Epigraphica Anatolica Das Grabhaus Des Zosimas und Der
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Epigraphica Anatolica Das Grabhaus Des Zosimas und Der
Epigraphica Anatolica Das Grabhaus Des Zosimas und Der Schiffseigner Eudemos Aus Olympos in Lykien M. Adak – O. Atvur Im Jahr 1990 begann die Museumsdirektion Antalya in der ostlykischen Stadt Olympos mit der Arbeit zu Umweltschutz und Denkmalpflege(1) Den Schwerpunkt des Unternehmens bildete die Freilegung zweier Grabanlagen, die direkt am Hafen unweit der Stelle liegen, wo das Olympos-Flüßchen ins Meer mündet. Die beiden Monumente grenzen unmittelbar aneinander und sind dem in Olympos weit verbreiteten Typus des überwölbten Kammergrabes zuzurechnen, in dem gewöhnlich die Verstorbenen in Sarkophagen bestattet wurden. Sie gehören der Nordnekropole an, die größtenteils zugeschüttet ist. Aus der Freilegung der beiden Grabanlagen erhält man nun Gewißheit darüber, daß die Nordnekropole in der gleichen Weise konzipiert war wie die weitausgedehnte Südnekropole, in der die Gräber in geraden Reihen angelegt sind. Die vorzügliche Lage der Grabhäuser verdient hervorgehoben zu werden. Sie ist als ein Indiz für die soziale Stellung der Besitzer zu bewerten. In unmittelbarer Nachbarschaft liegen die Reste einer wichtigen Brücke, die einst die beiden Stadtteile miteinander verband. Jeder, der diese Brücke und die Straße zum Hafen benutzte, mußte an diesen Grabanlagen vorbeilaufen. Ihre Besitzer gehörten der städtischen Oberschicht an, wie die Inschriften auf den Sarkophagen unmißverständlich verkünden. Im östlichen Grabhaus ruhte M. Aur. Archepolis alias Hopion, der es bis zum Kaiserpriester beim Fest des Lykischen Bundes gebracht hatte. Archepolis ist der einzige bislang bezeugte Lykiarch aus Olympos. Aus seiner Grabinschrift lernen wir, daß die Mitgliedschaft von Olympos im Lykischen Bund noch um 200 n. Chr. fortbestand. Im westlichen Grabhaus war M. Aur. Zosimas mit seiner Familie beigesetzt. Dessen ebenfalls dort bestatteter Onkel Eudemos, von Beruf ein Schiffseigner, hatte es verstanden, neben seinen Handelsaktivitäten, die ihn bis in die Regionen des Schwarzen Meeres führten, als Honoratior seiner Heimatstadt auch mehrere städtische Ämter (άρχαί) zu bekleiden. Daneben scheint Eudemos auch im Lykischen Bund Ämter innegehabt sowie der städtischen Gerusie angehört zu haben, wenn unsere Lesung seiner stark zerstörten Grabinschrift richtig ist. Die Bedeutung der neuen Inschriften wird ersichtlich, wenn man sich vor Augen hält, daß in den bisherigen Inschriften aus Olympos, die immerhin ein Sechstel des in ΤΑΜ II publizierten Inschriftenmaterials ausmachen, keine Ämter bzw. Amtsinhaber der lokalen Elite erwähnt werden(2). Das östliche Grabhaus, in dem drei Sarkophage untergebracht waren, hat I. Akan Atila bereits eingehend beschrieben.3 Die Inschriften auf diesen Sarkophagen wurden von Ender Varinlioğlu, allerdings ohne Kommentierung, veröffentlicht(4) Im Mittelpunkt unseres Beitrages wird das westliche Grabhaus stehen. I. ARCHÄOLOGISCHER TEIL Vor Grabungsbeginn waren vom östlichen Grabhaus erhebliche Reste sichtbar. Das westliche Grabhaus dagegen war mit Geröll und Erdmassen aus dem Burgberg zugeschüttet und mit üppigem Pflanzenbewuchs bedeckt. Wer sich vom Süden her durch das Dickicht hindurchwagte und vom Eingang in das Grabhaus hineinblickte, der konnte einzig die Spitze eines Sarkophagdeckels herausragen sehen. Als wir es freilegten, trat uns ein aus zwei Stockwerken bestehendes Bauwerk entgegen. Im Erdgeschoß dieses in zwei unterschiedlichen Zeitabschnitten benutzten Bauwerkes kamen zwei Sarkophage zutage. Die erste Phase des Grabhauses, zu der die beiden Sarkophage gehören, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit an das Ende des 2. Jahrhunderts bzw. an den Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. zu setzen. Damals hat man den Felsen am Süd und Westbereich abgearbeitet und auf diese Weise eine Kammer mit den Maßen 4,15 χ 5,60 m gewonnen. Die zweite Phase, in der an den Wänden des Grabhauses Reparaturen vorgenommen und der Fußboden des Erdgeschosses mit Mosaiken ausgestattet wurde, fällt dagegen wohl in das 5. Jahrhundert. Für den Bau der Anlage wurden in großem Maße Bruchsteine und Kalkmörtel verwendet. Im Eingangsbereich (Schwelle, Türrahmen und Türsturz) hat man Kalksteinquader eingesetzt. Die an den Seiten gut erhaltene und in der Mitte eingestürzte Decke des Erdgeschosses ist ein Gewölbe, das ebenfalls aus in Mörtel gelegtem Bruchstein besteht. Es bildet zugleich den Estrich des oberen Stockwerks. Zu diesem gelangte man durch eine Treppe im Westen, die an einer Tür endete. Auf eine vollständige Freilegung der Treppe haben wir wegen Einsturzgefahr verzichtet, konnten jedoch die Tür zum Obergeschoß genau lokalisieren. Es ist zu vermuten, daß auch das Obergeschoß eine Gewölbedecke trug. Während sich in Olympos selbst Grabanlagen mit zwei Stockwerken sonst nicht nachweisen lassen, begegneten wir einem ähnlich gestalteten Exemplar in einer bislang noch nicht mit Namen identifizierten Siedlung, die südlich von Olympos auf dem Musa Dağ liegt. In der Grabanlage von Olympos stehen die beiden Sarkophage jeweils auf einem Sockel, der aus einer Reihe Kalksteinquadern gebildet wird. Der Sarkophag an der Ostwand ist aus weißem, feinkörnigem Marmor gehauen. Von den kannelierten Eckpilastern an der Frontseite einmal abgesehen, sind auf dem Sarkophagkasten keine weiteren Verzierungen angebracht. Der Sarkophagdeckel hat die Form eines Satteldaches. Seine Ecken sind durch Akrotere hervorgehoben. Unterhalb des Deckels ist auf der Frontseite eine vierzeilige Inschrift eingemeißelt, aus der wir die Namen des Grabherrn und der zur Bestattung zugelassenen Historischen Geographie des Altertums 2, 1984 und 3, 1987, hrsg. v. E. Olshausen - H. Sonnabend, Bonn 1991, 374). Das Grabhaus des Zosimas und der Schiffseigner Eudemos aus Olympos Personen erfahren: Zosimas und seine Familie. Ein Teil der Inschrift fehlt allerdings, denn man hat in den Kasten ein Loch geschlagen und dabei Frontseite wie Deckel beschädigt. Ziegel, Bruchstein- und Mörtelreste zeigen aber, daß das Loch wieder zugemauert und auf diese Weise der Sarkophag für eine weitere Nutzung hergerichtet wurde. Der Sarkophag weist eine Länge von 2,30 m und eine Breite von 1,15m auf. Seine Höhe beträgt 1,70 m. Der zweite Sarkophag steht im Norden gegenüber dem Eingang. Er ist nicht aus Marmor, sondern aus Kalkstein errichtet und mit 2,67 m Länge und 1,47 m Breite etwas größer als der Sarkophag des Zosimas, hat aber eine geringere Höhe (1,43 m). Die rauh bearbeiteten Quader des Sockels (L: 3,37 m; Br.: 2,22 m; H: 0,22 m) sind durch Eisenklammern miteinander verbunden. Der Sarkophag weicht von der üblichen Form eines Vierecks leicht ab, denn die an der Westwand anliegende Nebenseite ist gerundet. Es hat den Anschein, daß der Sarkophag an dieser Stelle den Gegebenheiten der aus dem anstehenden Felsen herausgeschlagenen Kammer angepaßt wurde. Die Rückseite des Sarkophags ist rauh belassen, während die Nebenseiten bearbeitet und zusätzlich mit Eckpilastern geschmückt sind. Dieselben Eckpilaster gibt es auch auf der Frontseite. Genau in der Mitte der Frontseite befindet sich eine Tabula ansata mit einer 10 zeiligen Inschrift, die uns den Namen des Besitzers, Eudemos, mitteilt. Annähernd die Hälfte der Inschrift ist allerdings verloren, weil Grabräuber in die Tabula ein großes Loch (ca. 47 x 40 cm) geschlagen haben. Eine weitere Inschrift steht links außerhalb der Tabula. Unterhalb der Tabula ist das Relief eines Schiffes abgebildet. Es handelt sich um ein bauchiges Frachtschiff (navis oneraria) mit erhöhtem Bug und Heck. Die hohen Steven sind gerade abgeschnitten. Auf dem Bug ragen die Pfähle zum Vertäuen (lat. tonsilla) heraus. Zum abgebildeten Inventar des Hecks gehören ein Deckshaus und ein Poller mit einem runden Balkenkopf für die Befestigung des Tauwerks. Die Bestimmung dieses Gegenstandes als Poller erscheint mir allerdings nicht ganz sicher. Es könnte auch ein runder Altar gemeint sein. Dazwischen ist an der Bordwand ein Anker befestigt. Er ist in einer unüblichen Weise wiedergegeben, denn seine Arme greifen nach unten(5). In der Darstellung fehlen Mast, Segel und Steuerruder. Deren Weglassung ist keineswegs auf Platzmangel oder eine flüchtige Arbeitsweise des Steinmetzes zurückzuführen, sondern ist beabsichtigt und aus dem sepulchralen Gesamtkontext heraus verständlich: Offensichtlich wurden ausgerechnet jene Teile weggelassen, die ein Vorwärtskommen des Schiffes ermöglichen. Mit dieser Darstellungsweise soll die Verbundenheit des Schiffes mit seinem Herrn Eudemos zum Ausdruck gebracht werden. Unter Hinzunahme der Inschrift (Text 3b), in der das Schiff selbst im Mittelpunkt steht, könnte man sogar eine Personifizierung des Schiffes mit Eudemos vorschlagen: In jenem Moment, als Eudemos sein Leben aushaucht, verliert auch das Schiff an Existenzberechtigung, läuft in den letzten Hafen ein und hat keinerlei Hoffnung, irgend jemals wieder auf die See hinauszufahren. Zur Dekoration des Hecks dient das Relief einer Frauengestalt, das sich an der Bordwand direkt unterhalb des Ankers befindet. Die Figur ist mit nacktem Oberkörper dargestellt. Mit der rechten Hand faßt sie an den Bausch ihres um die Hüften gewickelten Gewandes, während sie ihren linken Arm ausgestreckt hält. Es ist nicht klar, ob mit dieser Figur Aphrodite oder eine Nereide gemeint ist. Nach Ausweis literarischer Quellen scheint die Ausschmückung von Schiffen mit Figuren sehr beliebt gewesen zu sein.6 Dabei bevorzugten die Schiffsherren die Bordwand des Bugs oder das Heck zur Anbringung der Figuren(7). Es kam auch vor, daß beide Schiffsteile (Bug und Heck) mit Figuren geschmückt wurden(8). Diese Figuren trugen zur zusätzlichen Identifizierung des Schiffes bei, dessen Name in den meisten Fällen an der Bordwand angeschrieben war(9). Es sind mehrheitlich Darstellungen von Gottheiten, nach denen die Schiffe benannt wurden(10). In der bildlichen Kunst hat dieser Brauch nur einen schwachen Niederschlag gefunden: Figuren als Zierde auf Schiffhecks begegnet man dort äußerst selten. Unter den wenigen Beispielen sei an erster Stelle auf einige attische Sarkophage aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Verwiesen(11). Auf den Reliefs dieser Sarkophage, die, nach ihren Fundorten zu urteilen, im gesamten Römischen Reich verbreitet waren, ist immer dieselbe Erzählung, nämlich der „Kampf bei den Schiffen vor Troja", festgehalten(12). Die besten Exemplare stammen aus Myra und Tyros. Weitere befinden sich in den Museen von Venedig, Nis und Malibu. Auf allen diesen Sarkophagen sind die Schiffe mit denselben Heckfiguren verziert. Bei den Heckfiguren handelt es sich ausschließlich um Meerwesen. Zu sehen sind u. a. Nereiden, Tritonen und Delphine(13). Wegen der häufigen Wiederholung desselben Heckmusters und der Einbettung der erzählten Geschichte in den Mythos wäre es ein Irrtum, wollte man anhand des Heckschmucks auf den Namen der auf diesen Sarkophagen abgebildeten Schiffe schließen. Die Verzierungen des Hecks sind auf diesen Sarkophagen als bloße Ornamentik aufzufassen(14). Ganz anders verhält es sich bei dem berühmtem „Relief Torlonia“ aus der Zeit um 200 n. Chr., auf dem eine realistische Szene vom Hafenleben dargestellt ist(15). Dort wird unter anderem das Einlaufen eines Schiffes und das Entladen eines anderen gezeigt. Das linke Schiff, das gerade einläuft, hat Dionysos und eine Nike/Victoria als Bugzier, sowie eine von zwei Tritonen umgebene Nereide als Heckschmuck. Der bildlich dargestellte Dionysos scheint dem Schiff seinen Namen gegeben zu haben, denn auf dem Segel ist der Buchstabe L angebracht, den Lionel Casson zu „Liber Pater“, der römischen Bezeichnung für den Weingott, auflöst und mit dem Namen des Schiffes in Verbindung bringt(16). Es ist daher nicht unwahrscheinlich, die Frauengestalt auf dem Sarkophag des Eudemos als die Namenspatronin seines Schiffes zu betrachten. Eudemos benannte sein Schiff wohl nach der Göttin Aphrodite oder nach einer Nereide. Der Sarkophag des Eudemos besitzt als weiteren Schmuck einen Medusakopf. Er ist in der Mitte des Sarkophagdeckels angebracht und wird von einem mit Eckakroteren versehenen Giebel umrahmt. Der Sarkophagdeckel selbst ist streng rechteckig. Er mißt in der Länge 2,82 m, in der Breite l ,40 m und in der Höhe 0,6 m. An seinen Nebenseiten sind die Hebebossen stehengeblieben (Maße: 0,28 x 0,23 x 0,16 m). Die Bossen an den Schmalseiten des Kastens dagegen wurden ausgemeißelt. Die zweite Nutzungsphase des Grabhauses läßt sich durch das Mosaik, das auf dem Fußboden zwischen der Türschwelle und den beiden Sarkophagsockeln angebracht wurde, annähernd datieren, dessen Stil und Motiv auf das 5. Jahrhundert n. Chr. verweisen. Damals hat man auch die Risse an den Wänden behoben. Sie wurden mit Ziegeln gefüllt und zusätzlich verputzt. Die oben erwähnte Ausbesserung am Sarkophag des Zosimas dürfte ebenfalls in dieser Zeit stattgefunden haben. Das Mosaik befindet sich in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand. Um diesen Zustand nicht zu gefährden, haben wir es inzwischen mit Sand zugedeckt. Seine Maße betragen 3,03 x 1,28 m. Seine Mitte wird von einer Jagdszene eingenommen, während die Ecken mit Rosettenfeldern dekoriert sind. Die verwendeten Steinchen (tesserulae) haben die Maße 1,5 x 1,5 cm. Die Rosetten ergeben jeweils einen Kreis mit einem Durchmesser von 0,35 m. Rechts wurden ein Rosettenstreifen, links dagegen zwei angebracht. Das Hauptfeld (Maße: 1,48 x 1,04 m) wird von einem 0,14 m breiten Flechtstreifen umrahmt. Der Streifen setzt sich aus rosaroten, schwarzen, weißen, grauen, gelben und grünen Steinchen zusammen. Die Jagdszene selbst mißt 1,18 x 0,73 m. Die Mitte des Bildfeldes wird von einem Löwen in Angriffsposition eingenommen. Er steht mit den hinteren Pfoten auf einem niedrigen Felsen, die vorderen dagegen sind zum Angriff ausgestreckt. Sein Mund ist weit geöffnet, so daß die Zähne sichtbar werden. Er hält den Schwanz hoch. Dem Löwen gegenüber steht im linken Bildfeld ein Mann in Rüstung. Seinen Spieß, den er in beiden Händen hält, hat er bereits in die Brust des Löwen gestoßen, aus der das Blut zu rinnen begonnen hat. Am Gesicht des in Frontansicht wiedergegebenen Mannes ist kein Anzeichen von Furcht oder Erregung zu erkennen. Seine glatten, kurzen Haare fallen ihm in die Stirn. Er stützt sich auf sein linkes Bein, während das rechte nach hinten ausgestreckt ist. Er trägt einen knielangen Waffenrock. An seiner Taille ist ein Gurt befestigt. Ein weiteres Mosaik von ähnlichen Ausmaßen befindet sich vor dem Eingang zum Grabhaus. Um es keiner Gefährdung durch die vielen Besucher auszusetzen, haben wir bislang auf dessen Freilegung verzichtet. II. EPIGRAPHISCHER TEIL Als 1890 die beiden Franzosen Berard und Colardeau sowie fünf Jahre darauf Kaiinka und Heberdey die ostlykische Hafenstadt Olympos nach epigraphischen Überresten durchforschten, nahmen sie auch die Bauinschrift eines von M. Aur. Zosimas in Auftrag gegebenen Grabhauses auf(17). Diese im 3. Faszikel von ΤΑΜ II unter Nr. 1140 publizierte Inschrift war auf einem Architrav angebracht, der offenbar als Türsturz des Grabhauses gedient hat. Zuletzt wurde der Architrav mit der Inschrift Anfang der 80er Jahre von Orhan Atvar vor Ort besichtigt. Er traf den Architrav nicht mehr in situ, sondern am Straßenrand, ca. 25 m westlich des Grabhauses, liegend an. Bald darauf verschwand der Stein unter nicht geklärten Umständen. Es ließ sich in Erfahrung bringen, daß der Architrav auf Anordnung des damals amtierenden Vali an einen anderen Ort überführt wurde. Eine gezielte Suche sowohl im Museum von Antalya als auch in Olympos selbst blieb ohne Erfolg. Die unter der Führung des Museums von Antalya durchgeführten Ausgrabungsarbeiten am Grabhaus brachten zwei Sarkophage zutage, deren Inschriften die in der Bauinschrift erhaltenen Angaben bestätigen und ergänzen. Die Bauinschrift und die Inschrift auf dem Sarkophag des Zosimas gleichen sich dem Inhalt und Aufbau nach sehr. Wie die Mehrzahl der Grabinschriften dieser Stadt gehören sie zu jener Gruppe von eher spröden Texten, die Heberdey und Kaiinka nach ihrem Besuch in Olympos als „durch Eintönigkeit ermüdend“ bezeichnet haben(18). Ganz anders verhält es sich bei den beiden Versinschriften auf dem Sarkophag des Eudemos, die wegen ihrer interessanten Details über Handelsaktivitäten, Ämtertätigkeit und Selbstverständnis eines Mitglieds der städtischen Oberschicht als einzigartige Zeugnisse zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu betrachten sind. Kaünka hat die Lage des Grabhauses ganz lapidar mit „limen portae superius“ beschrieben. Diese Angabe läßt sich präzisieren: Es liegt am nördlichen Berghang des Olympos-Tales, direkt gegenüber dem Hafen. Die Entfernung zu der Stelle, wo heute der Fluß in das Meer mündet, beträgt ca. 60 m. Das Grabhaus des Zosimas und der Schiffseigner Eudemos aus Olympos1. Bauinschrift des Grabhauses (ΤΑΜ II 3, 1140) Architravblock, der als Türsturz über dem Eingang in das Grabhaus diente. Heute verschollen, Nur die Maße der Inschriftfläche bekannt: H: 0,29 m; Br.: 1,10 m; Eh.: 0,02 m. Als besondere Buchstabenformen werden von Kaiinka genannt. Dieselben Buchstabenformen kommen auch in den Inschriften der Sarkophage vor, in denen ebenfalls häufig von Ligaturen Gebrauch gemacht wurde. Die Schriftform ist eher für das 3. als für das 2. Jahrhundert charakteristisch, weswegen man annehmen möchte, daß sich der Grabherr Zosimas den Namen „M. Aurelius" erst nach dem Erlaß der Constitutio Antoniniana zugelegt hat. An der Inschrift fällt auf, daß Zosimas unter den Familienmitgliedern, denen im Grabhaus ein Bestattungsrecht eingeräumt wird, nur seinen Onkel Eudemos namentlich nennt. Der Grund hierfür könnte entweder darin gelegen haben, daß er andere Onkel hatte und daher die Bezugsperson mit Namen aufführen mußte, oder, daß Eudemos bereits gestorben war, was den Bau des Grabhauses veranlaßte. Bei der Beantwortung dieser Frage scheint mir ein Vergleich zwischen den beiden Sarkophagen hilfreich: Während Zosimas für sich einen Sarkophag aus gutem, importierten Marmor bauen ließ, ist der Sarkophag des Eudemos aus porösem Kalkstein minderer Qualität gehauen. Dieser Sachverhalt bleibt unverständlich, denn Eudemos war ein wohlhabender Mann, der nach Ausweis seiner Grabinschrift in seiner Heimatstadt Ämter übernahm, die in der Regel mit hohen Kosten verbunden waren. Hätte Eudemos bereits zu Lebzeiten einen Sarkophag in Auftrag gegeben, so wäre seine Wahl gewiß auf Marmor gefallen, um seine gesellschaftliche Position in gebührender Weise zur Schau zu stellen(19) Der Sarkophag des Eudemos wird demnach erst nach seinem Tod hergestellt worden sein, und der Auftraggeber wird Zosimas gewesen sein, der auf Kalkstein zurückgriff, um Kosten zu sparen. Dieser Eindruck wird durch die schlechten Ausführungen der beiden Inschriften auf dem Sarkophag des Eudemos verstärkt: So hat z. B. der Steinmetz über die Tabula hinausgeschrieben und die Buchstaben nicht in gerader Linie aufgetragen (auf dem rechten Rand der Tabula sind die Buchstaben höher als auf dem linken Feld), während sie auf dem Sarkophag des Zosimas sauber und gleichmäßig gemeißelt und zudem mit Hasten verziert sind. Bemerkenswert ist ferner, daß in der Bauinschrift die Höhe der gegen Grabschändung erlassenen Bußstrafe auf 500 Denare festgelegt wurde, während sie auf dem Sarkophag des Zosimas 3000 Denare beträgt. Die unterschiedliche Höhe der Strafsummen könnte zu der Annahme verleiten, daß die Inschrift auf dem Sarkophag zu einem späteren Zeitpunkt aufgesetzt wurde und der Grabherr mit der Heraufsetzung der Strafsumme auf die im 3. Jahrhundert rapide fortschreitende Inflation Rücksicht nahm. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, daß Zosimas bei der Festlegung der Summen eine klare Trennung zog zwischen der Schändung seines Sarkophages, die er als seine eigentliche Ruhestätte mit einer höheren Strafe geahndet wissen wollte, und dem Mißbrauch der übrigen Flächen im Grabhaus. 2. Sarkophag des M. Aur. Zosimas Die Inschrift steht am oberen Ende des Sarkophagkastens auf einem breiten, leicht erhöhten Streifen zwischen den Eckpilastern. Schatzsucher haben rechts oben durch den Sarkophag ein großes Loch geschlagen, wodurch auch der rechte Teil der Inschrift stark beschädigt wurde. Maße des Sarkophags: s. o.; Inschriftfläche: H: 0,14 m; Br.: 1,72 m; Bh: 0,025 m. Als Ergänzung zu der Bauinschrift, in der Zosimas die bestattungsberechtigten Familienmitglieder nur mit dem Verwandtschaftsgrad aufführen ließ, sind hier zusätzlich deren Namen hinzugefügt. Unter diesen Personen fehlt allerdings die Mutter des Graberbauers, die nach Ausweis der Bauinschrift ebenfalls in das Grabrecht einbezogen war. Sie wird dort sogar an erster Stelle erwähnt. In der Grabkammer ist für die Unterbringung eines dritten Sarkophages kein Platz vorhanden. Daraus möchte man den Schluß ziehen, daß sie im Sarkophag des Eudemos bestattet war, der ihr Bruder gewesen sein dürfte. 3. Sarkophag des Schiffseigners Eudemos Zur Beschreibung des Sarkophags s. oben. Auf der Frontseite des Sarkophags befinden sich zwei Inschriften in Versen. Die eine ist auf einer Tabula ansata in der Mitte der Frontseite eingemeißelt; die andere ist links unten außerhalb der ansata angebracht und steht inhaltlich wie optisch mit der Schiffsdarstellung unterhalb der Tabula in Beziehung. Grabräuber haben in der Mitte der Tabula ein Loch durchgeschlagen, wodurch etwas mehr als die Hälfte des Epigramms (a) verlorengegangen ist. 3a) Die Inschrift auf der Tabula ansata besteht aus fünf Distichen, in denen Eudemos spricht. Maße der Tabula: Br.: 0,69 m; H.: 0,67 m; Bh.: 0,02 m. Das Grabhaus des Zosimas und der Schiffseigner Eudemos aus Olympos Als Schiffseigner kenn ich, Eudemos, die Seeroute durch die Fluten aus dem einen Meer zum anderen Meer, die Entdeckung der Pallas (Athena). Der Bithyner Stadt Kalchedon hat mit ihren Bürgern zusammen angeordnet, [daß ich das Bürgerrecht dieser Stadt erhalte?] Meine süße [Vaterstadt fand mich würdig und übertrug mir] Ämter, [wie auch der] Bund [der Lykier]; ein Mitglied der Gerusie [war ich zudem]. Wenn [jemand] einen anderen [unerlaubt in das Grab zu legen wagt], [dann soll er dem Fiskus soundsoviel Golddenare] schulden. Athena brachte die Symplegaden zum Stillstand und ermöglichte so die Durchfahrt in das Schwarze Meer(20). Auf diese mythische Erzählung greift Eudemos zur Umschreibung seiner Handelsfahrten in den Pontos Euxeinos zurück. Mit den in Zeile l angesprochenen Meeresströmungen sind wohl die gefürchteten Oberflächenströmungen gemeint, die vom Schwarzen Meer in die Ägäis zogen und an den Meerengen eine Spitzengeschwindigkeit von 9 km/h erreichten(21) Lykische Seeleute scheinen für Handelszwecke häufig die Regionen des Schwarzen Meeres aufgesucht zu haben. Dies schlägt sich in der Benennung der Ortschaften Andriake, Myrileion und eines „Hafens der Lykier“ auf der ostthrakischen Halbinsel nieder. Der „Hafen der Lykier“ und die wohl nach der lykischen Stadt Myra benannte Ortschaft Myrileion werden im des Dionysios von Byzantion (2. Jh. n. Chr.) erwähnt und lagen nahe beieinander an der Mündung des thrakischen Bosporus in das Schwarze Meer, zwischen dem heutigen Rumeli Kavağı und Rumeli Feneri(22) Das Städtchen Andriake, homonym mit dem Hafen von Myra, soll laut Strabon (VII 319) an die thrakische Stadt Salymdessos (heute Midye bzw. Kıyıköy) angegrenzt haben, lag also bereits an der Küste des Schwarzen Meeres und muß zwischen Kumköy (Kilyos) und Iğneada gesucht werden. Z. 3/4. In der Lücke hinter πόλις erwartet man den Namen einer bithynischen Stadt im Nominativ. Auf dem Stein sind die Reste von drei Buchstaben zu erkennen: Am Anfang der Lücke nacheinander die Spitzen eines A und eines Λ und am Schluß ein N, das mit dem nachfolgenden Σ eine Ligatur bildet. In Frage kommt nur Kalchedon, am Eingang des Bosporus und somit auf der Handelsroute des Eudemos gelegen. Bislang hat man die günstige Lage Kalchedons und die sich daraus ergebenden Vorteile für die Stadt verkannt und Byzantion zum Hauptnutznießer am Transitverkehr erklärt. Die zum Teil auf eigenen Beobachtungen beruhende Untersuchung der beiden israelischen Forscher Nino Shmueli und Irad Malkin zeigt, daß es aufgrund mehrerer natürlicher Bedingungen für antike Seefahrer weitaus günstiger war, auf der Hinfahrt zum Pontos an der Südküste der Propontis entlangzusegeln und Kalchedon anzulaufen(23) Sie kommen zu dem Ergebnis, daß nicht Byzantion, sondern Kalchedon der letzte Hafen war, in dem die Schiffe vor Anker gingen, ehe sie in das Schwarze Meer eindrangen, während auf der Rückfahrt die im Bosporus herrschenden Strömungen die Schiffe zwangen, in Byzantion einzulaufen. Die Beziehung des Eudemos zu dieser Stadt bleibt wegen der großen Lücke in Zeile 4 im Dunkeln. Der Umstand, daß sie vor den Ämtern, die Eudemos in seiner Heimatstadt Olympos innehatte, aufgeführt wird, läßt vermuten, daß es sich um eine ganz besondere Ehrung gehandelt hat, weswegen man an weniger wichtige Privilegien wie Zoll- oder Abgabenfreiheit nicht denken möchte. Möglicherweise handelt es sich um eine Bürgerrechtsverleihung (ίσ[οπολιτεία]). Dieses kann Eudemos von der Bürgerschaft Kalchedons als Erwiderung für eine erwiesene Wohltat (Geld- oder Getreideschenkung?) gewährt worden sein. Daß bisweilen auch Händler für würdig gefunden wurden, für ihre Verdienste mit dem Bürgerrecht ausgezeichnet zu werden, zeigt der Fall des Asklepiades, ein aus Nikomedeia, der zusätzlich im Besitz des Bürgerrechts von Aizanoi war(24). Z. Plur. wegen des Sammelbegriffs des Subjekts mit ihren. Z. 5/6. Eine Parallele zur Erwähnung von Ämtern im Rahmen eines Grabgedichtes findet sich in Smyrna Eudemos scheint nicht nur in seiner Heimatstadt, sondern auch innerhalb des Lykischen Bundes Ämter bekleidet zu haben. Mit macht Eudemos wohl auf seine Zugehörigkeit zur städtischen Gerusie aufmerksam. Die γερουσία ist in vielen lykischen Städten nachweisbar und wirkt bei Ehrenbeschlüssen neben Rat und Volk als ein mitentscheidendes Gremium. Sie ist mit Larsen als „an association of the members of the upper classes of the community" zu definieren(25). Z. 9/10. Das Adjektiv („schuldig”) begegnet in einer Grabinschrift aus Smyrna, wo es in Verbindung mit dem Imperativ έστω geläufige, bei der Festlegung von Bußgeldern verwendete Verben wie ersetzt: Die beiden letzten Zeilen scheinen ein Grabverbot mit der Androhung einer Geldstrafe beinhaltet zu haben. Die Erwähnung einer Geldbuße in Grabepigrammen ist ungewöhnlich, läßt sich im kleinasiatischen Raum aber vereinzelt nachweisen. Für die Rekonstruktion ist das in Hexametern verfaßten Grabgedicht eines Bithyniers nützlich, das ebenfalls im lykischen Olympos gefunden wurde: Weitere Grabgedichte mit Geldbußen nennt Peek, GVI 1044, 1045 und 1381. 3b) Das Epigramm außerhalb der Tabula besteht aus zwei Distichen und bezieht sich auf das Schiff des Eudemos rechts unterhalb der Inschrift. Inschriftfläche: Br.: 0,75 m; H.: 0,15 m; Bh.: 0,025 m. Dieser Ankerplatz ist die letzte Ruhestätte; es gibt kein Auslaufen mehr, weder dem Wind oder dem Licht zu begegnen ist von nun an mehr möglich. Nachdem der Schiffseigner Eudemos das lichttragende Morgenrot verließ, wird er daliegen fern vom Tageslicht; aber für die Toten ist das Schiff ohne Wogenschwall. Kommentar Das Epigramm auf der Tabula enthält im Gegensatz zu der stereotyp gehaltenen Grabinschrift des Zosimas (und den meisten der nahezu 200 zählenden Grabinschriften aus Olympos) eine Reihe biographischer Angaben, durch die uns die Gestalt des Eudemos etwas genauer faßbar wird. Unter dem an die Nachwelt Überliefernswerten führt er an erster Stelle voller Stolz seinen Beruf auf, dem er mit der Darstellung seines Schiffes zusätzlich Nachdruck verlieh. Er war nicht nur im Besitz eines Schiffes, sondern fuhr mit diesem auch regelmäßig zur See, und seine Kenntnis der Seerouten, gepaart mit nautischen Fähigkeiten, hat ihn vor manchen Gefahren des Meeres gerettet, wie aus den beiden ersten Zeilen herauszuhören ist. Daß ihm die Bürgerschaft einer wichtige Stadt wie Kalchedon Ehren erwies, spricht für einen gewissen Einfluß und Wohlstand des Eudemos. Ein zuverlässiger Indikator für seinen materiellen Reichtum ist die Erwähnung von Ämtern, deren Ausübung untrennbar mit liturgischen Leistungen verknüpft war(26). Für den Erwerb dieses Reichtums wird der Besitz eines Schiffes und dessen Vermietung an Händler kaum ausgereicht haben. Ein für den Aufstieg zur liturgiepflichtigen Honoratiorenschicht notwendiger Reichtum kommt eher dann zustande, wenn man das Schiff für eigene Handelsgeschäfte einsetzt, was bei Eudemos der Fall gewesen sein wird. Er scheint demnach den Beruf eines ναύκληρος mit dem eines έμπορος vereint zu haben. Man wüßte gerne, mit welchen Gütern Eudemos gehandelt hat. Im Epigramm selbst ist darüber nichts zu erfahren, daher müssen, um Mutmaßungen anstellen zu können, die Handelsroute des Eudemos einerseits, die wohl in Lykien ihren Anfang nahm, über die Ägäis und die Propontis führte und an den Küsten des Schwarzen Meeres ihr Ende fand, und andererseits die naturräumliche Situation in seiner Heimatstadt Olympos berücksichtigt werden. Wie die Nachbarpolis Phaseiis gehört Olympos zu jenen Städten, die auf Nahrungsmittelimport angewiesen waren, weil sie sich aufgrund des Mangels an fruchtbarem Ackerland aus dem eigenen Territorium nicht ernähren konnten. Die Stadt wird im Süden vom Musa Dağ, im Norden und Westen von den größtenteils dicht bewaldeten Ausläufern des Tahtalı Dağ erfaßt, die bis an die Tore der Stadt heranreichen. Einzig ein bogenförmiges Flußtal im Westen bietet Raum für den Anbau agrarischer Produkte. Dieses ist jedoch sehr schmal und wird somit nur einen geringen Teil der Stadtbevölkerung ernährt haben(27). Angesichts der hohen Bevölkerungsdichte Lykiens und der damaligen Anbaumethoden erscheint es kaum wahrscheinlich, daß die wenigen an Flußebenen gelegenen lykischen Poleis in der Lage waren, einen über den Eigenbedarf hinausgehenden Getreideüberschuß zu erwirtschaften und auf diese Weise die Versorgung importabhängiger Nachbarpoleis zu sichern(28) Daß Olympos sein Getreide aus Ägypten bezog, wird man mit gutem Grund ablehnen dürfen, denn das ägyptische Getreide war für die Hauptstadt Rom reserviert. Dies geht mit eindeutiger Klarheit aus einer ephesischen Inschrift hervor, aus der ferner zu erfahren ist, daß die römischen Kaiser im Falle eines über den Bedarf der Hauptstadt hinausgehenden Getreideüberschusses weitaus angesehenere Städte als Olympos, allen voran Ephesos, ein Anrecht zum Aufkauf ägyptischen Getreides einräumten(29). Obwohl sichere Belege fehlen, kommen in der Kaiserzeit zumindest als partielle Kornlieferanten der Poleis an der Südwestküste Kleinasiens das Bosporanische Reich und die einst als griechische Kolonien gegründeten Städte an der Nord- und Westküste des Schwarzen Meeres in Betracht(30). Das Bosporanische Reich, in klassischer Zeit Hauptgetreidelieferant großer Städte wie Athen und Milet, erlebte vom 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung und die bosporanischen Herrscher, nunmehr politisch von Rom abhängig, scheinen sich, wie einst die Spartokiden, auf Getreideexport in großem Maße ausgerichtet zu haben.31 Getreidelieferungen an kleinasiatische Städte an der Nordküste des Schwarzen Meeres sind mehrfach bezeugt, und die Nachricht bei Tacitus, die Verpflegung der Armee des Feldherrn Corbulo im Armenienkrieg sei vom Schwarzen Meer her und über Trapezunt erfolgt, wird als ein Hinweis dafür genommen, daß auch die im östlichen Kleinasien stationierten römischen Truppen vom Bosporanischen Reich aus mit Getreide versorgt wurden(32). Weitaus weniger spekulativ wird es, wenn wir uns dem Handel mit Pökelfisch, einem in der Antike ebenfalls wichtigen Massennahrungsmittel, zuwenden(33). Im Gegensatz zum fischarmen Mittelmeer waren das Schwarze Meer und die Propontis für ihren Fischreichtum berühmt, und daran hat sich bis heute wenig geändert(34). Die Berichte antiker Schriftsteller über die große Rolle, die dem Fischfang und der Fischverarbeitung an den Küsten des Schwarzen Meeres zukam, werden durch die Ausgrabungen auf der Krim bestätigt, die die Städte Chersonesos, Tyritake und Myrmekion als wichtige Zentren für Fischverarbeitung erkennen lassen. Allein in Chersonesos sind 78 Zisternen archäologisch nachweisbar, die der Fischkonservierung dienten, wie darin gefundene Fischreste zeigen. Die 59 in Tyritake und 8 in Myrmekion entdeckten Bassins sollen laut dem Ausgräber Gajdukevic 160 Tonnen Rohfisch zum Einsalzen aufgenommen haben.35 Alle diese Fischeinsalzungsbassins stammen aus der Kaiserzeit und waren bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Gebrauch. Lukians Mitteilung (Toxaris 4), unter den Kaufleuten, die das Schwarze Meer und den kimmerischen Bosporus zwecks Aufkaufs von Fisch aufsuchten, seien auch phönikische gewesen, zeigt, daß der pontische Pökelfisch auch in den Regionen des Mittelmeeres vertrieben wurde. Aber auch für die Städte an der Propontis und am thrakischen Bosporus waren der Fang und die Verarbeitung von Fisch eine wichtige Einahmequelle. Byzantion etwa wurde gerühmt als oder, und für die gegenüberliegende Stadt Kalchedon sind neben Thunfisch vier weitere Fischsorten überliefert(36). Die gute Beziehung des Eudemos zu der letztgenannten Stadt mag sich teilweise daraus entwickelt haben, daß er sich bei einflußreichen Bürgern Kalchedons als Fischaufkäufer beliebt machte. Daß der Handel mit Pökelfisch zu einem großen Vermögen verhelfen konnte, läßt sich am Beispiel des athenischen Metöken Chairephilos illustrieren. Chairephilos und seine drei Söhne versorgten in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Athen mit Salzfisch(37) und wurden um 330 wegen ihrer Verdienste um die Stadt auf Antrag des Demosthenes mit dem attischen Bürgerrecht ausgezeichnet. Die Söhne leisteten Liturgien, darunter die Trierarchie, beteiligten sich an Epidoseis und sind als Bouleuten und Hippeis hervorgetreten. Ihr aus dem Fischhandel erworbener Reichtum ermöglichte auch den Unterhalt kostspieliger Hetären, weswegen sie von den zeitgenössischen Komödiendichtern verspottet wurden(38). Die obigen Ausführungen lassen die Vermutung zu, daß zu den Produkten, die Eudemos um 200 n. Chr. aus dem Pontos und der Propontis nach Lykien brachte, Getreide und Pökelfisch zählten, weil in einigen lykischen Städten eine Nachfrage nach diesen Nahrungsmitteln bestand. Unter den Handelsgütern, die Eudemos auf der Hinfahrt zum Pontos mitnahm, werden sich auch solche befunden haben, die in seiner Heimatstadt oder anderen lykischen Städten hergestellt wurden. Obwohl das Quellenmaterial für das wirtschaftliche und gewerbliche Leben in Lykien äußerst dürftig ist, lassen die wenigen Angaben die Feststellung zu, daß einzelne lykische Städte spezielle Ausfuhrartikel produziert haben. Unter den lykischen Exportgütern hören wir von Sandalen aus Patara, Parfüms und Salben aus Phaselis, Schwämmen aus Antiphellos und Wein aus Telmessos(39). Das Grabgedicht des Eudemos bietet sich dazu an, die Möglichkeit einer politischen Beteiligung von Händlern in ihren Heimatstädten und die damit verbundene Akzeptanz dieser Personen durch die städtische Elite erneut zur Diskussion zu stellen. Was an der Person des Eudemos überrascht, ist, daß dieser die Rolle eines aktiven und erfolgreichen Händlers mit der eines Ämter bekleidenden Honoratioren zu kombinieren verstand. Unsere Unkenntnis darüber, ob er bereits von seinen Vorfahren her zur Honoratiorenschicht von Olympos gehörte oder aber sich den Eintritt dorthin aufgrund seines aus dem Handel erworbenen Reichtums verschafft hat, ist unwesentlich. Allem Anschein nach hatte er keine Hemmungen, als Honoratior seiner Heimatstadt darauf hinzuweisen, daß er der berufsmäßigen Beschäftigung eines ναύκληρος nachging oder nachgegangen war, und auf diese Weise sich der Gefahr eines Prestigeverlustes vor anderen Mitgliedern der politischen Führungsschicht auszusetzen. Diese Vorgehensweise des Eudemos zeugt von Mut, wenn man sich an die immer wieder zitierten Worte von Moses Finley über den „geringen Status der berufsmäßigen Händler und Fabrikanten für die gesamte Zeit der römischen Geschichte" erinnert(40). Weil sich Finleys Antworten auf die Bedeutung des Handels und der daran beteiligten Personen, die er in seinem Essay „The Ancient Economy“ (1973) festgehalten hat, noch immer einer großen Resonanz erfreuen, seien sie hier kurz aufgeführt: Die politische Führungsschicht in den Städten der griechisch-römischen Antike habe allein die Landwirtschaft als standesgemäße Tätigkeit betrachtet, weil nur sie soziales Ansehen verschaffte und statuserhaltend war und den Handel sowie die Manufaktur Personengruppen überlassen, die entweder von niedrigem Status waren oder von der politischen Macht ausgeschlossen blieben. Als Folge der allgemeinen Geringschätzung der nicht-agrarischen Tätigkeiten seien der inner und überregionale Handel und die Manufaktur marginale Wirtschaftszweige geblieben(41). In Auseinandersetzung mit den Thesen Finleys zeichnen sich inzwischen andere Sichtweisen ab: So hat beispielsweise Hopkins herausgearbeitet, daß der interregionale Handel wesentlich bedeutender war als von Finley angenommen und daraus abgeleitet, daß es sehr reiche Händler außerhalb der politischen Führungsschicht gegeben hat(42) während Pieket auf die Existenz einer Reihe von „Produzenten- und Export-Städten" wie Hierapolis und Laodikeia in Phrygien, Tarsos und Korykos in Kilikien sowie Tyros in Syrien verwiesen hat(43). Wie sehr jedoch selbst ein eine moderate Position einnehmender Gelehrter wie Pieket unter dem Einfluß der „Minimalisten“ steht, zeigen seine im Zusammenhang mit unserer Fragestellung wichtigen Ausführungen über das Verhältnis der städtischen Eliten Kleinasiens zum Handel. Die politische Führungsschicht habe sich zwar „indirekt“ über Mittels- und Strohmänner an Handelsgeschäften beteiligt, aber eine „direkte“ Beschäftigung mit diesem Wirtschaftszweig aus ideologischen Gründen vermieden: „Investing in trade was normal for an aristocrat, to be a trader himself humiliating, and since tapeinos was not a favorite word among pagan aristocrats, they cannot be expected to humiliate themselves in that way“(44). Aufgrund der Geringschätzung der Händler durch die politische Elite schließt er die Möglichkeit aus, daß diese den Händlern eine Aufnahme in den städtischen Rat gewährte und sie mit der Ausübung politischer Ämter betraute: „In the Roman world an influential shipowning and trading urban bourgeoise is unlikely. [. . .] the shippers as a group turned out to be of lower status, not involved in local politics"(45). Diese Sichtweise Plekets bleibt unverständlich, zumal er selber einige kleinasiatische Händler ausfindig gemacht hat, denen der Aufstieg in die Führungsschicht der Ratsherren gelang. Diese sind: Ein gewisser Telophoros aus Nikomedeia, der sich auf seinem Marmorsarkophag nennt;46 der ebenfalls aus seiner Grabinschrift bekannte M. Aur. Moschianus, ein aus dem phrygischen Hierapolis(47), sowie der ναύκληρος Lucius Erastus, für dessen Aufnahme in den ephesischen Rat sich Hadrian persönlich einsetzte(48). Ohne mich auf die Frage einzulassen, ob die Zahl jener kleinasiatischer Händler, denen der Aufstieg in den „Ratsherrenstand“ ihrer Heimatstädte gelang, doch nicht größer war als aus dem Quellenmaterial erkennbar, möchte ich auf zwei Punkte verweisen, die als Teilerklärung für das angesprochene Phänomen dienen können. Es wird für allzu selbstverständlich genommen, daß die städtische Oberschicht Kleinasiens ihren Reichtum aus der Landwirtschaft bezog. Dies setzt voraus, daß die Poleis über ein ausgedehntes fruchtbares Territorium verfügten. Oft wird aber vergessen, daß es nicht wenige Poleis gab, in denen aufgrund der physischen Beschaffenheit des Hinterlandes dem Anbau agrarischer Produkte Grenzen gesetzt waren. Olympos ist ein solches Beispiel für eine Polis mit einem Mangel an kultivierbarem Fruchtland (s.o.). Es mag vorgekommen sein, daß der eine oder andere Honoratior dieser Stadt Ländereien außerhalb des Polisgebietes besaß, weil er über das Bürgerrecht einer anderen Polis verfügte(49). Wieder andere werden im Besitz von Wäldereien gewesen sein und aus dem Verkauf von Bau und Brennholz Gewinne erzielt haben. Dennoch muß mit der Das Grabhaus des Zosimas und der Schiffseigner Eudemos aus Olympos. Möglichkeit gerechnet werden, daß einige Angehörige der Oberschicht gezwungen waren, andere Erwerbszweige zu suchen. Diesen bot sich der Handel oder der Besitz von Gewerbebetrieben als Alternative zum Landbesitz an. Der zweite hier anzusprechende Punkt betrifft die Finanzierung städtischer Ausgaben durch die Oberschicht. Der panegyrische Ton vieler Textzeugnisse, in denen die Amtsträger ihre liturgischen Leistungen mit ihrer Liebe zur Heimat, Gemeinsinn und Prestigebedürfnis begründen, führt zu der m. E. übertriebenen Vorstellung, es habe bei jedem Angehörigen der politischen Elite eine starke Bereitschaft zur materieller Aufopferung für das Gemeinwohl bestanden. Daher wirft sich die Frage auf, ob sogar in solchen Poleis, in denen der Anteil an reichen Landbesitzern überwog, manche von diesen nicht gewillt waren, finanzielle Belastungen auf reiche Händler und Manufakturbesitzer abzuwälzen und sie somit zu Ämtern zuzulassen. Wir danken Sencer Şahin, Hans-Joachim Gehrke, Reinhold Merkelbach und VolkerMichael Strocka für wertvolle Verbesserungsvorschläge, sowie Ulrich Gotter und Martin Herrmann für die Durchsicht des Manuskripts. Der archäologische Teil des folgenden Beitrags wurde von Orhan Atvur, der epigraphische von Mustafa Adak verfaßt. 1. Die Arbeitsgruppe setzte sich aus den Museumsassistenten I. Akan Atila, Sabri Aydal und Orhan Atvur zusammen. 2. Aus diesem Sachverhalt heraus hat F. Kolb in Erwägung gezogen, „daß diese Personen keine Ämter im lykischen Koinon bekleideten, die allein ein inschriftliches Festhalten ihrer Karriere hätten lohnenswert erscheinen lassen" (Überlegungen zur siedlungsgeschichtlichen Erforschung Lykiens, in: Stuttgarter Kolloquium zur 3. I.A. Atila, Olympos Mezar Odası Kurtarma Kazısı, in: II. Müze Kurtarma Kazıları Semineri, Ankara 1992, 105ff. 4. Sie sind als Anhang dem Beitrag von Atila (Anm. 3) beigefügt. Dort ist auf S. 106 Anm. 2 eine detaillierte Bearbeitung der Inschriften durch Vedat Çelgin angekündigt. 5. Zu den üblichen Ankerdarstellungen s. A. Göttlicher, Nautische Attribute römischer Gottheiten, Bremen 1981, 216ff. Wesentliches zu antiken Ankern hat L. Casson, Ships and Seamanship in the Ancient World, Princeton/NJ 1971, 251 ff. zusammengetragen. 6. Die aussagekräftigsten Belege sind bei Casson, Ships and Seamanship (Anm. 5) 344ff. zitiert. S. auch J. Velissaropoulos, Les naucleres grecs. Recherches sur leş institutions maritimes en Grece et dans Orient hellenise, Genf-Paris 1980, 69ff. 7. Figuren am Bug: Luk. Nav. 5; am Heck: Ovid, Her. 16.114: accipit et pictos puppis odunca deos. 8. Figuren an Heck und Bug: Plut. Mor. 248a. 9. Casson, Ships and Seamanship (Anm. 5) 344ff. mit Anm. 5 (dort Verweis auf Schiffsdarstellungen in der bildenden Kunst, in denen die Namen der Schiffe an der Bordwand angebracht sind. Eine gute Abbildung des -als Grafitto auf eine Hauswand in Pompeji aufgetragenen - Schiffes „Europa" befindet sich in dem Buch von K. Green, The Archaeology of the Roman Economy, London 1986, S. 27). 10. Casson, Ships and Seamanship (Anm. 5) 344, 359f. 11. Sie sind alle zusammengestellt bei G. Koch, Ein Sarkophagfragment mit dem Kampf bei den Schiffen in Malibu, The J. Paul Getty Museum Journal 6/7, 1978/79, 103ff. Vgl. auch G. Koch - H. Sichtermann, Römische Sarkophage, München 1982, 41 Off. mit der Abbildung 444. 12. Koch - Sichtermann, Römische Sarkophage, 411. 13. Koch, Sarkophagfragment in Malibu (Anm. 11) 103f. und 107 (mit Abbildungen). Den Heckschmuck auf dem Sarkophagfragment von Myra hat H. Wiegartz folgendermaßen beschrieben: „Seine Mitte wird eingenommen von einem fast vollständigen, nach links gerichteten Schiffsheck, das mit Meerwesen dekoriert ist. Am ausschwingenden oberen Heckteil erkennt man einen Delphin, darunter eine Nereide auf dem Rücken eines Tritons, der ein Ruder in der Rechten hält, hinter seinem Fischleib hervorkommend einen weiteren Delphin; bei dem halbmondförmigen Gebilde über den Köpfen von Nereide und Triton scheint es sich um den Schwanz des zurückschwingenden Fischleibs des Tritons zu handeln; der Rest auf dem Schiffsrumpf am Bruchsende rechts scheint der Schwanz eines weiteren Tritonen zu sein. Unter dem Schiffsrumpf erkennt man Wasser und darin einen kleinen Fisch sowie, vielleicht, Schwanz und Hinterteil eines großen“ (in: J. Borchardt (Hrsg.), Myra, eine lykische Metropole in antiker und byzantinischer Zeit, Berlin 1975, 190f.). 14. Vgl. Wiegartz (Anm. 13) 192: „Die Dekoration des Schiffsrumpfs mit Meerwesen scheint ein Topos der Schiffsdarstellungen der attischen Werkstatt zu sein". 15. Gute Abbildung des Reliefs bei Casson, Ships and Seamanship (Anm. 5) Abb. 144 und 146 und ders., Ships and Seafaring in Ancient Times, London 1994, 112f. Abb. 84; s. auch O. Höckmann, Antike Seefahrt, München 1984, 61 Abb. 48. 16. L. Casson, Die Seefahrer der Antike, München 1979, 344. 17. Editio princeps: V. Berard, Inscriptions d'Olympos, BCH 16, 1892, 220 Nr. 44. Berards Lesung der Inschrift ist nicht frei von Fehlern, weswegen die Edition von Kaiinka zu konsultieren ist. 18. Zitat R. Heberdey - E. Kaiinka, Bericht über zwei Reisen im südwestlichen Kleinasien, DenkschrWien 45, 1897,33. 19. Im östlichen Grabhaus sind alle drei Sarkophage, von denen der mittlere dem Lykiarchen Archepolis gehört, aus Marmor gehauen. Vgl. Atila, Olympos Mezar Odası (Anm. 3) 107-112. 20. Ausführlich H. Fränkel, Noten zu den Argonautika des Apollonios, München 1968, 196f. 201 ff. 210ff. Athena galt nach Apoll. Rhod. I 18f. auch als die Erbauerin der Argo (weitere Belege hierzu bei L. Klein, Die Göttertechnik in den Argonautika des Apollonios Rhodios, Philologus 40, 1931, 22). Ferner hat sie laut Anthol. Palat. VI 342 in Kyzikos die erste Triere erfunden. 21. Fränkel (Anm. 20) 201 Anm. 126; J. Köder, Der Lebensraum der Byzantiner, Graz-Wien-Köln 1984, 28. 22. E. Oberhummer, Art. Bosporus (1), RE III, l, 1897, 751 f. 23. I. Malkin - N. Shmueli, The „City of the Blind” and the Founding of Byzantium, Mediterranean Historical Review 3/1, 1988,21-36. 24. G. Tocilescu, Neue Inschriften aus der Dobrudscha und Rumänien, Archäologisch-Epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn 8, 1884, 23f. Nr. 62. Mehr zur Person des Asklepiades s. L. Robert, Documents d'Asie Mineure, BCH 102, 1978, 424. 25. J. A. O. Larsen, Greek Federal Staates, Oxford 1968, 262. Die Exklusivität scheint allerdings nicht in allen Städten beibehalten worden zu sein. Das Mitgliederverzeichnis der um 190 n. Chr. neu begründeten Gerusie von Sidyma führt neben 51 auch 49 auf, worunter sich drei Freigelassene befinden. Die Gerusie als „soziale Institution“ behandelt F. Quaß, Die Honoratiorenschicht in den Städten des griechischen Ostens, Stuttgart 1993,418ff. 26. Zu den von den Bürgern an die Honoratioren gestellten Erwartungen s. etwa: P. Veyne, Brot und Spiele. Gesellschaftliche Macht und politische Herrschaft in der Antike, Frankfurt a. Main 1988, 210ff; Quaß, Honoratiorenschicht (Anm. 25) 343 ff. 27. Zur naturräumlichen Situation von Olympos s. die in A. Diler, Lykia Olympos Dağında Bir Ön Araştırma (Türk Arkeoloji Dergisi 29, 1991,169) abgebildete Karte. 28. Der nicht vollständige Stadiasmus Provinciae Lyciae verzeichnet für die Mitte des l. Jahrhunderts n. Chr. eine dichte Siedlungsstruktur auf der lykischen Halbinsel (S. Şahin, Ein Vorbericht über den Stadiasmus Provinciae Lyciae in Patara, Lykia l, 1994, 130ff.). Zu der geringen Dichte landwirtschaftlich nutzbarer Flächen s. C. Bayburtluoğlu - J. Borchardt, Historio-topographische Aspekte der Lykienforschung, in: Götter, Heroen, Herrscher in Lykien, Wien 1990, 19ff. 29. M. Wörrle, Ägyptisches Getreide für Ephesos, Chiron l, 1971, 325ff., bes. 333f.; L. Casson, The Role of the State in Rome's Grain Trade, in: J. H. D'Arms - E. C. Kopff (Hrsgg.), The Seaborne Commerce of Ancient Rome. Studies in Archaeology and History, Rom 1980, 23ff. 30. Diese werden in verstärktem Maße dann aufgesucht worden sein, wenn infolge schlechter Ernten näherliegende Getreideanbaugebiete wie Pamphylien oder Zypern ausfielen. 31. V. F. Gajdukevic, Das Bosporanische Reich, 2. Aufl. Berlin 1971, 333ff. 375f. Zu der Beziehung der bosporanischen Herrscher zu Rom s. neuerdings H. Keinen, Griechische Geschichte und Kultur am Nordufer des Schwarzen Meeres, MAWBL 57, 1995,72ff. 32. M. Maximowa, Der kurze Weg über das Schwarze Meer, Klio 37, 1959, 103; Gajdukevic, Das Bosporanische Reich (Anm. 31) 346. 33. Auf die Bedeutung von konserviertem Fisch, der einem größeren Konsumentenkreis zugute kam, aber auch auf Fischarten, die als Delikatessen dienten, geht ein: H.- J. Gehrke, Jenseits von Athen und Sparta. Das Dritte Griechenland und seine Staatenwelt, München 1986, 27. 34. Viel lehrreiches Material über Fischsorten, Fischfang und Verarbeitung im Schwarzen Meer hat Chr. M. Danoff, Art. Pontos Euxeinos, RE Suppl. IX, 1962, 955986, zusammengetragen. 35. Gajdukevic, Das Bosporanische Reich (Anm. 31) 376ff. und die Abbildungen 9597. Danoff, Pontos Euxeinos (Anm. 34) 972ff. 36. Byzantion: H. Merle, Die Geschichte der Städte Byzantion und Kalchedon, Diss. Kiel 1916, 67 mit Anm. 3. Kalchedon: R. Merkelbach, I. v. Kalchedon [I. K. 20], S. 99 mit Belegen. 37. Sie werden nicht nur von den zeitgenössischen Komödiendichtern Antiphanes, Alexis, Mnesimachos und Timokles als ταριχοπώλαι bezeichnet, sondern in einer inschriftlich erhaltenen Manumissionsliste auch von einem der Freigelassenen des Chairephilos (D.M. Lewis, Attic Manumissions, Hesperia 28, 1959, 219 Z. 51 Off.). 38. Die Zeugnisse zu dieser Familie sind zu finden bei: J. Engels, Studien zur politischen Biographie des Hypereides. Athen in der Epoche der lykurgischen Reformen und des makedonischen Universalreiches, 2. Aufl. München 1993, 238ff. 39. Vgl. M. Zimmermann, Die lykischen Häfen und die Handelswege im östlichen Mittelmeer. Bemerkungen zu PMich I 10, ZPE 92, 1992, 201. 40. Zitat M. Finley, Die antike Wirtschaft, 3. Auflage, München 1993, 62. Finleys Antwort auf die Frage, warum sich Vertreter der städtischen Elite vor einer direkten Beschäftigung in Handel und Manufaktur zurückhielten, lautet: „Der Wille fehlte, d. h. sie waren in ihrer Gesamtheit durch alles beherrschende Wertvorstellungen gehindert". Zur „Geringschätzung des Handels" s. auch die Bemerkungen von Veyne, Brot und Spiele (Anm. 26)123f. 41. Einen guten Forschungsüberblick bietet H. W. Pieket, Wirtschaft, in: Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte in der Römischen Kaiserzeit, hrsg. v. F. Vittinghoff, Stuttgart 1990 (Handbuch der Europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 1), 32ff. 119ff. S. auch J.H. D'Arms, M.I. Rostovtzeff and Moses Finley: The Status of Traders in the Roman World, in: Ancient and Modern. Essays in Honor of G. F. Eise, hrsg. v. J. H. D'Arms und J. W. Eadie, Ann Arbor 1977, 159ff. 42. K. Hopkins, Models, Ships and Staples, in: P. Garnsey - C. R. Whittaker, Trade and Famine in Classical Antiquity, Cambridge 1983, 84ff. 43. H. W. Pieket, Greek Epigraphy and Comparative Ancient History: Two Case Studies, EA 11, 1988, 29ff.; ders., Wirtschaft (Anm. 41), 35f. 64. 148. 126ff.: „Sowohl in quantitativer wie auch in qualitativer Hinsicht erscheint es wenig glaubwürdig, daß Hierapolis und Tarsos Konsumentenstädte gewesen wären. Sie ähneln vielmehr den blühenden mittelalterlichen Textilzentren wie Gent und Brügge" (35). 44. H. W. Pieket, Urban Elites and the Economy in the Greek Cities of the Roman Empire, Münstersche Beiträge zur Antiken Handelsgeschichte 3/1, 1984, 13. 45. H. W. Pieket, Urban Elites and Business in the Greek Part of the Roman Empire, in: P. Garnsey - K. Hopkins - C. R. Whittaker (Hrsgg.), Trade in the Ancient Economy, London 1983, 137f. 46. S. Şahin - E. Schwertheim, Neue Inschriften aus Nikomedeia und Umgebung, ZPE 24, 1977, 261, Nr. 5 (= SEG XXVII 828; TAM IV l, 304). 47. W. Judeich, in: Altertümer von Hierapolis, hrsg. v. C. Humann u. a., Berlin 1898, 121 Nr. 156. 48. C. Börker - R. Merkelbach, I. v. Ephesos V [I. K. 15] Nr. 1486. 49. Mehrfaches Bürgerrecht: TAM II 944 (Olympos/Myra/Tlos); CIG 4311 (Olympos/Arykanda). Vgl. M. Zimmermann, Untersuchungen zur Historischen Landeskunde Zentrallykiens, Bonn 1992, 237 mit Anm. 237.