Menschen mittendrin

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Menschen mittendrin
Hand in Hand
Menschen mittendrin
JAHRESBERICHT 2010
Vorwort
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Bad Mergentheim
Standorte der ERLACHER HÖHE
Künzelsau
Schwäbisch Hall
Crailsheim
Großerlach
Murrhardt
Backnang
Oppenweiler
Stuttgart
Calw
Schorndorf
Waiblingen
Nagold
Altensteig
Wolfgang Sartorius (re.), Vorstand der ERLACHER
HÖHE, im Gespräch mit einem Bewohner
der Sozialen Heimstätte Erlach
Horb
Freudenstadt
Inhalt
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Vorwort
Vorwort von Wolfgang Sartorius
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Hand in Hand: Interviews und Erzählungen aus der Praxis
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25 Jahre Sozialtherapie: Vom Förderkurs zur heutigen Sozialtherapie
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Die Mitarbeitervertretung: Kompetent und engagiert
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Nachgefragt bei Auszubildenden
Nachgefragt bei Abteilungsleitenden
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Fortbildung: Am Puls der Zeit bleiben
Fortbildung: Persönliche Fragen sind ebenso wichtig
(Interview mit Volker Stücklen)
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Aktuelle Projekte: Schritt für Schritt
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Zahlen & Fakten: Statistik
Zahlen & Fakten: Entwicklung
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Vielen Dank für Ihre Hilfe!
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Kontakt
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Impressum
Herausgeber:
ERLACHER HÖHE
71577 Großerlach
www.erlacher-hoehe.de
Vorstand: Wolfgang Sartorius
Juni 2010
Gestaltung, Satz, Layout:
agentur-exakt.de, Rastatt
Fotos: Andrea Hohlweck, Privat
Redaktion: Andrea Hohlweck
Druck: Grafische Werkstätte
der BruderhausDiakonie, Reutlingen
Gedruckt auf PEFC zertifiziertem,
holzfreiem, ungestrichenem Papier
Im Mittelpunkt: der Mensch. So steht
es in unserem Leitbild. Deshalb stellen
wir diesen Jahresbericht ganz bewusst
unter die Überschrift: „Hand in Hand“
und rücken damit zum einen bewusst
diejenigen in den Mittelpunkt, die als
Mitarbeitende der ERLACHER HÖHE Tag
für Tag mit Herz und Hand, mit Sachverstand und Herzblut, vorausschauend und
zupackend, diakonische Arbeit gestalten. Gleichermaßen kommen in diesem
Jahresbericht Menschen zu Wort, die
aufgrund ihrer Lebenslage derzeit auf
Hilfe angewiesen sind. Beide Welten
darzustellen, ist uns sehr wichtig.
In der ERLACHER HÖHE stehen die Menschen im
Mittelpunkt. Es geht um Fragen der materiellen
und sozialen Existenz, um Gestaltungswillen
und -möglichkeiten, um Wünsche, Ideen,
Lebensträume und Lebensräume. Unsere Mitarbeitenden prägen nicht nur die diakonische Arbeit bei der ERLACHER HÖHE – jede und jeder
gestaltet ein gutes Stück unseres gesellschaftlichen Miteinanders, unseres Zusammenlebens
im sozialen Rechtsstaat überhaupt, mit. Aus
Platzgründen können hier jedoch exemplarisch nur einige von unseren heute rund 240
Regiemitarbeitenden vorgestellt werden. Was
erleben und erfahren sie? Wie nehmen sie ihre
diakonischen Arbeitsfelder wahr, was macht
ihre Arbeit wertvoll oder schwierig. Gleichermaßen erfahren Sie etwas über Menschen, für die
und mit denen wir arbeiten. Wie kommen sie zu
uns, was bedeutet die ERLACHER HÖHE für sie?
Wir leben in Zeiten, in denen sich unser Land
derzeit sozialpolitisch und damit strukturell verändert. „Agenda 2010“ lautete die Überschrift,
unter der Altbundeskanzler Schröder im Jahr
2003 die umfassendsten Sozialreformen der
Nachkriegszeit auf den Weg brachte. „Hartz IV“
wurde zum Symbol für tiefgreifenden sozialen
Wandel, für die Leistung der Grundsicherung
im Falle der Arbeitslosigkeit – und für manche
zum Schimpfwort, weil sie damit unzulängliche
Versorgung und eingeschränkte Lebenschancen
in Verbindung bringen. Besonders der Skandal
der Kinderarmut wird wohl auf Dauer mit der
Agenda 2010 verbunden bleiben. Denn auch
alle nachfolgenden Regierungen haben „HartzIV-Kinder“ systematisch benachteiligt. Zuletzt
im Januar 2010, als die Kindergelderhöhung
wieder an ihnen vorbeiging. Entsprechend
haben wir bei der ERLACHER HÖHE die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das die
Unrechtmäßigkeit der Regelsätze insbesondere
für Kinder feststellte, begrüßt. Zugleich fragen
wir uns: Aus welchem Grund wurde solange
gewartet, bis das oberste Gericht der Bundesregierung nun einen deutlichen Handlungsauftrag
erteilte? Denn es wurde aus der Diakonie und
der gesamten Fachwelt seit 2003 fast schon stereotyp darauf hingewiesen, dass die Regelsätze
für ein Leben in Würde nicht ausreichend sind!
Gleichgültig welche Namen die jeweils gerade
Regierungsverantwortlichen ihren Programmen
und Vorhaben geben: Am Ende muss es immer
um Menschen gehen, die in ihrer Gesamtheit
unsere Gesellschaft bilden. Um Gottes und der
Menschen Willen.
Vielleicht lassen Sie sich durch die Lektüre
inspirieren, beruflich oder ehrenamtlich bei der
ERLACHER HÖHE oder in einer anderen diakonischen Einrichtung mitzuarbeiten, sich damit
aktiv einzubringen und einzumischen?
Herzlichst,
Wolfgang Sartorius
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Hand in Hand
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Soziale Heimstätte Erlach
Die vollstationäre Soziale Heimstätte Erlach ist die älteste und größte Einrichtung der Wohnungslosenhilfe im Hilfesystem der ERLACHER HÖHE.
Wohnungslose Menschen oder Personen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten erhalten hier individuelle Hilfe und Betreuung. Dafür stehen
85 Einzelzimmer zur Verfügung. Angeschlossen ist auch ein Pflegeheim mit heute 30 Plätzen. Die Bewohner der Sozialen Heimstätte haben die
Möglichkeit, Arbeit und Beschäftigung in den Erlacher Arbeitshilfen aufzunehmen.
Ein Berufsleben
im Dienste der
Wohnungslosen
Heinrich Bilger (62 Jahre) widmete sich
über Jahrzehnte wohnungslosen Menschen. Von 1982 an war er Heimleiter
in Großerlach und betreut heute, im
nun fünften Jahr seiner Altersteilzeit,
Klienten der Sozialen Heimstätte Erlach.
„Beim Kontakt mit Menschen im Zivildienst in
einem Alten- und Pflegeheim wurde mir klar,
dass ich meine berufliche Zukunft nicht mehr in
meinem bisherigen Beruf als KFZ-Mechaniker
sehen werde, sondern in einer Tätigkeit mit
Menschen, die Hilfe benötigen.
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haftenhilfe“, in der in vielen Einrichtungen
Therapien entwickelt wurden, um wohnungslose
Menschen für das Leben außerhalb stationärer
Einrichtungen zu befähigen. So herrschte
damals Ende der 1980er-Jahre auch ein reger
Austausch zwischen der ERLACHER HÖHE und
den Herzogsägmühler Heimen.
So begann ich nach meinem Zivildienst mit
der Ausbildung zum Diakon auf der Karlshöhe
Ludwigsburg, auch bekannt als Evangelische
Hochschule. Als Sozialdiakon arbeitete ich dann
gemeinsam mit meiner Frau in einem Kinderheim. Nach einigen Jahren in der Jugend- und
Heimerziehung wurde mir eine Stelle in den
Herzogsägmühler Heimen in der „Nichtsesshaftenhilfe“ (heute Wohnungslosenhilfe)
angeboten. Das liegt zwischen dem Ammersee
und Füssen.
Damals gab es harte Auseinandersetzungen bis
zu Verwerfungen zwischen den Vertretern der
„therapeutischen Linie“, die die Vermeidung
der Nichtsesshaftigkeit in der Behandlung der
persönlichen Defizite sahen und den Vertretern
der „Rechtsverwirklichung“. Sie sahen in der
Nichtsesshaftigkeit ein „Problem struktureller
Armut“, das nur durch die zur Verfügungstellung von Wohnungen beseitigt werden kann.
Leider führten diese Kontroversen auch dazu,
dass die ERLACHER HÖHE ihre baulichen Vorhaben nur zu einem kleinen Teil realisieren konnte. Im Nachhinein kann ich sagen, dass sich die
theoretischen Auseinandersetzungen zum Wohl
unserer Hilfeempfänger gelohnt haben und die
im Hilfesystem befindlichen Menschen heute
individuellere Hilfe bekommen können.
Dies war der Beginn meiner Tätigkeit mit
Menschen „mit besonderen sozialen Schwierigkeiten“. Es war die Zeit in der „Nichtsess-
In dieser spannenden Zeit machte ich meine
„ersten Versuche“ mit wohnungslosen Menschen
in stationären Einrichtungen. Diese Zeit und
die Mitarbeit in verschiedenen Arbeitskreisen
waren wichtige Grundlagen für meine Arbeit
mit „Wohnungslosen“ und für meine spätere
Tätigkeit in der ERLACHER HÖHE.
1982 fing ich dann als Heimleiter und Leiter
der Aufnahmeabteilung in der Haupteinrichtung der ERLACHER HÖHE in Großerlach an
und bezog mit meiner Familie die damalige
Heimleiterwohnung in Erlach. Die folgenden
Jahre waren gekennzeichnet von vielen konzeptionellen Überlegungen und strukturellen
Veränderungen, die immer wieder auch Auswirkungen auf meine Tätigkeiten als Heimleiter
hatten und zu der Abteilung Soziale Heimstätte
Erlach führten. Als Heimleiter der „Sozialen
Heimstätte Erlach“ war es mir wichtig, unseren
Bewohnern ein weitgehend selbstbestimmtes
und zufriedenes Leben zu ermöglichen. So entschieden wir uns bewusst, auch hilfesuchenden
Menschen, die auf der Straße gelebt und viele
Enttäuschungen durchlitten hatten, Heimat und
Geborgenheit zu geben.
Dankbar bin ich heute, dass wir nach einer
sehr langen Planung vor einigen Jahren unser
Pflegeheim realisieren konnten, so dass wir
heute über ein umfassendes Hilfenangebot
verfügen können.“
Warmherzig, kompetent
und ein Leben lang engagiert: Heinrich Bilger
30 Jahre in Erlach: Klaus Reinhold ist heute Ruheständler und lebt in der Sozialen Heimstätte Erlach
Zufrieden mit seiner „Bleibe“
Klaus Reinhold lebt seit 30 Jahren in
der Sozialen Heimstätte Erlach.
Er ist viel rumgekommen – sowohl im Beruf als
auch auf der Straße. 1945 kam Klaus Reinhold
als zehnjähriger Knirps mit seiner Mutter nach
Niedersachsen – irgendwo aufs „platte Land“
zwischen Hamburg und Bremen. Hinter ihm lag
die sechswöchige Flucht über die zugefrorene
Ostsee und der Abschied von seiner damals
ostpreußischen Heimatstadt Königsberg, dem
heutigen Kaliningrad in Russland. Später, mit
dem Volksschulabschluss in der Tasche, war sein
Berufswunsch Maurer.
Doch nach der Maurervorschule war eine Lehre
nicht in Sicht. „Das Arbeitsamt sagte zu mir:
Sie gehen so lange als Erntehelfer bis wir uns
bei Ihnen wegen eines Ausbildungsplatzes
melden“, erinnert sich der heute 75-Jährige.
Doch gemeldet hätten sie sich nie und einen
20-jährigen Stift wolle ja auch kein Meister. Der
sei zu aufmüpfig. Reinhold nahm sein Leben
selbst in die Hand und ging dahin, wo Arbeit
war: ins Ruhrgebiet. „Ich habe anderthalb
Jahre in Bochum-Langendreer in 800 Meter
Tiefe gearbeitet“, erzählt er stolz. Und unter
den Kumpeln war es üblich, gemeinsam richtig
viel zu trinken. Das war ungeschriebenes
Gesetz, wollte man dazu gehören. „So kam ich
zum Alkohol.“ Bis er 39 Jahre alt war, konnte
er als ungelernter Arbeiter immer wieder in der
Landwirtschaft oder im Garten- und Landschaftsbau arbeiten – auch wenn er zwischenzeitlich mal wohnungslos war. „Damals konnte
man immer nur ein halbes Jahr in einem
Resoheim unterkommen, dann musste man
weiter ziehen. Aber im Milieu spricht es sich
rum, wo man unterkommen kann.“ So war er
später auch in den Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld oder wie sein heutiger Betreuer
Heinrich Bilger in der Herzogsägmühle.
Hier hat man eben
auch eine gute ärztliche Versorgung
1980 kam Klaus Reinhold dann nach Erlach
– und blieb. Gearbeitet habe er die ganze
Zeit. Von morgens 7.30 Uhr bis abends 17 Uhr
war er zunächst zehn Jahre in der „Kistenbude“ – der Palettenwerkstatt der Erlacher
Arbeitshilfen – tätig, dann in der so genannten
Werkhalle. Mit 62 Jahren war damit Schluss,
schließlich ist er nicht gesund. „Wissen Sie, wäre
ich nicht krank geworden mit 55 Jahren, dann
wäre ich bestimmt nicht mehr hier. Dann hätte
es mich weitergezogen. Ganz sicher.“ Aber hier
habe er eben auch eine gute ärztliche Versorgung und die Gesundheit gehe schließlich vor.
„Deshalb habe ich seit meinem 55. Lebensjahr
keinen Alkohol mehr angerührt. Das wäre viel
zu gefährlich für mich.“
30 Jahre in Erlach. Fühlt man sich dann zuhause, ist das Heimat? „Nein“, sagt er entschlossen,
„Ein Zuhause ist das nicht, das kann man nicht
vergleichen. Es ist eine Bleibe.“ Aber dennoch
sei er zufrieden. Reich werden könne heutzutage ohnehin niemand mehr, es sei denn, dass er
so zur Welt gekommen sei oder krumme Dinger
drehe. Klaus Reinhold freut sich, dass er sich
einen eigenen Fernseher leisten kann. Und er
liest gerne, Romane. Aber keine Liebesschnulzen, die nichts mit dem wahren Leben zu tun
haben. „Schicksalsromane aus dem 1. oder 2.
Weltkrieg, nicht dieses neumodische, oberflächliche Zeug“, sagt er bestimmt. Das passt zu
ihm. Er ist ein Realist, der klare Worte liebt und
spricht, der immer den eigenen Weg gegangen
ist. Und er weiß, was er will – und was nicht.
Zum Beispiel will er keine langen Interviews.
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Hand in Hand
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ERLACHER HÖHE Calw-Nagold
Fachberatungsstelle, Aufnahmeheim, Tagesstätte und Betreutes Wohnen sind
Angebotsbausteine der ERLACHER HÖHE Calw-Nagold in der Wohnungslosenhilfe. Beschäftigung und geförderte Arbeitsplätze gibt es im Möbelladen, den
Diensten rund ums Haus, dem Catering-Service, der Wäscherei oder in der
Möbelwerkstatt. Daneben bietet die ERLACHER HÖHE Calw-Nagold verschiedene
Projekte zur Förderung arbeitsloser Jugendlicher an, sogar in Kooperation mit
ausländischen Partnern.
In der Calwer Holzwerkstatt ein prima Team:
Hermann Fornefeld (li.) und Stefan Müller
Mit Herz, Verstand und hanseatischem Charme:
Hermann Fornefeld
Ganzheitlich
oder gar n icht
Hermann Fornefeld ist Arbeitsanleiter in
der Holz- und Möbelwerkstatt der
ERLACHER HÖHE Calw-Nagold.
Warmherzig, motivierend, mal humorvoll, mal
streng, aber immer mit Geduld und Langmut
– Hermann Fornefeld hat den Dreh raus mit
seinen „Jungs“ in den Werkstätten im Krappen
und im Möbelladen in der Bahnhofsstraße.
Der gebürtige Niedersachse, der südlich von
Hamburg in seinem Heimatort eine Lehre als
Holzbildhauer absolvierte, spricht ihre Sprache.
Auch wenn nicht im eigentlichen Sinne, denn
seinen hanseatischen Spracheinschlag hat er
nicht abgelegt. Aber das passt, er ist authentisch. Mit 35 Jahren hatte er bei der Liebenzeller Mission seine heutige Frau kennengelernt
und ist ihr in den Schwarzwald gefolgt. Anfangs
ging alles leicht, er fand gleich eine Anstellung
als Bildhauer. Als ihm aus betrieblichen Gründen
gekündigt wurde, folgte für Hermann Fornefeld
eine Zeit der Auf und Abs: „Mal musste ich
stempeln, dann hatte ich wieder eine Anstellung, zuletzt in einer Schreinerei, dann wieder
arbeitslos. Wer zuletzt kommt, geht zuerst.“
Mutlos war er aber nie, immer hatte er seine
Kunst, seinen Glauben: „Ich bin Bildhauer aus
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Berufung, arbeite naturalistisch und abstrakt.
Immer ist es aber die Vielfalt der menschlichen
Facetten, die mich interessiert und die ich in
Skulpturen und Reliefs umsetze. Besonders
sakrale Themen wie die Auferstehung.“ Seine
Werke waren schon in vielen Ausstellungen
zu sehen. Auch heute kann er dank seiner
80-Prozent-Tätigkeit dieser Berufung nachgehen: Jeden Freitag arbeitet er an seinen Skulpturen, das ist für ihn ein wichtiger Ausgleich.
Und wie kam er zur ERLACHER HÖHE? 2007
schaltete die ERLACHER HÖHE in Calw ein
Stellenangebot. „Das war ‚meine‘ Stelle:
Möbelrestauration, Umgang mit Menschen,
Berufserfahrung.“ Seither ist er Arbeitsanleiter
in Calw. „Und eigentlich viel mehr, denn ich
kenne Kummer und Sorgen von fast jedem hier.
So bin ich oftmals Teamcoach, schlichte Streit
und sorge dafür, dass die Leute lernen, vernünftig miteinander umzugehen. Entweder ich
arbeite möglichst ganzheitlich oder gar nicht.
Wenn ich den Menschen nur als Arbeitskraft
sehe, dann ist die Maßnahme hier witzlos.“
Die Arbeit in der ERLACHER HÖHE gebe ihm
unheimlich viel. Er könne Menschen motivieren,
ihre Talente zu entdecken, sie fordern. Sein
Grundrezept: eine entspannte Atmosphäre.
„Ich nehme meine Leute ernst, lasse nicht den
Macker raushängen. Und ich erzähle auch mal
was von mir – und ich kann über mich selbst
lachen. Denn auch ich mache Fehler. Nur wenn
die Atmosphäre stimmt, dann ist Vermittlung
und Förderung möglich“, da ist er sich sicher.
Zwar sei es harte Arbeit, einen klaren Kurs
vorzugeben und Überzeugungsarbeit zu leisten,
aber es lohne sich: „Ich bin hier noch keinen
Tag ungern hingegangen!“
Seine zum Teil „echt harten Jungs“ honorieren
seinen Einsatz mit Einladungen zu privaten
Grillfesten, Geburtstagsgeschenken und mal mit
einem Pfeifentabak zwischendurch. „Da freue
ich mich riesig drüber, denn ich weiß doch, dass
die selbst kaum was haben!“ So wie seine Leute, ist auch er mit seinen Aufgaben gewachsen:
„Früher habe ich Aufträge alleine durchgezogen. Heute leite ich Menschen an, muss den
Möbelladen koordinieren mit dem Verkauf,
der Preisgestaltung und Abrechnung. Ich muss
meine Leute kennen: Wer kann was, wer reagiert wie? Auch wenn es um externe Aufträge
wie Möbelabholungen geht. Das Image ist
schnell dahin, wenn man Mist baut. Hätten Sie
Stefan Müller arbeitete sich
wieder hoch und hat heute ein klares Ziel
Hart an sich gearbeitet
mich früher gefragt, ob ich das kann, hätte ich
‚Nein‘ gesagt.“ Was motiviert ihn? „Die kleinen
Erfolge sind mein Salz in der Suppe. Wenn
jemand, der ansonsten oft blau war, mal für
sechs Wochen pünktlich bei der Arbeit ist – und
trocken. Das ist für uns ein schöner Erfolg! “
Wichtig ist ihm, seinen „Jungs“ mitzugeben,
dass sie ihre Freizeit sinnvoll gestalten. „Ich
sage immer: Wenn ihr aufhört zu saufen, dann
müsst ihr euch einen Ausgleich schaffen. Das
Vakuum muss gefüllt werden: Sucht euch ein
Hobby und gute Freunde!“
Extrem herausfordernd sei die Arbeit mit
den langzeitarbeitslosen 18- bis 25-Jährigen,
die über das Programm BOSAQ Calw-Nagold
(Berufliche Orientierung, Soziale Arbeit, Qualifikation) zu ihm kommen. Die hätten wenig
Ressourcen oder Kompetenzen. „Wenn die es
aber schaffen, mal sechs Stunden durchzuhalten und sich tatsächlich mal an ein Werkstück
wagen und das fertigkriegen, dann sind die
danach innerlich ein Stück größer – das ist das,
was man erreichen will!“
ging irgendwie nicht
Arbeitsprojekt. Es war ein langer Weg, bis er da
ankam, wo er heute ist. „Da bin ich schon stolz
drauf“, so Stefan Müller. Das kann er auch:
Jetzt arbeitet er als „16e-Kraft“ in der Möbelwerkstatt, übernimmt dort Verantwortung, leitet
die anderen an – oft in Stellvertretung von
Hermann Fornefeld, der sich auf sein fachliches
Können und seine Koordination verlässt. Für
den Vertrag nach § 16e SGB II musste er hart
an sich arbeiten, sich motivieren und stabilisieren. Heute hat er wieder eine eigene Wohnung,
sogar mit einem Zimmer für seine Tochter. Und
er kämpft dafür, dass die nun 13-Jährige auch
mal am Wochenende zu ihrem Papa darf. Selbst
sein Vater kommt ab und an zu Besuch. „Hier
bleibe ich nicht, das ist klar. Ich will wieder
normal schaffen. Und vielleicht gehe ich ja auch
wieder auf die Alb.“
Dann hat er „alles hingeschmissen“, als auch
noch die Freundin Druck machte und ein
gemeinsames Kind kam. Das war einfach zu
viel. Und er ist abgehauen. Nach Calw, auf die
Straße und zum Alkohol. Und so gelangte er
dann auch zur ERLACHER HÖHE Calw-Nagold:
zunächst ins Aufnahmeheim und dann ins Calwer
Pläne sind da, Ziele und Träume. Die Auszeit
auf der Straße war für ihn nie eine echte
Perspektive, sondern nur eine Zwischenstation,
um wieder zu sich zu kommen. Sein Fazit: „Ich
bin hier in meiner Zeit bei der ERLACHER HÖHE
stark nach vorne gekommen. Und wenn´s mal
Probleme gab, dann hab ich die mit Herrn
Fornefeld besprochen. Von Mann zu Mann.“
Stefan Müller kam „von der Straße“ in
die Möbelwerkstatt der ERLACHER HÖHE
Calw-Nagold.
Stefan Müller (34 Jahre) ist aus Münsingen
auf der Alb. Der gelernte Schreiner „schaffte“
nach der Lehre vier Jahre in einem Betrieb in
Hayingen. Dann kam die Bundeswehr. Probleme
daheim gab´s immer schon. Als Ältester wurde er
ständig eingespannt. „Nein“ zu sagen, das ging
irgendwie nicht. „Wir haben immer geschafft.
Wenn ich von der Schreinerei kam, dann hab´
ich dem Vater halt beim Hausbau geholfen.“
„Nein“ zu sagen, das
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Hand in Hand
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Ambulante Hilfen Rems-Murr
Am Standort Schorndorf bietet die ERLACHER HÖHE mit ihrer Abteilung
Ambulante Hilfen Rems-Murr Arbeit und berufliche Qualifizierung für
langzeitarbeitslose Menschen an. Arbeitsfelder sind hauswirtschaftliche und
haushaltsnahe Dienstleistungen, Landschafts- und Gartenbau. Im Schorndorfer Jobcafé helfen sie sich gegenseitig bei ihren Bewerbungen. Das neue
Aktivcenter verbindet die berufliche Praxis mit der intensiven sozialpädagogischen Betreuung. In Schorndorf macht aber auch das EH-Mobil Station,
das die Abteilung im Bereich der Wohnungslosenhilfe in den 1990er-Jahren
ins Leben gerufen hat. In Kooperation mit Kirchengemeinden bietet das
EH-Mobil heute in fünf Städten des Kreises in täglichem Wechsel neben
einem guten und günstigen Mittagessen auch Hilfe und Beratung für
einkommensarme Menschen an.
Claudia Schwab ist Sozialpädagogin bei den
Ambulanten Hilfen Rems-Murr in Schorndorf
Dank des Schorndorfer Aktivcenters fasst Natascha
Dolde wieder neuen Mut
Keine halben Sachen
„Die Konzeption der ERLACHER HÖHE
passt zu mir“, sagt Claudia Schwab. Der
45-Jährigen, die in Esslingen Sozialarbeit und Sozialpädagogik studierte, sind
Werte wie Achtung und Respekt wichtig
– besonders in der alltäglichen Praxis.
Im Schorndorfer Jobcafé erlebt Claudia Schwab
tagtäglich arbeitslose Menschen, die Werte wie
Achtung und Respekt im Umgang mit Behörden
oder auf dem ersten Arbeitsmarkt schmerzlich
vermissen, sich als Nummer behandelt sehen.
Jeder Mensch ist wertvoll, ist Mensch, trotz
Ecken und Kanten
„Jeder Mensch ist wertvoll, ist Mensch, trotz
Ecken und Kanten“ – ihre Überzeugung fußt
auch auf ihrer christlichen Grundüberzeugung,
die sie aktiv lebt. Schon immer war die Mutter
von drei Kindern ehrenamtlich in der evangelischen Kirche aktiv – alleine 20 Jahre in
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der Evangelischen Jugendarbeit. Nach ihrer
Ausbildung zur Krankenschwester in Stuttgart
– „Mein erster Traumberuf“ – und ihrer ersten Schwangerschaft stieg sie in Schorndorf
als Gemeindekrankenpflegerin ein. Auch
dies bestärkte sie in ihrem Wunsch, in die
Sozialarbeit zu gehen. Und wo ein Wille, da
ein Weg. Obwohl alleinerziehend, startete sie
ihr Studium und mit ihrem Jahrespraktikum
2005 auch die Arbeit für die ERLACHER HÖHE.
Und blieb dann: zunächst als Honorarkraft,
ab 2006 mit einem 50-Prozent-Deputat.
„Bereits zu arbeiten, die Kinder zu versorgen
und dann noch die Diplomarbeit zu schreiben
– das war ein heftiges halbes Jahr“, erinnert
sie sich. „Aber es hat sich gelohnt. Ich kann
mich hier bei der ERLACHER HÖHE entfalten,
voll einbringen. Ich fühle mich als Mitarbeiterin
wertgeschätzt. Und was mir wichtig ist: Die
ERLACHER HÖHE macht wirklich ernst mit der
politischen Einmischung.“
Natürlich arbeite auch sie in Schorndorf in
einem Spannungsfeld: Einerseits sind da die
Kostenträger als Auftraggeber, die die Qualifizierungs-Maßnahmen der ERLACHER HÖHE in
Schorndorf finanzieren und damit Arbeitslose
bestimmten Zwängen und Auflagen aussetzen. Andererseits sehe sie sich aber in einer
Doppelfunktion: Sie sei Dienstleisterin für die
auftraggebenden kommunalen Kunden, aber
eben auch für die arbeitslosen KlientInnen, die
sie gleichermaßen als Kunden ihrer Angebote
ansieht.
Menschen öffnen sich,
wenn sie sich akzeptiert fühlen
„Es ist für uns ein tolles Kompliment, wenn
Menschen, die schon in vielen Maßnahmen
waren, zu uns kommen und aus freien Stücken
sagen, dass sie sich hier angenommen fühlen,
dass ihnen die Atmosphäre bei uns gefällt,
der Respekt, mit dem wir ihnen begegnen“, so
Claudia Schwab. „Beziehungen lassen sich auch
unter solchen Bedingungen bauen, Menschen
öffnen sich, wenn sie sich akzeptiert fühlen.
Wir haben neben der beruflichen Förderung
eben auch unsere Werte im Blick.“
Die Tür ist immer offen
Seit Januar bietet die ERLACHER HÖHE mit
ihrer Abteilung Ambulante Hilfen Rems-Murr
in Schorndorf 24 Plätze im Aktivcenter: Ein
halbes Jahr lang können Langzeitarbeitslose
im Auftrag der ARGE hier in der Hauswirtschaft, dem Gebrauchtmöbelladen Strandgut
oder anderen Einrichtungen der ERLACHER
HÖHE Vermittlungshemmnisse abbauen – die
intensive sozialpädagogische Betreuung ist
wichtiger Teil des Konzepts.
Natascha Dolde berichtet über ihre Erfahrungen im Schorndorfer Aktivcenter.
Zusätzlich zu ihrem 50-Prozent-Deputat
für den Bereich der Arbeitshilfen ist Claudia
Schwab noch mit 25 Prozent in der Wohnungslosenhilfe aktiv. Neben der Betreuung
von Klienten des EH-Mobils arbeitet sie auch
kommunalpolitisch daran mit, dass sich die
ihres Erachtens katastrophalen Bedingungen
für Obdachlose in Schorndorf verbessern.
Sie war an der Gründung des Arbeitskreises
„Wohnen“ in Schorndorf beteiligt und setzt sich
ebenso mit der Liga der Freien Wohlfahrtspflege beim Aktionstag „Armut bedroht alle“ ein.
„Die Arbeit hier ist immens spannend und herausfordernd. Hier helfen keine halben Sachen,
sondern nur volles Engagement. Aber das passt
zu mir, genau so will ich arbeiten!“
„Das Aktivcenter von der ERLACHER HÖHE
ist meine sechste oder siebte Maßnahme“,
erklärt sie und dabei wird ihre Resignation
spürbar. Sie hatte den Glauben an eine echte
Chance fast verloren, fühlte sich in der Vergangenheit „verarscht, abgeschoben, geparkt
und außerdem auch als billige Arbeitskraft
ausgenutzt“. Wie zuletzt in dem Altersheim, in
dem sie mehr als ein halbes Jahr als Integrationsbeschäftigte schuftete. „Dabei habe ich da
nicht nur als bezahlte Praktikantin gearbeitet,
sondern jeden Tag zwei Stunden ehrenamtlich
drangehängt!“ Genutzt hat das Engagement
nichts – aus der Übernahme als Pflegehelferin
oder als Auszubildende wurde nichts. Schade,
das hätte sie gerne gemacht – schließlich ist ihr
Natascha Dolde ist eine junge Frau von
26 Jahren. Nach ihrem Hauptschulabgang
fand sie eine Lehrstelle zur Bäckereifachverkäuferin – doch nach einem Monat ging
ihr Ausbildungsbetrieb in Konkurs. Seitdem
versucht Natascha Dolde beruflich auf die
Beine zu kommen.
Traumberuf Chirurgin. Klar, dass das nur schwer
zu realisieren ist. Deshalb hat sie sich auch auf
Ausbildungsplätze zur Arzthelferin, MTA oder
für andere medizinnahe Berufe beworben.
Ohne Erfolg. „Mein Problem ist, dass ich keinen
Realschulabschluss habe ...“ Es folgte ein Bewerbungstraining auf das nächste. Frustrierend.
Wie gut, dass zu Hause Mutter, Schwester und
ihr Boxer-Rüde sind, mit denen sie ihre Zeit
verbringt. Und mit XBox-Spielen. Denn große
Sprünge sind nicht möglich. Und jetzt, wie geht
es ihr in der Schorndorfer ERLACHER HÖHE?
„Hier ist es nett, die Leute sind toll.
Das macht mir Spaß!
Die EDV macht Spaß und man kann über seine
Probleme sprechen“, strahlt sie. „Die Türe von
Frau Schwab ist immer offen. Ich vertraue ihr.“
Und auch im Gebrauchtmöbelladen Strandgut
gefällt es ihr richtig gut. „Zuerst dachte ich:
Muss ich dahin? Jetzt finde ich es super. Die
Chefin ist nett und die Kollegen auch. Ich mache
da ganz viel: Bücher einräumen, verkaufen und
putzen. Das macht mir riesig Spaß!“
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Hand in Hand
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Antonello Morelli sind vielfältige
Aufgabenstellungen wichtig
Musisch begabt: Jörg Maisch nimmt
im „Haus an der Rems“ Gitarrenunterricht
Hohe Anforderungen
an Arbeitgeber
Antonello Morelli ist Heilerziehungspfleger in der Eingliederungshilfe „Haus an
der Rems“ in Waiblingen-Beinstein.
„Jeder Tag ist hier im Haus an der Rems
anders. Dabei ist medizinisches, pädagogisches
und psychologisches Wissen gefragt. Der Job
und ich, wir haben uns gefunden“, so Antonello
Morelli, der seit März 2009 in der Eingliederungshilfe der ERLACHER HÖHE in WaiblingenBeinstein arbeitet.
Das fachliche Rüstzeug für die anspruchsvolle
Arbeit mit chronisch mehrfach erkrankten,
psychisch beeinträchtigten Menschen erhielt er
durch die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. „Nach dem Abi gab es für mich nur zwei
Optionen: entweder in den sozialen Bereich
oder in den Verkauf“, erklärt der 31-Jährige,
der in dem rund 25.000 Einwohner zählenden
Odenwald-Städtchen Mosbach aufwuchs. Dort
zählen die Johannes-Anstalten der Diakonie
zu den größten Arbeitgebern. „Und Menschen
mit Behinderungen gehören hier einfach zum
Stadtbild“, erklärt er. Nach dem einjährigen
Vorpraktikum und den drei Jahren Berufskolleg an der angeschlossenen Fachschule für
Sozialpädagogik Schwarzbach stieg er in den
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Förderbereich der Johannes-Anstalten ein. „Ich
nahm teil an einem Modellversuch für psychisch
kranke Menschen mit herausforderndem Verhalten. Es ging darum, Gruppenkompetenz zu
vermitteln, Tagesstrukturen aufzubauen und
mit Therapieangeboten zu verbinden. Und genau davon profitiere ich nun sehr“, so Morelli.
Doch gebe es auch große Unterschiede: Seien
geistig Behinderte zumeist offen und lebensfroh, erlebe er hier bei den mehrfach beeinträchtigten Suchtkranken latente Depressivität
und starke Einbrüche im Selbstwertgefühl und
Selbstvertrauen. „Das ist sehr herausfordernd,
aber wer den Zugang zu den Menschen hier findet, der kann tatsächlich Impulse geben, die zu
großen Veränderungen führen. Ich muss meine
Angebote gut verkaufen können – aber auch
das habe ich ja gelernt“, schmunzelt er.
Denn nach einigen Jahren in den JohannesAnstalten kehrte er der sozialen Arbeit frustriert
den Rücken. Zu ökonomisch orientiert empfand
er das System, zu wenig am Individuum ausgerichtet. Der Sohn italienischer Einwanderer
wurde selbstständiger Subunternehmer und
promotete ein italienisches Kaffeesystem – eine
neue Welt, die er zunächst mit Ehrgeiz, Spaß
und viel Erfolg eroberte.
„Aber die Arbeit im Vertrieb gab mir bei weitem
nicht die Zufriedenheit, die ich hier in der
ERLACHER HÖHE finde“, so Morelli, der nach
ein paar Jahren doch wieder eine Stelle im
sozialen Bereich suchte. „Für mich war klar,
dass ich an meinen nächsten Arbeitgeber hohe
Anforderungen stellen würde. Ich habe viele
Leitbilder in diesem Bereich kennengelernt
– auf dem Papier steht so manches, das sich
im Alltag nirgends findet.“ Und weil das bei
der ERLACHER HÖHE nicht so ist, hat er auch
gerne an diesem Jahresbericht mitgearbeitet.
„Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ich noch
eine Organisation finden würde, wo das Leitbild
wirklich gelebt wird, wo so ehrlich miteinander
umgegangen wird.“
Er genießt es nun, frei, eigenverantwortlich
und hoch motiviert arbeiten zu können. Freut
sich an der Vielfalt: „Wir kümmern uns um die
Freizeitgestaltung – ich biete zum Beispiel auch
Gitarren- und Yoga-Unterricht an. Wir kümmern
uns aber auch um Hauswirtschaftliches und um
die medizinische Betreuung unserer Bewohner.“ Neben der körperlichen Stabilisierung
und Gesundung, zumeist in Kooperation mit
Fachärzten, ist ihm insbesondere die seelische
Aufbauarbeit wichtig.
Eingliederunghilfe
„Haus an der Rems“
Die Eingliederungshilfe im „Haus an der Rems“ in Waiblingen-Beinstein bietet Menschen, die chronisch mehrfach
beeinträchtigt und abhängigkeitskrank sind, mehr als nur
ein Dach über dem Kopf: Wohnen im suchtmittelfreien
Umfeld; Begleitung, Betreuung und Hilfestellung bei
der Alltagsbewältigung; Verpflegung und Versorgung;
Angebote zu Arbeit und Beschäftigung, aber auch zur
Freizeitgestaltung. Ziel ist der Erhalt und die Stärkung
eigener, individueller Fähigkeiten, um die möglichst
selbstständige und eigenverantwortliche Lebensführung
der Klienten zu fördern. Der Wunsch, suchtmittelfrei zu
leben, stellt hierbei eine wichtige Voraussetzung dar.
Ziel: selbstbestimmt leben
Im „Haus an der Rems“ in WaiblingenBeinstein entwickelt Jörg Maisch für
sich neue Perspektiven und Chancen.
Am Anfang war in der Lebensgeschichte von
Jörg Maisch alles in scheinbar bester Ordnung:
Der junge Mann aus Abtsgemünd im Raum
Aalen schloss das technische Gymnasium erfolgreich mit dem Abitur ab. Nach seinem
Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz und
der dortigen ISB-Ausbildung (Individuelle
Schwerstbehindertenbetreuung) wurde er in
den ambulanten sozialen Dienst übernommen.
Anschließend nahm er sein FeinwerktechnikStudium an der Fachhochschule Aalen auf.
Was dieses Faktengerüst nicht wiedergibt,
das ist die schleichende Gewöhnung an den
Alkohol, das sind die familiären Probleme, die
er als Ältester von drei Geschwistern ertrug. Als
„Tenorhorn“ im Musikverein hieß es trinkfest
sein, wenn mal wieder bei Taufen, Hochzeiten,
Dorffesten oder zu sonstigen Anlässen aufgespielt wurde. Am Wochenende floss das Bier
auch auf den zahlreichen mobilen Dorfdiscos,
in denen sich die Jugend traf. Aus Spaß wurde
Ernst, wurde Abhängigkeit. Das Leben wurde
schwierig, die Psyche litt.
Seit Oktober 2008 ist Jörg Maisch nun im Haus
an der Rems, zuvor war er in einer Wohngemeinschaft für psychisch kranke Menschen.
Damals arbeitete er auch in den Remstal-Werkstätten der Diakonie Stetten.
Hier kann ich den
Grundstein für meine
Zukunft legen
„Aber in der Wohngemeinschaft kam ich nicht
mehr weiter. Ich wusste schon länger von der
ERLACHER HÖHE, dann habe ich mich entschlossen, hierhin zu wechseln. Hier sind die fitteren
Leute, man wird einfach besser gefördert“,
erklärt er. Eine Entscheidung, die er auch für
seine körperliche Gesundheit traf. Dies machte
ihm der Krankenhaus-Aufenthalt wegen einer
schweren Bauchspeicheldrüsen-Entzündung klar,
eine Folge des exzessiven Alkoholgenusses.
„Ich bin hier weitergekommen. Nicht nur
wegen der Alkohol- und Tablettenkontrollen.
Es ist die Gemeinschaft, die Tagesstruktur, die
Begleitung“, sagt der 35-Jährige. Besonders
der Gitarren-Unterricht, die Yoga-Stunden und
die Einzelgespräche mit seiner Bezugsperson
Antonello Morelli seien für ihn sehr wichtig
geworden. „Yoga mache ich für mich selbst
jetzt jeden Morgen!“ Dabei sind die Körperübungen nach der indischen Gesundheitslehre
wirklich nicht einfach.
„Für mich ist das eine sehr positive Erfahrung
hier in der ERLACHER HÖHE“. Heute kann sich
Jörg Maisch auch vorstellen, in zwei bis drei
Jahren wieder so stabil zu sein, dass er in einer
Wohngemeinschaft lebt und einem „richtigen“
Beruf nachgeht. Den Grundstein dafür legt sein
Wiedereinstieg in die Arbeit in den RemstalWerkstätten in diesem April.
Und sein Traum? „Am liebsten eine Verbindung
von sozialer Tätigkeit, technischen Inhalten und
Mathe – vielleicht zunächst als Nachhilfelehrer?“ Die Geduld und das Einfühlungsvermögen
hat er, das bestätigt auch Antonello Morelli,
der ihm ebenso ein großes musisches Talent
und eine hohe Auffassungsgabe bescheinigt.
„Eigentlich kann er alles, nur sein geringes
Selbstbewusstsein steht ihm immer im Weg.
Aber daran arbeiten wir hier noch kräftig“, so
Antonello Morelli.
11
Hand in Hand
i
ERLACHER HÖHE Freudenstadt
In Freudenstadt bietet die ERLACHER HÖHE Hilfen für wohnungs- und arbeitslose Menschen: die Fachberatungsstelle,
das Aufnahmeheim mit separatem Frauenbereich, Wohnraumhilfen, das Bistro „Windrad“ als Tagesstätte oder das
soziale Kaufhaus „StattLädle“. Beschäftigung finden sie z. B. in der Kreativ-Werkstatt, in den Diensten rund um
Haus und Garten, im Bistro, in der Schreinerei, beim Umzugs- und Entrümpelungsservice, in der Wäscherei – sowie
in den zwei Läden für Gebrauchtes in Freudenstadt und Horb. In diesen „Kommoden“ werden Möbel und Hausrat zu
günstigen Preisen angeboten.
Erleben, wie
Menschen aufblühen
Als Ergotherapeutin beobachtet Elvira
Günther in der Kreativ-Werkstatt der
ERLACHER HÖHE Freudenstadt, wie
Menschen durch Erfolgserlebnisse
wachsen.
„Mein Name ist Elvira Günther, ich bin 28 Jahre
alt und gebürtig aus Russland. Ich kam mit
neun Jahren nach Deutschland, quasi in die
Heimat meiner Vorfahren. Meine Ausbildung
zur staatlich anerkannten Ergotherapeutin habe
ich in Freiburg absolviert. Seit April 2007 arbeite ich bei der ERLACHER HÖHE in Freudenstadt.
Hier leite ich die Kreativ-Werkstatt und seit
März 2008 mache ich zusätzlich die Sprachförderung. Die Stelle passt bestens zu meinem
Profil, kann ich doch hier meine Muttersprache
und all meine Ausbildungsinhalte kombiniert
einbringen.
Unsere Kreativ-Werkstatt wurde im Juni 2002
eröffnet. In diesen acht Jahren hat sich dieser
Arbeitsbereich weiterentwickelt und ist erfreulich gewachsen. Anfang März 2010 sind wir nun
in unsere neuen größeren Räumlichkeiten umgezogen, in ein Gebäude in der Alfredstraße,
das dem alten Standort gegenüber liegt. Hier
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im „alten Fischhaus“ sind wir nun mit unseren
Hauswirtschaftlichen Diensten „Picobello“, dem
Frauenaufnahmeheim und dem betreuten Wohnen für Frauen unter einem Dach. Im gleichen
Gebäude befindet sich nun auch unser neuer
Kreativ-Werkstatt-Laden.
Dank der Ergotherapie
können unsere Klienten
sich in ihren Fähigkeiten neu erleben
In der Kreativ-Werkstatt fördere ich unsere Klienten durch kreativ-handwerkliche
Arbeiten. In die Werkstatt kommen Bewohner
aus unserem Aufnahmeheim, Klienten vom
Betreutem Wohnen und (langzeit-)arbeitslose
Menschen im Rahmen von ArbeitsagenturMaßnahmen. Hier erlebe ich, wie Menschen,
die zu Beginn sagen: „Ich kann doch gar nichts.
Ich bin nicht kreativ. Das kann ich nicht …“,
durch Erfolgserlebnisse, durch neu gelernten
Umgang mit Misserfolgen und Konflikten, durch
eine Sinn gebende Tätigkeit, durch individuelle
Unterstützung, aufblühen und sich entwickeln
können. Durch diese Arbeitsmöglichkeit haben
die Beschäftigten wiederum die Chance, ihre
Lebensverhältnisse zu stabilisieren sowie ihren
Alltag sinnvoll zu strukturieren und konstruktiv
zu gestalten. Dies trägt wesentlich zur sozialen
Eingliederung bei.
Diese vielfältige Arbeit mit den genauso vielfältigen Menschen hier in unseren Freudenstädter
Einrichtungen macht mir persönlich sehr viel
Freude.
Ich bin auch dankbar für mein Team, in dem
ich sehr gerne arbeite. Sehr schätze ich die gute
Vernetzung und Transparenz in unserem Team
und mit anderen Kolleginnen und Kollegen der
ERLACHER HÖHE.
Ich wünsche mir für unsere Beschäftigten, dass
wir als Einrichtung weiterhin die einzelnen
Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen
und Fähigkeiten wahrnehmen. Und in unserer
Arbeit weiterhin unser Leitbild bewusst in unser
Handeln einfließen lassen.“
Elvira Günther leitet die
Freudenstädter Kreativ-Werkstatt und
begleitet darüber hinaus die Sprachförderung
Für Nina Schroh war die Sprachförderung ein wesentlicher Schritt zur Integration
Eine Perle im Picobello
Das nachfolgende Interview hat Elvira
Günther mit Nina Schroh (60 Jahre) auf
Russisch geführt, um deren eigene Ausdrucksweise zu wahren. Nina Schroh,
eine ehrgeizige, zuverlässige und oft
mit sich zu strenge Frau aus Russland,
erzählte ihr mit viel Gefühl im gemeinsamen Gespräch ihre Geschichte und
Erlebnisse mit der ERLACHER HÖHE.
Ich konnte ja gar kein
Deutsch. Nur: „Ich will
Arbeit!“
„Im September 2002 bin ich mit meinem
deutschstämmigen Ehemann und meinen
beiden Söhnen nach Deutschland gekommen.
Bald besuchte ich ein halbes Jahr lang die
Sprachschule, denn meine Muttersprache ist
Russisch. Nun lebte ich in Deutschland und hatte
keine Arbeit. Und ich wollte doch arbeiten, egal
was. Es hat mich richtig kribbelig gemacht,
Sozialleistungen zu empfangen und nichts
zurückgeben zu können“, erzählt Nina Schroh.
Nach drei Jahren hat sie durch den Kontakt
einer Nachbarin, die bei der Arbeitsagentur arbeitete, die Zuweisung zur Ein-Euro-Maßnahme
in die ERLACHER HÖHE Freudenstadt bekommen. Über das Erstgespräch berichtet sie: „Ich
habe zum Übersetzen meinen Sohn mitnehmen
müssen. Ich konnte ja gar kein Deutsch. Ich
sagte immer wieder nur: Ich will Arbeit!“
Nach dem einwöchigen Einstieg in der KreativWerkstatt wechselte sie in unsere Hauswirtschaft. „Einen Lappen in die Hand und los.
Das ist etwas, was ich kann“, so Nina Schroh.
Es fand sich gleich eine Mitarbeiterin, die
auch aus Russland kam. Diese half dann beim
Übersetzen. Nina Schroh arbeitete ein Jahr im
Rahmen der Maßnahme. Weitere acht Monate
wurden über die ERLACHER HÖHE finanziert, als
Übergangslösung, denn Frau Schroh wurde zu
einer Mitarbeiterin, auf die die Hauswirtschaft
nicht mehr verzichten wollte.
Schon als 15-Jährige hatte sie gelernt, kräftig
anzupacken. Damals hatte sie als Melkerin gearbeitet und später immer mal wieder in einer
Fabrik in ihrer russischen Heimat. Und auch als
Hausfrau und Mutter musste sie wohl organisiert
und tatkräftig sein.
Als ein Vertragsarbeitsplatz zur Verfügung stand,
bekam Nina Schroh einen Vertrag bei der
ERLACHER HÖHE Freudenstadt und hatte ab da
einen Acht-Stunden-Tag. Nun arbeitet sie in unserem neuen Projekt „Picobello“, den Hauswirtschaftlichen Diensten. Sie ist hauptsächlich in der
Wäscherei tätig, hilft aber auch in der Raumpflege oder schon mal im Bistro „Windrad“ aus.
Auch Nina Schroh nutzt regelmäßig unsere
Sprachförderung. Jeden Montag können Integrationsbeschäftigte der ERLACHER HÖHE
Freudenstadt hier dank des anderthalbstündigen
Angebots an ihren Deutschkenntnissen arbeiten.
„Ich bin sehr dankbar für diese Arbeit und
das Vertrauen in mich. Ich bin auch dankbar
für die Geduld und Hilfe beim Sprechen, die
mir entgegen gebracht wird. Die regelmäßige
Sprachförderung finde ich sehr wichtig. Es könnte jedoch öfter sein, auch wenn es für mich nicht
so einfach ist. Ich finde es sehr gut, dass es so
eine Einrichtung wie die ERLACHER HÖHE gibt,
die Menschen in Not hilft“, so Nina Schroh.
13
Hand in Hand
i
Oliver Klein hilft in der Beratungsstelle in Schwäbisch Hall Wohnungslosen
Als Mitarbeiter in der Abteilung
ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken
engagiert sich der Sozialpädagoge
Oliver Klein in Schwäbisch Hall und
Crailsheim für Wohnungslose.
„Als ich das erste Mal nach Crailsheim kam,
wurde mir schnell klar (gemacht), dass sich im
dortigen Brennpunktgebiet „Burgbergstraße“
etwas tun muss. Von mehreren Seiten bekam
ich zu hören, wie schön es sei, dass ich nun für
die Beratungsstellen der ERLACHER HÖHE in
Schwäbisch Hall und Crailsheim als Sozialpädagoge zuständig sei. So hatte ich also meinen
ersten Auftrag ganz deutlich bekommen: „Hilf
mit, im Hilfesystem für Menschen in sozialen
Notlagen etwas zu verbessern – hier besteht
dringender Handlungsbedarf!“ Toll, dass sich
auf Initiative von mehreren Leuten (u. a.
meines Vorgängers) bereits ein Arbeitskreis
gebildet hatte, der ein Konzept zur Verbesserung der Situation angedacht hatte. Mit großer
Freude schloss ich mich dem Kreis an, der ein
großes Ziel hat: „Wir schaffen ein soziales
Zentrum im Brennpunktgebiet.“
Mittlerweile hat uns die Stadt Crailsheim Räume
zur Verfügung gestellt, die zwar noch sanie-
14
Die ERLACHER HÖHE ist im Gebiet Hohenlohe-Franken mit Angeboten und Hilfen in
Bad Mergentheim (Fachberatung), Künzelsau (Fachberatungsstelle, Aufnahmehaus),
Schwäbisch Hall (Tagesstreff Schuppachburg,
Notübernachtung Kelkertor, Fachberatung) und
Crailsheim (Fachberatungsstelle) vertreten.
Über das Soziale Beschäftigungsunternehmen
der ERLACHER HÖHE in Schwäbisch Hall – die
„Haller Arbeit“ – können langzeitarbeitslose
Menschen durch Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen den Wiedereinstieg ins
Berufsleben schaffen. Angeboten werden drei
Beschäftigungsbereiche: der Gebrauchtwarenmarkt mit dem angeschlossenen Sozialkaufhaus
„Heller Markt“, die Holzwerkstatt und der
Bereich Handwerkliche Dienstleistungen.
Mit Harry Neumann arbeitet Oliver Klein daran, dass
dieser mit seinem Hund eine Wohnung findet
Christliches
Menschenbild wichtig
rungsbedürftig sind, aber in denen unsere Ideen
gedeihen können. Hier sollen Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden. Ich kann
hier Beratungszeiten anbieten, des weiteren ist
eine Suppenküche geplant. Und auch weitere
Beratungsstellen bieten ihre Dienste an. Ein
verlässlicher Kreis von Ehrenamtlichen möchte
vor allem Kinder und Familien unterstützen,
sich im Gemeinwesen einzubringen, Kontakte
zu Vereinen und Institutionen vermitteln und
Hilfestellungen in der Haushaltsführung geben.
Kennengelernt habe ich die ERLACHER HÖHE
während meines Religions- und Sozialpädagogik-Studiums an der Karlshöhe in Ludwigsburg.
Ich konnte mein sechsmonatiges Praxissemester
in der Freudenstädter Abteilung verbringen
und erste Eindrücke in der Wohnungslosenhilfe
sammeln. Nachdem ich 2002 zum Diakon
eingesegnet wurde, habe ich zunächst in der
Jugendarbeit gearbeitet, bevor es mich 2009
zurück zur ERLACHER HÖHE zog.
In Crailsheim bin ich einen sehr großen Teil
meiner Zeit aufsuchend unterwegs, während
in Schwäbisch Hall die Bürozeiten überwiegen.
Hier bin ich zuständig für die Beratungsstelle
und gemeinsam mit meinen Kollegen für die
Notübernachtung Kelkertor und den Tagestreff
Schuppachburg. Die Menschen, die unsere Beratungsstelle aufsuchen, haben sehr unterschiedliche Probleme zu bewältigen. Manche können
ihre Schulden nicht mehr begleichen, andere
haben Schwierigkeiten, Bescheide zu verstehen.
Oft stehen sucht- oder andere krankheitsbedingte Faktoren einem gelingenden Leben im
Wege. Viele Menschen haben keinen eigenen
Wohnraum zur Verfügung oder es droht ihnen
der Wohnungsverlust.
Auch wenn es 2, 3, 10
oder 20 Anläufe braucht
Ich bin sehr froh, in einer diakonischen Einrichtung zu arbeiten, die ihre Leitlinien aus
dem christlichen Menschenbild ableitet und für
die die Würde eines Menschen unabhängig von
seinen Fehlern, Leistungen oder Fähigkeiten
ist. Ich möchte mit meinen Klienten nicht
klären, welche Schuld sie selbst an schwierigen
Lebensumständen tragen, sondern darauf
hin arbeiten, ihre Lebenssituation positiv zu
verändern. Auch wenn es 2, 3, 10 oder 20
Anläufe braucht.
ERLACHER HÖHE
Hohenlohe-Franken
Ein Team für alle Lebenslagen:
Harry Neumann und sein Gero
Nicht ohne seinen Hund
Manche der Menschen, mit denen und
für die Oliver Klein arbeitet, leben schon
lange auf der Straße. So wie z. B. Harry
Neumann, dessen bisheriger Lebensweg
wohl manche an das bekannt „klassische“ Klischee eines Wohnungslosen
erinnern mag.
Den gebürtigen Elmshorner, der auf einem
nordfriesischen Bauernhof seine landwirtschaftliche Lehre abschloss, verschlug es in Europa
schon in so manches Land. Ob Dänemark,
Italien, Frankreich oder das gesamte deutsche
Bundesgebiet, überall konnte er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. Ende 2007 kam
er mit seinem damaligen Hund in den Großraum Schwäbisch Hall und seither hat er auch
Anbindung an diese Abteilung der ERLACHER
HÖHE.
Starke, positive, eigenständige Persönlichkeit
„Ich erlebe Herrn Neumann als starke, positive
und eigenständige Persönlichkeit – wenn auch
mit dem typisch norddeutschen Dickkopf“,
erläutert der Sozialpädagoge Oliver Klein.
Harry Neumann weiß, was er will. Die
Nummer 1 in seinem Leben war immer ein
Hund. Heute ist es der junge Husky-Schäferhund-Mischling Gero. Ohne Hund geht
gar nichts, da kennt Harry Neumann keine
Kompromisse. Er gibt ihm Stabilität.
Dass er trocken blieb (...),
ist wirklich eine große
Da es im Großraum Schwäbisch Hall nur
wenige bezahlbare, kleinere Wohnungen gibt,
fällt es ihm wie vielen Klienten des Sozialpädagogen schwer, passende Wohnmöglichkeiten
zu finden. So bleibt manchmal nur der Ausweg
zurück auf die Straße.
„Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, mich
auch auf kommunaler und politischer Ebene
für meine Klienten stark zu machen, damit
sich die Rahmenbedingungen verbessern“,
erläutert der engagierte Mitarbeiter der
ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken.
Leistung
„Über viele Monate ist Harry Neumann nun
nach einer Entziehungskur abstinent und
arbeitet mit mir daran, wieder in eigenen
Wohnraum zu kommen. Dass er trocken blieb,
obwohl er auf der Straße lebt und in seinem
sozialen Umfeld viele trinken, führt er selbst
auch auf den Hund zurück. Das ist wirklich
eine große Leistung!“, bestätigt Oliver Klein.
Über den Winter konnte Harry Neumann in der
Notschlafstelle Kelkertor untergebracht werden,
doch das war nur eine kurzfristige Lösung.
15
Hand in Hand
i
Learning by doing: Rebekka Wörner hat sich für das
BA-Studium bei der ERLACHER HÖHE entschieden
Der gute Geist in der Kommode
Freudenstadt: Uwe Göpfert sorgt
für Ordnung
Studium bei der
ERLACHER HÖHE
Rebekka Wörner ist derzeit Praktikantin und zukünftige BA-Studentin für
Soziale Arbeit bei der ERLACHER HÖHE
Freudenstadt.
Dass ihr späterer Beruf etwas mit Menschen
zu tun haben wird, das war Rebekka Wörner
spätestens seit der achten Klasse klar. Schließlich besuchte die heute 20-Jährige bereits ein
sozialpädagogisches Privat-Gymnasium in Königsfeld bei Villingen-Schwenningen. Eines ihrer
Hauptfächer hier: Pädagogik und Psychologie.
Praktische Erfahrungen sammelte sie bereits
früh im heimischen Alpirsbach-Peterzell. Seit
2003 organisiert sie, heute federführend, die
„Kleine-Kinder-Kirche“ für Kindergartenkinder.
Seit 2004 ist sie für die Mädchenjungschar aktiv
und gehört zum Team der Kinderbibelwoche,
die jedes Jahr im Sommer stattfindet.
Doch wie kommt eine junge Frau von der
evangelischen Jugendarbeit zur sozialen Arbeit
mit langzeitarbeitslosen Erwachsenen in einem
Gebrauchtmöbelhandel? „Das war irgendwie
Führung“, ist sie sich sicher. Natürlich spielt
auch die Tatsache, dass ihr Bruder bei der Freudenstädter ERLACHER HÖHE seinen Zivildienst
absolviert, eine Rolle. „Für das Soziale-Arbeit-
16
Studium an der Fachhochschule brauchte ich
noch „Punkte“. Ein Freiwilliges Soziales Jahr
oder ein längeres Praktikum bringen vier
davon“, erinnerte sie sich an ihren ursprünglichen Plan. Nach zwei Probetagen in der
ERLACHER HÖHE Freudenstadt und einem
Gespräch mit deren Abteilungsleiter Wolfgang
Günther startete sie im Oktober 2009 in der
Kommode. „Ich finde das Team wunderbar.
Man fühlt sich gleich angenommen. Der Mensch
steht hier wirklich im Mittelpunkt, nicht unbedingt das Geld. Und das ist mir persönlich
sehr wichtig. Das wird hier gelebt und deshalb
identifiziere ich mich voll mit der Arbeit hier.“
Ich fühle mich hier
wunderbar angenommen
„Ich bin schnell rein gewachsen und es macht
mir viel Spaß in Kontakt zu kommen und an
den interessanten Lebensgeschichten teilhaben
zu können. Hin und wieder helfe ich auch im
Jobcafé aus und unterstütze unsere Klienten,
sprich unsere Integrationsbeschäftigten, dort
beim Schreiben ihrer Bewerbungen.“ Aus
dem Praktikum bei der ERLACHER HÖHE zum
„Punktesammeln“ für eine Fachhochschule ist
nun aber eine langfristige Perspektive geworden: Im August wird sie an der Dualen
Hochschule (Berufsakademie) Stuttgart ihr
Studium im Fachbereich Sozialwesen beginnen.
Und zwar im Studiensegment „Soziale Dienste
in der Jugend-, Familien- und Sozialhilfe“,
das sie mit den Bedingungen vertraut machen
wird, unter denen Soziale Arbeit in Jugend- und
Sozialämtern bzw. den sozialen Diensten öffentlicher und freier Träger in der Familienhilfe,
der Wohnungslosenhilfe, der Grundsicherung,
den Hilfen zur Arbeit usw. stattfindet.
Dass dies überhaupt bei der ERLACHER HÖHE
möglich ist, hatte sie zunächst nicht gewusst und
sich deshalb ursprünglich bei Landratsämtern
beworben. Doch nun ist alles unbürokratisch
in trockenen Tüchern. „Ab Oktober bin ich für
den ersten Theorieblock in Stuttgart und dann
wieder für einige Wochen in Freudenstadt. Dieser Wechsel von Praxis in der ERLACHER HÖHE
und Theorie in Stuttgart ist das Geniale an dem
dualen Studium. Ich könnte es nicht besser erwischt haben!“, freut sich Rebekka Wörner.
ERLACHER HÖHE
Freudenstadt
In Freudenstadt bietet die ERLACHER HÖHE
Hilfen für wohnungs- und arbeitslose
Menschen: die Fachberatungsstelle, das
Aufnahmeheim mit separatem Frauenbereich,
Wohnraumhilfen, das Bistro „Windrad“
als Tagesstätte oder das soziale Kaufhaus
„StattLädle“. Beschäftigung finden sie in der
Kreativ-Werkstatt, in den Diensten rund um
Haus und Garten, im Bistro, in der Schreinerei,
beim Umzugs- und Entrümpelungsservice, in
der Wäscherei – sowie in den zwei Läden für
Gebrauchtes in Freudenstadt und Horb. In diesen „Kommoden“ werden Möbel und Hausrat
zu günstigen Preisen angeboten.
Vom Bauingenieur zum „Ein-Euro-Jobber“
In der Kommode Freudenstadt kann sich
Uwe Göpfert wieder einbringen.
Die Geschichte von Uwe Göpfert ist ein Paradebeispiel für eine Biografie in Zeiten politischer
und gesellschaftlicher Umbrüche. Der gebürtige
Leipziger hatte in der DDR zuletzt als studierter
Bauingenieur die Gruppenleitung in einem
volkseigenen Betrieb inne. „Mit dem Fall der
Mauer stand mir aber die Welt offen und da
hielt mich nichts mehr“, erinnert er sich. 1990
ging er für ein halbjähriges Vorbereitungs-Training bei der katholischen Arbeitsgemeinschaft
für Entwicklungshilfe e.V. (AGEH) nach Köln.
Sein Ziel: Afrika! In kürzester Zeit lernte der
damals 35-Jährige Englisch und Suaheli, um
sich in Tansania verständigen zu können. Und
dann ging es los in Sumbawanga nahe dem
Lake Tanganjika. „Ich interessiere mich für
Menschen, für fremde Kulturen. Ich probiere
alles aus – ob fremde Küche oder Lebensart.“
Im Auftrag der dortigen Diözese baute er in den
vier Jahren nicht nur ein Berufsschulzentrum
mit seinem Team, sondern auch Krankenstationen und sanitäre Anlagen in der Region.
Und er sorgte für den praktischen und oftmals
auch theoretischen Unterricht an der Berufs-
schule. „Wir waren ein multikulturelles Team.
Ich betreute die Maurer, ein englischer Kollege
die Schreiner und ein Schwede den KFZ-Bereich
– gemeinsam mit unseren einheimischen Kollegen.“ Noch vier Jahre nach seiner Rückkehr
hielt er Kontakt zu seinen Schülern, schickte
Kassetten für den Deutschunterricht oder
Lehrmaterial.
Doch sein eigener Wiedereinstieg in Deutschland lief schlecht. Die Schockwelle der Wende
zog über den Arbeitsmarkt und Göpfert fand
als 39-Jähriger keine Anstellung mehr im kränkelnden Baugewerbe – weder als Bauingenieur
noch als Maurer. Auch eine anspruchsvolle
halbjährige Fortbildung änderte daran nichts.
Nach seiner Rückkehr siedelte er sich in Horb
an, weil dort ein Teamkollege aus Afrika lebte.
„Ich rannte dem Arbeitsamt die Tore ein: Ich
wollte arbeiten!“, erinnert sich der heute 55Jährige. „Es klappte, ich fing ein normales Anstellungsverhältnis als Abteilungsleiter bei der
Arbeitsloseninitiative ALI hier im Freudenstädter
Landkreis an. Das machte mir Spaß, obwohl
meine Leute aus dem Knast kamen, Drogen
konsumierten oder wohnungslose Phasen hinter
sich hatten.“ Aus dieser Zeit kannte er auch die
Arbeit der ERLACHER HÖHE – aus Kollegensicht.
Bald führte Missmanagement der Vereinsleitung
zur Insolvenz der ALI, erinnert er sich. Und
Uwe Göpfert stand wieder ohne Arbeit da. Es
folgte ein geförderter Stapelfahrer-Lehrgang.
Später wechselten sich befristete Verträge in
der Logistik und Zeiten der Arbeitslosigkeit
ab. „Dann erinnerte ich mich an die ERLACHER
HÖHE und führte ein Gespräch mit Wolfgang
Günther“, so Göpfert.
Lieber ein Euro als zu
Hause nichts tun
Seit September 2009 bringt er sich nun in der
Kommode ein: im Verkauf, bei der Ladendeko,
sorgt für Ordnung. Ein Anstellungsverhältnis
auf Ein-Euro-Basis, 130 Stunden im Monat.
„Lieber ein Euro als zu Hause nichts tun. Hier
wird Arbeit und Soziales verbunden, diese
Mischung ist für mich goldrichtig. So fühle ich
mich am wohlsten!“ Mit der restlichen Zeit weiß
er noch genug anzufangen: „Ich lese viel, von
Konfuzius bis zu spannenden Thrillern von John
Grisham.“ Und am Sonntag geht er mit seiner
Lebensgefährtin ins Tierheim, Hunde ausführen.
17
Hand in Hand
i Facility Management
Die 2009 neu eingeführte Stabsstelle Facility Management in der Zentralen Verwaltung am Stammsitz Erlach bündelt abteilungsübergreifend
die Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden, Anlagen, Flächen
und Einrichtungen der ERLACHER HÖHE. So können interne Abläufe oder
Verträge mit Dienstleistern effizienter und günstiger gestaltet werden.
Dies dient einerseits der Entlastung der Abteilungen. Zum anderen haben
diese nun für ihre örtlichen Projekte eine kompetente Ansprechpartnerin
in der Zentrale. Neben den laufenden Bauprojekten sind weitere aktuelle
Projekte der Stabstelle die Bestandsaufnahme (Gebäudeeigenschaften,
Prozesse, Verantwortlichkeiten etc.) und die Erstellung eines Liegenschaftsberichts, die Optimierung der Zusammenarbeit mit Energieberatern und
die ent-sprechende Dokumentation der vorhandenen Technischen Anlagen.
Manuela Christ kennt sich aus im Bereich von
Bauprojekten und in der Immobilienverwaltung
Von der Bank auf die
Erlacher Höhe
Manuela Christ arbeitet seit November
2009 als Facility Managerin in der Zentralen Verwaltung in Erlach.
Zahlen und Technik, die liegen ihr einfach. Und
Abwechslung. So stand für Manuela Christ (25)
schnell fest, wohin ihr Berufsweg gehen soll. Die
Feinjustierung in Sachen Berufswunsch erfolgte
durch ein Praktikum in einer Waiblinger Firma für
Oberflächenbeschichtung. Die Zusammenhänge
von Technik und Organisation, das macht ihr
Spaß. Und so begann die Fornsbacherin nach dem
Abitur bei der LBBW in Stuttgart im Immobilienbereich das Studium zur Wirtschaftsingenieurin
an der Berufsakademie – mit der Fachrichtung
Facility Management. Betriebswirtschaftslehre,
Mathe, Werkstoffkunde, Bau-, Miet- und Maklerrecht, Konstruktionslehre, Statik, Bauphysik,
Immobilien-Ökonomie – das dreijährige Studium
ist umfangreich. Durch die duale Ausbildung
– betriebliche Blöcke im Wechsel mit Studieneinheiten – konnte sie von Anfang an wichtige
Praxiserfahrung sammeln. Die anschließenden
18
zwei Jahre bei Projektprüfungen und -optimierungen in der internen Revision bauten diesen
Erfahrungsschatz noch aus.
Ich genieße es, dass
hier bodenständig
und lösungsorientiert
gearbeitet wird.
entiert gearbeitet wird – und professionell. Und
genau das sagt sie auch, wenn jemand kopfschüttelnd fragt, warum sie denn von der Bank
in der Landeshauptstadt zur „Kolonie“ in die
Provinz gewechselt ist. „Wenn ich dann erzähle,
welche Projekte hier anstehen, dann sind meist
alle sehr überrascht“, so Manuela Christ, deren
Arbeitsalltag in Erlach sich um Versicherungen,
Landratsämter, Baubesprechungen, Begehungen
und Pläne dreht.
Obwohl erst seit November 2009 hier, begleitet
sie bereits aktiv eine Vielzahl aktueller Baumaßnahmen: alleine am Stammsitz in Erlach betrifft
„Mein Studium passt optimal auf meinen jetzigen dies die Sanierung der „Hellen Platte“, den
Job bei der ERLACHER HÖHE“, so Manuela Christ, Neubau der Produktionshalle, die Fertigstellung
der es nicht schwer viel, von der Bank zur Diako- der Wohnanlage B der Sozialen Heimstätte sowie
nie und von Stuttgart auf Erlach umzuschalten.
die Projekte in Murrhardt und Backnang und den
Sie ist überzeugt von der Aufgabe hier und von
Wiederaufbau nach dem Brandunglück in Calw.
den Werten, für die die ERLACHER HÖHE steht.
Große Herausforderungen und viele Chancen,
Nach der Zeit in der Bank genießt sie es, dass
sich einzubringen. Außerdem: „Im Sommer kann
hier vieles auf dem kurzen Dienstweg geht, dass ich mit meinem 50er-Roller nach Erlach fahren
hier bodenständig, kooperativ und lösungsori– das ging in Stuttgart nicht.“
Buchhaltung
Wie in jeder Firma wird in der Erlacher Buchhaltung der komplette Zahlungsverkehr der
gesamten ERLACHER HÖHE abgewickelt.
Für ein Sozialunternehmen spezifisch ist die
besondere Besteuerung sowie der spezielle, an
die Pflegebuchführungsverordnung angelehnte
Kontenrahmen. Gelder gehen ein von Kunden
der Arbeitshilfen sowie von Kostenträgern wie
den Landratsämtern oder Kommunen. Zudem
werden Spenden oder Zuschüsse verbucht. Auf
der Kostenseite wickeln wir Zahlungen ab für
Lieferungen, Leistungen, Material und Personal.
Besonders ist, dass die Buchhaltung für Klienten
und Bewohnende, z. B. der Sozialen Heimstätte
Erlach, bestimmte Bankfunktionen übernimmt
– wie Überweisungen oder Ratenzahlungen.
Das sind aufs Jahr gerechnet, immerhin mehr
als 1.000 Überweisungen.
Seit zehn Jahren leitet Claudia Wolf in der Zentralen Verwaltung die Buchhaltung der ERLACHER HÖHE und
wickelt heute mit zwei Mitarbeiterinnen den gesamten Zahlungsverkehr der 15 Standorte ab
Die Zahlenfee
Claudia Wolf leitet in Erlach die Buchhaltung, in der finanztechnische Aufgaben
für alle 15 Standorte abgewickelt
werden.
zur Bankkauffrau bei der Kreissparkasse und
konnte gegen Ende der Ausbildung im Firmenkundensekretariat als Sachbearbeiterin tätig
werden.
„Mein Name ist Claudia Wolf, ich bin 33 Jahre
alt und arbeite seit Dezember 2000 in der Zentralen Verwaltung der ERLACHER HÖHE. Heute
leite ich die Buchhaltung. Mein schulischer
Weg führte mich nach der Grundschule auf
die Mainhardter Realschule und von dort an
das ernährungswissenschaftliche Gymnasium
Schwäbisch Hall. Dieses schloss ich mit der Fachhochschulreife ab. Mein Talent für alles, was mit
Zahlen oder Formeln zu tun hat, habe ich schon
früh entdeckt. Mathematik, Physik, Chemie –
darin war ich eigentlich immer gut, ohne dass
ich mich arg anstrengen musste. Ich bedauerte
es sogar sehr, dass damals im Gymnasium kein
Grundkurs Physik zustande kam.
Nach circa einem Jahr wurde mir bewusst, dass
ich mein kaufmännisches Wissen lieber in den
Dienst einer sozialen Einrichtung stellen wollte.
Es war wie eine Fügung: Prompt las ich das
Stellenangebot der ERLACHER HÖHE. Gesucht
wurde eine Sachbearbeiterin der Buchhaltung.
Die Einrichtung kannte ich als Murrhardterin
zuvor nur vom Hörensagen.
Nach dem Schulabschluss war es mir wichtig,
schnell auf eigenen Füßen zu stehen. Also
entschied ich mich beruflich für eine Ausbildung
Nach erfolgreicher Bewerbung konnte ich nun
meine ersten Erfahrungen in einer Buchhaltung
sammeln. Zur Vertiefung bildete ich mich zwei
Jahre lang berufsbegleitend zur Bilanzbuchhalterin (IHK) weiter. Dadurch darf ich inzwischen für
die gesamte Buchhaltung der ERLACHER HÖHE
verantwortlich sein.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch betonen, dass ich es sehr wichtig und gut finde,
dass in der ERLACHER HÖHE mittlerweile auch
Frauen in Schlüsselpositionen tätig sind. Die
zwei großen Abteilungen Soziale Heimstätte
samt Pflegeheim sowie die Erlacher Arbeitshilfen werden von Frauen geleitet. Und wir haben
eine junge Frau im Facility Management – sonst
eher eine Männerdomäne.
„Mein“ erster Jahresabschluss war gleichzeitig auch der erste Euro-Jahresabschluss der
ERLACHER HÖHE. Im Laufe der Zeit galt es
dann, das neue Pflegeheim in Erlach buchhalterisch abzuwickeln; anschließend die neue
Eingliederungshilfe in Waiblingen-Beinstein.
Der spätere Umzug der Buchhaltung in ein
separates Gebäude – den Bullenstall – brachte
räumliche Veränderungen mit sich.
Fast gleichzeitig begannen wir die technischen
Möglichkeiten besser zu nutzen und wir konnten zeitnaher buchen. Gingen unsere Überweisungen früher per Diskette zur Bank, wickeln
wir die Vorgänge heute online ab – und sparen
uns dadurch mindestens drei Tage.
19
25 Jahre Sozialtherapie
Hand in Hand
i
Erlacher Arbeitshilfen
Am Stammsitz der ERLACHER HÖHE und in Oppenweiler bieten
die Erlacher Arbeitshilfen ein breites Spektrum von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten mit mehr als 100 Plätzen
an. Einsatzmöglichkeiten gibt es in verschiedenen Bereichen:
Holzwerkstatt, Metallwerkstatt, Montagewerkstatt, Landwirtschaft,
Forstwirtschaft, Hauswirtschaft, Küche oder in der Ver- und Entsorgung. Im Segment Dienstleistungen umfasst das Spektrum
von „A“ wie Aufräumen bis „Z“ wie Zaunbau. Die differenzierten
Angebote reichen von der Tagesstrukturierung für eingeschränkt
belastbare Menschen über berufliche Orientierungen oder Arbeitsbedingungen ähnlich denen in der freien Wirtschaft – bis hin zu
verschiedenen Ausbildungsformen.
Vom Förderkurs zur
heutigen Sozialtherapie
Engagiertes Team in der Erlacher Montagewerkstatt: Konstantin
Ovchinnikov (li.) und Sascha Wulle
Stolz auf die
eigene Leistung
Konstantin Ovchinnikov ist Werkstatthelfer in der Montagewerkstatt der
Erlacher Arbeitshilfen.
Seit Konstantin Ovchinnikov in der ERLACHER
HÖHE arbeitet, ist in seinem Leben viel passiert.
1997 kam er im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland – zu seiner
damaligen Frau, einer Deutschrussin, und seiner kleinen Tochter. Eine Riesenumstellung:
Von der kasachischen Großstadt Almaty nach
Backnang in die schwäbische Provinz. Von seiner letzten Tätigkeit in der russischen Armee
auf die Schulbank. Denn zunächst stand für ihn
der zweijährige Sprachkurs auf dem Programm.
Und das lange Warten auf Arbeit. „Dann kam
ich 1999 über eine AB-Maßnahme zu Sascha
Wulle“, erinnert sich der heute 34-Jährige,
der in Kasachstan als ungelernter Arbeiter mal
im Wachschutz, mal in einer Metzgerei oder
in einem Autohaus gearbeitet hat. Heute ist
er in der Werkstatt der Erlacher Arbeitshilfen
die rechte Hand des Industriemechanikers und
Werkstattleiters Sascha Wulle. Sprachliche Hürden und fehlende fachliche oder IT-Kenntnisse
hat er nachgeholt: Learning by doing oder eben
Excel-, Word- oder Outlook-Schulungen. Und
20
den Führerschein. So ist aus der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von damals eine unbefristete, sozialversicherungspflichtige Tätigkeit
geworden. Heute ist er Helfer, Arbeitsanleiter,
Sicherheitsbeauftragter und stellvertretender
Werkstattleiter in einer Person. Er teilt die
Kollegen für die Arbeitsabschnitte ein, leitet sie
an, richtet Maschinen und Materialien und hilft,
wo Not am Mann ist.
Rechte Hand des
Werkstattleiters
Das Team Wulle/ Ovchinnikov arbeitet Hand
in Hand, ob es um die Renovierung von
Betonschalungen oder die Produktion von
Betonmodulen geht. 18 Mann zählt heute die
Belegschaft, darunter auch sieben Bewohner
der Sozialen Heimstätte Erlach. „Heute kann
ich mit Auftraggebern von Firmen oder eben
auch Privatleuten selbst telefonieren. Ich gebe
Preisauskünfte oder bespreche Auftrags-Liefertermine. Eben das, was sonst der Sascha
macht“, so Ovchinnikov. Besonders als nach
dem Milleniumswechsel die Aufträge in der
Werkstatt boomten, war Ochvinnikov gefragt.
Wegen seiner verantwortungsvollen, zupackenden Art, aber auch wegen seiner Sprachkenntnisse. „Damals hatten wir viele Beschäftigte
aus Russland, da habe ich oft gedolmetscht.“
Später fand in der Werkstatt sogar einmal in
der Woche ein selbstorganisierter Sprachkurs
statt. Überhaupt sei der Trupp der Werkstatt eine
eingeschworene Gruppe. „Wir ziehen die Arbeit
konsequent durch, aber auf die lockere Art“, so
Sascha Wulle. „Bei uns gibt es klare Ansagen,
aber auch viel Spaß. Ein lockerer Spruch während der Arbeit steigert die Arbeitsmoral!“ Neue
Arbeitsabläufe werden im Team besprochen, so
dass sich jeder einbringen kann. Man versteht
sich, wenn auch nicht im eigentlichen Sinne,
denn der Geräuschpegel in der Produktion ist
manchmal ohrenbetäubend. Ob Geburtstage,
Grillfeste, gemeinsames Angeln oder der Weihnachtsausflug: Man(n) hat auch außerhalb der
Arbeit Kontakt.
Ovchinnikov hat sich hier in Deutschland etwas
aufgebaut, Stück für Stück. Denn nach der Trennung von seiner ersten Frau hatte er nur, was
in einen Koffer passte. Heute lebt er mit seiner
neuen Liebe und den zwei Kindern in einer schönen Wohnung in Sulzbach. Auch wenn er noch
den kasachischen Pass hat, nach Almaty zieht
ihn nichts mehr. „So viel Kriminalität! Und das
Autofahren ist eine Katastrophe. Außerdem gibt
es dort nur zwei Sorten von Menschen: entweder
die Reichen oder die ganz Armen“, erinnert er
sich an seinen einzigen Besuch in seiner alten
Heimat im Jahr 2003. Ja, er sei stolz darauf,
was er hier geschafft habe.
Das Team der Sozialtherapie
Bei der sozialtherapeutischen Einrichtung „Helle Platte“ der ERLACHER HÖHE handelt
es sich um eine stationäre Einrichtung mit einem speziellen Eingliederungskonzept für
suchtkranke Männer und Frauen, bei denen besondere Lebensverhältnisse und soziale
Schwierigkeiten im Sinne des § 67 SBG XII der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft
entgegenstehen. Ziel der Hilfe ist eine umfassende und dauerhafte soziale Wiedereingliederung oder die Erschließung vorrangiger Hilfen. Die Einrichtung besteht nun bereits seit
25 Jahren. Sie wurde am 5. Mai 1985 eingeweiht.
25 Jahre Helle Platte
21
25 Jahre Sozialtherapie
Die Häuser der „Hellen Platte“ sind wie eine
Dorfgemeinschaft um den zentralen Platz mit dem
Gemeinschaftshaus gruppiert
Beim Richtfest der landwirtschaftlichen Bergehalle 1981 spielte der
damalige Vorstand Harald Huber (re.) mit seinem Posaunenenchor auf
Tiefe Wurzeln
Mit der Einbeziehung der Suchtproblematik in
das Resozialisierungskonzept für wohnungslose
Menschen ging die ERLACHER HÖHE ab Ende
der 1970er-Jahre ganz neue Wege. Sie stand
damit gleichzeitig in einer guten Tradition,
deren Wurzeln bis zum Jahre 1902 zurückreichen. Das damalige „Blaukreuzhäusle“ der
„Kolonie Erlach“ wurde seinerzeit als die erste
„Trinkerheilstätte“ in Württemberg beschrieben
– um in der überlieferten Terminologie zu
bleiben.
Ein neues Konzept
Bereits Mitte der 1970er-Jahre war die Dezentralisierung der ehemaligen „Kolonie Erlach“
angedacht. So kam es durch den Erwerb eines
Gebäudes in Backnang zur Gründung einer
Außenstelle, in der ab 1978 so genannte „Förderkurse“ durchgeführt wurden. Sie waren die
Vorläufer der heutigen Sozialtherapie: Man entwickelte ein gezieltes Resozialisierungskonzept
für Bewohner der ERLACHER HÖHE, bei denen
sowohl eine soziale Problematik als auch eine
Sucht vorlag und die unter Suchtmittelabstinenz
einen Neuanfang machen wollten. Neben der
Stabilisierung der Abstinenz setzte das Konzept
auf die Eingliederung in Arbeit und Wohnung.
Dies war verbunden mit einem schrittweisen
Wechsel von den intensiven stationären in
teilstationäre und ambulante Hilfemaßnahmen.
Äußere Umstände führten dann auch in Erlach
selbst zu ergänzenden Planungen: Durch ein
22
1985 wurden die Bauarbeiten der Sozialtherapie „Helle Platte“ abgeschlossen
Feuer im Heustock des großen Viehstalls wurde
im Juni 1977 das Gebäude fast vollständig
zerstört. Die Entscheidung fiel gegen den Neuaufbau und für einen Aussiedlerhof mit dazu
gehörenden Wohnungen und Gemeinschaftsräumen auf dem Flurstück „Helle Platte“.
Die künftigen Förderkurse sollten dann auf
dem neu entstehenden „Resozialisierungshof
Helle Platte“ geleistet werden. Der Spatenstich
erfolgte im September 1980, das Richtfest
bereits im Mai 1981 in der Bergehalle der
Landwirtschaft.
Ursprünglich wurde die „Helle Platte“ für
etwa 25 Bewohner konzipiert. Neben den fünf
Bewohnerhäusern mit jeweils sechs Zimmern,
gemeinsamer Küche sowie gemeinsamem
Wasch- und Duschraum, entstand das Zentralgebäude mit Büros, Speisesaal, Ausgabeküche
und Toiletten. Drei mit den Bewohnerhäusern
äußerlich identische Häuser entstanden damals
als Wohnraum für Mitarbeitende. Der Resozialisierungshof bzw. die sozialtherapeutische
Dorfgemeinschaft wurde zum Jahreswechsel
1984/85 fertiggestellt und am 5. Mai 1985
offiziell eingeweiht. Mit ersten Überlegungen
für eine gezielte sozialtherapeutische Arbeit war
bereits zehn Jahre zuvor begonnen worden.
Der Grundstein für die stationäre Sozialtherapie
war somit gelegt.
Die Förderkurse
Um die Erfolgschancen bei dem späteren
Wechsel in die offenere teilstationäre Phase
zu erhöhen, wurde auf der „Hellen Platte“ ein
umfassendes Förderprogramm entwickelt. Über
sechs bis acht Wochen lebten die Teilnehmenden
in geschlossenen Fördergruppen, damals noch
Förderkurse genannt. Folgende Kursinhalte
standen auf dem Lehrplan: Einführung in das
Leben und Arbeiten in Backnang, Alkoholinformation, Deutsch, Rechnen, Kochen, Selbstsicherheitstraining, Recht, Sport, Gruppen- und
Einzelgespräche. Dazu kamen 24 Stunden in
der Woche, in denen sie in den Werkstätten
arbeiteten und ein Programm zur Förderung
des Arbeitsverhaltens absolvieren sollten.
Sowohl auf der „Hellen Platte“ als auch in der
Therapeutischen Wohngemeinschaft Backnang
war Abstinenz Pflicht. Ohne Alkohol fiel die
Einsicht in die eigenen Problematiken und die
Arbeit an sich selbst den Betroffenen leichter.
Die Perspektive weitete sich: Betroffene
begannen, neue Pläne zu schmieden oder zu
Menschen Kontakt aufzunehmen, die sie bisher
gemieden hatten. Auch die Armutsproblematik begann ihre Schatten zu verlieren: Am
Arbeitsplatz leisteten sie mehr und wurden
besser entlohnt. Erstaunlich selbstverständlich
wurde von vielen das Prinzip „Nüchternheit“
akzeptiert und vertreten.
Durch Weiterbildungsmaßnahmen wie z. B.
sozial- oder aber arbeitstherapeutische Ausbildungen der Mitarbeitenden sollten die Resozialisierungserfolge noch verbessert werden.
Auch die Arbeit im Rahmen der Förderkurse
wurde weiter ausgebaut: Neben dem Haus in
Backnang konnte Anfang der 1980er-Jahre in
Murrhardt ein Gebäude mit Wohneinheit und
Werkstatt gekauft werden. Damit eröffneten
sich neue Chancen. Den Teilnehmern der
Förderkurse war es nun möglich, in räumlichem
Abstand zu den alten „Trinkkameraden“ ihren
Neuanfang zu starten. In einem veränderten
Klima und einer Umgebung, die eher dem
Realitätsprinzip entspricht, galt es neue Herausforderungen zu bewältigen: Hauswirtschaft,
Selbstversorgung, Bürgernähe und Konsumreize sowie die Beschäftigung in der Werkstatt.
Wer den Förderkurs erfolgreich absolviert hatte,
konnte nun nach Backnang in die Therapeutische Wohngemeinschaft oder in die Wohn- und
Werkgemeinschaft nach Murrhardt ziehen.
Murrhardt bot denjenigen, die schwerer in Arbeit zu vermitteln waren, die Chance auf einen
längerfristigen sozialversicherungspflichtigen
oder einen geförderten Arbeitsplatz. Gerade in
einer Zeit, in der die Arbeitsvermittlung immer
schwieriger wurde, war diese Werkstatt von
unschätzbarem Vorteil. Sie verbesserte deutlich
die Perspektiven für die resozialisierungswilligen Klienten. Ab Januar 1984 konnte die
Werkstatt Murrhardt nach Fichtenberg in ein
eigenes Gebäude umziehen. Die Wohn- und
Werkgemeinschaft Murrhardt-Fichtenberg war
entstanden, die in dieser Kombination bis zum
Jahr 2000 Bestand hatte.
Das Stufenprogramm
Waren die „Förderkurse“ zu Beginn geschlossene Kurse, die sich zunächst über sieben
Wochen intensiven Trainings erstreckten, so
wurden sie im Laufe der Entwicklung auf vier
und später auf sechs Monate ausgedehnt. In
Fachkreisen hatte das Konzept der „Hellen
Platte“ schnell ein lebhaftes Echo hervorgerufen. Es gab viele Anfragen und Bewerbungen.
Das überregionale Angebot wurde bald bekannt
und geschätzt. Es gewann insbesondere an
Bedeutung, da andere Einrichtungen zur
Alkoholbehandlung für Wohnungslose nicht in
gleicher Weise spezialisiert waren.
1988 löste ein Stufenprogramm die Förderkurse ab. Die Teilnehmenden durchliefen vier
Stufen, wobei jede Stufe ihre besonderen
Zielsetzungen hatte. Die erste Stufe wurde
als offene Gruppe geführt, neue Klienten
konnten hinzukommen. Frühestens nach vier
Wochen Aufenthalt folgte die zweite Stufe. Die
Umstufung war an das Erreichen der jeweiligen Ziele gebunden. Wer die angestrebten
Veränderungsschritte nicht nachvollzog, konnte
die betreffenden Stufen wiederholen.
Das indikative Programm
Mitte der 1990er-Jahre folgte darauf das
bis heute bestehende indikative Programm:
Die Teilnehmer der Sozialtherapie belegen
nun so genannte indikative Gruppen. Diese
widmen sich Schwerpunktthemen, die vor dem
Hintergrund der jeweils individuell erkannten
Problematiken zur Auseinandersetzung mit
diesen und zur Erarbeitung von Lösungsschritten beitragen sollen. Heute bestehen neben
Gesprächsgruppen wie z. B. Selbstsicherheitstraining, Rückfallprävention, Soziale Interaktion und „Ziele erreichen“ auch alltagspraktische
Gruppen wie die Kochgruppe, Gartengruppe
oder das Kreative Gestalten. Daneben finden
regelmäßige Einzelgespräche statt. Weitere
Schwerpunkte der Sozialtherapie sind das
Hauswirtschaftstraining sowie die tagesstrukturierende Beschäftigung im Außenbereich
der Landwirtschaft. Mit der Erfüllung dieser
Programmpunkte werden die Voraussetzungen
für einen Umzug in die Therapeutischen Wohngemeinschaften geschaffen.
Das Klientenprofil und
die Neukonzeptionierung
Ende 1997 wurde mit dem Landeswohlfahrtsverband Württemberg-Hohenzollern das „Klientenprofil“ der „Hellen Platte“ abgestimmt und
damit eine klare konzeptionelle Ausrichtung
erreicht. Diese floss dann in die Beschreibung
der neu entstehenden Leistungstypen ein. Die
Sozialtherapie erhielt den Leistungstyp III 1.4.
Dies ist ein spezieller Leistungstyp für Menschen
mit Sucht, somatischen und psychischen Problematiken. Besonderer Wert wurde dabei auf die
Zuständigkeiten der so genannten vorrangigen
Hilfen für Menschen mit Sucht- und psychischen
Problemen gelegt. Wegen ihrer speziellen
Problemlage bestehen für diese Menschen
sozialrechtliche Ansprüche auf die Vermittlung
in Einrichtungen der Eingliederungshilfe oder in
Suchthilfen.
1999 erfolgte die Neukonzeptionierung. Die
Aufnahmeabteilung am alten Standort in Erlach
wurde aufgelöst, ihre fünf Sozialtherapie-Plätze
in die „Helle Platte“ integriert. Die dortige
Platzzahl lag nun bei 35.
23
Die Mitarbeitervertretung
MAV-Vorsitzender:
Michael Belz
Sozialarbeiter (Schorndorf)
Tel.: 0 71 81/60 59-171
[email protected]
Stellvertretender MAV-Vorsitzender:
Thomas Wenger
Sozialpädagoge (Oppenweiler)
Tel.: 0 71 91/90 70-21
[email protected]
Regina Buck
Sozialpädagogin (Künzelsau)
Tel.: 0 79 40/69 69
[email protected]
Die Zusammenführung zu den
Ausblick
„Sozialtherapeutischen Hilfen“
Als Herausforderungen bei den Sozialtherapeutischen Hilfen ergeben sich zunehmend
folgende Bereiche: Umgang mit gesundheitlichen, insbesondere psychischen Problematiken, Umgang mit Rückfällen, Probleme bei
der Eingliederung in Arbeit sowie die Betreuung
von wohnungslosen Frauen mit einer Suchtproblematik.
Waren die „Helle Platte“ und die beiden
Therapeutischen Wohngemeinschaften (TWG)
in Murrhardt und Backnang bisher eigene
Abteilungen, so wuchsen sie doch aufgrund
eines sich ergänzenden Konzepts und gemeinsamer Klienten immer mehr zusammen. Die
Zusammenführung zur großen Abteilung
„Sozialtherapeutische Hilfen“ ab 2005 war die
logische Konsequenz daraus.
Vor dem Hintergrund der Vorgaben des
Klientenprofils bzw. der Leistungstypen und
vor allem weil die Zahl der Menschen mit
Multiproblematiken zunahm, stieg der Anteil
der Klienten, die längerfristig einen abstinent
geführten Rahmen benötigen und deshalb in
so genannte „vorrangige Hilfen“ vermittelt
werden.
Mit dem 2005 von der ERLACHER HÖHE eröffneten „Haus an der Rems“, einer stationären
Einrichtung für chronisch suchtkranke Menschen
in Waiblingen-Beinstein, eröffnete sich für
Klienten der Sozialtherapeutischen Hilfen nun
ein zusätzliches attraktives Angebot.
Die Kooperation in der großen Abteilung
„Sozialtherapeutische Hilfen“ ermöglicht nun
eine besser abgestimmte Arbeit mit Rückfällen,
insbesondere an den Schnittstellen zwischen
den Einrichtungsteilen. Das Phänomen, dass
Rückfälle oder Abbrüche vermehrt nach Umzügen in die Stadt oder nach der Jobaufnahme
zu verzeichnen sind, wurde schon zu Beginn
der Förderkursarbeit beschrieben und ist nach
wie vor aktuell. Die abgestimmte Kooperation
zwischen stationären und teilstationären
bzw. ambulanten Angeboten innerhalb der
großen Abteilung Sozialtherapeutische Hilfen
ermöglicht es nun, bedarfsgerecht auf diesen
Sachverhalt einzugehen.
Das Konzept der Sozialtherapie schließt auch
ein Hilfeangebot für Frauen ein, das in den
ERLACHER HÖHE
Sozialtherapeutische Hilfen
Karl-Ernst Kühner (Abteilungsleiter)
Erlach 23
71577 Großerlach
Telefon: 0 71 93/57-122
[email protected]
24
letzten Jahren immer stärker nachgefragt
wurde. In der TWG Backnang wurde dafür eine
Frauen-Wohngemeinschaft geschaffen. Es ist
nötig, das Angebot unter frauenspezifischen
Erfordernissen weiterzuentwickeln, fachlich
fundiert auszubauen und auf den spezifischen
Hilfebedarf wohnungsloser Frauen auszurichten.
Um bei Rückfällen oder gesundheitlichen und
psychischen Krisen fachlich kompetent intervenieren zu können, wurden die Kooperationen
mit dem Zentrum für Psychiatrie in Winnenden
und der Psychosozialen Beratungsstelle
Waiblingen ausgebaut. Dieser Ausbau von
Netzwerken zur Optimierung der Hilfen wird
auch in Zukunft eine besondere Herausforderung darstellen.
Als bauliches Projekt in der nahen Zukunft
steht die Sanierung der nunmehr seit 25 Jahren
genutzten Gebäude der „Hellen Platte“ und der
TWG Murrhardt an, da hier vieles nicht mehr
heutigen Standards entspricht.
Auf fachlicher und konzeptioneller Ebene gilt
es, ein Teilhabe-Konzept in Anbindung an das
Betreute Wohnen zu entwickeln. Darüber hinaus ist ein Konzept zum Umgang mit Klienten
mit Doppeldiagnosen angedacht.
von Karl-Ernst Kühner
25 Jahre Helle Platte
Olaf Kaiser
Arbeitsanleiter (Schorndorf)
Tel.: 0 71 81/60 59-455
Mobil: 0175/765 86 80
[email protected]
Konstantin Ovchinnikov
Werkstatthelfer (Großerlach)
Tel.: 0 71 93/57-212
[email protected]
Melanie Stirn
Verwaltungsangestellte (Großerlach)
Tel.: 0 71 93/57-105
[email protected]
Gudrun Welten
Verwaltungsangestellte (Murrhardt)
Tel.: 0 71 92/47 47
[email protected]
MAV-Büro:
Haus „Getreidescheuer“ in der
Sozialen Heimstätte Erlach
Sprechzeiten: in den ungeraden
Kalenderwochen mittwochs
von 8.30 bis 10 Uhr
Tel.: 0 71 93/57-145
Engagiert für die Belange der KollegInnen (v. li.): Gudrun Welten, Michael Belz, Regina Buck,
Thomas Wenger und Melanie Stirn (nicht mit auf dem Bild sind Olaf Kaiser und Konstantin
Ovchinnikov)
Kompetent,
und engagiert
Wir als Mitarbeitervertretung (MAV) der ERLACHER HÖHE verstehen uns als Interessenvertretung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber der Dienststellenleitung. Jede/r Mitarbeiter/-in hat die Möglichkeit, sich an die MAV zu
wenden, wenn er oder sie eine Beschwerde, Anfrage oder Anregung zu seinem
Arbeitsumfeld hat. Wir als MAV bringen dies der Dienststellenleitung vor, soweit
dies berechtigt erscheint, und versuchen, gemeinsam mit der Dienststellenleitung
im Sinne der/s Mitarbeitenden eine Lösung zu finden.
Das Aufgabenfeld der MAV ist ansonsten sehr vielschichtig und komplex. Hierbei
haben wir unterschiedliche Einflussmöglichkeiten. Es gibt so genannte Mitbestimmungsrechte, d. h. wir als MAV müssen daran beteiligt werden. Beispiele hierfür
sind alle Angelegenheiten, die die Arbeitszeit der Mitarbeiter/-innen berühren;
Grundsätze der Arbeitsplatzgestaltung oder Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsleistung. Dann gibt es Sachverhalte, bei denen wir eine eingeschränkte Mitwirkung
haben wie bei Einstellungs- und Eingruppierungsfragen, bei einer Versetzung
oder Abordnung eines Kollegen bzw. einer Kollegin oder bei der Prüfung einer
ordentlichen Kündigung. Generell geht es auch darum zu schauen, dass die
Arbeitnehmerschutzgesetze wie Arbeitszeitgesetz, Kündigungsschutzgesetz, Mutterschutzgesetz oder das Teilzeit- und Befristungsgesetz eingehalten werden.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was MAV-Arbeit ausmacht. Hierzu tagen
wir 14-tägig freitags von 9 bis 13 Uhr in Erlach. Zukünftig wollen wir auch die
eine oder andere Sitzung in den „Außenstellen“ abhalten, um auch dort präsent
zu sein.
Wer mehr wissen möchte, kann sich gerne persönlich an mich oder an ein anderes
MAV-Gremiumsmitglied wenden.
von Michael Belz (MAV-Vorsitzender)
25
Nachgefragt bei Auszubildenden
Das Besondere an mein er Ausbildung bei der
ERLACHER HÖHE ist für mich …?
„… dass die Mitarbeiter der ERLACHER HÖHE
sehr freundlich miteinander umgehen, ich in
vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt
werde und dabei viel lerne. Dadurch habe ich
eine gute Abwechslung. Ich erfahre einiges über
Menschen mit verschiedenen Charakteren und
deren Schicksale, die man leider so sonst nicht
mitbekommt.“
Swen Schreier, 27 Jahre, Abitur, Ausbildung zum
Bürokaufmann seit 1. September 2009
„… dass ich mich hier so wohl fühle, wie noch
nie zuvor, irgendwo anders. Ich liebe meine
Arbeit und habe Gefallen daran, anderen
Menschen zu helfen. Gerne werde ich auf den
Gängen unseres Hauses „festgehalten“ und zu
einem kleinen Plausch hingerissen. Ich finde
es schön, zu sehen wie die Menschen, die hier
leben, einem zuhören und sich auch mal gerne
einen Ratschlag einholen.
„… dass ich jede Außenstelle durchmachen darf
sowie die einzelnen Abteilungen am Standort
Erlach. Dies ermöglicht mir, darüber nachzudenken, in welche Richtung ich später, als ausgelernter Bürokaufmann, gehen will.“
„… dass hier eine sehr gute, entspannte
Atmosphäre herrscht, ganz anders als in vielen
Großküchen. Dafür steige ich gerne morgens
um 6.30 Uhr in den Bus. Es hat immer jemand
ein offenes Ohr für mich.“
Patrick Klaiber, 20 Jahre, Hauptschule, Ausbildung zum
Bürokaufmann seit 1. September 2008
Zeynep Kajtazi, 18 Jahre, Hauptschule, Ausbildung zur
Köchin seit 1. September 2009
„… dass es ein sehr abwechslungsreicher
Beruf ist, mit einer umfassenden Vielfältigkeit,
wie zum Beispiel Dekorationen und Gestaltungen, Kochen oder Hausreinigungen.
„… das Bewusstsein, dass wir letztlich für die
Menschen, die zu uns kommen, arbeiten. Unser
Erfolg ist deren Zufriedenheit. Zum anderen
genieße ich das Betriebsklima, das geprägt
ist von einem respektvollen, freundlichen und
freundschaftlichen Miteinander. Das macht
einen Großteil meiner Lebensqualität aus. Ich
lerne täglich Neues und kann hierbei immer mit
der Unterstützung der Kollegen rechnen.
Nicole Strohmaier, 20 Jahre, Mittlere Reife, Ausbildung
zur Hauswirtschafterin seit 1. September 2009
Michaela Habel, 35 Jahre, Abitur, Umschulung zur
Kauffrau für Bürokommunikation seit 2008
Alles in allem komme ich hier täglich gerne her
und bin froh, dass ich mit meinem Dasein und
meiner Arbeit einfach helfen kann. Aber auch
die Freude, die ich dabei habe, zurückgeben
kann.“
Rossandra Costanzo, 26 Jahre, Mittlere Reife, Ausbildung zur Hauswirtschafterin im 2. Lehrjahr, seit dem
1. Oktober 2009 im „Haus an der Rems“, Waiblingen
„… dass man die unterschiedlichsten Arbeitsbereiche kennenlernt, voll in diese integriert
wird und dass man viel mit den unterschiedlichsten Menschen und Charakteren zu tun hat.“
Nicole Horlacher, 21 Jahre, Hauptschule, Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) bei der ERLACHER HÖHE,
Ausbildung zur Bürokauffrau, seit 1. September 2007
„… dass ich mit netten Leuten arbeiten darf
und viele interessante Lebensgeschichten
mitbekomme.“
„… dass der Beruf sich nicht nur mit Reinigung
und Wäsche befasst, sondern darüber hinaus
auch auf die Bedürfnisse der sozial schwachen
Menschen eingeht. Zudem gibt es interessante
und vielseitige Aufstiegsmöglichkeiten mit
unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen.“
Loana Tersigni, 18 Jahre, Mittlere Reife, Ausbildung zur
Hauswirtschafterin seit 1. September 2009
„… dass sie sehr abwechslungsreich ist, da
man verschiedene Arbeitsbereiche und Menschen kennenlernt. Das Betriebsklima ist angenehm und Teamarbeit wird groß geschrieben.
Man hat Freiraum für selbstständige Arbeiten
und muss nie Angst haben, seine Kollegen um
Hilfe zu bitten.“
Peter Bolek, 23 Jahre, Abitur, Landwirt im 1. Lehrjahr
26
Karin Schulz, 22 Jahre, Mittlere Reife, Ausbildung zur
Bürokauffrau seit 1. September 2007
27
Nachgefragt bei Abteilungsleitenden
Führungskraft bei der ERLACHER HÖHE
zu sein, heißt für mich …?
„… sicher zu stellen, dass wir eine Arbeit leisten, die zum einen praxisorientiert ist und damit den Realitäten der Problematiken unserer
Bewohner gerecht wird und die sich gleichzeitig
an modernen wissenschaftlichen Konzepten
orientiert sowie beides zu verbinden, damit die
Bewohner der Sozialtherapeutischen Hilfen auf
ihrem Weg in die begonnene Suchtmittelabstinenz optimal gefördert werden können.“
„… sich täglich aufs Neue der Herausforderung zu stellen, betriebswirtschaftlich effizientes
Handeln mit sozialer und gesellschaftlicher
Verantwortung zu verquicken und dabei stets
im Sinne des diakonischen Auftrags aktiv für
benachteiligte Menschen zu handeln.“
Karl-Ernst Kühner
Abteilungsleiter Sozialtherapeutische Hilfen
„… den MitarbeiterInnen die notwendigen
Entscheidungs- und Gestaltungsfreiräume
zu öffnen, damit sie ihre Stärken und ihre
Kreativität sowohl im eigenen Arbeitsbereich als
auch für die Abteilung und die ERLACHER HÖHE
als Ganzes zum Einsatz bringen.“
„… sicherzustellen, dass wir mit den uns zur
Verfügung stehenden (knappen) Ressourcen
und den von uns erstellten fachlich fundierten
Konzepten den uns um Hilfe anfragenden
Menschen ein bedarfsgerechtes, menschenwürdiges Leben in vertrauensvoller Gemeinschaft
ermöglichen.“
Silvia Steeb
Abteilungsleiterin Soziale Heimstätte Erlach
Anton Heiser
Abteilungsleiter Ambulante Hilfen Rems-Murr
Karl-Michael Mayer
Abteilungsleiter ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken
Annette Wolf
Abteilungsleiterin der Erlacher Arbeitshilfen
„… sicherzustellen, dass wir gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und damit die
erforderlichen Ressourcen haben, um unsere
diakonische Arbeit in Verantwortung und im
Sinne unserer „Kunden“ leisten zu können.“
Bernd Messinger
Verwaltungsleiter, stellvertretende Gesamtleitung
„… ein Boot mit einem engagierten, tatkräftigem Team zu steuern, das Ziel nicht aus den
Augen zu verlieren, Kurs zu halten, Risiken
zu erkennen und einzuschätzen und Neues zu
wagen.“
Andreas Reichstein
Abteilungsleiter ERLACHER HÖHE Calw-Nagold
28
„. . . auch, mich einzusetzen für Menschen und
mich ihnen manchmal auch auszusetzen als
Mensch, der – im Rahmen der eigenen Kräfte
– ein Stück Beziehung anbietet. Beziehung, die
in Nähe und Distanz belebt ist, mit Klarheit und
beraterisch-therapeutischer Hilfe erfüllt sein soll
und von Wertschätzung für diese Persönlichkeiten am Rande der Gesellschaft geprägt sein
möge, mit viel Verstehen und Verständnis für
ihr So-Sein.“
„… für Menschen verantwortlich zu sein. Dafür
zu sorgen, dass die EH-Grundsätze gelebt, die
Arbeit fachlich, zukunftsgewandt, öffentlich anerkannt und wirtschaftlich solide läuft. Es heißt
für mich, Entscheidungen herbeiführen und
verschiedenste Ziele und Ansprüche zu einem
erkennbaren Profil zusammenführen.“
„… die Rahmenbedingungen so zu gestalten
und sicher zu stellen, damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Fähigkeiten darauf
konzentrieren können, unseren Bewohnerinnen
und Bewohnern dabei zu helfen, ihre Ziele zu
erreichen.“
Volker Eisele
Abteilungsleiter Eingliederungshilfe
Haus an der Rems
Waiblingen-Beinstein
Wolfgang Günther
Abteilungsleiter ERLACHER HÖHE Freudenstadt
29
Fortbildung
Miranda Frank von der Zentralen Verwaltung organisiert
den Fortbildungskalender
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Know-how-Transfer auf hohem Niveau:
der „Fachtag Recht“ Ende April 2010 in Schwäbisch Hall
Volker Stücklen, Kenner der kirchlichen Arbeitswelt
und Coach für die ERLACHER HÖHE
Am Puls der Zeit
bleiben – dank
Fortbildung
Passgenaue sowie nachhaltige Hilfen und
Dienstleistungen kann nur bieten, wer
sich in Sachen Wissen, Können und
rechtlichen Rahmenbedingungen auf dem
neuesten Stand hält. Deshalb misst die
ERLACHER HÖHE den Fort- und Weiterbildungen auch eine hohe Bedeutung zu.
„Wir wissen, dass gute Arbeit qualifizierte, zufriedene, motivierte Mitarbeitende voraussetzt.
Deshalb sind uns Entwicklungsperspektiven
für den/die Einzelne/n und Förderung der
fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung
wichtig“, steht es schon im Leitbild der Einrichtung. 2009 wurden den Regiemitarbeitenden
zwölf Fortbildungen angeboten. In diesem Jahr
stehen wieder 15 auf dem Programm. „Hier
geht Qualität vor Quantität“, sagt Miranda
Frank, die in der Zentralen Verwaltung in Erlach
für die Organisation des Fortbildungskalenders
und der -Veranstaltungen zuständig ist. Das
30
Fachprogramm gliedert sich in die Bereiche
Arbeitssicherheit, IT, Finanzierung, Recht oder
Gesundheit/Pflege auf. Themenfelder, die die
verschiedenen Arbeitsbereiche der ERLACHER
HÖHE widerspiegeln. Zudem gibt es Angebote, in denen es um die bessere Vernetzung
untereinander und so genannte „Soft Skills“
geht. Informationsveranstaltungen wie der
„Tag der Neuen“ helfen neuen KollegInnen
z.B. dabei, sich möglichst schnell und gut in
dem vielgestaltigen Verbund der ERLACHER
HÖHE zurecht zu finden.
„Ein Highlight im diesjährigen Programm ist die
fünftägige Fortbildung ,Oase im Burgund‘ im
September 2010. Hier geht es um das Miteinander in der Gruppe, aber eben auch um Ruhe,
Inspiration, Erholung und Gebete“, so Miranda
Frank. Die Mitarbeitercafés thematisieren 2010
die Betriebliche Altersvorsorge, sie dienen aber
immer auch der Vernetzung untereinander.
Steckbrief
Volker Stücklen, Jahrgang 1947, ist seit 22 Jahren an der Evangelischen Akademie Bad Boll als
Studienleiter und evangelischer Sozialsekretär tätig. Hier arbeitet er im Fachdienst „Kirchlicher
Dienst in der Arbeitswelt (KDA)“. Seine Schwerpunkte sind Seminare für Betriebs- und Personalräte
oder kirchliche Mitarbeitervertretungen zu den Themen Krisenbewältigung, Mobbing, Burnout,
Betriebsklimapflege. Er bietet Einzelberatung bei Mobbing und Konflikten am Arbeitsplatz. Der
gelernte Einzelhandelskaufmann hat vom Familienbetrieb bis zum Konzern alle Betriebsformen
erlebt, war eine Amtsperiode Betriebsrat und als Substitut, Abteilungsleiter und Filialleiter tätig. Im
Alter von 40 Jahren erfolgte sein Berufswechsel und die dreijährige berufsbegleitende Ausbildung
zum evangelischen Sozialsekretär an der Evangelischen Sozialakademie in Friedewald. Stücklen lebt
mit seiner Frau in Heilbronn-Horkheim und hat zwei erwachsene Söhne. Als ehrenamtlicher Redakteur beim Freien Radio „StHörfunk“ in Schwäbisch Hall gestaltet er die Sendung „Arbeitsweltradio.“
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Der Fortbildungskalender beinhaltet ebenso
Veranstaltungen zu gemeinsamen Prozessen
innerhalb der ERLACHER HÖHE. So arbeiten alle
Abteilungen fortlaufend am Qualitätsmanagement (QM). Ziel ist, bis 2013 alle Einrichtungen
zur Zertifizierungsreife nach DIN ISO 9001
2000 zu bringen. Deshalb steht 2010 auch
die Moderatorenausbildung im Bereich QM im
Fortbildungskalender.
Eine Besonderheit des Fortbildungskalenders
sind die Fachtage. Insbesondere der „Fachtag
Recht“ bietet als hochkarätig besetzte Veranstaltung aktuelles Know-how, das in der rechtlichen
Praxis für viele diakonische oder wohltätige
Organisationen existenziell ist. Aus diesem
Grunde hat die ERLACHER HÖHE die Veranstaltung auch für Externe geöffnet. Zur Tagung in
Schwäbisch Hall im April reisten Teilnehmende
aus dem gesamten Bundesgebiet an, 40 von
den 90 Gästen kamen aus anderen Institutionen.
Persönliche Fragen sind ebenso wichtig
Seit vielen Jahren begleitet Volker
Stücklen als Coach und Seminarleiter
die ERLACHER HÖHE. Wir sprachen mit
ihm über die Besonderheiten kirchlicher
Fortbildungsprogramme und seine Arbeit
für die ERLACHER HÖHE.
ERLACHER HÖHE: Herr Stücklen, Sie kennen
die Fortbildungslandschaft im privatwirtschaftlichen wie im kirchlichen Bereich. Wie unterscheiden sich diese?
Volker Stücklen: Ich kenne neben der
kirchlichen Fortbildungslandschaft auch die der
Gewerkschaften. Unsere kirchliche Fortbildung
unterscheidet sich darin, dass wir neben der
Wissensvermittlung auch die menschlichen und
zwischenmenschlichen Aspekte besonders betonen, seelsorgerliche Nachfragen und persönliche
Problemstellungen werden bearbeitet.
Wir widmen uns zum Beispiel der Fragestellung,
welche Auswirkungen die Beruftstätigkeit im
privaten Bereich hat. Was nehme ich emotional
mit nach Hause, was belastet mich auch in der
Freizeit? Wenn Kollegen und Mitarbeiter vieles
auf mich abladen, wie gehe ich damit um,
wo kann ich abladen? Oder wir fragen nach
der Motivation für Aufgaben wie Betriebsrat,
Personalrat oder MAV-Amt.
ERLACHER HÖHE: Sie begleiten die
ERLACHER HÖHE seit Jahren als Coach, Berater
und Seminarleiter – zu welchen Fragen?
Volker Stücklen: Mein Schwerpunkt als
Seminarleiter waren die Sommerklausuren der
Abteilungsleitenden, Abteilungsfortbildungen
sowie Teamberatungen für die Zentralen
Dienste. Wir setzten uns dabei mit den Themenfeldern Kommunikation, Konfliktlösungen,
Betriebsklimapflege oder auch dem wichtigen
Gebiet der Teamzusammenarbeit auseinander.
Auch wenn ich keinen Überblick über Ihr
gesamtes Fortbildungsprogamm habe, finde
ich es absolut vorbildlich, dass jeder VollzeitMitarbeitende der ERLACHER HÖHE bis zu
zehn Tage bezahlten Fortbildungsurlaub nutzen
kann. Das ist doppelt so viel, wie die Arbeitsvertragsrichtlinien der Diakonie vorschreiben.
ERLACHER HÖHE: Sie widmen sich derzeit
besonders dem Thema Burnout. Anscheinend
grassieren die Selbstausbeutung und das
Negieren eigener Grenzen besonders im
sozialen Bereich. Warum steigt die Zahl der
Burnout-Erkrankungen tatsächlich an?
Volker Stücklen: Die Zahl der Erkrankungen
steigt in Deutschland seit Jahren in zweistelliger
Größenordnung an. Auch im sozialen Bereich
werden durch knappere Personalschlüssel und
Wirtschaftlichkeitsvorgaben Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter über Gebühr belastet. Zeit
für Kommunikation und Zwischenmenschliches bleibt zunehmend auf der Strecke. Die
ERLACHER HÖHE hat dies erkannt und bietet
in diesem Jahr dazu ein Seminar an. Titel:
„Oasentage in Burgund“. Dies soll ganz bewusst
eine Arbeitswoche der anderen Art werden, ein
Tapetenwechsel, eine Auszeit zum Auftanken.
Natürlich lässt es sich dabei auch wunderbar
eintauchen in die Geschichte des Burgunds.
Und wir wollen auch die französische Lebensart pflegen: mit Herz und Gaumen genießen!
ERLACHER HÖHE: Was sind für Sie die
Themen der Zukunft, für die Mitarbeitenden in
diakonischen Einrichtungen gerüstet sein/
werden müssen?
Volker Stücklen: Sie bedürfen zusehends
einer hohen Flexibilität, um den Veränderungen
durch Gesetzgeber und Klientel gerecht werden
zu können. Ein Umdenken ist nötig: Klienten
sind Kunden. Mitarbeitende brauchen die Bereitschaft, sich auf neue Kommunikationstechniken
und organisatorische Abläufe einzustellen,
müssen Wirtschaftlichkeit und Effizienz im Blick
haben. Und natürlich gilt es auch die eigene
Arbeitsplatzsicherheit zu stärken: durch Engagement und Identifikation mit der Einrichtung und
den internen und externen Aufgabenstellungen.
31
Aktuelle Projekte
Im zurückliegenden Jahr haben die Abteilungen der ERLACHER HÖHE
wieder vielfältige Projekte konzeptioniert, ins Leben gerufen oder
weiterentwickelt. Einige davon werden hier exemplarisch vorgestellt.
Schritt für Schritt
Ambulante Hilfen Rems Murr
Für das EH-Mobil wurde 2009 eine neue
Spendenidee entwickelt: Mit einer Spende von
50 Euro wird der notwendige Zuschuss für ein
ganzjähriges EH-Mobil-Mittagessen (1 x pro
Woche) für eine Person abgedeckt. Für das Mittagessen samt Getränken in dieser mobilen Tagesstätte der ERLACHER HÖHE zahlen die rund
200 einkommensarmen Gäste selbst nur einen
Anteil von 1,50 Euro. Das Projekt lebt u. a. vom
Engagement vieler Ehrenamtlicher in den fünf
Städten. Auch die beteiligten Kirchengemeinden
stellen ihre Gemeindehäuser kostenlos zur
Verfügung. Doch um die Kosten zu decken, sind
wir auch auf Spenden angewiesen.
In enger Abstimmung mit dem Kreissozialamt
ist in Backnang für Januar 2011 der Start eines
gesonderten Projektes für wohnungslose Frauen
geplant: Hilfen für Frauen im „Intensiv Betreuten Wohnen“ nach §§ 67 ff SGB XII. Hintergrund ist, dass im Rems-Murr-Kreis bislang kein
entsprechendes Angebot existierte. Geplant
sind im Wohnbereich acht Plätze sowie zwei
Notschlafplätze. Zudem ist für den Konzeptbaustein Tagesstrukturierung eine Kreativwerkstatt
mit zwölf Plätzen vorgesehen.
Erlacher Arbeitshilfen
Am 1. Mai 2010 eröffnete die ERLACHER HÖHE
am Standort der Stammeinrichtung die „Naturspur“. Der Nistkasten- und Naturlehrpfad,
der von den Erlacher Arbeitshilfen als Projekt
konzipiert und entwickelt wurde, konnte mit
finanzieller Unterstützung aus Mitteln der
Europäischen Union, des LEADER-Programms
32
und des Landes realisiert werden. „Naturspur“
führt knapp drei Kilometer durch Wald, Feld und
Flur. Neben 20 Stationen mit Erklärungstafeln
gibt es zahlreiche Tierdomizile sowie eine breite
Palette unterschiedlichster Nisthilfen zu entdecken. Mit dem Projekt sollen insbesondere junge
Menschen für die Bewahrung der Schöpfung
sensibilisiert werden. Deshalb soll „Naturspur“
in enger Kooperation mit NABU, BUND sowie
Kindergärten und Schulen gehegt und gepflegt
werden. Im Café ERLACHER HÖHE gibt es nicht
nur Info-Materialien rund um „Naturspur“, es
können zudem Vesperrucksäcke ausgeliehen
werden. Darüber hinaus stehen verschiedene
Nistkästen und Produkte aus eigener Herstellung
zum Verkauf. Für interessierte Gruppen werden
Führungen angeboten.
ERLACHER HÖHE Calw
In der Nacht vom 19. August 2009 setzte ein
Bewohner des Aufnahmehauses Burgsteige 3 in
Calw das Gebäude in suizidaler Absicht in Brand.
Trotz des schnellen und unermüdlichen Einsatzes
der Feuerwehr kamen dadurch vier Menschen
ums Leben. Die ERLACHER HÖHE hat nach dem
verheerenden Brand viel Unterstützung aus
der Bevölkerung und seitens der Institutionen
der Stadt Calw und des Landkreises erfahren.
Die überlebenden Hausbewohner wurden gut
untergebracht. Auch für die Arbeitsprojekte und
die Hauswirtschaft konnten Räume gefunden
werden.
Der Schmerz und das Entsetzen sind nicht
vergessen. Aber nun steht der Wiederaufbau
des Hauses Burgsteige 3 an. Geplant ist, das
ursprüngliche Angebot wieder herzustellen:
Das Pflegeheim der Sozialen
Heimstätte Erlach verfügt
nun über 30 Plätze
ein Wohnheim mit elf Plätzen, eine Tagesstätte
für 15 Personen sowie ein tagesstrukturierendes
Angebot für zehn Beschäftigte (u. a. Hauswirtschaft).
Einen erfolgreichen Start meldet das Calwer
Projekt AliSchwa: Zwischenzeitlich sind sieben der
neun TeilnehmerInnen der ersten Maßnahme
Ende 2009 nicht mehr arbeitslos. AliSchwa richtet
sich an arbeitslose junge Erwachsene im Alter bis
25 Jahre in den Landkreisen Calw und Freudenstadt, die ihre Chancen auf eine Arbeits- oder
Ausbildungsstelle durch ein Praktikum bzw.
Workcamp im Ausland verbessern möchten. Die
Auslandsaufenthalte finden in Alicante (Spanien)
oder Östersund bzw. Sundsvall (Schweden) statt.
Weitere Kooperationspartner sind das Oberlinhaus
Freudenstadt e. V. und die Agentur für Arbeit
Nagold. Der Projektverbund organisiert innerhalb
der Projektlaufzeit von drei Jahren zwölf Auslandsaufenthalte von ca. sieben Wochen für Gruppen
von jeweils ca. 17 Personen. AliSchwa basiert
auf dem Programm „IdA – Integration durch
Austausch“ des Bundesministeriums für Arbeit
und Soziales und des Europäischen Sozialfonds.
Begleitend zu dem Projekt AliSchwa ist es möglich,
dass junge Spanier und Schweden zu Betriebshospitationen nach Deutschland kommen.
ERLACHER HÖHE Freudenstadt
2009 hat die ERLACHER HÖHE in Abstimmung
mit dem Landratsamt Freudenstadt in direkter
Nachbarschaft von Fachberatungsstelle und
Aufnahmeheim ein Frauenwohnprojekt gestartet.
Es stehen für wohnungslose Frauen sechs Plätze in
drei Wohnungen zur Verfügung. Im Zuge dessen
wurden im Freudenstädter Aufnahmeheim zwei
Der am 1. Mai eröffnete Nistkasten- und Naturlehrpfad
„Naturspur“ wurde von den Erlacher Arbeitshilfen als
Projekt konzipiert und entwickelt
Plätze in einem abgegrenzten Bereich frei, die
nun abstinenzwilligen wohnungslose Menschen
angeboten werden konnten. In das „Fischhaus“
in der Alfredstraße, in dem das Frauenwohnprojekt nun untergebracht ist, lagerte die ERLACHER
HÖHE Freudenstadt in diesem Frühjahr außerdem die Kreativ-Werkstatt und den hauswirtschaftlichen Bereich Picobello um.
In Horb wurde im letzten Jahr ein neues Beschäftigungsprojekt gestartet, die EH Kommode Horb.
Innerhalb der Räumlichkeiten dieses Gebrauchtwarenladens werden seit 2010 auch wohnungslose Menschen nach § 67 SGB Xll stundenweise
durch die Fachberatungsstelle betreut. Die bisherigen Räume der Kreativ-Werkstatt werden
ab Frühjahr für das Jobcoaching mit JobCafé
genutzt.
Die neue Wohnanlage der
Sozialen Heimstätte Erlach umfasst zwölf Einzimmer-Apartments
für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten
In der Haller Innenstadt wurde 2009 im Rahmen des Betreuten Wohnens eine ZweizimmerWohnung angemietet, in der zwei ehemals
wohnungslose Männer ein dauerhaftes Mietverhältnis angeboten werden konnte. Für 2010
soll die ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken
die Belegrechte für ein größeres Projekt mit
mehreren Wohneinheiten erhalten.
Eingliederungshilfe
„Haus an der Rems“
Vor allem die Mahlzeiten sind wichtige Ereignisse im Tagesablauf eines Wohnheims. Um
noch mehr auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Bewohner einzugehen, wird im
„Haus an der Rems“ seit 1. September 2009
selbst gekocht und gebacken. Die eigens anERLACHER HÖHE
gestellte Köchin bereitet sämtliche Mahlzeiten
unter tatkräftiger Mitarbeit einer Bewohnerin
Hohenlohe-Franken
und weiterer Bewohner im Hause zu. Außerdem
wurde das „Haus an der Rems“ im Bereich
2010 wird bei der „Haller Arbeit“ das im letzten Hauswirtschaft als Ausbildungsstelle anerkannt.
Sommer begonnene Projekt AGITO weitergeführt. Seit 1. Oktober absolviert hier eine alleinDas ESF-Projekt hat das Ziel, die Beschäftigungs- erziehende Mutter ihre Ausbildung zur Hausfähigkeit Langzeitarbeitsloser zu erhalten und die wirtschafterin.
Chancen gering qualifizierter oder benachteiligter
Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu Nach jahrelanger Suche konnte die Abteilung in
verbessern. Die Teilnahmedauer liegt bei drei
Waiblingen-Beinstein eine Haushälfte mit
Monaten; Kern der Maßnahme ist eine viergroßem Garten für das Ambulant Betreute
wöchige Betriebsphase in einem individuell
Wohnen anmieten. Hier ist Raum für eine
ausgewählten Unternehmen der freien Wirtschaft. Wohngemeinschaft mit vier Plätzen sowie für
Dieses durch Fachkräfte begleitete Praktikum
zwei bis drei Apartements. Umbau und Renovieist in eine Vor- und eine Nachbereitungsphase
rung erfolgen in Eigenleistung. Das Haus eignet
eingebettet. Im Mittelpunkt stehen die indivisich ideal für die Bedürfnisse der betreuten
duelle Auswahl und persönliche Begleitung der
Menschen, nicht zuletzt auch durch seine Lage.
Teilnehmenden.
Soziale Heimstätte Erlach
Die Nachfrage nach Plätzen in der Sozialen
Heimstätte Erlach ist groß. Im Juli werden wir
eine neue Wohnanlage mit zwölf EinzimmerApartements einweihen, die für Menschen mit
besonderen sozialen Problemen bedarfsgerecht
konzipiert wurde. Die Häuser wurden in Niedrigenergiebauweise zum Großteil in Eigenleistung
der Erlacher Arbeitshilfen erstellt, in Kooperation
mit regionalen Unternehmen.
Positiv ist auch, dass die BewohnerInnen der
Sozialen Heimstätte Erlach infolge entsprechender Gesetzesänderung nun Rechtsanspruch
auf medizinische Versorgung im Rahmen der
häuslichen Krankenpflege haben. Diese Pflegeleistungen sind bereits seit Jahren von der
ERLACHER HÖHE durch eine eigens hierfür angestellte Pflegefachkraft erbracht worden – allerdings ohne jegliche Refinanzierung.
Pflegeheim
Der hohe Bedarf führte auch im angegliederten
Pflegeheim zu einer Aufstockung der Platzzahl
um 5 auf nun 30 Plätze. Weiterhin werden von
Krankenhäusern oder über gesetzliche Betreuer
Menschen zu uns überwiesen, die in eigenem
Wohnraum vereinsamen und unter menschenunwürdigen Bedingungen pflegebedürftig wurden.
Das von der Bundesregierung 2008 ratifizierte
„Zusätzliche Betreuungsangebot für Menschen
mit eingeschränkter Alltagskompetenz“ haben
wir seit letztem Jahr im Pflegeheim eingeführt.
Dringend notwendig ist zudem die Finanzierung
der zusätzlichen psychosozialen Betreuung.
33
Zahlen & Fakten
Statistik
Liga-Stichtag in der Wohnungslosenhilfe in Baden-Württemberg 2009
In der Liga der freien Wohlfahrtspflege BadenWürttemberg e. V. kooperieren führende Organisationen.
Der Liga-Stichtagsbericht 2009 ist online unter der
Adresse www.liga-bw.de/Veröffentlichungen zu finden
Zum 19. Mal hat die Liga der freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg e. V. im Herbst 2009 ihre bundesweit einzigartige
Stichtagserhebung zur Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg durchgeführt. Dazu gingen bei den Liga-Fachleuten für
diese Erhebung landesweit Daten von 299 Diensten und Einrichtungen, also von 86 Prozent aller Einrichtungen, ein.
Es zeigten sich folgende Ergebnisse und
Entwicklungen:
Mit 9.906 Menschen in besonderen sozialen
Schwierigkeiten ergibt sich ein erneuter Höchststand. In einem Zehn-Jahres-Zeitraum, in dem
die Bevölkerung im Ländle um 2 Prozent wuchs,
ist diese unterste Armutsgruppe um 36 Prozent
angewachsen. Die Zahl der jungen Menschen
unter 25 Jahren und der Frauen nahm dabei
sogar doppelt so stark zu. Ein solches Wachstum
in einem der reichsten Bundesländer sollte
Grund zur Beunruhigung sein. Damit spiegelt der
Hilfebereich die zunehmende Armutsentwicklung
in Deutschland wider. Wohnungslose Menschen
bleiben im Windschatten des Konjunkturaufschwungs, so die Stellungnahme der Liga zu den
Ergebnissen 2009.
Besondere Besorgnis gilt aus Sicht der Liga dabei den seit 1984 flächendeckend ausgebauten
ambulanten Leistungen der Fachberatungsstellen und Tagesstätten. Sie versorgen inzwischen
bereits ca. 60 Prozent der Hilfesuchenden,
sind aber bei den bevorstehenden Steuerausfällen nicht vor Kürzungen oder Streichungen
geschützt. Sie müssen in der kommunalisierten Zuständigkeit dringend in landesweiten
Vereinbarungen gesichert werden wie dies etwa
in Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen
geschieht.
Am Stichtag wurde für Baden-Württemberg
ein besorgniserregender neuer Höchststand
von 1.265 jungen wohnungslosen Menschen
unter 25 Jahren festgestellt. Zugleich wurde ein
überproportionaler Anstieg um 181 Personen
(+ 22 Prozent) im Vorjahresvergleich verzeichnet.
Dabei handelt es sich um eine langfristige Entwicklung, der Anstieg der letzten zehn Jahre betrug
70 Prozent. Regional kommt es zu Spitzenwerten
von bis zu 36 Prozent dieser Altersgruppe an der
Gesamtzahl der Wohnungslosen. Gründe hierfür
werden aus fachlicher Sicht in einem Rückzug
der Jugendhilfe und in unzulänglichen Hilfen
oder Härten im System von Hartz IV gesehen.
Die jungen Menschen landen dann häufig in der
Wohnungslosenhilfe, die für sie jedoch keine
geeigneten Hilfen hat, die ihrem besonderen
Bedarf – etwa erzieherische Unterstützung oder
intensive Begleitung bei Schule, Ausbildung und
Arbeit – entsprechen. Wichtige Ansätze wurden
bereits erarbeitet, aber noch nicht umgesetzt.
Auch im Landtagsantrag 14/4304 werden
wirkungsvolle Maßnahmen bis hin zu einem
Sonderprogramm des Landes in der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe benannt und warten
auf eine Umsetzung.
Aufs Neue im Fokus steht die Situation wohnungsloser Frauen in Baden-Württemberg. Im
Jahr 2009 liegt die Zahl bei 2.267, sie ist damit
erneut überproportional um 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Auffallend ist der
extrem hohe Anteil junger Frauen. Im Alterssegment von 21 bis 24 Jahren liegt der Anteil schon
bei 30 Prozent und bei den unter 21-Jährigen
beläuft sich der Frauenanteil sogar auf 38 Prozent. Zu berücksichtigen bleibt, dass nach wie vor,
wie von ExpertInnen angenommen wird, nur ein
sehr kleiner Teil von Frauen offen und sichtbar
wohnungslos auf der Straße bzw. in Einrichtungen
unseres Hilfesystems lebt. Der weitaus größere
Anteil der wohnungslosen Frauen verbirgt seine
Wohnungslosigkeit. Aus Scham verschleiern die
Frauen ihre Not und versuchen sie aus eigener
Kraft zu überwinden. Frauen müssen sich, um
einen Platz zum Schlafen zu haben, in Situationen begeben, die von Gewalt, materieller und
sexueller Abhängigkeit geprägt sind. So kommen
wesentlich mehr Frauen (13,9 Prozent) im Vergleich zu Männern (9,3 Prozent) bei Bekannten
und Angehörigen unter.
Die Angebote für Frauen im Hilfesystem sind
nach wie vor nicht ausreichend. Es fehlt sowohl
an frauenspezifischen Wohnplätzen als auch an
Beratungsstellen. Hierbei erwähnt die Liga ausdrücklich anerkennend, dass die Landesregierung
in 2007 ein Sonderinvestitionsprogramm für
wohnungslose Frauen umgesetzt hat. Die Hilfen
für wohnungslose Frauen müssen nun von den
Kommunen bedarfsgerecht ausgestattet werden.
Ihr Hilfebedarf unterscheidet sich von dem der
Männer; sie brauchen z.B. besonderen Schutz
und besondere Unterstützung in der Verarbeitung
von Gewalterfahrungen.
Auch die starke Konjunktur zwischen 2005 und
2008 hat wohnungslose Menschen in ihrem
Ausschluss vom Arbeitsmarkt nicht erreicht.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse im Zweiten Arbeitsmarkt sind durch
Hartz IV sogar stark eingebrochen. Öffentlich
geförderte Beschäftigung muss gerade diesen
Personenkreis entsprechend ihrer Zielsetzung
einbeziehen, eine Reintegration in die Gesellschaft ohne Arbeit und Beschäftigung funktioniert
nicht.
von Karl-Michael Mayer
Personenzahl
10000
8000
Wohnungslose insgesamt
6000
Besorgniserregender
5000
Höchststand:
4000
Wohnungslose Frauen
In Baden-Württemberg
Bevölkerung in Baden-Württemberg
in Zehntausenderschritten
leben 9.906 Menschen
4000
88
Schwierigkeiten
2002
2003
2004
2005
Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg – 10-Jahres-Entwicklung
34
2006
2007
2008
2009
Anzahl Personen
80
3000
60
44
2000
1000
17
4173
1587
1568
1263
Fachberatungsstelle
Tagesstätte
Betreutes Wohnen
Stationäre
Einrichtung
40
35
29
0
2001
100
71
in besonderen sozialen
2000
0
Jahr 2000
Anzahl Dienste
15
595
376
344
Sonstige ambulante
Stelle
Aufnahmehaus
Teilstationäre
Einrichtung
20
0
Wohnungslose Personen in den unterschiedlichen Hilfearten in Baden-Württemberg
35
Zahlen & Fakten
Karl-Michael Mayer, Dokumentationsbeauftragter
der ERLACHER HÖHE, bereitete das Zahlenmaterial auf
Statistik
Liga-Stichtag 2009 in der Wohnungslosenhilfe der ERLACHER HÖHE
800
Frauen
Männer
Gesamt
+
733
784
7%
626
- 1 % 620
500
+8
%
600
+8
%
700
An der Liga-Stichtagserhebung über fünf
Jahre haben sich alle Abteilungen der
ERLACHER HÖHE mit Teilbereichen in der
Wohnungslosenhilfe beteiligt.
529
438
400
+1
%
486
- 4 % 467
+
5%
539
+5% 565
300
200
100
0
Jahr
%
+4
91
2005
+ 27
+ 9 % 153
140
2006
2007
2008
2009
Tendenz nach oben: Die Entwicklung in der Wohnungslosenhilfe der ERLACHER HÖHE zeigt deutliche Zuwächse
Betreutes Wohnen
77 Personen
Die verwendeten Daten stammen aus der Auswertung des Dokumentationssystems EHDS
(ERLACHER HÖHE Dokumentationssystem) zur
Liga-Stichtagserhebung Baden-Württemberg 2009.
1
250
Aufnahmehäuser/-heime
53 Personen
10 %
Über die Entwicklung in der Wohnungslosenhilfe
und das Geschlechterverhältnis informieren die
nebenstehenden Diagramme.
In den betreffenden Einrichtungen der
ERLACHER HÖHE haben am Stichtag 2009
insgesamt 784 Personen Hilfen erhalten.
% 219
+13
% 194
Sonstige Ambulante Stellen
4 Personen
4%
2007
n = 620
2008
n = 733
2009
n = 784
18-24
25-29
30-39
40-49
150
100
16 % Stationäre
Hilfen
127 Personen
Tagesstätten
195 Personen
25 %
2006
n = 626
200
Teilstationäre Hilfen
32 Personen
7%
2005
n = 529
Fachberatungsstellen
296 Personen
37 %
50
0
Alter in Jahren: bis 17
Insgesamt 784 Personen haben in den Einrichtungen
der ERLACHER HÖHE Hilfen verschiedenster Art erhalten
50-59
ab 60
unbekannt
Die Entwicklung der Altersstruktur in der Wohnunglosenhilfe der ERLACHER HÖHE von 2005 bis 2009
Statistische Zahlen der ERLACHER HÖHE für das Jahr 2009
Im Folgenden einige markante statistische Zahlen aus dem Jahr 2009.
Basis dafür ist wiederum das ERLACHER HÖHE
Dokumentationssystem (EHDS). Ausgewertet
wurden die Daten für die Gesamteinrichtung in
der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Dezember
2009. In die statistischen Auswertungen sind
– bis auf die BesucherInnen der Tagesstätten
– alle Abteilungen samt Teileinrichtungen
einbezogen.
2009 wurden in der ERLACHER HÖHE mit insgesamt 2.971 Personen 133 Menschen weniger
36
als im Vorjahr statistisch erfasst. 26 Prozent
der erfassten Personen – zwei Prozentpunkte
mehr als in 2008 – sind Frauen, 74 Prozent
sind Männer.
764 Frauen
26 %
2207 Männer
74 %
2009 wurden mit dem ERLACHER HÖHE Dokumentationssystem insgesamt 2.971 Personen erfasst
Der Altersdurchschnitt lag insgesamt bei
41,9 Jahren. Im Durchschnitt waren Frauen,
die bei der ERLACHER HÖHE Hilfe suchten,
40,3 Jahre, Männer 42,3 Jahre alt.
Wie in früheren Jahren liegt der Anteil der
unter 25-jährigen Menschen im Hilfesystem
der ERLACHER HÖHE knapp unter 19 Prozent.
Die Dauer der Hilfe lag im Jahr 2009 bei
durchschnittlich 5,3 Monaten, in der Bandbreite
zwischen einem Tag und zwölf Monaten.
60,8 Prozent aller erfassten Hilfeprozesse
innerhalb der Gesamteinrichtung wurden
innerhalb von sechs Monaten wieder beendet;
durchschnittlich waren diese Personen vor
allem in den ambulanten Hilfeangeboten der
ERLACHER HÖHE zwei Monate anhängig.
1000
Männer
Frauen
Gesamt
827
800
699
600
609
523
400
399
393
289
200
237
52
0
Alter in Jahren: bis 17
218
304
176
18-24
25-29
304
148
148
218
89
70
95
82
64
30-39
40-49
50-59
ab 60
Wie in früheren Jahren liegt der Anteil der unter
25-jährigen Menschen im Hilfesystem der
ERLACHER HÖHE knapp unter 19 Prozent
37
Zahlen & Fakten
Entwicklung
Bernd Messinger, Verwaltungsleiter
der ERLACHER HÖHE, stellt die
Zahlen und Fakten zusammen
Mittelherkunft und -verwendung 2009
Das wirtschaftliche Volumen der
ERLACHER HÖHE im Jahr 2009,
ablesbar in der Gewinn- und
Verlustrechnung (G + V), hat
sich gegenüber dem Vorjahr nur
geringfügig verändert und ist
mit ca. 15 Mio. Euro trotz eines
wirtschaftlich sehr schwierigen
Jahres stabil geblieben.
Dieser Umsatz resultiert aus dem
laufenden Betrieb. Die Zusammensetzung von Kosten und Erträgen ist
der Grafik zu entnehmen.
Investitionen und Baumaßnahmen
Kirchliche Mittel/Spenden Sonstiges
2,2 % 1,4 %
Abschreibungen
Instandhaltungen
3,2 %
6,8 %
Sachkosten
Erträge
Arbeitsleistungen
27,6 %
Mieterträge
1,2 %
11,7 %
Mietaufwand 3,0 %
Leistungsvergütung
39,6 %
Zuschüsse
(Kommunen, ARGE,
ESF, Arbeitsagentur)
28 %
Ertrag
Personalkosten
Regiepersonal
47,5 %
Materialaufwand 9,5 %
für Arbeitsleistungen
Personalkosten
Integrationsbeschäftigte
18,3 %
Kosten
Die im Jahr 2009 für den laufenden Betrieb
getätigten Investitionen (Ausstattung, Maschinen etc.) betrugen rund 400.000 Euro. Das
Volumen bei den Baumaßnahmen belief sich
auf ca. 777.000 Euro.
Die größten Maßnahmen waren dabei die
Realisierung von zwei der drei auf den Weg
gebrachten Wohnprojekte für wohnungslose
Frauen. Das Projekt in Calw mit rund 145.000
Euro konnte zur Jahresmitte 2009 in Betrieb
genommen werden. Das Projekt in Freudenstadt mit ca. 480.000 Euro wurde im April
2010 fertiggetellt.
Aktuell sind folgende weitere Projekte in der Planung:
■
■
■
■
■
Neubau der Produktionshalle Erlacher Arbeitshilfen, Standort Erlach,
Investitionsvolumen rund 1,0 Mio. Euro
Neubau Biogasanlage/BHKW, Helle Platte, Standort Erlach,
Investitionsvolumen ca. 900.000 Euro
Betreuungs- und Wohnangebot für wohnungslose Frauen, Ambulante Hilfen Rems-Murr,
Standort Backnang, Investitionsvolumen rund 635.000 Euro
Sanierung Helle Platte, Sozialtherapeutische Hilfen, Standort Erlach,
Investitionsvolumen ca. 1,6 Mio. Euro
Sanierung Therapeutische Wohngemeinschaft (TWG) Murrhardt, Standort Murrhardt,
Investitionsvolumen ca. 780.000 Euro
Das Gesamtvolumen der im Jahr 2010 im Bau oder in Planung befindlichen Projekte beträgt
ca. 6,0 Mio. Euro.
Im Juni waren auch die Bauarbeiten für die
neue Wohnanlage der Sozialen Heimstätte in
Erlach mit rund 410.000 Euro abgeschlossen
und die Gebäude bezugsfertig.
Integrationsbeschäftigung ERLACHER HÖHE
Die Entwicklung der Beschäftigung im Rahmen
der Integrationsmaßnahmen kann der Tabelle
und der grafischen Darstellung auf Seite 39
entnommen werden. Hier gibt es unterschiedliche Betrachtungsweisen. Unser Fokus lag wie
bereits in den vergangenen Jahren auf der
Entwicklung des Anteils sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse. Wir
können feststellen, dass unsere diesbezüglichen
vielfältigen Bemühungen in 2009 weiter fruchtbar waren. Dies zeigt sich an den seit 2005
38
stetig ansteigenden sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen. Die Quote dieser
„Normalarbeitsverhältnisse“ konnte mit 44,3
Prozent (Vorjahr: 43,2 Prozent) noch einmal
etwas verbessert werden.
Die jahresdurchschnittliche Darstellung gibt
den Beschäftigungsumfang nach so genannten
VK (Vollkräfte-Werten) wieder. Auf folgende
differenzierte Darstellung legen wir Wert:
1. Jahresdurchschnittsbeschäftigung nach
VK-Werten: 293 VK-Stellen (Vorjahr: 284).
Siehe dazu die Grafik auf Seite 39.
2. Beschäftigungsstand zum Stichtag
31.12.2009: 420 Integrationsbeschäftigte (IGB)
(Vorjahr: 431). Davon sind 155 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 265 auf Basis von
Prämien bzw. 1-Euro-Jobs (siehe dazu die
Grafiken A, B und C auf Seite 40).
3. Integrationsbeschäftigte (IGB) absolut
im Jahr 2009: 674 (Vorjahr: 627).
Davon sind 174 sozialversicherungspflichtig
beschäftigt, 500 auf Basis von Prämien bzw.
1-Euro-Jobs (siehe dazu die Grafiken
A, B und C auf Seite 40).
Jahresdurchschnitt Arbeitshilfen ERLACHER HÖHE gesamt
Beschäftigung gesamt
2005
2006
2007
2008
2009
300
Vers.pfl. Beschäftigung* (VK)
86
89
84
123
130
250
Prämie / 1-Euro-Job
190
167
134
161
163
200
Beschäftigung gesamt
277
256
218
284
293
34,8 %
38,5 %
43,2 % 44,3 %
Anteil Vers.pfl. Beschäftigung* 31,2 %
Versicherungspflichtige Beschäftigte (VK)
150
100
*sozialversicherungspflichtig
50
Entwicklung der Integrationsbeschäftigung
Jahr
2005
2006
2007
2008
2009
39
Zahlen & Fakten
Entwicklung
Personalentwicklung ERLACHER HÖHE
VK
Stichtag
Absolut
300
Mit im Jahr 2009 weiter anwachsenden
Aufgaben, wurde auch die Personalausstattung im erforderlichen Umfang
angepasst.
Dieser Aufgabenzuwachs führte zu einem
erneuten Ansteigen der Mitarbeiterschaft. So
waren im Jahresdurchschnitt 163 Vollkräfte
(Vorjahr: 146 VK) beschäftigt, somit eine
Erhöhung um ca. 11 Prozent.
Zum Stichtag 31. Dezember 2009 waren mit
102 Männern und 138 Frauen insgesamt 240
Regiemitarbeitende (Vorjahr: 198) beschäftigt.
Das sind 21 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten ist mit 95
Personen bzw. rund 40 Prozent weiterhin sehr
hoch. Davon sind 25 Männer und 70 Frauen.
Die Anforderungen bezüglich der Beschäftigung
von Menschen mit Behinderungen (15 Mitarbeitende) sind bei weitem erfüllt. Mit zwölf
Auszubildenden im Regiebereich erzielten wir
eine Ausbildungsquote von 7,3 Prozent.
Insgesamt waren im Jahr 2009 274 verschiedene Personen (Vorjahr: 240) im Bereich
der Regieaufgaben tätig, was einen weiteren
Anstieg von rund 14 Prozent bedeutet. Diese
Angaben beinhalten auch Auszubildende,
Praktikanten und Zivildienstleistende. Bei der
Berechnung der VK-Angaben sind diese deputatsanteilig berücksichtigt. Neben der hohen
Teilzeitbeschäftigungsquote ist dies die Ursache
für den beachtlichen Unterschied zwischen
absolut beschäftigten MitarbeiterInnen (274)
und der so genannten „VK-Berechnung“ (163).
Personalentwicklung, Regiepersonal gesamt
2005
2006
2007
2008
2009
104
110
126
146
163
Zum Stichtag 31.12. (Anzahl) 144
161
166
198
240
Im Jahr absolut
187
185
240
274
Jahresdurchschnitt (VK)
170
(VK: Vollkräfte)
250
200
150
100
Jahr
2005
2006
2007
2008
2009
Beschäftigungsentwicklung ERLACHER HÖHE
A
B
C
Jahresdurchschnitt (VK)
Regiepersonal
IGB*, sozialversicherungspflichtig
Versicherungspflichtige gesamt
IGB*, Prämie, 1-Euro-Jobs usw.
Beschäftigte gesamt
Zum Stichtag 31.12. (Anzahl)
Regiepersonal
IGB*, sozialversicherungspflichtig
Versicherungspflichtige gesamt
IGB*, Prämie, 1-Euro-Jobs usw.
Beschäftigte gesamt
2005
2006
2007
2008 2009
104
86
190
190
381
110
89
199
167
366
126
84
210
134
344
146
123
269
161
430
144
99
243
223
466
Beschäftigte im Jahr (absolut)
Regiepersonal
170
IGB*, sozialversicherungspflichtig 210
Versicherungspflichtige gesamt
380
IGB*, Prämie, 1-Euro-Jobs usw. 346
Beschäftigte gesamt
726
161
103
264
204
468
187
195
382
401
783
166
127
293
204
497
185
185
370
341
711
198
165
363
266
629
240
190
430
436
866
163
130
293
163
456
240
155
395
265
660
274
174
448
500
948
VK
Stichtag
Absolut
Beschäftigte gesamt
1.000
800
600
Die Grafik und die Tabelle zur Beschäftigungsentwicklung (links) zeigen auf, wie viele
Beschäftigte insgesamt bei der ERLACHER HÖHE
tätig sind. Diese Darstellung beinhaltet Regiemitarbeitende und Integrationsbeschäftigte.
400
200
0
Bemerkenswert ist:
Jahr
2005
2006
2007
2008
2009
1. … dass wie bereits in den Vorjahren der
jahresdurchschnittliche Beschäftigungsumfang (VK-Wert) von 430 auf 456 kontinuierlich gestiegen ist (+ ca. 6 Prozent).
Versicherungspflichtige gesamt
500
400
300
200
100
0
Jahr
2005
2006
2007
2008
2009
Regiepersonal
300
250
200
150
100
50
0
4. … dass auch der Umfang sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im Jahresdurchschnitt um 9 Prozent gesteigert werden
konnte. Gegenüber 269 Vollkräften im
Vorjahr lag der Jahresdurchschnitt 2009 bei
293 Vollkräften.
Jahr
2005
2006
2007
2008
2009
2. … dass zum Stichtag 31. 12. 2009 bei der
ERLACHER HÖHE 660 Personen beschäftigt
waren. Im Vorjahr waren dies noch 629 Personen. Das ist ein Zuwachs um ca. 5 Prozent.
3. … dass die Zahl der Beschäftigungen bei
der ERLACHER HÖHE im gesamten Jahr
2009 um 9 Prozent zulegte: von 866 im
Vorjahr auf 948 Personen.
Diese umfangreichen Angaben zur Personalund Beschäftigungsentwicklung wirken evtl.
etwas nüchtern. Dahinter stehen aber ganz
konkrete und vielfältigste Leistungen der
Mitarbeiterschaft. Sei es in der Beratung,
Betreuung, Pflege, in den Arbeitshilfen oder
der Verwaltung.
Hier sind wir auf Grund schwierig werdender
und sich laufend ändernder externer Rahmenbedingungen gezwungen, stets sehr dynamisch
zeitnah und effizient zu handeln. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei neben der quantitativen Bewältigung der anstehenden Aufgaben
auf der Sicherung der Qualität unserer Arbeit.
Aus diesem Grund haben wir ein umfassendes
Qualitätsmanagement auf den Weg gebracht.
An diesem Prozess beteiligen sich unsere
Mitarbeitenden vorbildhaft. Wir sind daher
zuversichtlich, dass wir deshalb auch den weiter
wachsenden Anforderungen an unsere Arbeit in
den nächsten Jahren gewachsen sein werden.
Wir wollen auch weiterhin zur Zufriedenheit
unserer „Kunden“ arbeiten.
Mein besonderer Dank gilt allen Abteilungsleitenden und deren Teams, meinen MitarbeiterInnen in der Zentralen Verwaltung sowie allen
unseren Freunden und Partnern, die unsere
Arbeit auf vielfältigste Weise unterstützen.
Bernd Messinger
Verwaltungsleiter, stellvertretende Gesamtleitung
*Integrationsbeschäftigte
40
41
i
Ab diesem Sommer können Sie
die ERLACHER HÖHE auch durch
eine Online-Spende unterstützen.
Über den Button auf unserer
Startseite gelangen Sie zum
Spendenformular
Ja, ich möchte jetzt spenden!
> Online-Spendenformular
Das Online-Spenden-Programm ist leicht zu bedienen
und durch die spezielle Verschlüsselung vor unberechtigten Zugriffen geschützt
Vielen Dank für
Ihre Hilfe!
Auch 2009 konnten wir vielen direkt
und unbürokratisch helfen, weil uns
Menschen mit Spenden, ehrenamtlichem
Engagement oder gutem Rat unterstützen und unsere diakonische Arbeit mit
tragen. Dafür möchten wir uns herzlich
bedanken!
Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit erhielten wir im letzten Jahr insgesamt rund
158.000 Euro an Spendengeldern. Dies war
uns eine große Hilfe, denn im Krisenjahr 2009
wandten sich häufig Menschen an uns, die finanziell nicht mehr über die Runden kommen.
Damit wir im Einzelfall mit einem Zuschuss oder
einem kleinen Darlehen die ärgste Not lindern
können, sind wir auf Spenden angewiesen.
Unser Dank gilt insbesondere auch der Unterstützung, Anteilnahme und Hilfe, die Bewohner
und Mitarbeitende nach dem tragischen Brandunglück in unserem Aufnahmeheim in Calw
von vielen Seiten erfuhren – von Privatleuten,
Stadt, Landkreis, kirchlichen Einrichtungen, Vereinen. In der Nacht vom 19. August 2009 setzte
ein Bewohner das Gebäude Burgsteige 3 in
suizidaler Absicht in Brand. Trotz des schnellen
42
i
Einsatzes der Feuerwehr kamen dadurch vier
Menschen ums Leben, zwei wurden schwer verletzt. Dank behördlicher Hilfe konnten für die
überlebenden Bewohner, die Arbeitsprojekte,
die Hauswirtschaft sowie die Mitarbeitenden der
Abteilung zeitnah Ausweichsräume gefunden
werden. Auch der materielle Schaden von
rund einer Million Euro wird größtenteils von
Versicherungen getragen. Mit der belastenden
Tatsache, dass vier Menschen in unseren
Räumen den Tod fanden, müssen wir leben.
Doch gilt es nun, in Calw alle Angebote wieder
auf- und weiter auszubauen. Die rund 9.000
Euro Spenden, die wir für den Wiederaufbau
erhalten haben, werden u. a. in die Neuausstattung der Räumlichkeiten fließen.
Jetzt auch Online-Spenden möglich
Im Jahr 2010 geht die ERLACHER HÖHE im
Bereich Spenden neue Wege: Ab der Jahresmitte können Sie bei uns auf der Homepage
www.erlacher-hoehe.de auch direkt spenden.
Dafür haben wir ein einfach zu bedienendes
Spendenprogramm in unseren Internet-Auftritt
integriert. Über einen kleinen Button auf der
Startseite oder den Menüpunkt „Spenden“ auf
der Navigationsleiste gelangen Sie direkt auf
das Formular „Online-Spenden“, in das Sie die
für eine Banklastschrift nötigen Angaben eintragen können. Dabei gewährleistet eine spezielle Verschlüsselung die sichere Übertragung
der Daten. Selbstverständlich garantiert die
ERLACHER HÖHE den sorgsamen Datenschutz.
Lust auf ehrenamtliches
Engagement?
Große Unterstützung und Bestärkung in unserer Arbeit für Menschen in sozialen Notlagen
erfahren wir auch durch unsere ehrenamtlichen
Mitarbeitenden. Sie leisten konkrete Hilfe in
vielen Bereichen unseres Aufgabengebietes:
in der Essensausgabe einer Tagesstätte, bei
Begleitfahrten zum Arzt, in unseren Sozialkaufhäusern, bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten
mit unseren BewohnerInnen …
Wollen Sie uns tatkräftig unterstützen? Wenden
Sie sich direkt an die Abteilungsleitenden oder
an das Referat Öffentlichkeitsarbeit!
ERLACHER HÖHE
Ansprechpartner/in Telefon
Anschrift
E-Mail-Adresse
Vorstand
Wolfgang Sartorius
71577 Großerlach
Telefon: 0 71 93/57-100
[email protected]
Stellvertretende Gesamtleitung
Bernd Messinger
71577 Großerlach
Telefon: 0 71 93/57-102
[email protected]
Anton Heiser Friedrichstr. 12 + 14 71522 Backnang
Telefon: 0 71 91/64 527
[email protected]
Annette Wolf
Talstr. 1
71570 Oppenweiler
Telefon: 0 71 91/90 70-10
[email protected]
Andreas Reichstein
Marktplatz 16
75365 Calw
Telefon: 0 70 51/93 199-12
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Kontakt
ERLACHER HÖHE
71577 Großerlach
[email protected]
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Telefon: 0 71 93/57-0
Fax: 0 71 93/57-123
Abteilungen
Ambulante Hilfen Rems-Murr
Erlacher Arbeitshilfen
ERLACHER HÖHE
Calw-Nagold
Eingliederungshilfe
„Haus an der Rems“
ERLACHER HÖHE Freudenstadt
ERLACHER HÖHE Hohenlohe-Franken
Soziale Heimstätte Erlach
Sozialtherapeutische Hilfen
Zentrale Verwaltung
Volker Eisele
Telefon: 0 71 51/99 471-11
Endersbacher Str. 60/62
[email protected]
71334 Waiblingen-Beinstein
Wolfgang Günther
Rappenstr. 16
72250 Freudenstadt
Telefon: 0 74 41/86 01 13
[email protected]
Karl-Michael Mayer
Hindenburgstr. 2 74653 Künzelsau
Telefon: 0 79 40/69 69
[email protected]
Silvia Steeb
71577 Großerlach
Telefon: 0 71 93/51-140
[email protected]
Karl-Ernst Kühner
Erlach 23
71577 Großerlach
Telefon: 0 71 93/57-122
[email protected]
Bernd Messinger
71577 Großerlach
Telefon: 0 71 93/57-102
[email protected]
Andrea Hohlweck
71577 Großerlach
Telefon: 0 71 93/57-117
[email protected]
Unser Spendenkonto: ERLACHER HÖHE, Kreissparkasse Waiblingen, Konto-Nr. 700 104, BLZ 602 500 10
Referate
Referat für Öffentlichkeitsarbeit
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Dieser Jahresbericht wurde erstellt
mit freundlicher Unterstützung von
ERLACHER HÖHE
71577 Großerlach
[email protected]
www.erlacher-hoehe.de
Telefon: 0 71 93/57-0
Fax: 0 71 93/57-123