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> ABENTEUER Go big or go home? Keine Sorge, solche Riesensätze sind selbst im Vorzeigebikepark Châtel die Ausnahme. Gut gebaute Trails, sauber gekennzeichnete Sprünge und viel Flow – das ist die Regel in Portes du Soleil. FREERIDE 4/12 96 ...findet man nicht nur jenseits des Atlantiks! Europas größtes zusammenhängendes Freerideparadies hört auf den schönen Namen Portes du Soleil (Sonnentore) und genießt nicht umsonst den Ruf, das europäische Whistler zu sein. Fünf große und viele kleine Parks bieten genug Trails für ein ganzes Bikerleben. Welcher Park hat was? Welche sind die schönsten Trails? Wo soll man anfangen? Wir sagen’s euch – damit ihr die 2013er-Free ridesaison entspannt planen könnt. FREERIDE 4/12 97 > FESTIVAL > ABENTEUER Text: Christian Schleker Fotos: Christoph Jorda M ein erstes Mal liegt vier Jahre zurück. Ein Auftrag der BIKE: „Fahre nach Portes du Soleil“, befahl man mir, „und bringe nebst schönen Fotos auch viele Infos über das Revier nach Hause!“ So zog ich denn aus, das Revier in den französischen Alpen zu erkunden. Im beschaulichen Örtchen Châtel stieg ich ab, bestieg den Sessellift Pré la Joux am Ende des Tales und wurde hinaufgetragen in einen andere Bikewelt. Ich gestehe: Ich war noch nie in Whistler. Das ewige „Da musst du hin, es gibt nichts Besseres!“ haben mich verunsichert. Irgendwie geht mir das immer so. Als ich vor Jahren mit dem Surfen begann, war Hawaii das Ziel aller Träume. Alles war super dort: Die Wellen, der Wind, die Leute. Man bekam spontan Minderwertigkeitskomplexe, selbst immer nur durch norddeutsches Brackwasser zu rutschen, während der braungebrannte Freundeskreis von tollen Surfurlauben auf der Insel schwärmte. Jetzt also Whistler. Das Hawaii des Bikens. Was verpasse ich da? Viel offenbar. Alles womöglich? Bin ich überhaupt ein Freerider, wenn ich noch nie die Traumtrails Kanadas unter den Stollen spürte? Haben andere mehr Spaß im Leben, weil sie schon wieder in Kanada sind? Könnte sein. Ist mir seit diesem ersten Trip nach Portes du Soleil aber wurscht. Als mich der Vierer-Sessellift Pré la Joux damals auf dem Mittelplateau ausspuckte, wurde mir mit einem Blick klar, dass dieses Revier im Vergleich zu den Parks in Deutschland anders ist. Es ist schlicht riesig. Vom Plateau aus führen über ein Dutzend verschiedener Strecken zurück ins Tal. Ein weiterer Lift trägt einen hoch zu Les Lindarets. Von dort kann man nicht nur weit Verschlafen: Ein paar tausend Biker bringen die großen Wintersportorte nicht aus der Ruhe. In der kalten Jahreszeit ist hier jedes Mauseloch ausgebucht. Im Sommer findet man problemlos schöne Zimmer in Liftnähe. über die Alpen schauen, man hat auch die Wahl zwischen einem langen, flowig-sprunglastigen Trail zurück Richtung Mittelplateau und einem noch flowiger-kehrigen Trail runter ins nächste Tal. Und dort geht’s dann weiter nach Avoriaz, Morzine, Les Gets. Dem Laien sagen diese Namen nichts. Wer schon mal hier war, der bekommt leuchtende Augen. Und sie leuchten genauso hell, wie die der Kollegen, die von „A-Line“, „Dirt Merchant“ und „Freight Train“ in Whistler erzählen. In Portes du Soleil steht jeder Name für einen anderen Park, andere Streckencharaktere, andere Philosophien der Erbauer. Châtel hat auf die Entwicklung des Freeridens am schnellsten reagiert. Hier findet man fami lientauglich-einfache Abfahrten neben naturbelas senen Downhillstrecken. Es gibt sprunglastige Trails mit schön geshapten Anliegerkurven und Mutprobenabfahrten mit extremen Northshore-Stunts. Alles ist perfekt gekennzeichnet, gut gewartet und so abwechslungsreich, dass man tagelang neue Kombinationen ausprobieren kann, ohne sich zu langweilen. Les Gets hat in den letzten zwei Jahren nachgezogen und neben der langen und recht einfachen Hauptstecke viele Flow-Country-Trails in den Berghang gefräst. Auch hier ist die Streckenzahl hoch, die Beschilderung gut und die Abwechslung groß. Morzine und Avoriaz sind mit ihren eher naturbelassenen Trails klassischer und weniger „modern“, aber nicht weniger spaßig. Gerade Avoriaz bietet für Freerider geniale Abfahrten mit mäßigem Gefälle auf steinig-wurzeligem Untergrund – und die rote Hauptabfahrt in Morzine mit ultraschnellen und wurzeldurchsetzten Waldpassagen genießt bei Downhillern Kultstatus. Fazit: Jeder Park in Portes Du Soleil ist schon für sich genommen einen Besuch wert. Der besondere Reiz liegt aber in der Kombination aller Parks untereinander. Zum Beispiel so: Am Morgen in Morzine starten, über Avoriaz bis nach Châtel und zurück. Auch super: Von Avoriaz über Morzine nach Les Gets und retour. Alles über schnelle Lifte verbunden und immer mal wieder mit traumhaftem Alpenpanorama. Will man dabei alle Trails austesten, sollte man sich mindestens eine Woche Zeit nehmen. FREERIDE 4/12 98 „Air Voltage“ bietet Fahrspaß für Cracks. Riesensprünge, große Gaps. Zum Gruseln, aber perfekt gebaut (siehe auch Foto Seite 96). Ch atel Der modernste und kompletteste Park im Gebiet. Für alle Könnens stufen gut geeignet. Ein Muss! Châtel ist, von Deutschland kommend, am schnellsten zu erreichen. Morzine und Les Gets liegen nochmal ein bis zwei Autostunden tiefer im Gebirge. Es gibt zwei Lifte: Superchâtel und Pré la Joux. Der erste ist eine Gondelbahn, die keinen eigenen Park hat, aber die Verbindung zu den schweizerischen Parks in Morgins, Les Crosets und Champéry herstellt. Der eigentliche Park liegt knapp 10 Autominuten von Châtel entfernt am Talende. Dort bringt einen der Vierersessellift Pré la Joux in kurzer Zeit aufs Mittelplateau. Von hier gehen die schwarzen, naturbelassenen Downhillstrecken (Highlight: „Coup d’Fouet“) und die blauen und roten Flowpisten ab. Besonders gelungen ist der rote „Ric et Rac“. Im unteren Teil warten mit „Black Shore“ und „Air Voltage“ zwei Mutprobentrails mit gewaltigen, aber sicher gebauten Stunts. Viele Trails im oberen und unteren Teil lassen sich miteinander kombinieren. Der Park wird permanent erweitert und ist gut gepflegt. Vom Mittelplateau geht ein neuer Sessellift zur Bergspitze. Hier kann man entweder rechts runter auf rotem Jumptrail zum Mittelplateau, oder links runter auf flowigem Kehrentrail in Richtung Avoriaz abfahren. www.mountainbikeparkchatel.com Kurventraum: Die Trailbauer in Châtel wissen, wie man perfekte Anliegerstrecken ins Gelände fräst. Von Slopestyler bis Big Bike macht hier alles Sinn und alles Spaß. Schilderwald: Speziell Châtel bietet eine riesige Menge an Lines. Alle gut beschildert und mit sicherheitsbeflaggten Sprüngen versehen. So muss das sein! FREERIDE 4/12 99 > ABENTEUER Rüttelpiste: „La Roue Libre“ bietet auf fast drei Kilometern Anliegerschlangenlinien, gegen Ende der Saison aber leider auch viele Bremswellen. Die Piste ist sauschnell und für alle Könnensklassen geeignet. Les GETS Ein Klassiker rüstet auf: Viele neue Trails mit Flow ergänzen die klassische Highspeedstrecke. FREERIDE 4/12 100 Downhill-Legende Fabien Barel ist Pate des Bike parks von Les Gets und berät die Trailbauer bei der Streckenplanung. In den letzten Jahren hat sich hier viel getan. Neben der sehr langen Urstrecke („La Roue Libre“) direkt unter dem Lift mit teils massiven Bremswellen, aber auch einigen schönen Sprüngen und Anliegern, bietet der Park mittlerweile 12 Downhill-Strecken, einen kleinen (eher schlecht ausgeführten) Jumppark, North shore-Trails und moderne, gebaute Flowstrecken unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Die beschilderung ist hier nicht so gut gelungen wie in Châtel. Man braucht einige Zeit, um mithilfe der Trailmap den Überblick zu gewinnen. Wir fanden „Le Canyon“ beeindruckend. Ähnlich dem „Black Shore“ in Châtel bietet er NorthshoreStunts für Fortgeschrittene. Auch „L’Encape“ mit seinen schönen Step-Downs und der engen Linienführung sowie der sehr schnelle DownhillTrack „Dans le Gaz“ machen richtig Laune. Die Beflaggung à la Châtel ist hier leider noch nicht angekommen. Generell bietet Les Gets aber fast so viel Abwechslung wie die Konkurrenz weiter südlich und eignet sich ebenso für alle Könnensstufen. Familientauglich also. Der Streckenzustand variiert mit dem Saisonverlauf. „Dans le Gaz“ ist eigentlich nur die ersten Wochen flowig und wird dann schnell zum BremsrippenEldorado. Die anderen Strecken im Park sind da deutlich besser in Schuss, wohl auch, weil sie weniger befahren werden. Von der Bergstation gibt es einen schönen Natur-Downhill Richtung Morzine. Ohne große Tretpassagen ist er ideal für den Parkwechsel per Bike. www.lesgets.com Les Lindarets Das Tal zwischen Châtel und Avoriaz bietet tolle, naturbelassene Downhill-Strecken. Brechsandtrails und Holzstunts? Fehlanzeige. Foto: Thomas Butler/ Red Bull Photofiles Big Bike auspacken und loslegen: Die Talseite direkt unter Avoriaz hat zwei Downhill-Strecken mit felsigwurzeligem Untergrund zu bieten. Für Anfänger teilweise recht heftig. Downhiller lieben es. Das „weltberühmte Ziegendorf“ Les Lindarets liegt im Tal zwischen Châtel und Avoriaz. Hier kann man lecker und günstig essen, wenn man den Gestank von Ziegen erträgt. Die laufen hier in Scharen auf der Straße rum. Warum? Keine Ahnung. Der Lift am Nordhang bringt einen nach Avoriaz. Von dort führen zwei naturbelassene Strecken zurück ins Tal. Die Streckenführung ist offen, der Untergrund erdig mit vielen runden Felsen und freiliegenden Wurzeln. Perfekter Untergrund für Downhill-Bikes. Am Südhang fährt ein Lift hoch zum Bikepark Châtel. Die hier 2010 angelegte Strecke „Serpentine“ zurück ins Tal Les Lindarets hat deutlich mehr Flow und ist auch für Anfänger problemlos schaffbar. Erdig-sandiger Untergrund, zahllose große Anlieger und keine bösen Überraschungen. Wer von Châtel kommt, nutzt Les Lindarets oft nur als Zwischenstation um weiterzugondeln Richtung Morzine. Dabei reichen die drei langen und dabei völlig unterschiedlichen Strecken locker für einen Tag Spaß. www.valleedaulps.com Les Lindarets ist eine ideale Ausgangsbasis, wenn man sich nicht zwischen Châtel und Morzine entscheiden kann. Beide Parks erreicht man von hier aus gut. Die Trails der nördlichen Talseite Richtung Ziegendorf sind lang und fordernd. Planschbecken: In Les Gets und Morzine braucht man Wetterglück. Wenn sich hier ein Tief verfängt, hängen die Wolken oft tagelang im Tal und verwandeln die Trails in Schlammlöcher. Aber die meisten Strecken verkraften das ganz gut und sind sogar bei Dauerregen befahrbar. FREERIDE 4/12 101 > ABENTEUER Mo rzine Der Downhill-Wurzel-Klassiker: Bei Nässe für Anfänger ein Graus, dennoch genießt die Abfahrt Kultstatus. Anfahrt: Von Deutschland über Bern und Montreux. München-Châtel ca. 560 Kilometer/ 6 Stunden (nach Les Gets 1,5 Stunden mehr). Beste Reisezeit: Juni bis Anfang/Mitte September. Ein ideales Wochenende für den ersten FREERIDE 4/12 102 Bilder sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte und die beiden Bilder von der Downhill-Strecke in Morzine sprechen Bände. Hier entscheidet die Reifenwahl darüber, ob der Tag im Park spaßig oder stressig wird. Die Downhill-Strecke ist megaschnell und führt zum großen Teil durch den Wald. Hier wurde vermutlich das Wort „Wurzelteppich“ geboren. Es braucht ein bis zwei Abfahrten, bis man den unteren Teil der Strecke drin hat, ab dann kann man das Gas stehen lassen und bekommt das Grinsen so schnell nicht wieder aus dem Reviercheck ist „Passportes du Soleil“, das Eröffnungswochenende im Juni. Zu diesem Termin sind alle Gondeln und Lifte in Betrieb, die Parks fertig gebaut und die Hotels geöffnet. Das gesamte Revier wird dann inklusive der Ver- Gesicht. Ein plüschiges Downhill-Bike mit standfesten Bremsen ist hier Pflicht, alles andere macht die Abfahrt schnell zur Tortur. Mit der Supermorzine-Gondel gelangt man Richtung Avoriaz und nach Les Lindarets (kurze Tret-, bzw. Schiebepassage einkalkuieren). Von dort geht es über einen naturbelassenen Waldtrail zurück nach Morzine. Alles in allem ist Morzine eher was für die Vollgasfraktion und nicht so abwechslungsreich wie Les Gets oder Châtel. www.morzine-avoriaz.com bindungstrails ausgeflaggt. www.passportesdusoleil.com Bikeverleih: Gut sortierte Shops mit hochwertigen Bikes von Kona und Scott gibt es in Les Gets und Morzine direkt an der Liftstation.