Für den Dienst am Menschen
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Für den Dienst am Menschen
Für den Dienst am Menschen Stifterbrief 2006/1 Liebe Stifterinnen und Stifter, liebe Freunde des Malteser Stiftungszentrums! „Stifter sind Vorbilder, weil sie handeln. Im Stiften zeigt sich Verantwortung, Eigeninitiative, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Gemeinsinn, Neugierde und der Drang etwas zu verbessern.“ Mit diesen Worten lobt Bundespräsident Horst Köhler das besondere Engagement von Stifterinnen und Stiftern in unserer Gesellschaft. Ein Engagement, das dringend gebraucht wird angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen: Die finanzielle Lage des Staates ist angespannt. Kinder und Jugendliche brauchen Erwachsene, die wichtige Werte an sie weiter geben. Immer mehr ältere Menschen verbringen die letzte Phase ihres Lebens in Einsamkeit. In armen Ländern sterben noch immer Kinder an Krankheiten, gegen die man sie mit geringem Aufwand hätte impfen können. Der Hunger in der Welt ist noch immer nicht besiegt, um nur einige Beispiele zu nennen. Durch die Gründung einer eigenen Stiftung, durch die Zustiftung in eine bestehende Stiftung oder mittels testamentarischen Verfügungen übernehmen Stifterinnen und Stifter Verantwortung und tragen dazu bei, die Zukunft zum Wohle aller zu gestalten. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir in der noch jungen Geschichte des Malteser Stiftungszentrums schon 29 Stiftungen gründen und rund 230 Zustifter gewinnen konnten. Stifterinnen und Stifter haben uns bislang Vermögenswerte von über 4 Millionen Euro zukommen lassen. Die Entwicklung macht Mut, ein ehrgeiziges Ziel anzustreben: das Stiftungsvermögen innerhalb der nächsten 3 Jahre zu verdoppeln. Ihnen vielen Dank für Ihre Unterstützung und viel Freude bei der Lektüre unseres Stifterbriefes, der sie exemplarisch über Malteser Projekte und die Entwicklung des Stiftungszentrums informieren soll. Ihr Johannes Freiherr Heereman Stiftungszentrum Johannes Freiherr Heereman Vorstandsvorsitzender der Malteser Stiftung Malteser International Die Malteser im Kriegsland Kongo Frauen sind Opfer des Krieges - eine Nothilfe-Expertin berichtet Ursula Mesmer, Nothilfe -Expertin der Malteser, hilft Mädchen und Frauen, die im Kriegsland Kongo Opfer von Gewalt und Misshandlung werden. Ständige Gefahr der Vergewaltigung Seit zehn Jahren unterstützt Malteser International mehr als 300 Gesundheitsstationen im Kriegsland Kongo. Allein im vergangenen Jahr suchten mehr als 10.000 misshandelte und vergewaltigte Frauen die Hilfe der Malteser. Ursula Mesmer, Nothilfe-Expertin von Malteser International schildert Erlebnisse aus dem Kongo: „Im Gesundheitszentrum von Murhali begegnet mir Iraghi. Sie ist 14 Jahre alt. Heute Morgen ist sie mit ihrer Mutter gekommen, vorgestern wurde sie vergewaltigt. Sie sagt nichts, versteckt ihr Gesicht hinter den Händen. Sie erträgt keine Nähe. Zuviel davon, und sie läuft weinend weg. Was sie nicht sagen kann, sagt ihre Mutter: Iraghi wurde mitten in der Nacht von einem Soldaten aus dem Haus der Eltern gezerrt. Er zwang Iraghi und die Mutter, die Kleider auszuziehen. Dann fasste er dem Mädchen an die Brüste und sagte: „Das ist genau das, was ich suche.“ Er hat Iraghi mitgenommen, sie erst laufen lassen, als er Schüsse hörte. Irgendwo im Dunkeln. Die Mutter erzählt: „Als ich Iraghis blutige Unterwäsche sah, wusste ich Bescheid.“ Seit die 14-jährige Iraghi von einem Soldaten vergewaltigt wurde, versteckt sie ihr Gesicht. Sie nahm die Tochter und brachte sie zum Gesundheitszentrum. Es ist eines der vier ersten Gesundheitszentren der Malteser, in denen den Frauen auch eine HIV- Prophylaxe angeboten werden kann – wenn sie innerhalb der ersten 72 Stunden kommen. Ich rechne noch einmal die Zeit durch seit der Vergewaltigung. Bin erleichtert. Doch wie viele Mädchen kommen zu spät? Nicht innerhalb von 72 Stunden? Wieviele kommen in ein Zentrum ohne Prophylaxe-Möglichkeit? Auf der Rückfahrt sehe ich Frauen, die zwei, drei große, schwere Kohlesäcke auf ihren Rücken tragen. Ein Seil, das sie über den Kopf spannen, hilft ihnen, einen Teil der Last zu verlagern. Die Frauen sind unterwegs zum Markt. Ich sehe, wie am nächsten Posten von den Frauen ein Wegzoll verlangt wird. Sonst dürfen sie nicht passieren. Und dies alles inmitten der ständigen Gefahr, vergewaltigt zu werden. Dieser Anblick, dieses Elend ist zuviel. Ich fühle mich hilflos und zornig zugleich.“ Hilfe für Opfer und Täter Aufgrund der vielen gewalttätigen Übergriffe auf Mädchen und Frauen sorgen die Malteser hier für die medizinische und seelische Betreuung der Gewaltopfer. Doch auch für Täter gibt es Hilfen und Programme. Zum Beispiel ein Sensibilisierungsprogramm gegen sexuelle Gewalt, das manchmal auch Vergewaltigungsopfer, Ehemänner und Soldaten zusammenbringt, wie die erfahrene und mutige Psychologin Ursula Mesmer zu berichten weiß: „Eine Kirche in Kilimanjala: Langsam bewegt sich die Menge herein: Frauen links, Männer in der Mitte – Soldaten rechts. Alle nehmen Platz, schweigen und beobachten, wie ich mit meinen Mitarbeitern vor den Altar trete. Eine eigenartige Stimmung! Malteser International Seitdem ich im Kongo bin, habe ich mehrere „Sensibilisierungsprogramme gegen sexuelle Gewalt“ durchgeführt. Habe mit Frauen, die vergewaltigt wurden, über die Möglichkeit der medizinischen Behandlung gesprochen, über psychosoziale Hilfe. Mit Soldaten habe ich geredet, ihnen erklärt, wie unmoralisch und unfair Vergewaltigungen sind. Dass Vergewaltigungen nicht dadurch besser werden, dass auch Vorgesetzte sich daran beteiligen. Mit Ehemännern von vergewaltigten Frauen habe ich gesprochen und versucht zu zeigen, dass sie ihre Frauen gerade jetzt nicht verlassen dürfen. Gespräche mit allen Beteiligten Jetzt hat es der Zufall so geregelt, dass mir alle drei Gruppen gemeinsam gegenüber sitzen. Sprich: Ich muss noch vorsichtiger, noch sensibler mit meinen Worten sein, darf niemanden anklagen, niemandem Vorwürfe machen und doch nicht um das Thema herumreden. Ich entscheide mich für einen leichten Einstieg: ich stelle Fragen. Wie fühlt man sich als Frau, als Mann nach einer Vergewaltigung, auch mit Blick auf die eigene Ehefrau? Ich versuche mich in die Anwesenden einzufühlen. Und spüre: sie hören mir zu. Offensichtlich treffe ich den richtigen Ton. Das ist gut, gibt Sicherheit. Danach Diskussion: Jede Gruppe für sich. Ich will wissen, was sie gegen die Problematik unternehmen können, wo sie die Lösungen sehen. Jede Gruppe stellt das Ergebnis vor. Es ist bei allen gleich: „Wir brauchen Frieden“. Besonders interessant die Reaktion der Soldaten: „Wir sind nicht alle Vergewaltiger, wir wollen nicht alle in den gleichen Topf geworfen werden. Wir werden nicht akzeptieren, dass Männer aus unseren Reihen den Frauen Gewalt antun. Dafür brauchen wir aber auch ein System, das Vergewaltiger gerecht bestraft. Und wir brauchen regelmäßig unseren Lohn, damit wir auch die Möglichkeit haben zu heiraten und einer Frau etwas zu bieten.“ Vorgeschmack auf Frieden Zum Schluss erhebt sich eine junge Frau mit einem Säugling auf dem Rücken. Sie sagt: „Ich wurde vor drei Jahren auf dem Feld von zwölf bewaffneten Männern vergewaltigt. Erst erzählte ich niemandem davon. Litt an Schmerzen im Unterleib, fühlte mich müde und schwach. Ich hatte Angst, alleine aus dem Haus zu gehen. Meine Schwester brachte mich in ein Gesundheitszentrum, wo ich Medikamente der Malteser erhielt. Jetzt bin ich die Frau eines Soldaten und habe eine sechs Monate alte Tochter. Ich hatte niemanden zum Reden. Ich erzähle euch meine Geschichte, damit ihr wisst: Ich bin hier, um Frauen zu helfen, die das gleiche erlebt haben.“ Zuerst herrscht einen Moment lang betroffenes Schweigen, keiner hat mit einer so direkten Aussage gerechnet. Dann beginnen alle durcheinander zu reden, sich bei der Frau für ihren Mut zu bedanken. Frauen, Männer, Soldaten. Es folgt ein gemeinsames Essen. Vielleicht ein Vorgeschmack des Friedens.“ Wie Stiftungen helfen Mit 5.000 Euro kann eine Stiftung rund 2.000 Gewaltopfern drei Monate lang mit notwendigen Medikamenten versorgen. Als eine vergewaltigte Frau von ihren Erlebnissen erzählt und anderen Opfern ihre Hilfe anbietet, ist die Gemeinde dankbar für ihren Mut. Ursula Mesmer spricht mit vergewaltigten Frauen über die Möglichkeit der medizinischen Behandlung und psychosoziale Hilfe. Die Malteser in Deutschland Praxis-lektion in Menschenwürde Malteser und Ursulinenschülerinnen verwöhnen Obdachlose Malteser und Schülerinnen luden Obdachlose ein, sich verwöhnen zu lassen. Ein Schild mit der Aufschrift „Herzlich Willkommen zum Wohlfühlmorgen“ weist den Obdachlosen den Weg ins Gebäude der Kölner Ursulinenschule, wo sie der Duft frischer Waffeln empfängt. Kostenloses Frühstück Ein Erfolg war der Wohlfühlmorgen, den die Malteser zum ersten Mal in Köln und erstmals zusammen mit Schülerinnen des bischöflichen Ursulinengymnasiums durchgeführt haben. Der Duft frischer Waffeln empfängt die Gäste und ein Schild mit der Aufschrift „Willkommen zum Wohlfühlmorgen“ weist den Weg ins Gebäude der Ursulinenschule. Zuvor hatten der Malteser Hilfsdienst und die Schülerinnen Obdachlose und arme Menschen eingeladen, sich einen Morgen lang verwöhnen zu lassen: Angebote wie Frühstück, Fußpflege und Duschen sind kostenlos. Wer will, kann sich einen neuen Schlafsack oder ein Regencape mitnehmen, ein Arzt und ein Sanitäter behandeln die Besucher ebenfalls kostenlos. Mehr als 70 Männer und Frauen finden im Laufe des Vormittags den Weg in die Schule in der Nähe des Hauptbahnhofs und genießen die ruhige und entspannte Atmosphäre. Ohne Wohnsitz keine Arbeit Auch der 25-jährige Alex ist dabei. Vor einem halben Jahr ist er aus Berlin nach Köln gekommen, sucht seitdem eine Die Obdachlosen, die in der Regel von 10 Euro pro Tag leben müssen, sind besonders dankbar für das kostenlose Frühstück. Wohnung, sieht aber keine Chance, eine günstige Bleibe zu finden. „Doch ohne Wohnsitz gibt’s keine Arbeit. Ich übernachte in Notschlafstellen und zum Leben kriege ich, wie jeder Obdachlose, 345 Euro im Monat vom Sozialamt. Das sind rund zehn Euro am Tag.“ Dankbar ist er deshalb für das kostenlose Frühstück. „Ich hoffe, die machen das noch einmal, denn woanders müssen wir meist für das Essen bezahlen.“ Der menschliche Aspekt Die Idee hat Elisabeth Hinkelmann den Maltesern in Düsseldorf abgeguckt. Dort läuft die Initiative seit vier Jahren erfolgreich. Zuerst kamen 20 Gäste, mittlerweile nutzen 250 bedürftige Menschen das Angebot. Man sieht so viele Obdachlose, die nicht menschenwürdig behandelt werden“, sagt Hinkelmann. „Und uns geht es doch gut. Klar müssen die Obdachlosen nicht verhungern, werden beköstigt. Aber das läuft mir zu technisch ab. Da fehlt mir der menschliche Aspekt.“ Deshalb möchte sie den Wohlfühlmorgen auch in Köln zu einer dauerhaften Einrichtung machen, deshalb haben die Malteser auch einen Seelsorger im Team, ein Psy- Die Malteser in Deutschland 20 Schülerinnen der zehnten Klasse verwöhnten die Obdachlosen mit selbstgebackenen Waffeln. Manfred freut sich besonders über die sympathische Art, mit der er von den Maltesern und den Schülerinnen empfangen wird. chologe und ein Sozialarbeiter stehen ebenfalls für Gespräche zur Verfügung. Doch die sind weniger gefragt an diesem Morgen, essen und duschen sind noch wichtiger für die Besucher. Aber das wird schon, meinen die Gäste. „Wir müssen uns doch erst mal beschnuppern, das hier muss sich etablieren.“ Aus Neugier stand Manfred bereits um neun Uhr vor der Tür. Er lebt seit zwei Jahren „auf der Platte“ und freut sich vor allem darüber, dass das Angebot der Malteser nichts kostet. 10 Euro pro Tag „Das ist bitter nötig, denn von zehn Euro am Tag zu leben, ist verdammt schwer.“ Bei einer Tasse Kaffee sitzt er im Frühstücksraum, der normalerweise als Unterrichtsraum für Hauswirtschaftslehre genutzt wird. „Alle kommen hier sehr sympathisch rüber“, meint der 46-jährige, „ich bin nur etwas verwirrt über die jungen Mädchen. Jugendliche haben doch eigentlich andere Sachen im Kopf als samstags für uns Waffeln zu backen.“ Angewandter Politik-Unterricht 20 Schülerinnen der Klasse 10a der Der kostenlose Wohlfühlmorgen beinhaltet auch Fußpflege, Duschen und medizinische Betreuung. Und wer will, bekommt auch einen neuen Schlafsack oder ein Regencape. Ursulinenschule unterstützen die 15 Mitglieder der Malteser beim ersten Wohlfühlmorgen. Im Politikunterricht wurde das Thema Menschenrechte besprochen, und die Schülerinnen wollten ihr theoretisches Wissen in irgendeiner Form praktisch anwenden. „Da kam uns der Zufall zur Hilfe, die Anfrage der Malteser hier an die Schule“, so der Rektor der Ursulinenschule Klaus Graeff. „Bei diesem Projekt können die Schülerinnen selbst erleben, was es bedeutet, dass jeder ein Recht auf menschenwürdige Behandlung hat. Und die Initiative passt wunderbar in unser Schulprogramm.“ Wir kommen wieder Die Gespräche sind den Jugendlichen besonders in Erinnerung geblieben. „Wir waren überrascht, mit welch guter Laune und wie aufgeschlossen die Leute hierhin gekommen sind. Wir haben sonst nicht mit Obdachlosen zu tun. Wir haben hier erlebt, dass wir helfen können und wenn wir gebraucht werden, kommen wir wieder.“ Der nächste Wohlfühlmorgen findet am 13. Mai statt und soll zu einer regelmäßigen Institution werden. Interview Die Welt zum Besseren bewegen Gespräch mit Michael Görner, Vorstand der Malteser Stiftung Nach neunjähriger Tätigkeit im Bankbereich und Studium im internationalen Studiengang European Business Studies mit Studienabschluss in Internationalem Marketing in den USA sowie halbjähriger Tätigkeit im Investment- und Commercialbanking in Tokyo war Michael Görner als Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei dem in Deutschland marktführenden Hersteller von Windenergieanlagen, der Firma Enercon, tätig, bevor er im Januar 2000 zu den Maltesern kam. Dort ist er im Vorstand der Malteser Stiftung tätig und verantwortlich für den Aufbau des Malteser Stiftungszentrums. Die Redaktion (Red.) sprach mit Michael Görner /MG). Red: Herr Görner, wie sind Sie zu den Maltesern gekommen? MG: Im Noviziat der Jesuiten habe ich während des Kosovokrieges an einem Hilfseinsatz teilgenommen. In Skopje/Mazedonien betrieben wir eine Suppenküche für Obdachlose und organisierten einen Hilfstransport in die vom Krieg stark zerstörte kosovarische Stadt Peja. In Skopje traf ich einen belgischen Malteser, der das Geld, das eine belgische Gemeinde gesammelt hatte, sinnvoll weiter geben sollte. Dieser Malteser hat mich beeindruckt, und ich habe mich kurze Zeit nach meiner Rückkehr aus dem Kosovo bei den Maltesern beworben. Red: Was beeindruckt Sie an der Arbeit der Malteser? MG: Die Malteser sind eine Organisation mit Tradition. Der Heilige Augustinus sagt, „Tradition bewahren bedeutet das Feuer zu nähren, nicht die Anbetung der Asche!“ Im Laufe ihrer Geschichte mussten sie sich mehrfach neu definieren, um auf die jeweils aktuellen Nöte der Mitmenschen reagieren zu können. An der Arbeit der Malteser begeistert mich die christliche Ausrichtung, die Vielfalt der Dienste und die große Anzahl der Ehrenamtlichen, die viel Herzblut in ihr freiwilliges Engagement einbringen. Red: Wie sieht es mit Ihrem eigenen ehrenamtlichen Engagement aus? MG: Während meines Studiums arbeitete ich ehrenamtlich für die Osnabrücker Obdachlosenzeitung „Abseits“ und versah Wochenenddienste in der Tageswohnung für Obdachlose. Später bekam ich dann die Möglichkeit, zwei Monate unbezahlt als Hilfspfleger auf einer geriatrischen Station eines städtischen Krankenhauses in Dresden in der - wie man dort sagte - „Finalpflege“ zu arbeiten, in die Gefängnisseelsorge reinzuschnuppern und an einem internationalen Hilfseinsatz teilzunehmen. Das sind sehr wertvolle Erfahrungen für mich, die mir in meinem Beruf bei den Maltesern sehr helfen. Red: Als Vorstand der Malteser Stiftung haben Sie viel mit Menschen zu tun, die den Maltesern größere Beträge zur Verfügung stellen. Was bewegt Menschen eine Stiftung zu gründen oder größere Beträge an die Malteser zu spenden? MB: Hinter jeder Stiftungsgründung oder Zustiftung steht eine individuelle Lebensgeschichte. Dankbarkeit, persönliche Betroffenheit, erlebte Schicksalsschläge sowie verinnerlichte Werte und Überzeugungen dürften die Hauptmotive sein. Aus meiner Sicht teilen alle Stifter den Wunsch und die Freude, die Welt ein kleines Stück zum Besseren zu bewegen. Selbstverständlich ist den Stiftern auch wichtig, einen guten Eindruck von der Qualität der Arbeit und den bei der Organisation beschäftigten Menschen zu gewinnen. Red: Welche Vorteile hat ein Stifter im Malteser Stiftungszentrum? MG: Bei uns können Stifterinnen und Stifter schon ab einem vergleichsweise geringen Betrag (5.000 EUR) unkompliziert und kostenlos eine eigene Stiftung gründen. Sie können die Verwaltung den Maltesern übertragen oder selbst als Vorstand mit ihrer eigenen Stiftung Spenden sammeln. Die Stifter erhalten auf Wunsch einen Internetzugang und können die Entwicklung ihres Stiftungsvermögens zeitnah mitverfolgen. Sie erhalten eine Stifterurkunde, werden regelmäßig über die Entwicklung des Stiftungszentrums informiert und zu den Stiftertreffen eingeladen. Red: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? MG: Ich wünsche mir, dass die Zahl der Stifter weiter wächst und sich das Vermögen der Treuhandstiftungen und der Malteser Stiftung weiter so positiv entwickelt wie in den ersten zweieinhalb Geschäftsjahren. Die Malteser Stiftung soll einmal in der Lage sein, größere Schwankungen in Spendeneingängen auszugleichen und einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung unserer Hilfsprojekte übernehmen. Hierzu sind wir auf einem guten Weg. Red: Vielen Dank für das Gespräch. Sicherheit und Kontrolle KPMG prüft malteser stiftung Wirtschaftsprüfer erteilen Prüfsiegel ohne Beanstandung Bestätigungsvermerk (Auszug) Auch für das Jahr 2005 hat die Wirtschaftprüfungsgesellschaft KPMG der Malteser Stiftung und allen von ihr treuhänderisch verwalteten Stiftungen den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk wie folgt erteilt: „Wir haben die Jahresrechnung - bestehend aus Vermögensübersicht und Übersicht über die Einnahmen und Ausgaben - unter Einbeziehung der Buchführung der Malteser Stiftung, München, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2005 geprüft. Durch Art. 25 Abs. 3 BayStG wurde der Prüfungsgegenstand erweitert. Die Prüfung erstreckte sich daher auch auf die Erhaltung des Stiftungsvermögens und die satzungsgemäße Verwendung seiner Erträge und etwaiger zum Verbrauch bestimmter Zuwendungen. (...) Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über die Jahresrechnung unter Einbeziehung der Buchführung sowie über den erweiterten Prüfungsgegenstand abzugeben. Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB und Art. 25 Abs. 3 BayStG unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung der Jahresrechnung wesentlich auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden und dass mit hinreichender Sicherheit beurteilt werden kann, ob die Anforderungen, die sich aus der Erweiterung des Prüfungsgegenstandes nach Art. 25 Abs. 3 BayStG ergeben, erfüllt werden. (...) Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung und Jahresrechnung überwiegend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten Grundsätze ordnungsmäßiger Rechnungslegung. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet. Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt. Die Prüfung der Erhaltung des Stiftungsvermögens und der satzungsgemäßen Verwendung seiner Erträge und etwaiger zum Verbrauch bestimmter Zuwendungen nach Art. 25 Abs. 3 BayStG hat keine Einwendungen ergeben.“ Humor wer´s glaubt wird seelig April April April April April April April April April April April April Wegen der Gefahr, die durch randalierende Fußballfans ausgeht, tragen die Malteser Helfer während der Fußball-WM die historische Ritterrüstung aus dem 16. Jahrhundert. Zur Rettung verirrter Wattwanderer stellten die Malteser am 1. April die erste deutsche Rettungsseehundestaffel in Dienst. Impressum: Der Malteser Stifterbrief „Für den Dienst am Menschen“ erscheint kostenlos Herausgeber: Malteser Stiftung Sollner Straße 43 81479 München Tel 089 – 744 200 260 Fax 089 – 744 200 300 E-Mail: [email protected] Internet: www.malteser-stiftung.de Erscheinungsdatum: 05/2006 Realisation: Stiftungszentrum.de Meldungen zum 1. April Dass es bei einer internationalen Hilfsorganisation, die sich der Linderung der Not in der Welt verschrieben hat, nicht immer nur ernst zugehen muss, zeigen folgende Pressemitteilungen, die die Pressesprecherin Dr. Claudia Kaminski mit ihrer Abteilung zum 1. April 2005 und 2006 an verschiedene Medien gegeben hat. „Wir hatten eine unglaublich starke Resonanz, insbesondere auf die Meldung über die Rettungsseehundestaffel. Zahlreiche Journalisten riefen bei uns an und mehrere Kamerateams wollten die Seehunde filmen,“ schmunzelt Dr. Claudia Kaminski. Spezialausrüstung für die Fußball-WM Helfer des Malteser Hilfsdienstes werden bei der Fußball-WM in Deutschland eine Spezialausrüstung tragen, nämlich: die historische Malteser Ritterrüstung aus dem 16. Jahrhundert. Ein Grund für diese Entscheidung sei der enorme Zuschauerandrang, mit dem bei allen Spielen zu rechnen sei. „Wir können nicht ausschließen, dass es bei der sanitätsdienstlichen Versorgung auch mal zu einem Gedränge kommt. Gerade Fußball-Fans können sehr robust auftreten. Um unsere Helfer optimal zu schützen und den Patienten eine effiziente Versorgung zu garantieren, haben wir uns entschlossen, auf die historische Einsatzkleidung der Malteser zurückzugreifen“, erklärt eine Sprecherin der Malteser. Erste Rettungsseehundestaffel der Welt Die weltweit erste Rettungsseehundestaffel wird heute im ostfriesischen Norddeich ihren Dienst zur Rettung verirrter Wattwanderer aufnehmen. Die Rettungsseehundestaffel des Malteser Hilfsdienstes in Wilhelmshaven arbeitet dabei eng mit der Europäischen Gemeinschaft zur Rettung aus Seenot (EGzRS) zusammen. Nach Angaben von Siegfried Steinmeyer, Präsident der EGzRS, wird die Staffel eine Sicherheitslücke beim Schutz der Wattwanderer schließen. Diese Sicherheitslücke bestand bei plötzlich aufziehendem Nebel - in den Sommermonaten an der ostfriesischen Küste keine Seltenheit. Alarmierte Retter waren bisher hilflos, wenn nicht einer der Verirrten ein Handy mit dem Satelliten-Ortungssystem „GPS“ mit sich führte. Die Rettungsseehundestaffel soll dies nun grundsätzlich ändern: Im Ernstfall werden die Rettungsseehunde von Seenotrettungskreuzern oder aus Hubschraubern abgesetzt. Die Seehunde tauchen dann, um mit ihren Tasthaaren Schrittvibrationen gesuchter Personen zu orten. Sobald die Verirrten ausgemacht sind, schwimmen die Seehunde zu ihnen. Jeder Seehund ist mit einem Rucksack ausgestattet, der eine blinkende Lampe, ein kleines Sprechfunkgerät und einen GPS-Sender enthält. So weiß der Einsatzleiter ständig, wo sich welcher Rettungsseehund gerade befindet. Hat ein Seehund die Verirrten erreicht, können diese nach Betätigen einer roten Taste am Rucksack Sprechkontakt zu den Rettern aufnehmen. Die Wattwanderer werden dann vom Rettungskreuzer oder einem Hubschrauber aufgenommen. Privatdozent Dr. Guido Dehnhardt, Leiter der „Arbeitsgruppe für sensorische und kognitive Ökologie mariner Säuger“ von der Fakultät für Biologie an der Ruhr-Universität Bochum/Außenstelle Köln, erklärt die Begabungen der Seehunde: „Die Tasthaare der Tiere sind derart empfindlich, dass sie aus zehn Metern Entfernung die feinen Bewegungen einer Scholle lokalisieren können, die sich im Sand verbirgt. Mit dieser Fähigkeit können sie auch die Schritte einer Wandergruppe noch aus zwei Kilometern Entfernung orten.“