„Unterstützung beim Deutsch lernen“, Frankfurt, 3. Juni 2015

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„Unterstützung beim Deutsch lernen“, Frankfurt, 3. Juni 2015
Informationen aus der Veranstaltung „Unterstützung beim
Deutsch lernen“, Frankfurt, 3. Juni 2015
Referentin: Barbara Sommer, Pädagogin, VHS Frankfurt
Deutsch als Fremdsprache
Das Schaubild orientiert sich am „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen“
und verdeutlicht die verschiedenen Level des Sprachwerwerbs. Für Flüchtlinge mit
Asylanerkennung gilt eine Integrationskursberechtigung für 660 Stunden (bis B1)
vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
In Frankfurt gibt es eine Sonderregelung für Flüchtlinge, deren Antrag noch nicht
entschieden wurde. Sie bekommen über das Jugend- und Sozialamt 200 Stunden
Deutschkurs finanziert (entspricht A1).
(© VHS Frankfurt)
Bevor der Integrationskurs/Sprachkurs beginnt, wird der Alphabetisierungsbedarf festgestellt, dabei wird unterschieden zwischen
-Menschen, die noch nie lesen und schreiben gelernt haben (primäre Analphabeten)
-Menschen, die ein bisschen lesen und schreiben gelernt haben
 in ihrer Schrift
 in lateinischer Schrift (unsicher Alphabetisierte)
-Menschen, die in ihrer Schrift gut lesen und schreiben gelernt haben, aber nicht in
lateinischer Schrift (Zweitschriftlerner)
Lange Fluchtwege im schulpflichtigen Alter (oft mehrere Jahre) führen dazu, dass bei
Kindern und Jugendlichen die Grundbildung fehlt. Oft gab es im Herkunftsland auch
nur ein schlecht funktionierendes Schulsysteme und weiterführende
Ausbildungsmöglichkeiten fehlten. Kriege in den Herkunfts- und Transitländern
führen zu nicht (mehr) funktionierendem Schulsystem.
 Folge
-Neben Spracherwerb ist auch nachholende Grundbildung nötig (Mathe,
Geographie,…)
Andererseits haben viele Flüchtlinge einen sehr hohen Bildungsstandard und eine
sehr gute (universitäre) Ausbildung. Hier gibt es Unterstützung durch
 Academic Experience Worldwide www.aeworldwide.de
Academic Experience ist ein Tandemprogramm zwischen Studierenden und
Asylbewerber_innen.
 Wings University wings.university
Die Wings University ist eine nonprofit Online Universität und bietet international
anerkannte Abschlüsse um Flüchtlingen eine Weiterführung ihres Studiums zu
ermöglichen.
Wo können Flüchtlinge Deutsch lernen?
In Frankfurt:
 Teachers on the road: https://nksnet.wordpress.com bietet Unterricht in
verschiedenen Stadtteilen:
Berkersheim [email protected]
Bockenheim [email protected]
Gutleut [email protected]
Höchst [email protected]
Niederrad [email protected]
Westend [email protected]
Ostend [email protected]
Einzelunterricht [email protected]
 Stadtteilbüro Bockenheim, Leipziger Str. 91 http://www.zukunftbockenheim.de/veranstaltungen.htm
 Begegnen in Bockenheim e.V. [email protected]
 FIM – Frauenrecht ist Menschenrecht Varrentrappstr. 55 (kleiner
Kostenbeitrag)
 Weitere Angebote gibt es in Kirchengemeinden und bei vielen verschiedenen
Institutionen.
Auch lernen mit dem Internet ist möglich. Einen kostenfreien Online-Kurs bietet
der Deutsche Volkshochschulverband: www.ich-will-deutsch-lernen.de
Wie können Ehrenamtliche am besten beim Deutschlernen
unterstützen?
Besuchen Flüchtlinge einen Deutschkurs ist oft außerunterrichtliche Unterstützung
notwendig wie Hilfe bei den Hausaufgaben. Oft steht dafür kein ruhiger Ort zur
Verfügung und es fehlt jemand, der zusätzlich erklärt, unterstützt und auf Deutsch mit
ihnen kommuniziert – dafür bleibt im Unterricht wenig Zeit. Im Rahmen des
Deutschkurses fehlt oft die Zeit für folgende wichtige Dinge, die jedoch sehr wichtig
sind, um gut Deutsch lernen zu können. Bzw. gibt es Flüchtlinge, die (noch) keinen
Deutschkurs besuchen. Ehrenamtliche können insbesondere beim
„Lernen lernen“ unterstützen. Z.B. indem Sie erklären und vermitteln:
-Wie führe ich ein Heft?
-Wie finde ich mich im Buch zurecht?
-Wie benutze ich ein Wörterbuch?
-Welche elektronischen Wörterbücher und Übersetzungshilfen gibt es?
-Wie teile ich meine Zeit ein?
-Wie lerne ich Vokabeln?
-Wie kann ich mir Dinge merken?
Außerdem können ehrenamtlich Engagierte gemeinsam mit den Flüchtlingen
lesen/vorlesen und sprechen üben.
Eine andere Möglichkeit ist das Lernen über Aktivitäten
 Orientierung in der Stadt
-Ausflüge: in Bibliotheken, zu U- u. S-Bahnstationen, in den Supermarkt, zu Ämtern
und Institutionen, Museen (Flüchtlinge können den Kulturpass www.kulturpass.net
erhalten – damit ist der Besuch in vielen Kultur-Institutionen in Frankfurt kostenfrei)
-Straßennamen, Stationsnamen, Essensnamen, … aussprechen üben und eventuell
aufschreiben üben
-Üben, wie man nach einer Haltestelle fragt
-Rollenspiele (beim Arzt, im Supermarkt etc.)
-Im Internet z.B.: RMV-Seite, Online-Maps, Stadt Frankfurt, usw. anschauen, zeigen
und erklären
 Orientierung in der deutschen Kultur
-
Zusammen kochen und essen
-
Deutsche Kultur und Traditionen erklären
-
In den Park gehen
-
Kostenfreie Kulturangebote erkunden
-
Feste feiern
-
Singen, musizieren, an Hobbies anknüpfen, Talente fördern
-
Eine deutsche Wohnung/Familie besuchen
-
Den Stadtteil erkunden
Dabei gilt in der sprachlichen Unterstützung:
-Langsam und deutlich sprechen, möglichst ohne Dialekt
-Kurze, einfache Sätze verwenden
-Hauptinformation betonen
-Unnötige Informationen weglassen
-Viel wiederholen (bis ein neu gelerntes Wort tatsächlich fest im Kopf bleibt, braucht
es bis zu 80 Wiederholungen). Vokabelspiele (z.B. Post it`s mit den Vokabeln an den
Gegenständen im Raum festmachen)
-Gesagtes durch Zeigen unterstützen
-Beispiele geben, Rollenspiele, im Supermarkt und auf der Straße direkt üben
Zur Verständnissicherung hilft es:
–W-Fragen zu stellen (Was? Wie? Wo? Warum? Wer?…)
–Ja/Nein-Fragen und Suggestivfragen vermeiden!
Natürlich gibt es auch ganz andere Wege, sinnvoll zu
unterstützen:
 Spenden sammeln für:
-Bücher (müssen selbst bezahlt werden, auch wenn der Sprachkurs bezahlt wird!)
-Weiterführende Sprachkurse (Das BAMF finanziert bis zu Level B1)
-Wörterbücher (sind oft sehr teuer, gerade bei Sprachen wir Tigrinya, Dari etc.)
-Schulsachen (Hefte, Buntstifte, Radiergummi)
-Fahrräder
-Fahrtkosten
-Sehhilfen
-PCs/Laptops
 Das geht über Sammelaktionen über Aushänge, Crowdfunding im Internet
(z.B. startnext.de), Spendenfest, Benefizkonzert, gezielte Ansprache