Design ohne Designer
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Design ohne Designer Die Kreativität des Laien in der Gestaltung Ellwangens MHMK Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation Bachelorarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts Design ohne Designer Die Kreativität des Laien in der Gestaltung Ellwangens Studiengang Digitale Medienproduktion Fachrichtung Mediendesign Prüfer: Prof. Dr. Mona Mahall Vorgelegt von Joachim Roschka Matr.-Nr.: S-23863 Studiengang Digitale Medienproduktion Fachrichtung Mediendesign Stuttgart, im Juli 2011 Inhaltsverzeichnis Wissenschaftliche Arbeit: Design ohne Designer Vorwort07 01 Einleitung08 02 Amateur und Profi: Eine Definition 14 03 Design im Alltag 17 04 (Alltags-) Ästhetik 20 05 Amateure: Die Designer des Alltags 22 05.1 Kommunikations- und Grafikdesign 24 05.2 Architektur / Interior 28 05.3 Das Web 33 05.3.1 Der Kunde als Werber 49 05.3.2 Echtes Handwerk und das Netz 55 06 Chancen & Risiken Für das Design durch die Partizipation der Amateure 57 07 amateure als billige Arbeitskräfte? 60 08 Inspiration und Lernmöglichkeit: Wer profitiert von wem? 64 09 Amateurdesign: Ein Fazit 69 Literaturverzeichnis115 Abbildungsverzeichnis119 Eidesstattliche Erklärung 04 125 Praktische Arbeit: Der Ellwanger Spelunkenführer 01 Operative Idee 76 02 Vorgeschichte77 03 Was unterscheidet den neuen vom «Ur-Spelunkenführer»? 78 04 Allgemeiner Zeitplan 80 05 Zielformulierung82 06 Zielgruppenformulierung und Vermarktungsmöglichkeit 83 07 Logogestaltung84 08 Layout86 09 Bildwelten90 10 Typografie92 11 Gestaltungsraster94 12 Gutscheine96 13 Piktogramme97 14 Speisekarten98 15 QR-Codes99 16 Screenshots100 17 Übersichtskarte104 18 Druck105 19 Online-Portal106 20 Reflexion112 05 06 Vorwort Design umgibt uns, es definiert unseren Alltag. Dabei denken die meisten oft an komplexe Architektur, an das CI von Firmen und Konzernen, an Filme und Internetclips, an Plakate, Flyer und Mgazinseiten oder an das Interior Design von Geschäften, Clubs oder Bars. Ein Großteil der Gestaltung wird jedoch von Amateuren geprägt, die in ihrer freien Zeit Unglaubliches schaffen können. Ihr Antrieb: die Leidenschaft am Ausprobieren, die Freude am Basteln oder der Wunsch, der eigenen Kreativität Ausdruck zu verleihen. In der hier vorliegenden Bachelorarbeit möchte ich auf die unterschiedlichen Bereiche des Designs eingehen und zeigen, wie Amateure in jeder Disziplin beeindruckende gestalterische Leistungen vollbringen, was ihr Antrieb ist, in welchen Punkten sich ihre von profesionellen Arbeiten unterscheiden, wie sich beide Parteien gegenseitig inspirieren und wie sie voneinander lernen, bzw. profitieren können. Mein Fokus liegt dabei auf der Gestaltung von Bars, Kneipen und Restaurants, in denen wie in fast keinem anderen öffentlichen Raum die Kreativität von Laien in vielen verschiedenen Facetten so gut zum Ausdruck gebracht werden kann. Dies beginnt bei der Gestaltung des eigenen Logos und der Speisekarte, der Dekoration in der Gaststube und reicht bis hin zum Auftritt im Internet. Im praktischen Teil beleuchte ich konkret die Kneipenszene in der Kreisstadt Ellwangen (Jagst). Vor einigen Jahren gestaltete ich zusammen mit Christian Rupp, einem sehr guten Freund, eine Art Kneipenführer durch das Ellwanger Nachtleben. In diesem «Spelunkenführer» versuchten wir alle Bars, Kneipen und Restaurants aufzulisten und unter Einbezug verschiedener Bewertungskriterien einen subjektiven Eindruck der Lokalitäten zu geben. Dies alles passierte vor meinem Designstudium und ist damit im Grunde auch eine ähnliche Amateurleistung, wie ich sie in dieser Arbeit untersuche. Ergebnis meiner Arbeit ist ein von Grund auf neu definierter «Ellwanger Spelunkenführer», in dem ich in erster Linie das Besondere und Einzigartige der Kneipen, Cafés, Bistros, Imbissen, Bars, Wirtshäuser und Restaurants hervorheben und präsentieren möchte. Der Betrachter soll einen Eindruck der kreativen Individualität und der unglaublichen Details bekommen, die man sonst beim Besuch einer Lokalität nur unterbewusst oder gar nicht wahrnimmt. Auch wenn ich fast jede dieser «Spelunken» bereits kannte war ich überrascht von dem, was ich dort alles sehen und erleben konnte. 07 01 Einleitung Unser Alltag ist bis ins kleinste Detail durchgestaltet. Angefangen bei der Kaffeetasse am Morgen über den Stuhl, auf dem wir den Kaffee genießen, bis hin zum Teller, von dem wir unser Brötchen essen. Wir erwarten geradezu, dass unsere Umgebung und alles, was wir sehen oder anfassen, von Profis designt, entwickelt und produziert wird. Bewegt man sich am Wochenende durch das Nachtleben einer Stadt, so reiht sich eine Kneipe, ein Club und ein Restaurant mit einem ganz speziell auf das gewünschte Publikum entwickelten und durchdesignten Konzept an das andere. Die Mühe und das fachliche Können der Innenarchitekten, Grafiker, Maler und Designer ist zweifellos nicht zu übersehen und die Wirkung, die von Architektur, Einrichtung und Licht ausgeht, kann geradezu magisch anziehend sein. Aber dennoch sind diese Lokalitäten letztendlich Orte, die auf Basis eines von Profis entwickelten Konzepts künstlich aus dem Boden gestampft wurden. Dabei stellt sich jedoch die Frage, sind wir nicht an einem Punkt angekommen, wo die kleinen Dinge des Alltags, wo Laienhaftigkeit und der oft zitierte Mut zum schlechten Geschmack, oder Details, die interessante Informationen über den Besitzer eines Lokals, seine Herkunft, seinen persönlichen Geschmack und seine Gäste geben, uns als Betrachter viel mehr beeindrucken können als die geradlinigen, professionell gestalteten Clubs, Kneipen und Restaurants. Gerade durch diese individuellen Details, das Amateurhafte oder das Volkstümliche werden diese Stadtviertel, Plätze oder Regionen zu dem, was sie sind: einzigartig. Denn sie besitzen eine ganz persönliche Note und repräsentieren dadurch einen individuellen und einmaligen Stil. Erkennbar ist dies u.a. an der Art und Weise, wie sich Menschen kleiden, die Häuser und Gärten dekorieren, ihre Umwelt gestalten oder sich verhalten.1 Sicher, es ist angesagt sich, in stylischen Bars zu tummeln, in futuristischen Clubs zur Musik von morgen zu tanzen oder die Molekularküche und abgefahrene Kreationen von aufstrebenden Jungköchen in Szenerestaurants zu probieren. Aber all das hat man irgendwo schon einmal gesehen, erlebt, gefühlt, gerochen und geschmeckt. Besitzt man ein Auge für Details, so findet man sowohl in den jungen stylischen Etablissements, wie auch in der vom Inhaber geführten Kneipe um die Ecke, mit einer von Cliparts und typografischen Anzüglichkeiten überfüllten Speisekarte Dinge, die einen zum schmunzeln bringen, aber gleichermaßen auch 1 08 vgl. Alexander, Sturdevant, Jackson; 2011; S. 18 beeindrucken und inspirieren können. Das Design ist in den meisten dieser Fälle keineswegs unbeabsichtigt, sondern in all seinen Facetten vom Urheber genauso gewollt wie es präsentiert wird. Es gibt nur einen kleinen, aber ausschlaggebenden Unterschied: es wurde nicht von Profis, sondern von Laien konzipiert und umgesetzt. Der französische Ethnologe und Anthropologe Claude Lévi Strauss2 unterstrich, dass sich der Laie nicht mit weniger Motivation oder Vernunft bei der Umsetzung eines Ziels engagiere als ein Profi. Beide haben lediglich einen anderen kulturellen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergrund, den sie ihrem Wissen und ihrer Fähigkeiten entsprechend einsetzen. Dabei dürfe die „Bastelei“ eines Amateurs auf keinen Fall als „mindere Qualität“ abgetan werden, da für beide eine andere Sichtweise und Grundkenntnis notwendig sei. Während ein Bastler mit dem auskommt, was er in seiner Umwelt findet, diese neu arrangiert und dadurch gelegentlich ebenso „glänzende wie unvorhergesehene Ergebnisse“3 hervorbringt, versucht der Profi oder „Ingenieur“ stets auf Basis seines Wissens und seiner Fähigkeiten neue technische Innovationen zu schaffen, um „jene Zwänge abzustreifen, die ihm seine Zivilisation auferlegt hat.“4 Der Laie, der kein fundiertes Wissen über Ästhetik5, Gestaltung, Geschichte und Wirkung von Design haben kann, mache dies in der Regel, wenn auch unbewusst, mit viel Liebe zum Detail, sammelt Nippes und produziert Sachen, die ein Profi aufgrund seiner spezifischen 2 Claude Lévi Strauss (geb. 1908) war französischer Ethnologe und gilt als Gründer der philosophischen Schule des Strukturalismus. In seinen Arbeiten übertrug er die strukturale Sprachwissenschaft Roman Jakobsons auf sein Fachgebiet und begründete die strukturale Anthropologie (Lehre vom Menschen). Mit seinen Büchern beeinflusste er neben der Anthropologie, der Mythen- und Religionsforschung auch die neuere Philosophie und Geschichtswissenschaft. Er hatte einen Lehrstuhl für Soziologie im brasilianischen Sao Paulo inne und unternahm mehrere Expeditionen durch das Amazonas-Gebiet, wo er Feldforschung mit Indianern betrieb. Später lehrte er an der New York School of Social Research in New York und arbeitete zuletzt als Philosophieprofessor. Claude Lévi Strauss starb am 28. November 2009 im Alter von 101 Jahren. (Quelle: Spiegel-Online, Kulturphilosophie; Claude Lévi Strauss ist tot; http://www.spiegel.de/kultur/ gesellschaft/0,1518,659086,00.html, abgerufen am 11.06.2011) 3 Kauppert; 2008; S. 66 4 ebd.; S. 66 5 Der Begriff «Ästhetik» wird im Design zumeist umgangssprachlich als Synonym für «Schönheit» oder «Styling» verwendet. Eine spezifische, bislang nicht einmal in Ansätzen formulierte Ästhetik des Design hätte die Spaltung in eine Theorie schöner Gegenstände und eine Kritik der ästhetischen Urteilskraft zu überwinden und sich für eine ästhetische Theorie zu öffnen, die sich an das hält, was sich in der Wahrnehmung und Erfahrung als das Ästhetische zeigt. (Quelle: Erlhoff, Michael; Marshall, Tim; Wörterbuch Design, Begriffliche Perspektiven des Design; Birkäuser Verlag AG; 2008) 09 Fachkenntnis vorschnell als minderwertig oder gar schlecht abtut.6 Es ist nicht nur der ganz besondere Charme, der die Lokalitäten zu etwas Besonderem macht, sondern in erster Linie auch die banale Tatsache, dass sie von Grund auf ehrlich sind. Der Amateurdesigner will nicht bewusst ein besonderes Image verkaufen, keine künstliche Marke schaffen oder sich einem Trend anpassen. Nein, sie repräsentieren die Leidenschaft des Amateurs („frz. »Liebhaber« der, jemand, der eine Beschäftigung nur aus Liebhaberei betreibt.“)7, der sein Ding durchziehen möchte und seine eigene persönliche Note zum Ausdruck bringt. Natürlich kennt er nicht die Gestaltungsprinzipien, die ästhetischen oder typografischen Grundlagen, er hat nicht die notwendigen finanziellen und technischen Ressourcen oder den gestalterischen Hintergrund, den ein ausgebildeter professioneller Designer hat, aber er geht wie ein Profi mit demselben Enthusiasmus und einem Ziel vor Augen an die Arbeit und schafft mit seinen Mitteln und einer Art von „Umhervagabundieren“ das „Patchwork des Alltäglichen“8, das unsere direkte Umgebung zu dem macht, was sie ist: einzigartig. Die Ästhetik des Alltags beginnt bei der Architektur und geht über Inneneinrichtungen, Fassadenverzierungen, Plakate, Dekoration bis hin zur Vase auf dem Tisch im Restaurant, in der eine kleine künstliche Blume steckt (Abbildung 01). In vielen Bereichen unseres täglichen Lebens übernehmen Amateure zusehends die Arbeit von Profis, sei es aufgrund finanzieller Gründe oder aus reiner Motivation und der Lust etwas Neues selbst zu schaffen. Jeder kann eine eigene Homepage oder einen Bildband gestalten und veröffentlichen, Klamotten designen, Filme schneiden und einem riesigen Publikum präsentieren oder auch die Innenraumgestaltung eines Geschäfts oder Restaurants übernehmen. Frühere Grenzen zwischen Laie und Profi scheinen aufgehoben. Heute kann theoretisch jeder alles machen. Internet, Open-Source-Programmen und Do-It-Yourself Boom sei dank. Doch ist dies nun ein Problem und sogar eine Gefahr für professionelle Designer oder vielmehr eine Chance und Quelle für die Inspiration, um neue Trends zu entwickeln, Ideen zu finden, den Horizont zu erweitern und ganz andere Wege der Umsetzung zu etablieren? Sind Amateure aufgrund des fehlenden Wissens 6 vgl. Kauppert, 2008, S. 66 7 Der Brockhaus; 2009; S. 31 8 De Certeau; 1988; S. 22 10 und mangelnder gestalterischer Kenntnisse wirklich im Nachteil gegenüber den Profis oder sind sie in Wirklichkeit nicht vielmehr im Vorteil, da sie mit ihren Mitteln und möglichen Herangehensweisen vollkommen uneingeschränkt arbeiten können? Vielleicht müssen erfahrene Profis das «Umhervagabundieren» sehr viel ernster nehmen als sie es tun wollen, denn in Zeiten, in denen viel kopiert und neu arrangiert wird, sind die Arbeiten von Laien ohne einen klar zu erkennenden roten Faden mögliche Inspirationsquellen für Neues. „Die Rückkehr zum Gewöhnlichen, das Wiederbetrachten des Konventionellen sind alte Mittel und Wege, neue Kunst zu schaffen.“9 9 Von Moos, Weinberg-Staber; 1979; S. 31 11 Abbildung 01 Tischdekoration im «Tias Kebaphaus» in Ellwangen: Windlicht und eine Plastikblume 12 13 Amateur und Profi: 02 eine Definition Fälschlicherweise wird im alltäglichen Sprachgebrauch mit der Bezeichnung «Amateur» eine Person assoziiert, deren Kenntnisse auf einem bestimmten Gebiet sehr eingeschränkt sind, die mindere Qualität produziert und deren Leistung nicht gut genug ist. Ein Amateur ist jedoch vielmehr eine Person, die eine Tätigkeit im Gegensatz zum Profi, der sein Handwerk gelernt hat und von Grund auf beherrscht, aus reiner „Freude an der Sache auf einem bestimmten Gebiet“10 ausübt. Deshalb ist die Arbeit eines Amateurs keinesfalls als minderwertig oder gar schlecht zu betrachten, da diese mit viel Enthusiasmus und Liebe gemacht werden kann. Schaut man sich nur mal die große Zahl an Männern an, die in ihrer Freizeit Modelle jeglicher Art zu hundert Prozent handfertigen und den Beruf des Modellbauers, Ingenieurs, Fahrzeugtechnikers, Lackierer, Bootsbauer, Luft- und Raumfahrttechniker oder Statikers niemals gelernt haben, aber dennoch unglaublich detailgetreue und technisch hochsensible Autos, Boote oder Flugzeuge im Keller fertigen, so bleibt kein Zweifel übrig: nur weil man ein Handwerk nicht von Anfang an gelernt hat, kann man es dennoch zumindest in Teilen beherrschen. Dasselbe gilt für die kreative Kraft in der Gestaltung von Kontakt- oder Vermisstenanzeigen, von Werbeplakaten oder Fan-Bannern bei einem Fußballspiel, die in Sachen Zynismus, Ironie und Metapher von keinem professionellen Texter zu überbieten sind. Damit wird die Kluft zwischen Amateur und Profi zusehends schmaler, denn beide unterscheiden sich dieser Definition entsprechend hauptsächlich oder gar ausschließlich durch ihre Ausbildung. Der Profi beherrscht sein Fachgebiet nämlich von Grund auf. Das heißt, er hat eine entsprechende Ausbildung abgelegt und kennt nicht nur bestimmte Techniken oder Verfahrensweisen, sondern auch deren Grundlage, ihren Ursprung und versteht sein Handwerk vollständig. Im Falle des Berufsbilds eines Designers bedeutet dies, er kann nicht nur gut mit verschiedenen Computerprogrammen umgehen und hat das nötige Auge für Ästhetik, Formensprache und Komposition, sondern besitzt auch fundiertes Wissen über die Grundlagen der Gestaltung, Typografie, Wirkung von Farben und Formen, hat Kenntnisse von Techniken, Ästhetik und Kunst. „Zudem brauchen sie Kenntnisse über historische, politische, soziale und theoretische Zusammenhänge, um auf der 10 14 Brockhaus GmbH; 2005; Band 1; S. 699 Klaviatur der möglichen Formen und Funktionen den richtigen Ton zu treffen. Es erfordert viel Talent, eine gute Ausbildung und vor allem viel Erfahrung, um jederzeit zwischen der spielerisch-kreativen Inspirationsphase und der planerisch-disziplinierten Produktionsphase hin und her schalten zu können.“11 Der Profi kann seine Arbeit und Entscheidungen auf Basis seines Wissens und Erfahrungen belegen, rechtfertigen und reflektieren. Beide Personen, der Profi und der Amateur, unterscheiden sich nicht nur durch ihre Ausbildung, Grundkenntnisse und Fachbereiche, sondern auch in der Art ihrer Herangehensweise an ein Projekt, das Lösen eines Problems oder einer Aufgabe. Der französische Kulturphilosoph Michel de Certeau unterscheidet die Handlungsweisen von Profis und Amateuren mit Begriffen aus dem Militär: „Strategie und Taktik“12. Der Experte besitzt die Fähigkeit aufgrund seiner Ausbildung und umfangreichen Basiswissens vorab einen Plan zu entwickeln, wie ein Projekt von Grund auf mit allen möglichen Schwierigkeiten bestmöglich abgewickelt werden kann. Er entwickelt also eine Strategie und kann auf dieser Basis die daraus resultierende Taktik umsetzen. Der Amateur hingegen verfügt nicht über diese grundlegenden Kenntnisse und kann deshalb auch keine umfangreiche Strategie entwickeln. Er versucht hingegen, sich eine Taktik zurechtzulegen um ein ähnliches Ergebnis zu erreichen wie der Profi. Die Taktik ist weniger eine Basis, sondern vielmehr Plan zur Umsetzung, ein Ausprobieren mehrerer Möglichkeiten, um etwas zu schaffen.13 Der Laie hat jedoch den großen Vorteil, sich nicht an fundamentale Gestaltungsrichtlinien oder Vorgaben eines Auftraggebers richten zu müssen. Florian A. Schmidt vergleicht das Amateur- und Profidesign metaphorisch mit dem Kochen am heimischen Herd und dem Kochen in einer perfekt ausgestatteten Großküche eines Hotels. Äußerst geschmackvolle Kreationen können demnach in beiden Fällen entstehen, jedoch müsse der ausgebildete Koch, also der Profi, bei konstanter und verlässlicher Qualität eine sehr hohe Nachfrage befriedigen und habe deshalb keine Zeit für Experimente. Der Hobbykoch oder Amateur hingegen müsse weder die Wünsche eines Vorgesetzten oder eines Kunden bedienen. Er sei nur seinem eigenen Geschmack verpflichtet.14 11 Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 45 12 De Certeau; 1988; S. 23 13 vgl. ebd.; S. 23 14 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010, S. 35 15 Ein Amateur ist also eine Person, deren Arbeit ebenso geachtet werden muss wie die eines Profis. Beide unterscheiden sich hauptsächlich durch das fundierte Wissen beim Profi, während der Amateur mit viel Liebe und Enthusiasmus seine Projekte bestreitet. In Sachen Qualität und Anspruch müssen sich Profi- und Amateurarbeiten nicht zwangsläufig unterscheiden. In mancher Hinsicht ist der Profi dem Amateur sogar unterlegen, da er durch sein Handwerk seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, oft unter Zeitdruck steht und Vorgaben Dritter erfüllen muss. Die Amateure hingegen können „spielerisch, frei und kompromisslos tüfteln, und sorgen so immer wieder für erfrischende Impulse, die durchaus Eingang in die Welt der Profis finden.“15 Des Weiteren steht der Profi stets unter dem Druck, seine Position und seinen Wissensvorsprung durch berufliche Praxis und Bildung gegenüber dem Laien als Fachmann zu erhalten. Ein Amateur hingegen, der vollkommen frei seinem Hobby oder besser gesagt, seiner Leidenschaft nachgehen kann, ist deshalb klar im Vorteil und stellt aufgrund erodierender Monopole in Zeiten des Web 2.0 eventuell sogar eine reale Gefahr für das Wissensmonopol der Profis dar. Die Bezeichnung Amateur ist daher keinesfalls als Beleidigung zu werten.16 15 Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 19 16 vgl. ebd.; S. 18-19 16 03 Design Im Alltag Unser Alltag, unser Zuhause und unsere Umgebung sind von Grund auf durchgestaltet. Designtes ist stets und überall präsent und prägt unser Leben. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus, dass jeder bewusst oder unbewusst ein (Mit-)Gestalter oder eine -Gestalterin ist und die Umwelt nachhaltig beeinflusst. Egal ob Werbeanzeigen, Flyer, Infobroschüren, Plakate, Logos, Speisekarten, T-Shirts, Aufkleber, der eigene Vorgarten, Videos, Fotos, Internetseiten oder das eigene Haus. Es gibt nichts, was nicht gestaltet ist und jedermann steuert seinen Anteil dazu bei. Michel de Certeau vergleicht die «Bastelei» des Alltags mit dem Begriff des «Wilderns», was einen Eingriff in ein fremdes Jagdgebiet bedeutet. In diesem Fall das der professionellen ausgebildeten Designer. Die Bastelei zu Hause, das Häkeln, Stricken und Nähen, das handwerkliche Arbeiten oder das Malen und Zeichnen war schon immer auch eine Beschäftigung von Laien, doch seit der Verbreitung von Computer und Internet verbreitet sich auch das heimische Basteln und es gibt keine Disziplin, in der nicht sowohl Amateure, als auch Profis arbeiten. Vor allem im Bereich Kommunikationsdesign produzieren Laien am heimischen Schreibtisch wahrhaft spannende und innovative Dinge. «Do it yourself» ist chic und angesagt und durch erschwingliche Technik und Ressourcen ist es kein Problem mehr, die Arbeit selbst zu erledigen, anstatt sie einem ausgebildeten Handwerker oder Designer zu überlassen.17 Für den ambitionierten Amateur stellt es auch kein Problem mehr dar, sich dieselbe Software und Fachliteratur zu besorgen, wie sie von Designbüros und Agenturen benutzt werden. Damit unterscheiden sich die technischen Grundlagen zwischen Laie und Experte im Grunde nicht mehr, vielmehr differenzieren sie sich durch den Grad der Ausbildung und des technischen Fachwissens, wodurch sich die Art und Ästhetik der daraus resultierenden Gestaltung unterscheidet. 17 vgl. De Certeau; 1988; S. 12 17 Profis und Laien entwerfen unseren Alltag also gleichermaßen und scheinen sich deshalb auch beide als Gestalter oder Designer bezeichnen zu dürfen. Tomás Maldonado18 warnt in seiner Rede zum 50. Jahrestag der Gründung der Hochschule für Gestaltung in Ulm davor, angesichts des „Eindringens“ neuer Technologien in die heutige Lebenspraxis, „subjektive Allgemeinurteile ethischer oder ästhetischer Natur zu formulieren“.19 Deshalb müsse der Begriff «Entwerfen» klar definiert, differenziert und mit Vorsicht benutzt werden, da ansonsten anstelle einer Tätigkeit, die mit der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Dynamik der Gesellschaft gemeint sei, leicht eine selbstgenügsame und selbstbezügliche Tätigkeit verstanden werde. Das soll heißen, dass man Entwerfen nicht Begriffen wie «Design» oder «Gestaltung» gleichsetzen solle, da das Entwerfen viel stärker mit gesellschaftlichen Abläufen und Strukturen verknüpft sei. Die drei Begriffe seien heute sehr verschwommen, vor allem dann, wenn sie gezielten Anforderungen unterschiedlicher Aktivitäten wie des Architekten, Ingenieurs, Modeschöpfers, des Wissenschaftlers, Philosophen, Managers oder Journalisten, unterliegen. Aus diesem Grund müssten sie heute mehr denn je differenzierter und vorsichtiger benutzt, oder ganz auf sie verzichtet werden. Maldonado vergleicht weiter den Begriff Entwerfen mit Formen und beschreibt die Theorie des französischen Mathematiker und Philosophen René Thom, der die enge Beziehung zwischen Formen und Informieren deutlich machte. „Ihm zufolge formt, wer informiert, und informiert, wer formt“.20 Da wir also alle informieren, wenn wir etwas «in Form bringen», also entwerfen, sind wir automatisch auch alle Entwerfer, Gestalter oder Designer. Da ein professioneller Designer jedoch eine ordentliche Ausbildung absolvieren muss, um sich als solcher bezeichnen zu dürfen, kann man im Fall eines 18 Tomás Maldonado (geb. in Buenos Aires, 1922) ist Professor Emeritus des Politecnico di Milano. Von 1955 bis 1967 war er Dozent an der Hochschule für Gestaltung in Ulm und von 1964 bis 1966 Rektor dieser Hochschule, 1966 Ernennung zum «Fellow» des Council of Humanities der Universität Princeton. Von 1967 bis 1970 Lehrstuhl der «Class of 1913» an der School of Architecture der Universität Princeton. Von 1967 bis 1969 Präsident des International Council of Societies of Industrial Design. Von 1967 bis 1984 Professor für Umweltgestaltung an der Universität Bologna. Von 1977 bis 1981 leitete er die Zeitschrift Casabella. Seit 1994 fördert er die Schaffung der Abteilung Industrial esign am Politecnico di Milano, 1995 Preis «Compasso d‘Oro» des italienischen Industriedesigener-Verbands. 1998 wird ihm der italienische Staatspreis für Verdienste im Bereich der Wissenschaft und Kultur verliehen. 2001 Doktor honoris causa des Politenico di Milano. (Quelle: Maldonado, Tómas, Digitale Welt und Gestaltung, Ausgewählte Schriften herausgegeben und übersetzt von Gui Bonsiepe, Birkhäuser Architektur Verlag, 2007, S. 421) 19 Maldonado; 2007; S. 368 20 ebd.; S. 369 18 Amateurs im Grunde nicht von einem Entwerfer oder Gestalter sprechen, da ihm diese fachliche Ausbildung schlichtweg fehlt. Trotz der unterschiedlichen wissenschaftlichen und umgangssprachlichen Definition muss man klar sagen, dass beide, sowohl Profi als auch Amateur, gleichermaßen Entwerfer, Gestalter oder Designer des Alltags sind, da sie Informationen schaffen und die Umwelt gestalten. Eine Differenzierung des handwerklichen Könnens, Wissens und der Ästhetik muss jedoch geschehen, da beide Gruppen auf unterschiedliche Kenntnisse und Voraussetzungen zurückgreifen können und müssen. 21, 22 21 vgl. Maldonado; 2007; S. 368 - 369 22 vgl. Blöchlinger, Näf; 2010; S. 17-20 19 04 (Alltags-) Ästhetik Wenn man über Design, Gestaltung und das Entwerfen verschiedenster Dinge spricht, so ist dies unweigerlich mit dem Begriff «Ästhetik» verbunden. Seine Verwendung ist fast schon als inflationär zu bezeichnen, da ohne genaue Differenzierung vieles oder sogar fast alles als «schön» und «ästhetisch» bezeichnet wird. Genau hier liegt allerdings auch schon das Missverständnis, denn was ästhetisch ist, muss nicht zwangsläufig auch «schön» oder sogar «hübsch» sein, und was anmutig oder schön ist, kann nicht unbedingt wiederum als ästhetisch bezeichnet werden. Bei der Ästhetik geht es im Grunde nämlich um die Wahrnehmung und die Beziehung zwischen den Wahrnehmenden und dem Wahrzunehmenden, bzw. Wahrgenommenen.23 «Aisthesis» kommt aus dem Griechischen und bedeutet «sinnliche Wahrnehmung» und da der Mensch ein Sinneswesen ist, kann er nicht anders als wahrnehmend leben. Egal, in welcher Situation und körperlichen Konstitution wir uns befinden, wir sehen, riechen, hören, schmecken, fühlen und spüren ständig etwas, in unterschiedlicher Stärke und Aufmerksamkeit zwar, aber eine subjektive Wahrnehmung ist ständig präsent. Die eigentliche Alltagsästhetik gehorcht in erster Linie funktionalen Ansprüchen, da wir im täglichen Leben , im Straßenverkehr, beim Einkauf, beim Bummel durch die Stadt einer Vielzahl unterschiedlicher Reize gleichzeitig ausgesetzt sind. Die meisten Reize nehmen wir gar nicht auf, bzw. werden selektiv, oft nebenbei, unkonzentriert oder nur halb wahrgenommen. Nehmen wir jedoch etwas wahr, eine Form oder einen Reiz, das positive oder negative Empfindungen auslöst, so entsteht eine ästhetische Empfindung, die im hektischen Alltagsgeschehen jedoch oft nur von kurzer Dauer ist.24 „Das Schöne will verweilen, der Alltag zwingt uns aber, es gleich wieder zu verlassen. Damit aber ist das erste Grundprinzip der ästhetischen Alltagserfahrung beschrieben. Es lautet: Es ist schon wieder vorbei.“25 23 vgl. Brandes, Erlhoff, Schemmann; 2009; S. 27 24 vgl. Liessmann; 2010; S. 25-29 25 ebd.; 2010; S. 29 20 Michael Erlhoff26 und Tim Marshall27 beschreiben in dem Nachschlagewerk «Wörterbuch Design - Begriffliche Perspektiven des Design» einen postmodernen Wandel der bis in die 70er Jahre geltenden Standardbestimmung der Ästhetik als wissenschaftliche Disziplin und Zweig der Philosophie, sowie der Begriffe «Ästhetik» und «ästhetisch» selbst. Demnach erscheine die Ästhetik heute in verschiedenen Kontexten in jeweils unterschiedlicher Bedeutung und Akzentuierung. Dadurch werde der Begriff Ästhetik in der Kunst heute vor allem umgangssprachlich gebraucht und im Bereich des Design, sowie Werbung, Marketing und Branding als Synonym für «schön», «geschmackvoll» oder «ansprechend» verwendet. In diesem Zusammenhang wird meist nur das Styling eines Gegenstands verstanden, also ob er als schön oder hässlich empfunden wird. Ästhetik bezeichnet jedoch auch einen wesentlichen Aspekt der Wirkung eines Produkts in ihrer materiellen, ökologischen, politischen, sozialen und symbolischen Bedingtheit auf den Betrachter.28 Deshalb ist es schwierig, vor allem für Laien aber auch für Profis, die Arbeiten nach ästhetischen Kriterien zu beurteilen, da der Mensch dazu neigt, das als besonders ansprechend zu bezeichnen, was er subjektiv als schön empfindet. In der Gestaltungsweise der Amateure, die weder auf Gestaltungslehre, noch auf typografische, fotografische oder grafische Grundkenntnisse zurückgreifen können, wird ihr Schaffen deshalb oft fälschlicherweise als « unästhetisch», «schlecht» oder «hässlich» bezeichnet und findet seitens der Profis wenig Beachtung. 26 Michael Erlhoff promovierte in Literaturwissenschaft und Soziologie, war im Beirat der ducumenta 8, CEO des Rat für Formgebung/German Design Council, Gründungspräsident der Raymond Loewy Foundation, Gründungsdekan der Köln International School of Design, Gastprofessor u.a. in Hongkong, Tokio, Taipei, schrieb etliche Bücher und gab u.a. den Kurt Schwitters Almanach heraus. Er ist Professor an der KISD, außerdem Design-Berater; er lebt in Köln. (Quelle: Erlhoff, Michael; Marshall, Tim; Wörterbuch Design, Begriffliche Perspektiven des Design; Birkhäuser Verlag AG; 2008) 27 Tim Marshall ist Dekan der Parsons The New School for Design. Er studierte Kunst und Fotografie, arbeitete einige Jahre in Museen und Galerien und als freiberuflicher Fotograf, war Leiter der School of Design an der University of Western Sydney, Mitbegründer der Cadre Design Group in Sydney, initiierte Design-Projekte in China und Südost-Asien und entwickelte diverse Design-Konzepte. Er schreibt für Fach-Zeitschriften und akademische Publikationen und ist Mitglied des India China Institute an der New School New York; er lebt in New York. (Quelle: Erlhoff, Michael; Marshall, Tim; Wörterbuch Design, Begriffliche Perspektiven des Design; Birkhäuser Verlag AG; 2008) 28 vgl. Erlhoff, Marshall; 2008; S. 22-23 21 Amateure: Die Designer 05 Des Alltags Egal ob manuell von Hand, digital am PC, off- oder online, jung oder alt, Mann oder Frau: Amateure sind aktive, kreative und vor allem auch erfolgreiche Designer. «Was die Profis können, können wir schon lange». Es scheint, als wäre dies das Motto der unzähligen Laien, die sich in den verschiedensten Disziplinen versuchen und austoben. Mit Erfolg, denn spätestens seit der Verbreitung des Web 2.0, dem privaten PC, passender Software und leicht zugänglicher Bastelanleitungen für alles, was das kreative Herz begehrt, kann jeder alles gestalten, produzieren, veröffentlichen und auf unterschiedlichste Art und Weise profitieren. So gestalten Hobbydesigner neben dem eigenen Zuhause auch Einladungskarten für Geburtstagsfeiern, entwerfen Flyer für die Vereinsparty, häkeln Taschen für Handys oder schreiben Blog-Beiträge und gestalten ganze Webseiten. Der Autor und InternetKritiker Andrew Keen29 spricht in seinem Buch „Die Stunde der Stümper - Wie wir im Internet unsere Kultur zerstören“ vom „Verfall der Qualität und Verlässlichkeit unserer Informationen und eine Verzerrung, wenn nicht gar völlige Zerstörung der staatsbürgerlichen Debatte in unserem Land.“30 Grund hierfür sei der Amateurkult, durch den der Unterschied zwischen Leser und Schriftsteller, Künstler und Manager, Amateur und Fachmann nicht mehr zu erkennen sei. Er sieht die starke Partizipation der Amateure in der Gestaltung des Alltags in all seinen Facetten also eher als Problem anstatt als Chance zur Innovation und Weiterentwicklung des Designs und Informationsgehalt.31 Keen vergleicht die Entwicklung des Internets mit einem Experiment des Evolutionsbiologen T. H. Huxley, dem Urheber des «infinite monkey theorem». Diesem zufolge könne man davon ausgehen, dass auch Primaten ein Meisterwerk wie beispielsweise ein Drama von Shakespeare oder eine wirtschaftswissenschaftliche Abhandlung von Adam Smith, schaffen könnten, würde man nur eine unendliche Anzahl von Affen an unendlich viele 29 Andrew Keen ist Journalist und Web-Unternehmer. Sein Buch „The Cult of the Amateur“, ein „scharfsinnig dargelegtes Klagelied“ („New York Times“) über den Verfall von Standards und Werten durch Schwarmintelligenz und Web 2.0, wurde zum internationalen Bestseller. Dabei hat Keen selbst mit dem Web zu tun gehabt: In den Neunzigern gründete er mit Audiocafe.com einen der ersten Online-Musikläden. Der 49-jährige Brite studierte Geschichte an der London University und an der University of California in Berkeley. Keen lebt heute mit seiner Familie in Birmingham, Alabama. (Quelle: Soukup, Michael; Spiegel Online; Netzkritiker Andrew Keen, „Bei Twitter entsteht eine neue Elite“; 24.04.2009; http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,620281,00.html; abgerufen am 11.06.2011) 30 Keen; 2007; S. 35 31 vgl. ebd.; S. 35 22 Schreibmaschinen setzen. Genau dies sei heute der Fall, da eine schier unendliche Anzahl von Leuten Zugang zu einem PC oder ähnlichem hätten und mehr oder minderwichtige Informationen produzieren. Dies scheine wie eine Voraussage der kulturellen Verflachung, die die traditionellen Grenzen zwischen Urheber und Vebraucher, Publikum und Künstler oder zwischen Fachmann und Amateur verwischen werde.32 Nichtsdestotrotz sehen Wissenschaftler, Ethnologen und Philosophen das kreative Potential von Bastlern, Laien, oder Amateuren sehr viel positiver als Andrew Keen und verweisen auf die unterschiedlichen Motivationen, Herangehensweisen und Methoden der Umsetzung von Projekten zwischen Amateuren und Profis. Soviel ist klar, alle Menschen jeder Kultur gestalten bewusst oder unbewusst die Umgebung und unseren Alltag mit. Die meisten davon sind Leute, die von den Grundlagen der Gestaltung, Designgeschichte oder Ästhetik wenig oder gar keine Ahnung haben. Und dennoch sind sie die eigentlichen Urheber unseres Alltags und haben Einfluss auf alle Bereiche des Design - das war vor fünfzig Jahren so und ist es heute in Zeiten des PC, Internet und erschwinglichen Mitteln wohl mehr denn je. 32 vgl. Keen; 2007; S. 9-10 23 Kommunikations- und 05.1 Grafikdesign Die Gestaltung unterschiedlicher visueller Inhalte in verschiedenen analogen und digitalen Medien umfasst neben Illustrationen, Infografiken, Piktogrammen, Anzeigen, Plakaten und Flyern auch die Bereiche Typografie und Editorial. Dies alles sind Bereiche, die unseren Alltag prägen und von Profis und Laien gleichermaßen geprägt und mitgestalten werden. Überall, ob auf der Straße, beim Lesen der Regionalzeitung oder dem gemütlichen Feierabendbier in der Kneipe nebenan: ständig werden wir über die neusten Events, Stellenangebote, Kontaktanzeigen oder Angebote im örtlichen Friseursalon informiert. Eine besonders große und kreative Vielfalt an Do-It-Yourself-Design findet man beim Betrachten der Speise- und Getränkekarten von Restaurants oder Kneipen, vornehmlich in solchen, die nicht von professionellen Innenarchitekten und Designern konzipiert wurden. Ein Sammelsurium von Cliparts, Amateurbildern und Fonts auf braunem, gelbem oder grünem Papier, mit oder ohne Muster, in einer abgegriffenen Schutzfolie sind Zeuge des Hobbygestalters, der mit viel Ehrgeiz und Liebe versucht, seinen Gästen sich und seine Lokalität zu präsentieren und schafft damit eine ganz eigene und persönliche Ästhetik (Abbildung 02-03). Diese Speise- oder Getränkekarten gehören bereits so sehr zum allgemeinen Bild einer von Amateurgestaltern konzipierten Kneipe, dass es dem Besucher vermutlich gar nicht mehr auffällt, welch tolle und teilweise amüsante Designkonzepte hier präsentiert werden. Für den Profi ein Grauen, für den Laien nicht weiter interessant und für den, der sich damit beschäftigt und etwas näher darauf eingeht ein wahrer Schatz an Ideen und Einblicken in die Arbeitsweise, den Charakter und die Liebe zum Design des Hobbyisten. Auch in der Gestaltung von Speisekarten, Flyern, Logos oder (Event-)Plakaten der Ellwanger Kneipen- und Restaurantszene gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Designs und Layouts zu entdecken. Was dabei auffällt ist, dass vor allem alteingesessene Restaurants wie der «Stiftskeller» oder der «Rote Ochsen» ein ähnliches Designkonzept ihrer Speisekarten verfolgen, auf Bilder oder Grafiken verzichten und eher auf typografische Gestaltung setzen, während Kneipen und ausländische Restaurants wie die griechische «Kanzlei» viele Bilder, Icons, Clip-Arts und Farben benutzen (Abbildung 04). Moderne, von Designern konzipierte Lokalitäten, vor allem Bars und Lounges wie das «Mondi» oder «Manhatten» setzen auf ein in sich stimmiges CI und ziehen dies vom Logo über die Inneneinrichtung bis hin zur Getränkekarte, Flyer und gespielten Musik meistens konsequent durch. Jedes der Konzepte funktionier und alle haben eine vollkommen unterschiedliche 24 Ästhetik. Die Gestaltung der unterschiedlichsten Medien gilt heute als «cool» und stellt für die meisten kein Problem dar, denn vor allem für die jüngere Generation gehören Grundkenntnisse in Kommunikations- und Grafikdesign zum Alltag so wie Lesen, schreiben oder rechnen.33 Der PC macht‘s möglich und durch eine Vielzahl unterschiedlichster Tutorials, Templates oder Freeware-Programme ist es auch kein Problem mehr, die Arbeit von Profis selbst zu übernehmen. Komplexe und ausgeklügelte Designs sind dabei eher selten das Ergebnis der Laien, doch erfüllen sie voll und ganz ihren Zweck und verleihen dem Gesamtbild einer Stadt, einem Geschäft, einer Lokalität und dem Alltag erst ein Image und das Gesicht, das wir alle kennen. 33 vgl. Keen; 2007; S. 9-10 25 Abbildung 02 (oben links) Speisekarte im «Tias Kebaphaus», Ellwangen Abbildung 03 (oben rechts) Speisekarte im «Journal», Ellwangen Abbildung 04 (unten) Speisekarte im Bistro / Café «Zur Kanzlei», Ellwangen 26 27 05.2 Architektur / Interior Stellt man sich eine Stadt vor, die von Grund auf das Werk ausgebildeter Architekten, Ingenieure, Städteplaner und Designer ist, so landet man schnell bei Megacities aus Glas, Stahl und Beton, die eine wundervolle futuristische, aber auch seelenlose Vision aus Science-Ffiction-Filmen wie Matrix, iRobot oder Star Wars sein könnten (Abbildung 05-06). Die Realität sieht anders aus, denn glänzende Fassaden, perfekt aufeinander abgestimmte Gebäude und eine Welt in blau-grau ist zumindest in den meisten Fällen ein Produkt der kreativen Vorstellungskraft von Filmemachern, Architekturbüros oder Science-Fiction-Fans. Ein Patchwork aus unzähligen Geschmäckern und Ideen ist das, was unsere direkte Umgebung, unseren Alltag definiert. Da reiht sich eine rote Häuserfassade an eine weiße, Altbau an modernes Glasbüro, Ziegeldach an umweltfreundliche Dachbegrünung oder Einfamilienhaus an gigantischen Wohnkomplex. Sicher, meistens sind auch diese Gebäude das Werk von Experten, doch in jedem einzelnen steckt auch die Kreativität eines Amateurs, der seine Fassade nach seinem persönlichen Geschmack gestaltet, der seinen Vorgarten nach seinen Wünschen und Vorlieben bepflanzt, oder der seine Identität mit einer Comic-Schrift auf dem Briefkasten markiert (Abbildung 07). In ländlichen Regionen kann man dies aufgrund weniger strengen Auflagen seitens der Behörden noch besser und häufiger sehen als in der Stadt, wo zudem der kreative Spielraum des Laien in der Gestaltung seiner Wohnung oder seines Hauses nach außen aufgrund von Platzmangel und Eigentumsverhältnissen stark eingegrenzt ist. Die meisten Architekten träumen von futuristischen Gebäuden, klaren Formen, modernen Materialien und neuen Bautechniken, doch ist es das, was die Menschen überhaupt wollen, die sich doch auch durch ihr individuell gestaltetes Haus nach innen und vor allem außen präsentieren? Hinsichtlich moderner Architektur besteht für Robert Venturi34 das größte Problem darin, dass der direkte Bezug von 34 28 Robert Venturi ist amerikanischer Architekt, Designer und Theoretiker. Er wurde 1925 in Philadelphia geboren, studierte 1943-50 Architektur an der Princeton University, sowie von 1954-56 an der American Academy in Rom. 1957-65 lehrte Venturi Architektur an der University of Pennsylvania. Aus einer Vortragsreihe, die er am Museum of Modern Art in New York hält, entsteht 1966 das einflussreiche Buch „Complexity and Contradiction in Modern Architecture“. 1972 verfasst er gemeinsam mit Denise Scott Brown und Steven Izenour das nicht minder wichtige Werk „Learning from Las Vegas“. Robert Venturi tritt für die postmoderne Architektur ein. Er spricht sich für eine symbolische und differenziertere Formensprache aus, in der sich der moderne Mensch leichter wiederfinden können soll. 1958 gründet er mit John Rauch in Philadelphia ein Architekturbüro. Als sich John Rauch zurückzieht, entsteht 1989 mit Denise Scott Brown das heutige Büro Venturi Scott Brown & Associates. Zu seinen wichtigsten architektonischen Werken gehören der Sainsbury-Flügel der National Gallery in London (1991), das Museum of Contemporary Art in Sandiego (1996), die Philadelphia Orchestra Hall (1987-96) und der neue Campus Center der Princeton University (2000). (Quelle: vgl. Art-Directory, Robert Venturi, http://www.art-directory.de/design/robert-venturi-1925/, abgerufen am 10.06.2011) Mensch zur Architektur zu fehlen scheint. Durch den Verlust der Ikonologie verlieren Bauwerke ihre Bedeutung, zitiert Margit Weinberg-Staber Venturi. „Diese Bedeutung muss seiner Meinung nach dort anknüpfen, wo jedermann angesprochen wird, also im Alltag der Bilder und Zeichen, Mythen und Symbole. Man kann es auch anders ausdrücken: Eine Tankstelle soll wie eine Tankstelle, eine Kirche wie eine Kirche, ein Fußballstadion wie ein Fußballstadion, eine Straße wie eine Straße, Gewöhnliches wie Gewöhnliches und Edles wie Edles aussehen.“35 Was Robert Venturi damit ausdrücken möchte ist, dass ein Gebäude, sei es ein Wohnhaus, ein Restaurant oder ein Einkaufszentrum, ohne das Dekorieren, das bewusste Eingreifen der Menschen, die es nutzen und darin leben, nur eine leere, seelenlose Hülle ist, die im Grunde alles sein kann. „Dekoration ist seiner Ansicht nach das Brot der Seele und erweckt den «shelter» zum Leben.“36, so Weinberg-Staber. Der Mensch strebt danach, ein Umfeld zu schaffen, das ihm selbst, aber auch anderen gefällt. Und dies beginnt natürlich bei der Gestaltung und Dekoration von Wohnungen und Häuser. Viele sehnen sich nach immer moderneren und gewagteren Gebäudekomplexen mit einer unglaublichen Formensprache. Futurismus ist zur Realität geworden und neue Materialien und Bautechniken machen hochmodernes Bauen möglich. Doch der Großteil der Menschen sieht sich selbst weniger in einer kühlen und technisch anmutenden Umgebung aus einem Architekturmagazin, als vielmehr in einem gemütlichen Zuhause, das nach den eigenen Wünschen, mit den persönlichen Ideen und Vorlieben gestaltet und dekoriert ist. «Zeig mir dein Haus, deine Wohnung oder deinen Garten und ich sag dir wer du bist». So könnte man es prägnant ausdrücken, denn die Gestaltung der persönlichen Umgebung lässt auf den Geschmack, die Kultur, Herkunft und die Persönlichkeit des Menschen schließen. Da werden Gartenzwerge aneinandergereiht, Flaggen gehisst, Tische mit Deckchen und Blumenschmuck dekoriert, Wände in allen Farben gestrichen, Tapeten geklebt, Symbole verbreitet und Fotos aufgehängt (Abbildung 08-10). Nichts von dem geschieht willkürlich oder unterbewusst, aber das Meiste ist das Werk von Amateuren, die Innenarchitektur, Dekoration oder Landschaftsbau nie gelernt haben, es aber dennoch machen. Vor allem in urigen und rustikalen Kneipen sieht man immer wieder eine wahre Sammlung an Pokalen, Fotos und 35 Von Moos, Weinberg-Staber; 1979; S. 8 36 ebd.; S. 8 29 Abbildung 05 / 06 (oben) Urbane Zukunftsvisionen im Stil von Filmen wie Star Wars, iRobot oder The Matrix. Abbildung 07 (mitte links) Individuelle Gestaltung & Dekoration eines Hauses zu Ostern. Abbildung 08 (mitte rechts) Echt deutsch: Ein Gartenzwerg im Vorgarten. Abbildung 09 (unten links) Gebastelte und bemalte Häuschen als Wanddekoration in einem Badezimmer. Abbildung 10 (unten rechts) Dekoration im Ellwanger «Irish Pub The Leprechaun». 30 31 Erinnerungsstücken des Besitzers oder vom Fußballverein, der diese Lokalität zu seiner Stammkneipe auserkoren hat und regelmäßig am Stammtisch zu Gast ist (Abbildung 11). Dies schafft ein sehr gemütliches und persönliches Ambiente, das ein Profi mit Farben, Bildern und Möbelstücken nur schwer auf dieselbe Art und Weise erreichen kann. Ob es am Ende schön aussieht oder eher kitschig wirkt, ist subjektiv. Aber ist Kitsch wie Gartenzwerge in quietsch-bunten Farben und Formen oder sogenannte Retrotapeten heutzutage nicht angesagter als je zuvor? Der Profi lernt vom Laie und der Laie vom Profi. Beide schaffen Trends, doch der Amateur gestaltet nachhaltig durch viele Kleinigkeiten das Gesamtbild einer Stadt und des Alltags.37 Egal ob die Gestaltung des Internetauftritts, eines Flyers oder eben Architektur, der allgemeine Rahmen, die grobe Form, die grundlegende Struktur wurde schon immer vom Profi festgelegt, während der Amateur die Rolle des Dekorateurs einnimmt, der die Hülle letztendlich ausgestaltet, sie umformt oder nach seinem Geschmack individualisiert.38 Dennoch, im Vergleich zu professionellen Arbeiten, vor allem auch im Bereich der Architektur und Interior Design, gelangen Kunst und Werke von Amateuren selten zu Ruhm oder werden überhaupt beachtet. Der amerikanische Ethnologe Stephen Huyler stieß bei seinen Forschungen in Indien auf beeindruckende Wandmalereien. Was bei den indischen Frauen, die dieses farbenprächtige Architektur-Design, mit dem sie ihre Gottheiten ehren und zu ihnen beten, im ganzen Land an Wänden, Terrassen und Vorplätzen schaffen, völlig normal und alltäglich ist, erscheint Huyler schier unglaublich, vor allem der Umstand, dass die Volkskunst als „kaum erwähnenswert“ gehalten werde, vor allem nicht solche, die von Frauen stammt. Auch bei uns in der westlichen Welt gilt Volkskunst in vielen Fällen als wenig beachtenswert, denn die Arbeit eines ausgebildeten Handwerkers, Künstlers oder Ingenieurs gilt eben noch immer mehr als die Bastelarbeit eines Laien, sei sie noch so gut.39 37 vgl. Alexander, Sturdevant, Jackson; 2011; S. 18 38 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 46 39 vgl. Spiegel Online: Dank an die Göttin; 1994 32 05.3 Das Web Ein Computer und Internetanschluss sind in den meisten Haushalten so fundamental wie die Einbauküche oder die Toilette. Nichts geht mehr ohne den digitalen Draht nach draußen. Die Leute kommunizieren mit Menschen über den gesamten Globus, haben mehr Freunde im Netz als sie persönlich überhaupt kennen, präsentieren Bilder des letzten Mallorca-Urlaubs auf Flickr und laden ein Video nach dem anderen auf YouTube oder myvideo. Das Web 2.0 ist Sinnbild und Produkt einer Gesellschaft, in der jeder danach strebt, sich selber zu präsentieren und an allem teilhaben zu wollen. Seit rund acht bis zehn Jahren müssen sich User nicht länger mit der Rolle des passiven Konsumenten zufrieden geben, sondern können selbst Inhalte gestalten und produzieren. Das Ergebnis dieser Möglichkeit, immer und überall Content zu generieren und zu nutzen sind Mitmach-Plattformen wie Wikipedia, YouTube, Flickr, MySpace, Facebook oder sogar Google. Den Ideen sind hier scheinbar keine Grenzen mehr gesetzt, denn wirklich jeder kann mit wenigen Klicks eine individuelle Webseite für sich, sein Unternehmen oder irgendetwas anderes gestalten. Ein Paradies für Amateure und Profis gleichermaßen. Für die Gestaltung sind weder Programmier- noch Designkenntnisse erforderlich. Für alles und jeden gibt es Tutorials, Generatoren und Templates, die nur darauf warten mit Inhalten gefüllt zu werden. Sicher, auch im längst vergessenen Zeitalter des Web 1.0 mit statischen Strukturen konnten Amateure ihrer Lust am Gestalten und Programmieren freien Lauf lassen, jedoch war es nie so einfach wie heute oder morgen.40 Für wirklich jeden ist etwas dabei, gibt es einen passenden Service, eine spezielle Community oder soziale Netzwerke, Mash-ups für Künstler, Templates für mehr oder weniger umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten, GIF-Generatoren oder Second Life für Fans von virtuellen Welten.41 Florian Alexander Schmidt42 beschreibt, das Internet sei auf eine starke Partizipation der 40 Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 15 41 vgl. Lialina; Himmlische Desktops und aufpoliertes Plastik; 2007 42 Florian Alexander Schmidt ist freischaffender Kommunikationsdesigner und Autor, er lebt und arbeitet in London. Von 2002 bis 2008 studierte Schmidt Kommunikationsdesign an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Während anfänglich das Medium der Zeichnung im Mittelpunkt seiner Arbeit stand setzt sich Schmidt seit 2005 verstärkt mit der Theorie und Geschichte des Designs auseinander. Themenschwerpunkte heute sind die Integration von partizipativen Strategien in den Designprozess sowie das Design von Computerspielen und virtuellen Welten. 2006 veröffentlichte Schmidt zu diesem Thema das Buch Parallel Realitäten im Schweizer Niggli Verlag (Ausgezeichnet mit dem Braun-Feldweg Förderpreis für designkritische Texte). Schmidt schreibt für verschiedene Fachzeitschriften, hält Vorträge und ist Lehrbeauftragter der Kunsthochschule Berlin Weißensee. (Quelle: Schmidt, Florian Alexander; Communication Designer; About & CV; http://www.florianalexanderschmidt.de/about/; abgerufen am 11.06.2011) 33 Abbildung 11 Pokale verschiedener Sportvereine, Bilder und Erinnerungen zieren die Bauernstube des «Brauereigasthofs Roter Ochsen in Ellwangen». 34 35 User ausgelegt und diene deshalb sowohl für Amateure, als auch für Designprofis gleichermaßen als Marktplatz für Informationen, Waren und Meinungen, sowie als Werkstatt oder Bühne. Während früher vor allem Klamotten zur Identitätsbildung und als Unterscheidungsmerkmal genutzt worden seien, ist es heute die Webpräsenz, ein Account in einer sozialen Community oder der persönliche Avatar in Second Life.43 Da sich die Menschen heute nach getaner Arbeit lieber an den PC setzen und Filme ihrer Haustiere bearbeiten und hochladen, Blogbeiträge über ihr Lieblingsrestaurant oder den Auftritt ihrer Favoritin bei DSDS schreiben oder T-Shirts gestalten, ist es kein Wunder, weshalb das Time Magazine im Jahr 2006 den User selbst als „Person of the Year“ auszeichnete. „And for seizing the reins of the global media, for founding and framing the new digital democracy, for working for nothing and beating the pros at their own game, TIME‘s Person of the Year for 2006 is you.“44 Der Autor Lev Grossman beschreibt im selben Artikel jedoch auch die Gefahren des Web 2.0, denn es sei längst nicht so harmonisch und romantisch, wie es scheint. Das Web 2.0 nutze sowohl die Dummheit als auch die Weisheit der Masse für seine Bedürfnisse. Aber all die Obszönitäten, Kommentare und Fehler machen es erst interessant. Und warum solle man sich nicht auf dieses Experiment mit all seinen Risiken und Chancen einlassen, denn es biete die Möglichkeit, sich selbst zu entfalten und mit einem Blick auf den Bildschirm eine Person zu entdecken, die zurückblickt.45 Trotz der viel zitierten Euphorie, welche Chancen und Möglichkeiten das Web 2.0 biete, sei das Mitmachnetz im Verlauf der vergangenen Jahre in eine Phase der Konsolidierung eingetreten, so das Ergebnis der ARD/ZDF-Onlinestudie 2010. Wie Katrin Busemann und Christoph Gscheidle zeigen, beschränkt sich der Mitmachgedanke in erster Linie auf eine Gruppe Onlinern, die regelmäßig Beiträge auf Videoplattformen, Blogs oder in Communitys beisteuern. Die Nutzung einiger Angebote im Web 2.0 sei seit der letzten Erhebung zwar deutlich gestiegen, vor allem was Videoportale, Wikipedia und private Netzwerke wie Facebook angehe. 43 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 47 44 Grossman; Time‘s Pesron of the Year: You; 2006 45 vgl. ebd. 36 Angebote, die eine relativ kleine Zielgruppe bedienen (Fotocummunities, Lesezeichensammlungen, berufliche Netzwerke oder Twitter seien jedoch die Verlierer, wodurch die Kluft zwischen massenattraktiven Web-2.0-Formen und kleineren unbekannten Nischenangeboten, immer größer werde. Die Studie zeigt auch, dass der Mitmachgedanke im Netz weniger attraktiv zu sein scheint als das Unterhaltungs- und Informationsbedürfnis, denn es seien beispielsweise nur etwa 8 Prozent der YouTube-Nutzer, die auch selbst schon einmal ein Video eingestellt haben und nur ein Bruchteil davon mache dies regelmäßig. Die Idee des Mitmachens wird also nur durch eine vergleichsweise geringe Zahl von Nutzern weitergetragen, wodurch man zu dem Schlus kommt, dass heute das Modell des Web 2.0, abgesehen von privaten Communities, «one, bzw. few-to-many» anstatt «manyto-many» lauten müsse.46 Das Zeitalter des Internets begann zwar schon in den 80er Jahren, doch einen ersten Boom erreichte es Mitte bis Ende der 90er, als sich neben zukunftsorientierten Firmen und Institutionen auch Privatleute ins Netz trauten und ihr Bestes versuchten, eine eigene statische Webseite mit kleinen Gif-Animationen und blinkenden Texten zu füllen. „Das Web war damals reichhaltig, persönlich, langsam und „under construction“; voller überraschender Inhalte und persönlicher Links; Seiten gebaut am Rande der Zukunft, voller Hoffnung auf eine schnellere Netzanbindung und leistungsfähigere Computer.“47 In dieser Zeit begann das Internet zu florieren und seinen Siegeszug anzutreten, denn immer mehr Amateure verspürten den Drang, sich einen eigenen Webauftritt zu sichern. Die Seiten waren überfüllt mit animierten Bildern, skurrilen Tönen, Farben und Formen, Zeichen, Symbolen und jeder Schriftart, die der PC herzugeben vermochte (Abbildung 12-14). Aus heutiger Sicht scheinen diese Dinge längst überholt, doch tauchen sie auch heute noch immer wieder auf - sei es als Parodie an die «gute alte Zeit», als Retro-Objekt mit „starker ästhetischer Ausprägung“48 auf einer klaren, emotionslosen Designer-Webseite oder in „künstlerischen Arbeiten über digitaler Folklore“.49 46 vgl. Busemann, Gscheidle; 2010; S. 359-368 47 Lialina; Erste Siedler und Barbaren; 2005 48 ebd. 49 Lialina; Das verschwinden der Homepages; 2007 37 Abbildung 12 (oben) Randy Constan, alias Peter Pan hält am Konzept einer 90er-Jahre-Webseite fest und präsentiert sichzwischen Texten, Clip-Arts und blinkenden Sternchen. Abbildung 13 (unten links) Blinkender Text, verzerrte Bilder, GIFAnimationen und die Aufforderung „Please come back every day“ sind das Highlight dieser kreativ gestalteten Seite im Barbie-Look. Abbildung 14 (unten rechts) Webking: Die Internetseite eines Webdesigners, der seine kreativen Dienste für bereits 99 US-Dollar anbietet. Neben GIF-Animationen, Mauerhintergrund und buntem Text wird der Besucher des „Internetkönigs“ mit einer Trompetenfanfare begrüßt. 38 39 Trotz oder gerade aufgrund des damaligen Hypes um private Homepages, gestaltet und animiert von jedermann, seien diese, so Olia Lialina50 bereits seit Mitte der 90er Jahre von professionellen Webdesignern und -entwicklern verhasst, da sie „uncool und nutzlos“ waren und sind. Seit einigen Jahren sei die eigene Homepage ohnehin vollkommen überflüssig geworden, da Blogs, Profile und Accounts auf MySpace, Facebook, Twitter und Co. mehr als genug Möglichkeiten bieten, sich selbst im Web zu präsentieren. Eine individuelle Gestaltung ist auch hier möglich, vor allem auf MySpace wird der User dazu aufgerufen, sein Profil möglichst kreativ und frei zu gestalten. Hier findet man noch die glitzernden HTML-Texte, aneinandergereihte Hintergrundbilder, Regenbogenverläufe und Animationen, die sonst nur als Dekorationsobjekte und Überbleibsel der damaligen Zeit im Netz zu finden sind. Der Unterschied zu Profi-Seiten werde hier noch deutlich, so Lialina. Während diese nämlich versuchen andere Medien (Bücher, Smartphones, etc.) in Layout und Design nachzuahmen, sind die Amateure auf MySpace an denselben HTML-Code und dessen Ästhetik gebunden wie vor 10 Jahren und dadurch in ihren Möglichkeiten zwar eingeschränkt aber auf keinen Fall kreativ benachteiligt.51 Andere Webdienste wie iGoogle, wo seitens des Dienstanbieters unterschiedliche Individualisierungsmöglichkeiten wie das Ändern eines Hintergrundbildes zur Verfügung gestellt werden, sieht die Netzkünstlerin Lialina eher kritisch als ästhetisch, denn der User, dem durch diese Form der Anpassung ein Gefühl von Zuhause suggeriert werden soll, veräppelt ihn vielmehr und schafft eine Distanz zwischen dem großen und allmächtigen Profi Google und dem kleinen Amateur. „Alberne Grafiken, sinnloser Schnickschnack, individualisierte Seiten mit virtuellen Welpen und dem Kätzchen des Tages, gepaart mit CNN-Nachrichten und Weisheiten von Oprah - all das trägt ganz unauffällig dazu bei, dem Nutzer zu zeigen, wo er steht.“52 50 Die Netzkünstlerin Olia Lialina ist seit 1999 Hauptamtliche Professorin und Leiterin des Studiengangs Interface Design an der Merz Akademie in Stuttgart. 1971 wurde sie in Moskau geboren, studierte Journalismus an der Staatlichen Lomonosov Moskau Universität und lehrte an verschiedenen Universitäten und Kunst Akademien. In den 90er Jahren war Lialina Organisatorin und Direktorin des Cine Fantom Film Club. und gilt als eine der Mitbegründerinnen des Genres net.art (Quellen: vgl. Lialina, Olia; Bio; http://art.teleportacia.org/olia.html, abgerufen am 05.06.2011; vgl. Merz-Akademie; Lehre und Produktion - Prof. Olia Lialina; http://www.merz-akademie.de/cms/index.php?id=68, abgerufen am 05.06.2011) 51 vgl. Lialina; Himmlische Desktops und aufpoliertes Plastik; 2007 52 Lialina; Das verschwinden der Homepages; 2007 40 In ihrem Artikel „Himmlische Desktops und aufpoliertes Plastik“ geht sie auch auf weitere Gestaltungsmöglichkeiten ein, die den Amateuren heute zur Verfügung stehen und voll im Trend liegen, während diese von Profis wohl eher als Kitsch bezeichnet werden: Transparente Hintergründe, bonbonfarbene Kunststoff-Schaltflächen, animierte Mauszeiger oder Glitzer Grafiken. Kitsch oder Kunst - das ist die Frage, die wohl nur subjektiv beantwortet werden kann. Doch der Literaturkritiker und Kulturpublizist Konrad Paul Liessmann53 vergleicht in seinem Buch „Das Universum der Dinge - Die Ästhetik des Alltäglichen“ Kitsch weniger mit Kunst als eine Art Metapher für schöne Erinnerungen. „Im Kitsch holen wir uns das zurück, was die Moderne uns verwehrt hat: den Reiz, das Gefühl, das Bunte und das kleine Glück, vor allem aber die Empfindungswelten der Kindheit. Kitsch ist Ausdruck der Sehnsucht nach den verlorenen Paradiesen der Erinnerung, und sich zum Kitsch der Weihnachtsmärkte zu bekennen, gereicht niemandem mehr zum Vorwurf, wenn dies mit dem augenzwinkernden Verweis auf das Damals einer versunkenen Kindheit geschieht.“54 Weiter beschreibt er den Wandel von Kitsch zu angesagtem Design, das auch im Web, Print und allen anderen Medien und Gestaltungsformen nicht nur im Amateurdesign weiterhin Aktualität genießt. Was für viele heute als schön und ästhetisch gilt, kann man als eine Art Revolution gegen die Unantastbarkeit der Kunst sehen. „Die Emanzipation des Kitsches ist die späte Auflehnung des Geschmacks gegen avantgardistische Zumutung, dass es in Kunstdingen nicht um sinnliche Sensationen, sondern um Askese und Wahrheit, Bildverbot und Verweigerung gehen müsse. Die Abkehr der Kunst von diesem Paradigma der Entsagung macht den Weg frei für die Wiederkehr eines Geschmacks, der sich schamlos an allem delektiert, was die Welt ihm bietet. Was ehemals abgrundtief schlechter Geschmack war, erweist sich oft auf der Höhe der Zeit. Borniert wird heute, wer Kitsch, Unterhaltung und Kommerz abwehrt und daran festhält, dass Kandinsky und Schönberg Erfahrungen vermitteln, an die nichts in der Welt heranreicht.“55 Kitsch ist also auf der Höhe der Zeit und angesagter denn je, allein schon 53 Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor am Institut für Philosophie der Universität Wien. Er erhielt 2004 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln und 2010 den Donauland-Sachbuchpreis. (Quelle: Liessmann, Konrad Paul; Das Universum der Dinge, Zur Ästhetik des Alltäglichen,;Paul Zsolnay Verlag; 2010; Klappentext im Schutzumschlag) 54 Liessmann; 2010; S. 60 55 ebd.; S. 61 41 aufgrund von Retro-Boom und der Freiheit als Designer alles tun zu dürfen, was gefällt, beeindruckt oder schockt.56, 57 Wodurch unterscheiden sich also die Auftritte im Internet von Amateuren und Designern? In erster Linie durch die Möglichkeiten, die beide Gruppen besitzen und die daraus resultierende Ästhetik. Während professionelle Webentwickler und -designer nicht nur über das nötige Know-how, sondern auch über technische und vor allem finanzielle Mittel verfügen, müssen Laien oft mit dem auskommen, was kostenlos im Internet angeboten wird oder über verschiedene Plattformen zur Verfügung steht. Sie kombinieren und verwerten58, dennoch muss eine Amateurseite nicht zwangsläufig weniger anspruchsvoll oder ästhetisch sein als die eines Fachmanns oder einer Fachfrau. Es handelt sich eben nur um eine andere Form der Ästhetik und Kunst, die subjektiv jeweils anders wahrgenommen wird. Glitzer-Grafiken, transparente Ebenen, Farbverläufe, Buttons in Bonbon-Kolorierung, Sternenhintergründe und ein Wirrwarr aus Schriftarten und GIFs sind oft das Markenzeichen der aussterbenden privaten Homepages. Doch genau das ist es, was eine Amateurseite so interessant und ästhetisch macht. Ein Mangel an Strukturierung, zusammengewürfelte Inhalte und Sammlungen von Links zu anderen tollen Seiten sind das Besondere im heutigen Web, denn so werde deutlich, dass eine reale Person für die Webseite verantwortlich ist und nicht eine Marketingabteilung oder ein Content Management System, so Lialina.59 „So erhalten die Informationen Authentizität, denn aus zehn Jahren Web lässt sich die Lehre ziehen, dass die Hingabe eines einzigen Amateurs mehr wert sein kann als die Arbeit eines Dutzends bezahlter Spezialisten. Beispielsweise sind Seiten von Fans eines Stars oft aktueller und ausführlicher als die offiziellen Agenturseiten.“60 In vielen Fällen erwartet man als Besucher einer Webseite auch noch nicht einmal eine professionelle Gestaltung, beispielsweise bei Homepages für kleine Kneipen, Wirtshäuser oder Restaurants wie die ellwanger Pizzeria „Berliner Ecke“ 56 vgl. Liessmann; 2010; S. 60-62 57 vgl. Lialina; Himmlische Desktops und aufpoliertes Plastik; 2007 58 vgl. De Certeau; 1988; S. 17 59 vgl. Lialina; Welcome to my Page; 2005 60 ebd. 42 (www.berliner-ecke.de), dem Irish Pub „The Leprechaun“ (www.pubfamily.de) oder dem „Bistro Altstadt“ (www.bistro-altstadt.de), da diese Lokalitäten beim Besuch selbst schon vermuten lassen, dass Dekoration, Inneneinrichtung oder Speisenkartengestaltung das Werk von Amateuren ist (Abbildung 15-16). Da würde eine «Hochglanz-Seite» wie die der Designer-Lounge „Mondi“ (www.mondiellwangen.de) eher irritieren, da sie nicht zum urigen und «selbstgemachten» Konzept des Restaurants oder der Kneipe passen würde. Ein Stück Ehrlichkeit würde verloren gehen und genau dies ist der Punkt, was die von Laien gestalteten Seiten gemeinsam haben: Sie sind ehrlich und versuchen nicht ein besonders tolles und angesagtes Image mit einer von Profis gestalteten Webseite zu verkaufen, das nicht zur Lokalität selbst passt. Zu einer von Designern durchkonzipierten Bar wie der „Schlossschenke“ (www.schlossschenke-ellwangen.de) oder dem bereits genannten „Mondi“ würde im Gegenzug eine Amateurseite nicht passen, da dies das CI verletzen und nicht mit der Ästhetik der gesamten Gestaltung korrespondieren würde (Abbildung 17-18). Zu einer Amateur-Kneipe passt also wiederum eine Amateur-Seite mit GIFs, schönen Animationen und verschiedene Schriftarten, während zur Designerbar wiederum die Designer-Webseite mit dem selben CI wie im Laden selbst passt. Da sich heute sehr viele Leute lieber in Social Communities tummeln als nach Webseiten ihrer Lieblingsbar zu suchen, verzichten viele Kneipen- und Restaurantbesitzer wie die neue Szene-Bar „Manhattan“ bewusst auf die Pflege einer eigenen Webseite und kommunizieren lieber über ihr Facebook-Profil mit den Stammkunden und präsentieren so die aktuellen Termine, neue Infos und Bilder der letzten Parties. Programmierkenntnisse, welche in Zeiten des «Web 1.0» zwangsläufig grundlegend notwendig waren, wurden mit der Einführung des «Mitmachnetzes» im Grunde überflüssig, da Plattformen wie MySpace genug kreative Freiheiten lassen, um sich als Amateur voll und ganz zu entfalten. Grundkenntnisse sind mehr als ausreichend. Der Amateur kann das Web in all seiner Pracht für seine Zwecke nutzen und mitgestalten. Oftmals ist es eine Art Symbiose aus Profi und Laie, wodurch wiederum ein Patchwork unterschiedlicher Inhalte und Ästhetik entsteht. Die Fachleute entwerfen und konzipieren den Rahmen und der User füllt diesen mit seinen Amateurvideos, -Fotos, -Songs oder anderen Inhalten. Das Web 2.0 lebt von ambitionierten Amateuren, die auf Seiten wie spreadshirt.de, YouTube oder Flickr ihre kreativen Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Wer daran verdient sind oft professionelle Designer und große Firmen, Verlage und Softwareunternehmen. Aber auch die Amateure selbst profitieren von diesem Zusammenspiel 43 Abbildung 15 (oben) Internetseite des «Bistro Altstadt» mit einem klassischen Willkommensgruß und einer Bildergalerie vergangener Events. Abbildung 16 (unten) Homepage des «Irish Pub The Leprechaun». 44 45 Abbildung 17 (oben) Homepage der Ellwanger «Schlossschenke» in den CI-Farben Gelb und Schwarz. Abbildung 18 (unten) Internetseite der Cocktailbar «Mondi» in den CI-Farben Rot, Schwarz und Weiß. 46 47 aus Anbieter und Nutzer, da auch sie für ihre vermeintliche Amateurleistung entlohnt werden, sei es in Form einer finanziellen Beteiligung, dem Mitmachen an Gewinnspielen oder durch Lob und Anregungen unter ihren Bildern, Videos und Blogbeiträgen. Auf Plattformen wie DaWanda (www.dawanda.com), die wie ein Marktplatz funktionieren, können Amateure sogar ihr selbst Gebasteltes in geringer Auflage zum Verkauf anbieten.61 Profis nutzen also ganz bewusst den Enthusiasmus ambitionierter Amateure um eigene Ziele zu verfolgen, sei es um kreatives Potential auszuschöpfen, sich inspirieren zu lassen oder ein Produkt durch eine interessante Interaktionsmöglichkeit attraktiv und bekannt zu machen.62 Aber auch Amateure selbst schaffen durch ihre Kreativität sehr ästhetische, anspruchsvolle und vor allem beeindruckende Webseiten, sei es lediglich als Profil auf einer sozialen Plattform oder ganz individuell als private oder auch kommerzielle Homepage. Durch den viel zitierten schlechten Geschmack und angeblich kreativem Unvermögen schaffen sie eine eigene virtuelle Welt, wo Webseiten noch wie Webseiten aussehen und keine anderen Medien imitiert werden. Für viele waren Sternchenhintergründe, GIF-Animationen, bunte Buttons oder der alt bekannte Willkommensgruß «Welcome to my Page» Schnickschnack von gestern, doch nachdem selbst Künstler und Designer bewusst auf den Retro-Look setzen und diese Elemente mit aktueller Klarheit und Ordnung kombinieren, erfährt die Amateurkunst eine ganz neue Ästhetik und Aufmerksamkeit. 61 vgl. Ortega, Deniz; in Grüner, Schmidt; Teil 3; 2009; S. 34 62 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 25 48 05.3.1 Der Kunde als werber Es ist zum Trend geworden, dass Werbeagenturen kreative Arbeit an potentielle Kunden und Amateur-Art Director weitergeben. Sie nutzen bewusst das kreative Potential und die Leidenschaft der Laien für ihre Werbekampagnen. Klassische Berieselung mit Werbeslogans, hübschen Bildern und Sprüchen war gestern, heute übernehmen Amateure die kreative Leistung der Designer. Vor allem in den USA ist diese Entwicklung spür- und vor allem sehbar. Firmen Wie Dove, Heinz und die Chips-Marke Doritos rufen Wettbewerbe ins Leben, bei denen Laien-Filmer nicht nur für die Kreative Idee sorgen, sondern gleich für den ganzen Spot verantwortlich sind. Als Anreiz dient oft eine Prämie oder sogar eine Ausstrahlung im Fernsehen. Einige davon schaffen es sogar auf die ganz große Fernsehbühne und werden während der Oscar-Verleihung oder dem Super-Bowl-Endspiel vor einem Milliarden Publikum ausgestrahlt. Dies scheint nicht schlecht für das Werk eines Laien. Kritiker behaupten jedoch, die Unternehmen wollen lediglich Geld sparen, doch der eigentliche Grund für diesen Trend liegt viel eher im Marketing. Zum einen beschäftigen sich die Kunden durch die „Do-it-Yourself-Reklame“63 eher mit dem Produkt, verbreiten die Filme per Mail und in sozialen Netzwerken, laden sie auf YouTube und schaffen einen gigantischen viralen Effekt, den professionelle Werbebotschaften nur in Ausnahmefällen noch erreichen können. „In Zeiten der Videoportale können sich die Kunden sowieso mit Amateur-Filmen viel besser identifizieren als mit Hochglanz-Produktionen, so ein weiteres Kalkül.“64 Diese Identifikation ist wohl auch der Grund, weshalb auch Profis immer wieder versuchen, die Arbeit von Amateuren zu imitieren und dem Zuschauer mehr oder weniger erfolgreich versuchen vorzugaukeln, die Clips seien das Werk von Laien. Ein Beispiel hierfür ist die Kampagne von Fielmann, bei der angebliche Passanten spontan mit wackliger Kamera und schlechter Ausleuchtung zu ihrer Zufriedenheit mit Service und Produkten der Optiker-Kette befragt werden. Ob diese Art der Werbung, wie sie auch von anderen Firmen wie Knoppers oder Nimm 2 verfolgt wird, erfolgreicher ist als die professionelle Standardberieselung mit Slogans, Musik und schönen Bildern ist die eine Frage, jedoch ist die Idee so plump, dass sie im Vergleich zu vielen Amateur-Ideen wenig ästhetisch und ansprechend erscheint. Der Zuschauer sieht sofort, dass die scheinbar aufgeregten Passanten und ihre stotternde Sprechweise reine Inszenierung sind, und nur wenig Kreativität dahintersteckt.65 63 Seith; Spiegel Online: Werbespots zum Selberdrehen; 2007 64 ebd. 65 vgl. ebd. 49 Wie eine erfolgreiche Kooperation zwischen Unternehmen und Amateur aussehen kann zeigte Apple 2007, als der Elektronikkonzern einen Vertrag mit einem ambitionierten Hobby-Werber schloss, der einen YouTube-Clip (http://youtu.be/ KKQUZPqDZb0) für Apples MP3-Player iPod auf seinem Notebook fertigte und online stellte. Apple sicherte sich die Rechte an der Idee und drehte den Clip nach, um mit diesem selbst für das Erfolgsprodukt zu werben.66 Doch nicht nur Filme und Clips auf YouTube sind ein wichtiges Werbeinstrument, sondern auch ganz künstlerische Projekte, bei denen Amateure und Profis gleichermaßen teilhaben können. So macht gerade der bekannte Schreibwarenhersteller „edding“ auf sein bekanntestes Produkt mit dem sozialen Zeichenprojekt „Eddings Wall of Fame“ (http://wall-of-fame.com) auf sich aufmerksam. Dabei werden User dazu aufgerufen, sich und ihre Kunst auf einem riesigen virtuellen Blatt Papier online zu verewigen und zusammen mit tausenden anderen Amateuren, Illustratoren und Künstlern ein gigantisches Kunstwerk in Schwarz-Weiss zu schaffen (Abbildung 19-22). Durch die Möglichkeit, mit einem virtuellen Filzstift gleichzeitig am selben Bild mit anderen Usern zu zeichnen, wird man in eine „gruppendynamische Simultan-Zeichen-Erfahrung hineingezogen, die örtliche Grenzen aufhebt. Man hat das Gefühl gemeinsam an einem großen Werk zu arbeiten, das seine Formatgrenzen stetig weit überschreitet und neu definiert“67, so der Kreativdirektor Jens Schmidt68 in einem Artikel der PAGE zu aktuellen kreativen Werbeideen. Hinter all diesen Mitmach-Kampagnen steckt natürlich auch immer der Zweck des erfolgreichen Marketings, um das Produkt, eine Dienstleistung oder ein Unternehmen bekannt zu machen und Umsätze zu steigern. Aber es wird dennoch deutlich, dass immer mehr Unternehmen und Agenturen das kreative und geistige Potential von Amateuren bewusst für ihre Zwecke nutzen. Und auch hier ist es oft genauso wie im Web 2.0: der Profi schafft den Rahmen, der Laie füllt ihn mit seinen kreativen Ideen. Welche Gefahren diese Mitmach-Kampagnen bergen, ist für die Unternehmen nicht immer abschätzbar und können ein großes Risiko für den Erfolg einer 66 vgl. Lischka; Spiegel Online: Apple wirbt mit YouTube-Clip eines 18-Jährigen; 2007 67 vgl. Schmidt in PAGE Nr. 7/2011; 2011; S.47 68 Jens Schmidt ist Kreativdirektor und Partner der Agentur Moccu. Er ist Juror und ADC Fachbereichsvorstand in der Kategorie Design. (Quelle: adc.de; Die Kongress-Referenten im Überblick; http://www.adc.de/festival/adc-kongress/ referenten.html; abgerufen am 07.06.2011) 50 Marke oder eines Produkts sein. Ein Beispiel hierfür war der Aufruf der amerikanischen Automarke Chevrolet an alle Hobbyregisseure, einen Werbeclip für einen neuen Geländewagen, den Tahoe zu gestalten. Umweltaktivisten nutzen die von der Firma zur Verfügung gestellten Bilder, wie das Auto durch Gebirgslandschaften rast und an Sonnenblumenfeldern vorbeibraust, für ihre eigenen Zwecke. Und so liest der Zuschauer im Clip wenig erfreuliches zu dem Wagen: „Wir haben die Bergwälder abgeholzt und unsere Seelen für Öl verkauft, nur um Ihnen diese wunderschöne Maschine zu geben, […] Jetzt können sie endlich herumfahren, um zu sehen, was von unserer Wildnis noch übrig geblieben ist.“69 Dass viele Unternehmen sich also weiterhin scheuen, die Werbung für ihre neuen Produkte aus der Hand zu geben und lieber Laien damit beauftragen, einen Clip oder gar eine ganze Kampagne zu gestalten, sei trotz enormer finanzieller Einsparungen noch immer die Regel. Dabei läge die Macht über eine Marke ohnehin beim Kunden selbst, der trotz aufwändig und professionell produzierter Werbung eine Marke kurzerhand großreden oder auch zerstören könne, so Hans-Peter Kleebinder, deutscher Marketingleiter bei Mini.70 Für Agenturen und Unternehmen gilt es also abzuwägen, in wie weit sie Amateure in die Gestaltung der Werbung und damit einem wichtigen Teil des Marketings, miteinbeziehen. So etwas birgt natürlich ein Risiko, aber auch die Möglichkeit mit relativ wenig Mitteln ein sehr kreatives und vor allem kostengünstiges Ergebnis zu bekommen. F. A. Schmidt kommt in seiner Arbeit zu dem Schluss, dass Designprofis dies längst erkannt haben und nun dabei seien, die lange gepflegte „Aura des Geheimnisvollen“ abzustreifen, und sich somit stärker in Richtung Kollaboration und Offenheit zu entwickeln. Das Miteinbeziehen der Volksdesigner in den Entwurfsprozess ist also ein unumkehrbarer Prozess, der notwendig sei um Design weiterzubringen und den geistigen und kreativen Horizont der Fachleute zu erweitern um Neues zu schaffen.71 69 Seith in Spiegel Online: Werbespots zum Selberdrehen; 2007 70 vgl. ebd. 71 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 47 51 Abbildung 19 - 22 Mit unendlich vielen verschiedenen Scribbles, Figuren, Formen und Sprüchen verewigen sich mehr und mehr User auf einem gigantischen virtuellen Blatt Papier. Der Clou: Man kann den Künstler live beim Zeichnen beobachten und mit dem eigenen Edding mitzeichnen. 52 53 05.3.2 Echtes Handwerk und das Netz Das Mitmachnetz hat nicht nur die Werbung, die Kommunikations- und Partizipationsmöglichkeiten von Profis und Laien revolutioniert, sondern bietet auch eine bis dahin ungeahnte Plattform zum Vertrieb von Selbstgemachtem. Während Handwerkliches in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Fällen vor allem bei jüngeren Generationen an Popularität verlor, erlangt es heute in Zeiten, wo die meisten Menschen ihren beruflichen Alltag vor dem Bildschirm verbringen, wieder mehr an Bedeutung und Beliebtheit. Basteln, Stricken, Nähen, Häkeln, Schneiden und Kleben, Löten und Tüfteln ist nicht mehr nur eine gediegene Freizeitbeschäftigung von Großmüttern und Männern im Hobbykeller, sondern gilt vielmehr als «trendy» und bietet sogar eine gute Möglichkeit, den Geldbeutel aufzubessern. „Gerade, wenn sich alles automatisch und per Klick produzieren lässt, wird es wieder erstrebenswert, Handfertigkeiten zu besitzen und somit einen Ausgleich zur totalen Digitalisierung zu schaffen.“72 Dabei werden oftmals vor allem beim sogenannten «Hardware Hacking» und «Reverse-Engineering» bereits vorhandene Materialien, elektronische Bauteile und Schaltkreise miteinander kombiniert und für eine eigene neue Konstruktion nutzbar gemacht. Michel de Certeau spricht hierbei von einer Art „Kombinationskunst, die untrennbar von einer Kunst im Ausnützen ist.“73 Über Onlineplattformen wie «Make:»74 (www.makezine.com), hinter dem sich der O‘Reilly Media Verlag verbirgt, der bereits den Begriff des Web 2.0 prägte, tauschen sich die Anhänger des Urvaters aller Improvisationskünstler und Bastler, Actionheld MacGyver aus, präsentieren ihre zweckentfremdeten Neuentwicklungen und bieten Schaltpläne und Bauanleitungen ihrer wahnwitzigen Bastelprojekte einer breiten Masse von Hobbytüftlern und -Ingenieuren an. Hier gehe es nicht um das Produktdesign, sondern vielmehr um den Spaß beim Hacken von Spielekonsolen, dem Bestücken von Drachen mit Kameras oder das entwickeln von Robotern, so Florian A. Schmidt. Er vergleicht in diesem Zusammenhang die «Hardwarehacker» und «Stricklieseln», denen es bei Projekten wie «Make:» oder «Craft:» (www.craftzine.com), dem Schwesternmagazin aus demselben 72 Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 29 73 vgl. De Certeau; 1988; S. 17 74 Make: ist ein amerikanisches Magazin / Buch (bekannt als mook in Japan) des O‘Reilly Verlags, das vierteljährlich erscheint. Es bietet Computerfreaks, Bastlern, aber auch Fachleuten Bastelanleitungen, Schaltpläne, Anleitungen zum Hacken von Spielekonsole und interessante Informationen zu elektronischen und technischen Neuentwicklungen. Einige präsentierte Projekte sind sehr innovativ, während andere wiederum reine Spielerei sind. Auf der Online-Plattform des Magazins können Do-It-Yourself Enthusiasten ihre Entwicklungen präsentieren und wichtige Informationen und Inspiration holen. (Quelle: Make: About Make; http://makezine.com/about/; abgerufen am 19.06.2011) 54 Verlag, dessen Schwerpunkt auf der Renaissance des Kunsthandwerks liegt und eine Austausch- und Inspirationsplattform für Hobbykünstler bietet, nicht darum geht, sich mit dem Konsum fertiger Produkte aus Geschäften abspeisen zu lassen, sondern durch das Basteln ein Gefühl der Autonomie gegenüber der klassischen Serienfertigung zu erreichen.75 Häkeln und Stricken gilt gemeinhin als Zeitvertreib der Generation 60 Plus und fand in der Jugendkultur bisher wenig Beachtung. Doch was lange als altmodisch und langweilig abgetan wurde, sei heute szenetauglich und erfahre wachsende Beliebtheit, denn das sogenannte Guerilla Knitting werde zum Volkssport in einer kleinen Szene junger Streetart- oder Konzeptkünstler. Dabei gehe es um die Verschönerung öffentlicher Plätze, Gegenstände oder Bäume durch das Anbringen unterschiedlicher Accessoires wie Türgriffwärmer, Baumschoner oder das Einstricken ganzer Fahrzeuge oder Statuen.76 Durch das Web 2.0 können heute Nischenprodukte wie gestrickte Socken, Pullover oder Handytaschen über Landesgrenzen hinweg präsentiert und verkauft werden. Omas Heimarbeit dient also längst nicht mehr nur als Geschenk innerhalb der Familie sondern kann über Portale wie «OmaSchmidtsMasche.de» (www.omaschmidtsmasche.de) von jedermann gekauft oder in Auftrag gegeben werden. Das 2006 gegründete Unternehmen geht auf die 80-jährige Theresia Schmidt zurück, deren Enkel im Sommer 2006 den Onlineshop eröffnete und Strickwaren jeglicher Art, Farbe und Form anbietet, ausschließlich designt und produziert von rund 40 Mitarbeiterinnen jenseits der 50. Amateurhandwerk kann also auch die Grundlage für eine erfolgreiche Geschäftsidee sein.77 Im Netz findet man unzählig andere Seiten, auf denen Produkte von Amateuren, Kleinstfabrikanten, Kunsthandwerkern und Hobbyisten angeboten werden. «DaWanda» (www.dawanda.com), das deutsche Pendant zur amerikanischen Seite Etsy.com wirbt selbst mit dem Slogan „Willkommen beim Marktplatz für Einzigartiges“78, und genau das bekommt der Kunde. Beide Seiten bieten Laien 75 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 33 76 vgl. ebd.; S. 30 77 vgl. Könemann in Handelsblatt.com: Geschäftsmasche mit älteren Damen; 2009 78 DaWanda, Produts with Love; http://de.dawanda.com 55 und ihren selbst hergestellten Produkten ein Forum, um die unterschiedlichsten Kleidungs- und Schmuckstücke, Taschen, Accessoires oder selbst gestaltete Grußund Einladungskarten zu verkaufen. Diese Plattformen scheinen so zu florieren, dass mittlerweile auch professionelle Designer hier ihre Kreationen zum Verkauf anbieten.79 Weitere Beispiele für Web 2.0-Plattformen, auf denen Amateure ihr kreatives Können präsentieren und vermarkten, bzw. sich darüber austauschen und informieren können sind Seiten wie Spreadshirt.de oder Shirtinator.de, wo Klamotten mit vorgegebenen und kombinierbaren oder selbstgestalteten Motiven bedruckt und ge-/verkauft werden können. Auf Seiten wie chefkoch.de können sich Hobbyköche über Rezepte austauschen und Open-Design-Projekte wie „OScar“ (www.theoscarproject.org) bietet Hobbyingenieuren sogar die Möglichkeit, ein umweltfreundliches Fahrzeug über das Netz zusammen mit Gleichgesinnten zu konstruieren. „Apart from that, OScar is not just a car. It is about new ways of mobility and the spreading of the Open Source idea in the real (physical) world. On this website, you will find a great community of developers and drivers who want to invent mobility anew and together. […] everyone is welcome to participate.“80 Dass an einem solch anspruchsvollen Projekt vor allem Amateure teilnehmen ist fraglich, jedoch zeigt dies beispielhaft, welche Möglichkeiten zur Interaktion und Austausch auf hohem technischen und kreativen Niveau das Mitmachnetz heute bereits bietet. Jeder kann mit seinem Hobby von zu Hause aus grundlegend Neues schaffen und sogar Geld verdienen. 79 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 30-31 80 The OScar Project; 2011 56 Chancen und Risiken Für das Design durch die 06 Partizipation der Amateure Design ist eine Massenbewegung geworden. Der Kommunikationswissenschaftler, Soziologe und Philosoph Paul Watzlawick81 stellte im Rahmen seiner Arbeit die grundsätzliche These „Man kann nicht nicht kommunizieren“82 auf. Dies bedeutet, dass beispielsweise eine Person, die in einem Zug sitzt und ständig aus dem Fenster starrt, offensichtlich nicht mit ihren Sitznachbarn kommunizieren möchte. Dennoch tut sie es, da sie durch ihr Verhalten den anderen Passagieren nonverbal signalisiert, dass sie keinen Kontakt mit ihnen möchte. Florian A. Schmidt nahm dieses Axiom bei seinem Vortrag bei der Veranstaltung «Volkssport Design - Symposium zur Lage der Designprofession, Nachspiel» am 26. Oktober 2009 in Berlin, als Grundlage für seine These: „Man kann nicht nicht gestalten“.83 Als Grund hierfür nennt er die Tatsache, dass Wissen, Produktions- und Publikationsmittel für jeden zugänglich seien und niemand mehr ohne jegliche Grundkenntnisse in der Gestaltung in einer «medialisierten» Gesellschaft wie der unseren über die Runden käme. Ähnlich gravierend ist es auch, denn wer heute keine eigene Webpräsenz, sei es als Profil in einem der unzähligen sozialen Netzwerke, einen eigenen Blog, YouTube- oder Flickr-Account, oder gar eine eigene Homepage besitzt, scheint von der Außenwelt abgeschnitten und kann an viele Informationen nicht oder nur sehr zeitverzögert gelangen. Deshalb ist es wichtig, dass jeder gestalterische Grundkenntnisse besitzt, um Informationen und Wissen publizieren und entsprechend präsentieren zu können. Dabei sei die Qualität der Ergebnisse durch die «Amateur-Revolution» sehr unterschiedlich zu bewerten, denn neben sehr sympathischer und teils skurriler oder schrecklicher Bastelästhetik gäbe es für das Profidesign auch sehr einflussreiche und interessante Beispiele.84 81 Paul Watzlawick, geboren am 25. Juli 1921, war ein bekannter Psychotherapeut, Kommunikationswissenschaftler und Autor. Er studierte Philologie und Philosophie in Venedig und machte anschließend eine Ausbildung zum Psychotherapeuten am C.-G.-Jung-Institut in Zürich. 1957 - 1960 hatte Watzlawick eine Professur an der Universität von El Salvador und forschte ab 1960 am Mental Research Institute in Palo Alto. Zudem lehrte er 1976 als Professor für Psychotherapie an der Stanford University. Paul Watzlawick starb am 31.03.2007 in Palo Alto, Kalifornien. (Quelle: Watzlawick, Paul; Biografie von Paul Watzlawick; http://www.paulwatzlawick.de/paulwatzlawick.html; abgerufen am 11.06.2011) 82 Watzlawick, Beavin, Jackson; 1969; S. 51 83 Schmidt in Grüner, Schmidt; Teil 1; 2009; S. 4 84 vgl. ebd. 57 In diesem Zusammenhang nennt Schmidt den amerikanischen Typograf, Designer und Surfer David Carson, der durch seine gewagten Konzepte polarisiert und ohne eine abgeschlossene Grafikausbildung entweder als sehr innovativ oder als kontraproduktiv und naiv bezeichnet werde. Dennoch oder gerade deswegen gelte Carson als einer der einflussreichsten Designer überhaupt. Während also einiges für den positiven Einfluss des Amateurdesigns spricht, stellen sich heute, wie auch schon in der Vergangenheit Designer, Philosophen und Kritiker gegen das wachsende Gestaltungsinteresse der Dilettanten. Allen voran der Internet-Kritiker und selbst ernannte „Antichrist des Web 2.0“86 Andrew Keen, der in seinem Buch „The Cult of Amateur“ dazu aufruft, sich gegen den Amateurkult zur Wehr zu setzen und die Massenmedien zu schützen. „Instead of developing technology, I believe that our real moral responsibility is to protect mainstream media against the cult of the amateur.“87 Keen vergleicht Amateure mit «hirnlosen Primaten», die mithilfe des Web 2.0 und ihrer Tätigkeit als Designer den Untergang des Abendlandes zu verantworten haben werden. Er verlangt deshalb nach dem Eingreifen einer Kontrollinstanz, vielleicht sogar nach einem Eingreifen des Staates, um die Menschheit vor dem endgültigen Verfall von Qualität, Geschmack und negativen Einflüssen zu bewahren.88 „The monkeys take over. Say good-bye to today‘s experts and cultural gatekeepers.“89 „Sometimes it takes government regulation to protect us from our worst instincts and most selfdestructive behaviour.“90 Florian A. Schmidt plädiert in seiner Rede für ein kollegiales Miteinander zwischen Profis und Amateuren, da eine Konkurrenz zwischen beiden «Parteien» nicht zu gewinnen sei. Professionelle Designer könnten sich diesem Wettstreit nur dadurch entziehen, indem sie ihr Handwerk, ihr gestalterisches Können und Wissen auf eine ganz neue Ebene heben. Dies soll heißen, dass sich der ausgebildete Designer vom Dilettanten hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass er aufgrund 85 Schmidt in Grüner, Schmidt; Teil 1; 2009; S. 4 86 Soukup in Spiegel Online: Bei Twitter entsteht eine neue Elite; 2007 87 Keen; 2007; S. 196 88 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 20 89 Keen; 2007; S. 9 90 ebd.; S. 196 58 seiner Erfahrung und Profession in der Lage sei, hochkomplexe Design-Probleme zu lösen. Während der Amateur also zunehmend einfachere Aufgaben mit entsprechender Software und Preisen, die nicht in Konkurrenz zu der Arbeit eines Profis stehen können, lösen kann, werden die Designprofis vor allem komplexe und innovative Aufgaben meistern und so das Design vorantreiben können.91 91 vgl. Schmidt in Grüner, Schmidt; 2009; S. 4 59 Amateurdesigner als 07 Billige Arbeitskräfte? Florian A. Schmidt beschreibt also den Unterschied zwischen Amateur- und Profidesigner vor allem anhand der Komplexität und dem finanziellen Unterschied. Ein ausgebildeter selbstständiger Designer verdient je nach Erfahrung, Fachgebiet und Position durchschnittlich zwischen 70 bis 100 Euro pro Stunde92, während ein Amateurdesigner nur einen Bruchteil dessen verlangen kann. Michael Kubens präsentierte ebenfalls beim Symposium zur Lage der Designprofession sein Online-Projekt «designenlassen.de» (www.designenlassen.de), bei dem die Kunden für sehr wenig Geld einen Auftrag präsentieren können, den dann die angemeldeten Designer bearbeiten können und dafür ein «Preisgeld» erhalten, sollte ihr Vorschlag gewinnen. Die eigentlichen Gewinner in diesem Geschäft sind jedoch die Auftraggeber, die mit sehr wenigen Mitteln erstens eine Vielzahl unterschiedlicher Designvorschläge bekommen (laut designenlassen.de sind es etwa 106 Entwürfe pro Auftrag bei einer Community von 8304 potentiellen Designern)93 und zweitens trotz der niedrigen Kosten alle Verwertungsrechte erhalten. Vorbild für dieses Geschäftsmodell ist die amerikanische Seite «99designs.com», die nach dem selben Muster handelt.94 Ein professioneller Designer kann mit Preisen von etwa 250 Euro für ein Logo aufgrund der laufenden Betriebskosten natürlich nicht mithalten, weshalb sich vor allem Amateurdesigner auf solchen Portalen tummeln. Jetzt.de, der Online-Dienst der Süddeutschen Zeitung macht ebenfalls auf dieses Problem aufmerksam und stellt klar, dass aufgrund der niedrigen Preise wohl fast ausschließlich Amateure ihre Dienste auf designenlassen.de anbieten. „Sobald sich die zu erwartenden Stundensätze unter diesen Mindesteinnahmen bewegen, fällt die dafür zu tätigende Aufgabe zwangsläufig unter Liebhaberei, die definitiv nichts mit professionellem Arbeiten zu tun hat. Dennoch gibt es bedauerlicherweise immer wieder Designer, die für Hungerlöhne arbeiten und zudem die Nutzungsrechte an ihrem Design zu Niedrigpreisen verschleudern.“95 92 vgl. iBusiness Honorarleitfaden des HighText Verlags; in PAGE Nr. 7/2011; S. 25 93 vgl. Kubens, Sobolewski; in designenlassen.de - Marktplatz für Kreativdienstleistungen UG 94 vgl. Kubens; in Grüner, Schmidt; 2009, S. 5 95 Jetzt.de; Vom Gestalten und designenlassen - welche Portale, Vermittlungen und Aufträge für Designer nie zum Erfolg führen können.; 2009 60 Dabei entsteht zweifelsohne ein enormer wirtschaftlicher Schaden für die Profis, denen wichtige Aufträge entgehen, da die Unternehmen, die auf solchen Portalen ihre Projekte anbieten natürlich wirtschaftlich denken und so wenig wie möglich zahlen wollen. Dies ist sicherlich eine bedenkliche Entwicklung, da das Design mithilfe solcher Geschäftsmodelle zu Discountpreisen angeboten und regelrecht verscherbelt wird. „Der sich aus diesem Portal ergebene Wettbewerb um Aufträge lässt aber Stundensätze resultieren, die bereits weit unter 5,- Euro liegen. [...] Unter Berücksichtigung aller Kosten ist selbst für Einpersonendesignbüros, die zudem über keine gesonderten Büroräume verfügen, sondern ihre Entwürfe im Wohnzimmerheimbüro umsetzen, ein Mindeststundensatz von 50,- Euro erforderlich, nur um die Kosten für die nackte Existenz zu decken. Dies bedeutet bei den Einnahmen, die von den Betreibern von designenlassen.de für angemessen angesehen werden, dass ein Logo in vier Stunden und eine Internetseite in 5 - 9 Stunden fertig konzeptioniert und gestaltet sein müsste. Selbstverständlich inklusive des Zeitaufwand für das Erstellen der Vorentwürfe, die bei designenlassen.de zu publiziert wären und inklusive der Diskussionen mit den potenziellen Auftraggebern, das Schreiben der Emails zur Klärung der Details eines Briefings und die Beratung des Auftraggebers.“96 Eine ähnliche Sichtweise vertritt der Crowdsourcing-Gegner Prof. Torsten Stapelkamp97, der bei seinem Vortrag im Rahmen des Symposium zur Lage der Designprofession „für eine höhere Wertschätzung des Designs im Wirtschaftsgeschehen“98 einstand. Designer seien im Gegensatz der Ansicht Michael Kubens zufolge mehr als nur Zulieferer von Ideen. Vielmehr gäben sie den Unternehmen, die sie beauftragen, erst eine Identität und Bedeutung, lösten komplexe Aufgaben und leisteten Unternehmensberatung und Produktentwicklung. Durch die Fähigkeit, 96 Jetzt.de; Vom Gestalten und designenlassen - welche Portale, Vermittlungen und Aufträge für Designer nie zum Erfolg führen können.; 2009 97 Prof. Torsten Stapelkamp ist mit einer breiten gestalterischen Ausrichtung in den Bereichen digitale Produkte, Interface Design und Informationsdesign tätig. Er studierte Industrial Design an der Universität Wuppertal und Mediendesign an der Kunsthochschule für Medien Köln. Er entwickelt projekt- und adressatenspezifische Konzepte und gestaltet interaktive Produkte und Dienstleistungen mit medienadäquaten Verknüpfungen. Der wesentliche Teil seiner Arbeit besteht darin, Unternehmen zu beraten und für sie Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und deren Kommunikation und Information zu gestalten. Seit 2009 arbeitet er als Professor für Mediendesign an der Hochschule Hof. (Quelle: Stapelkamp, Torsten; Persönliche Informationen; http://www.design-hof.de/users/torsten-stapelkamp, abgerufen am 12.06.2011) Stapelkamp in Grüner, Schmidt; 2009; S. 6 98 61 selbstständig Strategien zu entwickeln und umzusetzen, seien sie zudem die besseren Manager. Speziell die Eigenschaften der Designer wie kreatives Denken, Innovationskraft und Risikobereitschaft seien genau die Charakteristika, die eine gute Unternehmensführung ausmachten.99 All dies sind Eigenschaften, die den Profi vom Amateur unterscheiden und seine Kompetenz ausmachen. Der Artikel auf Jetz.de endet mit der traurigen Gewissheit, dass Portale wie designenlassen.de für langfristige Perspektiven nicht geeignet seien und einen ruinösen Gebührenkrieg unter den Gestaltern fördern, denn bei den gezahlten Honoraren für die Arbeiten von Amateuren und auch Profis auf diesen Portalen könne man maximal von Taschengeldern sprechen.100 Unter diesen kritischen Gesichtspunkten kann man Amateure im Design sicherlich als «billige Arbeitskräfte» bezeichnen, deren Können auf Portalen wie «designenlassen.de» oder «12designer.de» oft nur ausgebeutet werden. Dies ist auf der einen Seite gefährlich oder gar als ruinös zu bezeichnen, wenn man die Risiken für Profidesigner untersucht, da mit den minimalen Gehältern oder Preisgeldern, die an die Designer - egal ob Profi oder Laie - bezahlt werden, kein ernsthaft arbeitender Grafiker seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Für Amateure, die aus reinem Spaß und der Liebe am Gestalten Aufträge annehmen und diese für einige hundert Euro zur Verfügung stellen, ist dieses Angebot sicherlich ein gute Möglichkeit, sich zu präsentieren und die Qualität der eigenen Arbeit zu testen. Aus der Sicht eines Profis sind Portale wie designenlassen.de ohne Zweifel eine Schande und eine große Gefahr für das Berufsbild und die Preisbildung innerhalb der Branche, da Gestaltung plötzlich im großen Stil zu Discountpreisen verscherbelt wird. Aber Unternehmen, die hier ihre Logos, Webseiten oder Geschäftsausstattungen erstellen lassen, müssen damit rechnen, dass am Ende doch qualitativ minderwertigere Ergebnisse entstehen als bei einer Rund-um-Betreuung durch einen fachlich gut ausgebildeten Designer oder ein Designbüro, wo auf Probleme und neue Anforderungen flexibel und kreativ reagiert werden kann. Als Profi sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man sich nach abgeschlossener Ausbildung oder Studium keinesfalls unter Wert verkaufen und lieber auf Akquisearbeit setzen sollte, die zwar anstrengender und vor allem zeitaufwändiger ist, jedoch 99 vgl. Stapelkamp in Grüner, Schmidt; 2009; S. 6 100 vgl. Jetzt.de; Vom Gestalten und designenlassen - welche Portale, Vermittlungen und Aufträge für Designer nie zum Erfolg führen können.; 2009 62 besser und vor allem fairer entlohnt wird und nicht allen Kollegen und der ganzen Branche schadet.101 101 vgl. Jetzt.de; Vom Gestalten und designenlassen - welche Portale, Vermittlungen und Aufträge für Designer nie zum Erfolg führen können.; 2009 63 Inspiration und Lernmöglichkeit: 08 Wer profitiert von wem? Liebhaberei ist der Antrieb des Amateurs, seine visuellen und gestalterisch ansprechenden Fähigkeiten zu nutzen. Der Profi liebt sein Handwerk in den meisten Fällen sicherlich auch, jedoch muss er mit seinem Können seinen Lebensunterhalt bestreiten. Die Frage ist, wer inspiriert wen in welchem Maße und wie können beide voneinander profitieren? Die Bastelei der Laien war schon immer auch eine Quelle neuer Ideen, Trends und Bewegungen. So inspirierte beispielsweise die in den 70er Jahren in London aufkommende Punkbewegung nachhaltig die Mode- und Musikindustrie, aber auch das Grafikdesign (Abbildung 23-24). Durch ihre Kritik an der Gesellschaft, die durch den Kleidungsstil, Frisuren, Musik und ablehnende Haltung gegen viele Arten der gesellschaftlichen Ordnung Ausdruck fand, inspirierten die Punks nachhaltig auch das Design. So bastelten sie beispielsweise aus zerrissenen Klamotten mithilfe von Sicherheitsnadeln eine neue Art der Kleidung, die fast wie eine Collage wirkte. Diese kreative Kraft wirkte sich auch auf das Grafikdesign jener Zeit aus, denn Künstler und Designer wie der Grafiker und Anarchist Jamie Reid102, der einige der weltweit bekannten Plattencover für die englische Punk-Band Sex Pistols gestaltete, verarbeiteten die Eindrücke aus der Punkszene bewusst in seinen Werken (Abbildung 25-27). Besonders charakteristisch ist hierbei das Recyceln von bereits Bestehendem. So wurden aus Plakaten und Flyern nach ihrem Gebrauch Teile ausgeschnitten und zusammen mit Zeitungsausschnitten u. ä. neu arrangiert.103 Der amerikanische Maler und bekannte Fotorealist Chuck Close ist von Inspiration für Profis weit weniger überzeugt. Seiner Ansicht nach ist die Suche nach 102 Jamie Reid (1947, Großbritanien) ist Künstler, Grafiker und gilt als Anarchist mit Verbindungen zu den Situationisten (eine linksradikal orientierte Gruppe von Künstlern und Intellektueller). Er studierte Kunst an der Wimbledon Art School und an der Croydon Art School, wo er als unwilliger Schüler mit einer Faszination zur Malerei von Jackson Pollock galt. 1970 war er Mitgründer der Suburban Press und produzierte Plakate, Zeitschriften, und Flyer für die Rechte von Frauen und Schwarze. Ab 1976 gestaltete er mehrere Plattencover für die britische Punk-Band Sex Pistols. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören die Alben Anarchy in the UK, Never Mind the Bollocks und Save the Queen. Seine Arbeit ist Sinnbild für die Macht des Grafik-Design in der Musikindustrie und öffnete die Tür für eine neue Generation britischer Designer. Sein Schaffen hatte Auswirkungen auf Musik, Mode, Medien und Verpackungsdesign. (Quelle: http://www.mital-u.ch/PunkWave/ch-punkwavg.html, abgerufen am 12.06.2011) 103 vgl. Blöchlinger, Näf; 2010; S. 32 64 inspirierenden Quellen eine Vorgehensweise von Amateuren, denn Profis machen sich an die Arbeit und kreative Ideen kommen durch Probieren von ganz alleine. „The advice I like to give young artists, or really anybody who’ll listen to me, is not to wait around for inspiration. Inspiration is for amateurs; the rest of us just show up and get to work. If you wait around for the clouds to part and a bolt of lightning to strike you in the brain, you are not going to make an awful lot of work. All the best ideas come out of the process; they come out of the work itself. Things occur to you. If you’re sitting around trying to dream up a great art idea, you can sit there a long time before anything happens. But if you just get to work, something will occur to you and something else will occur to you and something else that you reject will push you in another direction. Inspiration is absolutely unnecessary and somehow deceptive. You feel like you need this great idea before you can get down to work, and I find that’s almost never the case.“104 Ist kreatives Arbeiten also wirklich nur eine Frage des geistigen Könnens, was den Profi vom Amateur unterscheidet oder sucht nicht jeder, wenn auch unterbewusst, nach der passenden Inspiration, die ihn bei seinem kreativen Schaffen weiterbringt und innovative Ideen beschert? Es stimmt sicherlich beides, doch schon immer waren Designer und Kreative auf der Suche nach frischen Inspirationsquellen für ihr Handwerk - und dies fanden sie oft bei Amateuren. Egal ob als einfaches Stilmittel oder als Marketingkonzept, der Stil von Amateuren gilt als Gütesiegel für Authentizität. Wie bereits beschrieben findet diese Art der Vermarktung oft in der Werbung statt, wo eine wacklige Kamera oder schlechte Bild- und Tonqualität für die ehrliche Arbeit von Laien stehen soll. Doch auch im Musikbusiness findet der Amateurkult Einzug. So veröffentlichte beispielsweise die Rockband Weezer im Mai 2008 ein Musikvideo, in dem beliebte Szenen aus Amateur-YouTube-Videos nachgespielt und an den Song angepasst wurden.105 Die Amateurästhetik gilt also vor allem im Web und bei jungen Künstlern nicht als zweitklassig, sondern findet Verwendung in der eigenen kreativen Arbeit. Dennoch ist es schwierig herauszufinden, welche beider Parteien den größeren Einfluss auf die jeweils andere ausüben kann. Jedoch liegt es nahe zu behaupten, dass das Profidesign Amateure bewusst oder unbewusst stärker beeinflusst 104 Close; in designsojourn.com; Inspiration is for Amateurs; 2010 105 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 24 65 Abbildung 23 & 24 (oben) Charakteristisch für die Punkbewegung: Zerrissene Klamotten, selbst gestaltete Westen und Aufnäher. Dieser Stil und das Wiederverwerten von Materialien beeinflusste viele Bereiche des Design. Abbildung 25 - 27 (unten) Plattencover der britischen Punk-Band Sex Pistols, gestaltet von Jamie Reid: Anarchy in the UK (hier: Live Version), God save the Queen und Never Mind the Bollocks. 66 67 und inspiriert als umgekehrt. Der Alltag ist einfach viel zu voll von professionell gestalteten Werbespots, Grafiken, Plakaten, Magazinseiten, Webseiten, Filmen oder Produkten, als dass sich irgendjemand dem entziehen könnte. Und für viele Amateure, die noch am Anfang ihres kreativen Schaffens stehen ist das Kopieren unterschiedlicher Quellen oft der erste Zugang zum Design, wodurch schnell eigene innovative Ansätze entstehen können. Doch auch der beste Designer kommt nicht ohne eine gute Inspirationsquelle aus. Egal ob in der Natur, im Netz, beim Lesen eines Buches oder beim Besuch in der Kunstgalerie, die im Alltag gesammelten Eindrücke sind oft Quell neuer Ideen, sowohl für Amateure wie auch für Profis. Was den Laien gegenüber den Profis hauptsächlich unterscheidet ist neben der technischen Qualität der Arbeit in erster Linie auch die Identifizierung mit dem Projekt. Claude Lévi-Strauss beschreibt dieses Phänomen in seinem Buch «Das wilde Denken» als geradezu «poetisch», denn die Bastelei spreche nicht nur mit den Dingen, sondern auch mittels der Dinge: „… indem sie durch die Auswahl, die sie zwischen begrenzten Möglichkeiten trifft, über den Charakter und das Leben ihres Urhebers Aussagen macht. Der Bastler legt, ohne sein Projekt jemals auszufüllen, immer etwas von sich hinein.“106 Professionelle Architektur, Interior-, Grafik-, Webdesign, Fotografie oder Film kann und wird zwangsläufig als bewusst oder unterbewusst wahrgenommene Inspirationsquelle für Amateure, aber auch für Profis selbst dienen. Dieser Tatsache kann sich keiner entziehen. Doch auch die «Bastelei» von Amateuren kann als geistige Bezugsquelle für neue und innovative Designideen nützlich sein und bietet neben der Inspiration selbst auch einen Blick ins Innere des vollkommen frei arbeiteten Menschen, dessen Charakter sich in seinem Projekt spiegelt. Vielleicht ist dies am Ende sogar inspirierender als das Projekt selbst. 106 68 Lévi-Strauss; 1973; S. 34-35 09 Amateurdesign: Ein Fazit Amateure sind die (Mit-)Designer unseres Alltags. Das war so, ist so und wird es voraussichtlich immer sein. Egal ob Architektur, Dekoration, Interior Design, Web, Kommunikations- oder Grafikdesign, Ingenieurskunst oder Mode: die Laien beweisen ihr kreatives Können in allen Bereichen des Kreativbusiness und täglichen Lebens. Was noch vor einigen Jahren den Profis vorbehalten war ist in Zeiten des Web 2.0 und aufgrund des Zugangs zu unschätzbar wichtigen technischen Mitteln eine Sache für Jedermann. Wirklich alles, was wir sehen oder anfassen können ist designt und durchdacht, sei es von Profis oder von Laien. Plakate, Flyer, Logos, Speisekarten, Webseiten, Blumenarrangements, Nippes, Fotos, Videos, Musik, Klamotten oder Accessoires: alles kann von jedem, egal ob gelernt oder nicht konzipiert, gestaltet, produziert, präsentiert und sogar verkauft werden. Momentan findet sogar ein „Verschwimmen der Grenzen zwischen Amateur und Profi in der Gestaltung statt“107, was sich beispielsweise an der Vermarktungsmöglichkeit von Selbstgemachtem oder dem Miteinbeziehen des kreativen Potentials von Amateuren durch findige Designer in der Werbung, bemerkbar macht. In einigen Bereichen haben sich die Grenzen zwischen Amateur und Profi sogar ganz aufgelöst, da der Wissenspool, Vermarktung- und Produktionsmöglichkeiten ähnlich oder sogar dieselben sind. Dennoch müssen professionelle Kreative nicht um ihren Arbeitsplatz fürchten, da sie gegenüber den Amateuren immer den Vorteil haben, ihre Gestaltung, Entwürfe und Konzepte auf ein begründetes Wissen, das sie durch eine entsprechende Ausbildung erlangt haben, zurückführen, reflektieren und argumentieren können. Die Möglichkeit zur Innovation besitzen jedoch beide Parteien und sowohl Profis als auch Amateure sind in der Lage, Neues und Beeindruckendes zu schaffen. Dabei hat wiederum der Laie den entscheidenden Vorteil der Unabhängigkeit. Während nämlich Profis in den meisten Fällen von den Entscheidungen ihrer Auftraggeber und Grundsätzen der Gestaltungslehre abhängig oder voreingenommen sind, ist der Amateur in der Wahl seiner Mittel, Umsetzungsmöglichkeiten und Materialien vollkommen frei, da er mit seinen Projekten in der Regel kein Geld verdienen oder vor Dritten Rechenschaft ablegen muss. Damit ist er sein eigener Herr und vollkommen frei. Claude Lévi-Strauss vergleicht in diesem Zusammenhang die Arbeitsweise des Bastlers und des Ingenieurs: „Der Bastler ist in der Lage, 107 Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 44 69 eine große Anzahl verschiedenartigster Arbeiten auszuführen; doch im Unterschied zum Ingenieur macht er seine Arbeiten nicht davon abhängig, ob ihm die Rohstoffe oder Werkzeuge erreichbar sind, die je nach Projekt geplant und beschafft werden müßten: die Welt seiner Mittel ist begrenzt, und die Regel seines Spiels besteht immer darin, jederzeit mit dem, was ihm zur Hand ist, auszukommen, …“.108 Trotz ihrer beschränkten Mittel werden die Tüftler, Bastler und Designer wie in der Vergangenheit auch weiterhin ihrer Kreativität freien Lauf lassen und den ein oder anderen Anstoß für Innovationen generieren können. Beide, Amateure und Profis können voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren. Eine höhere oder mindere Qualität ihrer Arbeiten ist nicht zwingend vorausgesetzt, denn beide verfügen über eine ganz eigene Ästhetik und müssen immer im Kontext, in dem sie stehen, gesehen werden. So passt beispielsweise die liebevoll eingerichtete Gaststube mit jeder Menge Kitsch, Dekoration, Mannschaftspokalen und Erinnerungsfotos wesentlich besser zum Konzept der vom Inhaber selbst geführten und gestalteten Kneipe als eine vom Profi durchdesignte und auf Minimalismus reduzierte Szenebar mit Elektrobeats und Cocktailkarte, in der derselbe Wirt am Tresen steht. Beide Konzepte funktionieren getrennt voneinander hervorragend, kombiniert man beide jedoch kann leicht das Gegenteil geschehen und ein haltloses Durcheinander entstehen. Deshalb ist es wichtig, die Gestaltung von Profis oder Laien immer im Kontext zu sehen, in dem sie stehen und in vielen Fällen muss das Gesamtwerk betrachtet werden, bevor einem die vielen Details ins Auge fallen, die eine Gestaltung einzigartig und interessant machen. Aus diesem Grund darf man eine liebevoll gestaltete Speisekarte mit Cliparts, bunten Bildchen und einer Flut von Fonts nicht als einfallslos oder schlecht abtun, da genau diese von einem Amateur gestaltete Karte zur Kneipe oder dem Restaurant passt, in der sie aushängt und deren Inhaber sie mit seinen zur Verfügung stehenden Mitteln, jeder Menge Enthusiasmus und Liebe konzipiert, gestaltet und gedruckt hat. Profis müssen die gestalterische Kraft, die Liebe zum Detail und das kreative Potential von Amateuren ernster nehmen und respektieren, denn von ihrer Arbeitsweise und ihrem Design können sie gleichermaßen lernen, wie der Laie vom Profi. 108 70 Lévi-Strauss; 1973; S. 30 Florian A. Schmidt kommt in seiner Arbeit zu dem Schluss, die Designprofession sei dabei, die Aura des Geheimnisvollen abzustreifen, und sich stärker in Richtung Kollaboration und Offenheit gegenüber der kreativen Arbeiten der Hobbyisten zu entwickeln.109 Der Netzkritiker Andrew Keen ruft in seinem Buch «Die Stunde der Stümper» dazu auf, die Technologie zu nutzen, sodass sie zur Innovation, zur offenen Kommunikation und zum Fortschritt anrege. Weiterhin sollte man professionelle Maßstäbe für Wahrheit, Anstand und Kreativität anlegen, um nicht als die schändliche Generation in die Geschichte einzugehen, die etablierten professionellen Medien den Todesstoß versetzt hat, nur um das Ideal der Demokratisierung voranzutreiben.110 Das Mitmachnetz und der Alltag wird jedoch erst durch die Beteiligung von Amateuren zu dem, was sie sind: einzigartig, interessant und sich ständig weiterentwickelnd. Warum sollten ambitionierte Hobbydesigner, -autoren, -ingenieure oder -architekten nicht weiterhin alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel benutzen, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen? Denn bereits viele wichtige Erfindungen und Innovationen wurden in den Kellern, Garagen und Hobbyräumen von Amateuren entwickelt. Und auch Designer nutzen immer wieder bewusst die Amateurästhetik für ihre professionellen Arbeiten. Durch all meine Erfahrungen, Beobachtungen und Informationen komme ich zu dem Schluss, dass Amateure wie Profis gleichermaßen den Alltag in all seinen Facetten gestalten und jeden neu erfinden. Beide sind in manchen Bereichen voneinander abhängig, denn oft geben professionelle Designer einen begrenzten Rahmen vor, den Laien mit ihren oder vorgegebenen Möglichkeiten mit Inhalt und Ideen ausfüllen können. So können sich die Amateure beispielsweise auf MySpace, YouTube oder Second Life nach Lust und Laune präsentieren und ihrer Kreativität Ausdruck verleihen, während andere diese Möglichkeit bieten und den kreativen Spielraum begrenzen. Andersherum liefern beispielsweise Laien innovative Ideen und wichtigen Content für Werbekampagnen im Netz oder in Form selbst gemachter Produkte für Online-Marktplätze wie DaWanda.com. Eine der interessantesten Möglichkeiten, die Arbeiten von Laien zu sehen und mit denen von Profis zu vergleichen, ist neben Webseiten und Videos im Internet die Gestaltung von Bars, Kneipen und Restaurants unter die Lupe zu nehmen, da 109 vgl. Schmidt, Lasch, Stauch; 2010; S. 47 110 vgl. Keen; 2007; S. 220 71 hier wie in keinem anderen öffentlichen Raum die Seele, der Charakter und die Leidenschaft des Designers so gut zum Ausdruck gebracht werden kann. Auch die Kreisstadt Ellwangen (Jagst) bietet mit ihren rund 40 Lokalitäten einen wahren Schatz an Inspiration, Vielfalt und kreativen Kleinigkeiten, die bei jedem Besuch aufs Neue begeistern und immer wieder neu entdeckt werden können. Jede einzelne dieser Eckkneipen, Spelunken, gutbürgerlichen Restaurants, Imbissen, Lounges, Cafés, Wirtshäuser oder Bars besitzt eine ganz eigene Ästhetik und hat immer wieder eine neue Überraschung parat. Schaut man sich hier einmal genauer um, achtet auf kleine Details, redet mit den Angestellten oder Besitzern und lässt sich auf die Atmosphäre in den unterschiedlichen Lokalitäten ein, entdeckt man einen wahren Schatz an kreativen Ideen. Dies beginnt beim Miteinbeziehen der Architektur des historischen Stadtkerns, der individuellen Dekoration und Interior Design, geht über die Gestaltung der Speise- und Getränkekarten bis hin zur gespielten Musik, die das Konzept letztendlich untermalt. Egal ob das Werk von Profis oder Amateuren, jede einzelne dieser Kneipen, Bars, und Restaurants steht für sich und alle haben es verdient, ihre Ästhetik zu untersuchen und sich auf das Abenteuer Design ohne Designer einzulassen. 72 73 74 Praktischer Arbeit: Der Ellwanger Spelunkenführer Die Stadt Ellwangen geht auf zwei Brüder einer bayrisch-alamannischen Adelsfamilie zurück, die hier 764 ein Benediktinerkloster gründeten. Kurz darauf wurde dieses dem fränkischen König Karl der Große übertragen. Damit wurde Ellwangen Königskloster, das rasch zu blühen begann und schnell erweitert wurde. 981 erlaubte der Abt, an der südlichen Klostermauer eine Siedlung zu errichten. Die Stadt Ellwangen war geboren. Heute verfügt die große Kreisstadt neben der bekannte Basilika aus der Spätromantik, der barocken Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, sowie der mittelalterlichen Altstadt auch über eine einzigartige Vielfalt von Kneipen, Bars und Restaurants, von denen jede eine ganz eigene und besondere Atmosphäre besitzt, die sowohl die Ellwanger Bürger, als auch Touristen fesselt und den ein oder anderen unvergesslichen Abend beschert. Der Ellwanger Spelunkenführer gibt einen Einblick in dieses vielfältige Angebot zum Essen, Trinken und Feiern und beleuchtet dabei die Besonderheiten und kleinen Details, die die «Spelunken» zu dem machen, was sie sind: Einzigartig. 75 01 Operative Idee Im theoretischen Teil meiner Bachelorarbeit untersuche ich die Kreative Kraft von Amateuren im Design. Mein Fokus liegt dabei speziell auf der Gestaltung von Bars, Kneipen und Restaurants in der Kreisstadt Ellwangen. Rund 40 Lokalitäten, oder besser gesagt «Spelunken» stehen hier dem Gast zur Auswahl. Jede einzelne steht für ein ganz eigenes Konzept und besitzt eine individuelle Gestaltung. Neben den beliebten Designer-Bars, Lounges und chicen Restaurants faszinieren mich besonders die kleinen Eckkneipen, die dunklen, verrauchten Bars mit Spielautomat, Dart und 24 Stunden Sportübertragung. An diesen Läden, in denen man Tag für Tag dieselben Leute zu sehen bekommt und man als «Fremder» argwöhnisch gemustert wird, hat wohl noch nie, oder zumindest schon lange nicht mehr ein professioneller Designer Hand angelegt und für ein chices Konzept gesorgt. Alles, von der Wahl der Möblierung, der Wandfarbe, der gespielten Musik bis hin zur Dekoration an Tresen, Wänden und Tischen, ist das Werk und die kreative Leistung des Besitzers. Die Kneipe ist Ausdruck seiner selbst und spiegelt seinen Geschmack, seine Kultur, seine Herkunft und seinen Charakter wieder. Jede einzelne ist etwas ganz besonderes und in ihrer Geschlossenheit etwas einzigartiges. Diese «Spelunken» möchte ich genauer untersuchen und dabei versuchen herauszufinden, was letztendlich das Besondere und Individuelle in jeder einzelnen ist. Es geht dabei zwangsläufig nicht nur um das Gesamtkonzept und das subjektive Wohlbefinden in der Kneipe, sondern in erster Linie vor allem um feine Details wie ein ganz besonderer Pokal auf dem Tresen, der eine ganz eigene Geschichte erzählt und den es nur hier in dieser Lokalität zu sehen gibt. All meine subjektiven Erfahrungen und Informationen über die «Spelunken» trage ich in einem kleinen Buch zusammen, das für Unentschlossene, Interessierte und Touristen als Entscheidungshilfe und Anstoß dienen soll, genau die Lokalität zu finden, auf die sie gerade Lust haben oder auch in jene zu gehen, um die sie normalerweise einen großen Bogen machen. Der Ellwanger Spelunkenführer ist also eine Art «Guide», der im Gegensatz zu vielen anderen nicht (nur) die modernsten und schönsten Lokalitäten präsentiert, sondern speziell die, die sonst nirgendwo näher genannt werden, die vielleicht abgelegen in einer dunklen Gasse versteckt sind, aber dennoch das Bild einer Stadt mitprägen. Er soll ebenso einzigartig sein wie die Ellwanger Spelunken es sind. 76 02 Vorgeschichte Im Oktober 2005 kamen Christian Rupp, ein sehr gute Freund, und ich darauf, einen Kneipenführer durch unsere Heimatstadt Ellwangen (Jagst) zu machen. Uns ist aufgefallen, dass es zwar eine wirklich große Auswahl verschiedenster Kneipen gab, wir jedoch immer nur in einigen wenigen einkehrten. Durch den Spelunkenführer hatten wir nun einen Grund, jede einzelne zu besuchen. Was wir anfangs noch als kleines kreatives Projekt zum Zeitvertreib sahen, entwickelte sich schnell zu einer umfangreichen Aufgabe. Wir entwickelten ein Formblatt mit unterschiedlichen Bewertungskriterien (Auswahl der Getränke, subjektives Wohlgefühl, Freundlichkeit der Bedienung, Gäste, brennt die Kerze auf dem Tisch, usw.) und gingen so über fast ein ganzes Jahr hinweg immer wieder in verschiedene Kneipen und „testeten“ diese. Aus Furcht, von den Wirten abgewiesen zu werden und später vielleicht sogar Ärger zu bekommen, geschah all dies heimlich. Um die unserer Ansicht nach übelsten Spelunken machten wir sogar weiterhin einen Bogen. Im September 2006 hatten wir fast jedes Formblatt ausgefüllt und begannen ebenso amateurhaft wie in meiner theoretischen Arbeit beschrieben, ein Layout und eine Gestaltung für den Führer zu entwickeln und dieses mit Bildern und Texten zu füllen. Nach rund zwei Monaten waren wir mit der Gestaltung fertig und wandten uns an Alexander Scherer, einen ehemaligen Lehrer und mittlerweile guten Freund um das kleine Buch zu drucken. Mit einer Auflage von 40 Stück, hatten wir es geschafft und den Ellwanger Spelunkenführer 2006 kurz vor Weihnachten fertiggestellt. Einige Exemplare konnten wir sogar verkaufen und ein wenig Umsatz generieren. In der Zwischenzeit hat sich selbstverständlich sehr vieles verändert: Einige der Spelunken gibt es nicht mehr, ich habe mein Hobby sozusagen zum Beruf gemacht und Design studiert und kann so einen ganz neuen Spelunkenführer unter völlig anderen Gesichtspunkten, größerem Umfang und nach anderen Kriterien gestalten wie damals. Deshalb hat die vorliegende Arbeit, der Ellwanger Spelunkenführer, nur wenig mit dem Ur-Exemplar gemein und ist insgesamt unabhängig der aus «Freude am Machen» entstandenen Idee von 2005 zu sehen, auch wenn der Kern, ein Nachschlagewerk für Unentschlossene zu schaffen ähnlich ist. 77 Was unterscheidet den Neuen 03 vom «Ur-Spelunkenführer»? Abgesehen von der Tatsache, dass der erste Ellwanger Spelunkenführer aus dem Jahr 2006 das Werk zweier Amateure war und ich mittlerweile, nach meinem Studium an der MHMK Stuttgart, behaupten kann, ein professioneller Designer zu sein, unterscheidet sich das neue Exemplar von Grund auf in vielen verschiedene Punkten: Mit dem ersten Spelunkenführer sollte eine positive oder negative Empfehlung für die verschiedenen Lokalitäten gegeben werden. Diese war natürlich subjektiv, jedoch gewollt. In der neuen Ausgabe möchte ich bewusst darauf verzichten, da hier der Fokus auf der kreativen Umgebung einer Kneipe, Bar oder einem Restaurant liegen soll und ich diese nicht kritisieren oder empfehlen möchte. Im neuen Spelunkenführer möchte ich nicht wie im ersten alle Lokalitäten aufführen, da einige nicht unter meine Definition von «Spelunke» fallen. Es sollen schließlich vordergründig jene präsentiert werden, die für viele als wenig attraktiv gelten. Deshalb beschränke ich mich auf ca. 15 bis 20 Kneipen, Bars und Restaurants. Der Umfang an Informationen, Bildern und Texten ist wesentlich größer als in der ersten Ausgabe, da pro Lokalität sechs Seiten zur Verfügung stehen, während es vor 5 Jahren noch zwei waren, auf die alle relevanten Informationen gequetscht wurden. Zudem werden viele Informationen mithilfe von Piktogrammen visualisiert. Im Spelunkenführer 1 wurden noch die Preise für Bier, Wein, alkoholfreie und Heißgetränke verglichen. Nun verzichte ich darauf bewusst, da nicht die Preisgestaltung einer Lokalität zum ausschlaggebenden Besuchsgrund werden soll, sondern vielmehr das Interesse an der Gestaltung, der Einzigartigkeit und dem Besonderen einer Kneipe. Das «2011er Modell» bietet viele zusätzlich Informationen wie Kontaktadressen und Öffnungszeiten der Bars, Kneipen und Restaurants, zeigt auf einen Blick, ob es Möglichkeiten zum Public Viewing oder eine Terrasse gibt oder verweist auf die Webseite der Lokalität (falls vorhanden). 78 Da nicht alle Informationen untergebracht werden können, wie ich es gerne hätte, gibt es die Möglichkeit über jeweils drei Qr-codes pro Lokalität, die diese bieten können: Das Anzeigen der Spelunke auf einer Google Maps - Karte, eine vollständige Speise- und Getränkekarte, sowie weitere Bilder in einer Online-Galerie auf Flickr. Der Leser kann diese Informationen mithilfe seines Smartphones direkt unterwegs abrufen und sich so ein noch ausführlicheres und besseres Bild der Lokalitäten machen. Während es im ersten Spelunkenführer nur eine sehr grobe und unübersichtliche Karte über Ellwangen gab, in der die einzelnen Lokalitäten markiert waren, besitzt jede einzelne nun eine individuelle Karte, sodass man sich als Außenstehender wesentlich leichter zurechtfinden kann. Zudem gibt es eine große ausklappbare Karte auf der hinteren Umschlags-Innenseite. Da wir den Spelunkenführer vor fünf Jahren relativ einfach machen und vor allem kostengünstig gestalten wollten, wurde alles mit einem Mal auf billiges Kopierpapier gedruckt. Basierend auf meiner wissenschaftlichen Arbeit wird dieser Spelunkenführer auf teurerem farbigen, gemustertem Papier gedruckt, Bilder werden eingeklebt und das fertige Buch von Hand gebunden. Dies soll wiederum die Bastelei der Amateure widerspiegeln, was einen Großteil meiner theoretischen Arbeit ausmacht. Das Konzept des Spelunkenführers sieht vor, neben den informativen und interessanten Texten zu jeder Kneipe, einen weiteren Anreiz zu schaffen, diese zu besuchen. Dies geschieht in Form verschiedener teilweise ungewöhnlicher Gutscheinkarten, die man beim Besuch einlösen kann. Neben dem gedruckten Führer gibt es ein Online-Portal, über das man dieselben Informationen bekommt, Bilder anschauen kann und zudem über aktuelle News und Events informiert wird. User können sich einloggen und zudem selbst Erfahrungen und Kritiken zu den Kneipen posten. Im Gegensatz zum ersten Spelunkenführer soll dieser nicht geheim entstehen. Somit gibt es auch viele Bilder vom Interior der Kneipen, Bars und Restaurants. Zudem konnte ich durch Gespräche mit den Wirten und dem Personal interessante Informationen über Konzept, Gestaltung und Geschichte der Lokalitäten in Erfahrung bringen, was wiederum in die Texte einfloss. 79 04 Allgemeiner Zeitplan Wissenschaftliche Arbeit Themenfindung Formulierung des Themas / Exposé Online-Anmeldung Literaturrecherche / einlesen in das Thema Gliederung Schreiben der Wissenschaftlichen Arbeit Kontrolle der Wissenschaftlichen Arbeit / Korrektur Gestaltung der Wissenschaftlichen Arbeit Präsentationsvorbereitung / Präsentation Praktische Arbeit: Ellwanger Spelunkenführer Ideenfindung Research Konzeption Gestaltung von Entwürfe Test der Spelunken, Fotografieren, Gespräche mit den Wirten Layout des Spelunkenführers Feintuning / Kontrolle der ersten Seiten Einfügen aller Seiten, Fertigstellung des Buches inklusive Gestaltung der Speisekarten & Einfügen der QR-codes Konzept und Gestaltung der Webseite Dokumentation / Druck / Bindung Präsentationsvorbereitung / Präsentation 80 81 20 11 20 11 /0 7/ 26 /0 7/ 22 20 11 /0 7/ 20 20 11 07 / 15 / 20 11 07 / 10 / 20 11 /0 7/ 05 20 11 6/ /0 30 20 11 6/ /0 25 20 11 6/ /0 20 011 /2 06 15 / 011 /2 06 10 / 20 11 6/ /0 05 011 /2 06 01 / 07 /2 011 22 /0 7/ 20 11 26 /0 7/ 20 10 10 / 011 /2 /0 30 6/ 20 11 /0 20 /2 011 06 10 / /2 011 05 31 / 5/ 20 11 /0 20 /2 011 4/ 20 11 4/ 20 11 05 10 / /0 30 /0 20 /2 011 04 10 / /2 011 04 01 / /2 011 03 16 / 05 Zielformulierung Amateurdesign prägt und definiert unseren Alltag. In allen Bereichen des täglichen Leben ist dies sichtbar und mitunter nirgendwo so gut erlebbar wie in Bars, Kneipen, Restaurants und Spelunken. Auf Basis meiner wissenschaftlichen Arbeit möchte ich die feinen Details, die Kreativität des Laien, das Besondere jeder einzelnen Spelunke mithilfe des Ellwanger Spelunkenführers festhalten und einem breiten Publikum zugänglich machen. Anders als ähnliche Nachschlagewerke, bzw. Führer steht hier nicht das Essen oder Getränke, bzw. die chicen Clubs und Restaurants im Vordergrund, sondern vielmehr die kleinen Eckkneipen um die Ecke, in die sich nur alteingesessene Stammgäste verirren. In diesem Buch, bzw. auf einer dazu passenden Webseite sollen alle Kneipen und Restaurants gleich dargestellt werden. Das heißt: keine wird besonders behandelt und von den anderen gesondert hervorgehoben. Jede erhält dieselbe Anzahl an Seiten, wenn möglich Bilder und Texte. Ich möchte keine Wertung vornehmen, sondern das Einzigartige jeder einzelnen Spelunke aufzeigen, die jede von ihnen zweifellos besitzt. Da ich in meiner wissenschaftlichen Arbeit das Amateurhafte im Design thematisiere, wird das Buch ebenfalls «gebastelt». Das heißt, ich verzichte bewusst auf einen professionellen Druck, sondern greife auf Werkzeuge und Mittel zurück, die ich zu Hause vorfinde: Meinen eigenen Drucker, Schere, Papier und Klebstoff. Bilder werden von Hand ausgeschnitten und eingeklebt, die einzelnen Seiten mit einer Schneidemaschine zugeschnitten und das Buch von Hand gebunden. Am Ende wird der Spelunkenführer aus einem selbst gestalteten und hergestellten Buch bestehen mit Verbindung zu Smartphones via Qr-codes, sowie einer Webseite, auf der neben den Informationen, die im Buch zu finden sind auch Events, News und User-Bilder abrufbar sein werden. 82 Zielgruppenformulierung 06 und Vermarktungsmöglichkeit Der Ellwanger Spelunkenführer richtet sich nicht an eine festgelegte Personengruppe. Er ist vielmehr ein Nachschlagewerk und interessantes kleines Buch für jedermann, der sich für die Ellwanger Kneipen- und Restaurantszene interessiert und mehr darüber erfahren möchte. Die sind vor allem Bürger aus Ellwangen und dem direkten Umkreis, die regelmäßig hierher kommen. Gleichzeitig kann das Buch für Touristen, wie beispielsweise Camper, nützlich sein, die in die Stadt kommen, aber nicht wissen wohin sie gehen sollen, was zu ihrem Geschmack und ihren Wunschvorstellungen passt. Da solche individuellen Bücher auch ein sehr beliebter Geschenkartikel sind, eignet sich der Spelunkenführer auch gut als Mitbringsel oder eben Geburtstagspresent. Durch den Verkauf einiger Exemplare aus der ersten Auflage 2006 kann ich sagen, dass es keine Altersschicht gibt, die besonders als Zielgruppe in Frage käme. Sowohl Teenager wie auch Rentner und alles dazwischen waren unter den Kunden, die das mit 4 Euro preisgünstige Nachschlagewerk gekauft haben oder verschenkten. Dennoch möchte ich die Zielgruppe auf die besagten Ellwanger Bürger und eben Touristen, vor allem Camper, die sich längere Zeit in der direkten Umgebung aufhalten, beschränken. Doch wie verkauft man den Spelunkenführer wohl am besten an seine Zielgruppe? Da es sich letztendlich um einen Führer durch die Ellwanger Kneipen- und Restaurantszene handelt, verkauft man ihn auch am einfachsten am Ort des Geschehens selbst: In den Bars, Kneipen oder Restaurants. Desweiteren gibt es in Ellwangen viele kleine Geschäfte, in denen man einige Exemplare mit in die Auslage oder direkt an die Kasse legen kann. 83 07 Logogestaltung 84 Nach mehreren zeichnerischen Logoentwürfen entschied ich mich für eine Panoramaansicht von Ellwangen. Auf der Westtangente gibt es auf einer Brücke einen einzigen Punkt, von dem aus die vier bekanntesten Bauwerke gleichzeitig zu sehen sind: die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, die evangelische Stadtkirche, die Basilika aus der Spätromantik am Marktplatz und das Ellwanger Schloss. Dies ist die bekannteste Stadtansicht und findet auch auf vielen Bildern, Ansichtskarten und Gemälden als Motiv Verwendung. Nichts, abgesehen von Pferden steht so für die Stadt Ellwangen wie diese Ansicht mit den vier größten Sehenswürdigkeiten. Ich fotografierte von diesem besagten Punkt aus die Stadt und zeichnete die Kulisse mithilfe von Pfaden digital nach. Anschließend zeichnete ich es erneut mit einem Zeichentablett ab, um ungleichmäßigere Linien und Flächen zu bekommen. Schließlich fügte ich den Text „Der Ellwanger Spelunkenführer“ zur Wort-Bildmarke hinzu. Da ich das Buch so gestalten wollte, als sei es mit einer alten Schreibmaschine geschrieben, wählte ich auch für das Logo einen entsprechenden Font: Rough_Typewriter Der Ellwanger Spelunkenführer 85 08 LAyout 86 Vor jedem Layout steht eine Überlegung und mehrere Scribbles auf Papier. So auch im Fall des Spelunkenführers, bei dem ich recht schnell die passende Idee finden konnte und aufzeichnete. Da ich doch relativ viele Informationen in einem kleinen Buch unterbringen wollte (Bilder, Texte, Icons, Qr-codes) entschied ich mich, pro Spelunke drei Doppelseiten zu gestalten, die im Grunde alle gleich aufgebaut sind, sodass eine gleichmäßige Ordnung entsteht und sich der Leser auf allen Seiten gut zurechtfinden kann. 01. Doppelseite Auf den ersten beiden Seiten bringe ich ein großes Bild in Form einer Polaroidaufnahme, sowie den Text unter, der das Besondere, die Atmosphäre und die Spelunke selbst beschreiben soll. Das Polaroid soll nach Möglichkeit eine Aufnahme vom Innenbereich der Kneipe sein. Dieses Polaroidbild steht zusammen mit dem Namen der Spelunke, der Bar oder dem Restaurant auf der linken Seite, während der Text zusammen mit einem kleineren Bild der Fassade / des Hauses auf der rechten Seite steht. Der Text verläuft um dieses Foto herum. Getrennt vom allgemeinen Text wird das Besondere, was die Kneipe einzigartig gemacht durch einen Absatz hervorgehoben. Die Seitenzahl steht anders als im Scribble bedacht oben rechts statt unten. Pro Doppelseite wird die laufende Seitenzahl nur einmal angegeben und durch eine gestrichelte Linie abgetrennt. Links neben der Seitenzahl steht auf jeder Seite nochmals der Name der Spelunke, sodass sich der Leser beim Durchblättern leichter zurechtfinden kann. 87 02. Doppelseite Auf der dritten Seite möchte ich auf das Getränke- und Speisenangebot der Spelunke eingehen. Je nachdem, was hier speziell angeboten wird, bzw. was hier am meisten getrunken wird und empfohlen werden kann, werden die passenden Icons abgebildet. So steht zum Beispiel ein Bierkrug dafür, dass hier neben den anderen Getränken vor allem Bier ausgeschenkt wird. Steht dieser auch noch an erster Stelle, so wird in dieser Kneipe in erster Linie Bier getrunken, bzw. besonders leckeres Bier angeboten. Mit den anderen Getränken und Speisen verhält es sich ebenso. Zudem gibt es jeweils einen kleinen prägnanten Text, in dem ich auf besondere Angebote, Getränke und Speisen eingehe. Darunter wird eine Linie platziert, die angibt wie hoch die Getränke- bzw. Speisenauswahl auf der Karte ist. Auf Seite 4 werden noch mehr Bilder eingeklebt, sodass der Leser einen besseren Einblick in die Spelunke bekommt. Je nachdem wie viele Bilder ich von einer Spelunke machen konnte, variiert hier die Anzahl der Fotos. 88 03. Doppelseite Auf den Seiten 5 und 6 biete ich dem Leser viele Informationen. Die linke Seite bietet einen Überblick über getestete Getränke und Speisen. Hier habe ich darauf geachtet, dass der Text besonders kurz und locker geschrieben ist, sodass es sehr ehrlich uns spielerisch wirkt. Es soll sich beim Lesen ein wenig anfühlen, als handle es sich um eine Art Reisetagebuch, in dem auch genau das geschrieben ist, wie man es persönlich denkt und spricht. Unter dem Punkt „Worauf es dem Trinker ankommt“ ziehe ich ein Fazit, bzw. Resümee über die Spelunke und fasse in wenigen Worten nochmals das zusammen, was an ihr so besonders und empfehlenswert ist. Desweiteren präsentiere ich hier die Öffnungszeiten, Kontaktmöglichkeiten, eine individuelle Karte, in der die Kneipe genau eingezeichnet ist, sowie Qr-codes, über die man mithilfe seines Smartphones weitere Informationen online abrufen kann: Standort der Spelunke in Google Maps, eine ausführliche Speisekarte und noch mehr Bilder in einer Galerie auf Flickr.com. 89 09 Bildwelten Die Bildwelt des Ellwanger Spelunkenführers teilt sich in insgesamt drei Bereiche auf: einem Foto der Kneipe als Titelbild, einem Foto von außen und mehreren Bildern als Impressionen der Gestaltung, Dekoration und Interior. Alle Fotos wurden von mir selbst geschossen und bearbeitet. Das Titelbild soll aussehen wie eine Polaroidaufnahme, also wie ein Schnappschuss, was wiederum den Charakter eines Reisetagebuchs verdeutlichen soll. Auch hier klebt man gerne Schnappschüsse seiner Erlebnisse ein. Sofern möglich zeigt das «Polaroid» immer eine Aufnahme von der Gaststube oder dem Tresen. Falls ich vom Wirt leider nicht die Erlaubnis zum Fotografieren bekommen habe, wurde eine Art Avatar anstelle des Bildes eingefügt. 90 Das Foto, das die Kneipe auf der zweiten Seite von außen zeigt ist weiß umrahmt und wie das Polaroid und die Bilder auf Seite vier von Hand eingeklebt. Das Foto wurde leicht entsättigt und mit einem Schein nach innen versehen, sodass es mehr Tiefe und einen leichten Retro-Effekt bekommt. Um auch hier den Effekt eines Reisetagebuchs zu erhalten, wird teilweise sichtbar unter dem Bild ein gestricheltes Quadrat mit der Aufforderung, bitte ein Bild einzukleben, aufgedruckt. Auf den meisten Seiten ist dies zwar unsichtbar, jedoch ist auch dies wiederum ein feines Detail, die den Spelunkenführer von anderen abheben soll. Auf Seite 4 gibt es dann wirklich viele Fotos zu sehen, die hauptsächlich das Interior Design der Spelunke visualisieren sollen. Diese sind unterschiedlich im Format und besitzen wiederum einen weißen Rahmen. Alle sind quer und überlappend eingeklebt, was auch den Eindruck eines Reisetagebuchs erwecken soll. Pro Spelunke werden hier maximal sechs Bilder eingeklebt. 91 10 Typografie Zur typografischen Gestaltung wählte ich eine Typewriter-Schrift, die wie beim Umgang mit Bildern auch den Charakter eines Reisetagebuchs erwecken soll. Spelunkenname Name der Spelunke, steht jeweils verschieden angeordnet unterhalb des Polaroids auf der Titelseite jeder Kneipe. Font Type: Schriftgard: Farbe: Rough_Typewriter Regular 40 Pt C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100 Unterüberschrift des Spelunkenname Gibt an, um welche Art von Lokalität es sich handelt (Café / Bar / Restaurant, etc.) Font Type: Schriftgard: Farbe: Rough_Typewriter Regular 11 Pt C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100 Headlines Überschrift der einzelnen Unterpunkte (Kontakt; Weitere Infos, etc.) 92 Font Type: Schriftgard: Farbe: Sonstiges: Travelling_Typewriter Regular 12 Pt C: 0; M: 100; Y: 0; K: 60 Großbuchstaben Fließtext / Aufzählungen Font Type: Schriftgard: Zeilenabstand: Farbe: Travelling_Typewriter Regular 7,5 Pt 12,3 Pt C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100 Spelunkenname in der Kopfzeile Name der Spelunke auf jeder Seite in der Kopfzeile neben der Seitenzahl Font Type: Schriftgard: Farbe: Sonstiges: Travelling_Typewriter Regular 10 Pt C: 0; M: 100; Y: 0; K: 60 Großbuchstaben Seitenzahl Oben rechts in der Kopfzeile Font Type: Schriftgard: Farbe: Travelling_Typewriter Regular 6 Pt C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100 Zwischenüberschriften Font Type: Schriftgard: Farbe: Sonstiges: Travelling_Typewriter Regular 6 Pt C: 47; M: 47; Y: 56; K: 12 Kontur: 0,15 Pt Beschreibung der QR-Codes Font Type: Schriftgard: Farbe: Travelling_Typewriter Regular 7 Pt C: 0; M: 0; Y: 0; K: 100 93 11 Gestaltungsraster Das Gestaltungsraster ist aufgrund der vielen verschiedener Inhalte sehr dynamisch und kann auch nicht immer eingehalten werden. Vor allem durch den wechselnden Umgang mit Bilder, Texte und Icons muss das Raster oft verlassen werden. Seitenzahlen, Karte, Qr-codes und Seitenränder sind jedoch abgesehen von der Bilderseite, auf jeder Seite gleich. 94 95 12 Gutscheine Als besonderen Anreiz, alle Spelunken zu besuchen, erhält der Käufer mit dem Spelunkenführer auch 15 teils ungewöhnliche Gutscheine dazu, die sich im hinteren Teil des Spelunkenführers befinden und dank Perforation einfach herausgetrennt werden können. Auf ein Raster wurde hier vollkommen verzichtet und jeder Gutschein individuell gestaltet. Punto Café / Cocktailbar Cocktail - Bonuskarte Zeige bei jeder Bestellung eines Cocktails diese Karte vor, die Bedienung wird sie abstempeln. Bei jedem Cocktail-Symbol bekommst Du einen Deiner Wahl for free. Viel Spass, Dein Punto-Team! 96 13 Piktogramme Um die Gestaltung und Informationswiedergabe wesentlich prägnanter und interessanter zu gestalten, entschied ich mich für Getränke, Speisen und Sonstiges, wie Nichtraucher-Kneipe, Terrasse, Public Viewing Möglichkeit, etc. Piktogramme zu gestalten, wodurch leicht auf einen großen Teil unnötigen Text verzichtet werden kann. Dabei achtete ich besonders darauf, dass sie auch noch gut erkennbar sind, selbst wenn sie relativ klein gedruckt werden. Falls ein Wirt gegen das Fotografieren seiner Spelunke war, entwickelte ich ein weiteres Piktogramm, eine Art Avater, das dann anstelle des Polaroids auf der Titelseite oder der Bilderseite eingesetzt wurde. 97 14 Speisekarten Da es unmöglich war, eine komplette Speisekarte im Spelunkenführer unterzubringen, gestaltete ich für jede Spelunke eine individuelle Speisekarte, die online per Smartphone und den passenden Qr-code abgerufen werden kann. Mein Konzept sieht vor, dass diese an eine Datenbank geknüpft ist und von jedem Kneipenund Restaurantbesitzer jederzeit selbstständig auf den neuesten Stand gebracht werden kann. Somit können die Gäste sich abseits des Spelunkenführers noch weiter über das Angebot jeder Kneipe informieren. 98 15 QR-Codes Um den Lesern wesentlich mehr Informationen zur Verfügung zu stellen, können sie mithilfe eines Smartphones und den Qr-codes im Spelunkenführer Speisekarten, Bilder und Speise-, bzw. Getränkekarten abrufen. Flickr Google Maps Speisekarten 99 16 Screenshots PUNTO CAFÉ / COCKTAILBAR 39 Neben den quadratische Lampen in unterschiedlichen Farben über der massiven dunklen Bar und dem indirekten Licht, ist eine Vielzahl alter Zeitungsseiten, die die Decke des Punto pflastern hier bitte Foto einkleben das gestalterische Highlight dieses Cafés und einmalig in ganz Ellwangen. Die Gäste werden förmlich dazu verleitet, sich zurückzulehnen und zu versuchen die jahrzehntealten Artikel zu entziffern, Bilder anzuschauen und das ungleichmäßige Muster zu verfolgen. Das Punto liegt zentral in der Fußgängerzone und bietet neben einem großen stilvoll eingerichteten Raum im Sommer auch gemütliche Sitzgelegnheiten mit Blick auf die Stadt. Im Winter können die Gäste in einem großen gläsernen und beheizten Pavillon Glühwein- und Jagertee schlürfen. Das Punto ist zu jeder Jahreszeit entsprechend mit Blumen, Kerzen und Tischschmuck liebevoll dekoriert. Tagsüber findet man hier vor allem Leute, die nach dem Einkauf gemütlich einen Kaffee trinken oder sich mit Freunden auf einen kleinen Plausch treffen möchten. Am Abend wird es dann zur Anlaufstelle für Feierwütige und Cocktailtrinker. Regelmäßig finden hier auch Partys statt, sodass das Punto aus allen Nähten platzt und bis tief in die Nacht gefeiert wird. Aus den Lautsprechern dröhnt dann Punto die entsprechende Musik, die je nach Veranstaltung von Radio bis moderner Clubmusik oder Schlager jeden Stil abdeckt. Café / Cocktailbar PUNTO CAFÉ / COCKTAILBAR + DIE GETRÄNKEKARTE Angebotene Getränke Die Getränkekarte des Punto ist außerordentlich vielfältig und bietet neben der üblichen Auswahl auch saisonelle Spezialitäten. Neben einer sehr großen Auswahl an leckeren Cocktails und Longdrinks können die Gäste aus einem riesigen Angebot an Teesorten wählen. Zu jedem Heißgetränk wird ein kleiner Keks serviert und der Espresso wird mit dem opligatorischen Wasser gereicht. Getränkeauswahl + DIE KÜCHE Servierte Speisen Obwohl das Punto in erster Linie Café und Cocktailbar ist, bekommt man hier auch kleine leckere Speisen serviert. Neben Salaten und Sandwiches können die Gäste am Nachmittag aus verschiedenen hasugemachten Kuchen wählen. Wer bereits morgens unterwegs ist kann auch entspannt frühstücken. Zudem gibt es täglich wechselnde Tagesessen von 12 - 14 Uhr. Speisenauswahl 100 41 PUNTO CAFÉ / COCKTAILBAR + GETRÄNKE / SPEISEN Erdinger Hefeweißbier Alle Biersorten wurden Rotochsen Export hinreichend getestet Rotochsen Pils und für empfehlenswert Claustaler Alkoholfrei befunden. Trinken! Cola / Fanta Es gibt auch Afri Cola! Säfte Für die Menge zu teuer. Wein Super Auswahl. Kaffee Mit leckerem Keks Cappuccino Toller Milchschaum! Espresso Kommt mit Wasser. Tee Extrem große Auswahl. ! 43 + KONTAKT Marienstraße 3 07961 561828 73479 Ellwangen www.punto-ellwangen.de + WORAUF ES DEM TRINKER ANKOMMT Ambiente / Look / Resumé » » » Sehr stilvoll eingerichteter Gastraum. Schöne und kreative Dekoration / angenehmes Licht. Stylisches / gemütliches Ambiente. + WEITERE INFOS + ÖFFNUNGSZEITEN So - Do 09:00 - 01:00 Fr - Sa 09:00 - 03:00 (auch vor Feiertagen) Anzeigen in Google Maps Speise- und Getränkekarte OnlineBildergalerie Die Stadt Ellwangen geht auf zwei Brüder einer bayrischalamannischen Adelsfamilie zurück, die hier 764 ein Benediktinerkloster gründeten. Kurz darauf wurde dieses dem fränkischen König Karl der Große übertragen. Damit wurde Ellwangen Königskloster, das rasch zu blühen begann und schnell erweitert wurde. 981 erlaubte der Abt, an der südlichen Klostermauer eine Siedlung zu errichten. Die Stadt Ellwangen war geboren. Heute verfügt die große Kreisstadt neben der bekannte Basilika aus der Spätromantik, der barocken Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, sowie der mittelalterlichen Altstadt auch über eine einzigartige Vielfalt von Kneipen, Bars und Restaurants, von denen jede eine ganz eigene und besondere Atmosphäre besitzt, die sowohl die Ellwanger Bürger, als auch Touristen fesselt und den ein oder anderen unvergesslichen Abend beschert. Der Ellwanger Spelunkenführer gibt einen Einblick in dieses vielfältige Angebot zum Essen, Trinken und Feiern und beleuchtet dabei die Besonderheiten und kleinen Details, die die „Spelunken“ zu dem machen, was sie sind: Einzigartig. 101 INFOS DER SPELUNKENFÜHRER EINE KURZE EINFÜHRUNG 15 Bars, Kneipen und Restaurants sind in diesem Führer aufgeführt und näher beschrieben. In Ellwangen gibt es zwar weitaus mehr Lokalitäten, jedoch handelt es sich hierbei um „Otto Normal Spelunken“, die in einem solchen Nachschlagewerk leider nichts verloren haben. Jede der 15 Etablissements verkörpert ein ganz eigenes und besonderes Konzept, verfügt über eine einzigartige Atmosphäre und ein ganz individuelles Publikum. Einige davon erscheinen vielleicht dubios und zwielichtig während andere wiederum den Zahn der Zeit treffen + INFORMATIONEN AUF EINEN BLICK Angebotene Getränke Jede Spelunke bietet unterschiedliche Getränke an. Während einige eher auf den Ausschank verschiedener und sogar ausländischer Biersorten spezialisiert sind, werden in anderen hauptsächlich Cocktails oder Longdrinks serviert. Je nach Spezialisierung und Angebot sind einzelne Icons stellvertretend für das Getränkeangebot auf der Karte individuell aufgeführt. Die Anordnung stellt auch eine Empfehlung dar, was man in der jeweiligen Kneipe am besten bestellt um stilecht mittrinken zu können. und Modernes mit Altem kombinieren. Jede einzelne jedoch verfügt über so viel Charme und kreative Leidenschaft sowohl der Besitzer, wie auch der Gäste, dass man nicht drum herumkommt, mindestens einmal in jeder einzukehren, gemütlich ein Bier zu trinken und die Seele der Spelunke auf sich wirken zu lassen. Der Ellwanger Spelunkenführer gibt einen kleinen Einblick in das, was den Gast dabei erwarten könnte. Also viel Spaß beim Lesen, Testen und „Durchtrinken“! Angebotene Speisen Bietet eine Spelunke Frühstück, kleine Snacks, Fast Food zum Mitnehmen, Kuchen oder gar Tagesessen oder Restaurantbetrieb an: Die Icons weisen darauf hin. Weitere Infos Neben einer Karte zur Orientierung, Kontaktadressen, und Bewertungen zum Angebot der Spelunken können mithilfe der QRCodes und einem Smartphone weitere interessante Informationen wie Bilder, Speisekarten oder die Lage der Spelunke in Google Maps angezeigt werden. 102 5 + SPELUNKEN-GUTSCHEINE Die Kneipenszene in Ellwangen ist einzigartig und vielfältig. Dshalb gibt es auch einzigartige Gutscheine für Aktio- Zur Kanzlei Bistro / Café nen, Freigetränke und Feierlichkeiten allein oder im ganzen Freundeskreis. Die Wirte bieten die verschiedensten Möglichkeiten, ihre Bar, ihr Restaurant, die eigene Kneipe oder die berühmt berüchtigte Spelunke zu präsentieren und den Gästen einen tollen Einblick zu bieten, den man so nicht bekommt. Also nehmen Sie ihren Spelunkenführer, suchen sie sich eine Lokalität heraus und lösen am besten sofort den passenden Gutschein ein. So lernen Sie die Spelunke, die Gäste und das Personal sofort kennen und wer weiß, vielleicht wird dies ihre neue Stammkneipe. Sollten im Laufe der Zeit alle Gutscheine verbraucht sein, keine Panik: Auf dem Spelunkenführer-Portal gibt es regelmäßig neue Aktionen der Ellwanger Kneipenszene, sodass Sie auch weiterhin tolle Angebote abstauben und nutzen können. Weinstube Kanne Viel Spaß beim Einlösen. Punto Café / Cocktailbar Gutschein für Fußballfans Du wolltest schon immer einen Fußballabend mit Deinem Verein in Ruhe bei uns verbringen? Dann schnapp Dir diesen Gutschein und Ihr könnt in unserem großen Saal ein Spiel eurer Wahl sehen, inklusive 5 Liter Freibier. Gutschein für eine Tasse frisch geschöpfte Feuerzangenbowle mit Deinen Freunden. Hausgemachte Plätzchen und die besten Witze des Wirts sind natürlich inklusive. Torhaus Pizza & Kebap The Leprechaun Irish Pub Pro Person nur eine Tasse. Maxmal sechs Personen. Einlösbar in der Zeit von 01.12.2011 - 31.01.2012 COCKTAIL - Bonuskarte Zeige bei jeder Bestellung eines Cocktails diese Karte vor, die Bedienung wird sie abstempeln. Bei jedem Cocktail-Symbol bekommst Du einen Deiner Wahl for free. Viel Spass, Dein Punto-Team! Roter Ochsen Brauereigasthof 103 17 Übersichtskarte Jede Spelunke wird in einer Karte auf der jeweiligen Seite markiert, sodass der Leser leicht den Weg dorthin finden kann. Um einen noch besseren Überblick zu verschaffen wird auf der Innenseite des Umschlags eine ausklappbare Karte eingeklebt, auf der alle Kneipen, Bars und Restaurants in Ellwangen verzeichnet sind. 01 02 03 04 05 06 07 08 Bistro Altstadt Journal Kronprinzen Manhatten Pfiff Punto Rock Hof Rossi 09 10 11 12 13 14 15 2 Roter Ochsen Saloniki Irish Pub Tias Kebaphaus Torhaus Weinstube zur Kanne Zur Kanzlei 02 05 03 15 09 04 13 01 14 07 104 06 08 12 11 10 18 Druck Auf den Screenshots (Punkt 15) sind Papiertexturen zu sehen. Diese sind im Originaldokument jedoch nicht vorhanden, das der Spelunkenführer auf Papier gedruckt wird, das den Texturen ähnelt. Dadurch kann nicht nur Farbe gespart und die Umwelt geschont werden, sondern auch ein besonderer Effekt erzielt werden, denn so wirkt das Buch wesentlich interessanter und fast wie eine Speisekarte in einem klassischen bürgerlichen Restaurant, wo auch oft auf bräunliches Papier zurückgegriffen wird. Für die Seiten vor und nach der Beschreibung der Spelunken wird Papier in einer anderen Farbe gewählt, damit sich dieser Teil vom Rest des Führers abheben kann. Die Bilder werden auf hochauflösendem Fotopapier gedruckt, sodass es wiederum aussieht, als seien sie beim Fotograf entwickelt und später eingeklebt worden. Auch der Einband des Buches wird auf farbiges Papier gedruckt, ebenso wie die ausklappbare Karte und die Gutscheine. Gedruckt wird auf einem normalen Tintenstrahldrucker um wiederum das Thema Amateurdesign aufzugreifen, denn nur wenige Laien lassen ihre gestalteten Produkte professionell drucken und binden. 105 19 Online-Portal Um den Spelunkenführer interaktiver zu gestalten und den Lesern noch mehr Informationen zu bieten, gestaltete ich neben dem Printprodukt „Ellwanger Spelunkenführer“ auch eine Webseite, wo dieselben und zusätzliche Informationen aktueller und zeitnah präsentiert und abgerufen werden können. Die Seite verfügt über folgende Features: Startseite: Alle Spelunken sind ähnlich wie im gedruckten Führer in Form eines Polaroids präsentiert und können leicht ausgewählt werden. Über ein Suchfeld am oberen Bildrand kann nach Schlagworten die Seite nach Informationen und Spelunken durchsucht werden Unter dem Punkt «Spelunkensuche» kann eine sehr verfeinerte individuelle Suche gestartet werden. Der User hat die Möglichkeit, verschiedene Kriterien seiner Wahl zu bestätigen, sodass genau die Spelunken vorgeschlagen werden, die in sein Suchraster fallen Bildergalerien können online angeschaut und durch eine Login-Funktion für angemeldete Mitglieder (z.B. Kneipenbesitzer) können diese Galerien erweitert und bearbeitet werden. Über den Menüpunkt «Events» und «News» bekommt man Informationen, wo in nächster Zeit Partys oder Veranstaltungen stattfinden, bzw. welche Neuigkeiten es in der Ellwanger Kneipenszene momentan gibt. So kann hier beispielsweise auch gepostet werden, wenn ein Restaurant für einige Wochen Betriebsurlaub hat. Als angemeldeter User kann man selbstständig Kommentare, bzw. Erfahrungsberichte zu Getränken, Speisen und den Spelunken selbst schreiben. Damit können nicht nur die subjektiv von mir eingesetzten Erfahrungsberichte im gedruckten Führer zur Verfügung gestellt werden, sondern noch viel mehr. 106 Startseite Alle Spelunken sind in Form von Polaroids aufgeführt. 107 Spelunken-Seite Wählt man eine Spelunke aus, gelangt man zur entsprechenden Unterseite und bekommt dieselben Informationen wie im gedruckten Spelunkenführer. Zusätzlich können Online-Bildergalerien angeschaut und erweitert oder Kommentare, bzw. Erfahrungsberichte verfasst werden. 108 Detaillierte Suche Über die Spelunkensuche kann der User durch das Auswählen verschiedenster Punkte die für ihn ideale Lokalität finden. In einer Liveansicht werden wiederum die Spelunken in Form der bekannten Polaroids angezeigt. Hat sich der User für eine entschieden, gelangt er über das Polaroid direkt zur Unterseite der Spelunke. 109 Galerieansicht Der User hat die Möglichkeit, sich durch die Bildergalerie durchzuklicken. 110 Karte Wie im gedruckten Führer ist auch online jede Kneipe in einer Karte verzeichnet. 111 20 Reflexion Nach Abschluss der Arbeiten am wissenschaftlichen und praktischen Teil dieser Bachelorarbeit kann ich für mich persönlich ein sehr positives Fazit ziehen. Stand ich zu Beginn der Arbeit meinem Thema teilweise noch etwas skeptisch gegenüber, erkannte ich schnell dass der Umfang und die kreative Kraft, die hinter dem Thema „Design ohne Designer“ steht ungeheuer groß und vielseitig ist. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass das Werk von Laien durchaus sehr interessant und vor allem qualitativ spitze sein kann, jedoch fehlte mir der tiefere Einblick in das Thema. Durch die Fachliteratur, Recherche und das Beobachten meines Alltags erkannte ich schnell, welche Kraft und welches Potential im Amateurdesign steckt. Seither begegne ich den Arbeiten von Laien immer und überall positiv und ich kann mich dem Charme und dem künstlerischen Anspruch nicht entziehen. Teilweise ist es schon schwierig, meinen Kopf frei zu machen und zu versuchen, nicht auf Plakate, Flyer, Webseiten, Wanddekorationen oder Videoclips zu achten und zu analysieren. Mein Erkenntnisgewinn speziell aus dieser wissenschaftlichen Arbeit ist sehr groß und ich bin stolz darauf, dieses Thema gewählt und näher untersucht zu haben. Vor dieser Arbeit habe auch ich oft Arbeiten von Amateuren belächelt und den Urhebern geraten, sich doch lieber auf andere Art und Weise kreativ zu betätigen anstatt Videos, Webseiten oder Logos zu gestalten. Mittlerweile jedoch finde ich all dies interessant und ich möchte viele der Arbeiten hinterfragen und erfahren, was dahinter steckt, warum der Urheber die Speisekarte mit so vielen Cliparts, Bilder und Fonts gestaltet hat oder weshalb die Wanddekoration farblich und inhaltlich nicht auf den Rest der Kneipe abgestimmt ist. Ich sehe den Alltag heute also mit anderen Augen und erlebe ihn bewusster als zuvor, zumindest was das Thema Amateurdesign angeht. Auch der praktische Teil dieser Bachelorarbeit machte mir großen Spaß und stellte in vielen Bereichen eine Herausforderung dar. Während ich bei vielen Kneipenbesitzern förmlich mit offenen Armen empfangen wurde, wie beispielsweise von Frau Veit im Brauereigasthof Roter Ochsen oder vom Besitzer des Pizza- und Kebaphauses Torhaus, so wurde ich bei einigen nur belächelt oder gar der Lokalität verwiesen. Deshalb gibt es von manchen Kneipen keine oder nur sehr wenige, bzw. unprofessionell geschossene Bilder, da ich diese heimlich machen musste. Das Problem hierbei war leider, dass es sich bei diesen Lokalitäten meistens um die eigentlichen Spelunken handelt, die ja das Thema meiner praktischen Arbeit sind. Da ich meine Arbeit nicht manipulieren und beispielsweise hier in Stuttgart Fotos solcher Kneipen machen wollte, entschied ich mich auch Lokalitäten 112 aufzunehmen, die nicht so verrucht und verraucht sind, wie man sich eine klassische Spelunke vorstellen möchte. Dennoch bin ich vom fertigen Spelunkenführer selbst ein wenig begeistert und freue mich, darin blättern zu können. Obwohl er ja sozusagen eine Art Nachfolger des erste Spelunkenführers von 2006 ist, so ist er doch von Grund auf verschieden und hat nur noch wenig mit der ersten Ausgabe gemein. Der größte Unterschied liegt sicherlich im Umfang und Inhalt des Buches. Während der erste nur wenig Text beinhaltete und mehr als Witz gedacht war, so ist dieser professionell gestaltete Führer durch die Ellwanger Spelunkenszene ein recht interessantes Buch, aus dem man einige interessante Informationen über die einzelnen Bars, Kneipen und Restaurants ziehen kann - vor allem als Außenstehender, der die Lokalitäten nicht kennt. Das Thema Design ohne Designer hat mich und meine persönliche Ansicht gegenüber der Gestaltung durch Laien also sehr positiv beeinflusst und gleichzeitig überrascht wie vielfältig es doch ist. Ich bin mir sicher, dass ich auf meinem weiteren Lebensweg von den Erfahrungen und Eindrücken, die ich im Laufe dieser Arbeit gemacht habe, weiterhin profitieren kann. Speziell die Erkenntnis, welch kreatives Potential in den Arbeiten von Amateuren steckt hat mich fasziniert und beeindruckt mich auch weiterhin. Ich bin mir sicher, ohne die Amateure wäre unser Alltag weit weniger interessant, amüsant und vielfältig als er es heute ist. Deshalb müssen wir ausgebildete Designer die Laien und ihre Werke ernst nehmen und erkennen, dass nicht nur sie von uns lernen können, sondern wir ebenso von ihnen. 113 114 Literaturverzeichnis Alexander, Darsie; Jackson, John Brinckerhoff; Sturdevant Andy; Washington, Camille: The Spectacular of Vernacular. Minneapolis: Walker Art Center, 2011 Blöchlinger, Janine; Näf, Simone: Pasmal. Eine Untersuchung über Ästhetik und Authentizität in Bezug auf Amateur- und Profigestaltung im Bereich Print-Grafik. [Elektronische Ressource] Unveröffentlichte Bachelorarbeit, ZHdK Züricher Hochschule der Künste, 2010. S. 17 - 32 Brandes, Uta; Erlhoff, Michael; Schemmann, Nadine: Designtheorie und Designforschug. Stuttgart: UTB, 2009. Brockhaus. Die Enzyklopädie in 30 Bänden, 21. völlig neu bearbeitete Auflage, Band 6 COMF - DIET. Mannheim: Brockhaus F.a., 2005 Busemann, Katrin; Gscheidle, Christoph: Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2010. 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(Roschka, Joachim; 2011). Seite 10 - 11 Abbildung 02: Speisekarte im «Tias Kebaphaus», Ellwangen. (Roschka, Joachim; 2011). Seite 24 - 25 Abbildung 03: Speisekarte im «Journal», Ellwangen. (Roschka, Joachim; 2011). Seite 24 - 25 Abbildung 04: Speisekarte im Bistro / Café «Zur Kanzlei», Ellwangen. (Roschka, Joachim; 2011). Seite 24 - 25 Abbildung 05: Urbane Zukunftsvisionen im Stil von Filmen wie Star Wars, iRobot oder The Matrix. (Clyne James: Fly By done for the film Minority Report) [Elektronische Ressource]. Unter: http://www.designophy.com/uploadedimages/tmn/2008/12/09/flyby_big.jpg. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29 Abbildung 06: Urbane Zukunftsvisionen im Stil von Filmen wie Star Wars, iRobot oder The Matrix. (Unbekannter Verf.: Future City) [Elektronische Ressource]. Unter: http://bertrand-benoit.com/images/COMPs.jpg. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29 Abbildung 07: Individuelle Gestaltung & Dekoration eines Hauses zu Ostern. (Unbekannter Verf.: Plankenheide - Buntes Haus) [Elektronische Ressource]. Unter: http://static.panoramio.com/photos/original/8061703.jpg. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29 Abbildung 08: Echt deutsch: Ein Gartenzwerg im Vorgarten. (Unbekannter Verf.: Gartenzwerg mit einem Fass Bier) [Elektronische Ressource]. Unter: http://www.tierischekunst.de/galerie/d/5652-2/IMG_1018.JPG. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29 119 Abbildung 09: Gestaltete und bemalte Häuschen als Wanddekoration in einem Badezimmer. (Unbekannter Verfasser: Schwedenhäuser....nee, einfach nur Wanddeko) [Elektronische Ressource]. Unter: http://3.bp.blogspot.com/_ Q6Cwv2kXaC8/TLsTUezb47I/AAAAAAAABws/5FWuFmrb74w/s1600/ IMG_4440.JPG. Zugriff am 17.07.2011. Seite 28 - 29 Abbildung 10: Dekoration im Ellwanger «Irish Pub The Leprechaun». (Roschka, Joachim; 2011). Seite 28 - 29 Abbildung 11: Pokale verschiedener Sportvereine, Bilder und Erinnerungen zieren die Bauernstube des «Brauereigasthofs Roter Ochsen in Ellwangen». (Roschka, Joachim; 2011). Seite 32 - 33 Abbildung 12: Randy Constan, alias Peter Pan hält am Konzept einer 90erJahre-Webseite fest und präsentiert sich zwischen Texten, Clip-Arts und blinkenden Sternchen. (Constan, Randy; Screenshot). Unter: http://pixyland. org/peterpan/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 36 - 37 Abbildung 13: Blinkender Text, verzerrte Bilder, GIF-Animationen und die Aufforderung «Please come back every day» sind das Highlight dieser kreativ gestalteten Seite im Barbie-Look. (Hon, Jeannette; Screenshot). Unter: http:// www.jeannettehon.com/uglysite/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 36 - 37 Abbildung 14: Webking: Die Internetseite eines Webdesigners, der seine kreativen Dienste für bereits 99 US-Dollar anbietet. Neben GIF-Animationen, Mauerhintergrund und buntem Text wird der Besucher des „Internetkönigs“ mit einer Trompetenfanfare begrüßt. (Web King Internet Services LLC; Screenshot). Unter: http://www.webking.com/. Zugriff am 17.07. 2011. Seite 36 - 37 Abbildung 15: Internetseite des «Bistro Altstadt» mit einem klassischen Willkommensgruß und einer Bildergalerie vergangener Events. (Schuster, Alexander; Screenshot). Unter: http://www.bistro-altstadt.de/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 42 - 43 120 Abbildung 16: Homepage des «Irish Pub The Leprechaun». (Marek, Durina; Kitzberger, Rudi; Screenshot). Unter: http://www.pubfamily.de/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 42 - 43 Abbildung 17: Homepage der Ellwanger «Schlossschenke» in den CI-Farben Gelb und Schwarz. (Brenner, Tobias; Screenshot). Unter: http://www. schlossschenke-ellwangen.de/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 44 - 45 Abbildung 18: Internetseite der Cocktailbar «Mondi» in den CI-Farben Rot, Schwarz und Weiß. (Ignatiadis, Dimitrios; Screenshot). Unter: http://mondiellwangen.de/. Zugriff am 17.07.2011. Seite 44 - 45 Abbildung 19 - 22: Mit unendlich vielen verschiedenen Scribbles, Figuren, Formen und Sprüchen verewigen sich mehr und mehr User auf einem gigantischen virtuellen Blatt Papier. Der Clou: Man kann den Künstler live beim Zeichnen beobachten und mit dem eigenen Edding mitzeichnen. Unter: http://wall-offame.com/. Zugriff am 18.07.2011. Seite 50 - 51 Abbildung 23: Charakteristisch für die Punkbewegung: Zerrissene Klamotten, selbst gestaltete Westen und Aufnäher. Dieser Stil und das Wiederverwerten von Materialien beeinflusste viele Bereiche des Design. Unter: http:// de.academic.ru/pictures/dewiki/112/punks_on_brick_wall_c1984.jpg. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65 Abbildung 24: Charakteristisch für die Punkbewegung: Zerrissene Klamotten, selbst gestaltete Westen und Aufnäher. Dieser Stil und das Wiederverwerten von Materialien beeinflusste viele Bereiche des Design. Unter: http://www. lavelles.co.uk/blog/wp-content/uploads/2008/06/manchester-punks-kingsstreet-1996small2.jpg. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65 Abbildung 25: Plattencover der britischen Punk-Band Sex Pistols, gestaltet von Jamie Reid: Anarchy in the UK (hier: Live Version), God save the Queen und Never Mind the Bollocks. Unter: http://poplife-shop.de/Bilder/662360.JPG. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65 121 Abbildung 26: Plattencover der britischen Punk-Band Sex Pistols, gestaltet von Jamie Reid: Anarchy in the UK (hier: Live Version), God save the Queen und Never Mind the Bollocks. Unter: http://www.chartstats.com/images/artwork/4662.jpg. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65 Abbildung 27: Plattencover der britischen Punk-Band Sex Pistols, gestaltet von Jamie Reid: Anarchy in the UK (hier: Live Version), God save the Queen und Never Mind the Bollocks. Unter: http://www.rheinstore.de/wp-content/uploads/2011/02/DSC_00097.jpg. Zugriff am 18.07.2011. Seite 64 - 65 Polaroid im praktischen Teil „Der Ellwanger Spelunkenführer“: http://fc08. deviantart.net/fs28/f/2008/120/a/6/Polaroid_by_PsihoDrill.jpg. Zugriff am 08.07.2011. 122