Kaninchen

Transcription

Kaninchen
Kaninchen
tiergerecht halten
erstellt für die Nagerhilfe Osnabrück von
Christine Breitkopf
in Zusammenarbeit mit
Claudia Jacob und Franziska Scherr
Inhalt
Themen
Seite
Kurzinfo
Wissenwertes über Kaninchen; Kastration
Neue Kaninchen
Vor dem Kauf, Eingewöhnung,
Richtiges Hochnehmen und Tragen
Vergesellschaftung
Kaninchen mit Artgenossen vergesellschaften
5
Tiergerechte
Kaninchenbehausung Gehegegröße; Einrichtung: Einstreu; Zubehör
6−7
1−2
3−4
Ernährung
Info; Grundnahrung Heu; Frischfutter; Trockenfutter
8−9
Kaninchen Tüv
Gesunderhaltung der Kaninchen
Myxomatose und RHD, der richtige Tierarzt
10 − 11
Verhalten
Kurzinfo zur Kaninchensprache
12 − 13
Beschäftigung
Freizeitaktivitäten für Kaninchen
13
Andere Tiere
Zusammenleben mit anderen Haustieren
14
Adressen
Ansprechpartner, Adressen, Links, Bücher
15
Als Anhang Snacks für Kaninchen und Meerschweinchen
Von Priv. Doz. Dr. med. vet. Birgit Drescher
kleiner Glaskäfig für 2 Kaninchen die täglich Auslauf bekommen;
Größe 120 x 120 cm, mit Gitterabdeckung, Etage sowie natürlich Heuraufe etc.
16 − 20
−1−
Kurzinfo
Unsere Hauskaninchen gehören zu den Hasentieren, bzw. zur Familie der Hasen (Leporidae).
Sie stammen von dem Europäischen Wildkaninchen ab, das mittlerweile fast über die ganze
Erde verbreitet ist, weil es von uns Menschen überall angesiedelt wurden.
Bereits im 16. Jahrhundert begann man mit der Zucht verschiedener Hauskaninchenrassen, sie
wurden zunächst hauptsächlich als Fleisch− und Pelzlieferanten gezüchtet und somit entstanden
zuerst die großen Rassen. Später züchtete man die verschiedenen Hauskaninchen, in verschie−
denen Größen und mit sehr verschiedener Fellstruktur, Farbgebung und Gestalt.
Unterschieden wird zwischen:
Großrassen (von ca. 5 − 8,5 kg Körpergewicht)Deutscher Riese grau, Deutscher Riese weiß,
Deutscher Widder, Deutscher Riesenschecke
Mittelgroße Rassen (von ca. 3 − 5 kg Gewicht) Alaska, rote und weiße Neuseeländer, Meissner
Widder. (Diese Tiere gehören leider mittlerweile zu dem vom Aussterben bedrohten Haustier−
rassen)
Kleine Rassen 2 bis 3,5 kg: Perlfeh, Holländer, Deutscher Kleinwidder, Hermelin, Widderzwerg
und nach Farbschlägen, wie russenfarbig, lohfarbig, japanerfarbig. Kurzhaarrassen: Rexkanin−
chen, Castor Rex, Feh−Rex, Dalmatiner Rex, Rexzwerge Langhaarrassen: Angora, Jamora,
Fuchskaninchen und auch wieder Fuchszwerge.
Der Begriff Zwergkaninchen ist für alle Kaninchen geprägt worden, die unter 2 kg wiegen.
Damit es Ihren Tieren wirklich gut geht, sollten Sie Einiges beachten:
Kaufen Sie keine Tier das jünger als 8 Wochen ist, diese Winzlinge sind zwar besonders niedlich,
aber sie brauchen dringend noch ihre Mutter. Sie werden zwar mit ca. 4 Wochen nicht mehr
gesäugt, benötigen aber zum Erlernen des Sozialverhaltens Mutter und Geschwister. Deshalb ist
ein Abgabe ab der 8. besser erst ab der 10. Woche empfehlenswert.
Kaninchen sind Familien− bzw. Rudel−
tiere. Sie sollten sich deshalb von Vorn−
herein für zwei Kaninchen entscheiden.
Einzelhaltung sollte nur ein Kompromiss
sein, bei dem Sie sehr viel Zeit für das Tier
aufwenden müssen, die Sie sicherlich nicht
immer rund um die Uhr haben!
Kein Mensch ist in der Lage dem Kaninchen
ein Leben lang den Artgenossen zu ersetzen!
−2−
Es kann keine Generell gültige Richtlinie aufgestellt werden, welcher Kombination nun besser ist:
zwei gleichgeschlechtliche Kaninchen verstehen sich normalerweise bis zur Geschlechtsreife gut,
danach werden häufig schwere Rangkämpfe ausgetragen und die Tiere müssen getrennt werden..
Im Allgemeinen versteht sich ein Pärchen am Besten. Mitunter verstehen sich aber auch früh
aneinander gewöhnte Weibchen, also Geschwister oder Mutter und Tochter.
Sollten Sie sich für ein Pärchen entscheiden, muss der Bock kastriert werden, da er sonst natürlich
das Weibchen deckt, und so viel Kaninchen wollen sie bestimmt nicht ... oder?
Zur Kastration: Sie bekommen schon kastrierte Böckchen im Tierheim! Wir empfehlen mitlerweile
die Frühkastraton vor der Geschlechtsreife, ab dem zweiten Lebensmonat, so kann der Bock
gleich danach wieder zu seiner Familie und ggf mit einem Weibchen vergesellschaftet werden
und bleibt nicht lang allein. Am besten wird die Inhalationsnarkose vertragen. Vor der Narkose
sollte das Tier ganz normal weiter gefüttert werden. Nach der OP sollte der Patient noch etwa
eine Woche auf Handtüchern gehalten werden um die Wunden sauber zu halten. Vorsorglich
wird der Bock zusätzlich mit Vitaminen und Mineralien versorgt. Weitere Anweisungen
bekommen Sie vom Tierarzt!
Lassen Sie e inen e rwachs enen B ock kastrie ren, b leibt dieser ca. 3 − 6 Wochen
zeugun gsfähi g und darf d ann er st zu den We ibche n.
Sollten Sie unbedingt Nachwuchs haben wollen, dann informieren Sie sich bitte vorher bei einem
guten Züchter über Trächtigkeit, Vor− und Nachsorge. Das Weibchen darf beim ersten Wurf nicht
älter als ein Jahr und jünger als 6 Monate sein. Zu frühe Schwangerschaft sorgt logischerweise
für Wachstumsschäden und Problemen mit der jungen Mutter. Ein Erstwurf nach dem ersten
Lebensjahr wird problematisch, da das Becken der Kaninchen im zunehmenden Alter verknöchert
und die Häsin ihre Jungen dann oft nicht mehr auf normalem Wege zur Welt bringen kann, es
drohen Fehlgeburten. Wir raten davon ab die Tiere selbst zu vermehren, es gibt genug Notfall−
tiere und außerdem wüssten Sie doch bestimmt nicht wohin mit dem Kindersegen.. oder?
Das Ab geben in ihr en dei n Zoog eschäft ist jeden falls keine gute L ösung .
Für einen Laien ist die Geschlechtsbestimmung nicht unbedingt einwandfrei möglich und auch in
Zoogeschäften findet nicht immer eine exakte Geschlechtsbestimmung statt. Lassen sie sich also
noch einmal von einem guten Züchter oder Tierarzt das Geschlecht Ihrer neuen Hausgenossen
bestätigen um unerwünschten Nachwuchs auszuschließen.
zwei die sich gut verstehen
−3−
Neue Kaninchen
Kaufen Sie kein Kaninchen nur zum Spielen für Ihre Kinder, Kaninchen sind kein Kinderspiel−
zeug und auch nicht immer zum Knuddeln und Spielen aufgelegt, bringen Sie Ihren Kindern bei,
dass sie auch auf die Gefühle und Bedürfnisse eines so kleinen Wesens Rücksicht nehmen müs−
sen. Kinder unter 6 Jahren sollten nicht unbeaufsichtigt mit den Kaninchen spielen. Wenn sie sich
Tiere anschaffen, müssen Sie sich im Klaren darüber sein, dass die Verantwortung für so ein Tier
immer in den Händen Erwachsener liegen muss, und jedes Tier bedeutet eine große Verantwor−
tung, egal wie klein es auch sein mag, kein Kind ist in der Lage, ein Tier allein zu pflegen!
Prüfen Sie sich einmal anhand folgender Fragen:
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Kaninchen können 8 Jahre und älter werden −
können und wollen Sie sich so lange um diese Tiere kümmern?
Sind alle in der Familie mit den neuen Hausgenossen einverstanden
und bereit, sich um die Tiere zu kümmern?
Liegen evtl. Allergien vor?
Wohin mit den Kaninchen im Urlaub?
Nicht alle Kaninchen werden ganz stubenrein −
sind Sie trotzdem bereit, dem Kaninchen Auslauf zu geben?
Beim Auslauf könnten Möbel angenagt werden −
nehmen Sie das in Kauf?
Kranke Kaninchen müssen vom Tierarzt behandelt werden −
sind Sie bereit, dafür Geld auszugeben?
Fragen Sie im Tierheim nach, oft warten dort liebe Kaninchen auf ein neues Zuhause. Auch Babys
und Rassekaninchen bekommen Sie im Tierheim! Oder kaufen Sie Ihre Tiere nur im guten Zoo−
fachhandel, dort sind sie nach Geschlechtern getrennt, sind sauber und gesund und Sie werden
ausführlich beraten. Empfehlenswert ist auch der Kauf bei einem guten Züchter, er berät Sie
gerne, hat nur wenige Tiere, (so um die 30), die Tiere haben große Gehege, genügend frisches
Heu und Wasser und sind sauber, gesund und von der Mutter entwöhnt.
Nehmen Sie das gewohnte Trockenfutter der Kaninchen mit und stellen Sie nur sehr langsam auf
die von Ihnen bevorzugte Futtersorte um, da es sonst zu schweren Verdauungsstöhrungen
kommen kann. Lassen Sie sich auch unbedingt sagen, an welche Frischfuttersorten die Kaninchen
gewöhnt ist und geben Sie nur langsam und in kleinen Mengen andere Sorten! Untersuchen Sie
die Kaninchen genau (Anleitung dafür finden sie im Kaninchen TÜV) und nehmen Sie nur
gesunde, lebhafte Kaninchen mit nach Hause. Dort sollte der bereits fertig eingerichtete Käfig auf
die neuen Hausgenossen warten. Nach dem Reinsetzen sollten Sie Ihren Kaninchen die ersten
Tage Ruhe gönnen, so schwer Ihnen das sicherlich auch fällt. Schauen Sie aber ob die Tiere am
ersten Tag schon anfangen zu fressen. Reden Sie mir ihnen aber fassen Sie sie noch nicht an.
Eingewöhnung
Am folgenden Tag, wenn die Kaninchen schon munter ihren Käfig erkunden und angefangen
haben zu fressen, können Sie sich mit den Tieren unterhalten, damit sie Ihre Stimme kennen−
lernen. Greifen Sie nicht unvermittelt oder von oben nach den Tieren (das löst den Fluchtinstinkt
aus, Greivögel greifen so an) und vermeiden Sie laute Geräusche, damit könnten Sie die Tiere
erschrecken. Öffnen Sie die Käfigtür halten Sie Ihre Hand hinein, damit das Kaninchen Ihren
Geruch kennen lernt. Locken Sie das Kaninchen mit etwas Futter zu sich hin. Seien Sie nicht
enttäuscht, wenn sie nicht sofort kommen, das braucht seine Zeit. (Nur nicht ungeduldig sein,
es kann Tage oder Wochen dauern, bis das Kaninchen herausfindet, dass Sie ungefährlich sind!)
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Wenn Sie das Gefühl haben das Tier vertraut Ihnen, dann versuchen Sie es hoch zu nehmen.
Wenn es sich hochnehmen läßt und Sie sich zutrauen es auch gegen seinen Willen einfangen zu
können, dann geben Sie den Kaninchen Auslauf, sie möchten nicht immer nur im Käfig hocken .
Achten Sie beim ersten Auslauf darauf, dass die Kaninchen leicht in ihren Käfig zurück können,
um sich zu verstecken. Viele Kaninchen sind von sich aus stubenrein und gehen selbst wieder in
ihren Käfig zurück, wenn sie mal müssen. Sollte Ihr Kaninchen aber nicht von Anfang an Stuben−
rein sein, dann achten Sie gut darauf, welche Stelle es für sein Geschäft bevorzugt (meist sind es
Zimmerecken, oder geschützte Stellen) und stellen Sie dort eine Toilette auf (eine Plastikschale mit
Streu). Rammler markieren mitunter sehr stark ihre Umgebung.
Gefahren beim Auslauf:
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giftige Zimmerpflanzen − Kaninchen zerwühlen nicht nur gerne die Erde in ihren Blumentöp−
fen, sondern sie naschen leider gerne an Pflanze, die ihnen nicht so gut bekommen.
Kabel − die weichen Ummantelungen der Kabel werden gerne angenagt, um der Gefahr eines
Stromschlags vorzubeugen, kann man die Kabel in Kabelkanäle einziehen, oder man verlegt
sie gleich unter dem Teppich oder hoch oben, wo das Kaninchen nicht drankommt.
Steckdosen − Kindersicherung einstecken
Käfiggitter − Kaninchen springen gern auf ihre Käfige, es kann passieren, dass sie darin hän−
gen bleiben und in Panik versuchen herunter zu springen, dabei kann sich das Kaninchen die
Läufe brechen oder Gelenke ausrenken − decken Sie das Käfiggitter während des Auslaufs ab.
plötzliches Türöffnen einer anderen Person, offene Fenster usw.
Gefährdet beim Auslauf: Ihre Tapeten, Ihre Teppiche, Ihre Gardienen, Ihre Möbel, Ihre Bücher,
kurzum, lassen Sie Ihr Kaninchen niemals unbeaufsichtigt frei laufen, sie gefährden damit nicht
nur das Kaninchen, sondern auch Ihr Wohnunginventar.
Richtiges Hochnehmen und Tragen
Nähern Sie sich den Tieren langsam mit ruhiger
Stimme. Mit der Hand über die Ohren streicheln
und in den Anfang des Rückenfells greifen. Der
Griff sollte weder zu fest (das tut weh) noch zu
locker (sie können sich sonst los strampeln) sein.
Beim Anheben mit der anderen Hand unter das
Hinterteil fassen, um es abzustützen. Sie dürfen
niemals nur hochgezogen werden oder an den
Ohren hochgehoben werden!! Zum Tragen das
Kaninchen auf den angewinkelten Unterarm
setzen und mit der anderen Hand griff−bereit am
Rücken bleiben. Oder auf die Brust setzen, mit
einer Hand den Hintern stützen und mit der
anderen am Rücken bleiben. Der Griff am Rücken
dient dazu, dass Kaninchen schnell festhalten zu
können, wenn es plötzlich zappelt und dadurch
stürzen könnte. Denn Stürze (auch aus geringer
Höhe) sind sehr gefährlich und enden leider oft
mit Knochenbrüchen.
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Vergesellschaftung
Hatten Sie bisher ein Kaninchen in Einzelhaltung
und wollen ihm nun einen Partner gönnen,
dann sollten Sie Folgendes beachten:
Es gibt in vielen Tierheimen und auch bei manchen
Züchtern die Möglichkeit, dass sich Ihr Kaninchen
dort selbst den Partner aussucht, bitte erkundigen
Sie sich danach. Das ist die beste Methode die Tiere
zu vergesellschaften und schont Ihre Nerven.
Zwei die sich gut verstehen
Wenn es geht, sollten Sie Ihre Kaninchen so früh wie möglich zusammenbringen. Erwachsene
Tiere aneinander zu gewöhnen ist schwieriger, jedoch generell möglich. Man sollte immer daran
denken, das Kaninchen unterschiedliche Charaktere haben, die hier aufeinander prallen können.
Es versteht sich von selbst, dass zwei Kaninchen mehr Platz benötigen als ein Kaninchen, das
allein lebt. Die Gefahr, dass sie sich nicht verstehen, wird geringer, je mehr Platz sie zur Verfü−
gung haben. Es wird oftmals behauptet, dass es zur Unterhaltung genügt, wenn ein zweites
Kaninchen in der Nähe ist. Dies sollte nur die letzte Lösung sein, z. B. wenn sie aus Krankheits−
gründen leider getrennt werden müssen oder wenn sie sich absolut nicht vertragen. Es bedeutet
Stress für ein Kaninchen, wenn ein anderes Kaninchen in der Nähe ist, mit dem es sich nicht ver−
trägt. Die zwei Kaninchen in zwei Käfigen kann also nur eine Notlösung sein, wenn die
Zusammenführung der Kaninchen nicht klappt.
Neue Kaninchen gehören auf alle Fälle erstmal, so schwer es auch fällt, für min. 2 Wochen in
Quarantäne, denn auch wenn Ihr Kaninchen aus einem gutem Stall kommt, kann es Krankheits−
keime in sich tragen, die in Ihrem Stall nicht vorkommen, außerdem kann es sich so langsam an
Sie gewöhnen, und Sie können diese Zeit nutzen das Kaninchen besser kennen zu lernen.
Am Besten geeignet ist ein den Tieren unbekannter Raum mit genügend Versteck und Aus−
weichmöglichkeiten. Unbekannt deshalb, damit keines der Tiere Revieransprüche stellen und ggf.
verteidigen kann. Manche raten dazu, den Neuling mit dem urinnassen Streu der vorhanden
Kaninchen abzureiben, damit er einen bekannten Geruch annimmt. Sinnvoll ist es auch, die Tiere
immer wieder abwechselnd zu streicheln. In den wenigsten Fällen ist es Liebe auf den ersten
Blick. Die Tiere werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit bekämpfen, um ihre Rangordnung
festzulegen. Dabei wird mit Sicherheit auch Fell fliegen.
Auf alle Fälle sollten Sie bei den ersten Begegnungen dabei sein und bleiben. Bei Beißereien soll−
ten Sie die Tiere sofort trennen und es zu einem späteren Zeitpunkt wieder versuchen (Achtung:
nicht mit bloßen Händen derart wütende Tiere anfassen, sondern Handschuhe oder dicke Pappen
beim Trennen benützen). Eine Vergesellschaftung kann unter Umständen einige Wochen dauern,
vergessen Sie nicht, dass es trotzdem nur zum Besten der Tiere ist und sie glücklicher sein wer−
den, wenn sie nicht mehr allein sein müssen. Wenn sich die Tiere aber überhaupt nicht verstehen,
sollten sie es evtl. mit anderen Partnern versuchen, deshalb ist es sehr wichtig, sich vor dem Kauf
zu informieren, ob man schlimmstenfalls das Kaninchen umtauschen kann. Deshalb kaufen sie
von vornherein nur dort, wo sich ihr Kaninchen selber den Partner fürs Leben aussuchen kann,
und man evtl. das neue Tiere zurücknimmt.
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Tiergerechte Kaninchenbehausung
Größe: Ein ca. 60 x 120 cm bzw. 140 x 70 cm Käfig ist das absolute Minimum für 2 Kaninchen, oft
wird diese Größe empfohlen, allerdings nur deshalb, weil es kaum größere Käfige zu kaufen gibt.
Der Kaufkäfig sollte aus einer Plastikwanne und einem verzinktem Käfioberteil bestehen. Völlig
ungeeignet sind Kunststoffhauben als Oberteil, darin ist die Luftzirkulation schlecht, im Käfig−
inneren stauen sich Hitze und Nässe. Die Unterbringung in einem Terrarium ist auch ungeeignet.
Bedenken Sie: Kaninchen bewegen sich hoppelnd vorwärts, in einem normalen Käfig können
sie nicht einmal einen Hüpfer machen, bis sie wieder gegen Käfigwände stoßen und das kann
nicht tiergerecht sein! Besser wäre da Sicherlich eine größerer Eigenbau, das ist meist preiswerter
und auch viel schöner als mehrere Käfige aneinander zu stellen. Bei einer Höhe von 120 cm, kann
der Eigenbau oben offen bleiben, also Boden und 2 − 3 Wände aus beschichteten Spanplatten,
vorne und an der Fensterseite Glasplatten oder Gitter sowie eine Tür, oder bei geringerer Höhe
oben noch eine Gitterabdeckung und fertig ist das große Kaninchenheim − Je größer Sie es bauen
desto besser und tiergerechter ist es, 2 − 4 Quadratmeter Grundfläche sollte es mindestens haben.
Standort: Er sollte hell und luftig sein, aber nicht in der prallen Sonne oder direkt neben der
Heizung und die Kaninchen sollten nicht in der Zugluft stehen. Der Käfig sollte auch nicht im
Durchgangsverkehr der Menschen stehen, da die Kaninchen leicht erschrecken. Der Käfig sollte
ebenfalls nicht in einem Zimmer stehen, in dem der Fernseher oder das Radio laut laufen.
Einrichtung: Es wird empfohlen, für jedes Kaninchen ein eigenes Haus in das Gehege zu stellen.
Wählen Sie es ausreichend groß (min. 30 x 30 cm, bei großen Rassen mehr), Ihre Kaninchen blei−
ben nicht immer so klein, wie sie es am Anfang vielleicht noch sind! Wesentlich besser eigenen
sich allerdings Etagen und große Korkröhren. Verwenden sie keine Häuser aus Plastik, da in
ihnen keine ausreichende Luftzirkulation herrscht. In einem herkömmlichen Käfig kann man
problemlos eine Spanplatte (ca. 50 x 50 cm) als Etage und Unterschlupf anbringen und schon
haben die Kaninchen Platz sich zu verstecken und auch genug Platz sich zu bewegen. Evtl. noch
einen Stein, um auf die Etage zu steigen oder eine große Korkrampe. Achten Sie immer darauf,
dass Sie nicht den ganzen Käfig zustellen und die Kaninchen genug Platz zum Laufen und
Springen haben. Verzichten Sie auf Plastik im Gehege, angenagt und verzehrt könnte es zum
Tode der kleinen Lieblinge führen.
Die richtige Einstreu: Im Fachhandel werden viele Einstreuarten angeboten, die für Kaninchen
geeignet sind, z.B. Hanfsteu, Strohpellets, Maisstreu oder das normale Kleintierstreu, das wir
verwenden. Darüber eine dicke Lage Stroh, auf den Etagen evtl. Heu.
Verwenden Sie kein Katzenstreu. Das Klumpstreu wird evtl. gefressen und kann im Magen der
Tiere verklumpen und zum Tode führen. Beim Scharren in der katzenstreu entsteht Staub, der bei
der Einathmung mit der Bronchialflüssigkeit in der Lunge verklumpt und als Fremdkörper liegen
bleibt! Das normale Katzenstreu kann bei Verzehr giftig sein, da es oft chemisch behandelt wird.
außerdem ist Katzenstreu unnötig, da es bei einem regelmäßig gereinigtem Käfig zu keiner stär−
keren Geruchsbelästigung kommt.
Min. einmal pro Woche muss das Gehege gründlich gereinigt werden. Falls Ihre Kaninchen sau−
ber genug sind in die Ecken zu machen, sollten Sie diese mit einer Toilette versehen und sie mind.
alle 2 Tage reinigen.
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Zubehör: Unentbehrlich ist ein Platz für das tägliche Heu. Benutzen Sie eine Heuraufe nur dann,
wenn Ihre Kaninchen nicht hineinspringen, sonst könnten sie sich dort schwer verletzen. Für
Gitterkäfige gibt es Heuraufen, die außen am Käfig angebracht werden, eine sinnvolle Alterna−
tive, die den Kaninchen keinen Platz im Käfig wegnimmt und das Heu sauber hält.
Empfehlenswert sind auch Heukörbe, Schalen (die täglich gereinigt werden), sowie Heukissen.
Natürlich darf eine saubere Trinkflasche nicht fehlen (zum Säubern etwas Toilettenpapier in die
Flasche geben, Wasser drauf und ordentlich schütteln, anschließend gut ausspülen, das Röhrchen
mit einem Q Tip oder Pfeifenreiniger säubern). Wenn Sie kein Streu auf den Etagen haben, kön−
nen Sie dort auch zusätzlich eine Wasserschale anbieten. Die Trinkflasche sollte gut am Käfig
befestigt sein, aber doch leicht zum Auswechseln des Wassers herausgenommen werden können.
Feste, schwere Futternäpfe, die nicht umgestürzt werden können und genug Platz bieten, damit
alle Kaninchen problemlos gleichzeitig daran sitzen können sind unentbehrlich.
Beachten Sie auch: kein Kaninchen möchte immer nur im Käfig sitzen, egal wie groß der ist. Also
planen Sie einen Auslauf mit ein, oder lassen Sie Ihre Kaninchen wenigstens 2 Stunden am Tag
frei in der Wohnung laufen.
Im Sommer oder ggf. auch Ganzjährig können Sie Ihren Kaninchen auch ein Gehege im Grünen
gönnen. Es sollte nicht in der prallen Sonne stehen (Achtung die Sonne wandert!), es muss
rundherum und obenauf gesichert sein (gegen Katzen, Hunde und Marder) und natürlich dürfen
auch dort die Einrichtungsgegenstände wie Unterschlupf, Futterschale und Wasserflasche nicht
fehlen. Das Gehege kann man leicht bauen. Sie benötigen engmaschigen Kaninchendraht und
Holzleisten, in welcher Größe Sie es bauen, ist egal, nur: je größer, desto Besser. In Zoofachge−
schäften werden fertige Außengehege angeboten, doch leider sind diese oft nur unzureichend
gegen andere Tiere gesichert und oft auch zu klein. Sie können Ihr Kaninchen natürlich auch auf
dem Balkon halten, Im Winter muss es dort gegen Kälte geschützt werden, im Sommer muss ein
Unterschlupf sowie ausreichend Wasser vorhanden sein.
Der Kaninchenkäfig sollte so groß sein, dass ein Bild davon nicht auf diese Seite passt
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Ernährung
Zu einer tiergerechten Ernährung gehören die meisten Leckerlis, die Sie im Fachhandel ange−
boten bekommen nicht !!! Knabberstangen und ähnliche Knabbereien enthalten zu viel Zucker
und Getreide welche sich negativ auf die Verdauung auswirken und die Kaninchen zu satt
machen, so das sie die dringend benötigte Heuration nicht fressen. Dies kann zu Zahnfehlstel−
lungen und anderen schweren Krankheiten führen Joghurtdrops und Ähnliches sind fast noch
schlimmer − wo in freier Wildbahn bekommt eine Kaninchen auch Joghurt oder Milchpro−
dukte??? Klar, dass also sein Magen und die Verdauung auf so etwas nicht eingestellt sind. Sie
schaden Ihrem Kaninchen sehr, wenn Sie diese Produkte verfüttern, diese Dinge dienen nur dem
Hersteller und Ihrem Auge, nicht den Kaninchen!!! Geben Sie lieber ein Stück Gurke oder Peter−
silie, evtl. auch getrocknetes Gemüse, welches auch als Leckerli im Fachhandel angeboten wird.
Beachten sie dazu auch den angehängten Artikel von Dr. Drescher.
Heu
Das wichtigste Grundnahrungsmittel für ein Kaninchen ist Heu, Heu und noch mehr Heu!
Es muss immer im Kaninchenkäfig vorhanden sein, da Ihre Lieblinge eigentlich den ganzen Tag
fressen müssen, um ihre Backenzähne gut ab zu nutzen und ihren Darm in Gang zu halten (der
Verdauungstrakt der Kaninchen ist auf solche faserreiche Kost eingestellt). Besonders gern mögen
die Süßen natürlich gutes Kräuterheu, aber das Heu vom Ballen tut es auch. Es muss leicht grün−
lich sein und frisch riechen − staubiges, muffiges oder gelbes Heu wollen unsere Kaninchen nicht
!!! Schimmeliges und feuchtes Heu können schwere Krankheiten hervorrufen, also prüfen Sie das
täglich Brot Ihrer Kaninchen genau vor dem Verfüttern.
Frischfutter
Um Ihrem Kaninchen die nötigen Vitamine zuzuführen, sollten Sie frisches Gemüse und auch
gelegentlich Obst füttern, geben Sie Grünfutter ca. 2 x am Tag und nur in solchen Mengen, dass
es schnell verzehrt wird, übrig gebliebene Frischfutter Reste unbedingt entfernen.
Eine einfache Auflistung der Dinge, die verfüttert werden können:
Gemüse viel/Obst etwas weniger:
Fenchel, Möhren (mit Grün), Rote Beete, Sellerie, Kohlrabi (mit Blättern, aber wenig), Radies−
chenblätter, gelegentlich auch verschiedene Salatsorten (vorsichtig verfüttern, wegen hohem
Nitratgehalt und evtl. Unverträglichkeit bei einzelnen Kaninchen, in großen Mengen führt es zu
Blähungen), Chicoree, Grünkohl, Äpfel, Tomaten (ohne Grün, giftig!), Broccoli, selten Mais mit
Blättern (macht dick) und in geringen Mengen Petersilie, Dill und andere Kräuter.
Nicht verfüttern sollten Sie: alle anderen Kohlarten, Avocado und Kartoffeln samt Kraut,
Zwiebelgewächse (z.B. Porree, Lauch, etc.)Paprika und Gurke führen gelegentlich zu
Verdauungsstöhrungen.
Grünfutter
Von Ihren Spaziergängen auf dem Land können Sie Ihrem Kaninchen so einiges mitbringen:
natürlich Gras und Löwenzahn (bitte nicht an Straßenrändern und Hundeklos pflücken), Kohl−
distel, Beifuß, Kamille, Ackerminze, wenig Luzerne und viele andere Pflanzen. Daneben gibt es
auch so einige giftige Pflanzen, bitte verfüttern Sie nur Pflanzen die Sie als ungiftig und für
Kaninchen verträglich kennen. Allerdings besteht bei wild gepflückten Kräutern und Gräsern
immer die Gefahr, die Tiere mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren, besser ist es deshalb, nur im
eigenen Garten oder gesichertem Gelände zu pflücken.
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Trockenfutter
Trockenfutter jeglicher Art ist ist als Energie− oder Kraftfutter zu betrachten und muss somit sehr
rationiert gefüttert werden. Zu viel Trockenfutter macht Ihr Kaninchen nur träge und fett! Im
Handel gibt es verschiedene Trockenfuttermischungen und reine Futterpellets. Diesem reinen
Pelletfutter ist auf jeden Fall der Vorzug zu geben. Wenn Sie sich aber trotzdem für Trockenfut−
termischungen entscheiden achten Sie darauf, dass dieses qualitativ hochwertig sind, der Anteil
der Körner (Getreide) muss sehr gering bis nicht vorhanden sein und die üblichen Dickmacher
(getrockneter Mais, Haferflocken, Nüsse, etc.) sollten wenig bis gar nicht nicht enthalten sein.
Um Ihnen einen Anhaltspunkt zu den Futtermengen zu geben hier einige Richtwerte:
♦
♦
♦
Jungtiere bis 3 Monate 15 − 20 g,
Zwergrassen bis ca. 1,5 kg 20 −30 g
Mischlinge und kleine Rassen 30 − 50 g täglich
Beginnen Sie mit diesen Mengen und beobachten Sie ob Ihr Kaninchen die angebotene Menge
bis zur nächsten Fütterung aufbraucht und reduzieren sie ggf. die Menge. Durch regelmäßige
Gewichtskontrolle können Sie auch gut feststellen ob die Futtermenge dem Energiebedarf Ihres
Tieres entspricht. Bei reinen Wohnungstieren kann bei abwechslungsreicher Ernährung ganz auf
Trockenfutter verzichtet werden.
Zweige
Damit die Kaninchen ihre Zähne gut abnutzen können, sollten ihnen immer frische Obst−, Hasel−
oder Birkenzweige zum Benagen zur Verfügung stehen
Ein Salzleckstein sollte in keinem Käfig fehlen, sollten diese Steine allerdings angeknabbert
werden, sind sie zu entfernen, es droht sonst eine Nitratvergiftung.
Natürlich müssen Kaninchen täglich frisches Wasser im Käfig haben.
Kräuter
Getrocknete Kräuter ergänzen das Nahrungsangebot auf gesunde Art und Weise. Geeignet sind
z.B. Grünen Hafer gemischt mit Pfefferminze, Kamille, Brennnesselblätter, Löwenzahn, Luzerne,
Petersilie, Melisse, Schafgarbe, Haselnussblätter, Sonnenblumenblüten, Ringelblume, Saueramp−
fer, Brombeerblätter, Gänseblümchen, Kornblumenblüten, Vogelmiere und auch Salbei.
Eine zusätzliche Vitamingabe ist bei einem artgerecht ernährten Kaninchen nicht nötig.
Wechseln Sie das Trockenfutter nur selten und lang−
sam gegen ein Anderes, geben Sie nicht zu oft aus−
gefallene Obst− oder Gemüsesorten. Füttern Sie Ihr
Kaninchen abwechslungsreich, aber doch mit einer
festen Reihenfolge, und wechseln Sie auch die
Gemüsesorten nicht zu oft. Kaninchen reagieren sehr
empfindlich auf Futterumstellungen. Der Verdau−
ungstrakt von Kaninchen wird durch schnellen Fut−
terwechsel oder unbekanntes, ungewohntes Futter
schnell überfordert, gewöhnen Sie deshalb Ihre Tiere
langsam an neue Frischfuttersorten und füttern sie
davon erst nur sehr wenig und dann, jeden Tag etwas
mehr, wenn es vertragen wurde. Im Sommer die
Tiere erst langsam an das Gras gewöhnen!
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Kaninchen TÜV
Kaninchen zeigen es leider fast immer zu spät an, dass sie krank sind. Das ist eine natürliche
Verhaltensweise, da kranke Tiere aus dem Rudel ausgeschlossen werden und für Raubtiere eine
leichte Beute sind. Sie sollten deshalb täglich ein wachsames Auge auf Ihre Lieblinge haben.
Kommen alle zum Fressnapf? Sind sie an ihrer Umgebung interessiert? Fressen sie normal? Wenn
eins Ihrer Tiere sich anders als normal verhält oder Ihnen Krankheitszeichen auffallen, dann
beobachten Sie das gut und gehen Sie rechtzeitig zum Tierarzt! Um Krankheiten rechtzeitig zu
erkennen sollten Sie mindestens einmal pro Woche Ihre Tiere genau untersuchen.
Darauf sollten Sie achten:
Wiegen Sie Ihr Kaninchen und schreiben Sie sich das Gewicht auf, so können Sie gravierende
Gewichtsveränderungen (über 60 g in einer Woche) besser erkennen. Ein deutlicher Gewichts−
verlust weist oft auf eine Krankheit hin.
Kontrollieren Sie das Fell auf kahle oder schorfige Stellen, das weist auf einen Milben− oder
Haarlingsbefall bzw. einen Pilz hin. Steht das Fell gesträubt ab und ist es stumpf und glanzlos,
dann weist das ebenso auf Krankheit (oder hohes Alter) hin. Ein gesundes Kaninchen hat ein
dichtes, glänzendes Fell.
Sind die Augen klar und sauber? Verklebte Augen sind ein Krankheitszeichen. Bitte säubern Sie
die Augen niemals mit Kamille, es reizt die Augen nur und schädigt mehr als zu helfen. Benutzen
Sie lieber eine gute Augensalbe oder Augentropfen, die Sie bei ihrem Tierarzt bekommen.
Schauen Sie Ihrem Kaninchen ins Mäulchen, die Zähne müssen so zueinander stehen, dass sie
sich gut abnutzen können. Sind die Zähne zu lang, geben Sie mehr Zweige und hartes Heu, ist ein
Zahn abgebrochen, dann beobachten Sie das gut, frisst das Kaninchen normal und nutzen sich die
Zähne trotzdem gut ab, dann reguliert sich das von selbst, sonst sofort zum Tierarzt. Sabbert das
Kaninchen oder hat es ein verklebtes Kinn, oder habe Sie den Eindruck, dass es versucht Speisen
mit den Vorderpfoten aus dem Mund zu entfernen, dann weißt das auf eine Zahnfehlstellung der
Backenzähne hin, lassen Sie das sofort von einem Tierarzt kontrollieren, frisst das Kaninchen
länger als einen Tag nichts, bekommt es evtl. lebensbedrohliche Verdauungsprobleme.
Schauen Sie zwischen die Lippen der Kaninchen − hat das Kaninchen dort schorfige Stellen? Das
könnte Lippengrind sein, meistens eine Mangelerscheinung, klären Sie das beim Tierarzt.
Überprüfen Sie die Krallen − sind sie zu lang, dann müssen sie gekürzt werden. Lassen Sie es sich
beim ersten Mal unbedingt von einem erfahrenen Kaninchenhalter oder Ihrem Tierarzt zeigen!
Schauen Sie auf den After, ist er sauber? Wenn er dreckig und verklebt ist, könnte Ihr Kaninchen
Durchfall haben. Eine sofortige Gabe des Medikaments Bird Bene− Bac ist angezeigt, und gehen
Sie sofort zum Tierarzt! Hat Ihr Kaninchen immer Durchfall stimmt die Fütterung nicht! Ist Ihr
Kaninchen immer schmutzig, dann reinigen Sie den Käfig öfter!
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Kurzinfo zu Myxomatose und RHD
Myxomatose und RHD (Chinaseuche) sind gefährliche Erkrankungen, die jeder Kaninchenhalter
kennen sollte. Es handelt sich hier um Viruserkrankungen, die immer wieder eine hohe Ausbrei−
tungs− als auch Sterberate verzeichnen.
Die Übertragungswege von Myxomatose und RHD sind mannigfaltig und reichen von Blut sau−
genden Insekten (Kaninchenfloh, Zecken, Stechmücken, Milben, Läusen etc.) bis hin zu Kontakt−
infektion durch verseuchtes Grünfutter, Heu, Stroh Trockenfutter, durch Fliegen, durch Kontakt
vom kranken zum gesunden Tier und durch den Menschen beim und nach dem Umgang mit
erkrankten Tieren.
Gegen beide Krankheiten gibt es einen Impfstoff, eine Impfung ist kein hundertprozentiger
Schutz gegen eine Erkrankung, aber sie ist das probate Mittel zur Prophylaxe. Neben der Imp−
fung zählt Hygiene zum wichtigsten Faktor der Krankheitsvorbeugung.
Krankheitsanzeichen:
RHD: Die Krankheitsanzeichen zeigen sich wenig charakteristisch; eine beschleunigte oder
erschwerte Atmung, Fressunlust (Inappetenz), Apathie (Teilnahmslosigkeit), allg. Störungen des
Wohlbefindens, es können aber auch gar keine Anzeichen vorkommen.
Myxomatose: Die Anzeichen der Myxomatose sind nicht einheitlich, sie hängen von der Virulenz
des Virenstamms und der Empfänglichkeit der Kaninchen ab. Typische Anzeichen sind jedoch
Entzündungen und Schwellungen an den Augen, Augenausfluss, und die Bildung von Myxomen
(Unterhautödeme).
Der Richtige Tierarzt
Nicht alle Tierärzte kennen sich richtig gut mit Kleinnagern aus und behandeln Ihre Kaninchen
richtig. Bevor Ihre Kaninchen ernsthaft erkrankt, sollten Sie sich einen kompetenten Tierarzt
suchen. Fragen Sie den Tierarzt ruhig, ob er sich mit Kaninchen auskennt und beobachten Sie
genau, was er tut. Untersucht er Ihre Kaninchen eingehend, bevor er eine Diagnose erstellt?
Erklärt er Ihnen genau was er tut, welche Krankheit das Tier hat und wie die Heilungschancen
sind? Lassen Sie sich sagen, wie die Medikamente heißen und welche Wirkstoffe sie haben und
wie Sie die Medikamente anwenden müssen ! Wenn Ihr Tierarzt sich Zeit nimmt, Ihre Fragen
ernsthaft beantwortet und Sie das Gefühl haben, er hört Ihnen zu und gibt Ihnen Auskunft, dann
sind Sie dort richtig.
Nehmen Sie sich zum Tierarzt einen Zettel
mit, auf dem alles steht was Ihnen am Tier
aufgefallen ist und was Sie den Tierarzt
fragen wollten. Notieren Sie sich alle
Behandlungshinweise und Medikamente
sowie die Dosierungen und den Befund, in
der Aufregung des Tierarztbesuchs
vergessen Sie sonst vielleicht Wichtiges.
−12−
Verhalten
Kaninchen haben ihre eigene Sprache.
Hier sind einige Tipps um bestimmte
Verhaltensweisen von Ihrem
Kaninchen zu deuten.
Fiepen: es hat Angst oder ruft nach der Mutter wenn es noch sehr jung ist.
Brummen: Anhaltendes leises Brummen drückt Paarungsbereitschaft und Werbung aus.
Leises Fauchen: Unmut; Scharfes Fauchen: Vorsicht, ein Angriff könnte folgen!
Knurren: Normalerweise wütend, passen Sie auf, es könnte ein Biss folgen! Sich ducken: (Das
Kaninchen drückt sich flach auf den Boden, die Ohren sind angelegt und der Kopf ist nach unten
gedrückt) Das Kaninchen unterwirft sich Ihnen oder einem anderen Kaninchen.
Tot stellen: Bei einem lauten Geräusch oder dem Anzeichen einer Gefahr (in der Meinung des
Kaninchens) kann es dazu kommen, dass das Kaninchen heftig atmet, die Augen weit aufreißt
und der Körper dabei wie erstarrt wirkt. Das Kaninchen versucht sich zu tarnen, indem es sich
"tot stellt".
Anstupsen mit der weichen Schnauze: Sympathiebeweis, sagt Hallo oder möchte, dass Sie sich
um ihn kümmern (Auch Wildkaninchen machen das untereinander so).
Lecken: Wenn ein Kaninchen Sie leckt so erwidert es Ihr Streicheln, es ist immer ein Zeichen von
Zuneigung
Stoßen mit dem Kopf (gegen Ihre Hand): Es will jetzt nicht weiter belästigt werden.
Fortschieben der Hand mit dem Mäulchen: Jetzt habe ich aber genug!
Angespannte Körperhaltung und ein steil nach oben gerecktes Schwänzchen: (Der Körper wird
dabei nach vorne gestreckt) signalisieren Aufregung. Werden zusätzlich noch die Ohren angelegt,
so kann Angriffslust bestehen, weit noch vorne gerichtete Ohren bedeuten Neugier. Gespannte
Sitzhaltung bei angelegten Ohren: Das Kaninchen möchte in Ruhe gelassen werden und ist in
Verteidigungsbereitschaft.
Das Kaninchen liegt lang ausgestreckt da: Ruheposition, das Kaninchen ist sehr entspannt. Fühlt
es sich gestört, können die Füße wieder blitzschnell unter den Körper gezogen werden. Manche
Kaninchen legen sich auch in eine Seitenlage oder sogar auf den Rücken. Je "relaxter" das Kanin−
chen daliegt, umso sicherer (und glücklicher) fühlt es sich.
Das Kaninchen wälzt sich auf dem Rücken: Zeichen äußersten Wohlbefinden
Spielen: Kaninchen mögen es Dinge herum zu schieben und zu stoßen. Sie mögen es auch im
Haus herum zu asen, auf die Couch rauf und runter zu springen und sich wie ein Kind zu
benehmen, das zu viel Zucker hat. Auch Luftsprünge, Hakenschlagen und Kopfschütteln drücken
Wohlbefinden aus
−13−
Naseblinzeln: Die Nase ist eine Art Stimmungsbarometer vom Kaninchen. Bewegt sich die Nase
sehr schnell (außer bei Hitze und Krankheit) so ist das Kaninchen sehr aufgeregt.
Betteln: Kaninchen sind noch schlimmer, als Hunde, wenn es ums Betteln geht. Bewahren Sie sich
davor dem Kaninchen zu viele Schleckereien zu geben, da übergewichtige Kaninchen nicht
so gesund wie Kaninchen mit Normalgewicht sind.
Männchen machen: Das Kaninchen ist aufmerksam und neugierig. Durch das Männchen machen
hat es eine bessere Sicht auf die Geschehnisse.
Stampfen/Klopfen mit den Hinterläufen: Es fürchtet sich, ist wütend oder versucht Ihnen mit−
zuteilen, das Gefahr besteht (seiner Meinung nach) Weibchen machen das auch häufig, wenn sie
in Brunftstimmung sind.
Kinnreiben: Das Kinn vom Kaninchen besitzt eine Duftdrüse, deswegen reiben sie ihr Kinn an
Gegenständen um anzuzeigen, dass sie zu ihnen gehören. Es ist dasselbe als wenn eine Katze ihre
Stirn an Leute oder Objekte reibt.
Urin verspritzen: Rammler die nicht kastriert sind, markieren so ihr Revier und alles was ihrer
Meinung nach dazugehört, teilweise markieren auch sehr dominante Weibchen
Fluchtinstinkt: Flucht wird automatisch durch jede Verfolgung, z.B. wenn Sie versuchen es wie−
der zurück in seinen Käfig zu setzen, ausgelöst. Tipp: Bleiben Sie lieber stehen, und versuchen Sie
es mit Geduld und lockendem Rufen, das ist nervenschonender für Mensch und Tier.
Tasthaare: Kaninchen benutzen diese Haare um Dinge zu ertasten, deshalb warten Sie bitte bis
die Tasthaare zu Ihrer Hand kommen, nicht anders herum. Man darf diese Haare nicht grob
anfassen oder etwa dran ziehen.!!
Beschäftigung
Kaninchen wollen nicht den ganzen Tag nur zum Fressnapf und zurück wandern (sie würden
träge und dick werden), deshalb sollten Sie ihren Auslauf gewähren ( min. eine Stunde am Tag!)
und wenn möglich ihr Gehege so abwechslungsreich wie möglich gestalten:
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Geben Sie ihnen alte Pappkartons (unbedruckt) zum Durchlaufen und Reinklettern, füllen Sie
diese evtl. mit Heu zum Drin herum wühlen und verstecken Sie kleine Leckerlis darin.
Geben Sie das Frischfutter nicht immer nur in den Fressnapf, spießen Sie es doch mal auf
Zweige, so dass die Kaninchen sich danach recken müssen, oder verteilen Sie es im Auslauf,
damit sie danach suchen müssen.
Bauen Sie ihnen Höhlen z.B. aus Handtüchern, die Sie über einen Korb legen, oder aus
zusammengestellten Zweigen mit Heu.
Sie können Ihrem Kaninchen auch Röhren zum Durchlaufen geben, z.B. aus Kork oder Ton,
bitte achten sie darauf, dass die Röhren nicht zu klein sind, damit Ihre Kaninchen sich dort
nicht festklemmen.
Legen Sie ihnen Hindernisse in den Weg, die sie überspringen müssen, locken Sie die Kanin−
chen mit einem Leckerli (Möhre, Petersilie), damit sie rüber springen.
Und seien Sie nicht frustriert, wenn Ihr Kaninchen etwas Zeit braucht um herauszufinden was Sie
eigentlich wollen, irgendwann siegt der Spieltrieb und Ihr Kaninchen wird alles erkunden.
−14−
Zusammenleben mit anderen Haustieren
Grundsätzlich gilt − ein Kaninchen braucht einen Artgenossen − halten Sie deshalb niemals
ein Kaninchen einzeln mit einem anderen Tier zusammen!
Kaninchen und Meerschweinchen
Häufig vertragen sich Kaninchen mit Meerschweinchen bzw. sie tun sich nichts, das ist das
Einzige Argument für das Zusammenhalten von diesen verschieden Tieren, sonst spricht
eigentlich alles dagegen: Ein häufiges für Argument ist: "sie kuscheln doch so lieb miteinander",
aber eigentlich kuscheln Meeries nur, wenn sie Angst haben, einsam oder sehr jung sind, ältere
Meeries sind eher etwas auf Distanz bedacht, wobei sie aber auf alle Fälle die Sicherheit der
Gruppe brauchen, kuscheln ist bei Meeries ein Zeichen von Unsicherheit (das wird von Menschen
oft missverstanden, so wie wir auch sonst gerne Menschliches in Tierverhalten interpretieren).
Kaninchen hingegen kuschen sich gerne aneinander. So wird das Meeries vomKaninchen oft
zwangsgekuschelt.
Kaninchen und Meerschweinchen haben völlig verschiedene Sprachen. Z. B. die instinktiven
Verhaltensweisen: senkt ein Kaninchen den Kopf oder leckt es die Nase des anderen Tieres will es
geputzt werden − ein Meerie wertet es als brommseln oder Unterwerfung, Meeries begrüßen sich,
indem sie sich im Gesicht beschnuppern − Kaninchen beschnuppern sich am Po − wird ein Meerie
am Po beschnüffelt, wertet es dass als Sexuelle Annäherung usw.
Meeries haben eine andere Duftsprache als Kaninchen und außerdem eine sehr komplexe
Lautsprache, die Kaninchen überhaupt nicht beherrschen. Ein ausgewachsenes Kaninchen ist min.
1.5 x so groß wie ein Meerschwein und dominiert allein schon durch seine Größe, also ist das
Meerie immer der Unterlegene. Mitunter wird das Meerschweinchen vom Kaninchen ständig
bestiegen werden, was Stress und Verletzungen auslöst.
Meeries und Kaninchen stellen verschiedene Ansprüche an ihre Nahrung, was für ein Meerie eine
Delikatesse ist, ist für Kaninchen unter Umständen schwer verdaulich oder unverträglich.
Meeries sind eher am Tag aktiv, Kaninchen eher Abends und Nachts, so das die Tiere sich
gegenseitig beim Schlaf stören. Es besteht auch keine Artverwandschaft zwischen den
Hasenartigen (Kaninchen − Nesthocker) und den Nagern (Meeries − Nestflüchter) und sie
kommen aus völlig verschiedenen Erdteilen.
Kaninchen brauchen immer einen Artgenossen zum spielen und kommunizieren.
Eine Gemeinschaft mit einem Meerschweinchen ist immer eine Notgemeinschaft !
Kaninchen und Katzen
Katzen haben einen natürlichen Spieltrieb − auch wenn Sie sich sicher sind, dass Ihre Katze den
Kaninchen nichts tut und nur spielen will, so wissen Ihre Kaninchen das nicht und erschrecken
sich bestimmt sehr, wenn Ihre Katze hinter ihnen herjagt. Also achten Sie bitte darauf, dass Ihre
Katze keinen Zutritt zu dem Kaninchengehege hat und auch während des Auslaufs nicht mit den
Kaninchen spielt! Natürlich gibt es Ausnahmen, aber auch die liebste Katze sollte niemals mit den
Kaninchen allein sein.
−15−
Kaninchen und Hunde
Wenn Sie sich absolut sicher sind, dass Ihr Hund den Kaninchen niemals etwas tun würde, und
dass Ihr Hund niemals die Kaninchen anbellen oder sonstwie erschrecken würde, dann können
Sie unter Aufsicht Kaninchen und Hunde zusammen laufen lassen, aber auch hier gilt: lassen Sie
die Hunde niemals unbeaufsichtigt zu den Kaninchen. Sollte Ihr Hund die Kaninchen verbellen
oder gar angreifen, sollten Sie ihn nicht mit den Kaninchen in einem Zimmer halten, dass würde
nur zu unnötigem und gefährlichem Stress führen.
Kaninchen und Hamster, Degus, Mäuse, Chinchillas, Streifenhörnchen, Ratten etc.
Es gilt auch hier: diese Tiere leben lieber mit einem Artgenossen zusammen, bzw. alleine ! Ver−
zichten Sie auf Vergesellschaftungsversuche ! In Einzelfällen verstehen sich diese Tiere zwar mit
Kaninchen, aber das sind Ausnahmen. Es ist allerdings nichts dagegen einzuwenden, wenn diese
Tiere bei ausreichendem Platz im selben Raum gehalten werden. Lassen sie Niemals die Tiere
unbeaufsichtigt zusammen laufen, auch wenn es den Anschein hat, als würden sie sich verstehen,
kann es schnell zu tödlichen Auseinandersetzungen kommen!
Sollten Sie Gegenteilige Erfahrungen gemacht haben,
würde ich mich über einen Erfahrungsbericht sehr freuen.
Bei Fragen können Sie sich jederzeit an uns wenden;
per e−mail info@nager−info.de
Telefonisch von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr,
in dringenden Notfällen auch zu anderen Zeiten
Telefon 0541 / 120 85 85
Hilfreiche Homepages sind:
http://www.birgit−drescher.de
http://www.kaninchen.at
http://www.ruecker−web.de
http://www.kaninchenforum.de
Bücher:
Artgerechte Haltung − ein Grundrecht auch für Zwerg − Kaninchen
von Ruth Morgenegg; Kik Verlag ISBN 3906581357
−16−
Snacks für Kaninchen und Meerschweinchen
Von Priv. Doz. Dr. med. vet. Birgit Drescher
In Zoofachgeschäften, Supermärkten und Drogerien werden für Kaninchen und
Meerschweinchen außer Grundfuttermischungen und Heu auch eine Vielzahl unterschiedlicher
"Snacks" angeboten. Dabei handelt es sich um Knabberstangen unterschiedlicher
Zusammensetzungen, gehalten von einem Holz− oder auch Kunststoffstiel, die bunt und
appetitlich aufgemacht und in farbenfrohen Verpackungen konfektioniert sind. Außerdem
werden mit E 160 C oder E 141 grellorange oder giftgrün eingefärbte Maiskroketten sowie
Joghurt−Drops unterschiedlicher Farb− und Geschmacksrichtungen angeboten. Mit diesen
Produkten der Futtermittelindustrie wird dem interessierten Kunden suggeriert, dass er seinem
Heimtier etwas Besonderes und auch etwas besonders Gesundes zukommen lassen kann.
Tatsächlich ist jedoch zu hinterfragen, inwieweit es sich bei diesen Snacks um der Gesundheit
dieser Tierarten zuträgliche Futtermittel handelt.
Bei genauerer Betrachtung der Inhaltsstoffe bestehen diese Snacks zu einem großen Teil aus
Futtermittelkomponenten, die weder zum natürlichen noch artgerechten Futtermittelspektrum
dieser Tierarten zählen und die bei längerfristiger bzw. übermäßiger Gabe eine die Darmfunktion
sehr negativ beeinträchtigende Wirkung ausüben können. In der Kleintiersprechstunde des
Tierarztes werden Kaninchen und Meerschweinchen besonders häufig mit Durchfallproblemen
vorgestellt. Darüber hinaus gibt es auch andere Magendarmprobleme, die häufig mit einer
Korrektur der Fütterung behoben werden können. Mit anderen Worten: Sie wurden zunächst
durch eine über lange Zeit nicht artgerechte Fütterung hervorgerufen. Folglich empfiehlt es sich,
sowohl aus dem Blickwinkel des Tierarztes als auch schon im Vorfeld aus der Sicht des
Tierhalters die Fütterung zu hinterfragen und gegebenenfalls zu korrigieren, falls eine
Veränderung der üblichen festen Kotkonsistenz auffällt oder falls weitere auf
Magendarmstörungen hinweisende Krankheitszeichen zu beobachten sind. Beim Auftreten
schmerzhafter Zustände, die mit Verweigerung der Futteraufnahme und Apathie des Tieres
einhergehen können, sollte aber auf jeden Fall umgehend ein Tierarzt zugezogen werden, da
dieser Symptomatik aufgegaste Magendarmabschnitte zugrunde liegen, die mit kolikartigen
Schmerzen einhergehen und für das betroffene Tier ein großes Leiden bedeuten. Die im
Darmtrakt durch Bakterien und Hefen produzierten Gase führen durch den Druck der Gase auf
die Darmwand zur Kompression aller in der Darmwand liegenden Blutgefäße mit der Folge, dass
die Blutversorgung des empfindlichen Gewebes sehr stark beeinträchtigt wird. Hieraus können
lokale Schädigungen des Darmgewebes entstehen oder auch ein völliges Kreislaufversagen mit
Herzstillstand und Todesfolge.
Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie solche dramatischen Magendarmstörungen einerseits
entstehen bzw. andererseits vermieden werden können. Um eine Verständnisgrundlage zu geben,
sollen zunächst die anatomischen (bauartlichen) sowie die physiologischen (funktionellen)
Gegebenheiten der Kaninchen und Meerschweinchen aufgezeigt werden. Daraus können unter
Berücksichtigung des natürlichen Futterspektrums dieser Tierarten die
ernährungsphysiologischen Bedürfnisse abgeleitet und eine Beurteilung der Zusatzfuttermittel
wie der bereits oben aufgeführten Snacks durchgeführt werden.
−17−
1.Anatomische und physiologische Besonderheiten des Verdauungskanals
Alle Zähne des Kaninchens und des Meerschweinchens sind wurzeloffene Zähne, d.h. sie
wachsen lebenslang, Unterkieferzähne schneller als Oberkieferzähne. Die Schneidezähne weisen
nur auf der Vorderseite einen harten Schmelzbelag auf, woraus die meißelähnliche Form sowie
die Schärfe der Schneidezähne resultieren. Eine regelmäßige Abnutzung der Zähne durch das
Vermahlen grobstrukturierter Rohfaser, d.h. von zellulosereichen Grünpflanzen steht
physiologischerweise im Gleichgewicht zu einem dauerhaften Zahnwachstum. Wenn dieses
Gleichgewicht gestört ist, kommt es zu einer unzureichenden Zahnabnutzung und infolgedessen
zu überlangen Zähnen. Eine ausreichende Zahnabnutzung ist nur gewährleistet, wenn eine sehr
rohfaserreiche Fütterung geboten wird, die ein intensives Mahlen der Backenzähne notwendig
macht, d.h. Heu oder Gras ist Grundfutter und sollte durch abwechslungsreiches Frischfutter wie
Blätter, Kräuter, geringgradig Gemüse und Obst ergänzt werden.
Der Magen des Kaninchens bzw. des Meerschweinchens ist einhöhlig und weist eine sehr dünne
Magenwand auf. Dies beruht auf der sehr schwach ausgebildeten Muskelschicht der Magenwand,
weshalb es auch nicht möglich ist, dass ein Kaninchen oder Meerschweinchen Futter erbricht. Der
Nachteil liegt für das Tier darin, daß einmal aufgenommene Futtermittel, den gesamten Verdau−
ungskanal passieren müssen, bis sie wieder ausgeschieden werden können. Da eine Darmpassage
vier bis fünf Tage andauern kann, wird auch ein schwer oder schlecht verträgliches Futtermittel
über diesen Zeitraum das Tier mit Schmerzen und Blähungen peinigen. Kaninchen und
Meerschweinchen fressen häufig und in kleinen Mengen − bis ca. 80 mal am Tag. Der
Weitertransport des Mageninhalts ist nur durch erneute Futteraufnahme und Nachschub
möglich. Bei zu großen Fütterungsabständen können sich die Tiere überfressen. Bei Gabe von
Pelletfutter besteht beispielsweise die Gefahr, dass im Falle zu großer Fütterungsabstände die
Tiere nach der Pelletaufnahme relativ viel Wasser trinken, so dass der Magen stark gedehnt oder
sogar überladen wird. Die Folge kann ein Zerreißen der Magenwand mit nachfolgender
schmerzhafter Bauchfellentzündung und weiteren Komplikationen sein.
Der Blinddarm ist bei Kaninchen und Meerschweinchen eine relativ große Gärkammer, die bis zu
einem Drittel des Bauchhöhlenvolumens einnehmen kann. Die bakterielle Darmflora besteht
überwiegend aus Anaerobiern (Bakterien, die ohne Sauerstoffzufuhr leben können) und
grampositiven Bakterien wie Kokken, Laktobazillen, wohingegen die gramnegativen E. coli und
Cl. perfringens nur passager und in geringer Keimzahl vorkommen. Eine hohe Anzahl der zuletzt
genannten Keime ist immer als Dysbakteriose (Bakterienfehlbesiedlung) zu werten und meist
durch für diese Tierarten ungeeignete Futtermittel bedingt.
Die für Kaninchen und Meerschweinchen notwendige spezielle Bakterienflora − vor allem
Laktobazillen − ist in der Lage, Zellulose aufzuspalten, wodurch leicht verdauliche freie
Fettsäuren entstehen, die resorbiert werden können und dem Kaninchen bzw. Meerschweinchen
als leicht umsetzbare Energie zur Verfügung stehen. Damit diese physiologische Darmflora
funktioniert, bedarf es eines deutlich basischen Darmmilieus.
Bei der Fütterung rohfaserreicher, d.h. zellulosereicher, Futtermittel ist dies gewährleistet. Bei der
Verfütterung von zucker− und stärkereichen Futtermitteln nicht: Stärke wird zu Zucker abgebaut
und durch Zucker sinkt der ph−Wert von zwischen 8 und 9 auf zwischen 5 und 6 ab. Die Folge ist
ein Absterben der essentiellen physiologischen Darmflora und ein Überwuchern mit
unerwünschten Keimen wie E. coli, die nicht in der Lage sind, Zellulose aufzuspalten und die für
diese Tiere essentiellen Stoffwechselprodukte wie Vitamine zu synthetisieren.
−18−
Der bei der Stärkeverdauung gebildete Zucker kann zwar neben den freien Fettsäuren auch als
Energielieferant genutzt werden, liefert dem Tier jedoch in der Regel ein Zu viel an Kalorien und
entspricht folglich den sogenannten leeren Kalorien , die bei Überangebot in Fettdepots angelegt
werden. Im Blinddarm wird als Endprodukt ein sogenannter Blinddarmkot, die Caecotrophe,
gebildet. Dabei handelt es sich um schleimüberzogene, trauben− bis wurstförmige, glänzende
Gebilde. Dieser spezielle Weichkot, dessen Anteil am Gesamtkot bei über 30 % liegt, passiert die
weiteren Abschnitte des Dickdarms weitgehend unverändert, wird von den Tieren direkt vom
Enddarm abgenommen und unzerkaut geschluckt, was meist als "Putzbewegung" zu beobachten
ist. Dieser Blinddarmkot besteht aus den Bakterien selbst − die wiederum aus Eiweißen,
Kohlenhydraten und in geringem Maße auch aus Fetten bestehen − Mukoproteinen und
Vitaminen. Er verweilt bis zu 6 Stunden im Magen, wo die Bakterien aufgrund des warmen und
feuchten Milieus zunächst weiter aktiv sein können. Er bleibt durch die Schleimhülle lange
erhalten. Die in der Caecotrophe enthaltenen Bakterien sind durch ihre bakteriellen Enzyme so
lange wirksam, bis sie durch die Salzsäure des Magens inaktiviert werden. Anschließend erfolgt
im Magen und Dünndarm eine Auflösung der Schleimhülle mit nachfolgender Verdauung, d.h.
chemischer Aufspaltung und Resorption der Einzelkomponenten dieser Caecotrophe. Auf diese
Weise sind diese Tierarten in der Lage, aus zellulosereichen Futtermitteln die keinerlei sonstige
Inhaltstoffe wie Proteine, Fette, Kohlenhydrate oder Vitamine beinhalten müssen alle für sie
notwendigen Nährstoffe selbst zu synthetisieren. Das Meerschweinchen ist lediglich auf die
Zufuhr von Vitamin C angewiesen, welches reichlich vorhanden ist in frischem Obst wie z.B.
Erdbeeren, Paprika und Tomaten.
2.Futterspektrum unter natürlichen Lebensbedingungen
In freier Natur fressen Kaninchen Gräser, Kräuter und Blätter von Gemüsepflanzen und nehmen
Wasser überwiegend in Form von Tautropfen in ihrer dämmerungsaktiven Zeit auf, in der
sowohl am Morgen als auch am Abend die Pflanzen jeweils vom Tau angefeuchtet sind. Nicht
zum Nahrungsspektrum von Kaninchen in freier Wildbahn gehören hingegen Getreidekörner
von Weizen, Roggen, Hafer oder Gerste bzw. Maiskörner: Solche Körner sind jahreszeitlich
bedingt nur für eine kurze Periode in der freien Natur verfügbar und dann in einer
entsprechenden Höhe von ca. 1 Meter, was für Kaninchen und Meerschweinchen ohnehin gar
nicht erreichbar wäre. Nur wenn vom Wind umgewehte Pflanzen bzw. verwehte Körner auf den
Boden fallen, könnten Kaninchen überhaupt an dieses sehr stärkereiche, aber zellulosearme
Futtermittel herankommen − dann allerdings zu einer Jahreszeit, in der dieses energiereiche
Futter sogar einen Sinn machen würde, da bei Wildkaninchen kurz vor dem Winter eine
entsprechende Energiereserve erforderlich ist. Ansonsten fressen Kaninchen in freier Natur keine
Körner.
Die Stammform unseres Hausmeerschweinchens ist das Gebirgsmeerschweinchen − Cavia aperea
cutleri. Diese Tierart besiedelt grasreiche Hochebenen und Buschsteppen der Anden bis zu
Höhenlagen von 4200 m. Das Gras der Anden ist sehr reich an Vitamin C, so dass diese
ökologische Nische ideal ist für das Nahrungsangebot an das Meerschweinchen. Unter hiesigen
Lebensbedingungen ist sicherlich ebenfalls Gras bzw. Heu das essentielle Futtermittel für
Meerschweinchen, jedoch immer ergänzt durch Vitamin C−haltige andere Futtermittel.
−19−
3.Woraus bestehen Snacks für Kaninchen und Nagetiere?
Kinder und Erwachsene − werden von der Lebensmittelindustrie auf vielfältige Weise zu süßen,
salzigen, bunten und teilweise völlig naturfremden Leckereien verführt. Die Futtermittelindustrie
schließt sich diesem Markt an und bietet in zunehmendem Maße und in immer neuer Vielfalt
Snacks für Kaninchen und Meerschweinchen an, damit Kinder Leckereien wie sie sie selber lieben
auch an Ihre Lieblinge weitergeben. Um dieses Bedürfnis zu befriedigen, hat die
Futtermittelindustrie eine breite Palette solcher Snacks für Kaninchen und Nagetiere entwickelt
und auf den Markt gebracht.
Bei Betrachtung der Inhaltsstoffe solcher Packungsinhalte sind gemäß der Packungsdeklarationen
folgende Futterbestandteile in den Snacks enthalten:
1.Futtermittel, die überwiegend zu leichtverdaulichem Zucker abgebaut werden und deshalb
das Darmmilieu der Kaninchen und Meerschweinchen ungünstig beeinflussen: Zucker, Mehl,
Maiskleie Hartbiscuit, Zuckerrohrmelasse, Bäckereinebenerzeugniss, ausgesuchte Getreidearten,
wertvolle aufgepoppte Getreidesorten, Honig.
2.Futtermittel, die in freier Natur niemals von Kaninchen und Meerschweinchen aufgenommen
werden können, und die aus Inhaltsstoffen bestehen, die für das Kaninchen bzw.
Meerschweinchen schwer verdaulich sind: gehackte Nüsse, Saaten, tierisches Eiweiß, frische Eier,
Milch− und Molkereierzeugnisse, Joghurtpulver.
3. Futtermittel, die als undefinierbare Abfallprodukte aus der Lebens− bzw.
Futtermittelindustrie stammen: pflanzliche Nebenerzeugnisse, tierische Nebenerzeugnisse .
4.Fazit: Getreide− und Maiskörner sind auf den Weltmärkten billige Rohwaren, die ansehnlich
bearbeitet und attraktiv verpackt als Futtermittel für Kaninchen und Meerschweinchen von der
Industrie angeboten werden. Ob in handlichen Packungen oder nach Art großer Bonbonieren, aus
denen sich der Verbraucher die Einzelkomponenten selbst zusammenstellen kann, ist es ein leicht
zu handhabendes Futtermittel, das wenig Schmutz bei der Fütterung hinterlässt und von
Kaninchen und Meerschweinchen leicht akzeptiert wird. Die hohe Akzeptanz von Seiten der Tiere
darf aber − analog der hohen Akzeptanz von Süßigkeiten durch Kinder und Erwachsene nicht
gleichgesetzt werden mit einem artgerechten und damit für das Tier gesunden Futtermittel. Die
Vorliebe für besonders süße sowie besonders bittere Stoffe (Bitterstoffe aus Baum− und
Strauchrinden) ist den Kaninchen und Meerschweinchen arteigen. Die instinktive Bevorzugung
höher konzentrierter Lebens− und Futtermittel ist beim Menschen sowie im Tierreich generell
weit verbreitet, geht jedoch nicht gleichzeitig mit einer gesunden Ernährung einher.
Kaninchen und Meerschweinchen sind im Bereich des dem Blinddarm nachgeschalteten
Grimmdarmes mit sehr effizienten Kompensationsmechanismen ausgerüstet, d.h. zellulosehaltige
Partikel können aus dem Dickdarm entgegen der Haupttransportrichtung des Darminhaltes
wieder in den Blinddarm zurücktransportiert werden. Auf diese Weise kann eine stärkereiche
und zellulosearme Fütterung zunächst − äußerlich betrachtet − unbeschadet ausgeglichen
werden. Die Folgen werden jedoch in zunehmendem Maße offensichtlich:übergewichtige Tiere,
die mit der Zeit bewegungsunlustig werden Tiere mit chronischen Durchfällen, die mit
kotverschmiertem Fell im Anogenitalbereich gekennzeichnet, sind Fliegenbefall in der
Sommerzeit mit Ablage von Fliegeneiern in die Haut der Tiere. Trommelsucht der Kaninchen und
Meerschweinchen als Folge von Fehlgärungen im Blinddarm: die Stärke wird zu Zucker abgebaut
und dieser wird durch Hefen vergoren. In der Folge bilden sich Gase, die nicht entweichen
können, so dass der Darm aufbläht und die Tiere hochgradige Bauchschmerzen erleiden.
−20−
Bei der Futteraufnahme werden Körner mit den Zähnen zerquetscht und das Futter wird nicht
lange genug mit den Backenzähnen gemahlen, so dass der Zahnabrieb ungenügend ist und
überlange Zähne entstehen. Folge: die Tiere entwickeln in die Zunge oder die Backenschleimhaut
einspießende und einwachsende Zähne, die die Nahrungsaufnahme − vom Tierhalter häufig
unbemerkt − beeinträchtigen und die nur von einem Tierarzt festgestellt und beseitigt werden
können.
Eine überwiegend aus stärke− und zuckerreichen Futtermitteln bestehende Fütterung liefert zu
wenig Kalzium, so dass über längere Zeit ein Kalziumdefizit entsteht, das sich besonders durch
erworbene im Gegensatz zu angeborenen Zahnfehlstellungen erkennen läßt. Die Aufnahme von
Heu aus vielfältigen Graspflanzenmischungen hingegen garantiert eine ausreichende
Kalziumversorgung. Eine Überversorgung mit Kalzium ist durch Heugaben nicht möglich,
hingegen jedoch durch Konzentratfütterungen mit Luzernepellets oder/ und Petersilie.
Die Tatsache, dass der Fachhandel seit vielen Jahren Körnerfutter und zu den sogenannten Snacks
abgewandelte Futtermittel für Kaninchen und Meerschweinchen mit großem Erfolg verkauft, liegt
an den billigen Rohstoffen und deren einfacher Verarbeitung − an der großen
Futtermittelakzeptanz auf Seiten der Tiere
♦ an der Tatsache, dass die Folgeerscheinungen nicht kurzfristig nach Verfütterung
bestimmter Futtermittel auftreten und auf diese zurückgeführt werden können, sondern
langfristig entstehen
♦ an der leichten Handhabbarkeit der Futtermittel.
♦
Grundsätzlich liegen die Argumente für das Körnerfutter auf Seiten des Tierhalters und nicht
auf Seiten der Tiere.
Diese Tatsache legt den Schluss nahe, dass für die Futtermittelindustrie geprüfte Kaufargumente
von Kleintierbesitzern als potentielle Kunden im Vordergrund stehen und den tatsächlichen
Bedürfnissen und Ernährungsgewohnheiten der "Endverbraucher", nämlich der Kaninchen und
Meerschweinchen, nur sekundäre Bedeutung zukommt. Nur so erklärt sich auch ein Angebot von
völlig naturfremden Futtermitteln wie Milch− und Joghurtdrops für Kaninchen und
Meerschweinchen, die in der Regel sehr reich an all jenen Inhaltsstoffen sind, die diese Tierarten
in dieser Konzentration nicht benötigen. Die hohe Kaufakzeptanz für diese Snacks liegt in dem
Irrglauben des Tierhalters, dass Milch−, Joghurt− und Schokoladendrops für das Haustier ein
ähnlich kulinarisches Vergnügen darstellen wie analoge Lebensmittel für ihn. Er genießt die
vermeintliche Gewissheit, mit seiner ausgeprägten Tierliebe seinem Liebling etwas Gutes getan zu
haben. Erst in den letzten Jahren haben engagierte Tierärzte sowie Tierernährungsspezialisten auf
diese Missstände hingewiesen. Seit einiger Zeit werben deshalb innovative Futtermittelfirmen mit
getreidefreiem Futter und vertreiben Futtermittel, die auf den Bedarf dieser Tierarten ausgerichtet
sind. Folglich sollte der informierte Leser und Kaninchen− bzw. Meerschweinchenhalter
zukünftig auf eine artgerechte Fütterung wert legen, die für beide Tierarten gleichermaßen
bedeutet, dass ein Grundfutter aus vielfältigem Heu oder aus Heupellets stets zur Verfügung
steht, zu dem ergänzend und zur abwechslungsreichen Beschäftigung der Tiere in Maßen
Frischfutter wie in den dargestellt zusätzlich gegeben werden sollte.
Anschrift der Verfasserin: Priv. Doz. Dr. Birgit Drescher; Alte Dorfstr. 11; 70599 Stuttgart
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