Schritt für Schritt

Transcription

Schritt für Schritt
Schritt für Schritt
Spaziergang
durch Zagreb
Willkommen in Zagreb!
Wir haben für Sie eine kleine
Auswahl an kulturellen
und geschichtlichen
Sehenswürdigkeiten
zusammengestellt, um Ihnen
und all unseren Gästen
interessante Einblicke in
eine faszinierende Stadt zu
eröffnen. Schritt für Schritt
werden hier Jahrhunderte
des Zagreber Stadtlebens
beschrieben‑von seiner
Geburtsstunde bis hin zum
heutigen Tage. Sie werden
Legenden und historische
Persönlichkeiten kennen
lernen. Und wenn Sie sich
einmal im Straßenlabyrinth
verirren sollten, können
Sie immer anhalten und
nach dem Weg fragen. Die
Gastfreundlichkeit der
Zagreber wird Sie begeistern.
B Schritt für Schritt
2
Die Oberstadt
6
8
14
16
18
19
20
22
26
32
34
Der Ban-Josip-Jelačić-Platz
Kaptol
Der Dolac
Die Tkalčić-Straße
Die Blutbrücke
Die Radić-Straße
Das Steinerne Tor
Die Opatička-Straße
Der Markusplatz
Der Katarinenplatz
Die Strossmayer-Promenade
36
Die Unterstadt
40
44
48
50
54
56
60
64
Der Nikola-Šubić-Zrinski-Platz
Der König-Tomislav-Platz
Der Marulić-Platz
Der Marschall-Tito-Platz
Die Massaryk-Straße
Der Petar-Preradović-Platz
Die Ilica-Straße
Die Jurišić-Straße
68
Außerhalb des
alten Stadtzentrums
2 Schritt für Schritt
Schritt für Schritt 3
Die Strossmayer-Promenade
Kaptol
Der Ban-Josip-Jelačić-Platz
Der Dolac
Die Radić-Straße
Das Steinerne Tor
Die Tkalčić-Straße
Der Katarinenplatz
Der Markusplatz
Die Opatička-Straße
Die Oberstadt
Die Oberstadt
1. Der Ban-Josip-Jelačić-Platz
2. Kaptol
3. Der Dolac
4. Die Tkalčić-Straße
5. Die Blutbrücke
6. Die Radić-Straße
7. Das Steinerne Tor
8. Die Opatička-Straße
9. Der Markusplatz
10. Der Katarinenplatz
11. Die Strossmayer-Promenade
1.
Der Ban-JosipJelačić-Platz
 Ban Josip Jelačić
 Der Manduševac Springbrunnen
Der Ban-Josip-Jelačić-Platz
Ban Josip Jelačić
Der Manduševac-Springbrunnen
genutzt und man nannte ihn desDer Mittelpunkt der Stadt Zagreb
ist der Ban-Jelačić-Platz. Er wurde halb “Harmica”. “Harmica” ist ein
Wort aus dem Ungarischen, das
einst an der Manduševac-Quelle
einen Zoll beschreibt, der damals
am Fuße der beiden Ortschaften
auf Waren erhoben wurde. Noch
Kaptol und Gradec angelegt. Im
Jahre 1641 beschloss die damalige zu Lebzeiten des Bans Jelačić
Stadtverwaltung, dass hier Messen wurde der Platz 1848 nach diesem
Würdenträger benannt. Nach dem
abgehalten werden sollten. Die
Zweiten Weltkrieg hieß er Platzheutigen Gebäude entstanden
der-Republik. Sein alter Name
ab Anfang des 19. Jahrhunderts.
wurde ihm 1990 zurückgegeben.
An ihren Fassaden kann man die
Auf dem Ban-Jelačić-Platz werden
verschiedenen Baustile erkennicht nur wichtige gesellschaftnen – von den Neostilen des 19.
liche Ereignisse veranstaltet, er
Jahrhunderts, Biedermeier und
dient den Bürgern der Stadt
Sezession, bis hin zur Moderne
und Postmoderne. Der Platz wech- auch als beliebter Treffpunkt.
selte mehrere Male seinen Namen. Jeden Tag werden hier VerabreAnfangs wurde er als Handelsplatz dungen “unter der Uhr” getroffen.
Die Skulptur des Bans Josip Jelačić
ist ein Werk des österreichischen
Bildhauers Anton Fernkorn. Das
Denkmal wurde 1866 errichtet
und 1947 entfernt. Nach einer
Bürgerpetition wurde es zum Geburtstag des Bans am 16. Oktober
1990 wieder aufgestellt. Seitdem
blickt die Statue nach Süden, nicht
mehr nach Norden gegen Ungarn,
wie das bei der ursprünglichen
Aufstellung im 19. Jahrhundert
der Fall war.
Unter dem Manduševac-Springbrunnen befindet sich die Wasserquelle, die Zagreb bis Ende des 19.
Jahrhunderts versorgte. Gerichtsakten über Hexenverfolgungen erwähnen diesen Ort als deren Haupttreffpunkt. Mit der Quelle ist auch
eine Legende zur Entstehung des
Stadtnamens verbunden. An einem
sonnigen Tag bat nämlich ein alter
Ban, nach seiner Rückkehr aus einer
Schlacht müde und durstig, ein
schönes Mädchen Namens Manda,
ihm etwas Wasser zu schöpfen (auf
Kroatisch: zagrabiti). So bekam
die Quelle den Namen Maduševac
und die Stadt den Namen Zagreb.
Heute lebt die Legende, dass
der Springbrunnen Glück bringt.
Wirft man eine Münze hinein,
wird einem ein Wunsch erfüllt.
Josip Graf
Jelačić Bužimski
(1801 ‑ 1859),
General und kro‑
atischer Ban von
1848 bis 1859. Er
schaffte die Leib‑
eigenschaft ab
und berief die ers‑
ten kroatischen
Parlamentswahlen
ein. Während der
Revolution in
Ungarn gewann er
1848 als Heerfüh‑
rer eine Reihe von
Schlachten gegen
die Aufständischen.
In Kroatien wird
er als National‑
held gefeiert. Ihm
zu Ehren trägt der
Geldschein von
20 Kuna sein Bild.
2.
Kaptol
Die Kathedrale
Renaissancemauer
tendieren, wurden im 14. und 15.
Die Kathedrale der Himmelfahrt
Jahrhundert gebaut. Als die Bauder Seligen Jungfrau Maria ist
meister mit ihrer Arbeit beim
eines der Symbole der Stadt
Glockenturm angekommen waren,
Zagreb. Sie demonstriert einbefanden sich die Türken schon in
drucksvoll den Baustilwechsel
der unmittelbaren Nähe Zagrebs
über die Jahrhunderte, denn an
und die Bauarbeiten wurden auf
ihr sind fast alle Stile vertreten.
Die Zagreber Diözese wurde 1094 die Wehrmauer verlegt. Nachdem
gegründet. Bald darauf begann der die Gefahr vor Angreifern vorüber
Bau der Kathedrale. Das triapsidi- war, wurde im 17. Jahrhundert
ein Glockenturm gebaut. Damals
ale Sanktuarium mit polygonalen
war der gesamte Baustil vom
Apsiden wurde noch Ende des 13.
Jahrhunderts im frühgotischen Stil Barock erfasst, was heute an den
erbaut. Die drei Kirchenschiffe, die prunkvollen Altären zu erkennen
ist. Während des 18. Jahrhunderts
schon eher zu einem spätgowurde der Süd- und Ostflügel
tischen räumlichen
der Burg in einen monumentalen
Höhenausgleich
Der Bischof Duh
(kroatisch für: Geist)
Der erste Zagreber
Bischof hieß Duh.
Der Tscheche mit
dem ungewöhn‑
lichen Namen
wurde von dem
Gründer der Diö‑
zese, König Ladis‑
lav, ernannt. Duh
war nicht lange
an der Spitze
der neugegrün‑
deten Diözese,
aber er zeichnete
sich durch seine
Fähigkeiten und
klassizistischen Bischofspalast umgebaut. Das große Erdbeben 1880
fügte der Kathedrale und auch
der ganzen Stadt großen Schaden
zu. Zu der Zeit begann man, die
Kathedrale im neugotischen Stil zu
renovieren. Herrman Bollé leitete
nach den Entwürfen des österreichischen Baumeisters Friedrich
von Schmidt die Bauarbeiten. Mit
dem Bau der beiden schmalen
Kirchtürme, die man heute von
überall in der Stadt sehen kann,
nahm die Kathedrale ihre jetzige
Form an. Die Türme sind 105
Meter hoch, obwohl sich die Bürger darüber nicht ganz einig sind.
sein ehrwürdiges
Leben aus. Aller
Wahrscheinlichkeit
nach war er es, der
mit dem Bau der
Kathedrale begann,
da er gezwungen
war, eine der schon
existierenden Kir‑
chen als vorüber‑
gehende Kathed‑
rale zu nutzen.
Ihm zu Ehren trägt
die Treppe, die die
Tkalčić‑Straße mit
dem Opatovina‑
Park verbindet,
seinen Namen.
Die Wehrmauer und Wehrtürme
um die Zagreber Kathedrale
wurden als Antwort auf eine
drohende türkische Invasion
erbaut. Sie wurde in Rekordzeit
zwischen 1512 und 1521 errichtet.
Im Zuge der Renovierung der
Kathedrale im 19. Jahrhundert
wurde ein Wehrturm vor dem
Eingang abgerissen, damit man
sie ungestört sehen konnte. Doch
trotz dieser Niederreißung ist
die Mauer eine der am besten
erhaltenen Wehrmauern der
Renaissance in Europa.
Schritt für Schritt 9
St. Stefan-Kapelle
Bischof Stefan II. ließ nach den Tatarenzügen in der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts seinem Namensvetter Stefan dem Erzmärtyrer zu
Ehren einen Steinwurf von der Kathedrale entfernt eine Kapelle errichten. Sie wurde während größerer Bauarbeiten an der Kathedrale
vorübergehend für Gottesdienste
benutzt. Im 18. Jahrhundert wurde
diese romanisch-gotische Kapelle
in den Bischofspalast eingegliedert und ist bis heute erhalten
geblieben. Die gotischen Fresken
aus dem 14. Jahrhundert sind
ein einzigartiges Beispiel für die
Qualität der kroatischen Kunst.
10 Schritt für Schritt
Die Schatzkammer
Der Schatz der Zagreber Kathedrale
zeugt von 14 Jahrhunderten
kontinuierlichen Christentums.
Liturgische Gegenstände aus
Gold, Silber, Holz und Pergament
werden über der Sakristei der
Kathedrale aufbewahrt. Der älteste
und wertvollste Gegenstand ist
eine Reliquientafel aus Elfenbein
mit zehn Szenen aus dem Leben
Jesu. In Zagreb ist sie seit dem
11. Jahrhundert und war auch
Objekt eines versuchten Diebstahls.
Ein falscher Graf, der sich als
Die Muttergottes mit Engeln
Kunstliebhaber ausgab, hatte
eine Kopie gemacht und das
Original nach Amerika verkauft.
Zufällig wurde der Betrug
aufgedeckt. Heute wird sowohl
das Original als auch die Kopie in
der Schatzkammer aufbewahrt.
Vor dem Kroatienbesuch des
Papstes Johannes Paul II. im
Jahre 1998 wurden die Szenen
der Reliquientafel in einen
silbernen Evangelistar-Einband
gegossen, der ihm als Geschenk
überreicht wurde.
Anton Dominick
Ritter von
Fernkorn
(1813 ‑ 1878),
österreichischer
Bildhauer, war
berühmt für seine
realistischen
Reiterdenkmäler.
In Zagreb
befinden sich
mehrere seiner
Werke. Die
Reiterskulpturen
des Bans Jelačić
und des Heiligen
Georg, das
Merkurrelief und
die Muttergottes
mit vier Engeln.
Nachdem die Renovierung der
Kathedrale im neugotischen Stil
beendet war, wurde vor ihren Toren
ein Springbrunnen nach einem
Entwurf des Architekten Herman
Bollé gebaut, der auch die Pläne
für die Kathedrale gezeichnet hatte.
Die vergoldeten Skulpturen der
Muttergottes und der vier Engel,
die die christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Unschuld und Demut
verkörpern, sind das Werk des
österreichischen
Bildhauers
Fernkorn.
Die Kathedrale

Renaissancemauer

Die Muttergottes

mit Engeln
Der Park Ribnjak

Kirche des Heiligen

Franziskus
Der Prišlin-Turm

St. Maria-Kirche

Petrica Kerempuh

Der Park Ribnjak (Fischweiher)
Kirche des Heiligen Franziskus
Der Prišlin-Turm
Die einstigen Fischweiher des
Bischofs, in denen die Priester
aus Kaptol für den Fastenfreitag
angelten, wurden im 19. Jahrhundert in einen Park im englischen
Stil verwandelt. Nur der Name des
Parks, erinnert noch an vergangene Zeiten. Heute gibt es dort
exotische Pflanzen, Skulpturen,
Parkbänke, einen Spielplatz und
eine Kapelle, was diesen im
Stadtzentrum gelegenen Park zu
einem idealen Freizeit- und Erholungsort für Alt und Jung macht.
Die Franziskuskirche in Kaptol
wurde in ihrer heutigen Form im
17. Jahrhundert erbaut, doch es
gab sie und das Kloster bereits
im 13. Jahrhundert. Der Legende
nach lebte hier Franziskus von
Assisi. Die barocke Kirche aus dem
17. Jahrhundert wurde bei dem
großen Erdbeben im Jahre 1880
beschädigt und bekam im Zuge
der Renovierung ein neugotisches
Äußeres. Die Glasmalereien
(1961 ‑ 1964) von Ivo Dulčić, die
Szenen aus dem Leben des Heiligen Franziskus zeigen, verleihen dem Inneren der Kirche eine
besondere Atmosphäre. Im Kloster
befindet sich auch eine Kapelle
manieristisch-barocken Stils aus
dem späten 17. Jahrhundert. Die
Stuckaturen der Wölbung und der
Wände stellen die Begegnung des
Heiligen Franziskus mit Katarina
Galović, einer Zagreber Adeligen
aus dem 13. Jahrhundert, dar.
Die Opatovina ist heute ein kleiner
Park und eine grüne Oase inmitten
der Stadt. Bis zu Beginn des
Zweiten Weltkriegs befanden sich
hier die Obst- und Gemüsegärten
der Priesterhäuser von Kaptol. Die
Angst vor einem Angriff der Türken
bewegte die Bewohner von Kaptol
im Mittelalter dazu, Wehrmauern
um den ganzen Ort zu bauen, nicht
nur um die Kathedrale. Teile der
Mauer und der einzige erhaltene
Wehrturm zeugen im heutigen Park
von den stürmischen Zeiten der
Vergangenheit. Der Turm wurde nach
Prišlin benannt, dem Befehlshaber
der Verteidigungsgarde. An so
manchen Sommerabenden wird
er zu einer authentischen Kulisse
für Theatervorstellungen.
12 Schritt für Schritt
3.
Der Marktplatz Dolac
Eine der Besonderheiten der Stadt
sind die Marktplätze im Freien.
Fast jeder Stadtteil hat seinen
eigenen, doch der berühmteste ist der Dolac in der Nähe der
Kathedrale. Hier verkaufen Bauern
und Landwirte tagtäglich schon
am frühen Morgen frisches Obst
und Gemüse, Fleisch und Fisch.
Der plac, wie er im Volksmund
genannt wird, ist ein einzigartiger Ort, der oft auch als
“Zagreber Bauch” bezeichnet
wird. Gourmets können hier
Saisonprodukte aus allen Regionen
Kroatiens finden. Nach einem
Beschluss der Stadt wurden
Anfang des 20. Jahrhunderts alle Häuser am Dolac
abgerissen, um 1930 einen
großzügigen und modernen Marktplatz eröffnen
zu können. Der heutige
Markt befindet sich auf drei
Ebenen, die durch Treppen
miteinander verbunden sind.
14 Schritt für Schritt
Der Dolac
St. Maria-Kirche
Petrica Kerempuh
Die Pfarrkirche der Heiligen Maria
aus dem 18. Jahrhundert wurde
an der Stelle einer Zisterzienserkirche aus dem 13. Jahrhundert
gebaut. Die dreischiffige Kirche ist
ein einzigartiges Beispiel barocker
Sakralraumgestaltung mit prunkvollen Marmoraltären und illusionistischen Fresken. Der Kircheneingang liegt etwas
versteckt in der Passage
unter den Arkaden, die
den Marktplatz mit der
Tkalčić-Straße verbinden.
Die Statue des Petrica Kerempuh, ein
Werk des Bildhauers Vanja Raduš,
befindet sich auf einem kleinen Platz,
auf dem seit 1955 Blumen verkauft
werden. Petrica Kerempuh ist eine
Figur aus der kroatischen Literatur,
ein plebejischer Prophet, ein Schelm
und zynischer Kommentator zeitgenössischen Geschehens. Er ist eine
Art Vorgänger des heutigen Standup Komödianten. Seinen berühmtesten Auftritt hat er in den Balladen
des Petrica Kerempuh (1936), einem
literarischen Werk des kroatischen
Schriftstellers Miroslav Krleža.
Miroslav Krleža
(1893 ‑ 1881),
Schriftsteller und
Enzyklopädist.
Seine Werke haben
die kroatische
Literatur des 20.
Jahrhunderts
geprägt. Er wurde
in Zagreb gebo‑
ren und besuchte
die Grundschule
in Kaptol. Seine
berühmtesten
Werke sind das
Gedicht Balla‑
den des Petrica
Kerempuh, der
Roman Am Rande
des Verstandes
und der drama‑
tische Text Die
Glembays. Krleža
ist der Gründer
des Lexikogra‑
phischen Insti‑
tuts (das heute
seinen Namen
trägt) und star‑
tete selbst viele
Enzyklopädien.
Sein Gesamtwerk
wurde zu seinen
Lebzeiten nicht
veröffentlicht und
er hat testamen‑
tarisch veranlasst,
dass über seine
Manuskripte nicht
frei verfügt wer‑
den kann. Deren
größerer und
bekannter Teil
wird heute in
der Universitäts‑
bibliothek Zagreb
aufbewahrt und
bearbeitet.
4.
Die
Tkalčić-Straße
 Marija Jurić Zagorka
 Die Blutbrücke
 Die Glyptothek
der HAZU
 Der Heilige Georg
 Das Steinerne Tor
 Die älteste Apotheke
Die Tkalčić-Straße
Marija Jurić Zagorka
Die Glyptothek der HAZU
Die malerische Straße, die im
Volksmund Tkalča genannt wird,
war einst ein kleiner Fluss Namens
Medveščak, der die Siedlungen
Kaptol und Gradec trennte. Die
Ostseite des Flusses gehörte zum
kirchlichen Kaptol und die Westseite zum weltlichen Gradec. Der
Fluss trieb viele Mühlen an und
im 18. Jahrhundert siedelten sich
dort die ersten Tuch-, Seifen-,
Papier- und Likörmanufakturen
an. Wegen Verschmutzung
wurde der Fluss im 19. Jahrhundert zugeschüttet und
in eine Straße verwandelt.
Damals sorgten die kleinen
Handwerksbetriebe, Läden,
Kneipen und Bordells Tag
und Nacht für Leben in
der Straße. Heute ist die
Tkalča mit ihren Boutiquen,
traditionellen Geschäften,
Restaurants und Cafes
ein Anziehungspunkt
für alle Generationen.
Marija Jurić Zagorka (1873 - 1957),
kroatische Journalistin und
Schriftstellerin. Sie stammt aus
einer Adelsfamilie und schrieb
unter dem Pseudonym Zagorka.
Sie war als erste Berufsjournalistin
in Kroatien und Kämpferin für die
Gleichberechtigung der Frauen ihrer Zeit voraus. Sie schrieb
Romane für ein breiteres Publikum,
in denen Liebesgeschichten
mit Elementen der Nationalgeschichte verflochten waren. Eines ihrer
beliebtesten Werke ist
der Romanzyklus Grička
vještica (Die Hexe von
Grič), eine Geschichte
über die Hexenverfolgung in Zagreb. Die
Statue ihr zu Ehren, die
1991 aufgestellt wurde,
ist das Werk des Bildhauers Stjepan Gračan.
In Verlängerung der Tkalčić-Straße,
in der Medvedgradska-Straße, befindet sich heute in einer alten Lederfabrik die Glyptothek der kroatischen
Wissenschafts- und Kunstakademie (kroatische Abk.: HAZU). Ein
Brand zerstörte 1938 den Großteil der Fabrikanlage, worauf hin
das Gebäude seinen neuen Zweck
erhielt. Die Industriearchitektur
des 19. Jahrhunderts wurde so zum
Heim der Skulpturen. Zum ständigen Repertoire gehören Gipsgüsse
bedeutender kroatischer Denkmäler
und Originalwerke der kroatischen
Bildhauerei des 19. und 20. Jahrhunderts. Zeitweise werden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt.
16 Schritt für Schritt
5.
Die Blutbrücke (Krvavi most)
Diese kurze Gasse trägt den
Namen Blutbrücke, weil sich
dort in der Vergangenheit eine
Brücke befand, die die Orte
Gradec und Kaptol miteinander
verband. Dieser fürchterliche
Name beruht auf der Tatsache,
dass die beiden Ortschaften hier
oft ihre Auseinandersetzungen
austrugen. Die Brücke wurde
1899 abgerissen, aber der
Name ist geblieben. Die
spätere Geschichte ist viel
angenehmer. In der heutigen
Bücherei wurde nämlich die erste
Telefonzentrale eröffnet und das
nur elf Jahre nachdem Alexander
Bell in Amerika das Telefon
patentiert hatte. Vilim Schwarz
bekam 1887 vom zuständigen
Ministerium für Entwicklung
und Kommunikation eine Lizenz
und gründete die Zentrale, die
damals ganze 45 Benutzer hatte.
Die
Oberstadthexen
Die kirchliche
Inquisition hatte
seit Anfang des
17. Jahrhunderts
viele Hexen oder
böse Zauberinnen
(coprnjice), wie
sie im Volksmund
genannt wur‑
den, zum Tode auf
dem Scheiter‑
haufen verurteilt.
Quelle und auf
den Bergen Med‑
vednica und Klek
abgehalten wor‑
den sein. Mitte des
18. Jahrhunderts
schaffte die Kai‑
serin Maria There‑
sia die Hexenpro‑
zesse in Kroatien
ab. Von diesen
geschichtlichen
Tatsachen inspi‑
riert arbeitete
18 Schritt für Schritt
Man glaubte von
ihnen, dass sie
sich zu geheimen
Sekten verbün‑
deten und mit
einer Zaubersalbe
eingerieben zu
ihren Zusammen‑
künften flögen.
Die Treffen sollen
nachts auf Stra‑
ßenkreuzungen
der Oberstadt, an
der Manduševac‑
6.
Die
Blutbrücke
die Schriftstelle‑
rin Marija Jurić
Zagorka in ihren
Romanen aus dem
frühen 20. Jahr‑
hundert das Pro‑
blem der Verfol‑
gung unschuldiger
Frauen auf und
regte Geschlechts‑
genossinnen
ihrer Zeit dazu an,
für ihre Rechte
zu kämpfen.
Die
Radić-Straße
Die Radić-Straße
Der Heilige Georg
Die steile Straße, die vom JelačićPlatz zur Oberstadt führt, wurde
nach dem Politiker Pavle Radić
benannt, der 1928 bei einem
Attentat im Belgrader Parlament
ums Leben kam. Davor hieß die
Straße einfach nur ‘Lange Straße‘.
Ihre Holzhäuser fielen oft Bränden
zum Opfer und wurden daher
mit der Zeit durch gemauerte
mehrstöckige Steinhäuser ersetzt.
Die Straße war im 19. Jahrhundert
Handelszentrum der Stadt
und so kam es, dass unter der
Hausnummer 30 im Jahre 1880
die erste Filiale der Ersten
Kroatischen Sparkasse (kroatisch:
Prva hrvatska štedionica) errichtet
wurde. Im Haus mit der Nummer
7 wurde der Schriftsteller
Miroslav Krleža geboren.
Das Werk der österreichischen
Bildhauer Kompatscher und Winder,
das ein Geschenk an die Familie
Mažuranić gewesen war, kam
Anfang des 20. Jahrhunderts nach
Zagreb. An seiner jetzigen Stelle
steht die Skulptur seit dem Jahre
1994. Dieses einzigartige Kunstwerk
zeigt den Heiligen Georg, wie er
den Drachen tötet und seinem
Gegner die letzte Ehre erweist.
7.
Das
Steinerne Tor
Das Steinerne Tor
Die Ketten der Victory
Dora Krupićeva
Die älteste Apotheke
In die Oberstadt gelangt man durch
das Steinerne Tor, das einzige erhaltene Stadttor. Es wurde bereits
im Mittelalter erwähnt, verdankt
aber seine heutige Form einem
Umbau im 18. Jahrhundert. Damals
wurde im Gewölbe des Tors die
Muttergotteskapelle errichtet. In
ihr befindet sich eine Ikone, die wie
durch ein Wunder von dem zerstörerischen Brand im Jahre 1731
verschont blieb. Seitdem kommen
Pilgerer aus aller Welt, um hier
der Muttergottes Dank zu
sagen. Der Tag der Stadt
Zagreb wird am 31. Mai
gefeiert, dem Tag, an
dem auch der Feiertag
der Muttergottes des
Steintors gefeiert wird.
Die Heilige Maria
ist die Schutzheilige der Stadt
Zagreb.
Die Ketten befinden sich seit
1878 an ihrer heutigen Stelle
und stammen vom berüchtigten
britischen Kriegsschiff HMS
Victory. 1805 war Admiral Nelson
Oberbefehlshaber des Schiffes
in der Schlacht von Trafalgar,
der wichtigsten Seeschlacht der
Napoleonkriege. Britannien gelang
es damals Napoleons Flotte zu
schlagen. Admiral Nelson starb am
Ende der Schlacht auf dem Schiff.
Dora Krupićeva ist eine Figur des
Schriftstellers August Šenoa aus
seinem Roman Zlatarevo zlato
(kroatisch für: Des Goldschmieds
Gold), dem ersten kroatischen
Historienroman (1871). Die
Handlung spielt sich im Zagreb des
16. Jahrhunderts ab. Im Mittelpunkt
steht die tragische Liebesgeschichte
eines Adligen und einer Bürgerin.
Dora ist die gute, großmütige
und wunderschöne Tochter eines
Goldschmieds, die wegen einer
unerwiderten Liebe vergiftet
wurde. Sie lebte in der KamenitaStraße (kroatisch für: Steinstraße)
Nummer 5. Die Bronzeskulptur
ist das Werk von Ivo Kerdić und
sie wurde 1929 aufgestellt.
In der Kamenita-Straße befindet
sich die älteste Apotheke Zagrebs,
die 1355 eröffnet wurde. Nicolo
Alighieri, der Urenkel des Autors
der Göttlichen Komödie Dante
Alighieri, wird im Jahr 1399 als
Apotheker erwähnt. Die Apotheke
hat seit ihrer Gründung kein
einziges Mal ihre Tore geschlossen
und es gibt sie auch heute noch.
20 Schritt für Schritt
August Šenoa
(1838 ‑ 1881), kro‑
atischer Roman‑
schriftsteller, Erzäh‑
ler, Dichter, Kritiker
und Feuilletonist.
Er ist der einfluss‑
reichste kroatische
Schriftsteller des
19. Jahrhunderts.
Seine historischen
Romane nehmen
in seinem beacht‑
lichen Gesamt‑
werk eine zentrale
Stelle ein. In diesen
Romanen thema‑
tisiert er Ereignisse
aus verschiedenen
Epochen kroa‑
tischer Geschichte.
Augusta Šenoa
starb an den Fol‑
gen einer Lungen‑
entzündung, die
er sich während
der Hilfsarbeiten
für die Opfer des
großen Erdbebens
1880 zuzog. Er war
damals Bürger‑
meister der Stadt.
8.
Die OpatičkaStraße
Die Opatička-Straße 10
Die repräsentativen Paläste der
Opatička-Straße sind aufschlussreiche Zeitzeugen der Zagreber
Geschichte und jeder hat Interessantes zu erzählen. So befördert
uns der Palast unter der Hausnummer 10 zurück ins 19. Jahrhundert,
in die Zeit des Erwachens des Nationalbewusstseins. Damals wurde
der Dreiflügelpalast den Bedürfnissen des Amtes für Gottesverehrung
und Unterricht angepasst und war
Sitz der Behörde für Kultur und
Schulbildung im dama-
22 Schritt für Schritt
 Die OpatičkaStraße 10
 Die OpatičkaStraße 18
Die Opatička-Straße 18
ligen Kroatien. Der eindrucksvolle
Eingang mit dem Gusseisentor
und den Büsten der griechischen
Philosophen Platon und Aristoteles
kündigt feierlich die Atmosphäre
des Goldenen Saales an. Die
bedeutendsten Künstler der Jahrhundertwende, Vlaho Bukovac,
Celestin Medović, Oton Iveković
und Robert Frangeš-Mihanović,
haben ein zeitloses Pantheon kroatischer Kultur geschaffen. Heute
befindet sich hier das kroatische
Institut für Geschichte.
Anfang des 19. Jahrhunderts, als
der bürgerliche Einfluss zunahm
und Kroatien immer beharrlicher
auf politische Selbstständigkeit
im Rahmen der habsburgischen
Monarchie pochte, wurde in der
Oberstadt das Nationalheim (kroatisch: Narodni dom) gegründet.
Der neoklassizistische Palast, der
heute unter der Adresse OpatičkaStraße 18 zu finden ist, wurde von
den Illyrern, den Anhängern der
kroatischen Nationalbewegung,
auf einer Auktion erworben. Der
Palast des Grafen Drašković wurde
in das Nationalheim verwandelt,
in dessen Hauptsaal politische
Sitzungen abgehalten und Tanzabende veranstaltet wurden.
 Das Museum der
Stadt Zagreb
 Der Illyrerplatz
 Der Pfarrturm
Das Museum der Stadt Zagreb
Das Museum der Stadt Zagreb befindet sich im renovierten ehemaligen
Kloster der Ordensschwestern der heiligen Klara, nach denen die OpatičkaStraße benannt wurde (opatica ist
das kroatische Wort für Ordensschwester oder Nonne). Die Klarissen
kamen im 17. Jahrhundert auf Einladung der hiesigen Aristokraten, deren
Töchter dem Orden beitraten, nach
Zagreb. Die Nonnen eröffneten die
erste Mädchenschule und unterrichteten neben den Grundfächern auch
Gesang und Musik. Die Frontseite
des Klosters hatte keine richtigen
Fenster. Dies ist sicherlich zum einen
Gaslaternen
Tag bei Dämme‑
auf einen Bautrend zurückzuführen.
In den Straßen
rung entzünden
Zum anderen aber konnten sich die
der Oberstadt und zwei “Anstecker”
Ordensschwestern so leichter vom
des Kaptol stehen (im Zagreber
bis heute noch
Volksmund:
Alltag isolieren, wie es die strendie Gaslaternen
nažigači) die mehr gen Ordensregeln vorschrieben.
aus dem 19. Jahr‑ als zweihundert
Seit 1947 befindet sich hier das
hundert. Jeden
Gaslaternen.
Museum der Stadt Zagreb, in dem
auf zeitgemäße und unterhaltsame Weise die Zagreber Vergangenheit von der Urgeschichte
bis heute interpretiert wird.
24 Schritt für Schritt
Der Illyrerplatz
Der Pfarrturm
Der nördlichste Punkt der
Oberstadt ist der Illyrerplatz. Er
entstand an der Kreuzung dreier
Straßen. Seinen Namen bekam
er von der Illyrischen Bewegung,
einer nationalpolitischen Strömung aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts. Die Kapelle, die
Skulptur inmitten des Platzes
und die Klaviermusik, die aus
der naheliegenden Ballettschule hier herüber dringt, schaffen
eine ungewöhnlich romantische
Atmosphäre der Zeitlosigkeit.
Der Turm, der bei den Zagrebern
unter dem Namen Pfarrturm
(kroatisch: Popov toranj) bekannt
ist, wurde im 13. Jahrhundert als
Teil der Wehrmauer um Gradec
errichtet. Die Mauern sollten damals vor den Angriffen der Türken
schützen. Da die Anlage im 17.
Jahrhundert ihre primäre Rolle verlor, wurde der Pfarrturm zu einem
Nahrungslager der Stadt. Später
unterrichteten in ihm die Klarissen
und seit 1903 befindet sich in
der Turmspitze eine Sternwarte.
Schritt für Schritt 25
9.
Der
Markusplatz
 Die St.
Der Banal-Hof (Banski dvori)
Das Parlament (Sabor)
Dalmatien und Slawonien und
dem der Stadt Zagreb. Das Innere
der Kirche renovierten zwischen
1936 und 1938 der Bildhauer
Ivan Meštrović und der Maler
Jozo Kljaković. Von den Werken
Meštrovićs befinden sich dort: das
große Kruzifix über dem Hauptaltar, die Pietà in der Apsis und das
silberne Kreuz sowie in der Südapsis die Marienfigur als Bauernfrau.
Kljaković verzierte die Wände mit
Fresken, die Szenen aus dem Alten
und Neuen Testament zeigen. In
der Nebenkapelle der
Heiligen Fabian und
Sebastian malte
er Szenen aus
der kroatischen
Geschichte.
Der Banal-Hof am Markusplatz Nummer 1 ist Sitz der
kroatischen Regierung und des
Premierministers. Der Palast
wurde Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut und war von 1808
bis 1918 Sitz der kroatischen
Bane. Hier lebte und starb auch
der legendäre Ban Josip Jelačič.
An diesem Ort tagt das kroatische
Parlament seit seiner ersten Sitzung
im Jahre 1737. Sein heutiges Aussehen erhielt das Gebäude Anfang
des 20. Jahrhunderts. Hier wurden
wichtige Entscheidungen wie die
Trennung von Österreich-Ungarn
im Jahre 1918 und der Austritt
aus Jugoslawien 1991 getroffen.
Die St. Markuskirche
Der Markusplatz ist das
Zentrum der Oberstadt,
der Hauptplatz der einstigen Ortschaft Gradec. Im
Mittelpunkt des Platzes
befindet sich die Pfarrkirche des Heiligen Markus, die
Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut
wurde. Aus dieser romanischen
Bauphase sind drei Kirchenschiffe
mit massiven Säulen erhalten
geblieben. Die gotischen Gewölbe
und das Sanktuarium wurden
in der zweiten Hälfte des 14.
Jahrhunderts gebaut. Zu dieser
Zeit entstand auch ein Teil des
Südportals mit 15 Nischenstatuen,
von denen einige im Jahre 1420
von den Meistern der Familie
Parler aus Prag geschaffen wurden.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde
die Markuskirche von Herman
Bollé im neugotischen Stil renoviert. Damals entstand auch das
Dach mit dem Wappen des Dreieinigen Königreiches Kroatien,
26 Schritt für Schritt
Markuskirche
 Der Banal-Hof
 Das Parlament
 Matija Gubec
 Das Meštrović-Atelier
 Das Kroatische
Geschichtsmuseum
Das Alte

Rathaus
Das Museum für

Naive Kunst
Matija Gubec
Das Meštrović-Atelier
Matija Gubec war der Anführer
Das Meštrović-Atelier ist ein Teil
des großen kroatischen
der Stiftung des Ivan Meštrović,
Bauernaufstandes. Er führte 1573 eines kroatischen Bildhauers von
das Bauernheer in der Schlacht
Weltbedeutung. Eine Sammlung
gegen die Adeligen nahe des
seiner Arbeiten ist in dem Haus
Ortes Stubičke Toplice. Nach der
ausgestellt, in dem er mit seiner
Niederlage der Bauern wurde
Familie von 1922 bis 1942 gelebt
Gubec gefasst und nach Zagreb
hat. Meštrović kaufte zwei
gebracht. Er wurde am 15. Februar Häuser, deren Eigentümer im
desselben Jahres hingerichtet.
18. Jahrhundert Knopfmacher,
Der Legende nach wurde
Poesielehrer, Schneider und
er auf dem Markusplatz
Adelsfamilien gewesen
öffentlich gefoltert und
waren. Mit Hilfe eines
danach gevierteilt. Man
Architektenfreundes baute
glaubt, dass sein Gesicht
Meštrović die Häuser in
an der Ecke eines
ein Atelier und eine
Gebäudes dargestellt ist.
Eigentumswohnung
um, die er dem Heim
Kroatien schenkte.
28 Schritt für Schritt
Das Kroatische
Geschichtsmuseum
Ivan Meštrović
(1883 ‑ 1962),
der bislang wohl
bekannteste kro‑
atische Bildhauer
und der erste inter‑
national bekannte
Künstler aus Kro‑
atien. Seine Bio‑
graphie beginnt
romantisch, als
sein junges Talent
in seinem länd‑
lichen Geburts‑
dorf in Dalmatien
entdeckt wurde.
Die Bürger des
Ortes finanzierten
seine Ausbil‑
dung in Wien mit.
Danach lebte und
arbeitete er in
den wichtigsten
Kunst‑Metropo‑
len Europas. Seine
Skulpturen sind
weltweit in den
Museen verschie‑
denster Länder zu
finden und berei‑
chern öffent‑
liche Räume und
Plätze. Interna‑
tional berühmt
sind seine Reiter
sowie der Indianer,
der in Chicago in
den USA steht.
Der Vojković-Oršić-Rauch-Palast,
der berühmteste Barockpalast
der Oberstadt aus dem späten 18.
Jahrhunderts wechselte oft seine
Besitzer und Bewohner. Es geht
das Gerücht um, dass der erste
Eigentümer Vojković sein Vermögen
durch die Heirat mit zwei älteren
und reichen Damen errungen habe.
Doch trotz alle dem versammelten
sich in den goldenen Zeiten der
Kutschen und Reifröcke die Vertreter
der kroatischen Gesellschafts-elite
gerne auf Bällen und Konzerten
im Saal des ersten Stockwerks.
Seit 1959 beheimatet der Palast
das Kroatische Geschichtsmuseum.
Umfangreiche Sammlungen an
Porträts, Uniformen, Fahnen,
Waffen, Karten und Fotografien
führen Besucher durch die
kulturelle, wirtschaftliche und
politische Geschichte Kroatiens
vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Schritt für Schritt 29
Die Ćirilometodska-Straße
Das Alte Rathaus
Die Ćirilometodska-Straße hieß
einst Herrschaftenstraße. Wie
dieser Name vermuten lässt,
stehen hier auch heute noch
prunkvolle Barockpaläste der
Zagreber Aristokratie. Ihren
heutigen Namen trägt die Straße
zu Ehren der slawischen ApostelBrüder Ćiril und Metod, die im
9. Jahrhundert die sogenannte
Glagoljica, die erste slawische
Schrift, verfassten. Denselben
Namen trägt auch die griechischkatholische Kirche, die ihr heutiges
Aussehen im 19. Jahrhundert nach
einer Idee von Herman Bollé erhielt.
Der Gebäudekomplex an der
Ecke der Ćirilometodska-Straße
heißt Altes Rathaus (kroatisch:
Stara gradska vijećnica). Seit
dem Mittelalter tagten hier die
Stadtbeamten. 1833 wurde an
derselben Stelle das erste Zagreber
Theaterhaus gebaut. Den Bau
finanzierte der Kaufmann Kristofor
Stanković, als er den Hauptpreis
der Wiener Lotterie gewann.
Zwei Jahre nach der Eröffnung
des Theaters konnte man auf
der Bühne im Zwischenakt einer
deutschen Aufführung zum
ersten Mal die kroatische Sprache
Straßennamen
Viele Straßen der
Oberstadt haben
im Laufe der
Geschichte ihre
Namen gewech‑
selt. Restaura‑
toren deckten für
30 Schritt für Schritt
uns unter einigen
Putzschichten alte
zweisprachige
Straßenschilder
an den Fassaden
auf. In lateinischer
Schrift sind die
kroatischen
Das Museum für Naive Kunst
hören. Hier wurde 1840 auch
die erste Theatervorstellung
auf Kroatisch, Juran und Sofija
von Ivan dem Edlen Kukuljević,
und sechs Jahre später die
erste kroatische Oper Liebe und
Arglist von Vatroslav Lisinski
aufgeführt. Die Stadtverwaltung
wurde nach dem Zweiten
Weltkrieg in den neusten Teil
der Stadt verlegt, doch im Alten
Rathaus finden auch heute noch
Stadtverordnetenversammlungen
statt. Für viele Zagreber ist es
ein ganz besonderer Ort, weil
sie sich gerade hier an einem
Samstag das Jawort gaben.
Das kroatische Museum für Naive
Kunst befindet sich in einem
Teil des Barockpalastes in der
Ćirilometodska-Straße 3. Es wird
davon ausgegangen, dass dies
das älteste Museum naiver Kunst
weltweit ist. Ausgestellt sind die
Werke von einigen zwanzig kroatischen Meistern der Naive, wie
beispielsweise Generalić, Lacković
Croata und Rabuzin. Ihre emotionsreichen und symbolhaften
Werke sprudeln vor Energie.
Straßennamen
in kajkawischem
Dialekt aufge‑
schrieben und in
gotischer Schrift
ihre deutschen
Übersetzungen.
Schritt für Schritt 31
10.
Der
Katarinenplatz
 Die St.
Katarinenkirche
 Das Erste
Gymnasium Zagrebs
 Die Galerie
Klovićevi dvori
 Der Ausblick
von Gradec
 A. G. Matoš
 Die Drahtseilbahn
Der Turm Lotrščak

Die St. Katarinenkirche
Das Erste Gymnasium Zagrebs
Die Galerie Klovićevi dvori
Der Ausblick von Gradec
Über dem Katarinenplatz thront
die schönste Barockkirche
Zagrebs. Die Jesuiten ließen
die Kirche in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts bauen.
Diese Einschiffskirche mit sechs
Seitenkapellen und einem
Sanktuarium, das an einer
geraden Wand mit einer großen
illusionistischen Freske endet,
wurde nach dem Vorbild der
Jesuitenkirche Il Gesù in Rom
gebaut. In den Kapellen befinden
sich fünf barocke Holzaltäre
aus der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts und ein
Marmoraltar aus dem Jahr
1729. Die Kirchenfront
wurde nach dem Erdbeben
von 1880 nach den Plänen von
Herman Bollé umgebaut.
Die Jesuiten, ein römischkatholischer Kirchenorden, der
für sein wissenschaftliches und
erzieherisches Wirken bekannt war,
gründeten 1607 in Zagreb das
Erste Gymnasium. Die Schule bot
eine ordentliche humanistische
Ausbildung für mehrere Hundert
Schüler bäuerlicher, bürgerlicher
und adliger Abstammung.
Die Galerie Klovićevi dvori befindet
sich im ehemaligen Jesuitenkloster
auf dem Jesuitenplatz. Der Platz
wurde nach diesem Kirchenorden,
der auf Einladung der Aristokratie
nach Zagreb kam, benannt. Der
Klosterkomplex ist an die St. Katarinenkirche angelehnt und entstand
etappenweise während des 17. und
18. Jahrhunderts. Heute werden
hier vielbesuchte Ausstellungen
kroatischer und ausländischer
Künstler veranstaltet. Gegenüber dem Galerieeingang steht die
Statue eines Fischers (kroatisch:
Ribar), das Werk des Bildhauers Simeon Roksandić. Sie ist der
erste Springbrunnen der Oberstadt
und wurde 1911 aufgestellt.
Hinter der St. Katarinenkirche
bietet sich ein fantastischer
Ausblick auf Kaptol. Von hier aus
kann man die Kathedrale, den
Marktplatz “Dolac”, den Zagreber
Hauptplatz und die monumentale
Kuppel des Zagreber Hauptfriedhofs Mirogoj an den grünen
Hängen des Berges Sljeme sehen.
32 Schritt für Schritt
11.
Die Strossmayer
-Promenade
Die Strossmayer-Promenade
A. G. Matoš
Die Drahtseilbahn
Der Turm Lotrščak
Die Promenade des Josip Juraj
Strossmayer unter der südlichen
Stadtmauer von Gradec wurde
im 19. Jahrhundert mit Hilfe
freiwilliger Geldbeiträge der
Bürger errichtet. Strossmayer
war Bischof, Aufklärer, Politiker und übte großen Einfluss
auf die kroatischen Gesellschaft
und Politik des 19. Jahrhunderts
aus. Im Gebäude des Instituts für
Hydrometeorologie (158 Meter
über dem Meeresspiegel)
werden schon seit 1862
jeden Tag die Wetterdaten gemessen und
schriftlich festgehalten.
Nur wenige Städte können so kontinuierliche
Messungen aufweisen,
anhand derer heute die
globalen Klimaveränderungen erforscht werden.
Auf der Kastanienallee genießen
Spaziergänger in Gesellschaft
des Dichters A. G. Matoš das
romantischste Panorama der
Stadt Zagreb. Auch wenn er
nicht in Zagreb geboren wurde,
war A. G. Matoš (1873 - 1914)
einer der größten Liebhaber der
Stadt, in der er aufwuchs. Ohne
ein Blatt vor dem Mund zu nehmen schrieb er Feuilletons, Reiseberichte, Kritiken und Polemiken,
mit denen er seine Zeitgenossen
schockierte und begeisterte.
Seine Lyrik gehört zu
den wertvollsten Werken
kroatischer Literatur. Zu
seinen Lebzeiten zumeist
allein, starb er früh und
blieb den Menschen als
Abenteurer und Träumer in
Erinnerung. Die Statue, ein
Werk des Bildhauers Ivan
Kožarić, wurde 1978 auf
der Promenade aufgestellt.
Die Drahtseilbahn, die die Unterund Oberstadt mit einer 66 Meter
langen Schienenstrecke verbindet,
ist die weltweit kürzeste Drahtseilbahn im öffentlichen Verkehr. Sie
überwindet einen Höhenunterschied
von 30,5 Metern in 55 Sekunden,
kann 28 Passagiere aufnehmen und
fährt alle zehn Minuten. Die ersten
Passagiere beförderte sie 1890, als
sie noch von einer Dampfmaschine angetrieben wurde. Sie ist das
älteste öffentliche Verkehrsmittel in
Zagreb und wurde noch ein Jahr vor
den von Pferden gezogenen Straßenbahnen in Betrieb genommen.
Der einzige erhaltene Turm der
mittelalterlichen Festung aus dem
13. Jahrhundert bekam im 19. Jahrhundert noch ein Türmchen oben
aufgesetzt. Früher riefen seine Glocken zur Abenddämmerung die Bürger dazu auf, in die Sicherheit der
Festung zurückzukehren, bevor die
Stadttore geschlossen und verriegelt wurden. In Erinnerung an diese
Zeiten wird seit dem Neujahrstag
1877 täglich ein Kanonenschuss abgefeuert. Woher die Kanone kam, ist
nicht ganz klar. Vielleicht überließ
sie der ungarische König Bela IV.
1242 den Bürgern zum Dank dafür,
dass sie ihn vor den Tataren beschützt hatten. Er soll allerdings
die Bedingung gestellt haben, dass
jeden Tag ein Schuss abfeuert werden muss, um sie vor der Verrostung
zu schützen. Vielleicht ist die Kanone aber auch Kriegsbeute aus dem
Sieg über die Türken. Wie dem auch
sei, die Zagreber richten jedenfalls
jeden Tag die Uhren nach ihr.
34 Schritt für Schritt
Schritt für Schritt 35
36 Schritt für Schritt
Schritt für Schritt 37
Die Jurišić-Straße
Die Ilica-Straße
Der Marschall-Tito-Platz
Der Marulić-Platz
Die Massaryk-Straße
Der Petar-Preradović-Platz
Der Ban-Josip-Jelačić-Platz
Der Nikola-Šubić-Zrinski-Platz
Der König-Tomislav-Platz
Die Unterstadt
Die
Unterstadt
12. Der Nikola-ŠubićZrinski-Platz
13. Der König-Tomislav-Platz
14. Der Marulić-Platz
15. Der Marschall-Tito-Platz
16. Die Massaryk-Straße
17. Der PetarPreradović-Platz
18. Die Ilica-Straße
19. Die Jurišić-Straße
E. Patačić
Trg Ivana,
Antuna
i Vladimira
Mažuranića
12.
Der
Nikola-ŠubićZrinski-Platz
Zrinjevac-Platz
Die Wettersäule
Der erste Springbrunnen
Dieser Platz wurde nach dem kroatischen Ban Nikola Šubić Zrinski
(1508 - 1566) benannt, der bei der
Verteidigung der ungarischen Stadt
Siget vor einem Angriff der Türken
den Heldentod starb. In Zagreb,
der Stadt der grünen Plätze, ist
der Zrinjevac wohl der bekannteste.
Dass es hier bis zum Ende des 19.
Jahrhunderts nur eine Weide und
Viehmessen gab, wäre heute unvorstellbar. Platanen aus Triest, ein
Musikpavillon, Springbrunnen und
Büsten historisch bedeutender Persönlichkeiten verwandelten diese
Weide in eine stilvolle Promenade.
Der Zrinjevac ist der erste in der
Reihe vom Ingenieur Milan Lenucci
geschaffener Plätze. Ihm zu Ehren
wurde dieses Pendant zur Wiener
Ringstraße Lenuccis Hufeisen
genannt. Hier beginnt man einen
Spaziergang durch die Unterstadt,
der wie ein Besuch einer Galerie
die bürgerliche Kultur des 19. und
20. Jahrhunderts veranschaulicht.
Seit 1884 misst diese Säule, die
ein Geschenk von Dr. Adolf Holzers
war, die Wetterumstände in der
Stadt. Bei der Säule anhalten,
um Temperatur und Luftdruck
abzulesen und die Uhr nach ihr
zu richten, ist für viele Zagreber
Tradition. Im 19. Jahrhundert
haben wohlhabende Bürger der
Stadt zahlreiche Geschenke
gemacht, wie z. B. auch den
nahe gelegenen Musikpavillon.
Der erste Zagreber Springbrunnen Der historische Palast Vranyczany‑
wurde kurz nach der Fertigstellung Hafner am Zrinjevac‑Platz beherbergt
des öffentlichen Wasser-systems
das Archäologische Museum, in dem
im Jahre 1878 gebaut. Von
insgesamt 400.000 Artefakte in fünf
Herman Bollé gestaltet, bietet er
Hauptsammlungen ausgestellt werPassanten noch heute Erfrischung den. Darunter befindet sich auch das
an heißen Sommertagen. Dank
berühmte Liber linteus Zagrabiensis
seiner merkwürdigen Form wird
oder Zagreber Leinenbuch. Es handelt
er auch ‘der Pilz‘ genannt.
sich tatsächlich um ein Buch, in das
eine ägyptische Mumie, eingewickelt wurde. Dieser längste bisher
gefundene etruskische Text, konnte
noch immer nicht völlig entziffert
werden. Solinjanka (Die Frau aus der
Stadt Salona), das Porträt der einer
Frau aus dem 2. Jahrhundert, ist
nach Meinung mehrerer Kunsthistoriker das schönste römische
Porträt und bestimmt die reizvollste
Bewohnerin des Museums. Hier
befindet sich auch “Die Taube von
Vučedol”, der berühmteste archäologische Fund Kroatiens und eines
der wenigen Überbleibsel aus der
mystischen äneolithischen Kultur
der Zeit um 3000 vor Christus.
40 Schritt für Schritt
Archäologisches Museum
Schritt für Schritt 41
 Archäologisches
Museum
 Die Wettersäule Seit
 HAZU
 Der erste
Springbrunnen
 Die Moderne Galerie
HAZU
Für die Kroatische Akademie der
Wissenschaften und Künste, das
höchste wissenschaftliche und
künstlerische Institut Kroatiens,
wurde im Jahre 1880 dieser Palast
im Neurenaissancestil gebaut.
Im Innenhof wird Die Tafel von
Baška (Bašćanska ploča), eines
der ältesten Kulturdenkmäler
der kroatischen Sprache, aufbewahrt. Es handelt sich um eine
große Steintafel mit glagolitischer
Inschrift, die zwischen dem
11. und 12. Jahrhundert verfasst
wurde. In der sich hier befindlichen Strossmayer‑Galerie werden
42 Schritt für Schritt
Die Moderne Galerie
verschiedene Kunstwerke aus der
Zeit zwischen dem 15. und 19.
Jahrhundert aufbewahrt, die der
Gründer der Akademie J.J. Strossmayer gesammelt hatte. Darunter
befindet sich auch das sehenswerte Barockbild von Federico
Benković, Abraham opfert Isaak,
eine rührende Darstellung des
Vaters, der Gott seinen erstgeborenen Sohn als Opfer bringen muss.
Gegenüber dem historischen
Palast der Akademie steht die
Moderne Galerie, das Museum
der kroatischen Kunstmalerei des
19. und 20. Jahrhunderts. Zwei
Jahrhunderte kroatischer Kunstmalerei und Bildhauerei werden
durch Werke der bedeutendsten
kroatischen Künstler dargestellt.
Die Ausstellung ist chronologisch sortiert: von historischen
Ereignissen auf den Bildern von
Oton Iveković und Vlaho Bukovac,
über den mystischen Symbolismus
der kroatischen Sezession, bis hin
zu den poetisch-sanften Schatten
der Bilder von Emanuel Vidović.
Auch die kostbaren Werke der
kroatischen Maler Kraljević, Račić
und Becić aus den frühen Jahren
des turbulenten 20. Jahrhunderts
werden ausgestellt. Eine Auswahl
aus den Schriften renommierter
kroatischer Autoren kann man
in diesem Museum auch finden.
Schritt für Schritt 43
13.
Der KönigTomislav-Platz
Der König Tomislav
Der Hauptbahnhof
König Kroatiens gekrönt. Er starb
Dem ersten kroatischen König
Tomislav wurde in Zagreb auf dem 3 Jahre später unter ungeklärten
Umständen. In der kroatischen
gleichnamigen Platz ein Denkmal
gesetzt. Diesem mutigen Feldherrn Geschichte wird sein Name groß
geschrieben. Sein Denkmal, das
gelang es, die Grenzen seines
1938 vom Bildhauer Robert
Landes vor den ungarischen AnFrangeš-Mihanović entworfen
griffen erfolgreich zu verteidigen
wurde, wurde nach einer mehrund erstmals mehrere Provinzen
zu einem Staat zu vereinigen. 925 jährigen Debatte erst 1947, also
nach dem Zweiten Weltkrieg, an
wurde der weise Fürst von einem
seinen heutigen Platz gesetzt.
Legaten des Papstes zum ersten
Der erste Zug kam im Jahre 1862
nach Zagreb und verband die
damals 40.000 Einwohner mit
den Wirtschafts- und Kulturmetropolen Wien und Budapest. Das
historizistische Hauptbahnhofgebäude wurde vom ungarischen
Bahnhofexperten Ferenc Pfaff
entworfen. Es wurde 1892 gebaut
und befindet sich am östlichen
Ende des Lenucci‑Hufeisens.
Vom Hauptbahnhof bietet sich
dem Anreisenden ein herrlicher
Ausblick auf die Stadt: auf das
König-Tomislav-Denkmal, den
Kunstpavillon, die Glockentürme
der Zagreber Kathedrale und die
grünen Hügel von Medvednica.
Zagreber Dialekt
furt = immer
frtalj = das Viertel
haustor = die Haustür
plac = der Platz
šuster = der Schuhmacher
taubek = die Taube
gemišt = die Weißweinschorle
štenge = die Treppen
špancir = der Spaziergang
puca = das Mädchen
44 Schritt für Schritt
purger = der Bürger von Zagreber
ura = die Uhr
šnicl = das Schnitzel
gelender = das Geländer
kefa = die Bürste
fest = fest
viršle = die Würstchen
fašnik = der Fasching
lajbek = die Weste
grincajg = das Grünzeug
Schritt für Schritt 45
 Der König Tomislav
 Der Hauptbahnhof
 Kunstpavillon
 Hotel Esplanade
Kunstpavillon
Am König-Tomislav-Platz befindet
sich auch der berühmte Kunstpavillon, der für die Millenniumsausstellung 1896 in Budapest speziell
für Kroatien gebaut wurde. Das
Gebäude war zu diesem Zeitpunkt
eines der ersten in Fertigbauweise erstellten Konstruktionen
in Europa. Deswegen konnte das
Eisengerüst nach der Ausstellung
Hotel Esplanade
nach Zagreb überführt werden.
Nach Wiederaufbau wurde der Pavillon dann 1898 mit einer großen
Ausstellung moderner Kunst feierlich eröffnet. Dieses einzigartige
Gebäude stellt noch immer zahlreichen kroatischen und ausländischen Künstlern seine Ausstellungsräumlichkeiten zur Verfügung.
Lebkuchenherzen
(Licitari)
Die rot gefärbten
Lebkuchen sind
ein traditionelles
Symbol für Liebe
und Zuneigung.
Im Landesinneren
Kroatiens werden
die Lebkuchen‑
herzen schon seit
Jahrhunderten bei
46 Schritt für Schritt
öffentlichen Fei‑
erlichkeiten ver‑
kauft. Es gibt sie
in verschiedenen
Formen und den
unterschiedlichs‑
ten Verzierungen.
Man verwen‑
det sie auch als
Weihnachts‑
baumdekoration.
Das Hotel in der Nähe des
Hauptbahnhofs wurde 1925 fast
über Nacht gebaut. Es sollte
den Reisenden der luxuriösen
Eisenbahnlinie Orient‑Express
auf dem Wege von Paris nach
Istanbul eine erstklassige Unterkunft anbieten. Seitdem hat das
Hotel viele renommierte Gäste
und gesellschaftliche Veranstaltungen beherbergt. Besondere
Die stillen
Wächter
Wenn Sie bei
einem Spazier‑
gang durch die
Stadt einen Blick
nach oben werfen,
werden Sie an den
Fassaden, Säulen,
Balkonen, Fenster‑
und Türenrahmen
ungewöhnliche
Gestalten erbli‑
cken. Verschie‑
öffentliche Aufmerksamkeit hat
1929 der Besuch der provokativen
schwarzen Tänzerin Josephine
Baker erregt, der als schwere
Beleidigung gegenüber der Sittlichkeit der einheimischen Damen
aufgefasst wurde. In diesem Hotel
fand auch der erste Schönheitswettbewerb statt, dessen Gewinnerin ein Jahr später in Berlin
zur Miss Europa gekrönt wurde.
dene Ungeheuer,
Drachen, lern‑
begierige Eulen,
Engel und Geister
sind nicht nur
bloße Dekora‑
tion. Man glaubt,
dass sie geheime
nächtliche Auf‑
gabe erfüllen,
während sie tags‑
über still bleiben
und die Passanten
bewachen.
14.
 Das Kroatische
Staatsarchiv
Der
Marulić-Platz
 Botanischer
Garten
 Ethnographisches
Museum
Das Kroatische Staatsarchiv
Botanischer Garten
Ethnographisches Museum
Das prominenteste Gebäude am
Marulić-Platz ist die ehemalige Heimat der National- und Universitätsbibliothek, das heute das Kroatische
Staatsarchiv beherbergt. Die weithin
schönste architektonische Schöpfung der kroatischen Sezession datiert aus dem Jahre 1913 und wurde
von dem Architekten Rudolf Lubynski entworfen. Bei der Konstruktion
verwendete man modernste Baumaterialien: armierten Beton und
Eisengerüste. Sowohl die vier Eulen
mit dem Globus über dem zentralen
Lesesaal als auch die Allegorien auf
die Wissenschaft und das Buchwesen an den Fassaden lassen von
dem Zweck des Gebäudes ahnen. An
diesem komplexen Projekt haben
mehrere Spitzenkünstler gearbeitet.
Jedes einzelne Detail an der Fassade, jeder Stuhl und jeder Tisch
in dem Gebäude wurde
sorgfältig ausgewählt.
Der Eingang des Botanischen Gartens befindet sich in einer Straße,
die den Namen des Verfassers der
kroatischen Nationalhymne (Lijepa
naša domovino), Antun Mihanović,
trägt. Dieser Garten in der Nähe
des Hauptbahnhofs ist ebenfalls
Teil des bereits erwähnten Lenucci‑
Hufeisens. In der Winterzeit bleiben seine Tore geschlossen, aber
ab dem Frühling kann man hier
10.000 verschiedene Pflanzenarten
genießen. Besucher können sowohl
exotische als auch einheimische
kroatische Gewächse bewundern,
auf die wir besonders stolz sind.
Den Garten kann man täglich bis
in die Abendstunden kostenlos
besuchen, sofern man die folgenden Regeln beachtet: Man darf
nicht über das Gras gehen, keinen
Lärm machen und Radfahren
sowie das Pflücken von Blumen
sind untersagt. Der botanische
Garten ist eine ruhige grüne Oase
mitten im Zagreber Stadtzentrum.
Das Ethnographische Museum
befindet sich in dem Sezessionsgebäude des ehemaligen Handwerkheims, das 1903 errichtet wurde.
Gegründet wurde das Museum
1919 auf Anregung von Salomon
Berger, einem Textilhändler und
Fabrikanten slowakischer Abstammung. Er hinterließ dem Museum
eine der größten Sammlungen an
Volkstrachten und Textilien. Daneben werden hier auch ausgewählte
Gegenstände und Musikinstrumente aus dem ethnographischen
Erbe Kroatiens ausgestellt.
Besonders interessant sind die
Sammlungen, die die berühmten
kroatischen Forscherbrüder Stevo
und Mirko Seljan dem Museum
geschenkt haben. Darunter befinden sich verschiedene exotische
Gegenstände aus afrikanischen
und südamerikanischen Stämmen,
die sie auf ihren Expeditionen im
19. Jahrhundert gesammelt hatten.
48 Schritt für Schritt
Marko Marulić,
Schriftsteller
und Humanist
(1450 ‑ 1524). Er
schrieb auf Latei‑
nisch, Italienisch
und Kroatisch. Sei‑
nen schriftstel‑
lerischen Höhe‑
punkt erreichte er
mit dem religiösen
Epos Judita, das
er in kroatischer
Sprache ver‑
fasste. In diesem
Werk bearbeitet
er eine Erzäh‑
lung aus dem
Alten Testament
über die mutige
Witwe Judita.
Er wollte damit
das Volk, das
damals türkischen
Angriffen ausge‑
setzt war, zum
Kampf ermuti‑
gen. Marulić wird
oft als Vater der
kroatischen Lite‑
ratur bezeichnet.
Schritt für Schritt 49
15.
Der MarschallTito-Platz
Kroatisches Nationaltheater
Das Kroatische Nationaltheater
befindet sich am Marschall-TitoPlatz, der auch Universitäts- oder
Theaterplatz genannt wird. Der
letzte in der Reihe grüner Plätze,
die seit dem 19. Jahrhundert den
Kern der Unterstadt bilden, ist
heute kultureller Mittelpunkt
der kroatischen Metropole. Das
Theatergebäude wurde im Stil
des Neo-barocks erbaut, den
man damals für Bauwerke dieser
Art besonders geeignet fand.
Entworfen wurde es von den
bekannten Wiener Architekten
50 Schritt für Schritt
Ferdinand Fellner und Herman
Helmer, die noch vierzig weitere
Theatergebäude in Europa
entwarfen. Heute werden hier die
besten Opern, Ballettaufführungen
und Theaterstücke unter einem
Dach gezeigt. Seit seiner feierlichen
Eröffnung im Jahre 1895 bereichert
das Nationaltheater das kulturelle
Leben der Zagreber mit einem
bunten Spielplan, auf dem sowohl
nationale und internationale
Klassiker als auch moderne
Theaterstücke zu finden sind.
Der Lebensbrunnen
Zagreber Universität
Der Lebensbrunnen des berühmten
Bildhauers Ivan Meštrović wurde
Anfang des 20. Jahrhunderts vor
dem Nationaltheater errichtet.
Seine merkwürdige und zugleich
einfache Gestaltung und die
impressionistisch behandelten
Flächen machen diesen Brunnen
für viele zu einem der schönsten Springbrunnen schlechthin.
Dieses Meisterstück entstand in
der frühen “verspielten” Schöpfungsphase des Künstlers. Die
Symbolik der verflochtenen
Akte wird jeder Passant anders
deuten, aber keiner wird von
diesem universalen humanistischen Thema unberührt bleiben.
An der Nordseite des Platzes,
der den Namen des ehemaligen
jugoslawischen Präsidenten Josip
Broz Tito (1892 - 1980) trägt,
befindet sich das Rektorat der
Zagreber Universität. Die Zagreber
Universität wurde 1669 gegründet
und Jahrhunderte der Tradition
machen sie zur ältesten kontinuierlich geöffneten Universität in
Kroatien und zu einer der ältesten
in ganz Europa. Heute zählt sie
29 Fakultäten, 3 Akademien und
ein Universitätszentrum. Das
Rektoratgebäude stammt aus
dem 19. Jahrhundert und diente
zuerst als Krankenhaus und später
auch als Tabakfabrik. 1971 wurde
die Skulptur Die Geschichte der
Kroaten vor dem Gebäude errichtet. In diesem Werk verarbeitete Meštrović das Portrait
seiner Mutter und die Skulptur
ist inzwischen zum Nationalsymbol Kroatiens geworden.
Schritt für Schritt 51
 Kroatisches Nationaltheater
 Der Lebensbrunnen
 Zagreber Universität
Der Heilige Georg
Die mittelalterliche Legende vom
Heiligen Georg, dem Drachentöter,
wird oft als Metapher für den
Kampf gegen das Böse und
Sieg des Christentums über die
Barbaren gebraucht. Die Skulptur
ist ein Werk des österreichischen
Bildhauers Anton Dominik
Fernkorn und hätte im Palast in
Wien errichtet werden sollen.
Der Zink-abguss wurde jedoch
verkauft und nach Zagreb
transportiert. 1908 wurde der
Bronzeabguss am heutigen Platz
errichtet. Hier im Stadtzentrum
der kroatischen Metropole
versucht der Heilige Georg noch
immer den Drachen zu töten.
52 Schritt für Schritt
 Museum für Kunst
und Handwerk
 Der Heilige Georg
 Museum Mimara
Museum für Kunst und
Handwerk
Auf der Westseite des Platzes
befindet sich das Museum für
Kunst und Handwerk, das 1880
als eines der ersten seiner Art
in Europa gegründet wurde. Am
Anfang war es die Grundaufgabe
des Museums, die traditionellen
Werte der Handwerker zu
bewahren und die Ästhetik der
neu entstandenen bürgerlichen
Gesellschaft zu kultivieren.
Deswegen wurde nebenan
auch die Handwerksschule, die
heutige Schule für Angewandte
Kunst und Design, errichtet. Der
Fundus des Museums wird
auf drei Etagen ausgestellt
und verfolgt die Entwicklung
handwerklicher und
künstlerischer Produktion von
der Gotik bis zum Art Déco. Eine
Metall- und Glockensammlung
sowie Uhren-, Textil-, Keramik-
Museum Mimara
und Glas-sammlungen bilden
nur einen Ausschnitt dessen,
was das Museum zu bieten
hat. Thematische Ausstellungen,
Ausstellungen alter Meister
und moderner Künstler sind bei
Besuchern besonders beliebt.
In dem Neurenaissancepalast am
Roosevelt-Platz befindet sich das
berühmte Museum Mimara. Es
wurde mit einer Privatsammlung
von Ante Topić Mimara gegründet
und 1987 eröffnet, als Zagreb
die internationalen Studentenspiele Universiade ausrichtete. Zur
Sammlung gehören Fundstücke
aus der Steinzeit bis hin zu
Werken aus dem 20. Jahrhundert.
Ägyptische und griechische
Kunst, Bilder und Zeichnungen
alter Meister, Werke von Raffael,
Velasquez, Rubens, Rembrandt
und Goya; alles ist hier zu finden.
Besonders erwähnenswert ist die
Glassammlung, die den künstlerischen Aspekt des Glashandwerks
eindrucksvoll demonstriert.
Schritt für Schritt 53
16.
Das Kallina-Haus
In der Straße, die den Namen
des ersten Präsidenten der
Tschechoslowakischen Republik
trägt, wurden ab dem 19.
Jahrhundert repräsentative Büround Wohngebäude gebaut. Das
wohl interessanteste unter ihnen
ist das L-förmige Gebäude Kallina,
das Anfang des 20. Jahrhunderts
nach dem Entwurf des Architekten
Vjekoslav Bastl gebaut wurde. Die
Fassade wurde mit Fliesen belegt.
In ganz Europa gibt es nur noch 2
solche Häuser. Interessanterweise
war der Investor ein
Fliesenhersteller. Die für die
Sezessionsbewegung typischen
Fassadendetails wie die stilisierten
Fledermäuse erregen noch heute
die Aufmerksamkeit von Passanten.
54 Schritt für Schritt
 Das Kallina-Haus
 Die Wohnung des
Die
Masaryk-Straße
Die Wohnung
des Architekten Kovačić
In der Masaryk-Straße Nummer
21-23 steht ein vom Architekten
Viktor Kovačić entworfenes
Gebäude. Unter dem Dach
befindet sich eine Wohnung, in
der er gelebt und die er selbst
eingerichtet hatte. Sie wurde
nach seinem Tod im gleichen
Zustand erhalten. Dieses Büround Wohngebäude wurde Anfang
des 20. Jahrhunderts gebaut, als
sich die bürgerliche Gesellschaft
zu ihrer vollen Blüte entwickelte.
Viktor Kovačić (1874 -1924) folgte
in seinem Schaffen logischen
und praktischen Gesichtspunkten
und war der Meinung, dass
Wohnungen für den Menschen
und nicht für das Mobiliar da sein
sollten. Seine Mansardenwohnung
ist ein gut erhaltenes Beispiel
bürgerlichen Wohnens aus
dem frühen 20. Jahrhundert.
Architekten Kovačić
 Der erste Zagreber
Wolkenkratzer
 Nikola Tesla
Der erste Zagreber
Wolkenkratzer
Nikola Tesla
An der Ecke der Masaryk- und
Tesla-Straße wurde dem
Dem L-förmigen Gebäude in der
hervorragenden Wissenschaftler
Masaryk-Straße wurde der Titel
des ersten Zagreber Wolkenkratzers und Erfinder Nikola Tesla
(1856 - 1943) anlässlich seines 150.
verliehen. Das neunstöckige, 35
Geburtstags ein Denkmal gesetzt.
Meter hohe Gebäude wurde 1933
mithilfe modernster Konstruktions- Nikola Tesla ist in Kroatien geboren
und aufgewachsen. Nachdem
techniken in einer Rekordzeit von
er seine Ausbildung in Europa
nur 79 Tage gebaut. Es wurde
vollendet hatte, zog er in die USA.
von den Bürgern Wolkenkratzer
Seine bedeutendsten Erfindungen
genannt, obwohl der Architekt
sind das rotierende Magnetfeld
Slavko Löwy anmerkte,
und der zweiphasige elektrische
dass 35 Meter diese
Generator. Die Tatsache, dass
Bezeichnung nicht
es heute Internet, Radio
rechtfertigen.
und Fernbedienungen
Wolkenkratzer
gibt, haben wir Nikola
oder nicht, dieses
Tesla zu verdanken. Seine
Gebäude ist ein
Zeitgenossen nannten
herausragendes
ihn den Zauberer, weil
Beispiel
seine Ideen seiner Zeit
moderner
weit voraus waren. Manche
Architektur in
seiner Erfindungen sind den
Kroatien aus
heutigen Wissenschaftlern
der Zeit zwischen
noch immer ein Rätsel.
den zwei
Weltkriegen.
Schritt für Schritt 55
17.
Der PetarPreradović-Platz
Der Petar-Preradović-Platz
Dieser Platz wurde nach dem
Dichter und General Petar
Preradović (1818 - 1872) benannt.
Er schrieb patriotische und
romantische Gedichte. Sein
Leben wird durch ein Denkmal im
Mittelpunkt des Platzes geehrt.
Im Volksmund wird der Platz
allerdings Blumenplatz genannt,
weil hier seit dem 14. Jahrhundert
Märkte veranstaltet und Blumen
verkauft werden. An der Nordseite
des Platzes steht die orthodoxe
Kirche der Heiligen Verklärung,
die Ende des 19. Jahrhunderts
auf dem Platz der ursprünglich
katholischen Kirche der Heiligen
Margaretha gebaut wurde.
Unter den Sonnenschirmen
der umliegenden Straßencafés
gönnen sich Zagreber gern eine
kurze Pause oder treffen sich
in lockerer Atmosphäre mit
Geschäftspartnern oder Freunden.
 Der
 Tin Ujević
 Die Gelandete
Miškec-Durchgang
 Oktogon
Sonne
 Der Napredak-
Wolkenkratzer
Tin Ujević
Der Miškec-Durchgang
Dem großen kroatischen Dichter
Augustin Tin Ujević (1891 – 1955)
zu Ehren wurde anlässlich seines
100. Geburtstags ein Denkmal in der
Nähe des Blumenplatzes errichtet.
Dieser Freigeist führte ein unkonventionelles Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge. Seine zahlreichen Gedichte, die sich mit den
verschiedensten Motiven befassen,
werden auch heute noch von Schülern auswendig gelernt. Und wenn
die Menschen von dem langen
Mantel des Dichters, seinem altem
Hut oder seiner Liebe zu einem Glas
Wein in einer der Zagreber Gaststätten erzählen, sorgen sie so dafür,
dass die Legende von diesem urbanen Nomaden immer weiter lebt.
Der Durchgang von der MasarykStraße zur Warschauer-Straße
wurde nach einem ganz gewöhnlichen Mann benannt. Mihael Erdec
war den Zagrebern als Miškec
bekannt. Seine Karriere hatte er vor
dem Zweiten Weltkrieg als Zirkusakrobat begonnen, aber ein Unfall
setzte ihn auf die Straße. Obdach
fand er im Kesselraum des Kinogebäudes hier in diesem Durchgang,
wo er gerne anderen Menschen half
oder mit seinem Mundharmonikaspiel erfreute. Alte Zagreber erinnern
sich noch gut an seine Gutmütigkeit
und seine unglückliche Liebe zur
ersten Miss Zagreb, Štefica Vidačić.
Oktogon
Die Gelandete Sonne
Den Mittelpunkt dieser bekannten
Geschäftspassage bildet ein achteckiges Glasdach. Diese Passage
verbindet die Geschäftigkeit der
Ilica-Straße mit der lockeren
Atmosphäre des Blumenplatzes.
Das repräsentative Gebäude der
Ersten Kroatischen Sparkasse
wurde Ende des 19. Jahrhunderts
mithilfe neuster Konstruktionstechniken in einer Rekordzeit
von 15 Monaten gebaut.
Die wohl bekannteste moderne
Skulptur in Zagreb ist Die
Gelandete Sonne von Ivan Kožarić.
Die goldene Fiberglaskugel wurde
ursprünglich 1971 vor dem
Nationaltheater errichtet. Später
wurde die verbesserte Version
aus vergoldeter Bronze in die
Bogović-Straße verlegt. Im Gewirr
der Sonnenschirme der umliegenden Cafés zieht diese einfache
und zugleich außergewöhnliche
Skulptur tagtäglich die Aufmerk-
Die Krawatte
Die Krawatte,
das beliebte
Accessoire der
Geschäftswelt,
stammt aus Kro‑
atien. Die kroa‑
tischen Soldaten
58 Schritt für Schritt
trugen im Drei‑
ßigjährigen Krieg
ein geknotetes
Tuch um den Hals.
Es wird gesagt,
dass dieses Detail
der kroatischen
Uniform die Auf‑
merksamkeit des
französischen
Königs Ludwig
XIV. auf sich zog,
der die Krawatte
europaweit zu
einem absoluten
Modehit machte.
Der Napredak-Wolkenkratzer
samkeit der Passanten auf sich.
Die Einen versuchen die Sonne ins
Rollen zu bringen, Andere fragen
sich, was eine solche goldene
Kugel wohl kosten mag. Diese
Skulptur ist nicht der einzige
Himmelskörper des bekannten
Zagreber Sonnensystems. Es
wurden auch die anderen neun
Planeten im astrologisch-arithmetischen Verhältnis zur Sonne in
verschieden Stadtteilen errichtet.
An der Ecke der Bogović- und der
Ljudevit-Gaj-Straße steht seit
1936 das Büro- und Wohngebäude
der kroatischen Kulturgesellschaft
Napredak (auf Deutsch: Fortschritt).
Das siebenstöckige elliptische
Gebäude wurde vom Architekten
Stjepan Planić entworfen. Bei
seiner Fertigstellung war es
das höchste Gebäude der Stadt.
Deswegen wird es auch heute
oft Wolkenkratzer genannt. Der
obere Rand des Gebäudes ähnelt
einem Zahnrad, was damals das
Symbol der Napredak‑Gesellschaft
war. Die Fassade wurde hellblau
getüncht, als Anspielung auf das
Kupfervitriol, das in ländlichen
Teilen Kroatiens im Weinbau
zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen verwendet wird.
Schritt für Schritt 59
18.
Die
Ilica-Straße
Die Ilica-Straße
Die Ilica ist die bekannteste Straße
Zagrebs. Früher machten ihre 6
Kilometer die längste Straße der
Stadt aus. Mittlerweile wurde
sie jedoch von den neuen Alleen
überholt und ist inzwischen auf
Platz vier gelandet. Trotzdem ist
sie immer noch die lebendigste
Stadtpromenade, auf der sich
zahlreiche Geschäfte, Verwaltungsgebäude, Theater und auch
die erste Zagreber Brauerei befinden. Die Ilica ist eine der seltenen
Straßen, deren Name seit dem
15. Jahrhundert unverändert blieb.
Sie teilt die Stadt entlang einer
Ost-West-Achse. Wenn Sie an
sonnigen Tagen einen Spaziergang auf der Ilica machen wollen,
dürfen Sie Ihre Sonnenbrillen
auf gar keinen Fall vergessen.
60 Schritt für Schritt
A. K. Miošić
Die Straßenbahn
Die Zagreber Stra‑
ßenbahn ist ein
bekanntes Symbol
der Stadt. 1891
fuhr die erste von
Pferden gezogene
Straßenbahn durch
die Zagreber Stra‑
ßen. Dieses lang‑
same Verkehrs‑
mittel wurde 1910
durch die schnel‑
lere elektrische
Straßenbahn
ersetzt. Zehn Jahre
später bekamen
alle Straßenbahnen
einen neuen
Anstrich und sind
seither blau. Denn
Blau ist die offizi‑
elle Farbe Zagrebs.
Zurzeit stehen den
Zagrebern und
ihren Gästen tags‑
über 15 und nachts
4 Straßenbahnli‑
nien zur Verfügung.
Die Mesnička-Straße ist eine der
wenigen Straßen in Zagreb mit
einem alten, noch erhaltenen
Granitpflaster. Im Mittelalter war
sie die Straße der Metzgereien.
Daher auch der Name Mesnička;
auf Kroatisch heißt Metzgerei
mesnica. Am Anfang dieser steilen
Straße, die die Ilica mit der Oberstadt verbindet, wurde 1891 das
Andrija-Kačić-Miošić-Denkmal
(1704 ‑ 1760) errichtet. Die Skulptur wurde vom Bildhauer Ivan
Rendić geschaffen. A. K. Miošić war
ein Mönch, Dichter und Aufklärer.
Sein bedeutendstes Werk, das Liederbuch Razgovor ugodni naroda
slovinskoga (Angenehmer Trost des
slawischen Volkes) aus dem Jahre
1756, ist mit mehr als 70 Auflagen
immer noch das meist gelesene
Buch in kroatischer Sprache.
Schritt für Schritt 61
 A. K. Miošić
 Der Britische Platz
 Die Kirche des
Heiligen Blasius
Der
Kugelschreiber
(auf Kroatisch
penkala)
Dieses kleine aber
sehr nützliche
Schreibutensil
wurde in Zagreb
erfunden. Anfang
des 20. Jahrhun‑
derts wurden
62 Schritt für Schritt
Feder und Tinte
durch die prak‑
tische Erfindung
von Slavoljub Pen‑
kala (1871 ‑ 1922)
ersetzt. Im Hand‑
umdrehen ero‑
berte diese geniale
Idee die ganze
Welt. Die Herstel‑
lung von Kugel‑
Der Britische Platz
Die Kirche des Heiligen Blasius
Diesen hübschen Platz nennen
die Zagreber auch Ilički‑Platz
oder Kleinen Platz. Jeden Morgen
kann man hier frisches Obst und
Gemüse kaufen, sich mit Freunden
treffen und vielleicht eine Partie
Schach spielen. Am Wochenende
verwandelt sich der Platz in
einen bunten Flohmarkt, wo man
Antiquitäten, Kunstgegenstände,
alte Schalplatten oder Comics
kaufen oder in einem der
umliegenden Cafés die lockere
Atmosphäre genießen kann.
Die Kirche des heiligen Blasius,
der dem Glauben nach vor
Halskrankheiten schützen soll,
befindet sich in der Unterstadt an
der Kreuzung zwischen der DeželićStraße und der Primorska-Straße
und ist nur einen Katzensprung
vom Nationaltheater entfernt.
Mit diesem monumentalen
Kirchengebäude gelang es dem
Architekten Viktor Kovačić den
byzantinischen Baustil, kroatische
schreibern und
Füllfederhaltern
in einer Zagreber
Fabrik stieg stetig
an. Zu jener Zeit
wurden die Stifte
und Füllfederhal‑
ter in mehr als 70
Länder weltweit
exportiert. Dieser
geniale Erfinder,
im Volksmund
auch Herr Pen‑
kala genannt,
erreichte 1910 mit
der Konstruktion
des ersten kroa‑
tischen Flugzeugs
den Höhepunkt
seines Schaffens.
Traditionen und moderne
architektonische Lösungen
unter einen Hut zu bringen.
Bauarbeiten begannen im Jahre
1912, mussten aber aufgrund des
Ersten Weltkriegs unterbrochen
werden. Die Kuppel aus armiertem
Beton ist die erste ihrer Art in
Kroatien. Zur Weihnachtszeit wird
hier die wunderschöne Krippe
des Bildhauers Vojta Braniša aus
dem Jahre 1916 ausgestellt.
19.
Die NikolaJurišić-Straße
Stjepan Radić

Post

Die Nikola-Jurišić-Straße
Die Nikola-Jurišić-Straße verbindet den Hauptplatz mit dem östlichen Teil der Stadt. Hier befinden
sich die Paläste der Finanzinstitutionen und das Hauptgebäude
der Kroatischen Post aus dem
Jahre 1904. Am Fuße der Straße
wurde gegenüber dem bekannten
Buchladen Radić zu Ehren von
Stjepan Radić (1871 ‑ 1928) ein
Denkmal aufgestellt. Dieser große
kroatische Politiker und Patriot
fiel währen einer Versammlung
in Belgrad einem Attentat zum
Opfer. Er wird als einer der bedeutendsten Politiker und Redner der
kroatischen Geschichte verehrt.
64 Schritt für Schritt
Die Vjenceslav
Novak-Straße
Die Börse

Die Vlaška-Straße
Das Haus der Bilden- 

August Šenoa
den Kunst Kroatiens 
Die Börse
Viktor Kovačić,
kroatischer Archi‑
tekt (1850 ‑ 1937),
war mit seinen
Überlegungen
zur gesellschaft‑
lichen Verant‑
wortlichkeit des
Architekten seiner
Zeit weit voraus.
Er befürwortete
funktionale und
praktische archi‑
tektonische
Lösungen, die den
Ansprüchen des
modernen Lebens
entsprachen. Er
lehnte den Histo‑
rizismus ab. Seine
Werke, von denen
die meisten in
Am Ende der Nikola-Jurišić-Straße,
Zagreb zu finden
am Platz der kroatischen Helden,
sind, verknüp‑
fen moderne
beeindruckt ein 1922 von Viktor
Architektur mit
Kovačić entworfenes Gebäude. Hier
kroatischer Tradi‑ befand sich ursprünglich die Börse,
tion. Man nennt
die es für Waren und Wertpapiere
ihn auch den
bereits 1907 in Zagreb gab. Die
Vater der moder‑
politischen
Umstände des vorigen
nen kroatischen
Jahrhunderts haben jedoch dazu geArchitektur.
führt, dass sie mehrmals geschlossen wurde. 1945 wurde die Börse im
sozialistischen System abgeschafft.
Das repräsentative Gebäude trägt
in seinen einfachen klassischen Elementen die Handschrift des Architekten Kovačić. Heute befindet sich
hier die Kroatische Nationalbank.
Das Haus der Bildenden
Kunst Kroatiens
Die Vjenceslav-Novak-Straße
Diese kurvige Straße befindet
sich in der Nähe der bekannten
Den nahe liegenden Platz der
Vlaška-Straße und des Parks
Opfer des Faschismus prägt
“Ribnjak”. Eine Reihe erstklassig
das Haus der Bildenden Kunst
erhaltener Familienvillen
Kroatiens. Das Gebäude bietet
Räumlichkeiten für Ausstellungen repräsentiert eindrucksvoll
und multikulturelle Begegnungen. die Zagreber Schule moderner
Architektur. Der Baustil des frühen
Der erste Museumsrundbau
20. Jahrhunderts verbesserte
Europas wurde 1938 nach dem
nicht nur in Zagreb sondern
Entwurf des Bildhauers Ivan
auch in anderen Städten Europas
Meštrović als Kunstpavillon
die allgemeine Lebensqualität.
gebaut. Während des
Neue Baumaterialien erlaubten
Zweiten Weltkriegs wurde er
den Bau von Flachdachhäusern,
übergangsweise in eine Moschee
was damals eine Innovation
umgewandelt. Auch wenn sie
war. Die Zagreber Schule
heute nicht mehr existieren,
Moderner Architektur vereint
sind die damals entstandenen
Minarette doch der Grund, warum zwei globale Strömungen dieser
dieses Gebäude von den Zagrebern Bauphilosophie: Funktionalität
und organische Bauweise.
immer noch džamija (Kroatisch
für Moschee) genannt wird.
66 Schritt für Schritt
Die Vlaška-Straße
In dieser hübschen Straße blieben
die alten einstöckigen Häuser und
traditionellen Handwerksbetriebe
erhalten. Die Straße beginnt am
Fuße der Mauern der Kathedrale
und führt in den östlichen Teil
der Stadt. Sie wurde nach ihren
ursprünglichen Einwohnern
benannt, die als Händler aus
Italien kamen. Hier wurde der
berühmte kroatische Schriftsteller
August Šenoa geboren. Ihm zu
Ehren wurde in dieser Straße ein
Denkmal errichtet. Es zeigt den
Schriftsteller, der sich an eine
Anzeigesäule lehnt, in die eines
seiner Gedichte über seine geliebte
Geburtsstadt eingraviert ist.
Der
Pfefferkuchen
Dieses aroma‑
tische Gebäck hat
in Zagreb eine
lange Tradition,
die noch heute
so lebendig ist
wie damals. Die
ungewöhnliche
Mischung aus
Honig, Walnüssen
und Pfeffer wird
besonders gerne
zur Weihnachts‑
zeit gegessen.
Der süß‑pfeffe‑
rige Leckerbis‑
sen schmeckt am
besten mit einer
Tasse heißen Tees.
Auch interes‑
sant zu wissen: Je
älter der Kuchen
wird, desto bes‑
ser schmeckt er.
Schritt für Schritt 67
Außerhalb
des alten
Stadtzentrums
Das Technische Museum

Die Allee Vukovar

 Das Museum für Moderne Kunst
Die Save
Der Bundek

Der Jarun

Der
 Mirogoj
Der Park Maksimir

Die Medvednica

Außerhalb
des alten
Stadtzentrums
Das Technische Museum
Die Allee Vukovar
Das Technische Museum befindet
sich in der verkehrsreichen SavskaStraße, die von dem Stadtzentrum
bis ans Ufer des Flusses Sava führt.
In diesem konstruktionsinnovativen hölzernen Gebäude werden
die wichtigsten Errungenschaften
aus Wissenschaft und Technik
aufbewahrt. Besucher werden auf
eine Reise mitgenommen, auf der
ihnen von Bergbau bis Astronomie alles gezeigt wird. Unter
anderem werden hier die alten
Pferdebahnen sowie die ersten
Raumschiffe aus den Anfangszeiten der Astronautik ausgestellt.
Im Demonstrationskabinett Nikola
Tesla können seine bekannten
Versuche von den Besuchern selbst
durchgeführt werden. Aber nicht
nur über Tesla kann man Interessantes erfahren. Hier werden auch
die Errungenschaften von Wissenschaftlern wie Faust Vrančić und
Ruđer Bošković gezeigt, auf die
Kroatien nicht minder stolz ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
blühte die kroatische Architektur
erneut auf. Zu dieser Zeit
entstand auch jene Allee mit
den großen Wohngebäuden und
Verwaltungsämtern, die heute als
Die Allee Vukovar bekannt ist. Die
kroatischen Architekten rissen sich
vom Diktat des Sozialrealismus
los und widmeten sich unter
dem zunehmenden Einfluss
Westeuropas einer verbesserten
Wohnqualität. Damals entstand
auch das bekannte Drago-GalićGebäude. Nach dem Entwurf des
Architekten Kazimir Ostrogović
wurde das neue Zagreber Rathaus
gebaut. Etwas später kam die
70 Schritt für Schritt
Das Museum
für Moderne Kunst
Auf der anderen Seite der Save,
im Stadtteil Neu-Zagreb, erwartet
Liebhaber der modernen Kunst
eine Ausstellung kroatischer und
ausländischer Kunst von den 50er
Jahren des 20. Jahrhunderts bis
zum heutigen Tage. Das frisch
Konzerthalle Vatroslav Lisinski
eröffnete Museumsgebäude
hinzu, die nach dem Komponisten umfasst eine Fläche von fast
der ersten kroatischen Oper Liebe
15.000 Quadratmetern, auf der
und Arglist benannt wurde. In der
Zagreber und ihre Gäste Skulpturen,
Nähe der Konzerthalle wurde 1990 Bilder, Fotos, Filme, Inszenierungen
das neue Gebäude der Nationalund Lesungen kroatischer als auch
und Universitätsbibliothek
international bekannter Autoren
gebaut, das einen Fundus von
genießen können. Ab und zu
2,5 Millionen Büchern auf 114
werden auch Sonderausstellungen
Regalkilometern aufbewahrt.
organisiert, die den aktuellen
Trends der Kunstwelt folgen.
Schritt für Schritt 71
Der Bundek
Die Save
Der Jarun
Am rechten Save-Ufer befindet
sich der Bundek-Park. Diese
ruhige Grünoase erstreckt sich
praktisch im Herzen der Stadt auf
einer Fläche von 35 Hektar. Am
Wochenende ist der Bundek-Park
ein beliebter Ort für Freizeit und
Erholung. Kinder können sich
hier auf mehreren Spielplätzen
austoben während Angler sich an
kleinen Seen mit Schwänen und
Enten ein wenig Ruhe gönnen.
Mit einer Länge von 940 Kilometern
ist die Save einer der drei längsten
Flüsse Kroatiens. Sie entspringt
in Slowenien und mündet in die
Donau. Bei der Entstehung von
Zagreb spielte die Save eine sehr
wichtige Rolle. Über Jahrhunderte
hinweg wuchs die Stadt am
linken Ufer des Flusses und
breitete sich nach dem Zweiten
Weltkrieg auch auf das rechte Ufer
aus. Diesen nach dem Zweiten
Weltkrieg entstandenen Stadtteil
nennt man Neu-Zagreb. Über
Jahrhunderte hinweg schützte
der Fluss die Stadt, fügte ihr aber
manchmal auch großen Schaden
zu. Nach der großen Flut im Jahre
1964, in der die ganze Stadt
überschwemmt wurde, wurde
der Fluss durch Kanäle gezähmt.
Heute wird die Stadt durch die
beiden Ufer der Save zugleich
verbunden als auch getrennt.
Südlich vom Stadtzentrum befindet
sich der Jarun-See, das so genannte
Zagreber Meer. Der Jarun-Komplex
besteht aus zwei miteinander
verbundenen Seen, dem Kleinen
und dem Großen See, die nach
der großen Flut 1964 aus einem
Altarm der Save künstlich angelegt
wurden. Später wurden die Seen
im Rahmen der Vorbereitungen für
die Studentenspiele Universiade
1987 aufgebessert. Jarun ist das
größte Sport- und Freizeitzentrum
Zagrebs und verfügt über lange
Wander- und Radwege, mehrere
72 Schritt für Schritt
Sportgelände und eine lange
Regattastrecke. Die Kieselstrände
sind bei den Zagrebern besonders
an heißen Sommertagen beliebt.
In den Seen liegen auch fünf
Inseln: die Insel der Universiade,
die Insel Trešnjevka (nach einem
Zagreber Stadtteil benannt) sowie
die Inseln der Jugend, der Wildnis
und der Liebe. Tagsüber wimmelt
es hier von Spaziergängern und
Freizeitsportlern und nachts
herrscht in den zahlreichen
Clubs und Lokalen am Ufer eine
fröhlich ausgelassene Stimmung.
Schritt für Schritt 73
Der Mirogoj
Am Fuße des MedvednicaGebirges befindet sich der
Zagreber Hauptfriedhof Mirogoj.
Vor dem 19. Jahrhundert gab
es in Zagreb insgesamt zehn
kleinere Friedhöfe, die aber
alle durch den Mirogoj ersetzt
wurden. Die monumentalen
Arkaden, Pavillons und Kuppeln
wurden vom bekannten
Architekten Herman Bollé
gestaltet. Innerhalb des Friedhofs
74 Schritt für Schritt
sind alle Religionen räumlich
gleichgestellt. 1876 wurde der
Fechttrainer Miroslav Singer hier
als Erster bestattet. Der Mirogoj
ist die letzte Ruhestätte bekannter
kroatischer Persönlichkeiten
und eine der schönsten ParkFriedhofsanlagen Europas.
Herman Bollé,
Architekt
und Urbanist
(1845 ‑ 1926),
wurde in Deutsch‑
land geboren.
1876 zog er für die
Restaurierung der
Zagreber St.-Mar‑
kus-Kirche nach
Kroatien und ließ
sich schließlich in
Zagreb nieder. Er
spielte eine wich‑
tige Rolle bei Wie‑
deraufbau und
Restaurierung
mehrerer Bauob‑
jekte, die 1880
dem katastropha‑
len Erdbeben zum
Opfer gefallen
waren. Zu seinen
bedeutendsten
Projekten gehörte
die Restaurie‑
rung der Zagreber
Kathedrale im
neugotischen Stil
(die dem Dom sei‑
ner Geburtsstadt
Köln übrigens sehr
ähnelt), die Miro‑
goj-Mauer im Stil
der Neurenais‑
sance und das
Museum für Kunst
und Handwerk.
Der Park Maksimir
Die Medvednica
Im östlichen Teil der Stadt, nicht
weit vom Hauptplatz entfernt,
befindet sich der Park Maksimir.
Als er 1794 eröffnet wurde, war er
die erste öffentliche Promenade
in Südosteuropa. Auf Wunsch
Wunsch des Zagreber Bischofs
Maksimilijan Vrhovac wurde
dieser Eichenwald mit seinen
wunderschönen Wiesen und
Bächen in einen französischen
Park umgewandelt. Nach
seinem Gründer wurde der Park
Maksimilijanov mir (Maksimilijans
Ruhe) oder abgekürzt Maksimir
genannt. Er ist immer noch eine
ruhige Grünoase, in der sich
Zagreber gern von der Hektik
des Alltags erholen. Anfang des
20. Jahrhunderts wurde in einer
Ecke des Parks der Tiergarten
angelegt. Drei Füchse und drei
Eulen waren damals seine ersten
Bewohner. Heute werden auf einer
Fläche von sieben Hektar 275
verschiedene Tierarten gehalten.
Zagreb ist eine der seltenen
Städte, die in direkter Nähe des
Stadtzentrums einen Naturpark
haben. Das Gebirge Medvednica
schütz die Stadt vor kalten
Nordwinden. Ihr höchster Gipfel
Sljeme ist ein beliebter Ausflugsort
der Zagreber. Den Wanderern
stehen viele markierte Wege zur
Verfügung, die auf den 1035
Meter hohen Gipfel führen. Oben
befinden sich mehrere Lokale
und Wanderhütten, wo die
erschöpften Bergsteiger bei einem
Bohneneintopf neue Kräfte tanken
können. Medvednica wurde nach
den Bären genannt, die hier einst
heimisch waren (auf Kroatisch
heißt Bär medvjed). Im Januar
findet auf den hiesigen Skipisten
jährlich das Weltcup-Rennen
der Damen und Herren statt.
Schritt für Schritt 75
Herausgeber:
Tourismusverband Zagreb
Text:
Martina Petrinović
Übersetzung:
Media translations
Tourismusverband Zagreb
10000 Zagreb
Korrektur:
Esther Bartmann
Kaptol 5 Fotos:
Želimir Horvat
www.infozagreb.hr Juraj Kopač
[email protected] Željko Krčadinac
Patrik Macek
Ivo Pervan
Tomislav Rastić
Tomislav Šklopan
Ivor Vodanović
Goran Vranić
AMZ Archiv
HAZU Archiv
TZGZ Archiv
MGZ Photothek
Art Director:
Ivan Doroghy
Design und Layout:
DZN Studio
Druck:
Kerschoffset
ISBN 978-953-228-024-1
Schritt für Schritt 77
78 Schritt für Schritt