UConn_1314_Biologie - Universität Stuttgart
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UConn_1314_Biologie - Universität Stuttgart
Erfahrungsbericht Michael Ghosh Heimatuniversität: Universität Stuttgart Bachelor, Technische Biologie Jahrgang 2010/11 6. Semester Gastuniversität: University of Connecticut (UCONN) Vom 16.08.13 bis zum 16.12.13 Austausch für ein Auslandssemester Der Erfahrungsbericht darf veröffentlicht werden. Vorbereitungen In die Vorbereitungen für den Austausch kann man sich endlos vertiefen, dafür werden unzählige Vorbereitungsveranstaltungen angeboten. Um alle Formalien ordnungsgemäß zu erledigen, sollte man mindestens ein Jahr im Voraus mit der Organisation des Auslandsaufenthaltes beginnen. Es ist viel Papierkram zu erledigen und man muss zahlreiche Dokumente besorgen und unter anderem auch Impfungen nachholen. Eine gute Anleitung und Übersicht liefert die Checkliste über die zu erledigenden Punkte, die vom Internationalen Zentrum zur Verfügung gestellt wird. Das Wichtigste bei all den Vorbereitungen ist Geduld zu haben und alle geforderten Dinge zeitgemäß zu erledigen. So kann man sich später viel Zeit und Ärger sparen, wenn man aus den USA Dokumente nachlegen muss. Weiterhin ist zu beachten, dass die Amerikaner gerne übertreiben und sich vor allem im Bereich der Sicherheit viel strikter und fordernder darstellen als es eigentlich ist. Zum Beispiel wurde aus dem Visa-Interview vorher eine viel größere Sache gemacht, als es dann war. Für mein Visa-Interview besuchte ich die Botschaft in Frankfurt und durfte nach nicht einmal 5 Minuten wieder die Botschaft verlassen. Von allen 150 Studenten, die mit mir meine Uni besuchten, hatte keiner ein langes, intensives und manipulatives Interview, wie es die Amerikanische Botschaft und andere Vorbereitungsveranstaltungen immer beschreiben wollten. Die USA kann es sich erlauben, viele Hürden für die Bewerber aufzustellen, da es einen hohen Andrang an Studenten aus dem Ausland gibt. Dennoch werden sich all diese Mühen absolut lohnen! Anreise Von Stuttgart aus bin ich zunächst nach New York geflogen, um die Stadt zu besichtigen. Anschließend fuhr ich von dort mit dem Peter Pan Bus zur UCONN nach Storrs. Wenn man nicht zu viel bezahlen möchte, sollte man sich in den Großstädten wie New York über AirBnB ein Zimmer suchen. Mit Hostels haben wir alle nur schlechte Erfahrungen gemacht und für miserable Bedingungen sehr viel gezahlt. Dagegen konnte man über AirBnB.com schöne Zimmer zu einem geringen Preis bekommen. Die Anfahrt zum Campus stellte sich für Studenten ohne Auto, wie wir „Internationals“, als schwierig heraus. Der Megabus fuhr zu spät und der Peter Pan Bus entweder zu früh oder etwas zu spät ab. Die meisten Deutschen sind mit dem etwas zu späten Peter Pan Bus angereist und konnten sich für die erste Nacht kein Bettzeug besorgen. Da die Amerikaner im Sommer ihre Zimmer unglaublich stark kühlen, sind wir in der ersten Nacht in unseren „Dorms“ fast erfroren und waren folglich alle die erste Woche krank. Trotzdem war die Anreise sehr angenehm, da wir mit jeder Menge Pizza empfangen wurden und man sich stets um unser Wohl kümmerte. Wir kamen eine Woche vor den amerikanischen Studenten an und wurden in der „Orientation Week“ in das amerikanische Unileben eingeführt. Es wurden viele Fragen im Voraus beantwortet und weitere Unklarheiten konnten mit den anderen internationalen Studenten geklärt werden. Alle Internationalen waren freundlich und hilfsbereit. Unterkunft Man konnte sich im Voraus seine Unterkunft auswählen. Zur Auswahl stehen Dorms, in denen man mit 1-2 weiteren Mitbewohnern im selben Zimmer wohnt oder Apartments, in denen jeder sein eigenes Zimmer hat. Da ich zu 100 % das amerikanische Studentenleben erleben wollte, entschied ich mich für eine Dorm und wohnte mit zwei Amerikanern zusammen. Es war eine super Erfahrung und ich hatte nicht einmal Probleme mit meinen Mitbewohnern. Dennoch habe ich in meinem einen Semester häufig die Privatsphäre eines eigenen Zimmers vermisst. Studenten die ein Jahr bleiben (2 Semester), würde ich auf jeden Fall ein eigenes Zimmer in einem Apartment empfehlen. Die besten sind meiner Meinung nach die in den „Hilltop apartments“. Studium im Gastland Das Studium an amerikanischen Universitäten unterscheidet sich deutlich von dem deutschen Studium. Letztendlich fällt einem das Studieren einfacher als in Deutschland, obwohl der behandelte Stoff nicht unbedingt weniger ist. Im Gegenteil, in den ersten Semestern wird sehr viel abverlangt, was ich in Deutschland erst später lernen musste. Schon im ersten Semester sollte man in den Naturwissenschaften richtig Zitieren und ein Paper schreiben können. Das Studium fällt einfacher, da der ganze Stoff auf 2-3 Examen hinuntergebrochen wird und man nicht ein großes Examen am Ende schreiben muss. Generell empfand ich, dass das Vorlesungsmaterial hilfreicher war und die Vorlesung besser mit den Lehrbüchern im Einklang ist. Man bekommt die Informationen mehr aufbereitet und kann alle Aufgaben leicht alleine, ohne Gruppenarbeit und intensives Selbststudium lösen. Dies kann ein Vor- oder Nachteil sein, aber auf jeden Fall macht es das Studium deutlich entspannter. Da die Mitstudenten mit ca. 10.000 $ Studiengebühren einen hohen Preis pro Semester zahlen, sieht die Uni entsprechend gut aus, hat eine super Ausstattung und es wird an alles gedacht. An der UCONN wurde über Nacht einfach mal eine neue Straße gebaut. Man kann von verschiedenen Institutionen kostenlose Unterstützung in allen Lebensbereichen erhalten. Es gibt jede Menge Clubs zu allen Sportarten bis hin zu Disneyfilmen, die eine aufregende Freizeitgestaltung ermöglichen. Zum Ausgehen gibt es drei Bars, von denen eine durchaus als Club geeignet ist. Weiterhin gibt es jede Menge „Houseparties“ im Umfeld, die man nur auffinden muss. Für 1 bis 2 Semester gibt es hier auf jeden Fall genügend Unterhaltung und es gibt definitiv keinen Platz für Langeweile. Integration Um das maximale Erlebnis aus dem Austausch zu gewinnen, sollte man stets eine offene Haltung haben und sich auf so gut wie alles einlassen. Man lernt zu Beginn unglaublich viele „Internationals“ kennen und sollte deren Kontaktdaten alle sammeln, z.B. via Facebook. Eine gemeinsame Facebook-Gruppe sorgt dafür, dass alle immer über alles Informiert werden und man so immer die Möglichkeit hat, mit anderen etwas Lustiges zu unternehmen. Die ersten Amerikaner lernt man automatisch im Alltag kennen und sollte diese auch sofort in Facebook aufnehmen. Auf dem Campus ist immer etwas los und man wird immer von allen Internationalen und Amerikanern mitgenommen, sobald man einfach nur fragt. Die Amerikaner sind unglaublich offen, höflich und gastfreundlich. Sie drängen sich nicht auf, aber sind absolut erfreut, sobald man mit ihnen Dinge unternehmen möchte. Sobald man sich von ihrer Freundlichkeit anstecken lässt, lernt man sofort viele andere Studenten kennen und integriert sich wie von alleine. Ganz wichtig ist es, nicht zu viel Kontakt zur Heimat zu halten. Zu viel Kontakt führt zu Heimweh und blockiert die Integration und den Genuss des neuen Umfeldes. Internationals die zu viel Kontakt nach Hause hatten, verblieben einen Großteil ihrer Zeit in ihren Zimmern und wollten sich nie richtig auf die neue Umgebung einlassen. Fazit und Gesamteindruck Meine zuvor ziemlich positiven Ansichten über die Amerikaner und das Land haben sich noch weiter zum Guten verändert. Gerade die Amerikaner im Nordosten haben mich unglaublich überrascht mit ihrem Intellekt, der Offenheit und der unglaublichen Freundlichkeit. In diesem Teil der USA wissen die Studenten sehr viel über Europa und die Welt und im Vergleich dazu wirkte mein Wissen über die amerikanischen Staaten schon sehr schwach. Das Land ist sehr beeindruckend und es gibt viel zu entdecken, was man aus Europa noch nicht weiß. Das Land hat aber auch einige Schwächen, die dafür sorgen, dass man auch Europa mehr zu schätzen lernt. Von den Amerikanern habe ich unglaublich viel gelernt und ich bereue es nicht in geringster Weise, einen Austausch in dieses wunderbare Land gemacht zu haben. Ich habe jeden Tag genossen und bin dankbar dafür, hier gewesen zu sein.