Frau Petra Seidl, Leiterin der Selbsthilfegruppe für Angehörige von

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Frau Petra Seidl, Leiterin der Selbsthilfegruppe für Angehörige von
Frau Petra Seidl, Leiterin der Selbsthilfegruppe für
Angehörige von Alzheimer-Erkrankten schreibt:
Seit nun fast 3 Jahren gibt es in Maisach die Selbsthilfegruppe für Angehörige
von Alzheimer-Erkrankten in den Räumen der Nachbarschaftshilfe Maisach.
Wir treffen uns jeden 2. Montag im Monat um über die Menschen zu sprechen,
die uns bedingt durch diese schwere Erkrankung vollends anvertraut sind.
Hilflos mit ansehen zu müssen, wie sich ein vertrauter Ehepartner, der Vater oder die Mutter
plötzlich verändert, dem stehen alle erst einmal unvorbereitet gegenüber.
Leider beginnen die Symptome oft sehr schleichend, zumal der Betroffene oft alles daran
setzt, diese zu vertuschen.
Im frühen Krankheitsstadium stehen Gedächtnisstörungen im Vordergrund. Diese betreffen
nicht etwa die Erinnerung an frühere Ereignisse, sondern die Fähigkeiten der Speicherung
und des Abrufs von neuen Informationen, seien es Gespräche, Zeitungsartikel oder
Fernsehsendungen. Es bestehen Schwierigkeiten, den Tag zu planen oder zu organisieren.
Die zeitliche und örtliche Orientierung ist beeinträchtigt.
All diese „Unzulänglichkeiten“ sind dem Erkrankten anfangs durchaus bewusst. Sie
reagieren mit Verunsicherung, sind deprimiert, aggressiv oder beschämt. Sie versuchen
Tatsachen zu verschleiern, verleugnen ihre Fehler, gebrauchen Ausreden oder ziehen sich
gänzlich zurück.
Erste Anzeichen zu erkennen sind schwierig und es bedarf eines großen
Fingerspitzengefühles mit dem Partner oder den Eltern zu sprechen um erste Schritte zu
unternehmen. Hilfe wird meistens abgelehnt aus verständlicher Angst vor der Diagnose.
Jetzt sollten nach Möglichkeit einige Dinge im persönlichen Umfeld geregelt werden: Ein
Gespräch mit dem Hausarzt, die Diagnostik durch einen Neurologen oder die
Inanspruchnahme von Gesprächen in Beratungsstellen über eine eventuelle Erkrankung,
über Vollmachten, Betreuungsverfügungen oder ähnliches sind nun anzuraten.
Ist die Diagnose Alzheimer oder Demenz diagnostisch gesichert, wird sich das Leben
miteinander sicher verändern. Gerade aber durch Gespräche in einer Gruppe, oder mit
einem Menschen seines Vertrauens kann und muss man auch dieser Situation das
Bestmögliche abgewinnen.
Oft ist es so, dass man aus Schamgefühl alles mit sich alleine ausmacht, oder aber dass
sich der Angehörige konsequent weigert Hilfe anzunehmen. Es wäre aber wichtig, sich
auszutauschen und diese Hilfen anzunehmen. Sie haben die Möglichkeit eine Pflegestufe zu
beantragen, oder einen Versorgungsamtantrag auszufüllen. Eine weitere Möglichkeit ist das
Betreuungsgeld, das es nur in der Demenzpflege gibt. Sie sollten wissen, dass es die
Kurzzeitpflege oder die Verhinderungspflege gibt. Ebenso kombinierte Leistungen über einen
Pflegedienst.
Sie sehen, dass sich bestimmt vieles in Ihrem Leben ändern wird. Durch die
Gruppengespräche aber ist es vielleicht leichter zu tragen.
Kein Alzheimer Patient wird Ihnen etwas mit Absicht oder Böswilligkeit antun. Trotzdem ist es
schwierig und manchmal unmöglich die Ruhe zu bewahren, wenn Sie an diesem Tag Dinge
bereits zum 10. Mal wiederholen, oder wenn der Kosmetikeimer im Bad zum 3. Mal als
Toilette benutzt wurde….
Es werden sich z.B. Medikamente finden, die das Leben miteinander angenehmer gestalten.
Wichtig vor allem aber ist, dass man informiert ist, was auf einen zukommt. Dass man die
Dinge verstehen lernt und vor allem, dass man diese auch akzeptiert.
Auch diesem Lebensabschnitt kann und muss man positives abgewinnen können um nicht
zu verzagen.
Seien Sie sich bewusst, dass sich die Symptome bei gesicherter Alzheimerdemenz nicht
mehr bessern, sondern kontinuierlich verschlechtern werden.
Die Alzheimerdemenz unterscheidet 3 Stadien von leicht über mittelschwer bis schwer.
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Im leichten Stadium kann sich der Patient durchaus noch alleine versorgen und eine
selbstständige Lebensführung aufrechterhalten. Persönlichkeitsveränderungen wie
oben schon erwähnt, Wortfindungs- und Benennungsstörungen, unpräzise
Ausdrucksweise oder Stimmungsschwankungen sind ernstzunehmende Hinweise.
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Im mittelschweren Stadium ist eine selbstständige Lebensführung stark eingeschränkt
bzw. nicht mehr möglich. Der Erkrankte ist hochgradig vergesslich. Die Erinnerung der
eigenen Person oder die Erinnerung an die Familie verblassen. Es folgen massive
Sprachstörungen (Vergessen, Vertauschen von Wörtern, Wortsalat), oder das ständige
Wiederholen von Sätzen. Es werden oft nur noch inhaltsarme und floskelhafte Sätze
verwendet. Das Lese- und Schreibverhalten geht verloren. Der Betroffene hat
Wahnphänomene und Angstzustände. („Ich bin bestohlen worden, es waren Einbrecher
in der Wohnung“…..) Es wird eine zunehmende Harn-Inkontinenz beobachtet, oft weil
aber einfach auch nur die Toilette nicht mehr gefunden wird. Noch in diesem Stadium
sind die Betroffenen wahre Lebenskünstler im Verschleiern und Vertuschen. Gerade
wenn die Personen noch alleine leben, ist es für einen Außenstehenden schwierig dies
zu erkennen. Deshalb ist eine gute Nachbarschaft und ein offenes Auge und Ohr ganz
wichtig, um evtl. Angehörige darüber zu informieren, dass wahrscheinlich etwas nicht
mehr „stimmt“!
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Das schwere Stadium verbringen die allermeisten Patienten in einem Pflegeheim.
Eine selbstständige Lebensführung ist nicht mehr möglich. Ist der Patient daheim,
leisten die Angehörigen eine 24 Stunden-Pflege. Der Patient ist völlig orientierungslos.
Die „Sprache“ reduziert sich auf wenige Wörter oder Silben, die ständig wiederholt
werden. Oder der Patient verstummt vollständig. Es ist keinerlei verbale Verständigung
mehr möglich. (Schmerz! Hunger! Durst!) Der Patient ist entweder ständig auf
Wanderschaft und sehr unruhig, oder sitzt apathisch und teilnahmslos da. Die Motorik
wird Parkinson-ähnlich. Der Patient muss gewindelt werden. etc.
Dies alles sind aber Schritte, die nicht von heute auf morgen passieren. Darüber vergehen
viele Jahre, in denen man sich darauf vorbereiten kann und muss. Man lernt damit
umzugehen und zu akzeptieren, dass dies nun ein Lebensabschnitt ist, den man nicht
umkehren oder verlassen kann.
Das war der Grund, diese Gruppe zu gründen. Den betroffenen Angehörigen
Hilfe und Unterstützung anzubieten. Nehmen Sie diese Hilfe an. Besuchen Sie
uns. Auch für die Gruppe ist es leichter, wenn man merkt, dass es Menschen in
unserer Gemeinde gibt, die in der gleichen Lebenssituation sind.
Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf unter Tel. Nr. 08141/ 404932
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Der Herbstkurs - Häusliche Krankenpflege
findet ab 25.10.2011 – 29.11.2011 an 10 Abenden,
jeweils am Dienstag und Donnerstag von 19.00 bis 21.00 Uhr
im Haus der Begegnung, Josef-Sedlmayr-Str. 14 in Maisach statt.
Kontakt: Ambulante Pflege Frau Weidemann Tel. 08141/ 305953
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Benefizkonzert mit dem Polizeichor aus München
am 25.11.2011 um 19.00 Uhr
zu Gunsten der Bayerischen Krebsgesellschaft - Krebshilfegruppe Maisach
in der Pfarrkirche St. Vitus in Maisach
Herr Roland Müller, 2. Bürgermeister
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