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> SPOTGUIDE Vorbild Whistler: Der Shimano-Trail im Åre-Bikepark wurde wie die legendäre A-Line als breite Rollbahn mit Sprüngen gespickt. „Alle versuchen, die A-Line zu kopieren, und schaffen es nicht, doch dieser Trail ist nahe dran“, sagt Åre-Kenner Holger Meyer. Wir sagen: Schade, dass Åre nicht gleich ums Eck ist, sondern in Schweden! 92 | FREERIDE 4|13 Rock im Park In hohem Norden rockt ein Park: Åre in Schweden. Bikepark-Kenner behaupten sogar, dass die skandinavischen Parks die Spitzenreiter in Europa seien. Grund: nahezu perfekte Trails in allen Variationen. Und das Beste: Im Sommer geht die Sonne im hohen Norden fast nicht unter. Text Tobias Liljeroth Fotos: Mattias Fredriksson Aha, Åre, denkt ihr wohl. Klingt karg. Klingt weit. Klingt kalt. Irgendwo im skandinavischen Rentierland. Ganz weit oben und sicher nicht auf der Hitliste der Dinge, die ihr unbedingt mal machen wolltet. Verdammt schade, kann ich nur sagen! Es ist wie bei diesen Maoam-Krachern oder den Chupa-Chups-Lutschern mit Brausefüllung: Schmilzt die Zuckerhülle im Mund, kommt die Füllung in Aktion. Genau so verwandeln sich im Frühjahr nach der Schneeschmelze die Åreskutan-Berge in ein Mountainbike-Mekka – ein Kracher für Downhiller. Ist so. Nicht-Freerider kennen Åre hauptsächlich vom Skisport, von den Weltmeisterschaften und Worldcups. Dabei sind die Berge um Åre im Sommer genauso geil und auch Mountainbiken hat hier Tradition – 1995 fand in Åre der UCIWorldcup statt und machte den Sport in Schweden erst richtig populär. 1999 kämpften die Crosscountry-Athleten beim UCI-Worldcup eine Schlacht, die bis heute als eines der schwersten Crosscountry-Rennen gehandelt wird: lange Steigungen, fette Abfahrten und technisch brutale Sektionen. Ganz zu schweigen vom berühmten Sturz der Mountainbike-Legende Shaun Palmer beim Downhill-Worldcup-Finale 1999, als er nur zehn Meter vor dem Ziel war und den Sieg schon in der Tasche zu haben schien. Nie was von gehört? Ist aber Mountainbike-Geschichte. Googelt den Shit mal im Internet. Da seht ihr „Palmdaddy“ in Aktion. Man sollte meinen, aus Åre wäre damals sofort ein international bekannter Bike-Hotspot geworden, das Whistler Europas oder so ähnlich. Pustekuchen. Warum? Der ansässige Bikeclub hatte nichts auf dem Kasten und eine DownhillSzene gab es in Schweden noch nicht. Die Idee war vorerst in Schnee und Schlamm versackt. Vielleicht waren damals die Bikes zu schwer für dieses anspruchsvolle Gelände. Daher konnten sich nur Extrembiker und Locals mit Åre anfreunden. Für den Rest der Welt klang der Name einfach nur: karg, kalt und verdammt weit weg. FREERIDE 4|13 | 93 > SPOTGUIDE 1 2 Aber was hat Whistler in Kanada, was Åre nicht hat? Das fragten sich die Einheimischen irgendwann doch. Ein Lernprozess vollzog sich und 2005 zog die skandinavische Gemeinde nach: Sie baute einen Bikepark. Ihr Vorbild: der Vorzeige-Bikepark Whistler. Heute durchziehen Trails wie Blutgefäße die Berghänge des größten schwedischen Skigebiets und beleben den skandinavischen Sommer von Juni bis Ende September. Super: Nachts gibt es im hohen Norden natürliches Flutlicht: Die Sonne geht im Juli um 4 Uhr morgens auf und erst kurz vor Mitternacht mal für ein paar Stündchen unter. Daher pulsiert hier im Juli und August das Bikeleben wie in keinem anderen Ort Europas. Besonders natürlich während des Åre-Bikefestivals im Juli. Kaum zu glauben, doch Åre ist de facto einer der meistbesuchten Bikeparks der Welt. Das liegt wohl an der Qualität des Spots, den ihr nicht kennt – noch nicht kennt, denn wenn ich euch den Park beschreibe, dann googelt ihr gleich nach Flugtickets für die nächsten Sommerferien. Wetten?! Im Bikepark von Åre gibt’s die ganze Vielfalt: vom flowigen Trail mit Sprüngen und Anliegern bis zu klassischen Singletracks durch immergrüne Wälder. Spaßige Anfänger-Trails mit griffiger, schwarzer Erde, von der jeder Hobbygärtner nur träumt, mischen sich mit ultrasteilen Abfahrten, Felsen und Wurzeln für Experten – je nach Können und Laune. Und wie beim Apfelstrudel die Schlagsahne gibt’s für Biker hier auch ein Sahnehäubchen oben drauf: die alpine Zone im oberen Drittel des Åreskutan-Berges. Auch sie ist für Downhiller leicht mit der Bahn erreichbar. Berauschend der Anblick: ein Meer aus glatten, vom Gletscher abgetragenen Felsen, geziert mit einzelnen, fetten Geröll blöcken und eingebettet in gewaltige Erika-Teppiche. Mit etwas Glück kreuzen auch vereinzelte Rentiere oder sogar ein junger Braunbär (Kanada lässt grüßen!) den Weg. Trotz aller Wildnis sind die Trails professionell geshaped. Zwar gibt es in Anlehnung an den legendären Jumptrail A-Line in Whistler auch maschinengebaute Trails, dennoch rate ich euch zum Big Bike – damit habt ihr hier am meisten Spaß. „Ein Berg, alles da! Oben schlängeln sich die Trails mit viel Flow durch Felsen, Tundra und Steinplatten. Wabert der Nebel, wird die Stimmung mystisch. Die Linien umspannen den ganzen Berg wie ein Netz, von technisch anspruchsvoll bis Highspeed mit vielen Jumps.“ 3 Darcy Turenne, Profi-Bikerin 1 Wetterküche: Machen wir uns nix vor, Schweden ist nicht Ibiza. Hier brodeln die Wolken auch im Sommer und nicht selten prasselt der Regen, doch wir sind ja nicht aus Zucker. 2 Freeride XXL: Die kanadische Profi-Freeriderin Darcy Turenne im VollgasModus auf dem längsten Trail im Park. Ganze 9 Kilo 94 | FREERIDE 4|13 meter misst die Abfahrt vom Gipfel bis ins Tal. 3 Nordischer Charme: Nicht nur die Trails in Åre begeistern, auch die wilde Natur Schwedens fasziniert. Gletscher haben den Gipfel des Åre-Bikeparks blank geraspelt und ermöglichen irre Fernblicke. Mit Glück sieht man Rentiere oder sogar einen Bären. Früh übt sich: Der Freeride-Nachwuchs freut sich über die langen Sommertage (Mitternachtssonne). Besonders in den Tagen des Bikefestivals im Juli, wo ProfiBiker aus der ganzen Welt nach Schweden pilgern. FREERIDE 4|13 | 95 > SPOTGUIDE 1 Flow-Dusche: Ständig werden die Trails in Åre aus- und umgebaut. „Wir wollen die Fehler anderer Parks nicht machen“, sagen die Betreiber in Åre. Die Mühe lohnt. Laut Tom Pro, Trail-Chef aus Whistler, haben die skandinavischen Parks in Europa die Nase vorn. 1 2 „Åre hat Kult status – kein anderes Bike revier in Europa hat so viel Soul. Der Park ist vielseitig. Hier gibt’s alles – vom Singletrail bis zu maschi nengebauten Abfahrten, die tatsächlich an Whistler erin nern.“ Holger Meyer, Bikeprofi 96 | FREERIDE 4|13 3 Highlight: die epische Landschaft. Birkenwälder, Wasserfälle, blühende Wildrosen, mystische Schluchten. All das sieht der Biker durch seine Visierbrille 900 Höhenmeter lang an sich vorüberrauschen. Ich weiß, ich klinge, als sei ich der Tourismus-Minister von Åre. Doch ich versichere euch: Der Trip hierher lohnt wirklich. Am besten verbindet ihr alle nordischen Bikeparks zu einer Rundreise. Aber ich will euch auch den kleinen Haken an der Sache nicht verschweigen: Es kann in Åre ganz fies regnen. Tagelang. Rüstet euch deshalb auch für eine Schlammschlacht – vielleicht ist es ja die geilste Schlammschlacht eures Lebens! 4 1 Treffpunkt: Dirtspot. Fünf Jumplines und ein Pumptrack bespaßen, selbst wenn die Gondeln nicht mehr fahren. 2 Von ganz oben nach ganz unten: Auf dem Åreskutan (1420 Meter) starten die Trails weit oberhalb der Baumgrenze. 50 Trailkilometer verteilen sich auf 25 Haupttrails und sorgen dafür, dass es nicht langweilig wird. 3 Anlieger zu bauen, ist eine Kunst. Gelingt es, rauschst du durch wie ein Schnellzug. Wenn nicht, verpufft der Speed. Der Trail Lilla Blå gehört wegen seiner geschmeidigen Kurven zu den Favoriten im Park. 4 „Nehmt euer Big Bike mit“, rät FreerideProfi Holger Meyer, „damit habt ihr am meisten Spaß, denn in Åre gibt es richtig anspruchsvolle Trails. Da freust du dich über Fahrwerksreserven.“ Sei dabei, wenn Speedbiker Markus Stöckl und viele weitere Überflieger aus der Welt von Red Bull an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßen: bei der Zubereitung ihres Lieblingsgerichts. Preis: € 24,90 ISBN: 978-3-7688-3640-1 Ab jetzt im Buch- und Fachhandel erhältlich www.delius-klasing.de www.athletenkochbuch.com > SPOTGUIDE Achterbahn oberhalb der Baumgrenze, vom Gipfel bis hinunter zum See, wo sich der kleine Ort Åre ans Ufer schmiegt. Die nordische Sonne scheint im Juli fast 20 Stunden lang – ein Sommer im Superkonzentrat. Infos Åre-Bikepark / Schweden Anreise Mit dem Flugzeug entweder nach Trondheim, Norwegen, zwei Autostunden (140 km) von Åre entfernt: Gibt’s von Frankfurt ab 250 € (ohne Bike-Mitnahme) in 4,5 Stunden (Zwischenstopp in Amsterdam oder Oslo). Oder mit Stopp in Stockholm nach Östersund (80 km Entfernung nach Åre) ab 300 €. Anreise mit dem Auto: 22 Stunden (ebenfalls von Frankfurt). Bikepark Saison: Anfang Juni bis Ende September. Fünf Lifte laufen täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr. Preis für die Tageskarte: ca. 28 €. Beste Reisezeit: Juli, August. www.arebikepark.com Trails 38 gebaute Trails (25 „wirkliche“ Strecken). Bester Jump-Trail: „Shimano“ (3 km Sprünge und Anlieger). Bester Single-Trail: „Bräckebäcksleden“. Bester Experten-Trail: „Hällrajd“ kombiniert mit „Nelson“ und „Tjärnis Stig“. Längste Abfahrt (900 hm): „Easy Rider“ kombiniert mit „Manskogen“ und „Getrappet“. Insgesamte Trail-Länge: zirka 50 km. Übersicht unter: www.arebikepark.com/en/trails/ 98 | FREERIDE 4|13 Reise-Tipp Kombiniert den Åre-Besuch mit einem Ausflug nach Järvsö. Der dortige Bikepark wurde von WhistlerChef Tom Pro mitkonzipiert. Er ist kleiner, doch super gebaut. Entfernung: 4 Autostunden. www.jarvsobergscykelpark.se Bikeverleih In Åre gibt es einen Haufen guter Bikeshops mit top Verleihsortiment. Die Preise starten bei 80 € pro Tag. Zum Beispiel bei www.arebikes.se Wohnen Zur Auswahl steht alles, vom günstigen Zwei-Personen-Appartement (40 € pro Nacht, www.skistar. com/are) bis zum Sternehotel. Für Sparfüchse bieten sich offizielle, günstige Campingplätze an oder Wild-Campen (dank „Jedermannsrecht“ ist das in Skandinavien fast überall erlaubt). Bikefestival Das Åre-Bikefestival im Juli ist der größte Event im Sommer mit Rennen, Fahrtechnik-Camps, Film abenden und Partys für jedermann. www.arebikefestival.com Åre brandnamic.com | Foto: Saalbach Hinterglemm/Yorick Carroux Ab hier geht’s nur noch Downhill Höchste Biker-Gefühle – Routen aller Schwierigkeitsgrade für Uphiller, Downhiller und Freerider machen Saalbach Hinterglemm zum Paradies für deinen Bike-Urlaub. JOKER CARD inklusive. Wir übertrumpfen die anderen. Mit der JOKER CARD genießt du Vorteile und Ermäßigungen wie sonst nirgendwo – etwa die kostenlose Nutzung aller Lifte und Aufstiegsanlagen. www.saalbach.com VERGNÜGEN AUF 2 RÄDERN: TOP-ANGEBOT AUS SAALBACH HINTERGLEMM Bike’n Soul Hotels Tel.: 0043 6541 6351 | [email protected] www.bike-n-soul.at eva,bike break FREERIDE 4|13 | 99 30.05. – 20.10.2013: 3 Nächte inklusive Halbpension ab € 287 pro Person