Jahresbericht 2012 - Bundespatentgericht
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Jahresbericht 2012 - Bundespatentgericht
2012 Bundespatentgericht Jahresbericht BPatG Jahresbericht 2012 Impressum Vorwort Impressum Herausgeber Die Präsidentin des Bundespatentgerichts Referat für Öffentlichkeitsarbeit und internationale Angelegenheiten Postfach 90 02 53, 81502 München Redaktion Richterin am Bundespatentgericht Dr. Ariane Mittenberger-Huber, München Gestaltung Grafikbüro Ehlers + Kaplan GbR, Mainz www.grafikbuero.com Fotos BPatG: Thomas Kleinschmidt, Dr. Manfred Müller Druck Deutsches Patent- und Markenamt, München Bestellungen schriftlich an den Herausgeber oder per Tel.: +49 (0) 89 69937 - 231 Fax: +49 (0) 89 69937 - 5231 E-Mail: [email protected] www.bundespatentgericht.de München 2013 © BPatG Sehr geehrte Leserinnen und Leser, der vorliegende Jahresbericht soll Ihnen – wie in den vergangenen Jahren – einen Überblick über die Tätigkeit des Bundespatentgerichts vermitteln. Neben dem Geschäftsbericht, der Ihnen eine Übersicht über die Geschäftslage des Gerichts im Jahr 2012 gibt, enthält der Jahresbericht wieder in komprimierter Form eine Auswahl der wichtigsten Entscheidungen der 29 Senate des Bundespatentgerichts zum Patent-, Gebrauchsund Geschmacksmusterrecht ebenso wie zum Markenrecht. Wir können auf ein ereignisreiches Jahr zurück blicken, in dem sich die Geschäftszahlen erfreulich entwickelt haben. Insgesamt verzeichnete das Bundespatentgericht 700 Neueingänge mehr als im letzten Jahr, denen – erfreulicherweise – entsprechend hohe Erledigungszahlen gegenüber standen. Die anhaltend hohe Anzahl an Nichtigkeitsverfahren belastete im letzten Jahr ganz besonders den 5. Senat, der u. a. für Nachrichtentechnik zuständig ist. Viele Verfahren mit Schwerpunkt im Mobilfunk sind eingegangen, vielleicht wird sich das eine oder andere davon wieder erledigen, wenn – wie zuletzt mehrfach in der Presse vermeldet – die „Mobilfunkriesen“ ihre Streitigkeiten zumindest teilweise gütlich beilegen. Die Zahl der Patentbeschwerden ist im Jahresergebnis wieder deutlich gestiegen. Dennoch konnten – wenn man in einer Zeitrechnung „vor Einführung der elektronischen Schutzrechtsakte (ElSA)“ beim Deutschen Patent- und Markenamt und „nach ElSA“ rechnet – die Zahlen „vor ElSA“ noch nicht wieder erreicht werden. Vorwort BPatG Jahresbericht 2012 Wir sind guter Hoffnung, dass die – insbesondere auch durch den Medienbruch – aufgetretenen Schwierigkeiten im Laufe des Jahres 2013 zu beheben sind und wir wieder mit einem kontinuierlichen Verfahrenseingang rechnen können. International stand das Jahr 2012 – wie bereits das Jahr davor – ganz im Zeichen der Diskussionen um den Gewerblichen Rechtsschutz in Europa und das Europäische Patent mit einheitlicher Wirkung. Die über 40-jährige, fast „unendliche“ Geschichte des Europäischen Patents soll mit der Verordnung (EU) Nr. 1257/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates bzw. der Verordnung (EU) Nr. 1260/2012 des Rates jeweils vom 17. Dezember 2012 doch endlich ein Ende gefunden haben; das Übereinkommen über das Europäische Patentgericht wurde am 19. Februar 2013 in Brüssel auch von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet. Ob es das erhoffte glückliche Ende ist, wird die Zeit weisen – noch fehlen die Ratifikationsurkunden für den Vertrag über das Gericht und erforderliche Folgeänderungen der Brüssel-I-Verordnung (VO (EU) 1215/2012 vom 12. Dezember 2012). Bei aller Zustimmung und Vorfreude auf das neue Gericht stehen die Kolleginnen und Kollegen des Bundespatentgerichts diesem Übereinkommen mit etwas banger Erwartung gegenüber. Sofern es um den Rechtsbestand von Patenten geht, beschäftigen sich die Nichtigkeitssenate des Bundespatentgerichts derzeit immerhin zu zwei Dritteln mit der Bestandskraft europäischer Bündelpatente und nur mehr zu einem Drittel mit der Bestandskraft deutscher Patente. Es besteht aber kein Anlass, sorgenvoll in die unmittelbare Zukunft zu blicken. Wir sind sicher, dass die technischen und juristischen Richterinnen und Richter des Bundespatentgerichts aufgrund ihrer Sachkompetenz und Erfahrung bestens gerüstet sind, sich auch in Konkurrenz mit einem europäischen Patentgericht zu behaupten. Einstweilen lassen wir uns von Abraham Lincoln ermutigen, der gesagt hat: „Das Beste an der Zukunft ist, dass sie uns immer einen Tag nach dem anderen serviert wird.“ Oder, im Jahresbericht, von einem Jahr auf das andere … Wir möchten auf diesem Wege allen Gerichtsangehörigen und den beteiligten Kreisen für ihre Unterstützung im vergangenen Jahr danken und hoffen auf Ihr Wohlwollen auch im Jahr 2013, für das wir uns einiges vorgenommen haben. Unter anderem wird wieder ein markenrechtliches Symposium stattfinden und sich unter dem Titel „Marke im Spannungsverhältnis zwischen Marketing und Rechtsbestand – tatsächliche und rechtliche Rahmenbedingungen des Markenverständnisses“ mit rechtlichen und tatsächlichen Fragen rund um den Schutz und die Wirkung von Marken auf den Verbraucher befassen. Wir wünschen Ihnen eine interessante und angenehme Lektüre. Beate Schmidt Präsidentin Dr. Klaus Strößner Vizepräsident BPatG Jahresbericht 2012 Inhalt Inhalt Vorwort Organigramm U2 4 aus der rechtsprechung des bundespatentgerichts 2012 patentrecht 7 I. Patentfähigkeit 7 1. Technische Lehre zum Handeln und Erfindungsbegriff - Programme für Datenverarbeitungsanlagen - Mathematische Methoden - Technischer Beitrag zur erfinderischen Tätigkeit 7 7 9 9 2.Patentierungsausschlüsse bei medizinischen Verfahren 11 3. S tand der Technik und öffentliche Zugänglichkeit 12 4. Neuheit und erfinderische Tätigkeit - Neuheit, Offenbarung - Erfinderische Tätigkeit - Durchschnittsfachmann 12 12 14 17 6 3. Auslegung 32 4. Prüfung der Widerrufsgründe -Ausführbarkeit, vollständige und deutliche Lehre -Unzulässige Erweiterung des Anmeldungsgegenstands, Aliud -Unzulässige Erweiterung des Schutzbereichs 33 5. Kostenfragen 38 6. Beteiligtenwechsel 38 V. Beschwerdeverfahren 33 35 37 39 1. Zulässigkeit der Beschwerde 39 2. Inlandsvertreter 39 VI.Nichtigkeitsverfahren 39 II. Ergänzende Schutzzertifikate 18 1. Zulässigkeit der Klage 39 III.Verfahren vor dem DPMA 20 2. Bindung an die Anträge 40 3. Kostenfragen - Kostenverteilung - Doppelvertretungskosten - Streitwert/Klagegebühr 42 42 43 44 4. Sonstiges - Beweisanträge, Amtsermittlungspflicht - Verspätung, Vertagung - Nebenintervention - Sachverständigengutachten - Übersetzung 46 46 46 49 49 50 1. Anmeldetag 20 2. Priorität 21 3. Ausscheidung 23 4. Fassung der Unterlagen 23 5. Wiedereinsetzung 24 6. Weiterbehandlung 25 7. Verfahrensfehler, Rückzahlung der Beschwerdegebühr - Anhörung, rechtliches Gehör - Begründungspflicht - Verfahrensfehler 26 26 27 28 8. Wirksamkeit des Beschlusses 29 9. Verfahrenskostenhilfe 29 10. Sonstiges IV.Einspruchsverfahren 2 30 30 1. Insolvenz 30 2. Zulässigkeit des Einspruchs - Zulässigkeit des Einspruchs bejaht - Zulässigkeit des Einspruchs verneint 31 31 32 gebrauchsmusterrecht 50 geschmacksmusterrecht 52 sortenschutzrecht 53 markenrecht 54 I. Nichtkonventionelle Markenformen 54 1. Abstrakte Farbmarken 54 2. Dreidimensionale Marken 55 Inhalt BPatG Jahresbericht 2012 II. Wortmarken, Wort-/Bildmarken, Bildmarken 55 12. Schutzfähigkeit aufgrund markenmäßiger Verwendungsmöglichkeiten 65 13. Verkehrsdurchsetzung 66 1. Fremdsprachige Begriffe 55 2. Buchstaben und Buchstabenfolgen 56 3. Wortzusammensetzungen 57 4. Slogans 58 5. Wortfolgen mit geografischen Herkunftsangaben 1. Wegen Bösgläubigkeit nach § 50 Abs. 1 i. V. m. § 8 Abs. 2 Nr. 10 MarkenG 59 6. Etablissementbezeichnungen 60 2. Wegen absoluter Schutzhindernisse nach § 50 Abs. 1.2 i.V.m. § 8 Abs. 2 Nr. 1– 9, § 54 MarkenG 68 7. Personennamen 61 8. Wort-/Bildmarken 62 9. Bildmarken III.Löschungsverfahren IV.Widerspruchsverfahren 67 67 69 1. Rechtserhaltende Benutzung 69 62 2. Warenähnlichkeit 70 10. Verstoß gegen die öffentliche Ordnung oder die guten Sitten (§ 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG) 63 3. Unmittelbare Verwechslungsgefahr 70 11. Verbot des Missbrauchs öffentlicher Hoheitszeichen für kommerzielle Zwecke (§ 8 Abs. 2 Nr. 6 und 8 MarkenG) 4. Verwechslungsgefahr aufgrund gedanklichen Inverbindungbringens 71 64 geschäftsbericht 2012 72 geschäftsentwicklung 73 dokumentation und bibliothek 81 I. Übersicht 73 I. Dokumentationsstelle 81 II.Statistiken 74 II. Bibliothek 82 III.Rechtsmittel gegen Entscheidungen des Bundespatentgerichts 78 elektronischer rechtsverkehr 83 personal 79 I.Elektronischer Rechtsverkehr/eJustice 83 ausbildung der patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber II.Informationstechnik 83 80 III.Elektronischer Gerichtssaal 84 öffentlichkeitsarbeit und internationale angelegenheiten 85 english summary 88 3 BPatG Jahresbericht 2012 Organigramm Organigramm Stand 1. Februar 2013 präsidentin: beate schmidt vizepräsident: dr. klaus strößner RECHTSPRECHUNG Nichtigkeitssenate Juristischer Beschwerdesenat Technische Beschwerdesenate MarkenBeschwerdesenate GebrauchsmusterBeschwerdesenat Beschwerdesenat für Sortenschutz 1. Senat Präsidentin Beate Schmidt 10. Senat VRi Joachim Rauch 6. Senat VRi Dr. Norbert Lischke 24. Senat VRin Susanne Werner 35. Senat VRi Thomas Baumgärtner 36. Senat VRi Thomas Baumgärtner 8. Senat VRi Dr. Stefan Zehendner 26. Senat VRi Dr. Georg Fuchs-Wissemann 2. Senat VRin Vivian Sredl 3. Senat VRi Walter Schramm 4. Senat VRi Rainer Engels 5. Senat VRi Wolfgang Gutermuth 10. Senat VRi Joachim Rauch 7. Senat VRi Walter Höppler 9. Senat VRi Klaus-Peter Hilber 11. Senat VRi Dr. Siegfried Höchst 12. Senat VRi Klaus-Ludger Schneider 14. Senat VRi Dr. Roman Maksymiw 15. Senat VRi Dr. Friedrich Feuerlein 17. Senat VRi Dr. Wolfgang Morawek 19. Senat VRi Dr. Volker Hartung 20. Senat VRi Dr. Norbert Mayer 21. Senat VRi Dr. Klaus Häußler 23. Senat Vizepräsident Dr. Klaus Strößner 4 25. Senat VRi Helmut Knoll 27. Senat VRi Dr. Friedrich Albrecht 28. Senat VRin Elisabeth Klante 29. Senat VRin Marianne Grabrucker 30. Senat VRi Prof. Dr. Franz Hacker 33. Senat VRi Achim Bender Organigramm BPatG Jahresbericht 2012 GERICHTSVERWALTUNG Referat 1 Referat 2 Referat 3 Referat 4 Referat 5 Personal richterlicher Dienst, Fortbildung und Dienstreisen Haushalt Personal nichtrichterlicher Dienst Informationstechnik PresseGeschäftsstelle sprecher(in), Innerer Dienst Öffentlichkeitsarbeit, Internationale Angelegenheiten, Informationsdienste Zentrale Vergabestelle Organisation IT- Grundsatzfragen Patentanwalts angelegenheiten (IT-Planung u. -Entwicklung, Bezüge, IT-Betrieb) Entgelte, Nebenleistungen Aus- und Fortbildung, Dienstreisen Justiziariat Referat 6 Bibliothek Dokumentation Juris Ri Thomas Voit Rin Regina Kortge (Justiziariat) Rin Dr. Ina Schnurr Gremien: Präsidium Vorsitz: Präsidentin Beate Schmidt Präsidialrat Vorsitz: Präsidentin Beate Schmidt Richterrat Vorsitz: Rin Irmgard Kirschneck Personalrat Vorsitz: JOAR Thomas Kappl Ri Dr. Carsten Kortbein Ri Martin Musiol Rin Dr. Ariane MittenbergerHuber Ri Thomas Kleinschmidt VRi Walter Schramm (für Juris) Vertreter: Vertrauensperson für den richterlichen Dienst Ri Jürgen Schell Vertrauensperson für den nichtrichterlichen Dienst JHW Maurizio Lucchetta Jugend- und Auszubildendenvertreterin Jasmin Schulz Beauftragte: Haushaltsbeauftragte Rin Dr. Ina Schnurr Gleichstellungsbeauftragte Rin Karin Friehe Geheimschutzbeauftragte JARin Katja Maßenberg Korruptionsbeauftragter Ri Rüdiger Kätker Datenschutzbeauftragter Ri Bernd Maile Beschwerden nach dem AGG Ri Jürgen Schell IT- Sicherheitsbeauftragter JAM Matthias Schüller 5 Aus der Rechtsprechung des Bundespatentgerichts 2012 6 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht, Gebrauchsmusterrecht, Geschmacksmusterrecht und Sortenschutzrecht Dieser Beitrag stellt aus der Fülle der Entscheidungen des Bundespatentgerichts aus den Bereichen Patente, Gebrauchsmuster, Geschmacksmuster und Sortenschutz im Berichtszeitraum 2012 nach thematischen Schwerpunkten gegliedert diejenigen dar, welche sich auf neu entstandene oder strittige Fragestellungen beziehen, die Rechtsprechung weiterbilden oder unter Berücksichtigung neuerer Entwicklungen bestätigen. Um das Auffinden bestimmter Themenschwerpunkte zu erleichtern, wird z. B. der Komplex „Erfinderische Tätigkeit“ ausschließlich im allgemeinen Abschnitt I (Patentfähigkeit) und nicht noch einmal im Abschnitt VI (Nichtigkeitsverfahren) behandelt. Die Auslegung von Patentansprüchen und die Prüfung der weiteren Einspruchs-/Nichtigkeitsgründe werden im Abschnitt IV (Einspruchsverfahren) behandelt. Patentrecht I. Patentfähigkeit 1. Technische Lehre zum Handeln und Erfindungsbegriff Programme für Datenverarbeitungsanlagen Bei Erfindungen mit Bezug zu Geräten und Verfahren (Programmen) der elektronischen Datenverarbeitung ist zunächst zu klären, ob der Gegenstand der Erfindung zumindest mit einem Teilaspekt auf technischem Gebiet liegt (§ 1 Abs. 1).1 Danach ist zu prüfen, ob dieser Gegenstand lediglich ein Programm für Datenverarbeitungsanlagen als solches darstellt und deshalb vom Patentschutz ausgeschlossen ist. Der Ausschlusstatbestand greift nicht ein, wenn die weitere Prüfung ergibt, dass die Lehre Anweisungen enthält, die der Lösung eines konkreten technischen Problems mit technischen Mitteln dienen.2 Der 17. Senat3 befasste sich mit einem System und einem Verfahren, bei dem auf einer großen zentralen Rechenanlage eine Vielzahl von „Virtuellen Maschinen“ (VM) verwaltet werden, wobei das Laufwerk-Abbild einer VM in zwei Teilen abgespeichert wird: in einem für mehrere VM gemeinsamen, nur lesbaren Anwendungsimage einerseits und in einem separaten zweiten, für die einzelnen VM spezifischen Teil, die beim Starten der VM zusammengefügt werden. Das Verfahren gibt eine Anweisung zum technischen Handeln (§ 1 Abs. 1), da es die Nutzung der Komponenten einer Datenverarbeitungsanlage lehrt4, ist aber als Programm für Datenverarbeitungsanlagen als solches nicht patentfähig. Das objektive Problem besteht darin, die Ablage einer Vielzahl von VM in einem Datenzentrum so zu strukturieren, dass der Speicherplatzbedarf möglichst gering wird, und dass ein Update der in den VM gespeicherten Programme möglichst schnell und mit kleinem Aufwand erfolgen kann. Gelöst wird dieses Problem durch eine geeignete Strukturierung der zu speichernden Daten. Das so identifizierte objektive Problem erfordert keinerlei technische Überlegungen; vielmehr genügt die Erkenntnis, dass es für alle VM gemeinsame Daten gibt. Ebenso ist die Lösung, die allen VM gemeinsamen Daten nur einmal zu speichern, völlig losgelöst von technischem Fachwissen oder technischen Erkenntnissen. Der Senat gelangte daher zu dem Schluss, dass die beanspruchte Lehre nicht über den Bereich der Datenverarbeitung als solche hinausgeht.5 Dies gilt auch für ein Verfahren zum Auffinden von Patentdokumenten in einer Datenbank, in dem in einem vorhandenen Datenbestand Patentdokumente unter Berücksichtigung von Suchkriterien ermittelt werden, jedem dieser Dokumente zumindest eine Familie zugeordnet und aus den Familien ein repräsentatives Dokument gemäß einer gewählten Präferenzreihenfolge automatisch ausgewählt und ausgegeben wird. Da dieses Verfahren lediglich die Art der Verwaltung und Sortierung von Datensätzen betrifft, keine technische Überlegungen verlangt und auch keinerlei Steuerung 1 §§ ohne Angaben des Gesetzes beziehen sich auf das Patentgesetz. 2 BGH, GRUR 2011, 610 – Webseitenanzeige; GRUR 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten. 3 BPatG, Beschl. v. 15.11.2011 – 17 W (pat) 1/08. 4 Vgl. BGH, GRUR 2010, 613, Tz. 20 – Dynamische Dokumentengenerierung. 5 Vgl. BGH, GRUR 2011, 610, Tz. 28, 31 – Webseitenanzeige. 7 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht einer technischen Einrichtung oder eines Prozesses erfolgt, stellt es zwar im Hinblick auf die Nutzung der Komponenten einer Datenverarbeitungsanlage eine technische Anweisung dar, es ist aber als „Programm als solches“ i. S. v. § 1 Abs. 3 Nr. 3 nicht dem Patentschutz zugänglich, so der 17. Senat.6 Einem Verfahren, dessen objektives Problem darin besteht, zur Bereitstellung von Informationen für eine Reisebuchung die hinterlegten Daten so zu organisieren, dass die automatisierte Auswahl eines Reiseangebots gemäß den getroffenen Auswahlkriterien ermöglicht wird und neben Reiseinformationen auch zugehörige touristische Informationen präsentiert werden können, liegt ein reines Problem der Datenverarbeitung zugrunde. Auch die Lösung des Problems durch Abspeichern der Informationen in zwei Datenbanken, um bei Eingabe von Auswahlkriterien eine automatische Auswahl des geeigneten Reiseangebots in Verbindung mit der Darstellung von Zusatzinformationen zu ermöglichen, verlangt keine technischen Überlegungen und ist als eine reine Maßnahme der Datenorganisation anzusehen. Der 17. Senat7 führte aus, dass der Vorschlag, Datensätze auf zwei Datenbanken so zu verteilen, dass die dynamischen Daten in einer ersten und die statischen Daten in einer zweiten Datenbank gehalten werden, nicht die prinzipielle Funktionsfähigkeit einer Datenverarbeitungsanlage in technischer Hinsicht betrifft, sondern diese lediglich entsprechend ihrer Bestimmung arbeitet. Ebenso beurteilte der 17. Senat ein Verfahren zum Verknüpfen von geometrischen oder materialspezifischen Werten von Werkstücken oder Maschinenteilen mit Kenngrößen von Werkzeugmaschinen. Das Verfahren war darauf ausgerichtet, die Verwaltung der in einer Datenverarbeitungsanlage gesammelten Datensätze so zu organisieren, dass auf eine benutzerseitige Anforderung hin die gewünschten Suchergebnisse auf einer Ausgabevorrichtung präsentiert werden können8; Entsprechendes gilt für ein Verfahren zur Selek- 6 BPatG, Beschl. v. 28.6.2012 – 17 W (pat) 72/08. 7 BPatG, Beschl. v. 23.2.2012 – 17 W (pat) 11/08. 8 BPatG, Beschl. v. 8.11.2011 – 17 W (pat) 15/06. 9 BPatG, Beschl. v. 17.11.2011 – 17 W (pat) 18/06. 10 BPatG, Beschl. v. 8.12.2011 – 17 W (pat) 26/06. 11 BPatG, Beschl. v. 10.1.2012 – 17 W (pat) 74/07. 12 Siehe BGH, GRUR 2011, 610, Tz. 22 – Webseitenanzeige. 8 tion eines Auswerteverfahrens aus einer Menge von Auswerteverfahren9, welches als reine Datenbankanwendung innerhalb eines herkömmlichen Computersystems implementiert ist, und für ein Verfahren zur Generierung einer hierarchischen Netzliste für die Simulation einer Schaltung mit einer Vielzahl von elektronischen Bauelementen, welches im Wesentlichen dazu dient, Daten über Bauelemente so zu sammeln und anzuordnen, dass mittels einer vom Benutzer formulierten Regel als Auswahlkriterium Teilschaltungen automatisch aus einer flachen Netzliste herausgefiltert und durch vorab definierte Ersatzbauelemente ersetzt werden können.10 Ein Verfahren zur Verarbeitung von Messdaten der funktionalen Magnetresonanztomographie, welches das objektive Problem löst, während einer Aufnahme Zwischenergebnisse berechnen und auswerten zu können, selbst dann, wenn die zur Auswertung nötigen Modellfunktionen zeitweise korreliert sind, ist „als Programm für Datenverarbeitungsanlagen als solches“ vom Patentschutz ausgeschlossen, wenn die Lösung keine technischen Überlegungen erfordert, sondern nur Maßnahmen aus der Statistik und der linearen Algebra vorschlägt, welche unter Anwendung herkömmlicher Programmiertechniken als Computerprogramm implementiert sind, so der 17. Senat11 unter Hinweis auf BGH-Webseitenanzeige.12 Denn die Vorteile des Verfahrens beruhen lediglich auf den eingesetzten Rechenverfahren und laufen auf jeder herkömmlichen Datenverarbeitungsanlage in gleicher Weise ab. Ein Verfahren zur Aufbereitung, Analyse und Auswertung von Gutachten zur Schadensbearbeitung für Versicherungsfälle, bei dem eine vormals gedankliche und manuelle Maßnahme auf eine reine Softwaremaßnahme abgebildet wird, welche eine Fehlerkennzeichnung und Korrektur der in den Gutachten enthaltenen Daten automatisch durchführt, ist ebenfalls dem Patentschutz nicht zugänglich. Eine dabei eingesetzte Expertendatenbank mit technischen Daten ist ohne Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 Belang, da der Bedeutungsinhalt der gespeicherten und verarbeiteten Daten die Zugänglichkeit zum Patentschutz nicht begründen kann13, so der 17. Senat.14 Mathematische Methoden Auch „mathematische Methoden als solche“ (§ 1 Abs. 3 Nr. 1 i. V. m. Nr. 4) sind von der Patentfähigkeit ausgenommen, wenn nicht die beanspruchte Lehre darüber hinaus ein konkretes technisches Problem mit technischen Mitteln löst. Ein Verfahren zur Herstellung der Lageübereinstimmung von 3D-Datensätzen in einem dentalen CAD/ CAM-System, bei dem das objektive Problem darin besteht, für zwei 3D-Modelle bzw. deren Datensätze, welche unterschiedliche Kieferaufnahmen repräsentieren, eine Lagebeziehung zu ermitteln und eine mathematische Transformation berechnen zu können, welche das eine auf das andere Modell abbildet, wobei das Verfahren mit Hilfe eines Zuordnungsverfahrens aus der analytischen Geometrie gelöst wird, ist als „mathematische Methode als solche“ dem Patentschutz nicht zugänglich, so der 17. Senat.15 Dies gilt auch für ein Verfahren zur Beschreibung von physikalischen Systemen auf Basis eines Modells, dessen objektives Problem darin besteht, in einer Modellberechnung die Korrelationen zwischen einzelnen Eingangsmessgrößen so weit zu vermindern, dass die notwendigen Systemparameter für das Modell vernünftig abgeschätzt werden können und dessen Lösung lediglich auf mathematischen Überlegungen zu Korrelationsanalysen im Rahmen der Parameteriden tifikationsverfahren unter Nutzung von Regressionsanalysen beruht.16 Denn dieses Verfahren beruht nicht auf einer technischen Leistung, sondern lediglich auf Überlegungen aus der Statistik und Numerik. Technischer Beitrag zur erfinderischen Tätigkeit Wenn auch das Erfordernis der Technizität bereits erfüllt ist, sofern zumindest ein Teilaspekt einer beanspruchten Lehre ein technisches Problem bewältigt17, so ist zu beachten, dass „bei der Prüfung der Erfindung auf erfinderische Tätigkeit nur diejenigen Anweisungen zu berücksichtigen sind, die die Lösung des technischen Problems mit technischen Mitteln bestimmen oder zumindest beeinflussen“.18 Außerhalb der Technik liegende Anweisungen genügen deshalb in diesem Zusammenhang grundsätzlich nicht; sie sind nur in dem Umfang von Bedeutung, in dem sie auf die Lösung des technischen Problems mit technischen Mitteln Einfluss nehmen.19 Die einzelnen Merkmale eines Patentanspruchs müssen deshalb bei der Prüfung der erfinderischen Tätigkeit auf ihren „technischen Beitrag“ hin bewertet werden, wie die folgenden Entscheidungen zeigen: Bei einem Verfahren zur 3D-Bildrekonstruktion eines Computertomografen, welches unter Verwendung einer mathematischen Faltungsoperation durch gefilterte Rückprojektion erfolgt, ist die Wahl des Filters keine Anweisung, die der Lösung eines konkreten technischen Problems mit technischen Mitteln dient. Der 17. Senat20 führt aus, dass dem Verfahren ein konkretes technisches Problem zugrunde liegt, nämlich in einem 3D-Bildrekonstruktionsverfahren feine Strukturen in den rekonstruierten Bilddaten hervorzuheben. 13 BGH, GRUR 2005, 143 – Rentabilitätsermittlung. 14 BPatG, Beschl. v. 24.1.2012 – 17 W (pat) 84/07, nicht zugelassene Rechtsbeschwerde eingelegt, X ZB 3/12. 15 BPatG, Beschl. v. 19.1.2012 – 17 W (pat) 97/06. 16 BPatG, Beschl. v. 5.7.2012 – 17 W (pat) 108/08. 17 BGH, GRUR 2011, 125, LS a – Wiedergabe topografischer Informationen. 18 BGH, GRUR 2011, 125, LS b – Wiedergabe topografischer Informationen. 19 BGH, GRUR 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten. 20 BPatG, Beschl. v. 1.3.2012 – 17 W (pat) 4/08. 9 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht Die Rückprojektion ist als technisches Lösungsmittel ebenfalls anzuerkennen, da es an die speziellen Gegebenheiten der Datenaufnahme bei tomografischen Aufnahmen angepasst ist. Die Filterung ist jedoch kein technisches Lösungsmittel, da sie über rein mathematische Überlegungen hinaus keine Rücksicht auf die technischen Gegebenheiten der Messdatenerfassung oder auf spezielle Eigenschaften der zu verarbeitenden Messdaten nimmt. Bei einer Anpassungsvorrichtung zur Ermittlung optimaler Betriebsbedingungen für z.B. eine Brennkraftmaschine, bei der durch mathematische Funktionen gegebene Modelle aufgrund von Messungen der Betriebsbedingungen der Brennkraftmaschine ausgewählt und ihre Modellparameter mit statistischen Verarbeitungsprogrammen optimiert werden, bleiben bei der Prüfung auf erfinderische Tätigkeit Merkmale als nicht-technisch unberücksichtigt, die den Dialog zwischen einem Benutzer und der Anpassungsvorrichtung betreffen – insbesondere die Darstellung von Informationen zu Messdaten und Mittel zur Auswahl von Näherungsfunktionen durch den Benutzer. Der 17. Senat21 führt aus, dass die Art der Darstellung der Messdaten sowie der Funktionsauswahl keine technische Problemstellung erkennen lassen, da sie sich allenfalls an der menschlichen Auffassungsgabe orientieren und auch die Erzeugung und Übermittlung einer derartigen Darstellung an eine Anzeigevorrichtung nicht durch technische Parameter, sondern durch eine Anforderung des Benutzers ausgelöst wird. Dies gilt auch bei einem Verfahren zur adaptiven Klassifizierung von Werkstücken, bei dem gemessene Gütemerkmale der Werkstücke mit Kenngrößen verglichen werden und entschieden wird, ob ein Werkstück fehlerfrei oder fehlerbehaftet ist. Die entsprechenden Merkmale haben allenfalls einen Bezug zur Statistik oder Mathematik. Der 17. Senat22 sieht daher die Berücksichtigung eines Kriteriums, wonach die An- passung eines Auffälligkeitsbereichs immer dann erfolgt, wenn die ermittelte Kenngröße nicht mehr zwischen einem oberen und unteren Eingreifbereich liegt, oder die Ermittlung einer Vielzahl von Messwerten aus überwiegend fehlerfreien Werkstücken oder die statistische Analyse eines Gütemerkmalsvektors als nicht technisch an. Der 17. Senat23 befasste sich auch mit einem Verfahren zur rechnergestützten Abwicklung einer Bestellung von Waren von einem Kundenrechner aus über das Internet bei einem Händler unter Zwischenschaltung eines zentralen Servers. Die objektive Aufgabe, die Datenübertragung im Rahmen des Bestellvorgangs sicherer zu machen, in dem bei einem rechnergestützten Bestellsystem auf einem Kundenrechner eine Offline-Datenbank vorhanden ist, betrifft mit einem Teilaspekt der unter Schutz gestellten Lehre auch die Lösung eines technischen Problems mit technischen Mitteln und ist daher nicht gemäß § 1 Abs. 3 Satz 3 i. V. m. Abs. 4 vom Patentschutz ausgeschlossen. Die auf der Geschäftsidee beruhenden Merkmale, Produkt- und Preisdaten in der Offline-Datenbank zur Verfügung zu stellen, sind bei der Prüfung der erfinderischen Tätigkeit jedoch nicht zu berücksichtigen.24 Unbeachtlich sind auch die außerhalb der Technik liegenden Anweisungen einer Spielidee. Ist ein Verfahren zum Betreiben eines geldbetätigten Unterhaltungsgeräts darauf gerichtet, dem Spieler ohne erhöhten Einsatz zusätzliche Einflussmöglichkeiten auf den Spielablauf einzuräumen und so den Unterhaltungswert zu erhöhen, so sind die entsprechenden Merkmale ebenfalls nicht technisch und deshalb unbeachtlich. Der 19. Senat25 hat daher das kennzeichnende Merkmal, dass das Verhältnis der zu erzielenden Trefferquote und/oder die Höhe der Gewinnwertigkeit vom Verlauf der aktivierten Gewinnlinien (29, 30, 31) abhängig ist, bei der Prüfung auf erfinderische Tätigkeit nicht berücksichtigt. 21 BPatG, Beschl. v. 28.2.2012 – 17 W (pat) 6/08. 22 BPatG, Beschl. v. 10.7.2012 – 17 W (pat) 24/08. 23 BPatG, Beschl. v. 26.1.2012 – 17 W (pat) 167/05. 24 Vgl. BGH, GRUR 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 25 BPatG, Beschl. v. 30.1.2012 – 19 W (pat) 12/09. 10 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 2. Patentierungsausschlüsse bei medizinischen Verfahren Gemäß § 2a Abs. 1 Nr. 2 sind Verfahren zur chirurgischen oder therapeutischen Behandlung und Diagnostizierverfahren von der Patentierung ausgeschlossen. Der 4.Senat26 hatte die Frage zu klären, ob ein im Nichtigkeitsverfahren wegen fehlender Patentfähigkeit angegriffenes „Verfahren zum Herstellen eines Zahn implantataufbaus zur Aufnahme von Zahnprothesen“ als Verfahren zur chirurgischen Behandlung des menschlichen Körpers dem Patentierungsausschluss nach Art. 53 lit. c EPÜ unterliegt. Dies war vorliegend nicht der Fall, insbesondere war als Verfahrensschritt nicht das Setzen von Zahnimplantaten beansprucht. Der insoweit im Vorfeld erforderliche chirurgische Eingriff, auf den die Klägerin abgestellt hatte, stellt sich nach Ansicht des Senats, anders als in der Entscheidung des BGH „Endoprotheseeinsatz“27, nur als ein außerhalb des gegenständlich geschützten Verfahrens liegender Vorgang dar, der hiermit nicht notwendigerweise verbunden ist, keinen einheitlichen Vorgang bildet und zudem nicht durch denselben Arzt erfolgt sein muss. Der Senat wies ferner darauf hin, dass nach der aktuellen Rechtsprechung des BGH28, ebenso wie nach der Rechtsprechung der Großen Beschwerdekammer des Europäischen Patentamts29, ein Verfahren nicht allein deshalb dem Patentierungsausschluss als chirurgisches Verfahren unterfällt, weil es in einem engen medizinisch-technischen und räumlich-zeitlichen Zusammenhang mit der Durchführung eines chirurgischen Verfahrens steht oder gar zeitgleich erfolgt, es sein denn ein solcher Verfahrensschritt ist Teil der beanspruchten Lehre. Der 3. Senat30 hatte einen Patentanspruch zu beurteilen, der auf Verwendung essentieller Fettsäuren zur Herstellung eines Medikaments gerichtet war, enthaltend eine Mischung aus Eicosapentaensäureethylester (EPA) und Docosahexaensäureethylester (DHA). Das Medikament sollte zur Verhinderung der Sterblichkeit bei einem Patienten eingesetzt werden, der einen Herzinfarkt erlitten hatte. Beansprucht war ferner das weitere Merkmal, dass das Medikament zur oralen Verabreichung bei einer Dosierung von 0,7 bis 1,5 g täglich dient. Der Senat beschied, dass hierdurch kein unter das Verbot der Patentierung fallendes Verfahren zur therapeutischen Behandlung des menschlichen Körpers (hier Art. 53 Abs. 1 lit c. EPÜ) angegeben wird. Denn bei diesem Merkmal handelt es sich nicht um ein Therapieschema, das dazu dient, dem behandelnden Arzt vorzugeben, in welcher Dosierung die essentiellen Fettsäuren zu welchen Zeiten an Patienten verabreicht werden sollen. Es wird vielmehr die Verwendung essentieller Fettsäuren beansprucht, die zur Behandlung von Patienten in einer zweckmäßigen Konfektionierung hergerichtet sind und in dieser Formulierung zur Behandlung von Patienten dienen. Ständiger Rechtsprechung folgend, ist eine solche Verwendung von Wirkstoffen nicht vom Patentschutz ausgenommen, so der 3. Senat. 26 BPatG, Urt. v. 25.9.2012 – 4 Ni 34/10 (EP). 27 BGH, GRUR 2001, 321 – Endoprotheseeinsatz. 28 BGH, GRUR 2010, 1081, Rdnr. 15ff – Bildunterstützung bei Katheternavigation, zu § 2a Abs. 1 Nr. 2 PatG. 29 EPA, ABl. 2011, 134. 30 BPatG, Urt. v. 22.11.2011 – 3 Ni 28/10, Berufung eingelegt X ZR 40/12, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2007, 404, 409 Tz. 51 – Carvedilol II. 11 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht 3. Stand der Technik und öffentliche Zugänglichkeit Der 19. Senat31 hatte sich mit der Frage der neuheitsschädlichen Vorbenutzung und deren öffentlicher Zugänglichkeit zu beschäftigen. Eine solche liegt dann vor, wenn die Informationen, die eine Vorbenutzung vermitteln, so öffentlich zugänglich sind, wie Informationen aus öffentlichen Druckschriften. Dies ist bereits dann gegeben, wenn der entsprechende Gegenstand in die Öffentlichkeit gelangt ist, beispielsweise durch einen vorbehaltlosen Verkauf an Dritte. Im Fall des 19. Senats wurde von einem hierzu befragten Zeugen die Lieferung eines Steckers mit allen Merkmalen eines patentierten Steckers an eine Firma bestätigt, mit der eine langjährige und enge Geschäftsbeziehung bestand. Der 19. Senat sah darin aber keine neuheitsschädliche Vorbenutzung, da nur wenige Stecker in geringer Stückzahl zu einem überhöhten Preis geliefert worden waren und dies nach der Lebenserfahrung für eine Testlieferung im Rahmen einer gemeinsamen Entwicklung spricht. Es lag somit keine gewöhnliche Lieferung vor und keine öffentliche Zugänglichkeit der Stecker, wie es bei einer vorbehaltlosen Lieferung an Dritte ohne Geheimhaltungsvereinbarung der Fall ist. In einem Einspruchsbeschwerdeverfahren des 8. Senats32 war umstritten, ob der patentgemäße technische Aufbau der beanspruchten Heuwerbungsmaschine öffentlich vorbenutzt worden war und damit zum Stand der Technik zählte. Die Einsprechende hatte behauptet und unter Beweis gestellt, dass ein bestimmter Kreiselheuer von dem benannten Zeugen umgebaut worden und von einem weiteren Zeugen in dessen landwirtschaftlichen Betrieb sowie auf nachbarschaftlichen Feldern zur Arbeit eingesetzt worden sei. Der Senat bejahte nach Durchführung der Beweisaufnahme die behauptete Tatsache und die hieraus abzuleitende öffentliche Zugänglichkeit der Maschine, da sie gemäß der glaubhaften Zeugenaussage des Landwirts auf offen einsehbaren Feldern, Zu- fahrten und Hofplätzen eingesetzt und dazu dorthin transportiert sowie dort abgestellt worden war. Zur Überzeugung des Senats stand fest, dass die Heuwerbungsmaschine mit ihren äußerlich sichtbaren und auch für interessierte Laien (insb. Landwirte) erkennbaren Merkmalen mehrere Jahre vor dem Zeitrang des Streitpatents einem uneingeschränkten Personenkreis nicht nur theoretisch zugänglich war. Die Umstände der Nutzung der Maschine auf öffentlich einsehbaren Wiesen und Flurstücken, der Transport auf öffentlichen Straßen sowie der Verleih der Maschine an Nachbarn lassen zudem erkennen, dass der Landwirt eine Geheimhaltung seiner Maschine zu keinem Zeitpunkt angestrebt hatte. Eine behauptete offenkundige Vorbenutzung bleibt bei der Beurteilung der Patentfähigkeit im Einspruchsverfahren außer Betracht, wenn die Einsprechende ihren Einspruch zurücknimmt und die zum Beleg der offenkundigen Vorbenutzung eingereichten Unterlagen Lücken und Unklarheiten aufweisen, die einer Beweisaufnahme entgegenstehen und ohne Mitwirkung der Einsprechenden nicht ausgeräumt werden können, so der 12. Senat.33 4. Neuheit und erfinderische Tätigkeit Neuheit, Offenbarung In einem Nichtigkeitsverfahren des 4. Senats34 war umstritten, ob die Lehre des Patentgegenstands neuheitsschädlich getroffen war. Dieser betraf eine Anordnung der Medienzuleitungen und Verbindungsleitungen an Walzgerüsten, deren Enden (E1; E2) jeweils über Kuppeleinrichtungen mit Medienanschlüssen der Ständer von Walzgerüsten (EST1; EST2) oder mit einer Zwischenbrücke (ZB) verbindbar sind und u. a. in einer selbst-freitragenden Traglaschenkette (TLK) angeordnet verbleiben. Zwischen den Parteien war insbesondere umstritten, was die Darstellung einer Walzstraße nach Figur 6 eines älteren Patents dem Fachmann offenbart. Diese Figur zeigt auch eine Walzstraße, be- 31 BPatG, Beschl. v. 9.11.2011 – 19 W (pat) 20/09. 32 BPatG, Beschl. v. 3.9.2012 – 8 W (pat) 56/08. 33 BPatG, Beschl. v. 11.10.2012 – 12 W (pat) 302/12. 34 B PatG, Urt. v. 10.1.2012 – 4 Ni 6/11 (EP) = GRUR 2013, 165– Traglaschenkette, Berufung eingelegt X ZR 32/12; Vgl. auch BPatG, Urt. v. 21.8.2012 – 4 Ni 24/09, Berufung eingelegt X ZR 150/12. 12 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 stehend aus drei Walzgerüsten, wobei jedes bereits Einzelständer (2a, 3a, 4a, 2b, 3b. 4b) aufweist. Die antriebsseitigen Einzelständer (2a, 3a, 4a) sind – zumindest beim Wechsel der Walzen – jeweils ortsfest angeordnet. Demgegenüber sind die bedienungsseitigen Walzenständer (2b, 3b, 4b) der drei Walzgerüste (2, 3, 4) trennbar und als Einheit gemeinsam mit den jeweiligen Walzensätzen aus der Walzlinie herausfahrbar. Die Klägerin vertrat die Auffassung, dass die beiden in der Figur 6 dargestellten, etwas durchgebogenen gestrichelten Doppellinien Verbindungsleitungen darstellten, die mit Medienanschlüssen verbindbar zwischen dem beweglichen Ständer des Walzgerüstes und einem Pfosten durch eine Traglaschenkette gesichert seien. Dem schloss sich der Senat nicht an und führte aus, dass eine Doppellinie beliebige Bedeutung haben kann. Deshalb ist die Darstellung nicht geeignet, dem Fachmann ohne Ergänzung durch Fachwissen oder ohne Kenntnis der Erfindung, eindeutig und zweifelsfrei eine Verbindungsleitung zu offenbaren, zumal in den übrigen Unterlagen (Beschreibung, Patentansprüche) nichts zu der Bedeutung der durchgebogenen Doppellinie ausgeführt ist. Nicht ausreichend ist jedenfalls der Umstand, dass derartige Leitungen an Walzgerüsten selbstverständlich sind, daher dort auch angeordnet sind, und der Fachmann dies weiß. Denn die Einbeziehung von Selbstverständlichem erlaubt keine Ergänzung der Offenbarung durch das Fachwissen. Deshalb gehören auch Abwandlungen und Weiterentwicklungen der erhaltenen technischen Information ebenso wenig zum Offenbarten wie diejenigen Schlussfolgerungen, die der Fachmann kraft seines Fachwissens ziehen mag.35 Insbesondere ist der Figur nicht zu entnehmen, dass die Leitungen über Kuppeleinrichtungen mit Medienanschlüssen der Ständer von Walzgerüsten verbindbar und in Traglaschenketten angeordnet sind, wie dies der Patentanspruch voraussetzt. Deshalb bedarf es weiterer, durch das Fachwissen getragener Überlegungen und die beanspruchte Ausgestaltung des Walzgerüsts kann schon deshalb keine Selbstverständlichkeit bilden, die „mitgelesen“ werden könnte.36 Mit der Frage des „Mitlesens“ befasste sich auch eine Entscheidung des 9. Senats.37 Bei einer Kraftfahrzeugtür mit Aggregatträgern und Versteifungselementen zum Seitenaufprallschutz war umstritten, ob in einer Druckschrift die beanspruchte Anordnung eines Versteifungselements zwischen „Fensterhebebetätigung und der Außenwand“ mitgelesen werden konnte. Der Senat verneinte dies. Da die Druckschrift weder aus der Beschreibung noch aus den Figuren eine konkrete Anleitung zur Anordnung des Versteifungselements gibt, muss der Fachmann hierzu eigene Überlegungen anstellen und gelangt so erst durch sein Fachwissen zu einer ihm technisch sinnvoll erscheinenden Lösung. Eine unmittelbare und eindeutige Offenbarung des Merkmals in der Druckschrift ist dadurch jedoch nicht gegeben. 35 BGH, GRUR 2009, 382, 384, Tz. 26 – Olanzapin. 36 BGH, GRUR 2011, 999, Tz. 33 – Memantin. 37 BPatG, Beschl. v. 23.11.2011 – 9 W (pat) 301/06. 13 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht der Technik (StdT) tatsächlich leistet41 und ob der Fachmann Veranlassung hatte, diesen StdT zu ändern. Dabei besteht bei der Wahl des Ausgangspunktes jedoch kein Vorrang eines „nächstkommenden Standes der Technik“. 42 Vielmehr bedarf es bei der Auswahl des Ausgangspunktes einer Rechtfertigung, die in der Regel in dem Bemühen des Fachmannes liegt, für einen bestimmten Zweck eine bessere Lösung zu finden, als sie der bekannte StdT zur Verfügung stellt. Erfindungsgemäß wurde bei einem Patent mit einer CO2-Partikel-Düse zum Feuerlöschen eine Kammer mit mindestens einer darin vorgesehenen Prallfläche zum Verdichten des festen CO2 beansprucht. Der 11. Senat38 sah die CO2-Partikel-Düse neuheitsschädlich durch eine CO2-Partikel-Düse mit inneren Wandflächen einer Kammer als Prallflächen vorweggenommen, da nach der Formulierung des Anspruchs eine Prallfläche lediglich durch eine innere Wandfläche gebildet werden kann, die durch ihre Ausrichtung einen gewissen Winkel zur Strömungsrichtung bildet. Erfinderische Tätigkeit Die erfinderische Tätigkeit ist die in der Praxis wichtigste und meist diskutierte Patentierungsvoraussetzung. Da es sich aber um Einzelfälle auf dem jeweiligen technischen Gebiet der Erfindung handelt, werden hier nur einige Beispiele für typische Fragestellungen aufgeführt. Der 3. Senat39 fasste zusammen, dass für die Bewertung der erfinderischen Tätigkeit zunächst entscheidend ist, was der Gegenstand der Erfindung in der Gesamtheit seiner Lösungsmerkmale in ihrem technischen Zusammenhang40 gegenüber dem Stand Der 1. Senat43 hatte die Patentfähigkeit einer Ordnermechanik zu beurteilen, wie sie in Aktenordnern eingesetzt wird: Der als Prägeteil aus Metallblech ausgebildete Betätigungshebel ist in den Fig. 2 und 3 wiedergegeben und weist u. a. eine Querflanke (36) auf, die an der von der Grundplatte (10) abgewandten Oberkante der Seitenflanke (32) im Wesentlichen senkrecht abgekantet ist (M 8.1) und an ihrem lagerfernen Ende in der Längserstreckung des Betätigungshebels (22) über die Seitenflanke (32) hinaus in ein Griffstück (34) übergeht (M 8.2). Der Senat sah diese Ordnermechanik als neu und nach dem im Verfahren befindlichen StdT auch nicht als nahegelegt an. Denn eine Ordnermechanik nach dem StdT weist, wie abgebildet, die Merkmale (M 8.1 und 8.2.) nicht auf und gibt auch keine Anregung und Veranlassung, den Betätigungshebel in der Längserstreckung mit einer Querflanke an dessen Oberseite auszubilden; auch wenn der Fachmann stets bestrebt ist, für einen bestimmten Zweck eine bessere – oder auch nur eine andere – Lösung zu finden, als sie der StdT zur Verfügung stellt. 44 Insoweit ist zu beachten, dass erfahrungsgemäß die technische Entwicklung nicht notwendigerweise diejenigen Wege geht, die sich bei nachträglicher Analyse der Ausgangsposition als sachlich plausibel oder gar mehr oder weniger zwangsläufig darstellen. Um das Begehen eines von den bisher beschrittenen Wegen abweichenden Lösungswegs – hier die beschriebe- 38 BPatG, Beschl. v. 27.10.2011 – 11 W (pat) 316/06. 39 B PatG, Urt. v. 22.11.2011 – 3 Ni 28/10, Berufung eingelegt X ZR 40/12; siehe auch BPatG, Urt. v. 11.10.2011 – 1 Ni 4/10; BPatG, Urt. v. 7.2.2012 – 4 Ni 68/09. 40 BGH, GRUR 2007, 1055, Tz. 28 – Papiermaschinengewebe. 41 B GH, GRUR 2009, 382 – Olanzapin; BGH, GRUR 2009, 1039 – Fischbissanzeiger; BGH, GRUR 2003, 693 – Hochdruckreiniger; BGH, GRUR 2010, 607, Tz. 18 – Fettsäurezusammenhang. 42 BGH, GRUR 2009, 382, 387, Tz. 51 – Olanzapin; BPatG, GRUR 2004, 317 – Programmartmitteilung. 43 BPatG, Urt. v. 11.10.2011 – 1 Ni 4/10, Berufung eingelegt X ZR 8/12. 44 BGH, GRUR 2009, 1039, Tz. 20 – Fischbissanzeiger. 14 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 ne Ausbildung des Betätigungshebels entsprechend Merkmalsgruppe 8 – nicht nur als möglich, sondern dem Fachmann nahegelegt anzusehen, bedarf es – abgesehen von dem hier nicht vorliegenden Fall, in dem es für den Fachmann auf der Hand liegt, was zu tun ist45 – in der Regel zusätzlicher, über die Erkennbarkeit des technischen Problems hinausreichender Anstöße, Anregungen, Hinweise oder sonstiger Anlässe dafür, die Lösung des technischen Problems auf dem Weg der Erfindung zu suchen46; dass lediglich keine Hinderungsgründe zutage treten, von dem im StdT Bekannten zum Gegenstand dieser Lehre zu gelangen, begründet allein ohne Anlass oder Anregung noch kein Naheliegen. 47 Eingewurzelte technische Fehlvorstellungen, deren Überwindung als sicheres Anzeichen für das Vorliegen einer erfinderischen Tätigkeit gewertet werden kann, liegen nur dann vor, wenn die Fachwelt die beanspruchte Lehre zum Anmeldezeitpunkt entweder für technisch nicht ausführbar oder den mit ihr erzielten technischen Erfolg für nicht erreichbar gehalten hat und dieser Irrtum durch die Erfindung widerlegt worden ist. 48 In einem Fall des 17. Senats49 wurde ein Verfahren zur Kommunikation zwischen einem Management Information System (MIS) und einem ausführenden System beansprucht, insbesondere einer Druckmaschine in der Druckindustrie. Um bei Druckaufträgen Systembrüche zwischen dem MIS und verschiedenen Druckmaschinen zu vermeiden, wird gemäß dem StdT ein systemübergreifend einheitliches Datenformat (Job Definition Format) eingesetzt. Das Patent beanspruchte eine Anpassung des JDF-Formats an individuelle Drucksysteme durch die Erzeugung von Drucksystem-spezifischen JDF-Dialekten. Die Patentinhaberin argumentierte, dass der Fachmann von dem Vorurteil dominiert werde, dass JDF als einheitliches Datenformat eingesetzt werden müsse und unterschiedliche JDF-Dialekte diesem Ziel widersprächen. Der Senat sah darin kein technisches Vorurteil, da verschiedene JDF-Dialekte bereits bekannt waren. Ob das Einhalten des Standards auf der einen Seite oder eine weitergehende Nutzung der Fähigkeiten unterschiedlicher Druckmaschinen durch den Einsatz von Dialekten auf der anderen Seite höhere Priorität hat, ist eine Frage der Abwägung von Vor- und Nachteilen. Derartiges Abwägen ist typisches fachmännisches Handeln und kann das Vorliegen einer erfinderischen Tätigkeit nicht begründen. Der 2. Senat50 hatte die Patentfähigkeit eines auf das Jahr 2000 zurückgehenden Systems zur Auswertung von in Fernsehsendungen gestellten Quizfragen zu beurteilen. Die von Mobiltelefonen per SMS gesendeten Antworten wurden in einem Telefonendgerät empfangen und mittels eines Computers und einer Datenbank ausgewertet, um festzustellen, ob der Teil nehmer einen Preis erhält. Dann wurde an jeden Teilnehmer automatisch eine Antwort-SMS mit ggf. einer Gewinn-Nachricht gesendet. Es sollte somit ein System geschaffen werden, mit dem die von einer großen 45 BGH, GRUR 2009, 936 Tz. 21 – Heizer; GRUR 2010, 814, Tz. 26 – Fugenglätter. 46 BGH, GRUR 2009, 746, Tz. 20 – Betrieb einer Sicherheitseinrichtung. 47 BGH, GRUR 2010, 407, Tz. 17 – einteilige Öse. 48 BGH, GRUR 1996, 857, III. 2 c Absatz 1 – Rauchgasklappe. 49 BPatG, Beschl. v. 3.7.2012 – 17 W (pat) 39/10. 50 BPatG, Beschl. v. 12.4.2012 – 2 Ni 32/11. 15 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht Menge von Teilnehmern abgegebenen Antworten auf Fragen, die über ein „audiovisuelles Medium“ gestellt worden waren, automatisch und schnell ausgewertet und beantwortet werden konnten. Die erforderliche Technizität (Art. 52 Abs. 1 EPÜ) war zu bejahen, denn die Vorrichtung dient der datenverarbeitungsmäßigen Abarbeitung von Verfahrensschritten in miteinander verbundenen technischen Geräten (Telefonendgerät, Computer).51 Ein Ausschlusstatbestand, wie er durch Art. 52 Abs. 2 Buchst. c i. V. m. Abs. 3 EPÜ für Pläne, Regeln und Verfahren für gedankliche Tätigkeiten oder für Spiele, geschäftliche Tätigkeiten oder Programme für Datenverarbeitungsanlagen vorgesehen ist, lag ebenfalls nicht vor. Denn die unter Schutz gestellte Lehre enthält auch Anweisungen, die der Lösung eines konkreten technischen Problems mit technischen Mitteln dienen52: die objektive technische Aufgabe, ein derartiges Verwaltungs- und Beantwortungssystem zu automatisieren, wird u. a. durch die geeignete Ansteuerung eines Telefonendgeräts in Verbindung mit einem Computer gelöst, also zumindest teilweise mit technischen Mitteln. Eine ins Detail gehende Prüfung, ob einzelne nichttechnische Merkmale bei der Prüfung der erfinderischen Tätigkeit nicht zu berücksichtigen sind53, konnte unterbleiben, da der Patentgegenstand jedenfalls nicht auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhte. Vorveröffentlichter StdT war eine Vorbenutzung V1, zu welcher ein in Norwegen ausgestrahlter Fernsehausschnitt über die nordische Ski-Weltmeisterschaft 1999 vorgelegt wurde. Darin weist der Moderator auf eine Quizfrage auf einer bestimmten Videotext-Seite hin, die von den Zuschauern z. B. per SMS beantwortet werden konnte. Durch das gemäß V1 offenbarte System zur Wettbewerbsauswertung und eine aus einer Druckschrift bekannte allgemeine technische Gerätekonfiguration sah der Senat die beanspruchte Lehre als nahegelegt an. Unschädlich war insoweit, dass sich bei der Vorbenutzung V1 den vorgelegten Unterlagen 51 BGH, GRUR 2011, 610, Tz. 16 – Webseitenanzeige. 52 BGH, GRUR 2011, 610, LS a – Webseitenanzeige. 53 BGH, GRUR 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 54 BPatG, Beschl. v. 9.10.2012 – 8 W (pat) 306/12. 55 BPatG, Beschl. v. 21.6.2012 – 6 W (pat) 30/10. 16 nicht unmittelbar entnehmen ließ, welches technische System der norwegische Fernsehsender zum Empfang und zur Auswertung der Lösungs-SMS einsetzte, und ob die Teilnehmer ihrerseits eine AntwortSMS erhielten. Denn einzelne offensichtliche Aspekte des dort eingesetzten Verfahrens – wie das Vorschreiben eines Lösungsformats, das parallele Anbieten der Einsendung von Lösungen über das Internet und die zu erwartende Menge von Antworten – lassen den Fachmann ganz selbstverständlich erwarten, dass ein Computer mit Datenbank zur Auswertung eingesetzt wird. Die einzelnen Details der Auswertung ergeben sich daraus dann zwangsläufig. Ein Fachmann, der sich mit der Torsionssteifigkeit von biegsamen Wellen zur Betätigung einer Lüftungsklappe bei Kraftfahrzeugen beschäftigt, wird sich auch auf anderen Gebieten, in denen biegsame Wellen bei Kraftfahrzeugen eingesetzt werden, nach Anregungen zur Lösung des Stabilitätsproblems umsehen. Der bekannte Einsatz von Unter- und Übersetzungsgetriebe an einer biegsamen Lenkeinrichtung zur Stabilisierung der biegsamen Welle beim Übertragen von Drehbewegungen legt daher auch einen entsprechenden Einsatz der Getriebe an einer biegsamen Welle für eine Belüftungsanlage eines Kraftfahrzeugs nahe, so der 8. Senat.54 Der 6. Senat55 befasste sich mit einem Verfahren zum Instandsetzen von verklebten Reibbelägen aus Indu striekeramik bei Antriebs- oder Fördereinrichtungen, bei dem u. a. die Verfahrensschritte der Erwärmung des Reibbelags vor dem Entfernen und dem Sandstrahlen der Antriebs- oder Fördereinrichtungen vor dem Aufbringen eines neuen Reibbelags beansprucht werden. Ein derartiges Verfahren beruht auf einer erfinderischen Tätigkeit, auch wenn es sich bei diesen Verfahrensschritten um allgemein bekannte, einfache handwerkliche Maßnahmen handelt, da sie in ihrer Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 Kombination ein Verfahren lehren, das eine Instandsetzung mit einfachen Mitteln, eine Durchführung vor Ort sowie eine die Walzenoberfläche schonende Belagentfernung bei gleichzeitig geringem Werkzeugverschleiß ermöglicht und das dem Fachmann weder durch den ermittelten StdT noch durch sein Fachwissen nahegelegt ist. Durchschnittsfachmann Der zuständige Fachmann ist objektiv nach der technischen Aufgabe der Erfindung zu bestimmen und derjenige, dem üblicherweise die Lösung der gestellten Aufgabe übertragen wird. Die objektiv zu bestimmende technische Aufgabe richtet sich nach dem, was die beanspruchte Lehre gegenüber dem StdT tatsächlich leistet, also nach der objektiven technischen Problemlösung.56 Die Bestimmung des zutreffenden Fachmanns mag deshalb vielfach mit dem in der Streitpatentschrift hervorgehobenen Gebiet der Technik bzw. Anwendungsgebiet der Erfindung oder dem dort angesprochenen Personenkreis sowie der subjektiv formulierten Aufgabe übereinstimmen. Maßgeblich sind diese Angaben in der Streitpatentschrift jedoch nicht. Für eine Beleuchtungsvorrichtung, die nach dem Oberbegriff aus einer Vielzahl von auf der Fläche einer Trägerplatte befestigten Leuchtdioden besteht, welche mit auf der Trägerplatte angebrachten Leiterbahnen elektrisch verbunden sind, und bei der die Trägerplatte als glasklare Glasplatte ausgebildet ist, sieht der 4. Senat57 deshalb abweichend von der Auffassung des BGH58 nicht einen Glasbautechniker, sondern einen Ingenieur der Fachrichtung Elektrotechnik als maßgebend an. Denn das Betätigungsfeld von Glasbautechnikern umfasst gewöhnlich lediglich die Fertigung, Konstruktion und Gestaltung von Glas- und Fensterbauelementen sowie die Veredelung und Bearbeitung von Glas. Die beanspruchte Lehre des Streitpatents betrifft aber eine Beleuchtungsvorrichtung mit Leuchtdioden einschließlich ihrer Verdrahtung auf einer Glasplatte. Der Schwerpunkt der durch die objektive Aufgabe bestimmten Tätigkeit liegt danach in der Konstruktion einer Beleuchtungsvorrichtung, die im konkreten Fall mit einer Glasscheibe kombiniert werden soll. Der Fachmann zog bezüglich der Art der in den jeweiligen Einsatzgebieten – wie bei Fensterscheiben oder Vitrinen – verwendeten Glassubstrate bzw. Glasscheiben ggf. weitere Spezialfachleute zu Rate, wie einen Glasbautechniker.59 Dass nach den Angaben in der Streitpatentschrift aufgabengemäß insbesondere die Eignung zur Beleuchtung von Schaufenstern und Vitrinen angesprochen wird, ist deshalb für die objektiv zu bestimmende Problemlösung und dem insoweit angesprochenen Fachmann ebenso wenig maßgeblich wie der Umstand, dass im geltenden Patentanspruch die Ausbildung der Trägerplatte durch eine Fensterscheibe beansprucht wird. Richtet sich die Aufgabe einer beanspruchten Lehre darauf, ein Fixationssystem für Knochen zu schaffen, das eine stabile Verbindung zwischen Knochenplatte und Knochenschraube unter variabel wählbarem Winkel gewährleistet, so liegt der Schwerpunkt im Bereich der Verbesserung der mechanischen Fixierung der Knochenplatte durch eine Knochenschraube. Für diese technische Fragestellung berufen ist nach Überzeugung des 4.Senats60 ein berufserfahrener Ingenieur mit Fachhochschulabschluss, der sich mit der Entwicklung und Fertigung von Schrauben befasst, ein „Schraubenfachmann“. Dieser hat zudem jedenfalls einfache medizinische Grundkenntnisse erworben und steht bezüglich der spezifischen medizinischen Anwendungsprobleme mit einem Chirurgen oder Orthopäden in engem Kontakt bzw. bildet mit diesen ein Team61 oder zieht diese hinsichtlich der klinisch-medizinischen Fragestellungen zu Rate.62 Nicht maßgeblich ist dagegen, von wem und wofür das Fixationssystem aus Knochenplatte und Knochenschraube eingesetzt wird. Deshalb kommt im vorliegenden Fall weder der 56 B GH, GRUR 2010, 602, Tz. 27 ‑ Gelenkanordnung; BGH, GRUR 2010, 607, Tz. 18 – Fettsäurezusammensetzung; BGH, GRUR 2003, 693 – Hochdruckreiniger. 57 BPatG, Urt. v. 7.2.2012 – 4 Ni 68/09, Berufung eingelegt X ZR 60/12. 58 BGH, GRUR 2010, 41, Tz. 21 – Diodenbeleuchtung. 59 BGH, GRUR 2009, 1039, Tz. 19 – Fischbissanzeiger. 60 BPatG, Urt. v. 24.7.2012 – 4 Ni 21/10, Berufung eingelegt X ZR 168/12, verb. mit 4 Ni 9/11 – Fixationssystem. 61 BGH, GRUR 2012, 803, Tz. 34 – Calcipotriol-Monohydrat; GRUR, 2012, 482, Tz. 18 – Pfeffersäckchen. 62 BGH, GRUR 2012, 475, Tz. 22 – Elektronenstrahltherapiesystem. 17 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht sich mit der Expression von Antikörpern befassen und spezielle Kenntnisse auf dem Gebiet des Screenings von Molekülbibliotheken besitzen65, so der 3. Senat.66 II. Ergänzende Schutzzertifikate Chirurg noch ein Biomechaniker in Betracht, da diese lediglich die Anforderungen bestimmen und das Fixationssystem einsetzen.63 Aus der Bedeutung von Zweckangaben (vgl. A.IV.3) in einem Verfahrensanspruch, hier „Verfahren zum Herstellen einer Traktionsseilscheibe zum Zusammenwirken mit einem Aufzugseilelement“, welche die hergestellte Sache oder deren Zusammenwirken mit weiteren Aufzugskomponenten betreffen, leitet der 1. Senat64 ab, dass der objektiv zu bestimmende Fachmann nicht auf das Fachgebiet des Aufzugsbaus beschränkt ist, sondern die Patentinhaberin sich auch das Verständnis und die Kenntnisse von Fachleuten aus anderen technischen Gebieten entgegenhalten lassen muss, welche vom Gegenstand des Patentanspruchs mitumfasst sind. Bei der Beurteilung der Patentfähigkeit für ein Verfahren zur Herstellung eines Bindungsmoleküls, das für ein bestimmtes Target-Epitop oder -Antigen spezifisch ist, ist als Fachmann auf ein Team abzustellen, das sich aus wissenschaftlich tätigen Molekularbiologen, Biochemikern und Immunologen zusammensetzt, die Der 3. Senat67 hatte sich mit der Frage zu befassen, ob ein für den Wirkstoff Ranibizumab erteiltes ergänzendes Schutzzertifikat für nichtig zu erklären war. Die Klägerinnen machten im Rahmen der nach Art. 15 Abs. 2 VO (EG) Nr. 429/2009 i. V. m. § 81 zulässig erhobenen Nichtigkeitsklage geltend, das ergänzende Schutzzertifikat sei entgegen den Vorschriften des Art. 3 lit. a der VO (EG) Nr. 469/2009 erteilt worden, da der Antikörper Ranibizumab nicht durch das Grundpatent geschützt werde. Weder dessen Ansprüche noch die Beschreibung enthielten einen Hinweis auf Ranibizumab bzw. auf das von ihm erkannte Antigen VEGF. Das Grundpatent schütze auch kein Herstellungsverfahren für Ranibizumab, sondern betreffe ein ScreeningVerfahren, mit dem keine Neuherstellung eines Bindungsmoleküls erfolge. Vor allem aber sei zu beachten, dass nach den jüngsten EuGH-Entscheidungen68 ein Schutzzertifikat nur für einen Wirkstoff erteilt werden könne, der in den Ansprüchen des Grundpatents genannt bzw. als hergestelltes Erzeugnis bezeichnet sei. Diese Voraussetzung werde vorliegend nicht erfüllt. Der 3. Senat machte nicht von seinem Vorlagerecht gem. Art. 267 Abs. 1 Buchst. b, Abs. 2 AEUV an den EuGH Gebrauch, sondern sah die sich hier stellende Frage bereits als verbindlich beantwortet an. Danach hat der EuGH seine frühere Rechtsprechung69 dahingehend präzisiert, dass ein ergänzendes Schutzzertifikat für Arzneimittel gemäß Art. 3 lit. a VO (EG) Nr. 469/2009 nur für Wirkstoffe erteilt werden kann, die in den Ansprüchen des Grundpatents genannt bzw. bezeichnet sind. Es kann daher nicht – wie von der früheren Rechtsprechung70 – auf den Schutzbereich des Grund- 63 BGH, GRUR 2009, 1039, Tz. 18 – Fischbissanzeiger. 64 BPatG, Urt. v. 6.12.2011 – 1 Ni 9/10 (EP), Berufung eingelegt X ZR 65/12. 65 BGH, GRUR 2010, 123, 125, Tz. 27 – Escitalopram; BGH, GRUR 2007, 404, 406, Tz. 26 – Carvedilol II. 66 BPatG, Urt. v. 24.1.2012 – 3 Ni 5/10, Berufung eingelegt X ZR 56/12. 67 BPatG, Urt. v. 2.5.2012 – 3 Ni 28/11 (EP) = GRUR 2013, 58 – Ranibizumab; Berufung eingelegt X ZR 110/12. 68 EuGH, Urt. v. 24.11.2011 – C-322/10 = GRUR 2012, 257 m. Anm. Seitz – Medeva; Beschl. v. 25.11.2011 – C-630/10 = GRUR Int. 2012, 356 – Queensland. 69 EuGH, Urt. v. 16.09.1999 – C-392/97, Rdnr. 26 ff. = GRUR Int. 2000, 69 f. – Farmitalia. 70 BGH, GRUR 2002, 415 – Sumatriptan. 18 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 patents abgestellt werden. Entscheidend ist, ob der Wirkstoff und/oder seine Zusammensetzung, für die das ergänzende Schutzzertifikat begehrt wird, in den Ansprüchen des Grundpatents genannt bzw. bezeichnet werden. Dieses Erfordernis gilt gleichermaßen für Präparate aus Einzelwirkstoffen und für Kombinationspräparate. Im Ergebnis war deshalb das angegriffene ergänzende Schutzzertifikat für nichtig zu erklären, da weder der monoklonale Antikörper Ranibizumab in den Ansprüchen des Grundpatents genannt war, noch dessen Zusammensetzung oder Eigenschaften in den Patentansprüchen angegeben worden war. Der 15. Senat71 hatte über eine Beschwerde zu entscheiden, die eine Zurückweisung eines Antrags auf Erteilung eines ergänzenden Schutzzertifikats für Pflanzenschutzmittel für das Erzeugnis Poncho Pro mit dem Wirkstoff Clothianidin betraf. Die Zurückweisung war u. a. damit begründet worden, das Zertifikat könne nicht erteilt werden, denn zum Zeitpunkt der Antragstellung sei die Gültigkeitsdauer der pflanzenschutzrechtlichen Genehmigung bereits abgelaufen und diese nicht mehr „gültig“ gewesen i. S. d. Art. 3 Abs. 1 Buchst. b VO Nr. 1610/96. Angesprochen war eine vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Braunschweig erteilte (Not-) Genehmigung nach § 11 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 des Gesetzes zum Schutz der Kulturpflanzen (Pflanzenschutzgesetz – PflSchG).72 Nach dieser Bestimmung, mit der Artikel 8 Abs. 4 der Richtlinie 91/414 umgesetzt wird, kann das Inverkehrbringen oder die Einfuhr eines nicht zugelassenen Pflanzenschutzmittels bei Gefahr im Verzuge für die Bekämpfung bestimmter Schadorganismen für eine Dauer von höchstens 120 Tagen genehmigt werden. Der 15. Senat sah den Erfolg der Beschwerde von der Auslegung des Art. 3 Abs. 1 VO Nr. 1610/96 und möglicherweise des Art. 7 VO Nr. 1610/96 abhängig und setzte deshalb das Verfahren gemäß Art. 267 Abs. 1 Buchst. b, Abs. 2 AEUV zur Einholung einer Vor- abentscheidung des EuGH über folgende Fragen aus: Ist Art. 3 Abs. 1 Buchst. b VO (EG) Nr. 1610/96 dahin auszulegen, dass es der Erteilung eines ergänzenden Schutzzertifikats für ein Pflanzenschutzmittel nicht entgegensteht, wenn eine gültige Genehmigung nach Art. 8 Abs. 4 der Richtlinie 91/414/EWG erteilt wurde – und wenn ja – ist es nach Artikel 3 Abs. 1 Buchst. b VO (EG) Nr. 1610/96 erforderlich, dass die Genehmigung zum Zeitpunkt der Anmeldung des Zertifikats noch in Kraft ist – und falls die erste Frage verneint wird – ist Artikel 7 Abs. 1 VO (EG) Nr. 1610/96 dahin auszulegen, dass eine Anmeldung bereits vor Beginn der dort genannten Frist eingereicht werden kann? Der 3. Senat73 legte dem EuGH zur Vorabentscheidung dieselbe Frage vor. Auch dieses Verfahren betraf den durch ein Grundpatent geschützten Wirkstoff „Clothianidin“ und die Frage, ob für die Anwendung des Art. 3 Abs.1 b der VO (EG) Nr. 1610/96 und die Wirksamkeit des angegriffenen Schutzzertifikats für Pflanzenschutzmittel auch auf eine Genehmigung nach Art. 8 Abs. 4 der Richtlinie 91/414 (Notgenehmigung) abgestellt werden kann. Das Zertifikat war entsprechend der damaligen Amtspraxis des DPMA erteilt worden, die Kläger hatten die Nichtigkeit des Zertifikats geltend gemacht, da weder eine Genehmigung gemäß Art. 4 der Richtlinie 91/414/EWG (endgültige Genehmigung) oder Art. 8 Abs. 1 der Richtlinie 91/414 (vorläufige Genehmigung) noch eine gleichwertige Genehmigung nach einer einzelstaatlichen Rechtsvorschrift vorlag. In einem weiteren Verfahren – das Erzeugnis Sitagliptin betreffend – hatte der 15. Senat dem EuGH bereits im Vorabentscheidungsverfahren74 nach Art. 267 AEUV zur Auslegung von Art. 13 Abs. 1 VO (EG) Nr. 469/2009 die Frage vorgelegt, ob ein ergänzendes Schutzzertifikat für Arzneimittel auch im Falle einer negativen Laufzeit, hier drei Monate und 14 Tage, erteilt werden 71 BPatG, Beschl. v. 12.12.2011 – 15 W (pat) 24/06 – Clothianidin. 72 Zur vorläufigen Genehmigung nach Art. 8 Abs. 1 der Richtlinie 91/414, § 15c PflSchG und Vorlageentscheidung des BPatG v. 29.4.2009, BPatGE 51, 238 = GRUR 2010, 132 – Iodosulfuron, mit Anmerkung von v. Renesse/Schwenk; EuGH, Urt. v. 11.11.2010 – C-229/09; Engels/Morawek, Aus der Rspr. des BPatG im Jahre 2009, GRUR 2010, 465, 470. 73 BPatG, Beschl. v. 18.9.2012 – 3 Ni 60/06 – Clothianidin II = GRUR Int. 2013, 35. 74 B PatG, BlPMZ 2010, 166 LS = Mitt 2010, 195 LS – Sitagliptin; vgl. Engels/Morawek, Aus der Rspr. des BPatG im Jahre 2010, Teil II, GRUR 2011, 561, 569. 19 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht kann. Hintergrund der gewünschten Klärung war die Frage, ob die in Art. 36 VO Nr. 1901/2006 (Kinderarzneimittel-Verordnung) vorgesehene Frist für die Verlängerung für pädiatrische Zwecke um sechs Monate nur für Arzneimittel in Betracht kommt, die durch ein ergänzendes Schutzzertifikat nach der VO (EG) Nr. 469/2009 geschützt sind. Nachdem der EuGH75 diese Frage dahingehend beantwortet hat, dass hier ein Zertifikat auch bei negativer Laufzeit zu erteilen ist, konnte der 15. Senat76 nun in der Sache entscheiden und erteilte das Zertifikat unter gleichzeitiger Bestimmung des Fristbeginns für die Laufzeit der sechsmonatigen Verlängerung für pädiatrische Zwecke nach der VO Nr. 1901/2009. Auch in einem weiteren Verfahren holte der 15. Senat77 eine Vorabentscheidung des EuGH nach Art. 267 AEUV ein und legte zur Auslegung die Fragen vor, ob unter die Begriffe „Erzeugnis“ in Art. 3 Abs. 1, Art. 1 Nr. 8 und „Wirkstoff“ in Art. 1 Nr. 3 VO (EG) Nr. 1610/96 auch ein „Safener“ falle. Die Beschwerdeführerin begehrte die Erteilung eines ergänzenden Schutzzertifikats für Pflanzenschutzmittel für das Erzeugnis „Isoxadifen und dessen Salze und Ester“. Das DPMA hatte den Zertifikats-Antrag u. a. mit der Begründung zurückgewiesen, der Antrag richte sich lediglich auf einen Wirkstoff, genehmigt sei aber eine Wirkstoffkombination, hier die chemischen Verbindungen Foramsulfuron, Isoxadifen (Safener) und Iodosulfuron. Als nicht geklärt sah der Senat die im erstinstanzlichen Verfahren noch nicht vertiefte Frage an, ob für einen Safener überhaupt ein Zertifikat erteilt werden kann, weil es sich dabei möglicherweise nicht um ein Erzeugnis bzw. um einen Wirkstoff im Sinne der VO Nr. 1610/96 handelt. Ein Safener ist eine Substanz, die einem Pflanzenschutzmittel beigefügt wird, um dessen phytotoxische Wirkung auf bestimmte Pflanzen zu unterdrücken oder zu verringern. Sie wird auch als Antidot (Gegengift) bezeichnet und ermöglicht es dem Anwender, eine biochemische Selektivität künstlich herbeizuführen. In vielen Fällen wird also erst die Kombination mit einem Safener die erfolgversprechende Anwendung eines Herbizids ermöglichen. Es stellte sich deshalb dem Senat die Frage, ob diese eher mittelbare Wirkung im Rahmen der Bekämpfung unerwünschter Pflanzen oder Pflanzenschädlinge ausreicht, um die Wirkstoffeigenschaft eines Safeners im Sinne der Verordnung Nr. 1610/96 zu bejahen. Der Senat neigte zu einer Zurückweisung des Antrags, sah aber insbesondere auch aufgrund der unterschiedlichen Erteilungspraxis in anderen Mitgliedstaaten der EU oder des EWR die Gefahr abweichender Entscheidungen innerhalb der Europäischen Union und damit die Notwendigkeit der Durchführung des Vorabentscheidungsverfahrens. III. Verfahren vor dem DPMA 1. Anmeldetag Für den Anmeldetag ist nach § 35 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 der Zeitpunkt maßgeblich, an dem die Anmeldeunterlagen beim DPMA eingegangen sind und nicht der Zeitpunkt, an dem sie vom Anmelder abgesandt wurden. In einem Fall des 9. Senats78 wies das Faxgerät des DPMA einen Eingangszeitpunkt nach Mitternacht aus, während die Anmelderin angab, den OK-Status über die vollständige Übertragung der übersandten Seiten vom Faxgerät des DPMA vor Mitternacht erhalten zu haben. Der Senat führt unter Hinweis auf die Rspr. des 10. Senats79 aus, dass die Anmelderin die Darlegungsund Beweislast für den rechtzeitigen Zugang trifft, wofür jedoch allein die Vorlage des Absenderprotokolls nicht ausreicht.80 Dieses erbringt nach § 416 ZPO – anders als öffentliche Urkunden nach § 418 ZPO – keinen Beweis für die darin enthaltenen Tatsachen. Allerdings ist der Gegenbeweis zulässig, wobei das Gericht zur Aufklärung beizutragen hat.81 Im Rahmen seiner Auf- 75 EuGH, GRUR Int 2012, 146. 76 BPatG, Beschl. v. 26.1.2012 – 15 W (pat) 36/08. 77 BPatG, Beschl. v. 6.12.2012 – 15 W (pat) 14/07 – Safener Isoxadifen. 78 BPatG, Beschl. v. 23.5.2012 – 9 W (pat) 39/10. 79 BPatG, Beschl. v. 14.4.2009 – 10 W (pat) 36/08. 80 Zöller/Stöber/Greger, ZPO, 29. Aufl. (2012), vor § 230 Rdnr. 2 m. w. N. 81 BGH, NJW 2007, 3069; vgl. Zöller/Stöber/Greger, ZPO, 29. Aufl. (2012), vor § 230 Rdnr. 2 m. w. N. 20 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 klärungspflicht hatte der Senat Erkundigungen beim DPMA eingeholt, wobei sich ergab, dass an dem fraglichen Tag keine Störungen der Faxanlage festzustellen waren. Den danach erforderlichen Gegenbeweis zur Entkräftung des durch den Eingangsvermerk des Faxservers beurkundeten späteren Eingangs trat die Anmelderin im Gegensatz zu einem nahezu identischen Fall des 7. Senats82 nicht an. Der 10. Senat83 hatte sich im Rahmen einer Beschwerde mit der rechtswirksamen Begründung eines Anmeldetags zu befassen. Die Prüfungsstelle des DPMA hatte dies verneint und festgestellt, dass der Anmeldung keine Unterlagen beigefügt waren, die dem Anschein nach als Beschreibung angesehen werden könnten. Der 10. Senat hob den angefochtenen Beschluss auf und führte aus, dass eine formelle Beschreibung in der durch § 34 Abs. 6 i. V. m. § 10 PatV vorgeschriebenen Form für die Anerkennung eines Anmeldetags nicht erforderlich ist. Ausreichend ist für eine Beschreibung i. S. d. § 35 Abs. 2 Satz 1 auch eine sehr knappe Darstellung; hier äußerst knappe, teilweise nicht oder nur schwer lesbare Ausführungen auf einem Beiblatt, das zusätzlich mit nicht erläuterten Abkürzungen versehen war. Schon der Gesetzestext „Anschein einer Beschreibung“ verbietet eine andere rechtliche Betrachtungsweise, so der 10. Senat.84 In einem weiteren Fall des 10. Senats85 begehrte die Anmelderin mit der Beschwerde die Aufhebung eines Zwischenbescheids der Prüfungsstelle. Diese hatte festgestellt, dass die Anmeldung nach § 35 Abs. 2 Satz 2 als nicht erfolgt gilt, weil für darin enthaltene fremdsprachige Begriffe in den Figuren nicht fristgerecht innerhalb der Frist nach § 35 Abs. 1 Satz 1 von drei Monaten eine Übersetzung eingereicht worden war. Das Übersetzungserfordernis betreffe alle Teile der Anmeldungsunterlagen, die zur Offenbarung der Erfindung dienen könnten, daher auch die Zeichnun- gen. Der 10. Senat hob den angefochtenen Beschluss auf und stellte fest, dass diese Annahme nicht zutrifft, wenn die Mindesterfordernisse für die Zuerkennung des Anmeldetags von vornherein durch die deutschsprachigen Teile der Unterlagen erfüllt worden sind. Denn § 35 Abs. 2 Satz 2 ist in Zusammenhang mit § 35 Abs. 2 Satz 1 zu lesen.86 Dies bedeutet allerdings nicht, dass ein Anmelder von der Vorlage einer deutschen Übersetzung für die fremdsprachigen Teile der Anmeldung befreit wäre: Denn die Pflicht, die gemäß § 34 Abs. 3 erforderlichen (und auch sonstigen) Anmeldungsunterlagen in deutscher Sprache einzureichen, folgt unmittelbar aus § 126, wonach die Verfahrenssprache beim DPMA deutsch ist.87 Die Prüfungsstelle kann daher in jeder Lage des Anmeldeverfahrens auf die Notwendigkeit einer Übersetzung hinweisen und nach Ablauf der genannten dreimonatigen Nachreichungsfrist des § 35 Abs. 1 Satz 1 das Vorhandensein von fremdsprachigen Teilen in den Unterlagen als einen Mangel der Anmeldung beanstanden und im Falle des fruchtlosen Ablaufs einer gesetzten Frist die Anmeldung zurückweisen. 2. Priorität Eine Priorität kann für einen Anspruch – hier in einer europäischen Patentanmeldung gemäß Art. 88 EPÜ – nur in Anspruch genommen werden, wenn der Fachmann den Gegenstand des Patentanspruchs unter Heranziehung des allgemeinen Fachwissens unmittelbar und eindeutig der früheren Anmeldung als Ganzes entnehmen kann; es muss sich um dieselbe Erfindung handeln. Für die Beurteilung einer identischen Offenbarung gelten die Prinzipien der Neuheitsprüfung.88 Danach ist in einem Dokument nicht als offenbart anzusehen eine weitergehende Erkenntnis, zu welcher der Fachmann erst aufgrund seines allgemeinen Fachwissens oder durch Abwandlung der offenbarten Lehre gelangen kann.89 Ist bei einem die Funkkommunika- 82 Siehe BPatG Jahresbericht 2011: BPatG, Beschl. v. 8.12.2012 – 7 W (pat) 35/10. 83 BPatG, Beschl. v. 13.11.2012 – 10 W (pat) 14/11. 84 Unter Hinweis auf BPatG, Beschl. v. 15.11.2007 – 10 W (pat) 19/07. 85 BPatG, Beschl. v. 4.4.2012 – 10 W (pat) 46/08 = Mitt. 2012, 272 – Virtuelle Arbeitspunktbestimmung. 86 Im Anschluss an BGH, GRUR 2012, 91 – Polierendpunktbestimmung. 87 BPatG, Beschl. v. 22.7.2010 – 10 W (pat) 10/08, BPatGE 52, 73, 76, Abschnitt II. 1. – Umschalter = GRUR 2011, 360, 361. 88 BGH, GRUR 2004, 133 – Elektronische Funktionseinheit. 89 BGH, GRUR 2010, 910 – Fälschungssicheres Dokument. 21 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht tion betreffenden Patent im Prioritätsdokument bzgl. der Ausgestaltung des Kommunikationskanals ausgeführt, dass es sich um einen FrequenzaufteilungsDuplex-Kommunikationskanal handelt und werden dort über die Steuerkanäle explizit Leistungssteuerungs- und Bitrateninformation übertragen, während in dem erteilten Patentanspruch ganz allgemein ein Kommunikationskanal ohne Beschränkung auf ein Frequenzaufteilungs-Duplex-Verfahren beansprucht wird und über die Steuerkanäle allgemeine Steuerinformationen übertragen werden, so liegt eine unzulässige Verallgemeinerung vor mit der Folge, dass die Priorität nicht in Anspruch genommen werden kann, so der 5. Senat.90 In einem weiteren Verfahren des 5. Senats91 war die für eine wirksame Prioritätsbeanspruchung erforderliche Anmelderidentität umstritten. Die Klägerin hatte geltend gemacht, dass der Anmelder des Streitpatents nicht derjenige sei, der die Prioritätsanmeldung eingereicht habe. Die Beklagte als Muttergesellschaft und Inhaberin des Streitpatents hatte hierzu erklärt, dass die deutsche Erstanmeldung von ihrer deutschen Tochtergesellschaft eingereicht worden war und alle Schutzrechte der konzernverbundenen Unternehmen ihr grundsätzlich als Muttergesellschaft zustünden. Da es der Beklagten nach französischem Recht aber verwehrt gewesen sei, selbst eine Erstanmeldung in Deutschland zu tätigen, habe die deutsche Tochtergesellschaft die Prioritätsanmeldung vorgenommen. Die Übertragung des Prioritätsrechts habe im Übrigen – wie die vorgelegten schriftlichen Unterlagen belegten – vor Abgabe der Prioritätserklärung und damit auch rechtzeitig stattgefunden. Der Senat sah hinsichtlich der zu prüfenden Voraussetzungen des Art. 87 Abs. 1 EPÜ den Nachweis, dass die Beklagte Inhaberin der prioritätsbegründend für das Streitpatent in Anspruch genommenen deutschen Anmeldung geworden ist bzw. ihr das Prioritätsrecht übertragen worden ist, in tatsächlicher Hinsicht als nicht gelungen und wies darauf hin, dass unbeschadet der nur förmlichen Eingangsprüfung nach Art. 90 Abs. 3 EPÜ im Erteilungs-, Einspruchs- oder Nichtigkeitsverfahren eine Überprüfung mit dem Ziel zu erfolgen hat, ob die materiellen Voraussetzungen der Inanspruchnahme zum maßgeblichen Zeitpunkt vorgelegen haben und dem Schutzrecht der beanspruchte Zeitrang vor dem Anmeldetag auch tatsächlich zusteht.92 Auch der 4. Senat93 hatte für die Frage des maßgeblichen Stands der Technik (StdT) eines wegen fehlender Patentfähigkeit im Nichtigkeitsverfahren angegriffenen EP-Patents zu klären, ob im Streitpatent eine wirksame Priorität nach Art. 87 Abs. 1 EPÜ in Anspruch genommen war oder die Prioritätsschrift zum StdT zählte. Der Senat führte aus, dass zwar nicht bei jeder äußerlichen Inkongruenz von Text oder Zeichnung eine Identität entfällt, insbesondere bei nur sprachlichen oder zeichnerischen Unvollkommenheiten.94 Auch ist nach den Prinzipien der Neuheitsprüfung über das explizit Beschriebene hinaus das als offenbart anzusehen, was aus der Sicht des Fachmanns für die Ausführung der unter Schutz gestellten Lehre selbstverständlich ist und von diesem mitgelesen wird und daher keiner besonderen Offenbarung bedarf. Dennoch verneinte der Senat vorliegend 90 B PatG, Urt. v. 23.5.2012 – 5 Ni 22/10, Berufung eingelegt X ZR 107/12; siehe auch Urt. v. 24.1.2012 – 3 Ni 5/10, Berufung eingelegt X ZR 56/12. 91 BPatG, Urt. v. 15.2.2012 – 5 Ni 59/10 (EP), Berufung eingelegt X ZR 49/12. 92 Vgl. für das Erteilungsverfahren BPatG, Beschl. v. 28.10.2010 – 11 W (pat) 14/09, BPatGE 52, 207, 212 f. – Unterbekleidungsteil. 93 BPatG, Urt. v. 22.5.2012 – 4 Ni 69/09 (EU). 94 BGH, GRUR 2008, 597, Tz. 17 – Betonstraßenfertiger. 95 BPatG, Beschl. v. 19.6.2012 – 17 W (pat) 113/07. 22 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 eine Identität, da die Einbeziehung von Selbstverständlichem keine Ergänzung der Offenbarung durch das Fachwissen erlaubt. Ein beanspruchtes Massagegerät war u. a. dadurch gekennzeichnet, dass die parallel zur Achse um einen Winkel mittels eines Antriebs drehbare Wirk oberfläche im Querschnitt senkrecht zur Achse in verschiedene Richtungen unterschiedliche Radien und einen achsnahen und einen achsfernen Bereich aufweist. Demgegenüber war in der Voranmeldung als Erfindungsgegenstand bezeichnet und beschrieben ein „Archimedes‘scher Spiralexzenter auf einem Antrieb für die Matrix-Rhythmus-Therapie“, so dass der Senat Zweifel äußerte, ob im Hinblick auf die fehlende Beschreibung eines Antriebs eine Identität vorlag. Der Senat konnte diese Frage offenlassen, da in der Voranmeldung jedenfalls nicht offenbart war, wo die Drehachse für die oszillierende Drehbewegung des Spiralexzenters genau liegt. Deshalb kann der Fachmann dieser auch nicht entnehmen, dass – wie beansprucht – die Wirkoberfläche im Querschnitt einen achsnahen und einen achsfernen Bereich aufweist. 3. Ausscheidung Der 17. Senat hatte über eine Beschwerde gegen die Zurückweisung einer Anmeldung zu entscheiden, die nach Ausscheidung als Stammanmeldung weiterverfolgt worden war. Nach Auffassung des Senats war diese jedoch nach § 38 unzulässig erweitert, da der Gegenstand des Patentanspruchs 1 eine Merkmalsgruppe enthielt, die in einer wirksamen Ausscheidungserklärung abgetrennt worden war.95 Die wirksame Ausscheidung führt nämlich zur Trennung der bisherigen Anmeldung in zwei unabhängige Anmeldungen, die Stammanmeldung und die Ausscheidungsanmeldung, wobei die ausgeschiedenen Gegenstände nicht mehr Bestandteil der Stammanmeldung sind. Dies gilt auch dann, wenn die Erläuterung des ausgeschiedenen Teils in der Beschreibung der Stammanmeldung verblieben ist.96 4. Fassung der Unterlagen Eine vom Anmelder unklar formulierte Aufgabenstellung ist kein gesetzlicher Zurückweisungsgrund für eine Patentanmeldung. Nach der BGH-Entscheidung97 „Anbieten interaktiver Hilfe“ ist das technische Problem, welches durch eine Erfindung gelöst wird, objektiv danach zu bestimmen, was die Erfindung tatsächlich leistet. Die in der Patentschrift angegebene Aufgabe ist demgegenüber als solche nicht maßgeblich, sondern lediglich ein Hilfsmittel für die Ermittlung des objektiven technischen Problems. Wenn aber die in der Anmeldung genannte Aufgabe nicht maßgeblich ist, so der 17. Senat98, fehlt jede Grundlage, die Anmeldung wegen nicht hinreichend klarer Angabe derselben zurückzuweisen. Vielmehr obliegt es grundsätzlich der Prüfungsstelle, das „objektive technische Problem“ zu ermitteln. Der 10. Senat99 hatte über eine Anmelderbeschwerde zu entscheiden, bei der die Prüfungsstelle als „redaktionelle Änderungen“ bezeichnete Umformulierungen und Ergänzungen vorgenommen hatte, u. a. in Patent anspruch 8 den Rückbezug eingefügt hatte „gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7“. Die Beschwerde hatte Erfolg und führte unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses zur Zurückverweisung des Verfahrens. Ein Patent darf grundsätzlich nur so erteilt werden, wie es beantragt ist. Jede Änderung der Unterlagen, die nicht nur in geringfügigen redaktionellen Korrekturen wie der Berichtigung von Schreibfehlern oder offensichtlichen grammatikalischen oder sprachlichen Unrichtigkeiten besteht, setzt das schriftlich erklärte Einverständnis des Anmelders voraus.100 Die im Erteilungsbeschluss vorgenommene Einfügung der Rückbeziehung stellt nicht nur eine bloß redaktionelle Änderung, sondern eine von der beantragten Fassung des Patentanspruchs abweichende inhaltliche Beschränkung des beanspruchten Patentgegenstands dar. Der Senat ordnete die Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 an. 96 Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 34 Rdnr. 117. 97 BGH, GRUR 2005, 141 – Anbieten interaktiver Hilfe. 98 BPatG, Beschl. v. 20.3.2012 – 17 W (pat) 58/07. 99 BPatG, Beschl. v. 31.10.2012 – 10 W (pat) 12/10. 100 Vgl. Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl., Rdnr. 6; Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 48 Rdnr. 17, vor § 34 Rdnr. 52; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 49 Rdnr. 2; BPatGE 25, 141, 143. 23 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht 5. Wiedereinsetzung Nach § 123 Abs. 2 Satz 1 muss der Wiedereinsetzungsantrag innerhalb von zwei Monaten nach Wegfall des Hindernisses schriftlich beantragt werden. Der 17. Senat101 hatte zu entscheiden, auf welchen Zeitpunkt bei einer durch einen Inlandsvertreter vertretenen Anmelderin für den Wegfall des Hindernisses bei Zurückweisung der Anmeldung auszugehen ist. Die Anmelderin war auf diese erst im Zusammenhang mit dem Versuch, die Jahresgebühren zu zahlen, aufmerksam geworden und hatte daraufhin innerhalb von zwei Monaten den Wiedereinsetzungsantrag gestellt. Zur Begründung hatte sie darauf verwiesen, dass der beauftragte Inlandsvertreter in der irrigen Annahme entsprechender Weisungen die amerikanische Anmelderin bzw. deren amerikanische Vertreter nicht über die ihm zugestellte Zurückweisung der Anmeldung unterrichtet hatte. Der Senat wies die Beschwerde zurück. Er ging davon aus, dass ein Zurückweisungsbeschluss die Rechtsstellung einer Anmelderin in einem solchen Ausmaß berührt, dass sie davon – auch bei gegensätzlicher Weisung – zu unterrichten ist. Für den Wegfall des Hindernisses und Fristbeginn war deshalb auf den Zeitpunkt der Kenntnis des Inlandsvertreters und nicht erst auf die erst sechs Monate später eingetretene Kenntnis der Anmelderin abzustellen. Der eingereichte Wiedereinsetzungsantrag war daher nicht rechtzeitig nach Wegfall des Hindernisses gestellt worden und unzulässig. Auch die unterlassene Weiterleitung der Gebührenmitteilung des DPMA durch den auswärtigen anwaltlichen Vertreter stellt eine Sorgfaltspflichtverletzung dar, die sich die Antragstellerin über § 85 Abs. 2 ZPO entgegenhalten lassen muss, so der 10. Senat.102 Es mag zwar sein, dass professionelle, qualifizierte Inlandsvertreter im Vereinigten Königreich rechtlich nicht dazu verpflichtet sind, einem Patentinhaber oder seinem Vertreter irgendwelche Informationen in Bezug auf die Zahlung von Patentjahresgebühren zukommen zu lassen, wenn die Überwachung und Zahlung dieser Gebühren vom Mandatsvertrag ausgenommen wurde. Dies entspricht aber nicht der Rechtslage nach dem deutschen Recht, die nach der hier einschlägigen Rechtsanwendungsregel der „lex fori“ zu berücksichtigen ist. Nach § 123 Abs. 1 Satz 2 müssen die die Wiedereinsetzung rechtfertigenden Tatsachen glaubhaft gemacht werden. Dies verneinte der 10. Senat103 in einem Fall, in dem der Beschwerdeführer sich darauf berufen hatte, der Antrag auf Wiedereinsetzung in die verfristete Verlängerungsgebühr sei zu Unrecht im Hinblick auf seine behauptete Erkrankung zurückgewiesen worden. Im Falle einer Fristversäumung kann infolge einer unvorhersehbaren, schweren Erkrankung ein Verschulden verneint werden, wenn es sich um eine Erkrankung handelt, deren Schwere und Auftreten es dem Säumigen unmöglich oder zumindest unzumutbar gemacht hat, eine andere Person mit der Vornahme der zur Fristwahrung notwendigen Handlungen zu beauftragen.104 Wer sich jedoch auf eine Krankheit solcher Qualität beruft, genügt den Anforderungen an eine Glaubhaftmachung nur dann, wenn er zur Erkrankung, insbesondere zu deren Schwere und Verlauf, außer einer eidesstattlichen Versicherung zusätzlich einen geeigneten Beleg (z. B. ein ärztliches Attest) vorlegt.105 In einem weiteren Fall des 10. Senats106 war mangels rechtzeitiger Zahlung der Beschwerdegebühr gemäß § 6 Abs. 1 Satz 1 PatKostG i. V. m. § 73 Abs. 2 Satz 1 durch Beschluss der Rechtspflegerin des BPatG festgestellt worden, dass die Beschwerde als nicht eingelegt gilt. Der Erinnerungsführer, der keinen Antrag auf Verfah- 101 BPatG, Beschl. v. 6.9.2012 – 17 W (pat) 26/11, siehe auch Beschl. v. 11.7.2012 – 20 W (pat) 29/11. 102 BPatG, Beschl. v. 11.10.2012 – 10 W (pat) 16/10. 103 BPatG, Beschl. v. 6.11.2011 – 10 W (pat) 16/09. 104 BGH, NJW 2008, 3571, 3502. 105 BGH, NJW-RR 2004, 1500 ff. 106 BPatG, Beschl. v. 25.11.2011 – 10 W (pat) 39/07. 24 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 renskostenhilfe gestellt hatte, machte geltend, dass ihm die Zahlungsfrist nicht bekannt gewesen sei und er stark wirksame psychoaktive Medikamente einnehmen müsse. Fristversäumnisse und Formfehler seien daher krankheitsbedingt. Der Senat unterstellte, dass ein Antrag auf Wiedereinsetzung gemäß § 123 Abs. 1 in die versäumte Frist zur Zahlung der Beschwerdegebühr gestellt worden war. Dieser war jedenfalls unbegründet. Eine Krankheit kann zwar unter bestimmten Voraussetzungen eine Fristversäumung als unverschuldet erscheinen lassen, doch reicht hierfür der pauschale Verweis auf eine Medikamenteneinnahme nicht aus, zumal der Anmelder in der Lage war, fristgerecht Beschwerde und Erinnerung einzulegen. Ebenso wenig stellt Unkenntnis einen Wiedereinsetzungsgrund dar107, da grundsätzlich die Pflicht besteht, sich über die Erfordernisse zur Fristwahrung zu informieren; zudem war der Anmelder hier in der Rechtsmittelbelehrung des angefochtenen Beschlusses ausdrücklich auf die erforderliche Zahlung der Beschwerdegebühr und ihre Frist hingewiesen worden. Einmal eingetragene Rechtsmittelfristen dürfen grundsätzlich nicht gelöscht werden, bevor sie erledigt sind. Der Anwalt muss daher organisatorische Vorkehrungen gegen eigenmächtige nachträgliche Änderungen solcher Einträge durch das Büropersonal treffen108, ansonsten trifft ihn ein Organisationsverschulden. Dies gilt entsprechend, wenn die gegenüber dem Patentamt zu beachtende Frist zur Einreichung einer Übersetzung und Zahlung einer Gebühr zum Zwecke der Validierung eines europäischen Patents vom Büropersonal gelöscht wird, so der 10. Senat.109 Zu den nicht delegierbaren Sorgfaltspflichten eines Anwalts gehört es, die Arbeitsabläufe so zu regeln, dass Fristversäumnisse bei Beachtung der vorhandenen Weisungen normalerweise nicht vorkommen können.110 Besondere Vorsichtsmaßnahmen sind dort geboten, wo Vorgän- ge besonders fehlerträchtig bzw. wo etwaige Fehler besonders folgenreich sind. Anders als in Fällen nur eingeschränkter Überprüfungspflicht111 sind hier Fälle betroffen, in denen besondere Anhaltspunkte für eine Überprüfung gerade vorliegen, die auch auf Grund ihres Ausnahmecharakters den Anwalt nicht unverhältnismäßig belasten. Die Stellung des Wiedereinsetzungsantrags – hier zur Zahlung der Anmeldegebühr – ist nicht wegen Ablaufs der Jahresfrist des § 123 Abs. 2 Satz 4 ausgeschlossen, wenn die Fristüberschreitung vor allem auf in der Sphäre des Patentamts liegende Umstände zurückzuführen ist. Zum einen hat es die Prüfungsstelle versäumt, die Anmelderin davon zu unterrichten, dass der ursprüngliche Anmeldetag nun doch zuerkannt werde. Zum anderen wurde die Anmelderin erst etwa zwanzig Monate nach Ablauf der Frist zur Zahlung der Anmeldegebühr über die Fristversäumnis und deren Rechtsfolge unterrichtet. Auch zur entsprechenden Jahresausschlussfrist gemäß § 234 Abs. 3 ZPO ist anerkannt, dass diese Frist in bestimmten Ausnahmefällen aus Gründen eines wirkungsvollen Rechtsschutzes und zur Wahrung des rechtlichen Gehörs nicht anzuwenden ist, insbesondere wenn die Ursache ihrer Überschreitung nicht in der Sphäre der Partei liegt, sondern allein dem Gericht zuzurechnen ist112, so der 10. Senat.113 6. Weiterbehandlung Das Patentamt hatte einen Antrag auf Weiterbehandlung zurückgewiesen, den die Anmelderin innerhalb der Frist des § 123a Abs. 2 Satz 1 gestellt hatte. Die Anmelderin hatte lediglich beantragt, die Frist zur Erwiderung auf den Prüfbescheid zu verlängern, nicht aber sachlich auf den Prüfbescheid erwidert, was gemäß § 123a Abs. 2 Satz 2 erforderlich gewesen wäre. Der 107 Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 123 Rdnr. 136. 108 BGH, VersR 1991, 1309. 109 BPatG, Beschl. v. 17.9.2012 – 10 W (pat) 22/09 – Bergbaumaschine, Rechtsbeschwerde zugelassen und eingelegt X ZB 17/12. 110 Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 123 Rdnr. 100. 111 BPatG, GRUR 2009, 93 – Dreidimensionale Daten. 112 Zu Einzelheiten siehe BGH, Beschl. v. 30.82010 – XZR 193/03, Abschnitt II 3d; BPatG, Beschl. v. 26.2.2009, BPatGE 51, 197, 202 – Überwachungsvorrichtung; LS in BlPMZ 2009, 407. 113 BPatG, Beschl. v. 10.2.2012 – 10 W (pat) 38/08; ferner BPatG, Beschl. v. 8.11.2012 – 10 W (pat) 32/10. 25 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht 7. Verfahrensfehler, Rückzahlung der Beschwerdegebühr 10. Senat114 wies deshalb die Beschwerde als unbegründet zurück und führte aus, dass zur Klärung, was in § 123a unter der nachzuholenden Handlung und dem nicht definierten Begriff „versäumte Handlung“ zu verstehen ist, auf die Rechtsprechung zur Auslegung dieses Begriffs im Rahmen des Wiedereinsetzungsverfahrens zurückzugreifen ist.115 Danach ist unter der nachzuholenden Handlung ausschließlich diejenige Handlung zu verstehen, die innerhalb der gesetzlichen Frist hätte vorgenommen werden sollen. Ein bloßes Fristgesuch genügt nicht, da dieses kein Äquivalent der versäumten Handlung darstellt.116 Der Umstand, dass die Wiedereinsetzung nach § 123 nur bei Fristen möglich ist, deren Versäumung nach den gesetzlichen Vorschriften unmittelbar zu einem Rechtsnachteil führt, während § 123a den Fall der Zurückweisung einer Anmeldung nach Versäumung einer vom Patentamt bestimmten Frist regelt, gebietet es nicht, im Falle eines Antrags auf Weiterbehandlung ein anderes Verständnis der Nachholung der versäumten Handlung als bei der Wiedereinsetzung zugrunde zu legen. Der Senat ließ die Rechtsbeschwerde nach § 100 Abs. 2 zu. Anhörung, rechtliches Gehör Zum Grundsatz des rechtlichen Gehörs nach Art. 103 Abs. 1 GG, der in den § 48 Satz 2 i. V. m. § 42 Abs. 2 Satz 2 für das Patenterteilungsverfahren seinen Niederschlag gefunden hat, gehört auch das sog. Verbot von Überraschungsentscheidungen; so wenn ein Gericht oder eine Verwaltungsbehörde eine Entscheidung trifft, die von dem abweicht, was die Beteiligten bei vernünftiger Betrachtung des bisherigen Verfahrens erwarten dürfen.117 Dieser Grundsatz ist daher verletzt, wenn eine Patentabteilung in einer Anhörung auf die ausdrücklich gestellte Frage der Vertreter der Patentinhaberin, ob sie die von ihr vorbereiteten Hilfsanträge stellen sollen, schweigt und nach Schließung der Anhörung das Patent widerruft. Die Patentabteilung hat durch ihr Schweigen für die Beteiligten unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass es solcher Hilfsanträge zur beschränkten Verteidigung des angegriffenen Patents nicht bedarf und das Streitpatent entsprechend dem bereits gestellten Antrag aufrecht erhalten wird, so der 7. Senat.118 Davon, dass eine solche Frage tatsächlich in der Anhörung gestellt wurde, war der Senat auch ohne weitere Beweiserhebung bereits deshalb überzeugt, weil die Patentabteilung dies in weiteren Bescheiden zu einer beantragten Protokoll- und Tatbestandsberichtigung nicht in Abrede gestellt hatte. Die Beschwerdegebühr wurde wegen der verfahrensfehlerhaften Anhörung zurückgezahlt. Der 19. Senat119 weist darauf hin, dass eine einmalige Anhörung im Prüfungsverfahren als sachdienlich anzusehen ist und nur ausnahmsweise abgelehnt werden kann, etwa in einfach gelagerten – aussichtslosen – Fällen oder solchen, in denen die Anmelderin überhaupt keine Bereitschaft zeigt, eine als notwen- 114 BPatG, Beschl. v. 16.10.2012 – 10 W (pat) 22/10 – Weiterbehandlung II, Rechtsbeschwerde zugelassen. 115 Hierzu BPatG, Beschl. v. 17. 1.2008 – 10 W (pat) 42/06, BPatGE 50, 90, 93; Beschl. v. 21.4.2008 – 10 W (pat) 45/06. 116 B GH, Beschl. v. 20.9.2006 – IV ZB 16/06, VersR 2006, 1706; Beschl. v. 7.6.1999 – II ZB 25/98, NJW 1999, 3051 m. w. N.; Zöller/Greger, ZPO, 29. Aufl., § 236 Rdnr. 8a; Benkard/Schäfers, 10. Aufl. (2006), § 123 Rdnr. 58. 117 Vgl. BVerfGE 84, 188, 190; 86, 133, 144f.; 96, 189, 204; 108, 341ff. 118 BPatG, Beschl. v. 3.2.2012 – 7 W (pat) 66/09 = GRUR 2013, 101 – Führen eines Leiterpfades für eine Schiebetür. 119 BPatG, Beschl. v. 13.6.2012 – 19 W (pat) 145/09. 26 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 dig erachtete Anpassung der Patentansprüche vorzunehmen. Ein solcher Ausnahmefall ist nach nur einem Prüfungsbescheid und einer daraufhin erfolgten Erwiderung der Anmelderin mit der Einreichung geänderter Patentansprüche ersichtlich nicht gegeben. Für die Sachdienlichkeit einer Anhörung ist es ferner nicht erforderlich, dass die Anmelderin substantiierte Punkte nennt, die in einer Anhörung zu erörtern wären, da es keine Begründungspflicht für einen Antrag auf Anhörung gibt. Zur Wahrung des rechtlichen Gehörs reicht es nach Ansicht des 19. Senats120 nicht aus, wenn der Anmelderin zur Begründung einer unzulässigen Erweiterung des Anmeldegegenstands lediglich mitgeteilt wird, dass das Ersetzen des Begriffs „Echtzeittakt“ durch den Begriff „Echtzeituhr“ nicht möglich sei. Da die Anmelderin dieser Auffassung in ihrer Eingabe ausdrücklich widersprochen hat, hätten ihr vor der Zurückweisung der Anmeldung die Ablehnungsgründe in einer von ihr beantragten Anhörung mitgeteilt und erörtert werden müssen. In einem Fall des 23. Senats121 wies die Prüfungsstelle des DPMA eine Anmeldung zurück und erachtete eine beantragte Anhörung als nicht sachdienlich, nachdem die Anmelderin dem Erstbescheid unter Aufrechterhaltung der ursprünglichen Ansprüche widersprochen hatte. Die hiergegen gerichtete Beschwerde blieb erfolglos. Der Senat ordnete nicht – wie beantragt – die Rückzahlung der Beschwerdegebühr an, da die Beschwerdeführerin die Anmeldung auch vor dem Patentgericht mit mehreren Anträgen weiterverfolgte, deren Lehre nicht patentfähig war. Damit war zu erwarten, dass eine Anhörung zu keinem anderen Ergebnis geführt hätte, so dass die Ursächlichkeit der unterbliebenen Anhörung für die Erhebung der Beschwerde zu verneinen war. Der 8. Senat122 hat Bedenken gegen die von verschiedenen Beschwerdesenaten des BPatG vertretene Auffassung geäußert, dass in jedem Verfahren in der Regel eine einmalige Anhörung sachdienlich ist.123 Damit werde das aus dem Grundsatz der Schriftlichkeit des Patenterteilungsverfahrens folgende Regel-Ausnahme-Verhältnis in Frage gestellt.124 Diese grundsätzliche Frage konnte im vorliegenden Fall jedoch dahinstehen, da bereits in zwei Prüfungsbescheiden zum Anmeldegegenstand Stellung genommen wurde und die Ansprüche bei einem überschaubaren technischen Sachverhalt unverändert geblieben sind. In einem Fall des 11. Senats125 war die Prüfungsstelle in einem Prüfungsbescheid detailliert auf das Prüfungsergebnis der Patentfähigkeit von 34 Patentansprüchen, davon 12 nebengeordnete Patentansprüche, eingegangen und hatte zahlreiche Unklarheiten und Mängel in 155 Beschreibungsseiten aufgeführt, u. a. auch, dass die Anmeldung mehrere Gruppen von Erfindungen umfasste und deshalb das Gebot der Einheitlichkeit einer Erfindung gemäß § 34 Abs. 5 nicht erfüllt war. Wenn dann die Anmelderin in einer sehr kurzen Stellungnahme mit keinem Wort auf die Beanstandungen der fehlenden Einheitlichkeit eingeht, das Schicksal der Patentansprüche offen lässt und auch keine Hilfsanträge in Betracht zieht, ist ihr Verhalten mit ihrer Verfahrensförderungspflicht nicht zu vereinbaren. Eine beantragte Anhörung lässt dann nur eine nicht vertretbare Verfahrensverzögerung erwarten und ist nicht sachdienlich. Begründungspflicht Die geltenden Prüfungsrichtlinien des DPMA sehen vor, dass im Prüfungsverfahren einer Patentanmeldung, deren Priorität in einer anhängigen europäischen Anmeldung mit Benennung der BRD in Anspruch genommen wird, eine Frist zur Erwiderung 120 BPatG, Beschl. v. 9.1.2012 – 19 W (pat) 65/09. 121 BPatG, Beschl. v. 5.7.2012 – 23 W (pat) 36/07. 122 BPatG, Beschl. v. 22.3.2012 – 8 W (pat) 4/11. 123 Vgl. BPatGE 15, 149; 18, 30; 49, 112 = Mitt 2005, 554. 124 Vgl. zum Grundsatz der Schriftlichkeit im Patenterteilungsverfahren: BPatGE 20, 144; BPatG, GRUR 1983, 505, 506 – fernmündliche Beschreibungsänderung; BPatG, Beschl. v. 17.05.2004 – 10 W (pat) 46/02; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), vor § 34, Rdnr. 59; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), vor § 34, Rdnr. 20; Mes, PatG, 3. Aufl. (2011), Einl. vor § 34 PatG, Rdnr. 13 ff.; Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einleitung, Rdnr. 248. 125 BPatG, Beschl. v. 14.12.2011 – 11 W (pat) 51/05. 27 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht auf einen Bescheid von bis zu 12 Monaten – ggf. auch wiederholt – gewährt werden kann. Sie räumen damit der Prüfungsstelle bei der Entscheidung über eine Verlängerung der Erwiderungsfrist grundsätzlich ein Ermessen ein. In einem Fall des 21. Senats126 hatte die Prüfungsstelle die beantragte Fristverlängerung abgelehnt unter Verweis auf eine alte, nicht mehr gültige Prüfungsrichtlinie, wonach die Frist u. a. nicht zu gewähren ist, wenn, wie im vorliegenden Fall einem Dritten Akteneinsicht gewährt wurde. Dies stellt einen Verfahrensfehler dar, da die Prüfungsstelle von dem ihr eingeräumten Ermessensspielraum keinen Gebrauch gemacht hat (Ermessensnichtgebrauch). Die Ablehnung eines Fristgesuchs im Patenterteilungsverfahren ist zwar als verfahrensleitende Maßnahme nicht selbständig anfechtbar, kann aber – wie vorliegend – zusammen mit der in der Hauptsache ergangenen Entscheidung angefochten werden.127 Die Begründung muss eine Nachprüfung durch die Beteiligten und durch das Gericht ermöglichen und daher alle entscheidungserheblichen tatsächlichen und rechtlichen Überlegungen, welche die Prüfungsstelle zu der getroffenen Entscheidung veranlasst haben, erkennbar werden lassen und näher darlegen. Keine ausreichende Begründung liegt deshalb vor, wenn – wie vorliegend – die Gründe sachlich inhaltslos sind, z. B. floskelhaften oder summarischen Charakter haben, oder nur den Gesetzestext wiedergeben.128 Das Nachsuchen eines Anmelders nach einem beschwerdefähigen Beschluss im Prüfungsverfahren ist als ein Antrag auf Entscheidung nach Aktenlage zu sehen. Der Zurückweisungsbeschluss muss in einem solchen Fall begründet werden, § 47 Abs. 1 Satz 3 ist deshalb nicht anwendbar.129 Verfahrensfehler Nach einer Entscheidung des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes130 ist ein Urteil dann nicht mit Gründen versehen, wenn Tatbestand und Entscheidungsgründe nicht binnen fünf Monaten nach Verkündung schriftlich niedergelegt, von den Richtern unterschrieben und der Geschäftsstelle übergeben sind. Diese Grundsätze finden nach überwiegender Rechtsauffassung auch auf das patentamtliche Verfahren Anwendung131, da es strengen Regeln unterworfen und einem justizmäßigen Verfahren weitgehend angenähert ist.132 Eine Begründung, die erst elf Monate nach Erlass des Beschlusses erfolgt, ist daher nicht rechtzeitig, da sie nicht mehr die Gewähr dafür bietet, dass sie unmittelbar aus der Anhörung, Beratung und Beschlussfassung entstanden ist.133 Finden sich die Unterschriften nicht am Ende der Begründung, sondern nur auf dem Zuleitungsformular für den zentralen Schreibdienst, sog. Oberschriften, so fehlt es an einer ordnungsgemäßen Unterschrift. Denn diese bieten keine Gewähr dafür, dass die Unterzeichner den Inhalt der Begründung auch gelesen und sich zu eigen gemacht haben.134 Ist die Begründung von einem anderen Vorsitzenden unterschrieben als demjenigen, der bei der Anhörung und Beschlussfassung anwesend war, so ist dies wegen § 93 Abs. 3 verfahrensfehlerhaft. Die Sache wurde aufgrund der mehrfachen Verfahrensfehler an das DPMA zurückverwiesen und die Erstattung der Beschwerdegebühr nach 80 Abs. 3 von Amts wegen ohne Antrag angeordnet. Der 6. Senat135 sah in einem Anmeldeverfahren einen schwerwiegenden Verfahrensfehler darin, dass die Prüfungsstelle beim DPMA trotz Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der früheren An- 126 BPatG, Beschl. v. 31.7.2012 – 21 W (pat) 34/10. 127 S chulte/Rudloff-Schäffer, PatG 8. Aufl. (2008), § 45 Rdnr. 31; BPatG, Beschl. v. 14.1.2002 – 10 W (pat) 65/01; Beschl. v. 24.5.71 – 4 W (pat) 50/71. 128 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG 8. Aufl. (2008), § 47 Rdnr. 19, 20 m. w. N.; st. Rspr. BGH zu § 100 Abs. 3 Nr. 6 PatG, vgl. etwa BGHZ 39, 333 – Warmpressen; GRUR 1992, 159 – Crackkatalysator II; Mitt 2008, 219 – Durchflusszähler. 129 BPatG, Beschl. v. 19.4.2012 – 12 W (pat) 46/11. 130 GmS-OGB, NJW 93, 2603. 131 Busse/Keukenschrijver, PatG 6. Aufl. (2003), § 100 Rdnr. 97; Benkard/Rogge, PatG 10. Aufl. (2006), § 100 Rdnr. 40. 132 Benkard/Schäfers, PatG 10. Aufl. (2006), § 34 Rdnr. 35. 133 BPatG, Beschl. v. 26.3.2012 – 15 W (pat) 14/11. 134 BPatG, Beschl. v. 27.7.2009 – 20 W (pat) 65/04; BGH, NJW 1992, 829 zur fehlenden Beweiskraft nach § 416 ZPO. 135 BPatG, Beschl. v. 26.1.2012 – 6 W (pat) 3/11, unter Hinweis auf Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl. Rdnr. 177 ff. 28 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 melderin die hiermit gemäß § 249 Abs. 1 ZPO verbundene Unterbrechung des Verfahrens nicht beachtet hatte. Da der Lauf einer jeden Frist aufhört und nach Beendigung der Unterbrechung die volle Frist von neuem zu laufen beginnt, hätte die Anmeldung erst nach Ablauf einer unter Berücksichtigung der Unterbrechungsdauer zu berechnenden Erwiderungsfrist auf einen Bescheid zurückgewiesen werden dürfen. Durch die Entscheidung vor Fristablauf war auch das Recht der Anmelderin auf rechtliches Gehör verletzt worden.136 Der schwerwiegende Verfahrensfehler137 war auch ursächlich für die angefochtene Entscheidung. Denn diese hätte möglicherweise anders gelautet, wenn die Anmelderin vor der Entscheidung Gelegenheit zur Äußerung gehabt hätte. Es entsprach daher der Billigkeit, die Rückzahlung der Beschwerdegebühr anzuordnen. Der 17. Senat138 führt aus, dass die Zurückweisung eines Hauptantrags ohne gleichzeitige Entscheidung über einen Hilfsantrag eine unangemessene Sachbehandlung unter Verletzung des Grundsatzes der Verfahrens ökonomie darstellt. Dies kann nur in besonderen Ausnahmefällen als zulässig erachtet werden.139 Allein die Tatsache, dass das Verfahrensrecht diese Möglichkeit als solche zur Verfügung stellt, darf nicht ohne triftigen Grund dazu benutzt werden, den Anmelder mit einer Vielzahl von Teilbeschlüssen über seinen Hauptantrag und (ggf. mehrere) Hilfsanträge zu überziehen und ihn so zu mehrfachen Beschwerden zu zwingen. Im vorliegenden Fall wäre es geboten gewesen, unter Bewertung von Neuheit und erfinderischer Tätigkeit über den Hilfsantrag zu entscheiden. Die Beschwerdegebühr wurde zurückgezahlt. 8. Wirksamkeit des Beschlusses Ein in einer Anhörung mündlich verkündeter Erteilungsbeschluss bindet das DPMA und muss schriftlich begründet und zugestellt werden. Eine Unterschrift von einem anderen Prüfer unter den Beschluss als dem Prüfer, der die Anhörung durchgeführt hat, mit dem Zusatz „i.V.“ ist nicht möglich, so der 9. Senat140 in einem Fall, bei dem eine nach der Anhörung verlorene Akte rekonstruiert werden musste. Bis zur Zustellung des Beschlusses vergingen daher 18 Monate und der ursprüngliche Prüfer war nicht mehr im DPMA tätig. Bei der Beschlussfassung durch die Prüfungsstelle, die für die Begründung der Beschlüsse nach § 47 Abs.1 Satz 1 zuständig ist, besteht jedoch keine Möglichkeit für ein solches Vertretungsverhältnis. Vielmehr muss der Vertreter diesen Beschluss als ihm selbst zurechenbar begründen, was der Zusatz „i. V.“ gerade in Frage stellt. Dieser Mangel führt aber nicht zur Nichtigkeit des im Rahmen der Anhörung ergangenen Erteilungsbeschlusses im Unterschied zur fehlenden Unterschrift bei nicht verkündeten Beschlüssen. Denn die Fehlerhaftigkeit ist nicht für jeden Dritten bei verständiger Würdigung der Umstände offensichtlich, insbesondere bei der Rekonstruierung der Akte. Die Wirksamkeit der Verkündung wird durch falsche Unterschriften oder Fehlen der Unterschriften nicht beeinträchtigt.141 9. Verfahrenskostenhilfe Verfahrenskostenhilfe für zu entrichtende Jahresgebühren gemäß § 130 Abs. 1 Satz 2 wird u. a. nur gewährt, wenn die Rechtsverfolgung nicht mutwillig i. S. d. § 114 ZPO erscheint. Dies entscheidet sich danach, ob auch eine nicht bedürftige Person bei verständiger Würdi- 136 Vgl. BVerfG, MDR 1977, 202. 137 Vgl. BVerfG, NJW 1988, 1773; Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl. Rdnr. 257 m. w. N. 138 BPatG, Beschl. v. 10.11.2011 – 17 W (pat) 43/08, siehe auch Beschl. v. 6.12.11 – 17 W (pat) 33/08 und Beschl. v. 8.12.2011 – 17 W 26/06. 139 Vgl. Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 48 Rdnr. 5; Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 48 Rdnrn. 19, 21; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 48 Rdnr. 12, jew. m. w. N. 140 BPatG, Beschl. v. 10.7.2012 – 9 W (pat) 391/06. 141 Vgl. Stein/Jonas/Leipold, ZPO, 22.Aufl. (2008), § 315 Rdnr. 15; BGH, NJW 1998, 609f. 29 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht gung der Sach- und Rechtslage ihr Recht im Verfahren in derselben Weise wahrnehmen würde wie der Antragsteller, denn Ziel eines technischen Schutzrechts ist in erster Linie dessen wirtschaftliche Verwertung. Deshalb kann VKH für Jahresgebühren nur dann gewährt werden, wenn sich der Antragsteller nach Erteilung eines Patents ernsthaft und mit einer konkreten Aussicht auf Erfolg um dessen wirtschaftliche Nutzung bemüht. Dazu genügen kurze Angebotsschreiben an Firmen in geringer Anzahl mit fehlender bzw. ablehnender Reaktion darauf nicht, so der 21. Senat.142 Nach den im Beschwerdeverfahren anwendbaren Vorschriften des § 130 Abs. 1 Satz 1 i. V. m. § 114 ZPO kann Verfahrenskostenhilfe beansprucht werden, wenn die Beschwerde hinreichende Erfolgsaussichten hat und bei einer juristischen Person, hier eine GmbH, zusätzlich die nach § 116 Satz 1 Nr. 2 ZPO genannten weiteren Voraussetzungen vorliegen. Hierzu zählt, dass die Unterlassung der Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung dem allgemeinen Interesse zuwiderlaufen würde. Dies verneinte der 10. Senat143 aus tatsächlichen Gründen und wies den Antrag hinsichtlich der angestrebten Weiterverfolgung der Anmeldung zurück. 10. Sonstiges Gemäß § 27 Abs. 6 Satz 1 i. V. m. § 42 Abs. 2 ZPO ist ein Ablehnungsgesuch wegen Besorgnis der Befangenheit begründet, wenn ein Grund vorliegt, der geeignet ist, Misstrauen gegen die Unparteilichkeit des Prüfers zu rechtfertigen. Hierzu gehören nur objektive Gründe, die vom Standpunkt des Ablehnenden aus bei vernünftiger Betrachtung die Befürchtung wecken können, der Prüfer stehe der Sache nicht unvoreingenommen und damit nicht unparteiisch gegenüber; rein subjektive, unvernünftige Vorstellungen des Ablehnenden scheiden aus.144 Hiervon ausgehend sah der 10. Senat145 die Beschwerde des Anmelders gegen den Beschluss der Patentabteilung 1.32 des DPMA als unbegründet an, mit dem der Antrag auf Ablehnung wegen Befangenheit zurückgewiesen worden war. Der Anmelder hatte u. a. geltend gemacht, dass der Prüfer voreingenommen sei, da er eine frühere Patentanmeldung als „Perpetuum mobile“ abqualifiziert habe. Die Einschätzung des Prüfers, es liege eine unzulässige Erweiterung vor, sei absurd und daher zurückzuweisen. Auch werde durch die Verneinung einer erfinderischen Tätigkeit seine Arbeit disqualifiziert. Der Hinweis, dass der Gegenstand der Erfindung für den Fachmann nahe gelegen habe, sei Spekulation und eine Beleidigung der Erfinder. Der Senat beschied, dass die Erfolglosigkeit eines Anmelders in einem anderen Verfahren grundsätzlich nicht die Annahme rechtfertigt, dass derselbe Prüfer zwangsläufig auch bei der Bearbeitung eines nachfolgenden Verfahrens voreingenommen sein müsse.146 Meinungsunterschiede zwischen dem Prüfer und dem Anmelder, die in erster Linie auf einer unterschiedlichen inhaltlichen und rechtlichen Bewertung der Patentanmeldung beruhen, wie auch Äußerungen zur Erfolgsaussicht eines Antrags oder zum möglichen Verfahrensausgang, begründen für sich keinen Ablehnungsgrund.147 Hinweise auf die Sach- und Rechtslage sind schon aufgrund der auch im patentamtlichen Verfahren geschuldeten Aufklärungs- und Hinweispflicht entsprechend § 139 ZPO148 sowie aufgrund des Anspruchs auf rechtliches Gehör erforderlich. IV. Einspruchsverfahren 1. Insolvenz Ein Einspruchsverfahren wird durch die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Patentinhaberin nach § 99 Abs. 1, § 240 ZPO unterbrochen.149 Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens der Patentinhaberin geht deren Beteiligtenstellung auf 142 BPatG, Beschl. v. 12.4.2012 – 21 W (pat) 17/11. 143 BPatG, Beschl. v. 29.2.2012 – 10 W (pat) 47/08 und Beschl. v. 29.2.2012 – 10 W (pat) 18/09. 144 Zöller/Vollkommer, ZPO, 29. Aufl., § 42 Rdnr. 9; Thomas/Hüßtege, ZPO, 33. Aufl., § 42 Rdnr. 9. 145 BPatG, Beschl. v. 31.10.2012 – 10 W (pat) 18/10. 146 Zöller/Vollkommer, ZPO, 29. Aufl., § 42 Rdnr. 19. 147 Z öller/Vollkommer, ZPO, 29. Aufl., § 42 Rdnr. 26 m. w. N.; Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 27 Rdnr. 77 a. E.; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 27 Rdnr. 46. 148 Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl. Rdnr. 104. 30 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 den Insolvenzverwalter über.150 Der 23. Senat151 führte aus, dass die eingetretene Unterbrechung des Einspruchsverfahrens durch Erklärung des Einsprechenden endet, das Verfahren aufzunehmen, § 99 Abs. 1, §§ 240, 250 ZPO, § 86 Abs. 1 InsO. Hierzu ist der Einsprechende nach § 86 Abs.1 InsO auch berechtigt, da das Einspruchsverfahren ein gegen die Masse gerichtetes Verfahren ist und viel dafür spricht, insoweit den Einsprechenden einem Aussonderungsberechtigten gleichzustellen. Anders ist dies nach Auffassung des 23. Senats152 bei Insolvenz der Einsprechenden. Diese führt nicht zu einer Unterbrechung des Einspruchsverfahrens, das vorrangig dem öffentlichen Interesse an der Klärung der Rechtmäßigkeit der „inter omnes“ wirkenden Patenterteilung dient. Es ist grundsätzlich nicht davon auszugehen, dass die mit der Einspruchserhebung verbundene Geltendmachung der Widerrufbarkeit des Streitpatents einen Vermögenswert darstellt, der als solcher in die Insolvenzmasse fallen würde. Etwas anderes könnte dann in Betracht kommen, wenn ein besonders schutzwürdiges Interesse des Einsprechenden gegeben ist, weil er z.B. aufgrund des Streitpatents bereits in Anspruch genommen wurde; denn dann könnte nicht mehr von nur mittelbar betroffenen wirtschaftlichen Interessen des Einsprechenden auszugehen sein, sondern von einem konkreten Bezug zu dessen Vermögen und damit auch zur Insolvenzmasse. Dies war im vorliegenden Fall nicht ersichtlich. 2. Zulässigkeit des Einspruchs Zulässigkeit des Einspruchs bejaht § 59 Abs. 1 Satz 3 und 4 bestimmen, dass der Widerrufsgrund i. S. d. § 21 und die Tatsachen, die den Einspruch rechtfertigen, im Einzelnen anzugeben sind. Die Begründung eines Einspruchs genügt deshalb nach der Rspr. des BGH153 nur dann den gesetzlichen Anforde- rungen, wenn darin die für die Beurteilung der behaupteten Widerrufsgründe maßgeblichen Umstände „im Einzelnen“ so dargelegt sind, dass daraus abschließende Schlussfolgerungen für das Vorliegen oder Nichtvorliegen eines Widerrufsgrundes gezogen werden können. Der Vortrag muss erkennen lassen, dass ein bestimmter Tatbestand behauptet werden soll, der auf seine Richtigkeit nachgeprüft werden kann.154 Ob die Tatsachen den Widerruf rechtfertigen, ist dagegen eine Frage der Begründetheit.155 Das Maß der Anforderungen an die Substantiierung wurde von den Senaten des BPatG bisher unterschiedlich beurteilt und u. a. in Abhängigkeit von dem Umfang und der Komplexität der Merkmale des Patentgegenstands und der Vorveröffentlichungen gesetzt. Daher ist in manchen Fällen die Auseinandersetzung mit dem „Kern der patentierten Erfindung“ als ausreichend angesehen und in anderen Fällen ein Einspruch als unzulässig verworfen worden, wenn er sich nur mit Teilen, Teilaspekten oder Teillehren der Erfindung befasst hat. Abweichend hiervon wird nach Ansicht des 7. Senats156 mit der in § 59 Abs. 1 Satz 4 geforderten Angabe der „Tatsachen“, welche den Einspruch rechtfertigen, nur die Angabe 149 Vgl. Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl. Rdnr. 179. 150 Vgl. Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl. (2011), vor § 50 Rdnr. 16. 151 BPatG, Beschl. v. 2.2.2012 – 23 W (pat) 339/05. 152 BPatG, Beschl. v. 22.11.2011 – 23 W (pat) 352/05. 153 BGH, GRUR 1993, 651 – Tetraploide Kamille. 154 BGH, GRUR 1997, 740 – Tabaksdose. 155 BGH, GRUR 2009, 1098, Tz. 12 – Leistungshalbleiterbauelement. 156 BPatG, Beschl. v. 15.6.2012 – 7 W (pat) 17/11 – Authentifizierungssystem, Rechtsbeschwerde zugelassen. 31 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht der Geschehnisse oder Zustände verstanden, die der äußeren Wahrnehmung zugänglich sind, und aus denen das objektive Recht Rechtswirkungen herleitet.157 Hiervon zu trennen sind alle sonstigen Ausführungen, welche die rechtliche Schlussfolgerung aus diesen Tatsachen und die Schlüssigkeit und somit die Begründetheit betreffen; diese werden vom Gesetz als formelle Voraussetzung für die Zulässigkeit des Einspruchs nicht gefordert. Die eingehende Prüfung des genannten Stands der Technik (StdT) und Ermittlung dessen, was sich aus der Sicht des Fachmanns aus den Merkmalen des Patentanspruchs ergibt und die Auslegung des genannten StdT betrifft deshalb als (Rechts-) Auslegung ausschließlich die rechtliche Bewertung der Patentfähigkeit des Streitpatents, deren Angabe von § 59 Abs.1 Satz 4 gerade nicht verlangt wird. Das Erfordernis, die Tatsachen „im Einzelnen“ anzugeben, hängt hierbei von den Umständen im Einzelfall ab. So kann bei Geltendmachung fehlender Neuheit die Vorlage oder Nennung des druckschriftlichen StdT ausreichen, es andererseits im Einzelfall aber auch erforderlich sein, die konkrete Belegstelle zu zitieren, soweit das einzelne Merkmal für den Fachmann nicht bereits aufgrund einfacher Lektüre der entgegengehaltenen Druckschrift erkennbar ist. Zulässigkeit des Einspruchs verneint Im Unterschied zum 7. Senat geht der 19. Senat158 von strengen Anforderungen an die Substantiierung eines Einspruchs aus und sieht diesen als unzulässig an, wenn im Einspruchsschriftsatz entgegen § 59 Abs. 1 Satz 4 keine ausreichende Auseinandersetzung mit allen wesentlichen Merkmalen des Patentanspruchs 1 des Streitpatents erfolgt. Eine Einsprechende hatte zwei Merkmale des Streitpatents nicht diskutiert und vorgebracht, dass zur Substantiierung eines Ein- spruchs eine Auseinandersetzung mit dem „Kern der patentierten Erfindung“ ausreiche. Eine in Ausnahmefällen zulässige pauschale oder auch knappe Bezugnahme auf eine dem Oberbegriff zugrunde liegende Vorveröffentlichung lag hier aber nicht vor, da es sich um zwei erfindungswesentliche Merkmale handelte. Eine Einspruchsbegründung, die sich nur mit einem Teilaspekt der geschützten Erfindung befasst, ist formal unvollständig und der Einspruch unzulässig.159 3. Auslegung Für die Bestimmung des Gegenstands eines Streitpatents maßgeblich sind die Patentansprüche und die darin beanspruchte Lehre. Für deren Verständnis durch den angesprochenen Fachmann ist auf eine sich am technischen Sinn und nicht an der philologischen Bedeutung orientierende Auslegung abzustellen. Hierbei ist aufgrund einer am Gesamtzusammenhang orientierten Betrachtung160 zu ermitteln, welche technische Lehre Gegenstand des Patentanspruchs ist und welcher technische Sinngehalt den Merkmalen des Patentanspruchs im Einzelnen und in ihrer Gesamtheit zukommt.161 Ausgehend hiervon beschied der 4. Senat162 hinsichtlich eines u. a. auch wegen fehlender Ausführbarkeit angegriffenen Patentanspruchs 1 im Nichtigkeitsverfahren, dass der Fachmann die erfindungsgemäß beanspruchte Lehre auch nicht deshalb einschränkend verstehen wird, weil insbesondere die beanspruchte Erfindung nur partiell ausführbar ist. Denn dem Patentanspruch darf nicht deshalb ein anderer Sinngehalt beigelegt werden, weil so die Schutzfähigkeit bejaht werden kann.163 Der Begriff eines „elastischen Verstellelements“ für einen Kraftfahrzeugsitz ist danach unter Berücksichtigung 157 Vgl. Zöller/Greger, ZPO, 29. Aufl. (2012), § 286 Rdnr. 9. 158 BPatG, Beschl. v. 19.12.2011 – 19 W (pat) 390/05. 159 BGH, GRUR 1988, 364 – Epoxidation. 160 St. Rspr., vgl. BGH, GRUR 2011, 129 – Fentanyl-TTS; GRUR 2004, 845 – Drehzahlermittlung, m. w. N. 161 BGH, GRUR 2002, 515, – Schneidmesser I m. w. N. 162 BPatG, Urt. v. 24.7.2012 – 4 Ni 21/10, Berufung eingelegt X ZR 168/12, verb. mit 4 Ni 9/11 – Fixationssystem. 163 B GH, GRUR 2004, 47, Tz. 39 – blasenfreie Gummibahn I; BGH, GRUR 2012, 1124 – Polymerschaum, zur unzulässigen Erweiterung. 32 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 der Angaben in der Beschreibung, dass das elastische Verstellelement ein Bügel ist, der in seiner Krümmung im Wesentlichen elastisch verformbar ist, so auszulegen, dass hierunter nicht jedes Material mit der ihm eigenen gewissen Elastizität zu verstehen ist, wie z.B. ein massiver Gelenkhebel aus Stahl, so der 9. Senat.164 Der 1. Senat165 hatte die Patentfähigkeit eines „Verfahren zum Herstellen einer Traktionsseilscheibe zum Zusammenwirken mit einem Aufzugseilelement“ zu beurteilen, wobei „die Traktionsseilscheibe eine Traktionsoberfläche zum Zusammenwirken mit dem Aufzugseilelement und Antreiben desselben“ aufwies und „die Traktionsoberfläche … durch Kugelstrahlen oder Sandstrahlen ausgebildet“ sein sollte. Der Senat führte aus, dass Zweckangaben in einem Sach- oder Verfahrensanspruch den Patentgegenstand als solchen nicht beschränken, sondern jede gemäß der erfinderischen Lehre gestaltete bzw. hergestellte Sache erfassen, unabhängig davon, zu welchem Zweck sie verwendet bzw. hergestellt wird.166 Die genannten Zweckangaben nehmen als Bestandteil des Patent anspruchs aber an dessen Aufgabe teil, den Patent gegenstand mittelbar zu umschreiben, und auf solche Verfahren und verfahrensgemäß hergestellten Seilscheiben zu beschränken, deren Traktionsoberflächen so beschaffen sein müssen, dass sie zum Zusammenwirken mit einem Aufzugselement und Antreiben desselben geeignet sind. Nur insoweit leistet die Zweckangabe eine Abgrenzung zum StdT, keineswegs ist danach der Gegenstand auf Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Traktionsseilscheiben eines Aufzugssystems beschränkt. Die Bezeichnung „machine à café“ mit der Bestimmungsangabe „à café“ stellt inhaltlich keine gegen- ständliche Beschränkung des Sachanspruchs auf die angegebene Verwendung dar, sie hat nur die Aufgabe, die räumlich-körperliche Ausgestaltung des Patentgegenstands dahin zu definieren, dass diese für die genannte Funktion benutzbar ist167, so der 4. Senat.168 Bei einem Wireless-Tag (RFID-Tag) „mit einem Speicher, in dem zwei Datensätze speicherbar sind“, bleiben als unbeachtliche Zweckangaben die beanspruchten Merkmale hinsichtlich der zu speichernden Daten unberücksichtigt, da diese keine weiteren räumlichkörperlichen Merkmale des unter Schutz zu stellenden Gegenstands benennen, so der 20. Senat.169 4. Prüfung der Widerrufsgründe Ausführbarkeit, vollständige und deutliche Lehre Eine Erfindung ist nach § 34 Abs. 4 ausführbar offenbart, wenn die in der Patentanmeldung enthaltenen Angaben dem fachmännischen Leser so viel an technischer Information vermitteln, dass er mit seinem Fachwissen und seinem Fachkönnen in der Lage ist, die Lehre des Patentanspruchs praktisch so zu verwirklichen, dass der angestrebte Erfolg eintritt.170 Dies trifft auf einen Patentanspruch nicht zu, der die Verwendung von Inhibitoren beansprucht, die ausschließlich über ihre Reaktion mit der Dipeptidyl Peptidase (DP IV) zur Senkung des Blutzuckerspiegels charakterisiert werden, d.h. über funktionelle Merkmale (hier Inhibitoren), nicht aber anhand von chemischen oder physikalischen Parametern bzw. einem Verfahren zu ihrer Herstellung. Damit wird eine nicht eingrenzbare Vielzahl von Verbindungen gleicher Funktionalität beansprucht, die der Fachmann mangels Hinweisen in der Patentschrift – hier Inhibitoren für die beanspruchte Verwendung – nur durch das Prinzip Versuch und 164 BPatG, Beschl. v. 31.10.2011 – 9 W (pat) 408/05. 165 BPatG, Urt. v. 6.12.2011 – 1 Ni 9/10 (EP). 166 B GH, GRUR 2009, 837, Tz. 15 – Bauschalungsstütze, GRUR 2006, 923 Tz. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage; BGHZ 112, 140, 155 f. – Befestigungsvorrichtung II; GRUR 1981, 259, 260 – Heuwerbungsmaschine II; GRUR 1979, 149, 151 – Schießbolzen; Schulte/ Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 1 Rdnr. 221. 167 BGHZ 112, 140, 155 f. – Befestigungsvorrichtung II; sie stellt mithin ein Eignungskriterium dar ,vgl. auch BGH, GRUR 2009, 837, Tz. 15 – Bauschalungsstütze, GRUR 2006, 923 Tz. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage; GRUR 1981, 259, 260 – Heuwerbungsmaschine II; GRUR 1979, 149, 151 – Schießbolzen; Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 1 Rdnr. 221. 168 BPatG, Urt. v. 27.3.2012 – 4 Ni 24/10 = GRUR 2013, 53 – Kaffeemaschine. 169 BPatG, Beschl. v. 11.6.2012 – 20 W (pat) 30/10. 170 BGH, GRUR 2010, 916 – Klammernahtgerät. 33 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht Irrtum aus einer unüberschaubaren Vielzahl auffinden kann.171 Der 14. Senat172 ließ die Rechtsbeschwerde zu der Frage zu, ob ein Anspruch nicht ausführbar ist, weil er wegen der funktionellen Charakterisierung der anspruchsgemäß zu verwendenden Stoffe sowohl Stoffe des StdT als auch zukünftige Stoffe umfasst. Dies sieht auch der 20. Senat173 so, wenn ein digitaler Empfänger zur Optimierung des Empfangs von Mobilfunksignalen beansprucht wird, der ein an einen Entzerrer gekoppeltes Speicherelement aufweist, das ein empfangenes Datensignal „abschnittsweise“ abspeichert. Die Lehre ist nach Auffassung des Senats nicht ausführbar offenbart, da für den Fachmann nicht nacharbeitbar ist, welche Maßnahme mit dem Begriff „abschnittsweise“ im gegebenen Zusammenhang mit dem Datensignal konkret umfasst sein soll. Der 3. Senat174 hatte die Frage der angegriffenen Ausführbarkeit für ein beanspruchtes Verfahren zu beurteilen, bei dem aus einer sehr großen Anzahl spezifischer Bindungsmoleküle möglichst einfach und schnell ein für ein Target-Epitop oder -Antigen spezifisches Bindungsmolekül isoliert werden soll. Obwohl das Streitpatent kein Ausführungsbeispiel enthielt, welches die Durchführung eines derartigen Verfahrens unmittelbar beschrieb, waren nach Auffassung des Senats genügend Informationen offenbart, die dem Fachmann unter zumutbarem Aufwand die praktische Realisierung des beanspruchten Verfahrens ermöglichen.175 Einer deutlichen und vollständigen Offenbarung steht auch nicht entgegen, wenn der Patentanspruch neben tauglichen auch untaugliche Varianten mit umfasst.176 Die Klägerinnen hatten in diesem Zusammenhang die BGH-Entscheidung177 „Thermoplastische Zusammensetzung“ zitiert, nach der es an der Nacharbeitbarkeit der Lehre eines erteilten Patents fehlt, wenn der geschützte Gegenstand im Patentanspruch durch offene Bereichsangaben für physikalische Eigenschaften über die im Streitpatent genannte Lösung hinaus so weit verallgemeinert wird, dass der Patentschutz über den Beitrag der Erfindung zum StdT hinausgeht. Diese Entscheidung ist auf den vorliegenden Fall schon deshalb nicht anwendbar, weil sie die ausführbare Offenbarung einer Stofferfindung betrifft, während die beanspruchte Lehre auf ein ausführbares Herstellungsverfahren gerichtet ist. Dies gilt auch hinsichtlich der Bedenken, es könne sich um einen sog. Durchgriffsanspruch (reach through claim) handeln. Diese sind regelmäßig unzulässig, da sie dazu dienen, dem Anmelder ein unerschlossenes Forschungsgebiet zu reservieren.178 Das patentgemäß beanspruchte Verfahren ist jedoch aus den zuvor genannten Gründen ausführbar, so dass ein unerschlossenes Forschungsgebiet gerade nicht vorliegt. An einer ausführbaren Erfindung kann es auch bei einer für den Fachmann nur partiell ausführbaren Problemlösung mangeln, so der 4. Senat179 in einem Fall, der ein aus Knochenplatte und Knochenschraube gebildetes Fixationssystem betraf. Bei diesem war eine winkelvariable Gewindeverbindung der Sitzflächen von Knochenplatte und Knochenschraube beansprucht, die u. a. auch ohne Materialumformung gebildet werden kann, ohne dass im Streitpatent offenbart ist, wie dies erreicht werden soll. Der Fachmann müsste deshalb umfangreiche Versuche anstellen und sich diese Lehre vollständig – eventuell sogar erfinderisch – selbständig erschließen. Der fehlenden Ausführbarkeit steht auch nicht entgegen, dass sich möglicherweise die streitige Verletzungsform einer derartigen umformungsfreien Lösung bedient. Ein System zum Analysieren eines Fahrzeugverhaltens, um z.B. bei einem Unfall die Fahrzeugtrajektorie rekonstruieren zu können, ist in der Anmeldung nicht so 171 Vgl. BPatG, Mitt 20011, 237 – Buprenorphinpflaster. 172 BPatG, Beschl. v. 13.3.2012 – 14 W (pat) 7/07, Rechtsbeschwerde zugelassen und eingelegt X ZB 8/12. 173 BPatG, Beschl. v. 6.8.2012 – 20 W (pat) 17/08. 174 BPatG, Urt. v. 24.1.2012 – 3 Ni 5/10, Berufung eingelegt X ZR 56/12. 175 Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 34 Rdnr. 370 und BGH, GRUR 2010, 916 bis 918, LS – Klammernahtgerät. 176 BGH, GRUR 1991, 518 bis 521, 1. LS – Polyesterfäden; hierzu auch BPatG, Urt. v. 29.11.2011 – 4 Ni 44/08. 177 BGH, GRUR 2010, 414 ff. 178 EPA, GRUR Int. 2010, 158 – Durchgriffsanspruch/BAYER Schering Pharma AG; Mes, PatG, GebrMG, 3. Aufl. (2011), § 1 Rdnr. 78, 79. 179 B PatG, Urt. v. 24.7.2012 – 4 Ni 21/10 verb. mit 4 Ni 9/11– Fixationssystem, Fortführung von BPatG, GRUR 2011, 905, Tz. 72 – Buprenorphinpflaster, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2010, 901, Tz. 36 – Polymerisierbare Zementmischung. 34 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 deutlich und vollständig offenbart, dass ein Fachmann es ausführen kann, wenn eine Auswerteeinrichtung beansprucht wird, die eine durch eine Rekonstruktionseinrichtung rekonstruierte Fahrzeugtrajektorie in Abhängigkeit individueller Gesetze in einem bestimmten Land beurteilen soll. Wie die Auswerteeinrichtung nur anhand dieser angegebenen Forderung ausgestaltet werden müsste, war in den ursprünglichen Unterlagen nicht offenbart und würde den Fachmann nach Auffassung des 19. Senats180 überfordern. Der Fachmann konnte ebenfalls eine Straßengradienten- und Windkraft-Bestimmungseinheit nicht realisieren, um damit sinnvolle Werte zu liefern. Der 20. Senat181 befasste sich mit einer Anlage zur Ein- und Ausgabe von akustischen Informationen, z.B. für Sprachdurchsagen in Schienenfahrzeugen, die aus einer Eingabe-, einer Ausgabeeinrichtung und zwei Trennvorrichtungen besteht, die an beliebigen Positionen einer als Schleife ausgebildeten Übertragungsleitung angeordnet sein können. Die Lösung der Aufgabe, auch bei einem Kurzschluss in der Übertragungsleitung oder in den angeschlossenen Geräten weitere Durchsagen zu ermöglichen, ist abhängig von der Anordnung der vier Bauteile auf der Schleife aus rein physikalischen Gründen nur mit fünfzigprozentiger Sicherheit möglich. Da der Fachmann aber eine Erfolgsquote von möglichst 100 Prozent erwartet und die Lehre in jedem beliebigen Anordnungsfall der vier Bauteile lösbar sein muss, ist die Lehre nicht ausführbar i. S. v. § 34 Abs. 4. Der 9. Senat182 führte aus, dass Voraussetzung für das Naheliegen einer Lösung ist, dass der Fachmann diese Lösung auch für ausführbar hält. Der Senat sah daher bei widersprüchlicher Argumentationslinie der Einsprechenden bezüglich Patentfähigkeit und Ausführbarkeit von einer Begründung zur Ausführbarkeit ab und stell- te zusammenfassend fest, dass ein „Durchspielen“ sich offensichtlich gegenseitig ausschließender verschiedener Angriffsstrategien außerhalb seiner Aufgaben liegt und der Verfahrensökonomie widerspricht. Unzulässige Erweiterung des Anmeldungsgegenstands, Aliud Ein Patentanspruch darf nicht auf einen Gegenstand gerichtet werden, der nicht von vornherein als zur Erfindung gehörend in den Anmeldungsunterlagen enthalten war. Ob ein solcher Fall vorliegt, ist durch Vergleich des beanspruchten Gegenstands mit dem gesamten Offenbarungsgehalt der ursprünglichen Unterlagen zu ermitteln.183 In einer Einspruchssache des 9. Senats184 wurde eine Fahrzeugtür beansprucht, bei der unter anderem ein Fensterhebemechanismus auf einer Trägerplatte montiert und „durch die Trägerplatte geschützt“ ist. Da den Ursprungsunterlagen lediglich entnommen werden konnte, dass die Trägerplatte als Wasserschutz ausgebildet ist und der Gegenstand des erteilten Patents durch das Merkmal „durch die Trägerplatte geschützt“ weitere, mögliche Ausgestaltungen, wie wasserdichten, gasdichten oder 180 BPatG, Beschl. v. 1.2.2012 – 19 W (pat) 68/09. 181 BPatG, Beschl. v. 20.2.2012 – 20 W (pat) 34/08. 182 BPatG, Beschl. v. 22.3.2012 – 9 W (pat) 392/06. 183 BGH, GRUR 2005, 1023 – Einkaufswagen II. 184 BPatG, Beschl. v. 30.7.2012 – 9 W (pat) 350/06. 35 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht allseitigen mechanischen Schutz umfasst, ist der Patentgegenstand gegenüber der Ursprungsoffenbarung unzulässig erweitert i. S. v. § 21 Abs. 1 Nr. 4. Im Zuge eines Erteilungsverfahrens betreffend eine Schraubbuchse wurden auf Basis der ursprünglich eingereichten Unterlagen, die keine Patentansprüche beinhalteten und sich auf die Beschreibung einer mit konkreten Maßangaben versehenen Schraubbuchse mit entsprechend bemaßten Zeichnungen beschränkte, drei Patentansprüche formuliert, mit welchen das Patent erteilt wurde. Dabei wurden jedoch sämtliche Bemessungsangaben weggelassen. Der 6. Senat185 führte aus, dass wegen dieser Verallgemeinerung, welche vom Erfindungsgedanken der Ursprungsoffenbarung nicht umfasst ist, der Gegenstand des im Einspruchsverfahren angegriffenen Patents unzulässig erweitert ist. Entsprechendes gilt, wenn ein Aufprallschutz für ein Kraftfahrzeug beansprucht wird, der u. a. einen Träger aus Formblech aufweist, in den ursprünglichen Anmeldeunterlagen aber lediglich ein Träger offenbart ist, der nicht auf bestimmte Teile der Kraftfahrzeugkarosserie beschränkt und dessen Materialzusammensetzung offen ist.186 Da zur konkreten Ausgestaltung der Träger dem Fachmann eine Vielzahl von Materialien zu Verfügung stehen, ist eine Trägerausgestaltung aus Formblech den ursprünglichen Anmeldeunterlagen nicht unmittelbar und eindeutig als zur Erfindung gehörend zu entnehmen. Der Fachmann muss vielmehr in diesem Zusammenhang eine weitergehende Erkenntnis, zu der er möglicherweise aufgrund seines allgemeinen Fachwissens gelangen kann, dem ursprünglichen Inhalt der Gesamtheit der ursprünglichen Unterlagen hinzufügen. Dies begründet jedoch den Tatbestand einer unzulässigen Erweiterung.187 Nach Art. 138 Abs. 1 Buchst. c EPÜ kann das auf einer Teilanmeldung beruhende europäische Patent für nichtig erklärt werden, wenn sein Gegenstand über den Inhalt der früheren Anmeldung und die zugrunde liegende Stammanmeldung hinausgeht. Der 4. Senat188 stellte klar, dass eine unzulässige Erweiterung deshalb nicht nur zum Verlust des durch die Teilanmeldung beanspruchten Anmeldetags der Stammanmeldung führt, also einem Prioritätsverlust gleichkommt (vgl. aber zum Gebrauchsmuster B.III.), sondern dass diese die Nichtigkeit des auf der Teilanmeldung beruhenden Streitpatents zur Folge hat. Bei einer Vorrichtung zum Ausüben eines Unterdrucks auf eine Oberflächenwunde, die u. a. eine scheibenartige Schale („disc-like cup“) als Verbinder zum Verbinden von Polster und Saug leitung umfasst, wobei die untere Fläche („lower face“) der Schale mit dem porösen Polster in Kontakt steht, waren in der Stammanmeldung weder der Begriff „untere Fläche“ enthalten noch wiesen die Figuren 6A bis 6D auf die Existenz einer solchen Fläche hin. Auch die Fig. 6B, die als einzige eine scheibenartige Schale abbildet, die mit ihrer schraffiert gekennzeichneten Unterseite eine „untere Fläche“ erkennen lässt, führte eher hiervon weg. Denn ein entsprechender flächiger Kontakt der Schalenunterseite zum Polster war wegen der gewölbt ausgebildeten unteren Schalenfläche des abgebildeten Ausführungsbeispiels gerade nicht selbstverständlich und nicht mitzulesen; und zwar auch dann nicht, wenn die in Figur 6B abgebildete Schale auf das Polster gedrückt wird. Im Ergebnis stellte der 4. Senat deshalb fest, dass der Fachmann der Gesamtoffenbarung der Stammanmeldung auch nicht implizit durch Mitlesen eine entsprechende Lehre entnehmen kann, sondern es vielmehr eigenständiger, weiterführender Überlegungen und einer Weiterentwicklung der erhaltenen technischen Information bedarf. Diese gehören aber ebenso wenig zum Offen- 185 BPatG, Beschl. v. 27.9.2012 – 6 W (pat) 305/08. 186 BPatG, Beschl. v. 14.12.2011 – 7 W (pat) 306/09. 187 Vgl. BGH, GRUR 2010, 509 – Hubgliedertor I und GRUR 2010, 910 – Fälschungssicheres Dokument. 188 BPatG, Urt. v. 3.7.2012 – 4 Ni 15/10 – Unterdruckwundverband, Berufung eingelegt X ZR 161/12. 36 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 barten wie diejenigen Schlussfolgerungen, die der Fachmann kraft seines Fachwissens ziehen mag.189 Besteht eine unzulässige Erweiterung nicht nur in der Einfügung eines in den ursprünglichen Unterlagen der Stammanmeldung nicht offenbarten einschränkenden Merkmals, sondern darin, dass diese zu einer anderen Lehre, zu einem Aliud geführt hat, so zieht dies zwangsläufig die Nichtigerklärung nach sich. Der 4. Senat190 konnte deshalb offen lassen, ob der Rechtsprechung des BGH zu nationalen Patenten zu folgen ist, wonach bei einer beschränkenden Erweiterung das unzulässig erweiterte Merkmal im Anspruch verbleiben kann191, die nicht zu beseitigende unzulässige Erweiterung somit nicht zwangsläufig einen Widerruf bzw. eine Nichtigerklärung des angegriffenen Patents nach sich zieht. Denn unabhängig von dieser Rechtsfrage, die der BGH bisher für europäische Patente offen gelassen hat192, führt nach einhelliger Auffassung jedenfalls die unzulässige Erweiterung der Anmeldung durch Einfügung einer anderen technischen Lehre, eines Aliud, unausweichlich zur Nichtigkeit. Der Senat wies auch darauf hin, dass ein europäisches Patent, welches aus einer europäischen Teilanmeldung hervorgegangen ist, mit geänderten Ansprüchen nur zulässig beschränkt verteidigt werden kann, wenn es die Anforderungen des Art. 76 Abs. 1 EPÜ erfüllt. Ein Aliud liegt auch bei einem Anschlusskabel aus Kupfer- und Stahldrähten für einen Sensor193 vor, wenn die Herstellung der Stahldrähte durch Hitzebehandlung unter Vakuum mit einem Druck von 10–3 Torr beansprucht wird, während in der ursprünglichen Beschreibung die Hitzebehandlung unter Vakuum lediglich dazu dient ein mögliches Herstellungsverfahren anzugeben, wie der Fachmann zu einem rostfreien Stahldraht mit der geforderten Härteangabe gelangen kann. Dass aber der Stahldraht zwingend unter diesem bestimmten Druck einer Hitzebehandlung zu unterziehen ist, ist für den Fachmann der ursprünglichen Beschreibung nicht zu entnehmen. Unzulässige Erweiterung des Schutzbereichs Eine unzulässige Erweiterung des Schutzbereichs eines Patents gemäß § 22 Abs. 1 liegt vor, wenn geänderte Patentansprüche den Schutzbereich der erteilten Patentansprüche erweitern oder an die Stelle der erteilten Erfindung eine andere setzen.194 Ein Fall des 20. Senats195 betraf ein Verfahren zum Betreiben eines Wireless-Tags (RFID-Tag) mit einem Speicher, bei dem im Einspruchsbeschwerdeverfahren die geänderten Patentansprüche eine konkrete zeitliche Abfolge von Verfahrensschritten umfassten, die das Schreiben und das Auslesen von Daten im Rahmen eines einzigen Verfahrensablaufs zum Inhalt hatten. Damit war der Schutzbereich unzulässig erweitert, da gemäß den Patentansprüchen der erteilten Fassung lediglich ein Verfahrensablauf beansprucht worden war, bei dem Daten in zwei verschiedenen Verfahrensabläufen entweder nur geschrieben oder nur ausgelesen wurden, so der 20. Senat.196 Eine solche Erweiterung und damit eine unzulässige Änderung liegt auch vor, wenn bei einem Fahrzeug innenverkleidungsteil anstelle einer „Sollbruchlinie“ eine „Schwächelinie“ beansprucht wird. Denn bei letzterer ergibt sich der Bruch beim Auslösen des Airbags nicht zwingend an der jeweiligen Linie – wie noch im erteilten Anspruch mit dem Merkmal der Sollbruchlinie gefordert und unter Schutz gestellt. Das nach Haupt- und Hilfsanträgen so verteidigte Patent wurde daher vom 7. Senat197 widerrufen. 189 BGH, GRUR 2009, 382, 384, Tz. 26 – Olanzapin. 190 BPatG, Urt. v. 3.7.2012 – 4 Ni 15/10 – Unterdruckwundverband, Berufung eingelegt X ZR 161/12. 191 BGH, GRUR 2011, 40, Tz. 18 – Winkelmesseinrichtung, ebenfalls zur Teilanmeldung; GRUR 2001, 140, Tz. 40 – Zeittelegramm. 192 BGH, GRUR 2011, 40, Tz. 19 – Winkelmesseinrichtung. 193 BPatG, Beschl. v. 30.4.2012 – 21 W (pat) 43/08. 194 Vgl. BGH, GRUR 2011, 196 – Winkelmesseinrichtung. 195 BPatG, Beschl. v. 11.6.2012 – 20 W (pat) 30/10. 196 BPatG, Beschl. v. 11.6.2012 – 20 W (pat) 30/10. 197 BPatG, Beschl. v. 16.11.2011 – 7 W (pat) 301/09. 37 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht 1. Hs. RVG nach billigem Ermessen zu bestimmende Regelgegenstandswert zur Zeit 60.000 Euro, § 23 Abs. 3 Satz 2, 2. Hs. RVG, so der 11. Senat.199 6. Beteiligtenwechsel 5. Kostenfragen Wenn eine Patentinhaberin ankündigt zur mündlichen Verhandlung im Einspruchsverfahren vor dem BPatG nicht zu erscheinen, aber trotz Nachfrage des Senats ihren Antrag auf Durchführung einer mündlichen Verhandlung nicht zurücknimmt, hat sie die der Einsprechenden durch die Wahrnehmung der mündlichen Verhandlung entstandenen Kosten zu tragen. Der 11. Senat198 sieht ein solches Verhalten mit den prozessualen Sorgfaltspflichten als nicht vereinbar, zumal hier der Patentinhaberin zuvor nahegelegt worden war, den Antrag zurückzunehmen und die Einsprechende durch die Nichtäußerung der Patentinhaberin zur Wahrnehmung der mündlichen Verhandlung veranlasst wurde. Fehlen im patentrechtlichen Einspruchsverfahren für die Schätzung des Gegenstandswerts genügende tatsächliche Anhaltspunkte, beträgt der mangels besonderer Wertvorschriften gemäß § 23 Abs. 3 Satz 2, Der Beteiligtenwechsel einer Patentinhaberin im Einspruchsverfahren ist nach § 99 Abs. 1 i. V. m. § 265 Abs. 2 Satz 2 ZPO mit Zustimmung der übrigen Verfahrensbeteiligten zulässig200, welche nicht ausdrücklich erklärt werden muss. Es reicht aus, dass diese nach § 267 ZPO zu vermuten ist, wenn der zustimmungspflichtige Beteiligte sich in der mündlichen Verhandlung auf die Sache eingelassen hat, ohne dem Beteiligtenwechsel zu widersprechen.201 Der 7. Senat202 sieht das Fernbleiben einer Einsprechenden im Termin zur mündlichen Verhandlung einer rügelosen Einlassung als gleichstehend an und führt aus, dass im Gegensatz zum Zivilverfahren, wo gemäß § 267 ZPO für den Fall der Säumnis eine vermutete Einwilligung ausgeschlossen ist203, das Nichterscheinen im Einspruchsverfahren dazu führt, dass der nicht erschienene Beteiligte so zu behandeln ist, als hätte er sich in der mündlichen Verhandlung rügelos auf die Sache eingelassen, so dass die notwendige Einwilligung zum Beteiligtenwechsel nach § 267 ZPO vermutet wird. § 265 Abs. 2 ZPO ist nicht anwendbar, wenn der Veräußerer des Streitpatents nicht mehr existiert. In einem Fall des 23. Senats204 war die ursprüngliche Patentinhaberin aufgrund Verschmelzung ihrer Komplementärin mit ihrer einzigen Kommanditistin erloschen205, nachdem sie das Streitpatent gemäß der vom jetzigen Patentinhaber vorgelegten Übertragungserklärung auf diesen übertragen hatte. Dieser war deshalb auch ohne Zustimmung der Beteiligten wirksam am Verfahren beteiligt. 198 BPatG, Beschl. v. 6.8.2012 – 11 W (pat) 350/06. 199 BPatG, Beschl. v.29.10.2012 – 11 W (pat) 350/06. 200 BGH, GRUR 2008, 87, 89 – Patentinhaberwechsel im Einspruchsverfahren. 201 Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl., § 265 Rdnr. 17; Zöller/Greger, ZPO, 29. Aufl., § 265, Rdnr. 7. 202 B PatG, Beschl. v. 30.3.2012 – 7 W (pat) 306/11 = GRUR-RR 2012, 449 – Maßstabträger; zu den Grenzen Busse/Engels, PatG, 7. Aufl. (2013), § 78 Rdnr. 21. 203 Thomas/Putzo/Reichold, ZPO, 32. Aufl., § 267 Rdnr. 1; Zöller/Greger, ZPO, 29. Aufl., § 267 Rdnr. 1. 204 BPatG, Beschl. v. 9.12.2011 – 23 W (pat) 351/05. 205 Vgl. Baumbach/Hopt, HGB, 34. Aufl., vor § 105 Rdnr. 21 und § 105 Rdnr. 8. 38 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 V. Beschwerdeverfahren 1. Zulässigkeit der Beschwerde Die Einlegung einer Beschwerde ist bedingungsfeindlich206, da im Interesse der Rechtssicherheit klar sein muss, ob die Erklärung wirksam ist oder nicht. Deshalb verwarf der 12. Senat207 eine Beschwerde gegen einen Zurückweisungsbeschluss der Prüfungsstelle des DPMA, die innerhalb der Beschwerdefrist nur hilfsweise und damit bedingt eingelegt worden war. Die Vorlage eines Schreibens des Anmeldevertreters, wonach die Beschwerde ohne Bedingung eingelegt sein soll, führte nicht zu einer zulässigen Beschwerde, da diese Erklärung erst nach Ablauf der Beschwerdefrist und somit verspätet erfolgte. 2. Inlandsvertreter Der 21. Senat208 wies erneut darauf hin, dass eine Beschwerde unzulässig ist, wenn eine Anmelderin, die im Inland weder Sitz noch Niederlassung hat, bis zum Schluss der mündlichen Verhandlung die Bestellung eines Inlandsvertreters nicht durch Vorlage einer Vollmacht nach § 25 Abs. 1 nachweist. Hiervon kann auch deshalb nicht abgesehen werden, weil gemäß § 97 Abs. 6 Satz 2 der Mangel der Vollmacht nicht von Amts wegen zu berücksichtigen ist, wenn als Bevollmächtigte Patentanwälte auftreten.209 Denn nach § 97 Abs. 1 Satz 2 „bleibt § 25 unberührt“, wodurch deutlich wird, dass die Regelungen zum Inlandsvertreter von den weiteren Absätzen des § 97 ebenfalls nicht berührt werden. Insofern geht § 25 als „lex specialis“ auch der allgemeinen Regelung des § 97 Abs. 6 Satz 2 vor. Auch im Verfahren vor dem DPMA gilt der Vorrang des § 25. Der Umstand, dass der Mangel der Vollmacht bereits im dortigen Verfahren vorgelegen hat und nicht be- rücksichtigt worden ist, führt nicht zur Zulässigkeit der Beschwerde aus Gründen des Vertrauensschutzes weiterer Beteiligter. Die unterlassene Bestellung eines Inlandsvertreters führt damit zur Verwerfung der Beschwerde als unzulässig, § 79 Abs. 2 Satz 1.210 VI. Nichtigkeitsverfahren 1. Zulässigkeit der Klage Eines besonderen Rechtsschutzbedürfnisses bedarf es für die Zulässigkeit einer Nichtigkeitsklage wegen des Interesses der Allgemeinheit an der Beseitigung eines zu Unrecht erteilten, nicht schutzfähigen Patents grundsätzlich nicht, solange das Recht noch wirksam und in Kraft ist; anders wenn das Patent durch Zeitablauf (§ 16) oder aus sonstigen Gründen (vgl. § 20) erloschen ist. Hierfür genügt regelmäßig, wenn der Kläger dartut, dass sich der Ausgang des Nichtigkeitsverfahrens auf seine Rechte auswirken kann und die Durchführung des Nichtigkeitsverfahrens der Wahrung seiner Rechte dient.211 In einem Verfahren des 2. Senats212 hatte die Klägerin geltend gemacht, dass sie als ehemalige Arbeitgeberin des Beklagten eine unberechtigte Forderungsklage nach § 16 Abs. 1, Abs. 3 ArbEG wegen der danach geschuldeten angemessenen Vergütung für die Benutzung der Diensterfindung befürchten müsse. Die Nichtigkeitsklage sei daher zur Abwehr solcher vermeintlicher Ansprüche notwendig, da im Falle der Nichtigerklärung des zwischenzeitlich erloschenen Streitpatents Vergütungsansprüche des Beklagten grundsätzlich ausgeschlossen seien. Der 2. Senat verneinte ein hieraus abgeleitetes Rechtsschutzbedürfnis, da der dem Inhalt nach letztlich einer einfachen Lizenz gleichkommende Vergütungsanspruch des Arbeitnehmererfinders nach § 16 Abs. 1, 206 Vgl. Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl. Rdnr. 53. 207 BPatG, Beschl. v. 29.5.2012 – 12 W (pat) 14/12. 208 BPatG, Beschl. v. 27.10.2011 – 21 W (pat) 6/07. 209 Vgl. BPatG, Beschl. v. 11.1.2011 – 21 W (pat) 1/07 und Beschl. v. 16.11.2010 – 21 W (pat) 10/08; abweichend BPatG, GRUR 1979, 699. 210 Vgl. BPatG, Beschl. v. 4.6.2012 – 10 W (pat) 28/09. 211 BGH, GRUR 1974, 146, 147 – Schraubennahtrohr. 212 BPatG, Urt. v. 31.5.2012 – 2 Ni 1/11. 39 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht Abs. 3 ArbEG entsteht, ohne dass sich der Arbeitgeber mit Erfolg auf die mangelnde Schutzfähigkeit der Erfindung berufen kann.213 Der Vergütungsanspruch entfällt aufgrund eines Widerrufs oder einer Nichtigerklärung des Patents auch nur für die Zukunft.214 Die Frage, ob und ggf. in welchem Umfang dem Beklagten aus einer eventuellen Nutzung des Streitpatents durch die Klägerin ein Vergütungsanspruch erwachsen war, hing im Ergebnis deshalb nicht mehr davon ab, ob das Patent schutzunfähig war, sondern allein vom Umfang der tatsächlichen Nutzung. Der Zulässigkeit einer Nichtigkeitsklage wurde die subjektive Rechtskraftwirkung nach § 325 ZPO entgegengehalten, weil in einem Parallelverfahren ein Kooperationspartner der jetzigen Klägerin als Strohmann für diese aufgetreten sein sollte. Der 4. Senat215 wies darauf hin, dass die für den Einwand der Nichtangriffsabrede aus Treu und Glauben aufgestellten Grundsätze von dem Rechtskrafteinwand zu unterscheiden sind und eine über § 325 Abs. 1 ZPO hinausgehende Rechtskraftwirkung (Rechtskrafterstreckung) nur auf Grund gesetzlicher Regelung oder aufgrund der Vorschriften des materiellen Rechts in Betracht kommt. Derartige Voraussetzungen stehen nicht einmal andeutungsweise in Rede, wenn sich die Beklagte auf eine „Kooperationspartnerschaft“ der jeweiligen Kläger beruft. Der Zulässigkeit einer erneuten Klage steht auch nicht entgegen, dass bereits eine dieselben Streitparteien und dasselbe Streitpatent betreffende Nichtigkeitsklage der jetzigen Klägerin als unzulässig zurückgewiesen worden ist, wenn die Klage wegen Verstoßes gegen eine damals bestehende vertragliche Nichtangriffsabrede zwischen den Parteien als unzulässig abgewiesen wurde. Denn ein Prozessurteil ist nur in Bezug auf die darin entschiedene Prozessfrage der materiellen Rechtskraft im Sinne von § 99 Abs. 1 i. V. m. § 322 Abs. 1 ZPO fähig216 und eine weitere Klage deshalb zulässig, wenn sich – wie vorliegend im Hinblick auf den Wegfall der vertragliche Nichtangriffsvereinbarung – die prozessualen Umstände, derentwegen die Klage für unzulässig gehalten wurde, in dem fraglichen Punkt gegenüber dem Vorprozess geändert haben.217 Der einseitig, vor Klageerhebung erklärte Verzicht der Nichtigkeitsbeklagten auf die Geltendmachung von Ansprüchen wegen Verletzung des Streitpatents ist nicht geeignet, die als Popularklage ausgestaltete Nichtigkeitsklage infolge eines besonderen Vertrauensverhältnisses nach dem Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 BGB) unzulässig werden zu lassen. Nachdem die förmliche Nichtigerklärung eines Patents, dem keine Schutzwürdigkeit zukommt, auch im öffentlichen Interesse liegt, zeichnet den als Ausnahmetatbestand anzusehenden Klageausschluss nur ein enger Anwendungsbereich aus.218 Es müssen auf Gegenseitigkeit beruhenden Verpflichtungen erkennbar sein, welche die Erhebung einer Nichtigkeitsklage als treuwidrig im Sinne von § 242 BGB erscheinen lassen219, so der 1. Senat.220 2. Bindung an die Anträge Der Zulässigkeit einer eingeschränkten Verteidigung steht nach Auffassung des 2. Senats221 nicht entgegen, dass nicht festgestellt werden kann, ob die bei Klageerhebung und auch noch im Entscheidungszeitpunkt nach § 81 Abs. 1 Satz 2 als Patentinhaberin eingetragene Beklagte trotz Übertragung des Streitpatents vor Klageerhebung weiterhin sachbefugt und damit 213 Vgl. für die beschränkte Inanspruchnahme § 10 Abs. 2 ArbEG; für die unbeschränkte BGH, GRUR 1963, 135 – Cromegal; GRUR, 1971, 475 – Gleichrichter; GRUR 1988, 123, 124 – Vinylpolymerisate m. w. N. 214 BGH, GRUR 1987, 900, 902 – Entwässerungsanlage; für den (einfachen) Lizenzvertrag BGH, GRUR 1983, 237 – Brückenlegepanzer. 215 BPatG, Urt. v. 7.2.2012 – 4 Ni 68/09, Berufung eingelegt X ZR 60/12, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2012, 485 – Rohrreinigungsdüse. 216 Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl. (2011), § 322 Rdnr. 3. 217 Zöller/Vollkommer, ZPO, 29. Auflage (2012), § 322 Rdnr. 1a. 218 BGH, GRUR 1990, 667 – Einbettungsmasse; GRUR 1963, 253 – Bürovorsteher. 219 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 81 Rdnr. 75 ff. 220 BPatG, Urt. v. 8.5.2012 – 1 Ni 1/11. 221 BPatG, Urt. v. 12.4.2012 – 2 Ni 32/11 (EP). 222 Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl., Rdnr. 226; vgl. auch Busse/Engels, PatG, 7. Aufl. (2013), § 59 Rdnrn. 213-215. 223 BGH, GRUR 2009, 42 – Multiplexsystem. 40 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 zu Verfügungen über das Patent berechtigt ist. An der Befugnis des zwar prozessual legitimierten, aber nicht materiell berechtigten Beklagten, im Patentnichtigkeitsverfahren durch beschränkte Verteidigung zu verfügen, sind insbesondere im Rahmen des § 265 Abs. 2 Satz 1 Zweifel geäußert worden.222 Der BGH223 hat bisher offengelassen, ob insoweit die Rechtslage nicht anders zu beurteilen ist als beim (Teil-)Verzicht auf das Patent, der für seine Wirksamkeit als Verfügung über das Patent voraussetzt, dass der Verfügende sachbefugt ist.224 Nach Auffassung des Senats reicht die nach § 81 Abs. 1 Satz 2 vorliegende prozessuale Legitimation des Nichtigkeitsbeklagten jedenfalls für eine im Rahmen eines Hilfsantrags verfolgte eingeschränkte Verteidigung des Streitpatents aus. Denn diese stellt im Gegensatz zu einer mit Hauptantrag vorgenommenen Selbstbeschränkung keine Verfügung über das Streitpatent in der erteilten Fassung dar. Es wäre auch widersinnig, dem nach § 81 Abs. 1 Satz 2 prozessual legitimierten, jedoch nicht materiell berechtigten Beklagten eine dem Erhalt des Patents dienende Selbstbeschränkung im Rahmen eines Hilfsantrags zu untersagen, wenn ansonsten die Vollvernichtung des Patents droht. Hat die Beklagte im Nichtigkeitsverfahren keinen Widerspruch eingelegt und erklärt, dass eine Selbstbeschränkung auf Null gewollt ist bzw. sie den Anspruch „sofort anerkenne“, kann der Senat über die Klage ohne mündliche Verhandlung durch Urteil entscheiden, § 82 Abs. 2. Die Erklärung der Beklagten, das vollständig angegriffene Streitpatent nicht mehr zu verteidigen, stellt nach ständiger Rechtspraxis eine wirksame Begrenzung des Streitstoffs im Nichtigkeitsverfahren dar, und hat zur Folge, dass das Patent ohne weitere Sach- prüfung für nichtig zu erklären ist225, da eine sachliche Überprüfung nur im Rahmen der von den Streitparteien gesetzten Grenzen zu erfolgen hat.226 Der 4. Senat227 sieht eine zulässige Änderung des erteilten Streitpatents im Nichtigkeitsverfahren darin, dass die Patentinhaberin die allgemeine Lehre nach dem angegriffenen Patentanspruch 1 der erteilten Fassung in zwei nebengeordnete Ansprüche aufspaltet und dadurch beschränkt, dass die beiden Ansprüche jeweils eine unterschiedliche und von dem erteilten Patentanspruch 1 umfasste Ausführungsform betreffen. Da vorliegend die Verteidigung der Ausräumung eines geltend gemachten Nichtigkeitsgrunds diente – nämlich der fehlenden (partiellen) Ausführbarkeit des Patentanspruch 1 – war die Änderung auch „veranlasst“ bzw. von einem hinreichenden Rechtsschutzbedürfnis228 getragen. Der Senat konnte deshalb die Frage der insoweit229 in der Rechtsprechung230 – insbesondere 224 Vgl. Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 20 Rdnr. 15; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 20 Rdnrn. 11/12. 225 Zur st. Rspr. BPatG, GRUR 2010, 137 – Oxaliplatin, m. w. N. 226 BPatG, Urt. v. 18.7.2012 – 4 Ni 3/12 (EP). 227 B PatG, Urt. v. 24.7.2012 – 4 Ni 21/10 verb. mit 4 Ni 9/11 – Fixationssystem; hierzu auch BPatG, Beschl. v. 28. 7. 2008 – 9 W (pat) 405/05, juris Das Rechtsportal, Rdnrn. 174 ff. 228 Zum Rechtsschutzbedürfnis Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2011) Rdnr. 253 unter Hinweis auf BGH, GRUR 2006, 923 – Luftabscheider für Milchsammelanlage; weitergehend bessere Durchsetzungsmöglichkeiten für das Patent als ausreichend ansehend Engel, GRUR 2009, 248. 229 Das Erfordernis der Veranlassung verneinend bereits BPatGE 44, 240 = GRUR 2002, 327, 330 – Erstes Impulssignal. 230 Zur entsprechenden Diskussion im Einspruchsverfahren bei der Aufstellung neuer Unteransprüche und beschränkter Verteidigung des Hauptanspruchs bereits: BPatGE 43, 230 = BlPMZ 2001, 223 – Spülgut; a.A. BPatGE 44, 240 = GRUR 2002, 327, 330 – Erstes Impulssignal. 41 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht der Beschwerdekammern des EPA231 im Hinblick auf Regel 80 AVOEPÜ – und in der Literatur232 diskutierten Mindestanforderungen für die Zulässigkeit einer derartigen Änderung unbeantwortet lassen. Der 4. Senat233 hält eine erweiterte, über die klagegegenständlichen Nichtigkeitsgründe hinausgehende Sachprüfung der Zulässigkeit einer Änderung der erteilten Patentansprüche234 für nicht gerechtfertigt, wenn hiermit keine inhaltliche Änderung verbunden ist und einzelne Patentansprüche nur zusammengezogen werden. Patentansprüche, mit denen ein Streitpatent im Nichtigkeitsverfahren beschränkt verteidigt wird, müssen dem Erfordernis einer deutlichen (klaren) Anspruchsfassung genügen, so der 3. Senat.235 Das in Art. 84 EPÜ niedergelegte Gebot der Deutlichkeit (Klarheit) ist somit auch bei der Formulierung neuer Patentansprüche im Nichtigkeitsverfahren zu beachten. 3. Kostenfragen Kostenverteilung Im Nichtigkeitsverfahren trägt der Unterlegene gemäß § 91 Abs. 1 ZPO die gesamten Kosten des Verfahrens (siehe § 82 Abs. 2, der auf die ZPO verweist). Nach § 93 ZPO fallen abweichend hiervon dem Kläger die Kosten auch dann zur Last, wenn der Beklagte durch sein Verhalten nicht zur Erhebung der Klage Veranlassung gegeben hat und er den Anspruch sofort anerkennt. Klageveranlassung besteht, wenn der Beklagte sich so verhält, dass der Kläger annehmen muss, er werde ohne Klage nicht zu seinem Recht kommen.236 Im Patentnichtigkeitsverfahren ist dies grundsätzlich erst der Fall, wenn der Kläger den Beklagten unter substantiierter Angabe der geltend gemachten Nichtigkeitsgründe und mit angemessener Fristsetzung erfolglos zum Verzicht auf das Schutzrecht aufgefordert hat.237 Eine solche vorherige Verzichtsaufforderung ist nur entbehrlich, wenn aufgrund des Verhaltens des Patentinhabers oder sonstiger besonderer Umstände eine solche Abmahnung als aussichtslos oder unzumutbar erscheint.238 Eine Berechtigungsanfrage der Klägerin ist hierzu nicht ausreichend, wenn bereits nach allgemeiner Meinung eine Verwarnung durch den Patentinhaber keine Veranlassung zur Klage i. S. v. § 93 ZPO gibt239, so der 2. Senat.240 Auch eine – der deutschen Nichtigkeitsklage vergleichbare – Klage in Italien auf Feststellung der Nichtigkeit des italienischen Teils des Streitpatents bietet keinen Anlass. Wenn bereits eine im Ausland erfolgende Inanspruchnahme des Nichtigkeitsklägers aus dem ausländischen Teil eines europäischen Streitpatents im Wege einer Verletzungsklage keinen Anlass zur Erhebung einer Nichtigkeitsklage gegen den deutschen Teil des europäischen Patents i. S. v. § 93 ZPO bietet241, gilt dies erst recht, wenn es an einer solchen Inanspruchnahme im Ausland durch den Patentinhaber fehlt.242 Ein sofortiges Anerkenntnis i. S. v. § 93 ZPO liegt nur vor, wenn dem Nichtigkeitskläger innerhalb der einmonatigen Widerspruchsfrist des § 82 Abs. 1 vom Beklagten der (teilweise) Erfolg der Klage verbindlich zugesichert 231 Singer/Stauder, EPÜ, 5. Aufl. § 101 Rdnr. 106; Rspr. der Beschwerdekammern des EPA, 6. Aufl. (2010) S. 914-915. 232 Bejahend Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 9; Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2011) Rdnr. 253; Engel, GRUR 2009, 248, 251; ablehnend und auf fehlende Veranlassung abstellend Benkard, PatG, 10. Aufl. (2006), § 59 Rdnr. 46d. 233 BPatG, Urt. v. 27.3.2012 – 4 Ni 24/10 = GRUR 2013, 53 – Kaffeemaschine. 234 Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2011), S. 144, Rdnr. 228. 235 B PatG, Urt. v. 22.11.2011 – 3 Ni 28/10, Berufung eingelegt X ZR 40/12, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2010, 709 LS, 712 Tz. 53 bis 55 – Proxyserversystem; hierzu auch BPatG, Urt. v. 27.3.2012 – 4 Ni 24/10 = GRUR 2013, 53 – Kaffeemaschine. 236 Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl., § 93 Rdnr. 4. 237 B PatG, GRUR-RR 2009, 325, 326; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 18 und Rdnr. 24; Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38. 238 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), Rdnr. 38; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 82 Rdnr. 18. 239 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 84 Rdnr. 30. 240 BPatG, Urt. v. 18.6.2012 – 2 Ni 47/11 (EP); vgl. auch BPatG, Urt. v. 18.7.2012 – 4 Ni 3/12 (EP). 241 BPatGE 34, 93. 242 Vgl. hierzu auch BPatG, Mitt 2011, 565 – Klageveranlassung bei EP-Patent; Engels, Morawek, Aus der Rspr. des BPatG im Jahre 2011, GRUR 2012, 673, 683; Engels, Morawek, Aus der Rspr. des BPatG im Jahre 2009 Teil II, GRUR 2010, 465, 476. 42 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 wird, etwa in Form von Verzichtserklärungen auf das Patent (oder auf einzelne Patentansprüche) sowie auf Ansprüche aus dem Patent für die Vergangenheit.243 Eine beschränkte Verteidigung des Patents ohne Verzicht auf den darüber hinaus gehenden Schutz für die Vergangenheit und Zukunft ist dagegen für ein sofortiges Anerkenntnis nicht ausreichend.244 Dies gilt auch für eine innerhalb der Widerspruchsfrist des § 82 Abs. 1 abgegebene beschränkte Widerspruchserklärung. Zwar wird das Patent in dem Umfang, in dem es von seinem Inhaber nicht verteidigt wird, ohne Sachprüfung für nichtig erklärt.245 Jedoch ist der Beklagte an seinen Selbstbeschränkungsantrag nicht gebunden und kann im weiteren Verlauf des Verfahrens das Schutzrecht in einem weiter gehenden Umfang verteidigen, so der 4. Senat.246 Hat die Klägerin nach ihrer Darstellung eine Nichtigkeitsklage erhoben, weil die beklagte Patentinhaberin nach Auffassung der Klägerin eine Verletzungsklage auf eine nicht schutzfähige „breite“ Auslegung des Streitpatents stützt, rechtfertigt dies keine von § 91 Abs. 1 ZPO abweichende Kostenverteilung aus Billigkeitsgründen nach § 84 Abs. 2 Satz 2. Dies käme allenfalls dann in Betracht, wenn das BPatG in einem Nichtigkeitsverfahren in einer das Verletzungsgericht bindenden Art und Weise über die Auslegung des Streitpatents entscheiden könnte. Dies ist nicht der Fall, so der 2. Senat.247 Verteidigt die Beklagte das Streitpatent nur beschränkt, so wird dieses im Übrigen ohne Sachprüfung für nichtig erklärt.248 In einem Verfahren des 5. Se- nats249 vertrat die in der Sache vollständig unterlegene Beklagte die Ansicht, dass insoweit § 93 ZPO zu ihren Gunsten entsprechend anzuwenden sei. Dies verneinte der Senat. Auch wenn die Beklagte die erteilte Fassung nicht mehr verteidigt, kann die „Differenz“ zur verteidigten Fassung nur durch eine Nichtigerklärung (oder ein abgeschlossenes Beschränkungsverfahren) beseitigt werden, die auch von der Klägerin beantragt werden muss.250 Bei der Kostenverteilung hinsichtlich des nach Beschränkung verbleibenden Patents schloss sich der 4. Senat251 der Auffassung252 an, wonach die beklagte Patentinhaberin aus Billigkeitsgründen gem. § 84 Abs. 2 Satz 2 i. V. m. § 91 Abs. 1 ZPO die gesamten Kosten des Rechtsstreits auch dann zu tragen hat, wenn die Klägerin nach zulässiger Selbstbeschränkung durch Neufassung der angegriffenen Patentansprüche die Klage insoweit zurücknimmt und das Streitpatent ohne weitere Sachprüfung nur für nichtig erklärt wird, soweit es nicht verteidigt wird. Doppelvertretungskosten Seit langem umstritten zwischen den Senaten des BPatG ist die Frage der Erstattungsfähigkeit des im Nichtigkeitsverfahren mitwirkenden Anwalts, die sog. Doppelvertretungskosten.253 Übereinstimmung bestand allerdings insoweit, dass eine analoge Heranziehung des § 143 Abs. 3, der die Kosten eines neben dem Rechtsanwalt in Patentstreitverfahren mitwirkenden Patentanwalts regelt, mangels Vorliegens einer planwidrigen gesetzlichen Regelungslücke von den Senaten abgelehnt wird254. Während der 3. Senat255 und der 243 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 84 Rdnr. 43 f. 244 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), Rdnr. 45. 245 BPatG, GRUR 2010, 137 – Oxaliplatin. 246 BPatG, Urt. v. 15.11.2011 – 4 Ni 4/11 – Beschränkter Widerspruch, Berufung eingelegt X ZR 11/12. 247 BPatG, Urt. v. 12.7.2012 – 2 Ni 23/11. 248 BGH, Urt. v. 19.12.2006 – X ZR 236/01, BGHZ 170, 215 = GRUR 2007, 404 – Carvedilol II. 249 B PatG, Urt. v. 6.2.2012 – 5 Ni 37/10, Berufung eingelegt X ZR 73/12; vgl. auch BPatG, GRUR 2009, 46 – Ionenaustauschverfahren und GRUR 2009, 1195 – Kostenverteilung aus Billigkeitsgründen. 250 BGH, GRUR 2004, 138 (LS und IV.) – Dynamisches Mikrofon. 251 B PatG, Urt. v. 27.11.12 – 4 Ni 47/10 (EP) – Kosten bei Teilnichtigkeit; ebenso BPatG, Urt. v. 28.6.2012 – 4 Ni 3/11 (EP), Berufung eingelegt X ZR 120/12. 252 BPatG, = GRUR 2009, 45, Rdnr. 73 – Ionenaustauschverfahren. 253 Engels/Morawek, Aus der Rspr. des BPatG im Jahre 2010, GRUR 2011, 561, 585ff.; Mes, PatG., 3. Aufl., § 84 Rdnr. 46ff.; Schickedanz, Mitt 2012, 60; Heselberger, jurisPR-WettbW 2/2011 Anm. 4. 254 Bestätigt von BGH, Beschl. v. 18.12.2012 – X ZB 11/12 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren. 255 B PatG, Beschl. v. 7.5.2012 – 3 ZA (pat) 6/12 zu 3 Ni 2/09 = BlPMZ 2012, 359 = GRUR-RR 2013, 87 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VII. 43 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht 10. Senat256 ihre Auffassung bestätigt haben, dass ausgehend von einer typisierenden Betrachtung die sog. Doppelvertretungskosten auch im erstinstanzlichen Nichtigkeitsverfahren als sachdienlich und notwendig nach § 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO i. V. m. § 84 Abs. 2 Satz 2 erstattungsfähig sind, wenn zeitgleich ein das Streitpatent betreffendes Verletzungsverfahren anhängig ist, hat der 4. Senat257 (vgl. zum Gebrauchsmusterverfahren auch B.II.) eine Doppelvertretung als nicht notwendig und die Kosten als nicht erstattungsfähig angesehen, wenn trotz eines parallelen Verletzungsrechtsstreits keine zusätzlichen konkreten Umstände für eine Erforderlichkeit dargetan werden. Sind danach Kosten des mitwirkenden Rechtsanwalts (Doppelvertretungskosten) nicht zu erstatten, so gilt dies unabhängig von der Reihenfolge der Antragstellung und Kostenfestsetzung, so der 4. Senat258; gegebenenfalls ist die Festsetzung der Kosten des Rechtsanwalts gegen diejenige des Patentanwalts auszutauschen. Hier hat eine aktuelle Entscheidung des BGH jetzt Klarheit gebracht, wonach Doppelvertretungskosten bei einem zeitgleichen parallelen Verletzungsverfahren, an dem die betreffende Partei oder ein mit ihr wirtschaftlich verbundener Dritter beteiligt ist, als notwendige Kosten i. S. v. § 91 Abs. 1 ZPO erstattungsfähig sind.259 Ob es sich bei dem parallelen „Verletzungsverfahren“ um ein einstweiliges Verfügungsverfahren oder um ein Hauptsacheverfahren handeln muss, wurde noch nicht grundsätzlich entschieden. Der 3. Senat260 konnte dies offen lassen, weil jedenfalls ein spezieller Abstimmungsbedarf, etwa hinsichtlich der Auswirkungen einer beschränkten Verteidigung des Patents auf das Verletzungsverfahren, der die Notwendigkeit einer Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren begründen könnte, nicht ersichtlich ist, wenn sich Verfügungs- und Nichtigkeitsverfahren nur kurzzeitlich überschneiden. Der 4. Senat261 und ihm folgend der 10. Senat262 ließen erstmals im Rahmen von Kostenerinnerungen nach § 23 Abs. 2 RPflG die Rechtsbeschwerde des § 574 Abs. 1 ZPO nach § 84 Abs. 2 Satz 2 zu dieser Rechtsfrage zum BGH zu, da die Gesamtverweisung des § 84 Abs. 2 Satz 2 (wie auch § 80 Abs. 5 für die Kostenfestsetzung im Beschwerdeverfahren und § 62 Abs. 2 Satz 4 für die Kostenbeschwerde) ausdrücklich die Vorschriften der ZPO über das Kostenfestsetzungsverfahren für entsprechend anwendbar erklärt. Diese erfüllt damit zugleich die von § 99 Abs. 2 geforderte Zulassung einer Anfechtung der Entscheidungen des Patentgerichts und gewährleistet die Statthaftigkeit der Rechtsbeschwerde in entsprechender Anwendung des § 574 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 ZPO. Eines Rückgriffs auf die Generalverweisung des § 99 Abs. 1 bedarf es deshalb nicht. Der BGH263 hat die zugelassenen Rechtsbeschwerden als nach § 574 Abs. 1 Nr. 2 ZPO statthaft angesehen und in der Sache beschieden. Streitwert/Klagegebühr Der Streitwert im Patentnichtigkeitsverfahren ist nach billigem Ermessen zu bestimmen, § 51 Abs. 1 GKG. Maßgeblich ist dafür grundsätzlich der gemeine Wert des Patents bei Erhebung der Klage zuzüglich des Betrags der bis dahin entstandenen Schadensersatzforderungen, wobei von dem Streitwert eines auf das Streit 256 B PatG, Beschl. v. 22.9.2011 –10 ZA (pat) 8/11 zu 10 Ni 6/09 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VII; BPatG, Beschl. v. 12.7.2012 – 10 ZA (pat) 3/11 zu 10 Ni 4/10 (EU), Rechtsbeschwerde zugelassen und beschieden BGH, Beschl. v. 18.12.2012 – X ZB 11/12 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren. 257 B PatG, Beschl. v. 16.4.2012 – 4 ZA (pat) 35/11 zu 4 Ni 82/08 (EU) = BlPMZ 2012, 316 – Rechtsbeschwerde im Kostenfestsetzungsverfahren, Anm. Haberl, Schallmoser in GRUR-Prax 2012, 314, Rechtsbeschwerde zugelassen und beschieden BGH, Beschl. v. 18.12.2012 – X ZB 6/12; BPatG, Beschl. v. 7.5.2012 – 4 ZA (pat) 13/12 zu 4 Ni 38/09 = GRUR-RR 2013, 83, Rechtsbeschwerde zugelassen; BPatG, Beschl. v. 16.5.2012 – 4 ZA (pat) 52/10 zu 4 Ni 10/05 (EU) = BlPMZ 2012, 389 – Mitwirkender Vertreter, Rechtsbeschwerde zugelassen. 258 BPatG, Beschl. v. 16.5.2012 – 4 ZA (pat) 52/10 zu 4 Ni 10/05 (EU) – Mitwirkender Vertreter, Rechtsbeschwerde zugelassen. 259 BGH, Beschl. v. 18.12.2012 – X ZB 11/12 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren. 260 B PatG, Beschl. v. 7.5.2012 – 3 ZA (pat) 6/12 zu 3 Ni 2/09 = BlPMZ 2012, 359 = GRUR-RR 2013, 87 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VII. 44 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 patent gestützten Verletzungsprozesses ausgegangen werden kann, da dieser regelmäßig das Interesse des Nichtigkeitsklägers an der Nichtigerklärung des Patents widerspiegelt. Dem Umstand, dass der gemeine Wert des Patents in der Regel über dieses Individualinteresse hinausgeht, ist bei der Wertfestsetzung mangels anderweitiger Anhaltspunkte durch einen Aufschlag von 1/4 Rechnung zu tragen.264 Etwas anderes muss nach Auffassung des 4. Senats265 dann gelten, wenn die Frage der Wirksamkeit des Patents nicht entscheidungserheblich ist für das Patentverletzungsverfahren, insbesondere wenn die von der Klägerin benutzte Ausführungsform nicht in den Schutzbereich des Streitpatents eingreift. In einem solchen Fall tangiert die angegriffene Ausführungsform das Streitpatent nicht; d.h. der Wert des Patents kann nicht bestimmt werden durch die Benutzung eines Gegenstands, der nicht in den Schutzbereich dieses Patents fällt. Nach § 144 Abs. 1 Satz 1 i. V. m. § 2 Abs. 2 Satz 5 PatKostG kann das Gericht auf Antrag einer Partei anordnen, dass sich ihre Kostentragungspflicht nach einem geringeren Wert berechnet, sofern die Belastung mit den Prozesskosten nach dem vollen Wert ihre wirtschaftliche Lage erheblich gefährden würde und sie dies glaubhaft macht. Der Antrag auf Streitwertherabsetzung ist rechtzeitig vor der Verhandlung anzubringen (§ 144 Abs. 2 Satz 2). Erfolgt die Festsetzung des Streitwerts aber erst in der Verhandlung, erscheint fraglich, ob dem auch erst in der mündlichen Verhandlung gestellten Antrag auf Streitwertherabsetzung ein verspätetes Vorbringen vorgehalten werden kann. Auch lässt sich aus dem Umstand, dass der Pateninhaber es in der Hand gehabt hätte, frühzeitig die Kosten eines Nichtigkeitsverfahrens durch Verzicht auf das Streitpatent zu mindern bzw. zu vermeiden, kein Rechtsmissbrauch ableiten, wenn dieser nicht anwaltlich vertreten ist und ihm das Kostenrisiko einer Nichtigkeitsklage als Reaktion auf seine finanziellen Forderungen an die Klägerin wegen angeblicher Verletzung des Streitpatents wohl nicht bewusst war, so der 5. Senat.266 Nach einer Entscheidung des 3. Senats267 ist die vom Gesetzgeber gewollte Rechtsfolge des § 144 bei einer Streitwertbegünstigung hinzunehmen, dass im Falle einer Kostenquotelung der Kostenausgleich zwischen den Parteien zugunsten der nach § 144 begünstigten Partei nach dem reduzierten Streitwert erfolgt, während dies bei der Gegenpartei nicht der Fall ist.268 Eine Berücksichtigung des herabgesetzten Streitwerts zugunsten beider Parteien kommt nicht in Betracht, da dies mit dem Normzweck des § 144 unvereinbar wäre.269 Eine Addition der jeweiligen Klagegebühren in Höhe von jeweils des 4,5-fachen Satzes (§ 3 Abs. 1 Nr. 4 PatKostG) ist auch bei späterer Verbindung von drei anhängigen Nichtigkeitsverfahren vor dem BPatG und rechtsbeständiger Nichtigerklärung des Streitpatents nach Auffassung des 3. Senats270 zutreffend. Eine spätere Verbindung zweier oder mehrerer Verfahren zu gemeinsamer Verhandlung und Entscheidung (§ 147 ZPO) führt nicht rückwirkend dazu, dass die jeweils entrichteten Verfahrensgebühren entfallen oder ermäßigt werden. Hierzu bietet das PatKostG und GKG 261 B PatG, Beschl. v. 16.4.2012 – 4 ZA (pat) 35/11 zu 4 Ni 82/08 (EU) = BlPMZ 2012, 316 – Rechtsbeschwerde im Kostenfestsetzungsverfahren, Rechtsbeschwerde zugelassen und beschieden BGH, Beschl. v. 18.12.2012 – X ZB 6/12; BPatG, Beschl. v. 7.5.2012 – 4 ZA (pat) 13/12 zu 4 Ni 38/09, = GRUR-RR 2013, 83, Rechtsbeschwerde zugelassen; BPatG, Beschl. v. 16.5.2012 – 4 ZA (pat) 52/10 zu 4 Ni 10/05 (EU) – Mitwirkender Vertreter. 262 BPatG, Beschl. v. 12.7.2012 – 10 ZA (pat) 3/11, Rechtsbeschwerde zugelassen und beschieden BGH, Beschl. v. 18.12.2012 – X ZB 11/12. 263 BGH, Beschl. v. 18.12.2012 – X ZB 11/12 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren. 264 BGH, GRUR 2011, 757 – Nichtigkeitsstreitwert. 265 BPatG, Beschl. v. 25.10.2011 – 4 Ni 45/09 (EU) – Streitwert im Patentnichtigkeitsverfahren. 266 BPatG, Urt. v. 25.7.2012 – 5 Ni 19/11. 267 BPatG, Beschl. v. 24.11.2011 – 3 ZA (pat) 54/10 zu 3 Ni 11/01 (EU). 268 B enkard/Rogge/Grabinski, PatG, 10. Aufl. (2006), § 144 Rdnr. 12; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 144 Rdnr. 29; Kraßer, Patentrecht, 6. Aufl. (2009), § 36 V, S. 888 f.; Mes, PatG/GebrMG, 3. Aufl. (2011), § 144 Rdnr. 13; Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 144 Rdnr. 26; Götting/Meyer/Vormbrock, Gewerblicher Rechtsschutz und Wettbewerbsrecht (2011), § 6 Rdnr. 238. 269 OLG Düsseldorf, Mitt 1985, 213, 214. 270 B PatG, 3 ZA (pat) 54/11 zu 3 Ni 37/08 (EU) = Mitt 2012, 140 = BlPMZ 2012, 289. 45 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht keine gesetzliche Grundlage.271 Eine Verbindung der Verfahren führt – wie bereits aus dem Wortlaut des § 147 ZPO ersichtlich – lediglich dazu, dass in diesen Prozessen gemeinsam verhandelt und entschieden wird. Die so gebündelten Verfahren bleiben als jeweils eigenständige Prozesse bestehen. Obwohl somit trotz Verbindung weiterhin mehrere Nichtigkeitsklagen vorliegen, fallen aber ab dem Verbindungsbeschluss Gerichtsgebühren nur noch einfach an. Denn es soll gebührenrechtlich belohnt werden, dass sich das Verfahren für das Gericht ab der Verbindung ökonomischer gestaltet. Die bereits mit Einreichung der Klagen fällig gewordenen Verfahrensgebühren, die zu diesem Zeitpunkt verfahrensmäßig völlig voneinander unabhängige Verfahren betreffen, sind dagegen für jeden einzelnen Kläger angefallen und – weil vor dem Verbindungsbeschluss entstanden – verfallen.272 Haben zwei konzernverbundene Klägerinnen gemeinsam Nichtigkeitsklage eingereicht, auch wenn dies durch einen gemeinsamen Prozessbevollmächtigten erfolgt, so ist von zwei selbstständigen Prozessrechtsverhältnissen auszugehen, die auch zu getrennter gebührenrechtlicher Betrachtung und gesonderten Vorschusszahlungen führen, so der 5. Senat.273 Nach Geltung des Patentkostengesetzes ist nicht davon auszugehen, dass in diesem Fall nur eine Gebühr gemäß 402 200 der Anlage zu § 2 Abs. 1 PatKostG anfällt, sondern dass für jedes entstandene Prozessrechtsverhältnis eine Gebühr zu entrichten ist. Der Senat äußerte ferner Zweifel, ob ein insoweit geltend gemachter Rückzahlungsantrag nach § 9 PatKostG wegen vermeintlicher unrichtiger Sachbehandlung statthaft bzw. zulässig ist, da eine nur abweichende Rechtsauffassung einen Rückzahlungsanspruch nicht rechtfertigt.274 Hinzu kommt, dass den Klägerinnen die Möglichkeit einer unbefristeten Erinnerung nach § 11 Abs. 1 PatKostG gegen einen Kostenansatz offen steht275, so der Senat. 4. Sonstiges Beweisanträge, Amtsermittlungspflicht Zur Darlegung einer offenkundigen Vorbenutzung bedarf es konkreter Angaben darüber, was wo, wann, wie und durch wen geschehen ist, sowie der Darlegung der öffentlichen Zugänglichkeit des Anmeldungsgegenstands mit der Möglichkeit der Nachbenutzung durch andere, insbesondere Sachkundige.276 Hat trotz entsprechenden Hinweises des Senats die Klägerin ihren Vortrag nicht weiter hinsichtlich Zeit und Ort der behaupteten Gespräche und des Inhalts und Gegenstands der maßgeblichen Unterlagen und der technischen Ausgestaltung einer Vorrichtung substantiiert, ist dieser Vortrag auch keiner Beweisaufnahme durch Vernehmung der benannten Zeugen zugänglich. Denn dies würde einen unzulässigen Beweisermittlungsantrag (Ausforschungsbeweis) darstellen, der darauf gerichtet ist, nach derzeit noch nicht bekannten, zur Darlegung einer Vorbenutzungshandlung jedoch erforderlichen Tatsachen durch Vernehmung der Zeugen zu suchen. Insoweit sind auch keine weiteren Amtsermittlungen seitens des Senats veranlasst. Es ist nicht Sinn des Untersuchungsgrundsatzes, einen unzureichenden Sachvortrag durch Amtsermittlung zu ergänzen bzw. zu vervollkommnen. Die Amtsermittlungspflicht endet, wo eine die Darlegungslast tragende Partei ihrer Mitwirkungspflicht nicht genügt, indem sie den Sachverhalt nicht detailliert vorträgt. Dementsprechend verneint die Rechtsprechung eine Pflicht zu weiteren Ermittlungen von Amts wegen, wenn es um die genaueren Umstände einer offenkundigen Vorbenutzung geht.277 Verspätung, Vertagung Die durch das 2009 in Kraft getretene Patentrechtsmodernisierungsgesetz (PatRModG) erfolgte Neufassung des § 83 und die damit in das Nichtigkeitsverfahren eingeführten Präklusionsregeln sehen zwar grund- 271 Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 3. Aufl., S. 89 Rdnr. 146 mit Verweisung auf Hövelmann, Mitt 2004, 59, 61; Busse/Keukenschrijver, Patentgesetz, 6. Aufl. (2003)§ 81 Rdnr. 18. 272 Hövelmann, Mitt 2004, 59, 61f. 273 BPatG, Urt. v. 20.9.2012 – 5 Ni 58/11 – Bitratenreduktion. 274 Busse/Schuster, PatG, 6. Aufl. (2003), § 9 PatKostG Rdnr. 4; Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 9 PatKostG, Rdnr. 6. 275 Busse/Schuster, PatG, 6. Aufl. (2003), § 11 PatKostG Rdnr. 5. 276 Benkard, PatG, 10. Aufl. (2006), § 3 Rdnr. 70. 277 Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59 Rdnrn. 218, 219, 129; Einl. Rdnrn. 33, 34. 46 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 sätzlich die Möglichkeit vor, verspätetes Vorbringen zurückzuweisen. Hierfür ist es aber stets erforderlich, dass dieser Vortrag tatsächliche oder rechtliche Fragen aufkommen lässt, die in der mündlichen Verhandlung nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu klären sind278 und deshalb eine Vertagung erforderlich wird. Kann das an sich verspätete Vorbringen dagegen noch ohne weiteres in die mündliche Verhandlung einbezogen werden, ohne dass es zu einer Verfahrensverzögerung kommt, liegen die Voraussetzungen für eine Zurückweisung nach § 83 Abs. 4 nicht vor.279 So lag der Fall in einem Verfahren des 3. Senats280, weil die Berücksichtigung der Hilfsanträge, zu denen die Parteien verhandelt hatten, ohne weiteres möglich war. Der 3. Senat281 hält insoweit auch gemäß § 99 Abs. 1 die Vorschrift des § 283 ZPO grundsätzlich282 für anwendbar und mit dem Zweck der Änderung des § 83 vereinbar, das Verfahren hinsichtlich der tatsächlichen Feststellungen beim BPatG zu konzentrieren, um den BGH zu entlasten.283 Dies bedeutet einerseits, dass das BPatG bestrebt sein muss, den jeweiligen Fall möglichst umfassend zu klären und deshalb möglichst wenig von den Präklusionsmöglichkeiten Gebrauch macht. Andererseits aber soll die Gesetzesänderung zu einer Straffung und Beschleunigung der Nichtigkeitsverfahren führen. Die nachträgliche Einreichung eines Schriftsatzes soll die sonst nötige Vertagung vermeiden und durchbricht insoweit das Mündlichkeitsprinzip im Interesse der Prozesswirtschaftlichkeit durch Straffung des Verfahrens.284 Damit sprechen überwiegende Gründe für eine Anwendbarkeit des § 283 ZPO. Hatte die Patentinhaberin aufgrund eines qualifizierten Hinweises nach § 83 Abs. 1 keine Veranlassung, das Streitpatent durch geänderte Patentansprüche zu verteidigen, und ergibt sich erst in der mündlichen Verhandlung aufgrund geänderter Rechtsauffassung des Senats eine solche Veranlassung, fehlt es bereits an dem von § 83 Abs. 4 Ziffer 2 vorausgesetzten Sorgfaltsverstoß und damit an einer verschuldeten Fristversäumnis, so der 1. Senat.285 Die Klägerin hatte in einem Nichtigkeitsverfahren vor dem 4. Senat286 nach Ablauf der im qualifizierten Hinweis nach § 83 Abs. 2 Satz 1 gesetzten Frist zur Stellungnahme eine vermeintlich neuheitsschädliche Druckschrift vorgelegt und hierzu zur Entschuldigung der Fristversäumnis glaubhaft gemacht, dass diese von ihr als hochrelevant eingestufte Schrift erst nach Fristablauf, wenige Tage vor dem Termin zufällig und anlässlich einer sonstigen Recherche aufgefunden worden sei. Der Senat befand, dass dieser Vortrag der Klägerin bereits deshalb nicht geeignet war, von einem Verschulden im Sinne des § 83 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 zu entlasten, weil die Klägerin weder vorgetragen noch nach § 83 Abs. 4 Satz 2 glaubhaft gemacht hatte, dass sie zuvor innerhalb der gesetzten Frist überhaupt intensiv recherchiert hatte und sie die Druckschrift auch bei Einhaltung der gebotenen Sorgfalt nicht hätte finden können. Ergänzend führte der Senat aus, dass für die Frage, wann eine „hinreichende Entschuldigung“ ge- 278 Begründung zum Entwurf eines Gesetzes zur Vereinfachung und Modernisierung des Patentrechts, BlPMZ 2009, 307, 315. 279 Schülke, in 50 Jahre Bundespatentgericht, Seiten 435, 445. 280 BPatG, Urt. v. 15.11.2011 – 3 Ni 27/10, Berufung eingelegt X ZR 53/12; ferner BPatG, Urt. v. 28.2.2012 – 3 Ni 16/10. 281 BPatG, Urt. v. 28.2.2012 – 3 Ni 16/10, Berufung eingelegt X ZR 43/12. 282 Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 99, Rdnr. 5. 283 Vgl. BT-Drucksache 16/11339 S. 15. 284 Baumbach/Lauterbach, ZPO, 70. Aufl., § 283 Rdnr. 2. 285 BPatG, Urt. v. 20.12.2011 – 1 Ni 21/09, Berufung eingelegt X ZR 52/12. 286 BPatG, Urt. v. 14.8.2012 – 4 Ni 43/10 (EP) – Bearbeitungsmaschine, Berufung eingelegt X ZR 148/12. 47 BPatG Jahresbericht 2012 Patentrecht mäß § 83 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 für das vermutete Verschulden anzuerkennen ist, ein objektivierter Sorgfaltsmaßstab angemessen erscheint, so wie er auch nach § 276 ZPO im Zivilrecht gilt oder im Verfahrensrecht z. B. bei der Wiedereinsetzung gefordert ist. Der Senat sprach insoweit – ohne dies abschließend entscheiden zu müssen – seine Neigung aus, von einer weiteren Konkretisierung des Sorgfaltsmaßstabs im Hinblick auf den angesprochenen Personenkreis abzusehen, also nicht danach zu unterscheiden, ob z. B. Rechts- oder Patentanwälte, sonstige angesprochene Fachleute oder eine nicht fachkundige Person als Kläger am Verfahren beteiligt sind. Denn auch der Erfinder muss sich losgelöst von seiner Person der Bewertung der Erfindung durch den angesprochenen Fachmann unterstellen und den so aufzufindenden und heranzuziehenden StdT entgegenhalten lassen. Der Nichtigkeitsklägerin ist ferner aus Gründen der Waffengleichheit die Entschuldigung verwehrt, sie habe eine Druckschrift trotz der gebotenen Sorgfalt nicht oder nur zufällig finden können, während sie andererseits ihren auf fehlende Patentfähigkeit gestützten Nichtigkeitsangriff damit begründet, der Erfinder hätte diesen gattungsgemäßen StdT ohne weiteres auffinden und einbeziehen müssen. Danach erscheint ein gleicher Maßstab gerechtfertigt, welcher StdT als auffindbar zuzurechnen ist. Letztlich kam aber eine Zurückweisung deshalb nicht in Betracht, weil es keiner Vertagung bedurfte, da der Senat sich hinreichend Zeit für ihre Erörterung am Terminstag nehmen konnte und auch die Beklagte ohne Vertagung in der Lage war, das Streitpatent (mit neuen Patentansprüchen) ausreichend zu verteidigen. Der 5. Senat287 bejahte dagegen in einem Fall, in dem während der mündlichen Verhandlung verspätet Hilfsanträge eingereicht worden waren, die Erforderlichkeit einer „Vertagung“ nach § 83 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1, weil die Patentansprüche umfassend geändert und neue Merk- malsgruppen hinzugenommen waren. Der Senat wies darauf hin, dass der Wortlaut dieser Bestimmung zwar ausdrücklich nur auf einen „anberaumten Termin zur mündlichen Verhandlung“ Bezug nimmt, aber auch eine Vertagung aus dem Termin heraus umfasst ist.288 Das Argument der Beklagten, die Klägerin hätte sich auf die neue Anspruchsfassung ohnehin im Hinblick auf die mündliche Verhandlung vorbereiten müssen, ließ der Senat nicht gelten. Der Senat sah angesichts der nicht nur geringfügigen Änderungen die zumutbare Grenze für die Klägerin überschritten, die insoweit auch keine vorauseilende Ermittlungspflicht traf, ob und gegebenenfalls welche Merkmale aus der Beschreibung aus Sicht der Patentinhaberin möglicherweise in Frage kommen könnten. Eine kürzere Unterbrechung der mündlichen Verhandlung, durch welche die Klägerin in die Lage versetzt worden wäre, sich im Anschluss daran umfassend und fundiert zur neuen Antragstellung zu äußern, kam wegen der Komplexität der Änderungen nicht in Betracht, ebenso wenig die Einräumung einer nachträglichen Schriftsatzfrist nach § 283 ZPO zugunsten der Klägerin unter gleichzeitiger Anberaumung eines Verkündungstermins. Der Senat berücksichtigte auch, dass aufgrund der hohen Geschäftsbelastung und der großen Schwierigkeiten, zeitnah einen eventuellen Vertagungstermin zu finden, an dem alle in mehreren Spruchkörpern und dort unterschiedlichen Besetzungen tätigen technischen Richter teilnehmen hätten können, ein erhebliches Bedürfnis des Rechtsverkehrs besteht, dass sich Nichtigkeitsverfahren nicht unverhältnismäßig lange hinziehen. Danach sollte die „Kann“-Vorschrift des § 83 Abs. 4 grundsätzlich in normal gelagerten Fällen – auch aus den Gründen der Gleichbehandlung und Rechtssicherheit – angewendet werden, wenn eine Verletzung prozessualer Sorgfaltspflichten klar auf der Hand liegt. Soweit die Beschwerdekammern des EPA289 die Zurückweisung zusätzlich davon abhängig machen, ob ein Hilfsantrag eindeutig gewährbar ist, ließ der 287 BPatG, Urt. v. 25.4.2012 – 5 Ni 28/10 (EP), Berufung eingelegt X ZR 89/12; ebenso BPatG, 5 Ni 40/10 Urt. v. 2.10.2012. 288 So auch BPatG, Urt. v. 14.8.2012 – 4 Ni 43/10 (EP) – Bearbeitungsmaschine, Berufung eingelegt X ZR 148/12. 289 EPA, Ents. v. 1.10.1996 – T 926/93-3.4.1, ABl. 1997, 447, S. 454 – Glaslaservorrichtung/MITSUBISHI. 290 BPatG, Urt. v. 20.6.2012 – 5 Ni 57/10, Berufung eingelegt X ZR 112/12. 291 BPatG, Urt. v. 20.6.2012 – 5 Ni 19/11. 48 Patentrecht BPatG Jahresbericht 2012 Senat diese Frage offen, da eine nähere Beurteilung durch das Gericht nicht hätte erfolgen können, so dass auch bei Heranziehung der Verfahrenspraxis des EPA eine Berücksichtigung nicht veranlasst gewesen wäre. Eine Nichtanwendung sollte solchen Fällen vorbehalten sein, in denen über das Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen gestritten werden kann oder aus sonstigen Gründen der Billigkeit ein Anlass besteht, trotz Fristversäumung noch Vorbringen zu berücksichtigen, z. B. wenn ein Missverständnis einer Partei hinsichtlich des Inhalts des Hinweises aufgetreten ist. Einen solchen Fall sah der 5. Senat290 darin, dass der Patentinhaber irrtümlich dem qualifizierten Hinweis die Auffassung entnommen hatte, der Senat gehe von einem nicht mehr zu beseitigen Aliud der erteilten Fassung des Streitpatents aus. Erst nach Aufklärung des Missverständnisses hatte er in Reaktion hierauf den Hilfsantrag gestellt. Ein Grund zur Vertagung i. S. d. § 227 Abs. 1 Satz 1 ZPO i. V. m. § 99 Abs. 1 liegt dagegen nicht vor, wenn zwar die Verhinderung einer Partei krankheitsbedingt als unverschuldet anzusehen ist (§ 227 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 ZPO), allerdings die Fortdauer der Erkrankung nicht absehbar und die Partei durch eine Patentanwältin im Termin vertreten ist, so der 5. Senat.291 Nebenintervention Der 3. Senat292 führt aus, dass die neue Inhaberin des Streitpatents, die das Patent bereits vor Rechtshängigkeit der Nichtigkeitsklage erworben hat, als streitgenössische Nebenintervenientin i. S. v. § 99 Abs. 1 i. V. m. §§ 66, 69, 61 ZPO dem Nichtigkeitsverfahren beitreten kann, da wegen des Rechtsübergangs vor Rechtshängigkeit ein Fall des § 265 Abs. 2 Satz 3 ZPO hier nicht vorliege. Die Nebenintervenientin kann somit ihr Recht zur Unterstützung der Hauptpartei als eigenständiges und von der Hauptpartei unabhängiges Recht wahr- nehmen293 und deshalb auch – wie vorliegend – die Leistung von Prozesskostensicherheit gem. § 81 Abs. 6 fordern. Der 5. Senat hat über die Zulassung zweier Nebenintervenientinnen in einem Zwischenstreit nach § 71 Abs. 1 ZPO i. V. m. § 99 Abs. 1 durch Beschluss entschieden294 und angeführt, dass ein eigenes rechtliches Interesse der auf Seiten der Beklagten beitretenden Lizenznehmerin auch nicht dadurch in Frage gestellt ist, dass die Nichtigkeitsklägerin deren Aktivlegitimation im Verletzungsverfahren bestritten hat. Denn ein Obsiegen der Beklagten im Nichtigkeitsverfahren verbessert auch die Rechtsposition der Beitretenden entscheidend im Hinblick auf den dadurch festgestellten Rechtsbestand des Schutzrechts. Sachverständigengutachten Eine im Nichtigkeitsverfahren von den Parteien beantragte Begutachtung durch einen Sachverständigen ist nur dann anzuordnen, wenn die eigene Sachkunde des Gerichts nicht ausreicht, um aus feststehenden Tatsachen Wertungen und Schlussfolgerungen zu ziehen, die ein besonderes Fachwissen erfordern. Eigene Sachkunde des Richters macht die Einholung eines Gutachtens deshalb entbehrlich. Aufgrund des naturwissenschaftlichen Studiums der technischen Richter, das durch praktische Berufserfahrung vertiefte Spezialwissen und die langjährige Erfahrung als Patentprüfer wird diese Sachkunde beim technischen Richter vermutet. Ob das Gericht seine eigene Sachkunde für ausreichend erachtet, liegt dabei grundsätzlich in seinem pflichtgemäßen Ermessen, wobei es ausreicht, wenn auch nur ein Mitglied eines Kollegialgerichtes hinreichende Sachkunde besitzt, so der 4. Senat.295 Auch eine abweichende Beurteilung des Offenbarungsgehalts im Prüfungsbescheid des DPMA kann die Sachkunde des Senats nicht in Zweifel ziehen und gibt deshalb allenfalls Veranlassung, die Beurteilung des 292 B PatG, Beschl. v. 9.1.2012 – 3 Ni 31/11; Anm. hierzu aber Busse/Engels, PatG, 7. Aufl. (2013), § 59 Rdnr. 213; BPatGE 52, 54 – Montageanlage. 293 BGH, GRUR 2008, 60, Tz. 44 – Sammelhefter II; Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 81 Rdnr. 25. 294 B PatG, Urt. v 21.3.2012 – 5 Ni 78/09, Berufung eingelegt X ZR 99/12, unter Hinweis auf BGH, Beschl. v. 7.3.1989 – X ZR 91/88, sowie GRUR 2006, 438 – Carvedilol I. 295 B PatG, Urt. v. 10.1.2012 – 4 Ni 6/11 = GRUR 2013, 165 – Traglaschenkette, Berufung eingelegt X ZR 32/12; ferner BPatG, Urt. v. 28.6.2012 – 4 Ni 2/11, Berufung eingelegt X ZR 121/12; ebenso Urt. v. 28.6.2012 – 4 Ni 3/11, Berufung eingelegt X ZR 120/12. 49 BPatG Jahresbericht 2012 Gebrauchsmusterrecht Offenbarungsgehaltes einer Druckschrift durch den Fachmann – wie geschehen – in besonderem Maße zu hinterfragen296, nicht jedoch diese Beurteilung gutachterlich klären zu lassen, statt sie durch den Senat selbst fachkundig vorzunehmen. Unter Hinweis auf § 65 Abs. 2 Satz 1, wonach die technischen Mitglieder des Bundespatentgerichts „in einem Zweig der Technik sachverständig“ sein müssen, lehnte es der 4. Senat auch in einem weiteren Verfahren297 ab, dem Wunsch des Beklagtenvertreters nachzukommen, die bestehende Sachkunde der Senatsmitglieder erfragen zu können. Ebenso wenig wie die juristischen Mitglieder des Senats über ihren Werdegang Auskunft geben müssen, sind die technischen Mitglieder dazu verpflichtet. Auch der 3. Senat298 sieht im Hinblick auf die eigene Fachkunde der Mitglieder des Senats keine Veranlassung, der Anregung der Parteien zur Einholung eines Sachverständigengutachtens zu den Fragen der Priorität, des Verständnisses des Streitpatents und der erfinderischen Tätigkeit zu folgen, zumal die von den Parteien für beweiserheblich gehaltenen Fragen rechtliche Bewertungen betreffen.299 Übersetzung Nach der im Patentnichtigkeitsverfahren maßgeblichen Vorschrift des § 142 Abs. 3 ZPO liegt es im Ermessen des Gerichts, ob es Übersetzungen fremdsprachlicher Entgegenhaltungen anfordert. Insoweit ist jedoch auf die Sprachkenntnisse des Gerichts abzustellen und nicht auf die der Parteien. Letztere sind gehalten, sich gegebenenfalls selbst Übersetzungen anfertigen zu lassen300, so der 5. Senat.301 Gebrauchsmusterrecht I. Schutzfähigkeit Der 35. Senat302 hatte sich mit der Frage zu befassen, ob der Schutzanspruch 1 des angegriffenen Streitgebrauchsmusters ein Verfahren betraf. Dann wäre es nach § 2 Nr. 3 GebrMG vom Gebrauchsmusterschutz ausgeschlossen. Gegenstand des Schutzanspruchs war eine Vorrichtung zur fortlaufenden Herstellung eines aus einem Innenrohr und einem Außenrohr bestehenden Verbundrohres. Streitig war, ob aufgrund der Angaben in den Merkmalen, welche die Ausbildung der Steuerung betrafen, ein Erzeugnis oder ein Verfahren geschützt war. Der Senat verneinte letzteres und führt aus, dass diese Merkmale ein Organ der gegenständlichen Herstellungsvorrichtung beschreiben sowie deren bestimmungsgemäßes Tätigwerden. Auch wenn hierdurch im Gebrauch Einwirkungen oder Tätigkeiten eines Verfahrens bewirkt werden sollen, entstehen diese erst beim tatsächlichen Einsatz der entsprechend vorkonfigurierten Vorrichtung. Insgesamt ist damit objektiv eine Vorrichtung als Gegenstand des Schutzbegehrens anzusehen.303 II. Kostenfragen Nach allgemeiner Ansicht hängt der Wert eines Gebrauchsmusters vom Einzelfall ab, wobei die Bemessung des Gegenstandswertes gemäß §23 Abs. 3, § 33 RVG i. V. m. §§ 3, 4 ZPO grundsätzlich nach billigem Ermessen erfolgt und sich auch nach dem Interesse der Allgemeinheit an der Löschung des Gebrauchsmus- 296 Entscheidungen des EPA als sachverständige Stellungnahme: BGH, GRUR 2010, 950, Tz. 14 – Walzenformgebungsmaschine; GRUR 1998, 895, 896 – Regenbecken. 297 B PatG, Urt. v. 28.6.2012 – 4 Ni 2/11, Berufung eingelegt X ZR 121/12; ebenso Urt. v. 28.6.2012 – 4 Ni 3/11, Berufung eingelegt X ZR 120/12 und BPatG, Urt. v. 10.1.2012 – 4 Ni 6/11= GRUR 2013, 165 – Traglaschenkette, Berufung eingelegt X ZR 32/12. 298 B PatG, Urt. v. 24.1.2012 – 3 Ni 5/10, Berufung eingelegt X ZR 56/12; ebenso BPatG, Urt. v. 29.11.2011 – 3 Ni 44/08 (EU); BPatG, Urt. v. 7.2.2012 – 3 Ni 30/10, Berufung eingelegt X ZR 86/12. 299 T homas-Putzo, ZPO, 32. Aufl., § 402 Vorbem. Rdnr. 3; Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008) § 81, Rdnr. 161; Benkard, PatG, 10. Aufl. (2006), § 88 Rdnr. 6, § 139, Rdnr. 125. 300 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 126 Rdnr. 15 sowie BPatGE 44, 47 – Künstliche Atmosphäre. 301 BPatG, Urt. v. 25.7.2012 – 5 Ni 19/11. 302 BPatG, Beschl. v. 8.3.2012 – 35 W (pat) 469/090. 303 Vgl. auch BPatG, Beschl. v. 6.9.2007 – 5 W (pat) 5/07. 50 Gebrauchsmusterrecht BPatG Jahresbericht 2012 ters ausrichtet, wie es sich zum Zeitpunkt der Stellung des Löschungsantrags für die restliche maximale Laufzeit darstellt. Einzubeziehen sind die noch zu erwartenden Erträge des Schutzrechts, insbesondere durch Eigennutzung und Lizenzvergabe, und die bis zum Beginn des Löschungsverfahrens entstandenen Schadenersatzforderungen aus Verletzungshandlungen. Dabei ist die Rechtsbeständigkeit des Gebrauchsmusters zu unterstellen.304 Allerdings gilt, dass derjenige, der die Zugrundelegung eines bestimmten Gegenstandswerts anstrebt, tatsächliche Anhaltspunkte für die Schätzung so vortragen muss, dass diese bei einer Entscheidung nachvollziehbar als Grundlage für die Wertbemessung herangezogen werden können.305 Einen solchen konkreten, tatsächlichen Anhaltspunkt für eine genügende Schätzgrundlage bildet eine Streitwertfestsetzung im Verletzungsstreit306, so der 35. Senat.307 Bei einem Löschungsverfahren vor der Gebrauchsmusterabteilung des DPMA handelt es sich trotz seiner justizförmigen Ausgestaltung308 um ein Verfahren vor einer Verwaltungsbehörde; auch gebührenrechtlich ist es daher als ein Verwaltungsverfahren anzusehen.309 Damit richtet sich die für die Vertretung von einem Patentanwalt verdiente Geschäftsgebühr nach Nr. 2300 VV RVG. Gemäß § 14 Abs. 1 RVG erfolgt die Festsetzung der Gebühr einzelfallbezogen nach billigem Ermessen und zwar unter Berücksichtigung des Umfangs und der Schwierigkeit der anwaltlichen Tätigkeit, der Bedeutung der Angelegenheit sowie der Einkommensund Vermögensverhältnisse des Auftraggebers. Bei der Beurteilung, ob ein weit überdurchschnittlich aufwändiges und schwieriges Verfahren vorliegt, ist als Ausgangspunkt zu beachten, dass vom Gebührentatbestand Nr. 2300 VV RVG bereits die Vergütung für die Teilnahme an einer mündlichen Verhandlung umfasst ist310 und die Anhebung eines Gebührensatzes bis zum 2,5-fachen nur dann erlaubt ist, wenn außerordentliche Erschwernisse hinzugetreten sind, wie z. B. eine Beweisaufnahme, die durch eine behauptete offenkundige Vorbenutzung oder geltend gemachte widerrechtliche Entnahme zusätzlich erforderlich ist, so der 35. Senat.311 Der 35. Senat312 führt zur Erstattungsfähigkeit von Recherchekosten aus, dass zu den nach § 18 Abs. 3 Satz 2 GebrMG i.V.m. § 84 Abs. 2 Satz 2 zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendigen Kosten nach allgemeiner Ansicht auch die Kosten einer Recherche zum StdT gehören können.313 Sind aber bereits Kosten in Höhe von 250 € erstattet worden und werden zur Begründung weiterer Kosten lediglich ohne weitere Substantiierung des eigenen Rechercheaufwandes Dokumente vorgelegt, die vom Antragsteller selbst erstellt wurden oder gleichsam griffbereit aus seinem ureigenen gewerblichen Betätigungsfeld stammen, so ist eine weitere Kostenerstattung nicht gerechtfertigt. In einer weiteren Entscheidung hob der 35. Senat314 zur Erstattungsfähigkeit von Kosten eines mitwirkenden Rechtsanwalts (vgl. bereits A.VI.2.) unter Hinweis auf die Rechtsprechung des BGH315 und seine eigene Rechtsauffassung316 hervor, dass die insoweit nach § 91 Abs. 1 ZPO, § 18 Abs. 2 Satz 2 GebrMG i.V.m. § 84 Abs. 2 erforderliche Notwendigkeit dieser Kosten nur ausnahmsweise anzuerkennen ist. Hierzu müssen über den Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes hinaus 304 Bühring, GebrMG, 8. Aufl., § 17 Rdnr. 116. 305 Thomas/Putzo/Reichold, ZPO, 32. Aufl., § 287 Rdnr. 11. 306 Hierzu BGH, GRUR-RR 2011, 340 f = Mitt 2011, 383 – Nichtigkeitsstreitwert. 307 BPatG, Beschl. v. 30.5.2012 – 35 W (pat) 11/10; ferner BPatG, Beschl. v. 24.5.2012 – 35 W (pat) 5/11. 308 BGH, GRUR 2010, 231, 233 – Legostein. 309 BVerfG, GRUR 2003, 723 – Rechtsprechungstätigkeit; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 26 Rdnrn. 4 f. 310 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 47/09. 311 BPatG, Beschl. v. 30.5.2012 – 35 W (pat) 11/10. 312 BPatG, Beschl. v. 18.10.2012 – 35 W (pat) 41/09. 313 Vgl. etwa Blage 26, 54, 59; OLG Frankfurt a. M., GRUR 1996, 967, 968 – Recherche-Kosten ; Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 80 Rdnr. 77. 314 BPatG, Beschl. v. 11.10.2012 – 35 ZA (pat) 50/09 zu 5 W (pat) 493/07. 315 BGH, GRUR 1965, 621, 626 – Patentanwaltskosten. 316 BPatGE 45,149 sowie BPatG, Beschl. v. 18.9.2006 – 5 W (pat) 422/05, v. 17.109 2006 – 5 W (pat) 8/06, und v. 6.3.2008 – 5 W (pat) 443/03, ferner: BPatGE 51, 81 ff. – Medizinisches Instrument. 51 BPatG Jahresbericht 2012 Geschmacksmusterrecht wenn die Entscheidung im auszusetzenden Verfahren vom Bestehen oder Nichtbestehen eines Rechtsverhältnisses abhängt, das von einer Verwaltungsbehörde festzustellen ist. Der Senat lehnte dies ab, da eine derartige zwingende Abhängigkeit nicht bestehe. Geschmacksmusterrecht derart schwierige rechtliche Fragen zu beurteilen sein, für deren Beurteilung das bei einem Patentanwalt vorauszusetzende rechtliche Wissen nicht ausreicht. Diese Voraussetzungen lagen nicht vor. III. Sonstiges Der 35. Senat317 hatte in einem Löschungsbeschwerdeverfahren ein Gebrauchsmuster zu beurteilen, das durch Abzweigung aus einer europäischen Patentanmeldung hervorgegangen war, § 5 GebrMG, die ihrerseits eine Teilanmeldung aus einer Stammanmeldung war. Geltend gemacht war, dass die zuletzt verteidigten Schutzansprüche gegenüber der Ursprungsanmeldung des Streitgebrauchsmusters unzulässig erweitert seien. Da dies auch die europäische Patent anmeldung betreffe, komme dieser der Anmeldetag der Stammanmeldung nicht zu. Diese stehe dem Streitgebrauchsmuster somit neuheitsschädlich entgegen (vgl. zum Patent A.IV.4.b.). Das Verfahren müsse dementsprechend ausgesetzt werden, bis das Europäische Patentamt über die noch anhängige Beschwerde im Einspruchsverfahren entschieden habe. Nach § 148 ZPO kann ein Verfahren u. a. dann ausgesetzt werden, Ein angemeldetes Muster, das nahezu ausschließlich aus der Abbildung einer 100 Euro-Banknote besteht, ist wegen missbräuchlicher Benutzung eines Hoheitszeichens bzw. sonstigen Zeichens von öffentlichem Interesse nach § 3 Abs. 1 Nr. 4 GeschmMG vom Geschmacksmusterschutz ausgeschlossen, so der 10. Senat.318 Der Beschwerdesache lag die Zurückweisung einer Anmeldung durch die Geschmacksmusterstelle des DPMA zugrunde, da es sich bei den angemeldeten Folienaufdrucken um eine missbräuchliche Benutzung der Geldscheine als staatliche Hoheitszeichen handle. Die schwarz-weißen Musterdarstellungen zeigen die Vorder- und Rückseite einer 100 EuroBanknote mit Abwandlungen wie abgebildet. Der 10. Senat teilte die Auffassung des DPMA und führte aus, dass entsprechend der Beurteilung im Markenrecht zu den in Art. 6ter PVÜ aufgeführten staatlichen Hoheitszeichen, auf die § 3 Abs. 1 Nr. 4 GeschmMG verweist, auch gesetzliche Zahlungsmittel gemeint sind. Es ist kein Grund gegeben, dies beim geschmacksmusterrechtlichen Ausschluss von Hoheitszeichen anders zu beurteilen.319 Eine missbräuchliche Benutzung ist anzunehmen, wenn der irreführende Anschein eines Bezugs des Musters zu staatlichen Stellen oder eine Ausgabe durch solche Stellen erweckt wird, wobei auf die Umstände des Einzelfalls und die konkrete Verwendung abzustellen ist. Die identische oder nahezu identische Übernahme hoheitlicher Zeichen ist auch ohne Hinzutreten weiterer Umstände missbräuchlich, weil die hoheitliche Zweckbestimmung der Zeichen eine Verwendung zur Verfolgung einzelner privater 317 BPatG, Beschl. v. 10.1.2012 – 35 W (pat) 450/09. 318 BPatG, Beschl. v. 21.8.2012 – 10 W (pat) 701/09 – Folienbeutelaufdrucke, Rechtsbeschwerde zugelassen. 319 E ichmann/von Falckenstein, GeschmMG, 4. Aufl., Rdnr. 23; noch offen gelassen in BPatG, GRUR 2002, 337 – Schlüsselanhänger; BPatGE 44, 148 – Tassen mit Gelddarstellungen. 52 Sortenschutzrecht BPatG Jahresbericht 2012 Interessen ausschließt. Der mögliche Gebrauchszweck des Musters (hier: Aufdruck auf Folienbeutel, der zur Aufnahme von Flüssigkeiten bestimmt ist) ist, auch wenn hierdurch ein hinreichender Abstand zum hoheitlichen Zeichen gewahrt wäre, bei der Frage der Missbräuchlichkeit nicht zu berücksichtigen, soweit dieser nicht im Muster selbst abgebildet ist. Eine Geschmacksmusteranmeldung ist gemäß § 16 Abs. 5 GeschmMG zurückzuweisen, wenn die eingereichten Muster entweder gar nicht oder nur sehr schlecht erkennbar sind und sich deshalb nicht zur Bekanntgabe des Musters eignen, § 11 Abs. 2 Nr. 3 GeschmMG320 und der Anmeldung daher auch kein Anmeldetag zuerkannt werden kann, § 13 Abs. 1 GeschMG, so der 10. Senat.321 Sind die Abbildungen nicht auf dem amtlichen Formblatt eingereicht worden, erfüllt die Anmeldung zudem nicht das Erfordernis des § 6 Abs. 1 Satz 2 GeschmMV i.V.m. § 26 Abs. 1 Nr. 2 GeschmMG. Sortenschutzrecht Der 36. Senat322 hatte über eine Beschwerde nach § 34 Abs. 1 SortG zu entscheiden, welche gegen einen zurückweisenden Beschluss des Widerspruchsausschusses des Bundessortenamts gerichtet war. Dieser hatte den Widerspruch gegen die Zurückweisung des Antrags auf Sortenschutz für die Pflanze (Waldrebesorte) Clematis florida mit der Bezeichnung „fond memories“ als unbegründet zurückgewiesen. Die angemeldete Sorte sei im Zeitpunkt ihrer Anmeldung nicht mehr neu im Sinne von § 6 Abs. 1 SortG gewesen. Der Präsident des Bundessortenamts war dem Beschwerdeverfahren beigetreten. Der 36. Senat bestätigte die angegriffene Entscheidung und die Gültigkeit von § 6 Abs. 1 SortG, obwohl er der Auffassung der Anmelderin folgte, dass diese Vorschrift unvereinbar ist mit dem Internationalen Übereinkommen zum Schutz von Pflanzenzüchtungen vom 2.12.1961 (PflZÜ) in der Fassung des UPOV-Übereinkommens 1991, das in Deutschland nach Art. 59 Abs. 2 Satz 1 GG durch Gesetz innerstaatliche Geltung erlangt hat. Der Senat führte aus, dass die Unvereinbarkeit darauf beruht, dass in § 6 Abs. 1 SortG entgegen der Vorgaben durch Art. 6 Abs. 1 UPOV-Übereinkommen 1991 sowie aller vorangegangenen Regelungen des PflZÜ für neuheitsschädliche Handlungen nicht an das Hoheitsgebiet des Anmeldestaates angeknüpft wird, sondern nach dem insoweit eindeutigen Wortlaut an das Gebiet der Europäischen Gemeinschaft/Union. Eine auf § 6 Abs. 1 Nr. 1 SortG gestützte Zurückweisung einer Anmeldung ist nach Auffassung des Senats gleichwohl rechtmäßig. Denn aus dem völkerrechtlichen Verstoß resultiert nur ein Anspruch der übrigen Vertragsparteien auf Erfüllung der Umsetzungspflicht, der Verstoß führt aber nicht dazu, dass § 6 Abs. 1 Nr. 1 SortG nichtig oder nicht anwendbar ist. Eine Vorlage an das Bundesverfassungsgericht nach Art. 100 Abs. 1 GG schied mangels eines Verfassungsverstoßes aus. Der Senat ließ die Rechtsbeschwerde nach §§ 35, 36 SortG i. V. m. § 100 Abs. 2 Nr. 1 zu. Rainer Engels*, Dr. Wolfgang Morawek** 320 Zu den diesbezüglichen Anforderungen siehe BPatG, Beschl. v. 10.12.1998 – 4 W (pat) 704/97. 321 BPatG, Beschl. v. 30.10.2012 – 10 W (pat) 701/10. 322 B PatG, Beschl. v. 6.9.2012 – 36 W (pat) 1/10 – Clematis florida fond memories, Rechtsbeschwerde zugelassen und eingelegt I ZB 18/12. * ** Vorsitzender Richter am BPatG, München Vorsitzender Richter am BPatG, München 53 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht Markenrecht I. Nichtkonventionelle Markenformen 1. Abstrakte Farbmarken Im Berichtszeitraum sind nur wenige Entscheidungen zu abstrakten Farbmarken ergangen. Abstrakte Farbzeichen werden durch die Bezeichnung der beanspruchten Farbe nach einem international anerkannten Farbklassifikationssystem und Vorlage eines Farbmusters eindeutig grafisch dargestellt. Bei Farbkombinationen ist zusätzlich die Angabe der räumlichen Anordnung und des quantitativen Verhältnisses erforderlich. Abstrakten Farben und Farbkombinationen fehlt regelmäßig die Unterscheidungskraft, weil der Verbraucher nicht gewohnt ist, allein aus der Farbe auf die Herkunft von Waren oder Dienstleistungen zu schließen. Schutzfähigkeit kommt nur unter außergewöhnlichen Umständen in Betracht, nämlich wenn die Zahl der Waren oder Dienstleistungen beschränkt und der maßgebliche Markt sehr spezifisch sind. Andernfalls kann Schutz nur im Wege der Verkehrsdurchsetzung erreicht werden. Schutzfähig Das für „chemische Additive zur Behandlung von Abgas“ und „Brennstoffe, nämlich Motorentreibstoffe“, jeweils „nur für Kraftfahrzeuge“ in den Klassen 1 und 4 angemeldete konturlose Farbzeichen „Blau (Pantone 300)“ 1 wurde als originär unterscheidungskräftig angesehen. Der 28. Senat ging von einer spezifischen und eng begrenzten Warengruppe aus. Das Publikum sei seit Jahrzehnten an die kennzeichnende Verwendung abstrakter Farben bzw. Farbkombinationen als „Hausfarben“ der großen Mineralölkonzerne gewöhnt.2 Die beanspruchten Waren seien nicht blau gefärbt. Vom 27. Senat wurde auch der abstrakten Farbkombination „Rot (Pantone 485 C)/Gelb (Pantone 130 C)/Blau (Pantone 287 C) im Verhältnis von 1:1 in seitlicher Anordnung neben einander“ 3 Unterscheidungskraft für eine Vielzahl von Waren und Dienstleistungen aus dem Bereich Medien und Telekommunikation zuerkannt. Die Verbraucher seien im hier einschlägigen Medienbereich an Farben als Kennzeichnungsmittel gewöhnt. Viele Fernsehsender verwendeten Logos in einer Farbe oder Farbkombination, z.B. Pro7 in Rot, Kabel1 in Orange, Phönix in Blau/Orange etc. Das Farbzeichen beschreibe keine Merkmale des auf den Grundfarben Rot, Blau und Grün beruhenden Farbfernsehens. Zudem gebe es praktisch bedeutsame und naheliegende Möglichkeiten seiner markenmäßigen Anbringung. 4 Weder lägen eine Täuschungsgefahr (§ 8 Abs. 2 Nr. 4 MarkenG) noch die Nachahmung eines Hoheitszeichens (§ 8 Abs. 2 Nr. 6 MarkenG) vor, weil die beanspruchten Waren und Dienstleistungen zu Rumänien mit den identischen Na tionalfarben keinen örtlichen Bezug hätten und nicht unterstellt werden dürfe, dass die Farben in Form einer Nationalflagge verwendet würden. Nicht schutzfähig Die Beschwerde gegen die Zurückweisung der u.a. für „Transportdienstleistungen eines Flugrettungsdienstes“ angemeldeten konturlosen Farbkombination „Rot (HKS 14)/Weiß“ 5 war nach Ansicht des 26. Senats wegen fehlender Unterscheidungskraft erfolglos, weil diese Farbkombination im Rettungswesen zur farblichen Kennzeichnung von Rettungsfahrzeugen gebräuchlich sei und nicht auf einen bestimmten Anbieter hinweise. Der mit RAL 3020 vergleichbare Rotton entspreche dem sog. Verkehrsrot, das – auch in Kombination mit Weiß – im Verkehrs- und Rettungsbereich als Warn- und Hinweisfarbe verwendet werde.6 1 BPatG, Beschl. v. 16.10.2012 – 28 W (pat) 11/11. 2 Vgl. auch BPatG, Beschl. v. 10.12.2003 – 29 W (pat) 89/03 – Grün/Gelb u. a. für Kraftstoffe u. Beschl. v. 14.11.2007 – 26 W (pat) 205/01 – Gelb/Blau für Tankstellendienste. 3 BPatG, Beschl. v. 12.6.2012 – 27 W (pat) 105/11 – Rot/Gelb/Blau für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 38, 41, 42 und 45. 4 BGH, GRUR 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II; GRUR 2010, 1100 – TOOOR! 5B PatG, Beschl. v. 18.5.2012 – 26 W (pat) 52/11, für „Transportdienstleistungen eines Flugrettungsdienstes, insbesondere Transport von Kranken und Behinderten; Transport von Blutkonserven, Gewebeproben und Seren sowie Rückholdienste“. 54 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 Für eine Verkehrsdurchsetzung reichten die eingereichten Unterlagen nicht aus, insbesondere ergäben sie nicht, dass die Anmelderin die beanspruchte Farbkombination im (nachträglich) angegebenen Verhältnis 2:1 einsetze. 2. Dreidimensionale Marken Dreidimensionalen Zeichen fehlt die Unterscheidungskraft, wenn es sich nur um eine naturgetreue Wiedergabe der Ware, die Verkörperung eines im Vordergrund stehenden Begriffsinhalts oder einfache, der Ästhetik dienende Gestaltungsmerkmale handelt. Schutzfähigkeit können sie nur erlangen, wenn sie charakteristische Merkmale aufweisen, die erheblich von der Norm oder der Branchenüblichkeit abweichen. Schutzfähig Im Gegensatz zur vorgenannten Entscheidung zur abstrakten Farbkombination nahm der 30. Senat die Eintragungsfähigkeit der beiden u.a. für „Kraftfahrzeuge und Luftfahrzeuge für Transportdienstleistungen eines Rettungsdienstes; Transportdienstleistungen eines Rettungsdienstes“ beanspruchten dreidimensionalen Farbaufmachungszeichen „Rot-weißer Helikopter“ 7 und „Rot-weißes Jetflugzeug“ 8 an. Die verwen dete Farbkombination fungiere zwar im Straßenverkehr als Signalfarbe von Rettungsdiensten, nicht jedoch im Flugverkehr. Bei den Anbietern von Rettungsjets und -helikoptern bzw. bei Leistungen der Flugrettung mittels solcher – von der Form her unauffälligen – Flugmaschinen handele es sich um einen ganz speziellen und abgegrenzten Markt. Speziell im Rettungswesen grenzten sich die verschiedenen Dienstleister mit Hilfe von Farben voneinander ab. Der Markt in diesem Bereich werde im Wesentlichen von einem Anbieter mit auffallender gelber Farbgestaltung und der Anmelderin mit rot-weißer Farbgebung bestimmt.9 Nicht schutzfähig Für nicht schutzfähig erachtete der 27. Senat das dreidimensionale Zeichen „Klett(haft)verschluss“ 10, weil diese Gestaltung ausschließlich zur Erreichung einer technischen Wirkung erforderlich sei (§ 3 Abs. 2 Nr. 2 MarkenG) und nur die Ware selbst zeige. Die angemeldete Form unterscheide sich ausschließlich durch die Fortsätze (Ohren) auf den zwei gegenüberliegenden Seiten von den gebräuchlichen Gestaltungen. Aber auch diesen Elementen werde das Fachpublikum eine technische Funktion zuschreiben. II. Wortmarken, Wort-/Bildmarken, Bildmarken 1. Fremdsprachige Begriffe Schutzfähig Das polnische Wort „Bimber“11 sei die Bezeichnung u.a. für illegal gebrannten Schnaps, die der Durchschnittsverbraucher nicht verstehe. Obwohl der Fachverkehr in der Regel gebräuchliche fremdsprachige Warenangaben kenne, sei „Bimber“ kein solcher feststehender Begriff mit klar umrissener Bedeutung im Wirtschaftsverkehr, sondern die schillernde Bezeichnung einer nicht im Handel befindlichen, illegal hergestellten Ware, die nicht zur Beschreibung legaler, gewerblich vertriebener Waren benutzt werde. Die IR-Marke „Quinté +“12 sei nicht als Fachbegriff für eine bestimmte Pferdewette (sog. „Fünferwette“) belegbar, zumal „fünf“ im Französischen „cinq“ heiße. 6 Vgl. auch EuGH, GRUR Int. 2012, 333, 335 Rdnr. 49 – Lichtgrau/Verkehrsrot/Lichtgrau. 7 BPatG, Beschl. v. 26.1.2012 – 30 W (pat) 65/10, BeckRS 2012, 05703. 8 BPatG, Beschl. v. 26.1.2012 – 30 W (pat) 66/10, BeckRS 2012, 05704. 9 Vgl. auch BPatG GRUR 2009, 164 ff. – Gelb/Rot. 10 BPatG, Beschl. v. 16.2.2012 – 27 W (pat) 154/10, u. a. für „Haft- sowie Flächenhaftverschlusswaren und -teile“. 11 BPatG, Beschl. v. 13.3.2012 – 33 W (pat) 38/10, für Waren der Kl. 1 und 33. 12 BPatG, Beschl. v. 27.3.2012 – 27 W (pat) 534/11, für Waren der Kl. 16 und Dienstleistungen der Kl. 41. 55 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht „specs“13 werde im Englischen als umgangssprachliche Abkürzung des Substantivs „spectacles“ mit der Bedeutung „Brille“ verwendet. Der Begriff gehöre aber nicht zum allgemein geläufigen Grundwortschatz und werde auch vom Fachkreis der Augenoptiker nicht ohne weiteres verstanden, zumal für „Brille“ im Englischen eher „glasses“ bekannt sei. Nicht schutzfähig „VENTAS“14: In seiner Bedeutung „Käufe, Verkäufe, Umsätze“ enthalte das spanische Wort einen zentralen wirtschaftlichen Begriff für alle Waren und Dienstleistungen, mit denen Handel getrieben werden könne und müsse daher frei verfügbar sein. „REMEDIAN“15 entstamme der spanischen Sprache und bedeute – auch ohne Voranstellung des Pronomens „ellos“ – „sie helfen“. Für Arzneimittel und Druckereierzeugnisse liege zwar eine beschreibende, aber nicht geläufige Angabe vor, die speziell vom Exporthandel in den spanischen Sprachraum benötigt werde. „sounds“16 werde als in den deutschen Sprachgebrauch eingegangenes Wort in der Bedeutung „Töne, Geräusche“ etc. ohne weiteres erkannt und sei für Verlagserzeugnisse und Verlagsdienstleistungen Hinweis auf deren thematischen Inhalt. „beachers“17 sei zwar sprachregelwidrig gebildet, enthalte jedoch die produktbezogene Sachaussage, dass die beanspruchten Bekleidungsstücke und Schuhwaren für den Strand bestimmt und geeignet seien. „OPTIMA“18 werde vom Publikum als geringfügige Abweichung des Begriffs „optimal“ im anpreisenden Sinne von „bestmöglich“ entweder bewusst erkannt oder gar nicht bemerkt bzw. für einen Druckfehler gehalten. 2. Buchstaben und Buchstabenfolgen Einzelbuchstaben und Buchstabenkombinationen sind nicht unterscheidungskräftig, wenn sie sachbezogene Abkürzungen darstellen oder branchenbedingt nur als Typen-, Serien- oder technische Standardbezeichnungen verstanden werden. Die Beurteilung hängt daher stark von den jeweiligen Branchenverhältnissen ab. Nach dem Urteil des EuGH zu „Multi Markets Fund MMF“ und „NAI – Der Natur-Aktien-Index“ (C-90/11, C-91/11, GRUR 2012, 616 ff.) fehlt die Unterscheidungskraft, wenn eine Buchstabenkombination nur als Abkürzung einer voran- oder nachgestellten beschreibenden Wortfolge wahrgenommen wird. Eintragungsverfahren Schutzfähig „M“19: Der angesprochene Durchschnittsverbraucher messe dem Buchstaben „M“ keine beschreibende Bedeutung für „Sportwagen“ zu. Zwar enthalte die EGRichtlinie 2007/46/EG vom 05.09.2007 eine Klassifizierung für Fahrzeuge zur Personenbeförderung mit mindestens vier Rädern, die mit „Klasse M“ bezeichnet werde. In Alleinstellung werde der Buchstabe jedoch auch vom Fachverkehr nicht zur Beschreibung von Sportwagen verwendet oder benötigt. 13 BPatG, Beschl. v. 26.4.2012 – 28 W (pat) 525/12, für Waren der Kl. 5, 9 und 14 sowie Dienstleistungen der Kl. 44. 14 BPatG, Beschl. v. 27.3.2012 – 24 W (pat) 558/11, für Waren der Kl. 9 und Dienstleistungen der Kl. 35 und 42. 15 B PatG, Beschl. v. 19.7.2012 – 30 W (pat) 27/11, nicht schutzfähig für Waren der Kl. 5 und 16, schutzfähig hingegen für Dienstleistungen der Kl. 35, 41, 42 und 44, die nicht in spanischsprachige Länder exportiert bzw. aus diesen Ländern in Deutschland nachgefragt würden. 16 B PatG, Beschl. v. 26.7.2012 – 27 W (pat) 9/11, nicht schutzfähig für Waren der Kl. 9, 16 und für Dienstleistungen der Kl. 35 und 38 in Teilen, schutzfähig u. a. für „Werbung; sportliche Aktivitäten; Vergabe von Lizenzen an gewerblichen Schutz- und Urheberrechten“. Die Rechtsbeschwerde wurde zugelassen, weil die bisherige Rechtsprechung zu der Frage, ob Verlagsdienstleistungen im weitesten Sinn durch einen produktbezogenen Begriffsgehalt beschrieben werden könnten, umstritten sei. Sie wurde nicht eingelegt. 17 BPatG, Beschl. v. 5.11.2012 – 27 W (pat) 167/10, u. a. für „Schuhe, Schuhwaren Bekleidungsstücke für den Strand“. 18 BPatG, Beschl. v. 20.6.2012 – 28 W (pat) 14/11, für Waren der Kl. 4, 7, 9, 12 und 17. 19 BPatG, Beschl. v. 14.11.2012 – 28 W (pat) 518/11 für Waren der Kl. 12. 20 BPatG, Beschl. v. 17.1.2012 – 27 W (pat) 55/11, für Waren der Kl. 18 und 25 sowie Dienstleistungen der Kl. 35. 21 B PatG, Beschl. v. 10.1.2012 – 27 W (pat) 114/11, u. a. für „Druckereierzeugnisse; Lehr- und Unterrichtsmittel, ausgenommen Apparate; Bücher; Zeitschriften; Versicherungswesen; Ausbildung; Publikation von Druckereierzeugnissen“. Die Rechtsbeschwerde wurde zur Vereinheitlichung der Rechtssprechung zu Kombinationen, Akronymen und beschreibenden Begriffen zugelassen. Sie wurde nicht eingelegt. 56 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 : Im Modebereich sei „QC“ nicht als Abkürzung der Bedeutung „Qualitätskontrolle“ erkennbar, da das Publikum darin z.B. auch die Initialen eines Modeschöpfers sehen könne. Dies werde verstärkt durch die für Sachaussagen untypische, elegant verspielte grafische Gestaltung des Zeichens. 20 Nicht schutzfähig „ZVS Zertifizierter Vorsorge-Spezialist“21: Aufgrund der nachgestellten Wortfolge sei „ZVS“ sofort als bloße Abkürzung der nachfolgenden beschreibenden Sachangabe wiederzuerkennen und zu verstehen.22 „GerontoCare Ambulante geronto-psychiatrische Pflege Südbrookmerland“23: Selbst wenn der Zeichenteil „GerontoCare“ in Alleinstellung für schutzfähig erachtet würde, (was aber aufgrund des beschreibenden Hinweises auf den Dienstleistungsgegenstand der Altenpflege nicht der Fall sei), werde dieser Eindruck durch die nachfolgende Erläuterung „Ambulante geronto-psychiatrische Pflege“ wieder beseitigt. Widerspruchsverfahren Die Verwechslungsgefahr wurde in folgenden Fällen bejaht: „DSBE“ ./. „DSB“24: Der Buchstabenfolge „DSB“ komme mangels im Inland bekannter beschreibender Bedeutung keine geschwächte Kennzeichnungskraft zu, weshalb der Abstand zur angegriffenen Marke, der nur in einem „E“ am Wortende bestehe, das leicht zu überhören oder zu übersehen sei, nicht ausreiche. „OMV“ ./. „OGV“25: Die von Haus aus durchschnittliche Kennzeichnungskraft der Widerspruchsmarke sei aufgrund der sehr starken Umsatzzahlen für „Brennstoffe“ erhöht. Die Vergleichsmarken kämen sich daher selbst bei lediglich mittelgradig ähnlichen Waren in klanglicher Hinsicht aufgrund der Identität in zwei von drei Buchstaben klanglich zu nahe. 3. Wortzusammensetzungen Schutzfähig „Vetexpo“26: Die Annahme, der Verbraucher erkenne ohne weiteres die Zusammensetzung aus den Begriffen „Vet“ als Abkürzung für „veterinär“ und „expo“ als Synonym für Messe, Ausstellung, sei konstruiert und beruhe auf einer zergliedernden Betrachtungsweise. „tobaccoland“27: Der Senat erhob durch Einholung eines Gutachtens der Gesellschaft für deutsche Sprache Beweis über die Frage, ob dem Wort „Land“ – wie bei einem Warensortiment – bei den in Rede stehenden Verkaufsautomaten und damit in Zusammenhang stehenden Dienstleistungen die Bedeutung einer besonders großen (Verkaufs-)Fläche oder Verkaufsstätte zukomme. Das Gutachten habe dies nicht klar beantwortet. Die Internetrecherche habe jedoch eindeutig ergeben, dass eine Vertriebsstättenbezeichnung mit der Endung „-land“ nicht nur auf ein umfangreiches Warenangebot, sondern auch auf eine Verkaufsfläche hinweise, die betreten werden könne und deren Größe den Umfang eines Verkaufsautomaten weit überschreite.28 22 Vgl. hierzu auch die Urteile des EuGH zu „Multi Markets Fund MMF“ und „NAI – Der Natur-Aktien-Index“ (GRUR 2012, 616 ff.), wonach die Unterscheidungskraft fehle, wenn bei einer Wortfolge die Buchstabenfolge nur als Abkürzung einer voran- oder nachgestellten beschreibenden Wortkombination wahrgenommen werde. 23 BPatG, Beschl. v. 10.5.2012 – 30 W (pat) 88/10, für Dienstleistungen der Kl. 43 und 44. 24 B PatG, Beschl. v. 25.1.2012 – 29 W (pat) 9/11. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 39, die Widerspruchsmarke für Dienstleistungen der Kl. 35, 36, 37,39, 41 und 42. 25 B PatG, Beschl. v. 12.9.2012 – 28 W (pat) 82/11. Die Vergleichsmarken sind jeweils eingetragen für Waren der Kl. 4, 6 und 11 sowie Dienstleistungen der Kl. 39. 26 B PatG, Beschl. v. 31.7.2012 – 27 W (pat) 527/11, u. a. für „Organisation von Ausstellungen und Messen für wirtschaftliche und Werbezwecke, Marketing (Absatzforschung); Systematisierung von Daten in Computerdatenbanken; Vermietung von transportablen Bauten“. 27 B PatG, Beschl. v. 30.5.2012 – 29 W (pat) 47/11, für Waren der Kl. 9 und Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 39 und 42. Vgl. hierzu auch die Parallelanmeldung „tobaccoland“ als Wort-Bild-Zeichen in abgewandelter Schriftart, für gleiche Waren/Dienstleistungen (BPatG 29 W (pat) 191/10). 28 Vgl. hierzu auch die Entscheidung „EuroShop“ Kopacek/Kortge, Jahresbericht BPatG 2011, GRUR 2012, 443. 57 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht Nicht schutzfähig „Scinet“29 Auch ohne Binnengroßschreibung seien die Abkürzungen „sci“ für „science“ oder „scientific“ (Wissenschaft oder wissenschaftlich) und „net“ für Internet oder „network“ (Netzwerk) den Fachkreisen, die Werbe- und Bürodienstleistungen bzw. Design für Internetauftritte und Grafikdesign in Anspruch nähmen, unmittelbar geläufig. „FLATRATE“30: Hinsichtlich „Kraftfahrzeuge und deren Teile“ nähmen die Endverbraucher an, dass alle Leistungen mit einem einheitlichen Tarif abgegolten seien, dessen Höhe nicht von der einzelnen Inanspruchnahme abhänge. Dies gelte auch hinsichtlich der Finanzierung von Kraftfahrzeugen. Die Problematik, ob für die Beurteilung der Schutzfähigkeit nach nationaler höchstrichterlicher Rechtsprechung auf den Zeitpunkt der Entscheidung über die Eintragung31 oder auf den Zeitpunkt der Anmeldung32 abzustellen sei, konnte vorliegend offen bleiben33, da der Gebrauch der angemeldeten Bezeichnung seit 2005/2006 belegt war. 4. Slogans Seit der Entscheidung des EuGH zu „Vorsprung durch Technik“ (C-398/08 P, GRUR 2010, 228) kann eine Wortfolge, selbst wenn sie eine Sachaussage in mehr oder weniger großem Umfang enthält, ohne unmittelbar beschreibend zu sein, als betrieblicher Herkunftshinweis dienen. Voraussetzung ist, dass sie nicht nur eine gewöhnliche Werbemitteilung beinhaltet, sondern über eine gewisse Originalität oder Prägnanz verfügt, ein Mindestmaß an Interpretationsaufwand erfordert und bei den angesprochenen Verkehrskreisen einen Denkprozess auslöst. Nach dem Urteil des BGH zu „Vision“ (GRUR 2010, 935) vermitteln längere Wortfolgen regelmäßig nicht den Eindruck eines betrieblichen Herkunftshinweises. Schutzfähig sei in Bezug auf Möbel, Werbedienstleistungen und Bau von Messeständen keine gebräuchliche und übliche Wortfolge der Alltagssprache. Lediglich im Bereich Kosmetik, Fitness etc. werde sie häufig verwendet, da der Konsument etwas für sich tue. Die Wortfolge sei auch kein Synonym für „Do-it-yourself“. 34 „green follows function“35: In der Bedeutung „Grün folgt Funktion“ erschließe sich kein Sinngehalt, auch wenn man den Zusammenhang mit dem Satz „form follows function“ erkenne. Selbst wenn man „green“ im Sinne von Umweltverträglichkeit verstehe, bedürfe es weiterer Gedankenschritte, wie diese an einer Funktion auszurichten sei, ob sie Vorrang habe oder hinter die anderen Belange zurücktrete. „BE WHAT YOU ARE AND EVERYTHING YOU WANT TO BE“36: Die IR-Marke sei zwar nicht kurz, aber prägnant und stehe auch wegen des Wortes „what“ im Unterschied zum näher liegenden „who“ für verschiedene Bedeutungen. Nicht schutzfähig „Faster than hockey, rougher than rugby, sexier than golf“37 werde ohne weiteres mit „schneller als Hockey, rauer als Rugby und sexier als Golf“ übersetzt. Auch wenn kein beschreibender Begriffsgehalt in Bezug auf Bekleidung, Werbung und sportliche Aktivitäten vor- 29 BPatG, Beschl. v. 26.9.2012 – 29 W (pat) 510/11, für Dienstleistungen der Kl. 35, 39 und 42. 30 BPatG, Beschl. v. 18.9.2012 – 33 W (pat) 141/08, für Waren der Kl. 12 und Dienstleistungen der Kl. 36. 31 Vgl. BGH GRUR 2009, 411 – STREETBALL. 32 Vgl. zur Nichtigerklärung nach der Gemeinschaftsmarkenverordnung EuGH GRUR Int. 2010, 145 – FLUGBÖRSE. 33 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 29.10.2012 – 30 W (pat) 40/11 – Aus Akten werden Fakten. 34 BPatG, Beschl. v. 13.3.2012 – 33 W (pat) 548/10, für Waren der Kl. 20 und Dienstleistungen der Kl. 35 und 37. 35 BPatG, Beschl. v. 25.9.2012 – 33 W (pat) 552/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 36, 37 und 42. 36 BPatG, Beschl. v. 26.9.2012 – 26 W (pat) 548/12, für Waren der Kl. 34 und Dienstleistungen der Kl. 41. 37 BPatG, Beschl. v. 21.5.2012 – 27 W (pat) 45/11, für „Bekleidung; Werbung; sportliche und kulturelle Aktivitäten“. 38 Vgl. hierzu auch BGH GRUR 2010, 935 – Die Vision. 39 B PatG, Beschl. v. 5.7.2012 – 30 W (pat) 92/10, u. a. für „Seifen, Parfümeriewaren; Entnahme von Körperproben …; medizinische Beratung“. Ob eine naheliegende markenmäßige Verwendungsmöglichkeit in Betracht kommt (vgl. BGH GRUR 2010, 825 – MarleneDietrich-Bildnis II), wurde nicht erörtert. 58 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 liege, verstünden die angesprochenen Verkehrskreise die Wortfolge ausschließlich als Werbeslogan. Zudem spreche die Länge der Wortfolge gegen eine Unterscheidungskraft.38 „For Me“39 erschließe sich in der Bedeutung „Für mich“ dem Publikum unmittelbar als anpreisender Werbeslogan, dass die beanspruchten Waren aus dem Kosmetikbereich sowie die medizinische Beratung bei Stoffwechselerkrankungen und Diäten eine individuelle Anpassung ermöglichten. 40 „Get It Right“41 werde vom Publikum aufgrund der Imperativform als allgemeiner, universell einsetzbarer Kaufappell aufgefasst, dass man es mit dem Kauf oder Vertragsabschluss „richtig mache“. Werbeslogans seien inzwischen auch bei den für Fachkreise bestimmten Spezialprodukten übliche Mittel zur Steigerung des Absatzes. 5. Wortfolgen mit geografischen Herkunftsangaben Schutzfähig In einer Serie von 15 Anmeldungen, die Namen von Kleinstädten und einer Provinz in Italien, Südafrika und Ungarn sowie eines Inselstaats zum Gegenstand hatten, wurde präzise differenziert, wann geografische Herkunftsangaben für schutzfähig zu erachten sind und wann nicht. In 9 Fällen („Barletta“, „“Novara“, „Chieti“, „Samoa“, „Umbria“, „“Viareggio“, „Vercelli“, „Sopron“, „Viterbo“)42 wurde die Schutzfähigkeit verneint, da es sich um Orte handele, in denen Möbel bereits produziert würden oder eine Möbelproduktion zu erwarten sei. 6 Anmeldungen („Albufeira“, „Norcia“, „Narni“, „Kimberley“, „Orvieto“, „Otranto“)43 wurden für schutzfähig erachtet, da in diesen dem deutschen Verkehr weitgehend unbekannten Orten eine Möbelherstellung derzeit weder stattfinde noch in Zukunft zu erwarten sei. „Cape of Good Hope“44: Aufgrund der konkreten Verhältnisse am „Kap der guten Hoffnung“ als Küstenfelsenkliff und Naturreservat an der Südspitze Südafrikas würden weder Endverbraucher noch Geschäftskunden annehmen, dass die u.a. beanspruchten Werbe-, Großund Einzelhandelsdienstleistungen dort angeboten oder erbracht würden. Das „Kap der guten Hoffnung“ sei auch kein Synonym für Südafrika. Nicht schutzfähig „Gagny“45: sei eine in der Nähe von Paris und des Flughafens „Paris-Charles de Gaulle“ gelegene relativ kleine Stadt, die über eine industrielle Infrastruktur sowie überdurchschnittlich gute Verkehrsanbindung verfüge. Es sei damit zu rechnen, dass dort künftig Haushaltswaren produziert würden, zumal Frankreich bereits ein bedeutender Produzent in diesem Bereich sei und die Produktion keine besonderen geografischen oder klimatischen Voraussetzungen erfordere. „St. Petersburger Staatsballett“46: Die angemeldete Marke sei nicht der Name eines konkreten Ensembles, sondern nur ein allgemeiner Hinweis auf irgendein staatliches Ballettensemble aus St. Petersburg und komme daher als Themen- oder Inhaltsangabe für die beanspruchten Waren und Dienstleistungen in Betracht. 47 Da die Marke einen staatlichen Anbieter aus St. Petersburg nahelege, bedürfe es einer sehr weitge- 40 Anders hierzu noch BGH GRUR 1999, 1093 – FOR YOU. Die Beurteilung von allgemeinen Anpreisungen und Werbeschlagwörtern habe im Lauf der Zeit hingegen Wandlungen und Klarstellungen erfahren. 41 BPatG, Beschl. v. 24.5.2012 – 25 W (pat) 539/11, für Waren der Kl. 9 und 42. 42 B PatG, Beschl. v. 14.11.2012 - 26 W (pat) 39/11, 26 W (pat) 40/11, 26 W (pat) 44/11, 26 W (pat) 1/12, 26 W (pat) 3/12 bis 26 W (pat) 6/12 und 26 W (pat) 8/12, u. a. für „Möbel“. 43 B PatG, Beschl. v. 14.11.2012 – 26 W (pat) 37/11, 26 W (pat) 41/11 bis 26 W (pat) 43/11 sowie 26 W (pat) 2/12 und 26 W (pat) 7/12, u. a. für „Möbel“. 44 BPatG, Beschl. v. 27.6.2012 – 29 W (pat) 42/12, für Dienstleistungen der Kl. 35 und 42. 45 BPatG, Beschl. v. 5.12.2012 – 26 W (pat) 563/11, für Waren der Kl. 21. 46 B PatG, Beschl. v. 22.5.2012 – 27 W (pat) 51/11, für Waren der Kl. 9 und Dienstleistungen der Kl. 35, 41 und 42. Die Rechtsbeschwerde wurde zu der bisher nicht höchstrichterlich entschiedenen Frage, inwieweit eine Berühmung staatlicher Trägerschaft bereits im Eintragungsverfahren nach § 8 Abs. 2 Nr. 4 MarkenG geprüft werden könne, zugelassen, aber nicht eingelegt. 47 Vgl. BPatG, Beschl. v. 24.4.2012 – 27 W (pat) 23/12 – Gürzenich Orchester Köln. 59 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht henden Verkehrsdurchsetzung, um das Zeichen einem Schweizer Privatunternehmen zuordnen zu können, das neben einem anderen Veranstalter nur organisatorische Unterstützung bei einer Tournee leiste. Dafür fehlten ausreichende Angaben. Hinsichtlich der beanspruchten Werbe- und Vertragsdienstleistungen sei die Wortfolge zwar nicht beschreibend48, aber gemäß § 8 Abs. 2 Nr. 4 MarkenG täuschend. Berühmungen wie „Staatsballett“, „Staatszirkus“ seien nur dann nicht irreführend, wenn die Verbraucher sie nicht ernst nähmen. Vorliegend würden indes besondere Qualitätsvermutungen erweckt, was der erkennende Senat – auch im Kontext mit künstlerischen Darbietungen – aus eigener Anschauung beurteilen könne. 6. Etablissementbezeichnungen Schutzfähig Eine Differenzierung zur Entscheidung „St. Petersburger Staatsballett“ trifft der 27. Senat in der Entscheidung „Gürzenich Orchester Köln“: 49 „Gürzenich“ bezeichne eine Festhalle in der Kölner Altstadt und sei ein Etablissementname, der nicht vergleichbar sei mit allgemein gebräuchlichen Bezeichnungen, wie „Oper“, „Theater“, „Philharmonie“ o. ä. Das Publikum sei daran gewöhnt, Orchester-Bezeichnungen als betrieblichen Herkunftshinweis zu sehen, wenn keine Angabe zu einer Stilrichtung (Kammerorchester, Symphonieorchester etc.) vorliege, sondern ein Bezug zu einer Örtlichkeit50. Viele Orchester hätten ein „festes Haus“, nach dem sie sich benennen würden (z.B. Leipziger Gewandhausorchester). Die genaue Identifizierung bei generischen Benennungen von Auftrittsstätten erfolge häufig über die Ortsangabe. Da „Gürzenich“ nicht als bundesweit allgemein bekanntes Gebäude synonym für Köln stehe, sei die Wortfolge auch nicht freihaltebedürftig. „Gürzenich Orchester Köln“ beschreibe nicht einmal den Ort, an dem die Veranstaltung stattfinde, da Orchester – namensunabhängig – weltweit auf Tournee gingen. werde als Name aufgefasst. Derart gebildete Bezeichnungen von Lehreinrichtungen seien dem Publikum geläufig, vgl. etwa Hochschule Niederrhein, Hochschule RheinMain. Gerade in der Kombination mit „Bochum“, das den Ort genau angebe, wirke das geografisch weniger präzise „Ruhr“ als Name der Universität, wobei „Bochum“ und „Ruhr“ auch nicht so eng miteinander verknüpft seien, wie z.B. „Frankfurt/Main“. 51 Nicht schutzfähig „Dortmunder U“52: Die gegenwärtige Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes mit einer Nutzfläche von 15.000 m2 in der Dortmunder Innenstadt in den Bereichen Kunst, Kultur, Forschung und Ausbildung schließe nicht aus, dass die beanspruchten Waren gegenwärtig oder zukünftig in dem Gebäude bzw. auf dem umliegenden Areal angeboten oder sogar dort hergestellt werden könnten. Auch hinsichtlich der beanspruchten Dienstleistungen liege eine geografische Herkunftsangabe vor, da diese entweder in dem Gebäudekomplex angeboten würden oder sich inhaltlich auf diesen beziehen könnten. 48 BGH, GRUR 2009, 949 – My World. 49 BPatG, Beschl. v. 24.4.2012 – 27 W (pat) 23/12, für Waren der Kl. 15 und Dienstleistungen der Kl. 35 und 41. 50 Dies entspreche der Rspr., vgl. 32 W (pat) 11/01, BeckRS 2009, 26921 – Bodensee-Arena; 27 W (pat) 8/11 – Telespargel; 27 W (pat) 508/12 – Jagdschloss Platte; MarkenR 2010, 403 – Konstanzer Konzil. 51 BPatG, Beschl. v. 13.12.12 – 27 W (pat) 561/12, für Waren der Kl. 9 und 16 sowie Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 41, 42 und 44. 52 B PatG, Beschl. v. 31.1.2012 – 27 W (pat) 43/11, für zahlreiche Waren der Kl. 14, 18, 21, 25, 26, 28 und Dienstleistungen der Kl. 35, 36, 38, 39, 41 und 43. 60 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 „Universitätsklinikum Köln“53 vermittle unmittelbar verständlich, dass es sich um den Betrieb einer medizinischen Fakultät in Köln handele. Die Schutzfähigkeit einer Marke sei losgelöst von der Person des Anmelders sowie von dessen Namens- und Monopolrechten zu prüfen. 7. Personennamen Personennamen sind von Hause aus unterscheidungskräftig, es sei denn, sie sind gleichzeitig Sachangaben (z.B. Diesel für Kraftstoffe). Auch bekannte Personen der Zeitgeschichte (z.B. Künstler oder Sportler) haben ein legitimes Interesse an der kommerziellen Verwertung ihres Ansehens und ihrer Popularität (BGH GRUR 2000, 709, 712, 713 – Marlene Dietrich I; BPatG 32 W (pat) 92/06 – Maya Plisetskaya). Jedoch sind Namen historischer Persönlichkeiten Teil des kulturellen Erbes der Allgemeinheit, wie z.B. Leonardo da Vinci54, und können daher grundsätzlich nicht als Kennzeichen geschützt werden. Eine Ausnahme besteht bei berechtigter Benennung öffentlicher Einrichtungen, wie z.B. einer Hochschule, nach einem ehemaligen Leiter oder bedeutenden Wissenschaftler (BPatG GRUR 2006, 591 – GEORG-SIMON-OHM). Die seit dieser Entscheidung eingeschlagene Linie der Rechtsprechung wurde vom 27. Senat in den nachfolgenden erfolgreichen Beschlüssen in anmelderfreundlicher Weise deutlich ausgebaut und verfeinert: „Robert Enke“55: In dieser Entscheidung stellt der 27. Senat neue Erwägungen zur Schutzfähigkeit von Personennamen an und verbindet diese insbesondere mit der BGH-Entscheidung zu Marlene-Dietrich-Bild- nis II (GRUR 2010, 825). Der 2009 verstorbene Fußballtorwart gehöre aufgrund seiner sportlichen Karriere und tragischen Lebensumstände zu den Personen der Zeitgeschichte. Zwar komme das angemeldete Zeichen als Inhaltsangabe von Büchern oder anderen Medien in Betracht; insoweit könne aber dem Zeichen ein Mindestmaß an Unterscheidungskraft nicht abgesprochen werden, da eine Anbringung in Form eines Herkunftshinweises möglich sei. Die Verbraucher seien gerade bei Druckereierzeugnissen sowie Lehr- und Unterrichtsmitteln daran gewöhnt, dass Namen – oft sogar mit Vornamen – auf den Umschlägen und/oder Buchrücken so angebracht seien, dass sie als Hinweis auf den Verlag dienten, etwa C. H. Beck, Fischer, Walter de Gruyter, Heymanns, Ernst Klett, Dr. Otto Schmidt u. v. m. Obwohl nahezu jedes aussagekräftige Wort etwas bezeichne, das Inhalt einer publizistischen Darstellung sein könne, müsse aber Markenschutz auch für Medien, Bild- und Tonträger, Druckereierzeugnisse etc. möglich sein56. „Robert Enke“ könne zwar Thema von Biografien und anderen Berichten sein, aber das angesprochene Publikum könne allein aus Namen oder Sachbezeichnungen ohne weiteren Kontext nicht auf einen bestimmten Inhalt schließen.57 Ferner könne es sich bei damit bezeichneten Waren sowohl um Biographien oder andere Sachbücher als auch um Bildbände oder Romane handeln. Die Anmeldung von Namen verstoße darüber hinaus grundsätzlich nicht gegen § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG. Der Schutz gegen die Verletzung postmortaler Persönlichkeitsrechte sei ein privates Recht, das als relatives Schutzhindernis im Sinne von § 13 Abs. 2 MarkenG, nicht aber im Rahmen von § 8 Abs. 2 Nr. 1 bis 10 zu prüfen sei. 53 B PatG, Beschl. v. 22.3.2012 – 30 W (pat) 81/11, u. a. für Bücher; Schriften (Veröffentlichungen); medizinische Dienstleistungen und Pflege, insbesondere … Dienstleistungen von Kliniken, Krankenpflegedienste, therapeutische und ärztliche Versorgung und Betreuung“. Weitere 9 Parallelentscheidungen vom gleichen Tag für identische Waren/Dienstleistungen: 30 W (pat) 72/11 – Hochschuldmedizin Köln; 30 W (pat) 73/11 – Hochschulkrankenhaus Köln; 30 W (pat) 74/11 – Uni-Krankenhaus Köln; 30 W (pat) 75/11 – Universitätskrankenhaus Köln; 30 W (pat) 76/11 – Medizinische Kliniken der Universität zu Köln; 30 W (pat) 77/11 – Universitätsklinikum zu Köln; 30 W (pat) 78/11 – Klinik der Universität zu Köln; 30 W (pat) 79/11 – Klinikum der Universität zu Köln; 30 W (pat) 80/11 – Unikliniken Köln. 54 B PatG, MarkenR 2008, 33. 55 BPatG, Beschl. v. 27.3.2012 – 27 W (pat) 83/11, für Waren der Kl. 9 und 16 sowie Dienstleistungen der Kl. 41. 56 Vgl. hierzu Rohnke, FS 50 Jahre BPatG, 2011, 707, 712 und BPatG, Beschl. v. 22.11.2012 – 27 W (pat) 554/12 – Leibniz School of Business. 57 Vgl. mit gleicher Argumentation BPatG, Beschl. v. 11.9.2012 – 27 W (pat) 50/12 – Wildschütz Jennerwein, für Waren der Kl. 14 und 16 sowie BPatG, Beschl. v. 18.12.2012 - 27 W (pat) 51/12 – Fotografie Jennerwein für Waren der Kl. 14 und 16. 61 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht „Adolf Loos Preis“58 schließt an die vorgenannte Entscheidung an. Der Eigenname des berühmten österreichischen Architekten und Designers weise von Haus aus individualisierenden Charakter auf. Preisbezeichnungen verbunden mit dem Namen einer lebenden oder historischen Persönlichkeit seien betriebliche Unterscheidungsmittel, soweit der Name die preiswürdige Leistung nicht unmittelbar bezeichne59. Soweit die angemeldete Marke als Inhaltsangabe für Bücher und andere Medien beschreibend sein könne, sei eine Verwendung in einer herkunftshinweisenden Form nicht ausgeschlossen (BGH GRUR 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II). 8. Wort-/Bildmarken Schutzfähig In folgenden Fällen waren die Beschwerden gegen eine Zurückweisung der Anmeldung aufgrund der besonderen grafischen Ausgestaltung erfolgreich: : Die konkrete Kombination verschiedener Gestaltungsmittel (z.B. versetzte Anordnung der Wortelemente, vierfarbige Gestaltung) vermittele einen unverwechselbaren charakteristischen Gesamteindruck. 60 : Die Wortbestandteile hätten die Bedeutung „Essens-Künstler“. Die Anordnung der Be61 standteile wirke eigentümlich, zumal sich die Schrift von „foodartists“ deutlich von den Branchenangaben „EVENTSERVICE & MANAGEMENT“ abhebe. Nicht schutzfähig : Die überlappende dreidimensionale Anordnung des Daumens sowie die abgebildete Hand enthielten lediglich eine Bekräftigung bzw. eine Geste, die „alles in Ordnung“ signalisiere, weshalb in der Gesamtheit eine hinreichende Eigentümlichkeit fehle, um sich dem Publikum als betriebliches Unterscheidungsmittel einzuprägen. 62 stelle einen Qualitätshinweis im Sinn einer gewissen Haltbarkeit der u.a. beanspruchten Bekleidungsstücke dar bzw. weise auf die zuverlässige Erbringung der beanspruchten Einzelhandelsdienstleistungen hin. Das grammatikalisch falsch vorangestellte Ausrufezeichen wirke lediglich werbeüblich. 63 9. Bildmarken Eintragungsverfahren Für Bildzeichen gelten die gleichen Grundsätze wie für dreidimensionale Zeichen64. Schutzfähig Bei der stark stilisierten Darstellung des Kölner Doms 65 sei ein unmittelbarer Sachzusammenhang im Hinblick auf die beanspruchten Werbe- und Handelsdienstleis- 58 BPatG, Beschl. v. 11.6.2012 – 27 W (pat) 533/12, für Waren der Kl. 16 und Dienstleistungen der Kl. 35 und 41. 59 Vgl. hierzu auch BPatG GRUR 2010, 421 – Egon Erwin Kisch Preis; hingegen a. A. noch BPatG 27 W (pat) 9/09 – Baltasar-Neumann-Preis. 60 BPatG, Beschl. v. 7.3.2012 – 29 W (pat) 3/06, für eine Vielzahl von Waren der Kl. 16 und Dienstleistungen der Kl. 41. 61 B PatG, Beschl. v. 19.4.2012 – 27 W (pat) 528/12, u. a. für „Vertrieb von Gewürzen; Cateringsunternehmen“; ebenso wegen eigentümlicher Gesamtgestaltung des Wort-/Bildzeichens: BPatG, Beschl. v. 12.12.12 – 28 W (pat) 535/11 – Cuisine Noblesse. 62 BPatG, Beschl. v. 16.4.2012 – 27 W (pat) 533/11, für Waren der Kl. 25 und Dienstleistungen der Kl. 35. 63 B PatG, Beschl. v. 25.9.2012 – 27 W (pat) 89/11, u. a. für „Bekleidungsstücke, „Einzelhandelsdienstleistungen in Bezug auf Bekleidungsstücke“. 64 s. Ziffer I. 2. 65 BPatG, Beschl. v. 18.7.2012 – 27 W (pat) 539/12, für Waren der Kl. 14, 16, 21, 28 und Dienstleistungen der Kl. 35 und 41. 66 Vgl. hierzu auch Grabrucker/Fink, Jahresbericht BPatG 2008, GRUR 2009, 429, 439. 67 Vgl. hierzu die gegenteilige Entscheidung des 27. Senats v. 26.9.2006 - 27 W (pat) 35/06, wonach maßgebliche Teile des angesprochenen Verkehrs in der dort angemeldeten Bildmarke nicht nur den in Form eines Schattenrisses der Frontseite nahezu naturgetreu wiedergegebenen Kölner Dom sähen, sondern dieses Bild auch unmittelbar gleichsam als Synonym für die Stadt Köln erachtet werde. Vgl. auch dazu Grabrucker/Fink, Jahresbericht 2006, GRUR 2007, 267, 275. 62 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 tungen zu verneinen.66 Selbst wenn der Verbraucher den Kölner Dom erkenne, schließe er nicht auf einen eindeutigen örtlichen Herkunftshinweis, da der Dom keine mit dem Wort „Köln“ gleichzusetzende Angabe sei.67 Zudem sei eine Anbringung des Zeichens in herkunftshinweisender Form nicht auszuschließen (BGH GRUR 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II). Nicht schutzfähig 68 : Die konkrete Zusammenstellung der jeweils einfachen und werbeüblichen Gestaltungsmittel sei nicht so komplex, dass sie von der Sachaussage der Abbildung in Bezug auf die beanspruchten Waren, die Fische oder deren Bestandteile enthalten könnten, wegführe. : Es handele sich nur um die bildliche Wiedergabe einfacher Ziermuster auf Hosentaschen. Die gegenteilige Entscheidung des BGH zu einer ähnlichen Ziernaht72 hielt der 27. Senat nicht für einschlägig, weil dieser ein nicht vergleichbares, komplexes Muster zugrunde gelegen habe. 69 70 71 Die angesprochenen Fachverkehrskreise fassten die Abbildung eines Verbindungselements in Kugelform 73 mit Innengewinde ausschließlich als Erscheinungsbild der Ware selbst bzw. eines Möbelbestandteils auf, das nicht von der Norm oder Branchenüblichkeit anderer Verbindungselemente im Möbelbereich abweiche. Widerspruchsverfahren Die Verwechslungsgefahr wurde in folgendem Fall verneint: ./. Die Gemeinsamkeit des beschreibenden Motivs (Destillationsapparat für Brände) reiche für die Annahme einer Ähnlichkeit nicht aus, da der Schutzbereich der Widerspruchsmarke auf die besondere Gesamtwirkung des Bildes beschränkt und ein Motivschutz nicht vorgesehen sei. 74 10. Verstoß gegen die öffentliche Ordnung oder die guten Sitten (§ 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG) Ein Verstoß gegen die öffentliche Ordnung liegt vor, wenn das Zeichen selbst Vorschriften verletzt, die zu den wesentlichen Grundsätzen des deutschen Rechts gehören. Gegen die guten Sitten verstoßen Zeichen, wenn sie das Empfinden eines beachtlichen Teils der beteiligten Verkehrskreise zu verletzen geeignet sind, 68 B PatG, Beschl. v. 18.7.2012 – 28 W (pat) 507/11, für Waren der Kl. 5 und 29, vgl. hierzu außerdem die Wort-Bild-Marke „FROM SUSTAINABLE FISHING“ BPatG, Beschl. v. 18.7.2012 – 28 W (pat) 509/12, für Waren der Kl. 5 und 29. Die Zurückweisung erfolgte, da die Wortelemente ohne weiteres als beschreibender Hinweis auf „aus nachhaltigem Fischfang“ verstanden würden. 69 B PatG, Beschl. v. 31.1.2012 – 27 W (pat) 586/10, für „Bekleidungsstücke, insbesondere Hosen und Röcke“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage, ob und inwieweit die großzügige Beurteilung der Möglichkeiten zur unterscheidungskräftigen Benutzung (BGH, GRUR 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II; GRUR 2010, 1100 – TOOOR!) auch geboten sei, wenn die Abbildung der Form oder eines Bestandteils der beanspruchten Ware als Marke eingetragen werden soll, wurde nicht eingelegt. 70 B PatG, Beschl. v. 28.3.2012 – 27 W (pat) 589/10. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zur vorgenannten identischen Frage wurde nicht eingelegt. 71 B PatG, Beschl. v. 28.3.2012 – 27 W (pat) 590/10. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zur vorgenannten identischen Frage wurde nicht eingelegt. 72 B GH, GRUR 2001, 734, 735 – Jeanshosentasche. 73 B PatG, Beschl. v. 18.1.2012 – 26 W (pat) 118/10, für „Kugelförmige Verbindungselemente aus Metall mit über die Kugeloberfläche verteilten, insbesondere Innengewinde aufweisenden Öffnungen; Systemmöbel mit Metallstangen, die mit“ vorgenannten Verbindungselementen „verbunden sind“. 74 B PatG, Beschl. v. 22.8.2012 – 26 W (pat) 28/12. Die Vergleichsmarken sind u. a. jeweils eingetragen für „alkoholische Getränke (ausgenommen Bier)“ sowie Werbedienstleistungen. 63 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht weil sie in sittlicher, religiöser oder politischer Hinsicht eine grobe und unerträgliche Geschmacksverletzung enthalten. Als Verstoß gegen die guten Sitten wurde angesehen: „Massaker“75: Das angemeldete Wort könne als Aufforderung zu einem grausamen, menschenverachtenden Verhalten verstanden werden und sei daher nach § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG nicht eintragungsfähig. Eine Verwendung des Begriffs in literarischen oder filmischen Zusammenhängen führe nicht zu einem weniger anstößigen Empfinden. Besonders in Hinblick auf die beanspruchten Waren und Dienstleistungen aus Sport und Kultur sollten Minderjährige nicht zu gewaltgeprägtem Verhalten animiert werden. : Die Kinderzeichnung stelle laut Wortunterschrift die Heilige Hildegard von Bingen in einer angedeuteten Ordenstracht mit Strahlenkranz, „stummelartig angedeuteten Händen und Füßen“ und einem lachenden Smiley als Gesicht dar. Diese respektlose, karikaturartige Darstellung verletze Gläubige in ihrem religiösen Empfinden (§ 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG), die die Heilige wegen ihres Lebens und ihrer Lehren – auch zur gesundheitsfördernden Wirkung von Nahrungsmitteln – verehrten.77 76 Für schutzfähig befunden wurde: : Wie in der BGH-Entscheidung „Neuschwanstein“79 festgestellt, bestehe zwar ein enger beschreibender Bezug von Getränken oder Lebensmitteln zu Bauwerken, die eine touristische Sehenswürdigkeit darstellten, da diese Waren etwa als Souvenirartikel oder zur Deckung eines Bedarfs von Touristen an Speisen, Getränken o. ä. angeboten würden. Die schlagwortartige Bezeichnung „KOUTOUBIA“ für eine Moschee in Marrakesch werde aber überwiegend für einen Fantasiebegriff gehalten. Die Monopolisierung der Bezeichnung eines sakralen Bauwerks verletze zudem nicht das religiöse Empfinden der Muslime in Deutschland als relevanten Teil des Publikums i. S. d. § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG, wenn es sich um eine bereits intensiv vermarktete Sehenswürdigkeit, z.B. einen „Namensgeber“ für Hotels bzw. Restaurants, handele. 78 11. Verbot des Missbrauchs öffentlicher Hoheitszeichen für kommerzielle Zwecke (§ 8 Abs. 2 Nr. 6 und 8 MarkenG) Verboten sind nicht nur Zeichen, die ausschließlich aus Hoheitszeichen bestehen oder ein Hoheitszeichen enthalten, sondern auch die Nachahmung im heraldischen Sinne sowie eine Verwendung von Teilen oder in stilisierter Darstellung. Die Verwendung oder Nachahmung von Hoheitszeichen internationaler Organisationen ist aber nur dann unzulässig, wenn die Marke geeignet ist, den unzutreffenden Eindruck einer Verbindung zu ihnen hervorzurufen (§ 8 Abs. 4 Satz 4 MarkenG). 75 B PatG, Beschl. v. 31.7.2012 – 27 W (pat) 511/12, für Waren der Kl. 25 und 28 sowie Dienstleistungen der Kl. 41. Die Rechtsbeschwerde wurde zugelassen zu der Frage, ob und inwieweit bei der Beurteilung der Voraussetzungen des absoluten Schutzhindernisses nach § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG für die Frage eines Verstoßes gegen die guten Sitten ein strenger oder großzügiger Maßstab anzulegen sei. Sie wurde nicht eingelegt. 76 BPatG, Beschl. v. 28.3.2012 – 28 W (pat) 81/11, löschungsreif für Waren der Kl. 29, 30, 32, 33, vorwiegend Lebensmittel und Getränke. 77 Eine Güterabwägung im Hinblick auf die Meinungsäußerungsfreiheit gemäß Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG und die Kunstfreiheit nach Art. 5 Abs. 3 GG fand nicht statt (vgl. BVerfG, GRUR 2001, 170 – Benetton-Werbung I; WRP 2003, 633 – Benetton-Werbung II; BGH, GRUR 1995, 592 – Busengrapscher/Schlüpferstürmer; GRUR 2005, 583 – Lila-Postkarte). 78 BPatG, Beschl. v. 6.3.2012 – 25 W (pat) 562/11, für Waren der Kl. 29, 30 und 31. 79 BGH MarkenR 2012, 380 64 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 Als schutzfähig wurde beurteilt: Schutzfähig 80 : Das angemeldete Zeichen enthalte mangels Wiedergabe charakteristischer heraldischer Merkmale keine Nachahmung des Schweizer Bundeswappens bzw. der Schweizer Bundesflagge i. S. d. § 8 Abs. 2 Nr. 6, Abs. 4 MarkenG, da die Farbgestaltung deutlich abweiche und der linsenartige Umriss eher mit einem Auge, nicht aber mit einem Wappen assoziiert werde. 12. Schutzfähigkeit aufgrund marken mäßiger Verwendungsmöglichkeiten Nach wie vor fanden die Entscheidungen des BGH zu „Marlene-Dietrich-Bildnis II“ (GRUR 2010, 825) und „TOOOR!“ (GRUR 2010, 1100) bei den Senaten Berücksichtigung, wonach praktisch bedeutsame und naheliegende Anbringungs- und Verwendungsmöglichkeiten einer Marke für ihre Schutzfähigkeit von Bedeutung seien. Der EuGH verlangt in seiner Entscheidung „Darstellung eines mit gestrichelten Linien umsäumten roten Winkels“ (C-307/11, MarkenR 2012, 488), dass die konkrete Prüfung der Unterscheidungskraft nur auf diejenige Verwendungsmöglichkeit zu erstrecken sei, die die prüfende Instanz mit Hilfe ihrer Sachkunde auf dem jeweils betroffenen Waren- und/ oder Dienstleistungsgebiet als die wahrscheinlichste erkenne. Das Verhältnis zwischen beiden Rechtsprechungslinien muss in der Entscheidungspraxis des BPatG noch abschließend geklärt werden. Einzelne Senate haben dazu bereits Stellung genommen. Aufgrund der Anbringung des Zeichens – wie bei Dienstleistungen üblich – etwa am oberen, am unteren Rand oder auf der Rückseite von Geschäftspapieren, Rechnungen, Werbedrucksachen etc. sehe das Publikum darin keinen geografischen, sondern einen betrieblichen Herkunftshinweis (BGH GRUR 2010, 825 – MarleneDietrich-Bildnis II), zumal die Dienstleistungen Geschäftsführung, Unternehmensverwaltung, Büroarbeiten, Erziehung und Ausbildung unabhängig vom Ort ihrer Entwicklung oder Erbringung seien und die geografische Herkunft deshalb auch nicht werbeüblich herausgestellt werde.82 81 : Die Bildmarke, die das früher in der DDR gebräuchliche sog. (gehende) Fußgänger-Ampelmännchen wiedergebe, sei nicht nach § 8 Abs. 2 Nr. 6 oder 7 MarkenG zu löschen, weil Verkehrszeichen weder Hoheits- noch Prüfzeichen seien. Für Druckereierzeugnisse, Unterrichtsmaterialien und Photographien komme das Zeichen nicht als Inhaltsangabe in Frage, weil es bei den wahrscheinlichsten Verwendungsformen84 ausschließlich als Hinweis auf ein bestimmtes Verlagsunternehmen verstanden werde. Es gebe zahlreiche Verlage, die mit stilisierten Figuren im Markt aufträten.85 Da das Ampelmännchen nicht mit Unrechtshandlungen der DDR in einer konkreten Beziehung stehe, liege auch kein Verstoß gegen § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG vor.86 83 80 B PatG, Beschl. v. 25.4.2012 – 25 W (pat) 64/11, schutzfähig für „Schutzhelme für den Sport“, nicht schutzfähig für „Optische Geräte und Gegenstände, nämlich Brillen …“. 81 BPatG, Beschl. v. 13.6.2012 – 29 W (pat) 78/11, für Dienstleistungen der Kl. 35 und 41. 82 Vgl. hierzu auch die Parallelentscheidung bezüglich der Wort-Bild-Marke „Sachsen!“ 29 W (pat) 76/11 vom gleichen Tag für identische Waren/Dienstleistungen. 83 B PatG, Beschl. v. 27.9.2012 – 27 W (pat) 31/11, u. a. für „Druckereierzeugnisse ...; Photographien; Lehr- und Unterrichtsmaterial (ausgenommen Apparate)“. 84 So auch BPatG, Beschl. v. 13.12.2012 – 27 W (pat) 561/12 – Ruhr Universität Bochum, Beschl. v. 18.12.2012 – 27 W (pat) 51/12 – Fotografie Jennerwein, jeweils unter Bezugnahme auf BGH, GRUR 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II; GRUR 2010, 1100 – TOOOR! sowie EuGH, MarkenR 2012, 488 ff., wonach ein mit gestrichelten Linien umsäumter Winkel in seiner wahrscheinlichsten Verwendungsform als aufgenähte Applikation auf einem Schuh ausschließlich als einfache Verzierung oder Verstärkung aufgefasst werde. 85 „Kopf mit Helm“ des C. F. Müller Verlages; „Ritter mit Ross“ des Ritterbach Verlags; „sitzender Greif mit B“ des C. H. Beck Verlags; „schreitender Pegasus“ des Klett Cotta Verlags, „Eule“ des Ullstein Verlags, „drei übereinander angeordnete Fische“ des S. Fischer Verlags oder die „Fliege“ des Eichborn Verlags. 86 Demgegenüber wurde Sittenwidrigkeit angenommen in BPatG, GRUR 2009, 68, 70 f. – (Ehemaliges) DDR-Symbol der Sicherheitskräfte. 65 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht Nicht schutzfähig : Dem Wort „flair“, das einen besonderen Stil oder eine angenehme Atmosphäre nur unpräzise bezeichne, fehle die Unterscheidungskraft.88 Die grammatikalisch korrekte Voranstellung des Artikels „le“ ändere nichts an dem beschreibenden Sinngehalt des nachgestellten Substantivs, das branchenübergreifend darauf hinweise, dass etwas besonders stilvoll sei. Da es sich um eine Dienstleistungsmarke handele, beschränke sich die wahrscheinliche und naheliegende Benutzung89 auf Verwendungsformen wie Werbemaßnahmen, Aufdruck auf Geschäftspapieren, Prospekten, Schildern oder an Geschäftsgebäuden. Diese Verwendung werde das Publikum wegen der unauffälligen grafischen Gestaltung nicht als Herkunftshinweis verstehen. 87 In der Entscheidung „Wildeshauser Schützengilde“90 sah der Senat die Verwendung des Zeichens für Juwelier- und Schmuckwaren, Abziehbilder und Abzeichen, Anstecker, Aufkleber und Sticker nach den üblichen Verkehrs- und Anbringungsgewohnheiten (BGH GRUR 2010, 825 – Marlene Dietrich Bildnis II) als Mitgliedshinweis in einem Verein als die wahrscheinlichste Verwendungsform im Sinne der Rechtsprechung des EuGH an (C-307/11, MarkenR 2012, 488 ff. – Darstellung eines mit gestrichelten Linien umsäumten roten Winkels). Es sei üblich, derartige Gegenstände in Form von Orden, Ehrenzeichen und Schmucknadeln als Mitgliedszeichen und Ehrungen an die Mitglieder von Traditionsvereinen zu verteilen, um die Zugehörigkeit zu einem Verein oder die Teilnahme an einer Vereinsveranstaltung zum Ausdruck zu bringen. 13. Verkehrsdurchsetzung Nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zu Art. 3 Abs. 3 Markenrichtlinie ist Voraussetzung für eine Verkehrsdurchsetzung, d. h. für eine durch Benutzung erlangte Unterscheidungskraft, dass ein wesentlicher Teil der angesprochenen Verkehrskreise die Marke mit einem konkreten Marktteilnehmer und mit keinem anderen Unternehmen in Verbindung bringt (C-299/99, GRUR 2002, 804, 808, Rdnr. 65 – Philips). Die Prüfung, ob das Vorliegen dieser Voraussetzungen durch konkrete und verlässliche Informationen belegt ist, obliegt dem nationalen Gericht, wobei eine Gesamtschau sämtlicher relevanter Gesichtspunkte geboten ist (C-108/97, C-109/97, GRUR 1999, 723, 727, Rdnr. 49, 54 – Chiemsee). In die Prüfung einzubeziehen sind u.a. der von der Marke gehaltene Marktanteil, die Intensität, die geografische Verbreitung und die Dauer der Markenbenutzung, der Werbeaufwand des Unternehmens für die Marke sowie der Teil der beteiligten Verkehrskreise, der die Waren und Dienstleistungen auf Grund der Marke als von einem bestimmten Unternehmen stammend erkennt (EuGH, a. a. O., Rdnr. 51 87 B PatG, Beschl. v. 16.10.2012 – 33 W (pat) 559/11, für Dienstleistungen der Kl. 35 bis 37, 41 bis 45. Eine Schutzfähigkeit wurde nur hinsichtlich „zivile Schutzdienste“ bejaht. 88 Vgl. im Gegensatz hierzu die BGH-Entscheidung „Bürogebäude“ (GRUR 2005, 257), wonach das Hervorrufen positiver Assoziationen einer Schutzfähigkeit grundsätzlich nicht entgegen stehe. 89 Hier führt der 33. Senat offenbar die in „FLATRATE“ (33 W (pat) 141/08) noch als gegensätzlich erachtete BGH- und EuGH-Rechtsprechung zu markenmäßigen Verwendungsmöglichkeiten zusammen, indem er wahrscheinliche und naheliegende Benutzung verbindet. 90 B PatG, Beschl. v. 18.7.2012 – 29 W (pat) 538/11, nicht schutzfähig u. a. für „aus Edelmetallen und deren Legierungen hergestellte und damit plattierte Waren“, „Abziehbilder, Aufkleber“, „Abzeichen, nicht aus Edelmetall“, schutzfähig für weitere Waren der Kl. 14, 16, 24, 26, 29, 30, 32 bis 34. 91 B PatG, Beschl. v. 27.6.2012 – 29 W (pat) 22/11, für „Druckereierzeugnisse, nämlich Testmagazine und Verbraucherinformationen; Herausgabe von Testzeitschriften und Verbraucherinformationen; Veröffentlichung von Warentests und Dienstleistungsuntersuchungen; Information über Rechts- und Steuerfragen“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der höchstrichterlich noch nicht geklärten Frage, ob die Verkehrsdurchsetzung eines Zeichens für bestimmte Waren oder Dienstleistungen auf besonders nahe bzw. in engem tatsächlichen und wirtschaftlichen Zusammenhang stehende Waren oder Dienstleistungen ausstrahlen und deren Verkehrsdurchsetzung deshalb vermutet werden könne, wie es bei der Kennzeichnungskraft in gewissen engen Grenzen anerkannt sei (BGH GRUR 2012, 930, 936 Rdnr. 71 – Bogner B/Barbie B), wurde eingelegt: I ZB 65/11. 66 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 – Chiemsee; Rdnr. 60 – Philips). Dabei kommt es nicht allein auf generelle und abstrakte Angaben, z.B. bestimmte Prozentsätze, an (EuGH, a. a. O., Rdnr. 62 – Philips), wenngleich in schwierig zu beurteilenden Fällen auch Verbraucherbefragungen nach Maßgabe des nationalen Rechts zusätzlich Berücksichtigung finden können (EuGH, a a. O., Rdnr. 53 – Chiemsee). Als verkehrsdurchgesetzt wurden anerkannt: : Durch Vorlage von Titelblättern, Heften und Sonderpublikationen sei belegt, dass die angegriffene Marke seit mehr als vier Jahrzehnten als Titel eines monatlich erscheinenden Verbrauchermagazins sowie für Sonderveröffentlichungen der Stiftung Warentest im gesamten Bundesgebiet benutzt werde. Auflagenzahlen, Werbeaufwand sowie Markt- und Werbeträgeranalyse belegten eine gerichtsbekannte, seit 1968 unangefochtene Marktführerschaft im Bereich der Verbraucherzeitschriften. Aufgrund ihrer Neutralität besitze die Markeninhaberin, eine vom Bund 1964 gegründete, mit Steuermitteln geförderte und unter Aufsicht des Verbraucherschutzministeriums handelnde Stiftung bürgerlichen Rechts, eine einzigartige Sonderstellung. Ihre Bewertungen begegneten hoher Wertschätzung in der Bevölkerung, weshalb sie oft einen prominenten Platz in der Produktwerbung einnähmen. Die ohne Verkehrsbefragung angenommene Verkehrsdurchsetzung für die Waren „Testmagazine und Verbraucherin91 formationen“ strahle aus auf die damit in engem tatsächlichen und wirtschaftlichen Zusammenhang stehenden Dienstleistungen.92 Eine Verkehrsdurchsetzung wurde abgelehnt bei: „S-Bahn“93: Unter der Kurzbezeichnung für „Schnellbahn, Stadtbahn“ werde seit gut 35 Jahren94 eine „Bahn für den Personenverkehr in Großstädten und Stadtregionen“ verstanden. Da das Kennzeichen für Dienstleistungen des Personennahverkehrs glatt beschreibend sei, sei eine nahezu einhellige Verkehrsdurchsetzung erforderlich, die nicht erreicht werde. Papier und Pappe, Globen und Wandtafelzeichengeräte sowie Tennisschläger, Roll- und Schlittschuhe würden demgegenüber weder mit einer S-Bahn assoziiert, noch als Merchandisingartikel eingesetzt, weshalb insoweit die Löschungsanordnung aufzuheben sei. III. Löschungsverfahren 1. Wegen Bösgläubigkeit nach § 50 Abs. 1 i. V. m. § 8 Abs. 2 Nr. 10 MarkenG Bösgläubigkeit liegt vor, wenn der Inhaber eines Kennzeichenrechts seine formale Rechtsstellung ohne Benutzungswillen mit der rechtsmissbräuchlichen Absicht einsetzt, Dritte im Wettbewerb zu behindern. Dies kann geschehen durch die Anmeldung sog. Sperrmarken, um Dritte von der Nutzung auszuschlie- 92 Vgl. auch BPatG, Beschl. v. 27.6.2012 – 29 W (pat) 23/11 zur identischen Wort-/Bildmarke: Löschung aufgehoben für „Beratung bei Geldanlagen, Beratung bei der rationalen Einkommensverwendung; Rechts- und Steuerberatung“; löschungsreif u. a. für „Veranstaltung, Auswertung und Veröffentlichung von Warentests und Dienstleistungsuntersuchungen; ... Verbraucherberatung bei der Auswahl von Waren und Dienstleistungen ...“. Testzeitschriften und Verbraucherinformationen, für die eine Verkehrsdurchsetzung in Frage kommen könnte, seien nicht Gegenstand des vorliegenden Dienstleistungsverzeichnisses. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der höchstrichterlich nicht geklärten Frage, ob sich die nachgewiesene Verkehrsdurchsetzung eines Zeichens für bestimmte Waren auch auf Dienstleistungen erstrecken könne, die in einem engen tatsächlichen Bezug zu den verkehrsdurchgesetzten Waren stünden, wurde nicht eingelegt. 93 B PatG, Beschl. v. 14.3.2012 – 26 W (pat) 21/11, löschungsreif u. a. für „Transportwesen; Beförderung von Personen und Gütern mit Schienenbahnen, ...; Beförderung von Personen mit Schienenbahnen im Stadtschnellbahnzug-System; Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Betrieb eines Schienenfahrzeugsystems, nämlich Gepäckträgerdienste, Gepäckaufbewahrung, ... Betreiben einer Schienenbahninfrastruktur, ...“. 94 Dies ergebe sich auch aus § 61 Abs. 1 Nr. 3 des Schwerbehindertengesetzes. 67 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht ßen, durch die Anmeldung sog. Hinterhalts- und Spekulationsmarken, um Dritte mit Geldforderungen zu überziehen, durch ungerechtfertigten Eingriff in einen bekannten schutzwürdigen Besitzstand eines Vorbenutzers im Inland oder durch Markenerschleichung. Bösgläubigkeit wurde bejaht: Nach Ansicht des 26. Senats handelte die Inhaberin der für „Veranstaltung von Reisen und Ausflugsfahrten, Stadtrundfahrten“ registrierten Wortmarke „Hop on Hop off“95 bösgläubig, weil sie bereits vor der Anmeldung von der Bezirksregierung Köln darüber in Kenntnis gesetzt worden sei, dass dem Antragsteller, ihrem Konkurrenten, die Genehmigung zur Durchführung von Stadtrundfahrten in Köln im „Hop on Hop off“ - System erteilt worden sei. Sie habe erkennen können und müssen, dass diese national und international übliche Bezeichnung für Stadtrundfahrten, bei denen die Fahrt an bestimmten Haltepunkten unterbrochen und später fortgesetzt werden könne, von Mitbewerbern zur Beschreibung dieses Rundfahrtangebots benötigt werde. Dennoch habe sie knapp zwei Monate nach der Erteilung der Rundfahrtgenehmigung an den Antragsteller die Marke angemeldet und kurze Zeit nach der Eintragung eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt. Darin offenbare sich die wettbewerblich verwerfliche Absicht, den Antragsteller an der Benutzung dieser Bezeichnung für sein Rundfahrtangebot zu hindern. Bösgläubigkeit wurde verneint: Im Verfahren gegen die u.a. für „Tonträger und/oder Bildträger aller Art“ eingetragene Wortmarke Sa Trincha96 bestätigte der 30. Senat die Zurückweisung des Löschungsantrages durch das DPMA. Der Markeninhaber habe zum Zeitpunkt der Anmeldung zwar gewusst, dass der Antragsteller diese Kennzeichnung für seine Strandbar auf Ibiza nutze. Aber zu diesem Zeitpunkt habe kein schutzwürdiger Besitzstand des Antragstellers bestanden. Denn das Kennzeichen sei damals nur in der spanischen Gastronomie benutzt worden. Im Anmeldezeitpunkt sei es nicht üblich gewesen, dass ibizanische Strandbars die in ihren Räumlichkeiten gespielte Musik international auf Tonträgern vermarkteten. Angesichts der Vielzahl von Strandbars, Diskotheken und Clubs auf Ibiza reiche die unbelegte namentliche Benennung von nur drei Betrieben ohne spezifizierten zeitlichen Bezug nicht aus. Gegen eine Missbrauchsabsicht spreche auch, dass der Markeninhaber seinen ernsthaften Benutzungswillen durch die Produktion und den Vertrieb von vier CDs unter dem Titel „Sa Trincha“ dokumentiert habe. 2. Wegen absoluter Schutzhindernisse nach § 50 Abs. 1. 2 i.V.m. § 8 Abs. 2 Nr.1-9, § 54 MarkenG Gelöscht wurden: „HALL OF FAME“97: Zum einen stelle die Kennzeichnung in anpreisender Weise heraus, dass entweder die beanspruchten Waren aufgrund ihrer besonderen 95 B PatG, Beschl. v. 14.11.2012 - 26 W (pat) 64/08. 96 B PatG, Beschl. v. 27.9.2012 – 30 W (pat) 46/11. 97 B PatG, Beschl. v. 22.11.2012 – 25 W (pat) 11/12, löschungsreif für „Farben, Lacke, insbesondere in Sprühdosen und Schreib- und Zeichengeräten; Verdünnungsmittel für Anstrichfarben und Lacke; Spiele, Spielzeug; Turn- und Sportartikel ...“. 98 B PatG, Beschl. v. 9.10.2012 – 27 W (pat) 49/11, Schutz entzogen für Waren der Kl. 3, 5, 16 u. 25. Die Rechtsbeschwerde wurde zugelassen wegen Abweichung vom Urteil des OLG Köln – 6 U 27/10 –, in der dem Wort „HOT“ für Parfüm keine ausschließlich beschreibende Wirkung zuerkannt wurde. Sie wurde nicht eingelegt. 99 B PatG, Beschl. v. 16.2.2012 – 30 W (pat) 32/11, eingetragen u. a. für „Computer; Datenverarbeitungsgeräte; ... Notebooks (Computer); Laptops (Computer); ... Computerperipheriegeräte; ... Computerprogramme ...“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der grundsätzlichen Frage, welche Anforderungen im Löschungsverfahren an die nachträgliche Prognose für die Feststellung der Unterscheidungskraft für einen länger zurückliegenden Zeitpunkt gelten, wurde eingelegt: I ZB 57/12. 100 B PatG, Beschl. v. 16.2.2012 – 30 W (pat) 33/11, eingetragen für „Laptops (Computer); Mäuse (Datenverarbeitung)“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zur gleichen vorgenannten Frage wurde eingelegt: I ZB 58/12. 101 B PatG, Beschl. v. 16.2.2012 – 30 W (pat) 34/11, eingetragen für die gleichen Waren wie in 30 W (pat) 32/11. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zur gleichen vorgenannten Frage wurde eingelegt: I ZB 59/12. 68 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 Qualität bzw. ihrer herausragenden Eigenschaften oder ihre Benutzer über einen derart hervorragenden Ruf verfügten, dass sie in eine Ruhmeshalle gehörten. Zum anderen umschreibe „Hall of Fame“ in der Graffiti-Szene auch „legal bemalbare Wände“. Daher bringe die Marke bei Sprühfarben und Lacken zum Ausdruck, dass sie für Graffiti auf einer solchen Wand besonders geeignet seien. 98 : Im übertragenen Sinne von „sexy, scharf, angesagt, großartig“ werde das Wort „hot“ auch als Eigenschaftsangabe für erotisch wirkende und/oder mit Pheromonen (Sexuallockstoffen) angereicherte Düfte verwendet. Der Grafik fehlten charakteristische Merkmale. Nicht gelöscht wurden: „smartbook“99, „smartbook“100 und „smartbook for smart people“101: Hier traf der 30. Senat eine grundlegende Entscheidung zu Fragen der Löschung. Werde ein Markenwort erst mehrere Jahre nach der Eintragung beschreibend verwendet, seien an die Feststellung der fehlenden Unterscheidungskraft zum Eintragungszeitpunkt strenge Anforderungen zu stellen. Bei einer Marke, die über einen längeren Zeitraum unangefochten benutzt wurde, sei das Mitbewerberinteresse an der freien Verwendbarkeit des Zeichens weniger ausgeprägt. Um ein künftiges Freihaltebedürfnis im Eintragungszeitpunkt annehmen zu können, hätte die Entwicklung zu einem beschreibenden Begriff bereits zu diesem Zeitpunkt absehbar sein müssen. Mangels eindeutiger Nachweise könne nicht mit hinreichen- der Sicherheit festgestellt werden, dass sich zu den Eintragungszeitpunkten 2005, 2006 und 2007 „book“ schon als Synonym für „kleiner, tragbarer Computer“ etabliert habe oder eine solche Entwicklung für die Zukunft damals schon vorhersehbar gewesen sei. Gerade in Grenz- oder Zweifelsfällen müsse die Eintragung daher bestehen bleiben.102 103 : Das Markenwort werde als die englischsprachige Bezeichnung der bekannten norditalienischen Stadt Venedig ausgesprochen, die als geografische Angabe für sämtliche Waren und Dienstleistungen freihaltebedürftig und nicht unterscheidungskräftig sei. Jedoch bewirke das hier gewählte spezielle Schriftbild die Schutzfähigkeit. IV. Widerspruchsverfahren 1. Rechtserhaltende Benutzung wurde bejaht: „DESPERADO“ ./. „ DESPERADOS“: 104 Trotz gewisser Zweifel an der Sorgfalt der eidesstattlichen Erklärungen sei die rechtserhaltende Benutzung der Widerspruchsmarke für „Bier“ in nennenswertem Umfang aufgrund von Rechnungskopien sowie einer aktuellen Studie über die Listung der Widerspruchsmarke im Einzelhandel bestätigt worden. „Bier“ sei mit den von der angegriffenen Marke beanspruchten Snackartikeln zumindest entfernt ähnlich, da beide häufig zusammen konsumiert würden und somit sog. Komplementärartikel darstellten, die unter der Kontrolle eines 102 Eine andere Auffassung vertrat der 25. Senat in seinem Beschluss vom 16.2.2012 – 25 W (pat) 45/11: Bereits zum Eintragungszeitpunkt im Jahre 2004 sei unter einem „Smartbook“ ein „intelligenter (kleiner) Computer“ verstanden worden. Schon Ende der 1980er Jahre seien von der Fa. Toshiba und 1991 von der Fa. Apple tragbare „Notebooks“ in den Computermarkt eingeführt worden, weshalb die Löschung für „Computer, Computerperipheriegeräte, ... Datenverarbeitungsgeräte ... Laptops (Computer), ... Notebooks (Computer), tragbare Stereogeräte“ zu Recht erfolgt sei. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage, welche rechtlichen Anforderungen hinsichtlich der Verkehrsauffassung in Bezug auf einen mehrere Jahre zurückliegenden Zeitpunkt – hier fast acht Jahre – zu stellen sind, die vom 25. und 30. Senat bei teilweise fast identischen Marken und in Teilen übereinstimmenden Warenverzeichnissen unterschiedlich beurteilt worden ist, wurde eingelegt: I ZB 38/11, aber später zurückgenommen. 103 BPatG, Beschl. v. 5.3.2012 – 27 W (pat) 128/10, für Waren der Kl. 3, 9, 14, 18, 21, 24, 25, 27 und Dienstleistungen der Kl. 35, 39 u. 42. 104 B PatG, Beschl. v. 20.6.2012 – 28 W (pat) 580/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren der Kl. 29, 30 und 31, die Widerspruchsmarke für Waren der Kl. 32. Die Rechtsbeschwerde wurde zugelassen zu der Frage, welche rechtlichen Anforderungen an die Ähnlichkeit von Waren zu stellen seien, bei denen die Ähnlichkeit im Wesentlichen aus dem gelegentlich oder regelmäßig erfolgenden gemeinsamen Konsum abgeleitet werde. Es existierten widersprechende Entscheidungen, wonach der gelegentliche gemeinsame Konsum – allerdings von Getränken – ähnlichkeitsbegründend sei, andererseits aber bei Waren, die zum einen dem Essen, zum anderen dem Trinken zufielen, eine Ähnlichkeit abgelehnt werde. Sie wurde eingelegt: I ZB 63/12. 69 BPatG Jahresbericht 2012 Markenrecht Unternehmens hergestellt, importiert oder vertrieben werden könnten. Bei erhöhter Kennzeichnungskraft der Widerspruchsmarke aufgrund eines Marktanteils von 18,6 % sei eine Verwechslungsgefahr aufgrund klanglicher, schriftbildlicher und begrifflich hochgradiger Ähnlichkeit anzunehmen. wurde verneint: ./. „Ergo Work“105: Eine rechtserhaltende Benutzung der Widerspruchsmarke sei zu verneinen, da aus den vorgelegten Rechnungskopien, Katalogen und Fotos von Bürostühlen weder deren Aufbringen auf die von ihr vertriebenen Stühle noch auf die Verpackungen erkennbar sei. 2. Warenähnlichkeit „carrera-toys“ ./. „CARRERA“106: Die sich gegenüberstehenden Dienstleistungen „Unterhaltung; kulturelle Aktivitäten; Durchführung von Wettbewerbsveranstaltungen mit Spielen und Spielzeug ohne physische Anstrengung“ und „Dienstleistungen eines Ingenieurbüros; Erstellung technischer Gutachten“ seien einander unähnlich. Die an der Dienstleistung der Unterhaltung oder an kulturellen Veranstaltungen interessierten Verbraucher nähmen in demselben Zusammenhang nicht auch Dienstleistungen eines Ingenieurbüros und technische Gutachten in Anspruch. 3. Unmittelbare Verwechslungsgefahr Bei der unmittelbaren Verwechslungsgefahr hält der Verbraucher die eine Marke irrtümlich für die andere, d. h. er verwechselt die beiden Marken, weil sie ähnlich oder identisch sind oder nur so geringe Unterschiede aufweisen, dass sie nicht bemerkt werden (BGH GRUR 2008, 485 – Metrobus). Bejahung von Verwechslungsgefahr ./. „ROCHER“107: Die erhöhte Kennzeichnungskraft der Widerspruchsmarke für „Pralinen“ könne nur auf eng verwandte Waren ausstrahlen, wozu Honig, Zucker, Brot und Gewürze nicht gehörten. Die angegriffene Marke werde naheliegend mit „Ro-schehn“ oder „Roschenn“ ausgesprochen, bei der Widerspruchsmarke sei von der Aussprache „Ro-schee“ auszugehen. Dadurch entstünden Übereinstimmungen in Silbenzahl, Vokalfolge und Sprechrhythmus. Der Endkonsonant „n“ am Ende von „Roshen“ könne zudem leicht überhört werden. Eine begriffliche Unterscheidung der Marken sei nicht möglich, da die deutsche Bedeutung „Fels“ des französischen Wortes „Rocher“ dem Publikum nicht bekannt sei. Choco Lofties“ ./. „CHOCO-SOFTIES“, „Choco Softies“108: Nicht zuletzt aufgrund des trotz seines beschreibenden Aussagegehalts dennoch zu berücksichtigenden Zeichenteils „CHOCO“ seien die Vergleichsmarken als hochgradig ähnlich zu erachten. Die sich unterscheidenden Buchstaben „S“ in der Widerspruchsmarke „CHOCO-SOFTIES“ und „L“ in der angegriffenen Marke fielen gegenüber den Übereinstimmungen kaum auf, zumal der Sinngehalt von „soft“ (= weich) im ebenfalls kennzeichnungsschwachen Zeichenelement „SOFTIES“ nicht ohne weiteres spontan erkannt werde. 105 BPatG, Beschl. v. 3.12.2012 – 26 W (pat) 35/11. Die Vergleichsmarken sind u. a. eingetragen für „Möbel“. 106 B PatG, Beschl. v. 13.11.2012 – 33 W (pat) 32/11. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 41, die Widerspruchsmarke für Dienstleistungen der Kl. 42. 107 B PatG, Beschl. v. 24.10.2012 – 25 W (pat) 532/11. Die angegriffene IR-Marke genießt Schutz in Deutschland u. a. für „candies, chocolate“, die Widerspruchsmarke ist für „Schokoladewaren, nämlich Pralinen“ eingetragen. Bezüglich der Waren „honey, sugar, spicery“ sei eine Verwechslungsgefahr mangels Ähnlichkeit zu Schokoladewaren ausgeschlossen. 108 BPatG, Beschl. v. 20.9.2012 – 25 W (pat) 511/11. Die Vergleichsmarken sind u. a. eingetragen für Schokolade und Schokoladewaren. 109 B PatG, Beschl. v. 19.1.2012 – 29 W (pat) 7/10. Die angegriffene Marke und die Widerspruchsmarken sind u. a. eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 35 und 39. Die Rechtsbeschwerde wurde zugelassen, da der Senat zu der Frage der Feststellung der Verwechslungsgefahr im Wege tatsächlicher Erhebungen, beispielsweise durch Umfragen, jedenfalls im Hinblick auf die tatsächlich lang benutzte Widerspruchsmarke eine vertiefte obergerichtliche Entscheidung für erforderlich halte. Sie wurde nicht eingelegt. 70 Markenrecht BPatG Jahresbericht 2012 Verneinung von Verwechslungsgefahr ./. und „Deutsche Post“ : Das Zeichen „POST“ sei eine glatt beschreibende Angabe, die weder durch ihre Verkehrsdurchsetzung, noch zu einem späteren Zeitpunkt eine erhöhte Kennzeichnungskraft erlangt habe. In ihrer Gesamtheit seien die Vergleichszeichen schon wegen der sofort ins Auge fallenden Bildelemente und farblichen Ausgestaltung ohne weiteres zu unterscheiden. Der Bestandteil „Post“ weise zudem in der angegriffenen Marke aufgrund des nicht zu vernachlässigenden Bestandteils „regio“ keine prägende Funktion auf; er wirke in den zusammengesetzten Zeichen beschreibend und werde daher nicht aus dem Gesamtbegriff herausgelöst, weshalb auch eine Verwechslungsgefahr unter dem Aspekt des Serienzeichens ausscheide. 109 110 ./. : Die Kennzeichnungskraft der Widerspruchsmarke mit der Bedeutung „zu(m) unterhalten“ unter Beifügung eines nur einfachen grafischen Elements sei deutlich geschwächt. In visueller Hinsicht unterschieden sich die Vergleichsmarken durch die abweichenden Bildbestandteile. Der Stern im angegriffenen Zeichen nehme aufgrund seiner Größe und Platzierung eine zentrale Stellung ein; der senkrechte Strich in der Widerspruchsmarke falle durch sein Überstehen nach oben und unten auf. Soweit klanglich und begrifflich Identität vorliege, sei aufgrund der übereinstimmenden kennzeichnungsschwachen Wort- und Zahlenbestandteile eine Verwechslungsgefahr aus Rechtsgründen ausgeschlossen.111 4. Verwechslungsgefahr aufgrund gedanklichen Inverbindungbringens Bei der sog. assoziativen Verwechslungsgefahr nimmt der Verbraucher die Unterschiede der beiden Marken zwar wahr, bringt sie aber aufgrund gemeinsamer Elemente miteinander in Verbindung oder schließt aufgrund anderer Umstände auf wirtschaftliche, geschäftliche oder organisatorische Verbindungen zwischen den Markeninhabern. In den nachfolgenden Fällen wurde eine mittelbare Verwechslungsgefahr bejaht: ./. „The Olympics“112: Aufgrund der überragenden Bekanntheit der Olympischen Spiele bringe das Publikum die angegriffene Marke mit dem berühmten sportlichen Ereignis gedanklich in Verbindung und gehe jedenfalls von einer wirtschaftlichen Beziehung zwischen den Ausrichtern der jeweiligen Veranstaltung aus. Der weitere Zeichenteil „Hip Hop“ habe eine lediglich beschreibende Bedeutung. „Vionade“ ./. „VION“113: Eine gedankliche Verbindung sei anzunehmen, da die Widersprechende das mit der Widerspruchsmarke identische Wort „VION“ auch als Firmenkennzeichnung innerhalb der Bezeichnung „VION GROUP“ verwende. Zudem handele es sich bei „-ade“ um eine typische Wortendung. Alle vorgenannten Entscheidungen können auf der Homepage des Bundespatentgerichts unter www. bundespatentgericht.de abgerufen werden. Wegen weiterer Beispiele aus der Rechtsprechung des BPatG im Jahre 2012 wird auf die Veröffentlichung im Aprilheft der GRUR 2013 verwiesen. Ingrid Kopacek*, Regina Kortge** 110 B PatG, Beschl. v. 12.6.2012 – 27 W(pat) 23/11. Die Vergleichsmarken sind jeweils eingetragen für Waren der Kl. 9 und 16 sowie Dienstleistungen der Kl. 41. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage, welchen Schutzumfang Wort-/Bildmarken hätten, deren Kennzeichnungskraft als gering einzustufen sei und die nur über einen unbedeutenden grafischen Zusatz verfügten, wurde nicht eingelegt. 111 Vgl. hierzu auch BGH, GRUR 2012, 1040 – pjur/pure. 112 B PatG, Beschl. v. 17.1.2012 – 27 W (pat) 21/11. Die angegriffene Marke und die Widerspruchsmarke sind eingetragen für Waren der Kl. 16 und 25 sowie Dienstleistungen der Kl. 41. 113 BPatG, Beschl. v.6.6.2012 – 26 W (pat) 24/11. Die Vergleichszeichen sind u. a. jeweils eingetragen für Waren der Kl. 29, 30 und 31. *, ** Richterinnen am Bundespatentgericht, München 71 Geschäftsbericht 2012 72 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2012 Geschäftsentwicklung I. Übersicht Beim Bundespatentgericht sind im Jahr 2012 insgesamt 2.643 Verfahren neu eingegangen; im Jahr 2011 lag die Zahl der Neueingänge bei 2.464. Die Eingänge verteilen sich auf 2.208 Hauptverfahren (2011: 1.937) und 435 Nebenverfahren, z. B. Akteneinsichtsgesuche und Erinnerungen gegen Kostenentscheidungen (2011: 527). Im Berichtsjahr wurden 2.888 Verfahren erledigt (2011: 2.858). Die Zahl der Eingänge bei den 13 Technischen Beschwerdesenaten (6.–9., 11., 12., 14., 15., 17., 19.–21. und 23. Senat) belief sich auf 538 Hauptverfahren (2011: 287). Am Jahresende 2012 waren noch 1.977 Verfahren anhängig (2011: 2.181). Die Zahl der noch anhängigen Einspruchsverfahren bei den Technischen Beschwerdesenaten konnte stark reduziert werden (Ende 2010: 486; Ende 2011: 233; Ende 2012: 81). Die Dauer der Hauptverfahren ist, auch bedingt durch die hohe Zahl der offenen Stellen im Rahmen eines Besetzungsverfahrens, im Bereich der Markensenate auf rund 16 Monate (Vorjahr 14 Monate) gestiegen. Im Bereich der Technischen Beschwerdesenate ist ebenfalls eine Verlängerung der Bearbeitungszeit von 54 auf 55,5 Monate zu verzeichnen, da die technischen Richter vermehrt in Nichtigkeitsverfahren tätig wurden, um hier trotz hoher Eingänge einen stärkeren Anstieg der Verfahrenszeiten zu vermeiden (von 24,2 Monaten 2011 auf 24,6 Monate 2012). Bei den acht Marken-Beschwerdesenaten (24.–30. und 33. Senat) gingen im Berichtsjahr 1.307 Beschwerden ein (2011: 1.303). Nachdem 1.334 Beschwerdeverfahren abschließend erledigt werden konnten, waren zum Jahresende 2012 noch 1.564 Verfahren anhängig (2011: 1.591). Bei dem Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat (35. Senat) belief sich die Zahl der Neueingänge im Berichtsjahr auf 57 Hauptverfahren (2011: 31), anhängig waren zum Jahresende 107 Verfahren. Bei den sechs Nichtigkeitssenaten (1.–5. und 10. Senat) sind die Eingangszahlen 2012 auf 261 Hauptverfahren leicht gesunken (2011: 297). Erledigt wurden 258 Verfahren (2011: 276); zum Ende des Berichtsjahrs waren noch 426 Verfahren (2011: 423) anhängig. Im Juristischen Beschwerdesenat (10. Senat) wurden bei 45 eingegangenen Beschwerden (2011: 19) 54 Verfahren erledigt (2011: 40), so dass Ende 2012 noch 82 Verfahren anhängig waren (2011: 91). 73 BPatG Jahresbericht 2012 Geschäftsbericht II. Statistiken Gesamtstatistik über die Tätigkeit des Bundespatentgerichts 2008 – 2012 Nichtigkeits-, Beschwerde- und Einspruchsverfahren – Hauptverfahren Nichtigkeits- Juristischer Technische senate Beschwerde- Beschwerdesenate senat MarkenGebrauchs- Beschwerde Beschwerde- mustersenat für senate Beschwerde- Sortenschutz senat Beschwerde Einspruchsverfahren verfahren 1 2 Verfahren insgesamt (Spalten 1-7) 3 4 5 6 7 8 2008 eingegangen erledigt noch anhängig 275 237 388 47 44 80 750 610 2.118 1 452 1.289 961 1.471 1.274 113 85 127 - 2.147 2.899 5.276 228 227 389 61 57 84 683 549 2.252 9 464 834 1.068 1.190 1.152 141 83 185 - 2.190 2.570 4.896 255 242 402 58 30 112 598 652 2.198 8 356 486 1.465 1.196 1.421 55 121 119 1 0 1 2.440 2.597 4.739 297 276 423 19 40 91 287 537 1.948 0 253 233 1.303 1.133 1.591 31 58 92 0 0 1 1.937 2.297 4.379 261 258 426 45 54 82 536 588 1.896 2 154 81 1.307 1.334 1.564 57 42 107 0 1 0 2.208 2.431 4.156 2009 eingegangen erledigt noch anhängig 2010 eingegangen erledigt noch anhängig 2011 eingegangen erledigt noch anhängig 2012 eingegangen erledigt noch anhängig 74 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2012 Nichtigkeits-, Beschwerde- und Einspruchsverfahren – Verfahren außerhalb eines Hauptverfahrens (ZA (pat) Verfahren) Nichtigkeits- Juristischer Technische senate Beschwerde- Beschwerdesenate senat MarkenGebrauchs- Beschwerde Verfahren Beschwerde- mustersenat für insgesamt senate Beschwerde- Sortenschutz senat Beschwerde Einspruchsverfahren verfahren 1 2 3 4 (Spalten 1-7) 5 6 7 8 2008 eingegangen erledigt noch anhängig 354 344 54 9 7 2 140 136 10 135 135 2 36 36 2 44 45 2 - 718 703 72 412 362 104 1 3 0 175 182 3 109 110 1 30 30 2 40 40 2 - 767 727 112 290 309 85 8 4 4 160 162 1 49 50 0 34 35 1 38 33 7 - 579 593 98 311 347 49 0 4 0 127 122 6 41 41 0 25 22 4 23 25 5 - 527 561 64 239 255 33 6 6 0 119 123 2 15 15 0 26 28 2 30 31 4 - 435 458 41 2009 eingegangen erledigt noch anhängig 2010 eingegangen erledigt noch anhängig 2011 eingegangen erledigt noch anhängig 2012 eingegangen erledigt noch anhängig 75 BPatG Jahresbericht 2012 Geschäftsbericht Geschäftsentwicklung im Jahr 2012 im Bereich der Hauptverfahren Bestand: 1. 1. 2012 Neueingänge Erledigungen Bestand: 31.12. 2012 Nichtigkeitssenate 423 261 258 426 Juristischer Beschwerdesenat 91 45 54 82 Technische Beschwerdesenate insg. 2.181 538 742 1.977 davon Beschwerdeverfahren 1.948 536 588 1.896 Einspruchsverfahren 233 2 154 81 1.591 1.307 1.334 1.564 Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat 92 57 42 107 Beschwerdesenat für Sortenschutz 1 0 1 0 4.379 2.208 2.431 4.156 Marken-Beschwerdesenate (einschl. Beschwerdeverfahren gem. § 165 Abs. 4, 5 MarkenG) gesamt 76 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2012 10 13,75 16,09 24,67 24,6 33,88 38,50 24,23 24,19 21,91 14,08 17,86 21,77 25,61 19,01 16,65 21,26 22,91 21,35 12,81 20 21,51 40 30 49,65 46,09 40,4 50 54,42 60 55,51 Verfahrensdauer bei den Senaten 2008 bis 2012 in Monaten 0 2008 2009 2010 2011 2012 Nichtigkeitssenate Technische Beschwerdesenate Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat Marken-Beschwerdesenate Juristischer Beschwerdesenat 2008 2009 2010 2011 2012 Nichtigkeitssenate 21,51 21,26 21,77 24,19 24,60 Technische Beschwerdesenate 40,40 46,09 49,65 54,42 55,51 Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat 12,81 16,65 17,86 24,23 24,67 Marken-Beschwerdesenate 21,53 19,01 14,08 13,75 16,09 Juristischer Beschwerdesenat 22,91 25,61 21,91 38,50 33,88 77 BPatG Jahresbericht 2012 Geschäftsbericht III. Rechtsmittel gegen Entscheidungen des Bundespatentgerichts Patentnichtigkeitsverfahren Im Jahr 2012 wurde gegen 64 der 117 Urteile des Bundespatentgerichts, also 55 %, Berufung eingelegt (2011: 78 von 115 Fällen). Beim BGH wurden 40 Berufungsverfahren durch Urteil abgeschlossen, in 25 Fällen wurden die erstinstanzlichen Entscheidungen des Bundespatentgerichts bestätigt. In 15 Fällen kam es zu einer Abänderung oder Aufhebung der angefochtenen Entscheidung, oft auf Grund neuer Hilfsanträge. Die übrigen 24 Verfahren erledigten sich auf sonstige Weise (beispielsweise durch Vergleich oder Rücknahme der Berufung). Bezogen auf die Gesamtzahl aller Erledigungsarten kam es damit 2012 in 23 % der Berufungen zu einer Abänderung bzw. Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils des Bundespatentgerichts durch den Bundesgerichtshof (2011: 17 %). Rechtsbeschwerdeverfahren zum Bundesgerichtshof im Jahr 2012 Das Bundespatentgericht hat im Jahr 2012 in 40 Fällen die Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof zugelassen, die sich wie folgt verteilen: 5 Nebenverfahren aus den Nichtigkeitssenaten, 6 Verfahren in den Technischen Beschwerdesenaten, 24 Verfahren in den Marken-Beschwerdesenaten, 1 Gebrauchsmus- ter-Beschwerdeverfahren, 3 Verfahren im Juristischen Beschwerdesenat sowie 1 Verfahren im Sortenschutzsenat. In 15 Verfahren (davon in 3 Verfahren in den Nichtigkeits senaten, 1 Verfahren in einem Technischen Beschwer desenat, 8 Verfahren in Marken-Beschwerdesenaten, 1 Verfahren im Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat, 1 Verfahren im Sortenschutzsenat und 1 Verfahren im Juristischen Beschwerdesenat) haben die Verfahrensbeteiligten die Rechtsbeschwerde auch eingelegt; in 25 Verfahren wurde sie vor Entscheidung durch den BGH zurückgenommen. Die zulassungsfreie Rechtsbeschwerde wurde in 7 Fällen (2 Verfahren in einem Technischen Beschwerdesenat und 5 Verfahren in den Marken-Beschwerdesenaten) erhoben. Rechtsmittelentscheidungen des Bundesgerichtshofs über zugelassene und zulassungsfreie Rechtsbeschwerden im Jahr 2012 Im Berichtsjahr entschied der Bundesgerichtshof über insgesamt 9 zugelassene Rechtsbeschwerden des Bundespatentgerichts, denen in 3 Fällen stattgegeben wurde, während in 6 Verfahren eine Zurückweisung erfolgte. In weiteren 4 Verfahren hat die Rechtsbeschwerde aus anderen Gründen ihre Erledigung gefunden. Der Bundesgerichtshof erledigte 13 zulassungsfreie Rechtsbeschwerden, die in 10 Verfahren zurückgewiesen wurden. Die übrigen 3 Verfahren erledigten sich auf sonstige Weise. 78 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2012 Personal Zum 31. Dezember 2012 umfasste die Richterschaft des Bundespatentgerichts insgesamt 108 Mitglieder i. S. v. § 65 Abs. 2 PatG (2011: 112). Diese Gruppe setzte sich zusammen aus 30 Richterinnen und 78 Richtern (2011: 30 Richterinnen und 82 Richter), wovon 61 eine technische und 47 eine juristische Ausbildung haben (2011: 65 technische und 47 juristische Mitglieder). Zum Stichtag waren 9 Stellen wegen laufender Besetzungsverfahren unbesetzt. Im Berichtsjahr konnten am Bundespatentgericht 6 Vorsitzende – im 4., 9., 11., 14., 17. und 21. Senat – neu besetzt werden. Zudem wurde der bisherige Vorsitzende des 11. Senats vom Vorsitz in diesem Senat entbunden und ihm der Vorsitz im 19. Senat übertragen. Von den 108 Richterinnen und Richtern des Gerichts waren im Berichtszeitraum ein Jurist an das Bundesministerium der Justiz und eine technische Richterin an das Deutsche Patent- und Markenamt abgeordnet. Eine weitere Richterin ist beurlaubt, um Aufgaben beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt wahrzunehmen, vier weitere juristische Mitglieder – darunter der vormalige Präsident des Bundespatentgerichts – sind beurlaubt, um Aufgaben beim Europä ischen Patentamt wahrzunehmen. Zusätzlich waren je ein Richter vom Landgericht Magdeburg und von den Amtsgerichten Sömmerda, Rosenheim und Bergen mit dem Ziel der Versetzung sowie ein Richter vom Oberlandesgericht Zweibrücken zu 20 % an das Bundespatentgericht abgeordnet. Zum 31. Dezember 2012 gehörten dem Bundespatentgericht 116 nichtrichterliche Bedienstete an (2011: 126), drei davon waren längere Zeit beurlaubt. Im Bereich der nichtrichterlichen Bediensteten sind 82 Frauen und 34 Männer beschäftigt. Auch im Jahr 2012 bildete das Bundespatentgericht wieder junge Menschen aus, drei zu Kauffrauen für Bürokommunikation und zwei zu Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Mit dieser Ausbildungsleistung erfüllt das Bundespatentgericht die von der Bundesregierung in ihrer Ausbildungsoffensive vorgesehene Ausbildungsquote von 7 % der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. 79 BPatG Jahresbericht 2012 Geschäftsbericht Ausbildung der Patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber Patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber werden während ihrer Ausbildung jeweils für sechs Monate dem Bundespatentgericht zugewiesen. Federführend für diese Ausbildung ist das Deutsche Patent- und Markenamt. In den Jahren bis 2001 hatte sich die Zahl der Patentanwaltsbewerber, die jährlich ihre Ausbildung beim Bundespatentgericht durchlaufen, zwischen 90 und 110 bewegt, von 2003 bis 2009 waren es durchschnittlich knapp 150 Kandidaten pro Jahr gewesen. Nach einem abrupten Anstieg an zugewiesenen Bewerbern im Jahr 2010 (238) ging diese Zahl im Jahr 2011 bereits auf 181 zurück. Im Berichtsjahr verringerte sich die Zahl der Patentanwaltsbewerber auf 169. ten zur Ausbildung zugewiesen werden. Gleichzeitig unterrichten Richterinnen und Richter beim Bundespatentgericht jede Bewerbergruppe in einer Vielzahl von Arbeitsgemeinschaften. Von den 186 Prüfungsteilnehmern (2011: 196) haben im Berichtsjahr 180 Bewerberinnen und Bewerber, also 96,8 %, die Patentanwaltsprüfung bestanden (2011: 189 = 96,4 %). Bei der derzeitigen Bewerberzahl wird dem Bundespatentgericht alle 4 Monate jeweils eine neue Gruppe von ca. 50 bis 60 Bewerberinnen und Bewerbern zugeteilt, die in kleinen Gruppen den verschiedenen Sena- Anzahl der ausgebildeten Patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber 2002 bis 2012 238 240 220 200 186 181 180 158 160 141 140 120 100 80 169 153 147 155 140 138 110 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2012 Dokumentation und Bibliothek I. Dokumentationsstelle Alle verfahrensabschließenden Entscheidungen des Bundespatentgerichts stehen auf der Webseite des Gerichts (www.bundespatentgericht.de) unter dem Menüpunkt „Entscheidungen“ – ab dem Entscheidungsjahr 2000 – frei zugänglich im Internet zur Verfügung. Dieser Dienst kann für alle nicht kommerziellen Zwecke kostenfrei in Anspruch genommen werden. Im abgelaufenen Jahr wurden ferner 34 Eilunterrichtungen über wichtige Entscheidungen des Bundespatentgerichts über die Homepage des Gerichts im Internet veröffentlicht. Der Verein der Richter am Bundespatentgericht gibt die Sammlung „Entscheidungen des Bundespatentgerichts“ (BPatGE) heraus und hat in dieser Sammlung im Berichtsjahr 13 Entscheidungen veröffentlicht. Ferner wurden im Berichtszeitraum 53 von den Senaten ausgewählte Entscheidungen der Fachpresse zur Veröffentlichung zugeleitet. Die hausinternen Dokumentationsdatenbanken bieten den Gerichtsangehörigen Zugriff auf die Entscheidungen des Juristischen Beschwerdesenats ab dem Jahr 1995 und auf die Entscheidungen der Markenbeschwerdesenate seit 1961. Im Berichtsjahr wurden 1.473 aus dem Deutschen Patent- und Markenamt neu zugegangene Akten und 890 Erledigungen der Marken-Beschwerdesenate für die hauseigene Markendokumentation ausgewertet. Ergänzend fielen 697 sonstige Erledigungen (Rücknahmen, Formalbeschlüsse etc.) an, die in den Datenbanken der Markenentscheidungen entsprechend nachgeführt wurden. „hausinterne“ Rechtsprechungsdokumentation im Berichtsjahr 31 von den Senaten ausgewählte Entscheidungen mit zusätzlichen dokumentarischen Informationsdaten versehen und bereitgestellt. Die Dokumentationsstelle hat im Laufe des Jahres 894 Entscheidungen der Senate dokumentarisch umfassend bearbeitet an die juris-Datenbank abgegeben, was einen Anteil von ca. 34 % aller Entscheidungen ausmacht. Daneben sind 427 Fundstellen von Entscheidungen des Gerichts in den einschlägigen Publikationsorganen und 35 Langtexte von bereits in der Datenbank enthaltenen Entscheidungen des Gerichts in der Datenbank ergänzt worden. Die Datenbank juris bietet Zugriff auf alle von den Senaten dazu bestimmten Entscheidungen, auf alle Entscheidungen, gegen die Rechtsbeschwerde zugelassen oder eingelegt ist, auf Entscheidungen, die in den Jahresberichten seit 1995 zitiert sind, und auf alle Entscheidungen des Bundespatentgerichts, die in den mehr als 600 von juris ausgewerteten Printmedien publiziert wurden. Um einen vollständigen Nachweis der Entscheidungen des Bundespatentgerichts in der juris-Datenbank bieten zu können, werden, so auch im Berichtsjahr, alle Entscheidungen, soweit sie in der Entscheidungssammlung des Gerichts auf der Homepage veröffentlicht und nicht schon anderweitig für die juris-Datenbank dokumentiert wurden, im Volltext an die Datenbank abgegeben. Diese Entscheidungen sind dokumentarisch nur einfach erschlossen, aber per Volltextsuche suchfähig. Die Warenähnlichkeits-Datenbank umfasste zum Ende des Jahres 2012 mehr als 2.493 Sacheinträge, die Detailinformationen zu Fragen der Ähnlichkeit von Waren- bzw. Dienstleistungen in dokumentarisch aufbereiteter Form liefern. Gleichzeitig wurden für die 81 BPatG Jahresbericht 2012 Geschäftsbericht II. Bibliothek Der Buchbestand der Bibliothek, die ausschließlich für die bibliothekarische Informationsversorgung der Gerichtsangehörigen und der Mitarbeiter der im gleichen Gebäude untergebrachten Hauptabteilung 3 des Deutschen Patent- und Markenamts zuständig ist, wuchs im vergangenen Jahr auf ca. 20.200 Titel. Dazu werden, teilweise in Mehrfachbezug, 104 fortlaufende Sammelwerke (Loseblattwerke, Jahrbücher etc.) und 190 Zeitschriften geführt. Zusätzlich werden von der Bibliothek neben zahlreichen elektronischen Einzeldokumenten mehrere Informationsdatenbanken auch über das Hausnetz zur direkten Nutzung am Arbeitsplatz angeboten. Die seit einigen Jahren aufgebaute Sondersammlung „Produktkataloge“ umfasst derzeit ca. 5.500 Kataloge und Produktverzeichnisse aller Art. Seit dem Jahr 2000 bietet die Bibliothek zur Unterstützung der Tätigkeit der Markensenate ein elektronisches Wörterbuch für die Bereiche Werbesprache/ Werbeslogans bzw. Neologismen/Trendwörter an. Die Datenbank enthält derzeit knapp 40.000 einschlägige Begriffe, die mit Angaben zu Vorkommen und Sprachgebrauch, sowie Quellennachweisen erschlossen sind. Zur aktuellen Information erstellt die Bibliothek einen Pressespiegel, der im wöchentlichen Turnus in Tageszeitungen und Onlinediensten veröffentlichte Nachrichten aus den Bereichen des gewerblichen 82 Rechtsschutzes, des Patent- und Markenwesens, des Marketing und der Werbung anzeigt. Über alle Neuzugänge im Bibliotheksbestand – Monographien vollständig und Zeitschriften in Auswahl – wird monatlich per Übersichtsliste online im Hausnetz berichtet. Alle in der Bibliothek des Deutschen Patent- und Markenamts eingehenden Zeitschriftenhefte werden ferner kurzzeitig in der Bibliothek des Bundespatentgerichts ausgelegt. Dies ermöglicht allen Gerichtsangehörigen und den Mitarbeitern der Hauptabteilung 3 des Deutschen Patent- und Markenamts, sich über den jeweils aktuellen Inhalt von ca. 1.000 Zeitschriftentiteln zu informieren. Über den Austausch mit dem Deutschen Patent- und Markenamt gelangen zusätzlich ca. 320 Zeitschriften in den gerichtsinternen Umlauf. Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2012 Elektronischer Rechtsverkehr Elektronischer Rechtsverkehr/ eJustice Der elektronische Rechtsverkehr (oft auch mit dem Schlagwort „eJustice“ bezeichnet) betrifft einerseits die sichere, rechtsverbindliche, bidirektionale elektronische Kommunikation zwischen den Verfahrensbeteiligten und Gerichten und umfasst andererseits die elektronische Aktenführung, die gerichtsinterne elektronische Sachbehandlung (Vorgangsbearbeitung) sowie die elektronische Archivierung. Anforderungen des elektronischen Rechtsverkehrs sind nicht nur die Möglichkeit eines rechtssicheren Austauschs von Dokumenten (z. B. Anträge, Klageschriften, gerichtliche Entscheidungen), sondern auch die Aktenverständlichkeit, Aktenwahrheit, Aktenvollständigkeit und Aktenbeständigkeit bei der elektronischen Aktenführung. Ziel ist es, künftig nicht nur den Schriftverkehr erheblich zu beschleunigen, sondern eine medienbruchfreie Bearbeitung auch innerhalb des Bundespatentgerichts zu ermöglichen. Die aufwändige Erstellung von Papierunterlagen, der Versand, die Posteingangsbearbeitung und die Postverteilung werden durch einen unmittelbaren Dokumentenaustausch zwischen den IT-Systemen der Beteiligten stark vereinfacht. Informationstechnik Als Vorstufe zur Einführung elektronischer Gerichtsakten hat das Bundespatentgericht bereits im Jahr 2009 mit Hilfe des Vorgangsbearbeitungssystems VISkompakt seine Verwaltung auf eine elektronische Aktenführung umgestellt, wodurch eine medienbruchfreie, referatsübergreifende Abwicklung von Verwaltungsvorgängen ermöglicht wurde, welche ständig weiterentwickelt wird und sich in der Praxis bewährt hat. Parallel hat das Bundespatentgericht zur Einführung des elektronischen Rechtsverkehrs unter Einbeziehung elektronischer Gerichtsakten seine Informationstechnik entsprechend weiterentwickelt. Im Rechtsprechungsbereich steht als Basis das Justizfachsystem GO§A (mit den wesentlichen Funktionalitäten Datenerfassung, Schreibauftragstechnik, Kalender und Statistik) zur Verfügung, mit dem der Verfahrensablauf von der Aktenanlage durch die Zentrale Eingangsstelle bis zur Schlussbehandlung durch die Geschäftsstelle elektronisch unterstützt wird. Über dieses Fachsystem, das fortlaufend modernisiert und an die Notwendigkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen der elektronischen Aktenführung angepasst wird, ist auch der Zugriff auf die seit September 2012 dem BPatG ausschließlich in elektronischer Form vorgelegten Vorinstanzakten des Deutschen Patent- und Markenamts in Patent- und Gebrauchsmusterangelegenheiten möglich. Hiermit wurde ein erster Teil des elektronischen Datenaustauschs im Instanzenzug (DPMA – BPatG – BGH) realisiert. 83 BPatG Jahresbericht 2012 Geschäftsbericht Elektronischer Gerichtssaal Das Justizfachsystem Go§a ist darüber hinaus mit dem Vorgangsbearbeitungssystem VISkompakt gekoppelt. Elektronisch eingehende Schriftsätze können ohne Medienbruch weiterverarbeitet werden. Über die elektronische Poststelle können Eingänge mittels Upload-Verfahren praktisch ohne Größenbegrenzung eingereicht werden. Im Jahr 2012 war ein spürbarer Anstieg der elektronischen Eingänge zu verzeichnen. Insbesondere wurden vermehrt umfangreiche Nichtigkeitsklagen nebst Anlagen elektronisch eingereicht, offensichtlich weil hier auch für die Patentund Rechtsanwaltschaft erhebliche Synergieeffekte bestehen. Auch die elektronische Poststelle ist mit VISkompakt verbunden, so dass Eingänge unmittelbar dem entsprechenden Verfahren zugeordnet werden können. Weiterhin in Papier eingehende Dokumente können mit Hilfe verschiedener Scan-Verfahren in die elektronische Akte übernommen werden. Die elektronische Gerichtsakte wird derzeit in verschiedenen (Technischen) Beschwerdesenaten in der Praxis (auch im Rahmen von mündlichen Verhandlungen) erprobt. Sie wird ergänzt durch eine sog. PDF-Zweitakte, die von den Richtern für die inhaltliche Fallbearbeitung verwendet wird. Die mündliche Verhandlung bildet den zentralen Bestandteil eines jeden gerichtlichen Verfahrens. Als direkte Konsequenz der Einführung des Elektronischen Rechtsverkehrs muss deshalb der gesamte elektronische Akteninhalt, wie auch der der Vorinstanzakten, in der Verhandlung adäquat verfügbar sein. Die Verfügbarkeit der elektronischen Akte bzw. das Suchen und Rezipieren von Akteninhalten am Bildschirm darf jedoch die mündliche Verhandlung nicht beeinträchtigen. Die Erfahrung zeigt hier, dass es nicht ausreicht, lediglich Notebooks oder Bildschirme im Gerichtssaal aufzustellen. Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung hat das Bundespatentgericht im Rahmen des Projekts „Elektronischer Gerichtssaal“ bereits im Jahr 2011 zwei Gerichtssäle nebst Beratungszimmern umgebaut, neu möbliert und mit der notwendigen IT-Infrastruktur ausgestattet. Ende des Jahres 2012 wurde nun auch der „Große Sitzungssaal“ (Kapellensaal) des BPatG in einen „elektronischen“ Gerichtssaal umgewandelt. Eine Besonderheit ist hierbei die duale Nutzbarkeit als Gerichtssaal einerseits und (in der sitzungsfreien Zeit) als multimedial ausgestatteter Konferenzbereich. Das Projekt „Elektronischer Gerichtssaal“ hat als Pilotprojekt in der deutschen Gerichtslandschaft bereits viel Beachtung gefunden. Zur besseren Verständlichkeit bzw. Bedienbarkeit der eingesetzten Technik durch die Verfahrensbeteiligten sind auf der Internetseite des Bundespatentgerichts (www.bundespatentgericht. de) Informationsfilme abrufbar. 84 Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2012 Öffentlichkeitsarbeit und Internationale Angelegenheiten Termine: 17. Januar 2012 Bereits zum 20. Mal, jedoch erstmals auf Einladung von Frau Präsidentin Schmidt, fand der traditionelle Neujahrsempfang mit rund 180 geladenen Gästen im Bundespatentgericht statt. 26. bis 27. Januar 2012 Anlässlich des 20. Gründungstages des Obersten Russischen Wirtschaftsgerichts waren namhafte Vertreter aus Behörden, Wirtschaft und Wissenschaft zu einem internationalen Symposium und anschließendem Festakt nach Moskau eingeladen. Seitens des Bundespatentgerichts nahmen Frau Präsidentin Schmidt und Frau Richterin am BPatG Dr. Mittenberger-Huber an den interessanten Veranstaltungen teil. 26. April 2012 Der „Welttag des geistigen Eigentums“, der rund um den Globus durch verschiedene Aktivitäten begleitet wurde, stand im Berichtsjahr unter dem Motto „Visionäre Erfinder“. Was lag da näher, als diesen Tag auch mit dem ebenfalls am 26. April 2012 zum 6. Mal stattfindenden bundesweiten Aktionstag „Girls‘ Day“ zu verbinden! Im Vordergrund des Programms im Bundespatentgericht stand 2012 – wie schon in den Vorjahren – der Beruf der technischen Richterin. Zehn Gymnasiastinnen im Alter von 14 bzw. 15 Jahren nutzten die Gelegenheit und informierten sich einen Tag lang über die Aufgaben des Bundespatentgerichts. Die Schülerinnen nahmen als Besucherinnen an einer mündlichen Verhandlung teil und konnten aus „erster Hand“ von technischen Richterinnen des Hauses viel Wissenswertes über diesen abwechslungsreichen Beruf erfahren. 2. bis 6. Juni 2012 Gemeinsam mit dem Europäischen Patentamt organisierte das Bundespatentgericht in München zum wiederholten Mal ein Seminar für Richterinnen und Richter aus dem europäischen Ausland, diesmal aus Polen. 20. Juni 2012 Zusammen mit Mitgliedern der Deutschen Stiftung für Internationale Rechtliche Zusammenarbeit e. V. (IRZ) informierte sich eine Delegation des jordanischen Justizministeriums und der jordanischen Rechtsanwaltskammer beim Bundespatentgericht zum Thema „Geistiges Eigentum in Deutschland“. 85 BPatG Jahresbericht 2012 Geschäftsbericht 2. Juli 2012 Anlässlich ihres Besuchs beim Bundespatentgericht, trugen Prof. Dr. Bornkamm, Vorsitzender Richter des I. Zivilsenats am Bundesgerichtshof, und Prof. Dr. Büscher, Richter im I. Zivilsenat am BGH, zur aktuellen Rechtsprechung des I. Zivilsenats im Markenrecht vor. Die Veranstaltung fand großes Interesse bei den Kolleginnen und Kollegen aus den Markensenaten. Inländische Besuchergruppen Welch großes Interesse die elektronischen Gerichtssäle wecken, zeigen die Besuche zahlreicher inländischer Besuchergruppen. So informierten sich – um nur einige zu nennen – Mitglieder des Europäischen Patentamts, eine Delegation des Sächsischen Justizministeriums und der Sächsischen Staatskanzlei, Richter des Finanzgerichts Baden-Württemberg sowie das Präsidium des Deutschen Richterbundes (DRB) über die Entstehung und Funktionalität der neuen Gerichtssäle. 86 Besuche aus dem Ausland Auch im Jahr 2012 empfing das Bundespatentgericht zahlreiche Delegationen aus dem Ausland. So informierten sich im Berichtsjahr Besuchergruppen aus Australien, Aserbaidschan, Jordanien, Polen, Südkorea, Japan, China, Großbritannien, Finnland, Litauen, Belgien, Portugal, Spanien und Russland über die Aufgaben und Stellung des Bundespatentgerichts. Die regionalen Schwerpunkte der Zusammenarbeit mit Einrichtungen des gewerblichen Rechtsschutzes im Ausland liegen dabei weiterhin im asiatischen Raum. Das Bundespatentgericht arbeitet bei der Organisation von Fachseminaren für ausländische Delegationen eng mit dem Deutschen Patent- und Markenamt, dem Europäischen Patentamt aber auch mit der Deutschen Stiftung für Internationale Rechtliche Zusammenarbeit e.V. (IRZ-Stiftung) oder der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH zusammen. Geschäftsbericht BPatG Jahresbericht 2012 Ausblick Das Bundespatentgericht wird – seiner Tradition folgend – im „Sophiensaal“ in München nunmehr bereits zum vierten Mal ein internationales Symposium zum Thema „Marke im Spannungsverhältnis zwischen Marketing und Rechtsbestand – tatsächliche und rechtliche Rahmenbedingungen des Markenverständnisses“ veranstalten. Es werden rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Europa, die als Richter, Anwälte, Vertreter der Wirtschaft und der Wissenschaft, aber auch in den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten und in der EU-Kommission mit diesem Thema befasst sind, erwartet. Nähere Informationen zu dieser Veranstaltung werden rechtzeitig auf der Homepage des Gerichts (www. bundespatentgericht.de) bekannt gegeben. Pressearbeit Die von der Pressestelle des Bundespatentgerichts veröffentlichten Pressemitteilungen sind auf der Homepage des Gerichts (www.bundespatentgericht.de) einsehbar. Besonderes Medieninteresse fand im Berichtsjahr die Entscheidung des 27. Marken-Beschwerdesenats zur Eintragung des Namens „Robert Enke“ als Wortmarke (Pressemitteilung des Bundespatentgerichts vom 25. April 2012): Die Witwe des verstorbenen Fußballspielers hatte den Namen ihres Mannes als Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet. Dort wurde die Anmeldung der Wortmarke „Robert Enke“ jedoch als nicht unterscheidungskräftig zurückgewiesen, da sich alle angemeldeten Waren und Dienstleistungen thematisch mit dem am 10.11.2009 verstorbenen Fußballtorwart befassen könnten. Da dieser als Person der Zeitgeschichte einem breiten – auch nicht fußballinteressierten – Publikum bekannt sei, fehle es für die Eintragung als Marke am Hinweis auf die Herkunft der Waren bzw. Dienstleistungen. Die von Frau Enke eingelegte Beschwerde hatte Erfolg. Nach dem Markengesetz ist die Eintragung von Personennamen – auch die berühmter und bekannter Personen – zulässig. Der 27. Senat des Bundespatentgerichts hat entschieden, dass die Namen von Menschen bereits von ihrer Zweckbestimmung her unterscheidungskräftig seien. Beschreibend könne „Robert Enke“ allenfalls als Inhaltsangabe von Büchern und anderen Mediendienstleistungen sein. Markenschutz müsse jedoch auch für die vorgenannten Waren und Dienstleistungen gewährt werden. Für die Eintragung als Marke sei es ferner unerheblich, ob beim Verbraucher der Eindruck entstehen könne, dass der Namensträger bzw. sein Rechtsnachfolger mit dem Anbieter oder den Waren und Dienstleistungen in Beziehung stehe. Ob dies tatsächlich der Fall ist und ob die Benutzung der Marke am Markt erlaubt ist, sei im Löschungsverfahren und nach dem Wettbewerbsrecht, nicht jedoch im Eintragungsverfahren zu prüfen. Ebenfalls von Interesse war die Entscheidung des 28. Marken-Beschwerdesenats. Dieser hat am 14. November 2012 (Pressemitteilung des Bundespatentgerichts vom selben Tag) entschieden, dass das von einem großen deutschen Automobilhersteller für „Sportwagen“ angemeldete Wortzeichen „M“ als Marke schutzfähig ist. Das Zeichen „M“ ist zum einen unterscheidungskräftig, da der angesprochene Durchschnittsverbraucher dem Buchstaben „M“ keine beschreibende Bedeutung für „Sportwagen“ (Klasse 12) beimisst. Zum anderen ist „M“ auch nicht für die Konkurrenten der Anmelderin freihaltebedürftig. Zwar enthält die EG-Richtlinie 2007/46/EG vom 5. September 2007 eine Klassifizierung für Fahrzeuge zur Personenbeförderung mit mindestens vier Rädern. Diese Klassifizierung wird mit „Klasse M“ bezeichnet. In Alleinstellung wird der Buchstabe „M“ jedoch vom Fachverkehr nicht zur Beschreibung von Personenkraftwagen, zu denen auch „Sportwagen“ gehören, verwendet und benötigt, sondern nur in der Wortkombination „Klasse M“. 87 From the Case Law of the Federal Patent Court in 2012 English Summary 88 88 Foreword BPatG Annual Report 2012 Foreword Dear Reader, As in previous years, this annual report will inform you of the work of the Federal Patent Court. In addition to the business report, which gives you an overview of the development of the court’s business in 2012, this annual report contains summaries of a selection of important rulings of the 29 boards of the Federal Patent Court on patent, utility model, design and trade mark law. We are looking back at an eventful year, in which business developed positively. In total, the Federal Patent Court received 700 new sets of proceedings more than in the previous year and at the same time the number of adjudicated cases increased to a similar extent. The number of nullity proceedings is still high and the 5th Board was affected in particular as it presides, inter alia, over telecommunication technology cases. Many new sets of proceedings with a focus on telecommunications were received, some of which may be adjudicated if the major telecommunications companies manage to settle their disputes amicably – as recently and repeatedly announced in the press. The number of patent appeals increased considerably in total over the course of the year. However – if we base our analysis on an era “before the introduction of the electronic case file (EISA)” at the German Patent and Trade Mark Office and an era “after EISA” – the “pre-EISA” figures have not yet been achieved again. We are hopeful that the difficulties which we have faced – in particular due to media discontinuity – will be resolved during 2013 and that we can again expect a continuous inflow of new business. Internationally, as the year that preceded it, 2012, was characterised by discussions on the protection of industrial property rights in Europe and the European patent, which is to have uniform effect. This “neverending” story of the European patent, which has been going on for more than 40 years, is to be concluded with the Regulations (EU) No. 1257/2012 of the European Parliament and the European Council respectively the Regulation (EU) No. 1260/2012 of the European Council each dated 17 December 2012. The Agreement on the European Patent Court was signed in Brussels on 19 February 2013, also by the Federal Republic of Germany. We will have to wait and see whether this is the happy ending we have all been waiting for. The ratification documents for the treaty on the court and the required amendment of the Brussels-I-Regulation (EU) 1215/2012 dated 12 December 2012 have not yet been issued. Despite all the anticipation and acclaim for the court, our colleagues at the Federal Patent Court are somewhat anxious. When it comes to the validity of patents, two thirds of the cases with which the nullity boards of the Federal Patent Court are faced relate to the validity of European patents, whereas only one third is concerned with the validity of German patents. However, there is no need to look to the immediate future fearfully. We strongly believe that the technically and legally qualified judges of the Federal Patent Court are optimally positioned – thanks to their expertise and experience – to hold their ground in competition with a European patent court. In the meantime, we take courage from the words of Abraham Lincoln who said that the best thing about future is that it is always served one day after another. Or, as in our annual reports, one year after another. We would like to seize this opportunity to thank all the staff members of the court and the stakeholders involved for their support over the past year and hope that they will continue to be favourably disposed towards us in 2013, for which we have made many plans. We will, for example, host a symposium on trade mark law entitled “Between Marketing and the Law: Trade Marks and Brand Identity in Real and Legal Terms”, which will address legal and factual issues in connection with trade mark protection and the effect of trade marks on consumers. We wish you an enjoyable read. Beate Schmidt President Dr. Klaus Strößner Vicepresident 89 BPatG Annual Report 2012 Contents Table of Contents Foreword 89 patent law 92 I. Patentability 92 1. Technical teaching on procedure and definition of invention - Programs for data processing systems - Mathematical methods - Technical contribution to inventive step 92 92 93 93 2. Exclusion of patentability of medical processes 94 3. Prior art and public availability 95 4. Novelty and inventive step - Novelty, disclosure - Inventive step - Average person skilled in the art 95 95 96 98 II. Supplementary Protection Certificates 99 III. Proceedings before the German Patent and Trade Mark Office 100 1. Application date 100 2. Priority 101 3. Restitutio in integrum 102 4. Procedural errors 103 IV.Opposition Proceedings 104 1. Insolvency 104 2. Admissibility of the opposition 105 3. Interpretation 106 4. Examination of grounds for revocation 107 - Enablement, complete and clear teaching 107 - Inadmissible extension of the subject matter of the application, aliud 108 - Inadmissible extension of the scope of protection V. Appeal Proceedings 110 110 3. Cost-related issues - Distribution of costs - Cost of double representation - Amount in dispute/filing fee 113 113 113 114 4. Miscellaneous - Motion for the admission of evidence, obligation to examine the facts ex officio - Lateness, adjournment - Expert opinion - Translation 115 115 115 117 118 utility model law 118 I. Eligibility for protection 118 II. Cost-related issues 118 III.Miscellaneous 119 design law 119 plant varities protection law 120 trade mark law 121 I. Unconventional Trade Mark Forms 121 1. Abstract colour trade marks 121 2. Three-dimensional trade marks 122 II. Word Marks, Word/Figurative Marks and Figurative Marks 123 1. Terms in foreign languages 123 2. Letters and sequences of letters 123 3. Word combinations 124 4. Slogans 125 5. Word sequences with geographic indication of origin 126 1. Admissibility of the appeal 110 2. Domestic representative 110 6. Designations of establishments 127 7. Names of individuals 128 111 8. Word marks/figurative marks 129 1. Admissibility of the action 111 9. Figurative marks 130 2. Binding effect of the requests 112 VI.Nullity Proceedings 90 10. Violation of public policy or accepted principles of morality (Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act) 131 Contents BPatG Annual Report 2012 11. Ban on the abuse of public national emblems for commercial purposes (Sec. 8, Para. 2, Nos. 6 and 8 of the German Trade Mark Act) 132 12. Eligibility for protection based on possible options for use as a trade mark 132 13.Acquired distinctivness 134 III.Cancellation Proceedings 135 1. Due to bad faith pursuant to Sec. 50, Para. 1 in conjunction with Sec. 8, Para. 2, No. 10 of the German Trade Mark Act 135 2. Due to absolute obstacles to protection pursuant to Sec. 50, Para. 1, No. 2 in conjunction with Sec. 8, Para. 2, Nos. 1–9 and Sec. 54 of the German Trade Mark Act 136 IV.Opposition Proceedings 137 1. Genuine use 137 2. Similarity of goods 137 3. Direct likelihood of confusion 137 4. Likelihood of confusion by association 138 business report 2011 140 business development I. Overview 141 141 II.Statistics 142 III.Appeals against Rulings of the Federal Patent Court 146 staffing 147 training of candidate patent attorneys 148 documentation and the library 149 I. Documentation 149 II. The Library 149 electronic legal transactions 150 public relations work and international affairs 152 BPatG Annual Report 2012 Patent Law Patent Law, Utility Model Law, Design Law and Plant Varieties Protection Law Patent Law I. Patentability 1. Technical teaching on procedure and definition of invention Programs for data processing systems For inventions relating to electronic data processing devices and methods (programs) it has to be determined first of all whether or not at least a partial aspect of the subject matter of the invention belongs to the field of technology (Sec. 1 Para. 1).1 Then, it has to be reviewed whether or not this subject matter is only a program for data processing equipment per se and is thus excluded from patent protection.2 Patentability is not excluded if a further examination results in the teaching containing instructions that serve to solve the specific technical problem with technical means.3 The 17th Board4 dealt with a system and a method which administrated a plurality of “virtual machines” (VM) on a large central computing facility, wherein the drive image of a VM is stored as two portions: in a read-only application image that is shared by several VMs and a separate second portion that is specific to the individual VMs that are merged upon starting of the VMs. The method provides an instruction for technical action (Sec. 1, Para. 1) as it teaches the use of the components of data processing equipment5, but is not patentable as a program for data processing equip- ment per se. The objective problem is to structure the storing of a plurality of VMs in a data centre in such a way as to minimize the storage space needed and to allow for updates of the programs stored on the VM to be made as quickly as possible and with minimum effort. This problem is solved thanks to a suitable structuring of the data to be stored. The objective problem thus identified does not require any technical considerations; the realization that there is data common to all VMs suffices. Therefore, the solution to store the data common to all VMs only once is not dependent in any way on technical expertise or findings. The Board therefore ruled that the claimed teaching did not go beyond the field of data processing per se.6 This also applies to a method for finding patent documents in a database, in which patent documents are searched for in an existing data pool based on certain search criteria, each document is allocated to at least one family and a representative document is selected from these families and output automatically in accordance with a selected order of preference. Since this method merely relates to a way of managing and sorting sets of data, does not necessitate any technical considerations and no technical devices or processes are controlled, this method is regarded as a technical instruction. However, with regard to the use of the components of a data processing device it is not eligible for patent protection as a “program per se” within the meaning of Sec. 1, Para. 3, No. 3 according to the 17th Board.7 A method, the objective problem of which is to organize stored data to provide information for booking a holiday in such a way as to allow for an automated selection of an offer in line with the selection criteria and presentation of related tourist information in ad- 1 Secs. with no mention of a particular act refer to the German Patent Act. 2 Established case law, cf. Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011,125 – Wiedergabe topografischer Informationen. 3 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 610 – Webseitenanzeige; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten. 4 Federal Patent Court, ruling dated 15 November 2011 – 17 W (pat) 1/08. 5 Cf. Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 613 No. [20] – Dynamische Dokumentengenerierung. 6 Cf. Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 610 No. [28] – Webseitenanzeige. 7 Federal Patent Court, ruling dated 28 June 2012 – 17 W (pat) 72/08. 92 Patent Law BPatG Annual Report 2012 dition to the travel information, is merely based on a data processing problem. Even solving the problem by storing the information in two databases, in order to allow for an automated selection of a suitable offer in connection with the presentation of additional information when entering selection criteria, does not necessitate any technical considerations and is to be regarded as a mere data organization measure. The 17th Board8 stated that the proposal to distribute sets of data to two databases in such a way that the dynamic data are stored in a first database and the static data in a second database does not relate to the basic operability of a data processing device in technical terms and that such device operates solely in line with its purpose. Mathematical methods “Mathematical methods per se” (Sec. 1, Para. 3, No. 1 in conjunction with No. 4 of the German Patent Act) are also excluded from patentability if the claimed technical teaching does not solve a technical problem with technical means. A method for matching the position of 3D data sets in a distributed CAD/CAM system, in which the objective problem consists of determining the relation in terms of position for two 3D models and their sets of data, which represent different jaw images, calculating a mathematical transformation, which maps one model to the other, wherein the method makes use of an allocation method from analytical geometry, is not eligible for patent protection as a “mathematical method per se”, as ruled by the 17th Board.9 Technical contribution to inventive step Even if the precondition of technicality is met, if at least a partial aspect of the claimed teaching overcomes a technical problem10, it has to be taken into account that “only those instructions have to be considered which determine or at least influence the solution to a technical problem by technical means when examining the invention for inventive step”.11 In principle, any instructions that are not technical do not suffice in this context; these are only relevant to the extent to which they influence the solution to a technical problem by technical means.12 Therefore, individual features of a patent claim have to be assessed during the examination for inventive step with regard to their “technical contribution”, as can be learned from the following rulings: In a method for 3D image reconstruction of a computer tomography scanner, which makes use of a mathematical operation by means of filtered rear projection, the selection of the filter is not an instruction that serves to solve a specific technical problem by technical means. The 17th Board13 states that the technical problem underlying the method relates to the highlighting of fine structures in the reconstructed image data in a 3D image reconstruction method. Rear projection also has to be regarded as a technical solution, as it is adapted to the special circumstances of data capture in CT images. The filtering, however, is not a technical solution, as it does not take the technical circumstances of the data capture or specific characteristics of the data to be processed into account beyond the mere mathematical considerations. The 17th Board14 also dealt with a method for computer assisted placing of orders for goods with a retailer from a client’s computer via the Internet through a central server. The objective task to make data transmission more secure in connection with the placing of orders, wherein an offline database exists on a client’s computer in a computer assisted ordering system, also 8 Federal Patent Court, ruling dated 23 February 2012 – 17 W (pat) 11/08. 9 Federal Patent Court, ruling dated 19 January 2012 – 17 W (pat) 97/06. 10 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 125, LS a – Wiedergabe topografischer Informationen. 11 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 125, LS b – Wiedergabe topografischer Informationen. 12 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungs modalitäten]. 13 Federal Patent Court, ruling dated 1 March 2012 – 17 W (pat) 4/08. 14 Federal Patent Court, ruling dated 26 January 2012 – 17 W (pat) 167/05. 93 BPatG Annual Report 2012 Patent Law 2. Exclusion from patentability of medical processes relates to the solution of a technical problem by technical means with regard to some partial aspects of the protected teaching, and is thus excluded from patentability pursuant to Sec. 1, Para. 3, Sentence 3 in conjunction with Para. 4. The features based on the business idea to provide data on products and prices in an offline database are not to be taken into account when examining the inventive step.15 Any instructions of a game idea that are not technical are also not relevant. If a method for operating a coin-operated entertainment device aims at granting the player additional options to influence the course of the game without increasing the stake and thus at increasing the entertainment value, the corresponding features are also not technical and therefore irrelevant. Therefore, the 19th Board16 did not take into acount the characterizing feature that the relation of the hit ratio to be achieved and/or the amount to be won depends on the course of the activated payline (29, 30, 31) during the examination for inventive step. Pursuant to Sec. 2a, Para. 1, No. 2, methods for surgical or therapeutic treatment and diagnostic methods are excluded from patentability. The 4th Board17 had to rule on whether a “method to manufacture a dental implant abutment to receive the dental prosthesis” as a method for surgical treatment of the human body, attacked with a nullity suit for lack of patentability, is subject to exclusion from patentability pursuant to Art. 53 (c) of the EPC. In this case, the invention was not subject to exclusion, in particular, the fitting of the implant was not claimed as a method step. The surgical procedure required beforehand, on which the plaintiff relied, was regarded by the Board merely as a procedure that happens outside the method in suit and is not necessarily connected therewith, that is not part of a uniform procedure and that does not need to be performed by one and the same dentist. Furthermore, the Board pointed out that, in addition, according to the established case law of the Federal Court of Justice18, just as according to the established case law of the Enlarged Board of Appeal of the European Patent Office19, a method is only subject to exclusion from patentability as a surgical method if a method step of this kind is part of the claimed teaching. The 3rd Board20 had to rule on a patent claim aiming at the use of essential fatty acids to manufacture a drug, containing a mixture of eicosapentaenoic acid ethyl ester (EPA) and docosahexaenoic acid ethyl ester (DHA). The drug was to be used to prevent mortality in a patient having suffered a myocardial infarction. Furthermore, it was claimed that the drug was for oral administration at a dosage of 0.7 to 1.5 g per day. A claim of this kind is admissible, since the specification of the dosage is not subject to the exclusion from 15 Cf. Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen . 16 Federal Patent Court, ruling dated 30 January 2012 – 19 W (pat) 12/09. 17 Federal Patent Court, ruling dated 25 September 2012 – 4 Ni 34/10 (EP). 18 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 1081, Margin No. 15 et seq. – Bildunterstützung bei Katheternavigation , on Sec. 2a, Para. 1, No. 2 PatG [German Patent Act]. 19 EPO, Official Gazette 2011, 134. 20 F ederal Patent Court, ruling dated 22 November 2011 – 3 Ni 28/10, making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2007, 404, 409 No. 51 – Carvedilol II. 94 Patent Law BPatG Annual Report 2012 patentability as a method for therapeutic treatment of the human body pursuant to Art. 53 Para. 1 (c) EPC. This feature does not relate to a therapy regimen aiming at telling the physician which dosage of essential fatty acids to administer to the patient at a specific point in time. What is rather claimed is the use of essential fatty acids that are provided for the treatment of patients in suitable packaging sizes and using said formulation for treating patients. In line with established case law, such use of active ingredients is excluded from patentability, as ruled by the 3rd Board. 3. Prior art and public availability The 19th Board21 had to concern itself with the issue of novelty-destroying prior use and public availability of prior art. The respective requirements are only met if the information that conveys prior use is publicly available in the same manner as information from public documents. This is the case if the respective subject matter is made public, for example through unconditional selling to third parties. It is not the case, however, if it is provided merely within the framework of a sample delivery in connection with a joint development. An alleged obvious prior use is not taken into account when assessing patentability in opposition proceedings if the opponent withdraws the opposition and if the documents submitted to prove any obvious prior use contain gaps or ambiguities that hinder the taking of evidence and cannot be clarified without the cooperation of the opponent, as held by the 12th Board.23 4. Novelty and inventive step Novelty, disclosure It was disputed in nullity proceedings before the 4th Board24 whether the novelty of the teaching of the subject matter of the patent was destroyed. Said subject matter related to the configuration of media supply lines and connection lines on rolling frames, their ends (E1; E2) each being connectable via coupling devices to media connections of the stands of the rolling frames (EST1; EST2) or to an intermediate bridge (ZB) and remaining configured in a self-supporting con- It was disputed in opposition proceedings before the 8th Board22 whether the technical design of the claimed machine (a hay-making machine) was subject to prior use and therefore part of the prior art. The opponent claimed and provided evidence that the machine had been modified by the named witness and used by another witness in his agricultural business and on neighbouring fields. The Board found for the opponent after hearing the evidence and concluded that the machine had been publicly available as said machine was not only theoretically available to an unlimited number of individuals. 21 Federal Patent Court, ruling dated 9.11.2011 – 19 W (pat) 20/09. 22 Federal Patent Court, ruling dated 3.9.2012 – 8 W (pat) 56/08. 23 Federal Patent Court, ruling dated 11 October 2012 – 12 W (pat) 302/12. 24 Federal Patent Court, ruling dated 10 January 2012 – 4 Ni 6/11 (EP); cf. Federal Patent Court, ruling dated 21 August 2012 – 4 Ni 24/09. 95 BPatG Annual Report 2012 Patent Law veyor chain (TLK), in one of several options. The parties argued in particular about what is disclosed to the skilled person in the illustration of a rolling mill according to Figure 6 of an earlier patent. Said figure shows a rolling mill consisting of three rolling frames, each featuring individual stands (2a, 3a, 4a, 2b, 3b, 4b). The individual stands (2a, 3a, 4a) at the drive end are – at least when changing the rolls – arranged in a fixed position. The roll stands (2b, 3b, 4b) of the three rolling frames (2, 3, 4) on the operating end can be moved out of the rolling line separably and jointly as one unit. The plaintiff held the view that the two slightly curved dotted double lines in Figure 6 represent connection lines that can be connected to the media connections and are secured by a conveyor chain between the moveable stand of the rolling frame and a post. The Board did not share this view and stated that a double line can have any meaning whatsoever. Therefore, the illustration was not suitable to disclose to the skilled person a connection line without supplementing technical knowledge or without knowledge of the invention in a clear and unambiguous manner. This was found to be especially true as the remaining documents (description and claims) did not make any statements regarding the meaning of the curved double lines. The fact that lines of this kind are standard on rolling frames and are therefore located in said position and that this is known to the skilled person does not suffice. Taking evident facts into account does not allow for a disclosure to be supplemented with the technical knowledge of the skilled person. In particular, the figure does not show that the lines can be connected to media connections via coupling devices and are arranged in the conveyor chain, as required by the patent claim. Therefore considerations have to be made based on technical knowledge and the claimed design of the rolling frame therefore can be neither evident nor „implied“.25 A ruling of the 9th Board26 also related to “implied facts”. It was disputed with regard to a car door with a unit support and stiffening elements for lateral protection purposes whether the arrangement of a stiffening element between “the window regulator and the outer wall” as claimed in a specification document can be “implied”. The Board ruled against such view. Since there is no instruction with regard to a specific arrangement of the stiffening element in the description or the figures, the skilled person has to reflect on the problem and will only then arrive at a technically sensible solution based on his technical knowledge. This does not constitute an immediate and unambiguous disclosure of the feature in the specification document. Inventive step In practice, inventive step is the most important and most widely discussed prerequisite for patentability. Since inventive step always relates to individual cases in the respective field of technology of the invention, 25 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 999, No. 33 – Memantin. 26 Federal Patent Court, ruling dated 23 November 2011 – 9 W (pat) 301/06. 27 F ederal Patent Court, ruling dated 22 November 2011 – 3 Ni 28/10; cf. Federal Patent Court, ruling dated 11 October 2011 – 1 Ni 4/10; Federal Patent Court, ruling dated 7 February 2012 – 4 Ni 68/09. 28 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 382 – Olanzapin; Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 1039 – Fischbissanzeiger; Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2003, 693 – Hochdruckreiniger; Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 607, No. 18 – Fettsäurezusammenhang. 29 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2007, 1055, No. 28 – Papiermaschinengewebe. 96 Patent Law BPatG Annual Report 2012 only a few examples of typical issues are discussed. The 3rd Board27 summarized that the actual benefit28 of the entirety of features in their technical context29 compared to the state of the art and whether or not the skilled person had reason to modify said state of the art are the decisive factors for the first step of the assessment of inventive. When choosing the starting point there is no precedence of a “closest prior art”.30 It is rather the justification, which is normally based on the effort of the skilled person to find a solution for a certain problem that is better than the solution provided by the prior art, which is required when choosing the starting point. The 1st Board31 had to rule on the patentability of a ring binder mechanism as used in document binders: The lever formed from a pressed sheet metal part is shown in Fig. 2 and 3 and features among others, a transverse flank (36) which is essentially vertically bevelled at the upper edge of the side flank (32) facing away from the base plate (10) (M 8.1) and merges into a handle (34) (M 8.2). The Board considered this subject matter to be new and not obvious based on the prior art introduced into the proceedings. A ring binder mechanism according to prior art, as shown, does not include the features (M 8.1 and 8.2) and does not provide any hint or reason to form the lever with a transverse flank on the upper side in the longitudinal direction; even if the skilled person always strives to find a better – or merely different – solution to a certain problem than the solution provided in the prior art.32 It has to be taken into account in this respect, based on experience that the technical development does not necessarily happen along those lines that might seem plausible or more or less inevitable when analysing the point of departure in retrospect. In order to regard a solution – in this case, the described forming of the lever according to the group of features 8 – that deviates from solutions up to that point in time not only as being possible, but also as being obvious for the skilled person, normally additional incentives, hints, ideas or other reasons going beyond the recognisability of the technical problem are required – apart from this case, in which it was obvious to the skilled person what needed to be done33 – to look for the solution to the technical problem as it was done in case of the invention.34 The fact that there are no obstacles to arriving at the subject matter of said teaching starting from what is known in the considered prior art alone without incentive or reason does not constitute obviousness.35 Deeply rooted technical misconceptions, the overcoming of which can be assessed to be a clear sign of inventive step, only exist if experts in the field regarded the claimed teaching at the time of application as not technically feasible, or if the technical benefit achieved by it was regarded as not attainable and such error was disproved by the invention.36 In a case before the 30 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 382, 387, No. 51 – Olanzapin; Federal Patent Court, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2004, 317 – Programmartmitteilung. 31 Federal Patent Court, ruling dated 11 October 2011 – 1 Ni 4/10. 32 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, No. 20 – Fischbissanzeiger. 33 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 936 No. 21 – Heizer; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 814, No. 26 – Fugenglätter. 34 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 746, No. 20 – Betrieb einer Sicherheitseinrichtung. 35 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 407, No. 17 – einteilige Öse. 36 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1996, 857, III. 2 c, Paragraph 1 – Rauchgasklappe 97 BPatG Annual Report 2012 Patent Law 17th Board37 a method for communication between a management information system (MIS) and an executing system was claimed, in particular a printing press in the printing industry. In order to avoid system interruptions between the MIS and various printing presses, in connection with printing jobs, a uniform data format (job definition format) is used across the entire system in the prior art. The patent claimed an adaptation of the JDF format to individual printing systems by creating printing system-specific JDF dialects. The patentee argued that the skilled person was influenced by the dominant preconception that JDF had to be used as the uniform data format and that different JDF dialects were contrary to this goal. The Board did not regard this as a technical preconception because different JDF dialects had already been known. Whether or not the keeping with the standard on one page or a continued use of the capabilities of different printing presses on the other page has a higher priority, is an issue of weighing up of advantages and disadvantages. Such a weighing up of advantages and disadvantages is typical of the work done by a skilled person and does not constitute an inventive step. The 6th Board38 was concerned with a method for repairing agglutinated friction linings made of industrial ceramics in drive and conveyor systems, in which, among other things, the process steps of heating up the friction lining before removal and sandblasting the drive and conveyor system prior to coating them with the new friction lining is claimed. Such a method is based on an inventive step even if said process steps are generally known, simple technical measures, as they teach, in their combination with one another, a method that allows for repair with simple means, re- pair on site and gentle removal of the lining from the surface of the rolls while reducing tool wear, which is not obvious to the skilled person based on the identified prior art or his technical knowledge. Average person skilled in the art The relevant skilled person is to be determined objectively according to the problem to be solved by means of the invention and is the person who is normally charged with solving the problem. The technical task, which is to be determined objectively, depends on the benefit of the claimed teaching compared with the state of the art, i.e. on the objective technical solution to the problem.39 Therefore, the appropriate skilled person is often determined in accordance with the field of technology or application highlighted in the patent in suit or the persons addressed therein as well as the subjectively worded task. However, such statements in the patent in suit are not authoritative, according to the 4th Board40. If the task of the claimed teaching is to provide a system for fixating bones that ensures a stable connection between the bone plate and the bone screw with a variably selectable angle, there is a focus on the improvement of the mechanical fixation of the bone plate by means of a bone screw. According to the view of the 4th Board41, an experienced graduate in engineering who works in the field of development and manufacture of screws, a “screw expert”, is called for. In addition, he has acquired basic medical skills and is in close contact with a surgeon or orthopaedist with regard to these specific problems of medical application or works with them in a team42 or consults them with regard to clinical-medical issues.43 By contrast, it 37 Federal Patent Court, ruling dated 3 July 2012 – 17 W (pat) 39/10. 38 Federal Patent Court, ruling dated 21 June 2012 – 6 W (pat) 30/10. 39 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 602, No. 27 – Gelenkanordnung; Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 607, No. 18 – Fettsäurezusammensetzung; Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2003, 693 – Hochdruckreiniger. 40 Federal Patent Court, ruling dated 7 February 2012 – 4 Ni 68/09. 41 Federal Patent Court, ruling dated 24 July 2012 – 4 Ni 21/10 in conjunction with 4 Ni 9/11 – Fixationssystem. 42 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2012, 803, No. 34 – Calcipotriol-Monohydrat; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal], 2012, 482, No. 18 – Pfeffersäckchen. 43 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2012, 475, No. 22 – Elektronenstrahltherapiesystem. 44 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 1039, No. 18 – Fischbissanzeiger. 98 Patent Law BPatG Annual Report 2012 is not relevant by whom and why the fixation system consisting of the bone plate and the bone screw is implanted. In this case, therefore, neither a surgeon nor a biomechanic is considered as skilled person, as they merely determine the requirements and insert the fixation system.44 Based on the meaning of indications of purpose in a method claim – in this case a “method for manufacturing a traction sheave for interaction with an elevator rope element” which relates to the manufactured object or the interaction with further elevator components – the 1st Board45 concludes that the skilled person to be determined objectively is not limited to the area of elevator construction, but that the patentee must accept the understanding and expertise of experts from other technical fields which are covered by the subject matter of the patent in suit. II. Supplementary Protection Certificates The 15th Board46 found in one case that the success of an appeal is dependent on the interpretation of Art. 3, Para. 1 of Regulation No. 1610/96 and possibly Art. 7 of Regulation No. 1610/96. The application for the grant of a supplementary protection certificate for pesticides for the product “Poncho Pro”, containing the active ingredient lothiandin, was rejected. The certificate could not be granted as the period of validity of the phytopathological approval had already expired at the date of application and was therefore no longer “valid” within the meaning of Art. 3, Para. 1 b of Regulation No. 1610/96. The case related to an (emergency) approval granted by the Federal Office of Consumer Protection and Food Safety in Braunschweig pursuant to Sec. 11, Para. 2, Sentence 1, No. 2 of the German Law on the Protection of Cultivated Plants (“Plant Protection Act”)47. Pursuant to this provision, implementing Art. 8, Para. 4 of Directive 91/414, the marketing or import of an unapproved pesticide may be approved for a maximum of 120 days in case of imminent danger for the purpose of fighting certain harmful organisms. The Board therefore stayed the proceedings pursuant to Art. 267, Para. 1 b, and Para. 2 of the Treaty on the Functioning of the European Union to obtain a preliminary ruling of the European Court of Justice on the following issues: Is Art. 3, Para. 1 b of Regulation (EC) No. 1610/96 to be interpreted to the effect that a valid approval granted pursuant to Art. 8, Para. 4 of Directive 91/414/ EEC does not oppose the grant of a supplementary protection certificate – and if so – is it necessary pursuant to Art. 3, Para. 1 b of Regulation (EC) No. 1610/96 that the approval is still effective at the time of application for the certificate – and if the first question is answered negatively – is Art. 7, Para. 1 of Regulation (EC) No. 1610/96 to be interpreted to the effect that an application can be filed even before the beginning of the time period mentioned therein? In another case – relating to the product Sitagliptin – the 15th Board had already submitted to the European Court of Justice in proceedings for a preliminary ruling48 pursuant to Art. 267 of the Treaty on the Functioning of the European Union a question regarding the interpretation of Art. 13, Para. 1 of Regulation (EC) 469/2009 as to whether a supplementary protection certificate for drugs may be granted in case of a negative term, in this case three months and 14 days. 45 Federal Patent Court, ruling dated 6 December 2011 – 1 Ni 9/10 (EP). 46 F ederal Patent Court, ruling dated 12 December 2011 – 15 W (pat) 24/06 – Clothianidin; also Federal Patent Court, ruling dated 18 September 2012 – 3 Ni 60/06 – Clothianidin II = GRUR Int. [Intellectual Property and Copyright Journal–International Section] 2013, 35. 47 For preliminary approval pursuant to Art. 8, Para. 1 of Directive 91/414, Sec. 15c PflSchG [German Plant Protection Act] and on the order for reference of the Federal Patent Court dated 29 April 2009, BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 51, 238 = GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 132 – Iodosulfuron, with notes from Renesse, Schwenk; ECJ, ruling dated 11 November 2010 – C-229/09; Engels/Morawek, from the established case law of Federal Patent Court in 2009, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 465, 470. 48 F ederal Patent Court, BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2010, 166 LS = Communication 2010, 195 LS – Sitagliptin; cf. Engels/Morawek, from the established case law of Federal Patent Court in 2010, Part II, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 561, 569. 99 BPatG Annual Report 2012 Patent Law Underlying this measure was the question whether the time period provided in Art. 36 of Regulation (EC) No. 1901/2006 (paediatric drug regulation) for a sixmonth extension for paediatric purposes is only applicable to drugs that are protected by a supplementary protection certificate pursuant to Regulation (EC) No. 469/2009. After the European Court of Justice49 had answered this question to the effect that a certificate is to be granted even in case of a negative term, the 15th Board50 was now able to decide the case and granted the certificate and at the same time determined the beginning of the time period for the term of the six-month extension for paediatric purposes pursuant to Regulation No. 1901/2009. In another case the 15th Board51 also obtained a preliminary ruling from the European Court of Justice pursuant to Art. 267 of the Treaty on the Functioning of the European Union and submitted the questions whether a “safener” is covered by the terms “product” in Art. 3, Para. 1; Art. 1, No. 8 and “active substance” in Art. 1, No. 3 of Regulation (EC) No. 1610/96. The appellant desired the grant of a supplementary protection certificate for pesticides for the product “Isoxadifen and salts and esters thereof”. The German Patent and Trade Mark Office had rejected the application for the certificate inter alia with the reasoning that the application was only directed to an active substance, but that a combination of active substances – in this case the compounds Foramsulfuron, Isoxadifen (“safener”) and Iodosulfuron – was approved. The Board regarded the question of whether a certificate may be granted at all for a “safener” as not having been clarified, as the “safener” might not be a product or an active substance within the meaning of Regulation No. 1610/96. A “safener” is a substance that is added to a pesticide in order to reduce or suppress its phototoxic effect on certain plants. It is also referred to as an antidote (antitoxin) and allows the user to induce its biochemical selectivity artificially. In many cases, it is only the combination with a “safener” that allows for a promising application of herbicide. The Board therefore concerned itself with the question of whether or not this rather indirect effect within the framework of fighting undesired plants or pests suffices to confirm that the “safener” has the properties of active ingredients within the meaning of Regulation No. 1610/96. The Board tended towards rejecting the application, but believed that there was a danger of a dissenting decision within the European Union and that it was necessary to obtain a preliminary ruling, in particular in view of the different granting practices in other member states of the EU or the EEC. III. Proceedings before the German Patent and Trade Mark Office 1. Application date Pursuant to Sec. 35, Para. 2, Sentence 1, No. 1 of the German Patent Act, the decisive point in time is the date on which the application documents are received by the German Patent and Trade Mark Office and not the date on which they were sent by the applicant. In a case over which the 9th Board52 presided, the German Patent and Trade Mark Office’s fax machine showed a time of receipt after midnight, whereas the applicant stated that it had received a message from the German Patent and Trade Mark Office’s fax machine indicating the “OK” status confirming the complete transmission of the pages sent before midnight. The Board states by reference to the established case law of the 10th Board53 that the applicant bears the burden of 49 ECJ, GRUR Int [Intellectual Property and Copyright Journal–International Section] 2012, 146. 50 Federal Patent Court, ruling dated 26 January 2012 – 15 W (pat) 36/08. 51 Federal Patent Court, ruling dated 6 December 2012 – 15 W (pat) 14/07 – Safener Isoxadifen. 52 Federal Patent Court, ruling dated 23 May 2012 – 9 W (pat) 39/10. 53 Federal Patent Court, ruling dated 14 April 2009 – 10 W (pat) 36/08. 100 Patent Law BPatG Annual Report 2012 proof regarding the receipt of the documents in time and that the presentation of the sender’s log does not suffice as proof.54 Pursuant to Sec. 416 of the German Code of Civil Procedure, this does not provide proof of the facts contained therein – unlike public documents pursuant to Sec. 418 of the German Code of Civil Procedure. However, counter-evidence may be submitted, whereas the court can make a contribution to the clarification of the case.55 The 10th Board56 had to concern itself in an appeal with the legal effectiveness of the application date. The Examining Board of the German Patent and Trade Mark Office believed that the prerequisites were not met and decided that no documents were attached to the application, which could be regarded as a description. The 10th Board overruled the attacked decision and stated that a formal description in the form provided for in Sec. 31, Para. 6 in conjunction with Sec. 10 of the German Patent Regulation was not required for the recognition of the application date. Within the meaning of Sec. 35, Para. 2, Sentence 1, a very short illustration also suffices. In the case in point, this consisted of extremely short statements, parts of which were not legible at all or hardly legible, on a supplementary sheet that contained abbreviations which were not explained. The wording of the law «semblance of a description» makes a different view impossible, according to the 10th Board.57 2. Priority Priority may only be claimed for a patent claim – in this case in a European patent application pursuant to Art. 88 of the EPC – if the skilled person can rely on his general expertise to clearly and unambiguously derive the subject matter of the claim from the earlier application as a whole; it has to relate to one and the same invention. The principles of the examination for novelty58 apply to the assessment of an identical disclosure. In accordance therewith, further knowledge in the document, at which the skilled person may only arrive based on his technical knowledge or by modifying the disclosed teaching, is to be deemed not disclosed.59 This also applies to a generalization, for example if, with regard to the design of a communication channel, the granted patent claim generally claims a communication channel without limitation to a frequency division duplex method and control information is generally transmitted via the control channels, whereas the priority document discloses a frequency division duplex communication channel and control channels for performance control and bit rate information, according to the 5th Board.60 In another case tried by the 5th Board61, the issue of the required identity of the applicant for a legally effective claim of priority was disputed. The plaintiff asserted that the applicant of the patent in suit was not the ap- 54 Zöller/Stöber/Greger, German Code of Civil Procedure, 29th edition (2012), before Sec. 230, Margin No. 2 with further quotes. 55 F ederal Court of Justice, NJW [New Judicial Weekly] 2007, 3069; cf. Zöller/Stöber/Greger, ZPO [Code of Civil Procedure], 29th edition (2012), before Sec. 230, No. 2 with further quotes. 56 Federal Patent Court, ruling dated 13 November 2012 – 10 W (pat) 14/11. 57 Reference to Federal Patent Court, ruling dated 15 November 2007 – 10 W (pat) 19/07. 58 Federal Court of Justice,GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2004,133 – Elektronische Funktionseinheit 59 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 910 – Fälschungssicheres Dokument. 60 Federal Patent Court, ruling dated 23 May 2012 – 5 Ni 22/10; see also ruling dated 24 January 2012 – 3 Ni 5/10. 61 Federal Patent Court, ruling dated 15 February 2012 – 5 Ni 59/10 (EP). 101 BPatG Annual Report 2012 Patent Law plicant that filed the priority application. The defendant, who was the parent company and proprietor of the patent in suit, declared that the German original application had been filed by its German subsidiary and that the parent company was entitled to all the intellectual property rights of the affiliated companies as a matter of principle. But since it was impossible for the defendant under French law to file an original application in Germany, the priority application was filed by the German subsidiary. The transfer of the priority right had taken place – as is proven in the submitted written documents – prior to the date of the priority declaration and therefore in due time. With regard to the requirements of Art. 87, Para. 1 of the EPC to be examined, the Board found that it was not proven that the defendant had become the proprietor of the German application, from which the patent in suit claimed priority, and that the priority right had been transferred to the defendant and pointed out that an examination has to take place, without prejudice to the merely formal examination upon receipt pursuant to Art. 90, Para. 3 of the EPC, as to whether or not the material requirements for a priority claim at the decisive point in time are met and whether the claimed priority was actually due to the application prior to the application date.62 The 4th Board63 also had to clarify with respect to the issue of the authoritative prior art of an EP patent attacked in a nullity suit for lack of patentability whether a legally effective priority pursuant to Art. 87, Para. 1 of the EPC was claimed in the patent in suit or whether the priority document belonged to the prior art. The Board stated that the identity is not negated with each apparent inconsistency of text or drawings, in particular if these are merely linguistic or drawing imperfections.64 In keeping with the principles of the examination for novelty, what is taken for granted and is implied and therefore does not need to be disclosed from the point of view of the skilled person with regard to the application of the protected teaching is also to be regarded as disclosed beyond what is explicitly described. Nevertheless, the Board found that there was no identity as the inclusion of obvious facts does not allow for the disclosure to be supplemented with expert knowledge and in any case fails to disclose in the priority application where exactly the axis of rotation for the oscillating rotational movement of the spiral eccentric is located. Therefore the skilled person cannot learn from said priority application that the active surface in cross-section shows a paraxial area and an abaxial area – as in the claimed massage device. 3. Restitutio in integrum Pursuant to Sec. 123, Para. 2, Sentence 1, the restitutio in integrum request has to be filed in writing within two months from the cessation of the existence of the obstacle. The 17th Board65 had to decide which point in time is to be regarded as relevant for an applicant represented by a domestic representative in case of cessation of the existence of the obstacle upon rejection of the application. The applicant’s attention was only drawn to this issue when it tried to pay the annual fees and then filed a request for restitutio in integrum within two months. It was set forth in the reasoning that the appointed domestic representative, having erroneously believed to have been instructed to that effect, had not informed the American applicant and its American representative about the rejection of the applicant served upon him. The Board dismissed the appeal. The Board held that a rejection affected the legal position of an applicant to such an extent that the applicant has to be informed – even in case of any instructions to the contrary. Therefore, the cessation of the existence of the obstacle and the beginning of 62 See also grant procedure Federal Patent Court, ruling dated 28 October 2010 – 11 W (pat) 14/09, BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 52, 207, 212 et seq. – Unterbekleidungsteil. 63 Federal Patent Court, ruling dated 22 May 2012 – 4 Ni 69/09 (EU). 64 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2008, 597, Margin No. 17 – Betonstraßenfertiger. 65 Federal Patent Court, ruling dated 6 September 2012 – 17 W (pat) 26/11, see also ruling dated 11 July 2012 20 W (pat) 29/11. 66 Federal Patent Court, ruling dated 11 October 2012 – 10 W (pat) 16/10. 67 Federal Court of Justice, VersR [Insurance Law] 1991, 1309. 68 Federal Patent Court, ruling dated 17 September 2012 – 10 W (pat) 22/09 – Bergbaumaschine. 102 Patent Law BPatG Annual Report 2012 the time period to file the request had to be the point in time when the domestic representative gained knowledge of the fact and not the point in time six months later when the applicant was informed. The filed request for restitutio in integrum had therefore not been filed in time following the cessation of the existence of the obstacle and was inadmissible. The foreign legal representative’s failure to forward the fee communication of the German Patent and Trade Mark Office is also a violation of the duty of care, which the party filing the request has to accept pursuant to Sec. 85, Para. 2 of the German Code of Civil Procedure, according to the 10th Board.66 It may be the case that professional, qualified domestic representatives in the United Kingdom are not legally obligated to forward any information regarding the payment of annual fees to a patent proprietor or its representative if the monitoring and payment of these fees was excluded from the retainer. However, this does not correspond to the legal situation under German law, which has to be taken into account in accordance with the pertinent rule on applicable law of “lex fori”. In principle, once periods for taking legal recourse are entered, they may not be deleted before the matter is settled. Therefore the lawyer has to take organizational measures to prevent any unauthorized subsequent changes of such entries by office personnel67, otherwise he is responsible for the organisational error. This applies accordingly if the time limit set by the patent office for filing a translation or paying a fee to validate a European patent is deleted by office personnel, according to the 10th Board.68 It is part of the duty of care of a lawyer to organise work processes in a way that normally prevents the non-observance of time limits from occurring if the work processes are adhered to.69 Special precautionary measures are called for in connection with a process in which mistakes are likely to be made or mistakes have severe consequences. Unlike cases of a limited obligation to review70, these are cases in which there are special grounds for a review which are not an unreasonable burden for the lawyer as these are exceptional cases. The filing of a request for restitutio in integrum – in this case for the payment of the application fee – is not prohibited due to the lapse of the one-year period set forth in Sec. 123, Para. 2, Sentence 4 if the transgression of the time limit is above all due to circumstances within the sphere of the patent office. On the one hand, the Examining Board failed to inform the applicant that the original application date had not been recognised. On the other hand, the applicant was only informed twenty months after the expiry of the time limit for the payment of the application fee of the non-observance of the time limit and its legal consequences, according to the 10th Board.71 4. Procedural errors The principle of legally due process pursuant to Art. 103, Para. 1 of the German Constitution, reflected in Sec. 48, Para. 2 in conjunction with Sec. 42, Para. 3, Sentence 2 with regard to the patent grant procedure, also encompasses the prohibition of surprise decisions. For example, if a court or an administrative authority takes a decision that deviates from what the parties involved could have expected when making a reasonable assessment of the proceedings up until then.72 This principle is violated if a patent division remains silent in a hearing in response to the express question of the representative of the patentee whether he may submit auxiliary requests and revokes the patent after closing the hearing. By remaining silent, the patent division makes it unmistakably clear that such auxiliary requests are not needed for a limited defence of the attacked patent and that the patent in suit will be 69 Schulte, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 123, Margin No. 100. 70 Federal Patent Court, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 93 – Dreidimensionale Daten. 71 F ederal Patent Court, ruling dated 10 February 2012 – 10 W (pat) 38/08; also Federal Patent Court, ruling dated 8 November 2012 – 10 W (pat) 32/10. 72 Cf. BVerfGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Constitutional Court] 84, 188, 190; 86, 133, 144 et seq.; 96, 189, 204; 108, 341 et seq. 103 BPatG Annual Report 2012 Patent Law maintained according to the filed request, according to the 7th Board.73 The 19th Board74 points out that a single hearing in the examination procedure is to be regarded as expedient and may only be refused in exceptional cases, such as in simpler hopeless – cases, or in cases in which the applicant does not seem to be willing to make modifications to the claims that are deemed necessary. Such an exceptional case is not at hand after only one official communication from the Examining Board and a reply thereto by the applicant together with a filing of modified claims. For a hearing to be pertinent, it is not necessary for the applicant to make substantiated points which are to be discussed in a hearing as there is no obligation to present reasons for requesting a hearing. The 8th Board75 voiced concerns with regard to this opinion.76 This view questioned the ratio of rule and exception following from the principle of the written nature of the patent grant procedure.77 This issue was not relevant in this case, however, as statements had already been made in two official communications from the Examining Board and the claims remained unchanged in this case, in which the technical facts were easily understandable. The 17th Board78 explains that the rejection of the main request without a simultaneous decision on an auxiliary request is an inappropriate action that violates the principle of procedural economy. Such action may only be deemed admissible in special exceptional cases.79 The mere fact that procedural law provides for this possibility as such is an option that may not be made use of without good cause to flood the applicant with a multitude of partial decisions on a main request and (if applicable several) auxiliary requests and to force the applicant into a multitude of appeals. In the present case, a decision on the auxiliary request following an assessment of novelty and inventive step would have been warranted. The appeal fee was refunded. IV. Opposition Proceedings 1. Insolvency Pursuant to Sec. 99, Para. 1 and Sec. 240 of the German Code of Civil Procedure80, opposition proceedings are interrupted by the opening of insolvency proceedings relating to the assets of the patentee. Once insolvency proceedings against the patentee are opened, the patentee’s position as party is transferred to the insolvency administrator.81 The 23rd Board82 explained that, according to Sec. 99, Para. 1; Sec. 240 and Sec. 250 of the German Code of Civil Procedure and Sec. 86, Para. 1 of the German Insolvency Act, an interruption of the opposition proceedings ends once the opponent declares that he is ready to resume the proceedings. Pursuant to Sec. 86, Para. 1 of the German Insolvency Act, the opponent is entitled to do so since the opposition proceedings are directed against the estate and there is much to suggest that the opponent be given the same standing as someone who has a right to separate their property from the insolvent’s estate. In the view of the 23rd Board83, the situation is entirely different if the opponent becomes insolvent. Such an insolvency would not lead to an interruption of the opposition proceedings, as a clarification of the validity inter omnes of the grant of the patent is in the public’s interest. It must 73 F ederal Patent Court, ruling dated 3 February 2012 – 7 W (pat) 66/09 = GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2013, 101 – Führen eines Leiterpfades für eine Schiebetür. 74 F ederal Patent Court, ruling dated 13 June 2012 – 19 W (pat) 145/09; see also Federal Patent Court, ruling dated 9 January 2012 – 19 W (pat) 65/09. 75 Federal Patent Court, ruling dated 22 March 2012 – 8 W (pat) 4/11. 76 Cf. BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 15, 149; 18, 30; 49, 112 = Comm. 2005, 554. 77 See the principle of the written nature of the patent grant procedure: BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 20, 144; Federal Patent Court, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1983, 505, 506 – fernmündliche Beschreibungsänderung; Federal Patent Court, ruling dated 17 March 2004 – 10 W (pat) 46/02; Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6th edition (2003), before Sec. 34, Margin No. 59; Benkard/Schäfers, PatG [German Patent Act], 10th edition (2006), before Sec. 34, Margin No. 20; Mes, PatG [German Patent Act], 3rd edition (2011), introduction before Sec. 34 PatG [German Patent Act], Margin No. 13 et seq.; Schulte, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Introduction, Margin No. 248. 104 Patent Law BPatG Annual Report 2012 not be assumed on principle that the assertion of the revocability of the patent in suit connected with the filing of an opposition is an asset which as such would be part of the insolvent’s estate. This situation may be evaluated differently if the opponent has an interest that warrants special protection, as the opponent has for example already been sued out of the patent in suit. In such a case, it would have to be assumed that the economic interests of the opponent are not only indirectly affected, but that the opponent’s assets, and in turn, the insolvent’s estate are directly affected. This did not appear to be the case. 2. Admissibility of the opposition Sec. 59, Para. 1, Sentences 3 and 4 provide that the reason for revocation within the meaning of Sec. 21 and the facts justifying the opposition have to be listed individually. According to the established case law of the Federal Court of Justice84, the grounds for opposition only meet the statutory requirement if the decisive circumstances are illustrated “in detail” in such a manner that final conclusions can be drawn with regard to the existence or non-existence of grounds for revocation. The extent of the substantiation requirements has so far been assessed differently by the Divisions of the Federal Patent Court and, among other aspects, made dependent on the extent and the complexity of the features of the subject matter of the patent and the prior publications. The 7th Board85 is now deviating from these rulings and finds that, pursuant to Sec. 59, Para. 1, Sentence 4, the only requirement for justifying an opposition is the statement of facts, without there being a need to make statements relating to the legal conclusions from these facts. An in-depth examina- tion of the state of the art, the determination of what results from the features of a claim from the point of view of the skilled person, and the interpretation of the cited state of the art no longer affects the facts required for the admissibility of the opposition. The requirement to illustrate the facts “in detail” therefore depended on the circumstances of the individual case. For example, when pleading lack of novelty, it may suffice to present or refer to prior art documents. In certain cases, however, it may also be necessary to quote specific passages if the feature in question is not already evident to the skilled person after merely reading the cited documents. In contrast thereto, the 19th Board86 is of the opinion that the requirements that must be satisfied in order to substantiate an opposition are strict. The issue warrants a thorough discussion, assessment and in- 78 F ederal Patent Court, ruling dated 10 November 2011 – 17 W (pat) 43/08, see also ruling dated 6 December 11 – 17 W (pat) 33/08 and ruling dated 8 December 2011 – 17 W 26/06. 79 Cf. Benkard/Schäfers, PatG [German Patent Act], 10th edition (2006), Sec. 48, Margin No. 5; Busse/Schwendy, PatG [German Patent Act], 6th edition (2003), Sec. 48, Margin Nos. 19, 21; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 48, Margin No. 12, with further quotes for each. 80 Cf. Schulte, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Introduction, Margin No. 179. 81 Cf. Thomas/Putzo, ZPO [Code of Civil Procedure], 32nd edition (2011), before Sec. 50, Margin No. 16. 82 Federal Patent Court, ruling dated 2 February 2012 – 23 W (pat) 339/05. 83 Federal Patent Court, ruling dated 22 November 2011 – 23 W (pat) 352/05. 84 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1993, 651 – Tetraploide Kamille. 85 Federal Patent Court, ruling dated 15 June 2012 – 7 W (pat) 17/11 – Authentifizierungssystem. 86 Federal Patent Court, ruling dated 19 December 2011 – 19 W (pat) 390/05. 105 BPatG Annual Report 2012 Patent Law terpretation of the material features of the patent in suit and not only the “core of the patented invention”. A substantiation of an opposition that only addresses a partial aspect of the protected invention is formally incomplete and the opposition is not admissible.87 3. Interpretation The claims are authoritative for determining the subject matter of the patent in suit and the teaching contained therein. An interpretation of their technical instead of their linguistic meaning is to be relied upon in order to determine how the claims would be understood by the skilled person. In this respect, the overall context88 must be used as a basis for determining what the technical teaching of the claim is and what the technical meaning of the features of the claims is – taken both individually and in their entirety.89 On this basis, with regard to a claim 1 that was under attack inter alia for lack of reduction to practice, the 4th Board90 ruled in a nullity proceedings that the skilled person would not understand the claimed teaching of the invention to have limitations, in particular because the claimed invention can only partially be reduced to practice. The claim must therefore not be deemed to have a different meaning because patentability could be affirmed in that manner.91 According to the 9th Board, the expression “elastic adjustment element” relating to a car seat is to be interpreted in consideration of the information in the description, which specifies that the elastic adjustment element is a handle, the curvature of which is essentially deformable, as not referring to any material with its own degree of elasticity, such as a massive articulated lever made of steel.92 The 1st Board93 had to rule on the patentability of a “method for manufacturing a traction sheave for interaction with an elevator rope element” wherein the “traction sheave” comprised “a traction surface for interaction with the elevator rope element and for driving the elevator” and “the traction sheave was formed by shot blasting or sand blasting”. The Board states that indications of purpose in an object or method claim do not limit the subject matter of the patent per se, but cover any object designed or manufactured in accordance with the teaching of the patent irrespective of the purpose for which it is used or manufactured94, if it meets the requirements of suitability in the claim. It is only to this extent that the statement of purpose provides delimitation from the state of the art. In no way does this limit the subject matter to methods for the surface treatment of traction sheaves in an elevator system. According to the 4th Board95, the designation “machine à cafe” including the statement of purpose “à cafe” is not a limitation of the subject matter of the product claim to the indicated use in terms of content. Its only task is to define the spatial and physical design of the subject matter of the patent to the effect that it can be used for the stated purpose.96 87 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1988, 364 – Epoxidation. 88 Established case law, cf. Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 129 – Fentanyl-TTS; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2004, 845 – Drehzahlermittlung, with further quotes. 89 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2002, 515, – Schneidmesser I with further quotes. 90 F ederal Patent Court, ruling dated 24 July 2012 – 4 Ni 21/10 in conjunction with 4 Ni 9/11 – Fixationssystem. 91 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2004, 47, No. 39 – blasenfreie Gummibahn I; Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2012, 1124 – Polymerschaum 92 Federal Patent Court, ruling dated 31 October 2011 – 9 W (pat) 408/05. 93 Federal Patent Court, ruling dated 6 December 2011 – 1 Ni 9/10 (EP). 94 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 837, No. 15 Bauschalungsstütze; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2006, 923 No. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage; BGHZ [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Court of Justice in Civil Suits] 112, 140, 155 et seq. Befestigungsvorrichtung II; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1981, 259, 260 – Heuwerbungsmaschine II; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1979, 149, 151 – Schießbolzen; Schulte/Moufang, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 1, Margin No. 221. 95 F ederal Patent Court, ruling dated 27 March 2012 – 4 Ni 24/10 = GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2013, 53 – Kaffeemaschine. 106 Patent Law BPatG Annual Report 2012 4. Examination of grounds for revocation Enablement, complete and clear teaching An invention is disclosed in an enabling manner pursuant to Sec. 34, Para. 4 if the information contained in the patent application gives the skilled person as much technical information as he needs to be able to reduce the teaching of the patent in suit to practice based on his or her expert knowledge and abilities in a way that the desired goal is achieved.97 This is not true for a claim directed to the use of inhibitors that are merely characterized by means of their reaction with dipeptidyl peptidase (DP IV) to reduce blood sugar levels, i.e. by means of functional features (in this case inhibitors), but not by means of chemical or physical parameters or a method for their manufacture. In this manner, an illimitable number of compounds with identical functionalities is claimed, which the skilled person can only find by trial and error, as the patent specification lacks a precise indication of what is claimed – in this case inhibitors for the claimed use.98 The 14th Board99 granted leave to appeal with regard to the question whether a claim cannot be reduced to practice as it covers both substances of prior art and future substances due to the functional characterization of the substances used in accordance with the claim. The 20th Board100 shares this view in a case in which a digital receiver for optimizing the reception mobile radio signals is claimed, which comprises a memory element coupled to an equalizer, which stores a received data signal “in sections”. According to the 20th Board, the teaching is not disclosed in an enabling manner, as the skilled person cannot reduce to practice what kinds of measures are specifically covered by the term “in sections” in relation to the data signal. The 3rd Board101 had to rule on the attacked enablement of a claimed method in which a target epitope or antigen-specific binding molecule is to be isolated as easily and quickly as possible from a very large number of specific binding molecules. According to the Board, although the patent in suit did not contain an embodiment that described the implementation of such a method directly, the information disclosed was sufficient for the skilled person to reduce the claimed method to practice without an unreasonable effort.102 A claim covering both suitable and unsuitable variants does not rule out a clear and complete disclosure.103 In this context, the plaintiffs quoted the Federal Court of Justice’s ruling on the “Thermoplastische Zusammensetzung” [Thermoplastic Composition] case104, according to which a patent’s teaching cannot be reduced to practice if the protected subject matter is generalized in the claim by means of open ranges for physical properties to such a degree that the protection conferred by the patent extends beyond the contribution of the invention to the prior art. This ruling is not applicable to the present case as it relates to the enabling disclosure of an invention directed to a substance, whereas the claimed teaching relates to an enabled manufacturing method. This also applies to the concerns that the claim is what is known as a reach-through claim. Reach-through claims are normally not admissible as 96BGHZ [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Court of Justice in Civil Suits] 112, 140, 155 et seq. – Befestigungsvorrichtung II; it is a criterion for suitability (see also Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 837, No. 15 – Bauschalungsstütze; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2006, 923 No. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1981, 259, 260 – Heuwerbungsmaschine II; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1979, 149, 151 – Schießbolzen; Schulte/Moufang, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 1, Margin No. 221. 97 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 916 – Klammernahtgerät. 98 Cf. Federal Patent Court, Comm. 20011, 237 – Buprenorphinpflaster. 99 Federal Patent Court, ruling dated 13 March 2012 – 14 W (pat) 7/07. 100 Federal Patent Court, ruling dated 6 August 2012 – 20 W (pat) 17/08. 101 Federal Patent Court, ruling dated 24 January 2012 – 3 Ni 5/10. 102 S chulte/Moufang, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 34, Margin No. 370 and Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 916 to 918, LS – Klammernahtgerät. 103 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1991, 518 to 521, 1st LS – Polyesterfäden; see also Federal Patent Court, ruling dated 29 November 2011 – 4 Ni 44/08. 104 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 414 et seq. 107 BPatG Annual Report 2012 Patent Law they serve to reserve an unexplored area of research for the applicant.105 Since the method claimed by the patent can be reduced to practice for the above reasons, this case does not involve an unexplored area of research. devices, the teaching cannot be reduced to practice within the meaning of Sec. 34, Para. 4. It is also possible that an invention cannot be reduced to practice if the solution to a problem may only be reduced to practice partially by the skilled person, as the 4th Board106 ruled in a case that related to a fixation system consisting of a bone plate and a bone screw. In this case, a variable-angle thread connection of the bearing surfaces of the bone plate and the bone screw is claimed, which inter alia can be formed without material deformation, without disclosing in the patent in suit how this is to be achieved. The skilled person would have to carry out extensive tests and arrive at the teaching all by himself – maybe even in an inventive manner. The fact that the infringing embodiment in suit possibly makes use of such a solution which does not involve a deformation does not rule put a lack of enablement, either. Inadmissible extension of the subject matter of the application, aliud A claim may not be directed at a subject matter that was not originally contained in the application documents for the invention. Whether that is the case, is to be determined by comparing the claimed subject matter with the disclosure of the original documents as a whole.108 In an opposition case before the 9th Board109, a car door was claimed, in which a window regulator mechanism is mounted on a support plate and “supported by the support plate”. As it can only be gleaned from the original documents that the support plate is designed for water protection and that the subject matter of the granted patent as set forth in the feature “protected by the support plate” covers other possible designs, such as water-proof, gas-proof or mechanical protection, the subject matter of the patent is inadmissibly broadened compared with the original disclosure within the meaning of Sec. 21, Para. 1, No. 4. The 20th Board107 ruled on a case involving a system for inputting and outputting acoustic information, e.g. for spoken announcements on trains, which consists of an input device, an output device and two separators that can be arranged in any position of a loop-shaped transmission line. For purely physical reasons, depending on the arrangement of the four components on the loop, there is only a 50 per cent probability of implementing the solution to the problem, namely to make announcements possible even in the event of a short circuit in the transmission line or in the connected devices. Since the skilled person expects a probability of preferably 100 per cent and it must be possible to reduce the teaching to practice with any possible arrangement of the four The same applies if an impact protection for a car is claimed, which consists, among other components, of a support formed from shaped sheet metal, but the original application documents only disclose a support that is not limited to certain parts of the car body and if the material from which it is made is not specified.110 As a wide range of materials is available to the skilled person to design the support, it cannot be derived clearly and unambiguously from the original application documents that the shaping of the support from formed sheet metal is part of the invention. In this context, the skilled person has to supplement the original content of the original documents in their entirety with an additional finding at which he or she 105 EPO, GRUR Int. [Intellectual Property and Copyright Journal – International Section] 2010, 158 – Durchgriffsanspruch/BAYER Schering Pharma AG; Mes, PatG/GebrMG [German Patent Act/Utility Model Act], 3rd edition (2011), Sec. 1, Margin No. 78, 79. 106 F ederal Patent Court, ruling dated 24 July 2012 – 4 Ni 21/10 in conjunction with 4 Ni 9/11 – Fixationssystem; continuation of Federal Patent Court, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 905, No. 72 – Buprenorphinpflaster, making reference to Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 901, Margin No. 36 – Polymerisierbare Zementmischung. 107 Federal Patent Court, ruling dated 20 February 2012 – 20 W (pat) 34/08. 108 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2005, 1023 – Einkaufswagen II. 109 F ederal Patent Court, ruling dated 30 July 2012 – 9 W (pat) 350/06; see also Federal Patent Court, ruling dated 27 September 2012 – 6 W (pat) 305/08. 108 Patent Law BPatG Annual Report 2012 might arrive by drawing on his or her general expert knowledge. However, this constitutes an inadmissible extension.111 Pursuant to Art. 138, Para. 1 c of the EPC, a European patent based on a divisional application may be declared null and void if the subject matter extends beyond the content of the earlier application and the underlying parent application. The 4th Board112 clearly stated that an inadmissible extension therefore results not only in the loss of the application date of the parent application claimed by the divisional application – which equates to a loss of priority – but also in the nullity of the patent in suit based on the divisional application. In a device to exert negative pressure on a superficial wound, which consists, among other things, of a disklike cup acting as a connector to connect a cushion and a suction tube, in which the lower face of the cup is in contact with the porous cushion, the parent application did not contain the term “lower face” and Figures 6A to 6D did not indicate the existence of such a face. Fig. 6B, which is the only figure to show such a disk-like cup, which indicates a “lower face” by means of the hatched lower side, also leads away from such interpretation. A corresponding surface contact of the lower side of the cup with the cushion was not obvious or implied due to the curved shape of the lower surface of the cup of the illustrated embodiment. This was not even the case if the cup shown in Fig. 6B was pressed onto the cushion. In conclusion, the 4th Board found that the skilled person could not learn the corresponding teaching from the disclosure of the parent application as a whole, that such teaching was not even implied, and that further, independent thought processes and a refinement of the learned technical information were required. These are not part of the disclosure – a fact that also holds true for any conclusions the skilled person may draw based on his or her expert knowledge.113 If an inadmissible extension results not just from the insertion of a limiting feature that was not disclosed in the original documents of the parent application, but from this leading to a different teaching – including an aliud – this inevitably leads to a nullification. The 4th Board114 therefore did not have to rule on whether it had to act in line with the established case law of the Federal Court of Justice on national patents, according to which an inadmissibly broadened feature may remain in a claim in case of a limiting extension115, and the inadmissible extension which does not need to be removed does therefore not inevitably lead to the revocation or nullification of the attacked patent. Irrespective of this legal issue, on which the Federal Court of Justice has not ruled so far with regard to European patents116, there is unanimous agreement that the inadmissible extension of the application through the 110 Federal Patent Court, ruling dated 14 December 2011 – 7 W (pat) 306/09. 111 Cf. Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 509 – Hubgliedertor I and GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 910 – Fälschungssicheres Dokument. 112 Federal Patent Court, ruling dated 3 July 2012 – 4 Ni 15/10 – Unterdruckwundverband. 113 Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 382, 384, Margin No. 26 – Olanzapin. 114 Federal Patent Court, ruling dated 3 July 2012 – 4 Ni 15/10 – Unterdruckwundverband. 115 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 40, No. 18 – Winkelmesseinrichtung, also on divisional applications; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2001, 140, No. 40 – Zeittelegramm. 116 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 40, No. 19 – Winkelmesseinrichtung. 109 BPatG Annual Report 2011 Patent Law addition of a different technical teaching – i.e. an aliud – inevitably results in nullification. The Board pointed out that a European patent, which is derived from a European divisional application, may only be defended admissibly with new claims if the prerequisites of Art. 76 Para. 1 EPC are met. It also constitutes an aliud if for a connection cable made of copper and steel wires for a sensor117 the manufacture of the steel wires by means of heat treatment in a vacuum at a pressure of 10-3 Torr is claimed, whereas the heat treatment in a vacuum mentioned in the original description only serves to illustrate a possible manufacturing method for the skilled person to arrive at a stainless steel wire with the required temper. But the skilled person does not learn from the original description that the steel wire necessarily needs to be treated at a certain pressure. Inadmissible extension of the scope of protection Pursuant to Sec. 22, Para. 1, the scope of protection is inadmissibly broadened if amended claims extend the granted scope of protection or replace the granted invention with another one.118 A case before the 20th Board119 related to a method for running a wireless tag (RFID tag) with a memory, in which the claims amended in the appeal proceedings provided for a clear chronological order of method steps, which related to the writing and reading of data within a single process. According to the 20th Board, this constituted an inadmissible extension of the scope of protection as the claims as granted merely claimed one process in which the data was only read or written in two different steps.120 V. Appeal Proceedings 1. Admissibility of the appeal According to the 12th Board, the filing of an appeal is not subject to any conditions121 as it has to be clear in the interest of legal security whether or not the declaration has effect.122 2. Domestic representative The 21st Board123 pointed out that an appeal filed by an applicant, who does not have a principal place of business or branch office in Germany, is inadmissible if the applicant fails to present a power of attorney as proof of the appointment of a domestic representative pursuant to Sec. 25, Para. 1 by the end of the oral hearing. This cannot be disregarded as, pursuant to Sec. 97, Para. 6, Sentence 2, a lack of a power of attorney should not be taken into account ex officio if patent attorneys act as authorized representatives.124 Sec. 25 takes precedence as “lex specialis” over the general provisions of Sec. 97, Para. 6, Sentence 2. This also applies to suits brought before the German Patent and Trade Mark Office. The fact that the power of attorney was already missing in the action before the German Patent and Trade Mark Office and had not been taken into account does not result in the appeal being admissible in order to meet the legitimate expectations of further parties. Failure to appoint a domestic representative thus leads to the dismissal of the appeal on grounds for inadmissibility pursuant to Sec. 79, Para. 2, Sentence 1.125 117 Federal Patent Court, ruling dated 30 April 2012 – 21 W (pat) 43/08. 118 Cf. Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 196. 119 Federal Patent Court, ruling dated 11 June 2012 – 20 W (pat) 30/10. 120 F ederal Patent Court, ruling dated 11 June 2012 – 20 W (pat) 30/10; see also Federal Patent Court, ruling dated 16 November 2011 – 7 W (pat) 301/09. 121 Cf. Schulte, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Introduction.,Margin No. 53. 122 Federal Patent Court, ruling dated 29 May 2012 – 12 W (pat) 14/12. 123 Federal Patent Court, ruling dated 27 October 2011 – 21 W (pat) 6/07. 124 Cf. Federal Patent Court, ruling dated 11 January 2011 – 21 W (pat) 1/07 and ruling dated 16 November 2010 – 21 W (pat) 10/08; dissenting opinion: Federal Patent Court, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1979, 699. 125 Cf. Federal Patent Court, ruling dated 4 June 2012 – 10 W (pat) 28/09. 110 Patent Law BPatG Annual Report 2012 VI. Nullity Proceedings 1. Admissibility of the action As it is in the public’s interest to remedy the unlawful grant of an unpatentable patent, in principle, there is no need for a special legitimate interest in taking legal action for a nullity action to be admissible, as long as the patent is still in force and valid. This ceases to be the case if the patent has expired due to the lapse of its term (Sec. 16) or for other reasons (see Sec. 20). It is normally sufficient for the plaintiff to prove that the outcome of the nullity proceedings has an effect on its rights and the nullity suit serves to protect its rights.126 In a case before the 2nd Board127 the plaintiff asserted that, as the former employer of the defendant it had to fear an unjustified debt claim pursuant to Sec. 16, Paras. 1 and 3 of the German Law on Employees› Inventions for the appropriate remuneration owed for the use of the employee›s invention. The nullity suit was therefore necessary to defend against such alleged claims, as in case of a nullification of the patent in suit, which had expired in the meantime, any claims for remuneration asserted by the defendant are excluded in principle. The 2nd Board denied any legitimate interest in taking legal action in this context since the claim of the employee-inventor, the substance of which is basically identical to that of a non-exclusive license as defined by Sec. 16, Paras. 1 and 3 of the German Law on Employees’ Inventions, arises without the employer being able to successfully rely on a lack of patentability of the invention.128A revocation or nullification of the patent merely causes the claim for remuneration to lapse only prospectively.129 Therefore, whether and the extent to which claims for remuneration in favour of the defendant arise from a potential use of the patent in suit did not depend on the patent being patentable, but merely on the extent of the actual use. The admissibility of a nullity action was countered with the subjective res judicata effect pursuant to Sec. 325 of the German Code of Civil Procedure, as a cooperation partner of the present plaintiff was alleged to have acted as a straw man in parallel proceedings. The 4th Board130 stated that the principles established for the plea of a non-challenge clause in good faith are not equal to the plea of res judicata and that a res judicata effect (scope of res judicata effect) beyond Sec. 325 of the German Code of Civil Procedure is only taken into account based on statutory regulations or the provisions of substantive law. These requirements are far from being at issue if the defendant relies on a “cooperation partnership” with the plaintiff. The admissibility of the new action is not ruled out by the fact that a nullity suit of the present plaintiff between the same parties and relating to the same patent in suit was dismissed if the action was dismissed as inadmissible on grounds of a violation of the then existing non-challenge clause between the parties. A procedural ruling is only effective with regard to the procedural question of substantive legal effect within the meaning of Sec. 99 Para. 1 in conjunction with Sec. 322, Para. 1 of the German Code of Civil Procedure131 and a further suit is admissible if the procedural circumstances – the lapse of the contractual non-challenge clause in this case – on the basis of which the suit, was deemed inadmissible changed with regard to the aspect at issue compared to the earlier suit.132 126 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1974, 146, 147 – Schraubennahtrohr. 127 Federal Patent Court, ruling dated 31 May 2012 – 2 Ni 1/11. 128 For limited claim see Sec. 10 Para. 2 Employees‘ Invention Act; for unlimited claims Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1963, 135 – Cromegal; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal], 1971, 475 – Gleichrichter; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1988, 123, 124 – Vinylpolymerisate with further quotes. 129 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1987, 900, 902 – Entwässerungsanlage; for (non-exclusive) licenses see Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1983, 237 – Brückenlegepanzer. 130 F ederal Patent Court, ruling dated 7 February 2012 – 4 Ni 68/09, making reference to Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2012, 485 – Rohrreinigungsdüse. 131 Thomas/Putzo, ZPO [Code of Civil Procedure], 32nd edition (2011), Sec. 322, Margin No. 3. 132 Zöller/Vollkommer, ZPO [Code of Civil Procedure], 29th edition (2012), Sec. 322, Margin No. 1a. 111 BPatG Annual Report 2011 Patent Law meaning of Sec. 242 of the German Civil Code must be recognizable134, according to the 1st Board.135 2. Binding effect of the requests The unilateral waiver of assertion of claims for infringement of the patent in suit declared by the defendant in the nullity suit prior to the filing of the claim is not suitable to make the nullity suit – a popular action – inadmissible based on a special fiduciary relationship according to the principle of good faith (Sec. 242 of the German Civil Code). Since the formal nullification of a patent which is not patentable is also in the public is interest, the scope of applicability of a preclusion of legal action, which is regarded as an exception, is very narrow.133 Mutual obligations which make the filing of a nullity suit seem contrary to good faith within the The 4th Board136 considers the granted patent in suit to be admissibly amended in the nullity proceedings if the patentee divides the general teaching of the attacked claim 1 of the patent as granted into two independent claims and limits these to the effect that the two claims relate to different embodiments that are also covered by claim 1. As in this case, the defence served to eliminate an asserted reason for nullity – namely the lack of (partial) enablement of claim 1 – the amendment was “caused” or rather based on a sufficient legitimate interest to take legal action.137 The Board did not have to rule on the issue of the minimum requirements for the admissibility of such amendments discussed138 in established case law139 – in particular of the Boards of Appeal of the EPO140 with regard to rule 80 of the Implementing Regulations of the EPC – and in literature.141 The 4th Board142 does not regard an extended examination beyond the grounds for nullity, which are the subject matter in suit, of the facts in relation to of the admissibility of an amendment of the claims143 as jus- 133 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1990, 667 – Einbettungsmasse; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1963, 253 – Bürovorsteher. 134 Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6th edition (2003), Sec. 81, Margin No. 75 et seq. 135 Federal Patent Court, Judgment dated 8 May 2012 – 1 Ni 1/11. 136 F ederal Patent Court, Judgment dated 24 July 2012 – 4 Ni 21/10 in conjunction with 4 Ni 9/11 – Fixationssystem; see also Federal Patent Court, ruling dated 28 July 2008 – 9 W (pat) 405/05, juris Das Rechtsportal [juris The Law Portal], Margin Nos. 174 et seq. 137 On the issue of sufficient interest to take legal action Keukenschrijver, Patent Nullity Procedure, 4th edition (2011), Margin No. 253 making reference to Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2006, 923 – Luftabscheider für Milchsammelanlage; regarding further improved possibilities for enforcement of the patent sufficient: Engel, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 248. 138 Denying the necessity of cause BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 44, 240 = GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2002, 327, 330 – Erstes Impulssignal. 139 On the corresponding discussion in the opposition procedure upon drawing up of new dependent claims and limited defence of the main request: BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 43, 230 = BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2001, 223 – Spülgut; BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 44, 240 = GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2002, 327, 330 – Erstes Impulssignal. 140 S inger/Stauder, EPC, 5th edition, Sec. 101, Margin No. 106; Established case law of the Boards of Appeal of the EPO, 6th edition (2010) p. 914-915. 141 Affirming Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6th edition (2003), Sec. 84, Margin No. 9; Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren [Patent Nullity Procedure], 4th edition (2011), Margin No. 253; Engel, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 248, 251; rejecting and relying of lack of cause Benkard, PatG [German Patent Act], 10th edition (2006), Sec. 59, Margin No. 46d. 142 Federal Patent Court, ruling dated 27 March 2012 – 4 Ni 24/10 = Comm. 2012, 354 – Kaffeemaschine. 112 Patent Law BPatG Annual Report 2011 tified if this is not connected with a change in content and if individual claims are merely merged. According to the 3rd Board, claims with which a patent in suit is defended in a nullity suit to a limited extent have to meet the requirement of clear wording.144 The requirement of clarity of Art. 84 of the EPC is thus also to be taken into account when wording new claims in nullity proceedings. 3. Cost-related issues Distribution of costs The unsuccessful party in nullity proceedings bears the entire cost of litigation pursuant to Sec. 91, Para. 1 of the German Code of Civil Procedure (see Sec. 82, Para. 2, which refers to the German Code of Civil Procedure). In deviation therefrom, the costs have to be borne by the plaintiff pursuant to Sec. 93 of the German Code of Civil Procedure, if the defendant did not give rise to the filing of the action due to its conduct and it acknowledges the claim straight away. The action is occasioned if the defendant acts in such a way that the plaintiff has to assume that it will not gain redress without filing a legal action.145 In patent nullity suits this is generally only the case if the plaintiff unsuccessfully asked the defendant to waive the patent, by indicating the grounds for nullity in a substantiated manner and by setting an appropriate time limit.146 Such a prior waiver request is only dispensable if this kind of warning seems hopeless or unreasonable due to the conduct of the patentee or other special circumstances.147 A request to show authorization filed by the plaintiff does not suffice in this context if, as generally agreed, a warning by the patentee does not give rise to the filing of the action within the meaning of Sec. 93 of the German Code of Civil Procedure148, according to the 2nd Board.149 A claim for declaratory ruling in Italy – which is comparable to the German nullity suit – for nullification of the Italian part of the patent in suit, is no such cause for action. Cost of double representation The question of refundability of the cost of lawyers participating in nullity proceedings, known as the cost of double representation, has long been disputed among the divisions of the Federal Patent Court.150 While the 3rd Board151 and the 10th Board152 confirmed their view that the cost of double representation, based on typing considerations, is refundable as expedient and necessary cost pursuant to Sec. 91, Para. 1, Sentence 1 German Code of Civil Procedure in conjunction with Sec. 84, Para. 2, Sentence 2, if an 143 Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren [Patent Nullity Procedure], 4th edition (2011), p. 144, Margin No. 228. 144 F ederal Patent Court, ruling dated 22 November 2011 – 3 Ni 28/10, making reference to Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 709 LS, 712 No. [53] to [55] – Proxyserversystem; see also Federal Patent Court, ruling dated 27 March 2012 – 4 Ni 24/10 = Comm. 2012, 354 – Kaffeemaschine. 145 Thomas/Putzo, ZPO [Code of Civil Procedure], 32nd edition, Sec. 93, Margin No. 4. 146 F ederal Patent Court, GRUR-RR [Intellectual Property and Copyright Journal – Case Law Report] 2009, 325, 326; Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6th edition (2003), Sec. 84, Margin Nos. 18 and 24; Benkard/Rogge, PatG [German Patent Act], 10th edition (2006), Sec. 81, Margin No. 38. 147 B enkard/Rogge, PatG [German Patent Act], 10th edition (2006), Margin No. 38; Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6th edition (2003), Sec. 82, Margin No. 18. 148 Schulte/Kühnen, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 84, Margin No. 30. 149 Federal Patent Court, ruling dated 18 June 2012 – 2 Ni 47/11 (EP); see also Federal Patent Court, ruling dated 18 July 2012 – 4 Ni 3/12 (EP). 150 E ngels/Morawek, From the Case Law of the Federal Patent Court in 2010, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 561, 585 et seq.; Mes, PatG [German Patent Act]., 3rd edition, Sec. 84, Margin No. 46 et seq.; Schickedanz, Comm. 2012, 60; Heselberger, jurisPR-WettbW 2/2011, Note. 4. 151 F ederal Patent Court, ruling dated 7 May 2012 – 3 ZA (pat) 6/12 on 3 Ni 2/09 = BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2012, 359 = GRUR-RR [Intellectual Property and Copyright Journal – Case Law Report] 2013, 87 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VII. 152 F ederal Patent Court, ruling dated 22 September 2011 – 10 ZA (pat) 8/11 on 10 Ni 6/09 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VII; Federal Patent Court, ruling dated 12 July 2012 – 10 ZA (pat) 3/11 on 10 Ni 4/10 (EU), appeal on points of law allowed and ruled upon; Federal Court of Justice, ruling dated 18 December 2012 – X ZB 11/12 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren. 113 BPatG Annual Report 2012 Patent Law infringement suit against the patent in suit is pending at the same time, the 4th Board153 found that a double representation is not necessary and the cost is non-refundable if, despite the parallel infringement proceedings, no special reasons for necessity are proven. A recent ruling by the Federal Court of Justice clarified this issue, according to which the cost of double representation in a simultaneous parallel infringement suit, to which the respective party or a third party with commercial ties to such party is party, is refundable as a necessary cost within the meaning of Sec. 91, Para. 1 of the German Code of Civil Procedure.154 It has not yet been decided in principle whether the parallel “infringement proceedings” have to be proceedings for a cease-and-desist order or proceedings in the main action. The 3rd Board155 did not have to rule on this issue as in any case there is no special need for coordination for instance with regard to the effects of a limited defence of the patent in the infringement proceedings, which might justify the necessary double representation in the nullity proceedings, if the action for a cease-and-desist order and the nullity proceedings merely overlap for a short period of time. Amount in dispute/filing fee The amount in dispute in nullity proceedings is to be determined as appears just, (see 51, Para. 1 of the German Court Fees Law). The fair value of the patent at the time of filing of the action plus the amount of damages claimed until then is decisive, whereas the amount in dispute in infringement proceedings against the patent in suit may be used as a basis as such. This normally reflects the interest of the plaintiff in the nullity suit in the nullification of the patent. The fact that the fair market value of the patent is normally higher than such individual interest of this kind has to be taken into account when determining the value by adding 1/4 due to a lack of other indications.156 According to the 4th Board the ruling has to be different157 if the validity of the patent is not decisive for the ruling in the infringement proceedings, in particular if the embodiment used by the plaintiff does not interfere with the scope of protection of the patent in suit. In such a case, the attacked embodiment does not affect the patent in suit; i.e. the value of the patent cannot be determined by the use of an object which is not within the scope of protection of the patent. According to a ruling of the 3rd Board158 the legal consequence of Sec. 144 intended by law is to be accepted in connection with a reduction of the amount in dispute: if a ratio of the costs has to be determined, the compensation of the costs has to be in favour of the party benefiting from Sec. 144 according to the reduced amount in dispute, whereas this does not apply to the other party.159 It is not possible for both parties to benefit from a reduced amount in dispute as this would not be reconcilable with the purpose of Sec. 144.160 An addition of the respective filing costs in the amount of 4–5 times the rate (Sec. 3, Para. 1 No. 4 of the Ger- 153 F ederal Patent Court, ruling dated 16 April 2012 – 4 ZA (pat) 35/11 on 4 Ni 82/08 (EU) = BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2012, 316 – appeal on points of law allowed and ruled upon Federal Court of Justice, ruling dated 18 December 2012 – X ZB 6/12; Federal Patent Court, ruling dated 7 May 2012 – 4 ZA (pat) 13/12 on 4 Ni 38/09 = GRUR-RR [Intellectual Property and Copyright Journal – Case Law Report] 2013, 83, appeal allowed; Federal Patent Court, ruling dated 16 May 2012 – 4 ZA (pat) 52/10 on 4 Ni 10/05 (EU) = BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2012, 389 – Mitwirkender Vertreter. 154 Federal Court of Justice, ruling dated 18 December 2012 – X ZB 11/12 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren. 155 F ederal Patent Court, ruling dated 7 May 2012 – 3 ZA (pat) 6/12 on 3 Ni 2/09 = BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2012, 359 = GRUR-RR [Intellectual Property and Copyright Journal – Case Law Report] 2013, 87 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VII. 156 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2011, 757 – Nichtigkeitsstreitwert. 157 Federal Patent Court, ruling dated 25 October 2011 – 4 Ni 45/09 (EU) – Streitwert im Patentnichtigkeitsverfahren. 158 Federal Patent Court, ruling dated 24 October 2011 – 3 ZA (pat) 54/10 on 3 Ni 11/01 (EU). 114 Patent Law BPatG Annual Report 2012 man Patent Costs Law) is also applicable in case of a later joining of three pending nullity actions before the Federal Patent Court and a binding nullification of the patent in suit, according to the view of the 3rd Board.161 A subsequent joining of two or more actions in one hearing and one ruling (Sec. 147 of the German Code of Civil Procedure) does not retroactively result in court fees paid for each action not being payable or being reduced. The Patent Cost Law and the Court Fee Law do not provide for this162. A joining of actions – which results from the wording of Sec. 147 of the German Code of Civil Procedure – merely results in these actions being tried and ruled upon jointly. 4. Miscellaneous Motion for the admission of evidence, obligation to examine the facts ex officio Specific information as to what was done when, how and by whom as well as evidence of the public accessibility of the subject matter of the application offering others, in particular experts, the possibility to reduce such to practice is required to illustrate an obvious prior use.163 If the plaintiff has not substantiated its statements, with regard to the time and place of the alleged talks and the content and subject matter of the documents in question and the technical design of a device, despite having been invited by the Board to do so, this cannot be made up for by of taking evidence by hearing a named witness. This would constitute an inadmissible motion for the admission of evidence (evidence by means of “discovery”) that aims at searching for necessary facts that are not yet known in order to substantiate a prior use by hearing a witness. Therefore, no further examination ex officio by the Board is warranted. It would be contrary to the purpose of the principle of examination to supplement or complete any insufficient statement of facts with an examination ex officio. The obligation to examine the facts ex officio ends where the party bearing the burden of proof does not meet its obligation to cooperate by not presenting the facts of the case in detail. Accordingly the established case law denies an obligation to further examine the facts ex officio as far as the specific circumstances of an obvious prior use are concerned.164 Lateness, adjournment The amendment of Sec. 83 following the entry into force of the German Law for Streamlining and Modernizing Patent Law in 2009 and the preclusion rules it introduced into the nullity procedure provide for the possibility to reject late statements. However, it is always required that these statements raise factual or legal issues which may not or may only be clarified to a reasonable extent during an oral hearing165 and that an adjournment is thus necessary. If, however, the late statements can be considered in the oral hearing without further ado and without delaying the entire process, the prerequisites for a rejection pursuant to Sec. 83, Para. 4166 are not met. This happened in a case before the 3rd Board167, as it was possible to take the auxiliary requests discussed by the parties into account without further ado. 159 B enkard/Rogge/Grabinski, PatG [German Patent Act], 10th edition (2006), Sec. 144, Margin No. 12; Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6th edition (2003), Sec. 144, Margin No. 29; Kraßer, Patentrecht [Patent Law], 6th edition (2009), Sec. 36 V, p. 888 et seq.; Mes, PatG/GebrMG [German Patent Act/Utility Model Act], 3rd edition (2011), Sec. 144, Margin No. 13; Schulte/Kühnen, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 144, Margin No. 26; Götting/Meyer/Vormbrock, Gewerblicher Rechtsschutz und Wettbewerbsrecht [Industrial Property and Competition Law] (2011), Sec. 6, Margin No. 238. 160 Düsseldorf Higher Regional Court, Comm 1985, 213, 214. 161 Federal Patent Court, 3 ZA (pat) 54/11 on 3 Ni 37/08 (EU) = Comm. 2012, 140 = BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2012, 289. 162 Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren [Patent Nullity Procedure], 3rd edition, p. 89, Margin No. 146 with reference to Hövelmann, Comm. 2004, 59, 61; Busse/Keukenschrijver, Patentgesetz [Patent Act], 6th edition (2003), Sec. 81, Margin No. 18. 163 Benkard, PatG [German Patent Act], 10th edition (2006), Sec. 3, Margin No. 70. 164 S chulte/Moufang, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 59 Margin Nos. 218, 219, 129; Introduction Margin Nos. 33, 34. 165 Reasons on the draft of the Law on the Streamlining and Modernisation of Patent Law, BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2009, 307, 315. 166 Schülke, in 50 Jahre Bundespatentgericht, pages 435, 445. 167 F ederal Patent Court, ruling dated 15 November 2011 – 3 Ni 27/10; also Federal Patent Court, ruling dated 28 February 2012 – 3 Ni 16/10. 115 BPatG Annual Report 2012 Patent Law The 3rd Board168 believes that the provision of Sec. 283 of the German Code of Civil Procedure is applicable in principle169 pursuant to Sec. 99, Para. 1 and thus reconcilable with the purpose of amendment in Sec. 83 to shift the focus of the procedure to the Federal Patent Court with regard to the determination of facts in order to lighten the burden on the Federal Court of Justice.170 On the one hand, this means that the Federal Patent Court has to strive to clarify each case as comprehensively as possible and therefore make little use of the possibilities of preclusion. On the other hand, the amendment of the law is to lead to a streamlining and acceleration of the nullity procedure. A late submission of a legal brief is supposed to avoid an otherwise necessary adjournment and interferes with the principle of oral presentation in this respect in the interest of procedural economy by streamlining the procedure.171 Therefore, the reasons in favour of applying Sec. 283 of the German Code of Civil Procedure outweigh the reasons against it. If the patentee had no reason, based on a qualified interim report pursuant to Sec. 83, Para. 1, to defend the patent in suit by means of amended patent claims and if the necessity to do so only arises during the oral hearing due to a change in the interpretation of the Board, the patentee did not violate its duty of care pursuant to Sec. 83, Para. 4, No. 2 and was not responsible for not observing the time limit, according to the 1st Board.172 The plaintiff in a nullity suit before the 4th Board173 submitted an allegedly novelty-destroying prior art document after the expiry of the time limit set in the qualified interim report pursuant to Sec. 83, Para. 2, Sentence 1 and stated with regard to the non-observance of the time limit that said document was regarded as highly relevant and was only discovered accidentally after the expiry of the time limit, a few days prior to the hearing during another unrelated search. The Board found that these statements of the plaintiff did not discharge the plaintiff of its fault within the meaning of Sec. 83, Para. 4, Sentence 1, No. 2, as the plaintiff neither stated nor proved pursuant to Sec. 83, Para. 4, Sentence 2 of the German Patent Act that it had conducted intensive research before that point in time within the set time limit and that could not have found the document in compliance with its duty of care. The Board added that with regard the issue as to when a “sufficient apology” pursuant to Sec. 83, Para. 4, Sentence 1, No. 2 for the supposed fault is to be acknowledged, an objective measure for the duty of care seems appropriate, as applicable in civil law pursuant to Sec. 276 of the German Code of Civil Procedure or in procedural law, e.g. in case of a restitutio in integrum. The Board without having to take a final decision – voiced its inclination not to further specify the benchmark for the duty of care with regard to the addressed group of people, i.e. not to decide on the basis of whether or not any lawyers or patent attorneys, other experts or non-experts are claimants in these proceedings. The inventor – as an entity and not as an individual – has to accept the assessment of his invention by the skilled person as well as the state of the art that is used and found by the skilled person. Furthermore, for reasons of equality of arms, the plaintiff in the nullity proceedings is forbidden to plea that it could not find this prior art document or that it could only find it by chance, whereas it justifies its nullity suit for lack of patentability by claiming that the inventor would have had to find and consider such relevant prior art without further ado. It appears to be justified to apply the same standard in determining the prior art that could easily be found. In the end, a rejection was not considered, as an adjournment was not warranted since the Board had had sufficient time to spare for discussion on the day of the hearing and the defendant was able, without an adjournment, to sufficiently defend the patent in suit (by means of new claims). 168 Federal Patent Court, ruling dated 28 February 2012 – 3 Ni 16/10. 169 Schulte, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 99, Margin No. 5. 170 Cf. BT-Drucksache [German Lower House Printed Matter] 16/11339 p. 15. 171 Baumbach/Lauterbach, ZPO [Code of Civil Procedure], 70th edition, Sec. 283, Margin No. 2. 172 Federal Patent Court, ruling dated 20 December 2011 – 1 Ni 21/09. 173 Federal Patent Court, ruling dated 14 August 2012 – 4 Ni 43/10 (EP) – Bearbeitungsmaschine. 174 F ederal Patent Court, ruling dated 25 April 2012 – 5 Ni 28/10 (EP); likewise Federal Patent Court, 5 Ni 40/10 ruling dated 2 October 2012. 116 Patent Law BPatG Annual Report 2012 However, the 5th Board174 confirmed the necessity of an “adjournment” pursuant to Sec. 83, Para. 4, Sentence 1, No. 1 in a case in which auxiliary requests were submitted during the hearing and thus too late, as the claims were amended to a large extent and new groups of features were added. The Board pointed out that although the wording of the provision only makes express reference to the “scheduled oral hearing”, an adjournment during the hearing is also encompassed.175 The defendant’s argument that the plaintiff had to prepare for the oral hearing and expect newly worded claims anyhow, was not allowed by the Board. Since the amendments were not minor, the Board found that this situation imposed an undue burden on the plaintiff, who was under no obligation to examine beforehand whether features from the description might be used by the patentee and if so, which features those may be. A short break which would have allowed the plaintiff to make comprehensive and wellfounded statements on the new requests could not be taken due to the complexity of the changes. Likewise, the Board decided against setting a time limit for submitting a brief pursuant to Sec. 283 of the German Code of Civil Procedure to the plaintiff and scheduling a hearing for the pronouncement of the judgment. The Board took into account that there is a considerable need to not delay the nullity proceedings unreasonably, in view of the huge workload and the great difficulty to set a new date for a hearing in the near future, in which all the technical judges, who sit on several boards with different compositions, are able to participate. Accordingly, the discretionary provision of Sec. 83, Para. 4 is to be applied in principle in normal cases – also for reasons of equal treatment and legal security – if a violation of the procedural duty of care is evident. As the Boards of Appeal of the EPO176 make a rejection contingent on whether an auxiliary request can clearly be allowed, the Board did not rule on this is- sue as a more detailed assessment could not be made by the court. Therefore, there were not reasons in favour of a consideration, even if the Board had followed the procedural practice of the EPO. A non-application should be reserved to cases in which it can be disputed whether the statutory requirements are met or in which there is cause to consider statements despite a non-observance of the time limit for reasons of equity, e.g. if there was a misunderstanding by one party with regard to the content of the interim report. Such a case existed in the opinion of the 5th Board177 in proceedings in which the patentee erroneously understood from the qualified interim report that the Board assumed that there was an aliud that could no longer be remedied in the granted version of the patent in suit. The patentee only submitted an auxiliary request after this misunderstanding was cleared up. According to the 5th Board178, there is no reason for adjournment within the meaning of Sec. 227, Para. 1, Sentence 1 of the German Code of Civil Procedure in conjunction with Sec. 99, Para. 1 if the a party is not able to attend due to illness and the party is not deemed to be at fault (Sec. 227, Para. 1, Sentence 2, No. 1 of the German Code of Civil Procedure), but if it cannot be foreseen how long such illness will last and if the party is represented in the hearing by its patent attorney. Expert opinion An examination by an expert requested by the parties in a nullity suit is only to be ordered if the expertise of the court does not suffice to assess the proven facts and draw those conclusions which require such expertise. The expertise of a judge thus renders an expert opinion unnecessary. A technical judge is deemed to have such expertise thanks to his study of sciences, his in-depth special knowledge deepened through practical work experience and many 175 See also Federal Patent Court, ruling dated 14 August 2012 – 4 Ni 43/10 (EP) – Bearbeitungsmaschine. 176 EPO, decision dated 1 October 1996 – T 926/93-3.4.1, Official Gazette 1997, 447, p. 454 – Glaslaservorrichtung/MITSUBISHI. 177 Federal Patent Court, ruling dated 20 June 2012 – 5 Ni 57/10. 178 Federal Patent Court, ruling dated 20 June 2012 – 5 Ni 19/11. 117 BPatG Annual Report 2011 Utility Model Law years of experience as a patent examiner. Whether or not a court deems its own expertise sufficient is to be decided freely after due assessment, whereas it suffices if only one member of a court composed of several judges has sufficient expertise, according to the 4th Board.179 A dissenting assessment of the disclosure in an examination report of the German Patent and Trade Mark Office is not suitable to doubt the expertise of the Board and therefore, if at all, gives cause for questioning the assessment of the disclosure contained in a document by a skilled person to a particular extent180 – as it happened in this case – not, however, for having this assessment inspected by an expert instead of having the Board, having the required expertise, make this assessment. By referring to Sec. 65, Para. 2, Sentence 1, pursuant to which the technical members of the Federal Patent Court have to have “expertise in a field of technology”, the 4th Board in another case181 did not comply with the request of the defendant’s representative to be given the opportunity to inquire about the expertise of the members of the Board. The technical members are not obligated to do so. Likewise, the legal members of the Board do not have to provide information about their training and work experience. Translation Pursuant to the provision of Sec. 142, Para. 3 of the German Code of Civil Procedure as applicable to the patent nullity procedure, it is within the discretion of the court whether or not it requests translations of prior art documents written in a foreign language. In this context, the language skills of the court and not those of the parties are decisive. The latter are asked to have translations made themselves, if need be182, according to the 5th Board.183 Utility Model Law I. Eligibility for protection The 35th Board184 had to rule on whether claim 1 of the utility model in suit related to a method. If so, it would have been excluded from protection as a utility model pursuant to Sec. 2, No. 3 of the German Utility Model Act. The subject matter of the claim was a method for the continuous production of a multilayer pipe consisting of an inner pipe and an outer pipe. It was disputed whether a product or a method was protected based on the information contained in the features which related to the design of the control. The Board held that the former alternative was true and stated that these features described an element of the production device as well as its intended operation. Even if this is to lead to effects or activities relating to a method during its use, these only arise when the preconfigured device is actually operated. In the end, a device is objectively to be regarded as the subject matter of the application for protection.185 II. Cost-related issues As is generally believed, the value of a utility model depends on the individual case, whereas the value of the subject matter pursuant to Sec. 23, Para. 3 and Sec. 33 of the German Lawyers’ Remuneration Act in conjunction with Secs. 3 and 4 of the German Code of Civil Procedure is in principle assessed as appears just and is based on the public interest in the cancellation of the utility model when the cancellation request is filed with regard to the residual maximum life. The income from the utility model, in particular from the use by the utility model holder and from licenses, and the claims 179 F ederal Patent Court, ruling dated 10 January 2012 – 4 Ni 6/11– Traglaschenkette; also Federal Patent Court, ruling dated 28 June 2012 – 4 Ni 2/11; also ruling dated 28 June 2012 – 4 Ni 3/11; Federal Patent Court, ruling dated 24 January 2012 – 3 Ni 5/10; Federal Patent Court, ruling dated 7 February 2012 – 3 Ni 30/10. 180 Decisions of the EPO as expert statements: Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 950, No. 14 – Walzenformgebungsmaschine; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1998, 895, 896 – Regenbecken. 181 F ederal Patent Court, ruling dated 28 June 2012 – 4 Ni 2/11; likewise ruling dated 28 June 2012 – 4 Ni 3/11 and Federal Patent Court, ruling dated 10 January 2012 – 4 Ni 6/11 – Traglaschenkette. 182 S chulte/Rudloff-Schäffer, PatG [German Patent Act], 8th edition (2008), Sec. 126, Margin No. 15 as well as BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 44, 47 – Künstliche Atmosphäre. 183 F ederal Patent Court, ruling dated 25 July 2012 – 5 Ni 19/11. 118 Design Law BPatG Annual Report 2012 for damages arising from infringements incurring until the start of the cancellation proceedings have to be taken into account. In this context, it is to be assumed that the utility model is valid.186 However, a party that wants a certain value of the subject matter be used as a basis has to state the actual reasons for this estimate in such a way that it may be used in a conclusive manner as a basis for determining the value in connection with a ruling.187 The determination of the amount in dispute in infringement proceedings constitutes an actual indication of this kind of a sufficient basis for estimation188, according to the 35th Board.189 III. Miscellaneous Pursuant to Sec. 5, Para. 1, Sentence 1 of the German Utility Model Act, only the application date relevant for the earlier patent application may be claimed for a branch-off. But if this application date is no longer applicable due to a violation of Art. 76, Para. 1 of the EPC, this affects the application date of the branched-off utility model. The 35th Board190 had to rule in an appeal case on a utility model that was created by a branchoff from a European divisional application. The divisional application was based on a parent application. It was asserted that the most recently defended claims of the utility model were inadmissibly broadened compared to the original application, which in this case was the European parent application. Therefore, the utility model could not claim the application date of the parent application and thus the parent application was part of the prior art and novelty-destroying. Therefore, the proceedings needed to be stayed until a final decision on the European patent was reached based on the divisional application. The Board rejected this line of argumentation. Design Law A registered design, which almost entirely consists of an image of a 100 euro banknote, is excluded from design protection as it is abusive use of a national emblem or another emblem of public interest pursuant to Sec. 3, Para. 1, No. 4 of the German Design Act, according to the 10th Board.191 The appeal was lodged against the rejection of an application by the Design Board of the German Patent and Trade Mark Office, as the registered foil prints related to an abusive use of banknotes as national emblems. The black-and-white samples show the front and back of a 100 euro note with the alterations shown. The 10th Board shared the opinion of the German Patent and Trade Mark Office and stated that according to the assessment under German trade mark law regarding the national emblems listed in Art. 6 of the Paris Convention, to which Sec. 3, Para. 1, No. 4 of the German Design Act refers, 184 Federal Patent Court, ruling dated 8 March 2012 – 35 W (pat) 469/090. 185 See also Federal Patent Court, ruling dated 6 September 2007 – 5 W (pat) 5/07. 186 Bühring, GebrMG [Utility Model Act], 8th edition, Sec. 17, Margin No. 116. 187 Thomas/Putzo/Reichold, ZPO [Code of Civil Procedure], 32nd edition, Sec. 287, Margin No. 11. 188 In this regard: Federal Court of Justice, GRUR-RR [Intellectual Property and Copyright Journal – Case Law Report] 2011, 340 et seq. = Comm 2011, 383 – Nichtigkeitsstreitwert. 189 F ederal Patent Court, ruling dated 30 March 2012 – 35 W (pat) 11/10; also Federal Patent Court, ruling dated 24 May 2012 – 35 W (pat) 5/11. 190 Federal Patent Court, ruling dated 10 January 2012 – 35 W (pat) 450/09. 191 Federal Patent Court, ruling dated 21 August 2012 – 10 W (pat) 701/09 – Folienbeutelaufdrucke. 119 BPatG Annual Report 2012 Plant Varities Protection Law legal tender is encompassed. There was no reason to assess the situation differently with regard to an exclusion of national emblems from design protection.192 An abusive use is assumed if it is suggested wrongly that there is a reference to public authorities or that the items are issued by such authorities, whereas the circumstances of the individual case and the specific use have to be taken into consideration. The identical or nearly identical rendering of national emblems is already abusive without the existence of any further circumstances, as the intended use for national purposes excludes any use in pursuit of private interests. The possible intended use of the sample (in this case: printing in a foil bag for containing liquids) does not need to be taken into account when determining whether it has an abusive character, even if in this case there is a sufficient distance to the national emblem, if the abusive use is not reflected in the sample itself. According to the 10th Board, a utility model application is to be rejected pursuant to Sec. 16, Para. 5 of the German Utility Model Act if the filed samples are not, or only hardly, recognizable and are therefore not suitable for the publication of the design (Sec. 11, Para. 2, No. 3 of the German Utility Model Act193) and an application date can thus not be granted (Sec. 13, Para. 1 of the German Utility Model Act).194 If the illustrations are not filed on the official form, the application does not meet the requirements of Sec. 6, Para. 1, Sentence 2 of the German Utility Model Act in conjunction with Sec. 26, Para. 1, No. 2 of the German Utility Model Act. Plant Varieties Protection Law The 36th Board195 had to rule on an appeal pursuant to Sec. 34, Para. 1 of the German Plant Varieties Protection Act, which was directed against a decision by the Board of Appeal of the Federal Office of Plant Varieties to reject the appeal. The board had rejected the appeal against the rejection of the application for plant varieties protection for the plant (clematis variety) Clematis Florida with the name “fond memories” as unfounded. The application for this plant variety was no longer new when the application was filed within the meaning of Sec. 6, Para. 1 of the German Plant Varieties Protection Act. The President of the Federal Office of Plant Varieties intervened in the proceedings. The 36th Board confirmed the attacked ruling and the effectiveness of Sec. 6, Para. 1 of the German Plant Varieties Act, although this provision conflicts with the International Convention for the Protection of New Varieties of Plants of 2 December 1961 as amended by the UPOV Convention of 1991, which took effect in Germany by act of law pursuant to Art. 59, Para. 2, Sentence 1 of the German Constitution. However, contrary to the provision of Art. 6, Para. 1 of the UPOV Convention of 1991, Sec. 6, Para. 1 of the German Plant Varieties Act does not regard the territory of the country of application as the point of contact, but instead the territory of the European Community/Union. A rejection of an application based on Sec. 6 Para. 1 No. 1 Plant Varieties Act is lawful in the view of the Board, as Sec. 6, Para. 1, No. 1 of the German Plant Varieties Act remains applicable and is not null and void. A submission to the Federal Court of Justice pursuant to Art. 100, Para. 1 of the German Constitution was not possible as the constitution was not violated. The Board granted leave for appeal on points of law pursuant to Secs. 35 and 36 of the German Plant Varieties Act in conjunction with Sec. 100, Para. 2, No. 1 of the German Patent Act. Rainer Engels*, Dr. Wolfgang Morawek�** 192 Eichmann/von Falckenstein, GeschmMG [Design Act], 4th edition, Margin No. 23; still unruled upon in Federal Patent Court, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2002, 337 – Schlüsselanhänger; BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 44, 148 – Tassen mit Gelddarstellungen. 193 On the respective prerequisites see Federal Patent Court, ruling dated 10 December 1998 – 4 W (pat) 704/97. 194 Federal Patent Court, ruling dated 30 October 2012 – 10 W (pat) 701/10. 195 Federal Patent Court, ruling dated 6 September 2012 – 36 W (pat) 1/10 – Clematis florida fond memories. * ** Presiding Judge at the Federal Patent Court, Munich Judge at the Federal Patent Court, Munich 120 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 Trade Mark Law I. Unconventional Trade Mark Forms 1. Abstract colour trade marks Only few rulings were made on abstract colour trade marks in the reporting period. Abstract colour trade marks are rendered in a clear graphic manner by designating the claimed colour according to an internationally recognized colour classification system and submitting a colour sample. For colour combinations, the spatial arrangement and the quantitative ratio must also be illustrated. Usually, abstract colours and colour combinations lack distinctive character as the consumer is not used to conclude the origin of goods or services from the colour alone. Colour trade marks are only eligible for protection under extraordinary circumstances, namely in cases in which the goods or services are limited and the relevant market is very specific. Otherwise, protection may only be obtained through acquired distinctiveness. Eligible for protection The colour trade mark “blue (Pantone 300)” 1, without contours, registered for “chemical additives for exhaust gas treatment” and “fuels, namely fuel for motor vehicles”, each only for class 1 and 4 “motor vehicles”, was regarded as original and distinctive. The 28th Board assumed that the group of goods was specific and very limited. The public had been used for decades to the use of abstract colours or colour combinations as the “livery” of large oil companies.2 The claimed goods did not have a blue colour. The 27th Board also regarded the abstract colour combination “red (Pantone 485 C)/yellow (Pantone 130 C)/blue (Pantone 287 C) at a ratio of 1:1 arranged adjacent to each other”3 as distinctive for a multitude of goods and services in the area of media and telecommunications. The consumers were used to colours as means of identification in this branch of the media industry. Many TV broadcasters used logos in a colour or a colour combination, e.g. Pro7 in red, Kabel1 in orange and Phönix in blue/orange. The colour trade mark did not describe features of colour television based on the basic colours red, blue and green. Also there were practically relevant and obvious possibilities of display in line with the trade mark.4 There was also no risk of deception (Sec. 8, Para. 2, No. of the German Trade Mark Act) or imitation of a national emblem (Sec. 8, Para. 2, No. 6 of the German Trade Mark Act) as the claimed goods and services had no geographic relation to Romania, having these colours as national colours, and it was not to be assumed that the colours were used in the same form as in a national flag. Not eligible for protection The appeal against the rejection of the colour combination “red (HKS 14)/white”5, without contours, registered inter alia for “transport services of an air rescue service” was unsuccessful in the view of the 26th Board based on a lack of distinctiveness, as such colour combination was commonly used in the rescue services sector as a colour code for rescue vehicles and did not indicate a particular service provider. This shade of red, which is similar to RAL 3020, corresponded to what is referred to as 1 Federal Patent Court, ruling dated 16 October 2012 – 28 W (pat) 11/11. 2 See also Federal Patent Court, ruling dated 10 December 2003 – 29 W (pat) 89/03 – Green/Yellow inter alia for fuels and ruling dated 14 November 2007 – 26 W (pat) 205/01 – Yellow/Blue for petrol station services. 3 F ederal Patent Court, ruling dated 12 June 2012 – 27 W (pat) 105/11 – Red/Yellow/Blue for class 9, 16, 35, 38, 41, 42 and 45 goods and services. 4 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 1100 – TOOOR!. 5 F ederal Patent Court, ruling dated 18 May 2012 – 26 W (pat) 52/11, for “transport services of an air rescue service, in particular transport of the sick and handicapped; transport of units of blood, tissue samples and serums as well as return journey services”. 121 BPatG BPatG Annual Annual Report Report 20122012 TradeTrade MarkMark Law Law “traffic red”, which is used in the field of traffic and rescue services as a warning and indication colour – also in combination with white.6 The filed documents did not suffice to prove acquired distinctiveness. In particular, they did not show that the applicant used the claimed colour combination at the (subsequently) indicated ratio 2:1. 2. Three-dimensional trade marks Three-dimensional trade marks lack distinctiveness in cases in which they are only a natural rendition of the product, the manifestation of central conceptual content or simple, aesthetic design features. They are only eligible for protection if they have characteristic features that substantially deviate from the norm or what is customary in the relevant sector. Eligible for protection Contrary to the above-mentioned ruling on the abstract colour combination, the 30th Board believed that the two three-dimensional colour design trade marks “red and white helicopter”7 and “red and white jet plane”8 claimed inter alia for “motor vehicles and aircraft for transport services of a rescue service; transport services of a res- cue service” were eligible for protection. The used colour combination played the role of signal colour of rescue services in road traffic but not in air traffic. The market for operators of rescue jets and helicopters and the services rendered by means of such aircraft – which are inconspicuous in their form – was very specific and limited. In the area of rescue services, the market players set themselves apart by means of colours. This market segment was dominated essentially by one operator with a conspicuous yellow colour and the applicant with this red-and-white colour design.9 Not eligible for protection The 27th Board regarded the threedimensional trade mark “hook and loop fastener”10 as not eligible as the design was only required to achieve a technical effect (Sec. 3, Para. 2, No. 2 of the German Trade Mark Act) and did not show the product itself. The registered form only differed from the conventional designs exclusively in its extensions (ears) on the two opposite sides. The expert consumer circles would also not deem these elements to a have this technical function. 6 See also European Court of Justice, GRUR Int. [Intellectual Property and Copyright Journal – International Section] 2012, 333, 335, Margin No. 49 – Light grey/Traffic red/Light grey. 7 Federal Patent Court, ruling dated 26 January 2012 – 30 W (pat) 65/10, BeckRS [Beck Case Law] 2012, 05703. 8 Federal Patent Court, ruling dated 26 January 2012 – 30 W (pat) 66/10, BeckRS [Beck Case Law] 2012, 05704. 9 See also Federal Patent Court GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 164 et seq. – Yellow/Red. 10 F ederal Patent Court, ruling dated 16 February 2012 – 27 W (pat) 154/10, inter alia for “adhesive and surface adhesive fasteners and parts thereof”. 11 Federal Patent Court, ruling dated 13 March 2012 – 33 W (pat) 38/10, for class 1 and 33 goods. 12 Federal Patent Court, ruling dated 27 March 2012 – 27 W (pat) 534/11, for class 16 goods and class 41 services. 13 Federal Patent Court, ruling dated 26 April 2012 – 28 W (pat) 525/12, for class 5, 9 and 14 goods and class 44 services. 14 Federal Patent Court, ruling dated 27 March 2012 – 24 W (pat) 558/11, for class 9 goods and class 35 and 42 services. 122 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 II. Word Marks, Word/Figurative Marks and Figurative Marks 1. Terms in foreign languages Eligible for protection The Polish word “Bimber” was a term inter alia for illegally distilled schnapps which the average consumer did not understand. Although specialists normally knew commonly used foreign-language names of goods, “Bimber” was not an established term with a clearly defined meaning in business, but the multifacetted name of a product that was not traded on the market and that was manufactured illegally. In addition, the name was not used to describe legal and commercially distributed goods. 11 The IR trade mark “Quinté +”12 could not be proven to be a technical term for a certain kind of horserace bet (also referred to as fivefold accumulator), especially as “five” was “cinq” in French. “specs”13 was an English colloquial abbreviation of the noun “spectacles” meaning “glasses”. The term was not part of commonly used basic vocabulary and was also not always readily understood by opticians as the term “glasses” was the better known English term. Not eligible for protection The term “VENTAS”14 meaning “purchases, sold objects, turnover” in Spanish covered a key economic term for all goods and services that can be traded and therefore everyone must be able to use it freely. “REMEDIAN”15 was a Spanish term and meant – also without using the pronoun “ellos” – “they help”. For drugs and print products, there was a descriptive, but not familiar indicationthat was needed in particular in the field of exports to Spanish-speaking countries. “sounds”16 had become part of everyday German, was readily understood and was an indication of the content of publishing products and publishing services. “beachers”17 was a term that was formed contrary to the rules of grammar, but contained the productrelated statement that the claimed clothing items and shoes were designed and suitable for being worn at the beach. “OPTIMA”18, as a minor deviation from the term “optimum” meaning “best possible” from an advertising point of view, was recognized consciously, not at all, or regarded as a typo by the public. 2. Letters and sequences of letters Single letters and combinations of letters lack distinctiveness in cases in which they represent factual acronyms or are considered standard type, serial or technical designations due to the branch of industry in which they are used. The assessment is highly dependant on the respective industries. According to the ruling of the European Court of Justice on “Multi Markets Fund MMF”and “NAI – Der Natur-Aktien-Index”19 a trade mark lacks distinctiveness if the combination of letters is merely perceived as an acronym of a sequence of words in front or after the acronym. 15 F ederal Patent Court, ruling dated 19 July 2012 – 30 W (pat) 27/11, not eligible for protection for class 5 and 16 goods, but eligible for protection for class 35, 41, 42 and 44 services that are not exported to Spanish-speaking countries or inquired after in Germany by these countries. 16 F ederal Patent Court, ruling dated 26 July 2012 – 27 W (pat) 9/11, not eligible for protection for class 9 and16 goods and class 35 and 38 services in part, eligible for protection inter alia for “advertising; sports activities; granting of licences in intellectual property rights and copyrights”. The appeal on points of law was allowed as established case law so far is disputed with regard to the issue whether publishing services in the broadest possible sense can be described by product-related content. The appeal was not filed. 17 F ederal Patent Court, ruling dated 5 November 2012 – 27 W (pat) 167/10, inter alia for “shoes, footwear, clothing items for use on the beach”. 18 Federal Patent Court, ruling dated 20 June 2012 – 28 W (pat) 14/11, for class 4, 7, 9, 12 and 17 goods. 19 European Court of Justice C 90/11, C-91/11, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2012, 616 et seq. 123 BPatG Annual Report 2012 Trade Mark Law Registration procedures Eligible for protection “M”20: The addressed average consumer did not understand the letter “M” as a describing a “sports car”. Although EC Directive 2007/46/EC dated 5 September 2007 contained a classification for passenger vehicles with a least four wheels, which was referred to as “Class M”, the letter “M” used alone was not used or needed by the expert consumer circles to describe a sports car. : In the fashion industry “QC” was not used as an acronym for “quality control” as the public could understand it to refer for example to the initials of the name of a fashion designer. This was supported by the graphic design of the trade mark, which was too atypical and elegantly playful to be a factual statement. 21 Not eligible for protection “ZVS Zertifizierter Vorsorge-Spezialist”22: Due to the sequence of words following “ZVS”, it was immediately recognized and understood as a mere acronym for the factual statement that followed.23 “GerontoCare Ambulante geronto-psychiatrische Pflege Südbrookmerland”24: Even if the element “GerontoCare” could have been eligible as a standalone element (which was not the case due to the descriptive indication of the subject matter of the service, which was care for the elderly), such an impression was destroyed by the following explanation: “Ambulante geronto-psychiatrische Pflege”. Opposition proceedings The likelihood of confusion was confirmed in the following cases: “DSBE” vs. “DSB”25: The sequence of letters “DSB” was not of weak distinctiveness due to the lack of descriptive meaning known in Germany and therefore the distance to the attacked trade mark, which manifested itself merely by the missing “E” at the end of the word, which can be easily missed, was not sufficient. “OMV” vs. “OGV”26: The average distinctiveness of the opposing trade mark was increased due to the very high sales figures for “fuels”. The marks to be compared were too close to one another in terms of sound due to two of the three letters being identical even if the goods were only moderately similar. 3. Word combinations Eligible for protection “Vetexpo”27: The assumption that the consumer recognized the combination of the terms “Vet” as abbreviation for “veterinary” and “expo” as synonym for trade fair, exposition, was contrived and based on an analytical dissection. 20 Federal Patent Court, ruling dated 14 November 2012 – 28 W (pat) 518/11 for class 12 goods. 21 Federal Patent Court, ruling dated 17 January 2012 – 27 W (pat) 55/11, for class 18 and 25 goods and class 35 services. 22 F ederal Patent Court, ruling dated 10 January 2012 – 27 W (pat) 114/11, inter alia for “printed matter; educational material, with the exception of devices; books; magazines; insurance business; education and training; publication of printed matter”. The appeal on points of law was allowed for the purpose of harmonizing rulings on combinations, acronyms and descriptive terms. No appeal was filed. 23 See also the judgments of the European Court of Justice on “Multi Markets Fund MMF” [Multi-markets fund MMF] and “NAI – Der Natur-Aktien-Index” [NAI – the Nature Share Index] (GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2012, 616 et seq.), according to which there is a lack of distinctiveness if the letter sequence in a word sequence is only perceived as an acronym of a word combination that is placed in front or after the sequence. 24 F ederal Patent Court, ruling dated 10 May 2012 – 30 W (pat) 88/10, for class 43 and 44 services. 25 F ederal Patent Court, ruling dated 25 January 2012 – 29 W (pat) 9/11. The attacked trade mark is registered for class 39 services, the opposing mark for class 35, 36, 37, 39, 41 and 42 services. 26 F ederal Patent Court, ruling dated 12 September 2012 – 28 W (pat) 82/11. The trade marks to be compared are registered for class 4, 6 and 11 goods and class 39 services, respectively. 27 F ederal Patent Court, ruling dated 31 July 2012 – 27 W (pat) 527/11, inter alia for “organisation of exhibitions and trade fairs for commercial and advertising purposes, marketing (market research), systematization of data in computer databases; rental of transportable constructions”. 124 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 “tobaccoland”28: The Board took evidence by means of an expert opinion of the Gesellschaft für Deutsche Sprache [Society for the German Language] to determine whether or not an especially large (sales) area or place of sale was associated with the term “land” – as in an assortment of goods – in connection with the vending machines in question and the services connected therewith. The expert opinion did not give a clear answer. An Internet search showed clearly that a designation of place of sale with the ending “-land” did not only hint at a wide range of goods but also a sales area that can be entered and the size of which was much larger than that of a vending machine.29 Not eligible for protection “Scinet”30: Even without a capitalization in the word itself, the abbreviations “sci” for “science” or “scientific” and “net” for “Internet” or “network” were well known to expert consumer circles that used advertising and office services or Internet design and graphic design services. “FLATRATE” : With regard to “motor vehicles and parts thereof” the end consumers assumed that all services were settled with one uniform price, the amount of which did not depend on the instances of utilization. This also applied to the financing of cars. The issue of whether the time of the decision on the registration32 or the time of application33 was decisive for the assessment of eligibility for protection according to the es31 tablished case law of the Federal Court of Justice did not need to be ruled on34, since the use of the registered designation had been proven since 2005/2006. 4. Slogans Since the ruling of the ECJ on “Vorsprung durch Technik” [Progress through technology]35 a sequence of words, even if it contains a factual statement of a more or less large extent, without being immediately descriptive, may serve as an indication of commercial origin. It is a prerequisite that the word sequence not only contains a common advertising message, but features a certain kind of originality or conciseness, requires a minimum interpretation effort and triggers a thought process among the addressed public. According to the ruling of the Federal Court of Justice on “Vision”36 longer word sequences do not normally give an impression of an indication of commercial origin. Eligible for protection was not a common and widely used word sequence in everyday language with respect to furniture, advertising services or the construction of trade fair stands. It was only frequently used in the fields of cosmetics, fitness etc., as the consumers did something that was good for themselves. The word sequence was not a synonym for “Do it yourself”. 37 28 F ederal Patent Court, ruling dated 30 May 2012 – 29 W (pat) 47/11, for class 9 goods and class 35, 38, 39 and 42 services. Also see the parallel registration “tobaccoland” as word/figurative mark in a modified font, for identical goods/services (Federal Patent Court 29 W (pat) 191/10). 29 See also the ruling on “EuroShop” Kopacek/Kortge, Annual Report of the Federal Patent Court 2011, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2012, 443. 30 Federal Patent Court, ruling dated 26 September 2012 – 29 W (pat) 510/11, for class 35, 39 and 42 services. 31 Federal Patent Court, ruling dated 18 September 2012 – 33 W (pat) 141/08, for class 12 goods and class 36 services. 32 Cf. Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 411 – STREETBALL. 33 With regard to nullification pursuant to the Community Trade Mark Regulation cf. European Court of Justice GRUR Int. [Intellectual Property and Copyright Journal – International Section] 2010, 145 – FLUGBÖRSE. 34 See also Federal Patent Court, ruling dated 29 October 2012 – 30 W (pat) 40/11 – Aus Akten werden Fakten. 35 European Court of Justice C-398/08 P, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 228. 36 Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 935. 37 Federal Patent Court, ruling dated 13 March 2012 – 33 W (pat) 548/10, for class 20 goods and class 35 and 37 services. 125 BPatG Annual Report 2012 Trade Mark Law “green follows function”38 did not have any conceptual content in itself even if one recognized a connection with the term “form follows function”. Even if one understood “green” to mean “environmentally friendly” further thought processes were needed to determine how this was to follow function, if it had priority or if it was less important than other concerns. “BE WHAT YOU ARE AND EVERYTHING YOU WANT TO BE”39: This IR trade mark was not short but still concise and took on different meanings due to the use of the word “what” in contrast to the more obvious “who” Not eligible for protection “Faster than hockey, rougher than rugby, sexier than golf”40 was easily translated into German. Even if it did not contain any descriptive content in relation to clothing, advertising or sports, the addressed public understood this word sequence to be an advertising slogan exclusively. Moreover, the length of the word sequence was contrary to distinctiveness.41 The meaning of “For Me”42 was readily understandable for the public as a praising advertising slogan to mean that the claimed cosmetic goods and the medical advice for metabolic diseases and diets could be adapted to each individual.43 “Get It Right”44 was understood by the public as a general, universally applicable appeal to buy, due to the use of the imperative, and suggested to the consumers that they “did the right thing” when they bought the product or entered into a contract. Nowadays, advertising slogans were common means to increase sales of specialized products intended for the expert consumer circles. 5. Word sequences with geographic indication of origin Eligible for protection In a series of 15 applications, the subject matter of which were the names of small towns and a province in Italy, South Africa and Hungary as well as an island state, it was precisely defined which geographic indications of origin were eligible for protection and which were not. In nine cases (“Barletta”, “Novara”, “Chieti”, “Samoa”, “Umbria”, “Viareggio”, “Vercelli”, “Sopron” and “Viterbo”)45 the names were not deemed eligible for protection as these related to places in which furniture was already being produced or in which the production of furniture was expected. Six applications (“Albufeira”, “Norcia”, “Narni”, “Kimberley”, “Orvieto” and “Otranto”)46 were deemed eligible for protection since these places were not widely known in Germany and as furniture was currently not produced in these places and was also not likely to be produced in these places in the future. “Cape of Good Hope”47: Due to the specific reference to the Cape of Good Hope as a coastal rocky cliff and nature reserve at the southern tip of South Africa, neither end consumers nor corporate customers would assume that claimed advertising, wholesale and retail services, among others, were offered or rendered there. The “Cape of Good Hope” was also not a synonym for South Africa. 38 Federal Patent Court, ruling dated 25 September 2012 – 33 W (pat) 552/10, for class 35, 36, 37 and 42 services. 39 Federal Patent Court, ruling dated 26 September 2012 – 26 W (pat) 548/12, for class 34 goods and class 41 services. 40 Federal Patent Court, ruling dated 21 May 2012 – 27 W (pat) 45/11, for “clothing; advertising; sports and cultural activities”. 41 See also Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 935 – Die Vision. 42 F ederal Patent Court, ruling dated 5 July 2012 – 30 W (pat) 92/10, inter alia for “soaps, perfumery goods; taking of bodily samples ...; medical advice”. Whether there is an obvious usage option in accordance with the trade mark (cf. Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II), was not discussed. 43 For another aspect in this regard, see Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1999, 1093 – FOR YOU. The assessment of general praise and advertising slogans has been clarified and modified over time. 44 Federal Patent Court, ruling dated 24 May 2012 – 25 W (pat) 539/11, for class 9 and 42 goods. 45 F ederal Patent Court, ruling dated 14 November 2012 - 26 W (pat) 39/11, 26 W (pat) 40/11, 26 W (pat) 44/11, 26 W (pat) 1/12, 26 W (pat) 3/12 to 26 W (pat) 6/12 and 26 W (pat) 8/12, inter alia for “furniture”. 46 F ederal Patent Court, ruling dated 14 November 2012 – 26 W (pat) 37/11, 26 W (pat) 41/11 to 26 W (pat) 43/11 as well as 26 W (pat) 2/12 and 26 W (pat) 7/12, inter alia for “furniture”. 47 Federal Patent Court, ruling dated 27 June 2012 – 29 W (pat) 42/12, for class 35 and 42 services. 126 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 Not eligible for protection “Gagny”48 was a rather small town near Paris and the “Paris-Charles de Gaulle” airport, which had a good industrial infrastructure and above-average traffic infrastructure. It had to be expected that household goods would be produced there in the future, since France was already an important manufacturer in this industry and the production did not require any special geographic or climatic conditions. “St. Petersburger Staatsballett” [St. Petersburg State Ballet]49: The registered trade mark was not the name of a specific ensemble, but merely a general indication of any state ballet ensemble from St. Petersburg and could therefore be considered as an indication of theme or content of the claimed goods and services.50 As the trade mark made obvious reference to a state-run provider from St. Petersburg, a very high acquired distinctiveness would be required to associate the trade mark with a Swiss private company that, in addition to another organiser, merely provided organizational support for the tour. The information in this respect was not sufficient. With regard to the claimed advertising and contractual services, the word sequence was not descriptive51, but misleading pursuant to Sec. 8, Para. 2, No. 4 of the German Trade Mark Act. Claims such as “state ballet” and “state circus” were not misleading only if the consumers did not take these seriously. In the present case, particular assumptions as to quality were created, which the ruling Board could assess based on its own experience – also in connection with artistic displays. 6. Designations of establishments Eligible for protection In the ruling on “Gürzenich Orchester Köln” [Gürzenich Orchestra Cologne]52 the 27th Board took a different view than in the “St. Petersburg State Ballet” decision: “Gürzenich” referred to a festival hall in the historic centre of Cologne and was the designation of an establishment that was not comparable to commonly used designations such as “opera”, “theatre”, “philharmonic hall”, etc. The public was used to regard designations of orchestras as indications of commercial origin if there was no designation of the type of orchestra (chamber orchestra, symphony orchestra, etc.), but a reference to a place.53 Many orchestras had a “fixed establishment” which was the basis of their names (e.g. “Leipziger Gewandhausorchester”). The exact identification in case of a generic name of the place of performance was often provided via the designation of the place. As “Gürzenich” was not a building that was generally known in Germany and was not regarded as a synonym for Cologne, this word sequence did not belong to the public domain. “Gürzenich Orchester Köln” did not even describe the place in which the performance took place, as orchestras – irrespective of their name – went on world tours. was regarded as a name. Designations of educational establishments of this kind were known to the public, such as “Hochschule Niederrhein” and “Hochschule Rhein-Main”. In particular in the combination 54 48 Federal Patent Court, ruling dated 5 December 2012 – 26 W (pat) 563/11, for class 21 goods. 49 F ederal Patent Court, ruling dated 22 May 2012 – 27 W (pat) 51/11, for class 9 goods and class 35, 41 and 42 services. An appeal on points of law on the issue that has not yet been ruled upon by the Federal Court of Justice, namely to what extent it can be examined in the registration procedure if a government sponsorship is claimed pursuant to Sec. 8, Para. 2, No. 4 of the German Trade Mark Act was allowed, but no appeal was filed. 50 Cf. Federal Patent Court, ruling dated 24 April 2012 – 27 W (pat) 23/12 – Gürzenich Orchester Köln. 51 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 949 – My World. 52 Federal Patent Court, ruling dated 24 April 2012 – 27 W (pat) 23/12, for class 15 goods and class 35 and 41 services. 53 This is in line with the established case law, cf. 32 W (pat) 11/01, BeckRS [Beck Case Law] 2009, 26921 – Bodensee-Arena; 27 W (pat) 8/11 – Telespargel ; 27 W (pat) 508/12 – Jagdschloss Platte; MarkenR [Trade Mark Law] 2010, 403 – Konstanzer Konzil. 54 Federal Patent Court, ruling dated 13 December 12 – 27 W (pat) 561/12, for class 9 and 16 goods and class 35, 38, 41, 42 and 44 services. 127 BPatG Annual Report 2012 Trade Mark Law with “Bochum”, which was a precise indication of place, the geographically less precise “Ruhr” as the name of the university had an increased effect, whereas “Bochum” and “Ruhr” were not as closely related as “Frankfurt/Main” for example. Not eligible for protection “Dortmunder U” [Dortmund U]55: The current use of the listed building with a floor space of 15,000 square metres in the centre of Dortmund for purposes of art, cultural activities, research and education did not exclude that the claimed goods were currently offered or manufactured in the building or the surrounding area or would be offered or manufactured there in the future. This was also an indication of geographic origin with regard to the claimed services as these were not offered in this building complex and did not refer to such in terms of their content. “Universitätsklinikum Köln” [Cologne University Clinic]56 was a direct indication of the operation of a medical faculty in Cologne. The eligibility for protection of this trade mark was independent of the identity of the applicant and was to be assessed in view of its right to the name and its monopoly rights. 7. Names of individuals Names of individuals are distinctive by nature, unless they are at the same time statements of content (e.g. Diesel meaning fuel). Celebrities (e.g. artists and athletes) have a legitimate interest in the commercial exploitation of their reputation and popularity.57 However, the names of famous historical figures, e.g. Leonardo da Vinci58 are part of general cultural heritage and can thus not be protected as distinguishing marks. Exceptions are made for the lawful naming of public institutions, such as universities, after former chancellors or important scientists.59 The new approach taken in case law since this ruling was further developed and fine-tuned by the 27th Board in the following successful cases to the benefit of applicants: “Robert Enke”60: In this ruling, the 27th Board made new considerations with regard to the eligibility for protection of names of individuals and linked these in particular to the ruling of the Federal Court of Justice on the Marlene-Dietrich-Bildnis II61. The football goalkeeper, who died in 2009, was a personality of contemporary history due to his career in sports and his tragic fate. The registered mark was considered an indication of content of books and other media, but the mark could not be denied a certain minimum distinctiveness as it could be used as an indication of origin. With regard to print products as well as reference and educational material, the consumers were used to names – often first names even – to be used on covers and/or book spines in such a manner that these served as an indication of the publisher, e.g. C. H. Beck, Fischer, Walter de Gruyter, Heymanns, Ernst Klett, Dr. Otto Schmidt and many others. Although almost any meaningful word designated something that could be the content of a journalistic work, trade mark protection had to be pos- 55 F ederal Patent Court, ruling dated 31 January 2012 – 27 W (pat) 43/11, for numerous class 14, 18, 21, 25, 26 and 28 goods and class 35, 36, 38, 39, 41 and 43 services. 56 F ederal Patent Court, ruling dated 22 March 2012 – 30 W (pat) 81/11, inter alia for “books; documents (publications); medical services and care, in particular services rendered by hospitals, nursing services, therapeutic and medical treatment and care”. Nine further parallel rulings on the same date for identical goods/services: 30 W (pat) 72/11 – Hochschuldmedizin Köln; 30 W (pat) 73/11 – Hochschulkrankenhaus Köln; 30 W (pat) 74/11 – Uni-Krankenhaus Köln; 30 W (pat) 75/11 – Universitätskrankenhaus Köln; 30 W (pat) 76/11 – Medizinische Kliniken der Universität zu Köln; 30 W (pat) 77/11 – Universitätsklinikum zu Köln; 30 W (pat) 78/11 – Klinik der Universität zu Köln; 30 W (pat) 79/11 – Klinikum der Universität zu Köln; 30 W (pat) 80/11 – Unikliniken Köln. 57 F ederal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2000, 709, 712, 713 – Marlene Dietrich I, Federal Patent Court, ruling dated 6 February 2008 – 32 W (pat) 92/06 – Maya Plisetskaya). 58 Federal Patent Court, MarkenR [Trade Mark Law] 2008, 33. 59 Federal Patent Court GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2006, 591 – GEORG-SIMON-OHM. 60 Federal Patent Court, ruling dated 27 March 2012 – 27 W (pat) 83/11, for class 9 and 16 goods and class 41 services. 61 Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825. 128 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 sible for media, image and sound storage media, printed matter, etc.62 “Robert Enke” could relate to the content of biographies or other reports, but the addressed public could not deduce certain content merely on the basis of the name or statement of content without being provided with any further context.63 Furthermore, the goods bearing this name could be biographies or other non-fiction literature as well as illustrated books or novels. Moreover, the registration of names did not violate Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act. Protection against the violation of post-mortem personal rights was a private right that had to be assessed as a relative ground for refusal within the meaning of Sec. 13, Para. 2 of the German Trade Mark Act but not according to Sec. 8, Para. 2, Nos. 1 to 10. “Adolf Loos Preis”64 was a continuation of the above case. The name of the famous Austrian architect and designer had individual character by nature. Names of awards connected with the name of a living or historical person were means of identifying an undertaking insofar as the name did not directly designate the performance for which the award was granted.65 Insofar as the registered mark could be descriptive as a summary of content for books and other media, a use making reference to origin was not excluded.66 8. Word marks/figurative marks Eligible for protection In the following cases, the appeals against the rejection of the applications due to a special graphic design were successful: : The specific combination of different design elements (e.g. the laterally shifted arrangement of the word elements and the four colours used) provided an unmistakeable and characteristic overall impression. 67 : The word elements “food artists” arranged in a special manner, in particular as the font used for “food artists”, clearly stood out against the indication of industry “event service & management”. 68 Not eligible for protection : The overlapping threedimensional arrangement of the thumb and the hand represented merely an affirmation or gesture, meaning “everything is ok”, which was why there was a lack of distinctiveness overall and the mark was unlikely to be remembered by the public as a means of identifying an undertaking. 69 62 In this context see Rohnke, FS 50 Jahre BPatG [commemorative publication on the occasion of the 50th anniversary of the Federal Patent Court], 2011, 707, 712 and Federal Patent Court, ruling dated 22 November 2012 – 27 W (pat) 554/12 – Leibniz School of Business. 63 For the same argumentation see Federal Patent Court, ruling dated 11 September 2012 – 27 W (pat) 50/12 – Wildschütz Jennerwein, for class 14 and 16 goods as well as Federal Patent Court, ruling dated 18 December 2012 – 27 W (pat) 51/12 – Fotografie Jennerwein for class 14 and 16 goods. 64 Federal Patent Court, ruling dated 11 June 2012 – 27 W (pat) 533/12, for class 16 goods and class 35 and 41 services. 65 See also Federal Patent Court GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 421 – Egon Erwin Kisch Preis; dissenting opinion: Federal Patent Court, 27 W (pat) 9/09 – Baltasar-Neumann-Preis. 66 Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II. 67 Federal Patent Court, ruling dated 7 March 2012 – 29 W (pat) 3/06, for numerous class 16 goods and class 41 services. 68 F ederal Patent Court, ruling dated 19 April 2012 – 27 W (pat) 528/12, inter alia for the “distribution of spices; catering enterprises”; also for the special overall design of the word/figurative mark: Federal Patent Court, ruling dated 12 December 2012 – 28 W (pat) 535/11 – Cuisine Noblesse. 69 Federal Patent Court, ruling dated 16 April 2012 – 27 W (pat) 533/11, for class 25 goods and class 35 services. 129 BPatG Annual Report 2012 Trade Mark Law was an indication of quality in terms of a certain durability of the claimed items of clothing, among others, and hinted at a reliable rendering of the claimed retail services. The exclamation mark, which was grammatically wrongly placed in front of the word, was a mere advertising means. 70 9. Figurative marks Registration procedure The principles applicable to figurative marks are the same as those applicable to three-dimensional marks.71 Eligible for protection 72 : In the case dealing with this highly stylized illustration of Cologne Cathedral there was no immediate factual connection with regard to the claimed advertising and commercial services.73 Even if the consumers recognized the Cologne Cathedral, they could not draw any clear conclusions as to the indication of geographic origin.74 Furthermore, the use of the mark in a manner indicating a geographic origin could not be ruled out.75 Not eligible for protection 76 : The specific combination of the simple and commonly used design means was not complex to the extent that it could distract from the statement of content in the image with regard to the claimed goods, which could contain fish or parts thereof. : This was the rendering in the form of images of the decorative design on trouser pockets. The dissenting ruling of the Federal Court of Justice on a similar ornamental seam80 was not regarded as pertinent by the 27th Board, as it related to a unique, complex pattern. 77 78 79 : The addressed expert consumer circles understood the image of a ball-shaped connection element with an internal thread exclusively as the appearance of the good itself or rather the furniture element which did not depart from the norm or customs of the industry relative to other connection elements for furniture. 81 70 F ederal Patent Court, ruling dated 25 September 2012 – 27 W (pat) 89/11, inter alia for “items of clothing” and “retail services in relation to clothing items“. 71 See section I. 2. 72 F ederal Patent Court, ruling dated 18 July 2012 – 27 W (pat) 539/12, for class 14, 16, 21 and 28 goods and class 35 and 41 services. 73 See also Grabrucker/Fink, Annual Report of the Federal Patent Court 2008, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 429, 439. 74 Cf. dissenting ruling of the 27th Board dated 26 September 2006 – 27 W (pat) 35/06, according to which the decisive part of the addressed consumer circles would not only recognize the Cologne Cathedral, which is rendered almost true to life in the form of a silhouette of the front side, in the registered figurative mark, but also regarded this image as a synonym for the City of Cologne. See also Grabrucker/Fink, Jahresbericht 2006 [Annual Report 2006], GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2007, 267, 275. 75 Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II. 76 F ederal Patent Court, ruling dated 18 July 2012 – 28 W (pat) 507/11, for class 5 and 29 goods, see also the word/figurative mark “FROM SUSTAINABLE FISHING“; Federal Patent Court, ruling dated 18 July 2012 – 28 W (pat) 509/12, for class 5 and 29 goods. The registration was rejected as the word elements could easily be understood as a reference to “aus nachhaltigem Fischfang“. 77 F ederal Patent Court, ruling dated 31 January 2012 – 27 W (pat) 586/10, for “clothing items, in particular trousers and skirts”. An appeal was allowed on the issue of if and to what extent a generous assessment of the possibilities of distinctive usage (Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 1100 – TOOOR!) is also warranted if the image of the form or a part of the claimed goods is registered as a trade mark. No appeal was filed. 78 F ederal Patent Court, ruling dated 28 March 2012 – 27 W (pat) 589/10. The appeal on the issue that is identical to the above-mentioned issue was not filed. 130 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 Opposition proceedings Likelihood of confusion was denied in the following case: vs. : The common features of the descriptive image [distillation apparatus for distilling spirits] did not suffice for assuming a similarity, as the scope of protection of the opposing trade mark was limited to the special overall impression of the image and a protection of the theme itself was not provided for. 82 10. Violation of public policy or accepted principles of morality (Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act) Public policy is violated if the mark itself violates provisions that are part of the essential principles of German law. Marks violate the accepted principles of morality if they are suitable to hurt the feelings of a considerable part of the involved public because they contain severe and unbearable violations of decency in terms of morality, religion or politics. The following marks were regarded as violations of accepted principles of morality: “Massaker” [Massacre]83: The registered word could be understood as an invitation to cruel, inhuman behaviour and was therefore not eligible for trade mark protection pursuant to Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act. The use of the term in literary or film contexts was no less offensive. In particular with regard to the claimed goods and services in the area of sport and culture, minors should not be incited to behave violently. : According to the caption, this drawing of a child represented Hildegard of Bingen in a hinted-at habit with aureole, with “stubby arms and legs” and a smiley for a face. This disrespectful, caricature-like illustration hurt the religious feelings of believers (Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act), who worshipped the saint for her life and teaching – such as on the healthy effects of foodstuffs.85 84 The following mark was regarded as eligible for protection: 79 F ederal Patent Court, ruling dated 28 March 2012 – 27 W (pat) 590/10. The appeal on the issue that is identical to the above-mentioned issue was not filed. 80 F ederal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2001, 734, 735 – Jeanshosentasche. 81 F ederal Patent Court, ruling dated 18 January 2012 – 26 W (pat) 118/10, for “ball-shaped connection elements made of steel with opening with internal threads, in particular, on the surface of the ball; pieces of furniture belonging to a furniture system with metal bars, connected by means of the” above-mentioned “connection elements”. 82 F ederal Patent Court, ruling dated 22 August 2012 – 26 W (pat) 28/12. The trade marks to be compared are registered inter alia for “alcoholic beverages (except beer)” and advertising services. 83 F ederal Patent Court, ruling dated 31 July 2012 – 27 W (pat) 511/12, for class 25 and 28 goods and class 41 services. An appeal on points of law was allowed with regard to the issue of if and to what extent a strict or generous standard is to be used regarding the violation of the accepted principles of morality when assessing the prerequisites of absolute grounds of refusal pursuant to Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act. No appeal was filed. 84 F ederal Patent Court, ruling dated 28 March 2012 – 28 W (pat) 81/11, liable for cancellation for class 29, 30, 32 and 33 goods, predominantly foodstuffs and beverages. 85 A balancing of legally protected interests with regard to freedom of expression pursuant to Art. 5, Para. 1, Sentence 1 of the German Constitution and the artistic freedom pursuant to Art. 5, Para. 3 of the German Constitution was not carried out (cf. Federal Constitutional Court, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2001, 170 – Benetton-Werbung I; WRP [Competition in Law and Practice] 2003, 633 – Benetton-Werbung II; Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1995, 592 – Busengrapscher/Schlüpferstürmer; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2005, 583 – Lila-Postkarte. 131 BPatG Annual Report 2012 Trade Mark Law : As the Federal Court of Justice stated in the “Neuschwanstein” ruling87 there was a close descriptive relation between drinks or food and buildings that were sightseeing attractions for tourists, as these were offered for example as souvenirs or for covering tourists’ need for food, drinks, etc. But the catchword-like designation “KOUTOUBIA” of a mosque in Marrakesh was regarded by a majority as an invented term. Moreover, the monopolization of the name of a sacred building did not hurt the religious feelings of Muslims in Germany as a relevant part of the public within the meaning of Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act, if it related to an already intensively marketed sightseeing attraction, e.g. a “name giver” for hotels or restaurants. 86 11. Ban on the abuse of public national emblems for commercial purposes (Sec. 8, Para. 2, Nos. 6 and 8 of the German Trade Mark Act) There is a ban on signs exclusively consisting of national emblems and containing national emblems as well as on heraldic imitations and the use of parts thereof and of stylized representations. However, the use or imitation of national emblems of international organisations is only impermissible if the trade mark is capable of creating the unfounded impression of a connection to them (Sec. 8, Para. 4, Sentence 4 of the German Trade Mark Act). The following was regarded as eligible for protection: 88 : The registered mark did not contain an imitation of the Swiss federal coat of arms or the Swiss flag due to the lack of the rendering of the characteristic heraldic features within the meaning of Sec. 8, Para. 2, No. 6 and Para. 4 of the German Trade Mark Act, as the colour design clearly differed and the lens-like shape was more likely to be associated with an eye than a coat of arms. 12. Eligibility for protection based on possible options for use as a trade mark The rulings of the Federal Court of Justice on the “Marlene-Dietrich-Bildnis II”89 cases were still taken into account by the boards, according to which the practically important and obvious ways of affixing or making use of a trade mark were relevant for its eligibility for protection. The ECJ required in its decision “Darstellung eines mit gestrichelten Linien umsäumten roten Winkels” [“Illustrations of a red angle framed with dotted lines”] 90 that the specific examination of distinctiveness was only to be carried out for those possibilities of use which the examining division regarded as the most likely based on its expertise in the respective area of goods and services. The relation of the two lines of argumentation in case law still needs to be ruled upon definitively by the Federal Patent Court. Some boards have already made their statements on the issue. 86 Federal Patent Court, ruling dated 6 March 2012 – 25 W (pat) 562/11, for class 29, 30 and 31 goods. 87 Federal Court of Justice MarkenR [Trade Mark Law] 2012, 380. 88 F ederal Patent Court, ruling dated 25 April 2012 – 25 W (pat) 64/11, eligible for protection for “protective helmets for sports”, not eligible for protection for “optical devices and objects, namely glasses …”. 89 F ederal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II and GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 1100 – “TOOOR!” 90 European Court of Justice C-307/11, MarkenR [German Trade Mark Law] 2012, 488. 91 Federal Patent Court, ruling dated 13 June 2012 – 29 W (pat) 78/11, for class 35 and 41 services. 92 Federal Court of Justice GRUR[Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich–Bildnis II. 93 In this context see the parallel ruling on the word/figurative mark “Sachsen!” – 29 W (pat) 76/11 of the same date for identical goods/services. 94 F ederal Patent Court, ruling dated 27 September 2012 – 27 W (pat) 31/11, inter alia for “printed matter ...; photographs; educational material (except devices)”. 95 Analogously: Federal Patent Court, ruling dated 13 December 2012 – 27 W (pat) 561/12 – Ruhr Universität Bochum, ruling dated 18 December 2012 – 27 W (pat) 51/12 – Fotografie Jennerwein, each with reference to Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II; GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 1100 – TOOOR! and European Court of Justice, MarkenR [Trade Mark Law] 2012, 488 et seq., according to which an angle framed with dotted lines, in its most likely usage as a sewn-on appliqué on a shoe is exclusively regarded as a simple ornament or highlight. 132 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 Eligible for protection : Due to the affixing of the mark – as customary for services – for example at the upper or lower edge or on the back of corporate stationery, invoices, advertising matter, etc., the public did not regard it as a geographic indication, but as an indication of commercial origin92 all the more so as the services relating to business management, business administration, office functions, education and training were independent of their place of development or rendering and the geographic origin was thus not usually highlighted in advertising.93 91 : The figurative mark, which showed the (walking) pedestrian lamp man of the old East German crossing signal, was not to be deleted pursuant to Sec. 8, Para. 2, Nos. 6 or 7 of the German Trade Mark Act, as traffic signs were neither national emblems nor proof marks. The mark was not considered to be an indication of content for printed matter, educational material or photographs as it was merely understood as an indication of a certain publisher in connection with the most likely usage options.95 There were numerous publishers that used stylized figures on the market.96 As the little lamp man was not associated with acts of injustice committed in the former German Democratic Republic, this was not a violation of Sec. 8, Para. 2, No. 5 of the German Trade Mark Act.97 94 Not eligible for protection 98 : The word “flair”, which merely described a certain style or pleasant atmosphere imprecisely, lacked distinctiveness.99 The placing of the article “le” in front, which was correct from a grammatical point of view, did not change the descriptive content of the following noun, which was an indication in all sectors of industry of something that was particularly stylish. As this mark was a service mark, the probable and obvious use100 was limited to the usage options for advertising, printing on corporate stationery, brochures, signs or affixing on company buildings. The public would not consider this usage to be an indication of origin as the graphic design lacked distinctiveness. In the ruling “Wildeshauser Schützengilde” [Wildeshauser Marksmen Guild]101, in line with the customary habits of usage and affixing, the board regarded the use of the mark for jewellery, decals and emblems, badges, adhesive labels and stickers102, as an indication of membership in an association as the most likely usage option within the meaning of the established case law of the ECJ.103 It was customary that this kind of object in the form of orders, badges of honour and ornamental pins was handed out as a sign of membership and an award to members of associations in order to show their membership in an association or participation in an event. 96 “Kopf mit Helm” of the publisher C. F. Müller; “Ritter mit Ross” of the publisher Ritterbach; “sitzender Greif mit B” of the publisher C. H. Beck; “schreitender Pegasus” of the publisher Klett Cotta, “Eule” of the publisher Ullstein, “drei übereinander angeordnete Fische” of the publisher S. Fischer or “Fliege” of the publisher Eichborn. 97In contrast thereto, a violation of the principles of morality was assumed in Federal Patent Court, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2009, 68, 70 et seq. – (Ehemaliges) DDR-Symbol der Sicherheitskräfte. 98 Federal Patent Court, ruling dated 16 October 2012 – 33 W (pat) 559/11, for class 35 to 37 and 41 to 45 services. Eligibility for protection was only confirmed with regard to “civil protection services”. 99In contrast thereto, see the ruling of the Federal Court of Justice “Bürogebäude” (GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2005, 257), according to which a positive association is in principle not contrary to eligibility for protection. 100 In this case, it seems that the 33rd Board merges the established case law of the Federal Court of Justice and the European Court of Justice that was still regarded as contradictory in “FLATRATE” – 33 W (pat) 141/08) on the usage option of trade marks by combining probable use and obvious use. 101Federal Patent Court, ruling dated 18 July 2012 – 29 W (pat) 538/11, not eligible for protection inter alia for “goods produced from precious metals and alloys thereof and coated therewith”, “decals, stickers”, “badges not made from precious metal”, eligible for protection for further class 14, 16, 24, 26, 29, 30 and 32 to 34 goods. 102 Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II. 103 E uropean Court of Justice C-307/11, MarkenR[German Trade Mark Law] 2012, 488 et seq. – Illustrations of a red angle framed with dotted lines. 133 BPatG Annual Report 2012 Trade Mark Law 13. Acquired distinctiveness According to the established case law of the European Court of Justice on Art. 3, Para. 3 of the Trade Mark Directive, it is a prerequisite for acquired distinctiveness, i.e. distinctiveness achieved through use, that an essential part of the addressed public associate the trade mark with one specific market player and not any other company.104 The national court is responsible for examining if these prerequisites are met by presenting specific and reliable information as evidence, in which case all relevant aspects have to be taken into account jointly.105 The trade mark’s market share, the company’s marketing efforts for the trade mark and the part of the addressed public that recognizes the goods and services as belonging to the trade mark, inter alia, have to be taken into account when assessing acquired distinctiveness.106 It is not only the general and abstract information, e.g. specific percentages, that is important107, although consumer surveys may be taken into consideration in accordance with national law in cases that are hard to assess.108 Acquired distinctiveness was confirmed for: : It had been proven by means of the presentation of covers, magazines and special publications that the attacked trade mark had been used as the title of a monthly consumer magazine as well as for special publications of Stiftung Warentest in Germany for more than four decades. Circulation figures, advertis109 ing effort as well as market and advertising media analyses were evidence of an uncontested market leadership for consumer magazines since 1968, as was known to the court. The owner of the trade mark, a public-law foundation that was founded by the German government in 1964, was subsidised with tax money and acted under the supervision of the German Ministry of Consumer Protection, had a unique position thanks to its neutrality. Its assessments were highly respected by the public and therefore these were often featured in product advertising. The acquired distinctiveness for the goods, assumed without a consumer survey, had a positive effect on the services that were closely connected therewith in factual and economic terms.110 Acquired distinctiveness was denied for: “S-Bahn” [suburban train]111: As the short form of this mark had been understood to mean for more than 35 years.112 As the mark for public transport services was purely descriptive, an almost unanimous acquired distinctiveness was required, which was, however, not achieved. In contrast, paper and cardboard, globes and flip chart drawing instruments as well as tennis rackets, roller skates and ice skates were not associated with a suburban train or used as merchandise, and therefore the cancellation order was to be overruled in that respect. 104 E uropean Court of Justice C-299/99, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2002, 804, 808, Margin No. 65 – Philips. 105 E uropean Court of Justice C-108/97, C-109/97, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1999, 723, 727, Margin No. 49, 54 – Chiemsee. 106 European Court of Justice, loc. cit., Margin No. 51 – Chiemsee, Margin No. 60 – Philips. 107 European Court of Justice, loc. cit., Margin No. 62 – Philips. 108 European Court of Justice, loc. cit. Margin No. 53 – Chiemsee. 109 F ederal Patent Court, ruling dated 27 June 2012 – 29 W (pat) 22/11, for “printed matter, namely test magazines and consumer information; publication of tests of products and services; information on legal and tax issues”. An appeal was allowed with regard to the issue, which has not yet be ruled upon by the Federal Court of Justice, of whether the acquired distinctiveness of a mark for certain goods and services can have an effect on goods and services that are particularly close or in close actual or economic relation to these goods and services and if it can therefore be assumed that they have acquired distinctiveness, as is recognized with regard to distinctive character within very narrow limits (Federal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2012, 930, 936, Margin No. 71 – Bogner B/Barbie B). The appeal was filed: I ZB 65/11. 134 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 III. Cancellation Proceedings 1. Due to bad faith pursuant to Sec. 50, Para. 1 in conjunction with Sec. 8, Para. 2, No. 10 of the German Trade Mark Act A designation holder is deemed to be acting in bad faith if it takes advantage of the legal position it has formally without the will to use the mark while abusing its rights in order to prevent third parties from competing. This can be done by applying for what are known as blocking marks in order to block usage to third parties, by applying for what are known as ambush and speculative marks in order to claim money from third parties, by unjustifiably intruding on a domestic prior user’s known vested rights that are eligible for protection or by fraudulently obtaining a trade mark. Affirmation of bad faith In the opinion of the 26th Board, the owner of the word mark “Hop on Hop off”113 for the “organisation of excursions and city tours” acted in bad faith as it had been informed prior to the registration by the district government of Cologne that the petitioner, its competitor, had already obtained permission to organise city tours in Cologne according to the “Hop on Hop off” system. It could and should have recognised that this nationally and internationally common designation for city tours, in which the tour can be interrupted at any stop and resumed later, was needed by competitors to describe the tours they offer. Nevertheless, it registered the trade mark almost two months after the petitioner was granted permission for city tours and obtained a cease-and-desist order against the petitioner a short while later. This demonstrated the reprehensible intention to prevent the petitioner from using the designation for the tours it offers. Denial of bad faith In the proceedings directed against the word mark Sa Trincha114 that was registered inter alia for “sound and/or image storage media of any kind” the 30th Board confirmed the rejection of the request for cancellation by the German Patent and Trade Mark Office. The owner of the trade mark knew at the time of registration that the petitioner used this designation for its beach bar on Ibiza. But at that point in time, the petitioner was not in a status of possession that was worthy of protection as the designation had only been used in the Spanish catering trade. At the time of registration, it was not customary for beach bars on Ibiza to internationally market the music they played in the bar on sound storage media. In view of the multitude of beach bars, discotheques and clubs on Ibiza, an unproven mentioning of the names of only three establishments without any specific indication of time did not suffice. An abusive intention was also denied as the owner of the trade mark demonstrated its will to use the mark by producing and distributing four CDs with the title “Sa Trincha”. 110 See also Federal Patent Court, ruling dated 27 June 2012 – 29 W (pat) 23/11 on the identical word/figurative mark: Cancellation overruled for “investment advice, advice with regard to rational use of income; legal and tax advice”; liable for cancellation inter alia for “organization, evaluation and publication of tests of goods and services; ... consumer advice on the selection of goods and services...”. Test magazines and consumer information, which could have acquired distinctiveness, are not the subject matter of this list of services. An appeal on points of law was allowed on the issue, which has not yet been ruled upon by the Federal Court of Justice, of whether the proven acquired distinctiveness of a trade mark for certain goods could extend to certain services that are factually closely related to the goods having acquired distinctiveness. No appeal was filed. 111 F ederal Patent Court, ruling dated 14 March 2012 – 26 W (pat) 21/11, liable for cancellation inter alia for “transport services; transport of passengers and goods by train, ...; transport of passengers by train within a suburban railway system; services in connection with the operation of a railway system, namely railway porter services, luggage deposit, ... operation of a railway system, ...”. 112 This also resulted from Sec. 61, Para. 1, No. 3 of the German Disabled Persons Act. 113 Federal Patent Court, ruling dated 14 November 2012 – 26 W (pat) 64/08. 114 Federal Patent Court, ruling dated 27 September 2012 – 30 W (pat) 46/11. 135 BPatG Annual Report 2011 Trade Mark Law 2. Due to absolute obstacles to protection pursuant to Sec. 50, Para. 1, No. 2 in conjunction with Sec. 8, Para. 2, Nos. 1–9 and Sec. 54 of the German Trade Mark Act Cancellations “HALL OF FAME”115: On the one hand, the praising designation highlighted that either the claimed goods belonged to a hall of fame due to their special quality and extraordinary features or that the users of these goods had a corresponding reputation. On the other hand, “hall of fame” also described a “wall that can be painted legally” in the graffiti scene. Therefore, the trade mark expressed, with regard to spray paint, that these were particularly suitable for graffiti on such walls. : The word “hot” was also used in a figurative sense to mean “sexy, trendy, great” as a characteristic of fragrances that had an erotic effect and/or were enriched with pheromones. The graphic design lacked characteristic features. 116 Non-cancellations “smartbook”117, “smartbook”118 and “smartbook for smart people”119: In this case, the 30th Board issued a fundamental ruling on cancellation issues. If a word mark was only used as a description several years after registration, the determination of lack of distinctiveness at the time of registration was subject to stricter prerequisites. In the case of a trade mark that was used and unchallenged over a long period of time, the interests of competitors in the free use of the mark were lower. In order to assume a requirement of availability at the time of registration, it would have needed to be possible to foresee at such point in time that the word mark would develop into a descriptive mark. Due to a lack of clear evidence, it could not be determined to a sufficient extent that “book” had already been an established synonym for “small, portable computer” at the time of registration in 2005, 2006 and 2007, respectively, or that such development could be foreseen. Registration had to be confirmed in particular in cases of doubt and in borderline cases.120 : The word mark was pronounced as the English designation for the famous Northern Italian city of Venice, which as a geographic indication needed to be available for all goods and services and was not distinctive. However, the special font used in this case was eligible for protection. 121 115 F ederal Patent Court, ruling dated 22 November 2012 – 25 W (pat) 11/12, liable for cancellation for “paint and lacquers, in particular in spray cans and writing and drawing utensils; diluents for paint and lacquers; games, toys; gymnastics and sports articles...”. 116 F ederal Patent Court, ruling dated 9 October 2012 – 27 W (pat) 49/11, protection revoked for class 3, 5, 16 and 25 goods. An appeal on points of law was allowed due to deviations from the judgment of Higher Regional Court – 6 U 27/10 –, in which no exclusively descriptive effect was acknowledged for the word “HOT” in connection with perfume. No appeal was filed. 117 F ederal Patent Court, ruling dated 16 February 2012 – 30 W (pat) 32/11, registered inter alia for “computers; data processing devices; ... notebooks (computers); laptops (computers); ... computer periphery devices; ... computer programmes...”. An appeal on points of law was allowed on the fundamental question as to which requirements apply in cancellation proceedings with regard to a subsequent forecast with regard to the determination of distinctive character for a point in time long past. The appeal was filed: I ZB 57/12. 118 F ederal Patent Court, ruling dated 16 February 2012 – 30 W (pat) 33/11, registered for “laptops (computers); mice (data processing)”. An admitted appeal on the same subject was filed: I ZB 58/12. 119 F ederal Patent Court, ruling dated 16 February 2012 – 30 W (pat) 34/11, registered for the same goods as in 30 W (pat) 32/11. The allowed appeal on points of law was filed regarding the above issue. The appeal was filed: I ZB 59/12. 120 The 25th Board took a different view in its ruling dated 16 February 2012 – 25 W (pat) 45/11: As early as at the time of registration in 2004, “smartbook” could be understood to mean an “intelligent (small) computer”. Already in the late 1980s and in 1991 the companies Toshiba and Apple, respectively, had introduced portable “notebooks” on the computer market, which is why the cancellation for “computer, computer periphery devices ... data processing devices ... laptops (computers), ... notebooks (computers), portable stereo devices” was justified. The allowed appeal on points of law was filed to determine the legal requirements which exist regarding the understanding of consumer circles at the point in time of some years in the past – in this case almost eight years – which were ruled upon differently by the 25th and 30th Boards with regard to almost identical trade marks and in part matching trade marks. The appeal was filed: I ZB 38/11, and later withdrawn. 136 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 IV. Opposition Proceedings 2. Similarity of goods 1. Genuine use “carrera-toys” vs. “CARRERA”124: The services to be compared, i.e. “entertainment; cultural activities; carrying out of competitions with games and toys without physical exertion” and “services of an engineering firm; preparation of technical opinions” were not similar. The consumers who were interested in the services relating to entertainment and cultural activities did not make use of the services of an engineering firm and technical opinions in this respect. Affirmation “DESPERADO” vs. “DESPERADOS”:122 Despite some doubt relating to the diligence with regard to the affidavits, the genuine use of the opposing trade mark for “beer” was confirmed to a considerable extent based on copies of invoices and a recent survey on the listing of the opposing trade mark in retail trade. “Beer” was at least remotely similar to the snack articles claimed with the opposing trade mark, as both were consumed and were therefore complementary articles that could be produced, imported and distributed under the control of one company. In case of an increased distinctiveness of the opposing trade mark based on a market share of 18.6 %, a likelihood of confusion could be assumed due to the high similarities in terms of sound, font and content. 3. Direct likelihood of confusion In case of a direct likelihood of confusion, the consumers erroneously mistake one mark for another, i.e. they confuse the two marks as they are similar or identical or as the differences are so minor that they are not recognized.125 Affirmation of likelihood of confusion Denial vs. “Ergo Work”123: The opposing trade mark was to be denied genuine use as the copies of invoices, catalogues and photos of office chairs neither illustrated the affixing of the mark on the distributed chairs nor the affixing on the packaging. vs. “ROCHER”126: The increased distinctiveness of the opposing trade mark for “chocolates” could not only have an effect on related goods, such as honey, sugar, bread and spices. The attacked trade mark was obviously pronounced “Ro-schehn” or “Ro-schenn”, whereas it was assumed that the oppos- 121 F ederal Patent Court, ruling dated 5 March 2012 – 27 W (pat) 128/10, for class 3, 9, 14, 18, 21, 24, 25 and 27 goods and class 35, 39 and 42 services. 122 F ederal Patent Court, ruling dated 20 June 2012 – 28 W (pat) 580/10. The attacked trade mark is registered for class 29, 30 and 31 goods, the opposing trade mark for class 32 goods. The allowed appeal on points of law was filed to determine the requirements applying to the similarity of goods, with regard to which the similarity is derived essentially from occasional or regular common use. There are dissenting rulings according to which the occasional common use – of beverages – constitutes similarity, but similarity was denied for goods – one type of goods for eating, the other for drinking. The appeal was filed: I ZB 63/12. 123 F ederal Patent Court, ruling dated 3 December 2012 – 26 W (pat) 35/11. The trade marks to be compared are inter alia registered for “furniture”. 124 F ederal Patent Court, ruling dated 13 November 2012 – 33 W (pat) 32/11. The attacked trade mark is registered for class 41 services, the opposing mark for class 42 services. 125 F ederal Court of Justice GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2008, 485 – Metrobus. 126 Federal Patent Court, ruling dated 24 October 2012 – 25 W (pat) 532/11. The attacked IR trade mark is subject to protection in Germany inter alia for “candies, chocolate” and the opposing trade mark is registered for “chocolate products, namely pralines”. With regard to the goods “honey, sugar, spicery” the likelihood of confusion is excluded based on a lack of similarity. 137 BPatG Annual Report 2012 Trade Mark Law ing trade mark was pronounced as “Ro-schee”. The number of syllables, vowel sequence and rhythm matched. The consonant “n” at the end of “Roshen” could be easily missed. A distinction in relation to content of the marks was not possible since the German meaning “Fels” [“rock”] of the French word “Rocher” was not known to the public. “Post” in the attacked trade mark did not have a characterising function due to the element “regio” which must not be ignored. It had a descriptive effect in the combined marks and was therefore not regarded independently of the entire term, which was why there was no likelihood of confusion with regard to the serial mark. “Choco Lofties” vs. “CHOCO-SOFTIES”, “Choco Softies”127: The trade marks were to be regarded as highly similar, not least due to the element “CHOCO” that had to be taken into account despite its descriptive statement of content. The differing letters “S” in the opposing trade mark “CHOCO-SOFTIES” and “L” in the attacked trade mark were hardly noticed compared with the matching elements, all the more so as the meaning of “soft” in the element “SOFTIES”, which had little distinguishing character, was not recognized spontaneously. ./. b) Denial of likelihood of confusion vs. and “Deutsche Post” : The trade mark “POST” was purely descriptive and had not achieved a higher distinctiveness, neither by means of acquired distinctiveness nor at a later point in time. In their entirety, the trade marks to be compared were easily distinguished due to the striking image elements and the colours used. The element 128 The distinctiveness of the opposing trade mark meaning “to entertain”, to which a simple graphic element was added, was considerably weakened. From a visual point of view, the trade marks to be compared differed with regard to their image elements. The star in the attacked mark played a central role due to its size and location; the vertical line in the opposing trade mark was striking as it extended beyond the letters at the top and bottom edges. Insofar as they were identical with regard to sound and content, a likelihood of confusion due to the matching word and number elements, which had little distinguishing character, was ruled out for legal reasons. 4. Likelihood of confusion by association In case of likelihood of confusion by association, the consumer perceives the differences of the two trade marks, but associates one with the other due to their common elements or concludes due to other circum- 127 F ederal Patent Court, ruling dated 20 September 2012 – 25 W (pat) 511/11. The trade marks to be compared are registered inter alia for chocolate and chocolate products. 128 F ederal Patent Court, ruling dated 19 January 2012 – 29 W (pat) 7/10. The attacked trade mark and the opposing trade marks are registered inter alia for class 35 and 39 services. The allowed appeal on points of law was filed as the board regarded a more detailed ruling by a higher court necessary on the issue of determination of likelihood of confusion by means of actual collection of information, for example by means of surveys and in any case to determine how long the opposing trade mark had actually been used. No appeal was filed. 129 F ederal Patent Court, ruling dated 12 June 2012 – 27 W (pat) 23/11. The trade marks to be compared are registered for class 9 and 16 goods as well as class 41 services. The allowed appeal on points of law was filed regarding the question of the scope of protection of word/figurative marks, the distinctive character of which is considered to be low and which only contained an insignificant graphic addition. No appeal was filed. 138 : 129 Trade Mark Law BPatG Annual Report 2012 stances that there is some kind of association between the owners of the trade marks in economic, commercial or organisational terms. An indirect likelihood of confusion was affirmed in the following cases: vs. “The Olympics”130: As the Olympic Games were so widely known, the attacked trade mark was associated by the public with the famous sports event and an economic connection between the organisers of the respective events was assumed. The additional element “Hip Hop” only had a descriptive meaning. “Vionade” vs. “VION”131: Association was assumed as the opponent used the word “VION”, which was identical to the opposing trade mark, also as a corporate designation within the term “VION GROUP”. Moreover, the suffix “-ade” was a commonly used suffix. All of the above-mentioned rulings are available on the home page of the Federal Patent Court at www. bpatg.de. For further examples of the case law of the Federal Patent Court established in 2012, reference is made to the April 2013 edition of the GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal]. Ingrid Kopacek*) and Regina Kortge*) 130 F ederal Patent Court, ruling dated 17 January 2012 – 27 W (pat) 21/11. The attacked trade mark and the opposing mark are registered for class 16 and 25 goods as well as class 41 services. 131 F ederal Patent Court, ruling dated 6 June 2012 – 26 W (pat) 24/11. The marks to be compared are inter alia registered for class 29, 30 and 31 goods. *) Judges at the Federal Patent Court, Munich 139 Business Report 2012 140 140 Business Report BPatG Annual Report 2012 Business Development I. Overview A total of 2,643 new sets of proceedings were received by the Federal Patent Court in 2012. In 2011, the number of new sets of proceedings was 2,464. The new sets of proceedings received comprised 2,208 main sets of proceedings (2011: 1,937) and 435 sets of ancillary proceedings, e.g. file access requests and reminders (2011: 527). In the year under review, 2,888 sets of proceedings were adjudicated (2011: 2,858). The number of entries recorded by the 13 Technical Boards of Appeal (6th to 9th, 11th, 12th, 14th, 15th, 17th, 19th to 21st and 23rd Boards) totalled 538 main proceedings (2011: 287). At the end of the year 2012, there were 1,977 cases pending (2011: 2,181). The number of pending opposition proceedings before the Technical Boards of Appeal could be reduced considerably (end of 2010: 486; end of 2011: 233; end of 2012: 81). The duration of the main proceedings before the Trade Mark Board increased to about 16 months (previous year: 14 months), which was in part due to the high number of vacant positions in connection with an appointment process. The processing time posted by the Technical Appeal Boards rose from 54 to 55.5 months as the technical judges were involved in an increasing number of nullity proceedings, in order to prevent a further increase of processing times (from 24.2 months in 2011 to 24.6 months in 2012) despite a high number of filed suits. The eight Trade Mark Boards (24th to 30th and 33rd Boards) received 1,307 appeals in the year under review (2011: 1,303). After 1,334 appeals having been processed, 1,564 cases were still pending at the end of 2012 (2011: 1,591). The number of new entries for the Board of Appeal for Utility Models (35th Board) amounted to 57 in the main proceedings in the year under review (2011: 31) and there were 107 cases pending at the end of the year. The number of entries recorded by the six Nullity Boards (1st to 5th and 10th Boards) dropped slightly to 261 main proceedings in 2012 (2011: 297). By the end of the year under review, 258 cases (2011: 276) had been closed and 426 cases (2011: 423) were still pending. The Juridical Board of Appeal (10th Board) received 45 appeals (2011: 19) and 54 cases were processed (2011: 40), leaving 82 cases pending at the end of 2012 (2011: 91). 141 BPatG Annual Report 2012 Business Report II. Statistics Overall Statistics on the Activities of the Federal Patent Court in 2008 – 2012 Nullity, Appeal and Opposition Proceedings – Main Proceedings Nullity Boards 1 Juridical Board of Appeal 2 Technical Boards of Appeal Boards of Appeal for Trade Marks Board of Appeal for Utility Models Board of Total sets of Appeal for proceedings Plant Variety Cases (Columns 1-7) Appeal proceedings Opposition proceedings 3 4 5 6 7 8 2008 Received Closed Still pending 275 237 388 47 44 80 750 610 2,118 1 452 1,289 961 1,471 1,274 113 85 127 - 2,147 2,899 5,276 228 227 389 61 57 84 683 549 2,252 9 464 834 1,068 1,190 1,152 141 83 185 - 2,190 2,570 4,896 255 242 402 58 30 112 598 652 2,198 8 356 486 1,465 1,196 1,421 55 121 119 1 0 1 2,440 2,597 4,739 297 276 423 19 40 91 287 537 1,948 0 253 233 1,303 1,133 1,591 31 58 92 0 0 1 1,937 2,297 4,379 261 258 426 45 54 82 536 588 1,896 2 154 81 1,307 1,334 1,564 57 42 107 0 1 0 2,208 2,431 4,156 2009 Received Closed Still pending 2010 Received Closed Still pending 2011 Received Closed Still pending 2012 Received Closed Still pending 142 Business Report BPatG Annual Report 2012 Nullity, Appeal and Opposition Proceedings – Proceedings Outside Main Proceedings (ZA (pat) Proceedings) Nullity Boards 1 Juridical Board of Appeal 2 Technical Boards of Appeal Boards of Appeal for Trade Marks Appeal proceedings Opposition proceedings 3 4 Board of Appeal for Utility Models Board of Total sets of Appeal for proceedings Plant Variety Cases (Columns 1-7) 5 6 7 8 2008 Received Closed Still pending 354 344 54 9 7 2 140 136 10 135 135 2 36 36 2 44 45 2 - 718 703 72 412 362 104 1 3 0 175 182 3 109 110 1 30 30 2 40 40 2 - 767 727 112 290 309 85 8 4 4 160 162 1 49 50 0 34 35 1 38 33 7 - 579 593 98 311 347 49 0 4 0 127 122 6 41 41 0 25 22 4 23 25 5 - 527 561 64 239 255 33 6 6 0 119 123 2 15 15 0 26 28 2 30 31 4 - 435 458 41 2009 Received Closed Still pending 2010 Received Closed Still pending 2011 Received Closed Still pending 2012 Received Closed Still pending 143 BPatG Annual Report 2012 Business Report Business Development in 2012 in the Field of Main Proceedings Cases in hand: 1 Jan 2012 New cases Prosecuted cases Cases in hand: 31 Dec 2012 Nullity Boards 423 261 258 426 Juridical Board of Appeal 91 45 54 82 Technical Boards of Appeal total 2,181 538 742 1,977 of which 1,948 536 588 1,896 233 2 154 81 Boards of Appeal for Trade Marks 1,591 1,307 1,334 1,564 Board of Appeal for Utility Models 92 57 42 107 Board of Appeal in Plant Variety Cases 1 0 1 0 4,379 2,208 2,431 4,156 appeal proceedings opposition proceedings (including appeal proceedings pursuant to Art. 165, Paras. 4 and 5 of the Trade Mark Act) Total 144 Business Report BPatG Annual Report 2012 10 24.67 16.09 24.6 33.88 38.50 24.23 13.75 24.19 21.91 14.08 17.86 21.77 25.61 19.01 16.65 21.26 22.91 21.35 12.81 20 21.51 40 30 49.65 46.09 40.4 50 54.42 60 55.51 Overall Statistics of Duration of Proceedings 2008 – 2012 in Months 0 2008 2009 2010 2011 2012 Nullity Boards Technical Boards Utility Models Trade Marks Juridical Board 2008 2009 2010 2011 2012 Nullity Boards 21.51 21.26 21.77 24.19 24.60 Technical Boards of Appeal 40.40 46.09 49.65 54.42 55.51 Board of Appeal for Utility Models 12.81 16.65 17.86 24.23 24.67 Boards of Appeal for Trade Marks 21.53 19.01 14.08 13.75 16.09 Juridical Board of Appeal 22.91 25.61 21.91 38.50 33.88 145 BPatG Annual Report 2012 Business Report III. Appeals against Rulings of the Federal Patent Court Patent Nullity Proceedings An appeal was lodged against 64, or 55 %, of the 117 judgments, issued by the Federal Patent Court in 2012 (2011: 78 of 115 cases). The Federal Court of Justice concluded 40 appeal cases by judgment, in 25 cases of which the first-instance rulings of the Federal Patent Court were upheld. In 15 cases the impugned decision was modified or set aside, often on the basis of new auxiliary requests. The remaining 24 proceedings ended otherwise (for instance through settlement or withdrawal of the appeal). Relative to the total number of completions, 23 % of the appeals resulted in the Federal Court of Justice amending or overturning the first-instance judgment of the Federal Patent Court (2011: 17 %). Further Appeal Proceedings to the Federal Court of Justice in 2012 In 2012, the Federal Patent Court allowed appeals to the Federal Court of Justice in 40 cases, broken down as follows: five ancillary proceedings before the Nullity Boards, six proceedings before the Technical Boards of Appeal, 24 proceedings before the Boards of Appeal for Trade Marks, one utility model appeal proceedings, three proceedings before the Juridical Board of Appeal as well as one proceedings before the Board of Appeal for Plant Variety Cases. The parties to the proceedings lodged appeals in 15 cases (of which three were before the Nullity Boards, one before the Technical Board of Appeal, eight before the Boards of Appeal for Trade Marks, one before the Board of Appeal for Utility Models, one before the Board of Appeal for Plant Variety Cases and one before the Juridical Board of Appeal). In 25 cases the rulings were overruled by the Federal Court of Justice. An appeal not requiring admission was lodged in seven cases (in two proceedings before a Technical Board of Appeal and in five proceedings before the Board of Appeal for Trade Marks). Decisions of the Federal Court of Justice on Admitted Appeals and Appeals not Requiring Admission in 2012 In the year under review, the Federal Court of Justice ruled on a total of nine admitted of the Federal Patent Court, in three cases of which the appeal was granted, whereas in six cases it was dismissed. In four further proceedings the appeal on points of law was concluded in another manner. The Federal Court of Justice adjudicated 13 appeals not requiring admission, which were dismissed in ten cases. The remaining three proceedings were concluded in another manner. 146 Business Report BPatG Annual Report 2012 Staffing As of 31 December 2012, the Federal Patent Court had a total of 108 judges as defined by Sec. 65, Para. 2 of the German Patent Act (2011: 112). They included 30 female judges and 78 judges (2011: 30 female and 82 male judges), 61 and 47 of whom were technically and legally qualified members, respectively (2011: 65 technically and 47 legally qualified members). Nine positions were vacant due to on-going staffing processes. In the year being reviewed six new presiding judges were appointed – for the 4th, 9th, 11th, 14th, 17th and 21st Boards. The judge presiding over the 11th Division was transferred from the 11th to the 19th Board. Of the 108 judges of the court, one male judge was seconded to the Ministry of Justice and one female technical judge to the German Patent and Trade Mark Office. Another female judge is on leave to perform tasks at the Office for Harmonization in the Internal Market, and four legally qualified members – including the former President of the Federal Patent Court – are on leave to perform tasks at the European Patent Office. In addition, one judge from the Magdeburg Regional Court and the Sömmerda, Rosenheim and Bergen Local Courts was seconded to the Federal Patent Court with the aim of a transfer and one judge of the Zweibrücken Higher Regional Court was seconded on a 20 % basis. As of 31 December 2012, the Federal Patent Court had 116 non-judicial staff members (2011: 126), three of whom were on leave for a longer period of time. Nonjudicial personnel consisted of 82 women and 34 men. In 2012, the Federal Patent Court trained young adults, three of whom to become office clerks and two to become media and information services professionals. By virtue of these traineeships, the Federal Patent Court complied with the government’s training campaign, which envisages a ratio of 7 % relative to all employees subject to social security contributions. 147 BPatG Annual Report 2012 Business Report Training of Candidate Patent Attorneys Candidate patent attorneys are assigned to the Federal Patent Court for a six-month training period. Overall responsibility for this training lies with the German Patent and Trade Mark Office. Before 2001, between 90 and 110 candidate patent attorneys were trained at the Federal Patent Court every year. From 2003 to 2009, this figure averaged just below 150 candidates per annum. Following a sudden rise in assigned candidates in 2011 (238) this figure already dropped to 181 in 2011. In the year under review, the number of candidate patent attorneys declined to 169. ous boards. Furthermore, judges at the Federal Patent Court provide each candidate group with instruction in numerous study groups. Of the 186 exam participants (2011: 196) 180 candidates, or 96.8 %, passed the patent attorney exam in the year being reviewed (2011: 96.4 %). In view of the current number of candidates, a group of approximately 50 to 60 candidates will be assigned to the Federal Patent Court every four months. They will be placed in small groups and allocated to the vari- Number of Trained Candidate Patent Attorneys 2002 to 2012 238 240 220 200 186 181 180 158 160 141 140 120 100 148 169 153 147 155 140 138 110 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Business Report BPatG Annual Report 2012 Documentation and the Library I. Documentation All of the final rulings handed down by the Federal Patent Court were published in the “Judgments” section of the court’s website (www.bundespatentgericht.de) where they were freely accessible. This service can be used free of charge for all non-commercial purposes. In the past year, 34 urgent notices on important rulings of the Federal Patent Court were published via the website of the court. The association of judges at the Federal Patent Court compiles the collection of “Rulings handed down by the Federal Patent Court” (BPatGE) and published 13 rulings issued in the year under review in this collection. Furthermore, 53 rulings selected by the boards were forwarded to the specialized press for publication. The court’s internal documentation databases gives all employees access to the rulings of the Juridical Board of Appeal since 1995 and the decisions of the Board of Appeal on Trade Marks since 1961. In the year under review, 1,473 new files received from the German Patent and Trade Mark Office and 890 cases concluded by the Boards of Appeal on Trade Marks were evaluated for internal trade mark documentation purposes. There were another 697 cases that were concluded otherwise (withdrawals, formal decisions, etc.) that are now in the trade mark rulings databases. As per the end of 2012, the goods similarities database contained more than 2,493 entries, which supply detailed information on issues of similarity of goods and services in a documentary format. At the same time, 31 rulings selected by the boards were supplemented with documentary information and made available in order to document “internal” case law. The Documentation Office processed 894 rulings of the boards comprehensively and forwarded these to the juris database, accounting for about 34 % of all rulings. In addition, 427 passages in the court’s rulings in relevant periodicals and 35 full texts of rulings of the court already contained in the database were supplemented. The juris database gives access to all rulings handed down by the divisions and boards as well as all the rulings against which an appeal on points of law has been admitted or lodged and have been cited in the annual reports since 1995 as well as to all rulings handed down by the Federal Patent Court, which were published in the more than 600 print media evaluated by juris over the course of the year. In order to allow for a complete documentation of the rulings of the Federal Patent Court in the juris database, the full text versions of all rulings, in so far as these are published in the collection of rulings of the court on the court’s website and have not already been documented otherwise in the juris database, will be forwarded to the database in the year under review. These rulings are only processed for documentary purposes to a basic extent, but can be searched by means of a full text search. II. The library The library’s stock of books, which is merely intended for providing information to the court staff and the employees of Department 3 of the German Patent and Trade Mark Office, which is housed in the same building, grew to some 20,200 titles last year. For this purpose, 104 regular collections (loose-leaf collections, annuals, etc.) and 190 periodicals are kept, some of them in several copies. Several information databases are offered via the Intranet for use at the staff’s desks in addition to numerous individual electronic documents. The special collection of product catalogues, which has been compiled for several years, currently comprises approximately 5,500 catalogues and product lists of all kinds. In order to support the work of the Trade Mark Boards, the library has offered an electronic dictionary for the area of advertising language/slogans and neologisms/trend words since the year 2000. The database currently contains some 40,000 terms that are indexed by means of information on occurrence and usage as well as sources. To keep the court up to 149 BPatG Annual Report 2012 Business Report Electronic Legal Transactions date on current events, the library compiles a press review once a week, which includes news items published in daily newspapers and online news services from the fields of intellectual property, patents and trade marks, marketing and advertising. The library posts monthly overviews of all new additions to the library’s stock in the intranet, including a full list of new monographs and a selection of magazines. All magazines received in the German Patent and Trade Mark Office are made available for a short period of time in the library of the Federal Patent Court. This allows all staff members and the employees of Department 3 of the German Patent and Trade Mark Office to obtain information on the current content of some 1,000 magazines. About 320 magazines circulate within the court thanks to the exchange of magazines with the German Patent and Trade Mark Office. Electronic legal transactions/eJustice “Electronic legal transactions” (often merely referred to as eJustice) is the term used to designate the secure legally binding electronic communication between parties to proceedings and the courts and covers electronic file management, the court’s internal electronic processing (workflow management), as well as electronic archiving. The requirements necessary to effect electronic legal transactions are the possibility of the legally secure exchange of documents (e.g. motions, complaints and court decisions) as well as the clarity, integrity, completeness and consistency of files maintained electronically. The objective is to speed up correspondence significantly and to enable files to be processed without a discontinuity in media within the Federal Patent Court as well. The time-consuming and costly creation of paper documents and their delivery, as well as incoming mail processing and distribution are being considerably simplified by the immediate exchange of documents between the IT systems of the parties involved. Information technology In 2009, the Federal Patent Court switched its administration to electronic file management using the VISkompakt workflow management system as a precursor to the introduction of the management of electronic court files, enabling the processing of administrative transactions without media discontinuity and across all departments, which is continuously developed and has proved to work well in practice. The Federal Patent Court further developed its information technology and electronic court file system when it introduced the electronic legal transactions system. The specialized legal system GO§A (the main functionalities of which are data entry, a typing job system, a calendar and statistics) is available for administration of justice purposes, which electronically supports the entire proceedings from the creation of a file by the central receiving department to the final processing by the registry. This specialized system, which is continuously modernised and adapted 150 Business Report BPatG Annual Report 2012 to the requirements and legal framework conditions of electronic file keeping allows for access to the files of the German Patent and Trade Mark Office on earlier instances of patent and utility model proceedings which have been submitted to the Federal Patent Office in electronic form since September 2012. Thus, the first part of the electronic exchange of files across the instances (German Patent and Trade Mark Office – Federal Patent Court – Federal Court of Justice) has been implemented. Furthermore, the specialized Go§a system is linked to VISkompakt the workflow management system. Legal briefs that are received electronically may be processed without media discontinuity. Incoming documents of practically all sizes can be registered by means of an upload process via the electronic mailroom. In 2012, there was a noticeable increase in electronically submitted documents. In particular, a rising number of long statements of complaint in nullity suits and attachments thereto were filed electronically, apparently because this offers remarkable synergy effects for lawyers and patent attorneys. The electronic mailroom is also connected to VISkompakt so that incoming documents can be directly assigned to the right proceedings. Incoming paper documents can be integrated into the electronic file by means of various scanning methods. ings. Experience has shown that for this purpose, it is not sufficient to set up notebooks or monitors in the courtroom. The Federal Patent Court had already converted two courtrooms and judges’ deliberation rooms and equipped them with new furniture and the necessary IT infrastructure with funds from the government’s second economic stimulus package within the framework of the electronic courtroom project. The “Main Courtroom” (Kapellensaal) of the Federal Patent Court was converted into an “electronic courtroom” at the end of 2012. One special feature of this room is that it can be used as both a courtroom and a multimedia conference room (when there are no hearings). The “Electronic Courtroom” project is a pilot of the German court landscape that has already drawn huge attention. Informational video clips making the technology employed clearer and easier to use by parties to proceedings can be accessed on the Federal Patent Court’s website (www.bundespatentgericht.de). The electronic court files are currently being tested by several (Technical) Boards of Appeal (also within the framework of oral hearings). They are supplemented with the “second file” in PDF format, which is used by the judges when working on the subject matter of a case. Electronic courtroom Oral hearings are the core element of every court proceedings. As a direct consequence of the introduction of electronic legal transactions, there is thus a need for all electronic file contents, including those of the court of lower instance, to be adequately available in hearings. However, the availability of the electronic file, and on-screen searches and the receipt of file contents may not interfere with the oral proceed- 151 BPatG Annual Report 2012 Business Report Public Relations Work and International Affairs 17 January 2012 2 to 6 June 2012 The traditional New Year’s Reception took place for the 20th time in the Federal Patent Court – for the first time upon invitation by the President Ms Schmidt – and was attended by approximately 180 guests. The Federal Patent Court together and the European Patent Office again organised a seminar for European judges – this year for judges from Poland. 26 to 27 January 2012 On the occasion of the 20 anniversary of the foundation of the Russian Supreme Commercial Court, well-known representatives of authorities, companies and academia were invited to Moscow for an international symposium and official ceremony. President Ms Schmidt and Federal Patent Court judge Dr Mittenberger-Huber represented the Federal Patent Court and took part in this interesting event. th 26 April 2012 The “International Day of Intellectual Property”, which was celebrated with various activities around the globe, had the motto “Visionary Inventors” in the year under review. It therefore seemed natural to us to combine this event with the 6th nationwide “Girls’ Day”! As in the preceding years, the programme’s focus in the Federal Patent Court in 2012 was the profession of the technically qualified female judge. Ten high school girls aged 14 to 15 spent a day informing themselves about the Federal Patent Court, experiencing an oral hearing as visitors and gaining a lot of valuable insight into this diverse profession first hand, namely from the court’s technically qualified female judges. 20 June 2012 A delegation of the Jordanian Ministry of Justice and the Jordanian Bar Association visited the Federal Patent Court together with the members of the German Foundation for International Legal Cooperation to obtain information on “Intellectual Property in Germany”. 2 July 2012 On the occasion of their visit to the Federal Patent Court, Dr Bornkamm, Presiding Judge of the First Civil Division of the Federal Court of Justice, and Dr Büscher, Judge of the First Civil Division of the Federal Court of Justice, talked about recent rulings on trade mark cases of the First Civil Board. Many colleagues from the trade mark boards took part in this interesting event. Visitors from Germany The visits of numerous groups demonstrated keen interest in our electronic court rooms. To name just a few, members of the European Patent Office, a delegation of the Saxon Ministry of Justice and the Saxon State Chancellery, judges at the Fiscal Court of BadenWürttemberg and the Presiding Committee of the German Association of Judges, informed themselves about the construction and functionalities of the new courtrooms. Visits from Abroad In 2012, the Federal Patent Court again received numerous delegations from abroad, namely Australia, Azerbaijan, Jordan, Poland, South Korea, Japan, China, the United Kingdom, Finland, Lithuania, Belgium, Portugal, Spain and Russia. They were informed about the tasks and the position of the Federal Patent Court. As before, the regional point of focus of cooperation with intellectual property establishments abroad is Asia. 152 Business Report BPatG Annual Report 2012 The Federal Patent Court closely cooperates with the German Patent and Trade Mark Office, the European Patent Office and the German Foundation for International Legal Cooperation and the German Society for International Cooperation to organise seminars for foreign delegations. Future Projects In keeping with tradition – the Federal Patent Court will organise the fourth international symposium entitled “Between Marketing and the Law: Trade Marks and Brand Identity in Real and Legal Terms” in the “Sophiensaal” in Munich. Some 250 participants from all over Europe, dealing with this issue in their work as judges, lawyers, representatives of companies and academia, governments of EU member states and the EU Commission, are expected. More detailed information will be available on the court’s website (www.bundespatentgericht.de) in due course. Public Relations The press releases published by the Federal Patent Court are available on the court’s website (www.bundespatentgericht.de). The ruling of the 27th Board of Appeal on the registration of the name “Robert Enke” as a word mark generated considerable media attention (press release of the Federal Patent Court dated 25 April 2012): The widow of the deceased football player filed an application for the registration of the name of her late husband as a trade mark with the German Patent and Trade Mark Office. The application for the word mark “Robert Enke” was rejected as lacking distinctive character, as all registered goods and services could relate to the football goalkeeper, who died on 10 November 2009, in terms of content. As he was a celebrity and known to the wide public – also those who are not interested in football – the mark lacked an indication of the origin of the goods or services. The appeal lodged by Ms Enke was successful. Pursuant to trade mark law, the registration of the name of an individual – be this person famous or unknown – is permissible. The 27th Board of the Federal Patent Court ruled that the names of individuals have distinctive character by virtue of their intended purpose. In descriptive terms, the name “Robert Enke” could be used with regard to summaries of contents of books and other media services. Trade mark protection, however, has to be granted to the designated goods and services. Furthermore, it is irrelevant with regard to the registration of a trade mark whether consumers get the impression that the person bearing the name or his or her legal successor are related to the entity offering or providing the goods and services. Whether this is actually the case and whether the use of the trade mark is allowed on the market, has to be decided in cancellation proceedings and pursuant to competition law, not, however, in the registration proceedings. There was also considerable interest in a judgment of the 28th Board of Appeal on Trade Marks, which ruled on 14 November 2012 (press release of the Federal Patent Court on the same date) that the word mark “M”, registered by a major German car manufacturer, was eligible for protection for “sports cars”. The word mark “M” has distinctive character as the average consumer does not attach any descriptive importance to the letter “M” with regard to “sports cars” (class 12). In addition, “M” does not need to be available for any competitors of the applicant. EC Directive 2007/46/EC dated 5 September 2007 contains a classification of vehicles for passenger transport with at least four wheels. This classification is referred to as “Class M”. However, as a stand-alone mark, the letter “M” is not used and needed by expert consumer circles to describe motor vehicles, to which “sports cars” belong, but it is merely used and needed in the word combination “Class M”. 153 Bundespatentgericht Federal Patent Court Cincinnatistraße 64 D - 81549 München [email protected] www.bpatg.de