Ökologischer Landbau in Hessen - Hessisches Ministerium für
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Ökologischer Landbau in Hessen - Hessisches Ministerium für
Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ökologischer Landbau in Hessen Forschung - Ausbildung - Beratung Ökologischer Landbau in Hessen Forschung - Ausbildung - Beratung 1 Inhaltsverzeichnis 2 Grußwort 4 3 Ökologische Landwirtschaft in Hessen 2009 - 2011 5 4 Staatliche Forschung und Lehre10 Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, Universität Kassel-Witzenhausen Professur für Organischen Landbau, Justus-Liebig-Universität Gießen Forschungsanstalt Geisenheim und Hochschule RheinMain, Campus Geisenheim 5 Private Forschungseinrichtungen20 Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e. V. Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL), FiBL Deutschland e. V. Institut für Ländliche Strukturforschung (IflS), Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt 6 10 14 17 20 22 24 Ausbildung und Beratung25 Duales System und landwirtschaftliche Fachschulen25 Ökologische Fachberatung aus einer Hand26 Umstellung - Der Fahrplan zum Öko-Betrieb28 Landbauschule Dottenfelderhof e. V.30 Regierungspräsidium Darmstadt, Weinbauamt Eltville32 Freiwilliges ökologisches Jahr in der Landwirtschaft33 7 Förderung34 8 Kontrolle40 9 Ausbildende Betriebe46 Weinbau Peter Jakob Kühn, Oestrich im Rheingau 46 vinum autmundis - Winzergenossenschaft Groß-Umstadt, Hessische Bergstraße 48 Obst und Gemüse Querbeet auf dem Pappelhof; Reichelsheim Wetterau 50 Bio-Systemküche biond Bio-Catering Marbachshöhe, Kassel52 Backwaren, Konditorei, Snack, Biogerichte Demeter Bäckerei Siebenkorn, Marburg54 Milch Upländer Bauernmolkerei, Willingen-Usseln56 Gärtnerei Bingenheimer Demeter-Gärtnerei, Echzell-Bingenheim58 Ackerbau, Schweinemast Hofgut Marienborn, Büdingen60 Käse, Backwaren, Laden, Café Gemeinschaft Altenschlirf, Herbstein - Altenschlirf61 Landwirtschaft Die Fleckenbühler63 Soziale Landwirtschaft Öko-Landbau in „Werkstätten für behinderte Menschen“ 65 10 Anhang70 Anerkannte Öko-Ausbildungsbetriebe für die Berufsfelder Landwirtschaft, Gartenbau, Weinbau Ökologischer Landbau in Hessen 70 2 2 Grußwort Liebe Leserin und lieber Leser, in Hessen hat der ökologische Landbau eine lange Tradition und seine wirtschaftliche Bedeutung hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Mit dem Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche und anteilsmäßig auch der Zahl der Betriebe liegt Hessen in Deutschland und Europa weit vorne. Ende 2010 wurden über 1.700 Erzeugerbetriebe mit 77.000 ha kontrolliert, zertifiziert und damit der Flächenanteil von 10 % überschritten. Entscheidend ist aus Sicht der hessischen Landesregierung aber nicht der Flächenzuwachs, sondern die Deckung des regionalen Bedarfs aus regionaler Erzeugung. Wichtigster Antreiber der sehr positiven Entwicklung für ökologisch erzeugte Lebensmittel ist und bleibt die Nachfrage. Das Vertrauen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher in die Produkte haben und die höheren Preise, die sie dafür zahlen, müssen die Akteure in der ökologischen Lebensmittelwirtschaft immer wieder bestätigen und die hohe Wertigkeit Ihrer Produkte vermitteln. Auch deshalb haben sich die EU-Öko-Verordnung, das deutsche Ökolandbaugesetz und das Kontrollverfahren für den ökologischen Landbau weiterentwickelt, was wiederum in die Praxis umgesetzt werden muss. Für all das brauchen wir angewandte Forschung und eine gute Aus- und Weiterbildung, die Wissen schaffen, vermitteln und die Akteure hoch qualifizieren. Denn diese helfen uns, mehr hessische Erzeugnisse in den Ökomarkt zu bringen, um damit den regionalen Bedarf decken zu können, und Unternehmen zu entwickeln, die nachhaltig für Verarbeitung und Distribution der Ökolebensmittel sorgen. Die positive Entwicklung der letzten Jahre wurde durch die Mitwirkung der öffentlichen und privaten Forschungs-, Bildungs- und Beratungseinrichtungen in Hessen maßgeblich unterstützt. Die Nachfrage vor allem nach Ausbildungsplätzen in der ökologischen Erzeugung und Verarbeitung aber auch der Forschungsbedarf ist weiterhin groß. Deshalb bilden diese Themen auch den Schwerpunkt dieser Broschüre und ich hoffe, sie wird die Leserinnen und Leser dazu anregen, sich in einer Aus- oder Fortbildung oder mit ihrem Forschungsanliegen dem hessischen Ökolandbau zuzuwenden oder ganz einfach hessische Ökoprodukte zu genießen. Lucia Puttrich Hessische Ministerin für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 3 Ökologischer Landbau in Hessen 3 Die Entwicklung in Hessen 2009-2011 In Hessen wurden die Marktchancen des ökologischen Landbaus schon frühzeitig erkannt und genutzt. Gerade weil die Erträge in vielen hessischen Regionen naturbedingt niedriger ausfallen als in anderen Bundesländern, war der Schritt zu extensiven Formen der Landbewirtschaftung nicht so groß wie in den landwirtschaftlich begünstigten Regionen. Außerdem war es schon immer nötig, dies durch Diversifizierungsstrategien zu kompensieren, was wiederum dazu geführt hat, dass es in Hessen eine vergleichsweise große Vielfalt an Produktionsrichtungen und Verarbeitungsstrukturen gibt. Da gleichzeitig das Rhein-Main-Gebiet zu einer der kaufkräftigsten Regionen Europas zählt, ist auf der anderen Seite schon länger eine starke Nachfrage nach Öko-Lebensmitteln vorhanden. Die Globalisierung der Handelsströme auch auf den Öko-Märkten, hat in den letzten Jahren in allen Bereichen zu anonymeren Produktions-, Verarbeitungs- und Handelsstrukturen geführt. Bei Verbrauchern gibt es ein großes Bedürfnis nach vertrauenswürdigen und überprüfbaren Fakten. Transparenz, Authentizität und Herkunft sind auch gefragte Qualitäten von Ökoprodukten. Darüber hinaus wächst das Bewusstsein bei vielen Menschen dafür, dass der Kauf von Lebensmitteln auf bestimmte globale und regionale Entwicklungen Einfluss hat. Eine wachsende Anzahl an Verbrauchern bewertet die Verantwortung, die in den eigenen Kaufentscheidungen liegt, zunehmend höher. Sie wollen die Lebenssituation der am Produktionsprozess beteiligten Menschen in Übersee oder im eigenen Land, den Schutz von Boden, Luft, Grundwasser, Flora und Fauna durch den Konsum regionaler oder ökologisch erzeugter Produkte unterstützen. Auch die Tiergerechtheit der Haltungssysteme angefangen von den Legehennen, über Mastgeflügel bis hin zu Schweinen und Rindern werden stärker wahrgenommen und führen zu einem kritischeren Kaufverhalten einer wachsenden Anzahl an Verbrauchern. All diese komplexen regionalen und globalen Zusammenhänge in die Erzeugungs- und Verarbeitungsprozesse mit einzubeziehen, wird künftig für Unternehmen der ökologischen Lebensmittelwirtschaft von wachsender Bedeutung sein. Ökolandbau ist auch betriebswirtschaftlich interessant. Das Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) hat durch sein bundesweites Testbetriebsnetz herausgefunden, dass Öko-Landwirte im Wirtschaftsjahr 2009/10 mit ihrem Einkommen 16 % über dem entsprechenden Gewinn konventioneller Vergleichsbetriebe lagen. Die insgesamt 30 hessischen Öko-Testbetriebe hatten im Durchschnitt sogar einen um 31 % höheren Gewinn als ihre konventionellen Kolleginnen und Kollegen zu verbuchen, wobei die Flächenförderung für den Ökolandbau inbegriffen ist. Im Jahr 2010 wurden bundesweit 5,9 Mrd. Euro mit Ökoprodukten umgesetzt, was einer leichten Steigerung im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Vor allem der Fachhandel, also die klassischen „Bio- oder Naturkostläden“, die sich inzwischen zu Öko-Supermärkten weiter entwickelt haben, konnten durch die Treue ihrer Kundschaft ein Plus von 8 % verbuchen. Die zuletzt so stark auch mit Bioprodukten expandierenden Discounter und Teile des Vollsortiments-Einzelhandels haben in diesem Segment wieder Marktanteile abgegeben. Ökologischer Landbau in Hessen 4 Der zunehmende Importanteil und das Drängen von außereuropäischer Ware auf den deutschen Markt wurde durch die wachsende Zahl der Importgenehmigungen für Staaten, die diese nach der EU-Öko-Verordnung benötigen, z. B. China, Peru und die Türkei, deutlich. Am 31.12.2010 waren in Hessen 2415 Betriebe nach der EU-Ökoverordnung zertifiziert. Von den darin enthaltenen 1.712 Erzeugerbetrieben wurden 76.924 ha ökologisch bewirtschaftet, Tendenz weiter steigend. Dies entspricht einer Quote an der landwirtschaftlichen Nutzfläche von 10 %. Der erwartete Trend hat sich damit bestätigt. Hessen befindet sich beim Flächenanteil weiter in der Spitzengruppe der Bundesstatistik. Es sind 35 Erzeugerbetriebe (+2,1 %) und 4.193 ha (+5,7 %) im Vergleich zu 2009 hinzu gekommen. Tab.: Betriebe in Hessen, die nach EG-Öko-Verordnung wirtschaften, Anzahl und Flächen Kontrollbereich A (Erzeugung) 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1434 1457 1561 1607 1673 1708 262 309 397 481 519 528 C (Import) 7 13 16 19 23 23 23 H (Handel) 6 38 69 94 139 152 E (Futtermittel) 2 2 2 2 4 4 1711 1819 2045 2203 2358 2411 57.904 59.146 61.489 70.159 72.731 76.924 B (Verarbeitung) Unternehmen insgesamt Fläche (ha) 5 Ökologischer Landbau in Hessen 90.000 Ökologisch bewirtschaftete Fläche in Hessen (ha) 80.000 70.000 ha 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Jahr Bundesweit gab es Ende 2010 22.200 Betriebe mit 1.001.200 ha, die nach der EU-Öko-Verordnung zertifiziert sind. Von beidem stellt Hessen also knapp 8 %. In der Fläche ist Hessen 2010 genauso gewachsen wie der Bundesschnitt mit 5,7 %. Bei der Zahl der hinzugewonnenen Betriebe erreicht Hessen die Hälfte des Bundesschnittes und beim Umsatzanteil im Lebensmittel-einzelhandel etwa 4 %. Schwerpunkte der ökologischen Erzeugung befinden sich in Hessen in den Mittelgebirgslagen der Rhön, des Vogelsberges, des Waldecker Uplandes, des Gladenbacher Berglandes und im Dillbergland. Dort sind die Betriebe überwiegend auf Milchviehhaltung und Rindfleischerzeugung ausgerichtet. Gerade diese Betriebe machen weiterhin einen großen Teil des Zuwachses aus. Ihre Produkte werden aber nicht immer als Ökologische vermarktet. Diese Betriebe schließen sich auch seltener den Markenzeichen und Zertifizierungen der Verbände des ökologischen Landbaus an. Ökologischer Landbau in Hessen 6 Etwa ein Drittel der Betriebe mit rund 50 - 60 % der Flächen ist in einem der Verbände des ökologischen Landbaus organisiert, die überwiegend in einem Dachverband, der Vereinigung ökologischer Landbau in Hessen (VÖL), zusammengeschlossen sind. Das Land Hessen unterstützt die ökologische Landwirtschaft und stellt mit fortlaufenden Förderungen sicher, dass „Bio aus Hessen“ auch in Zukunft gute Entwicklungschancen hat. Das Land Hessen fördert deshalb Verarbeitungs- und Vermarktungseinrichtungen für Ökoprodukte auch aus dem Europäischen Entwicklungsfond für den ländlichen Raum (ELER). Auch die Marketinggesellschaft GUTES AUS HESSEN mbH ist Ansprechpartnerin für die Vermarktung ökologisch erzeugter Produkte und bietet mit dem Biosiegel Hessen eigens für in Hessen ökologisch erzeugte Produkte ein Vermarktungszeichen an. Die Ausweitung des ökologischen Landbaues in Hessen ist auch auf die flächenbezogenen Beihilfen nach dem Hessischen integrierten Agrarumweltprogramm (HIAP) zurückzuführen, das von der EU und dem Bund mitfinanziert wird. Je Hektar werden derzeit folgende Beihilfesätze angeboten: Kulturart 1.-2. Jahr (Erstumsteller) ab 3. Jahr Ackerland 210 € 170 € Grünland 210 € 170 € Gemüse 480 € 360 € Dauerkultur 630 € 630 € Wichtigstes Ziel des HIAP ist die nachhaltige Bewirtschaftung landwirtschaftlicher und naturschutzfachlich wertvoller Flächen. Das Land Hessen verfügt mit Kassel, Gießen und Geisenheim über vielseitige Hochschulangebote in diesem Bereich und ist auch Sitz bedeutender privater Forschungs- und Bildungseinrichtungen des Ökolandbaus. Ungefähr 1.000 Studierende sind hierfür an den hessischen Hochschulen eingeschrieben. Ein Höhepunkt im wissenschaftlichen Leben des Jahres 2011 war die 11. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, die im März an der Justus-Liebig Universität Gießen stattfand. Ausgerichtet wurde sie von der dortigen Professur für Organischen Landbau sowie vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau, dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen und der Stiftung Ökologie & Landbau. Die Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau ist im deutschsprachigen Raum die größte Veranstaltung ihrer Art. Im zweijährigen Rhythmus treffen sich Wissenschaftler, Akteure des Biolandbaus sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung. Gerade in die Gießener Tagung wurden vermehrt Praktiker einbezogen, um eine engere Vernetzung und einen besseren Austausch von Forschung und Praxis zu ermöglichen. Neben Fachvorträgen und Postern wurden auch diskussionsintensive Workshops abgehalten und Exkursionen rund um den Ökolandbau angeboten. 7 Ökologischer Landbau in Hessen Einer der wichtigsten Multiplikatoren des Fachwissens für die Landwirte ist das Beratungsteam Ökologischer Landbau des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH). Am 17. Juni 2011 bietet es in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) einen Feldtag auf dem Betrieb Kasper in Alsfeld-Liederbach an. Es werden Forschungsansätze und Zwischenergebnisse aus dem interdisziplinären Bodenfruchtbarkeitsprojekt des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖLN) und andere Formen der nachhaltigen Landwirtschaft vorgestellt sowie die Landessortenversuche Öko des LLH. Referenten werden über das Striegeln von Ackerbohnen, Effekte der Düngung mit Kompost und Grünschnittgut, Aspekte der Fruchtfolgegestaltung und Bodenfruchtbarkeit sprechen. Alle Themen können anschaulich vor Ort im Feld diskutiert werden. In Zukunft wird die Entwicklung des Ökolandbaus in Hessen davon mitbestimmt werden, wie die stark wachsende Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln aus der Region bedient werden kann. Der Ausbau von Erzeugergemeinschaften, Erfassungs-, Verarbeitungs- und Vertriebsnetzen und die Präsentation als authentische, regionale Ware werden wichtige Voraussetzungen dazu sein, um ökologisch erzeugte Lebensmittel zu attraktiven Preisen im Handel zu platzieren. Foto: creativ collection Verlag GmbH, Freiburg Ökologischer Landbau in Hessen 8 4 Staatliche Forschung und Lehre Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften Universität Kassel - Witzenhausen Foto: J. Heß Der Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften (FB 11) ist einer von elf Fachbereichen der Universität Kassel und hat seinen Sitz in Witzenhausen. Er blickt auf eine über hundertjährige Tradition in der Agrarausbildung zurück. Als bundes- und europaweit besonderes Merkmal fokussierte er 1998 Lehre und Forschung auf die Ökologische Landwirtschaft. Besonderer Wert wird auf die systemaren Beziehungen zwischen Boden, Pflanze, Tier, Mensch und Technik gelegt. Zahlreiche Forschungsvorhaben in den Tropen und Subtropen, Partnerschaften und persönliche Kontakte zu dortigen Universitäten und Institutionen fördern die internationale Orientierung. Der Fachbereich strebt folgende Ziele an: – Integrale Betrachtung der gesamten Prozesskette und –qualität der Ökologischen Landwirtschaft von der Primärproduktion und den damit verbundenen Umweltwirkungen bis zur Bereitstellung ökologisch erzeugter Lebensmittel sowie deren Qualität und Verbrauch – Internationalisierung mit Fokus auf Ökologische Landwirtschaft in tropischen und subtropischen Klimaten in einer systemorientierten Herangehensweise – 9 Nachhaltige Erzeugung von Energieträgern aus landwirtschaftlicher Biomasse Ökologischer Landbau in Hessen Keine andere europäische Universität hat einen vergleichbar stringenten Ansatz in der Ökologischen Landwirtschaft. Der Fachgebietskanon der 19 Fachgebiete reicht von der Bodenbiologie über den Pflanzenbau und Pflanzenschutz, die Nutztierethologie und Tierhaltung, die Tierernährung, die Agrartechnik, die Betriebswirtschaft und das Agrar- und Lebensmittelmarketing bis hin zur Ökologischen Lebensmittelqualität und Ernährungskultur. Die vor über 100 Jahren durch die Kolonialschule entstandene Auseinandersetzung mit der Landwirtschaft der Tropen- und Subtropen wurde durch einschlägige Professuren im Pflanzen-, Tierund Ökonomiebereich fortgeführt. Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft (DITSL) wird das Themenfeld „Ökologische Landwirtschaft an tropischen und subtropischen Standorten“ bearbeitet. Darüber hinaus wird auch das Thema Nachwachsende Rohstoffe im Kontext der Ökologischen Landwirtschaft aufgegriffen. Stiftungen und die Ökologische Lebensmittelwirtschaft engagieren sich seit Jahren für zusätzliche innovative Themen. In den letzten Jahren waren folgende Stiftungsprofessuren aktiv: „Nutztierethologie und Tierhaltung“, „Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur“ sowie „Biologisch-dynamische Landwirtschaft“. Mit den Honorarprofessuren für Prof. Vogtmann (ehemals Präsident des Bundesamt für Naturschutz), Prof. Rahmann (Institut für Ökolandbau des Johann von Thünen Instituts) sowie Prof. Niggli (Forschungsinstitut für Biologischen Landbau, Schweiz) wurden wichtige Vertreter des Ökologischen Landbaus für den Fachbereich gewonnen. Neben Seminar- und Laborräumen bewirtschaftet der Fachbereich ein Tropengewächshaus mit über 400 landwirtschaftlichen Nutzpflanzen in Witzenhausen sowie ein 340 ha großes Lehr- und Versuchsgut, die Hessische Staatsdomäne Frankenhausen bei Kassel. Lehre Die 800 Studierenden belegen folgende Ausbildungsgänge: Bachelor und Master Ökologische Landwirtschaft sowie die englischsprachigen Masterstudiengänge Sustainable International Agriculture (gemeinsam mit der Universität Göttingen) und International Food Business and Consumer Studies (gemeinsam mit der Hochschule Fulda). Der Bachelor kann auch als Duales Studium studiert werden, in dem neben dem Bachelor auch die landwirtschaftliche Gehilfenprüfung absolviert wird. In den internationalen Masterstudiengängen kommen Studierende aus aller Welt zusammen. Forschung Auch die Forschung hat der FB 11 intensiviert, das Drittmittelaufkommen beträgt seit mehreren Jahren 4 Mio € p. a.. Finanziert wird die Forschung v. a. von öffentlichen Geldgebern wie verschiedenen Bundesinstitutionen und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, zunehmend auch von der EU. Traditionell fördern auch Stiftungen und die Industrie, wobei letztere naturgemäß im Vergleich zur Situation an anderen Agrarfakultäten eine geringere Rolle spielen. Die Forschung am FB 11 ist sowohl anwendungs- als auch grundlagenorientiert. Sie konzentriert sich im Wesentlichen auf die Erforschung und Optimierung der Prozesskette „Erzeugung-Verarbeitung-Vermarktung von Öko-Lebensmitteln“. Ökologischer Landbau in Hessen 10 Ein Fokus der Ökolandbauforschung ist traditionell der Boden. Weil auf die so genannten „manipulativen Betriebsmittel“ (leicht lösliche Mineraldünger, chemisch synthetischer Pflanzenschutz) verzichtet wird, kommt ihm im System Ökologischer Landbau als Ausgangspunkt von Pflanzenernährung und Pflanzengesundheit eine herausragende Rolle zu. Eine Vielzahl von Forschungsprojekten ist hier angelegt. Sie befassen sich mit der optimalen Fruchtfolge und Bodenbearbeitung, mit der Foto:J. Heß phytosanitären Wirkung von Komposten u. a. m.. Seit 2006 existiert am Fachbereich in DFG-Graduiertenkolleg „Steuerung des Humus- und Nährstoffhaushalts in der Ökologischen Landwirtschaft“, das dieses Thema in einem interdisziplinären Ansatz bearbeitet. Im Bereich der Tierhaltung ist die Freilandhaltung eines der bearbeiteten Themen. Während sie bei Rindern auch in der konventionellen Landwirtschaft weit verbreitet ist, gibt es bei Schweinen und Hühnern auch in der Ökologischen Landwirtschaft noch erhebliche Forschungsdefizite. Ziel der Ökologischen Landwirtschaft ist eine hohe Lebensmittelqualität. Dabei ist die Aussagekraft des Gehaltes wertgebender (z. B. Vitamin C) oder wertmindernder Inhaltsstoffe (z. B. Nitrat) eher begrenzt, das Bemühen um aussagefähigere Parameter groß. In mehreren Projekten wird im Rahmen international arbeitender Arbeitsgruppen an der Entwicklung und Validierung Foto:J. Heß von aussagekräftigen Methoden gearbeitet. Über Jahre hinweg erwies sich die Vermarktung als der Flaschenhals bei der Weiterentwicklung der Ökologischen Landwirtschaft. Klar ist, dass dem Agrar- und Lebensmittelmarketing eine zentrale Rolle in der Ökologischen Landwirtschaft zukommt. Forschungsfelder hier sind die u. a. Verbrauchererwartungen und -einstellungen sowie das Kaufverhalten hinsichtlich Qualität und Nahrungsmittelsicherheit, die Entwicklung von Marketingkonzepten für Ökoprodukte sowie die Analyse internationaler Märkte. Die Ökologische Landwirtschaft hat viele Effekte für den Naturschutz. Zum Beispiel wird auf leicht lösliche Mineraldünger, chemisch-synthetischen Pflanzenschutz und der Diversität der Fruchtfolgen verzichtet. Es gibt 11 Ökologischer Landbau in Hessen allerdings auch Zielkonflikte zwischen Ökolandbau und Naturschutz, z. B. dann, wenn Nester von Bodenbrütern oder Junghasen durch Maßnahmen wie Unkrautstriegeln oder Mähen von Feldfutterbeständen gefährdet werden. Genau hier setzte ein vom Bundesamt für Naturschutz finanziertes Vorhaben „Integration von Naturschutzzielen in den Ökologischen Landbau“ an. Die ggf. entstehenden Kosten für Mehraufwendungen, Ertrags- und Qualitätseinbußen wurden monetär quantifiziert, auch als Basis für so genannte freiwillige Vereinbarungen über Leistungen, die einer multifunktionalen Landwirtschaft (Lebensmittelerzeugung, Naturschutz, Grundwasserschutz etc.) honoriert werden können. Transfer/ Öffentlichkeitsarbeit Der Fachbereich ist gut vernetzt mit seinem fachlichen Umfeld und tritt regelmäßig als Veranstalter wissenschaftlicher Tagungen in Erscheinung. Die Mitglieder des Fachbereichs unterhalten u. a. durch rege Vortragstätigkeit enge Verbindungen in die Branche sowohl zur Seite der Erzeugung als auch zu Verarbeitung und Handel. Durch die anhaltende Aktualität der Ökologischen Landwirtschaft, aber auch durch die Krisen und Skandale im Lebensmittelbereich verfügt der Fachbereich über eine hohe Medienpräsenz. Weitere Schnittstellen mit der Öffentlichkeit sind durch die Aktivitäten des Tropengewächshauses sowie urch die des Lehr- und Versuchsbetriebes „Hessische Staatsdomäne Frankenhausen“ gegeben. Kontaktadresse: Universität Kassel – Witzenhausen Tel: 05542-98 1211 FB Ökologische Agrarwissenschaften Fax: 05542-98 1309 Steinstr. 19E-Mail: [email protected] 37213 Witzenhausen Foto: J. Heß Ökologischer Landbau in Hessen 12 Professur für Organischen Landbau an der Justus-Liebig-Universität Gießen Alle Fotos: Gladbacherhof Die Professur für Organischen Landbau wurde 1990 gegründet. Sie wird seit 1997 von Prof. Dr. Günter Leithold geleitet. Zu den Aufgaben gehören Forschung und Lehre auf den Gebieten Ökologischer Landbau, Ackerbau sowie Futterbau und Grünland. Besonderes Anliegen ist darüber hinaus der Wissenstransfer und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Forschung, Beratung und Praxis. Übergeordnete Zielsetzung der Forschung ist die Erhöhung der ökologischen Stabilität, Umweltverträglichkeit und Rentabilität von Bewirtschaftungssystemen des ökologischen Landbaus. An der Professur bestehen drei Arbeitsgruppen zu den folgenden Schwerpunkten: 1. Bodenqualität in Ackerbausystemen (Prof. Dr. Günter Leithold, Dr. Christopher Brock, Dipl. Ing. agr. Franz Schulz). Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Interaktionen zwischen Bewirtschaftung und Bodenqualität in Ackerbausystemen, schwerpunktmäßig solchen des ökologischen Landbaus. Einen wesentlichen Forschungsgegenstand bilden dabei Methoden der Humusbilanzierung und deren Überprüfung und Weiterentwicklung. Wichtige Grundlage dieser Arbeit und der darüber hinaus gehenden Untersuchung des Einflusses (ökologischer) Ackerbausysteme auf Bodenqualität, Umwelt und Ertragsbildung der Kulturpflanzen ist das Langzeit-Feldexperiment „Ökologischer Ackerbauversuch Gladbacherhof“ (seit 1998). 2. Nährstoffversorgung im ökologischen Acker- und Pflanzenbau (Dr. Stephanie A. Fischinger, Dr. Konstantin Becker). Thema der Arbeitsgruppe ist die optimale Versorgung der Kulturpflanzen mit Nährstoffen unter den besonderen Bedingungen des ökologischen Landbaus. Im Gegensatz zum konventionellen Landbau basiert die Versorgung mit dem wichtigsten Pflanzennährstoff, dem Stickstoff, auf biologischen Prozessen. 13 Ökologischer Landbau in Hessen Hier besteht noch erheblicher Forschungsbedarf als Grundlage einer optimalen Steuerung von Pools und Flüssen in den Fruchtfolge-Düngungssystemen.Weiterhin werden Ansätze zur nachhaltigen Versorgung mit Spurennährstoffen und Phosphor untersucht. 3. Biotechnischer Pflanzenschutz (Prof. i. R. Dr. Hans E. Hummel, Dr. Detlef Hein, M. Sc. Ira Lindner). Die drittmittelfinanzierte Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Ansätzen zur Regulierung von Schadinsekten in Kulturen des Acker-, Wein- und Obstbaus durch Verwirrungstechniken mit Pheromonen und Kairomonen, den natürlichen Lockstoffen von Pflanzen und Tieren. Entsprechende Methoden werden bereits wirkungsvoll im ökologischen und integrierten Weinbau angewendet und besitzen ein großes Potential für Pflanzenschutz ohne Pestizide und gentechnische Manipulation. Die Forschung in den Arbeitsgruppen wird durch die Mitarbeit von Bachelor- und Masterstudenten im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten unterstützt und erweitert. Zwar wird an der Universität Gießen kein Studiengang zum ökologischen Landbau angeboten. Eine entsprechende Schwerpunktsetzung im Rahmen des Studiums ist jedoch möglich. Die Professur bietet aktuell drei Profilmodule für Bachelor-Studiengänge (Grundlagen des organischen Landbaus, Nutzpflanzenproduktion im organischen Landbau, Qualität ökologischer Lebensmittel entlang der Produktkette) und das wissenschaftlich ausgerichtete Profilmodul „Produktionsverfahren im organischen Landbau“ für MasterstudentInnen an. Von großem Wert für die wissenschaftliche Arbeit sind ein effektiv ausgestattetes Labor am Standort Gießen sowie der Lehr- und Versuchsbetrieb Gladbacherhof in Villmar-Aumenau (Landkreis Limburg-Weilburg) mit der daran angeschlossenen Versuchsstation. Die wurde hessiche 1983 Staatsdomäne auf Gladbacherhof ökologischen Landbau umgestellt und wirtschaftet seit 1989 nach den Richtlinien des BIOLAND-Verbandes. Verwalter der Domäne ist Dipl.-Ing. agr. Andreas SchmidEisert. Schwerpunkte der Betriebswirtschaft sind Saatguterzeugung (Getreide) und Milchproduktion. Ziel der Milchproduktion sind dabei optimale Lebensleistungen der Tiere, nicht kurzfristige Höchstleistungen. Die Entwicklung des Gladbacherhofes wird in verschiedenen wissenschaftlich Projekten begleitet. Dazu gehören u. a. langfristig in den meisten Schlägen angelegte Dauertestflächen zum Monitoring agronomischer und ökologischer Indikatoren, oder Untersuchungen zur Leistungssteigerung von MilchÖkologischer Landbau in Hessen 14 kühen unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der Betriebswirtschaft. Der Gladbacherhof ist anerkannter Ausbildungsbetrieb. Auf den Flächen der Versuchsstation (Leitung: Dipl.-Ing. agr. Franz Schulz) werden wechselnde Forschungsprojekte realisiert. Zur Ausstattung gehört neben Technik zur Durchführung von Kleinparzellenversuchen auch ein Labor zur Probenaufbereitung. Das Personal der Versuchsstation setzt zudem das Langzeit-Feldexperiment „Ökologischer Ackerbauversuch Gladbacherhof“ um und führt die Probennahme in den Dauertestflächen auf den Betriebsschlägen durch. Kontaktadressen: Justus-Liebig-Universität Gießen Lehr- und Versuchsbetrieb Professur für Organischen Landbau Gladbacherhof Karl-Glöckner-Str. 21c65606 Villmar 35394 GießenTel.: 06474-71001-0 Tel.: 0641-99-37731Fax.: 0641-71001-19 Fax.: 0641-99-37739E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Internet: www.uni-giessen.de/orglandbau 15 Ökologischer Landbau in Hessen Forschungsanstalt Geisenheim und Hochschule RheinMain Campus Geisenheim Foto: Campus Geisenheim Der Campus Geisenheim ist gekennzeichnet durch seine enge Verzahnung von Forschung und Lehre in den Fachgebieten Weinbau/Oenologie, Getränketechnologie, Gartenbau und Landschaftsarchitektur. Seine hervorragende internationale Reputation beruht auf einer Vielzahl von weltweiten Kooperationen in den genannten Forschungs- und Lehrbereichen. Bedeutung des ökologischen Landbaus in den Studiengängen Weinbau und Getränketechnologie (B.Sc.), Internationale Weinwirtschaft (B.Sc.), Oenologie (M.Sc.) und VINIFERA (M.Sc.): Am Fachbereich Geisenheim der Hochschule RheinMain sind zwischenzeitlich alle Studiengänge auf das Bachelor/Mastersystem umgestellt. Die Themenfelder des ökologischen Landbaus sind feste Bestandteile in den Curricula der Studiengänge Weinbau und Getränketechnologie (B.Sc.), Internationale Weinwirtschaft (B.Sc.), Gartenbau (B.Sc.), Oenologie (M.Sc.), Weinwirtschaft (M.Sc.), Gartenbauwissenschaft (M.Sc.) sowie VINIFERA (M.Sc.). Der Fachbereich Geisenheim hat im Jahr 2002 die erste Professur für Ökologischen Weinbau in Deutschland geschaffen und damit sein großes Interesse an einer Verstärkung der Lehr- und Forschungstätigkeit im Anbausystem Ökologischer Weinbau dokumentiert. Ökologischer Landbau in Hessen 16 „Ökologischer Weinbau“ wurde als Kernmodul (Pflicht) in den Studiengängen Weinbau/Oenologie (B.Sc.) sowie Internationale Weinwirtschaft (B.Sc.) integriert und liefert die Basis für weitere ergänzende Module im Studium. So ist im Rahmen der Projektstudienteile der Ökologische Weinbau ebenfalls als Kernmodul verankert und erfreut sich steigender Nachfrage. Aktuell belegen ca. 50 % der Studierenden das Projektstudium „Ökologischer Weinbau“. Weiterhin besteht das Angebot, in Seminaren und Exkursionen die Fragen und Problemfelder des Ökologischen Weinbaus zu vertiefen. In den Master Studiengängen wird „Ökologischer Weinbau“ als Profilmodul (Wahlpflicht) angeboten. Insbesondere im europäischen Masterstudiengang VINIFERA, der mit Partnern aus Frankreich, Italien, Portugal und Spanien durchgeführt wird, ist eine große Nachfrage nach Studieninhalten zum ökologischen Weinbau des Fachbereichs Geisenheim zu verspüren. Ca. 50 % der Studierenden wählen Geisenheim als den Standort ihres 2.Studienjahres. Zwischenzeitlich hat sich die Fläche des Ökologischen Weinbaus in Deutschland mehr als verdoppelt und beträgt aktuell ca. 5 % der deutschen Weinbaufläche. Auch in Hessen kann dieser Trend beobachtet werden. 140 ha bzw. ca.4 % der Weinbaufläche wurden Ende 2010 von 24 Betrieben ökologisch bewirtschaftet. Studiengänge Gartenbau (B.Sc.) und Gartenbauwissenschaft (M.Sc.) Auch im Bachelor Studiengang Gartenbau ist „Ökologischer Anbau“ ein wesentlicher Teil des Curriculums. Im Rahmen der Profilierung der Studierenden wird ein Modul Ökologischer Anbau mit Vorlesungen, Seminaren und Übungen sowie Exkursionen zum ökologischen Obstbau und Gemüsebau angeboten. Seit Jahren belegt etwa ein Drittel der Studierenden dieses Modul. Demonstrationsflächen sind im Obstbau vorhanden. Weiterhin können Studierende ökologische Themen in ihrer Bachelorthesis sowie im berufspraktischen Projektsemester bearbeiten. Im Masterstudiengang Gartenbauwissenschaft ist der ökologische Anbau fester und bedeutender integraler Bestandteil in den Modulen Current Topics, Ertragsphysiologie, Phytomedizin, Internationaler Gartenbau und Wasserhaushalt und Bewässerung. Weiterhin können Studierende ökologische Themen in ihrer Masterthesis sowie in den Forschungsmodulen bearbeiten. Bedeutung des ökologischen Landbaus in der Forschung und Beratung Weinbau Bereits von 1987- 1995 wurde an der Forschungsanstalt Geisenheim im Rahmen von drei Dissertationen ein intensives Forschungsprogramm zum ökologischen Weinbau durchgeführt. Aktuell wurde im Jahr 2005 ein Langzeitversuch zu den Anbausystemen integrierter, bio-organischer und bio-dynamischer Weinbau etabliert, der weltweit großes Interesse an dieser Fragestellung ausgelöst hat und auch sehr große Beachtung und Nachfrage aus der Praxis findet. Hierbei werden innerhalb von 2 Promotionen die Auswirkungen der Bewirtschaftung auf die vegetative und generative Leistung der Rebe sowie die Weinqualität in den Anbausystemen untersucht. Ergänzend werden auch Untersuchungen zur zeitlichen Optimierung der Hornkieselspritzungen im biodynamischen Weinbau durchgeführt. Eine große Zahl von Diplomarbeiten und Bachelor/Master-Thesen der Studierenden des Fachbereichs Geisenheim der Hochschule RheinMain unterstützen die Forschungstätigkeit zu den Anbausystemen des ökologischen Weinbaus. Das Projekt wird durch Fachberater des ökologischen und biodynamischen Weinbaus in Deutschland begleitet. Hierdurch ist eine rasche Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis gewährleistet. 17 Ökologischer Landbau in Hessen Der ökologische Weinbau ist derzeit ohne den Einsatz von Kupferpräparaten nicht möglich. Innerhalb des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (ehemals BÖL, jetzt BÖLN) wurde daher diese Problematik in den Jahren 2005-2008 im Projekt „Optimierung des ökologischen Rebschutzes unter besonderer Berücksichtigung der Rebenperonospora“ bearbeitet und Wege zur Lösung der Problematik aufgezeigt. Gartenbau / Obstbau In der Forschung wird durch die Fachgebiete Phytomedizin (Dr. W. Wohanka) und Obstbau (Dr. E. Krüger) ein über das BÖL seit 2009 finanziertes Forschungsprojekt „Einsatz mikrobiologischer Präparate zur Regulierung von Krankheiten an Erdbeeren – Teilprojekt: Graufäule und Echter Mehltau“ bearbeitet. Die Wirkung von antagonistischen Mikroorganismen - nicht nur auf einzelne Schaderreger sondern auf mehrere wirtschaftlich wichtige Schaderreger der Erdbeere und die Interaktionen verschiedener Mikroorganismen untereinander - werden als Verbundprojekt, u. a. mit dem Julius Kühn Institut, Darmstadt untersucht. Dabei soll auch der kombinierte Einsatz von mikrobiellen Pflanzenstärkungsmitteln einerseits und möglicher Wechselwirkungen mit den verschiedenen Präparaten auf organischer und anorganischer Basis andererseits ermittelt werden. Hauptziel des Forschungsprojektes soll die Entwicklung von Applikationssystemen sein, die für eine optimierte Schaderregerregulierung bei Erdbeeren geeignet sind. In einem weiteren Projekt wird das Absterben von Apfelbäumen in Streuobstanlagen (alle ökologisch bewirtschaftet) in Hessen untersucht. In diesem vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geförderten Projekt konnte die Ursache, eine pilzliche Krankheit in der Rinde von Apfelbäumen, identifiziert werden. Zurzeit werden mögliche Gegenmaßnahmen, die auch im ökologischen Anbau zugelassen sind, getestet. Kontaktadresse: Forschungsanstalt Geisenheim und Hochschule RheinMain Fachbereich Geisenheim Von Lade Str. 1 65366 Geisenheim Telefon: 06722 - 502 714 Telefax: 06722 - 502 710 E-Mail: geisenheimhs-rm.de Foto: Campus Geisenheim Ökologischer Landbau in Hessen 18 5 Private Forschungseinrichtungen Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e. V. Foto: Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e. V, Mistmieten. Der Forschungsring für biologisch dynamische Wirtschaftsweise e. V. ist eine gemeinnützige Forschungseinrichtung in freier Trägerschaft. Er wurde 1946 begründet und ging 2006 mit dem 1950 in Darmstadt gegründeten Institut für biologisch dynamische Forschung (IBDF) zusammen. Der Forschungsring ist die erste Institution, die sich mit Themen des ökologischen Landbaus forschend beschäftigte. Bis heute werden hier, ausgehend von dem biologisch-dynamischen Impuls Rudolf Steiners, Grundsätze und angewandte Aspekte des ökologischen und speziell des biologisch-dynamischen Landbaus erforscht. Zurzeit arbeiten am Forschungsring 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darüber hinaus besteht für Studierende die Möglichkeit, im Rahmen eines Praktikums Einblicke in die Arbeit zu bekommen. Entsprechend der ganzheitlichen Ausrichtung des biologisch-dynamischen Landbaus werden die unterschiedlichsten Themenbereiche erforscht. Hierzu gehören: - die Wirkung der organischen Düngung auf die Bodenfruchtbarkeit, Ertragsbildung und Nahrungsqualität; - Untersuchung der Wirkungsweise der biologisch-dynamischen-Präparate sowie deren Optimierung in der Herstellung und Anwendung; - 19 Untersuchung der Kompostierungsverfahren sowie Entwicklung Torf-reduzierter Bio-Anzuchterden; Ökologischer Landbau in Hessen - Qualitätsbeurteilung von Bioprodukten mit Hilfe der bildschaffenden Methoden, aber auch anderer Untersuchungsmethoden; - Einfluss der Sortenwahl auf die Erzeugung qualitativ hochwertiger Bionahrungsmittel; - Entwicklung spezieller Qualitätsuntersuchungsmethoden zur Charakterisierung von Bionahrungsmitteln (z. B. Befindlichkeitstest). Im Rahmen der Projekte werden Kontakte zu Hochschulinstituten und anderen öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen im In- und Ausland gepflegt. Dadurch wird eine gegenseitige Befruchtung der Arbeit ermöglicht. Viele biologisch-dynamische Erkenntnisse haben auf diese Weise eine weitere Ausbreitung erfahren, auch über das unmittelbare Umfeld dieser Landbaumethode hinaus. In Zusammenarbeit mit Hochschulinstituten entstanden eine Reihe von Diplom- und Doktorarbeiten. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Forschungsrings Foto: Forschungsring, Versuchsfelder Darmstadtt sind neben der Forschung auch in der Ausbildung tätig, zum Beispiel an Landbauschulen oder durch Gastverträge an Hochschulen. Zahlreiche Besucher kommen aus allen Erdteilen, um sich über die Arbeiten zu informieren. Zur Veröffentlichung größerer Berichte unterhält der Forschungsring eine eigene Schriftenreihe. Außerdem werden die Resultate in wissenschaftlichen und praxisnahen Fachzeitschriften publiziert. Jährlich wird ein Arbeitsbericht über die laufenden Projekte und Aktivitäten herausgegeben, der kostenlos erhältlich ist. Die Projekte des Forschungsrings werden ausschließlich durch Forschungsaufträge finanziert. Ein festes Grundbudget für allgemeine Kosten steht nicht zur Verfügung diese Mittel müssen über Spenden oder Schenkungen aufgebracht werden. Kontaktadresse: Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e.V. Brandschneise 5 64295 Darmstadt Tel: 06155-84210 Fax: 06155-842125 E-Mail: [email protected] www.forschungsring.de Foto: Forschungsring, Kristallisation Ökologischer Landbau in Hessen 20 Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) FiBL Deutschland e.V. Foto: FiBL Deutschland e. V. Das FiBL Deutschland mit Sitz in Frankfurt erbringt wissenschaftliche Serviceleistungen für den ökologischen Landbau und die Lebensmittelwirtschaft. Die Tätigkeitsfelder sind: Forschung und Entwicklung, Wissenstransfer, Erarbeitung von Konzepten zur Stärkung des ökologischen Landbaus, wissenschaftliche Unterstützung, Vernetzung und Begleitung von Akteuren. Das FiBL Deutschland finanziert sich im Wesentlichen über Projekte und Dienstleistungen und beschäftigt derzeit zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Landwirtschaft Die Landwirtschaft wird vom FiBL Deutschland mit seinen Projekten umfassend bearbeitet. Landwirtinnen und Landwirten zu vermitteln, wie sie Grundwasser schützen können, ist eines der zentralen Projekte. Ein Forschungsprojekt mit ganz engem Kontakt zur Forschung und Beratung hat die Bodenfruchtbarkeit zum Inhalt. Im Pflanzenbau stehen außerdem noch Betriebsmittel, Pflanzenschutz, Saatgut für die Biolandwirtschaft und die Gentechnikfreiheit des Saatgutes und der Produkte auf dem Programm. Ein weiteres Thema, mit dem sich das FiBL Deutschland bereits seit vielen Jahren befasst, ist die soziale Landwirtschaft. Ziel ist es, Bedingungen zu schaffen, die mehr Menschen mit Behinderung eine Beschäftigung in der Landwirtschaft ermöglichen. 21 Ökologischer Landbau in Hessen Lebensmittel Das Thema Qualitätssicherung ist für Bioprodukte von besonderer Bedeutung: Zum einen muss sichergestellt werden, dass die Produkte gemäß der gesetzlichen und privatrechtlichen Standards erzeugt und verarbeitet werden. Zum anderen gilt es, die von den Verbrauchern erwartete Produktqualität von Biolebensmitteln zu gewährleisten. Das FiBL arbeitet im Rahmen verschiedener Projekte an der Entwicklung und Weiterentwicklung von Konzepten zur Sicherung der Qualität von Ökolebensmitteln. Dabei befasst es sich vor allem mit der Unterscheidung ökologischer von konventionellen Produkten, sowie mit der Rückverfolgbarkeit. Durch „Bio mit Gesicht“ hat FiBL ein Konzept zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln geschaffen, das auch wissenschaftlich auf seine Wirkung untersucht wird. Wissenschaftlicher Service Kaum ein Akteur aus der Landwirtschaft, der Verarbeitung, dem Handel oder der Beratung ist heute in der Lage, die neu gewonnenen Erkenntnisse über den ökologischen Landbau vollständig zu erfassen. Die Nachfrage nach einer Aufbereitung der komplexen Informationen in Printmedien und im Internet wächst. Das FiBL Deutschland bereitet Fachinformationen zum ökologischen Landbau zielgruppengerecht auf: Für Fachleute aus Wissenschaft und ökologischer Lebensmittelwirtschaft genauso wie für Laien. Darüber hinaus erarbeitet es Konzepte zur Stärkung des ökologischen Landbau und fördert die Vernetzung von Akteuren: beispielsweise im Fachausschuss zu Saatgut und Pflanzenschutz des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) oder bei der Vernetzung von Werkstätten für behinderte Menschen mit landwirtschaftlichen Betrieben. Kontaktadresse: Postanschrift: Postfach 90 01 63 D-60441 Frankfurt am Main Besucheradresse: Kasseler Straße 1a D-60486 Frankfurt am Main Telefon +49 69 7137699-0 Fax +49 69 7137699-9 E-Mail: [email protected] www.fibl.org Ökologischer Landbau in Hessen 22 Das Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt am Main Schon der Gründer des Instituts für Ländliche Strukturforschung, Prof. Herrmann Priebe, sah im ökologischen Landbau die Alternative zur Industrialisierung der Landwirtschaft. Forschung und Beratung zu Öko-Landbau und nachhaltiger Landwirtschaft bilden bis heute zentrale Themen des Institutes. Insbesondere die Schnittstellen zwischen Öko-Landbau, Naturschutz, Regionalentwicklung und Lebensmittel-Markt stellen die Schwerpunkte des Institutes dar. Ein Team von 10 Wissenschaftlern und Beratern aus den Bereichen Landwirtschaft, Agrarökonomie, Geographie, Biologie und Soziologie bearbeitet unterschiedliche Projekte zum Ökologischen Landbau und steht dazu im engen Kontakt mit Bio-Erzeugern, Verbänden, Absatzorganisationen, Herstellern und Handel sowie relevanten staatlichen Stellen. Aufträge dazu erhält das IfLS, das gemeinnützig ist und rein auftragsfinanziert arbeitet, von den Agrar-, Umwelt- und Regional-Generaldirektionen der Europäischen Kommission, vom Bundeslandwirtschafts- und Bundesumweltministerium und deren Bundesbehörden (BLE, BfN, UBA) sowie von den entspre chenden Länderministerien. Die Evaluierung bildet einen Schwerpunkt des Instituts. In der Beratung arbeitet das IflS vor allem zur Regionalentwicklung von Landkreisen und Kommunen sowie zur Vermarktung ökologischer und naturschutzgerecht erzeugter Produkte, insbesondere aus Schutzgebieten. Als Beispiele folgen drei Forschungsprojekte aus dem Bundesprogramm Ökologischer Landbau sowie ein Praxisprojekt der Marketingberatung: • Synergie oder Profilverlust? Chancen und Probleme einer gemeinsamen Regionalvermarktung ökologischer und konventioneller Produkte (SynPro) Ziel des Projektes war die Analyse von Stand und Perspektiven der Synergien zwischen Bio-Markt und regionalen Vermarktungsinitiativen. Potentiale und Probleme von Synergien wurden untersucht und mögliche gemeinsame Strategien entwickelt. • Hemmende und fördernde Faktoren der Umstellung auf ökologischen Landbau Was bewegt landwirtschaftliche Unternehmer zu einer Umstellung auf den ökologischen Landbau, was hindert sie daran? Durch Befragungen wurden die Einflussfaktoren identifiziert sowie nach Betriebsformen und Unternehmertypen differenziert. • Beitrag des Ökologischen Landbaus zur Entwicklung ländlicher Räume: Fallstudien in verschiedenen Regionen Deutschlands schöpfung und Diese Studie untersuchte die Wirkungen des ökologischen Landbaus auf Wert Beschäftigung in ländlichen Räumen. Datengrundlage bildeten Erhe bungen in ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben und Unternehmen. • Beratung zur Markteinführung des Oberlausitzer Bio-Karpfens Das Biosphärenreservat Oberlausitz hat eine lange Tradition in der Karpfenzucht. Das Projekt umfasste die Umstellungs- und Marketingberatung des Oberlausitzer Biokarpfens von der Analyse über die Marketingstrategie bis in den Bio-Markt hinein. Weitere Informationen sowie Ansprechpartner finden Sie unter www.ifls.de. 23 Ökologischer Landbau in Hessen 6 Ausbildung und Beratung Duales System und landwirtschaftliche Fachschulen In Hessen gibt es 66 anerkannte Ausbildungsbetriebe, die nach EG-Öko VO 834/2007 wirtschaften. 2011 lernen 50 Auszubildende in ökologisch wirtschaftenden Betrieben den Ausbildungsberuf Landwirt/Landwirtin. Bezogen auf die Gesamtzahl hessischer Azubis in der Landwirtschaft, die bei ca. 380 liegt, bedeutet dies einen Anteil von etwa 13 Prozent. In den Ausbildungsbetrieben können die BesonFoto: LLH, Eichhof derheiten der ökologischen Wirtschaftsweise gezielt vermittelt werden. Da die Ausbildungs- ordnung aber nicht differenziert zwischen „ökologischer“ und „konventioneller“ Wirtschaftsweisen wird sowohl in der Berufsschule als auch in der überbetrieblichen Ausbildung versucht, die Besonderheiten beider Wirtschaftsformen allen Auszubildenden zu vermitteln. Am LLH-Landwirtschaftszentrum Eichhof gibt es beispielsweise seit vielen Jahren eine Demonstrationsfläche mit einer vielfältigen ökologischen Fruchtfolge, in der allen Auszubildenden im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung die Auswirkungen der Fruchtfolge auf Unkrautbesatz, Krankheits- und Schädlingsdruck gut dargestellt werden können. Aufbauend auf die berufliche Erstausbildung bietet der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen an der Landwirtschaftsschule in Alsfeld den Fachschülern und anderen Interessierten ein Seminar Ökolandbau an, in dem Pflanzen- und Tierproduktion sowie Betriebswirtschaft und Vermarktung primär unter dem Aspekt der Umstellungsplanung behandelt werden. Neben den Fachlehrern der Schule wird das Seminar durch das Beratungsteam ökologischer Landbau mitgestaltet. Wer sich über dieses Angebot hinaus vertieft im Ökologischen Landbau fortbilden möchte, kann entsprechende Fachschulen für Ökologischen Landbau in Kleve oder in Landshut besuchen. Kontaktadresse: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) Marburger Straße 69 36304 Alsfeld Tel.: 06631/786-167 (Herr Krug) Fax: 06631786-154 Ökologischer Landbau in Hessen Ökolandbau Seminar 2010 Foto: LLH, Alsfeld 24 Ökologische Fachberatung aus einer Hand Kuratorium für das landwirtschaftliche und gartenbauliche Beratungswesen Die Beratung aller ökologisch wirtschaftenden Betriebe wird vom Kuratorium für das landwirtschaftliche und gartenbauliche Beratungswesen in Hessen mit dem Fachausschuss für Ökologischen Landbau organisiert. In diesem bundesweit einzigartigen Gremium gewährleistet Hessen die Mitwirkung des Berufsstands bei der Festlegung, Erarbeitung und Umsetzung der Beratungsinhalte. Aktivitäten und Angebote Landwirtschaft Das Beratungsteam Ökologischer Landbau des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) ist zentraler Ansprechpartner für alle Fragen zum ökologischen Landbau in Hessen. Beratungsteam Ökologischer Landbau - Landwirtschaft Grafik und alle Fotos: LLH, Kassel 25 Ökologischer Landbau in Hessen Von der Umstellungsberatung, den produktionstechnischen Beratungen im pflanzlichen und tierischen Bereich, der Produktqualitätssicherung bis zur betriebswirtschaftlichen Optimierung steht hier ein kompetentes Beratungsteam der Offizialberatung den interessierten Betrieben zur Verfügung. Auf Grundlage des eigenen ökologischen Versuchswesens stellt das Beratungsteam Sorten- und Anbauempfehlungen sowie Qualitätsparameter zur Verfügung. Des Weiteren werden alle Versuchsergebnisse bundesweit abgesprochen, ausgewertet und als aufbereitetes Informationsmaterial der Ökoberatung zur Verfügung gestellt. In den Arbeitskreisen zur ökologischen Milchviehhaltung und zum Ackerbau wird an aktuellen Themen vertiefend gearbeitet. Das Beratungsteam des LLH arbeitet mit vielen Verbänden und Institutionen des ökologischen Land- und Gartenbaues eng zusammen und unterstützt diese durch gemeinsame Aktivitäten wie Vortragsveranstaltungen, Seminare, Hof- und Feldtage oder auch in intensiven Kooperationen im Versuchswesen. Ökologischer Gartenbau Die Beratung im ökologischen Gartenbau wird von Öko-Fachberatern des Beratungsteams Gartenbau überregional durchgeführt. Sie arbeiten eng mit dem Beratungsteam Ökologischer Landbau zusammen. Intensive Beratungsarbeit erfolgt im Arbeitskreis Gemüsebau und in der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Obstbau sowie durch regelmäßige Infobriefe und das Infofax. Zierpflanzen-/ Feingemüse-/ Unterglasbau Ulrike Fischbach Schanzenfeldstr. 8, 35578 Wetzlar Tel.: 06441 9289-256 Fax: 06441 9289-180 E-Mail: [email protected] Feldgemüse Günther Semmler-Lootz Kölnische Str. 48 – 50, 34117 Kassel Tel: 0561 7299-372 Fax: 0561 7299-220 E-Mail: [email protected] Ökologischer Obstbau Marcel Trapp Mainzer Straße 17, 65185 Wiesbaden Tel.: 0611 39236-13 Fax: 0611 39236-25 E-Mail: [email protected] Ökologischer Weinbau Claudia Jung Regierungspräsidium Darmstadt Weinbauamt mit Weinbauschule Eltville Wallufer Str. 19, 65343 Eltville am Rhein Tel.: 06123 905-828 Fax: 06123 905-851 E-Mail: [email protected] Ökologischer Pflanzenschutz im Gemüse- und Obstbau, Warndienst Gemüsebau Michael Fischbach Regierungspräsidium Gießen Pflanzenschutzdienst Hessen, Schanzenfeldstr. 8 35578 Wetzlar Tel.: 0641 3035-212 Fax: 0641 3035-104 E-Mail: [email protected] Ökologischer Landbau in Hessen 26 Umstellung – Der Fahrplan zum Öko-Betrieb Die Marktsituation ist schon seit langer Zeit günstig. Nachdem vor Jahren deutsche Öko-Produkte zum Teil konventionell vermarktet werden mussten, übertrifft die weiterhin steigende Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln die heimische Erzeugung deutlich. Ökoprodukte sind gefragt und erzielen trotz zunehmender Schwankungen einen guten Preis. Ökologische Landwirtschaft – was heißt das und worauf kommt es an? Was sich ändert: • Fruchtfolge à als wichtigstes Mittel zur Unkrautunterdrückung; insbesondere Leguminosen als Hauptfrüchte für die N-Versorgung haben eine große Bedeutung à möglichst eigene Futtergrundlage für die Viehhaltung • Nährstoffversorgung à muss über Wirtschaftsdünger und/oder Fruchtfolge sichergestellt werden, ohne leichtlösliche Düngemittel (v. a. Stickstoff-Dünger) • Saatgut à muss aus ökologischer Vermehrung stammen • Pflanzenschutz à Fruchtfolge wichtig; chem.-synth. Mittel nicht erlaubt • Artgerechte Haltung à Weidegang und / oder Auslauf; keine Vollspalten • Fütterung à fast ausschließlich Ökofuttermittel, auch bei Zukauf • Tierzukauf à aus Ökobetrieben; • Tierbehandlungen nur für Zuchttiere konventioneller Zukauf möglich à grundsätzlich weiter möglich (mit Einschränkungen) Günstige betriebliche Voraussetzungen für eine Umstellung sind zum einen die Akzeptanz des Betriebsleiters und der Familie sowie die Bereitschaft sich mit den Zielen der Ökologischen Landwirtschaft zu identifizieren. Der bestehende Betrieb sollte wirtschaftlich „gesund“ sein. Was die Tierhaltung betrifft, ist es vorteilhaft, wenn vorhandene Stallsysteme mit vertretbarem Aufwand an die Anforderungen der EU-Öko-Verordnung angepasst werden können. Wer schon über Vermarktungsmöglichkeiten für die zukünftigen Öko-Produkte verfügt, hat eine gute Ausgangsposition. Ökologische Landwirtschaft ist zum Teil arbeitsintensiv. Deshalb sollte eine Reserve bei der Arbeitsauslastung vorhanden sein, bzw. gegebenenfalls die Möglichkeit bestehen Personal einzustellen. Ob die Entscheidung für den ökologischen Landbau tatsächlich erfolgt, wird daher weniger von den aktuell guten Preisen abhängen. Vielmehr müssen sich Betriebsleiterfamilien mit den erforderlichen Veränderungen durch die Umstellung auseinandersetzen. Um mit der Umstellung am hessischen Förderprogramm für den Ökologischen Landbau im HIAP teilnehmen zu können, muss die Betriebsumstellung nach 24 Monaten innerhalb des HIAP-Förderverpflichtungszeitraums abgeschlossen sein. Dabei ist es unwesentlich ob alle Betriebsteile parallel oder schrittweise, d. h. erst Flächen und dann mit zeitlicher Verzögerung im zweiten Schritt die Tierhaltung, umgestellt werden. Bis zum 15. Mai eines jeden Jahres können Teilnahmeanträge für das Förderverfahren HIAP Ökologischer Landbau in Zusammenhang mit dem Gemeinsamen Antrag bei den Bewilligungsstellen gestellt werden. 27 Ökologischer Landbau in Hessen Für die Umstellung des Gesamtbetriebs spricht, dass sich die Tierhaltung und der Pflanzenbau im Öko-Betrieb im Rahmen der Kreislaufwirtschaft ergänzen. Aber auch für die Akzeptanz bei den Verbrauchern ist eine konsequente Gesamtbetriebsumstellung der beste Weg. Stufenweise oder gleichzeitige Umstellung Es gibt bei der Umstellung zwei richtliniengemäße Möglichkeiten: a) die stufenweise Umstellung der einzelnen Betriebszweige b) die gleichzeitige erfolgende gesamtbetriebliche Umstellung innerhalb von 2 Jahren (bei Dauerkulturen innerhalb von 3 Jahren) Welche Variante für den jeweiligen Betrieb die richtige ist, hängt davon ab, ob für einzelne Produkte ein schneller Marktzugang angestrebt wird (z. B. Milch, Schweinefleisch) oder ob es ausreicht, wenn nach zwei Jahren alle Betriebserzeugnisse als „anerkannte“ Ware mit dem Hinweis „aus ökologischer Erzeugung“ vermarktet werden können. Diese wichtige Frage sollte vor der Umstellung individuell mit der Beratung geklärt werden. Checkliste für die Umstellung: Interesse für die Ökologische Landwirtschaft Informationsbeschaffung zur Umstellung (z. B. Infoveranstaltungen, Einzelberatung) Kontaktaufnahme mit erfahrenen Öko-Betrieben (z. B. Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau) einzelbetriebliche Umstellungsplanung durch das Öko-Team des LLH bezüglich Machbarkeit mit Zeitplan Informationen bei Verbänden und zukünftigen Marktpartnern über Vermarktungsmöglichkeiten einholen sowie mögliche Mitgliedschaften prüfen Förderantrag (HIAP) bis 15. Mai eines jeden Jahres beim zuständigen Landkreis stellen Anmeldung bei einer Kontrollstelle (siehe Tab. S. 42 ff) zum Umstellungsbeginn (spätestens bis 31.12. vor Beginn der 5-jährigen Förderperiode); Je nach Vermarktungswünschen kann eine Anmeldung bereits vor der Aussaat oder sogar noch früher (z. B. für Ackerbau Anfang Juli) sinnvoll sein, damit frühestmöglich anerkannte Ware vermarktet werden kann. gegebenenfalls Beitritt zu einem Verband oder / und einer Vermarktungsorganisation (gerade für Neueinsteiger sinnvoll) Weiterführende Informationen sind im Internet auf der Homepage des LLH unter www.llh.hessen.de > Landwirtschaft > Ökologischer Landbau erhältlich, oder direkt bei den Fachberatern des Öko-Teams im LLH. Ökologischer Landbau in Hessen 28 Landbauschule Dottenfelderhof e.V. Fachschule für Biologisch-dynamischen Landbau Staatlich anerkannte Ergänzungsschule des Landes Hessen Alle Fotos: Landbauschule Dottenfelderhof e. V. Steckbrief: Schülerzahlen: gesamt bisher ca. 1200 (Winterkurse je Kurs 20 bis 30, Jahreskurs ca. 10) Ausbildungsplätze Landwirtschaft und Gartenbau: 6 Betriebsfläche: 170 ha AK Gesamtbetrieb Landwirtschaft und Gartenbau: 30 Die Landbauschule Dottenfelderhof e .V. veranstaltet seit 1972 vierwöchige Winterkurse zur Einführung und Vertiefung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Seit 1984 bietet sie auch einen Jahreskurs an, in welchem innerhalb eines ganzen Jahres eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten, Hintergründen und aktuellen Fragen des biologisch-dynamischen Landbaus stattfindet. Dieser Jahreskurs wird besucht von Landwirten und Gärtnern, sowie Absolventen eines agrarwissenschaftlichen Studiums, die sich auf biologischdynamischen Landbau spezialisieren wollen. Die Landbauschule ist fest in den landwirtschaftlichen Gutsbetrieb „Dottenfelder Hof“ integriert und gewährleistet eine Ausbildung sowohl in landwirtschaftlicher Fachpraxis, als auch in speziell biologisch-dynamischen Arbeitsweisen. Durch die enge Verbindung zum landwirtschaftlichen Betrieb sind die Betriebsbereiche auch die Lernorte der Studenten der Fachschule. 29 Ökologischer Landbau in Hessen Alle Arbeitsbereiche vom Feld- und Gartenanbau, Obstbau, Tierhaltung, Gemüseanbau und Züchtung, der Forschungsabteilung, die Verarbeitung im Backhaus und der Käserei bis hin zur Direktvermarktung im Hofladen und über die Marktstände sind Lernorte für die Teilnehmenden der Fachschule. Die jeweiligen Betriebsleiter sind u. a. in den entsprechenden Unterrichtseinheiten angestellt und begleiten die Studenten bei Projektarbeiten als Tutoren. Es besteht eine Zusammenarbeit mit der Universität Bonn, dem Institut für biologisch-dynamische Forschung, der Saatgutinitiative Kultursaat e. V. (Bingenheimer Saatgut AG), zur Freien Ausbildung NRW-Hessen und Osten, sowie zu verschiedenen Forschern und Züchtern, Ärzten, Landwirten und Gärtner, die auf der Grundlage der Anthroposophie arbeiten. So werden z. B. regelmäßige Seminare zum Thema Pflanzenzüchtung mit Peter Kunz (CH) gemeinsam mit Studenten der Universität Kassel im Rahmen der Landbauschule veranstaltet. Die Teilnehmenden der Kurse leben auf dem Dottenfelderhof und nehmen so an dem sozialen Leben der Hofgemeinschaft teil. Die Themen des Kurses werden hauptsächlich von folgenden Dozenten abgedeckt: Martin von Mackensen Dietrich Bauer Dr. Manfred Klett Albrecht Denneler Ansgar Vortmann Dr. habil. Hartmut Spieß Dr. Petra Kühne Martin Hollerbach Roland Wagner Siegfried Baßner Reinhard Lübbert Dr. Jürgen Fritz PD Dr. Hans-Christoph Vahle Georg Glöckler Dr. Anet Spengler-Neff Dr. Hans Vereijken Dr. med. Bettina Aßmann-Sauerbrey Dr. med. vet. Wolfgang Schulze Dr. Uli Johannes König Dr. Uwe Geier, German-Michael Hahn Raimund Remer, Prof. Dr. Michel Haring. Kontaktadresse: Landbauschule Dottenfelderhof e. V. Dottenfelderhof 61118 Bad Vilbel Tel: 06101-529618 Fax: 06101-524589 E-Mail: [email protected] Web: www.landbauschule.de Ökologischer Landbau in Hessen 30 Regierungspräsidium Darmstadt, Weinbauamt Eltville Das Weinbauamt in Eltville bietet Einzelund Gruppenberatung an. Fachinformationen zu aktuellen Themen werden auch durch Vorträge vermittelt. In der Vegetationsperiode werden Feld- und Versuchsführungen in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt Geisenheim, Institut für Weinbau, angeboten. Schwerpunkte der Beratung sind die rechtlichen Rahmenbedingungen des ökologischen Weinbaus und dessen Fördermöglichkeiten. Weinbauliche Beratung beginnt mit der Bodenpflege und geht über die Düngung und Kulturführung bis hin zum Foto: Regierungspräsidium Darmstadt Pflanzenschutz. Der Informationsdienst Ökologischer Weinbau erscheint in der Regel 14-tägig in der Saison von Mitte April bis Ende August. Hier werden aktuelle Informationen zum Witterungsverlauf, zur Rebentwicklung und zum Auftreten von Schaderregern, sowie deren Bekämpfung in knapper und verständlicher Weise aufbereitet. Darüber hinaus bietet das Weinbauamt Beratung in Keller- und Betriebswirtschaft, zur Anbaueignung von Reben und zu den Anbauregelungen an. Auch sozioökonomische Beratung kann nachgefragt werden. Es können hier weinspezifische Förderungsmaßnahmen beantragt werden. Die Prüfstelle für die beiden hessischen Anbaugebiete Rheingau und Hessische Bergstraße, sowie die Weinbaukartei sind ebenfalls hier angesiedelt. Dies ermöglicht eine „Rundum“-Betreuung mit kurzen Wegen für die Betriebe. Ansprechpartnerin für Fragen zum ökologischen Weinbau ist: Claudia Jung Regierungspräsidium Darmstadt Dez. V 51.2 Weinbau Eltville Wallufer Str. 19 65343 Eltville am Rhein Tel.: 06123 905 828 Fax: 06123 905 851 E-Mail: [email protected] Foto: creativ collection Verlag GmbH, Freiburg 31 Ökologischer Landbau in Hessen Freiwilliges ökologisches Jahr in der Landwirtschaft Ökolandbau stellt in Hessen etwa 25 % der Plätze Immer mehr junge Menschen entscheiden sich nach der Schule für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Sie wollen sich für Umwelt und Natur engagieren, Abstand vom theoretischen Lernen bekommen, neue, praktische Erfahrungen sammeln und sich beruflich orientieren. Viele der Bewerberinnen und Bewerber interessieren sich gezielt für ein FÖJ auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. Beim Naturschutz-Zentrum Hessen, einem der drei hessischen FÖJ-Träger, absolvieren aktuell 17 junge Menschen ein FÖJ in der ökologischen Landwirtschaft. Dieser Bereich stellt damit ein Viertel der dort angebotenen Plätze. Seit das FÖJ in Hessen vor gut 15 Jahren startete, haben über 150 FÖJ-Teilnehmerinnen und Teilnehmer in verschiedenen Bereichen des Ökolandbaus mitgewirkt: im Ackerbau, in der Tierhaltung, in der Verarbeitung und (Direkt-) Vermarktung. Mehrere der am FÖJ beteiligten Höfe verfügen über eine eigene Käserei, vermarkten auf Wochenmärkten oder im Hofladen. Einige Betriebe bieten Hofbesuche für Kindergruppen und Schulklassen an, bei deren Betreuung die FÖJ-Teilnehmer/-innen mithelfen. Zwölf Monate im FÖJ prägen die jungen Menschen, zumal viele vorher wenig oder keinen Bezug zur Landwirtschaft hatten. So schreibt eine 22-jährige Teilnehmerin in ihrem FÖJ-Abschlussbericht: „In meinem FÖJ habe ich erst wirklich ein Bewusstsein für die Herkunft von Lebensmitteln bekommen, seither kaufe ich anders ein und esse auch anders.“ In einem anderen Abschlussbericht ist zu lesen: „Ich habe mich entschlossen, ein duales Studium Ökologische Agrarwissenschaften zu absolvieren. (…) Hätte ich das FÖJ nicht gemacht, wäre wohl nie ein Landwirtschaftsstudium für mich in Frage gekommen.“ Ein nicht unerheblicher Teil der Freiwilligen bleibt der Landwirtschaft auch nach dem FÖJ treu und schließt ein entsprechendes Studium oder eine Ausbildung an, manchmal direkt auf der FÖJ-Einsatzstelle. Für einige Einsatzstellen durchaus auch ein Argument, sich am FÖJ zu beteiligen. Ab Sommer 2011 wird zusätzlich zu den etablierten und fortbestehenden Jugendfreiwilligendiensten FÖJ und FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) der neue Bundesfreiwilligendienst an den Start gehen. Er sieht unter anderem den Einsatz von Freiwilligen in Umweltschutz, Naturschutz, Denkmal- und Landschaftspflege vor. Infos zum FÖJ in Hessen: www.foej-hessen.de und www.foej-nzh.de/ Alle Fotos: Naturschutz-Akademie Hessen Ökologischer Landbau in Hessen 32 7 Förderung Verarbeitung und Vermarktung Der ökologische Landbau in Hessen ist seit vielen Jahren gewachsen. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich mittlerweile auf über 1.700 und die ökologisch bewirtschaftete Fläche auf etwa 77.000 ha erhöht. Dieses Wachstum in der Erzeugung erfordert ebenso eine Anpassung der Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen für Öko-Produkte. Das Land Hessen bietet dafür verschiedene Fördermöglichkeiten an. Wichtige Förderprogramme für die Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse sind in Hessen zentral beim Regierungspräsidium Gießen im Dezernat 51.1 angesiedelt. Diese werden im Folgenden vorgestellt. Mit dem Einsatz öffentlicher Mittel soll ein Beitrag zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und der hessischen Land- und Ernährungswirtschaft geleistet werden. Darüber hinaus werden regionale Wertschöpfungspartnerschaften und Kooperationen als besonders wichtig angesehen und unterstützt. Das Land Hessen verfolgt das Ziel, die Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln höherer Qualität, die im Rahmen von anerkannten Lebensmittelqualitätsregelungen der EU oder des Landes Hessen erzeugt werden, besonders zu stärken. Zu diesen Qualitätsprodukten werden gezählt: - Öko-Produkte gemäß VO (EG) 834/2007 - Produkte der Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität - Hessen“ - Produkte mit geschützter geografischer Angabe oder Ursprungsbezeichnung nach VO (EG) 510/2006 sowie traditionelle Spezialitäten nach VO (EG) 510/2006 - Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete, auch DLG- und EcoStep-Zertifizierung Fördermittel werden in vielen Fällen nur gewährt, wenn das antragstellende Unternehmen sich an einem dieser Systeme beteiligt oder dies beabsichtigt. Die Programme richten sich also nicht nur an die Öko-Branche. Sie erfüllt aber die Anforderungen in besonderer Weise. Förderung von Organisationskosten bei den landwirtschaftlichen Zusammenschlüssen Erzeugerzusammenschlüsse spielen eine wichtige Rolle für die Ausdehnung des ökologischen Marktes. Durch die gemeinsame Erzeugung, Bündelung der produzierten Erzeugnisse ihrer Mitglieder zu größeren Partien und die gemeinsame Vermarktung können die Erzeugerzusammenschlüsse ein markt- und kundengerechtes Sortiment anbieten. Damit können zusätzliche Absatzwege und Erlösvorteile für die einzelnen Erzeuger erschlossen werden. Die Gründung und das Tätigwerden der Zusammenschlüsse können in den ersten fünf Jahren mit Bundesund Landesmitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur- und Küstenschutz (GAK) unterstützt werden („Förderung von Organisationskosten“). Gefördert werden dabei Gründungskosten, Personal- und 33 Ökologischer Landbau in Hessen Geschäftskosten sowie Büroeinrichtung. Der Zuschuss ist degressiv gestaffelt und beträgt aktuell im ersten und zweiten Jahr max. 60 % der förderfähigen Organisationsausgaben, im dritten Jahr 50 %, im vierten 40 % und im fünften Jahr 20 %. Für die Förderung muss der Erzeugerzusammenschluss in einer geeigneten Rechtsform organisiert sein, mindestens fünf Mitglieder umfassen, auf Dauer angelegt sein und eine Entwicklungskonzeption aufzeigen. Die Produktpalette der Erzeugerzusammenschlüsse ist nicht beschränkt. Das verbindliche Kriterium sind Produkte aus ökologischer Produktion. Im Regierungspräsidium Gießen werden Bewilligungsverfahren zur Förderung von Organisationskosten bearbeitet. Die zuständigen Sachbearbeiter/-innen stehen gerne bei den Fragen zur Gründung eines Erzeugerzusammenschlusses beratend zur Seite. Investitionsförderung im Rahmen der Marktstrukturverbesserung Für den Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse in Hessen sind leistungsfähige Vermarktungseinrichtungen sowie industrielle und handwerkliche Verarbeitungsbetriebe vor Ort von großer Bedeutung. Daher werden diese Unternehmen bei Investitionen mit Zuschüssen unterstützt. Erweiterungen und Modernisierungen ermöglichen z. B. die Erschließung neuer Absatzmärkte und die Anpassung an gestiegene Anforderungen durch Gesetzgeber, Handel und Verbraucher. Die Förderung lebensmittelrechtlich einwandfreier Getreidelager, die Anschaffung moderner Abfüllanlagen für Milchprodukte und Säfte oder die Einrichtung eines Geflügel-Schlachtbetriebes sind positive Beispiele für die Förderung der Vermarktung ökologisch erzeugter Produkte in der Vergangenheit. Antragsberechtigt sind: - Nach Marktstrukturgesetz anerkannte Erzeugergemeinschaften und deren Vereinigungen, - Erzeugerzusammenschlüsse für Qualitätsprodukte (also auch für Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung), - Unternehmen der Verarbeitung und Vermarktung. Unternehmen können gefördert werden, wenn sie über einem Zeitraum von fünf Jahren mindestens 40 % ihrer Aufnahmekapazität an den Erzeugnissen, für die sie gefördert werden, durch Lieferverträge mit Erzeugern auslasten. Antragsberechtigt sind nur Zusammenschlüsse und Unternehmen, die weniger als 750 Personen beschäftigen oder einen Jahresumsatz von weniger als 200 Mio. Euro erzielen. Eine Förderung erfolgt außerdem nur, wenn sich der Antragsteller an einem System aus dem Bereich der anerkannten Lebensmittelqualitätsregelungen beteiligt oder beabsichtigt, sich zu beteiligen - eine Voraussetzung, die von Öko-Verarbeitern und -Vermarktern also erfüllt wird. Förderfähig sind angemessene Aufwendungen für die Erfassung, Lagerung, Kühlung, Sortierung, marktgerechte Aufbereitung, Verpackung, Etikettierung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Der Fördersatz beträgt zwischen 20 und 35 %. Der Zuschuss wird bereitgestellt aus Mitteln der EU und der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK). Gemeinsame Marktorganisation für Obst und Gemüse Zur Unterstützung der Erzeugung und Vermarktung von regionalen Obst- und Gemüseproduzenten gibt es ein Förderprogramm der Gemeinsamen Marktordnung Obst und Gemüse (GMO), das ausschließlich Ökologischer Landbau in Hessen 34 durch europäische Mittel finanziert wird. Als Zuwendungsempfänger können dabei nur anerkannte Erzeugerorganisationen (EO) auftreten. Ziel dieses Förderprogramms ist die Bündelung der von den Mitgliedern produzierten Obst- und Gemüseprodukte, die marktgerechte und qualifizierte Vermarktung sowie die Optimierung der Umweltstandards in allen Produktionsstufen. Erzeugerorganisationen, die ökologische Produkte vermarkten, können anerkannt werden, wenn sich mindestens 15 Erzeuger zusammenschließen und ein Wert der vermarkteten Erzeugung in Höhe von mind. 1,25 Mio. Euro nachgewiesen wird. Die Förderung erfolgt auf Grundlage des von der Erzeugerorganisation aufgestellten und von der Bewilligungsstelle genehmigten Operationellen Programms bzw. Handlungsplans. Die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Operationellen Programm wird zur Hälfte durch einen sogenannten Betriebsfond der Erzeugerorganisation finanziert. Die andere Hälfte wird mittels der zugewiesenen Beihilfe gedeckt. Das Regierungspräsidium Gießen ist für die Anerkennung und Förderung von Erzeugerorganisationen zuständig. Förderung von fachnahen Einrichtungen und Organisationen Das Land Hessen fördert verschiedene fachnahe Einrichtungen und Organisationen im Bereich der Landwirtschaft und des Verbraucherschutzes in Hessen. In diesem Zusammenhang wird auch die Geschäftstätigkeit der Vereinigung ökologischer Landbau in Hessen (VÖL), finanziell unterstützt. In der VÖL sind die Verbände Bioland, Naturland, Demeter, Bio-Kreis und Gäa organisiert, um gemeinsam die Interessen des Öko-Landbaus zu vertreten. Ebenso erhält die Vereinigung der hessischen Direktvermarkter e. V. (VHD) eine institutionelle Förderung. Neben den konventionell wirtschaftenden Betrieben kommt dies auch den Öko-Direktvermarktern zu Gute. Für weitere Fragen steht das „Team Marktstruktur“ im Dezernat 51.1 gern zur Verfügung. Ansprechpartner / -innen: Frau Dr. Dührßen Frau Drube Frau Schwabauer Herr Bellof Herr Rippl-Glaum 0641/303-5110 0641/303-5111 0641/303-5117 0641/303-5126 0641/303-5116 Anschrift des Dezernates: Regierungspräsidium Gießen Dezernat 51.1 – Landwirtschaft, Marktstruktur Schanzenfeldstraße 8 35578 Wetzlar Weitere Informationen unter www.rp-giessen.de Foto: Team Marktstruktur v. l. n. r.: Frau Schwabauer, Herr Bellof, Frau Dr. Dührßen, Frau Drube 35 Ökologischer Landbau in Hessen Das Hessische integrierte Agrarumweltprogramm (HIAP) Mit der Programmplanungsperiode 2007 - 2013 für den ländlichen Raum wurden die beiden Eckpfeiler der bisherigen hessischen Agrarumweltmaßnahmen, das Hessische Kulturlandschaftsprogramm (HEKUL) und das Hessische Landschaftspflegeprogramm (HELP) zu einem Hessischen Integrierten Agrarumweltprogramm (HIAP) zusammengeführt. Übergeordnetes Ziel im HIAP ist die nachhaltige Bewirtschaftung landwirtschaftlicher und naturschutzfachlich wertvoller Flächen in Hessen. Hierdurch soll eine leistungsfähige, auf künftige Anforderungen ausgerichtete Landbewirtschaftung unter sozialen, ökonomischen und ökologischen Gesichtpunkten gewährleistet werden. Bei der Umsetzung von Maßnahmen im HIAP, wie der Förderung des Ökologischen Landbaus, handelt es sich nicht um Subventionen im klassischen Sinn. Die Agrarumweltzahlungen basieren vielmehr auf dem Marktprinzip von Leistung und Gegenleistung. Das Land Hessen übernimmt dabei die Rolle des Marktpartners und kauft beim Landwirt, auf der Grundlage von Verträgen, Umweltleistungen ein. Dabei wird ein Kostenausgleich gewährt, der weder Subventions- noch Anreizkomponenten enthält. Dieser Ausgleich kann auch nur für freiwillige Leistungen erfolgen. Der Ökologische Landbau wird im HIAP als einziges gesamtbetriebliches Förderverfahren flächen deckend in ganz Hessen angeboten. Die auf einem ganzheitlichen Ansatz, unter Zugrundelegung weitgehend geschlossener betrieblicher Kreisläufe, basierenden ökologischen Anbauverfahren tragen in besonderer Form zur nachhaltigen Verbesserung und Schonung der Umwelt, der Erhaltung des natürlichen Lebensraumes und der natürlichen Ressourcen bei. Die Vermarktungschancen für ökologisch erzeugte Produkte, die sich durch das Absatzpotenzial insbesondere im Süd- und Mittelhessischen Raum bieten, sollen gestärkt und gesichert werden. Ebenso sollen durch die Förderung Ökologischer Anbauverfahren der Aktionsplan für den ökologischen Landbau flankiert und die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel sowie die Kreislaufwirtschaft weiter forciert werden. Entsprechend wird bei der Förderung die gesamtbetriebliche Umstellung vorausgesetzt. Durch die Bindung der Grünlandförderung an die Tierhaltung sollen die besonderen Leistungen im Rahmen der Tierhaltung honoriert und die Markterzeugung intensiviert werden. Vorrangiges Ziel ist dabei nicht das „Wachstum des Ökologischen Landbaus um jeden Preis“ sondern eine nachhaltige Ausdehnung des Ökologischen Landbaus mit dem Nebenziel der umweltschonenden Erzeugung von Marktprodukten. Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) Ziel des Agrarinvestitionsförderungsprogrammes ist, die Unterstützung einer wettbewerbsfähigen, nachhaltigen, umweltschonenden, tiergerechten und multifunktionalen Landwirtschaft. Hierzu können investive Maßnahmen gefördert werden, die insbesondere zur • Verbesserung der Arbeits- und Produktionsbedingungen, • Rationalisierung und Senkung der Produktionskosten, • Erhöhung der betrieblichen Wertschöpfung beitragen. Die Interessen der Verbraucher, die Entwicklung des ländlichen Raumes sowie die Erhaltung der biologischen Vielfalt sind dabei zu berücksichtigen. Gefördert werden Landwirtschaftliche Unternehmen, die • die Mindestgrößen nach § 1 Abs. 2 des Gesetzes über die Alterssicherung der Landwirte erreichen oder überschreiten Ökologischer Landbau in Hessen 36 • und deren Geschäftstätigkeit zu wesentlichen Teilen (mehr als 25 % der Umsatzerlöse) darin besteht, durch Bodenbewirtschaftung oder durch mit Bodenbewirtschaftung verbundene Tierhaltung pflanzliche oder tierische Erzeugnisse zu gewinnen. Gefördert wird auch • wenn das Unternehmen einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftet und unmittelbar kirchliche, gemeinnützige oder mildtätige Zwecke verfolgt. Der Zuschuss beträgt zwischen 20 % und 35 % des förderfähigen Investitionsvolumens und wird bis zu 200.000 € im Regelfall, bzw. in besonderen Einzelfällen bis zu 400.000 € gewährt. Junglandwirte (Landwirte, die zum Zeitpunkt der Antragstellung jünger als 40 Jahre sind, und deren geförderte Investition innerhalb von 5 Jahren nach der erstmaligen Niederlassung getätigt sein wird) können einen zusätzlichen Zuschuss in Höhe von 10 % des förderungsfähigen Investitionsvolumens, max. 20.000 € erhalten. Informationen erhalten interessierte Landwirte bei der jeweils zuständigen Landratsverwaltung oder im Internet unter www.eler.hessen.de. Diversifizierung Die gesamtwirtschaftlichen und sektoralen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft bedingen deren stetigen Strukturwandel. Nicht alle Inhaber landwirtschaftlicher Unternehmen werden auch in Zukunft ein ausreichendes Einkommen aus der landwirtschaftlichen Urproduktion erwirtschaften können. Die Schaffung zusätzlicher Einkommensquellen aus selbständiger Tätigkeit soll mit dieser Art der Förderung unterstützt werden und damit ein Beitrag zur Erhaltung der Wirtschaftskraft des ländlichen Raumes geleistet werden. Gefördert werden Investitionen zur Schaffung zusätzlicher Einkommensquellen im ländlichen Raum. Einige Beispiele dafür sind: • Bäuerliche Gastronomie, • Einzelhandel und Lebensmittelservice • Investitionen in Gaststättenbetriebe (z. B. Straußwirtschaft, Gutsausschank, Bauerncafé) und Einzelhandelsgeschäfte auf dem Hof (einschließlich zur Direktvermarktung erforderlicher mobiler, nicht selbstfahrender Investitionsgegenstände) • Investitionen in Dienstleistungsbetriebe für die Zubereitung und Lieferung von Speisen und Getränken (z. B. Buffet-, Party- oder Seniorentischservice, Lebensmittelbringservice) • Bäuerliches Handwerk Investitionen in Handwerksbetriebe (z. B. Herstellung von Back- und Süßwaren, Käse, Wurst und Getränken, Töpfern, Klöppeln, Trachtenschneiderei, Korbflechten, Herstellung von Wachskerzen, Holzspielzeug und Schnitzereien) • Brennereien • Investitionen zur Direktvermarktung von Erzeugnissen aus dem Betrieb von Abfindungs- und Verschlusskleinbrennereien 37 Ökologischer Landbau in Hessen • Familien- und Altenbetreuung • Investitionen in Dienstleistungsbetriebe (z. B. Wäschepflege, Reinigung, Kinderbetreuung, Altenkurzzeitpflege) • Natur- und Landschaftspflege • Investitionen in Dienstleistungsbetriebe (z. B. Pflege von Wegen, Wasserläufen, Böschungen, Feldrainen, Grünanlagen, Freizeitparks und Forstkulturen, Kompostierung organischer Stoffe) Gefördert werden Unternehmen, unbeschadet der gewählten Rechtsform, • deren Geschäftstätigkeit zu wesentlichen Teilen (mehr als 25 % Umsatzerlöse) darin besteht, durch Bodenbewirtschaftung oder durch mit Bodenbewirtschaftung verbundene Tierhaltung pflanzliche oder tierische Erzeugnisse zu gewinnen, und • die die in § 1 Abs. 2 des Gesetzes über die Alterssicherung der Landwirte (ALG) genannte Mindestgröße erreichen oder überschreiten, sowie Unternehmen, die einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaften und unmittelbar kirchliche, gemeinnützige oder mildtätige Zwecke verfolgen, und Inhaber landwirtschaftlicher Einzelunternehmen deren Ehegatten sowie mitarbeitende Familienangehörige gem. § 1 Abs. 8 ALG, soweit sie in räumlicher Nähe zum landwirtschaftlichen Betrieb erstmalig eine selbständige Existenz gründen oder entwickeln. Nicht gefördert werden Unternehmen, bei denen die Kapitalbeteiligung der öffentlichen Hand mehr als 25 % des Eigenkapitals des Unternehmens beträgt. Die Förderung im Bereich der Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse bezieht sich auf Unternehmen, die Produkte mit höherer Qualität aus dem Bereich anerkannter Lebensmittelqualitätsregelungen verarbeiten und vermarkten. Dies sind die vier Qualitätsregelungen der europäischen Gemeinschaft gemäß Artikel 22 Abs. 1 der VO (EG) Nr. 1974/2006 (Biokennzeichningsverordnung, Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen, traditionelle Spezialitäten, Titel VI Gemeinsame Marktorganisation Wein) bzw. - die beiden in Hessen anerkannten Qualitätsregelungen - „Geprüfte Qualität - Hessen“ (anerkannt vom HMUELV am 30.11.2005) sowie - „Hessische Lebensmittelqualitätsregelungen für Wein bestimmter Anbaugebiete (anerkannt vom HMUELV am 21.09.2005 und 26.07.2006). Die Zuwendungen können als Zuschüsse und Bürgschaften gewährt werden.Das Mindestinvestitionsvolumen beträgt in allen Fällen 10.000 €. Der Gesamtwert der einem Unternehmen gewährten EU-Beihilfen darf 200.000 € bezogen auf einen Zeitraum von drei Jahren nicht übersteigen (sog. De-minimis-Regelung). Es kann ein Zuschuss von bis zu 25 % des förderungsfähigen Investitionsvolumens gewährt werden. Der Höchstbetrag der Förderung ist grundsätzlich auf 45.000 € begrenzt. Anträge für die Gewährung dieser Förderung nimmt die jeweils zuständige Landratsverwaltung entgegen. Dort erhalten Sie auch eine Beratung bzgl. der Gewährung der Förderung. Beratung, Antragsannahme und Bewilligung führen die jeweilig zuständigen Landratsverwaltungen durch. Ökologischer Landbau in Hessen 38 8 Kontrolle EG-Öko-Verordnung Regierungspräsidium Gießen – Zuständige Behörde in Hessen Damit auch BIO drin ist, wo BIO drauf steht Bereits 1991 hatte der Rat der Europäischen Union eine Verordnung über den ökologischen Landbau und die entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel, die Verordnung (EWG) Nr. 2092/91, erlassen. Am 1. Januar 2009 wurde diese Verordnung mit ihren Ergänzungsverordnungen durch eine neue Verordnung zum ökologischen Landbau, die Verordnung (EG) Nr. 834/2007, abgelöst. Damit wurden die EU-weiten, gemeinschaftlichen Vor- Foto: Regierungspräsidium Gießen, Außenstelle Wetzlar schriften zu Erzeugung, Verarbeitung, Handel und Einfuhr von Öko-Produkten neu gefasst und um die Aquakultur erweitert. Die Stärkung des Verbraucherschutzes ist eines der wesentlichen Ziele, das mit der EG-Öko-Verordnung verfolgt wird. Durch die gemeinschaftlichen Rahmenvorschriften und den gesetzlichen Schutz der Bezeichnungen "Öko" und "Bio" soll der Verbraucher sicher sein, dass "Bio drin ist, wo Bio drauf steht". Wesentlicher Bestandteil der EG-Öko-Verordnung ist deshalb auch das Kontrollsystem. Alle Unternehmen, die Erzeugnisse mit einem Bio-Hinweis erzeugen, aufbereiten, lagern, handeln oder aus einem Drittland einführen, unterliegen einer gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollpflicht. In Deutschland müssen sich die kontrollpflichtigen Unternehmen vertraglich an eine der staatlich zugelassenen Kontrollstellen binden. Diese werden in Hessen zusätzlich beliehen, d. h., ihnen werden staatliche Aufgaben übertragen. Welche Kontrollstellen in Hessen zugelassen und beliehen sind, zeigt die Tabelle auf Seite 42. Die Kontrollstelle kontrolliert nach Vertragsabschluss mindestens einmal jährlich das gesamte Unternehmen. Darüber hinaus werden zusätzliche unangekündigte Kontrollen vorgenommen. Die Kosten der Kontrolle trägt das kontrollierte Unternehmen. Das Land Hessen gibt Kontrollkostenzuschüsse an die Landwirtschaftsbetriebe. Während der jährlichen Kontrolle werden je nach Unternehmensart verschiedene Faktoren genauer untersucht. Landwirtschaftliche Pflanzenbaubetriebe müssen z. B. nachweisen, dass sie nur die erlaubten Pflanzenschutzund Düngemittel eingesetzt haben, dass ökologisches Saatgut verwendet wird und eine weitgestellte Fruchtfolge eingehalten wurde. In der Tierhaltung wird ein besonderes Augenmerk auf die artgerechte Haltung und Fütterung der Tiere gelegt. Auch die Futtermittelhersteller unterliegen dem Kontrollsystem der EG-Öko-Verordnung und müssen belegen, dass alle Futtermittelkomponenten den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Bei verarbeitenden Unternehmen haben die Prüfung des Warenein- und -ausgangs einen besonderen Stellenwert. So wird z. B. bei einem Bäcker überprüft, ob die im Prüfungszeitraum angelieferten Öko-Mehlmengen mit den daraus produzierten Backwaren übereinstimmen. Hier sind auch die verwendeten Zutaten von Bedeutung und der Unternehmer muss nachweisen, dass er nur die erlaubten Inhaltsstoffe verwendet hat. 39 Ökologischer Landbau in Hessen Schließlich werden Importeure von Öko-Produkten daraufhin überprüft, ob die eingeführten Waren rechtmäßig nach Deutschland eingeführt wurden. Dazu benötigen die Unternehmen für die meisten Drittländer eine Vermarktungsgenehmigung für die eingeführten Produkte. Diese werden von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn nach genauer Prüfung auf Gleichwertigkeit mit der EG-Öko-Verordnung erteilt. Auch bei den Importeuren werden die Warenströme genau analysiert. Als letztes Element in der Kette werden Großhandelsunternehmen kontrolliert, die die Öko-Produkte an Wiederverkäufer abgeben. Hier wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Wo kommt die Ware her, 2. ist sie ordnungsgemäß etikettiert und 3. stimmen die Mengen mit den Lieferscheinen und Rechnungen überein und liegen Zertifikate der Lieferanten vor. Doch nicht nur die Unternehmen unterliegen einer konsequenten Kontrolle, auch die Kontrollstellen und ihre Arbeit werden entsprechend überwacht. Diese Aufgabe hat in Hessen das Regierungspräsidium Giessen. Die MitarbeiterInnen des Öko-Teams im Dezernat 51.2 bewältigen einen vielfältigen Aufgabenkatalog: Öko-Team des Dezernates 51.2 hinten v. l. n. r.: Bernd Gebhardt-Schiller Birgit Gemmer-Bellof Claudia Holewa Karin Ohm-Winter Anke Schrehardt vorne: Patrica Kubiec • Beleihung der Kontrollstellen sowie Überwachung der zugelassenen, beliehenen Kontrollstellen und deren Kontrolleure • Prüfung der Umsetzung des Qualitätsmanagementsystems • Prüfung von Inspektionsberichten • Auswertung der gemäß EG-Öko-Verordnung vorgeschriebenen Berichterstat-tung • • Begleitung von Kontrollgängen der Kontrollstellen Geschäftsstellen-Audits der Kontrollstellen mit Sitz in Hessen (derzeit: ABCGmbH, AGRECO R. F. Göderz GmbH) • Risikoorientierte oder anlassbezogene Kontrollen in Unternehmen • Bewertung und Erfassung von Unregelmäßigkeiten/Verstößen • Erteilung von Ausnahmegenehmigungen • Erlass von Vermarktungsverboten • Erlass von Bußgeldern • Berichterstattung zur Information anderer Mitgliedstaaten und Bundesländer • Verwaltung des Verzeichnisses der in Hessen kontrollierten Unternehmen • Maßnahmen im Rahmen von Krisenmanagement • Koordinierung und Information bezüglich der Bestimmungen der Verordnung und des Folgerechts • Mitarbeit in der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft zur EG-Öko-Verordnung. Ökologischer Landbau in Hessen 40 Tabelle der in Hessen zugelassenen und beliehenen Öko-Kontrollstellen (Stand: 07.01.2011) CodeNr.*1 Name Kontakt Kontrollbereiche*2 001 BCS Öko-Garantie GmbH Cimbernstr. 21 90402 Nürnberg Tel. 0911-424390 Fax 0911-492239 E-Mail [email protected] ABCDE 003 LACON GmbH Brünnlesweg 19 77654 Offenburg Tel. 0781-9193730 Fax 0781-9193750 E-Mail [email protected] ABCDE 005 IMO Institut für Marktökologie GmbH Obere Laube 51/53 78462 Konstanz Tel. 07531-813010 Fax 07531-8130129 E-Mail [email protected] ABCDE 006 ABCERT AG Martinstr. 42-44 73728 Esslingen Tel. 0711-3517920 Fax 0711-351792200 E-Mail [email protected] A*3 B C D E Regionalbüro Mitte Obere Ellerbergstraße 23 37231 Witzenhausen Tel. 05542-505775 Fax 05542-505776 007 41 Prüfverein Verarbeitung ökologische Landbauprodukte e.V. Bahnhofstr. 9 76137 Karlsruhe Tel. 0721-626840-0 Fax 0721-626840-22 E-Mail [email protected] BCDE Ökologischer Landbau in Hessen CodeNr.*1 Name Kontakt Kontrollbereiche*2 012 AGRECO R.F. GÖDERZ GmbH Mündener Str. 19 37218 Witzenhausen Tel. 05542-4044 Fax 05542-6540 E-Mail [email protected] ABCDE 013 QC&I GmbH Mechtildisstr. 9 50678 Köln Tel. 0221-9439209 Fax 0221-9439211 E-Mail [email protected] ABCDE Geschäftsstelle: Tiergartenstr. 32 54595 Prüm Tel. 06551-147641 Fax 06551-147645 021 Grünstempel – Ökoprüfstelle e.V. Windmühlenbreite 25 d 39164 Wanzleben Tel. 039209-46696 Fax 039209-60596 E-Mail [email protected] 022 KONTROLLVEREIN ÖKOLOGISCHER LANDBAU e.V. Vorholzstr. 36 76137 Karlsruhe Tel. 0721-35239-10 Fax 0721-35239-09 E-Mail [email protected] 024 ECOCERT Deutschland GmbH Güterbahnhofstr. 10 37154 Northeim Tel. 05551-9084310 Fax 05551-9084380 E-Mail [email protected] 034 Fachverein Öko-Kontrolle e.V. Plauerhäger Str. 16 19395 Karow Tel. 038738-70755 Fax 038738-70756 E-Mail [email protected] Ökologischer Landbau in Hessen A*3 B C D E ABD ABCDE ABDE 42 CodeNr.*1 Name Kontakt 037 ÖkoP Zertifizierungs GmbH Schlesische Str. 17 d 94315 Straubing Tel. 09421-703075 Fax 09421-703074 E-Mail [email protected] ABCDE 039 GfRS Gesellschaft für Ressourcenschutz mbH Prinzenstr. 4 37073 Göttingen Tel. 0551-58657 Fax 0551-58774 E-Mail [email protected] ABCDE 044 ARS PROBATA GmbH Möllendorffstr. 49 10367 Berlin Tel. 030-47004632 Fax 030-47004633 E-Mail [email protected] ABCDE 060 QAL GmbH Am Branden 6 b 85256 Vierkirchen Tel. 08139-80270 Fax 08139-802750 E-Mail [email protected] ABDE 063 TÜV NORD CERT GmbH Öko-Kontrollstelle Langemarckstr. 20 45141 Essen Tel. 0201-825-3411 Fax 0201-825-3290 E-Mail [email protected] BCDE 064 ABCG Agrar- Beratungs- und Controll GmbH An der Hessenhalle 1 36304 Alsfeld Tel. 06631-78490 Fax 06631-78495 E-Mail [email protected] ABDE 066 TVL e.V. – Zertifizierungsstelle Bereich ÖkoKontrollstelle Artur-Becker-Str. 100 07745 Jena Tel. 03641-6223-60 Fax 03641-6223-39 E-Mail [email protected] ABDE 43 Kontrollbereiche*2 Ökologischer Landbau in Hessen CodeNr.*1 Name Kontakt 068 Luxcontrol GmbH Sternstraße 108 20357 Hamburg Tel. 040-378671-0 Fax 040-378671-99 E-Mail [email protected] 070 Peterson Control Union Deutschland GmbH Dorotheastr. 30 10318 Berlin Tel. 030-5478-2353 Fax: 030-5478-2309 E-Mail [email protected] Kontrollbereiche*2 ABD ABCDE Zuständige Behörde: Regierungspräsidium Gießen Abteilung V, Dezernat 51.2 Schanzenfeldstr. 8, 35578 Wetzlar Tel.: 0641-303-5140 o. -5142 Fax: 0641-303-5109 E-Mail: [email protected] ________ *1 DE - _ _ _ - ÖKO-KONTROLLSTELLE *2 A=Erzeugung, B=Verarbeitung, C=Einfuhr, D=Vergabe an Dritte, E=Futtermittel (einschließlich der Kontrolle der ausschließlichen Lagerung und des ausschließlichen Handels mit Ökoprodukten) *3 A inkl. Erzeugung von Aquakulturtieren Ökologischer Landbau in Hessen 44 9 Ausbildende Betriebe Weinbau Peter Jakob Kühn, Oestrich im Rheingau F Ausbildung: Lehrlinge und Praktikanten Kontaktadresse: Weingut Peter Jakob Kühn Mühlstraße 70 65375 Oestrich/Rheingau www.WeingutPJKuehn.de Alle Fotos: P. J. Kühn Foto: Die Geschichte der Familie Kühn aus Oestrich im Rheingau lässt sich bis ins Jahr 1703 zurückverfolgen. Peter Jakob Kühn und Familie haben das Weingut 1979 von den Eltern Jakob und Wilhelmine übernommen. Es umfasst heute eine Fläche von 20 Hektar mit 90 % Riesling und 10 % Spätburgunder. In den 80er Jahren wurden die Weinberge umstrukturiert und ein Fotos: Ackerlei neuer Gutshof errichtet. „Wein im ursprünglichen Sinn“ ist das Motto der Winzerfamilie Kühn. „Wir führen die gesamte Weinbereitung zu ihren Wurzeln zurück. Das fängt bei den Rebwurzeln an, denn um lebendige Weine zu erzeugen braucht es einen lebendigen Boden. Vielfalt und Harmonie im Wein setzen Vielfalt und Harmonie in der Natur voraus“, sagt Peter Jakob Kühn. 45 Ökologischer Landbau in Hessen Die Grundlage dieser Philosophie bildet die ökologische Landwirtschaft: Eine reichhaltige Begrünungseinsaat schafft gesunden Lebensraum, vollwertiger Kompost nährt und strukturiert den Boden, Heilkräuterauszüge stärken die Reben. Darüber hinaus organisiert Kühn seine Arbeiten nach den natürlichen Biorhythmen. „Das ist so gesund wie ein kräftiger Herzschlag und erhält das vitale Gleichgewicht unserer Weinberge. Denn lebendige Weine können nur von lebendigen Reben kommen“, unterstreicht Peter Jakob Kühn. Die in sich ruhende „Weinwerdung“ ermöglicht es erst, dass Weinbergs-Charaktere herausgearbeitet werden können. Frucht, Mineralität, Würze, Länge, Spannung, Lebendigkeit und Vielschichtigkeit, Textur oder Struktur – das Wesentliche eines Weines tritt hervor, weil das Unwesentliche zurücktritt. Dann werden die Erfolge der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise sichtbar: Vielfalt, Leben und Gleichgewicht der Natur zeigen sich auch im Wein. Kühns Qualitätsanspruch manifestiert sich auch durch die Mitgliedschaft in zwei Verbänden: dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) und Demeter, dem Verband für ökologischen Anbau auf anthroposophischer Grundlage. Hinhören , Zuschauen, Mitmachen....... Lernen wie es geht Damit auch junge Leute lernen, verantwortungsvoll mit der Natur umzugehen und seine Ideen und Arbeitsweisen erlernen können, bietet Kühn in seinem Betrieb Ausbildungsplätze für Lehrlinge und Praktikanten an und engagiert sich auch überbetrieblich z. B. durch Vorträge an der Landbauschule Dottenfelder Hof. Foto: P. J. Kühn Ökologischer Landbau in Hessen 46 Weinbau vinum autmundis – Winzergenossenschaft Groß-Umstadt, Hessische Bergstraße F Ausbildung: Praktikanten Kontaktadresse: Odenwälder Winzergenossenschaft e. G. vinum autmundis Riegelgartenweg 1 64823 Groß-Umstadt Telefon 06078 2349 Fax 06078 2496 www.vinum-autmundis.de Foto: vinum autmundis Abgeleitet von „Autmundisstat“, dem ältesten bekannten Namen Groß-Umstadts aus dem Jahr 766, vereint der Name alles was die sogenannte Odenwälder Weininsel so besonders macht: Weinbautradition seit der Römerzeit, eine tiefe Verwurzelung mit der Region und die Freude an modernem Weingenuss. Die Weine von vinum autmundis, der Odenwälder Winzergenossenschaft, sind eine Rarität auf der deutschen Wein-Landkarte. Durch die besondere Lage der Weinberge an den steilen Südhängen des Odenwaldes und das Können der Winzer und Kellermeister, entsteht ein rassiger Tropfen mit besonderem Charakter und hoher Qualität; davon zeugen zahlreiche Auszeichnungen bei nationalen und internationalen Weinprämierungen. Die „Odenwälder Weininsel“ Groß-Umstadt schaut auf eine schon rund 1.700 Jahre alte Weinbaukultur zurück. Angefangen hat es im 3. Jahrhundert n. Chr., als die Römer in der Zeit von Kaiser Probus im nördlichen Odenwald, mit dem Rebenanbau begannen. Dies belegt ein römischer „Traubenstein“. Im Jahr 985 beurkundet ein Güterverzeichnis der Abtei Fulda, dass der Weinbau um die erste Jahrtausendwende in und um das heutige Groß-Umstadt große Bedeutung hatte. 1959 wurde die „Odenwälder Winzergenossenschaft“ gegründet und rund 150 Mitglieder liefern heute aus einer Rebfläche von 50 ha bis zu 400.000 Liter Traubenmost jährlich. Bei den Rebsorten dominieren Riesling und Müller-Thurgau, gefolgt von Silvaner, Kerner und Sorten wie Scheurebe, Grauer Burgunder, Weißer Burgunder, Gewürz-Traminer, Portugieser, Dornfelder, Acolon, Regent und Spätburgunder. 47 Ökologischer Landbau in Hessen Einige der Flächen der Lage „Umstädter Steingerück“ mit den Rebsorten Riesling, Johanniter und Spätburgunger werden heute nach den Regeln des ökologischen Weinbaus bewirtschaftet. Regelmäßig werden Praktikantinnen und Praktikanten auf das Studium in Geisenheim vorbereitet. Foto: creativ collection Verlag GmbH Ökologischer Landbau in Hessen 48 Obst und Gemüse Firma Querbeet auf dem Pappelhof, Reichelsheim Wetterau Betriebsdaten Biobetrieb seit: 1993 Status: Vermarktung: Artikelanzahl: Verbandsbetrieb Bioland, EG-Öko-VO 3 Wochenmärkte an 6 Tagen, Lieferservice an 6 Tagen mit 4 Kühlfahrzeugen ca. 3.000 Geplanter Jahresumsatz: 2010 = 200.000 € Mitarbeiter: 45 Ausbildung: Kontaktadresse: Landwirt, Berufsfindungsjahr Landwirtschaft: Götz Wollinsky Vermarktung: Thomas Wolff QUERBEET Bio Frischvermarktung GmbH Pappelhof - Dorheimer Str. 107 61203 Reichelsheim OT Beienheim Tel.: 06035-92 00 75 Fax: 06035-92 00 76 Alle Fotos: Querbeet E-mail: [email protected] Internet: www.querbeet.de Querbeet - das Kooperationsmodell auf dem Pappelhof Auf dem Pappelhof in der „Goldenen Wetterau“, rund 35 km vor den Toren Frankfurts, starteten der BiolandBauer Götz Wollinsky und Querbeet-Geschäftsführer Thomas Wolff 1993 eine Kooperationsgemeinschaft der besonderen Art: Anbau und Vermarktung auf einem Hof, aber beides als Einzelbetrieb und jeder als eigener Chef. Zum Bioland-Bauer hat sich der Feldgemüseanbauer Rüdiger Preuss gesellt, welcher die für die Direktvermarktung wichtigen Kulturen wie vor allem Möhren, Pastinaken, Sellerie, Fenchel, Zwiebeln, Kürbis oder Rote Beete kultiviert. Für empfindliche Vermarktungs-Produkte wie Erdbeeren, Süßkirschen oder Himbeeren konnte später der Obstanbauer Norman Stark für die Kooperationsgemeinschaft gewonnen werden. Götz Wollinsky rundet mit seinem auf das ganze Jahr abgestimmten Kartoffelsortiment das Pappelhof-Anbausortiment ab. Neben den Produkten direkt vom Pappelhof, gibt es ein enges und langjähriges Netzwerk mit anderen Biobetrieben in der RheinMain-Region und darüber hinaus. 49 Ökologischer Landbau in Hessen Querbeet - Vermarktung auf zwei Säulen: Wochenmärkte und Hauslieferservice Der Start in der Vermarktung von Querbeet waren 3 Wochenmärkte in und um Frankfurt. Diese sind es bis heute geblieben, wobei sich diese auf umgerechnet 6 Markttage erhöht hat. Die Wochenmarktstände werden mittlerweile von engagierten Marktleitern als Angestellte von Querbeet geführt. Auf den Wochenmärkten ist die Suche der Kunden nach den frischen, leckeren und aromatischen Bioprodukten direkt vom Erzeuger ungebrochen. 1996 starteten Thomas Wolff und der später als Mitgesellschafter eingestiegene Frank Deltau das Projekt „Hauslieferservice“. Im Vergleich zur normalen Abokiste können die Querbeet-Kunden aus einem Angebot von über 3.000 Produkten den Inhalt ihrer Lieferung selbst bestimmen. Die Bestellung kann im Shop auf der Internetseite aufgegeben werden und wird mit Kühltransporter bis in die Wohnung oder ins Büro geliefert. Der Pappelhof als Ausbildungsort Die Basis für die verschiedenen Vermarktungsaktivitäten bildet immer der Pappelhof. Seit mehr als 12 Jahren bildet Götz Wollinsky auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb aus. Über die Arbeitsagentur konnten einige junge Menschen ein Berufsfindungsjahr absolvieren. Für die besonderen Verdienste um den Ökolandbau haben Pappelhof und Querbeet 2010 die Staatsehrenplakette des Landes Hessen in Gold erhalten. Alle Fotos: Querbeet Ökologischer Landbau in Hessen 50 Bio-Systemküche biond Bio-Catering Marbachshöhe, Kassel Ausbildung: Koch, Studienarbeiten Kontaktadresse: biond Bio-Catering Marbachshöhe GmbH i.I. Otto-Hahn-Straße 5 34123 Kassel Tel.: (0561) 988489-10 Fax: (0561) 988489-29 Foto: biond [email protected] www.biond.de Gesunder Genuss mit System: die Bio-Systemküche Biond aus Kassel Nachdem er zehn Jahre den Demeter-Verband geleitet und im Anschluss ein Forschungsinstitut für Lebensmittelqualität gegründet hatte, wollte der promovierte Agraringenieur Dr. Harald Hoppe noch weiter in die Praxis eintauchen. Also eröffnete er im Jahr 2000 auf der Kasseler Marbachshöhe einen Bio-Wochenmarkt als Selbstvermarktungsplattform für nordhessische Bio-Landwirte. Der Markt fand schnell viele treue Kunden, die aber doch nie das gesamte Sortiment nach Hause trugen. Dies war eine zukunftsweisende Herausforderung für den Genussmenschen Hoppe, der die übrigen Lebensmittel zu verarbeiten begann und sie an den folgenden Tagen zur Mittagszeit aus einem Imbisswagen heraus anbot. Die Nachfrage nach den Speisen, die Dr. Hoppe zu 100 % aus ökologischen Zutaten zubereitete, war so enorm und vielfältig, dass sich aus dem kleinen Imbisswagen in kurzer Zeit zunächst ein Bio-Partyservice, ein Bio-Restaurant und ein Schulverpflegungsangebot entwickelte. Letzteres ist heute Kern des Unternehmens, das längst aus der kleinen Küche auf der Marbachshöhe herausgewachsen und in eine moderne Großküche im Kasseler Gewerbepark umgezogen ist. Mit dem eigenen Wachstum wuchs auch die Bedeutung des Unternehmens als Nachfrager nordhessischer und südniedersächsischer Erzeugnisse. Viele Ökobetriebe aus der Region schätzen die verlässliche Nachfrage des Bio-Caterers. Bei biond wird heute im Cook-and-Chill-Plus-Verfahren produziert, das durch gekühlte Verpackung unter Schutzatmosphäre lange Haltbarkeit und somit überregionale Lieferung ermöglicht. Dies war die erste Voraussetzung für die weitere Entwicklung der Bio-Küche, die bis heute nach den strengen Kriterien der ersten Stunde arbeitet: 100 % ökologisch zertifizierte Zutaten, keine künstlichen Aromen, Farbstoffe oder 51 Ökologischer Landbau in Hessen Konservierungsmittel. Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet erforderten neueste Technik und moderne Methoden: seit 2007 liefert Bio-Catering Marbachshöhe seine Speisen bundesweit aus, von Hamburg bis nach Tübingen. „Wir wollen Kindern eine Ernährungskultur ermöglichen, von der sie ein Leben lang profitieren“ sagt Dr. Hoppe und investiert daher viel Energie in die Entwicklung neuer Rezepturen, für die sich auch Jugendliche begeistern. 100 % Bio ist für ihn dabei selbstverständlich, die Speisen von biond gehen aber noch ein Stück weiter (daher stammt auch der Name biond, er lehnt sich an „beyond“ – „darüber hinaus gehend“ an): biond verarbeitet wo immer möglich vitale Demeter- und Bioland-Ware, achtet darauf, möglichst keine Hybridsorten (das gleichförmige Supermarktgemüse aus technisierten Inzuchtprogrammen) sondern samenfeste Pflanzen zu verwenden und verbindet in seinen Rezepturen Gesundheitswert mit Geschmack. Biond-Gerichte enthalten wichtige Mineralstoffe für eine optimale Versorgung des Gehirns und sind darauf ausgelegt, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten und dadurch Unkonzentriertheit vorzubeugen. Die zahlreichen Innovationen des Unternehmens werden ermöglicht durch enge Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen unterschiedlichster Fachrichtungen. In den vergangenen Jahren arbeitete die Bio-Küche mit 50 Studentinnen und Studenten zusammen, die 20 Diplom- und Studienarbeiten verfassten. Für sie ist dies jeweils ein interessanter Einstieg in die Praxis, da sie bei Biond praktische Problemstellungen bearbeiten und somit Teil eines kontinuierlichen Innovationsprozesses werden, anstatt nur „für´s Regal“ zu forschen. Zu den Projekten gehörten beispielsweise die Entwicklung eines Ernährungskonzepts für Leistungssportler (sehen Sie einen Trainingsfilm der Sportlerin Jana Schütze unter http://sport.biond.de), einer Ernährungslinie für Diabetiker, Reduzierung Ressourcenverbrauch und Klimagase, aber auch Qualitäts- und Hygienemanagement oder Controlling. In einer Diplomarbeit wurde auch das neueste Produkt der Bio-Küche entwickelt: Gekühlte einzeln verpackte Mittagessen für Unternehmen ohne eigene Kantine. Die Testkunden waren hoch zufrieden, nun geht das Projekt an den Markt. Neben der studienbegleitenden Praxis bildet Biond auch regulär aus. Pro Jahr sind ein bis zwei Auszubildende für den Beruf des Kochs/der Köchin in das Küchenteam integriert. Für Dr. Harald Hoppe eine optimale Kombination: „die jungen Menschen, ob in Ausbildung oder Studium, können bei uns ihre Fähigkeiten in der Praxis beweisen und bringen frische Ideen ins Unternehmen. Zugleich kann es eine Einstiegsmöglichkeit in die Berufswelt darstellen.“ Alle Fotos: biond Ökologischer Landbau in Hessen 52 Backwaren, Konditorei, Snack, Biogerichte Demeter Bäckerei Siebenkorn in Marburg Betriebsdaten Biobetrieb seit: Foto: Siebenkorn 1985 Status: EG-Öko-VO, Verbandsbetrieb demeter Vermarktung: 7 Filialen in Marburg, Gießen, Wetzlar, Wochenmärkte Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, am Taunus, in Mittelhessen Artikelanzahl: ca. 100 Geplanter Jahresumsatz: Mitarbeiter: 2010 = 3,75 Mio. Euro 80 (55 Vollzeit) Ausbildung: Konditor, Bäcker. Bürofach, Freiwilliges Ökologisches Jahr Bundesfreiwilligendienst Kontaktadresse: Vollkornbäckerei Siebenkorn GmbH Meinhard Rediske Neue Kasseler Straße 23a 35039 Marburg Tel.: 06421 / 988 43 10 [email protected] Ganzheitliches Biokonzept Seit der Gründung 1985 entwickelt Siebenkorn ein ganzheitliches, nachhaltiges Biokonzept weiter. Neben der branchenüblichen Arbeitsweise im Bäckerhandwerk wurden besondere Wege beschritten, um backtechnische Erschwernisse zu bewältigen, die Vollkornbackwaren, andere Getreidequalitäten im Bioanbau und besonderer Gebäcke aus alten, wieder entdeckten Getreidesorten mit sich bringen. Durch die Frischvermahlung und den regionalen Warenbezug musste das ganze Spektrum der Arbeit des Müllerhandwerkes mit einbezogen werden: Beurteilung der Qualitäten, resultierende Sortenberatung für Landwirte und Vermahlung auf den verschieden Stein-Getreidemühlen. Das Bäckerhandwerk ist einer der größten Energieverbraucher in Deutschland. Nachhaltiges Wirtschaften ist da Pflicht für einen ganzheitlich arbeitenden Biobetrieb. So entstand auch 1994 die erste Pilotanlage für eine Wärmerückgewinnung der Ofenheizgase im Brennwertbereich. Weitere Bausteine wie die Photovoltaikanlage, die 25 % des Strombedarfes der Backstube deckt, Energieeffizienzsteigerung und eine frühe Ökostromnutzung folgten. Und die Siebenkornbäcker planen schon neues Projekt: Das CO2 - freie Brot. Dank Holzhackschnitzelbefeuerung des Ofens - wiederum ein Pionierstück in Hessen! 53 Ökologischer Landbau in Hessen In den 80er Jahren hat die Getreideforschung noch geglaubt, dass es nicht möglich sei schmackhafte Backwaren, die einen leichten Charakter haben, aus Vollkorn herzustellen. Ferner wurde für unmöglich gehalten, ein Haferbrot mit einem Anteil von 50 % Hafer zu backen usw.. Die Siebenkorn Bäcker konnten das widerlegen und haben so einen Impuls für einen neuen Getreide- und Backwarenmarkt gegeben. Umfassendes Ausbildungskonzept Die Siebenkornbäcker bilden in der Konditorei, in der Backstube, im Büro als auch im Verkauf aus. Dafür benötigen sie Fachleute, die mehr wissen als der Ausbildungsrahmen verlangt und das zeigt sich auch in guten Prüfungsergebnissen. Auch im Integrationsprojekt mit einem Handicap oder als sogenannte Lernschwache, die Auszubildenden haben bei Siebenkorn einen hohen Stellenwert. 2010 legten acht Verkäuferinnen, Verkäufer und eine Bürokauffrau die Ausbildungseignungsprüfung bei der Handwerkskammer Kassel ab. Außerdem wird 2011 erstmals eine anerkannte Einsatzstelle für ein freiwilliges ökologisches Jahr bzw. den Bundesfreiwilligendienst (BFD) angeboten. Foto: Siebenkorn Ökologischer Landbau in Hessen 54 Milch Upländer Bauernmolkerei, Willingen-Usseln Ausbildung: Milchtechnologen milchwirtschaftliche Laboranten Trainee-Stellen Kontaktadresse: Upländer Bauernmolkerei GmbH Korbacher Straße 6 34508 Willingen - Usseln Telefon: 05632 94860 Fax: 05632 948630 E-Mail: [email protected] Foto: Bernwarth Bertram Im Jahr 1996 gründeten 18 Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern der Milcherzeugergemeinschaft Hessen die Upländer Bauernmolkerei und nahmen die ein Jahr zuvor geschlossene Molkerei in Willingen-Usseln wieder in Betrieb. Anfangs verarbeitete die Molkerei im Jahr eine Million Liter Biomilch. Inzwischen verarbeitet die Upländer Bauernmolkerei ausschließlich Biomilch nach Biolandrichtlinien und wird von 132 Biobetrieben aus Hessen und Nordrhein-Westfalen beliefert. Die Milchmenge beläuft sich jährlich auf aktuell 32 Millionen Liter. Das Besondere an der Upländer Bauernmolkerei: sie ist bis heute in den Händen der Landwirte, die die Molkerei in eigener Regie führen. Ihre Philosophie ist „Bio, Regional und Fair“. Seit dem 01.01.2011 betreiben die Biomilch-Lieferanten der Upländer Bauernmolkerei eine weitere Betriebsstätte im hessischen Neukirchen im Schwalm-Eder-Kreis, die Bauernmolkerei Neukirchen GmbH. Das Sortiment der Upländer Bauernmolkerei wird fortan durch eine breite Palette von Bio-Käsesorten erweitert. Insgesamt können in der Käserei in Neukirchen bis zu 60 Millionen Liter Milch verarbeitet werden. Der zweite Standort ermöglicht es, weitere Biolandwirte aufzunehmen. 55 Foto: Upländer Bauernmolkerei Ökologischer Landbau in Hessen Ausbildung in der Bauernmolkerei Die Bauernmolkerei bietet jungen Menschen die Möglichkeit, eine Ausbildung in Usseln zu absolvieren. Es werden qualifizierte Fachleute im Bereich Milchtechnologe/in und milchwirtschaftliche Laborant/in ausgebildet, aber auch Hochschulabsolventen können über eine Trainee-Stelle ihren Berufseinstieg in der Bauernmolkerei verwirklichen. Upländer „Milchmuhseum“ Das 2002 eröffnete Upländer „Milchmuhseum“ und ökologische Informationszentrum im alten Produktionsgebäude der Molkerei lädt Besucher und Schulklassen ein, sich über die Geschichte der Milch zu informieren. Im Anschluss locken erfrischende Milchshakes und herzhafte Bio-Snacks im Museumscafé zum gemütlichen Verweilen. Fotos: Andreas Schneider Ökologischer Landbau in Hessen Foto: Upländer Bauernmolkerei Foto: Upländer Bauernmolkerei 56 Gärtnerei Bingenheimer Demeter-Gärtnerei, Echzell-Bingenheim Ausbildung: Gärtner Kontaktadresse: Lebensgemeinschaft Bingenheim e.V. Gärtnerei Oliver Podzus Schlossstr. 9 61209 Echzell-Bingenheim Telefon: 06035 81232 E-Mail: gaertnerei@lebensgemein schaft-bingenheim.de Fotos: Bingenheimer Demeter-Gärtnerei Die Gärtnerei der Lebensgemeinschaft Bingenheim – Züchtung, Saatgutvermehrung, Lebens- und Arbeitsraum Die Bingenheimer Demeter-Gärtnerei ist ein Teil der Lebensgemeinschaft Bingenheim, eine anthroposophische Einrichtung mit Heim, Schule und Werkstätten für seelenpflegebedürftige Menschen. Neben einer Schreinerei, Töpferei, einer Kerzenzieherei und Weberei bilden die Landwirtschaft (100 ha) mit Milchkuhhaltung und Käserei sowie der Gartenbau die „grünen Säulen“ des Werkstattbereiches. Die Aufgaben der Gärtnerei Rund 45 % der Fläche für die Gemüseproduktion werden im Rahmen der Versorgung der Lebensgemeinschaft bewirtschaftet. Etwa die gleiche Flächengröße dient der Saatgutvermehrung und im Auftrag der Bingenheimer Saatgut AG werden hier auch Echtheitsprüfungen für Elite- und Saatgutvermehrungspartien durchgeführt. Dabei wird überprüft, ob die Möhre, der Salat etc. dem festgelegten Sortenbild entspricht. Auf der restlichen Fläche werden die Versuche im Rahmen der Züchtung bearbeitet. Seit 1998 stehen 6 insektendichte Foliengewächshäuser für die Saatgutvermehrung und Züchtung zur Verfügung. Hier werden insbesondere 20 verschiedene Kohlarten bzw. Sorten sowie Lauch, Tomaten und verschiedene Elitesaatgutkulturen angebaut. Im Freiland bauen die Bingenheimer weitere 57 Ökologischer Landbau in Hessen Kulturen und Sorten für die Saatgutvermehrung an. Das sind neben Salaten, Kürbissen, Zucchini, Zwiebeln, Rote Bete, Buschbohnen und Möhren auch viele einjährige Blumen. In einem beheizbaren Anzuchthaus werden fast alle Jungpflanzen in eigener Anzuchterde selbst herangezogen. Der Kompostwirtschaft und biologischdynamischen Präparatearbeit wird eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Weiterhin werden von der Gärtnerei die Grünanlagen der Einrichtung gepflegt. Insgesamt stehen 4 Hektar Freiland, 800 m² heizbares Hochglas, 200 m² Niederglas, 2400 m² heizbare Folienhäuser und 120 m² kaltes Folienhaus zur Verfügung. Im Rahmen der vielfältigen Aufgaben steht der behinderte Mensch im Mittelpunkt. Regelmäßig nehmen die Gärtner und Gärtnerinnen an den Fortbildungen im Rahmen der therapeutischen Arbeit teil. Gartenbau und Landwirtschaft gestalten Jahresfeste wie Johanni, Michaeli und Erntedank mit einer feierlichen Ernteeinbringung und mit der Herstellung des Hornmistpräparates. Ein Team von 5 verantwortlichen Fachkräften leitet die verschiedenen Bereiche der Gärtnerei und begleitet zusammen mit einem Gesellen und zwei Auszubildenden die Integration der 14 – 18 behinderten Menschen bei der täglichen Arbeit. Den 2010/2011 in Ausbildung stehenden zwei Lehrlingen werden neben der Praxis in regelmäßigen Lehrlingsstunden auch die Theorieinhalte vermittelt. Insbesondere im Winter wird gern in der Saatgutwerkstatt ausgeholfen. Das Verlesen von Bohnen oder die Handabfüllung unter der Regie der Bingenheimer Saatgut AG sind willkommene Arbeiten für die Schlechtwetterphasen. Foto: Bingenheimer Demeter-Gärtnerei Fotos: Pflanzlust Ökologischer Landbau in Hessen 58 Ackerbau, Schweinemast Hofgut Marienborn, Büdingen Betriebsdaten Biobetrieb Biobetrieb seit: 1996, umgesiedelt 2008 Status: EG-Öko-VO, Vertriebsbetrieb Naturland Landwirtschaft: 241 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und Ackerbau mit Feldgemüse, 420 Schweinemastplätze mit Auslauf Verarbeitung und Vermarktung: Biofachhandel, Verarbeiter, Naturland Markt GmbH Mitarbeiter: 4 Mitarbeiter Außenwirtschaft und Stall, davon 1 Auszubildender 5 Saisonarbeiter Kontaktadresse: Christoph Förster Hofgut Marienborn 63654 Büdingen-Eckartshausen Telefon: 06048 953566 Fax: 06048 952628 Fotos: Christoph FörsterE-Mail: [email protected] Das Hofgut Marienborn als vielseitige Ausbildungsstätte Seit dem Jahr 2008 lebt Christoph Förster, zusammen mit Familie auf dem Hofgut Marienborn in Büdingen in der Wetterau. Er ist Landwirtschaftsmeister und Öko-Landwirt aus Überzeugung. Aufgewachsen ist der Domänenpächter auf einem Öko-Bauernhof, die Lehrzeit absolvierte er bewusst auf konventionellen Betrieben. Über zwölf Jahre war er Betriebsleiter der Hessischen Staatsdomäne Oberhof in Obererlenbach bei Bad Homburg (Taunus). Die Hofstelle in Büdingen ist der zweite Betrieb, den er nach ökologischen Richtlinien bewirtschaftet. Bei einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von mittlerweile über 200 ha sind Fremdarbeitskräfte unabdingbar. Christoph Förster musste die Erfahrung machen, dass gut ausgebildete Arbeitskräfte mit ökologischem Grundwissen nur schwer zu bekommen sind. Also entschloss sich der Landwirtschaftsmeister im Jahre 2009, selbst junge Menschen auszubilden und beantragte die Anerkennung als Ausbildungsbetrieb. Dies war erfolgreich, sodass nun auf der Domäne Marienborn die Auszubildenden lernen können, wie wichtig der Boden als wesentlicher Bestandteil der Bewirtschaftung ist. Stallmist und intensiver Zwischenfruchtanbau verbessern langfristig das Bodengefüge und Humus kann aufgebaut werden. Der Betriebsleiter legt viel Wert auf seine Fruchtfolge, die aus mindestens 7 Gliedern besteht um Pilzkrankheiten und Schädlingsbefalls zu minimieren. Nach Jahren viehloser Bewirtschaftung auf dem Oberhof hat sich Christoph Förster entschlossen, auf der Domäne Marienborn eine Mastschweinehaltung aufzubauen. Alte Gebäude wurden umgebaut und mit einem Auslauf versehen. 420 Mastplätze stehen zur Verfügung. Im Jahre 2010 konnten die ersten Bio-Schweine geliefert werden. Diese erhalten allesamt hofeigenes Futter. Die Schweine auf Marienborn haben Auslauf und Tageslicht, der Medikamenteneinsatz kann auf ein Minimum reduziert werden. Christoph Förster ist es ein wichtiges Anliegen, dass in den Berufsschulen der ökologische Landbau als Unterrichtsfach mit aufgenommen wird. 59 Ökologischer Landbau in Hessen Käse, Backwaren, Laden, Cafe Gemeinschaft Altenschlirf, Herbstein - Altenschlirf Betriebsdaten Biobetrieb seit: 1986 Status: EG-Öko-VO, Verbandsbetrieb Demeter Landwirtschaft: 82 ha landwirftliche Nutzfläche, davon 65 ha Grünland und 17 ha Feldgemüse, 35 Milchkühe mit dem gesamten weiblichen Nachwuchs, 1 Zuchtbulle, Mastochsen, jährlich ca. 40 Mastschweine, 80 Legehennen und im Sommer 12 Puten Verarbeitung und Eigene Hofkäserei, Bäckerei, Laden/Café Vermarktung: Mitarbeiter: 2 Landwirtschaftsmeister, 1 Geselle und zurzeit 10 Menschen mit Hilfebedarf Alle Fotos: Gemeinschaft Altenschlirf Ausbildung: Kontaktadresse: Heilerziehungspfleger Fachkraftkräfte für Arbeits- und Berufsförderung Landwirte Bäcker Freiwilliges Ökologisches Jahr Bundesfreiwilligendienst Landwirtschaft: Ludwig Frevel Eichenhof, Erlenweg 9 36358 Herbstein - Altenschlirf Telefon: 06643 / 709 630 Fax: 06643 / 709 139 E-Mail: [email protected] Internet: www.gemeinschaft-altenschlirf.de Seit fast dreißig Jahren leben auf diesem Betrieb im Vogelsberg Menschen mit Behinderungen in familienähnlichen Hausgemeinschaften und selbständigen Wohnformen. Viele engagierte Mitarbeiter unterstützen und fördern rund 120 Menschen mit Hilfebedarf an drei Standorten in Herbstein im täglichen Miteinander und bei der Arbeit. Es gibt insgesamt zwölf Werkstätten, darunter die Gärtnerei, die Landwirtschaft, Bäckerei und Käserei sowie einen Hofladen mit angeschlossenem Café. In der Landwirtschaft der Gemeinschaft Altenschlirf arbeiten zehn Menschen mit Hilfebedarf. Sie werden von Bauern unterstützt und begleitet. Die Milchkühe sind bislang in einem Anbindestall mit Auslaufmöglichkeit und Weidegang im Sommer untergebracht. Es ist geplant, einen Freilaufstall zu bauen, der den Rotbuntkühen mehr Freiheit und ein natürlicheres Herdenleben ermöglichen soll. Für die Menschen, die hier in der Landwirtschaft arbeiten, stellt der Freilaufstall auch eine Verbesserung dar, da so viele Tätigkeiten erleichtert werden, was im Hinblick auf das steigende Alter der Mitarbeiter benötig ist. Ökologischer Landbau in Hessen 60 Grafik:Gemeinschaft Altenschlirf Eine „Kuhaktie“ plus Genuss-Coupon soll den neuen Freilaufstall mitfinanzieren Im Herbst 2010 wurde auf einer Informationsveranstaltung die Idee einer „Kuhaktie“ vorgestellt, um die notwendige Umgestaltung des Stalles sowie einer Heutrocknung zu finanzieren. Damit sollen neben einer Förderung durch Land und EU die restlichen Mittel aufgebracht werden. Die „Kuhaktie“ soll mit 4 % in Form von „Genuss-Coupons“ verzinst werden und hat eine Gültigkeitsdauer von drei Jahren. Die Anleger bekommen dafür Milchprodukte aus der Bio-Käserei. Die Gemeinschaft Altenschlirf hat einen eigenen „Campus“ Im „Campus“ (www.campus-am-park.de) ist eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger und zur Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung und Sozialtherapeutische Assistenz möglich. Landwirte und Bäcker werden ebenfalls in der Gemeinschaft Altenschlirf ausgebildet. Voraussetzung dafür ist jedoch die Bereitschaft am Zusammenleben und Arbeiten mit Menschen, die Hilfe benötigen. Dasselbe gilt auch für Praktika (eine Woche bis ein Jahr) sowie für das Freiwillige Ökologische Jahr und den Bundesfreiwilligendienst. Foto: Gemeinschaft Altenschlirf 61 Ökologischer Landbau in Hessen Landwirtschaft Die Fleckenbühler Foto: Die Fleckenbühler Kontaktadresse: Betriebsleiter der Fleckenbühler Landwirtschaft Herr Uwe Weimar Telefon: 06427 9221-123 E-Mail: [email protected] Internet: www.diefleckenbuehler.de „Die Fleckenbühler“, sind eine Lebensgemeinschaft von Menschen mit Suchtproblemen, die sich entschieden haben nüchtern - ohne Drogen, Alkohol und Tabak - zu leben und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Zurzeit leben und arbeiten rund 200 Menschen in den Häusern Fleckenbühl, Frankfurt und der Jugendhilfeeinrichtung in Leimbach. Die Landwirtschaft auf Hof Fleckenbühl Der 250 ha große landwirtschaftliche Betrieb wird seit über 25 Jahren biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Die wichtigsten Betriebszweige liegen in der Milcherzeugung und -veredelung in der eigenen Hofkäserei, sowie Erzeugung von Backwaren- und Futtergetreide. Auf den 170 ha Ackerland werden Getreide (Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer), Feldfutter (Luzerne, Kleegras), Hackfrüchte (Kartoffeln, Mais) und Körnerleguminosen angebaut. Der umfangreiche Futterbau ernährt den Viehbestand von 70 Milchkühen mit Nachzucht und 20 Milchziegen mit Nachzucht. Eine eigene Bäckerei und vier eigene Naturkostläden schließen die Kette bis zum Verbraucher. Ökologischer Landbau in Hessen 62 Foto: Die Fleckenbühler Ausbildungsmöglichkeiten Für externe Auszubildende bietet der Betrieb die Ausbildung zum Landwirt / zur Landwirtin im dualen System an. Das Besondere am „Der Fleckenbühler Weg zur Ausbildung“ liegt darin, dass die Ausbildung in mehrere, thematisch zusammengefasste Teile - Qualifizierungsbausteine genannt – unterteilt ist, die einzeln abgefragt und von der zuständigen IHK zertifiziert werden. Nach erfolgreichem Abschluss aller Bausteine werden die Auszubildenden zur allgemeinen Abschlussprüfung angemeldet. Die Ausbildung erfolgt ohne Berufsschule. Das theoretische Wissen wird in internen, moderierten Arbeitskreisen vermittelt. In beiden Fällen bieten „Die Fleckenbühler“ ihren Auszubildenden zusätzliche Qualifikationen an. Dazu gehören u. a.: der Motorsägeschein, der Staplerschein und der Schlepperführerschein (Klasse T). Praktika sind auf dem Hof ebenfalls möglich. 63 Ökologischer Landbau in Hessen Soziale Landwirtschaft Öko-Landbau in „Werkstätten für behinderte Menschen“ Fotos: Antonius-Hof, Fulda Ökologischer Landbau ist hier „normal“ Insbesondere Ökologische Landwirtschaft ist sehr gut geeignet, für Menschen mit Behinderung geeignete Arbeit bereitzustellen. In vielen Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) wurde deshalb ein land- oder gartenbaulicher Zweig aufgebaut. Werkstätten sind gemeinnützige Dienstleistungseinrichtungen für diejenige Bevölkerungsgruppe mit Behinderungen, die wegen Art oder Schwere ihrer Behinderung nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erwerbstätig sein können. Sie stehen Erwachsenen mit geistigen, psychischen und schweren körperlichen Behinderungen offen. Mit 80 % stellen Menschen mit einer geistigen Behinderung den größten Anteil, gefolgt von Menschen mit einer psychischen Behinderung (ca. 16 %) und einer körperlichen Behinderung (ca. 4 %) (www.bagwfbm.de). Ziel der Werkstatt ist es, die individuelle Leistungsfähigkeit der behinderten Erwachsenen zu entwickeln, wiederzugewinnen und so zu erhöhen, dass sie entweder in der Werkstatt ein Mindestmaß an wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung erbringen oder sogar ins Erwerbsleben eingegliedert werden können. Es ist die vorrangige Aufgabe der Werkstätten, jedem behinderten Beschäftigten durch individuelle Hilfe die Teilnahme am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen, unabhängig von seiner Leistungsfähigkeit, sofern nur ein Minimum wirtschaftlich verwertbarer Arbeit bewältigt werden kann. Die behinderten Menschen werden von sozialen Fachdiensten betreut und individuell gefördert (Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, Ergotherapeuten, Krankengymnasten, Psychologen, Ärzte). Auch Angebote wie z. B. Unterricht im Lesen, Rechnen, Schreiben oder Hilfen durch Sport und Gymnastik bis hin zu hauswirtschaftlichen Kursen gehören zum Dienstleistungsspektrum der Werkstätten. Für die Übernahme von Kosten der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben in der Werkstatt sind unterschiedliche Träger zuständig. Die Finanzierung dieser Maßnahmen in den unterschiedlichen Bereichen Ökologischer Landbau in Hessen 64 „Berufsbildungsbereich“, „Arbeitsbereich“, und „Förder- und Beschäftigungsbereich“ wird in Form von Tageskostensätzen von den zuständigen Kostenträgern (Arbeitsamt, Rentenversicherungsträger, örtlicher Sozialhilfeträger) übernommen. Stellenwert der Landwirtschaft Die Bedeutung von Landwirtschaft in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung spiegelt die gesellschaftliche und wirtschaftliche Gesamtentwicklung: Bei der Gründung einer Anstalt für Behinderte im 19. Jahrhundert war in der Regel zumindest ein Garten für die Selbstversorgung vorhanden. Die meisten Einrichtungen entstanden in ländlichen Gebieten, sodass landwirtschaftliche Flächen vorhanden waren. Durch sinkende Nahrungsmittelpreise wurde es jedoch immer unrentabler, eine eigene Lebensmittelversorgung aufrechtzuerhalten. Zudem führte eine zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft dazu, dass immer weniger Beschäftigungsmöglichkeiten für Behinderte im landwirtschaftlichen Bereich vorhanden waren. Im Ergebnis vollzog sich die Umschichtung von landwirtschaftlichen Arbeitsplätzen hin zum industriellen Bereich, der allgemein in der Wirtschaft stattfand, auch in Werkstätten für Behinderte. Dementsprechend erwirtschaften die Werkstätten den größten Teil des Umsatzes mit Lohn- und Auftragsfertigung und Dienstleistungen für industrielle oder öffentliche Auftraggeber. Die Bandbreite erstreckt sich von Metallbearbeitung, umweltgerechtes Elektroschrott Recycling, Aktenvernichtung, Montage- und Verpackungsarbeiten bis hin zu industriellen Fertigungsaufträgen. Einen weiteren Teil ihres Umsatzes erzielen die Werkstätten durch die Herstellung und den Vertrieb von Eigenprodukten (z. B. hochwertiges Holzspielzeug). In den neunziger Jahren konnte jedoch eine „Wiederentdeckung“ der Arbeit in Landwirtschaft und Gartenbau mit Menschen mit Behinderung festgestellt werden; dies aus folgenden Gründen: • Viele Werkstätten für Behinderte pflegen ihre eigenen Flächen sowie im Dienstleistungsverhältnis Flächen von externen Unternehmen bereits mit einer Garten- und Landschaftsgruppe, sodass in diesen Einrichtungen heute Überlegungen angestellt werden, positive Erfahrungen im Garten- und Landschaftsbau auf die Landwirtschaft auszuweiten. Durch Veredelung mittels einer Bäckerei oder Käserei und eine sich anschließende Direktvermarktung entwickeln sich Möglichkeiten für Arbeitsplätze, die im Rahmen einer mechanisierten Landwirtschaft nicht vorhanden waren. • Die Ausweitung des Ökologischen Landbaus als Alternative bot die Möglichkeit, Arbeitsplätze mit hoher Sicherheit und hoher gesellschaftlicher Akzeptanz zu schaffen. • Durch die zunehmende Globalisierung fanden sich Werkstätten einem verstärkten Preisdruck ausgesetzt, sodass die Suche nach möglichen Alternativen zur industriellen Fertigung einsetzte. • Angesichts des agrarstrukturellen Wandels gaben immer mehr Betriebe ihre Produktionsgebäude und -flächen auf, sodass Werkstätten für Behinderte immer häufiger das Angebot bekamen, einen landwirtschaftlichen oder gartenbaulichen Betrieb zu führen. • Der therapeutische Wert der Arbeit im Grünen Bereich wird hoch bewertet, weil der Betrieb gezielt auf die Ansprüche einer Arbeit mit Behinderten konzipiert wird. Auch in Hessen entstanden ca. 20 Öko-Betriebe innerhalb von Werkstätten für behinderte Menschen, da insbesondere aus dem Sozialministerium Impulse zum Aufbau dieser Bereiche kamen. 65 Ökologischer Landbau in Hessen In den letzten Jahren ist jedoch ein Trend zu beobachten, dass Landwirtschaft im Rahmen einer WfbM auch kritisch hinterfragt wird, da angesichts angespannter öffentlicher Haushalte auch Werkstätten unter wirtschaftlichem Druck geraten und prüfen müssen, ob hohe Investitionskosten und sinkende Preise auch in der Öko-Landwirtschaft betriebswirtschaftlich verkraftbar sind. Mehrheitlich Öko-Betriebe Bundesweit arbeiten über 60 % der land- und gartenbaulichen Bereiche von Werkstätten für behinderte Menschen ökologisch, in Hessen ist dieser Anteil noch höher. Dieser sehr hohe Anteil lässt sich mit folgenden Vorteilen erklären: • Ohne chemische Hilfsmittel wird die Arbeitssicherheit erhöht. • Arbeitsplätze, die in konventionellen Betrieben durch den Einsatz von Chemie wegrationalisiert würden, bleiben erhalten. • Ohne externe Hilfsmittel ist der Ablauf von Düngen, Säen, Wachsen und Ernten auf einem ökologisch bewirtschafteten Betrieb viel eher begreifbar. • Durch angemessene Preise können sich ökologisch bewirtschaftete Betriebe besser am Markt behaupten. • Da Direktvermarktung, z. B. durch Hofläden, auf Öko-Betrieben besonders ausgeprägt ist, werden weitere Kontakte für behinderte Menschen geschaffen. • Der Ökologische Landbau erfreut sich einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung. • Möglichkeiten staatlicher Förderung wie Flächenbeihilfen und Investitionsförderung können genutzt werden. Eignung der Landwirtschaft für soziale Leistungen Die Eignung der Landwirtschaft für „soziale Leistungen“ wird durch folgende Eigenschaften landwirtschaftlicher Tätigkeit bestimmt: • Natürliche Regelmäßigkeiten: Die Tierhaltung erfordert regelmäßige, täglich anfallende Arbeiten. Verschiedene Arbeiten fallen saisonal, im Jahreslauf immer wiederkehrend, an. Das landwirtschaftliche Jahr fließt nicht als gerader Strom von Stunden, Tagen, Wochen und Monaten. Zeit wird in der Landwirtschaft für die Beschäftigten begreifbar als Wachstums-, Reife- und Erntezeit. Landwirtschaftliche Arbeiten sind eine „gesunde“ Mischung aus regelmäßig anfallenden Tätigkeiten, die dem Ausführenden Sicherheit und Selbstvertrauen geben („das kann ich, das habe ich schon oft gemacht“), und wechselnden, neuen Aufgaben, die herausfordern, Gelerntes anwendbar machen und neue Erfolge vermitteln. • Einsicht, Notwendigkeit: Der Umgang mit Lebewesen erhöht die Sinnhaftigkeit der Arbeit enorm. Für viele Beschäftigte ist nachvollziehbar, dass ein Lebewesen regelmäßig Futter braucht, sich in einem sauberen und trockenen Stellplatz wohler fühlt als an einem nassen, dass man das Futter für den Winter im Sommer machen und einlagern muss. Sinn und Zweck der eigenen Arbeit ist zumeist unmittelbar ersichtlich. • Selbständigkeit: Das Förderziel der „Selbständigkeit“ ergibt sich bei Arbeiten auf dem Hof fast von selbst. Der Beschäftigte erlebt täglich, wie anstehende Probleme und unvorhergesehene Situationen durch Ökologischer Landbau in Hessen 66 eigenes Zupacken und Nachdenken oder gemeinsam im Team gelöst werden. Auf Änderungs- oder Verbesserungsvorschläge der Beschäftigten bezüglich einzelner Arbeitsabläufe und Tätigkeiten kann recht flexibel eingegangen werden. Dadurch wird das Selbstbewusstsein und die Identifikation mit dem Arbeitsplatz enorm gestärkt. • Vielfältige, abstufbare Anforderungen: Die behinderten Mitarbeiter erleben in der Landwirtschaft eine Vielfalt von Arbeitsprozessen und Verantwortungsbereichen, die an anderen Arbeitsplätzen in einer WfB kaum vorkommen. Viele Arbeitsabläufe sind auch von schwächeren Beschäftigten nachvollziehbar. Das Gras wird gemäht, getrocknet und auf den Heustock geblasen, damit auch im Winter Futter für die Kühe da ist, die dieses zu Milch „verarbeiten“. Das Milchauto holt die gemolkene Milch ab. • Identifikation mit der Arbeit: Der behinderte Mitarbeiter lernt den landwirtschaftlichen Betrieb trotz oder gerade wegen seiner Vielfalt als organisatorische Einheit kennen und begreift sich als einen Teil davon. Jeder Mitarbeiter ist Teil der „Mannschaft“ und hilft mit seinem Einsatz, das Ganze zu erhalten, unabhängig davon, wie viel er objektiv dazu beiträgt. Die Identifikation mit dem Hof, der Arbeitsgruppe und der landwirtschaftlichen Arbeit ist vielen Mitarbeitern sehr wichtig. Sie wird auch dann sichtbar, wenn bei der Einteilung des Wochenenddienstes kurzfristig jemand einspringt und hilft, das Heu einzubringen, obwohl dies auf Kosten der Freizeit geht. • Körperliche Auslastung: Die körperliche Arbeit kommt in vielen Fällen dem ausgeprägten Bewegungsbedürfnis der Beschäftigten entgegen. Vereinzelt gelten Beschäftigte im handwerklich-industriellen Bereich als schwierig oder haben ein großes Aggressionspotenzial. Nach dem Wechsel in den Grünen Bereich werden sie zu Leistungsträgern. Insbesondere für Beschäftigte, die sich an handwerklich-industriellen Arbeitsplätzen beengt fühlen, kann sich die Weiträumigkeit, verbunden mit körperlich auslastenden Arbeiten, als therapeutisch hilfreich erweisen. • Jahres- und Lebensrhythmus: Die Arbeit findet überwiegend im Freien statt. Der Mitarbeiter erlebt Tagesund Jahreszeiten elementar. Die anfallenden Arbeiten sind nicht nur an theoretische Anbaupläne gebunden. Sie richten sich nach der Witterung, die in einem sehr entscheidenden Maße die zu verrichtenden Tätigkeiten mitbestimmt. Die Beschäftigten erleben im Ablauf eines Jahres alle Extreme der Witterung. Die Vegetationsabläufe werden bewusst miterlebt. Vom Vorbereiten des Bodens, der Aussaat, dem Pflanzen, über Pflege, Unkraut jäten und Düngung bis hin zur Ernte und Einlagerung sind die Beschäftigten immer dabei. Die Witterung wird nicht nur nach eigenem subjektivem Empfinden, sondern auch in ihrem Einfluss auf die vom Beschäftigten selbst angebauten Pflanzen beurteilt. Die Abhängigkeit vom Wetter, einer vom Menschen nicht beeinflussbaren Größe, wird unmittelbar erfahrbar. In der Landwirtschaft kann „das ganze Leben“ vom Keimen bis zur Ernte der Frucht beobachtet und miterlebt werden. Das gilt noch stärker in Bezug auf die gehaltenen Nutztiere. Das Decken, die Trächtigkeit, die Geburt, das Säugen, das Aufwachsen, Krankheiten, die Mast, aber auch das Schlachten und Zerlegen der Fleischteile finden auf dem Hof statt. Ein wichtiger bäuerlicher Beitrag zur Rehabilitation besteht in der Vermittlung elementarer Lebensvorgänge. Die Nähe zum Tier, die Verantwortung, das Anfassen, Streicheln, Begreifen und die damit verbundene Erweiterung des Erfahrungshorizontes sowie des Selbstbewusstseins hat dazu geführt, dem landwirtschaftlichen Nutztier in der Heilpädagogik den Rang eines „Co-Therapeuten“ zuzubilligen. • Mitwirkung bei der Lebensmittelerzeugung: Eine wichtige Bedeutung kommt den Produkten zu, die an die eigene Großküche, die Wohnheime oder Privatkunden verkauft werden. Wenn selbst produziertes Fleisch, 67 Ökologischer Landbau in Hessen Wurst, Milch und Eier verkauft werden, ist Stolz auf die eigene Arbeit spürbar. Die anderen Heimbewohner wissen, dass die Milch zum Frühstück, das Schnitzel zum Mittagessen oder der Salat zum Abendessen im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb produziert wurden. Das hilft, den eigentlichen Wert von Nahrungsmitteln einzuschätzen. Lebensmittel kommen nicht mehr aus der Anonymität eines Einkaufcenters, der Bezug zu ihrem Ursprung ist direkt nachvollziehbar. Konkurrenz für Familienbetriebe? Bei den benachbarten bäuerlichen Familienbetrieben erzeugen diese Betriebe teilweise Misstrauen, da sie mit öffentlicher Unterstützung landwirtschaftliche Betriebe aufbauen und unterhalten. Dadurch entstehen Befürchtungen, dass fehlende Wirtschaftlichkeitszwänge zu Preisdumping führen, was im Öko-Bereich mit seinen kleinen sensiblen Märkten negative Auswirkungen haben kann. Hier kann aber klar gesagt werden, dass auch diese Betriebe wirtschaftlichen Zwängen unterworfen sind und Preise erzielen müssen, die ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen. Sie bekommen zwar eine regelmäßige Unterstützung in Form von „Pflegesätzen“ für die pädagogische Betreuung der behinderten Mitarbeiter. Diese Zuschüsse sind jedoch fest und decken im Wesentlichen nur die Grundkosten. Das Arbeitsentgelt der behinderten Mitarbeiter muss jedoch aus den Erlösen finanziert werden, so dass ein hohes Interesse besteht, auch in solchen Einrichtungen wirtschaftlich zu arbeiten. Beispiel Antonius-Hof Ein herausragendes Beispiel für einen Grünen Bereich in einer WfbM ist der Bioland Betrieb Antonius-Hof in Fulda, dies aus zwei Gründen. Erstens zeigt der Betrieb, dass man auch mit Menschen mit Behinderung einen leistungsfähigen Betrieb betreiben kann, was sich daran zeigt, dass 320 ha bewirtschaftet und 430.000 kg Milch Foto: Antonius-Hof, Fulda abgeliefert werden. Zweitens arbeiten ca. 70 Menschen in der Landwirtschaft, davon 60 mit einer Behinderung, so dass die Landwirtschaft in bemerkenswerter Weise Arbeitsplätze geschaffen hat, dies auch für Menschen ohne Behinderung, die als Betreuer und/oder in der Landwirtschaft arbeiten. Des Weiteren arbeitet der AntoniusHof, wie auch viele andere WfbM’s, über Netzwerke mit anderen ökologisch wirtschaftenden Betrieben z. B. bei der Erzeugung von Kartoffeln, der Jungviehaufzucht und dem Landtausch zusammen. Typisch, auch für andere Grüne Bereiche, sind folgende Eigenschaften des Antonius-Hof: • Eine vielseitige Struktur mit Gärtnerei, Ackerbau und Viehhaltung (Schweine, Milchvieh), um den Menschen mit Behinderung möglichst unterschiedliche Förder- und Arbeitsmöglichkeiten anzubieten. • Eine Weiterverarbeitung zu Apfelchips, Sauerkraut und geschälten Kartoffeln, um die Wertschöpfung auf dem Betrieb zu halten und um die Palette von Arbeitsmöglichkeiten zu erweitern. • Ein Hofladen, um die Erzeugnisse rentabel zu vermarkten, der aber auch durch den Kontakt mit der Bevölkerung einen Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit leistet. Ökologischer Landbau in Hessen 68 10 Anhang Anerkannte Öko-Ausbildungsbetriebe für die Berufsfelder Landwirtschaft, Gartenbau, Weinbau (Stand: Februar 2011) 69 Ökologischer Landbau in Hessen Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Nieder-Ramstädter-Diakonie Bioland-Betrieb Sonnenhof Nieder-Beerbacher-Str. 37 64367 Mühltal Tel.: Fax: Darmstadt-Dieburg Ge Ka AF Gr Bioland Die Mühlengärtnerei Johannes Fetscher Bundenmühle Ausserhalb 2 64853 Otzberg-Lengfeld Tel.: Fax: Werkstatt Frankfurt e.V. Mainzer Landstr. 405 60326 Frankfurt/M. Tel.: Fax: Werner Hartmann Biolandhof Fuldaer Str. 18 36103 Flieden St. Antoniusheim gemeinnützige GmbH Antonius-Hof An St. Kathrin 4 36041 Fulda Oswald Henkel Mahlertsmühle 3 36145 Hofbieber-Mahlerts 06151/1497210 06151/1497295 Mi RA RM 06162 / 72992 06162 / 982489 Darmstadt-Dieburg Gemüsebau Frankfurt Garten- und Landschaftsbau Gemüsebau Tel.: 06655/3769 Fax: 06655/3799 E-Mail: [email protected] Fulda Ge Gr Wb Tel.: Fax: Fulda 069 / 68097-103 069 / 68097-505 0661/23130 (Betr.) /10970 (Verw.) 0661/240241 - 1097-208 Bioland Mu Ge Ka Hü AF Gr Wb Fg Bioland Mi RA RM SH SA SM E-Mail: [email protected] Tel.: 06684 / 919250 Fax: 06684 / 919252 E-Mail: [email protected] Demeter Fulda Gr Mi RA GÄA Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Michael Kümmel Oberaltenweiher 1 36163 Poppenhausen Tel.: Fulda Ge AF Gr Bioland Jürgen Scheld Sonnenhof 35418 Buseck - Großen-Buseck Tel.: Fax: Wolfgang Sames Hof am Plattenberg 35415 Pohlheim-Watzenborn-Steinberg Tel.: 06403 / 63374 Fax: 06403 / 976422 E-Mail: [email protected] Gießen Renz Hornischer Flugplatzstr. 12 35447 Reiskirchen-Ettingshausen Tel.: 06401 / 6622 Fax: 06401 / 222988 E-Mail: [email protected] Gießen Dieter Müller Kräuterhof Obergasse 35 35460 Staufenberg Tel.: Fax: Gießen Uwe Frauenlob Gartenbaubetrieb Aulbachstr. 31 35428 Langgöns Tel.: 06085 / 542029 Fax: 06085 / 988565 Harald Brandau Biohof Sterkelshäuser Str. 3 36211 Alheim-Baumbach Tel.: Fax: 06623/7850 06623/919844 06658/790 Mi RA 06408/1682 06408/1682 Gießen Ge Hü Gr Fenchel GÄA Mi RA 06406/1854 06406/831960 Ge Gr EU PH Ge Öl Hü AF Gr Bioland Mu Ge Gr AF Hü So Naturland RA Gießen Gemüsebau Hersfeld-Rotenburg Ge AF Gr Mi RA RM GÄA Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Kirchhof Agrar KG Godehart Hannig An der Kirche 6 36211 Alheim-Oberellenbach Tel.: 05664/1798 Fax: 05664/6977 E-Mail: [email protected] Hersfeld-Rotenburg Ge Gr Demeter Klaus Vetter Machtloser Str. 6 36287 Breitenbach Tel.: Fax: Renate und Ulrich Kaupenjohann GbR Gut Menglers 36214 Nentershausen Tel.: Fax: Biolandbetrieb Krutzinna Michael Krutzinna Schildhofstr. 9 36208 Wildeck-Richelsdorf Tel.: Fax: Bioland-Hof Eckhardt Eisenach Holzhäuser Str. 8 34225 Baunatal Tel.: Fax: Hessische Staatsdomäne Frankenhausen 34393 Grebenstein Tel.: 05674/315 Fax: 05674/5129 E-Mail: [email protected] 06675/312 06675/918857 Mi Milchziegenhaltung Hersfeld-Rotenburg Ge AF Gr EG-Bio-Richtlinie Mi RA 05650/502 05650/921100 Hersfeld-Rotenburg Ge Hü Gr Wb Bioland Mi RA 06626/564 06626/8586 Hersfeld-Rotenburg Ge Hü AF Gr Bioland Mu 05665/7146 05665/8432 Kassel Ge Hü Bioland Lh Kassel Ge Ka AF Gr Fg So Mi RA GA Bioland Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Ottmar Rudert Ökolgischer Landbau Lamerder Str. 37 34396 Liebenau-Ostheim Tel.: Fax: 05676/8986 05676/920705 Kassel Ge Ka GÄA Gut Kragenhof Antonio Merz 34355 Staufenberg Tel.: Fax: 05543/94330 05543/943344 Kassel Ge Ka Fg Bioland Eschenhof GbR G. u. M. Oettermann Bärenbergstr. 1 34466 Wolfhagen-Altenhasungen Tel.: 05692/2464 Fax: 05692/2086 E-Mail: [email protected] Kassel Ge Ka Gr Demeter Johann Ferber Lindenhof 35753 Greifenstein-Holzhausen Tel.: Fax: Lahn-Dill Wolfgang Busch Falkenweg 3 35647 Waldsolms-Brandoberndorf Tel.: Fax: Biolandgärtnerei Blattlaus Weber/Krause GbR An der K 383 35638 Leun-Bissenberg Tel.: Fax: 06478/91024 06478/91026 Mi RA Ge Gr Hessische Naturprodukte Mi RA Mu 06085/820 06085/988464 06473 / 410676 06473 / 410677 Lahn-Dill Ge Hü AF Gr Bioland Lahn-Dill Gemüsebau Bioland Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Hofgut Gnadenthal Landwirtschaft der Jesus-Bruderschaft e.V. Hofgut Gnadenthal 65597 Hünfelden-Gnadenthal Tel.: Fax: Limburg-Weilburg Ge Hü AF Gr Bioland Erich und Frank Brunn Hof Sintersbach 65597 Hünfelden-Kirberg Tel.: Fax: Jochen Heckelmann Hof Heckelmann 65597 Hünfelden-Nauheim 06438/2519 oder 0178/2717236 Tel.: Fax: 06438/71370 E-Mail: [email protected] Limburg-Weilburg Ge Zu Öl Hü AF Naturland Elke und Wolfgang Wunike GbR Harvester Hof 65550 Limburg-Linter Tel.: 06431 / 45835 Fax: 06431 / 44315 E-Mail: [email protected] Limburg-Weilburg Ge Hü AF Gr So Naturland Lehr- u. Versuchsbetrieb für ökologischen Landbau Gladbacherhof 65606 Villmar Tel.: 06474/71001-0 Fax: 06474/71001-19 E-Mail: andreas.schmid-eisert@ agrar.uni-giessen.de Limburg-Weilburg Hofgut Marjoß Behindertenwerk Main-Kinzig e. V. Barackenhöfe 36396 Steinau-Marjoß Tel.: 06660/96012 Fax: 06660/96016 E-Mail: [email protected] Main-Kinzig Jürgen Schaar Mainzer Str. 2 65843 Sulzbach Tel.: 06196 / 71871 Fax: 06196 / 759146 E-Mail: [email protected] Main-Taunus 06438 / 81220 06438 / 81223 Mi 06438/920623 06438/920625 Limburg-Weilburg Ge Zu Öl Körnerfenchel teilweise SM Mi Ge Ka Hü AF Gr Bioland Mi RA Ge Ka AF Gr Bioland Mi RA Ge Zu Ka Gr Mu RM Pferde Bioland Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Die Fleckenbühler Hof Fleckenbühl gemeinnützige und mildtätige GmbH Fleckenbühl 6 35091 Cölbe-Schönstadt Tel.: Fax: Marburg-Biedenkopf Ge Hü AF Gr Demeter Stefan Mann Zum Schwarzen Mann 2 35085 Ebsdorfergrund-Ilschhausen Tel.: Fax: Peter Heuner Krebsbachhof Rodenhäuser Str. 12 35102 Lohra-Seelbach Tel.: 06462/1696 Fax: 06462/3790 E-Mail: [email protected] Marburg-Biedenkopf Joachim Gabriel Hof Stedebach Haus-Nr. 2 35096 Weimar-Stedebach Tel.: 06426/7234 Fax: 06426/7140 E-Mail: [email protected] Marburg-Biedenkopf Müller & Goetz GbR Hof Zorn An der Ganswiese 65321 Heidenrod-Zorn Tel.: Fax: Besier GbR R. u. K. Besier Lindenhof 65329 Hohenstein-Breithardt Tel.: 06120/3535 Fax: 06120/4815 E-Mail:[email protected] 06427/9221-0 06427/9220-51 Mi RA SM 06424/1070 oder /5302 06424/5302 Marburg-Biedenkopf Ge Hü AF Gr Wb Bioland Mi RA Ge Gr So Demeter RM Mu Ge Gr Fg Saatgutvermehrer Gemüse Demeter Mi RA 06775/1503 06775/960278 Rheingau-Taunus Ge AF Gr Demeter Mi RA Rheingau-Taunus Ge AF Gr Mi RA Bioland Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Weingut Hans Lang Rheinallee 6 65347 Eltville-Hattenheim Tel.: 06723/2475 Fax: 06723/7963 E-Mail: [email protected] Rheingau-Taunus Wein Ecovin Weingut Peter Jakob Kühn Mühlstr. 70 65375 Oestrich-Winkel Tel.: 06723/2299 Fax: 06723/87788 E-Mail: [email protected] Rheingau-Taunus Wein Demeter Weingut Graf von Kanitz Rheinstr. 49 65391 Lorch im Rheingau Tel.: 06726/346 E-Mail: [email protected] Rheingau-Taunus Wein Ecovin Weingut Fred Prinz Inh. Fred und Sabine Prinz Im Flachsgarten 5 65375 Hallgarten Tel.: 06723/999847 Fax: 06723/999848 E-Mail: [email protected] Rheingau-Taunus Wein Weingut Hirt-Albrecht Inh. Michael Albrecht Schwaklbacher Str. 15 65343 Eltville am Rhein Tel.: 06123/5471 Fax: 06123/975261 E-Mail: [email protected] Rheingau-Taunus Wein Forschungsanstalt Geisenheim Von-Lade-Str.1 65366 Geisenheim Tel.: Fax: Rheingau-Taunus Gemüsebau Obstbau Zierpflanzenbau 06722 / 5020 06722 / 502212 Ecovin Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko M. & M. Häusling Kellerwaldhof Heideweg 1 34596 Bad Zwesten-Oberurff Tel.: 05626 / 261 Fax: 05626 / 1811 E-Mail:. [email protected] Schwalm-Eder Ge AF Gr Bioland Uwe Brede & Babett Löber Hessische Staatsdomäne Wichter Str. 15-17 34593 Knüllwald-Niederbeisheim Tel.: Fax: Schwalm-Eder Ute und Martin Reichert Zum Rot 32 34327 Körle Tel.: Fax: Judith und Tim Treis Ruhlengut Binsförther Str. 26 34326 Morschen-Neumorschen Tel.: Fax: 05664/9830968 05664/9830968 Schwalm-Eder Milchschafhaltung EG-BioRichtlinie Waldemar Braunleder Hof Trockenbach An der Trockenbach 10 34637 Schrecksbach-Röllshausen Tel.: Fax: 06698/1742 06698/911766 Schwalm-Eder Ge Gr Demeter Ludwig Lukas Wolfshainsiedlung 5 34613 Schwalmstadt-Rörshain Tel.: Fax: 05685/341 05685/341 Mi Ge Hü Gr So Bioland Lh 05665/30318 05655/30318 Schwalm-Eder Ge AF Gr Bioland Mi RA Mi 06691/4729 0669174729 Schwalm-Eder Ge Gr Mi Bioland Ausbildungsbetrieb Karl-Heinrich Kasper Oberhof 8 36304 Alsfeld-Liederbach Telefon / Telefax / E-Mail Tel.: 06631/71144 Fax: 06631/2404 E-Mail: grasgruener-kasper@ t-online.de Kreis Vogelsberg Tel.: Fax: Lebensgemeinschaft Sassen und Richthof e.V. Hofgut Sassen 36110 Schlitz Tel.: Fax: 06642 / 802146 06642 / 802128 Vogelsberg Gemeinnützige Schottener Rehabilitations- und Betreuungseinrichtungen GmbH Vogelsbergstr. 212 63679 Schotten Tel.: Fax: 06044/60090 06044/4394 Vogelsberg Oberwaider Hof GbR Brigitte und Joachim Brouwer Außerhalb 46 63679 Schotten-Einhartshausen Tel.: Fax: Verein zur Förderung der Aufgaben der Landwirtschaft Herrn Heer Zum Melchiorsgrund 1 36318 Schwalmtal-Hopfgarten Ge Hü AF Gr Heil- und Gewürzpflanzen Öko Demeter RA RM Mu Gemeinschaft Altenschlirf Müser Str. 1 36358 Herbstein-Altenschlirf 06647/960619 06647/960627 Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Vogelsberg Ge Gr Demeter Mi RA Ge AF Gr Mi Ge Gr Bioland Mu Kälberaufzucht E-Mail: wfbm.landwirtschaft@ reha-schoten.de 06044/950018 06044/4258 Vogelsberg Ge Gr Bioland RA, SH, Sch, PH, Mu Tel.: Fax: 06638/961120 06638/961155 Vogelsberg Ge Gr AF Mi RA RM Lh Ziegen Demeter Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Frühauf GbR Karsten Tümmler Domäne Selgenhof 35327 Ulrichstein Tel.: 06645/96150 Fax: 06645/961512 E-Mail: [email protected] Vogelsberg Ge AF Gr Demeter Basitenberghof GbR Fam. Saalfrank und van Bentum Landgraf-Friedrich-Str. 40 35066 Frankenberg-Friedrichshausen Tel.: 06451/23947 oder 23582 Fax: 06451/23947 oder 715345 E-Mail: [email protected] Waldeck-Frankenberg Bio-Garten Flechtdorf GmbH Am Stege 4 34497 Korbach Tel.: Fax: 05631 / 5006-900 05631 / 5006-913 Waldeck-Frankenberg Garten- und Landschaftsbau Gemüsebau Zierpflanzenbau Bioland Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e. V. Hofgut Rocklinghausen 34477 Twistetal Tel.: Fax: 05695/97980 05695/979830 Waldeck-Frankenberg Ge AF Gr Bioland Kaiser/Thies GbR Neue Str. 9 37297 Berkatal-Frankershausen Tel.: 05657/7138 Fax: 05657/919844 E-Mail: [email protected] Werra-Meißner Gutsverwaltung Friedrichsbrück W. Knyrim Lindenallee 22 37235 Hessisch Lichtenau-Friedrichsbrück Tel.: Fax: E-Mail: 05602/6789 05602/915359 [email protected] Werra-Meißner Bernd Dietrich u. Angela Funk GbR Kreuzerweg 10 37296 Ringgau-Renda Tel.: Fax: E-Mail: 05659/523 05659/923452 [email protected] Werra-Meißner Mi RA Ge Gr Fg Bioland Mi RA Mi Ge Gr Bioland GA Gr EG-BioRichtlinie Mu RA RM Gr Mu Milchziegenhaltung Ph Bioland Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Landwirtschaftsgemeinschaft Dottenfelderhof KG Dottenfelderhof 61118 Bad Vilbe Tel.: Fax: E-Mail: 06101/524560 06101/529622 [email protected] Wetterau Ge Ka AF Gr Wb Fg Ob Demeter Lebensgemeinschaft Bingenheim e. V. Schloßstr. 9 61209 Echzell-Bingenheim Tel.: Fax: 06035/9162-30 06035/9162-92 Wetterau Helmut Keller Domäne Konradsdorf 63683 Ortenberg Tel.: Fax: E-Mail: Steinfurther Bioland-Gärtnerei Erhard Schwalm Zum Sauerbrunnen 66 61231 Bad Nauheim-Steinfurth Tel.: 06032 / 86170 Fax: 06032 / 86190 Landwirtschaftsgemeinschaft Dottenfelderhof KG Dottenfelderhof 1 61118 Bad Vilbel Tel.: Fax: Lebensgemeinschaft Bingenheim e.V. - Personalstelle Schloßstr. 9 61209 Echzell Tel.: Fax: Mi RA Lh Ge AF Gr Demeter Mi 06041 / 50754 06041 / 800342 [email protected] Wetterau Ge Hü AF Gr Bioland Mi RA Wetterau Gemüsebau Bioland 06101 / 529620 06101 / 529622 Wetterau Gemüsebau Obstbau Demeter 06035/9162-30 06035/9162-92 Wetterau Ge AF Gr Demeter Mi Ausbildungsbetrieb Telefon / Telefax / E-Mail Kreis Betriebszweige Pflanzenproduktion / Tierproduktion Öko Helmut Keller Domäne Konradsdorf 63683 Ortenberg Tel.: 06041 / 50754 Fax: 06041 / 800342 E-Mail: [email protected] Wetterau Ge Hü AF Gr Bioland Wollinsky & Preuss GbR Pappelhof Dorheimer Str. 107 61203 Reichelsheim-Beienheim Tel.: Fax: 06035/920273 06035/920275 Wetterau Ge Zu Ka Fg Ob Bioland Wiesbadener Jugendwerkstatt GmbH Hasengartenstr. 10-12 65189 Wiesbaden Tel.: 0611 / 79070 Wiesbaden Bioland Fax: 0611 / 790746 Gemüsebau Obstbau ZIerpflanzenbau Mi RA Abkürzungen: Pflanzenproduktion: Tierproduktion: AF Ackerfutter Fä = Färsenaufzucht Sa = Schweineaufzucht = Geflügelaufzucht Sm = Schweinemast = Fg = Feldgemüse Ga Ge = Getreidebau Gm = Geflügelmast Gr = Grünland/Ackergras Lh = Legehennenhaltung Hü = Hülsenfrüchte Mi = Milchviehhaltung Ka = Kartoffelbau Mu = Mutterkuhhaltung Kö = Körnermais Ph = Pferdehaltung Öl = Ölfrüchte Ra = Rinderaufzucht So = Sonderkulturen Rm = Rindermast Wb = Waldbau Sch = Schafhaltung Zu = Zuckerrübenbau Sh = Sauenhaltung und Ferkelerzeugung (Fe) Details unter: www.llh-hessen.de/bildung/zustaendige_stelle/ausbildungsbetriebe Impressum Autoren: Uwe Weimar, Die Fleckenbühler Michael Rath, Betriebsgemeinschaft Altenschlirf Petra Boie, Bingenheimer Demeter Gärtnerei Karin Artzt-Steinbrink, Upländer Bauernmolkerei Meinhard Rediske, Siebenkorn Dr. Harald Hoppe, biond Thomas Wolff, Querbeet Oliver Schröbel, Odenwälder Winzergenossenschaft Sandra Kühn, Weingut Peter-Jakob Kühn Bernd Gebhardt-Schiller, RP Gießen Karin Drube, RP Gießen Britta Hetzel, Naturschutzakademie Wetzlar Claudia Jung, Weinbauamt Eltville Reinhard Lübbert, Dottenfelder Hof Armin Kullmann, IflS Dr. Robert Hermanowski, FibL Deutschland Prof. Dr. Randolf Kauer, Campus Geisen Prof. Dr. Günter Leithold, Justus-Liebig-Universität Gießen Prof. Dr. Jürgen Heß, Universität Kassel-Witzenhausen Günther Semmler-Lootz, LLH Heinz Gegenbach, LLH Dr. Ute Williges, LLH Karl-Heinz Happel, HMUELV Katja Preusche, HMUELV Thomas Zebunke, HMUELV Redaktion: Thomas Zebunke, HMUELV, Abteilung Landwirtschaft Layout: Karin Dietrich, HMUELV, Referat Öffentlichkeitsarbeit Herausgeber: Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Mainzer Straße 80, 65189 Wiesbaden www.hmuelv.hessen.de Fotos: Titel und Innentitel: creativ collection Verlag GmbH, Freiburg ansonsten wie angegeben oder HMUELV ISBN 978-3-89274-332-3 Stand: April 2011 Die weibliche Form ist der männlichen Form in dieser Veröffentlichung gleichgestellt; lediglich aus Gründen der Vereinfachung wurde überwiegend die männliche Form gewählt. Ökologischer Landbau in Hessen 82 Anmerkung zur Verwendung Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. 83 Ökologischer Landbau in Hessen Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Mainzer Str. 80 65189 Wiesbaden www.hmuelv.hessen.de