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AUSGABE 1 / 2016 DEUTSCHE GESELLSCHAFT ZUR RETTUNG SCHIFFBRÜCHIGER Längsseits Markus Knüfken ist neuer ehrenamtlicher „Bootschafter“ der Seenotretter; hier auf der HERMANN MARWEDE. Im Jubiläumsjahr fast 2.100 Mal im Einsatz Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter in ihrem Jubiläumsjahr 2015 rund 2.100 Mal im Einsatz gewesen (2014: rund 2.200 Einsätze). Die Besatzungen der DGzRS haben dabei in den deutschen Seegebieten rund 540 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit (2014: rund 770 Einsätze). cheres Ding“ bekannt geworden. Fernsehzuschauern ist sein Gesicht aus Rollen in zahlreichen Folgen deutscher Erfolgsserien wie „Notruf Hafenkante“ vertraut. Auch auf der Theaterbühne ist Knüfken zuhause: Im Herbst geht er auf bundesweite Tournee. Mit den Seenotrettern im Einsatz Neuer Seenotretter-„Bootschafter“ im Jahr 2016 ist der Schauspieler Markus Knüfken. Einem größeren Kinopublikum ist er unter anderem durch den Ruhrgebietsfilm „Bang Boom Bang – Ein todsi- Knüfken war bereits einmal gemeinsam mit den Seenotrettern im Einsatz: Im Oktober 2010 war er mit seinem Seekajak querab des Falshöfter Leucht- turms an der Ostküste Schleswig-Holsteins unterwegs, als er eine gekenterte Jolle entdeckte. Ihr Segler war über Bord gestürzt. Der Mann versuchte vergeblich, sich am Steckschwert seiner Jolle festzuhalten. Dies gelang ihm erst an Knüfkens Seekajak. „Ich habe ihm Mut zugesprochen und dann auch schon das Tochterboot der Seenotretter gesehen“, berichtet der Schauspieler. Von ihrer Einsatzbereitschaft war er gleich beeindruckt. „Als Kajakfahrer bin ich mir bewusst, dass die See große Ge- 2 3 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 fahren birgt. Trotz bester Vorbereitung kann auch ich schnell mal auf die Seenotretter angewiesen sein. Deshalb bin ich stolz darauf, jetzt ihr ,Bootschafter‘ sein zu dürfen.“ Knüfken folgt als „Bootschafter“ der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Das international renommierte Orchester hat die Arbeit der Seenotretter in den zurückliegenden Monaten mit großem Engagement begleitet. Unter anderem spielte es das Jubiläumskonzert am 150. Geburtstag der DGzRS im Bremer Konzerthaus „Glocke“. Außerdem ist eine DVD erschienen und im Seenotretter-Shop erhältlich, auf der Musik von Robert Schumann auf Bilder aus dem Alltag der Seenotretter trifft. Einsatzzahlen im Detail Im Jubiläumsjahr 2015 haben die Besatzungen der 59 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 2.091 Einsätzen • 55 Menschen aus Seenot gerettet, • 483 Menschen aus drohender Gefahr befreit, • 400 Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert, • 63 Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt, • 941 Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie • 568 Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert. „Fühle mich wie ein kleiner Junge“, sagt Markus Knüfken auf der Brücke der HERMANN MARWEDE. Vormann Jörg Rabe zeigt ihm, wie der Seenotrettungskreuzer gesteuert wird. In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.827 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen. Darüber hinaus war die SEENOTLEITUNG BREMEN (Maritime Rescue Coordination Centre, MRCC BREMEN) in 198 Seenotfällen international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig. Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende Oktober 2015 insgesamt 82.222 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht der gesamten Bevölkerung der Stadt VillingenSchwenningen (Baden-Württemberg). Die Einsatzzahlen verteilen sich auf die einzelnen Küsten wie folgt: Niedersächsische Nordseeküste Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 582 (2014: 620) Einsätzen vier (zwölf) Menschen aus Seenot gerettet und 60 (110) weitere aus Gefahrensituationen befreit. Schleswig-Holsteinische Nordseeküste Die Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste registrierten 255 (2014: 254) Einsätze. Die dortigen Mannschaften befreiten 21 Menschen aus Gefahrensituationen (2014: zwei Menschen aus Seenot gerettet und 34 weitere aus Gefahrensituationen befreit). Schleswig-Holsteinische Ostseeküste An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 725 (2014: 797) Mal im Einsatz. Sie retteten 40 (25) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 253 (304) aus Gefahrensituationen. Kaum offiziell im Ehrenamt, schon macht Markus Knüfken bei einer Mann-über-Bord-Übung mit. Mecklenburg-Vorpommersche Küste In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 529 (2014: 512) Einsatzfahrten unterwegs. Sie retteten elf (16) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 149 (265) aus Gefahrensituationen. Retter helfen Rettern: DGzRS unterstützt griechische Seenotrettungsdienste in der Ägäis Die DGzRS unterstützt die griechischen Such- und Rettungskräfte in der Ägäis im Rahmen einer international koordinierten Aktion. Gemeinsam mit anderen nordeuropäischen Seenotrettungsgesellschaften reagieren die deutschen Seenotretter auf eine konkrete Bitte um Unterstützung der für den griechischen Seenotrettungsdienst zuständigen Hellenic Coast Guard und der Freiwilligen-Organisation Hellenic Rescue Team. Diese sind derzeit unter extrem hoher Belastung und über die Grenzen ihrer Ressourcen hinaus tätig. Ziel ist es, die griechischen Strukturen nachhaltig zu stärken. Auf dem Weg dorthin wird für eine begrenzte Zeit der ehemalige deutsche Seenotrettungskreuzer MINDEN in der Ägäis zum Einsatz kommen. Die MINDEN wurde am 10. Februar 2016 in Bremerhaven als Deckslast in die Ägäis verschifft und ist dort Ende Februar angekommen. Den Transport ermöglichte die maritime Projektspedition PM Shipping den Seenotrettern zum Selbstkostenpreis. Die DGzRS hatte die MINDEN 2014 nach 28 Einsatzjahren außer Dienst gestellt und verkauft. Der heutige Eigner stellt das Schiff für den Ägäis-Einsatz unentgeltlich der DGzRS zur Verfügung. Einsatzort des Seenotrettungskreuzers ist Mytilini im Süden der Insel Lesbos. Dort wird die MINDEN von Seenotrettern der DGzRS gefahren, die sich für diesen Einsatz freiwillig gemeldet haben. Zur Überführungscrew und zum ersten Einsatzteam vor Ort gehört unter Maschinist Horst Dancker (v.l.), Vormann Ulrich Fader sowie die DGzRS-Inspektoren Jörn Meier und Andreas Scholz überführten die MINDEN in die Ägäis. anderem Vormann Ulrich Fader von der DGzRS-Station Bremerhaven. Der im März beginnende und auf vier bis sechs Monate befristete Einsatz ist Hilfe zur Selbsthilfe. Er steht unter dem Motto „Retter helfen Rettern“ („Members assisting Members“). Im Sommer wird die MINDEN von zwei 8,5 Meter langen Neubauten abgelöst. Diese Einheiten hat die DGzRS auf einer finnischen Werft bestellt, um den griechischen Seenotrettungsdienst langfristig zu stärken. Ihre Anschaffung kann dank des Engagements eines einzelnen Spenders erfolgen. Der gemeinsame Einsatz der nordeuropäischen Seenotrettungsgesellschaften Royal National Lifeboat Institution (RNLI, Vereinigtes Königreich & Irland), Svenska Sällskapet för Räddning af Skeppsbrutne (SSRS, Schweden) und DGzRS wird von der International Maritime Rescue Federation (IMRF), der internationalen „Familie“ der Seenotretter, gelenkt. Die Seenotretter aus Nordeuropa werden unter der Führung der Hellenic Coast Guard im Einsatz sein. Alle Einsätze der MINDEN werden vom Joint Rescue Coordination Centre (JRCC) Piräus, der griechischen Seenotleitung, koordiniert. Die Wahrnehmung der DGzRS-Aufgabe in Nord- und Ostsee bleibt vom Einsatz in der Ägäis unberührt. Die Einsatzfähigkeit der deutschen Seenotretter im eigenen Zuständigkeitsbereich ist ohne Einschränkung gesichert. Die DGzRS hat sich frühzeitig und erfolgreich um Projektspenden für den Einsatz in der Ägäis bemüht. Mehr Infos: www.seenotretter-imrf.de Sie wollen den Einsatz der Seenotretter in der Ägäis unterstützen? Dann spenden Sie online unter www.seenotretter-imrf.de/spenden oder per Überweisung auf das Sonderkonto bei der Commerzbank Bremen, IBAN DE30 2908 0010 0100 2338 01. Herzlichen Dank! Das Schwergutschiff „Atlantic“ transportierte die MINDEN als Deckslast nach Lavrio östlich von Athen. Foto: Sven Claußen 4 5 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 DGzRS erinnert an ihren Gründervater Seenotretter unter einheitlicher Flagge an der gesamten deutschen Küste, getragen von einer einzigen Organisation über alle damals noch existierenden politischen Grenzen hinweg und finanziert ausschließlich durch Spenden aus dem ganzen Land: Das war Anfang der 1860er Jahre die Vision des aus Thüringen stammenden Bremer Redakteurs Dr. Arwed Emminghaus. Nach- Der Seenotrettungskreuzer ARWED EMMINGHAUS ist dank einer privaten Initiative in Burgstaaken auf Fehmarn drücklich setzte er sich der Öffentlichkeit als Museumsschiff zugänglich. Er war von 1965 bis 1993 für die DGzRS im Einsatz. für den Zusammenschluss erster regionaler Vereine zur regionalen Verein zur Rettung Schiffbrü- 2014 zum Museumsschiff. Seither ist er in DGzRS ein. Sein Ziel wurde Wirklichkeit chiger mit Stationen auf den ostfriesi- Burgstaaken auf Fehmarn von Ende März und hat bis heute Bestand. Emminghaus schen Inseln. Weitere Vereine entstanden bis Ende Oktober der Öffentlichkeit zugänglich und macht auf die Arbeit der entlang der Küste. starb vor 100 Jahren, am 8. Februar 1916. Seenotretter aufmerksam Arwed Emminghaus, geboren 1831 in (www.seenotrettungsmuseum-fehmarn.de). In der Mitte des 19. Jahrhunderts verunNiederroßla, erkannte, dass einzelne glückten nach Schätzungen jährlich etwa Vereine bald überfordert sein würden. 50 Schiffe allein vor den deutschen NordNachdrücklich setzte er sich für ihren seeinseln. Mangelnde Ausrüstung und Zusammenschluss ein und wurde damit noch geltendes Strandrecht verhinderten zum eigentlichen Initiator der DGzRS. Als oft Rettungsmaßnahmen. Redakteur des Bremer Handelsblattes wirkte er publizistisch dafür. Tief bewegt von derartigen Seenotfällen, appellierte der Vegesacker NavigationsEr war überzeugt, dass nur möglichst lehrer Adolph Bermpohl im November breite Unterstützung vieler, wenn auch 1860, Rettungsstationen zu errichten – im einzelnen geringe Beträge spendender finanziert durch Spenden, betrieben Besondere Auszeichnung für Horst Menschen das Rettungswerk dauerhaft durch Freiwillige. Bereits im März 1861 Kagel: Die Stadt Neustadt i. H. hat dem tragen kann. Er hat bis heute Recht behalgründete Oberzollinspektor Georg BreuVormann der dortigen DGzRS-Ausbilten. Auf seine Initiative hin gründeten die sing in Emden den ersten deutschen dungsstation am 4. Dezember 2015 einzelnen Vereine am 29. Mai 1865 in Kiel die Ehrennadel der Stadt verliehen. die DGzRS – sechs Jahre vor der Reichs„Horst Kagel stellt sich nicht in den gründung. Sitz wurde Bremen, so ist es Vordergrund. Ihm geht es um die noch immer. Sache und um einen Beitrag für das Gemeinwesen, den er ehrenamtlich Kreuzer trägt Namen des Gründers leisten möchte“, betonte Bürgervorsteher Sönke Sela in seiner Laudatio. Von 1865 bis 1866 war Emminghaus der erste Generalsekretär der Gesellschaft. Auch Vormann Günter Ihnken und Danach ging er als Professor nach KarlsruSeenotretter Rudolf Jürgens von der he, später wirkte er als VersicherungsFreiwilligen-Station Horumersiel wurdirektor in Gotha. Auch in jener Zeit blieb den gemeinsam mit anderen ehrener der DGzRS eng verbunden. amtlich engagierten Bürgern von der 100 Jahre nach ihrer Gründung und Gemeinde Wangerland für ihr langjähknapp 50 Jahre nach Emminghaus’ Tod riges Engagement ausgezeichnet. stellte die DGzRS 1965 den SeenotretBeim Neujahrsempfang am 2. Januar tungskreuzer ARWED EMMINGHAUS in 2016 im Kursaal Horumersiel hob BürDienst. Bis 1993 war er von Cuxhaven und germeister Björn Mühlena vor 400 Grömitz aus im Einsatz, anschließend Gästen die besonderen Verdienste der noch für Islands Seenotretter. Die engaWegbereiter der Seenotretter: Arwed EmGeehrten für die Gesellschaft hervor. gierten Privatleute Lars und Björn minghaus (1831-1916) war einer der Gründerväter der DGzRS. Carstensen sowie Oliver Leu machten ihn Seenotretter gewürdigt Drei neue Seenotrettungsboote in Auftrag gegeben Indienststellung des jüngsten Seenotrettungsbootes HENRICH WUPPESAHL im Sommer 2015 in der Lübecker Bucht: Die Seenotretter haben den Auftrag zum Bau von drei weiteren Booten dieses Typs erteilt. Die Seenotretter haben den Bau von drei neuen Seenotrettungsbooten für ihre Freiwilligen-Stationen an Nord- und Ostsee in Auftrag gegeben. Die FassmerWerft in Berne an der Unterweser wird die drei Rettungseinheiten im Laufe des Jahres 2017 an die DGzRS abliefern. Die neuen Seenotrettungsboote sollen im Zuge der turnusgemäßen Modernisierung der Rettungsflotte ältere Einheiten ersetzen. Es handelt sich um modifizierte Nachbauten der bewährten 9,5-/10,1-MeterKlasse der DGzRS. Diese Klasse umfasst bereits heute 20 Einheiten, die auf unterschiedlichen Werften entstanden sind. Die Boote dieses Typs haben sich in zahlreichen Einsätzen auch unter extremen Bedingungen zur Zufriedenheit der Besatzungen in allen Revieren hervorragend bewährt. Die derzeit jüngste Einheit dieser Klasse wurde am 150. Geburtstag der DGzRS, dem 29. Mai 2015, auf dem Bremer Marktplatz getauft und in Neustadt in Holstein stationiert. Die drei neuen Seenotrettungsboote mit den internen Bezeichnungen SRB 66, SRB 67 und SRB 68 werden die Vorgänger der Anfang bis Mitte der 1990er Jahre in Dienst gestellten 8,5-Meter-Klasse ersetzen. Auf welchen Stationen die neuen Einheiten ab 2017 zum Einsatz kommen werden, steht noch nicht fest. Gefahren werden alle drei von Freiwilligen-Besatzungen. aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem gebaut. Technische Eckdaten: • Länge über Alles: 10,1 Meter • Breite über Alles: 3,61 Meter • Tiefgang: 0,96 Meter • Verdrängung: 8 Tonnen • Geschwindigkeit: 18 Knoten (ca. 33 km/h) • Antrieb: ein Propeller, 380 PS Bei der Konstruktion wurden umfassende Sicherheitskriterien berücksichtigt. Die neuen Seenotrettungsboote werden mit modernster Navigationstechnik, leistungsstarken Schlepp- und Lenzgeschirren sowie einer umfangreichen Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung ausgestattet. Wie alle Einheiten der DGzRS werden die neuen Seenotrettungsboote als Selbstaufrichter konstruiert und vollständig Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS werden sie ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert. Der Bootstyp zeichnet sich durch hohe Seetüchtigkeit aus. In Grundsee und Brandung besitzt er gute See-Eigenschaften, manövriert einwandfrei, übersteht heftige Grundstöße und ist in der Lage, dank des rundumlaufenden Fendersystems auch bei höheren Fahrtstufen und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen. Wiedersehen mit dem Bundespräsidenten Im Mai 2015 sind Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt gemeinsam mit Tausenden von Menschen auf dem Bremer Marktplatz gewesen, um den Seenotrettern zu ihrem 150. Geburtstag zu gratulieren. Beim Neujahrsempfang am 8. Januar 2016 im Berliner Schloss Bellevue tauschten sich DGzRS-Vorsitzer Gerhard Harder und der Schirmherr der Seenotretter erneut aus. Harder informierte das Staatsoberhaupt über aktuelle Entwicklungen bei der DGzRS. Gerhard Harder (M.) mit Joachim Gauck und Daniela Schadt Foto: Bildschön Berlin 6 7 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Polnischer Fährpassagier und zwei Angler vermisst Das Seenotrettungsboot KONRAD-OTTO/Station Kühlungsborn war als eine von vier Rettungseinheiten der DGzRS auf der Suche nach zwei vermissten Anglern. Die Seenotretter haben in der Nacht zum 11. Dezember 2015 zwei groß angelegte Suchen in der Ostsee koordiniert. Rettungseinheiten der DGzRS und weitere Schiffe waren für einen über Bord gestürzten Passagier einer polnischen Autofähre und zwei vermisste Angler im Einsatz. Kurz nach 18 Uhr (10. Dezember) meldete der Kapitän der Autofähre „Skania“ zwischen Swinemünde (Polen) und Ystad (Schweden) südöstlich von Rügen im Bereich Oderbank einen Passagier als vermisst. Der Mann war offenbar außenbords gestürzt. Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS leitete unmittelbar eine Suche ein. Während der Nacht waren insgesamt vier Hubschrauber und 15 Schiffe eingebunden, darunter die deutschen Seenotrettungskreuzer HANNES GLOGNER und EUGEN sowie ein polnischer Seenotrettungskreuzer, drei Autofähren und Fahrzeuge der Bundespolizei. Erst in den frühen Morgenstunden wurde die Suche ergebnislos eingestellt. Bei dem Fährpassagier handelt es sich um einen polnischen Staatsbürger. Die beiden vermissten Angler waren am 10. Dezember 2015 mit einem fünf Meter langen Angelboot von Boiensdorf zwischen der Halbinsel Wustrow bei Rerik und der Insel Poel zum Angeln aufgebrochen. Um kurz nach 19.30 Uhr leitete die Wasserschutzpolizei Wismar die Information an die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS weiter, dass die Männer als überfällig gemeldet worden waren. Ausgehend vom Standort des Autos der Angler samt Trailer, auf dem die beiden Männer ihr Boot transportiert hatten, konzentrierte die DGzRS die Suche zunächst auf ein Gebiet vor der Insel Poel und der Halbinsel Wustrow bei Rerik. Im Laufe der Nacht dehnte die SEENOTLEITUNG die Suche weiter Richtung Kühlungsborn aus. Ergebnislose Suche Eingebunden in diese Suche waren die Seenotrettungskreuzer BREMEN und HANS HACKMACK, die von Freiwilligen gefahrenen Seenotrettungsboote GÜNTHER SCHÖPS und KONRAD-OTTO sowie Schiffe und Hubschrauber von Bundespolizei und Landespolizei. Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS setzte die „Neustrelitz“ der Bundespolizei als On-Scene-Coordinator (Einsatzleiter vor Ort) ein. Auch diese Suche verlief bis in die Morgenstunden ergebnislos. Der Seenotrettungskreuzer EUGEN/Station Greifswalder Oie war an der Suche nach dem Fährpassagier beteiligt. Foto: Sebastian Conradt – Naturfotografien In der Ostsee herrschte in der Nacht stürmischer Wind mit bis zu acht Beaufort (bis über 70 km/h) und ein Seegang bis zu drei Metern. Die Wassertemperatur im Bereich Oderbank betrug sechs Grad Celsius, im landnahen Bereich bei Poel um sieben Grad. Fähre in Not: Seenotretter bringen Sanitäter an Bord Die am 5. Januar 2016 zwischen Juist und Norddeich fest gekommene Passagierfähre „Frisia II“ ist am Abend aus eigener Kraft wieder frei gekommen. Die rund 650 Passagiere sowie die Besatzung kamen unversehrt im Hafen Norddeich an. Die Fähre war auf dem Weg von Juist nach Norddeich in der Fahrrinne Memmertbalje querab vom Juister Flughafen festgekommen. In den Wattengebieten der Nordsee war durch anhaltende Ostwindlage der Wasserstand deutlich niedriger als normal. Mit der einsetzenden Ebbe hatte das Schiff über Stunden keine Möglichkeit, die Fahrt fortzusetzen. Da die Fähren speziell für dieses Revier und mögliches Trockenfallen gebaut sind, bestand für die Menschen an Bord keine Gefahr. Das Seenotrettungsboot CASSEN KNIGGE der Freiwilligenstation Norddeich der DGzRS hatte seit dem Nachmittag bei der Fähre auf Standby gelegen und zwischendurch Proviant und warme Decken an Bord gebracht. Ebenfalls hatten die Seenotretter sicherheitshalber drei Sanitäter auf die Fähre übergesetzt. Mit dem auflaufenden Wasser der Abendtide hatten sich auch die Freiwilli- Das Seenotrettungsboot CASSEN KNIGGE bringt Sanitäter, Decken und Proviant auf die „Frisia II“. gen der Station Juist mit dem Seenotrettungsboot WOLTERA in die Nähe der Fähre gelegt, um gegebenenfalls zu unterstützen. Gegen 18.30 Uhr konnte die „Frisia II“ ihre Fahrt endlich Richtung Festland fortsetzen. Eine anhaltende Ostwindlage hatte bereits in den vergangenen Tagen für deutlich niedrigere Wasserstände als normal gesorgt. Vor Ort herrschten Temperaturen um minus sechs Grad bei zeitweiligem Schneefall. Kutter kentert – beide Fischer gerettet Zwei Fischer sind am 23. November 2015 von der Besatzung des Windparkversorgers „MCS Maestro“ gerettet worden. Ihr Fischkutter war im Fahrwasser vor dem Südstrand von Borkum aus ungeklärter Ursache gekentert. Zahlreiche Schiffe eilten zu Hilfe, darunter auch der Seenotrettungskreuzer ALFRIED KRUPP der DGzRS. Der Fischkutter (Heimathafen Greetsiel) war mit ausgebrachten Netzen plötzlich gekentert. Die zweiköpfige Besatzung hatte keine Zeit mehr, einen Notruf abzusetzen, das Unglück wurde jedoch von zwei anderen Schiffen aus bemerkt. Beide Besatzungen setzten unmittelbar einen Notruf ab. Der Matrose des Kutters (50) konnte sich sofort auf den kieloben treibenden Kutter retten. Der Kapitän (38) tauchte aus dem Schiffsinneren heraus und zog sich auf den Rumpf. Die „MCS Maestro“ war dem kieloben treibenden Schiff am nächsten. Sie übernahm die beiden Männer etwa zwanzig Minuten nach der Kenterung und brachte sie in den Hafen von Borkum, wo sie medizinisch versorgt wurden. Die beiden Fischer erholten sich bei heißem Kaffee an Bord des Seenotrettungskreuzers ALFRIED KRUPP, bevor sie von einem Kollegen abgeholt wurden. Die Wassertemperatur bei Borkum betrug zum Zeitpunkt des Unglücks sieben Grad Celsius bei einer Windstärke von drei bis vier Beaufort. Ein Fischkutter aus Greetsiel kenterte vor Borkum. Beide Fischer wurden gerettet. 8 9 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Freiwillige Seenotretter helfen Surfer in akuter Notlage Die Seenotretter der DGzRS sind am 19. November 2015 in der Eckernförder Bucht einem Surfer in akuter Notlage zu Hilfe gekommen. Mit dem Seenotrettungsboot ECKERNFÖRDE brachten sie den entkräfteten und untergekühlten Mann sicher an Land. Gegen 13.30 Uhr informierte ein Beobachter die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS, dass in der Eckernförder Bucht ein Windsurfer in eine brenzlige Situation geraten war. Dem Mann gelang es bei starkem Westwind offenbar nicht mehr, aus eigener Kraft das sichere Land zu erreichen. Sofort alarmierten die Wachleiter die freiwilligen Seenotretter der Station Eckernförde, die kurze Zeit später mit dem gleichnamigen Seenotrettungsboot zur Unglücksstelle ausliefen. Etwa 500 Meter vor der Küste in Höhe des Campingplatzes Karlsminde entdeckte die Besatzung der ECKERNFÖRDE den entkräfteten Mann, der bei kabbeliger See auf seinem Surfbrett kauerte. Die Seenotretter nahmen den Surfer und seine Ausrüstung an Bord. Trotz Neoprenanzug war der Mann bei einer Im Einsatz für einen unterkühlten und entkräfteten Windsurfer: das Seenotrettungsboot ECKERNFÖRDE Wassertemperatur von etwa zehn Grad Celsius bereits unterkühlt. „Aufgrund des Westwindes der Stärke 6 und seiner körperlichen Verfassung hatte er keine Chance mehr an Land zu kommen“, beschreibt Bootsführer Klaus Hetzel die Situation vor Ort. Die Besatzung der ECKERNFÖRDE versorgte den Geretteten medizinisch und gab ihm trockene Kleidung. Die Seenotretter brachten den Mann nach Eckernförde. Dort übernahm der Landrettungsdienst seine weitere Versorgung. Fischer manövrierunfähig im Stettiner Haff Im Stettiner Haff ist am 18. November 2015 ein Fischer mit seinem offenen Boot bei stürmischem Wind in Not geraten. Die freiwilligen Seenotretter der DGzRS aus Ueckermünde kamen dem Fischer zu Hilfe. Sie schleppten das etwa neun Meter lange Boot sicher in den Hafen von Altwarp. Gegen 10.15 Uhr hatte der Berufsfischer per Mobiltelefon einen Notruf abgesetzt: Er trieb mit seinem offenen Fischerboot (Heimathafen Altwarp) nach einem Maschinenschaden manövrierunfähig etwa vier Seemeilen (rund 7,4 Kilometer) nordöstlich des Hafenortes Altwarp im deutsch-polnischen Grenzgebiet. Außerdem spülte der stürmische Wind aus Nordwesten der Stärke 8 (bis 74 km/h) immer wieder Wasser in die fast neun Meter lange „Altwarp 4“. Bereits wenig später traf das Seenotrettungsboot GERHARD TEN DOORNKAAT/Station Ueckermünde vor Ort ein. In seinem Revier: das Seenotrettungsboot GERHARD TEN DOORKAAT der Freiwilligen-Station Ueckermünde Die Seenotretter stellten bei fast zwei Metern Seegang eine Leinenverbindung her und brachten das Fischerboot in den Hafen von Altwarp. Fischkutter östlich von Fehmarn gesunken Den bisher umfangreichsten Einsatz dieses Jahres haben die Seenotretter am 6. Februar 2016 vor der Küste der Ostseeinsel Fehmarn koordiniert. Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS leitete eine groß angelegte Suchaktion nach einem vermissten Fischkutter und seiner zweiköpfigen Besatzung ein. Am Abend konnten die beiden Seenotrettungskreuzer BREMEN und HANS HACKMACK jeweils einen der beiden Fischer nur noch tot bergen. Gegen 18.10 Uhr erfuhren die Seenotretter, dass der Fischkutter „Condor“ (Fischereizeichen SB 14, Heimathafen Burgstaaken) vor Fehmarn offenbar bereits seit einigen Stunden überfällig ist. Die letzte bekannte Position des Kutters lag etwa 3,5 Seemeilen (6,5 Kilometer) östlich Fehmarn. Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS alarmierte umgehend die Seenotrettungskreuzer BREMEN, Station Großenbrode/Fehmarn, und HANS HACKMACK, Station Grömitz. Zur Unterstützung aus der Luft setzte die DGzRS einen Such- und Rettungshubschrauber der Deutschen Marine ein. Einsatzleiter vor Ort (OSC = On-Scene Co-ordinator) war der Kreuzer BREMEN. Die Seenotküstenfunkstelle BREMEN RESCUE RADIO der DGzRS sandte auf Kanal 16 zunächst mehrfach eine Dringlichkeitsmeldung, dann ein Mayday-Relay Der Seenotrettungskreuzer BREMEN war bei einer groß angelegten Suche nach zwei überfälligen Fischern östlich der Insel Fehmarn Einsatzleiter vor Ort. (unmittelbare Lebensgefahr) an die gesamte Schifffahrt aus mit der Bitte, verschärft Ausschau zu halten. Neben ihren eigenen Einheiten nahm die DGzRS das Wasserschutzpolizeiboot „Fehmarn“, das Einsatzschiff der Bundespolizei „Neustrelitz“ sowie die Fischkutter „Falkland“, „Bleibtreu“, „Odin“, „Glaube“ und „Sirius“ in die Suche mit auf. Außerdem nahmen der dänische Seenotkreuzer „L. W. Dam“, Station Gedser, sowie ein Schiff der dänischen Marineheimwehr und ein dänischer SAR-Hubschrauber Kurs auf das Suchgebiet. Gegen 20 Uhr meldete die „Fehmarn“ an die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS treibende Fischkisten und Tauwerk. Eine Viertelstunde später entdeckte der deutsche SAR-Hubschrauber etwa 7,5 See- meilen (14 Kilometer) nordöstlich der Südostspitze Fehmarns/Staberhuk einen leblosen Körper. Umgehend lief der Seenotrettungskreuzer BREMEN diese Position an. Gegen 20.30 Uhr konnten die Seenotretter der BREMEN den Decksmann des Kutters lediglich noch tot bergen. Gegen 20.50 Uhr entdeckte der SAR-Hubschrauber weitere Wrackteile. Wenige Minuten darauf fand die Besatzung der HANS HACKMACK ebenfalls eine leblose Person. Es handelte sich um den 52-jährigen Kapitän des Kutters. Auch ihn konnten die Seenotretter nur noch tot bergen. Zur Unglückszeit herrschten im Seegebiet östlich von Fehmarn südliche Winde der Stärke 4 (bis 28 km/h Windgeschwindigkeit) und vier Grad Celsius Wassertemperatur. Für erkrankten Seemann im Einsatz (bis 61 km/h) vereinbarte der Vormann der HARRO KOEBKE mit dem Kapitän der „Mary Crown“ einen Treffpunkt nördlich von Rügen. Die Übergabe des Erkrankten von der etwa 90 Meter langen „Mary Crown“ auf die 36,5 Meter lange HARRO KOEBKE erfolgte dort unter einigermaßen moderaten Seegangsverhältnissen. Die Besatzung des Seenotrettungskreuzers HARRO KOEBKE der DGzRS hat am 10. Januar 2016 nördlich von Rügen einen erkrankten Seemann von einem niederländischen Frachtschiff geholt und sicher an den Landrettungsdienst übergeben. Die in Sassnitz auf Rügen stationierte HARRO KOEBKE war von der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS gegen 18 Uhr alarmiert worden. Auf dem niederländischen Frachtschiff „Mary Crown“ benötigte ein vierzigjähriger russischer Seemann wegen akuter Gesundheitsprobleme dringend ärztliche Versorgung. HARRO KOEBKE auf Kontrollfahrt Aufgrund des rauen Seegangs bei südöstlichen Winden bis sieben Beaufort Im Bordhospital der HARRO KOEBKE wurde der Mann sofort medizinisch behandelt. In Sassnitz wurde er kurz nach 21 Uhr zum Weitertransport ins Krankenhaus an den Landrettungsdienst übergeben. Die „Mary Crown“ konnte ihre Fahrt mit Ziel Papenburg fortsetzen. 10 11 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Buch würdigt selbstlosen Einsatz auf Nord- und Ostsee „Die Voraussetzung für erfolgreiche Einsätze ist die ständige Bereitschaft erfahrener Seenotretter zum selbstlosen und aufopferungsvollen Einsatz auf See“, sagt Autor Sven Claußen. Dies gilt seit mehr als 150 Jahren für die Besatzungen der DGzRS. Im Jubiläumsjahr hat Claußen ihnen mit seinem soeben erschienenen Buch „Die Seenotretter – 150 Jahre DGzRS“ ein überzeugendes Denkmal gesetzt. An Bord des Seenotrettungskreuzers HERMANN RUDOLF MEYER/Station Bremerhaven stellte er den im Sutton-Verlag erschienenen Band am 1. Dezember 2015 der Öffentlichkeit vor. „Die Entwicklung vom Ruderrettungsboot zum modernen Seenotrettungskreuzer ist ein faszinierendes Beispiel für die Initiativkraft dieser Organisation“, sagt Claußen. Und er zieht seinen Hut vor den Besatzungen: „Trotz aller Technik bleibt der Mensch im Mittelpunkt.“ 150 Jahre Seenotrettung in Deutschland sind ein guter Anlass, einen Blick auf die Geschichte der Seenotretter und die Entwicklung der Rettungseinheiten zu werfen. Claußen, der der DGzRS seit seiner Kindheit eng verbunden ist, tut dies ausführlich. 160 eigene Bilder sind in seinem Buch enthalten, dazu viele bisher selten gezeigte Aufnahmen aus dem Autor Sven Claußen (2. v. r.), Markus Holzhauer (l.) vom Sutton-Verlag und die Besatzung der HERMANN RUDOLF MEYER auf dem Vorschiff DGzRS-Archiv. Claußen erzählt aus der Geschichte und über die Arbeit der Seenotretter anhand beispielhafter Einsätze. Er stellt die Schiffe und die Rettungsschuppen vor. Er berichtet über Museumsboote und die Neuentwicklung von Rettungseinheiten ebenso wie über den Seenotrettungsdienst der DDR. Ein Bilderbogen über die Jubiläumsveranstaltungen der DGzRS Ende Mai/Anfang Juni 2015 mit rund 30.000 Besuchern in Bremen und Bremerhaven sowie eine Schiffsliste runden das Buch ab. 150 Jahre nach der Gründung steuern die Seenotretter klar Richtung Zukunft – Kurs: Menschen retten. „Stillstand bedeutet Rückschritt, und so ist zu hoffen, dass dieses Buch dazu beiträgt, neue Freunde und Förderer für die Arbeit der DGzRS zu gewinnen, damit die Seenotretter auch morgen noch rausfahren können, wenn andere reinkommen“, sagt DGzRS-Vorsitzer Gerhard Harder. Das Buch „Die Seenotretter – 150 Jahre DGzRS“ ist erhältlich im SeenotretterShop (www.seenotretter-shop.de). Von jedem verkauften Exemplar erhält die DGzRS einen Spendenanteil. Zinn statt Holz und Stahl Die Zinnfigurensammler der „Klio Schleswig-Holstein“ haben den 150. Geburtstag der Seenotretter im vergangenen Jahr mit einer besonderen Jahresfigur gewürdigt: einem detailgetreuen Ruderrettungsboot samt Ablaufwagen aus der Zeit um 1900. Das historische Ruderrettungsboot aus Zinn ist ein echter Hingucker – finden auch die Seenotretter Jörg Lüdtke (v. l.), Fabian Burrmann und Sebastian Witt. Foto: Henning Voß Die Büsumer Seenotretter Jörg Lüdtke, Fabian Burrmann und Sebastian Witt staunten angesichts der Detailgenauigkeit des Zinn-Modells, das der Kieler Graveur Karl-Werner Rieger aus einer kleinen Pappschachtel nahm und auf den Tisch stellte. „Für uns war es keine Frage, mit unserer Jahresfigur den Seenotrettern ein kleines Denkmal zu setzen“, sagte Rieger dem Journalisten Henning Voß. Delfine bringen Neujahrsgrüße zu den Seenotrettern in Grömitz Ungewöhnliche Neujahrsboten bei den Seenotrettern in Grömitz: Zwei Delfine begleiten die Besatzung der HANS HACKMACK bei ihrer ersten Kontrollfahrt im Jahr 2016. Ungewöhnliche Neujahrsgäste bei den Seenotrettern in Grömitz: Zwei Delfine haben am 1. Januar 2016 die Besatzung des Seenotrettungskreuzers HANS HACKMACK der DGzRS begrüßt. „Als ich gegen sechs Uhr zur täglichen Morgenrunde an Deck ging, hörte ich ein Schnauben und Platschen aus dem Wasser“, erzählt Vormann Stephan Prahl. Schnell entdeckte er die Urheber der ungewohnten Geräusche: Zwei Delfine schwammen im Grömitzer Yachthafen neben dem Seenotrettungskreuzer und überbrachten erste Neujahrsgrüße. Als die Seenotretter wenig später zur ersten Kontrollfahrt 2016 aufbrachen, wichen die schwimmenden Neujahrsboten nicht von ihrer Seite. „Die Delfine begleiteten uns die ganze Zeit und hatten dabei offenbar viel Spaß“, sagt Stephan Prahl. Zusammen vor Grömitz unterwegs: die Seenotretter und zwei Delfine Der Meeressäuger wird als ein Symbol für Rettung, Sicherheit und Geborgenheit gesehen und gilt auch als „Retter für Schiffbrüchige“. Neu auf der Website Seit einigen Wochen können Besucher der Seenotretter-Website (www.seenotretter.de/wer-wir-sind/flotte/) neben den beiden Seenotrettungskreuzern HARRO KOEBKE/Station Sassnitz und NIS RANDERS/Station Maasholm sowie dem Seenotrettungsboot WERNER KUNTZE/Langballigau auch das neuste Seenotrettungsboot HENRICH WUPPESAHL in einem virtuellen Rundgang erkunden. Es wird von freiwilligen Seenotrettern gefahren und ist in Neustadt i. H. an der Lübecker Bucht stationiert. Den virtuellen Rundgang mit beeindruckenden 360-Grad-Aufnahmen hat Christian Clewing aus Warstein den Danke! · „Wie unschätzbar wichtig“ die Arbeit der Seenotretter ist, hat Peter Korff aus Eutin am 11. September 2015 zum ersten Mal persönlich erlebt: Gemeinsam mit vier Mitseglern war er mit der zehn Meter langen Segelyacht „Oscar“ in Richtung Marstal unterwegs, als plötzlich der Mast brach. Die gesamte Takelage stürzte auf das Deck, die Leinen und Taue verfingen sich im Propeller, und der Motor fiel sofort aus. „Zum Glück wurde niemand verletzt“, erzählt Peter Korff. Manövrierunfähig trieb die Yacht am Eingang zur Eckernförder Bucht. Bei östlichen Winden von sechs Beaufort (bis 49 km/h) und einem Seegang von bis zu zwei Metern konnten die Schiffe in der Nähe nicht helfen. Die alarmierte SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS schickte umgehend den Seenotrettungskreuzer BERLIN/Station Laboe in den Einsatz, weil er am schnellsten den Unglücksort erreichen konnte. „Als die BERLIN bei uns war, lief alles wie geschmiert. Es ging sehr professionell zu, und die Seenotretter waren äußerst sympathisch und freundlich – die Lage war schnell wieder entspannt“, erinnert sich Peter Korff. Die Seenotretter schleppten die Segelyacht samt Besatzung in den Hafen von Eckernförde. Bereits am nächsten Tag brachten Peter Korff und seine Mitsegler die „Oscar“ unter Motor wieder zurück nach Kiel. Seenotrettern als Spende zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank! Ihren Bericht . . . schicken Sie uns bitte direkt an die Redaktion per E-Mail an die Adresse [email protected], per Fax an +49 (0)421 · 53707 690 oder per Post an die DGzRS, „Längsseits“, Besucher der Seenotretter-Website können jetzt die HENRICH WUPPESAHL in einem virtuellen Rundgang erkunden. Werderstraße 2, 28199 Bremen. 12 13 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Wo sind sie geblieben? Flotte. Nach insgesamt 34 Dienstjahren auf den Stationen Helgoland und Sassnitz wurde das Schiff im Mai 2012 außer Dienst gestellt und verkauft. Seit Mitte 2015 liegt es unter seinem neuen Namen „Sherrie Anne“ im Hafen von Dubai (Vereinigte Arabische Emirate). Von dort aus übernimmt die dauerhaft an Bord lebende, mindestens dreiköpfige Besatzung Sicherungsaufgaben für Schifffahrt und Häfen am Persischen Golf. Neuer Name: „Vostok“ – neuer Heimathafen: Kopenhagen. In loser Reihenfolge berichten wir unter der Überschrift „Wo sind sie geblieben?“ über ehemalige Rettungseinheiten der DGzRS. Dieses Mal über die G. KUCHENBECKER und WILHELM KAISEN. Für ungewöhnliche neue Aufgaben wird heute der ehemalige Seenotrettungskreuzer G. KUCHENBECKER genutzt: Seit November 2012 setzt „Copenhagen Suborbitals“ das Schiff unter dem Namen „Vostok“ in der Ostsee als „MissionControl-Fahrzeug“ ein. Ziel der dänischen Organisation ist der suborbitale Flug einer bemannten Rakete zu nichtmilitärischen Zwecken. Fotos: Manuel Miserok Die G. KUCHENBECKER war von 1969 bis zur Außerdienststellung im Jahr 1997 in Maasholm, Sassnitz und Darßer Ort stationiert. Anschließend setzte der isländische Seenotrettungsdienst das Schiff unter dem Namen „Sigurvin“ bis 2006 ein. Das ehemalige Tochterboot MARCUS befindet sich heute wieder in Deutschland und ist im Privatbesitz. Es hat den Namen „Gustí“, der noch aus der Zeit auf Island stammt. Von der Ostsee in den Orient: 25 Jahre lang war der Seenotrettungskreuzer WILHELM KAISEN eine der beiden größten Rettungseinheiten in der DGzRS- Der ehemalige Seenotrettungskreuzer als Offshore-Sicherungsfahrzeug „Sherrie Anne“ im Hafen von Dubai Ehemaliger Geschäftsführer Heinrich Hoppe verstorben Sichtlich bewegt war Heinrich Hoppe im April 2011 als Geschäftsführer des Bereichs Betriebs- und Finanzwirtschaft der DGzRS in den Ruhestand gegangen: „Am liebsten würde ich noch einmal 27 Jahre für diese Gesellschaft arbeiten dürfen“, hatte er zum Abschied gesagt. Doch nur ein kurzer Ruhestand war ihm vergönnt: Der 67-Jährige verstarb am 19. Januar 2016 nach schwerer Krankheit. Der gelernte Speditionskaufmann und studierte Betriebswirt, Sohn eines Schlepperkapitäns, kam Anfang 1984 als Assistent des kaufmännischen Leiters zur DGzRS. Dreieinhalb Jahre später übernahm er die Geschäftsführung der Betriebs- und Finanzwirtschaft, die er 24 Jahre lang innehatte. In dieser Zeit wurden wichtige und zukunftsweisende Weichen für die DGzRS gestellt. Dazu gehören die Einführung der EDV-Verwaltung, die Förderergewinnung im Osten Deutschlands nach der Wiedervereinigung und die damit einhergehende Restrukturierung der DGzRS sowie die Währungsumstellung von D-Mark auf Heinrich Hoppe Euro. Erfolgreich überstand die DGzRS unter seiner Führung die „DotcomKrise“ 2000 und die Finanzkrise 2010. DGzRS-Vorsitzer Gerhard Harder würdigte die „unbedingte Zuverlässigkeit“ des Kaufmanns: „Für ihn hatte die Seenotrettung stets oberste Priorität. Die DGzRS ist ihm sehr dankbar für seinen unermüdlichen Einsatz.“ Mit seiner zupackenden Art habe Hoppe stets den Fokus darauf gelegt, den Seenotrettern die notwendigen finanziellen Mittel zu sichern, um ihnen modernste Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Die DGzRS wird Heinrich Hoppe ein ehrendes Andenken bewahren. Begehrtes Sonderrufzeichen zum Seenotretter-Jubiläum 6.982 Funkverbindungen mit 120 verschiedenen Ländern in 365 Tagen: Das ist die stolze Bilanz einer besonderen Aktion des Funkamateurs Dennis Brozio (DL1MIL) aus Mannheim und des Teams von DM6A (Clubstation der IG Amateurfunk Mannheim) zum 150-jährigen Geburtstag der Seenotretter im vergangenen Jahr. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 2015 gab es im Kurzwellenfunk das Sonderrufzeichen „DG150ZRS“ – verbunden mit einem Spendenaufruf. „Wenn das Rufzeichen von mir oder meinen zwölf Kollegen in die Luft gebracht wurde, überschlugen sich die Frequenzen. Kurzum, unsere Aktion hat den Nagel auf den Kopf getroffen, und viele Funker teilten die Idee, dass Schifffahrt und Kurzwellenfunk zusammengehören“, freut sich der Mannheimer. Unter Funkamateuren ist eine Verbindung zu einer Funkstation mit einem Sonderrufzeichen sehr begehrt, weil die Bundesnetzagentur ein solches ausschließlich bei besonderen Anlässen vergibt und eine zustande gekommene Verbindung deshalb Seltenheitswert besitzt. Funkamateur Dennis Brozio an seinem Funkplatz – im Hintergrund ist die begehrte QSL-Karte zu sehen. Als Beweis für eine erfolgreiche Funkverbindung gab es eine der begehrten QSLKarten. „Die Buchstabenkombination ‚QSL‘ ist ein Q-Schlüssel aus der Morsetelegrafie und bedeutet ‚Ich gebe Empfangsbestätigung‘, erläutert Dennis Brozio. Fast 3.600 QSL-Karten wechselten den Besitzer. „Ich denke, dass wir mit unserer Aktion auch weltweit sehr erfolgreich auf die Arbeit der DGzRS aufmerksam gemacht haben.“ Brozio selbst ist regelmäßiger Förderer der Seenotretter und weiß, wie wichtig ihre Arbeit ist: „Wenn jemand auf See in Not gerät, gibt es nur die Seenotretter, die ihn da rausholen können.“ Klein trifft groß – Seenotrettung international Treffen auf der Kieler Förde: Ein Modell eines Rettungsbootes der RNLI fährt am Seenotrettungskreuzer BERLIN der DGzRS vorbei. Thomas Reichelt ist ein Bastler und Tüftler – und Seenotretter-Fan. Stundenlang schraubt, klebt und malt der Düsseldorfer an seinen Schiffsnachbauten wie dem 1:10-Modell der Waveney-Klasse – einem Rettungsboot der britischen Seenotrettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI). Der Nachbau ist genauso wie sein Vorbild wasserdicht und selbstaufrichtend. Nur kleiner: 140 statt 1367 Zentimeter. Mit dem seetüchtigen Modell ist Thomas Reichelt immer wieder auf dem Wasser unterwegs, so auch immer Sommer 2015 auf der Kieler Förde. Dort traf das von zwei 220 Watt starken Elektromotoren angetriebene Boot auf die BERLIN. „Vormann Michael Müller hat ganz schön gestaunt, als ich mit meinem Boot an dem Seenotrettungskreuzer vorbeifuhr“, erzählt Thomas Reichelt mit einem Schmunzeln von der Begegnung auf See. 14 15 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Rettungskreuzer für die Wand Etwa zwei Wochen haben die Geschwister Jan und Laura Hemmes (beide 11 Jahre) gemeinsam mit ihren Eltern in der heimischen Holzwerkstatt und Lackiererei im nordrhein-westfälischen Langenfeld (nördlich von Leverkusen) an der neuen Zwei-Meter-Klasse gesägt, gemalt und geschliffen. Seitdem hängt der extrem flache und äußerst dekorative Seenotrettungskreuzer in Jans Zimmer. „Die Idee hatte mein Vater“, erzählt Jan. Beim Seenotretter-Jubiläum im vergangenen Jahr in Bremerhaven hatten Jan und seine Schwester Laura fleißig die Datenblätter der Seenotrettungskreuzer und -boote gesammelt. Schließlich sind sie große Fans der DGzRS und fasziniert von den Leistungen der Besatzungen. „Als ich die Blätter in einen Bilderrahmen kleben wollte, schlug mein Vater vor, dafür einen Holzkreuzer zum Aufhängen zu bauen.“ Gesagt, getan: Eine Hartfaserplatte sägten sie nach dem Vorbild der neuen 28-Meter-Klasse zurecht und malten sie anschließend mit den passenden Farben an. Metallfackel mit Kreuzer-Motiv Ein Unikat: die Kreuzer-Fackel in Braunschweig Sie ist ein Unikat: die Metallfackel im Garten von Christian Mahlmann aus Braunschweig. Sie zeigt einen Seenotrettungskreuzer der 27,5-Meter-Klasse der DGzRS. Künstler Jens Müller aus Neuruppin fertigte sie für den langjährigen Förderer der Seenotretter und passionierten Segler an. Jan und Laura Hemmes vor ihrem Kreuzer-Eigenbau für die Wand Wir trauern um ... … Jürgen Fibian. Er ist von 1996 bis zuletzt freiwilliger Seenotretter auf der Station Zingst gewesen. Außerdem engagierte er sich als Ehrenamtlicher an Land. Jürgen Fibian starb am 22. November 2015 und wurde 74 Jahre alt. … Hans-Jürgen Hansen, der am 28. Dezember 2015 im Alter von 62 Jahren gestorben ist. Er war von 1984 bis 2014 Vormann auf der Station Nordstrand. „Die Idee entstand im Garten meines Schwiegervaters, der eine große Feuertonne vom selben Kunsthandwerker hat“, erzählt Christian Mahlmann. „Eine Feuerstelle im Garten wollte ich schon lange haben, aber mit einem 08/15-Motiv? Das ging gar nicht!“ Also fragte er in der DGzRS-Zentrale in Bremen nach, ob er als Motiv einen Seenotrettungskreuzer verwenden darf. „Ja, selbstverständlich“, lautete die Antwort. Und nun steht im Garten des 39-Jährigen die KreuzerFackel neben einer Leuchtturm-Fackel und wird immer dann angezündet, „wenn mich die Sehnsucht nach dem Meer packt, aber der Weg zu weit ist“. … Jürgen Hinz, der sich in Kostanz als Ehrenamtlicher für die Seenotretter einsetzte. Er starb am 30. Januar 2016 im Alter von 64 Jahren. … Martin Rusch, der am 23. November 2015 im Alter von 82 Jahren gestorben ist. Er war von 1951 bis zuletzt freiwilliger Seenotretter auf der Station Zingst. ... Heinrich Hoppe, der von 1984 bis 2011 für die DGzRS tätig war. 1987 übernahm er die Geschäftsführung der Betriebsund Finanzwirtschaft, die er bis zu seinem Ausscheiden im April 2011 innehatte. Hoppe starb am 19. Januar 2016. Er wurde 67 Jahre alt. … Alfred „Ali“ Visser. Er setzte sich seit vielen Jahren auf Nordseeinsel Norderney für die Seenotretter ein. Vielen wird Visser als einer der engagiertesten Ehrenamtlichen in Erinnerung bleiben, der mit viel Herzblut für die DGzRS warb. Seine letzte große Reise trat er am 24. Dezember 2015 an. Visser wurde 61 Jahre alt. … Stefan Rudloff, der von 2009 bis zu seinem Tod freiwilliger Seenotretter auf der Station Timmendorf/Poel gewesen ist. Er starb am 1. Februar 2016 im Alter von 42 Jahren. … Andreas Wacker. Er ist von 1991 bis zuletzt freiwilliger Seenotretter auf der Station Langballigau gewesen. Er starb am 10. Februar 2015 und wurde 49 Jahre alt. Von Büchern, Booten und Besuchern In den vergangenen Wintermonaten haben die Seenotretter wieder bei verschiedenen Veranstaltungen im Binnenland über ihre mitunter gefahrvolle Arbeit berichtet. Ohne die vielen Ehrenamtlichen wäre dies erneut nicht möglich gewesen. Herzlichen Dank für das großartige Engagement! Einige Beispiele für die vielfältigen Aktivitäten lesen Sie auf dieser Seite. 247.000 Besucher haben vom 23. bis 31. Januar 2016 in Düsseldorf die „boot“ erlebt. Viele von ihnen blieben am Messestand der Seenotretter stehen und tauschten sich mit den Ehrenamtlichen aus. Thomas Stasch (2. v. l.), der Gewinner des Wettbewerbes „Werde Seenotretter für einen Tag“, berichtete aus ganz besonderer Perspektive über die Arbeit der DGzRS. Bei der Fachmesse „Modellbau Süd“ vom 19. bis 22. November 2015 in Stuttgart präsentierten sich die Seenotretter mit einem kleinen Stand. Die Ehrenamtlichen Axel Faller und Bettina Huber hatten am gut besuchten Messestand alle Hände voll zu tun. Erstmals ist die DGzRS vom 29. bis 31. Januar 2016 auf der „Reisemesse Dresden“ mit einem Informationsstand vertreten gewesen. Die DGzRS-Ehrenamtlichen wie Kai-Michael Preiß berichteten den Besuchern in der sächsischen Hauptstadt aus dem Alltag der Seenotretter. Auf dem Rheinischen Lesefest „Käpt’n Book“ vom 7. bis 22. November 2015 sind die Seenotretter beim Abschlussfest im Deutschen Museum dabei gewesen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter Martin Winkler (Foto) und Martin Hübner informierten die Gäste über die Aufgaben der DGzRS. Die ehrenamtlichen DGzRS-Mitarbeiter Brunhilde Friedrichs und Bernhard Forster haben mit Besuchern der Reisemesse „Caravan, Freizeit, Reisen“ in den Oldenburger Weser-Ems-Hallen ausführlich über die Einsätze der Seenotretter gesprochen. Vom 15. bis 17. Januar 2016 standen die beiden am Messestand vielen Gästen Rede und Antwort. 16 17 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Vertrauen in Gott und die Seenotretter „Es war der Fehler meines Lebens“, sagt Holger Gehrke. Er holt Luft. Es entsteht eine kurze Pause, als ob er sich innerlich erst auf die Reise in die Siebziger vorbereiten muss. Dann erzählt der Pastor mit fester Stimme von dem Leichtsinn, der ihm und seiner Frau fast das Leben gekostet hätte. Gemeinsam mit ihr ist er am Morgen des 16. Juli 1976 bei bestem Segelwetter mit einem etwa fünf Meter langen Kielboot von Fedderwardersiel in der Wesermarsch zur Nordseeinsel Wangerooge aufgebrochen. „Ein Freund hatte mich überredet, nicht über das Watt zu fahren, sondern im Norden um die Insel herum“, erinnert er sich. Vor dem Törn hatte sich der heute 65-Jährige weder über das Wetter informiert noch sich Gedanken gemacht, wie seetüchtig sein Boot eigentlich ist. Nach einer Weile ändert sich das Wetter schlagartig: Die See ist plötzlich ruppig und ungemütlich. Holger Gehrke will schnell in den sicheren Hafen von Wangerooge und verlässt die Fahrrinne, um den Weg dorthin abzukürzen. Es ist der nächste Fehler: Mit einem Mal geht es weder vor noch zurück. Das Boot hängt fest – an der „Buhne H“. Gehrke hat das lange dammartige Bauwerk zwischen Pastor und Seenotretter-Freund Holger Gehrke bei seiner Abschlusspredigt in der Bremer Nikolaikirche den Inseln Spiekeroog und Wangerooge unterschätzt. Es wird für ihn und seine Frau zur Falle. Der Außenbordmotor versagt. Die Segel sind längst eingeholt. Eine Welle schlägt über das Boot und setzt den Motor unter Wasser. Mehrmals. „Dann sehe ich das Seenotrettungsboot – 300 oder 400 Meter entfernt.“ Hoffnung. Doch die Seenotretter sehen das kleine Boot in der aufgewühlten See nicht. Trotzdem sind sie die Rettung: „Ihre bloße Anwesenheit mobilisierte bei mir die letzten Kräfte. ‚So darf es nicht enden‘, sagte ich mir.“ Ein letztes Mal reißt Gehrke an dem Seilzug, um den Motor wieder zu starten. Er springt an. Trotzdem lößt sich das Boot nicht von dem Steinwall. Kurzerhand springt Gehrke ins Wasser und schiebt es an, sobald er festen Grund unter den Füßen hat. Und irgendwie rutscht das Kielboot über die „Buhne H“. Erschöpft erreichen die Segler Wangerooge. Im Landeinsatz für die Seenotretter: Holger Gehrke Es war nicht die erste und auch nicht letzte Begegnung Gehrkes mit den Seenotrettern. Aber vielleicht die nachhaltigste für den passionierten Segler und Pastor. Seit den 1980er Jahren unterstützt er die DGzRS immer wieder mit einer Spende: „Es ist schön zu wissen, dass da jemand ist, wenn an Bord alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.“ Das vermittelte er zunächst viele Jahre als Jugend- und Ausbildungswart im Verein „Seglervereinigung der Hanseaten e. V.“ in Bremen-Hasenbüren und schärft es seit zwei Jahren im Wassersportverein Ritterhude seinen Segelschülern ein. Genauso, wie wichtig es ist, einen Törn gut vorzubereiten. Mittlerweile engagiert Gehrke sich seit zwei Jahren als ehrenamtlicher Mitarbeiter an Land für die Seenotretter: Er führt Gäste durch die DGzRS-Zentrale an der Werderstraße in Bremen, hält Vorträge und ist auf Messen für die Seenotretter aktiv. Dabei kann er immer aus eigenem Erleben authentisch berichten. Und wie eng er inzwischen mit der DGzRS verbunden ist, zeigte sich bei seinem Abschiedsgottesdienst am 31. Januar 2016 in der Nikolaikirche der Evangelischen Gemeinde Gröpelingen und Oslebshausen: Ein Sammelschiffchen stand während seiner Predigt auf der Kanzel, und die Kollekte in Höhe von 915,50 Euro ging selbstverständlich an die Seenotretter. Schließlich verhinderten sie es indirekt, dass Gehrke den „Fehler seines Lebens“ auch mit seinem Leben bezahlen musste. Eiswett-Rekord: 450.000 Euro für die Seenotretter Erneut ein voller Erfolg: Beim diesjährigen Eiswett-Stiftungsfest am 16. Januar 2016 ist wieder kräftig für die Seenotretter gesammelt worden. Laut Medienberichten kamen an diesem Abend 450.000 Euro für die DGzRS zusammen. Das Ergebnis der traditionsreichen Bremer Eiswette am 6. Januar 2016 überraschte dagegen erneut nicht: „De Werser geiht“ – die Weser fließt und ist eisfrei. Obwohl dies bereits vor der Veranstaltung feststand, waren wieder hunderte Schaulustige am Dreikönigstag zum Punkendeich gekommen, um ab 12 Uhr die Eisprobe der Bremer Eiswettgenossen mitzuerleben. In diesem Jahr war es eine ganz besondere Auflage: Mit Peter Lüchinger kam ein neuer Schneider zum Einsatz. Im vergangenen Jahr hatte der Schweizer noch seinen Vorgänger Burckhard Göbel an seiner Seite. Auch der Schauspieler der Bremer Shakespeare Company lästerte mit frechen Sprüchen – wie immer – über die Politik in Bremen und in Berlin. Seit 1829 stehen das Präsidium und die Novizen der Eiswettgesellschaft, die Heiligen Drei Könige sowie Notarius und Medicus Publicus einmal im Jahr an der Weser, um zu prüfen, ob ein 99 Pfund leichter Schneider mit einem heißen Bügeleisen trockenen Fußes auf die gegenüberliegende Flussseite kommt. Zuletzt war dies 1947 der Fall. Trotz eisfreier Weser wurde der Frack des Schneiders beim Überqueren der Weser nicht nass: Das Tochterboot CHRISTIAN des Seenotrettungskreuzers HERMANN RUDOLF MEYER/Station Bremerhaven der DGzRS brachte ihn sicher ans andere Ufer. Diese ehrenvolle Auf- gabe übernahmen die Seenotretter erneut sehr gerne – schließlich wird beim Eiswett-Stiftungsfest jedes Jahr die größte Einzelspende für die DGzRS gesammelt. Kinder der Eiswett-Novizen engagierten sich tatkräftig für die Seenotretter und zogen mit Sammelschiffchen durchs Publikum – herzlichen Dank! Zeremonienmeister Stefan Bellinger trifft mit seinen Pagen ein. Noch schnell ein Seenotretter-Selfie fürs Eiswettschneider-Familienalbum Und noch ein Gruppen-Selfie mit den Heiligen Drei Königen, Notarius Publicus (2. v. r.) und Medicus Publicus zum Schluss Der neue Eiswettschneider Peter Lüchinger brachte in der Tradition seines Vorgängers Burckhard Göbel ein in die Zeit passendes Accessoire mit – einen Selfie-Stick samt Eiswettschneider-Bügeleisen fürs Selbstporträt. 18 19 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Johann-Bünting-Stiftung ist mit 7.500 Euro dabei Bei einem Treffen in der Bremer Zentrale der Seenotretter am 13. November 2015 hat Frank Wietjes, Vorstandsmitglied der Johann-Bünting-Stiftung, einen symbolischen Spendenscheck in Höhe von 7.500 Euro an DGzRSGeschäftsführer Nicolaus Stadeler überreicht. Dadurch möchte das Handelsunternehmen unter anderem auf die unermüdliche Arbeit der freiwilligen und fest angestellten Seenotretter aufmerksam machen. „Mit der Johann-Bünting-Stiftung haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Menschen in der Region zu helfen. Und dazu gehört es natürlich auch, die Menschen zu unterstützen, die selber sehr viel Hilfe leisten“, sagte Frank Wietjes, Mitglied des Stiftungsvorstandes. Bereits seit einigen Jahren besteht durch die Eigenmarke „Küstengold“ eine Kooperation zwischen der Bünting-Unternehmensgruppe und der DGzRS. „Wir freuen uns sehr, einen solch starken Partner wie die Bünting-Unternehmensgruppe an unserer Seite zu haben. Diese Unterstützung ist sehr wichtig für uns, denn die Seenotretter finanzieren sich ausschließlich durch Spenden“, sagte DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler. Nicolaus Stadeler (l.) nimmt auf dem Museumskreuzer H.-J. KRATSCHKE einen Spendenscheck von Frank Wietjes entgegen. Ein alter Freund der Seenotretter „Orkan machte Seenotkreuzer zum Geisterschiff“ steht in großen Buchstaben auf dem Titel der „Bild“-Zeitung. Es ist die Schlagzeile der Ausgabe vom 25. Februar 1967 – erschienen zwei Tage nach dem verheerenden Unglück der ADOLPH BERMPOHL. Im Einsatz vor Helgoland waren die gesamte vierköpfige Besatzung und drei zuvor gerettete niederländische Fischer auf See geblieben. Günter Hafke hält das zeithistorische Dokument in der Hand – es gehört zu seiner privaten Sammlung über die Schifffahrt. Der 87-jährige Seemann aus Solingen ist seit Ende der 1960er Jahre Freund und Förderer der DGzRS. Günther Hafke (r.) überreicht Vormann Dirk Hennesen die „Bild“-Zeitung vom 25. Februar 1967. Mit der Originalausgabe im Gepäck ist Günter Hafke am 28. Januar 2016 nach Düsseldorf zur weltgrößten Wassersportmesse „boot“ gereist. Er steht auf dem Messestand der Seenotretter und plaudert mit Vormann Dirk Hennesen. Vor wenigen Minuten hat der 87-Jährige ihm die alte „Bild“-Zeitung für das Archiv der DGzRS geschenkt. Es ist nicht das erste Mal, dass er den Seenotrettern etwas persönlich überreicht hat: In den Siebzigern ist er in der Weihnachtszeit mit einem Fass voller Geld von Solingen nach Bremen gefahren, um den Holzbehälter in die DGzRS-Zentrale an der Werderstraße leeren zu lassen. Sogar die Tageszeitung „Bremer Nachrichten“ berichtete 1973 unter der Überschrift „Binnenländer sammeln für Seenotrettungswerk“ über Günter Hafkes Engagement. GÜNTHER rettet in Schwerte Er ist so lang wie ein Sammelschiffchen und besteht vor allem aus Holz: der Seenotrettungskreuzer GÜNTHER. Sein Revier ist die „Heymühlsche Spielebucht“ in Schwerte, und Vormann ist Jonas Heymühle. Mehrere Wochen baute der 13-jährige Schüler gemeinsam mit seinem Vater an dem Holzmodell. Das Vorbild war die 20Meter-Klasse. „Als großer Fan der Seenotretter wollte ich unbedingt einen Modellkreuzer zum Spielen haben“, erzählt Jonas. Und Vater und Sohn waren erfinderisch: So setzten sie die Reling aus Wolle und Zahnstochern zusammen und schnitten für die Fenster Papier aus, das sie mit Klebeband fixierten. Seit ihrer Indienststellung ist die GÜNTHER regelmäßig im Einsatz – vor allem um die Besatzung des ebenfalls in der heimischen Werft gebauten Holz-Fischkutters von Jonas’ neunjährigem Bruder Jakob aus Seenot zu retten. Sind stolz auf ihre selbst gebauten Holzmodelle: die Brüder Jonas (l.) und Jakob Heymühle aus Schwerte. Auf dem Rollfeld für die Seenotretter er nicht mehr an der Kieler Förde. Dort wuchs er in der Nähe des Hafenortes Laboe auf. Seine Kindheit war geprägt von seinem zur See fahrenden Vater, dem Wassersport und natürlich den Seenotrettungskreuzern. „Für mich ist die BERLIN das Wahrzeichen von Laboe – sie liegt mir besonders am Herzen.“ Andy Storz arbeitet für die Seenotretter – einmal im Monat. Wenn der gelernte Maurer an diesem Tag auf dem Flughafen in Frankfurt am Main einen Gepäckwagen steuert oder im Winter Flugzeuge enteist, landet sein Lohn nicht im eigenen Portemonnaie, sondern auf dem Spendenkonto der DGzRS. Der 43-Jährige unterstützt die Seenotretter seit Oktober 2015 mit seiner Arbeitskraft und finanziert auf diese Weise den Bau des neuen Seenotrettungskreuzers BERLIN für die Station Laboe mit. „Wenn ich für die Seenotretter auf dem Rollfeld stehe und Koffer auslade, sind es für mich immer besondere acht Stunden“, erzählt Andy Storz. Schon während der Fahrt von Flörsheim zum etwa 25 Kilometer entfernten Flughafen freue er sich mehr als sonst auf seinen Job. „Ich stelle mir dann vor, ich sei in Richtung See unterwegs, um als Seenotretter meinen Dienst an Bord anzutreten“, sagt er mit einem Schmunzeln. Doch die Küste ist weit weg – fast 500 Kilometer. Für den gebürtigen Kieler zu weit, um Menschen aus Seenot retten zu können. Gerne wäre der Freizeitsegler einer der 1.000 Seenotretter. Aber Andy Als er im Herbst 2015 davon hörte, dass die DGzRS das 27,5 Meter lange Schiff durch einen Neubau ersetzen will, überlegte er kurz, wie er helfen könnte. Seine spontane Idee: mit der eigenen Arbeitskraft. Also fragte er seine Chefin bei der Airport Personal Service GmbH, ob er einmal im Monat einen zusätzlichen Tag auf dem Flughafen für die Seenotretter arbeiten könne. Sie war sofort damit einverstanden. Andy Storz arbeitet auf dem Frankfurter Flughafen für die Seenotretter. Storz besitzt für eine Festanstellung nicht die notwendigen Patente, und als Freiwilliger müsste er wesentlich näher an der See wohnen – schon seit 2002 lebt „Meine Kollegen sind begeistert“, erzählt er. „Und mir gibt es ein sehr gutes Gefühl, einen kleinen Beitrag zum Bau der neuen BERLIN leisten zu können.“ Die monatlichen fast 120 Euro seien sein Dienst für die Seenotretter. Bis Ende 2016, wenn der Neubau getauft werden soll, will er weitermachen, verspricht er. Und gleich geht’s zur nächsten Seenotretter-Schicht: „Ich freue mich schon!“ Stiftung spendet Suchscheinwerfer Ihr Vater fuhr zur See und seine Meeresgeschichten waren Teil ihrer Kindheit. Deshalb war es Klara Buys ein besonderes Anliegen, nach ihrem Tod mit dem Vermögen ihrer Stiftung auch die Seenotretter zu unterstützen. So schüttete die Klara-Buys-Stiftung seit ihrer Gründung im Jahr 2007 mehr als 122.000 Euro an die DGzRS aus. Jüngst statteten die Seenotretter dank einer 15.000Euro-Spende die VORMANN JANTZEN bei ihrem routinemäßigen Werftaufenthalt mit neuen LED-Suchscheinwerfern aus. Die Stiftung kennt den Seenotrettungskreuzer ohne feste Station bereits: Den neuen Motor des Tochterbootes BUTSCHER bezahlte sie 2012 ebenfalls. „Eine ganz wichtige Säule unserer Arbeit sind die Menschen, Stiftungen und Firmen, die uns als regelmäßige Förderer ver- bunden sind“, freut sich DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler über das langjährige Engagement der Klara-BuysStiftung. Neue LED-Suchscheinwerfer für die VORMANN JANTZEN 20 21 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Spendentour im Binnenland die Sammelschiffchen in den heimischen Clubs nicht immer so, wie man sich das eigentlich wünschen würde.“ Daher beschloss er, auf seiner „Binnensegler-Tour 2015“ ausschließlich für die DGzRS zu sammeln. „In Kiel sagt man ‚Schiff ahoi‘, in Kehl: ‚Hoi, ä Schiff?‘ …“ – so lautet eine Textzeile im Programm „Aus dem Alltag eines Binnenseglers“ des Liedermachers Erik Sander, mit dem er im vergangenen Jahr für die Seenotretter unterwegs gewesen ist. Anlässlich des 150. Geburtstags der DGzRS tourte der Musiker aus Kehl von Hafenfest zu Hafenfest, um auch in Süddeutschland die wichtige Arbeit der Seenotretter zu unterstützen. Am Jahresende hatte er die stolze Summe von 1.750 Euro erspielt. „Viele Segler in Baden-Württemberg sind im Urlaub immer mal wieder auf Nord- oder Ostsee unterwegs und sind sich der wichtigen Aufgabe der Seenotretter bewusst“, sagt Erik Sander. Er selbst segelt begeistert auf dem badischen Oberrhein. „Trotzdem füllen sich Erik Sander war 2015 mit Gesang und Gitarre für die Seenotretter auf „BinnenseglerTour“. Er verzichtete auf Gage und ließ stattdessen bei jedem Auftritt ein Sammelschiffchen herumgehen. Sander gastierte bei vielen Veranstaltungen rund um den Wassersport in bester Liedermacher-Tradition: Eine Gitarre und seine Stimme reichten ihm aus, um seine oftmals skurrilen Geschichten zu erzählen. In seinen Texten verarbeitet Sander all das, was er als Segler auf Binnenrevieren erlebt und beobachtet – es geht um Themen wie „bierernste“ Clubregatten, um hämische Schadenfreude über missglückte Manöver anderer und vieles andere. Mehr als Ehrenamtliche Ute und Hermann Rofallski haben als begeisterte Freizeitsegler und Hermann Rofallski als ehemaliges Stammbesatzungsmitglied des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ eine „große Hochachtung vor der Arbeit der fest angestellten und freiwilligen Seenotretter“. Deshalb sind sie seit vielen Jahren regelmäßige Förderer und unterstützen seit Anfang 2015 die Arbeit der DGzRS auch als ehrenamtliche Mitarbeiter an Land. Als nun ihre Rubinhochzeit anstand, war für die beiden sofort klar: „Wir verzichten zu unserem 40. Ehejubiläum auf Geschenke und bitten unsere Gäste stattdessen um eine Spende für die Seenotretter.“ Auf diesem Wege kam ein Betrag von 450 Euro zusammen, den Ute und Hermann Rofallski am 28. November 2015 in Grömitz an Vormann Stephan Prahl und die Crew der HANS HACKMACK übergaben. Der Ort war mit Bedacht gewählt: „Mit unserer Spende möchten wir uns auch ausdrücklich für die freundliche Aufnahme und Unterstützung bei unserer ehrenamtlichen Tätigkeit durch die Station Grömitz bedanken“, sagte Hermann Rofallski an Bord des Seenotrettungskreuzers. Ute und Hermann Rofallski (2. v. r.) überreichen an Bord der HANS HACKMACK einen symbolischen Scheck an Vormann Stephan Prahl (l.) sowie die Seenotretter Olaf David (r.) und Peter Schuppenhauer. Schnuppern für die Seenotretter Das erste Mal ist Nero aus der Leiten 2004 für die Seenotretter im Einsatz gewesen – im Alter von nur einem Jahr. Seitdem spürte er mehr als 550 verletzte Wildschweine, Rehe und Damhirsche auf. Nero ist eine Alpenländische Dachsbracke – eine von drei Schweißhunderassen. Den Lohn für seine Arbeit spendete sein Herrchen den Seenotrettern. Nero schnüffelt am Boden. Er ist sich unsicher. Wohin ist das verletzte Reh gesprungen? Nach rechts, nach links, oder geradeaus? Im Wasserlauf hat das Wildtier versucht, seine Fährte zu verwischen. Es setzt alles daran, nicht von Nero gefunden zu werden. Doch der Schweißhund hat den ganz speziellen Geruch des Rehs in der Nase – eine Mischung aus Blut und Adrenalin. Plötzlich nimmt er die Witterung wieder auf. Er bellt und läuft los. Im Schlepptau: der Schweißhundeführer und Jäger Georg von Nesselrode. Seit den frühen Morgenstunden sind sie unterwegs – jetzt ist es bereits später Nachmittag. Ein Jäger hatte sie um Hilfe gebeten: Auf der B440 zwischen Rotenburg/Wümme und Visselhövede in Niedersachsen war ein Kleintransporter mit einem Reh zusammengestoßen. Während der Fahrer lediglich einen Schock erlitten hatte, war das Wildtier verletzt worden und weggerannt. Mit Adrenalin vollgepumpt spürt es seine starken Schmerzen nicht. Seit dem Sommer 2015 ist der Schweißhund Nero im Ruhestand. Nero läuft schneller. Wie immer, wenn er dem verletzten Tier dicht auf den Fersen ist. Der Beutetrieb treibt ihn in Richtung Reh. Nesselrode muss hinterher. Er darf die Fährtenleine nicht loslassen. Unvermittelt wird der hirschrote Hund langsamer. Jetzt weiß der Hundeführer: Das Reh ist nicht mehr weit weg. Nero stoppt. Er bellt ganz aufgeregt. Wenige Schritte vor ihm kauert das Wildtier im Unterholz. Es zittert vor Schmerzen. Jetzt geht alles ganz schnell: Nesselrode zielt mit seinem Gewehr auf das Reh und erlöst es mit einem Gnadenschuss von seinen Leiden. Ohne Nero wäre es vermutlich erst nach Tagen qualvoll gestorben – an seinen inneren Verletzungen oder an der klaffenden offenen Wunde an seiner Seite. Und wie immer: Der Lohn für Neros Suche landet auch dieses Mal im Sammelschiffchen der Seenotretter. Das Geld zahlen Jäger oder Waldbesitzer, die ihn um Hilfe gerufen haben. Seit dem Sommer 2015 ist Nero nun im Ruhestand – mit zwölf Jahren ist er zu alt für die Nachsuche verletzter Waldtiere. In dieser Zeit „erschnupperte“ der Schweißhund rund 8.700 Euro für die Seenotretter. Wassersportschulen engagieren sich mit 1.500 Euro Das 150-jährige Bestehen der DGzRS im vergangenen Jahr hat der Verband Deutscher Wassersport-Schulen e. V. (VDWS International) zum Anlass genommen, um sich für die Seenotretter einzusetzen. Auf der „boot“ in Düsseldorf überreichten am 28. Januar 2016 der VDWS-Vorsitzende Thomas Weinhardt und die VDWS-Geschäftsführerin Lisbeth Prade einen symbolischen Spendenscheck in Höhe von 1.500 Euro an die Seenotretter. „Unser Verband steht für Kompetenz in den Bereichen Windsurfing, Kite, Jolle, CAT und Stand Up Paddling“, sagte Antke Reemts (l.) aus der DGzRS-Zentrale nimmt einen symbolischen Spendenscheck vom VDWS-Vorsitzenden Thomas Weinhardt und VDWS-Geschäftsführerin Lisbeth Prade entgegen. Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann Weinhardt bei der Spendenübergabe auf der „Beachworld-Showbühne“ in Halle 1. „Ausbildung von Wassersportinstruktoren, Umsetzung hoher Qualitätsstandards in der Ausbildung sowie die Interessenvertretung von Wassersportlehrern und Wassersportschulen sind für unsere Arbeit elementar – und da gehört das Thema Sicherheit unbedingt dazu. Nur wer die Gefahren kennt, kann ihnen erfolgreich aus dem Weg gehen. Aber wenn jemand doch einmal auf Hilfe angewiesen ist, dann wissen wir: An Nord- und Ostsee sind die Seenotretter für uns da. Das möchten wir mit dieser Spende würdigen.“ 22 23 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Danke! · Sammelschiffchen auf Tour: Bei der Seniorenweihnachtsfeier der Gartenfreunde Porta Westfalica am 5. Dezember 2015 haben die Gäste geklönt, den stimmungsvollen Klängen des ortsansässigen Shantychors „Blaue Jungs“ gelauscht und für die Seenotretter gespendet. In der festlich geschmückten Neeser Kulturhalle „schipperte“ ein Sammelschiffchen bei ruhiger See durch die Reihen und wurde eifrig mit klingender Fracht beladen. Am Ende war es mit rund 265 Euro gut gefüllt. Zusätzlich spendete Chorleiter Harald Kleine-Kracht 75 Euro, sodass Klaus Peter Matthies, Vorsitzender der Gartenfreunde, rund 340 Euro auf das Spendenkonto der Seenotretter überweisen konnte. · Ziffern zahlen sich aus: Sie haben für die „Sail 2015“ in Bremerhaven geworben – die vier übermannsgroßen Zahlen 2 0 1 5. Nach dem großen internationalen Festival der Windjammer im August 2015 wurden die 1 und 5 nicht mehr länger gebraucht, weil die nächste „Sail“ erst 2020 stattfindet. Kurzerhand versteigerte die „Nordsee-Zeitung“ die beiden Zahlen. Das höchste Gebot gab die Steuerkanzlei „Kühnel & Willems“ mit 400 Euro ab. Das Geld spendete das Verlagshaus im Dezember 2015 an die Seenotretter – herzlichen Dank! · Spielen für die Seenotretter: „Kleiner Mann mit großem Herz“ hat die Rostocker Tageszeitung „Norddeutsche Neueste Nachrichten“ am 24. Dezember 2015 getitelt. Gemeint ist der Akkordeonspieler Werner Hartmann alias „Columbo“, der zu Weihnachten den Seenotrettern in Warnemünde ein großzügiges Geschenk machte: Er spendete ihnen 1.500 Euro, weil er weiß, wie wichtig die Rettungsmänner für den Ort und viele Menschen sind. Das Geld sammelte er bei seinen Auftritten auf der Bahnhofsbrücke in Warnemünde. Dort spielte „Columbo“ einige Wochen zugunsten der Seenotretter und „gönnte sich selbst kaum etwas“. Die Seenotretter sagen herzlichen Dank! Beste Sicht für Prerower Seenotretter Die freiwilligen Seenotretter der Station Prerow/Wieck freuen sich über die Modernisierung ihrer Ausrüstung an Bord des Seenotrettungsbootes STRALSUND. Das Ehepaar Henke und der Shantychor „De Prerow Stromer“ ermöglichten gemeinsam die Anschaffung eines neuen Marinefernglases. Das Ehepaar Henke, in Prerow bekannt als Betreiber der Zimmerbörse, stellte den Seenotrettern anlässlich seiner Silberhochzeit 500 Euro zur Verfügung. Der Shantychor „De Prerow Stromer“ steuerte 200 Euro bei. Die Sänger verzichten bei einigen Auftritten auf ihre Gage und spenden das Geld stattdessen. Schon mehrfach hat der Chor die Seenotretter bedacht. Mit der gemeinsamen Spende konnte die DGzRS ein Fernglas ersetzen, das seit Martin Henke (l.) und Sänger Jörg Schulz (r.) übergeben das neue Fernglas an Vormann Jens Pagel. 1994 an Bord der STRALSUND im Einsatz war. Vormann Jens Pagel nahm das neue Fernglas am 11. Dezember 2015 entgegen. Spende der Eiswettnovizen Zum traditionellen Informationsbesuch in der DGzRS-Zentrale haben Vorstand und Geschäftsführung am 26. Oktober 2015 die Novizen der Bremer Eiswettgesellschaft von 1829 begrüßt. Die „Neulinge“ hatten auch ein Geschenk für die Seenotretter im Gepäck: eine 2.400-Euro-Spende. Die Novizen Tobias Haas, Christoph Holtkemper, Felix Huth, Franz Kasten, Andreas Niemeyer und Alexander Rud- dat waren gemeinsam mit ihren Familien an die Werderstraße gekommen. Die Besucher zeigten sich sehr interessiert an der Arbeit der Seenotretter. An einen Gedankenaustausch schloss sich die Besichtigung der hauseigenen DGzRS-Werft an. Dort schauten sich die Gäste auch den neuen Schulterfender am Seenotrettungskreuzer VORMANN JANTZEN an, den die DGzRS von der Spende finanzieren konnte. Vormann, Vorstand und „Neulinge”: In der Werfthalle schauen sich die Eiswettnovizen gemeinsam mit Vormann Uwe Radloff (5. v. l.), dem DGzRS-Vorsitzer Gerhard Harder (r.) und seinem Stellvertreter Ingo Kramer (l.) den neuen Schulterfender der VORMANN JANTZEN an. Überlebensanzug von der Deutschen Post Danke! · Gute Seele der Seenotretter: „,Tante Anna‘ ist mehr als eine Nachbarin für die Seenotretter der Station Warnemünde“, ist in der LängsseitsAusgabe 1/2011 zu lesen. Mit einem kleinen Portrait zum 85. Geburtstag würdigte die Redaktion damals die „couragierte alte Dame mit großem Herzen“. Ihren 90sten feierte Anna Krösche am 4. Dezember 2015, und genauso wie in den Jahren zuvor sammelte sie an ihrem Geburtstag wieder emsig für die Seenotretter. Das Sammelschiffchen war erneut randvoll: Rund 235 Euro überreichte sie nach dem Fest an Vormann Karsten Waßner. Spendenübergabe auf der VORMANN JANTZEN (v. l.): DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler, Susanne Rodenburg, Servicemanagerin im Briefzentrum Bremen der Deutschen Post, Dieter Sommer, Stefanie Becker und Vormann Nils Schneider. Die Deutsche Post AG hat die Seenotretter auch dieses Jahr mit einer 1.000Euro-Spende unterstützt. Das Geld fließt in die Anschaffung eines Überlebensanzuges für die DGzRS-Ausbildungsstation in Neustadt in Holstein. Ein Überlebensanzug dient einem Seenotretter zum persönlichen Schutz. Die Spezialausrüstung verhindert auch im Wasser über Stunden lebensgefährliche Unterkühlungen. Zur Übergabe besuchten Dieter Sommer, Vertriebsdirektor Öffentlicher Sektor, und Stefanie Becker, Vertriebsleitung Fundraising Bremen, am 19. November 2015 die DGzRS-Zentrale. Kneipp-Bund reicht Geldgeschenke an die Seenotretter weiter Eine besondere Geste des KneippBundes zum 150-jährigen Jubiläum der Seenotretter: Der Landesverband Niedersachsen/Bremen reichte seine Geldgeschenke, die er zu seinem 50. Geburtstag erhalten hatte, an die DGzRS weiter. Den Betrag rundete er großzügig auf, so dass Vormann Siegbert Schuster am 10. November 2015 auf der Station Bremerhaven 1.500 Euro entgegennehmen konnte. „Es ist für uns Ehrensache, die harte und gefahrvolle Arbeit der Seenotretter zu unterstützen“, begründete der KneippBund-Vorsitzende Gerold Barre die großzügige Spende. „Wasser ist das Medium, in dem Sebastian Kneipp vielfältige positive Effekte zur Heilung und Gesunderhaltung des Menschen gefunden hat. Wasser kann für die Menschen aber auch lebensbedrohlich sein – beispielsweise bei einem Notfall auf See. Daher ist die lebensrettende Arbeit der Seenotretter sehr hoch einzuschätzen.“ Kneipp-Bund-Vorsitzender Gerold Barre (r.) und sein Stellvertreter Bernhard Haug (l.) überreichen ein Sammelschiffchen an Vormann Siegbert Schuster. · Kohle mit Kunststofffässern: Wer bei der Dr. Windmann Pharma GmbH in Westoverledingen-Ihrhove im Landkreis Leer nicht mehr benötigte Kunststofffässer mitnehmen möchte, wird von den beiden Geschäftsführern Dr. Wolfgang Windmann und Jutta Eden-Windmann stets um eine kleine Spende für die Seenotretter gebeten. Für die beiden Wassersportler ist das eine Herzensangelegenheit. Auf diese Weise sind 2015 mehr als 240 Euro für die DGzRS zusammengekommen. · Knipp statt Rippli: Für hessische Gaumen hat es beim ersten „Norddeutschen Abend“ in der Kneipe „Maddin’s Pub“ in Obertshausen bei Offenbach einige ungewohnte Geschmackserlebnisse gegeben. Neben der deftigen Grützwurst gab’s am 20. November 2015 noch Mockturtle, Rote Grütze, Korn, Sanddornlikör und andere Leckereien aus der norddeutschen Tiefebene. Die Idee zur Veranstaltung hatte der gebürtige Delmenhorster Uwe Namyst, der gemeinsam mit seiner Frau Anne und dem Wirt Martin Herget alles geplant und umgesetzt hatte. Der langjährige Förderer der Seenotretter nutzte die Gelegenheit, die Gäste auch über die Arbeit der DGzRS zu informieren und sie um eine Spende zu bitten: 70 Euro überwies Uwe Namyst nach dem Abend auf das Spendenkonto der Seenotretter. Herzlichen Dank! 24 25 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Danke! · Weihnachtspost zum Anhängen: Das Bremer Softwareunternehmen Engram GmbH hat seine Weihnachtsgrüße mit einer Spendenaktion verbunden. Es schickte an seine Kunden und Geschäftspartner eine selbst entworfene Weihnachtskarte, aus der die Empfänger einen kleinen Christbaumanhänger heraustrennen konnten. Wer ein Foto mit aufgehängtem Baumschmuck an das Softwareunternehmen schickte, sah seine Aufnahme nicht nur in einer Bildergalerie auf der EngramWebsite, sondern tat gleichzeitig noch etwas Gutes: Für jedes eingesandte Foto flossen fünf Euro an die Seenotretter. Das Softwareunternehmen erhielt insgesamt 30 Einsendungen – den Spendenbetrag verdoppelte es auf 300 Euro. · Kosten gespart: Die Messe München GmbH hat den Seenotrettern zum wiederholten Mal die Gebühren für ihren Stand auf der Reise- und Freizeitmesse „f.re.e“ vom 10. bis 14. Februar 2016 erlassen. So sparten die Seenotretter Kosten, und DGzRSEhrenamtliche konnten den Messebesuchern viel von den Einsätzen der Besatzungen auf Nord- und Ostsee berichten. · Sicherheitshelme schenken Freiheit: Die Ostsee-Zeitung (OZ) hat sich in der Weihnachtszeit 2015 mit ihrer Spendenaktion „Helfen bringt Freude“ wieder für gemeinnützige Organisationen – darunter die DGzRS – in ihrem Verbreitungsgebiet engagiert. Zugunsten der Seenotretter auf Rügen sammelte die Tageszeitung Geld für neue Sicherheitshelme. Diese schützen nicht nur den Kopf, sondern halten gleichzeitig die Hände frei, da die Besatzungen an ihnen sowohl ein Sprech- und Hörsystem als auch eine leistungsstarke Stirnlampe anbringen können. Dank der 3.000-EuroSpende stattete die DGzRS Stationen auf Rügen mit insgesamt 23 leuchtgelben Helmen aus. Herzlichen Dank an alle Spender und die OZ! Nachbarn sammeln Die Marineküstenstation Marienleuchte liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Freiwilligen-Station Puttgarden auf der Ostseeinsel Fehmarn. Und weil die Seefahrt die Marinesoldaten mit den Seenotrettern verbindet, haben sie im Sommer 2015 beim 12. Tag der offenen Tür der Küstenstation für die DGzRS gesammelt. Die zusammengekommenen 333,33 Euro überreichten Kapitänleutnant Torsten Busch und Stabsbootsmann Thomas Höppner am 22. Dezember 2015 auf der Freiwilligen-Station an Vormann Wolfgang Groß sowie an die Seenotretter Otto Nupnau und Frederik Otten. Mit dem Geld kaufte die DGzRS eine Hochleistungstaschenlampe für die Wolfgang Groß (l.) sowie die Seenotretter Otto Nupnau (2. v. l.) und Frederik Otten nehmen die Spende von Torsten Busch (r.) und Thomas Höppner entgegen. Besatzung des 9,5 Meter langen Seenotrettungsbootes EMIL ZIMMERMANN. Geburtstag feiern für die DGzRS Sie engagieren sich seit mehr als zehn Jahren für das Gemeinwohl: die Frauen des Wiesmoorer Lions-Clubs „Eala Frya Fresena“. Die Feier zum zehnjährigen Bestehen am 10. Oktober 2015 in der Gaststätte „Heidekrug Bentstreek“ in Friedeburg (Ostfriesland) stellten sie in den Dienst der Seenotretter und unterstützten sie mit dem Veranstaltungserlös in Höhe von 5.000 Euro. Einen symbolischen Spendenscheck ihres Fördervereins überreichten sie am 13. Januar 2016 in der Gaststätte „Hotel zur Post“ in Wies- moor an Hans-Joachim Katenkamp, Leiter des DGzRS-Informationszentrums Niedersachsen. „Wir haben großen Respekt vor den Leistungen der rund 1.000 Seenotretter, die auf 54 Stationen an Nord- und Ostsee im Einsatz sind. Gerne unterstützen wir die Arbeit der Besatzungen“, betonte Club-Präsidentin Marliese Grambole bei der Spendenübergabe. Anschließend berichtete Katenkamp anhand von anschaulichen Beispielen über die Arbeit der Seenotretter. Lions-Club-Präsidentin Marliese Grambole überreicht im Beisein ihrer Kolleginnen den symbolischen Spendenscheck an Hans-Joachim Katenkamp. Foto: Lions-Club „Eala Frya Fresena“ Bootsangler übergeben Spende in Warnemünde Danke! · Schreddern für die Seenotretter: Auch bei ihrem 14. Schredderfest am 10. Januar 2016 haben die Finkenwerder Feuerwehrleute wieder ausgediente Weihnachtsbäume zugunsten der DGzRS gehäckselt. Erneut brachten viele Einwohner aus dem Hamburger Stadtteil ihre Christbäume zum Feuerwehrhaus am Doggerbankweg, um sie zu entsorgen. Pro Baum steckten sie mindestens einen Euro ins Sammelschiffchen, das am Abend mit rund 870 Euro sehr gut gefüllt war. Engagierte Runde: die Teilnehmer des Bootsanglertreffens mit Vormann Mario Lange (4. v. r.) Eine Spende von über 800 Euro haben die Teilnehmer des diesjährigen Bootsanglertreffens am 19. Dezember 2015 in Warnemünde an Vormann Mario Lange übergeben. Zum traditionellen Bootsanglertreffen hatten sich 30 Angler mit zehn Booten versammelt, um beim Schleppangeln Dorsch und andere Leckerbissen an den Haken zu bekommen. Das Startgeld der Teilnehmer ist jedes Jahr so bemessen, dass damit ein guter Zweck unterstützt werden kann. „Für uns war es in diesem Jahr keine Frage“, sagte Veranstalter Stefan Gnefkow. „Wir waren uns darin einig, dass wir die Seenotretter unterstützen. Wir möchten damit natürlich ‚danke‘ sagen, dass sie immer für uns da sind. Wir möchten aber auch andere Angler daran erinnern, wie wichtig Sicherheit an Bord ist, damit die Seenotretter gar nicht erst rausfahren müssen!“ Kreuzer zum Anbeißen Was für eine Leckerei wünscht sich ein Seenotretter-Fan wie Fritz Hoffmann zu seinem siebten Geburtstag? Richtig, einen Kuchen in Form eines Seenotrettungskreuzers. richtige Farbgebung. Fertig war die Überraschung für ihren Sohn zu seinem siebten Geburtstag am 18. November 2015. Und da Eltern ihren Kindern selten einen Wunsch abschlagen können, stand seine Mutter abends in der heimischen Backstube in Wohltorf bei Hamburg. Dort verrührte sie Mehl, Zucker, Eier und andere Zutaten zu einem Teig und formte aus ihm einen süßen Nachbau der THEO FISCHER. Die Außenhaut bestrich sie für eine hohe „Mundgängigkeit“ mit Zuckerguss und sorgte mit Lebensmittelfarbe für die Schmeckt gut: Kreuzer zum Geburtstag · Mehr als Bücher: Spiele, DVDs, Bücher und vieles mehr haben die Mitarbeiter der Bibliothek des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am 23. November 2015 auf dem alljährlichen Bücherflohmarkt angeboten. Die zahlreichen Besucher stöberten in den vielen Kisten nach verborgenen Schätzchen und Lesenswertem. Sie feilschten, sie kauften und unterstützten mit jedem gegebenen Cent die Seenotretter. Denn den Veranstaltungserlös in Höhe von 1.000 Euro spendete die BSHBibliothek an die DGzRS. Herzlichen Dank! · Sichern segeln: Der „Jade-MultihullCup 2015“ hat am 19. September 2015 im Rahmen des regionalen Mulithull-Treffens in Harlesiel stattgefunden. Mit dabei: die Seenotretter der Station Wangerooge mit dem Seenotrettungsboot WILMA SIKORSKI. Die Besatzung sicherte die Regatta auf der Nordsee. Sie musste glücklicherweise nicht eingreifen, da die Crews der Mehrrumpfboote wie Katamarane und Trimarane trotz des Wettstreits umsichtig segelten. Als Dankeschön für die Sicherungsbegleitung spendete der Verein „Multihull Deutschland – Vereinigung von Mehrrumpfseglern e. V.“ den Seenotrettern 110 Euro. 26 27 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Danke! · Musikalischer Einsatz: Mit dem Verkaufserlös ihrer CD „Die Hafenkracher“ haben Timo Skowronek und Maik Weppner die Seenotretter unterstützt. Auf dem Silberling sind sieben maritime Stimmungslieder von „Käpt’n Vino and The Förde Beat Boys feat. DJ Timoeinschenko“ enthalten. Die beiden Künstler übergaben am 29. Januar 2016 auf der „boot“ in Düsseldorf eine 140-Euro-Spende an die beiden ehrenamtlichen DGzRSMitarbeiter Klaus Pütz und Joachim Terjung. Timo Skowronek (l.) und Maik Weppner (r.) überreichen eine 140-Euro-Spende an Klaus Pütz (2. v. l.) und Joachim Terjung. · Seenotretter im Bild: Dietmar Bökhaus ist leidenschaftlicher Fotograf und großer Freund der Seenotretter. In einer Bilderausstellung hat er beides miteinander verbunden: Vom 11. bis 31. Januar 2016 zeigte der Schiffsfotograf in der Wilhelmshavener Nordseepassage seine besten Seenotretter-Motive. Modelle von Seenotrettungskreuzern und -booten des Schiffsmodellbauclubs Wilhelmshaven ergänzten die Ausstellung. Damit nicht genug: Am 16. Januar 2016 gab der Wilhelmshavener Entertainer Willi Hehl gemeinsam mit seiner Gruppe in der Einkaufspassage ein Benefizkonzert zugunsten der Seenotretter. Mit dabei: Elvis-Imitator Michael Aden, Drehorgelmann August Desenz sowie die beiden DGzRS-Ehrenamtlichen Günther Thoß und Reinhold Klöpper. Das Ergebnis des musikalischen Landeinsatzes: viel Aufmerksamkeit und fast 300 Euro für die Seenotretter. Scansail sammelt mit ihren Kunden Gemeinsam mit ihren Charterkunden hat die Scansail Yachts International GmbH zum Ende des Jubiläumsjahres der Seenotretter ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art übergeben: Zehn Euro Spende pro Charterbuchung wurden im Dezember und Anfang Januar für die Seenotretter gesammelt. Scansail-Geschäftsführer Jochen Eschenburg übergab am 31. Januar 2016 auf der Wassersportmesse „boot“ in Düsseldorf insgesamt 2.000 Euro an die Seenotretter. Das Unternehmen hatte den Betrag großzügig aufgerundet. „Genauso wie chartern Vertrauenssache ist, wissen wir, dass unsere Kunden an Nord- und Ostsee im Notfall immer den Seenotrettern vertrauen können“, sagte Jochen Eschenburg bei der Spendenübergabe am Seenotretter-Stand. „Wir DGzRS-Mitarbeiter Thorsten Neumann (l.) bedankte sich für die Spende, die er im Sammelschiffchen von Scansail-Geschäftsführer Jochen Eschenburg entgegennimmt. haben viele Stammkunden, wir sind selbst Segler, und wir wissen: Im Notfall sind die Seenotretter für uns da. Davon möchten wir mit dieser Spende etwas zurückgeben.“ Weihnachtsgeschenk vom Pumpenspezialist Anstatt Weihnachtsgeschenke an ihre Kunden zu geben, hat die Firma Witte Pumps & Technology bereits am 18. November 2015 eine großzügige Spende in Höhe von 4.350 Euro an Seenotretter der Freiwilligen-Station Brunsbüttel übergeben. Das traditionsreiche Maschinenbauunternehmen aus dem schleswig-holsteinischen Tornesch liefert seine Präzisions-Zahnradpumpen in die ganze Welt. Sie werden vorrangig in der Chemie-, Kunststoff- und Lebensmittelindustrie, aber auch im Offshore-Bereich und in der Marinetechnik eingesetzt. Da viele der Pumpen ihr Bestimmungsland auf dem Seeweg erreichen, entschied der Mittelständler, 2015 auf Geschenke zu verzichten und stattdessen das Budget in Höhe von 4.350 Euro an die Seenotretter zu spenden. Die Übergabe fand bereits am 18. November 2015 auf der FreiwilligenStation Brunsbüttel statt. Dr. Sven Wieczorek, Geschäftsführer der Witte Pumps & Technology GmbH, überreichte die Spende an Vormann Jürgen Grimsmann und den freiwilligen Seenotretter Michael Mantey. Mit dem Geld kaufte die DGzRS einen neuen Suchscheinwerfer für das Seenotrettungsboot GILLIS GULLBRANSSON. Der freiwillige Seenotretter Michael Mantey (v. l.), Dr. Sven Wieczorek, Geschäftsführer der Witte Pumps & Technology GmbH, und Vormann Jürgen Grimsmann bei der Spendenübergabe vor dem Stationsgebäude Veranstaltungstipp Danke! 2014 war die HERMANN MARWEDE beim Hamburger Hafengeburtstag. Die Seenotretter beteiligen sich am 827. Hamburger Hafengeburtstag vom 5. bis 8. Mai 2016 mit einem umfangreichen Programm auf und am Wasser. Der in Cuxhaven stationierte Seenotrettungskreuzer HERMANN HELMS demonstriert seine Leistungsfähigkeit bei täglichen Vorführungen vor den Landungsbrücken gemeinsam mit den Rettungsfliegern der Deutschen Marine sowie Behördenfahrzeugen. Außerdem können Foto: YPScollection die Besucher die 27,5 Meter lange HERMANN HELMS bei zahlreichen OpenShip-Terminen besichtigen und sich von der Besatzung aus erster Hand von ihrer Arbeit berichten lassen. Das Programm der Seenotretter auf dem 827. Hamburger Hafengeburtstag und viele weitere Termine finden Sie auf der Internetseite der DGzRS unter www.seenotretter.de/termine. 6. Tourismuspreis MV geht an die Seenotretter Im 150. Jahr ihres Bestehens hat die DGzRS am 25. November 2015 den zum sechsten Mal verliehenen Tourismuspreis Mecklenburg-Vorpommern erhalten. Damit würdigt die Tourismusbranche des Landes das außergewöhnliche Engagement der Seenotretter, die sich in Gefahr begeben, um in Seenot Geratene zu retten – Touristen und Einheimische, Wassersportler und Berufsseeleute. Stellvertretend für die Seenotretter nahm DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler den Preis im Rahmen des 25. Tourismustages in Rostock aus den Händen vom Vorsitzenden des Landestourismusverbandes, Jürgen Seidel, entgegen. Der Preis in Form einer vom Bildhauer Thomas Jastram gestalteten Bronzeplastik des Heiligen Christophorus, des Schutzpatrons der Reisenden, wird von der DKB-Stiftung finanziert. „Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ist der Fels in der Brandung und der Rettungsanker für in Not Geratene in den deutschen Hoheitsgewässern der Nord- und Ostsee. Ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter fahren raus auf schwere See, wenn andere sichere Häfen aufsuchen“, sagte Jürgen Seidel in seiner Laudatio. Nicolaus Stadeler (r.) nimmt den Tourismuspreis von Jürgen Seidel entgegen. Foto: Timo Roth · Sammelschiffchen statt Geldbeutel: „Das Auto“ und „die Sammeldose“ passen gut zusammen – zumindest im VW-Autohaus Alfred Scholten in Essen. Inhaber Georg Scholten ist bekennender Freund der Seenotretter. Deshalb steht neben einigen Schiffsmodellen auch ein Sammelschiffchen an seiner Kasse. Nach Kleinreparaturen wie Scheinwerfereinstellen, Glühlampentausch und Luftdruckkontrolle stecken die Kunden oft ihr Wechselgeld in die 32-ZentimeterKlasse statt in das eigene Portemonnaie. Im vergangenen Jahr war das Sammelschiffchen mit fast 270 Euro ordentlich beladen. · Wassersportler spenden: Auch 2016 hat der Vorstand des Nautic-Clubs Kehl e. V. den Messestand der Seenotretter auf der weltgrößten Wassersportmesse „boot“ in Düsseldorf besucht. Wie in den vergangenen Jahren brachte er das Sammelschiffchen vorbei, das im Clubhaus von den Vereinsmitgliedern und Gästen mit Münzen und Scheinen befüllt wird. Die Fracht aus den zurückliegenden zwölf Monaten wurde am 23. Januar 2016 vor Ort gelöscht: Rund 170 Euro steckten in der 32-Zentimeter-Klasse. Der Vorstand des Nautic-Clubs Kehl übergibt das gut gefüllte Sammelschiffchen an Vormann Dirk Hennesen (l.). · Schlemmen und schauen: Für Wattführerin Cornelia Mertens und Halligfriese Robert Brauer haben die Seenotretter auf Nordstrand einen „hohen Stellwert“. Deshalb organisierten sie auch 2015 wieder kurz vor dem Jahreswechsel eine einstündige Führung zur Deichbaustelle mit anschließendem Grünkohlessen im Restaurant „Zur Nordsee“. Etwa 15 Gäste waren am 28. Dezember 2015 dabei und spendeten rund 100 Euro. Die Seenotretter sagen herzlichen Dank! 28 LÄNGSSEITS · AUSGABE 1 / 2016 Meine BERLIN! So sieht die Internetseite www.Meine-BERLIN.de aus. Bald geht die alte BERLIN in Rente: Nach mehr als 30 ereignisreichen Jahren wird einer der wohl bekanntesten Seenotrettungskreuzer der DGzRS-Flotte voraussichtlich Anfang 2017 in den Ruhestand verabschiedet und durch eine neue BERLIN ersetzt. In ihren letzten Monaten steht die alte BERLIN auf der Internetseite www.Meine-BERLIN.de noch einmal im Mittelpunkt. Dort berichten die Seenotretter der Station Laboe regelmäßig von ihrem Leben an Bord. Im „Logbuch“ erzählen sie Woche für Woche in kurzen Nachrichten von ihrem Bordalltag und einigen Einsätzen. Ab und an lassen sie sich auch in der Kombüse über die Schultern in die BERLINKochtöpfe schauen und geben ihre typischen Rezepte zum Nachkochen preis – einfach mal ausprobieren! Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Und wer von der Crew ist der Smutje? Wer steuert den Kreuzer? Wer wartet die Maschinen? Auf www.Meine-BERLIN.de stellen sich die Seenotretter vor: Sie sprechen über ihre Aufgaben und darüber, welche Einsätze sie am meisten beeindruckt haben. Wer etwas über die lange Geschichte der Station oder das Revier der BERLIN erfahren möchte, wird auf der Internetseite ebenfalls fündig. Was verbindet die Menschen mit der BERLIN? Manch einer hat vielleicht schon als Kind die Ferien an der Kieler Förde verbracht, oder auf dem Wohnzimmerschrank steht ein Modell des beliebten Kreuzers: Unter „Meine Geschichte“ können alle BERLIN-Freunde von ihrer ganz persönlichen Geschichte mit der Rettungseinheit erzählen oder Bilder hochladen. Auch über das soziale Netzwerk Instagram kann www.MeineBERLIN.de gefüttert werden: Einfach Fo- Zentrale: Werderstraße 2 28199 Bremen Postfach 10 63 40 28063 Bremen tos mit dem Hashtag #MeineBERLIN kennzeichnen – sie sind dann ebenfalls auf der Internetseite zu sehen. Wer will, kann auch an der neuen BERLIN „mitbauen“. Das ist kinderleicht: entweder online auf www.Meine-BERLIN.de spenden oder per Überweisung mit dem Verwendungszweck „BERLIN/SK36“ auf das DGzRS-Spendenkonto einzahlen: Sparkasse Bremen IBAN: DE36 2905 0101 0001 0720 16 Ab einer Spende von 5.000 Euro fährt der eigene Name oder der eines ehrenwerten Menschen bei allen Einsätzen der neuen BERLIN mit: Auf eine Aluminiumtafel wird der Spendername oder ein Wunschname eingraviert. Sie bekommt einen besonderen Platz auf dem neuen Seenotrettungskreuzer – auf der neuen BERLIN. Mehr dazu auf www.MeineBERLIN.de. Telefon +49 (0)421 · 53 707 0 Telefon +49 (0)421 · 53 707 610 Telefax +49 (0)421 · 53 707 690 E-Mail [email protected] www.seenotretter.de Spendenkonto: Sparkasse Bremen (BLZ 290 501 01) Konto 107 2016 IBAN: DE36 2905 0101 0001 0720 16 BIC: SBREDE22