Zwischenbericht aus Chile

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Zwischenbericht aus Chile
Zwischenbericht aus Chile
Zeitraum: Wintersemester 2010/11 (August- Januar/Februar)
Vorbereitungen:
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DAAD-Stipendium beantragen (s. Homepage)
Bewerbung an der UdeC:
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Antrag
Anschreiben der Uni
Motivationsschreiben (ca. 1 Seite)
Kontoauszug / Aufstellung der bisherigen Noten
Schreiben der Universität über Anerkennung der Studienleistungen an der UdeC
Lebenslauf
Kopie des Reisepasses
Bestätigung der Spanischkenntnisse
Nachweis über Krankenversicherung (kann auch nachgereicht werden)
Visum (frühzeitig um die Unterlagen kümmern!!!):
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Antragsformular
Amtsärztliches Attest (Vordruck aus dem Internet), Attest von einem Allgemeinarzt
ausstellen lassen (ca. 10 Euro) und dann bei der Kreisverwaltung abstempeln lassen (10,50
Euro)
Polizeiliches Führungszeugnis (14,00 Euro)
Kopie des Reisepasses
3 Passbilder
Zulassungsbestätigung der UdeC (Kopie, Original kann nachgereicht werden)
Bonitätserklärung der Bank mit genauem Betrag, bzw. notarielle Erklärung der Eltern
Sonstiges:
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Impfungen
Ggf. Beantragung Urlaubssemester
Auslandskrankenversicherung
Chilenische Pesos
Evtl. (Blanko-)Vollmachten in Deutschland lassen
Internationaler Studentenausweis
Auslands-Bafög:
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Frühzeitig darum kümmern!!!
In Chile: Einschreibebestätigung der Universität vorlegen und möglichst gleich alle
Lehrveranstaltungen mit Wochenstunden bestätigen lassen
Bürokratische Schritte in Chile:
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Visum bei der Policía Internacional an der Plaza de Armas eintragen lassen
Mit den Kopien sämtlicher Unterlagen zum Registro Civil gehen, um dort die Cédula de
Identidad zu beantragen (wird z.T. auch von der Universität organisiert)
In der Uni:
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Es ist ratsam einen internationalen Studentenausweis zu beantragen, denn es dauert eine
Ewigkeit, bis man einen Ausweis der UdeC erhält! (Wir haben ihn immer noch nicht.)
Erst zu Frau Monica Zambrano ins Büro für Relaciones Internacionales gehen und die
Anmeldeunterlagen dort abgeben;
Dann zum/zur Jefe de carrera (der entsprechenden Fakultät) gehen, um die Codes für die
Lehrveranstaltungen zu erfragen;
Diese in der Docencia bei Frau Toledo abgeben, um sich für die ausgewählten
Lehrveranstaltungen einzutragen (auch bei Änderungen), am besten eine Woche vor
Semesterbeginn (geht auch noch später).
Wohnungssuche:
Die UdeC stellt auf ihrer Homepage einen Wohnungsordner bereit (guía de pensiones), man kann
auch einfach ein bisschen im Internet suchen (z.B. in der StudiVz-Gruppe Universidad de
Concepción).
Es ist ratsam, die Zimmer zuerst anzuschauen und nicht von Deutschland aus zu reservieren, da
Überraschungen sonst vorprogrammiert sind. Auch das Preis-/ Leistungsverhältnis stimmt nicht
immer. Ebenso würden wir empfehlen, nicht das Erstbeste zu nehmen. Es gibt wirklich gute
Zimmer, aber man muss ein bisschen suchen…
An der Universität hängen viele Wohnungsangebote aus, ansonsten kann man auch einfach im
Barrio Universitario spazieren gehen, weil dort viele Privatleute Zimmer vermieten.
Es gibt so genannte Pensiones (privat und teilweise mit Voll- oder Halbpension) oder aber ganz
normale WGs.
Anne und Annette wohnen in einem Haus für Studentinnen in der Nähe der Universität, mit
einem lustigen Reglamento Interno - z. B. ist kein Herrenbesuch gestattet und es wird
ausdrücklich erwähnt, dass man keine Gäste zum Essen oder Duschen einladen darf. Solche
Reglamentos kommen aber anscheinend in Chile relativ häufig vor. Die monatliche Miete beträgt
110.000 Pesos inkl. Nebenkosten und Internet.
Anna wohnt in einem Zimmer in einem Privathaushalt mit Familienanschluss, was den Vorteil
hat, dass man die chilenische Kultur intensiv kennenlernt, allerdings etwas weniger Privatsphäre
hat. Hier beträgt die monatliche Miete 200.000 Pesos mit Vollpension.
Als wir hier ankamen, waren wir überrascht darüber, dass es in vielen Häusern keine richtige
Heizung, sondern oftmals nur einen Ofen für das gesamte Haus gibt. Daher ist es angebracht,
warme Kleidung und eine Wärmflasche einzupacken, wenn man im chilenischen Winter
ankommt.
Unialltag:
Viele Lehrveranstaltungen finden mehrmals wöchentlich statt, meistens 2 Zeitstunden, 2 – 3 Mal
pro Woche. Man kann also generell viel weniger Kurse als in Deutschland belegen. Es kann auch
schon mal vorkommen, dass sich einige Kurse überschneiden, besonders, wenn man das
vielfältige Kursangebot der verschiedenen Fakultäten wahrnimmt. Überschneidungen sind
meistens aber kein Problem, wenn man dies vorher mit den Dozenten abklärt.
Die Übersetzungskurse sind sehr modern, denn jeder hat im Unterricht einen Computer zur
Verfügung. Es werden verschiedene Übersetzungsvorschläge gesammelt, die im Anschluss an die
Wand projiziert und besprochen werden. Die Dolmetschgruppen sind sehr klein, was eine
hervorragende Übung ist. Allerdings gibt es nur zwei Kabinen, die nicht 100% schalldicht sind. Der
Unterricht wird sehr abwechslungsreich gestaltet mit einer Mischung aus verschiedenen
Simultan- und Konsekutivübungen. Außerdem werden aktuelle Tagesthemen behandelt.
Die Dozentinnen und Dozenten sind generell sehr kompetent, motiviert und freundlich.
Besonders in den Fremdsprachen gibt es viele Muttersprachler. Wünsche und individuelle
Bedürfnisse der Austauschstudenten werden so gut es geht berücksichtigt.
Das Niveau der Studierenden ist sehr unterschiedlich, abhängig von Sprache und Jahr. Viele
beherrschen die Fremdsprache bereits sehr gut, wenn man berücksichtigt, dass sie häufig ohne
Vorkenntnisse der entsprechenden Sprache an der Universität anfangen und oftmals nie oder
nur kurz im Ausland waren.
Die chilenischen Studierenden sind sehr freundlich und hilfsbereit, jedoch etwas zurückhaltend
gegenüber ausländischen Studierenden (im Vergleich zu anderen Lateinamerikanern). Wir haben
die Erfahrung gemacht, dass wenn man direkt auf sie zugeht, man größtenteils sehr herzlich
aufgenommen und integriert wird. Es braucht jedoch eine Weile, bis sie von selbst auf einen
zugehen.
Für etwas Verwirrung sorgten unsere Namen: Anna, Anne und Annette. Oftmals wurden wir alle
einfach Anna genannt.
Freizeit:
Besonders zu empfehlen ist das Sportangebot der Universität, es gibt viele verschiedene Kurse, in
die man sich einschreiben kann. Im Rahmen des internationalen Programms werden
verschiedene Aktivitäten organisiert, wie etwa ein Tandemprogramm mit einheimischen
Studierenden oder Ausflüge in die Umgebung.
In Concepción gibt es - wer hätte das gedacht - ein deutlich breiteres Kultur- und Freizeitangebot
als in Germersheim. Das Meer ist eine halbstündige Microfahrt entfernt - unbedingt
ausprobieren, jede Fahrt ist ein Erlebnis!
Reisen innerhalb Chiles ist ein Muss. Das Land hat wirklich viel zu bieten. Busfahren ist deutlich
günstiger als mit dem Flugzeug zu reisen. Das Busnetz ist sehr gut ausgebaut, es gibt
verschiedene Kategorien, von unbequem bis sehr bequem. Hostels sind generell recht gut und
günstig.
Chilenisches Spanisch:
Das chilenische Spanisch ist anders als das Spanisch, das auf der Halbinsel gesprochen wird. Die
Verständlichkeit variiert je nach Personengruppe und Region. Generell sprechen die Chilenen
sehr schnell und lassen gerne mal einige Buchstaben weg. Es ist aber alles eine Frage der Zeit!
Mittlerweile haben wir uns schon ziemlich daran gewöhnt, cachai!
Lebenshaltungskosten:
Lebensmittel sind relativ teuer in Chile, vor allem Obst und Gemüse. Generell ist das Preisniveau
ähnlich wie in Deutschland. Die öffentlichen Transportmittel hingegen sind normalerweise
deutlich günstiger.
Thema Erdbeben:
Als wir ankamen, waren wir überrascht, wie wenig noch vom Erdbeben zu sehen ist. Man sieht
einzelne eingestürzte Häuser, die meisten Schäden sind jedoch beseitigt. Teilweise sind die
Straßen uneben, man sieht viele Risse in den Wänden, fehlende Fliesen und Platten oder
herunterhängende Kabel.
Es gibt immer wieder kleinere Erschütterungen und Erdstöße, was hier allerdings ganz normal ist;
die meisten Chilenen sind schon so daran gewöhnt, dass sie diese noch nicht einmal bemerken.
Wir haben uns auch schon daran gewöhnt. Die Folgen des Erdbebens sind in den Hafenstädten
(z.B. in Talcahuano) noch deutlich sichtbarer…
Bicentenario:
Dieses Jahr fand ein besonderes Ereignis in Chile statt, und zwar die Feier zu 200 Jahren
chilenischer Unabhängigkeit am 18. September. Bereits Wochen vorher begannen die
Vorbereitungen in Hinblick auf dieses Ereignis. An den verschiedenen Universitäten des Landes
wurden die so genannten Ramadas veranstaltet, an denen mehrere Hundert Personen, vor allem
Studierende, teilnahmen und feierten… Am 18. selber wurden in ganz Chile Feierlichkeiten,
Paraden und Fondas veranstaltet, bei denen gegessen, gesungen, getrunken und die traditionelle
Cueca getanzt wurde.
Wetter:
Als wir im August ankamen, waren wir erstaunt darüber, dass es tagsüber bereits ziemlich warm
war. Allerdings war es nachts immer noch recht kalt. Generell ist das Wetter ähnlich wie in
Deutschland, durchwachsen, mal Regen, mal Sonne. Insgesamt ist der Winter tagsüber jedoch
etwas wärmer als bei uns, wir hatten aber auch viel Glück, weil es normalerweise im chilenischen
Winter häufiger regnet. Momentan genießen wir die ersten Sonnenstrahlen des chilenischen
Frühlings.
Im Großen und Ganzen fühlen wir uns in Chile sehr wohl und gut aufgehoben. Wir sind sicher,
dass dieses Auslandssemester eine sehr wertvolle Erfahrung für uns sein wird.
Viele Grüße aus Chile senden
Anna, Anne und Annette