Soni Honegger und die Rio Grande - Modellbahn
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Soni Honegger und die Rio Grande - Modellbahn
Schweizer Abenteurer, Dampflokführer und Eisenbahndirektor in den USA (1. Teil) Soni Honegger und die Rio Grande Die Geschichte vom Buben aus dem zürcherischen Tösstal, der auszog, um in Amerika Dampflokführer zu werden und es dann bis zum Eisenbahndirektor brachte. Von Roland Kink B ubenträume werden nur selten wahr. Manche aber realisieren sich über sich selbst hinaus. Etwa wenn aus dem Hansli nicht nur ein Matrose, sondern gleich ein Kapitän geworden ist; wenn Fritzli statt Go-Kart-Schweizermeister Formel-1-Pilot wird. Oder wenn Ueli aus Gibswil im hintersten Tösstal statt Damplok führer auf der Rio Grande zu werden im Wilden Westen gleich eine ganze Dampf eisenbahn übernehmen kann. «Dream Overshooting». Hier also die wahre Geschichte von diesem Ueli. Eine tolle Nachricht «Die C&T Management Corporation hat Ulrich ‹Soni› Honegger per 1. November 2008 zum General Manager der Cumbres & Toltec Scenic Railroad ernannt». So liess sich der Verwaltungsrat Ende August 2008 in einer Presseaussendung verlauten. War das eine tolle Überraschung! Mein Freund Soni drüben in New Mexico hatte es nicht, wie schon seit Jahren erhofft, zum Chief Mechanical Officer (etwa: Chef ZfW) geschafft, sondern gleich zum Boss der ganzen Bahn! Ich konnte es kaum glauben und Mikado 2-8-2 K-36 #488 der Cumbres & Toltec Scenic Railroad fährt im September 2005 unter erschwerten Umständen in Sublette ein. 22 LOKI 1 | 2009 Reportage Soni Honegger im Führerstand als Dampflokführer auf der Cumbres & Toltec Scenic Railroad. kannte. In den letzten Jahren dampfte sie ab und zu durch die Seiten dieses Magazins. In Vorbild (etwa in «Steam & Snow», LOKI 1|1994, «Rocky Mountain Steam», LOKI 10|1998) und Modell (etwa in «Poncha Junction», LOKI 10|1998, «Nenngrösse F», LOKI 9|2008). Und unter den hiesigen Fans der Drei-Fuss-Schmalspurbahnen im Grenzgebiet der US-Bundes- Fotos: Beat Jäggi griff spontan zum Telefon. Nach dem Gespräch gleich noch einmal, um einen Flug nach Denver zu buchen. Das musste genauer abgeklärt werden! Die Cumbres & Toltec Railroad, die höchstgelegene und längste SchmalspurDampfeisenbahn der USA zwischen Chama, New Mexiko, und Antonito, Colorado, ist den LOKI-Lesern beileibe keine Unbe- staaten Colorado und New Mexico, den Anhängern der Normgrössen Fn3, 0n3, H0n3 und Nn3 war durch deren gelegentliche Besuche auch Soni Honegger ein Begriff geworden, «unser Landsmann drüben in Chama». Die zwei Touristenbahnen von Durango nach Silverton und die Cumbres & Toltec Scenic Railraod von Antonito nach Chama sind die beiden einzigen übrig gebliebenen Teilstrecken des ehemaligen weit verzweigten Schmalspurnetzes der Denver & Rio Grande Western Railraod. Lange ist’s her, als dass sie zum berühmten Colorado Narrow Gauge Circle gehörten. 1892 warb die DRG&W mit dem Slogan «Tausend Meilen per Zug durch die Rocky Mountains, rund um den Circle». Heute sind die 45 Meilen (73 km) der Durango & Silverton und die 64 Meilen (102 km) der Cumbres & Toltec alles, was von der ehemaligen schmalspurigen Kreis-Herrlichkeit übrig geblieben ist. 1999 kam ich das erste Mal als Reiseleiter nach Chama. Als ich das Gruppen ticket am Schalter abholte, meinte die Agentin: «From Switzerland, eh?» Im ▷ Mikado 2-8-2 K-36 #484 der Cumbres & Toltec Scenic Railroad fährt im August 2005 mit mächtigem Rauchausstoss in den Cumbres-Yard ein. LOKI 1 | 2009 23 Sonis erste Güterwagen nach US-Vorbild … Colorado Narrow Gauge Circle mit, rot eingezeichnet, den beiden Strecken D&S und C&T. … von der Firma LGB, schön gealtert. folgenden Small Talk sagte sie dann: «Wir haben einen Schweizer, der bei uns in der Werkstatt arbeitet. Sein Name ist Sunny. Willst Du seine Telefonnummer?» Na klar wollte ich, na klar rief ich ihn unbekannterweise sofort an, na klar trafen wir uns dann auf ein Feierabendbier. Seither habe ich ihn mindestens alle zwei Jahre wieder getroffen. Und vieles hat sich geändert. heutigen Rufnamen in Amerika, wo es keine Umlaute gibt: Soni. Also nicht Sunny, wie ich ursprünglich verstanden hatte. Soni ist natürlich viel spezieller, einzigartig, und passt deshalb auch besser zu seinem Namensträger. Früh geweckte Abenteuerlust Ueli Honegger verbrachte die Jugendjahre mit seinen beiden Schwestern Maia und Verena als Sohn eines begabten Elektro ingenieurs und einer umtriebigen Buchhändlerin bis zur vierten Klasse in Zollikon. Vater Charly betrieb dort seine eigene Firma, die Honegger Elektronik AG. Diese war auf Steuerungen von Personenbeförderungssystemen spezialisiert. Charly Honegger entwickelte eine solche etwa für das Télécanapé (ein Transportmittel, in welches die Passagiere durch das Zentrum einer rotierenden Plattform einstiegen und auf am Rand der Plattform befestigten Sitzen Platz nahmen) für die Expo ’64 in Lausanne, sowie die Steuerungen für die Monorails der Weltausstellung 1967 in Montreal, und der Calexpo 1969 in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento. Die ganze Familie Honegger machte die beiden Reisen nach Nordamerika mit, alle vier Passagen per Schiff, jene nach und von Kalifornien durch den Panamakanal. Die Kinder wurden dabei von ihrer Mutter beschult. «Diese Reisen haben in mir natürlich Abenteuerlust und die Sehnsucht nach der grossen weiten Welt, vor allem nach Amerika, geweckt», sagt Ueli heute, und: «darum war ich, bevor ich mich für Dampflokomotiven zu begeistern begann, ein angefressener Fan der christlichen Seefahrt». 24 Wieder zu Hause, liess die Ferne den Jungen nicht mehr los. Die alten Entdecker, die Seefahrer, fremde Länder und Völker, die Indianer, das war seine Welt. Seine Schulhefte aus dieser Zeit strotzen von kunstvollen Weltkarten und Zeichnungen, als wären sie für Christoph Kolumbus gemacht worden. Inzwischen waren seine Eltern aus ihrem angestammten Berufsumfeld ausgestiegen und hatten einen Mutterkuhhof auf der Rellstenalp, zuhinterst im Tösstal auf 1000 Meter über Meer in der Gemeinde Bäretswil gekauft. Nun war Uelis Umfeld noch abenteuerlicher, rund um das völlig abgelegene Haus ein dichter Wald, ab und zu von heulenden Nachtwinden durchzogen. Während seine Schwester der Mutter im Haushalt zur Hand gehen musste, durfte der Herr Sohnemann oft seine fast versponnenen Hobbies pflegen. So begann ihn Maia mit einem kleinen Anflug von Neid Söhni zu nennen. Das erklärt nun seinen Der Modellbahn-Bazillus «Schon in der 1. und 2. Klasse spielte ich mit der LGB. Wir wohnten noch in Zollikon. In Meilen besassen meine Eltern damals eine Parzelle, auf der sie allerdings nie ein Haus bauen konnten. Dafür baute mein Vater für uns dort eine Gartenbahn. In der dritten Klasse zügelten wir dann auf die Rellstenalp. Das Thema Meilen war damit abgeschlossen. Dort in Gibswil waren dann so viele neue Dinge um mich, etwa ein ganzer Wald, der erforscht werden musste, dass die Modellbahn automatisch in den Hintergrund rückte. Irgendwann bekam ich aber von irgendwoher den neuen LGBKatalog in die Hände. Als Ami-Fan hatte Soni Honeggers Elternhaus auf der Rellstenalp in Gibswil-Ried, Tösstal. LOKI 1 | 2009 Foto: Beat Jäggi Reportage Stellvertretend für die Gebirgsromantik der ehemaligen Denver & Rio Grande Western: Zug der heutigen Cumbres & Toltec Railroad in der berühmten Phantom Curve am Cumbres Pass im August 2005. ich damals schon ab und zu in Büchern der beiden berühmten amerikanischen Eisenbahnschriftsteller Lucius Beebe und Charles Glegg geschmökert. Und ich staunte nicht schlecht, als ich im LGB-Katalog amerikanische Güterwagen sah! Aber leider hatte LGB dazu noch keine passenden Loks im Programm. Mir gefielen da- mals schon die amerikanischen Eisenbahnen besser als die europäischen. Sie waren viel funktionaler, ohne grosses Design. Wenn man eine US-Dampflok ansieht, dann erkennt man viel besser, wie sie funktioniert. Wenn es einen zusätzlichen Apparat braucht, dann mechen ihn die Amis einfach irgendwo auf die Lok. Sie wir- Mikado 2-8-2 K-28 #478 stand Modell für Soni Honeggers erste Selbstbaulok. LOKI 1 | 2009 ken dann viel urtümlicher. Nun hatte mich der US-Railroad-Bazillus definitiv gepackt. Das muss so in der fünften Klasse gewesen sein, also zwei Jahre nach unserem Umzug auf den Bauernhof.» «Ich kaufte mir also meine ersten beiden amerikanischen LGB-Güterwagen. Sofort amerikanisierte ich sie noch mehr und verwitterte sie stark. Nur hatte ich noch keine Lok für sie. Ausser einer Stainz aus einer Anfangspackung, die noch aus der Meilemer Zeit irgendwo herum stand. Das sah aber schrecklich aus. Genau jetzt brachte LGB endlich auch eine US-Lok. Aber, au Backe!: Es war wieder eine Stainz, der man einfach einen zweiachsigen Tender, einen Kuhfänger und ein furchtbar übertriebenes Mickey Mouse-Farbkostüm verpasst hatte. Das konnte es ja auch nicht sein! Wenn man die Bilder einer Rio Grande Mikado vor Augen hatte! Die Wagen waren toll, aber die Lok …! Inzwischen war ich Stammkunde und -Schmökerer bei Old Pullman in Stäfa geworden. Ich vertiefte mich in jedes US-Eisenbahnbuch, das mir unter die Augen kam. Und mit jedem Buch faszinierten mich die amerikanischen Schmalspurbahnen noch mehr. Vor allem die Denver & Rio Grande Western! Das war die Tollste von allen und wurde zu ‹meiner› Bahn, meiner Lieblingsgesellschaft. Mich beeindruckten vor allem die riesigen, schweren Dampfloks auf den nur gut 90 cm breiten Schienen und die oft halsbrecherischen Strecken, denen man ansah, dass sie nach dem Motto gebaut worden waren ‹get there first, fix it later› (etwa: ‹baue zuerst bis zum Ziel, reparieren kannst du später›). Doch noch immer hatten meine beiden LGB-Boxcars keine halbwegs vernünftig aussehende Zuglok! Also musste ich mir selbst eine bauen. Damals war eine 0-6-2T die grösste Dampflok im LGB-Sortiment. Ich glaube, die war von der Zillertalbahn oder so. Auf jeden Fall beschaffte ich ▷ Speed-Lettering-Schriftzug auf dem Tender von Soni Honeggers K-27 #454. 25 Sonis Free-Lance-Mallet mit zwei LGB-Harzquerdampflok-Antrieben und … … einem zweimotorigen Vierachstender: Lok «G 10/10». «Ich war in der Stifti bei Signum in Wallisellen. Immer noch las ich jedes amerikanische Eisenbahnbuch, das ich in die Finger kriegte. Jetzt hatte ich schon etwas Geschick an der Drehbank und fasste darum den Beschluss, eine richtig grosse Dampflok für meine US-Bahn zu bauen. Dazu nahm ich wieder den Antrieb einer Dampflok aus dem LGB-Sortiment, diesmal von der so schön fett aussehenden Harzquer-Lok 99 6001, allerdings gleich zwei davon, und ich machte daraus eine Art Free-Lance-Mallet. Vier Motoren, zehn angetriebene Achsen! Damit ich sicher keine Adhäsionsprobleme mit ihr haben würde, drehte ich ihren Kessel gleich aus dem Vollen, und sie bekam den alten zweimotorigen Tender meiner 0-6-2. Sie hat gezogen wie der Zuchtmuni meines Vaters.» Lehre bei Signum «Gut, dass wir auf unserem Hof viel Platz hatten. Ich begann wie wild, eine Gartenbahn zu bauen. Carette um Carette Beton wurde verbraucht; Tunnels, Berge, Schlösser, Seen entstanden und natürlich eine gewaltige amerikanische Trestle-Brücke. Im ersten Winter, in der ich auf meiner Gartenbahn fahren konnte, montierte ich meiner umgebauten 0-6-2 mit Schlepp tender einen Schneepflug. Die Lok verfügte aber über zu wenig Traktion, der Schnee blieb liegen. Das hat mir gestunken, also baute ich einen neuen Tender. Ich beschaffte mir zwei Drehgestelle der österreichischen LGB-Diesellok und montierte diese ohne Kuppelstangen unter meinen neuen Tender. Nun hatte die Lok drei Motoren und sieben Antriebsachsen. Jetzt konnte man sie zum Schneeräumen gebrauchen!» Soni zeigte hier schon sein Talent als Mechaniker, das ihm erlaubte, Probleme mit jenen Mitteln zu lösen, die in der Nähe zur Verfügung stehen. Weitere Beispiele dazu folgen später. Schliesslich war er ja auch der Sohn seines Vaters. Auswanderung in die USA «Nach der Elektromechaniker-Lehre hatte ich eigentlich schnell einen guten Job hier in der Schweiz. Bei Signum wurde ich gleich als stellvertretender Lehrlings instruktor eingesetzt. In der Freizeit wid- 26 mete ich mich nun aber mehr den Autos im Massstab 1:1 als der Modelleisenbahn. So konnte ich 1983 im Alter von 22 Jahren als Rennmechaniker wieder einmal in die USA reisen. Allerdings nur für zwei Wochen. Aber auf dieser Reise dachte ich fest daran, ins Land der Freiheit auszuwandern. Denn schon damals wie heute empfand ich die Schweiz als eng und einengend. Für alles gab es Regeln und Vorschriften. Und heute gibt es noch viel mehr davon. In den USA kannst du unkonventionelle Dinge tun, ohne dass die Leute ständig über dich reden oder dich sogar für verrückt erklären. Nur weil du mit einem alten Militärlast wagen zum Einkaufen fährst, zum Beispiel.» 1985, mit 24 ½ Jahren ging dann Soni zusammen mit seiner Schwester Maia auf den grossen Trip. Ihre Amerikareise dauerte ein ganzes Jahr, die beiden legten dabei quer durch die USA mehr als 100 000 Kilometer zurück. Nach einem Jahr kehrte Maia zurück in die Schweiz, Soni blieb. Er hatte sogar einen Job. Als Dampflokmechaniker. Das kam, wie der Zufall spielte, so: Foto: Soni Honegger mir eine solche, entfernte die seitlichen Kohlenbunker und hängte ihr den Triebtender von LGB an. Dann versuchte ich, sie möglichst amerikanisch aussehen zu lassen. Nach einem Bild der Mikado K-28 Nummer 478 der D&RGW rüstete ich sie mit allen Details aus, die ich als Einzelteile kaufen oder selbst herstellen konnte. Alles wurde schwarz gespritzt. Auf den Tender pinselte ich selbstverständlich den Schriftzug ‹Rio Grande› in speed lettering, den typischen schräg nach vorne gestellten Buchstaben mit den oben angehängten Pfeilen: meine erste ‹richtige› amerikanische Lok! Mit der gewinne ich bei meinen Freunden in Chama allerdings heute keinen Schönheitspreis mehr. Deshalb steht sie zu Hause bei meiner Mutter in Gibswil in unserem Kellerbistro.» Eine von Sonis mechanischen «Jugendsünden»: Opel Rekord, umgebaut zu einem Ami-Cop-Streifenwagen. LOKI 1 | 2009 Reportage Maia und Soni mussten in einer Werkstatt in Fayettville im Bundesstatt Arkansas neue Stossdämpfer in ihr Auto einbauen lassen. Während sie warteten, bis der Wagen eines anderen Kunden fertig war, unterhielten sie sich auf Schweizerdeutsch. Neugierig wie die Amerikaner sind, wollte der andere Kunde wissen, welche Sprache sie da benutzten. In der folgenden Unterhaltung stellte sich heraus, dass der Vater des Gesprächspartners im nahen Städtchen Eureka Springs eine Touristenbahn besass. Soni fragte, welche Loktypen er denn habe. «Well, Shays!» war die Antwort. Soni meinte, er kenne sich mit diesen Loks gut aus, er habe auch einmal eine im Modell gebaut. Da wurde der Amerikaner hellhörig und lud Soni auf das kommende Wochenende zu sich nach Hause ein. Das hatte zur Folge, dass Maia und Soni fast einen Monat lang in Eureka Springs hängen blieben, denn Soni wurde gleich als Mechaniker eingesetzt und unter anderem beauftragt, die Luftdruckbremse einer Shay zu reparieren. Auf Drängen von Maia musste er sich dann schliesslich wieder von seinen geliebten Loks losreissen, jedoch mit der Versicherung, dass er jederzeit wieder zurückkommen könne, um wieder für die Eureka Springs & Northern Arkansas Railway zu arbeiten. So geschah es denn auch, nachdem Maia wieder in die Schweiz reiste. Soni zog wieder nach Eureka Springs, denn der Inhaber der Bahn war dafür besorgt, dass er eine Green Card (Arbeitsbewilligung) erhielt. Nun war aus dem Modellbahner ein richtiger Eisenbahner geworden. 1992 bis 1993 heuerte er bei der Arkansas & Missouri Railraod an, wo er zum Conductor ausgebildet wurde. In dieser Zeit entwickelte sich Soni zum Mechaniker-Universalgenie. In seinem Lieblingsfach machte er Gebrauch von den oft zitierten unbegrenzten Möglichkeiten, den Freiheiten, wie er es selbst nennt, in den USA: Nicht nur Dampfloks faszinierten ihn, sondern speziell auch Raupenfahrzeuge, Trucks, Militärfahrzeuge, («wo man die Technik sieht, wo sie nicht unter Design versteckt ist, wo die Funktionstüchtigkeit an erster Stelle steht»), Boote und vor allem auch Geländefahrzeuge. Sein grösster Wurf ist sicher seine Eigenentwicklung Scorpion. Dieses auf den ersten Blick einem Humvee ähnliche Vehikel hat durch seine hydraulisch regulierbare Einzelradaufhängung die Geländegängigkeit eines Menzi Mucks. 21 Stück dieser Klettermaxe hat Soni bis zum Verkauf der Patente und Konstruktionspläne in eigener Werkstatt gebaut, einer davon ist heute noch sein un alltägliches Alltagsfahrzeug. Doch auch im LOKI 1 | 2009 Scorpion eines Kunden in der Werkstatt von Sonis Firma G Force Choppers in Chama, New Mexico. Sonis paramilitärische Eigenentwicklung, der Scorpion 4 x 4 als «High Mobility On & Off Road Vehicle». Motor: Cummins 3,9 Liter Diesel. Eisenbahnwesen konnte Soni zu dieser Zeit weiterhin seinen Tatendrang ausleben: Ende der Achtzigerjahre war eines der legendären Wahrzeichen der amerikanischen Eisenbahnen daran, aus dem aktiven Dienst zu verschwinden, der Caboose. 1988 strich mit Virginia der letzte Bundesstaat die Vorschrift, dass jeder Güterzug am Zugschluss einen Sputnik mitzuführen hatte. Er wurde nach und nach durch FRED ersetzt (Flashing Rear-End Device – Blinkender Apparat am hinteren Ende). Soni nutzte die Chance der unzähligen nun nutzlos herumstehenden Cabooses und zog einen blühenden Occasionshandel mit ihnen auf. Er und sein damaliger Partner kauften sie zum Schrottpreis, möbelten sie auf und verkauften sie als Gartenhäuschen, Schuppen, externe Gästezimmer und ähnliches weiter. Trotz aller dieser Aktivitäten blieb Soni auch noch Zeit für die Modellbahn. Inzwischen hatte er nach jeder Ferienreise in die Schweiz einige seiner alten Modelle mit in die neue Heimat genommen, so auch seine beiden ersten Güterwagen von LGB. Ab und an hatte er sich auch bereits mit ▷ 27 Reportage Live Steam versucht, zum Beispiel einen Kit von Aster zusammengebaut. Als er 1998 zum ersten Mal das grösste Live Steam Treffen der USA, den Diamondhead Steamup in Mississippi besuchte, war seine alte Begeisterung für Echtdampf modelle mit einem Schlag wieder wach: «Sie waren völlig cool, die heissen Loks. Aber leider, für meinen persönlichen Schmalspur-Geschmack, war deren erdrückende Mehrheit nach normalspurigen Vorbildern gebaut. Alles Spur 1. So fasste ich den Entschluss, dem für mich selbst abzuhelfen.» Eigene Modelle Soni nahm also seine erste von Grund auf bis ins letzte Detail selbst hergestellte Modelllok in Angriff. Wie hätte es anders sein können: Eine Mikado der D&RGW, nämlich «Mudhen» («Mistkratzerli») K-27 Nummer 454. Zu dieser Zeit waren die ersten Grossserienmodelle nach dem genauen Massstab 1:20,3 bereits auf dem Markt. Soni hatte aber immer noch seine alten LGBGüterwagen. Deshalb entschied er sich für ein Verkleinerungsverhältnis von 9⁄ 16 Inch pro Fuss entsprechend 1:21,3, also zwischen 1:20,3 und 1:22,5. Damit macht seine Lok sowohl vor LGB als auch vor massstäblichen Spur-Fn3-Wagen einen guten Eindruck. Sie ist funkferngesteuert. Die dafür nötigen Empfänger und Servos sind unter einem doppelten Boden im Führerhaus unsichtbar angeordnet. Die Serie der K-27 Maschinen umfasste bei der DRG&W 15 Maschinen. (Zwei davon sind als Museumsloks dem Schneidbrenner entronnen, eine davon, Nummer 463, steht bei der Cumbres & Toltec, die andere läuft bei einer Museumsbahn im Bundesstaat Michigan.) Im Laufe der Zeit wurden die Vorbildloks einzeln und fast jede anders umgebaut. Soni legt Wert darauf, dass seine 454er bis ins kleinste Detail der Vorbild454er entspricht. (Leider also nicht genau der Lok 463 der Cumbres & Toltec, seiner grossen Bahn.) Er ist noch immer stolz auf sein Werk. Zu Recht. Als er die 454er gebaut hatte, nahm er sie zu einem weiteren Diamonhead Steamup mit, wo sie von den Fans bestaunt wurde. Nicht nur das, sondern eine Truppe chinesischer Besucher fotografierte sie X-mal und von allen Seiten. Ein Jahr später kündete die Firma Accucraft dann eine K-27 in Fn3 in Grossserie an. Man ist geneigt, gewisse Schlüsse zu ziehen, auch wenn sie nicht bewiesen werden können. Die K-27 lassen Soni nicht los. Seit einigen Jahren ist eine weitere Maschine dieses Typs im Entstehen, allerdings in Spur 7 ½-Zoll. ○ 28 Mudhen, Mikado 2-8-2 K-27 #463 im Herbst 1999 bei der Bekohlung in Chama. Mudhen, Mikado 2-8-2 K-27 #463 im Herbst 2008 in Antonito, wo sie zur Überfuhr nach Chama rollbereit gemacht wird. Mudhen, Mikado K-27 #454 als Live-Steam-Modell im Massstab 1 : 21,3. Foto: Soni Honegger Eine weitere K-27, diesmal in Spur 7 1⁄2 Zoll, im Bau in Soni Honeggers privater Werkstatt. Hier ein Blick auf die Details des Rahmens. LOKI 1 | 2009