Festschrift - Paul Gerhardt

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Festschrift - Paul Gerhardt
Festschrift
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
Hochfeld und Univiertel
1964 - 2014
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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50 Jahre Paul-Gerhardt
30. Mai 2014 bis 1. Juni 2014
Jahreslosung für 2014
Gott nahe zu sein ist mein Glück.
Psalm 73,28 (E)
Festprogramm
Grußworte
Geschichte der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
Eine Pfarramtssekretärin erinnert sich
Fotografien aus mehreren Jahrzehnten
Erinnerungen an die Gemeinde Paul-Gerhardt
Straßennamen unserer Kirchengemeinde und ihre Bedeutung
Der Kindergarten Paul-Gerhardt
Chronik
Litauerkreuz
Brief an Paul-Gerhardt
Wer hat dem Engel die Lilie geklaut?
Ode an Paul Gerhardt
Zwei Buchstaben
Gemeindeleitung im Jahr 2014, Impressum, Redaktionelles
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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„50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt“
Freitag, 30. Mai
18:00 Uhr
Cellokonzert mit Familie Chappot in der Paul-Gerhardt-Kirche, danach gemütlicher Sommerabend im Pfarrhof mit Bewirtung
Samstag 31. Mai
13:00 Uhr
Zirkusvorführung der Kindergartenkinder zum Auftakt Clownereien in Kindergarten und
Pfarrhof mit Maria Kilian Spielstraße im Kindergarten Trommelgruppe Bauchtanzvorführung.
Offenes Singen im Pfarrhof mit Liedern von Paul-Gerhardt und vieles mehr
um 13:00 Uhr
beginnt die große Tombola zugunsten des Kindergartens mit 950 Gewinnen –nur 100 Nieten!
- Wer 3 Nieten zieht, bekommt einen Sonderpreis!
19:00 Uhr
Rockkonzert im Pfarrhof mit den „silk devils“
22:00 Uhr
Feuershow mit „domini ignis“ auf der Wiese hinter Paul-Gerhardt anschließend Sommernacht
in Paul-Gerhardt
Sonntag, 1. Juni
10:00 Uhr
Festgottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche - gleichzeitig Kindergottesdienst die Festpredigt
hält Rektor Götz, Diako Augsburg, Musik von unserem Chor MARANATHA
ab 11:00 Uhr
Weißwurstfrühstück im Pfarrhof
11.45 Uhr
Kindertanzgruppe im Pfarrhof
12.15 Uhr
Kasperletheater in der Turnhalle
ca. 13:00 Uhr
Luftballonsteigen auf der Wiese
gemütlicher Ausklang unseres Festes
Kulinarische Genüsse: „Paul-Gerhardt-Burger“ am Freitagabend und Samstag
Käsesemmeln – wahlweise mit Radi. Unser berühmtes Kuchenbuffet am Samstag und Sonntag mit Kaffeeausschank,
Putenwienerle in der Semmel, Weißwurstfrühstück am Sonntag, Pommes rund um die Uhr, Slush-Eis und natürlich
gibt es gegen (fast) jeden Durst an unserer Getränketheke das Richtige! Als besonderes „Schmankerl“ gilt unser Bücherflohmarkt mit Lesefutter für klein und groß....
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Liebe Gemeindeglieder der Paul-Gerhardt-Kirche,
wenn man 50 Jahre miteinander verheiratet ist,
feiert man das Fest der Goldenen Hochzeit. Und
zu seinem 50. Geburtstag feiert man meist ein
großes Fest mit vielen Gästen. Auch die PaulGerhardt-Kirche hat allen Grund zum Feiern. Seit
50 Jahren ist sie mit ihrem Pfarrhaus, Gemeindezentrum und Kindergarten für viele Menschen
ein wichtiger Ort im Hochfeld. Aus der ehemaligen dritten Pfarrstelle von St. Ulrich ist inzwischen eine große, selbständige und vielfältige Gemeinde geworden. Kirche sein im Hochfeld und
im Univiertel ist Kirche sein mitten in der Welt.
Von Anfang an hat sich ihre Gemeinde den besonderen sozialen Herausforderungen vor Ort gestellt und ihre Türen für Menschen in allen Lebenslagen
weit auf gemacht. Auch für viele zugezogene Menschen aus aller Welt ist die
Paul-Gerhardt-Kirche zu einer neuen Heimat geworden: Heimatvertriebene,
Flüchtlinge, Aussiedlerinnen und Aussiedler. Es ist daher kein Zufall, dass Jesu
Worte aus dem Matthäusevangelium „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“ als kostbarer Blickpunkt für alle
gut sichtbar direkt an der Wand hinter dem Altar ihrer Kirche prangen. Und so
wünsche ich Ihnen, dass Sie immer wieder die Erfahrung machen, dass Gott
in allen Höhen und Tiefen des Lebens bei Ihnen ist und Ihnen die Stärkung
gibt, die Sie unterwegs brauchen. Möge die Paul-Gerhart-Kirche mit ihrem
Gemeindezentrum und ihrem Kindergarten weiterhin ein lebendiger Ort sein,
wo diese Zuversicht Hände und Füsse bekommt.
Ihr
Michael Grabow
Regionalbischof
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort unserer Stadtdekanin
Die Kirchengemeinde Paul- Gerhardt im Hochfeld wird 50 Jahre alt.
Das ist noch kein Alter. Für einen Menschen
nicht und für eine Kirchengemeinde schon
gar nicht. Und doch ist die Gemeinde PaulGerhardt etwas Besonderes und hat wahrhaftig
Grund zum Feiern.
In zweierlei Hinsicht ist sie für mich besonders:
Da ist einmal ihr Name. Sie ist die einzige Gemeinde im Dekanat die nach einem Liederdichter benannt ist. Alle anderen Gemeinden tragen
den Namen von Jüngern Jesu, von Heiligen der
alten Kirche oder sind auf Christus selbst oder
die Dreifaltigkeit geweiht. Nur die Gemeinde
im Hochfeld hat sich einen Liederdichter gesucht – ein Pfarrer und Sänger, der
in der Not des 30 jährigen Krieges Menschen mit seinen Liedern und seinem
Glauben Zuversicht und Lebensfreude geschenkt hat. Das ist Programm: im
Alltag der Menschen fröhlich und zuversichtlich das Lied des Glaubens und
der Hoffnung singen. Das geschieht in Paul Gerhardt.
Und dann ist da das andere, das die Gemeinde prägt: die Kirche mit Pfarrhaus, Kindergarten und Gemeinderäume wächst nicht steil in den Himmel.
Sie ist nicht hochmütig. Im Gegenteil – die sie umgebenden Gebäude sind alle
größer und mächtiger. Sie ist mitten unter die Menschen gebaut, lässt auf sich
herunterschauen und lädt ein, gerade auch Alltagssorgen und Nöte in ihr abzuladen.
Gott segne die Gemeinde Paul Gerhardt und gebe ihr weiterhin die Kraft und
Stärke, die Menschen im Hochfeld zu begleiten und das Lied des Gottvertrauens und der Zuversicht zu singen.
Ihre
Susanne Kasch
Stadtdekanin
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort für Festschrift der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
Liebe Mitglieder der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt,
es ist mir eine große Freude anlässlich des
50-jährigen Bestehens ein paar Worte an alle
Mitglieder der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Paul-Gerhardt richten zu dürfen.
1964 wurde das Hochfeld zum eigenständigen
Kirchensprengel und seither ist die Paul-Gerhardt-Kirche für viele protestantische Bürgerinnen und Bürger dieses Stadtteils verlässliche
Anlaufstelle, ist spiritueller und sozialer Ankerpunkt in ihrem Leben.
Der Frieden einer Stadt, auch unserer Stadt, ist
eng verknüpft mit dem Wirken einer Gemeinde wie der von Paul-Gerhardt.
Ihr Namensgeber hatte vor dem Hintergrund der Schreckensereignisse des
Dreißigjährigen Krieges erkannt, wie wichtig ein spirituelles Fundament für
die Menschen ist. Daran hat sich auch in unserem oft von Schnelllebigkeit und
Hektik gekennzeichneten 21. Jahrhundert nichts geändert; auch heute bieten
uns spirituelle Angebote sicheren Halt in unserem Leben.
Wie lebendig die Kirchengemeinde von Paul-Gerhardt ist, belegen ihre vielfältigen Aktivitäten von der Betreuung des Kindergartens über die Jugendarbeit,
der Gruppe „Lebenslinien“ bis hin zur Seelsorge. Gemeinsam mit der Stephanuskirche im Univiertel strahlt die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde
Paul-Gerhardt damit nicht nur an ihrem 50-jährigen Jubiläum, und bereichert
somit das geistig-kulturelle Leben von ganz Augsburg.
Dr. Kurt Gribl
Oberbürgermeister
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort von Pfarrer Frank Kreiselmeier
Liebe Gemeindeglieder der Paul-Gerhardt-Gemeinde,
hat eine Kirchengemeinde eine Mutter? Einen Gründer oder eine Gründerin vielleicht, aber eine Mutter?
Wenn eine Gemeinde eine Mutter hätte, dann wäre St.
Ulrich die Mutter Ihrer Paul-Gerhardt-Gemeinde. Das
Gemeindegebiet, das 1964 als Paul-Gerhardt-Gemeinde selbstständig wurde, gehört bis dahin zur Ulrichsgemeinde und wurde von den Pfarrern von St. Ulrich
betreut. Auch die Idee, ein Gemeindezentrum für das
Hochfeld zu bauen und im Gemeindezentrum eine
Kirche, wurde noch im Kirchenvorstand und von den
damaligen Pfarrern von St. Ulrich entwickelt.
Pfarrer Schiller, Pfarrer Henzler und Pfarrer Heckel, der
spätere erste Pfarrer der Paul-Gerhardt-Gemeinde hatten erkannt, dass in den
wachsenden Wohngebieten auf dem Hochfeld auch die Evangelische Kirche ein
eigenes Zentrum bekommen muss. Dieser Gemeindeteil war nun so groß geworden, dass er nicht mehr von St. Ulrich aus einfach mit zu betreuen war. Und in
diesem neuen Gemeindeteil, lebten viele aktive Gemeindeglieder, die Kirche für
ihr Stadtviertel mitbauen wollten. In einer gelungenen Eltern-Kind-Beziehung
erkennen Eltern irgendwann den Zeitpunkt, wo es wichtig ist, die Kinder los zu
lassen und groß werden zu lassen. So war es auch zwischen Mutter-Gemeinde St.
Ulrich und Tochter-Gemeinde Paul-Gerhardt: Wenn ich die Geschichte richtig
gelesen und gehört habe, gab es einige Diskussionen, ob es eine neue und eigene
Gemeinde Paul-Gerhardt geben soll. Es waren nicht zuletzt die Vertreter der Mutter-Gemeinde St. Ulrich, die in diesen Diskussionen mancher Skepsis entgegengetreten sind und der neuen Gemeinde Paul-Gerhardt ihren Segen gaben. Jetzt ist
die „Tochter“ fünfzig Jahre alt geworden und wir Ulricher freuen uns mit Ihnen,
dass Sie dieses Fest feiern können und gratulieren herzlich zum Geburtstag.
Und wir wünschen der Gemeinde Paul-Gerhardt und Ihnen allen Gottes Segen
für die Zukunft!
Mit herzlichen Grüßen aus St. Ulrich auch im Namen des Kirchenvorsands
Frank Kreiselmeier, Pfarrer
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Z
um 50 jährigen Jubiläum der Kirchengemeinde Paul Gerhard gratuliere ich
Euch als Pfarrer im Namen der ganzen Pfarrei Zum Guten Hirten im Univiertel ganz
herzlich.
Natürlich sind wir mit Eurer Gemeinde
durch die Stephanus Kirche eng verbunden.
Unsere Nachbarschaft ist etwas besonderes
und wir freuen uns immer auf die Zusammenarbeit und gemeinsame Osterfeiern.
Aber auch Eure Mutterkirche Paul Gerhardt
ist uns trotz der kleinen Entfernung nicht
fremd.
Im Hochfeld haben ich und einige Mitglieder unserer Gemeinde z.B. den Neujahrsempfang mitgefeiert oder Pfarrfeste
miterleben können. Eure Offenheit und Gastfreundschaft hat uns immer beeindruckt.
50 Jahre! Bei der Ehe sprechen wir über das Goldene Jubiläum, an dem die
meisten Ehepaare stolz und zufrieden auf die Vergangenheit zurückschauen,
weil sie wissen, dass diese 50 Jahre etwas Wertvolles waren, genau wie Gold.
Das Gold ist auch deshalb so wertvoll, weil es besonders widerstandsfähig ist.
Es rostet nicht, ist stolz glänzend und strahlt hell.
Eure Gemeinde ist auch nicht „eingerostet“, sondern strahlt. Stolz schaut ihr
auf diese 50 Jahre zurück, aber auch mit freudiger Spannung und Offenheit auf
die nächsten Jahre und mit Zuversicht weiterhin dem Ruf Gottes folgend.
Wir freuen uns mich Euch und wünschen Euch Gottes Segen für die weiteren
Jahre.
Ihr
Jaroslav Gutowski
Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde „Zum guten Hirten“
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort der Sozialstation
Grußwort zum 50ig jährigen Jubiläum der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
im Hochfeld Augsburg
Liebe Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Paul Gerhardt
zum 50ig-jährigem Jubiläum der evangelischen
Kirchengemeinde Paul Gerhardt im Hochfeld
grüße ich Sie im Namen der ökumenischen Sozialstation Haunstetten und Univiertel gGmbH
ganz herzlich. Wir, die ökumenische Sozialstation Haunstetten und Univiertel gGmbH, sind seit
vielen Jahren aufs engste mit Ihrer Kirchengemeinde verbunden. Daher möchten wir dieses
Jubiläum nutzten um Ihnen für Ihre große Unterstützung, ihr Vertrauen und ihre Wertschätzung
zu Danken. Unser Dank gilt dabei der ganzen
evangelischen Kirchengemeinde Paul Gerhardt
im Hochfeld und im Univiertel, die uns bei unserem Ziel unterstützt mit einer Rundumversorgung es dem einzelnen Menschen im Hochfeld,
Univiertel und Haunstetten zu ermöglichen, solange wie es geht in den eigenen vier Wänden leben zu können. Für Ihre Jubiläumsfeier wünschen wir
Ihnen ein fröhliches, segensreiches und gutes Miteinander.
Ihre
Dr. Silvia Agnoli-Weichmann
(Geschäftsführerin ökumenische Sozialstation Haunstetten und Univiertel
gGmbH)
Ihre
Dr. Silvia Agnoli-Weichmann
(Geschäftsführerin Ökumenische Sozialstation Haunstetten und Univiertel gGmbH)
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt – das sind auch 50 Jahre, in denen
verschiedene Menschen mit ihren Gaben und Begabungen segensreich am Bau
unserer Gemeinde mitgewirkt haben. Alle wurden gebeten, einen kleinen Beitrag zu unserer Festschrift aus ihren Erinnerungen beizusteuern und es ist wunderschön, dass unserer Bitte von vielen entsprochen wurde und diese Festschrift
mit ganz persönlichen und lebendigen Erfahrungen bereichert!
Pfarrer/in
1960 – 1975 Pfarrer Karl Heckel (+)
1975 – 1987 Pfarrer Rudolf Ahnert
1988 – 1995 Pfarrer Siegfried Bernard
1995– 2001 Pfarrer Fritz Graßmann
2001 – 2004 Pfarrer Wilfried Lippe
seit 2005 Pfarrerin Jutta Kirmm
Studentenpfarrer/in
1975 – 1982 Pfarrer Dr. Rainer Henning
1983 – 1987 Pfarrer Heiner Götz
1987 – 1994 Pfarrer Rudolf Ahnert
seit 1996 Pfarrerin von Regina Haller-Beckmann
Diakon/in
1992 – 1996 Diakonin Karin Burger-Seelig
1997 – 2010 Diakon Thomas Pötschke
seit 2011 Diakon Hans Riegel
Vikar/in
1975 – 1978 Rudolf Schmidt
1978 – 1979 Gabriele Burmann
1979 – 1981 Herbert Baranski
1981 – 1983 Werner Thießen
1984 – 1985 Claus Bergmann
1985 – 1988 Susanne Hiller-Richter
1989 – 1992 Susanne Thorwarth
1999 – 2002 Barbara Dietrich
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort von Pfarrer Rudolf Ahnert
I
m Sommer 1975 zog ich - zusammen mit meiner Frau Ilse und unseren beiden
Töchtern Christine und Susanne – ins Hochfeld und begann im September die
Arbeit in der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Wir wurden freundlich empfangen vom
Kirchenvorstand, von Frau Ebert im Büro und von vielen Gemeindemitgliedern.
Schon im Oktober gesellte sich der erste hauptamtliche Studentenpfarrer Dr. Rainer Hennig dazu. (Auf Ihn folgte acht Jahre später Heinrich Götz) Und schon im
November begann der erste Lehrvikar Rudolf Schmidt seine Ausbildung in der Gemeinde. (Fünf weitere kamen in meiner Zeit noch dazu: Gabriele Burmann, Herbert Baranski, Werner Thiessen, Claus Bergmann, Susanne Hiller-Richter.)
Mit viel Energie versuchten wir, neue Ideen einzubringen und die vor uns begonnene Gemeindearbeit weiter zu entwickeln. Mit Freude erinnere ich mich an viele
lebendige Gottesdienste mit Erwachsenen, mit Familien, mit Kindern. Dankbar bin
ich für die offenen Begegnungen bei Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Beerdigungen. Oft denke ich an die Unternehmungen mit den „Jungen Erwachsenen“,
an die berührenden Hauskreise der Aussiedler und an die abwechslungsreichen Seniorennachmittage und Feste. Erleichtert hat mir die Arbeit die Hilfe aktiver Frauen, die einfach da waren, wenn sie gebraucht wurden; die Unterstützung von Frau
Ebert und Frau Braun im Büro, die freundlichen Mesnerinnen Frau Eberle und
Frau Janotta, die engagierten Kindergottesdienstleiter Frieder Harz und Gudrun
Mathieu. Gerne arbeitete ich mit den Erzieherinnen des Kindergartens zusammen.
Spaß und Erholung hatte ich beim Musizieren mit einigen Gemeindegliedern und
beim Indiaca-Spielen im Kirchhof. Nicht alles ist so gelungen wie ich es mir vorgestellt hatte. Und ich habe der Gemeinde sicher manches zugemutet mit meinen
Ideen. Doch hoffe ich, dass es für alle dennoch eine gute Zeit war. Glücklich war
ich über die Zusammenarbeit mit den Kollegen von St. Canisius und vom „GutenHirten“. In der dortigen provisorischen katholischen Kirche feierten wir die ersten
evangelischen Gottesdienste im Univiertel bis wir die eigene Stephanuskirche 1987
bauen konnten.
Damit kam dann mein Abschied als 1. Pfarrer von Paul-Gerhardt und ich wurde 2.
Pfarrer und Studentenpfarrer. Einmal im Monat predigte ich weiterhin in beiden
Kirchen. Die Arbeit in der Gemeinde übernahm mein Nachfolger.
Wir denken dankbar an unsere Augsburger Zeit. Einige Freundschaften sind geblieben. Unsere Töchter haben inzwischen ihre eigenen Familien. Ich lebe jetzt im
Ruhestand – zusammen mit meiner Frau – in Wertingen. Wir wünschen der Gemeinde Gottes Segen.
Pfarrer Rudolf Ahnert
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Liebe Gemeinde,
für uns waren die nicht ganz 6 Jahre bei Ihnen eine schöne
Zeit. Unsere Kinder erinnern sich noch oft an ihre glückliche Kindheit im Hochfeld. Im Innenhof und im Park um
Paul-Gerhardt, mit vielen Nachbarskindern war mitten in
der Stadt eine Kindheit wie auf dem Dorf möglich. Überhaupt war das Hochfeld manchmal wie ein Dorf. Einmal
kam meine Frau von Stegmann nach Hause und brachte
einen Mann mit und sagte: „Er stand gerade an der Kasse hinter mir, als ich erzählte, dass wir mal wieder keinen
Hausmeister haben. Er würde es machen.“ Mein aktuelles
Personalproblem war gelöst.
Für mich selbst war Paul-Gerhardt die erste Gemeinde, in
der ich richtig Verantwortung übernehmen musste. Da ich
zugleich Jugendpfarrer war, musste die Gemeinde oft zurückstecken. Umgekehrt führte das dazu, dass wir zu den
ersten Gemeinden gehörten, die aufs Konfi-Camp fuhren. Wenn ich sehe, wie viele von
denen, die heute Verantwortung für die Gemeinde übernehmen, damals und in den Jahren danach als Konfis oder Jugendmitarbeiter aufs Camp fuhren, dann war das erste Camp
1998 ein guter Start. Ich selbst aber habe weder vorher noch nachher so anstrengende 11
Tage erlebt wie dieses Camp mit 50 Konfis und 12 Jugendlichen aus Paul-Gerhardt, aber
zum Glück mit Karl-Heinz Burger als erfahrenem Lehrer an meiner Seite.
Meine Gemeinde damals, das war die starke „Gottesdienst-Leben“-Gruppe, die aus der
Zeit meines Vorgängers weiter bestand und einmal im Monat einen besonderen Gottesdienst feierte, aber auch von Stephanus aus an einer modernen Gemeinde arbeitete. Meine Gemeinde waren die vielen russlanddeutschen Aussiedler im Univiertel, die nicht nur
so zahlreich zum Gottesdienst kamen, sondern mich auch mit ihren Lebens- und Glaubensgeschichten tief bewegt haben. Und meine Gemeinde waren die tapferen Frauen im
Hochfeld. Diese Frauen hielten die Gemeinde um Paul-Gerhardt zusammen und trugen
dabei den jungen, oft unerfahrenen Pfarrer mit. Ich erinnere mich an ganz viele von ihnen.
Nie vergessen werde ich Frau Janotta, unsere Mesnerin, die nur wenig bei uns verdiente,
aber fast jeden Tag da war, organisierte, die Gemeinde zusammenhielt und immer irgendetwas putzte. Einmal im Jahr verlangte diese überragende Dienerin des Herrn und der
Gemeinde, dass sich der Pfarrer für sie und für ein Gespräch Zeit nahm. Danach, sagte
sie, war sie wieder gestärkt für ein weiteres Jahr des Dienstes. Ich wusste danach aber nie,
wer in diesem Gespräch eigentlich wen gestärkt hat. Eigentlich war ich der Beschenkte.
Danke Paul-Gerhardt!
Pfr. Fritz Graßmann
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort von Rektor Heinrich Götz
Liebe Gemeindeglieder in Paul-Gerhardt,
gerne blicken meine Familie und ich zurück auf
unsere wunderbare Zeit mit Ihnen, als ich Studentenpfarrer an der Universität und Fachhochschule
in Augsburg war. Besonders die Gemeindefeste im
Innenhof sind mir in lebendiger Erinnerung. Studentinnen und Studenten der Evang. Studentengemeinde halfen beim Eintopfkochen. Unser Kabarett erfreute die Festgäste mit hintergründigen,
humoristischen Aufführungen. Sonnenschein, Gesang, Jung und Alt in froher Stimmung unter dem
Glockenturm. Selbstgebackene Spezialitäten auf
dem Kuchenbüffet. Die Gemeindeglieder, die aus
der ehemaligen Sowjetunion zu uns kamen, lernten uns ein Segenslied, das zu
Herzen ging. Gerne erinnere ich mich auch an die Grundsteinlegung zur Stephanuskirche, mitten im Sommer bei großer Hitze. Die Hammerschläge mit
Segensworten von vielen neuen Gemeindegliedern hallten weit in das noch wenig bebaute Univiertel und der Chor der Bleriot-Schule brachte ein Ständchen.
Kirchenvorstand und Mitarbeiterkreis der ESG überlegten die Gestaltung der
Räume und die gemeinsame Nutzung. Viele positive Begegnungen und Gespräche sorgten für ein aufgeschlossenes, diakonisches, spirituelles Klima zwischen
allen Beteiligten, das hat gut getan.
Ich grüße Sie zu Ihrem Fest aus dem diako mit Worten des Apostels Paulus:
„Seid wachsam, steht im Glauben, seid mutig und seid stark. Alle eure Dinge lasst in
der Liebe geschehen.“
1. Kor. 16/13+14
Mit allen guten Wünschen
Ihr
Heinrich Götz, Rektor
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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„Der Herr segne dich und behüte dich und Freude
leuchtet über deinen Wegen...“
M
it dem Beginn von Lied 570 im evangelischen Gesangbuch möchte ich der PaulGerhardt-Gemeinde die besten Geburtstagswünsche zum 50sten übermitteln und danke
gleichzeitig für die schöne Zeit, die ich in dieser
Gemeinde verbringen durfte.
Am 1. September 1999 war für mich Dienstantritt als Vikarin im Hochfeld und Univiertel.
Schon ein paar Tage zuvor ging es tatsächlich los:
frühmorgens in einem Bus voller Konfirmandinnen und Konfirmanden Richtung Italien zum
Konfi-Camp. Ich weiß nicht, wer aufgeregter war: die Konfis oder ich – hatte ich
doch kaum eine Ahnung davon, was mich erwarten würde. Und als sich dann
noch mein Konfi-Nachbar mit seinen Hintermännern über mich unterhielt
(„Ich glaub, das ist irgendso eine Aufseherin…“), war mir doch etwas mulmig.
Wie komm ich bei den Jugendlichen an? Wie nimmt mich die Gemeinde auf?
Kann ich irgendwas aus dem Studium denn überhaupt in der Praxis brauchen?
--- Zum Glück hatte ich einen sehr guten und verständnisvollen Mentor, Herrn
Pfarrer Fritz Graßmann. Von ihm, aber vor allem von Ihnen, liebe Menschen
aus der Gemeinde Paul-Gerhardt, habe ich sehr viel für meinen weiteren Weg
als Pfarrerin gelernt. Sie haben mich offen empfangen, haben mir die ersten
„Gehversuche“ im Pfarrdienst leicht gemacht und ich denke oft und gern an
die Zeit in meiner Heimatstadt Augsburg und vor allem an die Menschen in
„Paul-Gerhardt“ zurück. Mittlerweile bin ich in Niederbayern in der schönen
Stadt Abensberg gelandet (die immer einen Gemeindeausflug wert ist). Meine
Gemeinde profitiert von dem, was ich durch Sie alle in meinen Anfangsjahren
lernen durfte.
Ich danke Ihnen für die gemeinsame Zeit und wünsche der Kirchengemeinde
Paul-Gerhardt ein wunderbares Jubiläum!
Ihre ehemalige Vikarin Barbara Dietrich
(vielleicht kennen Sie mich noch als Barbara Zobel)
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort von Dekanin Gabriele Burmann
Liebe Gemeindemitglieder und Freunde von Paul-Gerhardt,
A
m 1. Mai 1978 habe ich in Ihrer Kirchengemeinde mein Vikariat angetreten.
Vier Jahre zuvor hatte die bayrische Landessynode die Ordination von Frauen im Pfarramt beschlossen. Das war eine neue Situation für Ihre
Gemeinde und für mich in doppelter Hinsicht.
Ich war neu und noch dazu weiblich. Damals
wohnte ich mit meinem Mann Ernst Burmann
bei St. Anna, wo mein Mann auf der 2. Pfarrstelle Dienst tat. Tochter Antonia war 2 Jahre alt
und unser Sohn Simon war am 1. Januar 1978
als Augsburger Neujahrskind geboren.
Ich denke gerne an die Gottesdienste in Ihrer
modernen, angenehm überschaubaren PaulGerhardt Kirche zurück.
Am Eingang erwartete mich Ihre freundliche Mesnerin Irene Ebert, die mich
willkommen hieß. Das war wichtig und tat mir gut! Und willkommen fühlte ich
mich auch, wenn ich Besuche machte und zum ersten Mal von den schweren
Schicksalen der Rußlanddeutschen aus eigenen Erzählungen erfahren habe.
Mein hoch geschätzter Mentor Rudi Ahnert trug wesentlich dazu bei, dass ich
Lust bekam, diesen Beruf auch weiterhin auszuüben. Bei ihm konnte ich meine
Erfahrungen reflektieren. Er nahm sich viel Zeit für das Gespräch. So fand ich
zu meiner eigenen Art, Pfarrerin zu sein. Es gab ja kaum weibliche Vorbilder in
diesen ersten Jahren. Wer hatte schon vorher eine Frau im Talar gesehen oder
hatte eine Frauenstimme den Introitus singen hören?
Ich wünsche der ganzen Gemeinde weiterhin ein fröhliches, gesegnetes Miteinander,
Ihre Gabriele Burmann,
(Mutter von drei erwachsenen Kindern und Oma von siebeneinhalb Enkelkindern),
Dekanin in Neu-Ulm
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Verehrte Mitchristinnen und Mitchristen der „Jubilarin“, der Paul- Gerhardt Kirchengemeinde,
Zuerst mein Glückwunsch!
N
un wird die Dame Paul-Gerhardt 50 Jahre alt. Doch ist sie keine alte Dame, denn mit
ihr verbinde ich Erinnerungen an Menschen, die jünger, ebenso alt und mittlerweile
verstorben sind. Eigentlich habe ich mich nie im Schatten von Sankt Ulrich gefühlt. Persönlichkeiten mit ihrer ganz eigenen Biographie haben meine Zeit als Gemeindepfarrer im
Hochfeld und Univiertel geprägt.
Als erste fällt mir Wilhelmina Janotta ein, jene Mesmerin, die mit großer Souveränität für
ereignisreiche Gottesdienste in Paul-Gerhardt gesorgt hat. Sie hatte ein wachsames Auge
darauf, sodass alles, was gefeiert wurde, passend für eine Augsburger Innenstadtgemeinde
blieb. Unvergessen nach einer Osternacht mit Aktionen sagte sie mir: „Herr Pfarrer! Das
nächste Mal sollte es etwas anders sein, denn wir sind als Augsburger Innenstadtgemeinde
der Tradition verpflichtet.“ Frau Janotta war eine Institution im Hochfeld, deren Einschätzungen mir immer wichtig waren.
Zweitens kommt mir Louise Boehlke in den Sinn: die damalige Organistin in Paul-Gerhardt. Ja, schrullig war sie, aber auch liebenswert mit ihren Jutetaschen, mit denen sie in die
Kirche zum orgeln kam. Treu nahm sie ihren Dienst wahr. Ich erinnere mich an Gespräche
mit ihr und wir „entdeckten“ unsere gemeinsame Herkunft: München.
Zur Dritten und letzten meiner Erinnerungen gehen meine Gedanken an konfirmierte Jugendliche, mit denen ich einen Segeltörn nach Dänemark unternommen habe. Obgleich
ich zuvor gewarnt wurde, mit den wilden Hochfelder Jugendlichen so einen Törn durchzuführen, war es eine wunderschöne Woche und viele Gespräche an Bord zeigten mir, dass
die Jugendlichen, heute erwachsen und selber wohl Väter und Mütter geworden, mit einer
bisweilen stachligen Schale, aber mit einem stets weichen Kern waren und sind – eben echte Hochfelder Gewächse.
Viele Menschen kommen mir in meine Erinnerung. Eine möchte ich namentlich noch erwähnen: Emmi Braun, damalige Sekretärin und die Seele im Pfarramt.
Noch von einer Begegnung will ich erzählen. Anlässlich eines Festes beschrieb mir Pfarrer
Karl Heckel die Absicht des Architekten, der das Gemeindezentrum erbaut hatte. Er wollte
an die Arche Noah erinnern, in der sich viele Menschen treffen können. Mit dem Eckstein
Jesus Christus soll das Gemeindezentrum mit den Menschen darum ein Haus lebendiger
Steine sein und bleiben…
Der gegenwärtigen Crew im Pfarramt und in der Kirchengemeinde wünsche ich weiter gutes Gelingen und segensreiches Wirken
Ihr
Pfarrer Bernard aus Alerheim im Ries
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort Claus und Helga Bergmann
Liebe Freunde in Paul-Gerhardt und Stephanus,
A
uch nach den vielen Jahren sind meiner Frau und mir die Paul-Gerhardter
(Stephanus gab es ja noch nicht, für die Kirche habe ich damals beim ersten
Spatenstich mitgewirkt) immer noch gegenwärtig. Gerade haben wir hier im
Gunzenhäuser Pfarrgarten gearbeitet – mit Geräten, die uns damals zum Abschied geschenkt wurden. Hervorragendes Handwerkszeug, genauso wie alles,
was ich von meinem Mentor Rudi Ahnert mitbekommen habe.
Den Schnellkochtopf, den uns die Gemeinde zur Hochzeit überreicht hat, hat
meine Frau ebenfalls immer noch in Gebrauch – Erinnerung an ein wunderschönes Fest, gerade wenn wir demnächst den 30. Hochzeitstag feiern.
Und noch ein drittes schönes Geschenk begleitet uns und erinnert uns an Ihre
Gemeinde: Ein herrlicher Leuchter aus Peru – von einer starken Augsburger
Abordnung mitgebracht zu meiner Ordination in Lauben bei Memmingen. Er
hat bis heute seinen Ehrenplatz, weil er uns eine wirklich gute Zeit immer wieder ins Gedächtnis ruft: So viele freundliche Menschen, die mir den Einstieg
ins Pfarrersein erleichtert haben, Rudi Ahnert und Heiner Götz als Pfarrer, aber
auch im Pfarrbüro, die Mesnerinnen, die vielen besonderen Menschen. Gerne
denken wir auch an die „Spätaussiedler“ aus der damaligen Sowjetunion mit ihrem tiefen Glauben und ihren beeindruckenden Lebensgeschichten, oder auch
an Herrn Bockemeier mit seiner singenden Säge …
Im Rückblick noch einmal von uns ein ganz herzliches „Dankeschön“! Inzwischen bin ich hier in Gunzenhausen der Nachfolger meiner Nachfolgerin im
Vikariat, Susanne Thorwart. Der ganzen Paul-Gerhardt-Gemeinde wünschen
wir von Herzen weiterhin Gottes reichen Segen und viele gute Erfahrungen mit
ihm,
Ihre Claus und Helga Bergmann
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Liebe Gemeindeglieder von Paul-Gerhardt!
I
ch grüße Sie herzlich zum 50. Jubiläum der Paul-Gerhard-Kirchengemeinde im
Hochfeld und Universitätsviertel, genannt nach dem Liederdichter Paul Gerhardt,
der von 1607- 76 gelebt hat und im 30jährigen Krieg Leidvolles und Tröstendes erlebt
hat und uns eine Reihe von wunderbaren Kirchenliedern hinterlassen hat. Als LehrVikar kam ich im Juni 1979 in Ihre Gemeinde, als Pfr. Rudolf Ahnert damals Pfarrer
der Gemeinde und Mentor für die Vikare war. Es war die erste Gemeinde, in der ich
Dienst tat und vieles kennen lernen und praktische Erfahrungen machen konnte.
Ich wohnte in einer Mietwohnung am Universitätsgelände, dem alten Flugplatz in der
Zeppelinstrasse32 und später Nr 38 mit ihren eng aneinander gebauten Wohnblocks,
in denen viele der Rußland-deutschen Aussiedler wohnten, die sonntäglich treu den
Weg zu Fuß zum Gottesdienst in die Paul Gerhard Kirche ins Hochfeld fanden, wo sie
mit den einheimischen Gemeindegliedern den Sonntagsgottesdienst feierten mit der
Organistin an der Orgel und der Mesnerin am Eingang.
Wochentags durfte ich anfangs im Religionsunterricht bei Pfr. Ahnert zuhören und
später in der Von-Richthofen-Hauptschule in der 5./ 6. Klasse und vertretungsweise in
der 9.Klasse selbst Religionsunterricht halten. Gerne erinnere ich mich an diese Zeit
zurück und die Erfahrungen bei Besuchen und Gesprächen und in Bibelkreisen, Kinder- und Konfirmandengruppe, die ich als junger Pfarrer in Ihrer Gemeinde machen
konnte und die dankbaren Rückmeldungen , die ich auf Predigten von Ihnen erhielt
und von Schülern im Unterricht und danke Ihnen und Gott dafür, wenn ich jemanden
zum Segen werden konnte.
Auch die Nähe zur Universität empfand ich wohltuend und die schöne Innenstadt in
Augsburg mit ihren historischen Gebäuden und Kirchen, in deren einer ich 1981 meine Examenspredigt halten konnte und von einem Gottesdienstbesucher die ermutigende Rückmeldung bekam : „Sie haben in mir neue Lust geweckt, im unerschöpflichen Bibelwort zu forschen, zu meditieren. Das ist in menschlichen Bewertungen nicht
auszudrücken. Dafür danke ich Ihnen. Die Gott Vertrauen, die erfahren, dass er Treue
hält, und die treu sind in der Liebe, lässt er sich nicht nehmen, Weisheit Salomo 3,9“.
Viele ältere Menschen, denen ich in Ihrer Gemeinde damals vor ca 35 Jahren begegnete, werden vielleicht schon von dieser Erde abgerufen und hoffentlich bei Gott im
Himmel sein , aber vielleicht werde ich viele an Ihrem Festtag am 1.Juni in AugsburgPaulGerhard, wieder treffen oder neu begegnen. Pfarrer Herbert Baranski
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Grußwort von Pfarrerin Susanne Thorwart
Vor 25 Jahren, von Herbst 1989 bis Frühjahr 1992 habe ich in der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt als Vikarin gelernt und gearbeitet und auch sehr gern
gelebt.
Im Rückblick sehe ich die Ex-Studentin aus Heidelberg mit stets einem großen Ohrring, einer schwarzen, recht großen Mischlingshündin und einem
krankenhausgrünen, an der Tür etwas eingedellten Opel Ascona mit FellLenkrad, die in ihren Beruf, aber auch in die Berufsrolle hinein finden musste.
An was ich mich erinnere?
An die warme, freundliche Stimmung im Pfarramt in Paul-Gerhardt, die Frau
Braun einbrachte. An die Chance damals für mich, mit einer religionspädagogischen Kollegin zusammenzuarbeiten und etwas von ihr abzuschauen. Herzlichen Gruß an Sonja!
An meinen Mentor Siegfried Bernard, der mir Raum gelassen hat, vieles in der Gemeinde kennen zu lernen und zu gestalten. An Pfarrer Rudi Ahnert, der als Studierendenseelsorger an Stephanus hochwertige
Angebote machte, die ich nutzen durfte. An die Organistin Frau Boehlke, die Vögel liebte, und um des
Futters willen oft schwer bepackt war und schon auch mal von der Orgelempore mitten im Gottesdienst
runterschimpfte, wenn sie mit etwas nicht einverstanden war: Fladenbrot als Abendmahlsbrot war so ein
Aufreger. Das Vikariat in Paul-Gerhardt war für mich auch Lehrzeit, was die Ökumene betraf. Aus dem
Westmittelfränkischen kommend mit dem Eindruck, es gibt fast nur Evangelische auf der weiten Welt, hatte ich plötzlich als Religionsunterricht gebende das Ausweichzimmer mit Kindern aus unterschiedlichen
Klassen und Jahrgangsstufen und die katholische Lehrkraft blieb selbstverständlich im Klassenzimmer.
Gleichzeitig war die persönlich und inhaltlich feine Zusammenarbeit zwischen Stephanus und dem Guten
Hirten etwas, was mich und meine Auffassung von Ökumenischer Zusammenarbeit nachhaltig geprägt
hat. Seit zwei Jahren bin ich als Klinikseelsorgerin am Klinikum Coburg; die früher getrennt als evangelische und katholische Seelsorge geführte Arbeit hat sich verändert: Ökumenische Klinikseelsorge steht
nun auf unseren Namensschildern. Hoffentlich steht es nicht nur drauf.
Die Gestaltung von Krabbelgottesdiensten mit einem engagierten, kreativen, fröhlichen Team ist mir auch
nah geblieben. Kein Wunder, wenn man schon mal als Jesus einreiten durfte nach Jerusalem auf einem
Steckenesel, den Edeltraud Burger gezaubert hatte und der danach viele Jahre mit mir umgezogen ist.
Für das Examen war damals ein gemeindepädagogisches Projekt einzubringen, auf deutsch: rausfinden,
was in der Gemeinde gebraucht wird und aufbauen.
Mein „uneigennütziger“ Wunsch war, eine Junge-Erwachsenen-Arbeit für Paul-Gerhardt zu starten. Cindy
und Hans, Claudia und Christian und noch einige andere haben anfangs in der Gruppe etwas für sich getan: gemeinsam Zeit verbringen, diskutieren, Glaubensthemen aufgreifen und irgendwann – das habe ich
dann dem Gemeindebrief entnehmen können, den mir Frau Braun freundlicherweise weiterhin zuschickte - haben sie sich und ihre Impulse in die Gemeinde eingebracht, z.B. in die Jugendarbeit.
Die nächste Stelle nach dem Vikariat war mal grade 10 km entfernt in Königsbrunn. Ein Klacks über die B
17. So blieb ich gern noch ein Jahr als Gemeindeglied in der Professor-Messerschmitt-Straße im Univiertel
wohnen und habe in der Zeit manche Gemeindemitglieder noch mal näher kennen lernen dürfen.
Für mich war es eine gute Zeit in Paul-Gerhardt.
Nun wünsche ich der Kirchengemeinde Gottes Segen, dass sie freier und schützender Raum bleibt, in
dem Menschen ihr Leben miteinander teilen und Gott begegnen.
Ihre Susanne Thorwart
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Liebe Gemeinde,
wenn eine Kirchengemeinde 50 Jahre alt
wird, dann gibt es eines nicht: es heißt nie,
das machen wir schon seit 100 Jahren so...!
erst recht nicht in unserer Kirchengemeinde, zu deren Besonderheiten es gehört, dass
seit nunmehr 50 Jahren Menschen aus allen
Himmelsrichtungen hier Heimat gefunden
haben – viele oft nur für einige Jahre, weil sie
dann weitergezogen sind. Die einen kamen
nach dem Krieg als Flüchtlinge oder Vertriebene, andere sind als Spätaussiedler in unsere beiden Stadtteile, ins Hochfeld oder Univiertel, zugezogen, und manche sind für die
Studienjahre hier – aus den unterschiedlichsten Ländern dieser Erde. Ob die
Lesungen in unseren Gottesdiensten mit bayerischem, russischen oder französischem Akzent gehalten werden – wir freuen uns über die bunte Vielfalt und
das Engagement so vieler – vor allem auch junger - Menschen! Und dass die
„Jungen“ das Gemeindeleben maßgeblich verantworten und tragen, das gibt
es vielleicht auch nur da, wo Wechsel, Aufbrüche und Neuanfänge zu der Lebensgeschichte der Gemeindeglieder gehören. So sind die 50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt eine bewegte und bewegende Geschichte und eine
Geschichte, in der die Lieder von Paul Gerhardt gerne, bewusst und fröhlich
angestimmt werden – das ganze Kirchenjahr hindurch!
Gottes reichen Segen für die nächsten 50 Jahre,
liebe Kirchengemeinde Paul-Gerhardt!
Eure
Jutta Krimm, Pfarrerin
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Geschichte der Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
Texte aus alten Dokumenten - den Verfassern nicht mehr zuzuordnen
Für das im Stadtbezirk Hochfeld
geplante und genehmigte Gemeindezentrum werden demnächst die
Bauaufträge vergeben. Das Projekt
umfasst einen Gottesdienstraum, einen Jugendsaal, Jugendräume, einen
Kindergarten mit 40 Plätzen und die
Pfarrwohnung. Es soll am südlichen
Ende der von-Parseval-Straße entstehen.
Der Entwurf stammt vom landeskirchlichen Baurat Architekt WalDekan Lindermeyer bei der Festpredigt zur Grundsteinlegung
demar Luther, München und von
Architekt Dipl.-Ing. Manfred Pittroff, Augsburg, der auch die örtliche Bauleitung hat. Die
Schwierigkeit des Planes lag darin, dass das Grundstück zwischen sehr hohen Häusern liegt,
mit denen der geplante Bau nicht an Größe konkurrieren kann. Er wurde extra niedrig gehalten. Durch diesen Gegensatz erfährt er die nötige Betonung. Die Außenhöhe beträgt 4m,
der Gottesdienstraum ist 2m höher. Das Bauwerk hat Atriumsform; nur von dem viereckigen
Innenhof ist mit Ausnahme des Kindergartens alles zugänglich. Der Gottesdienstraum hat 280
Sitzplätze. Er bekommt Licht durch je fünf hochliegende Fenster an seinen beiden Längsseiten. Der Altar soll ein freistehender Natursteinblock werden. Bei Bedarf kann der danebenliegende Jugendraum mit seinen etwa 40 Sitzplätzen zum Gottesdienst mitverwendet werden.
Die umfasste Fläche beträgt 1700qm. Für Kinderspielplatz, Grünfläche und Parkplätze sind
weitere 1100qm vorgesehen. Die Gemeinde Hochfeld zählt etwa 2000 Evangelische und ist
der 3. Pfarrsprengel von St. Ulrich, der von Pfarrer Karl Heckel betreut wird. Ein großer Teil
der Gemeindeglieder sind Heimatvertriebene, die früher in Flüchtlingslagern untergebracht
waren. Die Gemeindestruktur ist geprägt durch das Übergewicht von Arbeitern und Angestellten. Angehörige anderer Berufe sind im Verhältnis sehr wenig vorhanden. Mit großer
Treue beteiligen sich viele seit einigen Jahren an der Finanzierung durch monatliche Abgaben
an den Kirchenbauverein, dessen Aufkommen vor allem für die Inneneinrichtung verwendet
werden soll. Der Kindergarten wird von der Firma Siemens mitfinanziert. Mit dem Bau soll
nach Möglichkeit den nächsten Wochen begonnen werden.
Das Gemeindezentrum Paul Gerhardt-Kirche
D
a sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Hochfeld eine starke Bautätigkeit entfaltete
und die Bevölkerung rasch zunahm, wurde der 2. Pfarrsprengel an Ausdehnung und Seelenzahl groß. Auch war der Weg zur Ulrichskirche und zum Kindergarten am Kitzenmarkt sehr
weit. Nach einer Fahrt durch das Hochfeld sprach daher Kreisdekan Schabert sich dafür aus,
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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dass das Hochfeld eine
eigene Kirche bekomme
und dort eine selbstständige Pfarrei entstehe. Daraufhin wurde 1954 ein
Kirchbauverein Hochfeld
gegründet und die Gesamtkirchenverwaltung
gebeten, einen geeigneten
Bauplatz von der Stadt
käuflich zu erwerben. Einen solchen zu finden,
war äußerst schwierig, da
das Hochfeld westlich des
Alten Postwegs bereits
bebaut war, für das östliche Gebiet aber noch kein
Modell der Kirche Paul-Gerhardt
Bebauungsplan vorhanden
war. Es war aber bereits vorauszusehen, dass ein größeres Industrieunternehmen sich dort niederlassen werde, was dann
auch geschehen ist. Schließlich wurde der Gesamtkirchenverwaltung als einziger Bauplatz das
Grundstück angeboten, auf dem heute das Gemeindezentrum steht. Obwohl es wegen der es
umgebenden hohen Häuserreihen als sehr ungünstig empfunden wurde, wurde es mangels
eines anderen Grundstücks gekauft.
Nun gab es schwierige Verhandlungen zwischen den Bauausschüssen der Gesamtkirchenverwaltung und des Kirchenvorstands St. Ulrich darüber, ob das Gemeindezentrum eine Kirche
oder nur einen Gemeindesaal für die Gottesdienste bekommen solle, bis vielleicht doch einmal an anderer Stelle eine Kirche gebaut werden könnte. Der Kirchenvorstand konnte sich
mit seiner Meinung, dass sogleich eine Kirche mitgebaut werden sollte, durchsetzen. Noch
während des Baues erklärte der Vorsitzende der Gesamtkirchenverwaltung, der Grundriss der
Kirche zeigte, dass aus dem, was dort entstehe, keine Kirche werden könne. Erst bei der Einweihung des Gemeindezentrums zeigte er sich auch über die Kirche sehr erfreut. Nachdem
heute prunkvolle Kirchen mit hohen Türmen nicht mehr als zeitgemäß gelten, scheint die Art,
wie das Gemeindezentrum auf dem Hochfeld gebaut wurde, nun allgemein anerkannt zu werden.
Mit der Planung sollte der Architekt Waldemar Luther vom Technischen Referat des Landeskirchenrats, mit der Ausführung Architekt Manfred Pittroff, Dipl. Ing. in Augsburg, beauftragt
werden. Das Gemeindezentrum sollte außer der Kirche eine Pfarrwohnung, einen Gemeindesaal, Jugendräume und einen Kindergarten für 40 Kinder umfassen. Der Kindergarten wurde
von vorneherein so projektiert, dass eine Erweiterung nach Osten zu in späterer Zeit möglich
sein sollte.
Eine weitere Schwierigkeit entstand dadurch, dass Pfarrer Karl Heckel, der künftige Pfarrer
des Hochfeldes, erst im Oktober 60 nach St. Ulrich kam, als die Baupläne bereits die Billigung
von Kirchenvorstand und Gesamtkirchenverwaltung gefunden hatten. Mit klarem, prakti-
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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schem Blick erkannte er verschiedene Mängel, die einige Änderungen in den Bauplänen notwendig machten. Die Verhandlungen hierüber wurden auf beiden Seiten mit ungewöhnlicher
Heftigkeit geführt. Doch erklärte Pfarrer Schiller, der bei diesen Auseinandersetzungen der
Hauptleidtragende war, bei der Einweihungsfeier öffentlich: “Pfarrer Heckel ist gerade noch
zur rechten Zeit nach St. Ulrich gekommen“.
Infolge der eingetretenen Verzögerung konnten die Bauaufträge an die verschiedenen Firmen
erst im Mai 1962 hinausgegeben werden. Am 27. Juli 1962 wurde durch Dekan Dr. Lindenmeyer und die Pfarrer Heckel, Henzler und Schiller sowie Vertreter der Gemeinde und der
Gesamtkirchenverwaltung der Grundstein zu dem Gemeindezentrum gelegt. Eine große Gemeinde, darunter viel Jugend, hatte sich zu der Feier eingefunden. Die Weihe der Kirche und
des ganzen Baues fand am 21.06.1964 statt. In Vertretung des verhinderten Kreisdekans wurde auch sie von Dekan Dr. Lindenmeyer vollzogen.
Der zunächst vorgesehene Kirchentrum, der die Höhe der umliegenden Häuserreihen erreichen sollte, wurde nicht gebaut, sondern erst später durch einen niedrigen Glockenträger ersetzt. Das Orgel-Positiv, das nicht nur für den Gottesdienst, sondern auch für Konzerte sehr
geeignet ist, stand zuvor in der Münchner St. Markus-Kirche.
Die Kirche schenkt Heimatrecht bei Gott
I
m Hochfeld wurde der Grundstein für die Paul-Gerhardt-Kirche gelegt
Unter großer Anteilnahme der
Bevölkerung im Hochfeld, die
den Zaun um die Baustelle umringt und von Fenstern und Balkonen aus zusah, wurde am Freitagabend der Grundstein für das
neue evangelische Gotteshaus in
der Von-Parseval-Straße gelegt.
Die Kirche, künftiger Mittelpunkt
des dritten Pfarrsprengels von
St. Ulrich, soll nach dem großen
evangelischen Liederdichter PaulGerhardt-Kirche heißen. Viele
Grundsteinlegung auf dem Hochfeld
evangelische Geistliche aus dem
Dekanat Augsburg bekundeten
durch ihre Anwesenheit die Mitfreude am festlichen Ereignis. Dekan Kirchenrat Dr. Helmut
Lindenmeyer nahm die feierliche Grundsteinlegung vor. Er stellte seine Festansprache unter
ein Wort aus dem Epheserbrief, in dem Paulus von Jesus Christus als dem Eckstein seiner
Gemeinde spricht. Es sei ein Zug unserer Zeit, sagte er, dass die großstädtischen Mammutgemeinden in kleinere Gemeindezentren unterteilt werden, um es den Menschen leichter zu machen, sich um ihre Kirche zu sammeln und in ihr heimisch zu werden. Wenn es den Anschein
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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habe, man befinde sich in einer „Gründerzeit“
der Kirche, müsse man gleichzeitig an die Zeiten
denken, wo Kirchen nicht gebaut, sondern zerstört wurden. Der Name Paul Gerhardt erinnere
die Gemeinde an deinen Menschen, der erfahren
musste, was es heißt, wandern zu müssen und
Fremdling zu sein. Etwas von dieser Heimatlosigkeit erfahre jeder Mensch. In der Kirche werde
ihm aber Heimatrecht und Heimatziel zuteil, hier
erhalte er das Bürgerrecht Gottes.
Pfarrer Heckel, der Seelsorger der Gemeinde im
Hochfeld, verlas anschließend die Urkunde zur
Grundsteinlegung. Zusammen mit der Bibel,
dem Gesangbuch, einer Nummer des evangelischen Gemeindeblattes und der Tagesausgabe
der „Augsburger Allgemeinen“ sowie einige Münzen wurde die Urkunde dann in den Grundstein
eingemauert. Mit drei Hammerschlägen empfahl
Dekan Dr. Lindenmeyer die neue Kirche dem
Segen Gottes. Als Sprecher der Geistlichen des
Grundsteinlegung auf dem Hochfeld
Dekanatsbezirks und der Mutterkirche St. Ulrich,
lasen Pfarrer Schiller und Pfarrer Henzler sowie Pfarrer Heckel Bibelworte. Lieder von PaulGerhardt werden auch in den katholischen Gemeinden gesungen, sagte der Pfarrherr der katholischen Nachbargemeinde in seinem Grußwort. Glückwünsche und Bibelworte sprachen
ferner der Rektor der Roten-Tor-Schule, der Vertreter des Stadtbauamtes, der leitende Architekt Manfred Pittroff, ein Vertreter des Kirchenvorstandes, die Inhaberin der Baufirma Dill
und andere Ehrengäste.
Grundsteinlegung auf dem Hochfeld
M
it dem Lied „Nun danket all und bringet Ehr…“ begann die feierliche Grundsteinlegung
zur Paul-Gerhardt-Kirche, die am Freitag, dem 28. Juli, auf dem Hochfeld stattfand.
Nach einem schwülen Tag, an dem wiederholt Gewitterwolken vom Himmel herab drohten,
hatte uns Gottes Güte einen besonders schönen Sommerabend beschert. Viele Gemeindeglieder vom Hochfeld- unter ihnen nicht wenige Heimatvertriebene – hatten gewünscht, dass ihre
Kirche nach Paul Gerhardt (1607 bis 1676) genannt werden solle. Darum kam dieser bei der
Feier reichlich zu Wort. Die Lieder, die gesungen wurden (231, 1-6; 250, 1-3 u. 13; 197, 8) und
die beiden Strophen, die eine Konfirmandin sprach (348, 8 und 9), stammen auch von ihm.
Auch Kirchenrat Dr. Lindenmeyer, der seiner Ansprache das Wort Eph. 2, 19f zugrunde legte,
erinnerte an Paul Gerhardt, der im 30-jährigen Krieg das Leid der Heimatlosigkeit erfahren
hat. In einem seiner Lieder heiße es: „Ich bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen Stand.“
Zugleich sei Paul Gerhardt aber auch ein Künder des Heimatrechtes gewesen, das wir bei Gott
haben. Der Dekan wünschte den Gemeindegliedern vom Hochfeld, dass sie in der Kirche, die
ihnen nun gebaut werde, als „Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen“ heimisch
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Blick auf das Gemeindezentrum und die Kirche Paul-Gerhardt im Jahre 1965
werden mögen. Während die Urkunde samt einigen Beigaben in einer Kassette eingelötet
wurde, sang eine Gruppe der Ulricher Gemeindejungend ein Bekenntnislied. Der Posaunenchor der Gemeinde St. Johannes leitete die Feier ein und begleitete die Choräle.
Außer dem Dekan beteiligten sich an den Hammerschlägen Senior Pfarrer Schlier, die drei
Geistlichen der St.-Ulrichs-Gemeinde Henzler, Schuller und Heckel, der katholische Geistliche des Hochfelds Stadtpfarrer Stur, Schulrektor Schaad, Oberbaurat Stab in Vertretung des
Stadtbaurats, Architekt Pitroff, Frau Dill im Namen des Baugeschäfts Fritz Dill und Kirchenvorseher Mathieu. Die von dem Gemeindeglied Georg Mutzbauer auf Pergament geschriebene Urkunde verlas Pfarrer Heckel. Sie hatte folgenden Wortlaut:
Im Jahr des Herrn 1962 am Abend des 27. Juli wurde im 3. Pfarrsprengel der St.-Ulrichs-Gemeinde der Grundstein für die Paul-Gerhardt Kirche sam Pfarrhaus und Kindergarten hier auf
dem Hochfeld gelegt. Der Name der Kirche wurde gewählt in dankbarem Gedenken an den
leidgeprüften, treuen Bekenner evangelisch-lutherischen Glaubens / hochbegabten Dichter
von vierzig Liedern unseres Gesangsbuchs / und starken Tröster unseres Volkes seit über dreihundert Jahren.
Wir bitten Gott, dass in der Kirche, die über diesen Grundstein erbaut wird, sich zu ihren Gottesdiensten stets eine Gemeinde versammle, die mit Paul Gerhardt bekennt.
Der Grund, da ich mich gründe,
ist Christus und sein Blut
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Ruhe und Unruhe des
Volkes Gottes
W
eihe der Paul-Gerhardt-Kirche und des
Gemeindezentrum auf dem
Hochfeld
Im Innenhof des neuerbauten Gemeindezentrums auf
dem Hochfeld hat schon vor
ein paar Wochen ein Vogel
sein Nest gebaut und Junge
darin ausgebrütet. Dies Nest
erinnert an den 4. Vers des
84. Psalms, der bei der Weihe
der Paul-Gerhardt-Kirche am
Weihe der Kirche Paul-Gerhardt auf dem Hochfeld
vergangenen Sonntag als erstes
Schriftwort verlesen und gebetet wurde: „Der Vogel hat sein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge hecken:
Deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott!“ Bisher glichen unsere Gemeindeglieder auf dem Hochfeld den Zugvögeln, weil es für sie fast ein Ausflug war, wenn sie am
Sonntag bis nach St. Ulrich kamen. Nun haben sie ihr Nest gefunden. und was für ein Nest!
Unser Dekan, Kirchenrat Dr. Lindenmeyer, begann seine Festpredigt mit den Worten: “Wir
dürfen ein volles, ehrliches Ja sagen zu den Festlichkeiten und Freude dieses Tages, dankbar
dem Herrn, der dieses Werk hat vollbringen lassen und dankbar den Menschen, die für diesen
traulichen Ort geplant, gearbeitet, geopfert haben und Mitverantwortung trugen.“ Die Frage,
ob das, was in dieser Kirche fortan geschehe, in einer echten Beziehung zur harten, nüchternen
Wirklichkeit des heutigen Menschen stehe, oder ob es nur ein „Anbau an seinen Alltag sei,
beantwortete er, indem er aufgrund seines Predigttextes – Hebr. 4, 9-12 – von der Ruhe des
Volkes Gottes in der Unruhe der Welt sprach. An Beispielen aus dem Leben Paul Gerhardts
und unter Anführung vieler Liedstrophen des Dichters zeigte er, wie dieser vor dreihundert
Jahren in der Unruhe der Welt selbst zur Ruhe gekommen sei und seitdem viele Menschen zur
Ruhe des Volkes Gottes geführt habe.
Unter den Gliedern der Paul-Gerhardt-Gemeinde, so führte der Prediger aus, sind viele Heimatvertriebene – Paul Gerhardt musste auch den Wanderstab ergreifen und seine Berliner
Gemeinde verlassen, weil er seinem Kurfürst ein von ihm abverlangtes Versprechen, das sein
Gewissen verletzt hätte, nicht geben konnte. Damals entstand das Lied: „Ich bin ein Gast auf
Erden…“ Andere Bereiche, die uns beunruhigen? Das Fernegerücktsein von Gott, die Unsicherheit des menschlichen Schicksals – P. Gerhardt:“Befiehl du deine Wege und was dein
Herze kränkt…“ Unruhe nicht nur durch Verkehr und Arbeitstempo, sonder auch durch verborgenes oder klares Wissen um die menschlich Schuld – P. Gerhardt:“Nichts, nichts kann
mich verdammen, nichts nimmt mir meinen Mut; die Höll und ihre Flammen löscht meines
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Heilands Blut.“ Unruhe Dadurch, dass wir zum
Tode gefordert sind – P. Gerhardt:“ Mach End, o
Herr, mach Ende…“ und „Wenn ich einmal soll
scheiden, so scheide nicht von mir.“
Es gibt auch eine falsche Art, die innere Unruhe
zu überwinden. Sie Besteht darin, dass man sich
an den wesentlichen Fragen des Lebens vorbeischleicht und „ Friede! Friede!“ ruft, wo doch kein
Friede ist ( Jer. 6, 14); dass man sich, wie der bekannte Seemann, „durch nichts erschüttern“ lässt.
Das Wort Gottes ist ein zweischneidiges Schwert:
Es verursacht die Unruhe des Gewissens, bringt
Unruhe in die unrealistische Ruhe der Welt und
führt in diesen Realismus ganz neuer Art.
Wer durch das Wort Gottes beunruhigt ist, ist
bereit, zu dienen und Verantwortung auf sich zu
nehmen. Erkaltet die Liebe unter uns (Mt. 24,
12) oder kommt es zu einem neuen diakonischen Aus dem Einweihungsheft - der Engel auf der
Weststeite des Kirchendaches
Aufbruch? Unsere Arbeit in dem Herrn ist nicht vergeblich (1. Kor. 15, 58). Paul Gerhardt:“Ich will dein
Diener bleiben / und dein Lob herrlich treiben / im Hause, da du wohnest / und Frommsein
wohl belohnest.“
Die Weihe des Gemeindezentrums hatte mit der feierlichen Übergabe des Kirchenschlüssels
durch den Architekten und den Dekan an den Gemeindepfarrer begonnen. Der erste Gemeindegesang, der in der Kirche erklang, war Paul Gerhardts Loblied „Sollt ich meinem Gott nicht
singen?“. Die Verbundenheit mit der Ulrichsgemeinde kam dadurch zum Ausdruck, dass die
Pfarrer Henzler und Schiller dem Dekan assistierten und der Kirchenchor von St. Ulrich sang.
Pfarrer Heckel hielt mit der Gemeinde den liturgischen Teil des Gottesdienstes.
Anschließend an den Festgottesdienst fand im Kindergarten noch eine Nachfeier in einem
kleineren Kreise statt. Auch hier erinnerte Dekan Dr. Lindenmeyer an Paul Gerhardt, der mit
seiner Frau von fünf Kindern vier schon frühzeitig hergeben musste. Lied 453! Ihre Freude
über das wohlgelungene Werk des Architekten Luther (Planung) und Pittroff (örtliche Bauleitung) und ihren von Herzen kommenden Wünschen gaben nach der Begrünung durch Pfarrer Heckel Ausdruck auch Regierungsvizepräsident Sievers, Oberbürgermeister Pepper – zur
Beschleunigung des Turmbaus winkte er mit einer Kirchenuhr! - , Kaplan Gottwald von St.
Canisius, Rektorin Ruf und Kirchenpfleger Hirner von St. Ulrich. Die Jüngsten der Gemeinde,
die im Kindergarten bereits Nestwärme gefunden haben, verbreiten viel Freue und Heiterkeit
durch ein Paul-Gerhardt-Lied („Geh aus mein Herz und suche Freud´…“) und durch Verse
und selbstgebastelte Geschenke für die am Bau beteiligten Handwerker. Pfarrer Schiller richtete zum Schluss die Gedanken auf das Wort, das in großen silbernen Buchstaben die Kanzelwand der Kirche schmückt:“Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; Ich
will euch erquicken… So werdet ihr Ruhe finden für euere Seelen“(Mt. 11, 28-29).
Der ganze Tag, der wohl vielen unvergesslich bleiben wird, klang am Abend aus in einer festlichen Kirchenmusik, die unter Leitung von Helmut Haug von Edith Manlick (Sopran), Fried-
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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rich Städtler (Orgel) und dem collegium musicum der Mozartgemeinde ausgeführt wurde
und die Herzen noch einmal zu Lob und Dank erhob.
Zur Weihe der neuen Paul-Gerhardt-Kirche in Augsburg auf dem
Hochfeld am 21. Juni 1964
D
ie Erbauung des Gemeindezentrums
der
Paul-Gerhardt-Kirche
auf
dem Hochfeld hat eine lange
Vorgeschichte. Sie hängt eng
zusammen mit der Geschichte
unseres Volkes vor und nach
dem Zusammenbruch 1945.
In einem Schreiben der evang.luth. Gesamtkirchenverwaltung vom 18. April im Jahre
1937 wurden umfangreiche
Verhandlungen geführt. Aus
den damals bekannten Gründen hat sich die Angelegenheit
wieder zerschlagen . . .:“
Aus dem Einweihungsheft - der Gemeindesaal im Jahr 1964
Eigenartig, dass eine kurze,
aber einschneidende Geschichtsepoche unseres Volkes, deren Führung die Kirche ablehnte, geradezu die Ursache
wurde, dass die neue Paul-Gerhardt-Kirche heute steht. Auf jeden Fall ging der zündende Funke für den Bau des neuen Gemeindezentrums von der Ulrichsgemeinde aus.
Durch das Wachstum der Stadt in den 30er Jahren und dann erst durch den außergewöhnlichen Zustrom von Flüchtlingen aus allen deutschen Gebieten nach 1945 wurde die Ulrichsgemeinde zur größten Augsburger Pfarrei, die zeitweise über 8000 Gemeindeglieder zu betreuen
hatte.
So blieb nicht aus, dass der Kirchenvorstand St. Ulrich sich eines Tages mit dem Problem befassen musste, für die Gemeinde des als Wohngebiet klar umrissenen Hochfeldes neue Räume
zu schaffen, zumal dieses Wohngebiet schon seit den 30er Jahren zunehmend bebaut wurde.
Als dann (besonders in den Jahren nach 1950) viele Wohnungen erstellt wurden, um die vielen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus dem deutschen Osten und aus Mitteldeutschland
unterzubringen, ergriffen die Pfarrer von St. Ulrich mit dem Kirchenvorstand die Initiative
und vagen die evang.-luth. Gesamtkirchenverwaltung, um den Erwerb eines geeigneten Kirchenbaugrundstückes besorgt zu sein.
Nach jahrelangen Verhandlungen um ein Grundstück gelang es lediglich, ein von Hochhäu-
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
28
sern umgebenes Gelände zu erwerben, das für einen Kirchenbau
große Probleme für die Planung mit sich bringen musste.
Einerseits schien durch die eingeengten Verhältnisse des Geländes
zwischen den hohen Wohnblöcken ein Kirchenbau im herkömmlichen Sinn undurchführbar, so sehr dies wünschenswert gewesen
wäre. Andererseits konnte den sechs bis neun Etagen hohen Blöcken niemals an Höhe Konkurrenz gemacht werden, so dass die
Kirche als Symbol des Glaubens die Häuser überragt hätte. So
wurde schließlich in anderer Weise „Konkurrenz“ gemacht, indem
in betont schlichter und niedriger Bauweise geplant wurde. Es entstand auf dem Reißbrett des Architekten des evang.-luth. Landeskirchenrates, Baurat W. Luther, München, der Grundentwurf eines
Aus dem einweihungsheft Gemeindezentrums,
dessen einzelne Gebäudeteile sich um einen
die orgel PaulGerhardtdem
Hochfeld
rechteckigen Innenhof legten.
Im Osten kam der Kindergarten zu liegen, im Süden Pfarrer- und
Kindergärtnerinnen-Wohnung, im Westen Amtsräume, die zweigeschossige Kirche und im
Norden Jugend- und Gemeinderäume.
Nach mancherlei Änderungen und Verbesserungen der Pläne konnte endlich im Frühjahr
1961 vom Kirchenvorstand St. Ulrich und von der evang.-luth. Gesamtkirchenverwaltung der
endgültige Planungsauftrag an den Architekten vergeben werden. Das nach einem weiteren
Jahr unendlicher Planungsarbeit an den Detailplänen nach Pfingsten 1962 die Baufirma Dill
ihre Arbeit beginnen konnte, ist dem Fleiß und der Mühe des örtlichen Bauleiters, Architekt
Dipl.-Ing. M. Pittroff, zu verdanken, der als örtlicher Architekt die meiste Arbeit an dem Fortgang der Bauplanung hatte. So konnte am 27. Juli 1962 feierlich der Grundstein gelegt werden.
Im Herbst des gleichen Jahres erhielt die Kirche den Namen Paul-Gerhardt-Kirche.
Im Sommer 1963 konnten wir unter Beisein von Pfarrern und Kirchenvorstehern „Hebauf “
feiern. Als Turm war von Anfang an ein Bauwerk in Gestalt einer stark zugespitzten Pyramide geplant worden. Zum Turmbau gehören außer den Mitteln auch Mut! Nun ist es bei dem
von hohen Wohnblöcken eng umstandenen Baugelände immer eine Rätselfrage geblieben,
welcher Art der Turm sein könne und wie er stehen müsste. Nach mancherlei Versuchen hat
man den Turm zunächst ausgeklammert, um den Baubeginn nicht
zu verzögern.
Es wurden inzwischen viele andere Lösungen versucht. So müssen
wir die Weihe zunächst ohne Turm und Glockengeläute vollziehen,
aber die Zeit und geduldige Überlegungen werden auch hier eine
gute Lösung bringen.
So liegt die Kirche mit den Gemeinderäumen in ihrem niedrigen
Erscheinungsbild, eingebettet in hohe Blöcke und in Grundflächen.
Zwei Dachbekrönungen auf den Giebeln der Kirche fallen auf, die
dem Bau die durch den noch fehlenden Turm zu vermissende sakrale Wurde ersetzen: Auf der Westseite ein als Wetterfahne gestalteter Engel, auf der Hofseite ein Kreuz mit blauemaillierter Inschrift
„INRI“ und „A u. O“. Entworfen wurden diese Kunstwerke von
Orgel im heutigen
Prof. Göhlert, Augsburg, ausgeführt von Kunstschlossermeister M. Die
Zustand nach der Restaurierung
2011
Rauschen.
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Wenn man die Gebäude durch das Eingangsgitter betritt, kommt man in den stimmungsvollen
Atriumshof, in dem freilich ein Brunnen noch fehlt. Von diesem Hof aus führt der Haupteingang in das Innere der Kirche. Sie ist ein fast quadratischer Raum, hinten und seitlich mit einer
Empore. Durch hochliegende Fenster erhält der Raum sein Licht. Auffallend ist die Anordnung
der Bänke, die hinten in normaler Aufstellung, ab der Mitte aber rechts und links von Altar,
Kanzel und Taufstein aufgestellt sind. Hier liegt der Versuch vor, die Gemeinde im Wort und
Sakrament im wahrsten Sinne des Wortes zusammen.
Das ist vielleicht den Kirchengängern der alten Augsburger Kirchen ungewohnt, weil sie Abstand gewöhnt sind, aber vielleicht sollte doch eine gewisse „Tuchfühlung“ nicht fehlen, wenn
Gemeinde Gemeinschaft bleiben soll, die einander kennt, hilft und füreinander eintritt.
Um den Mittelpunkt zu betonen, sind die eigentlichen künstlerischen Arbeiten in unmittelbarer
Verbindung zwischen Kanzel, Altar und Taufstein gebracht. Besonders fallen ins Auge Leuchter
und Altarkreuz, von Hermann Jünger, Taufkirchen bei München, entworfen und gestaltet. Besonders kostbar und als Blickpunkt gedacht ist das silberne Schriftgitter, mit vielen Edelsteinen
besetzt, an der Wand hinter dem Altar. Es enthält das Wort des Herrn Jesus: „Kommet her zu
mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken…“ Somit ist die Beziehung
zur Liturgie unmittelbar hergestellt. Es soll bewusst nicht deutlich zu lesen sein, um nicht abzulenken, aber es ist doch zugleich ein Blickpunkt, der ins Zentrum führt, zum Christus für uns! Es
ist von H. Jünger entworfen, wie auch der Taufständer aus Bronzeguss. Dieser ist etwas leichter
gehalten, um den Raum vor dem Altar nicht zu beschweren. Baldachin über Kanzel und Altar,
gestaltet von Günther Danco, München, lenkt den Blick von den Sakramenten und vom Wort
her hinauf zum himmlischen Zion nach den Gedanken der Offenbarung St. Johannes. Ebenso
von Günther Danco sind 4 Schmucktafeln und eine Schrifttafel an der Empore gestaltet, die
sich unmittelbar auf die Gnaden-Gaben der Taufe beziehen, ausgedrückt in Gleichnissen Jesus
(10 Jungfrauen, Barmherziger Samariter, Reicher Kornbauer und Reicher Mann und armer Lazarus).
Rechts oberhalb von Altar und Kanzel, auf der Empore, befindet sich der Barock-Prospekt einer
kleinen Orgel mit 6 Registern, die trotz barocker Gestalt nicht aus dem Rahmen fällt, da sie dem
Raum in Farbe und Ton weitgehend angeglichen ist. (Sie ist sogar inzwischen zu Berühmtheit
gelangt, da sie auf manchen Oratorienwerken der Archiv-Produktion zu hören ist. Sie ist aus
dem Besitz der Gemeinde St. Markus in München an uns übergegangen, wo Prof. Karl Richter
die großen Bach-Oratorien aufgenommen hat.)
Die übrigen Räume können hier nicht im Einzelnen beschrieben werden, jedoch sind sie nicht
ohne eine gewisse Noblesse und doch Schlichtheit eingerichtet.
Besonders Dank sei den Mitarbeitern und Amtsträgern der Ulrichs-Gemeinde der evang. Luth.
Gesamtkirchenverwaltung gesagt, die den Bau unterstützt haben durch Beratung, Planung und
Finanzierung. Besonders Dank geht aber auch den Spender, die immer wieder mit kleinen und
großen Beträgen den Bau und seine Einrichtung mit finanziert haben. Ebenso muss der treue
Dienst der Gemeindehelferinnen gewürdigt werden, die durch Jahre hindurch die Kirchenbauvereinsgaben in den Häusern gesammelt haben. Unvergessen sollen auch vor allem solche Spender sein, die in ihrer Bescheidenheit kleine und große Gaben ohne Namensnennung sandten
und vielfach große Opfer brachten.
Fertig wird die Kirche freilich erst dann sein, wenn auch die Gemeinde Heimat gefunden hat im
neuen Gemeindehaus und wenn der einzelne zum lebendigen Glauben an Christus gekommen
ist.
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Erinnerungen einer Pfarramtssekretärin
Frau Irene Ebert
Als ich am 27. Juli 1962 vom Laubengang unserer Wohnanlage aus die Grundsteinlegung der zukünftigen PaulGerhardt-Kirche verfolgte, konnte ich nicht ahnen, wie
mein Leben mit der Kirche und der Gemeinde schon
bald verbunden sein würde. Im Frühjahr 1963 fragte mich
Pfarrer Heckel anlässlich eines Besuches, ob ich nicht
Lust hätte, bei ihm im Pfarramt als Sekretärin zu arbeiten
– aber das lehnte ich zuerst einmal ab, hatte ich doch keine Ahnung von der Tätigkeit in einem Pfarramt und dem
Aufbau der Gemeinde. Doch im Laufe des Sommers habe
ich mir überlegt, diese Herausforderung anzunehmen
und ich sagte zu. Im Herbst 1963 begann ich meine Tätigkeit, damals noch in der Wohnung von Pfarrer Heckel.
Erst im Dezember, als Pfarrer Heckel mit seiner Familie
ins Pfarrhaus zog, konnte ich auch mein Büro beziehen.
Nun war ich also Pfarramtssekretärin und hatte, wie man so schön sagt, „von Tuten
und Blasen keine Ahnung“.
Das änderte sich schnell, denn auch für Pfarrer Heckel war es die erste, eigene Gemeinde und so lernten wir gemeinsam, die neuen Aufgaben zu bewältigen. Wir waren
ein gutes Team und die Arbeit hat mir von Anfang an Freude gemacht. Ich hatte ja
auch viel mit Menschen zu tun, nicht nur mit Pfarrern und Bauleitern, sondern auch
mit vielen Gemeindegliedern. Das Hochfeld war damals von vielen Flüchtlingen, Vertriebenen und Ausgebombten bewohnt und es galt, sich auf die verschiedenartigen
Mentalitäten einzustellen, was ich gerne getan habe.
Noch bevor die Kirche eingeweiht wurde, begann die Arbeit im Kindergarten. Helga
Linsenmeyer war die erste Kindergartenleiterin und es gab auch nur eine Kindergruppe. Pfarramt und Kindergarten arbeiteten eng zusammen, und dieses Miteinander hat
auch immer bestens geklappt. Bei aller Freude am Erfolg des Gemeindeaufbaus gab es
natürlich auch manchmal „Pleiten, Pech und Pannen“, über die wir nachträglich aber
lachen konnten.
So hat sich unser erster Mesner, Herr Süß, sehr viel Mühe gegeben, die Kirche zur
Einweihung am 21.06.1964 festlich zu schmücken. In seinem Eifer hat er auch das
Taufbecken voll mit Blumen geschmückt, aber er bekam dafür kein Lob, sondern Tadel vom Herrn Dekan: „Ein Taufbecken ist keine Blumenvase!“ Da war er schon recht
gekränkt.
Oder die Sache mit der Glocke! Die Glocke hing schon im Glockenturm, war aber
noch nicht an das Läutwerk angeschossen. Pfarrer Heckel hatte eine Hochzeit und der
damalige Mesner, Herr Langer, wollte dem Brautpaar eine Freude machen und selbst
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läuten. Als Pfarrer Heckel das Brautpaar im Gemeindesaal abholen wollte,
nahm er das Glockenseil und begann zu
läuten. Erst ganz langsam, dann immer
mehr – aber er hatte nicht damit gerechnet, wie lange der Pfarrer brauchte, das
Paar abzuholen – und seine Kräfte ließen nach. Immer langsamer wurde das
Geläut, Herr Langer hing mit letzten
Kräften am Seil und konnte kaum noch
atmen – aber er hat es geschafft. Aber
auch er bekam kein Lob, denn eine Glocke darf erst geläutet werden, wenn sie
geweiht ist.
Schlimmer war da schon ein Wolkenbruch im Sommer, der das ganze Regenwasser von unten in den damaligen
Kindergarten-Schlafsaal drückte. Das
Wasser stand fast kniehoch. Da mussten
alle verfügbaren Kräfte mit anpacken.
Im Badeanzug, mit Gummistiefeln wurde das Wasser mit Eimern ausgeschöpft
– und alles dauerte. Später wurde alles
„trockengelegt“ und eine solche Überschwemmung gab es nie mehr.
Aber ich erinnere mich auch noch an viel andere Dinge: An die Gemeindenachmittage, jedes Mal mit anderen Referenten, ob Arzt, Apotheker, Feuerwehr oder besondere
Filme, im letzten Moment mussten wir oft noch bei der „Bäckerei Röthinger“ Kuchen
nachbestellen, weil viel mehr Leute kamen, als erwartet. Damals gab es fast noch kein
Fernsehen und die Gemeindenachmittage waren oft die einzige Abwechslung.
Oder ich erinnere mich noch an die jährlichen Pfarrausflüge. Da standen schon Gemeindeglieder am ersten Tag vom Fahrkartenverkauf vor der Bürotür, weil alle in der
ersten Reihe sitzen wollten.
Und ich denke daran, wie Jugendliche unserem Engel auf dem Kirchendach eine
Strickmütze aufgesetzt haben und wir niemanden fanden, der raufsteigen und die
Mütze wieder abnehmen wollte.
Eine ganz schöne Erinnerung ist unser Adventsbasar im Gemeindesaal. Mit Hilfe unserer Männer wurden richtige Verkaufsstände gebaut, die Waren angeboten, die wir
im Laufe des Jahres gesammelt oder gebastelt hatten. Das war viele Jahre am ersten
Adventssonntag ein großer Erfolg.
Auch als Ehestifter hat sich die Paul-Gerhardt-Kirche bewährt: Als Marianne Schulz
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Kindergartenleiterin war, hielt an einem Sonntag Pfarrer Jochen Müller den Gottesdienst – Fräulein Schulz den Kindergottesdienst. Pfarrer Müller war Missionar in Tansania und auf Heimaturlaub. Herr Langer hat die beiden miteinander bekannt gemacht
und da hat es wohl auch bald „gefunkt“. Geheiratet wurde in Rosenheim und danach
haben sie sechs Jahre mit zwei Kindern in Tansania gelebt. Und ich hatte das große
Glück, Hochzeit und später sogar Silberhochzeit mit feiern zu dürfen.
Und unsere Kindergartenleiterin Gabriele Bulling heiratete später unseren Kirchenvorstand Manfred Floussek. Und auch da durften der Pfarrer und ich dabei sein.
Nachdem Pfarrer Heckel im April 1975 nach Zürich ging, musste ich die „Stellung „
bis zur Einführung von Pfarrer Ahnert im September 1975 alleine halten. Ich hoffe,
ich habe das damals gut hin bekommen, denn ein Gemeindemitglied hat später zu mir
gesagt: „Jetzt haben Sie aber wirklich alles gemacht, nur das Predigen fehlt noch.“ Und
das war wohl auch besser so!
An einen neuen Chef muss man sich gewöhnen – und er sich an die neue Sekretärin. Aber das ging sehr gut und sehr schnell. Ich denke, wir haben uns gut ergänzt und
gerne zusammengearbeitet. Während der Dienstzeit von Pfarrer Ahnert war Thomas
Gottschalk im Bayrischen Rundfunk angestellt und hatte jeden Mittag eine Sendung
„Tommy´s Klick-Parade“. Für diese Sendung konnten sich Betriebsgemeinschaften,
Freunde, Firmen usw. melden, die jeweils an einem Wochentag im Radio von Gottschalk interviewt wurden. Sie sollten etwas über ihre Arbeit erzählen und durften sich
dann Musikstücke wünschen. Nachdem das schon mal der Kindergarten gemacht hatte, wir entschlossen uns zu bewerben. Gesagt, getan, und so waren wir vom 25. bis
29.04.1983 auf Sendung: Pfarrer Ahnert, drei Mitarbeiter vom Gemeindebrief und ich.
Gottschalk hat uns Fragen zu unserer Arbeit in Kirche und Gemeinde gestellt und wir
konnten jeder ein bisschen was davon erzählen, bevor unser Musikwunsch erfüllt wurde. Und einen großen Artikel in der AZ gab es auch noch.
Mit Pfarrer Ahnert wurde auch die „Theologen-Band“ gegründet: Trompete, Klavier, Schlagzeug und Gitarre, manchmal sogar zwei Gitarren. Die Band spielte dann bei „besonderen Anlässen“, wer allerdings mehr Spaß an der Musik hatte, die Musiker oder sie Zuhörer, ist nicht mehr
bekannt.
Wie viele Pfarrer, Pfarrerinnen, Vikare, Mesner, Kindergärtnerinnen und Gemeindeglieder ich
in meiner 22-jährigen Dienstzeit gekannt und erlebt habe, weiß ich nicht mehr, aber die Mesnerinnen Irma Eberle und Wilhelmine Janotta werde ich nicht vergessen.
Es war eine sehr schöne Zeit für mich mit viel Arbeit und viel Freude. Und als ich dann im März
1985 verabschiedet wurde, war für mich trotzdem noch nicht ganz Schluss. Fast jede Woche
einmal habe ich meiner Nachfolgerin Emma Braun ein bisschen geholfen, ich konnte mich einfach von Kirche, Gemeinde, Pfarramt und Kindergarten nicht ganz trennen. Und auch heute,
nach 50 Jahren, bin ich wieder ein kleines bisschen dabei und ich tue es nach wie vor gerne.
Und so wünsche ich der Paul-Gerhardt-Kirche, dem Kindergarten, der Gemeinde und allen
Mitarbeitern, wo immer sie auch tätig sind, für die Zukunft alles Gute.
Viel Glück und viel Segen, auf all Euren Wegen - Gesundheit und Freude sei auch mit dabei!
Irene Ebert
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Fasching 1970, Kindergartenleiterin Marianne Müller
Fasching 1992
Kindergarten 1989
(Maria, Uschie, Karl)
T
Kindergarten 1990
Nikolausfeier
1988
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Taufe 1987, Linda Neueder, Vikarin Hiller -Richter
Maifest 1989
Taufe 1983,Anja Neueder, Pfarrer Ahnert
r
Einführung Pfarrerin Jutta Krimm,
2005 mit Fr. Dekanin Kasch (li.)
Jugendleiter 2005, von links: Katharina Grethlein,
Michael Scherzer, Sandra Schreiber, Rudolf Schmidt,
Linda Neueder, Maximilian Vilniskis, Anja Neueder,
Victrtoria Panagiotopoulos
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Sommerserenaden 2006
Neue Heizanlage für das Gemeindezentrum Paul-Gerhardt, 2007
Neujahrsempfang 2007
Innenhof im Sommer
Erntedankfest 2009
Pfarrerin Jutta Krimm
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Jugendleiter feiern nach dem Konfi-Camp im Innenhof, 2011
Sommerserenaden 2006
Gemeindefest
Sommerserenaden 2006
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Kkonfirmantengruppe 2007
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Erinnerungen an die Paul-Gerhardt-Kirche
von Evi und Georg Pabst
Die Paul-Gerhardt-Kirche feiert dieses
Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Das ist
ein guter Grund zurückzublicken und
Frau Pfarrerin Krimm bat uns, ein paar
Gedanken für die Festzeitschrift zu
schreiben.
Im Juli 1961 zogen meine Eltern nach
Augsburg in den Alten Postweg 84.
Meine Schwester und ich mussten
täglich in die Rote-Tor-Schule laufen.
Die nächstgelegene evang. Kirche war
Evi Pabst als Konfirmantin vor der Kirche Paul-Gerhardt
die Ulrichskirche, in der auch meine
Schwester noch konfirmiert wurde.
Es war schon immer ein ziemlich langer Fussweg. Dann wurde der Bau der Paul-Gerhardt-Kirche begonnen. Ich war eine der Ersten, die hier ihre Konfirmation feierten (
11.04.1965 ). An meinen Konfi-Unterricht habe ich leider nicht viele Erinnerungen, er
fand zwar regelmäßig statt, doch wurde ich vom Unterricht oft befreit. Unser damaliger
Pfarrer Heckel wohnte mit seiner Frau und den Kindern ( ich weiß nicht mehr genau,
waren es drei oder vier ) in der Pfarrwohnung. Von unserem Unterrichtsraum aus kam
man durch einen Gang im Keller direkt in die Wohnung. Oft, wenn Frau Heckel nicht
da war, sagte Pfr. Heckel:“ Evi, geh doch rüber und pass auf die Kleinen auf “. Für mich
war es damals etwas Besonderes. Jahre später begriff ich erst, was ich versäumt habe.
Auch wenn es heute den Konfirmanden manchmal lästig erscheint, zum Unterricht
zu gehen, muss ich sagen: Ihr wisst gar nicht, wie gut ihr es heute habt. Ihr bekommt
im Unterricht und auf den Freizeiten viel mehr von unserem Glauben
mit und könnt den Sinn der Konfirmation viel besser verstehen und
begreifen. Es geht nicht um die materiellen Geschenke, viel wichtiger
ist, was Gott uns täglich schenkt.
Ich habe aber auch noch eine andere Erinnerung an ihre Kirche. Wir
haben 1965 das erste Krippenspiel
aufgeführt. Lange probten wir vorher und lernten die Texte auswenWeihnachten 1965. Krippenspiel in der Kirche Paul-Gerhardt mit
dig. Ich spielte den Engel Gabriel, Evi Pabst als Engel.
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meine Schwester war der Josef. Ich musste dreimal sagen: Nun musst du aufstehen,
Josef, und …… Es ist eine schöne Erinnerung und noch heute, wenn wir manchmal
über unsere „alte Zeit im Hochfeld“ sprechen, fällt uns dieses Krippenspiel wieder ein.
Wir waren eine größere Gruppe Jugendlicher, die viel Freizeit miteinander verbracht
haben und die Konfession spielte damals keine Rolle.
Es ist schon merkwürdig, wie Gottes Wege uns oft zusammen führen. Ca. 30 Jahre später lernte ich meinen Mann Georg kennen. Er war bei der Polizei und ….. das erzählt
er selbst
Ein Zeitzeugnis aus den Anfängen der Paul-Gerhardt-Kirche
Mein Beruf war Polizeibeamter, den ich nach meiner Ausbildung in Augsburg ausübte.
Damals habe ich meinen Dienst im 1. Polizeirevier geleistet. Diese Dienststelle war im
Rathaus untergebracht, das damals gerade wiederhergestellt wurde, weil es in der Bombennacht vollständig zerstört worden war.
Polizeibeamte waren in dieser Zeit hauptsächlich zu Fuß unterwegs. Die Streifenzeit
war für mindestens zwei Stunden und manchmal auch für drei oder vier Stunden angesetzt. Ganz schön lang, besonders in kalten Wintertagen und nachts bei Regen und
Sturm.
Unser Streifenbezirk umfasste unter anderem das Gebiet Hochfeld, das heutige Univiertel, das noch gar nicht bebaut war und endete an den Stadtgrenzen der Vorstädte
Haunstetten und Göggingen. Einen großen Vorteil hatte das „zu Fuß gehen“ für die
Wohnbevölkerung. Wir hörten und sahen viel mehr, wir konnten mit den Menschen
auf der Straße sprechen. Dabei haben wir viel erfahren über Missstände und ärgerliche
Zustände. Aber die Menschen freuten sich auch, weil sie sich sicherer fühlten, wenn die
Polizei in ihrem Wohnviertel unterwegs war.
So auch Pfarrer Heckel und seine Ehefrau, deren Pfarrei gerade aufgebaut wurde und
das im wahrsten Sinn des Wortes. Es wurde nämlich die neue Kirchengemeinde aufgebaut und der schön und modern erscheinende Kirchenbau errichtet. Die Paul Gerhardt
Kirche war längere Zeit eine Baustelle, um die wir uns kümmerten und die wir regelmäßig aufsuchten, um Diebstähle und Beschädigungen am Bau und den Baumaschinen zu
verhüten.
Ich erinnere mich gerne an die Anfangsjahre des Hochfeldes, an die Paul Gerhardt Kirche, den Kindergarten in der Nachbarschaft der Kirche, die Hochfeldschule, die vielen
neuen Häuser, die dort gebaut wurden. Vor allem aber war es schön als Polizeibeamter
mit den Menschen auf der Straße zusammen zu treffen, sie kennen zu lernen und von
ihren Sorgen zu hören. Damals wohnte ich als junger, lediger Polizist auch noch ganz in
der Nähe in der Haunstetter Straße.
Evi und Georg Pabst
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Die Straßennamen unserer Kirchengemeinde
Was steht dahinter?
Unsere beiden Stadtteile, das Hochfeld und das Univiertel spiegeln in den Straßennamen die
frühere Nutzung des Geländes als Alter Flugplatz wieder. So erinnern die Straßenbezeichnungen in beiden Stadtteilen an bedeutende Persönlichkeiten der Fluggeschichte, an Piloten und
Techniker die mit ihrem Wirken an der Historie der technischen Entwicklung mitgeschrieben
haben. In jüngerer Zeit fiel wohl auf, dass unter den vielen Namensgebern keine Frau vertreten
war – und so wurde bei der Neuvergabe von Weg- und Straßennamen auch – erfolgreich - nach
Frauen gesucht, die sich in Wissenschaft und Forschung verdienst gemacht haben. Der Rahmen
unserer Festschrift erlaubt nur einen kurzen Blick auf den Lebensweg der Namensgeber/innen
und macht vielleicht Lust, sich selber mit den einzelnen Biographien zu beschäftigen.
Alter Postweg
Der Name erinnert an die frühere Weise, die Post mitteln Postreiter zu transportieren. In Augsburg lagen die Poststationen vor den nachts geschlossenen Stadtmauern, damit sich die Postreiter Tag und Nacht auf den Weg machen konnten, gegebenenfalls nach einem Wechsel der
Pferde. Der Alte Postweg war die postalische Verbindung in den Süden.
Anna German
Anna Viktoria German; 1936-1982, berühmte polnische Sängerin mit russlanddeutschen Wurzeln, geboren in Usbekistan. Sie sang zumeist in polnisch und russisch, aber auch englisch und
anderen Sprachen und ist besonders unter Russlanddeutschen bekannt und geschätzt.
Bauernfeind, Karl Maximilian von
1818-1894, Brückenbauingenieur und Geodät, forschte an der Theorie der Brückengewölbe,
entwickelte das Prismenkreuz „Bauernfeindprismen“ das für Vermessungsarbeiten unentbehrlich wurde. Sein Buch „Elemente der Vermessungskunde“ von 1856 war lange das Standartwerk
der Vermessungstechnik.
Blériot, Louis
1872-1936 war ein französischer Luftfahrtpionier, der mit dem Flugzeug Blériot XI am 25. Juli
1909 als erster Mensch in einem Flugzeug den Ärmelkanal überquert hat. Sein Flug von Calais
nach Dover dauerte 37 Minuten bei einer durchschnittlichen Flughöhe von 100 Metern. Dieser
historische Flug leitete einen wahren Flugzeugboom ein. Über hundert Bestellungen für den
Typ XI gingen unmittelbar nach dem Flug ein, hergestellt wurden letztlich insgesamt etwa 800
Stück. Blériot wurde somit zum ersten kommerziellen Flugzeughersteller. Später bezeichnete
man ihn als „Vater der modernen Eindecker“.
Canisius, Petrus
1521-1597, Jesuit und Kirchenlehrer der katholischen Kirche, Domprediger in Augsburg in der
Zeit der Gegenreformation 1559-1566, Namenspatron der katholischen Kirche St. Canisius im
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Hochfeld
Dornier, Claude Honoré Desiré
1884-1969, Flugzeugkonstrukteur, hatte die deutsche und französische Staatsbürgerschaft,
Mitarbeiter des Grafen von Zeppelin, später Teilhaber und Geschäftsführer des Flugzeugbauzweiges, aus dem sich die Dornier-Werke entwickelt haben.
Dr. Lagai, Heinrich (Karl Wilhelm)
1826-1889, Redakteur in Trier und Frankfurt, ab 1861 im höheren Verwaltungsdienst des Königreichs Hannover. Am 2.8.1908 vermachte seine Witwe Johanna Katharina Emilie, geb. Roth
der Stadt Augsburg, in der sie und ihr Mann geboren waren, 100.000 RM zur Errichtung einer
Stiftung für wohltätige Zwecke.
Ernst Heinkel
1888-1958 Ingenieur und Flugzeugkonstrukteur, der in jungen Jahren an Flugapparaten experimentierte, einmal beinahe tödlich verunglückte, Begründer der Heinkel-Werke wurde und
maßgeblich bei der Entwicklung der modernen Luftfahrt mitgewirkt hat.
Firnhaber, Friedrich August
1823-1887 Unternehmer und Kommerzienrat, übernahm 1867 von seinem Onkel die Leitung
der Augsburger Kammgarnspinnerei. Zusammen mit seiner Frau Maria Magdalena, geborene
Zäuner, engagierte sich Firnhaber zeit seines Lebens für bedürftige junge Augsburger und arbeitsunfähige Fabrikarbeiter. Das Gebiet der „Firnhaberau“ ging 1883 in seinen Besitz über,
dieser damalige 189 Hektar große Auwald diente als Jagdgebiet. Über eine Stiftung ging das
Gebiet später von der Friedrich Firnhaber Stiftung in den Besitz der Stadt Augsburg über und
wurde Wohngebiet, die heutige Firnhaberau
Friedrichshafen
Stadt am Bodensee, bekannt durch die Luftfahrtindustrie, u.a. der Zeppelinwerke
Fritz Wendel
1915-1975 Flugkapitän, Testpilot bei Messerschmitt und Weltrekordinhaber auf der Teststrecke zwischen Augsburg und Buchloe, wo er im Jahr 1939 die Geschwindigkeit von 755,138
km/h erreichte, dieser Rekord hielt 30 Jahre. Zeitweise war Wendel auch Präsident des AEV
Hanna Arendt
1906-1975, deutsch-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin, emigrierte als Jüdin aus dem nationalsozialistischen Deutschland, kam über Frankreich nach Amerika wo sie engagiert über gesellschaftspolitische Themen geschrieben hat, über Macht und Verantwortung,
totalitäre Systeme, Ethik und politische Diskurse. Ihre Gedanken und Schriften sind bis heute
ein wichtiger Beitrag in den Debatten zu gesellschaftspolitischen Themen.
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Heini Dittmar
1911-1960, Segelflieger dem 1936 die erste Alpenüberquerung im Segelflugzeug gelang. In einem Motorflugzeug gelang ihm 1941 als erstem Menschen die Überschreitung der Geschwindigkeit von 1000km/h in einem Flugzeug. Dittmar stürzte 1960 bei einem Flug tödlich ab.
Hennch, Georg
1839-1919, Abteilungsingenieur und Vorstand der Eisenbahnbausection Erlangen, u.a. mit dem
Projekt Augsburger Localbahn und Ammerseebahn betraut
Hermann Köhl
1888-1938, Pilot, Flugpionier, startete 1928 zum Transatlantikflug von Ost-West und erreichte
wegen Problemen mit dem Kompass nur die Insel greenly island vor Kanada. Mit Unterstützung kam er doch noch in New York an und erhielt im Rahmen einer Konfettiparade das „Flying
Cross“, die höchste amerikanische Pilotenauszeichnung. Für die Lufthansa war er insbesondere
für den Aufbau der zivilen Nachtflüge verantwortlich und war an der Weiterentwicklung der
Luftfahrt beteiligt. 1935 wurde er von einem amerikanischen Journalist charakterisiert als einer
„der wenigen Männer in Deutschland die den Mut besitzen, sich Göring und den Nazis nicht
zu beugen“.
Hertha Sponer
1895-1968 Physikerin, 1925/26 Studienaufenthalt in Berkely, Privatdozentin und Professorin in Göttingen. 1934 emigriert sie nach Norwegen und bekommt dort eine Gastprofessur.
Von 1936-1966 lehrt sie als Physikprofessorin an der Duke-Universtiy in North-Carolina. Der
Hertha-Sponer-Preis wird bis heute an junge, wissenschaftlich erfolgreiche Physikerinnen verliehen.
Hochfeld
Zwischen Lech und Wertach gelegene Hochebene vor den Toren des frühen Augsburgs. Fruchtbarer Landstrich, vor Überflutung geschützt, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg zunehmend
bebaut um Wohnraum für Flüchtlinge und Vertriebene zu schaffen. Während man früher von
„auf dem Hochfeld“ sprach, heißt es heute eher „im Hochfeld“
Hugo Eckener
1868-1954, Nachfolger von Graf Ferdinand von Zeppelin in den Friedrichshafener Zeppelinwerken, 1924 gelang ihm mit einem Zeppelin die Überquerung des Atlantik bis Lakehurst, er
bekam den Spitznamen „Magellan der Lüfte“ . Nach der Katastrophe des Luftschiffes Hindenburg wurden die Atlantiküberquerungen per Zeppelin eingestellt, zumal das nicht brennbare
Gas Helium für weitere Zeppelinfahrten nicht zur Verfügung stand.
Hugo Junkers
1859-1935, Ingenieur und Unternehmer, entwickelte die „Junkers-Thermen“ (Durchlauferhitzer) für Wohnungen, Gasdruckregler und forschte im Flugzeugbau nach Möglichkeiten,
Langstreckenflugzeuge zu verbessern. Hugo Junkers wurde nach der Machtergreifung der Nati-
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onalsozialisten gezwungen, seine Mehrheit an der Junkers-Flugzeug- und Motorenwerke AG zu
verkaufen und bekam in dem von ihm geründeten Werk Hausverbot, auch seine Heimatstadt
Dessau musste er verlassen. An der Entwicklung und Produktion der Kampfflugzeuge „Ju 87“
oder „Ju 88“ war er nicht mehr beteiligt.
Immelmann, Max
1890-1916, Jagdpilot im ersten Weltkrieg, der für seine ungewöhnlichen Flugmanöver bekannt
war. Nach ihm ist heute z.B. der Immelmann Loop benannt, eine Fahrfigur bei Achterbahnen.
Immelmann wurde im ersten Weltkrieg bei Annay in Frankreich abgeschossen.
Johann Georg Halske
1814-1890 Unternehmer, gelernter Feinmechaniker, gründete 1947 zusammen mit Werner
Siemens die Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske, später war er maßgeblich an dem
Aufbau des Kunstgewerbemuseums Berlin beteiligt
Josef Priller
1915-1961 Luftwaffenoffizier und Jagdflieger im 2. Weltkrieg, nach der Hochzeit mit Johanna
Riegele wurde er nach dem Krieg Direktor der Privatbrauerei Riegele
Kollmann Johann Jakob
1714-1778, Stadtphysikus in Deggendorf, forschte in Bereich der menschlichen Ernährung und
der Arzneiwissenschaft. In Anerkennung für diese Untersuchungen nahm ihn die 1759 gegründete Bayerische Akademie der Wissenschaften 1765 als eines ihrer ersten Mitglieder auf.
Lilienthal, Karl Wilhem Otto
1848- 1896, Nach heutigem Wissen war er der erste Mensch, der erfolgreich und wiederholbar Gleitflüge mit einem Flugzeug (Hängegleiter) absolvierte und dem Flugprinzip schwerer
als Luft damit zum Durchbruch verhalf. Die Gebrüder Wright bauten auf seinen Erkenntnissen
auf. 1896 stürzte Lilienthal aus 15 m Höhe mit einem Hängegleiter tödlich ab. Zur technischen
Entwicklung von Flugkörpern trug Lilienthal maßgeblich bei.
Mulzer, Maximilian
1893-1916, Jagdflieger der wegen seiner Tapferkeit ausgezeichnet und kurz vor seinem Tod
zum Ritter Maximilian von Mulzer geadelt wurde. Fliegerkamerad von Max Immelmann, verunglückte tödlich in Valenciennes/Frankreich
Piccard, Auguste
1884-1962, Schweizer Wissenschaftler und Physiker, stellte 1931 von Augsburg aus einen Ballon-Höhenrekord von 15.785m auf. Neben der Erforschung der Stratosphäre war Piccard in der
Atomforschung tätig und entwickelte zudem den damals genauesten Seismographen. Piccard
war seit seiner Studienzeit mit Albert Einstein befreundet.
Piccard gilt als Inspiration für die Figur des Professor Bienlein in dem Comic „Tim und Struppi“
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Prof. Messerschmitt, Willy
1898-1978, gilt als Pionier der Luftfahrt, Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer. 1927 verlegt
er sein Unternehmen von Bamberg nach Augsburg. 1968 fusionierte die Messerschmitt AG zu
MBB ( Messerschmitt-Bölkow-Blohm)
Robert Gerber
Ein Pilot Robert J. Gerber gehörte zu dem mysteriösen „flight 19“ bei dem am 5. Dezember
1945 vor der Ostküste Floridas 5 Militärflugzeuge einer Trainingseinheit auf ungeklärte Weise
verschwanden. Dieses Verschwinden wird seitdem gerne mit dem rätselhaften „Bermuda Dreieck“ in Verbindung gebracht. Ob es Robert J. Gerber war, nach dem die Robert Gerber Straße
benannt ist, ließ sich bis Drucklegung nicht klären.
Rumpler, Edmund
1872-1940, war ein k.u.k. Luftfahrtruppen Flugzeug- und Automobilkonstrukteur. Seine berühmtesten Konstruktionen waren die Rumpler Taube, der Tropfenwagen und die späteren
Rumpler C-Typen. Maßgeblich war er an der Konstruktion von LKW beteiligt, die damals
schon eine Geschwindigkeit von 100km/h erreichten, 150 PS und einen 12-Zylinder-Motoren
hatten. In der Zeit des NS-Regimes bekam Rumpler wegen seines jüdischen Glaubens Arbeitsverbot.
Salomon Idler
1610-1669 Schuster und gescheiterter Luftfahrtpionier
Bei seinem ersten und zugleich letzten Flugversuch mit zwei selbstgebauten Flügeln an beiden
Armen verlor er die Kontrolle über sein Fluggerät und stürzte auf eine Brücke, die durch die
Wucht des Aufpralls zusammenbrach. Vier Hühner, die sich zu diesem Zeitpunkt unter der Brücke aufhielten, starben. Nach seinem erfolglosen Flugversuch verbrannte er seine Flugapparatur
auf einem Feld in der Nähe des Stadtteils Oberhausen. Ursprünglich plante Idler vom 70 Meter
hohen Perlachturm herunterzufliegen, ein Geistlicher konnte ihn doch schließlich überreden,
von einer niedrigeren Höhe zu beginnen. Der missglückte Flugversuch brachte ihm schon zu
Lebzeiten den Namen „der fliegende Schuster“ ein. Salomon Idler betätigte sich auch als Poet
und Schauspieler. Bei seiner zweiten Heirat war der Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl
Hochzeitsbürge.
Schertlin, Sebastian Schertlin von Burtenbach
1496-1577, Landsknechtführer, später Oberkommandant des gesamten Fußvolks des Reichsheeres, 1530 wurde Schertlin Stadthauptmann in Augsburg, 1546 schloss er sich den Augsburger Protestanten an. Im Schmalkaldischen Krieg war Schertlin Kommandeur der Infanterie der
Oberdeutschen Städte, musste nach der Niederlage über Konstanz nach Basel fliehen, wurde
später begnadigt und konnte nach Augsburg zurückkehren.
Ulrich Schiegg
1752-1810 war ein deutscher Benediktinerpater, Mathematiker, Physiker, Astronom und
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Landvermesser. Er führte 1784 den ersten Heißluftballonstart in Deutschland durch, war einer
der Erstbesteiger des Großglockners, experimentierte mit Höhenmessungen, und wurde damit
betraut, in Salzburg 140 Privathaushalte mit Blitzableitern auszurüsten. Nach einem Unfall mit
der Pferdekutsche 1807 blieb er gesundheitlich schwer beeinträchtigt.
Von Parseval, August
1861-1942, Konstrukteur der „Parseval-Luftschiffe“, Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender
des Augsburger Freiballonvereins, Forschung an Wasserflugzeugen
Von Richthofen, Manfred Albrecht Freiherr
1892-1918 Jagdflieger im ersten Weltkrieg („roter Baron“), mehrfach ausgezeichnet und zur Legende geworden, sein Leben wurde verfilmt, im April 1918 wurde er im Département Somme
abgeschossen
Werner von Siemens
1816-1892, Erfinder, Begründer der Elektrotechnik und Industrieller der zusammen mit Johann
Georg Halske die Telegraphen-Bau-Anstalt von Siemens und Halske gegründet hat. Das Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben
Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu
einem der weltweit größten Elektrounternehmen, der Siemens AG
Willi Stör
1893-1977 Kampfpilot im ersten Weltkrieg, danach Kunstfluglehrer und Chef-Testpilot bei
MBB
Wolfgang von Gronau
1893-1977, Seeflieger und Luftfahrtpionier dem 1932 von Sylt aus mit einem zweimotorigen
Wasserflugzeug eine Weltumrundung gelang. Spektakulär war auch sein erster Transatlantikflug
1930, als er nach 47 Stunden Flugzeit auf dem Hudson-River gelandet ist – die Erlaubnis des
Berliner Ministeriums zu diesem Unternehmen ließ er sich „nachträglich“ geben, als er schon
über Island war.
Zeppelin, Graf Ferdinand von
1838-1917 Begründer des Starrluftschiffbaus, seine Entwicklungen sind als Zeppeline bekannt.
Trotz vieler Rückschläge war Graf von Zeppelin von seinem Projekt überzeugt „Für mich steht
naturgemäß niemand ein, weil keiner den Sprung ins Dunkel wagen will. Aber mein Ziel ist klar
und meine Berechnungen sind richtig“. Von der – damals noch kaum vorhandenen – Fachwelt
und der breiten Öffentlichkeit wurden Zeppelins Ideen überwiegend abgelehnt und verspottet:
Kaiser Wilhelm II. bezeichnete den Grafen gar als den „Dümmsten aller Süddeutschen“ Später
wurde Zeppelin mit Preisen und Ehrungen überhäuft, bis heute gibt es die Zeppelinwerke in
Friedrichshafen am Bodensee und ein Rundflug in einem Zeppelin gehört heute noch zu den
absoluten Besonderheiten.
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Kindergarten Paul-Gerhardt
Wir können stolz auf 50 Jahre gelungene Kindergartenarbeit zurückblicken!
Der neu erbaute gut ausgestattete evangelische Kindergarten der Paul-Gerhardt-Kirche wurde
am 15. Januar 1964 in Augsburg auf dem Hochfeld eröffnet, der von Beginn an Kindern mit
anderen Religionen offen stand.
In einer Gruppe wurden bis zu 45 Kinder im Alter von 3-6 Jahren von einer Kindergärtnerin und
einer Helferin betreut, bei Fehlzeiten der Mitarbeiterinnen unterstützten Ehrenamtliche.
Unseren Paul-Gerhardt-Kindergarten besuchen 50 Kinder verschiedener Nationalitäten und
Religionen, in zwei Gruppen (Mäuse- und Pumuckelgruppe). Die aktuelle Gruppenstärke beträgt 25 Kinder, im Alter von zweieinhalb Jahren bis zum Schuleintritt, die je von zwei Erzieherinnen und einer Kinderpflegerin liebevoll umsorgt werden.
Am 18. November 1971 wurde mit dem Erweiterungsbau begonnen, um diesen am 25. Oktober
1972 in Betrieb zu nehmen. 1972 wurde erstmals ein Bildungsgesetz für den Elementarbereich
geschaffen, das Bayerische Kindergartengesetz! Zu dieser Zeit besuchten Kinder halbtags oder
ganztags die Einrichtung, einige verbrachten die Mittagszeit zuhause und kamen um 14.00 Uhr
wieder. Im Besonderen kamen viele „Siemenskinder“, deren Eltern dort Mitarbeiter waren, somit öffnete der Kindergarten bereits um 6.30 Uhr und die Kinder blieben bis 17.00 Uhr. Das
Mittagessen wurde in der Werkskantine von Siemens & Halske zubereitet und uns geliefert. Seit
1988 erhalten wir unser schmackhaftes Essen vom Förderwerk St. Elisabeth aus dem Univiertel.
Heute haben die Kinder die Möglichkeit, je nach Befindlichkeit sich zur Ruhe zu begeben, somit
entfällt der Ihnen bekannte Mittagsschlaf. Sie erinnern sich bestimmt an die Kinderbetten und
an die karierten Bettbezüge im Turnraum, der auch als Schlafraum genutzt wurde. Für ungestörte Unterhaltungen mit den Eltern und für Vorbereitungen der Leiterin gab es ein kleines Büro.
Heute steht die Einliegerwohnung, in den ersten Jahren noch Leiterinnenwohnung, uns für Entwicklungsgespräche, Team-und Elternbeiratssitzungen, Dienstbesprechungen, Elterngespräche
und als Personalraum zur Verfügung. Früher wurden sogenannte „Mütterabende“ angeboten
heutzutage sind es Elternabende. Die damalige Kindergärtnerin, oft von den Kindern mit Tante
angesprochen, bekam das Berufsbild der Erzieherin und wurde das Fräulein. Am 01. August
2005 wurde an das Bay. Kindergartengesetz das BayKiBiG ( Bayerische Kinderbildungs- und
-betreuungsgesetz) nach langer Tradition angeknüpft und weiter ausgebaut. Dieses Gesetz mit
Ausführungsverordnung brachte zahlreiche Veränderungen, aber auch pädagogisch wertvolle
Erneuerungen mit sich. Ein zentrales Augenmerk gilt der Qualität – und der Personalschlüssel
wurde angehoben. Auch vor dieser Zeit leisteten die Erzieherinnen und Erzieher vorbildliche
pädagogische Arbeit. Mit der Einführung der neuen Bildungsgesetze verbesserte sich auch der
gesellschaftliche Status der Mitarbeiterinnen.
„Unser Kindergarten der Schatz der Gemeinde“
Als evangelische Einrichtung orientieren wir uns am christlichen Menschenbild. Wir möchten
Verständnis und Neugier für den christlichen Glauben wecken. Wir nehmen Kinder so an wie
sie sind: Sie alle sind einmalige und selbständige Persönlichkeiten. Wir haben Respekt vor jeder
anderen Religion und laden auch Andersgläubige herzlich zu uns ein.
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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„Wir alle gehören zusammen“
Das Feiern von christlichen Festen, das Erzählen von biblischen Geschichten, das Singen von
modernen Kirchenliedern und die Gestaltung von Familiengottesdiensten und Andachten bieten Raum und Zeit für gemeinsame Begegnungen. Miteinander leben, lernen, lachen……….
„Ihr Kind ist der Akteur seiner Entwicklung und steht bei uns im Mittelpunkt.“
Unser zweigruppiger Kindergarten nimmt Ihr Kind in ein herzliches und familiäres Umfeld auf.
Gemeinsames Erleben und begleitetes Lernen sind die Kernpunkte unserer Arbeit nach dem
situationsorientierten Ansatz.
„Einsatz der Eltern und Mitarbeiterinnen“
Durch das große Interesse und die Verantwortlichkeit der Eltern und Kindergartenfreunde
für „Ihren Kindergarten“ konnten unzählige gemeinsame Aktionen seit Bestehen vollbracht werden, nur um einige zu nennen: Organisation und Mithilfe bei vielen Festen und Veranstaltungen, Tapezier- und Streicharbeiten, Spielzeugreparaturen, Ballbadbau, ein Werktisch entstand,
Anbringung von Holzverkleidungen, Gartenumgestaltungen…….Herzlichen Dank – durch
die tatkräftige ehrenamtliche Unterstützung konnten wir vieles gemeinsam schaffen!
„Eltern sind Partner“
Die Eltern sind so wichtig, wie die Kinder. Sie bekommen die Zeit und den Raum, den sie
brauchen, um sich in unserer Einrichtung sicher und vertraut zu fühlen. Durch einen offenen
Umgang miteinander entsteht eine Atmosphäre von gegenseitiger Achtung und Anerkennung.
Die gute Zusammenarbeit mit den Eltern ist ein wichtiger Bestandteil unserer pädagogischen
Arbeit.
Unser
Elternbeitrat
2013/2014:
Vorsitzende Frau Miriam Voit, Stellvertreterin Frau Anja Klingelhöfer, Frau
Tatjana Esch, Frau Ines Hepach, Frau
Olga Mehlmann und Frau Anna Bess.
Das Kindergartenteam im Jubiläumsjahr
2014
auf dem Foto, stehend von links:
Frau Eva Baroch Castellvi, Frau Bettina
Sacher, Frau Martina Vitzthum
Sitzend von links:
Frau Sonja Braun-Selmonaj, Frau Renate Braun , Frau Gabi Lang
Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Renate Braun, Kindergartenleiterin
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Legende von der Erschaffung der Erzieherin
Als der liebe Gott die Erzieherin schuf, machte er bereits den sechsten Tag Überstunden. Da erschien der
Engel und sagte: „Herr, Ihr bastelt aber lange an dieser Figur!“
Der liebe Gott sprach: „Hast Du die speziellen Wünsche auf der Bestellung gesehen? Sie soll pflegeleicht,
aber nicht aus Plastik sein; sie soll 160 bewegliche Teile haben; sie soll Nerven wie Drahtseile haben und
einen Schoß, auf dem zehn Kinder gleichzeitig sitzen können und trotzdem muss sie auf einem Kinderstuhl
Platz haben. Sie soll einen Rücken haben, auf dem sich alles abladen lässt; und sie soll in einer überwiegend
gebückten Haltung leben können. Ihr Zuspruch soll alles heilen, von der Beule bis zum Seelenschmerz; sie
soll sechs Paar Hände haben.“
Da schüttelte der Engel den Kopf und sagte: „Sechs Paar Hände, das wird kaum gehen!“
„Die Hände machen mir keine Kopfschmerzen“, sagte der liebe Gott, „aber die drei Paar Augen, die eine
Erzieherin haben muss.“ „Gehören die denn zum Standartmodell?“ fragte der Engel. Der liebe Gott nickte:
„Ein Paar, das durch geschlossene Türen blickt, während sie fragt: Was macht ihr denn da drüben? - obwohl sie es längst weiß. Ein zweites Paar im Hinterkopf, mit dem sie sieht, was sie nicht sehen soll, aber
wissen muss. Und natürlich noch die zwei Augen hier vorn, aus denen sie ein Kind ansehen kann, das sich
unmöglich benommen hat, und sie trotzdem sagen: Ich verstehe dich und habe dich sehr lieb – ohne, dass
sie ein einziges Wort spricht.“
„Oh Herr“, sagte der Engel und zupfte ihn leise am Ärmel, „geht schlafen und macht morgen weiter.“ - „Ich
kann nicht“, sagte der liebe Gott, „denn ich bin nahe daran, etwas zu schaffen, das mir einigermaßen ähnelt.
Ich habe es bereits geschafft, dass sie sich selbst heilt, wenn sie krank ist; dass sie 30 Kinder mit einem
winzigen Geburtstagskuchen zufriedenstellt; dass sie einen Sechsjährigen dazu bringen kann, sich vor dem
Essen die Hände zu waschen; einen Dreijährigen davon überzeugt, dass Knete nicht essbar ist und übermitteln kann, dass Füße überwiegend zum Laufen und nicht zum Treten von mir gedacht waren.“
Der Engel ging langsam um das Modell der Erzieherin herum. „Zu weich“, seufzte er. „Aber zäh“, sagte der
liebe Gott energisch. „Du glaubst gar nicht, was diese Erzieherin alles leisten und aushalten kann!“ - „Kann
sie denken?“ – „Nicht nur denken, sondern sogar urteilen und Kompromisse schließen“, sagte der liebe
Gott, „und vergessen!“
Schließlich beugte sich der Engel vor und fuhr mit dem Finger über die Wange des Modells. „Da ist ein
Leck“, sagte er. „Ich habe Euch ja gesagt, Ihr versucht zu viel in das Modell hineinzupacken.“ - „Das ist kein
Leck“, sagte der liebe Gott, „das ist eine Träne“ - „Wofür ist sie?“ - „Sie fließt bei Freude, Schmerz, Trauer,
Enttäuschung und Verlassenheit.“ - „Ihr seid ein Genie!“ ,sagte der Engel.
Da blickte der liebe Gott versonnen: „Die Träne“, sagte er, „ist das Überlaufventil.“
Frei nach Emma Brombeck: Als der liebe Gott die Mutter erschuf
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Kindermund
„Schau mal, der hat eine Kwaratte an!“ (Krawatte) - Mädchen 4 Jahre
„Ich war im Bambiwald und hab das Bambi mit einem Blätterbaum gefüttert!“ - Mädchen 4 Jahre
„Als was verkleidest Du Dich im Fasching?“ - „Als Prinzesserin!“ - Mädchen 4 Jahre
„Ich war im Zirkus und da war was ganz Schlimmes. Da mussten die Tiere ins Gefängnis. Ich weiß nicht warum!“ Mädchen 4 Jahre
Kind kommt weinend zur Erzieherin: „Ich hab ein Holz in der Hand, das tut weh!“ (ein Spelter) – Mädchen 3 Jahre
„Wer hat denn Deine Haare so schön gemacht?“ - „Das war die Frisurenfrau.“ Junge 4 Jahre
„Gestern hatte ich einen Speck in der Hand!“ (einen Spelter) – Junge 5 Jahre
Kind sitzt am Tisch und rülpst laut, es erntet entsetzte Blicke, zuckt mit den Schultern und sagt: „Ich bin Dornrülpschen!“ - Mädchen 5 Jahre
„Wenn ich mal groß bin, will ich als Popstar arbeiten. Die fahren immer in der Limousine und singen und tanzen dann!“
Mädchen 5 Jahre
„Darf ich in die Baumecke?“ (Bauecke) – Junge 4 Jahre
„Welche Laterne sollen wir denn basteln?“ - „Ich möchte die Kreislige!“ (Laterne mit vielen bunten Kreisen) – Junge
5 Jahre
„Wo ist denn der Aldi?“ (gemeint war Alim, unser Praktikant) – Junge 5 Jahre
Kinder kommen mit nassen Handschuhen in den Garten. „Was habt ihr denn gemacht?“ - „Wir haben Hände gewaschen!“ - Jungen 4 und 5 Jahre
„Wann kommt denn die Harmonika wieder? (gemeint war Monika) – Junge 5 Jahre
Das Papier hat einen Riss, das Kind meint dazu: „Das macht nix, das kann man wieder zusammentesern.“ (kleben mit
Tesa) – Mädchen 4 Jahre
„Heute ist wieder Musik bei der Rabarbara!“ (Barbara) – Junge 5 Jahre
Kinder winken einer Kollegin zu: „Halleluja“ (Hallo Julia)
„Ich liebe schwarzes Tellereis!“ (Straciatellaeis) – Mädchen 4 Jahre
Kollegin entfernt Spinnweben mit Staubwedel…Kind sagt dazu: „Oh, eine Spinnenfalle!“ – Mädchen 5 Jahre
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DAS PAUL-GERHARDT KREUZWORTRÄTSEL
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50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Chronik
27.07.1962 - Grundsteinlegung
Dezember 1963 - Einzug in Pfarrhaus und Büro mit Pfarrer Heckel
Februar 1964 - Der Kindergarten beginnt den Betrieb
21.06.1964 - Einweihung der Paul-Gerhardt-Kirche
31.03.1968 - Weihe der neuen Orgel und Ablösung der Behelfsorgel
1970 - Bau des Glockenträgers im Pfarrhof
18.11.1971 - Beginn des Erweiterungsbaus des Kindergartens
15.10.1972 - Inbetriebnahme des erweiterten Kindergartens
06.04.1975 - Abschied Pfarrer Karl Heckel
21.09.1975 - Einführung Pfarrer Rudolf Ahnert
26.10.1975 - Einführung Studenten-Pfarrer Dr. Rainer Henning
18.07.1982 - Abschied Studenten-Pfarrer Dr. Rainer Henning
25.09.1983 - Einführung Studenten-Pfarrer Heiner Götz
21.06.1986 - Grundsteinlegung Stephanuskirche
22.02.1987 - Verabschiedung Studenten-Pfarrer Heiner Götz
05.07.1987 - Einführung Studenten-Pfarrer Rudolf Ahnert
16.07.1987 - Verabschiedung Pfarrer Rudolf Ahnert als Gemeindepfarrer
20.03.1988 - Einführung Pfarrer Siegfried Bernard
20.03.1992 - Einführung Diakonin Karin Seelig
16.11.1994 - Verabschiedung Studenten-Pfarrer Rudolf Ahnert
19.02.1995 - Verabschiedung Pfarrer Siegfried Bernard
17.09.1995 - Einführung Pfarrer Fritz Graßmann
09.02.1996 - Einführung Studenten-Pfarrerin Regina von Haller-Beckmann
20.10.1996 - Verabschiedung Diakonin Karin Burger-Seelig
27.07.1997 - 10 Jahre Stephanus Gemeindezentrum
21.09.1997 - Einführung Diakon Thomas Pötschke
22.04.2001 - Verabschiedung Pfarrer Fritz Graßmann
23.09.2001 - Einführung Pfarrer Wilfried Lippe
12.09.2004 - Verabschiedung Pfarrer Wilfried Lippe
10.04 2005 - Amtseinführung Pfarrerin Jutta Kirmm
20.06.2010 - Weihe der neuen Kirchenorgel in Stephanus
18.07.2010 - Verabschiedung Diakon Thomas Pötschke
08.05.2011 - Einführung Diakon Hans Riegel
20.05.2012 - 25 Jahre Gemeindezentrum Stephanus
01.06.2014 - 50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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An der Kreuzung von Schertlinstraße und Altem
Postweg steht ein hohes, ungewöhnliches und
reichverziertes Holzkreuz. Das Kreuz ist mit einem
niedrigen Zaun umgeben, es ist typisch für Kreuze in Litauen. Die Inschrift in Litauisch, Englisch,
Französisch und Deutsch lautet: Gottes Segen herabbefehlend, ihren Wohltätern dankend und der
Gefallenen gedenkend, errichteten die durch den
Krieg nach Augsburg verschlagenen litauischen
Flüchtlinge dieses litauische Kreuz, das davon zeugen soll, dass sie sich nach ihrem Vaterlande sehnten und dessen Freiheit erwünschten. Das Kreuz
mit dem Strahlenkranz ist auf den 28. Oktober
1945 datiert.
Auch in Augsburg waren in den Kriegsjahren viele
Menschen, die zur Zwangsarbeit verdammt waren.
Ein Teil von ihnen konnte nach Kriegsende nicht einfach in das Heimatland zurückkehren, so waren die Länder des Baltikums unter sowjetischer Regierung und
den ehemaligen Zwangsarbeitern hätten bei ihrer Heimkehr u.U. hohe Strafen wegen Landesverrats gedroht. Mache wollten sicher
auch nicht in die Gebiete, die von der Sowjetunion besetzt waren. Befreit von den Amerikanern
waren die ehemaligen Zwangsarbeiter in Augsburg plötzlich „displaced persons“ Menschen, die
nicht wußten, wohin sie gehen sollten. Sie waren
heimatlos, mittellos und so wurde für die ehemaligen Zwangsarbeiter aus Litauen, Lettland,
der Ukraine und Estland in den bestehenden
Wohnblöcken des Hochfeldes, in der Firnhaberstraße und der von-Richthofenstraße Wohnraum
geschaffen. In dem sogenannten „ Camp Baltic
Hochfeld“ lebten bis 1951 in manchen Zeiten bis
zu 2500 Menschen, bis diese in Länder wie in die
USA oder nach Kanada, England oder Belgien
ausgewandert sind.
Jutta Krimm
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Brief an Paul-Gerhardt
Sehr geehrter Paul Gerhardt,
mein Name ist Linda Neueder, ich wohne in Augsburg und lebe im Jahr 2014. Sie wundern sich
gewiss, warum ich Ihnen einen Brief schreibe. Aber es gibt einen besonderen Anlass für mein
Handeln. Sie weilen zwar schon seit längerer Zeit nicht mehr unter uns, aber Ihr Name ist auf
keinen Fall in Vergessenheit geraten. In unserem Stadtteil wurde eine Kirchengemeinde gegründet. Und nun raten Sie mal, nach welchem besonderen Mann diese benannt wurde. Genau, sie
trägt tatsächlich Ihren Nahmen „Paul Gerhardt“ .
Das Jahr 2014 ist kein gewöhnliches Jahr für unsere Gemeinde. Wir feiern das 50-jährige Jubiläum und möchten hierzu eine Jubiläumszeitschrift schreiben. Da ich mittlerweile ein Mitglied
des Kirchenvorstands bin, fühle ich mich in der Pflicht, einen Beitrag hierzu zu leisten. Ich würde daher gerne, einen kurzen Artikel über Sie schreiben, über ihre Lebensgeschichte und bitte
Sie um Erlaubnis zu nachstehendem Text:
Das Leben des Paul Gerhardt
Liebe Gemeindemitglieder, vor mehr als 400 Jahren, am 12.03.1607, erblickte unser Namenspatron Paul Gerhardt in Gräfenhainichen das Licht der Welt, ohne zu wissen, was seine Zukunft
bringen wird. Paul wuchs in einer Gastwirtfamilie auf, doch leider hatte er nicht das Glück, ein
langes und erfreutes Leben mit seiner Familie zu führen. Auf Grund des 30-jährigen Krieges
verstarben seine Eltern recht früh. Paul Gerhardt wurde zu einer beeindruckenden Persönlichkeit, was jedoch bedeutet, dass sein Lebenslauf enorm viele Daten beinhaltet. Um Sie nicht mit
zu vielen Informationen zu überfordern, werde ich daher seinen beruflichen Werdegang stichpunktartig zusammenfassen:
1622 - 1627: Paul Gerhardt besucht die Fürstenschule in Grimma
1628: Immatrikulation zum Theologiestudium in Wittenberg
Vermutlich 1634: Hauslehrer im Hause des Archidiakons Fleischhauer in Wittenberg
1643: Es wird Gerhardts erstes nachweisbares deutsches Gedicht gedruckt, entstanden anlässlich einer
Hochzeit
1647: Nun erscheinen 18 geistliche Lieder von Gerhardt in Johann Crügers Berliner Gesangbuch „Praxis
Pietatis Melica“
1651: Ordination zum Pfarramt mit schriftlicher Verpflichtung auf die lutherischen Bekenntnisschriften;
Einführung als Pfarrer und Propst in Mittenwald
1653: In der 5. Auflage von Crügers Gesangbuch erscheinen 64 neue Lieder von Paul Gerhardt (ein Teil
von ihnen wurde vielleicht schon vorher in der heute verlorenen 3. und 4. Auflage gedruckt)
1657: Berufung durch den Berliner Magistrat auf eine der Pfarrstellen an der dortigen Nikolaikirche. Baldiger Umzug und Amtsantritt als Diaconus
1661: Es erscheint Johann Crügers Gesangbuch „Praxis Pietatis Melica“ in der 10. Auflage mit insgesamt
90 Liedern Gerhardts
1666: Amtsenthebung Paul Gerhardts
Anfang Februar 1667: Amtsniederlegung durch Paul Gerhardt und endgültige Absetzung Paul Gerhardt
durch den Kurfürsten
Hier haben Sie nun einen kurzen Einblick in die Karriere des Paul Gerhardt erhalten. Wie Sie
sicher herauslesen können, hat unser Namensvetter einige Lieder verfasst und für die Nachwelt
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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niedergeschrieben. Genauer gesagt ist Paul Gerhardt zu einem der berühmtesten deutschsprachigen Kirchenlieddichter geworden. Diese faszinierende Persönlichkeit beglückte die Welt
mit insgesamt 139 deutschen Liedtexten und Gedichten sowie 15 lateinischen Gedichten.
Die frühen Erfahrungen von Krieg, Krankheit und Tod prägten Paul Gerhardt und bilden den
Hintergrund seiner Texte. Das spiegelt sich besonders in seinen Gedichten wieder, die in ihrer
Schlichtheit, Gefühlswärme und Singbarkeit zu Volksliedern geworden sind. Gerhardts Lyrik
behandelt besonders Themen wie die christliche Kirche, die Tages- und Jahreszeiten, das Eheund Familienleben, die Kriegsnot und die Sehnsucht nach Frieden.
Meine lieben Gemeindemitglieder, Sie sehen, Paul Gerhardt war ein Meister in seinem poetischen Dasein. Und wir können uns sicherlich stolz schätzen, seinen Namen tragen zu dürfen.
Ein einzigartiger Mann mit einem einzigartigen Talent Lieder zu schreiben ist absolut passend
für eine einzigartige Gemeinde wie unsere.
Herr Paul Gerhardt, ich hoffe, Sie sind mit diesem Artikel über Sie zufrieden. Wie Sie erkennen
können, habe ich mich kurz gefasst. Ich wollte mit den wichtigsten Informationen hervorbringen, wie bedeutungsvoll Ihre Arbeit war und wie schön wir es finden, Ihren Namen für unsere
Gemeinde erhalten zu haben.
Ich bin überzeugt, dass Ihre Persönlichkeit mittels Ihres Namens auch noch weiterhin lange in
der Zukunft bestehen bleibt.
Linda Neueder
Festgottesdienst in der Kirche Paul-Gerhardt (2011)
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Wer hat eigentlich dem Engel die Lilie geklaut?
Der Engel Gabriel auf dem Kirchendach Paul-Gerhardt
In der Festschrift zum 25 jährigen Jubiläum unserer Kirchengemeinde aus dem Jahr 1989 ziert
auf der letzten Seite unser Erzengel Gabriel noch
mit seiner Lilie in der Hand den Westgiebel des
Kirchdaches. Das ist typisch für den Erzengel Gabriel in der Kunstgeschichte, dass er eine Lilie in
der Hand hat – das Zeichen der Verkündigung.
So soll er zu Maria gekommen sein, um ihr die
Geburt des Heilands anzukündigen. Gabriel, der
Verkündigungsengel – auf unserem Kirchendach
soll er erinnern und weithin sichtbar machen:
Hier wird die frohe Botschaft von Jesus verkündigt – hierher sind alle eingeladen, die davon hören möchten.
Erzengel Gabriel, wie er auf
Unser Erzengel Gabriel ziert auch die letzte Seite Unser
dem Kirchendach von Paul-Gerhardt
angebracht ist. Auf S. 27 dieser Festder Festschrift zum 40. Geburtstag aus dem Jahr schrift noch mit der Lilie.
2004 – diesmal mit leeren Händen! Man hatte
ihm die Lilie geklaut. Vermutlich in jugendlichem
Überschwang, soll doch das Dach der Kirche in machen Jahren quasi als Treffpunkt gedient haben. Vielleicht liegt nun in irgendeiner Schublade ganz unten
die Lilie von Gabriel? Schön, wenn sie auch dort den neuen Besitzer an die frohe
Botschaft erinnert. Aber wenn er beim Gedanken an die Lilie ein bisschen ein
schlechtes Gewissen hat – denn dann kann er sie jetzt einfach zurückgeben, als
Geschenk zum 50. Geburtstag! Der 29. September würde sich dazu gut eignen,
der Tag des Erzengels Michael und aller anderen Engel, aber eine Rückgabe der
Lilie ist natürlich auch an jedem anderen Tag möglich, selbstverständlich auch
anonym... Vielleicht ist Gabriels Lilie aber auch entsorgt worden – weil man
nicht so genau gewusst hat, wohin damit und auf die vermeintlichen Trophäe
nicht wirklich dauerhaft stolz sein konnte? Dann könnte der damals wohl jugendliche Blumenpflücker, zwischenzeitlich in Lohn und Brot und hoffentlich
gut situiert, doch eine Lilie in Auftrag geben, gerne auch über uns – damit unser
Gabriel in der nächsten Festschrift wieder komplett ist...
Jutta Krimm
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Ode an Paul-Gerhardt
Meine lieben Leser, unser Namenspatron Paul-Gerhardt hat für uns wunderschöne Kirchenlieder erschaffen. Seine Poesie steckt wahrlich an. So dachte ich bei mir, versuchen wir es doch
auch. So schreibe ich ein Lobgedicht an ihn, von unserer Gemeinde.
Paul-Gerhardt, oh Paul-Gerhardt mein,
es ist so schön, ein Gemeindemitglied zu sein.
Du schenkst uns Kraft, Mut und Gottes Segen,
mit einem Lied, möchten wir dir Dank zurück geben.
Aus unserer Gemeinde sprießt das Leben raus,
viele Gruppen fühlen sich in ihr zu Haus.
Ob jung, ob alt, alles ist bei uns zu finden,
wie schön zu sehen, wie sich Menschen an unsere Gemeinde binden.
Unsere Gemeinde wird mit einem Kindergarten beglückt,
Kinderlachen das Gemeindeleben mit Freude entzückt.
Das bunte Treiben, so erquickend und heiter,
liebes Kindergartenteam, mach stets so weiter.
Unsere Jugend ist ebenfalls überaus erwähnenswert,
die sich immer nach neuen und interessanten Aufgaben verzehrt.
Kindergruppen sind der Leiter Spezialität,
doch auch bei Festen zeigen sie allen, wie es richtig geht.
Der Kirchenvorstand besteht aus einem bunt gemischten Haufen
und hält mit neuen Ideen das Leben der Gemeinde am Laufen.
Vielfältiges Gedankengut zeichnet dessen Arbeit aus,
Ein hohes Maß an Ehrgeiz sprudelt aus den Mitgliedern raus.
Eine Seniorengruppe ist bei ihr ebenso zu Haus,
auch ihr gebührt natürlich großer Applaus.
Ein großes Lob gegenüber ihrer Beständigkeit,
sie erfreuen sich stets an den Treffen mit großer Heiterkeit.
Wundervolle Töne hallen aus den Räumen wieder,
die Stimmen der Chöre bezaubern uns mit fantastischen Liedern.
Ihre Melodien sind eine wahre Pracht,
das Herz Gottes beim Zuhören sicherlich lacht!
Wahrlich, laut und ehrfürchtig sagen wir,
es ist wunderbar, wir sind ein Teil von dir!
Die Gemeinde, sie prägt so viele schöne Leben,
Halleluja, sie kann uns noch so vieles mehr geben.
Linda Neueder
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Zwei Buchstaben begleiten mein Leben
K und J, zwei Buchstaben die mich so gut wie mein ganzes Leben lang begleiten. Wie ich das
meine? Ich erkläre es Euch.
Kindergarten, Jungschargruppe, Konfirmation, Jugendleiter, Kirchenvorstand... Diese Wörter
stellen meine komplette Kirchenkarriere bis zum jetzigen Zeitpunkt dar.
1. Station Kindergarten:
Eigentlich hat alles mit meiner Taufe in der Paul-Gerhardt-Gemeinde begonnen, doch daran
kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Somit beginne ich mit dem Kindergarten. Ich
wurde mit vier Jahren dort angemeldet und war zum ersten Mal ohne meine Eltern unterwegs.
Bis zum Mittag musste ich die Zeit also allein mit meinen neuen Spielkameraden und den Erzieherinnen überstehen. War es schlimm? Ganz und gar nicht. Ich wurde in der Mäusegruppe sehr
freundlich aufgenommen. Die Angebote fand ich auf Anhieb interessant und sie haben mir sehr
viel Spaß bereitet. Speziell die Faschings- und Sommerfeste waren stets ein kleines Highlight.
Bis zu meinem siebten Lebensjahr habe ich die Zeit in diesem Kindergarten genießen dürfen.
2. Station Jungschargruppe:
Nach dem Kindergarten ging die Kirchenlaufbahn auch gleich weiter. Mit großer Begeisterung
habe ich die damalige Jungschargruppe besucht. Das Programm war abwechslungsreich und
mit viel Vergnügen verbunden. Wir haben die verschiedensten Spiele ausprobiert und uns in
jeglichen Bastelkünsten versucht. Basteln war zwar nie meine große Stärke, doch in der Gruppe
half man sich gegenseitig und die Ergebnisse fielen somit gar nicht so schlecht aus. Ich habe
mich auf jedes Treffen sehr gefreut. Und da unsere Gruppe so talentiert war, wurden wir auch
noch zu Hauptdarstellern für mehrere Krippenspiele an Weihnachten. Was war wohl meine
Rolle – so gut wie immer? Klar, der blonde Rauschgoldengel.
3. Station Konfirmation:
Nach der Jungschargruppe musste ich zunächst eine Pause einlegen. Zu viel des Guten ist ja
schließlich auch nicht immer gut. Allerdings dauerte meine Pause nicht all zu lange an. Ehe
ich mich versah, war ich auch schon im schönen Konfirmandenalter. Diese Zeit werde ich so
schnell nicht vergessen. Ein paar der anderen Konfirmanden aus meinem Jahrgang kannte ich
bereits von der Schule. Somit war es kein Problem, sich in die Gruppe einzufügen. Der Konfirmandenunterricht war zwar sehr aufschlussreich und interessant, doch das eigentliche Highlight
stellte natürlich das sogenannte Konficamp dar. Zehn Tage Italien mit lauter Konfirmanden und
Konfirmandinnen aus anderen Gemeinden und den Jugendleitern als Aufsehern. Was konnte es
für einen Teenager besseres geben? Zehn Tage ohne Eltern, dafür mit viel Sonnenschein, neuen Leuten und einem super Tagesprogramm. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt und die
Gruppe lernte sich richtig gut kennen. Selbst die Unterrichtsstunden, die uns auf die Konfrmation vorbereiten sollten, vergingen wie im Flug und konnten unterschiedlich gestaltet werden.
Absolut beeindruckend waren der Taufgottesdienst und der Abschlussgottesdienst am Strand.
Die Konfirmation an sich war natürlich der glanzvolle Abschluss von dieser prägenden Zeit. Ich
bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung miterleben durfte.
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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4. Station Jugendarbeit:
Zwei Jahre nach der Konfirmantion verschlug es mich dann wieder zurück in die Kirche.
Es geschah auch an einem Jubliäum – 40 Jahre Paul-Gerhardt-Gemeinde. Meine Mitarbeit
für das Dekorieren des Gemeindesaals und beim Verkauf von Getränken war gefragt. Gesagt getan. Und ganz plötzlich, ohne es wirklich zu merken, gehörte ich auch schon zu der
damaligen Jugendgruppe dazu. Ich wurde zu einem festen Bestandteil der Jugendarbeit.
Ich durfte zu Jugendleiter- und Konfirmandenfreizeiten mitfahren, half beim Konfirmandenunterricht, gestaltete Veranstaltungen mit und fuhr als Leiter mit auf das Konficamp.
Von Jahr zu Jahr habe ich mich besser in meine Rolle als Jugendleiterin einfügen können.
Es bereitete mir viel Freude, mich in die Kirchenarbeit mit neuen Ideen einzubringen, mit
Konfis zusammenzuarbeiten und neue Erkenntnisse über mich selbst herauszufinden.
5. Station Kirchenvorstand:
Und es konnte ja nun kaum anders kommen. Nach über acht Jahren Jugendarbeit wollte ich
mich weiterentwickeln und habe dann für den Kirchenvorstand kandidiert. Ich wurde anscheinend für gut genug eingestuft und sofort in das Gremium gewählt. Ich war stolz, diese
Position erhalten zu haben und somit mehr Verantwortung für mich und meine Gemeinde
zu übernehmen. Seit einem Jahr darf ich nun offiziell über das Leben in unserer Gemeinde
mitbestimmen. Und es gefällt mir!!
Ergebnis:
Während ich den Artikel geschrieben habe, ist mir bewusst geworden, dass mich die Kirche
im Grunde mein ganzes Leben schon begleitet, als ob ich bereits zum Inventar gehören
würde. Klar gab es Pausen, doch selbst in diesen habe ich mich nie komplett abgewandt.
Ich war stets mit meiner Gemeinde verbunden, sonst hätte ich nicht immer wieder den Weg
zurück gefunden. Und ich muss ehrlich zu geben, dass ich sehr froh darüber bin. Ich habe
so viele schöne Erfahrungen, spannende Ereignisse und nette Menschen kennen gelernt,
die ich nie missen möchte. Ich durfte Verantwortung übernehmen, für mich und für andere. Gemeinsam im Team wurden Entscheidungen über Einkäufe oder Aktionen getroffen,
die sorgfältig diskutiert wurden. Dabei lernte ich, Kompromisse einzugehen und meinen
Standpunkt zu vertreten. Doch genau dies half mir bei meinem Entwicklungsprozess zu
einem reifen und vernünftigen Erwachsenen, mit dem schönen Gefühl, Gott als Begleiter
gehabt zu haben.
Ich kann nur allen raten, sich für die Kirchenarbeit zu begeistern. Ihr lernt viele Seiten des
Leben mit anderen Augen kennen und beginnt, euch über euch selbst und euer Umfeld
Gedanken zu machen.
Meine Mitarbeit bei der Kirche ist noch nicht zu Ende und wird sicher noch lange anhalten.
Wer weiß, wie meine Karriere noch weitergehen wird. Ich blicke mit Zuversicht in die Zukunft und bin gespannt, was sie noch alles mit mir vorhat.
Linda Neueder
50 Jahre Kirchengemeinde Paul-Gerhardt
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Gemeindeleitung im Jahre 2014
Kirchenvorstand
Pfarrerin Jutta Krimm
Pfarrerin von Haller-Beckmann (ESG)
Monika Fleischer
Katharina Glaub
Annette Held, stv. Vertrauensfrau des KV
Arkadiusz Konieczny
Elvira Laase
Linda Neueder
Lena Rapp
Diana Riske
Maximilian Vilniskis, Vertrauensmann des KV
Markus Zick
Diakon
Hans Riegel
Lektor
Gerd Sontheimer
Kirchenpflegerin
Elvira Laase
Sekretärin
Hanni Brüggemann
Organist
Markus Guth
Kindergartenleiterin
Renate Braun
Mesnerinnen
Helene Bott in der Paul-Gerhardt-Kirche
Elvira Laase in der Stephanuskirche
Hausmeisterin und Reinigung
Inessa Damm
Impressum
Verantwortlich für die Ausgabe dieser Festschrift, sowie des Gemeindebriefs, ist der Kirchenvorstand Paul-Gerhardt, vertreten durch Pfarrerin Jutta Krimm. Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben die Meinung der Verfasser wieder. Druck: Gemeindebriefdruckerei Groß-Oesingen Auflage: 3500 Stück. Unseren farbigen Monatsplänen in den Schaukästen und auf den
Schriftentischen der beiden Kirchen können Sie neben den genauen Zeitangaben auch die
einzelnen Themen unserer Veranstaltungen entnehmen. Weitere und aktuelle Informationen
finden Sie auch auf unserer Internetseite: www.gemeinde-paul-gerhardt.de
Hinweis der Redaktion
Der nächste Gemeindebrief erscheint am 26. September 2014. Redaktionsschluss ist der
10. September 2014. Bitte reichen Sie Ihre Beiträge rechtzeitig per Mail an:
[email protected] ein. Vielen Dank.
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