LZ-Bericht der Londonreise 2008

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LZ-Bericht der Londonreise 2008
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Ausgabe: 006 Ressort: Rubriken
Name: X078 Produkt: LZXX
NAME: X078 LETZTE. AEND.:
BED.:lzrfa ZEIT: 13:28:19 DATUM: 05Feb2009 BINTZ
Status: IsTypeset
Deadline: 04-02-2009
Lebensmittel Zeitung
London. Noch vor dem großen
Schneeeinbruch absolvierten die Lebensmittel Zeitung und das Vermarktungsbüro Food from Britain
Germany eine Reise nach London.
Im Mittelpunkt: Britische Supermärkte und Chilled Food.
Wolfgang Dausend ist ein bodenständiger Mann. Der 64-jährige Vorstand
der Wasgau AG aus Pirmasens kennt
sich dennoch in der Welt aus. Und so
war er auch für das Frühstück in einem
englischen Vier-Sterne-Hotel gewappnet. Von Zuhause hatte er sich eine
Brot-Packung Lieken Urkorn mitgebracht: Da weiß man, was man hat.
Sein Aufsichtsrat Otmar Hornbach,
zugleich Mehrheitsaktionär der Wasgau AG, zeigte Verständnis für Dausends Selbstversorger-Strategie: „Die
Engländer frühstücken das, was wir zu
Mittag essen. Und verspeisen zum
Mittagessen Brote.“
Kurze Zeit später in einem Supermarkt in der Londoner Innenstadt waren sich die beiden Handelsexperten
erneut einig: „Nein, diese Produkte
hier lassen sich so in der Pfalz nicht
verkaufen.“ Gerade hatten die beiden
zusammen mit der LZ-Reisegruppe
die aktuellen Convenience- und Chilled-Food-Produkte in einem Waitrose
in Londons Innenstadt kritisch unter
die Lupe genommen.
Die Conclusio der Wasgauer bedeutet aber nicht, dass es nicht genügend Ideen und Anregungen für den
deutschen Markt gegeben hätte. Ganz
im Gegenteil: England und gerade
London sind eigentlich immer eine
Reise wert. Die dreitägige Tour, die
von der Vermarktungsorganisation
Food from Britain Germany und der
Lebensmittel Zeitung
veranstaltet
wurde, führte eine etwa 20-köpfige
Teilnehmerschar aus Industrie und
Handel ins Chilled-Food-Dorado der
Weltmetropole.
Pirmasens ist nicht London – da
dürfte kaum jemand widersprechen.
Doch für alle Teilnehmer gab es reichlich Anschauungsuntericht für moderne, gut aufgemachte und gesunde Lebensmittel, deren Adaption für den
Heimatmarkt durchaus eine Überlegung wert ist. Die Stationen in Märkten von Sainsbury, Tesco, Selfridges,
Waitrose oder Whole Foods offenbarten auf eindrucksvolle Weise die Vielfalt der britischen Lebensmittel-Szene. Gleichwohl müssen sich die deutschen Händler nicht mehr verstecken.
Mittlerweile wirken deutsche Märkte
oftmals atmosphärisch so brillant und
modern gestylt wie die ewigen Vorbilder von der Insel.
Auf der Insel gibt es auch Schatten.
Nicht überall sind die Angebote und
die Markt-Präsentation State of the
Art. Besonders die Hygiene-Standards
lassen vereinzelt zu wünschen übrig.
An Highlights mangelte es aber keineswegs. Die Sortimente, stark auf
Convenience, Chilled Food und generell auf Frische ausgelegt, setzen Zeichen. Gerhard Evers, CEO der Hilcona
AG, und sein neuer Vertriebsleiter für
Europa, Robert Bastong, füllten die
Einkaufskörbe und fotografierten fleißig Sandwich-Produkte, die in Art und
Aufmachung beispielgebend sind.
Ralph Ziegelmeier und Lars Knobloch, beide Geschäftsführer bei Krone,
steuerten meist auf das Fischsortiment
zu. Hie und da wirkt der in Folie eingeschweißte Fisch nach Ziegelmeiers
Meinung zu künstlich, aber die Angabe über die Anzahl der Lachsscheiben auf der Verpackung – das könnte
etwas für zuhause sein!
Stefan Tenk, Combi-Geschäftsführer (Bünting), empfindet den Waitrose
in Canary Wharf als einen Höhepunkt
der Store-Check-Tour. Die FrischeSortimente lassen das Herz des Händlers höher schlagen. Hinzukommt die
gewinnende Art von Waitrose-Manager Carl Kirby, der den Gästen die eigene Geschäftspolitik mit großer Offenheit und Leidenschaft vermittelt:
„No problem“, sagt er, „fotografieren
Sie, was Sie wollen.“
Das lässt sich Hilcona-Mann Bastong nicht zweimal sagen. CEO Evers
LZ-LESERREISE
LZ 6
6. Februar 2009
Foto-Session mit den „Besseressern“
London ist nicht Pirmasens, aber immer eine Reise wert – LZ-Chilled-Food-Tour mit Store-Checks und vielfältigen Erkenntnissen
Pole-Position: Ralph Ziegelmeier (r.) und
Lars Knobloch, beide Krone, führen die
Rolltreppen-Gemeinschaft auf dem Weg
zu Waitrose an.
My favourite duck: Patricia Czerniak, Food from Britain, hält bei Tesco
einen vorgegarten Festbraten in die Runde.
Round-Table ohne
Tisch: Die LZ-Chilled-Food-Delegation bezieht bei Tesco Startaufstellung.
Happy Hour: Harald Fischli, Rupp,
Susanne Merl, Merl, und Jörg Dietzel
(r.), Bongrain, hören aufmerksam zu.
Foto-Session: Gerhard Evers, CEO Hilcona, präsentiert seinem Vertriebschef Robert
Bastong (r.) englische Sandwiches.
Chilled Food for the Pfalz? Wolfgang
Dausend (l.) und Otmar Hornbach sondieren im Regal.
fungiert derweil wiederholt als Produkt-Halter für Waitrose-Sandwiches.
Hier sind die Vorteile der modernen
Digital-Fotografie offensichtlich. Die
„Besseresser“ aus Liechtenstein sind
laut eigener Aussage der größte Sandwich-Produzent der Schweiz. Evers
fühlt sich bei Waitrose pudelwohl:
„Wenn es so einen Markt bei uns geben
gäbe, würde ich dort einkaufen.“ Auch
Combi-Mann Tenk zückt jetzt seine
Kamera – das Frischschild über dem
Salat- und Gemüse-Regal findet seine
uneingeschränkte Aufmerksamkeit.
Dirk Beuschel, seit 21 Jahren in
Nice to meet you: Stefan Tenk, Combi/Bünting, versteht sich prächtig mit Susanne Joan Kugler, Juchem.
Diensten der Edeka Nordbayern Sachsen-Thüringen und dort mit der Einkaufsleitung betraut, findet etwas bestätigt, worauf auch die Edekaner stark
setzen: Regionalität. Produkte aus
Großbritannien und der Region stehen
ganz besonders in Zeiten der Rezession ganz oben auf der Wunschliste der
Kunden.
Derweil stürzt sich Susanne Merl,
Geschäftsführerin beim gleichnamigen Hersteller, auf die anregenden Verpackungen der Dessert-Range.
Der Trip nach London, der auch
eine Besichtigung beim Chilled Food-
Hersteller Noon einschloss, hatte mit
einem Besuch des Büros Food from
Britain begonnen. Dort begrüßten Patricia Czerniak, Food from Britain
(FFB) Germany, und Peter Esser, Verlagsleiter LZ, die Gäste.
Dem Auftakt-Referat von Chris
Brockman (FFB) über den britischen
Einzelhandel folgte der Vortrag von
Susi Richards, Innovation Managerin
von Sainsbury’s. Sie bestätigte Brockmans Hinweis, wonach die Zeit für die
Zubereitung von Speisen kontinuierlich rückläufig sei. 1980 wurden noch
60 Minuten für die Zubereitung einer
Small-Talk: Dirk Beuschel (l.), Edeka, im
Gespräch mit Lars Knobloch, Krone.
Mahlzeit aufgewandt, im Jahr 2000
waren es nur noch 20 Minuten.
Doch der Trend zu Convenience
und Chilled Food muss sich nicht
zwangsläufig fortsetzen. Die Wirtschaftskrise verändert das Einkaufsverhalten der Engländer. So sagt auch
Susi Richards, dass Preiseinstieg zunehmen wird und „wir den Kunden
eher beibringen müssen, wie man
günstig kocht.“ Das ist eigentlich genau das Gegenteil von Chilled Food,
vorbereiteten, gekühlten Speisen, die
preislich eher weiter oben angesiedelt
sind.
Gerd Hanke/lz 06-09
F O TO S : G E R D H A N K E / J O H A N N A K U H N
LZ-Bediener: lzsclzsc
04Feb2009 13:37:34
19:00