Untitled - Rote Fabrik
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Untitled - Rote Fabrik
طنجة tanger aus der asche Tanger, die Stadt an der nordwestlichsten Spitze Marokkos, wo das Mittelmeer und der Atlantik zusammenfliessen, ist die Feriendestination manch einer vermögenderen marokkanischen Familie aus dem Süden, welche die frische Meeresbrise der lähmenden Sommerhitze im Landesinnern vorzieht. Doch Tanger ist primär das Tor zu Afrika: die Stadt des Transfers von und nach Europa; allein im Sommer, der alljährlichen Stosszeit, wird mit rund 2,7 Millionen Fahrzeugen auf den Fähren gerechnet. Zur längst fälligen Linderung dieser Verkehrsplage für alle Einwohner und zur Optimierung des Handelsverkehrs entstand östlich von Tanger auf dem Weg nach Ceuta ein gigantischer neuer Hafen. Das Milliardenprojekt, das die internationalen ökologischen Standards erfüllen soll, schuf rund 140'000 neue Arbeitsplätze. Der alte Hafen von Tanger mit seiner typischen langen Mole wird künftig primär touristischen Zwecken dienen und u.a. auch einen Yachthafen für die Reichen bieten, während die Verkehrslawine zusammen mit dem Handelsverkehr auf die belastbarere neue Anlage umgewälzt wird. Im Schatten der allsommerlich anwachsenden temporären Völkerwanderung läuft in und um Tanger eine andere, die klandestine. Tanger zieht viele Menschen aus dem Süden an, die Europa erreichen wollen, denn die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla liegen nahe, und die Strasse von Gibraltar ist lediglich 14 km breit. In den letzten 10 Jahren sind ca. 8000 Menschen beim Versuch ums Leben gekommen, die Meeresstrasse illegal zu überqueren; todesmutige, verzweifelte, hoffnungsbeseelte Sans-papiers, so genannte «Harragas». Mitunter rücken die Vorfälle an der Grenze zu Melilla die katastrophalen Lebensbedingungen der oft schwarzafrikanischen Flüchtlinge, die in Camps in den Hügeln um Tanger hausen, jäh ins Rampenlicht. Doch im Stadtzentrum von Tanger zeigen sich Sans-papiers kaum. Manchmal allerdings tauchen sie am Rand der Suqs auf, um in den grossen Abfalleimern zu stochern, vor Dreck starrende Gestalten, oft unbeschuht; man erblickt durch die Stadt streifende jugendliche Klebstoff-Schnüffler, zu zweit, zu dritt, abgemagert bis auf die Knochen; oder man wird von einer heimatlosen Schwarzen mit umgegürtetem Säugling um ein paar Dirham angegangen. Auf jeden Fall ist die Dunkelziffer der Sans-papiers hoch, was dazu beiträgt, dass es schwer ist, zu sagen, wie viele Einwohner Tanger tatsächlich beherbergt; die Angaben schwanken zwischen 700'000 und einer Million. Tanger, bereits während der Weltkriege eine Hochburg für Spionage-Affären, spielt auch eine Rolle im internationalen Terrorismus. Spuren der Al-Kaida-Attentate in Madrid vom 11. März 2004, die 191 Menschen das Leben raubten, führten nach Tanger und Tetouan. Dorther stammten mehrere der am Anschlag beteiligten Personen. Doch darf man nicht vergessen, dass Marokko am 16. Mai 2003 in Casablanca selbst zum Ziel eines Al-Kaida-Anschlags, bei dem 44 Menschen vorwiegend marokkanischer Herkunft umkamen, geworden ist. Eigentlich nicht erstaunlich, denn das Land gilt als Speerspitze eines liberalen arabischen Staats und widersetzt sich hartnäckig den Übergriffen des islamistischen Fundamentalismus: König Mohammed VI, seit 1999 im Amt, im Volksmund auch «M6» oder «le roi des pauvres» genannt, ist gleichzeitig staatliches und religiöses Oberhaupt des Landes; ein kluger Schachzug zur Wahrung der Macht in einem islamischen Land. Das Regime verfolgt die Anstrengungen der Extremisten mit harter Hand. Terroristische Pläne durchkreuzt der marokkanische Geheimdienst immer wieder erfolgreich. Private Koranschulen und Moscheen wurden nach dem Anschlag in Casablanca landesweit geschlossen, um die Vermittlung des Islam staatlich zu regulieren. Der Streit um die Mohammed-Karikaturen warf in Marokko kaum Wogen. Der König pflegt gute Beziehungen zu den USA, ganz im Stil seiner alawitischen Vorfahren, die 1777 unter den ersten Regierungsvertretern weltweit die USA als Nation anerkannten. Allein in Tanger bezeugen die maghrebinische Eliteschmiede American School of Tangier, die American Legation mit ihrer umfangreichen Bibliothek und das rege besuchte American Language Center diese produktiven Beziehungen. Was die Stellung der Frau in der marokkanischen Gesellschaft betrifft, so löste die- ser Herrscher vor seiner Hochzeit mit der bürgerlichen Lalla Selma aus Fes im Jahr 2002 – der ersten Königin, deren Gesicht und Haar das Land erblicken durfte! – den königlichen Harem auf, und unter seiner Regierung wurden 2004 die Rechte der Frau mit der Moudawana, dem neuen Familienrecht, europäischen Massstäben angeglichen. Zudem herrscht heute in Marokko eine weitgehende Pressefreiheit; zensuriert wird ein Medium lediglich, wenn es das Königshaus verunglimpft, die Religion beleidigt oder die Frage der Westsahara nicht regierungskonform behandelt. Was aber nicht verhindert, dass die Islamisten, die in der Regierung einsitzen, sich immer mal wieder bemerkbar machen. Zuletzt mit der Stigmatisierung eines jugendlichen Liebespaares aus Nador, das auf Facebook ein harmloses Kussfoto veröffentlicht hatte und danach für fünf Tage ins Gefängnis wandern musste. Die Aktion löste zahlreiche solidarische marokkanische Kussfotos auf Facebook aus... Der Prozess gegen den 15-Jährigen und seine 14-jährige Freundin ist allerdings noch nicht ausgestanden; er wurde auf den 22. November vertagt. Auch die Filmzensur ist offener geworden. Das demonstrierte bereits 2005 der Film ‹MaRock› von Laila Marrakchi. In ihm bricht die 30-jährige Regisseurin religiöse und gesellschaftliche Tabus, wenn sie die Liebe zwischen einer Muslima und einem Juden schildert, auf die Drogenprobleme der Jugend und den kaschierten Umgang mit Alkohol fokussiert, die hohle Arroganz der bourgeoisen Oberschicht entlarvt und den Finger auf die Enge eines überspannten, im Grunde menschenfeindlichen Islamismus legt. – All dies erklärt hinreichend, weshalb Marokko extremistischen Fundamentalisten ein Dorn im Auge ist. Hassan II (1929-1999), der Vater von Mohammed VI, schätzte die Stadt nicht; er liess «die Schöne des Nordens» verkommen, denn er bevorzugte die traditionellen Königsstädte. Da die Kontrolle des königlichen Auges fehlte, konnten öffentliche Gelder leicht in den Taschen korrupter Beamter verschwinden. Doch der neue König residiert jeden Sommer hier in seinem Palast auf dem Alten Berg. Das bedeutet, dass ein ganzer Hof inklusive Armee sowie Potentaten aus aller Welt samt Entourage nach Tanger kommen, Regierungsvertreter und Investoren. Auch das bringt Arbeit und macht die Anhebung der städtischen Infrastruktur notwendig. Dazu gehört, dass sich die Sicherheit seit den rüden 80er und 90er Jahren bedeutend erhöht hat. Sukzessive wurden alle Plätze der Stadt neu gemacht und Tanger auferstand wie ein Phönix aus der Asche. Zahlreiche alte Häuser wurden renoviert, das Strassenbild verbessert. Der Grand Socco, der grosse Platz vor dem Eingang zur Medina, wurde neu gestaltet; die erste Umarbeitung des Platzes missfiel dem König so sehr, dass er sie binnen einer Woche dem Erdboden gleichmachen liess. Augenfällig ist auch die Renovation der Bauten aus der Kolonialzeit an der ehemaligen Avenue d’Espagne, der heutigen Avenue Mohammed VI, der palmenbestandenen Frontroad des Hafens. Selbst der Springbrunnen auf der Place de la France wirft wieder seinen erfrischenden Wasserstrahlenkranz. Vieles ist in Tanger im Auf- und Umbruch, auch kulturell... Das Theater Cervantes soll bald wieder wie in alten Glanzzeiten spielen. Im ehemaligen Cinema Rif am Grand Socco ist eine Cinemathek entstanden, die als Treffpunkt der jungen Intelligenzia gilt und weit über die Region ausstrahlt. Die grossen Namen von Tanger, schillernde Zelebritäten, sind nicht mehr. So starb 1999 Paul Bowles, der Titan von Tanger, der über 50 Jahre lang in dieser Stadt lebte und wie kein anderer Exilautor das tangerine Dandytum mit grosser internationaler Anziehungskraft repräsentierte. 2003 starb Mohamed Choukri, die Stimme von Tanger, dessen schonungslose Autobiographie ‹Das nackte Brot› in Marokko jahrzehntelang verboten war und noch heute in der arabischen Welt Diskussionen auslöst. Doch der energetisch aufgeladene Kern der Stadt, die zu den ältesten besiedelten und besungenen Zonen Nordafrikas zählt, hängt von keiner Epoche ab. Tanger als Zone des Vergessens einerseits, als legendenstiftende, urtümlich kreative Zone anderseits scheint von unauslöschlicher Anziehungskraft; das straft jene Stimmen Lügen, die behaupten, es gäbe in Tanger keine interessanten Köpfe mehr. Mohammed Mrabet (*1940) malt und erzählt, selber illiterat, in ungebrochener Schaffenskraft weiter. Souad Bahéchar, neben Ahmed Beroho und Lotfi Akalay eine überregional bekannte Autorin, wurde für ihren in Tanger spielenden Roman ‹Ni fleures ni couronnes› (2000, dt. ‹Wüstenkind›) preisgekrönt. Die Zürcher Fotografin Amsel lebt und arbeitet regelmässig in Tanger. Abdenbi Sarroukh schreibt hier arabische Poesie in der Spiritualität eines zeitgenössischen Sufismus. Bernhard-Henri Lévy hat sich auf dem Marshan, gleich neben dem 1921 eröffneten terrassierten Café Hafa, eine schnieke Villa mit Blick auf die Strait gekauft. Tahar Ben Jelloun und Abdelwahab Meddeb sind oft in der Stadt anzutreffen. Alfred Hackensberger, der Journalist und Autor, hat der Stadt zahlreiche Artikel und Gedichte gewidmet. Vor wenigen Wochen tauchte Pablo Haller, der junge Luzerner Autor, zum wiederholten Male in der Stadt auf, der er in seinem vor wenigen Monaten erschienenen Gedichtband ‹Südwestwärts 1 & 2› ein Denkmal gesetzt hatte. Wer Marokko besucht, erfährt bald, dass hier das mythische und das magische Weltbild weiterleben bzw. unberührt von den Elementen der modernen Zivilisation, neben ihr, weiterexistieren; Koexistenz ist das Schlüsselwort, nicht Verwischung kultureller Unterschiede. Wie Juan Goytisolo in seinem in Tanger angesiedelten Bewusstseinsstrom-Roman ‹Reivindicación del Conde don Julián› (dt. ‹Rückforderung des Conde don Julián›) geschrieben hatte: «Die Ingredienzien alle nebeneinander, ohne sich je zu vermischen, wie geologische Schichten, die sich in Jahrhunderten ablagerten, wie Flüssigkeiten von verschiedener Dichte, die im Probierglas des Wissenschaftlers oder Gelehrten eine auf der andern schwimmen, vereint zwar, aber nicht vermischt». Damit verbindet sich mit Tanger eine für die heutige Zeit wegweisende Botschaft: Die Botschaft der möglichen friedlichen Koexistenz der Völker, Kulturen und Religionen. von Florian Vetsch tangier undead «And when the graves start yielding up the dead—Goddammit I pay rent in perpetuity for the old gash, now she rise like Christ in drag»—William S. Burroughs, ‹Interzone› In 2006, Tangier received a new central park in lieu of two graveyards: the Muslim Sidi Bu’arāqiyya and the German and European International Zone era Mendūbīya. For ten intense months the city unearthed their dead to make a rushed bid for 2012 World Exposition city. For the Grand Socco (Place du 9 Avril) to be more welcoming, fires burned incessantly for weeks at a time, casting an ashen cloud over the city and clearing a dense jungle of vegetation. Then bulldozers arrived to make way for wider roads and tore down the 10 ft. walls, sometimes also known as «cache-miseres», hiding abandoned lots. Dust that seemed to have coated signs since the International Zone started to dislodge. The city replaced unruly native plants with a sleek lawn and red geraniums, the bland official flower symbolizing flag, state and monarchy. Between incineration and excavation, the elaborately tiled, low Muslim graves and the grandiose European sepulchers, final resting places for International Zone residents and an all but forgotten German population before that, appeared for a brief window of time before disappearing definitively; the central graveyard’s ghosts, however, do not. The impenetrable cemetery had in fact been home for a significant population of vagrants, migrants and misfits since at least the 1950s. Glue sniffers, alcoholics and the down-and-out sleep on graves alongside the city’s large stray dog population. Winding paths between gravestones were strewn with Pastis bottles and boxes of Don Garcia Tinto. Many of the cemetery’s living residents come to Tangier either from Sub-Saharan Africa hoping to cross to Spain or on the coattails of urban migration in the search for the new economic policies promise of employment. Simultaneously, unregulated building, often funded by drug money, has created rapid urban sprawl and subsumed many of the villages surrounding Tangier, displacing their residents. The latest, most ambitious economic plan includes the Tangier Exportation Free Zone and mega ports Tanger-Med I and II, late capitalism’s version of the International Zone in which goods rather than people are deregulated. When the writer Mohammed Choukri first came to Tangier during the first wave of urban migration in the 1950s, he describes sleeping in the Bū’arāqīya Cemetery in someone’s well-tended family plot. In ‹For Bread Alone›, translated by Paul Bowles, Choukri finds solace in the cemetery after his first time prostituting himself to a Spanish man. I was approaching the entrance of the cemetery, and it occurred to me that a graveyard is the only place you can go into at any hour of the day or night, without having to ask permission […] What does it mean to allow a man sixty or seventy years old to suck on me and then give me fifty pesetas? […] there was no safer place than the cemetery. I think the human race respects its members more when they are dead than when they are alive. As a country boy with no education, Choukri is on the lowest rung in the social and economic ladder and barely manages to eke out a living – « photograph a piece of bread» in local parlance. After teaching himself classical Arabic, he transitions to writing stories about his struggles in hard and morbid times. One clear spring day in 2006 during the development, passing by the destruction zone, I was approached by a man with his hand in a black plastic bag. No sooner had he started, «Would you like to buy an antique…» had he pulled out a yellowed and chalky femur bone: «German?», he finished gleefully. For that month in May, the new base economy focused on looting the graves. Many people watched from higher ground, lingering for hours to watch the official and unofficial pillaging of neglected tombs. Some peered inside, dreaming up biographies for the people once buried there and futures for the spirits now freed. The demolition happened so quickly that both the Muslim families with relatives in the graveyard and foreign attachés with an interest in the cultural heritage hustled to demand their relatives’ bodies moved and to save a few graves as monuments. As early as 2003, according to a city map from the urban planning office, the entire zone of the cemeteries was redesignated an «espace vert» – a public park, literally «green space». The rezoning law makes use of a regulation that determines the number of years after which a skeleton may be exhumed, which in Morocco is 40 years after burial. The Mendūbīya gardens includes all the prime real estate between Zankat Hassan I and the Grand Socco and from rue d’Italie (what was before by some maps rue de Telegraph Anglais and then Calle Josafat) roughly halfway to rue de la Hollande. In 2006, the city razed a Jewish cemetery near Casa Barata, a large shopping area that needed to expand. The Jewish Cemetery with a prime view of the Mediterranean Ocean across from the American Steps has also been endangered, and the tiny remaining Jewish population has been fighting to make sure it remains. A pet cemetery was similarly demolished to make way for the coastal road that carries summer visitors directly from the port of Tangier to the Atlantic coast resorts. On April 12, 2013, five years after the transformations, Tanja24.com published an article entitled: «Absence of Light Transforms Gardens into a Space for Vice.» The article proclaims that the lack of lighting has caused a panoply of immoral proceedings and armed robberies in the garden and that «the ghosts of these events pursue the neighborhood residents and the citizens of Tangier». Achamal Press wrote an article called «The Mendūbīya Gardens Has Become a Haven for Perverts and a Theater for Armed Robberies» and Maghress.com writes, «Bū’arāqīya Cemetery in Tangier… Brothel for the Homeless and Trashheap for Residents». Indeed whether a cemetery, park or wasteland, the tract of land has always served as a theater that persists in making visible the invisible underbelly of Tan- gier. In 2000, the American School of Tangier held their annual theatrical production in the cemetery by the Mendūbīya Amphitheater. The actors in ‹The Tempest› jumped through bushes and carried torches around nonactors, sleeping bums and alcoholics, as Prospero recited his generous assessment of his conspirators’ material aspirations: «These our actors /As I foretold you, were all spirits and / Are melted into air, into thin air / And, like the baseless fabric of this vision / The cloudcapp›d towers, the gorgeous palaces / The solemn temples, the great globe itself / Yea, all which it inherit, shall dissolve.» The lines rhyme with Marx’s warning that «All that is solid melts into air, all that is holy is profaned.» Unsurprisingly, then, the new, hard-won officepark style lawn isn’t sacred either. One section that is now park, just to the east of the Mendūbīya Historical Administrative zone, is officially designated as a parking area and commercial center. On October 14th of this year, an article that has disappeared three days after its publication, proclaimed that a new building had been erected within the limits of the green space. The Association for the Protection of the Rights of Consumers in Tangier released a statement still available on their website (rabitatanger.com) about the exploitation of the public land. Corruption often goes hand-in-hand with such violent, rapid urban renewal projects. What happens if Tangier loses its microcosmic grand Mediterranean and international history and its public space as theater all at once, especially when they are one in the same? When the Wilaya, or City Hall, started work on the Muslim side of the graveyard, Khadija Biari, the landscaping engineer for the City of Tangier said, «there was a scandal. People from the neighborhood were shocked.» Biari is a petite woman with tight, curly, brown-gray hair. She is dressed in a black and white pin-striped pants suit and stands so straight it looks like she was carved from one solid piece of granite. When she originally came from Rabat, she thought she would fix up the Palais de Marshan and leave but with «les grands changements», she has been in Tangier for 7 years. The idea for public work comes directly from the King to the Wali, the King-appointed governor, who at this time was Mohammad Hisād. He came to Tangier fresh from victories renovating Marrakech for tourism. The final product isn’t always what the King has in mind. Earlier in 2006, the Grand Socco received a new grandiose fountain at its center, but when the King drove by in his black, waxed convertible, he decided it wasn’t large enough and had it razed. The old architect was fired. The process recommenced twice before the installation of the gray-marble, disproportionate fountain that survives today. «There is no meeting with the public required, but in this case it was unavoidable», Biari relayed about the cemetery project in an interview. «Though all of the graves are more than 40 years old, people wouldn’t accept the plans to tear up the bodies. We ended up having to consult with neighborhood NGOs, because they acted as voices of the people. We never stopped the construction, but we tried to solve problems right on the spot.» She named two leading NGOs as chief negotiators, Fondation Boughass (le detroit) and Fondation Tanger Medina. One thing they were able to negotiate was the preservation of a handful of graves that were known by historians to be «shorfa», or descendants of the prophet, family names such as Bakhali and Boun’aich. There are projects that maintain a park and cemetery simultaneously. Mount Auburn Cemetery, Cambridge, Massachusetts, in the United States in 1831, is the model for this kind of park. Though nowhere near to the same extent as in a place like Mt. Auburn, Biari said the finished product could be a quiet meditative place where the living co-exist with the dead. Biari’s own grandmother was buried in 1957 in the section behind the mosque and was moved during construction. However, many of the International Zone characters, far from saints, had no advocates. No longer connected to the society at large, with no remaining family members to visit the graves, perhaps the International Zone had become like a gangrened limb that needed to be cut off to make room for the era of Globalization. Tangier’s palimpsestic architecture bears witness to its multivalent past and can be heard uttered by official and the city’s notorious «fake» tour guides alike. If the Phoenician had not left tombs dating from the 5th century B.C. carved into a rock face, the Phoenician era would be forgotten. Instead, it is a salient fact of daily life. Likewise the Portuguese wall erected in the 1400s remains a legacy of the Portuguese colonial period in Tangier among so many in Tangier’s past, is a visible remnant. It was just this kind of thinking that sent Hans Tischleder, director of the Association germano-marocaine du nord into the mud and unearthly rotten smell in 1992 and again in 1995. He was looking for German tombstones in the overgrown land that would prove the German presence. Hans tends to throw people off due to his traditionally inspired attire, as well as his stature and long white hair. He wears what amounts to a djelleba but without the hood, a gandora but shorter, and with the pants of a khasaba, which he specially designed with his Moroccan tailor. Among the rubble, he found lone broken angel wings and crosses planted in the ground upside down. There were large house-like tombs, crypts, mausoleums. Obelisks and crosses, angel and wreathes recalled monuments like that in Place de la Concorde, or the well-known Roman relic «Diosa Vesta», a marble statue of a woman more than 2 meters tall discovered in the Grand Socco. He was using as a map and guide, a manuscript written in 1964 by the headmaster at the German school that existed briefly between 1909 and 1914. Mr. Lotthammer’s book, which will be published next year, starts out with an attempt at regaining lost information about those under the weight of marble, similar, but unfortunately less thoroughly than ‹A Foreign Field›, which is an amusing and informative book of gossip about the protestant St. Andrew’s Cemetery. The German graves were gathered and moved under the shade of some of the original palm trees. Now healthy and majestic, the paths designed for the cemetery were planned first and foremost around the existing palms. Some of the other older trees were to be done away with, until similar complaints arose from the public and spared them. While hand-choosing the graves, Mr. Tischleder noticed some other notable figures of Tanger and equally managed to protect them as historical monuments, a slight way down the hill from the large marble tablets commemorating Sultan Mohamed V’s famous speech, April 9, 1947. The new monuments were inaugurated July 16, 2007. Prior to 1914, the Mendūbīya was the German Legation, known as «Kaiserhaus» and the cemetery was exclusively German. Wilhelm I had purchased it from the Swedes during a landgrab around 1876. When the Germans were banished from the International Zone during WWI a dahir subsequently allowed the Sultan to confiscate and liquidate their properties in 1920 and 1922, and the land defaulted to the Sultan Abdellaziz. Other Europeans were buried there between 1920 and 1950. From an account by Elisa Chimenti in the 1950s, was just starting to be covered over with thorned plants and cracked irreversibly. At that time she wrote advising the cemetery be cleaned lest we forget the people and stories within forever. In the late ‘70s, the city widened present-day rue d’Italie. The Service d’Hygiene brought about 50 grave stones of the rue d’Italie to the Catholic Cemetery in the neighborhood called California and fit them into a grid of apartment-like tomb complexes. In the fashion of outsiders huddling together, all bodies regardless of religious affiliation ended up there. To find someone, one must refer to a dusty old set of drawers like a card catalogue at a library or a museum. The guardian doesn’t read roman letters and the cards follow no alphabetical order. The tombs spared include that of the mother of Perdicarus, the Greek-American shipping magnate. In a great story of a typical Tangerine diplomatic intrigue, Perdicaris was kidnapped by the rebel Raisuli, and later, after a handsome ransom had been promised for him, wrote a letter later published in ‹The New York Times› calling Raisuli a gentleman and defending Raisuli’s cause. His house also stands in dilapidation in the Rmilet forest. His tomb where he was buried with his mother stood in the graveyard, but the plaques were stolen during construction. His mother’s plaque read: «To Margaret, widow of C.A. Perdicaris, who «fell asleep» on the 22nd of June 1885, honored and beloved by all who knew her. A devoted wife, who was more to her son than words can express. Beyond the shadow of the tomb effulgent radiance illuminated her vision. Erected by her son Ion Perdicaris.» Other tombs turned monuments include Paul Schmucker, the head of the German post office which was located in the Petit Socco where Café Fuentes is today; Doctor Cenarro, a Spanish physician who opened the first Center for Hygiene in Tangier, a model that became a full hospital in Tangier and Tetouan that both remain open today, and whose name was also given to the street leading to St. Andrew’s. Otto Wilhelm Tietjen was the Chancellor of the German Ministerial Residence. Emma Herdman, eldest daughter of James Herdman is buried with the memory of her devoted labour in Morocco, as an hon. missionary of the North African Mission. A biography was written about her based on her unpublished letters. In it she has the insight, «A spontaneous native ministry gives no offense and draws, while anything foreign repels.» Accounts tell of her work in Fez and witnessing rebel battles with the Sultan. One unassuming grave is that of Mr. Eduard Haessner, who was the victim of an unsolved murder in 1896 at the age of 45. He was infamous for having negotiated the move of the Moroccan mint from France to Berlin behind the backs of the French, which might have made him a target for a vengeful bullet. Thomas William Reid Esq., «who died on board ship in Tangier bay on his passage home», is accompanied to the afterworld by cautionary Psalm XXII: «Trouble is near for there is no one to help». As Michel Foucault said of Western civilization’s regard for its cemeteries in his 1967 lecture ‹Of Other Spaces, Heterotopias›: «…from the moment when people are no longer sure that they have a soul or that the body will regain life, it is perhaps necessary to give much more attention to the dead body, which is ultimately the only trace of our existence in the world and in language.» In Tangier, there are plenty of people who still believe in the soul. A fertile emplacement, embodiment and environment for that renewal or reanimation is not any less important. Perhaps it is even more so. As the writer William S. Burroughs, the infamously lecherous vagrant and conceivable refugee from corporate America, wrote on the eve of Moroccan Independence in 1954: Live and let live is impossible. If you let live, they will kill you by creating an environment in which you have no place and will die out. The present psychic environment is increasingly difficult for me to endure, but there is still leeway, slack that could be taken up at any time. Safety lies in exterminating the type that produces the environment in which you cannot live. So I will die soon—why bother? Some form of transmigration seems to me probable. I am now, therefore I always was and always will be. Burroughs’ reference to «live and let live» recalls neoliberal capitalism, spreading with Coca-Cola to countries embracing nationalism and free market systems as alternatives to colonialism. The spirit of co-ownership and co-habitation must be constantly negotiated and redefined, but sharing a common history and environment, one that remains staunchly in sight, makes it easier to orient towards a common, equally ephemeral and vulnerable future. by Simona Schneider der Titan von tanger Tanger – Wird die Begegnung mit Paul, wie ihn hier alle ganz familiär nennen, so sein, wie alle hier in Tanger sagen – alle, die ihn vergöttern, und auch die Handvoll, die ihn nicht ausstehen kann? Wird der Titan von Tanger, 88 Jahre alt, in seinem verdunkelten Zimmer auf dem Bett liegen, nachmittags den ockerfarbenen Morgenmantel tragen, pünktlich den 5-Uhr-Tee mit einem Strohhalm aufsaugen und ohne Unterlaß kiffen? «Sie müssen Paul unbedingt besuchen», rät bei unserem Besuch 1999 Mohamed Choukri, dessen Bekanntschaft alleine schon ein Reise nach Tanger wert ist. Choukri, krauses Haar und dicker Oberlippenbart, gilt als einer der wichtigsten arabischen Schriftsteller der Gegenwart. Mittags um zwölf sitzt er fast täglich nahe dem Place de France im Café Pilo, trinkt sein Kreativbier und entgrätet nebenbei mit den Fingern frittierte Sardellen. Früher war Choukri um diese Zeit schon so betrunken oder zugekifft, daß er kaum mehr ansprechbar war. Aber mit 60 kennt er nun schon Maß und Ziel. Choukris Bücher stehen zum Teil auf dem Index, hier in Marokko und in fast allen islamischen Ländern. Militante Moslems haben ihn ganz oben auf ihre schwarze Todesliste gesetzt. Choukri erzählt – wenn man ihn ausfragt, sonst schweigt er einen an – nicht anders als in seinen Büchern: Kurze Sätze, klare Worte eines bescheidenen Mannes, der sich als Teenagerganove durchschlug, mit 15 schon fast jede Nutte in Tanger beschlafen hatte und erst mit 21 lesen und schreiben lernte. «Tanger hat nichts Eigenes. Es lebt nur vom Blut der anderen, von der Inspiration der Fremden», sagt er ohne Pathos, ganz allgemein. Jugenderinnerungen formuliert er beiläufig: «Ich konnte damals aus den Mülleimern der Ausländer gut essen.» Choukri also, der die Wohnung mit einem Eichhörnchen teilt, schätzt Pauls Arbeit hoch, aber privat mag er ihn nicht mehr leiden. Doch das wird er erst viel später preisgeben, wenn abermals die Rede auf die Legende der Weltliteratur, den existentialistischen Kultschriftsteller Paul Bowles kommt, zum Denkmal geworden durch seinen von Bernardo Bertolucci (‹Der letzte Kaiser›) verfilmten Bestseller ‹Himmel über der Wüste›. Die Geschichte handelt, 1940 in Tanger geschrieben, von Port (John Malkovich) und seiner Frau Kit (Debra Winger), ein amerikanisches Aussteigerpärchen, das der Zivilisation überdrüßig mit Champagner im Koffer durch die Sahara reist. Die Suche nach dem Thrill des Orients endet furchtbar: Port stirbt im Typhus-Delirium; Kit wird von Beduinen vergewaltigt und verfällt dem Wahnsinn. Das Buch sei auch eine Parabel auf Tanger, sagen viele, die auch meinen: Paul ist Tanger, Tanger ist Paul. Paul bleibt vorerst unauffindbar, ein Phantom. Wer weiß, ob er sich nicht schon totgekifft hat, und keiner hat’s gemerkt. Egal, Tanger, Afrikas Schwelle nach Europa, harrt der Entdeckung. 14 Kilometer, gerade zwei Stunden braucht man mit der Fähre über die Straße von Gibraltar bis zur spanischen Küste. Das moderne Tanger ist unansehnlich. In Bestlagen stehen die als «KifSilos» bezeichneten Hochhäuser leer. Auf karg-grüne Wiesen gebaut, mit Gras finanziert. Flair entfaltet das neue Tanger nur zwischen fünf und neun am Abend, wenn man in den Straßencafés entlang des Boulevard Pasteur sitzt, bei Café au lait Müßiggang zelebiert und beiläufig den hübschen Marokkanerinnen hinterhersieht. Das Herz der Stadt aber bildet die Medina, der Petit Socco, ein orientalischer Souk mit verwinkelten steilstufigen Gassen. Geschäft an Geschäft, Werkstätten, Gold- und Silberläden, kleine Cafés, ab dem Nachmittag ein arges Menschengeschiebe. Wer nur durch den malerischen Petit Socco hetzt, der sieht zwischen verschleierten Frauen und Männern in langen Kaftanen nichts außer Teppich-, Lebensmittel- und Postkartengeschäften, fragt sich vielleicht, wer all die feilgebotenen Blechtöpfe und bunten Plastikeimer kaufen soll, deren Menge den Grundbedarf ganz Afrikas an Haushaltsgeräten decken könnte. Erst mit viel Zeit und Ruhe und neugierigen Augen beginnt man hinter die Fassade zu sehen. In Cafés wechseln kleine Päckchen und größere Banknoten im Handumdrehen den Besitzer. Viele Läden sind nicht mehr als Camouflage. Die zivile Polizei fischt regelmäßig, Knüppel aus dem Sack, soviele Leute ab, wie in einen Mannschaftswagen passen. Irgendein Gauner ist garantiert immer dabei. Der Rest sitzt mit blutigen Nasen ein paar Stunden später wieder im Socco. Bis zum nächsten Gauner und Gendarm. Im Socco nistete sich einst Barbara Hutton ein, die Woolworth-Erbin, das «little poor rich girl». Daß eine der reichsten und unglücklichsten Frauen der Welt diese Nachbarschaft suchte, um umgeben von Armut in einem mondänen Goldkäfig zu leben – im Socco vergißt man sie nicht, die Barbara und ihre glamourösen Feste, für die der arme Socco, der schmuddelige Socco die folkloristische Kulisse abgab. Tanger, der Mythos. Ihren Ruf verdankt die 280 00-Einwohner-Stadt dem internationalen Status, den sie von 1923 bis bis zur Angliederung an das Königreich Marokko im Jahr 1956 hatte. Tanger war Freihafen. «Es herrschte pure Anarchie», erinnert sich Madame Rachel Muyal. Sie führt seit 42 Jahren die Buchhandlung «Librairie des Colonnes», in der Truman Capote, Tennessee Williams, Taher Ben Jalloun, Choukri, Bowles und wie all die Tanger-Literaten hießen und heißen, lasen. Drogen, Sex, krumme Geschäfte. Europas und Amerikas freakige Intellektuelle, Schickis, Hippies und Aussteiger (auch die mit Champagner im Koffer), Abenteurer und Glücksritter strömen noch immer nach Tanger. Auf den Spuren der großen Freiheit, der großen Deals, auf den Spuren großer Namen. Tanger, die Stadt der Erinnerung. Rick’s Bar befand sich einst im El Minzah, heute ein im maurischen Stil auf nostalgisch renoviertes Hotel nahe dem Petit Socco. Warum der Film mit Humphrey Bogart ausgerechnet nach Casablanca, Marokkos Kapitale der Tristesse, benannt wurde, das weiß auch der 95jährige hagere Mr. Gordon nicht, der im Minzah regelmäßig am Tresen steht. Er ist der letzte lebende Mitbegründer des CIA. Der Maler Henri Matisse durchlief in Tanger seine blaue Phase, nicht nur künstlerisch. James Bond erwählte für ‹ The Living Daylight› das Phanasie-Palais Mandoub, das die Medina krönt, als Kulisse. In dem Palast aus tausend und mehr Nächten, feierte der Mulitmilliardär Malcolm Forbes seine pompösen arabischen Nächte. Elizabeth Taylor honeymoonte hier mit ihrem seinerzeit frisch angetrauten Handwerker Larry Fortensky. Stones-Gitarrist Brian Jones ließ sich in Jajouka, ein Dorf außerhalb Tangers – wie lange davor schon Duke Ellington und Dizzy Gillespie – von den GnaouaKlängen der Sufis musikalisch inspirieren. ‹Pipes of Pan› hieß das Album. Die Marrokaner revanchierten sich bei dem Rolling Stone mit einem marokkanischen Song: ‹Brahim Jones, Jajouka very stoned›. «Tanger, die Stadt der Lumpen», fluchte der Schriftsteller Truman Capote, der wie Tennessee Williams und William S. Burrroughs selten unbekifft anzutreffen war. Burroughs, der Prophet der Beat-Generation, hat nie aufgehört zu behaupten, er wisse überhaupt nicht, wie sein Kultbuch ‹The naked lunch› in Tanger entstanden sei. Immer wieder beginnen oder enden Geschichten in Tanger mit Kif, das aus den nur 100 Kilometer entferten Rif-Bergen stammt. Dort liegen die großen Hanfplantagen, die die Europäische Union nun mit viel Subventionen in Kartoffelacker umwandeln lassen will. Doch die Hanfbauern denken gar nicht daran. Zu gut laufen die großen Deals und auch die kleinen. Einkaufen beim Erzeuger. Was deutschen Winzern recht ist, ist den Kif-Bauern aus dem Rif-Gebirge nur billig. EU-Kartoffeln, igitt! Tanger, die Laszive. Für so gut wie jeden Marokkaner, der nicht aus Tanger stammt, ist die Stadt der Inbegriff des Sündenfalls, korrupt, verrucht, verdorben, verhurt – und verdächtig, weil man hier ganz kosmopolitisch außer Französisch, der offiziellen Zweitsprache Marokkos, auch noch Englisch und Spanisch spricht. Schwule finden in Tanger mühelos ihre Liebhaber, in Straßencafés oder im Miami Beach Club. Lesben müssen vorsichtiger sein. Homosexualität ist im Islam verboten. Für Frauen ist sie selbst im liberalen Tanger ein bißchen verbotener als für Männer. Wenn überall sonst in Marokko, in Fez, in Rabat oder in Casablanca, gegen zehn das Leben in Tiefschlaf fällt, dann ist in Tanger erst einmal Schichtwechsel. Die Gassen im Petit Socco leeren sich. Wer jetzt noch mit Blick aufs Meer, im Café Hafa sitzt und die letzen Kringel des Joints in die laue Nachtluft bläst, der ist bald mit sich und dem Kellner allein. Die Nacht gehört den vagabondes und den frangines, ein arabisch-französiches Wort, übersetzt «die Freiheitlichen». Auch bonnes soeurs werden die frangines genannt, die guten Schwestern, die weiblichen Opfer der maroden marokkanischen Wirtschaft: Gelegenheitsprostituierte sind sie, oft geschiedene Frauen mit Kindern. Im «Les Grottes», im «Koutoubia Palace» und im «Flandria Palace», drei After-Midnight-Diskos mit erträglichen marokkanischer Livebands, manchmal Bauchtanz, trifft man sie. Die Regeln der guten Schwestern sind eisern. Wenn der Aspirant nicht gefällt, dann blitzt er ab. Wer prima ankommt, zahlt nur die Getränke plus freiwilige Morgengabe – und vom reichlich vorhandenen mittelmäßigen Männermaterial dazwischen leben die bonnes soeurs. 12 Uhr mittags. Mohamed Choukri sitzt im Café Pilo, trinkt Bier, Marke Flag. Schreiben Sie gerade an einem Buch? «Ja, es wird ‹Paul Bowles und die Einsamkeit Tangers› heißen.» Man sagt, Sie mögen Bowles nicht; er hat Sie doch entdeckt und berühmt gemacht? «Bowles ist ein Dieb. Er hat sich für meine ersten übersetzten Bücher das Copyright unter den Nagel gerissen. Ich sehe davon keinen Sou. Taher Ben Jalloun hat dasselbe in Frankreich getan.» Warum verklagen Sie Bowles dann nicht? «Er ist ein alter Herr. Grüßen Sie ihn.» Das Haus, ein wenig einladender Betonbau, liegt am Rande der Innenstadt. Der Lift funktioniert nicht. Über ein dunkles Treppenhaus erreicht man die vierte Etage. Auf dem kleinen Messingschild an der Tür steht nur der Nachname: Bowles. Ein schnauzbärtiger Marokkaner, der Chauffeur, öffnet. Die Wohnung ist düster. Auf dem Boden, auf dem Sofa, auf den Tischen und in überquellenden Regalen stapeln sich Zeitungen, Zeitschriften und Bücher in Spanisch, Arabisch, Französisch und Englisch. Es riecht nach Kif, und es ist fünf Uhr. Wie Spitzwegs armer Poet liegt Paul Bowles, ein hagerer Eremit mit weicher Stimme, in seiner Matratzengruft, schlürft den Tee mit dem Strohhalm, zieht am KifPfeifchen. Er trommelt kraftvoll und rhythmisch mit den Fingern auf dem Teetablett, streicht sein fahles Haar glatt und hört zu – oder tut jedenfalls so. David und Valeria aus München – er Brite, sie Argentinierin – heißen die unangemeldeten Besucher dieses Nachmittags. Valeria ist schwanger, David noch leicht unglücklich über die ungeplante Familienerweiterung; und als letzte Reise, ehe sie für Jahre an ihr Kind gebunden sein werden, wollten die beiden Paul treffen, der so viel wisse über das Leben. Aber darüber hat er alles schon geschrieben; er zitiert sich nicht gerne selbst. Beichtvater oder Pro-Familia-Berater sind nicht seine Rollen. Lieber erzählt er eine kleine Geschichte: Wie er in den 30er Jahren auf einem Frachter, der ein Rhinoceros von Rangun nach Oslo brachte, mitreiste und wegen eines Streikes der Mannschaft das Rhinoceros, das an der Hitze zu sterben drohte, ständig mit Wasser abduschte, bis die Mannschaft den Streik beendete und sich wieder des Nashorns annahm. «Freuen Sie sich», sagt er mit einer Spur von Grinsen auf dem Gesicht zu dem Pärchen, «Sie müssen kein Rhinoceros großziehen». David und Valeria verstehen die leise Ironie des alten Mannes nicht. « Dürfen wir Ihnen schreiben, Paul?», fragen sie, bevor Bowles die Audienz höflich beendet. Aber ja, sagt er, manchmal komme die Post sogar an, die man ihm schicke. Bowles greift zu einem kitschig blaugeblümten Blechetui, holt einen der dünnen, gleichmäßig gedrehten Joints heraus. «Die Leute fragen mich immer, warum ich in Tanger bin. Ich weiß es nicht. Es waren immer die Umstände, die meinen Weg bestimmten. Ich hatte nie Pläne. Tanger ist reizvoll. Es ist durch und durch korrupt.» Er macht eine Pause, zieht am Strohhalm und schiebt sich ein «Peanuts Butter Cookie» in den Mund. «Eigentlich sollte ich unangemeldete Besucher abweisen, da ich nicht mehr zum Nachdenken komme. Aber sie fahren weit, um mich zu sehen. Nun, mit Kif läßt sich das Leben ertragen.» Bowles raucht Kif meistens pur. Tabak hat ihm sein Arzt vor über 15 Jahren eigentlich verboten. Bowles greift zu einem Katalog: «Ford Mustang 1966». Für sein silbergraues Cabrio mit weißen Ledersitzen, über 100 000 Meilen auf dem Tacho, müsse er Ersatzteile beschaffen. Zwar saufe der Mustang zu viel Benzin. «Aber dieses herrliche blubb-blubb des Motors hat eben seinen Preis.» Mit Autos hat er kein Glück. Bowles’ Jaguar, Baujahr 1949, sei ihm gestohlen worden, und in gutem Glauben habe ihn Marokkos größter Sammler, König Hassan gekauft – ziemlich schwierig, den Jaguar zurückzuverlangen. Was für ein Gefühl mag es sein, Fremde zu empfangen, die einen noch sehen wollen, ehe man stirbt? « Paul», sagt ein Freund, «macht sich einen Jux daraus». Interviewer, die ihm große Antworten des Existentialismus abringen wollen, die ihn nach seinen homoerotischen Neigungen, nach seiner 1973 verstorbenen bisexuellen Frau Jane fragen, die verhöhnt er elegant mit knappen oder schrägen Antworten. Philosophierende Frager und fanatische Leser nimmt er, der Freund von Sartre und Genet, selten ernst. Nur vor kurzem, da habe er auf eine blöde Frage die absolut ehrliche Antwort gegeben. Ob Tanger sterbe, wenn er, Paul, dereinst nicht mehr sei, wollte ein französischer Reporter wissen. Bowles überlegte nicht lange. «Es wird eine große Beerdigung geben, und später werden die Leute an mein Grab in Tanger pilgern, so wie sie jetzt zu mir in die Wohnung kommen». Der alte Mann lächelt schelmisch, freut sich über die angemessen aufrichtige Replik, zieht an seinem Joint und verabschiedet mit mühsam geöffneten Augen den Besucher: «Meinen Sie, ich finde in Deutschland Ersatzteile für meinen Mustang?» von Michel Rauch CinÉMA THÈQUE Yto Barrada und Bouchra Khalili im Gespräch mit Omar Berrada über die Cinémathèque de Tanger Eine Wahnsinnsidee Bouchra Khalili — Alles hat mit dem Gebäude angefangen, mit seiner Schönheit und Lage, seiner Geschichte und der Notwendigkeit es zu restaurieren und vor dem Verfall zu bewahren. Nur zu welchem Zweck? Schon die bloße Erwähnung des Wortes «Cinémathèque» hatte heftigste Diskussionen ausgelöst. War das nicht viel zu prätentiös? Kann die Stadt so etwas überhaupt gebrauchen? Zumal es ja in Rabat das nationale Filmtheater mit seiner märchenhaften Sammlung marokkanischer Filme gibt. Aber von hier nach Rabat sind es drei Autostunden... Die Erinnerung an Henri Langlois’ Beispiel war entscheidend: Die Cinémathèque Française hatte in Langlois’ Appartement begonnen, sogar in der Badewanne hatte er die Filmrollen gelagert. Wir fragten uns also, wie wir uns diese Methode heimwerkermäßiger Schmuggelei zu eigen machen und sie dabei vollständig auf unserem Territorium verankern könnten. Auf dem außergewöhnlichen Flohmarkt Casa Barata realisierten wir dann, dass wir schon dabei waren, eine Cinémathèque zu begründen. Wir haben Super-8-Filmrollen, die älter waren als wir selbst, wortwörtlich von der Erde aufgelesen und dabei von den Schätzen geträumt, die in ihnen geborgen sein könnten. Von da an stöberten wir weiter, im Sperrmüll und auf Dachböden, nach Teilen einer Geschichte aus Familienfilmen und anonymen Archiven, auch aus der Kolonialzeit, die uns nie gezeigt worden und darum unbekannt war. Eine Sammlung zu begründen, das hieße also auch, unser kollektives Familienalbum wiederherzustellen. Yto Barrada — Wir imaginierten einen Ort, der ein Hafen sein sollte, so wie Tanger. Einen Ort, an dem die Filmgeschichte mit all ihren Genres, ihrer Geografie und den Bewegungen, die sie durchkreuzt haben, anlegen könnte. Und der in seinem Herzen eine Sammlung beheimaten würde. Aber um der Öffentlichkeit in Tanger ein anderes, von der Hegemonie kommerzieller Filme und ihrer Dominanz in den marokkanischen Kinos befreites Programm anbieten zu können, mussten wir das gesamte Dispositiv neu erfinden. Die Stärke des HollywoodSystems hat damit zu tun, dass es den Kinobetreibern und Filmverleihern das Leben leicht macht. Alles wird schlüsselfertig abgeliefert: Ein Film passiert mit 50 Kopien die Grenze und geht mit allen dazugehörigen Werbematerialien, Postern, Fotos und Trailern, in einem Rutsch durch die Zensur, bereit für seine Konsumation. Andere Distributionsformen existierten in Marokko nicht. Der Zugang zu den Filmen war eine echte Herausforderung. Gemeinsam mit den drei lokalen Filmverleihern (und vielen Filmen, die gar keinen Verleih haben) entwickelten wir zunächst neue Vertriebswege, um die Filme, die wir zeigen wollten, in unser Kino zu bekommen und sie selbst bewerben zu können. Die Beamten in der Zensurbehörde waren es gewohnt, im Verlauf eines Jahres eine handvoll Filme zu genehmigen, die gleichzeitig in vielen Kinos zu sehen sind; wir verlangten von ihnen, sich jedes Jahr hunderte unveröffentlichter Filme anzusehen. Ein historischer Ort Bouchra Khalili — Als ich das «Rif» im Jahr 2003 zum ersten Mal sah, ähnelte es den alten Kinos meiner Heimatstadt Casablanca: Ein Hospiz für schlechte indische Filme am Ende ihrer kommerziellen Auswertung, eine zwielichtige Lokalität, in die ein Teil der Zuschauerschaft eher nicht der Filme wegen geht. Seine glorreichen Zeiten hatte das «Rif» in den Siebzigern gesehen. Damals gab es zu den Premieren neuer indischer Filme des häufigeren Tumulte, und die Schließer hatten sich mit Stöcken den Fans von Shashi Kapoor und anderer zu erwehren. Yto Barrada — Als der Pachtvertrag für das «Rif» zum Verkauf angeboten wurde, hat das Projekt und mit ihm ein zehnjähriges Abenteuer dann wirklich begonnen. Das 1938 eröffnete «Cinéma Rif» war wie das «Vox», das «Lux», das «Capitol» oder das «Alcázar» eines jener alten Kinos, das sich mit der Einwohnerschaft der Stadt wandelte, bis es von ihr trotz seiner eigentlich reizenden Atmosphäre verlassenen wurde. Zum Zeitpunkt unserer Übernahme war es ein marginaler Ort in einem umso zentraleren Stadtzentrum geworden. 600 leere Plätze – wenn man von jenen vor sich hinqualmenden und während der Projektion völlig heruntergespielter Kopien zweisprachig untertitelter Bollywoodfilme unruhig reinund rausgehenden Männergrüppchen einmal absieht. Der Kontext Yto Barrada — Im nationalen Zusammenhang entstand damals in der Filmszene eine neue Dynamik, entfacht durch die Wertschätzung der Kritik für bestimmte Filme, große Publikumserfolge einheimischer Produktionen, die Filmförderung und nicht zuletzt durch Festivals, die in allen großen Städten am Entstehen waren. Wobei das touristische, also ökonomische Interesse an einem Festival wie Marrakesch, das zu einer jährlichen Großveranstaltung geworden ist, ausser Frage steht. Die ganze Welt weiss heute, dass es nicht mehr genügt, lediglich Filme zu zeigen. Überall werden die Kinos von den «HeimKinos» bedroht. Eine Lösungsmöglichkeit besteht daher darin, das Kino in ein Reiseziel, einen Ausgehort, eine Begegnungsstätte zu verwandeln, etwas zu bieten also, das zu Hause nicht zu haben ist: Ein Café, eine Bibliothek, Atelierräume, Diskussionen mit Cinéasten. Wichtige Bestandteile unseres Programms und unserer Aktivitäten sind die Filmvermittlung für das jüngere Publikum und die gemeinsam mit WissenschaftlerInnen durchgeführte Organisation regelmäßiger Seminare, die sich an alle, Amateure wie professionelle Cinéasten, richten. Bouchra Khalili — Ein Augenblick historischen Wandels und zugleich eine paradoxale Situation. Das marokkanische Kino erneuerte sich dank junger FilmemacherInnen, von denen einige die Stärke des Dokumentarischen wiederentdeckten, während in Tanger die Schließung zahlreicher Kinos zu beobachten war. War es nicht idiotisch, an der Idee der Gründung Cinémathèque festzuhalten, wo doch die Stadt und ihre BewohnerInnen sich nicht mehr für Kino zu interessieren und die neu gebauten Multiplexe die Frage nach der Filmverwertung in Marokko zu beantworten schienen? Überdies in dem Wissen, dass zu Beginn der Nuller Jahre auch der Markt für illegale DVDs am Explodieren war? Man hat uns damals nicht ernst genommen. Wir kamen zwar nicht aus der Branche, waren aber davon überzeugt, dass die Stadt ein schönes Kino mit schönen Filmen brauchte, und außerdem ein einladendes Café. Heute ist das Café immer voll, es ist zu einem Treffpunkt der Jugend geworden. Und die Filmsammlung, so anachronistisch und elitär, wie sie am Anfang erschienen sein mag, ist genau darum ein solcher Schatz. Nur Geduld Bouchra Khalili — Da keine von uns eine professionelle Kinobetreiberin war, noch Erfahrung in dieser Domäne gesammelt hatte, umgaben wir uns mit Freundinnen und Freunden, die zugleich am Kino und an der Stadt interessiert waren. Das meiste haben wir en passant erlernen müssen, z.B. das seltsame Vokabular dieses Tätigkeitsfeldes, die Sprache der Filmverleiher, zu verstehen, was ein Rechteinhaber ist und wie man mit ihm oder ihr kommuniziert. Auch eine enorme Geduld haben wir uns im Angesicht einer des öfteren unüberwindbar erscheinenden Bürokratie angeeignet. Yto Barrada — Wir mussten uns organisieren und uns eine Strategie zurechtlegen: (1)Finanzierung (2) Renovierungsarbeiten (3) Gründung der Institution (4) Schaffung einer Öffentlichkeit (5) Nachdenken über den Fortbestand Heute sind wir in Phase (4). Wir freuen uns, das Publikum aus beinahe allen Stadtteilen hierherkommen zu sehen. Fast 600 Kinder drängeln sich jeden Sonntag zu den Vorführungen der «Laterne Magique». Das Publikum von morgen Yto Barrada — «La Laterne Magique» ist unser ganzer Stolz: Ein Ciné-Club für Kinder zwischen sechs und elf, mit zweisprachiger Moderation und einer Zeitschrift in französisch und arabisch. Das Modell wurde von einem Schweizer Verein (dt: Die Zauberlaterne, d.Ü.) entwickelt und in viele europäische Städte weitergetragen. Ihre Hilfe und Unterstützung ermöglichte es uns, den CinéClub direkt mit unserer Eröffnung zu starten. In diesem Jahr (i.e. 2011, d.Ü.) haben wir einen weiteren Ableger in Beirut gründen können, im Kino Métropolis. Wir sind mittlerweile in der vierten Saison und die «Laterne Magique» hat schon an die achthundert Abonnenten. Bouchra Khalili — Langlois hat behauptet, dass die Herstellung von Öffentlichkeit ein Jahrzehnt benötigen würde. Diese Kinder sind also zugleich unser heutiges wie unser zukünftiges Publikum. Sie werden mit den Eindrücken der in der Cinémathèque gesehenen Filme heranwachsen und weiterhin hierherkommen, weil die Kinoerfahrung von Kindheit an ein Teil des Lebens gewesen sein wird. Weil sie ein Bewusstsein davon haben werden, dass das Kino eine Geschichte hat, Geschichten erzählt, und die Geschichte begleitet. Die Sammlung Bouchra Khalili — Meine Cinéphilie ist in Paris entstanden, hat aber auch etwas mit einem Mangel zu tun. Ich kannte natürlich die marokkanischen respektive arabischen Klassiker. Der Mangel bezog sich jedoch auf Bilder unserer Geschichte. Ich habe keinerlei Filme oder Familienfotos, die weiter zurückreichen würden, als bis zur Generation meiner Eltern. Ich weiss nicht, wie meine Großmutter mit zehn ausgesehen hat. Als ich zum ersten Mal die Aufnahmen sah, die Gabriel Veyre 1930 in Marokko gedreht hat, dachte ich bei jedem Mädchen: So könnte meine Großmutter ausgesehen haben, so wie dieses Kind da. Deshalb bin ich auch sehr stolz darauf, dass diese Filme Teil unseres Archivs sind, der Großzügigkeit von Philippe Jacquier und Marion Pranal sei Dank. Aber Familienalben sind dafür gemacht, weitergegeben zu werden. Die Archivierung zeitgenössischer Dokumentar- und Experimentalfilmproduktion ermöglicht eine Art kollektiver Geschichtsschreibung, die die Geschichte in ihrer ganzen Komplexität darstellen kann. Nicht zuletzt darum geht uns auch die Kolonialgeschichte nach wie vor einiges an. Ein Haus des Kinos Bouchra Khalili — Die Cinémathèque de Tanger ist eine Filmsammlung mit zwei Kinosälen, sie ist aber auch eine Filmbibliothek, ein Schnittraum, ein Ort für Weiterbildung und für Seminare, ist ein Café... All das sind Bestandteile eines Begriffs von Cinémathèque als einer freien und kostenlosen Schule, die allen offensteht. Eine Schule ohne Lehrer und ohne Schulbuch, in der man seine eigenen Zusammenhänge herstellt. Es geht mit anderen Worten, auch wenn der Ausdruck «Cinémathèque» sehr institutionell klingen mag, um ein wildes und demokratisches Wissen, das von außerhalb der Institutionen in die Welt kommt. Außerdem ist es ein Weg, der Vereinsamung der FilmkünstlerInnen im Norden des Landes zu begegnen. Marokko ist nach wie vor zentralisiert. Die Cinémathèque für die jungen, sich am Beginn ihrer Arbeit befindenden Kreativen zu öffnen, ist für uns mit der Hoffnung verbunden, dass sie sich der Cinémathèque irgendwann bemächtigen, dass sie sie uns einmal «stehlen» werden, um daraus ihr eigenes Schmugglernest zu machen, als das Serge Daney das Kino bezeichnet hat. Was bringt das Ganze? Bouchra Khalili — Objektiv betrachtet, überhaupt nichts. Es wird nichts produziert. Und es bringt nichts ein. Anders gesagt, dient es wohl in erster Linie dazu, uns Scherereien zu machen. Aber Spaß beiseite. Ich würde sagen, dass es nicht darum geht, «irgendetwas» herzustellen, sondern darum, Sichtbarkeit zu verleihen. Das ist nicht wenig. Man nennt diejenigen, deren Beruf es ist, Filme im Kino zu zeigen, «exploitants» – Bewirtschafter, Ausbeuter. Aber wir sind weniger Bewirtschafterinnen als vielmehr «Montreusen». Léa Morin, unsere Kinoleiterin, die an der Fémis den Studiengang Filmverleih belegt hat, agiert in Tanger nicht wie eine Verleiherin. Sie tut viel mehr: Sie öffnet Fenster. Die Frage nach dem «wieso, weshalb, warum» lässt sich also mit dieser Geste des Zeigens, des Öffnens von Fenstern in andere geographische, ästhetische, historische, aber auch sozio-politische Horizonte beantworten, die von Tanger aus betrachtet weit entfernt zu sein scheinen, die in der Kinoerfahrung aber zugleich nah und gegenwärtig werden. Yto Barrada — Die Cinémathèque de Tanger ist zuallererst entstanden, um eine Lücke zu füllen und einen Stadtraum wiederzubeleben. Ein Kino nach dem anderen stellte den Betrieb ein. Es gab keine Filmschulen, kaum Cinéasten. Gerade als die Satellitenschüsseln auf den Balkonen auftauchten, schlossen sich mit der Durchsetzung des Schengen-Abkommens die europäischen Grenzen. In Tanger herrschte eine unangenehme Atmosphäre der Isolation. Uns motivierte die Rettung eines historischen Kinos, die Sorge um unsere Archive und der Wunsch, das kulturelle Leben einer Millionenstadt, in der weder ein Theater, eine Bibliothek, noch ein Konzertsaal existieren, mit einem Raum für Kultur, Kreativität und der Auseinandersetzung darüber zu bereichern. Die Cinémathèque ist aber auch durch den Willen einer KünstlerInnengruppe entstanden. Man sollte sie darum als eine künstlerische Intervention in den Stadtraum begreifen, als ein Vorhaben, das auf viele Fragen nach dem öffentlichen Raum und den Umbrüchen in Tanger, wie ich sie mit meiner Arbeit als Fotografin und Filmemacherin zu stellen versuche, Antwort gibt. ‹La Cinémathèque de Tanger – Questions fréquemment posées› ist ursprünglich und in voller Länge erschienen in dem anlässlich der Filmreihe «Tangerine Tales» (Juli bis November 2011 im La Virreina Centre de la Imatge Barcelona) herausgegebenen Band ‹Album Cinémathèque de Tanger› Aus dem Französischen von Maximilian Linz aus der asche Tanger, die Stadt an der nordwestlichsten Spitze Marokkos, wo das Mittelmeer und der Atlantik zusammenfliessen, ist die Feriendestination manch einer vermögenderen marokkanischen Familie aus dem Süden, welche die frische Meeresbrise der lähmenden Sommerhitze im Landesinnern vorzieht. Doch Tanger ist primär das Tor zu Afrika: die Stadt des Transfers von und nach Europa; allein im Sommer, der alljährlichen Stosszeit, wird mit rund 2,7 Millionen Fahrzeugen auf den Fähren gerechnet. Zur längst fälligen Linderung dieser Verkehrsplage für alle Einwohner und zur Optimierung des Handelsverkehrs entstand östlich von Tanger auf dem Weg nach Ceuta ein gigantischer neuer Hafen. Das Milliardenprojekt, das die internationalen ökologischen Standards erfüllen soll, schuf rund 140'000 neue Arbeitsplätze. Der alte Hafen von Tanger mit seiner typischen langen Mole wird künftig primär touristischen Zwecken dienen und u.a. auch einen Yachthafen für die Reichen bieten, während die Verkehrslawine zusammen mit dem Handelsverkehr auf die belastbarere neue Anlage umgewälzt wird. Im Schatten der allsommerlich anwachsenden temporären Völkerwanderung läuft in und um Tanger eine andere, die klandestine. Tanger zieht viele Menschen aus dem Süden an, die Europa erreichen wollen, denn die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla liegen nahe, und die Strasse von Gibraltar ist lediglich 14 km breit. In den letzten 10 Jahren sind ca. 8000 Menschen beim Versuch ums Leben gekommen, die Meeresstrasse illegal zu überqueren; todesmutige, verzweifelte, hoffnungsbeseelte Sans-papiers, so genannte «Harragas». Mitunter rücken die Vorfälle an der Grenze zu Melilla die katastrophalen Lebensbedingungen der oft schwarzafrikanischen Flüchtlinge, die in Camps in den Hügeln um Tanger hausen, jäh ins Rampenlicht. Doch im Stadtzentrum von Tanger zeigen sich Sans-papiers kaum. Manchmal allerdings tauchen sie am Rand der Suqs auf, um in den grossen Abfalleimern zu stochern, vor Dreck starrende Gestalten, oft unbeschuht; man erblickt durch die Stadt streifende jugendliche Klebstoff-Schnüffler, zu zweit, zu dritt, abgemagert bis auf die Knochen; oder man wird von einer heimatlosen Schwarzen mit umgegürtetem Säugling um ein paar Dirham angegangen. Auf jeden Fall ist die Dunkelziffer der Sans-papiers hoch, was dazu beiträgt, dass es schwer ist, zu sagen, wie viele Einwohner Tanger tatsächlich beherbergt; die Angaben schwanken zwischen 700'000 und einer Million. Tanger, bereits während der Weltkriege eine Hochburg für Spionage-Affären, spielt auch eine Rolle im internationalen Terrorismus. Spuren der Al-Kaida-Attentate in Madrid vom 11. März 2004, die 191 Menschen das Leben raubten, führten nach Tanger und Tetouan. Dorther stammten mehrere der am Anschlag beteiligten Personen. Doch darf man nicht vergessen, dass Marokko am 16. Mai 2003 in Casablanca selbst zum Ziel eines Al-Kaida-Anschlags, bei dem 44 Menschen vorwiegend marokkanischer Herkunft umkamen, geworden ist. Eigentlich nicht erstaunlich, denn das Land gilt als Speerspitze eines liberalen arabischen Staats und widersetzt sich hartnäckig den Übergriffen des islamistischen Fundamentalismus: König Mohammed VI, seit 1999 im Amt, im Volksmund auch «M6» oder «le roi des pauvres» genannt, ist gleichzeitig staatliches und religiöses Oberhaupt des Landes; ein kluger Schachzug zur Wahrung der Macht in einem islamischen Land. Das Regime verfolgt die Anstrengungen der Extremisten mit harter Hand. Terroristische Pläne durchkreuzt der marokkanische Geheimdienst immer wieder erfolgreich. Private Koranschulen und Moscheen wurden nach dem Anschlag in Casablanca landesweit geschlossen, um die Vermittlung des Islam staatlich zu regulieren. Der Streit um die Mohammed-Karikaturen warf in Marokko kaum Wogen. Der König pflegt gute Beziehungen zu den USA, ganz im Stil seiner alawitischen Vorfahren, die 1777 unter den ersten Regierungsvertretern weltweit die USA als Nation anerkannten. Allein in Tanger bezeugen die maghrebinische Eliteschmiede American School of Tangier, die American Legation mit ihrer umfangreichen Bibliothek und das rege besuchte American Language Center diese produktiven Beziehungen. Was die Stellung der Frau in der marokkanischen Gesellschaft betrifft, so löste die- ser Herrscher vor seiner Hochzeit mit der bürgerlichen Lalla Selma aus Fes im Jahr 2002 – der ersten Königin, deren Gesicht und Haar das Land erblicken durfte! – den königlichen Harem auf, und unter seiner Regierung wurden 2004 die Rechte der Frau mit der Moudawana, dem neuen Familienrecht, europäischen Massstäben angeglichen. Zudem herrscht heute in Marokko eine weitgehende Pressefreiheit; zensuriert wird ein Medium lediglich, wenn es das Königshaus verunglimpft, die Religion beleidigt oder die Frage der Westsahara nicht regierungskonform behandelt. Was aber nicht verhindert, dass die Islamisten, die in der Regierung einsitzen, sich immer mal wieder bemerkbar machen. Zuletzt mit der Stigmatisierung eines jugendlichen Liebespaares aus Nador, das auf Facebook ein harmloses Kussfoto veröffentlicht hatte und danach für fünf Tage ins Gefängnis wandern musste. Die Aktion löste zahlreiche solidarische marokkanische Kussfotos auf Facebook aus... Der Prozess gegen den 15-Jährigen und seine 14-jährige Freundin ist allerdings noch nicht ausgestanden; er wurde auf den 22. November vertagt. Auch die Filmzensur ist offener geworden. Das demonstrierte bereits 2005 der Film ‹MaRock› von Laila Marrakchi. In ihm bricht die 30-jährige Regisseurin religiöse und gesellschaftliche Tabus, wenn sie die Liebe zwischen einer Muslima und einem Juden schildert, auf die Drogenprobleme der Jugend und den kaschierten Umgang mit Alkohol fokussiert, die hohle Arroganz der bourgeoisen Oberschicht entlarvt und den Finger auf die Enge eines überspannten, im Grunde menschenfeindlichen Islamismus legt. – All dies erklärt hinreichend, weshalb Marokko extremistischen Fundamentalisten ein Dorn im Auge ist. Hassan II (1929-1999), der Vater von Mohammed VI, schätzte die Stadt nicht; er liess «die Schöne des Nordens» verkommen, denn er bevorzugte die traditionellen Königsstädte. Da die Kontrolle des königlichen Auges fehlte, konnten öffentliche Gelder leicht in den Taschen korrupter Beamter verschwinden. Doch der neue König residiert jeden Sommer hier in seinem Palast auf dem Alten Berg. Das bedeutet, dass ein ganzer Hof inklusive Armee sowie Potentaten aus aller Welt samt Entourage nach Tanger kommen, Regierungsvertreter und Investoren. Auch das bringt Arbeit und macht die Anhebung der städtischen Infrastruktur notwendig. Dazu gehört, dass sich die Sicherheit seit den rüden 80er und 90er Jahren bedeutend erhöht hat. Sukzessive wurden alle Plätze der Stadt neu gemacht und Tanger auferstand wie ein Phönix aus der Asche. Zahlreiche alte Häuser wurden renoviert, das Strassenbild verbessert. Der Grand Socco, der grosse Platz vor dem Eingang zur Medina, wurde neu gestaltet; die erste Umarbeitung des Platzes missfiel dem König so sehr, dass er sie binnen einer Woche dem Erdboden gleichmachen liess. Augenfällig ist auch die Renovation der Bauten aus der Kolonialzeit an der ehemaligen Avenue d’Espagne, der heutigen Avenue Mohammed VI, der palmenbestandenen Frontroad des Hafens. Selbst der Springbrunnen auf der Place de la France wirft wieder seinen erfrischenden Wasserstrahlenkranz. Vieles ist in Tanger im Auf- und Umbruch, auch kulturell... Das Theater Cervantes soll bald wieder wie in alten Glanzzeiten spielen. Im ehemaligen Cinema Rif am Grand Socco ist eine Cinemathek entstanden, die als Treffpunkt der jungen Intelligenzia gilt und weit über die Region ausstrahlt. Die grossen Namen von Tanger, schillernde Zelebritäten, sind nicht mehr. So starb 1999 Paul Bowles, der Titan von Tanger, der über 50 Jahre lang in dieser Stadt lebte und wie kein anderer Exilautor das tangerine Dandytum mit grosser internationaler Anziehungskraft repräsentierte. 2003 starb Mohamed Choukri, die Stimme von Tanger, dessen schonungslose Autobiographie ‹Das nackte Brot› in Marokko jahrzehntelang verboten war und noch heute in der arabischen Welt Diskussionen auslöst. Doch der energetisch aufgeladene Kern der Stadt, die zu den ältesten besiedelten und besungenen Zonen Nordafrikas zählt, hängt von keiner Epoche ab. Tanger als Zone des Vergessens einerseits, als legendenstiftende, urtümlich kreative Zone anderseits scheint von unauslöschlicher Anziehungskraft; das straft jene Stimmen Lügen, die behaupten, es gäbe in Tanger keine interessanten Köpfe mehr. Mohammed Mrabet (*1940) malt und erzählt, selber illiterat, in ungebrochener Schaffenskraft weiter. Souad Bahéchar, neben Ahmed Beroho und Lotfi Akalay eine überregional bekannte Autorin, wurde für ihren in Tanger spielenden Roman ‹Ni fleures ni couronnes› (2000, dt. ‹Wüstenkind›) preisgekrönt. Die Zürcher Fotografin Amsel lebt und arbeitet regelmässig in Tanger. Abdenbi Sarroukh schreibt hier arabische Poesie in der Spiritualität eines zeitgenössischen Sufismus. Bernhard-Henri Lévy hat sich auf dem Marshan, gleich neben dem 1921 eröffneten terrassierten Café Hafa, eine schnieke Villa mit Blick auf die Strait gekauft. Tahar Ben Jelloun und Abdelwahab Meddeb sind oft in der Stadt anzutreffen. Alfred Hackensberger, der Journalist und Autor, hat der Stadt zahlreiche Artikel und Gedichte gewidmet. Vor wenigen Wochen tauchte Pablo Haller, der junge Luzerner Autor, zum wiederholten Male in der Stadt auf, der er in seinem vor wenigen Monaten erschienenen Gedichtband ‹Südwestwärts 1 & 2› ein Denkmal gesetzt hatte. Wer Marokko besucht, erfährt bald, dass hier das mythische und das magische Weltbild weiterleben bzw. unberührt von den Elementen der modernen Zivilisation, neben ihr, weiterexistieren; Koexistenz ist das Schlüsselwort, nicht Verwischung kultureller Unterschiede. Wie Juan Goytisolo in seinem in Tanger angesiedelten Bewusstseinsstrom-Roman ‹Reivindicación del Conde don Julián› (dt. ‹Rückforderung des Conde don Julián›) geschrieben hatte: «Die Ingredienzien alle nebeneinander, ohne sich je zu vermischen, wie geologische Schichten, die sich in Jahrhunderten ablagerten, wie Flüssigkeiten von verschiedener Dichte, die im Probierglas des Wissenschaftlers oder Gelehrten eine auf der andern schwimmen, vereint zwar, aber nicht vermischt». Damit verbindet sich mit Tanger eine für die heutige Zeit wegweisende Botschaft: Die Botschaft der möglichen friedlichen Koexistenz der Völker, Kulturen und Religionen. von Florian Vetsch tangier undead «And when the graves start yielding up the dead—Goddammit I pay rent in perpetuity for the old gash, now she rise like Christ in drag»—William S. Burroughs, ‹Interzone› In 2006, Tangier received a new central park in lieu of two graveyards: the Muslim Sidi Bu’arāqiyya and the German and European International Zone era Mendūbīya. For ten intense months the city unearthed their dead to make a rushed bid for 2012 World Exposition city. For the Grand Socco (Place du 9 Avril) to be more welcoming, fires burned incessantly for weeks at a time, casting an ashen cloud over the city and clearing a dense jungle of vegetation. Then bulldozers arrived to make way for wider roads and tore down the 10 ft. walls, sometimes also known as «cache-miseres», hiding abandoned lots. Dust that seemed to have coated signs since the International Zone started to dislodge. The city replaced unruly native plants with a sleek lawn and red geraniums, the bland official flower symbolizing flag, state and monarchy. Between incineration and excavation, the elaborately tiled, low Muslim graves and the grandiose European sepulchers, final resting places for International Zone residents and an all but forgotten German population before that, appeared for a brief window of time before disappearing definitively; the central graveyard’s ghosts, however, do not. The impenetrable cemetery had in fact been home for a significant population of vagrants, migrants and misfits since at least the 1950s. Glue sniffers, alcoholics and the down-and-out sleep on graves alongside the city’s large stray dog population. Winding paths between gravestones were strewn with Pastis bottles and boxes of Don Garcia Tinto. Many of the cemetery’s living residents come to Tangier either from Sub-Saharan Africa hoping to cross to Spain or on the coattails of urban migration in the search for the new economic policies promise of employment. Simultaneously, unregulated building, often funded by drug money, has created rapid urban sprawl and subsumed many of the villages surrounding Tangier, displacing their residents. The latest, most ambitious economic plan includes the Tangier Exportation Free Zone and mega ports Tanger-Med I and II, late capitalism’s version of the International Zone in which goods rather than people are deregulated. When the writer Mohammed Choukri first came to Tangier during the first wave of urban migration in the 1950s, he describes sleeping in the Bu’arāqiyya Cemetery in someone’s well-tended family plot. In ‹For Bread Alone›, translated by Paul Bowles, Choukri finds solace in the cemetery after his first time prostituting himself to a Spanish man. I was approaching the entrance of the cemetery, and it occurred to me that a graveyard is the only place you can go into at any hour of the day or night, without having to ask permission […] What does it mean to allow a man sixty or seventy years old to suck on me and then give me fifty pesetas? […] there was no safer place than the cemetery. I think the human race respects its members more when they are dead than when they are alive. As a country boy with no education, Choukri is on the lowest rung in the social and economic ladder and barely manages to eke out a living – « photograph a piece of bread» in local parlance. After teaching himself classical Arabic, he transitions to writing stories about his struggles in hard and morbid times. One clear spring day in 2006 during the development, passing by the destruction zone, I was approached by a man with his hand in a black plastic bag. No sooner had he started, «Would you like to buy an antique…» had he pulled out a yellowed and chalky femur bone: «German?», he finished gleefully. For that month in May, the new base economy focused on looting the graves. Many people watched from higher ground, lingering for hours to watch the official and unofficial pillaging of neglected tombs. Some peered inside, dreaming up biographies for the people once buried there and futures for the spirits now freed. The demolition happened so quickly that both the Muslim families with relatives in the graveyard and foreign attachés with an interest in the cultural heritage hustled to demand their relatives’ bodies moved and to save a few graves as monuments. As early as 2003, according to a city map from the urban planning office, the entire zone of the cemeteries was redesignated an «espace vert» – a public park, literally «green space». The rezoning law makes use of a regulation that determines the number of years after which a skeleton may be exhumed, which in Morocco is 40 years after burial. The Mendūbīya gardens includes all the prime real estate between Zankat Hassan I and the Grand Socco and from rue d’Italie (what was before by some maps rue de Telegraph Anglais and then Calle Josafat) roughly halfway to rue de la Hollande. In 2006, the city razed a Jewish cemetery near Casa Barata, a large shopping area that needed to expand. The Jewish Cemetery with a prime view of the Mediterranean Ocean across from the American Steps has also been endangered, and the tiny remaining Jewish population has been fighting to make sure it remains. A pet cemetery was similarly demolished to make way for the coastal road that carries summer visitors directly from the port of Tangier to the Atlantic coast resorts. On April 12, 2013, five years after the transformations, Tanja24.com published an article entitled: «Absence of Light Transforms Gardens into a Space for Vice.» The article proclaims that the lack of lighting has caused a panoply of immoral proceedings and armed robberies in the garden and that «the ghosts of these events pursue the neighborhood residents and the citizens of Tangier». Achamal Press wrote an article called «The Mendūbīya Gardens Has Become a Haven for Perverts and a Theater for Armed Robberies» and Maghress.com writes, «Bū’arāqīya Cemetery in Tangier…Brothel for the Homeless and Trashheap for Residents». Indeed whether a cemetery, park or wasteland, the tract of land has always served as a theater that persists in making visible the invisible underbelly of Tan- gier. In 2000, the American School of Tangier held their annual theatrical production in the cemetery by the Mendūbīya Amphitheater. The actors in ‹The Tempest› jumped through bushes and carried torches around nonactors, sleeping bums and alcoholics, as Prospero recited his generous assessment of his conspirators’ material aspirations: «These our actors /As I foretold you, were all spirits and / Are melted into air, into thin air / And, like the baseless fabric of this vision / The cloudcapp›d towers, the gorgeous palaces / The solemn temples, the great globe itself / Yea, all which it inherit, shall dissolve.» The lines rhyme with Marx’s warning that «All that is solid melts into air, all that is holy is profaned.» Unsurprisingly, then, the new, hard-won officepark style lawn isn’t sacred either. One section that is now park, just to the east of the Mendūbīya Historical Administrative zone, is officially designated as a parking area and commercial center. On October 14th of this year, an article that has disappeared three days after its publication, proclaimed that a new building had been erected within the limits of the green space. The Association for the Protection of the Rights of Consumers in Tangier released a statement still available on their website (rabitatanger.com) about the exploitation of the public land. Corruption often goes hand-in-hand with such violent, rapid urban renewal projects. What happens if Tangier loses its microcosmic grand Mediterranean and international history and its public space as theater all at once, especially when they are one in the same? When the Wilaya, or City Hall, started work on the Muslim side of the graveyard, Khadija Biari, the landscaping engineer for the City of Tangier said, «there was a scandal. People from the neighborhood were shocked.» Biari is a petite woman with tight, curly, brown-gray hair. She is dressed in a black and white pin-striped pants suit and stands so straight it looks like she was carved from one solid piece of granite. When she originally came from Rabat, she thought she would fix up the Palais de Marshan and leave but with «les grands changements», she has been in Tangier for 7 years. The idea for public work comes directly from the King to the Wali, the King-appointed governor, who at this time was Mohammad Ḥiṣād. He came to Tangier fresh from victories renovating Marrakech for tourism. The final product isn’t always what the King has in mind. Earlier in 2006, the Grand Socco received a new grandiose fountain at its center, but when the King drove by in his black, waxed convertible, he decided it wasn’t large enough and had it razed. The old architect was fired. The process recommenced twice before the installation of the gray-marble, disproportionate fountain that survives today. «There is no meeting with the public required, but in this case it was unavoidable», Biari relayed about the cemetery project in an interview. «Though all of the graves are more than 40 years old, people wouldn’t accept the plans to tear up the bodies. We ended up having to consult with neighborhood NGOs, because they acted as voices of the people. We never stopped the construction, but we tried to solve problems right on the spot.» She named two leading NGOs as chief negotiators, Fondation Boughass (le detroit) and Fondation Tanger Medina. One thing they were able to negotiate was the preservation of a handful of graves that were known by historians to be «shorfa», or descendants of the prophet, family names such as Bakhali and Boun’aich. There are projects that maintain a park and cemetery simultaneously. Mount Auburn Cemetery, Cambridge, Massachusetts, in the United States in 1831, is the model for this kind of park. Though nowhere near to the same extent as in a place like Mt. Auburn, Biari said the finished product could be a quiet meditative place where the living co-exist with the dead. Biari’s own grandmother was buried in 1957 in the section behind the mosque and was moved during construction. However, many of the International Zone characters, far from saints, had no advocates. No longer connected to the society at large, with no remaining family members to visit the graves, perhaps the International Zone had become like a gangrened limb that needed to be cut off to make room for the era of Globalization. Tangier’s palimpsestic architecture bears witness to its multivalent past and can be heard uttered by official and the city’s notorious «fake» tour guides alike. If the Phoenician had not left tombs dating from the 5th century B.C. carved into a rock face, the Phoenician era would be forgotten. Instead, it is a salient fact of daily life. Likewise the Portuguese wall erected in the 1400s remains a legacy of the Portuguese colonial period in Tangier among so many in Tangier’s past, is a visible remnant. It was just this kind of thinking that sent Hans Tischleder, director of the Association germano-marocaine du nord into the mud and unearthly rotten smell in 1992 and again in 1995. He was looking for German tombstones in the overgrown land that would prove the German presence. Hans tends to throw people off due to his traditionally inspired attire, as well as his stature and long white hair. He wears what amounts to a djelleba but without the hood, a gandora but shorter, and with the pants of a khasaba, which he specially designed with his Moroccan tailor. Among the rubble, he found lone broken angel wings and crosses planted in the ground upside down. There were large house-like tombs, crypts, mausoleums. Obelisks and crosses, angel and wreathes recalled monuments like that in Place de la Concorde, or the well-known Roman relic «Diosa Vesta», a marble statue of a woman more than 2 meters tall discovered in the Grand Socco. He was using as a map and guide, a manuscript written in 1964 by the headmaster at the German school that existed briefly between 1909 and 1914. Mr. Lotthammer’s book, which will be published next year, starts out with an attempt at regaining lost information about those under the weight of marble, similar, but unfortunately less thoroughly than ‹A Foreign Field›, which is an amusing and informative book of gossip about the protestant St. Andrew’s Cemetery. The German graves were gathered and moved under the shade of some of the original palm trees. Now healthy and majestic, the paths designed for the cemetery were planned first and foremost around the existing palms. Some of the other older trees were to be done away with, until similar complaints arose from the public and spared them. While hand-choosing the graves, Mr. Tischleder noticed some other notable figures of Tanger and equally managed to protect them as historical monuments, a slight way down the hill from the large marble tablets commemorating Sultan Mohamed V’s famous speech, April 9, 1947. The new monuments were inaugurated July 16, 2007. Prior to 1914, the Mendūbīya was the German Legation, known as «Kaiserhaus» and the cemetery was exclusively German. Wilhelm I had purchased it from the Swedes during a landgrab around 1876. When the Germans were banished from the International Zone during WWI a dahir subsequently allowed the Sultan to confiscate and liquidate their properties in 1920 and 1922, and the land defaulted to the Sultan Abdellaziz. Other Europeans were buried there between 1920 and 1950. From an account by Elisa Chimenti in the 1950s, was just starting to be covered over with thorned plants and cracked irreversibly. At that time she wrote advising the cemetery be cleaned lest we forget the people and stories within forever. In the late ‘70s, the city widened present-day rue d’Italie. The Service d’Hygiene brought about 50 grave stones of the rue d’Italie to the Catholic Cemetery in the neighborhood called California and fit them into a grid of apartment-like tomb complexes. In the fashion of outsiders huddling together, all bodies regardless of religious affiliation ended up there. To find someone, one must refer to a dusty old set of drawers like a card catalogue at a library or a museum. The guardian doesn’t read roman letters and the cards follow no alphabetical order. The tombs spared include that of the mother of Perdicarus, the Greek-American shipping magnate. In a great story of a typical Tangerine diplomatic intrigue, Perdicaris was kidnapped by the rebel Raisuli, and later, after a handsome ransom had been promised for him, wrote a letter later published in ‹The New York Times› calling Raisuli a gentleman and defending Raisuli’s cause. His house also stands in dilapidation in the Rmilet forest. His tomb where he was buried with his mother stood in the graveyard, but the plaques were stolen during construction. His mother’s plaque read: «To Margaret, widow of C.A. Perdicaris, who «fell asleep» on the 22nd of June 1885, honored and beloved by all who knew her. A devoted wife, who was more to her son than words can express. Beyond the shadow of the tomb effulgent radiance illuminated her vision. Erected by her son Ion Perdicaris.» Other tombs turned monuments include Paul Schmucker, the head of the German post office which was located in the Petit Socco where Café Fuentes is today; Doctor Cenarro, a Spanish physician who opened the first Center for Hygiene in Tangier, a model that became a full hospital in Tangier and Tetouan that both remain open today, and whose name was also given to the street leading to St. Andrew’s. Otto Wilhelm Tietjen was the Chancellor of the German Ministerial Residence. Emma Herdman, eldest daughter of James Herdman is buried with the memory of her devoted labour in Morocco, as an hon. missionary of the North African Mission. A biography was written about her based on her unpublished letters. In it she has the insight, “A spontaneous native ministry gives no offense and draws, while anything foreign repels.» Accounts tell of her work in Fez and witnessing rebel battles with the Sultan. One unassuming grave is that of Mr. Eduard Haessner, who was the victim of an unsolved murder in 1896 at the age of 45. He was infamous for having negotiated the move of the Moroccan mint from France to Berlin behind the backs of the French, which might have made him a target for a vengeful bullet. Thomas William Reid Esq., «Who died on board ship in Tangier bay on his passage home», is accompanied to the afterworld by cautionary Psalm XXII, «Trouble is near for there is no one to help». As Michel Foucault said of Western civilization’s regard for its cemeteries in his 1967 lecture ‹ Of Other Spaces, Heterotopias›: «…from the moment when people are no longer sure that they have a soul or that the body will regain life, it is perhaps necessary to give much more attention to the dead body, which is ultimately the only trace of our existence in the world and in language.» In Tangier, there are plenty of people who still believe in the soul. A fertile emplacement, embodiment and environment for that renewal or reanimation is not any less important. Perhaps it is even more so. As the writer William S. Burroughs, the infamously lecherous vagrant and conceivable refugee from corporate America, wrote on the eve of Moroccan Independence in 1954: Live and let live is impossible. If you let live, they will kill you by creating an environment in which you have no place and will die out. The present psychic environment is increasingly difficult for me to endure, but there is still leeway, slack that could be taken up at any time. Safety lies in exterminating the type that produces the environment in which you cannot live. So I will die soon—why bother? Some form of transmigration seems to me probable. I am now, therefore I always was and always will be. Burroughs’ reference to «live and let live» recalls neoliberal capitalism, spreading with Coca-Cola to countries embracing nationalism and free market systems as alternatives to colonialism. The spirit of co-ownership and co-habitation must be constantly negotiated and redefined, but sharing a common history and environment, one that remains staunchly in sight, makes it easier to orient towards a common, equally ephemeral and vulnerable future. by Simona Schneider entre les deux في المنتصف the moving times Over the years, the history of William Burroughs’ rendezvous with Tangier has taken on elements of the folk tale. Like the ‹1001 Arabian Nights›, there is an initial framing story, i.e. the exiled Burroughs fleeing his past arrives in Tangier to find an exotic atmosphere of permissiveness, mystery and freedom, which inspires and permits him to write his future as the world famous author of ‹Naked Lunch›. Yet Burroughs’ journey through Tangier and into notoriety was never simply a straight line through the Grand Socco. Instead, Burroughs’ Tangier trek twists and turns on itself, much like the blind alleyways of the Medina. Within this labyrinth, Burroughs was just as likely to wander aimlessly into an encounter with a Minotaur of anxiety and self-doubt, which threatened to rip his consciousness to pieces, as turn a corner and suddenly come to terms with his identity and experience satori. For Burroughs, Tangier was simultaneously a place of intense ecstasy and agony. ‹Gnaoua›, a little magazine published by Ira Cohen in 1964, provides the Dream Baedeker to the ecstatic Tangier. For many collectors and historians, it is a key primary source, which documents and preserves the expatriate experience of Tangier as well as Burroughs’ place within it. From the very moment of its publication, ‹Gnaoua› emanated an aura of lived experience and authenticity. Bobby Dylan brought a copy back home and proudly displayed it on his mantelpiece as evidence that he had taken the road to excess (although that road never actually winded through Tangier) and returned to tell the tale. Jeff Nuttall’s ‹My Own Mag #5› (the Special Tangier issue) is less celebrated and sought after, but it serves as a map which navigates a road less travelled in the Burroughsian universe: The agony of Tangiers as a locale of loneliness, isolation, despair, anxiety, and fragmentation. In late 1963 and into the winter of 1964, Burroughs stood at a crossroads in his life. In the foreword to his bibliography compiled by Joe Maynard and Barry Miles, Burroughs writes, «1964… No. 4 Calle Larachi, Tangier. ‹My Own Mag›… smell of kerosene heaters, hostile neighbors, stones thudding against the door. Jeff Nuttall sent me a copy of ‹My Own Mag› and asked me to contribute. I recall the delivery of the first copies to which I had contributed was heralded by a wooden top crashing through the skylight.» The activities at No. 4 Calle Larachi (drug use, homosexuality, the constant comings and goings of British and American expats) raised the ire of Burroughs’ Arab neighbors, who proceeded to harass him on a daily basis. In addition, Burroughs’ attempt to connect with his son, Billy, in Tangier was an obvious failure by late 1963. In December, Burroughs sent his son back to the States to live with his grandparents. The experience left Burroughs exhausted. Things did not approve after Billy left. In a letter to Brion Gysin from April 10, 1964, Burroughs writes, «You can’t imagine or can you what Tangier is like now since The Voice of America did a job here, worse than Paris or any place I have experienced, the whole town solid cunt territory and everyone knocks him or herself out to show you how worthless they can be.» The sky was literally falling; Burroughs’ world in Tangier threatened to crash around him. Burroughs wanted to escape from this desperate and potentially dangerous situation. The first issue of ‹My Own Mag› provided some much needed comic relief, which Burroughs would remember decades later. In Nelson Lyon’s copy of the first issue, which was put up for auction in 1999, Burroughs inscribed, «this rare item ‹My Own Mag› cheered me when I was under siege in Tangier.» Creatively, Burroughs needed a little cheering as well. Grove Press slated to publish the final cut-up novel, ‹Nova Express›, in hardcover, in the summer of 1964. By this point, Burroughs realized that the cut-up as novel was something of a dead end, but maybe even more distressing was the fact that he had run out of usable source material. The seemingly endless Word Horde of notes, manuscripts and drafts that resulted from the writing and editing of ‹Naked Lunch› was exhausted. ‹The Yage Letters›, published by City Lights in 1963, mined Burroughs’ usable correspondence. Most of the let- ters to Allen Ginsberg from the Tangier period were still too painful and too personal to publish. Similarly, ‹Queer›, Burroughs’ other manuscript from the 1950s, cut too close to the bone for Burroughs to think of bringing it before the public eye. Burroughs needed a new direction for his writing. Shortly after the publication of the second issue of ‹My Own Mag› in December 1963, Nuttall and Burroughs met in England. In ‹Bomb Culture›, Nuttall writes, «Burroughs sent his first testing letters from Tangier. In the bitter winter of 1964, he came to London.» Nuttall downplays this meeting and highlights the awkwardness of it. As Nuttall describes it, he got drunk at the local pub with Burroughs and Tony Balch. Conversation faltered with Nuttall feeling left out. Nuttall stumbled home somewhat embarrassed and disappointed. Yet the meeting between Nuttall and Burroughs must have made more of an impression on both men than Nuttall lets on. It served as a fruitful feeling-out session for further collaborations. The face-to-face solidified the meeting of the minds that previously had occurred only through the mail. The Special Tangier issue of ‹My Own Mag› came out in May 1964, spurred on by that winter meeting. In this issue, ‹My Own Mag› hit its stride and the Burroughs / Nuttall collaboration hit the ground running. It features Burroughs on the cover thus announcing the fact that Burroughs was the focus of and major contributor to the magazine. Likewise, Burroughs becomes a character in the «Perfume Jack» comic strip that runs through every issue of ‹My Own Mag›. Clearly, Burroughs made an impression on Nuttall. Yet I would argue that the meeting with Nuttall ultimately proved much more pivotal for Burroughs, because it provided Burroughs with the inspiration and means to escape his dreadful situation in Tangier. By May 1964, it was Minutes to Go as far as Burroughs was concerned. The Tangier Issue serves as a how-to manual on escaping a state of siege, i.e. being stuck in time and space. «Auntie Homosap», a Dear Abby-style parody, opens the issue. The first question reads in part, «I keep bumping my head on brick walls. Is it possible to avoid brick walls?» These questions apply directly to Burroughs. On one level, the brick wall represents the blocks of standard prose that Burroughs was forcing his cut-up work into. A later question reads, «I am continuously encased in an airtight, watertight, claustrophobic, windowless box.» ‹Nova Express› with its paragraphs designed to be read left to right, bottom to top, straight on through, is an example of just one of the boxes in which Burroughs found himself enclosed in 1964. Nuttall provided a breath of fresh air and ‹My Own Mag› provided space to grow creatively. This new publishing opportunity coincided with a new phase in Burroughs’ writing that developed in the winter of 1964, around the time Nuttall and Burroughs met in person. As Barry Miles discusses in the final chapter of ‹El Hombre Invisible›, Burroughs began experimenting with the three-column format in February 1964. Miles writes, «At the same time as working on the photographic collages, Bill began to develop the three-column technique he had begun to experiment with in New York in the sixties. He began to produce texts, which explored this fact and, as usual, did a great number of them. He started to keep a diary in February 1964, which exploited the three-column technique. If he were to take a trip to Gibraltar, which he did frequently, he would write an account of the trip in one column, just like a normal diary: What was said by the officials, what he overheard on the airplane. The next column would present his memories… The third column would be his reading column, quoting from the books he had with him.» In Issue 2 of ‹My Own Mag›, Nuttall presented his own text in a three-column format. This may have inspired Burroughs to explore the format in earnest himself. In the Tangier Issue, ‹The Moving Times›, a three-column newspaper cut-up, appears. In its simplest form, the newspaper is a variation of the grid. In ‹The Moving Times› Burroughs gives directions on how to read the piece, guiding readers from column to column. The piece could also be read across the three columns. This crisscross and crossover effect represents a derivation of the «read any which way» grid of « Warning Warning Warning Warning», which appeared in the previous issue. With these experiments, we see Burroughs fighting against the confines of literary boxes and brick walls. As Burroughs writes to Peter Michelson of the ‹Chicago Review› on February 16, 1964, «I am attempting to get beyond the limitations of the book page left to right and down and over.» Unlike the process of reading ‹Nova Express›, the three column cutups challenged linear paragraph structure. These experiments are all about multi-directional movement, and they mimicked the multi-faceted flow of perception in everyday life. In an interview published in ‹Paris Review› in 1965, Burroughs states, «[C]ut-ups make explicit a psychosensory process that is going on all the time anyway. Somebody is reading a newspaper, and his eye follows the column in the proper Aristotelian manner, one idea and sentence at a time. But subliminally he is reading the columns on either side and is aware of the person sitting next to him. That’s a cut-up.» ‹The Moving Times› provided a new direction that Burroughs would explore for over a year. In ‹The Moving Times›, the mock newspaper is simple in layout. There are no images and the format mimics the front page of a daily paper like the ‹New York Times›. This would be further explored in later issues of ‹My Own Mag›. In ‹Bomb Culture›, Nuttall spends a few pages describing ‹The Moving Times› in terms of Burroughs’ development. Clearly, Nuttall realized that the material Burroughs sent for the Tangier Issue marked an exciting new path. Burroughs’ entrenched living situation in Tangier was also a major impetus for ‹My Own Mag #5›. Once again the problems addressed in the «Auntie Homosap» section mirrored Burroughs’ own: «I have an overwhelming urge to escape from the present» and «I have been stranded on the eternal plain for days now.» Burroughs was «under siege» in Tangier being assaulted by angry neighbors and ‹ The Moving Times› piece in ‹My Own Mag #5› deals with this siege explicitly. Column two speaks of «paralyzing immobility», «a life every circumstance of which is regulated after an unchanging pattern», and « Baby, it’s foreign outside has the general meaning of alien or hostile. So return to your trap by taxi and write what you have just seen and heard.» It should be noted that Burroughs references the ‹Tangier Gazette› as a source for this column and as such it represents Burroughs’ present situation. Taken as a whole, ‹The Moving Times› provides Burroughs with a means of escape. In a research paper, Davis Schneiderman explores Burroughs’ three-column experiments, such as ‹The Moving Times›. Schneiderman notes that Burroughs often utilized the same front page of the ‹New York Times› from September 17, 1899. Numerous postcards mailed to Nuttall from this time of siege may reveal why. The postcards are postmarked from Gibraltar and feature scenes from the area. As Miles points out, Gibraltar was an area of fascination for Burroughs and a key source for the new direction the cut-ups were taking. One postcard in particular makes reference to the Southport Gates inscribed with the date 1899 and the cut-up experiment «The Coldspring News» (Nov 21, 1964: «Old arch there with The Coldspring News. [Date on the arch is 1899]»). Burroughs viewed Gibraltar as a magical place, a portal allowing travel in time and space. The Southport Gates symbolized this point of intersection. In part, Burroughs chose an edition of the ‹New York Times› from 1899 due to the date inscription on the Southport Gates in Gibraltar. Given Burroughs’ desperation to escape Tangier, Gibraltar was literally and symbolically the way out. Tomasz Stompor in ‹Larval Entities – William S. Burroughs’ Concept of Time› (presented at the EBSN Conference in 2012) explores the three-column experiments in ‹My Own Mag› in terms of space-time travel, focusing on Burroughs’ use of arches in St. Louis, New York City and Gibraltar as portals for such imaginary travel. Stompor writes, «one might say that these three arches can be regarded as time portals, just like the open grids in Burroughs’ layouts, making possible the contemplation of the contingency of temporal flow, and the contingency of remembering the passage of and in time.» ‹The Moving Times› obsessively rehearses such movement. The following examples are from the first column, which outlines how to read the experiment: «move back in time», «Move forward in time», «there are many hints of your so-called future», «reading the future» and so on. In ‹The Moving Times›, Burroughs is quite simply performing magic in an attempt to alter his stagnant and dangerous present and write himself into a more mobile and creative future. Burroughs believed the cut-ups possessed this power to predict and alter the future. In The Job, Burroughs states, «I would say that my most interesting experience with the earlier techniques was the realization that when you make cutups you do not get simply random juxtapositions of words, that they mean something, and often that these meanings refer to some future event.» ‹The Moving Times› would indeed prove magical. The piece ends with a plea from Burroughs for contact from the outside world. He requests readers to «send along a column of your times» and he lists his address in Tangier. As Burroughs wrote Alex Trocchi: «Response has exceeded our expectations.» Burroughs and Nuttall heard from Carl Weissner, Claude Pélieu and Mary Beach, and attracted the notice of Ted Berrigan and Ed Sanders. In a letter to Alex Trocchi from May 12, 1964, Burroughs enthuses about the response to ‹The Moving Times› and leaving Tangier: «I will let you know when I get my travel orders. Like I say we have had an unexpectedly good response to The Moving Times which has put me in touch with a number of people...» The ensuing correspondence and resulting collaborations would form the closest thing to a full-scale movement or school relating to the cut-up method that Burroughs would experience. As suggested by ‹The Moving Times› with its references to boyhood homes and New York, Burroughs left Tangier behind in late 1964 and briefly returned home to St. Louis as part of a writing assignment for Playboy. The ensuing piece, ‹St. Louis Return›, appeared in ‹Paris Review 35› (1965). After visiting his birthplace, Burroughs established residency in Lower Manhattan and became immersed in the literary and art scene there, such as in the Mimeo Revolution that developed around Ed Sanders of ‹Fuck You, a magazine of the arts› and Ted Berrigan of C Press and ‹C: A Journal of Poetry›. Both poets published Burroughs extensively in 1964/1965, including cut-up classics like ‹APO-33› and ‹Time›. For all intents and purposes, Tangier would remain a place of the past for the rest of Burroughs’ life. The Tangier Issue cover is green with a mimeo’d image of Burroughs wearing a fez and smoking a cigarette. This cover conjures up images of marijuana and kif, which seemingly plays in perfectly with the oft-told story of Burroughs’ excesses in Tangier. Ira Cohen and ‹Gnaoua› are part of this story. On the other hand, ‹My Own Mag› is far from a celebration of Tangier. Instead, it serves as Burroughs’ goodbye to Tangier’s expatriate community. As such, the Tangier Issue of ‹My Own Mag› should ultimately be viewed as Burroughs’ green card, which enabled his return home and established his residency within a new literary community centered upon cut-up experimentation and publication. by Jed Birmingham Interzone passages In 1962, at the International Writers Conference in Edinburgh, William S. Burroughs proclaimed his literary program as follows: «In my writing I am acting as a map maker, an explorer of psychic areas, to use the phrase of Mr Alexander Trocchi, as a cosmonaut of inner space, and I see no point in exploring areas that have already been thoroughly surveyed […]» Contrary to what this quote might suggest, it is not only psychic areas and inner spaces that provide the settings for Burroughs’ texts; geographic locales and concepts of space feature also as prominent themes in his writing. This fact can be owed, in part, to his transient lifestyle that begun in 1949 with his exile to Mexico, which continued with an odyssey through Central- and South America in search for the mythic drug yagé, and frequent shifts between the cities of Tangier, Paris, and London, after he had crossed the Atlantic in late 1953. Even though, Burroughs’ writing draws its material to a large extent from autobiographic experience, it is only seldom that it portrays space as continuous or realistic. The appearance of the geographic space traversed and recorded by the writer is not the main subject of his interest. It is rather used as a passageway into an imaginary setting of his own creation, and Tangier was a city which provided many of these passageways for Burroughs. Ever since the publication of ‹Naked Lunch› in the summer of 1959, the notion of mapping has been evoked within its context. The American novelist Mary McCarthy, for example, who also spoke at the Edinburgh conference, and defended Burroughs’ contested book in an article in 1963, relates it to cartography by way of a topographic analogy: The Naked Lunch has no use for history, which is all «ancient history»—sloughed-off skin; from its planetary perspective, there are only geography and customs. Seen in terms of space, history shrivels into a mere wrinkling or furrowing of the surface as in an aerial relief-map or one of those pieced-together aerial photographs known in the trade as mosaics. McCarthy likens the fragmentary structure of ‹Naked Lunch›, in which linear narration, and thus the continuous progress of time are suspended in favor of a loose collection of vignettes and routines, to a collection of photographs laid out as a mosaic. It is not clear whether she knew much about Burroughs’ writing practices, but apparently his use of photography in the process of writing Naked Lunch shines through in its text. When Burroughs took off to Tangier in late 1953, his baggage contained an assortment of photographs shot during his South-American odyssey. As an avid amateur photographer he documented his travels and later his sojourn in Interzone – a term he used to refer to both the deterritorialized city, and to the manuscript of his book – capturing friends, street scenes, and quotidian life. In the late 1950s Burroughs began to assemble these photographs into pasted-up composites that juxtaposed different locations without regard for topography or chronology, a mosaic of snapshots indeed. The first mention of these composites can be found in a short text by Paul Bowles with the simple title ‹Burroughs in Tangier›: He lived in a damp little room whose single door opened onto the garden of the Hotel Villa Muniriya. One wall of the room, his shooting gallery, was pock-marked with bullet holes. Another wall was completely covered with snapshots, most of which he had taken on a recent trip to the headwaters of the Amazon. I liked to hear about that voyage, and always got him to talk lengthily about it. The preparation of these composites must have played an important role for Burroughs in the course of writing ‹Naked Lunch›, as Brion Gysin illustrates in his account of the book’s editing process in ‹Cut-Ups: A Project for Disastrous Success›: The raw material of ‹Naked Lunch› overwhelmed us. Showers of fading snapshots fell through the air: Old Bull’s Texas farm, the Upper Reaches of the Amazon; («Yage country, man. See the old brujo.»), Tangier and the Mayan Codices; («Ain’t it almost too horrible. Dig what they really up to and you wig.»), shots of boys from every time and place. Burroughs was more intent on scotch taping his photos together into one great continuum on the wall, where scenes faded and slipped into one another, than occupied with editing the monster manuscript. When looking at ‹Naked Lunch›, a text which was written in an exchange of gazes between pages fed into the typewriter and a wall covered with photographs, and collated from fragments of correspondence, it becomes instantly clear that this book was not meant to convey a coherent documentary report based on photography as an aide to memory. The structure of the book is overtly non-linear and the reader is even encouraged in its «Atrophied Preface» to «cut into Naked Lunch at any time.» In this way, the photographic composites used in the process of writing the book, mirror its fragmentary form by their discontinued juxtaposition. With these early photographic composites Burroughs created a visual map of captured moments, the memory of which was refracted into new possible constellations, and instead of taking the effort to form a coherent narrative, the ensemble of photographic scenes from Mexico, Panama, Colombia, and Tangiers stimulated Burroughs to write the tales of hybrid Interzone. The shuffled images thus formed a literal backdrop to the act of writing, providing Burroughs with an accessory interface between the written word and creative imagination. The bent towards such visionary poetics originates in a trance experience under the influence of yagé that Burroughs was subject to during his travels in Central- and South America in 1953. The most vivid account of a yagé trance is the vision of a Composite City, as recounted in the closing part of The Yage Letters, and later included in “The Market” section of Naked Lunch: Yage is space time travel. The room seems to shake and vibrate with motion. The blood and substance of many races, Negro, Polynesian, Mountain Mongol, Desert Nomad, Polyglot Near East, Indian – new races as yet unconceived and unborn, combinations not yet realized passes through your body. Migrations, incredible journeys through deserts and jungles and mountains […], across the Pacific in an outrigger canoe to Easter island. The Composite City where all human potentials are spread out in a vast silent market. This brief excerpt gives a distant idea of the appearance of an inconceivable city, which stands paradigmatically for Burroughs› yagé experience that would point him towards a new poetics, which Oliver Harris identifies in The Secret of Fascination as a «creative turn towards a visual and materially based aesthetics.» The Composite City appears as a place in constant flux, where geographical locations, races, and their languages incessantly transmute, forming ever-changing hybrid combinations as yet unthought-of. Identity appears to be only provisional in this place where continuous transformation reigns. This mutable state is emphasized once more in the closing sentences of the Composite City section: «A place where the unknown past and the emergent future meet in a vibrating soundless hum. Larval entities waiting for a live one.» This last sentence reveals an additional detail about the deranged quality of the place, which ties in with the first statement of the text: «Yage is space time travel.» Not only are the geographical, racial, and social boundaries suspended in the Composite City, but the flow of time is also paradoxical when the «unknown past» collides with an «emergent future.» It seems as if the city of Tangier emanated for Burroughs a glimmer of this utopia of transformation, as he remarked in a draft for an unpublished article in 1955 entitled «The International Zone», probably the closest he ever came to a realistic description of the city: «Tangier seems to exist on several dimensions. You are always finding streets, squares, parks you never saw before. Here fact merges into dream, and dreams erupt into the real world.» The dreamlike quality of Tangier’s cityscape was not only fertile ground for pleasant reveries but produced for the most part spatial disorientation, as Burroughs remarks in the same article: «The Native Quarter of Tangier is all you expect it to be: a maze of narrow, sunless streets, twisting and meandering like footpaths, many of them blind alleys. After four months, I still find my way in the Medina by a system of moving from one landmark to another.» Most critical texts on Burroughs’ relationship with Tangier deal with such topics as: its art and litera- ry circles, the postcolonial transition of the city, economies of desire and sexuality, and the distinguishable traces of the cityscape in the imaginary Interzone of Naked Lunch. Yet, the attempt to retrace the real locations that found their way into the book seems futile, for their features were refracted into distorted images that exist in another place. With Interzone, Burroughs created a mythical space, an imaginary geography that harks back to the elusive character of the spatial experience of Tangier’s Medina. Although Burroughs never used the term personally, this approach to writing reverberates strongly with the concept of psychogeography, defined by the founder of the Situationist International Guy Debord as: «Étude des effets précis du milieu géographique, consciemment aménagé ou non, agissant directement sur les comportment affectif des individues.» Even though Burroughs became consciously aware of the group only at the end of the 1960s, his experiments of that period display a visible «intellectual synchronicity» with the Situationists’ ideas, as Andrew Hussey has observed in his essay «‘Paris is about the last place...’: William Burroughs in and out of Paris and Tangier, 1958-60.» The difference between the Situationists and Burroughs is that he intuitively put in to practice, what the self-proclaimed urban revolutionaries only theorized about and he did so not only in Naked Lunch, but also in his cut-up experiments. With the exception of Jed Birmingham’s article for this issue and a few other scattered mentions, Tangier is seldom a topic when the cut-up experiments are discussed. As Birmingham points out, it was in Tangier where the fruitful collaboration with Jeff Nuttall’s ‹My Own Mag› began, and where Burroughs began expanding his cut-up formats with the possibilities of graphic layout. In the course of these experiments two formal structures have emerged that would define the layouts: the grid and the three-column format. Both structures would not only serve to enhance the possibilities of verbal montage, but also for the purposes of a subjective mapping of the city. As for the grid, the analogy to cartographic representation is quite obvious. It is a structure which allows for a division of space into neighboring quadrants that facilitate a quick referencing between geographic space and the two-dimensional map surface. For the cut-up, the grid is immanent in the gesture of cutting a page along an outlined trajectory that results in a layout pattern in which selections of cut-up text can be allocated. During his stay at 4 Calle Larachi, Burroughs filled numerous grid and three-column layouts with his observations of street scenes and records of everyday life in Tangier. One of the few published results of these experiments is a short piece for the September 1964 edition of Esquire magazine, where Burroughs describes his pro- Die maske Wenn ich vom Fischen zurückkehre, schaue ich oft bei einem Freund vorbei, der auf dem Casabarata-Markt einen kleinen Ramschladen führt. Er verkauft dort alles und jedes. Eines Tages sagte er zu mir: «Hier, Mrabet, nimm diese Maske. Ich mag sie hier nicht mehr länger sehen. Versuche, für sie einen guten Preis von dem Amerikaner zu erhalten, für den du arbeitest, oder von einem seiner Freunde. Diesen Typen gefallen exotische Sachen.» Ich kehrte zu meinem Haus zurück, die Maske und den schweren Fischfang auf dem Buckel. Doch bevor ich eintrat, kam mir die Idee, meinen Kindern und meiner Frau einen Streich zu spielen und sie mit der Maske zu erschrecken. Als ich sie anzog, erschrak ich jedoch selbst, denn die Maske liess mich durch die Wand, die Küche, die Möbel, meine Gattin, unsere Kinder sehen: Selbst ihre Eingeweide sah ich durch ihre Kleider hindurch. Schockiert zog ich die Maske wieder aus und versteckte sie unter meinem Bett. Ich schwor, sie am folgenden Tag loszuwerden. Doch in der Nacht konnte ich mich nicht zurückhalten. Ich nahm die Maske und ging in die Stadt, um das Maximum aus diesem ausserordentlichen Auge herauszuholen. Nie wieder möchte ich eine solch entsetzliche Nacht erleben. Ich sah alles. Jedermanns Intimitäten. Völlig erschöpft beschloss ich am Morgen, die Maske loszuwerden, ohne sie zu verkaufen. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass irgendein Anderer – speziell ein Fremder – das Innere von allem zu sehen bekäme. Das Innere von jedem von uns. Ich ging weit hinaus bis nach Cap Spartel und schleuderte die Maske in die starke Strömung, welche den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet; sie sollte für immer verlorengehen. Manchmal durchlebe ich diese Nacht noch einmal in meinen Träumen, und jedes Mal ist es wie die Erinnerung an einen heftigen Schmerz. aus: Mohammed Mrabet: ‹Stories aus Tanger› übersetzt und eingeleitet von Florian Vetsch. (éditions sacré; Bilgerverlag, Zürich 2012) tanger 57 cedures: «In these foreign suburbs here, a map of Tangier on a flaking plaster wall. I look from a photo layout to the map and drive pins in the map pointing location of the photos. […] Relief map of old words and photos.» While the layout of this piece is rather conventional, and its content reports mainly the procedures of his experiments and offers glimpses into Tangier’s art and literary life, the grid and three-column layouts published in ‹My Own Mag› come closer to the initial goal of the cut-up to suspend temporal flow by breaking out into space. These layouts can be linked formally to Tangier’s architecture by the structure of the arch, which is omnipresent in the Medina, as it is an essential element of Islamic architecture. Similar as the arch provides passage between streets, or symbolizes historical events in its monumental version, the outlines of the columns on a page provide a passage into an imaginary geography. The cut-up texts contained in these columns mention directly and indirectly several arches: The Southport Gates in Gibraltar, the Dewey Arch in New York, and St. Louis as a gate for the westward expansion of the USA that is symbolized by the Gateway Arch, built in 1964. Still, the texts do not mention any arches in Tangier, but one biographic detail gives a hint in this direction. Burroughs’ first address in Tangier was 1 Calle de los Arcos. A location that has disappeared and remains a blank space despite great efforts to trace it down in numerous searches undertaken by Oliver Harris. It seems as if some passageways remain open only within a brief time frame, then close forever, or are transported into a «tunnel of old photos fallen to the ground», as an unpublished cut-up form that period enigmatically says. by Tomasz Stompor Die bleichen Körper von Europäern. Die Blutergüsse meiner Brüder, derbe Schläge im Schatten. Ich sah das Elend. Die Ungerechtigkeit, die das Dunkel auslöscht. Ich sah Paare sich umarmen und entzweien. Gewalt, Siechtum, bestialische Liebe. So viel ausgelaugtes Fleisch, Dinge, die dir die Schamröte ins Gesicht treiben würden. Die finstersten Geheimnisse einer Stadt in der Nacht. Wie ein Verrückter rannte ich durch die Strassen und den Strand entlang, die Augen weit aufgerissen vor der Wirklichkeit dieser Welt. Ich sah, was nicht gesehen werden sollte und was nicht gesehen wird. Einst fuhr ich in einem Ford P2 die Strasse von Gibraltar entlang es hatte viel Wasser auf der Fahrbahn keine Ahnung wo das herkam eine scheinbar unendliche Odyssee auf der ich schliesslich in einer Stadt landete mit weissen Häusern und Sandsteintreppen die geradewegs in den Himmel führten so stahlblau und klar dass er mir wie Messer in die Augen stach «Das ist Tandscha» sagte ein seltsamer dünner Typ geheimnisvoll ein Morphinist der sich kaum artikulieren konnte und seine Frau erschossen hatte wie man mir später flüsterte er stellte sich mir als Lustsucher vor gegen Drei traf sich William, wie er hiess mit Allen, Peter, Gregory, Jack und Timothy zum verspäteten Lunch naked, versteht sich einer vollgedröhnter als der andere sie waren Steppenwölfe ohne Steppe und ohne wirkliche Wolfsnatur trotzdem unbändig und wild einsam heimatlos schwebend zwischen Geist und Trieb auf der Flucht vor der kleinbürgerlichen Harmonie und intellektueller Begrenztheit meistens waren sie traurig und wenn sie mal glücklich waren sehnten sie sich nach dem Unglück nie hielten sich Glück und Leid die Waage mit jeder neuen blauen Stunde begriffen sie das Leben zunehmend als sinnlos trotzdem hatten sie etwas Unentschlossenes über einem Meer der Schwere schwamm ein flüchtiger Traum aus Leichtigkeit und die glühend heisse Sonne Marokkos zerfrass ihre Opium-Hirne die wie Brandung an die Klippen schlugen wie vom Wind angetriebene sich überstürzende Wellen auf Untiefen und Küsten treffen sie waren unbeugsam getrieben von der Sehnsucht nach Leben in diesen Tagen in Tanger doch die Freiheit war letztlich nur im Tod zu finden von Susann Klossek the moving times Over the years, the history of William Burroughs’ rendezvous with Tangier has taken on elements of the folk tale. Like the ‹1001 Arabian Nights›, there is an initial framing story, i.e. the exiled Burroughs fleeing his past arrives in Tangier to find an exotic atmosphere of permissiveness, mystery and freedom, which inspires and permits him to write his future as the world famous author of ‹Naked Lunch›. Yet Burroughs’ journey through Tangier and into notoriety was never simply a straight line through the Grand Socco. Instead, Burroughs’ Tangier trek twists and turns on itself, much like the blind alleyways of the Medina. Within this labyrinth, Burroughs was just as likely to wander aimlessly into an encounter with a Minotaur of anxiety and self-doubt, which threatened to rip his consciousness to pieces, as turn a corner and suddenly come to terms with his identity and experience satori. For Burroughs, Tangier was simultaneously a place of intense ecstasy and agony. ‹Gnaoua›, a little magazine published by Ira Cohen in 1964, provides the Dream Baedeker to the ecstatic Tangier. For many collectors and historians, it is a key primary source, which documents and preserves the expatriate experience of Tangier as well as Burroughs’ place within it. From the very moment of its publication, ‹Gnaoua› emanated an aura of lived experience and authenticity. Bobby Dylan brought a copy back home and proudly displayed it on his mantelpiece as evidence that he had taken the road to excess (although that road never actually winded through Tangier) and returned to tell the tale. Jeff Nuttall’s ‹My Own Mag #5› (the Special Tangier issue) is less celebrated and sought after, but it serves as a map which navigates a road less travelled in the Burroughsian universe: the agony of Tangiers as a locale of loneliness, isolation, despair, anxiety, and fragmentation. In late 1963 and into the winter of 1964, Burroughs stood at a crossroads in his life. In the foreword to his bibliography compiled by Joe Maynard and Barry Miles, Burroughs writes, « 1964… No. 4 Calle Larachi, Tangier. ‹My Own Mag›… smell of kerosene heaters, hostile neighbors, stones thudding against the door. Jeff Nuttall sent me a copy of ‹My Own Mag› and asked me to contribute. I recall the delivery of the first copies to which I had contributed was heralded by a wooden top crashing through the skylight.» The activities at No. 4 Calle Larachi (drug use, homosexuality, the constant comings and goings of British and American expats) raised the ire of Burroughs’ Arab neighbors, who proceeded to harass him on a daily basis. In addition, Burroughs’ attempt to connect with his son, Billy, in Tangier was an obvious failure by late 1963. In December, Burroughs sent his son back to the States to live with his grandparents. The experience left Burroughs exhausted. Things did not approve after Billy left. In a letter to Brion Gysin from April 10, 1964, Burroughs writes, «You can’t imagine or can you what Tangier is like now since The Voice of America did a job here, worse than Paris or any place I have experienced, the whole town solid cunt territory and everyone knocks him or herself out to show you how worthless they can be.» The sky was literally falling; Burroughs’ world in Tangier threatened to crash around him. Burroughs wanted to escape from this desperate and potentially dangerous situation. The first issue of ‹My Own Mag› provided some much needed comic relief, which Burroughs would remember decades later. In Nelson Lyon’s copy of the first issue, which was put up for auction in 1999, Burroughs inscribed, « this rare item ‹My Own Mag› cheered me when I was under siege in Tangier.» Creatively, Burroughs needed a little cheering as well. Grove Press slated to publish the final cut-up novel, ‹Nova Express›, in hardcover, in the summer of 1964. By this point, Burroughs realized that the cut-up as novel was something of a dead end, but maybe even more distressing was the fact that he had run out of usable source material. The seemingly endless Word Horde of notes, manuscripts and drafts that resulted from the writing and editing of ‹Naked Lunch› was exhausted. ‹The Yage Letters›, published by City Lights in 1963, mined Burroughs’ usable correspondence. Most of the let- ters to Allen Ginsberg from the Tangier period were still too painful and too personal to publish. Similarly, ‹Queer›, Burroughs’ other manuscript from the 1950s, cut too close to the bone for Burroughs to think of bringing it before the public eye. Burroughs needed a new direction for his writing. Shortly after the publication of the second issue of ‹My Own Mag› in December 1963, Nuttall and Burroughs met in England. In ‹Bomb Culture›, Nuttall writes, «Burroughs sent his first testing letters from Tangier. In the bitter winter of 1964, he came to London.» Nuttall downplays this meeting and highlights the awkwardness of it. As Nuttall describes it, he got drunk at the local pub with Burroughs and Tony Balch. Conversation faltered with Nuttall feeling left out. Nuttall stumbled home somewhat embarrassed and disappointed. Yet the meeting between Nuttall and Burroughs must have made more of an impression on both men than Nuttall lets on. It served as a fruitful feeling-out session for further collaborations. The face-to-face solidified the meeting of the minds that previously had occurred only through the mail. The Special Tangier issue of ‹My Own Mag› came out in May 1964, spurred on by that winter meeting. In this issue, ‹My Own Mag› hit its stride and the Burroughs / Nuttall collaboration hit the ground running. It features Burroughs on the cover thus announcing the fact that Burroughs was the focus of and major contributor to the magazine. Likewise, Burroughs becomes a character in the «Perfume Jack» comic strip that runs through every issue of ‹My Own Mag›. Clearly, Burroughs made an impression on Nuttall. Yet I would argue that the meeting with Nuttall ultimately proved much more pivotal for Burroughs, because it provided Burroughs with the inspiration and means to escape his dreadful situation in Tangier. By May 1964, it was Minutes to Go as far as Burroughs was concerned. The Tangier Issue serves as a how-to manual on escaping a state of siege, i.e. being stuck in time and space. «Auntie Homosap», a Dear Abby-style parody, opens the issue. The first question reads in part, « I keep bumping my head on brick walls. Is it possible to avoid brick walls?» These questions apply directly to Burroughs. On one level, the brick wall represents the blocks of standard prose that Burroughs was forcing his cut-up work into. A later question reads, «I am continuously encased in an airtight, watertight, claustrophobic, windowless box.» ‹Nova Express› with its paragraphs designed to be read left to right, bottom to top, straight on through, is an example of just one of the boxes in which Burroughs found himself enclosed in 1964. Nuttall provided a breath of fresh air and ‹My Own Mag› provided space to grow creatively. This new publishing opportunity coincided with a new phase in Burroughs’ writing that developed in the winter of 1964, around the time Nuttall and Burroughs met in person. As Barry Miles discusses in the final chapter of ‹El Hombre Invisible›, Burroughs began experimenting with the three-column format in February 1964. Miles writes, «At the same time as working on the photographic collages, Bill began to develop the three-column technique he had begun to experiment with in New York in the sixties. He began to produce texts, which explored this fact and, as usual, did a great number of them. He started to keep a diary in February 1964, which exploited the three-column technique. If he were to take a trip to Gibraltar, which he did frequently, he would write an account of the trip in one column, just like a normal diary: what was said by the officials, what he overheard on the airplane. The next column would present his memories… The third column would be his reading column, quoting from the books he had with him.» In Issue 2 of ‹My Own Mag›, Nuttall presented his own text in a three-column format. This may have inspired Burroughs to explore the format in earnest himself. In the Tangier Issue, ‹The Moving Times›, a three-column newspaper cut-up, appears. In its simplest form, the newspaper is a variation of the grid. In ‹The Moving Times›” Burroughs gives directions on how to read the piece, guiding readers from column to column. The piece could also be read across the three columns. This crisscross and crossover effect represents a derivation of the «read any which way» grid of « Warning Warning Warning Warning», which appeared in the previous issue. With these experiments, we see Burroughs fighting against the confines of literary boxes and brick walls. As Burroughs writes to Peter Michelson of the ‹Chicago Review› on February 16, 1964, «I am attempting to get beyond the limitations of the book page left to right and down and over.» Unlike the process of reading ‹Nova Express›, the three column cutups challenged linear paragraph structure. These experiments are all about multi-directional movement, and they mimicked the multi-faceted flow of perception in everyday life. In an interview published in ‹Paris Review› in 1965, Burroughs states, «[C]ut-ups make explicit a psychosensory process that is going on all the time anyway. Somebody is reading a newspaper, and his eye follows the column in the proper Aristotelian manner, one idea and sentence at a time. But subliminally he is reading the columns on either side and is aware of the person sitting next to him. That’s a cut-up.» ‹The Moving Times› provided a new direction that Burroughs would explore for over a year. In ‹The Moving Times›, the mock newspaper is simple in layout. There are no images and the format mimics the front page of a daily paper like the ‹New York Times›. This would be further explored in later issues of ‹My Own Mag›. In ‹Bomb Culture›, Nuttall spends a few pages describing ‹The Moving Times› in terms of Burroughs’ development. Clearly, Nuttall realized that the material Burroughs sent for the Tangier Issue marked an exciting new path. Burroughs’ entrenched living situation in Tangier was also a major impetus for ‹My Own Mag #5›. Once again the problems addressed in the «Auntie Homosap» section mirrored Burroughs’ own: «I have an overwhelming urge to escape from the present» and «I have been stranded on the eternal plain for days now.» Burroughs was «under siege» in Tangier being assaulted by angry neighbors and ‹ The Moving Times› piece in ‹My Own Mag #5› deals with this siege explicitly. Column two speaks of «paralyzing immobility», «a life every circumstance of which is regulated after an unchanging pattern», and « Baby, it’s foreign outside has the general meaning of alien or hostile. So return to your trap by taxi and write what you have just seen and heard.» It should be noted that Burroughs references the ‹Tangier Gazette› as a source for this column and as such it represents Burroughs’ present situation. Taken as a whole, ‹The Moving Times› provides Burroughs with a means of escape. In a research paper, Davis Schneiderman explores Burroughs’ three-column experiments, such as ‹The Moving Times›. Schneiderman notes that Burroughs often utilized the same front page of the ‹New York Times› from September 17, 1899. Numerous postcards mailed to Nuttall from this time of siege may reveal why. The postcards are postmarked from Gibraltar and feature scenes from the area. As Miles points out, Gibraltar was an area of fascination for Burroughs and a key source for the new direction the cut-ups were taking. One postcard in particular makes reference to the Southport Gates inscribed with the date 1899 and the cut-up experiment «The Coldspring News» (Nov 21, 1964: «Old arch there with The Coldspring News. [Date on the arch is 1899]»). Burroughs viewed Gibraltar as a magical place, a portal allowing travel in time and space. The Southport Gates symbolized this point of intersection. In part, Burroughs chose an edition of the ‹New York Times› from 1899 due to the date inscription on the Southport Gates in Gibraltar. Given Burroughs’ desperation to escape Tangier, Gibraltar was literally and symbolically the way out. Tomasz Stompor in ‹Larval Entities – William S. Burroughs’ Concept of Time› (presented at the EBSN Conference in 2012) explores the three-column experiments in ‹My Own Mag› in terms of space-time travel, focusing on Burroughs’ use of arches in St. Louis, New York City and Gibraltar as portals for such imaginary travel. Stompor writes, «one might say that these three arches can be regarded as time portals, just like the open grids in Burroughs’ layouts, making possible the contemplation of the contingency of temporal flow, and the contingency of remembering the passage of and in time.» ‹The Moving Times› obsessively rehearses such movement. The following examples are from the first column, which outlines how to read the experiment: «move back in time», «Move forward in time», «there are many hints of your so-called future», «reading the future» and so on. In ‹The Moving Times›, Burroughs is quite simply performing magic in an attempt to alter his stagnant and dangerous present and write himself into a more mobile and creative future. Burroughs believed the cut-ups possessed this power to predict and alter the future. In The Job, Burroughs states, «I would say that my most interesting experience with the earlier techniques was the realization that when you make cutups you do not get simply random juxtapositions of words, that they mean something, and often that these meanings refer to some future event.» ‹The Moving Times› would indeed prove magical. The piece ends with a plea from Burroughs for contact from the outside world. He requests readers to «send along a column of your times» and he lists his address in Tangier. As Burroughs wrote Alex Trocchi: «Response has exceeded our expectations.» Burroughs and Nuttall heard from Carl Weissner, Claude Pélieu and Mary Beach, and attracted the notice of Ted Berrigan and Ed Sanders. In a letter to Alex Trocchi from May 12, 1964, Burroughs enthuses about the response to ‹The Moving Times› and leaving Tangier: «I will let you know when I get my travel orders. Like I say we have had an unexpectedly good response to The Moving Times which has put me in touch with a number of people...» The ensuing correspondence and resulting collaborations would form the closest thing to a full-scale movement or school relating to the cut-up method that Burroughs would experience. As suggested by ‹The Moving Times› with its references to boyhood homes and New York, Burroughs left Tangier behind in late 1964 and briefly returned home to St. Louis as part of a writing assignment for Playboy. The ensuing piece, ‹St. Louis Return›, appeared in ‹Paris Review 35› (1965). After visiting his birthplace, Burroughs established residency in Lower Manhattan and became immersed in the literary and art scene there, such as in the Mimeo Revolution that developed around Ed Sanders of ‹Fuck You, a magazine of the arts› and Ted Berrigan of C Press and ‹C: A Journal of Poetry›. Both poets published Burroughs extensively in 1964/1965, including cut-up classics like ‹APO-33› and ‹Time›. For all intents and purposes, Tangier would remain a place of the past for the rest of Burroughs’ life. The Tangier Issue cover is green with a mimeo’d image of Burroughs wearing a fez and smoking a cigarette. This cover conjures up images of marijuana and kif, which seemingly plays in perfectly with the oft-told story of Burroughs’ excesses in Tangier. Ira Cohen and ‹Gnaoua› are part of this story. On the other hand, ‹My Own Mag› is far from a celebration of Tangier. Instead, it serves as Burroughs’ goodbye to Tangier’s expatriate community. As such, the Tangier Issue of ‹My Own Mag› should ultimately be viewed as Burroughs’ green card, which enabled his return home and established his residency within a new literary community centered upon cut-up experimentation and publication. by Jed Birmingham Hanf, Hanf, hurra! Kein Schiff könnt’ Ohne segeln! Nach einem Jahr an der Graduate School in Columbia beschloss ich 1961 New York City zu verlassen und schnappte für 90 $ einen jugoslawischen Frachter nach Casablanca, den Kopf voller Bilder von Marokko, die sich aus alten Filmen und den Büchern von Paul Bowles und William Burroughs nährten. Ich stach in See und träumte davon, die Wunderlampe zu finden, mit der sich die Tür zu einem neuen Leben aufstossen liesse. Als ich in Casablanca ankam, sah ich als Erstes eine Pyramide von Lattenkisten am Anlegeplatz und auf ihrer Spitze vor dem nordafrikanischen Himmel die Silhouette eines Marokkaners, der auf einer Toilettenbrille sass. Die erste Nacht verbrachte ich bis zum Morgengrauen in den menschenleeren Strassen der Medina, traf kaum eine Seele, nur hier und da vermummte Gestalten in Kapuzen, die in den Hauseingängen kauerten – später erfuhr ich, dass das Nachtwächter waren. Am nächsten Tag hörte ich, ein amerikanischer Soldat sei unweit von dort, wo ich herumgewandert war, umgebracht und kastriert worden. Vielleicht einer, der Schwierigkeiten gesucht hatte, dachte ich, aber ich konnte mich eines Seufzers der Erleichterung nicht erwehren. Nachdem ich in Tanger angekommen war, ging ich zum Zoco Chico, wo ich mich an einen der vielen Kaffeetische setzte, die den kleinen Platz umgaben. Als ich meinen ersten Minztee nippte, hatte ich das unheimliche Gefühl, dass ich hier schon einmal gewesen war, als würde ich in einen Traum mit dem Titel «Déjà vu» eintauchen. Plötzlich realisierte ich, dass dies die Szenerie von Tennessee Williams’ Stück ‹Camino Real› war, dessen Uraufführung ich im letzten Jahr in New York gesehen hatte. Auf der Amerikanischen Treppe gegenüber dem Meer hatte ich das Tor zu Tennessees Welt durchschritten; es führte in eine geheimnisvolle Welt, aus der keiner, der sie betreten hatte, je zurückkehren würde – so ungefähr erinnerte ich mich. Der Zoco war einer dieser magischen Plätze, auf dem jede Person ein Archetyp ist, und tatsächlich steckte Tennessees Stück voller Figuren wie dem amerikanischen Kilroy – sein Name war in der Nachkriegszeit an alle Wände gekritzelt: «Kilroy was here». Von Eli Wallach gespielt, wurde Kilroy mit einem Herzen dargestellt, das aus Gold und so gross wie ein Babykopf war – zu den anderen Dramatis personae gehörten Lord Byron, Baron Charlus aus Prousts ‹Auf der Suche nach der verlorenen Zeit›, Don Quixote und eine alte Zigeunerin, eine Wahrsagerin, die ihre Tochter jeden Tag als frische Jungfrau feilbot. Gleich beim Zoco Chico nahm ich ein Zimmer im Carlton Hotel, für umgerechnet 60 Cents die Nacht; eines von den vielen Hotels, in denen ich lebte, bis ich in mein erstes Haus in der Kasbah einzog. Ich liess meine Tasche im Zimmer Nummer 7, doch als ich nach einem mehrstündigen Antesten der Kifcafés zurückkam, entdeckte ich, dass mein Hotelzimmer verschwunden war. «Es gibt keine Zimmernummer 7», beharrte der Portier, und ich glaubte in einem schrägen Film mitzuspielen, bis mir klar wurde, dass ich in ein anderes Hotel unterhalb der Strasse vom Carlton geraten war. Innerhalb weniger Tage stiess ich auf William Burroughs, als er am Zoco sass und sich die Schuhe polieren liess. So betrat ich die Interzone, in der ich mich für die nächsten vier Jahre aufhalten sollte. Ich wurde selbst zu einem Charakter in der sich drehenden Traummaschine einer tangerinen Fantasie, die nicht einmal Scheherazade hätte erfinden können. Tanger war damals ein äusserst geheimnisumwitterter Ort – ein cinematisches Minenfeld, vollgepackt mit den heissesten Charakterdarstellern der Welt; von Zeit zu Zeit traf ich sie alle auf dem Zoco Chico, im Café de Paris am Boulevard unweit vom Hotel Minzah oder in der Parade Bar, wo die Mugwumps im ‹Naked Lunch› ihre Cocktails mit alabasternen Strohhalmen schlürften. Spione, Schmuggler, Leute, die von Cheques lebten, Gauner jeder Couleur, internationale Queens, Beatniks & Bauchtänzerinnen, Mary Rogers (die Tochter des grossartigen amerikanischen Humoristen Will Rogers), Eugenia Bankhead (Tallulahs Schwester), Herzöge & Herzoginnen genauso wie Zirkus-Affen & -Akrobaten. Und dann die Marokkaner selbst. Unter ihnen lebte ich wie unter urwüchsigen Geschichtenerzählern. Bemerkenswerte Menschen, mit mehr Magie begabt als alle, die ich sonstwo traf. Und bei all dem sassen wir in der Medina in Abdelkaders Café, rauchten unsere Kifpfeifen und schauten auf den Palast von Barbara Hutton hinunter, der Woolworth-Erbin, von der man ab und zu einen Blick erhaschte, wenn sie ihr Chauffeur auf seinen starken Armen hinein- oder hinaustrug. Glaubte ich, Pepe Le Moko zu sein und dass es mir immer gut ginge, solange ich in der Kasbah bleiben würde? Du könntest deine süsseste Lebenserfahrung darauf verwetten, so war’s. Ich hatte alles: Drei Wünsche frei, den Tanz der sieben Schleier und eine Begegnung mit dem Alten vom Berg. Und trotzdem ging ich fort und schlug mich nach Shangri-La durch, wo ich auch für immer hätte bleiben können, doch das ist eine andere Geschichte. Beschränken wir uns darauf zu sagen, dass ich in Tanger mit einem ‹Naked Lunch›-Exemplar im Rucksack ankam & dass ich Burroughs, obwohl ich seine Einladung nach unserem ersten Treffen nicht annahm, wieder begegnete, als ich dem Geräusch einer phantomartigen Schreibmaschine nachging, welche die ganze Nacht über im CTM-Hotel in Marrakesch klapperte, doch erst in Paris sollten wir einander wirklich kennenlernen, durch Brion Gysin, der mich auf die Cut-up-Technik gebracht hatte. Brion, den ich im Beat-Hotel an der Rue Gît-le-coeur besuchte, spielte mir Bänder mit den Jilala & den Meistermusikern von Jajouka vor sowie Bänder, die Paul Bowles für das Smithsonian Institute aufgenommen hatte. Obschon ich später Paul durch einen Zufall traf, als ich in Marrakesch über die Djemma el Fna schlenderte, war es die Begeisterung von Brion & Harold Norse, den ich bereits in Tanger getroffen hatte, die mich dazu anstiftete, das Magazin ‹Gnaoua› zusammenzustellen, nach dem Namen einer islamischen Bruderschaft, deren Patron Sidi Bilal war, nach Mohammeds schwarzem Muezzin. Es enthielt mehrere Texte von William aus ‹The Nova Mob›, Brions inzwischen be- rühmten Text ‹The Pipes of Pan› über die Musik & die Rituale von Jajouka sowie Harolds fantastisches sexy Cut-up, das ich ‹Sniffing Keyholes› taufte. Es war eine Begegnung mit der exorzistischen Musik der Gnaoua, die mich dazu anstiftete, dieses Magazin zu machen, das auch das Portfolio ‹Superstars of Cinemaroc› von Jack Smith enthielt, dessen einmalige Bilderwelt in New York von alten Maria Montez-Filmen beeinflusst war. Damals lebte ich im Viertel Dar Baroud in einem marokkanischen Haus aus Ziegeln & verrosteten Glasfenstern, in einer kaleidoskopischen Umgebung, die ich mit Rosalind, Irving Rosenthal & Marc Schleifer teilte, der später NBC-Redaktor für den Mittleren Osten in Kairo wurde und seinen Namen in Suleiman Ben Abdullah Schleifer umwandelte. Irving hatte damals einige der bedeutendsten Literaturmagazine herausgegeben: Die reiche ZenAusgabe der ‹Chicago Review› sowie ‹Big Table›, darin Erstveröffentlichungen aus ‹Naked Lunch›, Kerouacs ‹Old Angel Midnight› & Gregory Corsos grosse Gedichte ‹Power & Army›. Irving vollendete gerade sein Buch ‹Sheeper›, das ich in täglicher Fortsetzung las; eine Auswahl daraus erschien in ‹Gnaoua›, zusammen mit Gedichten von Marc Schleifer & Philip Lamantia sowie Michael McClures schamanistischen ‹Beast Poems›. Tatianas ‹Rock of Ectoplasm From Thunder Island›, Stuart Gordons ‹Crab Hermits Develop Language: Shall It Freely Be?› und Irvings Übersetzung aus dem Spanischen der Geschichten von Mohammed Ben Abdullah Yussufi, einem marokkanischen Schuhputzer, der von der Polizei zu Tode geprügelt wurde, waren weitere Beiträge, neben speziellen Cut-up-Fotografien von Ian Sommerville, dem Mathematiker & «Dreamachine»-Theoretiker, einer Gebrauchsanleitung fürs Aufrastern von Fotos & George Andrews› brillianter Übersetzung von Alfred Jarrys ‹Die andere Alkestis›. Dieses Magazin ist heute ein wertvolles Sammlerstück – das erste Ding, das ich je gedreht habe. Zum Glück brachten mir Irving & Marc Schleifer die Kniffe bei; Marc hatte Kulchur Press in New York gestartet, bevor er nach Marokko kam. Irving & Marc hatten beide in Jack Smiths ‹Flaming Creatures› mitgespielt, einem Meisterwerk des Neuen Amerikanischen Films. Schliesslich fuhr ich nach Belgien, wo ‹Gnaoua› gedruckt wurde. Alle sagten, das sei das beste Magazin, an dem sie je beteiligt gewesen seien. Nachdem das Heft 1964 erschienen war, entschloss sich Targuisti, ein alter Freund von Brion aus den Tagen des legendären Clubs «Les 1001 Nuits de Tanger», mich jeden Tag in der Regenperiode zu besuchen, um die Zeit totzuschlagen; wir begannen, einen Abend mit den Jilala zu planen, einer anderen religiösen Bruderschaft Marokkos, um Brions Rückkehr von 1965 zu feiern. Wir luden die Jilala ein, wie ich einst die Gnaoua in mein Haus eingeladen hatte, damit sie ihre Trancerituale kleinen Gruppen von Freunden vorführten, unter denen sich bisweilen der surrealistische Dichter Edouard Roditi, der von seinen Begegnungen mit Federico Garcia Lorca oder Hart Crane erzählte, Susan Sontag, die aus New York angereist war, um Paul & Jane Bowles zu besuchen, oder Alfred Chester befanden, der eines Tages früh auftauchte, als Targuisti gerade ein Schaf für die Trancenacht schächtete; Alfred geriet in Panik und stürzte hinaus, überzeugt, er sollte als nächstes Opfer geschlachtet werden. (Alfred, einer meiner besten Freunde, endete tragisch, als er einige Jahre später in Jerusalem Suizid beging, nachdem er sein bestes Buch ‹The Exquisite Corpse› geschrieben hatte). M’sikseff kam in seinem goldenen Turban, um Minztee zu machen und die Zubereitung des Essens zu überwachen. Und natürlich kamen Paul & Brion und machten Aufnahmen, die ich auf meinem eigenen Label Trance Records herausgab. Ich erinnere mich, dass ich, als ich nach vier Jahren in Marokko nach New York zurückkehrte, Angus MacLise in der Cinémathèque an der 42sten Strasse traf, wo er seine ‹Dream Weapon Rituals› mit John Cale an der Bratsche aufführte, und wie intensiv beide auf die Musik der Jilala ansprachen. Brion sagte immer, es seien die Jilala, die seine Musik spielten, die Musik, die seine Schlange steigen mache. Und bei mir war es nicht anders. In meiner letzten Nacht in Marokko trank Farato, der Feuerschlucker, einen Kessel siedenden Wassers, während die Frauen wild ululierten und ich schliesslich mit ihnen tanzte und mich ganz der Musik von Sidi Abdelkader Jilani hingab. Wenn ich heute diese Worte schreibe, ist die Musik der Jilala & der Gnaoua genauso wie die von Jajouka in ganz Europa und Amerika bekannt, und es ist nichts Ungewöhnliches mehr, auf Gruppen solcher marokkanischer Musiker in allen Musikzentren der Welt zu stossen. Dreissig Jahre später lese ich selber Gedichte, trete in New York City im Cooler mit Hassan Hakmoun an der Gimbri auf und zeige ihm eines der seltenen Exemplare von ‹Gnaoua› mit der englischen Übersetzung eines Lieds, das erzählt, wie die Gnaoua von den Larobia durch die Sahara nach Marokko gebracht und im Namen des Propheten mit Jasmin & Orangenblüten gesalbt worden waren. Als ich Allen Ginsberg, der ebenfalls zur Ausgabe aus Indien beigetragen hatte, einige Exemplare von ‹Gnaoua› schickte, sandte er Bob Dylan eins davon; dieses Exemplar kann man auf dem Cover von ‹Bringing It All Back Home› sehen, in der Mitte der Kamineinfassung steht es (und blickt dich an mit Skorpionaugen & einem Schlangenlächeln. Zu meinem eigenen Erstaunen musste ich feststellen, dass das Cover William Burroughs gleicht: bis hin zur Spanischen Fliege auf seiner Nase). 1965 kam der Dichter, Stückeschreiber & Living Theatre-Schauspieler Mel Clay in Tanger mit Texten zu mir, an denen er mehrere Monate lang in der Kasbah gearbeitet hatte. Ich weckte sein Interesse an der Cut-upMethode, und so begann ein Abenteuer: Wir schnitten unsere Arbeiten zusammen und schrieben ‹The Majoon Traveler›. Dabei wandten wir eine Technik an, die ich «das Sieb» nannte; wir schnitten rechteckige Schlitze auf verschiedenen Papieren aus & fuhren damit über die Texte. Die Idee war, Wörter zu sieben, wie man Kif siebt, um den feinen Blütenstaub zu gewinnen, aus dem das beste Haschisch gepresst wird. Auf diese Weise habe ich die Gedichte ‹Tangier Telegram from the Majoon Traveler› sowie ‹Coda› gemacht. Bald darauf diskutierte ich mit George Andrews die Idee, ein Buch über Cannabis herauszubringen. Ich schrieb ‹The Goblet of Dreams› für ‹The Book of Grass›, das in London bei Peter Owens Vision Press erschien, mitherausgegeben von meinem langjährigen Freund & holländischen Übersetzer, dem Dichter Simon Vinkenoog. Aber mein Text kam darin nicht zum Zug. Deshalb sandte ich ihn über Alfred Chesters Agenten ans ‹Playboy Magazine›, das ihn im April 1966 in einer Nummer brachte, die auch Beiträge von Ian Fleming & Vladimir Nabokov, meinem früheren Professor in Cornell, enthielt. Doch die Rechtsabteilung des Playboy hatte entschieden, ein Majoun-Rezept nicht abzudrucken. All das führte dazu, dass ich schliesslich ‹The Hashish Cookbook› unter dem Pseudonym Panama Rose herausbrachte; es wurde ein Underground-Bestseller. Bevor ich Tanger verliess und nach New York zurückkehrte, wo ich die Universal Mutant Repertory Company ins Leben rief und Mylar-Fotografien zu machen begann, kam ich, wie so oft, nach Mitternacht zu Paul in sein Apartment in Campoamor; ich warf Kieselsteine an sein Fenster (wir hatten kein Telefon), während einem dieser letzten Besuche entdeckte ich eine Sammlung unveröffentlichter Gedichte, die Paul in den späten 30er und den frühen 40er Jahren in Mexiko geschrieben hatte. Diese Gedichte kamen im Magazin ‹The Great Society› heraus, das ich zusammen mit dem jungen amerikanischen Dichter Robert Richkin edierte. Die ‹Jilala›-Schallplatte dachte ich mir als zweite Ausgabe von ‹Gnaoua›, und ‹The Great Society› war eine ‹Heddaoua›-Publikation. Diese Ausgabe enthielt auch ‹The Blood Drinker›, die erste veröffentlichte Geschichte von Mohammed Mrabet. Und es war Mrabet, der mir 1986, als ich nach Tanger zurückkehrte, sagte: «Einst waren wir jung, jetzt sind wir alt, bald werden wir nicht mehr sein; so ist es gut.» Während dieser letzten Kieselsteinnächte bei Paul in Tanger beschloss ich, unsere Gespräche auf Band aufzunehmen. Als ich das Band transkribiert hatte, nahm ich eine Schere, schnitt das Manuskript in Streifen und tat alle Stücke, die mir gefielen, in einen Briefumschlag. Dieser Umschlag landete irgendwie in der Columbia University Library, wo er von Gena Dagel Caponi gefunden wurde; sie arbeitete gerade an einem Buch über Paul Bowles, setzte das Gespräch wieder zusammen und druckte es in «Conversations with Paul Bowles» ab; jetzt ist es, dank Philippe Franck und Didier Devillez, auch auf Französisch erschienen. Nach vielen Jahren in Nepal und Indien kam ich 1987 & 1990 nach Tanger zurück. 87 schrieb ich am Tag nach meiner Ankunft ‹From the Moroccan Journal›. Ich erwachte in meinem Hotelzimmer im Glauben, es sei fünf Uhr nachmittags und stürzte hinaus auf den Socco, um, als ich dort ankam, zu realisieren, dass es fünf Uhr in der Früh war. Dann begann ich in mein Tagebuch zu schreiben und versuchte mich an alles zu erinnern. Auf dieser Reise drehte ich auch ein Video, das ich ‹The Goblet of Dreams nannte›, das meiste bestand aus Aufnahmen von der Djemma el Fna in Marrakesch. 1990 schrieb ich an den Cafétischen von ganz Tanger ‹Minbad Sinbad›. Als ich jemanden fragte, der mich gerade unterbrach, was «später» heisse, sagte er: «Minbad.» Und ich sagte: «Okay. Minbad, Sinbad.» So entstand der Titel meines Texts. «Das ist kein Cous-cous aus der Dose!», wie Rubio sagen würde, der Rollstuhlphilosoph vom Zoco Chico, der seine Beine an die Gangräne verlor. Jetzt ist er in seinen Vierzigern, doch ich erinnere mich an ihn als einen arroganten Geck von vierzehn Jahren, der mit William Burroughs ausging & einen piekfeinen Anzug trug, gleissend wie ein Kupferpfennig. Ich könnte noch viel mehr erzählen, aber ich will hinaus in die Strassen von Brüssel, bevor das Licht wechselt. Zum Schluss möchte ich noch drei Sachen sagen. Nach einer Fussnote in Dantes ‹Purgatorium›: «Jetzt komme! siehe, wie schon steckt / Am Meridian die Sonn, und am Gestade // Die Nacht schon mit dem Fuss Marokko deckt!» Zweitens: In einer Kurzgeschichte von Borges las ich einmal, dass der Ausgang der Unterwelt in Tetouan liege, unweit von Tanger. Drittens: Als ich Paul bat, eine Akashic-Melodie zu komponieren, bat er mich um die Bedeutung des Wortes «akashic». Ich begann auszuführen, dass es aus dem Sanskrit stamme, von «Akash»: lichtwärts, eine Offenbarung, ätherisch, Himmelszungen, der sublime Schrein… Er meinte: «Ach so, du meinst Gottes Privatvideos.» Und da hast du’s. – Mit einem speziellen Dank an Ahmed Yacoubi, Mohammed Hamri & den ganzen Rest der grossen marokkanischen Bande plus Rosalind. im Juni 1997 Avenue Chazal, Brüssel von Ira Cohen (aus dem Amerikanischen von Florian Vetsch) La giralda Tanger, 4. Oktober 2011 Wie die Möwen vom Dach in den Gleitflug sich schwingen: Hoch über dem Kanonenplatz hinter Zimmerpflanzen Über den abschüssigen Hang, das Theater Cervantes auf die Strasse von Gibraltar hinaus – ein Rundflug. von Florian Vetsch fz296 With Contributions by Jed Birmingham Ira Cohen Susann Klossek Maximilian Linz Noha Mokhtar Mohammed Mrabet Michel Rauch Simona Schneider Tomasz Stompor Florian Vetsch Pages 9 & 14 Burroughs, William S., Moving Times in ‹My Own Mag Nr. 5› Compiled by Robert Bank and Jed Birmingham. Published by RealityStudio 2007. Page 11 Illustration by Jeff Nuttall in ‹My Own Mag Nr. 5› Compiled by Robert Bank and Jed Birmingham. Published by RealityStudio 2007. Fabrikzeitung Seestrasse 395 Postfach 1073 8038 Zürich www.rotefabrik.ch