USP_1314_Bauingenieurwesen

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USP_1314_Bauingenieurwesen
Dezernat II – Internationales
Universität Stuttgart
Erfahrungsbericht für das Jahr 2014 Initialen: MLB (Bitte geben Sie hier nur Ihre Initialen an. Bitte geben Sie keine
Namen und E-Mail Adressen im Bericht an.)
Besuchte Institution:
Universidade de São Paulo - Escola Politecnica Gastland:
Brasilien
Studiengang in Deutschland:
Studienfach/-fächer:
(Drop-Down, Zutreffendes bitte auswählen)
Bauingenieurwesen Semesteranzahl (vor Antritt des Auslandsaufenthalts): 4 Bereits abgelegte Prüfungen (Zwischenprüfung, Vordiplom, Bachelor, etc.): - Studienfächer an der Gasthochschule: Bauingeniurwesen Daten des Auslandsaufenthaltes (tt/mm/jj): von 06.02.2014 bis 22.12.2014 Ich habe eine Förderung meines Auslandsaufenthaltes von folgender Organisation (z.B.
ERASMUS, PROMOS, Baden-Württemberg-Stiftung, BAföG, andere Stiftungen) erhalten:
Deutschland-Stipendium, PROMOS, Auslands-BAföG Ich stimme der Veröffentlichung dieses Berichtes auf der Internethomepage des
Internationalen Zentrums der Universität Stuttgart zu.
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Ja
Nein
1. Vorbereitung
Wann haben Sie mit der Planung Ihres Auslandsaufenthalts begonnen?
Meine Planung für den Auslandsaufenthalts fing sehr früh an. Schon im ersten Semester war ich bei
einer Gruppenberatung, so richtig in die konkrete Phase ging es allerdings dann im 3. Semester, also
ca. 1 Jahr vor Ausreise mit einer Einzelberatung Woher haben Sie Informationen über die Gastinstitution erhalten? Wie haben Sie die
Stelle für Ihren Auslandsaufenthalt erhalten? (z.B. Austauschprogramm, ERASMUS,
Eigeninitiative, Professorenkontakt, etc.)
Informationen über die Gastinstitution erhielt ich vom IZ sowie aus Eigeninitiative und von
Brasilianern, die ich hier an der Uni Stuttgart kennengelernt habe und die auch an der USP
waren Mussten Sie ein Visum für Ihren Auslandsaufenthalt beantragen? Wie und wann haben
Sie dies getan? Was muss bei der Vorbereitung bzw. Beantragung beachtet werden?
Ja, ich musste ein Visum beantragen. Dies war aber relativ problemlos wenn man die Unterlagen
zusammen hatte. Der endgültige Bescheid der USP, den man für das Visum braucht, kam erst kurz vor
Weihnachten an. Es empfiehlt sich alle Unterlagen (polizeiliches Führungszeugnis etc.) schon davor
zusammenzustellen, um dann gleich nach dem Erhalt des Bescheids alles loszuschicken, um nicht in
Zeitnöte zu geraten 1
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Welche Informationen hätten Sie sich vor Ihrer Abreise noch gewünscht?
Ehrlich gesagt, keine weiteren. Mit den Informationen die ich hatte, war ich zufrieden, alles andere
klärt sich dann vor Ort. Im Vorfeld erhielt man auch schon viele Informationen der USP und konnte
sich schon ganz gut in manche Dinge reinlesen Welche Tipps können Sie für die Vorbereitung noch geben?
Kontakt mit den iFriends aufnehmen, gerade auch wegen Unterbringung zu Beginn. Und vielleicht
tatsächlich konsequent einen Sprachkurs durchziehen, das hilft vor Ort zu Beginn sehr viel. 2. Anreise / Ankunft / Formalitäten
Welche Anreise würden Sie empfehlen? Mit welchen Reisekosten ist zu rechnen?
Natürlich mit dem Flugzeug, Reisekosten liegen je nach Zeitpunkt zwischen 550 und 1000 € Welche Formalitäten sind bei der Ankunft zu erledigen?
Bei der Ankunft muss man sich bei der Polícia Federal melden. Hierbei am besten die Hilfe des
Einführungsprogamms der Poli in Anspruch nehmen. Die ganzen Formalitäten von Termin bei der
Polícia Federal ausmachen bis zum bezahlen für die CPF (brasilianische Steuernummer, ohne die in
Brasilien nichts läuft) und für das Visum werden hier mit den anderen Austauschstudenten zusammen
erledigt. Erleichtert einiges an Arbeit und man findet gleich Kontakt Welche Tipps können Sie zu Versicherungen geben?
Ich war bei der Hanse Merkur versichert und fand den Beitrag angemessen. Ebenso läuft die
Erstattung der in Vorleistung gegangen Kosten für einen Arztbesuch sehr problemlos und zügig
ab. Welche Empfehlungen können Sie für Kontoeröffnung und Handy geben?
Auf die Kontoeröffnung in Brasilien würde ich bei einem Aufenthalt von einem Semester verzichten,
bei zwei Semestern ist es grenzwertig. Die Kontoeröffnung ist mit einem etwas größeren Aufwand
verbunden. Viel mehr lohnt es sich, ein Kreditkartenklnto bei der DKB zu eröffnen um dann in
Brasilien nichts für das Abheben bezahlen zu müssen. Nachteil ist allerdings, dass die Kreditkarte
nicht bei allen Banken und teilweise auch nicht bei allen Bankautomaten funktioniert. Allerdings gibt
es in fast jeder kleinen Stadt eine Banco do Brasil, bei der in nahezu allen Fällen abgehoben werden
kann. Handy kann man, wenn es ohne SIM-Lock ist, aus Deutschland mitbringen und dann einfach
eine brasilianische SIM-Karte kaufen. Dabei gibt es meiner Ansicht nach keine großen Unterschiede
zwischen den Anbietern (Oi, TIM, Vivo, Claro) und jeder hat so seine Vorteile und Nachteile. Welche Empfehlungen können Sie zur Finanzierung des Auslandsaufenthaltes geben?
Ein Stipendium erleichtert das Leben vor Ort erheblich. Bei einem zweisemestrigen Aufenthalt auf
jeden Fall für das Jahresstipendium des DAAD bewerben. Für das Promos-Stipendium sollte sich auf
jeden Fall auch beworben werden. Ebenso ist es hilfreich, Auslands-BAföG zu beziehen, hierbei
beachten, dass man das rund zwei Monate vor Ausreise beantragt, um dann auch tatsächlich gleich am
Anfang das Geld zu haben. Weiterhin ist es natürlich von Vorteil, wenn man eigene Ersparnisse mit in
das Jahr mitbringen kann. 2
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3. Unterkunft
Wie waren Sie untergebracht? Wie haben Sie Ihre Unterkunft gefunden? Mit welchen
Kosten ist ungefähr zu rechnen?
Im ersten Semester war ich in einem Condominio Fechado, also einem geschlossenen Wohnkomplex
untergebracht. Dieser befand sich neben dem Campus, so dass sich der Weg zur Uni in Grenzen hielt.
Dieser war mit 900 Reais, also ca. 300 € auf dem normalen Preisniveaus São Paulos. Im zweiten
Semester wohnte ich dann in einem Haus mit anderen Leuten, was zum einen günstiger war und mir
auch besser gefallen hat, weil man einfach mehr Freiheiten hat, oder auch mal spontan einen
Churrasco (Grillfest) feiern kann. Hierbei lag die Miete noch bei knapp 230 €. Die erste Wohnung
fand ich über die Facebookgruppe "Republicas da USP" und die zweite über Freunde, die ich in der
Zeit kennengelernt hatte. Wie war die Unterkunft ausgestattet? (Bad/WC, Kochgelegenheit, etc.)
Die erste Wohnung war ausgestattet mit 3 Einzelzimmern, einem Bad und eine Küche für 3 Personen, einem Wohn-/Esszimmer und einem Bedienstenten-WC, sowie einer Waschküche.
Zusätzlich gehörten zu dem Condominio ein Pool, 2 Churrasqueiras, also Grillanlagen, eine Sauna und
zwei Sportplätze. Im zweiten Semester war das Haus ausgestattet mit 4 Zimmern, 3 Bädern, einer
Küche, einem Wohnzimmer und einem Esszimmer sowie einem kleinen Hinterhof/-garten und einer
Garage. Insgesamt war die Ausstattung jeweils gut, allerdings gibt es auch Wohnungen bzw.
Republicas, in denen das nicht so der Fall ist.
4. Studium / Information über die Gasthochschule
Wurde eine Orientierungswoche angeboten? Bitte machen Sie Angaben zu Dauer und
Inhalt.
Eine Orientierungswoche wurde angeboten von iPoli, einer Studentenorganisation, die sich um die
internationalen Studenten kümmert. Die Woche ging von Montag bis Samstag und neben
organisatorischen Dingen (oben schon erwähnt) standen Rundgänge in der Stadt, Parkbesuche,
Kneipengänge, Willkommensfeiern und ähnliche kulturelle Events auf dem Plan. Ich kann es auf
jeden Fall empfehlen, an der Woche teilzunehmen, man steht am Anfang nicht ganz alleine da und hat
eine gewisse Orientierung, das erleichtert den Einstieg um einiges. Wie verlief Ihr Studium im Ausland? Welche positiven und evtl. auch negativen
Erfahrungen haben Sie gemacht?
Mein Studium im Ausland verlief äußerst positiv. Für mein Interesse am Studium war es auf jeden
Fall ein wichtiger Schritt um zu sehen, was man vielleicht auch am Studium in Deutschland ändern
kann. Positiv ist mir auf jeden Fall aufgefallen, dass der Kontakt mit den Professoren um einiges
persönlicher ist und man nicht, wie an deutschen Universitäten einer von vielen ist. Nennenswerte
negative Erfahrungen hatte ich in der Tat nicht. Wie viele und welche Kurse haben Sie besucht? Bitte geben Sie an, ob die Kurse an der
Universität Stuttgart angerechnet wurden.
Im ersten Semester besuchte ich 5 Kurse, "Estruturas de Concreto I (Betontragwerke I)", "Fundações
(Grundbau)", "Hidrologia Aplicada (Angewandte Hydrologie)", "Portos, Obras Maritimas e Fluviais
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(Häfen, See- und Flussbauwerke)", "Saneamento I (Siedlungswasserwirtschaft I)". Die beiden
letztgenannten beendet ich jedoch nicht, da die Vorlesungen und die Thematik nicht sehr spannend
waren. Im zweiten Semester besuchte ich dann noch 4 Kurse: "Estruturas de Concreto II
(Betontragwerke II)", "Estruturas Metalicas e de Madeira (Stahl- und Holztragwerke)", "Planejamento
Urbano (Stadtplanung)", "Sistemas Inteligentes de Transporte (Intelligente Transportsystemte)". Hier
beendete ich alle 4 Kurse. An der Uni Stuttgart wurden mir die Kurse Estruturas de Concreto I,
Estruturas de Concreto II und Estruturas Metalicas e de Madeira für den Kurs
Werkstoffübergreifendes Entwerfen und Konstruieren (WEKo) angerechnet. Die anderen Kurse leider
nicht. Problematisch hierbei ist, dass an der USP für die Berechnung der Leistungspunkte nur die
Präsenzzeit angerechnet wird. Dadurch ergeben sich Kurse mit 4 und 2 Punkten. Es wird davon
ausgegangen, dass 1 Punkt in Brasilien einem Punkt in Deutschland entspricht, dadurch ist die
Anerkennung von vielen Kursen nicht möglich, da viele Institute sagen, sie erkennen die Kurse nur an,
wenn auch die selben Leistungspunkte erreicht wurden. Wann und wie konnten Sie sich für die Kurse anmelden?
Im ersten Semester konnte ich mich schon vor meiner Ankunft für die Kurse anmelden, dies hatte den
Vorteil, dass ich schon in die Kurse eingeschrieben war, als ich in São Paulo ankam. Bei manchen
Austauschsstudenten war dies so nicht der Fall. Für die Anmeldung musste einfach ein Formular
ausgefüllt und per E-mail an die Poli geschickt wurden. Für das zweite Semester konnte ich mich
gegen Ende des ersten Semesters bis eine Woche nach Beginn des zweiten Semesters anmelden.
Hierbei musste ich mir von jedem Institut, bei dem ich einen Kurs belegte eine offizielle Bestätigung
holen um dann danach das Formular am Studiensekretariat der Poli einzureichen. Wie laufen Kurse an der Gasthochschule ab? (Länge, Stunden pro Woche, Art der
Veranstaltung, Vorlesung, etc.)
Vorlesungen an der Poli gehen grundsätzlich 1:40 h, wobei sich der Professor schonmal verspäten
kann, dementsprechend ist dann die Vorlesung kürzer. Je nach Leistungspunkteanzahl des Kurses gibt
es dann entweder eine (2 LP) oder zwei (4 LP) Veranstaltungen pro Woche. Die Vorlesung ist dann
meistens auch eine Vorlesung allerdings werden immer wieder praktische Aufgaben und Beispiele
eingeführt. Es gibt keine riesigen Vorlesungssäle wie bei uns, sondern es sind meistens "große"
Klassenzimmer. Dadurch entsteht ein viel direkterer Kontakt mit dem Professor und es können sich
einfacher Diskussionen während der Vorlesungen entwickeln oder Verständnisfragen leichter geklärt
werden.
Wie werden Leistungsnachweise an der Gasthochschule erbracht? (Mitarbeit, Klausur,
Hausarbeit, etc.)
Die Leistungsnachweise werden im allgemeinen Fall über Klausuren erbracht. Dabei gibt es pro
Semester zwei oder drei Klausuren, die dann entsprechend gewertet werden. Zusätzlich muss man in
vielen Fächern benotete Hausübungen, Präsentationen oder ganze Projekte machen, die dann nach
einer bestimmten Wertigkeit in die Note einfliessen. An der Poli besteht
Anwesenheitspflicht mit einer Mindestpräsenz von 70 Prozent, allerdings gibt es nur noch wenige
Professoren, die darauf gesteigerten Wert legen.
Welche Leistungen der Gasthochschule werden angeboten, welche haben Sie genutzt?
(Sport, Clubs, Internetzugang, special events, etc.)
An der Poli und an der USP im Allgemeinen werden viele Dinge angeboten. Es gibt ein riesiges
Sportangebot vom Unisport selbst, darüber hinaus hat jede Fakultät nochmal eigene Mannschaften
(Fussball, Volleyball, Handball, Rugby usw. ). Darüber hinaus gibt es einen kostenlosen
Internetzugang (der allerdings nicht überall gut funktioniert), mehrere Cafeterias, oder auch Orte um
gemütlich ein Bier zu trinken. Dazu gibt es sehr viele Partys auf dem Campus, in einer Dimension
über die man in Stuttgart sehr froh wäre. Genutzt habe ich das Angebot der Trommelgruppe der Poli,
sowie im ersten Semester den Ruderkurs vom Sportzentrum. Im zweiten Semester trat ich dann in die
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Rugby-Mannschaft der Poli ein. Ebenso nutzte ich den Internetzugang sowie das Partyangebot. Einige
Centros Academicos (vergleichbar mit der Fachschaft) bieten auch immer wieder Exkursionen oder
"Messen" an, die auf jeden Fall interessant sind und auf denen man auch immer viele Leute
kennenlernt.
5. Alltag und Freizeit
Nennen Sie positive und negative Eigenschaften Ihrer Gaststadt und Ihres Gastlandes.
São Paulo ist eine extrem lebhafte Stadt mit viel Kultur, einer vielfältigen Gastronomie, vielen Festen,
eine Stadt die niemals schläft. Natürlich ist São Paulo nicht die Schönheit einer Stadt und man
benötigt auf jeden Fall immer wieder einen Ausflug ins Landesinnere oder an den Strand um sich ein
wenig zu erholen, aber dann geht man auch gerne wieder zurück. Es ist in São Paulo immer etwas los
und es gibt auch viele Parks, in denen man sich etwas erholen kann. Positiv ist weiterhin der
Verkehrsknoten São Paulo. Sowohl aus dem Ausland als auch ins Innland gibt es sehr viele Flüge
nach São Paulo und die Stadt ist mit 3 Flughäfen sehr gut aufgestellt. Weiterhin ist São Paulo das
wirtschaftliche Zentrum Brasiliens, wer auf der Suche nach einem Praktikum ist hat sicherlich in São
Paulo bessere Chancen wie in anderen Städten. Negativ ist allerdings der Verkehr und die Hektik zu
nennen. Es gibt jeden Tag Stau und man braucht lange um von A nach B zu kommen, selbst wenn
man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, die teilweise zu Stoßzeiten sehr überlastet sind. Allerdings
gewöhnt man sich mit der Zeit dran und empfindet manche Dinge nicht mehr als so negativ, wie man
sie vielleicht zu Beginn empfunden hat. Zu Brasilien ist zu nennen, dass das Land sehr freundliche
Bewohner hat und ein überaus tolles Land ist, mit vielen Ausflugs- und Reisezielen, einer
wahnsinnigen Vielfalt, sowohl von der Natur her gesehen als auch der Menschen. Brasilien ist im
gewissen Sinne verrückt, weil viele Dinge einfach nur in Brasilien passieren, nirgendwo anderst.
Negativ sind die Distanzen zu nennen und die hohen Reisekosten um von A nach B zu kommen.
Günstiges Reisen wie in Deutschland ist nicht immer möglich, am ehesten noch, wenn man sich ein
Auto mietet und sich die Kosten zu 4. oder 5. aufteilt, was auch sehr spaßig sein kann. Es ist auch sehr
schön, mit den Brasilianern in Kontakt zu treten, die einem sehr offen und interessiert begegnen (auch
wenn man ein sehr häufiges Frageschema vorfindet: 1) Woher kommst du? 2) Was machst du hier?
3)Wie lange bist du schon hier? 4) Hast du Portugiesisch schon vorher gelernt? 5) Gefällt dir
Brasilien?). Interessant dabei ist auch die Eigenschaft vieler Brasilianer, das Land Brasilien sehr heftig
zu kritisieren, aber dann doch mit einem gewissen Stolz sagen zu können, das man Brasilianer ist.
Ebenso ist der berühmte "Jeitinho Brasilieiro", also der Brazilian Way of Life eine Sache, die sowohl
positiv als auch negativ aufstoßen kann. Positiv in dem Sinne, weil vieles etwas entspannter läuft und
schlussendlich doch vieles klappt. Negativ, weil auf Vereinbarungen nicht immer Verlass ist und weil
man sehr häufig Dinge auf den letzten Drücker erledigt. Wenn man sich aber ein wenig darauf einlässt
und darauf vertraut, dass die Dinge schon irgendwie klappen, dann klappen sie auch meistens.
Welche Tipps können Sie für die Freizeitgestaltung geben? (Ausflüge, Reisen, Insider
Tipps)
In São Paulo auf jeden Fall die Strände besuchen und sich tatsächlich ein Auto mieten (geht
problemlos mit dem deutschen Führerschein) und dort mal ein bis zwei Wochen entlangfahren.
Ebenso eine nette Reise ist es beispielsweise im Nordosten mit dem Rucksack zu reisen mit dem
grandiosen Abschluss/Start bei den Lençois Maranhenses. Wer auf Natur steht sollte eine Wanderung
in den Lençois machen, über 3 Tage. Eine beeindruckende Dünenlandschaft mit kristallklaren
Lagunen wartet auf den Wanderer ebenso ein nächtlicher Sternenhimmel, der noch völlig ungestört
durch Lichtverschmutzung existiert. Die Lençois sollten optimalerweise im Juli besucht werden, da
dort die Lagunen noch richtig voll sind. Wer ein großes Interesse an Kultur hat sollte einen Abstecher
nach Belo Horizonte und dort in das "Freilichtmuseum" Inhotim gehen. Ca. 1 Stunde von Belo
Horizonte weg bietet es hervorragende Kunst im Einklang mit Architektur. Dafür sollten aber
mindestens 2 Tage eingeplant werden, denn der Park ist riesig. Wer sich in São Paulo befindet sollte
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auf jeden Fall in den Parque de Cantareira im Norden der Stadt gehen, einfach mal im Internet
informieren, wie man hingeht, bietet aber Natur, Ruhe und einen tollen Ausblick auf die Stadt
(Picknick mitnehmen!!). Ebenso lohnenswert ist ein Besuch des Jardim Botanico in der Zona Sul in
der Nähe des Zoologico. Es bietet sich eine Ruheoase mitten in der Großstadt. Gibt es ein öffentliches Nahverkehrssystem? Können Sie dieses empfehlen? Wie hoch
sind ungefähr die Kosten?
Das öffentliche Nahverkehrssystem São Paulos ist verglichen mit anderen Städten in Brasilien sehr gut
entwickelt. Es gibt mittlerweile sehr viele Busse mit exklusiven Busspuren, 5 Metrolinien und
überregionale Züge. Auf manchen Metrolinien kann es zur Hauptverkehrszeit zu Überfüllung
kommen, hier ist tatsächlich eine Fahrt mit dem Bus von Vorteil, weil der teilweise nicht so übermäßig
voll ist wie die Metro. Das öffentliche Nahverkehrssystem kann aber auf jeden Fall empfohlen
werden. Es gibt das Bilhete Unico mit dem mehrer Fahrten kombiniert werden können. Als Student
zahlt man sogar nur die Hälfte. Der normale Fahrpreis beträgt für Metro und Bus 3 Reais (zur Debatte
steht gerade 3,50 Reais), für Studenten 1,50. Es ergeben sich dadurch monatliche Kosten zwischen 70
und 100 Reais, je nachdem wohin und wie häufig man fährt. Wie hoch sind ca. die monatlichen Lebenshaltungskosten? (Verpflegung, Kleidung, Uni,
Ausflüge/Reisen, etc.)
Wenn man Miete und alles mit einrechnet müsste man ohne große Dinge unternehmen zu können und
sparsam lebt mit 500 bis 600 € hinkommen. Allerdings ist das das mindeste Minimum, darunter wirds
schwierig. Lieber etwas mehr einplanen und während der Zeit dort nicht viel sparen, dazu hat São
Paulo und Brasilien ansich zu viel zu bieten.
6. Fazit
Was hätten Sie im Nachhinein anders gemacht?
Im Nachhinein hätte ich mir mit der Suche nach meiner Wohnung mehr Zeit gelassen und
wahrscheinlich eher Richtung Faria Lima gezogen anstatt direkt neben der Uni. Ebenso wäre ich
wahrscheinlich zuerst im WS und dann noch im SS gegangen. Die Ferien sind zwischen Anfang
Dezember und Mitte Februar um einiges länger wie zwischen Juni und August und es lässt sich mehr
unternehmen. Ebenso würde ich Karneval nicht mehr in Rio verbringen sondern in Ouro Preto/MG
oder Olinda/PE. Was war Ihre positivste, was Ihre negativste Erfahrung?
Positive Erfahrungen gab es sehr viele aus ganz unterschiedlichen Bereichen und es fällt mir schwer
eine auszuwählen, die DIE positivste Erfahrung war. Dennoch war aber sicherlich die Wanderung in
den Lençois Maranhenses eines der absoluten Highlights des Jahres. Natürlich stand auch noch kurz
zuvor das WM-Finale und Halbfinale an, die sicherlich auch mit zu den schönsten Momenten gehören.
Und auch sicherlich der Moment in dem man sich "heimisch" fühlt in São Paulo, an der USP und man
nicht mehr richtig weg will. Interessanterweise gab es während dem Jahr keinen Moment, den ich jetzt
als so negativ empfinden würde. Es sind eher Gefühle, die man fühlt, wenn man die soziale
Ungerechtigkeit anschaut und man in eine Favela fährt und nebendran ein Luxuswohnviertel sieht und
man erst merkt, was mit Geld alles zu kaufen ist. Gesamturteil über Ihren Auslandsaufenthalt:
Der Auslandsaufenthalt war für mich das absolut Richtige. Ich konnte für mich neue Erfahrungen
sammeln und merkte was mir im Studium wichtig ist. Gleichfalls war es ein Jahr voller neuer
Freundschaften, Bekanntschaften, Erlebnisse und toller Momente. Auch fachlich war es interessant zu
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sehen, dass es eben auch noch andere Denkweisen und Ansätze gibt und die deutsche Ingenieursschule
nicht nur die alleinig beste der Welt ist. Was bleibt ist eine weitere Sprache, die ich fließend spreche,
der Wille und die Vision irgendwann einmal in Brasilien oder Südamerika zu arbeiten und eben auch
die Erkenntnis, dass wir nur im internationalen Austausch die Probleme unserer Welt lösen könnnen.
Voneinander lernen, mit Demut und Respekt dem Land und den Leuten begegnen und sich und sein
Heimatland in Würden zu präsentieren.
19. Januar 2015 Datum
7. Platz für Fotos
Hier können Sie Fotos Ihres Auslandsaufenthaltes einfügen:
Aussicht über São Paulo
Traumlandschaft in den Lençois
Maranhenses
Ein Ausflug zu den Iguaçu-Wasserfällen
sollte auf jeden Fall unternommen werden
Ein ehemaliges Jesuitenkloster –
Gleichzeitig der Ort an dem São
Paulo gegründet wurde
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