pfeffermuehle vorsicht scharf

Transcription

pfeffermuehle vorsicht scharf
Wo der
Pfeffer
wächst
Gewürze:
Herkunft, Geschichte, Fairer Handel, Rezepte
Materialien für Erwachsenenbildung,
Schule, Konfirmanden- und Jugendarbeit
Materialien Nr. 6
Inhalt
1.
2.
a
b
Vorwort
3
Wir öffnen den Gewürzkoffer
Gewürzter Unterricht
Erwachsenenbildung
5
7
Gewürze der Welt – Geschichte, Herkunft, Verwendung, Weltmarkt und Fairer Handel
Kochen mit Erwachsenen – ein „Indisches Menü“
8
9
In der Schule
Geschichtsunterricht (Sekundarstufe I)
1. Doppelstunde: Die unscheinbare Kostbarkeit – Gewürze einst und heute
2. Doppelstunde: Gruppenarbeit zu verschiedenen Aspekten von Gewürzen
3. Doppelstunde: Gemeinsames Kochen mit mittelalterlichen Hirserezepten
Hauswirtschaftsunterricht (Sekundarstufe I)
Projekttage zu Gewürzen und Fairem Handel
c
Kirchlicher Unterricht
Mit allen Sinnen die Welt erleben – Gastfreundschaft in der
Einen Welt am Beispiel Gewürze (ein Konfirmandenwochenende)
3.
4.
5.
10
12
15
16
17
Geschichte der Gewürze
Produktion und Welthandel von Gewürzen heute
Gewürze aus Fairem Handel
18
26
31
35
Materialien
M1
M2
M3
M4
M5
M6
M7
M8
M9
M10
M11
M12
M13
M14
M15
M16
M17
2
Gewürztest
Rezepte „Indisches Menü“
Selbstgemachte Currymischung
Geschichte der Gewürze – Einführung
Zwölf Gewürze
Der Weg der Gewürze
Aufbruch nach Indien
Mittelalterliche Hirserezepte
Rezepte „Restaurant International“
Weltverteilungsspiel
Bibeltexte zu Gerechtigkeit und Teilen
Gespräch zweier Gewürzbauern
„Der weite Weg zur Pfeffermühle“
Arbeitsblatt zu „Der weite Weg zur Pfeffermühle“
Gewürzstraßen in der Zeit zwischen etwa 1000 v. Chr. und 1450 n. Chr.
Gewürzstraßen in der Zeit zwischen etwa 1450 und ca. 1900 n. Chr.
Weltumrisskarte
39
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Anhang: Ausleihstellen für Gewürzkoffer, Literatur, Links
CD-Rom, Impressum
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67
Vorwort
Liebe Gewürzfreundinnen
und -freunde! Gewürze wie Nelken, Muskat, Sesam oder Vanille sind
heute in Mitteleuropa nichts Besonderes mehr. Wir können sie im
nächsten Supermarkt problemlos einkaufen, ohne eine gefährliche Reise unternehmen zu müssen. In jedem Haushalt gibt es einen reichhaltigen Vorrat, den wir aber nicht als besonderen Reichtum betrachten.
Vor 500 Jahren war das
noch anders: Der Handel mit Gewürzen war
die große Herausforderung für Abenteurer mit Aussicht auf atemberaubende Gewinne. Die Landwege zu den fernen Ländern des Orients, wo Pfeffer,
Zimt und Muskat wuchsen, waren schon sehr lange erschlossen und fest in den Händen der arabischen Händler. Spätestens mit der Ausweitung des
römischen Reiches über die Alpen nach Norden
kamen die edlen Spezereien (Gewürzwaren) auch
nach Mitteleuropa. Man war das einheitliche, fade
und gewürzlose Essen hierzulande leid – und man
war nicht mehr gewillt, den arabischen Kaufleuten
die mit den Gewürzen gemachten Gewinne allein
zu überlassen.
Mit der Entdeckung des Seeweges um das Kap
der guten Hoffnung (1498) begann die Blütezeit
des Gewürzhandels und damit auch das Streben der
europäischen Länder nach Kolonien in Übersee, der
Beginn von Monokulturen, Großgrundbesitz und
Plantagenwirtschaft. Für lange Zeit waren Gewürze das Welthandelsgut Nummer eins.
.........
3
Vorwort
Heute spielen Gewürze für uns nicht mehr diese
herausragende wirtschaftliche Rolle. Nach wie vor
wissen wir wenig über ihre Herkunft und die Menschen, die sie angepflanzt, gepflegt und geerntet haben. Das wollen wir mit diesem Heft und dem „Gewürzkoffer“ ändern.
Der erste „Gewürzkoffer“ wurde vor 20
kreative Beschäftigung, die Spaß macht und dabei
eine Menge Wissen vermittelt.
Die Zubereitung einer einfachen Mahlzeit mit
Gewürzen aus der so genannten Dritten Welt und
die Beschäftigung mit den Lebens- und Essgewohnheiten der Menschen dort macht es uns möglich, den Regionen, „wo der Pfeffer wächst“ und in
Jahren entwickelt – ursprünglich mit dem Ziel, die
von der GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) aus Sri Lanka importierten Gewürze besser verkaufen zu können.
Schnell stellte sich heraus, dass es bei der Beschäftigung mit den Gewürzen auch um andere Themen
geht: wie zum Beispiel unser Essverhalten, die weltweite Verteilung der vorhandenen Nahrungsmittel,
die Zusammenhänge zwischen dem Überfluss in
den Ländern des Nordens und dem Hunger in vielen Regionen des Südens.
Vielfalt zu erleben
heißt: weltoffen
werden.
denen uns einiges „spanisch“ anmutet, näher zu
kommen. Auf diese Weise können wir mehr Verständnis für die Menschen aufbringen, die in den
Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas leben
und arbeiten. Etwa 250 Gewürzkoffer wurden seit
1990 verkauft. Zu einem großen Teil sind sie nach
wie vor im Einsatz.
Jetzt war es wirklich an der
Zeit, Bildungsmaterial und
Begleitheft zum Gewürzkoffer
zu aktualisieren. Dazu haben wir die Tex-
Marktstand in
Indonesien
Mit Gewürzen lassen
sich Vorurteile abbauen und eigene Er-
kenntnisse aufbauen: Von den Anbaumethoden,
dem Kochen und Haltbarmachen von Lebensmitteln, dem Wissen um die gesundheitlichen Vorzüge von Gewürzen, bis hin zu hoch entwickelten Ess­
kulturen lässt sich der Bogen spannen. Gewürzen
ist nicht nur mit dem Kopf beizukommen: Ohne
zu probieren, lässt sich einfach nicht lernen, was
herb, süß, aromatisch oder scharf ist. Viele Gewürze
wachsen ganz unscheinbar als Gräser, sind in Kapseln verpackt oder geben ihr Geheimnis nur durch
Erhitzen oder Reiben preis. Diese Vorgänge müssen
ausprobiert werden. Am besten, man macht es selber. Gewürzmischungen selber erstellen, wie beispielsweise Curry – ob mild oder scharf –, ist eine
4
te überarbeitet, neues und altes Material gesichtet und zusammengestellt. Das Ergebnis halten Sie
in Ihren Händen. Sie können das Material natürlich auch unabhängig von einem vorhandenen Gewürzkoffer verwenden oder sich mit den Hinweisen
in diesem Heft und der Liste für die Ausstattung selber einen Gewürzkoffer zusammenstellen.
Dabei wünschen wir Ihnen viel Freude und Erfolg
und freuen uns über Rückmeldungen jeder Art.
Das Team des „Arbeitskreises entwicklungspolitische Lern- und Aktionsmodelle“:
Karin Wilke, Angelika Steinbicker, Rolf Beek,
Dietmar Boos, Werner Brall, Wilson Budde-Iser,
Christian Sandner
1.Wir öffnen den
Gewürzkoffer
In dem Gewürzkoffer sollten
enthalten sein:
13 Gläser mit
Gewürzen (nach Möglich-
keit braune UV-geschützte Gläser mit
Schraubverschluss, damit die Gewürze
vor Licht und Feuchtigkeit geschützt
sind.)
Glas 1: Glas 2: Glas 3: Glas 4: Glas 5: Glas 6: Glas 7: Glas 8: Glas 9: Glas 10: Glas 11: Glas 12: Glas 13: Pfeffer
Gewürzmischung*
Zimt
Muskat
Kardamom
Gelbwurzel
Zitronengras
Ingwer
Kreuzkümmel
Chili
Currymischung
Nelken
Koriander
und
...
1 Muskatreibe
1 Pfeffermühle
5 Holzspatel
4 Metallpfännchen (z.B. zum
Mischen des Currys)
1 Mörser mit Stößel
3 scharfe Messer
2 Packungen Gewürze aus
dem Fairen Handel
1 Gewürze-Poster, 64,5 x 91 cm, Gräfe & Unzer, 1999, ISBN 978-3-7742-2222-9
7 Bücher, siehe Literaturliste
Seite 66
*(Paprika, Pfeffer, Koriander, Geschmacksverstär-
ker, Zwiebeln, Curry, Muskat, Knoblauch, Ingwer
und Sellerie)
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1
Wir öffnen den Gewürzkoffer
Der Gewürztest
Ein guter Einstieg zum Thema Gewürze in Gruppen
ist der Gewürztest. Neugierde und Aufmerksamkeit
für ein Thema bei Veranstaltungen und im Unterricht werden erfahrungsgemäß häufig nicht durch
komplexe, inhaltsreiche Vorträge geweckt, sondern
durch interessante, anschauliche „Türöffner“. Am
besten ist es, wenn nicht nur der Kopf, sondern auch
die Sinne angesprochen werden.
Sicherheitshinweis:
Es gibt scharfe Gewürze, wie z.B. Chili
oder Pfeffer, die nicht in die Augen ge­
langen sollten. Gehen Sie daher bitte vor­
sichtig mit diesen Gewürzen um. Sollte
doch etwas in die Augen gelangen, bitte
sofort mit kaltem Wasser auswaschen.
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Beim Gewürztest geht es darum, die Gewürze in den
13 Gläsern zu bestimmen. Ein Glas allerdings enthält bereits eine Gewürzmischung, wie sie häufig in
der Küche verwendet wird. Jede Teilnehmerin oder
Teilnehmer bekommt das Materialblatt „Gewürztest“ (M1) und soll durch Riechen und Sehen zuordnen, welche Gewürze sich in den Gläsern befinden.
Die Gläser können beim Auspacken des Gewürzkoffers auf einen Tisch gestellt oder herumgereicht
werden.
............
2. Gewürzter
Unterricht
mit Erwachsenen,
in der Schule,
in Konfirmandenund Jugendarbeit
Das Thema
Gewürze eignet
sich für die Bildungsarbeit zu globalem Lernen mit unterschiedlichen Gruppen. Die geschichtliche Bedeutung der Gewürze, der Komplex „Ernährung und Gewürze“, der
Welthandel mit Gewürzen sowie der
Faire Handel können exemplarisch
aufgearbeitet werden.
Nachfolgend werden einige Unter­
richts­­entwürfe und Verlaufspläne für
Veranstaltungen mit unterschiedlichen Gruppen vorgestellt, die im Laufe
der 20jährigen praktischen Arbeit mit
dem Gewürzkoffer entwickelt wurden.
Sie sollen als Anregung dienen. Selbstverständlich bleibt es Ihnen überlassen, die verschiedenen Bausteine auf
ihre Bedürfnisse und Bedingungen
anzupassen und neue Elemente hinzuzufügen.
..............
7
A. Erwachsenenbildung
Für die Arbeit mit Erwachsenen schlagen wir eine Einheit
an zwei Abenden/Tagen vor:
1. Gewürze der Welt – Geschichte, Herkunft, Weltmarkt und
Fairer Handel (2 Stunden)
2. Kochen mit Erwachsenen – Gute Nachricht für Topfgucker:
Ein indisches Menü (mind. 2½ Stunden)
Je nach Bedarf und Bedingungen können die Untereinheiten
auch unabhängig voneinander durchgeführt werden.
Gewürze der Welt – Geschichte, Herkunft,
Weltmarkt und Fairer Handel
Die erste Einheit dient als Einführung in das Thema Gewürze. Es geht um Geschichte, Herkunft, Verwendung, Weltmarkt und Fairen Handel.
1. Schritt: Koffer auspacken
Bereits beim Auspacken des Gewürzkoffers entstehen zumeist lebhafte Gespräche. Es empfiehlt sich,
sich in einem Stuhlkreis oder um Tische herum zu
positionieren. Das fördert
die Kommunikation
untereinander.
3. Schritt: Power-Point
In der Power-Point-Präsentation werden Geschichte, Herkunft, Verwendung, Weltmarkt und der Faire
Handel mit Gewürzen dargestellt.
(CD des Gewürzheftes)
2. Schritt: Gewürztest
Spätestens beim Riechen und Zuordnen der einzelnen Gläser zu den Gewürzen auf dem Materialblatt
beginnt eine Unterhaltung:
Wer kennt welches Gewürz? Und woher? Wie wird es
verwendet? Wofür ist es gut?
Daraus ergeben sich jede Menge Anknüpfungspunkte. (Materialblatt M1)
4. Schritt: Vertiefendes Gespräch
Im abschließenden Gespräch können verschiedene Aspekte des Themas noch ein mal angesprochen
werden. Uns ist es wichtig, dass die Idee des Fairen
Handels vorkommt und dass ganz praktische Fragen angesprochen werden wie: Welche fair gehandelte Gewürze gibt es? Wo bekomme ich sie? Was kosten sie?
Wenn die Veranstaltung gut gelaufen ist, hat sie
bei den Teilnehmenden vielleicht auch die Lust geweckt, bei einem Anschlusstermin mit den exotischen Gewürzen zu kochen.
8
2
Gewürzter Unterricht A Erwachsenenbildung
Kochen mit Erwachsenen: „Indisches Menü“
„Gute Nachricht für
Das sollte beachtet werden:
Topfgucker“– so haben wir vor Jahren unsere Gewürzidee und das Kochen mit Gewürzen genannt. Asiatische Gewürze sollten die Hauptrolle
spielen. Das haben viele von uns mit großem Vergnügen über 20 Jahre praktiziert und weitergegeben. Nach einer so langen Zeit hat sich bei uns vieles verändert.
Man sieht es an den vielen Kochduellen im
Fernsehen und der Selbstverständlichkeit, mit der
die Zuschauer mit Rezepten, Spezialitäten und Gewürzen von Profis am Herd überrascht werden. Man
könnte meinen, dass uns nichts mehr fremd ist. Ist
das wirklich so?
Nein, nicht so ganz. Die globale Küche bleibt
uns auch heute weiterhin fremd. Unsere Geruchsnerven haben sich an die neuen Düfte trotz allem
noch nicht gewöhnt. Unsere Gewohnheiten sind
stärker. Wir essen das, was wir mögen. Und das ist
das, was wir kennen.
Die hier ausgewählten Gewürze entsprechen der
Ausstattung einer einfachen asiatischen Küche in
Indien oder Sri Lanka, d.h. diese Gewürze sind ohne
großen Aufwand anwendbar.
Wir wollen mit Ihnen einen unterhaltsamen, einen spannenden Nachmittag, oder auch Abend verbringen, dazu ein paar Hinweise: Unser Vorschlag
zum Kochen mit Gewürzen ist kein Kochduell. Es
gibt weder etwas zu gewinnen, noch gibt es Sieger
und Besiegte. Dadurch wird sich mit Sicherheit eine
entspannte Atmosphäre einstellen.
Die vorgeschlagenen Rezepte finden Sie auf dem
Materialblatt M2 „Indisches Menü“. Das Blatt sollte für alle kopiert werden. Die entsprechenden Zutaten am besten vorher besorgen und bereitstellen.
Ebenso wichtig ist eine mit den notwendigen Utensilien ausgestattete Küche.
1.Die Gäste werden begrüßt. Die Gastgeber erklären
den Ablauf des Abends/Nachmittags. Die Rezepte
werden an Kleingruppen verteilt, die Küche wird
erklärt. Wo liegt was? Wo und wann wird gekocht?
Wo kann zubereitet werden?
2.Die Gastgeber führen z.B. mit Hilfe des Gewürzkoffers in die Welt der Gewürze
ein. Was ist in den Gläsern und wie
wird es eingesetzt? Alle helfen mit
bei der Zubereitung des Menüs.
3.Es gibt untereinander viel Gesprächsstoff. Das ist gut so, denn
dieser Gesprächsstoff sorgt dafür,
dass sich alle auf das gemeinsame
Essen freuen.
4.Für die Zubereitung und das Essen wird mehr
Zeit benötigt als sonst üblich. Dies liegt einerseits
an dem gemeinsamen Kochen und andererseits
an den Rezepten und den frischen Zutaten.
5.Einfache Küche heißt noch lange nicht, schlechter essen zu müssen und auf alles „Gute“ zu verzichten. Weniger Fleisch zu essen kann z.B. zu einer völlig neuen Erfahrung führen. Auch zu der
Erfahrung, zum Klimaschutz etwas beigetragen
zu haben.
6.Die vorgeschlagenen Rezepte sind sehr preiswert,
sie sind vollwertig und sie sind geschmackvoll.
Unsere Gesundheit wird durch die Gewürze in
vielfältiger Weise unterstützt. Gewürze bringen
unseren Kreislauf auf Trab, sie wirken anregend,
magenberuhigend, verdauungsfördernd, antiseptisch und blutbildend.
7.Die Basis allen Wohlbefindens und aller Lebensqualität ist die Harmonie von Gesundheit und
Genuss. Die Fähigkeit zum Genießen kann erlernt werden.
Indisches
Currygemüse
So könnte eine
Einladungskarte
aussehen
9
B. In der Schule
Nach dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich „Globale Entwicklung im
Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung“, der 2007 von der Kultusministerkonferenz und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit herausgegeben wurde, kann das Thema Gewürze zum Beispiel innerhalb
folgender Themenbereiche behandelt werden:
Geschichte der Globalisierung,
Waren aus aller Welt: Produktion, Handel und Konsum.
Neben dem fächerübergreifenden Unterricht bieten sich dazu vor allem die Fächer Sachunterricht (Grundschule), Biologie, Hauswirtschaft, Geographie, Politische Bildung, Geschichte, Religion/Ethik und Wirtschaft in der Sekundarstufe I
und an Berufsbildenden Schulen an.
Geschichtsunterricht Sekundarstufe I
Nachfolgend stellen wir Ihnen einen Unterrichtsentwurf für den Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I vor, wie er in der 8. Klasse einer Gesamtschule durchgeführt wurde. Dabei geht es um die Bedeutung der Gewürze im ausgehenden Mittelalter als so
genannte „historische Treibstoffe“ im Rahmen der
Entdeckungen von Kontinenten und Seewegen sowie bei der Entwicklung des Kolonialismus.
Der Entwurf ist für drei Doppelstunden geplant,
die Einheit kann aber auch als Grundlage für die
Durchführung von Projekttagen genutzt werden.
1.Doppelstunde: Die unscheinbare Kostbarkeit
– Gewürze einst und heute
2.Doppelstunde: Gruppenarbeit zu verschiedenen Aspekten von Gewürzen und Vorstellung der
Ergebnisse
3.Doppelstunde: Gemeinsames Kochen als
Abschluss der Unterrichtseinheit „Gewürze im
Mittelalter“
1. Doppelstunde:
Die unscheinbare Kostbarkeit – Gewürze einst und heute
Geplantes Lehrerverhalten
Geplantes Schülerverhalten
Material
Zeit
Einstieg:
L. stellt Gewürzkoffer auf den Tisch:
„Ich habe euch heute eine mittelal­
terliche Schatzkiste mitgebracht.“
S. vermuten Inhalt: Gold, Schmuck,
Gewürzkoffer
5 Min.
Münzen usw. (evtl. Gewürze)
Ein S. öffnet den Gewürzkoffer,
zeigt Inhalt: Gläser, Mörser, Gewürz­
reibe usw.
Evtl. enttäuschte Bemerkung:
nur Gewürze!
L.: „Der Wert der Gewürze im Koffer
beträgt heute ca. € 25. Im ausge­
henden Mittelalter wäre ich allein
durch den Inhalt dieses Pfeffergla­
ses steinreich gewesen. Könnt ihr
euch denken wieso?“
10
S. vermuten und nennen aus ihrem
Vorwissen: Gewürze waren teurer
und deshalb kostbar, wuchsen in
fernen Ländern …
5 Min.
2
Gewürzter Unterricht B In der Schule
L. verteilt den Kurztext (M4) „Ein­
Ein oder mehrere S. lesen den Text
laut vor. S. bekommen erste Infor­
mationen zum Wert der Gewürze
im ausgehenden Mittelalter im Ver­
gleich zu dem geringen Wert, den
die Gewürze heute für uns haben.
Erste Rückmeldungen und Nachfra­
gen zum Text werden besprochen.
M4:
Einführung
in die
Geschichte
der Gewürze
10 Min.
L.: „Um einen Ausschnitt aus der
abenteuerlichen Geschichte der
Gewürze soll es in den folgenden
Unterrichtsstunden gehen. Aber
zunächst werden wir die Kiste hier
ausräumen und den Inhalt näher
kennen lernen.“
S. verteilen die 13 Gläser, riechen,
bestimmen die einzelnen Gewürze,
ordnen die Nummern auf den Glä­
sern den Namen der Gewürze auf
dem Blatt Gewürztest (M1) zu.
13 Gewürz­
gläser
15 Min.
L. verteilt das Materialblatt zu 12
Gewürzen (M5) an die S., je zwei be­
Partnerarbeit: S. suchen ein Gewürz
aus, das sie den Mitschülern an­
hand des Materialblattes erklären.
S. tragen Erarbeitung in Kurzvorträ­
gen zusammen.
S. formulieren sinngemäß die Ge­
meinsamkeit der einzelnen Erarbei­
tungen: „Gewürze werden zur Ver­
feinerung der Speisen gebraucht
und haben einen hohen gesund­
heitlichen Wert. Ihre Hauptan­
baugebiete liegen alle außerhalb
Europas.“
M5:
führung in die Geschichte der Ge­
würze“ und bittet einen oder meh­
rere Schüler ihn abschnittsweise
laut vorzulesen.
schäftigen sich mit einem Gewürz.
Arbeitsauftrag:
L.: „Macht euch bitte mit einem
Gewürz eurer Wahl näher vertraut
und erklärt den Mitschülern nach­
her die Pflanze, wie und wo sie
wächst, was das eigentliche Gewürz
ist (z.B. Blüte, Rinde, Frucht) und
wozu es gebraucht wird.“
M1:
Gewürztest
12 Gewürze
45 Min.
S. schreiben Ergebnisse in ihr Heft
L.: „Ein Geschichtswissenschaftler
hat die Gewürze einmal historische
Treibstoffe genannt. Ihr habt heute
schon viel über einige Gewürze ge­
lernt und findet sicher raus, was in
diesem Begriff verborgen ist.“ (Evtl.
mit Hilfestellung des Lehrers)
S. vermuten: Suche nach Gewür­
zen trieb Menschen ins Abenteuer,
in den Ruin; durch die Gier nach
Gewürzen wurden Menschen zu
„Getriebenen“; Gewürze wurden
zur Antriebskraft für Entdeckungs­
reisen.
10 Min.
L.: „Die Geschichte der Gewürze ist
eine Geschichte von Abenteuern
und Abenteurern, von Gewinnern
und Verlierern. Mit dem Hauptka­
pitel dieser Geschichte werden wir
uns in den folgenden Unterrichts­
stunden beschäftigen. Es ist das
Zeitalter der Entdeckungen, das
ausgehende Mittelalter auf der
Schwelle zur Neuzeit.“
Hausaufgabe:
L.: „Sammelt bitte alles, was ihr aus
Büchern, Lexika, dem Internet usw.
über diese Epoche und die Rolle der
Gewürze finden könnt und bringt
es für die nächste Stunde und die
Gruppenarbeit mit.“
11
2
Gewürzter Unterricht B In der Schule
2. Doppelstunde: Gruppenarbeit zu verschiedenen
Aspekten von Gewürzen und Vorstellung der Ergebnisse
In der 2. Doppelstunde sollen die Schülerinnen und
Schüler in Gruppenarbeit verschiedene Aspekte von
Gewürzen erarbeiten. Es findet eine Einteilung in
sieben Gruppen statt. In der ersten Stunde soll das
Thema mit Hilfe der angegebenen Materialien erarbeitet werden. In der zweiten Stunde werden die
Ergebnisse der Klasse in Kurzpräsentationen vorgestellt.
Gruppe 1: Herkunftsländer der Gewürze
Arbeitsauftrag
Intention
Material
Ihr habt eine Weltkarte (Umrisse der
Länder) vorliegen. Fertigt bitte eine
„Weltkarte der Gewürze“ anhand der
Beschreibungen der 12 Gewürze an.
(Beim Aufsuchen der Länder hilft der
Schulatlas oder der Geschichtsatlas).
Die Schülerinnen und Schüler sollen
erkennen, dass es sich bei den Her­
kunftsländern der Gewürze überwie­
gend um sog. Entwicklungsländer
handelt, und dass wegen deren Ent­
fernung zu Europa für den Gewürz­
handel Transportlösungen gefunden
werden mussten.
M17: Weltumriss­
karte (DIN A2, CD),
Filzstifte,
Stecknadeln
Die Erzeugerländer können farbig
gekennzeichnet und die einzelnen
Gewürze durch Stecknadelfähnchen
sichtbar gemacht werden.
M5: 12 Gewürze,
Schul- oder
Geschichtsatlas
Überlegt dabei, welche Transport­
möglichkeiten den Gewürzhändlern
im Frühkapitalismus zur Verfügung
standen und zeichnet die dadurch
bedingten kürzesten Transportwege
vom Erzeugerland bis nach Europa
(z.B. Venedig ) auf der Karte ein.
Zuletzt listet bitte auf: „Transportmit­
tel für Gewürze: einst und heute“.
Gruppe 2: Was machte die Gewürze im ausgehenden Mittelalter so kostbar?
Vorbemerkung für den Lehrer/die Lehrerin:
Der Text „Der Weg der Gewürze“ (M6) ist eine vereinfachte Fassung aus dem Text von Stefan Zweig
„Magellan“ (S. 13-20). Er kann als Arbeitsunterlage verwendet und beim Zusammentragen der Er-
12
gebnisse für alle verfügbar gemacht werden. Je nach
Leistungsvermögen der Gruppe kann auch der Originaltext eingesetzt werden oder als Hintergrundinformation für die Lehrerin oder den Lehrer dienen.
Arbeitsauftrag
Intention
Material
Beschreibt bitte anhand des Textes
„Der Weg der Gewürze in Europa“
(M6) das Abenteuer eines mit Pfeffer
gefüllten Sacks vom Herkunftsort auf
den Molukken bis zum Verkauf im
Hafen von Venedig.
Die Schülerinnen und Schüler sollen
sich über die vielfältigen Schwierig­
keiten des Gewürzhandels auf dem
Landweg zwischen den Gewürzinseln
und Europa informieren.
M6: Der Weg der
Gewürze
2
Gewürzter Unterricht B In der Schule
Ob es eine Hörszene, eine Tage­
buchaufzeichnung, eine Ich-Erzäh­
lung oder noch eine andere Darstel­
lungsform wird, bleibt eurer Phanta­
sie überlassen.
Dabei erkennen sie, wie die Suche
nach geeigneten Seewegen zum Mo­
tor der Entdeckungsreisen im ausge­
henden Mittelalter wurde.
Als Hilfestellung für die Mitschüler er­
stellt jedoch bitte ein Plakat, auf dem
Ihr die einzelnen Stationen aufführt
und erklärt, wer alles an einem Sack
Pfeffer verdient.
Gruppe 3: Wozu wurden die Gewürze im ausgehenden Mittelalter gebraucht?
Arbeitsauftrag
Intention
Material
Stellt euch bitte vor, ihr seid Gewürz­
händler auf einem Markt in Venedig
um 1450 und müsst den reichen Kun­
den die Ware „schmackhaft“ machen,
die leider mal wieder teurer gewor­
den ist.
Die Schülerinnen und Schüler sollen
die unterschiedliche Verwendung
und den Wert der Gewürze im aus­
gehenden Mittelalter kennen lernen
und darstellen. Im Gegensatz dazu
werden sie den geringen materiellen
Wert der Gewürze heute erkennen.
M5: 12 Gewürze,
Die Informationen über die Verwen­
dung der 12 Gewürze auf den Mate­
rialblättern helfen euch, Argumente
für den Verkauf zusammenzustellen.
Ihr könnt ein „Werbeplakat“ erstellen
oder eine zündende Verkaufsrede
halten – oder beides.
Bilder von der
Begleit-CD zum
Gewürzheft (z.B.
Marktszene in
Deutschland, Pfef­
ferkörner im Sack),
Informationen
aus der PowerPoint-Präsentation
zu Gewürzen auf
der Begleit-CD
Gruppe 4: Gewürze in der mittelalterlichen Apotheke
Arbeitsauftrag
Intention
Material
Stellt bitte die gängigen Erkrankun­
gen wie Erkältung, Magen-DarmBeschwerden, Kopfschmerzen usw.
anhand der Beschreibung auf den
Materialblättern zu den 12 Gewürzen
zusammen. Erstellt eine kleine „Haus­
apotheke“ mit heilenden Gewürzen
für das jeweilige „Gebrechen“ (mittel­
alterlicher Ausdruck für Krankheit).
Die Gestaltung bleibt euch überlas­
sen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen
den Einsatz von Gewürzen in der
mittelalterlichen Naturheilkunde
kennen lernen und darin eine weitere
Notwendigkeit des Gewürzimportes
nach Europa erkennen.
M5: 12 Gewürze,
Denkbar wäre ein kleiner Apothe­
kerbauchladen, eine mittelalterliche
Apothekenillustrierte, ein Werbepla­
kat eines Heilers oder Gewürzheil­
kundigen o. ä. Das Ergebnis soll den
Mitschülerinnen und Mitschülern
zugänglich gemacht werden.
Bilder von der
Begleit-CD zum
Gewürzheft
Hinweis für den Lehrer/die Lehrerin:
Bei der Aufarbeitung in der Klasse muss unbedingt betont werden, dass die Gewürze nicht
den Arzt ersetzen, auch wenn ein kritisches Bewusstsein gegenüber der modernen Schulmedizin angebracht ist. Da wir als Laien damit umgehen, ist Vorsicht geboten. Die Liste der Gewürze
in der Naturheilkunde im Mittelalter darf nicht
als Taschenlexikon zur Selbstmedikation bei Beschwerden missverstanden werden.
13
2
Gewürzter Unterricht B In der Schule
Gruppe 5: Vasco da Gama entdeckt den Seeweg nach Indien
Arbeitsauftrag
Intention
Material
Stellt euch bitte vor, es hätte 1499
schon Fernseher und die „Tagesschau“
gegeben. Ein Reporter ist live dabei,
als das Schiff „Berrio“ in Lissabon
einläuft. Er berichtet, interviewt und
informiert die Weltöffentlichkeit über
dieses bahnbrechende Ereignis.
Die Schülerinnen und Schüler erken­
nen die Entdeckung des Seeweges
nach Indien als Anbruch einer neuen
Epoche mit bahnbrechenden wirt­
schaftlichen und politischen Folgen
für Europa. Dabei sollen sie insbeson­
dere die Bedeutung der Unabhängig­
keit des Gewürzhandels vom Land­
weg herausstellen.
Geschichtsatlas,
evtl. Videokamera
und Mikrofon
Stellt eine Reportage zusammen und
nehmt euch dazu auch die Reiseroute
aus Geschichtsatlanten oder Internet
vor (vgl. M16 und M7).
M16 und M7,
Bilder (CD): z.B. Kö­
nig Emanuel I von
Portugal als Kauf­
mann; Antwerpen
die reichste Ge­
würzstadt der Welt
zur Zeit Karls V;
Gewürzschiffe im
Hafen
Gruppe 6: Christoph Columbus entdeckt Amerika
Arbeitsauftrag
Intention
Material
Informiert euch bitte über Columbus.
Stellt bitte den Mitschülern später vor:
1. die Gründe für den Aufbruch;
2. die Entdeckung „Westindiens“;
3. den Irrtum des Columbus.
Die Schülerinnen und Schüler sollen
als ein wichtiges Motiv der Reise des
Columbus die Suche nach einem
ökonomisch sinnvollen und schnellen
Handelsweg zu der Gewürzregion
Indiens erkennen und die Entdeckung
der mittelamerikanischen Inseln
(„Westindien“) als historisches Zu­
fallsprodukt gewichten.
Globus, Internet
Die Gestaltung bleibt euch überlas­
sen. Denkbar wäre z.B. ein Rollenspiel
mit drei kurzen Szenen, ein Hörspiel,
Auszüge aus dem Tagebuch als Zei­
tungsbericht, ein Interview mit Co­
lumbus im Hafen von Lissabon o. ä.
ausführlich dar­
stellende Schul­
buchtexte in fast
allen gängigen
Schulbuchwerken
Bild und Text aus
der Power-PointPräsentation auf
der Begleit-CD
Gruppe 7: Magellan umsegelt die Welt
Arbeitsauftrag
Intention
Material
Stellt euch bitte vor, ihr seid einfache
Matrosen oder Schiffsjungen, die die
weite Reise des Weltumseglers Ma­
gellan überlebt haben. Ihr berichtet
über das Leben an Bord des Schiffes in
der „Ich-Form“.
Die Schülerinnen und Schüler sollen
sich anhand der Berichte über die
Reise des Magellan mit den men­
schenunwürdigen Verhältnissen auf
dem Schiff auseinandersetzen und
dabei erkennen, welcher geringe Wert
einem Menschenleben im Verhältnis
zum Handelsgut Gewürz beigemes­
sen wurde.
Internetrecherche,
evtl. Geschichts­
buch
Lasst in euren Bericht bitte einfließen,
welchen Gewinn die Heimkehr für
den Auftraggeber hatte und was ihr
selbst gewonnen oder verloren habt.
Die Gestaltung bleibt euch überlas­
sen. Ein Zeitungsbericht wäre denk­
bar; ein Brief vom Schiff an die Ange­
hörigen; ein Plakat für die Hauswand,
das die Missstände aufdeckt o. ä.
14
2
Gewürzter Unterricht B In der Schule
3. Doppelstunde: Gemeinsames Kochen mit
mittelalterlichen Hirserezepten
Es empfiehlt sich, in vier Gruppen vorzubereiten
und zu kochen.
Gruppe 1: Ein alltägliches Hirsegericht der
armen Bevölkerung
Gruppe 2: Hirse-Gemüseeintopf für die gutbürgerliche Küche
Gruppe 3: Süßer „Apfel-Hirse-Auflauf“
Gruppe 4: Hirsebrei: Ein weit verbreitetes Rezept
(vgl. „Das Märchen vom süßen
Hirsebrei“ der Gebrüder Grimm M8)
Intention
Material
Die Schülerinnen und Schüler sollen die Verwendung der Gewürze in
der mittelalterlichen Küche anhand einfacher Rezepte mit dem
Grundnahrungsmittel Hirse ausprobieren.
M8: Mittelalterliche Hirse­
rezepte
Schriftliche Ergebnissicherung zum Unterrichtsprojekt
„Gewürzhandel im Mittelalter, Motor für die Entdeckung der Welt“
Arbeitsauftrag
1. Erklärt bitte die Komplikationen des Gewürzhandels auf dem
Landweg von Indien nach Italien.
2. „Gewürze sind wertvoller als Gold.“ Begründet bitte diese
Behauptung aus den Informationen des Unterrichts.
3. Warum rentierte sich der Gewürzhandel trotz der hohen Verluste
an Menschen und Material?
15
2
Gewürzter Unterricht B In der Schule
Hauswirtschaftsunterricht (Sekundarstufe I)
Für eine Unterrichtseinheit „Gewürze im Hauswirtschaftsunterricht“
können verschiedene Elemente aus der Einheit für den Geschichtsunterricht übernommen werden.
Einstieg
z. B. die Motivation mit der „Schatzkiste“ (siehe
Geschichtsunterricht, 1. Doppelstunde); M4: Einführung in die Geschichte der Gewürze
Erster Erarbeitungsteil
Gewürztest: die Schülerinnen und Schüler verteilen die 13 Gläser, riechen und bestimmen aus ihrem Vorwissen die Gewürze, ordnen die Nummern
auf den Gläsern den Namen des Gewürzes auf dem
Materialblatt M1 (Gewürztest) zu und vergleichen
ihre eigene Bestimmung der Gewürze mit der richtigen Reihenfolge der Gläser.
Zweiter Erarbeitungsteil
Die Schülerinnen und Schüler suchen in Part­
ner­arbeit ein Gewürz aus, das sie den Mitschülern
später näher erläutern werden. Anhand des Materialblattes M5 zu dem entsprechenden Gewürz und
den Informationen aus der Power-Point-Präsentation auf der Begleit-CD erklären und tragen sie die
Ergebnisse in Kurzvorträgen zusammen.
Praktischer Teil
Als praktischer Teil der Einheit in der Küche bieten sich verschiedene Möglichkeiten und Rezeptalternativen an, u.a.:
Auch die Currywurst kann regional und fair sein.
16
Der Hirseauflauf
schmeckt und macht
M2: Rezepte „Indisches Menü“
M8: Mittelalterliche Hirserezepte
M9: Rezepte „Restaurant International“
Eine weitere Möglichkeit ist die eigene Herstellung
von Curry in den Pfännchen aus dem Gewürzkoffer
(Materialblatt M3) für eine Currywurst.
Für die Herstellung des Currys empfiehlt es sich, Gewürze aus Fairem Handel zu verwenden.
Die Bratwürstchen sollten aus regionaler, biologischer Herstellung und artgerechter Tierhaltung
sein. In diesem Zusammenhang können die sozialen und ökologischen Aspekte der Produktion und
des Konsums von Lebensmitteln beleuchtet werden.
Darüber hinaus bieten die vorgeschlagenen Kochbücher (siehe Seite 66) eine Fülle von Rezepten für
das Kochen mit Gruppen bzw. Schulklassen.
Geschichte(n)
lebendig.
2
Gewürzter Unterricht B In der Schule
Indische Bäuerin
bei der Vanillebestäubung
Projekttage zu Gewürzen und Fairem Handel
Das Thema Gewürze eignet sich auch besonders für Projekttage.
Dabei können die Vorschläge für die drei Doppelstunden im Geschichtsunterricht aufgegriffen und um den Aspekt „Gewürze im Fairen Handel“
ergänzt werden.
Als Teil der Projekttage bietet sich ein Besuch in
einem Weltladen mit Informationen zum Fairen
Handel und Gewürzen an. Es kann auch ein Mitarbeiter aus einem Weltladen in die Schule eingeladen
werden, um über den Fairen Handel zu berichten.
Für eine Kocheinheit in der Küche bieten sich verschiedene Möglichkeiten und Rezeptalternativen
an, u.a.:
M2: Rezepte „Indisches Menü“
M8: Mittelalterliche Hirserezepte
M9: Rezepte „Restaurant International“
Im Rahmen von Projekttagen kann auch Curry
in den Pfännchen aus dem Gewürzkoffer für eine
Currywurst hergestellt werden (M3: Selbstgemachte Currymischung). Für die Herstellung des Currys
empfiehlt es sich, Gewürze aus Fairem Handel zu
verwenden. Die Bratwürstchen sollten aus regionaler, biologischer Herstellung und artgerechter Tierhaltung sein. In diesem Zusammenhang können
die sozialen und ökologischen Aspekte der Produktion und des Konsums von Lebensmitteln beleuchtet werden.
Findet zum Abschluss der Projekttage ein Tag der
offenen Tür oder ein Schulfest statt, so bieten sich
z.B. folgende Möglichkeiten der Präsentation an:
Der Gewürztest (M1) kann mit den Besuchern durchgeführt werden;
Ausstellung und Vorführung der Ergebnisse der
Gruppenarbeit;
Anbieten von mittelalterlichen Hirsegerichten
(M8), Gerichten von „Restaurant International“ (M9), „Indisches Menü“ (M2) oder
Currywurst mit selbst gemachtem Curry aus
Gewürzen des Fairen Handels, Bratwürstchen
aus regionaler, ökologischer und artgerechter
Produktion;
Einrichten eines Verkaufsstandes mit Gewürzen
und weiteren Waren und Informationen zum
Fairen Handel.
17
C. Kirchlicher Unterricht
Mit allen Sinnen die Welt erleben –
Gastfreundschaft in der Einen Welt am Beispiel Gewürze
Ein Konfirmandenwochenende
Der hier vorgestellte Workshop wurde in ähnlicher Form bereits mit Konfirmandengruppen in den Gemeinden Baerl, Geldern, Krefeld-Nord und Xanten durchgeführt. Wir stellen Ihnen hier die ausführliche Fassung für ein Wochenende oder
eine Freizeit mit Konfirmanden vor. Sie können die Einheit natürlich nach Ihren eigenen Bedürfnissen umstellen und Elemente auswählen für einen Blocktag oder für mehrere Einzelstunden im wöchentlichen Unterricht. Die Bausteine
eignen sich auch für Projekttage an Schulen.
Verlaufsplan:
1. Tag
einheit 1
2. Tag
einheit 2
18
16.30
Ankommen
17.30
Einführung
18.00
Abendessen
Thematischer Einstieg
19.00
1. Block:
„in Welten einriechen“
• Lied (CD)
• Weltspiel (M10)
• „Die Schatzkiste aus dem Mittelalter“:
der Gewürzkoffer
• Gewürztest (M1)
20.30
2. Block:
• Andacht Matthäus 23, 23: Gerechtigkeit,
Barmherzigkeit und Treue (M11)
8.00
Frühstück
9.00
Tageseinstieg
• Lied
• Lukas 9, 10-17: Die Speisung der 5000
(M11)
90
Min.
30
Min.
„Gold, das man essen kann“ – Geschichte
der Gewürze und woher sie kommen
9.30
1. Block:
Partnerarbeit zu einem Gewürz (M5)
• Gruppengespräch
45
Min.
2
Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht
einheit 3
einheit 4
3. Tag
10.15
2. Block:
• Power-Point-Präsentation zur
Kolonialgeschichte von Gewürzen
• Weltkarte der Gewürze
• Der Weg der Gewürze (M6)
11.00
Pause
45
Min.
Kochen mit Gewürzen:
„Restaurant International“
11.15
1. Block:
• Einführung und Gruppeneinteilung
nach Gerichten
• Zubereitung der internationalen
Gerichte nach Rezepten in Gruppen (M9)
105
13.00
2. Block: Mittagessen im „Restaurant
International“ (M9)
45
13.45
Pause
Min.
Min.
75
Min.
Der Gewürzmarkt heute
15.00
1. Block: Power-Point-Präsentation zu Pro­
duktion von Gewürzen, Weltmarkt und
Fairem Handel (CD)
15.30
2. Block:
• Gespräch zweier Gewürzbauern (M12) in
Kleingruppen
• kreative Umsetzung
• Vorstellung der Ergebnisse im Plenum
16.45
Freizeit
18.00
Abendessen
19.00
Freizeitgestaltung: Spiele, Filme, u.a.
8.00
Frühstück
30
Min.
75
Min.
einheit 5
Abschlussgottesdienst
und Ausblick
9.00
1. Block: Vorbereitung Gottesdienst
10.00
Pause
10.30
2. Block: Gottesdienst
11.30
3. Block: Auswertung des Wochenendes
12.00
Aufräumen
12.30
Mittagessen
13.00
Abreise
60
Min.
60
Min.
30
Min.
19
2
Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht
Verlaufsbeschreibung
Freitagnachmittag
und -abend
Vorab:
Über Tagesabläufe, Regeln und Wochenendablauf
werden die Teilnehmenden gegen 17.30 Uhr in der
Einführung informiert.
einheit 1:
Thematischer Einstieg
Intention:
1. Ankommen der Gruppe
2. Annäherung an das Thema
Beschreibung:
Auch wenn die Teilnehmenden sich bereits durch
den Unterricht und sonstige Lebenszusammenhänge kennen, so ist es doch eine neue Erfahrung für
sie, in dieser Gruppenkonstellation für fast 48 Stunden zusammen zu sein. Wir empfehlen Ihnen deshalb zunächst, sich durch Singen, Spiele und Gespräch einzufinden. Diese erste lockere Phase kann
ebenfalls dazu genutzt werden, sich dem komplexen Thema der ungerechten Weltwirtschaftszusammenhänge und der Gottesgerechtigkeit zu nähern.
Hierzu empfehlen wir das „Weltspiel“.
Mit dem Gewürzkoffer und dem Gewürztest soll
eine erste Annäherung an das Thema Gewürze gemacht werden.
Die Konfirmand/innen oder Schüler/innen sollen anhand des Abschnitts aus dem Matthäusevangelium verstehen, dass Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue entscheidende Forderungen des Gesetzes Gottes sind.
Material:
Liedvorschläge (CD), Weltspiel (M10), Gewürzkoffer, Einführung in die Geschichte der Gewürze
(M4), Gewürztest (M1), Bibeltext (M11),
Stuhlkreis
20
1. Block
Vorbereitung:
Liedblätter kopieren, Weltspiel vorbereiten, Gewürzkoffer, Gewürztest und Bibeltext kopieren.
Verlauf:
Die Gruppe beginnt mit einem Lied (CD).
Weltspiel (M10):
Auf spielerische Weise soll den Teilnehmenden die
weltweite Verteilung von Armut und Reichtum und
die daraus resultierenden sozioökonomischen Lebensverhältnisse verdeutlicht und nachvollziehbar
werden.
Mit dem Gewürzkoffer findet der Einstieg in das
Thema Gewürze statt. Sollte kein Gewürzkoffer vorhanden sein, so können einige Bestandteile, die in
den Gewürzkoffer gehören (siehe Inhalt des Gewürzkoffers Seite 5) und die Gläser mit 13 Gewürzen selber zusammengestellt werden. Der Gruppenleiter stellt den Gewürzkoffer auf einen Tisch
und behauptet, dass es sich um eine mittelalterliche Schatzkiste handelt. Die Teilnehmenden stellen
Vermutungen über den Inhalt an: „Gold, Schmuck,
Münzen usw. (evtl. Gewürze)“. Einer öffnet den Gewürzkoffer und zeigt den Inhalt: Gläser, Mörser, Gewürzreibe usw. Evtl. gibt es enttäuschte Bemerkungen: „nur Gewürze!“
Der Gruppenleiter erläutert, dass der Wert der Gewürze in den Gläsern heute ca. € 25 beträgt. Im ausgehenden Mittelalter wäre man allein durch den Inhalt des Pfefferglases steinreich gewesen. Die Teilnehmenden vermuten wieso: Gewürze waren teurer und
deshalb kostbar, sie wuchsen in fernen Ländern.
2
Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht
Der Text M4: Einführung in die Geschichte der Gewürze wird vorgelesen. Es werden erste Informationen gegeben zum Wert der Gewürze im ausgehenden Mittelalter im Vergleich zu dem geringen Wert,
den Gewürze heute für uns haben. Erste Rückmeldungen und Nachfragen zum Text werden besprochen.
Zum Abschluss dieser Einheit wird der Gewürztest durchgeführt. Die Teilnehmenden bekommen
das Materialblatt Gewürztest (M1) und sollen durch
Riechen den Inhalt der 13 Gläser den Namen der
Gewürze auf dem Blatt zuordnen.
2. Block
Abendandacht:
Matthäus 23,23 (M11)
„Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue“
Vorbereitung:
Den Bibeltext in ausreichender Zahl kopieren oder
Bibeln mitbringen.
Wir empfehlen Ihnen, Bibeln – am besten die
Version der „Guten Nachricht“ – in entsprechender
Anzahl vorliegen zu haben.
Stuhlkreise für Gruppen aufstellen, Tapete oder
Packpapier samt Markern auf den Boden in die Mitte des Stuhlkreises legen.
Verlauf:
Beginnen Sie mit einem Lied (CD). Ein Jugendlicher oder die Gruppenleitung liest ruhig den Text
vor. Die Gruppenleitung gibt Kurzinfos zum Kontext, in dem Jesus mit den Gesetzeslehrern und Pharisäern abrechnet, erläutert, was Gesetzeslehrer und
Pharisäer zur Zeit Jesu waren, und welche Bedeutung die Abgabe des zehnten Teils hatte.
Teilen Sie das Plenum, wenn nötig in arbeitsfähige Gruppen, die sich den Text nach der Methode des
Bibelteilens erarbeiten: In der Arbeitsgruppe wird
der Text erneut laut gelesen. Dann liest jeder den
Text noch mal für sich und markiert eine Stelle, die
ihn besonders angesprochen hat. Der Text wird erneut vom Gruppenleiter vorgelesen und jeder Teilnehmende wird aufgefordert die Stelle, die er markiert hat laut mitzulesen. Danach können die Teilnehmenden erläutern, warum sie eine bestimmte
Stelle ausgewählt haben.
Im Verlauf des Gesprächs stellen die Gruppenleiter
Fragen zum Text: Welche Rolle spielen die Gewürze
im Text? Wie verhalten sich die Angesprochenen in
dem Text laut Jesus? Verhalten wir uns auch so? Wie
stellt sich wohl Jesus vor, wie Menschen sich verhalten sollen? Was denkt ihr?
Nachdem diese Phase beendet ist, kann, wer möchte, noch einen wichtigen Gedanken auf der Tapete,
die in der Mitte der Gruppe ausgelegt ist, notieren
und somit mit den anderen teilen. Dieser wird allerdings nicht kommentiert. Beschließen Sie mit einem Gebet, Segen und/oder Lied.
Samstagvormittag
Tageseinstieg:
Andacht zu Lukas 6, 30-44 (M11)
„Jesus gibt fünftausend Menschen zu essen“
Leitgedanken zum Text:
Es ist genug für alle da.
Durch Teilen geschieht das Wunder, dass alle
satt werden.
Jeder hat ein Recht auf Nahrung und auf eine
gerechte Lebensgrundlage.
Methodisch kann ähnlich vorgegangen werden, wie
bei der Andacht am Vorabend.
21
2
Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht
einheit 2:
„Gold, das man essen kann“ –
Geschichte der Gewürze und
woher sie kommen
Intention:
1.Kennen lernen der Gewürze in den Gläsern.
2.Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte
der Gewürze.
3.Informationen zu Herkunftsländern der
Gewürze.
Beschreibung:
Die Teilnehmenden sollen die einzelnen Gewürze in den Gläsern und ihre Herkunft kennen lernen und etwas über die Kolonialgeschichte der Gewürze erfahren. Sie sollen erkennen, dass es sich bei
den Herkunftsländern der Gewürze überwiegend
um so genannte Entwicklungsländer handelt, und
dass wegen deren Entfernung zu Europa für den
Gewürzhandel Transportlösungen gefunden werden mussten.
Material:
Materialblatt zu 12 Gewürzen (M5), Wandtapete
oder Plakatkarton, Filzstifte , Weltkarte, Weltumriss­
karte (M17, DIN A2, CD), Stecknadelfähnchen, Materialblatt „Der Weg der Gewürze“ (M6), PowerPoint-Präsentation zur Kolonialgeschichte der Gewürze (CD), Laptop, Beamer, Leinwand.
1. Block
Partnerarbeit zu einem Gewürz und
Gruppengespräch
Vorbereitung:
Materialblatt (M5) zu 12 Gewürzen kopieren,
Wandtapete oder Plakatkarton und Filzstifte bereithalten.
Verlauf:
Das Materialblatt (M5) zu den 12 Gewürzen wird
an die Teilnehmenden verteilt. In Partnerarbeit sollen sie sich mit einem Gewürz ihrer Wahl näher
vertraut machen und anschließend in der Gruppe
die Pflanzen näher beschreiben:
22
Um welche Pflanze handelt es sich? Was ist das eigentliche „Gewürz“ (z. B. Blüte, Rinde, Frucht)?
Wie und wo wächst sie? Wozu wird sie gebraucht?
Dafür können Plakate angefertigt werden.
Nach der Vorstellung der Gewürze werden Gemeinsamkeiten der einzelnen Erarbeitungen festgehalten: „Gewürze werden zur Verfeinerung der Speisen
gebraucht und haben einen hohen gesundheitlichen Wert. Ihre Hauptanbaugebiete liegen alle außerhalb Europas.“
2. Block
Kolonialgeschichte der Gewürze
Vorbereitung:
Beamer, Laptop und Leinwand aufbauen; Weltumrisskarte (M17, CD) für jede Gruppe auf DIN A2 kopieren; Weltkarten, Stecknadelfähnchen, Filzstifte
und Ausstellungswand bereitstellen; Materialblatt
M6: „Der Weg der Gewürze“ kopieren.
Verlauf:
Die Power-Point-Präsentation (CD) zur Kolonialgeschichte der Gewürze wird vorgestellt. Danach
wird in mehreren Kleingruppen weitergearbeitet.
Die Teilnehmenden sollen eine Weltkarte der Gewürze erstellen. Sie bekommen eine Weltkarte mit
den Umrissen der Länder (M17, CD nach Möglichkeit auf DIN A2 kopiert).
Mit Hilfe des Materialblattes zu den 12 Gewürzen (M5) sollen sie die Herkunftsländer der Gewürze finden und eintragen. Zum Auffinden der Länder
bekommt jede Gruppe eine Weltkarte. Die Erzeugerländer können farbig gekennzeichnet und die einzelnen Gewürze durch Stecknadelfähnchen auf der
Gewürzkarte sichtbar gemacht werden.
Mit Hilfe des Materialblattes M6 soll der Weg
der Gewürze im Mittelalter vom Erzeugerland bis
nach Europa nachvollzogen und eingetragen werden. Die Ergebnisse der Gruppen werden im Gruppenraum ausgestellt.
2
Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht
einheit 3:
Kochen mit Gewürzen:
„Restaurant International“
Intention:
1.Sinnliche Erfahrung (riechen, schmecken)
durch den praktischen Umgang mit Gewürzen.
2.Gerichte aus fernen Ländern mit exotischen
Gewürzen und Zutaten kennen lernen.
2.Erfahrung von Gemeinschaft durch gemeinsames Kochen und Essen.
Beschreibung:
In dieser Einheit geht es um den praktischen Umgang mit Gewürzen. Durch das Kochen eines Gerichtes aus einem fremden Land und den Einsatz
von Gewürzen soll eine sinnliche Erfahrung mit Gewürzen gemacht werden. Ebenso soll erfahren werden, wie schmackhaft Gewürze Speisen verfeinern
können, wie gemeinschaftsfördernd das gemeinsame Kochen und Essen in der Gruppe sein kann und
wie viel Spaß das macht.
Das Kochen in mehreren Gruppen erfordert einen
hohen logistischen Aufwand. Passen Sie die Einheit
ihren Bedingungen an und prüfen Sie, was und wer
zur Verfügung steht:
•Ist eine ausreichend große Küche vorhanden, die
entsprechend mit Töpfen und Geschirr ausgestattet ist?
•Sind ausreichend Räumlichkeiten und Platz für
die Vorbereitungen in den Gruppen vorhanden?
•Stehen genügend Mitarbeiter/innen für die Anleitung der Gruppen zur Verfügung? Bedenken
Sie, dass viele Jugendliche kaum über Kocherfahrungen verfügen.
•Klären Sie, wer sich um den Einkauf der Zutaten
und Gewürze (1 Person für alle, oder die jeweilige Anleitung der Gruppe) und um die notwendigen Utensilien für die verschiedenen Gerichte
kümmert.
Wenn Sie sich mit dem Thema Gewürze befassen,
sollten Sie auf jeden Fall eine Kocheinheit mit einplanen. Wenn Ihre logistischen Möglichkeiten eingeschränkt sind, machen Sie einfach weniger und
treffen Sie eine Auswahl aus den vorgeschlagenen
Gerichten. Sie sind selbstverständlich frei, auch
ganz andere Gerichte zu wählen. Der Phantasie
sind keine Grenzen gesetzt.
Material:
Materialblatt Rezepte „Restaurant International“
(M9), Zutaten und notwendiges Geschirr für die
Zubereitung der einzelnen Gerichte.
1. Block
Kochen mit Gewürzen
Vorbereitung:
Einkauf der Zutaten und Bereitstellung des notwendigen Geschirrs, Materialblatt Rezepte „Restaurant
International“ (M9) kopieren.
Verlauf:
Es wird eine Einteilung in Gruppen nach Gerichten vorgenommen. Für jede Gruppe sollte es einen
Mitarbeitenden geben, der das Rezept kennt und sicherstellt, dass die jeweiligen Zutaten und das notwendige Geschirr im entsprechenden Raum vorhanden sind.
Mögliche Gerichte:
1.Hauptgericht I – Gemüse-Curry (Sri Lanka)
2.Hauptgericht II – Masala (Somalia)
3.Hauptgericht III – Nasi Goreng Istimewa (Indonesien)
4.Hauptgericht IV – Chili con Carne (Mexiko)
5.Beilage I – Chapati oder Rotti (Fladenbrot, Indien)
6.Beilage II – Beduinenbrot
7.Nachtisch I – Bananen-Kokos-Pudding (Nigeria)
8.Nachtisch II – Ananas-Schokoladenpudding
(Tansania)
Die Zubereitung der internationalen Gerichte nach
Rezepten findet in den Gruppen statt. Eine zusätzliche Gruppe ist für die Dekoration und die Speisekarte des „Restaurant International“ zuständig.
In dem Raum können mehrere Ecken mit Matten
(z.B. Strohmatten) und jeweils einem Tischtuch in
der Mitte ausgestattet werden.
23
2
Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht
2. Block
Mittagessen im „Restaurant International“
Gegessen wird in Gruppen auf dem Boden sitzend.
Für jede Gruppe werden Schüsseln mit den verschiedenen Gerichten in die Mitte gestellt. Für jede
Essgruppe gibt es eine Speisekarte mit dem Menü.
Teller und Geschirr sollten entsprechend bereitgestellt werden. Der Raum kann mit bunten Tüchern
und Gegenständen aus verschiedenen Kulturen dekoriert werden.
Vor dem Essen sollten Sie ein Gebet sprechen. Achten Sie darauf, dass gemeinsam mit dem Essen begonnen wird. Nach dem Essen sollte ein geplantes
Aufräumen und Spülen stattfinden.
Samstagnachmittag
einheit 4:
Der Gewürzmarkt heute
Intention:
1.Informationen zur Produktion und dem Weltmarkt von Gewürzen
2.Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen
von Gewürzbauern
3.Kennenlernen des Fairen Handels
Beschreibung:
In dieser Einheit sollen die Teilnehmenden etwas
über die Produktion und den Weltmarkt von Gewürzen heute erfahren.
Sie sollen sich mit der Lebenssituation und den
schwierigen Arbeitsbedingungen der Gewürzbauern
auseinandersetzen. Sie sollen den Ansatz des Fairen
Handels kennen lernen und erfahren, wie sich dadurch die Lebensbedingungen der Gewürzbauern
ändern.
Material:
Power-Point-Präsentation zur Produktion von Gewürzen, Weltmarkt und Fairer Handel (CD), Computer, Beamer, Leinwand, Materialblatt M12 „Gespräch zweier Gewürzbauern bei der Arbeit“.
1. Block
Vorbereitung:
Computer, Beamer und Leinwand aufbauen.
Verlauf:
Die Power-Point-Präsentation zur Produktion von
Gewürzen, Weltmarkt und Fairer Handel wird vorgestellt, Fragen der Teilnehmenden besprochen.
2. Block
Vorbereitung:
Das Materialblatt M12 wird für alle kopiert.
Ablauf:
In Kleingruppen (4-5 Teilnehmende) soll aus dem
Gespräch der Gewürzbauern herausgearbeitet werden, was sich für sie verändert hat, seit sie in der
Kooperative für den Fairen Handel produzieren.
Jede Gruppe soll auf der Grundlage des Textes
und der Informationen wahlweise:
• ein Rollenspiel einüben,
• eine pantomimische Vorstellung erarbeiten,
• ein Plakat/Collage erstellen,
• einen Artikel für eine Zeitung schreiben,
• ein Fernsehinterview führen.
Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt.
24
2
Gewürzter Unterricht C Kirchlicher Unterricht
Sonntagvormittag
einheit 5:
Abschlussgottesdienst
und Ausblick
•Raumgestaltung
•Theater oder Kreativgruppe: Vorführung einer
Intention:
1.Einen Bogen spannen zwischen den verschiedenen, gewonnenen Erkenntnissen des Wochen­
endes.
2.Feierlicher liturgischer Abschluss.
2. Block
Beschreibung:
Die Jugendlichen bereiten in Gruppen den Gottesdienst vor, den sie im Anschluss gemeinsam mit den
Unterrichtenden feiern. Somit werden sie von reinen
Zuschauern zu einem aktiven Teil des Gottesdienstes und eignen sich das Thema auf verschiedenen
Ebenen an.
1. Block
Vorbereitung Gottesdienst:
Verschiedene Elemente des Wochenendes sollen in
dem Gottesdienst vorkommen. In Kleingruppen
bereiten die Jugendlichen den Gottesdienst vor.
Liedblätter, Raumschmuck, Bibeln, Papier, Stifte,
Gebete etc. sollten schon gemäß den vorgesehenen
Gruppen zusammengestellt werden. Sollten Eltern
an dem Gottesdienst teilnehmen, muss die entsprechende Anzahl Liedblattkopien vorliegen.
Folgende Gruppen bieten sich u. a. an:
•Lieder/Musik: aussuchen, einüben (CD)
•Lesung (z.B. Jesaja 65, 17-25; Matthäus 23,23;
Lukas 9, 10-17 vom Materialblatt M11)
•Gebetsgruppe: Eingangs- und Fürbittengebet,
Glaubensbekenntnis, Vater Unser, Segen
Erarbeitung aus „Gespräch zweier Gewürzbauern
bei der Arbeit“ (M12)
Gottesdienst:
Die Gruppen sammeln sich wieder und nehmen
Platz im Gottesdienstraum. Die Unterrichtenden
strukturieren den Gottesdienst vor, damit jede/r
weiß, wann er/sie dran ist. Der Gottesdienst sollte
in einer ruhigen, besinnlichen Atmosphäre und in
einer jugendgemäßen Form gefeiert werden.
3. Block
Auswertung:
In der Auswertungsrunde sollte jeder die Möglichkeit
haben, einen positiven und negativen Kommentar
zum Wochenende abzugeben. Die Meinungsäußerungen bleiben von allen, Unterrichtende eingeschlossen, unkommentiert.
Eine Möglichkeit ist die Vervollständigung von
Halbsätzen wie z.B.:
•„Dieses Wochenende war für mich….“
•„Über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der
Gewürzbauern weiß ich…“
•„Zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Gewürzbauern möchte ich…“
Die Kommentare oder Vervollständigungen
zu den Sätzen können z. B. von jeder/m auf
einen vorbereiteten Flipchart geschrieben
werden.
25
3. Geschichte
der Gewürze
Quelle von
Reichtum, Macht
und Wohlbefinden
Das Kochbuch des
Apicius in einer
mittelalterlichen
Abschrift.
Im Anfang waren
die Gewürze – dieser Satz
stammt nicht vom kreativen Werbefachmann einer Gewürzmühle. Er steht
in der Lebensbeschreibung des portugiesischen Seefahrers und Entdeckers
Fernando de Magellan von Stephan
Zweig. Gewürze zählen zu den ältesten
Handelsgütern, Gewürzhändler waren
26
die ersten „global player“, und ihre
Geschichte ist „gepfeffert“. Gewürze
werden schon seit den ältesten Zeiten
der Menschheitsgeschichte verwendet und gehören seitdem zu den begehrtesten Pflanzen. Sie waren die ersten Tauschwaren der Inder im Handel
mit anderen Völkern. Anfangs wurden
sie nicht nur zum menschlichen Genuss, sondern hauptsächlich zu religiösen Zwecken (z.B. Räucherungen)
und als Heilmittel verwendet. Bei den
alten Ägyptern werden die Gewürze
empfohlen zum Verfeinern von Speisen, für kosmetische Salben und Parfüms, für Öl zum Einbalsamieren von
reichen Toten.
3
Geschichte der Gewürze
Im Kochbuch des
Gewürze waren weit mehr
Apicius, der ältesten uns überlieferten Rezept- als nur Würzmittel. Sie waren ein Stasammlung aus der Zeit um 30 n. Chr., werden über
80 verschiedene Gewürze und Würzmittel genannt.
Hauptsächlich verwendet wurde schwarzer Pfeffer,
denn er war auch für Bezieher mittlerer Einkommen erschwinglich. Das Pfund langer Pfeffer (heute nicht mehr in Europa verwendet) kostete damals
15, das Pfund weißer Pfeffer sieben und das Pfund
schwarzer vier Denare. Aber auch Ingwer, Kardamom, Zimt und Gewürznelke werden in den Rezepten von Apicius genannt.
tussymbol, man konnte damit seinen Reichtum
und seine Macht zeigen. Kaufleute benutzten Gewürze als Bargeld, mit Zimt erkauften sich Fürsten die Gunst von Königinnen, und selbst die Mitgift herrschaftlicher Bräute wurde in Pfeffer aufgewogen. Spezereien waren auch beliebte Geschenke
bei Geburten, Taufen und anderen Familienfeiern.
Steuern, die verschiedensten Abgaben, Zollgebühren und sogar Schmiergelder zahlte man häufig in
Form von Pfeffer statt in klingender Münze. Eine
beliebte Redensart lautete „Teuer wie Pfeffer“.
Jahrhunderte waren exotische Gewürze unendlich
viel teurer als die Nahrung selbst. Sie waren nicht
nur wertvoll, sondern auch wertbeständig. Während
die Lebensmittel, denen sie zugesetzt wurden, verderben können, sind ungemahlene Gewürze stabil,
widerstandsfähig und langlebig. Ein Pfund Ingwer
war soviel wert wie ein Schaf, zwei Pfund Muskatblüte soviel wie eine Kuh. Pfeffer wurde „schwarzes
Gold“ genannt und wurde zeitweise mit Gold aufgewogen.
Pfefferhandel,
zeitgenössischer
Holzschnitt
Zwischen dem 11. und
17. Jahrhundert beherrschen die Gewürze
den europäischen Geschmack, es ist ihre Blütezeit.
Ein Motiv der Kreuzzüge war auch, den direkten Zugang zu den begehrten Gewürzhandelswegen zu erhalten. Damals gab es einen wahren Gewürztaumel
in Europa:
Die herrschende Klasse im Mittelalter zeichnete sich durch einen eigentümlichen Geschmack für
stark gewürzte Speisen aus. Je vornehmer der Haushalt, umso höher war sein Verbrauch an Gewürzen.
Bei der Hochzeitsfeier des Herzogs Karl von Burgund 1468 in Brügge wurden allein 190 Kilo Pfeffer
verwendet.
Je schärfer der Pfeffer die Schleimhäute der Teilnehmer an einem Gastmahl ätzte, umso größer war
der Respekt vor dem Gastgeber. Es gab kein Gericht,
bei dem nicht eine großzügige Portion Pfeffer oder
Muskat und keine Krankheit, bei der nicht Ingwer
oder Nelken als wirksames Heilmittel zur Anwendung kamen. Und kein erotisierender Fruchtbarkeitszauber kam ohne die würzigen „Liebespflanzen“ aus.
1492, im Jahr der Entdeckung
Amerikas durch Kolumbus, war
der Goldpreis in der Zeit zwischen
1300 und 1800 am höchsten und
kostete – nach heutigem Wert –
rund 80.000 Euro per Kilo. Ob tatsächlich so viel auch für Pfeffer
gezahlt wurde, ist nicht überliefert. Bei diesen Preisen kann man
verstehen, dass Pfeffer körnerweise
berechnet wurde.
Bis zur Zeit Elisabeths I. wurden den
Wächtern der Londoner Docks die Taschen zugenäht, damit sie nichts mitnehmen konnten. Oft
wurden die teuren Gewürze mit billigen Stoffen
gestreckt, um noch mehr Profit zu erzielen. Diese
„Gewürzschmierer“, wie man die Fälscher nannte,
wurden scharf bestraft, die Betrüger manchmal mit
ihrer gepanschten Ware zusammen auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder in den Fluss geworfen.
Die Gewinnspannen der „Pfeffersäcke“ (so wurden im Mittelalter schwerreiche Männer genannt)
waren ungeheuerlich. Der Preis des Pfeffers im 15.
Christoph
Columbus
27
3
Geschichte der Gewürze
Jahrhundert auf dem Weg von Indien nach Venedig hat sich fast verdreißigfacht. In Mitteleuropa
wurde er noch einmal doppelt so teuer verkauft wie
in Venedig. Es ist verständlich, dass die Preise der
Gewürze durchaus ihrer Seltenheit, ihrem langen
Transportweg und den enormen Zwischengewinnen
der Händler entsprachen. Unsichere und schlechte Straßen, Seeräuber, hohe Steuern und Transitzölle trieben die Preise der Gewürze in sagenhafte
Höhen. Durch gesteigerte Nachfrage nach Gewürzen, stagnierende Transporttechniken, erhöhte Zölle und andere Kosten waren die jahrhundertealten
Handelswege nicht mehr zeitgemäß; man suchte
nach Alternativen, nach einem schnelleren, billigeren und sichereren Handelsweg zu den Gewürzländern, nach einer Route, die sowohl die Umgehung
der vielen Zollschranken wie den Transport größerer Warenmengen erlaubte.
Das Ziel ist der Seeweg nach
Indien – ein kühnes, abenteuerliches Wagnis der
Vasco da Gama
Kaufleute und Seefahrer. Kolumbus zog aus, diesen
Seeweg nach Indien zu finden – des Goldes und der
Gewürze wegen. Er suchte auf den „Westindischen
Inseln“ vergeblich nach den bekannten, begehrten
Pflanzen, er entdeckte dafür drei neue Gewürze: Piment, Chilis und Paprika.
Wir sind auf der Suche nach
Christen und Gewürzen, so
steht es in Vasco da Gamas Logbuch. Die Gier nach Gewürzen
machte ihn erfolgreicher: Die
Umseglung des Kaps der guten
Hoffnung und das Finden des
Seewegs nach Indien ist ihm zu
verdanken. 1499 kehrte er mit
der ersten Ladung Gewürze aus
Asien nach Portugal erfolgreich
zurück. Und plötzlich war Pfeffer in Venedig fünf Mal so teuer wie in Lissabon. Die Portugiesen kalkulierten zeitweise mit einem Preisaufschlag von 600 Prozent, im 17. Jahrhundert erhöhten die Holländer teilweise auf 1000 Prozent.
Mit Gewürzen ging man
verschwenderisch um – und zwar bei al-
len Gerichten. Bei der Eintönigkeit der Alltagsnahrung war das verständlich. Die Grundlage bildeten
28
Brei aus Hafer oder Hirse und Brot; Gemüse und
Obst aus der näheren Umgebung wurden nur als
Zukost genossen. Fleisch und Fisch waren die festliche Ausnahme. Die teureren exotischen Gewürze
konnten sich natürlich nur die Wohlhabenden leisten. Der Mittelstand und die Bauern würzten mit
einheimischen Kräutern, die sie in ihren Gärten anpflanzten oder in der Natur fanden. Auch Getränke
wurden gewürzt: Bier wurde mit Muskat und Ingwer versetzt (noch heute in England: ginger ale,
ginger beer oder ginger wine). Die Weine des Mittelalters waren mehr Gewürzlaugen als edle Traubensäfte. Sie wurden mit verschiedenen Spezereien aufgekocht. Glühweine von heute sind noch ein schwacher Abglanz davon. Teilweise wurden sie als Medizin verwendet. Sie sind mit unseren heutigen Weinen überhaupt nicht zu vergleichen.
Über Jahrhunderte wurden barbarische Kolonialkriege zwischen Portugiesen, Spaniern, Holländern und Engländern der Gewürze wegen im gesamten ostasiatischen Raum ausgefochten. Um die
Preise in Europa möglichst hoch zu halten, wurde
die Ernte oft jahrelang gespeichert. Ganze Schiffsladungen wurden im Meer versenkt oder große Vorräte verbrannt – alles nur um das Monopol zu halten.
Gewürze machten Familien wie die Welser und
Fugger wohlhabend, brachten Städte wie Nürnberg,
Venedig, Lissabon und Amsterdam und ganze Nationen wie Italien, Portugal und Holland zur Blüte oder verursachten ihren Untergang. Die „Pfeffersäcke“ waren große Mäzene für Künstler wie Tizian,
Dürer und Rembrandt. Ohne Gewürze wären viele
prachtvolle Paläste am Canale Grande in Venedig,
das Hieronymuskloster in Belem bei Lissabon/Portugal oder viele Handels- und Patrizierhäuser an
den Grachten in Amsterdam niemals entstanden.
Ende des 16. Jahrhunderts kündig-
te sich weitere Konkurrenz im portugiesischen Hoheitsgebiet an: die Seefahrernationen Holland und
England. 1597 kehrte die erste holländische Flotte aus Indien mit Pfeffer beladen zurück. Der Gewürzhandel verlagerte sich von Lissabon nach Amsterdam. Die erste Aktiengesellschaft der Welt – die
VOC, die Vereinigte Ostindische Compagnie – wurde 1602 in Amsterdam der Gewürze wegen gegründet. Ab 1606 wurden die Anteile als „actien“ an der
Börse gehandelt. Positive Meldungen aus Fernost
ließen den Wert stark ansteigen, während negative
3
Pierre Poivre,
Büste auf
Madagaskar
Geschichte der Gewürze
Nachrichten zu einem rapiden Kursverfall führten.
In den 198 Jahren ihres Bestehens zahlte sie durchschnittlich jährlich mehr als 18 Prozent Dividende
– oft in Gewürzen ausgegeben – bevor sie 1799 in
Konkurs ging.
1600 wurde eine englische, 1616 eine dänische
und 1664 eine französische Ostindien Compagnie
gegründet, keine dieser Gesellschaften konnte sich
so lange wie die holländische halten. Sie hatten
auch nicht die politische Macht, die große Ausdehnung in Ostasien und die Monopolstellung bei einzelnen Gewürzen wie die der Holländer.
Hört es sich nicht wie Ironie an,
dass der Franzose Pierre Poivre
(Peter Pfeffer) 1770 Muskatnussund Gewürznelkenbäume stahl,
sie auf der heutigen Insel Mauritius – später auch auf den Seychellen und Madagaskar – anpflanzte? Er brach damit das holländische Gewürzmonopol. Damit ging eines der blutigsten Kapitel in der Kolonialgeschichte zu
Ende, denn man log, betrog, stahl, plünderte, verbrannte, kämpfte und mordete jahrhundertelang
nur der Gewürze wegen.
Nach 1750 ging die
Nachfrage nach Gewürzen
zurück. Sie beherrschten nicht mehr den Welt-
handel, verloren ihre Bedeutung und brachten
nicht mehr die gepfefferten Preise wie zu Zeiten der
Gewürzkriege. Kaffee, Kakao, Tee und Tabak stiegen
in der Gunst der Verbraucher und wurden immer
beliebter.
Die Römer schätzten den Pfeffer sehr. Der Gelehrte Plinius der Ältere, Verfasser einer Naturgeschichte
(24 bis 79 nach Chr.) warnte schon vor der Pfeffersucht der Römer, da Roms Finanzkraft geschwächt
wurde, weil unermessliche Geldwerte nach Indien
flossen. 1908 führte Deutschland für rund 14 Millionen Mark Gewürze aus dem Ausland ein – eine
solche Vergeudung nationaler Werte machte es zur
Pflicht, sparsamer mit ausländischen Gewürzen
umzugehen (nach damaliger Auffassung). Außerdem könne man mit deutschen Kräutern lieblicher
würzen, sie seien auch der Gesundheit weit zuträglicher.
Im ersten und zweiten Weltkrieg und auch in der
ehemaligen DDR wurde diese Antipathie gegen tropische Gewürze noch größer, denn sie kosteten Devisen, mussten aus „feindlichen“ Ländern bezogen
werden, wurden als undeutsch, fremdländisch und
gesundheitsschädlich angeprangert. Man drosselte den Import und führte Einfuhrbeschränkungen
ein. Im Interesse der Volkswirtschaft sollte mit einheimischen Kräutern gewürzt werden.
Gewürze sind heute
keine Luxusgegenstände,
keine Statussymbole mehr. Niemand käme heute
auf die Idee, bei einer Einladung der Hausfrau eine
Muskatnuss oder zehn Pfefferkörner mitzubringen. Gewürze sind keine fürstlichen Geschenke mehr. Wir glauben nicht mehr an die
Märchen von früher, dass sie gesundheitsschädlich wären. Ganze Bibliotheken füllen wissenschaftliche Abhandlungen in
aller Welt über Heilkräfte der Gewürze.
Der ungarische Forscher Dr. Szent Györgyi kristallisierte erstmals Vitamin C aus
der Paprika und bekam dafür den Nobelpreis. Heute wissen wir, dass Paprika
eine der gesündesten Pflanzen ist: Neben
Vitamin C (viel mehr als in Zitronen und
Orangen), enthält sie noch weitere Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe.
Gewürze machen unsere Nahrung nicht nur geschmackvoller und reizvoller, sie enthalten lebenswichtige Bestandteile, die unser Wohlbefinden und
unsere Leistungsfähigkeit entscheidend beeinflussen. Sie erhöhen den Speichelfluss und sorgen für
den vermehrten Ausstoß der Verdauungssekrete in
Magen und Darm. Dadurch werden unsere Speisen
besser aufgeschlossen und somit bekömmlicher.
Anfangs wurde von dem Gewürztaumel in früheren Jahrhunderten gesprochen. Dazu einige Zahlen: Der Verbrauch an asiatischen Gewürzen lag
zwischen dem 11. und dem 18. Jahrhundert bei
rund 25 und 100 Gramm pro Kopf/Jahr je nach
Angebot. Der Verbrauch an Gewürzen der Oberschicht hat wohl den geschätzten statistischen Wert
weit übertroffen, während der Verbrauch der breiten
Masse unter diesem Wert lag; sie würzten aus Kostengründen mit einheimischen Kräutern. Teilweise zogen sie diese in ihren Gärten oder suchten sie
29
3
Geschichte der Gewürze
in der Natur. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren
lag der Verbrauch in Deutschland im Vergleich zu
heute sehr niedrig – durch die Antipropaganda des
Dritten Reichs, den geringen Import und die Wirren
des Krieges.
In den letzten 30 Jahren hat sich der
Pro-Kopf-Gewürzverbrauch um rund 50 Prozent erhöht. Und heute werden etwa 550 Gramm exotische
Gewürze pro Kopf und Jahr – vom Säugling bis zum
Greis – verwendet.
Von diesen 550 Gramm Gewürzen gehen 65 Prozent in die Ernährungsindustrie und das Nahrungsmittelhandwerk. Die restlichen 35 Prozent werden
direkt in den deutschen Haushalten verwendet: In
Heutiger Gewürzstand in Istanbul
der Küche wird mit beinahe 200 Gramm gewürzt.
Der Durchschnittspreis der Gewürze lag im 14. bis
16. Jahrhundert nach heutigem Wert bei etwa 40 bis
einigen zig tausend Euro und konnte nur von sehr
Wohlhabenden bezahlt werden. Heute sind Gewürze für jeden erschwinglich.
Gewürze sind weltweit bei
Fachleuten immer noch
Spekulationsobjekte. Ein Beispiel: Zwi-
schen 2000 und 2001 ist der Durchschnittsimportwert von Pfeffer um 46 Prozent und von Macis (Muskatblüte) um 31 Prozent gefallen. In der
gleichen Zeit ist Koriander um 42 Prozent gestiegen. Zwischen 1999 und 2001 sind Gewürznelken
gar um 355 Prozent und Kardamom um 205 Prozent teurer geworden.
30
In den letzten
Jahrzehnten hat
sich ein deutlicher Geschmackswandel bei Gewürzen und Kräutern bemerkbar gemacht. Es wird nicht nur mehr (höherer Verbrauch der einzelnen Gewürzsorten), sondern auch vielseitiger (mit mehr Gewürzen und
Kräutern) gewürzt. Einige Gründe für den höheren
Verbrauch sind:
Als Weltmeister im Reisen lernen die Deutschen
ferne Länder kennen und bringen neue Speiserezepte mit, die auch zu Hause gern nachvollzogen werden.
Durch den Abdruck von fremdländischen Rezepten mit exotischen Gewürzen in Zeitungen,
Zeitschriften und Kochbüchern werden die Leser zu höherem Gewürzkonsum motiviert.
Viele Menschen werden ernährungsbewusster.
Gesunde Kost wird angestrebt. Dazu gehört weniger Salz, ersetzt durch Gewürze und Kräuter.
Gewürze und Kräuter sind ein Mittel für Kreativität am Herd, sie sorgen für Abwechslung im
Speisezettel und ermöglichen es, Fertigprodukte
aus der Dose oder der Tiefkühltruhe individuell
zu verfeinern.
Immer größer wird die Zahl der Restaurants mit
fernöstlichen oder osteuropäischen Gerichten.
Auch die Ernährungsindustrie und das Nahrungsmittelhandwerk verfeinern ihre Produkte
damit stärker als früher.
Hauptgewürz war, ist
und bleibt der Pfeffer in Deutschland.
Pfeffer ist das Hauptgewürz der Deutschen mit etwa
einem Drittel Anteil am Gesamtgewürzimport und
unser beliebtester Scharfmacher. Auch bei Pfeffer gehen rund 65 Prozent in vorgefertigte Lebensmittel, die restlichen rund 35 Prozent landen direkt
in den Küchen. Jeder Deutsche würzt pro Jahr im
Durchschnitt mit rund 60 Gramm grünem, schwarzem und weißem Pfeffer im Haushalt.
Der Autor Günter Enderle war langjähriger
Gesellschafter der Moguntia-Gewürzwerke in
Mainz (leicht veränderte Fassung).
4. Produktion
und Welthandel
von Gewürzen
heute
Der
kommerzielle
Handel von Gewürzen
ist ein sehr wichtiges und interessantes Thema, gerade wenn man sich
fragt, wie die Preise für die einzelnen
Gewürze entstehen. Insbesondere: Wie
viel verdient ein Produzent/Produzentin und wie viel ein Händler an Gewürzen?
Die Informationen zu diesem Kapitel
stammen aus Literatur und Gesprächen mit dem Fachverband der Gewürzindustrie in Bonn1 und einem der
ältesten Pfefferhändler2 in Hamburg.
Inhaltlich geht es um
die Bedeutung der Gewürze heute,
die Weiterverarbeitung von Gewürzen in Deutschland,
die Entstehung der Preise für Gewürze,
den Verdienst eines Kleinbauern,
Verdienst eines Zwischenhändlers,
die Stationen einer weiten Reise vom
Produzenten zum Konsumenten. •••••••••
1Fachverband der Gewürzindustrie e. V., Reuterstr. 151, 53113 Bonn
2Jantzen und Deeke GmbH Gewürzhandel, Katharinenstr. 30, 20457 Hamburg
31
4
Produktion und Welthandel heute
Die Bedeutung der Gewürze
heute
Gewürze zählen zu den ältesten Handelsgütern und
bereits im 11. Jahrhundert waren Gewürzhändler
die „global player“. Dort nahm die Globalisierung
ihren Anfang und bis heute spielen Gewürze in der
Wirtschaft vieler Länder eine bedeutende Rolle.
Gewürze werden heutzutage fast weltweit gehandelt. Bei diesem Handel spricht man vom Welthandel. Denn neben Waren wie den Gewürzen werden auch Güter und Dienstleistungen gehandelt.
In Deutschland gibt es eine eigene „Gewürzindustrie“, die über den Import, die Verarbeitung bis hin
zur Vermarktung den Handel mit Gewürzen steuert. Selbst heute noch werden hauptsächlich in den
so genannten Entwicklungsländern Gewürze angebaut und vorzugsweise von den Industrieländern
aufgekauft.
So stammen mehr als 80 Prozent der Gewürzexporte aus Entwicklungsländern, in denen Produktion und Export wichtige Teile der Landwirtschaft
sind; das Einkommen von Tausenden von Bauern
wird durch den Anbau von Gewürzen ergänzt. Leider sind die Kleinbauern diejenigen, die am wenigsten an den Gewürzen verdienen. Sie können vom
Gewürzanbau allein nicht überleben!
Vor Deutschland, Japan und Frankreich sind die
Vereinigten Staaten heute die größten Gewürz-Importeure der Welt. Deutschland importierte 2008
laut dem „Fachverband der Gewürzindustrie“ rund
Gewürzimporte 2008
nach Anteilen
Menge ca. 84.936 t
29.3 %
90.000 Tonnen Gewürze pro Jahr. Das meistgehandelte Gewürz – der König unter den Gewürzen – ist
der Pfeffer, gefolgt von Paprika, Muskatnuss, Kümmel, Koriander und Ingwer.
An erster Stelle der Gewürze exportierenden Länder steht Indien (vor allem Pfeffer, Kardamom, Chili,
Ingwer, Kreuzkümmel und Currypulver). Indonesien
folgt an zweiter Stelle mit Pfeffer, Muskatnuss, Kassie,
Ingwer, Kardamom, Vanille. Als Drittes folgt Brasilien
mit Pfeffer, Gewürznelken und Ingwer.
Die Weiterverarbeitung von
Gewürzen in Deutschland
Gewürze werden in der Regel industriell weiterver-
arbeitet. Diese Aufgabe übernimmt die Gewürzindustrie, die aus dem Rohstoff Gewürz ein Produkt
herstellt, das zum „Verzehr geeignet“ ist. Die Gewürze werden als Rohware gekauft und in Deutschland von rund 70 Gewürzverarbeitern veredelt. Sie
stellen Gewürzmischungen, Gewürzpräparate und
sonstige würzende Zutaten her. Die Reinigung und
Verarbeitung geschieht oft nicht in den Produzentenländern selbst, da nach Aussage des Fachverbandes der Gewürzindustrie unsere hohen Hygieneanforderungen dort vielfach nicht erfüllt werden. Zudem bevorzugt der Importeur ganze Ware, um eine
absolute Kontrolle zu gewährleisten.
Die Entstehung der Preise
für Gewürze
Der Preis entsteht – nicht wie bei Kaffee oder Ka-
kao an der Börse – sondern wird vor Ort und aktuell am Gewürz festgelegt. Täglich werden die Preise bestimmt – per Telefon, E-mail, SMS oder Fax.
Pfeffer, ganz
Gewürzverbrauch in Deutschland 2008
226 Mio. €
14,9%
Paprika,gemahlen
3,7%
Koriander
2,4%
Muskat
3,9%
Einfuhr
Kümmel
139 Mio. €
46,8% Sonstiges
Zimt, Nelken,
Macis, Ingwer,
Kardamom ...
Ausfuhr
84.936 t
Einfuhr
32.732 t
32
Ausfuhr
MENGE
WERT
4
Produktion und Welthandel heute
Dadurch erfahren die Händler, welches Erzeugerland gerade welchen Preis anbietet. Aufgrund dieser
Informationen machen sie entsprechende Angebote an ihre Kunden.
Bei dieser Preisgestaltung haben viele Kleinbauern nicht die Möglichkeit, den Preis mit zu bestimmen. Sie sind auf die Angaben der Zwischenhändler
angewiesen und erhalten den niedrigsten Preis. Für
den Kleinbauern wie auch für den Importeur sind
Gewürze Bargeld! Einige Kleinbauern betreiben den
Gewürzanbau als Nebenverdienst.
Der Handel mit Gewürzen ist ein sensibler und
spekulativer Markt. Der Preis orientiert sich sehr
stark an Qualität, Angebot und Nachfrage. Weitere
Faktoren für die Preisbildung sind Wettereinflüsse,
Naturkatastrophen und Produktionskosten sowie
die teilweise steigenden Rohstoffpreise (z.B. Rohöl).
Im Gewürzhandel gibt es keine Garantie für regelmäßige Lieferungen, so dass manche Händler bei
uns zur Sicherheit und zur Abdeckung ihres Angebots, größere Mengen eines Gewürzes einlagern.
Damit können sie zudem den Preis niedrig halten.
Die Preise für Gewürze sind sehr variabel. So steigen beispielsweise bei einem Unwetter auf Grenada
(Zerstörung von Muskatplantagen) die Muskatnusspreise, bei einem Vulkanausbruch auf Borneo
(Vernichtung von Pfeffergärten) die Pfefferpreise,
bei Monsunregen ... Das Einkaufen von Gewürzen
ist wie ein Glücksspiel. Dazu kommt, dass man mit
dem Einzelhandel nur einmal pro Jahr Preise verhandelt. Wenn es schlecht läuft muss man als Importeur teurer einkaufen, als der Einzelhandel bezahlt.3
Es kann aber auch ein großes Angebot z.B. an
Pfeffer geben – dann fallen die Preise. Das kommt
dann vor, wenn neue Länder hinzukommen, die
ebenfalls Pfeffer anbauen und diesen auf dem Weltmarkt anbieten.
Hinzu kommt, dass nicht mehr ausreichend
landwirtschaftliche Flächen für den Gewürz- und
Nahrungsmittelanbau zur Verfügung stehen. Als
Folge davon verteuern sich die Lebensmittel weltweit. Besonders betroffen sind auch hier die Menschen aus den sog. „Dritte Welt Ländern“.
Darstellung der Preis­
entwicklung
Verdienst eines Kleinbauern,
Verdienst eines Zwischen­
händlers
Bei der Darstellung der Preisentwicklung kann
aufgezeigt werden, welche Kosten in einem kleinen Gewürzgläschen stecken. Dazu gehören z.B.
Saatgutkosten, Anbau (-pacht), Dünger, Pflanzenschutzmittel, Lagerung der Ernte, erste Handelsstufe, Transportkosten (hin und weiter), Lagerung und
wieder Transport zum Hafen, Hafengebühren, Seetransport, Zoll, Lager, Transport in Deutschland, Lager, Reinigung, Analysen auf Pflanzenschutzmittel
und Qualitätsanalysen, Abpacken in Gläser, Etiketten, Lager, Transport, Einzelhandel. 
Hauptlieferländer für Pfeffer 2008
Menge: 24.880 t
sie
n
27
Bra
ge
n Viet
nam
e
sili
Nach wie vor sind es Kleinbauern, die in ihren Gärten oder auf kleineren Feldern ihre Gewürze anbauen. Nach der Ernte bringen sie ihre Gewürze in den
Großmarkt und verkaufen sie dort an die Zwischenhändler. Der Preis für das jeweilige Gewürz entsteht
nach Angebot und dessen Qualität in anderen Ländern. Der Zwischenhändler legt dann den Preis fest.
Der Kleinbauer gerät so in eine permanente Abhängigkeit. Das bedeutet für ihn: Er kann nie sicher
sein, wie viel er für seine Ware bekommt. In manchen Regionen wird der Tagespreis auch im Radio
mitgeteilt. Oft reicht das Einkommen nicht aus, um
eine Familie zu ernähren. So stellt der Gewürzanbau für einige Kleinbauern nur einen Nebenverdienst dar.
Der Zwischenhändler verdient aufgrund seiner
Erfahrung und Kommunikation mit den Importeuren über die Preisentwicklung mit an den Gewürzen. Dies verringert wiederum das Einkommen der
Kleinbäuerinnen und Kleinbauern!
3Information von Gerhard Weber, Fachverband der Gewürzindustrie e.V.
%
ne
,2
35
do
%
nst
i
In
16,
9
So
13
,6
%
Indien a
si
lay
Ma
%
% 6
1,3
Gewürze werden selten in Plantagen angebaut.
%
Grafiken aus: Marktentwicklung der Gewürzindustrie 2008,
Fachverband der Fachverband der Gewürzindustrie e. V.,
Reuterstr. 151, 53113 Bonn
33
4
Produktion und Welthandel heute
Vom Produzenten zum
Konsumenten: Stationen
einer weiten Reise
Gewürze sind Naturprodukte. Da Menge und Güte
ständig schwanken, benötigt der Importeur viel Erfahrung und gute Handelsbeziehungen. Gewürze
werden im Ursprungsland gereinigt, die Rohware
ist in Säcken verpackt, farbige Etiketten kennzeichnen die unterschiedlichen Qualitäten. Nach erster
Klassifizierung erreichen sie Europa per Schiff. Eine
Fahrt, die zu Zeiten Vasco da Gamas Jahre dauerte, benötigt heute etwa zwölf Tage von Indien aus.
Hamburg ist der wichtigste Gewürzimporthafen.
Der Weg der Gewürze vom Produzenten bis zum
Konsumenten erfolgt im Prinzip in sechs Stufen:
1. Kleinbauer,
2. lokale Zwischenhändler,
3. Exporteure,
4. Importeure,
5. inländische Industrie (Verarbeitung),
6. Konsumenten.4
Beispiel: Pfeffer
Am Beispiel des schwarzen Pfeffers – das weltweit
am häufigsten verwendete Gewürz – werden die Folgen für die Kleinbauern besonders deutlich: Kleinbauern-Familien, die Pfeffer anbauen, leiden unter den schwankenden Marktpreisen. In der letzten
Zeit wird in immer mehr Ländern schwarzer Pfeffer
angebaut – zum Beispiel in Vietnam. Dadurch ist
der Preis für das Gewürz stark gefallen. Heute ist der
Marktpreis für schwarzen Pfeffer niedriger als 1990
und liegt weit unter den Produktionskosten.
Beispiel: Vanille
Vanille war im Jahr 2006 sehr teuer, da ein Wirbel-
sturm die meisten Plantagen auf Madagaskar und
auf den Komoren zerstört hatte. Wird Vanille neu
gepflanzt, dauert es drei Jahre, bis die Pflanzen Ertrag zeigen! Zur gleichen Zeit wurde in Südindien
sehr viel Vanille gepflanzt. Der attraktive Preis, den
die Bauern damals bekamen, hat viele dazu verleitet, großflächig Vanille zu pflanzen.
Ein Überangebot führt aber in der Regel zu einem Preissturz, der dann auch prompt eingetreten
ist. Der Höchstpreis 2006, den Einkäufer für Bio-Vanille bezahlt haben, lag bei € 500/kg, 2009 lag er je
nach Herkunft zwischen € 35 und € 50. Diese Preise sind jeweils Großhandelspreise für ein paar Tausend Kilo. Der Preis ist für die Produzenten heute
so niedrig, dass viele wieder beginnen, ihre Pflanzen zu minimieren, damit der Preis erneut steigen
kann. Für fair gehandelte Vanille gibt es einen Mindestpreis.
Der Fachverband der Gewürzindustrie hat die Corporate Social Responsibility (CSR)5 auf seiner Agenda stehen. Kinderarbeit ist u.a. nicht erlaubt!
Der Faire Handel steht dagegen ganz weit unten
auf der Agenda der Gewürzindustrie. Das liegt zum
Teil daran, dass der Gewürzmarkt ein Markt mit hoher Konkurrenz ist.
Quellen:
pfeffer – das gewürzmagazin
Fachverband der Gewürzindustrie e.V. Bonn
Ausgabe 1/2007, erschienen im Oktober 2007
Kleine Gewürzkunde, Wissenswertes von den
wichtigsten Gewürzen der Welt, S. 8
links: Vanilleblüte
rechts: Die reifen
Schoten bei der
Ernte
4 Jantzen und Deeke GmbH Gewürzhandel,
Katharinenstr. 30, 20457 Hamburg
34
5 Corporate Social Responsibility (CSR), auch „Unternehmerische
Sozialverantwortung“ genannt, umschreibt den freiwilligen Beitrag der
Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen
Forderungen hinausgeht. Anmerkung der Verfasserin des Beitrags: Der
freiwillige Beitrag bleibt oft unter den Forderungen des Fairen Handels.
5. Gewürze aus
Fairem Handel
Wir nutzen
heute Gewürze
aus aller Welt ganz selbst-
verständlich, finden sie in jedem Supermarkt, kennen eine große Vielfalt
von Geschmacksvarianten aus unterschiedlichen Ländern und lernen über
sie die (Ess-) Kulturen anderer Länder
kennen.
Heute können wir durch das eigene Einkaufsverhalten mitbestimmen,
ob Menschen unterstützt und gefördert oder benachteiligt werden. Jede/r
Konsument/in kann politisch wirksam
handeln mit dem eigenen Einkaufskorb. Wir möchten Euch und Ihnen
ein Modell vorstellen, mit dem wir Entwicklung fördern, Menschen unterstützen und das Rad der gewaltsamen Geschichte mit Gewürzen ein klein wenig
herumdrehen können: Gewürze aus
Fairem Handel. Sie sind ein Garant für
gerechte Handelsbeziehungen. •••••••••••
35
5
Gewürze aus Fairem Handel
Wie setzen sich die Preise bei
fair gehandelten Gewürzen
zusammen?
Auch beim Fairen Handel orientiert sich der Preis
u.a. an Angebot und Nachfrage. Dabei ist der Preis
bei Fair Trade Gewürzen nie unter den Herstellungskosten und immer mit einer Gewinnspanne für die Produzenten bemessen. Diese Gewinnspanne ist allerdings nicht für alle Gewürze gleich.
Die Preise werden entweder direkt vom Importeur
oder über den Lieferanten des Importeurs gemeinsam mit den Bauern festgelegt und in Anbauverträgen fixiert. Die Zahlungen sind zudem abhängig
von den momentanen Weltmarktpreisen und den
tatsächlichen Produktions- und Lebenshaltungskosten. Eine langfristige Zusammenarbeit ist ebenfalls ein wichtiger Punkt im Fairen Handel, damit
die Kleinbauern eine regelmäßige und verlässliche
Einkommensquelle haben.1
Dadurch, dass in den letzten Jahren immer
mehr Länder Gewürze produzieren, kam es zu einem Überangebot bei einigen Gewürzen und einem
plötzlichen Abfall des Marktpreises.
Die Produzenten, die oft weit verstreut in abgelegenen Gebieten als Kleinbauern arbeiten, werden
mit den üblichen Problemen konfrontiert, die der
Weltmarkt mit sich bringt: Angebot und Nachfrage
von Gewürzen schwanken und sind auch abhängig
von Wetterlagen, Produktionsmethoden und neuen
Vorlieben von Verbrauchern und Herstellern.
Welche Verpflichtungen
gehen Handelspartner im
Fairen Handel ein?
Beide Seiten haben Rechte und Pflichten.
Die Importeure
verpflichten sich zur Zahlung von festgelegten Preisen, die deutlich über dem Weltmarktniveau liegen, zur Zahlung von Qualitäts- und Biozuschlägen, zum Direkteinkauf bei den Produzentengruppen, zur Gewährung einer Vorfinanzierung bei Bedarf und zum Aufbau langfristiger Handelsbeziehungen.
1 Angaben: P. Lendi, Schweiz, Kooperationspartner und
Lieferant von Bio-Gewürzen von dwp, Ravensburg
36
Die Produzenten
verpflichten sich zu nicht gesundheitsgefährdenden
Arbeitsbedingungen und gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit, zur Gleichbehandlung aller Arbeiter/
innen, unabhängig von Geschlecht, Rasse, Religion und politischer Zugehörigkeit und zur Umsetzung von Mitbestimmung, Teilhabe und Transparenz in den Betrieben.
Sie sollen den Schutz von Wäldern und natürlichen Vegetationsgebieten (keine Plantagen!) garantieren und Mischanbau betreiben, am besten in
kontrolliert biologischem Anbau.
Es gibt keine Kinder- und Zwangsarbeit. Mitspracherechte und Arbeitsrechte auf Plantagen sind
selbstverständlich. Viele Menschen werden besser
mit Grundnahrungsmitteln versorgt und es gibt gesündere Arbeits- und Lebensbedingungen für die
Produzenten. Sie erhalten einen verbesserten Zugang zu Bildung und Ausbildung.
Die Einhaltung all dieser Kriterien und Mindeststandards wird von unabhängigen Kontrollstellen
überprüft.
Wo bekommt man fair
gehandelte Gewürze?
Fair gehandelte Gewürze bekommt man in vielen
Weltläden und in gut sortierten Naturkostläden. Sie
werden heute vor allem von den beiden Anbietern
EL PUENTE und dwp beliefert. Beide sind Importeure für fair gehandelte Gewürze, viele aus biologischem Anbau.
Dies sind zum Beispiel Kurkuma, Vanille, schwarzer
Pfeffer, Ingwer, weißer Pfeffer, Muskat, Muskatblüten, Gewürznelken, Zimt oder Kardamom.
Wie viel Fairer
Handel schafft es
bis ins heimische
Gewürzregal?
5
Gewürze aus Fairem Handel
dwp
dwp wurde 1988 von Weltläden der Region Oberschwaben als Dritte-Welt-Partner-GmbH gegründet.
Als Fairhandelsgenossenschaft unterwirft sich dwp
umfangreichen internen und externen Kontrollen.
dwp ist Mitglied beim weltweiten Dachverband des
Fairen Handels und wird vom deutschen und vom
österreichischen Weltladendachverband regelmäßig bewertet.
dwp verbindet eine partnerschaftliche Handelsbeziehung weltweit mit mehr als 60 Produzentengruppen und den darin zusammen geschlossenen
Zehntausenden von Produzent/innen und Kleinbauernfamilien. Neben fairen Produzentenpreisen
bietet dwp seinen Partnern langfristige Handelskontakte, Zuschläge für Bio-Anbau, einen Aufpreis
für Sozialprojekte wie z.B. dem Aufbau von Schulen und teilweise auch Vorfinanzierungen bis zu 50
Prozent des Auftragswertes. Bei Lebensmitteln liegt
der faire Preis von dwp in der Regel deutlich über
Weltmarkniveau und übertrifft oftmals die Mindestpreise der FLO (Fairtrade Labeling Organisations International). dwp beliefert als Großhändler Welt- und Naturkostläden in ganz Deutschland
und Österreich.
El PUENTE
EL PUENTE ist eine Organisation des partnerschaftlichen Handels. Als ‚Die Brücke‘ – die deutsche
Übersetzung des spanischen Namens – zwischen
Nord und Süd will EL PUENTE dazu beitragen, die
Kluft zwischen den reichen und den so genannten
Entwicklungsländern zu verringern. Geprüft wer-
den die Handelskontakte der GmbH von einem unabhängigen Projektpartnerausschuss (PPA). Dieser setzt sich aus Vertretern des EL PUENTE e.V. und
der Gesellschaftergruppe der Weltläden zusammen.
So soll der Nutzen der Zusammenarbeit denen zufließen, die gesellschaftlich benachteiligt sind. EL
PUENTE unterstützt und fördert Kleinbetriebe und
Genossenschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika durch Import und Vertrieb ihrer Produkte in
Deutschland. Die direkte Zusammenarbeit mit Projekten in diesen Kontinenten eröffnet den Partnern
Chancen, sich auf dem internationalen Markt zu
gerechteren Bedingungen zu behaupten und dadurch bessere Lebensperspektiven zu erreichen.
PODIE – Gewürze
aus Sri Lanka
PODIE ist eine Exportorganisation, die 1974 gegründet wurde und ist ein Partnerprojekt von EL
PUENTE. Die Motivation der Gründer war die Reduzierung von Armut und
Arbeitslosigkeit in Sri Lanka. Erklärtes Ziel PODIEs,
damals wie heute, ist die
Ausschaltung des Zwischenhandels, um so faire
Preise für die Produzenten erzielen zu können.
Heute besteht PODIE aus
acht Produzentengruppen, die in unterschiedlichen Regionen des Landes zu Hause sind. Insgesamt gehören der Organisation somit 900 Mitglieder mit einem Frauenanteil von knapp 50 Prozent
an. PODIE beschäftigt 53
Mitarbeiter, sieben davon
in der Administration und dem Management. Außerdem arbeiten 46 Mädchen aus sozial schwachen
Verhältnissen als Vollzeitangestellte in der Gewürzverarbeitung am Sitz der Organisation in Negombo. Die Angestellten verdienen mehr als das Doppelte des regionalen Mindestlohnes.
Oben Chili- und
unten Gelbwurzelanbau der Genossenschaft PODIE
37
5
Gewürze aus Fairem Handel
Nach Gründung vertrieb die Organisation haupt- Was bringt der Faire Handel
sächlich Kunsthandwerk. In den 80er Jahren stieg
jedoch die Nachfrage nach Gewürzen immens, so
dass PODIE heute einen Großteil des Umsatzes, der
in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist, mit
dem Export von Gewürzen erwirtschaftet. Allen Angestellten stehen eine kostenlose Gesundheitsvorsorge sowie Behandlungen in den örtlichen medizinischen Einrichtungen zur Verfügung. Für eine Altersrente wurde ebenfalls vorgesorgt; entsprechend
eines Sparplanes zahlen sowohl die Arbeiter selbst
als auch die Organisation in eine Art Rentenkasse
ein, deren Beiträge den Angestellten ab dem 55. Lebensjahr zur Verfügung stehen.
Auch haben die Produzenten Einfluss auf die
wichtigen Entscheidungen der Organisation. Die
einzelnen Gruppen wählen jeweils einen Repräsentanten, der ihre Interessen im Ausschuss vertritt.
Ein großer Erfolg für PODIE war es, als die Organi-
sation 2006 nach einem längeren, von EL PUENTE
begleiteten Umstellungsprozess die Bio-Zertifizierung erlangt hat! Die Gewürze und Kräuter stammen von einer Gesamtanbaufläche von etwa 314
Morgen Land. Die Bebauung erfolgt in Mischkulturen, die Bearbeitung manuell. Angebaut werden
über 40 verschiedene Sorten, die jeweils zu anderen
Zeiten von den Bauern und ihren Familien geerntet werden. Nur für die Herstellung des Currys beziehen die Produzenten einige Gewürze, die in Sri
Lanka nicht angebaut werden, aber auf dem Markt
nicht fehlen dürfen.
Es entsteht eine große Produktpalette, die viele
uns geläufige Gewürze aber auch eine umfassende
Auswahl an asiatischen und orientalischen Gewürzen und Gewürzmischungen beinhaltet.
Die Verarbeitung erfolgt in Negombo. Die Gewürze werden gereinigt und gewaschen, und dann
mit Hilfe einer Solaranlage getrocknet. Anschließend müssen sie sortiert bzw. abgemischt und fachgerecht verpackt werden. Vor der endgültigen Verpackung für den Export erfolgt noch eine abschließende Qualitätskontrolle.
38
den Verbrauchern?
Die Sicherheit, Qualitätsprodukte mit erstklassiger
Verarbeitung mit einer guten sozialen und ökologischen Qualität zu bekommen. Käufer/innen haben
Transparenz vom Verkaufsregal bis zum Ursprung
des Produktes und erfahren, woher das Produkt
kommt, wer es hergestellt hat und unter welchen
Bedingungen es hergestellt und gehandelt wurde.
Jeder kann also selbst etwas tun und entdeckt seine
Handlungsmöglichkeiten durch sein Einkaufsverhalten. Wir selbst können durch den Kauf fair gehandelter Produkte zu globalem Gleichgewicht beitragen. So können wir an einer kleinen Stelle die
Zukunft des Gewürzhandels mitgestalten.
Adressen zum Thema
Fair gehandelte Gewürze
EZA Österreich
Wenger Str 5
A-5203 Köstendorf
T. +43/(0)6216/202 00-0
F. +43/(0)6216/202 00-999
www.eza.cc
TransFair – Verein zur
Förderung des Fairen
Handels mit der
„Dritten Welt“ e.V.
Remigiusstr. 21
D-50937 Köln
T. +49/(0)221/94 20 40-29
F. +49/(0)221/94 20 40-40
www.transfair.org
dwp eG
Hinzistobler Str. 10
D-88212 Ravensburg
T. +49/(0)751 / 361 55-0
F. +49/(0)751 / 361 55-33
www.dwp-rv.de
EL PUENTE GmbH
Lise-Meitner-Str. 9
D-31171 Nordstemmen
T. +49/(0)50 69 /348 90
F. +49/(0)50 69 /734 89 28
www.el-puente.de
Erboristi Lendi
CH-6986 Curio
T. +41/(0)91/606 71 70
F. +41/(0)91/606 71 74
Servicebüro Deutschland:
Neudenauerstr. 18
D-74842 Billigheim
T. +49/(0)6265/928 97 37
F. +49/(0)6265/92 94 79
[email protected]
www.erboristi.ch
Gewürztest
M1
Riechen, sehen, schnuppern …
die 13 zu testenden
! Ordne
Gewürze den entsprechenden
Nummern auf den Gläsern zu.
Chili
im Glas mit Nr.
Curry-Mischung im Glas mit Nr.
Gelbwurzel
im Glas mit Nr.
Grill-Gewürzmischung
im Glas mit Nr.
Ingwer
im Glas mit Nr.
Kardamon
im Glas mit Nr.
Kreuzkümmel
im Glas mit Nr.
Koriander
im Glas mit Nr.
Muskat
im Glas mit Nr.
Nelken
im Glas mit Nr.
Pfeffer
im Glas mit Nr.
Zimt
im Glas mit Nr.
Zitronengras
im Glas mit Nr.
Sicherheitshinweis:
Es gibt scharfe Gewürze, wie z.B. Chili
oder Pfeffer, die nicht in die Augen ge­
langen sollten. Gehen Sie daher bitte vor­
sichtig mit diesen Gewürzen um. Sollte
doch etwas in die Augen gelangen, bitte
sofort mit kaltem Wasser auswaschen.
39
Indisches Menü
Die Mengenangaben sind für 7-8 Personen. Das Menü
erfordert nur wenig Aufwand kurz vor dem Servieren.
Linsen-Curry, Tomaten-Chutney und der HindustanTee können 3-4 Stunden im voraus zubereitet werden.
Das Gemüse-Curry muss 1 1/4 Stunden vor dem Servieren begonnen werden, braucht aber in der letzten
halben Stunde nur wenig Aufmerksamkeit. 30 Min.
vor dem Servieren müssen 3-4 Tassen Langkornreis
zubereitet werden. 500 g Quark oder Joghurt bringen
das notwendige Eiweiß und bilden einen angenehmen Kontrast zu den scharfen Gewürzen in Linsenund Gemüse-Curry.
Linsen-Curry (Dhal)
3-4 Stunden einweichen:
1 Tasse rote oder gelbe Linsen
2 ½ Tassen Wasser
Hinzugeben:
1 TL Curcuma
1 TL roter Cayennepfeffer
1 TL Salz
zum Kochen bringen, die Hitze verringern, teilweise
abdecken und 20-30 Min. köcheln. Die Linsen müssen zart werden und anfangen zu zerfallen. Wasser
hinzufügen, wenn dies zur Erhaltung einer dicken
Soßenbeschaffenheit erforderlich ist.
In einer kleinen Bratpfanne dünsten:
3 EL Margarine oder Butter
1 große Zwiebel, feine Längsstreifen schneiden
1 TL ganzer Kümmel
10 ganze Nelken
3 ganze schwarze Pfefferkörner
Dünsten, bis die Zwiebeln gut braun sind (10-12
Min.) Die Zwiebelmischung zu den Linsen geben
und beiseite setzen. Kurz vor dem Servieren erhitzen. Als Soße verwenden.
Tomaten-Chutney
In einer Schüssel mischen:
2 Tassen gehackte Tomaten
1 gehackte mittlere Zwiebel
3 EL Zitronensaft
2 EL Essig
1 EL Zucker
je 1 Prise Salz und Pfeffer
Mit frischem Koriander garnieren. Als Beilage zu
Reis und Curry servieren.
40
M2
Gemüse-Curry
In einem 3-4-Liter Topf bei mittlerer Hitze heiß
werden lassen:
3 EL Pflanzenöl
Hinzufügen und 4-5 Min. kurz braten (nicht bräunen):
2 mittlere, fein gehackte Zwiebeln
2 geschnittene Knoblauchzehen
Hinzugeben:
2 EL Currypulver
1 TL Curcuma
1 TL ganzer Kümmel
3-4 Min. weiterbraten,
Hinzufügen:
1 Tasse gehackte Tomaten
Kurz kochen, bis die Soße dickt.
Hinzugeben:
1 mittlerer geschnittener Krautkopf
3 gewürfelte mittlere Möhren
4-5 kleine Kartoffeln, ungeschält und
gewürfelt
3 Tassen grüne Bohnen
Rühren, bis alles mit Soße bedeckt ist.
Hinzufügen:
1 TL Salz
Die Hitze verringern, 30-45 Min. köcheln. Immer
wenn die Brühe weniger als 2/3 des Gemüses bedeckt, Wasser zugeben. 15 Min. vor dem Servieren
zugeben:
1 EL Zitronensaft
weiteres Salz, falls erforderlich
Das Curry mit halben harten Eiern garnieren.
Hindustan-Tee (Chai)
In einem 3-4 Liter-Topf zusammen erhitzen:
6 Tassen Wasser
7 TL losen Schwarzen Tee
Zusammen bis kurz vor dem Siedepunkt erhitzen.
Hinzugeben:
6 Tassen Milch
10 Min. kochen.
Nach Geschmack hinzufügen:
10-15 TL Zucker
Während des Essens erhitzen und mit frischen
Früchten als Dessert reichen.
Selbst gemachte Currymischung
M3
Curry ist nicht, wie mancher glaubt,
ein Gewürz, sondern eine Mischung
aus vielen Gewürzen.
Die Mengenangaben dienen als Maß, wenn Sie zum
ersten Mal Curry mischen. Später können Sie die
Mischungen nach Ihrem eigenen Geschmack zusammenstellen. Man sollte stets nur kleine Mengen
zubereiten, da die Currymischungen, einmal zubereitet, schnell an Aroma verlieren. Man kann sie
aber in kleinen Plastikbehältern im Kühlschrank
aufbewahren. Dann halten sie wesentlich länger.
Scharfe Currymischung
Zutaten:
2 TL ganze Nelken
40 Kardamomkapseln, zerstoßen
1 große Zimtstange
4 EL Kreuzkümmel
3 EL Koriandersamen
1 TL schwarze Pfefferkörner
1 EL Chilipulver
oder ganze getrocknete Chilischoten
1/2 Muskatnuss, gerieben
Reiben z.B. mit der Muskatnussreibe aus dem
Gewürzkoffer
1 EL Kurkuma, gemahlen
Vorbereitungszeit: 25 Min.
Garzeit: 10 Min.
Elektroherd: 180 Grad, Gasherd: Stufe 4
Zubereitung:
1.Nelken, Kardamom und Zimt auf ein Backblech
legen und im vorgeheizten Backofen 10 Min.
backen.
2.Kümmel, Koriander und Pfefferkörner in einer
schweren Pfanne anrösten. Für kleinere Mengen
können Sie auch die Metallpfännchen und Holzspatel aus dem Gewürzkoffer nutzen. Ständig
rühren, damit nichts anbrennt.
3.Die Zimtstange in Stücke brechen und die Kardamomsamen aus den Kapseln entfernen.
4.Alle Gewürze zu einem Pulver mahlen (mit
Stößel und Mörser aus dem Gewürzkoffer) und
in einen luftdichten Behälter füllen.
41
Geschichte der Gewürze
Einführung
Wenn wir heute in
einem Lokal essen, ist es selbstverständ-
lich, dass auf dem Tisch Pfeffer und Salz zum individuellen Nachwürzen der bestellten Speisen bereitstehen, ohne dass dafür zusätzlich gezahlt werden
muss. Keiner kommt auf den Gedanken, den überall herumstehenden Pfefferstreuern einen besonderen Wert beizumessen.
Auch Paprika und Chili gehören in
Spezialitätenres­taurants in den Gewürzständer. Jeder bedient sich nach seinem eigenen Geschmack
großzügig damit. Wer denkt schon daran, dass er
sich hier eines der kostbarsten Güter der Erde bedient?
Deshalb lesen wir in Geschichtsbüchern
mit Verblüffung und etwas ungläubig:
Erst die Seereise
nach Indien durch
Vasco da Gama
lies 1499 die Pfeffer­
preise fallen.
dass des Pfeffers wegen Kriege geführt
worden sind;
dass die Entdeckung Amerikas und des
Seewegs nach Indien beträchtlich mit
dem mittelalterlichen Heißhunger nach
Pfeffer zu tun hatte;
dass eine Braut aus einer Kaufmannsfamilie im Mittelalter weniger galt, wenn
sie als Mitgift nicht zehn Sack Pfeffer
mitbrachte;
und dass ein feiner Mann seinen Braten
mit der zwanzigfachen Menge Pfeffer
überschüttete, die wir heute über unser
Essen streuen.
Wenn im Mittelalter
ein Mann als schwerreich bezeichnet wurde,
schimpfte man ihn einen „Pfeffersack“. Auf Goldund Apothekerwaagen wurden neben Pfeffer auch
andere orientalische Gewürze wie Ingwer und Zimt,
Chinarinde und Kampfer abgewogen und dabei
sorgfältig die Fenster geschlossen, damit nicht etwa
ein Luftzug ein paar Gramm der kostbaren Waren wegpustete. Das ist für uns heute angesichts
der übervollen Gewürzregale in jedem Supermarkt
kaum vorstellbar.
Man konnte
mit Pfeffer:
Grund und Boden erwerben,
Mitgift bezahlen,
sich in einer Stadt das
Bürgerrecht erkaufen.
Doch schon die Römer
waren süchtig auf Pfeffer, eine Leidenschaft, die später ganz Europa mitriss. Die Römer gaben unvorstellbare Summen für den Import des exotischen
Scharfmachers aus. Dabei wuchs nicht ein einziger
Pfefferstrauch in ihrem ganzen Imperium. Mühsam in langen Karawanen kämpften sie sich zu den
Ursprungsländern im Orient vor.
42
M4
Zwölf Gewürze
In Deutschland heißt
Chilipulver auch CaCapsicum frutescens yennepfeffer. Auf der
französischen Sträflingsinsel Cayenne vor der Guyanaküste Südamerikas wurde jedoch nie Chili
angebaut. Sie gab nur den symbolischen Namen.
Dieses höllisch scharfe Gewürz ist mit unserem
Gemüsepaprika verwandt, es wächst auf einem
Strauch, ist orangerot bis goldgelb und wird bis zu
3 cm lang. Columbus kam mit der in Europa bislang unbekannten Frucht in Südamerika in Berührung. Sowohl Spanien als auch Portugal verbreiteten Chili in ihren Kolonien. Bald darauf gelangte Chili auch nach Indien, wo er zu einem der
beliebtesten Gewürze heranwuchs.
Chili
Wirkung: Regt Appetit, Kreislauf und Verdauung
an, ist gut gegen Brechreiz, Durchfall und Entzündungen, wirkt konservierend. Entgegen vieler
Vorurteile sehr gesundes Gewürz.
Verwendung: Eier, Fisch, Fleisch und Gemüse.
Einmachgewürz für Gurken, Heringe und Gemüse.
M5
Die Gelbwurzel ist das Rhizom einer in Südasien heiCurcuma longa
mischen Ingwerpflanze. In
Indien hat die Gelbwurzel drei Anwendungsgebiete: als Gewürz in der Küche, als Arzneimittel, im
kultischen Bereich. Gelbwurzel wird fast in jeder
Speise verwendet, daher haben viele Inderinnen
einen wunderschönen reinen und samtigen Teint.
Die arischen Einwanderer, ca. 3.000 v. Chr., waren
Sonnenverehrer. Für sie war alles heilig, was sonnenähnlich war und somit auch die Gelbwurzel
(wegen ihrer Farbe).
Gelbwurzel
Wirkung: Macht Appetit und der Verdauung
Beine, reinigt das Blut, hilft bei Erkältungen, wirkt
desinfizierend und entzündungshemmend, regt die
Gallensäurebildung in der Leber an (wichtig für die
Fettverdauung) und ist gut gegen Sonnenbrand.
Verwendung: Eier, Fisch, Fleisch (Huhn, Kalb,
Lamm, Ziege), Gemüse, Reis.
Die Heimat der Gewürznelken sind die
Caryophyllus aromaticus Molukken. Das seit
vielen Jahrhunderten im Handel befindliche Gewürz sind die getrockneten Blütenknospen des
Nelkenbaumes. Sind sie frisch rötlich, kennen wir
sie getrocknet fast schwarzbraun. Sie riechen gewürzhaft und schmecken feurig, fast brennend.
Obwohl Chinesen und Inder die Nelken schon
lange vor Christi Geburt in Verwendung hatten,
kamen sie erst in der Römerzeit zu uns nach Europa. In Deutschland werden sie Ende des 10. Jahrhunderts erstmals erwähnt.
Gewürznelke
Curry ist ein Mischgewürz aus 10
bis 16 verschiedenen Gewürzen.
Mischgewürz Man unterscheidet zwischen dem
„indischen Curry“ und dem „srilankesischen Curry“, der nur aus 8 bis 10 verschiedenen Gewürzen
hergestellt wird. Curry, das für uns typisch indische
Gewürz, ist eine Erfindung der Engländer, die nach
der „Freigabe“ Indiens in der Heimat Schwierigkeiten hatten, diverse indische Gewürze zu bekommen. So versuchten sie den indischen Geschmack
mit einer standardisierten Gewürzmischung einzufangen. Wenn wir Curry verwenden, so benutzen
wir nicht nur ein Mischgewürz von besonderem
geschmacklichen Reiz, sondern spüren auch eine
starke Portion allgemeinen Wohlbefindens.
Curry
Wirkung: Steigert die Speichel- und Magensaftmenge und fördert dadurch die Verdauung,
verhindert Blähungen und Verstopfungen, desinfiziert, macht die Atemwege frei, entschlackt den
Körper und regt den Blutkreislauf an.
Verwendung: Eier, Fisch, Fleisch (Huhn, Kalb,
Lamm, Schwein, Ziege), Reis, pikante Soßen und
Suppen, Wurst.
Wirkung: Stark desinfizierend, stimulierend,
magenschonend, Nelken erleichtern die Verdauung, halten Motten und Mücken fern, betäuben
(gekaut) Zahnschmerzen.
Verwendung: Fleisch (gekochter Fisch, Lamm,
Rind, Wild), Gemüse zum Einmachen,
Glühwein, Kompott, Lebkuchen, Punsch,
Reis (gesalzen und süß), Weihnachtsgebäck.
43
M5
Blatt 2 : Zwölf Gewürze
Ingwer ist das Rhizom einer
Pflanze, das geschält werden
Zingiber officinale muss, bevor man es verwenden kann. Sein Geschmack ist brennend scharf. Es
ist das typische Gewürz der chinesischen Küche, wird
aber auch in In­dien­oft benutzt. Im 9. Jahrhundert
kam Ingwer nach Europa. Im Mittelalter war er so
beliebt, dass man Wege nach ihm benannte (Imberggasse). Schon damals kannte man die noch
heute übliche Konservierung von Ingwer mit Kalk.
Indien ist zwar nicht der größte Ingwerproduzent,
jedoch der größte -exporteur der Welt. Seine besten
Kunden sind die arabischen Länder, wo Ingwer,
neben Kardamom, ein beliebtes Kaffeegewürz ist.
Ingwer
Wirkung: Regt den Kreislauf an, beschleunigt die
Verdauung, treibt Schweiß, wärmt den Magen und
lindert seine Beschwerden, hilft bei Erkältungen
und Halsschmerzen.
Verwendung: Eingelegte Birnen, Fleisch (Faschiertes, gekochter Fisch, Huhn, Soßenfleisch),
Kompott, Käse- und Kräutersoßen, Reis.
Dieses Gewürz
stammt, wie die GelbElettaria cardamomum wurzel, aus der Ingwerfamilie. Seine Heimat sind die Bergwälder der
Malabarküste im südlichen Indien. Heute wird
Kardamom in vielen tropischen Ländern kultiviert.
Der würzige Samen liegt in einer dreifächrigen
Kapsel eingebettet. In dieser Form hält er auch am
besten sein Aroma. Gehandelt werden neben den
noch geschlossenen Fruchtkapseln die ausgelösten
Samen und die gemahlene Saat. Da die Kapselhüllen die Hälfte des Gesamtgewichtes ausmachen,
gehört Kardamom zu den teuersten Gewürzen.
Schon die Griechen und Römer verwendeten Kardamom als Heilmittel. In Deutschland wird dieses
kostbare Gewürz erst im 13. Jahrhundert erwähnt.
Kardamom
Wirkung: Stimuliert, beruhigt den Magen, ermuntert die Verdauung, wirkt antiseptisch, beugt Blähungen vor, hilft bei Husten und Mundgeruch nach
Zwiebel- und Knoblauchgenuss, ist potenzfördernd.
Verwendung: Apfelstrudel, Lamm, Leberpastete,
Kompott, Obstsalate, Reis, Rindersuppe, Weihnachtsbäckerei, schwarzer Tee und Kaffee.
44
Koriander nennt man
die 4 bis 6 mm großen
Coriandrum sativum runden Samen eines in
den Tropen wachsenden Doldengewäches. In Indien werden nicht nur die Samen, sondern auch die
Blätter gegessen. Letztere sehen unserer Petersilie
sehr ähnlich, schmecken und riechen aber gänzlich anders. Schon im Mittelalter kannte man bei
uns dieses vielseitige und für unsere meist schwerverdaulichen Speisen so wichtige Gewürz. Die Korianderblätter nahm man auch als Mittel gegen
Wanzen, Läuse und Flöhe.
Koriander
Wirkung: Macht Appetit und fettes, schwerverdauliches oder blähendes Essen bekömmlicher,
stärkt Herz und Nieren, tut gut bei Husten, Erkältung, Fieber und Durchfall, hilft bei Mundgeruch
nach Zwiebel- und Knoblauchgenuss.
Verwendung: Brot, Fleisch (Gans, Lamm, Rind,
Schwein, Wild), Gemüsesuppe, Hülsenfrüchte,
Karfiol, Kohl, Kraut, Lebkuchen.
Der Kreuzkümmel ist
die Spaltfrucht eines
Cuminum cyminum Doldengewächses, das
in Ostasien beheimatet ist. Der 5 bis 6 mm lange,
grünlichgraue Samen ähnelt in seiner Form sehr
unserem Kümmel, riecht aber stärker aromatisch,
schmeckt scharf und leicht bitter. Schon bei den
Mumien des alten Ägyptens fand man den Kreuzkümmel. Die Römer empfahlen den Genuss von
Kreuzkümmel nach Zwiebel- und Knoblauchspeisen, um den Mundgeruch zu vertreiben. Dasselbe
tun die Inder heute noch. Bei uns ist Kreuzkümmel nur in der Likörindustrie bekannt, er wird für
magenstärkende Kräuterliköre verwendet. In Amerika und Holland ist Kreuzkümmel ein beliebtes
Gewürz für Käse, Würste, Pasteten und Fleischkonserven.
Kreuzkümmel
Wirkung: Regt zu Appetit und Magensaftbildung
an (vor allem bei fetten, schwerverdaulichen Speisen wichtig!), beruhigt den Magen, bremst Durchfall, wirkt gegen Mundgeruch nach Zwiebel- und
Knoblauchgenuss.
Verwendung: Brot, Gemüse (Hülsenfrüchte, Karfiol, Kohl, Kraut, Püree), schwer verdauliches Fleisch,
alle fetten und schwerverdaulichen Speisen.
M5
Blatt 3 : Zwölf Gewürze
Die Muskatnuss ist botanisch gesehen keine Nuss,
Myristica fragrans sondern der Kern einer marillenähnlichen Frucht. Ihre Heimat sind die Molukken. Arabische Händler brachten sie schon im 9.
Jahrhundert n. Chr. nach Europa. Sie wurde hier zu
einem der beliebtesten Gewürze. Gut gepflegte Bäume geben 1.500 bis 2.000 Muskatnüsse pro Jahr. Die
aufgeplatzten, reifen Früchte werden geerntet, der
Kern ausgelöst und getrocknet. Schließlich wird die
Schale zerschlagen, der Kern nachgetrocknet, gekalkt, sortiert und verkauft.
Muskatnuss
Wirkung: Stärkt Herz und Magen, vertreibt
Übelkeit, fördert die Menstruationsblutung, wirkt
stimulierend. In kleiner Dosis in der Homöopathie
bei geschwächtem vegetativen Nervensystem. Achtung: nur in kleinen Mengen verwenden und von
Kindern fernhalten. In größeren Mengen ist Muskat
in zerriebener Form giftig.
Verwendung: Gebäck, Gemüse (Fisolen, Karfiol,
Kohlsprossen, Spinat), Fleisch (Geflügel, Kalb,
Schwein), Kartoffelspeisen, Knödel, Nudeln, Pudding, Suppen.
Unser Pfeffer stammt von einem in
Südasien heimischen KletterPiper nigrum strauch, der heute in vielen tropischen Ländern kultiviert wird. Indien war und ist noch
heute das Hauptanbaugebiet dieses in der ganzen Welt
so bekannten und beliebten Gewürzes. Es wird in Indien König der Gewürze genannt. Wir unterscheiden
heute drei Pfefferarten: Der schwarze Pfeffer wird unreif
geerntet und beim Feuer oder an der Sonne getrocknet.
Er schmeckt scharf. Der weiße Pfeffer stammt von den
reifen, roten Früchten, die einer Fermentation unterzogen werden. Eine andere Herstellungsart verlangt, dass
die Beeren ins Wasser gelegt werden, damit sich das
Fruchtfleisch löst und der weiße Kern zum Vorschein
kommt, der dann getrocknet wird. Er ist würzig im
Geschmack. Neuerdings gibt es auch grünen Pfeffer
getrocknet im Handel. Bis jetzt konnte er nur in einer
Salzlake haltbar gemacht werden. Ein kompliziertes
Trocknungsverfahren machte den trockenen grünen
Pfeffer möglich.
Pfeffer
Wirkung: Appetitsteigernd, vertreibt Bakterien,
fördert den Kreislauf, senkt Fieber.
Verwendung: Pfeffer schwarz, ganz: Beizen, Marinaden, Suppen. Pfeffer schwarz, grob gemahlen:
Eier, dunkles Fleisch, Tomaten, Pfeffer schwarz,
fein gemahlen: überall, wo der Gaumen es begehrt.
Pfeffer weiß: helles Fleisch, Fisch, Mayonnaisen.
Zimt ist die von
der Außenrinde
Cinnamonum zeylanicum befreite, getrocknete Innenrinde des Zimtstrauches, der aus der
Lorbeerfamilie stammt. Es gibt zwei Arten: den
Ceylonzimt und die Kassia oder Chinazimt. Sie
schmecken sehr unterschiedlich. In China wurde
Zimt schon 2800 v. Chr. in einem kaiserlichen
Kräuterbuch genannt, auch den alten Ägyptern war
er bekannt. In der Bibel wird Zimt im Zusammenhang mit Salbölen und Räucherwerken erwähnt.
Zimt
Wirkung: Antiseptisch, gegen Blähungen und
Durchfall, löst Krämpfe, reguliert den Menstruationszyklus und wirkt bei Erkältungen.
Verwendung: Faschiertes, gekochter Fisch,
süß-sauer eingelegte Früchte, Gebäck, Glühwein,
Kompott, Kuchen, Mehlspeisen, Obstsalate, Punsch,
Rahmsoßen, Reis (gesalzen und süß), Süßspeisen,
Wild.
Es handelt sich bei Zitronengras um eine hohe
Cymbopogon citratus tropische Grasart, die
stark zitronenartig schmeckt. Zitronengras darf bei
der Bereitung zahlreicher srilankesischer und indonesischer Gerichte nicht fehlen. Es ist nur darauf zu
achten, dass man nicht zuviel davon verwendet, weil
sonst das intensive Aroma alle anderen Geschmacksstoffe übertrifft. Neben seiner Funktion als Küchengewürz und als erfrischender Tee, benutzt die Industrie
das Zitronengrasöl (Citralin) für die Seifenherstellung. Die indische Naturmedizin (Ayurveda) bedient
sich häufig seiner medizinischen Wirkung. In Europa sind klinische Untersuchungen mit diesem Gewürz bis heute nicht bekannt geworden.
Zitronengras
Wirkung: Gegen Fieber, Magenbeschwerden,
Durchfall, Erbrechen und Verkrampfungen, Harntreibend, fördert Blähungen.
Verwendung: Geflügel-, Gemüse-, Fisch- und
Fleischgerichte und Curries. Und als Tee.
45
Der Weg der Gewürze
Es beginnt damit, dass
irgendwo auf einer Insel der
Molukken ein unbekannter Sklave die frischen
Blüten der Gewürze pflückt und bei sengender Sonne in schweren Bündeln zum Markt schleppt. Einen
Lohn bekommt er nicht dafür, er ist eben nur ein
Sklave! Sein Herr jedoch profitiert schon. Von ihm
kauft ein muslimischer Händler die Last und paddelt sie in seinem kleinen Boot von den Gewürzinseln eine Woche lang und mehr in den ersten Umschlaghafen: Malacca (bei Singapore).
Hier sitzt der Herr des Hafens, ein mächtiger Sultan,
der beim Verladen vom Händler Tribut fordert – und
zwar einen höchst ausführlichen!
Erst wenn er bezahlt hat, darf der Händler seine
Fracht auf ein größeres Schiff verladen und dann
dauert es Monate, in denen die Dschunke von einem
Küstenplatz im indischen Ozean zum anderen weitersegelt.
Mühsam und gefahrvoll ist die Verfrachtung in
den verschiedenen Häfen – von fünf Schiffen fällt
fast immer eines unterwegs den Stürmen oder Piraten zum Opfer. So ist der Kaufherr aus Europa heilfroh, wenn die Schiffe mit den Gewürzballen endlich unbeschadet Ormuz oder Aden erreichen.
Nun wird die Ware für die Verfrachtung auf dem
Landweg zusammengestellt. In langen Kolonnen
warten die Kamele in den beiden Umschlaghäfen,
lassen sich geduldig Säcke und Ballen mit Pfeffer,
Muskatblüten oder Nelken auf den Rücken binden,
um dann die endlos scheinende Reise durch die Wüste anzutreten.
Im monatelangen Zug
durch die Wüste bringen die arabischen Ka-
rawanen die indischen Kostbarkeiten über die schon
aus dem Altertum bekannten Karawanenstraßen
des Orients nach Beirut oder Kairo. Aber nicht nur
den Händlern sind diese uralten Handelsstraßen
vertraut.
Auch die Räuber unter den Beduinen kennen sie
und so manche Fracht fällt einem ihrer Raubzüge
zum Opfer. Dann ist die Arbeit vieler Monate mit einem Schlag zunichte.
In den Häfen von Kairo und Beirut werden die
Händler noch einmal kräftig zur Kasse gebeten. Für
46
jeden Sack Pfeffer, jede Kamelladung Gewürze verlangen die Sultane von Ägypten und Syrien ausgiebig Tribut. Durch den Durchgangszoll vom Gewürzhandel sind ihre Länder von alters her reich
geworden.
Hat die Karawane dann endlich die Nilmündung erreicht, kommt noch der letzte Nutznießer
der wertvollen Fracht aus Asien hinzu. Hier warten
die Schiffe der kleinen italienischen Republik Venedig, um ihre Gewürze durch das Mittelmeer zuerst
in die Kontore ihrer Heimatstadt zu bringen. Venedig hat das Monopol des abendländischen Gewürzhandels im Mittelalter völlig an sich gerissen.
An der Börse von Venedig
müssen dann die deutschen, englischen und flandrischen Kaufleute die Gewürzsendung für teures
Geld ersteigern.
Erst dann rollen die breiträdrigen Wagen durch
Schnee und Eis der Alpenpässe ihren Verbrauchern
entgegen, beladen mit denselben Gewürzballen,
die schon mehr als zwei Jahre unterwegs sind. Wen
wundert es, dass schon allein durch den Transport
ein Säckchen Pfeffer im Mittelalter wertvoller war
als ein Beutel Gold.
Denn obwohl so viele verschiedene Herren an
einem einzigen Sack Pfeffer gut verdienen, gilt der
Gewürzhandel im Mittelalter als das einträglichste
Geschäft. Trotz aller Risiken rentiert sich der Handel mit dem kostbaren Gut aus Asien, weil mit dem
kleinsten Volumen der Ware der größte Gewinn zu
erzielen ist.
Selbst wenn von fünf Schiffen vier mit ihrer Ladung zugrunde gehen und von 265 Seeleuten 65
wiederkehren, wie bei einer Expedition des Weltumseglers Magellan, so hat der Händler bei diesem
Spiel immer noch gewonnen.
Denn ein einziger Sack
Pfeffer gilt im fünfzehnten Jahrhundert mehr
als ein Menschenleben. So makaber sich das auch
anhört; im Gewürzhandel wird für manchen Kaufmann der Verlust eines Schiffes mit Besatzung nicht
so tragisch empfunden wie der Verlust der Gewürzballen.
nach einem Text von Stefan Zweig in: Magellan
M6
Aufbruch nach Indien
M7
Diesmal aber gibt es
Am 10. Juli
1499 läuft die Karavelle „Berrio“ vom Indienge- keinen Zweifel, dass Indien
schwader des Vasco da Gama langsam in den Hafen angelaufen worden ist,
von Lissabon ein und legt am Kai an. Von den 150
Matrosen, die vor zwei Jahren unter dem Kommandanten Nicolao Coelho, einem Ritter des königlichen Hauses, auf diesem Schiff aufgebrochen sind,
kommen nur fünfzig Mann zurück, von Schwären
zerfressen, von Skorbut geschwächt, von Strapazen
erschöpft.
Aber was dieses kleinste Schiff der Flotte unter
Deck birgt, führt zu einer wirtschaftlichen Erschütterung, deren Beben sich bis weit nach Westeuropa,
bis in die Kontore der oberdeutschen Handelsherren
in Ravensburg, Augsburg und Nürnberg fortsetzen.
Die Karavelle ist bis an die Luken beladen mit Gewürzballen, und auch das etwas später kommende
zweite Schiff, die „Gabriel“ mit ihren 120 Tonnen,
hat Gewürze aus Indien geladen.
Die Kunde, dass
ein Schiff des Vasco da Gama
im Hafen liegt und der Seeweg nach Indien
gefunden ist, geht wie ein Lauffeuer durch die Stadt.
Und während die Angehörigen ihre erschöpften Matrosen von Deck holen und in den Kirchen die Kerzen für die Toten entzündet werden, erkennen die
Handelsherren, die am Pfefferhandel reich gewordenen Unternehmer, dass sie ruiniert sind: Keine noch
so scharfe Kalkulation wird sie retten, der Preis für
Pfeffer und Weihrauch, Safran und Korinthen, Muskat, Ingwer, Alaun, für Farbhölzer und Nelken wird
ins Bodenlose stürzen; ihr volles Warenlager wird
nur noch den Bruchteil seines bisherigen Wertes erbringen, und sie werden mit ihrem Ruin alle kleineren Geschäftspartner mit sich reißen.
Schon mehrfach hatte es Tage der Angst gegeben, zum letzten Mal, als Cristóbal Colôn im Jahre
1492 von einer Reise zurückgekehrt war, auf der er
angeblich den Seeweg nach Indien entdeckt hatte.
Zum Glück hatte sich das bald als Irrtum herausgestellt – in Lissabon war man übrigens von vornherein skeptisch gewesen, denn Colôn, den die Italiener
Colombo nannten, hatte weder Gewürze noch sonst
irgend etwas vorweisen können, was indischen Ursprungs gewesen wäre.
die Folgen sind unüberschaubar. Gegen Mittag
schließen die Händler ihre Kontore, ihre kleineren Kollegen folgen, und einer nach dem anderen
geht hinab zum Hafen, um mit eigenen Augen das
Schiff zu sehen, das ihren Zusammenbruch verursacht hat, indem es die Voraussetzung für das große
Geschäft schuf: Sie werden daran nicht mehr teilhaben.
... Überall in den Kontoren zwischen Lissabon
und Regensburg, London und Thorn hatten die
Kaufherren, die „Pfeffersäcke“, ..., sich mit Pfeffer
und sonstigen Gewürzen eingedeckt. An dem Tag,
als die „Berrio“ in den Hafen von Lissabon einlief,
fielen die Kurse.
Für Venedig waren die Nachrichten aus Lis-
sabon eine wirtschaftliche Katastrophe; jedermann
wusste, dass der Seeweg nach Indien um ein Vielfaches billiger sein würde als der mit zahllosen Abgaben belastete Landweg. Denn der neue Pfeffer kostete in Lissabon nun fünfmal weniger als in Venedig
und warf immer noch Gewinn ab.
aus: Döbler, Kultur- und Sittengeschichte der
Welt, Kochkünste und Tafelfreuden, München
1972, S. 179 ff.
Lissabon
Kanarische
Inseln
Santiango
(Cap-Vert)
Goa
Calicut
Malindi
Mombasa
Mozambik
Île Sainte-Hélène
Kap der Guten Hoffnung
Pêro da Covilhã (hin) 1487–1489
Vasco da Gama (hin und zurück) 1497–1499
47
Mittelalterliche Hirserezepte
Gruppe 1:
Ein alltägliches Hirsegericht
der armen Bevölkerung
Ca. 40 g Butter
1 kleine Zwiebel
ca. 3/4 Liter Wasser
250 g Hirse
1 Prise Salz
Die gewürfelte Zwiebel wird in der Butter angedünstet, die gewaschene Hirse hinzugefügt und mit
Wasser aufgefüllt und zum Kochen gebracht. Bei
kleiner Hitzestufe ca. 20 Min. ausquellen lassen.
Die so gekochte, fad schmeckende Hirsemahlzeit wird von allen Schülerinnen und Schülern als
erstes probiert. Falls ein Rest übrig bleibt, kann er
nochmals in einer Gemüsebrühe aufgekocht und
von der Gruppe 2 weiterverwendet werden.
Gruppe 2:
Hirse-Gemüsetopf für die
gutbürgerliche Küche
Eine kleine Beigabe der wertvollen Gewürze verfeinert das einfache Hirsegericht. Zunächst wie in
Gruppe 1, zusätzlich:
750 g Gemüse: z.B. 5 Möhren, Porree,
Blumenkohlröschen
Pfeffer, Muskatnuss
1/2 TL Koriander
Das gemischte Gemüse separat dünsten und danach mit der fertigen Hirse vermischen, mit frisch
gemahlenem Pfeffer, 1 Prise gemahlener Muskatnuss und 1/2 TL Koriander würzen, evtl. vor dem
Servieren mit geriebenem Käse bestreuen.
Gruppe 3:
Süßer Apfel-Hirse-Auflauf
250 g Hirse
2 Eier
100 g Honig
4 EL Milch
1/2 Liter Wasser
4 Äpfel
1 TL Zimt
50 g gehackte Mandeln oder Haselnüsse
250 g Hirse in 1/2 Liter kochendes Wasser streuen,
aufkochen und ca. 20 Min. ausquellen lassen. Zwei
Eidotter mit 100 g Honig, 4 EL Milch und 1 TL Zimt
verquirlen und dann unter die fertig gekochte Hirsemasse heben.
Eine Auflaufform fetten und die Hälfte der Hirsemasse einfüllen. Dünne Scheiben von 4 Äpfeln
darauf verteilen und mit gehackten Mandeln und
Zimt bestreuen. Die restliche Hirsemasse darüber
geben und im Backofen 45 Min. backen.
Gruppe 4: Hirsebrei
Ein weit verbreitetes Rezept (vgl. „Das Märchen
vom süßen Hirsebrei“ der Gebrüder Grimm)
125 g Hirse
1/4 Liter Wasser
20 g Butter
1 Prise Salz
2 EL Rosinen
1 EL gehackte Mandeln
2 EL Honig
1/4 TL Vanille
1/8 Liter Milch oder Sahne
1/4 Liter Wasser zum Nachfüllen
Hirse in 1/4 Liter kochendes Wasser geben, dann
einen weiteren 1/4 Liter Wasser nachgießen, 20
Min. kochen und 30 Min. ausquellen lassen. Butter,
Mandeln, Rosinen und Salz unterrühren und mit
Honig und Vanille abschmecken. Zum Schluss die
Milch oder die Sahne unterrühren und an einem
warmen Ort 10 Min. ausquellen lassen.
Der Hirsebrei bildet als Nachtisch den Abschluss
des gemeinsamen Kochens und Probierens.
48
M8
Blatt 2 : Mittelalterliche Hirserezepte
M8
Der süße Brei
ein Märchen nach den
Gebrüdern Grimm
Es war einmal
ein armes Mädchen, das lebte mit seiner
Mutter allein. Sie litten Hunger und hatten nichts
mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den
Wald um etwas Beeren zu suchen, doch es war bitter kalt.
Auf einer Lichtung begegnete ihm eine alte Frau: Diese
Frau hatte ein strahlendes
Aussehen und wusste von
dem Hunger des Mädchens.
Die Alte schenkte dem Mädchen ein Töpfchen, zu dem
sollt es sagen „Töpfchen,
koche,“ so kochte es guten süßen Hirsenbrei, und
wenn das Mädchen sagte „Töpfchen, steh,“ so hörte
es wieder auf zu kochen.
Also kocht es fort, und der Brei steigt über den Rand
hinaus und kocht immerzu, die Küche und das
ganze Haus voll, und das zweite Haus und dann die
ganze Straße, als wollte es die ganze Welt satt machen. Es war eine große Not, und kein Mensch wusste der Mutter zu helfen.
Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim,
und nun waren sie ihrer Armut und ihres Hungers
ledig und aßen süßen Brei, sooft sie wollten.
Endlich, als nur noch ein
einziges Haus übrig ist, da
kam das Mädchen heim, und
sprach nur „Töpfchen, steh,“
da stand es und hört auf zu
kochen; und wer in die Stadt
wollte, der musste sich durch
den süßen Brei essen.
Einmal war das Mädchen ausgegangen, da sprach
die Mutter „Töpfchen, koche,“ da kocht es, und sie
aß sich satt; nun wollte sie, dass das Töpfchen wieder
aufhörte, aber die Mutter wusste das Wort nicht.
Und wer einmal selber Hirsebrei gemacht hat, der
weiß wie schnell der Hirsebrei im Topf immer mehr
wird.
49
Restaurant International
schung bedeckt. Bei Bedarf Wasser zugeben. Nach
gut der Hälfte der Kochzeit den Zitronensaft zugeben. Mit Salz abschmecken.
Masala (Somalia)
Hauptgericht für 4 Personen
500 g Rinderhack, 1 Tasse geraspelte Kokosnuss, 1 gehackte Knoblauchzehe, 1 Messerspitze
Safran, 1 TL Koriander, 1/2 TL gemahlener
schwarzer Kümmel, 1 TL gemahlenen Ingwer,
1 frische rote Peperoni, 1 dicke Messerspitze
schwarzen Pfeffer, 2 Zimtstangen, 3 Gewürznelken, 3 Kardamom-Kapseln, 2 Tomaten, 1 Zwiebel, 1 Tasse geröstete und gemahlene Erdnüsse,
Öl, Salz.
Gemüse-Curry (Sri Lanka)
Hauptgericht für 4 Personen
1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 3 TL Currypulver,
1/2 TL Curcuma, 1/2 TL ganzer Kümmel, 2
Tomaten, 2 Möhren, 3 kleine Kartoffeln, 1/2
Kopf Weißkohl, 2 Tassen grüne Bohnen, Salz, Öl,
1 TL Zitronensaft.
Variation:
Als Gemüse-Grundlage können auch Zucchini,
Auberginen und / oder Blumenkohl verwendet werden.
Zwiebeln und Knoblauch in feine Würfel schneiden.
Beides in etwas Öl andünsten, aber nicht bräunen.
Currypulver, Curcuma und Kümmel dazugeben
und einige Min. weiter braten. Die Tomaten in Würfel schneiden und zugeben. Die Mischung kochen,
bis die Sauce eindickt.
Die Möhren in Würfel schneiden. Die Kartoffeln
ebenfalls würfeln, nicht schälen. Den Weißkohl in
feine Streifen schneiden. Die Bohnen säubern und
evtl. halbieren.
Das Gemüse in die Sauce einrühren, bis alles
mit Flüssigkeit bedeckt ist.
Etwas Salz zugeben und bei kleiner Hitze etwa
30-45 Min. kochen. Dabei darauf achten, dass die
Brühe mindestens zu zwei Dritteln die Gemüsemi-
50
Kokosnuss, Knoblauch, Safran, Koriander, Kümmel, Ingwer und Pfeffer mit 1 EL Wasser zu einer
Paste (Masala) verrühren. Öl erhitzen und Zimt,
Nelken und Kardamom 1 Min. zugedeckt anrösten.
Fleisch zugeben und anbräunen. Dann zerkleinerte Tomaten und Zwiebel zugeben, etwas später die
Masala-Paste, Erdnüsse und Peperoni. Etwas Wasser auffüllen und abgedeckt 20-25 Min. bei kleiner
Flamme kochen lassen. Mit Salz und Koriander abschmecken und heiß servieren.
Nasi goreng istimewa
(Indonesien)
Hauptgericht für 4-6 Personen
4 Tassen gekochter, kalter Reis; 4 gehackte
Schalotten oder 1 kleine, gehackte Zwiebel; 2
rote Chilis oder 1/2 TL Cayennepfeffer und 1
TL Paprika; 1 TL dunkle, süße Sojasauce; 1
TL Tomatenketchup; 1 Weißkohlblatt; 1 Möhre, 2 Scheiben Räucherspeck oder Bacon; 1/2
Tasse gewürfeltes Rind- oder Schweinefleisch,
30 g Garnelen, 4-6 Eier, 2 EL Pflanzenöl oder
Schweineschmalz.
In einem Wok Öl erhitzen und die Schalotten und
die entkernten, gehackten Chilis darin etwa 1 Min.
anbraten. Sojasauce und Tomatenketchup dazugeben, salzen. Das Weißkohlblatt, die Möhre und
M9
Blatt 2 : Restaurant International
M9
der halben Garzeit Cumin, Chili(pulver), Salz und
zerdrückte Knoblauchzehe dazugeben. Zwiebel und
Tomaten grob schneiden. Paprikaschoten von Kernen und Scheidewänden befreien und schneiden.
Diese Zutaten in wenig Fett anrösten, zugedeckt
garen, durch ein Sieb geben und mit kalt angerührter Speisestärke binden. Tomatensoße und Bohnen
zum Fleisch geben, gut durchmischen, auf kleiner
Hitze ziehen lassen und bei Bedarf nachwürzen.
Ein echtes Chili con Carne kocht normalerweise
sehr lange und erhält dadurch eine ziemlich breiige
Konsistenz. Dann schmeckt es aber auch am besten.
Dazu isst man Reis, Brot oder Tortillas.
den Speck in feine Streifen schneiden und mit dem
Fleisch und den Garnelen in den Wok geben; weitere
6 Min. braten. Den Reis untermischen, etwa 7 Min.
unter ständigem Wenden bräunen.
Spiegeleier zubereiten; den Reis portionsweise
anrichten und mit jeweils einem Spiegelei servieren. Speck, Fleisch oder Garnelen können auch
weggelassen bzw. die Mengen nach Belieben variiert
werden. Bemerkung: Für Nasi goreng nur erkalteten, körnig gekochten Reis verwenden, damit er
beim Braten nicht zu weich wird. Nasi goreng sollte
möglichst „trocken“ sein, also nicht zu ölig oder
suppig.
Chili con Carne (Mexiko)
Hauptgericht für 4-6 Personen
500 g Rindfleisch, 500 g Schweinefleisch, 50 g
Schweineschmalz, 500 g Tomaten, 250 ml
Fleischbrühe, 1 kleine Dose weiße Bohnen, 1
kleine Dose rote Bohnen, 2 Paprikaschoten, 1
große Zwiebel, etwas Cumin (Kreuzkümmel),
Chili (als Schote oder Pulver), Salz, 1 Knoblauchzehe.
Fleisch in Würfel schneiden, in der Kasserolle in
heißem Fett bräunen. Brühe angießen und das
Fleisch bei mäßiger Hitze zugedeckt dünsten. Nach
Variationen:
Es gibt nicht das genaue Chili-con-Carne-Rezept.
Weiße, rote oder schwarze Bohnen sind ebenso möglich wie Rind-, Hammel- oder Ziegenfleisch (allerdings kein Geflügel). Auch sind als weitere Zutaten
Lauch oder anderes Gemüse „erlaubt“, Mais oder
Kartoffeln ebenfalls.
Statt des Chilipulvers kann man auch eine oder
mehrere getrocknete Chilischoten an einem Bindfaden befestigen und in der Sauce mitköcheln lassen.
Wenn der gewünschte Schärfegrad erreicht ist, wird
die Schote einfach herausgezogen. Vorteil dieser
Methode: Man hat immer wieder gute Gründe zum
Topfgucken …
Chapati oder Rotti (Indien)
Fladenbrot als Beilage
Zutaten für 10 Stück: 300 g Weizenmehl, 1
Tasse Wasser, etwas Zucker, etwas Salz, 1/2 EL
Öl, 50 g Butter o. Margarine.
für Rottis: zusätzlich Mark einer frisch geraspelten Kokosnuss oder 150 g getrocknetes Kokosmark
Aus den Zutaten (ohne Fett) einen Teig kneten
und in einer mit einem feuchten Tuch abgedeckten Schüssel (oder im Kühlschrank) ca. eine halbe
Stunde stehen lassen.
Nochmals gut durchkneten und in Portionen
teilen. Dabei die Hände mit Mehl bestäuben.
Auf einer leicht bemehlten Arbeitsplatte den Teig
zu einem runden Fladen ausrollen und in trockener,
51
Blatt 3 : Restaurant International
heißer Pfanne braten. Den Fladen immer wieder ge- Hitze backen, bis Pudding fest ist. Er kann heiß oder
gen den Pfannenboden drücken bis sich Blasen bil- kalt serviert werden. Dieser Pudding ist ein sehr
den. Wenn die Blasen auf beiden Seiten braun sind, nahrhafter Nachtisch.
Chapati mit Butter oder Margarine bestreichen.
Rottis wie oben, jedoch den Teig mit dem Kokosmark
„veredeln“.
Ananas-Schokoladen-
Pudding (Tansania)
Beduinenbrot
Beilage
Zutaten für 8 Stück: 750 g Weizenvollkornmehl, 2 TL Vollmeersalz, Gewürzpulver: je 1 TL
Cumin und Koriander, 400 ml lauwarmes Wasser, 2 EL Olivenöl, 1 TL Honig, 1 Würfel Biohefe
2 EL Kümmel, Mehl für die Arbeitsfläche
Nachtisch
2 Ringe frische Ananas (evtl. aus der Dose), 2
EL Zucker, 8 EL Ananassaft, 2 Vanillestangen
(der Länge nach aufgeschlitzt), 60 g Schokoladenpulver oder 2 EL Kakaopulver, 1/2 Liter
Milch, 2 gehäufte TL Maismehl.
Mehl und Gewürze mischen. Wasser mit Honig, Öl
und Hefe verquirlen und mit dem Mehlgemisch 10
Min. lang zu einem glatten Teig verkneten. Mit Mehl
bestäuben und abgedeckt an einem warmen Platz
etwa auf das Doppelte aufgehen lassen.
Den Teig nochmals durchkneten. Zwei gleich
große Rollen formen und jede in 4 Scheiben schneiden. Zu flachen Fladen ausrollen und auf Bleche
legen. Mit Kümmel bestreuen und 10 Min. gehen lassen. Backofen auf 200 Grad Celsius vorheizen, eine
Schale mit heißem Wasser hineinstellen. Die Bleche
nacheinander auf mittlerer Schiene einschieben. Die
Brote etwa 15 Min. backen. Mit Wasser besprühen
und auskühlen lassen.
Bananen-Kokos-Pudding
(Nigeria)
Nachtisch
2 kleine Kokosnüsse (beim Kauf darauf achten,
dass der Saft noch in der Frucht ist – schütteln),
4 reife Bananen, ca. 1/2 Liter Kokosmilch, 2 EL
Zucker, 4 Eier.
Das Fleisch der Kokosnuss – nachdem der Saft entnommen wurde – fein raspeln. Die geschlagenen
Eier mit Zucker zur Kokosmilch geben. Die Bananen
schälen, zerdrücken und mit Kokosraspeln sowie
Eimixtur vermischen. Gut vermischen und in eine
feuerfeste Schüssel geben. Im Backofen bei mittlerer
52
Ananas schälen und in kleine Würfel schneiden.
Ein Teil der Ananasstückchen in Dessertschälchen
geben, den Rest zerquetschen und mit dem Saft in
die Pfanne geben. Zucker und Vanillestangen dazugeben und alles auf kleiner Flamme erhitzen, bis
sich der Zucker aufgelöst hat. Vanille herausnehmen. Über die Früchte gießen.
Die Schokolade vorbereiten. Maismehl mit 2
EL Milch anrühren. Restliche Milch in einem Topf
zum Kochen bringen, Schokolade dazugeben und
mit einem Holzlöffel vorsichtig umrühren, bis sich
alles aufgelöst hat. Das angerührte Maismehl hineinrühren und kochen lassen, bis die Mischung
eingedickt ist. Den Schokoladenpudding über die
Früchte gießen und abkühlen lassen.
M9
Weltverteilungsspiel
M10
11,31
25,5 %
10,8 %
30,5 %
738
341
100 %
13,53
100 %
6810 44,34
34,4 %
15,23
60,5 %
4120
5%
Europa und Russland
Nordamerika
Asien
14,7 %
999
2,1%
Afrika
2,48
5,6
%
8,5 %
580
0,94
Lateinamerika und Karibik
0,5 %
36 0,851,9 %
Ozeanien
Bevölkerung in Millionen
Einkommen in US-$ gesamt pro Jahr in Billionen (BIP)
Wir spielen Eine Welt
Anzahl: Ab 15 (je mehr desto spannender)
Alter: Ab 12
Ziel
Auf spielerische Weise sollen die Teilnehmenden die
weltweite Verteilung von Armut und Reichtum und
die daraus resultierenden sozioökonomischen Lebensverhältnisse nachvollziehen.
Ablauf
Die Mitspielenden sitzen im Stuhlkreis. In sechs Bereichen des Raumes hängen Zettel mit den Aufschriften:
„Afrika“, „Europa“, „Asien“, „Nordamerika“ „Lateinamerika/Karibik“ und „Australien/Ozeanien“.
WELT
Die Mitspielenden werden aufgefordert, symbolisch
die Weltbevölkerung darzustellen. Jede/r Mitspielende steht für viele Millionen Menschen (z.B. bei
20 Mitspielenden und einer Weltbevölkerung von
6,8 Milliarden steht jede Person für 5 %, also 340
Millionen Menschen).
Die Mitspielenden schieben ihre Stühle in die Mitte des Raumes und verteilen sich nach eigener Einschätzung entsprechend der Weltbevölkerung auf
die Kontinente.
Die Spielleitung fragt die Mitspielenden, ob sie
Korrekturen vornehmen wollen. Danach nennt die
Spielleitung die tatsächlichen Zahlen, so dass vermutlich einige den Kontinent wechseln müssen.
53
M10
Blatt 2 : Weltverteilungsspiel
Aufteilung
nach Anteil an der Weltbevölkerung
Bevölkerung
in Millionen Menschen
Anteil
in %
Aufteilung
nach Anteil am Welteinkommen
TeilnehmerInnen
20
25
30
Bruttoinlandsprodukt in Billionen
US-$ pro Jahr
Anteil
in %
Stühle
20
25
30
Asien
4.120
60,5 %
12
15
18
Asien
11,31
25,5 %
5
6
8
Afrika
999
14,7 %
3
4
4
Afrika
0,94
2,1 %
1
1
1
Europa.
738
10,8 %
2
3
3
Europa
15,23
34,4 %
7
9
10
Lateinamerika/Karibik
580
8,5 %
2
2
3
Lateinamerika/Karibik
2,48
5,6 %
1
1
2
Nordamerika
341
5%
1
1
2
Nordamerika
13,53
30,5 %
6
8
9
36
0,5 %
0
0
0
Australien/Ozeanien
0,85
1,9 %
0
0
0
6.810
100 %
20
25
30
44.34
100 %
20
25
30
Australien/Ozeanen
Gesamt
Gesamt
Zahlen aus:
Zahlen aus:
DSW-Datenreport
„Weltbevölkerung
2009“
Nun soll das gesamte Welteinkommen, also alles,
was auf der Welt in einem Jahr verdient wird, dargestellt werden.
Das Welteinkommen wird durch die Stühle in
der Mitte des Raumes symbolisiert (z.B. bei 20 Mitspielenden und einem Welteinkommen von 44,34
Billionen US-$ steht einer der 20 Stühle für 5 %, also
2,22 Billionen US-$).
Die Mitspielenden werden aufgefordert, so viele
Stühle in ihren Kontinent zu holen, wie sie den Anteil am Welteinkommen in ihrem Kontinent vermuten. Die Spielleitung fragt die Mitspielenden, ob
sie Korrekturen vornehmen wollen. Danach nennt
die Spielleitung die tatsächlichen Zahlen, so dass
vermutlich einige Stühle den Kontinent wechseln
müssen.
Die Spielleitung fordert alle Mitspielenden auf, die
Stühle zu „besitzen“, die in ihrem Kontinent verblieben sind. Bei z.B. 20 Mitspielenden würden jetzt
12 Asiaten auf 5 Stühlen sitzen. 1 Nordamerikaner
räkelt sich auf fast 6 Stühlen. Drei Afrikaner müssen
mit 1 Stuhl auskommen.
Die Mitspielenden verharren einige Minuten auf
ihren Stühlen (sie sitzen auf ihrem Einkommen).
Währenddessen fragt die Spielleitung in alle Kontinente, wie sich die Mitspielenden fühlen.
54
Die Mitspielenden kehren mit den Stühlen in den
Stuhlkreis zurück. Es folgt ein kurzes Auswertungsgespräch. Dabei sollten die einzelnen Kontinente
nochmals zu Sprache kommen.
Gemeindedienst
für Mission und
Ökumene, u.a.,
Wissens Kiosk,
2010.
Folgende Hinweise könnten für das Gespräch hilfreich sein: In allen Kontinenten gibt es ein großes
Armuts-Reichtumsgefälle, die Wirklichkeit wäre
noch treffender beschrieben, wenn z.B. von den 12
Asiaten wenige Einzelne jeweils auf mehreren Stühlen und die große Mehrheit auf den restlichen Stühlen Platz nehmen würden. Zu Beginn des Spiels hatte jede Person einen Stuhl, bei gerechter Verteilung
wäre genug Einkommen zum Leben für alle da.
Intention
Die Weltlage wird den Teilnehmenden deutlich.
Aber es geht nicht um Stühle, sondern um Lebensmittel, Unterkünfte, Kleidung, Schule etc.
Logisch, dass die Menschen in den armen Ländern und nicht nur diese, eine neue Weltwirtschaftsordnung verlangen.
Aktualisiert. Die ursprüngliche Quelle konnte
nicht ausfindig gemacht werden.
Bibeltexte
M11
zu Gerechtigkeit und Teilen
Matthäus 23, 23:
Warnung vor Gesetzeslehrern
und Pharisäern
Jesaja 65, 17-25:
Das erneuerte Jerusalem –
die erneuerte Schöpfung
Weh euch Gesetzeslehrern und Pharisäern! Ihr
Scheinheiligen!
Ihr gebt Gott den zehnten Teil von allem, sogar
von Gewürzen wie Minze, Anis und Kümmel, aber
um die entscheidenden Forderungen seines Gesetzes
– Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue – kümmert ihr euch nicht. Und gerade sie solltet ihr erfüllen, ohne das andere zu vernachlässigen.
Der Herr sagt: „Alle Not wird vergessen sein, ich bereite ihr ein Ende. Alles mache ich jetzt neu: einen
neuen Himmel schaffe ich und eine neue Erde.
Dann sehnt sich niemand zu dem zurück, was früher einmal gewesen ist;
Keiner wird mehr daran denken.
Freut euch und jubelt ohne Ende über das, was ich
nun schaffe!
Ich mache Jerusalem zur Stadt der Freude, und seine
Bewohner erfülle ich mit Glück.
Ich selbst will an Jerusalem wieder Freude haben
und über mein Volk glücklich sein. Niemand wird
weinen und klagen.
Es gibt keine Kinder mehr, die nur ein paar Tage leben, und keiner der erwachsen ist, wird mitten aus
dem Leben gerissen.
Wenn einer mit hundert Jahren stirbt, wird man sagen: „Er war noch so jung!“
Selbst der Schwächste und Gebrechlichste wird ein so
hohes Alter erreichen. Sie werden sich Häuser bauen
und auch darin wohnen können. Sie werden Weinberge pflanzen und selbst den Ertrag genießen.
Sie sollen sich nicht lebenslang mühen, nur damit
andere den Gewinn davon haben.
Alt wie Bäume sollen sie werden, die Menschen in
meinem Volk, und den Lohn ihrer Arbeit selbst genießen! Sie werden sich nicht vergeblich abmühen.
Die Frauen gebären ihre Kinder nicht länger für eine
Zukunft voller Schrecken.
Sie sind mein Volk, ich segne sie; darum werden sie
mit ihren Kindern leben.
Noch ehe sie um Hilfe gerufen haben, habe ich ihnen schon geholfen.
Bevor sie ihre Bitte ausgesprochen haben, habe ich
sie schon erfüllt.
Wolf und Lamm werden dann gemeinsam weiden,
der Löwe frisst Häcksel wie das Rind, und die Schlangen nähren sich vom Staub der Erde.
Auf dem Zion, meinem heiligen Berg, wird keiner
mehr Böses tun und Unheil stiften.
Ich, der Herr, sage es.“
Lukas 9, 10-17:
Jesus gibt fünftausend
Menschen zu essen
Die Apostel kamen zurück und berichteten Jesus, was
sie gesehen hatten. Jesus nahm sie mit sich und ging
mit ihnen nach Betsaida. Sobald die Leute das merkten, folgten sie ihm. Jesus wies sie nicht ab, sondern
sprach zu ihnen über die neue Welt Gottes und heilte
alle, die seine Hilfe brauchten.
Darüber wurde es Abend und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: „Schick doch die Leute in
die Dörfer und Gehöfte ringsum, damit sie dort übernachten können und etwas zu essen bekommen.
Hier sind wir ja in einer ganz einsamen Gegend.“
Aber Jesus sagte zu ihnen: „Gebt doch ihr ihnen zu
essen!“ Sie antworteten: „Wir haben nur fünf Brote
und zwei Fische für diese ganze Menge. Wir müssten
erst gehen und für sie zu essen kaufen!“ Es waren
nämlich etwa fünftausend Männer versammelt.
Jesus sagte zu ihnen: „Sorgt dafür, dass die Leute
sich hinsetzen, in Gruppen von jeweils fünfzig.“ Die
Jünger ließen die Leute Platz nehmen. Dann nahm
Jesus die fünf Brote und die beiden Fische, sah zum
Himmel auf und segnete sie. Er teilte Brote und Fische in Stücke, gab sie den Jüngern, und die Jünger
verteilten sie an die Menge. Alle bekamen genug zu
essen. Es blieb sogar noch soviel übrig, dass man
zwölf Körbe damit füllen konnte.
55
Gespräch zweier Gewürzbauern
Letzter Blick
auf die frischen
Muskatnüsse vor
dem Verpacken
56
Ambira: Hallo, Rawindran, wie geht’s Dir? Jetzt
bist Du ja schon einen ganzen Monat bei uns in der
Kooperative.
Rawindran: Ich fühl mich wohl hier, Ambira. Klar, wir arbeiten viel. Aber ich habe keine Angst
mehr, am Ende des Monats nicht genug für meine
Familie zu haben. Hier ist man nicht allein, wir Bauern besprechen alle Arbeitsabläufe miteinander, und
wir haben sogar einfache Maschinen für die Gewürze. Das hätte ich mir allein niemals leisten können!
Ich habe das Schulgeld für die Kinder, das ist kein
Pappenstil, immerhin sind es sieben Mäuler, die ich
stopfen muss.
Ambira: Sag mal, war das schwer, die Auflagen
zu erfüllen?
Rawindran: Na ja, freiwillig hätte ich das nicht
gemacht! Aber ich wollte unbedingt zur Kooperative
dazugehören. Erst dachte ich, so ein Unsinn! Fünf
Jahre lang keine Chemie auf den Boden... Die ersten
zwei Jahre waren die Erträge schlechter, weil der Boden ja ganz ausgelaugt war, da brauchst Du schon
Geduld. Aber dann habe ich gemerkt, dass die Leute
meine Ware gerne kaufen. Der Geschmack ist anders,
sagen sie. Und das finde ich auch. Und ich habe sogar den gleichen Preis bekommen. Nur produziere
ich jetzt weniger, das haut schon rein bei uns kleinen
Bauern.
Früher hatte ich nur Nelkenbäume auf meinem
Acker. Jetzt wächst der Muskat neben dem Teestrauch
und der Kokospalme. Erstens sieht es schöner aus und
zweitens gedeihen die Gewürze besser. Das ist wie in
der Familie. Im Zusammenleben geht es einem einfach gut. Einer profitiert vom anderen. Da hätt’ ich
eigentlich schon früher drauf kommen können...!
Aber sag mal, Dir als junge, unverheiratete Frau,
hilft die Kooperative doch sicher auch, oder?!
Ambira: Ja, natürlich. Weißt Du, Rawindran, ich
komme doch aus einem winzigen Dorf. Man braucht
eine Stunde zu Fuß über den Feldweg. Sie haben
noch immer keine Straße gebaut. Als Bäuerin kann
man da nicht überleben. Wer soll denn kaufen, was
wir anbauen, wenn man zwei Stunden fahren muss
über Holpersteine, um die Muskatnüsse zu holen?
Aber hier in der Kooperative als Verpackerin bekomme ich Hilfe. Weißt Du, als Frau überhaupt eine
feste Stelle zu bekommen, das ist schon was! Und wir
sind 57 hier, alle in der Verpackung. Jetzt habe ich
eine Zukunft, weißt Du. Ich lerne hier viel über Pro-
duktion und wie man Gewürze vermarktet. Früher
dachte ich immer, das ist eben so, dass der eine Zwischenhändler kaum was zahlt an uns.
Ich habe jetzt sogar ein Sparbuch! 15 Prozent
von meinem Gehalt zahlt die Firma für mich ein,
ich habe Urlaub, stell Dir vor, und wenn ich krank
werde, dann bekomme ich Versorgung durch einen
Arzt. Das gab es nicht in meinem Dorf...!
Wir können hier ja sogar einen kleinen Kredit
bekommen, wenn wir uns selbstständig machen
wollen oder einen kleinen Laden eröffnen.
Rawindran: Oh, das wusste ich noch gar
nicht! Aber ich habe auch die Schulung noch nicht
mitgemacht. Da erfahren wir vermutlich, was für
Rechte wir haben. Und wie das geht, wenn man
sich selbstständig machen will. Aber erst mal muss
ich lernen über den Anbau. Ich merke, da kann ich
vieles besser machen.
Ambira: Ja, mach das in jedem Fall mit! Da
wirst Du auch untersucht. Das war das erste Mal in
meinem Leben, das ich einen Arzt gesehen habe.
Aber weißt Du, was das Beste ist?
Rawindran: Nun bin ich aber gespannt!
Ambira: Naja, vielleicht kannst Du das als
Mann gar nicht verstehen. Ihr seid ja gewöhnt zu
entscheiden. Für mich ist das so neu hier, dass ich
gefragt werde. Wenn wir Vollversammlung haben,
kann jeder mitreden! Was wir anbauen und wie viel,
und wer sich um was kümmert. Ich habe als unverheiratete junge Frau das Wort. Das habe ich noch
nie erlebt.
Rawindran: Nun werde aber nicht aufmüpfig, sonst kriegt der Mann, der Dich mal heiratet,
noch Ärger mit Dir. Ich muss das erst lernen hier,
alles mit anderen durchzukauen. Das bin ich nicht
gewohnt. Aber wenn der Preis stimmt, dann ist das
egal! Und der stimmt. Früher habe ich 30 Prozent
weniger bekommen, hatte keinen Urlaub und keine
Medizin und jeden Tag Sorge, dass die Ernte nichts
wird oder der Händler nicht mehr kommt.
Ambira: Sie sagen, dieses Jahr wird zu trocken,
und die Ernte wird schlecht. Wie gut, dass wir einen
Vertrag für fünf Jahre haben! Aber jetzt ist die Pause
zu Ende. Ich muss wieder zu meinem Ingwersack.
Mach Du’s gut, Rawindran!
Rawindran: Nicht so hektisch, junge Frau.
Ich rauch erst mal mein Zigarettchen zu Ende...!
M12
Blatt 2 : Gespräch zweier Gewürzbauern
M12
Auswertung
?
Was hat sich durch die Kooperative geändert im Leben von Ambira und Rawindran?
Finanzen
Beruf
Hoffnungen/Ängste
Rawindrans Leben vorher
Ambiras Leben vorher
Rawindrans Leben jetzt
Ambiras Leben jetzt
Familie
57
Der weite Weg zur Pfeffermühle M13
Ein roher Edelstein gleicht einem
plumpen Kiesel. Erst der gekonnte
Schliff, die Kunst eines Goldschmiedes „veredeln“ ihn zu einem begehrenswerten Schmuckstück. Diese Veredlung ist es auch, die aus einem oft
unscheinbaren Naturprodukt ein Gewürz deutschen Standards macht. Ein
langer Prozess. Besonders gut kennt
ihn der ungekrönte König aller Gewürze: der Pfeffer. Die Stationen einer weiten Reise, vom Beerenstrauch bis in die
Pfeffermühle.
Pfeffer hat viele Gesichter: das milde
weiße, das würzige schwarze, das aromatische grüne. Allesamt stammen von der gleichen Pflanze. Die
Früchte wachsen an einem Kletterstrauch in Rispen, ähnlich der Johannisbeere. Um beispielsweise schwarzen Pfeffer zu ernten, werden die Beeren
im noch unreifen, grünen Zustand gepflückt. Oft
auf großen Bastmatten ausgebreitet, trocknen Wind
und Sonne sie. Das frische, grüne Korn schrumpelt und nimmt seine typische schwarzbraune Farbe an. Von 100 Kilogramm frischen Früchten bleiben 35 Kilogramm Ertrag übrig. Rund 75 Prozent
der Weltproduktion entfallen auf schwarzen Pfeffer.
Die Arbeit auf den Pfefferplantagen ist meist Familiensache, die Erntezeit liegt zwischen Mai und September.
58
In zwölf Tagen nach Europa.
Gewürze sind Naturprodukte, die oft nur im Wildwuchs gedeihen und Stück für Stück gesammelt
werden. Da die Güte der aromatischen Samen, Rinden, Früchte, Wurzeln, Blätter, Blüten oder Nüsse ständig schwankt, bedarf der Importeur großer
Erfahrung und guter Handelsbeziehungen. „TownDealer“ und nationale Aufkäufer in den Produktionsländern zentralisieren zunächst die oft noch unreine, feuchte Ware. Nach einem ersten Reinigungsprozess, der meist im Heimatland stattfindet, wird
der Pfeffer in Jute- oder Kunststoffsäcke verpackt.
Die unterschiedlichen Qualitäten werden durch
Markierungen oder durch farbige Etiketten gekennzeichnet. Nach erster Klassifizierung erreicht
die Ware Europa per Schiffscontainer. Eine Fahrt,
die zu Zeiten Vasco da Gamas Monate und Jahre
brauchte, dauert heute nur 15 bis 25 Tage von Indien aus. In Hamburg, dem wichtigsten Gewürzimporthafen Europas, bestellen die deutschen Gewürzverarbeiter ihre Partien. Fachkundige Quartiersleute prüfen erneut die Qualität. In der Vermarktung
verhalten sich die Gewürze wie börsengehandelte
Produkte – auch wenn sie keine sind.
Das zweite Leben des Pfeffers.
Was sich der Verbraucher vor allem wünscht, ist abgesicherte Qualität. Neben dem Deutschen Lebensmittelbuch legen die Spezifikationen der European
Spice Association (ESA) die Normen fest. Sie schreiben exakt vor, wie viel ätherisches Öl und wie viel
Blatt 2 : Der weite Weg zur Pfeffermühle
Feuchtigkeit oder Asche in den genommenen Stichproben enthalten sein dürfen. Moderne Gewürzverarbeiter und die DIN-Norm 10220 übertrumpfen
diese Richtlinien mit eigenen Qualitätsstandards:
Ihre Labore prüfen Frische, chemische Inhaltsstoffe, Geruch, Geschmack, aber auch das „gute Aussehen“ und die natürlich warme Farbe, die den Gewürzen eigen ist, werden zu Qualitätsbausteinen.
Hinzu kommen analytische Parameter wie Öl- und
Wassergehalt, Bakteriologie und einiges mehr.
Erst mit der Laborfreigabe gelangt die Rohware
in die Produktion. Sorgfältige Kontrollen begleiten
dann die gesamte Verarbeitung, vom keimzahlreduzierten Rohstoff, noch bevor eine Partie das Werk
erreicht, bis zum Endprodukt. Doch zurück zum
Pfeffer: Bei modernen Gewürzverarbeitern läuft sei-
ne Veredelung vollautomatisch innerhalb eines geschlossenen Systems. Noch im Sack oder Karton
verpackt, kommen die schwarzen, weißen oder grünen Beeren im Werk an. Jetzt wird zum letzten Mal
„Hand“ anlegt:
Sack öffnen, Inhalt in die Reinigungsanlage
leeren. Alles, was jetzt geschieht, übernehmen die
blankpolierten Maschinen und die ausgeklügelten
Computerprogramme: Mittels gereinigtem Luftstrom trennen die Hightech-Anlagen die guten Pfefferkörner von Sand, Schmutz und Stielen. Magnete
entfernen mögliche Metallteile, Siebe übernehmen
die Feinsortierung. Nach der Absackung und weiteren Verpackung in Beutel, Dosen oder Eimer kann
das Universalgewürz zum ersten Mal in den Verkauf
wandern.
M13
Die weitaus größere Pfeffermenge steuert jedoch
auf weitere Arbeitsgänge zu: Feine Nadelwalzen
zerreißen die Körner in kleine Bröckchen mit Biss,
Hammermühlen schlagen sie zu geschmackvollem Pulver.
Das, was den Pfeffer
„scharf macht“, ist das so genannte Piperin.
In größerer Menge sitzt es direkt unter der Schale.
Wie bei allen Gewürzen sind außerdem ätherische
Öle für den Geschmack verantwortlich. Um diese
nicht zu gefährden, setzt die moderne Gewürzindustrie auf die schonende Kaltvermahlung. Nur ganz
geringe Teile des ätherischen Öls gehen verloren. Außerdem entsteht keine Feuchtigkeit, die sich auf dem
fein gemahlenen Pfeffer niederschlagen könnte.
Ist der Pfeffer gereinigt und zerkleinert,
wartet er in einem Silo auf seine weitere Verwendung. Nur ein geringer Teil wandert jetzt schon in
den aromageschützten Beutel oder die dosierbereite Kunststoffdose. Der größere Teil wird erneut zum
Rohstoff; diesmal für zahllose Gewürzmischungen
und -zubereitungen, individuelle Gewürzpräparate
und sonstige Würzmittel.
Um ihre Vielfalt zu erahnen, denke man nur an
die 1500 Wurstsorten hierzulande. Um ihren guten
Geschmack sorgt sich – neben den Fleisch verarbeitenden Betrieben – auch die Gewürzindustrie. Sogar Zusätze, die das Herstellungsverfahren, etwa die
Reifung, verbessern, entwickelt und vermischt sie.
Der produktionsfertige Mix macht’s eben. Und sein
Star ist nach wie vor der Pfeffer. Weltweit.
aus: pfeffer – das gewürzmagazin,
Ausgabe1/2007 für Sekundarstufe I
59
Arbeitsblatt zu »Der weite Weg zur Pfeffermühle«
! Lest
den Text M13 „Der weite Weg zur Pfeffermühle“ und beantwortet dann folgende Fragen:
In welchen Reifegraden wird Pfeffer geerntet?
Beschreibe wie Pfeffer wächst und wie man schwarzen
Pfeffer herstellt.
Wer arbeitet auf den Plantagen?
Wer organisiert den Transport des Pfeffers vom Ursprungs­
land nach Europa? Nenne die einzelnen Schritte. Wie viel Zeit
benötigt man heutzutage für den Transport?
Beschreibe den Veredelungsprozess von Pfeffer in einem
modernen Gewürzverarbeitungsbetrieb.
Was macht den Pfeffer „scharf“? Was passiert mit dem gerei­
nigten und zerkleinerten Pfeffer?
aus: pfeffer – das gewürzmagazin,
Ausgabe1/2007 für Sekundarstufe I
60
M14
M14
Blatt 2 : Arbeitsblatt/Lösungen
?
!
?
!
?
!
Pfefferpflanzung
auf Malaysia
In welchen Reifegraden wird Pfeffer geern­
tet? Beschreibe wie Pfeffer wächst und wie
man schwarzen Pfeffer herstellt.
Reifegrade:
weiß/mild,
schwarz /würzig,
grün/aromatisch.
Die Früchte wachsen an einem Kletterstrauch in
Rispen. Um schwarzen Pfeffer zu ernten, werden die
Beeren in noch unreifen grünen Zustand gepflückt.
Oft auf großen Bastmatten ausgebreitet, werden sie
von Sonne und Wind getrocknet. Das frische, grüne
Korn schrumpelt und nimmt seine typisch schwarzbraune Farbe an.
Wer arbeitet auf den Plantagen?
In der Regel sind es Familien.
Wer organisiert den Transport des Pfeffers
vom Ursprungsland nach Europa? Nenne
die einzelnen Schritte.
Wie viel Zeit benötigt man heutzutage für
den Transport?
„Town-Dealer“ und nationale Aufkäufer in den Produktionsländern organisieren zunächst die noch
unreine, feuchte Ware. Nach einem ersten Reinigungsprozess, der meist im Heimatland stattfindet,
wird der Pfeffer in Jute- oder Kunststoffsäcke verpackt. Die unterschiedlichen Qualitäten werden
Unreife
durch Markierungen oder durch farbige Etiketten
gekennzeichnet. Per Schiffscontainer erreicht die
Ware Europa. Hamburg ist der wichtigste Gewürzimporthafen. Der Transport dauert heutzutage
zwölf Tage.
Beschreibe den Veredelungsprozess von
Pfeffer in einem modernen Gewürzverar­
beitungsbetrieb.
Bei modernen Gewürzverarbeitern läuft die Veredelung vollautomatisch innerhalb eines geschlossenen Systems. Die verschiedenen Beeren werden in
die Reinigungsanlage gefüllt, dann übernehmen
Maschinen und ausgeklügelte Computerprogramme die Arbeit: Mittels gereinigtem Luftstrom werden
die Pfefferkörner getrennt von Sand, Schmutz und
Stielen. Magnete entfernen mögliche Metallteile,
Siebe übernehmen die Feinsortierung. Dann werden die Gewürze in Dosen, Beutel oder Eimer abgepackt und gehen in den Verkauf.
Was macht den Pfeffer „scharf“? Was pas­
siert mit dem gereinigten und zerkleiner­
ten Pfeffer?
Das so genannte Piperin. In größerer Menge sitzt es
direkt unter der Schale.
Nach der Reinigung und Zerkleinerung wandert
ein kleiner Teil in aromageschützte Beutel oder in
die dosierbereite Kunststoffdose; der große Teil aber
wird für Gewürzmischungen und -zubereitungen,
individuelle Gewürzpräparate und sonstige Würzmittel verwendet.
Pfefferrispen
am Strauch
?
!
?
!
aus: pfeffer – das gewürzmagazin,
Ausgabe1/2007 für Sekundarstufe I
61
62
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Damaskus
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Sansibar
.......................Malabar.....küste
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...
. ..
...............
Shanghai
Beijing
Malakka
Jakarta
.....Sri...Lanka
.............
Jaisalmer
Kaschmir
..
..........
Phöniker
Araber (Dhaus und Karawanen)
Die Seidenstraße und China
Venezianer
......
......
......
Muscat
Samarkand
.
. . ..
...........
Timbuktu
Kairo
.............
.....
...
Konstantinopel
...
Marrakesch
Rom
Pantelleria
Venedig
Gewürzstraßen in der Zeit zwischen etwa 1000 v. Chr. und 1450 n. Chr.
Molukken
(Gewürzinseln)
Gewürzstraßen vor 1450
M15
.....
...
Cuzco
Jamaika
.....
.............
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Mexico
Grenada
........
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...........
.......
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.....
....
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Kapverdische
Inseln
Portugiesen
Niederländer
Briten
.......... Spanier
....
...........
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.......... ........................
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Elmina
Lissabon
Cadiz
London
Sansibar
Kapstadt
St. Sebastian
São Paulo
de Loanda
Amsterdam
Kalkutta
Bombay
Madras
Malabarküste
Sri Lanka
Mauritius
Seychellen
Muscat
Gewürzstraßen in der Zeit zwischen etwa 1450 und 1900
Singapur
Malakka
Bangkok
Macao
Molukken
(Gewürzinseln)
...........................
.
.
.
.
.
.
...
Gewürzstraßen nach 1450
M16
.......
.......
63
Robinson-Projektion
Weltumrisskarte
64
M17
Anhang
Ausleihstellen
von
Gewürzkoffern
Hessen
Baden Württemberg
Ökumenische Werkstatt MainKinzig, Langenselbold
Tel.+49 / (0) 6184 / 623 55
[email protected]
www.oew-mk.de
EPIZ Reutlingen
Tel. +49 / (0) 7121 / 49 10 60
[email protected]
www.epiz.de
Karl Kübel Stiftung, Bensheim
Tel. +49 / (0) 6251/ 7005-0
[email protected]
www.kkstiftung.de
Eine Welt Laden El Mundo,
Schorndorf
Tel. +49 / (0) 7181 / 25 81 50
[email protected]
www.elmundo.de
MecklenburgVorpommern
Berlin/Brandenburg
EPIZ Berlin
Tel. +49 / (0) 30 / 692 64 19
[email protected]
www.epizberlin.de
BAOBAB Berlin
Tel. +49 / (0) 30 / 442 61 74
nina.krueck@baobab
-infoladen.de
www.baobab-infoladen.de
Weltladen Puerto Alegre,
Frankfurt/O
Tel. +49 / (0) 335 / 53 02 85
[email protected]
www.puerto-alegre.de
Bremen
BIZ Bremen
Tel. +49 / (0) 421 /17 19 10
[email protected]
www.bizme.de
Hamburg
PTI-Nordelbien – Bibliothek
Hamburg
Tel. +49 / (0) 40/ 306 20 14 00
[email protected]
www.pti-nordelbien.de
Bramfelder Laterne –
Infozentrum Globales Lernen
Tel. +49 / (0) 40 / 641 50 23
[email protected]
www.bramfelderlaterne.de
AG Eine Welt Schwerin
Tel. +49 / (0) 385 / 73 40 96
[email protected]
Niedersachsen
Aktionszentrum 3. Welt
Osnabrück
Tel. +49 / (0) 541 / 26 09 81
aktion3welt-osnabrueck@
t-online.de
Verein Niedersächsischer
Bildungsinitiativen e.V. (VNB),
Barnstorf
Tel. +49 / (0) 5442 / 80 45 55
[email protected]
www.vnb.de
Nordrhein-Westfalen
Evangelische Mediothek
Minden
Tel. +49 / (0) 571 / 837 44 92
[email protected]
www.kirchenkreis-minden.de
Mediothek der Lippischen
Landeskirche, Detmold
Tel. +49 / (0) 5231 / 97 68 06
[email protected]
www.lippische-landeskirche.de
Welthaus Bielefeld, Mediothek
Tel. + 49 / (0) 521 / 986 48 11
[email protected]
www.welthaus.de
MÖWe – Amt für Mission,
Ökumene und kirchliche Weltverantwortung, Dortmund
Tel. +49 / (0) 231 / 54 09 78
[email protected]
www.moewe-westfalen.de
Eine Welt Zentrum Herne
Tel. +49 / (0) 2323 / 99 49 70
[email protected]
www.ewz-herne.de
Infostelle „Dritte Welt“
des Ev. Kirchenkreises Duisburg
Tel. +49 / (0) 203 / 37 03 04
[email protected]
www.infostelle-drittewelt.org
Fair – ein Niederrhein,
Kamp-Lintfort
Tel. +49 / (0) 2842 / 703 96
[email protected]
www.fairer-handel-kamplintfort.de
Gemeindedienst für Mission
und Ökumene, Krefeld
Tel. +49 / (0) 2151 / 626 80
[email protected]
www.gmoe.de
gepa – Regionales Fairhandelszentrum Aachen
Tel. + 49 / (0) 241 / 285 58
[email protected]
www.gepa.de
Medienzentrum im Eine Welt
Forum Aachen e. V.
Tel. +49 / (0) 241 / 89 44 95 64
[email protected]
www.1wf.de
Weltladen Bonn
Tel. +49 / (0) 228 / 69 70 52
[email protected]
www.weltladen-bonn.de
Saarland
Gemeindedienst für Mission
und Ökumene, Saarbrücken
Tel. +49 / (0) 681 / 30 14 08 32
[email protected]
www.gmoe.de
65
Anhang
Aktion 3. Welt Saar
Tel. +49 / (0) 6872 / 99 30 56
[email protected]
www.a3wsaar.de
Sachsen
aha – anders handeln e. V.,
Dresden
Tel. +49 / (0) 351 / 492 33 70
[email protected]
www.aha-bildung.de
F.A.I.R.E. Warenhandels eG,
Dresden
Tel. +49 / (0) 351 / 889 23 80
[email protected]
www.faire.de
Eine Welt e. V., Leipzig
Tel. +49 / (0) 341 / 301 01 43
[email protected]
www.einewelt-leipzig.de
Informationszentrum
WELT-Laden e. V. Chemnitz
Tel. +49 / (0) 371 / 31 24 76
[email protected]
Sachsen-Anhalt
Landesinstitut für Schulqualität
und Lehrerbildung SachsenAnhalt (LISA)
Tel. +49 / (0) 345 / 204 22 03
[email protected]
www.fortbildung.sachsenanhalt.de
Schleswig-Holstein
Umwelthaus Neustädter Bucht
Neustadt/Holstein
Tel. +49 / (0) 4561 / 505 65
[email protected]
www.bund-umwelthaus.de
Stadtbildstelle Norderstedt
Tel. +49 / (0) 40 / 53 59 54 00
[email protected]
www.stadtbildstellenorderstedt.de
Medienzentrum des Kreises
Steinburg Itzehohe
Tel. +49 / (0) 4821 / 694 49
[email protected]
www.medienzentrumsteinburg.com
Literatur
Gemeindedienst für Mission
und Ökumene (Hrsg.): Wo der
Pfeffer wächst – Gewürze: Herkunft, Geschichte, Fairer Handel, Rezepte
Materialien für Erwachsenbil­
dung, Schule, Konfirmandenund Jugendarbeit; 2010, ISBN
978-3-00-030710-2
Stefan Zweig: Magellan – Der
Mann und seine Tat; S. Fischer
Verlag, ISBN 3-596-25356-X
Peter Lendi, Esther Villiger:
Gewürze, Biologischer Anbau
– Fairer Handel – Rezepte
Fona Verlag, 2007, ISBN 978-303780-309-7
66
Kreisbildstelle/Medienzentrum
Dithmarschen, Heide
Tel. +49 / (0) 481 / 33 33
medienzentrum@
dithmarschen.de
www.kreisbildstelledithmarschen.de
Abfallberatungsstelle BUND
Preetz
Tel. +49 / (0) 4342 / 59 60
bund-umweltbuero-preetz@
gmx.de
www.bund-umweltbueropreetz.de
Umweltschutzamt der Landeshauptstadt Kiel
Tel. +49 / (0) 431 / 901 37 65
[email protected]
www.kiel.de
Luxemburg
ASTM / CITM
Tel. +352 / 40 04 27 31
[email protected]
www.astm.lu
Links
Fair Kochen, Köstliches aus aller
Welt mit Fairtrade-Produkten
Dorling Kindersley Verlag, 2009,
ISBN 978-3-83101392-0
Ausführliche Informationen
über alle Gewürze, Fachverband
der Gewürzindustrie, Bonn:
www.gewuerzindustrie.de
Küchenkräuter und Gewürze
aid Infodienst; Verbraucher­
schutz, Ernährung, Landwirt­
schaft e.V., 1372/2008, www.aid.
de, ISBN 978-3-8308-0742-1
Ebenfalls ausführlich (in engli­
scher Sprache), Indian Institute
of Spices Research:
www.spices.res.in
Umweltfreundlich Vegetarisch
Genussrezepte mit CO2-Berech­
nungen; Walter Hädecke Verlag,
2009, ISBN 978-3-7750-0561-6
Tanja Dusy: Indisch Kochen
GU Küchenratgeber, ISBN 978-38338-0308-6
Über Gewürze im Fairen Handel
in Deutschland:
EL PUENTE, Nordstemmen:
www.el-puente.de
dwp eG, Ravensburg:
www.dwp-rv.de
CD-rom
CD-INHALT
Arbeitsblätter M 1–17
Lieder Texte und Noten
Bilder Aus der Broschüre und andere
Power-Point-Präsentationen
•Geschichte der Gewürze •Zwölf Gewürze
•Fairer Handel und Gewürze
•Kräuter und Gewürze (von dwp)
Herausgeber:
Lektorat: Bettina Furchheim
Grafische Gestaltung, Illustration:
Christian Bauer, www.studiofuergestaltung.net
Druck: Ninodruck Neustadt/W.
Bildnachweis: Christian Bauer (1, 3 o., 5, 6, 7, 8,
9u., 18-22, 25, 29 re., 31 o., 35 o., 36 u., 39, 41, 42 u.,
43-45, 49, 50 f u., 53 f. u., 55 u., 60), Sanjay Ach (3
u.) dwp (17, 35 u.), Angelika Stein­bicker (4 li.),
el puente (34, 37, 56), Elisabeth Bauer (9, 15, 16 o.,
48, 50, 52), creative collection (16 u. links, 42), public
domain (16 u. re., 27-30, 46, 47, 51, 61, 62-64) pfeffer
– das gewürzmagazin (58-59).
Westwall 37, 47798 Krefeld
Tel. +49 / (0)2151 / 626 80
Fax + 49 / (0) 2151 / 6268 20
[email protected]
www.gmoe.de
Redaktion: Rolf Beek, Dietmar Boos, Werner
Brall, Wilson Budde-Iser, Christian Sandner,
Angelika Steinbicker, Karin Wilke
Wir bedanken uns bei der
Kindernothilfe für die Mitarbeit.
Für die finanzielle Förderung bedanken wir uns bei:
© 2010 Gemeindedienst für Mission und
Ökumene – Region Niederrhein
ISBN 978-3-00-030710-2
67
Gewürze wie Nelken, Muskat, Sesam oder Vanille sind heute in
Mitteleuropa nichts Besonderes mehr. Wir können sie im nächsten
Supermarkt problemlos einkaufen, ohne eine gefährliche Reise
unternehmen zu müssen. In jedem Haushalt gibt es einen
reichhaltigen Vorrat, den wir aber nicht als besonderen Reichtum
betrachten.
Vor 500 Jahren war der Handel mit Gewürzen die große Herausforderung für Abenteurer mit Aussicht auf atemberaubende
Gewinne. Die Landwege zu den fernen Ländern des Orients,
wo Pfeffer, Zimt und Muskat wuchsen, waren schon sehr lange
erschlossen und fest in den Händen der arabischen Händler. Mit
der Entdeckung des Seeweges um das Kap der guten Hoffnung
(1498) begann die Blütezeit des Gewürzhandels.
Heute spielen Gewürze für uns nicht mehr diese herausragende wirtschaftliche Rolle. Nach wie vor wissen wir wenig über ihre
Herkunft und die Menschen, die sie angepflanzt, gepflegt
und geerntet haben. Das wollen wir mit diesem Heft und dem
„Gewürzkoffer“ ändern.
Das Team des „Arbeitskreises entwicklungspolitische Lern- und Aktionsmodelle“
ISBN 978-3-00-030710-2
Gemeindedienst für Mission und Ökumene
Evangelische Kirche im Rheinland