Antonio Stradivaris Antonio Stradivaris

Transcription

Antonio Stradivaris Antonio Stradivaris
GREGOR WIDHOLM
Antonio
Stradivaris
Ex Benvenuti
1727
Dkfm.
Angelika
Prokopp
Privatstiftung
2
Antonio Stradivaris
"Ex Benvenuti"
1727
Dokumentation der Geschichte und der musikalischen
Eigenschaften des Instruments
Diese Publikation
basiert auf der von Mag.a Johanna Ensbacher verfassten Diplomarbeit:
Antonio Stradivaris Violine “Ex Benvenuti, Ex Halphen”
Eine Dokumentation der Geschichte und der akustischen Eigenschaften des Instruments
Inhalt und Layout: Univ.-Prof. Mag. Gregor Widholm
Herausgeber: Mag. Hans Hammerschmied
Copyright © 2011 by Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
ISBN 978-3-900914-08-0
3
Inhalt
Vorwort
............................................................................................................. 6
Antonio Stradivari - Sein Leben und Werk
Geburtsjahr und Geburtsort.......................................................................... 8
Lehre und Arbeitsverhältnis .......................................................................... 8
Erste Ehe und Wohnsitz ................................................................................. 9
Zweite Ehe und Sterbejahre ....................................................................... 10
Erbe und Nachlass ...................................................................................... 11
Schaffensperioden ...................................................................................... 12
Das Instrument Ex Halphen, Ex Benvenuti
Die ersten 160 Jahre ................................................................................... 14
Fernand Halphen ........................................................................................ 15
Halphen und die Stradivari ......................................................................... 16
Die Kaufabwicklung .................................................................................... 16
Die Halphenstiftung ..................................................................................... 17
Verkauf der Stradivari an Joseph Benvenuti ............................................ 18
Joseph Benvenuti ........................................................................................ 21
Diane Benvenuti .......................................................................................... 24
Maurice Hasson ........................................................................................... 26
Das Interview ............................................................................................... 27
Studium und Ausbildung ................................................................ 27
Venezuela ....................................................................................... 28
Die Ex Benvenuti als Leihgabe und der spätere Kauf ................. 28
Name des Instrumentes .................................................................. 29
Karriere und Repertoire .................................................................. 29
Zum Klang der Ex Benvenuti .......................................................... 30
Die Saiten und der Bogen .............................................................. 30
Reparaturen, Änderungen und Empfindlichkeit .......................... 31
Internationale Presse ...................................................................... 31
Diskographie: Maurice Hasson ...................................................... 32
Anmerkungen zum Interview ......................................................... 33
4
Inhalt
Die Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung .......................................... 34
Prof. Eckhard Seifert ........................................................................................ 35
Eigenschaften der Violine .......................................................................... 35
Der Klang ..................................................................................................... 35
Die Saiten ..................................................................................................... 36
Der Bogen .................................................................................................... 36
Änderungen ................................................................................................ 36
Repertoire .................................................................................................... 36
Echtheitszertifikate
W. Henry Hill, Arthur F. Hill, Alfred E. Hill, London .......................................
Etienne Vatelot, Paris ..................................................................................
David R. Hill and Son, London 2005 ...........................................................
John and Arthur Beare, London 2005 .......................................................
37
38
38
40
Akustische Eigenschaften der Ex Benvenuti
Messmethoden ............................................................................................ 41
Electronic Speckle Interfereometrie (ESPI) ................................................ 41
Vergleich mit der "Schreiber" Stradivari 1712 ............................................ 42
Die Admittanzmessung ............................................................................... 44
Antonio Stradivari - Jakob Stainer, ein Vergleich ..................................... 46
Die Klangfarbe - Virtueller Klang ................................................................ 46
Bemerkenswertes und Kurioses .................................................................48
ANHANG
Pressemeldungen ........................................................................................ 50
Literatur und Dokumente ............................................................................57
Aufstellung der Stradivari Violinen - aktueller Stand .................................58
5
Vorwort
D
ie vorliegende Arbeit befasst sich mit der Dokumentation der Geschichte und der akustischen Eigenschaften einer
Violine (1727) von Antonio Stradivari. Seit dem Jahre 2005
befindet sich dieses Instrument im Besitz der Dkfm. Angelika
Prokopp Privatstiftung.
Da die Geschichte dieser Violine viele Lücken aufwies, trat die
Privatstiftung mit der Bitte um weitere Nachforschungen an
das Institut für Wiener Klangstil (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) heran. Prof. Widholm informierte mich
über den Forschungsauftrag, woraufhin ich wenig später mit
großem Interesse mit der Arbeit begann.
Als Ziel der Arbeit wurde eine möglichst genaue Dokumentation des Instruments angestrebt. Es sollte sowohl die Geschichte des Instruments aufgearbeitet, als auch seine akustischen Eigenschaften untersucht werden. Die von Mag.
Hammerschmied bereitgestellten Unterlagen und Informationen bildeten den Ausgangspunkt für die folgenden Nachforschungen.
An dieser Stelle sei den vielen beteiligten Personen gedankt:
Prof. Gregor Widholm, der mir als Leiter des Instituts und Betreuer der Arbeit unermüdlich mit Rat und Tat, mit Korrekturen,
mit Hilfestellung und Trost bei aussichtslosem Stillstand der Forschungen zur Seite stand.
Prof. Wilfried Kausel möchte ich für die Unterstützung bei den
laserinterfereometrischen Untersuchungen danken.
Mag. Hans Hammerschmied für die Chance, mir eine solche
Forschungsarbeit zu ermöglichen.
Johanna Ensbacher
Wien, Dezember 2009
6
Vorwort
D
as Abenteuer begann mit einer der üblichen, ganz normalen Anfragen an Universitätsinstitute: die Besitzerin einer wertvollen Stradivari Violine wollte mehr über
das Instrument wissen und schlug eine Recherche über
das Instrument als Diplomarbeits-Thema vor. Eine kompetente Geigerin als Diplomandin war bald gefunden
und die Dokumentation der objektiven musikalischen
Qualität mit Hilfe modernster lasertechnischen Computer-Methoden wurde in Angriff genommen.
Die Hürden lagen aber wo anders: der beim Ankauf von
Instrumenten der Top-Klasse notwendige sachverständige Kaufvermittler blockte vollkommen ab und war
nicht einmal bereit, den Aufenthaltsort des Vorbesitzers
bekannt zu geben. Wir kannten nur seinen Namen und
bekamen die Information, er lebe in Venezuela und weigere sich, über die Violine befragt zu werden.
Diese Situation nahm Johanna Ensbacher –nach anfänglicher Ratlosigkeit- als Herausforderung an und nachdem
es ihr gelang, mit dem Vorbesitzer persönlich in Kontakt
zu kommen, begann (auch für mich) eine faszinierende
Reise in das frühere Leben dieses in vielen Aspekten einmaligen Instrumentes.
Die vorliegende Publikation kann international durchaus
als beispielgebend angesehen werden, da sie neben
der historischen Aufarbeitung nicht wie bisher üblich, die
Bauform des Instrumentes in herkömmlicher Art und Weise beschreibt, sondern erstmals auch ihre akustischen
–und damit musikalischen- Eigenschaften mit modernsten
Methoden umfassend und objektiv dokumentiert werden.
Gregor Widholm
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
M
it der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit wurde der langjährige Wunsch der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung nach Erforschung der Provenienz
der in ihrem Besitz stehenden, fast 300 Jahre alten Stradivari Violine (ex Halphen, ex Benvenuti) erfüllt.
Wenngleich in der Geschichte dieses Instruments natürlich noch viele weiße Flecke bestehen, so freut es uns
doch sehr, dass es Frau J. Ensbacher gelungen ist, die
letzten 120 Jahre weitgehend vollständig aufzuarbeiten.
Wir kennen nun nicht nur die Vorbesitzer in London und
Paris, sondern haben auch detaillierte Informationen zu
deren Umfeld.
Die ex Benvenuti bildet den Grundstock der Instrumentensammlung unserer Stiftung; sie wurde noch zu Lebzeiten von Frau Dkfm. Angelika Prokopp erworben und
war für sie von ganz besonderer Bedeutung, sozusagen
ihr „Lieblingskind“.
Wir freuen uns, dass dieses großartige Instrument seit
mehr als fünf Jahren auch in Wien einen wichtigen Platz
im Musikleben gefunden hat.
Der Vorstand der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
dankt Frau Johanna Ennsbacher und der Musikuniversität Wien ganz herzlich für diese hervorragende Arbeit.
Wien, Jänner 2011
Hans Hammerschmied
Erich Simon
Peter Csoklich
Dkfm.Angelika Prokopp Privatstiftung
7
Antonio Stradivari - Sein Leben und Werk
Geburtsjahr und Geburtsort
Antonio Stradivari entstammt einer angesehenen Cremoneser Familie, deren Stammbaum bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Trotz des vorhandenen Stammbaumes
(siehe Anhang) gibt es keine Aufzeichnungen über sein
Geburtsdatum oder den Geburtsort. Vermutlich verließ die
Familie zu dieser Zeit Cremona wegen der herrschenden
Pest und zog in einen kleineren Ort [Kolneder, S. 135].
Die meisten Quellen geben das Jahr 1644 und eine Nebenort von Cremona an. Aufgrund eines Zettels in einer
Violine "fatto di anni 83" aus dem Jahre 1727 galt dieses
Geburtsjahr lange als richtig [Kolneder, S. 135]. Charles
Beare spricht von der Geburt Stradivaris "in oder um
1644", da Stradivari in der letzten Schaffensperiode sein
Alter auf mehreren Geigenzetteln vermerkte und es dadurch rückgerechnet werden konnte. Doch der genaue
Geburtsort, die Umstände seiner Geburt und der Kindheit sind bis heute nicht geklärt [Beare, S. 23] .
Laut Aufzeichnungen der Volkszählung im Jahre 1668
bewohnten Signor Stradivari (28), Signora Francesca,
seine Gattin (26)und Giulia Maria, deren Tochter (3 Monate
alt), das Haus "Casa del Pescatore" [Hill, S. 10]. Aufgrund dieser Daten wäre das Geburtsjahr Stradivaris allerdings 1640.
Durch unterschiedliche Altersangaben bei nachfolgenden
Volkszählungen ergeben sich aber auch die Jahre 1647,
1646, 1648 und 1649 als mögliches Geburtsjahr [Hill, S. 286].
Lehre und Arbeitsverhältnis
Die Hills nehmen an, dass Stradivaris Karriere bei Nicolò
Amati in den Jahren 1656/58 begann, da damals eine
Lehre üblicherweise zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr begonnen wurde. Dass aus dieser Zeit keine von
Stradivari signierten Instrumente vorliegen, liegt an der
Tatsache, dass Amati großen Wert auf Genauigkeit legte
und alle aus seinem Hause kommenden Instrumente als
Qualitätssiegel nur seinen Namen tragen durften.
8
Erst der Fund einer frühen Violine Stradivari's
aus dem Jahre 1666
beweist, dass er in der
Werkstatt von Amati
tätig war.
Auf ihrem Zettel steht:
"Alumnus Nicolai Amati,
faciebat anno 1666".
Ab 1667 erwähnt dann
Stradivari nicht mehr
Amatis Namen, sondern verwendete seine
eigenen Geigenzettel
[Hill, S. 25-27].
Portrait Antonio Stradivari
Ant. Campi pinx. Crem. 1681;
Fréd. Hillemacher sc. 1886
Charles Beare findet hingegen keinerlei Hinweise, dass
Stradivari sich vor seinem 20. Lebensjahr mit dem Geigenbau beschäftigt hätte und spricht von der Ausübung
eines anderen Berufs. Da aber Stradivari im Hause des
Handwerkers Pescaroli wohnte und die Werkstätten von
Amati und Pescaroli nahe beieinander lagen, läge die
Vermutung nahe, dass Stradivari dadurch auch Kontakt
mit Amati hatte [Beare, S.25].
Walter Kolneder wiederum favorisiert eine Überlieferung,
welche besagt, dass Stradivari als Tischlerlehrling gearbeitet haben soll und nur in seiner Freizeit bei Amati ausgeholfen hätte [Kolneder, S. 135].
Unklar ist auch die Dauer des Arbeitsverhältnisses bei
Amati. Es existieren darüber keinerlei Aufzeichnungen.
Laut Hill könnte man aufgrund der fehlenden Instrumente aus dieser Zeit zu der Annahme kommen, dass
Stradivari möglicherweise bis zum Jahre 1680 in der
Werkstatt Nicolò Amati's arbeitete [Hill, S. 31].
Antonio Stradivari - Sein Leben und Werk
Erste Ehe und Wohnsitz
Aus einer Anzeige aus dem Jahr 1667 geht hervor, dass
Antonio Stradivari eine gewisse Francesca Ferabosca
heiratete [Hill, S. 8]. Er zog mit ihr in das Haus „Casa del
Pescatore“ in Cremona.
1680 interessierte sich Stradivari dann für das Haus Nr. 2
an der Piazza San Domenico (heute: Piazza Roma Nr. 1).
Das Haus befand sich im Besitz der Cremoneser Familie
Dicenardi und sein Preis betrug 7000 Lire. Laut Kaufvertrag zahlte Antonio Stradivari 2000 Lire in bar und den
Rest auf 4 Jahre aufgeteilt. Mittlerweile hatte das Ehepaar bereits 5 Kinder, wovon ein Sohn schon im Kleinkindalter verstorben ist [Hill, S. 10].
Stradivari beschreibt das Haus als schmal mit Erdgeschoß und 2 Stöcken, Dachboden und großen Kellerräumen. Im Erdgeschoß befanden sich der Verkaufsraum,
das Wohnzimmer und die Küche. Am anderen Ende des
Hofes gab es einen Abstellraum. Im ersten Stock gab es
4 Zimmer und im 2. Stock 3 Zimmer. Der Dachboden unter dem Flachdach war zum Trocknen von Früchten und
Bettwäsche vorgesehen. Antonio Stradivari benützte ihn
jedoch zum Trocknen der lackierten Instrumente [Hill, S.
10-13].
Dieses Haus blieb bis 1888 so erhalten, bis die Besitzer des
benachbarten Cafes bauliche Änderungen vornahmen
und einen Billard Raum im Erdgeschoß des Stradivari
Hauses einrichteten. Bei den Umbauarbeiten wurde eine
Truhe mit Stradivaris eingraviertem Namen, dessen Familienwappen und ein kleines Stück Eisenerz in Form eines
Eckzahns gefunden. Laut Hill verwendete es Stradivari
wahrscheinlich zum Polieren. Diese beiden Funde und
die Brustwehr des Brunnens vom Garten sind heute im
Städtischen Museum in Cremona zu finden [Hill, S. 10-14].
Stradivaris Haus an der Piazza S. Domenico, Hill, S. 9
Grundriss:
Piazza S. Domenico,
Hill, S. 11
9
Antonio Stradivari - Sein Leben und Werk
Am 20. Mai 1698 stirbt Francesca Ferabosca. Sie wurde
in der Kirche San Domenico beigesetzt. Den Aufzeichnungen zufolge war es eine sehr aufwändige, in dieser
Zeit eher unübliche Begräbnis-Zeremonie [Hill, S. 15- 17].
Dem Begräbnis wohnten 14 Priester und ein Chorjunge,
36 Dominikanische Patres, 16 Franziskaner Patres, 31 Patres aus der Gemeinde San Angelo, 27 Patres aus San
Luca, 21 Patres aus San Salvatore und 19 Patres aus San
Francesco sowie Waisen, Bettler und Fackelträger bei.
Am 4. Mai 1737 verstarb Antonia Zambelli im Alter von 73
Jahren und nur wenige Monate später, am 18. Dezember
1737 folgte ihr Antonio Stradivari im Alter von 93 Jahren.
Sein Leichnam wurde am Tag darauf im Familiengrab
beigesetzt [Hill, S. 19- 21]. Leider ist das Grab der Familie
Stradivari heute nicht mehr erhalten, da die Kirche San
Domenico 1869 abgerissen wurde und die Gebeine zur
"Entsorgung" vor die Stadt gebracht wurden.
Zweite Ehe und Sterbejahre
Im darauf folgenden Jahr (1699) heiratet Stradivari Antonia Zambelli. Aus dieser zweiten Ehe gehen 5 Kinder
hervor, 4 Söhne und eine Tochter. Anscheinend verlief
seine zweite Ehe problemlos und unkompliziert, da er in
dieser Zeit sehr intensiv an seinen Instrumenten arbeitete.
Die beiden Söhne Ombono und Francesco aus erster
Ehe wollten in die Fußstapfen ihres Vaters treten, standen
jedoch immer in seinem Schatten [Hill, S. 17- 18].
Charles Beare kommt zu der Annahme, dass die beiden
Söhne nur die groben Arbeiten verrichten durften. Die
Feinarbeit und die Vollendung der Instrumente übernahm Antonio Stradivari selbst [Beare, S. 28- 29].
1727 verlor Stradivari seinen 24 Jahre alten Sohn G. B.
Martino. Laut Hill war das für ihn möglicherweise der
Anlass sich um ein Familiengrab zu kümmern. Er erwarb
eine kleine Kapelle in der Kirche San Domenico. Der
Grabstein trägt den Namen der Familie der vormaligen
Besitzer (Familie Villani) aber das Wappen der Stradivaris
[Hill, S. 18- 19].
10
Kirche San Domenico beim Abriss 1869, Hill, S. 22
Der Grabstein ist aber im Städtischen Museum Cremona
zu finden. Anstelle der Kirche, im jetzigen Park, steht eine
Gedenktafel mit folgender Inschrift:
HERE WHERE FORMERLY STOOD THE CONVENT AND
CHURCH OF THE DOMINICAN INQUISITORS
THE TOWN COUNCIL HAVE PROVIDED A PLESANT
PROSPECT OF TREES AND FLOWERS. 1878.
Antonio Stradivari - Sein Leben und Werk
Stradivaris Haus ist heute an der Piazza Roma in umgebauter Form und mit einer Gedenktafel versehen, zu finden.
Erbe und Nachlass
Der ältere Sohn Francesco (1671- 1743) führte gemeinsam
mit seinem Bruder Ombono (1679- 1742) die Werkstatt
weiter. Doch die beiden wagten es nicht, Instrumente
ohne einen Hinweis auf ihren Vater zu verkaufen. Ein
Beispiel dafür sind die Geigenzettel: "Hombonus Stradivarius/ sub disciplina A. Stradivari 1725" und "Revisto e
Corretto da me Antonio Stradivari in Cremona 1720"
(nachgesehen und korrigiert von…) [Kolneder, S. 143].
Nach dem Tod der beiden Brüder ging der gesamte
Nachlass an Paolo Stradivari (1708- 1776), den jüngsten
Sohn aus zweiter Ehe. Im Nachlass befanden sich 91 Geigen, welche während der folgenden 30 Jahre allmählich verkauft wurden. 1755 waren nur noch 10 Geigen
übrig (davon 2 von Francesco Stradivari).
Count Cozio di Salabue (1755- 1840), ein Edelmann und
Sammler aus der Umgebung von Turin, erwarb die restlichen Instrumente und außerdem noch Formen, Schablonen und Werkzeug aus dem Nachlass Stradivaris. In
weiterer Folge vererbte Count Cozio das Erworbene an
seinen Neffen, den Marquis Dalla Valle.
Von der Familie des Marquis wurde der Nachlass an
den Geigenbauer Guiseppe Fiorini weitergegeben und
dieser wiederum gab Antonio Stradivaris Nachlass an
die Stadt Cremona weiter. Dort sind diese Stücke heute
noch im Palazzo Communale ausgestellt [Beare, S. 31].
Ein weiterer Teil des Nachlasses ist im Ala Ponzone zu finden.
In Simone F. Sacconi's Buch: "Die Geheimnisse Stradivaris" ist Antonio Stradivaris Nachlass umfassend dokumentiert.
Wie viele Instrumente Stradivari gebaut hat und wie viele
heute noch erhalten sind, ist nicht wirklich geklärt. Es gibt
Vermutungen bzw. Berechnungen von August Riechers,
der von 3000 Instrumenten spricht. Wiliam Henley gibt
1000 und die Brüder Hill geben 1116 Instrumente an.
Im Allgemeinen wird von insgesamt 1200 Instrumenten
(600 Violinen, 12 Bratschen, 50 Celli, kein Kontrabass,
Harfe, Gitarre und Pochette) gesprochen. Unterschiedliche Ansichten gibt es auch über die Zahl der registrierten Instrumente. Ernest Doring gibt 509 Instrumente an,
Henley spricht von 400 Violinen und die Brüder Hill sprechen in ihrem Buch von 600 Instrumenten und nehmen
an, dass noch weitere 100 existieren [Kolneder, S. 138].
Ein Grund dafür, dass so ungewöhnlich viele Instrumente
noch erhalten und im Umlauf sind, könnte der Umstand
sein, dass Stradivaris Instrumente aufgrund ihrer hohen
Qualität schon zu einem frühen Zeitpunkt direkt in den
Besitz von Berufsmusikern kamen und damit eine entsprechende Pflege erhielten.
Geiger wie Alard, Auer, Baillot, Beriot, Böhm, Dancla, David, de Vito, Dushkin, Flesch, Heifetz, Joachim, Kreisler,
Kreutzer, Kubelik, Marsick, Menuhin, Milstein, Oistrach,
Paganini, Rode, Rostal, Sarasate, Schneiderhan, Sevcik,
Spohr, Stern, Suk, Szeryng, Vieuxtemps, Viotti, Wieniawski,
Ysaye,… spielten eine Stradivari [Kolneder, S. 140].
Im Anhang findet sich eine aktuelle Aufstellung der derzeit bekannten Violinen inklusive Besitzer und der darauf
spielenden Künstlerinnen und Künstler.
11
Antonio Stradivari - Sein Leben und Werk
Schaffensperioden
Die frühesten, heute noch erhaltenen Instrumente stammen aus den Jahren 1666, 1667 und 1669. Davor sind keine Instrumente bekannt, welche die für Stradivari charakteristische Merkmale aufweisen. Nur Hart vermerkt in
seinem Buch „The Violin", (London, 1887), dass Lancetti
erwähnt hätte, dass aus den Jahren 1665 und 1666 Instrumente existieren die den Namen von Amati tragen,
aber seiner Meinung nach von Stradivari angefertigt
wurden [Hill, S. 29- 39].
Man kann also nur Vermutungen anstellen, wann er tatsächlich unter seinem eigenen Namen zu arbeiten begonnen hat. Sehr wahrscheinlich ist es das Jahr 1680, als
er das Haus an der Piazza Roma erwarb. Da aus dieser
Zeit sehr wenige Instrumente erhalten sind, gehen die
Hills davon aus, dass Stradivari Amati sehr lange noch zur
Hand ging. Nach Amatis Tod soll dieser die Werkzeuge,
Modelle und Vorlagen nicht seinem Sohn Hieronymus,
sondern Antonio Stradivari vermacht haben [Hill, ebd.].
Die "Amatise". Bis 1684 arbeitete Stradivari mit kleineren
Modellen als sein Meister Amati dies tat. Vermutlich lag
es daran, dass die damaligen Geiger einen strahlenden
und leichteren Ton bevorzugten. In den Jahren 1683-1689
begann Stardivari die Dimensionen eher an das "Grand"
Amati Modell anzugleichen. Da der Einfluss Amatis im
weitesten Sinne in dieser Schaffensperiode noch nachzuweisen ist, wird sie als "Amatise" bezeichnet. In dieser
Zeit erlangte er die Perfektion seines Handwerks.
"Experimentalphase". Im Jahre 1690 kreierte Antonio
Stradivari "The long Strad". Innerhalb der nächsten 10
Jahre experimentierte er mit langen Modellen in denen
er über 19 verschiedene Formen entwarf. Beeinflusst
wurde er wahrscheinlich von Magginis Instrumenten, die
einen ausgesprochen strahlenden Klang, kombiniert mit
einer Fülle von Kraft aufweisen.
"Die goldene Periode". Nach dieser experimentellen
Phase, in der Stradivari viel Erfahrung gesammelt hat,
begann ab 1700 die „Goldenen Periode".
12
Charakteristisch für diese Periode ist die besondere Berücksichtigung des Materialaspektes. Die mechanischen
und akustischen Eigenschaften des Holzes führten zu unterschiedlich ausgearbeiteten Decken- und Bodenstärken.
In dieser Periode entstehen Violinen wie die "Vieuxtemps",
"Dolphin", "Boissier", "Batta", "Alard", "Messie", "Dancla",
"Sarasate", "Titan", "Tartini", "Wieniawski", usw. In dieser
Zeit schuf Stradivari mehr Instrumente als in irgendeiner
anderen seiner Schaffensperioden. Obwohl man über
Stradivaris Tagesablauf wenig weiß, muss man wohl
durch die Fülle an Instrumenten zur Annahme kommen,
dass er unermüdlich Tag für Tag daran gearbeitet hat.
"Die späte Periode". Der mittlerweile 77 jährige Geigenbauer baut in den Jahren 1725 bis 1727 beeindruckende Violinen von höchster Qualität. Trotz der abnehmenden handwerklichen Sicherheit arbeitet Stradivari
unermüdlich weiter. Eines der Instrumente trägt sogar
die Inschrift "fatto di anni 83" (gebaut im Alter von 83
Jahren).
"Die Altersperiode". In der letzten Schaffensperiode
(1730- 1737) entstanden sehr unterschiedliche Instrumente. Hill schreibt, dass Stradivari aufgrund des hohen
Alters seine Arbeit nicht mehr so genau durchführen
konnte wie in den Jahren zuvor. Ein typisches Beispiel
eines Spätwerks sei die "Muntz" Violine (1736). Hill weist
auf eine Entkräftung und Ungenauigkeit Stradivaris hin,
obwohl seine langjährige Erfahrung unverkennbar ist.
Weitere Instrumente aus dieser Zeit sind die "Habeneck",
die Violine von M. Ysaye und die "Kreutzer" Stradivari. Die
"Ungenauigkeiten" dieser Instrumente sind jedoch nur im
Vergleich mit den nahezu perfekten Instrumenten aus
den vorangegangenen Epochen erkennbar.
Bei Niederheitmann [S. 128-130] ist nachzulesen, dass
Stradivari nun mehr als zuvor seine Gehilfen in die Arbeit
mit einbezogen hätte. Doch die Fertigstellung der Instrumente wurde ausschliesslich von Stradivari vorgenommen. Einige wenige Instrumente dieser Periode tragen
die Bezeichnung "sub disciplina" oder "sotto la disciplina
di Antonio Stradivari". Daraus geht hervor, dass er die
Frage der Urheberschaft sehr genau nahm.
Das Instrument Ex-Benvenuti
13
Das Instrument Ex-Benvenuti
Die ersten 160 Jahre
Die Violine Ex Benvenuti (sie wird gelegentlich auch als Ex Halphen
bezeichnet) wurde im Jahre 1727 von Antonio Stradivari in Cremona gebaut. Über ihren Verbleib von 1727 bis 1825 ist leider
nichts bekannt.
Aufgrund einer Notiz von Alfred Hill steht fest, dass diese Geige
von ca. 1825-1889 im Besitz einer sizilianischen Familie war. Weder der Name der Familie, noch der Ort ist in der Notiz vermerkt.
1889 brachte ein gewisser Signore Senderi die Violine nach London zu W. E. Hill and Sons, die sie um 600 Pfund erwarben.
1890 kaufte dann H.C. Silvestre, ein sehr angesehener Geigenhändler und Geigenbaumeister in Paris, die Stradivari um 800
Pfund (das waren ca. 20.000 frs.). Im selben Jahr wurde sie von
ihm an Fernand Halphen weiterverkauft.
Details der Schnecke (Abbildung unten) und Seitenansicht (Abbildung rechts)
14
Fernand Halphen (1872 - 1917)
Fernand Halphen
Fernand Gustave Halphen, ein französisch-jüdischer
Komponist, wurde am 18. Jänner 1872 in Paris geboren.
Er entstammte einer wohlhabenden Familie. Sein Vater
war George Halphen, ein Diamantenhändler, seine Mutter Henriette Antonia Stern (gestorben 1905) stammte
aus einer Bankiersfamilie.
Da die Eltern Fernands innerhalb des wohlhabenden jüdischen Bürgertums in Paris eine einflussreiche Stellung
inne hatten, ließen sie traditionsgemäß die Familienmitglieder durch zeitgenössische Künstler porträtieren.
Auguste Renoir (1841-1919) fertigte -wie viele andere seiner Zeitgenossen auch- zur Aufbesserung seines Lebensunterhaltes Porträts auf Bestellung an. Diesem Umstand
verdanken wir das Portrait Fernand Halphens.
Fernand‘s Eltern legten anscheinend wenig Wert auf
dieses Gemälde, da sie es noch zu Lebzeiten einer ehemaligen Gouvernante ihres Sohnes schenkten.
Diese verkaufte es offensichtlich, da das Gemälde über
einen Kunsthändler schließlich bei Charles Pacquement,
einem Kunstsammler landete, der es dann gegen Ende
des ersten Weltkrieges der Witwe Fernand Halphen‘s
schenkte. 1995 vermachte Sohn George das geerbte
Gemälde dem Musée d’Orsay.
Im Alter von 10 Jahren erhielt Fernand Gustave Halphen
Privatunterricht in Komposition bei Gabriel Fauré, bevor
er dann am Pariser Konservatorium bei Ernest Guiraud,
Paul Dukas, Claude Debussy und Erik Satie studierte.
Nach dem Tod von Guiraud im Jahre 1892 studierte er bei
Jules Massenet, der auch Henri Rabaud, Florent Schmitt,
Charles Koechlin und Reynaldo Hahn unterrichtete.
Fernand Gustave Halphen war Preisträger des "Grand
Prix de Rome". Er erhielt den 1. Platz mit seiner Fuge im
Jahr 1895 und im darauf folgenden Jahr den 2. Platz für
seine Kantate "Melusine".
Auguste Renoir 1880: Fernand Halphen als Kind
http://www.musee-orsay.fr/de/kollektionen/kommentierte-werke/gemaelde/commentaire_id/fernand-halphen-als-kind
Fernand Halphen im Jahre 1896
anläßlich des Erhalts des 2. Platzes für seine Kantate "Melusine" beim "Grand Prix de
Rome".
(Photo Benque, Paris, coll. Georges Halphen)
http://www.musimem.com/halphen.htm
15
Fernand Halphen (1872 - 1917)
Monsieur Halphen war zu seiner Zeit vor allem als Komponist bekannt. Er schrieb mehrere Sinfonien die in Paris
und Monte Carlo uraufgeführt wurden, eine Suite für Orchester, eine Pantomime "Hagoseida", ein Ballett "Le Reveil du faune" und zahlreiche Kammermusikwerke, wie
zum Beispiel eine Sonate für Violine und Klavier, verschiedene Lieder, Sonaten für Hoern und Klavier sowie Werke
für Orgel. Aus Halphens Feder entstammt die Oper „Le
Cor Fleuri“, die im „National Theatre Opera Comique“
am 10. Mai 1904 aufgeführt wurde.
Als Kapitän des 13. Infanterieregiments fiel er im 1. Weltkrieg am 16. Mai 1917 [Wikipedia].
Halphen und die Stradivari
Laut den Aufzeichnungen von Alfred Hill soll "Monsieur
Halphen" ein begeisterter Geiger gewesen sein. Angeblich erhielt er Unterricht bei Martin Pierre Marsick, einem
belgischen Geiger und Lehrer.
Martin Pierre Marsick (1847- 1924)
Marsick hatte sein Studium in Brüssel mit einer Goldmedaille abgeschlossen und vervollständigte anschließend
sein Studium am Pariser Konservatorium bei Lambert
Massert. Neben der regen Konzerttätigkeit mit seinem
Streichquartett, mit verschiedenen Orchestern und vielen Konzertreisen in Europa und den USA unterrichtete
er von 1892-1900 am Pariser Konservatorium [Wikipedia].
Die Kaufabwicklung
Im Jahre 1890 wurde die Stradivari von H.C. Silvestre an
Fernand Gustave Halphen verkauft, wobei M.P. Marsick
als Vermittler auftrat. Bei Niederheitmann [S. 149] wird in
der Zusammenstellung von Stradivaris Instrumenten die
Ex Benvenuti unter: "1727 Herr Halphen, London" angeführt.
16
Hippolyte Chrétien Silvestre
Geboren: 1. 4. 1845 Sommervillers, Meurthe, Frankreich
Gestorben: 1913 in Neuilly- Plaisance, Seine-et-Oise. Als
Neffe von Pierre und Hippolyte Silvestre arbeitete er in
deren Werkstatt mit und übernahm diese im Jahre 1865
[Lütgendorff, Ergänzungsband S. 564].
Fernand Halphen (1872 - 1917)
Als würdiger Nachfolger der beiden Onkel zog er mit
einem Violoncello die Aufmerksamkeit bei der Wiener
Weltaustellung1873 auf sich.
Ein Instrument "das durch die Fülle und den Adel des
Tones wie durch die Ausführung hervorragte. Ebenso gut
waren seine Geigen und Violen, deren Lack an italienische Vorbilder erinnert" [Lütgendorff, S. 132].
1884 verlegte Silvestre sein Geschäft nach Paris und war
auch als Geigenbauer und Händler sehr bekannt.
Im Jahr 2004 waren alle Mieter ausgezogen (oder wurden gekündigt) und das Objekt wurde in ein luxuriöses
Apartmenthaus umgebaut. Als erstes ist das Mosaik über
dem Eingang "Fondation Fernand Halphen 1926" entfernt worden. Heute erinnert nur mehr eine Gedenktafel
an die Deportation der Bewohner dieses Mietshauses.
2006 wurden die fertig gestellten Ein-Raum-Apartments
für je 600.000 € verkauft...
Geigenzettel Silvestre (Lütgendorff, S. 132)
Die Halphenstiftung [Quelle: Wikipedia]
Am 15. Feber 1899 heiratete Halphen Alice Königswarter
(1878-1963, angeblich mit der Rothschild Familie verwandt).
Sie rief die Halphen Stiftung ins Leben, welche jungen Kompositionsstudenten des Konservatoriums helfen sollte, ihre
Werke zu veröffentlichen und zur Aufführung zu bringen.
Darüber hinaus errichtete die Stiftung auch mehrere Sozialwohnbauten, z.B. auf der „Ile St.- Louis“ in Paris. Dieses
Haus in der „Rue des Deux Ponts“ umfasste 50 Mietwohnungen. Dort wohnten 112 jüdische Mieter, davon 40
Kinder, welche im September 1942 alle nach AuschwitzBirkenau deportiert wurden.
Einkommensschwache Mieter fanden dort bis 2003 ihre
Unterkunft. Manche Familien lebten so über Jahrzehnte
in einer der teuersten Gegenden von Paris.
Wohnhaus 10- 12 Rue Deux Ponts,
Foto: Albert Hammerschmied, Okt. 2008
17
Fernand Halphen (1872 - 1917)
Gedenktafel, 10-12 Rue Deux Ponts,
Foto: Albert Hammerschmied, Okt. 2008
Verkauf der Stradivari an Joseph Benvenuti
Fernand Gustave Halphen und Alice Königswarter hatten
2 Kinder. Die Tochter Henriette wurde am 26. Februar 1911
und der Sohn Georges wurde am 9. März 1913 geboren.
Nach dem Tod von Monsieur Halphen blieb die Violine
noch im Besitz der Familie. Alice Königswarter vererbte
die Stradivari an ihre Kinder Henriette und Georges. Die
beiden verkauften die Geige im Jahre 1965 an Herrn
Joseph Benvenuti, einen Bekannten der Mutter, wie aus
einem Brief von Georges Halphen an Joseph Benvenuti
vom 19. Juni 1965 hervorgeht (siehe Seite 19).
Zwei Briefe, die sich im Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp
Privatstiftung befinden, bestätigen und dokumentieren
den Verkauf einer "Stradivari-Violine aus dem Jahre
1727". Die Kinder des Ehepaares Halphen, Henriette und
Georges, verkauften ihr Erbe an Herrn Benvenuti weiter.
18
Bestätigung des Verkaufs von Henriette Halphen Schuhmann
(im Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung)
Übersetzung:
115, Avenue Henri- Martin. XVI
15. Juni 1965
Der Unterzeichnete bestätigt, dass die Stradivari-Violine
aus dem Jahre 1727, die mein Bruder Georges Halphen
und ich von meiner Mutter Madame Fernand geerbt haben, Eigentum von Monsieur Benvenuti ist.
Henriette Halphen Schumann
Neben dem oben angeführten Brief existiert ein weiterer
Brief von Georges Halphen an Joseph Benvenuti (siehe
Seite 19).
Fernand Halphen (1872 - 1917)
Übersetzung:
La Chapelle en Serval (Oise) Tel. 3
19. Juni 1965
Lieber Freund,
Meine Schwester übergab mir ihren Scheck, ich danke
Ihnen dafür aufrichtig.
Ich bin überaus glücklich, dass Sie nunmehr Eigentümer
der Stradivari meines Vaters wurden und ich bin sicher,
dass meine Mutter, die Sie sehr schätzte, sehr zufrieden
damit wäre, dass diese Geige somit von Ihren Schülern
verwendet und von einem großen Musiker wie Ihnen bewahrt wird.
Mit dem Ausdruck meiner Wertschätzung,
Georges Halphen
P.S.: Bitte übermitteln Sie Diane meine herzlichsten Grüße.
19
Fernand Halphen (1872 - 1917)
Die folgenden Adressen der Wohngebäude der Familie
Halphen wurden den beiden vorhin abgebildeten Briefen entnommen:
Wohnhaus in 115, Avenue Henri-Martin XVI
La Chapelle en Serval (Oise)
Die Wohnadresse (1965) Georges Halphens.
1908 kaufte Fernand Halphen das Haus "la Chapelleen-Serval" nahe Chantilly (Oise) und beschloss an dieser Stelle einen Neubau, der seiner Frau "einen entzückenden, bezaubernden Ausblick" bieten sollte.
Nach einem Entwurf von Guillaume Tronchet errichtete
der Architekt Wilhelm Isernhagen 1908-1911 für Fernand
Halphen das als Jagd-Schloss konzipierte "Château MontRoyal" inmitten des Waldes Chantilly, das laut Halphen
"außerhalb der Jagd und im Inneren der Musik" dienen
sollte.
Dem entsprechend enthielt das "Château Mont-Royal"
auch ein Theater, eine verkleinerte Kopie der "OpéraComique" in Paris.
1989 kaufte J.P.Hermier das Schloss von den Nachfahren
Fernand Halphens (vermutlich von Georges) und wandelte es in ein 5-Sterne-Hotel mit dem Namen "Mont Royal" um, das seit 1990 der "Tiara-Hotel-Kette" zugehört.
Foto: Albert Hammerschmied, Okt. 2008
Wohnadresse (1965) der Tochter Fernand Halphens, Frau
Henriette Halphen-Schumann.
Es gibt derzeit keinerlei Anzeichen dafür, dass Henriette
Halphen-Schumann und ihr Gatte oder deren Kinder
noch unter dieser Adresse wohnen (Albert Hammerschmied anlässlich eines Parisbesuchs im Oktober 2008).
Weitere Informationen unter:
www.tiara-hotels.com/chantilly/default-fr.html
http://fr.wikipedia.org/wiki/Ch%C3%A2teau_Mont-Royal
http://en.wikipedia.org/wiki/Ch%C3%A2teau_Mont-Royal
20
Joseph Benvenuti (1898 - 1967)
Obwohl das Instrument "Ex Benvenuti" den Namen des
Kammermusikers, Geigers und Pianisten Joseph Benvenuti
trägt, ist die eigentlich handelnde Person und Besitzerin
des Instrumentes seine Frau Diane Benvenuti.
Joseph Benvenuti wurde am 2. Oktober 1898 in Tunis geboren. Er unterrichtete am Pariser Konservatorium von
1945-1967, war dort zuerst Kammermusikprofessor (19451952) und später dann bis zu seinem Tod Klavierprofessor.
Joseph Benvenuti verstarb am 17. August 1967. [Information aus dem Archiv des CNSMDP, Sophie Levy]
Ausnahme: der Verfasserin der dieser Broschüre zugrunde
liegenden Diplomarbeit, Mag.a Johanna Ensbacher gelang es, eine in den USA lebende ehemalige Privatschülerin ausfindig zu machen und sie telefonisch zu kontaktieren.
Veronica Jochum von Moltke erhielt im Jahre 1958 Privatunterricht bei Joseph Benvenuti. Sie bezeichnete ihn als
einen gestrengen, jedoch sehr humorvollen Menschen.
Da sie als Privatschülerin bei ihm im Hause und nur für die
Dauer eines Jahres Unterricht erhielt, konnte sie über seine
Unterrichtstätigkeit am "Conservatoire National Supérieur
de Paris" keine Auskunft geben. Weitergehende Informationen über Joseph Benvenuti wollte sie jedoch nicht veröffentlicht haben.
Joseph Benvenuti (links) beim Violinspiel in Louveciennes,
(Nachlass von Diane Benvenuti, zur Verfügung gestellt von Frau Josso)
Über sein Leben und Wirken waren weder in den Archiven
des Conservatoire National Supérieur de Paris, noch anderweitig wesentliche Informationen zu finden - mit einer
Kammermusik bei den Benvenutis (Joseph Benvenuti am Klavier)
Nachlass von Diane Benvenuti, zur Verfügung gestellt von Frau Josso
21
Joseph Benvenuti (1898 - 1967)
Joseph Benvenuti mit seinen StudentInnen 1967,
(Archives du CNSMDP. Droits réservés)
22
Joseph Benvenuti (1898 - 1967)
Joseph Benvenuti mit seinen StudentInnen 1966,
(Archives du CNSMDP. Droits réservés)
23
Diane Benvenuti (1907 - 1996)
Diane Benvenuti (12. Dez. 1907- 17. Nov. 1996)
Tochter von Robert Philippe Gustave de Rothschild und
Gabrielle Nelly Regine Beer.
Die folgenden Informationen stammen von Frau Josso,
der Tochter von Diane Benvenuti aus erster Ehe mit Anathole Mühlstein (Übersetzung Albert Hammerschmied):
Abgesehen von ihrer schulischen Ausbildung bis zur Matura, kam Diane Benvenuti vermutlich auch in den Genuss
eines Klavierunterrichts.
Sie heiratete 1932 Anathole Mühlstein, mit dem sie 3 Töchter hatte, ließ sich jedoch von ihm scheiden um im Jahre
1950 Joseph Benvenuti zu heiraten, der damals Pianist
und bereits Professor am Pariser Konservatorium war.
Laut den Informationen von Frau Josso stammt aus dieser Zeit das rege Interesse an der Musik und dem musikalischen Leben in Paris. Diane Benvenuti unterstützte die
Schüler ihres Mannes mit der Leihgabe von äußerst wertvollen Instrumenten. In ihrem Besitz befanden sich unter
anderem auch 2 Instrumente von Antonio Stradivari.
1970 (nach dem Tode von Joseph Benvenuti) verlieh sie
die eine Violine (Ex Halphen) an Maurice Hasson, dem sie
diese auf seinem Wunsch hin 1977 schließlich verkaufte,
das zweite Instrument wurde erst nach ihrem Tod an den
Geiger Kantorow in Lyon verkauft, der auf dieser Violine
schon längere Zeit gespielt hatte.
Diane Benvenuti besuchte erwiesenermaßen regelmäßig
Konzerte, spielte jedoch selbst kein Instrument. Sie verstarb im November des Jahres 1996.
Leider konnte Frau Josso nur wenige Informationen über
das Leben ihrer Mutter mit Joseph Benvenuti geben, da
sie und ihre beiden Schwestern nach der Scheidung ihrer Mutter mit der Pflege ihres leiblichen Vaters betraut
waren und daher folglich nur sehr wenig Kontakt zu ihrer
Mutter hatten.
24
Diane Benvenuti in ihrem Garten in Louveciennes,
(Nachlass von Diane Benvenuti, zur Verfügung gestellt von Frau Josso)
Diane Benvenuti (1907 - 1996)
Diane Benvenuti und Arthur Rubinstein bei einem
Konzert in Israel, Petah Tika
(Nachlass von Diane Benvenuti,
zur Verfügung gestellt von Frau Josso)
Kammermusik im Hause Benvenuti (links Joseph Benvenuti)
(Nachlass von Diane Benvenuti, zur Verfügung gestellt von Frau Josso)
25
Maurice Hasson (geb. 1935)
Maurice Hasson ist ein Geiger mit internationalem Namen, bekannt für sein tiefgehendes musikalisches Feingefühl und seine scheinbar ganz einfache virtuose Technik.
Nach seinem ersten Konzert in London wurde er von „The
Times“ als „aristocrat among the violonists“ bezeichnet.
Maurice Hasson, 1935 in Frankreich geboren, lebte von
1960 bis 1973 in Venezuela, danach wählte er London als
seinen Lebensmittelpunkt. Aufgrund seiner zahlreichen
Konzertreisen erwarb er sich einen internationalen Ruf als
Geigenvirtuose. Seine Tourneen führten ihn nach Nordund Südamerika, durch ganz Europa, Israel, Südafrika,
Japan, Australien und Neuseeland.
Sein Studium absolvierte Maurice Hasson am Pariser
Konservatorium, wo er mit einem "First Prize for Violin",
einem „Grand Prix for chamber music“ und mit dem „Prix
d´Honneur“, welcher äußerst selten verliehen wird, abschloss. Er studierte bei Henryk Szeryng, der einen großen
künstlerischen Einfluss auf ihn ausübte. Sein Debüt in den USA gab er mit dem Cleveland Orchestra und Lorin Maazel im Jahre 1978.
Maurice Hasson spielte unter den Dirigenten Sir Colin
Davis, Sir Yehudi Menuhin, Eliahu Inbal, Sir Simon Rattle,
Sir Neville Marriner, Kurt Masur, Michel Plasson, Eduardo
Mata, Rafael Fruhbeck de Burgos, Sir Alexander Gibson,
Sir Andrew Davis, Sachio Fujioka, Sir Raymond Leppard,
Paavo Berglund, Sir Charles Groves, Gustavo Dudamel,
Carlos Riazuelo, Pinchas Steinberg und Mark Wigglesworth,
um nur einige zu nennen.
Hasson wurde von zahlreichen Radio- und Fernsehstationen zu Produktionen eingeladen. So zum Beispiel von
der BBC, um das 200 jährige Jubiläum Paganinis mit einer
Live Übertragung seines 1. Konzerts für Violine und Orchester zu feiern. Bei der Gala "Stradivarius in Concert" in der
Barbican Hall in London, übernahm er den Solopart in
Vivaldis Jahreszeiten.
Für EMI, Pickwick, ASV und Philips spielte er zahlreiche CD´s
ein. Einige dieser Aufnahmen sind mit internationalen Prei-
26
Maurice Hasson, (Foto: Privatbesitz Hasson)
sen prämiert worden, z.B.: das Paganini Konzert Nr. 1, das
Bach Doppelkonzert mit Henryk Szeryng und der Academy of St. Martin in the Fields unter Sir Neville Marriner, die
"Virtuoso Violin" mit Ian Brown und Sonaten von G. Faurè,
C. Franck und C. Debussy mit Christian Ivaldi.
Seine Konzerttätigkeit führt ihn auch heute noch einmal
jährlich nach Venezuela, wo er mit dem "Orquesta Juveniles y Fantiles de Venezuela" (Jugend- und Kinderorchester Venezuela, ausgezeichnet mit dem Internationalen
UNESCO Musikpreis) als Solist auftritt.
Maurice Hasson (geb. 1935)
Der Komponist Gonzalo Castellanos Yumar aus Venezuela widmete Maurice Hasson das "Concierto para Violin y
Orquesta" das er mit dem London Symphony Orchestra
zur Uraufführung brachte.
Die Meisterklassen, die er bei internationalen Festivals
(z.B. beim Festival Pablo Casals in Frankreich) hält, sind
sehr gefragt.
Auszeichnungen und Ehrungen
• Professor und Ehrenmitglied der Royal Academy of Music, London
• "Order of Andres Bello". Die höchste Auszeichnung für
Künstler in Venezuela
• Die „Medaille de Vermeil“ bekam Hasson 1966 von der
Stadt Paris
Maurice Hasson's USA-Debüt mit Lorin Maazel und dem
Cleveland Orchestra, 1978 (Foto: Privatbesitz Hasson)
Das Interview
Am Freitag, den 29. August 2008 führte nach mehreren
erfolglosen Kontaktversuchen Mag. Johanna Ensbacher
ein 2-stündiges Interview mit Maurice Hasson in Anwesenheit seiner Gattin. Der im Vorfeld entworfene Fragebogen diente als Grundlage des Gesprächs, das in
seiner Londoner Wohnung geführt wurde. Es wurde fast
2 Stunden lang über die Stradivari Ex Benvenuti, die ihn
während seiner 35 jährigen Karriere begleitete, gesprochen.
Studium und Ausbildung
Maurice Hasson erzählte, dass er seinen ersten Geigenunterricht im Alter von 11 Jahren erhielt und zwei Jahre
später sein Studium am Conservatoire de Paris begann.
In dieser Zeit (13.-15. Lebensjahr) studierte er am "Conservatoire National Supérieur de Paris" bei Joseph Benvenuti
Kammermusik. Mit 15 schloss er das Studium in Rekordzeit
ab und erhielt den:
• 1. Preis für Violine,
• den Grand Prix für Kammermusik und
• den "Prix d´Honneur", der davor 60 Jahre lang nicht verliehen wurde.
Sein Pariser Debut gab er 1950 mit dem Mendelssohn
Violinkonzert in e-moll im Pleyel Saal unter Dean Dixon
und dem Orchestre Lamoureux.
27
Maurice Hasson (geb. 1935)
Venezuela
Nach dem Militärdienst entschloss er sich aufgrund einer
Annonce am Pariser Konservatorium, einen Lehrposten
an der Barquisimeto Musikschule in Venezuela anzunehmen, weil er nicht das Leben eines Orchestermusikers
führen wollte.
In Barquisimeto blieb er nur 6 Monate, denn bald erhielt
er das Angebot einer Professur an der Universität in Merida (Hauptstadt der Venezolanischen Anden). Dort unterrichtete Maurice Hasson von Oktober 1960 bis Juni 1967.
Während dieser Jahre in Venezuela konzertierte er in
zahlreichen Städten im ganzen Land, sogar in kleinen abgelegenen Orten. Durch seine intensive Konzerttätigkeit
machte er das Geigenrepertoire in Venezuela bekannt
und trug so zum heutigen Interesse für klassische Musik bei.
Maurice Hasson liebte das Land und die Menschen so
sehr, dass er die venezolanische Staatsbürgerschaft beantragte. Bis heute besteht noch eine sehr starke Bindung zu diesem Land. Nach wie vor wird er alljährlich von
venezolanischen Orchestern eingeladen. Mittlerweile ist
er ein großes Vorbild für die neue Musiker-Generation des
Landes.
Die Ex Benvenuti als Leihgabe
und der spätere Kauf
Nach 10 jähriger Unterrichtstätigkeit in Venezuela kehrte
Maurice Hasson 1970 wieder nach Paris zurück. Dort traf
er Diane Benvenuti (Rothschild), die Witwe seines ehemaligen Lehrers Joseph Benvenuti.
Benvenuti bat seine Frau, Maurice Hasson zu fördern und
zu unterstützen sobald sich eine Gelegenheit dazu ergäbe. (Ihre eigene Aussage, als sie Herrn Hasson wieder traf.)
So führten Diane Benvenuti und Herr Hasson ein Gespräch
über die Leihgabe einer Violine.
28
Maurice Hasson, (Foto: Privatbesitz Hasson)
Sie stellte ihm 2 Violinen zur Wahl. Das Instrument sollte
auf Lebenszeit für seine Karriere zur Verfügung gestellt
werden. Danach sollte Maurice Hasson eine/n würdige/n
Nachfolger/in suchen. Dies war der Wunsch des bereits
verstorbenen Joseph Benvenuti.
Hasson hatte die Wahl zwischen der „Ex Benvenuti, Ex
Halphen“ Stradivari und der "Long Pattern Stradivari" von
Leopold Auer.
Maurice Hasson (geb. 1935)
Die Wahl fiel ihm nicht schwer, denn er hatte vom ersten
Moment an eine starke emotionale Beziehung zu der Ex
Benvenuti ("My Expression"). Es war „Liebe auf den ersten
Blick“ und er nennt die Stardivari immer noch liebevoll
"my violin".
Im Jahre 1975 wollte Hasson die Violine von Diane Benvenuti käuflich erwerben, da diese die Geige fallweise
für kurze Zeit anderen jungen Talenten die sie um ihre
Unterstützung baten, zur Verfügung stellen wollte. Durch
die rege Konzerttätigkeit von Maurice Hasson und seine
starke emotionale Beziehung zum Instrument war ein Verleih der Geige jedoch immer ein Problem. Nach einem
klärenden Gespräch im Jahre 1977 mit Frau Benvenuti
war sie mit einem Verkauf an Hasson einverstanden.
Name des Instrumentes
Während der Zeit in der Maurice Hasson auf dem Instrument spielte, wurde die Stradivari niemals mit dem Namen "Halphen" bezeichnet. Die Geige bekam ihren Namen "Ex Benvenuti" als Zeugnis der Dankbarkeit und im
Andenken an Joseph Benvenuti und Diane de Rothschild
Benvenuti für ihre großzügige Geste.
Der Name "Benvenuti" hat im Italienischen die äußerst treffende Bedeutung "Willkommen". Dies sollte auf Wunsch
von Herrn Hasson, der über 35 Jahre täglich auf der Violine gespielt hat und das Publikum in allen Kontinenten
mit seiner Musik und dem Klang des Instrumentes ergriffen
und bewegt hat, beibehalten werden.
Karriere und Repertoire
Mit der Aufnahme des Paganini und Prokofjew Violinkonzerts im Jahre 1973 wurde der Grundstein seiner Solistenkarriere in Europa gelegt. Hasson spielte in 35 Jahren über
2000 Konzerte mit dieser Violine. Sein Repertoire umfasst
über 35 Violinkonzerte und unzählige Sonaten.
Übergabebestätigung der Stradivari 1727 von Diane Benvenuti an Maurice
Hasson (in Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung)
Nachdem die Violine in sein Eigentum übergegangen
war, meinte sein Professor Henryk Szeryng: "Maurice, du
spielst immer besser, seit die Geige dir gehört."
Auf die Frage, ob er die Beziehung zu der Ex Benvenuti
Stradivari beschreiben könnte, antwortete Hassons Frau
Janet:
"Antonia Stradivari war seine erste Frau und ich seine
zweite."
29
Maurice Hasson (geb. 1935)
Zum Klang der Ex Benvenuti
Den Klang der Violine beschreibt Maurice Hasson als außergewöhnlich. Die G-Saite sei sehr stark, ähnlich wie bei
einer Guarneri und die E-Saite klingt für ihn wie ein Koloratursopran.
Hasson (und nach seiner Aussage auch Etienne Vatelot)
sind der Meinung, dass sie selten eine Stradivari mit solcher Klarheit auf der E-Saite gehört hätten. Weitere Begriffe wie klar, nobel und rein treffen für ihn zur Beschreibung des Klanges zu.
Hasson betonte im Interview immer wieder, dass der
Spieler den Ausdruck gestalten kann. Er erzählte, dass
eine Stradivari relativ schwer zu spielen sei, da selbst der
kleinste Fehler sofort hörbar sei und dass der Spieler selbst
den Klang gestalten müsse. Der Klang könne sowohl
weich oder auch stark sein, doch niemals hart.
Bei Paganini ist es möglich, sehr brillant zu spielen und bei
Debussy kann man den Klang sehr vielschichtig gestalten.
Zu der Wärme des Tons meint Herr Hasson, dass sie nicht
mit einer Guarneri zu vergleichen sei. Wenn der Spieler
es jedoch geschickt anstelle, wäre es möglich, die gewünschte Wärme der Stradivari zu entlocken.
Er bezeichnet die Ex Benvenuti als sehr kraftvoll im Ton und
das Pianissimo als außergewöhnlich weittragend. Man
"höre es immer bis in die letzte Reihe". Im kleinen Raum
zeige sich die Klangstärke nicht so deutlich, wohl aber im
Konzertsaal.
Die Saiten und der Bogen
Zu der Frage, welche Saiten Maurice Hasson auf der Ex
Benvenuti verwendet hätte, erzählte er, dass er viele Saiten ausprobiert habe, doch manche übten zu viel Druck
auf das Instrument aus. Er ist der Meinung, dass Thomastik–Infeld Dominant Saiten für dieses Instrument die beste
Wahl seien.
30
Maurice Hasson, (Foto: Privatbesitz Hasson)
Zu Beginn, als er die Stradivari bekam, versuchte Hasson
Pirastro Olive Saiten, doch diese waren im Halten der
Stimmung nicht sehr verlässlich, weil sie vom klimatischen
Wechsel zu stark beeinflusst werden. So blieb er bei der
Marke Dominant-Medium der Wiener Firma ThomastikInfeld für die G, D und A- Saite und einer "Kaplan Golden
Spiral" mittlerer Stärke für die E-Saite.
Maurice Hasson benützte für die Stradivari einen "Dominique Peccatte" Bogen, der, wie er meint einen sehr warmen, homogenen Klang erzeugt und den Ton sehr gut
weiter trägt.
Maurice Hasson (geb. 1935)
Reparaturen, Änderungen und Empfindlichkeit
Reparaturen und Änderungen wurden in seiner Zeit keine durchgeführt, da Maurice Hasson der Meinung ist
"The less you touch a violin the better".
Weiters nahm er dazu Stellung, dass manche Geiger die
Geige immer verbessern wollen und oft Reparaturen in
Auftrag geben, aber nicht immer das Instrument Schuld
habe. "People accuse the violin; sometimes you should
accuse the player."
Maurice Hasson bezeichnet die Geige als "sehr gesund"
und spricht von einer relativen Unempfindlichkeit bezüglich Schwankungen der Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Seinen Kinnhalter und die Schulterstütze wechselte er öfters im Laufe seiner Karriere. Einerseits aus Gründen des
Spielkomforts, vor allem aber aufgrund der physischen
Veränderungen des Körpers.
Internationale Presse
Nachfolgend exemplarisch einige Sätze aus Pressestimmen, die speziell auf das Instrument Ex Benvenuti Bezug
nehmen. Eine ausführlichere Sammlung von internationalen Kritiken und Pressemeldungen aus dem Besitz von
Maurice Hasson befindet sich im Anhang.
"Die Welt" (Berlin):
Die dynamische Spannweite seines (Hassons) Spiels ist
erstaunlich groß, vom verhauchten Pianissimo bis zum
kräftigen, satten Forte - beides gibt seine Stradivarius
hervorragend tonschön her.
"Express Wieczorny" (Warschau):
…delighted the audience by this golden tone and variety of sound, partly due to his magnificent instrument.
(Janusz Ekiert)
Maurice Hasson mit Lady Diana, (Foto: Privatbesitz Hasson)
“Uusi Suomi” (Helsinki):
In fact his performance on the 1727 Stradivarius continually brought to mind the magic one attributes to Paganini. (Heikki Aaltola)
"The Jerusalem Post" (Jerusalem):
...Performing on a most beautiful Stradivari of 1727…
(Yohanan Boehm)
31
Maurice Hasson (geb. 1935)
"De Telegraaf" (Amsterdam):
…The clear vibrant sound of the violin harmonized beautifully with his exciting interpretation.
"Carrefour" (Paris):
When you listen to Maurice Hasson you have the feeling
that the violin is about to reveal to you all its secrets,…
Diskographie: Maurice Hasson
Die nachfolgenden Daten stammen aus persönlichen
Recherchen von Mag. Johanna Ensbacher in London,
unterstützt durch eine Internetrecherche und die Angaben von Maurice Hasson selbst.
Maurice Hasson bei einem Recital, (Foto: Privatbesitz Hasson)
Titel
Paganini Violinkonzert No. 1, Prokofiev Violin Konzert No. 2,
Maurice Hasson, New Philharmonic Orchestra, Gerard Devos
Label
Classic For Pleasure
(LP, nicht mehr erhältlich)
Jahr
1973
Brilliant showpieces of the violin, Maurice Hasson, Ian Brown ENIGMA
1977
Mit Henryk Szeryng, J.S. Bach, Die Violinkonzerte.
Academy of St. Martin in the Fields, Sir Neville Marriner
Philips (Universal)
3. 5. 1988
Die virtuose Violine
Asv (CODAEX)
15. 6. 1990
BBC Classics, Live Recording, BBC Concert Orchestra, N.N.
Barry Woodsworth, Ernest Chausson, Poeme for violin and
Orchestra, Maurice Hasson
1993
J.S. Bach, Die Vier Orchestersuiten, Violinkonzerte
7. 11. 1995
Philips (Universal)
Violin Favourites
Gibclassic
1. 5. 1996
Perlen des Barock
Philips (Universal)
13. 2. 1997
J.S. Bach, Sämtliche Orchesterwerke
Philips (Universal)
Johannes Brahms: Die Vier Sinfonien, Violinkonzert, Mauri- Classic for Pleasure
ce Hasson, Halle Orchestra, James Loughran
32
6. 1. 1998
2002
Maurice Hasson (geb. 1935)
TV Produktionen
• BBC Scottish TV, Life Broadcast
Maurice Ravel: Tzigane
Maurice Hasson und das BBC Scottish Symphony
Orchestra, Dirigent: Lois de Fremaux
• L. v. Beethoven: Violin Konzerte, Maurice Hasson,
Ausstrahlung in Japan am 9. Juni 2002. Keine weiteren
Angaben.
Anmerkung von Frau Mag.a Ensbacher
zum Interview mit Maurice Hasson in London
Mit einer beeindruckend natürlichen Herzlichkeit empfing er mich in seiner Wohnung gemeinsam mit seiner
Frau zu einem zweistündigen Gespräch über seine überwältigende Liebe zur Musik und zu der "Ex Benvenuti"
Stardivari.
Im Laufe des Gesprächs wurde mir klar, wie sehr Herr
Hasson von Musik im Allgemeinen und dem Klang seiner
Violine begeistert war. Seine Augen strahlten während
unseres Gesprächs, gleichzeitig wirkte er sehr ausgeglichen und doch von der Leidenschaft zur Musik gepackt
und jederzeit bereit, sein Gegenüber dafür zu begeistern.
In der Folge kam ich in den Genuss eines "Privatkonzerts".
Er führte mir seinen Peccatte Bogen vor und spielte aus
dem Stegreif den Beginn des Brahms- und des Mendelssohn-Konzerts. Ich war beeindruckt von der perfekten
Leichtigkeit und Technik seines Spiels, obwohl er vorher
keine Möglichkeit hatte, sich "einzuspielen".
Maurice Hasson
(Foto: Nachlass Diane Benvenuti, zur Verfügung gestellt von Frau Josso.)
Sein Temperament, seine Leidenschaft und Herzlichkeit
waren nach dem Gespräch und in diesen wenigen Takten unglaublich präsent. Ein Musiker mit Leib und Seele,
der seine Liebe zur Musik, zu den Menschen und zu seiner
Violine "Antonio Stradivari" in sich trägt und durch seine
Offenheit und Natürlichkeit auf jeden in seinem Umfeld
überträgt.
33
Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
Die Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
Im Sommer 1999 wurde die Dkfm. Angelika Prokopp
Privatstiftung mit der Zielsetzung gegründet, einerseits
Kunst und Kultur und andererseits Wissenschaft und Forschung zu fördern.
Im Laufe der Zeit wurde klar, dass das kulturelle Erbe und
hier besonders die Musik einen Schwerpunkt darstellen
sollte. Folglich wurden Gespräche mit Künstlern und
Kulturmanagern geführt um nachhaltige Möglichkeiten
auszuloten. Es entstand der Wunsch alte Saiteninstrumente anzukaufen und Wiener Musikern zur Verfügung
zu stellen.
Nachdem sämtliche Fragen wie z.B. wer auf den Instrument spielen sollte und wo man diese Instrumente kaufen könne, geklärt waren, wurde ein Wiener Geigensolist
beauftragt, bei John & Arthur Beare in London nach zwei
geeigneten Instrumenten zu suchen. Zur Wahl standen
die 1727 Stradivari "Ex Benvenuti" von Herrn Hasson und
eine weitere Stradivari, die lange Zeit von einem der führenden Solisten des 20. Jahrhunderts gespielt worden war.
Dieses Instrument befand sich jedoch in einem wesentlich
schlechteren Zustand und auf Empfehlung führender Experten verzichtete man auf den bekannteren Namen des
Vorbesitzers und gab der von Maurice Hasson gespielten
Ex Benvenuti den Vorzug, da die klangliche Qualität als
wesentlich höher eingeschätzt wurde. Darauf begann
sich die Stiftung ernsthaft für die Ex Benvenuti zu interessieren.
Im Juni 2005 brachte Peter Beare, ein Mitglied von "John
& Arthur Beare London", die 1727 Stardivari nach Wien
um das Instrument von drei Wiener Geigenbauern untersuchen, abmessen und inspizieren und auf Echtheit, Qualität und Zustand prüfen zu lassen sowie eine ungefähre
Wertangabe zu machen.
Im Anschluss sollte die Klangqualität und Klangfarbe im
Goldenen Saal des Wiener Musikvereins verifiziert werden.
34
Die klangliche Demonstration von E. Seifert und W. Hedenborg betörte die Stiftungsvorstandsmitglieder, die
Stifterin und die Musiker selbst. Alle Anwesenden waren
über die Qualität dieses Instruments in höchstem Maße
entzückt.
2005 wurde die Ex Benvenuti von der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung Wien angekauft.
Seit dem 20. Juli 2005 befindet sich die Violine als Leihgabe bei den Wiener Philharmonikern in den Händen von
Prof. Eckhart Seifert.
Prof. Eckhard Seifert (geb. 1952)
Prof. Eckhard Seifert, Stimmführer der ersten Geigen bei
den Wiener Philharmonikern, wurde 1952 in Weyer/ Oberösterreich geboren.
Bereits im Alter von 16 Jahren begann er sein Violinstudium an der Universität Mozarteum in Salzburg. Nach
zwei Jahren wechselte er zu Prof. Franz Samohyl an die
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und
erhielt mit 21 Jahren sein Engagement an der Wiener
Staatsoper als Primgeiger. 1975 wurde er zum Stimmführer der Primgeigen ernannt, 1976 erfolgte die Aufnahme
als ordentliches Mitglied in den Verein der Wiener Philharmoniker.
Künstlerisches Renommee erwarb sich Prof. Eckhard Seifert unter anderem als Primus des ehemaligen SeifertQuartetts, als Konzertmeister der Wiener Streichersolisten
sowie seit 1980 als Mitglied des Küchl-Quartetts und seit
1990 des Wiener Ring Ensembles. Prof. Eckhard Seifert
gibt regelmäßig Konzerte als Solist und Kammermusiker
im In- und Ausland.
Prof. Eckhard Seifert spielt seit Oktober 2005 auf der
"Ex Benvenuti". Er setzt sie sowohl bei philharmonischen
Konzerten, als auch für Kammermusik und für solistische
Aufgaben und zum Teil bei Opernaufführungen an der
Wiener Staatsoper ein.
Beurteilung der Eigenschaften der Violine
Die folgende Beurteilung der klanglichen und spieltechnischen Eigenschaften der "Ex Benvenuti" entstand unter
Zuhilfenahme eines detaillierten Fragebogens.
Seiner Meinung nach hebt sich die Violine von anderen
Instrumenten sehr gut ab, er bezeichnet die Tragfähigkeit
des Instruments als hervorragend, doch könne sich die
Violine nicht optimal mit anderen Instrumenten mischen.
Auf Temperaturunterschiede reagiere die „Ex Benvenuti“
nicht außergewöhnlich empfindlich, auf Luftfeuchtigkeit
jedoch schneller.
Prof. Eckhard Seifert (Foto: Privatbesitz Seifert)
Der Klang
Zur Beschreibung des Klanges verwendet Prof. Eckhard
Seifert die Begriffe: hell, ausdrucksstark, brillant, warm,
groß, edel, voluminös, intensiv, füllig, differenziert, nuancenreich, kernig und fein. Die Begriffe sandig und hart
treffen für ihn nicht ganz zu.
35
Prof. Eckhard Seifert (geb. 1952)
Die Saiten
Repertoire
Prof. Eckhard Seifert verwendet für die G-, D-, und A- Saite
die blauen Thomastik- Infeld Saiten und für die E- Saite die
Marke Kaplan (stark).
Prof. Eckhard Seifert ist als Mitglied der Wiener Philharmoniker ein äußerst aktiver Musiker. Im Rahmen seiner
Orchestertätigkeit bespielt er alle namhaften Konzertsäle
der Welt.
Er probierte auch Pirastro Synoxa Saiten, doch ist er der
Meinung, dass die Thomastik- Infeld Saiten am Besten zu
der Ex Benvenuti Stradivari passen. Die angegebenen
Saiten verwendet Seifert für alle Besetzungen (Solo, Orchester und Kammermusik) und Epochen (Barock, Klassik,
Romantik und Moderne).
Der Bogen
Prof. Eckhard Seifert verwendet drei unterschiedliche
Bögen. Bei Solokonzerten spielt er einen "Tourte Bogen",
im Orchester einen "Nürnberger" und bei seiner Tätigkeit
als Kammermusiker einen "Peccatte-Bogen".
Darüber hinaus ist für ihn die Wahl des Bogens abhängig
von der Epoche. Für Barockmusik verwendet Seifert den
"Nürnberger" Bogen, für Werke der Klassik den "Tourte"
Bogen und für romantische Musik den "Peccatte" Bogen.
Auf die Frage welcher Bogen seiner Meinung nach am
Besten zu der "Ex Benvenuti" passe, nannte er den "Tourte"
Bogen.
Änderungen
Korrekturen ließ er nur am Steg vornehmen. Es wurde die
Neigung und der Abstand zum Griffbrett verändert. Diese
Arbeiten wurden von Charles Beare (London) und Christine Eriks (Wien) durchgeführt.
36
Die Literatur, die Städte und Konzertsäle mit dem entsprechenden Repertoire aufzulisten ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Besonders hervorzuheben ist die Tätigkeit im Küchl Quartett, das Spiel diverser Opernsoli in der Wiener Staatsoper
und zahllose CD-Aufnahmen und TV-Produktionen.
Zur „Ex Benvenuti“ Stradivari meint Herr Seifert:
"Ich habe noch nie auf einem so tollen Instrument gespielt. Es lässt keinen Wunsch offen und hat einfach keinen Schwachpunkt. Wenn etwas nicht so klingt wie es
soll, dann ist auf jeden Fall der darauf spielende Musiker
schuld."
Echtheitszertifikate
Die Echtheit des Instrumentes wird durch die folgenden
Quellen und Zertifikate belegt:
W. Henry Hill, Arthur F. Hill, Alfred E. Hill, London
Im Jahre 1902 wurde die Erstausgabe des Buches "Antonio
Stradivari - His Life and Work (1644- 1737)" von Wiliam E.
Hill and Sons veröffentlicht. Dieses Buch ist bis heute eine
annerkannt wichtige und oft zitierte Quelle.
Es beinhaltet die Aufarbeitung des Lebens von Antonio
Stradivari und einen Katalog aller von ihm gebauten
Instrumente. Auf Seite 81 der ergänzten Neuausgabe
(Dover Publications, 1963) ist die "Halphen 1727" als repräsentativ für Stradivari's Schaffen zwischen 1725 und
1730 angeführt.
Diese Angabe ist auf eine Notiz von Alfred Hill (siehe Abbildung) zurückzuführen, der die Violine im März 1931 in
Paris besichtigt und geschätzt hat.
Notiz von Alfred Hill
aus dem Jahr 1931
(in Besitz der Dkfm.
Angelika Prokopp
Privatstiftung)
37
Echtheitszertifikate
Etienne Vatelot, Paris, 1978
Etienne Vatelot (geb. 1925 ) [Kolneder, S. 211] ein Pariser
Geigenbauer, erlernte seinen Beruf in der damals bereits
etablierten Werkstatt seines Vaters Marcel Vatelot im
Jahre 1942. Er studierte bei Amedee Dieudonne in Mirecourt, bei Viktor Quenoil und bei Rudier in New York,
kehrte aber bald nach Paris zurück, wo er sich der Restauration von Instrumenten widmete.
1966 arbeitet Vatelot gemeinsam mit Claude Santelli an
einem Filmprojekt um die Regierung von der Notwendigkeit einer Geigenbauerschule in Frankreich zu überzeugen. Große Geiger wie Yehudi Menuhin, Isaac Stern und
David Oistrach unterstützten dieses Projekt indem sie Interviews für den Film gaben. Das Projekt war erfolgreich und
eine kleine Schule für 5 Studenten wurde eröffnet. Mittlerweile ist die Schule auf 20 Studierende erweitert worden
und die Zahl der erfolgreichen AbsolventenInnen beträgt
bereits 150. Eine von Etienne Vatelot gegründete Stiftung
unterstützt Studierende mit Stipendien. Das Kapital dafür
wurde bei Konzerten mit Freunden wie zum Beispiel Isaac
Stern und Mstislav Rostropovitch eingespielt.
Auf die im Zuge der Interviews zum Film (zugegebenermaßen) plakative Frage, ob Vatelot Stradivaris oder Guaneris Instrumente bevorzuge, antwortete er, dass diese
Frage vergleichbar sei mit der Frage, wer die schönste
Frau sei, die man je gesehen habe. Er meinte, dass es sehr
viele schöne Frauen gibt, aber alle unterschiedliche Persönlichkeiten seien.
Etienne Vatelot ist nun pensionierter Geigenbauer, Sachverständiger beim Berufungsgericht und bei der französischen Zollbehörde. Im Rahmen seiner Arbeit erstellte er
zahlreiche Echtheitszertifikate so auch für die "Ex Halphen,
Ex Benvenuti".
Sein Gutachten:
Das Instrument hat einen Boden aus 2 Teilen Ahornholz,
mit deutlicher schmaler und enger, gegen die Ränder zu
leicht ansteigender Flammung.
38
Die Decke besteht aus 2 Teilen Fichtenholz von mittelweitem und bei der Mittelfuge etwas engerem Wuchs.
Die Zargen aus Ahorn haben eine sehr enge Flammung.
Die Schnecke ist aus leicht geflammtem Ahorn. Der Lack
ist von rot- oranger Farbe auf goldenem Grund. Die Länge beträgt 354 mm.
"Ich, Etienne Vatelot, Geigenbausachverständiger in
Paris, bestätige, dass die Violine, die Monsieur Maurice
Hasson gehört und die mit einem Zettel von Antonius
Stradivarius in Cremona aus dem Jahr 1727 versehen ist,
ein echtes Instrument dieses Geigenbauers ist. (…) Dieses
bemerkenswerte Instrument ist ein typisches Exemplar der
von A. Stradivarius in der genannten Epoche gefertigten
Violinen. Paris, am 6. Jänner 1978“
David R. Hill and Son, London 2005
David R. Hill and Son hat am 7. Juli 2005 folgendes Echtheitszertifikat ausgestellt:
"Wir bestätigen, dass die Violine im Besitz von Dr. Hans
Hammerschmied in Wien, Österreich, unserer Meinung
nach von Antonio Stradivari im Jahr 1727, wie am Zettel
angegeben, gebaut wurde.
Beschreibung: Der Boden ist aus 2 Teilen mit kleiner horizontaler Flammung, das Holz der Zargen ist ähnlich und
der Kopf weniger betont. Die Decke ist aus Fichtenholz mit
feiner Maserung in der Mitte. Der Lack ist gold- rot- braun.
Das Instrument ist ein schönes und charakteristisches Beispiel von A. Stradivari und in sehr gutem Zustand. Früher
bekannt unter dem Namen "Ex Halphen" hat sie eine Länge von 354 mm."
Echtheitszertifikate
Echtheitszerifikat Etienne Vatelot.
Im Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung. Beglaubigte Übersetzung von Mag. Andrea Hammerschmied
39
Echtheitszertifikate
John and Arthur Beare, London 2005
Die Wurzeln dieser Geigenhändler, Geigenbauer und
Geigenrestaurateure gehen auf das Jahr 1892 zurück.
Beare´s besitzt unter Geigern und Sammlern weltweit einen sehr hohen Stellenwert.
Gutachten werden erstellt, Reparaturen vorgenommen
und Instrumente werden von ihm geschätzt. Beare´s
zeichnet sich durch seine internationale und durchaus
berühmte Kundschaft aus. Musiker wie Jaqueline du Pré
Heinrich Schiff, Nigel Kennedy, Yehudi Menuhin, Nathan
Milstein, Isaac Stern, Pinchas Zukerman und Joshua Bell
sind bzw. waren ihre Stammkunden [www.beares.com/
about_us.html].
Das Echtheitszertifikat von John and Arthur Beare wurde
am 8. Juli 2005 ausgestellt.
"Wir bestätigen, dass die Geige, die die Dkfm. Angelika
Prokopp Stiftung, Am Heumarkt 13, Wien, Österreich von
uns erworben hat, unserer Beurteilung nach ein feines
altes italienisches Instrument ist, das von Antonio Stradivari
1727 in Cremona gebaut wurde."
40
Akustische Eigenschaften der Ex Benvenuti
Messmethoden
Seit einigen Jahren ist es mittels hochentwickelter Laserund Computertechnologie möglich, die akustischen Eigenschaften und damit auch die "musikalische Qualität"
von Saiteninstrumenten objektiv zu erfassen und zu beurteilen.
Diese Methoden stoßen bei Gutachtern wie auch
(manchen) Geigenbauern naturgemäß auf großes Mißtrauen, da sie objektive, belgbare Fakten schaffen und
damit den individuellen (und zum Teil auch willkürlich
genützten) Handlungsspielraum erheblich einschränken.
Obwohl im Bereich der Blasinstrumente mittlerweile
weltweit erfolgreich zur Qualitätskontrolle, Qualitätsbeurteilung und Qualitätsoptimierung eingesetzt, wird im
Bereich des Geigenbaus aus verständlichen Gründen
derzeit noch versucht, die Entwicklung einfach zu negieren.
Stradivaris Ex Benvenuti ist daher die erste "Strad", deren
musikalische Qualität im Zuge einer Diplomarbeit umfassend erfasst wurde.
Die Untersuchungen wurden am Institut für Wiener Klangstil an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Wien unter der Leitung von ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.
techn. Wilfried Kausel von Mag. Johanna Ensbacher
durchgeführt.
Zum Einsatz kam eine Kombination von einer lasertechnischen Methode (Electronic Speckle Interfereometrie)
mit einer physikalisch-messtechnischen Methode (Transfer- bzw. Admittanzmessung).
Diese Kombination ist notwendig, da die lasertechnische
Methode nur aufzeigt, bei welchen Frequenzen welcher
Teil des Instrumentes wie schwingt (örtliche Lokalisation),
aber nichts darüber aussagt, wieviel an "Klang" das Instrument insgesamt abstrahlt (Klangfarbe). Diese Information liefert hingegen die Admittanzmessung unter Aussparung der örtlichen Lokalisation.
ESPI Messung des Bodens der Ex Benvenuti im Laserlabor des IWK (2008).
Electronic Speckle Interfereometrie (ESPI)
Auf einem speziell luftgefederten 0,5 Tonnen schweren
Tisch wird die Violine am Hals auf einem Stativ fixiert.
Ebenfalls auf diesem Tisch befindet sich die Laser Einheit.
Der Laserstrahl wird durch eine Spezialoptik in einen Objekt- und Referenzstrahl geteilt. Der Objektstrahl wird auf
das Instrument gelenkt, von diesem reflektiert und von
der am optischen Tisch montierten Videokamera erfasst. Gleichzeitig wird der Referenzstrahl der Optik der
Videokamera zugeführt. Über eine spezielle Messdatenerfassungskarte wird das Signal der Videokamera in den
PC übertragen. Ein Spezialprogramm errechnet aus den
beiden Bildern ein Interferenzmuster, das in Einzelbildern
abgespeichert wird. Aus diesen Bildern errechnet dann
ein weiteres Programm das entsprechende Video.
Das Instrument selbst wurde mit einem Brüel&Kjaer Shaker
an der Stegkante mit einem Sinus Sweep von 100–1500 Hz
zum Schwingen angeregt. Mit welcher Amplitude (wie
stark) der Shakerstift den Steg zum Schwingen anregt,
hängt von der dem Shaker zugeführten Spannung ab.
41
Akustische Eigenschaften der Ex Benvenuti
In der nachfolgenden Aufstellung ist dieser Wert in mV
(Millivolt) für jedes Video angegeben.
Nachdem die Anregung des Instrumentenkorpus in diesem Fall nicht von der Saite selbst, sondern vom Steg erfolgt, müssen die Saiten abgedämpft werden.
Wie aus der Abbildung rechts
ersichtlich, erfolgt dies mit einem simplen Schaumstoffteil.
Werden die Saiten nicht abgedämpft, so nehmen sie bei
ihren
Resonanzfrequenzen
Schwingungsenergie auf und
entziehen damit dem Korpus
einen signifikanten Anteil der
über den Shaker zugeführten
Energie. Das hätte zur Folge,
dass zum Beispiel bei den Frequenzen der leeren Saiten der
Korpus weniger stark schwingen würde als er es beim tatsächlichen Spiel tut. Daher ist
ein Schaumstoff zur Dämpfung der Saiten während der
Messung notwendig.
Videos, die das Schwingungsverhalten von Decke und
Boden der Ex Benvenuti über einen Frequenzbereich
von 100 - 1500 Hz dokumentieren, finden sie unter:
http://iwk.mdw.ac.at/strad.htm
Boden
Video 1
Video 2
Video 3
Video 4
100- 300 Hz
200-600 Hz
500- 1250 Hz
1200- 1500 Hz
Decke
Video 5
Video 6
Video 7
Video 8
Video 9
100- 300
200-600 Hz
500- 1500 Hz Screenshot aus dem Video 9 als
Beispiel für die Schwingungsmoden
1000- 1500 Hz
der Ex Benvenuti Decke bei 1460 Hz.
1200- 1500 Hz
42
Screenshot der Schwingungsmoden des Bodens (oben) und der Decke
(unten) der Ex Benvenuti bei verschiedenen Resonanzfrequenzen.
Vergleich mit der "Schreiber" Stradivari 1712
Zwecks Anschaulichkeit wird ein Vergleich mit der 1712
gebauten "Schreiber" Stradivari (Le Brun) gezeigt. Die
Messungen wurden von Martin Schleske veröffentlicht.
Martin Schleske, ein in Stuttgart geborener Geigenbauer und Physiker eröffnete nach seiner Ausbildung in der
berühmten Geigenbauschule Mittenwald und einem
Physikstudium in München, im Jahre 1996 sein eigenes
Meisteratelier und Akustiklabor nahe München.
Seine Forschungen und Messungen an altitalienischen
Streichinstrumenten sowie seine "Klangkopien" haben international beträchtliches Aufsehen erregt. Regelmäßig
wird Martin Schleske als Referent zu Kursen und internationalen Symposien für musikalische Akustik eingeladen.
Er veröffentlicht seine Forschungsergebnisse in den bedeutendsten internationalen Fachzeitschriften und Büchern und ist regelmäßig Gastvortragender in den USA
[www.schleske.de].
Akustische Eigenschaften der Ex Benvenuti
Die folgende Abbildung zeigt die ersten 25 Eigenmoden der Stradivari 1712 nach Martin Schleske. Veröffentlicht in:
Empirical Tools in Contemporary Violin Making: Part I. Analysis of Design, Materials, Varnish and Normal Modes
CASJ Vol. 4, No. 5 (Series II), May 2002.
43
Akustische Eigenschaften der Ex Benvenuti
Die folgende Tabelle zeigt exemplarisch einige Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten der Eigenmoden der
"Schreiber" Stradivari 1712 und der Ex Benvenuti 1727 im Bereich von 100 - 1500 Hz.
Stradivari 1712
117 Hz
144 Hz
172 Hz
220 Hz
254 Hz
286 Hz
376 Hz
409 Hz
448 Hz
513 Hz
524 Hz
713 Hz
769 Hz
779 Hz
854 Hz
884 Hz
919 Hz
985 Hz
1060 Hz
1110 Hz
1130 Hz
1190 Hz
1210 Hz
1280 Hz
1320 Hz
44
Ex Benvenuti 1727
131 Hz
146 Hz
167 Hz
217 Hz
254 Hz
286 Hz
Trotz der "jeweils eigenen Persönlichkeit" der beiden Instrumente finden
sich deutliche Gemeinsamkeiten. Wie akribisch genau Antonio Stradivari gearbeitet hat, zeigt sich in den beiden perfekt identischen Moden im Bereich der Hohlraumresonanz (254 Hz und 286 Hz).
Auch im Bereich der ersten Decken- und Korpusresonanzen (ca. 450 Hz 520 Hz und um 1000 Hz herum) können beide Instrumente ihre Herkunft
nicht verleugnen.
454 Hz
484 Hz
Die eben gegebenen Hinweise sind als Beispiel zu verstehen. An dieser
Stelle muss festgestellt werden, dass die Frequenzen der Eigenmoden
zwar sehr wesentlich sind, aber bei weitem nicht das alleinige Kriterium
in Zusammenhang mit einer Qualitätsbeurteilung darstellen. Darüber
hinaus sind noch einige weitere komplexe Zusammenhänge miteinzubeziehen, deren Erklärung den Umfang dieser Broschüre sprengen
würde.
520 Hz
575 Hz
675 Hz
Die Admittanzmessung
396 Hz
825 Hz
930 Hz
1050 Hz
1090 Hz
1150 Hz
1200 Hz
1340 Hz
1470 Hz
Während eine lasertechnische Untersuchung der Violine mit der Electronic Speckle Interfereometrie (ESPI) zeigt, bei welchen Frequenzen
Decke und Boden ausgeprägte Moden besitzen und an welcher Stelle
sie genau schwingen (das ist besonders für Geigenbauer interessant),
sagt eine solche Untersuchung nichts darüber aus, wieviel Schallenergie insgesamt vom Korpus abgestrahlt wird.
Um einen Rückschluss auf die klanglichen Eigenschaften einer Violine
zu bekommen, wird entweder eine Transferfunktionsmessung oder einer Admittanzmessung durchgeführt.
Bei der Transferfunktionsmessung wird in einem schalltoten Raum die
Violine am Steg der Reihe nach mit allen Frequenzen angeregt und
der vom Instrument abgestrahlte Schall gemessen. Ein Nachteil dieser
Messung ergibt sich aus der starken Richtwirkung bei Violinen. Dadurch
ist das Resultat in hohem Maße von der Mikrophonposition abhängig.
Aus diesem Grund hat sich international die Admittanzmessung als
Standard durchgesetzt.
Akustische Eigenschaften der Ex Benvenuti
Hier wird die Violine ebenfalls am Steg angeregt, aber
nicht der abgegebene Schall, sondern an der gegenüberliegenden Seite des Steges die Reaktion des gesamten Korpus gemessen. Das Resultat ist eine Kurve, die unabhängig vom Raum in dem gemessen wurde, angibt,
wie viel Schall die Violine bei jeder Frequenz abstrahlt.
Die Abbildung unten zeigt die Admittanzkurve der Stradivari Ex Benvenuti. Deutlich erkennbar sind die für altitalienische Geigen typischen Hauptresonanzen, die bei
der Ex Benvenuti exakt beim A1 (440 Hz) und beim C2
(525 Hz) liegen. Weitere Maxima finden sich beim B2,
Cis3 und G3.
Vorteil: es ist kein schalltoter Raum und kein Mikrophon
nötig, auch die Richtwirkung des Instrumentes spielt keine Rolle.
Ebenfalls gut ausgeprägt und typisch für Violinen von
Antonio Stradivari sind die Resonanzen im Frequenzbereich zwischen 2,5 kHz – 4 kHz. Dieser Bereich ist für die
"Brillanz" des Violinklanges wesentlich.
Nachteil: mit dieser Messung wird die Hohlraumresonanz
nicht in ihrer Gesamtheit berücksichtigt. Daher wurde im
Zuge dieser Untersuchung die Hohlraumresonanz zusätzlich mit BIAS gemessen.
Die Admittanzmessung wurde mit dem am Institut für
Wiener Klangstil entwickelten VIAS-System gemessen.
Dabei wird an der rechten Stegoberkante bei der e-Saite das Instrument mit einem kurzen Impuls angeregt und
gleichzeitig an der Stegoberkante bei der g-Saite mit
einem dort befestigten 0,1 Gramm leichten Beschleunigungsaufnehmer die Reaktion des Instrumentes erfasst.
Die Saiten werden dazu mit einem Stück Schaumstoff
abgedämpft.
Eine eher unangenehme Eigenschaft vieler wertvoller
altitalienischer Violinen ist ihre Neigung zu Wolftönen. Ein
solcher Wolfton wird in den meisten Fällen durch eine
extrem starke Deckenresonanz oft im Bereich um 500 Hz
verursacht.
Die Ex Benvenuti besitzt zwar ebenfalls eine Deckenresonanz in diesem Frequenzbereich, allerdings teilt sich die
Energie auf 2 Resonanzspitzen (bei 440 Hz und 525 Hz)
auf. Dadurch reicht die Deckenresonanz nicht aus, eine
Wolftonsituation zu erzeugen.
Die Ex Benvenuti besitzt keinen Wolfton!
Admittanzkurve der Stradivari Ex Benvenuti
45
Akustische Eigenschaften der Ex Benvenuti
Antonio Stradivari - Jakob Stainer, ein Vergleich
Jakob Stainer (1617-1683) war ein berühmter Tiroler Geigenbauer, dessen Instrumente bis um 1800 einen besseren Ruf als die seiner italienischen Kollegen hatten.
Die Abbildung unten zeigt einen Vergleich zwischen der
Ex Benvenuti und einer wertvollen, nicht umgebauten
Jakob Stainer Violine (Besitz: American National Museum
Vermont). Die gelbe Kurve stammt von der Jakob Stainer,
die rote Kurve von der Ex Benvenuti.
Deutlich ist die extreme Deckenresonanz der Jakob Stainer Violine bei 500 Hz zu erkennen. Dieses Instrument besitzt einen stark störenden Wolfton.
Im Brillianz-Bereich zwischen 3000 Hz und 5000 Hz zeigt
sich hingegen die klare Überlegenheit der Stradivari Ex
Benvenuti. Eine um 15-20 dB stärkere Klangabstrahlung
belegt eindrucksvoll die für Stradivari-Instrumente so
typische Durchsetzungskraft.
Bemerkenswert auch die starke Abstrahlung der Jakob
Stainer im nasalen Bereich zwischen 1kHz - 2 kHz.
Der "Hügel" ab 6500 Hz in der Jakob Stainer-Kurve ist auf
die damalige Messanordnung (2001) zurückzuführen
und nicht relevant.
Admittanzkurven einer Jakob Stainer Violine (gelb) und der Stradivari Ex Benvenuti
Die Klangfarbe - Virtueller Klang
Aufgrund der Admittanzdaten weiß man, wieviel Schall
eine Violine bei welcher Frequenz abgibt. Nimmt man
eine für Saitenschwingungen typische Sägezahnschwingung als Anregungssignal, so kann man den spezifischen
Klang einer gemessenen Violine simulieren und hörbar
machen. Daher kann dieser Klang auch in Form eines
Klangspektrums oder Spektrogamms optisch dargestellt
werden.
46
Die Abbildung auf der nächsten Seite zeigt den simulierten Klang der Ex Benvenuti vom tiefsten Ton der g-Saite
bis zum D6 bei 10.000 Hz in Form eines Spektrogramms.
Auf der waagrechten Achse sind die Töne (bzw. die Frequenz) und auf der senkrechten Achse für jeden Ton die für
die Klangfarbe wichtigen ersten 20 Teiltöne aufgetragen.
Akustische Eigenschaften der Ex Benvenuti
Die Stärke jedes im Klang enthaltenen Teiltones ist in Farbe codiert (von weiß über gelb, rot, blau und grün bis hin
zu schwarz). Je heller die Farbe, desto größer die Amplitude des jeweiligen Teiltones.
Die schwarze Kurve gibt den sogenannten RMS-Pegel
(=Schallpegel/Lautstärke) für jeden Ton (bei gleich starker
Anregung) an.
Neben den stark "grundtönigen" a1, c2, b2 und g3 zeigt
die Schallpegelkurve eine beeindruckend konstante
Dichte im Brillanzbereich zwischen 2000 Hz und 4000 Hz.
Die weiße Kurve stellt das "Harmonic Centroid" dar. Diese Kurve gibt für jeden Ton jene Frequenz an, bei der
dieser Ton seinen Klangschwerpunkt besitzt. Auch diese
Kurve ist mit Ausnahme der oben erwähnten vier Töne
sehr konstant.
Virtueller Klang der Ex Benvenuti, errechnet aufgrund der gemessenen Admittanzdaten
Ex Benvenuti
Jakob Stainer
Die Abbildungen (links) ermöglichen einen Vergeich der
beiden Instrumente auf optischem Wege (oben: die Ex
Benvenuti, unten: die Jakob Stainer Violine).
Der von links oben hereinfallende "blaue Keil" im Obertonbereich der Jakob Stainer bis hin zum G3, zeigt ihren etwas näselnden Klangcharakter in diesem Register.
Die Ex Benvenuti hingegen zeichnet sich dort mit den
starken Rottönen durch ein volles, ausgewogenes Obertonspektrum aus.
Mit Hilfe dieser Darstellung kann der Klangcharakter jedes einzelnen spielbaren Tones analysiert und dokumentiert werden.
47
Bemerkenswertes und Kurioses
1. Der Klang und die spieltechnischen Eigenschaften der
Stradivari Ex Benvenuti wurden von Maurice Hasson und
Eckhard Seifert unabhängig von einander gleich beschrieben und beurteilt.
Beide sind international erfahrene Top Musiker, in ihrem
individuellen emotionalen Zugang jedoch durchaus als
unterschiedlich zu bezeichnen.
2. Die von den beiden Geigern gleichermassen festgestellten klanglichen und spieltechnischen Besonderheiten
sind durch objektive Messungen weitgehend belegt und
nachgewiesen.
3. Das Instrument besitzt - im Gegensatz zu anderen Instrumenten dieser Preiskategorie - offensichtlich eine Eigenschaft, die mit physikalischen Messungen nicht erfassbar
ist: die Spieler bauen unbewusst innerhalb kürzester Zeit
eine starke emotionale Beziehung zu diesem Instrument
auf. Dies ist in den ausführlichen Interviews mit beiden Musikern immer wieder zum Vorschein gekommen.
In ihren Aussagen beschreiben sie unabhängig von einander eine Beziehung, welche nicht aufgrund des berühmten Namens oder des besonders hohen materiellen
Wertes des Instrumentes, sondern ausschließlich auf seinen Eigenschaften beruht (Statement von Frau Hasson:
"Antonia Stradivari war seine erste Frau und ich seine
zweite.")
4. Die Ex Benvenuti ist vermutlich die erste (und einzige)
Stradivari, die auf den Rumpf einer Boing appliziert, immer wieder innerhalb weniger Tage den Erdball umrundet.
48
Anhang
ANHANG
49
Pressemeldungen
LONDON
The Times
50
Pressemeldungen
51
Pressemeldungen
52
Pressemeldungen
53
Pressemeldungen
54
Pressemeldungen
55
Pressemeldungen
LONDON
The Daily Telegraph
56
Literatur und Dokumente
Beare, Charles
Capolavori di Antonio Stradivari
Cremona, Palazzo Comunale,
Arnoldo Mondadori Editore, 1987
Beare, Charles
Stradivari Violin, 1727,
A brief history, 2005
in Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
Beare, John and Arthur
Echtheitszertifikat, Original
8. Juli 2005
in Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
Finscher, Ludwig und Blume, Friedrich
Die Musik in Geschichte und Gegenwart
Personenteil Band 15: Schoo- Stran
Bärenreiter Verlag 2006, Kassel
Fuchs, Albert
Taxe der Streichinstrumente
Anleitung zur Einschätzung von Geigen, Violoncelli,
Kontrabässen usw. nach Herkunft und Wert, 13. Auflage
Musikverlag Friedrich Hofmeister, Hofheim am Taunus
Hill, Alfred
Notiz zur Stradivari „Ex Halphen“ 1727
in Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
Hill, David R. and Son
Echtheitszertifikat, Original 7. Juli 2005
in Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
Hill, W. Henry, Arthur F., Alfred E.;
Antonio Stradivari, His life and work (1644- 1737)
Dover Publications, Inc. New York, 1963
Kolneder, Walter
Das Buch der Violine
Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich und Mainz, 1933
Lütgendorff, Willibald Leo Freiherr von
Die Geigen- und Lautenmacher
Vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Frankfurt am Main
Verlag von Heinrich Keller, Frankfurt am Main, 1913
Lütgendorff, Willibald Leo Freiherr von
Ergänzungsband von Thomas Drescher
Die Geigen- und Lautenmacher
Vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Verlegt bei Hans Schneider Tutzing, 1990
Niedereitmann, Friedrich
Cremona, Eine Charakteristik der italienischen
Geigenbauer und ihrer Instrumente
Leipzig, Verlag von Carl Merseburger, 1922
Sacconi, Simone F.
Die „Geheimnisse“ Stradivaris
Verlag Erwin Bochinsky, 1977
Schleske, Martin
Empirical Tools in Contemporary Violin Making
Catgut Acoustical Society Journal
Vol. 4, No. 5, (Series II), May 2002
Schleske, Martin
www.schleske.de
Vatelot, Etienne
Echtheitszerifikat der Violine von Maurice Hasson,
Stradivari aus dem Jahr 1727,
in Besitz der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
Kaden, Patricia
Artikel aus dem Strings Magazine
http://www.stringsmagazine.com/issues/strings90/
newsprof.shtml31.8. 08, 19.30
57
Stradivari's Violinen - aktueller Stand
Modell
Baujahr
Eigentümer
Aranyi Stradivarius
1667
ex Captain Saville Stradivarius
1667
Amatese Stradivarius
1668
Oistrakh Stradivarius
1671
David Oistrach
Paganini-Desaint Stradivarius
(Paganini-Quartett)
1680
Nippon Music Foundation
ex Giovanni Battista Viotti
1680
Christian Altenburger
Fleming Stradivarius
1681
Stradivari Society
Bucher Stradivarius
1683
Cipriani Potter Stradivarius
1683
Cobbett ex Holloway Stradivarius
1683
ex Croall Stradivarius
1684
ex Arma Senkrah Stradivarius
1685
ex Castelbarco Stradivarius
1685
Golden Bell
1686
Bemerkungen
André Rieu
gestohlen Mai 1996, wird noch immer
[5]
vermisst
[8]
[6]
verliehen an Kikuei Ikeda vom Tokyo String
Quartet
gestohlen im Mai 2007 in Wien - wenige Tage
[7]
darauf sichergestellt und retourniert
verliehen an Cecily Ward
WestLB
Vermutlich im Auftrag des englischen Königs
gefertigt, kam die Violine im 19. Jahrhundert in
den Besitz der Countess of Seafield, die sie
1884/85 an William Croall of Edinburgh weiter
verkaufte. 1906 erwarb Frederic Smith das
Instrument, 1998 kam es über einen Schweizer
Händler an die WestLB. Sie wurde zunächst
leihweise an Frank Peter Zimmermann
vergeben, nach dem Musikwettbewerb der
WestLB 2006 leihweise vergeben an Alexander
[9]
Gilman .
Schweizer Privatbesitz
verliehen an Simone Zgraggen
Quelle: www.wikipedia.org ergänzt durch Dokumente der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
58
Stradivari's Violinen - aktueller Stand
Spanisch Stradivarius I
(del Cuarteto Real)
1689
Patrimonio Nacional,
Palacio Real, Madrid,
Spanien
Baujahren 1687-1689
[10]
Spanisch Stradivarius II
(del Cuarteto Real)
1689
Patrimonio Nacional,
Palacio Real, Madrid,
Spanien
Baujahren 1687-1689
[10]
Auer Stradivarius
1689
Stradivari Society
verliehen an Vadim Gluzman
Arditi Stradivarius
1689
Baumgartner Stradivarius
1689
Bingham Stradivarius
1690
Bennett Stradivarius
1692
Winterthur-Versicherungen
verliehen an Hanna Weinmeister
Falmouth Stradivarius
1692
Leonidas Kavakos
Baillot-Pommerau Stradivarius
1694
Fetzer Stradivarius
1695
Stradivari Society
verliehen an Ruggero Allifranchini
Antonio Stradivarius
1697
Edvin Marton
Dima Bilan gewann mit Hilfe von Jewgeni
Pljuschtschenko, Edvin Marton und dessen
[11]
Violine den Eurovision Song Contest 2008
Cabriac Stradivarius
1698
ex Baron Knoop Stradivarius
1698
ex La Rouse Boughton
Stradivarius
1698
Österreichische
[12]
Nationalbank
verliehen an Boris Kuschnir vom Wiener
Brahms Trio
Lady Tennant Stradivarius
1699
Longuet Stradivarius
1699
Countess Polignac Stradivarius
1699
Castelbarco Stradivarius
1699
Cristiani Stradivarius
1700
auf einer Auktion von Christie's in New York für
[13]
über 2 Millionen US-Dollar versteigert
Gil Shaham
Prof. Alexander Scriba
59
Stradivari's Violinen - aktueller Stand
Taft ex Emil Heermann
Stradivarius
1700
Dushkin Stradivarius
1701
Stradivari Society
verliehen an Frank Almond
wird gespielt durch den 1982 in St. Petersburg
geborenen Musiker Kirill Troussov. Dieses
Instrument ist nach seinem früheren Besitzer,
den Violinisten Adolf Brodsky benannt und
wurde 1878 in Wien bei der Uraufführung von
Tschaikowskis Violinkonzert gespielt, dirigiert
durch Hans Richter
The Brodsky
1702
The Irish Stradivarius
1702
Conte di Fontana Stradivarius, ex
Oistrach
1702
King Maximilian Joseph
Stradivarius
um 1702
Stradivari Society
verliehen an Berent Korfker
Lyall Stradivarius
1702
Stradivari Society
verliehen an Stefan Milenkovich
Antonio Stradivari
1703
Bundesrepublik
Deutschland
Musikinstrumentenmuseum, Berlin
Dancla Stradivari
1703
L-Bank
verliehen an Linus Roth
Allegretti Stradivarius
1703
Alsager Stradivarius
1703
Emiliani Stradivarius
1703
Anne-Sophie Mutter
v.a. auf den Aufnahmen mit Karajan zu hören
Betts Stradivarius
1704
ex Marsick Stradivarius, auch eine
1705
ex Oistrach
James Ehnes Fulton
Collection
für diese Violine tauschte Oistrach seine
„Fontana-1702“ ein
ex Dragonetti
1706
West LB
erworben für Frank Peter Zimmermann, der
jetzt die Lady Inchiquin spielt
ex Brüstlein Stradivarius
1707
Österreichische
[14]
Nationalbank
ab 2006 verliehen an David Frühwirth; bis 2006
an Benjamin Schmid
60
OKO Bank, Finnland
verliehen an Réka Szilvay
Oistrach spielte das Instrument ab ca. 1953 für
etwa acht Jahre
Stradivari's Violinen - aktueller Stand
61
Stradivari's Violinen - aktueller Stand
Lady Inchiquin
1711
Liegnitz Stradivarius
1711
Leonardo da Vinci
1712
Gibson ex Hubermann
Stradivarius
1713
Joshua Bell
Dolphin Stradivarius
1714
Nippon Music Foundation
Soil Stradivarius
1714
Itzhak Perlman
ex Berou ex Thibaud Stradivarius
1714
Le Maurien Stradivarius
1714
Leonora Jackson Stradivarius
1714
ex Smith-Quersin
1714
Lipinski Stradivarius
1715
Cremonese, ex Joachim
Stradivarius
1715
Titian Stradivarius
1715
Tartini Stradivarius
1715
Alard Stradivarius
1715
62
West LB
früher gespielt von Fritz Kreisler. Das
Instrument wurde 1889 vom Londoner Händler
Hill an eine Miss Foster verkauft. 1949 war sie
im Besitz von Lady Inchiquin in Irland. Das
Instrument kam nach Amerika und kam in den
1960er Jahren an den Sammler C. M. Sin aus
Hongkong. 1978 verkaufte Sin das Instrument
über den Chicagoer Händler Bein & Fushi an
Walter Scholefield, Geiger bei den Berliner
Philharmonikern. Im Jahr 2002 erwarb die
WestLB das Instrument und stellte es Frank
[17] [18]
Peter Zimmermann zur Verfügung.
verliehen an Akiko Suwanai
[19]
gestohlen am 9. April 2002, wird noch immer
vermisst
Österreichische
Nationalbank
Wiener Philharmoniker, verliehen an Rainer
Honeck
wird seit 1962 vermisst
Stadt Cremona
Yamei Yu
Stradivari's Violinen - aktueller Stand
ex Bazzini Stradivarius
1715
Cessole Stradivarius
1716
Berthier Stradivarius
1716
Booth Stradivarius
1716
Colossus Stradivarius
1716
Monasterio Stradivarius
1716
ex Baron Oppenheim
1716
Provigny Stradivarius
1716
Messiah Stradivarius
1716
ex Windsor Weinstein Stradivarius 1716
Nippon Music Foundation
verliehen an Arabella Steinbacher, früher
gespielt von Julia Fischer
gestohlen am 3. November 1998, wird noch
immer vermisst
Österreichische
Nationalbank
Alexander Janiczek
Gehört zur Hill-Collection im AshmoleanMuseum, Oxford
The Canada Council for the
Arts Musical Instrument
[20]
Bank
ex Wieniawski Stradivarius
1717
"Kochanski" Stradivarius
1717
Pierre Amoyal
Sasserno Stradivarius
1717
Nippon Music Foundation
verliehen an Viviane Hagner
San Lorenzo Stradivarius
1718
noch im Besitz der Talbot
Stiftung Aachen
gespielt von David Garrett
Viotti Stradivarius / Rose
1718
Österreichische
Nationalbank
Wiener Philharmoniker, verliehen an Volkhard
Steude
Firebird ex Saint Exupéry
Stradivarius
1718
Salvatore Accardo
Stradivarius
1719
Universität der Künste
Berlin
Madrileño Stradivarius
1720
gestohlen im Juni 1945 in Babelsberg
[21]
63
Stradivari's Violinen - aktueller Stand
ex Beckerath Stradivarius
1720
Red Mendelssohn Stradivarius
1720
Artot Stradivarius
1722
Jupiter Stradivarius
1722
Laub Petschnikoff Stradivarius
1722
Jules Falk Stradivarius
1722
gespielt von Elizabeth Pitcairn
Nippon Music Foundation
geliehen früher an Midori Goto, heute an Erik
[22]
Schumann
Viktoria Mullova
verliehen an Philippe Quint, der sie am 21.
April 2008 in einem Taxi liegen liess. Der
ehrliche Taxifahrer brachte das Instrument
jedoch am nächsten Tag zurück. Aus
Dankbarkeit gab Quint ein Exklusivkonzert für
Taxifahrer am Flughafen Newark.
Kiesewetter Stradivarius
1723
Stradivari Society
Le Sarasate Stradivarius
1724
früher Musikhochschule
Paris, jetzt Cité de la
Musique
ex Rawark Stradivarius
1724
Österreichische
Nationalbank
verliehen bis 2007 an Prof. Lukas Hagen vom
Hagen-Quartett, jetzt an Wiener
Philharmoniker Tibor Kovacz
Brancaccio Stradivarius
1725
Barrere Stradivarius
1725
Stradivari Society
verliehen an Janine Jansen
Chaconne
1725
Österreichische
Nationalbank
Wiener Philharmoniker, verliehen an Rainer
Küchel
Wilhelmj Stradivarius
1725
Nippon Music Foundation
verliehen an Baiba Skride
Davidoff Morini Stradivarius
1727
(ehem. Besitzerin: Erica
Morini)
gestohlen am 18. Oktober 1995, wird noch
[23]
immer vermisst
ex General Dupont Stradivarius
1727
Holroyd Stradivarius
1727
Kreutzer Stradivarius
1727
64
verliehen an Jennifer Koh
Stradivari's Violinen - aktueller Stand
Hart ex Francescatti Stradivarius
1727
Salvatore Accardo
Paganini Comte Cozio di Salbue
Stradivarius (Paganini Quartett)
1727
Nippon Music Foundation
verliehen an Martin Beaver vom Tokyo String
Quartet
Halphen Violine
1727
Dkfm. Angelika Prokopp
Privatstiftung
Wiener Philharmoniker, verliehen an Eckhard
Seifert
Dragonetti; Milanollo
1728
Giovanni Battista Viotti
Corey Cerovsek
Benny Stradivarius
1729
Jack Benny
vererbt an die Los Angeles Philharmonic
[24]
Association
Solomon, ex-Lambert Stradivarius
1729
Der Käufer wurde von
Christie's nicht
bekanntgegeben
am 2. April 2007 um 2,728 Mio. US Dollar bei
Christie’s in New York versteigert
Lady Jeanne
1731
Donald Kahn Foundation
verliehen an Benjamin Schmid
Herkules Stradivarius
1732
Eugène Ysaye
gestohlen 1908, wird noch immer vermisst
Des Rosiers Stradivarius
1733
Rode Stradivarius
1733
Khevenhüller, Ex-Menuhin
1733
Ames Stradivarius
1734
(Besitzer: Roman
Totenberg)
Anfang 1980 bei einem Konzert gestohlen, wird
noch immer vermisst
ex Baron von Feilitzsch
Stradivarius
1734
Habeneck Stradivarius
1734
Royal Academy of Music
Lamoureux Stradivarius
1735
(Besitzer: Efrem Zimbalist)
Muntz Stradivarius
1736
Howard Gottlieb
Comte d'Amaille Stradivarius
1737
Lord Norton Stradivarius
1737
Chant du Cygne - Swan Song
Stradivarius
1737
[25]
in den 1960er gestohlen, wird noch immer
vermisst
65
66
67
Gregor Widholm:
Antonio Stradivaris Ex Benvenuti
Schriftenreihe des Instituts für Wiener Klangstil, Band 10
Herausgeber: Hans Hammerschmied
Copyright © 2011 by Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung
ISBN 978-3-900914-08-0
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