pfeffermuehle vorsicht scharf
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pfeffermuehle vorsicht scharf
Wo der Pfeffer wächst Gewürze: Herkunft, Geschichte, Fairer Handel, Rezepte Materialien für Erwachsenenbildung, Schule, Konfirmanden- und Jugendarbeit Materialien Nr. 6 Inhalt 1. 2. a b Vorwort 3 Wir öffnen den Gewürzkoffer Gewürzter Unterricht Erwachsenenbildung 5 7 Gewürze der Welt – Geschichte, Herkunft, Verwendung, Weltmarkt und Fairer Handel Kochen mit Erwachsenen – ein „Indisches Menü“ 8 9 In der Schule Geschichtsunterricht (Sekundarstufe I) 1. Doppelstunde: Die unscheinbare Kostbarkeit – Gewürze einst und heute 2. Doppelstunde: Gruppenarbeit zu verschiedenen Aspekten von Gewürzen 3. Doppelstunde: Gemeinsames Kochen mit mittelalterlichen Hirserezepten Hauswirtschaftsunterricht (Sekundarstufe I) Projekttage zu Gewürzen und Fairem Handel c Kirchlicher Unterricht Mit allen Sinnen die Welt erleben – Gastfreundschaft in der Einen Welt am Beispiel Gewürze (ein Konfirmandenwochenende) 3. 4. 5. 10 12 15 16 17 Geschichte der Gewürze Produktion und Welthandel von Gewürzen heute Gewürze aus Fairem Handel 18 26 31 35 Materialien M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 M9 M10 M11 M12 M13 M14 M15 M16 M17 2 Gewürztest Rezepte „Indisches Menü“ Selbstgemachte Currymischung Geschichte der Gewürze – Einführung Zwölf Gewürze Der Weg der Gewürze Aufbruch nach Indien Mittelalterliche Hirserezepte Rezepte „Restaurant International“ Weltverteilungsspiel Bibeltexte zu Gerechtigkeit und Teilen Gespräch zweier Gewürzbauern „Der weite Weg zur Pfeffermühle“ Arbeitsblatt zu „Der weite Weg zur Pfeffermühle“ Gewürzstraßen in der Zeit zwischen etwa 1000 v. Chr. und 1450 n. Chr. Gewürzstraßen in der Zeit zwischen etwa 1450 und ca. 1900 n. Chr. Weltumrisskarte 39 40 41 42 43 46 47 48 50 51 55 56 58 60 62 63 64 Anhang: Ausleihstellen für Gewürzkoffer, Literatur, Links CD-Rom, Impressum 65 67 Vorwort Liebe Gewürzfreundinnen und -freunde! Gewürze wie Nelken, Muskat, Sesam oder Vanille sind heute in Mitteleuropa nichts Besonderes mehr. Wir können sie im nächsten Supermarkt problemlos einkaufen, ohne eine gefährliche Reise unternehmen zu müssen. In jedem Haushalt gibt es einen reichhaltigen Vorrat, den wir aber nicht als besonderen Reichtum betrachten. Vor 500 Jahren war das noch anders: Der Handel mit Gewürzen war die große Herausforderung für Abenteurer mit Aussicht auf atemberaubende Gewinne. Die Landwege zu den fernen Ländern des Orients, wo Pfeffer, Zimt und Muskat wuchsen, waren schon sehr lange erschlossen und fest in den Händen der arabischen Händler. Spätestens mit der Ausweitung des römischen Reiches über die Alpen nach Norden kamen die edlen Spezereien (Gewürzwaren) auch nach Mitteleuropa. Man war das einheitliche, fade und gewürzlose Essen hierzulande leid – und man war nicht mehr gewillt, den arabischen Kaufleuten die mit den Gewürzen gemachten Gewinne allein zu überlassen. Mit der Entdeckung des Seeweges um das Kap der guten Hoffnung (1498) begann die Blütezeit des Gewürzhandels und damit auch das Streben der europäischen Länder nach Kolonien in Übersee, der Beginn von Monokulturen, Großgrundbesitz und Plantagenwirtschaft. Für lange Zeit waren Gewürze das Welthandelsgut Nummer eins. ......... 3 Vorwort Heute spielen Gewürze für uns nicht mehr diese herausragende wirtschaftliche Rolle. Nach wie vor wissen wir wenig über ihre Herkunft und die Menschen, die sie angepflanzt, gepflegt und geerntet haben. Das wollen wir mit diesem Heft und dem „Gewürzkoffer“ ändern. Der erste „Gewürzkoffer“ wurde vor 20 kreative Beschäftigung, die Spaß macht und dabei eine Menge Wissen vermittelt. Die Zubereitung einer einfachen Mahlzeit mit Gewürzen aus der so genannten Dritten Welt und die Beschäftigung mit den Lebens- und Essgewohnheiten der Menschen dort macht es uns möglich, den Regionen, „wo der Pfeffer wächst“ und in Jahren entwickelt – ursprünglich mit dem Ziel, die von der GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) aus Sri Lanka importierten Gewürze besser verkaufen zu können. Schnell stellte sich heraus, dass es bei der Beschäftigung mit den Gewürzen auch um andere Themen geht: wie zum Beispiel unser Essverhalten, die weltweite Verteilung der vorhandenen Nahrungsmittel, die Zusammenhänge zwischen dem Überfluss in den Ländern des Nordens und dem Hunger in vielen Regionen des Südens. Vielfalt zu erleben heißt: weltoffen werden. denen uns einiges „spanisch“ anmutet, näher zu kommen. Auf diese Weise können wir mehr Verständnis für die Menschen aufbringen, die in den Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas leben und arbeiten. Etwa 250 Gewürzkoffer wurden seit 1990 verkauft. Zu einem großen Teil sind sie nach wie vor im Einsatz. Jetzt war es wirklich an der Zeit, Bildungsmaterial und Begleitheft zum Gewürzkoffer zu aktualisieren. Dazu haben wir die Tex- Marktstand in Indonesien Mit Gewürzen lassen sich Vorurteile abbauen und eigene Er- kenntnisse aufbauen: Von den Anbaumethoden, dem Kochen und Haltbarmachen von Lebensmitteln, dem Wissen um die gesundheitlichen Vorzüge von Gewürzen, bis hin zu hoch entwickelten Ess kulturen lässt sich der Bogen spannen. Gewürzen ist nicht nur mit dem Kopf beizukommen: Ohne zu probieren, lässt sich einfach nicht lernen, was herb, süß, aromatisch oder scharf ist. Viele Gewürze wachsen ganz unscheinbar als Gräser, sind in Kapseln verpackt oder geben ihr Geheimnis nur durch Erhitzen oder Reiben preis. Diese Vorgänge müssen ausprobiert werden. Am besten, man macht es selber. Gewürzmischungen selber erstellen, wie beispielsweise Curry – ob mild oder scharf –, ist eine 4 te überarbeitet, neues und altes Material gesichtet und zusammengestellt. Das Ergebnis halten Sie in Ihren Händen. Sie können das Material natürlich auch unabhängig von einem vorhandenen Gewürzkoffer verwenden oder sich mit den Hinweisen in diesem Heft und der Liste für die Ausstattung selber einen Gewürzkoffer zusammenstellen. Dabei wünschen wir Ihnen viel Freude und Erfolg und freuen uns über Rückmeldungen jeder Art. Das Team des „Arbeitskreises entwicklungspolitische Lern- und Aktionsmodelle“: Karin Wilke, Angelika Steinbicker, Rolf Beek, Dietmar Boos, Werner Brall, Wilson Budde-Iser, Christian Sandner 1.Wir öffnen den Gewürzkoffer In dem Gewürzkoffer sollten enthalten sein: 13 Gläser mit Gewürzen (nach Möglich- keit braune UV-geschützte Gläser mit Schraubverschluss, damit die Gewürze vor Licht und Feuchtigkeit geschützt sind.) Glas 1: Glas 2: Glas 3: Glas 4: Glas 5: Glas 6: Glas 7: Glas 8: Glas 9: Glas 10: Glas 11: Glas 12: Glas 13: Pfeffer Gewürzmischung* Zimt Muskat Kardamom Gelbwurzel Zitronengras Ingwer Kreuzkümmel Chili Currymischung Nelken Koriander und ... 1 Muskatreibe 1 Pfeffermühle 5 Holzspatel 4 Metallpfännchen (z.B. zum Mischen des Currys) 1 Mörser mit Stößel 3 scharfe Messer 2 Packungen Gewürze aus dem Fairen Handel 1 Gewürze-Poster, 64,5 x 91 cm, Gräfe & Unzer, 1999, ISBN 978-3-7742-2222-9 7 Bücher, siehe Literaturliste Seite 66 *(Paprika, Pfeffer, Koriander, Geschmacksverstär- ker, Zwiebeln, Curry, Muskat, Knoblauch, Ingwer und Sellerie) 5 1 Wir öffnen den Gewürzkoffer Der Gewürztest Ein guter Einstieg zum Thema Gewürze in Gruppen ist der Gewürztest. Neugierde und Aufmerksamkeit für ein Thema bei Veranstaltungen und im Unterricht werden erfahrungsgemäß häufig nicht durch komplexe, inhaltsreiche Vorträge geweckt, sondern durch interessante, anschauliche „Türöffner“. Am besten ist es, wenn nicht nur der Kopf, sondern auch die Sinne angesprochen werden. Sicherheitshinweis: Es gibt scharfe Gewürze, wie z.B. Chili oder Pfeffer, die nicht in die Augen ge langen sollten. Gehen Sie daher bitte vor sichtig mit diesen Gewürzen um. Sollte doch etwas in die Augen gelangen, bitte sofort mit kaltem Wasser auswaschen. 6 Beim Gewürztest geht es darum, die Gewürze in den 13 Gläsern zu bestimmen. Ein Glas allerdings enthält bereits eine Gewürzmischung, wie sie häufig in der Küche verwendet wird. Jede Teilnehmerin oder Teilnehmer bekommt das Materialblatt „Gewürztest“ (M1) und soll durch Riechen und Sehen zuordnen, welche Gewürze sich in den Gläsern befinden. Die Gläser können beim Auspacken des Gewürzkoffers auf einen Tisch gestellt oder herumgereicht werden. ............ 2. Gewürzter Unterricht mit Erwachsenen, in der Schule, in Konfirmandenund Jugendarbeit Das Thema Gewürze eignet sich für die Bildungsarbeit zu globalem Lernen mit unterschiedlichen Gruppen. Die geschichtliche Bedeutung der Gewürze, der Komplex „Ernährung und Gewürze“, der Welthandel mit Gewürzen sowie der Faire Handel können exemplarisch aufgearbeitet werden. Nachfolgend werden einige Unter richtsentwürfe und Verlaufspläne für Veranstaltungen mit unterschiedlichen Gruppen vorgestellt, die im Laufe der 20jährigen praktischen Arbeit mit dem Gewürzkoffer entwickelt wurden. Sie sollen als Anregung dienen. Selbstverständlich bleibt es Ihnen überlassen, die verschiedenen Bausteine auf ihre Bedürfnisse und Bedingungen anzupassen und neue Elemente hinzuzufügen. .............. 7 A. Erwachsenenbildung Für die Arbeit mit Erwachsenen schlagen wir eine Einheit an zwei Abenden/Tagen vor: 1. Gewürze der Welt – Geschichte, Herkunft, Weltmarkt und Fairer Handel (2 Stunden) 2. Kochen mit Erwachsenen – Gute Nachricht für Topfgucker: Ein indisches Menü (mind. 2½ Stunden) Je nach Bedarf und Bedingungen können die Untereinheiten auch unabhängig voneinander durchgeführt werden. Gewürze der Welt – Geschichte, Herkunft, Weltmarkt und Fairer Handel Die erste Einheit dient als Einführung in das Thema Gewürze. Es geht um Geschichte, Herkunft, Verwendung, Weltmarkt und Fairen Handel. 1. Schritt: Koffer auspacken Bereits beim Auspacken des Gewürzkoffers entstehen zumeist lebhafte Gespräche. Es empfiehlt sich, sich in einem Stuhlkreis oder um Tische herum zu positionieren. Das fördert die Kommunikation untereinander. 3. Schritt: Power-Point In der Power-Point-Präsentation werden Geschichte, Herkunft, Verwendung, Weltmarkt und der Faire Handel mit Gewürzen dargestellt. (CD des Gewürzheftes) 2. Schritt: Gewürztest Spätestens beim Riechen und Zuordnen der einzelnen Gläser zu den Gewürzen auf dem Materialblatt beginnt eine Unterhaltung: Wer kennt welches Gewürz? Und woher? Wie wird es verwendet? Wofür ist es gut? Daraus ergeben sich jede Menge Anknüpfungspunkte. (Materialblatt M1) 4. Schritt: Vertiefendes Gespräch Im abschließenden Gespräch können verschiedene Aspekte des Themas noch ein mal angesprochen werden. Uns ist es wichtig, dass die Idee des Fairen Handels vorkommt und dass ganz praktische Fragen angesprochen werden wie: Welche fair gehandelte Gewürze gibt es? Wo bekomme ich sie? Was kosten sie? Wenn die Veranstaltung gut gelaufen ist, hat sie bei den Teilnehmenden vielleicht auch die Lust geweckt, bei einem Anschlusstermin mit den exotischen Gewürzen zu kochen. 8 2 Gewürzter Unterricht A Erwachsenenbildung Kochen mit Erwachsenen: „Indisches Menü“ „Gute Nachricht für Das sollte beachtet werden: Topfgucker“– so haben wir vor Jahren unsere Gewürzidee und das Kochen mit Gewürzen genannt. Asiatische Gewürze sollten die Hauptrolle spielen. Das haben viele von uns mit großem Vergnügen über 20 Jahre praktiziert und weitergegeben. Nach einer so langen Zeit hat sich bei uns vieles verändert. Man sieht es an den vielen Kochduellen im Fernsehen und der Selbstverständlichkeit, mit der die Zuschauer mit Rezepten, Spezialitäten und Gewürzen von Profis am Herd überrascht werden. Man könnte meinen, dass uns nichts mehr fremd ist. Ist das wirklich so? Nein, nicht so ganz. Die globale Küche bleibt uns auch heute weiterhin fremd. Unsere Geruchsnerven haben sich an die neuen Düfte trotz allem noch nicht gewöhnt. Unsere Gewohnheiten sind stärker. Wir essen das, was wir mögen. Und das ist das, was wir kennen. Die hier ausgewählten Gewürze entsprechen der Ausstattung einer einfachen asiatischen Küche in Indien oder Sri Lanka, d.h. diese Gewürze sind ohne großen Aufwand anwendbar. Wir wollen mit Ihnen einen unterhaltsamen, einen spannenden Nachmittag, oder auch Abend verbringen, dazu ein paar Hinweise: Unser Vorschlag zum Kochen mit Gewürzen ist kein Kochduell. Es gibt weder etwas zu gewinnen, noch gibt es Sieger und Besiegte. Dadurch wird sich mit Sicherheit eine entspannte Atmosphäre einstellen. Die vorgeschlagenen Rezepte finden Sie auf dem Materialblatt M2 „Indisches Menü“. Das Blatt sollte für alle kopiert werden. Die entsprechenden Zutaten am besten vorher besorgen und bereitstellen. Ebenso wichtig ist eine mit den notwendigen Utensilien ausgestattete Küche. 1.Die Gäste werden begrüßt. Die Gastgeber erklären den Ablauf des Abends/Nachmittags. Die Rezepte werden an Kleingruppen verteilt, die Küche wird erklärt. Wo liegt was? Wo und wann wird gekocht? Wo kann zubereitet werden? 2.Die Gastgeber führen z.B. mit Hilfe des Gewürzkoffers in die Welt der Gewürze ein. Was ist in den Gläsern und wie wird es eingesetzt? Alle helfen mit bei der Zubereitung des Menüs. 3.Es gibt untereinander viel Gesprächsstoff. Das ist gut so, denn dieser Gesprächsstoff sorgt dafür, dass sich alle auf das gemeinsame Essen freuen. 4.Für die Zubereitung und das Essen wird mehr Zeit benötigt als sonst üblich. Dies liegt einerseits an dem gemeinsamen Kochen und andererseits an den Rezepten und den frischen Zutaten. 5.Einfache Küche heißt noch lange nicht, schlechter essen zu müssen und auf alles „Gute“ zu verzichten. Weniger Fleisch zu essen kann z.B. zu einer völlig neuen Erfahrung führen. Auch zu der Erfahrung, zum Klimaschutz etwas beigetragen zu haben. 6.Die vorgeschlagenen Rezepte sind sehr preiswert, sie sind vollwertig und sie sind geschmackvoll. Unsere Gesundheit wird durch die Gewürze in vielfältiger Weise unterstützt. Gewürze bringen unseren Kreislauf auf Trab, sie wirken anregend, magenberuhigend, verdauungsfördernd, antiseptisch und blutbildend. 7.Die Basis allen Wohlbefindens und aller Lebensqualität ist die Harmonie von Gesundheit und Genuss. Die Fähigkeit zum Genießen kann erlernt werden. Indisches Currygemüse So könnte eine Einladungskarte aussehen 9 B. In der Schule Nach dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich „Globale Entwicklung im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung“, der 2007 von der Kultusministerkonferenz und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit herausgegeben wurde, kann das Thema Gewürze zum Beispiel innerhalb folgender Themenbereiche behandelt werden: Geschichte der Globalisierung, Waren aus aller Welt: Produktion, Handel und Konsum. Neben dem fächerübergreifenden Unterricht bieten sich dazu vor allem die Fächer Sachunterricht (Grundschule), Biologie, Hauswirtschaft, Geographie, Politische Bildung, Geschichte, Religion/Ethik und Wirtschaft in der Sekundarstufe I und an Berufsbildenden Schulen an. Geschichtsunterricht Sekundarstufe I Nachfolgend stellen wir Ihnen einen Unterrichtsentwurf für den Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I vor, wie er in der 8. Klasse einer Gesamtschule durchgeführt wurde. Dabei geht es um die Bedeutung der Gewürze im ausgehenden Mittelalter als so genannte „historische Treibstoffe“ im Rahmen der Entdeckungen von Kontinenten und Seewegen sowie bei der Entwicklung des Kolonialismus. Der Entwurf ist für drei Doppelstunden geplant, die Einheit kann aber auch als Grundlage für die Durchführung von Projekttagen genutzt werden. 1.Doppelstunde: Die unscheinbare Kostbarkeit – Gewürze einst und heute 2.Doppelstunde: Gruppenarbeit zu verschiedenen Aspekten von Gewürzen und Vorstellung der Ergebnisse 3.Doppelstunde: Gemeinsames Kochen als Abschluss der Unterrichtseinheit „Gewürze im Mittelalter“ 1. Doppelstunde: Die unscheinbare Kostbarkeit – Gewürze einst und heute Geplantes Lehrerverhalten Geplantes Schülerverhalten Material Zeit Einstieg: L. stellt Gewürzkoffer auf den Tisch: „Ich habe euch heute eine mittelal terliche Schatzkiste mitgebracht.“ S. vermuten Inhalt: Gold, Schmuck, Gewürzkoffer 5 Min. Münzen usw. (evtl. Gewürze) Ein S. öffnet den Gewürzkoffer, zeigt Inhalt: Gläser, Mörser, Gewürz reibe usw. Evtl. enttäuschte Bemerkung: nur Gewürze! L.: „Der Wert der Gewürze im Koffer beträgt heute ca. € 25. Im ausge henden Mittelalter wäre ich allein durch den Inhalt dieses Pfeffergla ses steinreich gewesen. Könnt ihr euch denken wieso?“ 10 S. vermuten und nennen aus ihrem Vorwissen: Gewürze waren teurer und deshalb kostbar, wuchsen in fernen Ländern … 5 Min. 2 Gewürzter Unterricht B In der Schule L. verteilt den Kurztext (M4) „Ein Ein oder mehrere S. lesen den Text laut vor. S. bekommen erste Infor mationen zum Wert der Gewürze im ausgehenden Mittelalter im Ver gleich zu dem geringen Wert, den die Gewürze heute für uns haben. Erste Rückmeldungen und Nachfra gen zum Text werden besprochen. M4: Einführung in die Geschichte der Gewürze 10 Min. L.: „Um einen Ausschnitt aus der abenteuerlichen Geschichte der Gewürze soll es in den folgenden Unterrichtsstunden gehen. Aber zunächst werden wir die Kiste hier ausräumen und den Inhalt näher kennen lernen.“ S. verteilen die 13 Gläser, riechen, bestimmen die einzelnen Gewürze, ordnen die Nummern auf den Glä sern den Namen der Gewürze auf dem Blatt Gewürztest (M1) zu. 13 Gewürz gläser 15 Min. L. verteilt das Materialblatt zu 12 Gewürzen (M5) an die S., je zwei be Partnerarbeit: S. suchen ein Gewürz aus, das sie den Mitschülern an hand des Materialblattes erklären. S. tragen Erarbeitung in Kurzvorträ gen zusammen. S. formulieren sinngemäß die Ge meinsamkeit der einzelnen Erarbei tungen: „Gewürze werden zur Ver feinerung der Speisen gebraucht und haben einen hohen gesund heitlichen Wert. Ihre Hauptan baugebiete liegen alle außerhalb Europas.“ M5: führung in die Geschichte der Ge würze“ und bittet einen oder meh rere Schüler ihn abschnittsweise laut vorzulesen. schäftigen sich mit einem Gewürz. Arbeitsauftrag: L.: „Macht euch bitte mit einem Gewürz eurer Wahl näher vertraut und erklärt den Mitschülern nach her die Pflanze, wie und wo sie wächst, was das eigentliche Gewürz ist (z.B. Blüte, Rinde, Frucht) und wozu es gebraucht wird.“ M1: Gewürztest 12 Gewürze 45 Min. S. schreiben Ergebnisse in ihr Heft L.: „Ein Geschichtswissenschaftler hat die Gewürze einmal historische Treibstoffe genannt. Ihr habt heute schon viel über einige Gewürze ge lernt und findet sicher raus, was in diesem Begriff verborgen ist.“ (Evtl. mit Hilfestellung des Lehrers) S. vermuten: Suche nach Gewür zen trieb Menschen ins Abenteuer, in den Ruin; durch die Gier nach Gewürzen wurden Menschen zu „Getriebenen“; Gewürze wurden zur Antriebskraft für Entdeckungs reisen. 10 Min. L.: „Die Geschichte der Gewürze ist eine Geschichte von Abenteuern und Abenteurern, von Gewinnern und Verlierern. Mit dem Hauptka pitel dieser Geschichte werden wir uns in den folgenden Unterrichts stunden beschäftigen. Es ist das Zeitalter der Entdeckungen, das ausgehende Mittelalter auf der Schwelle zur Neuzeit.“ Hausaufgabe: L.: „Sammelt bitte alles, was ihr aus Büchern, Lexika, dem Internet usw. über diese Epoche und die Rolle der Gewürze finden könnt und bringt es für die nächste Stunde und die Gruppenarbeit mit.“ 11 2 Gewürzter Unterricht B In der Schule 2. Doppelstunde: Gruppenarbeit zu verschiedenen Aspekten von Gewürzen und Vorstellung der Ergebnisse In der 2. Doppelstunde sollen die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit verschiedene Aspekte von Gewürzen erarbeiten. Es findet eine Einteilung in sieben Gruppen statt. In der ersten Stunde soll das Thema mit Hilfe der angegebenen Materialien erarbeitet werden. In der zweiten Stunde werden die Ergebnisse der Klasse in Kurzpräsentationen vorgestellt. Gruppe 1: Herkunftsländer der Gewürze Arbeitsauftrag Intention Material Ihr habt eine Weltkarte (Umrisse der Länder) vorliegen. Fertigt bitte eine „Weltkarte der Gewürze“ anhand der Beschreibungen der 12 Gewürze an. (Beim Aufsuchen der Länder hilft der Schulatlas oder der Geschichtsatlas). Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass es sich bei den Her kunftsländern der Gewürze überwie gend um sog. Entwicklungsländer handelt, und dass wegen deren Ent fernung zu Europa für den Gewürz handel Transportlösungen gefunden werden mussten. M17: Weltumriss karte (DIN A2, CD), Filzstifte, Stecknadeln Die Erzeugerländer können farbig gekennzeichnet und die einzelnen Gewürze durch Stecknadelfähnchen sichtbar gemacht werden. M5: 12 Gewürze, Schul- oder Geschichtsatlas Überlegt dabei, welche Transport möglichkeiten den Gewürzhändlern im Frühkapitalismus zur Verfügung standen und zeichnet die dadurch bedingten kürzesten Transportwege vom Erzeugerland bis nach Europa (z.B. Venedig ) auf der Karte ein. Zuletzt listet bitte auf: „Transportmit tel für Gewürze: einst und heute“. Gruppe 2: Was machte die Gewürze im ausgehenden Mittelalter so kostbar? Vorbemerkung für den Lehrer/die Lehrerin: Der Text „Der Weg der Gewürze“ (M6) ist eine vereinfachte Fassung aus dem Text von Stefan Zweig „Magellan“ (S. 13-20). Er kann als Arbeitsunterlage verwendet und beim Zusammentragen der Er- 12 gebnisse für alle verfügbar gemacht werden. Je nach Leistungsvermögen der Gruppe kann auch der Originaltext eingesetzt werden oder als Hintergrundinformation für die Lehrerin oder den Lehrer dienen. Arbeitsauftrag Intention Material Beschreibt bitte anhand des Textes „Der Weg der Gewürze in Europa“ (M6) das Abenteuer eines mit Pfeffer gefüllten Sacks vom Herkunftsort auf den Molukken bis zum Verkauf im Hafen von Venedig. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich über die vielfältigen Schwierig keiten des Gewürzhandels auf dem Landweg zwischen den Gewürzinseln und Europa informieren. M6: Der Weg der Gewürze 2 Gewürzter Unterricht B In der Schule Ob es eine Hörszene, eine Tage buchaufzeichnung, eine Ich-Erzäh lung oder noch eine andere Darstel lungsform wird, bleibt eurer Phanta sie überlassen. Dabei erkennen sie, wie die Suche nach geeigneten Seewegen zum Mo tor der Entdeckungsreisen im ausge henden Mittelalter wurde. Als Hilfestellung für die Mitschüler er stellt jedoch bitte ein Plakat, auf dem Ihr die einzelnen Stationen aufführt und erklärt, wer alles an einem Sack Pfeffer verdient. Gruppe 3: Wozu wurden die Gewürze im ausgehenden Mittelalter gebraucht? Arbeitsauftrag Intention Material Stellt euch bitte vor, ihr seid Gewürz händler auf einem Markt in Venedig um 1450 und müsst den reichen Kun den die Ware „schmackhaft“ machen, die leider mal wieder teurer gewor den ist. Die Schülerinnen und Schüler sollen die unterschiedliche Verwendung und den Wert der Gewürze im aus gehenden Mittelalter kennen lernen und darstellen. Im Gegensatz dazu werden sie den geringen materiellen Wert der Gewürze heute erkennen. M5: 12 Gewürze, Die Informationen über die Verwen dung der 12 Gewürze auf den Mate rialblättern helfen euch, Argumente für den Verkauf zusammenzustellen. Ihr könnt ein „Werbeplakat“ erstellen oder eine zündende Verkaufsrede halten – oder beides. Bilder von der Begleit-CD zum Gewürzheft (z.B. Marktszene in Deutschland, Pfef ferkörner im Sack), Informationen aus der PowerPoint-Präsentation zu Gewürzen auf der Begleit-CD Gruppe 4: Gewürze in der mittelalterlichen Apotheke Arbeitsauftrag Intention Material Stellt bitte die gängigen Erkrankun gen wie Erkältung, Magen-DarmBeschwerden, Kopfschmerzen usw. anhand der Beschreibung auf den Materialblättern zu den 12 Gewürzen zusammen. Erstellt eine kleine „Haus apotheke“ mit heilenden Gewürzen für das jeweilige „Gebrechen“ (mittel alterlicher Ausdruck für Krankheit). Die Gestaltung bleibt euch überlas sen. Die Schülerinnen und Schüler sollen den Einsatz von Gewürzen in der mittelalterlichen Naturheilkunde kennen lernen und darin eine weitere Notwendigkeit des Gewürzimportes nach Europa erkennen. M5: 12 Gewürze, Denkbar wäre ein kleiner Apothe kerbauchladen, eine mittelalterliche Apothekenillustrierte, ein Werbepla kat eines Heilers oder Gewürzheil kundigen o. ä. Das Ergebnis soll den Mitschülerinnen und Mitschülern zugänglich gemacht werden. Bilder von der Begleit-CD zum Gewürzheft Hinweis für den Lehrer/die Lehrerin: Bei der Aufarbeitung in der Klasse muss unbedingt betont werden, dass die Gewürze nicht den Arzt ersetzen, auch wenn ein kritisches Bewusstsein gegenüber der modernen Schulmedizin angebracht ist. Da wir als Laien damit umgehen, ist Vorsicht geboten. Die Liste der Gewürze in der Naturheilkunde im Mittelalter darf nicht als Taschenlexikon zur Selbstmedikation bei Beschwerden missverstanden werden. 13 2 Gewürzter Unterricht B In der Schule Gruppe 5: Vasco da Gama entdeckt den Seeweg nach Indien Arbeitsauftrag Intention Material Stellt euch bitte vor, es hätte 1499 schon Fernseher und die „Tagesschau“ gegeben. Ein Reporter ist live dabei, als das Schiff „Berrio“ in Lissabon einläuft. Er berichtet, interviewt und informiert die Weltöffentlichkeit über dieses bahnbrechende Ereignis. Die Schülerinnen und Schüler erken nen die Entdeckung des Seeweges nach Indien als Anbruch einer neuen Epoche mit bahnbrechenden wirt schaftlichen und politischen Folgen für Europa. Dabei sollen sie insbeson dere die Bedeutung der Unabhängig keit des Gewürzhandels vom Land weg herausstellen. Geschichtsatlas, evtl. Videokamera und Mikrofon Stellt eine Reportage zusammen und nehmt euch dazu auch die Reiseroute aus Geschichtsatlanten oder Internet vor (vgl. M16 und M7). M16 und M7, Bilder (CD): z.B. Kö nig Emanuel I von Portugal als Kauf mann; Antwerpen die reichste Ge würzstadt der Welt zur Zeit Karls V; Gewürzschiffe im Hafen Gruppe 6: Christoph Columbus entdeckt Amerika Arbeitsauftrag Intention Material Informiert euch bitte über Columbus. Stellt bitte den Mitschülern später vor: 1. die Gründe für den Aufbruch; 2. die Entdeckung „Westindiens“; 3. den Irrtum des Columbus. Die Schülerinnen und Schüler sollen als ein wichtiges Motiv der Reise des Columbus die Suche nach einem ökonomisch sinnvollen und schnellen Handelsweg zu der Gewürzregion Indiens erkennen und die Entdeckung der mittelamerikanischen Inseln („Westindien“) als historisches Zu fallsprodukt gewichten. Globus, Internet Die Gestaltung bleibt euch überlas sen. Denkbar wäre z.B. ein Rollenspiel mit drei kurzen Szenen, ein Hörspiel, Auszüge aus dem Tagebuch als Zei tungsbericht, ein Interview mit Co lumbus im Hafen von Lissabon o. ä. ausführlich dar stellende Schul buchtexte in fast allen gängigen Schulbuchwerken Bild und Text aus der Power-PointPräsentation auf der Begleit-CD Gruppe 7: Magellan umsegelt die Welt Arbeitsauftrag Intention Material Stellt euch bitte vor, ihr seid einfache Matrosen oder Schiffsjungen, die die weite Reise des Weltumseglers Ma gellan überlebt haben. Ihr berichtet über das Leben an Bord des Schiffes in der „Ich-Form“. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich anhand der Berichte über die Reise des Magellan mit den men schenunwürdigen Verhältnissen auf dem Schiff auseinandersetzen und dabei erkennen, welcher geringe Wert einem Menschenleben im Verhältnis zum Handelsgut Gewürz beigemes sen wurde. Internetrecherche, evtl. Geschichts buch Lasst in euren Bericht bitte einfließen, welchen Gewinn die Heimkehr für den Auftraggeber hatte und was ihr selbst gewonnen oder verloren habt. Die Gestaltung bleibt euch überlas sen. Ein Zeitungsbericht wäre denk bar; ein Brief vom Schiff an die Ange hörigen; ein Plakat für die Hauswand, das die Missstände aufdeckt o. ä. 14 2 Gewürzter Unterricht B In der Schule 3. Doppelstunde: Gemeinsames Kochen mit mittelalterlichen Hirserezepten Es empfiehlt sich, in vier Gruppen vorzubereiten und zu kochen. Gruppe 1: Ein alltägliches Hirsegericht der armen Bevölkerung Gruppe 2: Hirse-Gemüseeintopf für die gutbürgerliche Küche Gruppe 3: Süßer „Apfel-Hirse-Auflauf“ Gruppe 4: Hirsebrei: Ein weit verbreitetes Rezept (vgl. „Das Märchen vom süßen Hirsebrei“ der Gebrüder Grimm M8) Intention Material Die Schülerinnen und Schüler sollen die Verwendung der Gewürze in der mittelalterlichen Küche anhand einfacher Rezepte mit dem Grundnahrungsmittel Hirse ausprobieren. M8: Mittelalterliche Hirse rezepte Schriftliche Ergebnissicherung zum Unterrichtsprojekt „Gewürzhandel im Mittelalter, Motor für die Entdeckung der Welt“ Arbeitsauftrag 1. Erklärt bitte die Komplikationen des Gewürzhandels auf dem Landweg von Indien nach Italien. 2. „Gewürze sind wertvoller als Gold.“ Begründet bitte diese Behauptung aus den Informationen des Unterrichts. 3. Warum rentierte sich der Gewürzhandel trotz der hohen Verluste an Menschen und Material? 15 2 Gewürzter Unterricht B In der Schule Hauswirtschaftsunterricht (Sekundarstufe I) Für eine Unterrichtseinheit „Gewürze im Hauswirtschaftsunterricht“ können verschiedene Elemente aus der Einheit für den Geschichtsunterricht übernommen werden. Einstieg z. B. die Motivation mit der „Schatzkiste“ (siehe Geschichtsunterricht, 1. Doppelstunde); M4: Einführung in die Geschichte der Gewürze Erster Erarbeitungsteil Gewürztest: die Schülerinnen und Schüler verteilen die 13 Gläser, riechen und bestimmen aus ihrem Vorwissen die Gewürze, ordnen die Nummern auf den Gläsern den Namen des Gewürzes auf dem Materialblatt M1 (Gewürztest) zu und vergleichen ihre eigene Bestimmung der Gewürze mit der richtigen Reihenfolge der Gläser. Zweiter Erarbeitungsteil Die Schülerinnen und Schüler suchen in Part nerarbeit ein Gewürz aus, das sie den Mitschülern später näher erläutern werden. Anhand des Materialblattes M5 zu dem entsprechenden Gewürz und den Informationen aus der Power-Point-Präsentation auf der Begleit-CD erklären und tragen sie die Ergebnisse in Kurzvorträgen zusammen. Praktischer Teil Als praktischer Teil der Einheit in der Küche bieten sich verschiedene Möglichkeiten und Rezeptalternativen an, u.a.: Auch die Currywurst kann regional und fair sein. 16 Der Hirseauflauf schmeckt und macht M2: Rezepte „Indisches Menü“ M8: Mittelalterliche Hirserezepte M9: Rezepte „Restaurant International“ Eine weitere Möglichkeit ist die eigene Herstellung von Curry in den Pfännchen aus dem Gewürzkoffer (Materialblatt M3) für eine Currywurst. Für die Herstellung des Currys empfiehlt es sich, Gewürze aus Fairem Handel zu verwenden. Die Bratwürstchen sollten aus regionaler, biologischer Herstellung und artgerechter Tierhaltung sein. In diesem Zusammenhang können die sozialen und ökologischen Aspekte der Produktion und des Konsums von Lebensmitteln beleuchtet werden. Darüber hinaus bieten die vorgeschlagenen Kochbücher (siehe Seite 66) eine Fülle von Rezepten für das Kochen mit Gruppen bzw. Schulklassen. Geschichte(n) lebendig. 2 Gewürzter Unterricht B In der Schule Indische Bäuerin bei der Vanillebestäubung Projekttage zu Gewürzen und Fairem Handel Das Thema Gewürze eignet sich auch besonders für Projekttage. Dabei können die Vorschläge für die drei Doppelstunden im Geschichtsunterricht aufgegriffen und um den Aspekt „Gewürze im Fairen Handel“ ergänzt werden. Als Teil der Projekttage bietet sich ein Besuch in einem Weltladen mit Informationen zum Fairen Handel und Gewürzen an. Es kann auch ein Mitarbeiter aus einem Weltladen in die Schule eingeladen werden, um über den Fairen Handel zu berichten. Für eine Kocheinheit in der Küche bieten sich verschiedene Möglichkeiten und Rezeptalternativen an, u.a.: M2: Rezepte „Indisches Menü“ M8: Mittelalterliche Hirserezepte M9: Rezepte „Restaurant International“ Im Rahmen von Projekttagen kann auch Curry in den Pfännchen aus dem Gewürzkoffer für eine Currywurst hergestellt werden (M3: Selbstgemachte Currymischung). Für die Herstellung des Currys empfiehlt es sich, Gewürze aus Fairem Handel zu verwenden. Die Bratwürstchen sollten aus regionaler, biologischer Herstellung und artgerechter Tierhaltung sein. In diesem Zusammenhang können die sozialen und ökologischen Aspekte der Produktion und des Konsums von Lebensmitteln beleuchtet werden. Findet zum Abschluss der Projekttage ein Tag der offenen Tür oder ein Schulfest statt, so bieten sich z.B. folgende Möglichkeiten der Präsentation an: Der Gewürztest (M1) kann mit den Besuchern durchgeführt werden; Ausstellung und Vorführung der Ergebnisse der Gruppenarbeit; Anbieten von mittelalterlichen Hirsegerichten (M8), Gerichten von „Restaurant International“ (M9), „Indisches Menü“ (M2) oder Currywurst mit selbst gemachtem Curry aus Gewürzen des Fairen Handels, Bratwürstchen aus regionaler, ökologischer und artgerechter Produktion; Einrichten eines Verkaufsstandes mit Gewürzen und weiteren Waren und Informationen zum Fairen Handel. 17 C. Kirchlicher Unterricht Mit allen Sinnen die Welt erleben – Gastfreundschaft in der Einen Welt am Beispiel Gewürze Ein Konfirmandenwochenende Der hier vorgestellte Workshop wurde in ähnlicher Form bereits mit Konfirmandengruppen in den Gemeinden Baerl, Geldern, Krefeld-Nord und Xanten durchgeführt. Wir stellen Ihnen hier die ausführliche Fassung für ein Wochenende oder eine Freizeit mit Konfirmanden vor. Sie können die Einheit natürlich nach Ihren eigenen Bedürfnissen umstellen und Elemente auswählen für einen Blocktag oder für mehrere Einzelstunden im wöchentlichen Unterricht. Die Bausteine eignen sich auch für Projekttage an Schulen. Verlaufsplan: 1. Tag einheit 1 2. Tag einheit 2 18 16.30 Ankommen 17.30 Einführung 18.00 Abendessen Thematischer Einstieg 19.00 1. Block: „in Welten einriechen“ • Lied (CD) • Weltspiel (M10) • „Die Schatzkiste aus dem Mittelalter“: der Gewürzkoffer • Gewürztest (M1) 20.30 2. Block: • Andacht Matthäus 23, 23: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue (M11) 8.00 Frühstück 9.00 Tageseinstieg • Lied • Lukas 9, 10-17: Die Speisung der 5000 (M11) 90 Min. 30 Min. „Gold, das man essen kann“ – Geschichte der Gewürze und woher sie kommen 9.30 1. Block: Partnerarbeit zu einem Gewürz (M5) • Gruppengespräch 45 Min. 2 Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht einheit 3 einheit 4 3. Tag 10.15 2. Block: • Power-Point-Präsentation zur Kolonialgeschichte von Gewürzen • Weltkarte der Gewürze • Der Weg der Gewürze (M6) 11.00 Pause 45 Min. Kochen mit Gewürzen: „Restaurant International“ 11.15 1. Block: • Einführung und Gruppeneinteilung nach Gerichten • Zubereitung der internationalen Gerichte nach Rezepten in Gruppen (M9) 105 13.00 2. Block: Mittagessen im „Restaurant International“ (M9) 45 13.45 Pause Min. Min. 75 Min. Der Gewürzmarkt heute 15.00 1. Block: Power-Point-Präsentation zu Pro duktion von Gewürzen, Weltmarkt und Fairem Handel (CD) 15.30 2. Block: • Gespräch zweier Gewürzbauern (M12) in Kleingruppen • kreative Umsetzung • Vorstellung der Ergebnisse im Plenum 16.45 Freizeit 18.00 Abendessen 19.00 Freizeitgestaltung: Spiele, Filme, u.a. 8.00 Frühstück 30 Min. 75 Min. einheit 5 Abschlussgottesdienst und Ausblick 9.00 1. Block: Vorbereitung Gottesdienst 10.00 Pause 10.30 2. Block: Gottesdienst 11.30 3. Block: Auswertung des Wochenendes 12.00 Aufräumen 12.30 Mittagessen 13.00 Abreise 60 Min. 60 Min. 30 Min. 19 2 Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht Verlaufsbeschreibung Freitagnachmittag und -abend Vorab: Über Tagesabläufe, Regeln und Wochenendablauf werden die Teilnehmenden gegen 17.30 Uhr in der Einführung informiert. einheit 1: Thematischer Einstieg Intention: 1. Ankommen der Gruppe 2. Annäherung an das Thema Beschreibung: Auch wenn die Teilnehmenden sich bereits durch den Unterricht und sonstige Lebenszusammenhänge kennen, so ist es doch eine neue Erfahrung für sie, in dieser Gruppenkonstellation für fast 48 Stunden zusammen zu sein. Wir empfehlen Ihnen deshalb zunächst, sich durch Singen, Spiele und Gespräch einzufinden. Diese erste lockere Phase kann ebenfalls dazu genutzt werden, sich dem komplexen Thema der ungerechten Weltwirtschaftszusammenhänge und der Gottesgerechtigkeit zu nähern. Hierzu empfehlen wir das „Weltspiel“. Mit dem Gewürzkoffer und dem Gewürztest soll eine erste Annäherung an das Thema Gewürze gemacht werden. Die Konfirmand/innen oder Schüler/innen sollen anhand des Abschnitts aus dem Matthäusevangelium verstehen, dass Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue entscheidende Forderungen des Gesetzes Gottes sind. Material: Liedvorschläge (CD), Weltspiel (M10), Gewürzkoffer, Einführung in die Geschichte der Gewürze (M4), Gewürztest (M1), Bibeltext (M11), Stuhlkreis 20 1. Block Vorbereitung: Liedblätter kopieren, Weltspiel vorbereiten, Gewürzkoffer, Gewürztest und Bibeltext kopieren. Verlauf: Die Gruppe beginnt mit einem Lied (CD). Weltspiel (M10): Auf spielerische Weise soll den Teilnehmenden die weltweite Verteilung von Armut und Reichtum und die daraus resultierenden sozioökonomischen Lebensverhältnisse verdeutlicht und nachvollziehbar werden. Mit dem Gewürzkoffer findet der Einstieg in das Thema Gewürze statt. Sollte kein Gewürzkoffer vorhanden sein, so können einige Bestandteile, die in den Gewürzkoffer gehören (siehe Inhalt des Gewürzkoffers Seite 5) und die Gläser mit 13 Gewürzen selber zusammengestellt werden. Der Gruppenleiter stellt den Gewürzkoffer auf einen Tisch und behauptet, dass es sich um eine mittelalterliche Schatzkiste handelt. Die Teilnehmenden stellen Vermutungen über den Inhalt an: „Gold, Schmuck, Münzen usw. (evtl. Gewürze)“. Einer öffnet den Gewürzkoffer und zeigt den Inhalt: Gläser, Mörser, Gewürzreibe usw. Evtl. gibt es enttäuschte Bemerkungen: „nur Gewürze!“ Der Gruppenleiter erläutert, dass der Wert der Gewürze in den Gläsern heute ca. € 25 beträgt. Im ausgehenden Mittelalter wäre man allein durch den Inhalt des Pfefferglases steinreich gewesen. Die Teilnehmenden vermuten wieso: Gewürze waren teurer und deshalb kostbar, sie wuchsen in fernen Ländern. 2 Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht Der Text M4: Einführung in die Geschichte der Gewürze wird vorgelesen. Es werden erste Informationen gegeben zum Wert der Gewürze im ausgehenden Mittelalter im Vergleich zu dem geringen Wert, den Gewürze heute für uns haben. Erste Rückmeldungen und Nachfragen zum Text werden besprochen. Zum Abschluss dieser Einheit wird der Gewürztest durchgeführt. Die Teilnehmenden bekommen das Materialblatt Gewürztest (M1) und sollen durch Riechen den Inhalt der 13 Gläser den Namen der Gewürze auf dem Blatt zuordnen. 2. Block Abendandacht: Matthäus 23,23 (M11) „Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue“ Vorbereitung: Den Bibeltext in ausreichender Zahl kopieren oder Bibeln mitbringen. Wir empfehlen Ihnen, Bibeln – am besten die Version der „Guten Nachricht“ – in entsprechender Anzahl vorliegen zu haben. Stuhlkreise für Gruppen aufstellen, Tapete oder Packpapier samt Markern auf den Boden in die Mitte des Stuhlkreises legen. Verlauf: Beginnen Sie mit einem Lied (CD). Ein Jugendlicher oder die Gruppenleitung liest ruhig den Text vor. Die Gruppenleitung gibt Kurzinfos zum Kontext, in dem Jesus mit den Gesetzeslehrern und Pharisäern abrechnet, erläutert, was Gesetzeslehrer und Pharisäer zur Zeit Jesu waren, und welche Bedeutung die Abgabe des zehnten Teils hatte. Teilen Sie das Plenum, wenn nötig in arbeitsfähige Gruppen, die sich den Text nach der Methode des Bibelteilens erarbeiten: In der Arbeitsgruppe wird der Text erneut laut gelesen. Dann liest jeder den Text noch mal für sich und markiert eine Stelle, die ihn besonders angesprochen hat. Der Text wird erneut vom Gruppenleiter vorgelesen und jeder Teilnehmende wird aufgefordert die Stelle, die er markiert hat laut mitzulesen. Danach können die Teilnehmenden erläutern, warum sie eine bestimmte Stelle ausgewählt haben. Im Verlauf des Gesprächs stellen die Gruppenleiter Fragen zum Text: Welche Rolle spielen die Gewürze im Text? Wie verhalten sich die Angesprochenen in dem Text laut Jesus? Verhalten wir uns auch so? Wie stellt sich wohl Jesus vor, wie Menschen sich verhalten sollen? Was denkt ihr? Nachdem diese Phase beendet ist, kann, wer möchte, noch einen wichtigen Gedanken auf der Tapete, die in der Mitte der Gruppe ausgelegt ist, notieren und somit mit den anderen teilen. Dieser wird allerdings nicht kommentiert. Beschließen Sie mit einem Gebet, Segen und/oder Lied. Samstagvormittag Tageseinstieg: Andacht zu Lukas 6, 30-44 (M11) „Jesus gibt fünftausend Menschen zu essen“ Leitgedanken zum Text: Es ist genug für alle da. Durch Teilen geschieht das Wunder, dass alle satt werden. Jeder hat ein Recht auf Nahrung und auf eine gerechte Lebensgrundlage. Methodisch kann ähnlich vorgegangen werden, wie bei der Andacht am Vorabend. 21 2 Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht einheit 2: „Gold, das man essen kann“ – Geschichte der Gewürze und woher sie kommen Intention: 1.Kennen lernen der Gewürze in den Gläsern. 2.Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte der Gewürze. 3.Informationen zu Herkunftsländern der Gewürze. Beschreibung: Die Teilnehmenden sollen die einzelnen Gewürze in den Gläsern und ihre Herkunft kennen lernen und etwas über die Kolonialgeschichte der Gewürze erfahren. Sie sollen erkennen, dass es sich bei den Herkunftsländern der Gewürze überwiegend um so genannte Entwicklungsländer handelt, und dass wegen deren Entfernung zu Europa für den Gewürzhandel Transportlösungen gefunden werden mussten. Material: Materialblatt zu 12 Gewürzen (M5), Wandtapete oder Plakatkarton, Filzstifte , Weltkarte, Weltumriss karte (M17, DIN A2, CD), Stecknadelfähnchen, Materialblatt „Der Weg der Gewürze“ (M6), PowerPoint-Präsentation zur Kolonialgeschichte der Gewürze (CD), Laptop, Beamer, Leinwand. 1. Block Partnerarbeit zu einem Gewürz und Gruppengespräch Vorbereitung: Materialblatt (M5) zu 12 Gewürzen kopieren, Wandtapete oder Plakatkarton und Filzstifte bereithalten. Verlauf: Das Materialblatt (M5) zu den 12 Gewürzen wird an die Teilnehmenden verteilt. In Partnerarbeit sollen sie sich mit einem Gewürz ihrer Wahl näher vertraut machen und anschließend in der Gruppe die Pflanzen näher beschreiben: 22 Um welche Pflanze handelt es sich? Was ist das eigentliche „Gewürz“ (z. B. Blüte, Rinde, Frucht)? Wie und wo wächst sie? Wozu wird sie gebraucht? Dafür können Plakate angefertigt werden. Nach der Vorstellung der Gewürze werden Gemeinsamkeiten der einzelnen Erarbeitungen festgehalten: „Gewürze werden zur Verfeinerung der Speisen gebraucht und haben einen hohen gesundheitlichen Wert. Ihre Hauptanbaugebiete liegen alle außerhalb Europas.“ 2. Block Kolonialgeschichte der Gewürze Vorbereitung: Beamer, Laptop und Leinwand aufbauen; Weltumrisskarte (M17, CD) für jede Gruppe auf DIN A2 kopieren; Weltkarten, Stecknadelfähnchen, Filzstifte und Ausstellungswand bereitstellen; Materialblatt M6: „Der Weg der Gewürze“ kopieren. Verlauf: Die Power-Point-Präsentation (CD) zur Kolonialgeschichte der Gewürze wird vorgestellt. Danach wird in mehreren Kleingruppen weitergearbeitet. Die Teilnehmenden sollen eine Weltkarte der Gewürze erstellen. Sie bekommen eine Weltkarte mit den Umrissen der Länder (M17, CD nach Möglichkeit auf DIN A2 kopiert). Mit Hilfe des Materialblattes zu den 12 Gewürzen (M5) sollen sie die Herkunftsländer der Gewürze finden und eintragen. Zum Auffinden der Länder bekommt jede Gruppe eine Weltkarte. Die Erzeugerländer können farbig gekennzeichnet und die einzelnen Gewürze durch Stecknadelfähnchen auf der Gewürzkarte sichtbar gemacht werden. Mit Hilfe des Materialblattes M6 soll der Weg der Gewürze im Mittelalter vom Erzeugerland bis nach Europa nachvollzogen und eingetragen werden. Die Ergebnisse der Gruppen werden im Gruppenraum ausgestellt. 2 Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht einheit 3: Kochen mit Gewürzen: „Restaurant International“ Intention: 1.Sinnliche Erfahrung (riechen, schmecken) durch den praktischen Umgang mit Gewürzen. 2.Gerichte aus fernen Ländern mit exotischen Gewürzen und Zutaten kennen lernen. 2.Erfahrung von Gemeinschaft durch gemeinsames Kochen und Essen. Beschreibung: In dieser Einheit geht es um den praktischen Umgang mit Gewürzen. Durch das Kochen eines Gerichtes aus einem fremden Land und den Einsatz von Gewürzen soll eine sinnliche Erfahrung mit Gewürzen gemacht werden. Ebenso soll erfahren werden, wie schmackhaft Gewürze Speisen verfeinern können, wie gemeinschaftsfördernd das gemeinsame Kochen und Essen in der Gruppe sein kann und wie viel Spaß das macht. Das Kochen in mehreren Gruppen erfordert einen hohen logistischen Aufwand. Passen Sie die Einheit ihren Bedingungen an und prüfen Sie, was und wer zur Verfügung steht: •Ist eine ausreichend große Küche vorhanden, die entsprechend mit Töpfen und Geschirr ausgestattet ist? •Sind ausreichend Räumlichkeiten und Platz für die Vorbereitungen in den Gruppen vorhanden? •Stehen genügend Mitarbeiter/innen für die Anleitung der Gruppen zur Verfügung? Bedenken Sie, dass viele Jugendliche kaum über Kocherfahrungen verfügen. •Klären Sie, wer sich um den Einkauf der Zutaten und Gewürze (1 Person für alle, oder die jeweilige Anleitung der Gruppe) und um die notwendigen Utensilien für die verschiedenen Gerichte kümmert. Wenn Sie sich mit dem Thema Gewürze befassen, sollten Sie auf jeden Fall eine Kocheinheit mit einplanen. Wenn Ihre logistischen Möglichkeiten eingeschränkt sind, machen Sie einfach weniger und treffen Sie eine Auswahl aus den vorgeschlagenen Gerichten. Sie sind selbstverständlich frei, auch ganz andere Gerichte zu wählen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Material: Materialblatt Rezepte „Restaurant International“ (M9), Zutaten und notwendiges Geschirr für die Zubereitung der einzelnen Gerichte. 1. Block Kochen mit Gewürzen Vorbereitung: Einkauf der Zutaten und Bereitstellung des notwendigen Geschirrs, Materialblatt Rezepte „Restaurant International“ (M9) kopieren. Verlauf: Es wird eine Einteilung in Gruppen nach Gerichten vorgenommen. Für jede Gruppe sollte es einen Mitarbeitenden geben, der das Rezept kennt und sicherstellt, dass die jeweiligen Zutaten und das notwendige Geschirr im entsprechenden Raum vorhanden sind. Mögliche Gerichte: 1.Hauptgericht I – Gemüse-Curry (Sri Lanka) 2.Hauptgericht II – Masala (Somalia) 3.Hauptgericht III – Nasi Goreng Istimewa (Indonesien) 4.Hauptgericht IV – Chili con Carne (Mexiko) 5.Beilage I – Chapati oder Rotti (Fladenbrot, Indien) 6.Beilage II – Beduinenbrot 7.Nachtisch I – Bananen-Kokos-Pudding (Nigeria) 8.Nachtisch II – Ananas-Schokoladenpudding (Tansania) Die Zubereitung der internationalen Gerichte nach Rezepten findet in den Gruppen statt. Eine zusätzliche Gruppe ist für die Dekoration und die Speisekarte des „Restaurant International“ zuständig. In dem Raum können mehrere Ecken mit Matten (z.B. Strohmatten) und jeweils einem Tischtuch in der Mitte ausgestattet werden. 23 2 Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht 2. Block Mittagessen im „Restaurant International“ Gegessen wird in Gruppen auf dem Boden sitzend. Für jede Gruppe werden Schüsseln mit den verschiedenen Gerichten in die Mitte gestellt. Für jede Essgruppe gibt es eine Speisekarte mit dem Menü. Teller und Geschirr sollten entsprechend bereitgestellt werden. Der Raum kann mit bunten Tüchern und Gegenständen aus verschiedenen Kulturen dekoriert werden. Vor dem Essen sollten Sie ein Gebet sprechen. Achten Sie darauf, dass gemeinsam mit dem Essen begonnen wird. Nach dem Essen sollte ein geplantes Aufräumen und Spülen stattfinden. Samstagnachmittag einheit 4: Der Gewürzmarkt heute Intention: 1.Informationen zur Produktion und dem Weltmarkt von Gewürzen 2.Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen von Gewürzbauern 3.Kennenlernen des Fairen Handels Beschreibung: In dieser Einheit sollen die Teilnehmenden etwas über die Produktion und den Weltmarkt von Gewürzen heute erfahren. Sie sollen sich mit der Lebenssituation und den schwierigen Arbeitsbedingungen der Gewürzbauern auseinandersetzen. Sie sollen den Ansatz des Fairen Handels kennen lernen und erfahren, wie sich dadurch die Lebensbedingungen der Gewürzbauern ändern. Material: Power-Point-Präsentation zur Produktion von Gewürzen, Weltmarkt und Fairer Handel (CD), Computer, Beamer, Leinwand, Materialblatt M12 „Gespräch zweier Gewürzbauern bei der Arbeit“. 1. Block Vorbereitung: Computer, Beamer und Leinwand aufbauen. Verlauf: Die Power-Point-Präsentation zur Produktion von Gewürzen, Weltmarkt und Fairer Handel wird vorgestellt, Fragen der Teilnehmenden besprochen. 2. Block Vorbereitung: Das Materialblatt M12 wird für alle kopiert. Ablauf: In Kleingruppen (4-5 Teilnehmende) soll aus dem Gespräch der Gewürzbauern herausgearbeitet werden, was sich für sie verändert hat, seit sie in der Kooperative für den Fairen Handel produzieren. Jede Gruppe soll auf der Grundlage des Textes und der Informationen wahlweise: • ein Rollenspiel einüben, • eine pantomimische Vorstellung erarbeiten, • ein Plakat/Collage erstellen, • einen Artikel für eine Zeitung schreiben, • ein Fernsehinterview führen. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt. 24 2 Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht Sonntagvormittag einheit 5: Abschlussgottesdienst und Ausblick •Raumgestaltung •Theater oder Kreativgruppe: Vorführung einer Intention: 1.Einen Bogen spannen zwischen den verschiedenen, gewonnenen Erkenntnissen des Wochen endes. 2.Feierlicher liturgischer Abschluss. 2. Block Beschreibung: Die Jugendlichen bereiten in Gruppen den Gottesdienst vor, den sie im Anschluss gemeinsam mit den Unterrichtenden feiern. Somit werden sie von reinen Zuschauern zu einem aktiven Teil des Gottesdienstes und eignen sich das Thema auf verschiedenen Ebenen an. 1. Block Vorbereitung Gottesdienst: Verschiedene Elemente des Wochenendes sollen in dem Gottesdienst vorkommen. In Kleingruppen bereiten die Jugendlichen den Gottesdienst vor. Liedblätter, Raumschmuck, Bibeln, Papier, Stifte, Gebete etc. sollten schon gemäß den vorgesehenen Gruppen zusammengestellt werden. Sollten Eltern an dem Gottesdienst teilnehmen, muss die entsprechende Anzahl Liedblattkopien vorliegen. Folgende Gruppen bieten sich u. a. an: •Lieder/Musik: aussuchen, einüben (CD) •Lesung (z.B. Jesaja 65, 17-25; Matthäus 23,23; Lukas 9, 10-17 vom Materialblatt M11) •Gebetsgruppe: Eingangs- und Fürbittengebet, Glaubensbekenntnis, Vater Unser, Segen Erarbeitung aus „Gespräch zweier Gewürzbauern bei der Arbeit“ (M12) Gottesdienst: Die Gruppen sammeln sich wieder und nehmen Platz im Gottesdienstraum. Die Unterrichtenden strukturieren den Gottesdienst vor, damit jede/r weiß, wann er/sie dran ist. Der Gottesdienst sollte in einer ruhigen, besinnlichen Atmosphäre und in einer jugendgemäßen Form gefeiert werden. 3. Block Auswertung: In der Auswertungsrunde sollte jeder die Möglichkeit haben, einen positiven und negativen Kommentar zum Wochenende abzugeben. Die Meinungsäußerungen bleiben von allen, Unterrichtende eingeschlossen, unkommentiert. Eine Möglichkeit ist die Vervollständigung von Halbsätzen wie z.B.: •„Dieses Wochenende war für mich….“ •„Über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Gewürzbauern weiß ich…“ •„Zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Gewürzbauern möchte ich…“ Die Kommentare oder Vervollständigungen zu den Sätzen können z. B. von jeder/m auf einen vorbereiteten Flipchart geschrieben werden. 25 3. Geschichte der Gewürze Quelle von Reichtum, Macht und Wohlbefinden Das Kochbuch des Apicius in einer mittelalterlichen Abschrift. Im Anfang waren die Gewürze – dieser Satz stammt nicht vom kreativen Werbefachmann einer Gewürzmühle. Er steht in der Lebensbeschreibung des portugiesischen Seefahrers und Entdeckers Fernando de Magellan von Stephan Zweig. Gewürze zählen zu den ältesten Handelsgütern, Gewürzhändler waren 26 die ersten „global player“, und ihre Geschichte ist „gepfeffert“. Gewürze werden schon seit den ältesten Zeiten der Menschheitsgeschichte verwendet und gehören seitdem zu den begehrtesten Pflanzen. Sie waren die ersten Tauschwaren der Inder im Handel mit anderen Völkern. Anfangs wurden sie nicht nur zum menschlichen Genuss, sondern hauptsächlich zu religiösen Zwecken (z.B. Räucherungen) und als Heilmittel verwendet. Bei den alten Ägyptern werden die Gewürze empfohlen zum Verfeinern von Speisen, für kosmetische Salben und Parfüms, für Öl zum Einbalsamieren von reichen Toten. 3 Geschichte der Gewürze Im Kochbuch des Gewürze waren weit mehr Apicius, der ältesten uns überlieferten Rezept- als nur Würzmittel. Sie waren ein Stasammlung aus der Zeit um 30 n. Chr., werden über 80 verschiedene Gewürze und Würzmittel genannt. Hauptsächlich verwendet wurde schwarzer Pfeffer, denn er war auch für Bezieher mittlerer Einkommen erschwinglich. Das Pfund langer Pfeffer (heute nicht mehr in Europa verwendet) kostete damals 15, das Pfund weißer Pfeffer sieben und das Pfund schwarzer vier Denare. Aber auch Ingwer, Kardamom, Zimt und Gewürznelke werden in den Rezepten von Apicius genannt. tussymbol, man konnte damit seinen Reichtum und seine Macht zeigen. Kaufleute benutzten Gewürze als Bargeld, mit Zimt erkauften sich Fürsten die Gunst von Königinnen, und selbst die Mitgift herrschaftlicher Bräute wurde in Pfeffer aufgewogen. Spezereien waren auch beliebte Geschenke bei Geburten, Taufen und anderen Familienfeiern. Steuern, die verschiedensten Abgaben, Zollgebühren und sogar Schmiergelder zahlte man häufig in Form von Pfeffer statt in klingender Münze. Eine beliebte Redensart lautete „Teuer wie Pfeffer“. Jahrhunderte waren exotische Gewürze unendlich viel teurer als die Nahrung selbst. Sie waren nicht nur wertvoll, sondern auch wertbeständig. Während die Lebensmittel, denen sie zugesetzt wurden, verderben können, sind ungemahlene Gewürze stabil, widerstandsfähig und langlebig. Ein Pfund Ingwer war soviel wert wie ein Schaf, zwei Pfund Muskatblüte soviel wie eine Kuh. Pfeffer wurde „schwarzes Gold“ genannt und wurde zeitweise mit Gold aufgewogen. Pfefferhandel, zeitgenössischer Holzschnitt Zwischen dem 11. und 17. Jahrhundert beherrschen die Gewürze den europäischen Geschmack, es ist ihre Blütezeit. Ein Motiv der Kreuzzüge war auch, den direkten Zugang zu den begehrten Gewürzhandelswegen zu erhalten. Damals gab es einen wahren Gewürztaumel in Europa: Die herrschende Klasse im Mittelalter zeichnete sich durch einen eigentümlichen Geschmack für stark gewürzte Speisen aus. Je vornehmer der Haushalt, umso höher war sein Verbrauch an Gewürzen. Bei der Hochzeitsfeier des Herzogs Karl von Burgund 1468 in Brügge wurden allein 190 Kilo Pfeffer verwendet. Je schärfer der Pfeffer die Schleimhäute der Teilnehmer an einem Gastmahl ätzte, umso größer war der Respekt vor dem Gastgeber. Es gab kein Gericht, bei dem nicht eine großzügige Portion Pfeffer oder Muskat und keine Krankheit, bei der nicht Ingwer oder Nelken als wirksames Heilmittel zur Anwendung kamen. Und kein erotisierender Fruchtbarkeitszauber kam ohne die würzigen „Liebespflanzen“ aus. 1492, im Jahr der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, war der Goldpreis in der Zeit zwischen 1300 und 1800 am höchsten und kostete – nach heutigem Wert – rund 80.000 Euro per Kilo. Ob tatsächlich so viel auch für Pfeffer gezahlt wurde, ist nicht überliefert. Bei diesen Preisen kann man verstehen, dass Pfeffer körnerweise berechnet wurde. Bis zur Zeit Elisabeths I. wurden den Wächtern der Londoner Docks die Taschen zugenäht, damit sie nichts mitnehmen konnten. Oft wurden die teuren Gewürze mit billigen Stoffen gestreckt, um noch mehr Profit zu erzielen. Diese „Gewürzschmierer“, wie man die Fälscher nannte, wurden scharf bestraft, die Betrüger manchmal mit ihrer gepanschten Ware zusammen auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder in den Fluss geworfen. Die Gewinnspannen der „Pfeffersäcke“ (so wurden im Mittelalter schwerreiche Männer genannt) waren ungeheuerlich. Der Preis des Pfeffers im 15. Christoph Columbus 27 3 Geschichte der Gewürze Jahrhundert auf dem Weg von Indien nach Venedig hat sich fast verdreißigfacht. In Mitteleuropa wurde er noch einmal doppelt so teuer verkauft wie in Venedig. Es ist verständlich, dass die Preise der Gewürze durchaus ihrer Seltenheit, ihrem langen Transportweg und den enormen Zwischengewinnen der Händler entsprachen. Unsichere und schlechte Straßen, Seeräuber, hohe Steuern und Transitzölle trieben die Preise der Gewürze in sagenhafte Höhen. Durch gesteigerte Nachfrage nach Gewürzen, stagnierende Transporttechniken, erhöhte Zölle und andere Kosten waren die jahrhundertealten Handelswege nicht mehr zeitgemäß; man suchte nach Alternativen, nach einem schnelleren, billigeren und sichereren Handelsweg zu den Gewürzländern, nach einer Route, die sowohl die Umgehung der vielen Zollschranken wie den Transport größerer Warenmengen erlaubte. Das Ziel ist der Seeweg nach Indien – ein kühnes, abenteuerliches Wagnis der Vasco da Gama Kaufleute und Seefahrer. Kolumbus zog aus, diesen Seeweg nach Indien zu finden – des Goldes und der Gewürze wegen. Er suchte auf den „Westindischen Inseln“ vergeblich nach den bekannten, begehrten Pflanzen, er entdeckte dafür drei neue Gewürze: Piment, Chilis und Paprika. Wir sind auf der Suche nach Christen und Gewürzen, so steht es in Vasco da Gamas Logbuch. Die Gier nach Gewürzen machte ihn erfolgreicher: Die Umseglung des Kaps der guten Hoffnung und das Finden des Seewegs nach Indien ist ihm zu verdanken. 1499 kehrte er mit der ersten Ladung Gewürze aus Asien nach Portugal erfolgreich zurück. Und plötzlich war Pfeffer in Venedig fünf Mal so teuer wie in Lissabon. Die Portugiesen kalkulierten zeitweise mit einem Preisaufschlag von 600 Prozent, im 17. Jahrhundert erhöhten die Holländer teilweise auf 1000 Prozent. Mit Gewürzen ging man verschwenderisch um – und zwar bei al- len Gerichten. Bei der Eintönigkeit der Alltagsnahrung war das verständlich. Die Grundlage bildeten 28 Brei aus Hafer oder Hirse und Brot; Gemüse und Obst aus der näheren Umgebung wurden nur als Zukost genossen. Fleisch und Fisch waren die festliche Ausnahme. Die teureren exotischen Gewürze konnten sich natürlich nur die Wohlhabenden leisten. Der Mittelstand und die Bauern würzten mit einheimischen Kräutern, die sie in ihren Gärten anpflanzten oder in der Natur fanden. Auch Getränke wurden gewürzt: Bier wurde mit Muskat und Ingwer versetzt (noch heute in England: ginger ale, ginger beer oder ginger wine). Die Weine des Mittelalters waren mehr Gewürzlaugen als edle Traubensäfte. Sie wurden mit verschiedenen Spezereien aufgekocht. Glühweine von heute sind noch ein schwacher Abglanz davon. Teilweise wurden sie als Medizin verwendet. Sie sind mit unseren heutigen Weinen überhaupt nicht zu vergleichen. Über Jahrhunderte wurden barbarische Kolonialkriege zwischen Portugiesen, Spaniern, Holländern und Engländern der Gewürze wegen im gesamten ostasiatischen Raum ausgefochten. Um die Preise in Europa möglichst hoch zu halten, wurde die Ernte oft jahrelang gespeichert. Ganze Schiffsladungen wurden im Meer versenkt oder große Vorräte verbrannt – alles nur um das Monopol zu halten. Gewürze machten Familien wie die Welser und Fugger wohlhabend, brachten Städte wie Nürnberg, Venedig, Lissabon und Amsterdam und ganze Nationen wie Italien, Portugal und Holland zur Blüte oder verursachten ihren Untergang. Die „Pfeffersäcke“ waren große Mäzene für Künstler wie Tizian, Dürer und Rembrandt. Ohne Gewürze wären viele prachtvolle Paläste am Canale Grande in Venedig, das Hieronymuskloster in Belem bei Lissabon/Portugal oder viele Handels- und Patrizierhäuser an den Grachten in Amsterdam niemals entstanden. Ende des 16. Jahrhunderts kündig- te sich weitere Konkurrenz im portugiesischen Hoheitsgebiet an: die Seefahrernationen Holland und England. 1597 kehrte die erste holländische Flotte aus Indien mit Pfeffer beladen zurück. Der Gewürzhandel verlagerte sich von Lissabon nach Amsterdam. Die erste Aktiengesellschaft der Welt – die VOC, die Vereinigte Ostindische Compagnie – wurde 1602 in Amsterdam der Gewürze wegen gegründet. Ab 1606 wurden die Anteile als „actien“ an der Börse gehandelt. Positive Meldungen aus Fernost ließen den Wert stark ansteigen, während negative 3 Pierre Poivre, Büste auf Madagaskar Geschichte der Gewürze Nachrichten zu einem rapiden Kursverfall führten. In den 198 Jahren ihres Bestehens zahlte sie durchschnittlich jährlich mehr als 18 Prozent Dividende – oft in Gewürzen ausgegeben – bevor sie 1799 in Konkurs ging. 1600 wurde eine englische, 1616 eine dänische und 1664 eine französische Ostindien Compagnie gegründet, keine dieser Gesellschaften konnte sich so lange wie die holländische halten. Sie hatten auch nicht die politische Macht, die große Ausdehnung in Ostasien und die Monopolstellung bei einzelnen Gewürzen wie die der Holländer. Hört es sich nicht wie Ironie an, dass der Franzose Pierre Poivre (Peter Pfeffer) 1770 Muskatnussund Gewürznelkenbäume stahl, sie auf der heutigen Insel Mauritius – später auch auf den Seychellen und Madagaskar – anpflanzte? Er brach damit das holländische Gewürzmonopol. Damit ging eines der blutigsten Kapitel in der Kolonialgeschichte zu Ende, denn man log, betrog, stahl, plünderte, verbrannte, kämpfte und mordete jahrhundertelang nur der Gewürze wegen. Nach 1750 ging die Nachfrage nach Gewürzen zurück. Sie beherrschten nicht mehr den Welt- handel, verloren ihre Bedeutung und brachten nicht mehr die gepfefferten Preise wie zu Zeiten der Gewürzkriege. Kaffee, Kakao, Tee und Tabak stiegen in der Gunst der Verbraucher und wurden immer beliebter. Die Römer schätzten den Pfeffer sehr. Der Gelehrte Plinius der Ältere, Verfasser einer Naturgeschichte (24 bis 79 nach Chr.) warnte schon vor der Pfeffersucht der Römer, da Roms Finanzkraft geschwächt wurde, weil unermessliche Geldwerte nach Indien flossen. 1908 führte Deutschland für rund 14 Millionen Mark Gewürze aus dem Ausland ein – eine solche Vergeudung nationaler Werte machte es zur Pflicht, sparsamer mit ausländischen Gewürzen umzugehen (nach damaliger Auffassung). Außerdem könne man mit deutschen Kräutern lieblicher würzen, sie seien auch der Gesundheit weit zuträglicher. Im ersten und zweiten Weltkrieg und auch in der ehemaligen DDR wurde diese Antipathie gegen tropische Gewürze noch größer, denn sie kosteten Devisen, mussten aus „feindlichen“ Ländern bezogen werden, wurden als undeutsch, fremdländisch und gesundheitsschädlich angeprangert. Man drosselte den Import und führte Einfuhrbeschränkungen ein. Im Interesse der Volkswirtschaft sollte mit einheimischen Kräutern gewürzt werden. Gewürze sind heute keine Luxusgegenstände, keine Statussymbole mehr. Niemand käme heute auf die Idee, bei einer Einladung der Hausfrau eine Muskatnuss oder zehn Pfefferkörner mitzubringen. Gewürze sind keine fürstlichen Geschenke mehr. Wir glauben nicht mehr an die Märchen von früher, dass sie gesundheitsschädlich wären. Ganze Bibliotheken füllen wissenschaftliche Abhandlungen in aller Welt über Heilkräfte der Gewürze. Der ungarische Forscher Dr. Szent Györgyi kristallisierte erstmals Vitamin C aus der Paprika und bekam dafür den Nobelpreis. Heute wissen wir, dass Paprika eine der gesündesten Pflanzen ist: Neben Vitamin C (viel mehr als in Zitronen und Orangen), enthält sie noch weitere Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Gewürze machen unsere Nahrung nicht nur geschmackvoller und reizvoller, sie enthalten lebenswichtige Bestandteile, die unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit entscheidend beeinflussen. Sie erhöhen den Speichelfluss und sorgen für den vermehrten Ausstoß der Verdauungssekrete in Magen und Darm. Dadurch werden unsere Speisen besser aufgeschlossen und somit bekömmlicher. Anfangs wurde von dem Gewürztaumel in früheren Jahrhunderten gesprochen. Dazu einige Zahlen: Der Verbrauch an asiatischen Gewürzen lag zwischen dem 11. und dem 18. Jahrhundert bei rund 25 und 100 Gramm pro Kopf/Jahr je nach Angebot. Der Verbrauch an Gewürzen der Oberschicht hat wohl den geschätzten statistischen Wert weit übertroffen, während der Verbrauch der breiten Masse unter diesem Wert lag; sie würzten aus Kostengründen mit einheimischen Kräutern. Teilweise zogen sie diese in ihren Gärten oder suchten sie 29 3 Geschichte der Gewürze in der Natur. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren lag der Verbrauch in Deutschland im Vergleich zu heute sehr niedrig – durch die Antipropaganda des Dritten Reichs, den geringen Import und die Wirren des Krieges. In den letzten 30 Jahren hat sich der Pro-Kopf-Gewürzverbrauch um rund 50 Prozent erhöht. Und heute werden etwa 550 Gramm exotische Gewürze pro Kopf und Jahr – vom Säugling bis zum Greis – verwendet. Von diesen 550 Gramm Gewürzen gehen 65 Prozent in die Ernährungsindustrie und das Nahrungsmittelhandwerk. Die restlichen 35 Prozent werden direkt in den deutschen Haushalten verwendet: In Heutiger Gewürzstand in Istanbul der Küche wird mit beinahe 200 Gramm gewürzt. Der Durchschnittspreis der Gewürze lag im 14. bis 16. Jahrhundert nach heutigem Wert bei etwa 40 bis einigen zig tausend Euro und konnte nur von sehr Wohlhabenden bezahlt werden. Heute sind Gewürze für jeden erschwinglich. Gewürze sind weltweit bei Fachleuten immer noch Spekulationsobjekte. Ein Beispiel: Zwi- schen 2000 und 2001 ist der Durchschnittsimportwert von Pfeffer um 46 Prozent und von Macis (Muskatblüte) um 31 Prozent gefallen. In der gleichen Zeit ist Koriander um 42 Prozent gestiegen. Zwischen 1999 und 2001 sind Gewürznelken gar um 355 Prozent und Kardamom um 205 Prozent teurer geworden. 30 In den letzten Jahrzehnten hat sich ein deutlicher Geschmackswandel bei Gewürzen und Kräutern bemerkbar gemacht. Es wird nicht nur mehr (höherer Verbrauch der einzelnen Gewürzsorten), sondern auch vielseitiger (mit mehr Gewürzen und Kräutern) gewürzt. Einige Gründe für den höheren Verbrauch sind: Als Weltmeister im Reisen lernen die Deutschen ferne Länder kennen und bringen neue Speiserezepte mit, die auch zu Hause gern nachvollzogen werden. Durch den Abdruck von fremdländischen Rezepten mit exotischen Gewürzen in Zeitungen, Zeitschriften und Kochbüchern werden die Leser zu höherem Gewürzkonsum motiviert. Viele Menschen werden ernährungsbewusster. Gesunde Kost wird angestrebt. Dazu gehört weniger Salz, ersetzt durch Gewürze und Kräuter. Gewürze und Kräuter sind ein Mittel für Kreativität am Herd, sie sorgen für Abwechslung im Speisezettel und ermöglichen es, Fertigprodukte aus der Dose oder der Tiefkühltruhe individuell zu verfeinern. Immer größer wird die Zahl der Restaurants mit fernöstlichen oder osteuropäischen Gerichten. Auch die Ernährungsindustrie und das Nahrungsmittelhandwerk verfeinern ihre Produkte damit stärker als früher. Hauptgewürz war, ist und bleibt der Pfeffer in Deutschland. Pfeffer ist das Hauptgewürz der Deutschen mit etwa einem Drittel Anteil am Gesamtgewürzimport und unser beliebtester Scharfmacher. Auch bei Pfeffer gehen rund 65 Prozent in vorgefertigte Lebensmittel, die restlichen rund 35 Prozent landen direkt in den Küchen. Jeder Deutsche würzt pro Jahr im Durchschnitt mit rund 60 Gramm grünem, schwarzem und weißem Pfeffer im Haushalt. Der Autor Günter Enderle war langjähriger Gesellschafter der Moguntia-Gewürzwerke in Mainz (leicht veränderte Fassung). 4. Produktion und Welthandel von Gewürzen heute Der kommerzielle Handel von Gewürzen ist ein sehr wichtiges und interessantes Thema, gerade wenn man sich fragt, wie die Preise für die einzelnen Gewürze entstehen. Insbesondere: Wie viel verdient ein Produzent/Produzentin und wie viel ein Händler an Gewürzen? Die Informationen zu diesem Kapitel stammen aus Literatur und Gesprächen mit dem Fachverband der Gewürzindustrie in Bonn1 und einem der ältesten Pfefferhändler2 in Hamburg. Inhaltlich geht es um die Bedeutung der Gewürze heute, die Weiterverarbeitung von Gewürzen in Deutschland, die Entstehung der Preise für Gewürze, den Verdienst eines Kleinbauern, Verdienst eines Zwischenhändlers, die Stationen einer weiten Reise vom Produzenten zum Konsumenten. ••••••••• 1Fachverband der Gewürzindustrie e. V., Reuterstr. 151, 53113 Bonn 2Jantzen und Deeke GmbH Gewürzhandel, Katharinenstr. 30, 20457 Hamburg 31 4 Produktion und Welthandel heute Die Bedeutung der Gewürze heute Gewürze zählen zu den ältesten Handelsgütern und bereits im 11. Jahrhundert waren Gewürzhändler die „global player“. Dort nahm die Globalisierung ihren Anfang und bis heute spielen Gewürze in der Wirtschaft vieler Länder eine bedeutende Rolle. Gewürze werden heutzutage fast weltweit gehandelt. Bei diesem Handel spricht man vom Welthandel. Denn neben Waren wie den Gewürzen werden auch Güter und Dienstleistungen gehandelt. In Deutschland gibt es eine eigene „Gewürzindustrie“, die über den Import, die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung den Handel mit Gewürzen steuert. Selbst heute noch werden hauptsächlich in den so genannten Entwicklungsländern Gewürze angebaut und vorzugsweise von den Industrieländern aufgekauft. So stammen mehr als 80 Prozent der Gewürzexporte aus Entwicklungsländern, in denen Produktion und Export wichtige Teile der Landwirtschaft sind; das Einkommen von Tausenden von Bauern wird durch den Anbau von Gewürzen ergänzt. Leider sind die Kleinbauern diejenigen, die am wenigsten an den Gewürzen verdienen. Sie können vom Gewürzanbau allein nicht überleben! Vor Deutschland, Japan und Frankreich sind die Vereinigten Staaten heute die größten Gewürz-Importeure der Welt. Deutschland importierte 2008 laut dem „Fachverband der Gewürzindustrie“ rund Gewürzimporte 2008 nach Anteilen Menge ca. 84.936 t 29.3 % 90.000 Tonnen Gewürze pro Jahr. Das meistgehandelte Gewürz – der König unter den Gewürzen – ist der Pfeffer, gefolgt von Paprika, Muskatnuss, Kümmel, Koriander und Ingwer. An erster Stelle der Gewürze exportierenden Länder steht Indien (vor allem Pfeffer, Kardamom, Chili, Ingwer, Kreuzkümmel und Currypulver). Indonesien folgt an zweiter Stelle mit Pfeffer, Muskatnuss, Kassie, Ingwer, Kardamom, Vanille. Als Drittes folgt Brasilien mit Pfeffer, Gewürznelken und Ingwer. Die Weiterverarbeitung von Gewürzen in Deutschland Gewürze werden in der Regel industriell weiterver- arbeitet. Diese Aufgabe übernimmt die Gewürzindustrie, die aus dem Rohstoff Gewürz ein Produkt herstellt, das zum „Verzehr geeignet“ ist. Die Gewürze werden als Rohware gekauft und in Deutschland von rund 70 Gewürzverarbeitern veredelt. Sie stellen Gewürzmischungen, Gewürzpräparate und sonstige würzende Zutaten her. Die Reinigung und Verarbeitung geschieht oft nicht in den Produzentenländern selbst, da nach Aussage des Fachverbandes der Gewürzindustrie unsere hohen Hygieneanforderungen dort vielfach nicht erfüllt werden. Zudem bevorzugt der Importeur ganze Ware, um eine absolute Kontrolle zu gewährleisten. Die Entstehung der Preise für Gewürze Der Preis entsteht – nicht wie bei Kaffee oder Ka- kao an der Börse – sondern wird vor Ort und aktuell am Gewürz festgelegt. Täglich werden die Preise bestimmt – per Telefon, E-mail, SMS oder Fax. Pfeffer, ganz Gewürzverbrauch in Deutschland 2008 226 Mio. € 14,9% Paprika,gemahlen 3,7% Koriander 2,4% Muskat 3,9% Einfuhr Kümmel 139 Mio. € 46,8% Sonstiges Zimt, Nelken, Macis, Ingwer, Kardamom ... Ausfuhr 84.936 t Einfuhr 32.732 t 32 Ausfuhr MENGE WERT 4 Produktion und Welthandel heute Dadurch erfahren die Händler, welches Erzeugerland gerade welchen Preis anbietet. Aufgrund dieser Informationen machen sie entsprechende Angebote an ihre Kunden. Bei dieser Preisgestaltung haben viele Kleinbauern nicht die Möglichkeit, den Preis mit zu bestimmen. Sie sind auf die Angaben der Zwischenhändler angewiesen und erhalten den niedrigsten Preis. Für den Kleinbauern wie auch für den Importeur sind Gewürze Bargeld! Einige Kleinbauern betreiben den Gewürzanbau als Nebenverdienst. Der Handel mit Gewürzen ist ein sensibler und spekulativer Markt. Der Preis orientiert sich sehr stark an Qualität, Angebot und Nachfrage. Weitere Faktoren für die Preisbildung sind Wettereinflüsse, Naturkatastrophen und Produktionskosten sowie die teilweise steigenden Rohstoffpreise (z.B. Rohöl). Im Gewürzhandel gibt es keine Garantie für regelmäßige Lieferungen, so dass manche Händler bei uns zur Sicherheit und zur Abdeckung ihres Angebots, größere Mengen eines Gewürzes einlagern. Damit können sie zudem den Preis niedrig halten. Die Preise für Gewürze sind sehr variabel. So steigen beispielsweise bei einem Unwetter auf Grenada (Zerstörung von Muskatplantagen) die Muskatnusspreise, bei einem Vulkanausbruch auf Borneo (Vernichtung von Pfeffergärten) die Pfefferpreise, bei Monsunregen ... Das Einkaufen von Gewürzen ist wie ein Glücksspiel. Dazu kommt, dass man mit dem Einzelhandel nur einmal pro Jahr Preise verhandelt. Wenn es schlecht läuft muss man als Importeur teurer einkaufen, als der Einzelhandel bezahlt.3 Es kann aber auch ein großes Angebot z.B. an Pfeffer geben – dann fallen die Preise. Das kommt dann vor, wenn neue Länder hinzukommen, die ebenfalls Pfeffer anbauen und diesen auf dem Weltmarkt anbieten. Hinzu kommt, dass nicht mehr ausreichend landwirtschaftliche Flächen für den Gewürz- und Nahrungsmittelanbau zur Verfügung stehen. Als Folge davon verteuern sich die Lebensmittel weltweit. Besonders betroffen sind auch hier die Menschen aus den sog. „Dritte Welt Ländern“. Darstellung der Preis entwicklung Verdienst eines Kleinbauern, Verdienst eines Zwischen händlers Bei der Darstellung der Preisentwicklung kann aufgezeigt werden, welche Kosten in einem kleinen Gewürzgläschen stecken. Dazu gehören z.B. Saatgutkosten, Anbau (-pacht), Dünger, Pflanzenschutzmittel, Lagerung der Ernte, erste Handelsstufe, Transportkosten (hin und weiter), Lagerung und wieder Transport zum Hafen, Hafengebühren, Seetransport, Zoll, Lager, Transport in Deutschland, Lager, Reinigung, Analysen auf Pflanzenschutzmittel und Qualitätsanalysen, Abpacken in Gläser, Etiketten, Lager, Transport, Einzelhandel. Hauptlieferländer für Pfeffer 2008 Menge: 24.880 t sie n 27 Bra ge n Viet nam e sili Nach wie vor sind es Kleinbauern, die in ihren Gärten oder auf kleineren Feldern ihre Gewürze anbauen. Nach der Ernte bringen sie ihre Gewürze in den Großmarkt und verkaufen sie dort an die Zwischenhändler. Der Preis für das jeweilige Gewürz entsteht nach Angebot und dessen Qualität in anderen Ländern. Der Zwischenhändler legt dann den Preis fest. Der Kleinbauer gerät so in eine permanente Abhängigkeit. Das bedeutet für ihn: Er kann nie sicher sein, wie viel er für seine Ware bekommt. In manchen Regionen wird der Tagespreis auch im Radio mitgeteilt. Oft reicht das Einkommen nicht aus, um eine Familie zu ernähren. So stellt der Gewürzanbau für einige Kleinbauern nur einen Nebenverdienst dar. Der Zwischenhändler verdient aufgrund seiner Erfahrung und Kommunikation mit den Importeuren über die Preisentwicklung mit an den Gewürzen. Dies verringert wiederum das Einkommen der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern! 3Information von Gerhard Weber, Fachverband der Gewürzindustrie e.V. % ne ,2 35 do % nst i In 16, 9 So 13 ,6 % Indien a si lay Ma % % 6 1,3 Gewürze werden selten in Plantagen angebaut. % Grafiken aus: Marktentwicklung der Gewürzindustrie 2008, Fachverband der Fachverband der Gewürzindustrie e. V., Reuterstr. 151, 53113 Bonn 33 4 Produktion und Welthandel heute Vom Produzenten zum Konsumenten: Stationen einer weiten Reise Gewürze sind Naturprodukte. Da Menge und Güte ständig schwanken, benötigt der Importeur viel Erfahrung und gute Handelsbeziehungen. Gewürze werden im Ursprungsland gereinigt, die Rohware ist in Säcken verpackt, farbige Etiketten kennzeichnen die unterschiedlichen Qualitäten. Nach erster Klassifizierung erreichen sie Europa per Schiff. Eine Fahrt, die zu Zeiten Vasco da Gamas Jahre dauerte, benötigt heute etwa zwölf Tage von Indien aus. Hamburg ist der wichtigste Gewürzimporthafen. Der Weg der Gewürze vom Produzenten bis zum Konsumenten erfolgt im Prinzip in sechs Stufen: 1. Kleinbauer, 2. lokale Zwischenhändler, 3. Exporteure, 4. Importeure, 5. inländische Industrie (Verarbeitung), 6. Konsumenten.4 Beispiel: Pfeffer Am Beispiel des schwarzen Pfeffers – das weltweit am häufigsten verwendete Gewürz – werden die Folgen für die Kleinbauern besonders deutlich: Kleinbauern-Familien, die Pfeffer anbauen, leiden unter den schwankenden Marktpreisen. In der letzten Zeit wird in immer mehr Ländern schwarzer Pfeffer angebaut – zum Beispiel in Vietnam. Dadurch ist der Preis für das Gewürz stark gefallen. Heute ist der Marktpreis für schwarzen Pfeffer niedriger als 1990 und liegt weit unter den Produktionskosten. Beispiel: Vanille Vanille war im Jahr 2006 sehr teuer, da ein Wirbel- sturm die meisten Plantagen auf Madagaskar und auf den Komoren zerstört hatte. Wird Vanille neu gepflanzt, dauert es drei Jahre, bis die Pflanzen Ertrag zeigen! Zur gleichen Zeit wurde in Südindien sehr viel Vanille gepflanzt. Der attraktive Preis, den die Bauern damals bekamen, hat viele dazu verleitet, großflächig Vanille zu pflanzen. Ein Überangebot führt aber in der Regel zu einem Preissturz, der dann auch prompt eingetreten ist. Der Höchstpreis 2006, den Einkäufer für Bio-Vanille bezahlt haben, lag bei € 500/kg, 2009 lag er je nach Herkunft zwischen € 35 und € 50. Diese Preise sind jeweils Großhandelspreise für ein paar Tausend Kilo. Der Preis ist für die Produzenten heute so niedrig, dass viele wieder beginnen, ihre Pflanzen zu minimieren, damit der Preis erneut steigen kann. Für fair gehandelte Vanille gibt es einen Mindestpreis. Der Fachverband der Gewürzindustrie hat die Corporate Social Responsibility (CSR)5 auf seiner Agenda stehen. Kinderarbeit ist u.a. nicht erlaubt! Der Faire Handel steht dagegen ganz weit unten auf der Agenda der Gewürzindustrie. Das liegt zum Teil daran, dass der Gewürzmarkt ein Markt mit hoher Konkurrenz ist. Quellen: pfeffer – das gewürzmagazin Fachverband der Gewürzindustrie e.V. Bonn Ausgabe 1/2007, erschienen im Oktober 2007 Kleine Gewürzkunde, Wissenswertes von den wichtigsten Gewürzen der Welt, S. 8 links: Vanilleblüte rechts: Die reifen Schoten bei der Ernte 4 Jantzen und Deeke GmbH Gewürzhandel, Katharinenstr. 30, 20457 Hamburg 34 5 Corporate Social Responsibility (CSR), auch „Unternehmerische Sozialverantwortung“ genannt, umschreibt den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. Anmerkung der Verfasserin des Beitrags: Der freiwillige Beitrag bleibt oft unter den Forderungen des Fairen Handels. 5. Gewürze aus Fairem Handel Wir nutzen heute Gewürze aus aller Welt ganz selbst- verständlich, finden sie in jedem Supermarkt, kennen eine große Vielfalt von Geschmacksvarianten aus unterschiedlichen Ländern und lernen über sie die (Ess-) Kulturen anderer Länder kennen. Heute können wir durch das eigene Einkaufsverhalten mitbestimmen, ob Menschen unterstützt und gefördert oder benachteiligt werden. Jede/r Konsument/in kann politisch wirksam handeln mit dem eigenen Einkaufskorb. Wir möchten Euch und Ihnen ein Modell vorstellen, mit dem wir Entwicklung fördern, Menschen unterstützen und das Rad der gewaltsamen Geschichte mit Gewürzen ein klein wenig herumdrehen können: Gewürze aus Fairem Handel. Sie sind ein Garant für gerechte Handelsbeziehungen. ••••••••••• 35 5 Gewürze aus Fairem Handel Wie setzen sich die Preise bei fair gehandelten Gewürzen zusammen? Auch beim Fairen Handel orientiert sich der Preis u.a. an Angebot und Nachfrage. Dabei ist der Preis bei Fair Trade Gewürzen nie unter den Herstellungskosten und immer mit einer Gewinnspanne für die Produzenten bemessen. Diese Gewinnspanne ist allerdings nicht für alle Gewürze gleich. Die Preise werden entweder direkt vom Importeur oder über den Lieferanten des Importeurs gemeinsam mit den Bauern festgelegt und in Anbauverträgen fixiert. Die Zahlungen sind zudem abhängig von den momentanen Weltmarktpreisen und den tatsächlichen Produktions- und Lebenshaltungskosten. Eine langfristige Zusammenarbeit ist ebenfalls ein wichtiger Punkt im Fairen Handel, damit die Kleinbauern eine regelmäßige und verlässliche Einkommensquelle haben.1 Dadurch, dass in den letzten Jahren immer mehr Länder Gewürze produzieren, kam es zu einem Überangebot bei einigen Gewürzen und einem plötzlichen Abfall des Marktpreises. Die Produzenten, die oft weit verstreut in abgelegenen Gebieten als Kleinbauern arbeiten, werden mit den üblichen Problemen konfrontiert, die der Weltmarkt mit sich bringt: Angebot und Nachfrage von Gewürzen schwanken und sind auch abhängig von Wetterlagen, Produktionsmethoden und neuen Vorlieben von Verbrauchern und Herstellern. Welche Verpflichtungen gehen Handelspartner im Fairen Handel ein? Beide Seiten haben Rechte und Pflichten. Die Importeure verpflichten sich zur Zahlung von festgelegten Preisen, die deutlich über dem Weltmarktniveau liegen, zur Zahlung von Qualitäts- und Biozuschlägen, zum Direkteinkauf bei den Produzentengruppen, zur Gewährung einer Vorfinanzierung bei Bedarf und zum Aufbau langfristiger Handelsbeziehungen. 1 Angaben: P. Lendi, Schweiz, Kooperationspartner und Lieferant von Bio-Gewürzen von dwp, Ravensburg 36 Die Produzenten verpflichten sich zu nicht gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen und gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit, zur Gleichbehandlung aller Arbeiter/ innen, unabhängig von Geschlecht, Rasse, Religion und politischer Zugehörigkeit und zur Umsetzung von Mitbestimmung, Teilhabe und Transparenz in den Betrieben. Sie sollen den Schutz von Wäldern und natürlichen Vegetationsgebieten (keine Plantagen!) garantieren und Mischanbau betreiben, am besten in kontrolliert biologischem Anbau. Es gibt keine Kinder- und Zwangsarbeit. Mitspracherechte und Arbeitsrechte auf Plantagen sind selbstverständlich. Viele Menschen werden besser mit Grundnahrungsmitteln versorgt und es gibt gesündere Arbeits- und Lebensbedingungen für die Produzenten. Sie erhalten einen verbesserten Zugang zu Bildung und Ausbildung. Die Einhaltung all dieser Kriterien und Mindeststandards wird von unabhängigen Kontrollstellen überprüft. Wo bekommt man fair gehandelte Gewürze? Fair gehandelte Gewürze bekommt man in vielen Weltläden und in gut sortierten Naturkostläden. Sie werden heute vor allem von den beiden Anbietern EL PUENTE und dwp beliefert. Beide sind Importeure für fair gehandelte Gewürze, viele aus biologischem Anbau. Dies sind zum Beispiel Kurkuma, Vanille, schwarzer Pfeffer, Ingwer, weißer Pfeffer, Muskat, Muskatblüten, Gewürznelken, Zimt oder Kardamom. Wie viel Fairer Handel schafft es bis ins heimische Gewürzregal? 5 Gewürze aus Fairem Handel dwp dwp wurde 1988 von Weltläden der Region Oberschwaben als Dritte-Welt-Partner-GmbH gegründet. Als Fairhandelsgenossenschaft unterwirft sich dwp umfangreichen internen und externen Kontrollen. dwp ist Mitglied beim weltweiten Dachverband des Fairen Handels und wird vom deutschen und vom österreichischen Weltladendachverband regelmäßig bewertet. dwp verbindet eine partnerschaftliche Handelsbeziehung weltweit mit mehr als 60 Produzentengruppen und den darin zusammen geschlossenen Zehntausenden von Produzent/innen und Kleinbauernfamilien. Neben fairen Produzentenpreisen bietet dwp seinen Partnern langfristige Handelskontakte, Zuschläge für Bio-Anbau, einen Aufpreis für Sozialprojekte wie z.B. dem Aufbau von Schulen und teilweise auch Vorfinanzierungen bis zu 50 Prozent des Auftragswertes. Bei Lebensmitteln liegt der faire Preis von dwp in der Regel deutlich über Weltmarkniveau und übertrifft oftmals die Mindestpreise der FLO (Fairtrade Labeling Organisations International). dwp beliefert als Großhändler Welt- und Naturkostläden in ganz Deutschland und Österreich. El PUENTE EL PUENTE ist eine Organisation des partnerschaftlichen Handels. Als ‚Die Brücke‘ – die deutsche Übersetzung des spanischen Namens – zwischen Nord und Süd will EL PUENTE dazu beitragen, die Kluft zwischen den reichen und den so genannten Entwicklungsländern zu verringern. Geprüft wer- den die Handelskontakte der GmbH von einem unabhängigen Projektpartnerausschuss (PPA). Dieser setzt sich aus Vertretern des EL PUENTE e.V. und der Gesellschaftergruppe der Weltläden zusammen. So soll der Nutzen der Zusammenarbeit denen zufließen, die gesellschaftlich benachteiligt sind. EL PUENTE unterstützt und fördert Kleinbetriebe und Genossenschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika durch Import und Vertrieb ihrer Produkte in Deutschland. Die direkte Zusammenarbeit mit Projekten in diesen Kontinenten eröffnet den Partnern Chancen, sich auf dem internationalen Markt zu gerechteren Bedingungen zu behaupten und dadurch bessere Lebensperspektiven zu erreichen. PODIE – Gewürze aus Sri Lanka PODIE ist eine Exportorganisation, die 1974 gegründet wurde und ist ein Partnerprojekt von EL PUENTE. Die Motivation der Gründer war die Reduzierung von Armut und Arbeitslosigkeit in Sri Lanka. Erklärtes Ziel PODIEs, damals wie heute, ist die Ausschaltung des Zwischenhandels, um so faire Preise für die Produzenten erzielen zu können. Heute besteht PODIE aus acht Produzentengruppen, die in unterschiedlichen Regionen des Landes zu Hause sind. Insgesamt gehören der Organisation somit 900 Mitglieder mit einem Frauenanteil von knapp 50 Prozent an. PODIE beschäftigt 53 Mitarbeiter, sieben davon in der Administration und dem Management. Außerdem arbeiten 46 Mädchen aus sozial schwachen Verhältnissen als Vollzeitangestellte in der Gewürzverarbeitung am Sitz der Organisation in Negombo. Die Angestellten verdienen mehr als das Doppelte des regionalen Mindestlohnes. Oben Chili- und unten Gelbwurzelanbau der Genossenschaft PODIE 37 5 Gewürze aus Fairem Handel Nach Gründung vertrieb die Organisation haupt- Was bringt der Faire Handel sächlich Kunsthandwerk. In den 80er Jahren stieg jedoch die Nachfrage nach Gewürzen immens, so dass PODIE heute einen Großteil des Umsatzes, der in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist, mit dem Export von Gewürzen erwirtschaftet. Allen Angestellten stehen eine kostenlose Gesundheitsvorsorge sowie Behandlungen in den örtlichen medizinischen Einrichtungen zur Verfügung. Für eine Altersrente wurde ebenfalls vorgesorgt; entsprechend eines Sparplanes zahlen sowohl die Arbeiter selbst als auch die Organisation in eine Art Rentenkasse ein, deren Beiträge den Angestellten ab dem 55. Lebensjahr zur Verfügung stehen. Auch haben die Produzenten Einfluss auf die wichtigen Entscheidungen der Organisation. Die einzelnen Gruppen wählen jeweils einen Repräsentanten, der ihre Interessen im Ausschuss vertritt. Ein großer Erfolg für PODIE war es, als die Organi- sation 2006 nach einem längeren, von EL PUENTE begleiteten Umstellungsprozess die Bio-Zertifizierung erlangt hat! Die Gewürze und Kräuter stammen von einer Gesamtanbaufläche von etwa 314 Morgen Land. Die Bebauung erfolgt in Mischkulturen, die Bearbeitung manuell. Angebaut werden über 40 verschiedene Sorten, die jeweils zu anderen Zeiten von den Bauern und ihren Familien geerntet werden. Nur für die Herstellung des Currys beziehen die Produzenten einige Gewürze, die in Sri Lanka nicht angebaut werden, aber auf dem Markt nicht fehlen dürfen. Es entsteht eine große Produktpalette, die viele uns geläufige Gewürze aber auch eine umfassende Auswahl an asiatischen und orientalischen Gewürzen und Gewürzmischungen beinhaltet. Die Verarbeitung erfolgt in Negombo. Die Gewürze werden gereinigt und gewaschen, und dann mit Hilfe einer Solaranlage getrocknet. Anschließend müssen sie sortiert bzw. abgemischt und fachgerecht verpackt werden. Vor der endgültigen Verpackung für den Export erfolgt noch eine abschließende Qualitätskontrolle. 38 den Verbrauchern? Die Sicherheit, Qualitätsprodukte mit erstklassiger Verarbeitung mit einer guten sozialen und ökologischen Qualität zu bekommen. Käufer/innen haben Transparenz vom Verkaufsregal bis zum Ursprung des Produktes und erfahren, woher das Produkt kommt, wer es hergestellt hat und unter welchen Bedingungen es hergestellt und gehandelt wurde. Jeder kann also selbst etwas tun und entdeckt seine Handlungsmöglichkeiten durch sein Einkaufsverhalten. Wir selbst können durch den Kauf fair gehandelter Produkte zu globalem Gleichgewicht beitragen. So können wir an einer kleinen Stelle die Zukunft des Gewürzhandels mitgestalten. Adressen zum Thema Fair gehandelte Gewürze EZA Österreich Wenger Str 5 A-5203 Köstendorf T. +43/(0)6216/202 00-0 F. +43/(0)6216/202 00-999 www.eza.cc TransFair – Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e.V. Remigiusstr. 21 D-50937 Köln T. +49/(0)221/94 20 40-29 F. +49/(0)221/94 20 40-40 www.transfair.org dwp eG Hinzistobler Str. 10 D-88212 Ravensburg T. +49/(0)751 / 361 55-0 F. +49/(0)751 / 361 55-33 www.dwp-rv.de EL PUENTE GmbH Lise-Meitner-Str. 9 D-31171 Nordstemmen T. +49/(0)50 69 /348 90 F. +49/(0)50 69 /734 89 28 www.el-puente.de Erboristi Lendi CH-6986 Curio T. +41/(0)91/606 71 70 F. +41/(0)91/606 71 74 Servicebüro Deutschland: Neudenauerstr. 18 D-74842 Billigheim T. +49/(0)6265/928 97 37 F. +49/(0)6265/92 94 79 [email protected] www.erboristi.ch Gewürztest M1 Riechen, sehen, schnuppern … die 13 zu testenden ! Ordne Gewürze den entsprechenden Nummern auf den Gläsern zu. Chili im Glas mit Nr. Curry-Mischung im Glas mit Nr. Gelbwurzel im Glas mit Nr. Grill-Gewürzmischung im Glas mit Nr. Ingwer im Glas mit Nr. Kardamon im Glas mit Nr. Kreuzkümmel im Glas mit Nr. Koriander im Glas mit Nr. Muskat im Glas mit Nr. Nelken im Glas mit Nr. Pfeffer im Glas mit Nr. Zimt im Glas mit Nr. Zitronengras im Glas mit Nr. Sicherheitshinweis: Es gibt scharfe Gewürze, wie z.B. Chili oder Pfeffer, die nicht in die Augen ge langen sollten. Gehen Sie daher bitte vor sichtig mit diesen Gewürzen um. Sollte doch etwas in die Augen gelangen, bitte sofort mit kaltem Wasser auswaschen. 39 Indisches Menü Die Mengenangaben sind für 7-8 Personen. Das Menü erfordert nur wenig Aufwand kurz vor dem Servieren. Linsen-Curry, Tomaten-Chutney und der HindustanTee können 3-4 Stunden im voraus zubereitet werden. Das Gemüse-Curry muss 1 1/4 Stunden vor dem Servieren begonnen werden, braucht aber in der letzten halben Stunde nur wenig Aufmerksamkeit. 30 Min. vor dem Servieren müssen 3-4 Tassen Langkornreis zubereitet werden. 500 g Quark oder Joghurt bringen das notwendige Eiweiß und bilden einen angenehmen Kontrast zu den scharfen Gewürzen in Linsenund Gemüse-Curry. Linsen-Curry (Dhal) 3-4 Stunden einweichen: 1 Tasse rote oder gelbe Linsen 2 ½ Tassen Wasser Hinzugeben: 1 TL Curcuma 1 TL roter Cayennepfeffer 1 TL Salz zum Kochen bringen, die Hitze verringern, teilweise abdecken und 20-30 Min. köcheln. Die Linsen müssen zart werden und anfangen zu zerfallen. Wasser hinzufügen, wenn dies zur Erhaltung einer dicken Soßenbeschaffenheit erforderlich ist. In einer kleinen Bratpfanne dünsten: 3 EL Margarine oder Butter 1 große Zwiebel, feine Längsstreifen schneiden 1 TL ganzer Kümmel 10 ganze Nelken 3 ganze schwarze Pfefferkörner Dünsten, bis die Zwiebeln gut braun sind (10-12 Min.) Die Zwiebelmischung zu den Linsen geben und beiseite setzen. Kurz vor dem Servieren erhitzen. Als Soße verwenden. Tomaten-Chutney In einer Schüssel mischen: 2 Tassen gehackte Tomaten 1 gehackte mittlere Zwiebel 3 EL Zitronensaft 2 EL Essig 1 EL Zucker je 1 Prise Salz und Pfeffer Mit frischem Koriander garnieren. Als Beilage zu Reis und Curry servieren. 40 M2 Gemüse-Curry In einem 3-4-Liter Topf bei mittlerer Hitze heiß werden lassen: 3 EL Pflanzenöl Hinzufügen und 4-5 Min. kurz braten (nicht bräunen): 2 mittlere, fein gehackte Zwiebeln 2 geschnittene Knoblauchzehen Hinzugeben: 2 EL Currypulver 1 TL Curcuma 1 TL ganzer Kümmel 3-4 Min. weiterbraten, Hinzufügen: 1 Tasse gehackte Tomaten Kurz kochen, bis die Soße dickt. Hinzugeben: 1 mittlerer geschnittener Krautkopf 3 gewürfelte mittlere Möhren 4-5 kleine Kartoffeln, ungeschält und gewürfelt 3 Tassen grüne Bohnen Rühren, bis alles mit Soße bedeckt ist. Hinzufügen: 1 TL Salz Die Hitze verringern, 30-45 Min. köcheln. Immer wenn die Brühe weniger als 2/3 des Gemüses bedeckt, Wasser zugeben. 15 Min. vor dem Servieren zugeben: 1 EL Zitronensaft weiteres Salz, falls erforderlich Das Curry mit halben harten Eiern garnieren. Hindustan-Tee (Chai) In einem 3-4 Liter-Topf zusammen erhitzen: 6 Tassen Wasser 7 TL losen Schwarzen Tee Zusammen bis kurz vor dem Siedepunkt erhitzen. Hinzugeben: 6 Tassen Milch 10 Min. kochen. Nach Geschmack hinzufügen: 10-15 TL Zucker Während des Essens erhitzen und mit frischen Früchten als Dessert reichen. Selbst gemachte Currymischung M3 Curry ist nicht, wie mancher glaubt, ein Gewürz, sondern eine Mischung aus vielen Gewürzen. Die Mengenangaben dienen als Maß, wenn Sie zum ersten Mal Curry mischen. Später können Sie die Mischungen nach Ihrem eigenen Geschmack zusammenstellen. Man sollte stets nur kleine Mengen zubereiten, da die Currymischungen, einmal zubereitet, schnell an Aroma verlieren. Man kann sie aber in kleinen Plastikbehältern im Kühlschrank aufbewahren. Dann halten sie wesentlich länger. Scharfe Currymischung Zutaten: 2 TL ganze Nelken 40 Kardamomkapseln, zerstoßen 1 große Zimtstange 4 EL Kreuzkümmel 3 EL Koriandersamen 1 TL schwarze Pfefferkörner 1 EL Chilipulver oder ganze getrocknete Chilischoten 1/2 Muskatnuss, gerieben Reiben z.B. mit der Muskatnussreibe aus dem Gewürzkoffer 1 EL Kurkuma, gemahlen Vorbereitungszeit: 25 Min. Garzeit: 10 Min. Elektroherd: 180 Grad, Gasherd: Stufe 4 Zubereitung: 1.Nelken, Kardamom und Zimt auf ein Backblech legen und im vorgeheizten Backofen 10 Min. backen. 2.Kümmel, Koriander und Pfefferkörner in einer schweren Pfanne anrösten. Für kleinere Mengen können Sie auch die Metallpfännchen und Holzspatel aus dem Gewürzkoffer nutzen. Ständig rühren, damit nichts anbrennt. 3.Die Zimtstange in Stücke brechen und die Kardamomsamen aus den Kapseln entfernen. 4.Alle Gewürze zu einem Pulver mahlen (mit Stößel und Mörser aus dem Gewürzkoffer) und in einen luftdichten Behälter füllen. 41 Geschichte der Gewürze Einführung Wenn wir heute in einem Lokal essen, ist es selbstverständ- lich, dass auf dem Tisch Pfeffer und Salz zum individuellen Nachwürzen der bestellten Speisen bereitstehen, ohne dass dafür zusätzlich gezahlt werden muss. Keiner kommt auf den Gedanken, den überall herumstehenden Pfefferstreuern einen besonderen Wert beizumessen. Auch Paprika und Chili gehören in Spezialitätenrestaurants in den Gewürzständer. Jeder bedient sich nach seinem eigenen Geschmack großzügig damit. Wer denkt schon daran, dass er sich hier eines der kostbarsten Güter der Erde bedient? Deshalb lesen wir in Geschichtsbüchern mit Verblüffung und etwas ungläubig: Erst die Seereise nach Indien durch Vasco da Gama lies 1499 die Pfeffer preise fallen. dass des Pfeffers wegen Kriege geführt worden sind; dass die Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Indien beträchtlich mit dem mittelalterlichen Heißhunger nach Pfeffer zu tun hatte; dass eine Braut aus einer Kaufmannsfamilie im Mittelalter weniger galt, wenn sie als Mitgift nicht zehn Sack Pfeffer mitbrachte; und dass ein feiner Mann seinen Braten mit der zwanzigfachen Menge Pfeffer überschüttete, die wir heute über unser Essen streuen. Wenn im Mittelalter ein Mann als schwerreich bezeichnet wurde, schimpfte man ihn einen „Pfeffersack“. Auf Goldund Apothekerwaagen wurden neben Pfeffer auch andere orientalische Gewürze wie Ingwer und Zimt, Chinarinde und Kampfer abgewogen und dabei sorgfältig die Fenster geschlossen, damit nicht etwa ein Luftzug ein paar Gramm der kostbaren Waren wegpustete. Das ist für uns heute angesichts der übervollen Gewürzregale in jedem Supermarkt kaum vorstellbar. Man konnte mit Pfeffer: Grund und Boden erwerben, Mitgift bezahlen, sich in einer Stadt das Bürgerrecht erkaufen. Doch schon die Römer waren süchtig auf Pfeffer, eine Leidenschaft, die später ganz Europa mitriss. Die Römer gaben unvorstellbare Summen für den Import des exotischen Scharfmachers aus. Dabei wuchs nicht ein einziger Pfefferstrauch in ihrem ganzen Imperium. Mühsam in langen Karawanen kämpften sie sich zu den Ursprungsländern im Orient vor. 42 M4 Zwölf Gewürze In Deutschland heißt Chilipulver auch CaCapsicum frutescens yennepfeffer. Auf der französischen Sträflingsinsel Cayenne vor der Guyanaküste Südamerikas wurde jedoch nie Chili angebaut. Sie gab nur den symbolischen Namen. Dieses höllisch scharfe Gewürz ist mit unserem Gemüsepaprika verwandt, es wächst auf einem Strauch, ist orangerot bis goldgelb und wird bis zu 3 cm lang. Columbus kam mit der in Europa bislang unbekannten Frucht in Südamerika in Berührung. Sowohl Spanien als auch Portugal verbreiteten Chili in ihren Kolonien. Bald darauf gelangte Chili auch nach Indien, wo er zu einem der beliebtesten Gewürze heranwuchs. Chili Wirkung: Regt Appetit, Kreislauf und Verdauung an, ist gut gegen Brechreiz, Durchfall und Entzündungen, wirkt konservierend. Entgegen vieler Vorurteile sehr gesundes Gewürz. Verwendung: Eier, Fisch, Fleisch und Gemüse. Einmachgewürz für Gurken, Heringe und Gemüse. M5 Die Gelbwurzel ist das Rhizom einer in Südasien heiCurcuma longa mischen Ingwerpflanze. In Indien hat die Gelbwurzel drei Anwendungsgebiete: als Gewürz in der Küche, als Arzneimittel, im kultischen Bereich. Gelbwurzel wird fast in jeder Speise verwendet, daher haben viele Inderinnen einen wunderschönen reinen und samtigen Teint. Die arischen Einwanderer, ca. 3.000 v. Chr., waren Sonnenverehrer. Für sie war alles heilig, was sonnenähnlich war und somit auch die Gelbwurzel (wegen ihrer Farbe). Gelbwurzel Wirkung: Macht Appetit und der Verdauung Beine, reinigt das Blut, hilft bei Erkältungen, wirkt desinfizierend und entzündungshemmend, regt die Gallensäurebildung in der Leber an (wichtig für die Fettverdauung) und ist gut gegen Sonnenbrand. Verwendung: Eier, Fisch, Fleisch (Huhn, Kalb, Lamm, Ziege), Gemüse, Reis. Die Heimat der Gewürznelken sind die Caryophyllus aromaticus Molukken. Das seit vielen Jahrhunderten im Handel befindliche Gewürz sind die getrockneten Blütenknospen des Nelkenbaumes. Sind sie frisch rötlich, kennen wir sie getrocknet fast schwarzbraun. Sie riechen gewürzhaft und schmecken feurig, fast brennend. Obwohl Chinesen und Inder die Nelken schon lange vor Christi Geburt in Verwendung hatten, kamen sie erst in der Römerzeit zu uns nach Europa. In Deutschland werden sie Ende des 10. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Gewürznelke Curry ist ein Mischgewürz aus 10 bis 16 verschiedenen Gewürzen. Mischgewürz Man unterscheidet zwischen dem „indischen Curry“ und dem „srilankesischen Curry“, der nur aus 8 bis 10 verschiedenen Gewürzen hergestellt wird. Curry, das für uns typisch indische Gewürz, ist eine Erfindung der Engländer, die nach der „Freigabe“ Indiens in der Heimat Schwierigkeiten hatten, diverse indische Gewürze zu bekommen. So versuchten sie den indischen Geschmack mit einer standardisierten Gewürzmischung einzufangen. Wenn wir Curry verwenden, so benutzen wir nicht nur ein Mischgewürz von besonderem geschmacklichen Reiz, sondern spüren auch eine starke Portion allgemeinen Wohlbefindens. Curry Wirkung: Steigert die Speichel- und Magensaftmenge und fördert dadurch die Verdauung, verhindert Blähungen und Verstopfungen, desinfiziert, macht die Atemwege frei, entschlackt den Körper und regt den Blutkreislauf an. Verwendung: Eier, Fisch, Fleisch (Huhn, Kalb, Lamm, Schwein, Ziege), Reis, pikante Soßen und Suppen, Wurst. Wirkung: Stark desinfizierend, stimulierend, magenschonend, Nelken erleichtern die Verdauung, halten Motten und Mücken fern, betäuben (gekaut) Zahnschmerzen. Verwendung: Fleisch (gekochter Fisch, Lamm, Rind, Wild), Gemüse zum Einmachen, Glühwein, Kompott, Lebkuchen, Punsch, Reis (gesalzen und süß), Weihnachtsgebäck. 43 M5 Blatt 2 : Zwölf Gewürze Ingwer ist das Rhizom einer Pflanze, das geschält werden Zingiber officinale muss, bevor man es verwenden kann. Sein Geschmack ist brennend scharf. Es ist das typische Gewürz der chinesischen Küche, wird aber auch in Indienoft benutzt. Im 9. Jahrhundert kam Ingwer nach Europa. Im Mittelalter war er so beliebt, dass man Wege nach ihm benannte (Imberggasse). Schon damals kannte man die noch heute übliche Konservierung von Ingwer mit Kalk. Indien ist zwar nicht der größte Ingwerproduzent, jedoch der größte -exporteur der Welt. Seine besten Kunden sind die arabischen Länder, wo Ingwer, neben Kardamom, ein beliebtes Kaffeegewürz ist. Ingwer Wirkung: Regt den Kreislauf an, beschleunigt die Verdauung, treibt Schweiß, wärmt den Magen und lindert seine Beschwerden, hilft bei Erkältungen und Halsschmerzen. Verwendung: Eingelegte Birnen, Fleisch (Faschiertes, gekochter Fisch, Huhn, Soßenfleisch), Kompott, Käse- und Kräutersoßen, Reis. Dieses Gewürz stammt, wie die GelbElettaria cardamomum wurzel, aus der Ingwerfamilie. Seine Heimat sind die Bergwälder der Malabarküste im südlichen Indien. Heute wird Kardamom in vielen tropischen Ländern kultiviert. Der würzige Samen liegt in einer dreifächrigen Kapsel eingebettet. In dieser Form hält er auch am besten sein Aroma. Gehandelt werden neben den noch geschlossenen Fruchtkapseln die ausgelösten Samen und die gemahlene Saat. Da die Kapselhüllen die Hälfte des Gesamtgewichtes ausmachen, gehört Kardamom zu den teuersten Gewürzen. Schon die Griechen und Römer verwendeten Kardamom als Heilmittel. In Deutschland wird dieses kostbare Gewürz erst im 13. Jahrhundert erwähnt. Kardamom Wirkung: Stimuliert, beruhigt den Magen, ermuntert die Verdauung, wirkt antiseptisch, beugt Blähungen vor, hilft bei Husten und Mundgeruch nach Zwiebel- und Knoblauchgenuss, ist potenzfördernd. Verwendung: Apfelstrudel, Lamm, Leberpastete, Kompott, Obstsalate, Reis, Rindersuppe, Weihnachtsbäckerei, schwarzer Tee und Kaffee. 44 Koriander nennt man die 4 bis 6 mm großen Coriandrum sativum runden Samen eines in den Tropen wachsenden Doldengewäches. In Indien werden nicht nur die Samen, sondern auch die Blätter gegessen. Letztere sehen unserer Petersilie sehr ähnlich, schmecken und riechen aber gänzlich anders. Schon im Mittelalter kannte man bei uns dieses vielseitige und für unsere meist schwerverdaulichen Speisen so wichtige Gewürz. Die Korianderblätter nahm man auch als Mittel gegen Wanzen, Läuse und Flöhe. Koriander Wirkung: Macht Appetit und fettes, schwerverdauliches oder blähendes Essen bekömmlicher, stärkt Herz und Nieren, tut gut bei Husten, Erkältung, Fieber und Durchfall, hilft bei Mundgeruch nach Zwiebel- und Knoblauchgenuss. Verwendung: Brot, Fleisch (Gans, Lamm, Rind, Schwein, Wild), Gemüsesuppe, Hülsenfrüchte, Karfiol, Kohl, Kraut, Lebkuchen. Der Kreuzkümmel ist die Spaltfrucht eines Cuminum cyminum Doldengewächses, das in Ostasien beheimatet ist. Der 5 bis 6 mm lange, grünlichgraue Samen ähnelt in seiner Form sehr unserem Kümmel, riecht aber stärker aromatisch, schmeckt scharf und leicht bitter. Schon bei den Mumien des alten Ägyptens fand man den Kreuzkümmel. Die Römer empfahlen den Genuss von Kreuzkümmel nach Zwiebel- und Knoblauchspeisen, um den Mundgeruch zu vertreiben. Dasselbe tun die Inder heute noch. Bei uns ist Kreuzkümmel nur in der Likörindustrie bekannt, er wird für magenstärkende Kräuterliköre verwendet. In Amerika und Holland ist Kreuzkümmel ein beliebtes Gewürz für Käse, Würste, Pasteten und Fleischkonserven. Kreuzkümmel Wirkung: Regt zu Appetit und Magensaftbildung an (vor allem bei fetten, schwerverdaulichen Speisen wichtig!), beruhigt den Magen, bremst Durchfall, wirkt gegen Mundgeruch nach Zwiebel- und Knoblauchgenuss. Verwendung: Brot, Gemüse (Hülsenfrüchte, Karfiol, Kohl, Kraut, Püree), schwer verdauliches Fleisch, alle fetten und schwerverdaulichen Speisen. M5 Blatt 3 : Zwölf Gewürze Die Muskatnuss ist botanisch gesehen keine Nuss, Myristica fragrans sondern der Kern einer marillenähnlichen Frucht. Ihre Heimat sind die Molukken. Arabische Händler brachten sie schon im 9. Jahrhundert n. Chr. nach Europa. Sie wurde hier zu einem der beliebtesten Gewürze. Gut gepflegte Bäume geben 1.500 bis 2.000 Muskatnüsse pro Jahr. Die aufgeplatzten, reifen Früchte werden geerntet, der Kern ausgelöst und getrocknet. Schließlich wird die Schale zerschlagen, der Kern nachgetrocknet, gekalkt, sortiert und verkauft. Muskatnuss Wirkung: Stärkt Herz und Magen, vertreibt Übelkeit, fördert die Menstruationsblutung, wirkt stimulierend. In kleiner Dosis in der Homöopathie bei geschwächtem vegetativen Nervensystem. Achtung: nur in kleinen Mengen verwenden und von Kindern fernhalten. In größeren Mengen ist Muskat in zerriebener Form giftig. Verwendung: Gebäck, Gemüse (Fisolen, Karfiol, Kohlsprossen, Spinat), Fleisch (Geflügel, Kalb, Schwein), Kartoffelspeisen, Knödel, Nudeln, Pudding, Suppen. Unser Pfeffer stammt von einem in Südasien heimischen KletterPiper nigrum strauch, der heute in vielen tropischen Ländern kultiviert wird. Indien war und ist noch heute das Hauptanbaugebiet dieses in der ganzen Welt so bekannten und beliebten Gewürzes. Es wird in Indien König der Gewürze genannt. Wir unterscheiden heute drei Pfefferarten: Der schwarze Pfeffer wird unreif geerntet und beim Feuer oder an der Sonne getrocknet. Er schmeckt scharf. Der weiße Pfeffer stammt von den reifen, roten Früchten, die einer Fermentation unterzogen werden. Eine andere Herstellungsart verlangt, dass die Beeren ins Wasser gelegt werden, damit sich das Fruchtfleisch löst und der weiße Kern zum Vorschein kommt, der dann getrocknet wird. Er ist würzig im Geschmack. Neuerdings gibt es auch grünen Pfeffer getrocknet im Handel. Bis jetzt konnte er nur in einer Salzlake haltbar gemacht werden. Ein kompliziertes Trocknungsverfahren machte den trockenen grünen Pfeffer möglich. Pfeffer Wirkung: Appetitsteigernd, vertreibt Bakterien, fördert den Kreislauf, senkt Fieber. Verwendung: Pfeffer schwarz, ganz: Beizen, Marinaden, Suppen. Pfeffer schwarz, grob gemahlen: Eier, dunkles Fleisch, Tomaten, Pfeffer schwarz, fein gemahlen: überall, wo der Gaumen es begehrt. Pfeffer weiß: helles Fleisch, Fisch, Mayonnaisen. Zimt ist die von der Außenrinde Cinnamonum zeylanicum befreite, getrocknete Innenrinde des Zimtstrauches, der aus der Lorbeerfamilie stammt. Es gibt zwei Arten: den Ceylonzimt und die Kassia oder Chinazimt. Sie schmecken sehr unterschiedlich. In China wurde Zimt schon 2800 v. Chr. in einem kaiserlichen Kräuterbuch genannt, auch den alten Ägyptern war er bekannt. In der Bibel wird Zimt im Zusammenhang mit Salbölen und Räucherwerken erwähnt. Zimt Wirkung: Antiseptisch, gegen Blähungen und Durchfall, löst Krämpfe, reguliert den Menstruationszyklus und wirkt bei Erkältungen. Verwendung: Faschiertes, gekochter Fisch, süß-sauer eingelegte Früchte, Gebäck, Glühwein, Kompott, Kuchen, Mehlspeisen, Obstsalate, Punsch, Rahmsoßen, Reis (gesalzen und süß), Süßspeisen, Wild. Es handelt sich bei Zitronengras um eine hohe Cymbopogon citratus tropische Grasart, die stark zitronenartig schmeckt. Zitronengras darf bei der Bereitung zahlreicher srilankesischer und indonesischer Gerichte nicht fehlen. Es ist nur darauf zu achten, dass man nicht zuviel davon verwendet, weil sonst das intensive Aroma alle anderen Geschmacksstoffe übertrifft. Neben seiner Funktion als Küchengewürz und als erfrischender Tee, benutzt die Industrie das Zitronengrasöl (Citralin) für die Seifenherstellung. Die indische Naturmedizin (Ayurveda) bedient sich häufig seiner medizinischen Wirkung. In Europa sind klinische Untersuchungen mit diesem Gewürz bis heute nicht bekannt geworden. Zitronengras Wirkung: Gegen Fieber, Magenbeschwerden, Durchfall, Erbrechen und Verkrampfungen, Harntreibend, fördert Blähungen. Verwendung: Geflügel-, Gemüse-, Fisch- und Fleischgerichte und Curries. Und als Tee. 45 Der Weg der Gewürze Es beginnt damit, dass irgendwo auf einer Insel der Molukken ein unbekannter Sklave die frischen Blüten der Gewürze pflückt und bei sengender Sonne in schweren Bündeln zum Markt schleppt. Einen Lohn bekommt er nicht dafür, er ist eben nur ein Sklave! Sein Herr jedoch profitiert schon. Von ihm kauft ein muslimischer Händler die Last und paddelt sie in seinem kleinen Boot von den Gewürzinseln eine Woche lang und mehr in den ersten Umschlaghafen: Malacca (bei Singapore). Hier sitzt der Herr des Hafens, ein mächtiger Sultan, der beim Verladen vom Händler Tribut fordert – und zwar einen höchst ausführlichen! Erst wenn er bezahlt hat, darf der Händler seine Fracht auf ein größeres Schiff verladen und dann dauert es Monate, in denen die Dschunke von einem Küstenplatz im indischen Ozean zum anderen weitersegelt. Mühsam und gefahrvoll ist die Verfrachtung in den verschiedenen Häfen – von fünf Schiffen fällt fast immer eines unterwegs den Stürmen oder Piraten zum Opfer. So ist der Kaufherr aus Europa heilfroh, wenn die Schiffe mit den Gewürzballen endlich unbeschadet Ormuz oder Aden erreichen. Nun wird die Ware für die Verfrachtung auf dem Landweg zusammengestellt. In langen Kolonnen warten die Kamele in den beiden Umschlaghäfen, lassen sich geduldig Säcke und Ballen mit Pfeffer, Muskatblüten oder Nelken auf den Rücken binden, um dann die endlos scheinende Reise durch die Wüste anzutreten. Im monatelangen Zug durch die Wüste bringen die arabischen Ka- rawanen die indischen Kostbarkeiten über die schon aus dem Altertum bekannten Karawanenstraßen des Orients nach Beirut oder Kairo. Aber nicht nur den Händlern sind diese uralten Handelsstraßen vertraut. Auch die Räuber unter den Beduinen kennen sie und so manche Fracht fällt einem ihrer Raubzüge zum Opfer. Dann ist die Arbeit vieler Monate mit einem Schlag zunichte. In den Häfen von Kairo und Beirut werden die Händler noch einmal kräftig zur Kasse gebeten. Für 46 jeden Sack Pfeffer, jede Kamelladung Gewürze verlangen die Sultane von Ägypten und Syrien ausgiebig Tribut. Durch den Durchgangszoll vom Gewürzhandel sind ihre Länder von alters her reich geworden. Hat die Karawane dann endlich die Nilmündung erreicht, kommt noch der letzte Nutznießer der wertvollen Fracht aus Asien hinzu. Hier warten die Schiffe der kleinen italienischen Republik Venedig, um ihre Gewürze durch das Mittelmeer zuerst in die Kontore ihrer Heimatstadt zu bringen. Venedig hat das Monopol des abendländischen Gewürzhandels im Mittelalter völlig an sich gerissen. An der Börse von Venedig müssen dann die deutschen, englischen und flandrischen Kaufleute die Gewürzsendung für teures Geld ersteigern. Erst dann rollen die breiträdrigen Wagen durch Schnee und Eis der Alpenpässe ihren Verbrauchern entgegen, beladen mit denselben Gewürzballen, die schon mehr als zwei Jahre unterwegs sind. Wen wundert es, dass schon allein durch den Transport ein Säckchen Pfeffer im Mittelalter wertvoller war als ein Beutel Gold. Denn obwohl so viele verschiedene Herren an einem einzigen Sack Pfeffer gut verdienen, gilt der Gewürzhandel im Mittelalter als das einträglichste Geschäft. Trotz aller Risiken rentiert sich der Handel mit dem kostbaren Gut aus Asien, weil mit dem kleinsten Volumen der Ware der größte Gewinn zu erzielen ist. Selbst wenn von fünf Schiffen vier mit ihrer Ladung zugrunde gehen und von 265 Seeleuten 65 wiederkehren, wie bei einer Expedition des Weltumseglers Magellan, so hat der Händler bei diesem Spiel immer noch gewonnen. Denn ein einziger Sack Pfeffer gilt im fünfzehnten Jahrhundert mehr als ein Menschenleben. So makaber sich das auch anhört; im Gewürzhandel wird für manchen Kaufmann der Verlust eines Schiffes mit Besatzung nicht so tragisch empfunden wie der Verlust der Gewürzballen. nach einem Text von Stefan Zweig in: Magellan M6 Aufbruch nach Indien M7 Diesmal aber gibt es Am 10. Juli 1499 läuft die Karavelle „Berrio“ vom Indienge- keinen Zweifel, dass Indien schwader des Vasco da Gama langsam in den Hafen angelaufen worden ist, von Lissabon ein und legt am Kai an. Von den 150 Matrosen, die vor zwei Jahren unter dem Kommandanten Nicolao Coelho, einem Ritter des königlichen Hauses, auf diesem Schiff aufgebrochen sind, kommen nur fünfzig Mann zurück, von Schwären zerfressen, von Skorbut geschwächt, von Strapazen erschöpft. Aber was dieses kleinste Schiff der Flotte unter Deck birgt, führt zu einer wirtschaftlichen Erschütterung, deren Beben sich bis weit nach Westeuropa, bis in die Kontore der oberdeutschen Handelsherren in Ravensburg, Augsburg und Nürnberg fortsetzen. Die Karavelle ist bis an die Luken beladen mit Gewürzballen, und auch das etwas später kommende zweite Schiff, die „Gabriel“ mit ihren 120 Tonnen, hat Gewürze aus Indien geladen. Die Kunde, dass ein Schiff des Vasco da Gama im Hafen liegt und der Seeweg nach Indien gefunden ist, geht wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Und während die Angehörigen ihre erschöpften Matrosen von Deck holen und in den Kirchen die Kerzen für die Toten entzündet werden, erkennen die Handelsherren, die am Pfefferhandel reich gewordenen Unternehmer, dass sie ruiniert sind: Keine noch so scharfe Kalkulation wird sie retten, der Preis für Pfeffer und Weihrauch, Safran und Korinthen, Muskat, Ingwer, Alaun, für Farbhölzer und Nelken wird ins Bodenlose stürzen; ihr volles Warenlager wird nur noch den Bruchteil seines bisherigen Wertes erbringen, und sie werden mit ihrem Ruin alle kleineren Geschäftspartner mit sich reißen. Schon mehrfach hatte es Tage der Angst gegeben, zum letzten Mal, als Cristóbal Colôn im Jahre 1492 von einer Reise zurückgekehrt war, auf der er angeblich den Seeweg nach Indien entdeckt hatte. Zum Glück hatte sich das bald als Irrtum herausgestellt – in Lissabon war man übrigens von vornherein skeptisch gewesen, denn Colôn, den die Italiener Colombo nannten, hatte weder Gewürze noch sonst irgend etwas vorweisen können, was indischen Ursprungs gewesen wäre. die Folgen sind unüberschaubar. Gegen Mittag schließen die Händler ihre Kontore, ihre kleineren Kollegen folgen, und einer nach dem anderen geht hinab zum Hafen, um mit eigenen Augen das Schiff zu sehen, das ihren Zusammenbruch verursacht hat, indem es die Voraussetzung für das große Geschäft schuf: Sie werden daran nicht mehr teilhaben. ... Überall in den Kontoren zwischen Lissabon und Regensburg, London und Thorn hatten die Kaufherren, die „Pfeffersäcke“, ..., sich mit Pfeffer und sonstigen Gewürzen eingedeckt. An dem Tag, als die „Berrio“ in den Hafen von Lissabon einlief, fielen die Kurse. Für Venedig waren die Nachrichten aus Lis- sabon eine wirtschaftliche Katastrophe; jedermann wusste, dass der Seeweg nach Indien um ein Vielfaches billiger sein würde als der mit zahllosen Abgaben belastete Landweg. Denn der neue Pfeffer kostete in Lissabon nun fünfmal weniger als in Venedig und warf immer noch Gewinn ab. aus: Döbler, Kultur- und Sittengeschichte der Welt, Kochkünste und Tafelfreuden, München 1972, S. 179 ff. Lissabon Kanarische Inseln Santiango (Cap-Vert) Goa Calicut Malindi Mombasa Mozambik Île Sainte-Hélène Kap der Guten Hoffnung Pêro da Covilhã (hin) 1487–1489 Vasco da Gama (hin und zurück) 1497–1499 47 Mittelalterliche Hirserezepte Gruppe 1: Ein alltägliches Hirsegericht der armen Bevölkerung Ca. 40 g Butter 1 kleine Zwiebel ca. 3/4 Liter Wasser 250 g Hirse 1 Prise Salz Die gewürfelte Zwiebel wird in der Butter angedünstet, die gewaschene Hirse hinzugefügt und mit Wasser aufgefüllt und zum Kochen gebracht. Bei kleiner Hitzestufe ca. 20 Min. ausquellen lassen. Die so gekochte, fad schmeckende Hirsemahlzeit wird von allen Schülerinnen und Schülern als erstes probiert. Falls ein Rest übrig bleibt, kann er nochmals in einer Gemüsebrühe aufgekocht und von der Gruppe 2 weiterverwendet werden. Gruppe 2: Hirse-Gemüsetopf für die gutbürgerliche Küche Eine kleine Beigabe der wertvollen Gewürze verfeinert das einfache Hirsegericht. Zunächst wie in Gruppe 1, zusätzlich: 750 g Gemüse: z.B. 5 Möhren, Porree, Blumenkohlröschen Pfeffer, Muskatnuss 1/2 TL Koriander Das gemischte Gemüse separat dünsten und danach mit der fertigen Hirse vermischen, mit frisch gemahlenem Pfeffer, 1 Prise gemahlener Muskatnuss und 1/2 TL Koriander würzen, evtl. vor dem Servieren mit geriebenem Käse bestreuen. Gruppe 3: Süßer Apfel-Hirse-Auflauf 250 g Hirse 2 Eier 100 g Honig 4 EL Milch 1/2 Liter Wasser 4 Äpfel 1 TL Zimt 50 g gehackte Mandeln oder Haselnüsse 250 g Hirse in 1/2 Liter kochendes Wasser streuen, aufkochen und ca. 20 Min. ausquellen lassen. Zwei Eidotter mit 100 g Honig, 4 EL Milch und 1 TL Zimt verquirlen und dann unter die fertig gekochte Hirsemasse heben. Eine Auflaufform fetten und die Hälfte der Hirsemasse einfüllen. Dünne Scheiben von 4 Äpfeln darauf verteilen und mit gehackten Mandeln und Zimt bestreuen. Die restliche Hirsemasse darüber geben und im Backofen 45 Min. backen. Gruppe 4: Hirsebrei Ein weit verbreitetes Rezept (vgl. „Das Märchen vom süßen Hirsebrei“ der Gebrüder Grimm) 125 g Hirse 1/4 Liter Wasser 20 g Butter 1 Prise Salz 2 EL Rosinen 1 EL gehackte Mandeln 2 EL Honig 1/4 TL Vanille 1/8 Liter Milch oder Sahne 1/4 Liter Wasser zum Nachfüllen Hirse in 1/4 Liter kochendes Wasser geben, dann einen weiteren 1/4 Liter Wasser nachgießen, 20 Min. kochen und 30 Min. ausquellen lassen. Butter, Mandeln, Rosinen und Salz unterrühren und mit Honig und Vanille abschmecken. Zum Schluss die Milch oder die Sahne unterrühren und an einem warmen Ort 10 Min. ausquellen lassen. Der Hirsebrei bildet als Nachtisch den Abschluss des gemeinsamen Kochens und Probierens. 48 M8 Blatt 2 : Mittelalterliche Hirserezepte M8 Der süße Brei ein Märchen nach den Gebrüdern Grimm Es war einmal ein armes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter allein. Sie litten Hunger und hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald um etwas Beeren zu suchen, doch es war bitter kalt. Auf einer Lichtung begegnete ihm eine alte Frau: Diese Frau hatte ein strahlendes Aussehen und wusste von dem Hunger des Mädchens. Die Alte schenkte dem Mädchen ein Töpfchen, zu dem sollt es sagen „Töpfchen, koche,“ so kochte es guten süßen Hirsenbrei, und wenn das Mädchen sagte „Töpfchen, steh,“ so hörte es wieder auf zu kochen. Also kocht es fort, und der Brei steigt über den Rand hinaus und kocht immerzu, die Küche und das ganze Haus voll, und das zweite Haus und dann die ganze Straße, als wollte es die ganze Welt satt machen. Es war eine große Not, und kein Mensch wusste der Mutter zu helfen. Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun waren sie ihrer Armut und ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei, sooft sie wollten. Endlich, als nur noch ein einziges Haus übrig ist, da kam das Mädchen heim, und sprach nur „Töpfchen, steh,“ da stand es und hört auf zu kochen; und wer in die Stadt wollte, der musste sich durch den süßen Brei essen. Einmal war das Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter „Töpfchen, koche,“ da kocht es, und sie aß sich satt; nun wollte sie, dass das Töpfchen wieder aufhörte, aber die Mutter wusste das Wort nicht. Und wer einmal selber Hirsebrei gemacht hat, der weiß wie schnell der Hirsebrei im Topf immer mehr wird. 49 Restaurant International schung bedeckt. Bei Bedarf Wasser zugeben. Nach gut der Hälfte der Kochzeit den Zitronensaft zugeben. Mit Salz abschmecken. Masala (Somalia) Hauptgericht für 4 Personen 500 g Rinderhack, 1 Tasse geraspelte Kokosnuss, 1 gehackte Knoblauchzehe, 1 Messerspitze Safran, 1 TL Koriander, 1/2 TL gemahlener schwarzer Kümmel, 1 TL gemahlenen Ingwer, 1 frische rote Peperoni, 1 dicke Messerspitze schwarzen Pfeffer, 2 Zimtstangen, 3 Gewürznelken, 3 Kardamom-Kapseln, 2 Tomaten, 1 Zwiebel, 1 Tasse geröstete und gemahlene Erdnüsse, Öl, Salz. Gemüse-Curry (Sri Lanka) Hauptgericht für 4 Personen 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 3 TL Currypulver, 1/2 TL Curcuma, 1/2 TL ganzer Kümmel, 2 Tomaten, 2 Möhren, 3 kleine Kartoffeln, 1/2 Kopf Weißkohl, 2 Tassen grüne Bohnen, Salz, Öl, 1 TL Zitronensaft. Variation: Als Gemüse-Grundlage können auch Zucchini, Auberginen und / oder Blumenkohl verwendet werden. Zwiebeln und Knoblauch in feine Würfel schneiden. Beides in etwas Öl andünsten, aber nicht bräunen. Currypulver, Curcuma und Kümmel dazugeben und einige Min. weiter braten. Die Tomaten in Würfel schneiden und zugeben. Die Mischung kochen, bis die Sauce eindickt. Die Möhren in Würfel schneiden. Die Kartoffeln ebenfalls würfeln, nicht schälen. Den Weißkohl in feine Streifen schneiden. Die Bohnen säubern und evtl. halbieren. Das Gemüse in die Sauce einrühren, bis alles mit Flüssigkeit bedeckt ist. Etwas Salz zugeben und bei kleiner Hitze etwa 30-45 Min. kochen. Dabei darauf achten, dass die Brühe mindestens zu zwei Dritteln die Gemüsemi- 50 Kokosnuss, Knoblauch, Safran, Koriander, Kümmel, Ingwer und Pfeffer mit 1 EL Wasser zu einer Paste (Masala) verrühren. Öl erhitzen und Zimt, Nelken und Kardamom 1 Min. zugedeckt anrösten. Fleisch zugeben und anbräunen. Dann zerkleinerte Tomaten und Zwiebel zugeben, etwas später die Masala-Paste, Erdnüsse und Peperoni. Etwas Wasser auffüllen und abgedeckt 20-25 Min. bei kleiner Flamme kochen lassen. Mit Salz und Koriander abschmecken und heiß servieren. Nasi goreng istimewa (Indonesien) Hauptgericht für 4-6 Personen 4 Tassen gekochter, kalter Reis; 4 gehackte Schalotten oder 1 kleine, gehackte Zwiebel; 2 rote Chilis oder 1/2 TL Cayennepfeffer und 1 TL Paprika; 1 TL dunkle, süße Sojasauce; 1 TL Tomatenketchup; 1 Weißkohlblatt; 1 Möhre, 2 Scheiben Räucherspeck oder Bacon; 1/2 Tasse gewürfeltes Rind- oder Schweinefleisch, 30 g Garnelen, 4-6 Eier, 2 EL Pflanzenöl oder Schweineschmalz. In einem Wok Öl erhitzen und die Schalotten und die entkernten, gehackten Chilis darin etwa 1 Min. anbraten. Sojasauce und Tomatenketchup dazugeben, salzen. Das Weißkohlblatt, die Möhre und M9 Blatt 2 : Restaurant International M9 der halben Garzeit Cumin, Chili(pulver), Salz und zerdrückte Knoblauchzehe dazugeben. Zwiebel und Tomaten grob schneiden. Paprikaschoten von Kernen und Scheidewänden befreien und schneiden. Diese Zutaten in wenig Fett anrösten, zugedeckt garen, durch ein Sieb geben und mit kalt angerührter Speisestärke binden. Tomatensoße und Bohnen zum Fleisch geben, gut durchmischen, auf kleiner Hitze ziehen lassen und bei Bedarf nachwürzen. Ein echtes Chili con Carne kocht normalerweise sehr lange und erhält dadurch eine ziemlich breiige Konsistenz. Dann schmeckt es aber auch am besten. Dazu isst man Reis, Brot oder Tortillas. den Speck in feine Streifen schneiden und mit dem Fleisch und den Garnelen in den Wok geben; weitere 6 Min. braten. Den Reis untermischen, etwa 7 Min. unter ständigem Wenden bräunen. Spiegeleier zubereiten; den Reis portionsweise anrichten und mit jeweils einem Spiegelei servieren. Speck, Fleisch oder Garnelen können auch weggelassen bzw. die Mengen nach Belieben variiert werden. Bemerkung: Für Nasi goreng nur erkalteten, körnig gekochten Reis verwenden, damit er beim Braten nicht zu weich wird. Nasi goreng sollte möglichst „trocken“ sein, also nicht zu ölig oder suppig. Chili con Carne (Mexiko) Hauptgericht für 4-6 Personen 500 g Rindfleisch, 500 g Schweinefleisch, 50 g Schweineschmalz, 500 g Tomaten, 250 ml Fleischbrühe, 1 kleine Dose weiße Bohnen, 1 kleine Dose rote Bohnen, 2 Paprikaschoten, 1 große Zwiebel, etwas Cumin (Kreuzkümmel), Chili (als Schote oder Pulver), Salz, 1 Knoblauchzehe. Fleisch in Würfel schneiden, in der Kasserolle in heißem Fett bräunen. Brühe angießen und das Fleisch bei mäßiger Hitze zugedeckt dünsten. Nach Variationen: Es gibt nicht das genaue Chili-con-Carne-Rezept. Weiße, rote oder schwarze Bohnen sind ebenso möglich wie Rind-, Hammel- oder Ziegenfleisch (allerdings kein Geflügel). Auch sind als weitere Zutaten Lauch oder anderes Gemüse „erlaubt“, Mais oder Kartoffeln ebenfalls. Statt des Chilipulvers kann man auch eine oder mehrere getrocknete Chilischoten an einem Bindfaden befestigen und in der Sauce mitköcheln lassen. Wenn der gewünschte Schärfegrad erreicht ist, wird die Schote einfach herausgezogen. Vorteil dieser Methode: Man hat immer wieder gute Gründe zum Topfgucken … Chapati oder Rotti (Indien) Fladenbrot als Beilage Zutaten für 10 Stück: 300 g Weizenmehl, 1 Tasse Wasser, etwas Zucker, etwas Salz, 1/2 EL Öl, 50 g Butter o. Margarine. für Rottis: zusätzlich Mark einer frisch geraspelten Kokosnuss oder 150 g getrocknetes Kokosmark Aus den Zutaten (ohne Fett) einen Teig kneten und in einer mit einem feuchten Tuch abgedeckten Schüssel (oder im Kühlschrank) ca. eine halbe Stunde stehen lassen. Nochmals gut durchkneten und in Portionen teilen. Dabei die Hände mit Mehl bestäuben. Auf einer leicht bemehlten Arbeitsplatte den Teig zu einem runden Fladen ausrollen und in trockener, 51 Blatt 3 : Restaurant International heißer Pfanne braten. Den Fladen immer wieder ge- Hitze backen, bis Pudding fest ist. Er kann heiß oder gen den Pfannenboden drücken bis sich Blasen bil- kalt serviert werden. Dieser Pudding ist ein sehr den. Wenn die Blasen auf beiden Seiten braun sind, nahrhafter Nachtisch. Chapati mit Butter oder Margarine bestreichen. Rottis wie oben, jedoch den Teig mit dem Kokosmark „veredeln“. Ananas-Schokoladen- Pudding (Tansania) Beduinenbrot Beilage Zutaten für 8 Stück: 750 g Weizenvollkornmehl, 2 TL Vollmeersalz, Gewürzpulver: je 1 TL Cumin und Koriander, 400 ml lauwarmes Wasser, 2 EL Olivenöl, 1 TL Honig, 1 Würfel Biohefe 2 EL Kümmel, Mehl für die Arbeitsfläche Nachtisch 2 Ringe frische Ananas (evtl. aus der Dose), 2 EL Zucker, 8 EL Ananassaft, 2 Vanillestangen (der Länge nach aufgeschlitzt), 60 g Schokoladenpulver oder 2 EL Kakaopulver, 1/2 Liter Milch, 2 gehäufte TL Maismehl. Mehl und Gewürze mischen. Wasser mit Honig, Öl und Hefe verquirlen und mit dem Mehlgemisch 10 Min. lang zu einem glatten Teig verkneten. Mit Mehl bestäuben und abgedeckt an einem warmen Platz etwa auf das Doppelte aufgehen lassen. Den Teig nochmals durchkneten. Zwei gleich große Rollen formen und jede in 4 Scheiben schneiden. Zu flachen Fladen ausrollen und auf Bleche legen. Mit Kümmel bestreuen und 10 Min. gehen lassen. Backofen auf 200 Grad Celsius vorheizen, eine Schale mit heißem Wasser hineinstellen. Die Bleche nacheinander auf mittlerer Schiene einschieben. Die Brote etwa 15 Min. backen. Mit Wasser besprühen und auskühlen lassen. Bananen-Kokos-Pudding (Nigeria) Nachtisch 2 kleine Kokosnüsse (beim Kauf darauf achten, dass der Saft noch in der Frucht ist – schütteln), 4 reife Bananen, ca. 1/2 Liter Kokosmilch, 2 EL Zucker, 4 Eier. Das Fleisch der Kokosnuss – nachdem der Saft entnommen wurde – fein raspeln. Die geschlagenen Eier mit Zucker zur Kokosmilch geben. Die Bananen schälen, zerdrücken und mit Kokosraspeln sowie Eimixtur vermischen. Gut vermischen und in eine feuerfeste Schüssel geben. Im Backofen bei mittlerer 52 Ananas schälen und in kleine Würfel schneiden. Ein Teil der Ananasstückchen in Dessertschälchen geben, den Rest zerquetschen und mit dem Saft in die Pfanne geben. Zucker und Vanillestangen dazugeben und alles auf kleiner Flamme erhitzen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Vanille herausnehmen. Über die Früchte gießen. Die Schokolade vorbereiten. Maismehl mit 2 EL Milch anrühren. Restliche Milch in einem Topf zum Kochen bringen, Schokolade dazugeben und mit einem Holzlöffel vorsichtig umrühren, bis sich alles aufgelöst hat. Das angerührte Maismehl hineinrühren und kochen lassen, bis die Mischung eingedickt ist. Den Schokoladenpudding über die Früchte gießen und abkühlen lassen. M9 Weltverteilungsspiel M10 11,31 25,5 % 10,8 % 30,5 % 738 341 100 % 13,53 100 % 6810 44,34 34,4 % 15,23 60,5 % 4120 5% Europa und Russland Nordamerika Asien 14,7 % 999 2,1% Afrika 2,48 5,6 % 8,5 % 580 0,94 Lateinamerika und Karibik 0,5 % 36 0,851,9 % Ozeanien Bevölkerung in Millionen Einkommen in US-$ gesamt pro Jahr in Billionen (BIP) Wir spielen Eine Welt Anzahl: Ab 15 (je mehr desto spannender) Alter: Ab 12 Ziel Auf spielerische Weise sollen die Teilnehmenden die weltweite Verteilung von Armut und Reichtum und die daraus resultierenden sozioökonomischen Lebensverhältnisse nachvollziehen. Ablauf Die Mitspielenden sitzen im Stuhlkreis. In sechs Bereichen des Raumes hängen Zettel mit den Aufschriften: „Afrika“, „Europa“, „Asien“, „Nordamerika“ „Lateinamerika/Karibik“ und „Australien/Ozeanien“. WELT Die Mitspielenden werden aufgefordert, symbolisch die Weltbevölkerung darzustellen. Jede/r Mitspielende steht für viele Millionen Menschen (z.B. bei 20 Mitspielenden und einer Weltbevölkerung von 6,8 Milliarden steht jede Person für 5 %, also 340 Millionen Menschen). Die Mitspielenden schieben ihre Stühle in die Mitte des Raumes und verteilen sich nach eigener Einschätzung entsprechend der Weltbevölkerung auf die Kontinente. Die Spielleitung fragt die Mitspielenden, ob sie Korrekturen vornehmen wollen. Danach nennt die Spielleitung die tatsächlichen Zahlen, so dass vermutlich einige den Kontinent wechseln müssen. 53 M10 Blatt 2 : Weltverteilungsspiel Aufteilung nach Anteil an der Weltbevölkerung Bevölkerung in Millionen Menschen Anteil in % Aufteilung nach Anteil am Welteinkommen TeilnehmerInnen 20 25 30 Bruttoinlandsprodukt in Billionen US-$ pro Jahr Anteil in % Stühle 20 25 30 Asien 4.120 60,5 % 12 15 18 Asien 11,31 25,5 % 5 6 8 Afrika 999 14,7 % 3 4 4 Afrika 0,94 2,1 % 1 1 1 Europa. 738 10,8 % 2 3 3 Europa 15,23 34,4 % 7 9 10 Lateinamerika/Karibik 580 8,5 % 2 2 3 Lateinamerika/Karibik 2,48 5,6 % 1 1 2 Nordamerika 341 5% 1 1 2 Nordamerika 13,53 30,5 % 6 8 9 36 0,5 % 0 0 0 Australien/Ozeanien 0,85 1,9 % 0 0 0 6.810 100 % 20 25 30 44.34 100 % 20 25 30 Australien/Ozeanen Gesamt Gesamt Zahlen aus: Zahlen aus: DSW-Datenreport „Weltbevölkerung 2009“ Nun soll das gesamte Welteinkommen, also alles, was auf der Welt in einem Jahr verdient wird, dargestellt werden. Das Welteinkommen wird durch die Stühle in der Mitte des Raumes symbolisiert (z.B. bei 20 Mitspielenden und einem Welteinkommen von 44,34 Billionen US-$ steht einer der 20 Stühle für 5 %, also 2,22 Billionen US-$). Die Mitspielenden werden aufgefordert, so viele Stühle in ihren Kontinent zu holen, wie sie den Anteil am Welteinkommen in ihrem Kontinent vermuten. Die Spielleitung fragt die Mitspielenden, ob sie Korrekturen vornehmen wollen. Danach nennt die Spielleitung die tatsächlichen Zahlen, so dass vermutlich einige Stühle den Kontinent wechseln müssen. Die Spielleitung fordert alle Mitspielenden auf, die Stühle zu „besitzen“, die in ihrem Kontinent verblieben sind. Bei z.B. 20 Mitspielenden würden jetzt 12 Asiaten auf 5 Stühlen sitzen. 1 Nordamerikaner räkelt sich auf fast 6 Stühlen. Drei Afrikaner müssen mit 1 Stuhl auskommen. Die Mitspielenden verharren einige Minuten auf ihren Stühlen (sie sitzen auf ihrem Einkommen). Währenddessen fragt die Spielleitung in alle Kontinente, wie sich die Mitspielenden fühlen. 54 Die Mitspielenden kehren mit den Stühlen in den Stuhlkreis zurück. Es folgt ein kurzes Auswertungsgespräch. Dabei sollten die einzelnen Kontinente nochmals zu Sprache kommen. Gemeindedienst für Mission und Ökumene, u.a., Wissens Kiosk, 2010. Folgende Hinweise könnten für das Gespräch hilfreich sein: In allen Kontinenten gibt es ein großes Armuts-Reichtumsgefälle, die Wirklichkeit wäre noch treffender beschrieben, wenn z.B. von den 12 Asiaten wenige Einzelne jeweils auf mehreren Stühlen und die große Mehrheit auf den restlichen Stühlen Platz nehmen würden. Zu Beginn des Spiels hatte jede Person einen Stuhl, bei gerechter Verteilung wäre genug Einkommen zum Leben für alle da. Intention Die Weltlage wird den Teilnehmenden deutlich. Aber es geht nicht um Stühle, sondern um Lebensmittel, Unterkünfte, Kleidung, Schule etc. Logisch, dass die Menschen in den armen Ländern und nicht nur diese, eine neue Weltwirtschaftsordnung verlangen. Aktualisiert. Die ursprüngliche Quelle konnte nicht ausfindig gemacht werden. Bibeltexte M11 zu Gerechtigkeit und Teilen Matthäus 23, 23: Warnung vor Gesetzeslehrern und Pharisäern Jesaja 65, 17-25: Das erneuerte Jerusalem – die erneuerte Schöpfung Weh euch Gesetzeslehrern und Pharisäern! Ihr Scheinheiligen! Ihr gebt Gott den zehnten Teil von allem, sogar von Gewürzen wie Minze, Anis und Kümmel, aber um die entscheidenden Forderungen seines Gesetzes – Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue – kümmert ihr euch nicht. Und gerade sie solltet ihr erfüllen, ohne das andere zu vernachlässigen. Der Herr sagt: „Alle Not wird vergessen sein, ich bereite ihr ein Ende. Alles mache ich jetzt neu: einen neuen Himmel schaffe ich und eine neue Erde. Dann sehnt sich niemand zu dem zurück, was früher einmal gewesen ist; Keiner wird mehr daran denken. Freut euch und jubelt ohne Ende über das, was ich nun schaffe! Ich mache Jerusalem zur Stadt der Freude, und seine Bewohner erfülle ich mit Glück. Ich selbst will an Jerusalem wieder Freude haben und über mein Volk glücklich sein. Niemand wird weinen und klagen. Es gibt keine Kinder mehr, die nur ein paar Tage leben, und keiner der erwachsen ist, wird mitten aus dem Leben gerissen. Wenn einer mit hundert Jahren stirbt, wird man sagen: „Er war noch so jung!“ Selbst der Schwächste und Gebrechlichste wird ein so hohes Alter erreichen. Sie werden sich Häuser bauen und auch darin wohnen können. Sie werden Weinberge pflanzen und selbst den Ertrag genießen. Sie sollen sich nicht lebenslang mühen, nur damit andere den Gewinn davon haben. Alt wie Bäume sollen sie werden, die Menschen in meinem Volk, und den Lohn ihrer Arbeit selbst genießen! Sie werden sich nicht vergeblich abmühen. Die Frauen gebären ihre Kinder nicht länger für eine Zukunft voller Schrecken. Sie sind mein Volk, ich segne sie; darum werden sie mit ihren Kindern leben. Noch ehe sie um Hilfe gerufen haben, habe ich ihnen schon geholfen. Bevor sie ihre Bitte ausgesprochen haben, habe ich sie schon erfüllt. Wolf und Lamm werden dann gemeinsam weiden, der Löwe frisst Häcksel wie das Rind, und die Schlangen nähren sich vom Staub der Erde. Auf dem Zion, meinem heiligen Berg, wird keiner mehr Böses tun und Unheil stiften. Ich, der Herr, sage es.“ Lukas 9, 10-17: Jesus gibt fünftausend Menschen zu essen Die Apostel kamen zurück und berichteten Jesus, was sie gesehen hatten. Jesus nahm sie mit sich und ging mit ihnen nach Betsaida. Sobald die Leute das merkten, folgten sie ihm. Jesus wies sie nicht ab, sondern sprach zu ihnen über die neue Welt Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten. Darüber wurde es Abend und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: „Schick doch die Leute in die Dörfer und Gehöfte ringsum, damit sie dort übernachten können und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja in einer ganz einsamen Gegend.“ Aber Jesus sagte zu ihnen: „Gebt doch ihr ihnen zu essen!“ Sie antworteten: „Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische für diese ganze Menge. Wir müssten erst gehen und für sie zu essen kaufen!“ Es waren nämlich etwa fünftausend Männer versammelt. Jesus sagte zu ihnen: „Sorgt dafür, dass die Leute sich hinsetzen, in Gruppen von jeweils fünfzig.“ Die Jünger ließen die Leute Platz nehmen. Dann nahm Jesus die fünf Brote und die beiden Fische, sah zum Himmel auf und segnete sie. Er teilte Brote und Fische in Stücke, gab sie den Jüngern, und die Jünger verteilten sie an die Menge. Alle bekamen genug zu essen. Es blieb sogar noch soviel übrig, dass man zwölf Körbe damit füllen konnte. 55 Gespräch zweier Gewürzbauern Letzter Blick auf die frischen Muskatnüsse vor dem Verpacken 56 Ambira: Hallo, Rawindran, wie geht’s Dir? Jetzt bist Du ja schon einen ganzen Monat bei uns in der Kooperative. Rawindran: Ich fühl mich wohl hier, Ambira. Klar, wir arbeiten viel. Aber ich habe keine Angst mehr, am Ende des Monats nicht genug für meine Familie zu haben. Hier ist man nicht allein, wir Bauern besprechen alle Arbeitsabläufe miteinander, und wir haben sogar einfache Maschinen für die Gewürze. Das hätte ich mir allein niemals leisten können! Ich habe das Schulgeld für die Kinder, das ist kein Pappenstil, immerhin sind es sieben Mäuler, die ich stopfen muss. Ambira: Sag mal, war das schwer, die Auflagen zu erfüllen? Rawindran: Na ja, freiwillig hätte ich das nicht gemacht! Aber ich wollte unbedingt zur Kooperative dazugehören. Erst dachte ich, so ein Unsinn! Fünf Jahre lang keine Chemie auf den Boden... Die ersten zwei Jahre waren die Erträge schlechter, weil der Boden ja ganz ausgelaugt war, da brauchst Du schon Geduld. Aber dann habe ich gemerkt, dass die Leute meine Ware gerne kaufen. Der Geschmack ist anders, sagen sie. Und das finde ich auch. Und ich habe sogar den gleichen Preis bekommen. Nur produziere ich jetzt weniger, das haut schon rein bei uns kleinen Bauern. Früher hatte ich nur Nelkenbäume auf meinem Acker. Jetzt wächst der Muskat neben dem Teestrauch und der Kokospalme. Erstens sieht es schöner aus und zweitens gedeihen die Gewürze besser. Das ist wie in der Familie. Im Zusammenleben geht es einem einfach gut. Einer profitiert vom anderen. Da hätt’ ich eigentlich schon früher drauf kommen können...! Aber sag mal, Dir als junge, unverheiratete Frau, hilft die Kooperative doch sicher auch, oder?! Ambira: Ja, natürlich. Weißt Du, Rawindran, ich komme doch aus einem winzigen Dorf. Man braucht eine Stunde zu Fuß über den Feldweg. Sie haben noch immer keine Straße gebaut. Als Bäuerin kann man da nicht überleben. Wer soll denn kaufen, was wir anbauen, wenn man zwei Stunden fahren muss über Holpersteine, um die Muskatnüsse zu holen? Aber hier in der Kooperative als Verpackerin bekomme ich Hilfe. Weißt Du, als Frau überhaupt eine feste Stelle zu bekommen, das ist schon was! Und wir sind 57 hier, alle in der Verpackung. Jetzt habe ich eine Zukunft, weißt Du. Ich lerne hier viel über Pro- duktion und wie man Gewürze vermarktet. Früher dachte ich immer, das ist eben so, dass der eine Zwischenhändler kaum was zahlt an uns. Ich habe jetzt sogar ein Sparbuch! 15 Prozent von meinem Gehalt zahlt die Firma für mich ein, ich habe Urlaub, stell Dir vor, und wenn ich krank werde, dann bekomme ich Versorgung durch einen Arzt. Das gab es nicht in meinem Dorf...! Wir können hier ja sogar einen kleinen Kredit bekommen, wenn wir uns selbstständig machen wollen oder einen kleinen Laden eröffnen. Rawindran: Oh, das wusste ich noch gar nicht! Aber ich habe auch die Schulung noch nicht mitgemacht. Da erfahren wir vermutlich, was für Rechte wir haben. Und wie das geht, wenn man sich selbstständig machen will. Aber erst mal muss ich lernen über den Anbau. Ich merke, da kann ich vieles besser machen. Ambira: Ja, mach das in jedem Fall mit! Da wirst Du auch untersucht. Das war das erste Mal in meinem Leben, das ich einen Arzt gesehen habe. Aber weißt Du, was das Beste ist? Rawindran: Nun bin ich aber gespannt! Ambira: Naja, vielleicht kannst Du das als Mann gar nicht verstehen. Ihr seid ja gewöhnt zu entscheiden. Für mich ist das so neu hier, dass ich gefragt werde. Wenn wir Vollversammlung haben, kann jeder mitreden! Was wir anbauen und wie viel, und wer sich um was kümmert. Ich habe als unverheiratete junge Frau das Wort. Das habe ich noch nie erlebt. Rawindran: Nun werde aber nicht aufmüpfig, sonst kriegt der Mann, der Dich mal heiratet, noch Ärger mit Dir. Ich muss das erst lernen hier, alles mit anderen durchzukauen. Das bin ich nicht gewohnt. Aber wenn der Preis stimmt, dann ist das egal! Und der stimmt. Früher habe ich 30 Prozent weniger bekommen, hatte keinen Urlaub und keine Medizin und jeden Tag Sorge, dass die Ernte nichts wird oder der Händler nicht mehr kommt. Ambira: Sie sagen, dieses Jahr wird zu trocken, und die Ernte wird schlecht. Wie gut, dass wir einen Vertrag für fünf Jahre haben! Aber jetzt ist die Pause zu Ende. Ich muss wieder zu meinem Ingwersack. Mach Du’s gut, Rawindran! Rawindran: Nicht so hektisch, junge Frau. Ich rauch erst mal mein Zigarettchen zu Ende...! M12 Blatt 2 : Gespräch zweier Gewürzbauern M12 Auswertung ? Was hat sich durch die Kooperative geändert im Leben von Ambira und Rawindran? Finanzen Beruf Hoffnungen/Ängste Rawindrans Leben vorher Ambiras Leben vorher Rawindrans Leben jetzt Ambiras Leben jetzt Familie 57 Der weite Weg zur Pfeffermühle M13 Ein roher Edelstein gleicht einem plumpen Kiesel. Erst der gekonnte Schliff, die Kunst eines Goldschmiedes „veredeln“ ihn zu einem begehrenswerten Schmuckstück. Diese Veredlung ist es auch, die aus einem oft unscheinbaren Naturprodukt ein Gewürz deutschen Standards macht. Ein langer Prozess. Besonders gut kennt ihn der ungekrönte König aller Gewürze: der Pfeffer. Die Stationen einer weiten Reise, vom Beerenstrauch bis in die Pfeffermühle. Pfeffer hat viele Gesichter: das milde weiße, das würzige schwarze, das aromatische grüne. Allesamt stammen von der gleichen Pflanze. Die Früchte wachsen an einem Kletterstrauch in Rispen, ähnlich der Johannisbeere. Um beispielsweise schwarzen Pfeffer zu ernten, werden die Beeren im noch unreifen, grünen Zustand gepflückt. Oft auf großen Bastmatten ausgebreitet, trocknen Wind und Sonne sie. Das frische, grüne Korn schrumpelt und nimmt seine typische schwarzbraune Farbe an. Von 100 Kilogramm frischen Früchten bleiben 35 Kilogramm Ertrag übrig. Rund 75 Prozent der Weltproduktion entfallen auf schwarzen Pfeffer. Die Arbeit auf den Pfefferplantagen ist meist Familiensache, die Erntezeit liegt zwischen Mai und September. 58 In zwölf Tagen nach Europa. Gewürze sind Naturprodukte, die oft nur im Wildwuchs gedeihen und Stück für Stück gesammelt werden. Da die Güte der aromatischen Samen, Rinden, Früchte, Wurzeln, Blätter, Blüten oder Nüsse ständig schwankt, bedarf der Importeur großer Erfahrung und guter Handelsbeziehungen. „TownDealer“ und nationale Aufkäufer in den Produktionsländern zentralisieren zunächst die oft noch unreine, feuchte Ware. Nach einem ersten Reinigungsprozess, der meist im Heimatland stattfindet, wird der Pfeffer in Jute- oder Kunststoffsäcke verpackt. Die unterschiedlichen Qualitäten werden durch Markierungen oder durch farbige Etiketten gekennzeichnet. Nach erster Klassifizierung erreicht die Ware Europa per Schiffscontainer. Eine Fahrt, die zu Zeiten Vasco da Gamas Monate und Jahre brauchte, dauert heute nur 15 bis 25 Tage von Indien aus. In Hamburg, dem wichtigsten Gewürzimporthafen Europas, bestellen die deutschen Gewürzverarbeiter ihre Partien. Fachkundige Quartiersleute prüfen erneut die Qualität. In der Vermarktung verhalten sich die Gewürze wie börsengehandelte Produkte – auch wenn sie keine sind. Das zweite Leben des Pfeffers. Was sich der Verbraucher vor allem wünscht, ist abgesicherte Qualität. Neben dem Deutschen Lebensmittelbuch legen die Spezifikationen der European Spice Association (ESA) die Normen fest. Sie schreiben exakt vor, wie viel ätherisches Öl und wie viel Blatt 2 : Der weite Weg zur Pfeffermühle Feuchtigkeit oder Asche in den genommenen Stichproben enthalten sein dürfen. Moderne Gewürzverarbeiter und die DIN-Norm 10220 übertrumpfen diese Richtlinien mit eigenen Qualitätsstandards: Ihre Labore prüfen Frische, chemische Inhaltsstoffe, Geruch, Geschmack, aber auch das „gute Aussehen“ und die natürlich warme Farbe, die den Gewürzen eigen ist, werden zu Qualitätsbausteinen. Hinzu kommen analytische Parameter wie Öl- und Wassergehalt, Bakteriologie und einiges mehr. Erst mit der Laborfreigabe gelangt die Rohware in die Produktion. Sorgfältige Kontrollen begleiten dann die gesamte Verarbeitung, vom keimzahlreduzierten Rohstoff, noch bevor eine Partie das Werk erreicht, bis zum Endprodukt. Doch zurück zum Pfeffer: Bei modernen Gewürzverarbeitern läuft sei- ne Veredelung vollautomatisch innerhalb eines geschlossenen Systems. Noch im Sack oder Karton verpackt, kommen die schwarzen, weißen oder grünen Beeren im Werk an. Jetzt wird zum letzten Mal „Hand“ anlegt: Sack öffnen, Inhalt in die Reinigungsanlage leeren. Alles, was jetzt geschieht, übernehmen die blankpolierten Maschinen und die ausgeklügelten Computerprogramme: Mittels gereinigtem Luftstrom trennen die Hightech-Anlagen die guten Pfefferkörner von Sand, Schmutz und Stielen. Magnete entfernen mögliche Metallteile, Siebe übernehmen die Feinsortierung. Nach der Absackung und weiteren Verpackung in Beutel, Dosen oder Eimer kann das Universalgewürz zum ersten Mal in den Verkauf wandern. M13 Die weitaus größere Pfeffermenge steuert jedoch auf weitere Arbeitsgänge zu: Feine Nadelwalzen zerreißen die Körner in kleine Bröckchen mit Biss, Hammermühlen schlagen sie zu geschmackvollem Pulver. Das, was den Pfeffer „scharf macht“, ist das so genannte Piperin. In größerer Menge sitzt es direkt unter der Schale. Wie bei allen Gewürzen sind außerdem ätherische Öle für den Geschmack verantwortlich. Um diese nicht zu gefährden, setzt die moderne Gewürzindustrie auf die schonende Kaltvermahlung. Nur ganz geringe Teile des ätherischen Öls gehen verloren. Außerdem entsteht keine Feuchtigkeit, die sich auf dem fein gemahlenen Pfeffer niederschlagen könnte. Ist der Pfeffer gereinigt und zerkleinert, wartet er in einem Silo auf seine weitere Verwendung. Nur ein geringer Teil wandert jetzt schon in den aromageschützten Beutel oder die dosierbereite Kunststoffdose. Der größere Teil wird erneut zum Rohstoff; diesmal für zahllose Gewürzmischungen und -zubereitungen, individuelle Gewürzpräparate und sonstige Würzmittel. Um ihre Vielfalt zu erahnen, denke man nur an die 1500 Wurstsorten hierzulande. Um ihren guten Geschmack sorgt sich – neben den Fleisch verarbeitenden Betrieben – auch die Gewürzindustrie. Sogar Zusätze, die das Herstellungsverfahren, etwa die Reifung, verbessern, entwickelt und vermischt sie. Der produktionsfertige Mix macht’s eben. Und sein Star ist nach wie vor der Pfeffer. Weltweit. aus: pfeffer – das gewürzmagazin, Ausgabe1/2007 für Sekundarstufe I 59 Arbeitsblatt zu »Der weite Weg zur Pfeffermühle« ! Lest den Text M13 „Der weite Weg zur Pfeffermühle“ und beantwortet dann folgende Fragen: In welchen Reifegraden wird Pfeffer geerntet? Beschreibe wie Pfeffer wächst und wie man schwarzen Pfeffer herstellt. Wer arbeitet auf den Plantagen? Wer organisiert den Transport des Pfeffers vom Ursprungs land nach Europa? Nenne die einzelnen Schritte. Wie viel Zeit benötigt man heutzutage für den Transport? Beschreibe den Veredelungsprozess von Pfeffer in einem modernen Gewürzverarbeitungsbetrieb. Was macht den Pfeffer „scharf“? Was passiert mit dem gerei nigten und zerkleinerten Pfeffer? aus: pfeffer – das gewürzmagazin, Ausgabe1/2007 für Sekundarstufe I 60 M14 M14 Blatt 2 : Arbeitsblatt/Lösungen ? ! ? ! ? ! Pfefferpflanzung auf Malaysia In welchen Reifegraden wird Pfeffer geern tet? Beschreibe wie Pfeffer wächst und wie man schwarzen Pfeffer herstellt. Reifegrade: weiß/mild, schwarz /würzig, grün/aromatisch. Die Früchte wachsen an einem Kletterstrauch in Rispen. Um schwarzen Pfeffer zu ernten, werden die Beeren in noch unreifen grünen Zustand gepflückt. Oft auf großen Bastmatten ausgebreitet, werden sie von Sonne und Wind getrocknet. Das frische, grüne Korn schrumpelt und nimmt seine typisch schwarzbraune Farbe an. Wer arbeitet auf den Plantagen? In der Regel sind es Familien. Wer organisiert den Transport des Pfeffers vom Ursprungsland nach Europa? Nenne die einzelnen Schritte. Wie viel Zeit benötigt man heutzutage für den Transport? „Town-Dealer“ und nationale Aufkäufer in den Produktionsländern organisieren zunächst die noch unreine, feuchte Ware. Nach einem ersten Reinigungsprozess, der meist im Heimatland stattfindet, wird der Pfeffer in Jute- oder Kunststoffsäcke verpackt. Die unterschiedlichen Qualitäten werden Unreife durch Markierungen oder durch farbige Etiketten gekennzeichnet. Per Schiffscontainer erreicht die Ware Europa. Hamburg ist der wichtigste Gewürzimporthafen. Der Transport dauert heutzutage zwölf Tage. Beschreibe den Veredelungsprozess von Pfeffer in einem modernen Gewürzverar beitungsbetrieb. Bei modernen Gewürzverarbeitern läuft die Veredelung vollautomatisch innerhalb eines geschlossenen Systems. Die verschiedenen Beeren werden in die Reinigungsanlage gefüllt, dann übernehmen Maschinen und ausgeklügelte Computerprogramme die Arbeit: Mittels gereinigtem Luftstrom werden die Pfefferkörner getrennt von Sand, Schmutz und Stielen. Magnete entfernen mögliche Metallteile, Siebe übernehmen die Feinsortierung. Dann werden die Gewürze in Dosen, Beutel oder Eimer abgepackt und gehen in den Verkauf. Was macht den Pfeffer „scharf“? Was pas siert mit dem gereinigten und zerkleiner ten Pfeffer? Das so genannte Piperin. In größerer Menge sitzt es direkt unter der Schale. Nach der Reinigung und Zerkleinerung wandert ein kleiner Teil in aromageschützte Beutel oder in die dosierbereite Kunststoffdose; der große Teil aber wird für Gewürzmischungen und -zubereitungen, individuelle Gewürzpräparate und sonstige Würzmittel verwendet. Pfefferrispen am Strauch ? ! ? ! aus: pfeffer – das gewürzmagazin, Ausgabe1/2007 für Sekundarstufe I 61 62 .. . .... . . . . ... Damaskus .. . . ...... . . . . .. ..... Sansibar .......................Malabar.....küste ........ ..... ... . .. ............... Shanghai Beijing Malakka Jakarta .....Sri...Lanka ............. Jaisalmer Kaschmir .. .......... Phöniker Araber (Dhaus und Karawanen) Die Seidenstraße und China Venezianer ...... ...... ...... Muscat Samarkand . . . .. ........... Timbuktu Kairo ............. ..... ... Konstantinopel ... Marrakesch Rom Pantelleria Venedig Gewürzstraßen in der Zeit zwischen etwa 1000 v. Chr. und 1450 n. Chr. Molukken (Gewürzinseln) Gewürzstraßen vor 1450 M15 ..... ... Cuzco Jamaika ..... ............. . . . . . . . . . . . . . . . . . . ......... .. . . . . . . ....... .. Mexico Grenada ........ ......... . ............ ........... ....... . ..... ..... .... . Kapverdische Inseln Portugiesen Niederländer Briten .......... Spanier .... ........... ...... ....... .......... ........................ ...... . ...... .... .... .... .............. . . . . . . . . . .. ........ . . . . . . ... ......... . . . . . . . . . ............... Elmina Lissabon Cadiz London Sansibar Kapstadt St. Sebastian São Paulo de Loanda Amsterdam Kalkutta Bombay Madras Malabarküste Sri Lanka Mauritius Seychellen Muscat Gewürzstraßen in der Zeit zwischen etwa 1450 und 1900 Singapur Malakka Bangkok Macao Molukken (Gewürzinseln) ........................... . . . . . . ... Gewürzstraßen nach 1450 M16 ....... ....... 63 Robinson-Projektion Weltumrisskarte 64 M17 Anhang Ausleihstellen von Gewürzkoffern Hessen Baden Württemberg Ökumenische Werkstatt MainKinzig, Langenselbold Tel.+49 / (0) 6184 / 623 55 [email protected] www.oew-mk.de EPIZ Reutlingen Tel. +49 / (0) 7121 / 49 10 60 [email protected] www.epiz.de Karl Kübel Stiftung, Bensheim Tel. +49 / (0) 6251/ 7005-0 [email protected] www.kkstiftung.de Eine Welt Laden El Mundo, Schorndorf Tel. +49 / (0) 7181 / 25 81 50 [email protected] www.elmundo.de MecklenburgVorpommern Berlin/Brandenburg EPIZ Berlin Tel. +49 / (0) 30 / 692 64 19 [email protected] www.epizberlin.de BAOBAB Berlin Tel. +49 / (0) 30 / 442 61 74 nina.krueck@baobab -infoladen.de www.baobab-infoladen.de Weltladen Puerto Alegre, Frankfurt/O Tel. +49 / (0) 335 / 53 02 85 [email protected] www.puerto-alegre.de Bremen BIZ Bremen Tel. +49 / (0) 421 /17 19 10 [email protected] www.bizme.de Hamburg PTI-Nordelbien – Bibliothek Hamburg Tel. +49 / (0) 40/ 306 20 14 00 [email protected] www.pti-nordelbien.de Bramfelder Laterne – Infozentrum Globales Lernen Tel. +49 / (0) 40 / 641 50 23 [email protected] www.bramfelderlaterne.de AG Eine Welt Schwerin Tel. +49 / (0) 385 / 73 40 96 [email protected] Niedersachsen Aktionszentrum 3. Welt Osnabrück Tel. +49 / (0) 541 / 26 09 81 aktion3welt-osnabrueck@ t-online.de Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB), Barnstorf Tel. +49 / (0) 5442 / 80 45 55 [email protected] www.vnb.de Nordrhein-Westfalen Evangelische Mediothek Minden Tel. +49 / (0) 571 / 837 44 92 [email protected] www.kirchenkreis-minden.de Mediothek der Lippischen Landeskirche, Detmold Tel. +49 / (0) 5231 / 97 68 06 [email protected] www.lippische-landeskirche.de Welthaus Bielefeld, Mediothek Tel. + 49 / (0) 521 / 986 48 11 [email protected] www.welthaus.de MÖWe – Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung, Dortmund Tel. +49 / (0) 231 / 54 09 78 [email protected] www.moewe-westfalen.de Eine Welt Zentrum Herne Tel. +49 / (0) 2323 / 99 49 70 [email protected] www.ewz-herne.de Infostelle „Dritte Welt“ des Ev. Kirchenkreises Duisburg Tel. +49 / (0) 203 / 37 03 04 [email protected] www.infostelle-drittewelt.org Fair – ein Niederrhein, Kamp-Lintfort Tel. +49 / (0) 2842 / 703 96 [email protected] www.fairer-handel-kamplintfort.de Gemeindedienst für Mission und Ökumene, Krefeld Tel. +49 / (0) 2151 / 626 80 [email protected] www.gmoe.de gepa – Regionales Fairhandelszentrum Aachen Tel. + 49 / (0) 241 / 285 58 [email protected] www.gepa.de Medienzentrum im Eine Welt Forum Aachen e. V. Tel. +49 / (0) 241 / 89 44 95 64 [email protected] www.1wf.de Weltladen Bonn Tel. +49 / (0) 228 / 69 70 52 [email protected] www.weltladen-bonn.de Saarland Gemeindedienst für Mission und Ökumene, Saarbrücken Tel. +49 / (0) 681 / 30 14 08 32 [email protected] www.gmoe.de 65 Anhang Aktion 3. Welt Saar Tel. +49 / (0) 6872 / 99 30 56 [email protected] www.a3wsaar.de Sachsen aha – anders handeln e. V., Dresden Tel. +49 / (0) 351 / 492 33 70 [email protected] www.aha-bildung.de F.A.I.R.E. Warenhandels eG, Dresden Tel. +49 / (0) 351 / 889 23 80 [email protected] www.faire.de Eine Welt e. V., Leipzig Tel. +49 / (0) 341 / 301 01 43 [email protected] www.einewelt-leipzig.de Informationszentrum WELT-Laden e. V. Chemnitz Tel. +49 / (0) 371 / 31 24 76 [email protected] Sachsen-Anhalt Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung SachsenAnhalt (LISA) Tel. +49 / (0) 345 / 204 22 03 [email protected] www.fortbildung.sachsenanhalt.de Schleswig-Holstein Umwelthaus Neustädter Bucht Neustadt/Holstein Tel. +49 / (0) 4561 / 505 65 [email protected] www.bund-umwelthaus.de Stadtbildstelle Norderstedt Tel. +49 / (0) 40 / 53 59 54 00 [email protected] www.stadtbildstellenorderstedt.de Medienzentrum des Kreises Steinburg Itzehohe Tel. +49 / (0) 4821 / 694 49 [email protected] www.medienzentrumsteinburg.com Literatur Gemeindedienst für Mission und Ökumene (Hrsg.): Wo der Pfeffer wächst – Gewürze: Herkunft, Geschichte, Fairer Handel, Rezepte Materialien für Erwachsenbil dung, Schule, Konfirmandenund Jugendarbeit; 2010, ISBN 978-3-00-030710-2 Stefan Zweig: Magellan – Der Mann und seine Tat; S. Fischer Verlag, ISBN 3-596-25356-X Peter Lendi, Esther Villiger: Gewürze, Biologischer Anbau – Fairer Handel – Rezepte Fona Verlag, 2007, ISBN 978-303780-309-7 66 Kreisbildstelle/Medienzentrum Dithmarschen, Heide Tel. +49 / (0) 481 / 33 33 medienzentrum@ dithmarschen.de www.kreisbildstelledithmarschen.de Abfallberatungsstelle BUND Preetz Tel. +49 / (0) 4342 / 59 60 bund-umweltbuero-preetz@ gmx.de www.bund-umweltbueropreetz.de Umweltschutzamt der Landeshauptstadt Kiel Tel. +49 / (0) 431 / 901 37 65 [email protected] www.kiel.de Luxemburg ASTM / CITM Tel. +352 / 40 04 27 31 [email protected] www.astm.lu Links Fair Kochen, Köstliches aus aller Welt mit Fairtrade-Produkten Dorling Kindersley Verlag, 2009, ISBN 978-3-83101392-0 Ausführliche Informationen über alle Gewürze, Fachverband der Gewürzindustrie, Bonn: www.gewuerzindustrie.de Küchenkräuter und Gewürze aid Infodienst; Verbraucher schutz, Ernährung, Landwirt schaft e.V., 1372/2008, www.aid. de, ISBN 978-3-8308-0742-1 Ebenfalls ausführlich (in engli scher Sprache), Indian Institute of Spices Research: www.spices.res.in Umweltfreundlich Vegetarisch Genussrezepte mit CO2-Berech nungen; Walter Hädecke Verlag, 2009, ISBN 978-3-7750-0561-6 Tanja Dusy: Indisch Kochen GU Küchenratgeber, ISBN 978-38338-0308-6 Über Gewürze im Fairen Handel in Deutschland: EL PUENTE, Nordstemmen: www.el-puente.de dwp eG, Ravensburg: www.dwp-rv.de CD-rom CD-INHALT Arbeitsblätter M 1–17 Lieder Texte und Noten Bilder Aus der Broschüre und andere Power-Point-Präsentationen •Geschichte der Gewürze •Zwölf Gewürze •Fairer Handel und Gewürze •Kräuter und Gewürze (von dwp) Herausgeber: Lektorat: Bettina Furchheim Grafische Gestaltung, Illustration: Christian Bauer, www.studiofuergestaltung.net Druck: Ninodruck Neustadt/W. Bildnachweis: Christian Bauer (1, 3 o., 5, 6, 7, 8, 9u., 18-22, 25, 29 re., 31 o., 35 o., 36 u., 39, 41, 42 u., 43-45, 49, 50 f u., 53 f. u., 55 u., 60), Sanjay Ach (3 u.) dwp (17, 35 u.), Angelika Steinbicker (4 li.), el puente (34, 37, 56), Elisabeth Bauer (9, 15, 16 o., 48, 50, 52), creative collection (16 u. links, 42), public domain (16 u. re., 27-30, 46, 47, 51, 61, 62-64) pfeffer – das gewürzmagazin (58-59). Westwall 37, 47798 Krefeld Tel. +49 / (0)2151 / 626 80 Fax + 49 / (0) 2151 / 6268 20 [email protected] www.gmoe.de Redaktion: Rolf Beek, Dietmar Boos, Werner Brall, Wilson Budde-Iser, Christian Sandner, Angelika Steinbicker, Karin Wilke Wir bedanken uns bei der Kindernothilfe für die Mitarbeit. Für die finanzielle Förderung bedanken wir uns bei: © 2010 Gemeindedienst für Mission und Ökumene – Region Niederrhein ISBN 978-3-00-030710-2 67 Gewürze wie Nelken, Muskat, Sesam oder Vanille sind heute in Mitteleuropa nichts Besonderes mehr. Wir können sie im nächsten Supermarkt problemlos einkaufen, ohne eine gefährliche Reise unternehmen zu müssen. In jedem Haushalt gibt es einen reichhaltigen Vorrat, den wir aber nicht als besonderen Reichtum betrachten. Vor 500 Jahren war der Handel mit Gewürzen die große Herausforderung für Abenteurer mit Aussicht auf atemberaubende Gewinne. Die Landwege zu den fernen Ländern des Orients, wo Pfeffer, Zimt und Muskat wuchsen, waren schon sehr lange erschlossen und fest in den Händen der arabischen Händler. Mit der Entdeckung des Seeweges um das Kap der guten Hoffnung (1498) begann die Blütezeit des Gewürzhandels. Heute spielen Gewürze für uns nicht mehr diese herausragende wirtschaftliche Rolle. Nach wie vor wissen wir wenig über ihre Herkunft und die Menschen, die sie angepflanzt, gepflegt und geerntet haben. Das wollen wir mit diesem Heft und dem „Gewürzkoffer“ ändern. Das Team des „Arbeitskreises entwicklungspolitische Lern- und Aktionsmodelle“ ISBN 978-3-00-030710-2 Gemeindedienst für Mission und Ökumene Evangelische Kirche im Rheinland