Sind wir eine Katastrophe?
Transcription
Sind wir eine Katastrophe?
Umwelt Foto: Peter Bast, www.pixelio.de Natur Menschheit außer Rand und Band Sind wir eine Katastrophe? Ob Kriege, Seuchen oder Natur gewalten: Keine Katastrophe in der Menschheitsgeschichte hatte tatsächli che Auswirkungen auf das alltägliche Leben später folgender Generationen. Wir gehen heute unbekümmert ob dieser vergangenen Katastrophen zur Arbeit, schimpfen über Steuerabgaben und freuen uns auf das allabendliche Fernsehprogramm. Nachwirkungen von Menschheitskatastrophen verspü ren wir also nicht. Das kann sich für zukünftige Generationen jedoch grundlegend ändern. Folgt man den mittlerweile an erkannten Szenarien von Klimafor schern und anderen Wissenschaftlern, wird das, was wir heute anrichten, auf vielleicht Millionen von Generationen massive Auswirkungen haben. Und das, obwohl wir unser heutiges, all tägliches Leben und Handeln gewiss nicht als Katastrophe ansehen. Wenn wir jedoch so weitermachen wie in der Gegenwart, wird zukünftige Generati onen nicht mehr alleine die Sorge um Steuern und Fernsehprogramme um treiben, sondern es wird wohlmöglich ums nackte Überleben gehen. Unbemerkt und unbeachtet von uns in unserer heilen von Wohlstand geprägten Welt, beginnt die von uns selbst heraufbeschworene Katastro phe Konturen anzunehmen. Über eine Milliarde Menschen leiden Hunger, alle 15 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen verschmutzten Trinkwas sers. Wir beuten die Erde aus, verseu chen ganze Landstriche in der dritten Welt durch Uran- oder Goldabbau und übernutzen unseren Planeten, als hätten wir drei davon. Die Bevöl kerung wächst ohne Ende, die land wirtschaftlichen Flächen schrumpfen. Die ersten Länder dieser Erde können ihre Bevölkerung heute nicht mehr er nähren und pachten Anbauflächen im Ausland, meist in den armen Ländern der Dritten Welt. Der Klimawandel wird Städte und ganze Landstriche im Meer versinken lassen. Gleichzeitig produzieren wir Atommüll, der bis zu 4 Millionen Menschen-Generationen strahlen wird. Ob zukünftige Gene rationen, die mit diesem Atommüll umgehen müssen, Verständnis dafür haben, dass irgendwelche früheren Generationen diesen Atommüll pro duziert haben, ohne zu wissen wohin damit und das ganze als „Brücken technologie“ bezeichnet haben, ist zu bezweifeln. Dass unsere Generation in den Geschichtsbüchern als eine intel ligente, vorausschauende Generation bezeichnet wird, ebenfalls. In 500.000 Jahren, wenn unsere von uns als „Neuzeit“ benannte Ge genwart bestenfalls als „Fossilzeital ter“ neben der Stein- oder Bronzezeit genannt wird, wir also in der mensch lichen Historie verschwunden sind und Caesar oder Napoleon im Ge schichtsunterricht nicht mehr erwähnt werden, strahlt unser Atommüll noch weitere 500.000 Jahre. Für die Über reste einer „Brückentechnologie“ ist das ziemlich lange. Die Menschen werden in 500.000 oder in einer Milli on Jahre aufgrund der Evolution nicht mehr so aussehen wie wir, aber über uns werden sie im Geschichtsbuch noch lesen. Sie werden nicht wissen oder verstehen, warum wir das alles getan haben, aber sie werden wissen, was wir getan haben. Vielleicht wird unser Zeitalter auch das „katastropha le Zeitalter“ genannt, weil wir in Re kordgeschwindigkeit diesen Planeten und unsere Lebensgrundlagen zerstört haben und folgenden Menschheitsge nerationen ein schweres Erbe hinter lassen haben, das ihr tägliches Leben massiv beeinflussen wird. Noch haben wir die Chance, dieser Erwähnung im Geschichtsbuch zu entgehen. Wir soll ten alles versuchen, in den Geschichts büchern des Jahres 1 Mio. n. Chr. nicht erwähnt zu werden. Christian Hierneis 3 Wege, nicht Geschichte zu schreiben: 1) Selbst weniger Energie ver brauchen. 2) Jemanden anderes über zeugen, weniger Energie zu verbrauchen. 3) Von Politikern verbindliche Abkommen einfordern, die ab sofort den Energieverbrauch einschränken. Beim Klimagipfel in Kopenhagen Anfang Dezember werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Fordern Sie die Politiker zum Handeln auf. Info: www.bn-muenchen.de Heft 50, Nov. 2009 bis April 2010 11