Kulturelle, ökonomische und politische Aspekte

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Kulturelle, ökonomische und politische Aspekte
Kulturelle, ökonomische und
politische Aspekte
Alfred Springer
Klagenfurt, Mai 2008
1. Epidemiologie: HBSC-Studie
2. Klinische Epidemiologie
• Wie man diesen Abbildungen entnehmen kann,
zeichnet sich bundesweit ein deutlicher Anstieg
der rauschbedingten Aufnahmen, sowohl bei
weiblichen als auch bei männlichen Kindern und
Jugendlichen ab. Das Phänomen des
zunehmenden Rauschtrinkens bei Jugendlichen
in Österreich ist derzeit mangels spezifischer
Forschungsergebnisse weder quantitativ gut zu
präzisieren noch qualitativ gut bestimmbar.
Wie erklärt sich die Diskrepanz zwischen
niedrigerem Konsum und vermehrten Aufnahmen
?
• Erhöhte Bereitschaft die Berauschung diagnostisch
festzuhalten:
Früher war es in den Krankenanstalten üblich,
"Alkoholräusche" nicht zu diagnostizieren und zu
dokumentieren; einerseits um den betroffenen Patienten
erhebliche Kosten zu ersparen (die Krankenkasse kann
die Kosten bei Krankentransporten und Behandlungen
infolge einer Berauschung im Regressweg
zurückfordern) und andererseits, um zu verhindern, dass
notwendige Hilfeleistungen aus ökonomischen Gründen
nicht mehr in Anspruch genommen werden.
Erhöhte Bereitschaft die Berauschung
diagnostisch festzuhalten
•
Seit das Thema "Jugend und Rausch" im öffentlichen Diskurs
allerdings an Bedeutung gewann, gibt es immer mehr
namhafteÄrzte, die ihre Teams dazu anleiten, Aufnahmen aufgrund
von Alkoholintoxikation auch konsequent als solche auszuweisen.
Wo das der Fall ist, wie z.B. in der Universitätsklinik für Kinder- und
Jugendheilkunde in Graz, ergibt sich dann plötzlich eine
dramatische Zunahme einschlägiger Diagnosen (Anstieg auf das
27-fache). Wo das nicht der Fall war blieb die Diagnose
"Alkoholrausch" weiterhin eine Seltenheit - und im Durchschnitt
ergibt das dann zwar eine deutliche aber erheblich weniger stark
ausgeprägte Zunahme der Rauschdiagnosen ( österreichweit
beträgt der Anstieg von 1992 bis 2006 - die Zahlen für 2007 liegen
noch nicht vor- bei Burschen das 3-fache und bei Mädchen das 4fache
Skandalisierung als Hintergrund
"Komatrinken" als Volkssport in
Österreich
• Wien (APA) - Das "Komatrinken" unter Jugendlichen
wird in Österreich langsam zu einem Volkssport.
Bereits 27 Prozent der männlichen Jugendlichen und
zehn Prozent der weiblichen Jugendlichen bejahten
in einer Umfrage des Gesundheitsministeriums den
Satz "Trinkst du manchmal innerhalb kürzester Zeit
absichtlich so viel, dass du fast umfällst?" Und die
Tendenz ist laut Fachleuten steigend.
Deutschland
• In Berlin hat sich die Zahl der
Jugendlichen, die mit einer
Alkoholvergiftung in eine Rettungsstelle
eingeliefert werden, in den vergangenen
Jahren verdoppelt. Ähnlich sieht es in
anderen Großstädten aus. Politiker fordern
jetzt die Abschaffung der Flatrate-Partys,
was für viele Minderjährige ein Segen
wäre.
3. Ein relevanter ökonomischer
Aspekt
ARD/ZDF-Langzeitstudie
Massenkommunikation
Kaufkraft und Werbung
Kaufkraft Jugendlicher in
Deutschland
• Kinder und Jugendliche wurden immer wichtiger - als
Verbraucher. Die Kaufkraft von Kindern und
Jugendlichen ist von 2001 bis 2003 um 24 Prozent
gestiegen - und dies trotz schwacher Konjunktur und
allgemeiner Konsumzurückhaltung. Als Zielgruppe für
Werbung und Marketing sind sie deshalb besonders
attraktiv. Während das verfügbare Einkommen in fast
allen Bevölkerungsgruppen stagniert, bzw. abnimmt
verfügt die junge Generation über immer mehr Geld. Im
Durchschnitt geben die etwa 11 Millionen Mädchen und
Jungen im Alter von 6 bis 19 Jahren jährlich rund 1.800
Euro aus (Deutschland, 2003).
Werbung
• Kinder mögen Werbung, vor allem im Fernsehen. Rund
zwei Stunden verbringen Kinder und Jugendliche
zwischen 6 und 16 Jahren heute im Durchschnitt vor der
"Flimmerkiste" - damit kommen sie auf rund 900
Werbespots im Monat. Zwischen Kinderspielshows,
Zeichentrick- und Actionserien kämpfen die Hersteller
mit ihren Spots hart um Marktanteile für Lebensmittel
bzw. Süßwaren, Spielzeug, CDs und trendige
Markenartikel. Die Werbebotschaften verfehlen nicht ihr
Ziel: Untersuchungen und Studien belegen, dass die
meisten Kaufwünsche der Kinder werbegeprägt sind.
Werbung
• Damit die heranwachsenden Konsum- und
Markenprofis ihr Geld zielgerichtet ausgeben,
schafft die jugendlich gestylte Werbung
ausgeprägte Vorlieben für bestimmte Marken
und Produkte und vermeintlich dringende
Wünsche. Selbst Erwachsenen fällt es
zunehmend schwer, die immer subtileren
Formen der Werbung zu erkennen und zu
durchschauen. Kinder und Jugendliche nehmen
die Werbebotschaften noch unerfahrener und
unkritischer auf.
4. Ambivalenzkultur bezüglich
Substanzgebrauchs
München: Fliegende Blätter, 1906
5. USA - Von der Ambivalenzkultur
zur Kontrollkultur
Seit 1990 Neuorientierung in den
USA – war on drugs
• Prävention orientiert sich an der
öffentlichen Gesundheit (public health
approach, resp focus) und verpflichtet sich
dem Vorhaben, für Jugendliche totale
Abstinenz von psychoaktiven Substenzen
als Norm zu etablieren ( the „no use“
approach, entsprechend dem Slogan
„there is no safe use but no use“.)
Die Initiierung der Neuorientierung
• Diese Neuorientierung rückte die Frage
des Gebrauches „legaler Substanzen“ ins
Zentrum.
Aufgabenstellung
• Als wesentliche Aufgabe wurde definiert,
dass Prävention nur dann erfolgreich sein
kann, wenn eine Umwelt geschaffen wird,
in der Substanzgebrauch, welcher Art
auch immer, klar und unmissverständlich
und kontinuierlich als inakzeptables
Verhalten bewertet wird.
Problematische Positionen
Gerber, 1990
• Ein Grunddilemma der Beeinflussung des
Environments besteht im Kommittment zu den
Prinzipien des freien Ausdrucks, des freien
Handels und der freien Wahl.
• Weder die Industrie noch die Regierung können
sich dafür entscheiden, dass die öffentliche
Gesundheit und die öffentliche Sicherheit
höhere Werte repräsentieren als die Freiheit der
Sprache und des Handels.
• Mosher formulierte als das Gegengift
gegen „totale Vermarktung der
chemischen Substanzen“ mittels
Promotion, Produktion, Preisgestaltung
und Platzierung, das Prinzip der „totalen
Prävention“ – ohne dieses zunächst genau
zu definieren.
• Seither wird in verstärktem Ausmaß an einer
Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen des
Drogengebrauches und der Prävention
gearbeitet. Besondere Aufmerksamkeit schenkte
man neben der Analyse der Strukturen der
Konsumgesellschaft dabei dem Einfluss der
Medien: Fernsehen, Filme, Werbekampagnen
und Werbestrategien, sie alle werden einer
kritischen Revision unterzogen.
6. Drogenpolitik: Europäische Entwicklung –
Fokus auf Alkohol und Tabak
WHO-Europäisches Büro
Aktivitäten
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1993: WHO Europäischer Alkohol-Aktionsplan.
1994: Netzwerk aus von den Mitgliedstaaten nominierten
nationalen Ansprechpartnern
1995 „Europäische Charta Alkohol“
2000-2005: European Alcohol Action Plan
2002: Europäisches Alkoholinformationssystem
2004: begleitende Evaluation
2005: 58. Weltgesundheitsversammlung Bericht des WHOSekretariats: „Public health problems caused by harmful use of
alcohol“ und Annahme einer Resolution zum gleichen Thema.
2006: Die Studie „Alkohol und Europa“ Erkenntnisse hinsichtlich der
Effizienz der alkoholbezogenen Maßnahmen
1ste Zielvorstellung: bis zum Jahr
2000 soll die
gesundheitsbeeinträchtigende
Einnahme von Substanzen, die
Abhängigkeit bewirken, wie
Alkohol, Tabak und psychoaktiven
Drogen, in allen Mitgliederstaaten,
signifikant reduziert sein.
Focus auf Jugend
Erklärung über Jugend und
Alkohol, 2001
• Alkohol wird als wichtiges Problem für die
Gesundheit junger Menschen erkannt;
• die Notwendigkeit, eine
Gesundheitspolitik/Alkoholpolitik ohne
Einflussnahme kommerzieller oder wirtschaftlicher
Interessen zu gestalten, wird bestätigt;
• Jugendlichen muss die Möglichkeit geboten werden,
sich am politischen Prozess zu beteiligen;
• auf nationaler und lokaler Ebene müssen Ziele
vorgegeben werden, die dazu dienen sollen, die
Auswirkungen des Alkohols auf die Gesundheit von
Jugendlichen zu mindern.
Zielvorgaben bis zum Jahr 2006
• dass die Zahl Jugendlicher, die mit dem
Alkoholkonsum beginnen, wesentlich verringert
werden soll,
• dass erreicht werden soll, dass Jugendliche erst in
einem späteren Alter beginnen, Alkohol zu trinken
und
• dass der auf Jugendliche ausgeübte Druck zum
Trinken minimiert werden soll (erwähnt werden
explizit: Alkoholverkaufsförderung,
Gratisausschank, Werbung, Sponsoring und die
Verfügbarkeit von Alkohol, mit speziellem Akzent auf
besonderen Events für Jugendliche).
Jugendbezogene alkoholpolitische
Maßnahmenbereiche
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1. Bereich: „Schutz“
2. Bereich: „Aufklärung“
3. Bereich: „Stützendes Umfeld“
4. Bereich: „Schadensminderung“
Europa: Kulturelle Tendenzen in
Richtung drogenfreie Gesellschaft:
• Der Kampf gegen den Alkoholgebrauch
• Der Kampf gegen den Tabakgebrauch
• Der Fokus auf den Gebrauch psychoaktiver
Substanzen durch Jugendliche und der Versuch
für Jugendliche Totalabstinenz als Norm
durchzusetzen.
• Erneute Problematisierung des
Cannabisgebrauches
7. „Amerikanisierung“/„Skandinavisierung“
der Drogenpolitik
• 1997 Griffith Edwards,: „Alkoholkonsum
und Gemeinwohl“
• 2005 Babor und Mitarbeiter: „AlkoholKein übliches Konsumgut“
• Unter den Autoren des Babor-Readers finden
sich 5 Amerikaner, 2 kanadische Autoren, ein
Autor aus Australien, eine Autorin aus
Neuseeland, sowie jeweils ein Autor/eine
Autorin aus England, Finnland, Schweden und
Norwegen. Der einzige Schweizer Autor hat
auch einen Lehrstuhl in Kanada inne. Diese
Autorenstruktur schlägt sich auch in den
Zitierungen nieder; Autoren aus anderen
Ländern sind hinsichtlich der Zitierungen
eindeutig unterrepräsentiert.
Prävention wohin????
7.1. Denormalisierung
USA
Die Rolle bestimmter NGOs
•
The NFP and its membership organizations are constantly
monitoring and fighting advertising and media messages that
support or encourage drug use. For example, one major
pharmaceutical company manufactures a perfume named "Opium".
This perfume is being advertised with the suggestion that love,
adventure and even ecstasy are assured with its use. The subtle
correlate message, says the NFP, is a positive promotion of the drug
opium. Similarly, another firm markets skin-care products named
"Cocaine", and still another marketed product is called "Sensemilla".
Companies manufacturing these products have been the target of a
major letter-writing campaign organized by parent groups, who are
also encouraging their members not to purchase any products
manufactured by these firms. In Florida, the parent movement was
instrumental in bringing about a decision by the state Pediatric
Society to boycott medical products manufactured by the
pharmaceutical firm making "Opium" perfume.
•
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•
Fighting all proposals that would legalize marijuana or in any way make it
more readily available ;
Encouraging state legislation to ban the sale of drug-use paraphernalia
(model anti-paraphernalia legislation has been developed and at least 36 of
the states now have laws against marketing such equipment) ;
Encouraging legislation to ban the sale of "look-alike" drugs ;
Encouraging legislation making it a Federal offence to sell or distribute
narcotics near schools ;
Pursuing the total eradication of domestic marijuana crops ;
Calling for strict laws on drunken driving ;
Calling for strict laws prohibiting the sale of alcohol to minors ;
Supporting the recently enacted exception to the Posse comitatus law,
which now permits a meaningful co-operation between military and civilian
law-enforcement officials (for example, sharing equipment, exchanging
surveillance information and jointly training staff).
Einflussnahme von seiten der
Elternorganisationen
•
The movement has spent a great deal of time monitoring
publications of the Federal Government. The NFP has reviewed
most, if not all, of the NIDA prevention publications in order to spot
ambiguous messages that could be interpreted as being anything
other than firmly against all drug use. As a result of these efforts,
several NIDA publications have been revised or removed from
circulation. Similarly, the NFP has been eager to work with NIDA
and other Federal agencies in developing publications appropriate
to the parents'cause. Parents, Peers and Pot, published by NIDA,
was written by Marsha Manatt, the mother credited with starting the
first parent activity at Atlanta, and has been the most in demand of
all the Institute's publications; it is seen even today as one of the
most important guidebooks of the movement.
Zit aus: Bulletin on narcotics, 1983, Issue 3.
• Nach Österreich wurde dieser Trend –
abgesehen von Scientology und seinen
Derivaten - vor allem vom VPM importiert.
8. „Kontrollkulturelle“ Herstellung
eines drogenaversiven Umfeldes
Mosher, 1990: Der neue
Totalitarismus
• Das Gegengift gegen „totale Vermarktung
der chemischen Substanzen“ mittels
Promotion, Produktion, Preisgestaltung
und Platzierung, ist in der „totalen
Prävention“ zu finden.
Hintergrundstheorien Behaviourismus
• Social influence theory
• Social inoculation theory (Evans) abgleitet
vom Konzept der „kognitiven Inokulation“
von McGuire
• Theorie des sozialen Lernens von
Bandura
• Ein aktuelles Modell:
Die aggressive
Problematisierung
des Rauchens im
Film
Pressemeldung 2003
• Teenagers are significantly more likely to start
smoking if they watch movies featuring stars
who smoke cigarettes, and teens whose parents
don't smoke are the most likely to be swayed by
actors lighting up onscreen.
• According to a study released yesterday in the
journal Lancet, teens who watched the most
movies with smoking were almost three times
more likely to start smoking than those who
watched the fewest number of movies with
smoking.
Dartmouth Medical School-study, 2003
published in The Lancet.
• Das Betrachten populärer Filme ist der
Risikofaktor No 1 dafür, dass Kinder, die bis
dahin nicht geraucht hatten, zu rauchen
beginnen.
• Dieser Einfluss ist stärker und verführerischer
als traditionelle Werbung, Peer-Pressure oder
das Verehalten der Eltern
• Das Betrachten von Filmen verdreifachte das
Risiko, das ein Teenager zu rauchen beginnen
würde.
• Der Verführungseffekt ist am stärksten bei
Kindern von Eltern, die selbst nicht rauchen.
Madeline Dalton, Dartmouth
Medical School, 2003
• "The study provides the strongest
evidence to date that smoking in movies
encourages adolescents to start
smoking,".
• "We found that half the kids who started
smoking did so because of seeing it in the
movies."
Effect of viewing smoking in movies on
adolescent smoking initiation: a cohort
study, 2003.
• Das Betrachten von Filmen verdreifachte
das Risiko, das ein Teenager zu rauchen
beginnen würde.
• Der Verführungseffekt ist am stärksten bei
Kindern von Eltern, die selbst nicht
rauchen.
Editorial, The Lancet, June 10,
2003
• “Smoking in movies is responsible for
addicting 1,080 U.S. adolescents to
tobacco every day, 340 of whom will die
prematurely as a result.” --
• . “Many women have told me they started
smoking because of Olivia Newton John in
‘Grease,’ ” said Stanton Glantz, professor
of medicine at the University of CaliforniaSan Francisco and a director of its Center
for Tobacco Control Research and
Education.
Filmanalysen
• Among the top 10 box office movies reported for
the week of Nov. 10 -- including “The Matrix
Revolutions,” “Elf,” “School of Rock,” “Mystic
River,” “Scary Movie 3,” “Radio” and “Brother
Bear” -- only “Brother Bear” was smoking free.
Characters smoke in more than two-thirds of
youth-rated movies released in 2002 (movies
rated G, PG and PG-13), according to a survey
by Dr. Stanton Glantz, a professor of medicine,
and analyst Karen Kacirk.
8.1. „Globalisierung“ der
kontrollkulturellen Analyse und
Strategie
ASH news release: Embargo:
00.01 Tuesday 8th May 2007
• Neue Forschung enthüllt, wie die Inzidenz des
Rauchens in Filmen, die in den USA produziert
werden, Teenager in Ländern beeinflusst, die
sich in weiter Distanz von Amerikas Küsten
befinden. Studien in Deutschland und in Mexiko,
aber auch weitere Evidenz aus den USA zeigen
eine Korrelation zwischen dem Ausmass von im
Fim abgebildeten Rauchen und der
Wahrscheinlichkeit, dass junge Teenager zu
rauchen beginnen.
9. Kontrollstrategien
9.1. Verstärkung der
Kontrollfunktion der Eltern
Dalton MA, 2002: Relation between parental
restrictions on movies and adolescent use of
tobacco and alcohol.
• CONCLUSION: Limiting the exposure of
adolescents to R-rated movies may
prevent early use of alcohol and tobacco
Sargent JD, 2004, Effect of parental R-rated
movie restriction on adolescent smoking
initiation: a prospective study.
• Parental restriction from watching R-rated
movies strongly predicts a lower risk of
trying smoking in the future. The effect is
largest among adolescents not exposed to
family smoking. By exerting control over
media choices and by not smoking
themselves, parents may be able to
prevent or delay smoking in their children.
9.2. Einflussnahme auf die
Tabakindustrie
• Rückzug aus dem Sponsorship
• Auch soll erreicht werden, dass die
Zigarettenmarken nicht sichtbar werden
(gegen die Werbestrategie des product
placement)
9.3. Einwirkung auf die
Filmindustrie
• Es soll erreicht werden, dass in Filmen,
die für Jugendliche frei gegeben sind,
nicht geraucht wird, bzw., dass vor allem
jene Charaktere nicht rauchen, die sich als
Idole oder Identifikationsfiguren anbieten.
Petition:Get smoking out of
youth-rated movies.
Target:Media companies that own motion
picture studios.
Context:Health authorities including the
World Health Organization have concluded
that exposure to smoking on screen is a
prime recruiter of new adolescent smokers.
This petition calls on the multinational media
companies that own major U.S. film studios
to eliminate smoking from future youth-rated
movies exported around the world.
Petition:Get smoking out of
youth-rated movies
• Health authorities including the World
Health Organization have concluded that
exposure to smoking on screen is a prime
recruiter of new adolescent smokers. This
petition calls on the multinational media
companies that own major U.S. film
studios to eliminate smoking from future
youth-rated movies exported around the
world.
Glantz, Tabak und Obszönität
• If an actor says the “F-word” twice in a
film, or once in a sexual context (versus a
single profanity exclamation), that film
receives an R rating, explained Glantz. “I
want tobacco treated as seriously as they
treat the F-word.”
Glantz über “Chicago”
• “In the 1920s about 5 percent of women smoked
and the ones smoking were the rich ones, not
the ‘gun molls’ -- so the fact they were smoking
at all was completely misleading. You have very
high-profile actresses in a tremendously
successful movie,” said Glantz of “Chicago”
stars Queen Latifah and Catherine Zeta-Jones,
who smoke in the movie, as does star Richard
Gere. “There’s a lot of girls who are smoking
now because of that movie and girls will start
smoking for years because of that movie.”
9. 4. Exkurs über Desinformation –
filmwissenschaftliche Diskussion
1933
1932: Scarface
1921:Aschenbrödel und Valentino
1922, Cecil B. DeMille: Saturday
night
1927: Evening clothes; 1932: Red
Dust
10. Schlussfolgerungen
Die aktuelle Situation: wissenschaftliche und
gesellschaftspolitische Ideologie
• In der aktuellen Situation kann man
erkennen, dass sich in den USA eine
bestimmte gesellschaftspolitische Position
(Konservativismus), eine drogenpolitische
Position („War on drugs“) und eine
bestimmte sozialwissenschaftliche
Ausrichtung ( behaviourismus) zu einer
Allianz vereint haben und wechselseitig
füreinander Lobbying betreiben.
• Diese Situation ist davon gekennzeichnet, dass in vielen
Fällen Prävention und Forschung nicht unabhängig von
politischen Zielvorgaben operieren, sondern vielmehr
dazu benutzt / instrumentalisiert werden, den
vorformulierten politischen Positionen hilfreiche
Erkenntnisse und Standpunkte zu generieren. In einem
Teufelskreis werden dann diese Erkenntnisse als
„unabhängige“ Forschungsergebnisse, die ohne
„Interessenskonflikt“ gewonnen wurden, in high ranking
journals untergebracht und steuern auf diese Weise den
Impakt des USamerikanischen Standpunkts in Europa.
• Gefördert wird die Macht dieser Allianz
einerseits dadurch, dass sie sich
gesundheitspolitischen Zielen verschreibt, die
nicht weiter hinterfragbar sind und mit den
Vorgaben der WHO übereinstimmen, aber auch
dadurch, dass sie im Feld der
wissenschaftlichen Publikation eine
dominierende Position innehat. Dadurch wrden
Autoren, die die Thematik im Sinne der „Allianz“
bearbeiten, bevorzugt und die Auffassung
vermehrt zitiert und als bestimmende Kraft
definiert.
Die ideologische Problematik
• Diese Haltung tendiert dazu, ihre
Interpretation paternalistisch zu nutzen.
Sie versucht Einfluss auf diverse
Mechanismen unserer Kultur zu nehmen;
dazu gehört vor allem ein neuer
Paternalismus hinsichtlich der
Einflussnahme der Eltern auf ihre Kinder,
aber auch die offene Forderung nach
Zensur.
• In dieser Auffassung wird die kulturelle
Produktion aber auch die Wissenschaft nach
ihrem brutalen propagandistischen Wert
eingeschätzt und wird letztlich sowohl von der
kulturellen Produktion wie auch der
Wissenschaft gefordert, dass sie die AntiDrogen-Propaganda mit trägt. Da als einer der
Mechanismen, die zur Ambivalenz hinsichtlich
der Bedeutung des Drogengebrauches führen,
das Beharren auf der freien Meinungsäußerung
(First Amendment) erkannt wird, wird versucht,
diese Regel außer Kraft zu setzen.
• Diese Tendenz wurde zunächst an der
Beschreibung des Einflusses von
Spielfilmen auf das DrogenKonsumverhalten von Jugendlichen
deutlich und schließt heute auch die
Analyse anderer kultureller Produkte ein.
• Zunächst ein Phänomen innerhalb der
USamerikanischen „War on drugs“ Strategien
zur Schaffung eines drogenfeindlichen
Environments, griff sie zuletzt auch auf Europa
über. Hier allerdings gibt es doch
widersprüchliche Ergebnisse: Während eine
deutsche Untersuchung die amerikanischen
Überlegungen zu bestätigen schien, erbrachte
eine rezente schottische Studie keinen
Zusammenhang zwischen dem Konsum von
Filmen, in denen geraucht wird und dem
Einsetzen des Rauchverhaltens Jugendlicher.
Reiner Hanewinkel (IFT) und
James D. Sargent
• Smoking in internationally distributed US
movies predicts trying smoking among
German adolescents, closely replicating
findings from a longitudinal study of white
US adolescents. Smoking in these movies
could have important worldwide public
health implications.
Hanewinkel R, Tanski SE, Sargent JD, 2007/2008: Exposure to
alcohol use in motion pictures and teen drinking in Germany.
• This study demonstrates an association
between exposure to alcohol use in US
movies and alcohol use without parental
knowledge in Germany, and is the first
study to link movie exposure with binge
drinking. Given international distribution of
US movies, depicted behaviours may
influence adolescents outside the country
of origin.
Reiner Hanewinkel und Gudrun Wiborg, 2008: Smoking
in contemporary German television programming
• Results: Smoking was portrayed in 176 (45 %)
of the programmes. Smoking occurrences were
frequent in movies (77 %), and in TV magazines
(69 %). Movies, films, and serials produced in
Germany showed more often smoking (65 %)
compared with productions from abroad (48 %;
p = 0.051).
• Conclusions: Smoking is frequently portrayed
in German TV.
Hanewinkel, 2008
•
Nach der sozial-kognitiven Lerntheorie imitieren Jugendliche im
Rahmen ihrer Identitätsentwicklung das Verhalten von
Rollenmodellen insbesondere dann, wenn sie sich mit diesen
identifizieren und sie bewundern und das Modell belohnt wird. Filme
im Fernsehen und Kino sind bedeutsame Quellen des sozialen
Lernens. Verschiedene epidemiologische Untersuchungen weisen
darauf hin, dass das Ausmaß des Fernsehkonsums in der Kindheit
und Jugend mit einer Reihe von Risikoverhaltensweisen, so auch
mit dem Konsum von Tabak positiv korreliert ist. Die Ergebnisse von
Querschnitt- und Kohortenuntersuchungen deuten darauf hin, dass
in Filmen rauchende Rollenmodelle Kinder und Jugendliche dazu
veranlassen können, mit dem Rauchen zu beginnen. In Anbetracht
der bekannten möglichen negativen Gesundheitsfolgen des
Rauchens sollten Eltern angehalten werden, die Mediennutzung
ihrer Kinder durch klare Regeln zu gestalten. Politische Maßnahmen
zur Verringerung der Verbreitung des Rauchens in Fernseh- und
Kinofilmen sind wissenschaftlich begründbar und erforderlich.
Health Education Research Advance Access
published online on January 17, 2008
Health Education Research,
doi:10.1093/her/cym082
• An examination of the association
between seeing smoking in films and
tobacco use in young adults in the west
of Scotland: cross-sectional study
• Kate Hunt,*, Helen Sweeting, James
Sargent, Heather Lewars, Sonya Dal
Cin2 and Keilah Worth
Kate Hunt et al., 2008
• No association was found between the number
of occurrences of smoking estimated to have
been seen in films (film smoking exposure) and
current (or ever) smoking in young adults. This
lack of association was unaffected by
adjustment for predictors of smoking, including
education, risk-taking orientation and smoking
among peers. There was no association
between film smoking exposure and smoking
behaviour for any covariate-defined subgroup.
allerdings……
• Die Studie von Hunt erschien als OnlinePublikation, während die (Gemeinschafts-)
Studien der amerikanischen und
deutschen Autoren in High ranking
Journals erscheinen. Demgemäß könnte
leicht der Fall eintreten, dass etwa in
Metaanalysen oder Cochrane - Studien
die korrigierenden schottischen
Ergebnisse verschwinden.
Zufall oder Steuerung ????
Gesellschaftspolitische
Positionierung der Wissenschaft
und speziell der Psychiatrie
• Lassen wir uns von diesen Tendenzen
vereinnahmen?
• Wollen wir eine Kultur, in der die
aufgezeigten Kontrollmechanismen und –
maßnahmen zur Norm erklärt werden.
• Wollen wir die paternalistische Einstellung
im Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern
und des Staates zu seinen Bürgern
importieren?
Pathologisierung??
• Ist die Pathologisierung junger Menschen
(siehe Koma-Trinken oder CannabisAbhängigkeit), die durch die eingangs
beschrieben höhere Bereitschaft zur
Diagnose bewirkt wird, eine adäquate
Methode, sie zu schützen?
• Rechtfertigen Maßnahmen zum Schutz junger
Menschen vor Tabak- und Alkoholkonsum die
Aufgabe grundlegender demokratischer
Prinzipien?
• Wollen wir an einem neuen Totalitarismus im
Sinne einer Beschränkung der Meinungsvielfalt
teilhaben?
• Ist nicht gerade die Psychiatrie aufgrund ihrer
historisch bekannten Anfälligkeit für totalitäre
und autoritäre Vereinnahmung hier in einer
gefährdeten Position?
• Auf jeden Fall ist es in dieser Situation
empfehlenswert, dass sich die Psychiatrie
in Lehre und Praxis ihrer Position
innerhalb des Machtgefüges im Sinne von
Foucault bewusst bleibt und aufgrund
einer Analyse der aktuellen kulturellen
Trends diese Position neu definiert.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit
„Death is more
perfect than
life“
Larry Clark (Tulsa,
1971)
Drug policies: risk or protection?
• Rare are studies which try to delineate relations between
drug policies, consumption patterns and social variables.
Bayers et al, 2204, described that inter-country
influences on youth substance use are generally similar
despite different policy directions. Existing differences
suggest that the abstinence policy context is associated
with higher levels of illicit drug use and stronger relations
between individual indicators of social detachment and
substance use, whereas the harm reduction policy
context is related to more cigarette and alcohol use,
possibly from exposure to normative influences that are
more tolerant of youth drug use.
Binge-drinking und „Komasaufen“ –
die begriffliche Verwirrung
Binge-drinking und „Koamasaufen“
• Das Langenscheidt Handwörterbuch Englisch
(Messinger, 1994) übersetzt "Binge" mit "Gelage", also
mit "über mehrere Tage andauernde Feiern mit starkem
Alkoholkonsum" sowie mit "einen Draufmachen", also
mit einer "Sauftour".
• Recht ähnlich aber keinesfalls identisch zu ersterer
Definition präzisierte Schuckit (2006), als Herausgeber
des renommierten "Journal of Studies on Alcohol",
"Binge Drinking" als "über mehrere Tage hinweg
anhaltenden Alkoholkonsum bis zur Berauschung, wobei
übliche Aktivitäten und Verpflichtungen vernachlässigt
werden". Schuckit legte dabei in den Richtlinien fest,
dass die Zeitschrift nur Artikel zur Publikation
akzeptieren darf, die sich an dieser Definition orientieren.
•
"Komatrinken" in Zusammenhang mit Alkoholkonsum bedeutet, den
Konsum einer Alkoholmenge, die ein Koma hervorruft. Als Koma (griechisch
"tiefer Schlaf") bezeichnet man eine Form der Bewusstlosigkeit, bei der das
Individuum auch durch starke äußere Stimuli wie wiederholte Schmerzreize
nicht geweckt werden kann. Da bei einem so schweren Rauschzustand
akute Lebensgefahr bestehen kann, ist eine intensivmedizinische
Behandlung notwendig.
Da die Frage, wie häufig Komatrinken in unser Gesellschaft vorkommt,
häufig gestellt wird, es aber keine verlässlichen Statistiken dazu gibt, wird
oft auf Statistiken über die Frequenz und Häufigkeit von Alkoholräuschen
oder des sogenannten "Binge-Drinking" Bezug basierend auf Umfragen
Bezug genommen. Diese Gleichsetzung ist inhaltlich nicht gerechtfertigt,
weil bei Umfragen in der Regel selbst ein leichter Schwips nach geringen
Alkoholmengen als "Alkoholrausch" gewertet wird und weil "Binge-Drinking"
bei Umfragen über die Konsummenge so definiert wird, dass unter
Umständen nicht einmal ein Rausch auftritt.
Binge drinking: Wechsler et al.
(1994)
• Ganz anders ist die auf zurückgehende Definition von
"Binge Drinking" als "Konsum von mindestens 5 Glas
Alkohol ohne zeitliche Begrenzung", wobei ein Glas mit
0,12 Liter Wein, 0,36 Liter Bier oder 0,04 Liter
Spirituosen quantifiziert wurde (insg. also rund 60
Gramm Reinalkohol). Während "Binge Drinking" nach
der ursprünglichen Definition eine relativ seltene Form
des exzessiven Alkoholkonsums darstellt ist "Binge
Drinking" nach letzterer Definition ein weit verbreitetes
und vergleichsweise zu ersterem viel weniger
dramatisches Phänomen. An letzterer Definition
(mindestens 5 Glas) orientierten sich auch die Autoren
von ESPAD und das US-amerikanische National
Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA).
• Nachdem diese auf Wechsler zurückgehende Definition
immer wieder kritisiert wurde, weil beim Konsum
derartiger Alkoholmengen über längere Zeiträume häufig
nicht einmal eine leichte Berauschung auftritt, hat NIAAA
(2004) die Definition dahingehend geändert, dass jener
Alkoholkonsum der eine Blutalkoholkonzentration von
mindestens 0,8 Promille erzeugt, als "Binge Drinking" zu
bezeichnen ist. A "binge" is a pattern of drinking alcohol
that brings blood alcohol concentration (BAC) to 0.08
gram percent or above. For the typical adult, this pattern
corresponds to consuming 5 or more drinks (male), or 4
or more drinks (female), in about 2 hours (NIAAA, 2004).
• Im deutschen Sprachraum wird "Binge Drinking" oft auch
mit einer Reihe von erheblich anderen Bedeutungen, wie
"Kampf- oder Wetttrinken", "bewusstes Rauschtrinken"
oder "Komasaufen" gleichgesetzt, was die Sache noch
weiter verkompliziert. So findet man z.B. im von Lesern
gestalteten Online-Lexikon folgenden Satz: "Bezeichnet
werden diese Art moderner Trinkgelage als Binge
Drinking - deutsch: Besäufnis; umgangssprachlich
Komasaufen oder Kampftrinken" (Wikipedia, (15.3.2006)
und im ORF wurde "Binge Drinking" 2006 mit
"ausgiebiges Saufen mit dem erklärten Ziel, betrunken
zu werden" gleich gesetzt.