frei - Landesstelle für Suchtfragen

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frei - Landesstelle für Suchtfragen
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Das Magazin zu Risiken von Genuss- und Suchtmitteln
Für den Bruchteil einer Sekunde die
absolute Befriedigung!
Eine Ex-Raucherin erzählt.
Spiellust oder Spielsucht?
Erkennen Sie die Grenzen.
Jung, verliebt, erstes Auto, Lehre ...
alles topp! Aber dann ...
Ein persönlicher Erfahrungsbericht.
Sehr geehrte Leserinnen,
SUCHTPR ÄVENTION
sehr geehrte Leser,
ist uns
wichtig
„frei“ sein von Krankheiten und Gefährdungen der Gesundheit,
wer wünscht sich das nicht? Aber auch
frei zu sein,
das Leben mit all
seinen Verlockungen
zu geniessen,
ist der Wunsch der meisten Menschen.
Das brauchen wir zum Glücklichsein. Mit
diesem Magazin möchten wir Ihnen anschaulich Informationen vermitteln, wo
die Gesundheitsgefährdungen im Alltag
lauern. Beim Blättern werden Sie feststellen, dass die eine oder andere Stelle
Sie zum Nachdenken anregt.
Unser Ansporn zu diesem Magazin ist
die Tatsache, dass viele Menschen ein
sehr hohes gesundheitliches Risiko eingehen, wenn Sie mehr Alkohol trinken
als Ihnen gut tut oder mit dem Rauchen
sich und anderen schaden.
Manche verzocken sich an Glücksspielautomaten oder hochriskanten
Sportwetten. Unglaublich ist es auch,
dass in Baden-Württemberg laut Statistischem Landesamt die häufigste Ursache
für einen Krankenhausaufenthalt bei
Männern der Alkoholkonsum ist.
Junge Menschen experimentieren mit
Tabak, Alkohol und anderen Drogen.
Das gehört irgendwie zum Erwachsenwerden dazu. Trotzdem machen sich
viele Eltern Sorgen, dass ihr Kind auf
die schiefe Bahn gerät. Für die meisten
Eltern ist die Sorge unbegründet, denn
mit zunehmendem Alter werden die
Jungen immer vernünftiger. Vielleicht
aber gerade, weil sich die Eltern sorgen,
geht die Sache mit den Alkohol- oder
Drogenexperimenten meistens gut aus.
Für einige wenige leider nicht, auch
darüber erfahren Sie etwas in diesem
Heft.
Nicht nur die jungen, auch die älteren
Menschen überschätzen sich häufig. Im
Alter verändert sich viel und dazu gehört auch, dass Alkohol und Medikamente im Alter langfristig eine andere Wirkung entfalten. So muss man bei rund 1
Mio. Menschen in Baden-Württemberg,
die 60 Jahre und älter sind, von einem
problematischen Alkoholkonsum ausgehen, 100.000 davon wahrscheinlich mit
einer Abhängigkeit.
Veröffentlicht wird diese Zeitschrift
von der Landesstelle für Suchtfragen
der Liga der freien Wohlfahrtspflege in
Baden-Württemberg. Aus eigener Kraft
hätten wir „frei“ nicht stemmen können.
Deshalb bedanken wir uns sehr bei der
Baden-Württemberg Stiftung, der DAK
Gesundheit, bei Lotto Baden-Württemberg, dem Sparkassenverband und dem
RV-Gewinnsparverein, die durch ihre
Förderung dieses Magazin ermöglicht
haben. Wir bedanken uns auch bei unserer Sozialministerin Frau Katrin Altpeter
für ihr unterstützendes Grußwort und
ebenso bei der Landesärztekammer für
ihre Grußbotschaft.
Nicht zuletzt gilt unser Dank auch den
Fachleuten und Betroffenen, die ihre
Statements und Erfahrungen „frei“ zur
Verfügung gestellt haben.
Hansjörg Böhringer,
Vorsitzender der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. und der Landesstelle für Suchtffragen,
Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Baden-Württemberg
Suchtprävention ist die wirksamste
Möglichkeit, einer Suchtentwicklung
frühzeitig und wirksam vorzubeugen.
Dabei gehen Fachleute heute längst
von einem weitgefassten Suchtbegriff
aus, der nicht nur illegale Drogen einbezieht, sondern auch legale (Alkohol,
Nikotin, Medikamente ...) und ebenso stoffungebundene Suchtformen
(Spielsucht, Ess-Störungen, Kaufsucht,
Störungen beim Medienkonsum ...)
berücksichtigt. Suchtentwicklung und
Substanzmissbrauch haben immer eine
individuelle Geschichte und sind deshalb auch immer durch mehrere Faktoren bedingt: So spielen zum Beispiel das
Umfeld, die Familie, der Freundeskreis
eine wichtige Rolle, ebenso wie Faktoren, die in der Person selbst liegen und
natürlich auch die Verfügbarkeit von
Suchtmitteln.
Die kommunalen Suchthilfenetzwerke
in Baden-Württemberg haben sich in
diesem Zusammenhang zu einer sehr
stabilen Grundstruktur entwickelt,
die auch die Basis insbesondere für
die Suchtprävention bei Kindern und
Jugendlichen sowie die kausale Frühintervention bei Suchtkranken ist. Sie
unterstützen die vernetzten Aktivitäten aller beteiligten Institutionen,
Organisationen und Akteure. Dabei
entwickeln die Kommunalen Suchtbeauftragten, die die Geschäftsführung
der kommunalen Suchthilfenetzwerke
innehaben, mit allen Beteiligten die
konkreten Strukturen und gemeinsamen Handlungskonzepte für ein zielgerichtetes Zusammenwirken vor Ort.
Vor diesem Hintergrund fördert das
Land Baden-Württemberg landesweit
44 Kommunale Suchtbeauftragte (KSB)
bzw. Beauftragte für Suchtprophylaxe
(BfS), die auf Kreisebene die Maßnahmen koordinieren. Um die Suchtprävention weiter voranzubringen und zu
verbessern, haben wir deshalb
in
Baden-Württemberg schon seit 2010 die „AG
Suchtprävention“ eingerichtet.
In ihr wirken auf Landesebene
alle Ressorts, Verbände, Körperschaften und Beteiligte mit, zu
deren Auftrag auch die Suchtprävention gehört.
Wartezimmern der Arztpraxen ausgelegt wird. Ergreifen Sie dabei die
Möglichkeit, bei Fragen zu sich oder
Angehörigen
das
bevorstehende
Gespräch mit Ihrem Arzt zu nutzen,
der bei allen Problemen an eine kompetente psychosoziale Beratungsstelle
weitervermitteln kann.
Ich bedanke mich für die redaktionelle
Bearbeitung durch die Landesstelle für
Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg
e.V. und wünsche mir, dass diese Zeitschrift zur Suchtprävention beiträgt.
Ich freue mich, dass die Zeitschrift
„Projekt Wartezimmer-Zeitschrift
Suchtprävention 2014“ in den
Katrin Alpeter MdL
Sozialministerin Baden-Württemberg
2
–
3
Neue Wege
UND BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg und die Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrts­
pflege in Baden-Württemberg e.V.
verbindet seit vielen Jahren eine vertrauensvolle und erfolgreiche Kooperation.
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit findet auf vielen Ebenen statt: in
der Landesarbeitsgemeinschaft Sucht
beim Sozialministerium, in der Arbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung der
Substitutionstherapie, bei der Fort- und
Weiterbildung in der Suchttherapie, bei
öffentlichen Kampagnen und zahlreichen
Symposien und Veranstaltungen. Dabei
steht immer das gemeinsame Ziel im
Vordergrund: Neue Wege und Behand-
lungsmöglichkeiten für suchterkrankte
Menschen zu diskutieren und in der praktischen Arbeit umzusetzen. Die Landesärztekammer, die mehr als 63.000 Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg
vertritt, schätzt die kooperative und von
gegenseitigem Respekt getragene Zusammenarbeit mit der Landesstelle für
Suchtfragen außerordentlich und sieht
in dieser Zusammenarbeit ein gutes Modell, wie die verschiedenen Akteure im
Gesundheitswesen unter Achtung ihrer
eigenen Aufgabenstellung gut kooperieren können. Deshalb begrüßen wir das
Projekt „Wartezimmerzeitschrift“ und
wünschen ihm ein gutes Gelingen.
Inhalt
Editorial und Grußworte
Alkohol
Dr. Ulrich Clever
Präsident der Landesärztekammer
Baden-Württemberg
gute Kooperation
Erfolgreiche Suchttherapie ist immer ein Gemeinschaftsprodukt.
Weder Ärzte allein noch in der Suchttherapie tätige Vereine,
weder Sozialarbeiter noch Psychotherapeuten alleine können
diese komplexe und notwendigerweise interdisziplinäre Arbeit
leisten. Ein gutes Beispiel dafür ist die jahrelange Zusammenarbeit
zwischen der Landesärztekammer Baden-Württemberg und der
Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrtspflege
in Baden-Württemberg e.V. In über 20 Jahren wurde das flächendeckende Netz der psychosozialen Beratungsstellen aufgebaut,
im ärztlichen Bereich wurde die Fachkunde Suchttherapie, später die Weiterbildung Suchtmedizin installiert. Dabei war uns die
Landesstelle für Suchtfragen eine wertvolle Unterstützung. Im
Bereich der Therapie von
Heroinabhängigen hat sich
die Zusammenarbeit in den
letzten Jahren vertrauensvoll weiterentwickelt. In Baden-Württemberg werden
über 10.000 Patientinnen
und Patienten erfolgreich
mit der substitutionsgestützten Therapie behandelt.
Dr. von Ascheraden
Präsident der Bezirksärztekammer
Südbaden, Vorsitzender des Ausschusses „Suchtmedizin“ der Landesärztekammer Baden-Württemberg,
Vorsitzender des Ausschusses „Sucht
und Drogen“ der Bundesärztekammer
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Spielsucht
Qualität in der Substitutionstherapie und in der psychosozialen
Begleitung durch die Beratungsstellen sind die Eckpfeiler einer
erfolgreichen Behandlungsstrategie.
Auch die sogenannten „legalen“ Suchterkrankungen dürfen
nicht vernachlässigt werden. Alkohol, Nikotin und Medikamentenabhängigkeit stellen nach wie vor zahlenmäßig die größten
Herausforderungen dar. Darüber hinaus ist es unser gemeinsames
Anliegen, eine unbeschwerte Säuglings- und Kindheitsentwicklung
zu fördern. Das fetale Alkoholsyndrom, drogenbelastete Kleinkinder und früher Kontakt mit Alkohol und Nikotin stellen eine
ständige Bedrohung für die Entwicklung junger Menschen dar.
Präventions-, Therapie- und Rehabilitationskonzepte müssen ständig auf ihre Wirksamkeit überprüft und weiterentwickelt werden.
Dabei stellen Veranstaltungen der Landesstelle für Suchtfragen,
aber auch das jährliche Sucht-Symposion der Landesärztekammer
landesweit beachtete Foren dar, auf denen sich Therapeuten informieren und wichtige Netzwerke aufbauen können.
In der Medizin, auch der Suchtmedizin, wird oft von der Schwierigkeit von Schnittstellen gesprochen. In Baden-Württemberg ist
es in den letzten Jahrzehnten gelungen, gegenseitige Vorurteile
und Aversionen abzubauen, Vertrauen zu wecken und eine gute
und respektvolle Zusammenarbeit zu etablieren. Die Landesstelle
für Suchtfragen und ihre Repräsentantinnen haben daran stets aktiv mitgewirkt. Ich wünsche der „Wartezimmer-Zeitschrift“ einen
guten Start!
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6 - 11
12 - 13
14 - 15
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16 - 17
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18 - 21
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22 - 25
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26 - 27
Cannabis und illegale Drogen
Sucht im Alter
Doping
2-4
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Problematische Internetnutzung
Rauchen
EIN BEISPIEL FÜR
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Für Kinder und Eltern
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28 - 31
Sucht und Arbeit
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32
Sei ein Künstler !
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33
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34
Infos
Impressum
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35
4
–
5
weniger
ist mehr
Hoher Blutdruck kann vom Trinken kommen
Zu hoher Blutdruck, der trotz ärztlicher Behandlung im erhöhten Bereich bleibt, kommt bei Alkoholkonsumenten doppelt so
häufig vor wie bei Menschen, die keinen Alkohol trinken.
spaß + party
ohne ende
Alkohol wird in unserer Gesellschaft zu
vielen Gelegenheiten getrunken: bei Feiern und Festen, zu Mahlzeiten oder zur
Entspannung nach einem anstrengenden
Tag. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, denn Alkohol ist, in geringen
Mengen genossen, für gesunde Erwachsene nicht schädlich.
Im Übermaß konsumiert, macht Alkohol
jedoch abhängig. Aus Genuss wird Sucht.
Die Folgen von Alkohol können gravierend
sein. Übermäßiger Alkoholkonsum kann
die Gesundheit und das Leben eines Menschen zerstören. Ab wann muss ich mir die
Frage „Habe ich ein Alkoholproblem?“ tatsächlich stellen? Wo verläuft die Grenze
vom sogenannten risikoarmen, also nicht
gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum,
zum riskanten, missbräuchlichen oder gar
abhängigen Konsum? Kennen Sie das Limit?
Wenn Sie wissen wollen, wie Ihr persönlicher Alkoholkonsum einzuschätzen ist,
wie hoch die gesundheitlich unbedenkliche
Grenze ist und zu welchen Gelegenheiten
Sie den Alkohol lieber ganz meiden sollten,
um die negativen Folgen des Alkoholkonsums ganz zu umgehen, werden Sie auf den
folgenden Seiten viele nützliche Informationen erhalten. Insbesondere können Sie
auch einen Alkohol-Selbsttest durchführen.
www.kenn-dein-limit.de
MACHEN SIE DEN ONLINE-TEST
kungen. Stattdessen verstärkt er die Gefahr, das Opfer anderer
Krankheiten oder etwa eines Verkehrsunfalls zu werden. Die Infarktgefahr lässt sich außerdem wesentlich besser und risikolos
durch andere Vorsichtsmaßnahmen senken: durch den Verzicht
auf das Rauchen, durch körperliche Aktivitäten und durch eine
fettarme Ernährung.
Alkoholkonsum ist nicht gesundheitsfördernd. Eine geringe Menge Alkohol täglich (maximal ein Glas Wein) senkt unter UmstänAlso: Vorsicht mit Alkohol! Alkohol ist kein Medikament und keiden für Menschen im mittleren oder höheren Alter, bei Menne Gesundheitsprophylaxe aus dem Getränkeregal. Nur in sehr
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oder bestehendem Herzinfarktrisiko
risikoarm; jeder gewohnheitsmäßige oder missbräuchdie Gefahr, eine koronare Hern sind
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Wie oft trinken Sie in der Woche Alkohol?
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Der Text wurde dem Faltblatt „Alkohol und Gesundheit
– Weniger ist besser!“ der Deutschen Hauptstelle für
Suchtfragen – DHS entnommen. Wir danken der DHS
für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks.
Aktuelle Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen
Wenn Sie Alkohol trinken, wie viele alkoholische Getränke trinken Sie typischerweise an
einem Tag? Ein alkoholhaltiges Getränk ist z. B.
ein kleines Glas Bier, ein kleines Glas Wein oder
Sekt, ein einfacher Schnaps oder ein Glas Likör.
1 bis 2 Getränke
Mehr als 2 Getränke
Wie oft trinken Sie 4 (gilt für Frauen) / 5 (gilt für
Männer) oder mehr alkoholische Getränke bei
einer Gelegenheit (z. B. bei einem Kneipenbesuch, einer Feier, Party, beim Zusammensein mit
Freunden oder beim Fernsehabend zuhause)?
Seltener als einmal im Monat
Einmal im Monat oder öfter
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Quelle: Text und Abbildung sind dem Programm
„Kenn Dein Limit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – BzgA, Köln entnommen.
Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch die BZgA.
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8 cl
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0,15 l
4 cl
DIE WHO (WELTGESUNDHEITSORGANISATION) EMPFIEHLT:
Männer sollten täglich nicht mehr als 0,6 l Bier oder 0,3 l Wein/Selkt oder ca. 8 cl Spirituosen trinken.
Für Frauen gilt weniger: pro Tag nicht mehr als ca. 0,3 l Bier oder 0,15 l Wein/Sekt oder ca. 4 cl Spirituosen.
Und möglichst 1-2 Tage in der Woche ganz auf Alkohol verzichten.
6
–
7
risiko
Arzt: „Das Beste ist,
Sie hören ganz auf,
Alkohol zu trinken.“
Patient: „Und was ist
das Zweitbeste, Herr
Doktor?“
Die Risiken durch Alkoholkonsum werden sehr häufig unterschätzt. Häufigkeit und Menge des Alkoholkonsums
sind entscheidend für das Risiko, körperliche, seelische und soziale Probleme zu bekommen. Das „Zweitbeste“,
wonach der Patient seinen Arzt fragt,
wäre die Trinkmenge zu reduzieren.
Das ist das Ziel von Programmen zum
„Kontrollierten Trinken“.
Sie haben an Ihrer Beratungsstelle seit 9
Jahren ein Gruppenprogramm mit dem
Namen „Basis Intervention Alkohol“
(BIA). Warum haben Sie dieses Programm
eingeführt und für wen ist es gedacht?
GS: Es ist für all jene gedacht, die bei
der Problematisierung ihres Alkoholkonsums nicht an die Abstinenz denken,
sondern an einen kontrollierten Alkoholkonsum. Auch die Erfahrungen in
der Beratungspraxis sprechen dafür, ein
Angebot zu machen, das die Vorstellungen der Klienten aufnimmt und sie so auch
motiviert, sich mit ihrem problematischen
Konsumverhalten auseinanderzusetzen.
Die Klienten profitieren sehr viel stärker
in einem angeleiteten Gruppenprogramm
als im Einzelkontakt.
Was bedeutet kontrolliertes Trinken und
was ist der Unterschied zu risikoarmen,
gesundheitsverträglichem Konsum?
GS: Kontrolliertes Trinken bedeutet, dass
unter Vermeidung von Rauschtrinken
nach einem verbindlich definierten Trink-
plan vorgegangen wird: So z. B. für Männer
in einer Trinksituation nicht mehr als 2
Flaschen Bier, für Frauen die Hälfte. Die
Gesamtalkoholmenge in der Woche soll
8 Flaschen Bier nicht übersteigen bei 1 - 2
konsumfreien Tagen. Dies ist risikoarmer,
gesundheitsverträglicher Konsum und insofern gleichbedeutend mit kontrolliertem Trinken.
Für wen sind solche Programme zur Konsummengenreduktion geeignet?
GS: Diese Programme sind für alle Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum geeignet. Denn jede Reduktion der Alkoholmenge ist ein Schritt in
die richtige Richtung. Allerdings würde
ich jemanden, der eine körperliche
Abhängigkeit hat und Entzugserscheinungen erkennen lässt, nicht in
unser Programm aufnehmen.
Ich würde zu einem medizinischen Entzug im Krankenhaus über den Hausarzt
NEUE FESTKULTUR
in Baden-Württemberg
Der Ortenaukreis ist mit dabei. Der Bürgermeister
von Fischerbach, der auch dem Blasmusikverband
Kinzigtal vorsteht, bekennt sich zur NEUEN FESTKULTUR.
raten. Die Praxis zeigt leider, dass die
Menschen sehr spät kommen und die
Auswirkungen
des
problematischen
Alkoholkonsums unübersehbar sind. Aber
besser spät als nie!
Was kommt da konkret auf Teilnehmer an
einem solchen Programm zu bzw. mit was
beschäftigt man sich?
GS: Die Programme sind in der Regel auf
10 zweistündige Sitzungen pro Woche angelegt. In den ersten vier Sitzungen wird
viel Information und Wissen zum Thema
„Alkoholprobleme“ vermittelt.
Die Teilnehmer erhalten sogenannte „Hausaufgaben“,
in denen sie das Thema
Ich trank, um mit Schwierigkeiten klar zu kommen
Mein Leben war in Ordnung. Ich hatte eine schöne Jugend mit allem, was
man sich als junger Mann wünscht: erste Liebe, erstes Auto, Motorrad,
Lehre und damit Zufriedenheit. Alkohol gehörte immer dazu und mit der
Zeit vertrug ich immer mehr. Irgendwann kam es immer öfter zum Rausch.
Man machte mir wegen meines Trinkverhaltens Vorwürfe. Das ignorierte
ich, schließlich war ich jung und ließ mir nichts sagen.
Dann gab es Probleme im Beruf und zuhause und ich trank, um über
Schwierigkeiten hinwegzukommen. Ratschläge von vertrauten Mitmenschen wollte ich nicht hören. Ich trank weiter und war oft verzweifelt, weil ich das Trinken nicht unter Kontrolle hatte.
Nachdem ich durch die Trinkexzesse fast meine Arbeit verlor, kam ich
in Kontakt mit der Suchtberatungsstelle. Hier entstand ein besonderes
Vertrauensverhältnis. Man empfahl mir, eine Therapie zu machen. Ich
glaube, das hat mir das Leben gerettet. Nach der Therapie suchte ich
eine Selbsthilfegruppe auf. Hier fand ich Freunde und sah mich selbst
mit ganz anderen Augen. So begann mein Leben neu. Ich konnte an meinen Arbeitsplatz zurückkehren und wurde ein zufriedener Mensch. Die
Unterstützung meiner Frau auf diesem Weg war für mich sehr wichtig.
Peter Heck ist Vorsitzender der Suchtkrankenhilfe Schwaigern und engagiert sich seit 20 Jahren in der
Selbsthilfe.
www.suchtkrankenhilfe-schwaigern.de
Herr Schwarz, als Bürgermeister von Fischerbach im
Ortenaukreis engagieren Sie sich für eine „Neue Festder jeweiligen Sitzung vertiefen
kultur“. Sind jetzt die badischen Weinfeste in Gefahr?
können. Danach legen die Teilnehmer
Ganz im Gegenteil. Z.B. Fischerbach – die Musik- und
ihr Ziel für ihren weiteren Umgang
Trachtenkapelle veranstaltet seit über 60 Jahren ein
mit Alkohol fest. Sie können zwischen
sehr beliebtes Strandfest an der Kinzig. Das ProAbstinenz oder einem risikoarmen, gesundgramm sieht sowohl traditionelle Blasmusik als
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Wir möchten mit „NEUE FESTKULTUR“ den ElGibt es Erfolge?
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tern helfen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden.
GS: Es bringt bereits etwas, wenn Klienten sich
aufgrund eines solchen Programms eher trauen,
sich mit ihrem problematischen Alkoholkonsum
zu befassen. Erfolg ist auch, wenn Teilnehmer
spüren, dass es gar nicht mehr so einfach ist, ihr
Trinkverhalten zu verändern. Andere erreichen
das Ziel eines risikoarmen Konsums und kommen damit in ihrem Alltag eine Zeit lang gut
zurecht. Ein Teil fällt wieder in problematisches
Trinken zurück. Hier zeigt die Erfahrung, dass
diese Teilnehmer sehr viel schneller wieder
Hilfe und Unterstützung holen. Auch das ist ein
Erfolg.
Was kostet das und übernimmt das die Krankenkasse?
GS: Wir erheben für unser Programm, das ein
Teil der Grundversorgung ist und daher die personellen Kosten gedeckt sind, einen Sachkostenbeitrag von 15 €uro für die Arbeitsmaterialien.
Krankenkassen übernehmen Kosten anteilig in
der Regel dann, wenn es ein von ihnen anerkanntes Programm nach dem § 20 des SGB V
ist. Welche Programme das sind, kann man bei
seiner Krankenkasse erfragen.
Goetz Schmidt, Dipl.-Päd./Dipl.-Sozialpädagoge (FH),
System-und Familientherapeut (SG/IFW), 28 Jahre an der
Suchtberatungs- und ambulanten Behandlungsstelle des
Kreisdiakonieverbands Ludwigsburg/Bietigheim tätig; seit
9 Jahren Kurse zum Erlernen von kontrolliertem Alkoholkonsum.
Wie schätzen Sie die Akzeptanz in der Öffentlichkeit ein? Wer ist
im Boot und wen würden Sie noch gern von „Neuer Festkultur“ überzeugen?
Ich selbst wurde von den Akteuren der NEUEN FESTKULTUR Ortenau
in meiner Doppelfunktion als Bürgermeister und Präsident des Blasmusikverbandes Kinzigtal in diese Arbeitsgruppe gebeten. Mitstreiter wie
ich multiplizieren diese Idee und machen sie bekannt. Bei Veranstaltern,
die unsere Kriterien erfüllen, stoßen wir auf große Zufriedenheit, was
die Akzeptanz in der Öffentlichkeit abbildet.
„Neue Festkultur“ ist ja ein aktives Bekenntnis zum Jugendschutz. Da
muss ja eigentlich jeder dafür sein. Wie wirkt sich das auf das Verhalten
der Erwachsenen beim Feiern aus?
Ich selbst durfte dank eines liberalen Elternhauses schon mit 15 Jahren
die damaligen Tanzabende besuchen. Damals ging man noch pünktlich
um 20.00 Uhr zur Veranstaltung, um möglichst die gesamte Festdauer
auszuschöpfen. Heutzutage wird „vorgeglüht“ und die Veranstaltung
möglichst spät aufgesucht. Wir möchten keine Nostalgie betreiben, aber
in der Gesellschaft wieder eine Festkultur herstellen, die sowohl den
Gästen als auch den Bewirtschaftern (meist Ehrenamtlichen) wieder
Spaß macht.
Herr Schwarz, Sie haben selber Kinder. Glauben Sie, dass das eine Rolle
spielt, dass Sie sich da verantwortlich fühlen und was ist Ihnen wichtig,
dass Ihre Kinder in Bezug auf Alkoholkonsum wissen und lernen sollten?
Meine Frau und ich haben 3 Söhne im Alter von 15 – 24 Jahren. Erfreulicherweise haben wir keine Probleme im Hinblick Alkoholkonsum. Aber
natürlich leitet mich in dieser Aufgabe auch meine Vaterrolle.
Herr Schwarz ist seit 2001 Bürgermeister der Gemeinde Fischerbach und Präsident des
Blasmusikverbandes Kinzigtal seit 2011. Er ist ehrenamtlich tätig im Bereich Tourismus und
Landschaft/Landwirtschaft. Kegeln und Blasmusik sind seine Hobbys.
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MIXGETRÄNKE – GANZ OHNE ALKOHOL
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Sodawasser
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Eiswürfel
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100 ml Früchtetee
o 1 Päckchen Vanillezucker
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Dekoration
Mix: Die Zutaten mit einigen Eiswürfeln im
Shaker kräftig shaken. Den Drink anschließend durch ein Sieb in ein Glas abseihen.
Mix: Alle Zutaten bis auf das Sodawasser
in einen Shaker geben und gut schütteln.
Werden frisch gepresste Säfte verwendet,
sollte der Mix mit einem Tumbler abgeseiht werden. Die Mischung in ein hohes,
geeistes Glas geben – mit kaltem Sodawasser
auffüllen und sofort servieren.
Dekotipp: Eine halbe (Blut-)Orangenscheibe und eine Cocktailkirsche an den
Glasrand stecken.
Zubereitung: Alle Zutaten im Topf
erhitzen, dabei aber nicht zum Kochen
bringen. Fünf Minuten ziehen lassen und
dann servieren.
Dekotipp: Zwei dünne Orangenscheiben (unbehandelt) hinzufügen. In die Schale
der Orange kann man zusätzlich Nelken
stecken.
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Dekotipp: In einem Eisteeglas mit Zitronen- und Orangenscheiben serviert, sieht
der FizzFix besonders lässig aus.
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Hier gibt es weitere
superleckere Rezepte!
(Rezepte aus dem Programm „Kenn Dein Limit“
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – BzgA, Köln. Der Nachdruck erfolgt mit
freundlicher Genehmigung durch die BZgA.)
Vorausschauen. Für Ihre Gesundheit.
Viele Jungen und Mädchen kennen bei Bier,
Schnaps oder Mixed Drinks keine Grenzen. Die
Folge: Im Jahr 2012 mussten in Baden-Württemberg 3.661 Kinder und Jugendliche wegen
Alkohol im Krankenhaus behandelt werden –
doppelt so viel wie noch 10 Jahre zuvor. Zeit,
ein Zeichen gegen diesen gefährlichen Trend zu
setzen!
10
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11
Denn jede/r vierte Schüler/in einer Haupt-,
Real- oder einer regionalen Schule gibt an,
regelmäßig zu trinken. Bei den Gymnasiasten
ist es sogar jede/r Dritte. Das ist erschreckend.
Eine Studie der DAK-Gesundheit und der Leuphana Universität Lüneburg fanden heraus:
Alkohol ist ein wichtiges Thema für Schüler/innen.
Eine erfolgreiche
K ampagne
Mehr Informationen unter:
www.dak.de/buntstattblau
z. B.
Sicher in den richtigen Händen sein,
werk.
mit unserem DAK-Spezialisten-Netz
Eines von zahlreichen Beispielen dafür, dass wir jederzeit vorausschauend für
Sie und Ihre Gesundheit da sind. Besuchen Sie uns einfach persönlich:
Die Adresse Ihrer DAK-Gesundheit vor
Ort finden Sie unter:
www.dak.de
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DAKdirekt 040 325325555
Mit dem Plakatwettbewerb „bunt statt blau“ im Jahr 2015
fordert die DAK-Gesundheit Schüler/innen erneut dazu auf,
die Gefahren des Alkohols zu visualisieren. Die kreative
Beschäftigung mit dem Thema soll dazu führen, dass sich
Jugendliche speziell mit dem Rauschtrinken auseinandersetzen – und auch ihre Mitschüler/innen und Freunde/innen
zum Nachdenken anregen. Mit „bunt statt blau“ hat es die
DAK-Gesundheit als einzige von 80 deutschen Aktionen
im Rahmen der Europäischen Aktion Drogen (EAD) in der
Europäischen Union in die Top Ten geschafft. „bunt statt
blau“ ist damit eine der bekanntesten Gesundheitskampagnen in Deutschland. Außerdem wurde „bunt statt blau“ 2012
mit dem Health Media Award ausgezeichnet und 2011 für den
renommierten Politik-Award nominiert.
Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat bereits
zum dritten Mal die Schirmherrschaft in Baden-Württemberg
übernommen.
LOTTO
Spiel-
verderber
Spielen gehört zum Alltag und wird mit Spaß, Vergnügen und
Unterhaltung verbunden. Glücksspiele sind Bestandteil in allen
Kulturen. Es gibt aber immer wieder Fälle, in denen der Spielverderber Sucht mehr als nur den Spaß verdirbt – das Vergnügen kann
zu einer Sucht werden.
Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart hat in Kooperation mit dem Ministerium für
Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren die Homepage „Spielverderber“ (www.spass-statt-sucht.de) in den Sprachen
Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Türkisch eingerichtet.
Glücksspiel ist kein Gut wie jedes andere
Katja Schnell
Referentin für Suchtprävention des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg, Beauftragte für Glücksspielsucht.
www.spass-statt-sucht.de
... informiert über Glücksspiele, rechtliche Bedingungen sowohl
in Deutschland als auch in Baden-Württemberg, aber auch über
Gefahren des Glücksspiels. Es wird beschrieben, wie eine Sucht
entstehen kann und woran man diese erkennt. Zusätzlich gibt es
wichtige Tipps, wie man es gar nicht erst zu einer Sucht kommen
lässt.
Außerdem finden sich auf der Homepage alle Adressen der
zuständigen Beratungsstellen in Baden-Württemberg. Diese können
sowohl Betroffenen als auch Angehörigen Unterstützung bieten
und haben Schweigepflicht. Mit einem Quiz kann auf spielerische
Art das eigene Wissen getestet, mit einem Selbsttest das eigene
Spielverhalten überprüft werden.
Zielgruppe der Homepage sind junge Menschen mit und ohne
Migrationshintergrund und ihre Eltern.
Die Homepage wurde im Sommer 2014 neu überarbeitet und
angepasst.
Woran denken Sie spontan beim Begriff
Glücksspiel? An klimpernde Automaten?
Poker in verrauchten Hinterzimmern?
Oder sehen Sie eher die Freude am Spiel,
Die Vorfreude aufs Gewinnerlebnis oder
die Chance, mit einem Los der Soziallotterie Gutes zu tun? Glücksspiel hat beide
Aspekte. Glücksspiel ist kein Wirtschaftsgut wie jedes andere. Es ist auch mit
besonderen Gefahren und Risiken verbunden.
In Deutschland ist etwa ein Prozent der
Bevölkerung von Glücksspielsucht betroffen
bzw. gefährdet, süchtig zu werden. Jeder
Anbieter von Glücksspiel trägt deshalb
eine besondere soziale Verantwortung.
Die staatlichen Lotteriegesellschaften
nehmen diese Verantwortung sehr ernst.
Lotto Baden-Württemberg verfolgt im
Spieler- und Jugendschutz eine nachhaltig
angelegte Unternehmenspolitik. Grundlage
dafür ist ein Sozialkonzept, das fortlaufend
evaluiert wird. Dieses Konzept fußt auf
den drei Säulen Verbraucherinformation
und -aufklärung, einem verantwortungsbewusst gestalteten Angebot und der
Bereitstellung diverser Hilfsangebote.
Seit mehr als 50 Jahren gibt es hierzulande ein staatliches Lotteriemonopol.
Allein diesem Modell ist es zu verdanken, dass sich die Spielsuchtproblematik
bei den Lotterien in Grenzen hält. In anderen Glücksspielsektoren – Stichwort:
Geldspielautomaten – sieht die Lage ganz
anders aus. Wir dürfen nicht zulassen,
dass der Sektor der Lotterien wie andere
Bereiche kommerzialisiert wird. Denn
letztlich trägt die Gesellschaft die Kosten
der Spielsucht, während einige wenige
die Gewinne einstreichen. Dies kann kein
Zukunftsmodell sein.
Marion Caspers-Merk
ist seit Anfang 2013 Geschäftsführerin
der Staatlichen Toto-Lotto GmbH
Baden-Württemberg. Das landeseigene
Unternehmen erzielt im Jahr Spieleinsätze von über 900 Millionen Euro.
Caspers-Merk war von 1990 bis 2009
Mitglied des Deutschen Bundestages.
Zwischen 2002 und 2009 war die gebürtige
Mannheimerin parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium
und bis 2005 Drogenbeauftragte der
Bundesregierung.
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–
13
Staatlich, seriös,
sicher.
Spielteilnahme ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen. Nähere Informationen bei
LOTTO und unter www.lotto.de. Hotline der BZgA: 0800 1 372 700 (kostenlos und anonym).
SPIELEN
AB 18
JAHREN
spielen
twittern
chatten
surfen
Fluch und Segen der digitalen Welt –
müssen wir Kinder und Jugendliche
schützen?
Mit Freundinnen und Freunden immer
im Kontakt sein, gemeinsam in digitalen
Fotoalben stöbern, sich im Quizduell messen, Stars und Idole auf Schritt und Tritt
verfolgen, aktuellste Nachrichten und Katastrophen in Echtzeit verfolgen, schnell
ein Handy-Ticket für die Bahn laden, ein
Geburtstagsgeschenk online bestellen,
die Reise in ein Ferienparadies weltweit
buchen, das Wetter für das Wochenende
checken und schnell in einem Spezialforum eine Wissenslücke füllen u.v.m.
Das Internet bietet „gefühlt“ grenzenlose
Möglichkeiten. Doch die Verlockungen
bringen eine Menge Risiken mit sich. Erwachsene können die Welt – und manchmal auch ihre Kinder vergessen bei
Online-Rollenspielen oder sie verspielen
ihr Haushaltsgeld beim (illegalen) Online-Poker oder shoppen online, bis sie
mit den Rücksendungen nicht mehr nachkommen. Ein Verhalten, dass an Sucht er-
innert. Kinder und Jugendliche verständigen sich im Netz in Sprachkürzeln, setzen
selbstdarstellende Videos ins Netz, sind
fasziniert von kurzweiligen Spielangeboten
oder schließen im Netz Freundschaften.
So kommen sie mit ihren jugendtypischen
Bedürfnissen nach Spiel und Spaß, Selbstdarstellung und Zugehörigkeit voll auf ihre
Kosten und das ist toll.
Aber die Dynamik, die bei manch Jugendlichem durch das Internet ausgelöst wird,
birgt auch Risiken in sich. Hausaufgaben
oder Treffen in Echtzeit mit Freunden
leiden darunter, Essen geht nur noch mit
digitaler Begleitung, Fotos stehen ungewollt
und ungeschützt im Netz und Eltern kapitulieren beim Streit ums Handy. Man hört
Eltern sagen: „Mein Kind ist internetsüchtig.“ Ob es so etwas wie Internetsucht
gibt, ist wissenschaftlich noch ungeklärt.
Aber Probleme im Verhalten werden
sichtbar und denen muss man sich stellen.
Die meisten Jugendlichen können im Laufe
der Zeit mit den Reizen des Internets gut
umgehen. Aber es gibt auch diejenigen,
die den richtigen Dreh nicht kriegen und
in der digitalen Welt stecken bleiben.
Besonders gefährdet sind Kinder und
Jugendliche, die
• einsam und schüchtern sind und ein
geringes Selbstwertgefühl haben
• Stress und (Versagens-) Ängste haben
oder die Unfähigkeit, Probleme zu
bewältigen
• kein ausreichendes soziales Umfeld
haben, z.B. fehlende Aufmerksamkeit
innerhalb der Familie
• Misserfolge oder mangelnde Erfolgserlebnisse in der realen Welt haben
• belastet sind durch Langeweile und
kritische Lebensereignisse (z.B. Trennung, Schulprobleme)
(nach Klicksafe.de)
Experten raten Eltern darauf zu achten,
ob ihr Kind immer zurückgezogener ist
und zunehmend verstummt, ob der PC
oder das Internet als Trostspender dienen
und das Internet wichtiger wird als die reale
Welt. Dann sollten sie Unterstützung aufsuchen. Die Erziehungsberatungsstellen
vor Ort kennen sich aus.
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Wichtigste Regel für Eltern:
Informieren Sie sich, womit sich Ihr Kind im Internet beschäftigt. Sie wollen ja
auch im realen Leben wissen, wo sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter aufhält.
Tipps für Eltern - qualifiziert und seriös
оо www.klicksafe.de
– 10 Tipps für Eltern, Informationen, Broschüren, Ratgeber rund
um das Thema Computerspiele
оо www.elternberatung-sucht.de
– Kostenlose, anonyme Onlineberatung für Eltern
оо www.schau-hin.info
– Was Dein Kind mit Medien macht! Kinderschutz im Internet
оо www.onlinesucht.de
– Ein Selbsthilfeportal für Eltern
Weitere Informationen für Eltern:
оо Broschüre
Online sein mit Maß und Spaß“, kostenlos unter:
www.bzga.de (infomaterialien/suchtvorbeugung/online-sein-mit-mass-und-spass)
оо
Medien vernünftig nutzen“: Ratgeber für Eltern und Betroffene in Baden-Württemberg;
Der Paritätische - Baden-Württemberg, kostenlos zum Download:
www.paritaet-bw.de/content/e153/e175/e297/
FAKTEN
Im Durchschnitt verbringen 12- bis 19-Jährige täglich 3
Stunden im Internet. Davon sind sie die meiste Zeit (45 %)
mit Chatten, Mailen, SMS-en beschäftigt. Ein Viertel der
Zeit dient der Unterhaltung mit Musik und Videos und
der Rest geht mit Spielen und Information drauf (Infos der
BZgA).
Die Fachwelt geht von 1% bis 4% PC- und Internet-„Sucht“
aus. Das wären für Baden-Württemberg ungefähr zwischen
100.000 bis 400.000 Menschen. Jüngere Altersgruppen sind
besonders betroffen.
Speziell für Jugendliche – interessant und wichtig!
www.ins-netz-gehen.de
ICH BIN GLÜCKLICH,
ES NICHT MEHR ZU MÜSSEN
Frau M. hat vor
4 Jahren das Rauchen
beendet – eine sehr
persönliche Bilanz
Genau jetzt ist wieder so ein Moment:
Ich stelle mich der Aufgabe, diesen Text
zu schreiben, sammle mich, formuliere im
Geist, schweife ab, konzentriere mich,
tippe den ersten Satz, verwerfe ihn
wieder, notiere den Schluss …
Undenkbar, ohne Zigarette! Drehen,
Anzünden, das Aroma wahrnehmen,
inhalieren, das paradoxe Triumphgefühl, es überhaupt zu können, ausatmen,
den Rauchschwaden zusehen, das kleine
Kitzeln im Gehirn, der Sekundenbruchteilmoment
absoluter
Befriedigung,
welcher alles Weitere bis zum nächsten
Zug, zur nächsten Kippe, je nachdem,
noch besser oder weniger schlecht,
genüsslicher oder erträglicher macht.
So war das mal!
Genauso, wie all die anderen „Undenkbar-ohne-Zigarette-Momente“: vor und
nach dem Losgehen, Anfangen, Essen,
Schlafen, beim Denken, Arbeiten, Fahren,
Lesen, Diskutieren, Warten, Entspannen
… also eigentlich IMMER außer beim
Schlafen, Duschen, Teigkneten oder wenn
es absolut verboten war.
Diesen idiotischen Zustand habe ich jahrzehntelang als „Genuss“ bezeichnet und
schlicht geleugnet, dass ich für nichtrauchende Mitmenschen – und seien es Lover
– kaum erträglich stinke, dass meine
Kurzatmigkeit erschreckende Ausmaße
angenommen hat und ich einfach nur
süchtig bin. Denn was alles „besser oder
weniger schlecht, genüsslicher oder
erträglicher“ macht, macht in Wirklichkeit NICHTS, außer dein Gehirn zu manipulieren, damit es Eindringlingen (Nikotin, Kohlenmonoxyd, Teer und weiteren
Schadstoffen) erlaubt, deine Hardware
(Atemwege, Herz, Lunge etc.) zu schädigen.
Zigaretten sind übelste Malware!
Unweigerlich kommen in jedem Raucherleben auch die schmerzhaften Warnungen. Mitzuerleben, wie mein geliebter
Vater über drei Jahre lang langsam und
qualvoll an den Spätfolgen des Rauchens
starb, war für mich ebenfalls ausschlaggebend und ich hoffe, es wird künftig
mehr über die eindeutige und sehr häufige
Folgekrankheit COPD berichtet, nicht
nur über Lungenkrebs.
Zwei Mal hatte ich ohne Hilfe versucht,
aufzuhören und schnell kapituliert, weil
jede Sekunde meines wachen Daseins
von der Gier nach einer Zigarette und
quälender Angst, nicht mehr ich selbst
zu sein, beherrscht wurde.
Nachdem ich auch noch
innerhalb von 14 Tagen 6
Kilo zugenommen hatte,
war mein Limit des Erträglichen erreicht.
Mein Weg zum Erfolg vor
vier Jahren war dann die Bioresonanztherapie, die solche
Entzugserscheinungen zuverlässig verhindert. Sie funktioniert, auch ohne dass man
daran
glaubt,
dennoch
Allgemeine Information, Ausstiegsprogramme, chatten mit
Gleichgesinnten, Ersparnisrechner oder Suche nach einem
Rauchfrei-Lotsen – trau dich und schau rein:
braucht man ausreichend Motivation. Die
kommt z.B. bei intensiver Beschäftigung
mit dem Thema Aufhören, aber jeder
kann da die eigenen Wege und Hilfen finden.
Das, was alles je nachdem noch besser
oder weniger schlecht, genüsslicher oder
erträglicher macht, ist jedenfalls nichts,
was man sich durch Rauchen oder sonst
wie einfach zuführen kann. Es gibt wohl
gewisse Übungen dafür, ich denke aber,
in den seltensten Fällen braucht man
so was überhaupt, denn was immer dir
widerfährt, ist so, wie es ist, genießbar
oder erträglich, wenn du so bist, wie du
bist und wenn nicht, geh und hol Hilfe.
Und was das Gewicht betrifft: Ein Plus
von 4 Kilo halte ich seither konstant ohne
Fasten oder Diät und kenne genügend
rauchende Leute, die im gleichen Zeitraum mehr zugenommen haben, also auch
das kein Argument mehr.
Nun habe ich diesen Text geschrieben,
ohne vorher, während, danach zu rauchen
und bin wie immer, wenn ich daran denke, froh und erleichtert, es nicht mehr zu
müssen oder zu wollen.
TEACHABLE MOMENTS HELFEN,
DAS RAUCHEN EINZUSTELLEN
„Es lohnt sich, jede Chance zu nutzen,
jemanden zum Rauchstopp zu motivieren und zu unterstützen.“
Das Tumorzentrum Freiburg - CCCF
bietet den Patienten des Universitätsklinikums Freiburg einen ganz besonderen
Service: Ein Präventionsteam berät Sie
zum vermeidbarsten Krebsrisikofaktor der westlichen Welt: zum Thema
Rauchen. Unabhängig von der Grunderkrankung werden hier rauchende
Patienten zum Rauchstopp motiviert
und beraten. Der Klinikaufenthalt ist als
Beratungszeitpunkt ganz bewusst gewählt.
Die Patienten setzen sich hier intensiv
mit dem eigenen Gesundheitszustand
auseinander. Dieser Moment wird in
der Wissenschaft „teachable moments“
genannt – Momente, in denen Patienten
für Lernprozesse und Veränderungen
besonders aufgeschlossen sind.
Die Beratung ist geprägt durch ein
großes Verständnis für die schwierige
Situation, in denen sich die Patienten oft befinden. Einerseits wissen die
Rauchenden um die Gesundheitsge-
fahren, andererseits mussten Sie meist
schon oft leidvoll erfahren, dass es sehr
schwierig ist, das Rauchen aufzugeben.
Die Ursache hierfür ist, dass viele
Rauchende im Laufe Ihres Tabakkonsums eine Abhängigkeit entwickelt haben. Diese Abhängigkeit hat
ihre Ursache in den biologischen und
psychologischen Vorgängen beim Rauchen. Nikotin hat einen Wirkungsort
in unserem Belohnungsgedächtnis, dem
Wirkort aller Suchtstoffe. Psychologisch gesehen übernimmt die Zigarette
mit der Zeit immer
mehr Funktionen: Entspannen, Stress abbauen, eine Pause machen,
den Tag strukturieren und vieles mehr.
Dadurch
verlernen
Rauchende
aktive
Handlungsmuster, um
mit den genannten
Situationen
umgehen zu können ohne
zu Rauchen. In der
Beratung werden die Patienten dann
über diese Mechanismen aufgeklärt und
mögliche Auswege aufgezeigt. Die
biologische Abhängigkeit kann medikamentös besiegt werden, der
psychologischen Abhängigkeit muss
mit langfristigen Verhaltensänderungen
entgegengewirkt werden. Denn nur
wenn sich der Rauchstoppwillige immer
wieder neue Verhaltensalternativen
zulegt (bei Stress: Wie baue ich diesen
in Zukunft ohne Zigarette erfolgreich
ab?) und sich für seinen Nichtrauchweg
immer wieder belohnt und damit motiviert, ist er auf Dauer erfolgreich.
Das Präventionsteam legt den Schwerpunkt auf die individuelle Therapieplanung gemeinsam mit dem Patienten.
Denn sicher ist: Nur wenn die Therapie
an die Bedürfnisse des Rauchenden
angepasst wird, ist sie dauerhaft
erfolgreich. Die Dauerhaftigkeit wird
auch unterstützt, indem das Team den
Patienten auf seinem Weg telefonisch
begleitet. Bis zu einem halben Jahr kann
der Patient bei Bedarf auf die Beratung zurückgreifen. Die Erfahrung des
Präventionsteams des Tumorzentrums
Freiburg - CCCF zeigt: Es lohnt sich, zu
jedem Zeitpunkt das Rauchen aufzugeben.
Leider fühlen sich die Patienten hierbei
oft allein gelassen. Es ist notwendig,
Rauchende gezielt zu motivieren und zu
unterstützen.
Bericht
von
Dipl.-Psychologin
Cornelia
Schulz, Leiterin des Präventionsteam – CPMT,
Tumorzentrum Freiburg – CCCF, Universitätsklinikum Freiburg, Tel.: 0761/270-71720
A N M E R K U N G D E R R E DA K T I O N :
www.rauchfrei-info.de
Rauchfrei-Programme bieten auch Krankenkassen an.
Sie brauchen eine Adresse? Info bei der Landesstelle für Suchtfragen
unter Tel. 0711/6196731 oder [email protected] oder direkt bei
Ihrer Krankenkasse.
Das Tumorzentrum Freiburg hat seit 2009 über 3000
Patienten beraten. Die wissenschaftliche Erhebung
2012 hatte gezeigt, dass über die Hälfte der Rauchenden nach 3 Monaten noch Nichtraucher waren.
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–
17
Cannabis – harmlos oder gefährlich?
Kiffen entspannt.
Noch mehr kiffen macht müde.
Viele Konsumierende nutzen die Wirkung
von Cannabis zum Einschlafen, manche
täglich. Allerdings steigt damit auch das
Risiko für eine Cannabisabhängigkeit –
und Schlafstörungen im Entzug.
Abhängigkeit von Cannabis? Gibt es das
überhaupt? Manche glauben, dass man
von Cannabis gar nicht abhängig werden
kann. Richtig ist, dass die meisten Menschen, die Cannabis ausprobieren, keine
Probleme entwickeln. Häufig wird der
Konsum nach einer Weile wieder eingestellt. Ein Teil der Konsumierenden bleibt
allerdings dauerhaft dabei. Insbesondere,
wenn der Konsum dazu genutzt wird,
unangenehme Gefühle zu verdrängen, ist
die Gefahr groß, die Kontrolle über den
Konsum zu verlieren.
Kontrollverlust ist ein wesentliches Kriterium einer Abhängigkeit. Patrick, 22
Jahre, dachte zunächst auch, alles im Griff
zu haben: „Ich habe immer gedacht, ich
hab’s unter Kontrolle.“ Es sei ja nur Gras,
„es ist ja nicht so was wie Heroin oder
Kokain.“ Doch als er den Konsum einstellen wollte, hat er gemerkt, dass das gar
nicht so einfach ist. „Ich kann nicht mehr
schlafen, wenn ich nicht konsumiere. Ich
werde aggressiv, wenn ich nicht konsumiere. Ich kriege schwitzige Hände. Das
sind halt alles so Anzeichen gewesen, wo
ich mir dann schon selber gesagt habe‚
okay, du bist abhängig.“
Quelle: www.drugcom.de/topthema/?sub=165
Bekifft am
Steuer?
DAS ENDE WAR
DER ANFANG
Ein Mutmachbuch für Eltern von Kindern, die Drogen nehmen
Sucht ist heilbar, auch wenn es oft ein langer und verzweigter Weg ist. Eine Mutter schreibt sich gemeinsam mit Ihrem ehemals
drogenabhängigen Sohn den Kummer und die Erlebnisse von der Seele. Ihre gemeinsame Geschichte ist schwere Kost.
Aber Ehrlichkeit steckt zwischen allen Zeilen. Zum Glück gibt’s ein Happy End.
Leseprobe:
Weigere ich mich, seine Sucht finanziell zu unterstützen, tyrannisiert er mich. Furchterregende Szenen spielen sich fast täglich bei uns zu Hause ab.
Er läuft unruhig wie ein wildes Tier durch das Haus,
tobt herum, knallt mit den Türen, oder tritt mit
dem Fuß aus Wut dagegen, voller Wucht. Des Weiteren
schlägt er mit seinen starken Fäusten gegen die Wand
und zerschlägt die Pendelleuchte und
den Lichtschalter. Einmal bedroht er
mich mit dem Küchenmesser. Er klaut
Geldscheine aus unseren Geldbörsen und
fälscht die Unterschriften von meinem
Mann und mir auf Schecks. Vorsichthalber trage ich mein Geld schon am
Körper. Außerdem …
Ausstiegsprogr a mm :
Absolutes NO-GO!
Quit the Shit
Bekifft am Steuer zu sitzen, ist nicht nur
riskant, sondern auch teuer – wenn man
erwischt wird. Dani ist erwischt worden
und hat ihren Führerschein verloren.
Um ihn wieder zu erlangen, muss sie eine
medizinisch-psychologische Untersuchung
bestehen. Doch die ist mit hohen Kosten
verbunden.
Zwei Betroffene berichten, wie es Ihnen
ergangen ist:
www.drugcom.de/videos/
cannabis-und-strassenverkehr/
Wer kifft und daran etwas ändern möchte, der ist bei Quit the Shit richtig.
Dort findet man nützliche Informationen,
die helfen, den eigenen Cannabiskonsum
(Haschisch, Marihuana) in den Griff zu
bekommen. Kernstück von Quit the Shit
ist ein individuelles Beratungsprogramm.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA) bietet über einen
Zeitraum von 50 Tagen an, Sie zu begleiten und bei Ihrem persönlichen Vorhaben zu unterstützen. Die Teilnahme ist
kostenlos und anonym:
www.quit-the-shit.net/qts
Auf www.quit-the-shit.net finden Sie
interessante Erfahrungsberichte zum
Ausstiegsprogramm.
Brigitte und Frank Hansen, Gudrun Lahme
Quelle: Die Beiträge zum Thema Cannabis wurden
den Internetseiten drugcom.de und quit-the-shit.net
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
– BzgA, Köln, entnommen. Der Nachdruck erfolgt
mit freundlicher Genehmigung durch die BZgA, Köln.
„Das Ende war der Anfang“
2. erweiterte Auflage 2014
Blaukreuz-Verlag, Bestell-Nr. 180644 (10,90 €)
18
–
19
„Er hatte noch solche Pläne!“
Leutkirch.
Der nationale Gedenktag am
21. Juli erinnert deutschlandweit an das Schicksal verstorbener Drogenabhängiger.
Einer davon ist Rudolf Stör
aus Leutkirch im Allgäu. Am 9.
Mai 2013 starb der 39-Jährige
an den Folgen seiner Drogensucht. Die Geschichte eines
viel zu früh Verstorbenen.
Von Hanna Eder
„Den Garten des Lebens hast du verlassen, doch Deine Blumen blühen weiter.“
Das sind die Worte, die auf dem schlicht
gehaltenen Sterbebild von Rudolf Stör zu
lesen sind. Rechts daneben ist das Gesicht
eines ernsthaft wirkenden, schlanken
Manns zu sehen: kurze schwarze Haare,
Bart, links im Ohr trägt er ein schwarzes
Schmuckstück. „Er hatte noch solche
Pläne!“, sagt sein Vater Gerhard Stör. „Es
ist so ein Jammer um ihn.“
Rudolf war der drittgeborene Sohn des
Ehepaars Stör. „Rudolf war der Hoffnungsträger der Familie, er sollte einmal
den seit 1844 bestehenden Familienbetrieb übernehmen“, erzählt seine Tante
Beate. In der Ecke des Wohnzimmers
erinnert ein kleiner Schrein mit Bildern,
Kerzen und Blumen an das unfassbare:
den Drogentod des 39-jährigen Sohnes
Rudolf Stör, Metzgergeselle aus Leutkirch.
Dass ihr damals 16-jähriger Sohn Drogen
nimmt, bemerkt Edeltraud Stör erstmals,
als Rudolfs Berufschullehrer aus Biberach
ihr einen Hinweis gibt. „Rudolf ist unzuverlässig, es fehlt Geld in der Klassenkasse, irgendetwas stimmt mit Ihrem Sohn
nicht“, sagt dieser am Telefon; die Warnung sensibilisiert. Die besorgte Mutter
durchstöbert Rudolfs Zimmer und findet
„eine kleine oliv-grüne Platte“ – gepresstes Cannabis“ (im Volksmund „Piece“,
„Haschisch“, „Dope“ genannt). „Wir waren so unbedarft, wussten gar nicht, was
das ist, ob Gras oder was“, erinnert sich
die heute 66-Jährige an die Entdeckung.
Die Kriminalpolizei sei nach ihrem Anruf
im Revier sofort in den darauffolgenden
Morgenstunden gekommen. Und Rudolf?
„Der war befreit und froh, dass die Sache
endlich raus war.“
Metzgergeselle zurück nach Leutkirch.
Trifft auf „falsche“ alte Freunde und wird
wieder rückfällig. Zum Heroin kommt
starker Alkoholkonsum hinzu. „Das hat
ihm den Rest gegeben. Was folgte, war
der soziale Abstieg“, kommentiert sein
Vater.
Persönlichkeitsstörungen. Immer häufiger sei es gegen Ende zu würdelosen Szenen und Zusammenbrüchen gekommen.
Gerhard verschied vor vier Jahren im
Alter von 39 Jahren an den Folgen eines
plötzlichen Herzinfarkts.
„Er war desorientiert wie
ein Mensch mit fortgeschrittener Demenz“, so Stör.
Rudolf Störs Suchtgeschichte gleicht der
vieler Drogenabhängiger: Sie kommt in allen Familien, egal welcher Herkunft, egal
welchen Bildungs- und Erziehungshintergrunds vor. Am 24. April 1974 in Leutkirch
geboren, besucht Rudolf zunächst Grundund Hauptschule und schließt im Alter
von 18 Jahren seine Lehre zum Metzger
im elterlichen Betrieb ab. „Er war so ein
fröhliches, aufgeschlossenes Kind“, erinnert sich seine Mutter. In seiner Freizeit
machte er Judo, spielte als Kind Klarinette. In späteren Jahren ist er im Schützenverein aktiv. „Zweimal war er sogar
Schützenkönig“, erzählt sein Vater stolz.
Nach dem Probieren von Cannabis kommt
der Metzgergeselle in Kontakt mit härteren Drogen. „Was genau er alles in den
Jahren seiner Abhängigkeit genommen
hat, können wir nicht sagen“, gesteht sein
Vater. „Wir wissen nur: irgendwann kam
Heroin dazu.“ Als Rudolf seinen Wehrdienst in Weingarten antritt, schickt man
ihn nach einer Woche wieder nach Hause:
Der Grund: gesundheitliche Beeinträchtigungen, Drogenkonsum. Mit 20 Jahren
verliert Rudolf Stör seinen Führerschein.
Rudolf Stör wird zunehmend unzuverlässig, legt innerhalb kürzester Zeit 30
Kilogramm an Körpergewicht zu. Seine
Wohnung verwahrlost, er wird arbeitslos,
reagiert zunehmend aggressiv, tritt Türen
„Ihr Sohn hat den Körper eines 80-Jährigen“, attestiert ein Mediziner der
Mutter nüchtern.
Gerhard Störs Stimme wird leise bei
dem Gedanken an die letzten Monate
Mit dem Schicksal ihres Sohnes Rudolf
ist das Ehepaar Stör schon früh offen
umgegangen. „Der Bekanntenkreis und
die ganze Familie wusste Bescheid und
hielt zusammen. Selbst der Kegelclub
war informiert“, sagt der Vater. Geholfen hat dem Paar auch der regelmäßige
Besuch des „Elternkreises“ in Ravensburg, einer Selbsthilfegruppe für Angehörige mit Suchtkranken. Dort finden
sie Freunde, Akzeptanz und Raum für
ihre Trauer.
„Es war ein ständiges Auf und Ab“, erinnert sich seine Mutter. In manchen Phasen
war der Zustand ihres Sohns stabil. „Da
ging er regelmäßig zum Schaffen, brachte mir an guten Tagen Blumen mit, wurde von seinen Kollegen geschätzt.“ Auch
die feste Beziehung zu seiner langjährigen
Partnerin Nina (Name v. d. Red. geändert), mit der er vier Jahre im Oberallgäu
zusammenwohnte, habe ihm Halt gegeben. Mit ihr gestaltete er die gemeinsame
Wohnung. Doch die Beziehung zerbricht.
Die geplante Hochzeit wird 14 Tage vor
dem Termin abgeblasen. Der Vater zeigt
die liebevoll gestaltete Einladungskarte
aus jener Zeit. „Es hätte so eine schöne
Hochzeit werden können.“
Nach der Trennung zieht sich der gelernte
ein. „Die letzten drei Jahre seines Lebens
hielt Rudolf sich mit der Ersatzdroge
‚Polamidon’ über Wasser“, erinnert sich
seine Mutter. Er wird „substituiert“, wie
es im Fachjargon heißt. „Substitution ist
für viele von Drogensucht betroffenen
Familien ein schwieriges Unterfangen“,
betont Beate Stör. Der Grund: „Substitutionsärzte sind in unserer Region
dünn gesät. Die Anreize fehlten.“ Eine
Erleichterung in der Abgabe sei jedoch
für Angehörige und Betroffene dringend
notwendig. „Um noch größeres Elend zu
vermeiden und nicht letztlich wieder beim
Drogen-Dealer zu landen.“
Die letzten sechs Monate seines Lebens
verbringt Rudolf Stör im Krankenhaus.
Sein Hirn setzt teilweise aus, er leidet unter
seines Sohnes: „Stapelweise habe ich
mir Prospekte von Pflegeheimen aus
der Region für meinen Sohn kommen
lassen“, erzählt er. „Ich wollte ja, dass
er gut aufgehoben ist.“
Zwei Wochen vor seinem Tod liegt Rudolf Stör in Ravensburg im künstlichen
Koma. Der Anruf vom Tod ihres Sohnes
erreicht die Familie nachts um 22 Uhr
aus dem Krankenhaus in Wangen, wo er
kurzfristig hin überliefert wurde. Edeltraud Stör erinnert sich noch genau.
„Man ist nur noch kraftlos, wie ohne
Luft.“ Während des Gesprächs streicht
Gerhard Stör seiner Frau immer wieder liebevoll über die Schulter, rückt zu
ihr auf. Das Paar ist seit 45 Jahren verheiratet. Ihr erster Sohn starb wenige
Tage nach der Geburt, ihr zweiter Sohn
„Das Elend der Suchterkrankung macht
auch vor unserem beschaulichen Allgäu
nicht halt“, sagt Rudolfs Tante Beate
Stör, die vor zwölf Jahren den Elternkreis Leutkirch Drogenabhängiger und
-gefährdeter gegründet hat. In den
vergangenen Jahren seien in Leutkirch
einige Todesfälle zu beklagen gewesen.
Die Trauer um den Tod eines Sohnes
oder einer Tochter mit Drogensucht
werde jedoch aus Scham meist nicht
oder sehr verhalten ausgelebt, weiß die
64-Jährige. Ihr Anliegen: „Ich wünsche
mir, dass eine Suchterkrankung, die sich
auf illegale Drogen bezieht, genauso in
der Öffentlichkeit anerkannt wird wie
Alkoholismus.“ Ziel sei es zudem, eine
menschlichere Drogenpolitik zu erreichen. Dazu müsse verstärkt der Fokus
von der Kriminalisierung hin auf den Aspekt der Krankheit gerichtet werden.
Denn: „Hinter jedem Suchtkranken
steht schließlich eine ganze Familie und
ein ganzes Umfeld, das leidet.“
Im Wohnzimmer der Störs ist es ruhig
geworden. „Warum, das haben wir oft
gefragt, aber wir haben nie Antwort
bekommen“, sagt Gerhard Stör. „Wir
waren immer um ihn rum, für ihn da,
das ist, was mich beruhigt.“ „Rudolf
hatte viele Chancen im Leben“, sagt
Edeltraud Stör und blickt schmerzlich
auf das Bild ihres Sohnes, das nun auf
dem Tischchen mit den Kerzen neben
dem seines großen Bruders Gerhard
steht. „Das tragische ist, dass er immer
wieder das Fenster der Möglichkeiten,
das lange offen stand, zugeschlagen
hat. Er war einfach viel zu gut für diese
Welt“, sagt sein Vater und versucht ein
Lächeln. „Wir vermissen ihn sehr.“
Informative Links
www.elternkreis-leutkirch.de
www.bvek.org (Bundesverband
der Elternkreise suchtgefährdeter
und suchtkranker Söhne und
Töchter e.V.)
20
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Alter
schützt vor
Torheit
nicht ...
... heißt es im Volksmund. Dieser mit
einem Augenzwinkern versehene Hinweis steht dafür, dass auch im Alter die
Menschen Fehler und Irrtümer begehen.
ln den kleinen Alltagsnickeligkeiten hat
das manchmal sogar einen Charme. Aber
wenn es um die Lebenszufriedenheit und
Gesundheit geht, sollte man möglichst
Irrtümer vermeiden. Dafür ist es wichtig, dass es vertrauensvolle Be­ziehungen
gibt, die einem in allen Lebenssituationen
hilfreich zur Seite stehen und rechtzeitig
aufmerksam machen, wenn etwas schief
läuft.
So verhält es sich auch in Fragen von gesunden oder ungesunden, risikofreien
oder riskanten Gewohnheiten im Alter.
Gute Lebensbedingungen und eine gute
medizinische Versorgung sorgen für eine
hohe Lebenser­
wartung. Gesundheit
und Wohlbefinden sollen so lange wie
möglich erhalten bleiben. Dies bedeu­tet
aber auch, dass die lang gehegten Alltagsgewohnheiten oft beibehalten werden. Im
EMPFEHLUNG FÜR DAS PERSÖNLICHE GESPRÄCH
Eigene Betroffenheit klären und ansprechen:
оо
„Ich mache mir Sorgen, befürchte aber, dass du mich nicht anhörst oder davon nichts wissen
willst.“
Belastungen des Betroffenen ansprechen:
оо
„Ich weiß, dass es für dich in der letzten Zeit (in den letzten Jahren) nicht einfach war. Wenn
ich daran denke, dass ... “
Beobachtungen und Veränderungen schildern:
оо
Alter kann das schneller, als man denkt zu
ungesunden Folgeerscheinungen führen.
Denn mit zunehmendem Alter verändert sich nicht nur sichtbar der Körper,
sondern auch Verträglichkeiten und Stoffwechsel sind starken Veränderungen unterworfen. Dies trifft auch und vor allem auf
den Alkoholkonsum, das Rauchen und die
Einnahme von Arzneimitteln zu. Die
Grenze zu einem riskanten Suchtmittel­
konsum ist im Alter wesentlich schneller
erreicht als in der Mitte des Lebens.
Besondere Aufmerksamkeit sollte man
Risikosituationen schenken. Das könnte
z.B. der Verlust des Partners oder der
Partnerin sein oder der Übergang vom
Erwerbsleben in den Ruhestand und die
damit verbundene fehlende Tagesstruktur. Besonders in solchen Situationen sind
Angehörige und Freunde sehr wichtig.
Wenn ältere und alte Menschen auffällig werden durch ihren Alkoholkonsum,
so ist es den meisten Freunden und
Verwandten peinlich. Sie wollen helfen,
fühlen sich aber selber hilflos. Wie kann
ich das ansprechen? Wo gibt es Hilfe?
Was ist, wenn er oder sie gar keine Hilfe
annehmen will? Diese Fragen stehen dann
meistens im Vordergrund.
Der erste Schritt sind die eigenen Gedanken. Wenn ich mir selber nicht vorstellen
kann, dass er oder sie mit dem Trinken
aufhören kann, dann macht mich das
mutlos. Wenn ich aber denken kann:
„Es gibt einen Weg“ oder
„Zum Aufhören ist es nie zu spät“ oder
„Jeder Tag suchtfrei ist ein Gewinn an
Lebensqualität, auch im höheren Alter“ oder
„Im Alter die Würde wieder herzustellen, ist besonders wichtig,“
kann ich Mut schöpfen. Denn Hilfe ist
möglich und Suchtbehandlung im Alter ist
erfolgreich.
„Mir ist aufgefallen, dass du dich immer mehr zurückziehst und wenn ich anrufe, manchmal
nicht ans Telefon gehst, obwohl du zuhause bist. Ich frage mich, was los ist und ob das mit
deinen Medikamenten zu tun hat. Miriam (Enkelin) sagt auch, dass die Oma manchmal so
komisch ist.“
Zusammenhang mit Problemen schildern:
оо
„Du hast jetzt öfters deinen Arzttermin vergessen. Ich frage mich, ob das was mit deinem
Weinkonsum zu tun hat. Der war nämlich in letzter Zeit auffällig hoch. Wie siehst du das?“
Eingeholte Informationen weitergeben:
оо
„Weil ich mir Sorgen mache, habe ich mich mal erkundigt. Im Alter ist es ganz besonders
wichtig, sehr maßvoll Alkohol zu trinken. Z. B. können der hohe Blutdruck und deine
unruhigen Nächte damit zu tun haben. Wusstest du das?“
Unterstützung anbieten:
оо
„Ich finde, du solltest da was verändern. Wie könnte ich dich unterstützen, dass du deine
Gesundheit ernst nimmst und dafür etwas tust.“ (Information, Arzt, Beratungsstellen)
Persönliche Wünsche äußern:
оо
„Ich wünsche mir, dass du meine Sorgen ernst nimmst und dass du meine Unterstützung auch
annimmst. Für mich wäre es wichtig, dass du dich nicht so zurückziehst, sonst komme ich mir
so aufdringlich vor.“
Eine Broschüre „Gesund und unabhängig im Alter – Information für Angehörige und nahestehende
Menschen“ bekommt man bei der Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg,
Tel. 0711/6196731, [email protected], www.suchtfragen.de
22
–
23
Sucht im Alter
Substanzmissbrauch und Abhängigkeit bei
älteren Menschen werden in der Öffentlichkeit kaum thematisiert, obwohl diese
Erscheinungen keine Seltenheit sind. So
rauchen mehr als 2 Mio. ältere Männer
und Frauen, bis zu 400.000 sind von einem Alkoholproblem betroffen und bei
1 bis 2 Mio. Menschen weist der Gebrauch psychoaktiver Medikamente
zumindest Gewohnheitscharakter auf 1.
Die Daten zur demografischen Entwicklung in Baden-Württemberg belegen, dass
sich die Zahl der Menschen im Alter von
65 und mehr Jahren in den kommenden
20 Jahren signifikant erhöhen wird. Dann
wird bereits jeder vierte Einwohner
Baden-Württembergs zu dieser Altersgruppe zählen.
Richtete sich bei der Betrachtung des
Themas Sucht im Alter der Fokus bislang vorrangig auf die
Abhängigkeit von Medikamenten,
insbesondere
Schlaf- und Schmerzmittel,
ist vor dem Hinter­
grund
neu­erer epidemiologischer
Untersuchungen sowie der
zu erwartenden demo­
grafischen Ent­wicklung mit
einem überproportionalem
Anstieg der Zahl der Suchterkrankungen im höheren
Lebensalter auch im Hinblick auf Alkohol und Tabak
zu rechnen2 . Sucht im Alter
ist ein sich verstärkendes
und gesellschaftlich relevantes Thema, das jedoch nur
unzureichend wahrgenommen wird. Selbst Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Hilfesysteme, die mit Betroffenen in
Kontakt kommen, sind stellenweise unsicher oder ungenügend vorbereitet bzw.
informiert.
Bereits im Jahr 2008 hat die Baden-Württemberg Stiftung die beschriebene
Situation zum Anlass genommen und ein
Programm „Sucht im Alter“ auf den Weg
gebracht. Dabei wurden Modellprojekte
umgesetzt, die sich den Themen Aufklärung der Öffentlichkeit, Qualifizierung
im Bereich der Sucht- und Altenhilfe und
der Vermittlung in Beratungs- und Interventionsangebote widmeten. Dadurch
konnten das gesellschaftliche Tabu in der
Öffentlichkeit in Teilen entkräftet, Beratungs- und Behandlungsangebote für Betroffene und deren Angehörige ausgebaut
und vorhandene Maßnahmen für die Zielgruppe spezifiziert werden.
Mit einer aktuell laufenden zweiten
Programmausschreibung
strebt
die
Baden-Württemberg Stiftung eine noch
breitere aufklärende Wirkung in der
Gesellschaft an, auch durch die Einbindung weiterer wichtiger Akteure auf dem
Gebiet der Gesundheitsvorsorge.
Alle Informationen zu den Programmen
„Sucht im Alter“ können auf der Internetseite der Baden-Württemberg Stiftung
(www.bwstiftung.de) nachgelesen werden.
Die Zahlen wurden der Homepage der DHS entnommen
(www.unabhaengig-im-alter.de/web/zahlenfakten/index.htm)
2
Hierzu: Professor Dr. Karl Mann: „Sucht im Alter – ein (ernst)zunehmendes
Problem“ in: Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011; 136, Nr. 37
Unabhängig im Alter
Beunruhigt Sie die Vorstellung, mehrere Tage oder sogar
Wochen auf „Ihr“ Medikament verzichten zu müssen?
Bin ich medikamentenabhängig?
Die Frage, ob eine Abhängigkeit von psychoaktiven Medikamenten besteht oder
nicht, ist nicht leicht zu beantworten.
Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem
Arzt oder einer anderen fachkundigen
Person, zu der Sie Vertrauen haben, wenn
Sie bereits seit mehren Monaten oder Jahren Medikamente einnehmen, um:
• Ihr psychisches Befinden zu verbessern
und negative Gefühle, wie Angst, Trauer und Einsamkeit besser ertragen zu
können
• Schmerzen zu lindern, deren Ursachen
Sie nicht kennen
• besser schlafen zu können oder Ihre
Unruhe bzw. Nervosität in den Griff
zu bekommen
Der längerfristige Gebrauch solcher Medikamente kann andererseits zu bestimmten Gewohnheiten und Schwierigkeiten
führen. Wenn Sie eine der folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten, kann das ein
Hinweis auf ein Medikamentenproblem
und eine eventuelle Abhängigkeit sein:
• Beunruhigt Sie die Vorstellung, mehrere Tage oder sogar Wochen auf „Ihr“
Medikament verzichten zu müssen?
• Haben Sie sich zur Sicherheit einen
Vorrat dieses Medikaments angelegt?
• Haben Sie über die Zeit der Einnahme
hinweg die Dosis gesteigert, da die
Wirkung des Medikaments nachließ
und die ursprünglichen Beschwerden
trotz Einnahme des Medikaments wiederkamen?
• Verbergen Sie vor anderen, dass Sie
dieses Medikament einnehmen bzw.
wie häufig und in welcher Dosis Sie
dieses Medikament einnehmen?
1
Diese Information wurde einer Internetseite der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen – DHS
entnommen. Ausführliche Informationen zum Thema „Medikamente“ und zur Suchtprävention
im Alter finden Sie bei der DHS unter www.unabhaengig-im-alter.de
24
–
25
D oping
ALLTAGSDOPING AUF DEM VORMARSCH
Im Breitensport und in der Arbeitswelt wird zunehmend „gedopt“
Prof. Dr. Dr. Heiko Striegel ist Sportmediziner und seit 2005 Mannschaftsarzt beim VfB Stuttgart. Er setzt sich für mehr Aufklärung zu
Doping ein. Im Leistungssport gehört die Aufklärung dazu, aber im
Breitensport, Fitness-Bereich und sogar am Arbeitsplatz erkennt er
eine besorgniserregende Entwicklung.
Prof. Dr. Dr. Heiko Striegel
Medizinische Universitätsklinik Tübingen
Abteilung Sportmedizin
Ausführungen von Prof. Dr. Dr. Striegel:
H irn doping
WAS SOLL DAS SEIN?
Leistungsdruck,
Stress,
keine Zeit,
immer
erreichbar ...
... das sind die Schlagworte, die in Beruf,
Ausbildung und Schule immer öfter zu
hören sind. Ob die Zeit wirklich knapper
geworden ist oder ob wir zunehmend
verlernen, uns auf die wirklich wichtigen
Dinge im Leben zu konzentrieren, das
muss jede/r für sich selbst entscheiden.
Die Folgen jedoch aus diesem „Zeitgeist“
zeigen sich beispielsweise in dem Phänomen „Hirndoping“. Damit ist gemeint,
dass gesunde Menschen versuchen, die
Leistungsfähigkeit des Gehirns sowie die
emotionale und soziale Kompetenz durch
die Einnahme bestimmter Medikamente
zu verbessern. Hirndoping bezieht sich
vor allem auf die Einnahme rezeptpflichtiger Substanzen, die für die Behandlung
bestimmter Erkrankungen zugelassen
sind. Die Einnahme derartiger Substanzen erfolgt außerhalb ärztlicher Verordnung und zielt auf die nicht genussorientierte Steigerung von Hirnleistungen ab.
Die Substanzen wurden jedoch nicht für
gesunde Menschen entwickelt und man
kann hier von einem Missbrauch der Medikamente sprechen.
Zu den bekannten Substanzen gehören
insbesondere stimulierende Wirkstoffe wie das Methylphenidat (Handelsname bspw. Ritalin ®) zur medizinisch
indizierten Behandlung des Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms
(ADHS) und das Modafinil (Handelsname
Vigil ®), u.a. zur Therapie von Narkolepsie.
Diese werden im Sinne des Hirndopings
zu einer versuchten Steigerung von Aufmerksamkeit, Wachheit und Konzentration missbraucht. Auch Antidementiva und Antidepressiva werden als
„Doping“ missbraucht, um Verbesserung des psychischen Wohlbefindens zu
erreichen. Studien zeigen, dass die Doping-Wirkung dieser Mittel gegen Null
gehen.
Alles also unbedenklich? Nein – sagen die
Experten! Neben unerwünschten Nebenwirkungen und der Gefahr, die Grenzen
des Körpers zu missachten, weisen die
stimulierenden Wirkstoffe Methylphenidat und Modafinil ein hohes seelisches
Abhängigkeitspotenzial (Suchtrisiko) auf.
Deshalb doch lieber die altbewährten Methoden, um fit und belastbar zu
bleiben: ausreichend Schlaf, erholsame
Pausen, gute Arbeitsorganisation, gesunde
Ernährung, Bewegung und Sport, über
Belastungen sprechen und entspannte Sozialkontakte pflegen.
Nähere Informationen und eine ausführliche Stellungnahme zu „Hirndoping“
bietet die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen – www.dhs.de – an.
Die Einnahme von Dopingsubstanzen sowie verschiedener legaler
und illegaler Drogen stellt sowohl
im Freizeit- als auch im Leistungssport ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Der Begriff des
„Doping“ wird hierbei uneinheitlich
verwendet, obwohl es eine klare
Definition seitens der Welt-AntiDoping-Agentur (WADA) gibt.
Nach letzterer Definition begeht
der Sportler einen Dopingverstoß,
der Substanzen oder Wirkstoffe
zuführt, die auf der von der WADA
publizierten Verbotsliste aufgeführt
sind. Im Freizeit- und Breitensport
wird der Begriff des „Dopings“
meist synonym für den Tatbestand
des
Medikamentenmissbrauchs
verwendet. Hierunter versteht man
die Einnahme von Medikamenten,
ohne dass dafür eine medizinische
Notwendigkeit besteht oder die
Einnahme in höheren Dosierungen
erfolgt, als diese für die Behandlung
einer Krankheit notwendig wäre.
Eine Studie an der Freien Universität Berlin konnte zeigen, dass zwei
Drittel der befragten Studenten im
vergangenen Monat Schmerzmittel
zu sich genommen hatten. Einige
dieser zum Teil frei verkäuflichen
Medikamente können bei unkritischer Einnahme zu Schäden an
Nieren, Leber oder anderen inneren Organen führen. Weiter fanden
die Forscher heraus, dass ein Siebtel der Studenten sogar Anzeichen
eines Medikamentenmissbrauchs
zeigte.
Die DAK konnte in einer Studie
bei 20 Prozent der Beschäftigten am Arbeitsplatz die Einnahme
von Medikamenten finden, die die
Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit erhöhen. An der Universität Mainz nehmen einer Umfrage
zufolge vier Prozent der Befragten
Arzneimittel zu sich, die das Potenzial haben, ihr Denk- und geistiges
Leistungsvermögen zu verbessern.
Im Fitness-Sport nehmen nach aktueller wissenschaftlicher Datenlage zwischen 10 und 15 Prozent der
Sporttreibenden Dopingsubstanzen
im engeren Sinne, vor allem anabole
Steroide ein. Besonders Besorgnis
erregend ist hierbei, dass ein beträchtlicher Teil der dopenden
Sportler verschiedenen Substanzen
entweder gleichzeitig oder hintereinander in Dosierungen zuführt,
die weit über die therapeutische
Dosierung der jeweiligen Substanz
hinausgehen. Viele dieser Substanzen sind auf dem deutschen Arzneimittelmarkt legal nicht (mehr)
erhältlich und werden daher auf
dem Schwarzmarkt bezogen. Die
gesundheitlichen Gefahren, die
hierbei eingegangen werden, sind
als besonders hoch einzuschätzen.
Aufgrund der nicht unbeträchtlichen Zahl an Menschen in Deutschland, die einen Medikamentenmissbrauch betreiben, gewinnt dieses
Handeln mehr und mehr eine gesundheitsökonomische Relevanz.
Ärzte und andere Vertreter des
Gesundheitswesens sind aufgefordert, in Verdachtsfällen präventiv
auf ihre Patienten einzuwirken. Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit einer strukturierten Prävention von staatlicher Seite. Insoweit
ist vor allem die Politik gefragt,
entsprechende Voraussetzungen zu
schaffen.
26
–
27
Sarah – 9
Jahre alt
gibt der Familie Struktur und Ordnung
Wenn Eltern trinken, brauchen Kinder Hilfe
Sarah ist die Tochter eines Alkoholikers. Sie ist 9 Jahre alt, als sie das erste
Mal zu „Pro Kids“ kommt. Zu diesem
Zeitpunkt lebt sie zusammen mit ihrem
jüngeren Halbbruder Oliver bei ihrer
alleinerziehenden Mutter. Ihre Mutter ist
episodische Trinkerin und leidet unter
Depressionen – alle paar Wochen geht
sie aus dem Haus, betrinkt sich und bleibt
die ganze Nacht weg. Erst am frühen
Morgen kommt sie wieder nach Hause,
legt sich ins Bett und (ver-) schläft den
ganzen nächsten Tag.
Die Familie steht mit dem Jugendamt
im Kontakt. Sarah besucht alle zwei
Wochen am Wochenende ihren Vater,
den sie häufig betrunken antrifft. Mit dem
Jugendamt gilt die Vereinbarung, dass
Sarah ihren Vater nicht besuchen darf,
wenn er betrunken ist – so werden die
Besuche immer seltener. Sarahs Mutter bekommt die Auflage, eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen, um ihren
Alkoholkonsum in den Griff zu bekommen. Zusammen mit der sozialpädagogischen Familienhelferin nimmt sie
Kontakt zu „Pro Kids“ auf. Beim Erstgespräch in unseren Gruppenräumen
holen wir uns von Sarahs Mutter die
Erlaubnis, dass ihre Tochter in der Gruppe über das Thema Sucht reden darf.
Sarah zeigt sich zu Beginn sehr leistungsorientiert,
überverantwortlich und kann
kaum Spaß empfinden.
Sie genügt sich niemals,
ist ängstlich und fühlt
sich unzulänglich. Sie
fühlt sich für die Aufgaben verantwortlich, die
ihre trinkende Mutter
selbst nicht mehr wahrnehmen kann: unter der
Woche klingelt ihr Wecker um 6.30 Uhr. Nach
dem Aufstehen räumt sie
zuerst einmal die Küche
auf. Dann richtet sie das
Frühstück und die Pausenbrote. Anschließend
weckt sie ihren jüngeren Bruder Oliver und
hilft ihm beim Anziehen.
Dann bringt sie Oliver
in den Kindergarten und
schafft es gerade noch
pünktlich um 8 Uhr in
ihre Schule. Sarah gibt
der Familie Struktur und
Kinga, 11 Jahre
Beni, 8 Jahre
Ordnung und erhält dadurch positive
Aufmerksamkeit. Drei Jahre nehmen
Sarah und ihre Mutter nun schon das
Angebot von „Pro Kids“ wahr. In
dieser Zeit hat Sarah in der Gruppe neue
Freunde gefunden, Spaß und viele kreative Ideen erlebt. Sie hat gelernt, mit
schwierigen Gefühlen umzugehen und
neue Verhaltensweisen in der Familie
auszuprobieren. Mit Aktivitäten wie Klettern und Reiten und vielen gemeinsamen
Unternehmungen traut sie sich nun mehr
zu und ist selbstsicherer geworden. Auf
die Frage, ob sie denkt, dass es einen
Unterschied macht, ob sie die Gruppe
besucht oder nicht, sagt Sarah, dass sie
in der Gruppe offener über ihre Gefühle
und Probleme sprechen kann und Ratschläge bekommt, um mit belastenden
Situationen besser umgehen zu können
und dass sie von den anderen Kindern aus
der Gruppe Verständnis und Mitgefühl
erfährt.
Sarahs Mutter spürt, dass ihre Kinder
unter ihrer Sucht leiden. Sie wünscht sich
eine normale Entwicklung für ihre Kinder
und will, dass es ihren Kindern gut geht.
Ihre anfängliche Scheu, Hilfe für sich und
ihre Kinder anzunehmen, weicht mit der
Erfahrung, dass sich Sarah in der Gruppe wohlfühlt. Bei einer gemeinsamen
Familienbildungsreise, an der sie mit Sarah,
ihrem Sohn und ihrem neuen Lebenspartner teilnimmt, trifft sie andere Mütter
und Väter, die ähnliche Erfahrungen
gemacht haben. Sarahs Mutter kann durch
das Familienangebot von „Pro Kids“ auch
die Gefühle und Bedürfnisse ihrer beiden
Kinder wieder stärker wahrnehmen.
Pro Kids ist ein Angebot für suchtbelastete
Familien an der Suchtberatungsstelle des
Caritasverbandes für Stuttgart e.V.
Karolina, 12 Jahre
Luciano, 9 Jahre
Tatjana, 11 Jahre
Vivien, 9 Jahre
Pro Kids, Caritasverband Stuttgart, Postkartenheft im Eigenverlag
Benjamin, 10 Jahre
n
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ANMERKUNG DER
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In Baden-Württemberg leiden schätzungsweise rund 150.000 Kinder unter
15 Jahren darunter, dass ein oder beide
Elternteile suchtkrank sind. Ca. ein
Drittel wird später selber suchtkrank,
ein Drittel hat ein sehr hohes Risiko
später eine psychische Krankheit, z.B.
Depressionen oder Ängste zu entwickeln.
Nur ein Drittel geht gesund aus den
frühen Belastungen hervor.
28
–
29
„Klar und warm“
www.elternberatung-sucht.de
– das ist die Zauberformel für Eltern
Eltern finden Beratung bei ELSA – Elternberatung
bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und
Jugendlichen: ELSA bietet Eltern professionelle, kostenfreie und anonyme Online-Beratung zu den Themen
Alkohol- und Drogenkonsum, Internetabhängigkeit und
Glücksspielsucht bei Kindern und Jugendlichen.
Eltern haben Einfluss – mehr als sie denken
„Wie schütze ich mein Kind vor Alkohol, Tabak, Cannabis oder
anderen Suchtmitteln?“
„Was tue ich, wenn mein Sohn oder meine Tochter trinkt, raucht
oder andere Drogen nimmt?“
Wenn sich Eltern diese Fragen stellen, sind sie schon auf dem richtigen Weg, ihr Kind zu schützen. Denn HINSCHAUEN STATT
WEGSCHAUEN ist wichtig. Kinder und Jugendliche brauchen
Orientierung, Schutz und Unterstützung, um den richtigen
Umgang mit unseren „Volksdrogen“ zu lernen. Auch wenn es keine
Patentrezepte gibt und jedes Kind, jeder Jugendliche ganz besonders ist und einen eigenen Weg finden muss, so gibt es doch für
Eltern einige Faustregeln zu beachten.
Zuallererst sollten sich Eltern darüber im Klaren sein, dass Sie
sehr viel mehr Einfluss auf ihre Kinder haben, als die Kinder es
vordergründig erkennen lassen. KLAR UND WARM – das ist die
oberste Regel für die Eltern. KLAR in den Regeln, Forderungen,
Konsequenzen. WARM in der Beziehung, im Gespräch und der
Begegnung und Unterstützung. Streiten und sich wieder „gut sein“
gehört dazu.
оо
Eltern geben Orientierung, indem sie Grenzen setzen –
Grenzen geben Sicherheit.
оо
Eltern geben Orientierung, indem sie Konflikte austragen und
gemeinsam Lösungen suchen – gemeinsame Lösungen bringen
Selbstbewusstsein.
оо
Eltern geben Orientierung, indem sie Lob und Anerkennung
zeigen – Anerkennung bringt Selbstvertrauen.
Hinweis: Einen ausführlichen „Leitfaden für Eltern“ finden
Sie bei der Landesstelle für Suchtfragen:
www.suchtfragen.de / Dokumente / Suchtprävention
GEH’N SIE AUF NUMMER SICHER:
NULL ALKOHOL IN DER SCHWANGERSCHAFT!
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Gesunde Kinder sind ein großes Glück. Deshalb
Verzicht auf Alkohol in der Schwangerschaft von
Anfang an. Denn der Konsum von Alkohol kann schlimme Folgen haben. Schon kleine Mengen können dem
ungeborenen Kind Schaden zufügen. Es können
Wachstumsstörungen oder Fehlbildungen auftreten.
Aber auch das zentrale Nervensystem kann geschädigt
werden. Dies würde dann zu Verhaltensstörungen und
intellektuellen Beeinträchtigungen führen.
In der Schwangerschaft gibt es keine Grenzwerte. Nur
mit Null-Promille gehen Sie auf Nummer sicher.
Deshalb – Verantwortung von Anfang an.
Mehr Informationen dazu bei der Landesstelle für
Suchtfragen unter www.sicheres-bauchgefuehl.de
DIE 10 GOLDENEN REGELN FÜR ELTERN
Eltern können aktiv das Alkohol-Trinkverhalten ihres Kindes beeinflussen! Je früher Eltern
eine klar ablehnende Haltung zum Alkoholkonsum ihrem Kind gegenüber zeigen, desto
größer wird der Erfolg sein!
Es ist hilfreich, wenn Eltern gut über die Wirkung von Alkohol und die gesetzlichen
Bestimmungen informiert sind. So haben Sie einen Wissensvorsprung und können ihrem
Kind Orientierung geben. Folgende Regeln sollten Eltern im Umgang mit ihren Kindern
stärken und unterstützen.
1. Auch wenn Ihr Kind noch keinen Alkohol probiert hat, jedoch Interesse zeigt oder neugierige
Fragen stellt, antworten Sie darauf dem Alter angemessen.
2. Sprechen Sie mit Ihrem Kind in nicht dramatisierender Form über die kurz- und langfristigen
Risiken des Alkoholkonsums. (Beispiele: Unfallgefahren, Vergiftungen, Fahrtüchtigkeit [Fahrrad, Mofa], Konzentration, Leistungsfähigkeit, Aggressionen, Reaktionsfähigkeit, Übelkeit,
Erbrechen, Gedächtnislücken, beschämende Situationen, Gefahr des sexuellen Missbrauchs)
3. Es gilt: null Alkohol in der Schule, im Straßenverkehr, beim Sport, in der Schwangerschaft.
4. Treffen Sie eine klare Abmachung: bis zu einem Alter von 16 Jahren nur alkoholfreie Partys
und Feste zu Hause.
5. Helfen Sie Ihrem Kind bei der Organisation eines sicheren Heimwegs von Partys.
Es gilt: Keinesfalls bei jemandem mitfahren, der Alkohol getrunken hat.
6. Wenn Ihr Kind alkoholisiert nach Hause kommt, sprechen Sie mit Ihrem Kind am nächsten
Tag in Ruhe darüber.
7. Achten Sie darauf, wie in Vereinen und Sportclubs, die Ihr Kind besucht, mit Alkohol
umgegangen wird.
8. Bleiben Sie im Gespräch mit Ihrem Kind, auch über die Motive seines Alkoholkonsums.
9. Wenn Ihrem Kind der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol schwerfällt, treffen Sie
gemeinsam Vereinbarungen zum Umgang mit Alkohol. Es gilt: gemeinsam Konsequenzen
festlegen für Regelverstöße.
10.Wenn Sie Fragen zum Alkoholkonsum Ihres Kindes haben oder Probleme sehen, holen Sie
sich früh Unterstützung durch professionelle Beratung.
Wenn Ihr Kind angemessen und verantwortungsvoll mit Alkohol umgeht und sich an entsprechende Regeln hält, zeigen Sie ihm Ihre Freude und Wertschätzung, z.B. durch:
оо
Belohnung
оо
weitere Freiheit
оо
mehr Verantwortungsübernahme
(Quelle der 10 Regeln: Bundesmodellprojekt an Schulen (mit Beteiligung von Baden-Württemberg)
„Elterliche Regeln für den Alkoholkonsum ihrer Kinder“, Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein e.V.)
30
–
31
Kollegen möchten keine „Petze“ sein
Wer zu viel Alkohol trinkt, fehlt häufiger bei der Arbeit
Erwerbspersonen mit Alkoholproblemen
fehlen durchschnittlich 40 Tage mehr im
Jahr als ihre Kollegen und Kolleginnen im
gleichen Betrieb. Das fand der Gesundheitsreport 2012 (BARMER GEK) für
Baden-Württemberg heraus. Die Ursachen sind vielfältig. Wer zu viel Alkohol
trinkt, gefährdet seine Gesundheit – das
ist klar. Aber es kann auch den Arbeits-
Betriebsarzt
Dr. Schlosser
berichtet aus
seiner Sicht:
platz gefährden. Betriebe wissen um
Fehlzeiten durch Alkoholkonsum ihrer
Mitarbeiter und die Leistungseinbußen,
die dadurch dem Betrieb entstehen.
Deshalb ist es wichtig für Betriebe und
Belegschaft, dass betriebliche Suchtprävention nach allen Regeln der Kunst
praktiziert wird. Dazu gehört auch, dass
Alkohol am Arbeitsplatz ein absolutes
„No-Go“ ist. Wichtig ist aber auch das
vertrauensvolle und helfende Gespräch
zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter
in den Fällen, wo Alkohol zum Problem
geworden ist. Rechtzeitige Hilfe ist wichtig für den Mitarbeiter und den Betrieb.
Fortschrittliche Methoden der Beratung
und Behandlung sind erfolgreich, wenn
alle an einem Strang ziehen.
Der wiederkehrende Alltag
Häufig treffen wir beim Thema Suchterkrankung auf die alten hartnäckigen
Tabus: Der Betroffene will das Problem verharmlosen. Der Kollege möchte
keine „Petze“ sein. Der Chef möchte nicht ungerecht sein. Die Angehörigen
wollen „helfen“ durch Verheimlichen.
Sei ein Künstler!
Klare Tage sind uns die liebsten
wir sind ungeduldig mit langem Atem
wir wissen zu schätzen, was wir haben
es gelingt uns zu leuchten – na ja, ab und zu jedenfalls
wir laden unsere Angst ein zum Tee
und geben dem Geheimnis eine Behausung
wir vertrauen der Kraft der Begegnung
gewinnen Land auf brüchigem Boden
denn wir gehen auch auf unsicherem Grund
wir tragen die Narrenkappe und
stehen unverdrossen auf, wenn der Pegasus uns abwirft
immer wieder erliegen wir dem Reiz der Ferne
und verjüngen uns in den duftenden Gärten der Heimat
wir tönen krächzend, erschrocken über die eigene Stimmgewalt
wir sind entschlossen neugierig zu bleiben
weshalb wir Fragen stellen und das völlig ungeniert
wir können Feuer sein und das Schwert führen
wir sind die komischen Käuze mit den Flausen im Kopf
wir nennen sie Ideale
Wir sind Künstler
Sei ein Künstler!
Lea Butsch ist Suchttherapeutin und Psychodramaleiterin und Mitbegründerin von WILDE
BÜHNE, Soziokulturelles Forum für ehemalige
Drogenabhängige e.V. in Stuttgart. Die WILDE
BÜHNE führt seit vielen Jahren sehr erfolgreich theaterpädagogische Präventionsprojekte
in Schulen in ganz Baden-Württemberg durch.
Kontakt unter:
[email protected] oder www.wilde-buehne.de
Lea Butsch
32
–
33
Sparkassen-Finanzgruppe
Die schönen Erfolgserlebnisse
Ein „trockener Alkoholiker“ kommt ganz verändert und selbstbewusst aus der
Entwöhnungstherapie zurück. Die Veränderung ist so beeindruckend, dass die
drängende Frage auftaucht: Warum haben wir solange zugeschaut? Warum
haben wir dem Betroffenen, dem Kollegen, dem Angehörigen nicht früher auf
den Weg von der Sucht zur Selbstbestimmung geholfen?
Mein Fazit
Wer noch unschlüssig ist, ob und wann er eingreifen soll, sollte den Kontakt zu
„trockenen Alkoholikern“ suchen. Die Gespräche und Erfahrungen werden ihm
zeigen: Wegschauen hilft niemandem. Hinschauen und Ansprechen starten den
Weg zur Behandlung. Je früher, umso besser. Je professioneller, umso besser.
Gutes Geld – gutes Gewissen.
Dr. med. Stephan Schlosser ist Leiter des Gesundheitszentrum der Firma TRUMPF GmbH + Co. KG
in Ditzingen und stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands Württemberg des VDBW –
Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte – www.vdbw.de
A N M E R K U N G D E R R E DA K T I O N :
Ausführliche Informationen und Hilfe zu Sucht
am Arbeitsplatz findet man im Internet unter
www.sucht-am-arbeitsplatz.de, eine Seite der
Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen – DHS.
Unsere Förderung von
jungen Nachwuchstalenten.
Sparkassen unterstützen den Sport in allen Regionen Baden-Württembergs. Sport
fördert ein gutes gesellschaftliches Miteinander durch Teamgeist, Toleranz und fairen Wettbewerb. Wir bringen den Nachwuchs der Region in Form: von Einzelkämpfern bis Mannschaftssportlern, vom Breiten- bis zum Spitzensport. Und fördern sportliche Aktivitäten mit über
9 Mio. Euro. Das ist gut für den Sport und gut für Baden-Württemberg. www.gut-fuer-bw.de
Sparkassen. Gut für Baden-Württemberg.
Hier gibt‘s Infos!
www.dhs.de
www.sucht-am-arbeitsplatz.de
DHS - Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen,
Zahlen-Daten-Fakten, Informations-Material,
Datenbank zum Finden von Suchtberatungsstellen
Information zur Suchtprävention in Betrieben und
Unternehmen
www.kenn-dein-limit.de
BZgA - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,
Information zum Alkoholkonsum für Erwachsene, Selbsttest
www.klicksafe.de
BZgA – Information zum Alkoholkonsum für Jugendliche
und junge Erwachsene, Selbsttest
www.drugcom.de
www.schau-hin.info
BZgA – Information zu allen Sucht-Substanzen von A wie
Alkohol über V wie Verhaltenssucht bis Z wie Zusatzstoffe;
Chats mit Profis, Selbsttest und Aufhörprogrammen
Information für Eltern zum Umgang ihrer Kinder mit
digitalen Medien
KINDER
www.rauch-frei.info
Information für Jugendliche und junge Erwachsene zum
Nicht-Rauchen
www.nacoa.de
Information für Kinder suchtkranker Eltern
www.rauchfrei-info.de
Information für Erwachsene zum Nicht-Rauchen und zu
COPD – chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder
telefonische Beratung unter der Rufnummer 01805/31 31 31
(14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 42
Cent/Min.)
Der Dank gilt ebenso den folgenden Institutionen für die Förderung dieser Zeitschrift.
ELTERN
Die Seite ist Bestandteil des Safer-Internet-Programms der
EU mit Informationen zur problematischen Nutzung des
Internets, sozialen Netzwerken, Cyber-Mobbing,
Informationen für Eltern, Jugendschutzfilter u.v.m.
www.kenn-dein-limit.info
Die Landesstelle für Suchtfragen bedankt sich bei allen ExpertentInnen, Betroffenen und Institutionen, die ihre Beiträge und
Artikel für diese Zeitschrift zur Verfügung gestellt haben.
www.kidkit.de
Informationen und anonyme Online-Beratung für Kinder
suchtkranker Eltern
Impressum
Herausgeberin
Satz/Gestaltung
Landesstelle für Suchtfragen
der Liga der freien Wohlfahrtspflege
in Baden-Württemberg e.V.
Stauffenbergstraße 3
70173 Stuttgart
fon: 0711 61967-31
fax: 0711 61967-67
[email protected]
www.suchtfragen.de
goetzinger + komplizen Werbeagentur GmbH
76275 Ettlingen
www.goetzinger-komplizen.de
Redaktion
www.unabhaengig-im-alter.de
Informationen zum Suchtmittelkonsum für ältere und alte
Menschen und deren Angehörige
Druck
Kraft Druck GmbH
76275 Ettlingen
Vertrieb
Q-PRINTS & SERVICE gGMBH
75172 Pforzheim
Christa Niemeier
Referentin für Suchtprävention
der Landesstelle für Suchtfragen
Bildquellenangaben
A N L A U F S T E L L E N U N D KO N TA K T E
Betroffene, Angehörige, Arbeitgeber, Betriebe, Schulen und Institutionen finden Beratung zu Fragen der Suchtprävention und Suchtbehandlung bei den Suchtberatungsstellen in Baden-Württemberg.
Eine Liste aller Beratungsstellen bekommen Sie bei
www.suchtfragen.de
0711-6196731.
(Suchthilfe) oder unter
Ansprechpartner bei den Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg sind zu finden unter
www.suchtprophylaxe-bw.de
(Kontakt)
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