Präsentation: Obamas Optionen - Krisenbewältigung in den USA

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Präsentation: Obamas Optionen - Krisenbewältigung in den USA
Berlin, 22. Januar 2009
Briefings zur Krise
Obamas Optionen
Krisenbewältigung in den USA
Think Tank der Deutsche Bank Gruppe
Dr. Klaus Deutsch
Senior Economist
Gliederung
 Wirtschaftslage und Anpassungsbedarf
 Stabilisierung des Finanzmarkts
 Geldpolitik
 Fiskalpolitik
 Stabilisierung des Hypothekenmarkts
 Industriepolitik?
 Rückkehr zur Schlossstraße
 Anhang
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 2
Wirtschaftslage und politisches Krisentableau generell
 USA in Rezession seit Ende 2007
 Output bricht um rd. 5% seit 2006 ein; Arbeitslosigkeit könnte bis auf rd. 9% in
2010 ansteigen, wenn Politik nicht reagiert
 Massive Schieflagen auf dem Immobilienmarkt, im Finanzsektor und in einigen
zyklischen Konsumgütersektoren
 Wachstum könnte mehrere Jahre (möglicherweise fast ein Jahrzehnt) lang
deutlich unter Trendwachstum liegen (so das Congressional Budget Office);
das Trendwachstum selbst wird durch die Krise gesenkt
 Inflation ist kurzfristig kein Problem
 Außenwirtschaftliche Ungleichgewichte bauen sich in Rezession ab, aber sie
könnten sich in der Erholung auch wieder ausweiten
 Geld-, Fiskal-, Finanzmarkt- und Wohnungsmarktpolitik sind gefragt
 Strukturreformen: Marktinfrastruktur, Finanzmarktaufsicht, Rechtsrahmen
Hypothekenmarkt, Bankenmarkt
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 3
Anpassungsbedarf der US-Wirtschaft
 Überwindung der Rezession
– Kombination aus Finanz- und Wirtschaftskrise hat wirtschaftlichen Schock für die
privaten Verbraucher ausgelöst
– Allein auf Hypothekenmarkt bereits Verluste i.H.v. von mehreren Tausend Mrd.
USD, auf Aktienmarkt ähnliche Größenordnung (Alterseinkünfte!!)
– Vermögensverluste, Einkommensverluste und Erwartungen im Sinkflug
– US-Bankensystem in tiefer Krise
– Bauwirtschaft in tiefer Rezession, Ausrüstungsinvestitionen ebenfalls hart getroffen
 Überwindung der aufgetretenen Verwerfungen
– Korrektur auf dem Hypothekenmarkt und staatliche Intervention
– Überwindung der u.a. damit verbundenen Schieflage im US-Bankensystem und
Stabilisierung auf neuem, niedrigen Niveau nach „Deleveraging“
– Massive expansive Stimuli der Geld- und Fiskalpolitik
– Sparquote der privaten Haushalte dürfte deutlich ansteigen
– Investitionsquote der öffentlichen Hand dürfte stark zulegen
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 4
USA: Rezession 2009
USA: Wirtschaftswachstum
USA: Wirtschaftsausblick
% gg.Vj.
2006
2007
2008
2009
2.8
2.0
1.2
-2.2
3.0
1.7
2.0
7.5
-7.1
9.1
6.0
2.8
2.1
-3.1
4.9
-17.9
8.4
2.2
0.2
3.1
-4.0
3.0
-20.9
7.9
-2.4
-2.3
3.6
-5.3
-3.0
-13.6
-0.3
-0.9
-2.6
3.2
4.6
-6.0
-3.0
2.9
4.6
-5.3
-6.8
3.8
5.7
-4.7
-11.7
2.4
7.8
-3.9
Reales BIP
Privater Konsum
Staatsausgaben
Investitionen
Ausrüstungen
Wohnungsbau
Exporte
Importe
Budgetsaldo, % BIP
Inflation
Arbeitslosenquote, %
Leistungsbilanzsaldo, % BIP
Quelle: DB Research
6
4
2
0
-2
% gg.Vq. JB
% gg.Vj.
-4
-6
2004
2005
2006
Quellen: BEA, DB Research
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 5
2007
2008
2009
Reaktion der Politik (chronologisch)
 Finanzmarktstabilisierung
– Schrittweise Ausweitung der staatlichen Hilfsmaßnahmen
– Debatte über Optionen der Entlastung von Banken von notleidenden Wertpapieren
 Geldpolitik auf Expansionskurs (Zinssenkungen, „Credit easing“)
 Fiskalpolitik in vollem Schwung
 Hypothekenmarkt: noch ausstehend
– Stabilisierung von Preisen durch Notenbank
– Gesetzgeberische Weichenstellungen zur Reduzierung des Insolvenzrisikos von
privaten Hypothekenschuldnern stehen aus
 Rückkehr zur Schlossstraße (Wahlkampf-Start):
– Grundlegende Reformen im Gesundheitswesen, der Energie- und Klimapolitik, der
öffentlichen Infrastrukturbereitstellung und der Bildungspolitik werden in den nächsten
Monaten auf den Weg gebracht
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 6
Finanzmarktstabilisierungspolitik – 1
 Schwerpunkt bislang eindeutig bei Eigenkapitalhilfen für Banken
– Geringe Rolle von direkten Interventionen auf dem Hypothekenmarkt
 Emergency Economic Stability Act (EESA) / Troubled Asset Relief Program
(TARP)
– Bewilligung in Höhe von USD 700 Mrd. in zwei Tranchen
– Treasury hat USD 227,5 Mrd. für Kapitalmaßnahmen im Bankensektor Ende 2008
(4. Bericht der Treasury), ausgegeben (inkl. Autobanken USD 266,9 Mrd.), ist aber
bereits fast USD 350 Mrd. an Verpflichtungen eingegangen
– Tranche II i.H.v. USD 350 Mrd. nun de facto freigegeben
 “Conservatorship” von Fannie Mae and Freddie Mac
– Aufkauf von GSE-Schulden: USD 71 Mrd.
– Programm läuft noch bis Ende 2009
 Anreize zum Neukauf von Häusern
– Refundable Tax Credit for first-time home buyers (in Gesetz von 2008): USD 12 Mrd.
 Temporäre Garantie für Geldmarktfonds: Stichtag: 19.9.2008; Ende: 30.4.2009
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 7
Finanzmarktstabilisierungspolitik – 2
Die größten Einzelengagements der US Treasury – TARP
-
Systemically Significant Failing Institutions Program
- AIG: USD 40 Mrd.
-
Capital Purchase Program (ausgewählte Engagements)
- Citigroup: USD 45 Mrd.
- Bank of America: USD 15 USD + USD 20 Mrd. = USD 35 Mrd.
- Merrill Lynch USD 10 Mrd. (Transaktion anhängig von Umsetzung der
Übernahme durch BoA)
- JP Morgan Chase USD 25 Mrd.
- Wells Fargo USD 25 Mrd.
- State Street USD 10 Mrd.
- Morgan Stanley USD 10 Mrd.
- Goldman Sachs USD10 Mrd.
- US Bankcorp USD 6.599 Mio.
- PNC Financial Services Group USD 7.759 Mio.
-
Automotive Industry Financing Program
- GMAC: USD 5 Mrd.
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 8
Quelle: US Treasury
Finanzmarktstabilisierungspolitik – 3
Wie geht es mit TARP II weiter?
 TARP: zukünftige Verwendung von Mitteln
– Bereits vorgesehen ist die Ko-Finanzierung der Troubled Asset-Backed Securities
Loan Facility (TALF) in Höhe von USD 20 Mrd. bei Programmvolumen der FED i.H.v.
USD 200 Mrd.
– Für verbriefte Studien-, Auto- und KMU-Kredite (Small Business Administrationgarantiert) und Kreditkarten-Schulden
– Summers kündigt an, dass Obama-Administration bis zu USD 100 Mrd. für direkte
Stützungsmaßnahmen auf dem Hypothekenmarkt verwenden möchte
 Debatte und Gesetzgebungsinitiativen im Repräsentantenhaus über
Verwendung von Mitteln auch für:
–
–
–
–
–
–
Versicherungen (monoliners)
Kommunalfinanzierungsinstitutionen
Verbriefte Studien-, Auto- und Konsumentenkredite, verbriefte Kredite an KMUs
Entschuldung auf dem Hypothekenmarkt mithilfe staatlicher Garantien u/o -käufe
Kreditkartenfirmen
Kommerzielle Immobilien, direkt und verbrieft
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 9
Finanzmarktstabilisierungspolitik – 4
Wie geht es mit TARP II weiter?
 TARP-Management
– Summers: Veröffentlichung aller Transaktionen und von wichtigen Preisinformationen
– Begrenzung der Dividendenzahlungen auf de minimis-Beträge, Begrenzung von
Aktienrückkäufen und für die Übernahme solider Finanzinstitute bei Instituten unter
staatlicher Beteiligung
– Managervergütung oberhalb einer bestimmten Grenze nur in Aktien, die erst
ausgezahlt werden können, wenn Staatsbeteiligung beendet sein wird
 Problem:
– Rezession führt zu weiteren Verlusten der Banken aus dem Firmen-, Immobilien-,
Konsumenten- und Kreditkartengeschäft
 Drei mögliche Wege vorwärts, aber was ist am besten?
– Einzelfallansatz: Abwarten und fallweise Lösungen suchen
– Umfassender Ansatz: Schaffung einer „Bad bank“ für den Löwenanteil illiquider u/o
dauerhaft wertschwacher Wertpapierkategorien
– Verstaatlichung insolventer oder stark angeschlagener Institute und fallweise Lösung
der Wertpapierprobleme im Anschluss (hier nicht weiter verfolgt)
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 10
Finanzmarktstabilisierungspolitik – 5 – Optionen
 Einzelfallansatz
– Budgetschonend und entsprechend differenziert möglich
– Viele Instrumente (Kapitalmaßnahmen, Garantien, Versicherungen, Erwerb illiquider
Wertpapiere, Ko-Finanzierung durch Institut in langer Sicht,
Verlustaufteilungsregelungen etc.)
– Kapitalentlastung der Hilfe empfangenden Institute
– Volkswirtschaftliches Risiko, dass Vertrauensverlust fortbesteht,
Finanzmarktsegmente weiterhin nicht funktionieren und Kreditvergabe kontrahiert,
falls nicht alle vom Markt beäugten Institute erfasst werden
 Umfassende Lösung über Garantien u/o Versicherungen für bestimmte
Assetklassen
– Vorteile: geringer Einsatz öffentlicher Mittel, aber längerfristige Risiken
– Sehr differenzierte Lösungen sind möglich, mit Risiko- und Lastenteilung
– Kapitalunterlegung sinkt; Kredit- und Risikotragfähigkeit wächst unmittelbar
– Bereinigung bei vielen Banken um besonders vertrauensschädliche
Wertpapierklassen dürfte Vertrauen und Interbankmarkt heilen helfen
– Wertzuwachs der notleidenden Aktiva ist über lange Frist möglich; Verlustrisiko
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 11
Finanzmarktstabilisierungspolitik 6 – Optionen
 ...ctd.
– Nachteile:
– Verlustwirksamkeit bei (im Sinne des Steuerzahlers) entsprechend vorsichtiger
Gestaltung könnte Kapitalkraft der Banken übersteigen u/o Risikotragfähigkeit nicht
ausreichend stärken
– Ist dies transparent genug?
 Schaffung einer „Bad bank“ (wie u.a. Resolution Trust Corporation [U.S.])
–
–
–
–
–
Auswahl der Assetklassen wichtig
Konditionen des Wertpapiererwerbs kritisch
Allmähliche Verwertung der Aktiva mit Vielzahl von Instrumenten
Vorteil: Bilanzklarheit, Rückkehr des Vertrauens und Erneuerung des Kreditgeschäfts
Nachteil: Hohe Budgetwirkung, großes politisches Hindernis; ggf. Pflicht zur KoFinanzierung durch Finanzinstitute
 Nationalisierung?
– Im Grundsatz nur bei hoher Gefahr für Solvenz von systemisch wichtigen Banken
empfehlenswert; setzt tragfähiges Geschäftsmodell voraus
– Steuerungsvorteil, aber Exitprobleme gravierend
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 12
Die Geldpolitik der FED – 1
 Leitzinssenkungen seit September 2007 um 525 Basispunkte in zehn
Schritten auf null bis ¼ Punkt
 „Quantitative Lockerung“
– Ausweitung der Notenbankbilanz von USD 892 Mrd. 2007 auf USD 2.247 Mrd. Ende
2008 durch den Erwerb zahlreicher direkter und verbriefter Wertpapiere
– Im Prinzip unbegrenzter Spielraum, durch Käufe von Wertpapieren (direkt/verbrieft)
die Nachfrage zu stabilisieren, den Preis zu beeinflussen und die Funktionstüchtigkeit
der Marktsegmente allmählich wiederherzustellen
– Leicht reversibel, insgesamt wohl sogar leichter als in der Zinspolitik, da keine
sichtbaren Entscheidungen erforderlich sind
 Kommunikation expliziter Inflationsziele
– Kommunikation eines Nullzinsniveaus in der mittleren Frist, um Markterwartungen zu
beeinflussen
– Ziel: Beeinflussung der Renditen am langen Ende des Anleihemarkts durch
Verankerung einer Inflationserwartung im Markt
 Währungsswaps mit 14 Notenbanken in Höhe von mindestens USD 500 Mrd.
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 13
Die Geldpolitik der FED – 2
Einzelne Programmpunkte (ausgewählte Maßnahmen)
 Primäres und sekundäres Kreditprogramm für Depositenbanken: USD 94 Mrd.
 Term Auction Facility - Kredite gegen Sicherheiten: USD 450 Mrd.
 Commercial Paper Funding Facility:
– Läuft bis Ende April
– Direkter Kauf von $-denominierten CPs von max. 3M-Laufzeit, USD 334 Mrd.
 Geldmarktinvestoren-Liquiditätsfazilität: Bislang keine Finanzströme
 ABCP Geldmarktfonds-Liquiditätsfazilität: USD 24 Mrd. (ABCP=Asset-Backed
Commercial Paper)
 FED-Paket Ende Oktober:
–
–
–
–
Erwerb von bis zu USD 500 Mrd. Mortgage-Backed Securities Papers
Erwerb von bis zu USD 100 Mrd. Agency-Debt (GSE-Anleihen) (bislang 15 Mrd. USD)
Aufkauf von Papieren, die mit Verbraucher- und Unternehmenskrediten besichert sind
Zahlungsverkehrsgarantie
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 14
Die Geldpolitik der FED – 3
Einzelne Programmpunkte
 Unterstützung von Brokerhäusern
– Term Securities Lending Facility and TSLF Option Program
– 1M-Papiere gegen Sicherheiten: USD 172 Mrd.
– Primary Dealer Credit Facility: USD 37 Mrd.
 Term ABS Loan Facility (TALF)
– FED NY begibt Kredit bis zu USD 200 Mrd. zu Zeichnern bestimmter triple-A ABSPapiere plus 20 Mrd. Kreditgarantien durch TARP
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 15
Maßnahmen der Notenbank u/o der Regierung in Bezug
auf einzelne Finanzinstitute – 1
 Bear Stearns
– USD 29 Mrd. Kredit durch Maiden Lane I LLC der FED an JP Morgan Chase zwecks
Übernahme von B.S.
 AIG: USD 83 Mrd. staatliche Maßnahmen insgesamt
– Erste Runde: USD 60 Mrd. / 80% Equity
– Erwerb von USD 19,5 Mrd. an RMBS-Papieren und USD 24,5 Mrd. an CDOs
– (RMBS=Residential Mortgage-Backed Securities, CDO= Collateralized Debt Obligations)
– Zweite Runde:
– Erwerb illiquider Hypothekenwertpapiere: USD 22,5 Mrd.
– Erwerb verbriefter Schuldverschreibungen: USD 30 Mrd.
– Erwerb von Vorzugsaktien: USD 40 Mrd.
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 16
Maßnahmen der Notenbank u/o der Regierung in Bezug
auf einzelne Finanzinstitute – 2
 Citigroup
– FED deckt 90% der Verluste der Bundesgarantie für einen Pool von Assets nach
Auszahlungen der Citigroup, des TARP und des FDIC: Volumen bis zu 234 Mrd. USD
– Kapitalhilfen des Staates in Höhe von USD 45 Mrd.
– Restrukturierung geplant
– Hypothekenrestrukturierungsprogramm geplant
 Bank of America
– Übernahme von Merrill Lynch i.H.v. USD 24 Mrd.
– Kapitalmaßnahmen des Staates in Höhe von USD 35 Mrd.
– Zweite Unterstützungsmaßnahme 15.1.2009
– Anteilserwerb i.H.v. USD 20 Mrd.; Vorzugsaktien zu 8% Dividenden
– Garantie i.H.v. USD 118 Mrd. für Kredite, RMBS- und CMBS- und andere
notleidende Wertpapiere
– Hypothekenrestrukturierungsprogramm vereinbart
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 17
Fiskalpolitik – 1
 Haushaltslage im Jahr 2008 bereits durch signifikante Defizite gekennzeichnet.
–
–
–
Fiskalpaket aus dem Sommer 2008: USD 115 Mrd. (0,8% des BIP)
USD 50 Mrd. Sonderabschreibungen für Unternehmen
USD 65 Mrd. Steuergutschriften (mit geringem Erfolg)
 Krise und Rezession führt zur erheblichen Ausweitung des Defizits
–
CBO erwartet Anstieg auf USD 1,2 Bio. (8,3% des BIP) in FY 2009
– Nicht enthalten: Fiskalpaket von Obama; Anpassungen bei der Alternative
Minimum Tax; Fortführungen der Steuersatzsenkungen oder Modifikationen (statt
Auslaufen lassen) aus den Jahren 2001/2003 in 2010
– Automatische Stabilisatoren: ca. USD 250 Mrd.
– TARP: mit USD 180 Mrd. Nettokosten kalkuliert
– GSEs mit USD 240 Mrd. Nettokosten veranschlagt
In Zahlungsstrombetrachtung wird die Belastung mit USD 20 Mrd. kalkuliert
 Rezession erfordert massiven fiskalpolitischen Impuls in der Größenordnung
von 5-6% des BIP, um Sparverhalten der privaten Haushalte und
„Deleveraging“ des Finanzsektors zu kompensieren
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 18
Fiskalpolitik – 2
 Gesamtpaket:
– Mindestens USD 825 Mrd. über 2 Jahre (5 ½ % des BIP)
– Senatspräferenz liegt bei größerem Volumen; Ergebnis in der Größenordnung von
USD 850-900 Mrd. (6%) wahrscheinlich
 Ziele des Präsidenten:
– Stabilisierung von 3-4 Millionen Jobs
– Ausgabenwirksamkeit: 75% der Mittel in den ersten 18 Monaten
– Programmdetails:
– Ausbau der erneuerbaren Energien
– Renovierung öffentlicher und privater Gebäude
– Elektronische Erfassung des Gesundheitsstatus der US-Bürger
– Schulmodernisierung
– Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 19
Fiskalpolitik – 3
 Steuerpolitik: ca. USD 275 Mrd. (Version des Repräsentantenhauses)
– Steuergutschrift i.H.v. USD 500 (Ehepaare: USD 1.000)
– Ausweitung der Verlustverrechnung von Verlusten in 2008 und 2009 mit Gewinnen
der letzten fünf Jahre (statt zwei Jahre wie bisher)
– Zahlreiche kleinere Einzelmaßnahmen
 Ausgaben: ca. USD 550 Mrd. (Version des Repräsentantenhauses)
– USD 119 Mrd.: Überweisungen an die Staaten für Medicaid-Ausgaben und andere
öffentliche Ausgaben
– USD 117 Mrd.: Bildungswesen
– USD 106 Mrd.: Arbeitslosenversicherung, Transfers für die Aufrechterhaltung von
Beitragszahlungen an die Krankenversicherungen, food stamps
– USD 90 Mrd.: Infrastrukur (Hochbau, Tiefbau, Wasser und Umweltschutz, ÖPNV)
– USD 54 Mrd.: Energieinvestitionen
– USD 32 Mrd.: intelligentes Netz und Erneuerbare
– USD 22 Mrd.: Gebäude und Infrastruktur
– USD 16 Mrd. für FuE
– USD 48 Mrd. für kleinere Maßnahmen
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 20
Fiskalpolitik – 4
 Wirkungen:
– Steuermaßnahmen und Transferzahlungen rasch, Infrastruktur langsam
– Impuls rd. 3,5-4% des BIP, stabilisiert rd. 3-4 Millionen Arbeitsplätze
– Könnte US-Wirtschaft ggf. zurück über die Nulllinie im zweiten Halbjahr 2009 und in
2010 bringen
Mrd. $
(1)
%
(1)
%
(2)
%
(3)
2008
455
3,2
3,2
3,2
2009
1186
8,3
11,1
11,1
2010
703
4,9
7,6
8,3
Quelle: DB Global Markets Research, 14.1.2009
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 21
CBO-Hauptszenario (1) +
Fiskalpaket (2) +
Fortsetzung der Steuersätze
aus 2001/2003 sowie AMTErleichterungen ohne
zusätzliche Maßnahmen der
Bankenstabilisierung (3)
Fiskalpolitik – 5
 Gesetzentwurf des Repräsentantenhauses bis Ende Januar
 GE des Senats erste Februarwoche
 Ggf. Abstimmung zwischen Senat und Repräsentantenhaus
 Beschlussfassung Mitte Februar
 In der Substanz wohl eher leichte Modifikationen im Senat, keine
grundlegenden Änderungen zu erwarten
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 22
US-Abschwung: Wie alles begann… mit einem
Hypothekenboom
Hypothekenzinsen und Nettoanstieg der Hypothekenschulden
% (links), Mrd. USD (rechts)
9
1400
8
1200
7
1000
6
800
5
600
4
400
3
200
2
0
1
-200
0
-400
94
96
98
00
02
04
06
08
Hypothekenzinsen, % (links)
Fed Funds Rate, % (links)
Hypothekenschulden, Nettoanstieg (rechts)
Quelle: Thomson
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 23
 Deflationssorgen führten zur
Absenkung der Fed Funds Rate auf
ein ungewöhnlich niedriges Niveau,
wo sie 1 ½ Jahre verharrte
 In diesem Zeitraum sanken die
Hypothekenzinsen auf historische
Tiefststände und verursachten einen
Kreditboom1)
 Der Rausch fand ein jähes Ende, als
die Fed Funds Rate auf 5 ¼% stieg
1) Laut einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung des
IWF liegt die Zinselastizität von Hauspreisen bei -3,6%.
USA: Zinswende führte zum Absturz am Immobilienmarkt
USA: Rezession am Immobilienmarkt
2500
2300
25
Case-Shiller Hauspreisindex
% gg. Vj. (rechts)
15
1900
10
1700
5
1500
0
1300
-5
-15
700
-20
500
-25
01
02
03
04
05
Quellen: Census, S&P Case Shiller
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 24
25
ARM Hypotheken = Adjustable Rate Mortgages
20
Subprime
15
10
-10
Wohnungsneubauten
'000 Jahresbasis (links)
900
Hypotheken mit Rückzahlungsverzug von 60 Tagen und
länger sowie in Zwangsvollstreckung, %
20
2100
1100
Hypothekenausfallraten
06
07
08
5
Prime
0
98
99
Quelle: MBA
00
01
02
03
04
05
06
07
08
US-Immobilienmarkt: noch merklicher Anpassungsbedarf
US Immobilienmarkt: merklicher
Anpassungsbedarf
20
19
18
17
16
15
14
13
12
11
10
1990
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
1994
1998
2002
2006
Leerstehende Häuser (links)
Baugenehmigungen (rechts)
Trendnachfrage (rechts)
Trend leerstehende Häuser (links)
Quellen: US Census, DB Research
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 25
 Der US-Immobilienmarkt war der
Auslöser der aktuellen Krise. Erst
wenn dieser sich stabilisiert, ist eine
Erholung auf breiter Basis möglich
 Die Anzahl leerstehender Häuser
liegt 1,5 Mio. über Trend
 Baugenehmigungen sind unter 0,7
Mio. p.a. gesunken
 Da die zugrunde liegende Nachfrage
bei ca. 1,5 Mio. p.a. liegt, dürfte der
Überhang innerhalb der nächsten
zwei Jahre abgebaut werden
USA: Stabilisierung des Wohnungsbaus bis Ende 2009
zu erwarten
USA: Wohnungsbauinvestitionen
% gg.Vj.
20.0
Hauspreise (Case Shiller)
15.0
10.0
5.0
0.0
-5.0
-10.0
Wohnungsbauinvestitionen
-15.0
-20.0
-25.0
95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09
Quellen: BEA, S&P/Case Shiller, DB Research
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 26
 Wohnungsbau in 2008: -21%. In
2009: -14%, aber Stabilisierung
gegen Jahresende
 Rückgang der Hauspreise wird sich im
laufenden Jahr abflachen und 2009
die Talsohle erreichen (Jahresdurchschnitt 2008: -20%, 2009: -8 ½% nach
-3,8% in 2007)
 Immobilienvermögen Ende 2009
wahrscheinlich rund 25% (USD 6.000
Mrd.) weniger als 2007
 Negativer Vermögenseffekt insgesamt
(einschließl. Aktien) dürfte 2008 und
2009 den privaten Verbrauch um je
1 ½% Prozentpunkte reduzieren
Hypothekenmärkte – Ausgangspunkt und Lösungswege
 Schieflage am Immobilienmarkt belastet nicht nur Banken und Halter dieser
Wertpapierklassen, sondern vor allem viele Bürger, die Hypothekenschulden
bedienen müssen
 Schätzungen des Senats zufolge leben zwischen 8 und 12 Millionen Haushalte
in Häusern, deren Wert weit unter den der Hypothek gesunken ist
– Ca. 676 – 846 Mrd. USD als Kreditvolumen betroffen („Negative equity“)
 FED u. Treasury streben durch diverse Maßnahmen niedriges Zinsniveau auf
Hypothekenmarkt an
– Hypothekenzinsen werden von GSE-Anleihen bestimmt, FED-Programm wird noch
weiter umgesetzt, Effekt kann also noch kommen
 Gesetzentwürfe
– Durbin-Gesetzentwurf (Richard Durbin, D-IL., Deputy Senate Majority Leader) und
Conyers-Gesetzentwurf im Repräsentantenhaus (John Conyers (D-MI)) sehen
erleichterte Insolvenzregeln für Hypothekenschuldner vor
– Derzeit können Hypotheken auf 1. Wohnsitz nicht gut restrukturiert werden, wohl aber
andere Immobilienkredite; das soll geändert werden;
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 27
Hypothekenmärkte – Ausgangspunkt und Lösungswege
– Bislang ist zwar Restrukturierung unter Chapter 13 möglich, aber sehr teuer
(Nachzahlungen und Strafzahlungen), gefolgt von schlechten Kreditbeurteilungen
für Jahre
– Insolvenzgerichte sollen nun Kreditsumme, Zinssatz und Konditionen der
Rückzahlung ändern dürfen; soll nur für Altfälle gelten
– Sinn ist es, Insolvenz zu vermeiden und Hypothekenschuldnern die Bedienung ihrer
Hypothek zu ermöglichen
– Es ist unklar, ob verbriefte Kredite auch restrukturiert werden können
– Eine Gesetzgebung ist wahrscheinlich
 Problem: preiswerte Refinanzierung plus „Cram down“ löst Probleme der
Bürger in kurzer Frist, erschwert aber wiederum Probleme der Banken und
Wertpapiereigentümer
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 28
Industriepolitik in der Krise?
 Automobilindustrie dürfte Ausnahme bleiben
– Finanzierungshilfe nicht das Ende der Intervention
– Konditionen der Auflagen entscheidend
– Politische Risiken der Verantwortungsübernahme sind hoch
 Massive Hilfen sollten aufgrund der Produktionsverflechtung und möglicher
Probleme mit den Subventionsvorschriften der Welthandelsorganisation am
besten international abgestimmt werden
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 29
Zurück zur Schlossstraße: Obamas Reformagenda
 Obamas Reformagenda wird weiterverfolgt werden
– Gesundheitsreform:
– Reformagenda wird verfolgt; fiskalische Lasten könnten zeitlich verschoben werden
– Problem der mangelnden langfristigen fiskalischen Tragfähigkeit des USGesundheitswesens ist bereits vom Präsidenten angesprochen worden
– Energie- und Klimapolitik
– Stimulusmaßnahmen enthalten bereits Wahlkampfpositionen mit Budgetwirkung
– Emissionshandel in den USA kommt!
– Bildungspolitik: Erste Ansätze bereits im Kongress
– Steuerpolitik
– Teilweise bereits aufgegriffen
– PLUS: Reform von Social Security (langfristige fiskalische Tragfähigkeit) ist
ökonomisch einfach und politisch relativ einfach
 Die Wirtschaftslage bietet politische Handlungsspielräume für die ObamaAdministration, in das große Stimuluspaket Elemente der Reformagenda
aufzunehmen
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 30
Weitere Präsentationen zur Krise:
 Weitere Informationen zur Wirtschaftslage entnehmen Sie bitte der
Präsentation von Stefan Schneider, Wirtschaftsausblick 2009, vom
14.1.2009 auf www.dbresearch.de. Die Folien 5, 23-26 sind ihr entnommen.
 Europas Konjunkturpaket(e) – Deutschlands Optionen, Barbara Böttcher,
Briefing zur Krise v. 14.1.2009, auf www.dbresearch.de
 Die internationale Finanzkrise – Bedrohung für die Wirtschaft. Wie alles
begann, Präsentation von Dr. Bernhard Gräf vom 16.12.2008, auf
www.dbresearch.de
Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 31
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Klaus Deutsch · 22. Januar 2009 · Seite 32