Erfahrungsbericht – Auslandssemester an der University of Latvia

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Erfahrungsbericht – Auslandssemester an der University of Latvia
Erfahrungsbericht – Auslandssemester an der University of Latvia
In meinem Studiengang, Internationales Personalmanagement und
Organisation hat man im 5. Semester die Wahl zwischen einen Praxis- und
einem Auslandsemester. Da es schon lange mein Wunsch war einmal eine
längere Zeit im Ausland zu verbringen, fiel mir diese Entscheidung nicht all zu
schwer. Aber dann die nächste Frage: Wo soll es hingehen? Schon lange hat
mich das Baltikum gereizt, weshalb ich mich auf einen Studienplatz an der
University of Latvia in Riga bewarb und auch glücklicherweise einen Platz
bekam.
Riga ist mit seinen knapp 700.000 Einwohnern die größte Stadt des Baltikums
und ist besonders für seine gewaltigen Jugendstilbauten bekannt. An der
“Latvijas Universitāte“ studieren knapp 28.000 Studenten. Es gibt 13
verschiedene Fakultäten, wobei die für Jura und Wirtschaft vom Gebäude her
die beeindruckenden sind.
Vorbereitung
Um mich für meinen Auslandsaufenthalt vorzubereiten, recherchierte ich erst
einmal viel im Internet. Bezüglich Unterkunft und Organisation halfen mir
andere Erfahrungsberichte sehr und ich bereue es nicht mich auf mein
Semester ausführlich vorbereitet zu haben. Flüge nach Riga gibt es schon
sehr günstig. Kommilitonen, die aus nördlichen Teilen Deutschland kamen
sind häufig mit dem Fernbus angereist.
Unterkunft
Von der University of Latvia werden 2 unterschiedliche Wohnheime
angeboten: das Prima und das Reznas. Auf der Website sahen die Zimmer
eigentlich sehr ansprechend aus, allerdings fühlte ich mich mit dem Gedanken
nicht wohl mir ein Zimmer mit jemanden zu teilen. Weiterhin schreckten mich
die Erfahrungsberichte von verschiedenen Studenten ab, die alle bereits nach
kurzer Zeit aus dem Wohnheim wieder ausgezogen sind. So entschied ich
mich dafür mir ein WG-Zimmer zu suchen. Im Endeffekt bin ich, nachdem ich
einmal Freunde im Prima besucht habe, sehr froh darüber. Die Küchen sind
kein bisschen ausgestattet, es gibt nur eine Herdplatte und Geschirr, Töpfe
etc. muss man sich selber kaufen, in den Zimmern schimmelt es und die
Duschen rochen sehr unangenehm. Nicht zu vergessen, sind die Zimmer nicht
gerade günstig und liegen sehr weit außerhalb in einem eher schlechten
Wohnviertel, der “Moskauer Vorstadt”. Da aber in den Stundentenwohnheimen
fast nur Erasmusstudenten leben, erlebt man dort eine einmalige Atmosphäre.
Jeden Abend wurde von den “Prima-Leuten” etwas unternommen,
International Dinners veranstaltet oder Parties organisiert. Von daher glaube
ich, dass man, wenn einem Sauberkeit und Privatsphäre nicht so wichtig sind,
dort am leichtesten unter Leuten ist und auch Leute kennengelernt.
Ich fand mein WG-Zimmer im vornherein über die Facebook Seite “Riga
Student’s Apartment Market.” Es war einfach hier ein WG-Zimmer zu finden
oder andere Leute mit denen man eine WG gründen konnte. Ich wohnte etwas
außerhalb von der Altstadt mit 2 Spanierinnen und 1 Deutschen und war im
Vergleich zu meinen Kommilitonen mit 250€ Miete im Monat im mittleren
Preissegment. Viele haben sich auch bei Semesterbeginn erstmal in einem
Hostel eingemietet, da diese auch sehr günstig sind, und sich dann vor Ort
eine Wohnung gesucht. Diese Leute hatten ehrlich gesagt mit Abstand die
schönsten und kostengünstigsten WGs mit der besten Lage.
Studium an der University of Latvia
Die Universität war unglaublich gut organisiert. Das Kursprogramm war
einfach zu verstehen und ich hatte nach kürzester Zeit alle meine Unterlagen
vorliegen. Das einzige was ärgerlich war: alle Kurse, die ich ausgewählt hatte,
wurden im Endeffekt nicht angeboten. Ich fand aber schnell andere Kurse, die
ich ansprechend fand und war im Nachhinein auch sehr zufrieden mit meiner
Kurswahl. Die Vorlesungen sind, ähnlich wie an der FH, in kleinen Gruppen.
Allerdings ist es viel verschulter: man hält Referate, bekommt mündliche
Noten und hat Hausaufgaben auf. Allerdings hatte das ganze 2 Vorteile: 1.
konnte ich durch die ganzen Papers mein Englisch deutlich verbessern und da
man sich meistens die Themen selbst aussuchen konnte, hat mir das ganze
sehr große Freude bereitet. 2. fielen dadurch die Klausuren weniger
umfangreich aus und so konnte ich den Sommer in Riga viel besser genießen,
viel reisen und hatte das meiste bei -10 Grad Anfang Februar zu tun. An
Kursen habe ich zum einen einen lettisch Grundkurs besucht, der im Alltag im
Bezug auf Einkäufe, Taxifahrten etc. schon sehr sinnvoll war, zum anderen
einen Kurs über die Geschichte Lettlands, durch den ich sehr viel über das
Land und die Stadt erfahren habe und so viele geschichtliche
Zusammenhänge und Eigenarten der Landes gleich viel besser verstehen
konnte. In diesem Kurs besuchten wir auch einige Museeun und
Kunstausstellungen. Sonst wählte ich noch folgende Kurse: Globalization and
Integration in International Economony, Intercultural Business Relations und
Planning Games. Besonders den Kurs Planning Games kann ich
weiterempfehlen: Man spielte jede Woche ein anderes Planspiel in einer
Gruppe. Je nach Erfolg der einzelnen Spiele setzte sich die Note zusammen.
In diesem Kurs konnte ich wirklich zum einem mal wirtschaftliches Denken und
Statistik anwenden, zum anderen lernte man durch die Gruppenarbeiten viele
neue Leute kennen.
Alltag und Freizeit
Riga und Lettland haben unglaublich viel zu bieten. Gerade im Frühling blüht
die Stadt richtig auf. Ein großer Pluspunkt ist, dass alles wenig kostet. Ich bin
fast jeden Tag essen gegangen und habe sehr häufig die Oper und das
Theater besucht. Wenn man auf Action steht gibt es einen Kletterpark, die
Möglichkeit Kajak auf der Daugava (der Fluß der durch Riga fließt) zu fahren
oder in Sigulda Bungeejumpen zu gehen. Reisen ist außerdem unglaublich
günstig. Dank Fernbussen, die direkt vom Zentralmarkt abfahren, hatte ich die
Möglichkeit das komplette Baltikum zu bereisen, war in St. Petersburg und in
Minsk zur Eishockey-WM. Der Flughafen ist mit dem Bus oder mit dem Taxi
auch sehr leicht und günstig zu erreichen, wodurch man auch gut
Skandinavien bereisen kann. Ich bin z.B. nach Oslo geflogen. Auch kann man
die Fähre nach Helsinki nehmen. Es wurden auch sehr sehr viele Reisen und
Aktiitäten von ESN Riga angeboten z.B. Städtetrips, Paintball spielen oder
Bowling Tournaments. So lernt man gerade am Anfang sehr leicht Leute
kennen; ob einem die Erasmus Trips gefallen ist allerdings Typsache. Ich
habe es vorgezogen mit einer kleineren Gruppe oder zu zweit zu reisen.
In Riga kann man sehr gut und auch günstig abends feiern gehen. Eintritt und
Garderobe sind häufig kostenlos. Da es eine sehr große Erasmus-Community
und viele Universitäten in Riga gibt, waren quasi ganze Clubs nur mit
Erasmusstudenten gefüllt und es gab jeden Abend die Möglichkeit etwas zu
unternehmen. Was ich persönlich sehr schade fand war, dass man als
Ausländer leider in einige bzw. die guten Clubs nicht reinkam. ErasmusStudenten sind in den Clubs leider nicht sonderlich beliebt….
Fazit
Insgesamt bin ich mit meinem Semester in Riga sehr zufrieden. Die Stadt ist
wunderschön und man hat tolle und verschiedenste Möglichkeiten dort seine
Freizeit zu verbringen. Die Betreuung der Universität war sehr gut und man
kommt mit Englisch wirklich sehr gut zurecht. Ein großer Vorteil ist allerdings
auch wenn man Russisch spricht, da gerade ältere Leute noch sehr häufig
russisch sprechen. Was ich persönlich sehr schade fand ist, dass es sehr
schwierig ist “locals” kennenzulernen. Die meisten Kurse in der Uni sind doch
eher mit Erasmusstudenten, wobei ich nicht dass Gefühl hatte, dass mein
Semester schlechter dadurch war. Mit welchem Gedanken man sich aber
wirklich anfreunden sollte ist, dass man unglaublich viele deutsche Studenten
um sich haben wird. In den meisten Kursen waren es ca. 50% Deutsche. Ich
habe tolle Freundschaften geschlossen und viele Leute kennengelernt.
Generell war es für mich die richtige Erfahrung ein Auslandssemester in Riga
zu machen.