Philadelphia 2015 2

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Philadelphia 2015 2
Erfahrungsbericht
Pennsylvania Hospital Jänner-März 2015 (12 Wochen)
Allgemeines vor Philly
Um eins nach dem anderen zu diskutieren, möchte ich mit der Bewerbung anfangen: man
schickt
eine
E-Mail
mit
Lebenslauf
und
Motivationsschreiben
an
[email protected] und wird dann zu einem Gespräch nach Wien mit Dr. Polak
eingeladen, in dem man den Lebenslauf und weiteres diskutiert. Zu diesem Gespräch ist eine
Bearbeitungsgebühr von 150€ mitzubringen. Nach einiger Zeit erhält man dann eine
Rückmeldung, ob man eine Rotation machen kann. Zur Auswahl stehen die vier Quartale
(Jän-März, Apr-Jun, usw.).
Ca. 3 Monate vor der Abreise kommt dann das Dokumentenpaket der UPenn mit allen
möglichen Sachen, die zu erledigen sind. Die wichtigsten Schritte sind sicher die Unterschrift
der Heimatuniversität, wo die persönlichen Daten des Studenten bestätigt werden müssen,
eine Bestätigung der Bank, dass man über 5000$ am Konto hat, um sich den Aufenthalt in
den USA leisten zu können, eine Bestätigung einer Reisekrankenversicherung (AllianzStudentenreisekrankenversicherung bietet sich hier an) und ein Blatt, wo man Impfdaten
und Impftiter bestätigt lassen sollte. Folgende Impfdaten werden benötigt: MMR, Hepatitis
B, Varicellen, Tetanus/Diphterie/Pertussis/Polio und Influenza für die aktuelle Wintersaison.
Folgende Impftiter bzw. Tests werden benötigt: Hepatitis B und Quantiferon Gold (für
Tuberculose, alternativ kann man zwei Hauttests machen lassen). Das gesamte Blatt muss
dann von irgendeinem healthcare provider unterschrieben werden.
Für den Aufenthalt bezüglich Visum gilt folgendes: bleibt man kürzer als 90 Tage (geht sich
mit der Rotation aus) so reicht das normale visa waiver (ESTA travel) und bleibt man länger
als 90 Tage braucht man ein Visum (ich habe mir das normale Besucher sprich B1/B2 Visum
von der US-Botschaft in Wien geholt).
Flüge kann man gut im Voraus buchen, ich kann den Flug München-Philadelphia empfehlen,
welcher (zumindest Stand 2015) die beste Möglichkeit von Österreich aus bietet.
Unterkunft gibt es im Wesentlichen 3 Varianten: iHouse, AirBnb und Privat. Ersteres ist das
internationale Studentenwohnheim, das ziemlich überteuerte, kleine Zimmer anbietet, die
20 min oder mehr mit dem Bus vom Krankenhaus entfernt sind. Vorteil: die Gegend, also der
University District ist sehr schön und ruhig und man lernt andere Studenten kennen. Die
Organisation (www.ihousephilly.com) ist auch sehr leicht und es gibt ein agreement mit dem
Gym von der Drexel University, welches dann nur 35$ verlangt und gerade mal 3 Blocks zu
entfernt ist. Nachteil: Preis-Leistungsverhältnis ist eine Katastrophe und das Krankenhaus ist
recht weit weg. Allerdings ist es über AirBnb auch nicht einfach für eine Einzelperson was
Günstiges und Schönes in guter Lage zu bekommen, teilt man sich allerdings ein Zimmer
(was den Preis normalerweise nicht ändert, da man pro Zimmer und nicht pro Person zahlt)
dann gibt es nur AirBnb als gute Variante. Kennt man aber jemanden oder weiß jemanden
der einem eine private Unterkunft in Philly besorgen kann, so ist das natürlich die beste Idee.
Erste Schritte in Philly
Angekommen am Flughafen gibt es 2 Varianten zur Unterkunft: Taxi ist im Vergleich zu
Österreich etwas günstiger und für durchschnittlich 30$ ist man vom Flughafen aus in so
ziemlicher jeder Location in Philly. Man kann auch den Train nehmen und 30th Street Station
(8$ bis hierhin) aussteigen, von dort aus fahren dann Busse, Trolleys und U-Bahnen überall
hin. Für 91$ kann man sich dort auch gleich ein SEPTA (Public Transport Provider in Philly)
Monatsticket kaufen. Man sollte sich auch schnellstens eine SIM-Karte besorgen, da
Roaming sonst ziemlich teuer kommt und man im Krankenhaus auch eine amerikanische
Nummer braucht. In der ganzen Stadt gibt es unzählige T-Mobile Shops wo man sich schnell
und einfach einen Prepaid-Plan aussuchen kann. Ich habe 75$/Monat gezahlt für unbegrenzt
SMS und Anrufe in die USA und fast alle europäischen Länder und 3GB Datenvolumen. Es
gibt auch viel günstigere Tarife, dann aber ohne die Option unbegrenzt nach Europa zu
telefonieren.
Pennsylvania Hospital und Farm Journal Building
Ersteres liegt an 8th Street and Spruce Street und zweiteres gleich daneben an 8th Street
and Manning Street. Man trifft sich am ersten Tag gegen 9 im Büro von Nicole Stavely (2.
Stock Farm Journal Building), gibt ihr 300$ Bearbeitungsgebühr und sie erklärt dann wo man
die ID fürs Krankenhaus bekommt, wo man noch überall hinmuss bezüglich Passwort fürs
Computersystem und Computer-Einschulung und sie organisiert dann auch einen Resident,
der einem das Krankenhaus zeigt. Prinzipiell ist man während Hem/Onc im Farm Journal
Building wo die offices der attendings sind und sie sich die outpatients anschauen. Im
Krankenhaus selbst ist man nur für consults, wo man vorab die wichtigsten Daten über die
Patienten einholt, für die das consult angefordert wurde. Das Ganze gliedert sich nach einem
System, das in den USA für die Patientenpräsentation verwendet wird. Dazu gibt es
Unterlagen von Dr. Polak, die man sich wirklich ansehen und lernen sollte, das macht es
einem einfacher. Natürlich sind dort alle sehr nett und bringen einem alles bei, sollte man
gar kein Vorwissen haben.
Die Rotationen
Hem/Onc: diese ist verpflichtend als erste zu absolvieren, da mit Dr. Henry (ein
Hämatoonkologe) alles angefangen hat und die Kooperation mit dem Krankenhaus erst
später dazugekommen ist und sich daher erst die Möglichkeiten weiterer Rotationen
ergeben haben. Das Hem/Onc departement wird auch immer die homebase bleiben und Dr.
Henry und Nicole immer als Ansprechpartner während der 3 Monate zur Verfügung stehen.
Die Rotation selbst gliedert sich in die Teile office und consults. Man ist in den offices immer
einem attending zugeteilt und sieht mit diesem seine Patienten an (wie Ambulanz quasi) und
sollte man zwischendurch einen Anruf für ein consult bekommen, geht dieses vor und man
erledigt es. Man kann sich mit dem attending, der an diesem Tag für das consult zuständig ist
dann ausmachen, wann er das consult sehen will. Das ist immer variabel und hängt von der
Person ab. Grundsätzlich sind alle extrem nett und immer willig einem Dinge zu erklären, da
das ganze amerikanische System sehr viel Wert auf Lehre legt.
Pulmonary Medicine/ICU: Entscheidet man sich für Pulmo dann kommt auch die ICU mit
dazu, da die Pulmonolgists meistens auch eine Zusatzqualifikation für Intensivmedizin haben
die ICU leiten. Dann ist man vormittags auf der ICU und kann bei den rounds (Visiten)
mitgehen, Patienten vorstellen und nachmittags in den offices der attendings
Lungenpatienten sehen oder bei Bronchoskopien und Lungenfunktionstests teilnehmen.
Nebenbei gibt es auch immer wieder mal consults. Der jeweilige zuständige attending hält
auch jeden Tag kleinere Fortbildungen mit Themen der Intensivmedizin für residents und
Studenten ab.
Cardiology: Hier bekommt man am Anfang der Rotation einen Stundenplan ausgehändigt,
der sich grob in folgende Bereiche unterteilt: 9am Conference, Catheter Lab,
Electrophysiology Lab, Echo readings, Consults and Office Hours. Man hat dann jeden Tag ein
anderes Programm und lernt so wirklich viel über Kardio.
weitere Bemerkungen:
Ich habe die drei oben genannten Rotationen gemacht, nebenbei gibt es auch noch
Nephrology, Endocrinology und Gastroenterology. Alle drei sind reine consult-services, das
heißt man bekommt den ganzen Tag consults, sieht sie dann mit dem zuständigen attending
und kontrolliert diese dann auch die weiteren Tage.
Weiters gibt es am Montag, Mittwoch und Freitag von 11:30-13:30 zuerst den morning
report, wo ein resident ein interessanten Fall vorstellt, der dann im Stil von Dr. House
durchbesprochen wird und dann die noon conference, wo ein attending eine Präsentation
hält. An diesen Tagen gibt es auch immer gratis Lunch. An Dienstagen und Donnerstagen gibt
es ein variables Programm an conferences von 12:00-13:00.
Freizeit und Philly selbst
In der Freizeit ist es enorm hilfreich, dass auch andere Studenten aus Österreich mit in Philly
sind, so hat man immer gute Gesellschaft und kann einiges unternehmen. Wir waren viel in
Philadelphia selbst unterwegs, haben uns Sehenswürdigkeiten und Museen angeschaut,
haben das Nachtleben erkundet und haben auch gemeinsam Ausflüge nach u.a. Lancaster zu
den Amish People, Baltimore, New York City und Washington gemacht. Es hat jede Menge
Spaß gemacht und so wurde die Zeit in Philly fachlich wie auch menschlich zu einem
einzigartigen Erlebnis.
Philadelphia selbst bietet einiges zu sehen wie z.B. die Liberty Bell, die Independence Hall,
das National Constitution Center, das Franklin Institute, das Philadelphia Art Museum mit
den Rocky Steps, der Rocky Statue und dem anschließenden Benjamin Franklin Parkway und
die Barnes Foundation. Städte wie New York City, Washington D.C. und Baltimore sind sehr
leicht mit dem Bus zu erreichen, Atlantic City bzw. die New Jersey Shore sind im Sommer
bestimmt auch interessant. Alles in allem lernt man bei diesem Praktikum fachlich enorm
viel, egal wie viel Vorwissen man hat oder nicht. Die Studenten dort sind auch nicht besser
als wir es in Österreich sind und vor allem lernt man die USA, deren Einstellung und deren
way of life kennen. Für mich war es eine unglaublich tolle Zeit, ich habe mir viel angesehen
und habe im Anschluss die Ostküste von Boston bis nach Miami und Key West mit allen
möglich Zwischenstationen angesehen, kann diese Möglichkeit nur empfehlen. In diesem
Sinne, möge es für jeden so eine tolle Zeit werden wie für mich.