Programmheft - Murnauer Kammerorchester eV
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Programmheft - Murnauer Kammerorchester eV
Georg Friedrich Händel * 23. Februar 1685 in Halle † 14. April 1759 in London Acis and Galatea HWV49a (entst. 1718) Masque (mythologisch-musikalisches Maskenspiel) nach Ovid Galatea: Christina Arden Acis: Bernhard Appich Polyphemus: Benedikt Göbel Damon: Jutta Bazelt Sprecherin: Christiane Fänder Murnauer Kammerorchester: Jan Nevoigt (Soli), Birte Kutschera, Paula Reichart, Monika Jung (Soli), Tina Szermin, Gisela Vielhuber, Elisabeth Raab - Violinen Ursula Sondermann (Soli), Pia Schrank, Reinhild Schupfner - Violoncelli Markus Zahnhausen, Sjur Haga Bringeland - Blockflöten Anne Isenberg - Cembalo Christoph Garbe, Leitung und Cembalo Textgestaltung: Christiane Fänder, Christoph Garbe Programmhefttexte: Christoph Garbe Grafik: Matthias Fänder Arrangements: Christoph Garbe 40 Jahre · Murnauer Kammerorchester www.murnauer-kammerorchester.de Ort und Zeit der Handlung: mythische Zeit, Sommer; mythische, mediterrane Landschaft, „sozial“ abgestuft in: 1. Wiesen mit Quellen und Bächen (Welt der Hirten und Nymphen) und Hainen (als ruhigere Rückzugsorte) 2. Wälder (eine Zwischenwelt) 3. Gebirge (eher einsam, zerklüftet, bedrohlich) mit Vulkan (Sinnbild für Polyphemes) I. Teil: The Lovers – Die Liebenden Gezeichnet wird die sommerliche Idylle von glücklichen Nymphen (göttliche Wesen) und Hirten (sterbliche Menschen). Aber Galatea, eine der Nymphen, ist unglücklich: Ihr Geliebter, Acis, ein junger Hirte, irrt, sie suchend, durchs Gebirge. Sie finden und lieben sich. II. Teil: The Monster – Das Ungeheuer Polypheme, ein riesenhafter Zyklop, bricht – anfangs lebensbedrohlich – in die Idylle ein. Er umwirbt Galatea und wird zurückgewiesen. Acis meint gegen ihn kämpfen zu müssen. III. Teil: Acis’ Death – Der Tod von Acis Galatea bittet Acis, nicht zu kämpfen: Ihr, als Nymphe göttlichen Ursprungs, stehen ja noch ganz andere Kräfte gegen Polypheme zur Verfügung. Polypheme aber tötet Acis mit einem Felsen. Galatea erwacht aus ihrer Trauer und verwandelt den toten Acis unter dem Felsen in eine Quelle, sein Blut in einen Bach. Rollen und Charaktere von „Acis and Galatea“ Acis: Ein junger Hirte, ein schöner Jüngling, aber eben auch ein sterblicher Mensch. Zwar scheint es ganz normal zu sein, dass die sterblichen Hirten mit den unsterblichen Nymphen oder mit Berggeistern Umgang haben (Nr.2 und Nr.5), trotzdem wird Acis von Damon gewarnt, sich nicht zu sehr auf Galatea einzulassen sondern eher Umgang mit seinesgleichen zu suchen (Nr.6). Damon weiß, dass die kurze Lebensspanne der Menschen mehr Leid als Freude bringt (Nr.16) und beschreibt damit den tragischen Grundkonflikt der Geschichte: die Liebe zwischen Galatea und Acis kann nicht gutgehen, sie sind zu verschieden. Acis weiß selbst, dass er – als Mensch – physisch zu schwach ist, um gegen Polypheme zu bestehen (Rezitativ vor Nr. 15). Polypheme – ebenfalls ein Wesen mit übernatürlichen Kräften – tötet interessanterweise Acis deshalb, weil er so „presumtuous – überheblich/vermessen“ (Nr. 17) ist, sich einzumischen bzw. eine Unsterbliche zu lieben, weil er also seine natürlichen – und sozialen – Grenzen überschreitet. Aber Acis bleibt gar keine Wahl, weil seine Gefühle für Galatea stark sind: Das zeigt er in seiner kriegerischen Arie Nr. 15 „Love sounds th’alarm“ mit ihren trompetenähnliche Fanfarensignalen, besonders im Mittelteil. Acis ist physisch schwach und sterblich, aber er ist emotional stark. Eine große Brücke wird für diese emotionale Stärke von Händel fast über das ganze Werk geschlagen zwischen Acis’ musikalisch und textlich wunderschöner LiebesArie Nr. 7 „Love in her eyes“ in Es-Dur und Galateas letzter Arie Nr. 21 „Heart, the seat of soft delight“, die diese Es-Dur-Tonart aufgreift. Jetzt, am Schluss des Werkes, kann Galatea den toten Acis in eine lebensspendende Quelle verwandeln, aber nur aufgrund seiner starken Liebe, die eben hier auch besungen wird. Quellen werden in der griechischen Mythologie als heilig verehrt. Acis wird so – wunderbarerweise – göttlich („Acis now a god appears“ sagt der Schluss-Chor Nr. 22). Die wiederaufgegriffene Es-Dur-Tonart wirkt nicht nur symbolisch, sondern beim Zuhören unbewusst wie eine starke, besondere (Klang-)Farbe. Durch Verwandlung und Überwindung seines Todes wird Acis die eigentliche Hauptfigur des Stückes. Galatea: in der griechischen Mythologie sogar eine Tochter des Meeresgottes Nereus. Wir müssen sie uns als überirdisch-wunderschöne Nymphe vorstellen (Nymphen sind nahe am oder im Wasser zu finden, besonders in Quellen). Sie wird in Händels Stück immer wieder als sehr traurig und in dieser Traurigkeit extrem introvertiert, für andere fast unerreichbar, ja, nicht ansprechbar gezeichnet: durch das leise, dünne Klangbild (nur Streicher) für Galateas Melancholie im Accompagnato-Rezitativ Nr. 3 „Ye verdant plains“ oder in der psychologisch extremen Nr. 20 „Must I my Acis still bemoan“. Stark und selbstbewusst erscheint sie gegenüber Polypheme, und sie zweifelt auch in gefährlichen Situationen nicht an ihren Kräften (Rezitativ vor Nr. 17). Händel und seine Textdichter ziehen zudem Bilder von Vögeln zu ihrer Charakterisierung hinzu: Es gibt einen komischen kleinen Streit zwischen ihr und den musikalisch-frechen Nachtigallen, deren Gesang ein Symbol für schmerzlich-schöne Liebessehnsucht ist, sie aber in diesem Moment (eben deswegen) einfach nur nervt (Arie Nr. 4 „Hush, ye pretty warbling choir“). Und das Bild der Taube in der hocherotischen Nr. 8 „As when the dove“. Extrem wird der Moment, in dem der Konflikt zwischen Acis und Galatea einerseits und Polypheme andererseits eskaliert: Das geschieht im Trio Nr. 17 „The flocks shall leave the mountains“. Ensemblestücke (nicht: Chornummern) sind in der barocken Oper selten, Arien und Rezitative sind für Emotionen und Handlung/Dialoge die Regel. Händel vertont die gegenseitigen Beteuerungen des Paares brüchig, ängstlich und doppelbödig, ineinander verzahnt, aneinander geklammert (indem er die Melodie dissonanzreich, kurzatmig, gestoßen und nervös gestaltet). Es wirkt so, als wüssten beide um den unausweichlichen Tod von Acis, und als wüssten beide, dass das, was sie gerade singen, nicht wahr ist oder sein kann. Polyphemes wütende Einwürfe sind nicht einfach eine starke Basslinie zu diesem Duett: Sein Part zerstört den Gesang der beiden Liebenden immer mehr und lässt das ganze Stück in dem Ausruf „die! – stirb!“ und in dem auskomponierten Felswurf zusammenbrechen. Polypheme: Er ist eine der spannendsten, widersprüchlichsten und vielschichtigsten Charaktere in diesem Stück. In der griechischen Mythologie ist er ein Zyklop, ein einäugiges, riesiges Ungeheuer, das später von Odysseus getötet wird. In manchen Fassungen ist er ein Sinnbild für die Gefahren eines Vulkanes. Im Chor Nr. 10 „Wretched Lovers“ wird er auch als bedrohlich angekündigt, Händel zeichnet Erdbeben und Tsunamis im Klangbild nach sowie Panik und Schock unter den Sängern. Schon im folgenden Rezitativ „I rage, I melt, I burn“ aber verwandelt sich Polypheme: Die Musik ist anfangs noch pompös-gewaltig, wird dann aber immer leiser, sogar zarter: Offenbar schwächt ihn seine Verliebtheit. Er versucht, seine Kraft (symbolisiert in der Pinie) abzulegen und seiner Sehnsucht durch Flötenspiel (ein Requisit aus der Hirtenwelt!) Ausdruck zu verleihen: Die Arie Nr. 15 ist ein grotesk-verzerrtes Ständchen: Polypheme versucht, Galatea poetisch zu umwerben und scheitert kolossal: Er vergreift sich im Ton, weil er Metaphern für Galateas Schönheit sucht, die peinlich wirken müssen: Musikalisch wandelt sich die liebliche Flötenlinie in das Gemecker von Ziegen. Die Streicher spielen von vorneherein unbeholfene, sperrige Achtel. (Metaphern sind typisch für barocke Dichtkunst. Auch Polypheme glaubt, unbedingt welche verwenden zu müssen). Im folgenden Rezitativ „Whither, fairest“ ist Polypheme nun kein bedrohliches Ungeheuer mehr, sondern ein größenwahnsinniger Tolpatsch, eine lächerliche Figur: Er vergleicht sich mit dem Göttervater Jupiter und stellt sein barbarisches Leben als königlich dar. Galatea kann sich nur angewidert abwenden. Doch bei dieser Charakterverwandlung bleibt es nicht. In der Arie Nr. 13 „Cease to beauty to be suing“ wird uns nocheinmal ein ganz anderer Polypheme gezeigt: Es ist eine edle, ernste, männlich-ausdrucksstarke Liebesklage, musikalisch eine der kraftvollsten Arien des ganzen Stückes. Der Sängerdarsteller des Polypheme hat mit dieser Arie Gelegenheit, andere Aspekte seines Könnens zu zeigen als die, die für die Rolle des Polypheme zwingend erforderlich sind. Und der Komponist Händel überrascht, indem er das barocke Opernschema „Bassist = Bösewicht, Zauberer“ durchbricht und lange, fast romantische Melodielinien (allerdings nicht im romantischen legato) für einen Bass schreibt, wie sie in dieser Zeit eigentlich nur für hohe Stimmen geschrieben wurden (z.B. Arie des Acis Nr. 7 „Love in her eyes“). Damon: Oberflächlich betrachtet ist Damon nur ein Hirtenkollege von Acis. Der Name „Damon“ aber geht auf „Dämon“ zurück, bzw. auf das griechische „daimónion“. Wir müssen davon ausgehen, dass Händels Publikum für „Acis and Galatea“, die Hofgesellschaft des First Duke of Chandos, Sir James Brydges, sehr vertraut war mit der altgriechischen Kultur und Mythologie, also auch mit Sokrates’ Philo- sophie, in der die innere Stimme des Menschen, sein Gewissen, „daimónion“ genannt wird. Damons Aufgabe bei Händel ist es, Acis und auch Polypheme zu beraten, zu warnen, ihnen „vernünftigere“ Alternativen zu ihrem Handeln aufzuzeigen, er vertritt die ratio, den „gesunden Menschenverstand“: Im Rezitativ Nr. 6 „Stay, sheperd, stay!“ und in der humorvollen Arie Nr. 7 „Sheperd, what art thou pursuing?“ sagt er Acis im Prinzip: „Schuster, bleib’ bei deinen Leisten“ durch den pragmatischen Hinweis auf den verwahrlosten Zustand von Acis’ Herde, der Existenzgrundlage eines Hirten, und durch die Aufforderung, das Leben genauso wie die anderen Hirten zu genießen, also die eigene soziale Schicht nicht zu verlassen (Galatea als unsterbliche Nymphe gehört zu den Göttern). Die Arie Nr. 14 „Would you gain the tender creature“ lebt von der barocken Situationskomik: Damon erteilt dem tolpatschigen Polypheme eine Lektion in Charme und der Kunst, höfisch-korrekt eine Dame zu umwerben, er bringt dem Ungeheuer sozusagen Manieren bei, gibt ihm Ratschläge von Mann zu Mann. Die Arie Nr. 16 „Consider, fond sheperd“ aber ist – im Gegensatz zu den heiter-humorvollen Arien, die Damon zuvor gesungen hat – eine tiefernste, fast melancholische Meditation über Vergänglichkeit und Hoffnung, die barokke vanitas, die über Acis’ Schicksal schwebt wie ein Damoklesschwert. Die Tonarten dieser Arie, anfangs G-Dur, und noch extremer das emoll/H-Dur im Mittelteil, sind weit weg von der idyllischen Grundtonart B-Dur der ersten Nummern. Sie wirken wie von einem anderen Planeten. Händel verleiht dem vertonten Text durch das schwebende Klangbild dieser Arie große emotionale Tiefe. Natürlich können weder Acis noch Polypheme die Ratschläge von Damon umsetzen, weil ihr Charakter bzw. ihre emotionale Haltung („Affekt“) das nicht zulassen. Genau diese werden aber durch Damons Widerspruch für das Pu- blikum umso deutlicher. Damon ist auch musikalisch ein starker Gegenspieler zu den Protagonisten und muss – nach dem Schwierigkeitsgrad der von Händel konzipierten Gesangslinie – von einem einmalig-virtuosen Tenor gesungen worden sein. In späteren Aufführungen hat Händel den Damon dann auch von einem Knabensopran singen lassen, möglicherweise stand ein geeigneter Tenor nicht zu Verfügung. Wir besetzen den Damon mit der Sopranistin Jutta Bazelt, die – als Kontrast zu den lyrischen, leichteren Stimmen von Galatea und Acis – eher über eine dramatischkräftigere Stimme verfügt. Der „Chor“: Die Chorpartien sind von Händel ausgesprochen kompliziert und schwierig gesetzt, hervorstechend ist auch hier wieder die extrem hohe und virtuose Linie des DamonDarstellers. Gesungen wurden die Chorpartien bei der Uraufführung – genauso wie in unserer Aufführung – von denselben Sängern, die auch jeweils solistisch die Arien von Acis, Galatea, Polypheme und Damon gestalteten, aber sie sind in diesen Chorpartien nicht Acis/ Galatea/ Polypheme/ Damon sondern bilden zusammen eine weitere, eine fünfte Person. Der „chóros“ als anonyme, die Handlung kommentierende Masse war Bestandteil des antiken Theaters. Die altenglischen Schauspielmusiken vor Händel, die „Masques“ (z.B. Purcells Musik zu Shakespeares Sommernachtstraum) greifen diese Funktion des „chóros“ auf, um dem Publikum Stimmungen, Ambiente, Emo- tionen, Gedanken oder Meinungen zu übermitteln, die sonst unausgesprochen bleiben müssten. Oft tut der Chor dies nicht als abstrakte Instanz sondern sozusagen im Gewand von im Stück auftretenden Gruppen, z.B. hier: Nymphen und Hirten. So in der Nr. 2 „O the pleasure of the plains!”: Nachdem die Nr. 1, die “Sinfonia”, den Abend mit einem musikalisch-verspielten Feuerwerk eröffnet (das mit der Handlung nichts zu tun hat sondern der Hofkapelle des First Duke of Chandos und dem Komponisten Händel Gelegenheit gibt, ihr Können unter Beweis zu stellen), führt dieser erste Chor in das sommerlicheidyllische Ambiente der Handlung ein. Gleichzeitig ist dieser Chor ein Spiegelbild für das Publikum: Händel komponierte das ganze Stück für eine Aufführung auf dem Landsitz Cannons. Die vertonten Sätze könnten auch das Motto für eine adelige (und elitäre) barocke Hofgesellschaft in „Ferien“-Stimmung sein. Händel fesselt also mit der virtuosen Sinfonia die Aufmerksamkeit seines Publikums, um es mit der Nr. 2 abzuholen und in die Geschichte zu entführen. Diese Chornummer fordert zusammen mit der Sinfonia das ganze Ensemble zur Gestaltung eines üppigen Klangbildes in B-Dur, der positiven Basistonart für das ganze Werk. Die Nr. 10 „Wretched Lovers“ bedeutet den Wendepunkt in der Handlung: Händel lässt den Chor am Anfang als „das Schicksal“ selbst sprechen (eine häufig anzutreffende, zusätzliche und die Handlung entscheidende allegorische Figur im barocken Drama). Der Urteilsspruch über Acis wird im strengen, polyphonen Renaissanceklangbild verkündet. Mit den „Behold“-Rufen verändert sich dieses Klangbild: leise aufkommende Panik und Schock (Pausen!). Polypheme wird in der Ferne gesichtet und kommt immer näher, musikalisch wird dies gezeichnet durch Intensivierung der Lautstärke und Klangdichte. Der Basssänger beginnt, sich klanglich immer mehr aus dem Ensemble zu lösen. Er wird bereits zum Ende der Nummer 10 zum bedrohlichen Ungeheuer. Der Chor reagiert mit Schrecken in den irrationalen „hark!“-Rufen. Nr. 19 „Mourn, all ye muses!“, unmittelbar nach Acis’ Tod ist die typische, intensive barokke Darstellung von Trauer: die komplexe und daher trüb wirkende Tonart f-moll, weinende Seufzermotive, enge, gequält wirkende, chromatische Linien, Klagerufe, schmerzvolle Dissonanzen bilden ein dichtes, bedrückendes Gesamtklangbild in langsamem Tempo, das eine intensive Zeitlupe beschreibt: Die Handlung steht still, die Emotionen verdichten sich. Das ist nun ein sehr spannender Moment in diesem Stück: Der Tiefpunkt der Geschichte ist mit der fast unerträglich-intensiven, allumfassenden Trauer über den Tod der Hauptfigur Acis erreicht. Was muss nun geschehen, damit die Handlung weitergehen kann, damit die Überlebenden aus ihrer Erstarrung erlöst werden können? Händels Lösung, die Nr. 20 „Must I my Acis still bemoan“, ist überraschend und intensiv durch ihre Vielschichtigkeit: Das Klangbild hellt sich zwar auf vom verdichteten f-moll in das scheinbar klare F-Dur. Aber es ist zuerst ein wahnsinniges, abgehobenes, entrücktes F-Dur: Die Perspektive wechselt jetzt von der allgegenwärtigen, allumfassenden Trauer des vorangegangenen Trauerchores Nr. 19 und wir erhalten Einblick in die innersten Gedanken und Gefühle von Galatea, die ihr selber vielleicht gar nicht bewusst sind. Alles ist Pianissimo und Adagio, also noch intensiver als in Nr. 19 (von Händel Adagio non troppo bezeichnet), und in scheinbar einfachem, schmerzlich-schönem Stil vertont. Galateas Gedanken kreisen in sich – irrational, schwebend in unbeantworteten Fragen – in langen Tönen und weitgespannten Melodien. Gleichzeitig versucht die Außenwelt, der Chor, zu ihr durchzudringen mit dem beharrlich wiederholten Impuls „Cease, Galatea, cease to grieve!“ Musikalisch bringt der Chor jetzt allmählich mehr Bewegung in das Stück und gewinnt Raum. Das F-Dur selber wird wieder das ursprüngliche, „einfache“, pastorale F-Dur und führt zurück zu B-Dur, der optimistischen Basistonart des ganzen Stückes (allerdings erst nachdem die Arie Nr. 21 „Heart, the seat of soft delight“ das entscheidende Es-Dur wieder aufgegriffen hat). Im Schluss-Chor „Galatea, dry thy tears“ wird dieses B-dur erreicht. Ähnlich wie bei den bisher von uns aufgeführten Barockopern „Dido and Aeneas“ und „Tamerlano“ endet auch dieses Stück nicht in einem Feuerwerk-Finale. Händel überzeichnet die sanfteren Teile des Textes nicht mit bombastischen Klangeffekten sondern vertont noch einmal das sanfte Murmeln des Baches als leise pulsierende Klangfläche. Das Publikum: Neben Acis, Galatea, Polypheme, Damon, dem chóros und dem Orchester gehört zu einer Aufführung des 18. Jahrhunderts auch immer das Publikum, und zwar in einer aktiveren Funktion als wir das heute bei Aufführungen „klassischer“ Musik kennen. Die Figuren des Stückes und der chóros kommunizieren miteinander, treten in Beziehung zueinander und kommentieren sich gegenseitig. Das Orchester intensiviert mit seinen Klangfarben und musikalischen Gesten die Dynamik der Handlung und die Emotionen der Figuren und zeichnet ein klangliches Bühnenbild. Alles wird vom Komponisten, von den Textdichtern und von den Musikern aber auf ein bestimmtes Publikum hin zugeschnitten. Zuerst einmal war dieses Publikum – anfangs noch der Adel, später immer mehr durchsetzt vom Bürgertum – in den meisten Fällen der Auftrags- oder Anlassgeber für die gespielten Stücke. Komponisten schrieben ihre Werke also für ein bestimmtes Ereignis, für einen bestimmten Raum, eine bestimmte Besetzung und vor allem für Zuhörer, die sie genau kannten und deren Hörerwartungen und Reaktionen sie einzuschätzen wussten und von denen sie verstanden werden wollten und verstanden werden mussten. Diese Zuhörer kannten aber auch ihre Kompo- nisten genau, waren äußerst aufgeschlossen gegenüber deren aktuellen Entwicklungen und stellten hohe Ansprüche an die Musiker: Sie wollten grundsätzlich nur zeitgenössische Musik hören und auch davon am liebsten nur Werke, die noch nicht aufgeführt worden waren. Sie waren selber musikalisch und kompositorisch sehr aktiv, z.T. auf hohem Niveau: Ein Dilettant, ein Musik-Liebhaber galt sehr viel. Die gängigen musikalischen Formschemata, z.B. Rezitativ und Arie, Suite, Sinfonia, Messe, Sonate, Konzert, Tänze waren ihnen (von klein auf) bekannt und prägten ihre Erwartungen an das neue Stück. Vergleichbar ist das in etwa mit der Form des beruflichen Bewerbungsschreibens heute, die mit bestimmten Erwartungen verknüpft ist. Der Arbeitgeber kann aber auch positiv überrascht sein, wenn der Bewerber die Form seiner Bewerbung auf besonders originelle Weise erfüllt, ja, er wird es vielleicht sogar begrüßen, wenn der Schreiber von dieser Form abweicht, um besondere inhaltliche Zusammenhänge herauszuarbeiten, die für die Stellenbesetzung relevant sind. Genauso ließ sich das Publikum des 18. Jahrhunderts gerne überraschen und belohnte originelle Wendungen und spannende Einfälle sogar mit Applaus während der Aufführung oder forderte die spontane Wiederholung eines besonders gelungenen Stückes. Die Komponisten spielten und flirteten also mit den Hörerwartungen ihres Publikums und setzten subtile und starke Effekte ein, um zu überzeugen und „Leidenschaften zu erregen“, wie von den Musikern und Komponisten damals immer wieder gefordert wurde. Bei einem Stück wie dem heute abend aufgeführten war den Zuhörern die Sage um Acis, Galatea und Polypheme nicht neu, sie kannten sie bereits und waren bereit, diese Geschichte als Metapher für ihre eigene Zeit zu sehen und sich mit ihr zu identifizieren. Sie waren neugierig darauf, wie und mit welchen musika1) lisch-emotionalen Mitteln diese Geschichte erzählt werden würde 1). Da der Ausgang der Handlung bzw. die Spannung, wie sich alles auflösen würde, keine Rolle spielte, ließ sich das Publikum gerne von Widersprüchen und Abweichungen innerhalb der Handlung unterhalten: zum Beispiel Polypheme, der sich vom bedrohlichen Ungeheuer zum tolpatschigen Liebhaber wandelt, dann in der Arie Nr. 13 „Cease to beauty“ als edle, gekränkten Seele erscheint und im Trio Nr. 17 wieder zerstörerisch wird. Oder Damon, der als Hirtenkollege und Ratgeber von Acis mit seiner Arie Nr. 14 „Would you gain“ plötzlich beginnt, Polypheme (Acis Rivale) Ratschläge zu erteilen. Die Reaktionen des zeitgenössischen Publikums Die musikalische Sprache von Händel und Mozart ist zutiefst emotional. Das ist für uns heute entscheidend, denn sonst hätten wir keinen Zugang zu einer Musik, die vor fast 300 Jahren für eine ganz andere Zeit geschrieben wurde. Wir hätten nichts, womit wir uns identifizieren könnten, und eine Aufführung dieser Musik würde heute keinen Sinn mehr ergeben. Aber genau in diesem Punkt kommt uns die Musik Händels und Mozarts entgegen: Mozart wird 1756, drei Jahre vor Händels Todesjahr 1759 geboren. 1753 formuliert Carl Phillipp Emanuel Bach, als Cembalist und Komponist ein wichtiger Impulsgeber für die Mitte des 18. Jahrhunderts, dass das „Erregen von Leidenschaften“ im Zuhörer Aufgabe und Ziel der Musiker sein soll. Robert Price spricht genau davon, wenn er etwa 1760 rückblickend über Händel notiert: „Denn obwohl die Entwürfe seiner Phantasie mehr auf das Großartige und Erhabene als auf als Gegenteil z.B. der auflösungsorientierte Aufbau eines Filmes wie „The Sixth Sense“ andere Stile hin ausgerichtet waren, so hat er doch manchmal selbst die italienischen Komponisten im Ausdruck des Leidenschaftlichen und Pathetischen übertroffen … um alle Seelenbewegungen ausdrücken zu können, die gewaltsamsten Wirkungen von Hass und Verzweiflung.“ E.T.A. Hoffmann, selbst Komponist und Zeitgenosse Mozarts, beobachtet eine intensive Emotionalität in Mozarts „Don Giovanni“: „Das Anschwellen von sanfter Melodie bis zum Rauschenden, bis zum erschütternden des Donners, die sanften Klagetöne, der Ausbruch der wütendsten Verzweiflung, das Majestätische, das Edle des Helden, die Angst des Verbrechers, das Abwechseln der Leidenschaften in seiner Seele alles dieses findest Du in dieser einzigen Musik – sie ist allumfassend, zeigt Dir den Geist des Componisten in allen möglichen Modifikationen… «Don Juan» fiel in Wien bei der ersten Darstellung durch, und es gab wohl viele, die den großen Meister einen Tollhäusler nannten, der nur krauses Zeug zu machen verstehe, das ohne Sinn und Verstand sei, und das niemand zu spielen vermöge.“ Mozarts Musik scheint in ihrer Intensität, Neuartigkeit und Dichte sogar irritiert und überfordert zu haben. So schreibt z.B. ein Kritiker zu einer Don-Giovanni-Aufführung, Oktober 1791 („Musikalisches Wochenblatt“): „Nie kann man in seinen Werken einen Gedanken finden, den man schon einmal gehört. Unaufhörlich wird man ohne Ruhe und Rast von einem Gedanken zum andern gleichsam fortgerissen…“ Für uns können genau diese Äußerungen negativer Kritik aufschlussreicher sein als lobende Worte: Sie zeigen, wo Mozart beginnt, als Komponist extrem zu sein in seiner Gestaltung von Emotion. Damit riskierte er, die Erwartungen seiner Zeitgenossen zu stören bzw. dass der Faden zwischen ihm und seinem Publikum zu reißen beginnt. Wir teilen heute die Meinung dieser Kritiker wahrscheinlich nicht. Aber wir können durch diese Zitate in Mozarts Musik eine Intensität wiederentdecken, die uns heute verlorenge- gangen ist, weil wir uns zu sehr an sie gewöhnt haben. Selbst der Frankfurter Kritiker Schreiber kann sich dieser intensiveren Emotionalität offenbar nicht verschließen, wenn er 1789 über eine Aufführung des „Don Giovanni“ berichtet: „Wieder eine Oper, die unserem Publikum die Köpfe schwindeln machte. Viel Prunk und Lärm für den großen Haufen. Fader Stoff, Abgeschmacktheiten für den gebildeten Teil! Auch die Musik, zwar groß und harmonisch, aber mehr schwer und kunstvoll als gefällig. Nicht populär genug, um allgemeine Sensation zu erregen. Ungeachtet das Ganze eine Mönchsposse ist, muss ich gestehen, dass die Szene auf dem Kirchhofe mich mit Grausen ergriff. Mozart scheint die Sprache der Geister von Shakespeare gelernt zu haben.“ Wie gerne sich das Publikum andererseits auch überraschen ließ zeigt folgender Bericht über ein Konzert des jüngeren Mozarts in der „Augsburgischen Staats- und Gelehrten-Zeitung“ aus dem Jahr 1777: „Alles war außerordentlich, geschmackvoll und bewundernswert. Die Komposition gründlich, feurig, mannigfaltig und einfach; die Harmonie so voll, so kräftig, so unerwartet, so erhebend; die Melodie so angenehm, so tändelnd, und alles so neu; der Vortrag auf dem Forte-Piano so nett, so rein, so voll Ausdruck, und doch zugleich so außerordentlich geschwinde, dass man kaum wusste, worauf man zuerst merken sollte, und alle Zuhörer zum Entzücken hingerissen wurden. Man sah hier Meisterstücke in dem Vortrag, Meisterstükke in den Instrumenten, alles zusammen vereinigt. Eins erhob immer das andere so sehr, dass die zahlreiche Versammlung über nichts missvergnügt war, dass nicht ihr Vergnügen noch länger dauerte...“ Aufführungspraxis für Händel aus Sicht eines Dirigenten Auszug aus Nikolaus Harnoncourt: „Musik als Klangrede“ Schon ein flüchtiger Blick auf das Notenbild zeigt uns erhebliche Unterschiede in den großen Werken der beiden Zeitgenossen Bach und Händel. Bachs Musik wirkt wesentlich ausgearbeiteter, seine Mittelstimmen vor allem sind viel intensiver und selbständiger am musikalischen Geschehen beteiligt als die Mittelstimmen Händels; andrerseits finden wir bei Händel größere melodische Bögen in den Oberstimmen. Im ganzen sind bei Bach sämtliche Stimmen viel detaillierter ausgearbeitet, alle Verzierungen ausgeschrieben, ist kein Platz für Improvisation – bei Händel hingegen ist der große Bogen stets dem Detail übergeordnet, dieses oft nur angedeutet, manches dem Interpreten überlassen, natürlich auch die Verzierung von Kadenzen und Dacapos. Die Vorherrschaft des Melodischen bei Händel gegenüber dem stimmig Durchgearbeiteten bei Bach gibt uns wohl den Schlüssel für eine sinnvolle Interpretation. Seit Händels Werke wiederaufgeführt werden, erkannte man mehr und mehr die Möglichkeiten, das Monumentale zu betonen. Gerade die vorhin beschriebene mehr flächige Kompositionsweise kann eine klangprächtige Interpretation herausfordern. Die durch die Aufführungsart des 19. Jahrhunderts erzielte klangliche Monumentalität wurde ohne weiteres auf die Substanz der Musik selbst übertragen, die Tempi wurden zerdehnt, das breit Akkordische derart hervorgehoben, dass ein primitiv-harmonischer Monumentalstil entstand, von dem sich der Hörer, ihn bequem genießend, beruhigen lassen kann. Dieser Aufführungsstil wur3) de bald geradezu als Inbegriff der Barockmusik empfunden: riesige Klangmassen, die in prächtigen und sehr einfachen harmonischen Abfolgen eine Art von kindlicher Feststimmung erzeugen. Die relativ einfache Faktur, die Dominanz des Melodischen, die Begleitfunktion der Mittelstimmen weisen schon auf die Klassik hin. Sie sind sicherlich sozial begründet, ob das dem Komponisten bewusst war oder nicht. Das Musikleben Englands zur Zeit Händels war wesentlich liberaler als das auf dem Kontinent; sein Publikum in Oper und Oratorium war das Volk.3) Wenn man bei Aufführungen Händelscher Werke die bekannten Prinzipien damaliger Aufführungspraxis bezüglich Artikulation, Besetzungsstärke, Tempi, Dynamik, Verzierung sinnvoll anzuwenden versucht, kommt plötzlich eine schlanke, federnde Musik zum Vorschein. Gerade dadurch wird die Vorherrschaft des Melodischen sinnvoll, geistloses Pathos durch klare, leicht fassliche Aussage ersetzt. Die Musik rückt tatsächlich wie von selbst mehr in die Nähe der Frühklassiker, ja Mozarts. Die Kraft dieser Werke liegt noch in der musikalischen Substanz, nicht aber in der Zahl der Mitwirkenden (Große Orchester wurden nur bei Freiluftaufführungen oder bei ganz außergewöhnlichen Anlässen oder Bedingungen eingesetzt.) Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass er diese kleinen Besetzungen, für die er komponierte, sozusagen als Provisorium, als Notlösung betrachtete, ja viele Details sind überhaupt nur in derartiger Besetzung realisierbar. Die deutliche Artikulation kleiner Notenwerte, das Wesentliche der Tonsprache seiner Zeit, ist gerade bei Händels Koloraturen und sonstigem musikalischen Vokabular wichtig. Alle zeitgenössischen Schulwerke heben die Wichtigkeit der richtigen Betonung dieser Klein- und Kleinstphrasen – die sie mit Silben und Wörtern der Sprache vergleichen – beson- Allerdings wurde „Acis and Galatea“ für die Hof gesellschaft des First Duke of Chandos, Sir James Brydges, geschrieben. ders hervor. Bei der praktischen Erprobung zeigt sich sofort, welch neue Dimensionen sich dem Musiker und Hörer erschließen, aber auch, dass diese Art von Artikulation nur in entsprechend kleiner Besetzung sinnvoll ausführbar ist. Bei größerer Chor- und Orchesterbesetzung verschwimmt wieder alles, oder die Betonungen wirken penetrant übertrieben und aufgesetzt. Ähnlich verhält es sich mit den Tempi: wählt man die überlieferten zügigen Zeitmaße, braucht man unbedingt einen schlanken und beweglichen Klangapparat. Die ideale Klangverschmelzung bei aller erwünschten Deutlichkeit und Durchhörbarkeit lässt sich überhaupt nur mit den Instrumenten der Zeit realisieren. Das Ziel der so erarbeiteten Interpretation ist ein moderner Händel-Stil. Der Hörer muss da- bei wieder zum aktiven Hörer werden, er wird nicht mit vorfabriziertem, aber bei genauem Hinhören undifferenziertem Prachtklangbrei abgespeist. Die Musik spielt sich also nicht mehr allein auf dem Podium ab, während sich der Hörer genießerisch von ihr umspülen lässt, sondern sie entsteht eigentlich erst im Zusammenwirken von Interpret und Zuhörer im aktiven Verständnis der Klangrede. So scheint mir die den historischen Voraussetzungen am ehesten entsprechende Interpretation nicht nur die werkgemäßeste, sondern zugleich auch die modernste. Mit freundlicher Genehmigung des Autors, Copyright 2004, Residenzverlag Die Künstler Christina Arden begann ihr Gesangsstudium an der Musikhochschule in Mannheim und wechselte 2001 an das Richard-Strauss-Konservatorium München in die Klasse von Marilyn Schmiege. Im Juli 2005 legte sie das Künstlerische Diplom der Staatlichen Musikhochschule München im Fach Gesang ab. Neben diversen Kirchenkonzerten in Messen und Oratorien von Haydn, Mozart, Schubert und Bach sowie Liederabenden mit Werken von Brahms, Schumann, Mendelssohn, Wolf, Schubert, R.Strauss und Dominick Argento trat sie als Amor in Glucks Orfeo ed Euridice in einer Aufführung mit dem Regensburger Kammerorchester in Freising auf und sang das Sopransolo in Orffs Carmina Burana und Trionfo di Afrodite in München sowie in den Opernhäusern von Kairo und Alexandria. Im Herbst 2005 war sie im Brahms-Requiem mit den Bad Reichenhaller Philharmonikern zu hören. In den Opernproduktionen des Konservatoriums wirkte sie als Servilia (La Clemenza di Tito von W.A.Mozart), Belinda (Dido and Aeneas von H.Purcell) und als Tau- und Sandmännchen (Hänsel und Gretel von E.Humperdinck) mit. Christina Arden absolvierte Lied- und Meisterkurse bei Donald Sulzen, Krisztina Laki, Hilde Zadek und Prof. Charlotte Lehmann. Bernhard Appich Der in Augsburg geborene Tenor studierte am Würzburger Konservatorium Violine und Gesang. Gegen Ende des Studiums entschied sich der junge Künstler für eine berufliche Laufbahn als Sänger und trat 1999 in den Opernchor des Würzburger Stadttheaters ein. 2000 engagierte ihn dann das Staatstheater am Gärtnerplatz in München als Opernchormitglied mit solistischen Verpflichtungen. Neben seinem Beruf am Theater ist Bernhard Appich vor allem als Konzertsänger zu hören. Schwerpunkt bilden hier die geistlichen Werke von Bach, Händel und Mozart. Benedikt Göbel wurde 1982 in Nürnberg geboren und sammelte in seiner Kind- und Jugendzeit Chorerfahrungen in diversen Ensembles. Noch während seiner Schulzeit begann seine Gesangsausbildung unter Hartmut Elbert mit der Aufnahme in die Bayerische Singakademie im Jahr 1999. Hier wirkte er solistisch an Projekten wie „Ulysses“ von Reinhard Kaiser und „Das Jüngste Gericht“ von Dietrich Buxtehude mit. Seit 2004 studiert er Musik und Mathematik auf Lehramt an Realschulen und erhält im Rahmen dieses Studiums Gesangsunterricht bei Minari Urano an der Hochschule für Musik und Theater München. Im Jahr 2005 wirkte er als Solist bei einem französischen Konzert in München mit Werken von Du Mont, Gervais, Rameau und Laland, mit. Jutta Bazelt Jutta Bazelt (Sopran) wurde in Mühldorf am Inn geboren und erhielt während ihrer Schulzeit Unterricht in den Instrumenten Klavier, Geige und Blockflöte. Nach dem Abitur studierte sie am Richard-Strauss-Konservatorium Gesang in der Klasse von Jennifer Trost und erhielt dafür ein Stipendium der Karl und Lilly Till Stiftung. Sie nahm an der Liedklasse von Donald Sulzen, an Operninterpretationskursen bei Prof. Julie Kaufmann, sowie an Projekten der Opernschule und der Pasinger Fabrik teil (u.a. Gretel in Humperdincks „Hänsel und Gretel“ in München unter Ekkehard Klemm, szenische Aufführung von Bachs weltlichen Kantaten in Verona, Clarice in Haydns „Die Welt auf dem Mond“, Dido in Purcells „Dido und Aeneas“). Während des Studiums absolvierte sie Meisterkurse bei Prof. Kurt Widmer und Prof. Sharon Weller (Basel) in Salzburg, Lörrach und im Rahmen der Academia Vocalensis Tirolensis in Wörgl, des weiteren nahm sie am Münchner Sommerkurs für Operninterpretation 2003 teil. Sie schloss ihre Ausbildung mit dem pädagogischen und künstlerischen Diplom ab. Zur Zeit vervollständigt sie ihre künstlerische Ausbildung bei Tanja d’Althann und absolviert ein Schulmusik-Studium mit den Fächern Klavier und Querflöte an der Hochschule für Musik und Theater in München. Christiane Fänder erhielt viele Jahre Instrumentalunterricht im Fach Querflöte. Begleitend zu ihrer Mitwirkung in verschiedenen Chören und Vokalensembles nahm sie Gesangsunterricht. 2004 Ausbildung zur Berufssprecherin in Wien. Seitdem zahlreiche Produktionen für den Bayerischen Blindenbund, Sprecherstimme für Deutsche Post WorldNet, sowie literarischmusikalische Projekte. Markus Zahnhausen Geboren 1965 in Saarbrücken, studierte Blockflöte am Münchener Richard-Strauss-Konservatorium bei Hermann Elsner sowie Slawische Philologie und Musikwissenschaft an den Universitäten von Trier und München. Als Blockflötist und Komponist zahlreiche Auftritte, Rundfunk-, Fernseh- und CD-Produktionen, sowie Workshops und Gastdozenturen in ganz Europa und den USA. 2002 verpflichtete ihn die Hochschule für Musik und Theater in München als Dozent für Blockflöte. Für sein Schaffen erhielt er den Bayerischen Staatspreis „Villa Concordia“, ein Stipendium der Millay Colony for the Arts (New York), den Rodion-Shchedrin-Kammermusikpreis sowie das Musikstipendium der Stadt München. Sjur Haga Bringeland wurde 1984 im norwegischen Bergen geboren. Er erhielt seinen ersten Klavierunterricht mit 6 Jahren, den ersten Blockflötenunterricht mit 15 Jahren. Er absolvierte das Städtische Musikgymnasium seiner Heimatstadt, wo er heute an der Grieg-Akademie Blockflöte bei Frode Thorsen studiert. Seit 2002 verbinden ihn eine enge Zusammenarbeit und private Blockflötenstudien mit Markus Zahnhausen. Sjur Haga Bringeland ist Gründer und Leiter des Bergener Barockensembles „Musici Holbergenses“. Christoph Garbe Als Kind sang Christoph Garbe im Tölzer Knabenchor, oft auch als einer der Drei Knaben in Mozarts Zauberflöte. Danach begann er, Klavier und Cello zu spielen. Bei Ulrich Weder am Richard-Strauss-Konservatorium in München und bei Johannes Schlaefli an der Musikhochschule Zürich studierte er Dirigieren, bei Wilfried Hiller Komposition. Auftragswerke, z.B. vom Bayerischen Rundfunk, vom Amatiensemble München, vom Kulturförderkreis Gasteig e.V., Zusammenarbeit als Dirigent und Komponist mit verschiedenen Ensembles in und um München. 2002/03 Stipendiat des Bayerischen Kultusministeriums in der Villa Concordia, Bamberg. 2003 Assistenz für Musiktheater an der Musikhochschule München. CD’s: „Fanfaren – 100 Jahre Deutsches Museum“ (als Dirigent) und „einmal anders“ Cavalli Records/Edition Villa Concordia (Klavier solo). Christoph Garbe leitet seit September 2001 das Murnauer Kammerorchester. „Acis and Galatea“ Libretto von John Gay /Alexander Pope Übersetzung von Christoph Garbe 1. Sinfonia I. Teil: The Lovers – Die Liebenden 2. Chorus 2. Chorus O the pleasure of the plains! Happy nymphs and happy swains, Harmless, merry, free and gay, Dance and Sport the hours away. Welch’ Vergnügen hier auf den Wiesen! Glückliche Nymphen, glückliche Burschen, unbeschwert, vergnügt, frei und lebenslustig, im Tanzen und Herumtollen verfliegen die Stunden. For us the zephyr blows, For us distills the dew, For us unfolds the rose, And flow’rs display their hue. For us the winters rain, For us the summers shine, Spring swells for us the grain, And autumn bleeds the vine. Für uns (nur) weht der Wind, für uns (nur) perlt der Tau, für uns (nur) blüht die Rose, und Blumen zeigen alle ihre Farben. Für uns (nur) fällt Regen im Winter, für uns (nur) strahlt die Sommersonne, das Korn sprießt für uns im Frühjahr, und im Herbst Wein wie Blut. 3. Recit. (Galatea) 3. Accompagnato (Galatea) Ye verdant plains and woody mountains, Purling streams and bubbling fountains, Ye painted glories of the field, Vain are the pleasures which we yield; Too thin the shadow of the grove, Too faint the gales, too cool my love. Ihr grünen Wiesen, bewaldete Berge, murmelnde Bäche und sprudelnde Quellen, alle Herrlichkeit der Gegend, schön wie gemalt, eitel und ganz umsonst sind die Vergnügungen, die man hier ernten (genießen) kann. 4. Air (Galatea) 4. Arie (Galatea an die Nachtigallen) Hush, ye pretty warbling choir! Your thrilling strains Awake my pains, And kindle fierce desire. Psst! Seid leise, ihr, die ihr so hübsch im Chor trällert! Euer hinreißendes Lied weckt meinen Schmerz und entfacht heftiges Verlangen. Cease your Song, and take your flight, Bring back my Acis to my sight! Hört auf mit Eurem Lied und fliegt los, Bringt mir meinen Acis zurück, ich will ihn sehen. 5. Air (Acis) 5. Arie (Acis, durchs Gebirge irrend) Where shall I seek the charming fair? Direct the way, kind genius of the mountains! Wo soll ich die bezaubernde Schöne suchen? Zeige mir den Weg, freundlicher Geist der Berge! Zu dünn auch der Schatten (hier) im Hain, um dem Sturm (in mir) die Kraft zu nehmen, um meine Liebe zu kühlen. 0 tell me, if you saw my dear, Seeks she the groves, or bathes in crystal fountains? O sag’ mir, wenn Du meine Liebste gesehen hast, sucht sie die Haine auf, oder badet sie in kristallklaren Fontänen? Recit. (Damon) Rezitativ (Damon) Stay, shepherd, stay! See, how thy flocks in yonder valley stray! What means this melancholy air? No more thy tuneful pipe we hear. Halt an, Schäfer, bleib’! Schau’ wie deine Herde dort drüben im Tal herumstreunt! Was soll dein melancholisches Lied? Wir hören deine schönen (schöneren) Flötenmelodien nicht mehr. 6. Air (Damon) 6. Arie (Damon) Shepherd, what art thou pursuing? Heedless running to thy ruin; Share our joy, our pleasure share! Schäfer, wem oder was jagst du da hinterher? Kopflos läufst in dein Verderben. Sei (doch) mit uns zusammen fröhlich und vergnügt! Leave thy passion till tomorrow, Let the day be free from sorrow, Free from love, and free from care! Für heute lass’ ab von Deiner Leidenschaft, lass’ diesen Tag frei sein von Kummer, frei von (deinen) Liebe(sgeschichten), frei von Sorge! Recit. (Acis) Rezitativ (Acis) Lo! hear my love! Turn Galatea, hither turn thine eyes; See, at they feet the longing Acis lies! Schau’ hierher, meine Liebe! Hierher, Galatea, richte deinen Blick; Siehe, zu Deinen Füßen liegt Acis, voller Sehnsucht! 7. Air (Acis) 7. Arie (Acis, Galatea betrachtend) Love in her eyes sits playing, And sheds delicious death; Love in her lips is straying And warbling in her breath! Liebe spielt in ihren Augen und versprüht den köstlichsten Tod, Liebe irrt auf ihren Lippen umher und bebt in ihrem Atem. Love on her breast sits panting, And swells with soft desire; No grace, no charm is wanting, To set the heart an fire. Liebe pocht in ihrer Brust und wächst mit leisem Verlangen; alle Anmut, jeder Zauber um das Herz in Brand zu stecken. Recit. (Galatea) Rezitativ (Galatea) Oh! didst thou know the pains of absent love, Acis would ne’er from Galatea rove. Oh, hättest du gewusst wie qualvoll es ist, wenn der/die Geliebte nicht da ist, du hättest mich nie allein gelassen. 8. Air (Galatea) 8. Arie (Galatea) As when the dove Laments her love, All on the naked spray; […so qualvoll wie wenn…] Eine Taube verharrt auf kahlem Zweige in Liebesklage; When he returns, No more she mourns, But love the live-long day. (Aber) wenn er zurückkommt, dann gibt es nichts mehr zu trauern sondern sie liebt den ganzen, lieben langen Tag. Billing, cooing, Panting, wooing, Melting murmurs fill the grove, Melting murmurs, lasting love. Schnäbeln, Gurren, Keuchen, Werben, schmachtendes Murmeln erfüllt den Hain, Stunden der Liebe. 9. Duet (Galatea and Acis) 9. Duett (Galatea und Acis) Happy we! Wir Glücklichen! What joys I feel! What charms I see! Of all youth, thou dearest boy! Of all nymphs, thou brightest fair! Thou all my bliss, thou all my joy! Welche Freuden fühle ich! Welche Reize erlebe ich! Von allen Jünglingen – du liebster Mann! Von allen Nymphen – du strahlendste Schöne! Du – all’ mein Glück, Du – meine ganze Freude! [1. Pause] II. Teil: The Monster – Das Ungeheuer 10. Chorus 10. Chor Wretched lovers! Fate has passed This sad decree: no joy shall last. Wretched lovers, quit your dream! Ihr elenden Liebenden! Das Schicksal sprach dieses traurige Urteil: Keine Freude soll von Dauer sein. Ihr elenden Liebenden, gebt euren Traum auf! Behold the monster Polypheme! See what ample strides he takes! The mountain nods, the forest shakes: The waves run frightened to the shores: Hark, how the thund’ring giant roars! Schaut! Das Monster Polypheme! Seht mit welch’ riesigen Schritten er sich nähert! Der Berg neigt sich, der Wald wird erschüttert: Wie in Panik stürzen die Wellen auf die Küste: Hört, wie der donnernde Riese brüllt! 11. Recit. (Polyphemus) 11. Accompagnato (Polypheme) I rage, I melt, I burn! Ich tobe, ich rase, ich wüte! Ich schmelze dahin, ich brenne! Der schwächste der Götter [der Liebesgott] hat in mein Herz gestochen! The feeble god has stabb’d me to the heart. Thou, trusty pine, Prop of my god-like steps, I lay thee by! Bring me a hundred reeds of decent growth, Du treuer Pinienbaum, (bisher) Stütze für meine göttlichen Schritte, hier lege ich Dich nieder! In soft enchanting accents let me breathe Verwandle dich in hundert anständig gewachsene Rohrpfeifen, so dass ich für meinen geräumigen Mund (mein großes Maul) eine Flöte habe; Sweet Galatea’s beauty, and my love. Sanfte, bezaubernde Tönen will ich hinein- To make a pipe for my capacious mouth; blasen, um die Schönheit der süßen Galatea und meine Liebe zu besingen. 12. Air (Polyphemus) 12. Arie (Polypheme) O ruddier than the cherry, O sweeter than the berry, O nymph more bright Than moonshine night, Like kidlings blithe and merry! Oh röter als die Kirsche, Oh süßer als die Beere, Oh Nymphe, heller als die Mondscheinnacht, wie Zicklein, munter und fröhlich! Ripe as the melting cluster, No lily has such lustre; Yet hard to tame As raging flame And fierce as storms that bluster! Reif wie weiche Trauben, keine Lilie hat solch’ einen Glanz, doch bisher schwer zu zähmen wie tobende Flammen, und wild wie Stürme die toben! Recit. (Polyphemus, Galatea) Rezitativ (Polypheme, Galatea) (Polyphemus) Whither, fairest, art thou running, Still my warm embraces shunning? Polypheme: Wohin, du Schönste, rennst du denn? Immer noch weichst du meinen warmen Umarmungen aus! (Galatea) The lion calls not to his prey, Nor bids the wolf the lambkin stay. Galatea: Der Löwe ruft nicht seine Beute an, auch der Wolf bittet das Lämmlein nicht, zu bleiben (Polyphemus) Thee, Polyphemus, great as Jove, Calls to empire and to love, To his palace in the rock, To his dairy, to his flock, To the grape of purple hue, To the plum of glossy blue, Wildings, which expecting stand, Proud to be gather’d by thy hand. (Galatea) Of infant limbs to make my food, And swill full draughts of human blood! Go, monster! bid some other guest: I loathe the host, I loathe the feast! Polypheme: Dich ruft Polyphemus, groß wie Jupiter, mit ihm zu herrschen, ihn zu lieben, er ruft dich in seinen Felspalast, zu seiner Molkerei, zu seiner Herde, zu den purpurfarbenen Früchten, zu den glänzend blauen Pflaumen, zu all’ den Pflanzen, die nur darauf warten, gepflückt zu werden. Galatea: Meine Mahlzeiten sollen die Gliedmassen von Kindern sein, und Menschenblut soll ich saufen? Geh’, du Scheusal! frag’ jemand anderes: ich ekele mich vor so einem Gastgeber, und so eine Einladung widert mich an! 13. Air (Polyphemus) 13. Arie (Polypheme) Cease to beauty to be suing, Ever whining love disdaining. Lauf’ nicht schönen Frauen hinterher, die dich nur verachten, wenn du vor Liebe winselst. Let the brave their aims pursuing, Still be conq’ring, not complaining. Ein starker Mann verfolgt seine Ziele und gewinnt, aber er beschwert sich nicht. 14. Air (Damon) 14. Arie (Damon) Would you gain the tender creature, Softly, gently, kindly treat her: Suff’ring is the lover’s part; Wenn du ein so zartes Geschöpf für dich gewinnen willst, dann musst du sie schon sanft, freundlich und gut behandeln: Dass sie dich dabei (etwas) leiden lässt, das gehört schon dazu; Beauty by constraint possessing You enjoy but half the blessing, Lifeless charms without the heart. Wenn du versuchst, sie zu zwingen, zu drängen, dann wirst du aber nur halb glücklich werden; das hat (dann aber) weder Zauber noch Herz. Recit. (Acis) Rezitativ (Acis) His hideous love provokes my rage; Weak as I am, I must engage! Inspir’d with thy victorious charms, The god of love will lend his arms. Seine scheußliche Liebe reizt mich bis auf Blut; So schwach/wenig gewachsen ich ihm bin, ich muss ein-/angreifen! Von deiner (Galateas ) Schönheit überwältigt, muss (ja sogar) der Liebesgott mir Kraft verleihen. 15. Air (Acis) 15. Arie (Acis) Love sounds th’alarm, And fear is a flying! When beauty’s the prize, What mortal fears dying? Die Liebe ruft zum Kampf (wie ein Trompeter zur Schlacht), und die Furcht schwindet! Wenn es um (solch’ eine) Schönheit geht, was ist dagegen die Todesangst der Sterblichen? In defence of my treasure, I’d bleed at each vein; Without her no pleasure For life is a pain. Mein ganzes Blut würde ich geben Um meine Geliebte zu verteidigen; Ohne sie gäbe es keine Freude mehr, das Leben wäre eine Qual. [2. Pause] III. Teil: Acis’ Death – Der Tod von Acis 16. Air (Damon) 16. Arie (Damon) Consider, fond shepherd, How fleeting’s the pleasure, That flatters our hopes In pursuit of the fair! Bedenke, mein lieber Hirte, wie flüchtig das Vergnügen ist, das sich unseren Hoffnungen einschmeichelt bei unseren Bemühungen um das Schöne! The joys that attend it, By moments we measure, But life is too little To measure our care. Die Freude, die wir gewinnen, messen wir (nur) in Augenblicken, unser ganzes Leben aber ist zu kurz, um das (ganze) Ausmaß unserer Sorge zu begreifen. Recit. (Galatea) Rezitativ (Galatea zu Acis) Cease, O cease, thou gentle youth, Trust my constancy and truth, Trust my truth, and pow’rs above, The pow’rs propitious still to love! Nicht! Du sanfter Jüngling, lass’ ab. Verlass’ dich auf meine Standhaftigkeit und Treue, vertrau’ mir und (meiner) göttlicher Macht, den Kräften, die unserer Liebe noch immer gewogen sind! 17. Trio (Acis, Galatea, Polypheme) 17. Trio (Acis, Galatea, Polypheme) (Galatea, Acis) The flocks shall leave the mountains, The woods the turtle dove, The nymphs forsake the fountains, Ere I forsake my love! Acis, Galatea: Eher sollen die Herden die Berge verlassen und die Turteltaube das Gehölz, eher weichen die Nymphen von ihren Quellen als ich von meiner Liebe! (Polyphemus) Torture! fury! rage! despair! I cannot, cannot bear! Polypheme: Folter! Raserei! Zorn! Verzweiflung! Ich kann das unmöglich ertragen! (Galatea, Acis) Not show’rs to larks so pleasing, Not sunshine to the bee, Not sleep to toil so easing, As these dear smiles to me. Galatea, Acis: (Kühle) Regenschauer können die Seen erquicken, Sonnenstrahlen können die Biene wärmen und Schlaf kann Mühe lindern – aber dieses liebe Lächeln berührt mich tiefer. (Polyphemus) Fly swift, thou massy ruin, fly! Die, presumptuous Acis, die! Polypheme: Fliege schnell, du schwerer Felsbrocken, flieg! Stirb, hochmütiger Acis, stirb! Recit. (Acis) Rezitativ (Acis) Help, Galatea! help ye parent gods! And take me dying to your deep abodes. Hilf’, Galatea, helft, Ihr (ihr verwandten) Götter! Und geleitet mein Sterben in Eure tiefe Heimat (die Unterwelt). 20. Chorus 20. Chor Mourn, all ye muses! weep all ye swains! Tune your reeds to doleful strains! Groans, cries and howlings fill the neighb’ring shore: Ah, the gentle Acis is no more! Trauert, all’ ihr Musen (Nymphen), weint, all’ ihr Burschen (Schäfer)! Stimmt Klageweisen an auf euren Flöten! Stöhnen, Schreie und Heulen überall: Ah, der sanfte Acis ist nicht mehr! 21. Solo (Galatea) & Chorus 21. Solo (Galatea) & Chor (Galatea) Must I my Acis still bemoan, Inglorious crush’d beneath that stone? Galatea: Muss ich immer und immer meinen Acis beweinen, ihn, der so gemein unter diesem Felsen zermalmt liegt? (Chorus) Cease, Galatea, cease to grieve! Bewail not whom thou canst relieve. Chor: Galatea, lass’ ab von deinem Kummer, beklage nicht den, für den jede Rettung zu spät kommt. (Galatea) Must the lovely charming youth Die for his constancy and truth? Galatea: Muss dieser wunderbare, bezaubernde Jüngling denn wirklich für seine Standhaftigkeit und Treue sterben? (Chorus) Call forth thy pow’r, employ thy art, The goddess soon can heal thy smart. Chorus: Rufe deine Macht, nutze deine Zauberkraft, das Göttliche in dir kann deinen Schmerz heilen. (Galatea) Say what comfort you can find? For dark despair o’erclouds my mind. Galatea: Sagt, welchen ein Trost gibt es noch? Denn dunkle Verzweiflung überschattet meinen Geist. Recit. (Galatea) Rezitativ (Galatea) ’Tis done: thus I exert my pow’r divine; Be thou immortal, tho’ thou art not mine! Es ist vollbracht: so handle ich mit meiner göttlichen Macht. Sei du unsterblich, wenn du auch nicht mein sein kannst! 22. Air (Galatea) 22. Arie (Galatea) Heart, the seat of soft delight, Be thou now a fountain bright! Purple be no more thy blood, Glide thou like a crystal flood. Herz, Heimat sanfter Freude, sei nun eine helleuchtende Quelle! Purpurfarben soll dein Blut nicht mehr sein, fließe dahin wie kristallklare Flut. Rock, thy hollow womb disclose! The bubbling fountain, lo! it flows; Fels, öffne deinen Schoß! Die sprudelnde Quelle, seht! Sie fließt; Through the plains he joys to rove, Murm’ring still his gentle love. So wird er gerne seinen Lauf durch die Wiesen nehmen, und immer noch wird er von seiner sanften Liebe murmeln. 23. Chorus 23. Chorus Galatea, dry thy tears, Acis now a god appears! See how he rears him from his bed, Trockne deine Tränen, Galatea, als Gott erscheint nun Acis! Sieh, wie er sich von seiner Ruhestätte erhebt, See the wreath that binds his head. Sieh, das Blumengewinde, das sein Haupt krönt. Heil dir, du freundlich murmelnder Bach, den Hirten spendest du Freude, die Musen werden dich besingen, so wirst du wohl deinen Lauf durch die Wiesen nehmen und immer noch von deiner sanften Liebe murmeln. Hail thou gentle murm’ring stream, Shepherds pleasure, muses’ theme! Through the plains still joy to rove, Murm’ring still thy gentle love.