Jahresbericht - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
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Jahresbericht - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Jahresbericht der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Zahlen und Bilder aus den Jahren 2004/2005 EKHN-Jahresbericht 2004/2005 Inhalt Kirche auf dem Land Der Gesellschaft sind wir unseren Glauben schuldig Vorwort von Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker 4 Auf einem harten und steinigen Weg Heinz Thomas Striegler, Finanzdezernent der EKHN, zur finanziellen Lage 6 Für eine Kirche der Offenheit und Vielfalt Ein Gespräch mit Cordelia Kopsch, der neugewählten Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten 8 Stiften tut gut Stiftungsinitiative der EKHN 10 Eine Gemeinschaft für Menschen auf dem Land, in der Stadt und im Ballungsgebiet Die EKHN im Profil 11 Wo Pendler, Alteingesessene und Neubürger leben Treffpunkt für Alt- und Neubürgerinnen Krabbelstube in Framersheim [Landkreis Alzey] Kirche in der Stadt 14 16 EKHN macht Schule Das evangelische Oberstufengymnasium Laubach-Kolleg [Landkreis Gießen] 18 »Aus der Freiheit des Evangeliums lernen« Kirchenpräsident Steinacker über evangelische Pädagogik 20 Pilgerweg durch die EKHN Die Bonifatius-Route in Lißberg [Wetteraukreis] 22 Zu Fuß die Nähe Gottes suchen Ein Gespräch mit Pfarrer Paul Martin Clotz, Referent für geistliches Leben 23 Erlebnis-Liturgie Ungewöhnliche Gottesdienste in Dautphetal [Kreis Marburg-Biedenkopf] und Miehlen [Rhein-Lahn-Kreis] 25 Erste Hilfe für die Seele Ökumenische Notfallseelsorge im Westerwald und im Rhein-Lahn-Kreis 28 Gerechtigkeit kann wehtun Zuckerkonflikt in Rheinhessen 30 Kirche in der Großstadt Kirche im Ballungsraum Wo Tradition und Bürgersinn gepflegt werden 32 Wo Toleranz und Abgrenzung geübt werden 44 Wo alles eng beieinander liegt 58 34 MENSCH zwischen Banken, 46 Das öffentliche Leben mitgestalten Friedensgemeinde MühlheimDietesheim [Kreis Offenbach] 60 Unüberhörbar evangelisch Landesposaunentag in Gießen-Kleinlinden 37 Mittendrin im Lebensraum Schule Schulseelsorge an der integrierten Gesamtschule in Taunusstein [Rheingau-Taunus-Kreis] 62 Hilfe für Unerwünschte Seelsorge in der AbschiebeHaftanstalt Ingelheim [Landkreis Mainz-Bingen] Kirchlich-diakonisches Engagement für Flüchtlinge Beispiele aus den Regionen 39 64 Bunte Allianz gegen braunen Aufmarsch Front gegen Neonazis in Gladenbach [Landkreis Marburg-Biedenkopf] 40 Exakt geplant, hart kalkuliert und marktgerecht platziert Die Diakoniestation Bensheim/ Zwingenberg [Kreis Bergstraße] bewährt sich auf dem Pflegemarkt Gemeinschaft zum Mitmachen Konfirmanden-Freizeiten des Dekanats Rüsselsheim [Kreis Groß-Gerau] 66 Fünf Männer gegen die Not in der Welt Arbeitskreis Brot für die Welt in Bad Nauheim [Wetteraukreis] 42 Frisches Design, mehr Leserinnen und Leser Aus der Evangelischen Kirchenzeitung wird die Evangelische Sonntags-Zeitung 68 Bahnhof und Bordellen Weißfrauen-Diakoniekirche Frankfurt Kultur-Austausch zwischen Kochtöpfen Interkulturelles Essen in der Andreasgemeinde Darmstadt 48 EKHN-Engagement zwischen den Kulturen Eine Auswahl interkultureller Projekte 49 Integration als roter Faden Evangelische Kindertagesstätte Wiesbaden-Klarenthal 50 In der Stadt der Kontraste Soziale Projekte in Offenbach 53 Ein Netzwerk über die ganze Stadt Evangelisches Dekanat Mainz 56 2 Gut geplant, aber Sparziel noch nicht ganz erreicht 70 Jahresergebnis 2004 Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2004 72 Verwendung des Haushalts 2004 Ausgaben für kirchliche Arbeit 74 Glossar 78 Adressen 80 Impressum 80 Fakten und Zahlen Kirchensteuereinnahmen Brisante gesellschaftspolitische Themen Die EKHN mischt sich ein Kirche und Finanzen 31 7 Kindertaufen 32 Posaunenmusik 35 Kirchenmusik 36 Mitglieder-Entwicklung in der langfristigen Betrachtung 7 Kirchen-Ein- und -Austritte in der langfristigen Betrachtung 7 Seelsorgedienste 39 Die EKHN in Zahlen 11 Brot für die Welt 43 Kirchengebiet 12 Kirchen-Eintritte 44 Gebäude-Statistik 13 Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) 47 Trauungen 14 Tageseinrichtungen für Kinder in der EKHN 52 Angebote für Kinder in Kirchengemeinden 16 EKHN-Mitarbeiter/-innen 57 Angebote für Frauen 17 Kirchen-Austritte 58 EKHN-Schulen 21 Ehrenamtliches Engagement 61 Tipps zum Pilgern 24 Pfarrer/-innen im Religionsunterricht 62 Angebote für geistliches Leben 24 Schulseelsorge 63 Thomasmesse 25 Diakoniestationen 65 Gottesdienst-Teilnahme 26 Konfirmationen 67 Kleine Gottesdienstkunde 27 Medienhaus 69 Notfallseelsorge 29 Mitglieder-Entwicklung in der Zukunft 70 3 Vorwort von Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker Der Gesellschaft sind wir unseren Glauben schuldig Sehr geehrte Leserin, orientierungen spüren viele: Das offen zu Tage Liegende, sehr geehrter Leser, das Materielle und das wissenschaftlich Messbare allein können unsere Lebensprobleme nicht lösen. Religion – das war für viele bis vor kurzem ein Auslauf- Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Kirche modell. Besonders während der letzten Jahrzehnte und als einzelne Christen den Menschen nicht in erster glaubten nicht wenige, Religion werde in der säkularen Linie ethische Werte schuldig sind, sondern Auskunft Gesellschaft allmählich verschwinden oder zumindest in über die Lebensbewegung, die uns vom Innersten her an- die Privatsphäre abgedrängt werden. Doch nun ist die treibt, nämlich unseren Glauben, aus dem dann Normen Religion in das öffentliche Bewusstsein zurückgekehrt. für die Lebensführung folgen, die durchaus unterschied- Beispielsweise die Bilder und Nachrichten vom öffent- lich sein können. Die weltweite Aufmerksamkeit, die lichen Sterben des Papstes Johannes Paul II. sowie von Papst Johannes II. zuteil wurde, entsprang nicht seiner der Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum neuen Papst Ethik. Die hat kaum jemand befolgt. Er überzeugte mit haben nahezu die ganze Welt bewegt. seiner authentischen Art, seinen Glauben zu leben. Die Rückkehr der Religion ist eine Herausforderung, einer menschlichen Anstrengung oder Leistung. Gott auch zur Selbstkritik weiß, dass wir nicht in jeder Situation so handeln, wie Diese Rückkehr der Religion in das öffentliche Bewusst- wir das gerne möchten. Der Glaube ist ein Geschenk sein ist eine große Chance und eine Herausforderung, Gottes, das besonders dann seine Kraft entfaltet, wenn der wir uns stellen. Aber sie hat auch bittere Seiten. wir angesichts unseres beschädigten Lebens Schwäche Erscheint sie doch oftmals in Verbindung mit politischer zeigen. Gerade dann ist uns Gott nah, nicht um uns quasi Macht und dient zur Legitimation von Gewalt und übermenschliche Kräfte einzuhauchen, sondern um uns Terrorismus. Religion eignet sich offenbar dazu, für an schönen und an schweren Tagen mit seiner Liebe zu politische Zwecke missbraucht zu werden. Religion ist der umhüllen. Dieser Glaube entspringt gerade nicht irgend- Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-291 E-Mail kirchenpraesident @ekhn.de innere Antrieb für Ehrenmorde und Unterdrückung vor Davon erzählen wir in Worten und Taten. Die an. Die Grenzen sind f ließend und jeder Mensch folgt allem von Frauen. Der 60. Jahrestag des Kriegsendes Liturgien unserer Gottesdienste sind, so gesehen, in Form darin seinem ganz persönlichen Lebensentwurf. Eine heile lässt gerade uns, die evangelischen Christen in Deutsch- gebrachter Glaube. Die diakonischen Aktivitäten sind Welt gibt es darin nirgendwo. land, selbstkritisch bekennen, dass die quasireligiöse Glaube, der sich zu seiner gesellschaftlichen Verant- Aura von »Führer, Volk und Vaterland« damals auch viele wortung bekennt. Unsere Bildungsangebote zielen darauf, Glauben muss sich an der Realität formen evangelische Christen faszinierte und verführte. Wir Menschen für den Glauben zu öffnen, denn der Glaube ist Gerade deshalb: Wirkliche Geborgenheit im Glauben kann werden deshalb auch angesichts der Rückkehr der als Herzensbildung selbst ein Akt der Bildung. Unsere der Lebenserfahrung nur dann standhalten, wenn sie das und wie wir zur Ehre Gottes musizieren. All das wird mög- Religion in die öffentliche Wahrnehmung nicht aufhören, Seelsorge lebt aus der heilsamen Kraft des Glaubens und Resultat eines Prozesses ist. Der Glaube gewinnt seine lich durch das engagierte Wirken aller Mitarbeitenden, religions- und selbstkritisch zu sein und Missbrauch von weist auf sie hin. Zuversicht, indem er sich immer neu den Widersprüchen aller Ehrenamtlichen und all derer, die unsere Kirche des Lebens und dem Wirken des Heiligen Geistes aus- unterstützen. Religion zu enttarnen. Aber wir freuen uns auch darüber, dass die Zahl der Kirchen-Austritte im vergangenen Jahr Dorf, (Groß-)Stadt und Ballungsgebiet setzt. In diesem Sinne haben wir uns der Realität des so niedrig war wie schon lange nicht mehr. Unsere Arbeit ist auf die Menschen von heute in ihren Jahres 2004 ausgesetzt. Hier legen wir Ihnen darüber Dank für Geld, Rat, Tat und Gebet alltäglichen Lebensbezügen abgestimmt. Und die sind Rechenschaft ab. Sie finden in diesem Jahresbericht Wir danken allen, die uns dabei unterstützt haben, sei es Es geht um den Glauben hinter den Werten sehr verschieden. Entsprechend vielschichtig sind unsere Beispiele aus den vielfältigen Arbeitsbereichen in durch ihre Kirchensteuer, ihre Spenden, ihre Ideen, ihren Viele säkulare Menschen sind in unbefangener Weise nach- Angebote. Darüber gibt der »Jahresbericht 2004/2005« unserer Kirche. Exemplarisch erzählen die Geschichten Rat und ihre Tat und nicht zuletzt ihre Gebete. denklich geworden. Gerade junge Menschen fragen neu- der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Auskunft. davon, wie wir das Evangelium kreativ und sorgsam ver- gierig nach dem Christentum. Ihnen und der ganzen Er gliedert sich nach kirchlichem Handeln im ländlichen kündigen, wie wir alte Kirchentraditionen bewahren und Gesellschaft sind wir unseren Glauben schuldig. Raum, in der Stadt, in der Großstadt und im Ballungs- beleben, wie wir Menschen in Not begleiten, wie wir gebiet. Uns ist bewusst, dass diese Unterteilung sowohl Schule und Medien machen, wie wir Menschen aus ver- ein Stück Realität widerspiegelt als auch einem Klischee schiedenen Kulturen miteinander ins Gespräch bringen Angesichts der Krisen unserer Sozialsysteme und der Irritation unserer gesellschaftlichen Basis- 4 Kirchenpräsident Peter Steinacker im Hintergrund, von links ■ Johannes Dittmer, persönlicher Referent ■ Martin Reinel, Koordinator der regionalen Öffentlichkeitsarbeit ■ Anita Neubeck, Sekretärin ■ Stephan Krebs, Pressesprecher ■ Sigrid Bernhardt-Müller, Leiterin der Kirchenverwaltung ■ Cordelia Kopsch, Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten ■ folgt. Das Leben in Dorf und Stadt nähert sich einander Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Steinacker, Kirchenpräsident 5 450 Mio. Euro Heinz Thomas Striegler, Finanzdezernent der EKHN, zur finanziellen Lage Auf einem steinigen Weg 400 ■ Die Steuereinnahmen 2004 haben sich erwartungsgemäß weiter nach unten entwickelt. Die Steuerprognose von 345 Mio. Euro wurde im Ergebnis mit 347 Mio. Euro fast punktgenau erreicht. Dies sind rund 20 Mio. Euro weniger als im Vorjahr und liegt mit 52 Mio. Euro unter dem Ergebnis des Jahres 2000. Das entspricht in diesem Zeitraum einem Rückgang von rund 13 Prozent. Die seit drei Jahren rückläufigen Einnahmen der EKHN konnten in den Haushalten nur durch Rücklagenentnahmen ausgeglichen werden. Erwartete Kirchensteuereinnahmen 350 lange vorhandenen strukturellen Schwächen auf Seiten der Kirche nur schonungslos aufgedeckt. ■ Tatsächliche Kirchensteuereinnahmen 300 Die Sparbeschlüsse zeigen Wirkung Nach den Sofortmaßnahmen ab 2002, wie Haushalts- 00 01 02 03 04 05e 06e 07e 08e sperren, Stellenbesetzungsstopp und andere Maßnahmen mehr, haben vor allem die Sparbeschlüsse der Synoden Kirchensteuereinnahmen Seit 2000 bleiben die Einnahmen hinter den Erwartungen und damit auch dem Haushaltsansatz zurück. Entnahmen aus Rücklagen müssen das Defizit ausgleichen. vom Herbst 2003 und Februar 2004 den Weg dafür geebnet, die Ausgabenseite wieder der Einnahmenseite anzupassen. Insgesamt hat die umfangreiche Sparliste ein Einsparvolumen von knapp 49 Mio. Euro im Vergleich der Jahre 2006 und 2003. Das entspricht einer durchschnittlichen Ausgabenkürzung von über 10 Prozent in allen Handlungsfeldern und Gliederungen der EKHN. Dabei wurden knapp 30 Projekte initiiert, die sich derzeit 2,1 Mio. EKHN-Mitglieder in der Bearbeitung und Umsetzung befinden. Erste 2,0 Wirkungen sind bereits im Jahresabschluss 2004 erkenn- 1,9 bar. Das erwartete strukturelle Haushaltsdefizit von 1,8 23,23 Mio. Euro ist um 6 Mio. Euro unterschritten worden. Auch das Haushaltsvolumen 2005 wurde ent- 1,7 sprechend den Vorgaben des Sparpakets deutlich reduziert. 1,6 Einen Großteil der Einsparungen haben wir bereits umgesetzt. Die weiter fortgeschriebene mittelfristige 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 Finanzplanung zeigt aber auch: Die angestrebte Einsparvorgabe von 49 Mio. Euro wird bis zum Jahr 2006 nicht Mitglieder-Entwicklung in der langfristigen Betrachtung Die Zahl der Mitglieder ist seit Jahrzehnten rückläufig. Die Einnahmen der EKHN standen bislang in keinem direkten Verhältnis dazu, denn die geringere Mitgliederzahl wurde durch das Wirtschaftswachstum und die Gehaltszuwächse mehr als kompensiert. Das hat sich mit der derzeitigen Wirtschaftsschwäche geändert. Der Mitglieder-Verlust ist etwa zur Hälfte durch Austritte und zur Hälfte durch die negative demografische Entwicklung bedingt. ganz erreicht. Um der Zukunftsfähigkeit der EKHN willen müssen die Sparbeschlüsse der Synode ergänzt durch zusätzliche Maßnahmen konsequent umgesetzt werden. Ergänzende Finanzierungsmodelle entwickeln Die zukünftige Arbeit der EKHN kann nicht allein durch Finanzdezernent Striegler im Planungsgespräch mit den Fachleuten für Steuerfragen Bernd Karn und Peter Lemke sowie Ulrike Gaube-Franke aus dem Referat Controlling (von rechts nach links) die massive Kürzung der Ausgaben gesichert werden. Selbst wenn man positiv denkend unterstellt, dass uns 25.000 ■ 20.000 bleibt, machen die Prognosen deutlich: Jeder Schritt zu 15.000 Einnahmen, die von der Kirchensteuer unabhängig sind, 10.000 ist ein richtiger, zukunftsorientierter Schritt. Fund■ 5.000 D 6 ie Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen Grund für den rasanten Rückgang der Kirchensteuer ist ist vornehmlich durch externe Faktoren ge- weder – wie weithin angenommen – eine besondere prägt. In erster Linie haben die verschiedenen Austrittswelle noch eine besondere Verschärfung der Steuerreformschritte zu einem deutlichen demografischen Entwicklung. Anders als noch in den Absenken des Einnahmeniveaus geführt. Des 70er- und 90er-Jahren werden diese nicht bestreitbaren, Weiteren sind aber auch die schlechte Konjunktur und aber schon lange vorhandenen strukturellen Schwächen besonders die nach wie vor schwierige Situation am aktuell nicht mehr durch ein entsprechendes wirtschaft- Arbeitsmarkt zu nennen. Denn die Kirchensteuer kann im liches Wachstum überkompensiert. Vielmehr hat die Kern als Spiegelbild des Arbeitsmarktes gesehen werden. wirtschaftliche Stagnation in Deutschland die schon eine steuerfinanzierte Kirche im Grundsatz erhalten Austritte raising und Sponsoring werden an Bedeutung gewinnen Eintritte und von der EKHN gefördert. 0 Weitere Details des Haushalts 2004 und die Zukunftsplanung finden Sie auf den Seiten 70 bis 77. 65 70 75 80 85 90 95 00 04 Kirchen-Ein- und -Austritte in der langfristigen Betrachtung Während die Kirchen-Eintritte relativ linear steigen, gibt es bei den Austritten große Schwankungen. Anfang der 70er-Jahre gab es im Zuge der 68er-Revolte so genannte Austrittswellen. Auch Anfang der 90er-Jahre sind die Austrittszahlen hochgeschnellt, als in der Folge der deutschen Vereinigung der Solidaritätszuschlag eingeführt und über das Verhältnis von Staat und Kirche diskutiert wurde. Auch die damals schon hohe Arbeitslosigkeit hat dazu beigetragen. Heinz Thomas Striegler, Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften 7 Ein Gespräch mit Cordelia Kopsch, der neugewählten Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten vom Glauben. Das können wir wieder lernen. Und das gilt Das wäre dann eine Reaktion auf den Vorwurf, der Für eine Kirche der Offenheit und Vielfalt durchaus auch für Leute in der Kirche.« Protestantismus spreche so wenig vom Glauben und Pfarrerin und Oberkirchenrätin Cordelia Kopsch, Jahrgang 1953, wurde im November 2004 von der Synode in das zweithöchste Amt der EKHN gewählt. Sie ist darin die erste Frau. Im Februar 2005 übernahm sie das Amt von ihrem Vorgänger Hans-Helmut Köke. Kopsch war bis dahin Referentin für Mission und Ökumene und Friedenspfarrerin der EKHN. zu viel über soziale und politische Fragen? Jetzt sind Sie Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten. KOPSCH: Welche Aufgaben haben Sie nun? evangelischen Kirchen in der Öffentlichkeit verzerrt, KOPSCH: »Ich habe den Kirchenpräsidenten zu ver- »Ja und nein. Einerseits erscheint das Bild der denn die Medien zitieren oft nur die politischen Bot- treten, wenn er nicht da ist. Aber hauptsächlich bin ich schaften, aber ohne deren theologische Begründung. so etwas wie eine Argumente-Trägerin zwischen den ver- Andererseits haben wir gelegentlich auch selbst dazu schiedenen Gremien. Ich habe die Kontinuität in den beigetragen. Wir müssen öffentlich deutlicher sagen, aus Leitungsgremien zu gewährleisten. Dazu gehören das welchen theologischen Gründen wir uns äußern. Und das Kollegium der Kirchenverwaltung, die geschäftsführende müssen wir so klar tun, dass es auch für Menschen ver- Kirchenleitung, die Kirchenleitung und das Leitende ständlich ist, die sich eher am Rande oder auch außer- Geistliche Amt (LGA). Zudem gehöre ich noch dem halb der Kirchen befinden.« gesamtkirchlichen Ausschuss für Religionsunterricht und dem Hauptausschuss des Diakonischen Werkes an. Versuchen Sie es bitte einmal ganz konkret und Ich bringe die anstehenden Themen in den Gremien mit persönlich. Was bedeutet Ihnen der christliche voran und achte darauf, dass die Beschlüsse in sich Glaube? stimmig sind. Gelegentlich muss ich die Gremien auch an KOPSCH: ihre Beschlüsse erinnern.« allein nicht zutrauen könnte. Mein neues Amt etwa, es »Gott ermöglicht mir Dinge, die ich mir selber hat sehr komplexe Anforderungen. Ich kann es nur ausDas klingt nach vielen Sitzungen ... üben, weil ich mich darauf verlassen kann, dass Gott mich trägt. Gott hilft mir, eigene Grenzen zu erkennen, KOPSCH: »Das war noch nicht alles. Ich führe die Hälfte aber auch, sie zu überschreiten. Mein Glaube sagt mir: der Dienstgespräche mit Dekaninnen und Dekanen – das ›Auf ihn kann ich mich verlassen.‹ Deshalb kann ich sind 25 – und ich berufe die Dekanekonferenz ein. Ich Verantwortung übernehmen.« stecke viel Arbeit in die innere Struktur unserer Kirche, damit sie auch nach außen gut wirken kann. Auch dabei Im Protestantismus gibt es zu vielen Fragen keine bin ich mitbeteiligt, und zwar bei Gottesdiensten, Jubiläen, eindeutigen Antworten. Manche Leute vermissen die Gesprächen in Dekanatssynoden oder beim Hessentag. klare Linie. Wie sehen Sie das? Ein breites Spektrum, zu dem auch die theologische Grund- KOPSCH: satzarbeit gehört.« unserer Kirche sind mir wichtig. Es gehört zu unserem »Wie gesagt: Die Offenheit und die Vielfalt Grundverständnis, dass der Mensch in der Freiheit seines Dafür ist der richtige Ort das Leitende Geistliche Gewissens direkt vor Gott steht. Dazu passen weder von Amt, für das Sie die Geschäftsführung machen. oben verkündete Wahrheiten noch Beliebigkeit. Jedoch Welche Aufgaben sehen Sie für dieses geistliche Leitungs- bedeutet das eben auch, dass wir immer neu um die gremium? Wahrheit ringen und immer wieder versuchen, gemein- K O P S C H : » Die Pröpstinnen und Pröpste, die mit dem same Klarheit zu finden.« Kirchenpräsidenten und mir das Leitende Geistliche Amt bilden, repräsentieren die sechs Visitationsbezirke Die EKHN im Jahre 2010 – wohin möchten Sie sie unserer Kirche. Sie vermitteln der Kirchenleitung gerne begleiten und – soweit es denn geht – auch Frau Kopsch, als Verantwortliche für die weltweiten Bei welchen Themen könnte sich die EKHN etwas wichtige Informationen, damit sie Trends und drängende mitführen? ökumenischen Kontakte der EKHN haben Sie viele von anderen Kirchen abgucken? Probleme möglichst frühzeitig erkennt. Die Pröpste KOPSCH: »Viele unserer Partnerkirchen sind sehr viel Kirchen in der Welt besucht. Was haben Sie dabei an Ihrer KOPSCH: ordinieren die Nachwuchspfarrerinnen und -pfarrer und änderungen hoffentlich mit Leben gefüllt. Und wir eigenen Kirche, der EKHN, schätzen gelernt? selbstbewusster. Wir nehmen uns eher zurück, auch in sie visitieren die Gemeinden. Im LGA ist also eine sehr können wieder mit aller Kraft und auf allen Ebenen für »Da gibt es vieles. Zuerst die Vielfalt und der Öffentlichkeit. Unsere Partnerkirchen leben oft in große Personalkenntnis versammelt. Es kann wichtige unsere frohe Botschaft eintreten und sie in die Welt Offenheit, die in unserer Kirche existieren und die auch einer Minderheitensituation, haben aber, gemessen Personalentscheidungen unserer Kirche kompetent vor- tragen. Dazu möchte ich die vertrauensvolle Zusammen- erwünscht sind. Dann schätze ich sehr das gute Zusam- daran, eine sehr viel stärkere Wirkung.« bereiten.« arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen in den Gemeinden KOPSCH: menwirken von Männern und Frauen auf allen Ebenen. 8 Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten Oberkirchenrätin Cordelia Kopsch Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-297 E-Mail [email protected] »2010 – dann sind die strukturellen Ver- und Dekanaten, in der Synode sowie in der Kirchen- Dazu gehört auch, dass die Frauenordination bei uns gar Woran liegt es, dass die deutschen hessischen kein Diskussionsthema mehr ist. Die Wertschätzung der Kirchen defensiver sind? »Religion ist bei uns durch stillschweigenden Wollen Sie daran etwas verändern? verwaltung fördern. Ich möchte, dass wir eine Kirche bleiben, in der unterschiedliche Menschen eine geist- »Verstärken möchte ich die theologische ehrenamtlichen Arbeit auf allen Ebenen ist etwas Beson- KOPSCH: deres. Und natürlich – auch nicht selbstverständlich –, Konsens der Gesellschaft fast zur persönlichen Privat- Arbeit des LGA. Wir wollen für unsere Kirche zu wichtigen Fragen, die öffentlich umstritten sind. Ich möchte 2010 dass Glaube und Weltverantwortung, auch politische Ver- sache geworden. Selten bekennt sich jemand öffentlich Fragen Stellungnahmen vorbereiten und Diskussions- mehr von der Freude spüren, die es macht, gemeinsam antwortung, für uns zusammengehören.« positiv zu seiner Kirche oder spricht klar und deutlich prozesse anstoßen.« Kirche Jesu Christi zu sein.« KOPSCH: liche Heimat und in der sie Orientierung finden, auch bei ■ 9 M it einem Startkapital von 5 Mio. Euro hat errichten wollen, kann die EKHN eine verlässliche nun auch die EKHN eine eigene Stiftung Partnerin sein, die die Einhaltung des Stifterwillens auf gegründet – und hofft für die Zukunft auf Dauer sicherstellt. Die Aufsicht liegt bei der Kirchen- möglichst viele und großzügige Personen, leitung. Bei neuen Stiftungen überwacht sie deren die deren Möglichkeiten durch Zustiftungen korrektes Zustandekommen, bei bestehenden prüft sie Die EKHN im Profil erweitern. In guter EKHN-Tradition soll die Stiftung dem deren Geschäftsführung. Allerdings sind eigene rechts- Dialog dienen: zwischen Kirche und Theologie einerseits, fähige Stiftungen nur bei großen Stiftungsvermögen sowie Wissenschaft, Bildung, Technik, Wirtschaft, Kunst wirklich sinnvoll. Sonst sind die Erträge zu klein und der und Politik andererseits. Ein so weit gefasster Dialog er- unvermeidliche Verwaltungsaufwand im Verhältnis zu scheint dringend nötig: Denn während die Möglichkeiten hoch. Zustiftungen zu bestehenden Stiftungen – durch- von Wissenschaft und Technik in atemberaubendem aus auch mit eigener Zweckbestimmung – haben dieses Tempo wachsen, wächst in gleichem Maße die allgemeine Problem nicht. Auch sie sind herzlich willkommen. Für Unsicherheit über gültige menschliche Maßstäbe und Stiftungsfragen steht in der Kirchenverwaltung eine ethische Kriterien. Das erfordert interdisziplinäre und Beraterin bereit. Eine Gemeinschaft für Menschen auf dem Land, in der Stadt und im Ballungsgebiet Land Seite 14 Stadt Seite 32 Großstadt Seite 44 Ballungsraum Seite 58 Die EKHN in Zahlen Alte Grenzen ethisch ref lektierte Debatten. Kirche und Theologie, aber Kirchengebiet der EKHN Bevölkerung im Kirchengebiet vor allem Persönlichkeiten mit einer evangelischen Grund- Wanderausstellung über Stiftungen Geografisch umfasst die EKHN einen großen Teil von davon EKHN-Mitglieder [entspricht 37 %] orientierung haben hier wichtige Impulse einzubringen. Im Juni 2005 hat die EKHN die Wanderausstellung Mittel- und Südhessen. Etwas mehr als ein Drittel des Dekanate Solches Engagement will die Stiftung fördern. »stiften tut gut« öffentlich vorgestellt. Sie soll zwei Kirchengebiets liegt in Rheinland-Pfalz: Rheinhessen, Gemeinden Jahre lang im Kirchengebiet der EKHN über bestehende der Westerwaldkreis und der Rhein-Lahn-Kreis. Die ein zwölfköpfiges ehrenamtliches Kuratorium. Alle Mit- Stiftungen informieren und zugleich Einzelpersonen wie Städte Wetzlar und Braunfels mit ihrem Umland bilden Eintritte glieder gehören der EKHN an, drei davon wurden von den Gemeinden zu eigenen Stiftungen ermutigen. Denn eine Enklave und gehören zur Evangelischen Kirche im Kindertaufen Leitungsorganen der Kirche entsandt. Neun vertreten Stiftungen bieten eine großartige Chance, langfristig Rheinland. Die Grenzen stammen aus der Feudalzeit und Erwachsenentaufen Über die Vergabe der Stiftungserträge entscheidet Austritte Trauungen andere wichtige gesellschaftliche Bereiche. Den Vorsitz Gutes zu tun – weit über das eigene Leben hinaus. hat Kirchenpräsident Peter Steinacker, Silvia von Metzler ■ bilden im Wesentlichen die Territorien alter Fürsten- Bestattungen von EKHN-Mitgliedern tümer ab. Bestattungen anderer 13.358,77 km 2 4,9 Mio. 1,839 Mio. 50 1.178 10.129 3.044 14.725 1.234 4.310 21.858 749 und Andreas de Maizière vertreten ihn. Junge Geschichte Verlässliche Partnerin für Stifterinnen und Stifter Neben der EKHN-Stiftung stehen weitere 18 rechtsfähige kirchliche Stiftungen des bürgerlichen Rechts und drei öffentlich-rechtliche Stiftungen unter Aufsicht der EKHN. Die älteste stammt aus dem Jahr 1417. Weitere können und werden hinzukommen. Das Grundgesetz gewährt den Kirchen das Recht einer eigenen Stiftungsaufsicht. Im April 2005 verabschiedete die Synode der EKHN ein eigenes Stiftungsgesetz, das die Rechtssicherheit für kirchliche Stiftungen erhöht. Für Personen, die eine eigene kirchliche Stiftung bürgerlichen Rechts Stiftungsinitiative der EKHN Stiften tut gut Stiftungen gibt es seit vielen Jahrhunderten. Zunächst wurden sie von Adligen eingerichtet. In der Neuzeit entdeckten auch Bürgerinnen und Bürger Stiftungen als Chance, noch zu Lebzeiten, aber weit über den eigenen Tod hinaus die Gesellschaft im eigenen Sinne positiv zu verändern. 10 Die EKHN ist eine der jüngsten Landeskirchen in Deutsch- Allen gemeinsam ist die Verpflichtung auf die wichtigsten Mitglieder des Kuratoriums der EKHN-Stiftung ■ Prof. Dr. Albrecht Beutelsbacher, Professor für Mathematik, Universität Gießen ■ Dieter Buroch, Intendant und Geschäftsführer, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt GmbH ■ Prof. Hans Drewanz, Generalmusikdirektor a.D., Darmstadt ■ Gundula Gause, Journalistin und Moderatorin, ZDF-Heute-Journal, Mainz ■ Prof. Dr. Heinz-Jürgen Kluge, Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI), Darmstadt ■ Dr. Thomas Kreuzer, Akademieleiter, Fundraising Akademie, Frankfurt ■ Frank Lehmann, Leiter der ARD-Börse (T V), Frankfurt ■ Andreas de Maizière ■ Silvia von Metzler, Bankhaus Metzler, Frankfurt ■ Cornelia Richter, Bereichsleiterin Planung und Entwicklung, Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit GmbH (GTZ), Eschborn ■ Prof. Dr. Peter Steinacker, Kirchenpräsident ■ Dore Struckmeier-Schubert, Journalistin, Frankfurt, Mitglied der Kirchenleitung land. Sie entstand 1947 durch den Zusammenschluss Bekenntnisschriften der Reformation, die im Grund- der ehemals selbstständigen Kirchen von Hessen-Darm- artikel der Kirchenordnung von 1947 festgelegt ist. So stadt, Nassau und Frankfurt. Bereits 1934 hatten die bezeugen alle Gemeinden in der EKHN auf der Basis ihrer Nationalsozialisten eine Vereinigung dieser Kirchen zur Tradition und im speziellen Kontext ihrer Lebenssituation Evangelischen Kirche von Nassau-Hessen erzwungen. Mit das Evangelium von Jesus Christus. Ansprechpartnerin für Fragen über Zustiftungen oder Stiftungsgründungen: Kirchenrätin Sabine Langmaack Kirchenverwaltung Darmstadt Telefon (06151) 405-485 E-Mail [email protected] Kriegsende hatte die sich aber wieder aufgelöst. Zwei Jahre später wurde dann die Evangelische Kirche in Was Mitglieder von der Kirche erwarten Hessen und Nassau auf freiwilliger Basis neu gebildet. Die Ansprüche der Mitglieder sind im Prinzip überall gleich. Allerdings unterscheiden sie sich je nach Lebens- Unterschiedliche religiöse Traditionen neben- umständen in ihrer Ausprägung und Intensität erheblich. einander Kirchenmitglieder erwarten von ihrer Kirche Hilfe bei der Die meisten Gebiete haben seit der Reformation, also seit geistlichen Orientierung und in Notsituationen. Sie über 450 Jahren, eine evangelische Tradition. Doch sind wollen in wichtigen Lebensstationen wie Geburt, Hoch- die Protestanten in manchen Gebieten, zum Beispiel im zeit und Trauer begleitet werden. Und sie möchten die Rodgau und an der Bergstraße, in der Diaspora. Konfes- Kirche als Gemeinschaft erleben, die auch im Zusammen- sionell ist die EKHN ein bunter Flickenteppich. Dazu ge- spiel mit Vereinen die örtliche Geselligkeit stärkt und das hören Gemeinden, die sich an der Wittenberger Reformation Gefühl von Heimat prägt. Erwartet werden auch geist- von Martin Luther und Philipp Melanchthon orientiert liche, kulturelle und Bildungsangebote. Die Mitglied- haben, sowie Gemeinden, die eher der schweizerischen schaft wird aber nicht davon abhängig gemacht, ob diese und niederländischen Reformation nach Ulrich Zwingli Ansprüche erfüllt werden. Hier spielen vielmehr persön- und Johannes Calvin gefolgt sind. Diese unterschied- liche Kontakte zu glaubwürdigen und engagierten lichen Traditionen blieben bei den Kirchenunionen im Personen in der jeweiligen Gemeinde eine wichtige Rolle. 19. Jahrhundert erhalten. Bis heute hat in der EKHN jede Ansprechpartner für die Wanderausstellung: Pfarrer Rüdiger Bieber Kirchenverwaltung Darmstadt Telefon (06151) 405-213 E-Mail [email protected] einzelne Gemeinde ihr Bekenntnis behalten. Damals war Unterschiedliche Lebensstile in Dorf, Stadt und das für manche Theologen nur schwer zu ertragen, heute Ballungsgebiet nebeneinander ist gerade das die Grundlage einer großen Vielfalt von In der EKHN findet sich die ganze Bandbreite heutiger Glaubenstraditionen und Arbeitsschwerpunkten. Lebenssituationen und -stile wieder. Weite Teile Rhein- 11 Kirchengebiet Auf der Karte des Kirchengebietes der EKHN sind zur geografischen Orientierung Landesgrenzen, Flüsse und Bundesstraßen eingezeichnet. Mit einem Quadrat sind alle Städte markiert, die zwischen 15.000 und 100.000 Einwohner haben. Die Großstädte erscheinen mit ihrer Fläche. In den ländlichen Gebieten, die auf der Karte weiß erscheinen, leben zirka 2,2 Millionen Menschen. Kassel ■ Korbach ■ hessens sowie von Taunus, Westerwald, Vogelsberg und netzen, verbreitern und für spezielle Zielgruppen besser Odenwald sind ländlich geprägt. Dazwischen gibt es eine zugänglich machen. Dabei sind die Arbeitsbereiche große Zahl von kleineren Städten, zumeist mit einer Bildung, gesellschaftliche Verantwortung, Ökumene und langen Tradition und einer historisch gewachsenen Öffentlichkeitsarbeit personell ausgebaut worden. Identität. Mit Mainz, Wiesbaden, Darmstadt, Frankfurt und Offenbach gehören fünf Großstädte dazu. Sie bilden den Kirche vor Ort Ballungsraum Rhein-Main, in dem knapp 2,2 Millionen Den heterogenen Lebensbedingungen ihrer Mitglieder Menschen leben. stellt die EKHN jedoch weiterhin zuallererst ein Netz von So einleuchtend diese Einteilung auf den ersten Nordrhein-Westfalen Hessen ■ ■ Siegen Bad Hersfeld Gemeinden an die Seite. Sie bieten ein Basisprogramm Blick scheint, so unscharf ist ihre Abgrenzung bei an, zu dem regelmäßige Gottesdienste, Taufen, Trauungen näherem Hinsehen. Man kann sie territorial ziehen, also und Bestattungen sowie Konfirmanden-Unterricht und entlang der Gemarkungsgrenzen. Man kann sich an den Besuche gehören. Wie die jeweilige Gemeinde vor Ort politischen Einheiten orientieren. Oder man kann die darüber hinaus auf ihre Mitglieder zugehen will, darüber wirtschaftliche Verf lechtung als Kriterium wählen oder entscheidet das Geschick ihrer Aktiven. Sie müssen ein auch kulturelle und historische Traditionen zugrunde auf die jeweilige Tradition ihres Ortes abgestimmtes legen. Am Beispiel der Stadt Mainz zeigt sich die Konzept erstellen. Komplexität: Politisch gehört sie zu Rheinland-Pfalz, Marburg ■ ■ ■ ■ Dillenburg ■ Haiger Alsfeld Homberg ■ Schwalmtal Herborn ■ historisch und kulturell hat sie eine ganz eigene Tradition. Wachsende Ansprüche Ihre wirtschaftliche Verf lechtung und die Pendlerströme Angesichts der unterschiedlichen Ansprüche an das legen aber nahe, sie als Teil des eigentlich hessischen Leben und an die Kirche ist es außerordentlich schwer, Rhein-Main-Gebiets zu sehen. Gemeinde konsensfähig zu gestalten. Gemeinden werden mit ihrem Programm immer Zustimmung und Ablehnung Individuelle Lebensgefühle ■ Gießen ■ Wetzlar ■ ■ oblenz ■ ■ Butzbach Limburg ■ ■ Lahnstein Nidda Bad Nauheim Friedberg Neu-Anspach Büdingen ■ ■ Friedrichsdorf Bad Homburg ■ Karben ■ Oberursel ■ ■ Idstein Königstein ■ ■ Kronberg Bad Vilbel ■ Kelkheim ■ ■ Bad Soden ■ Hanau Eschborn ■ Taunusstein ■ Mühlheim ■ Hofheim ■ ■ Hattersheim Hainburg ■ Obertshausen ■ ■ Heusenstamm Eltville ■ Neu-Isenburg ■ Seligenstadt ■ ■ Flörsheim ■ Dietzenbach ■ Hochheim ■ Rodgau ■ Rüsselsheim ■ Mörfelden ■ Dreieich Babenhausen ■ ■ Ingelheim ■ Ginsheim-Gustavsburg ■ Rödermark ■ Frankfurt Mainz ■ Bingen Groß-Gerau ■ Weiterstadt ■ Bad Kreuznach ■ ■ ■ ■ ■ ■ Bildungssektor, sowie Medienangebote. Dieburg ■ Das ländliche oder eben (groß-)städtische Lebens- In gewachsenen Quartieren der Großstädte können umfeld erlaubt keine generellen Aussagen über die durchaus dörf liche Strukturen herrschen. Im Ballungs- Lebensgefühle Einzelner und über ihr Verhältnis zur gebiet sind Mehrfachidentitäten die Regel. Wer zum Kirche. Allerdings lassen sich statistische Tendenzen fest- Beispiel in Egelsbach lebt, fühlt sich zugleich als Dorf- stellen. Lesen Sie dazu die einleitenden Seiten unserer bewohner und als Teil des Ballungsgebiets. Kapitel: Kirche auf dem Land Seite 14 verändern das Gefüge nachhaltig. So sind Limburg und Kirche in der Stadt Seite 32 Montabaur durch den Bau der ICE-Trasse nach Köln für Kirche in der Großstadt Seite 44 Kirche im Ballungsraum Seite 58 Gebäude-Statistik Aschaffenburg Mobilität verändert die Bindung an die Kirche Bayern Mobilität hat einen nachhaltigen Einf luss auf die Kirchenbindung. Wo die Einheit von Leben und Arbeiten Ober-Ramstadt Pfungstadt Alzey städtisches Lebensgefühl haben, während deren altein- Alltag der Menschen und die Identität der Städte. ■ Groß-Umstadt ■ Riedstadt ■ Angebote, vor allem im Bereich der Diakonie und im Bewohnerinnen und Bewohner an und verändert den Darmstadt Griesheim ■ der EKHN wahrnehmen will, für den gibt es überregionale Pendler noch interessanter geworden. Das zieht neue Wiesbaden Wer nicht die lokalen oder regionalen Angebote lichen Neubaugebiet am Rande des Taunus durchaus ein Schnellstraßen und schnelle Eisenbahnlinien Offenbach erfahren. sich sehen will. So können Zugezogene in einem dörf- gesessene Nachbarn ihre dörfliche Herkunft aktiv pflegen. ■ ■ Fulda Jeder einzelne Mensch entscheidet selbst, wie er oder sie Reinheim Seeheim-Jugenheim Gebäude im Eigentum der Kirchengemeinden, Dekanate und Gemeindeverbände Kirchen Gemeindehäuser Rheinland-Pfalz ■ Worms ■ Bürstadt ■ ■ Michelstadt ■ Pfarrhäuser 974 an die Kirche und ihre Gemeinde massiv. Pendlerinnen Kindergärten 310 und Pendler haben weniger Zeit und schlechtere Zu- Sonstige Gebäude (etwa Jugendheime, Wohnhäuser, Büros, Nebengebäude) auch zur Kirche. Parallel zur Mobilisierung der Gesellschaft haben die Kirchen in den vergangenen Jahrzehnten Heppenheim an Akzeptanz verloren. Lampertheim ■ Ludwigshafen ■ Bensheim Als Reaktion auf die wachsende Individualität Viernheim und die steigende Mobilität in der Gesellschaft hat die EKHN ihre regionale Struktur verbessert. Die Dekanate ■ Mannheim Baden-Württemberg 12 Heidelberg ■ 965 am Heimatort zerbricht, lockert sich auch die Bindung gangschancen für Kontakte am Heimatort und damit ■ 1.279 können nun das kirchliche Angebot in ihrem Gebiet ver- 593 4.121 Gebäude im Eigentum der Gesamtkirche Gesamter Gebäudebestand 64 4.185 Nach der Umstellung auf einen elektronischen Gebäudestrukturplan sind in dieser Übersicht erstmalig auch die Gebäude des Evangelischen Regionalverbands Frankfurt erfasst, der seine Immobilien selbstständig verwaltet. Die Angaben sind deshalb nicht mit den Vorjahreszahlen vergleichbar. Sie umfassen nun alle Gebäude, die Eigentum der EKHN und ihrer Einrichtungen sind. 13 Der Unterschied zwischen Stadt und Land hat wirtschaftlichen Betriebe seit 1958 von 183.610 auf Starker Heimatbezug – große Vielfalt Trennung von Arbeit und Familie aufgehört zu existieren.« – Unter diesem 25.529 und damit auf ein Siebtel zurückgegangen. Im Das Leben auf dem Land ist ein eigenständiger Bestandteil Mobilität ist ein wichtiges Stichwort für das Leben auf dem Motto wurde vor einigen Jahren der massive Rhein-Main-Gebiet ist ein gewaltiger Wirtschaftsraum des modernen Lebens. Die Menschen dort haben einen Land. Es gibt dort preisgünstigen Wohnraum, aber nicht Wandel kommentiert, der sich in den entstanden, der eng mit den Dörfern und Städten des eigenen Weg gefunden, ihr Leben mit den modernen genug Arbeitsplätze. Junge Leute ziehen auf das Land. Landregionen, und dort vor allem im ökonomischen Umlandes verflochten ist und in den regelmäßig über Rahmenbedingungen der Gesellschaft zu verbinden. So Wie die Alteingesessenen müssen sie von dort zum Bereich, vollzogen hat. So ist etwa nach den Angaben des 700.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ein- unterstreicht nach einer Mitgliedererhebung, die die EKHN Arbeitsplatz pendeln. Oft werden dabei weite Strecken Statistischen Landesamtes in Hessen die Zahl der land- pendeln. Die Einpendlerzahl allein für die Stadt Frankfurt im letzten Jahr durchgeführt hat, fast die Hälfte der Land- zurückgelegt. Das hat große Auswirkungen auf die Kirchen- beträgt 309.518 Personen (Quelle: Hessische Gemeinde- bewohner, sie fühle sich an ihrem Wohnort stark ver- bindung der Betroffenen. Von den Pendlern stimmt nicht statistik 2004). wurzelt. In der Großstadt sind dies lediglich halb so viele. einmal jeder Fünfte dem Satz zu: »In einer Gemeinde Von den Mitgliedern, die auf dem Land leben, berichtet suche ich die Gemeinschaft mit anderen Christen.« Unter Landregionen. Hier überragen meistens die Kirchtürme fast die Hälfte, dass die Familienangehörigen und Be- den Berufstätigen am Wohnort oder zumindest in seiner noch alle anderen Gebäude und sind damit weithin sicht- kannten im selben Ort leben, in der Großstadt sagt dies Nähe pflichtet dem Satz dagegen jeder Dritte bei. bar. Nach dem Rückzug vieler oder aller öffentlichen nicht einmal jeder Fünfte. Die starke Beziehung zum Einrichtungen wie Schulen, Postämter und Geschäfte Wohnort und den Menschen am Ort als einem Zentrum gut in die lokale Gemeinschaft und auch in die Kirchen- sind die Kirchengemeinden häufig die letzten sozialen des Lebens kennzeichnet das Leben auf dem Land. gemeinden integriert. Die Integration wird angesichts Einrichtungen. Für viele Familien ist es vielerorts nach wie Andererseits orientieren sich die Menschen auf dem Land, steigender Mobilität eine immer größere Aufgabe. vor Ehrensache, dass zumindest ein Familienmitglied aktiv ähnlich wie in der Großstadt, an ganz unterschiedlichen zur Kirche Kontakt hält. kulturellen Traditionen und haben in ihren Lebensstilen Die Zahl der Trauungen ist in allen Regionen rückläufig. Sie zeigt: Gesellschaftliche Entwicklungen greifen überall, wenn auch manchmal mit zeitlicher Verzögerung und unterschiedlich stark. Die Zahl der Trauungen geht massiv zurück, weil viele junge Menschen, jenseits der Ehe, ein anderes Verständnis vom Zusammenleben entwickelt haben. Dazu gehört auch, dass viele Paare zwar heiraten, dies aber nicht mehr durch eine Trauung im öffentlichen Gottesdienst bekräftigen. Trauungen 15 [Zahl pro 1.000 Mitglieder] Trotzdem gibt es noch soziale Eigenarten in den Die Bevölkerung auf dem Land ist nicht automatisch ■ Überblick Seite 11 Stadt Seite 32 Großstadt Seite 44 Ballungsraum Seite 58 eine große Vielfalt ausgeprägt. Das gilt auch für die Zugänge zur Kirche. 10 Großstadt : Land : ■ Stadt : ■ Mittelwert : ■ Ballungsraum : ■ 5 ■ 0 1951 2004 2,9 2,6 2,4 2,4 1,7 Kirche auf dem Land Wo Pendler, Alteingesessene und Neubürger leben 14 15 Krabbelstube in Framersheim [Landkreis Alzey] »Ich würde auch gerne wieder arbeiten gehen«, erzählt entwickeln und umzusetzen helfen. Pfarrer Kurt Kalt- Treffpunkt für Alt- und Neubürgerinnen die Sachbearbeiterin, »dafür müsste ich aber ebenfalls wasser, selbst Vater von drei Kindern, ist davon angetan. pendeln und das ist zeitlich kaum noch machbar.« Teil- Ihm liegt an sinnvollen Initiativen für Familien, die er zeitstellen für Fachkräfte sind in der Gegend nämlich rar. weiter stärken und in die Dorfgemeinschaft integrieren will. Viele Menschen, die in Neubaugebiete auf dem Land ziehen, fühlen sich isoliert. Für Hausfrauen und Mütter ist die Situation besonders schwierig: Während der Mann zur Arbeit fährt, bleiben sie meist den ganzen Tag mit den Kindern zu Hause. Mit einer Krabbel- und Gymnastikgruppe hat die evangelische Kirchengemeinde in Framersheim eine wichtige Anlaufstelle geschaffen. denn sie weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig der Austausch unter den Frauen ist: »Wenn man nicht mehr arbeiten geht, fühlt man sich schnell von der Welt abgeschnitten.« Ein Problem, unter dem besonders die Frauen aus den Neubaugebieten leiden. Neun Frauen treffen sich mit ihren Kindern in der Gruppe, Alt- und Schulgottesdienste 1.652 Kinderbibelwochen 641 Teilnehmer/-innen 20.934 Neubürgerinnen finden dabei zusammen, knüpfen soziale Kontakte. Alle 14 Tage wird der Spieleteppich zur Gymnastikmatte umfunktioniert und unter der ehrenamt- Eltern-Kind-Kreise 1.586 Teilnehmer/-innen 11.507 lichen Leitung von Physiotherapeutin Rebecca Löff ler trainiert. Täglich 160 Kilometer Seit über zehn Jahren zieht das günstige Bauland und Kinderkreise Teilnehmer/-innen 1.663 ein Gespräch mit zwei Mitgliedern des Kirchenvorstands einkaufen oder zum Arzt gehen, vielleicht ein Buch soll ihnen den Kontakt erleichtern. Die Konfirmanden- lesen? – Das wäre schon schön. Astrid Maier hat eine Gruppe, der Kirchenchor, der Kirchgang – all das bietet Idee: Als Mitglied des Kirchenvorstands könnte sie für zwanglose Anknüpfungspunkte, wenn man sich einge- die Gemeinde ein weiter gehendes Betreuungskonzept laden fühlt. ■ Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. Seit 1. Juni 2005 gibt es die Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau e.V. Die Mitgliederversammlung der Frauenhilfe hatte im April einer Namens- und Satzungsänderung zugestimmt, um den Weg frei zu machen für einen gemeinsamen Fach- und Dachverband aller Frauenverbände in der EKHN. Er setzt theologische, spirituelle, diakonische und politische Impulse in der Arbeit mit Frauen. Im Verlauf des Jahres 2005 werden sich 14 Frauenverbände dem Verband mit neuem Namen anschließen. Zu ihnen gehören die Pfarrerinnen- und Pfarrfrauenvertretungen, der Verein zur Förderung der Feministischen Theologie, die Schwesternschaften, das Evangelische Frauenbegegnungszentrum in Frankfurt, der Verein Frauenrecht ist Menschenrecht und andere. Für die Serviceleistungen des Verbands ist die Geschäftsstelle zuständig. Ihr Herzstück bildet die Abteilung FrauenBildungSpiritualität. Sie unterstützt die zahlreichen ehrenamtlich arbeitenden Frauengruppen durch Seminare, Fortbildungen, Gottesdienstwerkstätten, Projektarbeit und Beratung. In jeder Propstei steht dafür eine eigene Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sie erreichen jährlich 11.000 Frauen. Sie gründete die Gruppe vor zwei Jahren, 28.195 zogenen besuchen. Ein Faltblatt mit Informationen und wünschen sich fast alle Teilnehmerinnen. Mal in Ruhe Framersheim gehört mit 24 weiteren Gemeinden zur Verbandsgemeinde Alzey Land und hat 1.620 Einwohner/-innen. Pfarrer Kaltwasser betreut die Gemeinden Framersheim mit zirka 1.000 Gemeindemitgliedern und Gau-Heppenheim mit etwa 400 Gemeindemitgliedern und an die 100 Kindern unter 11 Jahren. die ehrenamtliche Leiterin Astrid Maier. Kindergottesdienste Eine kurze Pause vom äußerst aktiven Nachwuchs Angebote für Frauen typische Probleme von Müttern«, erklärt [Zahl] Ab Herbst will die Kirchengemeinde alle Zuge- Gemeinde Framersheim Unsere Gespräche drehen sich meist um Angebote für Kinder in Kirchengemeinden Zeit für die Kinder der nahe gelegene Autobahnanschluss Alzey, der zu den Geschäftsstelle: Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. Vorsitzende: Christiane Drewello-Merkel Geschäftsführerin: Pfarrerin Sylvia Puchert Erbacher Straße 17 64287 Darmstadt Telefon (06151) 6690-150 E-Mail [email protected] www.evangelischefrauen.de Die Referentin für Frauenbildung in der Erwachsenenbildung im Zentrum Bildung ist zuständig für die konzeptionelle und strategische Beratung, Begleitung und Unterstützung von Frauenbildungsarbeit: Dr. Christiane Wessels Erbacher Straße 17 64287 Darmstadt Telefon (06151) 6690-187 E-Mail [email protected] 15.074 Großstädten Wiesbaden, Mainz, Ludwigshafen oder Kinderchöre 204 Mannheim führt, Pendlerfamilien nach Framersheim und in die Nachbargemeinden. Auch Familie Maier erfüllte Angebote für Kinder sind ein zentrales kirchliches Anliegen. Die Zahl der Angebote ist seit 1980 leicht gesunken. Die Zahl der Teilnehmenden hat sich auf etwas mehr als die Hälfte reduziert – den sinkenden Geburtenraten entsprechend. sich hier vor vier Jahren ihren Traum vom Eigenheim. Der Mann, der in Frankfurt arbeitet, bewältigt jeden Tag eine Strecke von rund 160 Kilometern. Das kostet viel Zeit. »Wir können gerade noch abends zusammen essen und die Kinder ins Bett bringen«, erzählt Astrid Maier. Um miteinander zu reden, auch über Probleme, sind sie dann meist zu müde. Eine Situation, die auch Andrea AtzingerReitzle kennt. Ihr Mann arbeitet bei Opel im 45 Kilometer entfernten Rüsselsheim. Für das Familienleben mit Familien-Bildungsstätten Die Angebote der 8 Familien-Bildungsstätten in der EKHN werden jährlich von ca. 65.000 Frauen, Männern und Kindern wahrgenommen. Die Familien-Bildungsstätten in Gießen, Offenbach, Wiesbaden und Wetterau trägt der Frauenverband (die Adresse finden Sie weiter oben). Die Familien-Bildungsstätten in Mainz, Frankfurt, Kronberg und Dreieich-Rodgau sind über ihre Träger, die Dekanate, zu erreichen. Stabsbereich Gleichstellung Der Stabsbereich ist zuständig für alle Fragen der Gleichstellung von Frauen und Männern. In vielen Dekanaten gibt es zudem Dekanatsgleichstellungsbeauftragte. Sabine Hübner Paulusplatz 1 64295 Darmstadt Telefon (06151) 405-434 E-Mail [email protected] Tochter Danica bleibt ihm fast nur am Wochenende Zeit. 16 17 N ach wie vor einzigartig am Laubach-Kolleg Wie sehr diese Schule mit ihrem klaren evangelischen Die Campus-Atmosphäre ist: Hier werden Schüler im Alter von 16 bis Profil von den Eltern in der Region geschätzt wird, zeigt Auf dem Campus ist die Atmosphäre geprägt von gegen- 18 gemeinsam mit jungen Erwachsenen sich daran: Es gibt seit vielen Jahren Wartelisten, also seitiger Rücksichtnahme. In diesem überschaubaren zwischen 22 und 35 unterrichtet, die aus der mehr Interessenten als Plätze. Von den derzeit 264 Schülern Umfeld werden auch Schüler, die Schwächen gezeigt oder Berufstätigkeit heraus ihr Abitur auf dem leben 38 im Wohnheim. »Die evangelische Kirche in Hessen-Nassau weiß, zweiten Bildungsweg nachmachen wollen – ein Angebot Laubach-Kolleg Schüler/-innen 264 ■ davon Erwachsene 194 ■ davon Jugendliche 65 versagt haben, angenommen. Darin konkretisiert sich die ■ davon männlich 97 Botschaft des Evangeliums in der Schule. ■ davon weiblich 167 ■ davon evangelisch 191 ■ davon katholisch 32 übrigens, das seit etwa drei Jahren wieder mehr Zulauf welchen Schatz sie mit dem Laubach-Kolleg hat.« – Worte erfährt. Das Laubach-Kolleg ist die einzige evangelische von Kirchenpräsident Peter Steinacker zum 40. Geburts- Leben und Lernen im Wohnheim ■ davon muslimisch unter den 14 kirchlichen Kollegschulen. Das 1962 ge- tag. Doch die Wurzeln reichen viel weiter zurück. Im Mai »Im Wohnheim geht es ruhig und konzentriert zu. Alle ■ davon andere oder ohne Religion gründete Kolleg ist fest in das Bildungskonzept der 2005 zeigten Schüler und Lehrerschaft mit eindrucks- kennen sich und am Küchentisch findet man besonders Region verankert. Seit 1970 ist es die Oberstufe der Gesamt- vollen Veranstaltungen, wie das Kolleg die Tradition von vor Klausuren auch spätabends noch Lernende, alleine schule in Laubach und für andere Schulen der Region. 450 Jahren Bildung in Verantwortung der öffentlichen oder in Gruppen.« So skizziert Pfarrerin Daniela Creutz- Lehrer/-innen 28 Stellen 24 Etat Finanzvolumen Hand, des gräf lichen Hauses Solms-Laubach und der berg, die das Wohnheim leitet, dort auch wohnt und in ■ davon staatliche Refinanzierung evangelischen Kirche fortführt. Der Ursprung liegt in der der Schule Religion unterrichtet, die Atmosphäre. ■ davon EKHN-Zuschüsse Lateinschule, die Friedrich Graf Magnus mit Hilfe Abendliche Stützkurse in Mathematik, Englisch und ■ davon Spenden und Ferienvermietung ■ davon Schulgeld Melanchthons im Mai 1555 eröffnete, nachdem er 1544 Latein gehören ebenso zum Betreuungsangebot wie Sport die Reformation eingeführt hatte. Schon 1700 gründete und Informatik sowie die Anleitung zum geistlichen das Grafenhaus auch eine allgemeine Volksschule. Leben. In der kleinen Kapelle, die von Schülern eigenständig gestaltet wurde, werden Schulandachten vor- Verantwortungsethik als Grundnahrung oder lernen, bereitet. Der Psalm wird auch lateinisch gelesen. Die das Leben als Geschenk zu nehmen enge Verzahnung zwischen Wohnen und Lernen sowie Die lange Geschichte der Laubacher Schule war voller zwischen Kirche und Schule drückt sich auch darin aus, Brüche. Geblieben sind als roter Faden der alten Schul- dass Pfarrerin Creutzberg der Schulleitung angehört. 6 35 [Euro] 2.036.182 1.735.129 301.053 22.500 30 – 45/Monat Besondere Angebote der Schule: ■ ökologisches Projekt (von der EU prämiert) ■ Sozialpraktika in Jahrgangsstufe 11 ■ jährliche Projektwochen ■ Comenius-Projekt mit Frankreich, Litauen und Italien ■ Partnerschaft mit Indien ■ AGs für Theater, Film, Schülerzeitung, Kunst ■ Schafprojekt ■ jährliche Rüstzeit der Lehrerinnen und Lehrer tradition das Leben, Lernen und Wohnen unter einem Dach und die christliche Prägung. »Was wir anstreben, ist gelebte Bildung als Grundnahrung und als gelebter Ausdruck der Botschaft des Evangeliums, die im jeweiligen geschichtlichen Alltag der Menschen zu bewahrheiten ist.« So sagt es Ellen Reuther, die seit 1999 und als erste Frau das Laubach-Kolleg leitet. Das Bildungsverständnis erläutert sie weiter so: Gleich welche besonderen Neigungen junge Menschen haben, ob im musischen, künstlerischen, philosophischen oder auch naturwissenschaftlichen Rahmen: Immer und überall kommt es darauf an, sie miteinander kommunikationsfähig zu machen. Der Lehr- und Lernprozess soll eine Haltung prägen, die fragt: »Welches ethische Empfinden, welches Menschenbild vertrete ich in der Begegnung mit Anderen?« Die Schüler sollen sich zu selbstständigen kritischen Menschen entwickeln, »fähig, das Leben als Geschenk zu nehmen«. Das evangelische Oberstufengymnasium Laubach-Kolleg [Landkreis Gießen] EKHN macht Schule Leben, Lernen und Wohnen unter einem Dach: Nicht nur wegen dieser Kombination ist das Laubach-Kolleg einmalig in Deutschland. Das hochmoderne Oberstufengymnasium im Vogelsberg wurzelt in einer 450-jährigen Tradition christlicher Bildung. Zum Jubiläum gab es ein Festprogramm mit Theater, Gottesdienst und vielen anderen Aktivitäten. 18 19 Kirchenpräsident Steinacker über evangelische Pädagogik »Aus der Freiheit des Evangeliums lernen« Wenn sich die Kirche nicht nur durch die Pflege des sich beispielsweise nicht darin aus, dass – wie in Religionsunterrichts auf dem Bildungssektor engagiert, Bildungskonzepten amerikanischer Fundamentalisten – sondern auch durch eigene Schulen, so muss sie diesen die biblischen Schöpfungsberichte in Konkurrenz zur Beitrag zur allgemeinen Bildungsdiskussion mit einem Evolutionstheorie vorgestellt werden. Das Lernziel ist besonderen Profil versehen. In diesem Profil muss sich der noch nicht mit dem Verstehen der biologischen Zusammen- Glaube spiegeln, den sie der Gesellschaft schuldet. hänge erreicht, sondern erst, wenn sie als Teilmoment ver- Evangelische Schulen beziehungsweise Schulen in antwortlicher Weltgestaltung begriffen werden. evangelischer Verantwortung werden in Konkurrenz zu Natürlich sind die Segenswünsche wichtig, mit staatlichen Schulen darin ihr Profil zeigen, dass sie aus denen in unseren Schulen der Tag begonnen wird. Natür- der Freiheit des Evangeliums Lehren und Lernen gestalten, lich prägen gemeinsam gestaltete Gottesdienste das für alle, auch die gesellschaftlich Schwachen, offen sind Schulleben und die Orientierung am kirchlichen Jahres- und in Unterricht und Schulleben der Kommunikation des kreis ist wichtig. Aber allein durch diese Dinge verwirk- Evangeliums Raum geben. Genau dieses Profil zeichnet licht keine Schule ihr speziell evangelisches Profil. Denn alle Schulen der EKHN aus. im didaktisch prägnanten Sinn lassen sich nur die Themen In Laubach arbeiten wir schon seit Jahrzehnten EKHN-Schulen ■ ■ ■ ■ Grundschule Weitengesäß/Odenwald Grundschule Freienseen/Vogelsberg Laubach-Kolleg Evangelisches Gymnasium in Bad Marienberg (soeben gegründet, arbeitet seit August 2005) des Glaubens vermitteln, nie der Glaube selbst. Deshalb mit großem Erfolg und sind dankbar für die Anerkennung müssen Schüler in die Lage versetzt werden, selber Ver- in der Region. Die Resonanz auf die beiden neu gegründeten trauen zu Gott zu fassen. Dazu gehört auch, sich mit den Grundschulen ist nach wie vor überaus positiv. Die staat- Zweideutigkeiten der Welt auseinander zu setzen. Wirk- Die Schule: Was alles anders ist Kulturträger für die Region liche Schulaufsicht nimmt beide Schulen als Modell- liche Geborgenheit im Glauben kann nur dann der Lebens- Tagsüber in der Schule: Keine Klingel, kein Gong stört Nicht nur als Schule, sondern auch als sozialer und schulen für die Weiterentwicklung des öffentlichen erfahrung standhalten, wenn sie als Prozessresultat den Unterricht. Alle achten selbst auf die Zeit. Kein diakonischer Akteur und noch mehr als Kulturträger ist Schulsystems wahr: Jahrgangsübergreifende Lern- verstanden wird, das seine Zuversicht immer neu den Gedränge auf dem Pausenhof, die Schüler gehen ins das Laubach-Kolleg fester Bestandteil des Netzwerkes für gruppen, Projektorientierung, Integration behinderter Widersprüchen des Lebens und dem Wirken des Heiligen Grüne, wo Schafe weiden, ziehen sich lesend alleine in kirchliches Handeln in der Region. Aus Orten, die nur Kinder und Begabtenförderung werden konsequent um- Geistes aussetzt. Nischen zurück oder plaudern, debattieren in Gruppen schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen oder in Sitzecken. Auch sonst ist hier vieles anders als an sind, werden viele Schüler mit dem schuleigenen Fahr- öffentlichen Schulen: Religion ist Pf lichtfach für alle dienst geholt und wieder nach Hause gebracht. Seit den und Prüfungsfach im Abitur. Es gibt keine 45-Minuten- 70er-Jahren schon gibt es den Schulverbund, in erster Stunden, nur Doppelstunden. Das Fach Politik und Linie mit der Gesamtschule Laubach. Dazu gehören die Wirtschaft wird auch bilingual, in Deutsch und Englisch, Schulseelsorge und der rege Lehreraustausch zwischen unterrichtet. In der Klasse 11 fällt kein Unterricht aus, beiden Schulen. Auch die Schulleitungen tagen gemein- selbst wenn die Lehrkraft krank ist. In Deutsch und sam. Das Mittagessen wird in der Küche des Laubach- Mathematik gibt es – statt drei – vier Wochenstunden Kollegs für beide Schulen gekocht. Ebenfalls seit den schon ab der Klasse 11. »Wir müssen auf Defizite 70er-Jahren sitzt das Laubach-Kolleg an einem »Runden reagieren, die Schüler brauchen diese Zuwendung, damit Tisch« der Jugendbetreuung, den der Gießener Psycho- sie mit Anstand lernen und üben können«, sagt Schul- analytiker Horst-Eberhard Richter initiiert hat. gesetzt. Der religiöse Aspekt der anderen Fächer drückt [Aus der Rede zur Lage von Kirche und Gesellschaft vor der Synode im April 2005] leiterin Reuther. Unterricht ist von 7.50 bis 16.30 Uhr. Leistungskursklausuren werden prinzipiell samstags Vielfältige Ganzheitlichkeit geschrieben, frei von Störungen des Schulalltags. Kulturell wirkt das Laubach-Kolleg vielfältig in die Für die Selbstorganisation gibt es eine schlanke Lösung, nur ein Konferenzgremium, in dem Lehrer, städtische Zivilgesellschaft hinein, mit Theater, Musik, Literatur, Politik, Umweltengagement, Austausch mit Schülervertreter und Elternbeirat zusammenwirken. Im Partnerstädten und Schulen sowie Friedensarbeit in der Alltag reicht ein monatlicher Jour fixe für den kritischen Stadt. Viele sind beteiligt. Die vielfältige Ganzheitlich- Dialog zwischen Schülern und Lehrern. Dieses Polis- keit zeigt sich auch bei der Aufführung eines Schauspiels Forum ist auch atmosphärisch wichtig, sagt Schulleiterin während der Festwoche. Neben der Theatergruppe agiert Ellen Reuther, »weil sich nichts anstauen muss«. Kein der Sport mit Tanz, das Fach Musik mit Orchester und Thema sei zu banal, »und die Schüler lernen, öffentlich Chor, der Kunst-Unterricht mit dem Bühnenbild. Weitere zu reden, auch, etwas Unangenehmes zu sagen, an die Teams betreuen die Requisiten und sorgen für die Technik. Adresse von Lehrern, von deren Beurteilung sie abhängig sind«. Für Schulleiterin Reuther geht es darum, »die Freude an Bildung zu vernetzen und in die Zukunft zu tragen«. 20 ■ 21 D er Weg ehrt eine große Gestalt der mitteleuro- Bonifatius-Weg und Bonifatius-Route päischen Geschichte, der den Ehrennamen Auch in der Arbeitsgemeinschaft Schafskirche arbeiten »Apostel der Deutschen« trägt. Und er gibt der Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Renaissance des Pilgerns, also der geistlich Ein Archivar ist dabei, eine Archäologin, Lißberger Bürger inspirierten Reise, mitten in Hessen neuen engagieren sich. Es entsteht die Idee, zur Erinnerung an Ein Gespräch mit Pfarrer Paul Martin Clotz, Referent für geistliches Leben Zu Fuß die Nähe Gottes suchen Auftrieb. Eine Station ist das am Rand des Vogelsberges Bonifatius auch eine Route für Wanderer zu erschließen. gelegene Lißberg, wo Kurt Racky Pfarrer ist. Dafür kann Racky auch Christian Vogel motivieren. Der Welche Pilgerwege empfehlen Sie Interessenten aus einstige Jesuit kann f ließend Latein und verfügt über ein unserem Kirchengebiet? Dort steht die alte Schafskirche. Witterung und eine wuchernde Natur drohten die oberhalb von Lißberg fotografisches Gedächtnis. Durch intensives Quellen- CLOTZ: gelegene Kapellen-Ruine zu zerbröseln. Traurig, weil studium, aber auch indem er unermüdlich mit dem Fahr- den ›Elisabethpfad‹ von Frankfurt nach Marburg. Mir als dort der Zug mit der Bonifatius-Leiche im Jahr 754 Rast rad die Landschaft erkundet, rekonstruiert Vogel den Evangelischen ist die heilige Elisabeth besonders nahe. gemacht haben soll. Schmerzlich auch, weil die Kapelle Weg, auf dem die Leiche des Bonifatius nach Fulda Sie versuchte als eine der ersten Franziskanerinnen in den Einheimischen viel bedeutet: »Dort haben wir immer getragen wurde. Diesem historischen Weg soll die Pilger- Deutschland Nachfolge Jesu in Armut und Demut, in als Kinder gespielt.« Kurt Racky fühlte sich von der Idee, Route jedoch nicht immer folgen, da sie sonst oft neben Dienen und einfachem Leben zu praktizieren. Ihre die Ruine vor dem Ruin zu retten, angesprochen. Örtliche Autostraßen verliefe. Die Route soll ein Landschafts- Geschichten sind eine Herausforderung in unserer Zeit! Kräfte zu bündeln und ihnen Gestalt zu geben, das haben erlebnis bieten, Sehenswürdigkeiten und natürlich auch Deswegen freue ich mich auch sehr auf das Jahr 2007, in evangelische Pfarrer schon oft gemacht. 1998 bildete passende Übernachtungsmöglichkeiten. Fritz Laue, dem der 800. Geburtstag dieser Frau zu feiern ist. Ihr sich um ihn die »Arbeitsgemeinschaft Schafskirche«, aus inzwischen verstorbenes Kirchenvorstandsmitglied aus Pilgerweg entstand im Jahr 2000 als Erweiterung eines der 2003 der Bonifatiusverein wurde. Erste Vorsitzende dem Nachbarort Hirzenhain, erfasst beinahe die gesamte vorhandenen Wanderweges zwischen dem Kloster Alten- wird Vera Rupp, die Archäologin des Wetteraukreises, die Strecke. berg bei Wetzlar und der Elisabethkirche in Marburg. Die bis heute alles koordiniert. »Neben der Bonifatius-Route empfehle ich zuerst Initiative dafür ging von der EKHN aus. Sie wollte eine Bonifatius – eine überkonfessionelle Figur gut markierte Route mit viel Naturerlebnis für Leute Kirchliche Arbeit vernetzt Das Projekt weitet sich aus, auch die betroffenen Land- anbieten, die Erfahrungen mit einer geistlichen Den Lißbergern zu einer kräftigen Stimme zu verhelfen, kreise steigen mit ein. Manchmal gibt es Ärger mit Orten Wanderung suchen, ohne sich dafür einer Gruppe an- sieht der Pfarrer als Aufgabe der Kirche an. Er hatte bereits oder Geschichtsvereinen, deren Wünsche bei der Routen- schließen zu müssen. Jetzt gibt es für den 150 Kilometer hauptberuf lich als Chorleiter und Organist gearbeitet, planung zu wenig berücksichtigt wurden. Gelegentlich langen Weg einen ausführlichen Pilgerführer mit Weg- bevor er 1988 in Lißberg Pfarrer wurde. Rasch baut er den sind evangelische und katholische Kollegen von Rackys beschreibung und allen praktischen Informationen. inzwischen überregional bekannten Lißberger Singkreis Arbeit überrascht. Wieso beschäftigt ein evangelischer Pilgern ist sozusagen ›vor der Haustür‹ möglich – mitten auf. Es entstehen auch die Lißberger Leier-Leut, eine Pfarrer sich so intensiv mit Bonifatius? Schließlich wird in unserem schönen Hessenland. Man muss gar nicht Gruppe, die auf nachgebauten historischen Instrumenten der Bischof traditionell innerhalb der katholischen Kirche einen der unzähligen Jakobswege bis ans Ende der Welt spielt. Auch das in Lißberg beheimatete Instrumenten- als Märtyrer und Apostel verehrt. Zweifellos war er ein in Spanien gehen!« Museum kann sich der Unterstützung des Pfarrers sicher Rom-treuer Kirchenmann, der mit den Herrschern des sein. Durch seine Vermittlung singen oft auswärtige Frankenreiches paktierte und gleichzeitig gegen sie die Was unterscheidet Pilgern vom Wandern? Chöre im Gottesdienst, die den Auftritt zugleich als Interessen der Kirche vertrat. Aber er gehört auch zum CLOTZ: Chorausf lug nutzen. »Ein Gewinn für alle. Wir haben gemeinsamen Teil der Kirchengeschichte, zu der sich auch vielen biblischen Weg-Geschichten zu ›begehen‹. Wo schöne Musik – das Gasthaus und das Museum bekommen die evangelische Kirche bekennt. Und bei Bonifatius berührt sich zum Beispiel der Weg des Abraham mit viele Gäste.« finden sich Ansichten, die in der evangelischen Frömmig- meinem Lebensweg? Er hörte von Gott: ›Brich auf! Ver- keit gut aufgehoben sind. Da ist etwa sein stetes, intensives lasse deine Heimat! Gehe einen unbekannten Weg! Dann Studium der Bibel. Auch konnte er scharfe Kritik üben an will ich dich segnen und du sollst ein Segen sein!‹ Ähn- »Beim Pilgern versuche ich, eine der liches gilt für die Geschichten von Josef, Mose und Jesus. Etwa die Geschichte vom verlorenen Sohn, vom barmherzigen Samariter und viele mehr. Immer geht es um die Die Bonifatius-Route in Lißberg [Wetteraukreis] Frage: ›Ist mein Lebensweg mit seinen Höhen und Tiefen, Pilgerweg durch die EKHN mit seinen Umwegen und Gipfelerfahrungen ein Weg mit Gott?‹ Beim Pilgern wird das Wandern vertieft durch die verschiedenen Andachten des Tages, durch Geschichten, Gebete, Lieder, durch Abendmahlsfeiern, durch Weg- Zum Bonifatius-Jahr 2004 ist die Bonifatius-Route eröffnet worden – maßgeblich mitentwickelt von einem evangelischen Pfarrer. Die Route führt von Mainz, wo Bonifatius Bischof war, nach Fulda, wo er seinem Wunsch gemäß begraben wurde: Auf diesem Weg wurde Bonifatius’ Leichnam getragen, nachdem der über 80-Jährige 754 in Friesland ermordet worden war. 22 gemeinschaft und erlebte Gastfreundschaft. Das kann diesen Weg zu einer hilfreichen und heilsamen Ref lexion des eigenen Lebensweges werden lassen. Nach elf Jahren Pilgererfahrung kenne ich unzählige bewegende Geschichten von Menschen, die beim Pilgern für den Alltag gestärkt wurden und die von seelischen und geistigen Verletzungen geheilt wurden.« 23 Muss Pilgern Laufen sein? CLOTZ: »Laufen ist die dem Menschen eigentüm- liche Fortbewegung. Nur so kann ich diesen elementaren Kontakt zur ›Mutter Erde‹ haben, wie Franziskus sagte. Nur so kann ich die in unserer gehetzten Zeit notwendige Verlangsamung erleben und einüben. Das gleichmäßige Pfarrer Paul Martin Clotz war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im April 2005 Referent für geistliches Leben im Zentrum Verkündigung. Zuständig war er für Beratung, Organisation und Leitung von Pilgerveranstaltungen sowie für die Entwicklung einer Praxis von »Geistlicher Begleitung«, Durchführung von Exerzitien und Ausbildung für die gemeindebezogenen Exerzitien im Alltag. Seine Nachfolgerin ist Pfarrerin Dorothea Hillingshäuser. Ungewöhnliche Gottesdienste in Dautphetal [Kreis Marburg-Biedenkopf] und Miehlen [Rhein-Lahn-Kreis] Erlebnis-Liturgie Besonders gestaltete Gottesdienste wirken über die Kirchenmauern hinaus. Sie sind Gesprächsthema im Ort. Und sie sprechen Menschen an, die der Kirche bislang fern standen – zumeist Menschen der mittleren Generation. und sanfte Bewegen des ganzen Körpers beim Gehen löst seelische und geistige Spannungen und Verkrampfungen, und die sind ja immer auch körperlich. Außerdem sind die vielen tiefen Gespräche wichtig, die beim Pilgern zu zweit oder zu dritt geführt werden.« Amtsmissbrauch und ungeistlichen Fürstbischöfen. Seinen Gibt es ein evangelisches Pilgern? CLOTZ: »Mir war immer wichtig, dass alle unsere charismatischen Predigten und seinem Organisations- Pilgerwanderungen ökumenisch waren – organisiert talent ist zu verdanken, dass weite Teile Mitteleuropas und durchgeführt zusammen mit katholischen Geist- nach römischem Muster christlich wurden. Parallel dazu lichen. Wir Protestanten können dankbar sein, dass die weitete sich das Frankenreich aus. Bonifatius, der biblische Tradition der geistlichen Wanderung von der eigentlich aus Wessex (Südwestengland) stammte, war katholischen Kirche so gut aufbewahrt wurde. Doch von Friesland bis in die heutige Schweiz unterwegs, sein sollten unsere Pilgerwanderungen vielleicht nicht zu Hauptaugenmerk aber lag auf dem heutigen Hessen und Wallfahrten werden, die einen heiligen Ort als Ziel in den Thüringen. Vordergrund stellen. Für uns ist die Wegerfahrung sehr wichtig. Allerdings liebe ich nicht das platte Wort, ›der Erste Pilger auf der Bonifatius-Route Weg ist das Ziel‹. Weder das Pilgern noch das Leben ist Die Eröffnung der Pilger-Route im Juli 2004 stößt auf das Ziel an sich, beides hat ein Ziel. Es kann hilfreich ein enormes öffentliches Interesse. Kardinal Lehmann sein, um dieses endgültige Ziel bei Gott in den Blick zu und weitere Bischöfe, der EKD-Ratsvorsitzende Bischof bekommen, wenn man auf der Pilgerreise einen besonderen Wolfgang Huber aus Berlin und die Ministerpräsidenten Zielort vor Augen hat. Etwa, weil er in herausragender Kurt Beck und Roland Koch sind dabei. Mittendrin Weise von der Erfahrung Gottes und von seiner gnädigen Kurt Racky und der Lißberger Singkreis. Die Website Güte erzählt. Aber das muss nicht immer das Grab eines www.bonifatius-route.de wird im Monat nach der Eröff- Märtyrers sein. Auch ein Haus der Stille oder eine ein- nung 100.000-mal angeklickt. Viele Feste begleiten die fache Pilgerherberge kann zum Ziel der Nähe Gottes erste Pilgergruppe auf der Route. Das für die Lißberger werden. Vielleicht liebe ich auch deswegen die Elisabeth- Entscheidende aber ist: Der Weg führt an der Schafskirche kirche in Marburg so sehr, weil dort seit der Reformation entlang, die inzwischen vor dem Verfall gerettet ist. nichts mehr vom Leichnam der Elisabeth aufbewahrt Ausgrabungen haben ihren Grundriss zu Tage gefördert, wird. So ist sie noch stärker ein Hinweis auf Gott selbst.« der gut sichtbar gemacht wurde. Die Region ist um eine Thomasmesse Besonderheit reicher und hat ein Kapitel ihrer christlichen Warum erlebt das Pilgern in unserer Zeit eine Geschichte neu entdeckt. Renaissance? CLOTZ: »Menschen suchen nach persönlicher GottesAngebote für geistliches Leben erfahrung, gleichzeitig suchen sie nach körperlicher Bewegung und nach elementarer Begegnung mit der Schöpfung.« ■ ■ ■ Tipps zum Pilgern ■ Den Pilgerführer sowie eine spezielle Pilgerkarte für den Elisabethpfad erhalten Sie für je 6 Euro beim Zentrum Verkündigung. Websites mit Informationen – auch über geführte GruppenPilgerwege auf dem Elisabethpfad und anderswo in Hessen: www.zentrum-verkuendigung-ekhn.de www.elisabethpfad.de www.bonifatius-route.de www.kloster-germerode.de 24 Zentrum Verkündigung Tage für Kirchenvorsteher/-innen unter dem Thema »Leben im Kirchenjahr« Weiterbildung für geistliche Begleitung und Begleitung von Exerzitien im Alltag (Die Adresse finden Sie auf Seite 80.) Haus der Stille Einkehrtage, Kurse und Tagungen für Kontemplation, Meditation, Stille, Bibliodrama Haus der Stille Waldhof Elgershausen 35753 Greifenstein Telefon (06449) 6798 E-Mail [email protected] www.hausderstille.net ■ T Bei einer Umfrage der Evangelischen Sonntags-Zeitung haben zirka 100 Gemeinden in der EKHN und damit nahezu jede zehnte mindestens ein Gottesdienstprojekt mit offenen liturgischen Formen angegeben. Die Liste wird ständig aktualisiert und ist im Internet einzusehen unter www.evangelische-sonntagszeitung.de mit dem Link »alternative Gottesdienste«. homasmessen lösen keinen Massenandrang auf die Gemeinden aus. Aber hier und da tritt ein Gottesdienst-Besucher wieder in die Kirche ein oder ein bislang passives Mitglied beginnt sich ehrenamtlich zu engagieren. Es ist ein Stück Profil, das weitere Angebote nach sich zieht. In Miehlen etwa folgten einer Thomasmesse ein Elternseminar mit Gesicht«, lautet das Thema der Thomasmesse an diesem dem Thema »Kinder stark machen« und eine »Persönlich- frühen Sonntagabend. »Das ist doch ein offenes Geheim- keitsanalyse mit Humor«. Solche Impulse verändern das nis: Der normale Gottesdienst ist eher starr, meist sind Image der Kirche und bringen Schwung in die Gemeinde. Ältere da«, sagt Christian Weigel vom Mitarbeiterteam. »Bei uns ist es farbenfroh.« Das Keyboard klingt jazzig. Masken in Mornshausen Etwa 70 Besucher, darunter viele Jugendliche, sind Die Kirche ist verwandelt. An den Wänden des Kirchen- gekommen. »Begrüßung an der Tür, Infoteil, Abendmahl- raums in Dautphetal-Mornshausen hängen Masken aus Austeilen«, zählt Florian Weigel seine Aufgaben auf. »Bin Pappmaschee, einige aus dem venezianischen Karneval. ein bisschen nervös.« Aus zwölf Mitarbeitern besteht das Auch Gasmaske und Schweißerbrille sind zu sehen. Team, zu dem auch Judith Bamberger gehört. »Wir sind Und jeder Besucher hat eine Maske aus weißem Karton gleichberechtigt. Selbst die Predigt wird nicht immer bekommen. »Wir tragen viele Masken und haben kein vom Pfarrer gehalten.« 25 »Ich bin gespannt, wer als Erster aufsteht« Talar über die Existenz Gottes. Ihn zu beweisen sei un- Sigrun Birker. Die Ergänzung aber spricht ein besonderes Die Idee der Thomasmesse stammt aus Helsinki. Namens- möglich, begegnen könne man ihm schon. Was der Publikum an, was sich aus dem üppigen Feedback in patron ist der Jünger Thomas, auch »Zweif ler« genannt. Pfarrer sagt, muss niemand kommentarlos schlucken. Die Miehlen und Mornshausen gleichermaßen schließen Skeptiker sind in dem evangelischen Gottesdienst will- Besucher notieren Fragen, die der Prediger später beant- lässt. Es sind oft Menschen, deren Kontakt zur Kirche ab- kommen. Herzstück aller Thomasmessen ist der offene worten soll. gebrochen ist, die aber bereit sind, neue Glaubenswege Beim Skyline-Gottesdienst ist die Atmosphäre Teil, in dem die Besucher selbst aktiv werden können. Dazu gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ver- wichtig. »Die Besucher sollen sich wie gern gesehene schiedenen Stationen, die bei jeder Thomasmesse in der Gäste fühlen«, sagt Sigrun Birker, die für das Ambiente Pfarrer im Kreuzverhör Kirche angeboten werden: die Klagemauer aus Ziegel- zuständig ist. Dazu gehört das Essen im Anschluss. Auch »Wir wissen selbst nicht 100-prozentig, wie der Gottes- steinen etwa – in ihre Ritzen lassen sich auf Papier ge- das Auge müsse sich wohl fühlen. dienst ausgeht«, hatte Moderator Klaus Steinbeck am schriebene Gebete stecken. Meditation ist möglich oder Gottesdienst-Teilnahme Gegen die offizielle Gottesdienstpflicht in der katholischen Kirche hat die Reformation die Teilnahme am Gottesdienst freigestellt. Schon früh haben viele Protestanten davon ausgiebig Gebrauch gemacht. Während einer kurzen Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gingen deutlich mehr zur Kirche. Danach sanken die Zahlen wieder und halten sich seitdem auf einem weitgehend stabilen Niveau von zirka 4 % der Mitglieder. Auf dem Land und in den kleinen Städten sind Gottesdienste traditionell besser besucht, fast doppelt so hoch. Jedoch gleichen sich auch hier die Lebensgewohnheiten allmählich an. Anfang des Skyline-Gottesdienstes gesagt. Das könnte eine persönliche Segnung am Altar. Schuld kann auf »Wir sind Raumausstatter Gottes« als Motto für alternative Gottesdienste insgesamt, aber einen laminierten Zettel geschrieben werden, ein stilles Die Sinne sollen auch bei der Thomasmesse in Morns- auch für den Glauben taugen, der dort zur Sprache Beichtgebet ist vorgeschlagen, Bibelworte auf der Zettel- hausen ihre Freude haben. »Riechen Sie mal an meinen kommen darf. »Zweifel ist oft schwer auszuhalten«, sagt Rückseite sprechen Vergebung zu, die symbolisch sicht- Händen: Rosenöl«, sagt Pfarrer Reiner Braun im Café Manuela Gücker-Braun vom Mitarbeiter-Team der Thomas- bar werden kann: Ins Taufbecken gehalten verschwindet Downstairs nach dem Gottesdienst. Mit dem duftenden Öl messe. »Aber er führt in ein reiferes Leben, ins Zwiege- die Schrift auf den Zetteln. Abgewaschen. hat er Menschen, die gesegnet werden wollten, die Stirn spräch mit Gott.« Den Glauben skeptisch und zugleich berührt und ihnen ein Kreuz als schützende Maske ge- mit der Lust am Experiment zu feiern heißt nicht, bei ein Spiegelkabinett aufgebaut. »Ich bin gespannt, wer zeichnet. Für ihn spielt auch die Gestaltung des Kirchen- einem »Gottesdienst light« anzugelangen. Das ist in als Erster aufsteht«, sagt ein Junge, als die offene Zeit raumes eine wichtige Rolle. Sich selbst und das Team Miehlen zu erleben, wenn der Pfarrer nach der Predigt ins beginnt. Rasch ist Bewegung in der Kirche. Die »Kre-aktiv- sieht er als »Raumausstatter Gottes«, die mit Fantasie Kreuzverhör genommen wird. Er wird mehrfach nach Station« ist ständig besetzt, Besucher gestalten ihre und großer Sorgfalt fünf Mal im Jahr die Thomasmesse tiefem Leid gefragt. Nur eine Minute hat er Zeit pro Ant- weißen Masken und sinnen über deren schützende oder vorbereiten. wort – trotzdem wartet er manchmal einige Sekunden, Zum Masken-Thema passend ist in Mornshausen belastende Wirkung nach. Mitmachzwang besteht nicht. Zahl der Gottesdienste im Jahr 2004 76.301 Zahl der Besucher/-innen pro Sonntag ca. 72.000 Zahl der Besucher/-innen an Heiligabend 555.887 Teilnahme am Gottesdienst in unterschiedlichen Regionen zu gehen. Der hohe Aufwand lässt alternative Gottesdienste atmet tief durch, bevor er spricht, ganz ohne Show. »Es »Man darf auch einfach sitzen bleiben«, so hatte Judith an Grenzen stoßen. »Küster, Pfarrer, Organist – mehr ist Bamberger die offene Phase angekündigt. Geredet wird nicht nötig«, erkennt Thomasmessen-Mitarbeiter Christian nicht, allenfalls gef lüstert. »Im normalen Gottesdienst Weigel neidlos an, mit welch verhältnismäßig überschau- hat, ist angetan. »Nicht von oben herab«, sei der Gottes- kann ich mich nicht immer konzentrieren, hier finde ich barem Aufwand ein klassischer Gottesdienst Woche für dienst gewesen. Eben stand er selber auf der Bühne, als zu mir selbst«, sagt ein Besucher. Woche gefeiert werden kann. Mitglied des Gemeinderats, der mehr als 15 Miehlener gibt Leiden, für die habe ich keine kluge Erklärung parat.« Ein Besucher, der »keinerlei Beziehung zur Kirche« Wirtshaussitzer überzeugte, ihr warmes Essen stehen zu 7 % der EKHN-Mitglieder 6 5 ■ Land : ■ Stadt : 4 4,7 4,0 »Wir bieten eine Show« »Neue Glaubenswege« lassen. Das Publikum jubelte, als der Spontan-Chor die Ortswechsel. Etwa 100 Kilometer südwestlich von Morns- Und der Skyline-Gottesdienst? Zunächst wurde er fünf Bühne ansteuerte. »Ein feste Burg ist unser Gott«, klang hausen, im Skyline-Gottesdienst in Miehlen, nicht weit Mal im Jahr angeboten, nun ist man in Miehlen bei zwei es von der Bühne. Im Publikum war es still. Andächtig von der Loreley, geht es überhaupt nicht leise zu. Auf Terminen angelangt. »Wir sind keine Konkurrenz, sondern still. der Bühne Schlagzeug, Keyboard, Gitarre, Sängerinnen eine Ergänzung zum klassischen Gottesdienst«, sagt ■ und Sänger. Das Eröffnungslied stammt von den Söhnen ■ 3 ■ 2 Großstadt : 3,1 Ballungsraum : 3,1 Mannheims. Die über 100 Besucher singen oft laut mit, spenden Applaus. Auf der Bühne des Gemeindehauses Kleine Gottesdienstkunde sind ein Bistrotisch, ein blaues Sofa und als Kulisse ein 1990 1995 2000 2004 Tuch zu sehen, auf dem fernsehecht kopiert steht: »Wetten dass …«. Das Gottesdienst-Thema an diesem ■ Sonntagnachmittag: »Wetten, dass es Gott gibt!?« »Wir bieten schon eine Show«, sagt Moderator Klaus Steinbeck aus dem Skyline-Team, das sich als Freundeskreis vor drei ■ ■ Jahren entschloss, eine Alternative zu den klassischen, eher »bedächtig-andächtigen« Gottesdiensten zu ■ entwickeln. »Topp, die Wette gilt!«, sagt er auf der Bühne ins Mikrofon. Und der Bürgermeister, einer der Wettpaten, hastet samt seinem Gemeinderat aus dem Saal, um die Ortswette zu gewinnen: Zwölf Gäste müssen aus Miehlener Wirtshäusern herausgelockt werden, um auf der Bühne »Ein feste Burg ist unser Gott« zu singen. ■ ■ Unverzichtbare Elemente eines evangelischen Gottesdienstes sind: eine trinitarische Eingangsformel, welche die Versammlung als Gottesdienst kennzeichnet und eröffnet die Rückbesinnung auf die Bibel durch eine Lesung die Auslegung der Heiligen Schrift in die aktuelle Zeit durch eine Ansprache oder Predigt Gebete, dabei auch das Vaterunser als gemeinsames Gebet der ganzen Christenheit der Segen Musik und Gesang als gemeinschaftliches Element des Gotteslobes Vielfalt Während die katholische Messe auf der ganzen Welt einem festen Ablauf folgt, gibt es in der evangelischen Tradition unterschiedliche Formen. Der Reformator Martin Luther befreite die katholische Liturgie nur behutsam von theologisch fragwürdigen Elementen und behielt sie in weiten Teilen bei. Die reformierte Tradition hat einen Gegenentwurf entwickelt, bei dem sinnliche Elemente wie Bilder, Musik und auch das Abendmahl zugunsten des gesprochenen Wortes zurücktreten. Kernstück ist dabei eine ausführliche Predigt. Wiedererkennbarkeit und Innovation Bei der Liturgie haben sowohl Wiedererkennbarkeit als auch kreative Innovationen ihren Wert. Die EKHN ist daher bestrebt, die Wiedererkennbarkeit zu fördern. Gemeinden, die ihre Liturgie überarbeiten, sollen sie auf eine von zwei vorgegebenen Kernformen hin entwickeln. Eine davon ist gemäßigt lutherisch und die andere gemäßigt reformiert. Gleichzeitig ermutigt die EKHN ihre Gemeinden, neue Formen auszuprobieren, die Menschen ohne gottesdienstliche Vorbildung besser erreichen. Alle Sinne Evangelische Gottesdienste setzen traditionell besonders auf die Wirkung des gesprochenen Worts. Allerdings sind viele Menschen längeres Zuhören nicht mehr gewohnt. Die Medien haben mit ihren vielen Bildern und kurzen Worteinheiten andere Gewohnheiten geprägt. Dem kommen viele moderne Gottesdienstformen entgegen, indem sie alle Sinne ansprechen und Erlebnismomente einbeziehen. Unterdessen predigt Pfarrer Harald Peter Fischer ohne 27 26 27 Ökumenische Notfallseelsorge im Westerwald und im Rhein-Lahn-Kreis Erste Hilfe für die Seele Unfälle und andere schreckliche Ereignisse sind schwer zu verkraften – für Betroffene, Angehörige und die Rettungsdienste. Die ökumenischen Notfallseelsorge-Dienste Rhein-Lahn und Westerwald nehmen sich seit rund fünf Jahren dieser Situation an. Die Arbeit ist nicht auf dramatische Unfallstellen beschränkt. Notfallseelsorge betreut Betroffene auch zu Hause. Seelische Heilung braucht Zeit. ein Handy und sofort weiß es jeder. Dann stehen Schlangen von Eltern da, die ihre Kinder rausholen wollen.« Die dreifache Mutter kann das gut verstehen, trotzdem müsse gewartet, jedes Kind ordentlich abgemeldet werden, sonst gelte es als vermisst. Schließlich belastet ein solcher Unfall auch die Helfer der Rettungsdienste. Auch sie brauchen jemanden, der für sie da ist, der mit ihnen die schrecklichen Ereignisse verarbeitet. »Fünf Notfallseelsorger waren das Minimum, das ich dort Notfallseelsorge haben wollte.« Notfallseelsorge entwickelt sich in der EKHN seit 13 Jahren. Seit 4 Jahren weist die EKHN dafür Stellenanteile aus. Derzeit arbeiten 15 Personen auf insgesamt 9 Stellen. Beitrag zur Menschlichkeit »Menschen brauchen Menschen«, resümiert BraunSteinebach. Das sei der Part der Notfallseelsorge. Auf die E s kam frühmorgens halb acht und ohne Vor- Rettungskräfte wirke das beruhigend. – »Wir nehmen am Einsatzort angesprochen: »Die Rettungsdienste warnung: Blitzeis. Kurz darauf ein Notruf – ein ihnen diese Bürde ab und das wissen sie auch«, bestätigt haben gemerkt, wie wichtig Stressverarbeitung ist, wenn Kleinwagen war auf einen Schulbus geprallt. Es Seelsorgerin Andrea Kuhl. Das war nicht immer so: sie ihre jungen Kräfte nicht nach ein paar Jahren wieder gab Tote und Verletzte. Die Rettungsleitstelle im »Früher hat man uns erst gerufen, wenn alles vorbei verlieren wollen.« Ergebnis steter Vertrauensbildung. Westerwaldkreis verständigte sofort Feuerwehr, war.« Erst wenn Polizei oder Notarzt merkten, sie Dazu zählen Vorträge bei der Jugendfeuerwehr, Teil- Johanniter-Unfallhilfe – und auch die Notfallseelsorge. mussten eigentlich weg, konnten aber die Angehörigen nahme an Feiern, Pressearbeit und stete Präsenz vor Ort. Zusätzlich wurde Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach, die nicht sich selbst überlassen, fiel das Stichwort Notfall- Leiterin der Notfallseelsorge-Systeme in Westerwald und seelsorge. Seit drei Jahren gehört Kuhl mit Leib und Schutzwall aus Mitgefühl Rhein-Lahn, per Handy alarmiert. Zwei Familien würde Seele zur Notfallseelsorge, im Westerwaldkreis ist sie die Andere fragten sich, wozu überhaupt Notfallseelsorge? die Todesnachricht überbracht werden müssen und einzige Ehrenamtliche. Ihren beiden Kindern, 14 und Wo doch die Nachbarschaft da sei und die große Familie ... 24 Kinder, womöglich auch deren Eltern, waren zu be- 16 Jahre alt, hat die allein Erziehende gesagt, »dass ihr »Auch so ein Landklischee«, meint die Pfarrerin, dabei treuen. Die Koordinatorin weiß: »Wir sind auf dem Land – mich unterstützt, ist euer Beitrag zur Menschlichkeit«. gebe es beides: »Städter, die allein aufs Land ziehen, und Wenn sie aus einem Einsatz zurückkommt, braucht sie Familien, die seit Generationen im selben Haus leben.« erst mal Ruhe. Anfangs gab es Diskussionen: Bereit- Und Andrea Kuhl sagt dazu mit großer Bestimmtheit: schaft bedeutete für die Kinder, die Mutter konnte sie »Wir sind nie fehl am Platz.« Das wurde ihr nach einem nicht zu irgendwelchen Veranstaltungen fahren. »Heute Einsatz klar, bei dem sie ein junges Elternpaar betreute, haben sie das akzeptiert und wollen auch wissen, was los dessen Kind gerade überfahren worden war. Oft bietet sie war. Wobei ich nicht alle Einzelheiten erzähle, aber ich an, ein Gebet zu sprechen, und auch »Menschen, die mit merke, das bringt sie zum Nachdenken.« Kirche nichts am Hut haben, sagen mir hinterher, das hat Ökumenische Notfallseelsorge ... ... Rhein-Lahn (seit 2001): 32 katholische und evangelische Notfallseelsorger, darunter fünf Laien, 24 Einsätze im Jahr 2004 ... Westerwaldkreis (seit 2000): 23 katholische und evangelische Notfallseelsorger, 60 Einsätze im Jahr 2004 Die Einsätze haben sich in den letzten beiden Jahren verdreifacht. Die Unfallzahlen sind zwar gesunken, aber der Bekanntheitsgrad ist gestiegen. Evangelisches Pfarramt für Notfallseelsorge in Westerwald und Rhein-Lahn Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach Ruhrstraße 8, 65410 Montabaur Telefon (02602) 950459, E-Mail [email protected] 28 gut getan«. Doch an jenem Tag war es anders. »Wir saßen Stressverarbeitung für Rettungskräfte lange zusammen, ohne ein Wort zu sagen. Dabei kam ich Die Sorge um das Wohlergehen der Seele ist bei den mir wie ein Damm vor, der die Gefühle eingrenzt.« Zwei Rettungsdiensten traditionell nicht sehr ausgeprägt. Wochen später sprach eine Tante des toten Kindes sie Doch in den letzten Jahren hat die Skepsis gegenüber beim Einkaufen an: »Das war so gut, dass Sie da waren. den »Psychos«, wie sie manchmal genannt wurden, ab- Dass Sie einfach dabeigesessen haben, das hätte in dem genommen. Mittlerweile werde sie aber oft schon direkt Augenblick niemand von uns gekonnt.« Projekte Notfallseelsorge und Krisenintervention sind in der EKHN flächendeckend ausgebaut, außer in den Landkreisen Offenbach, Main-Taunus und Mainz-Bingen. Die meisten der 23 Projekte werden ökumenisch getragen, einzelne von Vereinen oder Hilfsorganisationen. Ehrenamtliche Mitarbeit Es sind jeweils 15 bis 50 Personen engagiert, insgesamt zirka 600 Ehrenamtliche. Neben der Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft nehmen sie sich Zeit für Aus- und Fortbildung, Dienstbesprechungen, Supervisionen, Studien- und Kirchentage, Kongresse, Übungen sowie Sponsoring-Maßnahmen. Einsätze Die genaue Einsatzzahl wurde noch nicht ermittelt. Systeme im ländlichen Raum haben 50 bis 80 Einsätze im Jahr, städtische Notfallseelsorgen leisten 90 bis 150. Finanzielle Ressourcen Die jeweilige Finanzierung ist unterschiedlich. EKHN-Dekanate, die sich in der Notfallseelsorge engagieren, erhalten 1.500 Euro im Jahr und weitere 1.500 Euro, sofern eine halbe Pfarrstelle in das Projekt eingebunden ist. Meist leistet das jeweilige katholische Bistum einen ähnlichen Beitrag. Die weitaus höheren Kosten müssen durch Sponsoring ergänzt werden. Notfallseelsorge-Einsätze werden nicht refinanziert. Beauftragter für Notfallseelsorge der EKHN Pfarrer Andreas Mann Lutherstraße 11 65203 Wiesbaden Telefon (0611) 422673 Mobil (0170) 3292932 E-Mail [email protected] www.notfallseelsorge-ekhn.de www.notfallseelsorge.de. ■ 29 D ie Angst ist den Landwirten ins Gesicht ge- viele andere. Deren Engagement zielt auch auf fairere nachteiligten Zuckerrohrbauern benennt. Diese sind schrieben. Wenn die EU tatsächlich das tut, Handelsbedingungen auf den Weltagrarmärkten. Die gibt allerdings durchaus unterschiedlich, je nach Länder- was sie vorhat, nämlich die Preise und die es aber nur, wenn bisherige Privilegien der Industrie- situation. Die Materie ist global und sehr komplex. Produktionsquoten für Zuckerrüben drastisch staaten reduziert werden. Heincke bezieht sich auch auf biblische Prinzipien. Das Dilemma ist heikel – und die Aufgabe für Maren Gerechtigkeit ist eines davon. Dazu gehört auch Markt- 1.300 Zuckerrübenbauern in Rheinhessen ihre Existenz- Heincke schwierig. Die promovierte Agraringenieurin ist gerechtigkeit. Was zählt dieses Prinzip, wenn es um die grundlage. Doch nicht nur die Sorge treibt die etwa seit Oktober 2003 Referentin für den ländlichen Raum im eigene wirtschaftliche Existenz geht? Entschieden wird 150 Landwirte zu den drei Veranstaltungen, welche die Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. Im darüber in Brüssel und Berlin. Die EKHN ist lediglich eine EHKN über das Thema »Zwischen Zuckerrübe und Zucker- Gespräch mit den aufgebrachten Landwirten versucht sie von vielen mitverantwortlichen und mitgestaltenden rohr« in den rheinhessischen Orten Albig, Dalheim und die Gratwanderung, sich gleichzeitig für sozial und öko- gesellschaftspolitischen Partnerinnen und Partnern. Sie Flörsheim anbietet. Auch der Ärger über die evangelische logisch verträgliche Produktionsbedingungen und ange- kann aber ihre Stimme für einen Ausgleich der Interessen Kirche. Viele sind Mitglied der EKHN und fühlen sich messene Zuckerpreise in Nord wie in Süd einzusetzen. Es und nachhaltige Entwicklungsprozesse erheben. Alle von ihr schlecht vertreten. Denn die EKHN unterstützt ist leicht, Gerechtigkeit im Allgemeinen zu fordern. Schwer betroffenen Landwirte ist Walter Roth, der im Gespräch Menschen haben ein Recht, in Würde zu leben. Das muss seit Jahrzehnten Organisationen, die für bessere Lebens- ist das erst, wenn es konkret wird. mit Maren Heincke und Falk Rödelsperger, geschäfts- Ziel von Politik und Wirtschaft sein. Darauf können sich zu senken, dann verlieren viele der rund Mit Rheinhessen, der Wetterau und Südhessen führendes Vorstandsmitglied des Verbands der Hessen- auch in Rheinhessen alle einigen, die aufgewühlten Land- ländern eintreten. Dazu gehören Brot für die Welt, der liegen gleich drei große Zentren des Zuckerrübenanbaus Nassauischen Zuckerrübenanbauer e.V., darlegt, wie sich wirte und die Leute von der Kirche. Evangelische Entwicklungsdienst, Eine-Welt-Läden und in der EKHN: Über 3.100 Betriebe leben davon. Einer der die verschiedenen Seiten des Konf likts in seiner Familie bedingungen der Menschen in den Entwicklungs- ■ spiegeln. Der Landwirt hat seinen Hof in Trebur und ist Mitglied im dortigen Kirchenvorstand. Sein erster Sohn übernahm den Familienbetrieb. Sein zweiter Sohn ist Entwicklungshelfer in Kuba, wo das Zuckerrohr wächst. Brisante gesellschaftspolitische Themen Die EKHN mischt sich ein Seine Tochter ist Entwicklungshelferin in Togo. Für einen Ausgleich der Interessen An allen Abenden ist auch der Geschäftsführer des Verbandes der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer e.V., Christian Lang, anwesend. Der Verband und die EKHN stellen sich dem Problem und den betroffenen Menschen. Die EKHN folgt damit ihrem Anspruch, Glaube, Seelsorge und gesellschaftliche Mitverantwortung miteinander zu verbinden. So verweist Heincke nicht nur auf das kirchliche agrarpolitische Engagement, sondern auch auf die konkreten Hilfsangebote, welche die EKHN den betroffenen Bauern machen kann. Da gibt es die »Landwirtschaftliche Familienberatung«, die Schuldnerberatung der Diakonie sowie Seelsorgegespräche bei den Ortspfarrerinnen und -pfarrern. Die Veranstaltungen bieten den Landwirten die Gelegenheit, Dampf abzulassen. Heincke und die anderen Veranstalter, die rheinhessischen Dekanate und die Öffentlichkeitsarbeit der EKHN in Rheinhessen, hören zu. Wem gilt ihre Solidarität? Die EKHN ist organisatorisch gesehen zwar eine regionale Landeskirche, die sich vor allem um die Mitglieder, aber auch generell um die Menschen in ihrem Gebiet kümmert. Sie kann jedoch nicht als rein regionale Zuckerkonflikt in Rheinhessen Lobby auftreten. Denn theologisch gesehen steht sie in Gerechtigkeit kann wehtun der Nachfolge von Jesus Christus und ist damit Teil des weltweiten Gottesvolkes, zu dem auch die Zuckerrohranbauer auf der anderen Seite der Erdkugel zählen. Das ist die Grundlage ihres ökumenischen und ihres ent- In Rheinhessen hat sich die EKHN mitten in einen Konflikt um die notwendige Reform der EU-Zuckermarktordnung begeben. Dabei stehen die Solidarität mit ihren Mitgliedern und ihre entwicklungspolitischen Überzeugungen teilweise im Konflikt zueinander. 30 wicklungspolitischen Engagements. Deshalb gehört es zu Maren Heinckes evangelischer Redlichkeit gegenüber den rheinhessischen Landwirten, Bei Konsultationen über den Armuts- und Reichtumsbericht, den die EKHN im Jahr 2002 vorgelegt hat, bringt sie Entscheidungsträger aus Politik, Kirche und Wirtschaft ins Gespräch. Sie beteiligt sich durch ihre Zentren und das DWHN am neuen »Jahrbuch Gerechtigkeit. Kirchlicher Reichtums- und Armutsbericht«, zu dessen Herausgabe sich bis jetzt 27 Kirchen, Werke und kirchliche Einrichtungen zusammengefunden haben. Das »Jahrbuch Gerechtigkeit« wird erstmals voraussichtlich im September 2005 erscheinen und sich mit der Thema »Öffentliche Armut und privater Reichtum in Deutschland« beschäftigen. Ziel: der auseinander gehenden Schere zwischen Arm und Reich entgegenzuwirken und dadurch einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft zu leisten. Vor dem Hintergrund wachsender öffentlicher Armut bei gleichzeitig steigendem privatem Reichtum setzt sich die EKHN für ein Steuersystem ein, das ausreichende Mittel für die Finanzierung der Staatsaufgaben und der erforderlichen Infrastruktur bereitstellt und die damit verbundene Belastung nach dem Grundsatz der Leistungsfähigkeit sozial gerecht verteilt. Ziel: einen handlungsfähigen, demokratischen Sozialstaat zu erhalten. Der Forderung nach Öffnung der Geschäfte am Sonntag wirkt die EKHN entgegen. Der Handel drängt immer stärker darauf und versucht mit kleinen Schritten, etwa bei Videotheken und Waschanlagen, zum Erfolg zu kommen. Die EKHN hält an einem freien Tag für die Gesellschaft fest. Dem Schutz der verkaufsfreien Adventssonntage dient die Aktion »Advent ist im Dezember«. Bei der Diskussion um den Ausbau des Frankfurter Flughafens hat die EKHN ein regionales Dialogforum eingerichtet, auf dem die unterschiedlichen regionalen Positionen gebündelt und ausgetauscht werden. Ziel: ein friedlicher gesellschaftlicher Dialog, in dem alle Betroffenen vorkommen. An der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit wirken Einrichtungen der EKHN auf verschiedenen Ebenen mit, indem sie sich in lokalen Bündnissen für Familie vor allem für die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern und ihren Müttern und Vätern einsetzen. Ziel: eine zukunftsfähige Gesellschaft, die die gesellschaftliche Leistung von Familien anerkennt und Wertschöpfung nicht nur in betriebswirtschaftlichen Kategorien misst. dass sie auch die Interessen der nicht anwesenden, be- 31 S tädte haben in der Definition dieses Jahres- Jahr 765 in Urkunden erwähnt und war seit 1225 freie Engagement für das Gemeinwohl Zwischen Tradition und Moderne berichts zwischen 15.000 und 100.000 Einwohner. Reichsstadt. Diez wurde schon 790 urkundlich erwähnt In den Städten hat ein ausgeprägtes soziales Engagement Traditionell leben in den mittleren Städten besonders viele Außerhalb der wirtschaftlichen Ballungsgebiete und besitzt seit 1329 Stadtrechte. Weilburg wird seit 906, Tradition. Nach den Mitgliederstudien der EKD berichtet mittelständisch geprägte Menschen. Allerdings gehen die bilden sie keinen eigenen Raum, sondern sind Herborn seit 1048 in Urkunden erwähnt. Gießen erhielt mehr als die Hälfte über eine ehrenamtliche Tätigkeit. In gesellschaftlichen Veränderungen auch an ihnen nicht 1248, Herborn 1251 die Stadtrechte. den Großstädten sind dies deutlich weniger als die Hälfte. spurlos vorüber. Der Erhalt der regionalen Arbeitsplätze Die Akzeptanz des Motivs, etwas Nützliches für das Gemein- wird zunehmend schwieriger. Die Zahl der Pendler nimmt vielmehr Knotenpunkte in einem Netz wirtschaftlicher und sozialer Beziehungen. Viele haben eine lange und bedeut- Auch wenn einzelne Städte regional miteinander same Tradition als Stadt, deren historische Bedeutung den verflochten sind, so haben sie doch jeweils eine eigene wohl zu tun, ist in den Städten am höchsten. Ein Drittel zu. Damit wird auch die wirtschaftliche, bürgerschaft- heutigen Großstädten nicht nachsteht oder ihnen gar Tradition ausgebildet und sind individuelle Zentren des der Befragten stimmt hier am stärksten zu. liche und kirchliche Situation der Städte nicht gerade überlegen ist. So wird etwa Oppenheim bereits seit dem lokalen engagierten Bürgersinns. Das belegen empirische Die überall rückläufige Zahl der Kindertaufen ist ein Spiegelbild der insgesamt deutlich gesunkenen Geburtenrate und weniger der Ausdruck einer gestiegenen Distanz gegenüber der Kirche. Am stabilsten ist die Zahl in den Kleinstädten, in denen besonders viele Familien leben. Kindertaufen leichter. So stehen die Städte, ihre Einwohner und ihre Untersuchungen: So führt ein Viertel der EKHN-Mitglieder Vernachlässigte Städte Kirchengemeinden heute in einer Spannung: Auf der einen in den Städten einen »bürgerlich-traditionalen« Lebens- Die starke Anziehungskraft des Ballungsraums Rhein-Main Seite gibt es oft eine lange und große Tradition, die sie Überblick Seite 11 stil. In den Großstädten tut dies kaum jeder Zehnte. Genau verstellt leicht den Blick auf die vorherrschende plurale bewahren wollen. Auf der anderen Seite verändern die Land Seite 14 umgekehrt verhält es sich mit dem »karriereorientierten« Raumstruktur mit ihren vielen kleinen Mittelpunktstädten, modernen Rahmenbedingungen der mobilen und zunehmend Großstadt Seite 44 Lebensstil, dem sich jeder vierte Großstädter und nur die das Kirchengebiet der EKHN in weiten Teilen prägt. ökonomisch dominierten Gesellschaft die Lebenssituation Ballungsraum Seite 58 jeder zehnte Kleinstädter zurechnet. Als Teil der Jugend- Es gibt also kein eigentliches Zentrum, dem ökonomisch massiv. kultur begreift sich in der Großstadt jeder Fünfte. In den wie sozial eine Vorreiterrolle eingeräumt wird und auf das kleineren Städten tut dies nur jeder Zehnte. sich dann der Rest des Territoriums bezieht. Zu betonen ■ ist die Pluralität des Gebiets, mit seinen je eigenen 30 [Zahl pro 1.000 Mitglieder] Lebensentwürfen. Die relative Autonomie der einzelnen Städte macht diese Vielfalt im Raum besonders sichtbar. 20 Stadt : Land : ■ Mittelwert : ■ Großstadt : ■ Ballungsraum : ■ 10 ■ 0 1951 2004 10,4 8,4 7,9 6,7 5,7 Kirche in der Stadt Wo Tradition und Bürgersinn gepflegt werden 32 33 Landesposaunentag in Gießen-Kleinlinden Unüberhörbar evangelisch Trompeten- und Posaunenmusik sind ein Markenzeichen der evangelischen Kirche. In der EKHN wird sie mit einem eigenen Netzwerk gefördert. Von manchen als traditionell angesehen, kommt die evangelische Trompetenmusik heute frisch und jung daher, und mit starkem Nachwuchs. Über 800 Musikerinnen und Musiker aus dem gesamten Kirchengebiet kamen am 9. und 10. Oktober 2004 zum ersten Landesposaunentag seit zwölf Jahren zusammen. Schauplatz war Gießen-Kleinlinden, denn der gastgebende Posaunenchor feierte seine 150-jährige erfolgreiche Arbeit. Kunkel an und mit einem Mal swingt der Kirchplatz. Die Zuhörer wippen mit zu jazzigen Rhythmen, einige schnipsen mit den Fingern. Kunkel, einer von drei Landesposaunenwarten der EKHN, hat im Laufe der Jahre seine Liebe für den Jazz entdeckt und sieht viele Gemeinsamkeiten mit der alten Musik: »Ein fünfstimmiges Monteverdi-Chorstück kann ebenso mit Groove musiziert werden wie die Transkription einer Bach’schen Fuge.« Posaunenmusik Hierarchien zählen nicht 34 300 takt zu einem Wochenende mit einem bunten Programm: hervorragend für die Kirche begeistern könne. »Die Workshops von Jazz bis Klassik gehören ebenso dazu wie Gottesdienste werden auf diese Weise jünger«, hat der davon Christlicher Verein junger Menschen, Bund Christlicher Posaunenchöre Deutschlands e.V. (freikirchlich), Gnadauer Verband ein Konzert mit dem renommierten Ensemble German Ingenieur aus Friedberg festgestellt. Mitglieder ca. 4.500 davon weiblich ca. 1.500 präsident Prof. Dr. Peter Steinacker. Vor allem aber gibt Jugend spielt es ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern: Der gast- Das belegen nicht zuletzt die vielen jungen Musikerinnen gebende Posaunenchor Kleinlinden hat 150. Geburtstag. und Musiker, die dabei sind. Der neunjährige Micha ist m frühen Samstagnachmittag ist der Platz Horst Schopbach, Vorsitzender des Posaunenwerkes der einer von ihnen. Er freut sich darauf, beim Abschluss- vor der Kirche in Kleinlinden normalerweise EKHN, würdigt den Chor als »aktives und mittragendes gottesdienst das erste Mal in der Kirche musizieren zu ein ruhiger, beschaulicher Ort. Heute ist es Element in der Gemeindearbeit im Bezirk Oberhessen«. Es dürfen. Dafür ist er bereit, »richtig zu üben«. Mit seinen anders. Menschen mit schwarzen Koffern sei hier hervorragend gelungen, ein vor 150 Jahren aus- Freunden Nico, Niclas, Maximilian und Kevin ist er aus suchen sich Standorte und schon bald ist gebrachtes Pf länzchen zu pf legen und zu bewahren. Lauterbach-Wallenrod nach Kleinlinden gekommen. der Platz mit Notenständern voll gestellt. Immer mehr 350 davon im Posaunenwerk der EKHN organisiert wie Jugendliche, die man durch die Posaunenarbeit Brass und ein festlicher Bläsergottesdienst mit Kirchen- A Posaunenchöre insgesamt Für die Hobbymusiker ist das Open-Air-Konzert der Auf- Die 20-jährige Eva Lorenz ist stolz darauf, dass Gespannt fiebern die Jungs dem Jungbläser-Workshop 50 Die Teilnahme an den Nachwuchslehrgängen ist seit 1997 auf das 2,5 bis 4-fache gestiegen. Drei Ensembles bieten musikalisch besonders anspruchsvolle Musik: Blech Pur, Brass On, BiHuN (Bläserkreis in Hessen und Nassau). Die Chöre sind zum Posaunenwerk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EPHN) zusammengeschlossen, das sie untereinander vernetzt sowie durch Aus- und Fortbildung fördert und unterstützt. Das EKHN-Gebiet ist in 6 Posaunenbezirke eingeteilt, die im Wesentlichen den Propsteigrenzen entsprechen. Je 2 davon werden von den 3 hauptamtlichen Landesposaunenwarten betreut. Die meisten Chöre vor Ort werden ehrenamtlich geleitet. Dem Posaunenwerk steht der Landesposaunenrat vor. Es ist Mitglied im Evangelischen Posaunendienst in Deutschland e.V. (EPiD). Posaunen, Trompeten, Hörner und Tuben funkeln in der ihr Chor »der allererste in Hessen war«. »Heute sind viele entgegen, der kurzerhand in vier Gruppen aufgeteilt Herbstsonne. Dann ist es soweit: »Allein Gott in der Höh’ junge Gesichter unter den Mitgliedern«, weiß ihre werden musste, da sich 110 Kinder angemeldet hatten – sei Ehr’«, tönt es aus hunderten von Instrumenten und Mitstreiterin Birte Lenz. Sie ist seit über 25 Jahren dabei weitaus mehr als erhofft. Und das ist kein Zufall, sondern aus vielen Fenstern gucken verdutzt die Anwohner. Ein und auch ihr Vater machte hier Musik. Eine offene Art ist Trend. »Posaunenarbeit ist ein wichtiger Teil der Jugend- passender Auftakt für ein Bläsertreffen, denn Musizieren für die 36-Jährige das Markenzeichen von Posaunen- arbeit«, erklärt Volker Truschel, »in den letzten fünf zum Lobe Gottes ist Tradition der Posaunenchöre. Der bläsern. Volker Truschel aus Büdingen kann das nur be- Jahren haben sich die Jungbläser-Anmeldungen verdrei- hohe Stellenwert der Kirchenmusik reicht zurück bis an stätigen: »Man ist sofort in der Gruppe drin, Positionen facht.« Für die Kirchenmusik sei der Bereich bereits seit Zuschuss EKHN 2004 33.000 den Anfang der Reformation. Damals waren Kirchenlieder und Berufe spielen keine Rolle, die Hierarchien sind langem der größte Zuwachsbringer. Sonderzuschuss für Landesposaunentag 22.540 Die imposante Kinderschar bekommen die nicht nur Ausdruck persönlicher Frömmigkeit, sondern aufgehoben und alles konzentriert sich auf die Musik«, auch geistliche Parolen. In dieser Tradition haben große erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Posaunen- Organisatoren dank der vielen Ehrenamtlichen in den Komponisten wie Paul Gerhardt, Johann Sebastian Bach werks. Thilo Schulz (35) imponiert »die Gemeinschaft Griff. Einer von ihnen ist Thomas Lach. Der 27-jährige und Felix Mendelssohn-Bartholdy geistliche Musik für von allen Altersgruppen, die man so sonst kaum irgend- Referendar empfindet das Trompete-Blasen als eine ihre Zeit komponiert. In Gießen stimmt Dirigent Johannes wo findet.« 70- bis 80-Jährige seien ebenso bei der Sache »besonders schöne Form von Gemeindearbeit«. In Klein- Finanzen Chorbeitrag der Aktiven [Euro] 30 (je zur Hälfte an EPHN und EPiD) sowie Personalmittel im Zentrum Verkündigung www.posaunenwerk-ekhn.de www.blech-pur.de www.epid.de www.diedreiposaunen.de Posaunenwerk der EKHN im Zentrum Verkündigung Markgrafenstraße 10 60487 Frankfurt Telefon (069) 71379-0 35 Seelsorge in der Abschiebe-Haftanstalt Ingelheim [Landkreis Mainz-Bingen] Hilfe für Unerwünschte Sie sitzen mehrere Monate in Haft, bevor sie abgeschoben werden. Pfarrer Friedrich Vetter kümmert sich um die Häftlinge in der Abschiebehaft in Ingelheim. Seelsorge heißt für ihn, Menschen in Not zu begleiten. D Kirchenmusik er ägyptische Gefangene spricht über Telefonkarten und über David aus der Bibel, der zu Gott wie zu einem Freund redet. Er ist aus seiner Zelle ins Zimmer von Seelsorger Friedrich Vetter gekommen, um mit ihm zu sprechen. Vor zehn Jahren f loh er aus Ägypten, weil ihm Kirchenmusik ist ein wichtiger Teil der evangelischen Tradition schon seit der Reformationszeit. Dazu gehören vor allem die Orgel-, Chor- und Posaunenchormusik in den Gemeinden. Zu ihren Aufgaben zählen unter anderem die Mitwirkung im Gottesdienst und bei Gemeindeveranstaltungen, missionarische und diakonische Einsätze in Krankenhäusern oder Altenheimen und die Mithilfe bei der Einführung neuen Liedguts. Das Gesamtkonzept umfasst zum einen flächendeckende Angebote im Rahmen der Gemeindearbeit und zum anderen einige Zentren für konzertante, hoch qualifizierte Musik. vorgeworfen wurde, als Christ zu missionieren, worauf die Todesstrafe steht. Mit Visum floh er nach Deutschland. Als es abgelaufen war, beantragte er Asyl. – Abgelehnt. Nur miteinander klingt’s Nun soll er nach Ägypten zurück. Doch erst wenn die Im Nebenraum des Gemeindehauses gibt Miriam Appel aus ägyptische Botschaft Papiere ausstellt, kann er abge- Alsfeld ihre Erfahrungen weiter. Zusammen zu spielen schoben werden. Die Situation ist in der Schwebe, der symbolisiert für sie, »dass wir in der Kirche keine Einzel- Gefangene hofft, bleiben zu können. »So etwas kann zer- kämpfer sind«. Die 23-Jährige möchte das auch die mürben«, sagt Friedrich Vetter. »Ich persönlich bin Erwachsenenchöre 580 Kinder spüren lassen, denn: »Wenn man gegeneinander gegen Abschiebehaft. Mit einer guten Beratung und Kinder- und Jugendchöre 204 spielt, kommt nur Chaos raus, hört man aber aufeinander, Förderung zur Rückkehr wäre sie meist entbehrlich. Aber Posaunenchöre 298 klingt es harmonisch.« Events wie der Landesposaunen- da die Abschiebehaft existiert, muss es Menschen geben, tag vermitteln allen das Gefühl, zu einer großen Gemein- die den Häftlingen helfen.« Mitglieder Konzerte Teilnehmer/-innen ca. 4.000 3.961 360.451 schaft zu gehören. Jeden Tag fast 22 Stunden in der Zelle In der alten Kirche geht es derweil um einen Kirchenmusiker/-innen Vollstellen für Kirchenmusiker/-innen gesamt 118,5 davon A-Stellen (abgeschlossenes Musikstudium) B-Stellen (mindestens Fachhochschulabschluss) 30 88,5 »wunderbaren Komponisten geistlicher Musik«, wie Work- Nach Meinung staatlicher Stellen besteht bei den Häft- shop-Leiter Jan Eich einleitet. Über 50 Musikerinnen und lingen die Gefahr des Untertauchens, was Pfarrer Fried- Musiker lauschen gespannt seinen Ausführungen zu rich Vetter allerdings in vielen Fällen bezweifelt. Inder Leben und Werk von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dann etwa bekommen fast nie Papiere, nach sechs Monaten nebenberufliche Kirchenmusiker/-innen ca. 2.000 wird es ernst: Bläserversionen aus dem bekannten seien sie wieder frei und würden geduldet. »Warum davon Organist(inn)en ca. 1.200 Oratorium »Elias« sollen eingeübt werden. Eich, von müssen sie bis dahin im Gefängnis leben?« Zu zweit Beruf Solotrompeter an der Oper Hagen, teilt Noten aus befinden sich die Gefangenen in den Zellen, viele von und dirigiert mit dem Taktstock ein Orchester, das heute ihnen 21 bis 22 Stunden am Tag. Unterbrochen nur von zum allerersten Mal zusammenspielt. Mit Gelassenheit Hofgang, Tischfußball oder Tischtennis. Auch kleinere und einer großen Portion norddeutschem Humor nimmt’s Arbeiten sind manchmal möglich. Am Samstag kommt der Profi, wenn’s bei den Laien zunächst mal schräg knapp die Hälfte der Insassen zum Gottesdienst, Menschen klingt. Doch dann, nach einer erstaunlich kurzen Zeit, aus vielen Nationen beten miteinander. »Gott ist nicht linden sitzen nun knapp 30 Kinder um ihn herum. Er gibt schallt die Musik Mendelssohns von einem mehr- nur Vater der Deutschen, sondern aller Menschen«, sagt Anweisungen und die Mädchen und Jungen lernen, wie stimmigen Bläserchor so kraftvoll und harmonisch durch der Pfarrer. Die Gefangenen lesen aus der Bibel in ihrer die gleiche Tonfolge völlig verschieden klingen kann, je die Kirche, dass so mancher Zuhörer verblüfft ist ob der jeweiligen Sprache. Manche rezitieren Koranverse. Im nachdem, wie man sie auf dem Instrument bläst. »Nicht Lernfähigkeit dieser Freizeitmusiker. Bläserin Cecilia christlichen Gottesdienst? Friedrich Vetter sagt einen so abgehackt, sondern f ließend« – immer wieder macht Reiner (50) aus Staufenberg bringt auf den Punkt, was Satz, der in dieser computergesteuerten, hochmodernen es Lach selbst auf der Trompete vor. Die neuen Lieder viele hier verspüren: »Bei dieser Musik zum Lobe Gottes Schließanlage mit 150 Plätzen, hinter Stacheldraht und sollen die Kinder dann zu Hause weiterüben können. bekomme ich ein absolutes Gänsehaut-Gefühl ...« davon Chorleiter/-innen ca. 800 ■ Betonmauern nicht eine Spur naiv klingt: »Wir sind für alle offen.« 36 37 Kirchlich-diakonisches Engagement für Flüchtlinge Beispiele aus den Regionen Abschiebehaft kann die Ausländerbehörde beim Amtsgericht beantragen, wenn die betreffende Person ausreisepflichtig ist und ein begründeter Verdacht auf Nichtbefolgung besteht. Dagegen kann beim Amtsgericht und danach beim Landgericht Beschwerde eingelegt werden. Kirchengemeinden öffnen sich für Flüchtlinge In der Abschiebe-Haftanstalt in Ingelheim werden Personen Viele Flüchtlinge, auch solche, deren Asylgesuch abgelehnt aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland untergebracht, die wurde, leben schon lange in den Gemeinden. Sie haben sich nicht nach unseren Strafgesetzen strafbar gemacht Kontakte zu evangelischen Kindergärten, zu Angeboten haben, sondern lediglich der Aufforderung zur Ausreise der Jugendarbeit und besuchen die Gottesdienste. So nicht nachgekommen sind. Der Caritas-Verband für die gehören in Roßdorf bei Darmstadt Iraner, die als Flücht- Diözese Mainz und das Diakonische Werk in Hessen und linge hierhergekommen sind, zum aktiven Gemeindeleben. Nassau (DWHN) engagieren sich dort seit drei Jahren, in- Für sie gibt es dort einen Bibelkreis in ihrer Sprache. dem sie eine unabhängige Beratungsstelle über Kollekten- Andere Gemeinden haben Flüchtlingshilfen gegründet, in mittel finanzieren, kostenlose Rechtsberatung anbieten denen Flüchtlinge betreut und zum Teil auch untergebracht und einen Fonds zur Verfügung stellen, um Klagen gegen werden. die Inhaftierung zu ermöglichen. Projekt »Illegalität in Frankfurt« Wohnheim in Grävenwiesbach In Frankfurt hat der Evangelische Regionalverband zu- Die Gesellschaft für Diakonische Einrichtungen, Mitglied sammen mit dem DWHN eine wissenschaftliche Unter- im DWHN, bietet in Grävenwiesbach Wohnraum für Flücht- suchung »Zur Situation von Menschen ohne aufenthalts- linge und Aussiedler an. Eine Sozialarbeiterin und der rechtlichen Status« in Auftrag gegeben und koordiniert ehrenamtliche »Freundeskreis« helfen bei der Integration. ein Netzwerk von Beratungsstellen und Hilfesystemen Seelsorge umfasst viele Nöte voll hält. »Wenn wir Menschen am gesellschaftlichen Seit 1990 ist Vetter in der Asyl- und Flüchtlingsarbeit Rand nicht helfen, verraten wir unseren Glauben.« Ihm Dekanat Kronberg aufwändige Sicherung der EU-Außengrenzen haben die tätig, 2001 wurde er Seelsorger in der neu errichteten seien die Jesus-Worte wichtig: »Was ihr einem unter den In Anbindung an die Kirchengemeinde in Kelkheim und an offiziellen Flüchtlingszahlen auf das Niveau von 1988 Abschiebehaft in Ingelheim. Seelsorge versteht er als Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.« »So das Kreis-Sozialbüro berät ein Sozialarbeiter Flüchtlinge gedrückt. Zugleich nimmt die Zahl derjenigen zu, die eine sehr umfassende Hilfe. »Alle Nöte gehören dazu.« Er etwas kann ich nicht laut im Gottesdienst lesen, ohne und Migrantinnen und Migranten in sozial- und ausländer- ohne Aufenthaltsrecht in Deutschland leben. Ihnen prüft, wo Aussicht auf Freilassung besteht. Hat jemand auch danach leben zu wollen.« In Kirchengemeinden rechtlichen Fragen. Er organisiert »Runde Tische« und regel- werden grundlegende Menschenrechte vorenthalten: ein deutsches Kind, stehen die Chancen gut. Die meisten stößt er manchmal auf »große Informationslücken«. Er mäßige Absprachen mit Behörden, um eine Vertrauens- etwa gesundheitliche Versorgung, Schulbesuch und ein Häftlinge allerdings werden abgeschoben. Leid ver- fühlt sich dennoch gut eingebunden. Er wird zu Vorträgen basis für gegenseitigen Respekt zu schaffen und Lösungen gerechter Lohn. ringern könne man trotzdem. Auch dank seines Ein- eingeladen, um zu informieren, ehrenamtliche Seel- für Einzelfälle zu erleichtern. tretens wurde erreicht, dass auf manchen Fluren die sorgerhelfer musizieren in Gottesdiensten. Zu Ostern Zellentüren geöffnet werden. »Da ist man nicht mehr basteln Menschen aus umliegenden Gemeinden Nester für für »Illegale«. Die verschärften Asylgesetze und die Kirche als Anwalt für Flüchtlinge Ein ganzheitliches Verständnis der Seelsorge an FlüchtSeelsorgedienste lingen umfasst neben der individuellen Zuwendung auch ganz so eingesperrt.« Es gibt auch Freudenbotschaften. die Gefangenen, in denen Zigarettenpäckchen und Telefon- Wenn jemand mit Angst vor Folter ausreist, diese dann karten liegen. »Die Kirche stützt mich, ich fühle mich aber nicht zur Realität wird. »Ich atme tief auf, wenn nicht abgeschoben«, sagt der Seelsorger für Abschiebe- jemand anruft und sagt: ›Ich bin gut angekommen. häftlinge. Altenheime Pfarrstellen Gemeindepädagogenstellen »Segne mich, erweitere mein Gebiet« Asylbewerber/-innen Pfarrstellen Gemeindepädagogenstellen 1,0 1,75 Behinderte Pfarrstellen Gemeindepädagogenstellen 4,5 1,0 1,0 beachteten Bericht »Verantwortung für traumatisierte 5,16 Flüchtlinge« vorgelegt, der beim Interkulturellen Beauf- Spezialseelsorge-Dienste für ... Niemand hat mich in den Kontrollen aufgehalten‹.« Die Angst vor Folter treibt in Ingelheim viele um. [Stellen] Manchmal sind es auch die Gefangenen selbst, die ihm sagt Friedrich Vetter. Nur lasse sich nicht beweisen, dass Kraft geben für seine Arbeit. Von ihnen könne eine genau dieser bestimmte Gefangene gefoltert werden besondere Stärke ausgehen – wie von jenem ägyptischen Flughafenpersonal und -gäste Pfarrstellen wird. Also wird abgeschoben. Wie verkraftet man persön- Gefangenen, der zu ihm zur Beratung gekommen ist. Sprach- und Gehörgeschädigte Pfarrstellen lich die ständige Begegnung mit solchen Schicksalen? Friedrich Vetter hört einfach nur zu, gibt auch gezielte, »Ohne professionelle Distanz könnte ich nicht arbeiten.« praktische Tipps. Der Gefangene lacht zwischendurch, Krankenhäuser, Kur, Hospiz Pfarrstellen Gemeindepädagogenstellen Regelmäßige Supervision hilft ihm. Wenn die Verzweif- spricht kurz darauf von seinen Ängsten, hat Tränen in Notfallseelsorge Pfarrstellen 8,98 lung Gefangene in den Hungerstreik treibt oder sich den Augen. Gebeugt sitzt er auf seinem Stuhl, richtet jemand die Pulsadern aufschneidet, ist auch Friedrich sich mit einem Mal auf und sagt: Nichts gebe ihm so sehr Polizei Pfarrstellen 2,5 Vetter an seinen Grenzen angelangt. Kraft wie das Gebet. »Wann hilfst du mir? Warum bist du Schausteller/-innen und Marktleute Pfarrstellen 1,0 0,75 1,0 so weit weg?« Dieses Gebet von David habe er am Morgen Schwerhörige Gemeindepädagogenstellen »Ich fühle mich nicht abgeschoben« in der Bibel gelesen. Und Gott habe David geholfen. Die Sehbehinderte und Blinde Gemeindepädagogenstellen Er wird dennoch immer wieder in das Abschiebegefängnis Fenster des Beratungszimmers des Seelsorgers sind ver- gehen, das am Rand von Ingelheim, direkt neben der gittert. An der Wand hängt ein Plakat, darauf ein Gebets- weil er seine Arbeit christlich gesehen für höchst ehren- Strafgefangene und Gefängnisbedienstete Pfarrstellen Telefonseelsorge Pfarrstellen Ruf aus der Bibel: »Segne mich, erweitere mein Gebiet.« ■ die sozialpolitische Anwaltschaft. Sie ist dort wahrzunehmen, wo Strukturen und gesetzliche Vorgaben zu uner- 15,0 7,5 »Dass in manchen Ländern gefoltert wird, ist bewiesen«, Autobahn, gebaut worden ist. Er will es auch nicht anders, 38 Ökumenisches Projekt in Ingelheim träglichen Härten für Flüchtlinge führen. Ein Beispiel hierfür ist die Arbeit der vom DWHN eingesetzten Kommission »Abschiebung kranker Flüchtlinge und ethische Verantwortung« unter dem Vorsitz des ehemaligen hessischen Innenministers Gerhard Bökel. Im Juni hat sie ihren viel tragten kostenlos bestellt werden kann. 64,0 19,25 12,5 4,5 Interkultureller Beauftragter der EKHN und des DWHN Pfarrer Andreas Lipsch Ederstraße 12 60486 Frankfurt Telefon (069) 7947226 E-Mail [email protected] 39 E in Mann, der täglich seine Frau im Rollstuhl frömmigkeit haben zueinander gefunden. Da ist was ge- durch die Stadt schiebt, steht ganz vorne, wachsen in den Kirchengemeinden. Es waren gerade die direkt hinter der Polizeikette. »Gehen Sie doch Frommen, die aktiv dabei waren.« besser nach hinten, das ist zu gefährlich hier«, gibt ihm Pfarrer Matthias Ullrich zu bedenken. Alt und Jung kamen zusammen Er aber sagt, mit Tränen in den Augen: »Die wollen doch Über 80 Prozent der Bevölkerung sind evangelisch. Die auch meine Frau weghaben, deswegen stehe ich hier.« Gottesdienste sind gut besucht. Die Frömmigkeit in Die, das sind rund 450 Neonazis, allesamt von außerhalb, Gladenbach beruht auf dem Pietismus und auf evangelikalen kein Einziger ist in Gladenbach zu Hause. Sie hatten Wurzeln, die der Politik eher fern stehen. Gleichwohl gab angenommen, Gladenbach wäre ein günstiges Pf laster für es nur wenig Irritation über das politische Engagement. eine Demonstration gegen die Verurteilung einer rechts- Von Anfang an wirkte die Kirche »meinungsbildend«, radikalen Musikgruppe in Berlin. Die Bürgerinnen und findet Ullrich. Eindeutig und geschlossen bekundeten Bürger würden es hinnehmen oder gar begrüßen. Doch Dekanatssynodalvorstand, Pfarrkonvent und Kirchen- da hatten sie sich geirrt. Beim ersten Aufmarsch der Neo- vorstände ihre Haltung: Bei einem Neonazi-Marsch im nazis stellten sich ihnen überwiegend linke Autonome April läuten in den Kirchen der Region die Glocken und von außerhalb entgegen und sorgten für die übliche rufen zu Friedensgebeten. Der Bürgeraufruf wurde ein- Konfrontation. Ab dem zweiten Mal übernahmen die stimmig unterstützt. Es wird intensiv diskutiert. Alt und Bürgerinnen und Bürger auf ihre Weise den Widerstand. Jung kamen zusammen zu Gesprächen über Fragen wie: Sie folgten dem Bürgeraufruf »Gladenbach ist bunt – »Wie war das in den 30er-Jahren?« »Warum habt ihr nicht braun!«, der im Frühjahr 2004 für Toleranz, Demo- damals alle ›Sieg Heil!‹ gerufen?« 70- bis 80-jährige kratie und Menschenwürde warb und zu dem sich 2.400 Christen, die vorher noch nie demonstriert, aber die NS- Bürgerinnen und Bürger öffentlich bekannt haben. Ver- Zeit noch erlebt hatten, vor allem Frauen, erinnerten antwortlich für diesen Aufruf zeichnet Pfarrer Ullrich, sich an Parolen wie »Die Straßen frei den braunen der die nachhaltige Wirkung des Aufrufs so zusammen- Bataillonen« und sagten: »Das wollen wir nicht wieder Bürgerbewegung von unten Der Himmel öffnete sich fasst: »Bürgerschaftliches Engagement und tiefe Herzens- erleben.« Erfolg hatte die Bürgerinitiative, weil sie nicht aus dem Am 17. Juli 2004 waren rund 100 Neonazis aus ganz Bauch heraus ins Blaue hinein plante, sondern strategisch Deutschland auf dem Weg nach Gladenbach. Seit 11 Uhr Schüler, Politiker, Geschäftsleute und Gewerkschafter aus ref lektiert, was zu tun ist. Auf der institutionellen Ebene hielten die Gladenbacher mit einem Fest dagegen: Rock- der ver.di-Bundesschule am Ort, nahmen die Bedrohung arbeiteten die Stadt, Ordnungsbehörden, Kirchen, bands, eine volkstümliche Combo, Kinderchöre traten zum Anlass, grundsätzlich zu ref lektieren: »Welche Schulen und der Gewerbeverein zusammen. Parallel auf, bei strahlendem Sonnenschein. Kurz vor zwei, als öffentliche Kultur, welches Klima wollen wir in dieser wirkte eine Bürgerbewegung von unten. Ihr Treffpunkt der einschlägig bekannte Neonazi Christian Worch rief: Stadt? Wie leben wir hier zusammen? Ausländer und war der Welt-Laden, den evangelische und katholische »Wir marschieren los«, verdüsterte sich der Himmel und Deutsche? Junge und Alte? Behinderte und Nicht- Kirche gemeinsam betreiben. Immer wurde alles stark nach einem gewaltigen Donnerschlag ging ein Wolken- behinderte?« Behinderte gehören zum Stadtbild, denn vernetzt. Das Spektrum der Aktiven reichte über alle bruch wie selten hernieder, begleitet von einem krachenden ein Zentrum junger Körperbehinderter hat hier seinen Lager hinweg und die Kirche erfuhr neue Wertschätzung: Gewitter. Niemand hörte auf die Neonazis, die wurden Ort. Das Gymnasium ist Europa-Schule mit Partner- Der Alt-68er und humanistische Atheist lernt Pfarrer und alle triefnass. So im Regen stehen gelassen, hatten sie schaften auch zu Israel und Tansania. 15 von hundert Kirche neu schätzen und linksalternative Intellektuelle die Nase voll. Der Wolkenbruch dauerte eine Dreiviertel- Kindern sind ausländischer Herkunft. Jetzt bezieht es aus einem Ökodorf waren plötzlich alle im Gottesdienst, stunde, dann schien wieder die Sonne. Ein Rundfunk- die Themen in den Unterricht ein. als ein Bischof aus Tansania predigte. reporter schloss seinen Bericht mit den Worten: »In Gladen- Die Träger der Bürgerinitiative, Pfarrer, Lehrer, bach wird eben viel gebetet.« Die Doppelstrategie griff Um nicht in taktische Fallen zu stolpern, nahm die Initiative » Wir arbeiten weiter« Front gegen Neonazis in Gladenbach [Landkreis Marburg-Biedenkopf] Kontakt zu Städten mit einschlägigen Erfahrungen auf. Die Neonazis haben Gladenbach inzwischen aufgegeben, Bunte Allianz gegen braunen Aufmarsch Erfolgreich war eine Doppelstrategie: den Rechten die hier aber legt man die Hände nicht wieder in den Schoß, kalte Schulter zeigen und gleichzeitig ein buntes Fest wie Pfarrer Ullrich kundtut. »Wir wollen Aufklärung und feiern. – So zogen im April etwa 450 Neonazis durch Wertebildung als andauernden Prozess. Wir arbeiten menschenleere Straßen, in denen an den Häusern alle weiter, hin zu einer offenen Zivilgesellschaft.« Eine Holo- Rollos geschlossen waren. Derweil hielten Bürger feiernd caust-Ausstellung, die Schule und Kirche organisieren, den Markt besetzt. Die Kirche war mit Gebeten und Musik eine Diskussion mit Aussteigern aus der Neonazi-Szene präsent, die Menschen hier bildeten einen Ring und und die Einladung dreier ehemaliger Zwangsarbeiter aus sangen einen Friedenskanon, die ganze Zeit, immer Polen und Ungarn gehören dazu. Dafür wird ein Teil des wieder, während die Neonazis demonstrierten, und diese Geldes aus dem Preis verwendet, mit dem die Bundes- Zeit dauerte zwei Stunden. Eine Bürgerin schwärmte: stiftung für Toleranz und Demokratie die Gladenbacher »Kirchenmusik ist ja was Wunderbares, sogar hier auf Initiative ausgezeichnet hat. Fünf Mal binnen eines halben Jahres wollten Neonazis das mittelhessische Gladenbach zur »braunen Stadt« machen. Doch wann immer sie kamen, und jedes Mal mit mehr Anhängern, standen die Bürgerinnen und Bürger erfolgreich gegen sie auf. Eine treibende und verbindende Kraft dieses Widerstands war die evangelische Kirche in der Region. 40 dem Marktplatz.« ■ 41 Arbeitskreis Brot für die Welt in Bad Nauheim [Wetteraukreis] und Deutsch, »und da konnte man was tun.« Das dachte puter-Modell die Tulpen auch in diesem Jahr zum Schrift- Fünf Männer gegen die Not in der Welt sich auch Pfarrer Dieter Ruhland. Aller guten Dinge sind zug Brot für die Welt gedeihen lässt, zieht leise und vor- drei – und ihr Engagement steckte an. sichtig ein »nur ganz persönliches« Resümee. Skeptisch Seit über 40 Jahren sammelt der Arbeitskreis Brot für die Welt in Bad Nauheim Spenden. Jahr für Jahr und mit immer neuen Ideen, bei denen nicht nur Herbert Wehners Pfeife und der größte Streuselkuchen der Welt eine Rolle spielen. Und unter dem Strich sind dabei fast 350.000 Euro zusammengekommen. sei er, ob ihre Arbeit nachzumachen, ob ein Transfer Raus auf die Gasse möglich sei. Denn hier hätten sich in wunderbarer Weise »In den Schulen haben wir Kollegen gewonnen, Eltern eine Handvoll Männer zu diesen »individuellen Aktionen haben mitgemacht, Leute und Einrichtungen aus der zusammengefunden«. Es sind immer konkrete Menschen, Gemeinde und bis zu 120 Schüler und Kinder und mehr.« die der Kirche ihr Gesicht geben. Die waren nötig, denn ihre Begeisterung trug noch so Und auch Günter Simon und Rainer Kreutz ver- manche verrückte Idee fürs Geldeintreiben aus. So, als leihen ihrer Nachdenklichkeit Ausdruck. Das Elend, der 1982 über 400 Zentner Äpfel gesammelt und zu 17.000 Tod und die Verzweif lung, die sie einst ihren Schülern Flaschen versaftet wurden. Erlös mit anderen Aktionen in mit Anteilnahme und sensibel nahe gebracht hätten, seien diesem Jahr: rund 26.000 Mark. »Die Schüler hatten heute durch Gewohnheit längst Medienalltag. So gewöhn- einen solchen Spaß an der Aktion, dass man sie selbst bei lich wie die Lieblingssendung am Vorabend. »Wer fühlt Regen nicht mehr von der Gasse bekam.« Und auf die sich da noch wachgerüttelt und angestoßen, was zu tun?« Gasse musste man, wenn man gute Ideen unters Volk bringen wollte: Selbstgemachtes von Erbsensuppe bis Zum Nachmachen Kirchenpostkarten, indische Engel aus Bananenfasern Die Projekte des Arbeitskreises sind – zur Nachahmung oder den mit 45 Quadratmetern größten Streuselkuchen empfohlen – in einer Broschüre zusammengefasst worden. der Welt. Unter dem Titel »Im Pfarrhaus riecht’s nach Äppelwoi« kann sie zum Preis von 1,50 Euro im Zentrum Ökumene Fritz Walter stiftet Schlappen Unter den Versteigerungshammer kam von Prominenten bestellt werden. Wer die Ideen aufgreifen möchte, findet in Rainer Gestiftetes – unter anderem eine von Herbert Wehner Kreutz einen erfahrenen Berater, der hilft, manche Fehler angeknabberte Pfeife, Fußballschuhe von Fritz Walter, zu vermeiden und zu einem guten Erfolg zu kommen. ■ Schenkungen von Giscard d’Estaing und Präsident Sadat, ein Fächer aus Hiroshima oder die Federzeichnung aus Jerusalem. Eine der letzten Aktionen: 2004 erblühten die Brot für die Welt vorjahrs gepf lanzten Blumen. 4.500 Tulpen ergaben den [Euro] rot-gelben Schriftzug Brot für die Welt auf dem Gelände Gesamtspendenaufkommen Deutschland vor der Dankeskirche. Er dokumentierte unübersehbar davon in der EKHN Einsatz wie Verbundenheit der Männer des Arbeitskreises EKHN-Anteil am Gesamtergebnis Anteil pro Kirchenmitglied in Hessen und Nassau 54.065.076 2.931.715 5,4 % 1,59 und ungezählter Mitstreiter mit ihrer Hilfsorganisation. Auch die themenbezogenen Gottesdienste am ersten Adventssonntag und der Kontakt von Kurgästen mit der Kirchengemeinde lässt das Eintreten des Arbeitskreises gegen Hunger und Not als Vorbild über Nauheim hinaus bekannt werden. Schauen, was bleibt Alle, die bislang von Jung bis Alt mitgestaltet haben, erhalten seit 1979 vom Arbeitskreis eine – von manchen wohl und mit Stolz gehütete – Anerkennungsurkunde. Es waren 175 Mark«, sagt der 66-jährige ehemalige Lehrer Rainer Kreutz, »mit 175 Mark Spenden haben wir 1964 unsere erste Sammelaktion abgeschlossen.« Eltern seiner Schüler hatten damals Arbeitskreis Brot für die Welt Bad Nauheim Rainer Kreutz Frankfurter Straße 56 61231 Bad Nauheim Telefon (06032) 81372 Brot für die Welt besitzt das Spendensiegel des Deutschen Instituts für soziale Fragen (dzi) Die bundesweite Hilfsaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist im Diakonischen Werk der EKD in Stuttgart angesiedelt. Sie hatte 2004 Mittel in Höhe von 43,5 Mio. Euro zur Verfügung. Davon wurden 82,3 % direkt in Hilfsprojekte investiert und 4,8 % in die Begleitung der Projekte. 4,3 % flossen in die Öffentlichkeitsarbeit, 3,4 % in Werbung und 5,2 % in die Verwaltung. Die Verwaltungskosten sind gemäß dem Deutschen Institut für soziale Fragen (dzi) sehr niedrig. Allen, die namhaft spendeten, überreichen die Nauheimer ein persönliches Dankschreiben mit Spendenquittung, eine Liste der Projekte, die Brot für die Welt aktuell durchführt, und einen Rechenschaftsbericht. »Denn das gehört Bankverbindung: EKHN – Stichwort »Brot für die Welt« Konto 4 100 000 EKK Evangelische Kreditgenossenschaft in Kassel BLZ 500 605 00 sich so.« kleine Reisbeutel gestiftet und die wurden am Straßen- 42 Die EKHN liegt mit ihrem Spendenaufkommen pro Mitglied im Mittelfeld der EKD-Kirchen. Etwa die Hälfte der Summe stammt aus den Kollekten der Gottesdienste an Heiligabend und Erntedank, die traditionell für diesen Zweck bestimmt sind. rand für die jährliche Spendenaktion von Brot für die Nach dem Spiel ist vor dem Spiel? Welt verkauft. »Dass das dann so viele Jahre weiter- Aber was nun, wo die Mitglieder des Arbeitskreises qua geht, konnte damals keiner ahnen. Wir saßen da und Alter genau zu Bad Nauheim passen, das statistisch die klagten und jammerten über die Welt«, erinnert sich meisten Senioren bundesweit aufweist? Der emeritierte Günter Simon, der einstige Gymnasiallehrer für Religion Informatik-Professor Karl Ruckelshaußen, dessen Com- www.zentrum-oekumene-ekhn.de www.brot-fuer-die-welt.de www.dzi.de Brot für die Welt im Zentrum Ökumene Ute Greifenstein Praunheimer Landstraße 206 60488 Frankfurt Telefon (069) 97651835 E-Mail [email protected] 43 S chon das Straßenbild zeigt es: In der Großstadt städte sind keine autonomen Gebilde, sondern vielfältig Doch die Stadt ist auch Lebensraum für Familien. Annähernd einer Gemeinde suche ich Gemeinschaft mit anderen kommen unterschiedliche Lebensstile und Welt- mit dem Umland vernetzt. Etwa bei der Debatte um gleich ist die Zahl der Personen in der Stadt und auf dem Christen.« Deshalb gibt es zwischen Stadt und Land auch sichten zusammen. Pluralität ist daher ein erstes Beiträge des Umlands zum kulturellen Angebot der Stadt Land, die in Familien mit mindestens zwei Kindern leben. nur minimale Unterschiede im Gemeindeverständnis. Dazu Stichwort, mit dem sich städtisches Leben Frankfurt wird deutlich, dass das Maß von Zusammen- In den Großstädten sind das etwas weniger als ein Fünftel gehört auf der einen Seite, Toleranz gegenüber dem gehörigkeit und Solidarität unklar ist. der EKHN-Mitglieder und damit unwesentlich weniger als Fremden zu üben, aber auf der anderen Seite, in gleicher auf dem Land. Weise die Distanz zu den anders geprägten Mitmenschen beschreiben lässt. Die Großstadt ist als Marktplatz der Ort des wirtschaftlichen Tauschs und der sozialen Kommunikation. Als Kulturzentrum beherbergt sie Einrichtungen Arm und Reich, Singles und Familien wie Theater, Opern und Museen. Deren Einzugsgebiete Privater Reichtum und private Armut, die freilich mit Toleranz und Distanz machen aber nicht an den Stadtgrenzen Halt. Auch Groß- öffentlichen Geldern aufgefangen werden muss, gehen In der Großstadt werden dicht nebeneinander ganz unter- in den Gemeinden suchen, bildet sich in den Großstädten weit auseinander. Frankfurt, Offenbach und Kassel haben schiedliche Vorstellungen gelebt. Dies führt aber nicht jedoch weniger aus der territorialen Einheit des Stadtteils Ausgaben für die Sozialhilfe aufzubringen, die – bezogen zum Zusammenbruch der sozialen Verhältnisse. Vielmehr als vielmehr aus der Zugehörigkeit zu einem Milieu. Die auf die Einwohnerzahlen – fast ein Drittel über dem stellt das die Beteiligten vor die dauerhafte Aufgabe, ihr Kirchengemeinden sind allerdings territorial verfasst und Landesdurchschnitt liegen. Auf der anderen Seite liegt in Leben bewusst und individuell zu gestalten und es mit umfassen somit Menschen verschiedener Milieus. Damit Frankfurt auch die Zahl der Personen, die über ein Ein- Gleichgesinnten aus dem Großraum der Stadt zu ver- kommt den Gemeinden eine wichtige integrative Funktion Überblick Seite 11 kommen von 125.000 Euro und mehr verfügen, um ein netzen. Jeder Mensch in der Großstadt sucht sich das zu zu, die aber gleichzeitig nur sehr schwer einzulösen ist, Land Seite 14 Drittel über dem Durchschnitt (Quelle: Hessisches seinem Lebensstil passende Milieu. Gleichzeitig gilt es denn die Milieus prägen sich immer weiter aus und schotten Stadt Seite 32 sich zunehmend gegeneinander ab. Ballungsraum Seite 58 Mit dem Ende des Dritten Reiches sind viele Menschen wieder in die Kirche eingetreten. Von diesem hohen Niveau aus sank die Zahl der Kirchen-Eintritte bis zur Akzeptanzkrise der Kirche Anfang der 70er-Jahre ab. Seitdem steigt sie wieder an. Die Veränderungen sind im großstädtischen Bereich am größten, da hier die Suche nach geistlicher Orientierung schwieriger ist. Das schließt auch das neuerlich wieder steigende Interesse an Religion ein. Statistisches Landesamt, 2003 und 2004). In den Großstädten der EKHN ist der Anteil der Kirchen-Eintritte Mitglieder in Einpersonenhaushalten besonders hoch. Fast 4 [Zahl pro 1.000 Mitglieder] 3 Großstadt : Stadt : ■ Ballungsraum : ■ Mittelwert : ■ Land : ■ 2 ■ 1 0 1951 1970 2004 2,1 1,9 1,8 1,8 1,2 zu wahren. auszuhalten und zu akzeptieren, dass in nächster Nähe Die oben genannte Gemeinschaft, die Mitglieder ■ ganz andere Lebenskonzepte umgesetzt werden. In einem Thema sind sich EKHN-Mitglieder in der jeder Dritte der über 14-Jährigen wohnt alleine, das sind Stadt und auf dem Land einig. In beiden Lebensbereichen zweieinhalb Mal so viele wie in den ländlichen Regionen. stimmen etwa die Hälfte der folgenden Aussage zu: »In Kirche in der Großstadt Wo Toleranz und Abgrenzung geübt werden 44 45 Weißfrauen-Diakoniekirche Frankfurt »Neben der materiellen gibt es auch eine innere Armut«, MENSCH zwischen Banken, Bahnhof ergänzt Michael Frase, »und die betrifft keinesfalls nur und Bordellen die Besitzlosen.« Auch darauf soll die Kirche eine Antwort sein. Weißfrauen-Diakoniekirche Gerald Hintze Weserstraße 5 60329 Frankfurt Telefon (069) 271358125 E-Mail [email protected] www.weser5.de Menschen zueinander bringen 120 Menschen feierten an Heiligabend beim »Hirten- Die Weißfrauen-Diakoniekirche liegt im Frankfurter Bahnhofsviertel. Hier leben Bänker, Junkys, Obdachlose, Prostituierte und viele andere nebeneinander. Mittendrin steht die Diakoniekirche. Sie ist ein Ort, an dem sich Arme und Reiche begegnen und wo sich diakonische Arbeit und Spiritualität miteinander verbinden. Und sie zeigt, wie Kirchengebäude, die von Gemeinden nicht mehr genutzt werden, eine neue Funktion erhalten können. feuer« zusammen Gottesdienst, aßen und tranken, verbrachten die Nacht miteinander. »Es war eine Zeit der Freude in einer Gegend, wo es oftmals bleiern zugeht«, erinnert sich Frase. »Menschen saßen zusammen, die Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) sonst nie in Kontakt kommen würden.« Das ist die Kernidee: Menschen zueinander bringen. Mitglieder Akzente setzte die Kirche auch in der Passions- 183 Rechtsträger mit 336 Einrichtungen und 21.324 Betten/Plätzen zeit. Bei der Veranstaltungsreihe »Leiden und Leiden- 14 Vereine für Jugend- und Erwachsenenhilfe/Betreuungsvereine schaft« legte der bekannte Frankfurter Radio-DJ Klaus 50 Dekanate der EKHN 247 Mitglieder des DWHN Walter in der Kirche Soulmusik auf und neben vielen M Wohnsitzlosen erschienen so gut wie alle, die in der Mitarbeiter/-innen insgesamt rund 16.290 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ENSC H – der Schriftzug leuchtet von der Anfang des Jahres an das Diakonische Werk Frankfurt Frankfurter Club-Szene wichtig sind. In der Karwoche gab Weißfrauenkirche hinein ins abendliche (DW F ) übergeben. Es schuf mit der Weißfrauen-Diakonie- es Mittagsgebete. Teilnehmer eines Alphabetisierungs- Bahnhofsviertel. Die sechs Buchstaben kirche ein gemeinsames Dach für Sozialarbeit und geist- kurses sprachen darüber, was es für sie bedeutet, lesen sind Überbleibsel aus dem Schriftzug liches Leben, für Glaube und soziale Fragen. Dessen zu können. Ein 40-Jähriger, der noch nie öffentlich vor- [Arbeitsbereich] [Einrichtungen] »M. S C H NE IDE R «, der ein Frankfurter Kurator ist nun Gerald Hintze, der bereits vorher im gelesen hatte, trug einen Text vor und es machte nichts, Krankenhilfe 15 Krankenhäuser 3.275 benachbarten Hilfezentrum W E S E R 5 tätig war. Dazu dass es wie bei einem Erstklässler klang: »Das zeigt die Jugendhilfe 36 stationäre Einrichtungen 1.157 Kaufhaus bis zu dessen Konkurs im Dezember 1998 zierte. Der polnische Künstler Mirek Macke setzte die Neonbuch- zählt auch seit fast zehn Jahren der Tagestreff des DWF staben neu zusammen. »Es ist ein Orientierungspunkt, für Wohnsitzlose im Untergeschoss der Kirche. »Nun trägt der zeigt, wer bei uns im Mittelpunkt steht«, erklärt der der Tagestreff im Untergeschoss im wahrsten Sinne des Leiter des Diakonischen Werks Frankfurt, Dr. Michael Frase. Wortes die Kirche im Obergeschoss«, empfindet Hintze. »Mit der Umwandlung in eine Diakoniekirche Einrichtungen der Mitglieder des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau vertrauensvolle Atmosphäre, die in der Kirche schon jetzt herrscht«, betont Kurator Hintze. [Betten/Plätze] 26 Tageseinrichtungen 967 1 Selbsthilfegruppe 30 21 Beratungsstellen Unter dem Titel »last supper« (Abendmahl) Familienhilfe 16 stationäre Einrichtungen 10 884 1 Tageseinrichtung speisten dann am Gründonnerstag Wohnsitzlose sowie 23 Beratungsstellen Vertreter von Wirtschaft, Banken und Kultur. Zwischen Altenhilfe Gemeinsames Dach für soziale und Glaubensfragen konnten wir zwei Ziele gleichzeitig realisieren«, erklärt den Menu-Gängen sprach jeder zehn Minuten über das, Als sich die Gemeinde am Hauptbahnhof und die die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes was ihm zum Thema Auferstehung einfiel. »Es war beein- Matthäusgemeinde zur Hoffnungsgemeinde verbanden, Esther Gebhardt: eine neue, sinnvolle Nutzung der Kirche druckend, wie persönlich und offen alle von Scheitern wurde die Weißfrauenkirche nicht mehr benötigt und und eine für dieses spezielle Viertel angemessene Präsenz. und Neuanfang sprachen«, erklärt Michael Frase. Unter- 23 stationäre Einrichtungen 2.085 15 Tageseinrichtungen 1.865 3 Beratungsstellen Behindertenhilfe 24 24 stationäre Einrichtungen 2.075 16 Tageseinrichtungen 1.813 3 Beratungsstellen nehmensberater Helmut von der Lahr erlebte »das Hilfen für Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten Abendmahl als immer noch Einheit stiftende Kultur- 16 stationäre Einrichtungen Chiffre, Symbol für Gemeinschaft und Transzendenz«. 5 Tageseinrichtungen Michael Heidler, der ohne Wohnung lebt, brachte den 2 Beratungsstellen Ausbildung Sinn des Abends auf den Punkt mit seiner Anregung, Sonstige Einrichtungen jeder solle abwechselnd Gast und Bedienung sein. Der 11 Ausbildungsstätten 24 432 20 1.347 6 stationäre Einrichtungen 387 1 Tageseinrichtung 75 10 weitere Einrichtungen Funke hat gezündet. Das »last supper« möchte nun eine von Bänkern gegründete Kulturinitiative als feste Reihe Gesamt 336 81 21.324 etablieren. Die Frage nach der Gerechtigkeit stellen Immer steht die Frage nach sozialer Gerechtigkeit im Raum. »Wenn wir gemeinsam Brot brechen, müssen wir uns die Frage stellen, was in der heutigen Zeit teilen und Finanziert werden die Angebote des DWHN durch Zuweisungen der EKHN, Zuschüsse und Leistungsentgelte aus öffentlichen Kassen sowie durch Erträge aus Sammlungen, Spenden und Kollekten. Für das Jahr 2004 betrug der Etat 50 Mio. Euro, für das Jahr 2005 beträgt er 49 Mio. Euro. satt werden bedeutet«, betont Michael Frase. Einen Das DWHN gibt einen eigenen Jahresbericht heraus, den Sie direkt anfordern können: weiten Horizont dafür schafft das Seminar zur »Kultur des Helfens in den Weltreligionen«, das die Diakonie in Frankfurt mit dem Fachbereich Religionswissenschaft der Universität veranstaltet. Dafür ist die Kirche, die mitten im Leben steht, der richtige Ort. ■ 46 Diakonisches Werk in Hessen und Nassau e.V. Ederstraße 12 60486 Frankfurt, Telefon (069) 7947-0 E-Mail [email protected] www.dwhn.de 47 Schnell, schnell!«, ruft Alena Soucková: Was den Magen lächeln lässt sofort in das Land reisen«, sagt Gisela Reichelt aus der »Wo sind die Gabeln?« Aus dem Kochtopf Seit 2002 wird einmal im Monat in der Darmstädter Kochgruppe über die entstehende »sinnliche Neugier«, hat sie eine ellenbogenlange Semmel- Andreasgemeinde ein Essen aus einem anderen Land zu- die sich aber auch in der Nachbarschaft befriedigen knödel-Rolle gefischt, in die sie jetzt mit bereitet. Original polnisch, iranisch, indisch, brasilianisch lasse. Viele der Köche sehe man wieder, man unterhalte der ihr gereichten Gabel immer wieder und ghanaisch etwa wurde schon gegessen. »Wir wollen sich auf der Straße oder in Geschäften. »Das schlägt sticht. Dazu wippt sie mit den Füßen im raschen Takt, bei uns lebende Menschen aus anderen Kulturkreisen Wurzeln.« was aussieht wie ein leichter Tanz. Seit dem frühen Morgen besser kennen lernen«, sagt Pfarrerin Andrea Bauer, die kocht sie zusammen mit Tochter Markéta tschechische das Konzept ersonnen hat. Ihr war aufgefallen: In der Ohren für die Tiefe eines Landes Semmelknödel und Rindf leisch in Gemüsesahnesoße. Kindertagesstätte laufen Mütter aus vielen Nationen an- Knödel werden in den Saal getragen, nur gibt sie Köchin einander vorbei. Sie wollte sie mit dem Essen besser Markéta Soucková nicht frei, sondern zählt alle Be- miteinander ins Gespräch bringen. Dies sei zwar nur teil- schwerden auf, die in Karlsbad (Karlovy Vary) geheilt weise gelungen, resümiert sie. Dafür haben aber viele werden können. Aber jetzt: »Gesegneten Appetit!« Nach andere die Chance zu internationalen Kontakten und Knödelgenuss und vor dem alttschechischen Erfahrungen genutzt. Mittlerweile kommen Gäste aus Blechkuchen steht eine Frau auf und bringt die dem ganzen Stadtgebiet. Zubereitet wird das Essen von poetische Seite Tschechiens zum Vorschein. Aus dem einer festen Gruppe, angeleitet von Menschen aus den Kopf zitiert sie den Lyriker Jan Skácel: »Alles schmerzt jeweiligen Herkunftsländern. Ein Kultur-Austausch, der sich einmal durch bis auf den eignen Grund.« Die zwischen Töpfen gelingt und dem Magen schmeichelt. lautlose Aufmerksamkeit im Saal fühlt sich an wie ein »Wir verzichten auf den moralischen Zeigefinger«, sagt Beleg: Wer genießt, hat auch Ohren für die Tiefe eines Mitstreiterin Christel Werner-Yeboah, die einen allein Landes. »Und Angst vergeht«, klingt das Gedicht weiter. problemorientierten Ansatz interkultureller Arbeit für »Schön, die Scheune, die nach längst vergangenen schwierig hält. »Der Funke muss überspringen.« Ernten leer am Wegrand steht.« ■ Das gelingt nicht nur, wenn die Kochtöpfe brodeln. Afrikanische Christen feiern in der Andreasgemeinde regelmäßig Gottesdienste, ein kurdischer Kulturverein trifft sich und Migrantenfamilien können in den Räumen des Gemeindehauses Familienfeste feiern. Auch die Kindertagesstätte der Gemeinde hat sich auf etwa 30 Prozent Eine Auswahl interkultureller Projekte EKHN -Engagement zwischen den Kulturen Kinder ausländischer Herkunft eingestellt und fördert sie. Bewusst gelebte Nachbarschaft. Der Interkulturelle Beauftragte der EKHN, Pfarrer Andreas gemeinsamen Fortbildungsprojekt »Polizei und Fremde«, Lipsch, vertritt die EKHN in Migrations- und Flüchtlings- mit dem die interkulturelle Kompetenz der Grenzschutz- Üppige Speisen fragen bei Behörden, Ministerien und in zahlreichen beamten am Frankfurter Flughafen gefördert wird. Durch den Kirchsaal spielt sich sinfonisch »Die Moldau« Gremien. Er koordiniert Flüchtlingsseelsorge sowie soziale von Bedřich Smetana. »O, sind da viele Eier drin!«, staunt Arbeit mit Migrantinnen und Migranten im Diakonischen Treff in Mainz-Finthen unterstützt in einem Stadtteil mit ein erster Gast über das Rezept, das auf den Tischen Werk und fördert die interkulturelle Öffnung kirchlicher engen Wohnverhältnissen und kinderreichen Familien mit ausliegt. Doch selbst üppige Speisen lassen die bis zu und diakonischer Einrichtungen. Ab November 2006 Migrationshintergrund Menschen bei Integration und 60 Besucher, die jeden Monat kommen, kaum träge bietet er die Weiterbildungsreihe »Kompetenzen in der Alltagsbewältigung. werden. Denn zu jedem landestypischen Essen werden Einwanderungsgesellschaft« an. auch Musik, Lichtbilder, Geschichten oder Einblicke in die politische Situation gereicht. »Am liebsten würde ich Der Evangelische Regionalverband Frankfurt bietet Beratung für Migrantinnen und Migranten an. Dietmar Will, Pfarrer für Ökumene im Evange- Das Interkulturelle Bürgerzentrum Katzenberg- Zahlreiche Kirchengemeinden engagieren sich in der Interkulturellen Woche, die sich 2005 zum 30. Mal jährt. In vielen Gemeindehäusern sind interkulturelle lischen Dekanat Frankfurt Mitte-Ost, schlägt Brücken zu Gruppen zu Hause. Der aus Kollektenmitteln finanzierte Interkulturelles Essen in der Andreasgemeinde Darmstadt den Gemeinden anderer Sprachen und Herkunft, weil auch Fonds zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit fördert Kultur-Austausch zwischen Kochtöpfen eine evangelische Kirche in der Einwanderungsgesell- Projekte im Kirchengebiet, die das interkulturelle schaft eine multikulturelle Kirche sein wird, zu der auch Zusammenleben fördern. Migranten gehören. Das Evangelische Stadtjugendpfarramt in Frankfurt realisiert das Projekt »jugend-kultur-kirche sankt peter«. Ab 2006 wird sie zur Vermittlung zwischen In der Darmstädter Andreasgemeinde wird regelmäßig ein interkulturelles Mittagessen angeboten. Ehrenamtliche Köche bereiten es zu und informieren dabei über ihr Land. 48 Kirchenkultur und Jugendkulturen, zu denen immer stärker auch Migrationserfahrungen zählen, beitragen. Jean-Félix Belinga Belinga, Beauftragter für ökumenische Bildungsarbeit im Zentrum Ökumene der EKHN, kooperiert mit dem Bundesgrenzschutz in dem Weitere Informationen: Interkultureller Beauftragter der EKHN und des DWHN Pfarrer Andreas Lipsch Ederstraße 12 60486 Frankfurt Telefon (069) 7947226 E-Mail [email protected] 49 Evangelische Kindertagesstätte Wiesbaden-Klarenthal Integration als roter Faden Wie eine mächtige Betonwand steht der Wiesbadener Stadtteil Klarenthal vor den grünen Taunusbergen. Hier in der Trabantenstadt hat sich die Evangelische Kirchengemeinde seit über 35 Jahren Integration auf ihre Fahnen geschrieben. Den Grundstein dafür legt die Kindertagesstätte. ihre Gottesdienste damals in der katholischen »Notkirche«, einer Bretterbaracke, bevor 1972 der erste Bauabschnitt des Gemeindezentrums bezugsfertig war. »Pionierzeit«, nennt Gemeindepfarrer Martin Fromme das und ist beeindruckt, wie beherzt seine Vorgänger sich den Herausforderungen stellten: Konf likte zwischen Nationalitäten, gewaltbereite Jugendliche, Anonymität. Schnell entwickelte sich eine engagierte Gemeinwesen- Kindertagesstätte Wiesbaden-Klarenthal arbeit, in der die beiden Kirchen zu treibenden Kräften wurden: »Da waren zur rechten Zeit die rechten Leute da«, sagt Fromme. Und das ist bis heute so geblieben. Gemeindesekretärin Elisabeth Gensheimer verweist auf den Dachverband Klarenthaler Vereinigungen, den evangelische und katholische Kirche ins Leben riefen und in dem alle Vereine zusammenarbeiten, etwa bei gemeinsamen Sommerfesten oder internationalen Kinder Kita-Gruppen Krippe Erzieherinnen ■ davon Planstellen ■ davon gemäß Bedarf befristete Projektstellen aus Landesmitteln ... ■ für Krippe ■ für Behindertenintegration ■ für Förderung von Migrationskindern Hauswirtschaft und Reinigung 72 3 1 11 (8,706 Stellen) 5,856 2,2 0,35 0,3 3 (0,844 Stellen) Kulturtagen. Oder die Stadtteilkonferenz, in der sich die Sozialverbände vor Ort abstimmen. Sie sind aus der knapp 10.000 Einwohner zählenden Siedlung seither Was könnte denn da drin sein?« Claudia Herbrecht-Franke holt ein Säckchen her- nicht mehr wegzudenken. Mit viel Einsatz machte man sich vor sechs Jahren Leiterin und Kirchenvorstandsvorsitzende Dr. Sabine vor und die Kinder tasten. »Eine Banane«, auch an den Ausbau der evangelischen Kita. Heute gibt Totsche und erläutert: »Das bedeutet gerade nicht, dass ruft ein Mädchen sofort. Bei der Kiwi ist es einen lichtdurchf luteten, freundlichen Rundbau, wir uns abschotten, sondern uns dem Stadtteil und seinen dann mehr Konzentration angesagt. »Ich Ganztagsbetrieb und Mittagessen. Drei Elementar- sowie Besonderheiten öffnen.« Monatlich besucht Pfarrer glaube, es ist ein Obst, das hat eine braune Schale.« Die eine Krippengruppe bietet die Einrichtung, in der 13 Fromme jede Gruppe und feiert mit den Kindern Kinder sollen umschreiben, was sie vermuten. Denn wie Mitarbeiterinnen insgesamt 72 Jungen und Mädchen Gottesdienst. Im Gemeindeleben ist die Kita stark mehrmals in der Woche steht Sprachförderung auf dem betreuen. Watermann lobt den Kirchenvorstand, der mit präsent, zum Beispiel beim Erntedank-Gottesdienst oder Programm. »Das schafft die Grundlage, auch alles andere seinem Engagement einen deutlichen Akzent für eine bei Festen. Biblische Geschichten erarbeiten die besser zu lernen«, sagt die Sprachheilpädagogin und offene, auf den Stadtteil bezogene Gemeindearbeit Erzieherinnen mit den Kindern durch Malen, Basteln macht sich akribisch Notizen über die Fortschritte der gesetzt habe: In einer Zeit, in der die Landeskirche aus oder Schattenspiel. »Wir beten auch miteinander«, sagt einzelnen Kinder bei Satzbildung und Begriffsverständnis. finanziellen Gründen keine neuen Bauvorhaben förderte, Watermann, »die Kinder erleben im Alltag mit, was schaffte es die Gemeinde, die finanziellen Mittel für den Christ-Sein bedeutet und welche Werte damit Zur rechten Zeit am rechten Ort Eigenanteil aus eigener Kraft aufzubringen. Und hatte zusammenhängen.« Der besondere Umgang miteinander Fast zwei Drittel aller Mädchen und Jungen in der Kinder- schließlich einen weiteren Erfolg: Eine Krippengruppe schließlich präge eine Atmosphäre, die auch Eltern tagesstätte (Kita) haben einen Migrationshintergrund. entstand durch Mittel aus der »Offensive für Familien« anderer Religionszugehörigkeit schätzten. Die meisten stammen aus Osteuropa und der Türkei: Ins- des Landes Hessen. gesamt treffen neun Nationalitäten aufeinander. »Ein 50 den Eltern schon im Aufnahmegespräch klar«, betont die Und um die aktiv zu beteiligen, lassen sich die Klarenthaler einiges einfallen. Zum Beispiel inter- ziemlich exaktes Abbild der Bevölkerung im Stadtteil«, Evangelisches Profil prägt Atmosphäre nationale Backtage, bei denen Mütter ihre Spezialitäten weiß Leiterin Astrid Watermann. Mitte der 60er-Jahre Kindertagesstätte, Gemeindezentrum und Kirchenraum kreieren und sie anschließend zugunsten der Kita ver- entstanden hier die ersten Hochhäuser mit vielen Sozial- sind ein Baukomplex. Und das ist kein Zufall: »Wir haben kaufen. »Da kommen viele, die sich sonst nie auf einem wohnungen. Die evangelische Kirchengemeinde feierte ganz bewusst ein evangelisches Profil – das mache ich Elternabend sehen lassen«, weiß Erzieherin Elvira Kromer, 51 die viel zur sozialen Bindung beiträgt. Sie selbst stammt Soziale Projekte in Offenbach aus Kasachstan und nimmt vielen russischen Eltern mit In der Stadt der Kontraste Sprachproblemen die Schwellenangst. Die Mischung macht’s Das Gemeindehaus der französisch-reformierten Kirche in der Offenbacher Innenstadt ist ein barockes Kleinod. In der kalten Jahreszeit wird aus dem protestantischen Kirchengebäude für zwei Wochen eine Kantine für alle, die es bitter nötig haben. Seit über einem Dutzend Jahren ist das so – von Anfang an finanziert allein durch Spenden und organisiert von ehrenamtlich Engagierten. Eine Herausforderung für alle Erzieherinnen ist die bunte Mischung der Kinder. Da sich um die Hochhäuser immer mehr Reihenhäuser angesiedelt haben, treffen Kinder aus Problemfamilien auf typische Mittelschichtkinder. »Unsere besondere Aufgabe ist es, die verschiedenen Voraussetzungen zu berücksichtigen, kein Kind zu überfordern, aber auch keines zu langweilen«, betont Watermann. Diesen Spagat schaffe man nur durch intensive Tageseinrichtungen für Kinder in der EKHN Zuwendung und persönliches Engagement. Ein teiloffenes Konzept hilft dabei: Nach einem kurzen Treffen Kindertagesstätten Kindergartengruppen Kindergartenplätze ca. 620 ca. 1.800 ca. 40.000 in den jeweiligen Gruppen können sich die Kinder am an den Lippen der Vorleserin und blickt interessiert auf I die Illustrationen. In den letzten Jahren hat die Kita schon Zeiten erlebt, in denen er aus purer Not Zahnpasta zahlreiche zweisprachige Bücher angeschafft. »Wir wollen auf blanke Brotscheiben schmierte. Frühstück mit jetzt mehr Eltern gewinnen, die den Kindern auf Türkisch Marmelade, ein warmes Mittagessen oder Wurst am oder Arabisch vorlesen«, erklärt Herbrecht-Franke. Die Abend: »Das war Luxus.« Doch dem Arbeitssuchenden Erzieherinnen stellen immer wieder fest, dass es in geht es nicht nur darum, sich den Magen für den manchen Familien so gut wie kein Buch gibt. Gerne leihen obligatorischen Unkostenbeitrag von einem Euro voll zu sie daher auch nach Hause aus. Einmal in der Woche schlagen. Er sagt: »Hier kann ich auch mal meine Sorgen kommt zudem eine Leseoma ins Haus. Für Fromme ein loswerden.« Vormittag frei in den Räumen bewegen und verschiedene Angebote nutzen. Jeweils betreut von einer Erzieherin Beschäftigte in Kindertagesstätten Vollzeit ca. 2.400 gibt es zum Beispiel einen Turnraum, einen Kreativ-, Teilzeit ca. 3.300 Sinnes-, Bau- und Spielraum oder einen Rollenspielbereich. insgesamt ca. 5.700 Evangelische Kindertagesstätten stehen allen Kindern offen. Der Bedarf an längeren Betreuungszeiten einschließlich Mittagessen steigt seit Jahren an. Deshalb wird in Absprache mit den Kommunen das Angebot erweitert. Finanzierung der Kindertagesstätten ... ... in Rheinland-Pfalz ist die Finanzierung der Kindertagesstätten gesetzlich geregelt. Von den Personalkosten (ca. 85 % der Gesamtkosten) tragen Gemeinden angeschlossen und öffnen von November bis März ihre Pforten reihum für spezielle Gäste. Mike S. ist einer von ihnen und heilfroh, dass es die Initiative der Kirchen gibt. Der Offenbacher, der wieder einmal auf Jobsuche ist, hat ■ der Träger (Zuweisung der EKHN) ■ die Eltern 17,5 % wichtiger Schnittpunkt mit einem anderen Teil der ■ das Land 27,5 % Gemeindearbeit: »Wir haben hier drei Altenwohnanlagen Wärme« ist Programm. Natürlich gibt es Essen, das von mit Menschen, die noch sehr aktiv sind und nicht bloß Bäckerbetrieben weitgehend kostenlos geliefert wird Kaffeetrinken wollen.« Der Pfarrer möchte in Zukunft oder von einem nahe gelegenen Luxushotel schon einmal noch mehr junge Alte motivieren, sich in der Gemeinde gegen eine schliche Spendenquittung zubereitet wird. das Jugendamt des Kreises (zusammen mit der jeweiligen Kommunalgemeinde und je nach deren Finanzkraft) oder der kreisfreien Stadt 10,0 % In der Leseecke hängt eine Schar Kinder gebannt nzwischen haben sich zehn weitere christliche ■ 45,0 % Die Sachkosten einschließlich Verwaltung trägt die EKHN. Große Maßnahmen der Bauunterhaltung werden jeweils mit den Kommunen verhandelt. ... in Hessen gibt es keine klare gesetzliche Regelung. Der Zuschuss des Landes ist seit 1994 eingefroren und damit auf 3 – 4 % der durchschnittlichen laufenden Betriebskosten gesunken. Die EKHN hat sich auf die Übernahme von 15 % der laufenden Kosten festgelegt. Die Kommunen tragen hiervon 50 – 60 %. Sie legen, nach Möglichkeit im Einvernehmen mit der EKHN, den Elternanteil fest, in der Regel 20 – 25 %. Die Kosten für die Fachberatung werden überwiegend noch von der Kirche allein getragen. Maßnahmen zur Integration behinderter Kinder fördern das Land mit 1.534 Euro und der Kreis über den Landeswohlfahrtsverband mit 15.339 Euro pro Jahr. Das deckt in der Regel die Personalkosten einer jüngeren Mitarbeiterin. In einer Verordnung hat das Land Hessen den Mindestpersonalschlüssel auf 1,5 Stellen pro Gruppe inklusive Nebenzeiten wie Vorbereitung und Leitungsaufgaben festgelegt. Die EKHN beharrt darauf, die Nebenzeiten additiv zu berechnen. Das führt zu einem Personalschlüssel von bis zu 1,75 Stellen pro Gruppe. Die Gesamtausgaben ohne Baumaßnahmen betragen ca. 170 Mio. Euro – davon 29,7 Mio. Euro aus dem Haushalt der EKHN. 52 Der Name der kirchlichen Hilfsaktion »Essen und zu engagieren. »Öffnung für den Stadtteil ist Teil unseres theologischen Auftrages, die Kita legt den Grundstein dafür und sie reicht bis zu offenen Angeboten für Senioren verschiedener Herkunft«, resümiert er. Und so setzt sich das, was bei den Jüngsten beginnt, in anderen Bereichen der 2.600 Mitglieder zählenden Gemeinde fort. Evangelische Kirchengemeinde Klarenthal Graf-von-Galen-Straße 32 65197 Wiesbaden Telefon (0611) 465662 E-Mail [email protected] www.evangelische-kircheklarenthal.de Und natürlich sind die Räume im Winter wohlig warm. »Aber uns geht es eben nicht nur um Heizkörper, sondern auch um psychische Wärme«, sagt Pfarrer und Mitinitiator Günther Krämer. Für ihn gehört die Betreuung Bedürftiger ganz selbstverständlich zu den kirchlichen Dass die christlichen Gemeinden der Stadt am Main mehr Aufgaben: »Wir können doch nicht nur Nächstenliebe denn je gefordert sind, ist ihnen spätestens im ver- predigen, sondern müssen auch etwas tun.« gangenen Winter klar geworden, denn da hatten sie so Entscheidende Lebensbegleitung viele Gäste wie nie zuvor. Zum einen sind sie stolz darauf, Zum Beispiel im KU4, einer Art Vorkonfirmanden-Unter- dass die ehrenamtlich Engagierten an 133 Tagen über richt, bei dem die Klarenthaler die Kinder der vierten 10.000 Mittagessen ausgegeben, 40.000 Brotscheiben Klassen vor dem Schulwechsel einladen, sich ein Jahr geschmiert und 5.000 Liter Kaffee gekocht haben. Doch lang regelmäßig zu treffen. Sabine Sari, die ehrenamtlich die steigende Zahl bedrückt sie auch, bilanziert Franz- mitarbeitet, erklärt: »Wir möchten die Mädchen und Josef Koch von der beteiligten altkatholischen Kirche Jungen an entscheidenden Punkten ihres Lebens be- nachdenklich. Und Maria Bedel von der Gemeinde Sankt gleiten.« Bei Events wie Lesenacht, Bowling oder einem Paul ergänzt: »Mir ist aufgefallen, wie viele Alte und Besuch des Frankfurter Flughafens soll Gemeinschaft Alleinerziehende mit Kindern an den Tischen saßen.« Die wachsen. »Das ist oft nicht einfach, aber genau hier setzen Hilfsinitiative ist auch ein Spiegel der Gesellschaft, die wir das Konzept unserer Kita fort.« sich derzeit rasant wandelt. ■ 53 Das Kreuz der Arbeitslosigkeit zu Betrieb, Klinken putzen«. Und siehe da: Handwerks- erinnert sich Harzke. In Zusammenarbeit mit der Stadt Die Arbeitslosigkeit in Offenbach erhöhte sich in kaum betriebe mit türkischen Geschäftsinhabern und große wurden verschiedene Gespräche zwischen deutschen vier Jahren um fast ein Drittel; die Quote pendelte sich in Unternehmen bis zur Deutschen Bank öffnen sich Anwohnern und muslimischen Gläubigen initiiert sowie der City bei über 14 Prozent ein. Von den rund 120.000 plötzlich den vermeintlich Chancenlosen. Für Aufsehen Infoabende veranstaltet. Ziel und Hoffnung ist es, dass Einwohnern sind kaum mehr als ein Viertel evangelisch – sorgte Harzke mit einer weiteren Aktion, dem »Kreuz der die Alteingesessenen Vorurteile abbauen und die Neu- Tendenz fallend. Dagegen sind 30 Prozent der Männer Arbeitslosigkeit«. Ein soziales Bündnis unter Beteiligung bürger mehr Verständnis für die Befürchtungen der und Frauen Migranten – Tendenz steigend. Und auch der Kirchen wollte Betroffenen ein Ventil für ihren Unmut Nachbarn entwickeln. Derzeit träumt Harzke davon, dass sonst verändert sich die Stadt dramatisch, verdichten sich bieten. Das über zwei Meter große Holzkreuz stand vor Vertreter aller Religionen der Stadt – von A wie Aleviten in ihr soziale, kulturelle und religiöse Herausforderungen der Stadtkirche. Jeder und jede konnte dort auf einem bis Z wie Zen-Buddhisten – ein »Manifest des guten wie kaum sonst in Hessen. Anja Harzke ist überzeugt: Zettel sein Anliegen, seine Sorge und seine Wut ans Kreuz Willens« unterzeichnen und damit ihre Bereitschaft zum »Die kirchliche Arbeit hier ist ein Experimentierfeld für heften, die später in einem Gottesdienst aufgegriffen friedlichen Miteinander bekennen. Doch bis es so weit die Zukunft.« Was der Pfarrerin mit einem Spezialauftrag wurden. Und viele taten das. »Auf so ein Zeichen der ist, wartet auf Anja Harzke und ihre halbe Stelle noch für Ökumene und gesellschaftliche Verantwortung in Kirchen hatten viele gewartet«, erinnert sich die Theologin. jede Menge Arbeit. Für den langjährigen Bürgermeister der Stadt, Offenbach gelingt, hat auch anderswo Perspektiven. Zum Beispiel das Eintreten für Ausbildungs- und Arbeits- Deutsche und Muslime an einem Tisch Gerhard Grandke, sind die Aktivitäten der evangelischen plätze. Zusammen mit der kommunalen Jugendhilfe hat Zeichen setzt die evangelische Expertin für Soziales und Kirche eine »tragende Säule des gemeinnützigen Engage- sie ein Patenprojekt zur Lehrstellensuche initiiert. Der Multikulturelles auch in der Zusammenarbeit mit anderen ments«. Sein Resümee: Ohne die Kirchen wäre Offenbach Auslöser ist die Erfahrung, dass es derzeit komplette Religionen. Als im Osten der Stadt eine neue Moschee ärmer dran. Das gelte für die Aktion »Essen und Wärme«, Hauptschulklassen gibt, »in denen nicht ein Einziger gebaut werden sollte, zwischen Wohnhäusern und einen Ausbildungsplatz sicher hat«, so Harzke. Berufs- Industriegebiet, brachte sie die Idee des Runden Tisches tätige mit jahrzehntelanger Erfahrung im Job oder auf den Weg. »Da schlugen die Wellen schon sehr hoch«, quirlige Pensionäre nehmen dabei Schulabgänger mit düsteren Berufsaussichten bei der Hand, geben ihnen Bewerbungstipps oder gehen »ganz einfach von Betrieb die schon vor über einem Jahrzehnt die höchste städtische Dekanat Offenbach Schwerpunkte ■ Profil der evangelischen Kirche in der Stadt ■ interreligiöser/interkultureller Dialog Projekte der Dekanatssynode ■ Kinder- und Jugendkirche ■ Kirchenladen/-café mit Eintrittsstelle Auszeichnung für soziales Engagement erhielt. Dies sei aber auch bei der Arbeit von Anja Harzke der Fall: »In einer Stadt wie Offenbach, wo viele Ethnien und Glaubensrichtungen zu Hause sind, ist das ein besonders wichtiger Beitrag für das friedvolle Zusammenleben in gegenseitiger Akzeptanz«, sagt Grandke. Und das gelte nicht zuletzt auch für die Kultur, in der die evangelische Kirche Menschen und Aufgaben ■ Dekanat: 15 Gemeinden 1 Dekanin 1 Verwaltungsangestellte (50 %) Enge Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Kirchengemeindeverband mit 14 Gemeinden, Träger der Kitas, eines Altenheims und der Diakoniestation ■ Kirchenmusik: 1 Dekanatskirchenmusiker mit A-Stelle (Schwerpunkte: Kinderchor, Offenbacher Kammerchor, Orgel-Ausbildung) 2 Kirchenmusiker (je 50 % auf einer B-Stelle) ■ Dekanatsjugend: 2 Pädagogen (je 50 %) 1 Verwaltungsangestellte (50 %) ■ Altenheimseelsorge: 1 Pfarrer 2 pädagogische Mitarbeitende (je 50 %) ■ Krankenhausseelsorge: 3 Pfarrer/-innen (auf 2 Stellen) 1 Gemeindepädagogin ■ Geistig-Behinderten-Seelsorge: 1 Pfarrer 1 Verwaltungsangestellte (25 %) ■ Gehörlosenseelsorge: 1 Pfarrer 1 Verwaltungsangestellte (25 %) ■ Gemeindepädagogischer Dienst: 4 Pädagog(inn)en (gesamt 275 %) (Vernetzung der Kinder- und Jugendprojekte in den Gemeinden, Kooperation mit Schulen) ■ Profilstelle Mission und Ökumene und Gesellschaftliche Verantwortung: 1 Pfarrerin (50 %) ■ Fachstelle Erwachsenenbildung und Diakonisches Werk: in Kooperation mit den Dekanaten Rodgau und Dreieich ■ Offene Stadtkirchenarbeit an der Stadtkirchengemeinde angebunden: derzeit vakant (50 %) angesichts schmelzender städtischer Budgets neue Akzente setze. Hort der Kultur Tatsächlich bringt Dekanatskantor Tobias Koriath das kleine Kunststück fertig, die oft spärlich besetzten Kirchenbänke mit Besuchern gut zu füllen. Bei mitunter hochkarätigen Auftritten von Offenbachs oberstem Kirchenmusiker mit Chören, Orchestern oder Orgelstücken wandelt sich das Kirchenschiff zum Konzertsaal. »Spätestens seitdem hier das Stadttheater geschlossen ist, zieht es auch sonst viele in die Kirchen«, ist die Erfahrung des 27 Jahre alten Musikers. Die Kirchen werden zum Hort der Kultur. Was die Stadt unterstützt – nicht nur mit warmen Worten, sondern auch mit dem einen oder anderen warmen Geldsegen. Dennoch »bleibt Offenbach ein bodenständiges Pf laster«, ist Koriath überzeugt: »Das ganze Künstlergehabe interessiert hier niemanden.« Was zählt, ist solide Qualität. Der Einkauf von teuren Solisten oder gar Opernstars zur Verstärkung des eigenen Ensembles verbietet sich von selbst. Und so setzt Koriath lieber auf kleinere Werke, die er mit Niveau aufführen kann. Für Koriath spielt die Musik ohnehin vor allem im Gottesdienst. ■ 54 55 Evangelisches Dekanat Mainz Kirchenmitglieder zählt. Doppelstrukturen verschwanden hochwertige Pf lege geleistet werden kann, ist den Ein Netzwerk über die ganze Stadt und in der Dekanatssynode setzte ein Generationen- engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ver- wechsel ein. danken, die unter den schwierigen Bedingungen heutiger Krankenpf lege unter immensem Kostendruck großen Kirche mittendrin Wo der Dom unumstrittenes Wahrzeichen ist, kann die evangelische Kirche immerhin auf über 200 Jahre Tradition zurückblicken. Zum heutigen Profil der evangelischen Kirche in Mainz gehören nicht nur die 22 Kirchengemeinden, sondern auch vielfältige regionale Dienste, die das Dekanat koordiniert – Vielfalt der evangelischen Kirche in der Stadt. persönlichen Einsatz zeigen. »Eine unserer traditionellen Besonderheiten ist die gute Verzahnung von Gemeindearbeit und anderen kirchlichen Profil weiter schärfen Diensten«, betont Jens Böhm, seit einem Jahr hauptamt- Birgit Pfeiffer liegt eine weitere »Stärkung in spiritueller licher Dekan. Das Dekanat hat 31 übergemeindliche Hinsicht« am Herzen. Gute Zusammenarbeit mit den Pfarrstellen, darunter 14 Schulpfarrer, mehr als jedes Gemeinden sei dafür unabdingbar. Zum Beispiel mit der andere Dekanat in Hessen-Nassau. »Das hat mit unserer Christuskirche, die durch ihre gewaltige Kuppel die besonderen Situation zu tun«, erklärt Dekan Jens Böhm. Silhouette der Stadt neben dem Dom mitprägt. Hier Bereits in den 70er-Jahren habe eine Vielzahl von kirch- finden die monatlichen Universitätsgottesdienste statt, lichen Einrichtungen außerhalb der Gemeinden die die oftmals um die 400 Menschen anziehen. Sie ist auch Arbeit aufgenommen, um auf gesellschaftliche Probleme der Ort für regelmäßige Kultur-Events. Zum Beispiel fand und Herausforderungen zu reagieren. eine Ausstellung von Werken des weltberühmten »Die Menschen in Mainz nehmen das Dekanat als Künstlers Ernst Barlach statt. »Wir möchten, dass die etwas Konkretes und Lebendiges wahr und nicht bloß als Kirchengemeinden das Besondere ihrer jeweiligen Bau- Verwaltungseinheit«, freut sich Gregor Ziorkewicz von werke und Orte herausstellen und so das eigene Profil der Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit Rheinhessen. schärfen«, erklärt Böhm und nennt weitere Beispiele: Das liegt nicht zuletzt an der günstigen Lage des Hauses St. Johannis in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom der Kirche im Zentrum der Stadt. In der Kaiserstraße hat einen kirchenmusikalischen Schwerpunkt mit Orgel- beherbergt es neben den Geschäftsräumen des Dekanats musik und Konzerten der Kantorei. Eine offene Kirche verschiedene Angebote unter einem Dach und ist Anlauf- lädt darüber hinaus zur Einkehr ein. Und in der Alt- stelle für eine Vielzahl von Menschen. Etwa für Jugend- münstergemeinde, in der 1802 der erste evangelische liche der umliegenden Schulen, die im Café Pause des Gottesdienst in Mainz stattfand, möchte der Dekan in Stadtjugendpfarramts Freistunden verbringen und dort Kooperation mit der Johannes-Gutenberg-Universität kompetente Ansprechpartner finden. Oder für Eltern, die einen regelmäßigen Festgottesdienst zum Reformations- Hilfe und Rat bei der Evangelischen Erziehungsberatungs- tag etablieren. »All das prägt ein eigenes evangelisches stelle suchen. Kunstfreunde kommen in der Kleinst- Profil in Mainz.« Dazu gehört auch »dass von unserer Galerie K35 auf ihre Kosten. »Was heute als ›Citykirchen- Seite bei offiziellen Anlässen neben den Ordinierten arbeit‹ in vielen Städten zu wachsen beginnt, ist hier bereits immer auch Ehrenamtliche als Amtsinhaber auftreten. selbstverständlich«, weiß Böhm. Das nimmt die Öffentlichkeit sehr bewusst wahr.« ■ Evangelisches Dekanat Mainz Kaiserstraße 37 55116 Mainz Telefon (06131) 96004-0 www.dike.de/rheinhessen/ dekanate/mainz Evangelisches Dekanat Mainz A ls im Jahre 1802 beherzte Bürger im katholischen Mainz die erste evangelische Gemeinde gründeten, war das der Startschuss für eine neue Kirche von unten, die sich rasant entwickelte. »Heute sind wir schon wieder im Aufbruch«, erklärt Dr. Birgit Pfeiffer, seit 2004 neue Vorsitzende der Synode, und meint damit die gewichtigen Umstrukturierungen, die 2004 im evangelischen Mainz stattfanden. Dabei wurden die Dekanatsstrukturreform umgesetzt und die Verwaltung der Mainzer Gesamtgemeinde von der Regionalverwaltung Rheinhessen übernommen. Gesamtgemeindliche Immobilien und die Trägerschaft von evangelischen Einrichtungen in Mainz gingen in die Verantwortung des Dekanats über, das heute rund 50.000 evangelische 56 Zum evangelischen Dekanat Mainz gehören rund ■ 50.000 Gemeindemitglieder ■ 22 Kirchengemeinden ■ 13 Kindergärten ■ 33 Pfarrer/-innen in Gemeinden ■ 31 Pfarrer/-innen in Sonderpfarrämtern ■ 240 hauptamtliche Mitarbeiter/-innen ■ 170 nebenamtliche Mitarbeiter/-innen ■ 28 Honorarkräfte – Organist(inn)en, Leiter(inn)en von Gemeindechören ■ 1.700 ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen Zu den Einrichtungen im Dekanat zählen unter anderem: Altenheim Martinsstift ■ Café Pause: Treffpunkt für Schüler/-innen ■ Erwachsenen- und Familienbildung ■ psychologische Lebensberatung ■ Flüchtlingshilfe ■ Heinrich-Egli-Haus für Nichtsesshafte ■ Johanniter-Unfall-Hilfe ■ Katzenbergtreff/Stadtteilinitiative mit Migrantenberatung des Diakonischen Werks ■ Nichtsesshaftenhilfe ■ Öffentlichkeitsarbeit ■ Schwangerenberatung des DW ■ Sozialstation ■ Stadtkirchenarbeit ■ Stadtjugendpfarramt ■ Wohnstätte für Schwerstbehinderte ■ Selbstbewusst-gelassen Die Tatsache, dass der Dom für die Katholiken eine besondere Ausstrahlung besitzt, habe mit dafür gesorgt, dass »erkennbare kirchliche Orte in der City« auch für evangelische Christen wichtig seien, erklärt der Kirchen- EKHN-Mitarbeiter/-innen mann und rückt die Verhältnisse gerade: »Wir leben hier keinesfalls in einer Diaspora. Den 36 Prozent Katholiken Beschäftigte außer Pfarrdienst 18.732 davon mit mehr als einer halben Stelle 10.016 stehen immerhin 28 Prozent evangelische Gemeinde- davon mitglieder gegenüber.« Das Klima zwischen den beiden Erzieher/-innen 4.564 großen Kirchen bezeichnet Gregor Ziorkewicz als »äußerst Sekretariat/Sachbearbeitung 1.423 entspannt und freundlich«. Allgemein herrsche in der Krankenpflegeberufe 695 Gemeinde-/Sozialpädagogik, Sozialarbeit 746 Stadt eine »selbstbewusst-gelassene« Mentalität von Hauswirtschaft 425 »Leben und Leben lassen«, die während der französischen Reinigungskräfte 463 Besatzungszeit entstanden sei. Kirchlichen Anliegen Küster/-innen und Hausmeister/-innen 278 Kirchenmusiker/-innen 166 wird in Mainz traditionell eine große Aufmerksamkeit andere Berufe 1.256 entgegengebracht. Große Bedeutung gerade für die älteren Bewohner der City hat die evangelische Sozialstation. Zwischen 120 und 150 Patienten versorgt das Team aus 30 Kranken- Pfarrdienst Pfarrstellen insgesamt davon Gemeinde-Pfarrstellen 1.579,63 1.145 und Altenpf legekräften ambulant. Dass eine qualitativ 57 Z um Ballungsraum Rhein-Main werden weit über Mit der Wanderungsbewegung wandelten sich auch Sozial- Überall nahezu gleich ist das Interesse an einem Gespräch zwei Millionen Menschen gezählt. Sie leben in struktur und Raumnutzung. So stieg allein zwischen 1961 über religiöse Themen und mit der Kirche. Ob dieses aber Überblick Seite 11 Großstädten, Kleinstädten und Dörfern. Hier ver- und 1970 der Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungs- zustande kommt, hängt insbesondere im Umland der Land Seite 14 mischen sich alle Lebensentwürfe. Jeder Einzelne sektor im Main-Taunus-Kreis und im Landkreis Offenbach Großstädte in hohem Maße davon ab, ob man jemanden Stadt Seite 32 kennt, der in der Kirche engagiert ist. Dies ist ein ent- Großstadt Seite 44 ist permanent genötigt, sich neu zu überdenken und seine Die Zahl der Austritte zeigt zu den drei gewählten Zeitpunkten einen kontinuierlichen Anstieg für die Großstadt und den Ballungsraum. Demgegenüber ist sie im ländlich-kleinstädtischen Bereich deutlich niedriger und hat einen anderen Verlauf. Sie ist dort zunächst bis zur 68er-Revolte sogar rückläufig und steigt erst Anfang der 70er-Jahre auf wesentlich niedrigerem Niveau als in Großstadt und Ballungsraum an. Darin spiegelt sich der negative Einfluss der Verstädterung auf die Kirchenbindung wider. Die Reduzierung auf die drei Zeitpunkte zeigt zwar die Langfristwirkung, sie verdeckt allerdings die erheblichen Schwankungen der Austrittszahlen. Anfang der 70er- und Anfang der 90er-Jahre stiegen die Austrittszahlen jeweils stark, um dann wieder deutlich abzusinken. entsteht aus der Abgrenzung zu benachbarten Lebens- Persönliche Ansprechpartner schaffen den Kirchen- und dort einen weit verzweigten Bekanntenkreis hat, ver- entwürfen und im Suchen nach dem persönlichen Milieu. kontakt fügt also über sehr viel bessere Zugangschancen zur Der Ballungsraum ist erst durch die wirtschaft- Die unterschiedlichen Lebensweisen haben erhebliche Kirche als Mitglieder, die nicht gut integriert sind, etwa Auswirkungen auf Alltagsorientierungen und Kirchen- weil sie neu zugezogen oder selten zu Hause sind. Krieg entstanden, als sich die Stadtregion in das Umland bindung der Bewohner. So gibt nach einer Umfrage unter ausgedehnt hat. Zwischen den Volkszählungen der Jahre den Mitgliedern der EKHN nur jeder Dritte der Berufs- also, kommunikative Netzwerke aufzubauen und möglichst 1961 und 1970 erhöhte sich die Zahl der Einwohner im tätigen mit längerem Arbeitsweg an, eine überdurch- viele ihrer Mitglieder in diese zu integrieren. Eine Schlüssel- Bundesland Hessen nur um 11,8 Prozent, im Main-Taunus- schnittliche Kirchenbindung zu haben. Unter den Nicht- kompetenz haben dabei Laien, die in überzeugender Weise Kreis jedoch um 45,7 Prozent und im Landkreis Offenbach berufstätigen sagen das fast zwei Drittel und damit fast ihre Zugehörigkeit zur Kirche öffentlich machen. um 66,1 Prozent. Das damalige Dekanat Offenbach sah doppelt so viele. Entsprechend groß sind in den Umland- das als Chance zur Expansion der evangelischen Kirche im gemeinden die Unterschiede in der Austrittsbereitschaft. katholisch geprägten Rodgau. So heißt es im Dekanats- Unter den in ihrem Wohnort integrierten Mitgliedern gibt [Zahl pro 1.000 Mitglieder] bericht des Jahres 1964: »Es wird nicht lange dauern nur jeder Zehnte an, schon mehrfach daran gedacht zu Ballungsraum : 12,2 und die einstigen katholischen Dörfer mit zusammen haben, die EKHN zu verlassen. Unter den übrigen Mit- 5.000 Einwohnern werden alles andere als eine evangelische gliedern sagt dies jeder Vierte. Bemerkenswert unter- Diaspora sein. Das heißt für uns, daß in jedem Ort ein neues schiedlich sind auch die persönlichen Zugänge zur Kirche. ■ 10 Großstadt : ■ Mittelwert : ■ 8,6 7,4 5 Aufgabe und Chance der Kirchengemeinden ist es ■ kirchliches Zentrum geplant werden muß.« ■ 0 1951 scheidender Faktor. Wer an seinem Wohnort integriert ist lichen und gesellschaftlichen Veränderungen nach dem Kirchen-Austritte 15 um zwei Drittel. gesellschaftliche Zugehörigkeit zu klären. Individualität ■ 1970 2004 Land : Stadt : 2,7 2,5 Kirche im Ballungsraum Wo alles eng beieinander liegt 58 59 Ehrenamtliches Engagement Friedensgemeinde Mühlheim-Dietesheim [Kreis Offenbach] Das öffentliche Leben mitgestalten Die Friedensgemeinde Mühlheim-Dietesheim steht für ein offenes Gemeindekonzept, in dem Kunst, Kommunikation und Computer eine entscheidende Rolle spielen. Ganz gezielt möchte Pfarrer Hans Rumpeltes das öffentliche Leben mitgestalten. grüner Frosch mit einem roten Shirt, den die einhei2000 2004 Ehrenamtlich Engagierte insgesamt 63.390 62.281 gestaltet haben. Die Mauer auf dem Hof veredelte ein davon weiblich 68,9 % 69,0 % anderer Mühlheimer Künstler: Klaus Puth, der durch davon männlich 31,1 % 31,0 % seine Cartoons mit Gänsen bekannt wurde. Und die Kalligrafin Ingeborg Herold illustriert regelmäßig die Schwerpunkte ehrenamtlicher Tätigkeit in den Gemeinden der EKHN Arbeitsbereich 2004 13.366 13.209 vor, die in der Kirche ausgestellt werden. Im April 2004 Gottesdienst und Kirchenmusik 37.513 37.176 etwa erstrahlte die Kirche eine Woche lang in farbigem darunter: Kirchenchor, Posaunenchor, Instrumentalgruppen 25.228 24.729 6.186 5.912 Licht. »Kunst gehört zum öffentlichen Raum und macht Angebote Erwachsenenbildung 4.838 4.529 gemeindliche Diakonie 9.593 9.379 Gerechte Kommunikation schaffen seit 30 Jahren an multipler Sklerose erkrankt. Eindringlich gemeindlicher Besuchsdienst 5.243 5.376 Mit einem »Zukunftsprojekt« machte Rumpeltes bereits schildert er seine Erfahrungen als Rollstuhlfahrer und Öffentlichkeitsarbeit und Gemeindebrief (einschließlich Verteilung) 17.381 17.434 vor zehn Jahren Furore, als er mit seinem jugendlichen wirbt für offenes und aktives Verhalten von Behinderten Dritte-Welt-Arbeit in Gemeinden 2.561 2.166 17.957 17.752 3.990 3.384 118.628 115.976 »Offenheit ist unser Konzept, wir mischen uns Gemeindefeste/Basare andere Felder Summe der Funktionen Pfarrer Rumpeltes, der zusammen mit einem Pfarrersehepaar für 1.700 Gemeindemitglieder im Ortsteil Dietesheim und 1.900 Gemeindemitglieder in Mühlheim zuständig ist. Eine Diasporagemeinde in einem katholisch geprägten Umfeld. »Die ›Kerngemeinde‹ darf sich nicht abschotten.« E-Lotsen – ein Modellprojekt in Hessen Dass in der Stadt am Main Beteiligung groß geschrieben Team den Internet-Server DIKE (Digitales Informationsund Kommunikationssystem in der EKHN) entwickelte. Er ist damit der Internet-Pionier in der EKHN. DIKE bietet Mitgliedern der Evangelischen Kirche in Hessen und ein und gestalten den öffentlichen Raum mit«, erklärt Viele Ehrenamtliche haben mehrere Aufgaben in den Gemeinden übernommen. Deshalb erscheinen fast doppelt so viele Funktionen wie Personen. Wie fast überall wird ehrenamtliche Arbeit in der Kirche überwiegend von Frauen übernommen. Mit über 80 % ist ihr Anteil dort besonders hoch, wo das Ehrenamt Elemente traditioneller Frauenrollen aufgreift, also einen Bezug zu Kindern und Jugendlichen sowie zum diakonischen Handeln hat, wie zum Beispiel Kindergottesdiensthelferinnen mit 85,7 % sowie Krankenhausbesuche. In den Leitungsgremien sind Männer und Frauen annähernd gleich stark vertreten. Nassau sowie anderen Interessierten eine Plattform für Information und Kommunikation. Nach einer unkomplizierten Anmeldung kann man eine eigene Homepage einrichten und weitere Leistungen nutzen, wie etwa Veranstaltungskalender oder Schwarzes Brett. »Jeder soll selbst zum aktiven Teilnehmer werden«, erklärt Rumpeltes. Das DIKE-Zentrum heißt nicht umsonst Haus Petrus: »Auch Fischer Petrus war ja ein Meister der Netze«, wird, davon zeugen neun »Engagement-Lotsen«, die im schmunzelt der Pfarrer und schlägt damit die sprichwört- Februar 2005 ihre Arbeit aufgenommen haben. »Ehren- liche Brücke zum weltweiten Internet. An den zehn PCs amtsagenturen auf zwei Beinen«, nennt Rumpeltes die im Haus veranstaltet die Friedensgemeinde regelmäßig Männer und Frauen, die dazu ausgebildet wurden, Seminare von der »Einführung ins Internet« bis zu »Ge- Bürgerinnen und Bürger, Vereine und die Kommune zu meindebriefe gestalten«. ehrenamtlichem Engagement zu motivieren, sie dabei zu »Kommunikationsgerechtigkeit« nennt der begleiten und zu vernetzen. Die Kirchengemeinde ist Pfarrer das und sieht darin nicht zuletzt eine moderne einer von sieben Standorten eines Modellprojekts des Konsequenz aus dem »Priestertum aller Gläubigen«. gängern eine Erholungspause bei selbst gekeltertem Nach ähnlichen Prinzipien hat DIKE auch die Website der Stadt konzeptionell und technisch gestaltet. im Bereich Kunst 15 Landes Hessen. Auf dem Lehrplan standen zum Beispiel im Bereich Musik 10 Qualifizierung und Personalentwicklung, Gesprächs- Apfelwein. Im Winter gibt es einmal im Monat Suppe nach bei DIKE 12 führung, Vereinsrecht, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Gottesdienstschluss. im Bereich Sozialprojekte 10 im Bereich Begegnung/Brot/Apfelwein/Rast 20 oder Fundraising. Erste Tat der neuen E-Lotsen: eine Frauen und Senioren 15 Ehrung von stillen Helfern in der Stadt. Menschen, die Räume für Kunst Joachim Kanthaks Sohn Sebastian gehört zu den Mit- Kerb/Ökumene 60 hinter den Kulissen arbeiten, andere pf legen oder be- Ein besonderer Blickfang ist das Kinderhaus neben der begründern von DIKE. »Es ist auch ein wichtiger Teil der Kinder- und Jugendarbeit 25 treuen und nur selten Anerkennung in der Öffentlichkeit 245 Jahre alten Barockkirche. Die Fassade des alten Fach- kirchengemeindlichen Jugendarbeit: Mädchen- und erfahren. Auch Kanthak hat sich zum E-Lotsen ausbilden werkgebäudes, in dem die Gemeinde Musiktherapie an- Jungengruppen treffen sich und werden durch ältere lassen. bietet, zieren bunte Mosaike: Augen, Wasser, ein Fisch Jugendliche angeleitet«, erklärt er. Viele junge Leute und versteckt ein Bibelspruch, den zu entziffern einem hätten so zur Gemeinde gefunden. Was jedoch seit kleinen Rätsel gleichkommt. Vor dem Gebäude sitzt ein einiger Zeit fehlt, ist eine Gemeindepädagogin, die sich I Eigeninitiative ist Trumpf Evangelische Friedensgemeinde Mühlheim-Dietesheim Pfarrer Hans Rumpeltes Bert-Brecht-Straße 4 63165 Mühlheim Telefon (06108) 75424 E-Mail dietesheim @ev-friedensgemeinde.de www.ev-friedensgemeinde.de www.dike.de n der barocken Gustav-Adolf-Kirche predigt nicht Kirchlicher Marktplatz nur Gemeindepfarrer Hans Rumpeltes. Seit zwei- In der Dietesheimer Untermainstraße ist um die alte um die Kinder- und Jugendarbeit kümmert. Die Stelle fiel einhalb Jahren findet in der Regel monatlich die Kirche ein Gelände entstanden, das nicht nur von den Sparmaßnahmen der Landeskirche zum Opfer. offene Kanzel statt: ein Gottesdienst, in dem Gemeindemitgliedern als beliebter Treffpunkt genutzt Doch die Mühlheimer wollen sich damit nicht abfinden. Menschen aus dem öffentlichen Leben über ihre wird. Hier finden Feste, Informationsveranstaltungen Gerade ist eine groß angelegte Spendenaktion ange- und Open-Air-Gottesdienste statt. An jedem ungeraden laufen, die Joachim Kanthak optimistisch stimmt: »Wir Samstag kann Jung und Alt an einem alten Holzofen werden den Sockelbetrag für eine Stiftung zusammen- nicht auf der Kanzel, sondern sitzt in einem Rollstuhl vor selbst Brot backen. Und unter dem Motto »Rast für Leib bekommen, aus der wir dann eine Pädagogin teilweise dem Altar: Joachim Kanthak, Diplom-Pädagoge und und Seele« bietet die Gemeinde Radfahrern und Spazier- finanzieren können.« Themen sprechen. Beim 20. Mal, im März 2005, steht der Prediger 60 Plätze attraktiv«, lautet das Credo des Gemeindepfarrers. Suchttherapeut, ist Kirchenvorstandsvorsitzender und in der Gesellschaft. Ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen in den Projekten ... Jahreslosungen und legt eine Auswahl von Entwürfen 2000 Kirchenvorstand, Gemeindeausschüsse Angebote für Kinder und Jugendliche Friedensgemeinde Mühlheim-Dietesheim mischen Künstler Michael Tresser und Hagen Bonifer ■ 61 Schulseelsorge an der integrierten Gesamtschule in Taunusstein [Rheingau-Taunus-Kreis] Mittendrin im Lebensraum Schule Schulseelsorge Schulseelsorger/-innen mit insgesamt 11,87 vollen Stellen [Schulform] Astrid Diedrich ist Schulseelsorgerin. Damit betreut sie ein sehr junges Arbeitsgebiet, in dem die EKHN unter den Kirchen in Deutschland führend ist. Neben dem Religionsunterricht hat Astrid Dietrich Zeit, auch als Seelsorgerin ansprechbar zu sein. Das geschieht zwar in der Schule, aber außerhalb der Schulstunden. Ihr Anlaufpunkt ist dabei in der Regel das Schüler-Café Mandela. [Wochenstunden] 3,13 75 Gymnasium 5,41 130 Additive Gesamtschule 1,83 44 Integrierte Gesamtschule 1,50 36 10,12 243 Summe Kosten für die EKHN (keine Refinanzierung) 932.862 Euro Alle Schulseelsorgerinnen und -seelsorger unterrichten hauptberuflich Religion. In der Regel ist ein Viertel ihrer Stelle für Seelsorge bestimmt. sind Stichworte. Hier setzen sie an, das seit über zehn erwachsener Ansprechpartner zugegen: der Zivi vom Das sagt Norbert Müller, der stellver- Jahren gemeinsam von evangelischer und katholischer evangelischen Dekanat, die katholische Sozialpädagogin tretende Leiter der integrierten Gesamt- Kirche betriebene Café Mandela, die kommunale Schul- Beate Ringwald, die das Café faktisch leitet, oder Pfarrerin schule Taunusstein mit 1.500 Schülern sozialarbeit und die Hausaufgabenhilfe, die eng verzahnt Diedrich – sie vor allem in der »Blauen Stunde« am Mitt- und 100 Lehrkräften, über die Pfarrerin, arbeiten. woch ab 7 Uhr früh. »Da sind immer einige, die etwas zu diskutieren haben.« Die praktische Arbeit leistet ein »Ich fühle mich zuständig für alle, die mit Schule Viertelstelle als Schulseelsorgerin wirkt: Haltestellen von zu tun haben, auch für Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, wechselndes Schülerteam, eine Arbeit, die mehr machen acht Buslinien zeigen den weiten Einzugsbereich an. Sekretärinnen oder die Hausmeister«, erklärt Astrid wollen, als angenommen werden können. Erlebnis- Diedrich. »Wichtig ist, dass die Leute selbst entscheiden pädagogische Betriebsausflüge und Treffen zum Trainieren »Über das Vermitteln von Fachwissen hinaus haben wir können, ob und wie sie Kontakt mit mir aufnehmen.« von Thekendienst sind attraktiv und fördern den besonderen die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, Kinder zu Deshalb sagt sie: »Schulseelsorge arbeitet im Grenz- Café-Team-Geist. erziehen und dieser Auftrag ist größer geworden«, sagt raum«, für Jugendliche, die »Kirche doch nur durch Wenn Sicherheiten wegbrechen Müller. Schulverweigerung, Verwahrlosung, Misshandlung Mittler wie mich erleben«, durch »eine zum Anfassen«, Eher scheinbar gewöhnliche Nöte sind Krisen in Freund- Orte des Gedenkens von der sie sagen können: »Die ist ja ganz normal wie wir.« schaften: »Du liebst mich oder du liebst mich nicht! Das Café Mandela wird auch zum Ort der Gemeinschaft. Es geht immer um das Ganze.« Andere haben Familien- Gemeinsam werden »Orte des Gedenkens« gestaltet: so Freiräume lebendigen Daseins probleme: etwa die Trennung der Eltern oder der Tod nach dem Amoklauf in Erfurt, nach dem 11. September Ihr ständiges Bestreben geht dahin, dass die Jugend- eines Elternteils. »Was wird aus mir? Auf wen kann ich 2001 von New York. Nach dem Tsunami kam der Wunsch lichen im »Lebensraum Schule« auch mit ihren Sorgen mich eigentlich noch verlassen?« Auch Wurzellosigkeit. nach einer konkreten Schulpartnerschaft auf. Astrid und Nöten »zu ihrem Recht kommen«. Sie will Freiräume Die 5. und 6. Klasse verzeichnen eine hohe Fluktuation: Da Diedrich zu alledem: »Man muss aber immer wieder »Schule« wird in Taunusstein sehr weit gefasst: Pfarrer/-innen im Religionsunterricht Hauptberuflich [Schulform] [volle Stellen] Berufsschule Frau Diedrich hat eine Magnetwirkung.« die dort seit 2001 Religion unterrichtet und mit einer ■ 49 Pfarrstellen [Volle Stellen] [Wochenstunden] Berufsschule 60,43 1.450 Gymnasium 50,69 1.217 lebendigen Daseins schaffen, Zeiten des Luftholens gibt es Kinder, die schon fünf, sechs Mal umgezogen Impulse setzen, sich etwas einfallen lassen, die Jugend- Additive Gesamtschule 9,30 223 bieten, in der Jugendliche im Sinne von »lebendiger sind. Immer stärker schlägt eine zweiseitige Bedrohung lichen kommen nicht und sagen von sich aus, das war so Integrierte Gesamtschule 8,38 201 Gemeinde« erfahren, wie das Miteinander- und Fürein- durch: Sicherheiten, die wegbrechen, wenn Vater oder schön, das möchten wir gerne mal wieder machen.« Sonstige Schulen 3,83 92 132,63 3.183 ander-Dasein Freude machen kann, wie es das Vertrauen Mutter oder gar beide die Arbeit verlieren, was in- zu sich selbst und zu anderen stärkt. zwischen auch in der gut qualifizierten Mittelschicht Schutzraum mit eigenen Regeln Alltag ist, gepaart mit eigenen Zukunftsängsten: »Ich Das Café Mandela ist auch eine Art Schutzraum, in dem Zwischen Tür und Angel weiß ja eigentlich, was ich werden will, aber wir rödeln eigene, andere Regeln gelten als sonst in der Schule. »Das funktioniert nicht mit Sprechzeiten, die wirken und rödeln und wissen doch, nach der Schule will uns Eines Tages waren Hakenkreuze in Tische geritzt. Das eher abschreckend.« Der Unterricht ist der Kontaktraum. eigentlich niemand haben.« Hier ist Diedrichs seel- Team reagierte schnell: Zettel auf den Tischen mit der Oder die Klassenfahrt. Oder eine Schlägerei – »ich gehe sorgerliche Kompetenz gefragt: Einfühlungsvermögen, Mahnung: »Das wollen wir hier nicht, dies ist ein Raum dazwischen«. Oft beginnen die Gespräche zwischen Tür breite Lebenserfahrung und ein klares theologisches für alle.« Statt Sanktionen zu verhängen, nahmen die und Angel. Wer etwa anfängt: »Ich habe da einen Freund, Fundament. Meist führt sie Gespräche, manchmal – etwa Schüler selbst die Mühe auf sich, das Gespräch zu suchen. eine Freundin, können Sie nicht mal …«, meint meist beim Tod eines Schülers – liegt der Trost im Gestalten Ein Ort also auch zum Einüben von Respekt und Toleranz. sich selbst. Auch große ethische Fragen kommen da auf: eines Gedenkortes und in der Liturgie eines Trauergottes- Wem es im Café zu laut ist, zieht sich in den Raum der »Ist Abtreibung Mord?« »Warum bin ich so rechts?« Oder dienstes. Schulseelsorge, das Relax, zurück. Astrid Diedrich hat Summe Refinanzierung durch das Land 8.510.231 Euro Bei der EKHN verbleibende Personalkosten 1.001.609 Euro ■ Nebenberuflich Pfarrer/-innen Stunden unentgeltlich/wöchentlich (von EKHN finanziert) 970 2.195 Stunden entgeltlich/wöchentlich (vom Land nach nebenberuflichen Stundensätzen refinanziert) 1.609 Summe 3.804 Refinanzierung durch das Land Hessen 857.093,33 Euro Refinanzierung durch das Land Rheinland-Pfalz 112.983,28 Euro Astrid Diedrich geht von sich aus auf Schüler zu, wenn Die von der EKHN für den evangelischen Religionsunterricht erbrachten Leistungen (nicht refinanzierter Anteil) entsprechen einem Finanzvolumen von ca. 7,5 Mio. Euro. 62 ihn nach Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler sie den Eindruck hat, jemand bedürfe der Hilfe. »Die Das Café Mandela gestaltet: mit Lavalampe, dicken Liegeteppichen und meisten Jugendlichen meinen nicht, dass sie Probleme Ein wichtiger Ort der Begegnung und des Erstkontakts ist großen Dinkelkissen. haben. Sie denken, das Leben ist eben so: Dass der Vater das Café Mandela, in dem sich oft um die 50 Schüler vor schlägt oder dass man sich allein Frühstück machen muss.« allem aus der 5. und 6. Klasse aufhalten. Immer ist ein ■ 63 Die Diakoniestation Bensheim/Zwingenberg [Kreis Bergstraße] bewährt sich auf dem Pflegemarkt ordnete Dr. Michael Meister betont die Vorbildfunktion Exakt geplant, hart kalkuliert und marktgerecht platziert der Diakoniestation. »Wir tun viele Dinge, die wir nicht abrechnen können: Anträge ausfüllen, beraten, organisieren, und halten nicht gleich bei allem die Hand auf«, bekräftigt die Pf legedienstleiterin. Besonders gefordert sieht Luci Müller Kirche und Diakoniestationen Diakonie bei der Diskussion um ungelernte Pf legekräfte Seit die Diakoniestation Bensheim/Zwingenberg 1978 als Zweckverband evangelischer Kirchengemeinden gegründet wurde, hat sich ihr Aufgabenbereich dramatisch verändert. Nach Einführung der Pflegeversicherung muss die Station genau kalkulieren, um sich gegen Konkurrenz behaupten und auch weiterhin ihren diakonischen Auftrag erfüllen zu können: Pflege als Ausdruck christlicher Nächstenliebe. aus Osteuropa. Während geschulte Krankenpf legehelfe- In der EKHN gibt es 59 Diakoniestationen. Sie betreuen ca. 19.000 Pflegebedürftige. Dabei ist der Bereich Hauswirtschaft deutlich rückläufig, da diese Arbeiten von den meist aus Osteuropa stammenden Laienhelferinnen billiger gemacht werden können. Weitere 19 Diakoniestationen und ambulante Pflegedienste sind Mitglied im Diakonischen Werk Hessen und Nassau. Sie betreuen ca. 3.7oo Patientinnen und Patienten. rinnen nicht einmal eine Spritze verabreichen dürfen, machen ungelernte Hilfskräfte alles, wenn sie bei der Familie einen Wohnsitz angemeldet haben und so als Angehörige gelten. Die Legalisierung dieser privaten Pf legekräfte kann die Qualität der Pf lege verschlechtern. Porzellan- statt Plastikteller Als ein Ergebnis des QM-Prozesses will die Station durch noch mehr Wertschätzung für die Patienten noch attraktiver werden. So bietet sie jetzt zusammen mit einem ortsansässigen Caterer einen Menü-Service an. Auf Wunsch können die Senioren das Essen einfach mal unverbindlich werden Senioren für 5,90 Euro einem Drei-Gänge-Menü testen. Eine gute Vernetzung führt schließlich zu kon- aus frischen Zutaten beliefert, das nicht in Plastikschalen, kreten Erfolgen: So gründeten Kirchengemeinden den sondern auf Porzellantellern serviert wird. Förderverein der Diakoniestation mit dem Ziel, jedes Jahr Die eigene Leitung für den Hauswirtschaftsbereich aus Spenden, Kollekten oder Erlösen 15.000 Euro aufzu- wurde aufgegeben, als die Pf legeversicherung kam. Die bringen. In diesem Jahr waren es gar 18.000 Euro, mit Kassen hatten die Zahlungen für Leistungen im hauswirt- denen die Diakoniestation eine halbe Pf legekraft schaftlichen Bereich zunächst drastisch reduziert und finanzieren konnte. Sehr rege setzt sich Luci Müller auch die Verträge über Haus- und Familienpf lege mit der beim Amtsgericht dafür ein, dass Bußgelder, die für Station aufgekündigt. »Wir wollten die Menschen nicht soziale Zwecke verhängt werden, der Diakoniestation im Stich lassen, haben weitergemacht und dabei sehr zugute kommen. Zudem betreibt sie Fundraising bei orts- viel draufgelegt«, sagt Luci Müller. Parallel dazu führte sie ansässigen Firmen. zähe und aufwändige Verhandlungen mit den Kassen – F mit Erfolg. Mittlerweile zahlen bis auf eine große Kasse Ideen für die Zukunft wieder alle den Satz von 29,90 Euro für hauswirtschaft- Eine neue Herausforderung schaff t die Gesundheits- liche Betreuung. reform, die die Verweildauer in den Krankenhäusern ür die Zukunft zeigt sich die Station gut gerüstet. nehmen EQ-Zert im März 2005 das Diakonie-Siegel Pflege. Ausgestattet mit einem System für Qualitäts- Die Station erfüllt damit gesetzliche Anforderungen, Gemeinden, Kommunen, Förderverein und Fundraising die häusliche Anschlusspf lege sein. Luci Müller denkt management und dem Diakonie-Siegel Pf lege nimmt Wünsche von Ärzten und Patienten nach aner- Engelbrecht erinnert daran, dass die Mitarbeiterinnen dabei an Pf legetrainings für Familien, Urlaubs- oder bietet sie das gesamte Spektrum mobiler Pf lege kannten Qualitätsstandards auf, macht ihre Leistungen der Diakoniestation »den biblischen Grundgedanken der Tagesfahrten für pf legebedürftige Senioren oder eine an. »Die Diakoniestation leistet einen entschei- senkt. Da möchte die Station ein attraktiver Partner für transparent und erhält so ihre Konkurrenzfähigkeit. Alltagsdiakonie im Auftrag der Gemeinden umsetzen«. noch intensivere Kooperation mit Krankenhäusern. »Nur denden Beitrag zur Aufrechterhaltung von Lebens- Nach einer Marktbereinigung gibt es heute drei große Dafür will er noch mehr Bewusstsein schaffen. An seiner als starkes Netzwerk können wir konkurrenzfähig sein qualität«, sagt Pfarrer Karl-Michael Engelbrecht, der private Pf legedienste als Mitbewerber. Mit der Caritas eigenen Gemeinde hat er einen Mittagstisch für Senioren und dabei die gewohnt hohe Qualität garantieren.« Vorsitzende des geschäftsführenden Vorstands der kooperiert die Station. organisiert. Das Essen liefert der »Menü-Service«. So Diakonisches Engagement bewährt sich auf dem Markt. ■ Diakoniestation Bensheim/Zwingenberg Fehlheimer Straße 62 64625 Bensheim Telefon (06251) 66654 E-Mail diakoniestation. [email protected] www.diakoniestationen.com Diakoniestation. Doch den diakonischen Anspruch unter dem steigenden Druck der Kostenträger aufrechtzu- Zeit gewinnen für persönliche Zuwendung erhalten, ist mehr und mehr zu einer Gratwanderung Als besonderes Plus gegenüber der Konkurrenz sieht Müller geworden. »Das funktioniert nur mit einer perfekten die außergewöhnlich hohe persönliche Zuwendung, Organisation«, betont Pf legedienstleiterin Luci Müller. welche die insgesamt 51 Mitarbeiterinnen und Mit- Angestellte Mitarbeiter/-innen Und dazu gehört eine exakte Tourenplanung ebenso wie arbeiter aus persönlicher Motivation für die Patientinnen Patient(inn)en in der Pflege und Patienten aufbringen und die von der Pf legedienst- Geleistete Pflegestunden klare Absprachen, eindeutige Ziele und Vorgaben. Statistik Pflegegutachten/Jahr leitung bei der Zeitplanung gefördert wird. Sie schafft 64 Diakoniestation Bensheim/Zwingenberg Zertifizierte Qualität neben der medizinischen eine besondere, emotionale Um die eigenen Dienstleistungen weiter zu optimieren, Qualität. Ein deutliches »Mehr an Zeit für die Patienten« durchlief die Station einen Qualitätsmanagementprozess attestiert auch der Bensheimer Bürgermeister Thorsten (QM) und bekam vom bundesweit anerkannten Unter- Herrmann der Einrichtung. Und der Bundestagsabge- Dienstfahrzeuge [Zahl] Ausgaben [Euro] Einnahmen [Euro] Einnahmen [Euro] 176 Sachausgaben 234.000 Pflegekassen 370.000 Kommunen Bensheim und Zwingenberg ca. 28.200 Investitionen 33.000 Selbstzahler 306.500 EKHN 360 Menü-Service 62.000 Sozialamt 11.500 Förderverein 15.500 Menü-Service 62.000 Sonstige 18.500 51 13 Personal 854.000 Krankenkassen 1.183.000 323.500 1.073.500 25.500 50.000 109.500 Besondere Leistungen: Intensivpflege, Schwerstpflege, Kinderkrankenpflege, onkologische Pflege, Haus- und Familienpflege, hauswirtschaftliche Versorgung, Pflegekurse für Angehörige, Menü-Service 65 Konfirmanden-Freizeiten des Dekanats Rüsselsheim [Kreis Groß-Gerau] Gemeinschaft zum Mitmachen Der Konfirmanden-Unterricht genießt nach wie vor große Akzeptanz. Das spornt das Dekanat Rüsselsheim an, ihn mit neuen Konzepten auch zukünftig für junge Leute interessant zu machen. Eines davon ist das Konfirmanden-Projekt, das sich in neun Jahren zum wahren Kult-Event entwickelt hat. Auch im März 2005 fuhren wieder fast dreihundert Jungen und Mädchen auf den Eisenberg bei Bad Hersfeld. Mit dabei waren neben Dekanatsjugendreferent Günter Eiserfey auch Pfarrer aus 15 Gemeinden, eine Musik-Band und zahlreiche Ehrenamtliche. E isenberg – in Rüsselsheim steht dieser Name für Workshop »Foto-Love-Story«. Sie zeigen, wie frei das ein ganz besonderes Konzept der gemeindlichen Thema ausgelegt werden darf. Schließlich sollen die Konfirmanden-Freizeiten. Ihr Kernpunkt heißt Jugendlichen über das sprechen können, was ihnen auf Ermutigung. Und die findet einen solchen An- der Seele brennt. klang, dass Dekanatsjugendpfarrer Ulrich Kuhl Günter Eiserfey sieht die Kirche hier in der Pflicht. und Günter Eiserfey die Gruppe teilen müssen und direkt Sie müsse Lebensbegleitung in einer für die Jugendlichen hintereinander zwei Freizeiten à fünf Tage auf dem Berg prägenden und schwierigen Phase leisten. Gefragt, was bei Bad Hersfeld veranstalten. sie mit nach Hause nähmen, berichten die Konfirmanden Konfirmationen Die Jugendlichen sagen Ja zur Konfirmation: Nahezu alle getauften Jugendlichen lassen sich auch konfirmieren. 2004 von persönlichen Aha-Erlebnissen. Robin etwa ist noch Der Bogen zum Thema Liebe wird weit gespannt von Lebensbegleitung und »brennende Themen« immer von dem Gespräch über Freundschaft beeindruckt: »Henna-Tattoo« über »Foto-Love-Story« und »Meditation« Vor zwei Jahren erweiterten die Organisatoren das Konzept »Wenn man allein ist, denkt man gar nicht so viel darüber hin zum christlichen Glauben. Zur »Nächstenliebe« um die themenorientierte Arbeit. »Zehn Gebote« hieß nach.« Marie-Theis zieht als Resümee der letzten vier beispielsweise gibt es die Geschichte von einem körper- sei. Teamer Oliver Rinkenbach meint: »Das ist eine große der Schwerpunkt im letzten Jahr, dieses Mal ist es die Tage: »Ich hab mich getraut, auf die Bühne zu gehen und lich entstellten Mann in der S-Bahn: Die anderen im Leistung der Helfer – sie geben die Motivation an die »Liebe«. Das Leitmotiv ist Thema in Andachten, Arbeits- zu singen – ich bin mutiger geworden.« Zusammen mit Abteil rücken von ihm ab, meiden ihn, nur ein junger Konfis weiter und ziehen sie mit.« Einig sind sich alle, kreisen oder Workshops. Werkstücke wie Bilder, Gedichte ihrer Freundin Jacqueline war sie außerdem beim Tattoo- Mann reagiert anders. Er setzt sich neben den Entstellten dass auch die Helfer profitieren, weil sie Verantwortung oder Musikstücke präsentieren die Konfis am letzten Workshop. Stolz zeigen die beiden ihre Handgelenk- und und beginnt sogar ein lockeres Gespräch. So wird die übernehmen und die Jüngeren umsorgen. Die 16-jährige Abend bei der »Abschlussgala«. Moderatorentalent Willi Nackenmalereien. biblische Geschichte vom Samariter in die heutige Zeit Sabrina Watrin formuliert es so: »Es war eine tolle verlegt und damit für die Jugendlichen ein direkter Erfahrung, so einen Workshop zu leiten – ich war schon Realitätsbezug hergestellt. bei anderen Fahrten, aber da musste man immer nur eröffnet sie heute passenderweise mit Bildern aus dem Dabei sein Dabei hatte Jacqueline zunächst nicht viel von der Frei- kochen und aufpassen.« zeit erwartet. Doch jetzt freut sie sich, denn sie hat »den Mehr als nur »Spaßveranstaltung« einen oder anderen mal ganz anders kennen gelernt«. Normalerweise arbeitet die 29-jährige Anika Stork am an dem die Konfirmanden im Mittelpunkt stehen. Für die Und die Konfirmation kommt ihr »wegen meinem Frankfurter Flughafen. Schon seit ein paar Jahren nimmt 19-jährige Lorena Silvestre, deren Stimme nach der Glauben und weil ich mal in Weiß heiraten will« gerade sie als ehrenamtliche Teamerin an den Freizeiten teil, sie langen, anstrengenden Woche kratzig und heiser klingt, recht. Alle drei möchten nächstes Jahr unbedingt als empfindet sie als »kleines Highlight, eine komplett steht das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund. Diesen Helfer wieder auf den Eisenberg. andere Welt«. Auch wenn sie sagt, es sei anstrengend und Zusammenhalt hat sie selbst als Konfirmandin sehr viel Arbeit, weiß sie jetzt schon: »Es hat sich wieder ge- positiv erlebt – das will sie weitergeben. Und das ist, wie Dekanatsjugendpfarrer Kuhl er- 66 19.711 Konfirmand(inn)en Der Eisenberg wird als geschützter Ort inszeniert, klärt, durchaus erwünscht: »Oft ist es schwierig, denn lohnt.« Natürlich gebe es auch Konfirmanden, die schwer die Jungen und Mädchen verschwinden direkt nach der zu motivieren seien, »die haben diese coole und Null- dass die Konfirmanden Kirche, Glaube und Gott für sich Konfirmation wieder aus den Gemeinden. Hier dagegen Bock-Phase, aber die meisten kriegen wir einfach nach neu entdecken. Geschafft hätten sie es, wenn die Konfis wollen viele beim nächsten Mal sofort wieder dabei sein. ein paar Tagen«. Günter Eiserfey hat das anfängliche die Konfirmation nicht als Schlusspunkt ihrer Geschichte Für uns ist das die Chance, sie als auch längerfristig für Fremdeln schon oft erlebt und grinst: »Wenn man 14 ist mit dem Glauben und der Kirche sehen, sondern als eine Mitarbeit zu gewinnen.« und groß und stark, wer will dann sagen, dass Kirche toll Durchgang zu einem anhaltenden Kontakt. So ist es ja ist?« Doch diese Gruppenhaltung kippe nach ein oder auch gemeint. Konfirmation – das heißt: Befestigung im zwei Tagen, obwohl das hier »keine Spaßveranstaltung« Glauben. Alle wollen mit ihrem Engagement erreichen, ■ 67 Z Die Evangelische Sonntags-Zeitung um Selbstverständnis des Protestantismus Medienhaus wechselte. »Ich wollte eine sinnvolle Auf- gehört traditionell die besondere Betonung gabe im Bereich Verkündigung übernehmen«, begründet der Gemeinden als Basisgemeinschaft der Birgit Arndt ihren Wechsel in die weniger gut dotierte Gläubigen vor Ort. Initiativen jenseits des Position im Medienhaus. »Mir ging es nicht um Status Probe-Abo für 2 Wochen kostenlos lokalen Horizonts haben es da mitunter und Gehalt.« Schnupper-Abo für 3 Monate 7,50 Euro schwer, auf Interesse zu stoßen. Dabei bietet ein Blick Nach der Neugestaltung des Blatts, dem so ge- über den Tellerrand hinaus interessante Anregungen und nannten Relaunch, präsentiert sich die ESZ aktueller und inhaltliche Impulse aus anderen Gemeinden, Regionen übersichtlicher, in besserer Druckqualität, durchgehend und Kirchen. Und ein über die jeweilige Gemeinde hinaus in Farbe und in größerem Format. Farbige Titel, ein erkennbares evangelisches Profil kann es nur geben, luftiges Schriftbild und Bilder, die zentral und größer auf wenn sich Christen vor Ort als Teil eines großen Netzes den Seiten platziert sind, runden das neue Erscheinungs- verstehen. Anregungen und Informationen dafür bietet bild ab. Einzelpreis 1,20 Euro Jahres-Abonnement Sammel-Abos (über die Kirchenvorstände) 3 – 5 Abos mehr als 6 Abos 52 Euro 30 % Rabatt 40 % Rabatt Redaktion Evangelische Sonntags-Zeitung Chefredakteur: Wolfgang Weissgerber Evangelisches Medienhaus Rechneigrabenstraße 10 60311 Frankfurt Telefon (069) 92107-442 E-Mail [email protected] die Evangelische Sonntags-Zeitung (ESZ), die Wochenzeitung in der EKHN, die mit einer Abonnentenzahl von Kostenlose Konkurrenz 15.000 bislang allerdings nur einen kleinen Teil der Mit- Die kostenpf lichtige ESZ muss sich neben kostenlosen glieder und Aktiven erreicht. Publikationen behaupten. Tageszeitungen wie der Frank- Zu Ostern 2004 wagte der Verlag des Frankfurter furter Rundschau liegt jeden Monat das Monatsmagazin Medienhauses, in dem die 1946 gegründete christliche Chrismon bei, das aus dem Deutschen Evangelischen Wochenzeitung erscheint, ein frisches Zeitungsdesign Sonntagsblatt hervorgegangen ist und von der Evange- Damit steht die ESZ in der Tradition evangelischer Publi- scheidend ist die Akzeptanz der Zeitung bei den Lese- und den Abschied vom alten Namen. Aus der Evangelischen lischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen wird. Die zistik, die es sich nach dem Ende der NS-Diktatur und rinnen und Lesern. »Um die Interessierten zu erreichen«, Kirchenzeitung wurde die Evangelische Sonntags-Zeitung. EKHN gibt viermal im Jahr die Zeitschrift »echt« heraus, deren gleichgeschalteten Medien zur Aufgabe gemacht sagt Birgit Arndt, »sind wir auch sehr auf eine Kooperation Mit dem Namen will die Redaktion den besonderen die alle Mitglieder erhalten. Und beim Frankfurter hat, am Aufbau unabhängiger Medien mitzuwirken und mit den Gemeinden angewiesen. Sie können beim An- Charakter des Sonntags als Tag der Ruhe und der Be- Regionalverband erscheint für die Protestanten in der damit einen Beitrag für das Entstehen einer stabilen sprechen neuer Abonnenten entscheidend helfen.« sinnung aufgreifen und dafür einen Akzent anbieten. Stadt mehrfach im Jahr das Evangelische Frankfurt. Für Demokratie zu leisten. Dem ist auch der Evangelische Voraussetzung dafür ist, dass die Verantwortlichen in den Das neue Design kommt an – um 15,7 Prozent auf Online-Interessenten bietet der EKHN-eigene Internet- Pressedienst (epd), Deutschlands älteste Presseagentur, örtlichen Gemeinden den Wert der Zeitung erkennen und 15.000 Exemplare stieg seither die Zahl der Abonne- Newsletter wöchentliche Informationen und die verpf lichtet. Er arbeitet mit der ESZ eng zusammen. über die eigene Gemeinde hinaus interessiert sind. ments. »In Deutschland ist das die stärkste Steigerung Gemeinden verschicken regelmäßig Gemeindebriefe. In bei der konfessionellen Presse«, sagt Chefredakteur diesem umfangreichen Angebot hat die ESZ ihren Platz. geistliche Texte, sozial- und gesellschaftspolitische Druck nachlassender Einnahmen auch künftig zu er- Wolfgang Weissgerber. Das ist auch der rührigen neuen »Aus kritisch-loyaler Distanz berichtet die ESZ«, betont Themen, eine Medienseite, beispielhafte Gemeinde- halten, ist ungewiss. Die EKHN kann allerdings nicht auf Vertriebschefin Birgit Arndt zu verdanken, die von einem Weissgerber. »Nirgends sonst kann man sich umfassend, porträts, Buch- und Ausstellungsbesprechungen und eine zentrale Publikation verzichten, die ihren Mit- großen Computer-Unternehmen in das Evangelische aktuell und über das Leben in der Kirche auf allen Ebenen manchmal – mit einem Augenzwinkern – auch ein bunter gliedern, Mitarbeitenden, Gemeinden und Einrichtungen und in allen Regionen informieren.« Bericht, zum Beispiel über bügelnde Pfarrer. Mit Regional- Informationen bietet. Sie würde sonst viel von ihrer Zum breiten Themenmix der Zeitung gehören Ob die Anstrengungen reichen, die ESZ unter dem seiten geht das Blatt auf die sehr unterschiedlichen öffentlichen Kraft einbüßen und zu einem losen Bund Breiter Themenmix aus journalistischer Distanz Gebiete der EKHN ein. Diese Sparte soll noch ausgebaut selbstständiger Gemeinden werden. Zum besonderen Profil der ESZ gehört auch: Sie ist kein werden. ■ offizielles Mitteilungsorgan der Kirche. Die Redaktion arbeitet unabhängig und nach journalistischen Kriterien. Zeitung muss Geld verdienen »Die Kirchenleitung ist durchaus nicht immer einer Die Zeitung wird von der EKHN zwar finanziell unterstützt, Meinung mit der Redaktion«, sagt der Chefredakteur. sie muss sich aber über Verkaufserlöse zu erheblichen Teilen refinanzieren. Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin Arndt weiß, dass dazu eine Auf lagensteigerung nicht reicht. Sie setzt deshalb – sehr erfolg- Aus der Evangelischen Kirchenzeitung wird die Evangelische Sonntags-Zeitung reich – auch auf die Anzeigenakquisition. Um 163 Prozent Frisches Design, mehr Leserinnen und Leser stieg die Zahl der Inserate von Reiseanbietern, Bauunternehmen oder christlichen Verlagen, seit die 41Jährige bei der ESZ arbeitet. Kritik an den Anzeigen hat es im speziellen kirchlichen Umfeld nicht gegeben. Daran, meint Weissgerber, seien die Leserinnen und Leser aus anderen Publikationen gewöhnt. Tageszeitungen er- Die Evangelische Sonntags-Zeitung der EKHN konnte ihre Auflage kräftig erhöhen. Sie ist derzeit die einzige regelmäßig erscheinende kirchliche Publikation in Deutschland, die Zuwächse hat. Dafür sorgen das neue Design und ein dynamisches Marketingkonzept. 68 zielten etwa 60 Prozent ihrer Einkünfte aus dem Anzeigengeschäft. Bei der ESZ sind es derzeit nur 10 Prozent. Die Redaktion geht dabei behutsam vor. Werbung für Alkohol (Ausnahme: der Wein des EKHN-Weinguts), Zigaretten oder Anzeigen mit sexuellen Inhalten lehnt sie ab. Ent- Medienhaus Das Medienhaus in Frankfurt, gegründet 1996/97, ist das Zentrum für evangelische Publizistik und Medienarbeit in Hessen und Nassau. Unter einem Dach sind zu finden: ■ Evangelische Sonntags-Zeitung ■ Evangelischer Pressedienst (epd), Landesdienst Hessen: Nachrichtenagentur für Tageszeitungs- und Funk-Redaktionen ■ Privatfunkarbeitsstelle der EKHN: etwa 400 evangelische Radiosendungen pro Jahr für RPR, KlassikRadio und andere, vor allem aber für Hit Radio FFH ■ öffentlich-rechtliche Rundfunkarbeit beim Hessischen Rundfunk: knapp 500 Verkündigungssendungen pro Jahr für die verschiedenen Wellen des Hessischen Rundfunks ■ Arbeitsbereich Medienprojekte/Internet: initiiert Medienprojekte, bietet Fortbildung an, koordiniert und steht für das Internet-Engagement der EKHN Im Medienhaus sind 35 Mitarbeiter/-innen sowie weitere Honorarkräfte beschäftigt. Die Aufwendungen des Medienhauses in Höhe von 3,49 Mio. Euro im Jahr 2004 deckten EKHN-Zuschüsse in Höhe von 1,9 Mio. Euro und Umsatzerlöse in Höhe von 1,59 Mio. Euro. 69 D ie Steuerprognose für das Jahr 2004 in Höhe von halt zu haben, wird voraussichtlich nicht ganz erreicht, da Ausblick auf viele Unwägbarkeiten Fundraising und Sponsoring an Bedeutung gewinnen. Ein 345 Mio. Euro wurde mit einem Ergebnis von sich die angestrebte Einsparung von 49 Mio. Euro nicht in In der zukünftigen Entwicklung der Finanzen gibt es große Beispiel dafür ist die neu gegründete Stiftung der EKHN 347 Mio. Euro fast punktgenau erreicht. Doch die allen Bereichen bis zum Jahr 2006 umsetzen lässt. So Unwägbarkeiten. Neue steuerliche Rahmenbedingungen, und die Ausstellung »stiften tut gut«, die seit Juni 2005 gute Planung ändert nichts daran, dass im Jahr haben sich die Ausgaben für Kindertagesstätten deutlich wie die Zinsabgeltungssteuer und neue Steuerreform- durch die EKHN wandert (bitte beachten Sie den Beitrag 2004 der Haushalt zum dritten Mal in Folge durch Rück- gegenüber den Annahmen erhöht. Und angesichts des modelle, sind von uns kaum beeinflussbar. Hinzu treten auf Seite 10). Sie soll dazu anregen, sich mit alternativen lagenentnahmen ausgeglichen werden musste. Das ehr- niedrigen Zinsniveaus an den Kapitalmärkten müssen die die strukturellen Schwächen, die zukünftig wohl kein Finanzierungsmodellen zu befassen, und möglichst viele geizige Ziel, bis 2006 wieder einen ausgeglichenen Haus- Erträge aus Vermögensanlagen niedriger eingeplant entsprechendes Wirtschaftswachstum kompensieren wird: Stifterinnen und Stifter mobilisieren. Auch die 2004 werden. Die kumulierten Spareffekte werden voraussicht- Wir werden immer weniger. EKD-weit wird damit ge- begonnene Bonifizierung von eingeworbenen Drittmitteln lich auf rund 40 Mio. Euro bis zum Jahr 2006 anwachsen. rechnet, dass die Mitgliederzahl bis zum Jahr 2030 um ein wird 2006 fortgesetzt. Dabei gibt die EKHN für bis zu drei Insgesamt ist das eine recht positive Umsetzungsquote. Drittel sinken und sich die finanzielle Leistungsfähigkeit Euro, die für Fördervereine und Stiftungen eingeworben bis dahin halbieren wird. Für die EKHN wird dies, allerdings werden, einen Euro dazu. Das schafft in allen Bereichen in abgeschwächter Form, auch zutreffen. der Kirche einen Anreiz, Fundraising als festen Bestand- Wir werden immer weniger. Auf Grund der geringen Geburtenraten, besonders in der protestantischen Bevölkerungsgruppe, geht die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) davon aus, dass bis zum Jahr 2030 die Mitgliederzahl um ein Drittel sinken und sich die finanzielle Leistungsfähigkeit halbieren wird. Das wird nach etwas detaillierten Prognoseüberlegungen auch für die EKHN zutreffen, allerdings in abgeschwächter Form. Nur durch weitere Maßnahmen ist es möglich, das noch verbleibende strukturelle Defizit 2006 deutlich zu minimieren und 2007 wieder einen strukturell aus- Neue Finanzierungsideen nötig während der ersten Aktion im Jahr 2004 zeigen das deut- meidlich sein, bereits geführte Prioritätendiskussionen Wenn die Kirchen ihre Arbeit in möglichst großem Umfang liche Interesse daran. partiell erneut aufzugreifen. erhalten wollen, müssen sie sich neben der Kirchensteuer Mitglieder-Entwicklung in der Zukunft 2,0 teil des Aufgabenspektrums zu sehen. Die 229 Anträge geglichenen Haushalt zu erreichen. Dabei wird es unver- ■ weitere Einnahmequellen erschließen. Deshalb werden Mitglieder [Mio.] Überbrückungsfonds hilft Alter [Jahre] 1,5 Mit dem Haushalt 2005 wurde ein Überbrückungsfonds von 3 Mio. Euro bereitgestellt, weitere 3 Mio. sind für 2006 ■ 0,94 über 65 0,87 1,0 geplant. Der Fonds soll Kirchengemeinden, Dekanate und gesamtkirchliche Organisationseinheiten in die Lage 0,78 ■ 25 – 65 0,5 versetzen, die Kostenreduzierungsvorgaben, vor allem im Personalbereich, möglichst zügig umzusetzen. 0 2005e 2015e 2025e ■ 15 – 24 ■ unter 15 Kirche und Finanzen Gut geplant, aber Sparziel noch nicht ganz erreicht 70 71 Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2004 Jahresergebnis 2004 Einnahmen 2003 2004 2004 Veränderung gegenüber 2003 [%] 2005 Planzahlen [T Euro] 2004 Anteil an den Gesamteinnahmen [%] [T Euro] 2003 2004 [T Euro] [T Euro] 367.569,42 347.425,29 62,7 – 5,5 338.000,00 138.793,53 132.153,81 122.587,67 Erlöse, Kostenerstattungen 17.159,53 22.943,91 4,1 + 33,7 24.599,23 Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung 54.099,08 46.288,59 40.035,62 Staatsleistungen und -erstattungen 14.143,07 14.680,31 2,7 + 3,8 14.956,52 Dekanate, regionale Verwaltung 20.026,32 21.805,73 28.721,00 Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen und -lagen 2.796,82 2.755,48 2.600,00 215.715,75 203.003,62 16.408,07 15.822,27 15.248,92 5.035,37 4.630,90 4.638,74 38.727,99 32.835,00 119.535,12 203.515,48 111.859,08 10.462,80 9.710,47 9.784,54 109.072,32 193.805,01 102.074,54 [T Euro] [1] [2] Zins- und Vermögenserträge 21.074,96 15.190,11 2,7 – 27,9 14.402,66 Sonstige laufende Einnahmen 13.872,81 21.240,12 3,8 + 53,1 19.230,75 433.819,79 421.479,75 76,1 – 2,8 411.189,16 Überschuss aus Vorjahren Veräußerungen 0,00 0,00 0,0 – 100,0 0,00 1.137,57 982,47 0,2 – 13,6 2.000,00 Kreditaufnahmen [3] 0,00 97.119,88 17,5 ± 0,0 0,00 Rücklagenentnahmen [4] 53.648,52 34.282,14 6,2 – 36,1 38.362,86 67,61 60,66 0,0 – 10,3 1,40 – 40.226,32 – 25.132.90 54.853,69 132.445,15 23,9 + 141,5 40.364,26 488.673,48 553.924,89 100,0 + 13,4 451.553,42 Sonstige vermögenswirksame Einnahmen Kirchengemeinden [5] z.B. Diakonisches Werk z.B. kirchlicher Entwicklungsdienst/ »Bekämpfung der Not in der Welt« – 25.900,23 davon Schulpfarrer (das jeweilige Bundesland übernimmt 80 % der Personalkosten) davon Pfarrer im EKHN-Pfarrdienst [2] [3] [4] [3] 2004 übersteigt das Ergebnis der Kirchensteuereinnahmen die Planzahl um 2,2 Mio. Euro. Für die Planung 2005 wird auf Grund der konjunkturellen Rahmenbedingungen von deutlich niedrigeren Einnahmen ausgegangen. Bedingt durch den BfA-Ausstieg erhöhte sich die Summe der Einnahmen um rund 97 Mio. Euro, die durch Kreditaufnahmen gedeckt wurden. Bislang hatte die EKHN ein Drittel der Altersversorgung ihrer 2.000 Kirchenbeamten, darunter auch die Pfarrerinnen und Pfarrer, über die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) organisiert. Im November 2003 beschloss die Synode, diese Zusammenarbeit allmählich auslaufen zu lassen (»BfA-Ausstieg«) und stattdessen die Altersversorgung über eine kapitalgedeckte private Rentenkasse abzudecken. Mit dieser Maßnahme werden knapp 7 Mio. Euro pro Jahr eingespart. Die EKHN war, zusammen mit der Evangelischen Kirche in Bayern, die einzige evangelische Landeskirche, die sich vor einigen Jahrzehnten in die BfA eingekauf t hatte. gemeinsam für Gesamtkirche und Kirchengemeinden 2003 Erwartete Einnahmen Tatsächliche Einnahmen 385,0 Mio. Euro 367,7 Mio. Euro 2004 Erwartete Einnahmen Tatsächliche Einnahmen 345,0 Mio. Euro 347,2 Mio. Euro Beamte Angestellte und Arbeiter nebenamtlich Beschäftigte Personalnebenkosten [6] Laufende Sachausgaben [T Euro] 36,6 – 5,9 193.944,30 5,9 – 15,2 30.721,35 6.834,35 5.587,45 5.986,83 20.708,67 21.485,59 20.862,23 905,54 833,71 864,81 12.906,42 13.013,66 14.363,83 160.890,10 244.435,90 44,1 + 51,9 153.936,78 19.338,95 26.431,16 4,8 + 36,7 24.760,95 12.471,49 9.595,90 7.642,54 [7] 13.422,19 9.149,24 12.462,63 25.893,69 18.745,15 7.525,55 7.614,76 7.627,79 17.169,87 18.145,85 18.110,92 2.573,36 1.900,93 1.701,93 28.107,01 28.474,07 5,1 + 1,3 28.084,87 488.673,48 553.924,89 100,0 + 13,4 451.553,42 Vermögenswirksame Ausgaben Investitionen und Instandhaltung [7] Zuführungen an Rückstellungen und -lagen der Gesamtkirche [8] 3,4 – 27,6 20.105,17 EKD-Umlagen ■ davon allgemeine Umlage ■ davon Finanzausgleich an östliche Landeskirchen ■ davon Ostpfarrerversorgung Summe aller Ausgaben 72 2005 Planzahlen Gesamtkirchliche Personalausgaben Pfarrdienst (inkl. Altersvorsorge und -versorgung) nachrichtlich: Saldo Rücklagenzuführungen minus Rücklagenentnahmen [1] 2004 Veränderung gegenüber 2003 [%] Zuweisungen an kirchliche Einrichtungen Vermögenswirksame Einnahmen Summe aller Einnahmen 2004 Anteil an den Gesamtausgaben [%] Zuweisungen an Kirchengemeinden und Dekanate Laufende Einnahmen (Kirchensteueraufkommen brutto) Kirchensteuer netto Ausgaben [5] Reduktion bedingt durch Verringerung der Bauvolumina und beschlossene Kürzungen [6] Einmalige Erhöhung der Personalkosten durch den BfA-Ausstieg – in Folgejahren hohe Einsparung (siehe auch [9]) [7] deutliche Verringerung beim Planansatz 2005 durch Abschluss der Bauprojekte [8] Einrichtung des Überbrückungsfonds zur Vermeidung unvertretbarer Härten auf Grund des Synodenbeschlusses zum Stellenabbau [9] Die Summe der Ausgaben erhöhte sich durch den BfA-Ausstieg um 97 Mio. Euro. [9] 73 Ausgaben für kirchliche Arbeit Verwendung des Haushalts 2004 Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2003 [%] Kirchengemeinden und Dekanate Ausgaben [T Euro] Veränderung gegenüber 2003 [%] Seelsorge Kirchengemeinden 132.153,81 – 4,8 Krankenhausseelsorge [2] 3.288,65 – 25,9 ■ davon Kindertagesstätten 29.703,95 + 3,0 Altenheimseelsorge [2] 835,30 – 20,6 ■ davon Diakoniestationen 3.566,45 – 10,8 Gefangenenseelsorge [2] 717,11 – 21,8 Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung 46.288,59 – 14,4 Gehörgeschädigten-, Gehörlosenseelsorge [2] 364,94 + 130,9 Dekanate, regionale Verwaltung 21.805,73 + 8,9 Zentrum Seelsorge und Beratung [2] 820,16 – 3,4 2.755,48 – 1,5 Behindertenseelsorge [2] 240,00 + 772,6 – 5,9 Polizei- und Zollgrenzdienstseelsorge [2] 252,54 – 4,2 Flughafenseelsorge [2] 146,66 – 8,5 Blindenseelsorge [2] 132,73 – 81,2 Schaustellerseelsorge [2] 80,64 – 19,1 Notfall- und sonstige Seelsorge [2] 668,21 + 32,4 Summe Seelsorge [2] 7.546,92 Kirchengemeindliche Rückstellungen und -lagen Summe Kirchengemeinden und Dekanate 203.003,62 36,6 Gemeindepfarrdienst Gemeindepfarrdienst, Kirchliche Personalberatung [1] Übergemeindliche Poolstellen Profilstellen, Pfarrstellen ERV [2] 65.392,63 – 24,3 787,12 – 14,5 1.111,89 + 152,3 Pfarrerausschuss und sonstige Vertretungen [6] 62,79 Summe Gemeindepfarrdienst [7] 67.354,44 Zwischensumme kirchliche Arbeit auf Kirchengemeindeebene 270.358,06 – 92,5 12,2 48,8 – 24,0 – 11,2 Unterstützungsleistungen der Gesamtkirche für Handlungsfelder und Querschnittsbereiche Zentrum Verkündigung [3] missionarisches Handeln und geistliches Leben 4.823,61 + 44,8 ■ davon 1.097,11 + 18,0 1.259,05 + 0,6 349,34 – 48,3 Sonstige Kirchenmusik 134,20 – 27,1 Gottesdienst 229,43 – 8,1 ■ davon Kirchenmusik ■ davon Gottesdienstgestaltung, Kunst und Kirche [2] Gemeindearbeit [2] 218,15 + 52,6 Bibelgesellschaften [6] 122,00 – 30,5 1.401,21 – 3,9 19,40 – 88,0 Evangelische Studierendengemeinden Evangelische Kirchentage [6] Stadtkirchenarbeit [4] Summe Verkündigung 361,09 7.309,08 1,3 + 27,9 – 17,7 Zentrum Bildung und Erziehung 6.040,04 – 2,1 ■ davon Kinder- und Jugendarbeit 2.872,52 + 16,8 Evangelische Frauenhilfe und Arbeitsgemeinschaft Frauen 1.698,37 + 5,9 461,55 – 26,9 ■ davon ■ davon Erwachsenenbildung ■ davon Fachbereich Kindertagesstätten [4] 724,83 [2] 24.704,28 Schulseelsorge [4] Verkündigung 1,4 Bildung Religionsunterricht 74 Anteil an den Gesamtausgaben [%] + 101,9 749,52 Kirchliche Schulen 4.187,74 Religionspädagogisches Zentrum 1.574,62 – 4,8 Religionspädagogische Ämter 1.478,14 – 8,2 391,14 ± 0,0 Jugendkulturkirche Frankfurt Tagungshäuser und Bildungsstätten 2.284,31 Stadtjugendpfarrer Kinder- und Jugendkirchentag Konfirmandenunterricht Sonstiges Summe Bildung 244,37 [4] [6] [5] – 22,2 488,60 63,14 + 868,0 155,86 + 10,9 42.657,15 7,7 + 29,6 [1] Durch den 2004 vollzogenen Beschluss des Ausstiegs aus der BfA erfolgt für den Ausweis der Versorgungsleistungen eine neue Zuordnung. Hierin enthalten ist eine Einmalzahlung von 97 Mio. Euro an die Evangelische Ruhegehaltskasse. Bislang hatte die EKHN ein Drittel der Altersversorgung ihrer 2.000 Kirchenbeamten, darunter auch die Pfarrerinnen und Pfarrer, über die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) organisiert. Im November 2003 beschloss die Synode, diese Zusammenarbeit allmählich auslaufen zu lassen (»BfA-Ausstieg«) und stattdessen die Altersversorgung über eine kapitalgedeckte private Rentenkasse abzudecken. Mit dieser Maßnahme werden knapp 7 Mio. Euro pro Jahr eingespart. Die EKHN war, zusammen mit der Evangelischen Kirche in Bayern, die einzige evangelische Landeskirche, die sich vor einigen Jahrzehnten in die BfA eingekauf t hatte. [2] Starke prozentuale Abweichungen sind die Folge von veränderten Zuordnungen und strukturellen Verschiebungen innerhalb des Haushalts. [3] Im Jahr 2004 wurden zahlreiche Baumaßnahmen beendet und einige Projekte neu begonnen, wodurch sich das Ausgabevolumen veränderte. [4] Diesen Positionen steht im Vorjahr keine Vergleichsgröße gegenüber. [5] Der Anstieg der Ausgaben in diesem Bereich resultiert aus dem Projekt »Jahr der Konf irmanden« und stellt keine dauerhaf te Erhöhung dar. Bereits 2005 werden die Ausgaben wieder auf dem normalen Niveau liegen. [6] Einige Projekte und Maßnahmen erfolgen mit einem mehrjährigen Abstand und führen bei der Betrachtung im Folgejahr jeweils zu größeren Abweichungen nach oben oder unten (z.B. Kirchentage, Kirchenvorstandswahlen, Neuauflagen). [7] Deutliche Absenkung durch neue Berechnungsgrundlage. 75 Ausgaben für kirchliche Arbeit Verwendung des Haushalts 2004 [Fortsetzung] Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2003 [%] Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie Ausgaben [T Euro] Anteil an den Gesamtausgaben [%] Veränderung gegenüber 2003 [%] Kirchenleitung/-verwaltung Diakonisches Werk in Hessen und Nassau 15.826,92 – 3,5 Kirchenverwaltung 16.635,43 – 17,7 Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung 3.361,03 + 7,1 Bibliotheken/Archiv 1.044,54 + 9,0 145,62 – 68,5 Synode 695,44 – 4,7 Kirchenleitung 661,79 + 18,2 Beratung für Arbeitslose [2] Summe Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie 19.333,57 3,5 – 3,4 Zentrum Mission und Ökumene 2.264,55 – 2,1 Bekämpfung der Not in der Welt (Kirchlicher Entwicklungsdienst) 4.682,28 – 7,0 Missionswerke 3.784,71 – 3,4 [9] 42,04 + 114,6 [10] 231,34 – 613,1 Sonstiges 11.004,91 2,0 – 2,1 – 21,5 1.219,27 – 45,4 21.549,73 Versorgungsleistungen Pfarrer [1] Immobilien- und Kirchensteuerverwaltung Baurückstellungen 3,9 – 18,2 Vorbereitungsdienst der Vikarinnen und Vikare [3] Theologisches Konvikt 2.311,04 – 19,8 3.433,25 + 105,1 177,89 + 9,9 Kirchliche Hochschulen und Stiftungsprofessuren [2] 225,60 + 41,9 Evangelische Fachhochschule Darmstadt [2] 3.154,49 – 38,9 9.302,27 1,7 115.278,92 + 654,3 8.177,36 – 22,2 5,80 – 99,7 Sammelversicherungen 1.928,26 + 8,6 Betriebsmittelrücklage 3.133,23 – 25,3 Bürgschaftssicherungsrücklage 1.000,00 + 100,0 Versorgungsstiftung Theologische Ausbildung Summe theologische Ausbildung 1.293,26 [1] [2] Vermögensverwaltung, Altersversorgung Summe Ökumene Theologisches Seminar Herborn [1] [2] Rechnungsprüfung Summe Kirchenleitung/-verwaltung Ökumene Friedensarbeit Leitendes Geistliches Amt sonstige Vermögensverwaltung Diakonissenhaus [8] Summe Vermögensverwaltung, Altersversorgung Zwischensumme weitere gesamtkirchliche Dienstleistungen 200,00 ± 0,0 18,08 + 38,5 154,50 + 2.378,4 129.896,14 [1] 151.445,87 23,5 27,3 + 285,1 + 152,1 und Supervision 0,2 Summe Öffentlichkeitsarbeit Zwischensumme Unterstützungsleistungen der Gesamtkirche 76 5,1 + 1,3 [1] 553.924,89 100,0 + 14,6 [8] Durch Übernahme von Vermögen des Paulinenstif ts durch die EKHN konnten Erträge aus diesem Vermögen für die Versorgung der Diakonissen zur Verfügung gestellt werden. [9] Ein Teil der Mittel stammt aus Vorjahren. Die tatsächliche Erhöhung liegt bei rund 20 %. Querschnittsbereich Öffentlichkeitsarbeit Wissenschaftliche Studien 28.474,07 – 9,4 Summe Regionale Öffentlichkeitsarbeit, Presse, Medienhaus, Ton- und Bildstelle, Hörfunk und Fernsehen, Projekte [3] Im Jahr 2004 wurden zahlreiche Baumaßnahmen beendet und einige Projekte neu begonnen, wodurch sich das Ausgabevolumen veränderte. [4] Diesen Positionen steht im Vorjahr keine Vergleichsgröße gegenüber. EKHN-Anteil am EKD-Haushalt und Finanzausgleich mit östlichen Landeskirchen Zentrum für Organisationsentwicklung 1.093,35 [2] Starke prozentuale Abweichungen sind die Folge von veränderten Zuordnungen und strukturellen Verschiebungen innerhalb des Haushalts. + 90,7 EKD Personal- und Sachkosten [1] Durch den 2004 vollzogenen Beschluss des Ausstiegs aus der BfA erfolgt für den Ausweis der Versorgungsleistungen eine neue Zuordnung. Hierin enthalten ist eine Einmalzahlung von 97 Mio. Euro an die Evangelische Ruhegehaltskasse. Bislang hatte die EKHN ein Drittel der Altersversorgung ihrer 2.000 Kirchenbeamten, darunter auch die Pfarrerinnen und Pfarrer, über die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) organisiert. Im November 2003 beschloss die Synode, diese Zusammenarbeit allmählich auslaufen zu lassen (»BfA-Ausstieg«) und stattdessen die Altersversorgung über eine kapitalgedeckte private Rentenkasse abzudecken. Mit dieser Maßnahme werden knapp 7 Mio. Euro pro Jahr eingespart. Die EKHN war, zusammen mit der Evangelischen Kirche in Bayern, die einzige evangelische Landeskirche, die sich vor einigen Jahrzehnten in die BfA eingekauf t hatte. 5.178,97 – 3,5 220,67 – 7,4 5.399,64 1,0 – 3,7 103.646,89 18,7 + 14,2 [10] Die Reduktion resultiert aus dem planmäßigen Ende von Projekten zu Beginn des Jahres 2004. 77 Glossar EKD-Umlage Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) arbeitet als Dachverband der evangelischen Landeskirchen. Sie finanzieren entsprechend ihrer Größe in einer Umlage die Arbeit der EKD, also zum Beispiel das Kirchenamt der EKD in Hannover, die Repräsentanz in Berlin und das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik in Frankfurt. »Anführungszeichen« verweisen auf andere Stichworte des Glossars Bibelgesellschaften Einrichtungen, die sich besonders für die Übersetzung und weltweite Verbreitung der Bibel engagieren. In der EKHN gibt es die Frankfurter Bibelgesellschaft. Bürgerlich-traditionaler Lebensstil Die Sozialforschung unterscheidet bei ihrer Analyse verschiedene Lebensstile, die durch Unterschiede im Denken, Wahrnehmen sowie in den Interessen und Lebenszielen entstehen und die sich anhand dieser Merkmale definieren lassen. Einen bürgerlichtraditionalen Lebensstil haben demnach Personen, denen Geselligkeit und Nachbarschaftskontakte wichtig sind, die ihr Leben an traditionellen Normen ausrichten und denen der Wunsch nach Unabhängigkeit und Lebensgenuss eher fremd ist. Dekan/-in Eine Pfarrerin oder ein Pfarrer mit Leitungsaufgaben in der Region, dem »Dekanat«. Dekanat Gemeinden sind in der Region in Dekanate zusammengefasst. Derzeit gibt es in der EKHN 50 Dekanate mit jeweils 20.000 bis 100.000 Mitgliedern. Dekanatsstrukturreform Die EKHN hat im Zuge einer Strukturreform die 50 Dekanate als evangelische Kirche in der Region gestärkt. Kompetenzen und Aufgaben aus anderen Bereichen wurden in die Dekanate verlagert. Damit will die EKHN das Angebot der Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen in den Regionen besser vernetzen. Ziel ist es, sie für Interessierte von außen leichter zugänglich zu machen und Gemeinden zu entlasten. Außerdem können im Dekanat Entscheidungen basisnäher getroffen und damit besser auf die konkreten Bedingungen vor Ort abgestimmt werden. Diakonie/Diakonisches Werk Aus dem Griechischen: ›Dienst‹. Der Begriff steht für die sozialen Dienste der Kirche. In den Urgemeinden war es die Armenpflege, heute ist es die professionelle Sozialarbeit der evangelischen Kirche, entsprechend der katholischen Caritas. Diakonissen Evangelische Ordensschwestern, die sich sozialen Aufgaben, meist der Krankenpflege, verpflichtet haben. Diaspora Gebiet, in dem die Angehörigen einer Konfession nur eine sehr kleine Minderheit sind. 78 Enklave Politisches Gebiet, das von einem anderen umschlossen wird und dadurch in einer Insellage ist. Evangelischer Regionalverband (ERV) Der ERV ist die Verwaltung der Evangelischen Kirche in Frankfurt, die Teil der EKHN ist. Bei der Gründung der EKHN aus den drei zuvor selbstständigen Kirchen in Nassau, HessenDarmstadt und der freien Reichsstadt Frankfurt wurde letzterer eine Teilautonomie in bestimmten Verwaltungsfeldern eingeräumt, die heute vom ERV wahrgenommen wird. Gesamtkirche In der Ordnung der EKHN zunächst die Summe aller ihrer Gemeinden. Repräsentiert wird die Gesamtkirche von der Kirchen-»Synode«, der »Kirchenleitung« und dem »Leitenden Geistlichen Amt«. In der Wahrnehmung kirchlicher Gesamtverantwortung kann sie auch zum Gegenüber für Gemeinden und Einrichtungen werden. Bestimmte Funktionen, etwa Verhandlungen mit den Bundesländern, kann nur die Gesamtkirche wahrnehmen. Gnadauer Verband – genauer: Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband e.V. Der Verband ist ein freies missionarisches Werk, das innerhalb der evangelischen Landeskirchen und darüber hinaus arbeitet. Es bietet ein organisatorisches Dach für örtliche Gemeinschaften (Landeskirchliche Gemeinschaften, Stadtmissionen etc.) sowie die zur Gemeinschaftsbewegung gehörenden Ausbildungsstätten, Missionen und diakonischen Einrichtungen (www.gnadauer.de). Handlungsfelder Die vielen Tätigkeiten und Angebote der EKHN wurden in einem Umstrukturierungsprozess in fünf Handlungsfeldern gebündelt. Für jedes dieser Handlungsfelder gibt es ein Zentrum. Hospiz Vom lateinischen ›hospitium‹: ›Herberge‹. Hospiz meinte ursprünglich ein christliches Gästehaus etwa für Pilger und Schutzbedürftige. Heute sind damit meist Orte gemeint, an denen Sterbenskranke medizinisch und geistlich begleitet und betreut werden. Ziel ist hier nicht, das Sterben zu verhindern, sondern, das Leiden der Kranken zu lindern, ihnen das Verbleiben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen und auch den Angehörigen beizustehen. Davon leitet sich die Hospizbewegung und die Hospizarbeit ab, die Sterbebegleitung durch befähigte ehrenamtliche Hospizhelfer und Hospizhelferinnen anbietet. Sie stehen gemeinsam mit Medizinern, Pflegekräften, Sozialarbeitern und Theologen sterbenskranken Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zur Seite. Jugendkultur Die Sozialforschung unterscheidet bei ihrer Analyse verschiedene Lebensstile, die durch Unterschiede im Denken, Wahrnehmen sowie in den Interessen und Lebenszielen entstehen und die sich anhand dieser Merkmale definieren lassen. Zur Jugendkultur werden demnach Personen gezählt, die persönliche Unabhängigkeit besonders schätzen, die traditionellen Werten gegenüber skeptisch eingestellt sind und die neuen geistigen Strömungen und Innovationen gegenüber besonders aufgeschlossen sind. Kantor/-in Kirchenmusiker/-in. Kirchengesetz Laut Artikel 140 des Grundgesetzes sind die Artikel 136 bis 139 und 141 der Weimarer Verfassung Teil des Grundgesetzes. Sie regeln Fragen der Religion und Religionsausübung. Nach Paragraf 137, Absatz 3 ordnet und verwaltet jede Religionsgesellschaft ihre Angelegenheiten selbstständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Entsprechend regelt die EKHN ihre internen Angelegenheiten mit von der Synode verabschiedeten Kirchengesetzen. Kirchenleitung Ständige Leitung der Kirche im Auftrag der »Synode«. Entscheidet bei geistlichen Fragen im Benehmen mit dem »Leitenden Geistlichen Amt«. Vorsitzender der Kirchenleitung ist der »Kirchenpräsident«. Mitglieder außerdem: Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten, Leiter der Kirchenverwaltung, eine »Pröpstin« oder ein »Propst«, zwei Mitglieder des Kirchensynodalvorstandes, zwei Gemeindemitglieder. Kirchenordnung Kirchenverfassung der EKHN, die ihre wesentlichen Aufgaben und Organe festlegt. Kirchenpräsident Geistliches Leitungsamt in der EKHN. Der Kirchenpräsident ist Vorsitzender der »Kirchenleitung« und des »Leitenden Geistlichen Amtes«. Kirchenrätin/Kirchenrat Bezeichnung für leitende Verwaltungsangestellte der Kirche. Theologinnen bleiben als Kirchenrätin Pfarrerin. Juristinnen etc. werden Kirchenbeamtinnen. Theologen bleiben als Kirchenrat Pfarrer. Juristen etc. werden Kirchenbeamte. Der staatlichen Behördenstruktur nachempfunden. Kirchensteuer Haupteinnahmequelle der großen Kirchen in Deutschland. Eigentlich keine Steuer, sondern ein nach Einkommen gestaffelter Mitgliedsbeitrag, juristisch gesehen eine Abgabe gemäß Steuerordnung. Um Verwaltungskosten zu sparen, kooperieren die Kirchen dabei mit den Finanzämtern. Diese ziehen als bezahlte Dienstleister der Kirchen die Kirchensteuer mit der Lohn- und Einkommensteuer ein. Die Kirchensteuer beträgt in der Regel 9 Prozent der Lohn- oder Einkommensteuer. Konfirmation, Konfirmand/-in Traditionell werden Babys getauft und damit nach dem Willen ihrer Eltern in die christliche Tradition gestellt. Religionsmündig werden diese Kinder erst mit 14 Jahren. Der Konfirmanden-Unterricht für die 14-Jährigen ist der nachgeholte Taufunterricht. Am Ende steht die Konfirmation, bei der die Konfirmand(inn)en feierlich ihr persönliches Ja zum christlichen Glauben sprechen. Küster/-innen, Küsterverband Auch Kirchendiener/-innen, Verwalter oder Hausmeister/-innen einer Kirche. Die Küster/ -innen der EKHN sind in einem Berufsverband organisiert. Landeskirche Häufig synonym für »Gesamtkirche« verwendet, aber sachlich nicht ganz richtig. Landeskirchen sind historisch gewachsene Kirchengebiete, analog zu katholischen Diözesen. In der Reformationszeit haben die einzelnen Landesfürsten die Konfession ihrer Untertanen bestimmt und dafür eigene Organisationen, die Landeskirchen, eingerichtet. Aus ihnen sind die heutigen evangelischen Kirchen hervorgegangen. Ihre Grenzen entsprechen aber nur noch selten den heutigen Ländergrenzen. Aus diesen historischen Gründen ist der Protestantismus in Deutschland auch föderal strukturiert. Laubach-Kolleg Eine evangelische Oberstufenschule mit angeschlossenem Internat bei Gießen, das einerseits Schüler aus dem ländlichen Raum und andererseits Personen auf dem zweiten Bildungsweg zum Abitur führt. Leitendes Geistliches Amt (LGA) Eine Besonderheit der EKHN. Die ständige geistliche Leitung der Kirche – also das Bischofsamt – wird dabei diesem Gremium anvertraut. Ihm gehören neben dem »Kirchenpräsidenten« und dessen Stellvertreterin auch die sechs »Pröpstinnen« und »Pröpste« an. Liturgie Vom griechischen ›leiturgia‹: ›Dienst im Gottesdienst‹. Gemeint ist der Ablauf des Gottesdienstes mit seinen festen Teilen wie Glaubensbekenntnis und Vaterunser sowie den variablen Teilen wie Gebeten und Lesungen. Mission Zeugnis des Glaubens bei Nichtchristen. Die Bibel fordert Christen auf, den christlichen Glauben in allen Ländern und bei allen Menschen bekannt zu machen. Nassau Bei der Gründung der EKHN 1947 wurden die Gebiete des ehemaligen Großherzogtums Nassau mit dem des Großherzogtums Hessen und bei Rhein sowie der ehemaligen freien Reichsstadt Frankfurt zusammengelegt. Das ehemalige Großherzogtum Nassau, heute aufgeteilt zwischen Hessen und RheinlandPfalz, umfasste die Bereiche Taunus, Westerwald und Rheingau. Ökumene Aus dem Griechischen: ›die ganze bewohnte Erde‹. Heute steht der Begriff für den Dialog und die Gemeinschaft verschiedener christlicher Kirchen. Im landläufigen Sprachgebrauch als evangelisch-katholischer Dialog. Im weiteren Sinne als weltweiter Dialog der Kirchen. Neuerdings fälschlich auch als Dialog der Weltreligionen verwendet. Pflegegutachten Wenn die Pflegeversicherung Mittel genehmigt, können die Betroffenen diese entweder als Pflegeleistungen in Anspruch nehmen und abrechnen oder sich auszahlen lassen, um die Pflege damit privat organisieren zu können. Im zweiten Fall überprüft einmal im Quartal eine dafür ausgebildete Fachkraft die Qualität der häuslichen Pflege. Diese Prüferin erstellt das Pflegegutachten. Präses Vorsitzender der »Synode« und des Kirchensynodalvorstandes. Das Amt wird ehrenamtlich ausgeübt. Pröpstin/Propst Geistliches Leitungsamt in den sechs Propsteien der EKHN. Zusammen mit dem »Kirchenpräsidenten« und dessen Stellvertreterin bilden die Pröpstinnen und Pröpste das »Leitende Geistliche Amt«. Psalm Religiöse Poesie der jüdisch-christlichen Tradition, die in Gebeten und Liedern Erfahrungen des Glaubens ausdrückt. Eine Sammlung von 150 Psalmen ist Teil der Bibel. In der Anfangsliturgie der Gottesdienste wird meist ein Psalm daraus vorgetragen. Reformation, niederländische, Schweizer, Wittenberger Reformation Die Reformation geht auf verschiedene Gründerpersönlichkeiten zurück und hat in den europäischen Ländern einen unterschiedlichen Verlauf genommen. Zentrum der lutherischen Tradition war Wittenberg. Dort haben Martin Luther und Philipp Melanchthon versucht, in die katholische Kirche behutsame Reformen einzubringen. Ihre Tradition hat sich besonders in Ost- und Norddeutschland verbreitet. Die Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin waren stärker vom Humanismus beeinflusst und grenzten ihre reformierte Tradition stärker von der katholischen Kirche ihrer Zeit ab. Ihr Einfluss erfasste große Teile von Süddeutschland und über Frankreich auch die Niederlande und Nordwestdeutschland. Die lutherische und die reformierte Tradition standen jahrhundertelang unvermittelt nebeneinander. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie mit den Kirchenunionen einander angenähert. Die EKHN ist heute eine unierte Kirche, zu der Gemeinden unterschiedlicher Traditionen gehören. Die verschiedenen innerprotestantischen Traditionen sind heute noch, zum Beispiel in der »Liturgie« und im Kirchenbau, zu finden. Einzelne Gemeinden pflegen sie bis heute sehr bewusst. Rüstzeit Traditionelles kirchliches Wort für eine Fortbildung mit geistlichem Anspruch. Schwesternschaften Kommunitäten und Verbände von evangelischen Frauen, die meist in diakonischen Einrichtungen Dienst tun oder taten. Viele von ihnen sind im Kaiserswerther Verband deutscher Diakonissen-Mutterhäuser e.V. organisiert (www.kaiserswertherverband.de). Stadtjugendpfarramt In den größeren Städten hat die EKHN eigene Jugendzentren eingerichtet, um speziell Jugendlichen Angebote machen zu können. Sie werden von Stadtjugendpfarrerinnen und -pfarrern geleitet. Supervision Professionelle psychologische Begleitung von Menschen, bei der bestimmte Projekte, Arbeitsabläufe oder Verhaltensweisen reflektiert werden. Synode Aus dem Griechischen: ›Zusammenkunft‹. Die Synode ist das parlamentsähnlich organisierte ›maßgebende Organ geistlicher Leitung und kirchlicher Ordnung‹. Die Synode beschließt Gesetze sowie die jährlichen Haushalte und besetzt durch Wahl wichtige Leitungsämter. Synoden gibt es auf der Ebene der »Dekanate« und der »Gesamtkirche«. Theologisches Konvikt Studentenwohnheim in Frankfurt, das Studierenden der Theologie besondere studienbegleitende Angebote macht. Theologisches Seminar Nach dem ersten theologischen Examen absolvieren angehende Pfarrerinnen und Pfarrer im Theologischen Seminar die zweite, praktisch orientierte Ausbildungsphase, das Vikariat. Vikar/-in Theologe/-in in der zweiten, der praktischen Ausbildungsphase zur Pfarrerin/zum Pfarrer. Visitationsbezirke Die Sorge um die angemessene Verkündigung und die Einhaltung der kirchlichen Ordnungen in den Gemeinden ist Aufgabe der Pröpstinnen und Pröpste. Sie kommen ihr nach, indem sie in Gemeinden regelmäßige Visitationen (Besuche) durchführen. Dazu ist die EKHN, entsprechend der Propsteien, in Visitationsbezirke aufgeteilt. Wohlfahrtverband In Deutschland engagieren sich sechs nichtstaatliche Wohlfahrtsverbände: das Diakonische Werk, die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt, der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rote Kreuz und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden. Zentrum für Supervision Einrichtung der EKHN, die deren Mitarbeiter/ -innen professionelle arbeitsbegleitende Beratung anbietet. Relaunch Aus dem Englischen übernommener Begriff für eine umfassende Erneuerung oder einen Neubeginn. 79 Impressum Wir freuen uns über Ihre Fragen, Anregungen, Kritiken oder Kommentare: EKHN © August 2005 Herausgegeben von der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-504 E-Mail [email protected] www.ekhn.de Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-291 E-Mail [email protected] Verantwortlich: Oberkirchenrat Dr. Joachim Schmidt Redaktion/Koordination: Kirchenrat Stephan Krebs Darstellung des Haushalts: Dipl.-Betriebswirtin Ulrike Gaube-Franke Statistische Daten/soziologische Befunde: Oberkirchenrat Dr. Peter Höhmann Gestaltung: Prof. Gregor Krisztian, Prof. Marian Nestmann Produktion: Judy Hermsdorf, Prof. Marian Nestmann Korrektorat: Peter Schughart Texte: Olaf Borgsen: Seite 42 Wolf Gunter Brügmann: Seiten 18, 40, 62 Jörn Dietze: Seiten 34, 46, 50, 56, 60, 64, 66 Andreas Hartmann: Seite 68 Petra Jakobi: Seite 16 Stephan Krebs: Seiten 8, 10, 11, 14, 30, 32, 44, 58 Georg Magirius: Seiten 25, 37, 48 Sylvia Meise: Seite 28 Volker Rahn: Seite 53 Peter Steinacker: Seiten 4, 20 Heinz Thomas Striegler: Seiten 6, 70 Fotos: Stanislaw Chomicki: Seiten 14, 32, 44, 58, 70 Eva Giovannini: Seiten 16, 17, 25, 26, 27, 34, 35, 36, 42, 46, 47, 50, 51, 52, 53, 54, 55 rechts, 56, 57, 68, 69 Holger Groß: Seite 10 Peter Klein: Seite 55 oben Julia Kneuse: Seiten 60, 61, 63 Mitte, 63 unten, 66, 67 Martin Reinel: Seite 24 Friederike Schaab: Seiten 4, 5, 6, 8, 9, 20 oben, 30, 31 Jürgen Schanz: Seiten 29, 38, 48 links, 64, 65 Andreas Schlote: Seiten 18, 19, 20 unten, 21, 22, 23, 37, 39, 48 rechts, 49, 63 oben Rolf K. Wegst: Seiten 40, 41 Wir danken allen, die uns durch ihre Mitarbeit, durch Bereitstellung von Informationen, Material oder auch Anregungen bei der Erstellung dieses Jahresberichts unterstützt haben. 80 Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten Oberkirchenrätin Cordelia Kopsch Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-297 E-Mail [email protected] Leiterin der Kirchenverwaltung Oberkirchenrätin Sigrid Bernhardt-Müller Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-296 E-Mail sigrid.bernhardt-mueller @ekhn-kv.de Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften Oberkirchenrat Heinz Thomas Striegler Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-344 E-Mail heinz-thomas.striegler @ekhn-kv.de Propstei Rheinhessen Propst: Pfarrer Dr. Klaus-Volker Schütz An der Allee 34 55122 Mainz Telefon (06131) 31027 E-Mail propstei.rheinhessen @t-online.de Propstei Süd-Nassau Propst: Pfarrer Dr. Sigurd Rink Humperdinckstraße 7A 65193 Wiesbaden Telefon (0611) 522475 E-Mail propstei.sued-nassau @t-online.de Propstei Rhein-Main Pröpstin: Pfarrerin Helga Trösken Saalgasse 17 60311 Frankfurt Telefon (069) 287388 E-Mail propstei.rhein-main @t-online.de Propstei Starkenburg Pröpstin: Pfarrerin Karin Held Ohlystraße 71 64285 Darmstadt Telefon (06151) 41151 E-Mail propstei.starkenburg @t-online.de ■ Leiter der Öffentlichkeitsarbeit Oberkirchenrat Dr. Joachim Schmidt Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-289 E-Mail [email protected] ■ Präses der Kirchensynode Direktor beim Rechnungshof Dr. Karl Heinrich Schäfer Paulusplatz 1 64285 Darmstadt Telefon (06151) 405-308 E-Mail karl-heinrich.schaefer.ekhn @t-online.de ■ Propstei Nord-Nassau Propst: Pfarrer Michael Karg Friedrich-Birkendahl-Straße 31 35745 Herborn Telefon (02772) 3304 E-Mail propstei.nord-nassau @t-online.de Propstei Oberhessen Propst: Pfarrer Klaus Eibach Lonystraße 13 35390 Gießen Telefon (0641) 7949610 E-Mail [email protected] Zentrum Seelsorge und Beratung Leitung: Pfarrer Gerhard Helbich Kaiserstraße 2 61169 Friedberg Telefon (06031) 162950 Telefax (06031) 162951 E-Mail ingrid.meier.zsb @ekhn-net.de www.zsb-ekhn.de Zentrum Organisationsentwicklung und Supervision Leitung: Gerd Bauz Kaiserstraße 2 61169 Friedberg Telefon (06031) 162970 Telefax (06031) 162971 E-Mail [email protected] www.zos-ekhn.de Kirchliche Personalberatung Leitung: Sylta Stautner und Hans-Georg Berg Kaiserstraße 2 61169 Friedberg Telefon (06031) 162990 Telefax (06031) 162991 E-Mail personalberatung @ekhn-net.de www.personalberatung-ekhn.de Zentrum für Bildung Arbeitsbereiche: ■ Erwachsenenbildung ■ Kinder- und Jugendarbeit ■ Kindertagesstätten ■ Arbeit mit Frauen Leitung: Pfarrerin Ute Knie Erbacher Straße 17 64287 Darmstadt Telefon (06151) 6690-100 Telefax (06151) 6690-140 E-Mail [email protected] www.zentrumbildung-ekhn.de Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung Arbeitsbereiche: ■ Bildung ■ Ökumenische Sozialethik und Wirtschaftsraum Rheinhessen ■ Ökonomie und Sozial- und Familienpolitik ■ Wirtschaftsraum Rhein-Main und Öffentlichkeitsarbeit ■ Wirtschaftsraum Südhessen ■ Jugend und Gesellschaft ■ Arbeitslosigkeit ■ Ländlicher Raum ■ Umwelt ■ Handwerk ■ Öffentlichkeitsarbeit Dem Zentrum angeschlossene Regionalpfarrämter in Gießen und Herborn Leitung: Pfarrerin Gundel Neveling Albert-Schweitzer-Straße 113 – 115 55128 Mainz Telefon (06131) 2874441 Telefax (06131) 2874411 E-Mail [email protected] www.zgv.info Zentrum Ökumene Arbeitsbereiche ■ Entwicklung und Partnerschaft ■ Frieden und Konflikt ■ Zeugnis und Dialog ■ Bildung und Begegnung Leitung: Pfarrer Dr. Jochen Kramm Praunheimer Landstraße 206 60488 Frankfurt Telefon (069) 97651811 Telefax (069) 97651819 E-Mail [email protected] www.zentrum-oekumene-ekhn.de Zentrum Verkündigung Arbeitsbereiche: ■ Missionarisches Handeln und Geistliches Leben ■ Gottesdienst, Kunst und Kultur ■ Kirchenmusik Leitung: Pfarrerin Christine Noschka Markgrafenstraße 10 60487 Frankfurt Telefon (069) 71379-0 E-Mail [email protected] www.zentrum-verkuendigung.de