Sieh an…! - Stadt Bergkamen

Transcription

Sieh an…! - Stadt Bergkamen
Sieh an…!
2
Kunst
im öffentlichen Raum
in Bergkamen
1
Kunst im öffentlichen Raum ist – im wahrsten Sinne des
Wortes – die öffentlichste Kunstform. Ob Lichtkunst im
Verkehrskreisel oder auf der Straße, ob Kunst am Bau,
Skulpturen, Plastiken oder Installationen, Kunstdenkmäler
oder auch Graffiti: Auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder beim Fahrradfahren und Spazieren gehen ist sie
präsent. Sie gestaltet den Stadtraum und wir nehmen Sie
wahr – viele Male unbewusst, aber auch, weil wir sie
ganz gezielt aufsuchen, um uns mit ihr auseinander zu
setzen. Kunst im öffentlichen Raum kann im besten Fall
Anlass sein, über sie zu diskutieren, zu reden und miteinander ins Gespräch zu kommen über ihre Bedeutung für
uns und die Gesellschaft.
Dieser Faltplan zur Kunst im öffentlichen Raum liefert
einen Überblick über einen repräsentativen Ausschnitt
der Bergkamener Kunstwerke, die die Stadt besetzen.
Sie prägen das Stadtbild und tragen zum Charakter der
Stadt bei und damit auch zur Identifikation der Bergkamener Bürgerinnen und Bürger mit ihr.
Bergkamen steht für Kunst im öffentlichen Raum: Von
zahlreichen Skulpturen und Installationen im Stadtgebiet
bis zu bislang zwölf Lichtkunststandorten sind immerhin
fast 70 Kunstwerke im öffentlichen Raum zu finden, Denkmäler eingerechnet.
Herausgeber:
Stadt Bergkamen, Kulturreferat
Lothar Kampmann
16
Paar unter Bäumen (1992)
Standort: Fußgängerzone
* 1925 in Aachen, † 1993 in
Kamen, Maler und
Bildhauer, Professor für
Kunst und Didaktik an der
Pädagogischen Hochschule
Dortmund.
Figurenpark (1968)
hier: „Das Pferd“ am Hauptfriedhof
weitere Standorte: Stadtmuseum, Hallenbad
wie eine Collage aus geometrischen Formen. Sie
haben glatte Oberflächen,
sind aber teilweise mit
Mosaiken und Flachreliefs
sowie Ornamenten verziert.
Die Gliedmaßen sind spitz
zulaufend und außer den
ovalen Köpfen gibt es keine
Rundungen. An ihrem
ursprünglichen Standort
stehen noch acht Figuren,
sechs sind heute am Stadtmuseum Bergkamen und
eine am Hauptfriedhof
platziert.
Mehmet Uyanik und dem
polnischen Bildhauer
Andrzej Pollo entstand das
Sklupturen-Ensemble
„Schichtwechsel“.
Der Flötenspieler
Standort: Treffpunkt/VHS
Lothar Kampmann hat für
das Stadtgebiet von
Bergkamen viele Skulpturen
geschaffen. Zusammen mit
dem türkischen Künstler
11
17
15
4
17
20 18
2
26
3
14
13
2
22
25
24
19
Bildrechte:
Stadt Bergkamen, Wikipedia
5
Texte/Zusammenstellungen:
Thossa Büsing, Simone Schmidt-Apel
6
Kunstprojekt EIN UFER FÜR DIE KUNST
Das Kunstprojekt Ein Ufer für die Kunst „Kunstpfad
Peter Wiesemann
Kuhbach“, fungiert als eine Art „Galerie im Grünen“. Vier
* 1917 in Bergkamen, † 2014 in Bergkamen,
Dozent für bildnerisches Gestalten und
Bildhauerei.
speziell für das Projekt entworfene Kunstwerke setzen sich
mit der Geschichte des Kuhbachs, mit der Stadtgeschichte
und mit Bergkamens Industriegeschichte auseinander.
Eigentlich, so der Künstler selbst, sollte der
Volksmund dem von ihm geschaffenen Kunstwerk
einen Namen geben. Er schenkte der Stadt diese
130 Kilo schwer Bronzeskulptur, die neben dem
Eingang zum „Treffpunkt“ an der Lessingstraße
steht. Sein Titelvorschlag wäre „Aufschwung“
gewesen. Neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit war es Fritz Stoltefuß ein
wichtiges Anliegen, Erwachsene und Kinder
in seinen Seminaren für die Bildhauerei zu
begeistern.
Wolfgang Kerak
* 1942, lebt in Bergkamen.
20
Dietrich Worbs
Gegenüber dem Hauptfriedhof in Weddinghofen und in
unmittelbarer Nähe zum
„Jubiläumswald“ steht seit
Oktober 2004 die Steinskulptur von Wolfgang Kerak. Der
selbstständige Steinmetzund Bildhauermeister setzte
der Flussgeschichte am Ende
des Pantenweges ein
Denkmal.
Der Autodidakt ist vor allem als
Bildhauer tätig. Aber auch durch seine
keramischen Plastiken sowie als
Zeichner und Druckgrafiker hat
Dietrich Worbs Anerkennung in der
Kunstszene gefunden. Bei der Wahl
seiner Themen steht der menschliche
Körper im Mittelpunkt.
21
Europabaum
Standort: Jubiläumswald
Dietrich Worbs: Die Römer
Standort: Oberaden, Jahnstr.
Timm Ulrichs
* 1940 in Berlin, „Totalkünstler“, bis 2005 Professor am
Institut für Kunsterzieher in Münster.
* 1955 in Düsseldorf, lebt in
Bönen.
Der in Bönen wohnende
Bildhauer Peter Wiesemann
hat einen Schachthals von
2004 bis 2005 mit Hammer,
Meißel und Bohrhammer
bearbeitet und damit die
Kuhbachgeschichte dokumentiert. Das Werk steht in
unmittelbarer Nähe zum
24
Pumpwerk
Peter Wiesemann: Bergkamen und der Kuhbach
Schönhausen.
Standort: Weddinghofen, Pfalzstr.
22
Wolfgang Kerak: Freier Lauf
Standort: Oberaden, Pantenweg
* 1946, lebt in Bergkamen.
19
2
23
Kontakt:
Kulturreferat, Simone Schmidt-Apel
Tel: 02307-965-263, [email protected]
Schichtwechsel (1986)
Standort: Rünthe, Schlegelstraße/Rünther Str.
17
2
21
7
O.T. (2010)
Standort: Treffpunkt/VHS
18
12
10
17
Die Erläuterungen und Planausschnitte sollen Ihnen eine
erste Orientierung geben und den Weg zur Kunst
erleichtern.
Fritz Stoltefuß
Der aus ursprünglich 18
Figuren bestehende
"Figurenpark" von Professor
Lothar Kampmann am Hallenbad in Bergkamen-Mitte
entstand im Jahre 1968. Die
kubistischen Figuren wirken
16
8
Darüber hinaus beleben Graffiti, Parcours, temporäre
Kunstaktionen und weitere lokale Kunst- und Kulturinitiativen regelmäßig die Stadt. In 2015 etwa Urban Art –
Stadtbesetzung, eine Projektinitiative des Kultursekretariats NRW Gütersloh, die vor allem unautorisierte
zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum fördern will,
und an der sich Bergkamen gern beteiligt. Dabei kommt
es zu Aktionen wie Performances, einer Asphaltbibliotheque und einem Diskurs über zeitgemäße Kunstvermittlung.
Als eine von Kampmanns
besonderen Leistungen gilt
sicher sein relativ frühes,
teilweise umstrittenes, aber
erfolgreiches Bemühen,
Kunst in öffentlichen
Räumen des „kulturlosen“
Ruhrgebiets zu etablieren,
wobei er häufig Themen der
industriellen oder handwerklichen Lebenswelt
aufnahm, aber auch Werke
im Sinne der Völkerverständigung entwarf.
9
23
Die Aufstellung von römischen Soldaten bezieht sich auf das Römerlager,
das im Jahr 11 bis 8/7 v. Chr. in Oberaden errichtet wurde. Wie in einer Zeitreise sind die
Römersoldaten zurückgekehrt, um über eben diese Holzmauer hinweg in die Landschaft zu
blicken und Ausschau nach den „Germanennachfolgern“ zu halten. Das Entstehungsjahr drückt
sich in der Anzahl der Legionäre aus; dabei sind auch zwei Centurios deutlich herausgearbeitet.
Gisela Schmidt
* 1928 in Wien, lebt in Bergkamen.
Drei große Abwasserbetonröhren, die beim Bau des unterirdischen Abwasserkanals vom Lippeverband verwendet
wurden, stehen gegenüber der „Kuhbach-Schänke“ an der
Pfalzstraße seit Oktober 2004 am Rand des Radweges. Die
ehemalige Dozentin der VHS Bergkamen, Gisela Schmidt,
hatte zusammen mit Bergkamener Schülerinnen und Schülern die farbige Gestaltung der Rohre übernommen. Seit
2015 erstrahlt das Kunstwerk in neuem Glanz. Im Rahmen
eines Workshops haben sich
deutsche und polnische
Jugendliche um die
Renovierung der drei
Röhren gekümmert.
Gisela Schmidt: Wasser, Erde, Luft
Standort: Weddinghofen, Pfalzstr.
25
Timm Ulrichs ist wie kaum ein anderer bedeutender
Gegenwartskünstler eng mit der Bergkamener Kulturarbeit
und insbesondere mit der Arbeit der städtischen Galerie
„sohle 1“ verknüpft. Die Galerie besitzt einige Werke des
Künstlers.
TIMM ULRICHS ERD-PYRAMIDE – GRUNDFL. 1,00 x 1,00 M,
HÖHE 6364416 M – 7° 37’53’’ ÖSTL. LÄNGE – 51° 37’00’’
NÖRDL. BREITE.
Die massive Erd-Pyramide geht nicht in die Höhe, sondern
in die Tiefe. Die Spitze weist auf den Erdmittelpunkt hin,
dabei ist dieser wieder mit dem Ortsmittelpunkt Bergkamens verknüpft. Die "Erdpyramide" verweist unter anderem auf die Unterwanderung der Stadt durch den Bergbau.
Sie ist exakt vermessen, wie die Koordinaten auf der Platte
zeigen. Die Markierung des Erdmittelpunkts in der Stadt
Bergkamen ist einer von zahlreichen Merkpunkten des
Künstlers, oberhalb, unterhalb und auf der Erde, mit denen
der Künstler Verbundsysteme und Verknüpfungen schafft,
die Heimatgefühl und Erdverbundenheit global ausweiten,
wie es beispielsweise Astronauten erleben.
Erdpyramide (1978)
Standort: Ratstrakt/ gegenüber ZOB
26
Maik und Dirk Löbbert
Birgit Hölmer
Andreas M. Kaufmann
Mischa Kuball
Horst Rellecke
* 1958 in Gelsenkirchen; * 1960 in Wattenscheid, seit 2001
Professoren für Bildhauerei und Kunst im öffentlichen Raum
an der Kunstakademie Münster, Hochschule der Bildenden
Künste.
* 1967 in Fröndenberg, lebt in Berlin.
* 1961 in Zürich, lebt in Köln und
Barcelona.
* 1959 in Düsseldorf, seit
2007 Professor für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln.
* 1951 in Duisburg, ist ein deutscher Architekt und Künstler, der die Kunstszene in Westfalen erheblich mitprägte.
2
Bergkamen setzt Maßstäbe (2005/2009)
Standorte: Am Stadtmarkt, Landwehrstr.,
Erich-Ollenhauer-Str., Töddinghauser Str.
Der „IMPULS Bergkamen“ ist eine „dynamische 33 Meter hohe
Lichtskulptur“ ausgestattet mit 14.400 LED-Leuchten und einem pulsierenden
Lichteffekt. Auf dem höchsten Punkt der Stadt positioniert, erstrahlt der
IMPULS in die Region. Die Lichtskulptur wurde von den Künstlern Maik und Dirk
Löbbert als „Ehrenmal für die Bergleute Bergkamens und ein Denkmal für alle
Kumpel weltweit“ entwickelt. Sie ist „Symbol für das post-montane Zeitalter“
und den positiven Geist, neue Möglichkeiten und Formen zu finden, nicht zu
stagnieren, sondern sich zuversichtlich weiter zu entwickeln.
Rünther Tor
2
Die Skulptur steht in Korrespondenz zu der vierteiligen Lichtkonzeption
„Bergkamen setzt Maßstäbe“, ebenfalls ein Werk der Künstler Löbbert.
Im Einzelnen handelt es sich um ca. 10 m lange, leicht geneigte Lichtstäbe, die im
Querschnitt quadratisch sind mit einer vollständigen und abwechselnd farbigen
bzw. weißen Verglasung einzelner Segmente, die eine Länge von jeweils 1 m
aufweisen. Durch ihre Farbgebung symbolisieren die Stelen einen Maßstab, so wie
man ihn auf Landkarten findet. Die Neigung des Maßstäbe ist so konzipiert, dass
ihre gedachten Verlängerungen nach
oben über dem
Marktplatz zusammen
treffen. Eine runde
Stahlplatte auf dem
Stadtmarkt markiert
die Stelle in der Stadt,
über der sich die gedachte Verlängerungen der Stelen wie ein
Dach treffen.
IMPULS Bergkamen (2010)
Standort: Großes Holz
Overberger Tor
2
Oberadener Tor
1
Die Künstlerin gestaltete
eine strenge, formale
Brunnenanlage auf dem
Platz der Partnerstädte vor
dem Bergkamener Rathaus.
Auf einem Wasservorhang,
der aus einer Vielzahl von
etwa vier Meter hohen
Wasserfontänen gebildet
wird, werden Ansichten
berühmter und weniger
bekannter Brunnen aus
europäischen Städten
projiziert. Die Arbeit
spielt mit der Dynamik
wechselnder Motive und
greift in äußerst poetischer
Form das in der Stadt
vorherrschende Thema
"Wasser und Licht" sowie
Gedanken der Städtepartnerschaft auf.
Projektionszeiten:
in den Sommermonaten
immer freitags und
samstags von
21:00 - 23:00 Uhr.
In den Wintermonaten von
November bis April ist die
Anlage nicht in Funktion.
Bei Lichtkunstführungen
ist die Inbetriebnahme
des Brunnens auch zu
bestimmten Terminen nach
Absprache per Handbetrieb
möglich!
O.T. Wasserleinwand (2002)
Standort: Rathausplatz
Das 6 Meter hohe Stahlgerüst
mit Plexiglasverkleidung
beinhaltet insgesamt 24 sich
abwechselnde schwarz-weiß
Dias, die von um sich selbst
4
kreisenden Diaprojektoren an
die Außenwand gestrahlt
no agreement today, no
werden. Durch die unteragreement tomorrow (2004)
Standort: Rathausplatz
schiedliche Distanz der
Projektoren zur Wand entsteht
der Eindruck räumlicher Distanz. Der Künstler zeigt sich
verändernde und bewegende Bilder gestikulierender
Menschen, die aus dem öffentlichen Leben (Sport, Kultur,
Wirtschaft, Politik) bzw. den Medien bekannt sind. Die
menschlichen Gesten sind mal scharf, mal unscharf, sie
überlagern sich, dehnen sich aus, verzerren sich, um sich
im nächsten Moment zu einem Lichtpunkt zusammen zu
ziehen. So entsteht eine Art visuelles Gespräch zwischen
den projizierten Bildern.
Der Titel verweist auf den Begriff „Zustimmung“ bzw.
„Übereinkommen“ und verfolgt damit eine ironische und
zeitkritische Intention. Da die Menschen aus dem ursprünglichen Kontext herausgelöst und in einen neuen Zusammenhang gesetzt sind, zeigen sie, dass in den Massenmedien zwar eine Selbstdarstellung möglich ist, echte Kommunikation und echtes Verständnis ist dies allerdings nicht.
2
Ein Yachthafen, Promenaden, ein Hotel: Die Marina
Rünthe in Bergkamen, einst
als Verladehafen erbaut, ist
eine kuriose Idylle vor
Kohlekraftwerk. Abends
bekommt sie einen
besonderen Reiz: Dann
beginnen Lampen in
wechselndem Rhythmus zu
blinken. Wie kleine
Leuchttürme senden sie
Signale aus und verleihen
dem disparaten Ort Sinn
und Ordnung.
Mischa Kuball hat die
Installation „PulsLicht“
eigens für die Marina
Rünthe entwickelt. An acht
Meter hohen Stelen sind
Leuchten montiert. Kaum
merklich leiten sie den
Besucher durch das weitläufige Gelände und lassen ihn
die enorme Ausdehnung
spüren. So verwandelt
„PulsLicht“ nach Einbruch
der Dämmerung die Marina
Rünthe zwei Stunden lang in
einen magischen Ort.
Im Jahre 2002 entstand mit der „Nachtlichtinszenierung an
der Windkraftanlage BAB 2“ das erste Lichtkunstwerk der
Stadt Bergkamen. Vier
Nachtinszenierung
Jahre später folgte „Der
Windkraftanlage BAB 2
Blick in die Zukunft“, ein ca. Standort: Weddinghofen, Turmweg
5 m hohes SolarLichtobjekt. Die Plastik, die
aus dem Kohlekegel herauswächst sowie der Blick auf
die erneuerbaren Energien,
verdeutlichen an diesem
Standort mit dem benachbarten und stillgelegten
Bergwerk Grimberg III/IV,
dass sich das Ruhrgebiet
durch den Bergbau entwickelt hat, bzw. aus der
Kohle erwachsen ist.
Der Blick in die Zukunft
Standort: Weddinghofen, Schulstr.
PulsLicht
Standort: Rünthe, Marina Yachthafen
6
Weddinghofer Tor
3
2
Andreas M. Kaufmann sieht die Medienskulptur auch als
soziale Skulptur. Einmal im Jahr, voraussichtlich in der
zweiten Jahreshälfte, wird in Diskussion mit den Bergkamener Bürgerinnen und Bürgern ein Bild ausgetauscht.
Das Kunstwerk ist nach Einbruch der Dämmerung bis
Mitternacht zu erleben.
7
5
Rochus Aust
August Welp
Werner Habig
Kunstprojekt ÜBER WASSER GEHEN
Bolette Holm, Ole Hempel
* 1968 in Recklinghausen, Installations- und Klangkünstler,
Musiker.
* 1895, † 1975, Bildhauer, Maler, Kunstprofessor an der
staatlichen Kunstschule Bremen.
* 1924, † 1990, Bildhauer, Mosaikkünstler und Zeichner.
Die Anrainerstädte des Sesekegebietes und der Lippeverband haben sich zusammengeschlossen und im Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 das Projekt "ÜBER WASSER GEHEN" auf den Weg gebracht. Im Rahmen des Projekts wurden in
Bergkamen 2010 zwei von damals insgesamt zwölf Kunstplattformen errichtet, die entlang des Fahrradweges von
Dortmund bis Bönen befahrbar sind.
Für das Zusammenwachsen zu
einer Stadtmitte wurde Ende
der 1990er Jahre der Straßenzug komplett umgebaut. Dabei
wurde den Fußgängern ein
attraktiver und komfortabler
Raum zugewiesen, um zum
Bummeln und Spazierengehen
einzuladen. Auffälligstes Merkmal ist das „Blaue Band“, das
von der Präsidentenstraße bis
zum Beginn der Hubert-Biernat
-Straße als wasserführender
Bachlauf und von dort als Mosaikstreifen bis zum Busbahnhof gestaltet ist. Am Beginn
des Blauen Bandes und vor
dem Wohnhaus „Frauen
planen Wohnungen“ befinden
sich vier Skulpturen, die den
oberirdischen Start- und
Endpunkt des Wasserlaufs
anzeigen. Die Skulpturen
stammen von den dänischen
Künstlern Holm und Hempel.
Der "subport bergkamen" ist der weltweit erste und einzige
unterirdische Flughafen. Er ist eine subtile, humorvolle
Licht- und Klanginstallation, die einen imaginären, unterirdischen Flughafen simuliert. Aus 14 Gullydeckeln erklingen
Flughafengeräusche wie Motorenlärm und Flugdatenansagen. Durch die Löcher der
subport Bergkamen (2005)
Deckel sind beleuchtete
Hinweisschilder zu sehen.
Bergkamen ist wesentlich
näher an die weite Welt herangerückt: München, Berlin,
Madrid, Istanbul: nicht nur
die Europäischen Metropolen sind in greifbarer Nähe,
denn New York, San Francisco, Tokyo, Melbourne sind
nur noch Steinwürfe
entfernt. Deutlich zu erkennen auf der Netzkarte (BSP).
Nach zeitlichen Komponenten und verschiedenen Verkehrsmitteln sind die Zentren
um Bergkamen gruppiert.
Dabei wird deutlich, dass „zu
Fuß“ nach Dortmund genauso weit ist, wie „mit dem
Flieger“ nach Bilbao.
Das Verkehrsnetz als Zeitkarte dargestellt, ergibt eine
gänzlich veränderte Landkarte und damit ein völlig neues
Ortsverständnis.
Anlässlich des Baus der Oberadener Realschule wurde
August Welp beauftragt, eine Bronze-Skulptur zu schaffen.
Das Kunstwerk fand zur Einweihung der Schule im Jahre
1964 seinen Platz im so genannten „Schmuckhof“, der
von der innen liegenden Festhalle und den Korridoren
allen Schülern präsent ist. 1996 wurde dieser Innenhof
umgestaltet. Heute ist Welps Kunstwerk weitgehend begrünt. August Welp gilt als ein vielseitiger Künstler.
Das abwechslungsreiche
Schaffen des Künstlers
umfasst neben Malerei und
Bildhauerei, dekorative
Wandgestaltung, Mosaike
und Glasfensterkunst.
Die in Gedanken ursprünglich zu Grunde liegende Figur ist
eine Kugel, die durch Aufschneiden in sieben Teile zu einer
neuen, kinetischen Kunst-Figur wurde. Die Ideen zu diesem
Werk erarbeitete Habig zusammen
mit Bergkamener Schülerinnen
und Schülern während seiner
kunstpädagogischen Arbeit
am Bergkamener Gymnasium.
Das Kunstwerk wurde zum
Signum für die Schule.
O.T. (1977)
Standort: Gymnasium
11
* 1924, † 1990, Maler, Objektkünstler.
Weg der Kinder aus der Schule
in das Leben (1964)
Standort: Oberaden, Realschule
Die bewegliche "Windplastik“ des Gelsenkircheners Günter
Tollmann ist eine dreiteilige Edelstahlplastik, die vom Wind
bewegt wird und mit den wellenförmigen Oberflächen das
Sonnenlicht reflektiert.
Tollmann verdichtet mit dieser
fast fünf Meter hohen Plastik
das Spiel aus Formen, Fläche,
Bewegung und Reflexion. Er
bezeichnete seine kinetischen
Windspiele als "Symbole für
das Leben und die Veränderung".
NETZKARTE BSP (2011)
9
10
Windplastik (1971)
Standort: Fußgängerzone
Thomas Stricker
* 1962 in St. Gallen, Schweiz, Bildhauer, Installations- und
Aktionskünstler.
Der Schweizer Künstler inszeniert eine “künstliche Insel”
als skulpturale Setzung im neuen, weit gewordenen
Flussbett. Er pflanzt ungewöhnliche Bäume, Sumpfzypressen kombiniert mit Schachtelhalm, uralte Pflanzenarten,
die eher selten im Landschaftsraum vorkommen.
Mit der Setzung der Insel überhöht er den Prozess der
Neugestaltung einer Flusslandschaft. Er zeigt, dass auch die
Renaturierung eine vom Menschen gemachte Natur ist und
dass die Grenzen zwischen künstlich und natürlich
„fließend“ sind.
Günter Tollmann
8
Susanne Lorenz: Line Of Beauty (2010)
Standort: Oberaden, Seseke-Weg
12
13
Susanne Lorenz
* 1969 in Hannover, Bildende Künstlerin, seit 2010
Professorin für Bildende Kunst an der Universität der
Künste Berlin.
Die Berliner Künstlerin zitiert die noch nicht begradigte
Seseke vor 1920 und zeichnet den historischen Verlauf
an genau diesem Ort mit einer kurvigen Kontur nach.
Eingerammte Hölzer definieren ein Segment, in dem
Wasserpflanzen das Flusswasser zusätzlich reinigen. Der
Fahrradweg wiederholt die geschwungene Linie und wird
so zum erlebbaren Zeichen für die Intervention im Fluss.
Thomas Stricker: Landschaft im Fluss (2010)
Standort: Oberaden, Seseke-Weg
14
Susanne Lorenz nimmt Bezug auf William Hogarth, der
eine "Line of Beauty" als Inbegriff natürlicher Schönheit
definierte. Sie stellt mit ihrer Arbeit Fragen nach dem
Schönen. Ist es das sichtbar Gestaltete, wie z.B. der Kanal
als Ausdruck der Ingenieurkunst oder ist es das natürlich
mäandrierende Gewässer? Die Arbeit wurde in Kooperation mit dem Biologen Dr. Stephan Pflugmacher entwickelt.
Blaues Band
Standorte: Ebertstr.
15
15
15