Eurofighter auf dem Straßenmarsch“ unter www.youtube.com/bundeswehr. vermischtes 27. Oktober 2014 Das Beste aus zwei Welten Hauptgefreiter Josra Cheniti ist das Kind tunesischer Einwanderer und dient auf der „Homburg“. Kiel. Direkt nach dem Fachabitur kam Josra Cheniti zur Bundeswehr und verpflichtete sich zunächst für zwölf, dann für 24 Monate. Mittlerweile denkt sie auch über einen Laufbahnwechsel nach: „Schon in den ersten Monaten fand ich es echt toll! Dann war für mich auch klar, dass ich die viermonatige Tour im Mittelmeer mitfahren will. Die Unterstützung hier an Bord ist super“, sagt Cheniti über ihre Motivation, mit dem Minenjäger „Homburg“ am ständigen Minenabwehrverband der NATO teilzunehmen. Als Waffentechnikerin ist sie unter anderem für die Sicherheit, Wartung und Pflege des Marineleichtgeschützes und der anderen Waffen an Bord verantwortlich. Wenn es ernst wird, steht sie selbst am G 36 und schützt das Boot. „Technik macht mir sehr viel Spaß. Und bei der Marine sehe ich außerdem die Welt“, schwärmt sie über ihre ersten Erfahrungen. Gar nicht begeistert von den Plänen ihrer jüngsten Tochter war zunächst die Mutter der schüchternen Soldatin. „Mittlerweile hat sie sich aber daran gewöhnt. Auch wenn sie mich sehr vermisst“, sagt die 19-Jährige. Cheniti hat drei Was ist ihr Hauptcharakterzug? Gelassenheit. Was ist Ihr höchstes Gut? Meine Familie. Was ist Ihre größte Errungenschaft? Meine Eigenständigkeit. Foto: Jane Hannemann/RedBw 12 Was mögen Sie an sich selbst nicht? Dass ich so schüchtern bin. Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen Menschen am meisten? Ehrlichkeit. Wie können Sie am besten entspannen? Indem ich mich zurückziehe, einen Film schaue oder Musik höre; derzeit am liebsten „Breaking Bad“. Welche lebende Person bewundern Sie am meisten? Meinen Vater. Weil er aus dem Nichts heraus unser Leben in Deutschland aufgebaut hat. Was treibt Sie an? Jeden Tag etwas Neues zu erleben. Was können Sie besonders gut kochen? Schnitzel, Pommes und Rucola-Salat. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Zu Süßigkeiten. Wo möchten Sie am liebsten leben? Über den Wolken. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Streit und eine schlechte Behandlung von Menschen.