Inspiration Amerika - Lebensmittel Zeitung
Transcription
Inspiration Amerika - Lebensmittel Zeitung
Bediener: lzsclzsc 17:00 32 Zeit: 23-05-2007 15:01 Produkt: LZXX Lebensmittel Zeitung Status: IsTypeset Name: X032 Subjekt: 32 Deadline: 23-05-2007 JOURNAL Einladend: Gastronomie als fester Bestandteil von Supermärkten. LZ 21 25. Mai 2007 Fotos: LZ-Reisegruppe USA Trendfactory: New York ist Lifestyle – mit entsprechendem Food-Angebot. Meal Solution: Fertige Speisen in frischer Qualität machen Appetit. Gesunde Snacks: Geschnittenes Obst als Lunchpaket – damit die lieben Kleinen nicht nur Chips und Kekse essen. Inspiration Amerika Auf der Suche nach Ideen und Impulsen haben sich einige Händler und Manager mit der LZ zur Storecheck-Tour nach Chicago und New York aufgemacht. Ein Erfahrungsbericht. Fast komplett: LZ-Reisegruppe ohne die Damen. Von Silke Biester as machen wir bereits gut – und was können wir noch besser machen?“, mit dieser Frage im Hinterkopf ist der selbstständige Edeka-Händler Burkhard Schmitt zusammen mit seinem Sohn Simon, und 15 weiteren Teilnehmern der LZ-USA-Reise Mitte Mai durch eine Vielzahl von LebensmittelMärkten in den Metropolen Chicago und New York gepilgert. Aufgefallen sind der Gruppe vor allem die üppigen Frische-Präsentationen, mit denen die Kunden zumeist schon im Eingangsbereich sehr emotional angesprochen werden, das breite Gourmet-Angebot sowie die Vielfalt an frisch zubereiteten Mahlzeiten. Keine Frage: Beim Thema W „Meal Solution“ ist Amerika dem deut- fen durch die emotionale Gestaltung mit schen Handel einen großen Schritt voraus. Licht und Farbe ein einladendes Ambiente.“ Gerade bei diesen wertschöpfungsträchti- Dabei werden nicht nur im direkten Blickgen Sortimenten ließe sich auch hierzulan- feld der Kundschaft eindrucksvolle Kulisde eine Differenzierung gegenüber dem sen geschaffen – die Gestaltung reicht bis Discount erreichen, sind die Teilnehmer zur Decke. Bei Wegmans wird beispielsüberzeugt. weise die Atmosphäre eines Bauernmarktes Vor allem an hochfrequenten Standorten imitiert, indem großräumig die Fassaden bietet der US-LEH Convenience auf höchs- ganzer Häuser nachgebaut werden – ähnlich tem Niveau. Fertige Gerichte, Suppen, Sala- einer Filmkulisse. te, Desserts sowie frisch geschnittenes Obst Einige US-Händler schaffen es außerladen massenhaft zum direkten Verzehr ein dem, ihrem Laden schon durch die Archi– vorverpackt in Kühlregalen oder zum tektur ein eigenes Gesicht zu geben. Interesselbst Abwiegen in Buffet-Theken. Gastro- sant, aber wohl nur bedingt zum Nachahmen nomische Konzepte samt Tischen und Stüh- geeignet, ist die Nutzung historischer Gelen sind oftmals in die Verkaufsfläche in- bäude. Das verleiht eine sehr individuelle tegriert oder schließen sich direkt daran an. Note mit Kultfaktor. Eine Art Gourmet-Fastfood ist bei namhafDie beiden Frischeexpertinnen Ivonne ten Händlern wie Whole Foods, Wegmans, Geurten von The Greenery und Elisabeth Balduccis, Dean & Delucca, Fox & Obel, Boekestein von Koppert Cress entdecken Eatzie’s, Fairway und auch Megastores wie unzählige Anregungen zur Vermarktung Meijers oder Domnick’s fester Bestandteil von Obst und Gemüse: Gemüse-Sticks mit des Sortiments. Ganz offensichtlich handelt passendem Dip, kindgerechte Packungen es sich nicht etwa und Sorten oder um Resteverwerzielgerichtetes für tung, sondern um Senioren, Gesundfrische Qualität, die heitshinweise, probegeistert. duktschonende Aber nicht nur Spezialverpackundas Angebot selbst gen und vieles fällt auf – Rewemehr. Sehr häufig Händler Jörg Hunwird Gemüse in Eine bunte Foto-Auswahl sowie ein dertmark schaut amerikanischen Reisetagebuch von der LZ-Storesich unter anderem Märkten außerdem check-Tour USA finden Sie unbeim Ladenbau eiin Kühlregalen präterwww.lz-net.de niges ab: „Selbst sentiert. Das hält Großflächen schafsichtbar länger Spurensuche: Ivonne Geurten und Elisabeth Boekestein entdecken auf jeder Salatverpackung Neues. frisch. Mit besonderem Interesse hat die Runde ein Outlet von Trader Joe’s unter die Lupe genommen – ein Ableger von Aldi Nord, der sich deutlich vom klassischen Discounter abhebt. Im Sortiment setzt Trader Joe’s auf Premiumqualität und GourmetFood. Das wird auch durch die Gestaltung des Marktes mit sehr viel Holz unterstrichen. Bunte, künstlerische Bilder zieren die Wände und auch die Preisschilder wirken wie mit Buntstiften von Hand gemalt. Dennoch entgeht den Branchenexperten nicht, dass die Abläufe auch hier denen eines Discounters gleichen – nur eben mit einem deutlich höherwertigerem Angebot. Könnte dies ein Vorbild für Deutschland sein? Edeka-Einzelhändler Schmitt ist sich sicher: „Ich werde etliche Anregungen und Impulse für unser eigenes Geschäft von der StorecheckL Tour mitnehmen.“ Bediener: lzsclzsc 17:00 Zeit: 23-05-2007 15:38 Produkt: LZXX LZ 21 25. Mai 2007 Status: IsTypeset Name: X033 Subjekt: 33 Deadline: 23-05-2007 JOURNAL Lebensmittel Zeitung 33 Das gewisse Etwas Ein bisschen chaotisch und eigenwillig aber sehr authentisch und vor allem erfolgreich entwickelt sich das Handelsunternehmen Fairway im Raum New York. Und es begeistert deutsche Einzelhändler. Von Silke Biester ie Verwunderung steht den Besuchern aus Deutschland ins Gesicht geschrieben: Ein Durchschnittsbon von 300 Dollar pro Kunde. Auch wenn Fairway-Marktleiter David Surrano einräumt: „Am Wochenende.“ Unter der Woche müsse er nur mit 150 bis 200 Dollar zurecht kommen. Das sind Werte von denen die Teilnehmer des LZ-Storechecks nur träumen können, denn deutsche Händler müssen mit Mittelwerten zwischen 10 und 50 Euro über die Runden kommen. Ein Gefühlsgemisch aus Neid und Begeisterung stellt sich ein, über das, was der Frischehändler hier in seinem jüngsten Outlet von Fairway Market am Rande von Brooklyn, New York, auf die Beine gestellt hat. Begeistern kann Fairway schon allein durch die Ware. Nicht nur, dass es sich selbstverständlich um beste Qualitäten handelt – die Wirkung wird durch pure Fotos: LZ-Reisegruppe USA D Differenzierung: Die Immobilie als Basis der Individualität. Entgegen allen Gestaltungsregeln: Volle Regale bis unter die Decke. Spezialitäten: Internationale Auswahl bei Käse und Kaffee. STORE CHECK Im Gespräch: Marktleiter David Surrano steht der LZ-Reisegruppe Rede und Antwort. Masse erzielt. Die Regale quellen mit ihren üppigen Präsentationen regelrecht über. Wände aus Äpfeln, Salaten und Gemüse fallen hier noch eine Nummer größer aus als in anderen US-Märkten. Die Früchte werden nicht nebeneinander, sondern übereinander geschichtet. Das sorgt für den unmittelbaren Eindruck, man habe es mit unglaublichen Mengen zu tun. Wer etwas genauer hinsieht, stellt allerdings fest, dass vor allem Fassaden aus Ware gebaut wurden – dahinter sind nicht etwa noch mehr Äpfel, Salate und Gemüse, sondern Pappe. Auch werden die unteren Früchte nicht unbedingt von der darauf liegendenden Masse erdrückt – in etlichen Fällen wird das Gewicht unauffällig von Zwischenböden aufgefangen. Das Sortiment überrascht mit seiner internationalen Vielfalt. Fairway bietet zwar alles, was zum Standard gehört. Einen Namen hat sich das Unternehmen aber durch seine Spezialitäten gemacht. Aus allen Ländern der Erde, die irgendetwas für eingefleischte Gourmets bereit halten, bezieht Fairway Ware. „Wir nutzen dabei keinerlei Großhändler“, erklärt Surrano, „alles wird direkt importiert.“ Das ermöglicht eine außergewöhnliche Preisstellung. „Der Preis ist wichtig“, stellt der Marktleiter klar. Angeboten werden zwar zum größten Teil Premiumprodukte, die sich eine einkommensschwache Klientel nicht leisten könnte. Doch: „Für diese Art von Spezialitäten sind wir unschlagbar günstig“, so Surrano. Das Ergebnis ist ein ausgesprochen großes Einzugsgebiet. Die Kunden kommen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern aus ganz Brooklyn – und nehmen damit gern mal eine Anfahrtszeit von einer Stunde in Kauf. Wer einen so langen Weg auf Hochgestapelt: Eine Fassade aus Äpfeln vermittelt Masse. Hinter der ersten Schicht ist aber nur Pappe. Trendthema: Frisch zubereitete Suppen in breiter Auswahl. Sinnliche Frische: Die Ware spricht für sich selbst. sich genommen hat, der kauft dann auch entsprechend ein – für mehrere Hundert Dollar. Immerhin 22 000 Kunden finden Woche für Woche den Weg zu dem abseits gelegenen Markt. Container voller Delikatessen Für die insgesamt gerade einmal vier Märkte, die Fairway im Raum New York betreibt, kommen mehrmals pro Woche Container voller Delikatessen per Schiff an. Dazu gehört Pata-Negra-Schinken ebenso wie Beluga-Kaviar oder essbare Orchideen. Alles in allem finden rund 24 000 verschiedene Food-Produkte Platz auf schätzungsweise 4 000 bis 5 000 qm Fläche. Um einige Beispiele zu nennen: 350 Sorten Käse, allein drei Meter Kühlregal werden für rund 30 Sorten Eier bereit Direktimport: Spezialitäten mit Frische- und Preisvorteil. gehalten. 30 Sorten? Da gibt es nicht nur kleine, große und Bio-Eier, sondern auch Wachtel-, Omega-3-, Kräuter- und Gewürz-Eier, Vegetarier-, Allergiker-, pasteurisierte Eier und, und, und ... Alle Regeln, die der Übersichtlichkeit eines Lebensmittelmarktes zugute kommen könnten, werden bei Fairway allerdings konsequent ignoriert. Die Regale reichen fast bis zur Decke und die verbleibende Lücke wird sogar noch mit Kartons voller Nachschubware aufgefüllt. Die Plakatierung ist wild, aggressiv und äußerst bunt. Die Orientierung im Raum gleicht eher dem Gang durch ein Labyrinth. Die frische Zubereitung eines individuellen Feinkostangebots gehört an den Bedientheken ebenso zum Alltag wie die Vorbereitung von Backwaren, Snacks und Mahlzeiten aller Art, die auch in Selbst- bedienung vom Kunden zusammengestellt werden können. Besonderen Charme hat die Terrasse dieses erst seit einem Jahr existierenden Standortes, wo das Gekaufte sogleich verzehrt werden kann: Dort sitzt man direkt am Ufer und blickt auf die Freiheitsstatue und die Skyline von Manhattan. Im Rücken hat man sodann die Backsteine des 150 Jahre alten Gebäudes, das Fairway zum Supermarkt umfunktioniert hat. Keine Frage – Fairway wird dem eigenen Slogan „like no other market“ absolut gerecht. Etwas so Eigenwilliges und Authentisches lässt sich nicht nachahmen. Eherne Handelsgrundsätze scheinen sich aber auch hier zu bestätigen. Erstens: Ware verkauft Ware. Zweitens: Der Preis ist wichtig, aber nicht alles. Und drittens: Differenzierung, Differenzierung, DifferenL zierung.