Nr. 68, September 2010 - Romano
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Nr. 68, September 2010 - Romano
romano centro SONDERheft nr. 68, SEPTEMBER 2010 Eine Musikschule für Roma- und Sintimusik in Wien? Eine Studie von Ivanka Muncan Redaktion Christiane Fennesz-Juhasz und Ursula Hemetek gefördert aus Mitteln der Volkgruppenförderung romano centro Vorwort I m September 2008 fand im Romano Centro ein Jour fixe zum Thema „RomaMusik und Musik-Unterricht“ statt. Es diskutierten damals Roma-MusikerInnen, interessierte Roma/Romnja und offizielle VertreterInnen verschiedener Institutionen die musikalische Ausbildungssituation von Roma-Kindern. Die Idee zur Gründung einer spezifischen Musikschule wurde insgesamt positiv bewertet, allerdings waren die Vorschläge zur Umsetzung sehr unterschiedlich und relativ unkonkret. Es wurde die Bildung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die konkretere Ideen ausarbeiten sollte. Diese Arbeitsgruppe traf sich zu weiteren Sitzungen, bei welchen sich herauskristallisierte, dass eine Studie zur Bedarfserhebung die beste Vorgangsweise wäre, da bis dato keine wissenschaftlichen Grundlagen existierten. Es sollten die Meinung der ExpertInnen, aber auch der Zielgruppe selbst eingeholt und bestehende internationale Modelle sowie die Umsetzungsmöglichkeiten in Österreich geprüft werden. Nach Abklärung der finanziellen Rahmenbedingungen durch den Verein Romano Centro wurde Ivanka Muncan beauftragt, die Studie durchzuführen. Sie erschien aufgrund ihrer Ausbildung, Berufserfahrung und Sprachkenntnis hervorragend geeignet, diese Aufgabe zu erfüllen. Sie wurde durch ein Projektteam unterstützt und der Arbeitsprozess (September 2009 bis April 2010) wurde durch regelmäßige Teamsitzungen im Romano Centro begleitet und evaluiert. Die nun vorliegende Studie ist die erste dieser Art in Österreich. Es handelt sich um anwendungsorientierte Forschung, welche die Grundlagen für eine sinnvolle Umsetzung schafft. Es ist damit einer der Grundsteine für eine zukünftige Institutionalisierung von Roma- und Sintimusik gelegt. Roma- und Sintimusik umfasst verschiedene Musikstile, die von Angehörigen dieser Volksgruppe praktiziert und als bedeutendes Element ihrer eigenen Kultur angesehen werden. Die jeweils gruppenspezifischen, traditionellen und populären Stile und Genres sind vielfältig, wobei für Österreich insbesondere folgende zu nennen sind: die langsamen lyrischen und Tanzlieder der Lovara, die „ungarische Zigeunermusik“, wie sie von StreicherZymbal-Kapellen im pannonischen Raum gespielt wird, der „Gipsy Jazz“ bzw. „SintiSwing“, der an den von Django Reinhardt kreierten Jazz-Stil anknüpft, und schließlich die von balkanischen Musiktraditionen geprägten Lieder und Tanz- bzw. Hochzeitsmusik der aus Südosteuropa zugewanderten Roma. Eine spezifische Spielweise bzw. Interpretation, ein gewisses improvisatorisches Element sowie die rasche Veränderung und Integration von Neuerungen sind wesentliche Merkmale vieler Roma- und Sinti-Musikstile; dementsprechend verbinden heute auch österreichische Roma- und Sinti-MusikerInnen in ihren aktuellen Produktionen traditionelle Elemente mit solchen von modernen Musikrichtungen (wie z.B. Rock, Jazz, Latin, Elektronik oder HipHop). Ivanka Muncan hat die vorliegende Studie mit großem Engagement durchgeführt. Wir danken ihr für die gedeihliche und inspirierende Zusammenarbeit. Unser Dank gilt auch den InterviewpartnerInnen wie auch den Familien, die die Fragbögen ausgefüllt haben, sowie Julia Leichtfried für die Unterstützung bei der statistischen Auswertung. • Christiane Fennesz-Juhasz Ursula Hemetek W ir danken allen Personen, die sich an der Erstellung der Studie beteiligt haben, den befragten ExpertInnen und Familien, den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Musikschule, der Autorin Ivanka Muncan und den Fördergebern. Unser ganz besonderer Dank gilt Frau Univ. Prof. Dr. Ursula Hemetek und Frau Dr. Christiane FenneszJuhasz, die mit ihrer Expertise und sehr viel ehrenamtlicher Arbeit zum Gelingen des Projekts beigetragen haben. Der Vorstand von Romano Centro N ajisaras savořê źenengê, kaj sas angažirime pe la studijaki formacija. Najisaras le ekspertongê thaj le familjengê, kastar puśljam amare puśimata, le membrongê kataj bućaki grupa Musikschule, la Ivanka Muncanakê thaj le sponsorongê. Rigate zurales najisaras la Prof. Dr. Ursula Hemetekakê thaj la Dr. Christiane FenneszJuhaszakê. Von ažutisarde peska ekpertizasa thaj peska voluntarnona bućasa, te avel o projekto realizuime. O bordo le Romane Centrosko Impressum Medieninhaber: Romano Centro – Verein für Roma Hofmannsthalgasse 2/Lokal 2, 1030 Wien, Tel.: 0043-1-749 63 36. Fax: 0043-1-749 63 36-11, www.romano-centro.org, E-Mail: [email protected] ZVR-Zahl: 183794011 Bankverbindung: Bank Austria-Creditanstalt (BLZ 12000), Kontonummer: 00 671 106 508, BIC: BKAUATWW IBAN: AT70 1200 0006 7110 6508 Redaktion: Andrea Härle, Mozes F. Heinschink, Ilija Jovanović, Christiane Fennesz-Juhasz, Barbara Tiefenbacher Übersetzung ins Englische: Christian Liebl Übersetzung ins Romanes: Mozes F. Heinschink Titelbild: Ulrich Gansert Bilder und Fotos: Cover: APA, S 5,6 Michael Sinn, Andreas Müller, Bettina Neubauer, S 31 Nancy Horowitz Grafik: Artemiss, Karin Reinberg Druck: Druckerei Lischkar Gefördert vom BKA aus Mitteln der Volksgruppenförderung • • romano centro Inhalt / So sa arakhên 1. Ziele und Methoden 4 2. Qualitative Erhebung 4 2.1. Statistik zu den Befragten 2.2. Auswertung der Antworten 2.2.1. Kann Roma- und Sintimusik an einer Schule unterrichtet werden? 2.2.2.Roma- und Sintimusik? Was ist das eigentlich? 2.2.3. Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik 2.2.4. Warum sollte eine Musikschule für Roma- und Sintimusik gegründet werden? 2.2.5. Methodik des Unterrichts an einer Musikschule für Roma- und Sintimusik 2.2.6.Wo in der Stadt wäre ein guter Standort für eine solche Musikschule? Wie sollte sie aussehen? 2.2.7. Werden Roma-Kinder ausreichend musikalisch gefördert? 2.2.8. LehrerInnenauswahl 2.2.9. Unterrichtsformen 2.2.10.Welche Musik soll unterrichtet werden? 2.2.11.Wer könnte Interesse haben? 2.2.12.Die Frage mit der Klassik 2.2.13.Ergebnis 3. Quantitative Erhebung (Julia Leichtfried) 12 3.1. Forschungsdesign 3.2. Ergebnisse 3.2.1. Demographische Daten der befragten Roma und Sinti 3.2.2. Musikalisches Verhalten der befragten Roma und Sinti 3.2.3. Fragen zur Gründung einer Musikschule für Roma und Sintimusik 3.2.4.Auswertung der Kreuztabellen 4. Beschreibung bestehender Modelle 4.1. 4.2. 4.2.1. 4.2.2. 4.3. 19 Vorgehensweise Vergleich Größe der Schulen Pädagogische Konzepte Bereitschaft zu Kooperationen 5. Ideen zur Umsetzung 20 6. Zusammenfassung 21 6.1. 6.2. 6.3. 6.4. ExpertInneninterviews Fragebogenerhebung Beschreibung bestehender Modelle Ideen zur Umsetzung Rezime Romanes English Summary 22 23 7. Quellen 24 Anhang Leitfaden zu den ExpertInneninterviews Fragebogen 25 Persönliches Nachwort Die Autorinnen 31 31 3 romano centro Ziele und Methoden 1. Ziele und Methoden Die vorliegende Studie widmet sich der Frage, ob es in der Volksgruppe der in Wien lebenden Roma und Sinti einen Bedarf an einer Musikschule für Roma- und Sintimusik gibt. Die Studie teilt sich in folgende Abschnitte, die im Großen und Ganzen den chronologischen Etappen der durchgeführten Erhebungen entsprechen: Qualitative Erhebung Im Zeitraum vom 1. bis 30.10.2009 wurden zehn ExpertInneninterviews mittels teilstrukturiertem Leitfaden geführt. Sie geben Aufschluss über die Meinungen verschiedener Roma- und SintimusikerInnen und InstrumentallehrerInnen zu dieser Frage. (Leitfaden: siehe Anhang 1) Quantitative Erhebung Die standardisierte schriftliche Befragung im Zeitraum vom 15.11.2009 bis 20.01. 2010 mittels Fragebögen richtete sich an ausgewählte in Wien lebende Familien aus der Zielgruppe der Roma und Sinti. Hierbei handelt es sich einerseits um Familien, deren Kinder Lernhilfe des Romano Centro in Anspruch nehmen, und andererseits um Familienmitglieder und Bekannte der Autorin. Von den 136 ausgeschickten Fragebögen wurden 43 retourniert. Die Rücklaufquote beträgt demnach 31,6 % und liegt durchaus im Rahmen schriftlicher Fragebogenaussendungen. Es ist ein etwas größerer Rücklauf bei den von der Autorin versandten Fragebögen zu verzeichnen (17 von 50, das sind 34 %). Der Rücklauf für die vom Verein Romano Centro versandten Fragebögen beträgt 30 %. Speziellen in Form einer einzelnen Instrumentalklasse der Musik von Minderheiten widmen, werden nach den folgenden Kriterien beschrieben: Organisationsstruktur, Träger, Nutzergruppe qualitativ und quantitativ, inhaltlich-methodisch-didaktisches Modell, Finanzierung und rechtliche Grundlagen. Dieser Abschnitt ist im Falle der Realisierung der Musikschulgründung von großer Bedeutung. Ideen zur Umsetzung Der Machbarkeit und möglichen Organisationsstruktur einer Musikschule für Romaund Sintimusik ist der letzte Abschnitt der Studie gewidmet; er gibt Aufschluss über Aussichten und Möglichkeiten für den Unterricht von Roma- und Sintimusik im Rahmen einer Musikschule. Evaluierung Die Durchführung der vorliegenden Studie wurde von einer laufenden Evaluierung und Reflexionen durch ein beratendes Team begleitet. Regelmäßige Teamsitzungen mit der Autorin (insgesamt sechs) waren ein wichtiger Teil des Forschungsprozesses. Die Teammitglieder: Ursula Hemetek (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) Christiane Fennesz-Juhasz (Phonogrammarchiv, Österreichische Akademie der Wissenschaften) Andrea Härle (Geschäftsführerin des Romano Centro) Ziel der Befragung war die Erhebung des Bedarfs von in Wien lebenden Roma und Sinti an einer Musikschule für Roma- und Sintimusik. Von großem Interesse in diesem Zusammenhang ist auch das aktive und passive Musikverhalten dieser Volksgruppe. (Fragebogen: siehe Anhang 2) Beschreibung bestehender Modelle Bestehende Musikschulmodelle, die sich im Allgemeinen vom Konzept her oder im 4 2. Qualitative Erhebung ExpertInneninterviews zum Thema Musikschule für Roma- und Sintimusik 2. 1. Statistik zu den Befragten Auflistung in der Reihenfolge der Befragung: Wolfgang Peidelstein, Gitarrelehrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Ursprünglich von der Autorin als Testinterview geplant, entpuppte sich das Gespräch mit Wolfgang Peidelstein als äußerst wertvolles Experteninterview, da Wolfgang Peidelstein durch seinen Großonkel übers Hören, also ohne Noten zur Musik kam. Eine Tatsache, die im Gespräch über die Vermittlung von Roma- und Sintimusik sehr interessante Aspekte lieferte. (Interview am 1.10.2009) Adrian Coriolan Gaspar, Pianist und Komponist. Adrian Gaspar wurde in Rumänien geboren und stammt aus einer Roma-familie. Er wirkt mit seinen zahlreichen Formationen aktiv am derzeitigen Wiener Musikgeschehen im Genre Roma/Balkan Jazz/Crossover mit. Adrian Gaspar ist Student der Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. www.adriangaspar.at/news.htm (Interview am 7.10 und am 30.10.2009) romano centro Qualitative Erhebung Ivana Ferencova, Sängerin und Chorleiterin, ist gebürtige Romni aus der Slowakei. Sie lebt seit mehreren Jahren in Wien und leitet erfolgreich Frauenchöre ohne Einsatz von Noten („Frauen in Weiß“, „Zeni v bielom“). Ihr Fokus liegt auf der Arbeit am Ausdruckpotential ihrer SchülerInnen. (Interview am 8.10.2009) Daniel Landau, Leiter des Prayner Konservatoriums Wien, ist sehr interessiert am Thema „Musikschule für Roma- und Sintimusik“, da er Musik für stark identitätsbildend hält. (Interview am 9.10.2009) Ruža NikolićLakatos, Sängerin. Als „Botschafterin“ der Roma möchte Ruža NikolićLakatos mit ihrem musikalischen Repertoire Bewusstsein für ihr Volk schaffen und das traditionelle Liedgut der Lovara an junge Generationen weitergeben. Sie lebt seit 1956 in Wien. (Interview am 14.10.2009) 1 Diknu Schneeberger, Gitarrist, mit seinen 20 Jahren ein herausragendes, international bekanntes Talent an der Gitarre im Sinti Swing Stil. Schon acht Monate (!) nach seinem ersten Unterricht am Instrument spielte er seine erste CD mit dem Sextett seines Vaters ein. Es war immer schon sein Traum, sagt er, dass es eine Schule gibt, in der diese Musik unterrichtet wird. www.joschischneeberger.at/diknu.htm (Interview am 16.10.2009) Harri Stojka, Gitarrist, Komponist. Er zählt zu den bekanntesten Roma Österreichs. Stojka entstammt der weit verzweigten Lovara-RomDynastie, die vor 150 Jahren aus der Walachei kam. Er spielt mit Erfolg swingorientierte Musik. Die Philosophie, die hinter seiner Musik steht, ist ganz einfach Spaß, Freude an der Musik. www.harristojka.at/ (Interview am 21. 10. 2009) Gadje ist der von den Roma und Sinti verwendete Begriff für Nichtroma. 5 Ferry Janoska, Komponist und Arrangeur. Durch seine wiederholte Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern und den Wiener Sängerknaben zählt er zu den Roma, die in der Welt der Klassik erfolgreich sind. Ihm ist es wichtig, seine Roma-Wurzeln in seine Kompositionen einfließen zu lassen. (Interview am 22. 10. 2009) Moša Šišić, Geiger. Er ist in Serbien in einer Musikerfamilie aufgewachsen, in der das Geigenspiel über Generationen hinweg gepflogen wurde. Seit vielen Jahren spielt er mit seiner eigenen Familie Auftritte sowohl in der Romaszene als auch für Gadje1 (z.B. Musikantenstadl). Er hat schon seit vielen Jahren Erfahrung als Geigenlehrer von vorwiegend Romakindern. www.mosa-sisic.at/ (Interview am 24.10.2009) Martin Spitzer, Gitarrist. Lehrer und mittlerweile Band-Kollege von Diknu Schneeberger. Es war sehr interessant, seine Sicht auf das Thema zu hören, da er sich intensiv mit dem Musikstil der Sinti befasst hat und mittlerweile zu den absoluten Top-Gitarristen auf diesem Gebiet zählt. (Interview am 28.10.2009) romano centro Qualitative Erhebung Statistik 6 Roma/1 Sinto Nichtroma männlich weiblich MusikerIn Auch LehrerIn Anzahl 7 3 8 2 10 4 Das durchschnittlche Alter der ExpertInnen ist 42,7 Jahre. Der jüngste ist 19 (Schneeberger), die älteste ist 64 Jahre alt (Nikolić-Lakatos) Die durchschnittliche Interviewdauer betrug 75,8 Minuten. Das kürzeste Interview dauerte 33 Minuten (Šišić), das längste 2 h 33 (Gaspar, 2 Termine). Muttersprachen: das Verhältnis deutsche Muttersprache zu nicht deutscher Muttersprache ist 50 % zu 50 %. Nur einer, der nicht deutsch als Muttersprache hat, spricht nicht Romanes als Muttersprache, sondern Rumänisch und Serbisch (Šišić). 2. 2. Auswertung der Antworten 2. 2. 1. Kann Roma- und Sintimusik an einer Schule unterrichtet werden? Volle Übereinstimmung herrscht bei dieser Frage. Alle Befragten beantworteten sie mit einem „Ja“. Interessanter Beitrag dazu: „In Spanien haben mir sehr viele Leute erzählt, Flamenco kann man nicht unterrichten. Bis ich darauf gekommen bin, dass das nicht stimmt. Das ist eine Behauptung, die von Kulturen aufgestellt wird, mehr oder weniger um sich selber zu schützen. Nach dem Motto: Das gehört uns, das können nur wir. Heute weiß ich: jede Art von Musik und Technik kann man analysieren, in kleine Teile zerlegen und diese dann langsam oder schneller erlernen.“ (Peidelstein) 2. 2. 2. Roma- und Sintimusik? Was ist das eigentlich? Die wichtigsten Beiträge hierzu lieferten Adrian Gaspar, Martin Spitzer, Harri Stojka und Moša Šišić. Sie versuchten auf sehr unterschiedliche Art, ihre Assoziationen zur Romamusik zu beschreiben. Sehr detailliert versucht sich Adrian Gaspar in einer Definition: „Nur wenn Roma Jazz spielen ist das noch nicht Romamusik, außer beim Gipsy Swing. Viel Instrumentales, aber auch oft auf Romanes gesungene Musik ist Romamusik, aber nicht jede ‘gecoverte‘ Musik auf Romanes ist Romamusik. Es gibt total unterschiedliche Stile je nach Land. Typisch für jede Romamusik ist das sehr melodische, sehr rhythmische Element und sie ist immer sehr virtuos, aber auch sehr auf Kitsch und Romantik ausgelegt. Sie hat eine bestimmte Harmonik, die man einfach erkennt. Man sagt ja nicht umsonst in der Klassik „Zigeunermoll“. Die übermäßige Sekunde ist sehr färbend und charakteristisch für die Romamusik. Skalen wurden aus dem Orient mitgenommen nach Europa. Es gibt zwei große Stilbereiche: einerseits die Tanzmusik mit schnellen geraden Takten aus Serbien, Ungarn, Rumänien (in Süd-Rumänien auch ‘geshuffelt‘), auch im Sinti-Jazz sind es immer gerade Takte. Andererseits die orientalisch angehauchte Romamusik, die zwar auch Tanzmusik ist, aber mit Hauptschlag auf eins und drei, die sogenannte ‘Bauchtanzabteilung‘.“ Moša Šišićs wichtigste Assoziation ist die Bedeutung der Musik für seine Volksgruppe: „Musik ist ein großer Teil der Kultur der Roma, auch um zu Überleben haben sie musiziert auf der Straße.“ Martin Spitzer veranschaulicht seine Definition von Romamusik ausführlicher: „Es ist eine direkt ins Herz gehende Musik, nicht allzu schwer zu verstehen, mit viel Temperament, Drive und Virtuosität und mit ‘europäischer‘ Lyrik und Ästhetik, die sich in den typisch amerikanisch geprägten 6 Jazzstilen nicht findet. Es gibt faktisch keine Blues Elemente im Gipsy Jazz aber es schwingt oft ein ‘europäischer Blues‘ mit, kein Wunder, da es sich ja um eine Musik handelt, die – wie der Blues der Schwarzen in Amerika – von einer verfolgten und diskriminierten Minderheit entwickelt wurde. Der Erfolg des Gipsy Jazz ist sicher auch darin begründet, dass er nicht nur vom typischen Jazzpublikum gehört wird, sondern auch auf breitere Publikumsschichten faszinierend wirkt, was vor allem auf die mitreißende Rhythmik und ein spezielles Flair der Interpretation zurückzuführen ist.“ Harri Stojka macht es kurz und deutlich: „Es gibt keine einheitliche Romamusik. Die ist ja in Wien schon von Bezirk zu Bezirk anders. Im 16. Bezirk sind viele serbische Roma, die eine ganz andere Musik entwickelten, als im 6. Bezirk die Wiener Lovara oder im 20. Bezirk die türkischen Roma.“ 2. 2. 3. Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik Bei der Frage, ob eine Musikschule für Roma- und Sintimusik gegründet werden soll, gab es, bis auf einen, nämlich Adrian Gaspar, von allen ein klares „Ja“. Gaspar antwortete zögerlich: „Schlecht wäre es nicht.“ Seine Skepsis begründet er damit, dass eine solche Musikschule Missverständnisse mit sich bringen kann, wie zum Beispiel, dass dann Gadje denken könnten, sie machen Roma-Musik. Adrian zieht als Beispiel Goran Bregović heran, um zu veranschaulichen, wo er das Problem sieht: Bregovićs Kompositionen seien eigentlich Imitationen von Romamusik und er sollte eigentlich sagen, dass es traditionelle Musik ist, die er verwendet, und nicht, dass er diese Musik komponiert hat. Die Frage, für wen eine solche Schule eine Bereicherung wäre, wurde von den meisten, und zwar von acht, mit den Worten „für alle“ beantwortet. romano centro Qualitative Erhebung Etwas zögerlicher waren hier Adrian Gaspar und Harri Stojka mit ihrer Antwort: „Kommt darauf an, für wen man es macht. Für die Gadje, da würden viele kommen. Bei Roma bin ich mir nicht so sicher.“ (Gaspar) Stojka begründet seine Aussage damit, dass er bei den Roma einen „Unwillen sieht, sich einem Lehrbetrieb zu unterwerfen.“ 2. 2. 4. Warum sollte eine Musikschule für Roma- und Sintimusik gegründet werden? Ivana Ferencova und Daniel Landau stimmen in ihrer Aussage überein. Für beide ist Kultur ein wesentlicher Aspekt der Identitätsbildung. Ferencova sieht hier einen Mangel bei den Roma und findet, dass die Musikschule für Roma- und Sintimusik gut gegensteuern könnte. „Es ist sehr wichtig, über die eigene Kultur genug zu wissen und sie zu respektieren, um anderen Menschen und Kulturen wertschätzend zu begegnen. Viele Roma kennen ihre Kultur nicht, haben vor sich selbst keinen Respekt. Alles ist ihnen egal.“ (Ferencova) „Kultur ist so etwas Identität stiftendes, das finde ich super. Diese Kultur sollte auch hier in Österreich weitergegeben werden können.“ (Landau) Ruža Nikolić-Lakatos und Ferry Janoska betonen beide die Bewahrung der Tradition aber auch die Chance, eine bessere Zukunft für RomamusikerInnen zu ebnen, etwa mit einem Diplom. „Die Tradition darf nicht verloren gehen, das ist das Wichtigste. Mit dieser hunderte Jahre alten Tradition kann man uns die Leute näher bringen, das darf jetzt nicht verloren gehen. Und die Musiker sollen ein Diplom in der Hand haben, und auch unterrichten können.“ (Nikolić-Lakatos) „Tradition bewahren einerseits, zukunft2 weisende Chance für die Roma andererseits. Meine Vision ist es, so etwas wie die Sängerknaben zu gründen für Roma.“ (Janoska) Aus dem einfachen Grund, dass es eine solche Musikschule noch nicht gibt, sprechen sich Harri Stojka und Martin Spitzer dafür aus. richten wenig Ahnung hat, wie er sagt. „Weil es so etwas noch nicht gibt. Ich kenne viele Romamusiker, die gerne lernen würden, von der Pike auf, mit Noten und so.“ (Stojka) „Da Roma-Musik in erster Linie improvisierte Musik ist, glaube ich, dass der freie Zugang ohne Noten schon ein wesentlicher Aspekt ist. Ich kann mir schwer ein Roma-Ensemble vorstellen mit drei Notenständern vor der Nase. Das würde einiges von dem nehmen, was die Musik innehat (...) Musiker, die Musik lesen können, merken sich viel weniger, die anderen sind wandelnde Realbooks2.“ (Peidelstein) „Es ist eine einflussreiche, gute Musik, so etwas gibt es noch nicht als Schule.“ (Spitzer) Weitere unterschiedliche Aussagen: „Ja, das wäre sehr schön. Das war immer mein Traum, dass es so eine Schule gibt, in der man Gipsy Musik lernen kann. Ich finde gut, dass man die Musik einer kleinen Gruppe wie die der Roma nimmt und sagt: dafür machen wir eine Musikschule.“ (Schneeberger) „So eine Musikschule wäre nicht schlecht, damit Leute die verschiedenen Romamusiken kennen lernen. Für alle Roma wäre das eine Bereicherung, die würden sich freuen, dass es so etwas gibt. Und interessierte Nicht-Roma, die haben die Chance, diese Musik spielen zu lernen.“ (Šišić) „Um den Zugang zur Musik übers Hören zu bekommen und damit das Kulturgut der Roma auch in Nichtroma-Kreisen stattfinden kann.“ (Peidelstein) „Zur Förderung von begabten Romakindern, die zu Hause nicht weiter gefördert würden.“ (Gaspar) 2. 2. 5. Methodik des Unterrichts an einer Musikschule für Roma- und Sintimusik Diknu Schneeberger hat sich als einziger hierzu nicht geäußert, weil er vom Unter- Ein Realbook ist ein Sammelband, in dem populäre Jazzstandards zu finden sind. 7 Unter den anderen Aussagen zeichnen sich drei Gruppen ab: Gruppe 1: Vier Befragte meinen, Noten wären (anfangs) nicht notwendig: Peidelstein, Stojka, Šišić, Spitzer „Lernen, erkennen und sich selber finden auf seinem Instrument ist das wichtigste. Man braucht keine Noten am Anfang. Erst kommt die Praxis, dann die Theorie. Zuerst muss es der Schüler im Kopf haben und verinnerlichen. Das ist mir viel wichtiger, als es aufzuschreiben, und wenn du den Zettel weglegst, ist die Musik genauso weg wie der Zettel.“ (Stojka) „Alles ohne Noten. Die ersten zwei bis drei Jahre ohne Noten, die helfen nicht viel für diese Musik.“ (Šišić; er schreibt den Schülern nur auf, wie die Töne heißen.) „Die Vermittlung bei den Roma und Sinti ist ganz anders als in der Klassik. Alles wird sofort nachgeahmt, ist direkter und dadurch besser verankert und gefestigter, wenn man es spielt. Sogar auch jederzeit abrufbar. Wenn man einem Klassiker die Noten wegnimmt, weiß er nicht mehr weiter (...) In der Gipsy-Musik kommen Noten nicht so gut. (...) Ich bin kein Notenverweigerer, ich finde sie wichtig für die musikalische Organisation und zum Vermittlen an andere. Aber in der Vermittlung von dieser Musik spielen sie eine sehr untergeordnete Rolle.“ (Spitzer) romano centro Qualitative Erhebung Gruppe 2: Vier sprechen sich für beides, also improvisierte Musik nach Gehör und das Erlernen der Notenschrift aus: Gaspar, Ferencova, Landau, Schneeberger. „Es geht um die Freude an der Musik, nicht nur nach dem Gehör zu gehen oder nicht nur nach Noten, eine gesunde Mischung aus beidem wäre ideal, dann kann man sich viel besser weiter entwickeln.“ (Gaspar) „Die ganze Romamusik besteht aus Improvisation, das ist die Tradition, das sollten wir erhalten. Es ist wichtig, im Kopf frei zu sein beim Improvisieren und Interpretieren. Das fehlt mir beim klassischen Gesang. Aber genau so wichtig ist es, Noten zu lernen.“ (Ferencova; sie arbeitet ohne Noten, findet es aber besser, wenn man Noten lesen kann.) „Anfangs imitatorisch in Gruppen und mehrmals pro Woche falls die Musik nicht aufgeschrieben wird. Einzelunterricht wäre in dem Fall zu teuer. Romamusik hat eine lebendige Tradition, auch in Österreich, warum soll es keine Möglichkeit geben, sie auf einem Blatt Papier anderen Menschen zugänglich zu machen, die nicht das Glück haben, dass ihnen der Vater vorspielen kann. Ich würde mir schon wünschen, dass so eine Musik auch aufgeschrieben werden kann.“(Landau) „Ich finde, die Mischung ist super. Nur vom Blatt spielen ist nicht so gut, nur nach Gehör ist auch nicht so gut. Man vergisst viel im Leben, da ist es gut, wenn man das aufschreiben kann.“ (Schneeberger) Gruppe 3: Zwei sind absolut für das Erlernen der Noten: Nikolić-Lakatos, Janoska „Der Zugang zur Musik ist freier bei den Roma, nach Gehör. Dadurch passiert sehr viel Ungenaues. Für die Zukunft ist das nicht gut, weil sie müssen sich nach außen orientieren.“ (Janoska) „Jeder Rom kann sich entscheiden, was ihm zusagt. Die Jugendlichen können das heutzutage, die Noten. Das ist sehr wichtig, dass sie das lernen. Ich würde das zuerst ohne Noten vorzeigen und die Leute können das nachmachen. Dann kann das jemand, der sich auskennt, aufschreiben, das wäre wunderbar.“ (Nikolić-Lakatos) 2. 2. 6. Wo in der Stadt wäre ein guter Standort für so eine Musikschule? Wie sollte sie aussehen? Hier sind unterschiedliche Meinungen zu finden. Die meisten, nämlich sechs, sprechen sich für die Innenbezirke aus: Stojka, Janoska, Gaspar, Ferencova, Šišić, Landau. Die Aufwertung der Schule ist für diese Gruppe mit der Bezirkswahl verbunden, einer Ghettoisierung soll so gegengesteuert werden. „Innenbezirke wären gut, der 1. wäre am besten.“ (Stojka) „Augartenpalais.“ (Janoska) „Wichtig: nicht klischeehaft in einen Ausländerbezirk. Z.B. schlecht wäre der 10. Bezirk, sondern Innenbezirke, damit man sagen kann, das ist etwas Ernstes, das man gerne akzeptiert. Es wäre eine Aufwertung für die Roma in der Öffentlichkeit.“ (Gaspar) „Platz ist sehr wichtig! Nicht im 15. oder 16. Bezirk, eher die Innenbezirke. Sollte Niveau einer Musikschule sein, damit sich die Schüler wohlfühlen und alle gerne hingehen.“ (erinnert sich kopfschüttelnd an die Bruchbude vom Theater Romathan in Košice, Slowakei ...) (Ferencova) „Eher im Zentrum [lacht]. Bisher waren die Roma sowieso immer am Stadtrand in den Siedlungen, egal wo auf der Welt.“ (Šišić) „Achtung: Drohende Ghettoisierung in Wien! Bewusste Öffnung wäre gut in Richtung bürgerliche Bezirke: 7., 8. Bezirk.“ (Landau) Drei Befragte sagen, der Standort wäre egal: Peidelstein, Spitzer, Nikolić-Lakatos 8 „Wo auch immer.“ (Peidelstein) „Nein. Passt überall hin.“ (Spitzer) „Es ist egal.“ (Nikolić-Lakatos) 2. 2. 7. Werden Roma-Kinder ausreichend musikalisch gefördert? Die Mehrheit, und zwar sechs Befragte, äußert sich zu dieser Frage negativ: NikolićLakatos, Gaspar, Ferencova, Janoska, Šišić und Spitzer. „Ich glaube nicht. Sie machen einfach mit, aber es fehlt viel, dieser Unterricht. Manche können es sich auch nicht leisten, viele vom Balkan möchten das, ein Diplom.“ (Nikolić-Lakatos) „Eigentlich nicht, das hängt stark von den Eltern ab. Fast jeder Rom kann irgendwas spielen, aber es geht dann oft nicht weiter. Sie sind zufrieden mit dem, was sie können, 2-3 Stücke.“ (Gaspar) „Heute nicht mehr. Es wird nicht mehr so viel gesungen und musiziert in den jüngeren Familien, in den Wohnungen geht das nicht mehr so gut. Sprache geht auch verloren.“ (Ferencova) „Nein. Das Umfeld macht es nicht möglich. Eltern kümmern sich zu wenig. In der Slowakei ist das furchtbar in den Siedlungen, Jarovnice oder so. Die haben überhaupt keine Chance, in eine normale Schule zu kommen.“ (Janoska) „Ganz wenig. Bemühen sich selber nicht.“ (Šišić) „Derzeit nicht. Soziale Verhältnisse zu schlecht. Entwurzelung, viel Arbeitslosigkeit, Kriminalität, wenig Zeit für die Kinder. Es ist nicht so idyllisch wie bei den Schneebergers, die eher eine Ausnahmeerscheinung sind.“ (Spitzer) Positiv äußern sich zwei Befragte: Stojka, Peidelstein romano centro Qualitative Erhebung „(...) die Kinder werden schon gefördert von den Eltern, weil jeder Vater ist stolz, wenn der Sohn irgendein Instrument spielen kann.“ (Stojka) „Ja. Es liegt in der Kultur in der Familie, dass sie musikalisch ausgebildet werden.“ (Peidelstein) Bei Schneeberger und Landau ist beides zu finden: „Die, die ich kenne, musizieren viel in der Familie. Aber der Vater tut sich sehr schwer, eine Ausbildung zu finanzieren, da die Musikschulen so überfüllt sind.“ (Landau) „So ein Glück wie ich hat keiner von meiner Familie. Ich glaube, es fehlt nicht an der Förderung, sondern am Interesse der Kinder.“ (Schneeberger) 2. 2. 8. LehrerInnenauswahl „Spezialisten auf jedem Gebiet wären das wichtigste!“ (Spitzer) „Es sollten die Besten aus jeder Gruppe sein.“ (Ferencova) „Spezialisten am Instrument sind wichtig.“ (Gaspar) Mehrfach genannte geeignete MusikerInnen: Harri Stojka, Gitarre, Gipsy Swing Stil (genannt von Gaspar, Spitzer, Peidelstein, Šišić, Janoska, Schneeberger, ihm selbst) Moša Šišić, Geige, Serbischer Stil (genannt von Stojka, Spitzer, Nikolić-Lakatos, Janoska, Ferencova, ihm selbst) Martin Spitzer, Gitarre, Gipsy Swing Stil (genannt von Stojka, Schneeberger, ihm selbst) Joschi Schneeberger, Kontrabass (genannt von Šišić, Spitzer, Stojka) Ferry Janoska, Klavier (genannt von Nikolić-Lakatos, Ferencova) risten Branko Jovanović “Bako“ (alle genannt von Gaspar) Metin Meto, Perkussion (genannt von Stojka, Šišić) Schlagzeug Willy Horvath Baby Stojka (beide genannt von Spitzer) Nach ihrem Fach gereihte, einmal genannte MusikerInnen: Gesang Ivana Ferencova (genannt von Stojka) Ruža Nikolić-Lakatos (genannt von Janoska) Matilda Leko (genannt von Landau) Perkussion Turgay Ucar (genannt von Stojka) Beki,16 Jahre alt, Neffe von Moša Šišić (genannt von Stojka) Spezielle Perkussion: Blechkannen-Perkussion aus der Slowakei, Gruppe „Galia“ (genannt von Šišić) E-Bass Peter Strutzenberger (genannt von Stojka) Gitarre Wolfgang Sain (genannt von Landau) Geige, Gipsy-Swing-Stil Zipflo Weinrich (genannt von Stojka) Geige, Roma-Stil Ondrej Janoska, spielt auch Klassik Roman Janoska, spielt auch Jazz (beide genannt von Janoska) Geige, Serbischer Stil Šile (genannt von Gaspar) Akkordeon, Serbischer Stil Aca Čergar Dejan Kostić, „Mocart“ (beide genannt von Gaspar) Zoran Dimić (genannt von Šišić) Keyboard, „Wiener Serbischer Romastil“, der sich laut Gaspar in den letzten Jahren zu einem eigenen Stil entwickelt hat Miki Čortan Zoran „Gorilla“ Dragan Šanika, Onkel von Gaspars Gitar- 9 Klavier, Roma-Stil Frantisek Janoska, spielt auch Jazz und Klassik (genannt von Janoska) Geri Schuller (genannt von Martin Spitzer) Hinweise Martin Spitzer wies auf Martin Kelner, einen Flamencogitarristen hin, der auf der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Gitarre unterrichtet und den man nach als LehrerInnen geeigneten Studierenden fragen könnte. Bei der Wahl des Bassisten sei die Herkunft nicht so wichtig, „da er sich leichter anpasst“, so Spitzer. Ruža Nikolić-Lakatos nannte den Gitarristen Miguel, der in ihrer Gruppe für die Einflüsse der spanischen Gitanos in ihren Liedern steht. Nikolić-Lakatos betont, dass auch jemand von den Sinti als LehrerIn wichtig wäre. Ivana Ferencova hebt als einzige auch einen Künstler aus einer anderen Kunstrichtung hervor, nämlich den aus Rumänien stammenden Maler und Bildhauer Mircea Lăkătus. Sie sieht die Musikschule als einzige etwas ganzheitlicher, da sie selbst die künstlerische Mittelschule in Košice besuchte, in der mehrere Kunstrichtungen vertreten sind, wie später im Kapitel 4 beschrieben wird. 2. 2. 9. Unterrichtsformen Hier war die Frage, wie sich die Befragten einen Unterricht an einer Musikschule für Roma- und Sintimusik vorstellen. Von sechs Befragten wurde der Gruppenunterricht genannt: „Imitatorischer Unterricht, viel in der Gruppe. Modalität in der Musik, Geschichte der romano centro Qualitative Erhebung Roma-Musik sollte auch dort unterrichtet werden. Gut wäre: Schnupperkurs-Angebote am Wochenende zum Kennenlernen, Blockseminare.“ (Landau) „Wichtig wäre für den Unterricht: Ensemblespiel, da es Spaß macht und guten Lernerfolg bringt, aber es sollte auch unbedingt Einzelunterricht geben. Tradition evtl. im Nebenfach. Keine theoretischen Nebenfächer, das macht am besten und einfachsten der Instrumentallehrer.“ (Spitzer) „Ich kann mir vorstellen, eine oder zwei Stunden am Tag zu unterrichten mit meiner Gruppe, Einzel- und Gruppenunterricht, beides. Wenn ich schon etwas mache, dann ordentlich [lacht]. Ich könnte das auch mit der Geschichte übernehmen. Aber es sollte auch klassische Musik geben, Notenlehre, so wie in anderen Schulen, auch Jazz.“ (Nikolić-Lakatos) „Einzelunterricht, Gruppenunterricht, Orchester und Chor. Einmal pro Woche Proben für einen Auftritt am Jahresende. Nebenfächer: Geschichte der Romamusik, Unterschiede der Stile aus den verschiedenen Ländern.“ (Janoska) „Einzelstunden, in denen man auch Noten lernt und dann in der Gruppe improvisieren, interpretieren, am Ausdruck arbeiten. Gruppengröße 8-10 Kinder.“ (Ferencova) „Zuerst Einzelunterricht, in der Gruppe erst, wenn sie schon etwas können, um zusammen zu spielen.“ (Šišić) Die drei restlichen Statements sind unterschiedlicher Art. Gaspar betont neuerlich die Wichtigkeit der Noten im Unterricht, im Falle eines theoretischen Zugangs zum Instrument. „Entweder man lernt sein Instrument zuerst einmal kennen, oder man hat einen Lehrer der einem von Anfang an Theorie mit erklärt. Auch das Schreiben und Lesen von Noten!“ (Gaspar) Für Stojka kommt am ehesten der Einzelunterricht in Frage: „Einzelunterricht. Ganz locker, ohne Stress und Reglement. Kein Prüfungsstress. Lernen, erkennen und sich selber finden auf seinem Instrument.“ (Stojka) Für Peidelstein und Spitzer ist der Instrumentallehrer / die Instrumentallehrerin die zentrale Person, die das meiste abdeckt. „Der Unterricht sollte so wie in der Familie ablaufen. Man hört etwas und spielt es nach, bekommt eventuell kleine pädagogische Hinweise, wie es leichter wäre. Man bekommt etwas auf, versucht das umzusetzen und wird in der nächsten Stunde gelobt oder kritisiert. Natürlich kann man die Fächer trennen und z. B. Musikgeschichte der Roma anbieten. Kommt darauf an, wie personenintensiv man das gestalten möchte. Aber es ist schon so, dass der Instrumentallehrer das meiste abdeckt, weil er ja am besten sieht, wo der Schüler steht.“ (Peidelstein) „Keine theoretischen Nebenfächer, das macht am besten und einfachsten der Instrumentallehrer.“ (Spitzer) 2. 2. 10. Welche Musik soll unterrichtet werden? Für die Romamusik im Allgemeinen sind fünf Befragte (Peidelstein, Landau, Ferencova, Gaspar und Stojka), und im speziellen für die Musik der hier lebenden Romaund Sinti-Volksgruppen entscheiden sich drei von ihnen: Ferencova, Gaspar und Stojka. Bei Gaspar ist zu betonen, dass das Augenmerk auf den lokal in Wien vertretenen Musikrichtungen liegt, obwohl er auch die Gitanos mit einbezieht. „Romamusik, da es Romamusikschule heißt.“ (Peidelstein) „Da es um eine Minderheit geht, anfangs nur die Romamusik.“ (Landau) 10 „Bei den Lovara, Sinti: mehr Gitarre. Bei serbischen Roma Klavier/Keyboard, Akkordeon, Violine.“ (Ferencova) „Alle lokal hier lebenden Romagruppen sollten vertreten sein, Gipsy Swing (da müsste man die Roma erst auf den Geschmack bringen).“ Spanische GitanoMusik auch, wenn man Lehrer dafür hat, ist interessanter für Gadje.“ (Gaspar) „Alle, deren Minderheit hier in Wien lebt. Serbische und türkische Romamusik, Sinti Swing und die Wiener Lovara-Musik.“ (Stojka) Ausdrücklich breiter sehen das zwei der Befragten: Spitzer und Šišić. „Die Romamusik der ganzen Welt. Balkan, Sinti, Lovara, Flamenco.“ (Šišić) „Die großen drei Stile: Gipsy Swing, Romamusik vom Balkan und Flamenco. Alle drei sind ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Kultur und haben großen Einfluss in der Musik genommen.“ (Spitzer) Die anderen haben unterschiedliche Ansätze: Janoska will die Tradition bewahren, sieht aber in der Klassik eine Chance für die Roma, sich musikalisch zu öffnen. „Einerseits Tradition bewahren, andererseits zukunftweisende Chancen für die Roma schaffen.“ (Janoska) Ruža Nikolić-Lakatos‘ wichtigstes Anliegen ist die Bewahrung der Lovara-Lieder. „Traditionelle Musik der Lovara, die ist für alle Roma da! Sonst Volksmusik aus Jugoslawien (Kolo..), andere schöne Volksmusik mit Piano usw.“ (Nikolić-Lakatos) Diknu Schneeberger würde sich so wie Nikolić-Lakatos freuen, den Stil in der Musikschule vorzufinden, den er selbst spielt. „Gipsy-Jazz, aber es müsste dann auch „Sinti“ im Namen der Musikschule vorkommen.“(Schneeberger) romano centro Qualitative Erhebung 2. 2. 11. Wer könnte Interesse haben? Eine klare Tendenz liegt hier vor. Sechs Experten nennen hier Nichtroma als interessierte Zielgruppe. Fünf davon betonen, dass es sehr viele sind, die interessiert wären. Bei Stojka ist zu bemerken, dass er weiter oben darüber spricht, dass sehr viele Roma gerne die Romamusik lernen würden. Hier widerspricht er sich in gewisser Weise, also wird seine Antwort zu zwei Gruppen gezählt. „Ich kenne einen Franzosen in Wien, der fast ausschließlich diese Musik hört, und der seine Kinder sicher dort einschreiben würde. Eigentlich sollte sich das jeder überlegen.“(Peidelstein, Hervorhebung v. I.M.) „Sehr viele Nicht-Roma, die Musik ist im Moment sehr gefragt.“ (Schneeberger) „Sehr viele Leute, viele Gadje. Bei den Roma-Kindern sind die Eltern sehr wichtig, so eine Schule würde bei den Roma nicht ernst genommen werden anfangs. Roma sind immer skeptisch, wenn es um etwas Neues geht. Aber: zu einem Musiker, den sie bewundern, schicken sie die Kinder schon.“ (Gaspar) „Für die Gadje, da würden viele kommen. Bei Roma bin ich mir nicht so sicher.“(Stojka) „Genug Nichtromafamilien.“ (Šišić) Zwei Befragte sagen, dass Roma an einer Musikschule für Romamusik Interesse haben könnten. „Mehr Roma.“(Janoska) „Ich kenne viele Romamusiker, die gerne lernen würden, von der Pike auf, mit Noten und so.“ (Stojka) Durchaus positiv und Nationen übergreifend äußern sich drei Befragte: „Ja durchaus.“ (Spitzer) „Ich denke schon, dass großes Interesse vorhanden ist.“ (Ferencova) „Ich glaube schon.“ (Nikolić) 2. 2. 12. Die Frage mit der Klassik ... ... spaltet die Geister. Die einen (drei) meinen, klassische Musik hat einen wichtigen Stellenwert und sollte in der Musikschule vertreten sein: NikolićLakatos, Gaspar, Janoska. „Ja natürlich, wer das lernen will. (...) Wenn man schon etwas macht, sollte man auch das machen können, es ist wichtig für die Zukunft der Jugendlichen.“ (NikolićLakatos) „Natürlich. Die ganze abendländische Musik basiert darauf. Musiktheorie von Anfang an für Kinder verpflichtend, bis 13 oder 14 Jahren kann ein Kind nicht entscheiden, ob das interessant ist, außer es ist besonders reif.“ (Gaspar) „Wenn man schon eine Schule macht, dann ja. Man sollte nicht pauschal und stur nur die Romamusik anbieten.“ (Janoska) Die anderen melden sich etwas differenzierter zu Wort: Spitzer, Peidelstein, Landau. „Kommt darauf an: wenn man hauptsächlich Roma und Sinti in der Schule will, warum nicht. Wenn die Romamusik Schwerpunkt ist, ist es nicht sinnvoll, weil es das auch anderswo gibt.“ (Spitzer) „Wenn es sein muss und es der Lehrer anbieten kann, als Mittel zum Zweck, z. B. mit einer Etüde, warum nicht. Aber an eine Roma-Musikschule zu gehen um ein klassisches Instrument zu lernen, sehe ich so nicht.“ (Peidelstein) „Anfangs kann sie im Hintergrund bleiben, aber als Traditionalist finde ich es schon gut, über grundlegende harmonische Zusammenhänge Bescheid zu wissen.“ (Landau) 11 Die dritte und somit größte Gruppe mit vier Befragten ist dagegen, klassische Musik in einer Romamusikschule anzubieten. „Eigentlich bräuchte das nicht sein, weil sie nichts mit Romamusik zu tun hat.“ (Stojka) „Nein. Das wird auch anderswo angeboten.“ (Ferencova) „Nein. Hat nicht viel damit zu tun ... [lacht] ... bei der klassischen Musik nach Noten ist es wichtig, dass man richtig das spielt, was in den Noten steht. Da ist das Gefühl dabei nicht so wichtig. Das ist der grobe Unterschied am Anfang.“ (Schneeberger) „Im ersten Jahr auf keinen Fall. Danach sollte Entscheidung fallen, entweder das oder das.“ (Šišić) Er kennt das schon, das ist dann ein Dilemma, wenn beides gleichzeitig gelernt wird. (Haltungsunterschiede, etc.). Šišić selbst wollte ja nicht die klassische Haltung übernehmen, sein Lehrer hat das akzeptiert. „Am besten ist es, im ersten Jahr ohne Noten zu lernen, dann kannst du musikalisch mehr machen, du spürst die Musik besser im Herzen. Dann kann man eventuell beides machen. Bei der Klassik kann man musikalisch nicht so viel machen. Nur die Haltung, ein paar Noten spielen, ich weiß das. Viele verlassen die Musikschulen. Bei mir lernt ein Kind in einem Jahr soviel, wie es in der Musikschule in drei Jahren lernt.“ (Šišić) Zum Thema „Hinweise für bestehende Modelle, nach denen Romamusik unterrichtet wird“ haben die Befragten einige Hinweise gegeben, darunter folgende drei, die im Kapitel 4 beschrieben werden: - Romane Gipsy Swing Academie, Paris - Talentum Iskola, Budapest - Stredná umelecká Škola Košice (Suske), Slowakei romano centro Quantitative Erhebung 2. 2. 13. Ergebnis Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Idee einer Musikschule für Romaund Sintimusik durchwegs positiv aufgenommen wurde. Die Befragten hatten teils gleiche, teils ähnliche und teils gegensätzliche Standpunkte was die Motivation, den Inhalt und die Methodik einer solchen Schule betrifft. Tendenzen Mehr als die Hälfte findet, dass Roma-Kinder nicht ausreichend musikalisch gefördert werden. Auch beim Standort spricht sich mehr als die Hälfte für die Innenbezirke aus, und ebenso bei der Frage nach Interessierten, die zu 60 % mit „Nicht-Roma“ beantwortet wurde. Die Frage, ob Klassik angeboten werden sollte, haben 60 % mit „Nein“ beantwortet. Ebenfalls 60 % sind dafür, dass der Unterricht auch in Gruppen stattfinden soll. Übereinstimmung In der Frage, ob Romamusik an einer Schule unterrichtet werden kann, sind sich alle mit einem „Ja“ einig. 3. Quantitative Erhebung (Statistische Auswertung: Julia Leichtfried) Ergebnisse der Fragebogenerhebung 3. 1. Forschungsdesign Ziel der Erhebung Ziel der Erhebung war das Erfassen des Bedarfs der in Wien lebenden Roma und Sinti an einer Musikschule für Roma- und Sintimusik. Von großem Interesse war das aktive und passive Musikverhalten dieser Volksgruppe. Hergestellt wurde auch die Verknüpfung der Herkunftsländer mit dem musikalischen Verhalten und der Bereitschaft, das Angebot solch einer Musikschule zu nützen. 3 Erhebungsinstrument Zur Befragung der Angehörigen der in Wien lebenden Roma- und Sinti zum Bedarf an einer Musikschule für Romaund Sintimusik wurde ein standardisierter Fragebogen erstellt, der hauptsächlich geschlossene, aber auch halbgeschlossene und offene Fragen enthielt. Dabei wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass der Fragebogen inhaltlich auch Personen mit geringer Sprach-, Lese- und Schreibkompetenz zugänglich ist. Er wurde zudem zweisprachig (deutsch – serbokroatisch) ausgeführt. Abgefragt wurden neben demographischen Daten das Musikverhalten der Familien im Allgemeinen und das der einzelnen Kinder im Besonderen, die Formen der musikalischen Erziehung derzeit und das Bedürfnis der Familien nach einer Musikschule für Roma- und Sintimusik. Wichtig ist zu erwähnen, dass die Befragung nicht anonym durchgeführt wurde, die Befragten wurden um ihren Namen und ihre Adresse gebeten. In Wien leben derzeit schätzungsweise 40.000 bis 50.0003 Angehörige der Romaund Sinti. Wie weit diese Zahl alle in Wien lebenden Roma- und Sinti repräsentiert, ist aufgrund mangelnder Registrierung nicht abschätzbar. Roma und Sinti werden außerdem nicht über die Volksgruppenzugehörigkeit bzw. Muttersprache registriert, sondern über ihre Staatszugehörigkeit. Dieser Umstand macht eine genaue Erfassung der hier lebenden Roma und Sinti unmöglich. Insgesamt wurden 136 Fragebögen ausgesendet, 116 per Post und 20 wurden persönlich an Angehörige der Roma- und Sinti ausgegeben. Bei dieser Zielgruppe handelt es sich einerseits um Familien, deren Kinder Lernhilfe im Romano Centro beanspruchen und andererseits um Familienmitglieder und Bekannte der Autorin. 43 Fragebögen wurden retourniert, die Rücklaufquote beträgt demnach 31,6 % und liegt durchaus im üblichen Rahmen schriftlicher Fragebogenaussendungen. nach Angaben von Iovanca Gaspar, Magistratsabteilung 17 für Integration und Diversität, am 9.3.2010 12 Mögliche Verzerrungen der Daten sind aufgrund folgender Umstände zu berücksichtigen: Angehörige der Roma und Sinti verfügen über keine einheitliche Sprache und nicht alle können gut Deutsch oder Serbisch. Bei einem Teil dieser Volksgruppe ist mit mangelnder Sprachkompetenz (vor allem schriftlich) zu rechnen. Die Ausgabe der Fragebögen war nicht einheitlich, bei einem Teil der Fragebögen wurden zudem irrtümlich die Seiten nicht der tatsächlichen Anordnung entsprechend gereiht. Das könnte zu zusätzlichen Verständnisproblemen und Verwirrung unter den Befragten geführt haben. Zur Datenauswertung wurde das Computerprogramm Statistical Programm for Social Sciences (SPSS) herangezogen. 3. 2. Ergebnisse 3. 2. 1. Demographische Daten der befragten Roma und Sinti Geschlecht und Alter 43 Personen haben an der Befragung teilgenommen, 23 davon sind Frauen und 20 sind Männer. Zusätzlich haben 55 Kinder und Jugendliche zwischen drei und 21 Jahren die an sie gerichteten Fragen beantwortet (siehe Anhang 2: Fragebogen, sowie die Auswertung, S. 26). Fünf Personen sind jünger als 20 Jahre, vier Personen zwischen 21 und 25 Jahren, fünf zwischen 26 und 30 Jahren, neun zwischen 31 und 35 Jahren, acht zwischen 36 und 40 Jahren und 11 Personen sind über 40 Jahre alt. Von einer Person fehlt die Altersangabe. Herkunft 22 Befragte, das sind 51 %, sind in Serbien geboren, 18 in Österreich (42 %), eine Person in Bulgarien und eine in Deutschland. Von zwei Personen fehlt die Angabe des Geburtslandes. 26 Befragte sind österreichische Staatsbürger, 14 haben die serbische Staatsbürgerschaft, ein Befragter verfügt über die romano centro Quantitative Erhebung bulgarische und einer über die deutsche Staatsbürgerschaft. Von einer Person fehlt die Angabe dazu. Rund 83 % der Befragten leben schon länger als 11 Jahre in Wien. 50 % der Befragten geben Serbisch als Muttersprache an, 14,3 % zählen Romanes und Serbisch zu ihren Muttersprachen, 16,7 % nennen Romanes als Muttersprache, jeweils 2,4 % Rumänisch, Bulgarisch und Sintitikes. 11,9 % der Befragten geben Deutsch als Muttersprache an, diesbezügliche Nachprüfungen haben ergeben, dass es sich bei diesen Personen jeweils um Sinti handelt. Interessant ist ebenfalls, dass nur zwei der befragten Sinti die Sprache Sintitikes überhaupt als gesprochene Sprache angeführt haben, und dies nur in der Rubrik andere Sprachen. Zusätzlich zur Muttersprache sprechen 52,5 % Deutsch, 31 % Romanes, 19,1 % Serbisch, 2,4 % Sintitikes, 16,8 % Englisch, 2,4 % Französisch. 19 % der Befragten haben dazu keine Angabe gemacht. Anzahl der Personen im Haushalt Bei 65 % der Befragten leben zwei erwachsene Personen im Haushalt, bei 17,5 % lebt eine, bei 7,5 % leben drei und bei 10 % leben vier erwachsene Personen im Haushalt. Bei 12,5 % der Befragten lebt ein Kind im Haushalt, bei 37,5 % sind es zwei Kinder, bei 17,5 % drei Kinder und bei jeweils 2,4 % vier Kinder und sechs Kinder. Bei 27,5 % lebt kein Kind im Haushalt. 3. 2. 2. Musikalisches Verhalten der befragten Roma und Sinti Aktives musikalisches Verhalten Singen und Musizieren 76,2 % der Befragten geben an, persönlich gerne zu Hause zu singen. 40,5 % der Befragten singen oder musizieren sogar gemeinsam in der Familie. Bei 47,6 % der Befragten spielt mindestens ein Familienmitglied ein Instrument, insgesamt wurden bei dieser Frage 30 Familienmitglieder genannt. Hervorzuheben ist die signifikant ungleiche Verteilung der Geschlechter unter den MusikerInnen: nur 23,4 % der genannten Personen sind weiblich, 76,6 % dagegen männlich. Instrumente Zehn Personen spielen Gitarre, acht Personen spielen Violine, sechs Personen spielen Akkordeon, drei Personen spielen Bass, zwei Personen spielen Schlagzeug, jeweils eine Person spielt Saxophon, Klavier, Trompete oder Keyboard. Den Angaben nach gehören das Akkordeon und die Violine zu den bedeutsamsten Instrumenten. Sie sind ausschließlich männlich besetzt, während die ebenfalls bedeutsame Gitarre eher weiblich besetzt ist. Aktiv gespielte Musik Mit 37,8 % ist die Roma- und Sintimusik die am meisten in den Familien aktiv gespielte Musik, gefolgt von traditioneller Musik und Pop/Rock mit jeweils 29,7 %. Klassik und Jazz werden jeweils in 13,5 % der befragten Familien gespielt. Als weitere aktiv gewählte Musikrichtungen werden zu jeweils 2,7 % Latin und Swing genannt. Inanspruchnahme von Gesangs- oder Instrumentalunterricht 25,5 % der Befragten geben an, dass derzeit zumindest ein Familienmitglied Gesangs- oder Instrumentalunterricht erhält. Geschlechtsspezifisch sind in der Angabe von Gesangs- oder Instrumentalunterricht keine signifikanten Unterschiede feststellbar. Es wird nur von einer Person angegeben, dass diese schon mehr als zehn Jahre Unterricht in Anspruch genommen hat. Zwei Personen geben an, bereits zwischen sechs und neun Jahren Gesangs- oder Instrumentalunterricht erhalten zu haben. Sechs Personen haben bisher ein bis zwei Jahre Unterricht genommen. 16,3 % der Befragten haben angegeben, dass ein privater Musikunterricht zur 13 Erlernung eines Instrumentes in Anspruch genommen wird. Der Zufriedenheitsgrad auf der dreistufigen Skala bezüglich des privaten Unterrichts reicht zu gleichen Teilen von „zufrieden“ bis „sehr zufrieden“. 9,4 % der Befragten haben angegeben, dass Musikunterricht innerhalb der Familie in Anspruch genommen wird. Auch hier ist der Zufriedenheitsgrad auf der dreistufigen Skala zu gleichen Teilen „zufrieden“ und „sehr zufrieden“. 9,3 % der Befragten geben an, dass mit hoher Zufriedenheit eine universitäre musikalische Ausbildung in Anspruch genommen wird. 4,7 % der Befragten geben an, Unterricht in einer städtischen Wiener Musikschule „zufriedenstellend“ in Anspruch zu nehmen. Passives Musikverhalten 76,3 % der Befragten geben an, dass in der Familie sowohl traditionelle Musik aus der Heimat als auch Roma- und Sintimusik gehört wird. Pop/Rock wird von 42,1 % der befragten Familien gehört. Klassik hören nur 2,6 % der befragten Familien. Als weitere passiv gewählte Musikrichtungen werden zu jeweils 10,8 % rumänische Lieder und serbische Romamusik genannt. Musikalisches Verhalten der Kinder Nur zu diesem Themenbereich wurden die Kinder gesondert befragt. (Siehe Anhang 2: Fragebogen). Alter und Geschlecht 55 Kinder haben an der Befragung teilgenommen. 28 davon sind männlich, 27 sind weiblich. 3,6 % sind jünger als 4 Jahre, weitere 3,6 % sind zwischen 5 und 6 Jahre alt. Jeweils 18,2 % sind 7 bis 8 Jahre und 9 bis 10 Jahre alt, 29,1 % sind zwischen 11 und 12 Jahre alt. Bei 5,5 % liegt das Alter zwischen 15 und 16 Jahren und 10,9 % sind älter als 17 Jahre. Instrumente 44 von 53 Kindern spielen kein Musikin- romano centro Quantitative Erhebung strument. Jeweils 3 Kinder spielen Gitarre bzw. Schlagzeug. Violine, Saxophon und Klavier werden von je einem Kind gespielt. Es ist auffallend, dass das aktive Musizieren bei den Erwachsenen verbreiteter ist als bei den Kindern. Aktives Singen 67,9 % der befragten Kinder geben an, nicht zu singen. Lieblingsmusik Bei der Frage, welche Musik am liebsten gehört wird, gaben 32 Kinder traditionelle Musik an und ebenso 32 entschieden sich für die Rubrik Pop/Rock. (Es konnten mehrere Stile angekreuzt werden.) 25 Kinder hören Roma-/Sintimusik am liebsten, zehn hören Sonstiges (Jazz, Soul, Funk, Reggae) und nur fünf bevorzugen die Klassik. LieblingsmusikerInnen Die meisten Kinder, nämlich acht, haben keinen Lieblingsmusiker bzw. keine Lieblingsmusikerin angegeben, sie konnten sich nicht entscheiden und schrieben „verschieden“, „alles“ oder „fast alles“. Šaban Šaulić gehört zu den bekanntesten und populärsten Sängern der „Nova komponovana narodna muzika“ („Neu komponierte Volksmusik“) des Balkan und führt in der Beliebtheitsskala der befragten Kinder mit fünf Stimmen. Der zweitbeliebteste Sänger Ljuba Aličić ist ebenfalls im ganzen ehemaligen Jugoslawien, aber vor allem in Serbien bekannt und bekam drei Stimmen. Michael Jackson wird von drei Kindern zwischen 8 und 13 Jahren als Lieblingsmusiker angeführt, was möglicherweise mit dem gewaltigen Revival nach seinem Tod im Sommer 2009 zu begründen ist. Jeweils zwei Stimmen bekamen Hannah Montana, Stevie Wonder, Darko Lazić, und Zipflo Weinrich. Hannah Montana ist die Titelfigur einer Fernsehserie der Walt Disney Company, dargestellt von der Sängerin und Schauspielerin Miley Cyrus. Die Serie handelt von einer zu Beginn dreizehnjährigen Schülerin, die ein Doppelleben als Sängerin führt. Darko Lazić ist ein serbischer Sänger, der im Stil des bei den Serben äußerst beliebten Turbo-Folk singt. Es handelt sich hier um ein Musikgenre aus den 1990er Jahren, in dem traditionelle Volksmusik und Elemente des Rock, Pop und Techno verschmelzen. Zipflo Weinrich ist ein österreichischer Jazzmusiker (Violine), der aus einer Sintifamilie stammt. Er wurde von zwei seiner Kinder als Lieblingsmusiker genannt. Folgende Musiker wurden je einmal von einem Kind als Lieblingsmusiker genannt und sollen hier nicht unerwähnt bleiben: International populäre VolksmusikerInnen / SängerInnen aus Serbien Šiki, Saša Matić, Djani, Slobodan Vasić, Saša Kapor, Zvonko Demirović, Bläser von Tanja Savić, Barbike, Ceca In Wien lebende, bekannte Musiker aus der serbischen Romamusikszene Prokica (Gitarre), Ivan Francuz (Akkordeon), Dejan Kostić (Akkordeon), (Opa) Mile Čergar, (Onkel) Mire Banaćanin Jazz, R&B George Benson (Gitarre, Gesang), Rihanna (Gesang) Gitarristen aus Österreich Karl Ratzer (Jazz) Vater Striglo Stöger (Sinti Jazz) Auffallend ist, dass musizierende Familienmitglieder wie Vater, Großvater, Onkel für die Kinder zu den Lieblingsmusikern zählen. Zusammenhang: Herkunftsländer / Musikverhalten der Kinder Ein eindeutiger und signifikanter Zusammenhang herrscht zwischen der Herkunft der Kinder aus Sintifamilien und ihrem westlich orientierten Musikgeschmack. Von ihnen wurden Swing, Jazz, Soul, Funk, Reggae als gehörte Musikrichtungen angeführt, und Stevie Wonder, George Benson, Karl Ratzer, Striglo Stöger und Zipflo Weinrich als Lieblingsmusiker genannt. 14 Bei den Kindern aus Familien mit serbokroatischer Muttersprache gibt es eine übereinstimmende Favorisierung der serbischen volkstümlichen Unterhaltungsmusik und ihrer Stars. Auffallend ist, dass Kinder aus Familien mit der Muttersprache Romanes entweder „Alles!“ hinschrieben oder die Frage nach ihrer Lieblingsmusik gar nicht beantwortet haben. 3. 2. 3. Fragen zur Gründung einer Musikschule für Roma und Sintimusik Zustimmung zur Gründung Die Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik wird signifikant mit 39 „Ja“-Stimmen von den erwachsenen Befragten für gut geheißen. Zwei Personen haben mit „Nein“ gestimmt, und weitere zwei Personen haben sich der Stimme enthalten. Argumente der Zustimmung In einer offenen Frage wurden die Probanden nach Argumenten für die Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik befragt: 28 Personen haben sich die Mühe gemacht ihre Zustimmung persönlich zu argumentieren. Bei offenen Fragen ist die Beteiligung von 65,2 % ein vergleichsweise hoher Anteil. Es dürfte sich also bei der Gründung einer Musikschule für Romaund Sintimusik um ein für die Befragten bedeutsames Anliegen handeln. Unter den Argumenten haben sich sechs Kategorien herausgebildet, welche nun der Bedeutsamkeit nach gereiht sind: • 16 Personen sehen in der Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik die Aufwertung und Förderung der eigenen Volksgruppe. • 11 Personen sprechen den hohen Bedeutungsgrad für die Kinder an. Dabei wird musikalische Bildung als Chance und sinnvolle Freizeitgestaltung erwähnt. • 10 Personen sehen in der Gründung einer romano centro Quantitative Erhebung Musikschule für Roma- und Sintimusik eine Möglichkeit, die musikalische Tradition der Roma und Sinti weiterzugeben und damit zu erhalten. • Vier Personen sehen in der Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik eine Möglichkeit, die traditionelle Musik zu vervollkommnen und aufzuwerten. • Vier Personen sehen in der Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik außerdem die Möglichkeit, in einen interkulturellen Austausch zu treten. • Zwei Personen gehen auf die Bedeutung für Musiker selbst ein, als ein Weg, die eigene Musikalität zu vervollkommnen. Interkulturelle Öffnung 89,2 % der Befragten sprechen sich klar dafür aus, dass die Musikschule für Romaund Sintimusik auch für Nicht-Roma offen sein sollte. Bereitschaft zur Anmeldung 90,2 % der Befragten geben an, dass sie ihr Kind in einer Musikschule für Romaund Sintimusik anmelden würden. 58,1 % davon würden dies tun, um den Kindern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu gewährleisten, 41,9 % sähen darin eine gute Basis für eine Berufsausbildung. 19,4 % der Befragten gaben weitere sonstige Gründe an. 67,6 % der Befragten können sich sogar vorstellen, dass ihre Kinder mehr als zwei Wochenstunden in der Musikschule für Roma- und Sintimusik verbringen würden. 71,1 % der Musikschulenbefürworter wären bereit, bis zu 50 Euro monatlich für den Musikunterricht zu bezahlen, 21,1 % wären bereit, mehr als 50 Euro monatlich für den Musikunterricht zu bezahlen. Welcher Musikstil sollte unterrichtet werden? 84,6 % der Befragten wünschen den Unterricht traditioneller Musik der in Wien lebenden Roma. Zusätzlich eigens erwähnt wurde sowohl rumänische (7 %) als auch serbische Romamusik (2,4 %). 55,3 % der Befragten wünschen den Unterricht von Gipsy Swing. 44,7 % wünschen den Unterricht der Musik spanischer Gitanos (Flamenco) und 28,9% der Befragten wünschen den Unterricht von klassischer Musik. 8,1 % der Befragten haben den Wunsch, dass auch Hip-Hop und weitere 2,4 %, dass auch Jazz unterrichtet wird. 3. 2. 4. Auswertung der Kreuztabellen Roma- und Sintimusikschule Es wurden trotz der geringen Anzahl an Befragten mehrere Kreuzungen versucht, die aber zu keinen sinnvollen Ergebnissen führten. Einzig und allein bei Musikverhalten/Muttersprache wurde eine Kreuzung durchgeführt, da sich hier sinnvolle Tendenzen ableiten ließen. Zusammenhang: Zustimmung zu einer Romamusikschule / Herkunftsländer Die positive Zustimmung zur Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik ist so übereinstimmend und signifikant, dass eine Verknüpfung zu den Herkunftsländern keinen Sinn ergibt. Den Ergebnissen zufolge besteht auch keinerlei signifikanter Zusammenhang zwischen den Personen, welche mit „nein“ geantwortet bzw. sich der Stimme enthalten haben. Als symbolische Variable für das Herkunftsland wurde die Muttersprache verwendet, da sie viel mehr über die Herkunft aussagt, als das Geburtsland oder die Staatsbürgerschaft. Dies gilt auch für alle weiteren Untersuchungen in Verknüpfung mit dem Herkunftsland. Weiters ist hier anzumerken, dass auch alle weiteren Verknüpfungen im Zusammenhang mit der Zustimmung zur Musikschule für Roma- und Sintimusik und der Bereitschaft zur Anmeldung keinen Sinn ergeben, da zum einen der Grad der positiven Zustimmung mit 95 % ohnehin signifikant ist und für wissenschaftliche Aussagen die Zahl der Befragten, welche sich nicht positiv geäußert haben, zu gering ist. Es können also auch hier keine aussagekräftigen Ergebnisse geliefert werden. Tendenziell interessant war lediglich folgende Verknüpfung: 15 Zusammenhang: Bereitschaft, Kinder in der Musikschule anzumelden / persönliches Musikverhalten Rund 75 % aller Befragten geben an, gerne alleine zu singen, rund 40 % geben an, gemeinsam in der Familie zu singen und/ oder zu musizieren und rund 43 % geben an, dass innerhalb der Familie ein Instrument gespielt wird. Die persönliche Singfreude und die Tatsache, dass ein Familienmitglied bereits ein Instrument spielt, scheinen gute Voraussetzungen dafür zu sein, das eigene Kind in der Musikschule anzumelden. Das gemeinsame familiäre Singen und/oder Musizieren dürfte darauf keinen Einfluss nehmen. Von denjenigen, die angaben, nicht zu Hause zu musizieren (22 Befragte), würden 18 (das sind 81 %) ihr Kind in der Musikschule anmelden. Es handelt sich hierbei um auffallende Tendenzen, ein eindeutiger Zusammenhang (Assoziationsmaß Lambda) ist aufgrund der geringen Teilnehmerzahlen in einzelnen Rubriken allerdings nicht nennbar. Zusammenhang: Anzahl im Haushalt lebender Personen / gemeinsames musikalisches Verhalten Das gemeinsame aktive musikalische Verhalten in den Familien steht nicht in Abhängigkeit von der Anzahl der im Haushalt lebenden Erwachsenen und auch nicht von der Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder. Eine Verknüpfung zwischen dem Musizieren und/oder Singen im Kreis der Familie und den im Haushalt lebenden Erwachsenen als auch der im Haushalt lebenden Kinder ergibt keinen Zusammenhang. Die Werte sind auch nicht signifikant (chi2-Test), das bedeutet, die sich hier ergebenden Werte können nicht für die Werte der Gesamtheit als vorhersehbar betrachtet werden. Musikverhalten und Herkunftsländer Auch bei diesen Verknüpfungen ist es nicht möglich, den Zusammenhang und die Signifikanz der Werte anzugeben, da die Zahl an Befragten in den einzelnen Zellen meist zu gering ist, um aussagekräftig zu sein. Tendenzen sind allerdings erkennbar. romano centro Quantitative Erhebung Zusammenhang: Musikverhalten / Herkunftsländer (Muttersprache) Tabelle 1: Tabelle 1: Muttersprache / Singen Sie persönlich gerne zu Hause? Auffällig ist in Tabelle 1, dass das Verhältnis von „Ich singe gerne zu Hause“ zu „Ich singe nicht gerne zu Hause“ herkunftsbezogen ähnlich, nämlich im Verhältnis ca. 80:20 steht. Eine Ausnahme stellt jene Gruppe dar, die Romanes als Muttersprache angegeben hat, hier ist das Verhältnis von „Singenden“ und „Nicht Singenden“ mit rund 42:57 auffallend different zu den vorher genannten. Tabelle 2: Muttersprache / Musizieren/Singen Sie gemeinsam in der Familie? Auffallend bei Tabelle 2 ist, dass bei allen Befragten, die zu Hause gerne gemeinsam singen und/oder musizieren, Serbisch zumindest als eine der Muttersprachen angegeben wurde. Befragte mit der alleinigen Muttersprache Romanes haben mit 100 % kein Interesse am gemeinsamen singen und/oder musizieren bekundet. Tabelle 2: Tabelle 3: Muttersprache / Spielt jemand in Ihrer Familie ein Musikinstrument? Auffallend ist auch das Ergebnis in Tabelle 3: In den Familien der Befragten, welche Deutsch und Sintitikes als Muttersprache angegeben haben, werden in allen Familien MusikerInnen angegeben. (Wie oben erwähnt, sind jene Befragten, welche Deutsch als Muttersprache angegeben haben, ebenfalls Angehörige der Sinti.) In den Familien der Befragten, welche Serbisch als Muttersprache angegeben haben, werden mit 52,9 % in rund der Hälfte aller Familien MusikerInnen angegeben. In den Familien der Befragten, welche Romanes als Muttersprache angegeben haben, werden mit 14,3 % die wenigsten Musikerinnen angegeben. 16 romano centro Quantitative Erhebung Muttersprache / Spielt jemand in Ihrer Familie ein Musikinstrument? Wenn ja, wer? Tabelle 3: Genannt wurden 21 männliche und vier weibliche erwachsene musizierende Familienmitglieder. Musizierende Frauen wurden fast ausschließlich bei jenen Befragten angegeben, welche nur Serbisch als Muttersprache angeführt haben. Die meisten männlichen Musiker sind ebenfalls Familienmitglieder von Befragten mit serbischer Muttersprache. In der jungen Generation hingegen ist das geschlechtsspezifische Verhältnis unter den Musikern ausgewogen, es spielen fünf Söhne und vier Töchter ein Instrument. Das Geschlechterverhältnis der JungmusikerInnen ist in allen Herkunftsgruppen gleich. Muttersprache / Welches Instrument? Das Akkordeon wird dreimal von Befragten mit serbischer Muttersprache genannt, einmal von Befragten mit serbokroatischer und einmal von Befragten mit Romanes/ serbischer Muttersprache. [Anm. v. I.M. „romanes-serbische Muttersprache“ bedeutet, die Befragten haben zwei Muttersprachen angegeben] Tabelle 4: Die Violine wird fünfmal von Befragten mit serbischer Muttersprache genannt, viermal von Befragten mit deutscher Muttersprache (Sinti), zweimal von Befragten mit Romanes und einmal von Befragten mit Romanes/serbischer Muttersprache. Die Gitarre wird von Befragten mit serbischer, Romanes/serbischer Muttersprache und von Befragten mit Romanes als Muttersprache genannt. Das Schlagzeug wird von Befragten mit serbischer und Romanes als Muttersprache genannt. Das Saxophon wird von Befragten mit Romanes als Muttersprache genannt. Das Keyboard wird von Befragten mit serbischer Muttersprache genannt. Zusammenhang Muttersprache und Art der aktiv gespielten Musik Im Zusammenhang Muttersprache und Art der aktiv gespielten Musik sind eindeutige Tendenzen ersichtlich. Tabelle 4: Muttersprache / Welche Art von Musik wird gespielt? Traditionelle Musik Auffallend in Tabelle 4 zur Frage, ob tradi- 17 tionelle Musik aktiv gespielt wird, ist wiederum die vergleichsweise hohe Präsenz von 41,7% der Befragten mit angegebener serbischer Muttersprache, vor allem im Vergleich zu nur 16,7% bei den Befragten, welche Romanes als Muttersprache angegeben haben. romano centro Quantitative Erhebung Tabelle 5: Muttersprache / Welche Art von Musik wird gespielt? Roma- bzw. Sintimusik In Tabelle 5 zur Frage, ob Roma- und Sintimusik aktiv gespielt wird, ist eine eindeutige Tendenz für „ja“ unter den Befragten erkennbar, welche Romanes (mit 50 %) oder Deutsch (mit 75 %, es handelt sich hierbei um Angehörige der Sinti) als Muttersprache angegeben haben. Tabelle 5: Klassik als aktiv gespielte Musikrichtung wurde mit 29,4 % nur von jenen Befragten angegeben, welche Serbisch als Muttersprache erwähnt haben. Pop/Rock als aktiv gespielte Musik wird mit 50 % hauptsächlich von jenen Befragten angegeben, welche Deutsch als Muttersprache angegeben haben und mit 35,3 % von jenen, die Serbisch als Muttersprache angegeben haben. Tabelle 6: Jazz als aktiv gespielte Musikrichtung wurde mit 23,5 % hauptsächlich von jenen Befragten angegeben, welche Serbisch als Muttersprache erwähnt haben. Swing als aktiv gespielte Musikrichtung wurde mit 14,3 % nur von jenen Befragten angegeben, welche Romanes als Muttersprache erwähnt haben. Latin als aktiv gespielte Musikrichtung wurde mit 5,9 % nur von jenen Befragten angegeben, welche Serbisch als Muttersprache erwähnt haben. Zusammenhang: Muttersprache / Erhält jemand in Ihrer Familie einen Instrumental- oder Gesangsunterricht? Hier ist anzumerken, dass aus den folgenden Angaben nicht hervorgeht, ob es sich um einen privaten, familiären oder öffentlichen Unterricht handelt. Tabelle 6: Muttersprache / Erhält jemand in Ihrer Familie einen Instrumental- oder Gesangsunterricht? Befragte mit der Angabe von serbischer Muttersprache erhalten laut Tabelle 6 mit einem Anteil von 41,2 % am häufigsten Musikunterricht, gefolgt von den Befragten mit 33,3 % mit der Angabe von Deutsch als Muttersprache. Befragte mit Romanes als Muttersprache erhalten demnach zu 28,6 % Musikunterricht. 18 romano centro ergebinsse Diskussion der Ergebnisse Das Erhebungsinstrument Fragebogen hat sich als sinnvoll erwiesen, um einerseits die Roma-Familien, deren Kinder Lernhilfe im Romano Centro beanspruchen, und andererseits Familienmitglieder und Bekannte der Autorin standardisiert schriftlich zu befragen. Der Fragebogen gewährt Einsichten in das Musikverhalten der Eltern sowie in das der Kinder, die auf eigenen Seiten des Fragebogens gesondert befragt wurden. Bei den Familien, die Serbisch als Muttersprache und Romanes als andere Sprache sprechen, werden in rund der Hälfte aller Familien MusikerInnen angegeben. Das Ergebnis der Eltern und der Kinder im Vergleich ergibt, dass die Eltern musikalisch aktiver sind als die Kinder. (76 % der Eltern singen gerne zuhause, 68 % der Kinder singen nicht. 48 % der Eltern geben an, dass mindestens ein Familienmitglied ein Instrument spielt, 80 % der Kinder spielen kein Instrument). Hier bedürfte es einer intensiveren Motivationsarbeit, da es den Ergebnissen nach erwünscht ist, die Kinder zur aktiven musikalischen Auseinandersetzung mit ihrer Kultur zu führen. Im Hinblick auf die genannte Studienfrage, ob es einen Bedarf an einer Musikschule für Roma- und Sintimusik gibt, hat der Fragebogen ermöglicht, ein klares Ja auf diese Frage zu bekommen. Über die inhaltliche Ausrichtung solch einer Musikschule kann gesagt werden, dass sich der Grundtenor für den Unterricht traditioneller Musik der in Wien lebenden Roma ausspricht. Knapp mehr als die Hälfte der Befragten wünscht den Unterricht von Gipsy Swing und knapp weniger als die Hälfte wünscht sich die Musik spanischer Gitanos, den Flamenco, in der Musikschule für Roma- und Sintimusik. Der Musikgeschmack der Sinti unterscheidet sich deutlich von dem der Roma, die aus Südosteuropa, hauptsächlich aus Serbien, stammen. Sinti hören Jazz, Soul oder Funk, also eindeutig westliche Musikstile, was mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen ist, dass sie seit vielen Generationen in Mittel- und Westeuropa (v.a. im deutschen Sprachgebiet) leben. Die meisten Sinti und Manouches (die eine sehr ähnliche Romanes-Variante sprechen) leben heute in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Der größte Teil der in Wien lebenden Roma stammt vom Balkan, was auch einen völlig anderen musikalischen Hintergrund mit sich bringt. Die Ergebnisse zeigen auch eine deutliche männliche Dominanz bei den aktiv Musizierenden. Die am häufigsten genannte Begründung für eine Musikschule für Roma- und Sintimusik ist die Aufwertung und Förderung der eigenen Volksgruppe. Die Gründung einer Musikschule für Romaund Sintimusik könnte auch im Sinne einer Integration und eines Austausches innerhalb der beiden Volksgruppen mit so unterschiedlichem musikalischem Hintergrund von Bedeutung sein. Die Realisation einer solchen Musikschule birgt darüber hinaus eine Chance für junge Mädchen, ihre musikalischen Begabungen zu fördern. Und schließlich kann musikalische Bildung auch das Tor zu einer besseren allgemeinen Bildung sein. 4. Beschreibung bestehender Modelle Beschrieben werden folgende acht Musikschulen, die sich im Allgemeinen vom Konzept her oder im Speziellen in Form von einzelnen Klassen der Musik von Minderheiten widmen: École Jazz Manouche de Montréal 2007 gegr. www.ecolejazzmanouchemontreal.com 19 Glasbena Šola na koroskem / Kärntner Musikschule 1978 gegr., www.glasbenasola.at Jehuda Halevi Musikschule Wien 1999 gegr., www.jehudahalevi-zentrum.at J. S. Bach Musikschule Wien 2000 gegr., www.bach-musikschule.at Musikschule Dornbirn (1895 gegr.) Stredná umelecká Škola Košice (Suske)/ Künstlerische Mittelschule, Slowakei 1991 gegr., www.suske.sk Swing Romane Académie, Paris 2009 gegr., http://swingromaneacademie.com Talentum Iskola / Talentschule Budapest 1991 gegr., www.talentumiskola.hu 4. 1. Vorgehensweise Die Kontaktaufnahme mit den Schulen erfolgte in vier Fällen telefonisch (Jehuda Halevi Musikschule Wien; Musikschule Dornbirn; Glasbena Šola / Slowenische Musikschule Kärnten; Künstlerische Mittelschule Suske, Slowakei), in drei Fällen telefonisch und per E-mail (Swing Romane Academie, Paris; Ecole Jazz Manouche Montreal; Talentum Iskola Budapest) und in einem Fall persönlich (J. S. Bach Musikschule Wien). Inhaltlich lassen sich drei Gruppen einteilen: 1. Klassik bis Weltmusik mit spezifischen Stilen: Glasbena Šola (slowenisch), Jehuda Halevi Musikschule (jüdisch), J. S. Bach Musikschule, Musikschule Dornbirn (SazKlasse, türkisch). 2. Vorwiegend Musik und Tanz aus der Romakultur: Talentum Iskola (aber auch Klassik), Stredná umelecká Škola Košice (auch andere Kunstrichtungen wie Schauspiel, Grafisches Design, Holzschnitzerei,...). romano centro Ideen zur Umsetzung 3. Sinti Swing oder Gipsy Swing (die Musik Django Reinhardts): Ecole Jazz Manouche Montreal, Swing Romane Academie, Paris. Rechtlich gibt es drei unterschiedliche Modelle: 1. Private konfessionelle Musikschule mit Öffentlichkeitsrecht: J. S. Bach Musikschule Jehuda Halevi Musikschule 2. Öffentliche Schule: Musikschule Dornbirn Stredná umelecká Škola Košice 3. Private Musikschule im Rahmen eines Vereins: Ecole Jazz Manouche Montreal Glasbena Šola Swing Romane Academie Paris Talentum Iskola 4. 2. Vergleich 4. 2. 1. Größe der Schulen Die J. S. Bach Musikschule ist mit 1600 SchülerInnen die bei weitem größte der beschriebenen Schulen, gefolgt von der Glasbena Šola mit 643 SchülerInnen. Es folgen die Talentum Iskola mit 400 und die slowakische Stredná umelecká Škola Suske mit 324 SchülerInnen. Die Jehuda Halevi Musikschule ist die letzte der untersuchten Schulen, die mit 200 SchülerInnen eine dreistellige SchülerInnenzahl aufweist. Die beiden jüngsten, die Sinti-Swing-Schulen in Paris und Montreal, zählen derzeit 65 bzw. 60 SchülerInnen, bei der Saz-Klasse der Musikschule Dornbirn fehlt eine Angabe über die SchülerInnenzahl. 4. 2. 2. Pädagogische Konzepte Grundsätzlich lassen sich zwei pädagogische Richtungen erkennen: o der traditionelle Einzelunterricht in Kombination mit Ensembleunterricht o „innovative“ Unterrichtsformen Unter innovativen Unterrichtsformen sind hier Unterrichtseinheiten in Gruppen gemeint. Der Ansatz dieses Modells liegt in der Art der Vermittlung von Musik. Hier wird vorwiegend imitatorisch gearbeitet, das bedeutet die SchülerInnen lernen vorwiegend über das Gehör vom Lehrenden. Noten dienen lediglich als Stütze, um den harmonischen Überblick im Musikstück nicht zu verlieren. Zu finden sind diese innovativen Unterrichtsformen in der Swing Romane Academie und in der Ecole Jazz Manouche, also in den beiden Sinti-Swing-Schulen. Diese Art der Vermittlung liegt in der Tradition der Roma- und Sintimusik selbst. Der einzige Unterschied ist, dass die Vermittlung der Musik nicht mehr ausschließlich im Familien- oder Freundeskreis passiert, sondern in einer Schule. Die Ecole Jazz Manouche Montreal sieht sich beispielsweise hauptsächlich als Kreuzung, auf der sich viele Menschen treffen und unter der Leitung von professionellen MusikerInnen miteinander musizieren können. Das Hauptanliegen dieser Schule, wie auch der Swing Romane Academie, ist es, die Musik Django Reinhardts so vielen Menschen wie möglich näher zu bringen. In allen anderen Schulen wird nach herkömmlichem, traditionellem System der Einzelunterricht in Kombination mit Ensembleunterricht und theoretischen Nebenfächern angeboten. 4. 3. Bereitschaft zu Kooperationen Die größte Bereitschaft zu weiteren Gesprächen bezüglich einer Musikschule für Roma- und Sintimusik ist bei Dr. Hanns Stekel, dem Leiter der J. S. Bach Musikschule zu verzeichnen. 20 Er will eine Abteilung in seiner Schule etablieren, die sich anderen Musikkulturen widmet, und hat dieses Projekt mit einer Bouzouki-Klasse im vorigen Herbst gestartet. Insofern wäre die Eröffnung von Klassen für Roma- und Sintimusik durchaus eine Bereicherung für die Schule. Der Unterricht von Roma- und Sintimusik wiederum könnte von der bestehenden Infrastruktur, der Öffentlichkeitspräsenz und dem Erfolg der J. S. Bach Musikschule profitieren. 5. Ideen zur Umsetzung Die Eingliederung von Instrumentalklassen für die Vermittlung von Roma- und Sintimusik in schon bestehende Musikschulen in Wien erscheint derzeit als die realistischste Form der Umsetzung. Im Gespräch mit Johann Bucher, dem Leiter der Musikschule Floridsdorf (Stadt Wien) war eine große Offenheit gegenüber dem Musikstil der Roma und Sinti zu spüren. „Diese Musik wäre für meine Musikschule schlicht eine Bereicherung! Sie kommt sehr gut an!“ Er erzählte begeistert von einem serbischen Saxofonschüler, der nebenbei auch bei seinem Vater, einem Akkordeonisten, die eigene Musik spielen lernt. „Ich habe ihn eingeladen, seine Musik einmal in der Musikschule vorzuspielen. Gekommen sind dann gleich der Cousin am Keyboard und noch ein Schlagzeuger, und die haben aufgespielt, Unisono-Läufe in einem Irrsinnstempo! Die Leute im Publikum haben getobt!“ Johann Bucher stellte grundsätzlich die Frage in den Raum, ob es im Sinne der Integration wünschenswert ist, eine eigene Schule zu machen. Seiner Meinung nach wäre diese Musik in bestehenden Musikschulen besser integriert. Nicht zuletzt aus Gründen der Publikumsversorgung wäre es von Vorteil, mehrere Standorte zu haben. romano centro Zusammenfassung Er kann sich auch vorstellen, Nebenfächer geblockt im Angebot als Wochenendkurs ein- bis zweimal monatlich anzubieten, zu denen auch SchülerInnen aus anderen Bezirken kommen könnten. Er ist bereit, gegebenenfalls weitere Gespräche mit den Verantwortlichen zu führen und ist zuversichtlich, dass auch in anderen Musikschulen der Stadt Wien Bereitschaft hierzu herrscht. Die J. S. Bach Musikschule unter der Leitung von Dr. Hanns Stekel ist ein sehr realistischer Partner für die Eröffnung von Instrumentalklassen der Roma- und Sintimusik. Der nächste wichtige Schritt wäre, laut Dr. Stekel, ein Konzept zu verfassen, mit dem er und der Verein Romano Centro gemeinsam um Förderungen ansuchen könnten. Dr. Stekel kann sich unter den notwenigen finanziellen Voraussetzungen durchaus einen Start im Herbst 2011 vorstellen. Gut vorstellbar und sinnvoll wäre es, nicht nur mit einer Instrumentalklasse zu starten, sondern gleich zwei oder drei Instrumente anzubieten. Es ist für die neuen LehrerInnen angenehmer, gemeinsam zu einem bestehenden LehrerInnenteam zu stoßen. Weiters wäre damit von Anfang an eine gemeinsame musikalische Arbeit der Roma/Sinti-Instrumentalklassen gewährleistet, ohne die die Roma- und Sintimusik nicht denkbar ist. 6. Zusammenfassung 6. 1. ExpertInneninterviews Die Auswertung der 10 Interviews hat ergeben, dass die Idee einer Musikschule für Roma- und Sintimusik von den ExpertInnen durchaus positiv aufgenommen wurde. Über das Angebot solch einer Musikschule gab es unterschiedliche Ideen. Genannt wurden die Romamusik der ganzen Welt, die Musik der in Wien lebenden Roma und Sinti, die Musik der Sinti (Gipsy Swing nach Django Reinhardt) und auch die klassische Musik. Die Unterrichtsmethodik spielte eine wichtige Rolle in den Gesprächen. Die Vermittlung über die Notenschrift erschien hier eher zweitrangig, obwohl auch wichtig. Im Vordergrund der Diskussion über die Aneignung der Musik stand das Nachahmen des Lehrers / der Lehrerin über das Gehör. Der Gruppenunterricht (Ensembleunterricht) scheint hier die Unterrichtsform zu sein, die der Vermittlung dieser Musik sehr entgegen kommt. 6. 2. Fragebogenerhebung Ziel der Erhebung war das Erfassen des Bedarfs der in Wien lebenden Roma und Sinti an einer Musikschule für Roma- und Sintimusik. Die Frage, ob es eine solche Schule in Wien geben soll, ist mit einem eindeutigen „Ja“ zu beantworten, sprachen sich doch über 90 % der Befragten für deren Gründung aus. Das musikalische Verhalten in der Familie war ebenso von Interesse in der Fragebogenerhebung. Die Kinder wurden hierzu gesondert befragt. Die Auswertungen haben ergeben, dass 76,2 % der Befragten persönlich gerne zu Hause singen. 40,5 % der Befragten singen oder musizieren sogar gemeinsam in der Familie. Bei 47,6 % der Befragten spielt mindestens ein Familienmitglied ein Instrument. Die häufig anzutreffende Annahme, die Musik spiele für Roma und Sinti eine wichtige Rolle, wurde damit tendenziell bestätigt. Auffallend ist die ungleiche Geschlechterverteilung bei den insgesamt 30 genannten musizierenden Familienmitgliedern: nur 23,4 % der genannten Personen sind weiblich, 76,6 % dagegen männlich. Bei der Auswertung der von den Kin- 21 dern gesondert beantworteten Fragen ist hervorzuheben, dass die Kinder ungleich weniger aktiv musizieren als dies bei den Erwachsenen der Fall ist. Nur neun von 55 Kindern spielen ein Musikinstrument und rund 70 % gaben an, nicht zu singen. Das am häufigsten von den Befragten selbst formulierte Argument für eine Gründung einer Musikschule für Roma- und Sintimusik ist die Aufwertung und Förderung der eigenen Volksgruppe. Die große Mehrheit (89,2 %) ist dafür, dass die Schule auch für Nicht-Roma offen sein sollte. 90,2 % der Befragten geben an, dass sie ihr Kind in einer Musikschule für Roma- und Sintimusik anmelden würden. 84,6 % der Befragten wünschen den Unterricht traditioneller Musik der in Wien lebenden Roma. Diese Zahlen belegen deutlich die starke Affinität der Roma und Sinti zu ihrer Musik und der Idee, hierfür den Unterricht an einer Schule in Anspruch zu nehmen. 6. 3. Beschreibung bestehender Modelle Dieses Kapitel widmete sich acht unterschiedlichen bestehenden Schulmodellen, in denen Roma- und/oder Sintimusik beziehungsweise Musik von anderen Minderheiten unterrichtet wird. Sie wurden mittels Telefonaten, Internetrecherchen, Email-Verkehr und persönlichen Interviews erhoben und nach rechtlichen, inhaltlichen und pädagogischen Aspekten beschrieben und verglichen. Erwähnenswert sind hier die „innovativen“ Unterrichtsformen in den Schulen für den Sinti Swing. Hier wird vorwiegend im Gruppenunterricht und fast ausschließlich nach Gehör gearbeitet. romano centro Rezime Romanes Bereits in dieser Phase der Erhebung wurde deutlich, dass die J. S. Bach Musikschule unter Dr. Hanns Stekel ein Kooperationspartner für eine Musikschule für Roma- und Sintimusik sein könnte. 6. 4. Ideen zur Umsetzung Dr. Stekel will eine Abteilung in seiner Schule etablieren, die sich anderen Musikkulturen widmet. Insofern wäre die Eröffnung von Klassen für Roma- und Sintimusik durchaus eine Bereicherung für die Schule, gleichzeitig hätte die Arbeit im Unterricht dieser Musik den Vorteil einer schon lange bestehenden Öffentlichkeitspräsenz einer sehr erfolgreichen Musikschule. Ein ebenso interessanter Aspekt wurde von Hans Bucher, Leiter einer Musikschule der Stadt Wien, eingebracht. Seiner Meinung nach wäre diese Musik in bestehenden Musikschulen besser integriert. Nicht zuletzt aus Gründen der Publikumsversorgung wäre es von Vorteil, mehrere Standorte zu haben. • Rezime Romanes Jek muzikaki škola palaj Řomengi thaj Sintonengi muzika ando Beči? Jek studija katar e Ivanka Muncan Intervjuur le ekspertongê E analiza kata 10 intervjuur andja o rezultato, kaj e ideja te formiril pe jek muzikaki škola pala Řomengi thaj Sintonengi muzika dikhên le ekspertur sar jek desja pozitivno ideja. Diferentni sas le ekspertongê opinje pa kodja, so trobul te anzarel jek kasavi muzikaki škola. Spomenime sas e řomaji muzika kataj sasti ljuma, e muzika kata l‘ Řom thaj kata l‘ Sinti, save trajin ando Beči, e muzika kata l‘ Sinti (Gipsy Swing, pala modo kata Django Reinhardt) thaj v‘ e muzika la klasikaki. La pedagogijaki metoda khêldja jek bari rola ande l‘ diskusije. O źanglimos kata muzikake note či dikhlja pe, kaj sî lo po angluno than, numa pale sî importantno. Po angluno than la diskusjako sas la muzikako sîćimos pe sama te kopiril pe o sîćaritori/e sîćaritorka ašunimastar. O sîćarimos ande grupe (Ensembleunterricht) dićol kaj sî e maj laśi metoda pala kado muzikako sîćarimos. Investigacija puśimaskê formularonca O ciljo la investigacijako sas, te sîćol pe, sode Řom/Sinti kaj bêšen ando Beči roden thaj kamen jek muzikaki škola pala Řomengi/Sintonengi muzika. O atveto pe kado puśimos sî apsolutno pozitivno: 90% kata l’ źene kaj sas puśle, kamen te formiril pe kasavi škola. La muzikaki pozicija thaj tradicija ande familija andja interesantni rezultatur. Le śavořêndar puśelas pe kodja ekstra. 76,2 % kata l‘ puśle źene djilaban vojasa khêre, 40,5 % kata puśle źene djilaban vaj kêren muzika kethane ande familja. 47,6 % kata puśle źene mothode, kaj barem eg źeno ande familja źanel te djilabal (bašavel) barem pe jek muzikako instrumento. O kližejo bute manušêngo, kaj e muzika khêlel pala l` Řom/ Sinti jek importantno rola afirmisajlo tendencielno. Interesantno sî le dženderoski distribucija maškar l‘ murš thaj maškar l‘ źuvla. Kata 30 membrur, kaj kêren muzika ande familja thaj save sas puśle pa kodja sama ši 23,4 % źuvlja thaj 76,6 % sî mîrš. E analiza pe śavořêngi sama andja le rezultatur: Maj xancî śavořê kêren aktivno muzika nego le purane źene. Numa inja kata 55 śavořê djilaban pe jek muzikako instrumento thaj karing 70 % le śavořêndar mothode, kê či na djilaban anda muj. O angluno argumento, so arakhle le puśle źene korkořo pestar, sostar trobul te formiril pe kak muzikaki škola pala Řomengi/ Sintonengi muzika sas kodo, kê kodolasa kam vazdel pe thaj anel pe e řomaji etnijaki grupa angle. O majoriteto, 89,2 % kata le puśle źene sî pala kodja, te avel e škola pîterdi vi pala l‘ gaźe. 90,2 % kata l‘ puśle źene mothode, kê vi von tradenas peskê śavořên ande muzi- 22 kakê škola pala l‘ Řom thaj pala l‘ Sinti, te bi avelas kasavi škola. 84,6 % kata le puśle źene kamen, te sîcardol ande kasavi škola e tradicionalno muzika kata l‘ Řom kaj trajin ando Beči. Kadala brojur sîkaven klaro o afiniteto le Řomengo thaj Sintonengo pala peski muzika thaj zurjaren e ideja pala sîćarimos ande `k škola. Deskripcija le modelongi kaj već egzistirin Kadi sekcija sîkavel oxto diferentni školakê modelur, save već egzistirin thaj ande savende sîćardol Řomengi/Sintonengi muzika vaj e muzika kata aver minoritetur. E investigacija kêrdili telefonosa, rodimasa po interneto, pa e-majlo thaj intervjuonca. Po puśimos, pe komparacija thaj ocîrtime sas juristikakê, pedagogijakê thaj supstancielni aspektur. Spomenime trobul te aven le „inovativni“ padagogijakê forme ande l’ škole pala Sinti Swing. Katka egzistiril pe maj baro kotor numa sîćarimos ande l‘ grupe thaj kodo skoro ekskluzivno pala kanengo ašunimos. Već pe angluji faza la investigacijaki sîkadilo, kê la J.S. Bach muzikaki škola kata Dr. Hanns Stekel šaj avel jek kooperacijako partneri palaj muzikaki škola, kaj sî pe sama kata Řomengi/Sintonengi muzika. Ideje palaj realizacija O Dr. Stekel kamel te formiril ande peski škola jek sekcija, savi bavil pe avere muzikakê kulturenca. Pe kodja sama avelas e formacija kata klase pala Řomengi thaj Sintonengi muzika jek baro plus vi pala leski škola, pe aver rig anelas bi e sîcarimaski bući ande kaća muzika jek plus, kaj kaća muzikaki škola sî već de demîlt prezentno ando publika thaj sî desja efektivno. Jek interesantno aspekto andja vi o Hans Bucher, šêrutno kata jek muzikaki škola ando foro Beči. Pala lesko gîndo, kam avelas kaća muzika ande škole, kaj već egzistirin maj feder integririme. Anda publikakê aspektur kam avelas maj feder, te avenas škole pe maj but thana. • romano centro English SUMMARY English summary A music school for Roma and Sinti music in Vienna? A survey by Ivanka Muncan Expert interviews An analysis of the ten interviews has shown that the idea of a music school for Roma and Sinti music has met with overall approval from the experts. As for the spectrum of such a music school, various suggestions were made, including Roma music from all over the world, the music of Vienna-based Roma and Sinti, Sinti music (gypsy swing like that played by Django Reinhardt), and also classical music. The teaching methodology played a vital role in the conversations. Teaching music through notation, though important, seemed rather secondary in this context, while the imitation of the teacher through listening was in the foreground of the discussion about how to acquire musical skills. Group teaching (ensemble teaching) seems to be the manner of instruction most suitable for teaching this kind of music. The questionnaire-based survey This survey aimed at investigating the need for a music school for Roma and Sinti music among Roma and Sinti living in Vienna. A clear majority – over 90 per cent of those interviewed – spoke out in favour of founding such an institution. Also of interest in the survey was the musical behaviour within the family (with children being interviewed separately). 76.2 per cent of those asked personally like singing at home, and 40.5 per cent even sing or make music together with their families. In the homes of 47.6 per cent of the interviewees at least one family member plays an instrument. This seems to confirm the frequently encountered assumption that music plays an important role in the lives of Roma and Sinti. What is striking is the gender imbalance among the 30 music-making family mem- bers mentioned: only 23.4 per cent are female as opposed to 76.6 per cent male. When it comes to analysing the questions answered separately by the children it becomes apparent that the number of children actively making music is much smaller than that of adults. Only nine out of 55 children play a musical instrument, with some 70 per cent stating that they do not sing at all. Asked why they would like to see the establishment of a music school for Roma and Sinti music, those interviewed themselves pointed to the status gain and promotion of their own ethnic group. An overwhelming majority (89.2 per cent) are also in favour of opening the school to non-Roma, and 90.2 per cent said that they would enrol their children in a music school for Roma and Sinti music; 84.6 per cent welcome the teaching of traditional music of Vienna-based Roma. These figures clearly underline how strongly Roma and Sinti are attached to their music as well as to the idea of attending a music school. Description of existing models This chapter focused on eight different existing school models where Roma and/ or Sinti music or music of other minorities is taught. Enquiries were made through the telephone and internet, through e-mail correspondence and personal interviews; the results were described and compared according to legal, content-related and pedagogical aspects. Special mention must be made of the “innovative” teaching methods in schools for Sinti swing: group teaching predominates, and playing by ear is almost exclusively practised. Already at this stage in the survey it became apparent that the J.S. Bach Musikschule with its director Dr Hanns Stekel could be a likely cooperating partner in the foundation of a music school for Roma and Sinti music. 23 Ideas for implementation Dr Stekel wants to establish a department devoted to other music cultures in his school. In this way the introduction of classes for Roma and Sinti music would not only enrich the school’s spectrum, but also profit from the long-standing public presence of a very successful music school. An equally interesting aspect was brought in by Hans Bucher, director of a municipal music school in Vienna. In his opinion, such kind of music would be better integrated into existing music schools. Not least in order to cater to a wide audience the existence of several locations would be an advantage. • romano centro Quellen 7. Quellen Internet-Websites Ausgewählte Links Schriftliche Quellen ExpertInnen: Andreas Diekmann: Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2000 Adrian Gaspar: www.adriangaspar.at Gipsy Music Association: www.gipsymusic.at Uwe Flick: Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2000 Moša Šišić: www.mosa-sisic.at Ulrike Froschauer, Manfred Lueger: Das qualitative Interview. Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme. Wien: WUV-UTB Verlag, 2003 Roland Girtler: Methoden der Feldforschung. Wien: Böhlau, 2001 (4. Auflage) Diknu Schneeberger: www.joschischneeberger.at Harri Stojka: www.harristojka.at Gypsy Jazz Guitar Resource: http://emicad.altervista.org/ Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: www.mdw.ac.at Schulen: Phonogrammarchiv, Österreichische Akademie der Wissenschaften: www.phonogrammarchiv.at École Jazz Manouche de Montréal www.ecolejazzmanouchemontreal.com/ Rombase: http://ling.kfunigraz.ac.at/ ~rombase /ped/index.de.html Glasbena Šola na koroskem / Kärtner Musikschule www.glasbenasola.at/ Romano Centro: www.romano-centro.org Jehuda Halevi Musikschule Wien www.jehudahalevi-zentrum.at J. S. Bach Musikschule Wien www.bach-musikschule.at Stredná umelecká Škola Košice (Suske) / Künstlerische Mittelschule, Slowakei www.suske.sk Swing Romane Académie, Paris swingromaneacademie.com Talentum Iskola / Talentschule Budapest www.talentumiskola.hu 24 romano centro Anhang 1 Anhang 1 LEITFADEN / ExpertInneninterviews 1. Erzählen Sie mir über Ihren Zugang zur Musik! ( Wie?, Wo?, Welches Instrument?) 2. Was war ausschlaggebend, dass Sie die Musik zu Ihrem Beruf machten? 3. Hatten Sie Erfahrung mit Musikunterricht als Schüler? Welchen Stils? Wo? Wie lange? 4. Wie war diese Erfahrung für Sie? Was war gut daran, was weniger? 5. Haben Sie Erfahrung mit Musikunterricht als Lehrer? Welchen Stils? Wo? Wie lange bzw. seit wann? 6. Wie war/ist diese Erfahrung für Sie? Was war gut daran, was weniger? 7. Was assoziieren Sie mit dem Begriff Roma-Musik? /„Roma-Musikschule“? 8. Sollte Ihrer Meinung nach eine „Roma-Musikschule“ gegründet werden? 9. Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Sollte es etwas anderes stattdessen geben? 10. Welche Musik sollte dort unterrichtet werden? Warum? 11. Wenn Sie der Meinung sind, klassische Musik sollte dort nicht unterrichtet werden, warum nicht? 12. Wie sollte der Unterricht an solch einer Schule aussehen? 13. Kann Roma-Musik an einer Schule unterrichtet werden? 14. Kennen Sie Musiker bzw. Musikerinnen, die dort als Lehrer bzw. Lehrerin unentbehrlich wären? 15. Begründen Sie Ihre Angaben! 16. Fällt Ihnen ganz spontan ein Ort in Wien ein, der für eine Roma-Musikschule ideal geeignet wäre? (ein bestimmtes Gebäude, Wohnviertel, Bezirk...) 25 romano centro Anhang 1 17. Schliessen Sie für ein paar Sekunden die Augen und machen Sie sich ein Bild von Ihrer Vorstellung einer Roma-Musikschule. Was sehen Sie? 18. Sind Sie der Meinung, dass Roma-Kinder ausreichend musikalisch gefördert werden? Wie? Wo? 19. Für wen könnte die „Roma-Musikschule“ eine Bereicherung sein? Warum? 20. Kennen Sie Familien, die Interesse an so einer Musikschule haben könnten? 21. Kennen Sie bestehende Modelle,in denen Roma- Musik vermittelt wird? -------------------------------------------------------------------------------NAME ALTER GESCHLECHT GEBURTSLAND, GEBURTSSTADT: STAATSANGEHÖRIGKEIT: SPRACHEN Muttersprache(n): andere Sprachen: HAUPTBERUF: NEBENBERUF: -------------------------------------------------------------------------------Interview -Protokoll Datum, Uhrzeit : Ort: Dauer: Bemerkungen des Interviewers zur eingeschätzten Qualität des Gesprächs unmittelbar danach: Sonstige Bemerkungen, Beobachtungen: 26 romano centro Anhang 2 Anhang 2 Fragebogen Sehr geehrte Eltern ! Der Verein Romano Centro führt derzeit eine Studie durch, um den Bedarf für eine Musikschule für Roma- und Sintimusik in Wien zu erheben. Dieser Fragebogen soll hierbei helfen. Wir bitten Sie, den Fragebogen zu beantworten und mit dem beiliegenden Kuvert bis zum 20. Jänner 2010 an uns zurück zu schicken! Adresse: Romano Centro; Hofmannsthalgasse 2, Lokal 2; 1030 Wien, Österreich Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Romano Centro, 01-749 63 36. Poštovani roditelji ! Udruženje Romano Centro trenutno želi da objavi anketu sa ciljem da otvori Muzičku školu za Roma i Sinti Muziku.. Ovaj upitni List služi proveri dali je takva škola poželjna. Bilo bi nam drago, da nam pošaljete ispunjen upitni list do 20. januara 2010. (Frankiran i adresiran kuverat je spremljen za vas) adresa: Romano Centro; Hofmannsthalgasse 2, Lokal 2; 1030 Wien, Österreich Ako vam treba informacija u vezi upitnog lista, obratite se: Romanu Centru, 01-749 63 36 Fragen zur musikalischen Situation in der Familie / Pitanja u vezi muzičke situacije u porodici 1. Singen Sie persönlich gerne zuhause? Da li volite da pevate kod kuće? o ja/da 2. Musizieren/ Singen Sie gemeinsam in der Familie? Da li svirate/ pevate zajedno u porodici? o ja/da o nein/ne o nein/ne 3. Spielt jemand in Ihrer Familie ein Musikinstrument? Da li neko u vašoj porodici svira neki instrumenat? o ja/da o nein/ne a. Wenn ja, wer? Ako da, ko? o Ich selbst / lično ja o Bruder/Brat o Vater/Otac o Schwester/Sestra o Mutter/Majka o Opa/Deda o Tochter/Kćer o Oma/Baba o Sohn /Sin o Tante/Tetka o Onkel /Stric sonstige / ostalo ………………….. b. Welche(s) Instrument(e) wird/werden gespielt? Koji instrumenat? ............................................................................................... 27 romano centro Anhang 2 c. Welche Art von Musik wird gespielt? Koju vrstu muzike svirate? o Traditionelle Musik aus der Heimat/Tradicionalna muzika vaše domovine o Roma/Sintimusik – Roma/Sinti muzika o Klassik ( Mozart, ...) /Klasika (Mocart...) o Pop, Rock / Pop, Rok o Sonstiges / Ostalo........................................................................................ 4. Erhält jemand in Ihrer Familie einen Instrumental- oder Gesangsunterricht? Da li neko u vašoj porodici pohadja muzičku nastavu? o ja/da o nein/ne a. Wenn ja, wer? / Ako da, ko? O Ich selbst / lično ja O mein Vater /Otac O meine Mutter /Majka O meine Tochter /Kćer O mein Sohn /Sin O Bruder/Brat O Schwester/Sestra Andere/Ostali …………………………… c. In welchem Rahmen? / Koja vrsta nastave? d. Wie zufrieden sind Sie? / Kako ste zadovoljni? O In der Familie O sehr zufrieden O zufrieden O nicht zufrieden O Privatunterricht/Privatna nastava O sehr zufrieden O zufrieden O nicht zufrieden O Musikschule der Stadt Wien/Muzička škola grada Beča O sehr zufrieden O zufrieden O nicht zufrieden O Private Musikschule/Privatna muzička škola O sehr zufrieden O zufrieden O nicht zufrieden Sonstiges/ Ostalo ............................................................... O sehr zufrieden O zufrieden O nicht zufrieden 28 b. Seit wann? romano centro Anhang 2 5. Welche Musik hören Sie gemeinsam in der Familie am liebsten? (Mehrfachnennungen möglich) Koju muziku volite najviše da slušate u porodici?(Više odgovora moguće) o Traditionelle Musik (aus der Heimat)/Tradicionalna muzika (vaše domovine) o Roma/Sintimusik o Klassik ( Mozart, ...) /Klasika (Mocart...) o Pop, Rock / Pop, Rok o Sonstiges / Ostalo........................................................................................ Fragen zur Gründung einer Musikschule für Roma und Sintimusik Pitanja u vezi otvaranja Muzičke Škole za muziku Rome i Sinte 6. Würden Sie eine Musikschule, in der Roma- und Sintimusik unterrichtet wird, gut finden? Da li bi vam se svidela ideja o školi za romsku muziku? o ja/da o nein/ne a. Warum?/Zašto?................................................................................................................ 7. Könnten Sie sich vorstellen, Ihr Kind in so einer Musikschule anzumelden? Da li biste upisali svoje dete u takvu školu? o ja/da o nein/ne a. Wenn ja, warum? Ako da, zasto? o als sinnvolle Freizeitbeschäftigung o als Basis für eine Berufsausbildung o Sonstiges/ Ostalo.......................................................................................... 8. Welche Musikstile sollen dort unterrichtet werden? (Mehrfachnennungen möglich) Koja vrsta muzike bi trebalo da se uči? (Više odgovora moguće) o Traditionelle Musik der in Wien lebenden Roma (Romamusik vom Balkan, Lieder der Lovara, „Ungarische Zigeunermusik“,...) / Tradicionalna romska muzika (Romska Muzika od Balkana, Pesme od Lovara, Madjarska Romska Muzika,..) o Gipsy Swing (Django Reinhardt,...) / Gipsi Sving (Django Rajnhart …) o Musik spanischer Gitanos (Flamenco,..) / Muzika spanskih Roma (flamenko …) o Klassik (Mozart,...) / Klasika (Mocart …) o Sonstige / Ostalo ................................................................................................................... 9. Wie viel Zeit in der Woche würden Sie für den Besuch der Musikschule aufwenden? Koliko vremena nedeljno biste bili spremni da posvetite muzičkoj školi? o weniger als 2 Stunden o mehr als 2 Stunden 10. Soll die Schule auch für Nichtroma offen sein? Da li želite, da škola bude otvorena i za Ne-Rome o ja/da o nein/ne 11. Wie viel Geld wären Sie bereit monatlich für den Musikunterricht zu bezahlen? Koliko novca mesečno biste bili spremni da platite za školarinu? o weniger als 50,o mehr als 50,- 29 romano centro Anhang 2 Zu Ihrer Person (Die Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt) O vama (Podaci su naravno tajni) 12. Familienname / Prezime ...................................................................................................................... 13. Vorname / Ime ...................................................................................................................................... 14. Geschlecht / Pol o weibl. o männl. 15. Geburtsjahr / Godina rodjenja ........................................................................................................... 16. Geburtsland, -stadt / Zemlja, mesto rodjena ................................................................................. 17. Staatsangehörigkeit / Državljanstvo ................................................................................................ 18. Seit wann leben Sie in Österreich? / Otkada živite u Austriji? ................................................... 19. Muttersprache(n) / Maternji jezik/jezici .......................................................................................... 20. andere Sprache(n) / ostali jezici ...................................................................................................... 21. Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt? a. Erwachsene/Odrasli ........ b. Kinder/Deca .......... Umseitig folgen noch ein paar Fragen an Ihre Kinder! / Na sledećoj stranici su pitanja za vašu decu! Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen! / Hvala vam na odgovaranju pitanja! Bitte senden Sie den ausgefüllten Fragebogen bis zum 20. Jänner 2010 zurück. Ein adressiertes und frankiertes Kuvert liegt bei. / Molimo vas da pošaljete ispunjen upitni list do 20. januara 2010. Adresiran i frankiran kuverat je spremljen za vas. Vielen Dank! / Hvala vam lepo! Fragen an die Kinder / Pitanja za decu (Der Fragebogen bot im Original Antwortmöglichkeiten für bis zu sechs Kinder) Name / Ime: ............................................................... 1. Alter: ……… Jahre 2. Welche(s) Instrument(e) spielst du? Koji instrumenat sviraš / Dali pevaš? Mein(e) Instrument(e): ………………………………………………………….. 3. Singst Du? o ja/da o nein/ne 4. Welche Musik hörst Du am liebsten? (Mehrfachnennungen möglich) Koju muziku vole vaša deca najviše da slušaju? (Više odgovora moguće) o Traditionelle Musik (aus der Heimat)/ Tradicionalna muzika (Vaše domovine) o Roma/Sintimusik o Klassik ( Mozart, ...) /Klasika (Mocart...) o Pop, Rock / Pop, Rok o Sonstiges / Ostalo........................................................................................................ 5. Mein(e) Lieblingsmusiker ……………………………………………………….. 30 romano centro Nachwort Persönliches Nachwort Die Autorinnen Ich lebe seit meiner frühesten Kindheit in Wien. Meine Eltern Ružica und Radoslav verließen ihre Heimat Vojvodina in Serbien sehr jung in der Hoffnung, als Gastarbeiter in Österreich Geld zu verdienen und Fuß zu fassen. Ihr großes Ziel war es, später ihren beiden Kindern eine sehr gute Ausbildung zu ermöglichen und sie stets zu fördern. Ich hatte schon in der Volksschule sowie auch in meiner weiteren Schulzeit das Glück, Lehrer zu haben, die meine Begabungen rechtzeitig erkannten. Lehrer können eine enorm wichtige Rolle im Leben jedes Schülers spielen. Sie entscheiden in großem Ausmaß über die Zukunft so vieler Menschen. Nun kann ich in meiner Arbeit als Gitarrelehrerin Kindern selber mit dieser Verantwortung und Freude an der Arbeit begegnen und empfinde das als Geschenk. In dieser Studie sehe ich eine Möglichkeit mich für mein Glück zu revanchieren, der Gesellschaft etwas von dem zurück zu geben, was ich bekommen habe. Die Romamusik, mit der ich aufgewachsen bin und die ich so sehr liebe, dadurch aufzuwerten, indem sie entweder als Bestandteil des Unterrichts an Musikschulen in Wien oder in einer eigens dafür vorgesehenen Musikschule angeboten würde, wäre ein wunderbarer Schritt der Integration für die gesamte Gesellschaft und ein unschätzbar wichtiges Zeichen für die Roma und Sinti in ganz Europa. Ivanka Muncan Photo: Nancy Horowitz Mag. Ivanka Muncan, 1976 in Bela Crkva, Serbien geboren, studierte Instrumentalpädagogik (Gitarre und E-Gitarre) an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Während ihres Studiums verbrachte sie zwei Semester in Paris. Ihre Diplomarbeit schrieb sie zum Thema „Das französische Musikschulwesen“. Ivanka Muncan unterrichtet seit 2003 Gitarre an der Musikschule Wien Margareten. a Mag.a Julia Leichtfried, geb. 1967 in Waidhofen/Ybbs, lebt in Wien: Soziologin, Seminarleiterin und Referentin, Unterrichtstätigkeit an der BBA für Sonderkindergartenpädagogik in St. Pölten, Spielpädagogin, Mitglied des SOG-Theaters in Wiener Neustadt, Gründungsmitglied der SIVUS-Plattform in Österreich; Selbständigkeitstrainerin im Arbeitskreis Noah. Österreichische Post.AG/Sponsoring.Post Vertragsnummer GZ 02Z032851 S, 1030 Wien Am 10 Juni 2010 fand im Festsaal des Amtshauses Wieden die Präsentation der Studie statt. Viele der für die Studie befragten ExpertInnen beteiligten sich mit ihrer Musik an der Gestaltung des Abends. SchülerInnen von Moša Šišić (kleine Bilder oben) Gruppenfoto: Janoska, Šišić, Nikolić-Lakatos, Diknu Schneeberger, Martin Spitzer, Ivanka Muncan