Instant Messaging auf dem Vormarsch

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Instant Messaging auf dem Vormarsch
Enterprise-Messaging
Foto: Shutterstock / dizain
Software
Business-Tools für die „Generation Messenger“
Instant Messaging
auf dem Vormarsch
Noch ist die E-Mail das beliebteste Kommunikationsmittel. Doch sie bekommt Konkurrenz.
W
er in seiner Firma schon einmal an einer Gruppendiskussion via E-Mail teilgenommen hat – und das dürften die meisten sein – weiß, dass sich eine solche E-Mail-Diskussion schnell zu einem unübersichtlichen Wust von Mitteilungen und Antworten entwickeln kann.
Kein Wunder also, dass auch in Unternehmen einfachere
und schnellere Kommunikationsmedien wie Instant und Mobile Messaging an Boden gewinnen.
Wachsende Popularität
Nach Angaben des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens Radicati haben bis Ende dieses Jahres weltweit
3,2 Milliarden Nutzer ein Konto bei einem Instant-Messaging-Dienst (IM). Bis zum Jahr 2020 erwarten die Markt­
experten einen Anstieg auf 4,2 Milliarden private wie beruf-
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liche Nutzer. Nicht eingerechnet in diese Prognose sind Mobile-Messaging-Services wie WhatsApp und Viber, die für
die Kommunikation zwischen Mobilgeräten ausgelegt sind.
Sie haben derzeit weltweit etwa 2 Milliarden Nutzer.
In Deutschland ist WhatsApp die mit Abstand beliebteste Instant-Messaging-Anwendung. Laut einer Studie von ARD und
ZDF greifen 53 Prozent der Online-Nutzer, sprich 33 Millionen, auf diesen Dienst zu. Eine Untersuchung des Deutschen
Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI)
kommt auf einen Marktanteil von rund 69 Prozent.
Nicht nur jüngere Mitarbeiter, die quasi mit WhatsApp,
Face­
book Messenger und Snapchat großgeworden sind,
wollen ähnliche Lösungen an ihrem Arbeitsplatz verwenden:
„Mittlerweile sind Instant-Messaging-Services im privaten
Leben etabliert und die Nutzer verstehen, wie sie die Vortei-
9/2016 com! professional
Enterprise-Messaging
Software
●● Social-Collaboration-Lösungen:
Sie unterstützen Chats
und Instant Messaging als einen von mehreren Kanälen –
neben E-Mail, Voice over IP und Video. Zudem stellen solche Plattformen Filesharing-Funktionen und Gruppenkalender bereit.
Kundenservice und Marketing
Messaging statt E-Mail: Mit Diensten wie Skype for Business
können Nutzer Instant Messages versenden, Dokumente mit­
einander teilen und Videokonferenzen durchführen.
le dieses Service bestmöglich für sich nutzen können“, sagt
Ellen Kuder, Skype for Business Lead bei Microsoft Deutschland. „Sobald ein Service wie Skype for Business im Unternehmen ausgerollt ist, sehen wir zwischen den Generationen
keine Unterschiede, was die Akzeptanz betrifft.“ (Siehe auch
Interview auf Seite 45.)
Fließende Übergänge
Unternehmen können Instant-Messaging-Plattformen für die
unterschiedlichsten Zwecke nutzen. Zu den wichtigsten zählt
die Optimierung der internen Kommunikation, etwa der Informationsaustausch zwischen Mitgliedern von Teams, und
der Austausch mit Partnerunternehmen oder externen Mit­
arbeitern. Diese Funktion gewinnt an Bedeutung, weil sich
der Trend hin zu variablen Arbeitszeiten, Homeoffice und
mobilen Arbeitsformen verstärken wird.
E-Mails sind für kurze Anfragen einfach zu aufwendig.
Punkte wie „Ist der Projektplan bereits fertig?“ oder „Wann
startet die Marketing-Kampagne?“ lassen sich einfacher auf
dem kurzen Dienstweg klären.
Weitere Einsatzfelder von Messaging-Lösungen sind der
Kundenservice und das Marketing. Anfragen von Kunden
lassen sich via Chat oft schneller beantworten als per E-Mail.
Hinzu kommen erweiterte Optionen: Ein Mitarbeiter kann einem Kunden beispielsweise anhand einer Zeichnung oder eines Screenshots erklären, wie er Probleme mit einem Produkt
behebt. Oder ein Handwerker, der vor Ort bei einem Kunden
ein Haushaltsgerät repariert, kann per Mobile Messaging bei
Kollegen im Büro anfragen, ob bestimmte Ersatzteile verfügbar sind.
Eine erste Hürde für Unternehmen, die eine Instant-Messaging-Lösung einsetzen möchten, besteht darin, aus der Vielzahl der Angebote das passende herauszupicken. Hinzu
kommt, dass die Grenzen zwischen den KommunikationsTools immer mehr verschwimmen. Grob unterscheiden lasAuch in Bereichen wie dem technischen Support halten Sosen sich:
●● Klassische Instant-Messaging-Programme, die als Alternacial-Media-Techniken und Instant Messaging Einzug, etwa
tive zur E-Mail eingesetzt werden. Dazu zählen Anwenin IT-Abteilungen. So werden in Apps für das IT-Ser­vicedungen wie Slack oder Hipchat. Diese werden verstärkt um
Management vermehrt IM-Funktionen integriert. Auf diese
Funktionen wie Filesharing sowie Features für die AudioWeise können Anwender und IT-Spezialisten schnell per
und Videokommunikation erweitert.
Messaging Kontakt aufnehmen.
●● Mobile-Messaging-Lösungen: Sie erlauben die KommuniEin Beispiel für eine solche Speziallösung ist MyIT (ITSM)
kation zwischen mobilen Systemen. Im privaten Bereich ist
des Anbieters BMC. Beim Öffnen der App erhält der Nutzer
hier wie erwähnt WhatsApp füheinen Überblick darüber, welche
rend. Immer häufiger lassen sich
Aufgaben und Termine anstehen.
diese Art Tools nicht nur auf mo­
Außerdem wird aufgelistet, welche
bilen Systemen, sondern auch auf
IT-Ressourcen (Anwendungen, Syssta­tionären Endgeräten wie Winteme) und IT-Mitarbeiter verfügbar
dows- oder Mac-Rechnern ein­
sind und wo Schwierigkeiten aufgesetzen.
treten sind.
●● Integrierte KommunikationsplattIm Folgenden werden einige wichformen, wie etwa Skype for Busitige Lösungen näher vorgestellt, deness, Cisco Jabber oder auch
ren Einsatz sich für jede Art von UnTeamviewer. In diese Tools sind
ternehmen eignet.
Telefo­­nie- und Konferenzfunktionen integriert, etwa Voice over IP
Skype for Business: Zur Kategorie der
(VoIP) und Video. Hinzu kom­men
integrierten Kommunikationsplattviel­fach
Präsenzinformationen,
Collaboration im Überblick: Chats und Instant
formen zählt Skype for Business von
die Aufschluss über den Standort
Messaging sind nur ein Baustein des Collabora- Microsoft. In diesem Paket hat der
und die Verfügbarkeit eines Getion-Konzepts in Unternehmen.
Hersteller mit Lync und Skype ▶
sprächspartners geben.
Aragon Research
IT-Service-Management
com! professional 9/2016
Die Anbieter
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Software
Enterprise-Messaging
zwei Produktlinien kombiniert, die Elemente von Messaging,
Unified Communication sowie IP-gestützter Telefonie und Videoconferencing enthalten. Microsoft adressiert mit der Lösung kleinere Unternehmen.
Am ehesten in Richtung Instant Messaging geht das An­
gebot Plan 1 von Skype for Business. Für 1,70 Euro pro Monat und Nutzer stehen Basisfunktionen wie Chat-Nachrichten, Informationen über die Anwesenheit eines Nutzers sowie
Peer-to-Peer-VoIP zur Verfügung. Hinzu kommen Audio-, Video- und Webkonferenzen. Die Grundlage bildet das SkypeNetzwerk, das auf einer proprietären Technik basiert. Das
heißt, Nutzer können nicht prüfen, ob tatsächlich Sicherheitsund Verschlüsselungsfunktionen in der versprochenen Form
zur Verfügung stehen.
Plan 2 für 4,60 Euro pro Monat und Nutzer unterstützt zusätzlich Gruppen-Chats mit bis zu 250 Teilnehmern und bietet eine umfassendere Endgeräte-Unterstützung.
Auffallend ist die enge Verzahnung von Skype for Business
mit Office 365. Für viele Nutzer von Microsoft-Produkten
dürfte das durchaus positiv sein. So lassen sich Termine für
Online-Besprechungen und Gruppen-Chats aus Outlook heraus initiieren. Der Kalender von Outlook übernimmt die Suche nach einem freien Termin.
Speziell vor dem Hintergrund verschärfter EU-Datenschutzregelungen ist allerdings eine Messaging- und Kommunikationsplattform eines US-Anbieters für manche Unternehmen nicht die erste Wahl. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Microsoft noch in diesem Jahr Skype for Business
und Office 365 in Deutschland über ein Rechenzentrum nahe Magdeburg bereitstellt. Die Treuhänderschaft über die
Daten von Kunden übernimmt mit T-Systems ein deutsches
Unternehmen.
Alternativ dazu steht mit Skype for Business Server 2015 eine Server-Version für Unternehmensrechenzentren bereit.
Diese bietet neben Messaging-Funktionen auch VoIP und die
Anbindung an das Telefonnetz. Für kleinere Unternehmen ist
dies unter Umständen überdimensioniert.
Facebook at Work: Im Unterschied zu Skype for Business
konzentriert sich Facebook at Work auf die Bereiche Instant
Messaging und Social Intranet. Der Dienst unterstützt Newsfeeds, die Kommunikation zwischen zwei Mitarbeitern oder
Für IM-Lösungen essenziell: Sie müssen die gängigen Systemplattformen unterstützen, also Windows, Mac OS, Android, iOS
und gegebenenfalls Linux.
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Slack: Die schlanke IM-Lösung konzentriert sich auf Grundfunktionen wie Nachrichtenübermittlung und Filesharing.
zwischen Gruppen, stellt Nachrichten bereit und informiert
über Veranstaltungen. Mit dem Start tut Facebook sich allerdings schwer. Angekündigt wurde der Dienst bereits Anfang
letzten Jahres. Nach einer langen Testphase soll er jetzt im
Spätsommer verfügbar sein.
Entsprechend spärlich sind noch die Informationen, die
über Facebook at Work vorliegen. Das gilt auch für die unterstützten Clients sowie die Sicherheits- und Managementfunktionen. Fest steht, dass private und geschäftliche Facebook-Accounts voneinander getrennt bleiben – aus Sicherheitsgründen. Allerdings sollen Nutzer quasi auf Knopfdruck
zwischen beiden hin und her wechseln können.
Ebenso wie bei vergleichbaren Lösungen anderer Anbieter
lassen sich mit Facebook at Work Nutzergruppen und Themenkanäle einrichten. Mitarbeiter können Favoritenlisten
einrichten und für sie relevante oder interessante Kanäle
abonnieren. Auch klassische Messaging-Features wie PushNachrichten, das Archivieren von Mitteilungen und eine
Suchfunktion sollen implemetiert sein.
Mit Work Chat steht eine Funktion bereit, die dem Facebook Messenger gleicht. Damit lassen sich aber auch VideoChats durchführen. Ein Pluspunkt von Facebook at Work ist,
dass keine ständige Verbindung zum Service bestehen muss.
Nutzer können sich von Zeit zu Zeit einloggen und dann die
aufgelaufenen Nachrichten sichten.
In Richtung Social Media weist die Möglichkeit für Systemverwalter, „Influencer“ zu identifizieren, also Mitarbeiter, deren Beiträge von besonders vielen Kollegen gelesen werden.
Diese Analysefunktion dürfte in deutschen Unternehmen von
Datenschützern und Betriebsräten allerdings kritisch gesehen werden.
Für die Business-Variante von Facebook spricht, dass die
meisten Mitarbeiter damit vertraut sein dürften: Die Bedienung und das Look and Feel entsprechen der Facebook-Version für den privaten Gebrauch.
Noch offen ist, ob beziehungsweise welche Firmen sich mit
den Social-Media- und Social-Collaboration-Funktionen anfreunden können. In einem Hightech-Unternehmen dürften
sie besser ankommen als zum Beispiel in einer Maschinen-
9/2016 com! professional
Enterprise-Messaging
19%
com! professional 9/2016
Interview
„Anpingen
via IM-Chat
ist ideal“
Ellen Kuder, Leiterin des Bereichs
Skype for Business bei Microsoft,
zur Rolle von E-Mail und Instant
Messaging in der Arbeitswelt.
com! professional: Frau Kuder,
welche Rolle spielt Instant Messaging als Kommunikationsmedium?
Foto: Microsoft
baufirma. Ebenfalls noch unklar ist das Preismodell von Face­
book at Work.
Hipchat: Mit Hipchat hat das australisch-britische Software-Unternehmen Atlassian eine Messaging-Plattform für
Unternehmen entwickelt. Die Basisfunktionen sind Einzel-,
Gruppen- und Video-Chats, der Dokumentenaustausch und
die Möglichkeit, unbegrenzt viele Chat-Rooms einzurichten.
Eine Suchfunktion erlaubt es, Archive nach Nachrichten zu
durchforsten. Externe Mitarbeiter, Kunden oder Partner­
unternehmen können über einen Gastzugang eingebunden
werden.
Ein Vorteil ist, dass Atlassian über seinen Online-Marktplatz Add-ons von Drittanbietern für Hipchat bereithält. Topbox beispielsweise bindet Cloud-Storage-Dienste wie Dropbox, Google Drive, Microsoft OneDrive und Box ein. Außerdem ermöglicht das Tool, Dokumente auf diesen Plattformen
zu bearbeiten.
Zu den weiteren Vorzügen von Hipchat zählt, dass der Anwender die Wahl hat, welches Bereitstellungs- und Nutzungsmodell er verwenden möchte. So steht die Plattform als
gehosteter Service zur Verfügung, der über
Rechenzentren von Hipchat zugänglich
ist. Dieser Ansatz ist vor allem für
Für
kleinere Unternehmen interessant,
die sich kein eigenes Rechenzentder Arbeitnehmer gehört
rum leisten können oder wollen.
die Bearbeitung von E-Mails
Wer die Messaging-Software jezu den mühseligsten
Bürotätigkeiten
doch lieber auf eigenen Servern implementieren möchte, greift zum
Hipchat Server. Die aktuelle Ver­
sion
Quelle: Hosteurope
2.0 läuft auf Linux-Servern unter Ubuntu,
derzeit unter der Version 14.04.
Slack: Vor allem in der Gründerszene erfreut sich Slack besonderer Beliebtheit. Der cloudbasierte Messaging-Service
adressiert gezielt Unternehmen. Ein Vorteil ist – wie bei Hipchat – die Möglichkeit, unterschiedliche Zusatz-Tools einzubinden. Ein App Directory bietet beispielsweise Zugriff auf
Programme für das Projekt- und Dateimanagement sowie für
bestimmte Einsatzfelder wie Marketing und Personalverwaltung. Auch IT-Sicherheitsprogramme sind vorhanden, etwa
für das Verwalten von Nutzern und Gruppen, das Identity-Management und das Erfassen sicherheitsrelevanter Vorkommnisse (Incidents). Diese Applikationen können über ein Application Programming Interface (API) an Slack andocken.
Auch wenn Slack sukzessive in Richtung Collaboration
und Projektmanagement weiterentwickelt wird, liegen die
Stärken immer noch in der schnellen, direkten Kommunikation mit einzelnen Team-Mitgliedern und Gruppen. Dafür
lassen sich Kanäle definieren, die bestimmte Themenbereiche abdecken. Zudem haben Nutzer die Möglichkeit, Benachrichtigungsfunktionen anzupassen, sodass sie nur beim
Eingang für sie relevanter Nachrichten informiert werden.
In Forenbeiträgen wird kritisch angemerkt, die Aufgabenverwaltung und die Einbindung von Kalenderfunktionen seien noch ausbaufähig.
Aus Sicht deutscher Nutzer problematisch ist, dass der
Dienst nur via Cloud zur Verfügung steht. Solange noch kei- ▶
Software
Ellen Kuder
Skype for Business
Lead bei Microsoft
Deutschland
www.microsoft.de
Ellen Kuder: Instant Messaging
ist in Unternehmen angekommen. Das Medium bedient eine
Sparte, die in der Firmenwelt noch nicht besetzt war: Die
Kommunikation ist weniger formal als eine E-Mail und
schneller als ein Telefonat. Zudem gibt die Präsenzanzeige
stets Auskunft darüber, ob der Adressat erreichbar ist.
com! professional: Sind es vor allem jüngere Mitarbeiter,
die diese Form der Kommunikation bevorzugen?
Kuder: Wir sehen zwischen den Generationen keine Unterschiede in der Adaption. Mittlerweile sind IM-Services im
privaten Leben etabliert und die Nutzer verstehen, wie sie
die Vorteile dieses Service bestmöglich nutzen können.
„Eine E-Mail ist immer noch das beste
Tool, wenn man einen Sachverhalt
ausführlich darstellen möchte.“
com! professional: Wofür eignet sich die E-Mail besser und
in welchen Situationen haben Tools wie Skype Vorteile?
Kuder: Eine E-Mail ist immer noch das beste Tool, wenn
man einen Sachverhalt ausführlich schriftlich darstellen
möchte. Im Arbeitsalltag jedoch haben wir in den meisten
Fällen nur eine kurze Frage. Dafür ist das Anpingen via IMChat ideal. Wichtig ist dabei, dass der Nutzer seinen Status
frei wählen und diesen auch auf „Nicht stören“ setzen kann.
com! professional: Welche Erfahrungen hat Microsoft selbst
mit dem Einsatz von Messaging-Applikationen gemacht?
Kuder: Bei Microsoft gibt es den Vertrauensarbeitsort und
die Vertrauensarbeitszeit. Das heißt, wir können orts- und
zeitunabhängig unseren Aufgaben nachgehen. Ich lebe
beispielsweise in Berlin, mein Team sitzt in München. Eine
solche Lebensform ist nur mit Tools wie Skype möglich.
Auch Instant Messaging ist ein wichtiger Bestandteil der informellen Kommunikation.
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Software
Enterprise-Messaging
ne Nachfolgevereinbarung für das vom EuGH geDesktop-Versionen von Windows und Linux. Posikippte Safe-Harbor-Abkommen zwischen der EU
tiv ist, dass sich Teamwire-Clients in ein Mobile
und den USA in Kraft getreten ist, sollten Nutzer
Device Management (MDM) und Enterprise
aus der EU daher keine personenbezogenen
Mobility Management (EMM) einbinden lasMilliarden Menschen
Daten über Slack austauschen. Für Branchen
sen. Systemverwalter können somit die Endweltweit nutzen
mit hohen Compliance-Anforderungen kommt
geräte und die entsprechenden IM-Clients
Instant-Messagingdie Lösung also nicht in Betracht.
fernwarten. Zudem ist eine Schnittstelle zu
Dienste
Derzeit sind drei Versionen mit unterschiedliVerzeichnisdiensten wie LDAP und Microsoft
chen Preismodellen und Funktionen verfügbar.
Active Directory vorhanden.
Quelle: Radicati Group
Für Unternehmen kommen vor allem Slack Standard
Threema Work: Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
und Plus infrage. Plus für 12,50 Dollar pro Monat und Nutzer
in Verbindung mit der Einhaltung von EU-Datenschutzstanstellt unter anderem einen Echtzeit-Abgleich von Nutzerdadards bietet Threema Work, das seinen Sitz in der Schweiz
ten mit Active Directory und ein Single Sign-on (SSO) zur
hat. Threema hat bereits einen Messaging-Dienst für private
Verfügung. Ebenso wie bei der Standard-Version sind außerNutzer vorgestellt. Nun folgt eine Version für Unternehmen.
dem eine Mehrfaktor-Authentifizierung und ein durchsuchSie bietet vergleichbare Funktionen wie das Versenden von
bares Archiv der übermittelten Nachrichten vorhanden.
Text- und Sprachnachrichten und Dateien an einzelne NutIn Arbeit ist eine Enterprise-Version für größere Unternehzer oder Gruppen, das Teilen von Files sowie das Synchronimen. Sie soll unter anderem verbesserte Sicherheits-, Analysieren von Kontaktdaten. Eine Besonderheit ist eine Abstimse und Suchfunktionen bieten. Diese Version des Dienstes
mungsfunktion für Entscheidungsprozesse.
soll noch 2016 auf den Markt kommen.
Noch ausbaufähig ist die Zahl der unterstützten EndgeräTeamwire: Instant Messaging im klassischen Sinn bietet
te. Derzeit arbeitet der Messenger mit Android- und iOSTeamwire aus München. Das Unternehmen spricht professiSystemen zusammen. Windows bleibt ebenso außen vor wie
onelle Nutzer an, die auf Sicherheit Wert legen.
Mac OS und Linux.
Der Anbieter propagiert seine Lösung als „WhatsApp für
Bereitgestellt wird Threema Work über Cloud-RechenzenUnternehmenskunden“. Ein Pluspunkt sind denn auch umtren in der Europäischen Union und der Schweiz. Somit werfassende Verschlüsselungsfunktionen. So werden die Daten
den die Datenschutzregelungen der EU eingehalten, vor alund die dazugehörigen Meta-Daten vor der Übermittlung mit
lem bei der Übermittlung personenbezogener InformatioHilfe des AES-Alghorithmus mit 256 Bit verschlüsselt. Wie
nen. Nutzer können die Daten auf eigenen Servern verschlüsseln, bevor sie über ein Gateway von
Threema übermittelt werden. Der Anbieter stellt
entsprechende APIs zur Verfügung.
Für Administratoren wichtig: Threema Work ist
so aufgebaut, dass ein Systemverantwortlicher
die App so weit vorkonfigurieren kann, dass der
Einrichtungsprozess für den Endnutzer fast komplett entfällt. Auf diese Weise können die Zugangsdaten, die verlinkte E-Mail-Adresse und
die Telefonnummer parametrisiert werden. Auch
Threema Gateway: Über diese Schnittstelle verbinden Unternehmen die
die Kontaktsynchronisation, das Blockieren von
Messaging-Anwendung mit vorhandenen Applikationen.
unbekannten Kontakten und das Passwort für das
Backup kann der System-Administrator an- und
abschalten.
bei vergleich­baren Lösungen erfolgt der Transport der MesThreema Work will ebenso wie die Ausgabe für private
sages über HTTPS-Verbindungen.
Nutzer vor allem sicherheitsbewusste Unternehmen anspreAuch auf den Servern werden die Nachrichten in verschlüschen. Die Verschlüsselungs- und Managementfunktionen
selter Form abgelegt. Das ist nicht nur bei der Cloud-Version
dieser Lösung unterstreichen dies.
des Dienstes wichtig, weil in diesem Fall auch Mitarbeiter des
Service-Providers Zugang zu den Servern und damit den
Noch keine Ambitionen, im Enterprise-Umfeld Fuß zu fasNachrichten haben. Auch wenn die On-Premise-Variante
sen, legt WhatsApp an den Tag. Das hängt vermutlich damit
zum Zuge kommt, der Server also im unternehmenseigenen
zusammen, dass die Mutter Facebook dieses Marktsegment
Rechenzentrum steht, sollten Administratoren nicht in Messabereits besetzt hat. Dennoch nutzen Unternehmen Whatsges herumkramen können. Weitere Sicherheitsfunktionen
App – auch wenn der Dienst in seinen allgemeinen Gesind die Einwegpasswörter und eine Mehrfaktor-Authentifischäftsbedingungen die Nutzung auf private Zwecke einzierung mittels E-Mail oder Telefonnummer.
schränkt. Außerdem steht keine offene ProgrammierschnittEin Pluspunkt von Teamwire ist der Support von Endgerästelle (API) zur Verfügung, über die sich externe Anwendunten: Abgesehen von BlackBerry OS werden die gängigen
gen andocken ließen.
Plattformen unterstützt, von Android über iOS bis hin zu den
Quelle: Threema
3,2
Was ist mit WhatsApp?
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9/2016 com! professional
Enterprise-Messaging
Neben der App für Mobilsysteme gibt es mit WhatsApp
Web seit einigen Monaten eine Browserversion. Beide, App
wie Browservariante, sind jedoch vorzugsweise für private
Zwecke ausgelegt. Hinzu kommt, dass WhatsApp weitreichende Zugriffsrechte für sich beansprucht, etwa den Zugriff
auf das Adressbuch der Endgeräte.
Fazit
Instant Messaging und Tools für Social Collaboration werden
zweifellos an Bedeutung gewinnen. Allerdings sollten insbesondere Unternehmen mit hohen Sicherheits- und Compliance-Anforderungen darauf achten, ob solche Tools diese
Vorgaben erfüllen. Nötigenfalls bleibt der Griff zu einer Lö-
Software
sung, die im eigenen Rechenzentrum implementiert wird oder
über Rechenzentren in Deutschland oder der EU bereitsteht.
Die E-Mail wird parallel dazu weiterhin eingesetzt. Für die
formelle Kommunikation ist sie nach die erste Wahl. Für Gruppendiskussionen oder wenn Mitarbeiter gemeinsam Dokumente bearbeiten, ist eine E-Mail allerdings nur bedingt tauglich. Dennoch profitieren auch die E-Mail-Postfächer. Sie werden nämlich nicht mehr
mit Nachrichten überschwemmt, auf die sich
Bernd Reder/kpf
mit Messaging-Tools [email protected]
facher und schneller re◾
agieren lässt.
Messaging- und Kommunikationslösungen für Unternehmen (Auswahl)
Hersteller
Facebook
(https://work.fb.
com)
Microsoft
Slack
(www.skype.com/de/ (https://slack.com)
business)
Grouptime
(www.teamwire.eu)
Threema
(www.threema.ch/
de)
Produkt
Facebook at Work
Skype for Business
Slack
TeamWire
Threema Work
Kosten
geplant: FreemiumModell mit kostenlosem
Basisangebot und
kostenpflichtigen
Zusatzfunktionen
wie Archivierung
von Messages
ab 1,70 Euro pro Nutzer
und Monat, ab 4,60 Euro
für Gruppen-Chats mit
bis zu 250 Nutzern
6,67 Dollar pro Nutzer
und Monat (Standard),
12,50 Dollar pro Nutzer
und Monat (Plus) mit
Active-DirectorySynchronisierung,
Mehr­faktorAuthentifizierung
je nach Version 33 Euro
oder 44 Euro pro Nutzer
und Jahr
14,40 Schweizer Franken
pro Nutzer und Jahr
(Business) zzgl. 500
Franken Einrichtungsgebühr; 19,90 Franken
pro Nutzer und Jahr
(Enterprise) zzgl. 2000
Franken Einrichtungsgebühr
Art der Lösung
Messaging- und Colla­
Kommunikationsplattboration-Service für
form mit Messaging
Unternehmen mit SocialIntranet-Elementen
Instant-MessagingDienst, CollaborationTool mit Einbindung
von Drittanwendungen
Instant Messaging
für Unternehmens­
anwender
Instant Messaging
für Unternehmens­
anwender
Kernfunktionen
News-Feed, Instant
Messaging für Gruppen
und 1:1-Kommunikation, Foto-, Video- und
Filesharing, kostenlose
Anrufe mit Work-ChatApp
Audio- und Videokonfe­
renzen, Sprachkommunikation (VoIP), Videound Text-Chat, Filesha­
ring; als Teil von Office
365 Anbindung eigener
Audio- und Videokonfe­
renz-Systeme
Audio-, Video-, TextChats, künftig auch
Voice-over-IP-Funktionen; zentrales
Log-in für ergänzende
Apps anderer Anbieter
private und Gruppennachrichten, Echtzeit­
übermittlung, PushNachrichten, Video- und
Sprachnachrichten,
Einbindung von CloudStorage-Diensten wie
Box
Text- und SprachMessages, Übermittlung
von Dateien, Sharing
von Fotos und Videos
Verwendetes Protokoll
proprietär
proprietär
proprietär
proprietär
Verschlüsselung offen­
gelegt (Open Source)
Sicherheitsmanagement
Verschlüsselung mit
Strict Transport Security
und Perfect Forward
Secrecy, Authentifizie­
rung über Cloud-SingleSign-on oder On-Pre­
mise-Single-Sign-on
durchgängige Verschlüsselung der Kommunikation, Verwaltung mit
Management-Lösungen
von Microsoft, Active
Directory sowie ex­ter­
nen MDM- und EMMTools
Verschlüsselung, Single
Sign-on, MehrfaktorAuthentifizierung,
Anbindung an Active
Directory
Verschlüsselung der
Daten, der Meta-Daten,
der Übertragung und
der gespeicherten
Informationen; Unterstützung von MDM und
EMM
durchgängige Verschlüsselung von Inhalten,
Unterstützung von MDM
und EMM, Support von
Verzeichnisdiensten wie
Active Directory
Bereitstellung des
Dienstes
Cloud-Service
Cloud-Service, eigener
Server; als Bestandteil
der cloudbasierten
Office-Lösung Office 365
Bereitstellung über
deutsches Rechenzentrum
Cloud-Service
Cloud-Service,
eigener Server
Cloud-Service über EUund Schweizer Rechenzentren verfügbar,
On-Premise-Version in
der Entwicklung
Unterstützte
Plattformen
Android, iOS
Android, iOS, Mac OS,
Windows, Windows
Phone, Browser
Android, iOS, Mac OS,
Windows, Windows
Phone, Browser
Android, iOS, Linux, Mac Android, iOS
OS, Windows, Windows
Phone, Browser
com! professional 9/2016
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