Für den Dienst am Menschen

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Für den Dienst am Menschen
Für den Dienst am Menschen
Stifterbrief 2006/1
Liebe Stifterinnen und Stifter,
liebe Freunde des Malteser Stiftungszentrums!
„Stifter sind Vorbilder, weil sie handeln. Im Stiften zeigt sich Verantwortung,
Eigeninitiative, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Gemeinsinn, Neugierde
und der Drang etwas zu verbessern.“ Mit diesen Worten lobt Bundespräsident Horst Köhler das besondere Engagement von Stifterinnen und Stiftern
in unserer Gesellschaft. Ein Engagement, das dringend gebraucht wird angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen: Die finanzielle Lage des
Staates ist angespannt. Kinder und Jugendliche brauchen Erwachsene, die
wichtige Werte an sie weiter geben. Immer mehr ältere Menschen verbringen
die letzte Phase ihres Lebens in Einsamkeit. In armen Ländern sterben noch
immer Kinder an Krankheiten, gegen die man sie mit geringem Aufwand
hätte impfen können. Der Hunger in der Welt ist noch immer nicht besiegt,
um nur einige Beispiele zu nennen.
Durch die Gründung einer eigenen Stiftung, durch die Zustiftung in eine
bestehende Stiftung oder mittels testamentarischen Verfügungen übernehmen Stifterinnen und Stifter Verantwortung und tragen dazu bei, die Zukunft
zum Wohle aller zu gestalten. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir in der
noch jungen Geschichte des Malteser Stiftungszentrums schon 29 Stiftungen
gründen und rund 230 Zustifter gewinnen konnten. Stifterinnen und Stifter
haben uns bislang Vermögenswerte von über 4 Millionen Euro zukommen
lassen. Die Entwicklung macht Mut, ein ehrgeiziges Ziel anzustreben: das
Stiftungsvermögen innerhalb der nächsten 3 Jahre zu verdoppeln.
Ihnen vielen Dank für Ihre Unterstützung und viel Freude bei der Lektüre
unseres Stifterbriefes, der sie exemplarisch über Malteser Projekte und die
Entwicklung des Stiftungszentrums informieren soll.
Ihr
Johannes Freiherr Heereman
Stiftungszentrum
Johannes Freiherr Heereman
Vorstandsvorsitzender
der Malteser Stiftung
Malteser International
Die Malteser im Kriegsland Kongo
Frauen sind Opfer des Krieges - eine Nothilfe-Expertin berichtet
Ursula Mesmer, Nothilfe -Expertin der
Malteser, hilft Mädchen und Frauen,
die im Kriegsland Kongo Opfer von
Gewalt und Misshandlung werden.
Ständige Gefahr der Vergewaltigung
Seit zehn Jahren unterstützt Malteser
International mehr als 300 Gesundheitsstationen im Kriegsland Kongo. Allein
im vergangenen Jahr suchten mehr als
10.000 misshandelte und vergewaltigte
Frauen die Hilfe der Malteser. Ursula
Mesmer, Nothilfe-Expertin von Malteser International schildert Erlebnisse
aus dem Kongo: „Im Gesundheitszentrum von Murhali begegnet mir Iraghi.
Sie ist 14 Jahre alt. Heute Morgen ist
sie mit ihrer Mutter gekommen, vorgestern wurde sie vergewaltigt. Sie sagt
nichts, versteckt ihr Gesicht hinter den
Händen. Sie erträgt keine Nähe. Zuviel
davon, und sie läuft weinend weg. Was
sie nicht sagen kann, sagt ihre Mutter:
Iraghi wurde mitten in der Nacht von
einem Soldaten aus dem Haus der
Eltern gezerrt. Er zwang Iraghi und die
Mutter, die Kleider auszuziehen. Dann
fasste er dem Mädchen an die Brüste
und sagte: „Das ist genau das, was ich
suche.“ Er hat Iraghi mitgenommen,
sie erst laufen lassen, als er Schüsse
hörte. Irgendwo im Dunkeln. Die
Mutter erzählt: „Als ich Iraghis blutige
Unterwäsche sah, wusste ich Bescheid.“
Seit die 14-jährige Iraghi von einem Soldaten vergewaltigt wurde, versteckt sie ihr Gesicht.
Sie nahm die Tochter und brachte sie
zum Gesundheitszentrum. Es ist eines
der vier ersten Gesundheitszentren
der Malteser, in denen den Frauen
auch eine HIV- Prophylaxe angeboten
werden kann – wenn sie innerhalb der
ersten 72 Stunden kommen. Ich rechne
noch einmal die Zeit durch seit der Vergewaltigung. Bin erleichtert. Doch wie
viele Mädchen kommen zu spät? Nicht
innerhalb von 72 Stunden? Wieviele
kommen in ein Zentrum ohne Prophylaxe-Möglichkeit? Auf der Rückfahrt
sehe ich Frauen, die zwei, drei große,
schwere Kohlesäcke auf ihren Rücken
tragen. Ein Seil, das sie über den Kopf
spannen, hilft ihnen, einen Teil der Last
zu verlagern. Die Frauen sind unterwegs
zum Markt. Ich sehe, wie am nächsten
Posten von den Frauen ein Wegzoll
verlangt wird. Sonst dürfen sie nicht
passieren. Und dies alles inmitten der
ständigen Gefahr, vergewaltigt zu werden. Dieser Anblick, dieses Elend ist
zuviel. Ich fühle mich hilflos und zornig zugleich.“
Hilfe für Opfer und Täter
Aufgrund der vielen gewalttätigen Übergriffe auf Mädchen und Frauen sorgen
die Malteser hier für die medizinische
und seelische Betreuung der Gewaltopfer. Doch auch für Täter gibt es Hilfen
und Programme. Zum Beispiel ein Sensibilisierungsprogramm gegen sexuelle
Gewalt, das manchmal auch Vergewaltigungsopfer, Ehemänner und Soldaten
zusammenbringt, wie die erfahrene
und mutige Psychologin Ursula Mesmer zu berichten weiß: „Eine Kirche in
Kilimanjala: Langsam bewegt sich die
Menge herein: Frauen links, Männer in
der Mitte – Soldaten rechts. Alle nehmen Platz, schweigen und beobachten,
wie ich mit meinen Mitarbeitern vor den
Altar trete. Eine eigenartige Stimmung!
Malteser International
Seitdem ich im Kongo bin, habe ich
mehrere „Sensibilisierungsprogramme
gegen sexuelle Gewalt“ durchgeführt.
Habe mit Frauen, die vergewaltigt wurden, über die Möglichkeit der medizinischen Behandlung gesprochen, über
psychosoziale Hilfe. Mit Soldaten habe
ich geredet, ihnen erklärt, wie unmoralisch und unfair Vergewaltigungen sind.
Dass Vergewaltigungen nicht dadurch
besser werden, dass auch Vorgesetzte
sich daran beteiligen. Mit Ehemännern
von vergewaltigten Frauen habe ich
gesprochen und versucht zu zeigen,
dass sie ihre Frauen gerade jetzt nicht
verlassen dürfen.
Gespräche mit allen Beteiligten
Jetzt hat es der Zufall so geregelt, dass
mir alle drei Gruppen gemeinsam
gegenüber sitzen. Sprich: Ich muss noch
vorsichtiger, noch sensibler mit meinen
Worten sein, darf niemanden anklagen,
niemandem Vorwürfe machen und
doch nicht um das Thema herumreden.
Ich entscheide mich für einen leichten
Einstieg: ich stelle Fragen. Wie fühlt
man sich als Frau, als Mann nach einer
Vergewaltigung, auch mit Blick auf
die eigene Ehefrau? Ich versuche mich
in die Anwesenden einzufühlen. Und
spüre: sie hören mir zu. Offensichtlich
treffe ich den richtigen Ton. Das ist gut,
gibt Sicherheit. Danach Diskussion:
Jede Gruppe für sich. Ich will wissen,
was sie gegen die Problematik unternehmen können, wo sie die Lösungen
sehen. Jede Gruppe stellt das Ergebnis
vor. Es ist bei allen gleich: „Wir brauchen Frieden“. Besonders interessant die
Reaktion der Soldaten: „Wir sind nicht
alle Vergewaltiger, wir wollen nicht alle
in den gleichen Topf geworfen werden.
Wir werden nicht akzeptieren, dass
Männer aus unseren Reihen den Frauen
Gewalt antun. Dafür brauchen wir aber
auch ein System,
das Vergewaltiger
gerecht bestraft.
Und wir brauchen regelmäßig
unseren Lohn,
damit wir auch
die Möglichkeit
haben zu heiraten und einer
Frau etwas zu
bieten.“
Vorgeschmack auf Frieden
Zum Schluss erhebt sich eine junge
Frau mit einem Säugling auf dem
Rücken. Sie sagt: „Ich wurde vor drei
Jahren auf dem Feld von zwölf bewaffneten Männern vergewaltigt. Erst
erzählte ich niemandem davon. Litt an
Schmerzen im Unterleib, fühlte mich
müde und schwach. Ich hatte Angst,
alleine aus dem Haus zu gehen. Meine
Schwester brachte mich in ein Gesundheitszentrum, wo ich Medikamente der
Malteser erhielt. Jetzt bin ich die Frau
eines Soldaten und habe eine sechs
Monate alte Tochter. Ich hatte niemanden zum Reden. Ich erzähle euch
meine Geschichte, damit ihr wisst: Ich
bin hier, um Frauen zu helfen, die das
gleiche erlebt haben.“ Zuerst herrscht
einen Moment lang betroffenes Schweigen, keiner hat mit einer so direkten
Aussage gerechnet. Dann beginnen
alle durcheinander zu reden, sich bei
der Frau für ihren Mut zu bedanken.
Frauen, Männer, Soldaten. Es folgt ein
gemeinsames Essen. Vielleicht ein Vorgeschmack des Friedens.“
Wie Stiftungen helfen
Mit 5.000 Euro kann eine Stiftung
rund 2.000 Gewaltopfern drei Monate
lang mit notwendigen Medikamenten
versorgen.
Als eine vergewaltigte Frau von ihren
Erlebnissen erzählt und anderen
Opfern ihre Hilfe anbietet, ist die
Gemeinde dankbar für ihren Mut.
Ursula Mesmer spricht mit vergewaltigten Frauen über die Möglichkeit
der medizinischen Behandlung und
psychosoziale Hilfe.
Die Malteser in Deutschland
Praxis-lektion in Menschenwürde
Malteser und Ursulinenschülerinnen verwöhnen Obdachlose
Malteser und Schülerinnen
luden Obdachlose ein, sich
verwöhnen zu lassen.
Ein Schild mit der Aufschrift „Herzlich Willkommen zum Wohlfühlmorgen“ weist den Obdachlosen den Weg ins Gebäude der Kölner Ursulinenschule, wo sie der Duft frischer Waffeln empfängt.
Kostenloses Frühstück
Ein Erfolg war der Wohlfühlmorgen,
den die Malteser zum ersten Mal in
Köln und erstmals zusammen mit
Schülerinnen des bischöflichen Ursulinengymnasiums durchgeführt haben.
Der Duft frischer Waffeln empfängt die
Gäste und ein Schild mit der Aufschrift
„Willkommen zum Wohlfühlmorgen“
weist den Weg ins Gebäude der Ursulinenschule. Zuvor hatten der Malteser Hilfsdienst und die Schülerinnen
Obdachlose und arme Menschen eingeladen, sich einen Morgen lang verwöhnen zu lassen: Angebote wie Frühstück,
Fußpflege und Duschen sind kostenlos.
Wer will, kann sich einen neuen Schlafsack oder ein Regencape mitnehmen,
ein Arzt und ein Sanitäter behandeln
die Besucher ebenfalls kostenlos. Mehr
als 70 Männer und Frauen finden im
Laufe des Vormittags den Weg in die
Schule in der Nähe des Hauptbahnhofs und genießen die ruhige und entspannte Atmosphäre.
Ohne Wohnsitz keine Arbeit
Auch der 25-jährige Alex ist dabei. Vor
einem halben Jahr ist er aus Berlin nach
Köln gekommen, sucht seitdem eine
Die Obdachlosen, die in der Regel von 10
Euro pro Tag leben müssen, sind besonders
dankbar für das kostenlose Frühstück.
Wohnung, sieht aber keine Chance,
eine günstige Bleibe zu finden. „Doch
ohne Wohnsitz gibt’s keine Arbeit. Ich
übernachte in Notschlafstellen und zum
Leben kriege ich, wie jeder Obdachlose,
345 Euro im Monat vom Sozialamt.
Das sind rund zehn Euro am Tag.“
Dankbar ist er deshalb für das kostenlose Frühstück. „Ich hoffe, die machen
das noch einmal, denn woanders müssen wir meist für das Essen bezahlen.“
Der menschliche Aspekt
Die Idee hat Elisabeth Hinkelmann
den Maltesern in Düsseldorf abgeguckt.
Dort läuft die Initiative seit vier Jahren
erfolgreich. Zuerst kamen 20 Gäste,
mittlerweile nutzen 250 bedürftige
Menschen das Angebot. Man sieht so
viele Obdachlose, die nicht menschenwürdig behandelt werden“, sagt Hinkelmann. „Und uns geht es doch gut. Klar
müssen die Obdachlosen nicht verhungern, werden beköstigt. Aber das läuft
mir zu technisch ab. Da fehlt mir der
menschliche Aspekt.“ Deshalb möchte
sie den Wohlfühlmorgen auch in Köln
zu einer dauerhaften Einrichtung
machen, deshalb haben die Malteser
auch einen Seelsorger im Team, ein Psy-
Die Malteser in Deutschland
20 Schülerinnen der zehnten Klasse verwöhnten die Obdachlosen mit selbstgebackenen Waffeln.
Manfred freut sich besonders über die sympathische Art, mit der er von den Maltesern und
den Schülerinnen empfangen wird.
chologe und ein Sozialarbeiter stehen
ebenfalls für Gespräche zur Verfügung.
Doch die sind weniger gefragt an diesem Morgen, essen und duschen sind
noch wichtiger für die Besucher. Aber
das wird schon, meinen die Gäste. „Wir
müssen uns doch erst mal beschnuppern, das hier muss sich etablieren.“
Aus Neugier stand Manfred bereits um
neun Uhr vor der Tür. Er lebt seit zwei
Jahren „auf der Platte“ und freut sich
vor allem darüber, dass das Angebot der
Malteser nichts kostet.
10 Euro pro Tag
„Das ist bitter nötig, denn von zehn
Euro am Tag zu leben, ist verdammt
schwer.“ Bei einer Tasse Kaffee sitzt er
im Frühstücksraum, der normalerweise
als Unterrichtsraum für Hauswirtschaftslehre genutzt wird. „Alle kommen hier
sehr sympathisch rüber“, meint der
46-jährige, „ich bin nur etwas verwirrt
über die jungen Mädchen. Jugendliche
haben doch eigentlich andere Sachen
im Kopf als samstags für uns Waffeln
zu backen.“
Angewandter Politik-Unterricht
20 Schülerinnen der Klasse 10a der
Der kostenlose Wohlfühlmorgen beinhaltet auch Fußpflege,
Duschen und medizinische Betreuung. Und wer will, bekommt
auch einen neuen Schlafsack oder ein Regencape.
Ursulinenschule unterstützen die 15
Mitglieder der Malteser beim ersten
Wohlfühlmorgen. Im Politikunterricht
wurde das Thema Menschenrechte
besprochen, und die Schülerinnen
wollten ihr theoretisches Wissen in
irgendeiner Form praktisch anwenden. „Da kam uns der Zufall zur Hilfe,
die Anfrage der Malteser hier an die
Schule“, so der Rektor der Ursulinenschule Klaus Graeff. „Bei diesem Projekt können die Schülerinnen selbst
erleben, was es bedeutet, dass jeder ein
Recht auf menschenwürdige Behandlung hat. Und die Initiative passt wunderbar in unser Schulprogramm.“
Wir kommen wieder
Die Gespräche sind den Jugendlichen
besonders in Erinnerung geblieben.
„Wir waren überrascht, mit welch guter
Laune und wie aufgeschlossen die Leute
hierhin gekommen sind. Wir haben
sonst nicht mit Obdachlosen zu tun.
Wir haben hier erlebt, dass wir helfen
können und wenn wir gebraucht werden, kommen wir wieder.“ Der nächste
Wohlfühlmorgen findet am 13. Mai
statt und soll zu einer regelmäßigen
Institution werden.
Interview
Die Welt zum Besseren bewegen
Gespräch mit Michael Görner, Vorstand der Malteser Stiftung
Nach neunjähriger Tätigkeit im Bankbereich und Studium im internationalen Studiengang European Business Studies mit Studienabschluss
in Internationalem Marketing in den
USA sowie halbjähriger Tätigkeit im
Investment- und Commercialbanking in Tokyo war Michael Görner
als Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei
dem in Deutschland marktführenden
Hersteller von Windenergieanlagen,
der Firma Enercon, tätig, bevor er im
Januar 2000 zu den Maltesern kam.
Dort ist er im Vorstand der Malteser
Stiftung tätig und verantwortlich für
den Aufbau des Malteser Stiftungszentrums. Die Redaktion (Red.)
sprach mit Michael Görner /MG).
Red: Herr Görner, wie sind Sie zu
den Maltesern gekommen?
MG: Im Noviziat der Jesuiten habe
ich während des Kosovokrieges an
einem Hilfseinsatz teilgenommen.
In Skopje/Mazedonien betrieben wir
eine Suppenküche für Obdachlose
und organisierten einen Hilfstransport in die vom Krieg stark zerstörte
kosovarische Stadt Peja. In Skopje
traf ich einen belgischen Malteser,
der das Geld, das eine belgische
Gemeinde gesammelt hatte, sinnvoll
weiter geben sollte. Dieser Malteser
hat mich beeindruckt, und ich habe
mich kurze Zeit nach meiner Rückkehr aus dem Kosovo bei den Maltesern beworben.
Red: Was beeindruckt Sie an der
Arbeit der Malteser?
MG: Die Malteser sind eine Organisation mit Tradition. Der Heilige
Augustinus sagt, „Tradition bewahren bedeutet das Feuer zu nähren,
nicht die Anbetung der Asche!“ Im
Laufe ihrer Geschichte mussten sie
sich mehrfach neu definieren, um
auf die jeweils aktuellen Nöte der
Mitmenschen reagieren zu können.
An der Arbeit der Malteser begeistert
mich die christliche Ausrichtung, die
Vielfalt der Dienste und die große
Anzahl der Ehrenamtlichen, die viel
Herzblut in ihr freiwilliges Engagement einbringen.
Red: Wie sieht es mit Ihrem eigenen
ehrenamtlichen Engagement aus?
MG: Während meines Studiums
arbeitete ich ehrenamtlich für die
Osnabrücker Obdachlosenzeitung
„Abseits“ und versah Wochenenddienste in der Tageswohnung für
Obdachlose. Später bekam ich dann
die Möglichkeit, zwei Monate unbezahlt als Hilfspfleger auf einer geriatrischen Station eines städtischen
Krankenhauses in Dresden in der
- wie man dort sagte - „Finalpflege“
zu arbeiten, in die Gefängnisseelsorge reinzuschnuppern und an
einem internationalen Hilfseinsatz
teilzunehmen. Das sind sehr wertvolle Erfahrungen für mich, die mir
in meinem Beruf bei den Maltesern
sehr helfen.
Red: Als Vorstand der Malteser Stiftung haben Sie viel mit Menschen
zu tun, die den Maltesern größere
Beträge zur Verfügung stellen. Was
bewegt Menschen eine Stiftung zu
gründen oder größere Beträge an die
Malteser zu spenden?
MB: Hinter jeder Stiftungsgründung
oder Zustiftung steht eine individuelle Lebensgeschichte. Dankbarkeit,
persönliche Betroffenheit, erlebte
Schicksalsschläge sowie verinnerlichte
Werte und Überzeugungen dürften
die Hauptmotive sein. Aus meiner
Sicht teilen alle Stifter den Wunsch
und die Freude, die Welt ein kleines
Stück zum Besseren zu bewegen.
Selbstverständlich ist den Stiftern
auch wichtig, einen guten Eindruck
von der Qualität der Arbeit und den
bei der Organisation beschäftigten
Menschen zu gewinnen.
Red: Welche Vorteile hat ein Stifter
im Malteser Stiftungszentrum?
MG: Bei uns können Stifterinnen
und Stifter schon ab einem vergleichsweise geringen Betrag (5.000
EUR) unkompliziert und kostenlos
eine eigene Stiftung gründen. Sie
können die Verwaltung den Maltesern übertragen oder selbst als
Vorstand mit ihrer eigenen Stiftung
Spenden sammeln. Die Stifter erhalten auf Wunsch einen Internetzugang und können die Entwicklung
ihres Stiftungsvermögens zeitnah
mitverfolgen. Sie erhalten eine Stifterurkunde, werden regelmäßig über
die Entwicklung des Stiftungszentrums informiert und zu den Stiftertreffen eingeladen.
Red: Was wünschen Sie sich für die
Zukunft?
MG: Ich wünsche mir, dass die Zahl
der Stifter weiter wächst und sich das
Vermögen der Treuhandstiftungen
und der Malteser Stiftung weiter so
positiv entwickelt wie in den ersten
zweieinhalb Geschäftsjahren. Die
Malteser Stiftung soll einmal in der
Lage sein, größere Schwankungen
in Spendeneingängen auszugleichen
und einen wesentlichen Beitrag zur
Finanzierung unserer Hilfsprojekte
übernehmen. Hierzu sind wir auf
einem guten Weg.
Red: Vielen Dank für das Gespräch.
Sicherheit und Kontrolle
KPMG prüft malteser stiftung
Wirtschaftsprüfer erteilen Prüfsiegel ohne Beanstandung
Bestätigungsvermerk (Auszug)
Auch für das Jahr 2005 hat die
Wirtschaftprüfungsgesellschaft
KPMG der Malteser Stiftung und
allen von ihr treuhänderisch verwalteten Stiftungen den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk
wie folgt erteilt:
„Wir haben die Jahresrechnung
- bestehend aus Vermögensübersicht und Übersicht über
die Einnahmen und Ausgaben
- unter Einbeziehung der Buchführung der Malteser Stiftung,
München, für das Geschäftsjahr
vom 1. Januar bis 31. Dezember
2005 geprüft. Durch Art. 25 Abs.
3 BayStG wurde der Prüfungsgegenstand erweitert. Die Prüfung
erstreckte sich daher auch auf
die Erhaltung des Stiftungsvermögens und die satzungsgemäße
Verwendung seiner Erträge und
etwaiger zum Verbrauch bestimmter
Zuwendungen. (...) Unsere Aufgabe
ist es, auf der Grundlage der von
uns durchgeführten Prüfung eine
Beurteilung über die Jahresrechnung
unter Einbeziehung der Buchführung sowie über den erweiterten
Prüfungsgegenstand abzugeben. Wir
haben unsere Jahresabschlussprüfung
nach § 317 HGB und Art. 25 Abs.
3 BayStG unter Beachtung der vom
Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW)
festgestellten deutschen Grundsätze
ordnungsmäßiger
Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die
Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und
Verstöße, die sich auf die Darstellung der Jahresrechnung wesentlich auswirken, mit hinreichender
Sicherheit erkannt werden und dass
mit hinreichender Sicherheit beurteilt werden kann, ob die Anforderungen, die sich aus der Erweiterung
des Prüfungsgegenstandes nach Art.
25 Abs. 3 BayStG ergeben, erfüllt
werden. (...) Im Rahmen der Prüfung
werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen
internen
Kontrollsystems sowie Nachweise
für die Angaben in Buchführung und
Jahresrechnung überwiegend auf der
Basis von Stichproben beurteilt. Die
Prüfung umfasst die Beurteilung der
angewandten Grundsätze ordnungsmäßiger Rechnungslegung. Wir sind
der Auffassung, dass unsere Prüfung
eine hinreichend sichere Grundlage
für unsere Beurteilung bildet. Unsere
Prüfung hat zu keinen Einwendungen
geführt. Die Prüfung der Erhaltung
des Stiftungsvermögens und der satzungsgemäßen Verwendung seiner
Erträge und etwaiger zum Verbrauch
bestimmter Zuwendungen nach Art.
25 Abs. 3 BayStG hat keine Einwendungen ergeben.“
Humor
wer´s glaubt wird seelig
April April April April April April April April April April April April
Wegen der Gefahr, die durch randalierende Fußballfans ausgeht, tragen
die Malteser Helfer während der
Fußball-WM die historische Ritterrüstung aus dem 16. Jahrhundert.
Zur Rettung verirrter Wattwanderer
stellten die Malteser am 1. April die
erste deutsche Rettungsseehundestaffel in Dienst.
Impressum:
Der Malteser Stifterbrief
„Für den Dienst am Menschen“
erscheint kostenlos
Herausgeber:
Malteser Stiftung
Sollner Straße 43
81479 München
Tel 089 – 744 200 260
Fax 089 – 744 200 300
E-Mail: [email protected]
Internet: www.malteser-stiftung.de
Erscheinungsdatum: 05/2006
Realisation: Stiftungszentrum.de
Meldungen zum 1. April
Dass es bei einer internationalen Hilfsorganisation, die sich der Linderung der
Not in der Welt verschrieben hat, nicht
immer nur ernst zugehen muss, zeigen
folgende Pressemitteilungen, die die Pressesprecherin Dr. Claudia Kaminski mit
ihrer Abteilung zum 1. April 2005 und
2006 an verschiedene Medien gegeben
hat. „Wir hatten eine unglaublich starke
Resonanz, insbesondere auf die Meldung
über die Rettungsseehundestaffel. Zahlreiche Journalisten riefen bei uns an und
mehrere Kamerateams wollten die Seehunde filmen,“ schmunzelt Dr. Claudia
Kaminski.
Spezialausrüstung für die Fußball-WM
Helfer des Malteser Hilfsdienstes werden
bei der Fußball-WM in Deutschland eine
Spezialausrüstung tragen, nämlich: die
historische Malteser Ritterrüstung aus
dem 16. Jahrhundert. Ein Grund für diese
Entscheidung sei der enorme Zuschauerandrang, mit dem bei allen Spielen zu
rechnen sei. „Wir können nicht ausschließen, dass es bei der sanitätsdienstlichen
Versorgung auch mal zu einem Gedränge
kommt. Gerade Fußball-Fans können
sehr robust auftreten. Um unsere Helfer
optimal zu schützen und den Patienten
eine effiziente Versorgung zu garantieren, haben wir uns entschlossen, auf die
historische Einsatzkleidung der Malteser
zurückzugreifen“, erklärt eine Sprecherin
der Malteser.
Erste Rettungsseehundestaffel der Welt
Die weltweit erste Rettungsseehundestaffel wird heute im ostfriesischen
Norddeich ihren Dienst zur Rettung
verirrter Wattwanderer aufnehmen. Die
Rettungsseehundestaffel des Malteser
Hilfsdienstes in Wilhelmshaven arbeitet
dabei eng mit der Europäischen Gemeinschaft zur Rettung aus Seenot (EGzRS)
zusammen. Nach Angaben von Siegfried Steinmeyer, Präsident der EGzRS,
wird die Staffel eine Sicherheitslücke
beim Schutz der Wattwanderer schließen. Diese Sicherheitslücke bestand bei
plötzlich aufziehendem Nebel - in den
Sommermonaten an der ostfriesischen
Küste keine Seltenheit. Alarmierte Retter waren bisher hilflos, wenn nicht
einer der Verirrten ein Handy mit dem
Satelliten-Ortungssystem „GPS“ mit
sich führte. Die Rettungsseehundestaffel soll dies nun grundsätzlich ändern:
Im Ernstfall werden die Rettungsseehunde von Seenotrettungskreuzern
oder aus Hubschraubern abgesetzt. Die
Seehunde tauchen dann, um mit ihren
Tasthaaren Schrittvibrationen gesuchter
Personen zu orten. Sobald die Verirrten
ausgemacht sind, schwimmen die Seehunde zu ihnen. Jeder Seehund ist mit
einem Rucksack ausgestattet, der eine
blinkende Lampe, ein kleines Sprechfunkgerät und einen GPS-Sender enthält. So weiß der Einsatzleiter ständig,
wo sich welcher Rettungsseehund gerade
befindet. Hat ein Seehund die Verirrten
erreicht, können diese nach Betätigen
einer roten Taste am Rucksack Sprechkontakt zu den Rettern aufnehmen. Die
Wattwanderer werden dann vom Rettungskreuzer oder einem Hubschrauber
aufgenommen. Privatdozent Dr. Guido
Dehnhardt, Leiter der „Arbeitsgruppe
für sensorische und kognitive Ökologie mariner Säuger“ von der Fakultät
für Biologie an der Ruhr-Universität
Bochum/Außenstelle Köln, erklärt die
Begabungen der Seehunde: „Die Tasthaare der Tiere sind derart empfindlich,
dass sie aus zehn Metern Entfernung die
feinen Bewegungen einer Scholle lokalisieren können, die sich im Sand verbirgt.
Mit dieser Fähigkeit können sie auch die
Schritte einer Wandergruppe noch aus
zwei Kilometern Entfernung orten.“