Kulisse, Bühne, Schauplatz, Star, Mythos und lebendige Metropole
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Kulisse, Bühne, Schauplatz, Star, Mythos und lebendige Metropole
R e i s e I N i z z a Fot os: is Dor S fels gen prin S s ce ori ran t: D ut F o tex t , A fels gen prin Ato u t F r anc e hos u t y M r, ehr. tz, Sta m a l l e p i v au noch , Sch e d n n h ü hu se, B gleic u z Kulis s le ist al a z z i N 104 A b s o l u t B e a u t i f u l dige ben nd le le – opo Metr Arnberger p i r t y t i C izza N Arnberger Ato ut F ranc e Ato ut F ranc e Reise Reise R e i s e I N i z z a Absolut intensives Blau. So blau, wie man es sich kaum vorstellen kann, in allen Schattierungen von Mitternachtsblau, dort, wo am Horizont Himmel und Meer aufeinandertreffen. Das ist die Farbe, der die Côte d’Azur völlig zu Recht ihren Namen verdankt. N izza, Cannes, Antibes, Monte Carlo, St. Tropez – Namen, die sofort ein Bild von sonnendurchfluteten Tagen, von azurblauem Meer, von Luxus und Glamour, von Leichtigkeit und Eleganz, vom Charme vergangener Zeiten und Laissez-faire heraufbeschwören. Sehnsuchtsorte, die wir mit gar vielen Attributen belegen, deren Straßenzüge man aus unzähligen Filmen kennt, die aber in den letzten Jahren wieder mal eine Metamorphose vollzogen haben. Weg vom Paradies der Ruheständler und hin zu mehr Weltoffenheit, Dynamik und Jugendlichkeit. Die legende lebt Besonders deutlich spürt man das in Nizza. Der große Reiz besteht unter anderem auch darin, dass Nizza kein reiner Badeort ist, sondern eine lebendige Großstadt mit vielen alten, historischen Vierteln, mit breiten Boulevards voller Geschäfte, die nicht nur Touristenläden sind, sondern für Gäste und Einheimische gleichermaßen interessant, mit einem Leben, das sich nicht nur nach der Saison richtet, mit einer ultramodernen Straßenbahnlinie, deren Bau die Nizzaer jahrelang in den Wahnsinn getrieben hat, die jetzt aber unverzichtbar erscheint, mit dem wohl schönsten Markt der Côte d’Azur und mit der Promenade, die die Urmeile der französischen Riviera darstellt. Nein, nicht die 106 A b s o l u t B e a u t i f u l Croisette von Cannes war die erste, es war die Promenade des Anglais, die immer noch ihren Status der Einmaligkeit wahrt. Die „Prom“ entspricht im übertragenen Sinn den Champs-Élysées, ist Bühne für jedermann. Hier treffen sich Pensionisten zum Boule ebenso wie Liebespaare zum Flirten, hier strandeln Touristen und angeln Fischer, hier stürzen sich im Morgengrauen Tausende Triathleten in die Fluten beim jährlichen Ironman, hier finden Buchmessen und Gourmetmessen statt, hier gibt es am 4. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, das großartigste Feuerwerk der Region, hier picknicken Familien, hier ist einer der Mittelpunkte Nizzas. Kein Wunder, man braucht ja einfach nur auf einem der blitzblauen Eisenstühle Platz nehmen und schon hat man die schönste Freiluftbühne: Je nach Blickrichtung vor sich die Prom mit dem pulisierenden Leben oder vor sich das Meer, das in diesem ganz besonderen Blau schimmert, das schon Maler wie Matisse in ihren Bildern einfangen wollten und das dennoch nur schwer zu beschreiben ist. Es ist das Licht, das diese kristallklare Schärfe ausmacht, das es zum Glitzern und Gleißen bringt, so intensiv, dass man es ohne Sonnenbrille kaum erträgt. Am Strand selbst wechseln exklusive Clubs wie das Beau Rivage mit Abschnitten, wo Sonnenbaden noch gratis ist. In ersteren lässt sich mit genügend Kleingeld in der Tasche perfekt der Tag verbummeln, Meeresfrüchte zum Déjeuner, dazu ein eisgekühlter Rosé, vor sich nur das unendliche Blau des Mittelmeers. Uns zieht es aber weiter in die dahinterliegende Altstadt, vorbei an der Oper, Richtung Cours Saleya. Buntes Markttreiben Blumenhändler inmitten von Pfingstrosen, Iris, Mimosen, Freesien, Körbe voller frischer Auberginen, Tomaten, Oliven, Erdbeeren, Kirschen – eine Symphonie von Farben, die sich in bunten Seifen in Form von Macarons fortsetzt, dazwischen duftendes Olivenöl, frische Kräuter, Stände mit Gewürzsalz – und das keine fünfzig Meter hinter der Küstenlinie und keine zwanzig von den Ponchettes, den flachen Fischerhäusern entfernt: der Cours Saleya. Gesäumt von ockerfarbenen Patrizierhäusern, in denen sich Cafés und Restaurants befinden, auf deren Terrassen den ganzen Tag über duftende Köstlichkeiten aufgetragen werden. Hier spürt man die Nähe Italiens, viele Speisen sind von beiden Kulturen beeinflusst, wie z.B. die Socca, ein Fladenbrot, das nach Pizzamanier belegt wird, oder Pistou, eine Sauce aus Basilikum, Knoblauch und Olivenöl, die gleich dem Pesto zur Pasta oder mit Gnocchi gegessen wird. Über den Dächern von Nizza Wer erinnert sich nicht an den Hitchcock-Klassiker? Gary Grant und Grace Kelly vor der Kulisse der Côte d’Azur. Überall dort gedreht, nur nicht in Nizza selbst. Schade, denn die Dächer Nizzas haben durchaus etwas zu bieten. Gleich hinter dem Cours Saleya erhebt sich der Colline du Château, der Schlosshügel von Nizza. Ein Schloss wird man hier aber vergeblich suchen, Louis XIV. ließ es als Strafsanktion sprengen, was uns heute einen perfekten Rundumblick auf die Stadt beschert. Um die vom Flanieren bereits etwas müden Füße ein bisschen zu schonen, nehmen wir den Aufzug in der Rue des Ponchettes, anstatt die 400 Treppenstufen nach oben zu steigen. Oben angekommen, ist der Trubel des Marktes plötzlich weit weg, Stille und ein würziger Kieferduft liegen in der Luft. Man findet die Ruinen einer mittelalterlichen Abtei inmitten der tiefgrünen Flora aus Pinien, Aloen, Feigenund Johannisbrotbäumen. Von hier, wo schattige Terrassen zum Ausrasten verleiten, geht ein Weg rund um den Hügel, der immer wieder Ausblicke auf die darunterliegende Stadt freigibt. Das perfekte Rund des alten Hafenbeckens mit seinen unzähligen Booten wechselt mit den glatten Bauten der Neustadt, geht über auf die Belle-Epoque-Hotelpaläste von Cimiez, die Festungen von Mont Boron und Mont Alban bis hin zur beeindruckenden Baie des Anges. Wahrhaft atemberaubende Ausblicke. 4 Ato u t F ranc e sattem Azur bis hin zu Die Farbe Blau. Blaues Meer. Blaue Sessel an der „Prom“. Die vorherrschende Farbe an der Côte ist so intensiv wie die Indigo-Bilder von Yves Klein, die das Kernstück der „École de Nice“ bilden. Dieser Künstlergruppe, der auch Niki de Saint Phalle angehörte, hat man den futuristischen „Tempel“ MAMAC, das Museum für moderne Kunst, gewidmet. R e i s e I N i z z a uns vorbei und bringt uns aus der Vergangenheit zurück in die Gegenwart. Die Fußgängerzone beginnt hier an der Place Massena, und entgegen aller Vorurteile kann man mittlerweile in Nizza gut shoppen. Sei es im Ableger der Pariser Galéries Lafayette, sei es in den zahlreichen kleinen Läden in der Avenue Jean Médécin, der Rue Massena oder im Altstadtviertel zwischen Saleya und Garibaldi. Schuhe, Taschen, Bekleidung, Wohnaccessoires und natürlich jede Variante kulinarischer Köstlichkeiten von köstlichem Olivenöl bei Alziari bis hin zu L’Art Gourmand, wo Naschkatzen ihr Eldorado finden. Blaue Stunde Altstadtbummel Wieder unten, lassen wir uns treiben im Gewirr der Altstadtgassen. Genießen ein Eis auf dem Place Rosetti bei Fenocchio, dem wohl bekanntesten Eissalon Nizzas, in dessen Vitrine auch außergewöhnliche Geschmacksrichtungen wie Calisson, Fleur d’Orange oder Violette zu finden sind. Schlendern über den Place du Palais mit dem großen Brunnen, wo immer wieder Straßenmusikanten oder Pantomimen ihr Glück versuchen. Überqueren den schönen, baumbestandenen Place Garibaldi, genießen die Wasserspiele auf der Promenade du Paillons und gelangen schließlich zur Place Massena. Mit seinen pompejanisch roten Fassaden und Arkaden wirkt dieser Platz mehr italienisch als französisch, dazu trägt auch die Fontaine du Soleil mit der Apollostatue bei. Ein Zug der ultramodernen Tramway rattert an 108 A b s o l u t B e a u t i f u l Inzwischen ist es Abend geworden. Der Himmel hat bereits dieses intensive Blau angenommen, das Franzosen zur L’Heure bleue inspiriert. Überall in den Straßencafés treffen sich die Menschen zu einem Glas Pastis oder Wein, beschließen den Tag mit Savoir-vivre. Auch in der holzverkleideten Bar des legendären Hotels Negresco geht es noch entspannt zu. Im Hintergrund läuft Eddy Mitchells „C’est bien fait“, und seine rauchige Stimme erinnert uns ein wenig an Georg Danzer. Das Negresco steht unter Denkmalschutz, ist einer der Art-Déco-Paläste an der „Prom“, eines der inoffiziellen Wahrzeichen Nizzas mit dem bunt gekleideten Trompeter davor, den Niki de Saint Phalle gekonnt in Szene gesetzt hat. Ein Stück Vergangenheit in einer Stadt, die dennoch nicht steckengeblieben ist, sondern lebendig und modern, wo man das Alte mit dem Neuen so verbunden hat, dass ihr Charme sich immer wieder neu erfindet. g Zoom Nizza – Tipps & Facts Anreise: Direktflug mit Austrian Airlines. Empfehlenswert: Le French Riviera Pass: gibt es für 24 h, 48 h oder 72 h. Umfasst die Region Nizza, Antibes-Juan les Pins, Biot, Cagnes-sur-Mer, Beaulieu-sur-Mer, Saint Jean-Cap Ferrat, Eze und Monaco. Viele Vergünstigungen und freie Eintritte. Hop-on-Hop-off-Tour durch Nizza Nicht verpassen: Märkte: Cours Saleya: täglich beeindruckender Obst- und Gemüsemarkt, der vom Conseil National des Arts Culinaires zu einem der außergewöhnlichsten Märkte Frankreichs gewählt wurde. Montags anstelle des Obst- und Gemüsemarktes Flohmarkt. Promenade du Paillon: Stadtpark im Herzen Nizzas mit vielen unterschiedlichen Wasserspielen, die in die Bodenplatten des Parks eingebaut wurden und den Besuchern eine feuchte Erfrischung bescheren. Kinderspielplätze, Grünflächen. Während eines Spaziergangs im Park können beidseitig die schönen Häuserfassaden der Altstadt betrachtet werden. Place Rossetti: Einer der schönsten Plätze der Altstadt. Zahlreiche Restaurants und Cafés sowie die Kathedrale Sainte-Réperate, deren freistehender Glockenturm zu den inoffiziellen Wahrzeichen Nizzas gehört. Jardin du Monastère de Cimiez: Erinnert stilistisch an die italienische Gartenkunst. Der vormalige Gemüse- und Obstgarten der Mönche entspricht mit seinem zentralen Brunnen und seinen alten Pergolen, über die Kletterrosen ranken, noch heute den ursprünglichen Plänen. Die Luft ist vom Duft der vielen Blumenarten erfüllt. Am Ende des Gartens hat man eine schöne Aussicht über die Stadt. Charmant und trés FranÇais Ein paar Schritte nur von der Promenade des Anglais entfernt, hat die Hotelfachfrau Barbara Kimmig ihr Traumhotel entdeckt, damals vielleicht ein bisschen in die Jahre gekommen, doch absolut charmant. Sie und ihr Mann erwarben die Belle-Époque-Villa und verwandelten sie mit viel Einsatz und noch mehr Gespür für Stil und Ambiente in ein exquisites Boutique Hotel mit 26 liebevoll dekorierten Zimmern, die einen herrlichen Ausblick über die Gärten des „Musikerviertels“ bieten. Jedes ist anders, jedes mit Antiquitäten und typisch französischen Tapeten und Stoffen ausgestattet. Modern sind die Bäder und die Technik: Klimaanlage, kostenfreies Wlan, Telefon und Flachbildfernseher gehören zu den Annehmlichkeiten des Hauses. Viele Zimmer verfügen auch über einen kleinen Balkon bzw. die typisch französischen Fenster, die bis zum Boden reichen und viel Licht und Luft in die Räume lassen. Auch der Frühstücksraum ist lichtdurchflutet. Hier beginnt der Tag bereits mit einem umfassenden Petit Déjeuner. Nichts fehlt, frisches Obst, Säfte, knuspriges Baguette, würziger Fromage und delikater Jambon, Marmeladen, Müsli, Yoghurt – Frau Kimmig weiß, wie sie ihre Kunden verwöhnt. Sie ist auch immer wieder selbst vor Ort, plaudert gerne mit ihren Gästen, fast fühlt man sich wie in einem Privathaus zu Besuch. Auch die Damen an der Rezeption und im Service sind ausnehmend freundlich, viele sprechen deutsch und alle helfen gerne weiter. Perfekt ist auch die Lage, in nur zehn Minuten erreicht man den Place Massena oder in 20 den Cours Saleya. Noch ein weiterer Pluspunkt ist der kleine Garten, für Nizza eine Seltenheit. Perfekt: Nach dem Bummeln hier ein Glas Rosé trinken, die Ruhe und die L’Heure Bleue genießen, bevor es wieder losgeht zum Abendessen. Buchtipp: Gebrauchsanweisung für Nizza, Jens Rosteck, Piper Weitere Informationen: Atout France – Französische Zentrale für Tourismus, Tel.: +43 (0)1/503 28 92-18 [email protected] www.rendezvousenfrance.com Office de tourisme de la ville de Nice – Direction générale 5 Promenade des Anglais – BP 4079 06302 NICE CEDEX 3 Tel.: +33 (0)8 92 70 74 07 http://de.nicetourisme.com/ HÔTEL*** VILLA RIVOLI | 10 rue de Rivoli, 06000 Nizza, Frankreich | Tel. +33 (0)4 93 88 80 25 | Foto s : S pr in g enf e ls ( 3) , Ri vo l i ( 2 ) Villa Ephrussi de Rothschild. Nur eine gute halbe Stunde ist es mit dem Bus nach Beaulieu, Saint Jean Cap Ferrat, wo sich die schönste Villa im Renaissancestil oberhalb der Côte d‘Azur befindet Doch nicht nur die Villa beeindruckt, sondern vor allem der Park, der neun verschiedene Themengärten auf einer Fläche von über sieben Hektar umfasst: spanisch, französisch, exotisch, japanisch, provenzalisch sowie einen Stein- und Rosengarten. Um einen perfekten Ausblick auf die Anlage zu haben, bummelt man am mit Seerosen und Wasserhyazinthen bedeckten Teichbecken zum schattig gelegenen Tempel der Liebe Hotel Villa Rivoli Reise E-Mail: [email protected] | www.villa-rivoli.com A b s o l u t B e a u T i f u l 109