Mehr Dampf – oder nur heiße Luft

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Mehr Dampf – oder nur heiße Luft
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Mehr Dampf – oder nur heiße Luft ??
Einbau, Abstimmung, Probleme und Erfahrungen mit dem Dynojet stage II Kit für Yamaha XTZ 750,
Typ 3LD
Einbau Dynojet:
Demontage:
Seitendeckel, Tank und Sitzbank entfernen. Dann den Luftfilterkasten abbauen, sämtliche Schläuche
von der Vergasern lösen, Gaszüge und Chokezug aushängen. Untere Gummiflansche lösen und
Vergaser aus dem Rahmen nach links herausnehmen.
Vergaser vorsichtig behandeln!
Schwimmerkammern abschrauben und die großen Leerlaufdüsen mit Schlitzschraubendreher lösen.
Düsen mit den kleinen Halteblechen abnehmen, Hauptdüse mit Zange vorsichtig herausziehen. Die
Hauptdüse ist nur eingesteckt, mit einem O-Ring gedichtet und wird von dem kleinen Blech der
Leerlaufdüse gehalten.
Die zwei Schrauben der schwarzen Deckel am Vergaserkopf lösen. Achtung: Dahinter sitzt eine
Feder, also vorsichtig zerlegen. Deckel abnehmen, dabei auf Verbleib des kleinen O-Rings zwischen
Deckel und Vergaser achten. Feder und Gasschieber mit Gummimembrane vorsichtig herausnehmen.
Nadeldüse und Unterlagscheiben aus den Gasschiebern herausnehmen. Die Gasschieber besitzen
an der Unterseite drei Löcher. Das mittlere Loch nimmt die Nadeldüse auf, also dieses bitte in Ruhe
lassen! Links und rechts davon sind je ein Loch mit Durchmesser 2.5 mm. Diese werden beide mit
dem mitgelieferten Bohrer auf 5/32" (=3.95mm) aufgebohrt.
Im Internet geistern Beschreibungen herum, nur die mittlere (das ist total falsch) oder keine, oder nur
eine der beiden seitlichen Bohrungen aufzuweiten. Laut Dynojet hotline (www.dynojet.com) sind beide
Bohrungen aufzubohren, also pro Schieber 2 Löcher)
Jetzt ist der ideale Zeitpunkt um den Zustand der Düsenstöcke zu kontrollieren. Da die XTZ und
TDM/TRX Modelle Fallstrom-Mikuni Vergaser verwenden, bewegt sich die Nadel nicht senkrecht auf
und ab wie bei einem "normalen" Motorrad, sondern sie bewegt sich horizontal. Da die Gasschieber
innen noch über eine kleine Nase verfügen, werden die Nadeln durch die Schieberfedern ständig
gegen den unteren Teil der Bohrung des Düsenstocks gedrückt. In vielen Fällen führt dies dazu, daß
das Loch unrund wird und aus dem vergrößerten Spalt Benzin läuft und das Gemisch im unteren und
mittleren Bereich überfettet.
Die Bohrung der Düsenstöcke beträgt im Neuzustand
3.1mm, sehen sie oval aufgeweitet aus, müssen neue
Düsenstöcke eingebaut werden (für XTZ 3LD :
YAMAHA PART NO 757543 / 3GM-14141-94, pro
Stück ca. 50.- DM). Ist man sich nicht sicher, dann
kann der Düsenstock ausgebaut werden, indem man
die kleine 6 mm Hutmutter in der Schwimmerkammer
löst, Mutter und Distanzring entfernt und den
Düsenstock nach ober mit dem Daumen herausdrückt.
Er löst sich mit der Kunststoff Schieberführung nach
oben aus dem Vergaser.
Zusammenbau:
Waren die Düsenstöcke heraus, dann bitte erst wieder einbauen. Danach die Hauptdüse mit neuem
O-Ring (liegt dem Kit bei) einsetzen und mit Blech und Leerlaufdüse sichern. O-Ringe vorher mit
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etwas Fett bestreichen, damit diese besser hinein gleiten.
Bei Orginal-Auspuff 155er, bei Auspuff mit weniger Staudruck 160er Hauptdüse verwenden.
Schwimmerkammerdeckel wieder aufsetzen und festschrauben. Leerlaufluftschraube (in der
Aussparung der Schwimmerkammerdeckel) eindrehen, bis diese leicht aufsitzt, dann 2.5
Umdrehungen herausdrehen (Standardeinstellung Normal 2 Umdrehungen, mit Dynojet Kit 2.5
Umdrehungen).
Die Clips je Düsennadel auf die 3. Kerbe (von der dicken Seite her gezählt) einklicken. Dann
Düsennadel samt Unterlagscheiben in die Gasschieber einfädeln. Die Feder einsetzen und den
Deckel vorsichtig aufsetzen. Da die Dynojet Federn länger sind, wird das etwas fummelig. Unbedingt
darauf achten, daß die kleinen O-Ringe zwischen Vergaser und Deckel noch am Platz sind!
Alle Schrauben "handwarm" anziehen.
Vergaser wieder auf den Motor setzen und alle Schellen, Schläuche und Züge verbinden.
Die K&N Luftfilter nun anstelle der Orginal-Luftfilter in das Luftfiltergehäuse einsetzen. Diese sind – im
Gegensatz zu den Yamaha Luftfiltern vorne völlig offen, bescheren also ein lautes Anssauggeräusch
(wie man das leiser bekommt, siehe Tips).
Danach Luftfiltergehäuse aufsetzen und befestigen. Tank, Sitzbank und Seitendeckel wieder
anbringen.
Fertig!
Probefahrt...
Die Lastwechsel sind deutlich geringer, der Motor zieht aus dem Keller, prima. Top-Speed tut sich
nicht so viel mehr, aber das ehemalige "Staubsauger" Aggregat ballert nun auch bei niedrigen
Drehzahlen sauber los.
Erfahrungen und Tips:
Zunächst empfindet man das Ansauggeräusch der K&N's vielleicht als toll, aber nach einer gewissen
Zeit nervt es. Auch der freundliche Nachbar guckt immer mauliger.
Ich habe dann aus 1mm Alublech Hutzen gebaut, die von vorne auf die Luftfilter montiert werden.
Diese sind an den Seiten und oben geschlossen und lassen die Luft
nur von unten ansaugen. Von außen habe ich diese noch mit
Moosgummi beklebt, was das Geräuschniveau nochmals etwas
senkte. Im Prinzip ähneln diese den Lufthutzen der Orginalluftfilter,
sind aber so gebaut, daß unten ca. 6 x 6 cm Öffnung bleibt. Genug
für satten Gasdurchsatz, zu merken war jedenfalls nichts in bezug auf
Durchzug und Leistung. Dafür ist es deutlich leiser vorm Tank.
Nach ca. 3500 KM) stellte sich ein immer stärker werdendes Ruckeln
im Teillastbereich ein. Langsam und mit konstant 3000 Touren lies
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sich nicht mehr fahren. Der Verbrauch stieg von ehemals 7 Litern /100 KM langsam auf stattliche 11
Liter an!! Schwarze Rauchzeichen deuteten auf Gemischüberfettung.
Die Demontage des Vergasers zeigte ca. ein 0.2 – 0.3 mm Oval der Düsenstöcke. Ich gebe die
Schuld der Oberflächenrauhigkeit der Dynojet Düsennadeln. Die Yamaha Orginalnadeln sind aus
Aluminium und gut poliert. Dynojet verwendete bei meinem Kit Stahlnadeln mit fühlbarer Rauhigkeit.
Da die Nadeln im Vergaserleben ständig in Bewegung sind, hat das Messing der Düsenstöcke auf
Dauer keine Chance.
Also neue Düsenstöcke gekauft und bei Dyanojet gemeckert. Es gab dort kostenlos Alu-Nadeln (und
einer fetten Entschuldigung. Die Nadeln habe ich noch mit Poliermittel geglättet.
Der Betrieb nach dieser Reparatur war wieder einwandfrei.
Nebenbei bekam ich die Info, daß 150 Hauptdüsen in unseren landen besser passen, als die 155/160
des Kits. Die 150 habe ich eingebaut, das Kerzenbild wurde tatsächlich leicht heller, eine Stippvisite
auf dem Prüfstand mit CO-Messung bestätigten das jetzt bessere Gemisch.
Zusätzlich habe ich innerhalb der Schieber die "Nase" mit je einer Kunststoff-Unterlagscheibe so
ausgetrickst, daß die Nadel nun nicht mehr durch den Federdruck gegen den Düsenstock gedrückt
wird. Nach Info aus dem Internet sind jüngere Modelle an dieser Stelle schon ab Werk überarbeitet.
Ob das sich nun mit Lebensdauer und unveränderter Charakteristik auszahlt, kann ich noch nicht
sagen, da ich erst ein paar hundert Kilometer seitdem hinter mich gebracht habe. Im Fahrbetrieb läßt
sich zur Zeit jedenfalls nichts Negatives feststellen.
Fazit:
Der Einbau ist für einen mittelmäßigen Schrauber mit halbwegs passablem Werkzeug in ca. 2-3
Stunden machbar. Wenn man methodisch vorgeht und auf die "kleinen" Teile achtet, ist der Erfolg
garantiert.
Aber worin besteht der "Erfolg"? Das Ansauggeräusch der K&N Filter ist sicherlich kein Fortschritt,
aber mit oben genanntem Tip deutlich zu mildern. Der Motor, von Hause aus mit deutlichen
Lastwechselreaktionen gesegnet, zieht nach dem Umbau seidenweich aber unaufhaltsam aus dem
Keller, wobei Fahren im 5. Gang ab 2000 Umdrehungen problemlos möglich ist. Im Topspeed Bereich
würde ich mich eher an die Yamaha Orginal-Bestückung halten. Der Motor wird nach dem Umbau
durch die K&Ns und den Dynojet Kit mit so viel Gas versorgt, daß der Auspuff und dessen Staudruck
hier zur Leistungsbremse wird. Ich fahre eine Sebring Anlage. Damit kommt schon mehr als mit der
Orginalanlage, noch besser wird’s, wenn man die Dämpferflöte ausbaut und offen fährt, aber das
verbietet sich aus rein legalen Gründen.
Für mich ist der Dynojet Kit II alleine wegen des weichen Ansprechens ein Erfolg.
Wer den Umbau rückgängig machen will, muß die Bohrungen in den Gasschiebern wieder
verschließen. Mit UHU Plus verschließen und dann vorsichtig neu aufbohren ist machbar, aber birgt
die Gefahr, daß die "Pfropfen" sich im weiteren Verlauf des Motorlebens in den Ansaugtrakt
verdünnisieren. Bei KEDO gibt es Gasschieber (komplett mit Membran) für ca. 70.-DM/Stück (Yamaha
nimmt 200.-DM/Stück).
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KEDO (Hamburg, WWW.KEDO.COM) empfiehlt sich überhaupt als Spezialist für alle Teile der
Yamaha Ein- und Zweizylinder.
Nachtrag:
Das ausschlagen der Düsenstöcke ist offensichtlich kein Einzelfall. Grundsätzlich neigt dieser
Vergasertyp bei allen Yamaha Txx (TDM/TRX) und der XTZ 750 an dieser Stelle auch bei der
Serienbestückung zu vorzeitigem Verschleiß.
Über den Generalimporteur für Dynojet in der BRD, Fa Moto-Parts Krefeld (www:motoparts.com, tel:
02151/557370) war zu erfahren, daß Dynojet-kits mit Stahl (wie bei mir), mit Alu oder sogar Titan
Düsennadeln zu bekommen sind. Auf meine Beschwerde bei Dynojet hin bekam ich von dort
kostenlos neue Alunadeln. Dafür ein herzliches Dankeschön, aber ich hatte ja wohl vorher auch genug
Ärger damit. Dort bekommt man übrigens die Düsenstöcke für die Mikunis preiswerter (XTZ-750: Typ
611-y-4, ca. 30.- DM/Stück), ebenso wie kompetente Auskunft am Telefon. Alle Nadeln, die ich bisher
in die Finger bekommen habe, sind nicht geglättet gewesen. Ich habe daher die Nadeln noch vor dem
Einbau poliert, was mit Bohrmaschine + Poliermittel (Nadel auf der Kerbenseite vorsichtig einspannen)
sehr einfach geht.
Nun fahre ich also mit der "Unterlagscheibe" im Schieber (=kein Druck mehr auf den Düsenstock), mit
polierten Nadeln und neuen Düsenstöcken durch die Lande.
Bisher habe ich damit ca. 1500 KM auf einer Alpen und Italientour hinter mich gebracht, ohne Macken
und Mucken - und vor allem mit guter Leistung auch im alpinen Bereich über 2000m Höhe. Der
Verbrauch liegt jetzt solo bei 5.5 bis 6 l/100 KM, mit 2 Personen und großem Gepäck bei 6.5 L/100
KM.
Letzte und beste Einstellungen sind:
- Leerlaufgemischschraube: 2.5 Umdrehungen heraus
- Hauptdüse 150er
- Nadelclip auf 2. Kerbe von oben (also vom dicken Ende aus die 2.)
Autor:
Thomas Grützmacher
Riegerhausweg 3a
88690 Uhldingen-Mühlhofen (Bodensee)
email :
[email protected]
Anmerkung von Torsten:
Thomas hat mittlerweile keine XTZ mehr, sondern ist zu den Ducatisti gewechselt.