Kulturelle, ökonomische und politische Aspekte
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Kulturelle, ökonomische und politische Aspekte
Kulturelle, ökonomische und politische Aspekte Alfred Springer Klagenfurt, Mai 2008 1. Epidemiologie: HBSC-Studie 2. Klinische Epidemiologie • Wie man diesen Abbildungen entnehmen kann, zeichnet sich bundesweit ein deutlicher Anstieg der rauschbedingten Aufnahmen, sowohl bei weiblichen als auch bei männlichen Kindern und Jugendlichen ab. Das Phänomen des zunehmenden Rauschtrinkens bei Jugendlichen in Österreich ist derzeit mangels spezifischer Forschungsergebnisse weder quantitativ gut zu präzisieren noch qualitativ gut bestimmbar. Wie erklärt sich die Diskrepanz zwischen niedrigerem Konsum und vermehrten Aufnahmen ? • Erhöhte Bereitschaft die Berauschung diagnostisch festzuhalten: Früher war es in den Krankenanstalten üblich, "Alkoholräusche" nicht zu diagnostizieren und zu dokumentieren; einerseits um den betroffenen Patienten erhebliche Kosten zu ersparen (die Krankenkasse kann die Kosten bei Krankentransporten und Behandlungen infolge einer Berauschung im Regressweg zurückfordern) und andererseits, um zu verhindern, dass notwendige Hilfeleistungen aus ökonomischen Gründen nicht mehr in Anspruch genommen werden. Erhöhte Bereitschaft die Berauschung diagnostisch festzuhalten • Seit das Thema "Jugend und Rausch" im öffentlichen Diskurs allerdings an Bedeutung gewann, gibt es immer mehr namhafteÄrzte, die ihre Teams dazu anleiten, Aufnahmen aufgrund von Alkoholintoxikation auch konsequent als solche auszuweisen. Wo das der Fall ist, wie z.B. in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz, ergibt sich dann plötzlich eine dramatische Zunahme einschlägiger Diagnosen (Anstieg auf das 27-fache). Wo das nicht der Fall war blieb die Diagnose "Alkoholrausch" weiterhin eine Seltenheit - und im Durchschnitt ergibt das dann zwar eine deutliche aber erheblich weniger stark ausgeprägte Zunahme der Rauschdiagnosen ( österreichweit beträgt der Anstieg von 1992 bis 2006 - die Zahlen für 2007 liegen noch nicht vor- bei Burschen das 3-fache und bei Mädchen das 4fache Skandalisierung als Hintergrund "Komatrinken" als Volkssport in Österreich • Wien (APA) - Das "Komatrinken" unter Jugendlichen wird in Österreich langsam zu einem Volkssport. Bereits 27 Prozent der männlichen Jugendlichen und zehn Prozent der weiblichen Jugendlichen bejahten in einer Umfrage des Gesundheitsministeriums den Satz "Trinkst du manchmal innerhalb kürzester Zeit absichtlich so viel, dass du fast umfällst?" Und die Tendenz ist laut Fachleuten steigend. Deutschland • In Berlin hat sich die Zahl der Jugendlichen, die mit einer Alkoholvergiftung in eine Rettungsstelle eingeliefert werden, in den vergangenen Jahren verdoppelt. Ähnlich sieht es in anderen Großstädten aus. Politiker fordern jetzt die Abschaffung der Flatrate-Partys, was für viele Minderjährige ein Segen wäre. 3. Ein relevanter ökonomischer Aspekt ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation Kaufkraft und Werbung Kaufkraft Jugendlicher in Deutschland • Kinder und Jugendliche wurden immer wichtiger - als Verbraucher. Die Kaufkraft von Kindern und Jugendlichen ist von 2001 bis 2003 um 24 Prozent gestiegen - und dies trotz schwacher Konjunktur und allgemeiner Konsumzurückhaltung. Als Zielgruppe für Werbung und Marketing sind sie deshalb besonders attraktiv. Während das verfügbare Einkommen in fast allen Bevölkerungsgruppen stagniert, bzw. abnimmt verfügt die junge Generation über immer mehr Geld. Im Durchschnitt geben die etwa 11 Millionen Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 19 Jahren jährlich rund 1.800 Euro aus (Deutschland, 2003). Werbung • Kinder mögen Werbung, vor allem im Fernsehen. Rund zwei Stunden verbringen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren heute im Durchschnitt vor der "Flimmerkiste" - damit kommen sie auf rund 900 Werbespots im Monat. Zwischen Kinderspielshows, Zeichentrick- und Actionserien kämpfen die Hersteller mit ihren Spots hart um Marktanteile für Lebensmittel bzw. Süßwaren, Spielzeug, CDs und trendige Markenartikel. Die Werbebotschaften verfehlen nicht ihr Ziel: Untersuchungen und Studien belegen, dass die meisten Kaufwünsche der Kinder werbegeprägt sind. Werbung • Damit die heranwachsenden Konsum- und Markenprofis ihr Geld zielgerichtet ausgeben, schafft die jugendlich gestylte Werbung ausgeprägte Vorlieben für bestimmte Marken und Produkte und vermeintlich dringende Wünsche. Selbst Erwachsenen fällt es zunehmend schwer, die immer subtileren Formen der Werbung zu erkennen und zu durchschauen. Kinder und Jugendliche nehmen die Werbebotschaften noch unerfahrener und unkritischer auf. 4. Ambivalenzkultur bezüglich Substanzgebrauchs München: Fliegende Blätter, 1906 5. USA - Von der Ambivalenzkultur zur Kontrollkultur Seit 1990 Neuorientierung in den USA – war on drugs • Prävention orientiert sich an der öffentlichen Gesundheit (public health approach, resp focus) und verpflichtet sich dem Vorhaben, für Jugendliche totale Abstinenz von psychoaktiven Substenzen als Norm zu etablieren ( the „no use“ approach, entsprechend dem Slogan „there is no safe use but no use“.) Die Initiierung der Neuorientierung • Diese Neuorientierung rückte die Frage des Gebrauches „legaler Substanzen“ ins Zentrum. Aufgabenstellung • Als wesentliche Aufgabe wurde definiert, dass Prävention nur dann erfolgreich sein kann, wenn eine Umwelt geschaffen wird, in der Substanzgebrauch, welcher Art auch immer, klar und unmissverständlich und kontinuierlich als inakzeptables Verhalten bewertet wird. Problematische Positionen Gerber, 1990 • Ein Grunddilemma der Beeinflussung des Environments besteht im Kommittment zu den Prinzipien des freien Ausdrucks, des freien Handels und der freien Wahl. • Weder die Industrie noch die Regierung können sich dafür entscheiden, dass die öffentliche Gesundheit und die öffentliche Sicherheit höhere Werte repräsentieren als die Freiheit der Sprache und des Handels. • Mosher formulierte als das Gegengift gegen „totale Vermarktung der chemischen Substanzen“ mittels Promotion, Produktion, Preisgestaltung und Platzierung, das Prinzip der „totalen Prävention“ – ohne dieses zunächst genau zu definieren. • Seither wird in verstärktem Ausmaß an einer Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen des Drogengebrauches und der Prävention gearbeitet. Besondere Aufmerksamkeit schenkte man neben der Analyse der Strukturen der Konsumgesellschaft dabei dem Einfluss der Medien: Fernsehen, Filme, Werbekampagnen und Werbestrategien, sie alle werden einer kritischen Revision unterzogen. 6. Drogenpolitik: Europäische Entwicklung – Fokus auf Alkohol und Tabak WHO-Europäisches Büro Aktivitäten • • • • • • • 1993: WHO Europäischer Alkohol-Aktionsplan. 1994: Netzwerk aus von den Mitgliedstaaten nominierten nationalen Ansprechpartnern 1995 „Europäische Charta Alkohol“ 2000-2005: European Alcohol Action Plan 2002: Europäisches Alkoholinformationssystem 2004: begleitende Evaluation 2005: 58. Weltgesundheitsversammlung Bericht des WHOSekretariats: „Public health problems caused by harmful use of alcohol“ und Annahme einer Resolution zum gleichen Thema. 2006: Die Studie „Alkohol und Europa“ Erkenntnisse hinsichtlich der Effizienz der alkoholbezogenen Maßnahmen 1ste Zielvorstellung: bis zum Jahr 2000 soll die gesundheitsbeeinträchtigende Einnahme von Substanzen, die Abhängigkeit bewirken, wie Alkohol, Tabak und psychoaktiven Drogen, in allen Mitgliederstaaten, signifikant reduziert sein. Focus auf Jugend Erklärung über Jugend und Alkohol, 2001 • Alkohol wird als wichtiges Problem für die Gesundheit junger Menschen erkannt; • die Notwendigkeit, eine Gesundheitspolitik/Alkoholpolitik ohne Einflussnahme kommerzieller oder wirtschaftlicher Interessen zu gestalten, wird bestätigt; • Jugendlichen muss die Möglichkeit geboten werden, sich am politischen Prozess zu beteiligen; • auf nationaler und lokaler Ebene müssen Ziele vorgegeben werden, die dazu dienen sollen, die Auswirkungen des Alkohols auf die Gesundheit von Jugendlichen zu mindern. Zielvorgaben bis zum Jahr 2006 • dass die Zahl Jugendlicher, die mit dem Alkoholkonsum beginnen, wesentlich verringert werden soll, • dass erreicht werden soll, dass Jugendliche erst in einem späteren Alter beginnen, Alkohol zu trinken und • dass der auf Jugendliche ausgeübte Druck zum Trinken minimiert werden soll (erwähnt werden explizit: Alkoholverkaufsförderung, Gratisausschank, Werbung, Sponsoring und die Verfügbarkeit von Alkohol, mit speziellem Akzent auf besonderen Events für Jugendliche). Jugendbezogene alkoholpolitische Maßnahmenbereiche • • • • 1. Bereich: „Schutz“ 2. Bereich: „Aufklärung“ 3. Bereich: „Stützendes Umfeld“ 4. Bereich: „Schadensminderung“ Europa: Kulturelle Tendenzen in Richtung drogenfreie Gesellschaft: • Der Kampf gegen den Alkoholgebrauch • Der Kampf gegen den Tabakgebrauch • Der Fokus auf den Gebrauch psychoaktiver Substanzen durch Jugendliche und der Versuch für Jugendliche Totalabstinenz als Norm durchzusetzen. • Erneute Problematisierung des Cannabisgebrauches 7. „Amerikanisierung“/„Skandinavisierung“ der Drogenpolitik • 1997 Griffith Edwards,: „Alkoholkonsum und Gemeinwohl“ • 2005 Babor und Mitarbeiter: „AlkoholKein übliches Konsumgut“ • Unter den Autoren des Babor-Readers finden sich 5 Amerikaner, 2 kanadische Autoren, ein Autor aus Australien, eine Autorin aus Neuseeland, sowie jeweils ein Autor/eine Autorin aus England, Finnland, Schweden und Norwegen. Der einzige Schweizer Autor hat auch einen Lehrstuhl in Kanada inne. Diese Autorenstruktur schlägt sich auch in den Zitierungen nieder; Autoren aus anderen Ländern sind hinsichtlich der Zitierungen eindeutig unterrepräsentiert. Prävention wohin???? 7.1. Denormalisierung USA Die Rolle bestimmter NGOs • The NFP and its membership organizations are constantly monitoring and fighting advertising and media messages that support or encourage drug use. For example, one major pharmaceutical company manufactures a perfume named "Opium". This perfume is being advertised with the suggestion that love, adventure and even ecstasy are assured with its use. The subtle correlate message, says the NFP, is a positive promotion of the drug opium. Similarly, another firm markets skin-care products named "Cocaine", and still another marketed product is called "Sensemilla". Companies manufacturing these products have been the target of a major letter-writing campaign organized by parent groups, who are also encouraging their members not to purchase any products manufactured by these firms. In Florida, the parent movement was instrumental in bringing about a decision by the state Pediatric Society to boycott medical products manufactured by the pharmaceutical firm making "Opium" perfume. • • • • • • • • Fighting all proposals that would legalize marijuana or in any way make it more readily available ; Encouraging state legislation to ban the sale of drug-use paraphernalia (model anti-paraphernalia legislation has been developed and at least 36 of the states now have laws against marketing such equipment) ; Encouraging legislation to ban the sale of "look-alike" drugs ; Encouraging legislation making it a Federal offence to sell or distribute narcotics near schools ; Pursuing the total eradication of domestic marijuana crops ; Calling for strict laws on drunken driving ; Calling for strict laws prohibiting the sale of alcohol to minors ; Supporting the recently enacted exception to the Posse comitatus law, which now permits a meaningful co-operation between military and civilian law-enforcement officials (for example, sharing equipment, exchanging surveillance information and jointly training staff). Einflussnahme von seiten der Elternorganisationen • The movement has spent a great deal of time monitoring publications of the Federal Government. The NFP has reviewed most, if not all, of the NIDA prevention publications in order to spot ambiguous messages that could be interpreted as being anything other than firmly against all drug use. As a result of these efforts, several NIDA publications have been revised or removed from circulation. Similarly, the NFP has been eager to work with NIDA and other Federal agencies in developing publications appropriate to the parents'cause. Parents, Peers and Pot, published by NIDA, was written by Marsha Manatt, the mother credited with starting the first parent activity at Atlanta, and has been the most in demand of all the Institute's publications; it is seen even today as one of the most important guidebooks of the movement. Zit aus: Bulletin on narcotics, 1983, Issue 3. • Nach Österreich wurde dieser Trend – abgesehen von Scientology und seinen Derivaten - vor allem vom VPM importiert. 8. „Kontrollkulturelle“ Herstellung eines drogenaversiven Umfeldes Mosher, 1990: Der neue Totalitarismus • Das Gegengift gegen „totale Vermarktung der chemischen Substanzen“ mittels Promotion, Produktion, Preisgestaltung und Platzierung, ist in der „totalen Prävention“ zu finden. Hintergrundstheorien Behaviourismus • Social influence theory • Social inoculation theory (Evans) abgleitet vom Konzept der „kognitiven Inokulation“ von McGuire • Theorie des sozialen Lernens von Bandura • Ein aktuelles Modell: Die aggressive Problematisierung des Rauchens im Film Pressemeldung 2003 • Teenagers are significantly more likely to start smoking if they watch movies featuring stars who smoke cigarettes, and teens whose parents don't smoke are the most likely to be swayed by actors lighting up onscreen. • According to a study released yesterday in the journal Lancet, teens who watched the most movies with smoking were almost three times more likely to start smoking than those who watched the fewest number of movies with smoking. Dartmouth Medical School-study, 2003 published in The Lancet. • Das Betrachten populärer Filme ist der Risikofaktor No 1 dafür, dass Kinder, die bis dahin nicht geraucht hatten, zu rauchen beginnen. • Dieser Einfluss ist stärker und verführerischer als traditionelle Werbung, Peer-Pressure oder das Verehalten der Eltern • Das Betrachten von Filmen verdreifachte das Risiko, das ein Teenager zu rauchen beginnen würde. • Der Verführungseffekt ist am stärksten bei Kindern von Eltern, die selbst nicht rauchen. Madeline Dalton, Dartmouth Medical School, 2003 • "The study provides the strongest evidence to date that smoking in movies encourages adolescents to start smoking,". • "We found that half the kids who started smoking did so because of seeing it in the movies." Effect of viewing smoking in movies on adolescent smoking initiation: a cohort study, 2003. • Das Betrachten von Filmen verdreifachte das Risiko, das ein Teenager zu rauchen beginnen würde. • Der Verführungseffekt ist am stärksten bei Kindern von Eltern, die selbst nicht rauchen. Editorial, The Lancet, June 10, 2003 • “Smoking in movies is responsible for addicting 1,080 U.S. adolescents to tobacco every day, 340 of whom will die prematurely as a result.” -- • . “Many women have told me they started smoking because of Olivia Newton John in ‘Grease,’ ” said Stanton Glantz, professor of medicine at the University of CaliforniaSan Francisco and a director of its Center for Tobacco Control Research and Education. Filmanalysen • Among the top 10 box office movies reported for the week of Nov. 10 -- including “The Matrix Revolutions,” “Elf,” “School of Rock,” “Mystic River,” “Scary Movie 3,” “Radio” and “Brother Bear” -- only “Brother Bear” was smoking free. Characters smoke in more than two-thirds of youth-rated movies released in 2002 (movies rated G, PG and PG-13), according to a survey by Dr. Stanton Glantz, a professor of medicine, and analyst Karen Kacirk. 8.1. „Globalisierung“ der kontrollkulturellen Analyse und Strategie ASH news release: Embargo: 00.01 Tuesday 8th May 2007 • Neue Forschung enthüllt, wie die Inzidenz des Rauchens in Filmen, die in den USA produziert werden, Teenager in Ländern beeinflusst, die sich in weiter Distanz von Amerikas Küsten befinden. Studien in Deutschland und in Mexiko, aber auch weitere Evidenz aus den USA zeigen eine Korrelation zwischen dem Ausmass von im Fim abgebildeten Rauchen und der Wahrscheinlichkeit, dass junge Teenager zu rauchen beginnen. 9. Kontrollstrategien 9.1. Verstärkung der Kontrollfunktion der Eltern Dalton MA, 2002: Relation between parental restrictions on movies and adolescent use of tobacco and alcohol. • CONCLUSION: Limiting the exposure of adolescents to R-rated movies may prevent early use of alcohol and tobacco Sargent JD, 2004, Effect of parental R-rated movie restriction on adolescent smoking initiation: a prospective study. • Parental restriction from watching R-rated movies strongly predicts a lower risk of trying smoking in the future. The effect is largest among adolescents not exposed to family smoking. By exerting control over media choices and by not smoking themselves, parents may be able to prevent or delay smoking in their children. 9.2. Einflussnahme auf die Tabakindustrie • Rückzug aus dem Sponsorship • Auch soll erreicht werden, dass die Zigarettenmarken nicht sichtbar werden (gegen die Werbestrategie des product placement) 9.3. Einwirkung auf die Filmindustrie • Es soll erreicht werden, dass in Filmen, die für Jugendliche frei gegeben sind, nicht geraucht wird, bzw., dass vor allem jene Charaktere nicht rauchen, die sich als Idole oder Identifikationsfiguren anbieten. Petition:Get smoking out of youth-rated movies. Target:Media companies that own motion picture studios. Context:Health authorities including the World Health Organization have concluded that exposure to smoking on screen is a prime recruiter of new adolescent smokers. This petition calls on the multinational media companies that own major U.S. film studios to eliminate smoking from future youth-rated movies exported around the world. Petition:Get smoking out of youth-rated movies • Health authorities including the World Health Organization have concluded that exposure to smoking on screen is a prime recruiter of new adolescent smokers. This petition calls on the multinational media companies that own major U.S. film studios to eliminate smoking from future youth-rated movies exported around the world. Glantz, Tabak und Obszönität • If an actor says the “F-word” twice in a film, or once in a sexual context (versus a single profanity exclamation), that film receives an R rating, explained Glantz. “I want tobacco treated as seriously as they treat the F-word.” Glantz über “Chicago” • “In the 1920s about 5 percent of women smoked and the ones smoking were the rich ones, not the ‘gun molls’ -- so the fact they were smoking at all was completely misleading. You have very high-profile actresses in a tremendously successful movie,” said Glantz of “Chicago” stars Queen Latifah and Catherine Zeta-Jones, who smoke in the movie, as does star Richard Gere. “There’s a lot of girls who are smoking now because of that movie and girls will start smoking for years because of that movie.” 9. 4. Exkurs über Desinformation – filmwissenschaftliche Diskussion 1933 1932: Scarface 1921:Aschenbrödel und Valentino 1922, Cecil B. DeMille: Saturday night 1927: Evening clothes; 1932: Red Dust 10. Schlussfolgerungen Die aktuelle Situation: wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Ideologie • In der aktuellen Situation kann man erkennen, dass sich in den USA eine bestimmte gesellschaftspolitische Position (Konservativismus), eine drogenpolitische Position („War on drugs“) und eine bestimmte sozialwissenschaftliche Ausrichtung ( behaviourismus) zu einer Allianz vereint haben und wechselseitig füreinander Lobbying betreiben. • Diese Situation ist davon gekennzeichnet, dass in vielen Fällen Prävention und Forschung nicht unabhängig von politischen Zielvorgaben operieren, sondern vielmehr dazu benutzt / instrumentalisiert werden, den vorformulierten politischen Positionen hilfreiche Erkenntnisse und Standpunkte zu generieren. In einem Teufelskreis werden dann diese Erkenntnisse als „unabhängige“ Forschungsergebnisse, die ohne „Interessenskonflikt“ gewonnen wurden, in high ranking journals untergebracht und steuern auf diese Weise den Impakt des USamerikanischen Standpunkts in Europa. • Gefördert wird die Macht dieser Allianz einerseits dadurch, dass sie sich gesundheitspolitischen Zielen verschreibt, die nicht weiter hinterfragbar sind und mit den Vorgaben der WHO übereinstimmen, aber auch dadurch, dass sie im Feld der wissenschaftlichen Publikation eine dominierende Position innehat. Dadurch wrden Autoren, die die Thematik im Sinne der „Allianz“ bearbeiten, bevorzugt und die Auffassung vermehrt zitiert und als bestimmende Kraft definiert. Die ideologische Problematik • Diese Haltung tendiert dazu, ihre Interpretation paternalistisch zu nutzen. Sie versucht Einfluss auf diverse Mechanismen unserer Kultur zu nehmen; dazu gehört vor allem ein neuer Paternalismus hinsichtlich der Einflussnahme der Eltern auf ihre Kinder, aber auch die offene Forderung nach Zensur. • In dieser Auffassung wird die kulturelle Produktion aber auch die Wissenschaft nach ihrem brutalen propagandistischen Wert eingeschätzt und wird letztlich sowohl von der kulturellen Produktion wie auch der Wissenschaft gefordert, dass sie die AntiDrogen-Propaganda mit trägt. Da als einer der Mechanismen, die zur Ambivalenz hinsichtlich der Bedeutung des Drogengebrauches führen, das Beharren auf der freien Meinungsäußerung (First Amendment) erkannt wird, wird versucht, diese Regel außer Kraft zu setzen. • Diese Tendenz wurde zunächst an der Beschreibung des Einflusses von Spielfilmen auf das DrogenKonsumverhalten von Jugendlichen deutlich und schließt heute auch die Analyse anderer kultureller Produkte ein. • Zunächst ein Phänomen innerhalb der USamerikanischen „War on drugs“ Strategien zur Schaffung eines drogenfeindlichen Environments, griff sie zuletzt auch auf Europa über. Hier allerdings gibt es doch widersprüchliche Ergebnisse: Während eine deutsche Untersuchung die amerikanischen Überlegungen zu bestätigen schien, erbrachte eine rezente schottische Studie keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Filmen, in denen geraucht wird und dem Einsetzen des Rauchverhaltens Jugendlicher. Reiner Hanewinkel (IFT) und James D. Sargent • Smoking in internationally distributed US movies predicts trying smoking among German adolescents, closely replicating findings from a longitudinal study of white US adolescents. Smoking in these movies could have important worldwide public health implications. Hanewinkel R, Tanski SE, Sargent JD, 2007/2008: Exposure to alcohol use in motion pictures and teen drinking in Germany. • This study demonstrates an association between exposure to alcohol use in US movies and alcohol use without parental knowledge in Germany, and is the first study to link movie exposure with binge drinking. Given international distribution of US movies, depicted behaviours may influence adolescents outside the country of origin. Reiner Hanewinkel und Gudrun Wiborg, 2008: Smoking in contemporary German television programming • Results: Smoking was portrayed in 176 (45 %) of the programmes. Smoking occurrences were frequent in movies (77 %), and in TV magazines (69 %). Movies, films, and serials produced in Germany showed more often smoking (65 %) compared with productions from abroad (48 %; p = 0.051). • Conclusions: Smoking is frequently portrayed in German TV. Hanewinkel, 2008 • Nach der sozial-kognitiven Lerntheorie imitieren Jugendliche im Rahmen ihrer Identitätsentwicklung das Verhalten von Rollenmodellen insbesondere dann, wenn sie sich mit diesen identifizieren und sie bewundern und das Modell belohnt wird. Filme im Fernsehen und Kino sind bedeutsame Quellen des sozialen Lernens. Verschiedene epidemiologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass das Ausmaß des Fernsehkonsums in der Kindheit und Jugend mit einer Reihe von Risikoverhaltensweisen, so auch mit dem Konsum von Tabak positiv korreliert ist. Die Ergebnisse von Querschnitt- und Kohortenuntersuchungen deuten darauf hin, dass in Filmen rauchende Rollenmodelle Kinder und Jugendliche dazu veranlassen können, mit dem Rauchen zu beginnen. In Anbetracht der bekannten möglichen negativen Gesundheitsfolgen des Rauchens sollten Eltern angehalten werden, die Mediennutzung ihrer Kinder durch klare Regeln zu gestalten. Politische Maßnahmen zur Verringerung der Verbreitung des Rauchens in Fernseh- und Kinofilmen sind wissenschaftlich begründbar und erforderlich. Health Education Research Advance Access published online on January 17, 2008 Health Education Research, doi:10.1093/her/cym082 • An examination of the association between seeing smoking in films and tobacco use in young adults in the west of Scotland: cross-sectional study • Kate Hunt,*, Helen Sweeting, James Sargent, Heather Lewars, Sonya Dal Cin2 and Keilah Worth Kate Hunt et al., 2008 • No association was found between the number of occurrences of smoking estimated to have been seen in films (film smoking exposure) and current (or ever) smoking in young adults. This lack of association was unaffected by adjustment for predictors of smoking, including education, risk-taking orientation and smoking among peers. There was no association between film smoking exposure and smoking behaviour for any covariate-defined subgroup. allerdings…… • Die Studie von Hunt erschien als OnlinePublikation, während die (Gemeinschafts-) Studien der amerikanischen und deutschen Autoren in High ranking Journals erscheinen. Demgemäß könnte leicht der Fall eintreten, dass etwa in Metaanalysen oder Cochrane - Studien die korrigierenden schottischen Ergebnisse verschwinden. Zufall oder Steuerung ???? Gesellschaftspolitische Positionierung der Wissenschaft und speziell der Psychiatrie • Lassen wir uns von diesen Tendenzen vereinnahmen? • Wollen wir eine Kultur, in der die aufgezeigten Kontrollmechanismen und – maßnahmen zur Norm erklärt werden. • Wollen wir die paternalistische Einstellung im Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern und des Staates zu seinen Bürgern importieren? Pathologisierung?? • Ist die Pathologisierung junger Menschen (siehe Koma-Trinken oder CannabisAbhängigkeit), die durch die eingangs beschrieben höhere Bereitschaft zur Diagnose bewirkt wird, eine adäquate Methode, sie zu schützen? • Rechtfertigen Maßnahmen zum Schutz junger Menschen vor Tabak- und Alkoholkonsum die Aufgabe grundlegender demokratischer Prinzipien? • Wollen wir an einem neuen Totalitarismus im Sinne einer Beschränkung der Meinungsvielfalt teilhaben? • Ist nicht gerade die Psychiatrie aufgrund ihrer historisch bekannten Anfälligkeit für totalitäre und autoritäre Vereinnahmung hier in einer gefährdeten Position? • Auf jeden Fall ist es in dieser Situation empfehlenswert, dass sich die Psychiatrie in Lehre und Praxis ihrer Position innerhalb des Machtgefüges im Sinne von Foucault bewusst bleibt und aufgrund einer Analyse der aktuellen kulturellen Trends diese Position neu definiert. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit „Death is more perfect than life“ Larry Clark (Tulsa, 1971) Drug policies: risk or protection? • Rare are studies which try to delineate relations between drug policies, consumption patterns and social variables. Bayers et al, 2204, described that inter-country influences on youth substance use are generally similar despite different policy directions. Existing differences suggest that the abstinence policy context is associated with higher levels of illicit drug use and stronger relations between individual indicators of social detachment and substance use, whereas the harm reduction policy context is related to more cigarette and alcohol use, possibly from exposure to normative influences that are more tolerant of youth drug use. Binge-drinking und „Komasaufen“ – die begriffliche Verwirrung Binge-drinking und „Koamasaufen“ • Das Langenscheidt Handwörterbuch Englisch (Messinger, 1994) übersetzt "Binge" mit "Gelage", also mit "über mehrere Tage andauernde Feiern mit starkem Alkoholkonsum" sowie mit "einen Draufmachen", also mit einer "Sauftour". • Recht ähnlich aber keinesfalls identisch zu ersterer Definition präzisierte Schuckit (2006), als Herausgeber des renommierten "Journal of Studies on Alcohol", "Binge Drinking" als "über mehrere Tage hinweg anhaltenden Alkoholkonsum bis zur Berauschung, wobei übliche Aktivitäten und Verpflichtungen vernachlässigt werden". Schuckit legte dabei in den Richtlinien fest, dass die Zeitschrift nur Artikel zur Publikation akzeptieren darf, die sich an dieser Definition orientieren. • "Komatrinken" in Zusammenhang mit Alkoholkonsum bedeutet, den Konsum einer Alkoholmenge, die ein Koma hervorruft. Als Koma (griechisch "tiefer Schlaf") bezeichnet man eine Form der Bewusstlosigkeit, bei der das Individuum auch durch starke äußere Stimuli wie wiederholte Schmerzreize nicht geweckt werden kann. Da bei einem so schweren Rauschzustand akute Lebensgefahr bestehen kann, ist eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Da die Frage, wie häufig Komatrinken in unser Gesellschaft vorkommt, häufig gestellt wird, es aber keine verlässlichen Statistiken dazu gibt, wird oft auf Statistiken über die Frequenz und Häufigkeit von Alkoholräuschen oder des sogenannten "Binge-Drinking" Bezug basierend auf Umfragen Bezug genommen. Diese Gleichsetzung ist inhaltlich nicht gerechtfertigt, weil bei Umfragen in der Regel selbst ein leichter Schwips nach geringen Alkoholmengen als "Alkoholrausch" gewertet wird und weil "Binge-Drinking" bei Umfragen über die Konsummenge so definiert wird, dass unter Umständen nicht einmal ein Rausch auftritt. Binge drinking: Wechsler et al. (1994) • Ganz anders ist die auf zurückgehende Definition von "Binge Drinking" als "Konsum von mindestens 5 Glas Alkohol ohne zeitliche Begrenzung", wobei ein Glas mit 0,12 Liter Wein, 0,36 Liter Bier oder 0,04 Liter Spirituosen quantifiziert wurde (insg. also rund 60 Gramm Reinalkohol). Während "Binge Drinking" nach der ursprünglichen Definition eine relativ seltene Form des exzessiven Alkoholkonsums darstellt ist "Binge Drinking" nach letzterer Definition ein weit verbreitetes und vergleichsweise zu ersterem viel weniger dramatisches Phänomen. An letzterer Definition (mindestens 5 Glas) orientierten sich auch die Autoren von ESPAD und das US-amerikanische National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA). • Nachdem diese auf Wechsler zurückgehende Definition immer wieder kritisiert wurde, weil beim Konsum derartiger Alkoholmengen über längere Zeiträume häufig nicht einmal eine leichte Berauschung auftritt, hat NIAAA (2004) die Definition dahingehend geändert, dass jener Alkoholkonsum der eine Blutalkoholkonzentration von mindestens 0,8 Promille erzeugt, als "Binge Drinking" zu bezeichnen ist. A "binge" is a pattern of drinking alcohol that brings blood alcohol concentration (BAC) to 0.08 gram percent or above. For the typical adult, this pattern corresponds to consuming 5 or more drinks (male), or 4 or more drinks (female), in about 2 hours (NIAAA, 2004). • Im deutschen Sprachraum wird "Binge Drinking" oft auch mit einer Reihe von erheblich anderen Bedeutungen, wie "Kampf- oder Wetttrinken", "bewusstes Rauschtrinken" oder "Komasaufen" gleichgesetzt, was die Sache noch weiter verkompliziert. So findet man z.B. im von Lesern gestalteten Online-Lexikon folgenden Satz: "Bezeichnet werden diese Art moderner Trinkgelage als Binge Drinking - deutsch: Besäufnis; umgangssprachlich Komasaufen oder Kampftrinken" (Wikipedia, (15.3.2006) und im ORF wurde "Binge Drinking" 2006 mit "ausgiebiges Saufen mit dem erklärten Ziel, betrunken zu werden" gleich gesetzt.