Analfissur (Afterriss) - Proktologische Praxis Freiburg

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Analfissur (Afterriss) - Proktologische Praxis Freiburg
Analfissur (Afterriss)
Analfissuren sind Risse im Anoderm (spezielle Haut im Analkanal). Schmerzen beim Stuhlgang,
hellrotes Blut im Stuhl oder am Toilettenpapier gehören zu den typischen Symptomen
Was ist eine Analfissur (Afterriss)?
Mediziner sprechen von einer Analfissur, wenn die sehr empfindliche Haut im Analkanal (Anoderm)
einreißt und sich ein längliches Geschwür ausbildet. Der Einriss ruft starke, teils brennende
Schmerzen beim Stuhlgang hervor. Zudem findet sich häufig hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier.
Auch Symptome wie Juckreiz oder Verstopfung können auf eine Analfissur hinweisen.
Welche Ursachen genau hinter einem Afterriss stecken, ist noch nicht genau bekannt. Wer aber an
Verstopfung leidet und beim Stuhlgang stark presst, kann eine Fissur begünstigen. Auch anhaltender
Durchfall sowie Hämorrhoiden fördern die Analhautgeschwüre. Manchmal tritt eine Analfissur in
Folge einer Grunderkrankung auf (sekundäre Analfissur), zum Beispiel bei Morbus Crohn.
Von Analfissuren können Menschen jeden Alters betroffen sein, Männer genauso wie Frauen.
Besonders häufig treten Afterrisse zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf. Mediziner
unterscheiden akute und chronische Analfissuren. Akute heilen meist nach wenigen Tagen wieder ab.
Bleibt dies aus, können infolge der fehlenden Heilung sowie gleichzeitiger Narbenbildung chronische
Fissuren entstehen. Durch die chronische Verlaufsform kann sich eine verdickte Hautfalte am After
ausbilden (Vorpostenfalte, Mariske) sowie gutartige Fibrome (Polypen) oder narbige Afterränder
entstehen.
Eine akute Analfissur bekommen Patienten meist in den Griff, wenn sie ihren Stuhlgang regulieren.
Das heißt: viel trinken und genügend Ballaststoffe zuführen, damit sich der Analkanal auf natürliche
Weise dehnt. Lokal betäubende Salben helfen gegen die Schmerzen. Bei akuten und chronischen
Afterrissen können zudem spezielle Salben die Beschwerden lindern und zur Abheilung führen. Sie
enthalten Mittel, die die Muskulatur entspannen und die Durchblutung fördern. Sind die narbigen
Veränderungen (Vorpostenfalte und Fibrome) ausgeprägt oder entsteht eine Fistel (ein
„unnatürlicher“ Eitergang), ist fast immer eine Operation nötig.
Die beste Vorbeugung: eine ausgewogene, gesunde Ernährung, genügend Bewegung und ausreichend
trinken.
Wichtig: Hinter Symptomen wie Blut im Stuhl, Schmerzen beim Stuhlgang und Verstopfung können
manchmal auch ernste Krankheiten stecken. Sie sollten deshalb immer vom Arzt abgeklärt werden!
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung
verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen
durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Was genau zu einem Afterriss führt, wissen Forscher noch nicht genau. Die Beschaffenheit des Stuhls
scheint aber eine große Rolle dabei zu spielen, ob es zu einer Analfissur kommt. Wer beispielsweise
an Verstopfung leidet, also einen harten Stuhlgang hat, kann eher die schmerzenden Afterrisse
bekommen. Auch starkes Pressen beim Stuhlgang erhöht die Gefahr, dass die sensible Innenhaut im
Analkanal (Anoderm) verletzt wird. Umgekehrt kann zudem Durchfall oder breiiger Stuhl die
Afterrisse fördern.
Ein weiterer Risikofaktor: Hämorrhoiden. Denn dabei ist das Anoderm bereits vorgeschädigt und
kann leichter einreißen. Auch Infektionen – zum Beispiel eine Kryptitis (eine Entzündung im Bereich
des Enddarms) – eine verminderte Durchblutung der Analhaut oder eine verkrampfte
Schließmuskulatur im Anus können zu einem Afterriss führen.
Im Gegensatz zu den oben beschriebenen primären Fissuren, treten sogenannte sekundäre
Analfissuren als Folge einer Erkrankung auf. So können Krankheiten wie Morbus Crohn oder Colitis
ulcerosa zu Einrissen im Analkanal führen.
Da ein Afterriss teils starke Schmerzen bereitet, kommt es häufig zu verhaltenem Stuhlgang. Durch
den verhärteten Stuhl wird die Wunde jedoch zusätzlich gereizt, die Analfissur kann sich vertiefen.
Das wiederum verstärkt die Schmerzen. In Folge verspannt sich auch die Schließmuskulatur, was die
Probleme beim Stuhlgang erhöht. Außerdem wird das Anoderm durch die verkrampften Muskeln
schlechter durchblutet, der Heilungsprozess verlangsamt sich. Die Patienten müssen versuchen,
diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Wird eine Analfissur chronisch, treten oft typische Veränderungen am After auf. So kann sich eine
Vorpostenfalte bilden. Diese Hautverdickung ist zwar weitgehend ungefährlich, stört jedoch bei der
Hygiene. Ebenso kann sich ein Analfibrom (ein gutartiges Bindegewebsknötchen) entwickeln sowie
narbige, wulstige Afterränder.
Ein Afterriss ruft typischerweise stechende oder brennende Schmerzen bei der Stuhlentleerung
hervor. Die Schmerzen können gleich nach dem Stuhlgang wieder verschwinden, aber auch
stundenlang anhalten.
Die Einrisse im Anoderm (spezielle Haut im Analkanal) machen sich zudem durch hellrote
Blutflecken auf dem Toilettenpapier oder dem Stuhl bemerkbar. Zusätzlich kann der After jucken
oder nässen.
Viele Patienten, die an einer Analfissur leiden, haben Verstopfung.
Hämorrhoiden und andere Krankheiten können ähnliche Symptome hervorrufen. Deshalb sollten
Patienten unbedingt mit ihren Beschwerden zum Arzt gehen.
Wer die typischen Anzeichen (siehe Kapitel Symptome) eines Afterrisses verspürt, sollte einen Arzt
aufsuchen. Erster Ansprechpartner ist oft der Hausarzt. Er kann zum Facharzt für Erkrankungen des
Enddarms überweisen, also einen Proktologen. Dieser untersucht zunächst den äußeren Analbereich
und entdeckt dabei oft schon den schmerzenden Einriss. Die meisten Analfissuren verlaufen in
Längsrichtung und treten zum Steißbein hin auf, da die Haut hier besonders empfindlich ist.
Reicht das äußerliche Inspizieren nicht aus, muss der Arzt den After innen austasten. Dies erfolgt
jedoch nach lokaler Betäubung, da die Untersuchung sonst ziemliche Schmerzen bereiten kann.
Leichte Risse in der sensiblen Analhaut kommen häufig vor. Sie heilen oft ohne Behandlung, also
spontan, wieder ab.
Da Analfissuren oft durch zu harten Stuhl und das damit verbundene Pressen beim Stuhlgang
entstehen, sollten Patienten ihre Verdauung anregen. Das erreichen sie, indem sie reichlich Wasser
trinken, sich bewegen und genügend Ballaststoffe zu sich nehmen (siehe Kapitel Vorbeugen).
Sogenannte Quellmittel, die im Darm unter Wasseraufnahme aufquellen und dadurch den
Darminhalt voluminöser machen, können ebenfalls helfen.
Ansonsten lässt sich ein akuter Afterriss mit speziellen Salben oder Zäpfchen behandeln. Die Mittel
enthalten meist lokal betäubende Substanzen, die die Schmerzen lindern. Zum Teil spritzt der Arzt
das betäubende Mittel auch unter den Afterriss. Mit Hilfe eines Analdehners können die Patienten
anschließend den verspannten Schließmuskel dehnen.
Wird eine Analfissur chronisch, kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die den Schließmuskel im After
entspannen und gleichzeitig die Durchblutung fördern. Salben, die Arzneistoffe wie Glyceroltrinitrat
oder Nifedipin (aus der Gruppe der Nitropräparate und Calciumantagonisten) enthalten, können die
Fissur auf diese Weise oft ausheilen. Proktologen verschreiben diese Mittel zum Teil auch bei einer
akuten Fissur.
Zudem kann Botulinumtoxin als Injektion verabreicht werden. Das auch als „Faltenglätter“ bekannte
Mittel entspannt ebenfalls den verkrampften Muskel und lässt die Beschwerden abklingen. Diese
Methode ist aber sehr teuer und bewirkt oft eine vorübergehende Stuhlinkontinenz. Deshalb wenden
Mediziner sie eher selten an.
Manchmal bleibt den Patienten eine Operation nicht erspart. Entsteht – in Folge einer Analfissur –
vernarbtes Gewebe oder eine Vorpostenfalte, trägt der behandelnde Arzt die Haut- oder
Anodermveränderungen so flach wie möglich ab (Fissurektomie). Eine Durchtrennung des
Schließmuskels (Sphinkterotomie), die früher oft zum Einsatz kam, empfehlen Experten heute nicht
mehr. Sie kann oft – auch viele Jahre nach der Operation – zur Stuhlinkontinenz führen.
Risse am After entstehen oft durch harten Stuhl und Verstopfung. Zudem, wenn Patienten beim
Stuhlgang zu sehr pressen. Auf Abführmittel sollten sie jedoch nur im Ausnahmefall zurückgreifen.
Die stören – bei häufiger Anwendung – die natürliche Regulation der Verdauung und entziehen dem
Körper wichtige Mineralien.
Besser: Genügend Ballaststoffe essen. Ballaststoffe vergrößern das Volumen des Darminhalts und
regen so die Verdauung an. Dadurch beugen Personen einer Verstopfung vor. Zudem machen
Ballaststoffe länger satt und helfen daher, das Gewicht zu halten. Die gesunden Inhaltsstoffe stecken
in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
Der zweite wichtige Faktor, der den Darm auf Trab bringt, ist: trinken. Viele Menschen trinken
einfach zu wenig. Der Dickdarm entzieht dem Darminhalt dann Wasser, der Stuhl wird hart. Am
besten etwa 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit täglich zu sich nehmen – zum Beispiel Wasser, verdünnte
Saftschorlen oder ungesüßte Tees. Es sei denn, der Arzt macht andere Vorgaben.
Daneben spielt ausreichende Bewegung eine große Rolle. Man muss nicht gleich zum
Hochleistungssportler werden. Einfach täglich einen Spaziergang machen, mit dem Rad zum Bäcker
fahren oder eine Runde walken. Das bringt nicht nur den Stoffwechsel, sondern auch den Darm auf
Touren.
Dr. Bernhard Strittmatter arbeitet seit 1992 als Chirurg und Proktologe in einer Praxisklinik in
Freiburg. Sein Schwerpunkt stellt die Koloproktologie dar.
Seit 2004 ist er zudem Vorsitzender des Berufsverbandes der Coloproktologen Deutschlands (BCD)
und unter anderem Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie (DGK). Herr
Strittmatter gibt das Journal Coloproctology mit heraus.
www.apotheken-umschau.de / Apotheken Umschau, 17.08.2010