Das Magazin als PDF

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Das Magazin als PDF
Nummer: 06 06/2011
Schwerpunkt
Weitere Themen
50 Jahre Mauerbau
Interview mit Roland Jahn
Roland Jahn: "Je besser wir
Diktatur begreifen, desto
besser können wir
Demokratie gestalten"
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Gedenkstätten
Erinnern und aufarbeiten
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Berliner Mauer
Kein anderes Bauwerk hat die Ost-West-Konfrontation so
einprägsam symbolisiert wie die Berliner Mauer. Sie teilte die
Stadt, das Land, den Kontinent über fast drei Jahrzehnte. Am
13. August 1961 wurde sie gebaut – vor 50 Jahren. Kein Grund
zu feiern, aber daran zu denken. Daran, wie es dazu kam und
welche Folgen das für die Deutschen hatte. Und auch daran,
dass es den Menschen der DDR aus eigener Kraft gelungen ist,
diese Mauer 1989 zu Fall zu bringen.
Reste der Mauer in aller Welt
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Grünes Band
Lesen Sie dazu in diesem Magazin:
13. August 1961 – eine Mauer teilt Berlin
"28 Jahre Mauer und innerdeutsche Grenze – eine
traurige Bilanz"
Warum 1989?
Die DDR zu Zeiten des Mauerbaus
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"Über Leben" - Fotoausstellung zu 50 Jahre Mauerbau im
Pei-Bau des Historischen Museums
Die Natur eroberte die
Grenzlinie
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Arbeitsmarkt
Mit der besten Förderung
eine Arbeitsstelle finden
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Zensus 2011
Abschlussbericht der Unabhängigen Beauftragen für die
Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Bundeskabinett verabschiedet Bericht über den Ausbau der
Kinderbetreuung
Information für alle Mitglieder der City BKK
Die Politikergedenkstiftungen des Bundes
Untersuchungen der jüngsten EHEC-Fälle in Deutschland
Fragen und Antworten zur Insolvenz von Krankenkassen
Lesetipps
Bau der Berliner Mauer
Broschüre: Umweltschutz ist Gesundheitsschutz - Was wir
dafür tun (pdf)
Grundlagenforschung für erneuerbare Energien
Zensus 2011 - wissen, was
morgen zählt
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Zeitzeugeninterview
"Ulbrichts Mauer"? – Neue
Erkenntnisse zum 13. August
1961
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Broschüre: Ernährung in der Schwangerschaft –
Handlungsempfehlungen Kompakt (pdf)
Darlehensanspruch für Heimbewohner (pdf)
Aktionsprogramm "Perspektive Wiedereinstieg"
Die Mauer
Monatsbericht Mai 2011 des BMF (pdf)
Monitor Engagement - Wie und wofür engagieren sich ältere
Menschen?
16 neue Berufe gehen an den Start – "Potenziale aller
Jugendlichen nutzen"
Broschüren zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen
Broschüre: Ratgeber Pflege: Alles was Sie zur Pflege wissen
müssen.
Broschüre: Reisezeit – Ihr Weg durch den Zoll (pdf)
Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Ausgabe Juni (pdf)
Statistisches Bundesamt - Jahresbericht 2010 (pdf)
Zu Ihrer Sicherheit: Unfallversichert im freiwilligen
Engagement
Von der Volkserhebung zum Mauerbau
Broschüre: "Der Zoll - Produktpiraterie im Visier" (pdf)
Impressum
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Foto: REGIERUNGonline/Siegmann
Berlin/Bernauer Straße 1961
Schwerpunkt
13. August 1961 – eine Mauer teilt Berlin
Der 13. August 1961 ist ein Sonntag. In den frühen Morgenstunden errichten Bauarbeiter an den
Sektorengrenzen zwischen Ost- und West-Berlin provisorische Absperrungen.
Stacheldrahtverhaue werden gezogen. An den Verbindungsstraßen zu West-Berlin wird das
Pflaster aufgerissen. Einheiten der Volkspolizei, der Transportpolizei sowie der so genannten
Betriebskampfgruppen unterbinden jeglichen Verkehr an den Sektorengrenzen.
An der Bernauer Straße bietet sich ein besonders dramatisches Bild. Die Fassaden der
Wohnhäuser auf der Ost-Berliner Seite bilden die Grenzlinie – der Gehweg davor gehört bereits
zum Westteil. Ganze Familien wagen den Sprung aus den Fenstern.
Heute befindet sich hier die Gedenkstätte Berliner Mauer. Hartmut Richter führt
Besuchergruppen durch das Areal. Er war damals 13 Jahre alt. Zufällig war er gerade bei einer
Cousine zu Besuch und konnte vom Westen Berlins aus verfolgen, wie Soldaten und
Grenztruppen an der Bernauer Straße die ersten Absperrungen hochzogen, mit Mauersteinen
und Stacheldrahtrollen. "Die Menschen standen fassungslos und mussten zuschauen – auf
beiden Seiten", erinnert sich Richter heute. "Manche waren aufgebracht. Aber was hätte man tun
können? Die Soldaten hielten ihre Waffen im Anschlag".
Berliner Mauer in Zahlen, Stand: 31. Juli 1989Gesamtlänge der Grenze um Westberlin: 155
km
Grenze zwischen Ost- und West-Berlin: 43,1 km
Grenze zwischen West-Berlin und der DDR: 111,9 km
Grenze durch bewohnte Gebiete in Berlin: 37 km
Betonelemente der Mauer, Höhe 3,60 m: 106 km
Metallgitterzaun: 66,5 km
KFZ-Sperrgraben: 105,5 km
Kontakt-, Signalzaun: 127,5 km
Postenweg, circa 6 bis 7 m breit: 124,3 km
Anzahl der Wachtürme: 302
Anzahl der Wachtürme: 302
Anzahl der Bunker: 20
Quelle: Berliner Mauer Online
Am Abend des 13. August 1961 sagte der Regierende Bürgermeister Willy Brandt vor dem
Abgeordnetenhaus: "(...) Der Senat von Berlin erhebt vor aller Welt Anklage gegen die
widerrechtlichen und unmenschlichen Maßnahmen der Spalter Deutschlands, der Bedrücker
Ost-Berlins und der Bedroher West-Berlins (...)".
Am 25. Oktober 1961 standen sich amerikanische und sowjetische Panzer am
"Ausländerübergang" Checkpoint Charlie gegenüber – nur wenige Meter voneinander entfernt:
DDR-Grenzsoldaten hatten zuvor versucht, Repräsentanten der Westalliierten beim Übertritt in
den sowjetischen Sektor zu kontrollieren. Dieses Vorgehen verstieß gegen das geltende Recht
auf ungehinderte Bewegungsfreiheit in der ganzen Stadt. Nach drei Tagen zogen sich beide
Seiten zurück; die Sektorengrenze ließ sich am Checkpoint Charlie wieder passieren.
Fast drei Jahrzehnte Teilung
Die Mauer trennte die Stadt in zwei Teile, riss Familien, Freunde, Nachbarn auseinander.
"Damals hat niemand vorhergesehen, dass "Todesstreifen" und immer perfidere Sperranlagen
unser Land fast drei Jahrzehnte lang trennen würden", bemerkt Hartmut Richter nachdenklich.
Wer die Grenze überwinden wollte, auf den wurde geschossen. Bis zur Friedlichen Revolution in
der DDR 1989 war die Berliner Mauer Symbol einer geteilten Welt im Kalten Krieg. "In der
Schule lehrte man uns, dass der "antifaschistische Schutzwall" errichtet werden musste, um die
DDR, den 1. Deutschen Arbeiter- und Bauernstaat, vor Aggressoren zu schützen."
Hartmut Richter träumte wie viele davon, frei zu sein und in den Westen fahren zu können. 1966
versuchte er zunächst, nach Österreich zu fliehen, wurde aber gefasst und verurteilt. Er
versuchte es erneut, schwamm als 18-jähriger in einem tollkühnen Akt durch den Teltow-Kanal –
und erreichte den Westteil Berlins.
Weitere Informationen
Damals in der DDR: Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte Vier Jahrzehnte DDR-Geschichte aus
der Perspektive von 78 Zeitzeugen: Interviews, Fotografien und historische Filmsequenzen.
DVD, 2010 Bestell-Nr. 1.894 zu bestellen bei der Bundeszentrale für politische Bildung
Foto: REGIERUNGonline/Reineke
Ehemalige Innerdeutsche Grenze 1994/Hötensleben
Schwerpunkt
"28 Jahre Mauer und innerdeutsche Grenze – eine traurige Bilanz"
Seit dem 13. August 1961 wurden die Sperranlagen ständig weiter ausgebaut und das
Kontrollsystem an der Grenze perfektioniert. Die innerstädtische Mauer, die Ost- von West-Berlin
trennte, hatte eine Länge von 43,1 Kilometern. Der Teil der Sperranlagen, der die übrige DDR an
der Grenze zu West-Berlin abriegelte, war 111,9 Kilometer lang. Weit über 100.000 Bürger der
DDR versuchten über die innerdeutsche Grenze oder über die Berliner Mauer zu fliehen.
Mehrere Hundert von ihnen wurden von Grenzsoldaten der DDR erschossen oder starben bei
Fluchtversuchen.
Die allgemein bekannte "Berliner Mauer" war "nur" die vordere Sperrmauer Richtung WestBerlin. Sie verlief an der Grenze des sowjetischen Sektors entlang der Berliner Bezirksgrenzen,
die 1920 für Groß-Berlin festgelegt worden waren. Lediglich an Wasserläufen und Bahnanlagen
wichen politische Grenze und Standort der ersten Sperrmauer deutlich voneinander ab.
Außerdem kam es nach 1961 in einigen Grenzabschnitten zu einem Gebietsaustausch.
Die Sperranlagen auf Ost-Berliner Gebiet nach und nach zu einem tief gestaffelten "Sicherungs"System. Auch die Gestalt der "Berliner Mauer" ist zwischen 1961 und 1989 in vielen Abschnitten
viermal verändert worden. Die vordere Sperrmauer, Richtung West-Berlin, war bis zu 3,60 Meter
hoch. Außerhalb des Stadtgebiets war das vorderste Sperrelement oft ein Metallgitterzaun.
Die Mauer und die innerdeutsche Grenze
Todesopfer an der Mauer: mindestens 136 (1)
Todesopfer an der innerdeutschen Grenze insgesamt: rund 1.000 (2)
Gesamtlänge der innerdeutschen Grenze: 1.376 km
Gesamtlänge der Mauer zwischen Ost- und West-Berlin: 43,1 km
Gesamtlänge der Grenzanlagen um West-Berlin: 155 km
Anzahl der Wachtürme: 302
Selbstschussanlagen (zwischen 1971 und 1984): 55.000
Verlegte Minen an der Grenze: rund 1,3-1,4 Mio.
Auf Menschen abgerichtete Hunde (bis in die 80er Jahre): rund 3.000
(1) Ergebnis eines Forschungsprojekts der Gedenkstätte Berliner Mauer und des Zentrums für
Zeithistorische Forschung Potsdam
(2) Offizielle Zahlen liegen nicht vor; die Angaben reichen bis zu 1.065 (Museum Haus am
Checkpoint Charlie, Berlin, 13. August 2004)
Grenzregime
Der Auf- und Ausbau der Grenzanlagen folgte ihrem Zweck: Sie sollten Menschen aus Ost-Berlin
und der DDR an der Flucht in den Westen hindern. Die Sperranlagen richteten sich also nach
innen, gegen die eigene Bevölkerung. Das unterschied sie von anderen Grenzsicherungen.
Leuchtkörper an hohen Masten beleuchteten den Sandstreifen, in dem sich die Spuren von
Flüchtlingen abzeichnen sollten. Die Lichtmasten trugen die Farbmarkierung der "vorderen
Postenbegrenzung". Grenzsoldaten, die diese gedachte Linie ohne Voranmeldung überschritten,
waren des Fluchtversuches verdächtig. Vor dem sogenannten Kontrollstreifen verlief der
"Kolonnenweg" für die Patrouillen- und Versorgungsfahrzeuge. Der asphaltierte Weg war durch
Zufahrtstore in der hinteren Sperrmauer erreichbar. Als weiteres Element des Sperrsystems
erhoben sich vor dem "Kolonnenweg" die Beobachtungstürme, die organisatorisch in Gruppen
zusammengefasst, von einer "Führungsstelle" koordiniert wurden. Der Reihe der Wachtürme
vorgelagert waren oft Hunde-Laufanlagen oder andere Hindernisse. Davor war der elektrische
"Signalzaun" installiert, der bei Berührung Alarm auslöste.
Selbstschussanlagen und Minen, wie an großen Abschnitten der innerdeutschen Grenze
zwischen DDR und Bundesrepublik Deutschland waren in Berlin nicht installiert.
Als erste bauliche Begrenzung erhob sich eine hintere, innere Sperrmauer, in deren Verlauf
Gebäude, Brandwände und Fabrikmauern einbezogen waren. Daher war sie nicht als
einheitliches Bauwerk im Ost-Berliner Stadtbild wahrzunehmen, markierte aber den Anfang des
Grenzstreifens der zwischen fünf und mehreren hundert Metern breit war.
Noch vor der ersten Mauer lagen vielfach weitere "Vorfeldsicherungen" und schließlich das
"Grenzgebiet", in dem der Aufenthalt nur mit besonderer Genehmigung erlaubt war.
Schießbefehl
Gesetze, Anordnungen und Befehle regelten den Schusswaffengebrauch an den Außengrenzen
der DDR. So hieß es in einem Befehl des Verteidigungsministeriums der DDR aus dem Oktober
1961, die Schusswaffe dürfe eingesetzt werden "zur Festnahme von Personen, die sich den
Anordnungen der Grenzposten nicht fügen, indem sie auf Anruf "Halt – Stehenbleiben –
Grenzposten!" oder nach Abgabe eines Warnschusses nicht stehenbleiben, sondern
offensichtlich versuchen, die Staatsgrenze der DDR zu verletzen“ und wenn "keine andere
Möglichkeit zur Festnahme besteht".
Einen Schießbefehl im Sinne einer Verpflichtung zum Todesschuss gab es – juristisch betrachtet
– nicht. Aber Belobigungen und Prämien für Todesschützen, ideologische Beeinflussung der
jungen Wehrpflichtigen und Soldaten sowie Strafgesetze, die Fluchtversuche als Verbrechen
definierten, rückten im Alltag der Grenzsoldaten die Erlaubnis zum Einsatz der Waffe in die
unmittelbare Nähe der Pflicht.
unmittelbare Nähe der Pflicht.
Erst am 3. April 1989 erhielten die Grenztruppen der DDR nach einer Verlautbarung von
Generalsekretär Erich Honecker die Anweisung, "die Schusswaffe" nicht mehr "zur Verhinderung
von Grenzdurchbrüchen" einzusetzen.
Quelle: die Homepage der Stadt Berlin ( www.berlin.de/mauer )
Weitere Informationen
Folgen der Mauer
Todesopfer an der Berliner Mauer
Film der Deutsche Welle "Eingemauert! Die innerdeutsche Grenze"
Forschungsprojekt "Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961-1989" (pdf-Datei)
Liste der Todesopfer (pdf-Datei)
Artikel aus DeutschlandArchiv 39: "Die Todesopfer an Mauer und Grenze" (pdf-Datei)
Foto: REGIERUNGonline/Lehnartz
Mauerfall 1989/Die ersten Besucher aus der DDR mit eigenem Auto
Schwerpunkt
Warum 1989?
Warum sind die Menschen ausgerechnet 1989 auf die Straße gegangen, warum nicht schon
Jahre zuvor? "Ich weiß es nicht, es lag plötzlich in der Luft", sagt Paul Werner Wagner ganz
einfach dazu. Paul Werner Wagner, geboren in Wolfen Bitterfeld, hatte – wie die meisten
Menschen in der DDR – viele Gründe, auf die Straße zu gehen. Und es gab viele Tage, an
denen er es gerne getan hätte.
1989 war es dann soweit. Es gab es eine Entwicklung und eine Atmosphäre in der ehemaligen
DDR, die es für ihn und andere endlich möglich macht, das zu tun und zu sagen, was schon so
lange hätte getan und gesagt werden müssen. Angefangen hat es am 7. Mai 1989.
Kommunalwahlen in der ehemaligen DDR. Das offizielle Ergebnis: 98,85 Prozent Ja-Stimmen.
Eigentlich also alles wie immer – und doch diesmal ganz anders. Paul Werner Wagner weiß
sofort: Diese Wahlen werden die DDR verändern. Er spürt, dass die Menschen in der DDR
aufgehört haben, sich mit dem System und seinen Missständen abzufinden. Schon im Vorfeld
rufen vor allem die Kirchen dazu auf, die Wahl zu boykottieren oder bewusst mit "Nein" zu
stimmen. Die Menschen wollen diese Wahl nicht mehr als das übliche Ritual über sich ergehen
lassen.
Wirtschaftlich stand der Staat vor dem Aus, die Umwelt war in einem katastrophalen Zustand,
Gorbatschow und seine Perestroika wollten eine neue Politik. "Das SED-Regime kam mir vor wie
ein Gefecht alter Männer, die nicht abtreten können", so Wagner. Zwar werden die Proteste und
Beschwerden gegen die Wahlfälschung niedergeschlagen und viele Demonstranten inhaftiert,
doch ab jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Nach der Kommunalwahl traf man sich an jedem
Siebten eines Monats. Am 4. September begannen die Montagsdemonstrationen. "Jedes Mal
wurden es mehr Menschen. Irgendwann demonstrierten sogar Frauen und Kinder. Wir gingen
abends nach der Arbeit raus und trafen uns in den Kirchen. Hier wurde diskutiert, gesungen und
gebetet.“
In den Monaten bis zur Wende am 9. November 1989 sind Tausende Bürger der DDR auf die
Straße gegangen. Alle hatten ihre eigenen Gründe und Erlebnisse. Genau wie Paul Werner
Wagner. "Ich empfinde es als eine Art Belohnung (…), den Atem der Geschichte gespürt und
aktiv zur Veränderung beigetragen zu haben. Das schönste Geschenk ist für mich die Einheit
Deutschlands, die Einheit in Freiheit. Mein Leben in der DDR war bestimmt von der Sehnsucht
nach Freiheit."
Weitere Informationen
Der Weg zum 9. November 1989
Foto: REGIERUNGonline
Mauerbau 1961
Schwerpunkt
Die DDR zu Zeiten des Mauerbaus
Die Versorgung mit Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs ist schlecht, das
berufliche Fortkommen eingeschränkt, die bürgerlichen Rechte beschnitten: Am Tag des
Mauerbaus, am 13. August 1961, ist die DDR in einer Krise – sowohl wirtschaftlich als auch
politisch.
Hin zur Planwirtschaft
Auch über zehn Jahre nach Endes des zweiten Weltkrieges kommt die Wirtschaft der DDR nicht
auf die Beine. Sie hat zum einen hohe Reparationszahlungen an die Sowjetunion zu leisten. So
werden auf Anweisung der sowjetischen Kontrollkommission Fabriken abgebaut oder deren
Produkte abgezogen. Allein das schmälert die Wirtschaftskraft der DDR um geschätzte 30 bis 50
Prozent.
Eine weitere Hürde: die Umsetzung der sozialistischen Planwirtschaft. Der Einzelhandel wird
durch hohe Steuerabgaben verdrängt. Kleine Bauernhöfe werden zusammen gelegt. Nicht ein
gesundes Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage bestimmen das Wirtschaftsleben,
sondern staatliche Großbetriebe. Auch in der Landwirtschaft regeln staatliche
Produktionsgenossenschaften (LPG) die Versorgung.
Weg vom Wirtschaftswachstum
Die sozialistische Planwirtschaft zeigt schnell ihre Nachteile. Die Überregulierung von Seiten des
Staates führt zu Engpässen. Der Versuch, den Konsum für jedermann per Planbeschluss zu
gestalten, hemmt die wirtschaftliche Produktivität. Auch Jahre nach Kriegsende sind Zucker,
Fleisch und Butter für viele DDR-Bürger Luxusartikel.
Die verordnet stabilen und niedrigen Preise etwa für Grundnahrungsmittel, Wohnungen oder
Heizung führen zu steigenden Subventionen. Dieses Geld muss durch Überteuerung anderer
Produkte wie technische Geräte, wieder reingeholt werden.
So bleibt trotz großer Anstrengungen der Bevölkerung beim Wiederaufbau die Versorgung mit
Lebensmitteln und Konsumgütern schlecht.
Eingriffe in die Bürgerrechte
Nicht nur wirtschaftlich, auch politisch haben die Bürger viele Gründe, unzufrieden zu sein.
Bürgerliche Freiheiten werden eingeschränkt und die ideologische Durchdringung der
Gesellschaft forciert. Schon 1953 kommt es zu einer ersten schweren Krise, die am 17. Juni in
einem Volksaufstand endet, der blutig niedergeschlagen wurde. Um jede Form politischer
Opposition in die Kriminalität zu drängen, werden nun „Staatsverrat“ und „Staatsverleumdung“
als Straftatbestände festgelegt. Im April 1961 entzieht die Volkskammer mit der Verabschiedung
als Straftatbestände festgelegt. Im April 1961 entzieht die Volkskammer mit der Verabschiedung
des „Gesetzbuches der Arbeit“ den Arbeitern das Streikrecht.
Organisation wie die FDJ, Freie Deutsche Jugend, werden instrumentalisiert, um den Staat zu
stärken. Sie wird zur einzigen staatlich anerkannten und geförderten Jugendorganisation, als
paralleles Erziehungssystems zur Schule.
Kirchliche Traditionen, so zum Beispiel Konfirmation und Kommunion, werden in den Hintergrund
gedrängt und durch weltliche Veranstaltungen wie die Jugendweihe ersetzt.
Flucht als Lösung
Wirtschaftliche und politische Hoffnungslosigkeiten führen 1960 und 61 zu einer erneuten Krise.
Die Bevölkerung zeigt ihren Unmut durch Arbeitsniederlegungen und Eingaben an die
Staatsführung. Immer mehr Menschen kehren den schwierigen Zuständen in der DDR den
Rücken und ziehen in den Westen.
Zwischen 1949 und 1961 verlassen über drei Millionen Bürger die DDR. Sie reisen in die
Bundesrepublik, in den Teil von Deutschland, wo es bessere Chancen und Lebensverhältnisse
gibt. Allein 1960 sind es 360.000. Am 13. August 1961 hat diese Freiheit ein jähes Ende. In der
Nacht beginnt der "Mauerbau" mit der Errichtung eines Maschendrahtzauns.
Weitere Informationen
Von der Volkserhebung zum Mauerbau
Interview mit Roland Jahn
Roland Jahn: "Je besser wir Diktatur begreifen, desto besser können
wir Demokratie gestalten"
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Roland JahnFoto: picture alliance / dpa
Interview mit Roland Jahn,
Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
50 Jahre Mauerbau: Spielte die Mauer in Ihrem Denken eine Rolle, als Sie
anfingen, gegen das SED-Regime zu rebellieren?
Roland Jahn: Sie spielte eine Rolle. Wenn ich als Jugendlicher nach Ostberlin fuhr, ab
Schönefeld immer an der Mauer entlang, sah ich auf der anderen Seite die Hochhäuser. Der
Westen so nah und doch so fern. Da entstand die Sehnsucht: Ich will wissen, was dahinter ist,
wie die Menschen dort leben.
Was ja aber nicht möglich war.
Roland Jahn: Deshalb habe ich gesagt: Das kann kein Dauerzustand sein, das muss sich
ändern. Wir hatten in Jena immer eine Hoffnung: Uns irgendwann zum 1. Mai in Paris unterm
Eiffelturm treffen zu können. Am 1. Mai gingen wir, die oppositionelle Szene in Jena, immer
demonstrativ wandern, während andere an der Parteileitung vorbeizogen und ihre Huldigungen
abgaben. Wir gingen wandern und sagten: Irgendwann treffen wir uns in Paris. Das war die
Sehnsucht nach Ferne, die Sehnsucht nach – ja, der offenen Welt.
Haben Sie sich in der Zwischenzeit mal in Paris getroffen?
Roland Jahn: Mit Einzelnen, ja. Und ich habe in Paris unterm Eiffelturm meinen 50. Geburtstag
gefeiert. Zwei Millionen Franzosen waren da, weil (lacht) ich am 14. Juli, dem französischen
Nationalfeiertag, Geburtstag habe. Das, was die Franzosen mit ihrer Revolution, mit Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit erreicht haben, das war ein Traum, der mich stets begleitet hat. Und
als ich das erlebte, war das ein irres Gefühl. Für eine Sekunde dachte ich, die zwei Millionen
seien alle wegen mir da, um sich mit mir zu freuen.
Ohne Mauer hätte das SED-Regime Sie gar nicht gewaltsam rausschmeißen
können – hätte das nämlich gar keinen Sinn gemacht. Kann man sagen, die
Mauer hat Sie geprägt?
Roland Jahn: Ja. Einmal, weil ich diese Sehnsucht hatte, sie zu überwinden und immer wieder
gesagt habe: Die Mauer muss weg. Andere haben gesagt: Wir können sowieso nichts machen,
wir richten uns in den Verhältnissen ein. Ich habe entgegnet: Auch wenn es unwahrscheinlich
scheint, man darf nie aufgeben. Als ich dann gewaltsam in Knebelketten aus meiner Heimat
abtransportiert worden bin, sah ich plötzlich, wie die Mauer ja von der anderen Seite für mich
wieder da war. Ich war jetzt im Westen – scheinbar in der Freiheit. Aber es war nur eine halbe
Freiheit. Ich wusste: Solange diese Mauer steht, ist es nur die halbe Freiheit. Weil ich meine
Mutter am Telefon im Ohr hatte. Sie weinte und sagte: Man hat uns unseren Sohn gestohlen.
Das heißt, die Mauer stand zwischen unserer Familie.
Jahrelang haben Sie ihre Freude in Jena und andernorts vom Westen aus –
über die Mauer hinweg – unterstützt. Jürgen Fuchs, der das ebenfalls getan
hat, hat von Versuchen der Stasi berichtet, ihn in West-Berlin mundtot zu
machen. Erging Ihnen das ähnlich?
Roland Jahn: Ich spürte die Stasi in West-Berlin, ich sah sie, wie sie mich beobachtete. Ich hatte
das Gefühl, sie sind nah dran, aber ich wollte mich nicht verrückt machen lassen. Ich wusste, die
Stasi kann ungehindert nach West-Berlin. Es gab keine Kontrollen für die Stasi. West-Berlin lag
mitten in der DDR. Richtig bewusstgeworden ist mir das erst, als ich in meine Stasi-Akte
schaute. Da war das, was ich verdrängt hatte, ganz konkret da. Ich sah die Skizze meiner
Wohnung in West-Berlin, ich sah die Zeichnungen des Umfeldes. Ich sah Beschreibungen des
Schulweges meiner Tochter. Ich sah die Maßnahmenpläne zur Verwanzung West-Berliner
Kneipen. Ich sah die Spitzelberichte aus West-Berliner Kneipen. Das war schon erschreckend,
das ging unter die Haut.
Was andere heute unter den Teppich zu kehren versuchen, das holen Sie
darunter hervor. Warum?
Roland Jahn: Für mich es eine innere Haltung, aufzuklären. Ich will, dass die Gesellschaft weiß:
Freie Information ist eine Grundsäule unserer Demokratie. Und deswegen sage ich: Wir müssen
alles wissen, auch die dunkleren Kapitel unserer Geschichte, um auch differenziert bewerten zu
können. Aufklärung ist die Grundlage dafür, dass wir auch Biografien differenziert bewerten
können. Wer auf Aufklärung verzichtet, der verzichtet auf die Chance, dass Gesellschaft
befriedet wird.
Es gibt Gegenstimmen, die sagen, das trägt nicht zur Befriedung bei,
sondern hält die Gesellschaft immer in einer gewissen Unruhe und schafft
Unfrieden.
Roland Jahn: Wer etwas unter den Teppich kehrt, der schafft vielleicht für eine kurze Zeit Ruhe,
aber es kommt immer wieder hoch. Und deswegen bin ich der Meinung, dass man gleich alles
offenlegen soll, damit jeder die Chance hat, sich eine Meinung zu bilden. Etwas unter den
Teppich kehren, heißt auch immer: Es gibt Herrschaftswissen, es gibt Leute, die Bescheid
wissen und damit arbeiten können. Etwas rauszuholen, aufzuklären, heißt: Alle können
teilnehmen. Freie Meinungsbildung – das ist Demokratie.
Ist die Wahl zum Stasi-Beauftragten für Sie so etwas wie eine Bestätigung für
ihr jahrelanges Engagement?
Roland Jahn: Einen Hauch Anerkennung spüre ich schon. Anerkennung für den Weg, den ich
gegangen bin, nämlich aufzuklären, 30 Jahre als Journalist über Missstände zu berichten. Dieser
Weg war mir wichtig. In meiner neuen Funktion kann ich ihn fortsetzen.
Was macht die Jahn-Behörde anders als die Birthler-Behörde?
Roland Jahn: Schwer zu sagen, ich habe ja gerade erst angefangen. Eins ist sicher: Dass diese
Behörde über 20 Jahre eine erfolgreiche Arbeit gemacht hat, international anerkannt ist, ein
Vorbild ist – in Osteuropa, aber jetzt auch im arabischen Raum. Auf diese Vorbildwirkung können
alle stolz sein – stolz darauf, dass wir es in Deutschland geschafft haben, einen Weg zu finden,
rechtsstaatlich mit dem Erbe einer Diktatur umzugehen und auszugleichen, so dass nicht Mord
und Totschlag herrschen, sondern das Offenlegen der Akten ein Gewinn ist. Das ist eine große
Leistung, die in der Welt einmalig ist.
Mir ist wichtig, auch neue Themen zu setzen. Es ist mir wichtig, dass wir begreifen: Wie hat
Diktatur funktioniert und wie hat das System der Angst, das die Staatssicherheit erzeugt hat,
funktioniert? Warum haben sich Menschen an diese Diktatur angepasst? Das ist eine ganz
wichtige Frage, weil wir dadurch auch etwas für hier und heute lernen. Mit der Frage, wann
passe ich mich an oder wann widerspreche ich, können wir jedem Einzelnen auch eine Art
Lebenshilfe geben. Und mein Leitsatz lautet: Je besser wir Diktatur begreifen, desto besser
können wir Demokratie gestalten. Gerade junge Menschen wollen sich nicht nur mit dem Blick
zurück beschäftigen. Wir müssen ihnen ein Angebot machen, dass sie das Gefühl haben: Das
hat etwas mit mir zu tun, wenn ich mich damit beschäftige. Das ist eine neue Herausforderung,
umso weiter diese Zeit zurückliegt.
Wann hat Ihre Behörde ihre Aufgabe erfüllt?
Roland Jahn: Wir sind Dienstleister der Gesellschaft. Sie muss entscheiden, ob sie diese
Dienstleistung haben will. Eins ist sicher: Die Aufklärung wird nie zu Ende sein. Deshalb müssen
die Akten immer zur Verfügung stehen, es muss immer ein freier Zugang möglich sein. Bildung
und Forschung kann es nie genug geben. Die Art und Weise, wie diese Aufklärung erfolgt, gilt es
so zu organisieren, dass sie der Gesellschaft am besten nützt. Es ist dann egal, was draußen auf
dem Türschild steht. Wichtig ist, dass Aufklärung stattfindet.
Immer noch stellen Bürgerinnen und Bürger Anträge auf Einsicht in diese
Akten. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum sie das erst jetzt – über 20
Jahre nach Mauerfall und Wiedervereinigung – tun?
Roland Jahn: Es ist eine sehr emotionale Angelegenheit, in seine Akte zu schauen. Viele hatten
Angst davor, dass sie damit nicht zurechtkommen. Der zeitliche Abstand ist oft eine Hilfe. Und
zunehmend stellen auch die Kinder Fragen – ihren Eltern, Großeltern und auch Lehrern: Wie war
das damals? Die Akten, sie sind ein wichtiger Denkanstoß – zur Erinnerung und gegen das
Vergessen.
Weitere Informationen
Roland Jahn Jahrgang 1953, ist seit dem 14. März 2011 Bundesbeauftragter für die Unterlagen
des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Jahn wuchs in Jena auf, musste nach
Protesten gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann sein Studium aufgeben,
wurde 1982 wegen einer Solidarno-Fahne verhaftet und 1983 gewaltsam in die Bundesrepublik
ausgebürgert. Bis zu seiner Wahl zum Stasi-Beauftragten arbeitete er für das ARD-Magazin
"Kontraste", zuletzt als stellvertretender Redaktionsleiter.
Gedenkstätten
Gedenkstätten
von Axel Klausmeier
Die Erinnerung an die Geschichte der deutschen Teilung wach halten und der Opfer von
Mauerbau und Teilung zu gedenken – das war das Ziel des langjährigen bürgerschaftlichen
Engagements, das die Gedenkstätte Berliner Mauer und die Erinnerungsstätte
Notaufnahmelager Marienfelde getragen hat. Beide Einrichtungen sind seit September 2008
unter dem Dach der von Bund und Land getragenen Stiftung Berliner Mauer vereint. Zweck der
Stiftung ist es, die Geschichte der Berliner Mauer und der Fluchtbewegungen aus der DDR als
Teil und Auswirkung der deutschen Teilung und des Ost-West-Konflikts im 20. Jahrhundert zu
dokumentieren und zu vermitteln, sowie deren historische Orte und authentische Spuren zu
bewahren und ein würdiges Gedenken der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft zu
ermöglichen.
Beide Orte sind bei aller Unterschiedlichkeit Erinnerungsorte von gesamtstaatlicher Bedeutung
und spiegeln wesentliche Aspekte und Folgen der deutschen Teilungsgeschichte wider. Mit dem
Mauerbau am 13. August 1961 wurde die Bernauer Straße zu einem Symbol der Teilung Berlins,
ist sie doch die Straße mit einer großen Ereignisdichte: Familien, Freunde und Nachbarn wurden
gewaltsam auseinandergerissen, hier fanden spektakuläre (Tunnel-)Fluchten statt und
mindestens fünf Menschen starben hier auf der Flucht.
Wenig Verständnis gab es nach der Grenzöffnung für Forderungen, Reste der Mauer als
Mahnmal zu erhalten. Am 13. August 1998 konnte dennoch nach langen Diskussionen das
nationale Denkmal zur Erinnerung an die Teilung der Stadt und an die Opfer kommunistischer
Gewaltherrschaft eingeweiht werden. Später kamen das Dokumentationszentrum mit der
Ausstellung zum Mauerbau, die Kapelle der Versöhnung und der Aussichtsturm hinzu. Das aus
zahlreichen Gebäuden bestehende Notaufnahmelager Marienfelde wurde 1953 eröffnet. Bis zum
Ende der DDR passierten 1,35 Millionen Menschen dieses schmale Tor zur Freiheit. Hier wurden
sie untergebracht und versorgt; hier durchliefen sie auch das notwendige Verfahren, um eine
Aufenthaltsgenehmigung für die Bundesrepublik und West-Berlin zu erhalten. Heute erinnert am
authentischen Ort eine Ausstellung an Ursachen, Verlauf und Folgen der deutsch-deutschen
Fluchtbewegung.
Der Deutsche Bundestag forderte 2005 die Gedenkstätte Bernauer Straße aufzuwerten. Dies
setzte der der Berliner Senat mit seinem Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer
unter anderem 2006 um. Die Gedenkstätte entlang der Bernauer Straße wird mit Bundes- und
Landesmitteln auf über vier Hektar und bis 2011 wesentlich erweitern. Schon jetzt trägt die
Stiftung mit einem umfangreichen Programm und in über 70 Veranstaltungen in diesem
Jubiläumsjahr dazu bei, die Erinnerung an die Geschichte der Mauer, an die Teilung und die
Opfer, die sie forderte, wachzuhalten.
Geschichte der Grenze – Gedenkstätten im Überblick
Weitere zahlreiche Gedenkstätten und Sehenswürdigkeiten in Deutschland entlang der Mauer,
aber auch entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, wollen an die Geschichte der Teilung
unseres Landes und an das Unrecht der kommunistischen Herrschaft erinnern.
Daneben existieren eine Vielzahl von Institutionen, Verbänden und Stiftungen mit jeweils
unterschiedlichen Zielsetzungen. Manche versuchen die Geschichte der DDR durch Information
unterschiedlichen Zielsetzungen. Manche versuchen die Geschichte der DDR durch Information
und Forschung für die Nachwelt zu bewahren, andere setzen sich für eine Rehabilitation und
Entschädigung der Opfer politischer Verfolgung ein.
Aufklärung über das Ministerium für Staatssicherheit
Durch das Engagement zahlreicher Bürgerrechtler und ehemaliger DDR-Oppositioneller wurden
Strafvollzugsanstalten für politische Häftlinge und das ehemalige Ministerium für Staatssicherheit
nach 1989/90 in Gedenkstätten umgewandelt.
Auch in ehemaligen Kreis- und Bezirksverwaltungen der Stasi wird heute über Geschichte,
Struktur und Arbeitsweise des Ministeriums für Staatssicherheit aufgeklärt. Zu ihnen zählen
beispielsweise das Museum in der Runden Ecke in Leipzig, die Gedenkstätte Roter Ochse in
Halle/ Saale, die Gedenkstätte Torhaus Gera oder die Gedenkstätte Bautzen. Die Stiftung
Sächsische Gedenkstätten stellt darüber hinaus auf ihrem Onlineportal Informationen über
Erinnerungsorte im Land Sachsen zur Verfügung.
East Side Gallery
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Berlin/East Side Gallery 1992Foto: REGIERUNGonline/Kühler
Im geteilten Berlin war die Westseite der Mauer beliebtes Ziel von Sprayern. Nach der
Grenzöffnung eroberten internationale Graffitikünstler die Mauer von Osten her. Das längste
erhalten gebliebene Reststück steht heute zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke. Die
Sprayer haben es zur größten Openair-Galerie der Welt gemacht.
East Side Gallery
Marienborn
Die "Gedenkstätte Deutsche Teilung" umfasst den Kernbereich der ehemaligen
Grenzübergangsstelle der DDR an der Autobahn Berlin-Hannover. Dort, am ehemaligen alliierten
Kontrollpunkt Marienborn, verlief die Demarkationslinie zwischen der sowjetischen und der
britischen Besatzungszone.
Der ehemalige Grenzübergang Marienborn ist heute Gedenkstätte, das einzige Denkmal seiner
Art, das in dieser Form noch existiert. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 entwickelte sich
die Grenzübergangsstelle Marienborn zur bedeutendsten Grenzübergangsstelle an der
innerdeutschen Grenze. Ein weit ins Hinterland reichendes Überwachungssystem verhinderte
Fluchtversuche aus der DDR.
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Gedenkstätte MarienbornFoto: REGIERUNGonline/Weichert
Seit ihrer Eröffnung am 13. August 1996 ist die Gedenkstätte vom einstigen Bollwerk des
Grenzregimes und der Trennung zum Ort des Erinnerns sowie zum Ort der Forschung und der
historisch-politischen Bildung geworden. Ziel ist die Aufarbeitung des SED-Unrechts am Beispiel
des Grenzregimes der DDR.
Besucher können sich das Gelände selbst erschließen oder an einer Führung teilnehmen. Ein
Dokumentationszentrum informiert über die Geschichte der Grenzübergangsstelle.
Gedenkstätte Marienborn
Hötensleben
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Gedenkstätte HötenslebenFoto: Sebastian Bolesch
Am Ortsrand von Hötensleben, Sachsen-Anhalt, sind die Original-Grenzanlagen auf einer Länge
von einem Kilometer zu sehen. Der ehemalige Kolonnenweg, Teil des so genannten
Todesstreifen, gehört heute zum "Grünen Band" und ist damit ein Naturparadies entlang der
ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Gedenkstätte Hötensleben
Mödlareuth
Überreste der Teilung, wie Beobachtungstürme, DDR-Grenzsäulen, Metallgitter und Grenzsteine
sind auch in Mödlareuth an der thüringischen-bayerischen Grenze erhalten.
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Gedenkstätte MödlareuthFoto: Sebastian Bolesch
Der "Zweckverband Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth" kümmert sich um die Erhaltung
der örtlichen Bauwerke der ehemaligen Grenzsperranlagen, die Rekonstruktion und Aufstellung
typischer Sperranlagen und die Darstellung der Geschichte der deutschen Teilung in ihrer
Gesamtheit mit politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und alltagsgeschichtlichen
Aspekten.
Gedenkstätte Mödlareuth
Grenzlandmuseum Eichsfeld
Das Grenzlandmuseum Eichsfeld befindet sich am ehemaligen Grenzübergang DuderstadtWorbis an der heutigen Landesgrenze zwischen Thüringen und Niedersachsen. Das im
November 1995 eröffnete Museum will über die Geschichte der innerdeutschen Grenze und ihre
Auswirkungen auf das Leben der Menschen und die Natur im Grenzgebiet informieren und die
Erinnerung daran gleichsam als Mahnung für die Zukunft wach halten. Der Schwerpunkt der
Ausstellung liegt auf der Region Eichsfeld, deren Bevölkerung von der Teilung besonders hart
betroffen war. Original erhaltene Kontrollschleusen für Busreisende geben einen Einblick in den
Kontrollablauf am Grenzübergang.
Grenzlandmuseum Eichsfeld e.V.
Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Ab 1945 war Hohenschönhausen Speziallager der sowjetischen Besatzungsmacht, ab 1951
zentrale Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR, in
der Oppositionelle, Kritiker und Fluchtwillige einsaßen. Ehemalige Häftlinge setzten sich Anfang
der 1990er Jahre dafür ein, am Ort der Haftanstalt eine Gedenkstätte zu schaffen. 1992 wurde
das Gefängnisareal daraufhin unter Denkmalschutz gestellt. 1994 wurde es erstmals für
Besucher zugänglich gemacht.
Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Gedenkstätte Bautzen
Im Jahr 1956 richtete das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Bautzen eine
Sonderhaftanstalt ein. Bautzen "II" wurde zu einem Hochsicherheitstrakt mit 200 Haftplätzen für
Sondergefangene wie Regimekritiker, Gefangene aus Westdeutschland und Spione ausgebaut.
Der Name der sächsischen Kleinstadt Bautzen steht im öffentlichen Bewusstsein wie kein
anderer für Unrecht und politische Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone
Deutschlands (SBZ) und in der DDR.
Im Gebäude des ehemaligen "Stasi-Knastes" Bautzen II befindet sich heute die Gedenkstätte
Bautzen. Hier wird an die Opfer der beiden Bautzener Gefängnisse erinnert.
Gedenkstätte Bautzen
Point Alpha
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Gedenkstätte 'Point Alpha'Foto: Sebastian Bolesch
"Point Alpha", eine Gedenkstätte bei Geisa in Thüringen, war von 1948 bis 1989 eine der
wichtigsten Beobachtungsstationen der US-Streitkräfte in Europa. Der Stützpunkt lag dort, wo
man im Ernstfall die Invasion des Warschauer Paktes befürchtete. Heute saniert ein Verein die
Anlage und pflegt das Gesamtgelände auf hessischer und thüringischer Seite.
Zweck der Point Alpha-Stiftung ist es, den ehemaligen Militärstützpunkt und die inzwischen
dazugehörigen musealen Einrichtungen als bundesweit einmaligen Lernort der Geschichte zu
bewahren, zu pflegen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie will das
Zeitalter des Kalten Krieges, die Konfrontation der Machtblöcke und die Rolle der
amerikanischen Streitkräfte zur Friedenswahrung ebenso dokumentieren und erforschen wie das
Grenzregime der DDR, die historische Entwicklung der Grenzanlagen und das Leben der
Grenzbevölkerung unter besonderen Bedingungen der verschärften Überwachung und Kontrolle
durch das DDR-Regime.
Gedenkstätte Point Alpha
Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg
Die Gedenkstätte an der Magdeburger Umfahrungsstraße ist ein Memorial für die Opfer der
politischen Gewaltherrschaft von 1945 bis 1989. Sie soll dazu beitragen, ein würdiges Gedenken
an die Opfer politischer Gewalt zu bewahren und durch Forschung und historisch-politische
Bildung die Erinnerung an die Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR wach
zu halten.
Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg
Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße, Potsdam
Die Gedenk- und Begegnungsstätte wird als Stiftung in treuhänderischer Verwaltung der Stiftung
Brandenburgischen Gedenkstätten (Treuhänder), anteilig institutionell vom Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Sie dokumentiert als einzig authentisch
erhaltener Haftort das brutale Regime des sowjetischen Militär-Geheimdienstes in der
Sowjetischen Besatzungszone und in der späteren DDR umfassend.
Gedenkstätte Leistikowstraße Potsdam
Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im StasiBunker, Leipzig
Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. entstand unmittelbar aus der Friedlichen Revolution 1989 und ist
heute Träger der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im StasiBunker. Es betreibt damit eine einmalige Gedenkstättenkombination an authentischen Orten.
Wichtigste Aufgabe des Bürgerkomitees ist es, in seiner Gedenkstätte und durch seine politische
Bildungsarbeit die Erinnerung an die Diktatur wach zu halten. Es will einerseits den Wert von
Freiheit und Selbstbestimmung deutlich machen und andererseits den Blick für die Gefahren
eines totalitären Regimes schärfen.
Gedenkstätte Runde Ecke Leipzig
Potsdam, Glienicker Brücke
Wegen ihrer abgeschirmten Lage wurde die Grenzübergangsstelle auf der Brücke an drei Tagen
der Jahre 1962, 1985 und 1986 für spektakuläre Austauschaktionen internationaler Agenten aus
Ost und West genutzt. Die Glienicker Brücke wurde nach dem Fall der Mauer 1989 zum Symbol
der Deutschen Einheit.
Glienicker Brücke
Nikolaikirche Leipzig
Die Leipziger Friedensgebete machten die Kirche 1989 weltweit bekannt. Die Gebete fanden seit
1982 ununterbrochen statt. Bis heute setzt die Gemeinde alles daran, die Nikolaikirche als jenen
1982 ununterbrochen statt. Bis heute setzt die Gemeinde alles daran, die Nikolaikirche als jenen
geistigen Freiraum zu erhalten, aus dem heraus 1989 die friedliche Revolution entstehen konnte.
Nikolaikirche Leipzig
Weitere Informationen
Museum Haus am Checkpoint Charlie
Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
Grenzdurchgangslager Friedland
Foto: picture-alliance/ZB
Die Berliner Mauer ist heute an vielen Orten präsent
Berliner Mauer
Reste der Mauer in aller Welt
Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Über 28 Jahre lang bildete sie eine mehr als 150
km lange Grenze um West-Berlin. Sie bestand aus Stützwandelementen, jedes einzelne 3,60 m
hoch, 1,20 m breit, 30 cm stark und 2.750 kg schwer. Bis heute wurden an 125 Orten weltweit
insgesamt 230 Mauerteile wiederaufgebaut. Ob in Sosnówka, einem 200-Seelen-Ort in der Nähe
von Breslau, in New York, Seoul oder Singapur – die Berliner Mauer ist heute an vielen Orten
der Welt präsent.
Die Berliner Mauer wurde zu dem Symbol des Kalten Krieges. In der DDR propagierte man sie
als "Antifaschistischen Schutzwall". Aber es war keine Mauer zur Abwehr nach Außen. Diese
Mauer war nach innen gerichtet. Angesichts des diktatorischen und repressiven DDR-Regimes
wurde sie weltweit auch zum Symbol von Unterdrückung, Freiheitsberaubung und Tod.
Der Fall der Mauer am 9. November 1989 bringt die Wende – auch für den Symbolgehalt der
Mauer: Weltweit wird das Ende der DDR als Meilenstein der europäischen Demokratiebewegung
und der Freiheit gefeiert. Die Mauer, vor allem das Emblem des Brandenburger Tores, wird zum
Symbol für das Ende der Ost-West-Konfrontation, für den Sieg der Alliierten, für die Aufhebung
der Teilung Deutschlands, Europas und der Welt. "Das Symbol von Unfreiheit und Teilung
bekam in dieser Nacht eine neue Bedeutung, es wurde zum Symbol der Befreiung" – so
Professor. Dr. Manfred Wilke, Mitglied des Stiftungsrats der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der
SED-Diktatur. Dabei spielten laut Professor Wilke vor allem die friedliche Überwindung der
Teilung und der damit verbundenen Sturz der kommunistischen Diktatur durch das Volk selbst
eine zentrale Rolle.
Der – exportierte – Traum von Freiheit
Bereits im Oktober 1990 begann der polnische Arzt Ludwig Wasecki in Sosnówka, einem
kleinen Ort in der Nähe von Breslau, seinen eigenen "Mauerpark" zu errichten – inzwischen
stehen dort 41 Mauersegmente. Wasecki kaufte die Mauerstücke, die für ihn Kunstwerke sind,
auf Auktionen, um die Erinnerung an das deutsche Schicksal der Teilung aufrecht zu erhalten.
Und zugleich anzuknüpfen an die Bedeutung der Solidarnosc für die Entwicklungen, die
schließlich zum Fall der Mauer führten. In Sosnówka erinnert die Berliner Mauer damit auch an
die friedlichen Revolutionen in Osteuropa.
Die Überwindung der Mauer und das "gute Ende" der Geschichte machten die Mauer in einem
positiven Sinne erinnerungswürdig, und zu einem historischen Denkmal von internationalem
Rang. Es steht für die Chance auf Befreiung, für die Hoffnung, die daraus für die nicht-freie Welt
erwachsen kann – etwas, das ganz besonders für Korea gilt: Ein vom Brandenburger Tor
erwachsen kann – etwas, das ganz besonders für Korea gilt: Ein vom Brandenburger Tor
stammendes Mauerstück steht heute auf dem Gelände der Konkuk-Universität in Seoul. Ein
Bronzeschild trägt die Inschrift "In der Hoffnung, dass die friedliche Vereinigung auch unseres
Landes zum frühest möglichen Zeitpunkt wahr werden wird, sollten wir über die Bedeutung
dieses Mauerstücks nachdenken." In der südkoreanischen Hauptstadt ist das Stück Mauer im
wörtlichen Sinne Denkmal und Vorbild zugleich.
In Singapur, im Bedok Reservoir Park, stehen seit 2010 vier Mauersegmente, die das Graffiti
"Kings of Freedom" zeigen: Zwei Könige, einer farbenfroh und lebhaft, der andere ausdruckslos
und mit verbundenen Augen; eine künstlerische Metapher der zwei gegensätzlichen Welten auf
den zwei Seiten der Mauer. Anlässlich der Enthüllung der Mauerstücke betonte der frühere
Bundeskanzler Helmut Kohl in seinem Grußwort, dass die Berliner Mauer lange Jahre nicht nur
eine Stadt und ein Land, sondern auch Europa und die ganze Welt in frei und unfrei geteilt habe.
Die Einweihung der Mauersegmente unterstreiche daher die Verpflichtung, die aus dem "guten
Ende" der Geschichte erwachsen sei: Freude und Dankbarkeit, aber auch Verantwortung und
Engagement für die Zukunft.
Auch James Baker, der ehemalige Außenminister der Regierung Bush sen., betonte bei seiner
Einweihungsrede für ein Stück Berliner Mauer auf dem Campus der Rice University in
Houston, Texas, im November 2000, dass der Fall der Berliner Mauer zwar der Abschluss eines
geschichtlichen Kapitels gewesen sei, zugleich aber ein neues Kapitel aufgeschlagen worden
sei: Der Traum von Freiheit und, damit verbunden, Demokratie, der in allen Teilen der Welt
Realität werden muss.
Ein Ziel, dass auch die Vereinten Nationen seit ihrer Gründung 1945 verfolgen. Im Hauptsitz der
Vereinten Nationen in New York übergab der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang
Thierse im April 2002 drei Mauerstücke – ein Geschenk des deutschen Volkes. Thierse
unterstrich, dass die Mauer, als Symbol der Teilung Deutschlands, durch ihren Fall zu einem
Zeitzeugen in zweierlei Hinsicht wurde: Zum einen zeugt sie von einem Regime, das die
Menschenrechte und die menschliche Würde missachtete, zum anderen von der Stärke des
Willen des Volkes, von Zivilcourage und der Kraft der menschlichen Vernunft. Der Mauerfall
habe auch für die Vereinten Nationen mehr Freiheit, Verantwortung und kreative
Gestaltungsmöglichkeiten bedeutet, so Thierse. Die Erinnerung an die Mauer müsse bewahrt
werden: "Wir schulden es vor allem den Menschen, die ihre Proteste gegen die Mauer mit dem
Leben bezahlt haben."
"Gegen jeden Ansatz der Wiederkehr"
Deutschland hat seine Teilung überwunden. Und doch hat die Mauer, die mancher Tourist in
Berlin an vielen Stellen vergeblich sucht, auch für Deutschland noch immer Signalwirkung. Die
Geschichte verpflichte uns, ihre Überreste als bleibende Zeitzeugen zu bewahren, "um uns
gegen jeden Ansatz der Wiederkehr zu wappnen", so der ehemalige Berliner
Stadtentwicklungssenator Dr. Volker Hassemer. Und Dr. Axel Klausmeier, der Direktor der
Stiftung Berliner Mauer, weist darauf hin, dass die baulich eher unspektakulär wirkenden
Mauerreste, die der aufmerksame Beobachter in Berlin noch immer finden kann, im extremen
Widerspruch zur weltgeschichtlichen Bedeutung des einstigen Bauwerks ständen. Dieser
Bedeutung werde im Ausland scheinbar sehr viel stärker Rechnung getragen.
Erste Schritte, die die Mauerreste am historischen Ort denkmalgeschichtlich aufwerten, sind nun
auch in Deutschland getan: Es gibt inzwischen 25 unter Denkmalschutz gestellte Positionen und
auch in Deutschland getan: Es gibt inzwischen 25 unter Denkmalschutz gestellte Positionen und
den Vorschlag, weitere noch verbliebene Mauerreste ebenfalls unter Denkmalschutz zu stellen.
Erst kürzlich, am 9. Mai 2011, wurden die Dokumente zum Bau und Fall der Berliner Mauer für
das UNESCO-Weltdokumenterbe "Memory of the World" nominiert.
Weitere Informationen
Chronik der Mauer
Aufnahme des Zwei-Plus-Vier-Vertrags in das Weltdokumentenerbe
Foto: picture-alliance / dpa
Grünes Band
Grünes Band
Wo Gras über die Vergangenheit wächst
Gemütlich radelt Tobias mit seinen Freunden am Ufer der Elbe bei Burg Lenzen. Vor zwanzig
Jahren haben hier, im Nordwesten Brandenburgs, noch Stacheldraht und Mauern Wege und
Blicke versperrt. Mehr noch: Wer sich hier bewegte, riskierte sein Leben. Für den Zwölfjährigen
und die anderen Jungen heute vollkommen unvorstellbar.
Fast 1.400 Kilometer lang war der Todesstreifen, der Deutschland zerschnitt. Er reichte von der
Ostsee über die Elbe, Harz, Rhön, den Thüringer und den Frankenwald bis ins sächsischbayerische Vogtland. Für Menschen war die Grenze unüberwindbar. Auf der Ostseite verlief ein
zehn Meter breiter Kontrollstreifen. Jeder, der sich näherte, war für das Grenzsoldaten sofort
sichtbar. An den meisten Stellen war die Grenze auf 500 Meter durch einen sogenannten
Schutzstreifen abgeriegelt. Zusätzlich sorgte eine fünf Kilometer tiefe Speerzone dafür, dass die
innerdeutsche Grenze von Osten aus so gut wie unzugänglich war.
600 bedrohte Tier- und Pflanzenarten
Wo der Aufenthalt für Menschen tödlich sein konnte und die "Zonenrandlage" die wirtschaftliche
Entwicklung erschwerte, entstand im Laufe der Zeit ein einzigartiger Lebensraum: Im Schatten
von Zäunen, Gräben und Selbstschussanlagen überlebten Tiere und Pflanzen, die der
Siedlungsbau anderenorts vertrieben hatte. Entsprechend fand man 1989, nach dem Fall der
Mauer, fast alle verschiedenen Lebensraumtypen und über 600 bedrohte Tier- und
Pflanzenarten vor.
Im Frankenwald, dem südöstlichen Teil des Grenzstreifens, sind beispielsweise Wald und
Feuchtwiesen genau so anzutreffen wie Niedermoore, Fließgewässer und Steinbrüche. Seltene
Vogelarten wie der Schwarzstorch, die Heidelerche und der Uhu haben sich hierher
zurückgezogen. Dasselbe gilt für Falter, Schmetterlinge und Libellenarten.
Die Idee: ein "Grünes Band"
Gleich nach Maueröffnung trafen sich Naturschützer aus Ost und West. Sie setzten sich für den
Schutz dieser einmaligen Landschaft ein und entwickelten die Idee vom "Grünen Band". Auch
die Bundesregierung stellte – im Einvernehmen mit den Ländern – fest: Möglichst alle wertvollen
Biotope sowie andere Gebiete, die für den Naturschutz bedeutend sind, gilt es zu erhalten und
zu schützen. Der Bund beschloss, den ehemaligen Grenzstreifen als "Grünes Band" zu sichern.
Das bedeutet, dass die Flächen entlang der früheren Grenze nicht mehr privatisiert werden. Sie
gehen an die Bundesländer oder an Naturschutzträger über. So entstand mit
177 Quadratkilometer der größte Biotopverbund Deutschlands. Im November 2005 hat der Bund
das Bio-Netzwerk als "Nationales Naturerbe" anerkannt. Es ist auch ein wichtiges Projekt der
"Nationalen Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt". Viele Teile sind als Schutzgebiet
"Nationalen Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt". Viele Teile sind als Schutzgebiet
des europäischen Netzwerks "Natura 2000" ausgewiesen.
Geschichte der Teilung bleibt unvergessen
Wächst damit Gras über die Vergangenheit? Ja, im wörtlichen Sinne schon. Aber nicht im
übertragenen: Beispiele sind die Geschichtsprojekte "Erlebnis Grünes Band" oder
"Erlebnisstraße der deutschen Einheit". Sie verläuft entlang der ehemaligen innerdeutschen
Grenze, verbindet 80 Grenzdenkmale und 25 Grenzmuseen. In Thüringen und Bayern lässt sich
die Vielfalt der Regionen auf dem über 190 Kilometer langen "Vier-Länder-Grenzradweg"
erleben. Und in der Region Elbe-Altmark-Wendland sind "Grenzerfahrungspunkte" am Grünen
Band ausgeschildert, damit die Besonderheiten entlang der ehemaligen Grenze auffindbar sind.
Weitere Informationen
Grünes Band Deutschland
Arbeitsmarkt
Mit der besten Förderung eine Arbeitsstelle finden
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Passgenaue Beratung führt zum ZielFoto: Ulf Dieter
Viele Unternehmen suchen Arbeitskräfte, doch viele Arbeitsuchende finden keine Arbeit. Immer
mehr Stellen bleiben sogar unbesetzt. Eine Ursache: Bei den Arbeitsuchenden fehlen vielfach
die nachgefragten Qualifikationen.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen: "Wir wollen den Aufschwung nutzen, um
Menschen aus der Arbeitslosigkeit zu holen. Jeder Tag, den Arbeitsuchende früher auf dem
Arbeitsmarkt eine Stelle finden, nutzt der Wirtschaft und spart dem Steuer- und Beitragszahler
bares Geld."
Instrumente wirkungsvoller ausrichten
Um Arbeitsuchenden besser zu helfen, richtet die Bundesregierung die arbeitsmarktpolitischen
Instrumente neu aus:
•Sie verringert die Anzahl der Instrumente um ein Viertel. Das schafft mehr Übersichtlichkeit;
•sie verschärft die Anforderungen für bestimmte Leistungen, um entsprechend gute
Ergebnisse zu erhalten und Mitnahmeeffekte möglichst auszuschließen;
•Betreuer in den Arbeitsagenturen und Jobcentern erhalten mehr
Entscheidungsfreiheit, welche Förderung sie einem Arbeitsuchenden anbieten. So können
sie passgenauer vorgehen.
Potenzial an Erwerbspersonen erschließen
"Oberstes Ziel ist und bleibt der weitere Abbau der Arbeitslosigkeit", so die Arbeitsministerin. Die
arbeitsmarktpolitischen Instrumente müssen so ausgerichtet sein, dass Betreuer erkennen
können, was ein Arbeitsuchender an Qualifikationen mitbringt und worin er noch Unterstützung
benötigt. Das ist Voraussetzung, um das Potenzial an Erwerbspersonen besser zu erschließen.
Das gilt gerade auch für diejenigen, die einen Ausbildungsplatz suchen. Schließlich haben sie
noch ein ganzes Erwerbsleben vor sich. Das will also gut durchdacht sein, um nicht zuletzt auch
das Risiko beziehungsweise die Dauer der Arbeitslosigkeit möglichst gering zu halten.
Die Erfahrung zeigt: Arbeitsmarktpolitische Instrumente sind nicht um so erfolgreicher, je mehr
Geld dafür ausgegeben wird. Angesichts der immer geringeren Zahl an Erwerbspersonen ist es
wichtig, effektive Instrumente zu haben. Nur mit diesen gelingt es, möglichst viele Erwerbsfähige
in Beschäftigung zu bekommen.
Weitere Informationen
IAB-Studie zu den Instrumenten
Gesetzentwurf zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt
Foto: Statistisches Bundesamt
Der Zensus 2011 liefert wichtige Informationen
Zensus 2011
Zensus 2011 - wissen, was morgen zählt
Mit dem Zensus 2011 wird ermittelt, wie viele Menschen am Stichtag 9. Mai 2011 in der
Bundesrepublik Deutschland, in den einzelnen Bundesländern sowie in den Städten und
Gemeinden leben, wie sie wohnen und arbeiten.
Die Europäische Union schreibt ihren Mitgliedstaaten ab 2011 im Zehnjahresrhythmus einen
solchen Zensus vor. Auch die Vereinten Nationen empfehlen, die Bevölkerung alle zehn Jahre
zu zählen. Weltweit beteiligen sich mehr als 200 Staaten und Gebiete an der aktuellen
Zensusrunde.
Warum wird der Zensus durchgeführt?
Ein zentrales Ergebnis der Zählung wird die amtliche Einwohnerzahl sein. Diese ist für viele
Entscheidungen und Planungsprozesse in Bund, Ländern und Gemeinden, aber auch in der
Wirtschaft, der Verwaltung und der Wissenschaft eine unerlässliche Grundlage.
Die amtlichen Einwohnerzahlen sind beispielsweise Basis für den Länderfinanzausgleich, die
Einteilung der Bundestagswahlkreise oder die Stimmenverteilung der Bundesländer im
Bundesrat.
Ein zweites wesentliches Ziel des Zensus ist es, Informationen zum Wohnraum, zur Bildung und
zum Erwerbsleben zu gewinnen. Wie viele Erwerbstätige gibt es, wie viele Menschen davon sind
selbstständig? Wo werden in den kommenden Jahren wie viele Kinder eingeschult? Wie viele
Wohnungen gibt es in Deutschland und wie sind sie ausgestattet? Um diese Fragen zu
beantworten, braucht man genaue und aktuelle Strukturdaten.
Die derzeitigen Zahlen basieren noch auf statistischen Fortschreibungen der Ergebnisse der
letzten Volkszählungen, die zuletzt 1987 in der Bundesrepublik Deutschland und 1981 in der
DDR stattfanden. Sie sind deshalb wenig genau. Experten schätzen, dass die tatsächliche
Bevölkerungszahl Deutschlands insgesamt wahrscheinlich um ca. 1,3 Millionen Menschen
geringer ist als bisher angenommen.
Am 9. Mai 2011 ist Zensusstichtag in Deutschland. Das heißt, alle Ergebnisse zeigen eine
Momentaufnahme zu genau diesem Termin.
Wie wird der Zensus durchgeführt?
Beim Zensus 2011 wird erstmals ein für Deutschland neues Verfahren angewandt. Statt wie bei
den bisherigen Volkszählungen alle Einwohner zu befragen, werden nun hauptsächlich Daten
genutzt, die in Registern der Verwaltung vorhanden sind. Die Mehrheit der Bevölkerung wird
keine Auskunft geben müssen. Das Zensusgesetz 2011 legt fest, welche konkreten Daten aus
welchen Verwaltungsregistern herangezogen werden dürfen. Das sind in erster Linie die
Melderegister der Kommunen, die Register der Bundesagentur für Arbeit und Daten der
Melderegister der Kommunen, die Register der Bundesagentur für Arbeit und Daten der
Vermessungsverwaltung. Dadurch wird sowohl der Verwaltungsaufwand für die Durchführung
des Zensus als auch die Belastung der Bürger mit Auskunftspflichten reduziert.
•Bei der Bevölkerungszählung werden bundesweit nur rund zehn Prozent der Einwohner in
eine "Haushaltebefragung auf Stichprobenbasis" einbezogen. Für diese Befragung besucht
eine Interviewerin oder ein Interviewer die Einwohner und befragt sie. Der jeweilige Termin
wurde den Befragten ein bis zwei Wochen vor dem Zensusstichtag, dem 9. Mai 2011,
schriftlich angekündigt.
•Für die Gebäude- und Wohnungszählung werden alle rund 17,5 Mio. Eigentümer von
Wohnraum per Post Fragebogen zu Wohngebäuden und Wohnungen erhalten. Ab dem 9.
Mai 2011 steht Ihnen auf der Seite www.zensus2011.de auch ein Online-Fragebogen zur
Verfügung.
•Ansonsten werden die dafür benötigten Grunddaten zur Gesamtbevölkerung aus den
genannten Registern übernommen und statistisch ausgewertet. Diese werden dann
anonymisiert in verlässliche neue Planungsdaten zur Bevölkerungsstruktur einfließen.
Alle Angaben müssen sich auf den 9. Mai 2011 beziehen, also wie die Situation am 9. Mai ist
oder war.
Neben dem Statistikgeheimnis wird auch das vom Bundesverfassungsgericht festgelegte
"Rückspielverbot" beachtet. Danach dürfen die für die Statistik erhobenen Daten nicht an die
Verwaltung gegeben werden.
Internetangebot
Das Statistische Bundesamt bietet unter www.zensus2011.de viele weitere Informationen. Mit
wenigen Klicks können sich Bürgerinnen und Bürger ein Bild machen, wie der Zensus
funktioniert, was er nützt – und ganz wichtig – wer eigentlich wie, warum und wann befragt wird.
Hier finden Sie auch Musterfragebogen, wie sie beim Zensus 2011eingesetzt werden sollen.
Damit können Sie sich einen Eindruck von deren Aufmachung und der Art der Fragen machen.
Weitere Informationen
Musterfragebogen
TV-Spot Zensus 2011
Zeitzeugeninterview
"Ulbrichts Mauer"? – Neue Erkenntnisse zum 13. August 1961
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Mauerbau 13.8.1961Foto: REGIERUNGonline
Wie kam es zum Mauerbau? Neue Erkenntnisse liefert ein Interview, das der Berliner
Zeithistoriker Manfred Wilke im September 2010 mit einem maßgeblichen Zeitzeugen führen
konnte: Generaloberst Anatolij G. Mereschko war aktiv an der Schließung der Sektorengrenze in
Berlin beteiligt. In diesem Gespräch verweist Mereschko die Auffassung, es habe sich nur um
"Ulbrichts Mauer" gehandelt, in das Reich der Legenden.
Tatsächlich habe die Sowjetunion am 13. August 1961 den Rückzug von einer politischen
Offensive angetreten. Bis dahin habe Moskau das Ziel verfolgt, die Westmächte aus West-Berlin
zu vertreiben und die NATO entscheidend zu schwächen. Im Klartext: Ursprünglich wollte die
UdSSR West-Berlin dem Ostblock einverleiben. Nun aber sicherten Stacheldraht und Mauer die
Grenze ihres Imperiums – und damit den SED-Staat.
Aus dem Interview wissen wir nun, dass der sowjetische Staatschef Chruschtschow zwei
Entscheidungen getroffen hat – eine politische und eine über die Durchführung der
Grenzschließung. Diese Entscheidungen sicherten die sowjetische Kontrolle über die "Operation
Grenzschließung". Ulbricht musste seine Schritte mit Chruschtschow abstimmen; die militärische
Kontrolle lag beim Oberbefehlshaber der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland
(GSSD).
Manfred Wilke betont, nach wie vor bleibe richtig, dass der SED-Staat die Schließung des Tores
zum Westen brauchte, um die Systemkonkurrenz mit der Bundesrepublik bestehen zu können;
das habe Ulbricht selbst gesagt. Die offene Grenze und die steigenden Flüchtlingszahlen waren
für die DDR zu einer Existenzfrage geworden, und seit Januar 1961 hatte Ulbricht
Chruschtschow gedrängt, das "Westberlin-Problem" zu lösen. Die SED selbst bereitete sich
seitdem unter dem Stichwort "Kampf gegen die Republikflucht" auf diese "Maßnahme" vor – so
die Codeworte, unter denen man in SED-Dokumenten die Vorbereitung der Sperrung der
Sektorengrenze umschrieben hatte.
Prekäre Lage in Berlin
Im Gespräch mit Wilke schildert Generaloberst Mereschko seine Sicht der damaligen Lage in
Berlin und der wirtschaftlichen Probleme in der DDR. "Ab 1960 hat die Bundesrepublik
Deutschland aufgehört, Werksausrüstungen, Stahl und chemische Ausrüstungen zu liefern.
Täglich verließen bis zu 1.200 bis 1.500 Menschen – die hochqualifizierten Arbeiter, die
Fachkräfte und die Jugend im Einberufungsalter – den östlichen Sektor Berlins."
Vor allem aber seien die Bürger West-Berlins seinerzeit absolut ungehindert in den Osten
gekommen. Und da die West-Mark fünfmal mehr wert gewesen sei als die östliche hätten sie
große Mengen Lebensmittel gekauft. "Sie beluden die Kofferräume ihrer Autos und nahmen alles
heimlich mit – nach West-Berlin und sogar nach Westdeutschland. Das führte im Handel OstBerlins zu Versorgungsproblemen und selbstverständlich zur Unzufriedenheit der Einwohner von
Ost-Berlin."
In den entscheidenden Tagen habe man dann Hand in Hand gearbeitet. "Vom 10. bis zum 12.
August wurden in Berlin die 'Kampfgruppen der Arbeiterklasse' aus den großen Städten der
DDR, aus Leipzig, Dresden, Halle und anderen Orten zusammengezogen. Bis zum Zeitpunkt 'X'
waren in Berlin zwei Divisionen der Nationalen Volksarmee der DDR herangeführt worden. Die
Divisionen der GSSD, insbesondere die 3. und die 20. Armee, haben den äußeren Ring um die
Stadt gebildet."
"In diesen zwei Tagen", so Mereschko, "wurden die entsprechenden Mengen an Pfählen,
Schienen, Panzerabwehrigeln und vor allem Stacheldraht nach Berlin geliefert. Der 13. August
war ein Sonntag. Am Montag würden die Arbeiter aus Ost-Berlin nach West-Berlin gehen, und
deshalb musste man die Hauptstraßen sperren." Dabei seien die Arbeiter aus anderen Städten
mit viel "Enthusiasmus" ans Werk gegangen, weil sie auf die Ost-Berliner Kollegen, die im
Westen harte D-Mark verdienen konnten, neidisch gewesen seien. Auch mit diesem Ost-WestVerkehr war es am 13. August 1961 vorbei.
Mereschko weiter: "Das Wichtigste: In unserem Plan war überhaupt keine Mauer durch Berlin
und solch ein Bauwerk vorgesehen. Es wurden die Abgrenzungen, die Einführung der
Grenzkontrolle von den Grenztruppen und die Sperrung der Hauptstraßen mit Betonblöcken
vorgesehen, die die Autos zur Zickzackfahrt zwangen. Ich weiß, dass die Truppen der
Nationalen Volksarmee der DDR nur in zwei Bezirken gezwungen waren, sich einzumischen. Sie
sollten einige Panzer mit Bagger-Ausrüstung einsetzen, um dort, wo Unruhen anfingen, die
Leute etwas weiter von der Grenze abzudrängen. Also, Sie wissen selbst, wie es weiterging. Es
befand sich zum Beispiel der Haupteingang des Hauses im Westen und der Hintereingang im
Osten – oder umgekehrt. Deshalb war man gezwungen, zum Beispiel die Hintertreppe sowie die
Fenster im Erdgeschoss oder im ersten Stock, mit Ziegeln zu zumauern. Die ursprüngliche
Länge dieser Sperren war 40/45 Kilometer, das heißt, es wurde die Ringautobahn, der Ring um
Berlin, im Norden und Süden gesperrt."
Was wohl bedeuten soll: Die Art der "Grenzsicherung", die unüberwindbare Mauer zwischen
West- und Ost-Berlin, war keine sowjetische Erfindung, sondern ein Werk des SED-Regimes.
Aber Sperranlagen zwischen dem Ostsektor und den Westsektoren – die wollte auch die
Sowjetunion, nachdem ihr Plan gescheitert war, ihr Machtgebiet auf West-Berlin auszudehnen.
Weitere Informationen
Interview zum Mauerbau
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Dr. Renate Behrendt, Ralf Josephs, Susanne Kasten, Axel Klausmeier, Tania Niederwipper,
Ulrike Schellberg-Glaz, Dr. Hans Jörg Schrötter, Henrike Wendt
Bildagentur
verantwortlich Ulrich Weichert
Fotoredaktion
Silke Hinkelmann, Christian Stutterheim, Raik Tybussek
Fotografen
Guido Bergmann, Steffen Kugler, Sandra Steins
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