frei - Landesstelle für Suchtfragen
Transcription
frei - Landesstelle für Suchtfragen
SEI f rei H’N WIR GE MMER AU F N U R ! SICHE here sw w w.s ic h l. d e fu e bauchge Das Magazin zu Risiken von Genuss- und Suchtmitteln Für den Bruchteil einer Sekunde die absolute Befriedigung! Eine Ex-Raucherin erzählt. Spiellust oder Spielsucht? Erkennen Sie die Grenzen. Jung, verliebt, erstes Auto, Lehre ... alles topp! Aber dann ... Ein persönlicher Erfahrungsbericht. Sehr geehrte Leserinnen, SUCHTPR ÄVENTION sehr geehrte Leser, ist uns wichtig „frei“ sein von Krankheiten und Gefährdungen der Gesundheit, wer wünscht sich das nicht? Aber auch frei zu sein, das Leben mit all seinen Verlockungen zu geniessen, ist der Wunsch der meisten Menschen. Das brauchen wir zum Glücklichsein. Mit diesem Magazin möchten wir Ihnen anschaulich Informationen vermitteln, wo die Gesundheitsgefährdungen im Alltag lauern. Beim Blättern werden Sie feststellen, dass die eine oder andere Stelle Sie zum Nachdenken anregt. Unser Ansporn zu diesem Magazin ist die Tatsache, dass viele Menschen ein sehr hohes gesundheitliches Risiko eingehen, wenn Sie mehr Alkohol trinken als Ihnen gut tut oder mit dem Rauchen sich und anderen schaden. Manche verzocken sich an Glücksspielautomaten oder hochriskanten Sportwetten. Unglaublich ist es auch, dass in Baden-Württemberg laut Statistischem Landesamt die häufigste Ursache für einen Krankenhausaufenthalt bei Männern der Alkoholkonsum ist. Junge Menschen experimentieren mit Tabak, Alkohol und anderen Drogen. Das gehört irgendwie zum Erwachsenwerden dazu. Trotzdem machen sich viele Eltern Sorgen, dass ihr Kind auf die schiefe Bahn gerät. Für die meisten Eltern ist die Sorge unbegründet, denn mit zunehmendem Alter werden die Jungen immer vernünftiger. Vielleicht aber gerade, weil sich die Eltern sorgen, geht die Sache mit den Alkohol- oder Drogenexperimenten meistens gut aus. Für einige wenige leider nicht, auch darüber erfahren Sie etwas in diesem Heft. Nicht nur die jungen, auch die älteren Menschen überschätzen sich häufig. Im Alter verändert sich viel und dazu gehört auch, dass Alkohol und Medikamente im Alter langfristig eine andere Wirkung entfalten. So muss man bei rund 1 Mio. Menschen in Baden-Württemberg, die 60 Jahre und älter sind, von einem problematischen Alkoholkonsum ausgehen, 100.000 davon wahrscheinlich mit einer Abhängigkeit. Veröffentlicht wird diese Zeitschrift von der Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg. Aus eigener Kraft hätten wir „frei“ nicht stemmen können. Deshalb bedanken wir uns sehr bei der Baden-Württemberg Stiftung, der DAK Gesundheit, bei Lotto Baden-Württemberg, dem Sparkassenverband und dem RV-Gewinnsparverein, die durch ihre Förderung dieses Magazin ermöglicht haben. Wir bedanken uns auch bei unserer Sozialministerin Frau Katrin Altpeter für ihr unterstützendes Grußwort und ebenso bei der Landesärztekammer für ihre Grußbotschaft. Nicht zuletzt gilt unser Dank auch den Fachleuten und Betroffenen, die ihre Statements und Erfahrungen „frei“ zur Verfügung gestellt haben. Hansjörg Böhringer, Vorsitzender der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. und der Landesstelle für Suchtffragen, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Baden-Württemberg Suchtprävention ist die wirksamste Möglichkeit, einer Suchtentwicklung frühzeitig und wirksam vorzubeugen. Dabei gehen Fachleute heute längst von einem weitgefassten Suchtbegriff aus, der nicht nur illegale Drogen einbezieht, sondern auch legale (Alkohol, Nikotin, Medikamente ...) und ebenso stoffungebundene Suchtformen (Spielsucht, Ess-Störungen, Kaufsucht, Störungen beim Medienkonsum ...) berücksichtigt. Suchtentwicklung und Substanzmissbrauch haben immer eine individuelle Geschichte und sind deshalb auch immer durch mehrere Faktoren bedingt: So spielen zum Beispiel das Umfeld, die Familie, der Freundeskreis eine wichtige Rolle, ebenso wie Faktoren, die in der Person selbst liegen und natürlich auch die Verfügbarkeit von Suchtmitteln. Die kommunalen Suchthilfenetzwerke in Baden-Württemberg haben sich in diesem Zusammenhang zu einer sehr stabilen Grundstruktur entwickelt, die auch die Basis insbesondere für die Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen sowie die kausale Frühintervention bei Suchtkranken ist. Sie unterstützen die vernetzten Aktivitäten aller beteiligten Institutionen, Organisationen und Akteure. Dabei entwickeln die Kommunalen Suchtbeauftragten, die die Geschäftsführung der kommunalen Suchthilfenetzwerke innehaben, mit allen Beteiligten die konkreten Strukturen und gemeinsamen Handlungskonzepte für ein zielgerichtetes Zusammenwirken vor Ort. Vor diesem Hintergrund fördert das Land Baden-Württemberg landesweit 44 Kommunale Suchtbeauftragte (KSB) bzw. Beauftragte für Suchtprophylaxe (BfS), die auf Kreisebene die Maßnahmen koordinieren. Um die Suchtprävention weiter voranzubringen und zu verbessern, haben wir deshalb in Baden-Württemberg schon seit 2010 die „AG Suchtprävention“ eingerichtet. In ihr wirken auf Landesebene alle Ressorts, Verbände, Körperschaften und Beteiligte mit, zu deren Auftrag auch die Suchtprävention gehört. Wartezimmern der Arztpraxen ausgelegt wird. Ergreifen Sie dabei die Möglichkeit, bei Fragen zu sich oder Angehörigen das bevorstehende Gespräch mit Ihrem Arzt zu nutzen, der bei allen Problemen an eine kompetente psychosoziale Beratungsstelle weitervermitteln kann. Ich bedanke mich für die redaktionelle Bearbeitung durch die Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. und wünsche mir, dass diese Zeitschrift zur Suchtprävention beiträgt. Ich freue mich, dass die Zeitschrift „Projekt Wartezimmer-Zeitschrift Suchtprävention 2014“ in den Katrin Alpeter MdL Sozialministerin Baden-Württemberg 2 – 3 Neue Wege UND BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN Die Landesärztekammer Baden-Württemberg und die Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrts pflege in Baden-Württemberg e.V. verbindet seit vielen Jahren eine vertrauensvolle und erfolgreiche Kooperation. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit findet auf vielen Ebenen statt: in der Landesarbeitsgemeinschaft Sucht beim Sozialministerium, in der Arbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung der Substitutionstherapie, bei der Fort- und Weiterbildung in der Suchttherapie, bei öffentlichen Kampagnen und zahlreichen Symposien und Veranstaltungen. Dabei steht immer das gemeinsame Ziel im Vordergrund: Neue Wege und Behand- lungsmöglichkeiten für suchterkrankte Menschen zu diskutieren und in der praktischen Arbeit umzusetzen. Die Landesärztekammer, die mehr als 63.000 Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg vertritt, schätzt die kooperative und von gegenseitigem Respekt getragene Zusammenarbeit mit der Landesstelle für Suchtfragen außerordentlich und sieht in dieser Zusammenarbeit ein gutes Modell, wie die verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen unter Achtung ihrer eigenen Aufgabenstellung gut kooperieren können. Deshalb begrüßen wir das Projekt „Wartezimmerzeitschrift“ und wünschen ihm ein gutes Gelingen. Inhalt Editorial und Grußworte Alkohol Dr. Ulrich Clever Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg gute Kooperation Erfolgreiche Suchttherapie ist immer ein Gemeinschaftsprodukt. Weder Ärzte allein noch in der Suchttherapie tätige Vereine, weder Sozialarbeiter noch Psychotherapeuten alleine können diese komplexe und notwendigerweise interdisziplinäre Arbeit leisten. Ein gutes Beispiel dafür ist die jahrelange Zusammenarbeit zwischen der Landesärztekammer Baden-Württemberg und der Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. In über 20 Jahren wurde das flächendeckende Netz der psychosozialen Beratungsstellen aufgebaut, im ärztlichen Bereich wurde die Fachkunde Suchttherapie, später die Weiterbildung Suchtmedizin installiert. Dabei war uns die Landesstelle für Suchtfragen eine wertvolle Unterstützung. Im Bereich der Therapie von Heroinabhängigen hat sich die Zusammenarbeit in den letzten Jahren vertrauensvoll weiterentwickelt. In Baden-Württemberg werden über 10.000 Patientinnen und Patienten erfolgreich mit der substitutionsgestützten Therapie behandelt. Dr. von Ascheraden Präsident der Bezirksärztekammer Südbaden, Vorsitzender des Ausschusses „Suchtmedizin“ der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Vorsitzender des Ausschusses „Sucht und Drogen“ der Bundesärztekammer .................................................................................................................................... Spielsucht Qualität in der Substitutionstherapie und in der psychosozialen Begleitung durch die Beratungsstellen sind die Eckpfeiler einer erfolgreichen Behandlungsstrategie. Auch die sogenannten „legalen“ Suchterkrankungen dürfen nicht vernachlässigt werden. Alkohol, Nikotin und Medikamentenabhängigkeit stellen nach wie vor zahlenmäßig die größten Herausforderungen dar. Darüber hinaus ist es unser gemeinsames Anliegen, eine unbeschwerte Säuglings- und Kindheitsentwicklung zu fördern. Das fetale Alkoholsyndrom, drogenbelastete Kleinkinder und früher Kontakt mit Alkohol und Nikotin stellen eine ständige Bedrohung für die Entwicklung junger Menschen dar. Präventions-, Therapie- und Rehabilitationskonzepte müssen ständig auf ihre Wirksamkeit überprüft und weiterentwickelt werden. Dabei stellen Veranstaltungen der Landesstelle für Suchtfragen, aber auch das jährliche Sucht-Symposion der Landesärztekammer landesweit beachtete Foren dar, auf denen sich Therapeuten informieren und wichtige Netzwerke aufbauen können. In der Medizin, auch der Suchtmedizin, wird oft von der Schwierigkeit von Schnittstellen gesprochen. In Baden-Württemberg ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, gegenseitige Vorurteile und Aversionen abzubauen, Vertrauen zu wecken und eine gute und respektvolle Zusammenarbeit zu etablieren. Die Landesstelle für Suchtfragen und ihre Repräsentantinnen haben daran stets aktiv mitgewirkt. Ich wünsche der „Wartezimmer-Zeitschrift“ einen guten Start! ........................................................................................................................... 6 - 11 12 - 13 14 - 15 ............................................................................................................................... 16 - 17 ..................................................................... 18 - 21 .............................................................................................................. 22 - 25 .................................................................................................................................... 26 - 27 Cannabis und illegale Drogen Sucht im Alter Doping 2-4 ............................................................ Problematische Internetnutzung Rauchen EIN BEISPIEL FÜR ........................................................................................ Für Kinder und Eltern .......................................................................................... 28 - 31 Sucht und Arbeit .................................................................................................................... 32 Sei ein Künstler ! ..................................................................................................................... 33 ..................................................................................................................................................... 34 Infos Impressum .................................................................................................................................... 35 4 – 5 weniger ist mehr Hoher Blutdruck kann vom Trinken kommen Zu hoher Blutdruck, der trotz ärztlicher Behandlung im erhöhten Bereich bleibt, kommt bei Alkoholkonsumenten doppelt so häufig vor wie bei Menschen, die keinen Alkohol trinken. spaß + party ohne ende Alkohol wird in unserer Gesellschaft zu vielen Gelegenheiten getrunken: bei Feiern und Festen, zu Mahlzeiten oder zur Entspannung nach einem anstrengenden Tag. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, denn Alkohol ist, in geringen Mengen genossen, für gesunde Erwachsene nicht schädlich. Im Übermaß konsumiert, macht Alkohol jedoch abhängig. Aus Genuss wird Sucht. Die Folgen von Alkohol können gravierend sein. Übermäßiger Alkoholkonsum kann die Gesundheit und das Leben eines Menschen zerstören. Ab wann muss ich mir die Frage „Habe ich ein Alkoholproblem?“ tatsächlich stellen? Wo verläuft die Grenze vom sogenannten risikoarmen, also nicht gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum, zum riskanten, missbräuchlichen oder gar abhängigen Konsum? Kennen Sie das Limit? Wenn Sie wissen wollen, wie Ihr persönlicher Alkoholkonsum einzuschätzen ist, wie hoch die gesundheitlich unbedenkliche Grenze ist und zu welchen Gelegenheiten Sie den Alkohol lieber ganz meiden sollten, um die negativen Folgen des Alkoholkonsums ganz zu umgehen, werden Sie auf den folgenden Seiten viele nützliche Informationen erhalten. Insbesondere können Sie auch einen Alkohol-Selbsttest durchführen. www.kenn-dein-limit.de MACHEN SIE DEN ONLINE-TEST kungen. Stattdessen verstärkt er die Gefahr, das Opfer anderer Krankheiten oder etwa eines Verkehrsunfalls zu werden. Die Infarktgefahr lässt sich außerdem wesentlich besser und risikolos durch andere Vorsichtsmaßnahmen senken: durch den Verzicht auf das Rauchen, durch körperliche Aktivitäten und durch eine fettarme Ernährung. Alkoholkonsum ist nicht gesundheitsfördernd. Eine geringe Menge Alkohol täglich (maximal ein Glas Wein) senkt unter UmstänAlso: Vorsicht mit Alkohol! Alkohol ist kein Medikament und keiden für Menschen im mittleren oder höheren Alter, bei Menne Gesundheitsprophylaxe aus dem Getränkeregal. Nur in sehr schen mit bereits erlittenem Herzinfarkt geringen Mengen genossen, ist Alkohol für Erwachsene oder bestehendem Herzinfarktrisiko risikoarm; jeder gewohnheitsmäßige oder missbräuchdie Gefahr, eine koronare Hern sind e g ri h liche Konsum jedoch schadet der Gesundheit und zerkrankung zu entwickeln. ä -J 4 8 - bis 6 bhängig. la o Von den 1 h o lk a birgt ein hohes Risiko, abhängig zu werden. Andere Erkrankungen, z.B. n 0 Mensche 1.770.00 m e Alkohol, ein Rauschmittel, ein Suchtmittel, d Bluthochdruck, Leberernd enschen si M 0 0 . n .0 e 0 n ein Genussmittel. Sie selber entscheiden. krankungen, Gastritis, 1.61 zurech sbrauch zu h ic rl h Weniger ist besser. Alkoholmis Magen-Darm-Gejä n e erb tschland st ein (26%) u e D in schwüre, Fettsucht, n e all ensch lkonsums 74.000 M es Alkoho d m (74%). Diabetes, werden aln su e n lg o o k F k a an de n it Tab m n o ti a in s lerdings bereits durch mb eutschland oder in Ko Weitere Info bei der Deutschen gnose in D ia . ld l“ e diese geringe Menge z o h in o E lk e A st g h Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) fi rc u ä u en d Die z weith . gefördert. Wer ret „ Störung e ll is ä sf rn g n se u lu ä d 0 B e h an Telefon 02381-9015-0 Krankenh gelmäßig mehr trinkt, a. 350.00 Das sind c junge d n [email protected] u e h c li erhöht damit ohnehin Jugend Jahren 0 2 73 Kinder, d .6 www.dhs.de n 6 u 2 0 nicht den Schutz vor he n 1 bestimmten Herzerkran- Wie oft trinken Sie in der Woche Alkohol? Höchstens einmal pro Woche Häufiger als einmal pro Woche e z wisc Er wachsen 2012 wegen akutem wurden tionär rauchs sta sb is lm o h o Alk behandelt . Der Text wurde dem Faltblatt „Alkohol und Gesundheit – Weniger ist besser!“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen – DHS entnommen. Wir danken der DHS für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Aktuelle Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen Wenn Sie Alkohol trinken, wie viele alkoholische Getränke trinken Sie typischerweise an einem Tag? Ein alkoholhaltiges Getränk ist z. B. ein kleines Glas Bier, ein kleines Glas Wein oder Sekt, ein einfacher Schnaps oder ein Glas Likör. 1 bis 2 Getränke Mehr als 2 Getränke Wie oft trinken Sie 4 (gilt für Frauen) / 5 (gilt für Männer) oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit (z. B. bei einem Kneipenbesuch, einer Feier, Party, beim Zusammensein mit Freunden oder beim Fernsehabend zuhause)? Seltener als einmal im Monat Einmal im Monat oder öfter 0,6 l Quelle: Text und Abbildung sind dem Programm „Kenn Dein Limit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – BzgA, Köln entnommen. Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch die BZgA. 0,3 l 8 cl 0,3 l 0,15 l 4 cl DIE WHO (WELTGESUNDHEITSORGANISATION) EMPFIEHLT: Männer sollten täglich nicht mehr als 0,6 l Bier oder 0,3 l Wein/Selkt oder ca. 8 cl Spirituosen trinken. Für Frauen gilt weniger: pro Tag nicht mehr als ca. 0,3 l Bier oder 0,15 l Wein/Sekt oder ca. 4 cl Spirituosen. Und möglichst 1-2 Tage in der Woche ganz auf Alkohol verzichten. 6 – 7 risiko Arzt: „Das Beste ist, Sie hören ganz auf, Alkohol zu trinken.“ Patient: „Und was ist das Zweitbeste, Herr Doktor?“ Die Risiken durch Alkoholkonsum werden sehr häufig unterschätzt. Häufigkeit und Menge des Alkoholkonsums sind entscheidend für das Risiko, körperliche, seelische und soziale Probleme zu bekommen. Das „Zweitbeste“, wonach der Patient seinen Arzt fragt, wäre die Trinkmenge zu reduzieren. Das ist das Ziel von Programmen zum „Kontrollierten Trinken“. Sie haben an Ihrer Beratungsstelle seit 9 Jahren ein Gruppenprogramm mit dem Namen „Basis Intervention Alkohol“ (BIA). Warum haben Sie dieses Programm eingeführt und für wen ist es gedacht? GS: Es ist für all jene gedacht, die bei der Problematisierung ihres Alkoholkonsums nicht an die Abstinenz denken, sondern an einen kontrollierten Alkoholkonsum. Auch die Erfahrungen in der Beratungspraxis sprechen dafür, ein Angebot zu machen, das die Vorstellungen der Klienten aufnimmt und sie so auch motiviert, sich mit ihrem problematischen Konsumverhalten auseinanderzusetzen. Die Klienten profitieren sehr viel stärker in einem angeleiteten Gruppenprogramm als im Einzelkontakt. Was bedeutet kontrolliertes Trinken und was ist der Unterschied zu risikoarmen, gesundheitsverträglichem Konsum? GS: Kontrolliertes Trinken bedeutet, dass unter Vermeidung von Rauschtrinken nach einem verbindlich definierten Trink- plan vorgegangen wird: So z. B. für Männer in einer Trinksituation nicht mehr als 2 Flaschen Bier, für Frauen die Hälfte. Die Gesamtalkoholmenge in der Woche soll 8 Flaschen Bier nicht übersteigen bei 1 - 2 konsumfreien Tagen. Dies ist risikoarmer, gesundheitsverträglicher Konsum und insofern gleichbedeutend mit kontrolliertem Trinken. Für wen sind solche Programme zur Konsummengenreduktion geeignet? GS: Diese Programme sind für alle Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum geeignet. Denn jede Reduktion der Alkoholmenge ist ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings würde ich jemanden, der eine körperliche Abhängigkeit hat und Entzugserscheinungen erkennen lässt, nicht in unser Programm aufnehmen. Ich würde zu einem medizinischen Entzug im Krankenhaus über den Hausarzt NEUE FESTKULTUR in Baden-Württemberg Der Ortenaukreis ist mit dabei. Der Bürgermeister von Fischerbach, der auch dem Blasmusikverband Kinzigtal vorsteht, bekennt sich zur NEUEN FESTKULTUR. raten. Die Praxis zeigt leider, dass die Menschen sehr spät kommen und die Auswirkungen des problematischen Alkoholkonsums unübersehbar sind. Aber besser spät als nie! Was kommt da konkret auf Teilnehmer an einem solchen Programm zu bzw. mit was beschäftigt man sich? GS: Die Programme sind in der Regel auf 10 zweistündige Sitzungen pro Woche angelegt. In den ersten vier Sitzungen wird viel Information und Wissen zum Thema „Alkoholprobleme“ vermittelt. Die Teilnehmer erhalten sogenannte „Hausaufgaben“, in denen sie das Thema Ich trank, um mit Schwierigkeiten klar zu kommen Mein Leben war in Ordnung. Ich hatte eine schöne Jugend mit allem, was man sich als junger Mann wünscht: erste Liebe, erstes Auto, Motorrad, Lehre und damit Zufriedenheit. Alkohol gehörte immer dazu und mit der Zeit vertrug ich immer mehr. Irgendwann kam es immer öfter zum Rausch. Man machte mir wegen meines Trinkverhaltens Vorwürfe. Das ignorierte ich, schließlich war ich jung und ließ mir nichts sagen. Dann gab es Probleme im Beruf und zuhause und ich trank, um über Schwierigkeiten hinwegzukommen. Ratschläge von vertrauten Mitmenschen wollte ich nicht hören. Ich trank weiter und war oft verzweifelt, weil ich das Trinken nicht unter Kontrolle hatte. Nachdem ich durch die Trinkexzesse fast meine Arbeit verlor, kam ich in Kontakt mit der Suchtberatungsstelle. Hier entstand ein besonderes Vertrauensverhältnis. Man empfahl mir, eine Therapie zu machen. Ich glaube, das hat mir das Leben gerettet. Nach der Therapie suchte ich eine Selbsthilfegruppe auf. Hier fand ich Freunde und sah mich selbst mit ganz anderen Augen. So begann mein Leben neu. Ich konnte an meinen Arbeitsplatz zurückkehren und wurde ein zufriedener Mensch. Die Unterstützung meiner Frau auf diesem Weg war für mich sehr wichtig. Peter Heck ist Vorsitzender der Suchtkrankenhilfe Schwaigern und engagiert sich seit 20 Jahren in der Selbsthilfe. www.suchtkrankenhilfe-schwaigern.de Herr Schwarz, als Bürgermeister von Fischerbach im Ortenaukreis engagieren Sie sich für eine „Neue Festder jeweiligen Sitzung vertiefen kultur“. Sind jetzt die badischen Weinfeste in Gefahr? können. Danach legen die Teilnehmer Ganz im Gegenteil. Z.B. Fischerbach – die Musik- und ihr Ziel für ihren weiteren Umgang Trachtenkapelle veranstaltet seit über 60 Jahren ein mit Alkohol fest. Sie können zwischen sehr beliebtes Strandfest an der Kinzig. Das ProAbstinenz oder einem risikoarmen, gesundgramm sieht sowohl traditionelle Blasmusik als heitsverträglichen Konsum wählen. In den überranst alter ve st e F In auch ein Rockabend für die Jugend vor. Durch weiteren Sitzungen erarbeiten die Teilnehtwortung: ch men Veran h si e n n e hab verantwortungsbewusstes Handeln der mer ihre eigenen Strategien, um das Ziel zu rt temberg g B aden-Wü r Bewegun e d e Akteure läuft das aus Sicht der Gemeinde völis re erreichen. Ein zentrales „Instrument“ k and en. schon 18 L angeschloss lig reibungslos und harmonisch ab. KULTUR“ nd während und nach Abschluss des T u S E ln F ge E e U R „NE ben sich ge r te zu al s st le Programms ist das Trinktagebuch, in Fest veran st da zu, al n sich selb bei Ist es nicht die Aufgabe der Eltern, auf ihre tz u h dem die Teilnehmer ihr Konsumverhalten verpflichte sc d n n Juge tun, um de sten zu garantie Kinder aufzupassen? Wo sehen Sie Ihre Vergenau protokollieren. n Fe öffentliche ehr: m ie S n antwortung? se ren. Le fest .de Wir möchten mit „NEUE FESTKULTUR“ den ElGibt es Erfolge? w w w.fair tern helfen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. GS: Es bringt bereits etwas, wenn Klienten sich aufgrund eines solchen Programms eher trauen, sich mit ihrem problematischen Alkoholkonsum zu befassen. Erfolg ist auch, wenn Teilnehmer spüren, dass es gar nicht mehr so einfach ist, ihr Trinkverhalten zu verändern. Andere erreichen das Ziel eines risikoarmen Konsums und kommen damit in ihrem Alltag eine Zeit lang gut zurecht. Ein Teil fällt wieder in problematisches Trinken zurück. Hier zeigt die Erfahrung, dass diese Teilnehmer sehr viel schneller wieder Hilfe und Unterstützung holen. Auch das ist ein Erfolg. Was kostet das und übernimmt das die Krankenkasse? GS: Wir erheben für unser Programm, das ein Teil der Grundversorgung ist und daher die personellen Kosten gedeckt sind, einen Sachkostenbeitrag von 15 €uro für die Arbeitsmaterialien. Krankenkassen übernehmen Kosten anteilig in der Regel dann, wenn es ein von ihnen anerkanntes Programm nach dem § 20 des SGB V ist. Welche Programme das sind, kann man bei seiner Krankenkasse erfragen. Goetz Schmidt, Dipl.-Päd./Dipl.-Sozialpädagoge (FH), System-und Familientherapeut (SG/IFW), 28 Jahre an der Suchtberatungs- und ambulanten Behandlungsstelle des Kreisdiakonieverbands Ludwigsburg/Bietigheim tätig; seit 9 Jahren Kurse zum Erlernen von kontrolliertem Alkoholkonsum. Wie schätzen Sie die Akzeptanz in der Öffentlichkeit ein? Wer ist im Boot und wen würden Sie noch gern von „Neuer Festkultur“ überzeugen? Ich selbst wurde von den Akteuren der NEUEN FESTKULTUR Ortenau in meiner Doppelfunktion als Bürgermeister und Präsident des Blasmusikverbandes Kinzigtal in diese Arbeitsgruppe gebeten. Mitstreiter wie ich multiplizieren diese Idee und machen sie bekannt. Bei Veranstaltern, die unsere Kriterien erfüllen, stoßen wir auf große Zufriedenheit, was die Akzeptanz in der Öffentlichkeit abbildet. „Neue Festkultur“ ist ja ein aktives Bekenntnis zum Jugendschutz. Da muss ja eigentlich jeder dafür sein. Wie wirkt sich das auf das Verhalten der Erwachsenen beim Feiern aus? Ich selbst durfte dank eines liberalen Elternhauses schon mit 15 Jahren die damaligen Tanzabende besuchen. Damals ging man noch pünktlich um 20.00 Uhr zur Veranstaltung, um möglichst die gesamte Festdauer auszuschöpfen. Heutzutage wird „vorgeglüht“ und die Veranstaltung möglichst spät aufgesucht. Wir möchten keine Nostalgie betreiben, aber in der Gesellschaft wieder eine Festkultur herstellen, die sowohl den Gästen als auch den Bewirtschaftern (meist Ehrenamtlichen) wieder Spaß macht. Herr Schwarz, Sie haben selber Kinder. Glauben Sie, dass das eine Rolle spielt, dass Sie sich da verantwortlich fühlen und was ist Ihnen wichtig, dass Ihre Kinder in Bezug auf Alkoholkonsum wissen und lernen sollten? Meine Frau und ich haben 3 Söhne im Alter von 15 – 24 Jahren. Erfreulicherweise haben wir keine Probleme im Hinblick Alkoholkonsum. Aber natürlich leitet mich in dieser Aufgabe auch meine Vaterrolle. Herr Schwarz ist seit 2001 Bürgermeister der Gemeinde Fischerbach und Präsident des Blasmusikverbandes Kinzigtal seit 2011. Er ist ehrenamtlich tätig im Bereich Tourismus und Landschaft/Landwirtschaft. Kegeln und Blasmusik sind seine Hobbys. 8 – 9 D er DAK MIXGETRÄNKE – GANZ OHNE ALKOHOL FizzFix Weißer Glögg Coco-Oro o 20 ml Grenadine o 10 ml Mandelsirup o 1 Liter weißer Traubensaft o 20 ml Zitronensaft o 10 ml Cream of Coconut o 1 Liter Apfelsaft o 20 ml Orangensaft o 20 ml Limettensaft o 0,5 Liter Orangensaft o Sodawasser o 60 ml Blutorangensaft o 2 Stangen Zimt o Eiswürfel o 100 ml Früchtetee o 1 Päckchen Vanillezucker o Limetten-, Zitronenscheiben als Dekoration Mix: Die Zutaten mit einigen Eiswürfeln im Shaker kräftig shaken. Den Drink anschließend durch ein Sieb in ein Glas abseihen. Mix: Alle Zutaten bis auf das Sodawasser in einen Shaker geben und gut schütteln. Werden frisch gepresste Säfte verwendet, sollte der Mix mit einem Tumbler abgeseiht werden. Die Mischung in ein hohes, geeistes Glas geben – mit kaltem Sodawasser auffüllen und sofort servieren. Dekotipp: Eine halbe (Blut-)Orangenscheibe und eine Cocktailkirsche an den Glasrand stecken. Zubereitung: Alle Zutaten im Topf erhitzen, dabei aber nicht zum Kochen bringen. Fünf Minuten ziehen lassen und dann servieren. Dekotipp: Zwei dünne Orangenscheiben (unbehandelt) hinzufügen. In die Schale der Orange kann man zusätzlich Nelken stecken. ww w Dekotipp: In einem Eisteeglas mit Zitronen- und Orangenscheiben serviert, sieht der FizzFix besonders lässig aus. P l ak at wettbewerb Hier gibt es weitere superleckere Rezepte! (Rezepte aus dem Programm „Kenn Dein Limit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – BzgA, Köln. Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch die BZgA.) Vorausschauen. Für Ihre Gesundheit. Viele Jungen und Mädchen kennen bei Bier, Schnaps oder Mixed Drinks keine Grenzen. Die Folge: Im Jahr 2012 mussten in Baden-Württemberg 3.661 Kinder und Jugendliche wegen Alkohol im Krankenhaus behandelt werden – doppelt so viel wie noch 10 Jahre zuvor. Zeit, ein Zeichen gegen diesen gefährlichen Trend zu setzen! 10 – 11 Denn jede/r vierte Schüler/in einer Haupt-, Real- oder einer regionalen Schule gibt an, regelmäßig zu trinken. Bei den Gymnasiasten ist es sogar jede/r Dritte. Das ist erschreckend. Eine Studie der DAK-Gesundheit und der Leuphana Universität Lüneburg fanden heraus: Alkohol ist ein wichtiges Thema für Schüler/innen. Eine erfolgreiche K ampagne Mehr Informationen unter: www.dak.de/buntstattblau z. B. Sicher in den richtigen Händen sein, werk. mit unserem DAK-Spezialisten-Netz Eines von zahlreichen Beispielen dafür, dass wir jederzeit vorausschauend für Sie und Ihre Gesundheit da sind. Besuchen Sie uns einfach persönlich: Die Adresse Ihrer DAK-Gesundheit vor Ort finden Sie unter: www.dak.de Rufen Sie uns an - rund um die Uhr an 365 Tagen zum Ortstarif: DAKdirekt 040 325325555 Mit dem Plakatwettbewerb „bunt statt blau“ im Jahr 2015 fordert die DAK-Gesundheit Schüler/innen erneut dazu auf, die Gefahren des Alkohols zu visualisieren. Die kreative Beschäftigung mit dem Thema soll dazu führen, dass sich Jugendliche speziell mit dem Rauschtrinken auseinandersetzen – und auch ihre Mitschüler/innen und Freunde/innen zum Nachdenken anregen. Mit „bunt statt blau“ hat es die DAK-Gesundheit als einzige von 80 deutschen Aktionen im Rahmen der Europäischen Aktion Drogen (EAD) in der Europäischen Union in die Top Ten geschafft. „bunt statt blau“ ist damit eine der bekanntesten Gesundheitskampagnen in Deutschland. Außerdem wurde „bunt statt blau“ 2012 mit dem Health Media Award ausgezeichnet und 2011 für den renommierten Politik-Award nominiert. Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat bereits zum dritten Mal die Schirmherrschaft in Baden-Württemberg übernommen. LOTTO Spiel- verderber Spielen gehört zum Alltag und wird mit Spaß, Vergnügen und Unterhaltung verbunden. Glücksspiele sind Bestandteil in allen Kulturen. Es gibt aber immer wieder Fälle, in denen der Spielverderber Sucht mehr als nur den Spaß verdirbt – das Vergnügen kann zu einer Sucht werden. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart hat in Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren die Homepage „Spielverderber“ (www.spass-statt-sucht.de) in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Türkisch eingerichtet. Glücksspiel ist kein Gut wie jedes andere Katja Schnell Referentin für Suchtprävention des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg, Beauftragte für Glücksspielsucht. www.spass-statt-sucht.de ... informiert über Glücksspiele, rechtliche Bedingungen sowohl in Deutschland als auch in Baden-Württemberg, aber auch über Gefahren des Glücksspiels. Es wird beschrieben, wie eine Sucht entstehen kann und woran man diese erkennt. Zusätzlich gibt es wichtige Tipps, wie man es gar nicht erst zu einer Sucht kommen lässt. Außerdem finden sich auf der Homepage alle Adressen der zuständigen Beratungsstellen in Baden-Württemberg. Diese können sowohl Betroffenen als auch Angehörigen Unterstützung bieten und haben Schweigepflicht. Mit einem Quiz kann auf spielerische Art das eigene Wissen getestet, mit einem Selbsttest das eigene Spielverhalten überprüft werden. Zielgruppe der Homepage sind junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und ihre Eltern. Die Homepage wurde im Sommer 2014 neu überarbeitet und angepasst. Woran denken Sie spontan beim Begriff Glücksspiel? An klimpernde Automaten? Poker in verrauchten Hinterzimmern? Oder sehen Sie eher die Freude am Spiel, Die Vorfreude aufs Gewinnerlebnis oder die Chance, mit einem Los der Soziallotterie Gutes zu tun? Glücksspiel hat beide Aspekte. Glücksspiel ist kein Wirtschaftsgut wie jedes andere. Es ist auch mit besonderen Gefahren und Risiken verbunden. In Deutschland ist etwa ein Prozent der Bevölkerung von Glücksspielsucht betroffen bzw. gefährdet, süchtig zu werden. Jeder Anbieter von Glücksspiel trägt deshalb eine besondere soziale Verantwortung. Die staatlichen Lotteriegesellschaften nehmen diese Verantwortung sehr ernst. Lotto Baden-Württemberg verfolgt im Spieler- und Jugendschutz eine nachhaltig angelegte Unternehmenspolitik. Grundlage dafür ist ein Sozialkonzept, das fortlaufend evaluiert wird. Dieses Konzept fußt auf den drei Säulen Verbraucherinformation und -aufklärung, einem verantwortungsbewusst gestalteten Angebot und der Bereitstellung diverser Hilfsangebote. Seit mehr als 50 Jahren gibt es hierzulande ein staatliches Lotteriemonopol. Allein diesem Modell ist es zu verdanken, dass sich die Spielsuchtproblematik bei den Lotterien in Grenzen hält. In anderen Glücksspielsektoren – Stichwort: Geldspielautomaten – sieht die Lage ganz anders aus. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Sektor der Lotterien wie andere Bereiche kommerzialisiert wird. Denn letztlich trägt die Gesellschaft die Kosten der Spielsucht, während einige wenige die Gewinne einstreichen. Dies kann kein Zukunftsmodell sein. Marion Caspers-Merk ist seit Anfang 2013 Geschäftsführerin der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg. Das landeseigene Unternehmen erzielt im Jahr Spieleinsätze von über 900 Millionen Euro. Caspers-Merk war von 1990 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. Zwischen 2002 und 2009 war die gebürtige Mannheimerin parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium und bis 2005 Drogenbeauftragte der Bundesregierung. 12 – 13 Staatlich, seriös, sicher. Spielteilnahme ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen. Nähere Informationen bei LOTTO und unter www.lotto.de. Hotline der BZgA: 0800 1 372 700 (kostenlos und anonym). SPIELEN AB 18 JAHREN spielen twittern chatten surfen Fluch und Segen der digitalen Welt – müssen wir Kinder und Jugendliche schützen? Mit Freundinnen und Freunden immer im Kontakt sein, gemeinsam in digitalen Fotoalben stöbern, sich im Quizduell messen, Stars und Idole auf Schritt und Tritt verfolgen, aktuellste Nachrichten und Katastrophen in Echtzeit verfolgen, schnell ein Handy-Ticket für die Bahn laden, ein Geburtstagsgeschenk online bestellen, die Reise in ein Ferienparadies weltweit buchen, das Wetter für das Wochenende checken und schnell in einem Spezialforum eine Wissenslücke füllen u.v.m. Das Internet bietet „gefühlt“ grenzenlose Möglichkeiten. Doch die Verlockungen bringen eine Menge Risiken mit sich. Erwachsene können die Welt – und manchmal auch ihre Kinder vergessen bei Online-Rollenspielen oder sie verspielen ihr Haushaltsgeld beim (illegalen) Online-Poker oder shoppen online, bis sie mit den Rücksendungen nicht mehr nachkommen. Ein Verhalten, dass an Sucht er- innert. Kinder und Jugendliche verständigen sich im Netz in Sprachkürzeln, setzen selbstdarstellende Videos ins Netz, sind fasziniert von kurzweiligen Spielangeboten oder schließen im Netz Freundschaften. So kommen sie mit ihren jugendtypischen Bedürfnissen nach Spiel und Spaß, Selbstdarstellung und Zugehörigkeit voll auf ihre Kosten und das ist toll. Aber die Dynamik, die bei manch Jugendlichem durch das Internet ausgelöst wird, birgt auch Risiken in sich. Hausaufgaben oder Treffen in Echtzeit mit Freunden leiden darunter, Essen geht nur noch mit digitaler Begleitung, Fotos stehen ungewollt und ungeschützt im Netz und Eltern kapitulieren beim Streit ums Handy. Man hört Eltern sagen: „Mein Kind ist internetsüchtig.“ Ob es so etwas wie Internetsucht gibt, ist wissenschaftlich noch ungeklärt. Aber Probleme im Verhalten werden sichtbar und denen muss man sich stellen. Die meisten Jugendlichen können im Laufe der Zeit mit den Reizen des Internets gut umgehen. Aber es gibt auch diejenigen, die den richtigen Dreh nicht kriegen und in der digitalen Welt stecken bleiben. Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche, die • einsam und schüchtern sind und ein geringes Selbstwertgefühl haben • Stress und (Versagens-) Ängste haben oder die Unfähigkeit, Probleme zu bewältigen • kein ausreichendes soziales Umfeld haben, z.B. fehlende Aufmerksamkeit innerhalb der Familie • Misserfolge oder mangelnde Erfolgserlebnisse in der realen Welt haben • belastet sind durch Langeweile und kritische Lebensereignisse (z.B. Trennung, Schulprobleme) (nach Klicksafe.de) Experten raten Eltern darauf zu achten, ob ihr Kind immer zurückgezogener ist und zunehmend verstummt, ob der PC oder das Internet als Trostspender dienen und das Internet wichtiger wird als die reale Welt. Dann sollten sie Unterstützung aufsuchen. Die Erziehungsberatungsstellen vor Ort kennen sich aus. 14 – 15 Wichtigste Regel für Eltern: Informieren Sie sich, womit sich Ihr Kind im Internet beschäftigt. Sie wollen ja auch im realen Leben wissen, wo sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter aufhält. Tipps für Eltern - qualifiziert und seriös оо www.klicksafe.de – 10 Tipps für Eltern, Informationen, Broschüren, Ratgeber rund um das Thema Computerspiele оо www.elternberatung-sucht.de – Kostenlose, anonyme Onlineberatung für Eltern оо www.schau-hin.info – Was Dein Kind mit Medien macht! Kinderschutz im Internet оо www.onlinesucht.de – Ein Selbsthilfeportal für Eltern Weitere Informationen für Eltern: оо Broschüre Online sein mit Maß und Spaß“, kostenlos unter: www.bzga.de (infomaterialien/suchtvorbeugung/online-sein-mit-mass-und-spass) оо Medien vernünftig nutzen“: Ratgeber für Eltern und Betroffene in Baden-Württemberg; Der Paritätische - Baden-Württemberg, kostenlos zum Download: www.paritaet-bw.de/content/e153/e175/e297/ FAKTEN Im Durchschnitt verbringen 12- bis 19-Jährige täglich 3 Stunden im Internet. Davon sind sie die meiste Zeit (45 %) mit Chatten, Mailen, SMS-en beschäftigt. Ein Viertel der Zeit dient der Unterhaltung mit Musik und Videos und der Rest geht mit Spielen und Information drauf (Infos der BZgA). Die Fachwelt geht von 1% bis 4% PC- und Internet-„Sucht“ aus. Das wären für Baden-Württemberg ungefähr zwischen 100.000 bis 400.000 Menschen. Jüngere Altersgruppen sind besonders betroffen. Speziell für Jugendliche – interessant und wichtig! www.ins-netz-gehen.de ICH BIN GLÜCKLICH, ES NICHT MEHR ZU MÜSSEN Frau M. hat vor 4 Jahren das Rauchen beendet – eine sehr persönliche Bilanz Genau jetzt ist wieder so ein Moment: Ich stelle mich der Aufgabe, diesen Text zu schreiben, sammle mich, formuliere im Geist, schweife ab, konzentriere mich, tippe den ersten Satz, verwerfe ihn wieder, notiere den Schluss … Undenkbar, ohne Zigarette! Drehen, Anzünden, das Aroma wahrnehmen, inhalieren, das paradoxe Triumphgefühl, es überhaupt zu können, ausatmen, den Rauchschwaden zusehen, das kleine Kitzeln im Gehirn, der Sekundenbruchteilmoment absoluter Befriedigung, welcher alles Weitere bis zum nächsten Zug, zur nächsten Kippe, je nachdem, noch besser oder weniger schlecht, genüsslicher oder erträglicher macht. So war das mal! Genauso, wie all die anderen „Undenkbar-ohne-Zigarette-Momente“: vor und nach dem Losgehen, Anfangen, Essen, Schlafen, beim Denken, Arbeiten, Fahren, Lesen, Diskutieren, Warten, Entspannen … also eigentlich IMMER außer beim Schlafen, Duschen, Teigkneten oder wenn es absolut verboten war. Diesen idiotischen Zustand habe ich jahrzehntelang als „Genuss“ bezeichnet und schlicht geleugnet, dass ich für nichtrauchende Mitmenschen – und seien es Lover – kaum erträglich stinke, dass meine Kurzatmigkeit erschreckende Ausmaße angenommen hat und ich einfach nur süchtig bin. Denn was alles „besser oder weniger schlecht, genüsslicher oder erträglicher“ macht, macht in Wirklichkeit NICHTS, außer dein Gehirn zu manipulieren, damit es Eindringlingen (Nikotin, Kohlenmonoxyd, Teer und weiteren Schadstoffen) erlaubt, deine Hardware (Atemwege, Herz, Lunge etc.) zu schädigen. Zigaretten sind übelste Malware! Unweigerlich kommen in jedem Raucherleben auch die schmerzhaften Warnungen. Mitzuerleben, wie mein geliebter Vater über drei Jahre lang langsam und qualvoll an den Spätfolgen des Rauchens starb, war für mich ebenfalls ausschlaggebend und ich hoffe, es wird künftig mehr über die eindeutige und sehr häufige Folgekrankheit COPD berichtet, nicht nur über Lungenkrebs. Zwei Mal hatte ich ohne Hilfe versucht, aufzuhören und schnell kapituliert, weil jede Sekunde meines wachen Daseins von der Gier nach einer Zigarette und quälender Angst, nicht mehr ich selbst zu sein, beherrscht wurde. Nachdem ich auch noch innerhalb von 14 Tagen 6 Kilo zugenommen hatte, war mein Limit des Erträglichen erreicht. Mein Weg zum Erfolg vor vier Jahren war dann die Bioresonanztherapie, die solche Entzugserscheinungen zuverlässig verhindert. Sie funktioniert, auch ohne dass man daran glaubt, dennoch Allgemeine Information, Ausstiegsprogramme, chatten mit Gleichgesinnten, Ersparnisrechner oder Suche nach einem Rauchfrei-Lotsen – trau dich und schau rein: braucht man ausreichend Motivation. Die kommt z.B. bei intensiver Beschäftigung mit dem Thema Aufhören, aber jeder kann da die eigenen Wege und Hilfen finden. Das, was alles je nachdem noch besser oder weniger schlecht, genüsslicher oder erträglicher macht, ist jedenfalls nichts, was man sich durch Rauchen oder sonst wie einfach zuführen kann. Es gibt wohl gewisse Übungen dafür, ich denke aber, in den seltensten Fällen braucht man so was überhaupt, denn was immer dir widerfährt, ist so, wie es ist, genießbar oder erträglich, wenn du so bist, wie du bist und wenn nicht, geh und hol Hilfe. Und was das Gewicht betrifft: Ein Plus von 4 Kilo halte ich seither konstant ohne Fasten oder Diät und kenne genügend rauchende Leute, die im gleichen Zeitraum mehr zugenommen haben, also auch das kein Argument mehr. Nun habe ich diesen Text geschrieben, ohne vorher, während, danach zu rauchen und bin wie immer, wenn ich daran denke, froh und erleichtert, es nicht mehr zu müssen oder zu wollen. TEACHABLE MOMENTS HELFEN, DAS RAUCHEN EINZUSTELLEN „Es lohnt sich, jede Chance zu nutzen, jemanden zum Rauchstopp zu motivieren und zu unterstützen.“ Das Tumorzentrum Freiburg - CCCF bietet den Patienten des Universitätsklinikums Freiburg einen ganz besonderen Service: Ein Präventionsteam berät Sie zum vermeidbarsten Krebsrisikofaktor der westlichen Welt: zum Thema Rauchen. Unabhängig von der Grunderkrankung werden hier rauchende Patienten zum Rauchstopp motiviert und beraten. Der Klinikaufenthalt ist als Beratungszeitpunkt ganz bewusst gewählt. Die Patienten setzen sich hier intensiv mit dem eigenen Gesundheitszustand auseinander. Dieser Moment wird in der Wissenschaft „teachable moments“ genannt – Momente, in denen Patienten für Lernprozesse und Veränderungen besonders aufgeschlossen sind. Die Beratung ist geprägt durch ein großes Verständnis für die schwierige Situation, in denen sich die Patienten oft befinden. Einerseits wissen die Rauchenden um die Gesundheitsge- fahren, andererseits mussten Sie meist schon oft leidvoll erfahren, dass es sehr schwierig ist, das Rauchen aufzugeben. Die Ursache hierfür ist, dass viele Rauchende im Laufe Ihres Tabakkonsums eine Abhängigkeit entwickelt haben. Diese Abhängigkeit hat ihre Ursache in den biologischen und psychologischen Vorgängen beim Rauchen. Nikotin hat einen Wirkungsort in unserem Belohnungsgedächtnis, dem Wirkort aller Suchtstoffe. Psychologisch gesehen übernimmt die Zigarette mit der Zeit immer mehr Funktionen: Entspannen, Stress abbauen, eine Pause machen, den Tag strukturieren und vieles mehr. Dadurch verlernen Rauchende aktive Handlungsmuster, um mit den genannten Situationen umgehen zu können ohne zu Rauchen. In der Beratung werden die Patienten dann über diese Mechanismen aufgeklärt und mögliche Auswege aufgezeigt. Die biologische Abhängigkeit kann medikamentös besiegt werden, der psychologischen Abhängigkeit muss mit langfristigen Verhaltensänderungen entgegengewirkt werden. Denn nur wenn sich der Rauchstoppwillige immer wieder neue Verhaltensalternativen zulegt (bei Stress: Wie baue ich diesen in Zukunft ohne Zigarette erfolgreich ab?) und sich für seinen Nichtrauchweg immer wieder belohnt und damit motiviert, ist er auf Dauer erfolgreich. Das Präventionsteam legt den Schwerpunkt auf die individuelle Therapieplanung gemeinsam mit dem Patienten. Denn sicher ist: Nur wenn die Therapie an die Bedürfnisse des Rauchenden angepasst wird, ist sie dauerhaft erfolgreich. Die Dauerhaftigkeit wird auch unterstützt, indem das Team den Patienten auf seinem Weg telefonisch begleitet. Bis zu einem halben Jahr kann der Patient bei Bedarf auf die Beratung zurückgreifen. Die Erfahrung des Präventionsteams des Tumorzentrums Freiburg - CCCF zeigt: Es lohnt sich, zu jedem Zeitpunkt das Rauchen aufzugeben. Leider fühlen sich die Patienten hierbei oft allein gelassen. Es ist notwendig, Rauchende gezielt zu motivieren und zu unterstützen. Bericht von Dipl.-Psychologin Cornelia Schulz, Leiterin des Präventionsteam – CPMT, Tumorzentrum Freiburg – CCCF, Universitätsklinikum Freiburg, Tel.: 0761/270-71720 A N M E R K U N G D E R R E DA K T I O N : www.rauchfrei-info.de Rauchfrei-Programme bieten auch Krankenkassen an. Sie brauchen eine Adresse? Info bei der Landesstelle für Suchtfragen unter Tel. 0711/6196731 oder [email protected] oder direkt bei Ihrer Krankenkasse. Das Tumorzentrum Freiburg hat seit 2009 über 3000 Patienten beraten. Die wissenschaftliche Erhebung 2012 hatte gezeigt, dass über die Hälfte der Rauchenden nach 3 Monaten noch Nichtraucher waren. 16 – 17 Cannabis – harmlos oder gefährlich? Kiffen entspannt. Noch mehr kiffen macht müde. Viele Konsumierende nutzen die Wirkung von Cannabis zum Einschlafen, manche täglich. Allerdings steigt damit auch das Risiko für eine Cannabisabhängigkeit – und Schlafstörungen im Entzug. Abhängigkeit von Cannabis? Gibt es das überhaupt? Manche glauben, dass man von Cannabis gar nicht abhängig werden kann. Richtig ist, dass die meisten Menschen, die Cannabis ausprobieren, keine Probleme entwickeln. Häufig wird der Konsum nach einer Weile wieder eingestellt. Ein Teil der Konsumierenden bleibt allerdings dauerhaft dabei. Insbesondere, wenn der Konsum dazu genutzt wird, unangenehme Gefühle zu verdrängen, ist die Gefahr groß, die Kontrolle über den Konsum zu verlieren. Kontrollverlust ist ein wesentliches Kriterium einer Abhängigkeit. Patrick, 22 Jahre, dachte zunächst auch, alles im Griff zu haben: „Ich habe immer gedacht, ich hab’s unter Kontrolle.“ Es sei ja nur Gras, „es ist ja nicht so was wie Heroin oder Kokain.“ Doch als er den Konsum einstellen wollte, hat er gemerkt, dass das gar nicht so einfach ist. „Ich kann nicht mehr schlafen, wenn ich nicht konsumiere. Ich werde aggressiv, wenn ich nicht konsumiere. Ich kriege schwitzige Hände. Das sind halt alles so Anzeichen gewesen, wo ich mir dann schon selber gesagt habe‚ okay, du bist abhängig.“ Quelle: www.drugcom.de/topthema/?sub=165 Bekifft am Steuer? DAS ENDE WAR DER ANFANG Ein Mutmachbuch für Eltern von Kindern, die Drogen nehmen Sucht ist heilbar, auch wenn es oft ein langer und verzweigter Weg ist. Eine Mutter schreibt sich gemeinsam mit Ihrem ehemals drogenabhängigen Sohn den Kummer und die Erlebnisse von der Seele. Ihre gemeinsame Geschichte ist schwere Kost. Aber Ehrlichkeit steckt zwischen allen Zeilen. Zum Glück gibt’s ein Happy End. Leseprobe: Weigere ich mich, seine Sucht finanziell zu unterstützen, tyrannisiert er mich. Furchterregende Szenen spielen sich fast täglich bei uns zu Hause ab. Er läuft unruhig wie ein wildes Tier durch das Haus, tobt herum, knallt mit den Türen, oder tritt mit dem Fuß aus Wut dagegen, voller Wucht. Des Weiteren schlägt er mit seinen starken Fäusten gegen die Wand und zerschlägt die Pendelleuchte und den Lichtschalter. Einmal bedroht er mich mit dem Küchenmesser. Er klaut Geldscheine aus unseren Geldbörsen und fälscht die Unterschriften von meinem Mann und mir auf Schecks. Vorsichthalber trage ich mein Geld schon am Körper. Außerdem … Ausstiegsprogr a mm : Absolutes NO-GO! Quit the Shit Bekifft am Steuer zu sitzen, ist nicht nur riskant, sondern auch teuer – wenn man erwischt wird. Dani ist erwischt worden und hat ihren Führerschein verloren. Um ihn wieder zu erlangen, muss sie eine medizinisch-psychologische Untersuchung bestehen. Doch die ist mit hohen Kosten verbunden. Zwei Betroffene berichten, wie es Ihnen ergangen ist: www.drugcom.de/videos/ cannabis-und-strassenverkehr/ Wer kifft und daran etwas ändern möchte, der ist bei Quit the Shit richtig. Dort findet man nützliche Informationen, die helfen, den eigenen Cannabiskonsum (Haschisch, Marihuana) in den Griff zu bekommen. Kernstück von Quit the Shit ist ein individuelles Beratungsprogramm. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet über einen Zeitraum von 50 Tagen an, Sie zu begleiten und bei Ihrem persönlichen Vorhaben zu unterstützen. Die Teilnahme ist kostenlos und anonym: www.quit-the-shit.net/qts Auf www.quit-the-shit.net finden Sie interessante Erfahrungsberichte zum Ausstiegsprogramm. Brigitte und Frank Hansen, Gudrun Lahme Quelle: Die Beiträge zum Thema Cannabis wurden den Internetseiten drugcom.de und quit-the-shit.net der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – BzgA, Köln, entnommen. Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch die BZgA, Köln. „Das Ende war der Anfang“ 2. erweiterte Auflage 2014 Blaukreuz-Verlag, Bestell-Nr. 180644 (10,90 €) 18 – 19 „Er hatte noch solche Pläne!“ Leutkirch. Der nationale Gedenktag am 21. Juli erinnert deutschlandweit an das Schicksal verstorbener Drogenabhängiger. Einer davon ist Rudolf Stör aus Leutkirch im Allgäu. Am 9. Mai 2013 starb der 39-Jährige an den Folgen seiner Drogensucht. Die Geschichte eines viel zu früh Verstorbenen. Von Hanna Eder „Den Garten des Lebens hast du verlassen, doch Deine Blumen blühen weiter.“ Das sind die Worte, die auf dem schlicht gehaltenen Sterbebild von Rudolf Stör zu lesen sind. Rechts daneben ist das Gesicht eines ernsthaft wirkenden, schlanken Manns zu sehen: kurze schwarze Haare, Bart, links im Ohr trägt er ein schwarzes Schmuckstück. „Er hatte noch solche Pläne!“, sagt sein Vater Gerhard Stör. „Es ist so ein Jammer um ihn.“ Rudolf war der drittgeborene Sohn des Ehepaars Stör. „Rudolf war der Hoffnungsträger der Familie, er sollte einmal den seit 1844 bestehenden Familienbetrieb übernehmen“, erzählt seine Tante Beate. In der Ecke des Wohnzimmers erinnert ein kleiner Schrein mit Bildern, Kerzen und Blumen an das unfassbare: den Drogentod des 39-jährigen Sohnes Rudolf Stör, Metzgergeselle aus Leutkirch. Dass ihr damals 16-jähriger Sohn Drogen nimmt, bemerkt Edeltraud Stör erstmals, als Rudolfs Berufschullehrer aus Biberach ihr einen Hinweis gibt. „Rudolf ist unzuverlässig, es fehlt Geld in der Klassenkasse, irgendetwas stimmt mit Ihrem Sohn nicht“, sagt dieser am Telefon; die Warnung sensibilisiert. Die besorgte Mutter durchstöbert Rudolfs Zimmer und findet „eine kleine oliv-grüne Platte“ – gepresstes Cannabis“ (im Volksmund „Piece“, „Haschisch“, „Dope“ genannt). „Wir waren so unbedarft, wussten gar nicht, was das ist, ob Gras oder was“, erinnert sich die heute 66-Jährige an die Entdeckung. Die Kriminalpolizei sei nach ihrem Anruf im Revier sofort in den darauffolgenden Morgenstunden gekommen. Und Rudolf? „Der war befreit und froh, dass die Sache endlich raus war.“ Metzgergeselle zurück nach Leutkirch. Trifft auf „falsche“ alte Freunde und wird wieder rückfällig. Zum Heroin kommt starker Alkoholkonsum hinzu. „Das hat ihm den Rest gegeben. Was folgte, war der soziale Abstieg“, kommentiert sein Vater. Persönlichkeitsstörungen. Immer häufiger sei es gegen Ende zu würdelosen Szenen und Zusammenbrüchen gekommen. Gerhard verschied vor vier Jahren im Alter von 39 Jahren an den Folgen eines plötzlichen Herzinfarkts. „Er war desorientiert wie ein Mensch mit fortgeschrittener Demenz“, so Stör. Rudolf Störs Suchtgeschichte gleicht der vieler Drogenabhängiger: Sie kommt in allen Familien, egal welcher Herkunft, egal welchen Bildungs- und Erziehungshintergrunds vor. Am 24. April 1974 in Leutkirch geboren, besucht Rudolf zunächst Grundund Hauptschule und schließt im Alter von 18 Jahren seine Lehre zum Metzger im elterlichen Betrieb ab. „Er war so ein fröhliches, aufgeschlossenes Kind“, erinnert sich seine Mutter. In seiner Freizeit machte er Judo, spielte als Kind Klarinette. In späteren Jahren ist er im Schützenverein aktiv. „Zweimal war er sogar Schützenkönig“, erzählt sein Vater stolz. Nach dem Probieren von Cannabis kommt der Metzgergeselle in Kontakt mit härteren Drogen. „Was genau er alles in den Jahren seiner Abhängigkeit genommen hat, können wir nicht sagen“, gesteht sein Vater. „Wir wissen nur: irgendwann kam Heroin dazu.“ Als Rudolf seinen Wehrdienst in Weingarten antritt, schickt man ihn nach einer Woche wieder nach Hause: Der Grund: gesundheitliche Beeinträchtigungen, Drogenkonsum. Mit 20 Jahren verliert Rudolf Stör seinen Führerschein. Rudolf Stör wird zunehmend unzuverlässig, legt innerhalb kürzester Zeit 30 Kilogramm an Körpergewicht zu. Seine Wohnung verwahrlost, er wird arbeitslos, reagiert zunehmend aggressiv, tritt Türen „Ihr Sohn hat den Körper eines 80-Jährigen“, attestiert ein Mediziner der Mutter nüchtern. Gerhard Störs Stimme wird leise bei dem Gedanken an die letzten Monate Mit dem Schicksal ihres Sohnes Rudolf ist das Ehepaar Stör schon früh offen umgegangen. „Der Bekanntenkreis und die ganze Familie wusste Bescheid und hielt zusammen. Selbst der Kegelclub war informiert“, sagt der Vater. Geholfen hat dem Paar auch der regelmäßige Besuch des „Elternkreises“ in Ravensburg, einer Selbsthilfegruppe für Angehörige mit Suchtkranken. Dort finden sie Freunde, Akzeptanz und Raum für ihre Trauer. „Es war ein ständiges Auf und Ab“, erinnert sich seine Mutter. In manchen Phasen war der Zustand ihres Sohns stabil. „Da ging er regelmäßig zum Schaffen, brachte mir an guten Tagen Blumen mit, wurde von seinen Kollegen geschätzt.“ Auch die feste Beziehung zu seiner langjährigen Partnerin Nina (Name v. d. Red. geändert), mit der er vier Jahre im Oberallgäu zusammenwohnte, habe ihm Halt gegeben. Mit ihr gestaltete er die gemeinsame Wohnung. Doch die Beziehung zerbricht. Die geplante Hochzeit wird 14 Tage vor dem Termin abgeblasen. Der Vater zeigt die liebevoll gestaltete Einladungskarte aus jener Zeit. „Es hätte so eine schöne Hochzeit werden können.“ Nach der Trennung zieht sich der gelernte ein. „Die letzten drei Jahre seines Lebens hielt Rudolf sich mit der Ersatzdroge ‚Polamidon’ über Wasser“, erinnert sich seine Mutter. Er wird „substituiert“, wie es im Fachjargon heißt. „Substitution ist für viele von Drogensucht betroffenen Familien ein schwieriges Unterfangen“, betont Beate Stör. Der Grund: „Substitutionsärzte sind in unserer Region dünn gesät. Die Anreize fehlten.“ Eine Erleichterung in der Abgabe sei jedoch für Angehörige und Betroffene dringend notwendig. „Um noch größeres Elend zu vermeiden und nicht letztlich wieder beim Drogen-Dealer zu landen.“ Die letzten sechs Monate seines Lebens verbringt Rudolf Stör im Krankenhaus. Sein Hirn setzt teilweise aus, er leidet unter seines Sohnes: „Stapelweise habe ich mir Prospekte von Pflegeheimen aus der Region für meinen Sohn kommen lassen“, erzählt er. „Ich wollte ja, dass er gut aufgehoben ist.“ Zwei Wochen vor seinem Tod liegt Rudolf Stör in Ravensburg im künstlichen Koma. Der Anruf vom Tod ihres Sohnes erreicht die Familie nachts um 22 Uhr aus dem Krankenhaus in Wangen, wo er kurzfristig hin überliefert wurde. Edeltraud Stör erinnert sich noch genau. „Man ist nur noch kraftlos, wie ohne Luft.“ Während des Gesprächs streicht Gerhard Stör seiner Frau immer wieder liebevoll über die Schulter, rückt zu ihr auf. Das Paar ist seit 45 Jahren verheiratet. Ihr erster Sohn starb wenige Tage nach der Geburt, ihr zweiter Sohn „Das Elend der Suchterkrankung macht auch vor unserem beschaulichen Allgäu nicht halt“, sagt Rudolfs Tante Beate Stör, die vor zwölf Jahren den Elternkreis Leutkirch Drogenabhängiger und -gefährdeter gegründet hat. In den vergangenen Jahren seien in Leutkirch einige Todesfälle zu beklagen gewesen. Die Trauer um den Tod eines Sohnes oder einer Tochter mit Drogensucht werde jedoch aus Scham meist nicht oder sehr verhalten ausgelebt, weiß die 64-Jährige. Ihr Anliegen: „Ich wünsche mir, dass eine Suchterkrankung, die sich auf illegale Drogen bezieht, genauso in der Öffentlichkeit anerkannt wird wie Alkoholismus.“ Ziel sei es zudem, eine menschlichere Drogenpolitik zu erreichen. Dazu müsse verstärkt der Fokus von der Kriminalisierung hin auf den Aspekt der Krankheit gerichtet werden. Denn: „Hinter jedem Suchtkranken steht schließlich eine ganze Familie und ein ganzes Umfeld, das leidet.“ Im Wohnzimmer der Störs ist es ruhig geworden. „Warum, das haben wir oft gefragt, aber wir haben nie Antwort bekommen“, sagt Gerhard Stör. „Wir waren immer um ihn rum, für ihn da, das ist, was mich beruhigt.“ „Rudolf hatte viele Chancen im Leben“, sagt Edeltraud Stör und blickt schmerzlich auf das Bild ihres Sohnes, das nun auf dem Tischchen mit den Kerzen neben dem seines großen Bruders Gerhard steht. „Das tragische ist, dass er immer wieder das Fenster der Möglichkeiten, das lange offen stand, zugeschlagen hat. Er war einfach viel zu gut für diese Welt“, sagt sein Vater und versucht ein Lächeln. „Wir vermissen ihn sehr.“ Informative Links www.elternkreis-leutkirch.de www.bvek.org (Bundesverband der Elternkreise suchtgefährdeter und suchtkranker Söhne und Töchter e.V.) 20 – 21 Alter schützt vor Torheit nicht ... ... heißt es im Volksmund. Dieser mit einem Augenzwinkern versehene Hinweis steht dafür, dass auch im Alter die Menschen Fehler und Irrtümer begehen. ln den kleinen Alltagsnickeligkeiten hat das manchmal sogar einen Charme. Aber wenn es um die Lebenszufriedenheit und Gesundheit geht, sollte man möglichst Irrtümer vermeiden. Dafür ist es wichtig, dass es vertrauensvolle Beziehungen gibt, die einem in allen Lebenssituationen hilfreich zur Seite stehen und rechtzeitig aufmerksam machen, wenn etwas schief läuft. So verhält es sich auch in Fragen von gesunden oder ungesunden, risikofreien oder riskanten Gewohnheiten im Alter. Gute Lebensbedingungen und eine gute medizinische Versorgung sorgen für eine hohe Lebenser wartung. Gesundheit und Wohlbefinden sollen so lange wie möglich erhalten bleiben. Dies bedeutet aber auch, dass die lang gehegten Alltagsgewohnheiten oft beibehalten werden. Im EMPFEHLUNG FÜR DAS PERSÖNLICHE GESPRÄCH Eigene Betroffenheit klären und ansprechen: оо „Ich mache mir Sorgen, befürchte aber, dass du mich nicht anhörst oder davon nichts wissen willst.“ Belastungen des Betroffenen ansprechen: оо „Ich weiß, dass es für dich in der letzten Zeit (in den letzten Jahren) nicht einfach war. Wenn ich daran denke, dass ... “ Beobachtungen und Veränderungen schildern: оо Alter kann das schneller, als man denkt zu ungesunden Folgeerscheinungen führen. Denn mit zunehmendem Alter verändert sich nicht nur sichtbar der Körper, sondern auch Verträglichkeiten und Stoffwechsel sind starken Veränderungen unterworfen. Dies trifft auch und vor allem auf den Alkoholkonsum, das Rauchen und die Einnahme von Arzneimitteln zu. Die Grenze zu einem riskanten Suchtmittel konsum ist im Alter wesentlich schneller erreicht als in der Mitte des Lebens. Besondere Aufmerksamkeit sollte man Risikosituationen schenken. Das könnte z.B. der Verlust des Partners oder der Partnerin sein oder der Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand und die damit verbundene fehlende Tagesstruktur. Besonders in solchen Situationen sind Angehörige und Freunde sehr wichtig. Wenn ältere und alte Menschen auffällig werden durch ihren Alkoholkonsum, so ist es den meisten Freunden und Verwandten peinlich. Sie wollen helfen, fühlen sich aber selber hilflos. Wie kann ich das ansprechen? Wo gibt es Hilfe? Was ist, wenn er oder sie gar keine Hilfe annehmen will? Diese Fragen stehen dann meistens im Vordergrund. Der erste Schritt sind die eigenen Gedanken. Wenn ich mir selber nicht vorstellen kann, dass er oder sie mit dem Trinken aufhören kann, dann macht mich das mutlos. Wenn ich aber denken kann: „Es gibt einen Weg“ oder „Zum Aufhören ist es nie zu spät“ oder „Jeder Tag suchtfrei ist ein Gewinn an Lebensqualität, auch im höheren Alter“ oder „Im Alter die Würde wieder herzustellen, ist besonders wichtig,“ kann ich Mut schöpfen. Denn Hilfe ist möglich und Suchtbehandlung im Alter ist erfolgreich. „Mir ist aufgefallen, dass du dich immer mehr zurückziehst und wenn ich anrufe, manchmal nicht ans Telefon gehst, obwohl du zuhause bist. Ich frage mich, was los ist und ob das mit deinen Medikamenten zu tun hat. Miriam (Enkelin) sagt auch, dass die Oma manchmal so komisch ist.“ Zusammenhang mit Problemen schildern: оо „Du hast jetzt öfters deinen Arzttermin vergessen. Ich frage mich, ob das was mit deinem Weinkonsum zu tun hat. Der war nämlich in letzter Zeit auffällig hoch. Wie siehst du das?“ Eingeholte Informationen weitergeben: оо „Weil ich mir Sorgen mache, habe ich mich mal erkundigt. Im Alter ist es ganz besonders wichtig, sehr maßvoll Alkohol zu trinken. Z. B. können der hohe Blutdruck und deine unruhigen Nächte damit zu tun haben. Wusstest du das?“ Unterstützung anbieten: оо „Ich finde, du solltest da was verändern. Wie könnte ich dich unterstützen, dass du deine Gesundheit ernst nimmst und dafür etwas tust.“ (Information, Arzt, Beratungsstellen) Persönliche Wünsche äußern: оо „Ich wünsche mir, dass du meine Sorgen ernst nimmst und dass du meine Unterstützung auch annimmst. Für mich wäre es wichtig, dass du dich nicht so zurückziehst, sonst komme ich mir so aufdringlich vor.“ Eine Broschüre „Gesund und unabhängig im Alter – Information für Angehörige und nahestehende Menschen“ bekommt man bei der Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg, Tel. 0711/6196731, [email protected], www.suchtfragen.de 22 – 23 Sucht im Alter Substanzmissbrauch und Abhängigkeit bei älteren Menschen werden in der Öffentlichkeit kaum thematisiert, obwohl diese Erscheinungen keine Seltenheit sind. So rauchen mehr als 2 Mio. ältere Männer und Frauen, bis zu 400.000 sind von einem Alkoholproblem betroffen und bei 1 bis 2 Mio. Menschen weist der Gebrauch psychoaktiver Medikamente zumindest Gewohnheitscharakter auf 1. Die Daten zur demografischen Entwicklung in Baden-Württemberg belegen, dass sich die Zahl der Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren in den kommenden 20 Jahren signifikant erhöhen wird. Dann wird bereits jeder vierte Einwohner Baden-Württembergs zu dieser Altersgruppe zählen. Richtete sich bei der Betrachtung des Themas Sucht im Alter der Fokus bislang vorrangig auf die Abhängigkeit von Medikamenten, insbesondere Schlaf- und Schmerzmittel, ist vor dem Hinter grund neuerer epidemiologischer Untersuchungen sowie der zu erwartenden demo grafischen Entwicklung mit einem überproportionalem Anstieg der Zahl der Suchterkrankungen im höheren Lebensalter auch im Hinblick auf Alkohol und Tabak zu rechnen2 . Sucht im Alter ist ein sich verstärkendes und gesellschaftlich relevantes Thema, das jedoch nur unzureichend wahrgenommen wird. Selbst Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfesysteme, die mit Betroffenen in Kontakt kommen, sind stellenweise unsicher oder ungenügend vorbereitet bzw. informiert. Bereits im Jahr 2008 hat die Baden-Württemberg Stiftung die beschriebene Situation zum Anlass genommen und ein Programm „Sucht im Alter“ auf den Weg gebracht. Dabei wurden Modellprojekte umgesetzt, die sich den Themen Aufklärung der Öffentlichkeit, Qualifizierung im Bereich der Sucht- und Altenhilfe und der Vermittlung in Beratungs- und Interventionsangebote widmeten. Dadurch konnten das gesellschaftliche Tabu in der Öffentlichkeit in Teilen entkräftet, Beratungs- und Behandlungsangebote für Betroffene und deren Angehörige ausgebaut und vorhandene Maßnahmen für die Zielgruppe spezifiziert werden. Mit einer aktuell laufenden zweiten Programmausschreibung strebt die Baden-Württemberg Stiftung eine noch breitere aufklärende Wirkung in der Gesellschaft an, auch durch die Einbindung weiterer wichtiger Akteure auf dem Gebiet der Gesundheitsvorsorge. Alle Informationen zu den Programmen „Sucht im Alter“ können auf der Internetseite der Baden-Württemberg Stiftung (www.bwstiftung.de) nachgelesen werden. Die Zahlen wurden der Homepage der DHS entnommen (www.unabhaengig-im-alter.de/web/zahlenfakten/index.htm) 2 Hierzu: Professor Dr. Karl Mann: „Sucht im Alter – ein (ernst)zunehmendes Problem“ in: Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011; 136, Nr. 37 Unabhängig im Alter Beunruhigt Sie die Vorstellung, mehrere Tage oder sogar Wochen auf „Ihr“ Medikament verzichten zu müssen? Bin ich medikamentenabhängig? Die Frage, ob eine Abhängigkeit von psychoaktiven Medikamenten besteht oder nicht, ist nicht leicht zu beantworten. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt oder einer anderen fachkundigen Person, zu der Sie Vertrauen haben, wenn Sie bereits seit mehren Monaten oder Jahren Medikamente einnehmen, um: • Ihr psychisches Befinden zu verbessern und negative Gefühle, wie Angst, Trauer und Einsamkeit besser ertragen zu können • Schmerzen zu lindern, deren Ursachen Sie nicht kennen • besser schlafen zu können oder Ihre Unruhe bzw. Nervosität in den Griff zu bekommen Der längerfristige Gebrauch solcher Medikamente kann andererseits zu bestimmten Gewohnheiten und Schwierigkeiten führen. Wenn Sie eine der folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten, kann das ein Hinweis auf ein Medikamentenproblem und eine eventuelle Abhängigkeit sein: • Beunruhigt Sie die Vorstellung, mehrere Tage oder sogar Wochen auf „Ihr“ Medikament verzichten zu müssen? • Haben Sie sich zur Sicherheit einen Vorrat dieses Medikaments angelegt? • Haben Sie über die Zeit der Einnahme hinweg die Dosis gesteigert, da die Wirkung des Medikaments nachließ und die ursprünglichen Beschwerden trotz Einnahme des Medikaments wiederkamen? • Verbergen Sie vor anderen, dass Sie dieses Medikament einnehmen bzw. wie häufig und in welcher Dosis Sie dieses Medikament einnehmen? 1 Diese Information wurde einer Internetseite der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen – DHS entnommen. Ausführliche Informationen zum Thema „Medikamente“ und zur Suchtprävention im Alter finden Sie bei der DHS unter www.unabhaengig-im-alter.de 24 – 25 D oping ALLTAGSDOPING AUF DEM VORMARSCH Im Breitensport und in der Arbeitswelt wird zunehmend „gedopt“ Prof. Dr. Dr. Heiko Striegel ist Sportmediziner und seit 2005 Mannschaftsarzt beim VfB Stuttgart. Er setzt sich für mehr Aufklärung zu Doping ein. Im Leistungssport gehört die Aufklärung dazu, aber im Breitensport, Fitness-Bereich und sogar am Arbeitsplatz erkennt er eine besorgniserregende Entwicklung. Prof. Dr. Dr. Heiko Striegel Medizinische Universitätsklinik Tübingen Abteilung Sportmedizin Ausführungen von Prof. Dr. Dr. Striegel: H irn doping WAS SOLL DAS SEIN? Leistungsdruck, Stress, keine Zeit, immer erreichbar ... ... das sind die Schlagworte, die in Beruf, Ausbildung und Schule immer öfter zu hören sind. Ob die Zeit wirklich knapper geworden ist oder ob wir zunehmend verlernen, uns auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren, das muss jede/r für sich selbst entscheiden. Die Folgen jedoch aus diesem „Zeitgeist“ zeigen sich beispielsweise in dem Phänomen „Hirndoping“. Damit ist gemeint, dass gesunde Menschen versuchen, die Leistungsfähigkeit des Gehirns sowie die emotionale und soziale Kompetenz durch die Einnahme bestimmter Medikamente zu verbessern. Hirndoping bezieht sich vor allem auf die Einnahme rezeptpflichtiger Substanzen, die für die Behandlung bestimmter Erkrankungen zugelassen sind. Die Einnahme derartiger Substanzen erfolgt außerhalb ärztlicher Verordnung und zielt auf die nicht genussorientierte Steigerung von Hirnleistungen ab. Die Substanzen wurden jedoch nicht für gesunde Menschen entwickelt und man kann hier von einem Missbrauch der Medikamente sprechen. Zu den bekannten Substanzen gehören insbesondere stimulierende Wirkstoffe wie das Methylphenidat (Handelsname bspw. Ritalin ®) zur medizinisch indizierten Behandlung des Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS) und das Modafinil (Handelsname Vigil ®), u.a. zur Therapie von Narkolepsie. Diese werden im Sinne des Hirndopings zu einer versuchten Steigerung von Aufmerksamkeit, Wachheit und Konzentration missbraucht. Auch Antidementiva und Antidepressiva werden als „Doping“ missbraucht, um Verbesserung des psychischen Wohlbefindens zu erreichen. Studien zeigen, dass die Doping-Wirkung dieser Mittel gegen Null gehen. Alles also unbedenklich? Nein – sagen die Experten! Neben unerwünschten Nebenwirkungen und der Gefahr, die Grenzen des Körpers zu missachten, weisen die stimulierenden Wirkstoffe Methylphenidat und Modafinil ein hohes seelisches Abhängigkeitspotenzial (Suchtrisiko) auf. Deshalb doch lieber die altbewährten Methoden, um fit und belastbar zu bleiben: ausreichend Schlaf, erholsame Pausen, gute Arbeitsorganisation, gesunde Ernährung, Bewegung und Sport, über Belastungen sprechen und entspannte Sozialkontakte pflegen. Nähere Informationen und eine ausführliche Stellungnahme zu „Hirndoping“ bietet die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen – www.dhs.de – an. Die Einnahme von Dopingsubstanzen sowie verschiedener legaler und illegaler Drogen stellt sowohl im Freizeit- als auch im Leistungssport ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Der Begriff des „Doping“ wird hierbei uneinheitlich verwendet, obwohl es eine klare Definition seitens der Welt-AntiDoping-Agentur (WADA) gibt. Nach letzterer Definition begeht der Sportler einen Dopingverstoß, der Substanzen oder Wirkstoffe zuführt, die auf der von der WADA publizierten Verbotsliste aufgeführt sind. Im Freizeit- und Breitensport wird der Begriff des „Dopings“ meist synonym für den Tatbestand des Medikamentenmissbrauchs verwendet. Hierunter versteht man die Einnahme von Medikamenten, ohne dass dafür eine medizinische Notwendigkeit besteht oder die Einnahme in höheren Dosierungen erfolgt, als diese für die Behandlung einer Krankheit notwendig wäre. Eine Studie an der Freien Universität Berlin konnte zeigen, dass zwei Drittel der befragten Studenten im vergangenen Monat Schmerzmittel zu sich genommen hatten. Einige dieser zum Teil frei verkäuflichen Medikamente können bei unkritischer Einnahme zu Schäden an Nieren, Leber oder anderen inneren Organen führen. Weiter fanden die Forscher heraus, dass ein Siebtel der Studenten sogar Anzeichen eines Medikamentenmissbrauchs zeigte. Die DAK konnte in einer Studie bei 20 Prozent der Beschäftigten am Arbeitsplatz die Einnahme von Medikamenten finden, die die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit erhöhen. An der Universität Mainz nehmen einer Umfrage zufolge vier Prozent der Befragten Arzneimittel zu sich, die das Potenzial haben, ihr Denk- und geistiges Leistungsvermögen zu verbessern. Im Fitness-Sport nehmen nach aktueller wissenschaftlicher Datenlage zwischen 10 und 15 Prozent der Sporttreibenden Dopingsubstanzen im engeren Sinne, vor allem anabole Steroide ein. Besonders Besorgnis erregend ist hierbei, dass ein beträchtlicher Teil der dopenden Sportler verschiedenen Substanzen entweder gleichzeitig oder hintereinander in Dosierungen zuführt, die weit über die therapeutische Dosierung der jeweiligen Substanz hinausgehen. Viele dieser Substanzen sind auf dem deutschen Arzneimittelmarkt legal nicht (mehr) erhältlich und werden daher auf dem Schwarzmarkt bezogen. Die gesundheitlichen Gefahren, die hierbei eingegangen werden, sind als besonders hoch einzuschätzen. Aufgrund der nicht unbeträchtlichen Zahl an Menschen in Deutschland, die einen Medikamentenmissbrauch betreiben, gewinnt dieses Handeln mehr und mehr eine gesundheitsökonomische Relevanz. Ärzte und andere Vertreter des Gesundheitswesens sind aufgefordert, in Verdachtsfällen präventiv auf ihre Patienten einzuwirken. Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit einer strukturierten Prävention von staatlicher Seite. Insoweit ist vor allem die Politik gefragt, entsprechende Voraussetzungen zu schaffen. 26 – 27 Sarah – 9 Jahre alt gibt der Familie Struktur und Ordnung Wenn Eltern trinken, brauchen Kinder Hilfe Sarah ist die Tochter eines Alkoholikers. Sie ist 9 Jahre alt, als sie das erste Mal zu „Pro Kids“ kommt. Zu diesem Zeitpunkt lebt sie zusammen mit ihrem jüngeren Halbbruder Oliver bei ihrer alleinerziehenden Mutter. Ihre Mutter ist episodische Trinkerin und leidet unter Depressionen – alle paar Wochen geht sie aus dem Haus, betrinkt sich und bleibt die ganze Nacht weg. Erst am frühen Morgen kommt sie wieder nach Hause, legt sich ins Bett und (ver-) schläft den ganzen nächsten Tag. Die Familie steht mit dem Jugendamt im Kontakt. Sarah besucht alle zwei Wochen am Wochenende ihren Vater, den sie häufig betrunken antrifft. Mit dem Jugendamt gilt die Vereinbarung, dass Sarah ihren Vater nicht besuchen darf, wenn er betrunken ist – so werden die Besuche immer seltener. Sarahs Mutter bekommt die Auflage, eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen, um ihren Alkoholkonsum in den Griff zu bekommen. Zusammen mit der sozialpädagogischen Familienhelferin nimmt sie Kontakt zu „Pro Kids“ auf. Beim Erstgespräch in unseren Gruppenräumen holen wir uns von Sarahs Mutter die Erlaubnis, dass ihre Tochter in der Gruppe über das Thema Sucht reden darf. Sarah zeigt sich zu Beginn sehr leistungsorientiert, überverantwortlich und kann kaum Spaß empfinden. Sie genügt sich niemals, ist ängstlich und fühlt sich unzulänglich. Sie fühlt sich für die Aufgaben verantwortlich, die ihre trinkende Mutter selbst nicht mehr wahrnehmen kann: unter der Woche klingelt ihr Wecker um 6.30 Uhr. Nach dem Aufstehen räumt sie zuerst einmal die Küche auf. Dann richtet sie das Frühstück und die Pausenbrote. Anschließend weckt sie ihren jüngeren Bruder Oliver und hilft ihm beim Anziehen. Dann bringt sie Oliver in den Kindergarten und schafft es gerade noch pünktlich um 8 Uhr in ihre Schule. Sarah gibt der Familie Struktur und Kinga, 11 Jahre Beni, 8 Jahre Ordnung und erhält dadurch positive Aufmerksamkeit. Drei Jahre nehmen Sarah und ihre Mutter nun schon das Angebot von „Pro Kids“ wahr. In dieser Zeit hat Sarah in der Gruppe neue Freunde gefunden, Spaß und viele kreative Ideen erlebt. Sie hat gelernt, mit schwierigen Gefühlen umzugehen und neue Verhaltensweisen in der Familie auszuprobieren. Mit Aktivitäten wie Klettern und Reiten und vielen gemeinsamen Unternehmungen traut sie sich nun mehr zu und ist selbstsicherer geworden. Auf die Frage, ob sie denkt, dass es einen Unterschied macht, ob sie die Gruppe besucht oder nicht, sagt Sarah, dass sie in der Gruppe offener über ihre Gefühle und Probleme sprechen kann und Ratschläge bekommt, um mit belastenden Situationen besser umgehen zu können und dass sie von den anderen Kindern aus der Gruppe Verständnis und Mitgefühl erfährt. Sarahs Mutter spürt, dass ihre Kinder unter ihrer Sucht leiden. Sie wünscht sich eine normale Entwicklung für ihre Kinder und will, dass es ihren Kindern gut geht. Ihre anfängliche Scheu, Hilfe für sich und ihre Kinder anzunehmen, weicht mit der Erfahrung, dass sich Sarah in der Gruppe wohlfühlt. Bei einer gemeinsamen Familienbildungsreise, an der sie mit Sarah, ihrem Sohn und ihrem neuen Lebenspartner teilnimmt, trifft sie andere Mütter und Väter, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Sarahs Mutter kann durch das Familienangebot von „Pro Kids“ auch die Gefühle und Bedürfnisse ihrer beiden Kinder wieder stärker wahrnehmen. Pro Kids ist ein Angebot für suchtbelastete Familien an der Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes für Stuttgart e.V. Karolina, 12 Jahre Luciano, 9 Jahre Tatjana, 11 Jahre Vivien, 9 Jahre Pro Kids, Caritasverband Stuttgart, Postkartenheft im Eigenverlag Benjamin, 10 Jahre n che finde Jugendli ne t be i d r n e u t r In e Kind ilfe im H d n u t land tion, Ra D e u t sc h Informa us NACOA Kinder a r fü e t u ng r t r e v n e .: Interess ilien e. V Suchtfam .de oder a o c w w w.na oa .de, dich.nac u a r .t w er ww h bei jed a be r a uc vor Or t . e ll e t s s r at u ng Suc ht be ANMERKUNG DER R E DA K T I O N In Baden-Württemberg leiden schätzungsweise rund 150.000 Kinder unter 15 Jahren darunter, dass ein oder beide Elternteile suchtkrank sind. Ca. ein Drittel wird später selber suchtkrank, ein Drittel hat ein sehr hohes Risiko später eine psychische Krankheit, z.B. Depressionen oder Ängste zu entwickeln. Nur ein Drittel geht gesund aus den frühen Belastungen hervor. 28 – 29 „Klar und warm“ www.elternberatung-sucht.de – das ist die Zauberformel für Eltern Eltern finden Beratung bei ELSA – Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen: ELSA bietet Eltern professionelle, kostenfreie und anonyme Online-Beratung zu den Themen Alkohol- und Drogenkonsum, Internetabhängigkeit und Glücksspielsucht bei Kindern und Jugendlichen. Eltern haben Einfluss – mehr als sie denken „Wie schütze ich mein Kind vor Alkohol, Tabak, Cannabis oder anderen Suchtmitteln?“ „Was tue ich, wenn mein Sohn oder meine Tochter trinkt, raucht oder andere Drogen nimmt?“ Wenn sich Eltern diese Fragen stellen, sind sie schon auf dem richtigen Weg, ihr Kind zu schützen. Denn HINSCHAUEN STATT WEGSCHAUEN ist wichtig. Kinder und Jugendliche brauchen Orientierung, Schutz und Unterstützung, um den richtigen Umgang mit unseren „Volksdrogen“ zu lernen. Auch wenn es keine Patentrezepte gibt und jedes Kind, jeder Jugendliche ganz besonders ist und einen eigenen Weg finden muss, so gibt es doch für Eltern einige Faustregeln zu beachten. Zuallererst sollten sich Eltern darüber im Klaren sein, dass Sie sehr viel mehr Einfluss auf ihre Kinder haben, als die Kinder es vordergründig erkennen lassen. KLAR UND WARM – das ist die oberste Regel für die Eltern. KLAR in den Regeln, Forderungen, Konsequenzen. WARM in der Beziehung, im Gespräch und der Begegnung und Unterstützung. Streiten und sich wieder „gut sein“ gehört dazu. оо Eltern geben Orientierung, indem sie Grenzen setzen – Grenzen geben Sicherheit. оо Eltern geben Orientierung, indem sie Konflikte austragen und gemeinsam Lösungen suchen – gemeinsame Lösungen bringen Selbstbewusstsein. оо Eltern geben Orientierung, indem sie Lob und Anerkennung zeigen – Anerkennung bringt Selbstvertrauen. Hinweis: Einen ausführlichen „Leitfaden für Eltern“ finden Sie bei der Landesstelle für Suchtfragen: www.suchtfragen.de / Dokumente / Suchtprävention GEH’N SIE AUF NUMMER SICHER: NULL ALKOHOL IN DER SCHWANGERSCHAFT! Ma Kartenmotiv: rtina Haußma nn ist angerschaft in der Schw ine Risiko Nr. 1 ol. Schon kle oh Alk n vo d der Konsum borenen Kin en dem unge : Mengen könn en. Deshalb haden zufüg Sc . g“ n un ere ffn hw sc uter Ho „G n ite Ze in Null Alkohol e l.d eh fu ge er es -b au ch ww w. si ch für Suchtr Landesstelle Eine Aktion de der freien Wohlfahrtsa e.V. rg fragen der Lig n-Württembe pflege in Bade : rch du tzt unterstü Gesunde Kinder sind ein großes Glück. Deshalb Verzicht auf Alkohol in der Schwangerschaft von Anfang an. Denn der Konsum von Alkohol kann schlimme Folgen haben. Schon kleine Mengen können dem ungeborenen Kind Schaden zufügen. Es können Wachstumsstörungen oder Fehlbildungen auftreten. Aber auch das zentrale Nervensystem kann geschädigt werden. Dies würde dann zu Verhaltensstörungen und intellektuellen Beeinträchtigungen führen. In der Schwangerschaft gibt es keine Grenzwerte. Nur mit Null-Promille gehen Sie auf Nummer sicher. Deshalb – Verantwortung von Anfang an. Mehr Informationen dazu bei der Landesstelle für Suchtfragen unter www.sicheres-bauchgefuehl.de DIE 10 GOLDENEN REGELN FÜR ELTERN Eltern können aktiv das Alkohol-Trinkverhalten ihres Kindes beeinflussen! Je früher Eltern eine klar ablehnende Haltung zum Alkoholkonsum ihrem Kind gegenüber zeigen, desto größer wird der Erfolg sein! Es ist hilfreich, wenn Eltern gut über die Wirkung von Alkohol und die gesetzlichen Bestimmungen informiert sind. So haben Sie einen Wissensvorsprung und können ihrem Kind Orientierung geben. Folgende Regeln sollten Eltern im Umgang mit ihren Kindern stärken und unterstützen. 1. Auch wenn Ihr Kind noch keinen Alkohol probiert hat, jedoch Interesse zeigt oder neugierige Fragen stellt, antworten Sie darauf dem Alter angemessen. 2. Sprechen Sie mit Ihrem Kind in nicht dramatisierender Form über die kurz- und langfristigen Risiken des Alkoholkonsums. (Beispiele: Unfallgefahren, Vergiftungen, Fahrtüchtigkeit [Fahrrad, Mofa], Konzentration, Leistungsfähigkeit, Aggressionen, Reaktionsfähigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Gedächtnislücken, beschämende Situationen, Gefahr des sexuellen Missbrauchs) 3. Es gilt: null Alkohol in der Schule, im Straßenverkehr, beim Sport, in der Schwangerschaft. 4. Treffen Sie eine klare Abmachung: bis zu einem Alter von 16 Jahren nur alkoholfreie Partys und Feste zu Hause. 5. Helfen Sie Ihrem Kind bei der Organisation eines sicheren Heimwegs von Partys. Es gilt: Keinesfalls bei jemandem mitfahren, der Alkohol getrunken hat. 6. Wenn Ihr Kind alkoholisiert nach Hause kommt, sprechen Sie mit Ihrem Kind am nächsten Tag in Ruhe darüber. 7. Achten Sie darauf, wie in Vereinen und Sportclubs, die Ihr Kind besucht, mit Alkohol umgegangen wird. 8. Bleiben Sie im Gespräch mit Ihrem Kind, auch über die Motive seines Alkoholkonsums. 9. Wenn Ihrem Kind der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol schwerfällt, treffen Sie gemeinsam Vereinbarungen zum Umgang mit Alkohol. Es gilt: gemeinsam Konsequenzen festlegen für Regelverstöße. 10.Wenn Sie Fragen zum Alkoholkonsum Ihres Kindes haben oder Probleme sehen, holen Sie sich früh Unterstützung durch professionelle Beratung. Wenn Ihr Kind angemessen und verantwortungsvoll mit Alkohol umgeht und sich an entsprechende Regeln hält, zeigen Sie ihm Ihre Freude und Wertschätzung, z.B. durch: оо Belohnung оо weitere Freiheit оо mehr Verantwortungsübernahme (Quelle der 10 Regeln: Bundesmodellprojekt an Schulen (mit Beteiligung von Baden-Württemberg) „Elterliche Regeln für den Alkoholkonsum ihrer Kinder“, Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein e.V.) 30 – 31 Kollegen möchten keine „Petze“ sein Wer zu viel Alkohol trinkt, fehlt häufiger bei der Arbeit Erwerbspersonen mit Alkoholproblemen fehlen durchschnittlich 40 Tage mehr im Jahr als ihre Kollegen und Kolleginnen im gleichen Betrieb. Das fand der Gesundheitsreport 2012 (BARMER GEK) für Baden-Württemberg heraus. Die Ursachen sind vielfältig. Wer zu viel Alkohol trinkt, gefährdet seine Gesundheit – das ist klar. Aber es kann auch den Arbeits- Betriebsarzt Dr. Schlosser berichtet aus seiner Sicht: platz gefährden. Betriebe wissen um Fehlzeiten durch Alkoholkonsum ihrer Mitarbeiter und die Leistungseinbußen, die dadurch dem Betrieb entstehen. Deshalb ist es wichtig für Betriebe und Belegschaft, dass betriebliche Suchtprävention nach allen Regeln der Kunst praktiziert wird. Dazu gehört auch, dass Alkohol am Arbeitsplatz ein absolutes „No-Go“ ist. Wichtig ist aber auch das vertrauensvolle und helfende Gespräch zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter in den Fällen, wo Alkohol zum Problem geworden ist. Rechtzeitige Hilfe ist wichtig für den Mitarbeiter und den Betrieb. Fortschrittliche Methoden der Beratung und Behandlung sind erfolgreich, wenn alle an einem Strang ziehen. Der wiederkehrende Alltag Häufig treffen wir beim Thema Suchterkrankung auf die alten hartnäckigen Tabus: Der Betroffene will das Problem verharmlosen. Der Kollege möchte keine „Petze“ sein. Der Chef möchte nicht ungerecht sein. Die Angehörigen wollen „helfen“ durch Verheimlichen. Sei ein Künstler! Klare Tage sind uns die liebsten wir sind ungeduldig mit langem Atem wir wissen zu schätzen, was wir haben es gelingt uns zu leuchten – na ja, ab und zu jedenfalls wir laden unsere Angst ein zum Tee und geben dem Geheimnis eine Behausung wir vertrauen der Kraft der Begegnung gewinnen Land auf brüchigem Boden denn wir gehen auch auf unsicherem Grund wir tragen die Narrenkappe und stehen unverdrossen auf, wenn der Pegasus uns abwirft immer wieder erliegen wir dem Reiz der Ferne und verjüngen uns in den duftenden Gärten der Heimat wir tönen krächzend, erschrocken über die eigene Stimmgewalt wir sind entschlossen neugierig zu bleiben weshalb wir Fragen stellen und das völlig ungeniert wir können Feuer sein und das Schwert führen wir sind die komischen Käuze mit den Flausen im Kopf wir nennen sie Ideale Wir sind Künstler Sei ein Künstler! Lea Butsch ist Suchttherapeutin und Psychodramaleiterin und Mitbegründerin von WILDE BÜHNE, Soziokulturelles Forum für ehemalige Drogenabhängige e.V. in Stuttgart. Die WILDE BÜHNE führt seit vielen Jahren sehr erfolgreich theaterpädagogische Präventionsprojekte in Schulen in ganz Baden-Württemberg durch. Kontakt unter: [email protected] oder www.wilde-buehne.de Lea Butsch 32 – 33 Sparkassen-Finanzgruppe Die schönen Erfolgserlebnisse Ein „trockener Alkoholiker“ kommt ganz verändert und selbstbewusst aus der Entwöhnungstherapie zurück. Die Veränderung ist so beeindruckend, dass die drängende Frage auftaucht: Warum haben wir solange zugeschaut? Warum haben wir dem Betroffenen, dem Kollegen, dem Angehörigen nicht früher auf den Weg von der Sucht zur Selbstbestimmung geholfen? Mein Fazit Wer noch unschlüssig ist, ob und wann er eingreifen soll, sollte den Kontakt zu „trockenen Alkoholikern“ suchen. Die Gespräche und Erfahrungen werden ihm zeigen: Wegschauen hilft niemandem. Hinschauen und Ansprechen starten den Weg zur Behandlung. Je früher, umso besser. Je professioneller, umso besser. Gutes Geld – gutes Gewissen. Dr. med. Stephan Schlosser ist Leiter des Gesundheitszentrum der Firma TRUMPF GmbH + Co. KG in Ditzingen und stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands Württemberg des VDBW – Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte – www.vdbw.de A N M E R K U N G D E R R E DA K T I O N : Ausführliche Informationen und Hilfe zu Sucht am Arbeitsplatz findet man im Internet unter www.sucht-am-arbeitsplatz.de, eine Seite der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen – DHS. Unsere Förderung von jungen Nachwuchstalenten. Sparkassen unterstützen den Sport in allen Regionen Baden-Württembergs. Sport fördert ein gutes gesellschaftliches Miteinander durch Teamgeist, Toleranz und fairen Wettbewerb. Wir bringen den Nachwuchs der Region in Form: von Einzelkämpfern bis Mannschaftssportlern, vom Breiten- bis zum Spitzensport. Und fördern sportliche Aktivitäten mit über 9 Mio. Euro. Das ist gut für den Sport und gut für Baden-Württemberg. www.gut-fuer-bw.de Sparkassen. Gut für Baden-Württemberg. Hier gibt‘s Infos! www.dhs.de www.sucht-am-arbeitsplatz.de DHS - Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Zahlen-Daten-Fakten, Informations-Material, Datenbank zum Finden von Suchtberatungsstellen Information zur Suchtprävention in Betrieben und Unternehmen www.kenn-dein-limit.de BZgA - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Information zum Alkoholkonsum für Erwachsene, Selbsttest www.klicksafe.de BZgA – Information zum Alkoholkonsum für Jugendliche und junge Erwachsene, Selbsttest www.drugcom.de www.schau-hin.info BZgA – Information zu allen Sucht-Substanzen von A wie Alkohol über V wie Verhaltenssucht bis Z wie Zusatzstoffe; Chats mit Profis, Selbsttest und Aufhörprogrammen Information für Eltern zum Umgang ihrer Kinder mit digitalen Medien KINDER www.rauch-frei.info Information für Jugendliche und junge Erwachsene zum Nicht-Rauchen www.nacoa.de Information für Kinder suchtkranker Eltern www.rauchfrei-info.de Information für Erwachsene zum Nicht-Rauchen und zu COPD – chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder telefonische Beratung unter der Rufnummer 01805/31 31 31 (14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Der Dank gilt ebenso den folgenden Institutionen für die Förderung dieser Zeitschrift. ELTERN Die Seite ist Bestandteil des Safer-Internet-Programms der EU mit Informationen zur problematischen Nutzung des Internets, sozialen Netzwerken, Cyber-Mobbing, Informationen für Eltern, Jugendschutzfilter u.v.m. www.kenn-dein-limit.info Die Landesstelle für Suchtfragen bedankt sich bei allen ExpertentInnen, Betroffenen und Institutionen, die ihre Beiträge und Artikel für diese Zeitschrift zur Verfügung gestellt haben. www.kidkit.de Informationen und anonyme Online-Beratung für Kinder suchtkranker Eltern Impressum Herausgeberin Satz/Gestaltung Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. Stauffenbergstraße 3 70173 Stuttgart fon: 0711 61967-31 fax: 0711 61967-67 [email protected] www.suchtfragen.de goetzinger + komplizen Werbeagentur GmbH 76275 Ettlingen www.goetzinger-komplizen.de Redaktion www.unabhaengig-im-alter.de Informationen zum Suchtmittelkonsum für ältere und alte Menschen und deren Angehörige Druck Kraft Druck GmbH 76275 Ettlingen Vertrieb Q-PRINTS & SERVICE gGMBH 75172 Pforzheim Christa Niemeier Referentin für Suchtprävention der Landesstelle für Suchtfragen Bildquellenangaben A N L A U F S T E L L E N U N D KO N TA K T E Betroffene, Angehörige, Arbeitgeber, Betriebe, Schulen und Institutionen finden Beratung zu Fragen der Suchtprävention und Suchtbehandlung bei den Suchtberatungsstellen in Baden-Württemberg. Eine Liste aller Beratungsstellen bekommen Sie bei www.suchtfragen.de 0711-6196731. (Suchthilfe) oder unter Ansprechpartner bei den Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg sind zu finden unter www.suchtprophylaxe-bw.de (Kontakt) Foto Seite 1 © WavebreakmediaMicro / panthermedia.net Buchcover Seite 19 / „Das Ende war der Anfang“ von Brigitte und Foto Seite 1 © Syda Productions / fotolia.com Frank Hansen, Gudrun Lahme © www.blaukreuz-verlag.de Foto Seite 1 © william87 / fotolia.com Foto Seite 22 © Robert Kneschke / fotolia.com Foto Seite 1 © Byelikova Oksana / fotolia.com Foto Seite 22 © goodluz / fotolia.com Foto Seite 6 © Kzenon / panthermedia.net Foto Seite 22 © WavebreakmediaMicro / fotolia.com Foto Seite 6 © contrastwerkstatt / fotolia.com Foto Seite 23 © drubig-photo / fotolia.com Foto Seite 6 © omicron / fotolia.com Foto Seite 24 © JumalaSika ltd / fotolia.com Foto Seite 8 © Syda Productions / shutterstock.com Foto Seite 25 © Photographee.eu / fotolia.com Foto Seite 8 © dimakp / fotolia.com Foto Seite 25 © motorlka / fotolia.com Foto Seite 9 © Roman Sotola / shutterstock.com Foto Seite 26 © lassedesignen / fotolia.com Foto Seite 12 © stocksolutions / fotolia.com Foto Seite 31 © Joshua Resnick / fotolia.com Foto Seite 14 © dmitrimaruta / fotolia.com Foto Seite 36 © Monkey Business / fotolia.com Foto Seite 14 © bramgino / fotolia.com Drink alcohol beverage icons set © RedKoala / shutterstock.com Vektoren Seite 14 © bramgino / fotolia.com art Icons set © vladischern / fotolia.com Foto Seite 15 © Goodluz / panthermedia.net medicine icon set © Anna / fotolia.com Foto Seite 16 © pio3 / fotolia.com recycled paper craft stick... © kanate / shutterstock.com Foto Seite 18 © Haramis Kalfar / fotolia.com 34 – 35 KONTAKT Landesstelle für Suchtfragen der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. Stauffenbergstraße 3 70173 Stuttgart fon 0711 61967-31 fax 0711 61967-67 [email protected] www.suchtfragen.de DIESES IN M AG A Z U C H A E EN SI KÖ N N NSERER VO N U E E TS EIT INTERN TER H E RU N . L ADEN