Trend Wohnen Büro Fotowettbewerb Selected

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Trend Wohnen Büro Fotowettbewerb Selected
ci-Magazin
#20
4 196478 704505
20
Sommer 2010
Deutschland: 4,50 V
Schweiz: 8,– sfr
EU-Länder: 5,50 V
c i – d a s M a g a z i n d e r c r e at i v e n I n n e n e i n r i c h t e r
woh n e n
Trend
Neues aus Mailand
Wohnen
Klassiker zum Genießen
Büro
Funktion trifft Farbe
Fotowettbewerb
Mein Weg ins VitraHaus
Freude
auf italienisch
Selected
Die CI-Einkaufstipps
+
e i n r i c h t EN | L e b e n
+
arbeiten
EDITOR IAL
Liebe CI-Freunde,
sicher kennen Sie diese Momente, in denen Sie vor lauter Freude sprichwörtlich Bäume ausreißen könnten. Weil etwas besonders gut gelungen
ist, weil Sie etwas Schönes erleben, erwarten – oder vielleicht einfach nur
so? Denn das ist das Schöne an der Freude: Manchmal ist sie einfach da. So
wie das neue CI-Magazin, das Sie gerade in Ihren Händen halten. Sie haben es sicher schon bemerkt: Diesmal werden wir uns mit den Facetten
der „Freude“ beschäftigen.
Wo, wenn nicht in Italien – im Land von „La dolce vita“ –, wäre der richtige
Ort dafür? Hat man doch manchmal den Eindruck, die Italiener hätten
den Begriff Lebensfreude erfunden. Und wenn Sie jetzt an das leibliche
Wohl denken, liegen Sie goldrichtig. Denn gutes Essen in stilvollem Ambiente kann ein wahrer Quell der Freude sein – wie unsere Fotostory zeigt, in
der wir Ihnen ein farbenfrohes Menü aus italienischem Essen und italienischen Designklassikern servieren. Natürlichen dürfen da ein Rückblick auf
die Mailänder Möbelmesse und ein ausführliches Porträt der italienischen
Design-Koryphäe Antonio Citterio nicht fehlen.
„Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten“, wusste schon
­Aristoteles. Umso mehr, wenn die Atmosphäre im Büro stimmt. Wie die
creativen inneneinrichter hier die Ansprüche an Funktionalität und Wohlfühlen in Einklang bringen und in ein ebenso schlüssiges wie nachhaltiges
Gesamtkonzept übersetzen, zeigen wir in unserem Projektbeispiel.
Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen außerdem unsere CI-Autoren
Klaus Hofmeister und Wladimir Kaminer – mit ihren jeweils ganz eigenen
und überraschenden Blickwinkeln auf unser Leitthema.
Eine freudige Sommerlektüre und reichlich Erkenntnisgewinn wünscht
­Ihnen
Axel Stamm
Chefredakteur
P. S.: Aus Spaß an der Freude – und um tolle Preise zu gewinnen – sollten
Sie unbedingt bei unserem großen Foto-Wettbewerb mitmachen! Wie das
geht erfahren Sie auf den Seiten 28 und 29.
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03
I N HALT
05
TITE LTH E MA „FR E U DE“
6
12 Was das Herz zum Singen bringt
Klaus Hofmeister über das Suchen und Finden der Freude
36 „Witz und Sinn“
12
Die CI-Story von Wladimir Kaminer
WOH N E N, E I N R IC HTE N, DESIG N
6 CI-Trendscout
Ausstellungen und neue Trends von iSaloni
und Light+Building
16 La dolce Lifestyle
Lebensfreude und stilvolles Ambiente aus Italien – seit
Jahrhunderten ein Klassiker
16
25 Made in Italy
Wegbereiter des Italienischen Designs
26 Mangiare, mangiare
Klassische italienische Rezepte
28 Fotowettbewerb
Mein Weg ins VitraHaus
30
30 Signore „cento percento“
Antonio Citterio im Porträt
32 Arbeiten heute:
Aus Freude an Funktion und Farbe
36
Wie Fleiner Objekt + Office eine motivierende
Arbeitsatmosphäre schafft
34 So geht Büro heute
Bürokonzepte mit Mehrwert vom creativen inneneinrichter
46 Extra: Outdoor-Möbel
RU B R I KE N
38
3 Editorial
38 Selected
Shopping Guide
Betten
Kommoden
Raumtrenner
Regalsysteme
Schränke
48 Aktionen & Personen
50 Herstellernachweis
Impressum
Vorschau: Neues im CI-Portal
reef
www.interluebke.com
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06
C I-TR EN DSCOUT
trend
scout
VOID LIGHT brass
Tom Dixon
C I-TR EN DSCOUT
trend 2010/2011
Während überall der Sommer beginnt
und die Urlaubsvorbereitungen auf
Hochtouren laufen, sind unsere CIScouts von ihren Fahrten zu den wichtigsten Möbelmessen heimgekehrt.
Und sie haben ein paar Sou­venirs
­mitgebracht: schöne Möbel in edlem
Design, die nur darauf warten, auch
von Ihnen entdeckt zu werden. Also,
kommen Sie mit auf Entdeckungs­reise!
The secret
clubhouse
Cappellini
Geheimnisvoll lauschig: Mit die­sem überdachten Sitzmöbel bringt
­Cappellini vergessen geglaubte
Kindheitserinnerungen ans Licht
(Design: Martin Vallin).
Sparkling
Magis
Funkelnde Transparenz: Mit
„Sparkling“ aus geformtem
Kunststoff hat der nieder­
ländische Designer Marcel
Wanders eine wahrhaft
­glänzende Sitzgelegenheit
geschaffen.
Flammend: Die Interpretation der
olympischen Medaillen (hier Gold)
von Tom Dixon in der „Void“-Serie –
vorgestellt auf der Mailänder Möbel­
messe „iSaloni“.
spun Chair
bend
Die „schrägste“ Neuheit der Saison
hat Thomas Heatherwick für Magis
entworfen. Sein „Spun Chair“
­mutet wie eine überdimensionale
Garnrolle an.
Filigran: Mit seiner Platte aus
­Keramik und abgeknickten Röhren
ist dieser Beistelltisch (Design:
­Sebastian Wrong) ein minimali­
stisches Meisterstück – mit maxi­
maler Wirkung.
Magis
WILLIAM SOFA
NAP
Zanotta
Fritz Hansen
Edel verpflichtet: Damian Williamson
entwarf dieses vornehme Sofa,
das sich durch seine dezente
­Ästhetik in nahezu jede Wohnum­
ge­bung formvollendet einschmiegt.
Normal, aktiv und passiv – dafür
steht die Abkürzung „NAP“ beim
gleichnamigen Stapelstuhl: „Denn
Sitzen ist im Grunde eine kons­
tante Bewegung“, so Designer
­Kaspar Salto.
bend sofa
B&B Italia
Kurvig: Das „Bend Sofa“ (Design:
Patricia Urquiola) überzeugt durch
geschwungene Linien und sattes
Volumen.
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Established & Sons
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07
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C I-TR EN DSCOUT
C I-TR EN DSCOUT
CI empfiehlt
AUSSTELLUNGen
Lieferung mit Leuchtmittel
Licht von Ingo Maurer
4. Juni bis 30. August 2010
Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung,
Berlin
chairless
Vitra
Ceci n'est pas une chaise: Mit einer
ungewöhnlichen Idee sorgte diese
Stuhl-Alternative – frei nach René
Magritte –in Mailand für Aufsehen.
Ein zur Schlaufe verbundenes
­Textilband wird um Rücken und
Knie geschlungen, gibt dem sitzenden Körper Halt und entlastet ihn
gleichzeitig (Design: Alejandro
­Aravena).
Wogg 50
zipfred
130
achille
Einfach und klar: Eine auf vier Seiten abgebogene Sitzfläche nimmt
auf beiden Außenseiten Beinpaare
und Rückenlehne auf. Formsperrholz prägt die Ästhetik des Stuhls
(Design: Jörg Boner).
Nicht von Pappe – oder doch? Der
Stuhl besteht aus sechs Holzteilen
und 20 Lagen Pappe, die lediglich
durch Kabelbinder zusammengehalten werden (Design: Viktor Matic).
Leise, stimmig, feinsinnig: Für seinen
Entwurf hat Naoto Fukasawa das
Thonet-typischste aller Materialien
verwendet: massives Holz – und das
in archetypisch-universeller Form
und Bauweise.
Hervorragender Sitzkomfort:
Eine Hommage an den großartigen
­Designer Achille Castiglioni
(1918–2002) ist dieser Polsterstuhl, der eine große Auswahl an
Farbvarianten bietet (Design:
­Jean-Marie ­Massaud).
Moormann
Wogg
Thonet
CUOIO LOUNGE
suita sofa
Relaxter Minimalismus: Der
Lounge-­Chair ist ein elegantes
­Fauteuil, das durch reduzierte
­Materialien und exakte Linien­
führung zu einem Statement im
Raum wird (Design: EOOS).
Seit 25 Jahren arbeitet Vitra mit
Antonio Citterio zusammen. Neuester Beleg für diese höchst inspi­
rative Partnerschaft ist die zeitlos
­elegante Sofa-Familie für den
Wohnbereich.
Walter Knoll
MDF Italia
Vitra
Ingo Maurer gehört zu den international bekanntesten Lichtgestaltern. Der „Lichtpoet“
entwickelt und produziert seit vier Jahrzehnten
Leuchten, Lichtobjekte und Beleuchtungskonzepte: Immer dem Handwerk verpflichtet, voll
kreativer Ideen und technischer Innovationen
avancierten sie zu Meilensteinen des Lichtdesigns. 1966 erhebt Maurer mit „Bulb“ das
Leuchtmittel selbst zum Gegenstand seiner
Entwürfe und schafft damit den internationalen Durchbruch. Bis heute zieht sich die Glühbirne wie ein roter Faden durch sein Werk. Im
Februar 2010 wurde er für sein Lebenswerk
mit dem Designpreis der Bundesrepublik
Deutschland ausgezeichnet. Aus diesem Anlass zeigt das Bauhaus-Archiv/Museum für
Gestaltung eine umfassende Werkschau des
Lichtdesigners.
www.bauhaus.de
CI empfiehlt
messe
Charlotte Perriand
16. Juli bis 24. September 2010
Museum für Gestaltung, Zürich
Charlotte Perriand (1903–1999), eine der innovativsten Innenarchitektinnen und Möbelentwerferinnen des 20. Jahrhunderts, strebte
nicht nur eine Veränderung der Formen an,
sondern auch die Verbesserung sozialer Bedingungen. Nach den Stahlrohrmöbeln, die sie vor
allem in Partnerschaft mit Le Corbusier und
­Pierre Jeanneret entwickelt, bevorzugt sie das
Naturmaterial Holz, dem sie freie Formen abgewinnt. Zugleich erhalten ihre radikal-moder19.–24.01.2010
nen Fotografien, eine impulsgebende Rolle für
imm
cologne
ihr Werk.
Es entstehen grandiose Inszenierungen von am Strand oder auf Schrottplätzen geDer
erste magischen
wichtige Treffpunkt
dieMuseum
Einrichfundenen
Objekten.fürDas
tungswelt.
Etwain1.000
über
45
für Gestaltung
ZürichAussteller
bietet die aus
längst
überLändern
bieten große
Namen
und Pionierin
kreative als
fällige Möglichkeit,
diese
wichtige
Newcomer,
und Visionen
sowie und
die –
Entwerferin Trends
von Möbeln,
als Fotografin
Möglichkeit,
Kontakte
zu
knüpfen
und
Ideen
anhand der rekonstruierten großformatigen
auszutauschen.
Neben
­Fotocollagen – als
sozialinnovative
engagierteDesignideen
Frau neu
stehen
in diesem Jahr Leuchten und Textilien
zu entdecken.
im
Fokus
der
imm.
www.museum-gestaltung.ch
www.imm-cologne.de
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09
www.kunde-co.com
making room for personality
Design Peter J. Lassen
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FEATU R E
FEATU R E
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Es war in Key West, am südlichsten Zipfel der USA – gerade war ein tropischer Schauer
Was das Herz zum
Singen bringt
­n iedergegangen, aber es war warm, wir waren in Urlaubsstimmung, die Sonne kam schon
wieder heraus, durch historische Häuserzeilen funkelte das Meer. Wir hatten nichts getrunken und keine Drogen genommen und sprangen trotzdem durch die warmen Pfützen wie
Kinder, die T-Shirts durchnässt: Die reine Freude am Dasein hatte uns gepackt an diesem
wunderbaren Urlaubstag.
von Klaus Hofmeister
Aber das geht auch hierzulande, gleich hinterm Haus sogar: mit dem
immer zur Verfügung und wir müssten sie nur öfter aufsuchen? Warum
Fahrrad unterwegs, die weite Landschaft, in die wir hineinrollen, die
ist das so schwer? Ist es mit der Freude wie mit der Sonne? Sie ist im-
Felder, das Grün der Wiesen, dazu der Himmel, die Wolken, der Fahrt-
mer da, oft nur hinter Wolken verborgen?
wind im Haar, und von innen bricht Freude auf. Ein Schauer des Glücks,
vielleicht ein Jauchzen! Beim Spaziergang plötzlich dieser Blick, das
Psychologen diagnostizieren heute ein „Freudemangelsyndrom“. Ver-
­frische Grün vielleicht, das zarte Kräuseln des Sees, die Weite eines
stimmung, Depression sind prägende Grundgefühle geworden, mit er-
Sommerhimmels mit Schönwetterwolken bis zum Horizont. Oder nach
heblichen Folgen für die Gesundheit. „Viele Menschen“, sagt der ameri-
dem Waldlauf mit einem Freund: Ein warmer Sommerregen setzt ein –
kanische Psychologe Paul Pearsall, „kennen nur zwei Zustände. Sie sind
macht nichts, nass sind wir sowieso. Stattdessen genießen wir den Re-
entweder müde und gelangweilt oder gestresst und kaputt.“ Inmitten
gen wie Kinder, die mit der Zunge jeden Tropfen aufzufangen versu-
des Wohlstands hat sich eine unbestimmte Traurigkeit über das Leben
chen, aus purer Lebensfreude. In solchen Augenblicken ergreift einen
gelegt. Sie ist in der Regel nicht durch existenzielle Sorgen ausgelöst,
mehr als der „Spaß“ am Wandern, Laufen oder Fahrradfahren. Freude
meint Pearsall, sondern durch einen tiefgreifenden Verlust an Lebens-
geht tiefer. Sie ist mit einem Gefühl der Ganzheit verbunden. Ich selbst
freude. Man schätzt, dass jede vierte Erkrankung ursächlich damit zu-
und alles um mich herum, das passt im Moment der Freude einfach zu-
sammenhängt.
sammen. Die Psychoanalytikerin Verena Kast sagt: „Man fühlt sich in
der Freude dem Leben gewachsen. Man fühlt sich bedeutsam, ohne
Die psychosomatische Forschung hat auch das Gegenteil inzwischen
dass man bedeutsam sein muss.“
gut belegt, dass Freude und eine unbeschwerte Grundhaltung immunstärkend wirken. Der Körper dankt es mit Gesundheit. „Immunpower“
Freude rückt den Menschen an einen Platz im Leben, der ihm gut tut,
hat ein Mensch, der zur wahren Freude fähig ist und einen Sinn im Le-
wo er Ganzheit erlebt. Freude ist eine heilsame Lebensquelle. Ich fühle
ben sieht, selbst wenn ihm Schwierigkeiten begegnen. Was ist zu tun,
mich dann angekommen im Leben, aber zugleich für einen Moment er-
um solche schwerelosen Momente zu vermehren, wie kann ich der
hoben über der Erdenschwere. Kinder springen vor Freude in die Luft
Freude in meinem Leben den Weg ebnen?
Foto: Kay Michalak
und zeigen damit: Freude macht leicht. Freude ist, wie Friedrich Schiller
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in seiner berühmten Ode an die Freude formuliert, ein „schöner Götter-
Oft ist es so, dass wir unsere Freude-Oasen im Alltag wohl kennen, aber
funken“. Beethoven hat das im Schlusschor seiner 9. Sinfonie zum Welt-
einfach zu selten vorbeischauen. Stress, Anspannung, Verpflichtungen
hit gemacht. – Weshalb seine Heimatstadt Bonn nun das Wort „Freude“
lenken ab, es fehlt Disziplin und konsequente Planung, um sich Zeit zu
als Dachmarke für den internationalen Werbe- und Internetauftritt der
nehmen für das, was mir eigentlich gut tut. Für viele ist es die Musik,
alten Hauptstadt gewählt hat ...
die sie berührt und bewegt. Ich muss ein Instrument nicht perfekt spielen, um mit Melodien und Klängen die Seele zu wecken. Kreatives,
Wir sollten uns also öfter freuen, weil wir dann mehr in der Mitte des
handwerkliches Tun, der Umgang mit Holz, das Basteln und Gestalten,
Lebens sind. Steht uns die heilsame Lebensquelle der Freude im Grunde
das Schreiben vielleicht, etwas Schaffen machen Freude. Auch die Be-
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www.piure.de
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FEATU R E
gegnung mit der Natur: Im eigenen Garten etwas wachsen und blühen
Sich regelmäßig Momente der Freude zu schaffen, stärkt Persönlichkeit,
zu sehen kann zu dieser heilsamen Quelle führen. Solche Tätigkeiten
Wohlbefinden und Gesundheit. So wie wir Vitamine nehmen für die Ge-
sind oft verbunden mit einem vollkommenen Eintauchen in das, was
sundheit, können wir uns bewusst daran machen, unser eigener Freu-
ich tue. Wie ein Maler an der Staffelei, der die Zeit vergisst. Andere erle-
de-Regisseur zu werden. Ich selbst bin ein großer Freund der kultivier-
ben es beim Klettern, beim Musizieren, bei einer Schachpartie oder
ten Vorfreude. An einem dunklen Winterabend mit Familie oder
beim Monopoly mit den Kindern. Man kommt danach wieder in die
Freunden eine gemeinsame Unternehmung oder einen Urlaub zu pla-
„Wirklichkeit“ zurück und stellt erstaunt fest: die Stunden sind vergan-
nen kann ich sehr genießen. Vorfreude sei die größte Freude, sagt der
gen wie ein Wimpernschlag. So im Einklang zu sein, so ganz vertieft,
Volksmund. Unbelastet vom Planungs-, Pack- und Aufbruchsstress der
kann eine wunderbare Erfahrung sein.
konkreten Reise einfach in Bildern zu schwelgen, Emotionen vorwegzunehmen, Sehnsucht auszuleben, ist für mich unverzichtbar. Auch gilt
Wenn Menschen Freude erfahren, künstlerisch oder kreativ sind, und
es, die Gegenwart von Bedenkenträgern, Zweiflern und Nörglern mei-
sei es beim Kochen oder Gestalten der Wohnung, dann beobachten Psy-
den. Freudlosigkeit ist ungemein ansteckend. Das zeigen Forschungen.
chologen einen interessanten Zustand: In der Freude wird unser Geist
Freude zu schenken dagegen vervielfacht die „good vibrations“. Erfah-
„unspezifisch aktiviert“. Wir sind weltzugewandter, sind interessiert,
rungsgemäß kommt immer etwas zurück. Ein Schriftsteller hat einmal
spielerisch, können überraschende Einfälle haben, unser Sprachzent-
­gesagt, dass Engel deshalb fliegen können, weil sie sich selbst nicht so
rum im Hirn assoziiert leichter, und wir sind sozialer, offener gegenüber
ernst nehmen. Wer über sich und seine Schrullen lachen kann, kommt
anderen Menschen. Ein ganzer Strauß von positiven Effekten rankt sich
der Leichtigkeit des Seins ebenfalls näher. Ein sehr simpler Trick für
aus wissenschaftlicher Sicht um die Freude.
­positive Emotionen, der gut erforscht ist, ist es, öfter zu lächeln. Das
­stimuliert die einschlägigen Stimmungsareale im Gehirn. Negative
Um sie zu stärken empfiehlt die Psychoanalytikerin Verena Kast, eine
Stimmung lässt kann ich auch durch Aktivität bannen. Ich zwinge
„Freudenbiografie“ zu schreiben und folgenden Fragen nachzugehen:
mich, trotz Trägheit, in einen Film zu gehen oder Musik zu hören, und
Wo und wie war die Freude in meiner Kindheit, in welchen Situationen
meine Stimmung wird sich verbessern. Eine nachhaltige Aufwärtsspira-
erlebte ich die Leichtigkeit des Lebens damals, wann zog sich die Freude
le in Richtung Freude setzt nachweislich auch die Meditation in Gang.
vielleicht zurück, womit ließ sie sich locken? Oft verschwindet die Freu-
In der Stille bekomme ich Abstand zu emotionalem und körperlichem
de aus dem Leben, wenn Perfektionismus, Angepasstheit, Liebsein do-
Stress, richte die Aufmerksamkeit nicht auf Begierden und Wünsche,
minieren. In einer Freudenbiografie wäre schließlich die Frage: Wie geht
sondern lebe mit Achtsamkeit den gegenwärtigen Moment.
es meiner Freude heute? Ist sie wohlgenährt, kommt sie zu ihrem
Recht? Oder finde ich sie abgemagert, unterkühlt und krank vor? Das
Damit lassen sich auch im Alltag viele kleine Freuden „pflücken“, wie
ist kein Grund zur Resignation, denn ich kann selber sehr viel tun, um
Blumen auf einer Sommerwiese. Die warme Sonne auf der Haut beim
die Freude wieder in den Vordergrund meines Lebens zu holen.
Warten auf den verspäteten Zug. Die Lust zu merken, wie routiniert mir
im Beruf Dinge von der Hand gehen, die früher so viel Energie kosteten.
Freude gehört wie Zufriedenheit und Interesse zu den positiven Emotio-
Die schlichte Freude, morgens aufzustehen und zu merken: ich fühle
nen, auf die sich die psychologische Forschung in den letzten Jahren
mich wohl, ich bin gesund. Es ist wie mit den schwangeren Frauen. Wer
konzentriert hat. Auch kleine Momente der Freude wirken demnach
selbst ein Kind erwartet, sieht plötzlich viele schwangere Frauen. Wenn
langfristig positiv. Sie erleichtern Beziehungen, fördern Kreativität und
ich die Spurensuche nach der Freude im eigenen Leben bewusst auf-
Intelligenzleistungen, stärken die körperliche Gesundheit und verbes-
nehme, spürt ich gleich viel öfter, wie das Herz aufgeht. Manchmal sind
sern die Qualität unserer psychischen Fähigkeiten, besonders der soge-
es so kleine Dinge, wie die Blüte, die mir beim Vorbeigehen durch den
nannten „Resilienz“, also der Widerstandskraft bei Problemen. Man hat
Zaun hindurch zugrüßt.
sogar erhoben, in welchem Verhältnis positive zu negativen Emotionen
stehen müssen, damit ein Mensch „erblüht“ und seine Potenziale aus-
Für die Spurensuche nach den tieferen Quellen der Freude im Leben,
schöpft. Der Umschlagpunkt liegt bei einem Verhältnis von 3:1 positiver
empfiehlt sich ein schlichter Leitsatz: Hör auf das, was dein Herz zum
zu negativen Emotionen. Mit einem Bild gesagt: Die Seele lässt sich –
Singen bringt! Das kann verschüttet sein. Aber es ist da. Was dein Herz
wie ein Segelboot – am besten dann durch die Wellen des Lebens len-
zum Singen bringt ist oft nah angesiedelt bei dem, was dem Leben Sinn
ken, wenn der Mast der positiven Gefühle dreimal länger ist als der Kiel
gibt. Freude und Sinn sind Geschwister. Wer ihren Grund gefunden hat,
der negativen Emotionen. Wer dauerhaft nur im Verhältnis 1:1 segelt,
hat – wie der Grieche Archimedes sagt – den Punkt, von dem aus er die
zeigt Anzeichen von Depression, so die Ergebnisse der sogenannten „Po-
Welt aus den Angeln heben kann ...
sitiven Psychologie“.
Klaus Hofmeister (Jahrgang 1960) ist katholischer Theologe und
Journalist. Er arbeitet als Redakteur für Kirche und Religion beim
Hessischen Rundfunk in Frankfurt und moderiert dort bei hr1 die
Sendung „Start am Sonntag“.
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Piure. Besinnung auf das Wesentliche.
la dolce
lifestyle
„Der Schöpfer hat Italien nach Entwürfen von Michelangelo gemacht“, notierte einst Mark Twain. Das will
man gern glauben, denn auch italienisches Design schreibt seit Jahrhunderten Geschichte. Nicht zuletzt,
weil dort die Le­bensfreude kulturell tief verwurzelt ist und italienische Designer diese Stimmung immer wieder mit enthusiastischer Kreativität umsetzen. In unserer Fotostory wollen wir Ihnen dieses Lebensgefühl
visuell und textlich näher bringen.
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ITALI EN – WOH N K L AS S I K E R
Kleine Motorroller – Motorettas – brausen laut­
stark durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Darüber: Wäscheleinen, die von Haus zu
Haus gespannt sind. An der Tür des Lebensmittelladens diskutieren Inhaber und Kundin
wild gestikulierend über die Gemüsepreise,
während vor dem kleinen Caffè nebenan zwei
alte Herren ihren heißen Espresso trinken und
entspannt das Treiben auf der Straße genießen. Diese ausgedachte Szenerie kommt einem realistischen Gemälde über Italien gleich.
Und doch trifft sie punktgenau ins Schwarze
oder besser: ins Grün-Weiß-Rote. Betriebsame
Hektik und die hohe Kunst des Müßiggangs
sind wesentliche Ingredienzien italienischer
Lebensfreude. Auf den Punkt gebracht mit der
Bezeichnung „La dolce vita“: das süße Leben.
Vorherige Doppelseite: Die Tischleuchte „Lumiere 05“
von Foscarini (Design: Rodolfo Dordoni, 1990) ist ein echter Lichtblick – und ein echter Klassiker. Auch dank ihres
intensiven, warmen und diffusen Lichtes.
Futuristisch und überaus bequem: Im Jahr 1964 entwarf
Joe Colombo für Comfort den ausladenden Sessel „Elda“.
Dem kleinen Tisch „Fontana“ von Fontana Arte (Design:
Pietro Chiesa, 1932) aus gebogenem und geschliffenem
Glas (15 mm) merkt man sein Alter nicht an.
Oben: Sattelfest ist der schwarze Rennradsitz „Sella“ von
Zanotta (Design: Achille und Pier Giacomo Castiglioni,
1957) mit seiner Stützstange aus rosa lackiertem Stahl
und dem Fuß aus massivem Gusseisen.
Doppelt Starck, doppelt schön: Die Tischleuchte „Ara’“
(Flos) und den Sessel „Lord Yo“ (Driade) hat Philippe
Starck für die italienischen Labels entworfen.
Rechts: Ein Traum in Blau ist der Sessel „Azul“ von Edra
(Design: Fernando und Humberto Campana, 1993), für
den nicht weniger als 650 Meter Seil verwoben wurden.
„Beständige“ Lichtleistung und ästhetische Perfektion
­bietet die Leuchte „Costanza“ von Luceplan (Design:
­Paolo Rizzatto, 1986).
1967 definierte Giancarlo Piretti den Klappstuhl neu.
­Ergebnis: der monogelenkige „Plia“ von Haworth.
Diese Philosophie ist besonders prägend für
das italienische Design, dessen Stil weltbekannt und -berühmt ist. Guter Geschmack und
ein besonders ausgeprägter Sinn für Ästhetik,
verbunden mit dem Bestreben, ständig neue
Anregungen und Inspirationen zu suchen. „La
dolce vita“ heißt gleichzeitig „La dolce Lifestyle“. Das hat eine lange Tradition. Bereits die
einflussreiche Familie de’ Medici im Renaissance-Italien umgab sich besonders gern mit
schönen Dingen, sammelte sie und förderte
dabei ganz bewusst die drei Schwesterkünste
Architektur, Malerei und Bildhauerei und im
Zuge dessen Künstler, deren Namen auch im
21. Jahrhundert noch klingen: Michelangelo,
Sandro Botticelli oder Leonardo da Vinci – um
nur einige zu nennen.
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ITALI EN – WOH N KL ASSI KER
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Vollendete Kunst und solides Handwerk – in
versteht sich als interdisziplinäres Arbeitsge-
Italien ist das die Basis für originelles Design:
biet, das wie selbstverständlich die Raum- und
„Die Selbstverständlichkeit einer engen Bin-
Möbelgestaltung sowie die Entwicklung von
dung zwischen zweckgebundenen und zweck-
Alltagsgegenständen beinhaltet.
Großes Bild: Der aufblasbare Sessel „Blow“ von
Zanotta (Design: De Pas/D’Urbino/Lomazzi, 1967)
ist einer der prominentesten Vertreter für Italiens
­„Radical Design“ der 60er-Jahre.
Klassischer Sitzkomfort seit 1957: Der Stuhl „Superleggera“ von Cassina (Design: Gio Ponti).
Zeitlose Eleganz: Die Standleuchte „Megaron Terra“
von Artemide (Design: Gianfranco Frattini, 1979) mit
indirektem Licht.
1_ „LightLight“, Alias (Design: Alberto Meda, 1984)
2_ „Quaderna“, Zanotta (Design: Superstudio, 1970)
3_ „Tour“, Fontana Arte (Design: Gae Aulenti, 1993)
4_ „Up6“ & „Up5“, B&B Italia (Design: Gaetano Pesce,
1969/Reedition 2000)
5_ „Strips“, Arflex (Design: Cini Boeri, 1968/Reedition
2003)
freien Künsten mag wesentlichen Anteil daran
gehabt haben, dass sich in Italien eine be­
Seinen Siegeszug in der modernen Design­
sondere Tradition schöpferischer Umgestal-
geschichte trat Italien nach 1945 an. Eine jun-
tung entwickeln konnte“, erläutert Architekt
ge Gestaltergeneration um Achille und Pier
Thomas Schriefers. Überhaupt ist in Italien
Giacomo Castiglioni, Marco Zanuso, Ettore
der Beruf des Architekten nicht auf das Ent-
Sottsass jr. oder Vico Magistretti entwickelte
werfen von Gebäuden beschränkt, sondern
eine neue Formensprache: „Nützlichkeit plus
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ITALI EN – WOH N KL ASSI KER
Links: Stilechte Behaglichkeit in Leder: der Armlehnstuhl „Cab No. 413“ von Cassina (Design: Mario Bellini,
1977). Der drehbare und pneumatisch höhenverstellbare ­Hocker „Bombo“ (ital.: Hummel) von Magis (Design: Stefano Giovannoni, 1997) zeichnet sich durch
seine unkonventionelle Verspieltheit aus. Leuchtikone
für den Tisch: „Atollo“ von Oluce (Design: Vico Magistretti, 1977).
Schönheit“ lautete das Credo der neuen Gene-
ßend in Serie herzustellen, während in breiten
ration. Große theoretische Fundamente und
Schichten der Bevölkerung der Wohlstand
Schubladendenken waren ihnen dabei gänz-
wuchs – und damit auch das Interesse an
lich fremd. An deren Stelle rückte die Freiheit,
„nützlichen und schönen“ Dingen. Die Herstel-
ein vielfältiges Spektrum an Ideen mit Freude
ler machten begeistert mit und hatten den
auszuprobieren und zu verwirklichen. Dabei
Mut zum Experiment. Sie ließen selbst gewag-
kam ihnen technologischer Fortschritt und
te Entwürfe risikofreudig und ohne Erfolgs­
wirtschaftlicher Aufschwung zugute. Denn auf
garantie produzieren: „Wenn die Menschen
einmal gab es die Möglichkeit, mit neuen
das Neue fürchten, lasst uns ihnen noch etwas
Werkstoffen zu experimentieren und anschlie-
Neueres geben“, kommentierte Giulio Castelli.
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Oben: Klar, essenziell, raffiniert: die Halogen-Tischleuchte „Daphine“ von Lumina (Design: Tommaso
­Cimini, 1972). Edel: Im Stuhlsystem „Silver“ aus Aluminiumrohr von De Padova (Design: Vico Magistretti, 1989) wird das Sitzen zu einer echten Kostbarkeit –
geeignet auch für den Outdooreinsatz. Sticht ins
Auge, tut aber nicht weh. Im Gegenteil: Die Garderobe
„Cactus“ von Gufram (Design: Guido ­Drocco und
Franco Mello, 1972) ist ein echter Blick- und Kleiderfang.
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ITALI EN – WOH N K L AS S I K E R
ITALI EN – DESIGN ER
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Im Jahr 1949 gründete der Chemiker die Firma
Kartell, die bis heute führend in Design und
Herstellung von Kunststoffmobiliar ist.
Keine Frage: Italien ist die Design-Nation
schlechthin, die nicht nur zahlreiche Möbel-
Made in Italy
Wichtige Wegbereiter des italienischen Designs
klassiker hervorgebracht hat, sondern auch in
1_ „Seconda“, Alias (Design: Mario Botta, 1982)
2_ „Feltri“, Cassina (Design: Gaetano Pesce, 1987)
3_ „Taccia“, Flos (Design: Achille und Pier Giacomo
Castiglioni, 1962)
4_ „Alanda“, B&B Italia (Design: Paolo Piva, 1980)
punkto neuer Ideen immer wieder zu überraschen und zu überzeugen weiß. Nicht umsonst findet die wichtigste Möbelmesse der
Welt, „iSaloni“, alljährlich in Mailand statt.
Aber die Lust am Entdecken neuer Ausdrucksformen findet sich überall im Land von „La
dolce Lifestyle“. Und diese Lust ist allumfas-
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send: „Nirgendwo sonst auf der Welt findet
Mario Bellini
Achille Castiglioni
P. G. Castiglioni
Pietro Chiesa
Antonio Citterio
Joe Colombo
Rodolfo Dordoni
Pierro Lissoni
Vico Magistretti
Alberto Meda
Alessandro Mendini
Gaetano Pesce
Gio Ponti
Paolo Rizzatto
Ettore Sottsass jr.
Marco Zanuso
man eine solche Vielfalt an Konzepten und
formalen Lösungen, so viele Anwendungen
unterschiedlichster Technologien. Nirgendwo
sonst sind alle Designbereiche so vollständig
repräsentiert: von Mode über Grafik bis zu Produktdesign und Bühnenausstattung“, schreibt
Paola Antonelli, Kuratorin der Abteilung Architektur und Design des New Yorker Museum of
3
4
Modern Art, im „Design-Lexikon Italien“ (Du-
Italien: In keinem Land dieser Welt gibt es eine solche Fülle an Designern
Mont, 2002).
von Weltrang. Wir stellen Ihnen – in aller Kürze – bedeutende Pioniere und
Visionäre des italienischen Designs vor.
Italienisches Ambiente, italienischer Lifestyle
und, eng damit verknüpft, italienisches Design
taugen immer als Bühne für geschmackvolles
Ambiente in aller Welt. Dabei ist Italien nicht
nur Design-Exporteur, sondern lockt im Gegenzug auch internationale Talente und Koryphäen an. Philippe Starck, die Brüder Fernando
und Humberto Campana oder Richard Sapper
arbeiten immer wieder höchst erfolgreich für
italienische Labels. Sie komplettieren das Bild,
für das Design „made in Italy“ bis heute steht:
für eine Quelle guter und schöner Ideen, aus
denen die wahre Lebensfreude entspringt.
Eine Hommage an Joe DiMaggio, den wahrscheinlich
besten Baseballspieler aller Zeiten, ist der überdimensionale Sitzhandschuh „Joe“ von Poltronova (Design:
De Pas/D’Urbino/Lomazzi, 1971).
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_Mario Bellini (* 1935) war von 1963–1991 ChefDesignberater bei Olivetti und arbeitet für verschiedene italienische Labels. Er verfolgt einen ganzheitlichen Designansatz, der vom einfachen Gerät bis
zur Stadtplanung alles umfasst.
_Die Brüder Achille (1918–2002) und Pier Giacomo Castiglioni (1913–1968) sind untrennbar mit
der Geschichte der modernen Beleuchtung verbunden. Mit ihrem sachlichen Stil prägten sie das italienische Design der Nachkriegszeit und lieferten
bedeutende Beiträge für das Industrie- und Möbeldesign des 20. Jahrhunderts.
_Pietro Chiesa (1892–1948) eröffnete nach seinem
Studium eine Glaswerkstatt in Mailand. 1933 gründete er zusammen mit Gio Ponti Fontana.Arte, bis
heute namhafter Hersteller von Leuchten, Möbeln
und anderen Glasobjekten.
_Antonio Citterio (* 1950) gilt als Visionär in der
Anwendung neuer Materialien und Techniken (siehe
Porträt auf Seite 30)
_Joe Colombo (1930–1971) verstand sich als Desig­
ner von morgen. Seine futuristischen Entwürfe
nannte er „Wohnmaschinen“. Sie sollten verschiedene Funktionen vereinen und sich den architektonischen Gegebenheiten anpassen.
_Rodolfo Dordoni (* 1954) ist der Auffassung, dass
Design den Gemütszustand beeinflusst. Seine klaren, sanften und detailverliebten Entwürfe bringen
das zum Ausdruck.
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_Pierro Lissoni (* 1956) hasst Objekt- und Personenkult. Seine (Gegen-)Entwürfe tragen das Merkmal einer „stillen“ Qualität.
_Vico Magistretti (1920–2006), der Grand­seigneur
des italienischen Nachkriegsdesigns, ist ein erklärter Gegner formaler Exzesse und schnelllebiger
Ideen. Stattdessen fordert er feinsinniges Design,
das über Jahre Bestand hat.
_Alberto Meda (* 1945) ist gelernter Maschinenbauer. Für ihn beginnt jedes Projekt mit einer kons­
truktiven Idee. Als Inspirationsquelle dienen ihm
neue Technologien, die er klug und kreativ interpretiert.
_ Alessandro Mendini (* 1931) verfolgte in den
60er-Jahren seriöse Design- und Architekturprojekte, wendete sich später aber einer fremdartigen und
oft undurchschaubaren Formensprache zu, die ihn
zu einer schillernden und widersprüchlichen Figur
der alternativen Designkultur werden ließ.
_Gaetano Pesce (* 1939) war erst Künstler und
wechselte später zum Design. Für ihn sind Bedeutung und Wirkung eines Objektes wichtiger als die
bloße Funktion.
_Gio Ponti (1891–1979) ist Mitbegründer des Labels Fontana.Arte. Oft wird er als der erste italienische Designer überhaupt bezeichnet, weil er bereits
ab 1920 ein umfassendes Verständnis von Produktgestaltung an den Tag legte.
_Paolo Rizzatto (* 1941) kombiniert für seine Möbel und Leuchten ganz verschiedene Materialien,
Typen und Denkweisen zu einer komplex-minimalistischen Verdichtung.
_Ettore Sottsass jr. (1917–2007) lehnte den „langweiligen Formalismus“ des Rationalismus ab und
experimentierte mit laminatbeschichteten Möbeln
und neongrellem Fiberglas. Sein Credo: Die Form
ist nicht Selbstzweck, sondern Basis für Wechsel­
beziehungen mit ihrem Benutzer.
_Marco Zanuso (1916–2001) experimentierte mit
Schaumgummi und elastischem Gewebe der Firma
Pirelli und trat neben seinen praktischen Arbeiten
für verschiedene Hersteller auch als Publizist in den
Zeitschriften „Domus“ und „Casabella“ hervor.
In den 60er-Jahren wurden viele italienische Designer von der gesellschaftlichen Aufbruchstimmung
erfasst und begegneten überkommenen Gestaltungsvorstellungen und -doktrinen mit ihrer Idee
von Anti-Design und Radical Design. In Gruppen wie
Superstudio, De Pas/D’Urbino/Lomazzi oder Studio 65 zusammengeschlossen, traten sie mit ihren
teils utopischen Entwürfen für eine Veränderung
der Wohn- und Konsumwelt ein.
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ITALI ENS KÜC H E
viva italia
Mangiare, mangiare
VitaFlowchairVitaFlowcha
Spaghetti alle vongole
1 kg frische Muscheln • ½ Zitrone • 1 Zwiebel,
4 Zehen frischer Knoblauch • 2 Bund glatte
­Petersilie • 400 g Spaghetti • 5 EL Olivenöl • 2 EL Butter • ¼ l Weißwein • Salz • Pfeffer
Vorbereitete Muscheln im Weißwein
aufkochen, ca. 5 Minuten garen, bis
sich alle Muscheln öffnen (ungeöffnete bitte wegwerfen). Muscheln abkühlen lassen, Sud durchsieben.
Spaghetti bissfest garen. Zwiebel,
Knoblauchzehen und Petersilie fein hacken, in 3 EL Olivenöl andünsten, mit
dem Sud ablöschen und einkochen.
Muscheln in der Sauce heiß werden
lassen (Achtung: nicht mehr kochen!).
2 EL Zitronensaft und Butter einrühren, salzen und pfeffern. Muscheln in
Sauce und Spaghetti sowie 2 EL Olivenöl mischen, herzhaft aus der Mühle pfeffern, mit gehackter Petersilie
bestreuen.
Ossobuco e Risotto
alla milanese
4 Kalbshaxenscheiben (3 cm dick) • 1 Markknochen • 3 Karotten • 4 Stangen Staudensellerie 8 Strauchtomaten • 2 Bio-Zitronen • 4 Zwiebeln
12 Zehen frischer Knoblauch • 3 Bund glatte
­Petersilie • einige Stängel Oregano • einige Stängel Thymian • 3 Lorbeer­blätter • 75 g frisch ger.
Parmesan • 350 g Vialone-Reis • 5 EL Olivenöl
8 EL Butter • ¼ l Weißwein • 1¼ l Brühe • Salz Pfeffer • Safran
Karotten, Staudensellerie, 3 Zwiebeln
und 6 Knoblauchzehen in kleine Würfel
schneiden. Im Bräter bei geringer Hitze
4 EL Butter schmelzen. Wenn das Gemüse sachte angeschmort ist, den
Topf vom Feuer nehmen.
Die Kalbshaxenscheiben rund binden,
salzen, pfeffern und mit Mehl bestäuben. In 5 EL Olivenöl von allen Seiten
bei mäßiger Hitze anbraten. Jetzt die
Tomaten häuten, entkernen und in grobe Stücke schneiden. Ein Bund Petersilie grob hacken, die Blättchen von
Thymian- und Oreganostängeln zupfen.
Sind die Haxenscheiben gut gebräunt,
werden sie auf das Gemüse in den Bräter gelegt. Den Backofen auf 175° C
vorheizen. Bratensatz mit ¼ l Weißwein
loskochen und bis auf 5 EL einkochen.
Mit Brühe auffüllen, alle vorbereiteten
Kräuter sowie die Lorbeerblätter und
die Tomatenstücke dazugeben. Aufkochen, salzen und pfeffern.
Die Sauce über die Haxen gießen,
Deckel auflegen und im Backofen mind.
2 Stunden schmoren. Ab und zu mit
Brühe übergießen.
Für das Risotto das Mark aus dem
Knochen drücken und genauso wie die
Zwiebel fein würfeln. In zwei EL Butter Mark- und Zwiebelwürfel glasig
schmoren. Reis einstreuen und so lange unter Rühren anbraten, bis dieser
glasig ist. Mit einer Kelle Brühe ablöschen und weiter rühren. Dieses fortwährend wiederholen. Zwischendurch
Safranfäden mit wenig kochendem
Wasser übergießen und nach ¼ Stunde
zum Risotto geben. Wenn der VialoneReis nach weiteren 10 Minuten gar ist,
3 EL Butter und den Parmesan unterrühren. Salzen und pfeffern.
Während das Risotto noch ein
paar Minuten nachquillt, kann eine Gremolata vorbereitet werden. Dazu wird
die Schale von 2 Zitronen fein gerieben,
Petersilie und die restlichen Knoblauchzehen fein gehackt und alles vermischt. Anrichten.
Panna cotta
500 g Sahne • 1 Vanilleschote • 50 g Zucker 2 Blatt Gelatine • frische Beeren
Gelatine vorbereiten, Sahne mit Vanillemark und -stange sowie dem Zucker
langsam zum Kochen bringen. ¼ Stunde
köcheln lassen, dann die Gelatine tropf­
nass hinzugeben und auflösen. Sahnecreme in kleine Förmchen füllen und
mind. 3 Stunden im Kühlschrank fest
werden lassen. Mit den Beeren servieren.
FLOWCHAIR, FLOWARMCHAIR Design: J.M.Massaud
Mindestens genauso berühmt wie das italienische Design ist die italienische
­Küche — und auch das voll und ganz zu Recht. Hier sind drei klassische
­Gerichte zum Nachkochen und Genießen. Buon appetio!
MDFItalia SpA - via Morimondo 5/7 - Milano - Italy - tel +39 02 81804100 [email protected]
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fotowettbewerb
Mein Weg ins
VitraHaus
Werden Sie kreativ!
Die gewinne:
Dafür ist kein Weg zu weit: Das VitraHaus in Weil am Rhein
ist ein außergewöhnlicher Erlebnis- und Erfahrungsraum
für gutes Wohnen. Seit der Eröffnung im Februar haben sich
bereits über 100.000 Besucher davon überzeugt. Überzeugen
Sie sich doch auch, indem Sie Ihren Sommerurlaub mit einem
kreativen Schlenker ins VitraHaus, Architektur Herzog &
DeMeuron, abrunden. Gerade jetzt lohnt es sich besonders:
Denn mit dem Wettbewerb „Mein Weg ins VitraHaus“ der
creativen inneneinrichter können Sie mit Ihrem Ein­f alls­
reichtum und jeder Menge Spaß viele attraktive Preise gewinnen.
Wie das geht?
Ganz
einfach! Mit Ihrem lebendigen, bunten,
spritzigen, seriösen, abgedrehten oder abenteuer­
lustigen, in jedem Fall aber originellen und individu­
ellen Weg ins VitraHaus.
1. Organic Chair
(Charles Eames & Eero
Saarinen, 1940)
Was Sie machen müssen? Dokumentieren und beschreiben Sie Ih­
ren Ausflug ins VitraHaus im Aktionszeitraum vom 15. Juni bis 30. Sep­
tember 2010 – ob als Fotostory, Collage oder Video. Holen Sie Ihr künstleri­
sches Talent ans Licht und laden Sie Ihren Wettbewerbsbeitrag als Datei
2. Vegetal
(Ronan & Erwan
Bouroullec, 2008)
3. Panton Chair
(Verner Panton 1959/1999)
unter www.creative-inneneinrichter.de hoch, damit auch andere ihre Bilder
bewundern und kommentieren können.
Oder Sie senden ihn einfach an info@creative–inneneinrichter.de.
Foto: Michael Jungblut
Sie fahren im Sommer nach Süddeutschland, Italien, Frankreich, Öster­
reich oder die Schweiz? Bestens! Dann kommen Sie ja sowieso am Vitra­
Was Sie davon haben? In jedem Fall ein unvergessliches Erlebnis. Aber für
Haus vorbei. Sie wissen noch nicht genau, wohin Sie verreisen? Auch
so viel künstlerischen Enthusiasmus werden die creativen inneneinrich­
gut! Wie wäre es mit einem Ausflug dahin? Aber nicht einfach nur so,
ter Sie natürlich auch belohnen. Es winken zehn attraktive Preise für
sondern mit Ihrer ganzen kreativen Energie – im Rahmen dieses Wett­
die besten Ideen plus verschiedene Sonderpreise. Und noch
bewerbs, veranstaltet von den creativen inneneinrichern in Zusam­
mehr: Alle Mitspieler können einen „Panton Chair“ in Origi­
menarbeit mit dem VitraHaus.
4.–6. Sitzgurt: Chairless
(Alejandro Aravena, 2010)
7.–10. Buch: Project Vitra
nalgröße oder einen von 199 „Miniatur Panton Chairs“
gewinnen.
Also: Werden Sie kreativ!
Detaillierte Teilnahmebedingungen, Anmeldeformalitäten und noch mehr
Informationen zum Wettbewerb finden Sie im
CI-Portal unter www.creative-inneneinrichter.de
oder bei Ihrem creativen inneneinrichter!
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DESIGN-I NSI D E R
DESIGN-I NSI DER
Signore
„cento percento“
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Antonio Citterio umgibt sich fast ausschließlich mit eigenem Design. Kein Problem, denn er
hat schon alles entworfen, was Menschen in ihren Wohn- und Arbeitsräumen umgibt: Vom
Essbesteck bis zur Sanitäreinrichtung, von der Türklinke bis zum Sofa, von der Leuchte bis
zum Schreibtisch. Genau genommen entwirft er sogar die Gebäude, in denen er lebt und arbeitet, selbst. Antonio Citterio ist Architekt und Designer – und alles zu 100 Prozent.
01
Antonio Citterio
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Geboren 1950 im italienischen Meda, wo viele
ner Objekte wird Citterio auch als Erneuerer
Harmonie von Hülle und Innenraum muss
namhafte Möbelhersteller produzieren. Schon
der Moderne bezeichnet. Gleich zweimal be­
stimmen. Und so werden neben Möbeln,
sein Vater besaß eine Möbelwerkstatt und
kam er den bedeutenden Compasso d’Oro ver­
Leuchten und Alltagsgegenständen eben auch
brachte ihn früh mit dem Handwerk in Berüh­
liehen: 1987 für das Sofa „Sity“ von B&B Italia,
Wohnanlagen oder Industriegelände entwi­
rung. Als Fünfjähriger bekam er dort eine klei­
das aus einer Reihe unterschiedlicher, indivi­
ckelt. Rund 40 Mitarbeiter realisieren in Citte­
ne Werkbank und durfte mit Holz arbeiten. Mit
duell gruppierbarer Polsterelemente besteht.
rios Büros in Mailand und Hamburg unzählige
13 Jahren entwarf er seinen ersten Prototypen,
1995 für den Rollwagen „Mobil“ von Kartell,
Aufträge.
mit 18 erhielt er eine Auszeichnung für ein
den er in Zusammenarbeit mit Glen Oliver
Schranksystem. Bis heute hat ihn der Geruch
Löw entworfen hat. Zu seinen Klassikern gehö­
Citterios Entwürfe haben es in alle wichtigen
von Holz nicht losgelassen und bis heute ar­
ren auch die ergonomischen Bürostühle der
Kunstmuseen dieser Welt geschafft und wur­
beitet er gerne mit den Händen. Früh hat er
„Antonio Citterio Collection" von Vitra.
den mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt mit dem
auch die Besessenheit entwickelt, mit der er
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01_Sinnbild für flexibles Arbeiten: „Ad Hoc Office“ von Vitra. 02_Höchste Qualität
auf zwei Ebenen: Beistelltisch „Carlotta Tavolini“ von Flexform. 03_Leicht, flexibel,
geschmackvoll: Aufbewahrungssystem „Mobil“ von Kartell, hier in der Variante
mit vier Behältern auf Füßen. 04_Perfekter Sitz, nicht nur für längere Meetings:
Bürostuhl „Iuta“ von B&B Italia. 05_Zeitlose Eleganz: Sofa „Diesis“ von B&B Italia.
06_Elegante Ausstrahlung und kompromisslose Funktionalität: „AC 4“ von Vitra.
07_Urgemütlich und optimal entspannt: „J.J.“ von B&B Italia.
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red dot award: best of the best 2009 für den
Sachlich, vernünftig, unspektakulär
Bürostuhl „AC 4“ von Vitra. Sein „Spoon Chair“
Bis heute arbeitet er eng mit B&B Italia, Kartell
von Kartell und die Fernsehwand „Flat C“ von
Architekt und Designer wollte er eigentlich
und Vitra zusammen. Aber auch Labels wie
B&B Italia wurden auf der diesjährigen imm
immer werden. Ein kurzer Ausflug in die Psy­
Flexform, Iittala, Hermann Miller, Flos, Belux
cologne schon als Möbelklassiker des 21. Jahr­
chologie war schon nach zwei Monaten been­
oder Artemide schätzen seinen Perfektionis­
hunderts gefeiert. Ein Klassiker ist auch die
det – das Fach war ihm nicht greifbar genug. Es
mus bis ins kleinste Detail. Inspiriert von sei­
Leuchte „Kelvin T“ von Flos.
folgte ein Architekturstudium am Polytechni­
nem großen Vorbild Charles Eames geht es im­
kum in Mailand. 1972 machte er seinen Ab­
mer zuallererst um die Frage, was ein Produkt
Bei allem Erfolg ist der Italiener bescheiden ge­
schluss und eröffnete noch im selben Jahr mit
leisten soll, denn Citterio ist Pragmatiker:
blieben. Dass viele Menschen unwissend Stü­
Paolo Nava ein Studio in Lissone. Ein Jahr spä­
sachlich, vernünftig, unspektakulär. Findet er
cke von ihm besitzen, stört ihn nicht. Stolz auf
ter begann eine intensive Zusammenarbeit
für ein technisches Problem keine Lösung, gibt
seine Arbeit ist er auch nicht, nur glücklich,
mit B&B Italia. 1979 entstand das Sofa „Diesis“,
es eben keinen neuen Citterio-Stuhl. Die Pro­
wenn das Resultat stimmt. Manchmal benei­
das mit der strikten Trennung von Gestell und
dukte kommen nur auf den Markt, wenn sie
det er sogar andere Designer um ihre genialen
Polsterteilen an die Klassiker der 20er-Jahre er­
ihm wirklich gefallen. Da ist er kompromiss­
Einfälle, wie seinen Freund Michele de Lucchi
innert.
los. Schließlich hat er schon so viel entworfen.
um die „Tolomeo“-Leuchte von Artemide. Auf­
Beweisen muss er nichts mehr.
hören ist für den 60-Jährigen übrigens noch
all seine Projekte umsetzt.
Klare Linien, einfache geometrische Formen,
kein Thema. Er ist zu neugierig und es drängt
optische Leichtigkeit – das ist der typische Cit­
Im Jahr 1999 eröffnete er mit Patricia Viel „An­
ihn, neue Wege zu gehen. Bei aller Betriebsam­
terio-Stil. Nicht spektakulär und markant,
tonio Citterio and Partners“, ein multidiszipli­
keit kommt der Müßiggang allerdings nicht zu
sondern zeitlos und innovativ ist sein Design.
näres Studio für Architektur, Industrie- und
kurz: Antonio Citterio liebt ein ausgedehntes
Von Anfang an hat Citterio die Anwendung
Grafikdesign. Bei seinen Entwürfen steht der
Frühstück am Morgen und ein Glas Wein am
neuer Materialien und Techniken als einen
Raum als Ganzes im Fokus seiner Überlegun­
Abend – selbstverständlich am eigens entwor­
wesentlichen Aspekt modernen Designs be­
gen. Er geht von innen nach außen, von der
fenen Tisch. Denn seine Möbel gestaltet er im­
griffen. Mit der eleganten Formensprache sei­
Funktion der Räume zum ganzen Haus. Die
mer so, als würde er sie für sich selbst machen.
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OFFIC E
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Weitsichtig geplante Bürostrukturen und ­eine
motivierende Arbeitsatmosphäre sind beste
Voraussetzungen, um Wachstum zu schaffen
und auf Dauer zu bewältigen. Zum Beispiel
beim Immobilienunternehmen DeWAG – von
Beginn an begleitet durch das Stuttgarter ciHaus Fleiner Objekt + Office.
Die DeWAG Management GmbH steht für eine
echte Erfolgsstory: Innerhalb kurzer Zeit hat
sich das Immobilienunternehmen aus kleinen
Anfängen zu einer bedeutenden Adresse der
Branche entwickelt (s. Kasten Seite 35). Aus
dem 1999 noch fünfköpfigen Team sind heute
rund 65 Mitarbeiter allein am zentralen Büro­
standort Stuttgart geworden. Die damit ver­
bundenen räumlichen Anforderungen löste
die DeWAG durch einen Quantensprung: mit
dem Umzug in das vom renommierten Berli­
ner Architekturbüro Hascher Jehle entworfene
Büro- und Geschäftshaus „Scala“ am Kleinen
Schlossplatz im Stuttgarter Stadtzentrum.
Hier bot sich die Möglichkeit, insgesamt in
zwei kurz aufeinander folgenden Schritten
ARBEITEN HEUTE
rund 1.800 Quadratmeter Fläche in Top-Lage
Aus Freude an Funktion
und Farbe
ganz nach eigenen Maßstäben zu gestalten.
Klare Zielvorstellungen
Drei Aspekte standen dabei besonders im Vor­
dergrund: „Wir wollten ein großzügiges und
repräsentatives Büro, das Transparenz und
Kommunikationsfreude vermittelt. Die Innen­
einrichtung sollte erkennbar unser Corporate
Design widerspiegeln. Und vor allem wollten
wir natürlich bestmögliche Arbeitsbedingun­
Lichte Weite für klare Gedanken: Hier ist Raum für
Kommunikation und Konzentration. Das USM Möbel­
bausystem Haller ist aus ersten Anfängen heraus
­ständig mit gewachsen.
gen für unsere Mitarbeiter“, fasst Marke­
tingleiterin Cinthia Buchheister zusammen.
Dem damit betrauten Team gehörten neben
Cinthia Buchheister als Koordinatorin das
Stuttgarter ci-Haus Fleiner Objekt + Office, die
Farb- und Stilberaterin Jutta Frank sowie ein
Architekt der DeWAG an.
Produktiv im Open Space
Offen und freundlich wirkt schon der reprä­
sentative Empfang mit einem von Fleiner In­
nenausbau individuell gestalteten Tresen und
einladender Wartezone. Und dieser Eindruck
setzt sich fort. Räumlich ist an die Stelle der
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OFFIC E
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früheren Einzelbüros eine moderne OpenSpace-Lösung getreten. Hier sitzen die Mitar­
LEIDENSCHAFT ZUR PERFEKTION
beiter in interdisziplinären Projektteams zu­
So geht Büro heute
Unterteilung im Großraum sorgen dekorative
sammen. Für eine optische und akustische
Paneelvorhänge. Sie können je nach Bedarf
verschoben werden, wovon auch rege Ge­
brauch gemacht wird, wie Cinthia Buchheister
betont. Für besonders konzentriertes Arbeiten
finden die Mitarbeiter darüber hinaus absolu­
te Ruhe in vier unterschiedlich gestalteten
Denkerzellen – wahlweise in entspannter Ar­
beitshaltung oder am vollwertigen, mit einem
Rechner ausgestatteten Arbeitsplatz.
Inspiration durch Farbe
Der Unternehmensfarbe Blau, die sich nahezu
durchgehend im Bodenbelag wieder findet,
wurden gezielt farbliche Akzente gegenüber­
gestellt, die für eine atmosphärische Aufla­
dung sorgen: Die hellen Orange-Töne der mo­
bilen Paneelvorhänge strahlen Inspiration und
Lebensfreude aus. Jede der Denkerzellen bietet
den Benutzern eine unterschiedliche Farb­
stimmung – vom frischen Grün, das für Har­
monie und Wachstum steht, bis hin zu einem
Moderne Büros müssen flexibel sein, kom­
munikativ, mobil, effizient und vernetzt.
Und für Kunden wie Mitarbeiter setzt die
Gestaltung der Arbeitsräume ein klares
Signal bezüglich Haltung und Umgang im
Miteinander. Ob es um kleine oder ganz
große Lösungen geht, um scheinbar „einfa­
che“ oder komplexe Aufgaben: Das Einrich­
ten effizienter Büros erfordert den geschul­
ten Blick für das Ganze wie fürs Detail — und
das Denken über den Tag hinaus.
Das hier beschriebene DeWAG-Office zeigt
beispielhaft, wie die Erfahrung und das
Know-how des creativen inneneinrichters
zu langfristig erfolgreichen Lösungen füh­
ren. In diesem Fall hat das Stuttgarter ciHaus Fleiner Objekt + Office seinen Kun­
den von Beginn an über mehr als zehn
Jahre und mehrere Erweiterungsschritte
hinweg begleitet. „Es kam darauf an, Struk­
turen zu schaffen und weiterzuentwickeln,
die mit dem Unternehmen wachsen kön­
nen und zugleich dauerhaft die Anforde­
rungen hinsichtlich Atmosphäre, Effizienz
und Corporate Identity erfüllen“, so Flei­
ner-Geschäftsführer Michael Steck.
In einem solchen Prozess erleichtert das
Selbstverständnis der creativen innenein­
richter als kompetente Partner, ordnende
Hand und Problemlöser ihren Kunden das
Leben. Denn sie beraten nicht nur herstel­
lerunabhängig bei Möblierung, Ergonomie,
Licht und Akustik, sondern lassen für Pla­
nung, Umsetzung und Produkte nur höchs­
te Qualitäts- und Designmaßstäbe gelten.
Auch in die Auswahl und Dimensionierung
geeigneter Räume werden sie vielfach
schon im Vorfeld mit eingebunden. So ist
sichergestellt, dass jede Lösung die Vor­
stellungen des Kunden voll und ganz ab­
bildet — als ein Original von hohem Ge­
brauchswert und zeitloser Ästhetik.
ruhigen Braunton. „So können unsere Mitar­
beiter je nach Tagesform ihre Arbeitsumge­
bung wählen“, erläutert Cinthia Buchheister.
Darüber hinaus wurden im Rahmen des Pro­
jekts drei Konferenzräume und Chefzimmer
eingerichtet; die Herausforderung der Archi­
vierung umfangreicher Akten wurde durch ein
Raum sparendes Rollregalsystem gelöst. „Wir
sind auch nach inzwischen längerer Nutzung
Eine wichtige Rolle spielte für die DeWAG
die Farbgestaltung. „Farbe ist kein Zufall
und keine reine Geschmackssache, son­
dern objektivier- und begründbar. Deshalb
gehe ich analytisch und strukturiert vor,
um ein passendes Farbkonzept zu entwi­
ckeln“, erläutert Jutta Frank, die das Pro­
jekt als Farbberaterin begleitete. „Hier ha­
be ich die Vorgaben von Fleiner zugrunde
gelegt, um mein Farbkonzept zu planen.
Denn ein gutes Farbkonzept wird nicht von
oben draufgestülpt, sondern berücksich­
tigt die Kundenwünsche.“
Wünsche erkennen, Visionen Gestalt ge­
ben und so ein fühlbares Mehr an Lebensund Arbeitsqualität zu ermöglichen. So
verstehen die creativen inneneinrichter ih­
re Aufgabe — und in diesem Geist gestalten
sie seit rund 35 Jahren harmonische Wohnund Lebensräume zum Wohlfühlen, ebenso
wie effiziente Bürowelten modernsten Zu­
schnitts.
immer noch sehr zufrieden mit den neuen
Räumen.“
Dabei hat es sich ausgezahlt, von Anfang an
auf Qualität zu setzen: „Die DeWAG ist ein
Musterbeispiel dafür, wie ein Möbelsystem
über Jahre und Jahrzehnte mit einem Unter­
nehmen mitwachsen kann“, unterstreicht Mi­
chael Steck von Fleiner Objekt + Office, der die
DeWAG seit ihren Anfängen begleitet. So konn­
ten die schon zu Gründung angeschafften ers­
ten Bausteine des USM Möbelbausystems Hal­
ler problemlos in die heutige ergänzte und
ausgebaute Ausstattung integriert werden. So
macht Wachstum Freude.
Die DeWAG erwirbt, betreibt und entwickelt Wohnanlagen, Mehrfamilien­
häuser und Reihenhaussiedlungen im gesamten Gebiet der Bundesrepublik
und hat sich innerhalb kurzer Zeit zu einer bedeutenden Adresse in der
Branche entwickelt. Derzeit hat der langfristig orientierte Immobilien­
investor und Asset-Manager mehr als 14.000 Wohnungen im Bestand. Das
Stuttgarter ci-Haus Fleiner Objekt + Office betreut das Unternehmen seit
seiner Gründung im Jahr 1999.
Großzügiger Empfang: Besucher wie Mitarbeiter fühlen
sich hier gleichermaßen wohl. In der gemütlichen War­
tezone und im Konferenzraum, am Gruppenarbeitsplatz
oder in der Denkerzelle kommt jeder zu seinem Recht.
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STORY
STORY
Witz und
Sinn
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ren älter, klüger und gebildeter als ich. Es blieb mir ein Rätsel, warum sie
der Klassiker der Volksminderheiten spielten eine wichtige ideologische
überhaupt diese Fortbildung und mich als Gesprächspartner brauchten.
Rolle, sie wurden jedes Jahr zügig übersetzt und in die Buchhandlungen
Der eine von ihnen, Kowalew, arbeitete als Clown in einem Wanderzir­
des weiten Landes gebracht. Zusammen mit den Werken von Lenin,
kus. Vier Monate im Jahr fuhr er mit einer Truppe versoffener Jongleure,
Marx und den dicken Bänden, die aus den Federn der politischen Füh­
unglücklicher Frauen und malader Tiere durch die russischen Städte
rung stammten, bildeten die Klassiker der Minderheiten den Kanon der
und schenkte den dortigen Kindern Freude. Das wusste ich aus seinen
großen sozialistischen Literatur. Während die Politbücher trockene Na­
Erzählungen, immer wieder wenn wir uns trafen, erzählte Kowalew vom
men hatten, trugen die Werke der Minderheiten romantische Titel wie:
Zirkus. Mit eigenen Augen haben wir sein Programm nie gesehen, er trat,
„Das Herz der Wüste", „Die Herrscher der Steppe" oder „Der weiße Vogel
glaube ich, in Moskau nicht auf.
der Freiheit". Diese Werke übersetzte Gusman mit großer Sachlichkeit
Nach seinen Erzählungen bestand sein Programm aus sicheren Lach­
und Mühe ins Russische. Er fuhr zu den jeweiligen Klassikern hin, um
Gute Witze haben oft etwas mit dem Tod zu tun. Je trauriger der Anlass,
nummern, die alle darauf beruhten, dass der Clown Kowalew die ande­
vor Ort die Natur zu studieren und seine Sprachkenntnisse zu verbes­
desto lauter wird gelacht. Die Kinder, die noch zu jung zum Mitleiden
ren Artisten bei der Erfüllung ihrer Pflicht störte. Er schubste zum Bei­
sern. Oft kamen die Klassiker auch zu ihm nach Moskau, sie brachten
sind, machen nicht selten die besten Witze. Einmal erzählte mir mein
spiel den Jongleur oder er riss ihm im Vorbeilaufen eine Fackel aus der
Cognac und Wein mit, manche in Flaschen und manche sogar in Kanis­
Sohn einen Super-Grundschulwitz: „Eine Fliege fliegt durch das Netz ei­
Hand, versuchte sich dann mit der Fackel eine Zigarette anzuzünden
tern, je nachdem wie groß bereits der Ruhm des jeweiligen Klassikers
ner Spinne. ,Na warte’, ruft die Spinne ihr hinterher, ,morgen kriege ich
und wurde daraufhin aus einem Schlauch mit Wasser begossen. Bei ei­
war. Die Klassiker wohnten bei Gusman und kochten süße, fette, aber
dich!’ – ,Haha! Ich bin eine Eintagsfliege!’ summt die Fliege höhnisch
nem anderen Auftritt kitzelte der Clown Kowalew die Seiltänzerin, um
unglaublich schmackhafte Gerichte ihrer nationalen Küchen, sie sangen
und verlässt mit lautem Lachen den Luftraum.“ Schon morgen wird die
sie zum Fallen zu bringen, fiel dabei jedoch selbst herunter. Auch ver­
Volkslieder, erzählten Märchen und tauchten den ganzen gusmanischen
Fliege weg sein, auch die Spinne wird nicht ewig in ihrem Netz hängen,
suchte er einem alten Pferd einen Tritt in den Hintern zu verpassen, wo­
Haushalt in exotische Gerüche und Farben ein.
der Witz bleibt aber, so lange er weiter erzählt wird, von Grundschule
bei ihm das Pferd geschickt aus dem Weg ging und der Clown immer
zu Grundschule mit immer neuen Einzelheiten, bis der Sinn des Witzes
wieder auf die Nase fiel. Das Publikum brüllte vor Lachen.
Von Wladimir Kaminer
irgendwann ganz abhanden gekommen ist und niemand mehr lacht.
Nachdem wir uns kennengelernt hatten, lud er uns jedesmal ein, wenn
es wieder darum ging, mit den Klassikern zu feiern. Diese Orgien haben
Ich muss sagen, der Clown Kowalew war mit Abstand der traurigste
immer auf Russisch stattgefunden, niemals habe ich gesehen, das Gus­
So ähnlich stelle ich mir die Schöpfung vor, sie war ursprünglich mal ein
Mensch, den ich je kennen gelernt habe. Nie sah ich ein Lächeln auf sei­
man sich mit seinen Mandanten in ihrer Sprache unterhielt. Ein Mäd­
toller Witz gewesen, dessen Sinn im Laufe der Zeit abhanden gekommen
nem Gesicht. Ihm ging es ähnlich wie vielen anderen Profis der Unter­
chen flüsterte mir einmal auf einer solchen Party zu, Gusman kenne gar
ist. Und unsere ehrenamtliche Aufgabe ist es nun, den Sinn dieses Wit­
haltungsbranche. Der Clown Kowalew war keine Ausnahme, auf seinem
keine Fremdsprachen, er schreibe alle Bücher einfach selbst, nach Ab­
zes zu verstehen, denn wer sonst soll das machen, wenn nicht die Men­
Gesicht hatte sich ein immergleicher Ausdruck festgefressen: eine Mi­
sprache mit dem jeweiligen Klassiker, der ihm kurz und knapp eine Idee,
schen? Wir sind doch die Spezies mit Humor.
schung aus höflichem Interesse und ekelnder Abneigung.
einen Plot, eine Intrige aus der Wüste schildere. Den Rest mache Gus­
Ich jedenfalls trainierte mich schon als Student, Witze zu verstehen.
In Mai saß er als unabhängiger Experte in der Aufnahmekommission der
lich nie ein Manuskript oder überhaupt irgendeinen Text in fremder
Mitte der Achtzigerjahre geriet ich infolge einer selbst gewollten Fortbil­
Moskauer Zirkusschule und lud uns, mich und den Kollegen Gusman,
Sprache auf seinem Schreibtisch gesehen. Ich glaube, Gusman war für
dung in ein Seminar der Moskauer Kunsthochschule: "Die Bedeutung
den Dritten in unserer Runde, ein, als stille Zeugen teilzunehmen. Für
die gesamte große sozialistische Literatur zuständig, auch die Polit­
der Satire und des Humors beim Aufbau der sozialistischen Gesell­
mich wurde das zu einer unvergesslichen Erfahrung. Kowalew saß wie
schinken.
schaft". Humor war damals bei uns ein hochpolitisches Thema, allein
eine Sphinx in den Prüfungen, obwohl manche Bewerber sehr talentiert
schon der Name des Kurses klang wie eine Provokation. Es gab wenig zu
und gut drauf waren. Wenn die Vorsprechenden Langweiliges zeigten,
Unser aktiver Gedankenaustausch in den Achtzigerjahren bestand
lachen beim Aufbau der sozialistischen Gesellschaft. Dementsprechend
schaute Kowalew angewidert zur Seite und sagte höflich „Danke. Der
hauptsächlich daraus, dass wir uns fast ein Jahr lang an jedem Wochen­
untergründig wurde unser Seminar organisiert. Eine öffentliche Präsen­
Nächste bitte." Wenn aber der Vorsprechende es schaffte, ein Feuerwerk
ende zusammensetzten, Alkohol tranken und Karten spielten. Dabei er­
tation der Arbeiten zum Thema Humor war nicht vorgesehen. Studen­
vom Witz und Freude zu entfalten, kaute Kowalew an der Unterlippe,
zählten wir uns blöde Witze mit politischem Hintergrund. Gleichzeitig
ten, die sich für dieses abwegige Thema interessierten, konnten einan­
machte ein kleines Kreuz auf dem Papierchen und sagte: „Lustig. Der
dachten wir über den Witz nach, in dem wir alle steckten, das ganze
der durch Austausch der Referate kennen lernen. Der geschah indirekt
Nächste bitte.“ Er sagte aber dieses „Lustig" mit der gleichen angewidert-
Land, die Welt, das Sonnensystem. Der Sinn des Witzes sei eigentlich
über eine zweite unsichtbare Hand. Man schrieb einen kurzen Aufsatz
traurigen Stimme, so als ob der talentierte Abiturient ihm gerade auf die
klar, aber schwer zu beschreiben, philosophierte Clown Kowalew. Das ist
zu einem humoristischen Thema, für das man sich besonders interes­
Stiefel gekotzt hätte.
wie beim Pferdetreten, meinte er. Man lacht wie blöd, kann aber im
man selbst – und das Geld werde dann gerecht geteilt. Ich habe tatsäch­
sierte und schob das Referat in eine Holzkiste, die auf der vierten Etage
Nachhinein nicht erklären, was daran so komisch ist.
Gusman und ich lachten uns bei den Aufnahmeprüfungen schlapp. Gus­
bekam man per Post die Kontaktdaten von zwei weiteren Personen, die
man war eine Seele von Mensch. Von sich erzählte er, er sei ein freier
sich dem gleichen oder einem ähnlichem Thema gewidmet hatten. Ver­
Schriftsteller, genau genommen ein Übersetzer gewesen, und würde vier
bunden damit war die Anweisung, Kontakt mit diesen Personen aufzu­
oder fünf Sprachen können: Usbekisch, Kasachisch, Turkmenisch und
nehmen, "zwecks gegenseitiger Bereicherung und Gedankenaustausch".
Mein Aufsatz hieß: „Die Selbsttötung als Mittel der satirischen Übertrei­
bung am Beispiel des Theaterstücks ‚Der Selbstmörder‘ von Nikolai Erd­
mann. Meine Gesprächspartner, die ich über die Kiste vermittelt bekam,
waren keine Jünglinge und in Sachen Humor mehr als erfahren. Sie wa­
Illustration: Anja Schnaars
der Kunstwissenschaften neben der Männertoilette stand. Wenig später
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
Tadschikisch, fast alle Sprachen der zentralasiatischen Völker. Die Sow­
jetunion war nicht nur eine Diktatur des Proletariats sondern auch ein
internationales Bündnis der Völker, in dem keine Minderheit schlechter
behandelt werden durfte als die andere. Jede Minderheit sollte ihre Dich­
ter und Denker haben, ihre Klassiker, die den Alltag der einfachen Bau­
ern, Viehzüchter, Imker, Baumwollpflücker usw. verewigten. Die Werke
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
Wladimir Kaminer interpretiert das Thema „Freude“ fürs CI-Magazin
auf seine ganz eigene Art. 1967 in Moskau geboren, lebt Kaminer seit
1990 als freier Schriftsteller in Berlin. Jüngere Werke sind „Mein Leben im
Schrebergarten“ und „Es gab keinen Sex im Sozialismus: Legenden und
Missverständnisse des vorigen Jahrhunderts“.
SELECTED
39
se
„Bolle“
Kleine Einzeltische formieren sich zu einer attraktiven
Gruppe. Bei „Bolle“ von Living Divani wurden von der ­
Air Design Group runde Stahlplatten (Ø 30 cm) miteinander
verschweißt und mit leicht unterschiedlich langen Stahl­
rohrbeinen versehen. „Bolle“ gibt es in verschiedenen Farben
­lackiert für ca. 810,− (81 x 60 cm, 41 cm H) bzw. 990,− Euro
(81 x 75 cm, 41 cm H). ´ (ci)
e
t
d
c
le
05
06
01
01 „OVERDYED SIDE CHAIR“,
„CUSHION POUFFE“, „MONTANA
MODULE“ Besser als mit diesem
Dreiergespann geht’s fast nicht: Holen
Sie sich ein spannendes (oder entspannendes!) Buch aus dem in vielen Farben und unzähligen Kombinationen
­erhältlichen Montana-Module-System
(Design: Peter J. Lassen, Preis auf Anfrage) – es kann auch ruhig ganz oben
stehen, wofür gibt es die praktische Leiter? – und nehmen Sie Platz auf dem
„Overdyed Side Chair“ (ca. 360,– Euro)
Der Sommer ist da, das Thermometer steigt und damit unsere Stimmung. Wenn das kein
Grund zur Freude ist. Lassen Sie einfach die Sonne in Haus und Garten – mit temperamentvollen Einrichtungsideen für drinnen und drauSSen, die wir Ihnen wärmstens empfehlen. Die mit „ci“ gekennzeichneten Produkte gibt’s beim creativen inneneinrichter.
02
aus der „Camp Collection“ von Moroso
und Diesel. Seine besondere VintageOptik entsteht durch Färben und Entfärben, also durch eine besondere „Wischtechnik“, bei der die natürliche Maserung des Holzes zur Geltung kommt.
Legen Sie nun Ihre Füße auf den
„Cushion Ottoman“ von Linteloo (Design: Mossi Lab, ca. 550,– Euro) und
genießen Sie ein ungestörtes Lesevergnügen. ´ (ci)
02
„R5.5 AUTOMATIC“ Rado
knüpft an den Erfolg der r5.5-Kollek­
tion an und präsentiert nun die Erweiterung: die „r5.5 Automatic“. Sie zeugt
von der beständig erfolgreichen Zusammenarbeit von Rado und Designer
Jasper Morrison, der die Leidenschaft,
Philosophie und den Enthusiasmus Rados für High-tech-Keramik teilt. Ca.
1.850,– Euro. ´ (Fachhandel)
03 „KACHNAR II“ Singh Mann entwarf „Kachnar II“ für Driade. Viele Blätter aus versilbertem Messing fügen sich
nahtlos aneinander und bilden diese
eindrucksvolle Schale (Ø 40 cm) zum
Preis von ca. 800,– Euro. ´ (ci)
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
03
04 „haven“ Mit diesem Sofa haben
die Designer Volker Claesson, Eero Koivisto und Ola Rune voll ins Schwarze
getroffen. Ob mit Kissen für den Innenbereich (ca. 6.000,– Euro) oder in entsprechender Ausführung für den Außenbereich (ca. 8.160,– Euro) – „Haven“ von Paola Lenti macht immer eine
gute Figur. ´ (ci)
04
05 „VINTAGE-service“ Die Arbeiten von Nina Levett, die sich auf Ornamente und Muster spezialisiert hat,
sind dekorativ, aufregend und spannungsgeladen. In die Reihe der Luxusprodukte aus der Hand der Wiener
Künstlerin und Designerin – Tapeten,
Textilien, Mode ... – , gehört auch dieses
Vintage-Geschirr. Die Kanne ist für
450,– Euro erhältlich, der einzelne Teller und die Vase kosten jeweils 200,–
Euro. ´ (www.ninalevett.com)
06 „dodo“ Mal nicht Schaukelpferd,
sondern Schaukelvogel: der aus der
Magis „Me Too“-Kollektion für Kinder
zwischen zwei und sechs Jahren stammende wippende Vogel von Oiva Toikka. „Dodo“ sorgt nicht nur im Kinderzimmer für Vergnügen, sondern macht
dank seines aus Polyethylen gefertigten
Körpers auch im Garten eine gute Figur.
Ca. 140,– Euro. ´ (ci)
40
SELECTED
SELECTED
LESEN
Wie eine Blume im
Wind − einzigartig
königlich ist diese Royal-Delft-Vase von
Moooi, (Design Front). Die ungewöhnliche
Form entstand mit Hilfe digitaler Tech­
niken, bei denen traditionelle Male­
rei auf einen neuen Ansatz des
Keramikdesigns trifft. Ca.
690,− Euro. ´ (ci)
07
01
05
03
02
04
08
06
Da geht Design- und Architekturbegeisterten das Herz auf: 01 AUSGEZEICHNETE INNENARCHITEKTUR – 30 mit dem Deutschen Innenarchitekturpreis ausgezeichnete Projekte mit Fotos, Architektenplänen und erläuternden Texten aus unterschiedlichen Bereichen. (Callwey Verlag, 49,95 Euro) 02 DESIGN ATLAS –
Enrico Morteo entwirft ein breites Panorama der Designwelt von 1850 bis heute und gibt mit seinem Verständnis Perspektiven auf das Design von morgen.
(Dumont Verlag, 24,95 Euro) 03 MATERIAL DESIGN – Hier wird eindrucksvoll dargestellt, wie Innovationen aus der Materialforschung in die
Architekturanwendung importiert werden können. (Birkhäuser Verlag, 49,90 Euro) 04 GREEN ARCHITECTURE NOW! – Umweltschutz ist ein allgegenwärtiges Thema. Das Werk stellt Architekten, Künstler und Firmen vor, die auf diesem neuen Weg ökologische Pionierarbeit geleistet haben, und untersucht die Ästhetik
der Gebäude. (Taschen Verlag, 30,– Euro) 05 MODERNE MÖBEL – 150 Jahre Möbeldesign – Kunst im Alltag. Ein umfangreiches Standardwerk für jeden, der
etwas für guten Stil übrig hat. (h.f.ullmann publishing, 49,95 Euro) 06 COLLECTION OFFICES – Dieser Band zeigt die spannendsten architektonischen
Entwürfe, von Kleineinheiten bis hin zu Hochhäusern mit über 100 Stockwerken. Besonderes Augenmerk galt bei der Auswahl der Vielfalt der gezeigten
Bürotypen. (Braun Publishing, 68,– Euro) 07 SIMPLICITY – Immer mehr Menschen sehnen sich nach einem bewussten, einfachen Lebensstil. Genau das ist
auch die Philosophie von Mark und Sally Bailey. Inspiration für alle Wohnbereiche mit stimmungsvollen Fotografien von Debi Treloar. (DVA Verlag, 29,95 Euro)
08 WOHNEN ZWISCHEN DRINNEN UND DRAUSSEN – Intensiv wohnen in offenen Innenräumen und an geschützten Außenplätzen. Wintergärten,
Terrassen und andere fantasievolle Refugien – 50 Beispiele mit brillanten Fotos. (DVA Verlag, 39,95 Euro)
01 „BLOW“ Der Lounge-Sessel von
Hay (Design: Foersom/Hiort-Lorenzen)
ist in seiner Erscheinung und Konstruktion eine Reminiszenz an den klassischen Sitzsack. Wie dieser besteht er
ausschließlich aus einem Überzug und
dem Füllmaterial, zeichnet sich aber
wegen der Verwendung eines festeren
Schaumstoffs durch Stabilität und besonderen Sitzkomfort aus. In verschiedenen Farben für ca. 1.120,– Euro. ´ (ci)
„blow
Away“
02 „The Hand of the Archi­
tect“ ist ein Katalogbuch von Mole-
01 „LOG II“ Der aus vier Einzeltischen
zusammengesetzte Couchtisch von Linteloo (Design: Roderick Vos) hat ein mit
Epoxidharz beschichtetes Stahlgestell.
Die strukturierte geräucherte Eichen-
02
41
02 „caruso“ Der vielfach prämierte Musik-Wunderwürfel von T+A Elektroakustik, bietet überragende Qualität
für jede Musikquelle. Den Sound von
UKW-Radio, CD, Internetradio, Netzwerk-Musikserver, USB-Medienspeicher, MP3-Player und iPod bringt er
über seine eingebauten Lautsprechersysteme direkt ins Ohr! Drei Verstärker
mit je 50 Watt Leistung sind außerdem
an die Lautsprecherchassis gekoppelt.
Preis: 1.990,– Euro. ´ Fachhandel
01
holztischplatte (120 x 120 cm) wird aus
einzelnen massiven Holzteilen gefertigt.
Naturbelassen, mit Leinöl behandelt kostet „Log II“ ca. 1.600,– Euro, in Anthrazit
farbig gebeizt 1.750,– Euro. ´ (ci)
Living & Classics
03
skine mit 378 farbigen Entwürfen und
Zeichnungen von international anerkannten Architekten. Preis: 49,90 Euro.
´ Bezugsquellen unter www.moleskine.
com oder www.authentics.de
03 „kast“ Das Staumöbel von
Maarten van Severen für Vitra ist modular aufgebaut und präsentiert sich in
02
01
der Basisversion als Sideboard. Um
zwei Holzkisten und ein Grundmodul
ergänzt, entsteht daraus eine RegalWandschrank-Kombination, deren Schie­
betüren klassisch-elegant proportioniert
sind und Optimismus verströmen. Die
Beine sind aus Edelstahlrohr und einzeln nivellierbar, die Regalböden aus
Aluminiumprofil, die Seitenwände aus
MDF und die Schiebetüren aus pulverbeschichtetem Aluminiumblech. Die
hier abgebildete Version kostet 6.100,–
Euro. ´ (ci)
04
„print“ Zeitschriftenständer in
unverwechselbarer Optik von Casamania
(Design: Scavuzzo/Lombardo), aus Methacrylat – transparent oder deckglänzend in verschiedenen Farben, für ca.
150,– Euro. ´ (ci)
75 Jahre S 285
Design
Marcel Breuer
1935
S 411
Design Thonet
1932
04
S 64
Design Marcel Breuer
1929/30
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
THONET GmbH Michael-Thonet-Straße 1, D-35066 Frankenberg, Tel. +49-64 51-508-119, Fax +49-64 51-508-128, [email protected], www.thonet.eu
42
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klassiker neu
interpretiert
01
02
Die Geniestreiche des Möbeldesigns werden
niemals alt. Im Gegenteil: Mit wohldosierten
Aktualisierungen halten sorgsame Hersteller
den Geist ihrer Schöpfer lebendig.
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01 „dondolo“ In dem außergewöhnlichen
Schaukelsessel von Living Divani (Design: Piero Lissoni) werden Sie sich wie in Abrahams Schoß fühlen.
Er ist aus erstklassigem Holz, in Kombination mit entweder hochwertigem Stoffbezug, strapazierfähigem
Objekt-Leder oder exklusivem Kernleder, hergestellt.
Und keine Angst: „Dondolo“ kommt niemals ins Rutschen, denn seine Kufen sind mit Anti-Rutsch-GummiInsert versehen. Drei Ausführungen sind möglich: aus
Nussbaumholz, ebenholzfarbig – poliert mit transparentem Lack – oder in Hydrofarbe weiß lackiert ab ca.
2.400,– Euro. ´ (ci)
03
Firma
02 „WOGG 49“ Flexibel und leicht ist das neueste
Behältermöbel mit Rollfront von Wogg, gestaltet mit
dem Atelier Oï. Innovativ: die gekerbte AluminiumVerbundplatte und das eigens entwickelte und patentierte Führungselement mit Rollen, die nicht fixiert,
sondern aufgeklebt sind. „Wogg 49“ gibt es in drei
Breiten und fünf Korpusfarben, mit Rollfronten in Alu
und Weiß ab ca. 3.690,– Euro. ´ (ci)
„LC2“ Das Metallgestell der von Cassina
exklusiv produzierten Design-Ikonen gibt
es nun in sieben weiteren Farben – kombinierbar mit zahlreichen Stoffen. Das ist
Vielseitigkeit im authentischen Sinne des
legendären „Erfinders“ Le Corbusier.
Preise ab 2.750,– Euro. ´ (ci)
03 „carry“ Manche mögen’s bunt. Und natürlich.
So wie mit der modisch legeren Tasche „Carry“ aus 5
mm starkem Wollfilz mit zwei Tragegriffen. Entworfen
von Bernadette Ehmanns und gefertigt von Hey-Sign
gibt es sie in sage und schreibe 36 (!) fröhlichen Farben. „Carry“ besticht durch ihre funktionale Form und
vor allem durch den von Hey-Sign verarbeiteten Filz,
der luftdurchlässig, abriebfest und formbeständig ist.
Sie kostet 85,– Euro. ´ (ci)
04 „SWEET 102“ Das Gervasoni-Sofa – entworfen
von Paola Navone – besticht durch 270 cm Länge,
125 cm Tiefe und sein naturbelassenes handgeflochtenes Material, den so genannten Riesencalamus. Wer
das Besondere sucht, ist hiermit bestens bedient. Ausgewählte Stoffe lassen keine Wünsche offen und bieten die Möglichkeit, mit dem außergewöhnlichen
Flechtmaterial spannungsreiche Inszenierungen zu
erzeugen. Inklusive der fünf Rückenkissen ist „Sweet
102“ ab ca. 3.720,– Euro zu haben. ´ (ci)
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C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
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*14 Cent/Min. aus dem Festnetz; max. 42 Cent/Min. aus dem Mobilfunk
43
„VITRA LOUNGE CHAIR“ Die neue, größere Version folgt ­den
seit dem Entwurf von Charles & Ray Eames (1956) veränderten
menschlichen Maßen. Preis inkl. Ottomane ab ca. 5.500,– Euro. ´ (ci)
„PLASTIC CHAIR“ Wieder in Serienfertigung bei Vitra: die gepolsterten Kunststoffschalen. In dreizehn bzw. acht Farben für Stoffe
und Propylenschalen. Preise ab ca. 390,– Euro („Plastic Chair“) bzw.
ab ca. 530,– Euro („Plastic Armchair“). ´ (ci)
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
CRÉATION BAUMANN LINE | ELEMENT
44
S E L E CTE D
SELECTED
„aguapé“
01
Den klangvollen Namen
der brasilianischen
Wasser­blume gaben die
Designer Fernando and
Humberto Campana die­
sem Sessel von Edra. Dicke,
per Laser geschnittene Leder­
flächen werden aufwändig zu
dem opulenten Sitz zusammenge­
fügt, getragen von filigranen
Beinen. In Natur, weiß,
rosa oder hellgrün kostet
„Aguapé“ ca. 6.610,−
Euro. ´ (ci)
01
02
01 „TABLE BENCH CHAIR“ Inspiriert von den Sitzen in einer Tokioter
Metrolinie entwarf Sam Hecht für Established & Sons die „Table Bench Chair“Modellreihe, die mehrere Sitzgelegenheiten und Funktionen in einem Möbel
verbindet. Sie ist in drei Versionen lieferbar. Die hier abgebildete besteht aus
einer durchgehenden Eichenholzplatte,
die zusammen mit dem traditionell
dampfgebogenen Buchenholzrahmen
Sitz- und Tischfunktion bietet. Ein ästhetisches Möbelstück, nicht nur für Puristen. Preis ab ca. 1.720,– Euro. ´ (ci)
03 „MP MINI“ Der „MP“-Tisch von
Montana wird jetzt ergänzt von „MP
Mini“-Tischen (Design Peter J. Lassen,
Joakim Lassen). Die Café-, Couch- und
Wohnzimmertische mit runden, rechteckigen oder ovalen Tischplatten verbinden schlichtes Design mit fröhlichen
Farben – wie hier der „Power Purple“
(45 cm hoch, ab ca. 500,– Euro). ´ (ci)
45
01 „FORTEBRACCIO TAVOLO“ Ihre innovativen Gelenke gestatten der
neuen Tischleuchte von Luceplan (Design: Alberto Meda und Paolo Rizzatto)
fließende Bewegungen auch in extreme
und ungewöhnliche Stellungen. Mit dem
auffälligen Griff am Leuchtenkopf lässt
sich die „Tavolo“ nach Bedarf präzise
ausrichten. Preis: ca. 240,– Euro. ´ (ci)
03 „360° container“ Rundum
beweglich: Für Magis gestaltete Konstantin Grcic die 360°-Arbeitsmöbelfamilie, die sich besonders für flexible Arbeitsplätze, (beispielsweise hinter dem
Rezeptionstresen eines Hotels oder an
Messeständen) eignen. Neben zwei
Stühlen und einem Tisch gehört auch
dieser Container dazu. Die Schubladen
sind an einer Stange angeordnet und
lassen sich nach allen Seiten drehen.
Die Stange dient auch als Griff, um den
Container bequem verschieben zu können. In verschiedenen Farben, ab ca.
440,– Euro. ´ (ci)
03
02 „TOOLS-PFANNE“ Iittala’s ToolsSerie, für viele der Rolls-Royce der
Kochgeschirre, wurde um eine ToolsPfanne (Ø 28 cm, ca. 140,– Euro) erweitert, die Hobbyköche durch ihre Ceratec-Beschichtung zu Profis werden
lässt. ´ (ci)
04 „standing wire lamp“ Mit
einem Schrank aus Abbruchholz
schloss der niederländische Designer
Piet Hein Eek sein Studium an der Design Academy in Eindhoven ab. In einer
Zeit des „Überflusses“ wählt er einfaches Material und schlichtes Design,
um Möbel, Beleuchtung und Zubehör
für Gebäudeeinrichtungen zu kreieren.
Sein eigenständiges Materialkonzept
macht jedes seiner Produkte exklusiv –
so wie auch diese Drahtleuchte mit
Schirmen aus Krawattenseide. Zu haben ist sie in den Größen Small (66 cm
Höhe) und Large (1,44 m) für ca. 580,–
bzw. 620,– Euro. ´ (ci)
02
02 „NOTO 282“ Ausgezeichnetes
Design zum tollen Preis. Der Druckkugelschreiber von Lamy sucht als „Made
in Germany“ seinesgleichen. Entwickelt
wurde er von dem weltweit bekannten
Designer Naoto Fukasawa. „noto 282“
gibt es in Schwarz, Blau und Orange. Er
kostet 4,50 Euro. ´ Fachhandel
03
Deutschland: Création Baumann GmbH | Dietzenbach
Österreich: Wohnkultur Leopold Inspirations | Linz
Schweiz: Création Baumann | Weberei und Färberei AG | Langenthal
www.creationbaumann.com
04
04
04 „hocker“ Mit seiner intuitiven
und gleichermaßen selbstverständlichen Form repräsentiert „Hocker“ von
Vitra die konzeptuelle Arbeitsweise der
beiden bekannten Baseler Architekten
Herzog & de Meuron. Er ist aus massivem Birkenholz gefertigt (421 mm
hoch, 395 x 229 mm breit)
und weiß
lasiert oder dunkelbraun gebeizt zum
Preis von 1.046,– Euro erhältlich. ´ (ci)
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
HÖREN 2
01
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01 MAVIS – Ashley Beed und Darren Morris begannen ihr Projekt „Mavis“, als sie Platten der Stax-Legende Mavis
Staples und die Staple Singers hörten. Davon beeindruckt, nahmen sie direkt ein Instrumentalstück auf und vertrauten
es im vergangenen Jahr ausgewählten Vokal-Talenten aus aller Welt an, die ihm jeweils eine neue, eigene Note gaben.
02 JOSHUA – Geschichten auf ihre Art zu erzählen gilt als die Stärke der Jazzsängerin Fjoralba Turku. Ob mit traditionellen albanischen Liebesliedern, mit Standards oder eigenen Texten und Kompositionen. Mit ihrem „Fjoralba Turku
Quartet“ hat sie Begleiter gefunden, die sich ideal darauf einstellen können. Nicht nur für Jazzfans ein Genuss.
03 VIOLIN AND VOICE – HILARY HAHN – Emotion, Leidenschaft und Virtuosität verleihen der Musik von Johann
Sebastian Bach, dargeboten von der Geigerin Hilary Hahn, der Sopranistin Christine Schäfer, dem Bariton Matthias
Goerne und dem Münchner Kammerorchester, eine besondere Intensität. Macht Lust auf mehr. 04 NOBODY KNOWS
– Erstmals stellt sich Olivia Trummer, bekannt für ihr ausgereiftes Klavierspiel und raffinierte musikalische Einfälle, auf
ihrem dritten Album auch als Sängerin vor. „Nobody knows“ enthält vier Songs, die die noch junge Musikerin bestechend selbstverständlich interpretiert. Wunderbar.
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
se
46
SELECTED OUTD O O R
SELECTED
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lected
outdoor
Die Garten- und Terrassensaison ist eröffnet. Und warum die
Welt im Grünen nicht genauso schön und komfortabel ausstatten
wie drinnen? Die hier vorgestellten Outdoor-Möbel und -Accessoires geben Anregungen für die schönste Jahreszeit.
Shanghai
Asiatischer Charme pur: der Sonnenschirm von Stern-Möbel. Allerdings ist er
nicht aus Papier und Bambus, sondern hat
ein Gestell aus Aluminium mit Kurbel und
Knicker und einen Bezug aus Polyester.
Es gibt ihn in acht Farben für ca. 150,–
Euro (Ø 2,50 m, ohne Schirmständer). ´
(CAIRO/ci)
HÖREN 1
01
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04
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05
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Hörfreude für „Lesefaule“: 01 DER MANN SCHLÄFT – Es könnte keine bessere Interpretin für Sibylle Bergs Roman geben als Katja Riemann. Gekonnt liest sie
die Geschichte einer Frau, der der Mann ihres Lebens auf Reisen abhanden kommt. 6 CDs 02 ZWEI UND DIESELBE – WIE VIEL VON MIR BIN ICH? – Als
Jenna nach einem Unfall aufwacht, erinnert sie sich an nichts. Eine folgenschwere Entscheidung ist der einzige Schlüssel zu ihrer Identität. Anna Carlssons facettenreiche Lesung geht direkt unter die Haut. 4 CDs 03 DIE SCHULD DES TAGES AN DIE NACHT – Die Sehnsucht der beiden Liebenden Jonas und Emilie spiegelt das über Jahrzehnte hinweg dramatische Verhältnis von Orient und Okzident wider. Ein literarischer Hochgenuss, gelesen von Matthias Brandt, einem der renommiertesten Hörbuchsprecher. 6 CDs 04 GEBRATENE STÖRCHE – Ein Hörbuch voller stürmischer Kapitalismuskritik, seltsamer Kunstprojekte,
Schlachtfeste, Besuche beim Vatikan, Tierrettungen, Weihnachtsessen und natürlich gebratener Störche – gelesen vom Autor Toni Mahoni selbst mit seinem breiten Berliner Dialekt und seiner rauchigen Stimme. 4 CDs 05 HINTERLAND – Feridun Zaimoglu spinnt den Hörer mit seiner eindringlichen Interpretation in ein
Gewebe aus Emotionen und Träumen ein und erzählt doch immer wieder „nur" von der Liebe. 6 CDs 06 SÜCHTIG NACH DEM STURM – Norman Ollestad berichtet von der einzigartigen Beziehung zu seinem Vater, der das Risiko anzog wie ein Magnet, dessen Willenskraft und Passion ihn aber immer wieder verzauberten. Till Demtrøder verleiht der Geschichte mit seiner markanten Stimme den besonderen Kick. 5 CDs
Play
Hightech trifft Handarbeit: Der brandneue, von Philippe Starck für DEDON
entworfene Stuhl ist elastisch und strapazierfähig, extrem leicht und stapelbar.
Es gibt ihn, allerdings erst ab September,
in verschiedenen Farb- und Materialkombinationen für ca. 320,– Euro. ´ (ci)
02
Barcelona
Weiß steht für Leichtigkeit und Anmut. Und
leicht und anmutig kommt jetzt auch die
Barcelona-Kollektion von Richard Frinier,
ein DEDON-Klassiker, daher. Es gibt sie nun
in der Farbe Chalk. Der Beistelltisch mit eingelassener satinierter Glasplatte gehört dazu, er ist für ca. 610,– Euro zu haben. ´ (ci)
Dania Bierkasten
Der altbewährte Bierkasten kommt in dieser
exklusiven Teak-Ausführung von Skagerak
Denmark (Design: Havnens Snedkeri) wieder
zu Ehren. Er nimmt 12 Standard-Bierflaschen
oder 24 Dosen auf, macht sich aber ebenso
gut, wenn er mit Gemüse oder Obst befüllt
wird. Dania kostet ca. 79,– Euro. ´ (CAIRO/ci)
1009 Club Sofa
Sehr filigran erscheint die vom Mailänder Desig­
ner Prospero Rasulo entworfene 1009-Club-Outdoorkollektion – bestehend aus Sofa und Sessel
– von Zanotta. Ihr Rahmen aus lackiertem Stahl
und das Geflecht aus PVC-Draht mit innerer Verstärkung aus braunem Nylon trotzen allen Regenschauern. Das zarte Flechtwerk kann um ein
Sitzkissen aus Polyurethan ergänzt werden. Das
Sofa gibt es ab ca. 2.845,– Euro. ´ (ci)
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
„booktower“
01
„Booktower“ (Eichefurnier Natur oder schwarz
gebeizt) wurde von Samuel Chan in vier Größen
für Linteloo konzipiert. „Booktower II“ (Abbildung)
z. B. ist 45 x 45 x 100 cm groß. Das Besondere: Bei
allen Modellen ist jede
Seite anders aufgeteilt.
„Booktower II“ kostet
ca. 1.495,− Euro
(Natur) bzw.
ca. 1.595,− Euro
(Schwarz). ´
(ci)
01 „daphne“ Es braucht nicht viel
Phantasie für die Vorstellung, wie imposant „Daphne“ gefüllt mit prallen
Dahlien und alten Rosen wirkt. Die
mundgeblasenen Schönheiten von Driade, entworfen von Guiseppe Chigiotti,
gibt es in drei verschiedenen Ausführungen: „Daphne I“ in Grau (links,
Ø 30,5 cm, 25 cm H, ca. 210,– Euro),
„Daphne II“ (nicht im Bild) in Grün
(Ø 25 cm, 35 cm H, ca. 200,– Euro)
und „Daphne III“ in Blau (rechts, Ø 19
cm, 40 cm H, ca. 158,– Euro). ´ (ci)
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
­02 „SPUN LIGHT T1“ Die Tischleuchte (Design: Sebastian Wrong) wurde ursprünglich für das Londoner Unternehmen Drove Ltd. entworfen, wird
aber seit 2003 vom Leuchtenspezialisten Flos produziert. Die Form und das
lackierte Metall in Schwarz oder Weiß
glänzend bzw. in Dunkelbraun matt machen ihre Eleganz aus. Eine Diffusorscheibe aus sandgestrahltem Glas auf
der Oberseite sorgt für ein blendfreies
Licht. Der Preis: ca. 730,– Euro (Aluminium glänzend: 874,– Euro). ´ (ci)
­03 „farah“ Modernes Design, ausgewählte Materialien und höchste Manufakturqualität kennzeichnen alle Produkte von e15, dem Hersteller dieses
Sideboards. Entworfen von Philipp
Mainzer, vermittelt auch „Farah“ mit der
ursprünglichen Ausstrahlung des Holzes und dem reduzierten Entwurf einen
besonderen Lebensstil. Das Sideboard
(europäische Eiche oder Nussbaum,
1,35 m oder 1,80 m lang, 67,5 cm oder
90,0 cm hoch, 45 cm tief) ist ab ca.
3.430,– Euro zu haben. ´ (ci)
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Wilhelm Wagenfeld (1900–1990) wäre am 15. April
110 Jahre alt geworden. Der Bauhausschüler zählt zu
den Pionieren des Industriedesigns. In Bremen geboren, absolvierte Wagenfeld eine Lehre im Zeichenbüro
der Bremer Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld und
besuchte zwischen 1919 und 1922 die Zeichenakademie in Hanau. 1923 wurde er als Silberschmied-Geselle am Bauhaus in Weimar aufgenommen. Bereits
ein Jahr später entstand der Entwurf für die Leuchte
„WG24“, die heute – wie alle Wagenfeld-Leuchten –
von Tecnolumen in Lizenz hergestellt wird. Die zeitlose
Tischleuchte mit der halbkugelförmigen Glasglocke
wird auch „Bauhaus-Leuchte“ genannt. Als er sich
1944 weigerte, in die NSDAP einzutreten, wurde er
als „politischer Schädling“ an die Ostfront geschickt
und geriet 1945 in russische Kriegsgefangenschaft.
1954 gründetet er in Stuttgart die „Werkstatt Wagenfeld“, die er bis 1978 betrieb. Für Wagenfeld stand nie
„seine“ Entwurfsidee, sondern der Nutzen für den
Käufer im Mittelpunkt. Seine überaus langlebigen
Produkte sind zu Design-Klassikern avanciert.
Marie Christine Dorner wird am 21. August 50.
Die Innenarchitektin und Produktdesignerin machte
1984 ihren Abschluss an der Pariser Kunsthochschule École Camondo. Danach begab sie sich auf eine
Inspirationsreise rund um die Welt und entwarf 1986
ihre erste Möbelkollektion. Ein Jahr später kehrte
Dorner nach Paris zurück und eröffnete ihr eigenes
Designstudio. Seit 1996 lebt und arbeitet sie in London. Ihr Portfolio reicht vom Einzelmöbel bis zur
kompletten Inneneinrichtung von Hotels, Geschäften
oder Restaurants. Ihre Kreativ-Devise: „Ich stelle an
die Objekte, die ich entwerfe, die gleiche Forderung
wie an meine engsten Freunde: Ich mag sie mal stark
und spritzig, mal zurückhaltend und loyal, aber immer klug.“ Besonders erwähnenswert ist ihr Stuhl
„Ivy“, den sie für Montis entworfen hat. Er ähnelt einem Blatt an einem Baum: zwei Seiten, die in einer
fließenden V-Form miteinander verbunden sind.
Karim Rashid feiert am 18. September seinen 50.
Geburtstag. Der Sohn englisch-ägyptischer Eltern wurde in Kairo geboren und wuchs in Kanada auf, wo er
Industriedesign studierte. Wegen seines zumeist glamourösen Auftretens – und seiner Vorliebe für weiße
Kleidung und wuchtige Ringe – bezeichnen ihn viele
als Popstar der Designwelt. Rashid ist einer der produktivsten Designer der Gegenwart: Über 3.000 hergestellte Entwürfe brachten ihm insgesamt rund 300
Preise ein und sind in allen wichtigen Design-Museen
ausgestellt. Sein Markenzeichen: knallig, bunt, futuristisch – wie beim Sofa „Koochy“, das er 2007 für
Zanotta entwarf. Darüber hinaus lehrt Rashid als Ehrendoktor und Gastdozent an zahlreichen Universitäten.
Mit „I want to change the world“ veröffentlichte er
2001 eine Monografie, die Motto und Manifest zugleich
ist: Design soll nicht die gegenwärtige Kultur abbilden,
sondern zu ihrer Veränderung beitragen.
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
CI-Haus ein „Store of the year“
Ausgezeichnete ci-Kompetenz: Der Hauptverband
des Deutschen Einzelhandels hat das ci-Haus
Krüger in Münster für das Konzept seines Innenstadtgeschäftes mit dem zweiten Platz des Preises
„Stores of the year 2010“ in der Kategorie „living“
belohnt. Die hochkarätig besetzte Jury beurteilte
die Geschäfte nach ihrem Innovationsgrad, dem
Kundennutzen, ihrem Wertschöpfungspotenzial,
dem Erlebniswert, ihrer Leitbildfunktion und ihrem Alleinstellungsmerkmal. Im Bild: Immanuel
und David Krüger.
Original schützt Verbraucher
Mit Nachdruck unterstützt das internationale Netzwerk der creativen inneneinrichter die so genannte „Leipziger Erklärung“, mit der sich führende Literaturschaffende unlängst gegen Plagiate
und geistigen Diebstahl wandten.
„Auch wenn sich die Leipziger Erklärung vor allem gegen Rechtsverstöße im Literaturbetrieb
richtet, so gelten ihre zentralen Aussagen uneingeschränkt auch für die Herstellung und den
Handel von illegal kopierten Möbelklassikern und
anderen geschützten Originalprodukten“, betont
Steffen Schmidt, Geschäftsführer des ci-Verbandes. Dessen Mitglieder empfehlen ihren Kunden
ausschließlich zertifizierte Originale und bieten
ihnen Sicherheit vor scheinbar günstigen
„Schnäppchen“, die sich schnell als überteuerter
Fehlkauf erweisen.
Nach Aussage des deutschen Zolls drohen dem
Käufer von Fälschungen ärgerliche Mehrkosten,
C I – DAS MAGAZI N DER C R EATIVEN I N N EN EI N R IC HTER | 02 | 10
massive Schwierigkeiten durch mangelnde Qualität
und Haltbarkeit bis hin zu Schadensersatzforderungen eines betroffenen Rechteinhabers. Originale
hingegen werden von den lizensierten Herstellern
mit großer Sorgfalt in höchster Qualität gefertigt
und sind deshalb von bleibendem, teils sogar steigendem Wert.
„Missachtung, Aushöhlung und sträfliche Verletzung
des Urheberrechts führt zur Entwertung, Aufgabe
und schließlich zum Verlust jedweder eigenständigen intellektuellen und künstlerischen Leistung.“
Dieser Botschaft der Leipziger Erklärung schließt
sich das ci-Netzwerk an und verweist auf zusätzliche hohe wirtschaftliche Schäden und Arbeitsplatzverluste: Nach Angaben des Aktionskreises gegen
Produkt- und Markenpiraterie hat das Geschäft mit
gefälschten Produkten allein in Deutschland schon
70.000 Arbeitsplätze vernichtet.
Oft Kopiert – nie erreicht:
Der Adjustable Table von
Eileen Gray (1927).
Seine geniale, unverwechselbare Form macht den
höhenverstellbaren Beistelltisch zu einer der populärsten Design-Ikonen des 20. Jahrhunderts. Entsprechend häufig wird er dreist kopiert. Das ist
nicht nur illegal, sondern auch mit gravierenden
Qualitätsmängeln verbunden. Weltweiter offizieller
Lizenznehmer der Eileen-Gray-Kollektion ist die
Firma ClassiCon.
50
VORSC HAU
Herstellernachweis
Alias (21, 24), Arflex (21), Artemide (20),
B&B Italia (06, 21, 24, 30), Cappellini (07),
Casamania (40), Cassina (21, 23, 24, 43),
ClassiCon (49), Comfort (17), Dedon (46),
De Padova (23), Driade (18, 39, 47), e15 (47),
Edra (18, 45), Established & Sons (07, 44),
Flexform (30), Flos (18, 24, 47), Fontana Arte
(17, 21), Foscarini (16), Fritz Hansen (07),
Gervasoni (42), Gufram (23), Haworth (19),
Hay (40), Hey-Sign (42), Iittala (45), Kartell
(30), Linteloo (38, 41, 47), Living Divani (39,
42), Luceplan (19, 45), Lumina (23), Magis
(07, 23, 39, 45), MDF Italia (09), Montana
(38, 44, 50), Montis (48), Moooi (41),
Moormann (08), Moroso (38), Oluce (23),
Paola Lenti (39), Piet Hein Eek (45),
Poltronova (24), Tecnolumen (48), Thonet
(09), Tom Dixon (06), USM Haller (33, 34,
35), Vitra (08, 09, 28–29, 30, 35, 40, 43, 44),
Walter Knoll (08), Wogg (08, 42), Zanotta
(07, 18, 20, 21, 46, 48)
IMPRESSUM
CI – Das Magazin der creativen inneneinrichter erscheint dreimal jährlich im CI
Verlag, Spreestraße 3, D-64295 Darmstadt,
Tel. +49 (0)6151 39128-25, Fax +49 (0)6151
39128-28, [email protected], www.cimagazin.com Auflage 136.360 Heftpreis
4,50 Euro Redaktion Presseinfos, Anre­gun­
gen, Reaktionen bitte ausschließlich an:
CI c/o moskito pr, Stader Straße 35, 28205
Bremen, Tel. +49 (0)421 79299-0 Mail­
kontakt Büro der Chefredaktion Birgit
Osmer ([email protected])
Verantwortlich für den Inhalt (v. i. S. d. P.)
Steffen Schmidt Anzeigen, Abonnements
und Vertrieb Sandra Gotha ([email protected]); es gilt die Anzeigenpreisliste gemäß der Mediadaten 2010 Chef­
redakteur Axel Stamm Creation Eckard
Christiani Art Director Asoomda Kim
­ edaktionsbeirat Frank Anger-Lindemann,
R
Kurt Neuefeind, Klaus Seydlitz Autoren dieser Ausgabe Hannah Dudeck, Martin Höche-Heemsath, Klaus Hofmeister, Wladimir
Kaminer, Birgit Osmer, Axel Stamm Foto­
grafie Reimund Braun (42), Gitty Darugar
(25, 31), Marc Eggimann (08, 09, 43, 44),
G. Gastel (25), Michael Jungblut/Fotoetage
(16–20, 22–23, 28–29, 32–33, 35), Nicole
Kohlhepp (14), Kay Michalak/Fotoetage (12),
Vitra (40), Nikolai Wolff/Fotoetage (Titel),
Miro Zagnoli (30) Illustration Anja Schnaars
­ edaktionsassistenz Patrick Calandruccio
R
Herstellung Kristin Abramowski, Anne
Swierczynski Druck Druckhaus Kaufmann,
77933 Lahr (www.druckhaus-kaufmann.de)
Dieses Magazin und alle in ihm enthaltenen
Beiträge, Entwürfe, Abbildungen, des Weiteren die Darstellung der Ideen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der
­gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung einschließlich Nachdruck ohne
schriftliche Einwilligung des Verlages strafbar. Es wird nur presserechtliche Verantwortung übernommen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernehmen wir keine
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