Wetter schön – hohe Coupon- Einlöserate
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Wetter schön – hohe Coupon- Einlöserate
Elektronisches Couponing Wetter schön – hohe CouponEinlöserate Durch die Nutzung von Kontextinformationen wie Wetter oder Uhrzeit lässt sich der Erfolg einer Couponing-Kampagne signifikant erhöhen. Ein klarer Wettbewerbsvorteil für das kontextsensitive elektronische Couponing vor allem bei jungen Kunden. von Michael Klafft und Sarah Spiekermann* Der technologische Fortschritt schafft neue Möglichkeiten der Coupon-Distribution: neben die klassischen, papierbasierten Coupons treten elektronische Lösungen in Form von E-Mails und SMS. Neue Technologien werden es in Zukunft ermöglichen, den Kunden über sein Mobiltelefon noch zielgenauer als bisher zu lokalisieren und somit ein automatisiertes, ortsbasiertes Couponing zu realisieren. Dem Werbetreibenden stellt sich dabei die Frage, ob diese neuen Wege der Coupondistribution die Akzeptanz der Kunden finden und inwiefern sie traditionellen Couponing-Ansätzen überlegen sind. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welche Bedeutung dem Kontext bei der Couponzustellung zukommt. Unter dem Begriff Couponing versteht man die gezielte Ausgabe von Berechtigungsnachweisen an bestimmte Personengruppen, die den Empfängern einmalig die Erlangung eines Vorteils ermöglichen. Unter diese sehr weit gefasste * Diese Arbeit wurde im Rahmen des Forschungsprojekts InterVal vom BMBF unterstützt. Neben dem BMBF gilt unser Dank Herrn Quetscher von Subway Mitte und Spandau für seine Unterstützung bei der Durchführung des Experiments. absatzwirtschaft Science Factory 2/2006 4 Elektronisches Couponing Definition fallen in der Praxis viele unterschiedliche Coupon-Varianten, deren wichtigste Gestaltungsvariablen die Wahl des Couponing-Mediums sowie die Art des gewährten Vorteils darstellen. Weit verbreitet ist das Couponing unter (Mit-) Nutzung externer Vertriebskanäle, zum Beispiel in Form von Beilagen von Tageszeitungen. Erfahrungsgemäß werden mit diesen nicht-personalisierten Formen der Kundenansprache jedoch nur geringe Einlösequoten erzielt. So ermittelte zum Beispiel Pohlmann im Jahre 2002 in Deutschland Einlöseraten von lediglich 0,83 Prozent für Zeitungscoupons und von 0,3 Prozent für Werbebeilagen. Schlechter noch schnitten Coupons auf Handzetteln ab mit einer Einlösequote von 0,06 Prozent. Personalisierte oder individualisierte Formen der Coupondistribution haben hingegen eine weitaus größere Kundenakzeptanz: so liegt die Nutzungsrate bei Internet basierten Coupons (via E-Mail) bei rund 12,7 Prozent und bei Coupons, die per Post direkt an die Kunden verschickt werden, bei 13,4 Prozent. Aus rechtlichen Gründen (Verbot von SpamMails) werden bei den letztgenannten Couponing-Aktionen jedoch überwiegend vorhandene Kunden angesprochen – sie dienen somit eher der Verkaufssteuerung und der Kundenbindung und weniger der Neukundengewinnung. Der Werbetreibende profitiert von bestehenden Kauf- und Präferenzprofilen. Neben dieser Form von profilbasierter Personalisierung kann beim Couponing auch der Ort und die Zeit der CouponRezeption von großer Bedeutung sein. Die Untersuchungen von Pohlmann zeigen zum Beispiel, dass Coupons, die im Laden selbst verteilt werden, mit 26,7 Prozent die höchste Nutzungsintensität erreichen. Auch gibt es bei Werbetreibenden grobe Richtwerte, in welcher Entfernung vom Laden es Sinn macht, Handzettel, Zeitungsbeilagen oder Wurfzettel zu distribuieren. Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse hingegen, die den Ort und die Uhrzeit einer Couponing-Aktion systematisch in Bezug zum gebotenen Anreiz setzen, wurden für Deutschland bisher nicht publiziert. Egal welche Form von Personalisierung gewählt wird (und ob überhaupt), eine große Herausforderung stellt die Evalua- absatzwirtschaft tion der Profitabilität von CouponingMaßnahmen dar. Lohnt sich der Einsatz dieses Marketing-Instruments überhaupt für den Werbetreibenden und in welchem Ausmaß? Hierfür wurden verschiedene theoretische Evaluationsmodelle entwickelt. So ermitteln zum Beispiel Neslin und Shoemaker den Nettoeffekt von Couponaktionen auf das Verkaufsvolumen einer Periode anhand folgender Faktoren: n Zahl der eingelösten Coupons; n Anteil der Coupons, die vorgezogenen Käufe repräsentieren; n Anteil der Mitnahmeeffekte an den vor- gezogenen Käufen; n Anteil der Mitnahmeeffekte an den nicht vorgezogenen Käufen; n Eingelöste Coupons in den Vorperio- den; n Anteil der Coupon-Käufe in den Vorpe- rioden, bei denen es sich um vorgezogene Käufe aus der aktuellen Periode handelt; n Anteil der Couponnutzungen aus den Vorperioden, die in der aktuellen Periode zu zusätzlichen Wiederholungskäufen führen. Die für die Kalkulation erforderlichen Eingansparameter müssen jedoch für jedes Unternehmen und für jeden Typ von Couponing-Maßnahme individuell bestimmt werden. Neben den bereits andiskutierten Effekten des Mediums und der Nähe spielt dabei auch der Bekanntheitsgrad eines Unternehmens eine Rolle, da dieser den Umfang der Mitnahmeeffekte erheblich beeinflusst. Couponing-Strategien müssen also unternehmensbezogen definiert werden. ESSENTIALS n Kontextfaktoren wie Ort, Wetter und Uhrzeit haben einen signifikanten Einfluss auf das Einlöseverhalten von Rabattcoupons. n Derzeit wird ein intensives mobiles Couponing jedoch nur von einer kleinen Gruppe vorwiegend jüngerer Kunden akzeptiert. n Die aus der Kontextsensitivität des mobilen elektronischen Couponings resultierenden Effizienzvorteile lassen sich daher nur eingeschränkt nutzen. Aufbruch zu neuen Ufern Seit ein paar Jahren steht der Werbebranche mit dem SMS- oder MMS-gestützten, elektronischen Marketing ein zusätzlicher Marketing-Kanal zur Verfügung. Erste empirische Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich hierbei um ein effizientes Mittel der Kundenansprache handelt. So berichten Barwise und Strong in einer Untersuchung aus dem Vereinigten Königreich von Kundenreaktionsraten zwischen 13 und 19 Prozent. Zu ähnlichen Ergebnissen (12 %) kamen auch Andersson und Nilsson im Rahmen eines in Schweden durchgeführten Marketing-Experiments. Diese Studien haben jedoch kein rabattorientiertes Couponing untersucht, sondern andere Formen des Marketing wie Lotterien, Werbebotschaften oder Einladungen für das Anfordern von Werbematerial. Darüber hinaus war in beiden Studien die Teilnahme an der Werbeaktion mit speziellen Anreizen für die Teilnehmer verbunden (wie etwa FreiSMS, geldwerte Gutschriften, usw.). Die Bereitschaft des Kunden, Werbematerial zu empfangen, wurde also von den Werbetreibenden fast schon erkauft. Weitere Fallstudien aus der Industrie zeigen jedoch, dass auch ohne eine solche Anreizstruktur ähnlich hohe Partizipationsraten erreicht werden können. So betrug die Einlösequote von Rabattcoupons bei einer in Großbritannien durchgeführten Aktion des Marketing-Providers ZagMe um die zehn Prozent und bei der Werbeaktion eines Unterhaltungskomplexes in London sogar 15 Prozent (hier allerdings nach Erhalt von zwei Werbenachrichten). Während all diese dokumentierten Studien im Ausland durchgeführt wurden, ist bis heute wenig transparent, wie entsprechende Kampagnen im deutschen Markt angenommen werden. Zwar ermöglichen SMS und MMS eine personalisierte und direkte Ansprache des Kunden. Der Empfang einer SMS könnte aber auch als störender Eingriff in die Privatsphäre empfunden werden, weshalb der Gesetzgeber für die Nutzung dieses MarketingKanals die explizite Zustimmung des Kunden fordert. Schließlich konkurriert das neue Medium mit den traditionellen Formen des Couponing: der manuellen Verteilung von papierbasierten Coupons an ausgewählten Orten. Es stellt sich die Frage, welches der beiden Couponing- Science Factory 2/2006 5 Elektronisches Couponing 1 Rabattkategorien und Standorte der Couponverteilung Entfernung vom Lokal 10 Meter 250 Meter 400 Meter 800 Meter Verteilte Coupons Berliner City 1,00 € Rabatt 174 314 390 659 1,50 € Rabatt 166 348 391 742 2,00 € Rabatt 281 175 391 752 Verteilte Coupons Berliner Vorort Σ 621 837 1172 2153 1,00 € Rabatt 284 306 429 540 1,50 € Rabatt 260 316 446 479 2,00 € Rabatt 261 309 459 590 Σ 805 931 1334 1609 Quelle: Klafft, Michael/Spiekermann, Sarah 2 Einlösequoten in Abhängigkeit vom Standort, von der Rabatthöhe und der Verteilungsentfernung Entfernung vom Lokal Einlösequote in der Berliner Innenstadt 1 € Rabatt 1,50 € 2,00 € 10 Meter 250 Meter 400 Meter 800 Meter Einlösequote im Berliner Vorort Spandau 1 € Rabatt 1,50 € 2,00 € 2,9% 6,6% 11,4% 1,8% 2,7% 3,1% 0,6% 1,1% 14,3% 0,3% 1,6% 1,9% 0,5% 1,3% 2,6% 0,9% 1,1% 2,2% 0,2% 0,8% 1,3% 1,5% 0,6% 1,0% Quelle: Klafft, Michael/Spiekermann, Sarah Medien für die Kundenansprache besser geeignet ist? Ein besonderer und bisher wenig ausgeschöpfter Vorteil des elektronischen Kanals zum Kunden ist darüber hinaus die Kontextsensitivität. Das heißt: zunehmend ist es möglich, den genauen Ort eines Werbeempfängers (zum Beispiel seine Entfernung vom Geschäft des Werbetreibenden), Uhrzeit, Wetter sowie weitere Kontextfaktoren als Parameter mit in die Entscheidung einfließen zu lassen, um so genauer zu determinieren, wann und wo ein Kunde beworben wird. Nahe liegend ist, dass durch solche Personalisierungsparameter der Erfolg von Couponing-Aktionen gesteigert werden kann. Allerdings gibt es bis dato keine Untersuchungen, ob dies tatsächlich der Fall ist. Dies hat nicht nur Konsequenzen für die Werbetreibenden, sondern auch für Technologieanbieter, die keine Sicherheit haben, ob ihre Technologie (zum Beispiel ein Mobilfunknetz) in der Lage ist, ausreichend genau Kontextdaten zur Verfügung zu stellen, wie etwa ausreichend granulare Ortungsdaten. Empirische Studie aus der FastFood-Industrie Um die Effizienz des ortsbasierten Couponing zu untersuchen und die Akzeptanz des SMS-basierten Couponing in Deutschland zu prüfen, hat das Institut absatzwirtschaft für Wirtschaftsinformatik der Humboldt Universität zu Berlin zusammen mit zwei Schnellrestaurants der Fast-Food-Kette Subway ein Experiment durchgeführt. Bei diesem wurde die Verteilung von Rabattcoupons experimentell variiert: Sie wurden mit unterschiedlicher Rabatthöhe in fest vorgegebenen Entfernungen von den jeweiligen Restaurants verteilt. Anschließend wurden bei Coupon-Einlösung die Kunden nach ihren Einstellungen zum Couponing befragt. So konnte untersucht werden, welche Faktoren den Erfolg des traditionellen, ortsbasierten Handzettelmarketing bestimmen. Neben der Höhe des Preisnachlasses und der exakten Entfernung des Verteilungsortes vom Restaurant wurden dabei die Kontextfaktoren Wetter und Uhrzeit, die Demographie der Coupon-Nutzer und der Grund für den Aufenthalt in der Nähe der jeweiligen Restaurantfiliale berücksichtigt. Ferner wurde einer begleitenden Fragebogenaktion die Affinität der Coupon-Nutzer zu modernen Zustellkanälen wie SMS und MMS ermittelt. Im Rahmen des Experiments wurden im September 2005 über 9.000 Rabattcoupons mit einer Gültigkeitsdauer von einem Monat manuell verteilt. Die Coupons waren nummeriert, um eine Rückverfolgbarkeit im Verlauf des Experiments zu gewährleisten und um verschiedene Kontextparameter erfassen zu können. Es gab drei Arten von Coupons, die sich jeweils in der Höhe des Preisnachlasses unterschieden: Auf den Konsum eines Getränks und eines Sandwiches wurden Rabatte in Höhe von 1 Euro, 1,50 Euro und 2 Euro gewährt. Im Verlauf des Experiments wurde die Entfernung, in der sich der Verteilungsort vom Restaurant befand, systematisch variiert. Die Entfernungen wurden dabei anhand der technischen Machbarkeit unterschiedlicher Ortungsverfahren ausgewählt: 10 Meter Ortungsgenauigkeit kann beispielsweise mit einem herkömmlichen Mobilfunknetz auf Basis von GSM-Technologie nicht erzielt werden, wohl aber mit satellitengestützter Ortungstechnologie (wie etwa GPS). 250 Meter Ortungsgenauigkeit sind im Innenstadtbereich mit einer hohen Zelldichte auf Basis von GSM realistisch, jedoch in Vorstädten mit geringerer Zelldichte nicht garantierbar. Tabelle 1 gibt einen Überblick darüber, welche Couponstückzahlen in welchen Entfernungen vom Lokal und mit welchen Preisnachlässen verteilt wurden. Ergebnisse Im Ergebnis konnte in diesem Experiment eine Einlösequote von 1,9 Prozent (entspricht 181 Coupons) erzielt werden und somit deutlich mehr, als frühere Untersuchungen von Pohlmann als Richtwert angeben (0,06 %). Dies gilt auch Science Factory 2/2006 6 Elektronisches Couponing 1 Zeitverzögerung zwischen Couponverteilung und Couponnutzung Quelle: Klafft, Michael/Spiekermann, Sarah dann, wenn man die Einlöserate bei 10 Metern Entfernung vom Restaurant herausrechnet. Des Weiteren zeigten sich im Experiment deutliche Unterschiede bezüglich der Einlösequoten je nachdem, ob die Coupons am Stadtrand oder in der Innenstadt verteilt wurden (Tabelle 2). So ist der Einfluss der Entfernung auf die Einlösequote in der Innenstadt klarer erkennbar als am Stadtrand. In der Innenstadt fällt bei den 2-Euro-Coupons zudem auf, dass die Einlösequote von 10 Meter auf 250 Meter ansteigt (wobei dieser Anstieg statistisch nicht signifikant ist). Bei mehr als 250 Meter Verteilungsentfernung sinkt die Einlösequote dann rapide ab. Dies ist ein Hinweis darauf, dass man möglicherweise keinen linearen Zusammenhang zwischen Anreiz und Entfernung vom Einlöseort annehmen kann und es statt dessen beim Überschreiten typischer Schwellenwerte zu einem sprunghaften Anstieg der Einlösequoten kommt . Wie Tabelle 2 zudem verdeutlicht, wer- den in der Innenstadt in der Regel deutlich höhere Einlösequoten erzielt. Bezogen auf die Gesamtheit aller ausgegebenen Coupons ist dieser Unterschied statistisch signifikant. Eine Ursache hierfür kann sein, dass Coupons im Innenstadtbereich verstärkt spontan genutzt werden (rund 20 % Touristen!), während die Restaurantkunden am Stadtrand die Coupons überwiegend während eines ohnehin geplanten Restaurantbesuches einlösen. In der Innenstadt wurden beispielsweise mehr als 45 Prozent der verwendeten Coupons innerhalb von zwei Stunden und mehr als die Hälfte noch am Tage der Verteilung eingelöst, während der entsprechende Wert am Stadtrand nur bei 29 Prozent lag (Abbildung 1). Diese Unterschiede in der Spontaneität spiegeln sich auch darin wieder, welchen Einfluss der Verteilungszeitpunkt auf die Einlösewahrscheinlichkeit der Coupons hat. Am Stadtrand spielt die Verteilungszeit nur eine untergeordnete, statistisch nicht signifikante Rolle, da sehr viele Kunden die Coupons aufheben und erst zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. In der City kommt es dagegen bei den zwischen 11 und 17 Uhr verteilten Coupons zu einem deutlichen Anstieg der Einlöserate. Um eine spontane, ungeplante CouponNutzung zu induzieren, ist die Höhe des Kaufanreizes besonders wichtig. Hier ist für den Kunden von Bedeutung, dass der Coupon mit geringem Aufwand, das heißt in diesem Fall mit einem geringen Umweg, eingelöst werden kann. Berücksichtigt man dies, so ist es nicht erstaunlich, dass im Innenstadtbereich mit einem hohen Anteil spontaner Kunden die Einlösequoten bei hohem Rabatt und geringer Verteilungsentfernung stark in die Höhe schnellen. Untermauert wird diese Interpretation zusätzlich von den Daten in Ta belle 3, die im Rahmen der begleitenden Fragebogenaktion ermittelt wurden. Tabelle 3 zeigt das Ausmaß der Mitnahmeeffekte im Verhältnis zu dem mit den Coupons erzielten Zusatznutzen. Sie verdeutlicht, dass in den niedrigeren Rabattkategorien Mitnahmeeffekte klar dominieren – was bedeutet, dass die überwiegende Mehrheit der Couponnutzer auch ohne Coupon das jeweilige Restaurant besucht hätte. Darüber hinaus konsumierten diese Konsumenten nur in weniger als zehn Prozent dieser Fälle zusätzliche, nicht rabattierte Produkte. Die Nutzenwirkung der 1-Euor- und 1,50-EuroCoupons für den Werbetreibenden war daher sehr gering. Anders die 2-EuroCoupons: Diese waren in der Lage, bei der Mehrheit der Nutzer einen spontanen Sinneswandel herbeizuführen und diese als zusätzliche Kunden zu gewinnen. Eine Ausnahme stellt hier jedoch die Verteilungsentfernung von zehn Metern im 3 Anreizwirkung der Coupons Anreizwirkung des Coupons Besuch bei Subway war ohnehin geplant Kunde wurde erst durch den Coupon zum Essen motiviert Kunde besuchte wegen des Coupons Subway anstelle eines anderen Restaurants 1 € Rabatt (n=17) 1,50 € (n=29) 2,00 € (n=61) 76% 62% 39% 12% 24% 31% 12% 14% 30% Quelle: Klafft, Michael/Spiekermann, Sarah absatzwirtschaft Science Factory 2/2006 7 Elektronisches Couponing 2 Akzeptierte Zustellungsfrequenzen beim SMS-Couponing Quelle: Klafft, Michael/Spiekermann, Sarah 3 Bevorzugtes Distributionsmedium für einen regelmäßigen Couponbezug Quelle: Klafft, Michael/Spiekermann, Sarah Innenstadtbereich dar – hier überwiegen Mitnahmeeffekte mit einem Anteil von 54 Prozent. Wie die bisher vorgestellten Ergebnisse zeigen, ist insbesondere die Verteilung von 2-Euro-Coupons in Entfernungen von 250 Metern um das Restaurant in der zentralen Citylage für den Werbetreibenden interessant. Hier lassen sich hohe Einlösequoten erzielen - jedoch um den Preis eines großzügigen Rabatts in Höhe von ca. 30 Prozent auf die Standardpreise für Getränke-Sandwich-Kombinationen. Die für eine solche Rabattaktion erforderliche Ortungsgenauigkeit von rund 250 Metern lässt sich in Innenstadtbereichen mit einer hohen Dichte an Basisstationen bereits mit konventioneller Mobilfunkortung (Cell-ID) erzielen. Präzisere Ortungstechnologien wie GPS, Bluetooth oder RFID scheinen für das ortsbasierte Couponing in der Fast-Food-Industrie nicht erforderlich zu sein – vor allem auch, weil bei einer Ansprache direkt vor dem absatzwirtschaft Restaurant erhebliche Mitnahmeeffekte zu befürchten sind. Es sei jedoch angemerkt, dass sich diese Feststellung nicht ohne weiteres auf andere Branchen übertragen lässt. Neben den bereits diskutierten Faktoren Uhrzeit, Kaufanreiz und Verteilungsentfernung hatten die Wetterbedingungen einen statistisch signifikanten Einfluss auf das Einlöseverhalten. So konnte eine statistisch signifikante, positive Korrelation zwischen Außentemperatur und Einlösequoten nachgewiesen werden. Die bisher diskutierten Ergebnisse zeigen, dass die Einlösewahrscheinlichkeit von Rabattcoupons durch die Kontextfaktoren Wetter, Uhrzeit, Stadtlage und die Verteilungsentfernung vom Einlöseort beeinflusst wird. Dies stellt ein starkes Argument für die Nutzung elektronischer, mobiler Marketing-Kanäle dar, da jene eine gezielte, kontextsensitive Kundenansprache ermöglichen. So wäre es denkbar, dass Werbetreibende mit Mobilfunk- anbietern vereinbaren, bestimmte Werbeaktionen nur bei gutem Wetter durchzuführen, um so die Effizienz der Werbemaßnahme zu erhöhen. Fraglich ist jedoch, inwieweit Marketing via SMS und MMS von den Endverbrauchern akzeptiert wird. Gerade in Ländern wie Deutschland, in denen der Schutz der Privatsphäre eine große Rolle spielt, ist unklar, ob eine Ansprache über Mobiltelefone von Kunden toleriert wird. Insbesondere das push-basierte Couponing wird daher von Fachleuten kritisch bewertet. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher auch, die Einstellung der Konsumenten zum SMS- und MMSCouponing zu erfragen. Hierfür wurden alle Nutzer der Rabattcoupons gebeten, an einer begleitenden Fragebogenaktion teilzunehmen (117 Teilnehmer, entspricht einer Teilnahmequote von 65 %). Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Couponnutzer bereit ist, SMSbasiertes Couponing zu akzeptieren (Abbildung 2). Allerdings sind nur sechs Prozent der Kunden (davon alle unter 30 Jahre) gewillt, ein intensives Couponing mit mehr als einer SMS pro Woche zu erlauben. Dies wäre jedoch notwendig für eine spontane, situationsabhängige Ansprache, welche Faktoren wie Wetter, Uhrzeit, Stadtlage, usw. berücksichtigt. Betrachtet man ferner die relative Präferenz für ein elektronisches Couponing im Vergleich zu traditionellen Medien, so zeigt sich, dass rund 75 Prozent der Befragten Coupons lieber als Zeitungsbeilage oder postalisch wünschen (Abbildung 3). Diese Tendenz ist bei Männern ausgeprägter als bei Frauen. Bei den Frauen verlagern sich die Präferenzen weg von der postalischen Zustellung (hier nur 37 % Anteil) hin zum E-Mail-Couponing (26 %). Bezüglich der Akzeptanz von SMS und MMS als Marketing-Medium unterscheiden sich die Geschlechter jedoch kaum. Einen deutlichen Einfluss auf die Akzeptanz des mobilen, elektronischen Couponing hat hingegen das Alter der Kunden. Ausnahmslos alle Kunden, die das Mobiltelefon als Kommunikationsmedium bevorzugten, waren jünger als 30 Jahre – was dafür spricht, dass sich möglicherweise in Zukunft die Vorbehalte gegenüber dem mobilen Marketing verringern werden. Science Factory 2/2006 8 Elektronisches Couponing Fazit AUTOREN Vor dem Hintergrund der experimentell ermittelten Ergebnisse sind die Erfolgschancen für das elektronische kontext sensitive Couponing derzeit noch zurückhaltend zu beurteilen. SMS und MMS als Coupon-Distributionsmedien sind nach aktuellem Stand insbesondere bei der Bewerbung folgender Kundengruppen interessant: n Junge, technologieaffine Kunden, die SMS-Couponing bevorzugen und einer häufigen Ansprache durch dieses Medium zugänglich sind sowie n Kunden, die auf der Suche nach einem Produkt oder einer Dienstleistung sind und das entsprechende Marketing-Material gezielt anfordern (Pull-Prinzip). Hier kann das elektronische Couponing seinen Vorteil der Kontextsensitivität ausspielen, denn es zeigt sich, dass die Einlösewahrscheinlichkeit von Rabattcoupons durch die Kontextfaktoren Wetter, Uhrzeit, Stadtlage und die Verteilungsentfernung vom Einlöseort beeinflusst wird. Literatur zum Thema Andersson, Annica/Nilsson, Johanna: Wireless Advertising Effectiveness - Evaluation of an SMS Advertising Trial, Stockholm School of Economics, 2000. Barwise, Patrick/Strong, Colin: Permission-Based Mobile Advertising. In: Journal of Interactive Marketing, Vol. 16 No. 1, Winter 2002. Carmody, Bill: Wireless Promotion: Future vs. Fantasy. Seismicom, San Francisco 2004. Europäische Union: RICHTLINIE 2002/58/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 12. Juli 2002 über die Verarbeitung personenbezogener Daten und den Schutz der Privatsphäre in der elektronischen Kommunikation (Datenschutzrichtlinie für elek- absatzwirtschaft Michael Klafft ist im Rahmen des vom BMBF finanzierten Projekts "InteVal" als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsinformatik der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Dr. Sarah Spiekermann ist Geschäftsführerin des vom BMBF finanzierten Berliner Forschungszentrums Internetökonomie und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftsinformatik der Humboldt-Universität zu Berlin. Kontakt: [email protected] tronische Kommunikation), Amtsblatt L 201/37-47. Kavassalis, Petros; Spyropoulou, Ntina; Drossos, Dimitris; Mitrokostas, Evangelos; Gikas, Gregory/ Hatzistamatiou, Antonis: Mobile Permission Marketing: Framing the Market Inquiry. In: International Journal of Electronic Commerce / Fall 2003, Vol. 8, No. 1, pp. 5579.keting: Framing the Market Inquiry. 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