Technikdossier für Karte, Kompass, Kroki-Kunde

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Technikdossier für Karte, Kompass, Kroki-Kunde
Inhaltsverzeichnis
1. Kartenlehre ........................................................................................................................................................ 3
1.1 Massstab........................................................................................................................................................................................ 3
1.2 Geländedarstellung..................................................................................................................................................................... 3
1.3 Äquidistanzen .............................................................................................................................................................................. 4
1.4 Signaturen..................................................................................................................................................................................... 5
1.5 Das Koordinatennetz .................................................................................................................................................................6
1.5.1 Landeskoordinaten der Schweiz ......................................................................................................................................6
1.5.2 Punktbezeichnung.................................................................................................................................................................7
1.5.3 Das Messpunktverfahren ..................................................................................................................................................7
2. Krokieren............................................................................................................................................................8
2.1 Jedes Kroki enthält folgende Angaben:.................................................................................................................................8
2.2 Krokisignaturen & Grundschraffierungen ...........................................................................................................................8
2.3 Das Ansichtskroki......................................................................................................................................................................9
2.5 Das Wegkroki (in gestreckter Ansicht).............................................................................................................................. 10
2.5.1 Unterschiede zwischen Plan- und Wegkroki ............................................................................................................... 10
2.6 Das Kompasskroki ................................................................................................................................................................... 10
3. Orientierung in der Natur ............................................................................................................................. 11
3.1 Bäume.............................................................................................................................................................................................11
3.2 Sonne.............................................................................................................................................................................................11
3.3 Kirchen ..........................................................................................................................................................................................11
3.4 Die Armbanduhr..........................................................................................................................................................................11
3.5 Sternbilder ..................................................................................................................................................................................12
4. Der Kompass...................................................................................................................................................13
4.1 Das Azimut ..................................................................................................................................................................................13
4.2 Aufbau des Kompasses...........................................................................................................................................................13
4.2.1 Der Recta-Kompass..........................................................................................................................................................14
4.2.2 Der Silva-Kompass ...........................................................................................................................................................15
4.3 Richtungsübertragung Gelände-Karte ...............................................................................................................................15
4.4 Richtungsübertragung Karte-Gelände ............................................................................................................................... 16
4.5 Den eigenen Standort feststellen........................................................................................................................................ 17
4.6 Den eigenen Standort bestimmen (rückwärts Einschneiden) ..................................................................................... 17
4.7 Einen im Gelände unbekannten Punkt bestimmen (vorwärts Einschneiden)............................................................ 17
Dies ist eine Zusammenstellung aus verschiedenen Pfadibüchern (Thilo, Kennen &
Können, Technix) und eigenen Texten.
Ursprüngliche Fassung: Michael Müller v/o Silence
Überarbeitet von:
Reto Ilg v/o Chou-Chou
Pfadfinderabteilung Sturmvogel Kreuzlingen 2. Stufe - Pfader
CH-8280 Kreuzlingen
Erstellt im April 2005
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1. Kartenlehre
Eine Landkarte ist eine verkleinerte, möglichst getreue Abbildung eines bestimmten Teils der
Erdoberfläche. Die Karte gibt in übersichtlicher Form Auskunft über Geländeformen, Siedlungen, Gewässer, Wege und vieles mehr.
Mit thematischen Karten werden Geländeausschnitte unter bestimmten Einschränkungen
dargestellt. Ein Kroki ist zum Beispiel eine thematische Karte.
Die topografische Karte stellt das Gelände neutral und exakt dar. Für Wanderungen und andere Unternehmungen werden im Normalfall topografische Karten im Massstab l:25'000
oder l:50'000 verwendet.
1.1 Massstab
Mit Massstab bezeichnet man das Verkleinerungsverhältnis von der Karte zur Natur. Beim
Massstab l:25'000 ist folglich auf der Karte jede Strecke 25’000-mal kürzer als in der
Natur. Der Massstab der Landeskarten ist jeweils auf dem Titelblatt sowie am unteren Kartenrand mit einer Vergleichsstrecke angegeben.
In der Pfadi benötigt man meistens Karten im Massstab l:25'000, aber auch solche in den
Massstäben l:50'000 und l:100'000. Distanzen auf der Karte misst man mit
dem Kartenmassstab.
1 : 25'000
1 : 50’000
1 : 1OO'OOO
1mm
25m
50m
100m
4mm
100m
200m
400m
10mm
250m
500m
1000m
… Auf der Karte entsprechen
… In der Natur
… In der Natur
… In der Natur
1.2 Geländedarstellung
Wie kann nun auf einer flachen Karte die unebene Erdoberfläche dargestellt werden? Die
Karte ist der Versuch, drei Dimensionen in zwei zusammenzufassen und darzustellen. Auf
der Landeskarte verhelfen Höhenkurven sowie eine feine Schattierung (Schummerung) zur
Wiedergabe der Geländeformen. Höhenkurven sind gedachte Linien im Gelände, wobei alle
Punkte auf einer bestimmten Höhenkurve dieselbe Meereshöhe (müM) haben. Ausgangspunkt
für die Schweizer Höhenmessung ist der Pierre du Niton, ein Stein im Genfer Hafen, welcher
373,6 Meter über Meer liegt.
Auf einer Karte ist der senkrechte Höhenabstand zwischen zwei folgenden Höhenkurven immer gleich gross.
Diesen Abstand nennt man Äquidistanz. Man kann
sich das so vorstellen, als ob ein Hügel in Scheiben
von gleicher Dicke geschnitten würde. Die Schnittlinien
entsprechen dann den Höhenkurven auf der Karte. Je
näher die Höhenkurven beieinander liegen, desto steiler ist
das Gelände; je weiter sie auseinander liegen, desto flacher ist es. Deshalb merke: Höhenkurven können sich nie kreuzen!
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1.3 Äquidistanzen
Die Äquidistanz kann von Karte zu Karte unterschiedlich sein:
1 : 25’000
1 : 25’000
1 : 50’000
1 : 100’000
10m
20m
20m
50m
Mittelland
Alpengebiet & Tessin
Alle Gebiete
Alle Gebiete
Durch Höhenkurven lässt sich die Höhe aller Punkte
bestimmen. Um das Lesen zu erleichtern, wurden Zählkurven
eingeführt. Diese sind dicker ausgezogen und teilweise
mit einer Höhenangabe versehen. Jede 5. oder 10. Kurve ist
eine Zählkurve. Zur Erfassung von sehr flachem Gelände, Mulden und Kuppen werden oft
Zwischenkurven eingefügt. Bei 10m Äquidistanz kann beispielsweise noch eine gepunktete Zwischenkurve mit 5m Äquidistanz eingefügt
werden.
Die Äquidistanz ist auf topografischen Karten in der
Mitte des unteren Kartenrandes angegeben. Sie kann
auch durch Zählen der Höhenkurven zwischen zwei Zählkurven ermittelt werden.
Die Höhenkurven können auf einer Karte in verschiedenen Farben erscheinen, je nachdem, ob
es sich um ein Gelände mit Feld und Wald (braun), Fels (schwarz) oder Gletscher/Gewässer
(blau) handelt. Ist das Gelände zwischen zwei benachbarten Höhenkurven ziemlich flach, so
erscheinen bisweilen auch gestrichelte oder punktierte Zwischenkurven, die jeweils die halbe
oder einen Viertel der Äquidistanz wiedergeben. Ist ein Gelände besonders steil (Felsen), so
werden die Formen mit Schraffen (Strichen) dargestellt. Schraffen wirken plastischer als
Höhenkurven, können aber nicht zur Höhenberechnung verwendet werden. Die Schummerung
hebt die Geländeformen auf der Karte noch plastischer hervor. Dabei nimmt man eine Beleuchtung aus Nordwesten an, die südöstlich abfallenden Flanken werden in violettgräulicher
Tönung schattiert.
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1.4 Signaturen
Auf der Landeskarte sind nicht nur Geländeformen eingetragen, sondern auch Geländebedeckungen wie Häuser, Strassen, Bahnen, Flüsse, Wälder usw. Aus Platzgründen werden aber
nicht alle Einzelheiten dargestellt. Zudem können nicht alle wichtigen Dinge im richtigen
Massstab abgebildet oder gar angeschrieben werden. Zur vereinfachten Darstellung benutzt man daher Zeichen, so genannte Signaturen, welche für unsere Karten genau festgelegt sind. Vorsicht: Die Signaturen ändern sich je nach Kartenmassstab!
Die komplette Zeichenerklärung findest du auf der Rückseite jeder Karte!
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1.5 Das Koordinatennetz
Für die Koordinaten, die international
verwendet werden, steht das geografische Koordinatennetz zur Verfügung.
Jeder Punkt auf der Erde kann mit Länge
und Breite genau definiert werden. Zuerst
wird die Breite mit der Ergänzung Nord
oder Süd angegeben. Der Äquator wird
als 0° angenommen. Danach folgt die
geografische Länge mit der Ergänzung
West oder Ost. Die 0° - Linie (der Nullmeridian) läuft durch die alte Sternwarte in
Greenwich (London). Für die feinere Einteilung wird ein Grad in 60 Bogenminuten
(6O'=1°) und eine Bogenminute in 60 Bogensekunden (1'=60''; 1°=3600'') unterteilt.
Einige Beispiele:
Kreuzlingen
Konstanz
Frauenfeld
Bern
Paris
London
New York
Kap der Guten Hoffnung
Singapur
Buenos Aires
47° 39' N, 9° 10' E
47° 37' N, 9° 10' E
47° 35' N, 8° 54' E
46° 55' N, 7° 30' E
49° N, 2° E
51° N, 1° W
41° N, 74° W
31° S, 18° E
1° N, 104° E
35° S, 58° W
Für die kleinräumige Orientierung ist dieses Netz zu grob. Deshalb wird mit länderspezifischen
Koordinaten-Gittern gearbeitet, die aber nicht mit dem geografischen Koordinatennetz übereinstimmen, weil dieses nicht rechtwinklig ist.
1.5.1 Landeskoordinaten der Schweiz
Um jeden Punkt in der Schweiz bestimmen zu können, hat man sie mit einem Koordinatennetz
aus senkrechten und waagrechten Linien überzogen. Der Abstand zwischen diesen Koordinaten beträgt jeweils einen Kilometer, man spricht daher auch vom Kilometernetz. Dieses Netz
ist mit den zugehörigen Kilometerwerten auf den Landeskarten aufgedruckt.
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Die senkrechten Linien (Ordinaten) werden von West nach Ost
(also nach rechts) gezählt. Sie
zeigen den Rechtswert, der zwischen 400 und 900km liegt. Die
waagrechten Linien (Abszissen)
werden von Süden nach Norden
gezählt und bezeichnen den
Hochwert, der zwischen 0 und
300km liegt. Die Lage eines Punktes im Koordinatennetz wird
stets durch einen Rechtswert und einen Hochwert angegeben. Der Nullpunkt des Netzes
wurde in die Nähe von Bordeaux in Frankreich verlegt, damit in der Schweiz der Rechtswert immer grösser ist als der Hochwert. Sie können also nicht verwechselt werden. Fixpunkt in
der Schweiz ist die alte Sternwarte Bern mit den Koordinaten 600.000/200.000
1.5.2 Punktbezeichnung
In der Regel liegt ein gesuchter Punkt
nicht direkt auf dem Schnittpunkt
von zwei Kilometerlinien, sondern irgendwo im Netzquadrat. Auf einem
Kartenausschnitt soll ein Punkt bestimmt werden: liegt unser Punkt z.B.
im Quadrat mit dem Rechtswert 687
und dem Hochwert 255, so muss man
mit einem Kartenmassstab die Distanz von den genannten Kilometerlinien
zum gesuchten Punkt messen. Nach
rechts misst man bei diesem Beispiel
noch 130 Meter, nach oben 275 Meter. Diese Werte werden hinter dem
zugehörigen Kilometerwert notiert.
Man erhält somit die beiden Zahlengruppen 687/130//255/275. Der gesuchte Punkt liegt also 687 Kilometer
130 Meter östlich und 255 Kilometer und 275 Meter nördlich vom Nullpunkt.
1.5.3 Das Messpunktverfahren
Der Messpunkt ist der Ausgangspunkt für eine Ortsbestimmung. Es können auch mehrere
Punkte festgelegt und mit einem Decknamen versehen werden. Die Abweichung des gesuchten Punktes zum Messpunkt wird in km angegeben, wobei die erste Zahl immer die horizontale
Abweichung auf der Karte angibt und die zweite die Vertikale. Normalerweise wird immer nach
Osten und Norden gemessen. Beispiel im Geländespiel: Neutraler Punkt 1.25 E / 0.8 N
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2. Krokieren
Das Kroki ist eine von Hand gezeichnete Skizze eines Geländeabschnittes in Form einer vereinfachten Ansicht oder eines vereinfachten Planes. Es dient zur Verdeutlichung einer
Meldung, zur Angabe eines Punktes oder einer Wegstrecke. Ein Kroki erfüllt dann seinen Zweck,
wenn es besondere Informationen enthält, welche einer Landeskarte oder einer blossen Beschreibung nicht entnommen werden können. Das Kroki ist also eine persönliche Darstellung des Geländes, auf dem wir z.B. auch unsere Lagerbauten einzeichnen können. Je nach
Verwendungszweck zeichnet man ein Ansichts-, Plan- oder Wegkroki.
Am besten zeichnet man ein Kroki auf einem karierten Blatt Papier. Die Linien sind klar und
bestimmt zu ziehen. Keine aus vielen Strichlein zusammengesetzten Linien! Tinte oder Kugelschreiber lassen sich nur schwer wieder beseitigen und sind für Krokis deshalb ungeeignet. Farben sollen nur zum Hervorheben wichtiger Dinge verwendet werden.
2.1 Jedes Kroki enthält folgende Angaben:
Der Titel sagt aus, was das Kroki darstellt (beim Ansichtskroki auch Hinweis auf Standort
des Betrachters); der Massstab wird durch eine Vergleichsstrecke ersichtlich, die man im
Kroki einträgt; wichtige Objekte werden angeschrieben; die Angabe der Nordrichtung erleichtert die Ausrichtung des Krokis nach dem Gelände; der Name des Zeichners sowie Entstehungsdatum und —zeit werden unten am Krokirand angeschrieben.
2.2 Krokisignaturen & Grundschraffierungen
- Signaturen Im Ansichtskroki:
Schraffierungen:
Schräg: Wald, Gebüsch & Bäume
Waagrecht: Gewässer
Senkrecht: Gebäude & Siedlungen
- Signaturen Im Plan- und Wegkroki:
Übriges Gelände wie
Wiesland, Äcker & Plätze
wird nicht schraffiert
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2.3 Das Ansichtskroki
Ein Ansichtskroki ist ein skizziertes Bild eines Geländeausschnittes. Zuerst werden die wichtigsten Geländelinien vorgezeichnet, damit man die richtige Blatteinteilung erhält. Dann
werden die notwendigen Details wie Wälder, Strassen, Häuser, Lagerplatz usw. durch vereinfachte Signaturen eingetragen und die vorgezeichneten Geländelinien ausgezogen.
Mit zunehmendem Abstand vom Betrachter werden die Striche der Geländeformen und Objekte immer schwächer abgebildet. Abschliessend werden noch allfällig notwendige Beschriftungen angebracht (Gelände- oder Ortsnamen, Lagerplatz etc.).
2.4 Das Plankroki
Das Plankroki ist eigentlich eine von Hand gezeichnete Karte. Es soll aber nicht einfach ein
Ausschnitt aus der Landeskarte abgezeichnet werden, denn gerade auf dem Plankroki können
Einzelheiten dargestellt werden, für die auf der normalen Karte kein Platz vorhanden ist.
Auf dem Plankroki eines Dorfes können zum Beispiel die für ein Lager wichtigsten Gebäude wie
Läden, Post, Gemeindehaus, Kirche, Bahnhof usw. hervorgehoben werden. Beim Rekognoszieren eines Lagerplatzes kann man auf einem Plankroki bereits die möglichen Standorte der
vorgesehenen Bauten eintragen.
Für das Plankroki verwendet man die vereinfachten Signaturen.
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2.5 Das Wegkroki (in gestreckter Ansicht)
Das Wegkroki ist dem Plankroki ähnlich und soll den Weg von einem Punkt zu einem
anderen weisen. Ein Wegkroki wird verwendet, wenn keine Landeskarte vorhanden
ist oder wenn diese zu wenig detailliert ist. Im Unterschied zum Plankroki werden beim Wegkroki nur Einzelheiten angegeben, die unmittelbar links oder rechts
des Weges liegen.
Das Wegkroki dient der Darstellung einer Marschroute, die auf Pfaden, Wegen und
Strassen liegt
2.5.1 Unterschiede zwischen Plan- und Wegkroki
•
•
•
Beim Wegkroki wird die Himmelsrichtung in der Darstellung nicht
berücksichtigt. Dafür wird am Anfang und Ende der Route die Nordrichtung eingezeichnet.
Das Wegkroki nimmt nicht Rücksicht auf Distanzen und kennt daher auch
keinen Massstab.
Die Hauptlinie des Wegkrokis, also die begangene Route, kennt nur eine
zeichnerische Richtung: sie führt vom unteren zum oberen Blattrand. Es
gibt keine Wellenlinien oder Bogen wie beim Plankroki.
Einige Beispiele zum Wegkroki
2.6 Das Kompasskroki
Das Kompasskroki ist eine einfache Skizze, die über die Länge
der Strecken und deren Azimute
(hier auf dem Bild, ansonsten
normalerweise
Gradangaben
verwenden) Auskunft erteilt, die
zurückgelegt wurden oder zurückzulegen sind. Wenn es die
Umstände erlauben, wird es
massstäblich und winkeltreu gezeichnet. Im andern Fall genügt
es aber auch, die Angaben ungefähr richtig aufzuzeichnen. In
beiden Fällen gestattet es eine
rasche und klare Übersicht über
die Route.
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3. Orientierung in der Natur
Anhand von verschiedenen Merkmalen kann man ohne Kompass oder ähnliche Hilfsmittel die
Himmelsrichtungen in der Umwelt bestimmen:
3.1 Bäume
•
•
•
•
•
Freistehende Bäume biegen sich durch den Westwind nach Osten
durch Regeneinwirkung und vom Wind verwehte Samen sind freistehende Bäume auf der
Westseite häufig von Moos bewachsen
Bei frischen Baumstümpfen kann man meist erkennen, dass die Jahresringe nicht
gleichmässig weit voneinander entfernt sind. Durch die Sonneneinstrahlung sind sie in
Südrichtung breiter (stärkeres Wachstum) als im Norden
Ameisen bauen ihre Hügel auf der Südseite von Bäumen
Bäume besitzen auf der Nordseite gewöhnlich weniger Zweige
3.2 Sonne
•
•
Im Osten geht die Sonne auf, im Süden steigt sie hoch hinauf, im Westen will sie
untergehen, im Norden ist s ie nie zu sehn
um 12.30 Uhr steht die Sonne etwa genau im Süden (Zenit)
3.3 Kirchen
•
In alten Kirchen steht der Altar in der Regel im Osten
und der Kirchturm im Westen
3.4 Die Armbanduhr
Bei Sonnenschein kann man anhand einer Armbanduhr die Himmelsrichtungen bestimmen:
Man richtet den kleinen Zeiger auf die Sonne.
Die Winkelhalbierende zwischen dem kleinen Zeiger
und der 12 zeigt Richtung Süden.
Beachte: Bei der Sommerzeit nicht die Zwölf, sondern
die Eins nehmen!
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3.5 Sternbilder
In der Nacht kann man sich anhand der Sternbilder orientieren.
Der Polarstern steht fast genau im Norden. Ihn findet man mit Hilfe des Sternbildes „Grosser Bär“ (Grosser Wagen).
Die gedachte Verlängerung der Strecke
zwischen den beiden hinteren Sternen um
etwas mehr als das Fünffache führt zum
Polarstern, der gleichzeitig der vorderste
Stern des „Kleinen Bären“ (Kleiner Wagen)
ist.
Feld 1
a Kleiner Bär
b Giraffe
c Cepheus
Feld 2
a Kassiopeia
b Andromeda
c Pegasus
Feld 3
a Dreieck
b Widder
c Perseus
d Fuhrmann
Feld 10
a Schiffskompass
b Wasserschlange
c Becher
d Löwe
e Krebs
Feld 13
a Delphin
b Wassermann
c Steinbock
d Südlicher Fisch
Feld 11
a Rabe
b Jungfrau
c Centaurus
d Waage
Die hellsten Sterne
1
2
3
4
Polarstern
Algol
Capella
Pollux
5
6
7
8
9
10
Castor
Mizar
Alkor
Wega
Deneb
Mira
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
Aldebaran
Beteigeuze
Bellatrix
Rigel
Sirius
Procyon
Regulus
Spica
Arcturus
Antares
Atair
Formalhaut
Feld 4
a Zwillinge
b Luchs
Feld 5
a Kleiner Löwe
b Grosser Bär
c Jagdhunde
Feld 6
a Bootes
b nördliche Krone
c Drache
d Herkules
Feld 7
a Leier
b Schwan
Feld 8
a Walfische
b Fische
c (Fluss) Eridanus
Feld 9
a Stier
b Orion
c Hase
d Traube
e Grosser Hund
f Einhorn
g Kleiner Hund
h Schiff Argo
Feld 12
a Schlangenträger
b Schlange
c Skorpion
d Schütze
e Adler
f Pfeil
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4. Der Kompass
Der Kompass ist ein Gerät zur Bestimmung der Himmelsrichtung. Er ist ein wichtiges und sehr nützliches Orientierungsmittel im unwegsamen, unbekannten Gelände und bei erschwerten Sichtverhältnissen (Nebel, Nacht, Hindernisse).
Hauptbestandteil jedes Kompasses ist die Magnetnadel,
die sich auf einer Achse dreht. Die magnetische (meist
rot markierte) Nadelspitze hat die Eigenschaft, sich immer
nach Norden auszurichten. Wenn man mit dem Kompass
Norden bestimmt hat, kann man im Uhrzeigersinn auch die
Himmelsrichtungen Ost (E), Süd (S) und West (W) festlegen, welche jeweils im rechten Winkel (90 Grad) auseinander liegen.
4.1 Das Azimut
Mit dem Kompass kann man nicht nur die Himmelsrichtungen bestimmen, sondern jede beliebige Marsch- oder Blickrichtung. Dazu messen wir das Azimut. Das Azimut ist der Winkel zwischen der geographischen Nordrichtung und einer beliebigen Zielrichtung, gemessen im Uhrzeigersinn.
Leider weist die Kompassnadel nicht zum geographischen Nordpol, sondern zum magnetischen
Nordpol. Der magnetische Nordpol liegt
etwas westlicher. Den abweichenden
Winkel zwischen den beiden Polrichtungen nennt man Deklination. Sie beträgt
in der Schweiz etwa 2 Grad und nimmt
jährlich etwas ab. Bei den meisten Kompassen ist die Deklination bereits berücksichtigt, so dass beim Messen eines Azimuts direkt der richtige Winkelwert abgelesen werden kann.
A chtung: Die Kompassnadel kann
d urch ele ktrisch e Leitungen und metallische Gegenstände abgelenkt werden; sie zeigt dann
in eine falsche Richtung! Halte daher den Kompass von solchen Einflüssen fern.
4.2 Aufbau des Kompasses
In der Pfadi verwenden wir meistens das Kompassmodell von Recta. Aus diesem Grund beziehen sich die nachfolgenden Anleitungen auf die Anwendung dieses Modells.
Magnetnadel
Magnetisierte Metallnadel, die sich auf die Nord-Süd-Richtung
einschwingt.
Ablesemarkierung
(Index)
Sie befindet sich genau in der Visierlinie. Hier werden die Kurswinkel
abgelesen und eingestellt.
Deklinationsmarke
Hier kann der Korrekturwert der Deklination eingestellt werden
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Visiervorrichtung
Dient dazu, einen Gegenstand im Gelände genau anzupeilen
Umgehungsmarken
Fest in der Kompassdose eingravierte Winkelmarkierungen, die bei der
Umgehung von Hindernissen gute Dienste leisten
Magnetnadeldose
Sie ist drehbar und durchsichtig. Am äusseren Ring der Magnetnadeldose befindet sich die Kompassrose mit der Skala zur Winkelmessung.
Am Boden der Dose sind die N-S-Linien und die Nordmarkierung eingearbeitet. Die Dose ist zur Dämpfung der Nadel mit einer Flüssigkeit
gefüllt
Durch das Drehen der Dose drehen sich die Gradeinteilung, die Nordmarkierung und die Gitterlinien mit
Spiegel
Zeigt während dem Peilen auf Augenhöhe die Magnetnadel und die
Kompassrose
Massstab
Zur direkten Arbeit auf der Karte, damit entfällt die Umrechnung auf
den individuellen Kartenmassstab
Visier
Magnetnadel
Magnetnadeldose
Schnur
Gehäuse
Umgehungsmarkierung
Visier
Spiegel
Deklinationsmarke
Ablesemarkierung
(Index)
Längskante
(auf der anderen Seite ist
der Massstab eingraviert)
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4.2.1 Der Recta-Kompass
Recta-Kompass
Der Recta-Kompass ist das Ordonanzmodell der SchweizerArmee - einfach, billig, robust und zweckmässig. Dieser Kompass ist mit Deklinationsmarken versehen, welche nachts
leuchten. Er verfügt über eine gute Zielvorrichtung, nämlich
eine lange Visierlinie, und die Magnetnadel-Stellung ist im (unzerbrechlichen) Spiegel sichtbar.
4.2.2 Der Silva-Kompass
Der Silva — Kompass ist ein schwedisches Fabrikat. Er wird
vor allem von Orientierungsläufern bevorzugt wegen seiner
Handlichkeit, die ein rasches und genaues Arbeiten ermöglicht (grosse Windrose, durchsichtige Richtungsplatte mit
Massstab). Er ist jedoch weniger robust als ein Recta-Modell und besitzt keine Umgehungsmarken.
Silva-Kompass
Die verschiedenen Kompassmodelle zeichnen sich vorwiegend
durch unterschiedliche Kreiseinteilungen aus. Folgende Einteilungen finden Gebrauch:
360 Grad
400 Grad (Gon)
6400 A-Promille
Altgrad, bekannte Kreiseinteilung
Neugrad, rechter Winkel = 100 Grad
Artilleriepromille, militärische Einteilung
(1 Promille auf 1km Radius = 1 m Abweichung)
Recta-Kompasse sind entweder in 6400 A‰ oder 360°
eingeteilt. Allfällige Umrechnungen können mit einem Dreisatz oder
mit der rechts abgebildeten Umrechnungsscheibe einfach gelöst werden.
4.3 Richtungsübertragung Gelände-Karte
Du siehst von deinem Standort A im Gelände einen Punkt B, den du auf der Karte bestimmen
willst.
Schritt 1: Azimutbestimmung im Gelände
Visiere mit dem waagrecht gehaltenen Kompass über die Ziellinie den
gewünschten Punkt B an. Drehe dann die Kompass-Skala, bis der
nach Norden zeigende (rot markierte) Teil der Magnetnadel zwischen
die beiden Leuchtstriche der Nordmarke zu stehen kommt
(bei ausgestrecktem Kompass im Spiegel kontrollierbar). Bei der
schwarzen Zeigermarke (Index) kannst du nun den Richtungswinkel
(Azimut) ablesen.
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Schritt 2: Azimutübertragung auf Karte
Das unter Schritt 1 berechnete Azimut bleibt eingestellt. Bestimme auf der Karte deinen Standort A und
lege dann den Kompass so auf die Karte, dass eine
Ecke der Hinterkante (Schnurseite) auf den Standort
zu liegen kommt. (Nicht umgekehrt, sonst ist die Richtung um 180 Grad verschoben! Stell dir vor, du hättest am Sta ndort die Schnur um den Hals. Sie zeigt somit vom angepeilten Punkt weg). Drehe nun den Kompass
(mit eingeschobenem Spiegel) um den Standort, bis Nordrichtung und Netzlinien auf Karte und Kompass übereinstimmen (die Magnetnadel muss beim
Arbeiten auf der Karte nicht berücksichtigt werden). Der gesuchte Punkt B liegt nun auf
der Geraden in Richtung der am Standort A angelegten Längskante. Durch die Übertragung der im Gelände geschätzten Distanz auf die Gerade kannst du die genaue Lage des Punktes B bestimmen.
4.4 Richtungsübertragung Karte-Gelände
Du möchtest in unbekanntem oder unübersichtlichem Gelände die Richtung von deinem
Standort A zum unbekannten Punkt B bestimmen. Auf der Karte ist dir die Lage beider Punkte
bekannt.
Schritt 1: Azimutbestimmung auf der Karte
Lege den Kompass auf die Karte längs der Verbindungslinie
von Standort A zu Punkt B. Die Ziellinie des Kompasses liegt dabei
parallel zur Verbindungslinie und somit in der gesuchten Richtung
(Kompass-Schnur zeigt auf Seite Standort A, sonst gibt es einen
180 Grad-Fehler). Drehe nun die Kompass-Skala, bis Nordrichtung
und Liniennetz auf Karte und Kompass übereinstimmen. (Die Magnetnadel brauchst du beim Arbeiten auf der Karte nicht zu beachten.) An der schwarzen Zeigermarke (Index) kann nun das Azimut abgelesen werden.
Schritt 2: Azimutübertragung ins Gelände
Das unter Schritt 1 bestimmte Azimut bleibt eingestellt. Visiere
nun an deinem Standort A über die Ziellinie des Kompasses und
drehe dich, bis die rot e Nadelspitze zwischen die beiden Leuchtstriche der Nordmarke zu stehen kommt (im Spiegel kontrollieren).
Die Ziellinie zeigt nun in die Richtung des gesuchten Punktes B.
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4.5 Den eigenen Standort feststellen
Orientiere zuerst die Karte nach Norden. Dazu stellst du auf dem Kompass Azimut Null (0)
ein und legst ihn darauf an eine Nord-Süd-Koordinatenlinie der Karte (Ziellinie des Kompasses zeigt auf der Karte nach Norden). Drehe dann die Karte mit aufgelegtem Kompass, bis die
rote Nadelspitze zwischen die beiden Leuchtstriche der Nordmarke zu liegen kommt. Nun liegt die
Karte richtig im Gelände. Versuche nun, dich durch den Vergleich markanter Geländeteile
(Berggipfel, Hügel, Wald, ...) und auffälliger Bauten (Turm, Starkstromleitung) mit der Karte zu
orientieren.
4.6 Den eigenen Standort bestimmen (rückwärts einschneiden)
Zuerst muss die Karte nach Norden ausgerichtet werden. Jetzt müssen wir unsre Umgebung
genau erforschen. Es gibt im Gelände immer einige Punkte, die auch
auf der Karte leicht zu finden sind. Besonders ist dabei auf topographische Einzelgegenstände zu achten, wie z.B. einzeln stehende Gehöfte,
Baumgruppen,
Wäldchen;
Hügel,
Strassen,
Strassenkreuzungen,
Türme, Wasserdepots, etc. Mindestens zwei solcher Punkte muss ich mir sowohl auf der Karte als
auch im Gelände suchen.
Gemäss 4.3 (Richtungsübertragung Gelände-Karte) bestimmst du nun die Azimute der Punkte
im Gelände und überträgst die Richtungen auf die Karte. Dabei
musst du den Kompass auf der Karte beim bekannten Punkt ansetzen und dann den Kompass drehen, bis er gleich ausgerichtet
ist wie die Karte (Nordrichtung und Netzlinien auf Kompass und
Karte übereinstimmend). Nun ziehst du eine Linie längs der anliegenden Kompasskante und verlängerst sie in Richtung Schnur.
Denselben Vorgang wiederholst du mit einem zweiten oder mehreren Punkten. Beim Schnittpunkt
der Linien auf der Karte befindet sich dein Standort.
4.7 Einen im Gelände unbekannten Punkt bestimmen (vorwärts einschneiden)
Der eigene Standort muss bekannt sein. Visiere mit dem Kompass den unbekannten Punkt an
und übertrage das gemessene Azimut in gewohnter Weise, vom Standort ausgehend, auf die
Karte (Flüssigkeitsdose beim Standort anlegen, Richtungsstrahl in Richtung der Ziellinie!). Der
gesuchte Punkt liegt auf dem Richtungsstrahl und sollte durch Schätzen der Distanz und Vergleich mit dem Gelände festgelegt werden können.
Ist das nicht möglich, so wiederholst du
das ganze Verfahren von einem andern,
zweiten Standort aus. Dann liegt der
gesuchte Punkt im Schnittpunkt der
beiden Richtungsstrahlen.
Technikdossier Karte & Kompass
April 2005
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