Umgehen mit Demenz es gibt keine

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Umgehen mit Demenz es gibt keine
Umgehen mit Demenz ... es gibt keine Patentrezepte
Ich fühle mich schon eine ganze Weile nicht wohl. Ich war schon
immer etwas zerstreut, aber jetzt wird es langsam extrem. Wenn ich
meinen Kindern sage: „Vielleicht werde ich dement“, wollen sie nichts
davon hören. Sie sagen, dass ich mir etwas einbilde und mir nicht so
schnell Sorgen machen soll.
Vielleicht haben die Kinder Recht, vielleicht ist Ihre Sorge dement zu
werden aber auch begründet. Auf jeden Fall hat es keinen Sinn, das
Problem herunterzuspielen oder sich gegenseitig etwas vorzumachen.
Wenn Sie sich wirklich Sorgen machen, wird es Sie nicht beruhigen, wenn
das unbehagliche Gefühl einfach beiseitegeschoben wird und man zur
Tagesordnung übergeht, als ob nichts sei .... Versuchen Sie daher, Ihren
Kindern deutlich zu machen, weshalb Sie beunruhigt sind. Sagen Sie
ihnen, was in letzter Zeit schief gelaufen ist. Die Kinder können nicht
entscheiden, ob Sie dement sind oder nicht. Das muss der Arzt tun. Ihre
Kinder können Sie jedoch zum Arzt begleiten und Ihren Wunsch, sich
untersuchen zu lassen, mit ihren Eindrücken unterstützen.
Ich spüre, dass mit Mutter mehr los ist und sie nicht nur vergesslich
ist. Sie rief mich an, um mir vorzuwerfen, dass sie mich schon
wochenlang nicht gesehen hätte, obwohl ich sie am Tag vorher
besucht hatte. Wir kommen jeden Sonntag zum Mittagessen zu ihr.
Als wir sie am letzten Sonntag besuchten, hatte sie nichts gekocht.
Als ich ihr vorschlug einen Arzt zu besuchen, gab es Streit und sie
fing heftig an zu weinen.
Wenn man nicht mehr weiß, dass die Kinder zu Besuch waren oder
wichtige Termine vergisst, zeigt das tatsächlich, dass etwas schief läuft.
Dies geht über das unbehagliche Gefühl hinaus, dass „etwas nicht in
Ordnung ist“. Menschen haben jedoch häufig Angst, mit der harten
Wirklichkeit konfrontiert zu werden und entscheiden sich für ein VogelStrauß-Verhalten. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß ... Das
nagende, unbehagliche Gefühl lässt aber nicht nach. Es ist jedoch genauso
wenig eine Lösung, die Betreffenden zu einem Besuch beim Arzt zu
zwingen. Nur dann, wenn man viel Verständnis für ihre Ängste aufbringt,
kann man sie darauf ansprechen. Sie können versuchen, sie zur Einsicht
www.liewematdemenz.lu |Webanwendung des „Ministerium für Familie, Integration und die Großregion“,
Luxemburg, in Zusammenarbeit mit dem Expertisecentrum Dementie Vlaanderen VoG | 2 „Umgehen mit
Demenz“ | Seniorentelefon 24786000 | [email protected]
zu bringen, dass eine Untersuchung nicht unbedingt zur Diagnose
„Demenz“ führen muss. Vielleicht gibt es eine andere Ursache für die
Symptome (Entzündung, Zuckerspiegel, falsche Medikation, Schilddrüse
...), wofür es eine Lösung gibt. Sie können sagen, dass Sie an ihrer Stelle
genauso viel Angst hätten.
Mein Freund verhält sich in letzter Zeit sehr komisch: Er kann seine
Hobbys nicht mehr betreiben und kommt im Haushalt nicht mehr
allein zurecht. Er merkt das auch selbst und sitzt nur noch weinend
herum.
Grund für dieses Nichtfunktionieren kann eine Form von Demenz, jedoch
auch eine Depression oder ein anderes Krankheitsbild sein. Hier ist eine
fachmännische Untersuchung angebracht. In der Zwischenzeit ist es
wichtig, dass Sie Ihrem Freund Verständnis entgegenbringen und ihn
unterstützen. Sie können ihn unterstützen, indem Sie unauffällig dafür
sorgen, dass nicht zu viel schief läuft. Sie können bestimmte Arbeiten für
ihn erledigen und den Haushalt organisieren. Erwarten Sie nicht zu viel von
ihm, erteilen Sie ihm kleine Teilaufträge und werden Sie nicht sauer, wenn
diese nicht richtig ausgeführt werden. Sie unterstützen Ihren Freund auch,
indem Sie ein Gefühl von Sicherheit erzeugen und beispielsweise sagen:
„Wenn Du allein nicht mehr gut zurechtkommst, kannst Du Dich auf mich
verlassen.“ Verständnis kann man zeigen, indem man auf die Trauer
eingeht. Spielen Sie die Sorgen und Ängste nicht herunter, und sagen Sie
nicht, dass alles nicht so schlimm ist, sondern hören Sie aufmerksam zu.
Man kann und muss nicht immer eine Antwort oder eine Lösung parat
haben. Trauer darf einen Platz im Leben haben.
Wir haben es bereits eine ganze Weile gemerkt, aber jetzt wird es
immer klarer: Vater wird dement. Er glaubt, dass Mutter ein Verhältnis
mit dem Nachbarn hat. Er verdächtigt die Kinder, dass sie ihn
bestehlen. Er glaubt, dass alle schlecht über ihn reden und ihn
schikanieren wollen. Das stimmt aber nicht, alle mögen ihn sehr.
Auch in diesem Fall möchten wir darauf hinweisen, dass man – solange
keine Diagnose gestellt wurde – eigentlich nicht sagen kann, dass Sie es
mit einer Demenz zu tun haben. Das beschriebene Verhalten kommt
allerdings häufiger bei einer beginnenden Demenz vor. Die betreffende
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Person spürt, dass sie die Kontrolle über ihr Leben verliert. Sie kann
Wahrnehmungen nicht immer richtig einordnen und wird sich bewusst,
dass sie sich auf ihr Urteilsvermögen nicht länger verlassen kann. Das ist
sehr bedrohlich. Je mehr Sie versuchen, die betreffende Person vom
Gegenteil zu überzeugen, desto größer wird ihr Misstrauen. Versuchen Sie
Vertrauen aufzubauen, indem Sie sie an allem beteiligen. Führen Sie keine
Gespräche „über ihren Kopf hinweg“. Sorgen Sie dafür, dass der
Betroffene versteht, was gesagt wird und fragen Sie ihn nach seiner
Meinung. Lassen Sie ihn spüren, dass er noch etwas zu sagen hat, dass
Sie seine Meinung berücksichtigen, denn das ist doch die Grundlage für
Vertrauen.
Alles läuft schief in unserer Familie. Meine Frau schafft den Haushalt
nicht mehr. Alles ist ihr zu viel. Sie macht auch alles falsch: Sie lässt
das Essen anbrennen, legt ihre Brille in den Kühlschrank und das
Besteck in den Wäschekorb. Ich denke schon seit einiger Zeit, dass
sie depressiv ist, aber manchmal habe ich Angst, dass es noch etwas
anderes ist. Ich schäme mich wegen der komischen Sachen, die sie
macht. Ich traue mich nicht, mit jemandem darüber zu reden. Darum
gehen wir nicht mehr aus und laden auch keine Freunde mehr ein.
Vielleicht liegt hier eine Depression oder doch eine beginnende Demenz
vor. Vielleicht ist es eine beginnende Demenz mit einer Depression, was
häufig vorkommt. Wenn Menschen spüren, dass sie Fähigkeiten verlieren,
kann das eine Depression auslösen. Besprechen Sie das Problem mit
Ihrem Hausarzt. Eine sorgfältige Diagnose ist wichtig, damit der Betroffene
die richtige Hilfe erhält.
Sowohl Depressionen als auch Demenz gelten noch als Tabuthemen: Man
schämt sich, darüber zu reden. Das ist jedoch nicht nötig. Beides sind
Krankheiten. Wenn diese Krankheiten Sie oder jemand treffen, den Sie
lieben, hat niemand Schuld daran. Wenn man nicht mehr ausgeht und
soziale Kontakte meidet, isoliert man sich. Um für jemand sorgen zu
können, braucht man die Unterstützung der Umgebung. Sonst hält man
das nicht aus. Darüber zu reden kann eine Erleichterung sein. Überlegen
Sie, wem in Umgebung, Verwandtschaft oder Freundeskreis Sie am
meisten vertrauen. Man muss nicht alles auf einmal erzählen.
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Erzählen Sie erstmal nur ein bißchen und schauen Sie dann, wie der
Betreffende damit umgeht. Im Laufe der Zeit werden Sie feststellen, wer
Ihnen gut zuhören kann und wer nicht. Offenheit ist auch für den
Betroffenen selbst gut. Er braucht kein Mitleid, sondern Verständnis und
Unterstützung, wenn es nicht so gut läuft. Angehörige und Freunde, die
zunächst nicht wissen, wie sie reagieren sollen, werden allmählich lernen,
wie sie am besten mit dem Betroffenen umgehen. Das Tabu zu
durchbrechen ist eine Aufgabe, die letztlich allen zugutekommt.
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