Menschen mittendrin
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Hand in Hand Menschen mittendrin JAHRESBERICHT 2010 Vorwort i Bad Mergentheim Standorte der ERLACHER HÖHE Künzelsau Schwäbisch Hall Crailsheim Großerlach Murrhardt Backnang Oppenweiler Stuttgart Calw Schorndorf Waiblingen Nagold Altensteig Wolfgang Sartorius (re.), Vorstand der ERLACHER HÖHE, im Gespräch mit einem Bewohner der Sozialen Heimstätte Erlach Horb Freudenstadt Inhalt 2 Vorwort Vorwort von Wolfgang Sartorius 3 Hand in Hand: Interviews und Erzählungen aus der Praxis 4 25 Jahre Sozialtherapie: Vom Förderkurs zur heutigen Sozialtherapie 21 Die Mitarbeitervertretung: Kompetent und engagiert 25 Nachgefragt bei Auszubildenden Nachgefragt bei Abteilungsleitenden 26 28 Fortbildung: Am Puls der Zeit bleiben Fortbildung: Persönliche Fragen sind ebenso wichtig (Interview mit Volker Stücklen) 30 31 Aktuelle Projekte: Schritt für Schritt 32 Zahlen & Fakten: Statistik Zahlen & Fakten: Entwicklung 34 38 Vielen Dank für Ihre Hilfe! 42 Kontakt 43 Impressum Herausgeber: ERLACHER HÖHE 71577 Großerlach www.erlacher-hoehe.de Vorstand: Wolfgang Sartorius Juni 2010 Gestaltung, Satz, Layout: agentur-exakt.de, Rastatt Fotos: Andrea Hohlweck, Privat Redaktion: Andrea Hohlweck Druck: Grafische Werkstätte der BruderhausDiakonie, Reutlingen Gedruckt auf PEFC zertifiziertem, holzfreiem, ungestrichenem Papier Im Mittelpunkt: der Mensch. So steht es in unserem Leitbild. Deshalb stellen wir diesen Jahresbericht ganz bewusst unter die Überschrift: „Hand in Hand“ und rücken damit zum einen bewusst diejenigen in den Mittelpunkt, die als Mitarbeitende der ERLACHER HÖHE Tag für Tag mit Herz und Hand, mit Sachverstand und Herzblut, vorausschauend und zupackend, diakonische Arbeit gestalten. Gleichermaßen kommen in diesem Jahresbericht Menschen zu Wort, die aufgrund ihrer Lebenslage derzeit auf Hilfe angewiesen sind. Beide Welten darzustellen, ist uns sehr wichtig. In der ERLACHER HÖHE stehen die Menschen im Mittelpunkt. Es geht um Fragen der materiellen und sozialen Existenz, um Gestaltungswillen und -möglichkeiten, um Wünsche, Ideen, Lebensträume und Lebensräume. Unsere Mitarbeitenden prägen nicht nur die diakonische Arbeit bei der ERLACHER HÖHE – jede und jeder gestaltet ein gutes Stück unseres gesellschaftlichen Miteinanders, unseres Zusammenlebens im sozialen Rechtsstaat überhaupt, mit. Aus Platzgründen können hier jedoch exemplarisch nur einige von unseren heute rund 240 Regiemitarbeitenden vorgestellt werden. Was erleben und erfahren sie? Wie nehmen sie ihre diakonischen Arbeitsfelder wahr, was macht ihre Arbeit wertvoll oder schwierig. Gleichermaßen erfahren Sie etwas über Menschen, für die und mit denen wir arbeiten. Wie kommen sie zu uns, was bedeutet die ERLACHER HÖHE für sie? Wir leben in Zeiten, in denen sich unser Land derzeit sozialpolitisch und damit strukturell verändert. „Agenda 2010“ lautete die Überschrift, unter der Altbundeskanzler Schröder im Jahr 2003 die umfassendsten Sozialreformen der Nachkriegszeit auf den Weg brachte. „Hartz IV“ wurde zum Symbol für tiefgreifenden sozialen Wandel, für die Leistung der Grundsicherung im Falle der Arbeitslosigkeit – und für manche zum Schimpfwort, weil sie damit unzulängliche Versorgung und eingeschränkte Lebenschancen in Verbindung bringen. Besonders der Skandal der Kinderarmut wird wohl auf Dauer mit der Agenda 2010 verbunden bleiben. Denn auch alle nachfolgenden Regierungen haben „HartzIV-Kinder“ systematisch benachteiligt. Zuletzt im Januar 2010, als die Kindergelderhöhung wieder an ihnen vorbeiging. Entsprechend haben wir bei der ERLACHER HÖHE die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das die Unrechtmäßigkeit der Regelsätze insbesondere für Kinder feststellte, begrüßt. Zugleich fragen wir uns: Aus welchem Grund wurde solange gewartet, bis das oberste Gericht der Bundesregierung nun einen deutlichen Handlungsauftrag erteilte? Denn es wurde aus der Diakonie und der gesamten Fachwelt seit 2003 fast schon stereotyp darauf hingewiesen, dass die Regelsätze für ein Leben in Würde nicht ausreichend sind! Gleichgültig welche Namen die jeweils gerade Regierungsverantwortlichen ihren Programmen und Vorhaben geben: Am Ende muss es immer um Menschen gehen, die in ihrer Gesamtheit unsere Gesellschaft bilden. Um Gottes und der Menschen Willen. Vielleicht lassen Sie sich durch die Lektüre inspirieren, beruflich oder ehrenamtlich bei der ERLACHER HÖHE oder in einer anderen diakonischen Einrichtung mitzuarbeiten, sich damit aktiv einzubringen und einzumischen? Herzlichst, Wolfgang Sartorius 3 Hand in Hand i Soziale Heimstätte Erlach Die vollstationäre Soziale Heimstätte Erlach ist die älteste und größte Einrichtung der Wohnungslosenhilfe im Hilfesystem der ERLACHER HÖHE. Wohnungslose Menschen oder Personen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten erhalten hier individuelle Hilfe und Betreuung. Dafür stehen 85 Einzelzimmer zur Verfügung. Angeschlossen ist auch ein Pflegeheim mit heute 30 Plätzen. Die Bewohner der Sozialen Heimstätte haben die Möglichkeit, Arbeit und Beschäftigung in den Erlacher Arbeitshilfen aufzunehmen. Ein Berufsleben im Dienste der Wohnungslosen Heinrich Bilger (62 Jahre) widmete sich über Jahrzehnte wohnungslosen Menschen. Von 1982 an war er Heimleiter in Großerlach und betreut heute, im nun fünften Jahr seiner Altersteilzeit, Klienten der Sozialen Heimstätte Erlach. „Beim Kontakt mit Menschen im Zivildienst in einem Alten- und Pflegeheim wurde mir klar, dass ich meine berufliche Zukunft nicht mehr in meinem bisherigen Beruf als KFZ-Mechaniker sehen werde, sondern in einer Tätigkeit mit Menschen, die Hilfe benötigen. 4 haftenhilfe“, in der in vielen Einrichtungen Therapien entwickelt wurden, um wohnungslose Menschen für das Leben außerhalb stationärer Einrichtungen zu befähigen. So herrschte damals Ende der 1980er-Jahre auch ein reger Austausch zwischen der ERLACHER HÖHE und den Herzogsägmühler Heimen. So begann ich nach meinem Zivildienst mit der Ausbildung zum Diakon auf der Karlshöhe Ludwigsburg, auch bekannt als Evangelische Hochschule. Als Sozialdiakon arbeitete ich dann gemeinsam mit meiner Frau in einem Kinderheim. Nach einigen Jahren in der Jugend- und Heimerziehung wurde mir eine Stelle in den Herzogsägmühler Heimen in der „Nichtsesshaftenhilfe“ (heute Wohnungslosenhilfe) angeboten. Das liegt zwischen dem Ammersee und Füssen. Damals gab es harte Auseinandersetzungen bis zu Verwerfungen zwischen den Vertretern der „therapeutischen Linie“, die die Vermeidung der Nichtsesshaftigkeit in der Behandlung der persönlichen Defizite sahen und den Vertretern der „Rechtsverwirklichung“. Sie sahen in der Nichtsesshaftigkeit ein „Problem struktureller Armut“, das nur durch die zur Verfügungstellung von Wohnungen beseitigt werden kann. Leider führten diese Kontroversen auch dazu, dass die ERLACHER HÖHE ihre baulichen Vorhaben nur zu einem kleinen Teil realisieren konnte. Im Nachhinein kann ich sagen, dass sich die theoretischen Auseinandersetzungen zum Wohl unserer Hilfeempfänger gelohnt haben und die im Hilfesystem befindlichen Menschen heute individuellere Hilfe bekommen können. Dies war der Beginn meiner Tätigkeit mit Menschen „mit besonderen sozialen Schwierigkeiten“. Es war die Zeit in der „Nichtsess- In dieser spannenden Zeit machte ich meine „ersten Versuche“ mit wohnungslosen Menschen in stationären Einrichtungen. Diese Zeit und die Mitarbeit in verschiedenen Arbeitskreisen waren wichtige Grundlagen für meine Arbeit mit „Wohnungslosen“ und für meine spätere Tätigkeit in der ERLACHER HÖHE. 1982 fing ich dann als Heimleiter und Leiter der Aufnahmeabteilung in der Haupteinrichtung der ERLACHER HÖHE in Großerlach an und bezog mit meiner Familie die damalige Heimleiterwohnung in Erlach. Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet von vielen konzeptionellen Überlegungen und strukturellen Veränderungen, die immer wieder auch Auswirkungen auf meine Tätigkeiten als Heimleiter hatten und zu der Abteilung Soziale Heimstätte Erlach führten. Als Heimleiter der „Sozialen Heimstätte Erlach“ war es mir wichtig, unseren Bewohnern ein weitgehend selbstbestimmtes und zufriedenes Leben zu ermöglichen. So entschieden wir uns bewusst, auch hilfesuchenden Menschen, die auf der Straße gelebt und viele Enttäuschungen durchlitten hatten, Heimat und Geborgenheit zu geben. Dankbar bin ich heute, dass wir nach einer sehr langen Planung vor einigen Jahren unser Pflegeheim realisieren konnten, so dass wir heute über ein umfassendes Hilfenangebot verfügen können.“ Warmherzig, kompetent und ein Leben lang engagiert: Heinrich Bilger 30 Jahre in Erlach: Klaus Reinhold ist heute Ruheständler und lebt in der Sozialen Heimstätte Erlach Zufrieden mit seiner „Bleibe“ Klaus Reinhold lebt seit 30 Jahren in der Sozialen Heimstätte Erlach. Er ist viel rumgekommen – sowohl im Beruf als auch auf der Straße. 1945 kam Klaus Reinhold als zehnjähriger Knirps mit seiner Mutter nach Niedersachsen – irgendwo aufs „platte Land“ zwischen Hamburg und Bremen. Hinter ihm lag die sechswöchige Flucht über die zugefrorene Ostsee und der Abschied von seiner damals ostpreußischen Heimatstadt Königsberg, dem heutigen Kaliningrad in Russland. Später, mit dem Volksschulabschluss in der Tasche, war sein Berufswunsch Maurer. Doch nach der Maurervorschule war eine Lehre nicht in Sicht. „Das Arbeitsamt sagte zu mir: Sie gehen so lange als Erntehelfer bis wir uns bei Ihnen wegen eines Ausbildungsplatzes melden“, erinnert sich der heute 75-Jährige. Doch gemeldet hätten sie sich nie und einen 20-jährigen Stift wolle ja auch kein Meister. Der sei zu aufmüpfig. Reinhold nahm sein Leben selbst in die Hand und ging dahin, wo Arbeit war: ins Ruhrgebiet. „Ich habe anderthalb Jahre in Bochum-Langendreer in 800 Meter Tiefe gearbeitet“, erzählt er stolz. Und unter den Kumpeln war es üblich, gemeinsam richtig viel zu trinken. Das war ungeschriebenes Gesetz, wollte man dazu gehören. „So kam ich zum Alkohol.“ Bis er 39 Jahre alt war, konnte er als ungelernter Arbeiter immer wieder in der Landwirtschaft oder im Garten- und Landschaftsbau arbeiten – auch wenn er zwischenzeitlich mal wohnungslos war. „Damals konnte man immer nur ein halbes Jahr in einem Resoheim unterkommen, dann musste man weiter ziehen. Aber im Milieu spricht es sich rum, wo man unterkommen kann.“ So war er später auch in den Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld oder wie sein heutiger Betreuer Heinrich Bilger in der Herzogsägmühle. Hier hat man eben auch eine gute ärztliche Versorgung 1980 kam Klaus Reinhold dann nach Erlach – und blieb. Gearbeitet habe er die ganze Zeit. Von morgens 7.30 Uhr bis abends 17 Uhr war er zunächst zehn Jahre in der „Kistenbude“ – der Palettenwerkstatt der Erlacher Arbeitshilfen – tätig, dann in der so genannten Werkhalle. Mit 62 Jahren war damit Schluss, schließlich ist er nicht gesund. „Wissen Sie, wäre ich nicht krank geworden mit 55 Jahren, dann wäre ich bestimmt nicht mehr hier. Dann hätte es mich weitergezogen. Ganz sicher.“ Aber hier habe er eben auch eine gute ärztliche Versorgung und die Gesundheit gehe schließlich vor. „Deshalb habe ich seit meinem 55. Lebensjahr keinen Alkohol mehr angerührt. Das wäre viel zu gefährlich für mich.“ 30 Jahre in Erlach. Fühlt man sich dann zuhause, ist das Heimat? „Nein“, sagt er entschlossen, „Ein Zuhause ist das nicht, das kann man nicht vergleichen. Es ist eine Bleibe.“ Aber dennoch sei er zufrieden. Reich werden könne heutzutage ohnehin niemand mehr, es sei denn, dass er so zur Welt gekommen sei oder krumme Dinger drehe. Klaus Reinhold freut sich, dass er sich einen eigenen Fernseher leisten kann. Und er liest gerne, Romane. Aber keine Liebesschnulzen, die nichts mit dem wahren Leben zu tun haben. „Schicksalsromane aus dem 1. oder 2. Weltkrieg, nicht dieses neumodische, oberflächliche Zeug“, sagt er bestimmt. Das passt zu ihm. Er ist ein Realist, der klare Worte liebt und spricht, der immer den eigenen Weg gegangen ist. Und er weiß, was er will – und was nicht. Zum Beispiel will er keine langen Interviews. 5 Hand in Hand i ERLACHER HÖHE Calw-Nagold Fachberatungsstelle, Aufnahmeheim, Tagesstätte und Betreutes Wohnen sind Angebotsbausteine der ERLACHER HÖHE Calw-Nagold in der Wohnungslosenhilfe. Beschäftigung und geförderte Arbeitsplätze gibt es im Möbelladen, den Diensten rund ums Haus, dem Catering-Service, der Wäscherei oder in der Möbelwerkstatt. Daneben bietet die ERLACHER HÖHE Calw-Nagold verschiedene Projekte zur Förderung arbeitsloser Jugendlicher an, sogar in Kooperation mit ausländischen Partnern. In der Calwer Holzwerkstatt ein prima Team: Hermann Fornefeld (li.) und Stefan Müller Mit Herz, Verstand und hanseatischem Charme: Hermann Fornefeld Ganzheitlich oder gar n icht Hermann Fornefeld ist Arbeitsanleiter in der Holz- und Möbelwerkstatt der ERLACHER HÖHE Calw-Nagold. Warmherzig, motivierend, mal humorvoll, mal streng, aber immer mit Geduld und Langmut – Hermann Fornefeld hat den Dreh raus mit seinen „Jungs“ in den Werkstätten im Krappen und im Möbelladen in der Bahnhofsstraße. Der gebürtige Niedersachse, der südlich von Hamburg in seinem Heimatort eine Lehre als Holzbildhauer absolvierte, spricht ihre Sprache. Auch wenn nicht im eigentlichen Sinne, denn seinen hanseatischen Spracheinschlag hat er nicht abgelegt. Aber das passt, er ist authentisch. Mit 35 Jahren hatte er bei der Liebenzeller Mission seine heutige Frau kennengelernt und ist ihr in den Schwarzwald gefolgt. Anfangs ging alles leicht, er fand gleich eine Anstellung als Bildhauer. Als ihm aus betrieblichen Gründen gekündigt wurde, folgte für Hermann Fornefeld eine Zeit der Auf und Abs: „Mal musste ich stempeln, dann hatte ich wieder eine Anstellung, zuletzt in einer Schreinerei, dann wieder arbeitslos. Wer zuletzt kommt, geht zuerst.“ Mutlos war er aber nie, immer hatte er seine Kunst, seinen Glauben: „Ich bin Bildhauer aus 6 Berufung, arbeite naturalistisch und abstrakt. Immer ist es aber die Vielfalt der menschlichen Facetten, die mich interessiert und die ich in Skulpturen und Reliefs umsetze. Besonders sakrale Themen wie die Auferstehung.“ Seine Werke waren schon in vielen Ausstellungen zu sehen. Auch heute kann er dank seiner 80-Prozent-Tätigkeit dieser Berufung nachgehen: Jeden Freitag arbeitet er an seinen Skulpturen, das ist für ihn ein wichtiger Ausgleich. Und wie kam er zur ERLACHER HÖHE? 2007 schaltete die ERLACHER HÖHE in Calw ein Stellenangebot. „Das war ‚meine‘ Stelle: Möbelrestauration, Umgang mit Menschen, Berufserfahrung.“ Seither ist er Arbeitsanleiter in Calw. „Und eigentlich viel mehr, denn ich kenne Kummer und Sorgen von fast jedem hier. So bin ich oftmals Teamcoach, schlichte Streit und sorge dafür, dass die Leute lernen, vernünftig miteinander umzugehen. Entweder ich arbeite möglichst ganzheitlich oder gar nicht. Wenn ich den Menschen nur als Arbeitskraft sehe, dann ist die Maßnahme hier witzlos.“ Die Arbeit in der ERLACHER HÖHE gebe ihm unheimlich viel. Er könne Menschen motivieren, ihre Talente zu entdecken, sie fordern. Sein Grundrezept: eine entspannte Atmosphäre. „Ich nehme meine Leute ernst, lasse nicht den Macker raushängen. Und ich erzähle auch mal was von mir – und ich kann über mich selbst lachen. Denn auch ich mache Fehler. Nur wenn die Atmosphäre stimmt, dann ist Vermittlung und Förderung möglich“, da ist er sich sicher. Zwar sei es harte Arbeit, einen klaren Kurs vorzugeben und Überzeugungsarbeit zu leisten, aber es lohne sich: „Ich bin hier noch keinen Tag ungern hingegangen!“ Seine zum Teil „echt harten Jungs“ honorieren seinen Einsatz mit Einladungen zu privaten Grillfesten, Geburtstagsgeschenken und mal mit einem Pfeifentabak zwischendurch. „Da freue ich mich riesig drüber, denn ich weiß doch, dass die selbst kaum was haben!“ So wie seine Leute, ist auch er mit seinen Aufgaben gewachsen: „Früher habe ich Aufträge alleine durchgezogen. Heute leite ich Menschen an, muss den Möbelladen koordinieren mit dem Verkauf, der Preisgestaltung und Abrechnung. Ich muss meine Leute kennen: Wer kann was, wer reagiert wie? Auch wenn es um externe Aufträge wie Möbelabholungen geht. Das Image ist schnell dahin, wenn man Mist baut. Hätten Sie Stefan Müller arbeitete sich wieder hoch und hat heute ein klares Ziel Hart an sich gearbeitet mich früher gefragt, ob ich das kann, hätte ich ‚Nein‘ gesagt.“ Was motiviert ihn? „Die kleinen Erfolge sind mein Salz in der Suppe. Wenn jemand, der ansonsten oft blau war, mal für sechs Wochen pünktlich bei der Arbeit ist – und trocken. Das ist für uns ein schöner Erfolg! “ Wichtig ist ihm, seinen „Jungs“ mitzugeben, dass sie ihre Freizeit sinnvoll gestalten. „Ich sage immer: Wenn ihr aufhört zu saufen, dann müsst ihr euch einen Ausgleich schaffen. Das Vakuum muss gefüllt werden: Sucht euch ein Hobby und gute Freunde!“ Extrem herausfordernd sei die Arbeit mit den langzeitarbeitslosen 18- bis 25-Jährigen, die über das Programm BOSAQ Calw-Nagold (Berufliche Orientierung, Soziale Arbeit, Qualifikation) zu ihm kommen. Die hätten wenig Ressourcen oder Kompetenzen. „Wenn die es aber schaffen, mal sechs Stunden durchzuhalten und sich tatsächlich mal an ein Werkstück wagen und das fertigkriegen, dann sind die danach innerlich ein Stück größer – das ist das, was man erreichen will!“ ging irgendwie nicht Arbeitsprojekt. Es war ein langer Weg, bis er da ankam, wo er heute ist. „Da bin ich schon stolz drauf“, so Stefan Müller. Das kann er auch: Jetzt arbeitet er als „16e-Kraft“ in der Möbelwerkstatt, übernimmt dort Verantwortung, leitet die anderen an – oft in Stellvertretung von Hermann Fornefeld, der sich auf sein fachliches Können und seine Koordination verlässt. Für den Vertrag nach § 16e SGB II musste er hart an sich arbeiten, sich motivieren und stabilisieren. Heute hat er wieder eine eigene Wohnung, sogar mit einem Zimmer für seine Tochter. Und er kämpft dafür, dass die nun 13-Jährige auch mal am Wochenende zu ihrem Papa darf. Selbst sein Vater kommt ab und an zu Besuch. „Hier bleibe ich nicht, das ist klar. Ich will wieder normal schaffen. Und vielleicht gehe ich ja auch wieder auf die Alb.“ Dann hat er „alles hingeschmissen“, als auch noch die Freundin Druck machte und ein gemeinsames Kind kam. Das war einfach zu viel. Und er ist abgehauen. Nach Calw, auf die Straße und zum Alkohol. Und so gelangte er dann auch zur ERLACHER HÖHE Calw-Nagold: zunächst ins Aufnahmeheim und dann ins Calwer Pläne sind da, Ziele und Träume. Die Auszeit auf der Straße war für ihn nie eine echte Perspektive, sondern nur eine Zwischenstation, um wieder zu sich zu kommen. Sein Fazit: „Ich bin hier in meiner Zeit bei der ERLACHER HÖHE stark nach vorne gekommen. Und wenn´s mal Probleme gab, dann hab ich die mit Herrn Fornefeld besprochen. Von Mann zu Mann.“ Stefan Müller kam „von der Straße“ in die Möbelwerkstatt der ERLACHER HÖHE Calw-Nagold. Stefan Müller (34 Jahre) ist aus Münsingen auf der Alb. Der gelernte Schreiner „schaffte“ nach der Lehre vier Jahre in einem Betrieb in Hayingen. Dann kam die Bundeswehr. Probleme daheim gab´s immer schon. Als Ältester wurde er ständig eingespannt. „Nein“ zu sagen, das ging irgendwie nicht. „Wir haben immer geschafft. Wenn ich von der Schreinerei kam, dann hab´ ich dem Vater halt beim Hausbau geholfen.“ „Nein“ zu sagen, das 7 Hand in Hand i Ambulante Hilfen Rems-Murr Am Standort Schorndorf bietet die ERLACHER HÖHE mit ihrer Abteilung Ambulante Hilfen Rems-Murr Arbeit und berufliche Qualifizierung für langzeitarbeitslose Menschen an. Arbeitsfelder sind hauswirtschaftliche und haushaltsnahe Dienstleistungen, Landschafts- und Gartenbau. Im Schorndorfer Jobcafé helfen sie sich gegenseitig bei ihren Bewerbungen. Das neue Aktivcenter verbindet die berufliche Praxis mit der intensiven sozialpädagogischen Betreuung. In Schorndorf macht aber auch das EH-Mobil Station, das die Abteilung im Bereich der Wohnungslosenhilfe in den 1990er-Jahren ins Leben gerufen hat. In Kooperation mit Kirchengemeinden bietet das EH-Mobil heute in fünf Städten des Kreises in täglichem Wechsel neben einem guten und günstigen Mittagessen auch Hilfe und Beratung für einkommensarme Menschen an. Claudia Schwab ist Sozialpädagogin bei den Ambulanten Hilfen Rems-Murr in Schorndorf Dank des Schorndorfer Aktivcenters fasst Natascha Dolde wieder neuen Mut Keine halben Sachen „Die Konzeption der ERLACHER HÖHE passt zu mir“, sagt Claudia Schwab. Der 45-Jährigen, die in Esslingen Sozialarbeit und Sozialpädagogik studierte, sind Werte wie Achtung und Respekt wichtig – besonders in der alltäglichen Praxis. Im Schorndorfer Jobcafé erlebt Claudia Schwab tagtäglich arbeitslose Menschen, die Werte wie Achtung und Respekt im Umgang mit Behörden oder auf dem ersten Arbeitsmarkt schmerzlich vermissen, sich als Nummer behandelt sehen. Jeder Mensch ist wertvoll, ist Mensch, trotz Ecken und Kanten „Jeder Mensch ist wertvoll, ist Mensch, trotz Ecken und Kanten“ – ihre Überzeugung fußt auch auf ihrer christlichen Grundüberzeugung, die sie aktiv lebt. Schon immer war die Mutter von drei Kindern ehrenamtlich in der evangelischen Kirche aktiv – alleine 20 Jahre in 8 der Evangelischen Jugendarbeit. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester in Stuttgart – „Mein erster Traumberuf“ – und ihrer ersten Schwangerschaft stieg sie in Schorndorf als Gemeindekrankenpflegerin ein. Auch dies bestärkte sie in ihrem Wunsch, in die Sozialarbeit zu gehen. Und wo ein Wille, da ein Weg. Obwohl alleinerziehend, startete sie ihr Studium und mit ihrem Jahrespraktikum 2005 auch die Arbeit für die ERLACHER HÖHE. Und blieb dann: zunächst als Honorarkraft, ab 2006 mit einem 50-Prozent-Deputat. „Bereits zu arbeiten, die Kinder zu versorgen und dann noch die Diplomarbeit zu schreiben – das war ein heftiges halbes Jahr“, erinnert sie sich. „Aber es hat sich gelohnt. Ich kann mich hier bei der ERLACHER HÖHE entfalten, voll einbringen. Ich fühle mich als Mitarbeiterin wertgeschätzt. Und was mir wichtig ist: Die ERLACHER HÖHE macht wirklich ernst mit der politischen Einmischung.“ Natürlich arbeite auch sie in Schorndorf in einem Spannungsfeld: Einerseits sind da die Kostenträger als Auftraggeber, die die Qualifizierungs-Maßnahmen der ERLACHER HÖHE in Schorndorf finanzieren und damit Arbeitslose bestimmten Zwängen und Auflagen aussetzen. Andererseits sehe sie sich aber in einer Doppelfunktion: Sie sei Dienstleisterin für die auftraggebenden kommunalen Kunden, aber eben auch für die arbeitslosen KlientInnen, die sie gleichermaßen als Kunden ihrer Angebote ansieht. Menschen öffnen sich, wenn sie sich akzeptiert fühlen „Es ist für uns ein tolles Kompliment, wenn Menschen, die schon in vielen Maßnahmen waren, zu uns kommen und aus freien Stücken sagen, dass sie sich hier angenommen fühlen, dass ihnen die Atmosphäre bei uns gefällt, der Respekt, mit dem wir ihnen begegnen“, so Claudia Schwab. „Beziehungen lassen sich auch unter solchen Bedingungen bauen, Menschen öffnen sich, wenn sie sich akzeptiert fühlen. Wir haben neben der beruflichen Förderung eben auch unsere Werte im Blick.“ Die Tür ist immer offen Seit Januar bietet die ERLACHER HÖHE mit ihrer Abteilung Ambulante Hilfen Rems-Murr in Schorndorf 24 Plätze im Aktivcenter: Ein halbes Jahr lang können Langzeitarbeitslose im Auftrag der ARGE hier in der Hauswirtschaft, dem Gebrauchtmöbelladen Strandgut oder anderen Einrichtungen der ERLACHER HÖHE Vermittlungshemmnisse abbauen – die intensive sozialpädagogische Betreuung ist wichtiger Teil des Konzepts. Natascha Dolde berichtet über ihre Erfahrungen im Schorndorfer Aktivcenter. Zusätzlich zu ihrem 50-Prozent-Deputat für den Bereich der Arbeitshilfen ist Claudia Schwab noch mit 25 Prozent in der Wohnungslosenhilfe aktiv. Neben der Betreuung von Klienten des EH-Mobils arbeitet sie auch kommunalpolitisch daran mit, dass sich die ihres Erachtens katastrophalen Bedingungen für Obdachlose in Schorndorf verbessern. Sie war an der Gründung des Arbeitskreises „Wohnen“ in Schorndorf beteiligt und setzt sich ebenso mit der Liga der Freien Wohlfahrtspflege beim Aktionstag „Armut bedroht alle“ ein. „Die Arbeit hier ist immens spannend und herausfordernd. Hier helfen keine halben Sachen, sondern nur volles Engagement. Aber das passt zu mir, genau so will ich arbeiten!“ „Das Aktivcenter von der ERLACHER HÖHE ist meine sechste oder siebte Maßnahme“, erklärt sie und dabei wird ihre Resignation spürbar. Sie hatte den Glauben an eine echte Chance fast verloren, fühlte sich in der Vergangenheit „verarscht, abgeschoben, geparkt und außerdem auch als billige Arbeitskraft ausgenutzt“. Wie zuletzt in dem Altersheim, in dem sie mehr als ein halbes Jahr als Integrationsbeschäftigte schuftete. „Dabei habe ich da nicht nur als bezahlte Praktikantin gearbeitet, sondern jeden Tag zwei Stunden ehrenamtlich drangehängt!“ Genutzt hat das Engagement nichts – aus der Übernahme als Pflegehelferin oder als Auszubildende wurde nichts. Schade, das hätte sie gerne gemacht – schließlich ist ihr Natascha Dolde ist eine junge Frau von 26 Jahren. Nach ihrem Hauptschulabgang fand sie eine Lehrstelle zur Bäckereifachverkäuferin – doch nach einem Monat ging ihr Ausbildungsbetrieb in Konkurs. Seitdem versucht Natascha Dolde beruflich auf die Beine zu kommen. Traumberuf Chirurgin. Klar, dass das nur schwer zu realisieren ist. Deshalb hat sie sich auch auf Ausbildungsplätze zur Arzthelferin, MTA oder für andere medizinnahe Berufe beworben. Ohne Erfolg. „Mein Problem ist, dass ich keinen Realschulabschluss habe ...“ Es folgte ein Bewerbungstraining auf das nächste. Frustrierend. Wie gut, dass zu Hause Mutter, Schwester und ihr Boxer-Rüde sind, mit denen sie ihre Zeit verbringt. Und mit XBox-Spielen. Denn große Sprünge sind nicht möglich. Und jetzt, wie geht es ihr in der Schorndorfer ERLACHER HÖHE? „Hier ist es nett, die Leute sind toll. Das macht mir Spaß! Die EDV macht Spaß und man kann über seine Probleme sprechen“, strahlt sie. „Die Türe von Frau Schwab ist immer offen. Ich vertraue ihr.“ Und auch im Gebrauchtmöbelladen Strandgut gefällt es ihr richtig gut. „Zuerst dachte ich: Muss ich dahin? Jetzt finde ich es super. Die Chefin ist nett und die Kollegen auch. Ich mache da ganz viel: Bücher einräumen, verkaufen und putzen. Das macht mir riesig Spaß!“ 9 Hand in Hand i Antonello Morelli sind vielfältige Aufgabenstellungen wichtig Musisch begabt: Jörg Maisch nimmt im „Haus an der Rems“ Gitarrenunterricht Hohe Anforderungen an Arbeitgeber Antonello Morelli ist Heilerziehungspfleger in der Eingliederungshilfe „Haus an der Rems“ in Waiblingen-Beinstein. „Jeder Tag ist hier im Haus an der Rems anders. Dabei ist medizinisches, pädagogisches und psychologisches Wissen gefragt. Der Job und ich, wir haben uns gefunden“, so Antonello Morelli, der seit März 2009 in der Eingliederungshilfe der ERLACHER HÖHE in WaiblingenBeinstein arbeitet. Das fachliche Rüstzeug für die anspruchsvolle Arbeit mit chronisch mehrfach erkrankten, psychisch beeinträchtigten Menschen erhielt er durch die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. „Nach dem Abi gab es für mich nur zwei Optionen: entweder in den sozialen Bereich oder in den Verkauf“, erklärt der 31-Jährige, der in dem rund 25.000 Einwohner zählenden Odenwald-Städtchen Mosbach aufwuchs. Dort zählen die Johannes-Anstalten der Diakonie zu den größten Arbeitgebern. „Und Menschen mit Behinderungen gehören hier einfach zum Stadtbild“, erklärt er. Nach dem einjährigen Vorpraktikum und den drei Jahren Berufskolleg an der angeschlossenen Fachschule für Sozialpädagogik Schwarzbach stieg er in den 10 Förderbereich der Johannes-Anstalten ein. „Ich nahm teil an einem Modellversuch für psychisch kranke Menschen mit herausforderndem Verhalten. Es ging darum, Gruppenkompetenz zu vermitteln, Tagesstrukturen aufzubauen und mit Therapieangeboten zu verbinden. Und genau davon profitiere ich nun sehr“, so Morelli. Doch gebe es auch große Unterschiede: Seien geistig Behinderte zumeist offen und lebensfroh, erlebe er hier bei den mehrfach beeinträchtigten Suchtkranken latente Depressivität und starke Einbrüche im Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. „Das ist sehr herausfordernd, aber wer den Zugang zu den Menschen hier findet, der kann tatsächlich Impulse geben, die zu großen Veränderungen führen. Ich muss meine Angebote gut verkaufen können – aber auch das habe ich ja gelernt“, schmunzelt er. Denn nach einigen Jahren in den JohannesAnstalten kehrte er der sozialen Arbeit frustriert den Rücken. Zu ökonomisch orientiert empfand er das System, zu wenig am Individuum ausgerichtet. Der Sohn italienischer Einwanderer wurde selbstständiger Subunternehmer und promotete ein italienisches Kaffeesystem – eine neue Welt, die er zunächst mit Ehrgeiz, Spaß und viel Erfolg eroberte. „Aber die Arbeit im Vertrieb gab mir bei weitem nicht die Zufriedenheit, die ich hier in der ERLACHER HÖHE finde“, so Morelli, der nach ein paar Jahren doch wieder eine Stelle im sozialen Bereich suchte. „Für mich war klar, dass ich an meinen nächsten Arbeitgeber hohe Anforderungen stellen würde. Ich habe viele Leitbilder in diesem Bereich kennengelernt – auf dem Papier steht so manches, das sich im Alltag nirgends findet.“ Und weil das bei der ERLACHER HÖHE nicht so ist, hat er auch gerne an diesem Jahresbericht mitgearbeitet. „Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ich noch eine Organisation finden würde, wo das Leitbild wirklich gelebt wird, wo so ehrlich miteinander umgegangen wird.“ Er genießt es nun, frei, eigenverantwortlich und hoch motiviert arbeiten zu können. Freut sich an der Vielfalt: „Wir kümmern uns um die Freizeitgestaltung – ich biete zum Beispiel auch Gitarren- und Yoga-Unterricht an. Wir kümmern uns aber auch um Hauswirtschaftliches und um die medizinische Betreuung unserer Bewohner.“ Neben der körperlichen Stabilisierung und Gesundung, zumeist in Kooperation mit Fachärzten, ist ihm insbesondere die seelische Aufbauarbeit wichtig. Eingliederunghilfe „Haus an der Rems“ Die Eingliederungshilfe im „Haus an der Rems“ in Waiblingen-Beinstein bietet Menschen, die chronisch mehrfach beeinträchtigt und abhängigkeitskrank sind, mehr als nur ein Dach über dem Kopf: Wohnen im suchtmittelfreien Umfeld; Begleitung, Betreuung und Hilfestellung bei der Alltagsbewältigung; Verpflegung und Versorgung; Angebote zu Arbeit und Beschäftigung, aber auch zur Freizeitgestaltung. Ziel ist der Erhalt und die Stärkung eigener, individueller Fähigkeiten, um die möglichst selbstständige und eigenverantwortliche Lebensführung der Klienten zu fördern. Der Wunsch, suchtmittelfrei zu leben, stellt hierbei eine wichtige Voraussetzung dar. Ziel: selbstbestimmt leben Im „Haus an der Rems“ in WaiblingenBeinstein entwickelt Jörg Maisch für sich neue Perspektiven und Chancen. Am Anfang war in der Lebensgeschichte von Jörg Maisch alles in scheinbar bester Ordnung: Der junge Mann aus Abtsgemünd im Raum Aalen schloss das technische Gymnasium erfolgreich mit dem Abitur ab. Nach seinem Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz und der dortigen ISB-Ausbildung (Individuelle Schwerstbehindertenbetreuung) wurde er in den ambulanten sozialen Dienst übernommen. Anschließend nahm er sein FeinwerktechnikStudium an der Fachhochschule Aalen auf. Was dieses Faktengerüst nicht wiedergibt, das ist die schleichende Gewöhnung an den Alkohol, das sind die familiären Probleme, die er als Ältester von drei Geschwistern ertrug. Als „Tenorhorn“ im Musikverein hieß es trinkfest sein, wenn mal wieder bei Taufen, Hochzeiten, Dorffesten oder zu sonstigen Anlässen aufgespielt wurde. Am Wochenende floss das Bier auch auf den zahlreichen mobilen Dorfdiscos, in denen sich die Jugend traf. Aus Spaß wurde Ernst, wurde Abhängigkeit. Das Leben wurde schwierig, die Psyche litt. Seit Oktober 2008 ist Jörg Maisch nun im Haus an der Rems, zuvor war er in einer Wohngemeinschaft für psychisch kranke Menschen. Damals arbeitete er auch in den Remstal-Werkstätten der Diakonie Stetten. Hier kann ich den Grundstein für meine Zukunft legen „Aber in der Wohngemeinschaft kam ich nicht mehr weiter. Ich wusste schon länger von der ERLACHER HÖHE, dann habe ich mich entschlossen, hierhin zu wechseln. Hier sind die fitteren Leute, man wird einfach besser gefördert“, erklärt er. Eine Entscheidung, die er auch für seine körperliche Gesundheit traf. Dies machte ihm der Krankenhaus-Aufenthalt wegen einer schweren Bauchspeicheldrüsen-Entzündung klar, eine Folge des exzessiven Alkoholgenusses. „Ich bin hier weitergekommen. Nicht nur wegen der Alkohol- und Tablettenkontrollen. Es ist die Gemeinschaft, die Tagesstruktur, die Begleitung“, sagt der 35-Jährige. Besonders der Gitarren-Unterricht, die Yoga-Stunden und die Einzelgespräche mit seiner Bezugsperson Antonello Morelli seien für ihn sehr wichtig geworden. „Yoga mache ich für mich selbst jetzt jeden Morgen!“ Dabei sind die Körperübungen nach der indischen Gesundheitslehre wirklich nicht einfach. „Für mich ist das eine sehr positive Erfahrung hier in der ERLACHER HÖHE“. Heute kann sich Jörg Maisch auch vorstellen, in zwei bis drei Jahren wieder so stabil zu sein, dass er in einer Wohngemeinschaft lebt und einem „richtigen“ Beruf nachgeht. Den Grundstein dafür legt sein Wiedereinstieg in die Arbeit in den RemstalWerkstätten in diesem April. Und sein Traum? „Am liebsten eine Verbindung von sozialer Tätigkeit, technischen Inhalten und Mathe – vielleicht zunächst als Nachhilfelehrer?“ Die Geduld und das Einfühlungsvermögen hat er, das bestätigt auch Antonello Morelli, der ihm ebenso ein großes musisches Talent und eine hohe Auffassungsgabe bescheinigt. „Eigentlich kann er alles, nur sein geringes Selbstbewusstsein steht ihm immer im Weg. Aber daran arbeiten wir hier noch kräftig“, so Antonello Morelli. 11 Hand in Hand i ERLACHER HÖHE Freudenstadt In Freudenstadt bietet die ERLACHER HÖHE Hilfen für wohnungs- und arbeitslose Menschen: die Fachberatungsstelle, das Aufnahmeheim mit separatem Frauenbereich, Wohnraumhilfen, das Bistro „Windrad“ als Tagesstätte oder das soziale Kaufhaus „StattLädle“. Beschäftigung finden sie z. B. in der Kreativ-Werkstatt, in den Diensten rund um Haus und Garten, im Bistro, in der Schreinerei, beim Umzugs- und Entrümpelungsservice, in der Wäscherei – sowie in den zwei Läden für Gebrauchtes in Freudenstadt und Horb. In diesen „Kommoden“ werden Möbel und Hausrat zu günstigen Preisen angeboten. Erleben, wie Menschen aufblühen Als Ergotherapeutin beobachtet Elvira Günther in der Kreativ-Werkstatt der ERLACHER HÖHE Freudenstadt, wie Menschen durch Erfolgserlebnisse wachsen. „Mein Name ist Elvira Günther, ich bin 28 Jahre alt und gebürtig aus Russland. Ich kam mit neun Jahren nach Deutschland, quasi in die Heimat meiner Vorfahren. Meine Ausbildung zur staatlich anerkannten Ergotherapeutin habe ich in Freiburg absolviert. Seit April 2007 arbeite ich bei der ERLACHER HÖHE in Freudenstadt. Hier leite ich die Kreativ-Werkstatt und seit März 2008 mache ich zusätzlich die Sprachförderung. Die Stelle passt bestens zu meinem Profil, kann ich doch hier meine Muttersprache und all meine Ausbildungsinhalte kombiniert einbringen. Unsere Kreativ-Werkstatt wurde im Juni 2002 eröffnet. In diesen acht Jahren hat sich dieser Arbeitsbereich weiterentwickelt und ist erfreulich gewachsen. Anfang März 2010 sind wir nun in unsere neuen größeren Räumlichkeiten umgezogen, in ein Gebäude in der Alfredstraße, das dem alten Standort gegenüber liegt. Hier 12 im „alten Fischhaus“ sind wir nun mit unseren Hauswirtschaftlichen Diensten „Picobello“, dem Frauenaufnahmeheim und dem betreuten Wohnen für Frauen unter einem Dach. Im gleichen Gebäude befindet sich nun auch unser neuer Kreativ-Werkstatt-Laden. Dank der Ergotherapie können unsere Klienten sich in ihren Fähigkeiten neu erleben In der Kreativ-Werkstatt fördere ich unsere Klienten durch kreativ-handwerkliche Arbeiten. In die Werkstatt kommen Bewohner aus unserem Aufnahmeheim, Klienten vom Betreutem Wohnen und (langzeit-)arbeitslose Menschen im Rahmen von ArbeitsagenturMaßnahmen. Hier erlebe ich, wie Menschen, die zu Beginn sagen: „Ich kann doch gar nichts. Ich bin nicht kreativ. Das kann ich nicht …“, durch Erfolgserlebnisse, durch neu gelernten Umgang mit Misserfolgen und Konflikten, durch eine Sinn gebende Tätigkeit, durch individuelle Unterstützung, aufblühen und sich entwickeln können. Durch diese Arbeitsmöglichkeit haben die Beschäftigten wiederum die Chance, ihre Lebensverhältnisse zu stabilisieren sowie ihren Alltag sinnvoll zu strukturieren und konstruktiv zu gestalten. Dies trägt wesentlich zur sozialen Eingliederung bei. Diese vielfältige Arbeit mit den genauso vielfältigen Menschen hier in unseren Freudenstädter Einrichtungen macht mir persönlich sehr viel Freude. Ich bin auch dankbar für mein Team, in dem ich sehr gerne arbeite. Sehr schätze ich die gute Vernetzung und Transparenz in unserem Team und mit anderen Kolleginnen und Kollegen der ERLACHER HÖHE. Ich wünsche mir für unsere Beschäftigten, dass wir als Einrichtung weiterhin die einzelnen Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten wahrnehmen. Und in unserer Arbeit weiterhin unser Leitbild bewusst in unser Handeln einfließen lassen.“ Elvira Günther leitet die Freudenstädter Kreativ-Werkstatt und begleitet darüber hinaus die Sprachförderung Für Nina Schroh war die Sprachförderung ein wesentlicher Schritt zur Integration Eine Perle im Picobello Das nachfolgende Interview hat Elvira Günther mit Nina Schroh (60 Jahre) auf Russisch geführt, um deren eigene Ausdrucksweise zu wahren. Nina Schroh, eine ehrgeizige, zuverlässige und oft mit sich zu strenge Frau aus Russland, erzählte ihr mit viel Gefühl im gemeinsamen Gespräch ihre Geschichte und Erlebnisse mit der ERLACHER HÖHE. Ich konnte ja gar kein Deutsch. Nur: „Ich will Arbeit!“ „Im September 2002 bin ich mit meinem deutschstämmigen Ehemann und meinen beiden Söhnen nach Deutschland gekommen. Bald besuchte ich ein halbes Jahr lang die Sprachschule, denn meine Muttersprache ist Russisch. Nun lebte ich in Deutschland und hatte keine Arbeit. Und ich wollte doch arbeiten, egal was. Es hat mich richtig kribbelig gemacht, Sozialleistungen zu empfangen und nichts zurückgeben zu können“, erzählt Nina Schroh. Nach drei Jahren hat sie durch den Kontakt einer Nachbarin, die bei der Arbeitsagentur arbeitete, die Zuweisung zur Ein-Euro-Maßnahme in die ERLACHER HÖHE Freudenstadt bekommen. Über das Erstgespräch berichtet sie: „Ich habe zum Übersetzen meinen Sohn mitnehmen müssen. Ich konnte ja gar kein Deutsch. Ich sagte immer wieder nur: Ich will Arbeit!“ Nach dem einwöchigen Einstieg in der KreativWerkstatt wechselte sie in unsere Hauswirtschaft. „Einen Lappen in die Hand und los. Das ist etwas, was ich kann“, so Nina Schroh. Es fand sich gleich eine Mitarbeiterin, die auch aus Russland kam. Diese half dann beim Übersetzen. Nina Schroh arbeitete ein Jahr im Rahmen der Maßnahme. Weitere acht Monate wurden über die ERLACHER HÖHE finanziert, als Übergangslösung, denn Frau Schroh wurde zu einer Mitarbeiterin, auf die die Hauswirtschaft nicht mehr verzichten wollte. Schon als 15-Jährige hatte sie gelernt, kräftig anzupacken. Damals hatte sie als Melkerin gearbeitet und später immer mal wieder in einer Fabrik in ihrer russischen Heimat. Und auch als Hausfrau und Mutter musste sie wohl organisiert und tatkräftig sein. Als ein Vertragsarbeitsplatz zur Verfügung stand, bekam Nina Schroh einen Vertrag bei der ERLACHER HÖHE Freudenstadt und hatte ab da einen Acht-Stunden-Tag. Nun arbeitet sie in unserem neuen Projekt „Picobello“, den Hauswirtschaftlichen Diensten. Sie ist hauptsächlich in der Wäscherei tätig, hilft aber auch in der Raumpflege oder schon mal im Bistro „Windrad“ aus. Auch Nina Schroh nutzt regelmäßig unsere Sprachförderung. Jeden Montag können Integrationsbeschäftigte der ERLACHER HÖHE Freudenstadt hier dank des anderthalbstündigen Angebots an ihren Deutschkenntnissen arbeiten. „Ich bin sehr dankbar für diese Arbeit und das Vertrauen in mich. Ich bin auch dankbar für die Geduld und Hilfe beim Sprechen, die mir entgegen gebracht wird. Die regelmäßige Sprachförderung finde ich sehr wichtig. Es könnte jedoch öfter sein, auch wenn es für mich nicht so einfach ist. Ich finde es sehr gut, dass es so eine Einrichtung wie die ERLACHER HÖHE gibt, die Menschen in Not hilft“, so Nina Schroh. 13 Hand in Hand i Oliver Klein hilft in der Beratungsstelle in Schwäbisch Hall Wohnungslosen Als Mitarbeiter in der Abteilung ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken engagiert sich der Sozialpädagoge Oliver Klein in Schwäbisch Hall und Crailsheim für Wohnungslose. „Als ich das erste Mal nach Crailsheim kam, wurde mir schnell klar (gemacht), dass sich im dortigen Brennpunktgebiet „Burgbergstraße“ etwas tun muss. Von mehreren Seiten bekam ich zu hören, wie schön es sei, dass ich nun für die Beratungsstellen der ERLACHER HÖHE in Schwäbisch Hall und Crailsheim als Sozialpädagoge zuständig sei. So hatte ich also meinen ersten Auftrag ganz deutlich bekommen: „Hilf mit, im Hilfesystem für Menschen in sozialen Notlagen etwas zu verbessern – hier besteht dringender Handlungsbedarf!“ Toll, dass sich auf Initiative von mehreren Leuten (u. a. meines Vorgängers) bereits ein Arbeitskreis gebildet hatte, der ein Konzept zur Verbesserung der Situation angedacht hatte. Mit großer Freude schloss ich mich dem Kreis an, der ein großes Ziel hat: „Wir schaffen ein soziales Zentrum im Brennpunktgebiet.“ Mittlerweile hat uns die Stadt Crailsheim Räume zur Verfügung gestellt, die zwar noch sanie- 14 Die ERLACHER HÖHE ist im Gebiet Hohenlohe-Franken mit Angeboten und Hilfen in Bad Mergentheim (Fachberatung), Künzelsau (Fachberatungsstelle, Aufnahmehaus), Schwäbisch Hall (Tagesstreff Schuppachburg, Notübernachtung Kelkertor, Fachberatung) und Crailsheim (Fachberatungsstelle) vertreten. Über das Soziale Beschäftigungsunternehmen der ERLACHER HÖHE in Schwäbisch Hall – die „Haller Arbeit“ – können langzeitarbeitslose Menschen durch Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen den Wiedereinstieg ins Berufsleben schaffen. Angeboten werden drei Beschäftigungsbereiche: der Gebrauchtwarenmarkt mit dem angeschlossenen Sozialkaufhaus „Heller Markt“, die Holzwerkstatt und der Bereich Handwerkliche Dienstleistungen. Mit Harry Neumann arbeitet Oliver Klein daran, dass dieser mit seinem Hund eine Wohnung findet Christliches Menschenbild wichtig rungsbedürftig sind, aber in denen unsere Ideen gedeihen können. Hier sollen Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden. Ich kann hier Beratungszeiten anbieten, des weiteren ist eine Suppenküche geplant. Und auch weitere Beratungsstellen bieten ihre Dienste an. Ein verlässlicher Kreis von Ehrenamtlichen möchte vor allem Kinder und Familien unterstützen, sich im Gemeinwesen einzubringen, Kontakte zu Vereinen und Institutionen vermitteln und Hilfestellungen in der Haushaltsführung geben. Kennengelernt habe ich die ERLACHER HÖHE während meines Religions- und Sozialpädagogik-Studiums an der Karlshöhe in Ludwigsburg. Ich konnte mein sechsmonatiges Praxissemester in der Freudenstädter Abteilung verbringen und erste Eindrücke in der Wohnungslosenhilfe sammeln. Nachdem ich 2002 zum Diakon eingesegnet wurde, habe ich zunächst in der Jugendarbeit gearbeitet, bevor es mich 2009 zurück zur ERLACHER HÖHE zog. In Crailsheim bin ich einen sehr großen Teil meiner Zeit aufsuchend unterwegs, während in Schwäbisch Hall die Bürozeiten überwiegen. Hier bin ich zuständig für die Beratungsstelle und gemeinsam mit meinen Kollegen für die Notübernachtung Kelkertor und den Tagestreff Schuppachburg. Die Menschen, die unsere Beratungsstelle aufsuchen, haben sehr unterschiedliche Probleme zu bewältigen. Manche können ihre Schulden nicht mehr begleichen, andere haben Schwierigkeiten, Bescheide zu verstehen. Oft stehen sucht- oder andere krankheitsbedingte Faktoren einem gelingenden Leben im Wege. Viele Menschen haben keinen eigenen Wohnraum zur Verfügung oder es droht ihnen der Wohnungsverlust. Auch wenn es 2, 3, 10 oder 20 Anläufe braucht Ich bin sehr froh, in einer diakonischen Einrichtung zu arbeiten, die ihre Leitlinien aus dem christlichen Menschenbild ableitet und für die die Würde eines Menschen unabhängig von seinen Fehlern, Leistungen oder Fähigkeiten ist. Ich möchte mit meinen Klienten nicht klären, welche Schuld sie selbst an schwierigen Lebensumständen tragen, sondern darauf hin arbeiten, ihre Lebenssituation positiv zu verändern. Auch wenn es 2, 3, 10 oder 20 Anläufe braucht. ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken Ein Team für alle Lebenslagen: Harry Neumann und sein Gero Nicht ohne seinen Hund Manche der Menschen, mit denen und für die Oliver Klein arbeitet, leben schon lange auf der Straße. So wie z. B. Harry Neumann, dessen bisheriger Lebensweg wohl manche an das bekannt „klassische“ Klischee eines Wohnungslosen erinnern mag. Den gebürtigen Elmshorner, der auf einem nordfriesischen Bauernhof seine landwirtschaftliche Lehre abschloss, verschlug es in Europa schon in so manches Land. Ob Dänemark, Italien, Frankreich oder das gesamte deutsche Bundesgebiet, überall konnte er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. Ende 2007 kam er mit seinem damaligen Hund in den Großraum Schwäbisch Hall und seither hat er auch Anbindung an diese Abteilung der ERLACHER HÖHE. Starke, positive, eigenständige Persönlichkeit „Ich erlebe Herrn Neumann als starke, positive und eigenständige Persönlichkeit – wenn auch mit dem typisch norddeutschen Dickkopf“, erläutert der Sozialpädagoge Oliver Klein. Harry Neumann weiß, was er will. Die Nummer 1 in seinem Leben war immer ein Hund. Heute ist es der junge Husky-Schäferhund-Mischling Gero. Ohne Hund geht gar nichts, da kennt Harry Neumann keine Kompromisse. Er gibt ihm Stabilität. Dass er trocken blieb (...), ist wirklich eine große Da es im Großraum Schwäbisch Hall nur wenige bezahlbare, kleinere Wohnungen gibt, fällt es ihm wie vielen Klienten des Sozialpädagogen schwer, passende Wohnmöglichkeiten zu finden. So bleibt manchmal nur der Ausweg zurück auf die Straße. „Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, mich auch auf kommunaler und politischer Ebene für meine Klienten stark zu machen, damit sich die Rahmenbedingungen verbessern“, erläutert der engagierte Mitarbeiter der ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken. Leistung „Über viele Monate ist Harry Neumann nun nach einer Entziehungskur abstinent und arbeitet mit mir daran, wieder in eigenen Wohnraum zu kommen. Dass er trocken blieb, obwohl er auf der Straße lebt und in seinem sozialen Umfeld viele trinken, führt er selbst auch auf den Hund zurück. Das ist wirklich eine große Leistung!“, bestätigt Oliver Klein. Über den Winter konnte Harry Neumann in der Notschlafstelle Kelkertor untergebracht werden, doch das war nur eine kurzfristige Lösung. 15 Hand in Hand i Learning by doing: Rebekka Wörner hat sich für das BA-Studium bei der ERLACHER HÖHE entschieden Der gute Geist in der Kommode Freudenstadt: Uwe Göpfert sorgt für Ordnung Studium bei der ERLACHER HÖHE Rebekka Wörner ist derzeit Praktikantin und zukünftige BA-Studentin für Soziale Arbeit bei der ERLACHER HÖHE Freudenstadt. Dass ihr späterer Beruf etwas mit Menschen zu tun haben wird, das war Rebekka Wörner spätestens seit der achten Klasse klar. Schließlich besuchte die heute 20-Jährige bereits ein sozialpädagogisches Privat-Gymnasium in Königsfeld bei Villingen-Schwenningen. Eines ihrer Hauptfächer hier: Pädagogik und Psychologie. Praktische Erfahrungen sammelte sie bereits früh im heimischen Alpirsbach-Peterzell. Seit 2003 organisiert sie, heute federführend, die „Kleine-Kinder-Kirche“ für Kindergartenkinder. Seit 2004 ist sie für die Mädchenjungschar aktiv und gehört zum Team der Kinderbibelwoche, die jedes Jahr im Sommer stattfindet. Doch wie kommt eine junge Frau von der evangelischen Jugendarbeit zur sozialen Arbeit mit langzeitarbeitslosen Erwachsenen in einem Gebrauchtmöbelhandel? „Das war irgendwie Führung“, ist sie sich sicher. Natürlich spielt auch die Tatsache, dass ihr Bruder bei der Freudenstädter ERLACHER HÖHE seinen Zivildienst absolviert, eine Rolle. „Für das Soziale-Arbeit- 16 Studium an der Fachhochschule brauchte ich noch „Punkte“. Ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein längeres Praktikum bringen vier davon“, erinnerte sie sich an ihren ursprünglichen Plan. Nach zwei Probetagen in der ERLACHER HÖHE Freudenstadt und einem Gespräch mit deren Abteilungsleiter Wolfgang Günther startete sie im Oktober 2009 in der Kommode. „Ich finde das Team wunderbar. Man fühlt sich gleich angenommen. Der Mensch steht hier wirklich im Mittelpunkt, nicht unbedingt das Geld. Und das ist mir persönlich sehr wichtig. Das wird hier gelebt und deshalb identifiziere ich mich voll mit der Arbeit hier.“ Ich fühle mich hier wunderbar angenommen „Ich bin schnell rein gewachsen und es macht mir viel Spaß in Kontakt zu kommen und an den interessanten Lebensgeschichten teilhaben zu können. Hin und wieder helfe ich auch im Jobcafé aus und unterstütze unsere Klienten, sprich unsere Integrationsbeschäftigten, dort beim Schreiben ihrer Bewerbungen.“ Aus dem Praktikum bei der ERLACHER HÖHE zum „Punktesammeln“ für eine Fachhochschule ist nun aber eine langfristige Perspektive geworden: Im August wird sie an der Dualen Hochschule (Berufsakademie) Stuttgart ihr Studium im Fachbereich Sozialwesen beginnen. Und zwar im Studiensegment „Soziale Dienste in der Jugend-, Familien- und Sozialhilfe“, das sie mit den Bedingungen vertraut machen wird, unter denen Soziale Arbeit in Jugend- und Sozialämtern bzw. den sozialen Diensten öffentlicher und freier Träger in der Familienhilfe, der Wohnungslosenhilfe, der Grundsicherung, den Hilfen zur Arbeit usw. stattfindet. Dass dies überhaupt bei der ERLACHER HÖHE möglich ist, hatte sie zunächst nicht gewusst und sich deshalb ursprünglich bei Landratsämtern beworben. Doch nun ist alles unbürokratisch in trockenen Tüchern. „Ab Oktober bin ich für den ersten Theorieblock in Stuttgart und dann wieder für einige Wochen in Freudenstadt. Dieser Wechsel von Praxis in der ERLACHER HÖHE und Theorie in Stuttgart ist das Geniale an dem dualen Studium. Ich könnte es nicht besser erwischt haben!“, freut sich Rebekka Wörner. ERLACHER HÖHE Freudenstadt In Freudenstadt bietet die ERLACHER HÖHE Hilfen für wohnungs- und arbeitslose Menschen: die Fachberatungsstelle, das Aufnahmeheim mit separatem Frauenbereich, Wohnraumhilfen, das Bistro „Windrad“ als Tagesstätte oder das soziale Kaufhaus „StattLädle“. Beschäftigung finden sie in der Kreativ-Werkstatt, in den Diensten rund um Haus und Garten, im Bistro, in der Schreinerei, beim Umzugs- und Entrümpelungsservice, in der Wäscherei – sowie in den zwei Läden für Gebrauchtes in Freudenstadt und Horb. In diesen „Kommoden“ werden Möbel und Hausrat zu günstigen Preisen angeboten. Vom Bauingenieur zum „Ein-Euro-Jobber“ In der Kommode Freudenstadt kann sich Uwe Göpfert wieder einbringen. Die Geschichte von Uwe Göpfert ist ein Paradebeispiel für eine Biografie in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Der gebürtige Leipziger hatte in der DDR zuletzt als studierter Bauingenieur die Gruppenleitung in einem volkseigenen Betrieb inne. „Mit dem Fall der Mauer stand mir aber die Welt offen und da hielt mich nichts mehr“, erinnert er sich. 1990 ging er für ein halbjähriges Vorbereitungs-Training bei der katholischen Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe e.V. (AGEH) nach Köln. Sein Ziel: Afrika! In kürzester Zeit lernte der damals 35-Jährige Englisch und Suaheli, um sich in Tansania verständigen zu können. Und dann ging es los in Sumbawanga nahe dem Lake Tanganjika. „Ich interessiere mich für Menschen, für fremde Kulturen. Ich probiere alles aus – ob fremde Küche oder Lebensart.“ Im Auftrag der dortigen Diözese baute er in den vier Jahren nicht nur ein Berufsschulzentrum mit seinem Team, sondern auch Krankenstationen und sanitäre Anlagen in der Region. Und er sorgte für den praktischen und oftmals auch theoretischen Unterricht an der Berufs- schule. „Wir waren ein multikulturelles Team. Ich betreute die Maurer, ein englischer Kollege die Schreiner und ein Schwede den KFZ-Bereich – gemeinsam mit unseren einheimischen Kollegen.“ Noch vier Jahre nach seiner Rückkehr hielt er Kontakt zu seinen Schülern, schickte Kassetten für den Deutschunterricht oder Lehrmaterial. Doch sein eigener Wiedereinstieg in Deutschland lief schlecht. Die Schockwelle der Wende zog über den Arbeitsmarkt und Göpfert fand als 39-Jähriger keine Anstellung mehr im kränkelnden Baugewerbe – weder als Bauingenieur noch als Maurer. Auch eine anspruchsvolle halbjährige Fortbildung änderte daran nichts. Nach seiner Rückkehr siedelte er sich in Horb an, weil dort ein Teamkollege aus Afrika lebte. „Ich rannte dem Arbeitsamt die Tore ein: Ich wollte arbeiten!“, erinnert sich der heute 55Jährige. „Es klappte, ich fing ein normales Anstellungsverhältnis als Abteilungsleiter bei der Arbeitsloseninitiative ALI hier im Freudenstädter Landkreis an. Das machte mir Spaß, obwohl meine Leute aus dem Knast kamen, Drogen konsumierten oder wohnungslose Phasen hinter sich hatten.“ Aus dieser Zeit kannte er auch die Arbeit der ERLACHER HÖHE – aus Kollegensicht. Bald führte Missmanagement der Vereinsleitung zur Insolvenz der ALI, erinnert er sich. Und Uwe Göpfert stand wieder ohne Arbeit da. Es folgte ein geförderter Stapelfahrer-Lehrgang. Später wechselten sich befristete Verträge in der Logistik und Zeiten der Arbeitslosigkeit ab. „Dann erinnerte ich mich an die ERLACHER HÖHE und führte ein Gespräch mit Wolfgang Günther“, so Göpfert. Lieber ein Euro als zu Hause nichts tun Seit September 2009 bringt er sich nun in der Kommode ein: im Verkauf, bei der Ladendeko, sorgt für Ordnung. Ein Anstellungsverhältnis auf Ein-Euro-Basis, 130 Stunden im Monat. „Lieber ein Euro als zu Hause nichts tun. Hier wird Arbeit und Soziales verbunden, diese Mischung ist für mich goldrichtig. So fühle ich mich am wohlsten!“ Mit der restlichen Zeit weiß er noch genug anzufangen: „Ich lese viel, von Konfuzius bis zu spannenden Thrillern von John Grisham.“ Und am Sonntag geht er mit seiner Lebensgefährtin ins Tierheim, Hunde ausführen. 17 Hand in Hand i Facility Management Die 2009 neu eingeführte Stabsstelle Facility Management in der Zentralen Verwaltung am Stammsitz Erlach bündelt abteilungsübergreifend die Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden, Anlagen, Flächen und Einrichtungen der ERLACHER HÖHE. So können interne Abläufe oder Verträge mit Dienstleistern effizienter und günstiger gestaltet werden. Dies dient einerseits der Entlastung der Abteilungen. Zum anderen haben diese nun für ihre örtlichen Projekte eine kompetente Ansprechpartnerin in der Zentrale. Neben den laufenden Bauprojekten sind weitere aktuelle Projekte der Stabstelle die Bestandsaufnahme (Gebäudeeigenschaften, Prozesse, Verantwortlichkeiten etc.) und die Erstellung eines Liegenschaftsberichts, die Optimierung der Zusammenarbeit mit Energieberatern und die ent-sprechende Dokumentation der vorhandenen Technischen Anlagen. Manuela Christ kennt sich aus im Bereich von Bauprojekten und in der Immobilienverwaltung Von der Bank auf die Erlacher Höhe Manuela Christ arbeitet seit November 2009 als Facility Managerin in der Zentralen Verwaltung in Erlach. Zahlen und Technik, die liegen ihr einfach. Und Abwechslung. So stand für Manuela Christ (25) schnell fest, wohin ihr Berufsweg gehen soll. Die Feinjustierung in Sachen Berufswunsch erfolgte durch ein Praktikum in einer Waiblinger Firma für Oberflächenbeschichtung. Die Zusammenhänge von Technik und Organisation, das macht ihr Spaß. Und so begann die Fornsbacherin nach dem Abitur bei der LBBW in Stuttgart im Immobilienbereich das Studium zur Wirtschaftsingenieurin an der Berufsakademie – mit der Fachrichtung Facility Management. Betriebswirtschaftslehre, Mathe, Werkstoffkunde, Bau-, Miet- und Maklerrecht, Konstruktionslehre, Statik, Bauphysik, Immobilien-Ökonomie – das dreijährige Studium ist umfangreich. Durch die duale Ausbildung – betriebliche Blöcke im Wechsel mit Studieneinheiten – konnte sie von Anfang an wichtige Praxiserfahrung sammeln. Die anschließenden 18 zwei Jahre bei Projektprüfungen und -optimierungen in der internen Revision bauten diesen Erfahrungsschatz noch aus. Ich genieße es, dass hier bodenständig und lösungsorientiert gearbeitet wird. entiert gearbeitet wird – und professionell. Und genau das sagt sie auch, wenn jemand kopfschüttelnd fragt, warum sie denn von der Bank in der Landeshauptstadt zur „Kolonie“ in die Provinz gewechselt ist. „Wenn ich dann erzähle, welche Projekte hier anstehen, dann sind meist alle sehr überrascht“, so Manuela Christ, deren Arbeitsalltag in Erlach sich um Versicherungen, Landratsämter, Baubesprechungen, Begehungen und Pläne dreht. Obwohl erst seit November 2009 hier, begleitet sie bereits aktiv eine Vielzahl aktueller Baumaßnahmen: alleine am Stammsitz in Erlach betrifft „Mein Studium passt optimal auf meinen jetzigen dies die Sanierung der „Hellen Platte“, den Job bei der ERLACHER HÖHE“, so Manuela Christ, Neubau der Produktionshalle, die Fertigstellung der es nicht schwer viel, von der Bank zur Diako- der Wohnanlage B der Sozialen Heimstätte sowie nie und von Stuttgart auf Erlach umzuschalten. die Projekte in Murrhardt und Backnang und den Sie ist überzeugt von der Aufgabe hier und von Wiederaufbau nach dem Brandunglück in Calw. den Werten, für die die ERLACHER HÖHE steht. Große Herausforderungen und viele Chancen, Nach der Zeit in der Bank genießt sie es, dass sich einzubringen. Außerdem: „Im Sommer kann hier vieles auf dem kurzen Dienstweg geht, dass ich mit meinem 50er-Roller nach Erlach fahren hier bodenständig, kooperativ und lösungsori– das ging in Stuttgart nicht.“ Buchhaltung Wie in jeder Firma wird in der Erlacher Buchhaltung der komplette Zahlungsverkehr der gesamten ERLACHER HÖHE abgewickelt. Für ein Sozialunternehmen spezifisch ist die besondere Besteuerung sowie der spezielle, an die Pflegebuchführungsverordnung angelehnte Kontenrahmen. Gelder gehen ein von Kunden der Arbeitshilfen sowie von Kostenträgern wie den Landratsämtern oder Kommunen. Zudem werden Spenden oder Zuschüsse verbucht. Auf der Kostenseite wickeln wir Zahlungen ab für Lieferungen, Leistungen, Material und Personal. Besonders ist, dass die Buchhaltung für Klienten und Bewohnende, z. B. der Sozialen Heimstätte Erlach, bestimmte Bankfunktionen übernimmt – wie Überweisungen oder Ratenzahlungen. Das sind aufs Jahr gerechnet, immerhin mehr als 1.000 Überweisungen. Seit zehn Jahren leitet Claudia Wolf in der Zentralen Verwaltung die Buchhaltung der ERLACHER HÖHE und wickelt heute mit zwei Mitarbeiterinnen den gesamten Zahlungsverkehr der 15 Standorte ab Die Zahlenfee Claudia Wolf leitet in Erlach die Buchhaltung, in der finanztechnische Aufgaben für alle 15 Standorte abgewickelt werden. zur Bankkauffrau bei der Kreissparkasse und konnte gegen Ende der Ausbildung im Firmenkundensekretariat als Sachbearbeiterin tätig werden. „Mein Name ist Claudia Wolf, ich bin 33 Jahre alt und arbeite seit Dezember 2000 in der Zentralen Verwaltung der ERLACHER HÖHE. Heute leite ich die Buchhaltung. Mein schulischer Weg führte mich nach der Grundschule auf die Mainhardter Realschule und von dort an das ernährungswissenschaftliche Gymnasium Schwäbisch Hall. Dieses schloss ich mit der Fachhochschulreife ab. Mein Talent für alles, was mit Zahlen oder Formeln zu tun hat, habe ich schon früh entdeckt. Mathematik, Physik, Chemie – darin war ich eigentlich immer gut, ohne dass ich mich arg anstrengen musste. Ich bedauerte es sogar sehr, dass damals im Gymnasium kein Grundkurs Physik zustande kam. Nach circa einem Jahr wurde mir bewusst, dass ich mein kaufmännisches Wissen lieber in den Dienst einer sozialen Einrichtung stellen wollte. Es war wie eine Fügung: Prompt las ich das Stellenangebot der ERLACHER HÖHE. Gesucht wurde eine Sachbearbeiterin der Buchhaltung. Die Einrichtung kannte ich als Murrhardterin zuvor nur vom Hörensagen. Nach dem Schulabschluss war es mir wichtig, schnell auf eigenen Füßen zu stehen. Also entschied ich mich beruflich für eine Ausbildung Nach erfolgreicher Bewerbung konnte ich nun meine ersten Erfahrungen in einer Buchhaltung sammeln. Zur Vertiefung bildete ich mich zwei Jahre lang berufsbegleitend zur Bilanzbuchhalterin (IHK) weiter. Dadurch darf ich inzwischen für die gesamte Buchhaltung der ERLACHER HÖHE verantwortlich sein. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch betonen, dass ich es sehr wichtig und gut finde, dass in der ERLACHER HÖHE mittlerweile auch Frauen in Schlüsselpositionen tätig sind. Die zwei großen Abteilungen Soziale Heimstätte samt Pflegeheim sowie die Erlacher Arbeitshilfen werden von Frauen geleitet. Und wir haben eine junge Frau im Facility Management – sonst eher eine Männerdomäne. „Mein“ erster Jahresabschluss war gleichzeitig auch der erste Euro-Jahresabschluss der ERLACHER HÖHE. Im Laufe der Zeit galt es dann, das neue Pflegeheim in Erlach buchhalterisch abzuwickeln; anschließend die neue Eingliederungshilfe in Waiblingen-Beinstein. Der spätere Umzug der Buchhaltung in ein separates Gebäude – den Bullenstall – brachte räumliche Veränderungen mit sich. Fast gleichzeitig begannen wir die technischen Möglichkeiten besser zu nutzen und wir konnten zeitnaher buchen. Gingen unsere Überweisungen früher per Diskette zur Bank, wickeln wir die Vorgänge heute online ab – und sparen uns dadurch mindestens drei Tage. 19 25 Jahre Sozialtherapie Hand in Hand i Erlacher Arbeitshilfen Am Stammsitz der ERLACHER HÖHE und in Oppenweiler bieten die Erlacher Arbeitshilfen ein breites Spektrum von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten mit mehr als 100 Plätzen an. Einsatzmöglichkeiten gibt es in verschiedenen Bereichen: Holzwerkstatt, Metallwerkstatt, Montagewerkstatt, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Hauswirtschaft, Küche oder in der Ver- und Entsorgung. Im Segment Dienstleistungen umfasst das Spektrum von „A“ wie Aufräumen bis „Z“ wie Zaunbau. Die differenzierten Angebote reichen von der Tagesstrukturierung für eingeschränkt belastbare Menschen über berufliche Orientierungen oder Arbeitsbedingungen ähnlich denen in der freien Wirtschaft – bis hin zu verschiedenen Ausbildungsformen. Vom Förderkurs zur heutigen Sozialtherapie Engagiertes Team in der Erlacher Montagewerkstatt: Konstantin Ovchinnikov (li.) und Sascha Wulle Stolz auf die eigene Leistung Konstantin Ovchinnikov ist Werkstatthelfer in der Montagewerkstatt der Erlacher Arbeitshilfen. Seit Konstantin Ovchinnikov in der ERLACHER HÖHE arbeitet, ist in seinem Leben viel passiert. 1997 kam er im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland – zu seiner damaligen Frau, einer Deutschrussin, und seiner kleinen Tochter. Eine Riesenumstellung: Von der kasachischen Großstadt Almaty nach Backnang in die schwäbische Provinz. Von seiner letzten Tätigkeit in der russischen Armee auf die Schulbank. Denn zunächst stand für ihn der zweijährige Sprachkurs auf dem Programm. Und das lange Warten auf Arbeit. „Dann kam ich 1999 über eine AB-Maßnahme zu Sascha Wulle“, erinnert sich der heute 34-Jährige, der in Kasachstan als ungelernter Arbeiter mal im Wachschutz, mal in einer Metzgerei oder in einem Autohaus gearbeitet hat. Heute ist er in der Werkstatt der Erlacher Arbeitshilfen die rechte Hand des Industriemechanikers und Werkstattleiters Sascha Wulle. Sprachliche Hürden und fehlende fachliche oder IT-Kenntnisse hat er nachgeholt: Learning by doing oder eben Excel-, Word- oder Outlook-Schulungen. Und 20 den Führerschein. So ist aus der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von damals eine unbefristete, sozialversicherungspflichtige Tätigkeit geworden. Heute ist er Helfer, Arbeitsanleiter, Sicherheitsbeauftragter und stellvertretender Werkstattleiter in einer Person. Er teilt die Kollegen für die Arbeitsabschnitte ein, leitet sie an, richtet Maschinen und Materialien und hilft, wo Not am Mann ist. Rechte Hand des Werkstattleiters Das Team Wulle/ Ovchinnikov arbeitet Hand in Hand, ob es um die Renovierung von Betonschalungen oder die Produktion von Betonmodulen geht. 18 Mann zählt heute die Belegschaft, darunter auch sieben Bewohner der Sozialen Heimstätte Erlach. „Heute kann ich mit Auftraggebern von Firmen oder eben auch Privatleuten selbst telefonieren. Ich gebe Preisauskünfte oder bespreche Auftrags-Liefertermine. Eben das, was sonst der Sascha macht“, so Ovchinnikov. Besonders als nach dem Milleniumswechsel die Aufträge in der Werkstatt boomten, war Ochvinnikov gefragt. Wegen seiner verantwortungsvollen, zupackenden Art, aber auch wegen seiner Sprachkenntnisse. „Damals hatten wir viele Beschäftigte aus Russland, da habe ich oft gedolmetscht.“ Später fand in der Werkstatt sogar einmal in der Woche ein selbstorganisierter Sprachkurs statt. Überhaupt sei der Trupp der Werkstatt eine eingeschworene Gruppe. „Wir ziehen die Arbeit konsequent durch, aber auf die lockere Art“, so Sascha Wulle. „Bei uns gibt es klare Ansagen, aber auch viel Spaß. Ein lockerer Spruch während der Arbeit steigert die Arbeitsmoral!“ Neue Arbeitsabläufe werden im Team besprochen, so dass sich jeder einbringen kann. Man versteht sich, wenn auch nicht im eigentlichen Sinne, denn der Geräuschpegel in der Produktion ist manchmal ohrenbetäubend. Ob Geburtstage, Grillfeste, gemeinsames Angeln oder der Weihnachtsausflug: Man(n) hat auch außerhalb der Arbeit Kontakt. Ovchinnikov hat sich hier in Deutschland etwas aufgebaut, Stück für Stück. Denn nach der Trennung von seiner ersten Frau hatte er nur, was in einen Koffer passte. Heute lebt er mit seiner neuen Liebe und den zwei Kindern in einer schönen Wohnung in Sulzbach. Auch wenn er noch den kasachischen Pass hat, nach Almaty zieht ihn nichts mehr. „So viel Kriminalität! Und das Autofahren ist eine Katastrophe. Außerdem gibt es dort nur zwei Sorten von Menschen: entweder die Reichen oder die ganz Armen“, erinnert er sich an seinen einzigen Besuch in seiner alten Heimat im Jahr 2003. Ja, er sei stolz darauf, was er hier geschafft habe. Das Team der Sozialtherapie Bei der sozialtherapeutischen Einrichtung „Helle Platte“ der ERLACHER HÖHE handelt es sich um eine stationäre Einrichtung mit einem speziellen Eingliederungskonzept für suchtkranke Männer und Frauen, bei denen besondere Lebensverhältnisse und soziale Schwierigkeiten im Sinne des § 67 SBG XII der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft entgegenstehen. Ziel der Hilfe ist eine umfassende und dauerhafte soziale Wiedereingliederung oder die Erschließung vorrangiger Hilfen. Die Einrichtung besteht nun bereits seit 25 Jahren. Sie wurde am 5. Mai 1985 eingeweiht. 25 Jahre Helle Platte 21 25 Jahre Sozialtherapie Die Häuser der „Hellen Platte“ sind wie eine Dorfgemeinschaft um den zentralen Platz mit dem Gemeinschaftshaus gruppiert Beim Richtfest der landwirtschaftlichen Bergehalle 1981 spielte der damalige Vorstand Harald Huber (re.) mit seinem Posaunenenchor auf Tiefe Wurzeln Mit der Einbeziehung der Suchtproblematik in das Resozialisierungskonzept für wohnungslose Menschen ging die ERLACHER HÖHE ab Ende der 1970er-Jahre ganz neue Wege. Sie stand damit gleichzeitig in einer guten Tradition, deren Wurzeln bis zum Jahre 1902 zurückreichen. Das damalige „Blaukreuzhäusle“ der „Kolonie Erlach“ wurde seinerzeit als die erste „Trinkerheilstätte“ in Württemberg beschrieben – um in der überlieferten Terminologie zu bleiben. Ein neues Konzept Bereits Mitte der 1970er-Jahre war die Dezentralisierung der ehemaligen „Kolonie Erlach“ angedacht. So kam es durch den Erwerb eines Gebäudes in Backnang zur Gründung einer Außenstelle, in der ab 1978 so genannte „Förderkurse“ durchgeführt wurden. Sie waren die Vorläufer der heutigen Sozialtherapie: Man entwickelte ein gezieltes Resozialisierungskonzept für Bewohner der ERLACHER HÖHE, bei denen sowohl eine soziale Problematik als auch eine Sucht vorlag und die unter Suchtmittelabstinenz einen Neuanfang machen wollten. Neben der Stabilisierung der Abstinenz setzte das Konzept auf die Eingliederung in Arbeit und Wohnung. Dies war verbunden mit einem schrittweisen Wechsel von den intensiven stationären in teilstationäre und ambulante Hilfemaßnahmen. Äußere Umstände führten dann auch in Erlach selbst zu ergänzenden Planungen: Durch ein 22 1985 wurden die Bauarbeiten der Sozialtherapie „Helle Platte“ abgeschlossen Feuer im Heustock des großen Viehstalls wurde im Juni 1977 das Gebäude fast vollständig zerstört. Die Entscheidung fiel gegen den Neuaufbau und für einen Aussiedlerhof mit dazu gehörenden Wohnungen und Gemeinschaftsräumen auf dem Flurstück „Helle Platte“. Die künftigen Förderkurse sollten dann auf dem neu entstehenden „Resozialisierungshof Helle Platte“ geleistet werden. Der Spatenstich erfolgte im September 1980, das Richtfest bereits im Mai 1981 in der Bergehalle der Landwirtschaft. Ursprünglich wurde die „Helle Platte“ für etwa 25 Bewohner konzipiert. Neben den fünf Bewohnerhäusern mit jeweils sechs Zimmern, gemeinsamer Küche sowie gemeinsamem Wasch- und Duschraum, entstand das Zentralgebäude mit Büros, Speisesaal, Ausgabeküche und Toiletten. Drei mit den Bewohnerhäusern äußerlich identische Häuser entstanden damals als Wohnraum für Mitarbeitende. Der Resozialisierungshof bzw. die sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft wurde zum Jahreswechsel 1984/85 fertiggestellt und am 5. Mai 1985 offiziell eingeweiht. Mit ersten Überlegungen für eine gezielte sozialtherapeutische Arbeit war bereits zehn Jahre zuvor begonnen worden. Der Grundstein für die stationäre Sozialtherapie war somit gelegt. Die Förderkurse Um die Erfolgschancen bei dem späteren Wechsel in die offenere teilstationäre Phase zu erhöhen, wurde auf der „Hellen Platte“ ein umfassendes Förderprogramm entwickelt. Über sechs bis acht Wochen lebten die Teilnehmenden in geschlossenen Fördergruppen, damals noch Förderkurse genannt. Folgende Kursinhalte standen auf dem Lehrplan: Einführung in das Leben und Arbeiten in Backnang, Alkoholinformation, Deutsch, Rechnen, Kochen, Selbstsicherheitstraining, Recht, Sport, Gruppen- und Einzelgespräche. Dazu kamen 24 Stunden in der Woche, in denen sie in den Werkstätten arbeiteten und ein Programm zur Förderung des Arbeitsverhaltens absolvieren sollten. Sowohl auf der „Hellen Platte“ als auch in der Therapeutischen Wohngemeinschaft Backnang war Abstinenz Pflicht. Ohne Alkohol fiel die Einsicht in die eigenen Problematiken und die Arbeit an sich selbst den Betroffenen leichter. Die Perspektive weitete sich: Betroffene begannen, neue Pläne zu schmieden oder zu Menschen Kontakt aufzunehmen, die sie bisher gemieden hatten. Auch die Armutsproblematik begann ihre Schatten zu verlieren: Am Arbeitsplatz leisteten sie mehr und wurden besser entlohnt. Erstaunlich selbstverständlich wurde von vielen das Prinzip „Nüchternheit“ akzeptiert und vertreten. Durch Weiterbildungsmaßnahmen wie z. B. sozial- oder aber arbeitstherapeutische Ausbildungen der Mitarbeitenden sollten die Resozialisierungserfolge noch verbessert werden. Auch die Arbeit im Rahmen der Förderkurse wurde weiter ausgebaut: Neben dem Haus in Backnang konnte Anfang der 1980er-Jahre in Murrhardt ein Gebäude mit Wohneinheit und Werkstatt gekauft werden. Damit eröffneten sich neue Chancen. Den Teilnehmern der Förderkurse war es nun möglich, in räumlichem Abstand zu den alten „Trinkkameraden“ ihren Neuanfang zu starten. In einem veränderten Klima und einer Umgebung, die eher dem Realitätsprinzip entspricht, galt es neue Herausforderungen zu bewältigen: Hauswirtschaft, Selbstversorgung, Bürgernähe und Konsumreize sowie die Beschäftigung in der Werkstatt. Wer den Förderkurs erfolgreich absolviert hatte, konnte nun nach Backnang in die Therapeutische Wohngemeinschaft oder in die Wohn- und Werkgemeinschaft nach Murrhardt ziehen. Murrhardt bot denjenigen, die schwerer in Arbeit zu vermitteln waren, die Chance auf einen längerfristigen sozialversicherungspflichtigen oder einen geförderten Arbeitsplatz. Gerade in einer Zeit, in der die Arbeitsvermittlung immer schwieriger wurde, war diese Werkstatt von unschätzbarem Vorteil. Sie verbesserte deutlich die Perspektiven für die resozialisierungswilligen Klienten. Ab Januar 1984 konnte die Werkstatt Murrhardt nach Fichtenberg in ein eigenes Gebäude umziehen. Die Wohn- und Werkgemeinschaft Murrhardt-Fichtenberg war entstanden, die in dieser Kombination bis zum Jahr 2000 Bestand hatte. Das Stufenprogramm Waren die „Förderkurse“ zu Beginn geschlossene Kurse, die sich zunächst über sieben Wochen intensiven Trainings erstreckten, so wurden sie im Laufe der Entwicklung auf vier und später auf sechs Monate ausgedehnt. In Fachkreisen hatte das Konzept der „Hellen Platte“ schnell ein lebhaftes Echo hervorgerufen. Es gab viele Anfragen und Bewerbungen. Das überregionale Angebot wurde bald bekannt und geschätzt. Es gewann insbesondere an Bedeutung, da andere Einrichtungen zur Alkoholbehandlung für Wohnungslose nicht in gleicher Weise spezialisiert waren. 1988 löste ein Stufenprogramm die Förderkurse ab. Die Teilnehmenden durchliefen vier Stufen, wobei jede Stufe ihre besonderen Zielsetzungen hatte. Die erste Stufe wurde als offene Gruppe geführt, neue Klienten konnten hinzukommen. Frühestens nach vier Wochen Aufenthalt folgte die zweite Stufe. Die Umstufung war an das Erreichen der jeweiligen Ziele gebunden. Wer die angestrebten Veränderungsschritte nicht nachvollzog, konnte die betreffenden Stufen wiederholen. Das indikative Programm Mitte der 1990er-Jahre folgte darauf das bis heute bestehende indikative Programm: Die Teilnehmer der Sozialtherapie belegen nun so genannte indikative Gruppen. Diese widmen sich Schwerpunktthemen, die vor dem Hintergrund der jeweils individuell erkannten Problematiken zur Auseinandersetzung mit diesen und zur Erarbeitung von Lösungsschritten beitragen sollen. Heute bestehen neben Gesprächsgruppen wie z. B. Selbstsicherheitstraining, Rückfallprävention, Soziale Interaktion und „Ziele erreichen“ auch alltagspraktische Gruppen wie die Kochgruppe, Gartengruppe oder das Kreative Gestalten. Daneben finden regelmäßige Einzelgespräche statt. Weitere Schwerpunkte der Sozialtherapie sind das Hauswirtschaftstraining sowie die tagesstrukturierende Beschäftigung im Außenbereich der Landwirtschaft. Mit der Erfüllung dieser Programmpunkte werden die Voraussetzungen für einen Umzug in die Therapeutischen Wohngemeinschaften geschaffen. Das Klientenprofil und die Neukonzeptionierung Ende 1997 wurde mit dem Landeswohlfahrtsverband Württemberg-Hohenzollern das „Klientenprofil“ der „Hellen Platte“ abgestimmt und damit eine klare konzeptionelle Ausrichtung erreicht. Diese floss dann in die Beschreibung der neu entstehenden Leistungstypen ein. Die Sozialtherapie erhielt den Leistungstyp III 1.4. Dies ist ein spezieller Leistungstyp für Menschen mit Sucht, somatischen und psychischen Problematiken. Besonderer Wert wurde dabei auf die Zuständigkeiten der so genannten vorrangigen Hilfen für Menschen mit Sucht- und psychischen Problemen gelegt. Wegen ihrer speziellen Problemlage bestehen für diese Menschen sozialrechtliche Ansprüche auf die Vermittlung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe oder in Suchthilfen. 1999 erfolgte die Neukonzeptionierung. Die Aufnahmeabteilung am alten Standort in Erlach wurde aufgelöst, ihre fünf Sozialtherapie-Plätze in die „Helle Platte“ integriert. Die dortige Platzzahl lag nun bei 35. 23 Die Mitarbeitervertretung MAV-Vorsitzender: Michael Belz Sozialarbeiter (Schorndorf) Tel.: 0 71 81/60 59-171 [email protected] Stellvertretender MAV-Vorsitzender: Thomas Wenger Sozialpädagoge (Oppenweiler) Tel.: 0 71 91/90 70-21 [email protected] Regina Buck Sozialpädagogin (Künzelsau) Tel.: 0 79 40/69 69 [email protected] Die Zusammenführung zu den Ausblick „Sozialtherapeutischen Hilfen“ Als Herausforderungen bei den Sozialtherapeutischen Hilfen ergeben sich zunehmend folgende Bereiche: Umgang mit gesundheitlichen, insbesondere psychischen Problematiken, Umgang mit Rückfällen, Probleme bei der Eingliederung in Arbeit sowie die Betreuung von wohnungslosen Frauen mit einer Suchtproblematik. Waren die „Helle Platte“ und die beiden Therapeutischen Wohngemeinschaften (TWG) in Murrhardt und Backnang bisher eigene Abteilungen, so wuchsen sie doch aufgrund eines sich ergänzenden Konzepts und gemeinsamer Klienten immer mehr zusammen. Die Zusammenführung zur großen Abteilung „Sozialtherapeutische Hilfen“ ab 2005 war die logische Konsequenz daraus. Vor dem Hintergrund der Vorgaben des Klientenprofils bzw. der Leistungstypen und vor allem weil die Zahl der Menschen mit Multiproblematiken zunahm, stieg der Anteil der Klienten, die längerfristig einen abstinent geführten Rahmen benötigen und deshalb in so genannte „vorrangige Hilfen“ vermittelt werden. Mit dem 2005 von der ERLACHER HÖHE eröffneten „Haus an der Rems“, einer stationären Einrichtung für chronisch suchtkranke Menschen in Waiblingen-Beinstein, eröffnete sich für Klienten der Sozialtherapeutischen Hilfen nun ein zusätzliches attraktives Angebot. Die Kooperation in der großen Abteilung „Sozialtherapeutische Hilfen“ ermöglicht nun eine besser abgestimmte Arbeit mit Rückfällen, insbesondere an den Schnittstellen zwischen den Einrichtungsteilen. Das Phänomen, dass Rückfälle oder Abbrüche vermehrt nach Umzügen in die Stadt oder nach der Jobaufnahme zu verzeichnen sind, wurde schon zu Beginn der Förderkursarbeit beschrieben und ist nach wie vor aktuell. Die abgestimmte Kooperation zwischen stationären und teilstationären bzw. ambulanten Angeboten innerhalb der großen Abteilung Sozialtherapeutische Hilfen ermöglicht es nun, bedarfsgerecht auf diesen Sachverhalt einzugehen. Das Konzept der Sozialtherapie schließt auch ein Hilfeangebot für Frauen ein, das in den ERLACHER HÖHE Sozialtherapeutische Hilfen Karl-Ernst Kühner (Abteilungsleiter) Erlach 23 71577 Großerlach Telefon: 0 71 93/57-122 [email protected] 24 letzten Jahren immer stärker nachgefragt wurde. In der TWG Backnang wurde dafür eine Frauen-Wohngemeinschaft geschaffen. Es ist nötig, das Angebot unter frauenspezifischen Erfordernissen weiterzuentwickeln, fachlich fundiert auszubauen und auf den spezifischen Hilfebedarf wohnungsloser Frauen auszurichten. Um bei Rückfällen oder gesundheitlichen und psychischen Krisen fachlich kompetent intervenieren zu können, wurden die Kooperationen mit dem Zentrum für Psychiatrie in Winnenden und der Psychosozialen Beratungsstelle Waiblingen ausgebaut. Dieser Ausbau von Netzwerken zur Optimierung der Hilfen wird auch in Zukunft eine besondere Herausforderung darstellen. Als bauliches Projekt in der nahen Zukunft steht die Sanierung der nunmehr seit 25 Jahren genutzten Gebäude der „Hellen Platte“ und der TWG Murrhardt an, da hier vieles nicht mehr heutigen Standards entspricht. Auf fachlicher und konzeptioneller Ebene gilt es, ein Teilhabe-Konzept in Anbindung an das Betreute Wohnen zu entwickeln. Darüber hinaus ist ein Konzept zum Umgang mit Klienten mit Doppeldiagnosen angedacht. von Karl-Ernst Kühner 25 Jahre Helle Platte Olaf Kaiser Arbeitsanleiter (Schorndorf) Tel.: 0 71 81/60 59-455 Mobil: 0175/765 86 80 [email protected] Konstantin Ovchinnikov Werkstatthelfer (Großerlach) Tel.: 0 71 93/57-212 [email protected] Melanie Stirn Verwaltungsangestellte (Großerlach) Tel.: 0 71 93/57-105 [email protected] Gudrun Welten Verwaltungsangestellte (Murrhardt) Tel.: 0 71 92/47 47 [email protected] MAV-Büro: Haus „Getreidescheuer“ in der Sozialen Heimstätte Erlach Sprechzeiten: in den ungeraden Kalenderwochen mittwochs von 8.30 bis 10 Uhr Tel.: 0 71 93/57-145 Engagiert für die Belange der KollegInnen (v. li.): Gudrun Welten, Michael Belz, Regina Buck, Thomas Wenger und Melanie Stirn (nicht mit auf dem Bild sind Olaf Kaiser und Konstantin Ovchinnikov) Kompetent, und engagiert Wir als Mitarbeitervertretung (MAV) der ERLACHER HÖHE verstehen uns als Interessenvertretung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber der Dienststellenleitung. Jede/r Mitarbeiter/-in hat die Möglichkeit, sich an die MAV zu wenden, wenn er oder sie eine Beschwerde, Anfrage oder Anregung zu seinem Arbeitsumfeld hat. Wir als MAV bringen dies der Dienststellenleitung vor, soweit dies berechtigt erscheint, und versuchen, gemeinsam mit der Dienststellenleitung im Sinne der/s Mitarbeitenden eine Lösung zu finden. Das Aufgabenfeld der MAV ist ansonsten sehr vielschichtig und komplex. Hierbei haben wir unterschiedliche Einflussmöglichkeiten. Es gibt so genannte Mitbestimmungsrechte, d. h. wir als MAV müssen daran beteiligt werden. Beispiele hierfür sind alle Angelegenheiten, die die Arbeitszeit der Mitarbeiter/-innen berühren; Grundsätze der Arbeitsplatzgestaltung oder Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsleistung. Dann gibt es Sachverhalte, bei denen wir eine eingeschränkte Mitwirkung haben wie bei Einstellungs- und Eingruppierungsfragen, bei einer Versetzung oder Abordnung eines Kollegen bzw. einer Kollegin oder bei der Prüfung einer ordentlichen Kündigung. Generell geht es auch darum zu schauen, dass die Arbeitnehmerschutzgesetze wie Arbeitszeitgesetz, Kündigungsschutzgesetz, Mutterschutzgesetz oder das Teilzeit- und Befristungsgesetz eingehalten werden. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was MAV-Arbeit ausmacht. Hierzu tagen wir 14-tägig freitags von 9 bis 13 Uhr in Erlach. Zukünftig wollen wir auch die eine oder andere Sitzung in den „Außenstellen“ abhalten, um auch dort präsent zu sein. Wer mehr wissen möchte, kann sich gerne persönlich an mich oder an ein anderes MAV-Gremiumsmitglied wenden. von Michael Belz (MAV-Vorsitzender) 25 Nachgefragt bei Auszubildenden Das Besondere an mein er Ausbildung bei der ERLACHER HÖHE ist für mich …? „… dass die Mitarbeiter der ERLACHER HÖHE sehr freundlich miteinander umgehen, ich in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt werde und dabei viel lerne. Dadurch habe ich eine gute Abwechslung. Ich erfahre einiges über Menschen mit verschiedenen Charakteren und deren Schicksale, die man leider so sonst nicht mitbekommt.“ Swen Schreier, 27 Jahre, Abitur, Ausbildung zum Bürokaufmann seit 1. September 2009 „… dass ich mich hier so wohl fühle, wie noch nie zuvor, irgendwo anders. Ich liebe meine Arbeit und habe Gefallen daran, anderen Menschen zu helfen. Gerne werde ich auf den Gängen unseres Hauses „festgehalten“ und zu einem kleinen Plausch hingerissen. Ich finde es schön, zu sehen wie die Menschen, die hier leben, einem zuhören und sich auch mal gerne einen Ratschlag einholen. „… dass ich jede Außenstelle durchmachen darf sowie die einzelnen Abteilungen am Standort Erlach. Dies ermöglicht mir, darüber nachzudenken, in welche Richtung ich später, als ausgelernter Bürokaufmann, gehen will.“ „… dass hier eine sehr gute, entspannte Atmosphäre herrscht, ganz anders als in vielen Großküchen. Dafür steige ich gerne morgens um 6.30 Uhr in den Bus. Es hat immer jemand ein offenes Ohr für mich.“ Patrick Klaiber, 20 Jahre, Hauptschule, Ausbildung zum Bürokaufmann seit 1. September 2008 Zeynep Kajtazi, 18 Jahre, Hauptschule, Ausbildung zur Köchin seit 1. September 2009 „… dass es ein sehr abwechslungsreicher Beruf ist, mit einer umfassenden Vielfältigkeit, wie zum Beispiel Dekorationen und Gestaltungen, Kochen oder Hausreinigungen. „… das Bewusstsein, dass wir letztlich für die Menschen, die zu uns kommen, arbeiten. Unser Erfolg ist deren Zufriedenheit. Zum anderen genieße ich das Betriebsklima, das geprägt ist von einem respektvollen, freundlichen und freundschaftlichen Miteinander. Das macht einen Großteil meiner Lebensqualität aus. Ich lerne täglich Neues und kann hierbei immer mit der Unterstützung der Kollegen rechnen. Nicole Strohmaier, 20 Jahre, Mittlere Reife, Ausbildung zur Hauswirtschafterin seit 1. September 2009 Michaela Habel, 35 Jahre, Abitur, Umschulung zur Kauffrau für Bürokommunikation seit 2008 Alles in allem komme ich hier täglich gerne her und bin froh, dass ich mit meinem Dasein und meiner Arbeit einfach helfen kann. Aber auch die Freude, die ich dabei habe, zurückgeben kann.“ Rossandra Costanzo, 26 Jahre, Mittlere Reife, Ausbildung zur Hauswirtschafterin im 2. Lehrjahr, seit dem 1. Oktober 2009 im „Haus an der Rems“, Waiblingen „… dass man die unterschiedlichsten Arbeitsbereiche kennenlernt, voll in diese integriert wird und dass man viel mit den unterschiedlichsten Menschen und Charakteren zu tun hat.“ Nicole Horlacher, 21 Jahre, Hauptschule, Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) bei der ERLACHER HÖHE, Ausbildung zur Bürokauffrau, seit 1. September 2007 „… dass ich mit netten Leuten arbeiten darf und viele interessante Lebensgeschichten mitbekomme.“ „… dass der Beruf sich nicht nur mit Reinigung und Wäsche befasst, sondern darüber hinaus auch auf die Bedürfnisse der sozial schwachen Menschen eingeht. Zudem gibt es interessante und vielseitige Aufstiegsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen.“ Loana Tersigni, 18 Jahre, Mittlere Reife, Ausbildung zur Hauswirtschafterin seit 1. September 2009 „… dass sie sehr abwechslungsreich ist, da man verschiedene Arbeitsbereiche und Menschen kennenlernt. Das Betriebsklima ist angenehm und Teamarbeit wird groß geschrieben. Man hat Freiraum für selbstständige Arbeiten und muss nie Angst haben, seine Kollegen um Hilfe zu bitten.“ Peter Bolek, 23 Jahre, Abitur, Landwirt im 1. Lehrjahr 26 Karin Schulz, 22 Jahre, Mittlere Reife, Ausbildung zur Bürokauffrau seit 1. September 2007 27 Nachgefragt bei Abteilungsleitenden Führungskraft bei der ERLACHER HÖHE zu sein, heißt für mich …? „… sicher zu stellen, dass wir eine Arbeit leisten, die zum einen praxisorientiert ist und damit den Realitäten der Problematiken unserer Bewohner gerecht wird und die sich gleichzeitig an modernen wissenschaftlichen Konzepten orientiert sowie beides zu verbinden, damit die Bewohner der Sozialtherapeutischen Hilfen auf ihrem Weg in die begonnene Suchtmittelabstinenz optimal gefördert werden können.“ „… sich täglich aufs Neue der Herausforderung zu stellen, betriebswirtschaftlich effizientes Handeln mit sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung zu verquicken und dabei stets im Sinne des diakonischen Auftrags aktiv für benachteiligte Menschen zu handeln.“ Karl-Ernst Kühner Abteilungsleiter Sozialtherapeutische Hilfen „… den MitarbeiterInnen die notwendigen Entscheidungs- und Gestaltungsfreiräume zu öffnen, damit sie ihre Stärken und ihre Kreativität sowohl im eigenen Arbeitsbereich als auch für die Abteilung und die ERLACHER HÖHE als Ganzes zum Einsatz bringen.“ „… sicherzustellen, dass wir mit den uns zur Verfügung stehenden (knappen) Ressourcen und den von uns erstellten fachlich fundierten Konzepten den uns um Hilfe anfragenden Menschen ein bedarfsgerechtes, menschenwürdiges Leben in vertrauensvoller Gemeinschaft ermöglichen.“ Silvia Steeb Abteilungsleiterin Soziale Heimstätte Erlach Anton Heiser Abteilungsleiter Ambulante Hilfen Rems-Murr Karl-Michael Mayer Abteilungsleiter ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken Annette Wolf Abteilungsleiterin der Erlacher Arbeitshilfen „… sicherzustellen, dass wir gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und damit die erforderlichen Ressourcen haben, um unsere diakonische Arbeit in Verantwortung und im Sinne unserer „Kunden“ leisten zu können.“ Bernd Messinger Verwaltungsleiter, stellvertretende Gesamtleitung „… ein Boot mit einem engagierten, tatkräftigem Team zu steuern, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, Kurs zu halten, Risiken zu erkennen und einzuschätzen und Neues zu wagen.“ Andreas Reichstein Abteilungsleiter ERLACHER HÖHE Calw-Nagold 28 „. . . auch, mich einzusetzen für Menschen und mich ihnen manchmal auch auszusetzen als Mensch, der – im Rahmen der eigenen Kräfte – ein Stück Beziehung anbietet. Beziehung, die in Nähe und Distanz belebt ist, mit Klarheit und beraterisch-therapeutischer Hilfe erfüllt sein soll und von Wertschätzung für diese Persönlichkeiten am Rande der Gesellschaft geprägt sein möge, mit viel Verstehen und Verständnis für ihr So-Sein.“ „… für Menschen verantwortlich zu sein. Dafür zu sorgen, dass die EH-Grundsätze gelebt, die Arbeit fachlich, zukunftsgewandt, öffentlich anerkannt und wirtschaftlich solide läuft. Es heißt für mich, Entscheidungen herbeiführen und verschiedenste Ziele und Ansprüche zu einem erkennbaren Profil zusammenführen.“ „… die Rahmenbedingungen so zu gestalten und sicher zu stellen, damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Fähigkeiten darauf konzentrieren können, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern dabei zu helfen, ihre Ziele zu erreichen.“ Volker Eisele Abteilungsleiter Eingliederungshilfe Haus an der Rems Waiblingen-Beinstein Wolfgang Günther Abteilungsleiter ERLACHER HÖHE Freudenstadt 29 Fortbildung Miranda Frank von der Zentralen Verwaltung organisiert den Fortbildungskalender 62=,$/( %Ô5*(55(&+7( 67ê5.(1 )DFKWDJ5HFKW| 'LHQVWDJGHQ$SULO LQ6FKZÍELVFK+DOO (LQH9HUDQVWDOWXQJVUHLKHGHU(5/$&+(5+Ù+( Know-how-Transfer auf hohem Niveau: der „Fachtag Recht“ Ende April 2010 in Schwäbisch Hall Volker Stücklen, Kenner der kirchlichen Arbeitswelt und Coach für die ERLACHER HÖHE Am Puls der Zeit bleiben – dank Fortbildung Passgenaue sowie nachhaltige Hilfen und Dienstleistungen kann nur bieten, wer sich in Sachen Wissen, Können und rechtlichen Rahmenbedingungen auf dem neuesten Stand hält. Deshalb misst die ERLACHER HÖHE den Fort- und Weiterbildungen auch eine hohe Bedeutung zu. „Wir wissen, dass gute Arbeit qualifizierte, zufriedene, motivierte Mitarbeitende voraussetzt. Deshalb sind uns Entwicklungsperspektiven für den/die Einzelne/n und Förderung der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung wichtig“, steht es schon im Leitbild der Einrichtung. 2009 wurden den Regiemitarbeitenden zwölf Fortbildungen angeboten. In diesem Jahr stehen wieder 15 auf dem Programm. „Hier geht Qualität vor Quantität“, sagt Miranda Frank, die in der Zentralen Verwaltung in Erlach für die Organisation des Fortbildungskalenders und der -Veranstaltungen zuständig ist. Das 30 Fachprogramm gliedert sich in die Bereiche Arbeitssicherheit, IT, Finanzierung, Recht oder Gesundheit/Pflege auf. Themenfelder, die die verschiedenen Arbeitsbereiche der ERLACHER HÖHE widerspiegeln. Zudem gibt es Angebote, in denen es um die bessere Vernetzung untereinander und so genannte „Soft Skills“ geht. Informationsveranstaltungen wie der „Tag der Neuen“ helfen neuen KollegInnen z.B. dabei, sich möglichst schnell und gut in dem vielgestaltigen Verbund der ERLACHER HÖHE zurecht zu finden. „Ein Highlight im diesjährigen Programm ist die fünftägige Fortbildung ,Oase im Burgund‘ im September 2010. Hier geht es um das Miteinander in der Gruppe, aber eben auch um Ruhe, Inspiration, Erholung und Gebete“, so Miranda Frank. Die Mitarbeitercafés thematisieren 2010 die Betriebliche Altersvorsorge, sie dienen aber immer auch der Vernetzung untereinander. Steckbrief Volker Stücklen, Jahrgang 1947, ist seit 22 Jahren an der Evangelischen Akademie Bad Boll als Studienleiter und evangelischer Sozialsekretär tätig. Hier arbeitet er im Fachdienst „Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (KDA)“. Seine Schwerpunkte sind Seminare für Betriebs- und Personalräte oder kirchliche Mitarbeitervertretungen zu den Themen Krisenbewältigung, Mobbing, Burnout, Betriebsklimapflege. Er bietet Einzelberatung bei Mobbing und Konflikten am Arbeitsplatz. Der gelernte Einzelhandelskaufmann hat vom Familienbetrieb bis zum Konzern alle Betriebsformen erlebt, war eine Amtsperiode Betriebsrat und als Substitut, Abteilungsleiter und Filialleiter tätig. Im Alter von 40 Jahren erfolgte sein Berufswechsel und die dreijährige berufsbegleitende Ausbildung zum evangelischen Sozialsekretär an der Evangelischen Sozialakademie in Friedewald. Stücklen lebt mit seiner Frau in Heilbronn-Horkheim und hat zwei erwachsene Söhne. Als ehrenamtlicher Redakteur beim Freien Radio „StHörfunk“ in Schwäbisch Hall gestaltet er die Sendung „Arbeitsweltradio.“ (5/$&+(5+Ù+()$&+7$*5(&+7 (5/$&+(5+Ù+()$&+7$*5(&+7 i Der Fortbildungskalender beinhaltet ebenso Veranstaltungen zu gemeinsamen Prozessen innerhalb der ERLACHER HÖHE. So arbeiten alle Abteilungen fortlaufend am Qualitätsmanagement (QM). Ziel ist, bis 2013 alle Einrichtungen zur Zertifizierungsreife nach DIN ISO 9001 2000 zu bringen. Deshalb steht 2010 auch die Moderatorenausbildung im Bereich QM im Fortbildungskalender. Eine Besonderheit des Fortbildungskalenders sind die Fachtage. Insbesondere der „Fachtag Recht“ bietet als hochkarätig besetzte Veranstaltung aktuelles Know-how, das in der rechtlichen Praxis für viele diakonische oder wohltätige Organisationen existenziell ist. Aus diesem Grunde hat die ERLACHER HÖHE die Veranstaltung auch für Externe geöffnet. Zur Tagung in Schwäbisch Hall im April reisten Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet an, 40 von den 90 Gästen kamen aus anderen Institutionen. Persönliche Fragen sind ebenso wichtig Seit vielen Jahren begleitet Volker Stücklen als Coach und Seminarleiter die ERLACHER HÖHE. Wir sprachen mit ihm über die Besonderheiten kirchlicher Fortbildungsprogramme und seine Arbeit für die ERLACHER HÖHE. ERLACHER HÖHE: Herr Stücklen, Sie kennen die Fortbildungslandschaft im privatwirtschaftlichen wie im kirchlichen Bereich. Wie unterscheiden sich diese? Volker Stücklen: Ich kenne neben der kirchlichen Fortbildungslandschaft auch die der Gewerkschaften. Unsere kirchliche Fortbildung unterscheidet sich darin, dass wir neben der Wissensvermittlung auch die menschlichen und zwischenmenschlichen Aspekte besonders betonen, seelsorgerliche Nachfragen und persönliche Problemstellungen werden bearbeitet. Wir widmen uns zum Beispiel der Fragestellung, welche Auswirkungen die Beruftstätigkeit im privaten Bereich hat. Was nehme ich emotional mit nach Hause, was belastet mich auch in der Freizeit? Wenn Kollegen und Mitarbeiter vieles auf mich abladen, wie gehe ich damit um, wo kann ich abladen? Oder wir fragen nach der Motivation für Aufgaben wie Betriebsrat, Personalrat oder MAV-Amt. ERLACHER HÖHE: Sie begleiten die ERLACHER HÖHE seit Jahren als Coach, Berater und Seminarleiter – zu welchen Fragen? Volker Stücklen: Mein Schwerpunkt als Seminarleiter waren die Sommerklausuren der Abteilungsleitenden, Abteilungsfortbildungen sowie Teamberatungen für die Zentralen Dienste. Wir setzten uns dabei mit den Themenfeldern Kommunikation, Konfliktlösungen, Betriebsklimapflege oder auch dem wichtigen Gebiet der Teamzusammenarbeit auseinander. Auch wenn ich keinen Überblick über Ihr gesamtes Fortbildungsprogamm habe, finde ich es absolut vorbildlich, dass jeder VollzeitMitarbeitende der ERLACHER HÖHE bis zu zehn Tage bezahlten Fortbildungsurlaub nutzen kann. Das ist doppelt so viel, wie die Arbeitsvertragsrichtlinien der Diakonie vorschreiben. ERLACHER HÖHE: Sie widmen sich derzeit besonders dem Thema Burnout. Anscheinend grassieren die Selbstausbeutung und das Negieren eigener Grenzen besonders im sozialen Bereich. Warum steigt die Zahl der Burnout-Erkrankungen tatsächlich an? Volker Stücklen: Die Zahl der Erkrankungen steigt in Deutschland seit Jahren in zweistelliger Größenordnung an. Auch im sozialen Bereich werden durch knappere Personalschlüssel und Wirtschaftlichkeitsvorgaben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Gebühr belastet. Zeit für Kommunikation und Zwischenmenschliches bleibt zunehmend auf der Strecke. Die ERLACHER HÖHE hat dies erkannt und bietet in diesem Jahr dazu ein Seminar an. Titel: „Oasentage in Burgund“. Dies soll ganz bewusst eine Arbeitswoche der anderen Art werden, ein Tapetenwechsel, eine Auszeit zum Auftanken. Natürlich lässt es sich dabei auch wunderbar eintauchen in die Geschichte des Burgunds. Und wir wollen auch die französische Lebensart pflegen: mit Herz und Gaumen genießen! ERLACHER HÖHE: Was sind für Sie die Themen der Zukunft, für die Mitarbeitenden in diakonischen Einrichtungen gerüstet sein/ werden müssen? Volker Stücklen: Sie bedürfen zusehends einer hohen Flexibilität, um den Veränderungen durch Gesetzgeber und Klientel gerecht werden zu können. Ein Umdenken ist nötig: Klienten sind Kunden. Mitarbeitende brauchen die Bereitschaft, sich auf neue Kommunikationstechniken und organisatorische Abläufe einzustellen, müssen Wirtschaftlichkeit und Effizienz im Blick haben. Und natürlich gilt es auch die eigene Arbeitsplatzsicherheit zu stärken: durch Engagement und Identifikation mit der Einrichtung und den internen und externen Aufgabenstellungen. 31 Aktuelle Projekte Im zurückliegenden Jahr haben die Abteilungen der ERLACHER HÖHE wieder vielfältige Projekte konzeptioniert, ins Leben gerufen oder weiterentwickelt. Einige davon werden hier exemplarisch vorgestellt. Schritt für Schritt Ambulante Hilfen Rems Murr Für das EH-Mobil wurde 2009 eine neue Spendenidee entwickelt: Mit einer Spende von 50 Euro wird der notwendige Zuschuss für ein ganzjähriges EH-Mobil-Mittagessen (1 x pro Woche) für eine Person abgedeckt. Für das Mittagessen samt Getränken in dieser mobilen Tagesstätte der ERLACHER HÖHE zahlen die rund 200 einkommensarmen Gäste selbst nur einen Anteil von 1,50 Euro. Das Projekt lebt u. a. vom Engagement vieler Ehrenamtlicher in den fünf Städten. Auch die beteiligten Kirchengemeinden stellen ihre Gemeindehäuser kostenlos zur Verfügung. Doch um die Kosten zu decken, sind wir auch auf Spenden angewiesen. In enger Abstimmung mit dem Kreissozialamt ist in Backnang für Januar 2011 der Start eines gesonderten Projektes für wohnungslose Frauen geplant: Hilfen für Frauen im „Intensiv Betreuten Wohnen“ nach §§ 67 ff SGB XII. Hintergrund ist, dass im Rems-Murr-Kreis bislang kein entsprechendes Angebot existierte. Geplant sind im Wohnbereich acht Plätze sowie zwei Notschlafplätze. Zudem ist für den Konzeptbaustein Tagesstrukturierung eine Kreativwerkstatt mit zwölf Plätzen vorgesehen. Erlacher Arbeitshilfen Am 1. Mai 2010 eröffnete die ERLACHER HÖHE am Standort der Stammeinrichtung die „Naturspur“. Der Nistkasten- und Naturlehrpfad, der von den Erlacher Arbeitshilfen als Projekt konzipiert und entwickelt wurde, konnte mit finanzieller Unterstützung aus Mitteln der Europäischen Union, des LEADER-Programms 32 und des Landes realisiert werden. „Naturspur“ führt knapp drei Kilometer durch Wald, Feld und Flur. Neben 20 Stationen mit Erklärungstafeln gibt es zahlreiche Tierdomizile sowie eine breite Palette unterschiedlichster Nisthilfen zu entdecken. Mit dem Projekt sollen insbesondere junge Menschen für die Bewahrung der Schöpfung sensibilisiert werden. Deshalb soll „Naturspur“ in enger Kooperation mit NABU, BUND sowie Kindergärten und Schulen gehegt und gepflegt werden. Im Café ERLACHER HÖHE gibt es nicht nur Info-Materialien rund um „Naturspur“, es können zudem Vesperrucksäcke ausgeliehen werden. Darüber hinaus stehen verschiedene Nistkästen und Produkte aus eigener Herstellung zum Verkauf. Für interessierte Gruppen werden Führungen angeboten. ERLACHER HÖHE Calw In der Nacht vom 19. August 2009 setzte ein Bewohner des Aufnahmehauses Burgsteige 3 in Calw das Gebäude in suizidaler Absicht in Brand. Trotz des schnellen und unermüdlichen Einsatzes der Feuerwehr kamen dadurch vier Menschen ums Leben. Die ERLACHER HÖHE hat nach dem verheerenden Brand viel Unterstützung aus der Bevölkerung und seitens der Institutionen der Stadt Calw und des Landkreises erfahren. Die überlebenden Hausbewohner wurden gut untergebracht. Auch für die Arbeitsprojekte und die Hauswirtschaft konnten Räume gefunden werden. Der Schmerz und das Entsetzen sind nicht vergessen. Aber nun steht der Wiederaufbau des Hauses Burgsteige 3 an. Geplant ist, das ursprüngliche Angebot wieder herzustellen: Das Pflegeheim der Sozialen Heimstätte Erlach verfügt nun über 30 Plätze ein Wohnheim mit elf Plätzen, eine Tagesstätte für 15 Personen sowie ein tagesstrukturierendes Angebot für zehn Beschäftigte (u. a. Hauswirtschaft). Einen erfolgreichen Start meldet das Calwer Projekt AliSchwa: Zwischenzeitlich sind sieben der neun TeilnehmerInnen der ersten Maßnahme Ende 2009 nicht mehr arbeitslos. AliSchwa richtet sich an arbeitslose junge Erwachsene im Alter bis 25 Jahre in den Landkreisen Calw und Freudenstadt, die ihre Chancen auf eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle durch ein Praktikum bzw. Workcamp im Ausland verbessern möchten. Die Auslandsaufenthalte finden in Alicante (Spanien) oder Östersund bzw. Sundsvall (Schweden) statt. Weitere Kooperationspartner sind das Oberlinhaus Freudenstadt e. V. und die Agentur für Arbeit Nagold. Der Projektverbund organisiert innerhalb der Projektlaufzeit von drei Jahren zwölf Auslandsaufenthalte von ca. sieben Wochen für Gruppen von jeweils ca. 17 Personen. AliSchwa basiert auf dem Programm „IdA – Integration durch Austausch“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Europäischen Sozialfonds. Begleitend zu dem Projekt AliSchwa ist es möglich, dass junge Spanier und Schweden zu Betriebshospitationen nach Deutschland kommen. ERLACHER HÖHE Freudenstadt 2009 hat die ERLACHER HÖHE in Abstimmung mit dem Landratsamt Freudenstadt in direkter Nachbarschaft von Fachberatungsstelle und Aufnahmeheim ein Frauenwohnprojekt gestartet. Es stehen für wohnungslose Frauen sechs Plätze in drei Wohnungen zur Verfügung. Im Zuge dessen wurden im Freudenstädter Aufnahmeheim zwei Der am 1. Mai eröffnete Nistkasten- und Naturlehrpfad „Naturspur“ wurde von den Erlacher Arbeitshilfen als Projekt konzipiert und entwickelt Plätze in einem abgegrenzten Bereich frei, die nun abstinenzwilligen wohnungslose Menschen angeboten werden konnten. In das „Fischhaus“ in der Alfredstraße, in dem das Frauenwohnprojekt nun untergebracht ist, lagerte die ERLACHER HÖHE Freudenstadt in diesem Frühjahr außerdem die Kreativ-Werkstatt und den hauswirtschaftlichen Bereich Picobello um. In Horb wurde im letzten Jahr ein neues Beschäftigungsprojekt gestartet, die EH Kommode Horb. Innerhalb der Räumlichkeiten dieses Gebrauchtwarenladens werden seit 2010 auch wohnungslose Menschen nach § 67 SGB Xll stundenweise durch die Fachberatungsstelle betreut. Die bisherigen Räume der Kreativ-Werkstatt werden ab Frühjahr für das Jobcoaching mit JobCafé genutzt. Die neue Wohnanlage der Sozialen Heimstätte Erlach umfasst zwölf Einzimmer-Apartments für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten In der Haller Innenstadt wurde 2009 im Rahmen des Betreuten Wohnens eine ZweizimmerWohnung angemietet, in der zwei ehemals wohnungslose Männer ein dauerhaftes Mietverhältnis angeboten werden konnte. Für 2010 soll die ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken die Belegrechte für ein größeres Projekt mit mehreren Wohneinheiten erhalten. Eingliederungshilfe „Haus an der Rems“ Vor allem die Mahlzeiten sind wichtige Ereignisse im Tagesablauf eines Wohnheims. Um noch mehr auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Bewohner einzugehen, wird im „Haus an der Rems“ seit 1. September 2009 selbst gekocht und gebacken. Die eigens anERLACHER HÖHE gestellte Köchin bereitet sämtliche Mahlzeiten unter tatkräftiger Mitarbeit einer Bewohnerin Hohenlohe-Franken und weiterer Bewohner im Hause zu. Außerdem wurde das „Haus an der Rems“ im Bereich 2010 wird bei der „Haller Arbeit“ das im letzten Hauswirtschaft als Ausbildungsstelle anerkannt. Sommer begonnene Projekt AGITO weitergeführt. Seit 1. Oktober absolviert hier eine alleinDas ESF-Projekt hat das Ziel, die Beschäftigungs- erziehende Mutter ihre Ausbildung zur Hausfähigkeit Langzeitarbeitsloser zu erhalten und die wirtschafterin. Chancen gering qualifizierter oder benachteiligter Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu Nach jahrelanger Suche konnte die Abteilung in verbessern. Die Teilnahmedauer liegt bei drei Waiblingen-Beinstein eine Haushälfte mit Monaten; Kern der Maßnahme ist eine viergroßem Garten für das Ambulant Betreute wöchige Betriebsphase in einem individuell Wohnen anmieten. Hier ist Raum für eine ausgewählten Unternehmen der freien Wirtschaft. Wohngemeinschaft mit vier Plätzen sowie für Dieses durch Fachkräfte begleitete Praktikum zwei bis drei Apartements. Umbau und Renovieist in eine Vor- und eine Nachbereitungsphase rung erfolgen in Eigenleistung. Das Haus eignet eingebettet. Im Mittelpunkt stehen die indivisich ideal für die Bedürfnisse der betreuten duelle Auswahl und persönliche Begleitung der Menschen, nicht zuletzt auch durch seine Lage. Teilnehmenden. Soziale Heimstätte Erlach Die Nachfrage nach Plätzen in der Sozialen Heimstätte Erlach ist groß. Im Juli werden wir eine neue Wohnanlage mit zwölf EinzimmerApartements einweihen, die für Menschen mit besonderen sozialen Problemen bedarfsgerecht konzipiert wurde. Die Häuser wurden in Niedrigenergiebauweise zum Großteil in Eigenleistung der Erlacher Arbeitshilfen erstellt, in Kooperation mit regionalen Unternehmen. Positiv ist auch, dass die BewohnerInnen der Sozialen Heimstätte Erlach infolge entsprechender Gesetzesänderung nun Rechtsanspruch auf medizinische Versorgung im Rahmen der häuslichen Krankenpflege haben. Diese Pflegeleistungen sind bereits seit Jahren von der ERLACHER HÖHE durch eine eigens hierfür angestellte Pflegefachkraft erbracht worden – allerdings ohne jegliche Refinanzierung. Pflegeheim Der hohe Bedarf führte auch im angegliederten Pflegeheim zu einer Aufstockung der Platzzahl um 5 auf nun 30 Plätze. Weiterhin werden von Krankenhäusern oder über gesetzliche Betreuer Menschen zu uns überwiesen, die in eigenem Wohnraum vereinsamen und unter menschenunwürdigen Bedingungen pflegebedürftig wurden. Das von der Bundesregierung 2008 ratifizierte „Zusätzliche Betreuungsangebot für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz“ haben wir seit letztem Jahr im Pflegeheim eingeführt. Dringend notwendig ist zudem die Finanzierung der zusätzlichen psychosozialen Betreuung. 33 Zahlen & Fakten Statistik Liga-Stichtag in der Wohnungslosenhilfe in Baden-Württemberg 2009 In der Liga der freien Wohlfahrtspflege BadenWürttemberg e. V. kooperieren führende Organisationen. Der Liga-Stichtagsbericht 2009 ist online unter der Adresse www.liga-bw.de/Veröffentlichungen zu finden Zum 19. Mal hat die Liga der freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg e. V. im Herbst 2009 ihre bundesweit einzigartige Stichtagserhebung zur Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg durchgeführt. Dazu gingen bei den Liga-Fachleuten für diese Erhebung landesweit Daten von 299 Diensten und Einrichtungen, also von 86 Prozent aller Einrichtungen, ein. Es zeigten sich folgende Ergebnisse und Entwicklungen: Mit 9.906 Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten ergibt sich ein erneuter Höchststand. In einem Zehn-Jahres-Zeitraum, in dem die Bevölkerung im Ländle um 2 Prozent wuchs, ist diese unterste Armutsgruppe um 36 Prozent angewachsen. Die Zahl der jungen Menschen unter 25 Jahren und der Frauen nahm dabei sogar doppelt so stark zu. Ein solches Wachstum in einem der reichsten Bundesländer sollte Grund zur Beunruhigung sein. Damit spiegelt der Hilfebereich die zunehmende Armutsentwicklung in Deutschland wider. Wohnungslose Menschen bleiben im Windschatten des Konjunkturaufschwungs, so die Stellungnahme der Liga zu den Ergebnissen 2009. Besondere Besorgnis gilt aus Sicht der Liga dabei den seit 1984 flächendeckend ausgebauten ambulanten Leistungen der Fachberatungsstellen und Tagesstätten. Sie versorgen inzwischen bereits ca. 60 Prozent der Hilfesuchenden, sind aber bei den bevorstehenden Steuerausfällen nicht vor Kürzungen oder Streichungen geschützt. Sie müssen in der kommunalisierten Zuständigkeit dringend in landesweiten Vereinbarungen gesichert werden wie dies etwa in Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen geschieht. Am Stichtag wurde für Baden-Württemberg ein besorgniserregender neuer Höchststand von 1.265 jungen wohnungslosen Menschen unter 25 Jahren festgestellt. Zugleich wurde ein überproportionaler Anstieg um 181 Personen (+ 22 Prozent) im Vorjahresvergleich verzeichnet. Dabei handelt es sich um eine langfristige Entwicklung, der Anstieg der letzten zehn Jahre betrug 70 Prozent. Regional kommt es zu Spitzenwerten von bis zu 36 Prozent dieser Altersgruppe an der Gesamtzahl der Wohnungslosen. Gründe hierfür werden aus fachlicher Sicht in einem Rückzug der Jugendhilfe und in unzulänglichen Hilfen oder Härten im System von Hartz IV gesehen. Die jungen Menschen landen dann häufig in der Wohnungslosenhilfe, die für sie jedoch keine geeigneten Hilfen hat, die ihrem besonderen Bedarf – etwa erzieherische Unterstützung oder intensive Begleitung bei Schule, Ausbildung und Arbeit – entsprechen. Wichtige Ansätze wurden bereits erarbeitet, aber noch nicht umgesetzt. Auch im Landtagsantrag 14/4304 werden wirkungsvolle Maßnahmen bis hin zu einem Sonderprogramm des Landes in der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe benannt und warten auf eine Umsetzung. Aufs Neue im Fokus steht die Situation wohnungsloser Frauen in Baden-Württemberg. Im Jahr 2009 liegt die Zahl bei 2.267, sie ist damit erneut überproportional um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Auffallend ist der extrem hohe Anteil junger Frauen. Im Alterssegment von 21 bis 24 Jahren liegt der Anteil schon bei 30 Prozent und bei den unter 21-Jährigen beläuft sich der Frauenanteil sogar auf 38 Prozent. Zu berücksichtigen bleibt, dass nach wie vor, wie von ExpertInnen angenommen wird, nur ein sehr kleiner Teil von Frauen offen und sichtbar wohnungslos auf der Straße bzw. in Einrichtungen unseres Hilfesystems lebt. Der weitaus größere Anteil der wohnungslosen Frauen verbirgt seine Wohnungslosigkeit. Aus Scham verschleiern die Frauen ihre Not und versuchen sie aus eigener Kraft zu überwinden. Frauen müssen sich, um einen Platz zum Schlafen zu haben, in Situationen begeben, die von Gewalt, materieller und sexueller Abhängigkeit geprägt sind. So kommen wesentlich mehr Frauen (13,9 Prozent) im Vergleich zu Männern (9,3 Prozent) bei Bekannten und Angehörigen unter. Die Angebote für Frauen im Hilfesystem sind nach wie vor nicht ausreichend. Es fehlt sowohl an frauenspezifischen Wohnplätzen als auch an Beratungsstellen. Hierbei erwähnt die Liga ausdrücklich anerkennend, dass die Landesregierung in 2007 ein Sonderinvestitionsprogramm für wohnungslose Frauen umgesetzt hat. Die Hilfen für wohnungslose Frauen müssen nun von den Kommunen bedarfsgerecht ausgestattet werden. Ihr Hilfebedarf unterscheidet sich von dem der Männer; sie brauchen z.B. besonderen Schutz und besondere Unterstützung in der Verarbeitung von Gewalterfahrungen. Auch die starke Konjunktur zwischen 2005 und 2008 hat wohnungslose Menschen in ihrem Ausschluss vom Arbeitsmarkt nicht erreicht. Sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse im Zweiten Arbeitsmarkt sind durch Hartz IV sogar stark eingebrochen. Öffentlich geförderte Beschäftigung muss gerade diesen Personenkreis entsprechend ihrer Zielsetzung einbeziehen, eine Reintegration in die Gesellschaft ohne Arbeit und Beschäftigung funktioniert nicht. von Karl-Michael Mayer Personenzahl 10000 8000 Wohnungslose insgesamt 6000 Besorgniserregender 5000 Höchststand: 4000 Wohnungslose Frauen In Baden-Württemberg Bevölkerung in Baden-Württemberg in Zehntausenderschritten leben 9.906 Menschen 4000 88 Schwierigkeiten 2002 2003 2004 2005 Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg – 10-Jahres-Entwicklung 34 2006 2007 2008 2009 Anzahl Personen 80 3000 60 44 2000 1000 17 4173 1587 1568 1263 Fachberatungsstelle Tagesstätte Betreutes Wohnen Stationäre Einrichtung 40 35 29 0 2001 100 71 in besonderen sozialen 2000 0 Jahr 2000 Anzahl Dienste 15 595 376 344 Sonstige ambulante Stelle Aufnahmehaus Teilstationäre Einrichtung 20 0 Wohnungslose Personen in den unterschiedlichen Hilfearten in Baden-Württemberg 35 Zahlen & Fakten Karl-Michael Mayer, Dokumentationsbeauftragter der ERLACHER HÖHE, bereitete das Zahlenmaterial auf Statistik Liga-Stichtag 2009 in der Wohnungslosenhilfe der ERLACHER HÖHE 800 Frauen Männer Gesamt + 733 784 7% 626 - 1 % 620 500 +8 % 600 +8 % 700 An der Liga-Stichtagserhebung über fünf Jahre haben sich alle Abteilungen der ERLACHER HÖHE mit Teilbereichen in der Wohnungslosenhilfe beteiligt. 529 438 400 +1 % 486 - 4 % 467 + 5% 539 +5% 565 300 200 100 0 Jahr % +4 91 2005 + 27 + 9 % 153 140 2006 2007 2008 2009 Tendenz nach oben: Die Entwicklung in der Wohnungslosenhilfe der ERLACHER HÖHE zeigt deutliche Zuwächse Betreutes Wohnen 77 Personen Die verwendeten Daten stammen aus der Auswertung des Dokumentationssystems EHDS (ERLACHER HÖHE Dokumentationssystem) zur Liga-Stichtagserhebung Baden-Württemberg 2009. 1 250 Aufnahmehäuser/-heime 53 Personen 10 % Über die Entwicklung in der Wohnungslosenhilfe und das Geschlechterverhältnis informieren die nebenstehenden Diagramme. In den betreffenden Einrichtungen der ERLACHER HÖHE haben am Stichtag 2009 insgesamt 784 Personen Hilfen erhalten. % 219 +13 % 194 Sonstige Ambulante Stellen 4 Personen 4% 2007 n = 620 2008 n = 733 2009 n = 784 18-24 25-29 30-39 40-49 150 100 16 % Stationäre Hilfen 127 Personen Tagesstätten 195 Personen 25 % 2006 n = 626 200 Teilstationäre Hilfen 32 Personen 7% 2005 n = 529 Fachberatungsstellen 296 Personen 37 % 50 0 Alter in Jahren: bis 17 Insgesamt 784 Personen haben in den Einrichtungen der ERLACHER HÖHE Hilfen verschiedenster Art erhalten 50-59 ab 60 unbekannt Die Entwicklung der Altersstruktur in der Wohnunglosenhilfe der ERLACHER HÖHE von 2005 bis 2009 Statistische Zahlen der ERLACHER HÖHE für das Jahr 2009 Im Folgenden einige markante statistische Zahlen aus dem Jahr 2009. Basis dafür ist wiederum das ERLACHER HÖHE Dokumentationssystem (EHDS). Ausgewertet wurden die Daten für die Gesamteinrichtung in der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2009. In die statistischen Auswertungen sind – bis auf die BesucherInnen der Tagesstätten – alle Abteilungen samt Teileinrichtungen einbezogen. 2009 wurden in der ERLACHER HÖHE mit insgesamt 2.971 Personen 133 Menschen weniger 36 als im Vorjahr statistisch erfasst. 26 Prozent der erfassten Personen – zwei Prozentpunkte mehr als in 2008 – sind Frauen, 74 Prozent sind Männer. 764 Frauen 26 % 2207 Männer 74 % 2009 wurden mit dem ERLACHER HÖHE Dokumentationssystem insgesamt 2.971 Personen erfasst Der Altersdurchschnitt lag insgesamt bei 41,9 Jahren. Im Durchschnitt waren Frauen, die bei der ERLACHER HÖHE Hilfe suchten, 40,3 Jahre, Männer 42,3 Jahre alt. Wie in früheren Jahren liegt der Anteil der unter 25-jährigen Menschen im Hilfesystem der ERLACHER HÖHE knapp unter 19 Prozent. Die Dauer der Hilfe lag im Jahr 2009 bei durchschnittlich 5,3 Monaten, in der Bandbreite zwischen einem Tag und zwölf Monaten. 60,8 Prozent aller erfassten Hilfeprozesse innerhalb der Gesamteinrichtung wurden innerhalb von sechs Monaten wieder beendet; durchschnittlich waren diese Personen vor allem in den ambulanten Hilfeangeboten der ERLACHER HÖHE zwei Monate anhängig. 1000 Männer Frauen Gesamt 827 800 699 600 609 523 400 399 393 289 200 237 52 0 Alter in Jahren: bis 17 218 304 176 18-24 25-29 304 148 148 218 89 70 95 82 64 30-39 40-49 50-59 ab 60 Wie in früheren Jahren liegt der Anteil der unter 25-jährigen Menschen im Hilfesystem der ERLACHER HÖHE knapp unter 19 Prozent 37 Zahlen & Fakten Entwicklung Bernd Messinger, Verwaltungsleiter der ERLACHER HÖHE, stellt die Zahlen und Fakten zusammen Mittelherkunft und -verwendung 2009 Das wirtschaftliche Volumen der ERLACHER HÖHE im Jahr 2009, ablesbar in der Gewinn- und Verlustrechnung (G + V), hat sich gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig verändert und ist mit ca. 15 Mio. Euro trotz eines wirtschaftlich sehr schwierigen Jahres stabil geblieben. Dieser Umsatz resultiert aus dem laufenden Betrieb. Die Zusammensetzung von Kosten und Erträgen ist der Grafik zu entnehmen. Investitionen und Baumaßnahmen Kirchliche Mittel/Spenden Sonstiges 2,2 % 1,4 % Abschreibungen Instandhaltungen 3,2 % 6,8 % Sachkosten Erträge Arbeitsleistungen 27,6 % Mieterträge 1,2 % 11,7 % Mietaufwand 3,0 % Leistungsvergütung 39,6 % Zuschüsse (Kommunen, ARGE, ESF, Arbeitsagentur) 28 % Ertrag Personalkosten Regiepersonal 47,5 % Materialaufwand 9,5 % für Arbeitsleistungen Personalkosten Integrationsbeschäftigte 18,3 % Kosten Die im Jahr 2009 für den laufenden Betrieb getätigten Investitionen (Ausstattung, Maschinen etc.) betrugen rund 400.000 Euro. Das Volumen bei den Baumaßnahmen belief sich auf ca. 777.000 Euro. Die größten Maßnahmen waren dabei die Realisierung von zwei der drei auf den Weg gebrachten Wohnprojekte für wohnungslose Frauen. Das Projekt in Calw mit rund 145.000 Euro konnte zur Jahresmitte 2009 in Betrieb genommen werden. Das Projekt in Freudenstadt mit ca. 480.000 Euro wurde im April 2010 fertiggetellt. Aktuell sind folgende weitere Projekte in der Planung: ■ ■ ■ ■ ■ Neubau der Produktionshalle Erlacher Arbeitshilfen, Standort Erlach, Investitionsvolumen rund 1,0 Mio. Euro Neubau Biogasanlage/BHKW, Helle Platte, Standort Erlach, Investitionsvolumen ca. 900.000 Euro Betreuungs- und Wohnangebot für wohnungslose Frauen, Ambulante Hilfen Rems-Murr, Standort Backnang, Investitionsvolumen rund 635.000 Euro Sanierung Helle Platte, Sozialtherapeutische Hilfen, Standort Erlach, Investitionsvolumen ca. 1,6 Mio. Euro Sanierung Therapeutische Wohngemeinschaft (TWG) Murrhardt, Standort Murrhardt, Investitionsvolumen ca. 780.000 Euro Das Gesamtvolumen der im Jahr 2010 im Bau oder in Planung befindlichen Projekte beträgt ca. 6,0 Mio. Euro. Im Juni waren auch die Bauarbeiten für die neue Wohnanlage der Sozialen Heimstätte in Erlach mit rund 410.000 Euro abgeschlossen und die Gebäude bezugsfertig. Integrationsbeschäftigung ERLACHER HÖHE Die Entwicklung der Beschäftigung im Rahmen der Integrationsmaßnahmen kann der Tabelle und der grafischen Darstellung auf Seite 39 entnommen werden. Hier gibt es unterschiedliche Betrachtungsweisen. Unser Fokus lag wie bereits in den vergangenen Jahren auf der Entwicklung des Anteils sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse. Wir können feststellen, dass unsere diesbezüglichen vielfältigen Bemühungen in 2009 weiter fruchtbar waren. Dies zeigt sich an den seit 2005 38 stetig ansteigenden sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen. Die Quote dieser „Normalarbeitsverhältnisse“ konnte mit 44,3 Prozent (Vorjahr: 43,2 Prozent) noch einmal etwas verbessert werden. Die jahresdurchschnittliche Darstellung gibt den Beschäftigungsumfang nach so genannten VK (Vollkräfte-Werten) wieder. Auf folgende differenzierte Darstellung legen wir Wert: 1. Jahresdurchschnittsbeschäftigung nach VK-Werten: 293 VK-Stellen (Vorjahr: 284). Siehe dazu die Grafik auf Seite 39. 2. Beschäftigungsstand zum Stichtag 31.12.2009: 420 Integrationsbeschäftigte (IGB) (Vorjahr: 431). Davon sind 155 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 265 auf Basis von Prämien bzw. 1-Euro-Jobs (siehe dazu die Grafiken A, B und C auf Seite 40). 3. Integrationsbeschäftigte (IGB) absolut im Jahr 2009: 674 (Vorjahr: 627). Davon sind 174 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 500 auf Basis von Prämien bzw. 1-Euro-Jobs (siehe dazu die Grafiken A, B und C auf Seite 40). Jahresdurchschnitt Arbeitshilfen ERLACHER HÖHE gesamt Beschäftigung gesamt 2005 2006 2007 2008 2009 300 Vers.pfl. Beschäftigung* (VK) 86 89 84 123 130 250 Prämie / 1-Euro-Job 190 167 134 161 163 200 Beschäftigung gesamt 277 256 218 284 293 34,8 % 38,5 % 43,2 % 44,3 % Anteil Vers.pfl. Beschäftigung* 31,2 % Versicherungspflichtige Beschäftigte (VK) 150 100 *sozialversicherungspflichtig 50 Entwicklung der Integrationsbeschäftigung Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 39 Zahlen & Fakten Entwicklung Personalentwicklung ERLACHER HÖHE VK Stichtag Absolut 300 Mit im Jahr 2009 weiter anwachsenden Aufgaben, wurde auch die Personalausstattung im erforderlichen Umfang angepasst. Dieser Aufgabenzuwachs führte zu einem erneuten Ansteigen der Mitarbeiterschaft. So waren im Jahresdurchschnitt 163 Vollkräfte (Vorjahr: 146 VK) beschäftigt, somit eine Erhöhung um ca. 11 Prozent. Zum Stichtag 31. Dezember 2009 waren mit 102 Männern und 138 Frauen insgesamt 240 Regiemitarbeitende (Vorjahr: 198) beschäftigt. Das sind 21 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten ist mit 95 Personen bzw. rund 40 Prozent weiterhin sehr hoch. Davon sind 25 Männer und 70 Frauen. Die Anforderungen bezüglich der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen (15 Mitarbeitende) sind bei weitem erfüllt. Mit zwölf Auszubildenden im Regiebereich erzielten wir eine Ausbildungsquote von 7,3 Prozent. Insgesamt waren im Jahr 2009 274 verschiedene Personen (Vorjahr: 240) im Bereich der Regieaufgaben tätig, was einen weiteren Anstieg von rund 14 Prozent bedeutet. Diese Angaben beinhalten auch Auszubildende, Praktikanten und Zivildienstleistende. Bei der Berechnung der VK-Angaben sind diese deputatsanteilig berücksichtigt. Neben der hohen Teilzeitbeschäftigungsquote ist dies die Ursache für den beachtlichen Unterschied zwischen absolut beschäftigten MitarbeiterInnen (274) und der so genannten „VK-Berechnung“ (163). Personalentwicklung, Regiepersonal gesamt 2005 2006 2007 2008 2009 104 110 126 146 163 Zum Stichtag 31.12. (Anzahl) 144 161 166 198 240 Im Jahr absolut 187 185 240 274 Jahresdurchschnitt (VK) 170 (VK: Vollkräfte) 250 200 150 100 Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 Beschäftigungsentwicklung ERLACHER HÖHE A B C Jahresdurchschnitt (VK) Regiepersonal IGB*, sozialversicherungspflichtig Versicherungspflichtige gesamt IGB*, Prämie, 1-Euro-Jobs usw. Beschäftigte gesamt Zum Stichtag 31.12. (Anzahl) Regiepersonal IGB*, sozialversicherungspflichtig Versicherungspflichtige gesamt IGB*, Prämie, 1-Euro-Jobs usw. Beschäftigte gesamt 2005 2006 2007 2008 2009 104 86 190 190 381 110 89 199 167 366 126 84 210 134 344 146 123 269 161 430 144 99 243 223 466 Beschäftigte im Jahr (absolut) Regiepersonal 170 IGB*, sozialversicherungspflichtig 210 Versicherungspflichtige gesamt 380 IGB*, Prämie, 1-Euro-Jobs usw. 346 Beschäftigte gesamt 726 161 103 264 204 468 187 195 382 401 783 166 127 293 204 497 185 185 370 341 711 198 165 363 266 629 240 190 430 436 866 163 130 293 163 456 240 155 395 265 660 274 174 448 500 948 VK Stichtag Absolut Beschäftigte gesamt 1.000 800 600 Die Grafik und die Tabelle zur Beschäftigungsentwicklung (links) zeigen auf, wie viele Beschäftigte insgesamt bei der ERLACHER HÖHE tätig sind. Diese Darstellung beinhaltet Regiemitarbeitende und Integrationsbeschäftigte. 400 200 0 Bemerkenswert ist: Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 1. … dass wie bereits in den Vorjahren der jahresdurchschnittliche Beschäftigungsumfang (VK-Wert) von 430 auf 456 kontinuierlich gestiegen ist (+ ca. 6 Prozent). Versicherungspflichtige gesamt 500 400 300 200 100 0 Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 Regiepersonal 300 250 200 150 100 50 0 4. … dass auch der Umfang sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Jahresdurchschnitt um 9 Prozent gesteigert werden konnte. Gegenüber 269 Vollkräften im Vorjahr lag der Jahresdurchschnitt 2009 bei 293 Vollkräften. Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2. … dass zum Stichtag 31. 12. 2009 bei der ERLACHER HÖHE 660 Personen beschäftigt waren. Im Vorjahr waren dies noch 629 Personen. Das ist ein Zuwachs um ca. 5 Prozent. 3. … dass die Zahl der Beschäftigungen bei der ERLACHER HÖHE im gesamten Jahr 2009 um 9 Prozent zulegte: von 866 im Vorjahr auf 948 Personen. Diese umfangreichen Angaben zur Personalund Beschäftigungsentwicklung wirken evtl. etwas nüchtern. Dahinter stehen aber ganz konkrete und vielfältigste Leistungen der Mitarbeiterschaft. Sei es in der Beratung, Betreuung, Pflege, in den Arbeitshilfen oder der Verwaltung. Hier sind wir auf Grund schwierig werdender und sich laufend ändernder externer Rahmenbedingungen gezwungen, stets sehr dynamisch zeitnah und effizient zu handeln. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei neben der quantitativen Bewältigung der anstehenden Aufgaben auf der Sicherung der Qualität unserer Arbeit. Aus diesem Grund haben wir ein umfassendes Qualitätsmanagement auf den Weg gebracht. An diesem Prozess beteiligen sich unsere Mitarbeitenden vorbildhaft. Wir sind daher zuversichtlich, dass wir deshalb auch den weiter wachsenden Anforderungen an unsere Arbeit in den nächsten Jahren gewachsen sein werden. Wir wollen auch weiterhin zur Zufriedenheit unserer „Kunden“ arbeiten. Mein besonderer Dank gilt allen Abteilungsleitenden und deren Teams, meinen MitarbeiterInnen in der Zentralen Verwaltung sowie allen unseren Freunden und Partnern, die unsere Arbeit auf vielfältigste Weise unterstützen. Bernd Messinger Verwaltungsleiter, stellvertretende Gesamtleitung *Integrationsbeschäftigte 40 41 i Ab diesem Sommer können Sie die ERLACHER HÖHE auch durch eine Online-Spende unterstützen. Über den Button auf unserer Startseite gelangen Sie zum Spendenformular Ja, ich möchte jetzt spenden! > Online-Spendenformular Das Online-Spenden-Programm ist leicht zu bedienen und durch die spezielle Verschlüsselung vor unberechtigten Zugriffen geschützt Vielen Dank für Ihre Hilfe! Auch 2009 konnten wir vielen direkt und unbürokratisch helfen, weil uns Menschen mit Spenden, ehrenamtlichem Engagement oder gutem Rat unterstützen und unsere diakonische Arbeit mit tragen. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit erhielten wir im letzten Jahr insgesamt rund 158.000 Euro an Spendengeldern. Dies war uns eine große Hilfe, denn im Krisenjahr 2009 wandten sich häufig Menschen an uns, die finanziell nicht mehr über die Runden kommen. Damit wir im Einzelfall mit einem Zuschuss oder einem kleinen Darlehen die ärgste Not lindern können, sind wir auf Spenden angewiesen. Unser Dank gilt insbesondere auch der Unterstützung, Anteilnahme und Hilfe, die Bewohner und Mitarbeitende nach dem tragischen Brandunglück in unserem Aufnahmeheim in Calw von vielen Seiten erfuhren – von Privatleuten, Stadt, Landkreis, kirchlichen Einrichtungen, Vereinen. In der Nacht vom 19. August 2009 setzte ein Bewohner das Gebäude Burgsteige 3 in suizidaler Absicht in Brand. Trotz des schnellen 42 i Einsatzes der Feuerwehr kamen dadurch vier Menschen ums Leben, zwei wurden schwer verletzt. Dank behördlicher Hilfe konnten für die überlebenden Bewohner, die Arbeitsprojekte, die Hauswirtschaft sowie die Mitarbeitenden der Abteilung zeitnah Ausweichsräume gefunden werden. Auch der materielle Schaden von rund einer Million Euro wird größtenteils von Versicherungen getragen. Mit der belastenden Tatsache, dass vier Menschen in unseren Räumen den Tod fanden, müssen wir leben. Doch gilt es nun, in Calw alle Angebote wieder auf- und weiter auszubauen. Die rund 9.000 Euro Spenden, die wir für den Wiederaufbau erhalten haben, werden u. a. in die Neuausstattung der Räumlichkeiten fließen. Jetzt auch Online-Spenden möglich Im Jahr 2010 geht die ERLACHER HÖHE im Bereich Spenden neue Wege: Ab der Jahresmitte können Sie bei uns auf der Homepage www.erlacher-hoehe.de auch direkt spenden. Dafür haben wir ein einfach zu bedienendes Spendenprogramm in unseren Internet-Auftritt integriert. Über einen kleinen Button auf der Startseite oder den Menüpunkt „Spenden“ auf der Navigationsleiste gelangen Sie direkt auf das Formular „Online-Spenden“, in das Sie die für eine Banklastschrift nötigen Angaben eintragen können. Dabei gewährleistet eine spezielle Verschlüsselung die sichere Übertragung der Daten. Selbstverständlich garantiert die ERLACHER HÖHE den sorgsamen Datenschutz. Lust auf ehrenamtliches Engagement? Große Unterstützung und Bestärkung in unserer Arbeit für Menschen in sozialen Notlagen erfahren wir auch durch unsere ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Sie leisten konkrete Hilfe in vielen Bereichen unseres Aufgabengebietes: in der Essensausgabe einer Tagesstätte, bei Begleitfahrten zum Arzt, in unseren Sozialkaufhäusern, bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten mit unseren BewohnerInnen … Wollen Sie uns tatkräftig unterstützen? Wenden Sie sich direkt an die Abteilungsleitenden oder an das Referat Öffentlichkeitsarbeit! ERLACHER HÖHE Ansprechpartner/in Telefon Anschrift E-Mail-Adresse Vorstand Wolfgang Sartorius 71577 Großerlach Telefon: 0 71 93/57-100 [email protected] Stellvertretende Gesamtleitung Bernd Messinger 71577 Großerlach Telefon: 0 71 93/57-102 [email protected] Anton Heiser Friedrichstr. 12 + 14 71522 Backnang Telefon: 0 71 91/64 527 [email protected] Annette Wolf Talstr. 1 71570 Oppenweiler Telefon: 0 71 91/90 70-10 [email protected] Andreas Reichstein Marktplatz 16 75365 Calw Telefon: 0 70 51/93 199-12 [email protected] Kontakt ERLACHER HÖHE 71577 Großerlach [email protected] www.erlacher-hoehe.de Telefon: 0 71 93/57-0 Fax: 0 71 93/57-123 Abteilungen Ambulante Hilfen Rems-Murr Erlacher Arbeitshilfen ERLACHER HÖHE Calw-Nagold Eingliederungshilfe „Haus an der Rems“ ERLACHER HÖHE Freudenstadt ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken Soziale Heimstätte Erlach Sozialtherapeutische Hilfen Zentrale Verwaltung Volker Eisele Telefon: 0 71 51/99 471-11 Endersbacher Str. 60/62 [email protected] 71334 Waiblingen-Beinstein Wolfgang Günther Rappenstr. 16 72250 Freudenstadt Telefon: 0 74 41/86 01 13 [email protected] Karl-Michael Mayer Hindenburgstr. 2 74653 Künzelsau Telefon: 0 79 40/69 69 [email protected] Silvia Steeb 71577 Großerlach Telefon: 0 71 93/51-140 [email protected] Karl-Ernst Kühner Erlach 23 71577 Großerlach Telefon: 0 71 93/57-122 [email protected] Bernd Messinger 71577 Großerlach Telefon: 0 71 93/57-102 [email protected] Andrea Hohlweck 71577 Großerlach Telefon: 0 71 93/57-117 [email protected] Unser Spendenkonto: ERLACHER HÖHE, Kreissparkasse Waiblingen, Konto-Nr. 700 104, BLZ 602 500 10 Referate Referat für Öffentlichkeitsarbeit 43 Dieser Jahresbericht wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung von ERLACHER HÖHE 71577 Großerlach [email protected] www.erlacher-hoehe.de Telefon: 0 71 93/57-0 Fax: 0 71 93/57-123