KölnerhelfenimEbola-Gebiet

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KölnerhelfenimEbola-Gebiet
KÖLN 29
Mittwoch, 12. November 2014 Kölner Stadt-Anzeiger
Aidshilfe
übernimmt
„Checkpoint“
NOTIERT
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Ihren 101. Geburtstag feiert heute
Magdalena Standau in Rodenkirchen. Erst mit 80 Jahren kam sie
nach Köln, um in der Nähe ihrer
Tochter Johanna zu leben. Geboren
wurde sie im westfälischen Hattingen, wo sie mit vier Geschwistern
aufwuchs. In Münster, Marburg
und Tübingen studierte sie Anglistik, Theologie und Geschichte.
1941 heiratete sie den evangelischen Pfarrer Hanns-Joachim Standau, den sie in Marburg kennengelernt hatte und der von den Nazis
wegen seines festen Glaubens argwöhnisch beobachtet wurde. 1944
kam der erste Sohn zur Welt, ein
Jahr darauf der zweite; die Tochter
wurde 1948 geboren. Neben Haushalt und Erziehung arbeitete MagZur Krankenstation umgebaut: Menschen aus Guinea suchen Hilfe in dem alten Rettungswagen aus Deutschland.
dalena Standau bis zur Pensionierung ihres Mannes in dessen Gemeinde mit. 1983 starb Hanns-Joachim Standau; zehn Jahre später
zog seine Witwe nach Köln. Die
Söhne leben in der Nähe von Hannover. Magdalena Standau hat fünf
Enkel und zwei Urenkelinnen. (cs) GUINEA
BERATUNG Großes
Gesundheitszentrum
in der Pipinstraße
VON MARTIN BOLDT
Foto: privat
Kölner helfen im Ebola-Gebiet
Verein finanziert mobile Krankenstation und will demnächst eine Schule bauen
VON HELMUT FRANGENBERG
VIEL GLÜCK
Als Ibrahim Touré und Cordelia
Hoppe im Februar mit ihren KinZUM GEBURTSTAG
dern nach Guinea flogen, wussten
sie
nicht, was sie in dem westafriAm 12. November
kanischen Land erwarten würde.
Maria Schiefer, Seniorenhaus An St.
Das Ebola-Fieber war bereits im
Theodor, Vingst (95).
Dezember
2013 ausgebrochen, beHelene Kupczyk, Altenzentrum St. Marikanntgemacht wurde es erst im
en, Kalk (89).
Isolde Ruth Wehner, Städtisches Senio- März 2014. „Wir hatten Angst und
schlaflose Nächte“, sagt Hoppe.
renzentrum, Dellbrück (88).
Die neunjährige Tochter Ada-Hawa erzählt von freundlichen MenAnzeige
schen, die einem immer die Hand
geben wollen. Körperkontakt ist in
Guinea
wichtig. Doch damit sollte
13. 11. 2014
es nun vorbei sein. Die Kölner FaEvent-Lounge Rhein-Energie-Stadion
milie versuchte, alle VorsichtsDIE BESTEN FACHKRÄFTE IM RHEINLAND FINDEN.
maßnahmen einzuhalten. „Man
Melanie
musste immer alles desinfizieAschert
ren“, sagt der fünfjährige MoGeschäftsführerin
la-Amatus. Die Familie
Richard-Byrd-Str. 6
mied große Familientref50829 Köln
fen und sagte ein Fest ab,
www.aschertbohrmann.de
bei dem Rollstühle,
Schulmöbel und andere
Spenden übergeben werden sollten.
„Wir sind auf dem Karrieretag,
Eine der schwersten Entweil wir hier interessante
scheidungen: Die mobile
Menschen treffen, die sich
beruflich verändern wollen.“
Krankenstation, die sie mit
ihremVerein
„Hilfe für Guiwww.karrieretag-koeln.de
nea“ finanzieren, durfte
vorerst nicht mehr fahren.
„Wir mussten das Personal
schützen“, sagt Touré. In den Dörfern auf dem Land, wo der umgebaute
Rettungswagen
aus
Deutschland den Menschen mit
Erstbehandlungen und Beratung
hilft, sei Ebola viel weniger im
Griff als in der Großstadt. „Der
Staat ist überfordert“, sagt der 40jährige Fitnesstrainer. Zudem
machten es traditionelle Riten zum
Beispiel bei der Bestattung von
Verstorbenen, der verbreitete
Aberglaube und der Analphabetismus schwer, in dem armen Land
für Vorsorge zu werben. Das Kölner Paar lässt zurzeit Anschauungsmaterial drucken, mit dem in
Schulen erklärt werden kann, wie
das Ebola-Virus übertragen wird.
2007 haben die beiden ihren
Hilfsverein mit Freunden gegründet. Ibrahim Touré, der zum Studieren nach Köln kam, längst einen deutschen Pass hat und seit der
Kommunalwahl für die Linke im
Kölner Integrationsrat sitzt, wollte
etwas gegen die Not in seinem
Herkunftsland tun. Besonders
schwierig sei die Lage für Behinderte. „Das sind Ausgestoßene
und Vergessene.“ Sie leben isoliert
am Stadtrand, ohne Toiletten und
fließend Wasser. Ihre Kinder gehen nicht zur Schule. Das nächste
große Hilfsprojekt, das von Köln
aus finanziert werden soll, wird eine Schule für Behinderte und
Nicht-Behinderte sein.
In dem Land Hilfe zur Selbsthilfe zu organisieren sei unglaublich
mühsam, sagt Hoppe. „Man
kommt nur Millimeter vorwärts.“
Entmutigen lassen will sich die Familie aber nicht. Damit die Spenden da ankommen, wo sie hinsollen, wollen die beiden weiterhin
nach Guinea fahren. Die Reisen
bezahlen sie selbst. Doch wann sie
wieder fliegen können, ist unklar. Solange die Infektionszahlen steigen, müssten sie
abwarten. Eine Prognose, ob
und wann Guinea Ebola in
den Griff bekommt, möchte
Touré nicht abgeben. „Alleine wird das Land das nicht
schaffen. Guinea braucht internationale Hilfe.“
www.hilfe-fuer-guinea.de
Die Kölner Aidshilfe baut ihr Angebot zur Beratung und Früherkennung von HIV und Geschlechtskrankheiten im Stadtgebiet weiter aus. Sie übernimmt
hierfür zum 1. Januar 2015 das Geschäft „Checkpoint“ in der Pipinstraße 7, das bislang vom Kooperationspartner Schwips e. V. (Schwule Initiative für Pflege und Soziales) betrieben wird. Zusammen
mit dem eigenen Schnelltest-Angebot „Check up“ im selben Haus
entsteht nun ein Gesundheitszentrum mit sieben festen Mitarbeitern, das für die Bundesrepublik
modellhaften Charakter besitzt.
„Das Angebot richtet sich auch
weiterhin an Menschen, die mit ihren Sorgen nicht zum Hausarzt gehen oder schlicht anonym bleiben
wollen“, erklärt Elfi Scho-Antwerpes, Vorstand der Kölner Aidshilfe. Allein im vergangenen Jahr
hatten mehr als 3500 Menschen
die Gesundheitsagentur aufgesucht. „Vor allem die Syphilis feiert derzeit ein Comeback“, berichtet Aidshilfe-Geschäftsführer Michael Schuhmacher. Sie erhöhe
das Ansteckungsrisiko von HIV
zusätzlich. Zur Aufstockung der
Raumkapazitäten plant der Verein
daher mittelfristig den Umzug in
eine größere Immobilie.
Bisheriger Träger wird aufgelöst
Mit der Übernahme des Checkpoints durch die Aidshilfe geht die
Auflösung des Schwips e.V. zum
Jahresende einher. „Wir sind zuletzt personell an unsere Grenzen
gestoßen“, begründet der ehrenamtliche Vorstand Frank Pochert.
Die Bündelung der Angebote bei
einem Träger sei allen Beteiligten
als die beste Lösung erschienen.
Schwips begann 1990 ursprüngIbrahim Touré (v. l.),
lich als reiner Pflegeverein zur BeMola-Amatus, Cordelia treuung von Menschen in fortgeHoppe und Ada-Hawa schrittenem HIV-Stadium.
Foto: Bause
[email protected]
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NOTDIENSTE
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Arztrufzentrale: Ruf 11 61 17.
Kinderärztlicher Notdienst:
Uniklinik, Joseph-Stelzmann-Str. 9,
Ruf 47 88 89 99.
Kinderkrankenhaus,
Amsterdamer Str. 59, Ruf 88 88 42-0.
Krankenhaus Porz, Urbacher Weg 19,
Ruf 0 22 03/9 80 11 91.
Privatärztlicher Notdienst:
Ruf 1 92 57.
Zahnarzt: Ruf 0 18 05/98 67 00
(über Ansagedienst).
Apotheken:
Notdienst-Auskunft:
Ruf 08 00/0 02 28 33 (aus dem Festnetz) und 2 28 33 (vom Handy).
Bocklemünd, Albert-Schweitzer-Apotheke, Görlinger-Zentrum 12,
Tel. 50 10 19.
Ehrenfeld, Bären-Apotheke, Venloer
Straße 371, Tel. 51 18 89.
Kalk, St. Josef-Apotheke, Breuerstr. 2,
Tel. 85 55 85.
Klettenberg, Beethoven-Apotheke,
Luxemburger Str. 327, Tel. 46 12 43.
Lövenich, Stein-Apotheke, Brauweilerstraße 60, Tel. 0 22 34/94 25 04.
Mülheim, Hirsch-Apotheke, Buchheimer Straße 29, Tel. 61 11 71.
Neustadt-Süd, Eschen-Apotheke, Zülpicher Platz 2, Tel. 21 33 01.
Nippes, Germania-Apotheke, Zonser
Straße 43, Tel. 72 72 00.
Pesch, Max und Moritz-Apotheke, Donatusstraße 2, Tel. 5 90 21 66.
Rodenkirchen, Maternus-Apotheke,
Hauptstr. 100, Tel. 39 35 70.
Tierarzt (19–8 Uhr):
Dr. Kellerwessel, Sülz, Tel. 41 11 12 oder
0172/2 80 88 09.
Anwaltsnotdienst in Strafsachen:
Ruf 42 63 82.
Geglückte Operation Hinkelstein
Traditionsgeschäft wird 111
GRÜN-STIFTUNG
wurde mehrfach für
Kollektionen
ausgezeichnet
Findling markiert Lindenthaler Steinzeitsiedlung
VON MARTIN BOLDT
Die Römer waren nicht die ersten,
die das fruchtbare Land der Kölner
Bucht als perfektes Siedlungsgebiet für sich entdeckten. Bereits zu
Beginn der Jungsteinzeit, um die
Mitte des sechsten Jahrtausends
vor Christus, ließen sich erstmals
Menschen im heutigen Stadtgebiet
nieder. Die Ackerbauern, die nach
ihren charakteristisch verzierten
Tongefäßen „Bandkeramiker“ genannt werden, rodeten Teile der
dichten Linden-Ulmen-Urwälder
und errichteten erste Dörfer.
Ideale Bedingungen hierfür fanden sie auch im heutigen Lindenthal entlang des Frechener Bachs
unweit des Stüttgenhofs. Nachdem ihre Zivilisationsreste Jahrtausende im Erdreich geschlummert hatten, wurden sie im Zuge
der Umgestaltung des Grüngürtels
im Jahr 1929 von Archäologen unter der Leitung des damaligen Kölner Museumsleiters Fritz Fremersdorf freigelegt und ausgewertet.
Mitarbeiter von RWE beim Absetzen des Hinkelsteins
Hinweise auf die bedeutenden
Funde von damals sucht man vor
Ort bislang jedoch vergebens.
Ein Umstand, den die Kölner
Grün-Stiftung jetzt mit ihrer ganz
eigenen „Operation Hinkelstein“
korrigiert: Ein 1,5 Tonnen schwerer Findling aus Sandstein, der mit
Hilfe eines Schwertransports am
Dienstag aus dem Tagebau Garzweiler herangeschafft wurde, markiert ab sofort jene Stelle, an der
einst die einfachen Hütten aus
Holz und Lehm gestanden haben.
Eine eingelassene Messingplatte
informiert interessierte Spaziergänger über die Ausmaße und Bedeutung der Siedlung.
„Wir halten es für sehr wichtig,
dass die Kölner auch über ihre Vorfahren Bescheid wissen“, sagt Beatrice Bülter, Vorstand der GrünStiftung. Sie war es auch, die den
Findling zusammen mit Vertretern
des benachbarten Energieunternehmens RWE Power im Braunkohlerevier ausgesucht hatte. Den
sprichwörtlichen Stein ins Rollen
gebracht hatte indes der Jurist Jürgen Graf, der bei privaten Recherchen auf die Ausgrabung gestoßen
war und daraufhin für das DenkFoto: Goyert mal geworben hatte.
JUBILÄUM Pelz Adrian
Es ist ein echtes Kölner Jubiläum –
vor genau 111 Jahren wurde Pelz
Adrian gegründet. Heute wird das
Traditionsgeschäft in der Hahnenstraße in vierter Generation von
Guido Adrian (48) zusammen mit
seiner Frau Simona geführt. 1998
übernahm er die Leitung des Familienunternehmens. Zuvor hatte er
unter anderem für das italienische
Modeunternehmen Fendi gearbeitet. „Mir war schon früh klar, dass
ich in diesem Beruf arbeiten
möchte, auch wenn meine Eltern
den Wunsch hatten, dass ich Zahnarzt werde“, sagt Adrian.
Als er in das Geschäft einstieg,
arbeiteten gerade mal drei Mitarbeiter in den Werkstätten. Heute
sind es elf. Mehrfach wurde Pelz
Adrian als Top-Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet. „Pro Jahr erhalten wir bis zu 50 Bewerbungen
für einen Ausbildungsplatz“, sagt
Adrian. Auch für die Kollektionen
gab es schon zahlreiche Auszeichnungen.
Zum Kundenstamm des Pelzgeschäfts gehören unter anderem
Guido Adrian (r.) mit einem Mitarbeiter im Atelier
Foto: Hennes
US-Sängerin Tina Tuner sowie
Pelzliebhaber in der Schweiz oder
in Monaco. Die günstigsten Modelle gibt es ab 700 Euro. Die teuersten Pelze stammen nach wie vor
vom Zobel und kosten einen mittleren fünfstelligen Betrag. Wer
noch ein altes Schätzchen von der
Großmutter im Schrank hat, kann
es bei Adrian umarbeiten lassen.
„Eine junge Frau kam zu uns mit
einem Pelz ihrer Berliner Urgroßmutter aus dem Jahr 1912. Den haben wir komplett modernisiert und
ihm ein zeitgemäßes Erscheinungsbild gegeben“, sagt Guido
Adrian. (cos)