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Vorbild Whistler: Der Shimano-Trail im
Åre-Bikepark wurde wie die legendäre
A-Line als breite Rollbahn mit Sprüngen
gespickt. „Alle versuchen, die A-Line
zu kopieren, und schaffen es nicht,
doch dieser Trail ist nahe dran“, sagt
Åre-Kenner Holger Meyer. Wir sagen:
Schade, dass Åre nicht gleich ums Eck
ist, sondern in Schweden!
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Rock
im Park
In hohem Norden rockt ein Park: Åre in Schweden. Bikepark-Kenner behaupten
sogar, dass die skandinavischen Parks die Spitzenreiter in Europa seien. Grund:
nahezu perfekte Trails in allen Variationen. Und das Beste: Im Sommer geht die
Sonne im hohen Norden fast nicht unter.
Text Tobias Liljeroth Fotos: Mattias Fredriksson
Aha, Åre, denkt ihr wohl. Klingt karg. Klingt
weit. Klingt kalt. Irgendwo im skandinavischen
Rentierland. Ganz weit oben und sicher nicht
auf der Hitliste der Dinge, die ihr unbedingt mal
machen wolltet. Verdammt schade, kann ich nur
sagen! Es ist wie bei diesen Maoam-Krachern
oder den Chupa-Chups-Lutschern mit Brausefüllung: Schmilzt die Zuckerhülle im Mund, kommt
die Füllung in Aktion. Genau so verwandeln
sich im Frühjahr nach der Schneeschmelze die
Åreskutan-Berge in ein Mountainbike-Mekka –
ein Kracher für Downhiller. Ist so.
Nicht-Freerider kennen Åre hauptsächlich vom
Skisport, von den Weltmeisterschaften und
Worldcups. Dabei sind die Berge um Åre im
Sommer genauso geil und auch Mountainbiken
hat hier Tradition – 1995 fand in Åre der UCIWorldcup statt und machte den Sport in Schweden erst richtig populär. 1999 kämpften die
Crosscountry-Athleten beim UCI-Worldcup eine
Schlacht, die bis heute als eines der schwersten
Crosscountry-Rennen gehandelt wird: lange Steigungen, fette Abfahrten und technisch brutale
Sektionen. Ganz zu schweigen vom berühmten
Sturz der Mountainbike-Legende Shaun Palmer
beim Downhill-Worldcup-Finale 1999, als er nur
zehn Meter vor dem Ziel war und den Sieg
schon in der Tasche zu haben schien. Nie was
von gehört? Ist aber Mountainbike-Geschichte.
Googelt den Shit mal im Internet. Da seht ihr
„Palmdaddy“ in Aktion.
Man sollte meinen, aus Åre wäre damals sofort
ein international bekannter Bike-Hotspot geworden, das Whistler Europas oder so ähnlich.
Pustekuchen. Warum? Der ansässige Bikeclub
hatte nichts auf dem Kasten und eine DownhillSzene gab es in Schweden noch nicht. Die Idee
war vorerst in Schnee und Schlamm versackt.
Vielleicht waren damals die Bikes zu schwer für
dieses anspruchsvolle Gelände. Daher konnten
sich nur Extrembiker und Locals mit Åre anfreunden. Für den Rest der Welt klang der Name
einfach nur: karg, kalt und verdammt weit weg.
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Aber was hat Whistler in Kanada, was Åre nicht hat?
Das fragten sich die Einheimischen irgendwann doch. Ein
Lernprozess vollzog sich und 2005 zog die skandinavische
Gemeinde nach: Sie baute einen Bikepark. Ihr Vorbild: der
Vorzeige-Bikepark Whistler.
Heute durchziehen Trails wie Blutgefäße die Berghänge
des größten schwedischen Skigebiets und beleben den
skandinavischen Sommer von Juni bis Ende September.
Super: Nachts gibt es im hohen Norden natürliches Flutlicht: Die Sonne geht im Juli um 4 Uhr morgens auf und
erst kurz vor Mitternacht mal für ein paar Stündchen
unter. Daher pulsiert hier im Juli und August das Bikeleben
wie in keinem anderen Ort Europas. Besonders natürlich
während des Åre-Bikefestivals im Juli. Kaum zu glauben,
doch Åre ist de facto einer der meistbesuchten Bikeparks
der Welt. Das liegt wohl an der Qualität des Spots, den ihr
nicht kennt – noch nicht kennt, denn wenn ich euch den
Park beschreibe, dann googelt ihr gleich nach Flugtickets
für die nächsten Sommerferien. Wetten?!
Im Bikepark von Åre gibt’s die ganze Vielfalt: vom flowigen
Trail mit Sprüngen und Anliegern bis zu klassischen Singletracks durch immergrüne Wälder. Spaßige Anfänger-Trails
mit griffiger, schwarzer Erde, von der jeder Hobbygärtner nur träumt, mischen sich mit ultrasteilen Abfahrten,
Felsen und Wurzeln für Experten – je nach Können und
Laune. Und wie beim Apfelstrudel die Schlagsahne gibt’s
für Biker hier auch ein Sahnehäubchen oben drauf: die
alpine Zone im oberen Drittel des Åreskutan-Berges. Auch
sie ist für Downhiller leicht mit der Bahn erreichbar. Berauschend der Anblick: ein Meer aus glatten, vom Gletscher
abgetragenen Felsen, geziert mit einzelnen, fetten Geröll­
blöcken und eingebettet in gewaltige Erika-Teppiche. Mit
etwas Glück kreuzen auch vereinzelte Rentiere oder sogar
ein junger Braunbär (Kanada lässt grüßen!) den Weg. Trotz
aller Wildnis sind die Trails professionell geshaped. Zwar
gibt es in Anlehnung an den legendären Jumptrail A-Line in
Whistler auch maschinengebaute Trails, dennoch rate ich
euch zum Big Bike – damit habt ihr hier am meisten Spaß.
„Ein Berg, alles da! Oben
schlängeln sich die Trails
mit viel Flow durch Felsen,
Tundra und Steinplatten.
Wabert der Nebel, wird
die Stimmung mystisch.
Die Linien umspannen den
ganzen Berg wie ein Netz,
von technisch anspruchsvoll bis Highspeed mit
vielen Jumps.“
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Darcy Turenne, Profi-Bikerin
1 Wetterküche: Machen
wir uns nix vor, Schweden
ist nicht Ibiza. Hier brodeln
die Wolken auch im Sommer
und nicht selten prasselt
der Regen, doch wir sind ja
nicht aus Zucker.
2 Freeride XXL: Die kanadische Profi-Freeriderin
Darcy Turenne im VollgasModus auf dem längsten
Trail im Park. Ganze 9 Kilo­
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meter misst die Abfahrt
vom Gipfel bis ins Tal.
3 Nordischer Charme:
Nicht nur die Trails in Åre
begeistern, auch die wilde
Natur Schwedens fasziniert.
Gletscher haben den Gipfel
des Åre-Bikeparks blank
geraspelt und ermöglichen
irre Fernblicke. Mit Glück
sieht man Rentiere oder
sogar einen Bären.
Früh übt sich: Der Freeride-Nachwuchs
freut sich über die langen Sommertage
(Mitternachtssonne). Besonders in den
Tagen des Bikefestivals im Juli, wo ProfiBiker aus der ganzen Welt nach Schweden pilgern.
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Flow-Dusche: Ständig werden die Trails
in Åre aus- und umgebaut. „Wir wollen
die Fehler anderer Parks nicht machen“,
sagen die Betreiber in Åre. Die Mühe
lohnt. Laut Tom Pro, Trail-Chef aus
Whistler, haben die skandinavischen
Parks in Europa die Nase vorn.
1
2
„Åre hat Kult­
status – kein
anderes Bike­
revier in Europa
hat so viel Soul.
Der Park ist
vielseitig. Hier
gibt’s alles –
vom Singletrail
bis zu maschi­
nengebauten
Abfahrten, die
tatsächlich an
Whistler erin­
nern.“
Holger Meyer,
Bike­profi
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Highlight: die epische Landschaft. Birkenwälder, Wasserfälle, blühende Wildrosen, mystische Schluchten. All das sieht der Biker durch
seine Visierbrille 900 Höhenmeter lang an sich
vorüberrauschen. Ich weiß, ich klinge, als sei
ich der Tourismus-Minister von Åre. Doch ich
versichere euch: Der Trip hierher lohnt wirklich. Am besten verbindet ihr alle nordischen
Bikeparks zu einer Rundreise. Aber ich will
euch auch den kleinen Haken an der Sache
nicht verschweigen: Es kann in Åre ganz fies
regnen. Tagelang. Rüstet euch deshalb auch für
eine Schlammschlacht – vielleicht ist es ja die
geilste Schlammschlacht eures Lebens!
4
1 Treffpunkt:
Dirtspot. Fünf
Jumplines und ein
Pumptrack bespaßen, selbst wenn die
Gondeln nicht mehr
fahren.
2 Von ganz oben
nach ganz unten: Auf
dem Åreskutan (1420
Meter) starten die
Trails weit oberhalb
der Baumgrenze.
50 Trailkilometer
verteilen sich auf 25
Haupttrails und sorgen
dafür, dass es nicht
langweilig wird.
3 Anlieger zu bauen,
ist eine Kunst. Gelingt
es, rauschst du durch
wie ein Schnellzug.
Wenn nicht, verpufft
der Speed. Der Trail
Lilla Blå gehört wegen
seiner geschmeidigen
Kurven zu den Favoriten im Park.
4 „Nehmt euer Big
Bike mit“, rät FreerideProfi Holger Meyer,
„damit habt ihr am
meisten Spaß, denn
in Åre gibt es richtig
anspruchsvolle Trails.
Da freust du dich über
Fahrwerksreserven.“
Sei dabei, wenn Speedbiker Markus Stöckl und viele
weitere Überflieger aus der Welt von Red Bull an die
Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßen:
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Achterbahn oberhalb der Baumgrenze, vom Gipfel bis hinunter zum See,
wo sich der kleine Ort Åre ans Ufer
schmiegt. Die nordische Sonne scheint
im Juli fast 20 Stunden lang – ein
Sommer im Superkonzentrat.
Infos Åre-Bikepark / Schweden
Anreise
Mit dem Flugzeug entweder nach Trondheim, Norwegen, zwei Autostunden (140 km) von Åre entfernt:
Gibt’s von Frankfurt ab 250 € (ohne Bike-Mitnahme)
in 4,5 Stunden (Zwischenstopp in Amsterdam oder
Oslo). Oder mit Stopp in Stockholm nach Östersund
(80 km Entfernung nach Åre) ab 300 €. Anreise mit
dem Auto: 22 Stunden (ebenfalls von Frankfurt).
Bikepark
Saison: Anfang Juni bis Ende September. Fünf Lifte
laufen täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr. Preis für die
Tageskarte: ca. 28 €. Beste Reisezeit: Juli, August.
www.arebikepark.com
Trails
38 gebaute Trails (25 „wirkliche“ Strecken). Bester
Jump-Trail: „Shimano“ (3 km Sprünge und Anlieger). Bester Single-Trail: „Bräckebäcksleden“. Bester
Experten-Trail: „Hällrajd“ kombiniert mit „Nelson“
und „Tjärnis Stig“. Längste Abfahrt (900 hm): „Easy
Rider“ kombiniert mit „Manskogen“ und „Getrappet“. Insgesamte Trail-Länge: zirka 50 km. Übersicht
unter: www.arebikepark.com/en/trails/
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Reise-Tipp
Kombiniert den Åre-Besuch mit einem Ausflug nach
Järvsö. Der dortige Bikepark wurde von WhistlerChef Tom Pro mitkonzipiert. Er ist kleiner, doch
super gebaut. Entfernung: 4 Autostunden.
www.jarvsobergscykelpark.se
Bikeverleih
In Åre gibt es einen Haufen guter Bikeshops mit top
Verleihsortiment. Die Preise starten bei 80 € pro
Tag. Zum Beispiel bei www.arebikes.se
Wohnen
Zur Auswahl steht alles, vom günstigen Zwei-Personen-Appartement (40 € pro Nacht, www.skistar.
com/are) bis zum Sternehotel. Für Sparfüchse
bieten sich offizielle, günstige Campingplätze an
oder Wild-Campen (dank „Jedermannsrecht“ ist das
in Skandinavien fast überall erlaubt).
Bikefestival
Das Åre-Bikefestival im Juli ist der größte Event
im Sommer mit Rennen, Fahrtechnik-Camps, Film­
abenden und Partys für jedermann.
www.arebikefestival.com
Åre
brandnamic.com | Foto: Saalbach Hinterglemm/Yorick Carroux
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