Der Traum von einem guten Job wird möglich

Transcription

Der Traum von einem guten Job wird möglich
horizonte
Foto: Christian Nusch
März 2016 Ausgabe 41
Olympia
Die Kampagne „Rio bewegt.uns.“
Partnerschaft
DV Osnabrück auf den Philippinen
Neue Wege
Bienenzucht in Tansania
„Ich konnte nach der Schule
keine Ausbildung machen, weil
meine Eltern das nicht bezahlen können. Deshalb war ich
bislang arbeitslos. Aber meine
Großmutter ist Kolpingmitglied, sie hat mir aus ihrer
Kolpingfamilie einen Sponsor vermittelt und jetzt lerne
ich hier Koch. Mein Traum ist
es, Schiffskoch zu werden.“
Kim Francis Olbes (24)
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8
Der Traum von einem
guten Job wird möglich
Von Katharina Nickoleit
O
hne Ausbildung findet man auch auf
den Philippinen keinen guten Job. Doch
wer hier eine qualifizierte Berufsausbildung machen möchte, muss dafür zahlen. Das
können viele Familien nicht. „Deshalb werden
bei uns die meisten Highschool-Absolventen
Hilfsarbeiter“, erklärt Dopen Peñas, Geschäftsführer des philippinischen Kolpingwerkes mit
Sitz in der Provinzhauptstadt Naga. Universitäten müssen auf den Philippinen ebenso
bezahlt werden wie berufliche Ausbildungen,
die hier nicht in Betrieben, sondern in privaten Institutionen stattfinden. Kolping ist dabei nur einer von vielen Anbietern – doch im
Unterschied zu den anderen Instituten geht
es diesen Lehrwerkstätten nicht darum, Geld
zu verdienen, sondern darum, eine möglichst
gute Ausbildung zu möglichst günstigen Preisen anzubieten. Darum verzichtet Kolping auf
alles, was nicht direkt mit den handwerklichen
Fähigkeiten zu tun hat und konzentriert sich
auf das Wesentliche. „Dadurch ist die Aus-
2 Thema
„Unser Schulsystem wird umgestellt, und alle
Lehrer müssen ab sofort zusätzliche Qualifikationen mitbringen. Mein Gehalt reicht gerade so für
meine zwei Kinder, eine Weiterbildung kann ich
nicht bezahlen. Aber ohne die Qualifizierung
würde ich meinen Job verlieren. Deshalb bin ich
sehr froh, dass ich von Kolping ein Stipendium bekommen habe.“
Edalyn San Gabriel (29, Lehrerin), macht eine Weiterbildung im Schweißen
Trotz des abgespeckten Programms haben die Kolpingabsolventen kein Problem, einen guten Job zu
finden. Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Mitarbeitern ist auf den Philippinen groß, viele gehen
mit ihrer Qualifikation auch ins Ausland. 300 Schüler besuchen die Kurse von Kolping in Naga jedes
Jahr. Die Nachfrage wächst mit jedem Kurs, der bei
der staatlichen Ausbildungsstelle TESDA akkreditiert
werden kann. Inzwischen sind die Ausbildungen
in Massage, Backen und Schweißen offiziell anerkannt. Schneidern, Kochen und Schönheitspflege
sollen in absehbarer Zeit folgen. „Vor allem unsere
Massageschüler werden uns förmlich aus den Händen gerissen“, sagt Dopen Peñas. „Viele Hotels und
Reha-Einrichtungen fragen bei uns an.“
Dass die Qualität der Ausbildung von Kolping anerkanntermaßen gut ist, liegt nicht nur an den sehr
engagierten Lehrern, sondern auch an der ausgezeichneten Ausstattung der Lehrwerkstätten. Eine
Küche und Schweißgeräte, wie sie bei Kolping
stehen, sucht man sonst weit und breit vergeblich.
„Diese gute Ausstattung verdanken wir dem Internationalen Kolpingwerk“, erklärt Dopen Peñas.
„Diese Hilfe ist sehr wichtig für uns, um den hohen
Standard unserer Ausbildung aufrecht zu erhalten
und unsere Kurse gleichzeitig zu erschwinglichen
Preisen anbieten zu können.“
Seit nunmehr 14 Jahren bildet Kolping in dieser
trukturschwachen Gegend der Philippinen junge
Menschen aus und die Arbeit zeigt inzwischen Wirkung – nicht nur für den einzelnen Schüler, sondern
auch in der Region. „Unsere Absolventen gründen
Bäckereien oder Massagepraxen und schaffen Arbeitsplätze. Andere finden gute Jobs und zahlen
Steuern oder überweisen Geld aus dem Ausland, so
wie ein junger Mann, der Bäcker auf einem Kreuzfahrtschiff wurde. Das alles trägt zur Entwicklung
bei“, berichtet Dopen Peñas voller Stolz.
Fotos (6): Christian Nusch
bildung bei uns etwas kürzer und kostet nur die
Hälfte, manchmal sogar nur ein Drittel des üblichen
Preises“, erklärt der Geschäftsführer.
Die Ausbildung bei Kolping kostet rund 200 Euro
– für viele Philippiner ist auch das noch immer zu
teuer. Doch Kolping hat jedes Jahr 75 Stipendien zu
vergeben. Die Gelder dafür kommen aus verschiedenen Töpfen, zum Teil von der staatlichen Ausbildungsstelle TESDA, zum Teil aber auch von Kolping
selbst. Diese spezielle Förderung ist Kolpingmitgliedern vorbehalten. Mitgliedern wie Bernadeth. Die
19-Jährige lernt Schweißen. „Ich wurde vor einem
Jahr Kolpingmitglied, weil ich zu einer Gemeinschaft
gehören wollte, in der sich die Menschen gegenseitig helfen. Als Kolpingmitglied muss ich den Kurs
nicht bezahlen und meine Eltern könnten ihn sich
nicht leisten. Ich bin Kolping wirklich sehr dankbar
für diese Hilfe. “
Bei dem 24-jährigen Nino ist es ähnlich. Ohne Berufsausbildung blieb ihm nur ein Job als Landarbeiter, schlecht bezahlt und ohne Zukunftsaussichten.
Wie Bernadeth kommt auch er aus einem entlegenen Dorf, viel zu weit weg und zu teuer zum Pendeln. An ein Zimmer in der Stadt ist nicht zu denken.
Doch die beiden können als Kolpingmitglieder im
Institut wohnen.
Die Kolpingschüler sind zwischen 18 und 35 Jahre
alt. Einige sind zwischen zwei Auslandsjobs für eine
Weile in der Heimat und wollen sich fortbilden. Andere haben eigene kleine Betriebe, in denen sie besser arbeiten wollen. Manche kommen direkt von der
Schule und wieder andere wollen aus der Sackgasse
„Hilfsarbeit“ heraus.
Im Uhrzeigersinn: Bernadeth More (re) ist eine der Teilnehmerinnen am Schweißer-Kurs. – Schutzhelme sind Pflicht. –
Mr. Boney ist Maskottchen und Lehrmaterial in den Massagekursen. – Auch den Führerschein kann man bei Kolping
Philippinen machen, eine Voraussetzung für viele Jobs. – Auszubildende in der Lehrküche in Naga City.
Globale Verantwortung
Damit bei Olympia
alle gewinnen
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Die Kolpingsfamilie Tanguá bietet für rund 30 Kinder
ein regelmäßiges Jiu-jitsu-Training an. So erle­rnen
sie Disziplin und Regeln. Hier ist der brasilianische
Nationalpräses Padre Pedro Arnoldo da Silva zu Besuch.
Von Sigrid Stapel
„Rio bewegt. Uns.“ Und das gleich mehrfach:
Wir lassen uns von der Lebenssituation der
Armen in Rio bewegen und in Bewegung setzen. Schritt für Schritt wollen wir uns für
I
m Jahr 2016 wird Brasilien im Fokus der
Weltöffentlichkeit stehen, insbesondere
durch die Olympischen Spiele vom 5.
bis 21. August 2016 in Rio de Janeiro. Das
Aktionsbündnis „Rio bewegt. Uns.“ fordert:
Gleiche Startbedingungen für alle! Auch
außerhalb der Stadien in Rio de Janeiro soll
es Gewinner geben. Im Rahmen der Kampagne werden soziale Projekte im Großraum Rio de Janeiro unterstützt. Auch in
Deutschland könnt Ihr wie folgt aktiv werden:
Solidaritätsläufe
Jeder Kilometer bringt Hilfe für die Projekte des Bündnisses in Rio de Janeiro.
Sportvereine, Jugendgruppen, Kirchengemeinden, Schulkassen und Seniorengruppen werden sich für Rio in Bewegung setzen und pro Kilometer Geld sammeln. Die
gelaufenen Kilometer werden im Internet
dokumentiert, so dass diese Solidaritätsaktionen auch in den sozialen Netzwerken
geteilt werden können. Schritt für Schritt
für bessere Startbedingungen in Rio. Mit
jedem zurückgelegtem Kilometer sammelt
Ihr Spenden. Diese fließen später in die sozialen Projekte in Rio. Für Pfarrfeste oder
Tagungen könnt Ihr Lauf bänder ausleihen.
Bewegt Euch sich, damit sich für Arme in
Rio mehr bewegen lässt! Nach der Aktion
trägt jede Gruppe auf der Homepage ein,
wie viele Kilometer sie insgesamt zurückgelegt hat und überweist die Spende. Danach bekommt sie für jede Teilnehmerin
und jeden Teilnehmer eine Urkunde und
für die Gruppe eine Medaille. Mehr Informationen zum Ablauf gibt es unter
www.rio-bewegt-uns.de/aktivwerden
Medaille der Werte
Ausgehend von einer Idee unserer Partner in Brasilien wollen wir dafür sorgen,
dass auch außerhalb der Stadien die
Menschen zu den
Gewinnern
gehören. Personen und
Gruppen, die sich in besonderem Maße
sozial und sportlich engagieren – für
nachhaltige Entwicklung, Leistung, Solidarität, Fairness und Frieden – wollen wir
mit „Medaillen der Werte“ auszeichnen, in
Deutschland und in Brasilien.
Die „Medaille der Werte“ steht dabei
symbolisch für die fünf Werte, die die
Kampagne „Rio bewegt. Uns.“ ins Zentrum stellt: Hoffnung – Friede – Fairness
–Nachhaltigkeit
–
Leistung.
Weitere Informationen stehen unter
www.rio-bewegt-uns.de/medaille
Foto: Kolping Brasilien
mehr Fairness und Gerechtigkeit einsetzen.
Informationen zu den erhältlichen Materialien unter
www.rio-bewegt-uns.de/material
Flankierend zur Aktion gibt es einen fairen
Orangensaft der „GEPA The Fair Trade
Company“, den Merida-Orangensaft, in
einer besonderen Aktionsverpackung mit
der brasilianischen Flagge sowie dem Logo
der Kampagne „Rio bewegt. Uns.“
Auskünfte gibt gerne: Sigrid Stapel,
[email protected], 0221/77880-28.
Spenden
Gemeinsam unterstützen wir soziale Projekte in Rio de Janeiro. Kinder und Jugendliche erhalten dort bessere Startbedingungen für ihren Lebensweg. Mit Eurer
Spende könnt Ihr Projekte der Partner des
Aktionsbündnisses fördern, wie einen Straßenkinderbus, einen Zirkus, ein Sport- und
Sozialzentrum, Kindertagesstätten und
Schulen, die Unterstützung der Kolpingarbeit.
Detaillierte Informationen zu den Projekten findet Ihr unter
www.rio-bewegt-uns.de/projekte
Bildungsarbeit
Das Aktionsbündnis wird die Kampagne
in vielfältigen Veröffentlichungen sowie
mit Bildungsmaterialien, Online-Spielen,
aber auch mit Sportmaterialien wie einem
speziellen Cross-Boccia-Spiel verständlich
machen. Unser Ziel ist es, eine Brücke nach
Rio de Janeiro zu bauen.
Zum
Aktionsbündnis
„Riobewegt.uns.“
gehören
in Deutschland: Adveniat, die
Arbeitsgemeinschaft katholischsozialer Bildungswerke (AKSB),
das Bischöfliche Hilfswerk MISEREOR, der Bund der Deutschen
katholischen Jugend (BDKJ), der
Deutsche Olympische Sportbund
(DOSB), der DJK-Sportverband, die
DJK Sportjugend, die Katholische
Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), der
Katholische Deutsche Frauenbund
(KDFB), die Katholische Erwachsenenbildung (KEB), ), Kinder in Rio
e.V., das Kolpingwerk Deutschland,
Kolping International, die Missionszentrale der Franziskaner (MZF)
und der Verband der Katholiken in
Wirtschaft und Verwaltung (KKV).
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Gruppenbild vor dem
Gemischtwarenladen
der Kolpingsfamilie
St. Joseph.
Spender kommen zu Wort
Verbunden durch
Kolping
Partnerschaftsreise des DV Osnabrück auf
die Philippinen
Die Philippinen: 7.107 Inseln, Sonne, Meer, Traumstrände
– so kennen wir sie aus der Werbung. Fünf Mitglieder
aus dem Diözesanverband Osnabrück haben das Land
Fotos: Jutta Sprehe-Niemann, Hubert Schmit
von einer anderen Seite kennen gelernt. Ein Reisebericht.
Wir haben viele Menschen und ihre Zusammengehörigkeit in den Kolpingsfamilien
kennen gelernt. Die Kolpingsfamilien sind
für die Menschen ein Zusammenschluss,
um gemeinsam eine Möglichkeit zu schaffen, den Lebensunterhalt zu verbessern. Es
gibt gemeinsame Projekte, zum Beispiel
Bäckereien und Massagesalons oder Kurse
mit Ausbildungen in der Schneiderei, in
der Gesundheits- und Schönheitspflege, in
der Schweißtechnik oder im Catering mit
Essenzubereitung.
In den wöchentlichen Zusammenkünften
werden die Projekte besprochen und analysiert, es wird gebetet und gesungen. Bei
all unseren Besuchen fehlte es nie an selbst
zubereiteten Speisen, am Geist Adolph Kolpings und an der herzlichen Aufnahme
und freundlichen Ausstrahlung der Menschen. Der Präses einer jeden Kolpingsfamilie war immer dabei. Pfarrei und Kolpingsfamilie sind auf den Philippinen sehr
eng miteinander verflochten. Die Gläubig-
keit der Menschen und ihr Gottvertrauen
sind überall zu spüren. Uns ist aufgefallen,
dass Priester und ältere Menschen besonders begrüßt werden: Der Handrücken des
zu Begrüßenden wird an die eigene Stirn
gelegt, als Zeichen der Ehrfurcht.
Über die von uns besichtigten Projekte
können wir sagen, das Geld ist gut ange-
Verständigung mit Händen und Füßen in der
Bäckerei St. Francis Xavier.
legt und wurde sinnvoll verwendet. Einige Projekte konnten wegen der fehlenden
Unterstützung nicht weiter durchgeführt
werden. Andere neue Projekte sind sehr
mutig in Angriff genommen worden und
bedürfen nun der erfolgreichen Durchführung. Wir haben auch viele gute, neue
Projektideen vorgestellt bekommen, die
es nun auszuwerten gilt. Den Anbau von
Pflanzen in ökologischer Weise erfuhren
wir in dem von uns unterstützten Projekt
„trees for life“. Ein Highlight war für uns
die Pflanzung unserer Kakaobäume mit
unseren Vornamen.
Nun sind wir wieder zurück und was bleibt,
ist die Erinnerung an die vielen freundlichen Empfänge in den Kolpingsfamilien.
Es ist ein schönes Gefühl zu erfahren, dass,
egal wo auf der Welt wir uns befinden,
wir durch unseren Glauben und den Geist
Adolph Kolpings auf Menschen treffen, mit
denen wir schwester- und brüderlich verbunden sind.
Jutta Sprehe-Niemann
Spender liefern wertvolle Anregungen
M
it der Spenderumfrage im Frühjahr 2015 haben wir von
vielen Spendern eine Einschätzung zu unserer Arbeit erhalten und auch zahlreiche Anregungen, wie wir unsere
Arbeit verbessern können. Einige davon stellen wir in dieser und
in den kommenden Ausgaben von „Horizonte“ vor.
„Verleger von Zeitungen gewinnen, um dort Artikel über die
Kolpingarbeit zu veröffentlichen“. Auch wir haben großes Interesse daran, dass mehr über die weltweite Kolpingarbeit geschrieben wird. Das gelingt dort gut, wo es persönliche Kontakte zu Redakteuren und Journalisten gibt. Sicher gibt es Kolpingsfamilien,
Mitglieder oder Spender, die persönliche Kontakte zu Medienvertretern haben, von denen wir profitieren könnten. Wir freuen uns
daher, wenn uns solche Kontakte vermittelt werden.
„Filme über erfolgreiche Projekte erstellen und veröffentlichen“. Das ist auch uns ein wichtiges Anliegen, denn mit einem
Film kann man besonders gut darstellen, wie ein Projekt funktioniert und welche Wirkungen mit der geleisteten Hilfe erzielt
werden. Die Spendenaufrufe im Mai und der Vorweihnachtszeit
begleiten wir durch Kurzfilme auf unserer Internetseite und bei
Facebook. Außerdem findet Ihr auf unserem Youtube-Kanal ständig eine Vielzahl von Filmen über unsere Arbeit. Wir würden uns
freuen, wenn der Youtube-Kanal künftig noch intensiver genutzt
würde. Einfach auf youtube.de den Begriff KOLPING INTERNATIONAL eingeben, oder auf unserer Homepage unter dem Link „Mediathek“ die Filme anschauen.
„Dankschreiben veröffentlichen von Menschen, denen geholfen wurde“. An einem Einzelbeispiel kann man besonders gut
nachvollziehen, wie Menschen von einer Projektmaßnahme profitieren. Wir haben unsere Partnerverbände gebeten, so oft es geht
einen Teilnehmer eines Berufsbildungskurses oder einen Bauer,
der von Maßnahmen der ländlichen Entwicklung profitiert oder
eine Familie, die sich mit einem Kleinkredit eine Existenz auf bauen konnte, zu interviewen und uns persönliche Aussagen dieser
Menschen zur Verfügung zu stellen.
Elisabeth Schech
Projekte im Blick
5
Dank guter Ausbildung zur
Selbstständigkeit in Paraguay
S
chon als Jugendlicher war Milner fasziniert von allem, was mit Motoren
zusammenhängt. Eine Menge hat er
sich selbst beigebracht, genug, um eine
schlecht bezahlte Anstellung in einer
Werkstatt zu finden. Chefs und Kunden
sind in Paraguay ziemlich anspruchslos,
denn richtige Ausbildungen gibt es in der
Regel nicht.
„Ich wollte aber wissen, wie es richtig
geht, wie man so komplizierte Dinge wie
Gangschaltung und Getriebe korrekt repariert“, sagt der mittlerweile 19-Jährige. Ein
Freund empfahl ihm das Ausbildungszentrum von Kolping. „Die Werkstatt ist gut
eingerichtet, es gibt alles an Werkzeugen
und Materialien, was man braucht und die
Lehrer erklären wirklich gut“, meint er.
250 Euro hat Milner für den Kurs bezahlt,
fünf Monate lang ging er drei Mal pro Woche abends und samstags in die Lehrwerkstatt von Kolping. „Als ich fertig war, wusste ich plötzlich fast mehr als mein Chef.
Aber der wollte
mir nicht mehr
bezahlen als vorher. Also habe ich
gekündigt
und
mich selbstständig gemacht“.
Der Anfang ist
hart, Milner muss
viel improvisieren, denn Werkzeug ist teuer und
für eine eigene
Werkstatt reichen
die
Einkünfte
noch nicht. Also
Dank der Kenntnisse, die er im Kolping-Bildungszentrum erworben hat,
teilt er sich den
konnte Milner den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
überdachten Hof
des bescheidenen
Elternhauses mit seiner Mutter, die nun wenn jemand gute Arbeit macht!“ Im letzihre Wäsche enger hängt. „Aber das wird ten Jahr hat Kolping Paraguay 5.500 junschon“, meint der junge Mann zuversicht- gen Menschen eine qualifizierte Berufsauslich. „Schließlich spricht es sich herum, bildung ermöglicht.
Imkerei als zweites Standbein
in Tansania
Von Michaela Roemkens
D
Ewerbsmöglichkeiten gibt es nicht, fehlende Bildung hält die Menschen in der
Armut gefangen.
Mit der Verteilung von Milchvieh und
Schulungen zur Herstellung hochwertigen
Foto: Kolping Tansania
as Leben im ländlichen Tansania
ist geprägt von Mangel. Denn die
kleinen, kargen Ackerflächen der
Bauern liefern kaum genug, um alle Familienmitglieder zu ernähren. Alternative
Tansanische Bauern mit ihren selbstgebauten, nachhaltigen Bienenkästen.
Düngers, der die Ernten mehr als verdoppelt, unterstützt Kolping die Kleinbauern
hier seit langem. 2012 kam im Singida, einer der wichtigsten Bienenzuchtregionen
Tansanias, ein weiteres Projekt hinzu, das
insbesondere Frauen und junge Leute im
Umgang mit Bienen ausbildet.
Durch Imkerei sollen sie ihren Familien
ein zweites Standbein auf bauen, das wenig
arbeitsintensiv ist, ihnen aber regelmäßig
zusätzliches Einkommen sichert. Dafür
lernen sie von Kolping, wie man moderne,
nachhaltige Bienenkästen baut, sie richtig
auf hängt und anschließend den Honig
erntet. Auch mit dem nötigen Imkerzubehör werden sie unterstützt.
Der leckere, gesunde Honig der tansanischen Bienen ist übrigens nicht nur auf
dem örtlichen Markt sehr gefragt. Ein großer Teil wird exportiert. Und mit der Herstellung von Kerzen aus Bienenwachs können
sich die Kleinbauern weiteres Geld dazu
verdienen.
Foto: Christian Nusch
Von Barbara Demmer
Projekte im Blick
Honduras: Neuer Kaffee heißt Tatico Nuevo
Das Tatico-Projekt zieht Kreise: Der bekannte Kolping-Kaffee aus Mexiko trägt inzwischen den Namen „Tatico Classico“, um
ihn von dem neuen „Tatico Nuevo“ zu unterscheiden, von dem es im letzten Jahr die
ersten kleinen Mengen zu kaufen gab.
Nach mehreren Jahren der Vorbereitung
mit einigen Rückschlägen produziert die
Kooperative San Francisco La Ladosa aus
Honduras seit Mitte 2015 die Kaffeebohnen,
die in Deutschland durch die Rösterei Lan-
gen im Sauerland verarbeitet und vermarktet werden. Die Kooperative besteht aus 20
Familien, die nun endlich die ersten Früchte
ihrer Arbeit ernten konnten.
Die Bio- und auch die offizielle Fair-Zertifizierung nimmt zwei bis drei Jahre in Anspruch und wird vorausichtlich 2017 erfolgen. Kaufen kann man den Tatico Nuevo
aber schon ab diesem Frühjahr. Informationen dazu unter www.tatico.de
(kofer)
Uganda: Ackerbau und Viehzucht garantieren Einkommen
Viele Böden in Afrika sind nährstoffarm
und auslaugt. Die afrikanischen KolpingNationalverbände haben deshalb begonnen, die Bauern bei der Umstellung ihrer
landwirtschaftlichen Betriebe zu unterstützen. Die Bauern lernen beispielsweise, welche Nutzpflanzen schnell wachsen und ertragreich sind und wie man die Böden vor
Sonne oder zu viel Wasser in der Regenzeit
schützt.
Josephat Kabeireho aus Uganda berichtet:
„Ich hatte Land, war aber arm. Kolping hat
mir beigebracht, wie ich mein Land besser
nutzen kann. Jetzt habe ich mehrere Einkommensquellen. Wir haben zehn Kinder
und ich kann allen von ihnen eine Ausbildung bieten. Auf etwa zehn Hektar baue
ich Kaffee an, außerdem auch Bananen
und Kürbis. Zusätzlich züchte ich Ziegen
und Kühe.”
(BD)
Bolivien: In der Arbeitswelt angekommen
Jorge (23) ist glücklich: Er hat seinen
Traumberuf gefunden und verdient sein
eigenes Geld. Im Kolping-Ausbildungszentrum erlernte er das Koch-Handwerk – das
war das Sprungbrett für seine Karriere in
der Gastronomie. Nach der Ausbildung
fand er in Sucre eine Anstellung als Koch
in einem Krankenhaus.
„Dank Kolping mache ich nun das, was
mir gefällt, und deswegen beschloss ich,
als zweites Standbein mein eigenes Unternehmen zu gründen.“ Jorge gibt abends
Kochkurse für kleinere Gruppen und beliefert Feiergesellschaften mit Essen. Er ist ein
erfolgreicher Kleinunternehmer geworden,
mit eigener Homepage, Visitenkarten und
allem, was dazugehört. Der junge Mann
ist gut in der Arbeitswelt angekommen.
Kolping Bolivien hat im letzten Jahr 375
Jugendlichen zu einer technischen Ausbildung verholfen. 76 junge Menschen wurden in den Bereichen Gastronomie und
Lagerverwaltung ausgebildet.
(BD)
Indien: Erfolgreiche Verbands- und Projektarbeit
Mit über 27.600 Mitgliedern und 1.800 Kolpingsfamilien ist Indien nach Deutschland
der mitgliederstärkste Verband. 1.200 Mitglieder haben im letzten Jahr einen Kleinkredit erhalten und konnten sich mit einer
Geschäftsidee selbständig machen, zum
Beispiel als Gewürz- oder Fischverkäufer.
Die Frauen aus der Kolpingsfamilie St.
Joseph in Pilankalai im Bundesstaat Tamil
Nadu (Foto)stellen erfolgreich Seifenblöcke
her und verkaufen sie auf dem Markt oder
liefern sie direkt an Hotels.
305 Mitglieder erhielten eine Milchkuh
und 114 Mitglieder haben dank des Hausbauprogramms eine feste Unterkunft aus
Stein erhalten. So trägt Kolping Indien
durch seine verschiedenen Programme
aktiv zur Armutsbekämpfung bei. In Ausbildungskursen erlernen junge Menschen
einen qualifizierten Beruf. Bauern erhalten
Tipps, wie sie etwa Kuhfladen zum Düngen
verwenden und somit ihre Erträge steigern
können.
(BD)
Fotos: Simone Lehmann, Kolping Uganda, Kolping Bolivien, Georg Wahl
6
Ansteckende Ideen
7
Kaffee-Schätzspiel für Tansania
15
Jahre Partnerschaft,
wenn
das
kein
Grund zu feiern ist!
Das dachte sich auch die Kolpingsfamilie Burscheid und
nahm das Pfarrfest im letzten
Sommer zum Anlass, auf die
langjährige Partnerschaft mit
dem Kolpingwerk Tansania
hinzuweisen.
Bei strahlendem Sonnenschein
bot der „Arbeitskreis Tansania“ selbst geröstete süße und
salzige Erdnüsse an, so wie es
die Pfarrmitglieder bei ihren
Besuchen in Bukoba kennengelernt hatten. Dabei trugen die
Mitglieder des Arbeitskreises
farbenfrohe Gewänder aus
Tansania.
Bei einem Schätzspiel sollte
erraten werden, wie viele Kaffeebohnen im Glas sind – das
gab auch Anlass, über das Kaffeeprojekt und die Projekte der
ländlichen Entwicklung von
Kolping Tansania ins Gespräch
zu kommen. Wer richtig lag,
erhielt als Preis symbolisch ein
Tier, das auch von Bauern in
Tansania gehalten wird. Auf
einer Urkunde wurden ein
Huhn, ein Kaninchen und eine
Ziege überreicht. (BD)
Ein Jahr im Zeichen der Ziege
Nikolaus-Basar für Uganda
E
ine Partnerschaft mit Tradition: 15
Jahre schon unterstützt die NikolausGrundschule aus Bornheim-Waldorf
die Uganda-Initiative der Kolpingsfamilie
Rheinbach mit einem Nikolaus-Basar.
Wochenlang basteln Schüler, Eltern und
OGS für den beliebten Markt und sammeln
bei Händlern Waren sowie Gutscheine,
die dann zum guten Zweck verkauft oder
in einer Tombola verlost werden. So kam
2015 wieder eine stattliche Summe zusammen: Während der Weihnachtsfeier überreichte Schulleiterin Petra Domscheit der
Kolpingsfamilie einen Spendenscheck in
Höhe von 5.494 Euro (Foto).
Das Geld geht nach Mityana im Osten
Ugandas und unterstützt Familien, die
Aids-Waisenkinder bei sich aufgenommen
haben. Aber auch die Waldorfer Schüler
profitieren: Durch die Kolpingsfamilie erfahren sie quasi aus erster Hand von der
Lebenssituation dieser Menschen und wie
das Geld ihnen hilft. Alle vier Jahre finden
zudem Afrika-Projektwochen statt, in denen die Kinder afrikanische Lebensweisen,
Essen, Musik und Spiele mit Referenten
aus Afrika am eigenen Leib erfahren können. Projektleiterin Margaret Kawooya aus
Uganda will die Schule dieses Jahr auch
besuchen. (MR)
aufgestellt. Auch bei den Jubilar-Ehrungen
der Kolpingsfamilie ging die Sammelbüchse herum. Einige Türkollekten im Advent
schlossen sich an, und der Vorstand der
Kolpingsfamilie entschied sich, 1.740 Euro
aus der Aktion „Mehr Brot, weniger Böller“
an das Projekt weiterzuleiten. So kam seit
Anfang 2015 die stolze Summe von insgesamt 4.945 Euro zusammen. Auch in diesem Jahr wird in Twistringen die Aktion
für das Ziegenprojekt weitergehen. (BD)
3. Spendertreffen
Am 30. Oktober 2016 sind alle Spender eingeladen, nach Köln zu kommen. Generalpräses Msgr. Ottmar
Dillenburg und Generalsekretär Dr.
Markus Demele freuen sich darauf,
viele unserer treuen Unterstützer
persönlich zu treffen und ihnen für
die jahrelange Unterstützung zu
danken. Ein festlicher Gottesdienst
bildet den Auftakt des Treffens, im
weiteren Verlauf des Tages gibt es
vielfältige Möglichkeiten, sich aus
erster Hand über die weltweite Kolpingarbeit zu informieren, Fragen
zu den Projekten stellen und so
nachzuvollziehen, wie die Spenden
konkret vor Ort wirken. Wir freuen
uns über eine rege Beteiligung!
Informationen und Anmeldung bei: Elisabeth
Schech, [email protected],
Tel.: 0221/77880-38
Fotos: privat (2), Kolping Indien (1)
F
ür die Kolpingsfamilie Twistringen
stand das letzte Jahr ganz im Zeichen
der Ziege. Kolpingmitglied Waldemar Günter hatte in „Horizonte“ über das
Kolping-Ziegenprojekt in Indien gelesen
und war begeistert. Gemeinsam mit seiner Kolpingsfamilie dachte er sich viele
Aktionen aus, um in der Pfarrgemeinde
für das Projekt zu sammeln. Im Pfarrblatt
stellte er das Projekt vor, bei den Kirchenvorstandswahlen wurde eine Spendendose
8
Projekte | In eigener Sache
Hier könnt Ihr direkt helfen. Detaillierte ProjektBeschreibungen­findet Ihr unter www.kolping.net:
1
Philippinen: Berufsausbildung
Die Ausbildung zum Schweißer oder Bäcker eröffnet den
jungen Menschen eine berufliche Zukunft.
Projekt AW-6304
Pro Auszubildenden:
90 Euro
2
Afrika: Ländliche Entwicklung
Gewusst wie: Bananenblätter schützen den Boden vor
der Sonne, eigener Kompost steigert den Ertrag.
Projekt LE-1901
Trainingsmaßnahme pro Dorf:
300 Euro
3
Projekt LE – 6105
Indien: Milchvieh
Ziegen und Kühe sind wertvoll: Ihr Mist düngt die Felder, Eine Milchziege:
ihre Milch ist gesund – davon profitiert die ganze Familie. 100 Euro
4
Ukraine: Flüchtlingshilfe
Kolping kümmert sich um die Flüchtlinge, die aus der
Kriegsregion in den Westen des Landes geflohen sind.
Projekt SH-5202
Kurse zur Berufsorientierung:
150 Euro
5
Brasilien: Zisternen
Zum Schutz vor dem Zika-Virus brauchen die Menschen
sauberes Wasser in Behältern statt offener Wasserstellen.
Projekt UO-2301
Eine Zisterne:
650 Euro
6
Weltweit: Kleinkredite
Kleinkredite helfen, sich mit einer cleveren Geschäftsidee
eine eigene Existenz aufzubauen.
Projekt EM-8214
Zuschuss:
50 - 300 Euro
Briefmarken sammeln – Ausbildung fördern
Gabriel, Katherine und Vincent
sind nur drei von Tausenden junger Menschen, die dank der Briefmarkenaktion des SEK e.V. die
Chance bekommen haben, einen
Kurs zur beruflichen Ausbildung
zu machen, mit dem sie später
eine gute Arbeit finden werden.
Wie die Aktion genau funktioniert
und wie die Hilfe bei den jungen
Leuten in unseren Partnerländern
ankommt, erfahrt ihr in unserem
neuen Flyer.
Rund 17.000 Euro konnten wir
im letzten Jahr erzielen. Damit
das angesichts sinkender Briefmarkenpreise so bleibt, brauchen
wir immer mehr fleißige Sammler. Deshalb: Bitte werbt in der
Gemeinde und im Freundeskreis
für diese Aktion! Gerne schicken
wir Euch einige Exemplare des
Flyers. Informationen zur Aktion
und die neuen Flyer gibt es bei
Roswitha Danz, Tel. 0221/7788022, [email protected]
Spenden zu besonderen Anlässen
„Ich habe mir zu meinem 75.
Geburtstag ein paar Ziegen gewünscht. Meine Gäste haben zwar
gestaunt, fanden die Idee aber
großartig und haben mir meinen Wunsch erfüllt“, berichtet
Gabriele Paul voller Stolz von ihrer Feier. „Uns geht es doch allen
ziemlich gut. Wir haben fast alles,
warum also nicht ein so schönes
Fest nutzen, um Gutes für andere
Menschen zu tun? Ich weiß, dass
eine Familie in Afrika sich mit
meinen drei Ziegen eine sichere
Existenz auf bauen und in Würde
leben kann. Das ist für mich das
schönste Geschenk.“
Wer diese Idee für einen runden
Geburtstag, eine Familienfeier
oder ein Firmenjubiläum aufgreifen möchte, kann sich ein
Projekt aussuchen und bekommt
eine schöne Spendenbox und ein
Plakat. Kontakt: Ursula Mund,
Tel.: 0221 – 7788037, spenden@
kolping.net
Adressänderungen
Wir bitten Euch herzlich darum, Eure
Adressänderungen sowohl der Mitgliederabteilung des Kolpingwerkes Deutschland als
auch uns mitzuteilen. Da die Adressverwaltungen komplett getrennt sind, kommt es
sonst zu Fehlsendungen bei Briefen,
Quittungen oder Horizonte. Herzlichen Dank!
Ansprechpartnerin ist Ursula Mund,
Tel.: 0221/77 88 0-37, [email protected]
Impressum
Herausgeber
Sozial- und Entwicklungshilfe
des Kolpingwerkes e.V.
E-Mail: [email protected]
Web: www.kolping.net
facebook.com/KolpingInternational
Post: KOLPING INTERNATIONAL
Sozial- und Entwicklungshilfe
des Kolpingwerkes e.V.
Kolpingplatz 5-11, 50667 Köln
Der direkte Kontakt
Wir freuen uns über einen Anruf,
eine E-Mail oder einen Brief:
Ursula Mund 0221/77880-37
Elisabeth Schech 0221/77880-38
Barbara Demmer 0221/77880-39
Michaela Roemkens 0221/77880-41
Sigrid Stapel 0221/77880-28
Fax: 0221/77880-10
Redaktion
Monika Kowoll-Ferger (V.i.S.d.P.)
0221/77880-27
[email protected]
Spendenkonto
Pax-Bank eG Köln
IBAN: DE97 3706 0193 0015 6400 14
BIC: GENODED1PAX
Deutsches Zentralinstitut
für soziale Fragen DZI
Das Spendensiegel ist ein Zeichen für
Seriosität und besondere
Spendenwürdigkeit einer
Organisation. Der Sozialund Entwicklungshilfe des
Kolpingwerkes e. V. erhält das
Spendensiegel jeweils nach
jährlicher Prüfung seit 1994.